Ähnliches ist für das weiter nördlich liegende Boulay (Bolchen) anzunehmen,
für das der erste Hospitalbeleg aus dem Jahr 1327 stammt^7. Der Ort hatte 1322
von Johann von Bolchen Stadtrecht erhalten und in derselben Urkunde werden
auch Wochen- und Jahrmarkt erwähnt58.
Recht früh, nämlich 1253, ist dank einer Zehntübertragung an die Abtei von
Glandieres/Longeville ein Hospital in der Kleinstadt Morhange (Mörchingen) an
der Straße Metz-Sarrebourg-Straßburg belegt59 60. Es scheint auf eine Initiative des
Pfarrers von Oron zurückzugehen, der weiterhin hospitali nostro de Morhenges
zehn Quarten Getreide zahlen soll, und ist fast 100 Jahre älter als die Freiheitsver¬
leihung an den Ort611.
Aus Hombourg-Bas ist die Gründungsurkunde des Hospitals überliefert. Am 3.
April 1279 verordneten der Dekan und die Kapläne des Stefansstifts im bischöfli¬
chen Städtchen Hombourg-Haut den Bau eines Hospitals in der Unterstadt (apud
homburch in villa inferiori iuxta pontem in platea vacna in parochia nostra de Be-
ananges [Bening]) für Arme und Kranke, von wo immer sie kommen (Hospitale
seu domus dei pro pauperibus et infirmis undecumque venientibus perpetuo hos-
pitandis), und behielten sich die Ernennung des Provisors vor61. Alles deutet darauf
hin, dass Reyner und Aleydis, die als erste das Amt bekleideten, die eigentlichen
Initiatoren der Hospitalgründung gewesen waren, denn 1302 wird die noch allein
lebende Aleydis als primaria fundatrix bezeichnet. 1254 hatte der Bischof von
Metz den Ort befreit und ummauert; bei der Bestätigung von 1283 werden auch
Markt und Halle erwähnt, so dass auch in diesem Ort die Hospitalgründung in den
Prozess der Stadtwerdung einzuordnen ist. 1301 überließ der Dekan des Stefans¬
stifts dem Metzer Bischof seine Rechte in hospitali ... sito in aliqua villa juxta
Homboureh, inklusive der Bestellung des Hospitalmeisters62.
Klein, Das Saarbrücker Spitalwesen (wie Anm. 9), S. 185. Der Beleg fehlt bei Herr¬
mann, Städte im Einzugsbereich der Saar (wie Anm. 3), und in meiner Habilitations¬
schrift (wie Anm. 2).
Herrmann, Städte im Einzugsbereich der Saar (wie Anm. 3), S. 277.
f AD Moselle H 1177 = BnF, ms. lat. 10030, fol. VIII col. 1; vgl. Monique Arveiler-
Ferry, Catalogue des actes de Jacques de Lorraine. Evêque de Metz (1239-1260) (An¬
nales de l’Est. Mémoires n° 20), Nancy 1957, Nr. 203 und 315.
60 Herrmann, Städte im Einzugsbereich der Saar (wie Anm. 3), S. 288f.
61 AD Moselle (Grand Séminaire St-Simon, Metz), G 1120/1. Damit scheidet die von Jean-
Luc Fray, Villes et bourgs de Lorraine. Réseaux urbains et centralité au Moyen Âge,
Clermont-Ferrand 2006, Anhang s. v. Hombourg-Haut (Nr, 138), gemachte Gleichstel¬
lung mit L'Hôpital aus, da dieses schon 1210 belegt ist. Korrekt dagegen bei Klein, Das
Saarbrücker Spitalwesen (wie Anm. 9), S. 185, Anm. 39, und Herrmann, Städte im Ein¬
zugsbereich der Saar (wie Anm. 3), S. 29 lf.
62 Paul Marichal, Cartulaire de l’évêché de Metz (Mettensia IV und V), Paris 1903-05 und
1906-08, Text Nr. 97; vgl. PAULY, Peregrinorum (wie Anm. 2), S. 99f.
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