gen keine nur begriffliche und keine sozusagen vor¬ nehmlich akademische Angelegenheit. Die großen Philosophen errichten und verrichten ihr Werk so¬ wohl mit der Kraft der Vernunft, mit der Energie des Logos, als auch mit dem entschiedenen Einsatz einer mutvollen Verantwortlichkeit, nicht zuletzt mit den hingabebereiten Antrieben der Tapferkeit und einer unentwegten Liebe, also mit einem innigen und begei¬ stert-begeisternden Eros. Ihre Schöpfungen sind ge¬ schichtliche Taten, sie steigen nicht bloß aus dem Verstände auf, sie werden auch nicht bloß von dem Verstände aufgenommen und weitergegeben, sie er¬ fassen und erregen den Menschen vielmehr in der Gesamtheit seines Wesens. Dadurch ist auch ihr Verhältnis zur Allgemeinheit der geschichtlichen Kultur bestimmt, und darin wur¬ zelt ihre unabschätzhare Geltung für unser Leben. Wohl sind die philosophischen Standpunkte und Werke in gewissem Sinne die gedanklichen Spiegel¬ bilder der allgemeinen geschichtlichen Bewegungen und Geschehnisse. Aber sie sind darüber weit hin¬ aus auch eigenwüchsige und eigenwillige Mächte von hoher Selbständigkeit, von eindringender und durch¬ dringender Wucht und von einer oft unfaßbaren, das Sondergebiet der Philosophie gewaltig übergreifen¬ den Stärke. Diese Mächte beugen sich nicht dem Wollen und dem Walten des Zeitgeistes, und träte er mit noch so betonten Ansprüchen auf, und neige er noch so sehr zu Eingriffen in sie, Ihr Ethos lehnt der¬ artige Versuche als unberechtigte Übergriffe ab. Nur der erfaßt und versteht ihre Eigenart, der in ihnen 10