Mengen. Die entscheidende neue Erzbasis ist allerdings die Minette-
Lagerstätte, die sich westlich entlang der Mosel in Lothringen bis in
das südliche Luxemburg hineinzieht.
Aus Minette lässt sich wegen ihres Phosphorgehaltes zunächst nur ein minder¬
wertiges Roheisen erschmelzen. Sie ist daher für die Eisenhütten an der Saar im
frühen 19. Jahrhundert wirtschaftlich bedeutungslos. Die Minette erfährt jedoch
eine Aufwertung mit der Einführung des Puddelverfahrens, bei dem ein großer
Teil des Phosphors ausgeschieden wird.* Mittels dieser Technik ist es möglich,
auch aus Minette-Roheisen ein für viele Belange ganz brauchbares Schmiedeei¬
sen zu erzeugen, das zu Eisenbahnschienen und Anderem verarbeitet werden
kann.
Der große Vorteil besteht darin, dass die Lagerstätte in relativ geringer Entfer¬
nung zu den saarländischen Hütten liegt. Als um die Jahrhundertmitte die ersten
Eisenbahnlinien gebaut werden, ist abzusehen, dass man den Transport bald
sehr preisgünstig wird bewerkstelligen können.
Die Erzlagerstätte liegt im Ausland. Frankreich hat bereits im 18. Jahrhundert
eine Ausfuhrsperre für Eisenerz verfügt. Die lothringische Minette ist zunächst
für saarländische Hütten unerreichbar. Bis zur Aufhebung des Ausfuhrverbots
1861 kommt es auf der Basis von wenigen Ausnahmegenehmigungen zu ganz
geringen Minette-Exporten an die Saar.9
1856 wird von luxemburgischen und belgischen Kapitaleignern ein großes
Eisenhüttenwerk in Burbach in unmittelbarer Nähe von Saarbrücken, direkt an
der Saar gelegen, gegründet. Es ist von vorneherein auf die Verhüttung von
Minette angelegt.10 Basis sind erhebliche Konzessionen im luxemburgischen
Minettelager, über die die Unternehmer bereits verfügen." Die Burbacher Hütte
ist der erste praktisch ausschließlich auf Minette basierende Großbetrieb in
Deutschland." Im Folgenden wird noch erläutert, welcher Produktenfächer auf
diese Rohstoffbasis zugeschnitten ist.
Der Wegfall des französischen Ausfuhrverbotes für Erz 1861 hat keinen nen¬
nenswerten Einfluss auf die Lieferungen von Minette aus Lothringen an die
Saar, was nicht überraschend ist, da aus Luxemburg Erz ohne Handelshemm-
7 Döring (Anm. 1), S. 50.
8 Ebd., S. 13-15.
9 Ebd., S. 37.
10 Belgische Unternehmer eröffnen sich durch die Errichtung einer Eisenhütte in Preußen
den großen aufnahmebereiten Markt des Deutschen Zollvereins, der Belgien seit 1854 durch
Zollmauem verschlossen ist. Vgl. Heinz Quasten, Die Wirtschaftsformation der Schwerindu¬
strie im Luxemburger Minett. Saarbrücken 1970 (= Arbeiten aus dem Geographischen
Institut der Universität des Saarlandes; 13), S. 221.
11 Döring (Anm. I), S. 47. Für wenige Jahre erfolgt der Transport über Mosel und Saar, ab
1859 über die Eisenbahnlinie Luxemburg-Diedenhofen-Metz-Forbach-Saarbrücken.
12 Ebd., S. 43.
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