VIII. STIFTUNGEN UND
VERMÄCHTNISSE
1. PFARRWITWEN-STIFTUNG
Graf Ludwig Kraft ftifldc im Jahre 1712 ein Kapital von 4000
Gulden mit der Beftimmung, dalj von den Zinfen vier Pfarrers
wilwen jährlich mit je 50 Gulden unterführt werden folltem
Seine Witwe, die Gräfin Philippine Henriette, überwies der Kaffe im Jahre
1725 die Summe von 1725 Gulden, die fie der Stadt Diemeringen (in der
Graffdiaft Saarwerden) zur Bezahlung der franzöfifchen Kontribution ge¬
liehen hatte. Da die Zinfen längere Zeit nicht gebraucht wurden, io wuchs
Kapital bedeutend an. Deshalb befchlob der Pfarrkonvent im Jahre der
1733, dab jede Witwe 50 Taler ftatt 50 Gulden erhalten folltc. Die
Kaffe hatte im Jahre 1825 einen Bcftand von 66793 Frs. Jede
Pfarrerswitwe wurde mit 300 Mk. jährlich unterführt; jedes Kind unter
12 Jahren erhielt 48 Mk,, mutterlofe Waifen 75 Mk.
Der Stiftungsbrief hat folgenden Wortlaut:
„Wir Ludwig Kraft, Graf zu Naffau-Saarbrücken und Saarwerdcn, Herr zu Lahr,
Wiesbaden und Idftein, tun kund und zu witfen hiermit, demnach uns Gott der
Allmächtige an zeitlichen Gütern aller Arten gefegnet, dah wir uns verbunden
erkennen, nicht allein demfelbcn davor Loh und Dank zu lagen, fondern auch
Müdigkeit und Guttätigkcit an denen Dürftigen zu erweitern Da wir uns nun
unferer der Augsburg!fchen Konfeifion zugetanen Prediger und Diener an dem
Worte Gottes, befonders in unferer Graffdiaft Saarbrücken, diesmaligen Zuftand,
wie er uns vor Augen liegt, zu Gemüt gezogen haben, wir nach reiflicher Über¬
legung wohlgetan zu fein bei uns felbft eraditet, betagter Prediger nachgelaflencn
Witwen zu ihrem Unterhalt von dem Segen, den uns Gott zugeteilt, ein beftändig
Gefälle und Stiftung zu machen: Ordnen und lüften alfo zu dem Ende von
dem Unfrigen Kraft diefer Schrift in beftcr Form aller Rechte, und wie wir folches
zum kräftigften immer tun können und mögen, fonderlich nach Recht und Ge¬
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