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VI. Metaphysik. Das Wirkliche.
Wenn wir sagen, daß „im Anfänge“ nur von Habendem
und Gehabtem, „später“ aber von Material, Affektion usw.
geredet werden dürfe, so soll das natürlich nicht heißen,
daß Ich in bewußt tätiger Weise das „Spätere“ aus dem
„Früheren“ mache. Ich schaue Ordnung in meinem Gehabten
— das allein gibt es ja für das Bewußtsein; und die Worte
„anfangs“, „später“ usw. bedeuten nur, daß eine sehr kom¬
plizierte Schau, wie etwa „Affektion“, den Ursachverhalt als
ihren Urgrund eiiedigt in sich trägt.
VI. Metaphysik. Das "Wirkliche.
1. Rückblick.
Wir haben bis jetzt untersucht, was Wissen heißt im
Rahmen des undogmatisch - solipsistischen Satzes Ich weiß
Etwas, der allein den Ausgang kritischer Philosophie bilden
darf. Das gewußte Etwas ist jedenfalls ich-gehabtes Etwas:
Prüfe ich also zunächst einmal, was das heißt, was in Sonder¬
heit mein Wissen um die in ihrer Bedeutung unaufhellbar
urgewußte Ordnung des Etwas heißt.
Selbst noch im Rahmen der Natur- und der Seelenlehre
genügte zunächst dieser Standpunkt. Natur und Seele kann
ich fassen als meine und zunächst nur meine. Sie sind ja
doch jedenfalls „meine“; sie sind ich-gehabt, wenn ich schon
sie denke, als ob1) sie in sich bestehende Selbständigkeiten
wären. Aber ihr gleichsam Selbständigsein, ihr als gleichsam
selbständig Gemeintsein ist selbst Ordnungssetzung.
*) Volkelt (Gewißheit und Wahrheit) kennt daa ,Meinen“ der
Natur- und Seelengegenstände (z. B. S. 40, 130), hat aber nicht als
Zwischenstufe zur Metaphysik den Begriff des (jieicAjam-Selbstän-
digseins, den Begriff des als ob; es sei denn, daß ihm der Begriff des
„Geltens“, durch den er, wie er sagt, ?um Seienden „hindurchgeht“
(284) ein Ersatz dafür sei.