Franz Staat Zur kirchlichen Raumerfassung im Mittelalter. Archidiakone, Chorbischöfe und Archidiakonate im Bistum Metz bis ins 13. Jahrhundert 1. Zur Entstehung von Archidiakonaten in der Diözese Metz und im allgemeinen Bei einem ersten Blick in die Literatur bietet die Geschichte der Metzer Archidiako¬ nate, abgesehen davon, daß alle anderen Themen der Metzer Kirchengeschichte sich bei weitem interessanter auszunehmen und sehr viel eher eine nähere Beschäftigung zu verdienen scheinen, nichts Außergewöhnliches. In der von Henri Tribout de Morembert 1970 herausgegebenen kurzen Geschichte der Diözese skizzierte Michel Parisse Ausdehnung und Gliederung ihres Sprengels, zählte dabei neben Metz die drei anderen Archidiakonatssitze Vic, Marsal und Saarburg auf mit der Bemerkung, diese Gliederung habe bereits im 12. Jahrhundert ihre feste Ausformung gehabt, die Zeit ihrer Entstehung sei jedoch nicht mehr zu ermitteln1. Er wiederholte damit im Grunde eine Ansicht, die bereits Armand d’Herbomez entwickelt hatte, als er 1898 die Urkunde Nr.156 des von ihm herausgegebenen Kartulars von Gorze kommentier¬ te. In dieser Urkunde des Bischofs Stephan von 1143 erscheinen als die ersten Zeu¬ gen vier Archidiakone, von denen d’Herbomez meinte, da es im Metzer Bistum bekanntlich nur vier Archidiakone gebe, den von Metz, von Marsal, von Vic und von Saarburg, fände man hier erstmals deren vollständige Aufzählung2. In seinem grundlegenden Bericht über unsere gegenwärtigen Kenntnisse vom Bistum Metz im Mittelalter von 1963 hat Hans-Walter Herrmann auch den kurzen Aufsatz von Julien Ledere von 1959 analysiert, der versucht hatte, die Anfänge der Metzer Archidiakonate nachzuzeichnen. Dabei stimmte Herrmann dieser Darstellung im großen und ganzen zu. Ledere hatte gezeigt, daß vom 8. Jahrhundert bis 858 Chor¬ bischöfe in der Diözese erscheinen, für die sich zumindest in Hornbach ein fester Sitz herauszuheben scheint. Im Jahr 886 würden nun erstmals vier Archidiakone neben¬ einander genannt, während früher, seit dem 6. Jahrhundert, immer nur ein Archidia- kon aufgetreten war. Im 10. Jahrhundert hätten sich dann in Anlehnung an die Graf¬ schaften zwei Archidiakonate im deutsch- und zwei weitere im französischsprachigen 1 Michel Parisse, La vie religieuse du XIIe au XIVe siècle, in: Le diocèse de Metz, ed. Henri Tribout de Morembert (Histoire des diocèses de France), Paris 1970 S. 68. Beste kartographi¬ sche Darstellung der Metzer Archidiakonate bei G. Bourgeat und N. Dorvaux, Atlas Historique du diocèse de Metz. Montigny, Metz 1907 2 Cartulaire de l’abbaye de Gorze. Ms.826 de la Bibliothèque de Metz, ed. Armand d’Herbo¬ mez (Mettensia 2), Paris 1898 S.557, vgl. Nr. 156 S. 280. 85