Schweigend hört die Kommission dem Streite zu. Robert Baschista steht in
seiner Bank, der Schweizer wendet sich ihm zu. Na ..., Robert Baschista,
da bist du ja wieder. Also, du sprichst mit Vater und Mutter auch deutsch?
Ych sprächä myt Vatär un Mutär auch doitsch.
Er hat ja gar keinen Vater, wendet der Schulmeister ein.
Abär aynä Mutär ..., trumpft Robert auf.
Die Mutter bereinigt meine Schulklassen, wir können sie gleich mal kom¬
men lassen, das stimmt nicht, was der Junge sagt ..., redet eifrig der
Schulmeister.
Der Schweizer blickt unschlüssig drein. Er legt dem Robert Baschista die
Hand auf den Nacken und spricht: Robert ..., mein guter Junge, nu sag
mir mal folgendes. Wie ist das bei euch, wenn die Mutter den Plazek ge¬
backen hat?
Wän dy Mutär dän Plazäk gebackän hat, wyrd är aufgägässän.
Die Herren sind vergnügt.
Robertei, ich wollte eigentlich wissen, was dir die Mutter sagt, wenn du
den Plazek aufessen sollst?
Wän ych dän Plazäk aufässän soll, sagt myr dy Mutär nychts, ych ässä dän
Plazäk un gäh wäg.
Auch diese Antwort war dem Schweizer nicht genug. Er war der festen
Überzeugung, daß die Mutter dem Robertei dann und wann doch etwas
sagt. Meine Mutter, zum Beispiel, gab mir einen Kuß dabei, streichelte
meine Wangen und sagte etwas.
Robert war der Ansicht, daß seine Mutter das nicht täte, daß sie ihn weder
küsse noch zärtlich seine Wangen streichle, damit er einen Plazek essen
soll.
Denk mal ein wenig nach, Robertei.
Robert dachte nach. Er machte einen schiefen Kopf dabei wie eine Henne
Hochwürdens, und lange wollte ihm nichts einfallen.
... Manchmal da ...
Nu Robertei, siehst du, jetzt kommts.
Manchmal da sagt dy Mutär ...
Nu?
... Manchmal da sagt dy Mutär, Robärtlyk, sam mosch tän Plazäk und halt
die Fresse.
Die Herren lachen laut. Sie fragen einander, was das nun wär.
Germanisch oder slawisch ...?
Das deutsche Mitglied fühlte sich bestätigt. Mitteleuropäische Kombina¬
tion, natürlich ostmärkischer Dialekt.
Der Pole widersprach. Das sei kein ostmärkischer Dialekt, sondern eine
mitteleuropäische Schande. Diese Leute könnten weder deutsch noch pol¬
nisch sprechen.
Robert Baschista darf sich setzen. Er hätte seine Sache gut gemacht, belo¬
bigt ihn der Schweizer.“ (S. 226-229)
Auch Das Eisenwerk, erschienen 1939, setzt Scholtis’ Absicht fort, zu einer
differenzierten Sicht der Ostproblematik beizutragen, wenngleich sich hierin
schon deutliche Anpassungstendenzen niedergeschlagen haben. Seine grund¬
sätzliche Sympathie mit den kleinen Leuten zwischen den Fronten, an denen
Sozial- wie Grenzpolitik exekutiert wird, bleibt jedoch weiterhin spürbar, des¬
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