Vorwort
Drei Schweizer sind es, welche um die Wende des
18. Jahrhunderts die Begehren ihrer Zeit zur politi¬
schen Lehre aus ge formt haben, und deren Werke
gleichsam zu «Programmbüchern» der grossen Be¬
wegungen geworden sind. Jean-Jacques Rousseaus
«Contrat social» hat der Französischen Revolution
den Begriff der uneingeschränkten Volkssouveräni-
tät gegeben, von Karl Ludwig von Hallers «Restau¬
ration der Staatswissenschaften» stammen der Name
des folgenden Zeitabschnitts und die Idee des von
oben nach unten gebauten Staates, und Benjamin
Constants «Cours de politique constitutionnelle»,
eine Sammlung von Reden und Aufsätzen, hat für
den Liberalismus die Forderung nach persönlicher
Freiheit erhoben. Alle drei sind in ihrem politischen
Denken von derjenigen Staatsform beeinflusst wor¬
den, die sie in ihrer Jugend erlebt haben. Rousseau
hat die Verfassung des freien Genfer Stadtstaates
idealisiert, Hallers Erfahrungen als Glied einer Pa¬
trizierfamilie und als Beamter einer oligarchischen
Regierung haben das Bild eines unabhängig und un¬
bestechlich herrschenden Fürsten geformt, bei dem
die Untertanen Schutz und Stütze finden. Während
diese beiden ihre Erlebnisse in positivem Sinne zu
Grundsätzen vertiefen, baut der Waadtländer Ad¬
lige Benjamin de Constant de Rebecque seine Lehre
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