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kommen lassen?" — Sie: „Ich will noch ein paar Tage warten." Am
andern Tage waren alle 3 Kinder in meiner Stube; Gretch-n Kunz
sagte: „Ach, wenn der Hr. Baron doch nur einmal da wäre!" Ich
erwiderte: „Kannst du denn meinem Manne oder mir nicht sagen, was
du noch zu sagen hast, oder willst du etwas aufschreiben?" Sie sagte
mir schließlich, sie habe dem Baron folgendes mittheilen wollen: sie seien
in den Wald gegangen, und da hatte die Sonne geschienen und sie
hätten eine weiße Gestalt gesehen, es könne dies ja Jemand gewesen sei",
welcher dort Laub gescharrt und, als er sie erblickt, ein weißes Leintuch
über sich geschlagen habe., um sie in Angst zu bringen. — D'e
Frau Hubertus wollte einmal die Kinder besuchen, sie durste aber
nicht heraufkommen; da rief sie herauf zum Kinde, es solle sagen, was
es auch früher gesagt hätte. Dasselbe sagt Zeugin aus bezüglich des
Hubertus. Ferner bestätigt Zeugin ihre frühere Aussagen, die kleine Kunz
habe ihr folgendes erzählt: als sie zurückgekommen seien aus dem Walde,
wo sie die Erscheinung gesehen, seien sie zu Leist in's Haus gegangen;
dort sei eine Frau gewesen — wer, könnten sie nicht sagen , die habe,
als sic von der weißen Gestalt gesprochen, geäußert, das könnte ja wohl
die hl. Mutter Gottes gewesen sein.
Präs.: „Eine Frau also (hat das Kind gesagt) war bei Leist
im Hause, es war nicht Frau Leist, von der wird anderes berichtet."
Zeuge: „Ja, das hat Kunz gesagt."
Präs.: „Ich höre jetzt zum ersten Male davon. Wie war Ihr
Verhalten den Kindern gegenüber? Haben Sie den Kindern Fragen
gestellt? Kannten Sie die Kinder früher?"
Zeuge: „Nein, ich hatte sie vorher nie gesehen, nachher, nach
der Abreise des Baron von Hüllessem, hat Kunz uns das erzählt."
Präs.: „Nach der Abreise des Herrn von Hüllessem hat Kunz
ihm einen Brief geschrieben. Waren Sie dabei zugegen, als sie ihn
schrieb?"
Zeugin: «Nein, sie that es in der Stube der anderen Kinder,
ich war nicht zugegen. Es waren Lina Schmidt und Anna Krebs
dabei."
Präs.: „Wie schilderte die Kunz Ihnen jenen Vorfall weiter?"
Zeugin: „Die Kunz ging aus dem Hause der Leist zurück in
ihr elterliches Haus, wo sie auch ihrer Mutter von der Erscheinung er¬
zählte, und ihre Mutter sagte, sie solle nicht lügen, sonst würde sie der