flehend, dem vicljährigen Presbyter Hofrat Dr. Röchling, dem Sohne
des Infpektors, eine Bibel mit Bildern in Prachtband als Geichenk mit
den Begleitwortcn 1. Timoth. 5, 17: „Die Aclteften, die wohl vor-
ftehen, die halte man zwiefacher Ehre wert, fonderlich die da arbeiten
im Wort und in der Lehre.“ In diefer Bibel finden fich folgende
Worte eingetragen:
„Diefer Bibel bediente ich mich beim erften feierlichen Gottesdienft
der deutfeh -katholifchen Gemeinde in Saarbrücken Sonntag den
8, Juni 1845.
Karl Ferdinand Kerbler.“
Darüber ft eben die Worte: „Der Buchftabe tötet, der Geift macht
lebendig. Der Glaube verwandelt fich dereinft in Schauen, die Hoff¬
nung in Genulj, die Liebe bleibt ewig.“
Diele Eintragung zeigt, dalj die deutfch-katholifche Bewegung jener
Zeit in der evangelifchen Gemeinde lebhafte Teilnahme gefunden hatte.
Im Herbft des Jahres 1844 hatte der Bifchof Arnoidi von Trier den
angeblichen ungenähten Rock Chrifti ausgeftellt und dadurch grolle
Wallfahrten nach Trier veranlagt. Dies erregte bei vielen freidenkenden
Katholiken Aergernis, und ein fchlcfifcher Priefter, Johannes Ronge,
vcröffentlidite ein Schreiben „gegen das Göhenfeft zu Trier an den
dafigen Bifchof als den Tetjel des 19. Jahrhunderts“. Ronge fand
vielfeitige Zuftimmung. An vielen Orten bildeten fich deutfch-katholifche
Gemeinden, und audi in Saarbrücken fagten fich drei Bürger, Eichhoff,
Dörr und Mayer, am 17. April 1845 von der katholifchen Kirdie los
und gründeten einen deutfch-katholifchen Verein. Bald nachher kam
Kerbler, ein Gefinnungsgcnoffe Ronges, nadi Saarbrücken. Er wurde
in Worms von Dörr und Mayer abgeholt, in Dudweiler durch eine
Ehrengarde von 20 Reitern und Wagen empfangen und nach Saar¬
brücken geleitet. Am 7, Juni fand eine General-Verfammlung der
Deutfch-Katholiken, am folgenden Tage feierlicher Gottesdienft in der
Ludwigskirche ftatt, die das Presbyterium trot? des Verbotes des Mini-
fteriums zur Verfügung geftellt hatte. Die evangelifchen Geiftlichen
121