es handele sich um eine eigene Sprache, wird in Wirklichkeit der Übergang zu
einer anderen Sprachfamilie (Deutsch) vorbereitet.“ Dieser Satz wird von den
lokalen aktiven Sprachpolitiken! als ketzerisch abgetan und bekämpft.
AM = Ampëz / Cortina d'Ampezzo
AP = Al Plan / SL Vigü in Enneberg
BD = Badia / Ablei
CC = Cianacei / Canazei
CO = Col / Colle Santa Lucia
LP = La Plie / Pieve di Livinallongo
MO = Moena
UR = Unijei I St. Ulrich
VI = Vich/Vigo
BL = Prov. Belluno
BZ = Prov. Bozen
TN = Prov, Trient
Abb. 6
Vor 25 Jahren, beim Start meines italienischen etymologischen Wörterbuchs,
mußte ich mich auch mit dieser Frage beschäftigen und mich entscheiden: Ist
das Zentralladinische - wie das Friulanische und Bündnerromanische oder
Sardische - eine eigene romanische Sprache und muß es deshalb in einem ita¬
lienischen Wörterbuch ausgeschieden werden? Ich habe mich für das Korsische
und das Zentralladinische anders entschieden und diese beiden Sprachräume -
im Gegensatz zum Friulanischen und Bündnerromanischen - ins LEI aufge¬
nommen. Ich weiß, daß einige Sprecher des Zentralladinischen mit dieser Ent¬
scheidung nicht einverstanden sind. Als Abgrenzung zwischen Sprache und
Dialekt fordern sie andere Kriterien als sprachliche, historische, religionshisto¬
rische und literarische Parameter, z.B. das ladinische Sprach- und Kulturbe¬
wußtsein: Craffonara (1981, 81) schreibt: „Als Dolomitenladiner betrachten wir
somit alle jene, die sich weder zur deutschen noch zur italienischen sprachli¬
chen und kulturellen Überstruktur bekennen, sondern eben zur ladinischen.“
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