Förderwert von über 114 Millionen Mark und ein Gewinn von ca. 15 Millionen
Mark gegenüber.60
Verstärkt wurden die durch das Etatsystem begründeten unternehmensinternen
Strukturschwächen durch Konstellationen außerhalb des Unternehmens, so z.B.
durch das steigende Defizit im preußischen Staatshaushalt, was zu stärkeren
Forderungen der Gewinnabführung aus Berlin führte.61 Auch die starken In¬
vestitionen des preußischen Bergfiskus an der Ruhr in das neue staatliche
Bergwerkseigentum wirkten sich negativ für die Saarbrücker Bergwerksdirektion
aus, da deswegen weniger Finanzmittel für die Saarbrücker Gruben bereitstan¬
den. Für den Kauf der Felder bei Recklinghausen bzw. der Thyssenschen Zeche
Gladbeck musste der Bergfiskus entgegen der bisher verfolgten Praxis, die
Bergwerkserweiterung stets aus laufenden Mitteln der Bergverwaltung zu be¬
streiten, zum ersten Mal allgemeine Staatsmittel in Anspruch nehmen.62
Die unterbliebenen und verschleppten Investitionen waren selbst wieder eine
Mitursache für das verlangsamte Wachstum des preußischen Bergfiskus und
verstärkten langfristig die Tendenz der sinkenden Gewinne. Aber nicht nur der
Ausbau der Werke durch Erweiterungs- und Rationalisierungsinvestitionen
wurde behindert, vielmehr standen nach 1900 selbst für viele Ersatzinvestiti¬
onen keine ausreichenden Gelder mehr zur Verfügung. So hieß es von Seiten
des Oberberghauptmannes z.B. in der Protokollsitzung für das Jahr 1904: "Was
nun die Bauten betrifft, so wünsche ich, dass die fiskalischen Bergwerke und
zwar besonders die neuen Schachtanlagen in jeder Beziehung auf der Höhe der
Zeit stehen und keinen Vergleich mit Anlagen der Privatindustrie zu scheuen
brauchen. Unter Betonung dieser Gesichtspunkte ist es mir gelungen, in den
letzten Jahren die Etatierung erheblicher Baufonds durchzusetzen..., möchte aber
die Leiter der älteren ausgebauten Anlagen bitten, mit ihren Ansprüchen etwas
zurückzustehen, um zunächst die neuen Fettkohlenanlagen zeitgemäss auszu¬
statten."63 Innerhalb der Bergwerksdirektion konkurrierten also auch die ein¬
zelnen Gruben bei Investitionen um die knappen Finanzen. So klagte man z.B.
auf der Grube Heinitz, eine der größten Gruben im Saarrevier, 1906, dass dort
- abgesehen vom Kokereibetrieb - in den letzten zwanzig Jahren deutlich gerin¬
gere Geldbeträge für Neu- und Erweiterungsbauten als für andere Gruben des
Direktionsbezirkes ausgegeben worden seien. Daher wären nun die Betriebs¬
60 Banken, Frühindustrialisierung (Anm. 2), Anhang Tabelle A10.
61 Das sah auch Haniel so: "Da liegt es nahe, daß in Zeiten ungünstiger Erträge und einer
ungünstigen Lage des Staatshaushaltes die Summen, die Neuanlagen erforderlich wären,
gekürzt werden zugunsten der in die Staatskasse abzuführenden reinen Überschüsse." Alfred
Haniel, Zur Frage der Verstaatlichung des Steinkohlenbergbaus in Deutschland. Düsseldorf
1910, S. 54. Siehe hierzu auch die Ausführungen von Alexander Tille, Die Preispolitik der
staatlichen Saarkohlengruben 1892-1903. Saarbrücken 1904, S. I, 18.
62 Zum Aufschluss dieser Ruhrfelder stellte der Landtag 1908 für die Anlage von drei
Doppelschächten 55 Millionen Mark zur Verfügung. Herring (Anm. 42), S. 36.
63 LAS 564 Nr. 963.
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