8. Der Begriff Meine Seele.
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gefordert wird, welches aber zu der Form des „bewußt*
Gehabtseins oder Gehabt-gewesenes nur in einer bestimmten
Beziehung steht und „Un-bewußtes*, aber darum nicht
Naturhaftes, in sich birgt. Da ist wenig positiv Kennzeich¬
nendes zu sagen; nicht kann da ein so klar einsichtlicher
Begriff, wie etwa der eines „sich bewegenden* Körpers im
Sinne eines mittelbaren, gleichsam selbständigen gemeinten
Naturgegenstandes gesetzt werden; aber das allgemeine
Reich meine stetig dauernde werdende Seele mit ihren in
sich verknüpften Inhalten muß gesetzt werden, wenn über¬
haupt Ordnung in der Gesamtheit meines bewußt Gehabten
und Gehabtgewesenen geschaffen werden soll. Anders gesagt:
Psychologie oder Seelenlehre braucht den Reichs- oder
Seinskreisbegriff meine stetige Seele, ihr genügt die stetige
Zeit nicht, so lange das Seihst unstet in ihr steht. Und Ich
will Psychologie. Ich, der Habende, schaue, daß die Setzung
meine Seele Ordnung leistet. Meine Seele also ist mein
Selbst durch „Unbewußtes* vervollständigt gedacht und aus¬
drücklich mit dem Kennzeichen eines auf das Besondere
gehenden Werdezusammenhanges ausgestattet.
Ich meine nun mittelst unmittelbarer gegenständlicher
Etwasse, d. h. mittelst des Inhalts von „Gedanken*, ganz
ebenso Seelenhaftes als gleichsam in sich selbständiges
mittelbar Gegenständliches, wie ich Naturhaftes in diesem
Sinne meine; freilich bleibt alles weit unbestimmter, weil Seelen¬
haftes nicht „in* etwas ist, so wie Naturhaftes im Raume
oder doch in bezug auf den Raum besteht, wovon noch zu
reden sein wird. Aber ich kann immerhin ein latentes Er¬
innerungsbild, das aktuell zu werden vermag, als in meiner
Seele gleichsam selbständig vorhanden meinen, und die neuere
Psychologie kennt eine ganze Menge von gleichsam selb¬
ständigen besonderen Seelenhaftigkeiten von sozusagen dyna¬