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Die wahre Moral ist absolut, ewig, fertig und
stets dieselbe, ln ihrer Tiefe liegt immer etwas
Lebenverneinendes, ein Enthalten, Entsagen,
Entselbsten bis zur Askese, bis zum Tode. Schon
die sprachliche Fassung drückt es aus: die reli¬
giöse Moral enthält Verbote, nicht Gebote.
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Das Höchste, was möglich ist, ist Heldentum
und Heiligkeit: das große Bejahen oder Ent¬
sagen.
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Der Held verachtet den Tod und der Heilige
verachtet das Leben.
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Im religiösen Mitleid bringt der innerlich
Mächtige dem Machtlosen seine Überlegen¬
heit dar. Der Mit-Leidende tötet etwas in sich.
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Um sein Blut zu bezwingen, muß man wel¬
ches haben. Deshalb gibt es ein Mönchtum
großen Stils nur in ritterlichen und kriege¬
rischen Zeiten, und das höchste Symbol für den
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