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zählende Tabelle der Meistertöne im ersten 5lkt entspricht, mag
sie dramatisch noch so sehr beanstandet werdenh, trefflich dem
Charakter vieler scholastischer und protestantischer Meisterlieder.
Wagners Drama, das uns zugleich mit Hans Sachs, dem
hervorragendsten Vertreter der Meisterkunst, wie mit dem Durch¬
schnitt der Kunstbeflissenen bekannt macht, das in Walther einen
jungen Dichter hinstellt, der die eingerostete alte Kunstübung
zu neuem Leben erweckt, malt das umfassendste poetische Bild des
Meistergesangs, das unsre Literatur besitzt. Und wir lernen
in ihm die Meister nicht nur als Sänger, sondern ebenso in
ihrem Berufe kennen: wir treten in Sachsens Schusterwerkstatt
ein, und wir erblicken ihn und seine Zangesgenossen inmitten
ihrer Zünfte. Auch die sittliche Aufgabe der edlen Kunst, die
Bürger über die kleinen Sorgen des Ultags, über „Kindtauf', Ge¬
schäfte, Zwist und Streit" in eine idealere Sphäre zu erheben, in der
sogar die Schranken zwischen Gewerken, Zünften und Parteien
fallenh, wird bei Wagner aufgezeigt; und Sachsens letzte Un¬
sprache, halb an das Nürnberger Volk, halb ad spectatores
gerichtet und den Epilogen des Lhrenholds in Hans Sächsischen
Schauspielen vergleichbar^), betont den nationalen und kulturellen
Beruf, für den der Meistergesang — so meint Sachs — vielleicht
dereinst bestimmt sein möchte. Und wie prächtig trifft die Musik
den Charakter des Milieus, von der imposanten Behäbigkeit
des Meistersinger-Marsches bis zur humorvollen Parodie des
Beckmesser-Ständchensh. Das ganze l6. Jahrhundert mit seinem
Idealismus und seiner bürgerlichen Beschränktheit erscheint in
den drei Ukten dieses Lustspiels, das zugleich eines der großen
Kulturdramen unserer Literatur ist.
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') Bulthaupt, Dramaturgie der Gper, 2. Ruft., 2. Bd. (Lpz. 1902,
5. 193 f.
z) Diese Auffassung von der Gemeinschaft der Meister als einer Zunft
über den Zünften trat in den ersten Fassungen des Magnerschen Dramas
noch deutlicher hervor: vgl. R. £D a g n e r, Entwürfe zu „Die Meisters, v. R.",
„Tristan und Isolde", „parsifal", Lpz. >907, 5.93.
3) s. Bulthaupt a. a. G. 5. 22l.
4) ebenda 5. 222 u. ö.