69 tung der wichtigen Frage abhängen, ob die Bühne sich im Freien oder im Inneren eines Gebäudes befand. Der II. Akt wurde wie der I. durch eine Senatsver¬ sammlung auf dem Markt beschlossen, der Hl. beginnt an der Stadtmauer, also auf der Grenze zweier Bühnenabschnitte. Mit dem Auftreten der Feinde wird auch der dritte Abschnitt, das Lager, ins Spiel einbezogen, und von nun an geht die Aktion auf der Gesamtbühne hin und her. Einen wichtigen Anhalts¬ punkt gibt die Szene II1/9 (und später dazu V/9) insofern, als sich hier der Brunnen wiederfindet, der ebenso wie der Baum einen Bestandteil des Gartens in derZusanna bildete, und dessen Realität nun an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Aus dem IV. Akt ergibt sich Näheres über die Anlage der Stadt: Judiths Haus befindet sich ebenso wie das des Ozias beim Markt, das läßt z. B. die Begegnung des Promp- tulus mit den beiden Senatoren erkennen. Wichtigeres aber ergibt die 2. Szene, Judiths Gebet, der außer der üblichen Inhaltsangabe in der Ueberschrift eine szenische Anweisung beigegeben ist: „Juditb in conclavi noctem orando transigit. Continet adeo haec scena ipsius precationem: quod, ut spectatores videre possint, fiat apertis cubiculi fenestris“. Man hat versucht, an der wörtlichen Auslegung dieser wichtigen Bühnenanweisung vorbeizukommen^, obwohl sich aus dein Stück selbst ergibt, daß man wirklich an ein Fenster zu denken hat: wenn II1/10 die aufrührerische Menge unter Mesechs Führung zum Hause des Ozias kommt, erscheint zuerst des Konsuls Diener Misael am Fenster, der seinen Herrn herbeiruft: „Pater optirne, prospice, te preeor.Ozias „Quid nam iste turor?" Mesech: „Age. Descende dto ad nos colloquii caussa“. Ozias: „Jam nunc adero“. Misael: „Vcnit". Ozias: „Non hic rnodus.er ist also jetzt unten bei der Versammlung, zu der er zuerst vom Fenster aus sprach. Aehnliches zeigen die Szenen II1/3 und V/4: wenn eine überraschende Botschaft zum Konsul gebracht wird, spricht er zuerst vom Fenster herunter, dann erst erscheint er selbst auf der Straße. Mit welchen Mitteln diese sehr geschickte Umgehung des Innenraums zur Ausführung kam, ob man an besondere Aufbauten oder an eine wirklich vorhandene Haus¬ wand zu denken hat, wird an späterer Stelle zu untersuchen sein. 143. Schmidt S. 154/5. — Mauermann, S., Die Bühnen¬ anweisung im deutschen Drama bis 1700, Berlin 1911 kennt diese Anwei¬ sung überhaupt nicht.