Verwaltungsapparates - bis 1947 unter dem Gcneralverwalter Émile Laffon - für
die Forschung offen. Die ebenfalls hier untergebrachten Aktenbestände der nach-
geordneten administrativen Ebenen der Länder-, Bezirks- und Kreisgouvemements,
machen das Archiv zu einer unverzichtbaren Anlaufstelle, wenn man Näheres über
die Lebensbedingungen und „den Alltag“ in der französischen Besatzungszone
erfahren möchte. Im gemeinsamen Auftrag der britischen, amerikanischen und
französischen Regierung werden in Colmar ebenfalls die Akten des Alliierten
Kontrollrates in Deutschland 1945-1949 und der Alliierten Hohen Kommission in
der Bundesrepublik 1949-1955 verwahrt.
Die Dokumente der französischen Verwaltung an der Saar, zunächst in der
zweiten Außenstelle der Archives Diplomatiques du Ministère des Affaires
Étrangères in Nantes verwahrt, wurden 1997 ebenfalls nach Colmar überführt.
Neben Akten des Kabinetts von Hochkommissar Gilbert Grandval lagert hier auch
umfangreiches Schriftgut der Rechts-, der Wirtschafts- und der Finanzabteilung in
Saarbrücken. Die Akten der Kulturverwaltung blieben bis zum Abschluss dieses
Arbeitsbuches verschollen.
Grundsätze dieses Arbeitsbuches und Präsentationsprinzipien
Das vorliegende Arbeitsbuch soll eine Quellengrundlage für das Verständnis der
neueren Ergebnisse und Kontroversen der historischen Saar-Forschung bieten. Das
Buch ist für ein breiteres interessiertes Publikum konzipiert, legt ein besonderes
Augenmerk auf die Verwendung in der schulischen und universitären Lehre und
möchte die Leserinnen und Leser dazu ermutigen, sich eigenständig mit der über¬
aus komplizierten Geschichte dieses Landes auseinanderzusetzen. Diese Nutzung
des Buches soll erleichtert werden durch eine sach- und forschungsgeschichtliche
Einleitung, eine ausführliche Chronik wichtiger Ereignisse der Saar-Geschichte
1945-1959, eine Arbeitsbibliographie sowie biographische Notizen zu einem Teil
der im Buch erwähnten und über das integrierte Personen-, Institutions- und Orts¬
register erschlossenen Personen.
Bei der Auswahl der Quellen wurden solche Dokumente bevorzugt, aufgrund
derer sich beispielhaft die Entwicklung des Forschungsstandes aufzeigen lässt oder
die Grundlagen für zentrale Thesen und Kontroversen des wissenschaftlichen
Diskussionsprozesses bilden. Zugleich sollte die ganze Bandbreite an Quellen¬
typen, Archiven und Methoden aufgezeigt werden, welche für Forschungsarbeiten
zur neuesten Saargeschichte relevant, wenn nicht unabdingbar sind. Ein Anspruch
auf Vollständigkeit wird also nicht erhoben, zumal viele Quellen zur Saarge¬
schichte bereits anderweitig publiziert und damit zugänglich sind. Im Vordergrund
der Auswahl steht vielmehr die exemplarische Funktion der vorgelegten Quellen.
Dabei sollen alle wichtigen Themen der Nachkriegsjahre angesprochen werden.
Da jedoch verschiedene Möglichkeiten und Zugangsweisen für die Erschließung
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