Ein Ergebnis der bisherigen Forschung ist auch, dass wir die -(i)anum-
Namen sehr differenziert kategorisieren müssen, und zwar in:
3.1. Römerzeitlich belegte Namen
Diese müssen wiederum in drei Untergruppen aufgeteilt werden:
(1) Namen mit Kontinuität. Dazu gehören nur Quintianis/Künzing (vgl.
Reitzenstein 2004) und Pürr//7a/?o/Partenkirchen, Partnach (vgl. Stein-
Meintker 2001, S. 104-113).
(2) Mit fraglicher Kontinuität: PhainianafFinningen (vgl. Reitzenstein
1999, S. 253) und Phoebianis/Yaimingen.
(3) Ohne Kontinuität: ß/>/c7'öw/.s'/Weißenhurg, Bratanianuw/Gauting, Me-
dianum/Gnotzhcim, PinianisfBürgle, Gern. Gundremmingen, Vetonia-
nal Pfünz?
3.2. Römerzeitlich nicht belegte, aus heutigen Ortsnamen
rekonstruierte Namen
Kasten (Gern. Osterhofen, Ldkr. Deggendorf) < *Cassianu (vgl. Reitzenstein
1975/77, S. 9) mit Sekundärumlaut;
Leibi (Gern. Nersingen, Ldkr. Neu-Ulm) mit Fluss Leibi < *LIvianu (vgl.
Reitzenstein 1979);
Ober.s7/mw (Ldkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm) < *Stenianu (vgl. Reitzenstein
1975/77, S. 10);
Peiß (Ldkr. München) < *Bltianu (vgl. Reitzenstein 1975/77, S. 9);
Pfünz (Gern. Walting, Kr. Eichstätt) < *Pontianu (?) (vgl. Reitzenstein
1975/77, S. 25 < *Pontena).
3.2.1. Fallbeispiel *Quintianu > Künzing
Die Integration der -(i)anum-Namen ins Bairische lässt sich beispielhaft an
dem aus der Antike belegten Namen, der heute Künzing lautet, verfolgen (vgl.
Reitzenstein 2004).
Zu römischer Zeit lag an der Stelle des heutigen Künzing (Ldkr. Deggen¬
dorf) ein Kastell mit Vicus (vgl. Czysz u.a. 1995, S. 469-471). Die Siedlung
und ihre Bewohner werden römerzeitlich folgendermaßen genannt: Quintia¬
nis, Quintanis, Quintanenses und Quintanensium.
Im Frühmittelalter dient der Name zur Bezeichnung einer Landschaft:
736/37 (Kopie 9. Jh.) Quinzingauue; der Beleg weist anstelle der Lautgruppe
/intjan/ jetzt die Lautgruppe /inzin/ auf.
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