artigsten, nach den mannigfachsten Seiten strebenden
und von den verschiedensten Seiten her angezogenen
Kräfte. Hundert Möglichkeiten bieten sich für das
Einschlagen dieser oder jener Richtung. Es ist un¬
gereimt, sie nach dem Vorbild der älteren klassischen,
also mathematisch einfachen Erkenntnisart zu bestim¬
men, geschweige denn vorherzubestimmen, als wüßte
der Physiker mit prophetischer Genauigkeit, welchen
Weg eine solche Bewegung einschlagen, wie lange sie
andauern und welchen Endpunkt sie erreichen werde.
Wenn die moderne Naturwissenschaft sich überhaupt
zur Aufstellung einer gebotsmäßigen Behauptung über
die Naturvorgänge versteigert würde, dann höchstens
zu der, kein Gebot aufzustellen, d. h. alles Reden über
ein „Müssen“, dem die Naturvorgänge unterworfen
seien, aufzugeben. Trägt sie doch sogar kein Beden¬
ken, einen sehr eigentümlichen Begriff wieder einzu¬
führen und mit ihm wie mit einer festen Größe zu ope¬
rieren, einen Begriff, in dem die ersten Jahrhunderte
der Neuzeit ein Überbleibsel aus einer angeblich
durchaus überwundenen Wirklichkeitsauffassung sa¬
hen, und den sie als ihrem Rationalismus gänzlich
zuwider auch entsprechend ablehnten, wenn nicht so¬
gar verspotteten, nämlich den Begriff des Zufalls. Heu¬
te aber wird, so sieht es aus, die Selbstverständlich¬
keit des Gesetzes, seiner Geltung, seiner Notwendig¬
keit, seiner scheinbar in allen Fällen möglichen und
erreichbaren Nachweisbarkeit ersetzt durch die Selbst¬
verständlichkeit des Zufalls oder jedenfalls durch ei¬
nen nicht mehr eindeutig rationalistischen Entwick¬
lungsvorgang. Es erscheint umgekehrt beinahe wie
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