unbeträchtlichen Anwendungsschwierigkeiten in der Implementierungsphase, das auf
dem Thomasverfahren basierende Konverterstahlwerk.122 Mit dem Neubau des Stahlwerks
1885, der Einrichtung verbesserter Transportvorrichtungen sowie der Installierung zweier
großer Roheisenmischer wurde die Produktion ,in einer Hitze‘ möglich.123 Die Stahlpro¬
duktion stieg dann auch von rund 130.000 Tonnen im Jahr 1890 über rund 130.000 Ton¬
nen um die Jahrhundertwende auf etwa eine halbe Million Tonnen am Vorabend des Ers¬
ten Weltkriegs. Noch um die Jahrhundertmitte waren es weniger als 10.000 Tonnen, 1870
etwas mehr als 30.000 Tonnen. Die Führungsrolle in der Stahldarstellung des Saarreviers
wechselte einige Male zwischen Neunkirchen, Völklingen und Burbach, aber im Jahre 1911
hatte sich das Stummsche Werk einen gewissen Vorsprung erarbeitet.124 Die erhöhte Stahl¬
produktion erwirkte nicht nur eine Kapazitätserweiterung und Diversifizierung der Walz¬
werksproduktion, sondern auch - als Rückkoppelungseffekt - eine Erhöhung der Roh¬
eisenherstellung. Diese wurde allerdings nicht in Neunkirchen allein realisiert, sondern
im Zusammenspiel mit dem an Bedeutung immer mehr gewinnenden Hochofenwerk im
lothringischen Ückingen. 1913 produzierten beide Zweigstellen zusammen 565.936 Ton¬
nen Roheisen, davon 284.208 Tonnen im Stammwerk.12'’ 1890 wurden etwa 110.000 Ton¬
nen Roheisen produziert, 1870 nur rund 20.000.126
O
M
oc
1880
1890
1900
1912
Roheisen
20.000
65.000
110.000
280.000
565.000
Stahl
30.000
60.000
120.000
230.000
500.000
Iabelle
1: Produktion von Roheisen
und Stahl NE
vor 1914 (Tonnen)
127
1852
1878
1898/99
1905
l9l4
?50
1.667
3.718
4491
5.226
Tabelle 2: Beschäftigte NE vor 1914.12s
122 Vgl. Frühauf 1980, S. 88-91. Zum Thomasverfahren vgl. auch die in den vorhergehenden Kapiteln
gemachten Ausführungen.
123 Vgl. Gillenberg 1993, S. 50; zur großen Bedeutung des Thomasverfahrens in Neunkirchen und
den gewaltigen Synergieeffekten, die von ihm ausgingen, vgl. auch Gillenberg 2005, S. 135-139.
124 Alle Produktionsdaten vgl. Banken 2003, S. 303.
125 Daten und Zahlen nach Frühauf 1980, S. 88.
126 Vgl. Banken 2003, S. 294.
12 Daten nach ebd. (Abb. 75) und ebd., S. 303 (Abb. 80). Es handelt sich um Näherungswerte, da sich
die statistische Quelleniage in der Eisen- und Stahlindustrie - im Gegensatz zum fiskalischen Berg¬
bau - schwierig gestaltet. Vgl. dazu ebd., Anhang (CD-Rom), S. 23-43. Bei der Roheisenherstellung ist
unbedingt zu beachten, dass seit 1890 die Zahlen des lothringischen Zweigwerks Ückingen einfließen.
Helmut Frühauf nennt folgende Verteilung für das Jahr 1913: In diesem Jahr wurden in beiden Werken
zusammen 565.936 Tonnen Roheisen produziert, davon etwas mehr als die Hälfte (284.208 Tonnen) im
Stammwerk. Siehe Frühauf 1980, S. 88.
I2N Beschäftigtenzahlen nach ebd., S. 46, 66 und 95; außerdem StA Nk, Dep. Saarstahl AG, 119-1-6-
1922-40.
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