wurde, hatte Paul Fridolin Kehr (1860-1944), damals nicht nur Generaldirektor der Preu¬
ßischen Staatsarchive (1915-29), sondern neben anderem41 auch Vorsitzender der Zen-
traldirektion der Monumenta Germaniae Historica (1919-1936),42 dem jüngeren Tangl-
Schüler Meyer "die Bearbeitung der Diplome Ludwigs des Deutschen" übertragen:43 spä¬
testens 1925, wo Meyer als Bearbeiter44 erscheint, während für 1924 nur über seine al¬
lerdings ausgedehnte Mitarbeit berichtet wurde.45
Kehr selber machte sich "zusammen mit Emst Müller an die Revision des Apparats der
Diplome Ludwigs des Frommen". Erst als sich abzeichnete, dass der schwierigen Überliefe¬
rung für Ludwig den Frommen, namentlich in Frankreich [und wohl auch Italien], derzeit
nicht Herr zu werden war, stellte Kehr die Weiterarbeit an den Diplomen Ludwigs des
Frommen ganz zurück und wandte sich selber der Kanzlei und den Urkunden Ludwigs des
Deutschen zu.46 Diese wurden zusammen mit den Lrikunden von dessen Söhnen Karlmann
und Ludwig dem Jüngeren 1932-34 durch Kehr herausgebracht, ohne dass Meyers Name mit
auf dem Titelblatt erschien; das verwundert heutzutage um so mehr, als Meyer nicht nur
1929 "das [...] fertiggestellte Manuskript der LTrkunden Ludwigs des Deutschen" geliefert
hatte,47 sondern bereits seit 1927 als Archivar am Preußischen Geheimen Staatsarchiv auch
Dozent im Staatsinstitut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Weiter¬
bildung in Berlin wurde,48 also Kehrs Vertrauen genoss. Tatsächlich scheint Meyer mit der
so genannten Fertigstellung des Manuskripts 192949 in Kehrs Augen nur Zubringerdienste
geleistet zu haben, imd für Kehrs Schlussredaktion ist von "Staatsarchivrat Dr. Eugen Meyer"
20 Jahren geruht", also seit ca. 1922/23. Hierfür sprechen tatsächlich Kehrs Arbeitsberichte
in: NA 45 (1924), S. 217f zu 1922/23, ebd. 46 (1926), S. VIII und *VI zu 1924 bzw. 1925,
ebd. 47 (1928), S. V zu 1926, ebd. 48 If (1929), S. VI zu 1927 und ebd. III (1930), S. *VIIf
zu 1928 [Stornierung],
41 Die Direktion des Preußischen Historischen Instituts in Rom, die er am 1. Oktober 1903
übernommen und im Mai 1915 kriegsbedingt zurückgestellt hatte, war ihm 1922 als kom¬
missarische Leitung wieder übertragen worden; Walther Holtzmarm, Paul Fridolin Kehr, in:
DA 8 I (1950), S. 26-58, hier S. 38, 39 und 43 sowie (1951) II, S. 662. "[...D]as historische
Institut bei der Kais er-Wilhelm-Gesellschaft" war seiner Leitung unterstellt worden, als er
im Ersten Weltkrieg nach Berlin übersiedelte - wohl 1915; vgl. ebd. S. 42 bzw. 39.
42 "Bis 1935" in Brockhaus Enzyklopädie 10 (1970), S. 64, verkürzt, aber mit Porträtphoto
= ebd. 11 (t2]1990), S. 574 = ebd. 11 ([3H997), S. 615 ist zu korrigieren nach Wilhelm Engel,
Jahresbericht 1936, in: DA 1 (1937), S. 582-91, hier S. 582 [Beauftragung von Engel mit
Erlass vom 25.3.1936] und Holtzmann (Anm. 41), S. 51: Niederlegung des Vorsitzes am
1.4.1936. Wenn ebd. S. 26 allerdings für seine MGH-Leitung "durch fast 16 schwere Jahre"
resümiert wird, liegt ein Rechenfehler vor; war Kehr doch am 15.6.1919 einstimmig
gewählt worden (ebd., S. 46), so dass er auch dieses Amt am 1.9.1919 antrat, so
NA 43 (1922), S. XVIII. Das ergibt eine Amtsführung von 16 Jahren und 7 Monaten. Falsch
auch "bis 1934 Präsident der Zentraldirektion" in Meyers Enzyklopädischem Lexikon
13 (1975), S. 571, und zwar für Jahr und Titel; instruktiv das Porträtphoto ebd., S. 572.
43 Kehrs Vorrede, in: Die Urkunden der deutschen Karolinger, bearb. von P. Kehr. Ber¬
lin 1932 (= MGH Diplomata; 1, I), S. I-XII, liier S. III Seine damalige Arbeit an den
Diplomen Ludwigs des Frommen scheint Meyer 1923 abgeschlossen zu haben, indem er "das
Register der Ortsnamen und die bibliographischen Angaben druckfertig gemacht hat[te]";
P. Kehr. Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1922-1923, in:
NA 45 (1924), S. 211-22, hier S. 218.
44 P. Kehr, Bericht [...] 1925, in: NA 46 (1926), S. I* -VIII*, hier S. VI*.
45 Ders., Bericht [...] 1924, in: ebd., S. I-XI, hier S. IX: Revision der Münchner, demnächst
der österreichischen Originale.
46 Kehr, Vorrede (Anm. 43), S. Ulf
47 Vgl. Kehrs Bericht [...1929], m: NA 49 I (1930) , hier S. I-ХП, S. VIII mit dems.,
Bericht [...] 1928, in: ebd. 48 III (1930), S. *V-*XIII, hier S. *VIII.
48 So der Personalffagebogen vom 22.4.1955 (LAS NL Meyer Nr. 28).
49 Kehr, Bericht [1929] (Anm. 47), S. VIII.
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