Theoretik.
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Nur das ist die Tragik des großen Kampfes, daß in ihm
dieser Sieg zwar sich vollzieht, aber ihm selbst und den Kämp¬
fenden notwendig verborgen bleibt. Sie sehen ihn nicht, können
ihn nicht sehen, es wäre denn im Traume der Ahnung, der doch
in sich keine Realität hat. Aber gerade darin ist er aus Gott
und weiß sich, auch unwissend, weiß in dem unerschütterlichen
Mute der Tat selbst, daß er aus Gott ist und ihn auf seiner
Seite hat. Er weiß, er kämpft für Gott, um Gott, mit Gott.
Er kämpft seinen Kampf in uns, indem wir aus Gott, „gött¬
lichen Geschlechts“ sind, und wir kämpfen um ihn durch ihn,
zu ihm zurück.
§ 134. So können wir nun die Summe ziehen. Dies ist die
Tragik des Kampfes, den die Praxis bedeutet: was sich da ein¬
setzt, setzt sich ganz ein, nicht nur jeden Augenblick gefaßt
auf seinen Untergang, sondern wissend, es wird, es muß unter¬
gehen. Aber es setzt sich ein aus der Kraft der Gewißheit:
das, was ihm die Kraft zu diesem Selbsteinsatz gibt, dies
Ewige in ihm — aber in diesem Ewigen, da es doch etwas von
dem Ewigen selbst in ihm ist, etwas von ihm selbst —
das geht nicht unter, sondern darf, als Leben aus dem
Leben des Ewigen, selbst ewigen Lebens in sich gewiß sein,
ist dessen tatsächlich gewiß, sonst kämpfte es nicht, tod¬
bereit, wider den Tod. Es weiß, weil es es so erfährt: je
restloser es sich einsetzt, um so restloser triumphiert in seinem
Kämpfen, seinem Fallen es selbst, das in ihm Kämpfende,
verewigt es; und fällt, was in ihm dem Vergang einmal ver¬
fallen ist, mit Recht ab.
Dennoch bleibt dieser Kampf immer auf dem Boden des
Endlichen. Es ist das Kampffeld, und ist auch die einzige
Sichtbarkeit dessen, worum gekämpft, was von Schritt zu
Schritt erkämpft wird, erkämpft, um wieder eingesetzt, um
daran gewagt, wieder eingesetzt, zuletzt aber wirklich und
ganz überwunden, ja völlig zunichte zu werden, doch so, daß
immer wieder ein Anderes für es eintritt. Jede im Endlichen