lichkeit des Geistes auftritt, so daß wir im großen einen Trialismus
hätten: Materiell-physikalisches Reich, enteledhial-psychisches Reich,
Reich des geistigen Lebens. Was neu ist, ist die Wolterecksche „Inne-
werdung“, das reflektierende Selbstbewußtsein und Wertbewußt¬
sein, die Fähigkeit zur Betrachtung des Allgemeinen, die Dienst¬
barkeit nicht mehr für das Leben und seine Erhaltung, sondern für
einen höheren Sinn. Kein Zweifel: Sinn des Lebens kann für
Pflanze und Tier nur das Erleben des Lebenswertes sein; für die
Pflanze nahmen wir die Teilnahme an der Erfüllung ihrer Idee und
ein „sinnliches“ Erleben der Umwelt je nach ihrer Bedeutung für
ihre Triebe an, für das Tier, jedenfalls das höhere Tier — denn das
niedrigere steht vielleicht in mancher Hinsicht der Pflanze näher
als dem höheren — werden wir ein individuelles seelisches Erleben
des Wechselspiels von Triebwelt und Umwelt, von Üxküllscher Merk¬
welt und Wirkwelt, annehmen; der Mensch ist ausgezeichnet durch
die Überschreitung des nur vitalen und triebhaften Gehäuses, durch
die Bezogenheit auf eine Wertwelt und ihre Gegenüberstellung zur
Seinswelt, durch die Rechenschaftsablage, Besinnung und Selbst¬
bewußtsein, durch die Gottbezogenheit, — wie verschieden er auch
Gott sich denkt —-, durch den unmittelbaren Bezug also zu dem
Absoluten; er ist doppelpolig mit dem vitalen Ich als dem einen
Pol und dem geistigen Ich als dem anderen. Ist dies nur ein Grad¬
unterschied oder der Unterschied zweier Schichten? Wenn auf dieser
Stufe eigene Gesetje gelten, müssen wir die Frage im letzteren Sinn
beantworten. Und es gelten eigene Gesetze, Gesetze, die die des Le¬
bens und Erlebens überschreiten. Möchte man die Nahrungssuche,
Nahrungsbereitung und Nahrungssorge wie überhaupt die praktische
Intelligenz des Menschen noch als Fortsetjung tierischen Instinktes
ansehen, als Mittel, dessen sich das Leben bedient zum gleichen
Zweck, zu dem sich die Natur beim Tier des Instinktes bedient
(Kant), — Religion, Ethos, Wissenschaft und Kunst folgen höheren
als Lebensgese^en auch im erweiterten Sinn, so wahr sie für den
Menschen nicht im Dienst des Lebens stehen, sondern, sobald nur
des Lebens Notdurft als Grundlage gestellt ist, er das Leben in ihre
Dienste stellen muß.
2. Die Stufe des Geistes
Man kann den Menschen, um die Prägung Werner Sombarts zu
gebrauchen, nicht animalistisch behandeln, sondern muß ihn homi-
nalistisch betrachten, wenn man ihm gerecht werden will. Das ist
natürlich auch die Meinung Drieschs, wenngleich er in Bezug auf
die Frage der Dreischichtigkeit Materie -—Leben — Geist als Natur-
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