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die in den Städten zurückgebliebenen Volontairs und das ehrsame
Corps der Kanoniers waren nicht säumig, sondern zogen in Hellen
Haufen aus um zu rauben. Nichts entging ihnen, und wo die
Mobilien entweder von den Eigenthümern gerettet oder bereits
entwendet waren, nahmen sie die Schlösser, Riegel und Bande von
den Thüren und die Fenster aus den Häusern weg. Besonders
war das Schicksal der Einwohner von Malstatt sehr hart. Diese,
welche während der Bloqnade allem schändlichen Muthwillen der
gegenüber an der Saar postirten französischen Vorposten ausge¬
setzt waren, welche unaufhörlich auf die Häuser feuerten, hatten
sich um der dringendsten Lebensgefahr zu entgehen aus ihrem
Dorf entfernt. Dasselbe war also Preis gegeben, und alles, was
losgerissen und weggebracht werden konnte, wurde geraubt; kein
Ofen blieb in dem ganzen Dorf übrig, und hier sah man das
erste Exempel, daß französische Bauern, unsre Nachbarn von
Speichern, welche fast alle ohne Ausnahme von dem Almosen der
Städter lebten, Antheil an der Plünderung nahmen und besonders
sich der Ofen bemächtigten.
Nur in einigen Dörfern hatten die Landleute Muth genug
sich diesen Räubern mit Gewalt entgegen zu setzen und manche
derselben empfindlich zu züchtigen. Dies geschah besonders in
Ranßbach im Oberamt Saarbrücken und in Eiweiler im Cöller-
thal. Im ersten Ort setzte sich die Gemeinde in förmlichen Ver¬
theidigungsstand, sicherte die Zugänge durch Wagenburgen und
hielt Wache in der Kirche. Es gelang ihr verschiedene Angriffe
der Räuber abzutreiben und sogar einige Gefangene zn machen,
welche revolutiounairemöut gerichtet mit der im Urtheil zuerkann¬
ten Prügelstrafe belegt und so vom Boden der Sclaverei ins
Land der Freiheit zurückgesendet wurden. Und nun hatten die
Bauern Ruhe vor ihnen. In Eiweiler, einem Dörfchen von neun
Häusern fanden sich 18 Marodeurs ein und fingen an zu plün¬
dern. Alle Einwohner eines Sinnes fielen über sie her, schlugen
sie zur Erde und banden sie, nachdem sie aufs derbste abgeprügelt
waren, mit Stricken und bedrohten sie, sie zur Armee zu führen,
welches sie jedoch auf die flehentliche Bitte der Gefangenen, noch
mehr aber aus Politik unterließen. Wenn doch überall der Muth