VERÖFFENTLICHUNGEN DER
KOMMISSION FÜR SAARLÄNDISCHE LANDESGESCHICHTE
UND VOLKSFORSCHUNG
Ruth Kunz
Maria Vòllono
/Nordwörter' und ,Südwörter'
im Saar-Mosel-Raum
Alte Wortschichten inToponymen
eines exemplarischen Interferenzraumes
-
42
Saarbrücken 2009
Ruth Kunz
Maria Völlono
,Nordwörter4 und ,Südwörter4
im Saar-Mosel-Raum
Alte Wortschichten in Toponymen
EINES EXEMPLARISCHEN INTERFERENZRAUMES
Veröffentlichungen
der Kommission für Saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung
42
,Nordwörterfc und ,Südwörteri
im Saar-Mosel-Raum
Alte Wortschichten in Toponymen
eines exemplarischen Interferenzraumes
Ruth Kunz
Maria Völlono
Saarbrücken 2009
Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e.V.
Gedruckt mit Unterstützung der Saarländischen Landesregierung
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anderweitigen Bearbeitung.
Layout und Satz: Peter Gluting
Druck: Merziger Druckerei und Verlag GmbH & Co. KG, Merzig
Printed in Germany
ISBN: 978-3-939150-03-9
Geleitwort
Dieses Buch ist - wie so viele andere - aus einem Forschungsprojekt her-
vorgegangen, aus dem Projekt ,Nordwörter' und ,Südwörter'. Alte Wort-
schichten in Siedlungs- und Flurnamen und ihre Aussagefähigkeit für die Stel-
lung des Saar-Mosel-Raumes innerhalb der Westgermania, das die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) über vier Jahre gefördert hat, wofür ihr unser
Dank gehört. Leiter des Projekts war der Geleitwortschreiber, der auch
pflichtgemäß den Text der hier nun gedruckt vorliegenden Arbeit durchsah
und mit den eigentlichen Bearbeiterinnen besprach. Pflichtgemäß ja, aber auch
mit Freude: Denn es war eine Freude, das allmähliche Fortschreiten der For-
schungen von der Phase des Sammelns und Sichtens bis hin zur kritischen
Ausarbeitung und dann zur Formulierung der über den Einzelfall hinaus gül-
tigen Ergebnisse in Lektüre und Gespräch zu begleiten.
Vielen ist für das Gelingen des Projekts und der Arbeit zu danken. Es mö-
gen ganz voranstehen die unermüdlich im Hintergrund, in der Beschaffung
von Literatur, in der Durchsicht von Texten und vielem anderem wirkenden
studentischen Hilfskräfte Sabrina Bauer, Cathrin Bungert, Michael DiLK,
Christine Roth und besonders (in intensiver Unterstützung bei Textkorrektur
und Endredaktion) Tanja Schindler. Großen Anteil an der Ausarbeitung der
leitenden Konzeptionen und Prinzipien des Projekts hatten meine damaligen
Mitarbeiter Martina PlTZ (jetzt Université de Lyon) und Andreas Schorr.
Wertvolle Beratung in Fragen der indogermanischen und germanischen
Etymologien und bei Problemen der Vergleichenden Sprachwissenschaft
leistete Harald BlCHLMElER. Ohne die Administration der dem Material weit-
gehend zugrunde liegenden Datenbanken des ASFSL (Archiv für Siedlungs-
und Flurnamen des Saarlandes und des germanophonen Lothringen) und die
geduldig immer wieder neue Einfälle der Autoren in Form bringenden
Satzarbeiten, beides ausgeführt durch Peter Gluting, wäre das Projekt nicht
durchführbar gewesen, das Buch nicht zustande gekommen. Ihnen allen sei
Dank abgestattet.
Dank gebührt auch dem Ministerium für Umwelt des Saarlandes für eine
beträchtliche finanzielle Unterstützung der Publikation, ebenso der Kommis-
sion für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e. V. unter dem
Vorsitz von Frau Prof. Brigitte Kasten für die Aufnahme in ihre Veröffent-
lichungsreihe.
Das größte Verdienst freilich haben sich am Gelingen des Projekts die
Autorinnen des Buchs erworben, die zugleich die wissenschaftlichen Mit-
arbeiterinnen des Projekts waren: Ruth Kunz und Maria VÔLLONO haben
damit für die Erforschung der starken Bindungen, die der Saar-Mosel-Raum
sprachlich zum Norden des deutschen und germanischen Sprachgebietes und
in weniger starker Ausprägung zum alemannischen Süden in sehr alter, aber
auch in neuerer Zeit besaß, eine solide und - wie zu hoffen ist - tragfähige
V
Grundlage geschaffen. Damit ist der Weg nicht vollendet, aber doch eröffnet
und ein Stück lang begangen worden.
Diese Arbeit ist eine lexikographische, eine wortgeschichtliche und wort-
geographische Arbeit. In den Wörtern ist das Gedächtnis von Sprachen, Völ-
kern und Räumen aufgehoben. In diesem Sinne ist die Erhebung und Son-
dierung von Wortschatz auch ein Bewahren und Bewusstmachen von ver-
gangenem Sinn, hier eines Raumes zwischen Norden und Süden, zwischen
Deutschland und Frankreich.
Saarbrücken, im Oktober 2009
Wolfgang Haubrichs
VI
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort.................................................. V
Inhaltsverzeichnis........................................ VII
1. Einleitung (Maria Völlono)................................ 1
]. ]. Sprach- und Namengeographie im Saar-Mosel-Raum............ 2
1.2. Der Saar-Mosel-Raum im Kontext einer interdisziplinären
Diskussion.................................................. 3
1.3. Forschungsstand............................................. 3
1.4. Methodische Grundlagen zur Erfassung der Flur- und
Siedlungsnamen............................................. 10
1.5. Toponyme als Quellenbasis wortgeographischer Studien...... 12
1.6. Erläuterung der Begriffe ,Nordwort‘ und .Südwort4........... 13
1.7. Ausschlusskriterien: unechte ,Nordwörter‘................... 14
2. Anmerkungen zum paradigmatischen Korpus: ,Nordwörter‘
und ,Südwörter1 in Flur- und Siedlungsnamen zwischen
Mosel und Saar (Ruth Kunz)............................... 17
2.1. Materialgrundlage........................................... 17
2.2. Komputistische Komponente................................... 18
2.3. Transkription............................................... 18
3. Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und Symbole
(Ruth Kunz)................................................ 20
4. Verzeichnis der in den Namenartikeln verwendeten
Kantons- und Kreissiglen (Ruth Kunz)....................... 24
5. Katalog der Namenartikel.................................... 26
5.1. Zur Struktur der Namenartikel (Ruth Kunz)................... 26
5.2. ,Nordwörter4................................................ 28
Nr. 1 Adebar m. ,Storch4 (R. K.)......................... 28
Nr. 2 Bech f. ,Bach, fließendes Gewässer4 (M. V.)........ 33
Nr. 3 Biese(n) f. .Binse, iuncus, scirpus4 (M. V.)....... 39
Nr. 4 blank Adj. .schwach glänzend4 (M. V.)............... 48
Nr. 5 Bracken Subst. PI. .brombeerartige
Dornenschlingpflanzen4 (M. V.)............................. 56
Nr. 6 Brink m. .Grashügel4 (R. K.)......................... 60
Nr. 7 Delle f. .Bodensenke im Gelände, Tal; Vertiefung;
Beule in einem Gegenstand4 (M. V.)......................... 64
Nr. 8 drechen Adj. .trocken4 (R. K.)..................... 79
Nr. 9 Driesch m. .zeitweise unbebautes, als Weide
dienendes Ackerland4 (R. K.).............................. 84
Nr. 10 Fenn n. .Sumpfland4 (R. K.)....................... 97
Nr. 11 Fließ n. .fließendes Gewässer4 (R. K.)............ 101
VII
Nr. 12 Gracht, Gracht, Grat f. ,Graben, Schlucht; (tiefer)
Wasserriss in Gelände1 (M. V.)............................ 106
Nr. 13 Hamm m. ,Flussufer; Bucht im Flusse, äußerer bzw.
größerer Bogen einer Flusskrümmung1 (M. V.)............... 120
Nr. 14 Hees (westgerm. *haisja-) ,Buschwald, Strauch4 /
Heister m. .junger Laubbaum aus Baumschule, Buche4
(R. K.)................................................... 129
Nr. 15 Westgerm. *(h)lär- ,Hürde, abgegrenzter Bezirk (?)4
(R. K.)................................................... 138
Nr. 16 Hock m. ,Habicht4 (M. V.)......................... 147
Nr. 17 Horst m./f. ,Gestrüpp, Buschwerk, stehenge-
bliebenes Unterholz, unzugängliche Hecke4 (M. V.)......... 151
Nr. 18 Hübel m. ,Hügel4 (R. K.)........................... 159
Nr. 19 Kaule f. ,Bodenvertiefung, Mulde, Grube4 (M. V.)... 171
Nr. 20 Klei m./f. ,Lehm; fette, weiße Tonerde; fetter Boden4
(M.V.).................................................... 190
Nr. 21 Klutt, Klott m./f. ,Erdklumpen4 (R. K.)............ 194
Nr. 22 Koppel f. ,eingezäuntes Weideland4 (R. K.)......... 199
Nr. 23 Kotten m./n. .Hütte4 (R. K.)....................... 205
Nr. 24 Leweck f. ,Lerche4 (M. V.)......................... 212
Nr. 25 Liesch n. ,Riedgras4 (R. K.)....................... 215
Nr. 26 Mersch Adj./Subst. ,sumpfig; Sumpfgebiet4 (R, K.).. 222
Nr. 27 Pfahl m. ,Lache, Ansammlung stehenden Wassers4
(M.V.).................................................... 227
Nr. 28 Rod n. (ahd.) ,novale, gerodetes Land4 (R. K.)..... 243
Nr. 29 Saal .Halle, Haus, Saal4 (als Zweitelement auch -sei)
(M. V.)................................................... 256
Nr. 30 Schiffei, Schüffel f./n. .Platt- oder Schrägschaufel4,
davon abgeleitet eine Rodungsart (M. V.).................. 266
Nr. 31 Schucht m. .Widerrist, Schulter (von Großtieren);
Bergname4 (R. K.)......................................... 271
Nr. 32 sohr Adj. .trocken, ausgedörrt4 (M. V.)............ 273
Nr. 33 Sprehe f. ,Star4 (R. K.)........................... 277
Nr. 34 Wehm. .Stauwerk am fließenden Wasser4 (R. K.)...... 281
Nr. 35 Wehre f. ,Anteil an der Mark4 (R. K.).............. 287
Nr. 36 Wisch, Wiesch f. .nutzbares, feuchtes Grasland"
(R. K.)................................................... 291
5.3. ,Südwörter4................................................ 296
Nr. 37 Allmende f. .gemeinschaftliches Grundeigentum4
(M. V.)................................................... 296
Nr. 38 Gereute, Geräte, Geriedt n. .Stück Land, das durch 316
Roden urbar gemacht wurde4 (R. K.)........................
Nr. 39 Hatsch m. .Eher4 (R. K.)........................... 322
VIII
Nr. 40 Howert m. ,Höcker, Buckel; Bodenerhebung'
(R. K.)................................................... 325
Nr. 41 Klamm f. ,enges Tal, Bergspalte, Schlucht' (M. V.). 329
Nr. 42 Matte f. ,Wiese' (R. K.)........................... 343
Nr. 43 Muni m. ,Zuchtstier' (R. K.)....................... 359
Nr. 44 Reben Subst. PI. ,Weinberg' (R. K.)................ 363
Nr. 45 Schachen in. .Waldstück' (R. K.)................... 371
Nr. 46 Swanda f. (ahd.) ,ein durch swenden gewonnenes
Stück Land' (R. K.)....................................... 379
Nr. 47 Trotte f. .Kelter' (M. V.)......................... 387
Nr. 48 überzwerch Adj. .quer(-liegend), schräg' (M. V.)... 393
6. Lautliche, morphologische und semantische Auswertung.... 396
6.1. Lautliche Analyse der .Nordwörter' und .Südwörter'........ 396
6.1.1. Verhalten zur Zweiten Lautverschiebung (Ruth Kunz)...... 396
6.1.2. /ft/>/xt/ am Mittelrhein - Schwund des /x/
(Maria Völlono)........................................... 397
6.1.3. Frühneuhochdeutsche Diphthongierung und
Monophthongierung (Ruth Kunz)............................. 399
6.1.4. Hebung und Senkung (Ruth Kunz)............................ 401
6.1.4.1. Kurzvokale................................................ 401
6.1.4.2. Langvokale................................................ 401
6.1.5. Entrundung und Rundung (Ruth Kunz)........................ 402
6.1.6. Rhotazismus (Ruth Kunz)................................... 403
6.2. Morphologische Besonderheiten (Maria Völlono)............. 405
6.2.1. Suffixableitungen......................................... 405
6.2.2. Bestimmung des Genus...................................... 406
6.3. Relevante semantische Aspekte (Ruth Kunz)................. 412
6.3.1. Wortfelder: onomasiologische Befunde...................... 412
6.3.1.1. Morphologie I: Bodenvertiefungen, Geländeeinschnitte.... 413
6.3.1.2. Morphologie II: Erhebungen................................ 414
6.3.1.3. Morphologie III: Form, Lage............................... 414
6.3.1.4. Geologie.................................................. 414
6.3.1.5. Hydrologie (natürliche Bewässerung)....................... 414
6.3.1.6. Bodenbedeckung (Pflanzenbezeichnungen, Wald,
Grasland)................................................. 415
6.3.1.7. Kulturnamen............................................... 415
6.3.1.8. Fauna..................................................... 416
6.3.1.9. Formbezeichnungen......................................... 416
6.3.1.10. Bauwerke/technische Anlagen............................... 416
6.3.1.11. Sonderland................................................ 416
6.3.2. Relevanz der Flurnamen für eine Rekonstruktion des
landwirtschaftlichen Sachwortschatzes..................... 417
IX
7. Zur Bedeutung der Namen für eine interdisziplinäre Dis-
kussion: Bausteine für eine Sprach- und Siedlungs-
geschichte kleiner Räume................................... 419
7.1. Flurnamenräume im Untersuchungsgebiet (Ruth Kunz).......... 419
7.1.1. Der westmoselfränkische Raum an Obermosel und
unterer Saar............................................... 422
7.1.2. Der Raum an Prims und oberer Blies.......................... 425
7.1.3. Der lothringisch-westelsässische Namenraum zwischen
Rossel und oberer Saar..................................... 426
7.1.4. Der Eisasskeil.............................................. 427
7.1.5. Der Pfalzkeil............................................... 428
7.2. Namenwörter ohne deutliches Verbreitungsmuster im
Untersuchungsraum (Maria Vollono).......................... 429
7.3. Zusammenfassende areallinguistische Beurteilung des Saar-
Mosel-Raums im Spiegel der ,Nordwörter4 und ,Südwörter4
(Maria Vollono)............................................ 431
7.4. Exkurs: Flurnamengeographie und Lokalisierung eines lite-
rarischen Werkes am Beispiel des ,Südwortes4 Howert m.
Eine kleine Fallstudie (Ruth Kunz)......................... 434
8. Zusammenfassung und Ausblick: Forschungsperspektiven
für eine historische Onomastik im Bereich zwischen Mosel
und Saar (Ruth Kunz)....................................... 439
9. Quellenverzeichnis (Ruth Kunz).............................. 443
10. Bibliographie............................................... 452
11. Kartenanhang................................................ 491
11.1. Abbildungsverzeichnis....................................... 491
11.2. Abbildungen................................................. 493
X
1. Einleitung (Maria Völlono)
Ziel der vorliegenden Studie ist eine exemplarische Beschreibung der wort-
geographischen Stellung des Saar-Mosel-Raums auf namenkundlicher Grund-
lage. Zur Beurteilung der wortgeographischen und siedlungsgeschichtlichen
Stellung des Saar-Mosel-Raums erschien eine Analyse der Flurnamen beson-
ders geeignet, da der in ihnen konservierte altertümliche landwirtschaftliche
Sachwortschatz zu den Denotatklassen gehört, die sich weniger leicht als an-
dere von aktuellen sprachlichen Entwicklungen verfremden und verdrängen
lassen, oder, wie es Wolfgang Kleiber ausgedrückt hat, die „geradezu am
Boden kleben“ (KLEIBER 1975, 148). „Nicht zuletzt die dem Appellativbe-
reich noch am nächsten stehenden Flurnamen eignen sich hervorragend als
Quelle für die historische Dialektgeographie“ (Debus 1983, 932), denn sie er-
füllen die an historische Quellenbelege für wortgeschichtliche Studien zu rich-
tenden Grundanforderungen wie: Nähe zur sprachlichen Grundschicht, ein-
deutige Lokalisierbarkeit und Datierbarkeit sowie relativ dichtes Vorkommen.
Materielle Grundlage der Untersuchung war die große Sammlung von Sied-
lungs- und Flurnamen (ca. 500.000 Einzelbelege samt entsprechendem Daten-
satz) aus dem Saarland, dem östlichen Lothringen und den westlich der Voge-
sen gelegenen Teilen des Eisass (sogenanntes Krummes Eisass).1 Vor allem
sollte der für die Genese des westmitteldeutschen Sprachraums nicht unwe-
sentlichen Frage nachgegangen werden, ob sich im Namenschatz des Saar-
Mosel-Raums auf lexikalischer Ebene alte Verbindungen zu den ripuarischen
und niederfränkischen Dialektgebieten im Norden und Nordwesten nachwei-
sen lassen, die sich dann durch von Süden vordringende Neuerungen immer
mehr abgeschwächt hätten2 * (zu ersten Ergebnissen in dieser Frage vgl. Hau-
brichs 2004a, 2005; Kunz 2008, 2009; Pitz 2005; Pitz/Schorr 2003;
VÖLLONO 2008). Ansätze und Versuche zu einer solchen Rekonstruktion im
Bereich der Lexik wurden bislang nicht in erschöpfender Weise durchgeführt,
eine Lücke, die durch die vorliegende Studie verringert werden konnte. Im
Einzelnen wurden zur Klärung der genannten Fragestellung Namenartikel zu
ausgewählten, im Untersuchungsraum vorkommenden ,Nordwörtern4 und
,SüdwÖrtem4 angelegt. Auf der Grundlage der in den Namenartikeln gegebe-
nen Einzeluntersuchungen des Flurnamenmaterials wurde eine relative Chro-
nologie der Namenwörter erstellt; so konnten einzelne Flurnamenschichten
geschieden werden, deren Analyse wesentliche Erkenntnisse zur Siedlungsge-
schichte des Saar-Mosel-Raums sowie zu dessen wortgeographischer und
sprachgeschichtlicher Stellung erbracht hat.
Vgl. Kapitel 2.1.
2 Vgl. Christmann 1938: Er geht von einer Umgestaltung der ehemals mehr nieder-
deutsch-niederrheinischen Mundarten der Saarpfalz durch oberdeutsch-aleman-
nische Einflüsse aus (S. 38 und 40).
1
1.1. Sprach- und Namengeographie im Saar-Mosel-Raum
Die Lautgeographie konnte deutlich aufzeigen, dass im Untersuchungsraum
wichtige nördliche und südliche Spracherscheinungen aufeinander treffen:
z. B. die dat/das-Linie, die bei Falkenberg in Lothringen südlich ausläuft, und
die weiter nördlich verlaufende fest/fescht-Lime. Mit den Ergebnissen der vor-
liegenden Studie lassen sich diese Erkenntnisse nun auch aus der Perspektive
der Lexik bestätigen und zugleich differenzieren (vgl. dazu zuletzt Hau-
BRICHS 2002, 2007a);' Die Auswertung von Toponymen und Mikrotopo-
nymen (unter Einbeziehung der Namen aus vorgermanischen Schichten) im
Untersuchungsraum ermöglicht also ein besseres Verständnis der sprachlichen
Zwischenstellung und der Brückenfunktion des Saar-Mosel-Raums in histori-
schen und wortgeographischen Dimensionen. Wie wünschenswert eine solche
methodische Koppelung ist, geht auch aus einer Feststellung Wolfgang Klei-
bers hervor, der zu Recht betont hat, dass die
[...] historische Sprachgeographie frühmittelalterlicher ,Stämme1 bzw. der betr.
.politischen Einheiten' noch wenig entwickelt [ist]. Beispielsweise wäre auf die
Entdeckung eines ingwäonischen (niederfränkischen) Superstrats am nördlichen
Oberrhein auf der Basis onomastischer und appellativischer Zeugnisse hinzuwei-
sen. Derartige primär namenkundliche Einzelforschungen müssen vorläufig als
Ersatz dienen für das fehlende Bild einer frühmittelalterlichen Sprach- und
Wortgeographie (Kleiber 1998, 891 f.).
Im Namenschatz des Saar-Mosel-Raums haben sich alte lexikalische Ver-
bindungen zu den ripuarischen und niederfränkischen Dialektgebieten im Nor-
den und Nordwesten in hoher Zahl nachweisen lassen, die sich dann durch
von Süden vordringende Neuerungen immer mehr abgeschwächt haben. So
wurden nach Maßgabe des Materials in erster Linie ,Nordwörter' bearbeitet,
die in einem wortgeographischen Zusammenhang mit dem Niederländischen,
Ripuarischen, Niederfränkischen und Niederdeutschen stehen. Sie werden
durch relativ wenige ,Südwörter' ergänzt, die einen wortgeographischen Zu-
sammenhang mit dem Oberdeutschen aufweisen (Haubrichs 2002, 2004a,
2005, 2007a; Pitz 2005; Pitz/Schorr 2003).
Aufgrund der Materialien des Deutschen Wortatlasses hat Hildebrandt eine Typo-
logie der arealen lexikalischen Gliederung deutscher Dialekte erstellt und dabei eine
Reihe von Raumtypen definiert, darunter den Raumtyp A: Nord - Süd. „Sprachhis-
torisch gesehen orientiert sich dieser Gegensatz an der hdt.-ndt. Raumstruktur, die
ihre früheste Ausprägung durch die Stammesgrenzen des Alem.-Frühfränk. einer-
seits und des Sächs. andererseits erfahren hatte.“ (Hildebrandt 1983, 1334).
2
1.2. Der Saar-Mosel-Raum im Kontext einer interdiszipli-
nären Diskussion
Die Fragestellungen, die aus der besonderen Lage des Saar-Mosel-Raums an
der Schnittstelle zwischen nördlichen und südlichen Einflüssen resultieren,
und das damit verbundene Problem der sprachlichen und siedlungsgeschicht-
lichen Genese dieses Raumes sind in einen interdisziplinären Diskurs einzu-
betten: Allein die Rekonstruktion der sprachlichen Varietäten, die man ge-
meinhin unter dem Begriff,westgermanisch1 resümiert, beschäftigt schon seit
langem verschiedene Fachwissenschaften. Nicht nur die Philologien, sondern
auch die Geschichtswissenschaft und die Vor- und Frühgeschichte tragen er-
gänzend zur intensiven interdisziplinär geführten Grundlagendiskussion bei
(Besse 1997; Buchmüller-Pfaff 1990; Kunz 2000; Haubrichs 1987a,
1994, 2003b, 2007b; Jochum-GodglüCK 1995; PlTZ 1997, 2003b; Puhl
1999; Schorr 1993,2000; Stein 1989).
1.3. Forschungsstand
Dass eine sprachhistorische Beschreibung der Gebiete des Saar-Mosel-Raums
nur in enger Verknüpfung mit der Sprach- und Siedlungsgeschichte der gern
der Franci möglich ist, ist von der Forschung seit langem erkannt und unter-
schiedlich dargestellt worden. Diesbezüglich stellt sich die Frage
[...] der Genese der in ihren Resten beschreibbaren historischen Sprachen des
Altenglischen, Altfriesischen, Altsächsischen, Altniederfränkischen (bzw. Alt-
niederländischen), Althochdeutschen und Langobardischen aus unterschiedli-
chen, freilich untereinander in komplexen Verwandtschaftsbeziehungen stehen-
den gentilen Varietäten, die man unter dem Begriff westgermanisch‘ zu subsu-
mieren pflegt (Pitz/Schorr 2003, 62).
Die Entstehung der von der gens der Franci gesprochenen westgerma-
nischen Varietät wird in der Forschung differenziert diskutiert (Haubricfis
1996, 1998, 1999a; NEUß 1998, 171 ff.; Runde 1997; Tiefenbach 1998). Be-
reits im 3. Jahrhundert, als die Franken in historischen Quellen greifbar wer-
den, ist ihr Stammesverbund aus zahlreichen kleineren Gruppierungen zusam-
mengefugt. „Die vorherrschenden Elemente gehören - so nimmt man inzwi-
schen an - wohl in ,weser-rheingermanische‘ Zusammenhänge, wobei sich
Bezüge zu den ursprünglich nicht zu den Franken zu rechnenden Chatten/
Hessen im germanischen Altsiedelland wahrscheinlich machen lassen“ (PlTZ/
SCFtORR 2003, 63). Um die Mitte des 4. Jahrhunderts beginnt, ausgehend von
ihren ursprünglichen rechtsrheinischen Territorien, die allmähliche Expansion
der Franken in die Gebiete des Römischen Reiches (BÖHME 1974, 1996,
1998; EWIG 1997, 1 Off.); dabei kam der recht heterogene , Stammesschwarm ‘
im Westen in Kontakt mit Sprechern galloromanischer Mundarten, im Süden
mit den eine ,elbgermanische' Varietät sprechenden Alemannen. Auch im Os-
3
ten hatten die Franken am Mittelrhein und Niederrhein Kontakte mit anderen
germanischen Gruppen; am bedeutsamsten und dauerhaftesten dürfte jedoch
der Kontakt mit den Alemannen gewesen sein. In der Wanderzeit befanden
sich unterschiedliche germanische Gruppen unter fränkischer Herrschaft
(NEUß 1998). Aufgrund dieser anerkannten Umstände ist die Existenz einer
einheitlichen Sprache
[...] sehr fraglich, ja unwahrscheinlich, wie denn auch im Laufe der Sprachent-
wicklung des frühen Mittelalters die nördlichen Regionen des fränkisch besie-
delten Gebietes in Lautung und Wortschatz sich stärker an den Sprachen nord-
seegermanischer Stämme, [,..] die südlichen Bezirke aber eher an dem auf der
Grundlage elbgermanischer Stammessprachen gewachsenen Althochdeutschen
orientierten (Haubrichs 1996. 559).
Diese sprachlichen Differenzierungen konkretisieren sich innerhalb der
Dialekte der Frankengruppe vor allem - aber nicht nur - in der Erscheinung
des sogenannten ,Rheinischen Fächers1, der die gestaffelte Rezeption der
Zweiten Lautverschiebung in den heutigen westmitteldeutschen Mundarten
abbildet.4 Dieser Lautwandel, für den die ersten sicheren Belege, die auf den
alemannischen Sprachraum verweisen, etwa bis in die erste Hälfte des 6. Jahr-
hunderts zurückreichen, wanderte - so die Mehrheitsmeinung (vgl. AhdGr §§
83-90 mit weiterer Literatur) - in merowingischer Zeit von Süden nach Nor-
den und erfasste dabei die fränkische Sprachengruppe nur partiell, die nord-
deutsche Tiefebene und die Küstengebiete dagegen überhaupt nicht; die areal-
linguistischen und chronologischen Dimensionen dieses Phänomens gehören
zu den faszinierendsten und zugleich umstrittensten Fragestellungen philo-
logisch orientierter Frühmittelalterforschung überhaupt. Dass „der sprach-
geographische Befund der Gegenwart, der eine breite Zone zwischen Ober-
deutsch und Niederdeutsch mit stets wechselnden und unterschiedlichen Bil-
dern der Teilhabe an südlichen und nördlichen sprachlichen Zusammenhängen
aufweist, [...] nach historischer Erklärung und Deutung [verlangt]“ (SCHÜTZ-
E1CHEL 1976, 1) und dabei gerade den sprach- und siedlungsgeschichtlichen
Konstellationen innerhalb des durch die .Landnahme4 Chlodwigs begründeten
fränkischen Reiches eine tragende Rolle zukommt, ist häufig betont worden
(vgl. etwa Venema 1997, 18ff.).
Das große Gebiet des .Rheinischen Fächers4 ist von sehr unterschiedlichen
naturräumlichen und vor allem siedlungsgeschichtlichen Verhältnissen cha-
rakterisiert: Die Beachtung solcher Gegebenheiten ist notwendig, um die Ge-
nese des westmitteldeutschen Dialektraums zu verstehen. Insbesondere der
Kölner Raum ist Teil der - von Köln selbst abgesehen - in manchen Be-
reichen wohl schon in spätantiker Zeit stark germanisierten Provinz Germania
Inferior, während es sich innerhalb der Belgien Prima und der Germania Su-
4 Neuere auf Haubrichs 1987, Venema 1997 und Schwerdt 2000 basierende Über-
legungen zum Lautverschiebungsproblem bei Pitz 1999a, PitzWöllono 2003.
4
perior etwa für Teile Lothringens, für die Mosellande und auch für kleinere
Gebiete um Mainz, im Rheinengtal und an den Eifelrändern anhand sprachli-
cher Kriterien immer deutlicher abzeichnet, dass eine intensive Frankoni-
sierung dieser Regionen wohl erst im 7. Jahrhundert begann (vgl. Haubrichs
2003a, 2003c und 2004b; PlTZ 199%; PlTZ/SCHORR 2003).
In der theoretischen Argumentation um die Genese von Sprachräumen
spielen neben dem Lehn- und Reliktwortschatz gerade die Namen eine heraus-
ragende Rolle. Die toponomastischen Zeugnisse sind exakt datierbar und in al-
ler Regel auch im Raum präzise situierbar: Sie bieten also in der von spärlichen
schriftlichen Quellen charakterisierten Zeit der Spätantike und des frühen Mit-
telalters eine hervorragende Quelle für sprachgeschichtliche Studien, vor allem
wenn sie in Kombination mit archäologischen Daten interpretiert werden.
In den genannten Gebieten konnte mit Hilfe toponomastischer Materialien
der Nachweis größerer und kleinerer romanischer Sprachinseln erbracht wer-
den, in denen sich sprachlebendiges Romanentum wohl über längere Zeiträu-
me nahezu ungestört erhielt, und die sich erst im Laufe des Frühmittelalters
allmählich auflösten.
Vor allem im Trierer Raum hat ein romanisches Bevölkerungselement die frän-
kische Zusiedlung wohl über Jahrhunderte überdauert und dabei seinen eigen-
tümlichen, den ostfranzösischen Mundarten sehr nahestehenden Dialekt als
Zweitsprache neben dem auch hier immer mehr an Bedeutung gewinnenden Mo-
selfränkischen bewahrt. Vermutlich hat diese Trierer Moselromania die Francia
Rinensis mindestens bis in karolingische Zeit wie ein Querriegel durchschnitten
(Pitz/Schorr 2003, 67f.).
Durch diese Überlegungen und Erkenntnisse wird „die Frage nach den eth-
nischen und sprachlichen Grundlagen des rheinischen Mitteldeutschen um ei-
ne wichtige Komponente bereichert“ (Kleiber 1983, 155). Die sprach- und
siedlungsgeschichtlichen Verhältnisse sind auf jeden Fall regional differen-
ziert zu betrachten. Diese Betrachtungsweise hat sich an den historischen
Raumbildungen der merowingischen Zeit zu orientieren und das Prinzip des
kleinräumigen Vergleichs methodisch zu nutzen (exemplarisch dazu Hau-
brichs 1983a-b, 1999a; PUHL 1998, 1999; vgl. auch NEUß 1998, 173).
Ob das mittlere Rheinland, die Pfalz und die weiter westlich gelegenen Ge-
biete des Saar-Mosel-Raums von Westen, aus dem Herzen des Merowinger-
reichs, oder von Norden, aus dem Kölner Raum, fränkisch besiedelt worden
sind, bleibt nach wie vor strittig. Vielleicht stand beides nebeneinander. Die
Frage berührt im Grunde genommen das Verhältnis zwischen dem ripua-
rischen Frankenreich einerseits und dem Westreich Chlodwigs und seiner
Nachfolger andererseits und hängt wesentlich mit der Interpretation der
Francia Rinensis beim spät überlieferten Geographen von Ravenna sowie mit
der ethnischen Interpretation archäologischer Forschungsergebnisse zusam-
men (vgl. dazu aus philologischer Perspektive z. B. Schützeichel 1976,
84ff„ 143ff; HAUBRICHS 1999a mit der älteren Literatur, aus historischer Per-
5
spektive zuletzt SPRINGER 1997, 1998). Für die sprachhistorische Seite dieses
Problems spielt die Beurteilung der ,eingebrochenen Brücke4 der Germania
submersa zwischen fränkischem Norden und fränkischem Süden sowie die
Frage nach dem siedlungsmäßigen Umfang der fränkischen Landnahme und
nach ihrem sprachlichen Niederschlag in Ortsnamen und Lehnwörtern in den
westlichen, jenseits der späteren deutsch-französischen Sprachgrenze situ-
ierten Regionen eine nicht unerhebliche Rolle. Besonders schwer zu fassen
und folglich in der Forschung umstritten ist der sprachliche Charakter des von
den zuwandernden Franken gesprochenen, im 9./10. Jahrhundert endgültig
erloschenen , Westfränkischen4 (zum Begriff vgl. SCHÜTZEICHEL 1973a, 258,
zu seiner Kritik z. B. FELDER 1978, 96f.). Dass die Schließung dieser Räum-
lichen Lücke4 für eine Gesamtbeurteilung der Sprache der merowingischen
Franken von eminenter Bedeutung wäre, haben schon die methodisch wich-
tigen Arbeiten von Rudolf Schützeichel (1973a, 1973b, 1976) immer wie-
der betont. Obwohl die Romanisten Ernst GAMILLSCHEG und Walther von
Wartburg hier vom Galloromanischen her wichtige Vorarbeiten geleistet
haben (vgl. Pfister 1972, 192), scheint dies jedoch ein Arbeitsfeld zu sein,
das Germanisten „eher abschreckt als anzieht“ (Haubrichs 1992, 643, vgl.
auch Haubrichs 1998; Pitz 2000a) und auf dem die Forschung daher in den
letzten Jahren kaum vorangeschritten ist - sieht man einmal von der gerade er-
schienenen, ältere Beiträge zur Lautgeschichte zusammenfassenden Publikation
von Paul W. Brosman (1999) ab. Nicht zuletzt durch diese wichtige Arbeit
aber wird nun immer deutlicher,
[...] daß das ,klassische4 von Romanisten geprägte Bild, wonach die Germania
submersa im wesentlichen als die südliche Fortsetzung des Altniederfränkischen
und damit ausschließlich im Zusammenhang mit dem heutigen Niederländischen
zu sehen wäre, wohl der Differenzierung, teilweise auch der Korrektur bedarf.
Schon das Beispiel des 882 wohl in St. Amand, auf jeden Fall im linksrheinischen
Niederlothringen und in bilingualem Milieu entstandenen LudwJgsliedes zeigt,
auch wenn man einen oberschichtlichen Adressatenkreis in Rechnung stellen muß,
mit seinen niederfränkischen, mittel fränkischen und rheinffänkischen Elementen
eine im 9. Jahrhundert gerade noch lebendige sprachliche Beziehung auch zu den
Gebieten an Mosel und Mittelrheinf Auch die Arbeiten von Ruth Schmidt-
Wiegand zu den ,Malbergischen Glossen4 der Lex Salica, die die sprachliche
Grundlage des Westfränki sehen als ,niederfränkisch [...] mit mittel fränkischem,
vielleicht auch rheinfränkischem Einschlag'5 6 bestimmen, sowie die Untersuchun-
gen von Wolfgang Haubrichs und Max Pfister zu den sogenannten .Pariser Ge-
sprächen47 weisen in eine ähnliche Richtung (Pitz/Schorr 2003, 74).
5 Vgl. Schützeichel 1973a; Urmoneit 1973.
6 Schm idt-Wiegand 1991, 169.
Haubrichs/Pfister 1989.
6
Auch das Glossenmaterial könnte wichtige Hinweise auf die Existenz einer
germanophonen Sprachschicht im heute französischsprachigen Raum geben.
Außerdem verspricht eine genaue Untersuchung der den einzelnen Dialekten
zugewiesenen Handschriften {Bergmann 1973, 128ff) wichtige und viel-
leicht unerwartete Resultate zu liefern. So kommt z. B. für die mit althoch-
deutschen Glossen versehene Stuttgarter Martinsvita (Stuttgart, WLB Cod.
Hist. 4° 36 [XII], BV Nr. 859), deren Niederschrift den paläographischen Ge-
gebenheiten nach im 9. Jahrhundert angesetzt wird, als Schriftheimat der
westfränkische Raum, vielleicht Tours, in Frage (THIES 1994, 525ff.). Das zu
uertiginem angeführte Interpretament sturnilod (Akk. Sg. st. m.) ,Schwer-
fälligkeit' bzw. die Graphie (d) für auslautendes germ. /d/ in sturnilod ge-
stattet jetzt unter Vorbehalt eine sprachgeographische Einordnung des Glos-
senmaterials in den fränkischen Raum. Hingegen scheint der Rückschluss von
der frühen althochdeutschen Glosseneintragung auf eine baldige Abwande-
rung des Codex in die Germania nicht unbedingt zwingend.
Weiter gekommen ist man freilich bei der Beurteilung des für die frühmit-
telalterliche Sprach- und Siedlungsgeschichte der linksrheinischen Gebiete so
bedeutsamen Siedlungsnamenschatzes. So ergaben sich zum einen aus einer
typologischen und lautchronologischen Analyse vorgermanischer Integrate
sehr differenzierte Aussagen zur Genese der Sprachgrenze aus ehemals bilin-
gualen Räumen und auch zu chronologisch unterscheidbaren fränkischen
,Siedlungswellen' (vgl. BuchmÜLLEr/Haubrichs/Spang 1986/87; Hau-
BRICHS 1987a, 1994, 1997). Insbesondere für den Saar-Mosel-Raum (z. B.
Haubrichs 1983a, 1983b, 1986; Buchmüller-Pfaff 1990; Pitz 1997,
1999a, 2000b-c, 2001) und die östlich angrenzenden pfälzischen Land-
schaften (Dolch/Greule 1991; Pitz/Puhl 1997; HAUBRICHS 2000) hat da-
bei die inzwischen weit vorangetriebene Analyse der primären Siedlungs-
namen auf -ingen, -heim, -dorf -weder etc. mit patronymischem Erstglied und
der in ihnen enthaltenen Personennamen das überraschende Ergebnis erbracht,
dass selbst so ,klassisch germanische' Siedlungsnamentypen wie die -heim-
und -/V7ge/7-Namen in diesen Räumen in statistisch signifikantem Umfang Per-
sonennamen enthalten, welche zwar mit westgermanischen Namenelementen
komponiert sind, aber lautlich Anzeichen eines Übergangs in romanischen
Mund aufweisen (Kaufmann 1965, 1968; Haubrichs 1983a-b, 1986, 1992
u. ö.; Pitz 1997, 2000c-d, 2001). Teilweise sind die enthaltenen Personen-
namen überhaupt gänzlich romanischen Ursprungs (Haubrichs 2000; PITZ
2000c-d, 2001). Auch die typologische und lautchronologische Analyse der
im Sprachgrenzbereich so häufigen romanisch-germanischen Doppelnamen
(Haubrichs 1986; Besse 1997; Pitz 1999a, 2000b-c) weist in die gleiche
Richtung; häufig sind es gerade diese Namendoubletten, an denen sich die
Fruchtbarkeit der lautchronologischen Analyse von Namenrelikten für die Er-
hellung schwieriger romanischer (Pfister 1987, 1992) und althochdeutscher
(HAUBRICHS 1987a; Venema 1997) Prozesse der Sprachgeschichte erweist.
7
Man wird angesichts dieser Beobachtungen durchaus geneigt sein, iiir die
betroffenen Regionen auch mit einer Siedlung zu rechnen, deren grundherr-
schaftliche Impulse aus dem Westen kamen, und nach Möglichkeiten suchen,
solche Befunde mit Hilfe anderer methodischer Ansätze und anhand anderer
Materialien einer näheren Überprüfung zu unterziehen. Hier ist mit Wolfgang
KLEIBER (1986a, 1989, 1995) vor allem an eine Vertiefung von Beobach-
tungen aus dem Bereich der Lexik sowie der Flur- und Stellennamen zu den-
ken, in denen sich relikthaft durchaus auch .nordwestgermanisches' Wortgut
erhalten zu haben scheint, das über eine eingebrochene ,westfränkische" Brü-
cke vermittelt sein könnte (Kleiber 1995, 717). Je mehr solcher ,nordseeger-
manischer" - und auch nach Westen, in den Bereich des alten ,Westfrän-
kischen' verweisender - Spracheigentümlichkeiten sich bei gezielter Beobach-
tung an Mosel und Saar nachweisen lassen, umso eher lässt sich (natürlich
immer in Kombination mit anderen, auch nichtsprachlichen - etwa archäo-
logischen - Indizien) ein vermuteter Einfluss westlicher fränkischer Gruppen
bei der frühmittelalterlichen Aufsiedlung des Saar-Mosel-Raums erhärten.
Die Rekonstruktion alter Beziehungen zwischen den einzelnen historischen
Sprachen des Westgermanischen', d. h. den Dialekten der ,Frankengruppe'
und den sie umgebenden .nordseegermanischen' und .elbgermanischen' Va-
rietäten, hat sich bisher in erster Linie an charakteristischen Lautentwick-
lungen und morphologischen Eigentümlichkeiten der nieder-, mittel- und
rheinfränkischen Mundarten orientiert (exemplarische Zusammenstellung re-
präsentativer Phänomene z. B. bei HaubrichS 1998, 125). Beim derzeitigen
Forschungsstand lassen sich deshalb auf der Ebene der Lautung, Morphologie
und Wortbildung der Sprache Verbindendes und Trennendes sehr viel leichter
herausarbeiten als etwa im Bereich der Lexik, der insgesamt noch sehr im
Dunkeln liegt. Indessen wirkt sich gerade bei Fragen der Lautung und Mor-
phologie ein für die historische Sprachforschung grundsätzliches Problem be-
sonders nachhaltig aus: Die Erschließung älterer Sprachzustände hängt we-
sentlich von der Möglichkeit ab, die schriftliche Überlieferung lautlich inter-
pretieren zu können; die erhaltene Text- und Namenüberlieferung kann aber
- wie die neuere Schriftlichkeitsforschung immer stärker erkennt - nicht aus-
schließlich auf die Funktion der akkuraten Wiedergabe von Gesprochenem
reduziert werden (vgl. Debus 1983, 930ff.; Sonderegger 1983, 1533ff.).
Auch deshalb hat für eine Dokumentation „sprachlicher Unterschiede der al-
ten Stammeseinheiten“ (KÖNIG 1998, 69) die Rekonstruktion von Wort- und
Namenräumen als wichtiges Arbeitsfeld zukünftiger Forschung zu gelten (vgl.
Pitz/Schorr 2003).
Es muss betont werden, dass ein solcher Ansatz, der die Ortsnamenkunde
für die historische Wortgeographie nutzbar macht, auch dann sinnvoll ist,
wenn man andere Erklärungshypothesen für die Genese des sogenannten
.Rheinischen Fächers' favorisiert als die weiter oben vorgetragenen. Durch
eine Auswertung von Toponymen und Mikrotoponymen einschließlich des
vorgermanischen Namenmaterials wird methodisch ein anderer Weg beschrit-
ten, um die sprachliche Zwischenstellung gerade des Saar-Mosel-Raums in
ihren historischen Dimensionen transparent zu machen und daher auch ihre
Genese besser zu verstehen. Eine wichtige lexikalische Vergleichsgrundlage
für solche Unternehmungen steht in Gotthard Lerchners Studien zum nord-
westgermanischen Wortschatz (1965) zur Verfügung. Darin und in einer klei-
nen Reihe exemplarischer Einzelstudien von Wolfgang KLEIBER und anderen
deutet sich an, dass vor allem in der agrarischen Sphäre, also gerade innerhalb
des flurnamenrelevanten Wortschatzes, offenbar alte lexikalische Gemein-
samkeiten zwischen den fränkischen Dialekten - einschließlich des durch Re-
liktwörter und -namen fassbaren , Westfränkischen1 - und den ,nordseegerma-
nischen1 Küstensprachen bestehen. Andere auf dem Gebiet der althochdeut-
schen Wortgeographie bereits geleistete Vorarbeiten lassen dagegen signifi-
kante Gegensätze besonders auf dem Gebiet der Rechtssprache und des religi-
ösen Wortschatzes erkennen.
Insgesamt ist die wortgeographische Stellung des westmitteldeutschen
Raumes, und gerade der Lande an Mosel und Saar, in ihren historischen Di-
mensionen bisher noch zu wenig untersucht, um über die These einer alten
Verbindung zu den ripuarischen und niederfränkischen Dialektgebieten im
Norden und Nordwesten handfeste Aussagen treffen zu können. Schon vor der
endgültigen Teilung des kontinental-westgermanischen Kontinuums in
Deutsch und Niederländisch, die sich später mit Einsetzen der schriftlichen
Überlieferung immer mehr verfestigte und sich in den Schrift- und National-
sprachen manifestierte, hatten sich diese Beziehungen wohl abgeschwächt.
Zur Klärung solcher Fragen kann nun speziell die Flurnamenforschung ei-
nen herausragenden Beitrag leisten: Flurnamen und den aus ihnen abgeleiteten
sekundären Siedlungsnamen wird man wegen der speziellen Bedingungen der
Namentradierung, insbesondere aufgrund der geringen kommunikativen
Reichweite von Flurnamen und des archaischen Charakters des landwirt-
schaftlichen Sach- und Rechtswortschatzes, aus dem sie in der Regel ge-
schöpft sind, eine Nähe zur sprachlichen Grundschicht einer Landschaft unter-
stellen können, die durch andere Materialkategorien vermutlich nicht zu über-
treffen ist. Die in den letzten Jahrzehnten insbesondere von Flans Ramge mit
dem Hessischen Flurnamenatlas (1987) weiterentwickelten Methoden der
Flurnamengeographie (zur Forschungsgeschichte vgl. Ramge 1996) haben zur
Beschreibung von ,Flurnamenräumen1 geführt (RAMGE 1987b), die sich in
Beziehung zur Dialektgeographie setzen ließen. So unternahmen etwa Gunter
MÜLLER (1985) und jüngst Wolf-Dietrich ZERNECKE (1999) den Versuch ei-
ner historischen Dimensionalisierung der DWA-Karte ,Hügel‘ mittels der
Flurnamengeographie, um damit einen Beitrag zur historischen Wortgeo-
graphie auf namenkundlicher Grundlage zu leisten. Mit der hier interessieren-
den Frage nach den Aussagemöglichkeiten der Namengeographie zur frühmit-
telalterlichen germanischen Siedlung beschäftigten sich in jüngerer Zeit
9
Wolfgang Kleiber (1986a, 1989, 1995) und Wolfgang Haubrichs (1992).
Auf Verhältnisse vor der Wanderungszeit und damit über den hier ins Auge
gefassten Raum- und Zeithorizont hinaus zielten die nicht unumstritten geblie-
benen Namenkundlichen Studien zum Germanenproblem von Jürgen Udolph
(1994; zur Kritik vgl. LAUR 1997).
Für den Saar-Mosel-Raum bietet das flächendeckende, chronologisch tief
geschichtete und elektronisch abrufbare Namenmaterial des Saarbrücker Ar-
chivs für Siedlungs- und Flurnamen des Saarlandes und des germanophonen
Lothringen (ASFSL, siehe Kapitel 2.1.) eine ideale Quellengrundlage für dif-
ferenzierte wortgeographische Untersuchungen auf der Basis des Flurnamen-
schatzes (zu ersten Ergebnissen vgl. SCHORR 2000). Durch eine Auswertung
dieser Quellen kann Anschluss gewonnen werden an die wortgeographischen
Studien von LERCHNER und die flurnamengeographischen Arbeiten von
Kleiber und Ramge in den benachbarten westmitteldeutschen und westober-
deutschen Räumen.
1.4. Methodische Grundlagen zur Erfassung der Flur- und
Siedlungsnamen
Um nach den Prinzipien der Einzelwortforschung möglichst alle relevanten
Lemmata innerhalb des Gesamtmaterials als solche identifizieren, absichern
und nach arealen und chronologischen Gesichtspunkten beurteilen zu können,
war es zunächst notwendig, speziell im Bereich der Mikrotoponymie ein ge-
naues Bild über die Art und die Menge des zu sammelnden Materials zu ge-
winnen, weshalb Lexika und namenkundliche Literatur systematisch nach sol-
chen Lexemen durchforstet wurden, die in anderen, zumal benachbarten Re-
gionen wortgeographische Verbreitungsmuster aufweisen. Eine aus diesen Ex-
zerpten erwachsene Wortliste bildete die Grundlage für entsprechende Sortie-
rungen der Namenwörter des Untersuchungsraums. Sie setzt sich einerseits
zusammen aus enthaltenen Namenwörtern, die in germanischen Siedlungs-
und Flurnamen anderer Teilräume des Westmitteldeutschen und seiner Nach-
barräume sowie gegebenenfalls in der Germania Submersa zu finden sind, an-
dererseits aus flurnamenrelevanten Appellativen des rheinischen und lothrin-
gischen Wortschatzes. Entsprechend dem Forschungsinteresse waren in erster
Linie ,Nordwörter‘ auszuwählen, die in einem wortgeographischen Zusam-
menhang mit dem Niederländischen, Ripuarischen, Niederfränkischen und
Niederdeutschen stehen. Zu ergänzen waren sie durch ,Südwörter1, die einen
wortgeographischen Zusammenhang mit dem Alemannischen aufweisen.
Aus den einschlägigen Wörterbüchern und der Forschungsliteratur wurde ei-
ne vorläufige Wortliste zusammengestellt, die als Grundlage für die Recherchen
in der Datenbank diente. Wichtige auszuwertende Werke waren; ANEN 1945,
Bach 1952-1956, Badisches Wörterbuch, Bichsel 1999, Bingenheimer 1996,
Bliesener 1955, Boileau 1971, Bruch 1954, Buck 1931, Christmann
1938, 1943, 1951, 1957, 1965, Dittmaier, Dolch/Greule 1991, Ekwall
10
1991, Falkson 2000, Follmann 1909, Frings 1944, Frings/Lerchner 1966,
Gamillscheg 1970, Gelling 1978, Gildemacher 1993, Gysseling 1960,
Halfer 1988, Haubrichs 2002, Haubrichs/Pfister 1989, Heidermanns
1993, Hessischer Flurnamenatlas, Jung 1985, Jungandreas 1962, Keinath
1951, Klausmann/Kunze/Schrambke 1997, Kleiber 1986a, 1989, 1995,
Kluge 2002, Krauo/Richter 1986-2006, Kretschmer 1969, Kyes 1983,
LAUR 1992, Lausberg/Möller 2000, Lerchner 1965, Luxemburger Wörter-
buch, MANSION 1935, Maurer 1965, Maurer/Rupp 1974, Mulch 1987, Pfäl-
zisches Wörterbuch, PETRI 1937, PFISTER 1978, PHILIPP 1977, PUHL 1999,
Ramge 1979, 1987a-b, 2002, Rheinisches Wörterbuch, ROOS 1966, SCHEUER-
MANN 1995, Schnetz 1997, Schönfeld 1950, 1955, Schützeichel 1976,
1988, Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Seebold 1970, Udolph 1994,
Urmoneit 1973, Vielsmeier 1995, Vollmann 1926, Wallner 1936, von
Wartburg 1922ff., Zernecke 1991, Zink 1923. Die daraus resultierende
Wortliste wurde im Arbeitsprozess sukzessive modifiziert, sei es durch die
Herausnahme von Wörtern, die im Flurnamenmaterial nicht nachzuweisen wa-
ren (z. B. die ,Nordwörter4 Donk m. .Bodenerhebung in sumpfigem Gelände4;
Heuer .Miete, Lohn4 bzw. heuern ,anmieten, verdingen4; Kobhe f. .Spinne4;
Quante f., meist PI. .dicke Fausthandschuhe, plumpe Hände4), sei es durch
Hinzunahme von in namengeographischer Perspektive auffälligen Namenwör-
tern des Saar-Mosel-Raums, deren Relevanz für die Fragestellung jeweils ein-
gehend zu prüfen war.
Als Erstorientierung für die Liste der .Nordwörter4 dienten die .Studien
zum nordwestgermanischen Wortschatz4 von Gotthard Lerchner (1965). Da
für die .Südwörter4 keine vergleichbare Aufarbeitung vorliegt, wurde zunächst
das etymologische Wörterbuch von KLUGE in der 24. Auflage ausgewertet.
Der so entstandene Entwurf wurde dann durch Heranziehung von einschlä-
gigen dialektgeographischen Arbeiten und Flurnamenbüchern modifiziert.
Ferner wurden Namenwörter aufgenommen, die bei KLUGE nicht Vorkommen,
aber bei der Arbeit mit dem Material des ASFSL aufgefallen waren.
Der nächste wichtige Schritt war die Etymologisierung des so gewonnenen
Namenmaterials. Für das jeweilige Lemma wurden zum einen Belege aus den
einzelnen germanischen Sprachen und Dialekten einschließlich derjenigen in
historischen Sprachstufen aufgeführt; weiterhin wurde auf ein Vorkommen
des jeweiligen Lemmas in Ortsnamenzeugnissen für das Deutsche und die üb-
rigen westgermanischen Sprachen hingewiesen. Gerade ältere Siedlungsna-
menzeugnisse bieten eine hilfreiche Quelle, wenn man daraus Lexeme rekons-
truieren kann, die wie existierende Appellative behandelt werden können,
wenn sie als solche nicht oder nur unsicher belegt sind. Die toponymischen
Belege ermöglichen in solchen Fällen die Erschließung von ältesten Wort-
schatzelementen bzw. können zu einer zufrieden stellenden Namenetymologie
und Wortgeschichte führen. Dieses Vorgehen hat sich bei der Erarbeitung der
.Nordwörter4 besonders bewährt: Wörter, die unserem Material nach zu urtei-
len Anschluss nach Norden zeigen, haben meistens ihre Parallele in der älte-
ren und ältesten Ortsnamenüberlieferung.
1.5. Toponyme als Quellenbasis wortgeographischer Studien
Die methodischen Voraussetzungen für die Rekonstruktion historischer Dia-
lektgebiete und insbesondere für die historische Wortgeographie wurden
durch die ,Kulturraumforschung1 der sogenannten ,Bonner1 oder .Rheini-
schen1 Schule geschaffen, deren Konzepte, die auf weitgehend überzeugende
Weise zum ersten Male konsequent Sprache und Geschichte zueinander in
Beziehung setzten, in den Zwanziger Jahren in interdisziplinärer Zusam-
menarbeit von Historikern, Geographen, Volkskundlern und Linguisten an-
hand der rheinischen Verhältnisse entwickelt worden waren (vgl. DEBUS
1983, 934). Ausgangsbasis ihrer Überlegungen war, dass
[...] die gegenwärtige Verteilung der sprachlichen Formen, der Wörter und Lau-
te im Raum zurückweist auf historische, kulturelle und verkehrsgeographische
Raumbildungen vergangener Zeiten, ja daß sich unter bestimmten Umständen
aus gegenwärtiger Lagerung sprachlicher Relikte auf längst zerrissene histori-
sche Zusammenhänge und Einheiten schließen läßt (Haubrichs 1992, 634).
Angestrebt wurden große, methodisch richtungweisende Synthesen, die
„Allgemeingültigkeit im Sinne überregionaler Verbindlichkeit beanspruch-
ten11 (Geruch 1986, 150). Diese allzu optimistischen Prognosen, „aus den
realen Tatsachen der Gegenwart und den sicher erkannten politischen Bewe-
gungen früherer Jahrhunderte ein zuverlässigeres Bild ehemaliger sprachlicher
Verhältnisse zu gewinnen11 (Frings/Van Ginneken 1919, 105), mussten in
den letzten Jahrzehnten relativiert werden. Die begrenzte Reichweite der dia-
lektgeographischen Methode rief die Forderung nach einer „methodologischen
Umorientierung11 auf den Plan, bei der „traditionelle Formen der Auswertung
historischen Datenmaterials in neuer Systematik einen gewichtigen Stellen-
wert im Rahmen eines kombinierenden historisch-geographischen Ansatzes
erhielten11 (DEBUS 1983, 93 lf.). Es wird immer deutlicher erkannt, dass die
Namen für die Erforschung der sprachgeschichtlichen Gegebenheiten eines
Raumes und dessen Raumgliederung eine wichtige Rolle spielen; sie werden
jedoch insgesamt „noch längst nicht hinreichend genutzt [...]. Nicht zuletzt die
dem Appellativbereich noch am nächsten stehenden Flurnamen eignen sich
hervorragend als Quelle für die historische Dialektgeographie“ (Debus 1983,
931 f., 935). Flurnamen sind für wortgeschichtliche Studien insofern wichtig,
als das aus Flurnamen gewonnene Wortgut durch große Altertümlichkeit des
landwirtschaftlichen Sachwortschatzes gekennzeichnet ist. Dieses aus Flur-
namen extrahierte Wortgut gehört vermutlich zu denjenigen Denotatklassen,
die „geradezu am Boden kleben“ (KLEIBER 1975, 148). Die Zugehörigkeit zur
sprachlichen Grundschicht, die eindeutige Datierbarkeit und Lokalisierbarkeit
sowie das dichte Belegnetz lassen also in Flurnamen eine Quelle ersten Ran-
12
ges für solche Studien erkennen. Ältere Arbeiten sprachhistorischer Art flir
den Saar-Mosel-Raum sind nicht unbedingt von diesen Prämissen ausgegan-
gen, weshalb sie methodisch keine innovative und grundlegende historische
Wort- und Namengeographie anbieten konnten (z. B. CHRISTMANN 1931;
WILL 1932; Lehnert 1956/57). Die Forschung zur Entwicklungsgeschichte
der im östlichen Lothringen und im Saarland gesprochenen deutschen Dialek-
te ist deshalb bis heute ein nahezu unbeschriebenes Blatt geblieben (vgl.
HAUBRICHS 1987b, 1 llf.).
Um die wortgeographische Stellung des Saar-Mosel-Raumes, eines kultu-
rell und sprachlich äußerst vielschichtigen Raumes, auszuloten, bietet sich al-
so die Auswertung der Mikrotoponyme besonders an. Es ist im Bereich des
landwirtschaftlichen Sachwortschatzes mit relativ wenigen Neuerungen in der
Agrartechnik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zu rechnen; gerade der
Saar-Mosel-Raum ist in Hinsicht auf die agrarrechtlichen Institutionen als
konservativ zu betrachten (Blickle 1995, 272 und 274f.), was besonders da,
wo kein Kontinuitätsnachweis zurück bis ins Frühmittelalter zu erbringen ist,
die sprachhistorische Interpretation von Flurnamen erleichtert. Die Flurna-
menüberlieferung des Saar-Mosel-Raumes hat ihren überlieferungsgeschicht-
lichen Schwerpunkt in der Frühen Neuzeit: Es lassen sich deshalb die seit die-
ser Zeit eingetretenen Veränderungen von Namenräumen mit Sicherheit er-
kennen und Neuerungen dieser Zeit aus der Argumentationskette ausscheiden.
Unter Berücksichtung wortgeographischer, sprachgeschichtlicher sowie agrar-
und rechtshistorischer Aspekte sind Namenwörter erfasst worden, die als Indi-
katoren älterer Flurnamenschichten anzusehen sind, die in manchen Fällen bis
in die merowingische und karolingische Zeit zurückzuführen sind.
1.6. Erläuterung der Begriffe ,Nordwort4 und ,Südwort4
Die Auswahl einschlägiger und aussagekräftiger Namenwörter für vertiefende
Einzelstudien richtete sich nach verschiedenen Kriterien. ,Nordwörter‘ sind in
erster Linie als Wörter zu definieren, die vom Saar-Mosel-Raum als Unter-
suchungsgebiet dieser Studies aus betrachtet Anschluss nach Norden aufwei-
sen: Sie stehen in einem direkten wortgeographischen Zusammenhang mit
dem Ripuarischen und Niederfränkischen. Als ,Südwörter1 sind dagegen sol-
che Wörter abzugrenzen, die exklusiv in oberdeutsche Zusammenhänge gehö-
ren. In beiden Fällen stellt sich die methodische Frage nach ihrer Identifi-
zierung und Erfassung als ,Nordwörter1 bzw. ,Südwörter‘. Hauptsächlich bie-
ten sich hierzu zwei einschlägige Kriterien an: zunächst die areale Verbreitung
und Häufung innerhalb des Untersuchungsgebietes im Vergleich mit der
sprachgeographischen Verbreitung des untersuchten Lemmas im gesamten
deutschen Sprachgebiet. Letzteres, eine klar fassbare Verbreitungsstruktur in
Vgl. Kapitel 2.1. und Abb. 1.
13
der Germania, ist dabei die Grundvoraussetzung für die Beurteilung der Be-
funde aus dem näheren Untersuchungsgebiet. Wörter, die dagegen zwar im
Saar-Mosel-Raum eine klare Verteilung aufweisen, sich aber nicht in den
skizzierten Zusammenhang der Germania einordnen lassen, wurden ausge-
klammert (z. B. Loh m. ,Hain‘, Anger m. ,ungepflügtes, wildgrünes Grasland;
Grasland, Weideland" und Strut f. ,Sumpf; Gebüsch, Buschwald, Dickicht",
vgl. Kapitel 1.7.).
Der nächste Punkt ist die chronologische Einordnung der jeweiligen Er-
scheinung. Namenwörter, die sich erst im Spätmittelalter oder in der Frühen
Neuzeit belegen lassen, also wahrscheinlich erst in dieser Zeit durch Ein-
wanderung oder Innovation aus den Nachbarräumen in das Untersuchungs-
gebiet vorstoßen, scheiden in der Regel für unsere Fragestellung aus. Gerade
für die ,Südwörter" stellt sich die Frage der Chronologie, da sich in vielen Fäl-
len Teile des Saar-Mosel-Raums, wortgeographisch betrachtet, erst später dem
Oberdeutschen, insbesondere dem Oberdeutsch-Alemannischen angeschlossen
haben (HAUBRICHS 2002, 2005, 2007a; PlTZ 2005; Pitz/Schorr 2003;
SCHORR 2000). Auch die kombinatorische philologische Analyse von Sied-
lungsnamen und Flurnamen ermöglicht zuverlässige Aussagen über das Alter
des untersuchten Lemmas, da Siedlungsnamenbelege in der Regel ein höheres
Alter als die Flurnamenbelege aufweisen. Das Wort Rebe f. z. B. breitet sich
im 14. Jahrhundert westlich der Vogesen aus: Die Pluralform die Reben und
das Kompositum Rebberg wurden auf Kosten von älterem Wingert produktiv.
Die mit Rebe gebildeten Namen sind höchstwahrscheinlich als Neuerungen
des 14. Jahrhunderts anzusehen. Auch das Wort Kaute f. ,Grube" ist als ein
spät übernommenes Wort zu betrachten: Wahrscheinlich wurde es über die
pfälzischen Gebiete am Rhein und die Altstraße Worms-Saarbrücken-Metz
vermittelt. Die Flurnamenüberlieferung dieses Wortes setzt erst im 17. Jahr-
hundert ein: Solche Wörter scheiden aus einer weiteren Diskussion aus. Hin-
gegen ist das (west)alemannische Wort Matte f. ,Wiese" ein sicheres älteres
,Südwort": Die entsprechende Flurnamenüberlieferung setzt schon im 13.
Jahrhundert westlich der Vogesen an der oberen Saar ein.
1.7. Ausschlusskriterien: unechte ,Nordwörter4
Bestimmte im Saar-Mosel-Raum belegte Lemmata, die ihrer sich heute auf
das nördliche deutsche Sprachgebiet konzentrierenden Verbreitung nach ver-
meintlich als ,Nordwörter" anzusehen sind, haben keine Aufnahme in den Ka-
talog gefunden, weil diese Verbreitung nicht ursprünglich ist, sondern einer
jüngeren Entwicklung des Lemmas zugeschrieben werden muss. Dies wird in
exemplarischer Weise an den Beispielen Loh m. ,Hain", Anger m. ,ungepflüg-
tes, wildgrünes Grasland; Grasland, Weideland" und Strut f. ,Sumpf; Ge-
büsch, Buschwaid, Dickicht" deutlich:
Loh gehört zu ahd. löh st. m. ,Hain" (AhdWbSchÜTZEICHEL 200), mhd.
loch st. m./n. ,Gebüsch" (LEXER 1, 1949): Das Wort ist etymologisch mit lat.
14
lucus ,Lichtung, Hain" und lux, lucis ,Licht1 verwandt.4 * * * * * Es handelt sich um
ein ehemals gemeindeutsches Wort, das heute nur noch in einzelnen Dialekten
- vor allem im Norden des deutschen Sprachraumes - lebendig ist (DWB 12,
1127; Kluge 581; Weigand 2, 79; Falkson 2, 2000, 534L; Dittmaier
189f.; HessFlnAtl Karte 123 und Kommentar; SHessFln. 652f.; Scheuer-
mann 1995, 135; Udolph 1994, 513ff.); dies bedeutet also, dass nur für die
jüngere Entwicklung gilt, dass Loh stärker nördlich orientiert ist (im Rhein-
Wb 5, 528 heißt es: „Ripuarisch, Niederfränkisch in zahlreichen ON u. F1N“).
Das SchwäbWb 4, 1276ff. verweist dementsprechend auf das massenhafte
Vorkommen der mit Loh gebildeten Ortsnamen, die außerdem als sehr alt
- wie auch anderswo - anzusehen sind (vgl. auch Förstemann II, 2, 119ff.).
Paradigmatisch sind die Verhältnisse in Flessen: Im 19. Jahrhundert war das
Wort im appeliativischen Gebrauch nur noch selten, aber als Waldname äu-
ßerst häufig (Vilmar 252; Pfister 164f; Crecelius 563); dementsprechend
ist heute Loh als Wort verschwunden (SHessWb 4, 377; HNassWb 2, 162;
Wald Wb 62). Die Verbreitungskarte der hessischen ¿o/?-Flurnamen zeigt da-
gegen, dass der Name in Hessen gut belegt ist, wie bei der gemeindeutschen
Verbreitung von Loh auch zu erwarten ist (HessFlnAtl Karte 123 und Kom-
mentar), und daher auch im westmitteldeutschen Raum als alt anzusehen ist.
Vergleichbar ist in diesem Zusammenhang auch das Wort Anger m.
,ungepflügtes, wildgrünes Grasland; Grasland, Weideland1. Nach der frühen
Überlieferung zu urteilen - vgl. ahd. angar (AhdWb 1, 518), mhd. anger st.
m. ,ungepflügtes, wildgrünes Land1 (Lexer 1, 70) - hat sich das Wort im
Deutschen schon sehr früh zu einem wichtigen Terminus des dörflichen Le-
bens mit einem großen Bedeutungsspektrum entwickelt: Die wohl ursprüng-
liche Bedeutung ,Grasland" hat sich zu ,mit Buschwerk bestandenes Land,
Ackerland, Versammlungsstätte, Marktplatz4 erweitert,10 wobei sich auch spe-
ziellere Bedeutungen mit Allmende-Merkmalen festgesetzt haben (AhdWb 1,
518; Bader 1973, 118f.; DRW I, 644; DWB 1, 965ff). Die ahd. (oderand.)
Glosse forum. mercatum: uel angar lässt erkennen, dass die Bezeichnung des
Dorfplatzes, des Siedlungszentrums als Anger vermutlich schon sehr alt ist
(AhdWb 1, 518). Im Mittelniederdeutschen ist Anger selten belegt (MndWb
6, 17f.), wobei es vor allem im Ostfalischen vorkommt, und zwar in der Be-
deutung ,Grasland, Wiese4, die übrigens auch im Frühneuhochdeutschen
überwiegt (FrnhdWb 1, 1155-1158). Das einst gemeindeutsch verbreitete
4 Die Identifizierung der Belege, die auf Loh ,Gehölz" zurückgehen, bereitet Schwie-
rigkeiten, da drei weitere Wörter mit diesem konkurrieren, die sich auch über das
Genus nicht unterscheiden lassen, und zwar: ahd. löh st. m. ,Hain", mhd. loch st.
m./n. ,Gebüsch" oder mhd. lö st. n„ fmhd. loe ,Gerberlohe, Eichenrinde", oder aber
mhd. lä, mnd. lö, asächs, lagu ,Sumpf, Sumpfwiese, Flusswiese" (Dittmaier 190;
HessFlnAtl Karte 123 und Kommentar; SHessFln 652f.).
10 Tiefenbach 1980, 299f.
15
Wort Anger spielte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein eine zentrale
Rolle innerhalb der Dorfverfassung, was zu einer intensiven Toponymisierung
in Teilen des Mitteldeutschen und des Niederdeutschen geführt hat. Anger
kommt heute in Hessen nur in Namen vor (SHessWb 1, 248; HessFlnAtl
Karte 29 und Kommentar; SHessFln 171), und zwar im niederdeutschen
Norden des Untersuchungsraums, der in ostfälischen Zusammenhängen zu
sehen ist; in den rheinischen Mundarten wird das Lemma als Appellativ sehr
selten gebraucht (RHEINWB 1, 191; DlTTMAlER 13), während im Oberdeut-
schen das Wort völlig untergegangen ist. Auftalligerweise ist Anger im Nie-
derdeutschen in der Bedeutung ,Dorfplatz; gemeines Weideland* als Appella-
tiv und in Namen verbreitet, in Westfalen ist es als Appellativ nicht mehr le-
bendig, kommt aber in Flurnamen vor (WestfWb 1, 168; WestfFlnAtl Nr.
34, S. 178ff). ln den ostfälischen Mundarten ist das Appellativ am kräftigsten
belegt, und zwar in der Bedeutung ,kleines Wiesenstück, insbesondere das
dem Dorf gemeinsam gehörende Weideland, Allmende; erstmals gepflügtes
Weideland; Pflanzendecke des Bodens; Dorfplatz* (NsäCHSWb 1,356).
Ein weiteres Wort, das hierher gehört, ist Strut f. ,Sumpf; Gebüsch,
Buschwald, Dickicht* - ahd. struot f. ,Sumpf, mhd. struot, strut st. f. ,Sumpf;
Gebüsch, Buschwald, Dickicht* < idg. Wurzel *sredh-/*srodh- mit regelge-
rechtem Einschub von -/- (UDOLPH 1994, 120). Es ist westlich der Elbe im
ganzen deutschen Sprachgebiet in Flur- und Siedlungsnamen bekannt, wobei
es am stärksten in Hessen und seinen Nachbarräumen in der Bedeutung
,sumpfiger Buschwald* vertreten ist (WALLNER 1936, 59; UDOLPH 1994,
120ff; DERS. 1995, 235f.; HessFlnAtl Karte 124 und Kommentar), vgl. die
DlTTMAIERsche Verbreitungskarte für Fenn und Strut, die hier als Abb. 14
wiedergegeben ist. Als Appellativ ist das Wort heute in den Mundarten ausge-
storben (DWB 20, 147; Scheuermann 1995, 148); es galt aber noch im 16.
Jahrhundert, z. B. in Hessen. Die aus *struet entstandene umgelautete Varian-
te ist hauptsächlich im Oberdeutschen belegt: Sie konkurriert im südlich an-
schließenden Raum stark mit Strut (SchwäbWb 5, 1887; ElsWb 12, 636;
BayWb. 12, 820f.; Udolph 1985; Schneider 2001, 89-9411). Die umgelaute-
te Variante herrscht z. B. in Südhessen vor (HessFlnAtl Karte 124 und
Kommentar; SHessFln 907f.; SHessWb 5, I579f.). Es lässt sich auf jeden
Fall erkennen, dass Strut eine intensive Toponymisierung in den Regionen
später Landeserschließung erfahren hat, wie auch die Verhältnisse im Rhein-
land exemplarisch zeigen können: Das Namenwort ist dort vor allem im Huns-
rück und in der Eifel verbreitet (Dittmaier 307; PfälzWb 6, 740).
11 Emst Schneider: Zum Flurnamen Strut/Strüt, in: Die Ortenau. Zeitschrift des His-
torischen Vereins für Mittelbaden 81 (2001), 89-94. Der Autor bietet eine Zusam-
menstellung des Vorkommens von Strut in der Ortenau.
16
2. Anmerkungen zum paradigmatischen Korpus:
,Nordwörter‘ und ,Südwörter* in Flur- und
Siedlungsnamen zwischen Mosel und Saar
(Ruth Kunz)
2.1. Materialgrundlage
Flurnamen haben eine große Nähe zur sprachlichen Grundschicht des Rau-
mes, in dem sie entstehen und überliefert werden, sie sind datierbar und be-
sitzen noch weitere Vorzüge im Vergleich mit anderen Materialkategorien,
vgl. DEBUS 1983, 932: „Nicht zuletzt die dem Appellativbereich noch am
nächsten stehenden Flurnamen eignen sich hervorragend als Quelle für die
historische Dialektgeographie. Sie sind nicht nur durch eindeutige Lokalisier-
barkeit gekennzeichnet, sondern führen auch durch relativ dichtes Vorkom-
men zu engmaschigeren Belegnetzen.“ Systematische Sammlungen von Flur-
namen sind daher in besonderer Weise für sprach- und siedlungsgeschicht-
liche Auswertungen geeignet. Für das Saarland und das angrenzende germa-
nophone Lothringen wurde unter Leitung von Wolfgang HAUBRICHS (in den
Anfängen vor rund 30 Jahren unter Mitwirkung von Hans Ramge) und zu-
nächst von der Stiftung Volkswagenwerk, ab 1989 dann von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft und ergänzend hierzu aus Mitteln der Universität des
Saarlandes gefördert, eine nach Umfang und Qualität des Materials im deut-
schen Sprachraum bedeutende Flur- und Siedlungsnamensammlung aufge-
baut: das Archiv für Siedlungs- und Flurnamen des Saarlandes und des ger-
manophonen Lothringen (ASFSL).Das Untersuchungsgebiet des ASFSL,
im Folgenden auch Saar-Mosel-Raum genannt, umfasst außer dem Saarland
die deutschsprachigen Teile des lothringischen Départements Moselle bis zur
historischen Sprachgrenze nach deren für die Zeit um 1500 ermittelten Ver-
lauf1 1 sowie die historisch und sprachgeschichtlich zu Lothringen gehörigen
Kantone des sogenannten Krummen Eisass (Alsace Bossue) im Département
Bas-Rhin und darüber hinaus einen breiten Grenzsaum von französischspra-
chigen Gemeinden jenseits der alten Sprachgrenze in den Départements
Moselle, Meurthe-et-Moselle und Vosges (vgl. Abb. 1). Das Archiv enthält
die amtlichen Flurnamen aus den etwa 1400 Gemeinden des Untersuchungs-
gebietes, mundartliche Flurnamen aus rund 1100 Gemeinden sowie histori- 12 13
12 Zu den Anfängen, der Konzeption und dem Fortgang des ASFSL vgl. Haubrichs/
Ramge 1981, Ramge 1983, Bucumüller-Peaff 1991, Gluting/Jochum-God-
glüc:k/Pitz/Puhl/Schorr 1997, Jochum-Godglück/Puhl 2002, 1861-1863,
Kunz 2008, 375f.
13 Zum Verlauf der Sprachgrenze in Lothringen vgl. This 1887, Witte 1894,
Toussaint 1955.
17
sehe Flurnamen, die in Archiven in Saarbrücken, Trier, Speyer, Metz, Nancy
etc. erhoben wurden. Ferner enthält das ASFSL die Mundartformen aller Sied-
lungsnamen des Untersuchungsgebietes sowie die historischen Belege (bis
zum Jahr 1500) der Siedlungsnamen existierender und wüst gefallener Sied-
lungen. Alle erhobenen und zunächst auf Zetteln erfassten Belege wurden in-
nerhalb des DFG-geförderten Projekts LoSa-Flur in eine relationale Daten-
bank übertragen und sind daher elektronisch abrufbar. Das Archiv umfasst
rund 500.000 Belege mit zugehörigem Datensatz, der bei historischen Flur-
und Siedlungsnamen die Namenform mit syntaktischem Kontext sowie fol-
gende Angaben enthält: Datierung, Überlieferungsart (original oder kopial),
Urkundensprache und -aussteller, Quellenangabe (Archivsignatur bzw. ge-
druckte Quelle), Quellenart, Identifizierung und ggf. weitere Informationen
wie z. B. Wüstungsverdacht. Bei den amtlichen Flurnamen wurden auch Hin-
weise zu Lage, archäologischen Funden, Boden- und Kulturart sowie ortsübli-
chen Deutungen aufgenommen.
2.2. Komputistische Komponente
Die an der Universität Saarbrücken (Bereich Prof. Dr, W. HAUBRICHS, Fakul-
tät 4: Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften) angesiedelte relationale
Datenbank NASALO (Namen Saarland Lothringen) mit rund 500.000 Daten-
sätzen, die aus dem durch die DFG geforderten Projekt LoSa-Flur hervorge-
gangen ist, wurde für die Zwecke des Forschungsprojekts ,Nordwörter‘ und
, Süd Wörter4 modifiziert. Die graphische Benutzeroberfläche wurde dahinge-
hend erweitert, dass zur Erfassung aller lemmarelevanten Angaben ein eigenes
Formular generiert wurde, welches um einige Steuerelemente ergänzt ist, die
die Verbindung zu bereits vorhandenen Korpora (amtliche Flurnamen, histori-
sche Belege, Reportgenerierung, Datenexport) herstellen. Für die Anbindung
der lemmarelevanten Angaben an bereits vorhandene Informationen wurde ein
Formular mit Schlüsselinformationen zu den Lemmata erzeugt, welches, er-
gänzt um eine Verbindungstabelle, seine Anwendung in der Zuordnung findet.
Für den Einzelfall wurde zur Generierung von Wortartikeln im verwendeten
Textverarbeitungsprogramm eine Formatvorlage geschaffen, mit deren Hilfe
exportierte Daten in beliebiger Reihenfolge und Attribuierung eingelesen
werden können. Der Datenexport wurde derart gestaltet, dass das adaptierende
Kartographieprogramm die statistisch orientierten Outputs (Verteilungs- und
Dichtedaten) verarbeiten kann. Auf dieser Basis wurde die Erstellung von lin-
guistischen Distributionskarten für das Untersuchungsgebiet verifiziert.
2.3. Transkription
Eine besondere Bedeutung kommt den bei ortskundigen Gewährsleuten erho-
benen mundartlichen Flurnamen zu, da sie in solchen Fällen, wo die rezente
Schriftform eines Flurnamens solchen Umformungen unterworfen war, dass
sie nicht mehr den tatsächlichen Ursprung und die Etymologie des Namens er-
kennen lässt, ein wertvolles Instrumentarium für die korrekte Deutung eines
Flurnamens sind. Nur ein richtig gedeuteter Flurname kann für diatopische
und andere weitergehende Untersuchungen herangezogen werden. Oftmals ist
ein alter Flurname auch nur noch in der mündlichen Kommunikation existent
und im amtlichen, schriftlichen Gebrauch durch einen neuen Flurnamen er-
setzt worden. Bei der Vor-Ort-Erhebung der Flurnamen mussten verschiedene
Gesichtspunkte beachtet werden, um einen gewissen Qualitätsstandard des
Materials zu gewährleisten, d. h. möglichst zuverlässige Dialektformen zu er-
mitteln: Dies begann bei der Suche nach geeigneten Informanten, in der Regel
über den Bürgermeister der Gemeinde. Des Weiteren waren die besonderen
Bedingungen der künstlichen Kommunikationssituation zu berücksichtigen
wie auch mögliche Interferenzen, verursacht durch die amtliche Namenform.14
Die Transkription der Flurnamen erfolgte nach IPA (International Phonetic
Alphabet) und in fast allen Fällen vom Tonband, da das Transkribieren wäh-
rend des Interviews durch einen Phonetiker und die anschließende Überprü-
fung und Korrektur mit Hilfe des Tonbandes zu zeitaufwendig gewesen wäre.
Eine phonemische Transkription war nicht möglich, da die Phonemsysteme
der meisten Ortsmundarten des Saarlandes und des germanophonen Loth-
ringen nicht erstellt sind. Daher blieb nur die phonetische Transkription. Ar-
beitsstandard des ASFSL war eine vereinfachte, gut lesbare phonetische
Transkription der dialektalen Flurnamen mit möglichst wenig diakritischen
Zeichen. Da die Phonemsysteme der Ortsmundarten fehlen, handelt es sich
nur um eine impressionistische phonetische Transkription. Das Gehörte wurde
möglichst genau notiert, ohne eventuell vorhandene ,Fehler1 zu berücksichti-
gen. Der Untersuchungsraum gehört lautgeographisch gesehen teils zum Mo-
selfränkischen, teils zum Rheinfränkischen. Daher ist die Anzahl der benötig-
ten phonetischen Zeichen relativ hoch.1^
14 Die Vorgehensweise bei der Erhebung der dialektalen Flumamenformen ist be-
schrieben bei Ramüe 1983.
h Die Transkription der Flurnamen des Saar-Mosel-Raumes ist ausführlich erläutert
bei Peetz 1993. Dort S. 99 eine Zusammenstellung der bei der Transkription be-
nutzten Zeichen des IPA und S. 99-108 Erläuterungen zu den verschiedenen Lau-
ten, zur Betonung und zur Rheinischen Akzentuierung.
19
3. Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und
Symbole {Ruth Kunz)
(Einige der in dieser Arbeit verwendeten allgemein üblichen oder aus sich
selbst heraus verständlichen Abkürzungen sind hier nicht aufgeführt.)
A Österreich
A. Anfang (bei Datierungen)
a. anno
Adj. Adjektiv
aengl. altenglisch
afries. altfriesisch
afrk. altfränkisch
afrz. altfranzösisch
ahd. althochdeutsch
aind. altindisch
aisl. altisländisch
akslav. altkirchenslavisch
alb. albanisch
alem. alemannisch
and. altniederdeutsch
anfrk. altniederfränkisch
anl. altniederländisch
Anm. Anmerkung
anord. altnordisch
apoln. altpolnisch
arch. archaisch
Arr. Arrondissement
asächs. altsächsisch
aschwed. altschwedisch
ASFSL Archiv für Siedlungs- und Flurnamen des Saarlandes und des germanophonen Lothringen
avest. avestisch
B Belgien
bad. badisch
bair. bairisch
Bd. Band
Bez. Bezirk
BW Bestimmungswort
CH Schweiz
con frz. canton (Verwaltungseinheit unterhalb des Arrondisse- ments)
D. 20 Diplom
dial. dialektal
Dim. Diminutiv
dt. deutsch
E. Ende (bei Datierungen)
els. elsässisch
F Frankreich
f. 1. feminin / Femininum 2. folgende Seite
Fä. Fälschung
ff. folgende Seiten
flam. flämisch
fol folio
frk. fränkisch
frnhd. frühneuhochdeutsch
frz. französisch
Gde. Gemeinde
germ. germanisch
got. gotisch
GW Grundwort
H Laryngal
H. Hälfte (bei Datierungen)
hd. hochdeutsch
hist. historisch / historischer Beleg
Hs. Handschrift
idg. indogermanisch
ital. italienisch
kelt. keltisch
kop. kopiale Überlieferung
Kr. Kreis
Kt. Kanton
L Luxemburg
lat. lateinisch
lett. lettisch
lit. litauisch
Lkr. Landkreis
lothr. lothringisch
lux. luxemburgisch
M. Mitte (bei Datierungen)
m. maskulin / Maskulinum
md. mitteldeutsch
mda. mundartlich
mengl. mittelenglisch
mhd. mittelhochdeutsch
21
mlat, mnd. mnl. mitteliateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch
n. nd. nhd. nengl. nfries. nfrk. nisi. NL nl. nnd. nnl. neutral / Neutrum niederdeutsch neuhochdeutsch neuenglisch neufriesisch niederfränkisch neuisländisch Niederlande niederländisch neuniederdeutsch neuniederländisch
norw. nschwed. obd. o. D. norwegisch neuschwedisch oberdeutsch ohne Datierung
or. piemont. PI. pol. Bez. Prov. originale Überlieferung piemontesisch Plural politischer Bezirk Provinz
r rhein. recto rheinisch
rom. Sg- St. Subst. suppl. s. V. romanisch Singular stark flektierend Substantiv Supplement sub voce / sub verbo
sw. schwach flektierend
V V. verso 1. Verb 2. Vers
ved. westf. Z. vedisch westfälisch Zeile
[ ] / / ( > phonetische Schreibung phonemische Schreibung graphemische Schreibung
22
erschlossene Form
rezenter Beleg
,wird zu"
entstanden aus"
vor einem Siedlungsnamen: Wüstung
4. Verzeichnis der in den Namenartikeln verwendeten
Kantons- und Kreissiglen {Ruth Kunz)
(Die Lage der Kantone und Kreise innerhalb des Untersuchungsgebietes ist in
Abb. 2 dargestellt.)
Sigle Kanton (F) / Kreis (D) Kreis neu Departement (F) / Bundesland (D)
AM Ars-sur-Moselle Moselle
Al Albestroff Moselle
Ar Arracourt Meurthe-et-Moselle
Au Audun-le-Roman Meurthe-et-Moselle
Ba Badonviller Meurthe-et-Moselle
Bi Bitche Moselle
Bl Blämont Meurthe-et-Moselle
Bo Boulay-Moselle Moselle
Br Briey Meurthe-et-Moselle
Bv Bouzonville Moselle
Ca Cattenom Moselle
Ci Cirey-sur- Vezouze Meurthe-et-Moselle
CS Château-Salins Moselle
De Delme Moselle
Di Dieuze Moselle
Dr Drulingen Bas-Rhin
Fa Faulquemont Moselle
Fb Forbach Moselle
Fe Fénétrange Moselle
Fo Fontoy Moselle
Gt Grostenquin Moselle
Ha Hayange Moselle
Hb Homburg Saarpfalz-Kreis Saarland
Lo Longwy Meurthe-et-Moselle
Lq Lorquin Moselle
Me Metz Moselle
Mo Moyeuvre-Grande Moselle
Mv Metzervisse Moselle
MW Merzig Landkreis Merzig- Wadern Saarland
Ot Ottweiler Landkreis Neunkirchen Saarland
Pa 24 Pange Moselle
Pb Phalsbourg Moselle
pp La Petite-Pierre Bas-Rhin
Ra Raon-T Etape Vosges
Rb Rohrbach-lès- Bitche Moselle
Re Réchicourt-Ie- Château Moselle
SA Saint-Avold Moselle
Sa Sarralbe Moselle
SB Saarbrücken Regionalverband Saar- brücken Saarland
Sb Sarrebourg Moselle
Se Senones Vosges
Sg Sarreguemines Moselle
SI St. Ingbert Saarpfalz-Kreis Saarland
Si Sierck-les-Bains Moselle
SI Saarlouis Landkreis Saarlouis Saarland
SU Sarre-Union Bas-Rhin
SW St. Wendel Landkreis St. Wendel Saarland
Th Thionville Moselle
Ve Vemy Moselle
Vi Vic-sur-Seille Moselle
Vo Volmunster Moselle
Vy Vigy Moselle
25
5. Katalog der Namenartikel
5.1. Zur Struktur der Namenartikel (Ruth Kunz)
Der Namenkatalog enthält einen Namenartikel zu jedem der untersuchten Na-
menwörter. In Kapitel 5.2. sind in alphabetischer Reihenfolge die ,Nord-
wörter4, in Kapitel 5.3. die ,Südwörter4 zusammengestellt.
Die Überschrift enthält den Stichwortansatz des behandelten Namenwortes.
Als Stichwort dient die standardsprachliche Form des Wortes oder, wenn die-
se nicht existiert, die Hauptvariante in den Flurnamen des Untersuchungsge-
bietes. Allen Namenartikeln liegt folgende Gliederung zugrunde:
A. Belege
B. Etymologie
C. Appellativisches Vorkommen einschließlich Flurnamen
D. Kommentar der Belegreihe
Diese spezielle Struktur wurde gewählt, weil sie sich dazu eignet, sowohl
die wortgeographische Dimension der bearbeiteten Namenwörter als auch die
kleinareale exemplarische Distribution im Saar-Mosel-Raum hervorzuheben.
Im Folgenden werden die einzelnen Gliederungspunkte der Namenartikel
erläutert:
Unter Punkt A wird eine Auflistung der Flurnamenbelege des Untersu-
chungsgebietes vorgelegt. Bei Massenvorkommen sind nicht alle im Material
des ASFSL vorhandenen Belege aufgenommen, sondern es wurde eine reprä-
sentative Auswahl getroffen. Meist ist das Auswahlkriterium die Chronologie
der Belege. Dort, wo es für die Kommentierung eines Namenwortes relevant
ist, wurden Namenvarianten unterschieden. Die Anordnung erfolgt alphabe-
tisch nach dem Namen der Gemeinden, in denen Flurnamen Vorkommen, die
mit dem jeweils behandelten Namenwort gebildet sind. Den amtlichen franzö-
sischen Gemeindenamen ist der historische deutsche Name beigefügt, abgese-
hen von den Fällen, in denen die Unterschiede nur geringfügig sind, z. B. frz.
-willer / dt. -weiler etc. Aufgenommen wurden hier historische, amtliche und
mundartliche Formen der Flurnamen einschließlich relevanter Zusatzinforma-
tionen (Datierung, Überlieferungsart, Sprache, Quellennachweis). Zunächst
werden die historischen Belege in chronologischer Abfolge genannt. Solche
mit pauschaler Datierung (z. B. „17. Jh.'4) werden den jahrgenau datierten
(z. B. „166344) nachgestellt. Auf die historischen Belege folgt, eingeleitet mit
dem Zeichen o, eine Auflistung der amtlichen und dialektalen Belege. Die
historischen und amtlichen Flurnamen sind immer kursiv gesetzt, die Mund-
artbelege stehen zwischen eckigen Klammem. Zur besseren Lesbarkeit wurde
die Groß- und Kleinschreibung der Flurnamen vereinheitlicht: Historische
Flurnamen sind immer in Kleinbuchstaben geschrieben; die Schreibung der
amtlichen saarländischen Namen folgt den Regeln der deutschen Rechtschrei-
26
bung; die amtlichen Namen des französischen Sprachgebietes beginnen mit
einer Majuskel, der Rest ist kleingeschrieben. Über die in den Beleglisten ab-
gekürzt zitierten Quellen gibt das Quellenverzeichnis {Kapitel 9) Auskunft.
Das Verzeichnis der Kantons- und Kreissiglen (Kapitel 4) enthält Informatio-
nen zur Kreis- bzw. Kantonszugehörigkeit der Gemeinden.
Unter Punkt B sind für das jeweilige Namenwort zum einen Belege aus den
einzelnen germanischen Sprachen und Dialekten einschließlich derjenigen in
historischen Sprachstufen aufgeführt. Ferner wird auf ein historisches topo-
nymisches Vorkommen in den älteren Sprachstufen des Deutschen und in den
übrigen westgermanischen Sprachen hingewiesen. Gerade ältere Siedlungs-
namenzeugnisse, die in der Regel früher als Flurnamen belegt sind, sind eine
hilfreiche Quelle, wenn man aus ihnen Lexeme rekonstruieren kann, die wie
existierende Appellative behandelt werden können, wenn sie als solche nicht
oder nur unsicher belegt sind. Die toponymischen Belege ermöglichen in sol-
chen Fällen die Erschließung von ältesten Wortschatzelementen bzw. können
zu einer zufriedenstellenden Namenetymologie und Wortgeschichte führen.
Dieses Vorgehen hat sich besonders bei der Erarbeitung der ,Nordwörter1 be-
währt: Wörter, die - unserem Material nach zu urteilen - Anschluss nach
Norden zeigen, haben meistens ihre Parallelen in der älteren und ältesten Sied-
lungsnamenüberlieferung.
Abschnitt C behandelt sowohl das rezente appellativische Vorkommen des
zu untersuchenden Namenwortes als auch seine Entsprechungen in den Flurna-
men des deutschsprachigen Raumes. Die Koppelung von Wort und Name hat
den Vorteil, die wortgeographische Dimension der behandelten Namenwörter
deutlicher artikuliert und übersichtlicher aufscheinen zu lassen, da Flurnamen
häufig eine ältere Verbreitung von Wörtern dokumentieren. Eventuelle differie-
rende Bedeutungen und Sonderbedeutungen werden mitberücksichtigt.
Abschnitt D ist dem sprachwissenschaftlichen Kommentar zur Belegreihe
sowie der Diskussion der Aussagefähigkeit der Formen und ihrer Verbreitung
im Hinblick auf die deutsche und germanische Wortgeographie Vorbehalten.
Das areale Vorkommen eines Namenwortes im Saar-Mosel-Raum, even-
tuell vorhandene Verdichtungsräume, Räume mit ausdünnendem Vorkommen
oder Räume ganz ohne Belege für ein bestimmtes Namenwort lassen sich an-
hand einer Kartierung der Flumamenbelege besonders anschaulich aufzeigen
und erläutern; die Karten zu den Namenartikeln sind in einem Anhang zu-
sammengestellt.
27
5.2. ,Nordwörter4
Nr. 1
Adebar m. ,Storch4
A. Beeden (Hb): 1503 or. dt. bym odewerss nest (LA Sp В 2/724 fol 3).
Bierbach (SI): 1565 or. dt. beim ewigers nest (KSA Zw Wörschweiler 1565),
1596 or. dt. beim ewigers nest (KSA Zw Worschweiller 1596 fol 17), 1596 or.
dt. das ewiger nest (KSA Zw Worschweiller 1596 fol 18). Einöd (Hb): 1565
dt. beim ewigersnest (LlPPS Flurnamen Einöd, 21), 1579 dt. das ebigers nest
(LlPPS Flurnamen Einöd, 21), 1596 dt. beim ewigers nest (LlPPS Flurnamen
Einöd, 21), 1596 dt. beim ebigers nest (LlPPS Flurnamen Einöd, 58), 1621 dt.
ewigers nest (LlPPS Flurnamen Einöd, 21), 1686 dt. des ewigers nest (LlPPS
Flurnamen Einöd, 21), 1719 dt. des klosters ewigers nest (LlPPS Flurnamen
Einöd, 21), о Im Ewignest [s 'ewij" nejt]. Folschviller (SA): о Otternest / Od-
ers nitsch [o:dnJ nejt]. Guerting (Bo): 1698 or. dt. in odmers nost (AD Mos 4
E 227). Lisdorf (Sl): 1357 or. dt. gen dem odebore neste (LHА Ko 218/215).
Metzeresche (Mv) 1685 or. frz. odenbourger nist ou nid de cygogne (AD
Mos 4 E 371).
(Vgl. Abb. 3)
B. Die besonders norddeutsch und westmitteldeutsch verbreitete Bezeichnung
des Storchs ist Adebar m., ahd. ötibero, odobero, odoboro, odofaro, mhd.
odebar, odevare, ödeber, ödever, edebar, edefare, adebar, adeber, adebor
etc., mnd. ädebär, edeber(e), ëdebär, ödever, mnl. odevare, oudevaer,
oid(e)ver etc.,16 neuwestfries. earrebarre, eibert (DWB NEUBEARB. 1, 1457L;
Graff 3, 155; Kluge 15f.; Lexer 2, 141 f.; MndHdWb 1,13 und II, 1, 1128;
MnlWb 5, 9f.; Splett I, 2, 691; Starck/Wells 454).
Adebar ist seit dem 11 ./12. Jahrhundert in althochdeutschen Glossen belegt.
Die Verbreitung des Wortes hat sich in althochdeutscher Zeit auf den mittel-
fränkischen Raum konzentriert, wie die selbständigen Glossierungen einer
Trierer und einer Darmstädter Handschrift zeigen. In oberdeutsche Hand-
schriften kann das Wort hingegen durch Abschrift gelangt sein. Die Zeugnisse
des 14./15. Jahrhunderts stammen überwiegend aus niederdeutschen Glos-
saren (NEUß 1973, 130f.; Suolahti 1909, 369).
Das Wort ist nicht eindeutig zu analysieren. Weder der Vorschlag Jacob
Grimms, Adebar aus *ödaboro ,GlücksträgerJ' (aus asächs. öd, ahd. öt * 1
16 Z. B. Limburg 1240: odeuare. Die mit oude- gebildeten Formen (mit volksetymo-
logischer Interpretation als nl. oud ,alt‘?) stammen aus Westflandem, z. B. 1287
oudevare (VroegMnlWb 3, 3376).
1 Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. 2. Bd., Nachdruck der 4. Ausgabe, besorgt
28
,Reichtum, Besitz, Glück‘ und ahd. -boro, -bero ,Träger1, zu heran Tragen4)
herzuleiten, noch die Deutung als ,Sumpfgänger1 durch KROGMANN 1936 und
1938 (aus einem nicht belegten germanischen Sumpfwort *ud- und ahd, fa-
ran)]s oder die Deutung als ,Sumpfbewohner‘, mit einem angenommenen,
nicht etymologisierbaren (Vogelnamen-)Suffix -for(e) (Liberman 1997, 129),
können bisher überzeugen.14
Offenbar ist das Wort schon früh undurchsichtig gewesen und hat aus die-
sem Grund verschiedene Umdeutungen und lautliche Umgestaltungen er-
fahren (siehe unten, Abschnitte C und D).
C. In der Mundart von Schleswig-Holstein ist das Wort Adebar in zahlreichen
Varianten vertreten. Nach dem Anlaut lassen sich a-Formen wie Adebar,
Abor, Arebar, Aidbor, Aderbader, o-Formen wie Oddebor, Odbor, Ollerbor,
Odjebar, Oidbor, /7-Formen wie Haadbar, Hatebor, Hoddebar sowie e-For-
men wie Eber, Ebir, Ebber unterscheiden. Wie die Belegauswahl zeigt, er-
scheint -d- auch als -/- und -r- oder schwindet ganz. Im Falle des Schwundes
von -d- entwickelt sich ein Übergangslaut -j-, woraus diphthongische Formen
hervorgehen. Ferner gibt es Assimilationserscheinungen, die zu einer Erwei- * 18
von Elard Hugo Meyer, Tübingen 1953, 560; vgl. auch Graff 3, 155: „etwa odi-
bero, Glück-bringer?44. Die allgemeine Glücksbedeutung des Storches im Volks-
glauben ist sehr alt, vgl. Eduard HoFFMANN-KRAYER/Hanns Bächtold-Stäubli
(Hgg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (Handwörterbücher zur deut-
schen Volkskunde; Abt. 1), Bd. 8, Berlin 1937, 498-507. Dennoch ist Grimms Deu-
tung abzulehnen, da die Vokalquantität des Bestimmungswortes nicht zu bestim-
men ist und da bei einem Kompositum mit ahd. öt als Bestimmungswort kein Fu-
genvokal zu erwarten ist, vgl. ahd. öt-pudel m. ,Schatzmeister4.
18 Elisabeth Karg-Gasterstädt: Aus der Werkstatt des Althochdeutschen Wörter-
buchs, in: PBB 65 (1942), 185-213, hier 211 f., lehnt die Deutung ,Sumpfgänger4 ab
und behandelt Adebar unter den Zusammensetzungen mit -bero und -boro, geht
aber auf das Bestimmungswort nicht näher ein. De Vries 1971,488f. folgt der Deu-
tung Krogmanns und hält die Deutung ,Glücksbringer4 für eine Umdeutung, die
erfolgte, als das Bestimmungswort aus germ. *ud- nicht mehr verstanden wurde.
Zur Kritik an den Erklärungsversuchen von Grimm (siehe oben) und Krogmann:
Lockwood 1995, 372f.
|g Auch ein von Suolahti 1909, 372f. in Erwägung gezogener Zusammenhang des
ersten Teils von ahd. ötibero, odobero mit dem Bestimmungswort des Vogelna-
mens Uttenschwalbe, der in spätalthochdeutschen Glossen aus dem bairischen
Mundartraum als utinswalwe belegt ist (Starck/Wells 685), ist nicht zu sichern.
Nach historischen Beschreibungen der sogenannten Uttenschwalbe könnte es sich
zwar um den Schwarzstorch handeln, was einen Zusammenhang nahe legen würde,
aber auch der Waldrapp oder ähnliche Vogelarten kommen in Frage. Das Bestim-
mungswort Utten- selber steht außerdem isoliert da und ist bisher nicht überzeugend
erklärt worden. Ein von Krogmann 1938, 73 herangezogenes germanisches Sumpf-
wort *udan- ist ebenso wenig wie das von demselben für Adebar angenommene
germ. *ud- nachzuweisen.
29
terung des ersten Teils durch -r- und zur Zweisilbigkeit des zweiten Teils füh-
ren (SchleswHWb 1,46-51).
Im hamburgischen Gebiet herrscht Eber neben den vom Hochdeutschen
gestützten Stork, Storch vor. Daneben gibt es Varianten, die direkt auf die mit-
telniederdeutschen Formen zurückführen: Aadbaar, Adebar, Adbor usw.
Volksetymologische Reinterpretation liegt wohl der Form Adelbaer zugrunde.
Der älteste hamburgische appellativische Beleg stammt aus dem Jahr 1529. ln
der jüngsten Zeit sind die Formen Adebör, Adeba(a)r, Ödebör bezeugt
(HambWb 1, 38f.).
Einen vergleichbaren Formenreichtum gibt es auch in Niedersachsen. Auf-
fällig ist die im Osten des Bundeslandes belegte Form Heilebart, die das Re-
sultat einer volksetymologischen Umdeutung des Tiernamens ist (NsÄCHSWB
1,86-90).
Von den westfälischen Mundarten haben insbesondere das heute zu Nie-
dersachsen gehörende Nordwestfalische, das Emsländische, das Münsterlän-
dische und das Ostwestfälische Anteil am Appellativ Adebar. Das Wort ist
hier zu Äbäre, Ädbär usw. umgebildet; im alten Kreis Minden gibt es auch mit
/ anlautende Belege: Lehar, Leber, Lärbär (WestfWb 1, 6).
Am Niederrhein begegnet Adebar in den Mundartformen Äuber, Oiwer,
Öbber usw. (RheinWb 1, 295f.). DlTTMAIER 1963 verzeichnet für das Rhein-
land keine entsprechenden Flurnamen. Christmann 1972, 23-26 nimmt jedoch
wegen des zahlreichen Vorkommens von mit Adebar gebildeten Flurnamen in
der Pfalz und Rheinhessen an, dass diese in dem von DlTTMAIER bearbeiteten
Raum in verschiedenen Umbildungen ebenfalls vertreten sein müssten.
Mit zahlreichen Umformungen, die teils auf Umdeutung, teils auf kinder-
sprachlichen Formen beruhen, reicht das Wort auch in das hessische Sprach-
gebiet hinein. Die alten Belege aus Kurhessen, Oberhessen und dem Herzog-
tum Nassau lauten Udebar, Odebäre, Iwwerch, Abar, Öpper, Ulwer, üduars-,
Udeahrs-Nest, Ulbersnist (Crecelius 16f.; Kehrein 1872, 510f.; Pfister
200; Vilmar 4). Die Verbreitung reicht bis in die südhessischen Kreise Groß-
Gerau, Darmstadt-Dieburg und Bergstraße. Dort sind auch aus Adebar umge-
deutete Flurnamen zu finden wie z. B. Ewichers Nest, Ewiger stumpff,
Nebigers Loch, die seit dem frühen 17. Jahrhundert belegt sind (SHessFln
343; ShessWb 1, 142).
Die auf volksetymologischer Umdeutung beruhende Umgestaltung zum
Adjektiv ewig zeigen ebenfalls die rheinhessischen Flurnamen ebgers nesth,
ewigers bergk, Ewignest usw. (RAMGE 1979, 110; ZERNECKE 1991, 151).
In der Pfälzer Mundart kommt das Appellativ nicht mehr vor, aber es exis-
tieren Belege aus älterer Zeit: 1348 Nikolaus gen. Odefar (Beleg aus
Deidesheim, Lkr. Bad Dürkheim); 1520 und 1530 zum Odefar (Hausname in
Speyer). Ferner ist im Bestimmungsteil der historischen Flurnamen wie 1310
bi dem Odebersnest (Mußbach an der Weinstraße) und Odefarschnabel
(Speyer) sowie des rezenten Flurnamens Ewerschtnescht (Wachenheim an der
30
Weinstraße) der Vogelname Adebar enthalten (Christmann 1934, I90f.;
Ders. 1938,20; PfälzWb 1, 135).
Den meisten oberdeutschen Mundarten ist das Appellativ Adebar fremd.
BadWb 1, 24 weist ausdrücklich auf das Fehlen von Adebar hin, dafür gelte
hier Storch. Mitte des 14. Jahrhunderts heißt es bei Konrad von Megenberg:20
Cyconia haizzt ain ftorch vnd haizt in anderr ddutfch ain otbar. In der bairi-
schen Mundart des Verfassers war Adebar demnach nicht heimisch
(FrnhdWb 1, 616; BayWb 1, 39).
Ein vereinzeltes oberdeutsches Vorkommen findet sich im schwäbischen
Mundartraum: Auf den Fildern südlich von Stuttgart und im Remstal östlich
von Stuttgart heißt der Storch Aiber. Nach SchwäbWb 1,121 und KEINATH
1951, 83 soll das Wort nach Ausweis von Namen aus dem Lkr. Ludwigsburg
wie Aiperthal und Aiperthurm früher weiter verbreitet gewesen sein.
D. Der älteste Beleg aus dem Untersuchungsgebiet, 1357 gen dem odebore
neste (Lisdorf), hat noch eine mit den althochdeutschen Belegen zu verglei-
chende Lautgestalt. Die jüngeren Flurnamenbelege, beginnend mit 1503 bym
odewerss nest (Beeden),21 zeigen die Tendenz zur Umgestaltung des allmäh-
lich aus dem appellativischen Wortschatz schwindenden Wortes, bei der
mundartliche Eigenheiten der Region sicher eine Rolle spielen und die darin
gipfelt, dass ein Flurname nun (scheinbar) ein vollkommen anderes Wort, das
Adjektiv ewig, enthält (1565 beim ewigersnest, Bierbach und Einöd). Am En-
de des volksetymologischen Prozesses steht hier etwas ganz Neues - vgl. den
rezenten Namen Im Ewignest, Einöd statt des aus etymologischen und seman-
tischen Gründen zu erwartenden gichtigen* 1 Flurnamens *Im Adebarsnest -,
aus dem sich ohne die Analyse älterer Belege und zusätzlicher Informationen
nicht mehr auf den tätsächlichen Ausgangspunkt Adebar schließen lässt. Dies
gilt auch für den rezenten Flurnamen Otternest in Folschviller: Da der Mund-
artbeleg Langvokal zeigt [o:dnJ nejt] und ferner das Grundwort nicht recht mit
der Tierbezeichnung Otter zusammenpasst, ist von einer volksetymologischen
Umformung von Adebar zu Otter auszugehen. Beim Flurnamen odenbourger
nist (Metzeresche) liegt im zweiten Teil eine Umdeutung zum Appellativ
Burg vor. Im Untersuchungsgebiet zeigt sich also bereits an relativ wenigen
Flurnamenbelegen, was auch sonst im deutschsprachigen Raum der Fall ist:
Das Wort Adebar tendiert dazu, auf vielfältige Weise umgestaltet und
reinterpretiert zu werden. Dies dürfte zum einen an der unklaren Etymologie
liegen und zum anderen an der besonderen Wortstruktur: Adebar, ahd.
ötibero, sieht wie ein Kompositum aus und verleitet deshalb vielleicht in be-
sonderem Maße zur Reinterpretation wenigstens eines Teils des zusammenge-
setzten Wortes.
11 Konrad von Megenberg. Das ,Buch der Natur1. Bd. 2: Kritischer Text nach den
Handschriften, hg. von Robert Luff und Georg Steer, Tübingen 2003, 202.
1 Inlautendes b wird in der Mundart zu w, vgl. mda. awwer ,aber‘.
31
Weitaus häufiger als Adebar und auch weiter gestreut kommt im Unter-
suchungsgebiet das gemeingermanische Wort Storch vor, ferner die standard-
sprachliche französische Form cigogne und die alte zentralfranzösische Form
soigne, die beide auf lat. ciconia zurückgehen (Schorr 1999, 145-147 mit
Karte 2).
(R. K.)
32
Nr. 2
Bech f. ,Bach, fließendes Gewässer4
A. Albestroff (Al): о Surbeck [sun'bek], Devant surbeck. Budling (Mv): о
Bisbach ['beisbej]. Château-Voué / Dürkastel (CS): 1474 or. dt. vff der ab-
lassbeche (LA Sb Heimstatt Nr. 161). Distroff (Mv): о Soosbech / soosbäch
wiis [ zo:sbeç / 'zo:sbeç vi:s]. Entränge (Ca): о Schmitzbach ['JmLdsboJ],
Eschwiller (Dr): 1750/59 or. dt. in der biersbach / in der biersbach einseit
dem alten graben / in presbach / unten an presbach (AD BR 8 E 133 Nr. 1), о
Birsbach [bi:aj 'bejj]. Fauquelmont (Fa): 1594 kop. 1618 dt. ahn der stein-
bach (AD Mos 4 F 17), 1725 or. frz. au steinbach l la steinbach / bois de
stinebach / au dessus de stinebach (AD Mos 4 E 158), о Steinbach ['JtainbeJ],
Neben dem steinbach [ne:bn dm 'JtainbeJ], Auf steinbach [auf 'JtainbeJ].
Flétrange (Fa): о Heltzenbeck ['hilsanbek]. Kanten (Ca): о Houmich
[hu:'meç]. Krettnich (Me): 1546 or. dt. in der kredenbech (AD BR E 5576 fol
25v), 1546 or. dt. in kredenbach (AD BR E 5576 foi 26r), 1546 or. dt. im
kredt bach (AD BR E 5576 fol 30v), о Krätersbach ['кге:пгЬах]. Langatte /
Langd (Sb): 1739 or. frz. auffhütschen bäch (AD MM В 11784/11785, 370),
1739 or. frz. auff hietschen bäch (AD MM В 11784/11785, 407), 1739 or. frz.
dietsch bäcsch (AD MM В 11784/11785, 1094), 1739 or, frz. hitsch boesch
(AD MM В 11784/11785, 1505), 1739 or. frz. auff hietschenbäch / auff
hietschen bäch / hütsch boesch (AD MM В 1 1784/11785), 18. Jh. or. frz. auff
hütschenbäsch (AD Mos E depot 1 G 1-2), о Bei hitschenbeck ['hitjobeç].
Laning (Gt): 1685 or. frz. le confín de firstem besehe (AD Mos 10 F 447), о
Firchembeck [fimjdo 'bej]. Manom / Monhofen (Th): 1561 or. dt. uff der be-
che (AChLagrange). Marthille (De): о Sur le kemerbeck. Metzervisse (Mv):
о Hombach ['ho:mbeJ]. Momerstroff (Во): о Aboutissant sur beck ['enrni
ek'bej]. Nébing (Al): 18. Jh. or. frz. bitcherbech (AD ММ В 11922), о
Bitscherbeck. Sarralbe / Saaralben (Sa): 1559 or. frz. an der scheffen beche
(AD Mos 10 F 361). Sarraltroff (Fe): 13.-14. Jh. or. dt. vff der ricken beche
(AD MM H 2483). Sarre-Union / Saarunion (SU): 1403 or. dt. in der
frinbeche (HERRMANN Saarwerden, 695 / AD BR 25 J Nr. 324). Schweyen
(Vo): о Brucher spitz tzwischen bach [di 'pru:xn Jbets 'tsvijo do bæx / 'pru:xn
Jbits 'tsvijo do bæç]. Sierck-les-Bains (Si): о Bei der bich [bai dn ’beij].
Vittersbourg (Al): 15. Jh. E. or. dt. uff der kelberbech (AD Meu 4 H 108 Nr.
14). Volmerange-les-Mines (Ca): о Delbich ['delbej]. Walsheim (Hb): 1577
dt. vfder bech (LA Sp Zwbr 1 А 1363/2 fol 17r).
(Vgl. Abb. 4)
B. Bech f. ,Bach‘ entspricht im Niederdeutschen beck, beeke (vgl.
Frings/Lerchner 1966, 39f.; Rosenthal 1973, 128ff), vgl. asächs. beki f.
(Holthausen 1954, 6: nur in den kleineren Denkmälern), mnd. bëke f./m.
33
(MNDWB 1, 209), anfrk. beke Akk. PI. ,rivos‘, frühmnl. beke f. (VroeG-
MnlWb 2001, 402), mnl. beke t'., nnl. beek f. (MnlWb 1, 776), fries. bitze,
beets (mit Assibilierung), beek, aengl. bcece, bec(c) m. (< anord. bekkr, DE
VRIES 1961, 31), mengl. bek, nengl. beek (auch in Ortsnamen, vgl. Ekwall
1991, 22), aisl. bekkr, norw. bekk, dän. beek, schwed. bäck (EWA 1, 427ff).
Entsprechende Glossierungen sind für das Mittelniederdeutsche zu verzeich-
nen, vgl. die Glosse mnd. bike f. zu lat. rivus (AhdGl 1, 280). Bech f. stellt
eine morphologische Variante zu Bach m., ahd. bah, pah m., mhd. bach m./f.
< germ. bakjä m. ,Bach‘ dar. Neben dem germanischen Maskulinum hat an-
scheinend das Femininum germ. *hakjö f. ,BaclY gestanden, das den mittel-
und niederdeutschen Mundarten eignet (zur - noch strittigen - Etymologie
vgl. Peeters 1972, 212-214; Rosenthal 1973, 151; Rooth 1983, 4-49;
Kluge 80; Weigand 1, 133f.; Udolph 1994, 300; DWB 1, 1057-1060; EWN
1,243f.).
Frühes Vergleichsmaterial zu *bakjö f. ,Bach‘ tur die althochdeutsche Zeit
bieten die Weißenburger Urkunden im Unterelsass:22 23 693/94 in Bolinchaime
in pago Spirinsae super ßuuiolo Raurebacya (Nr. 38: Billigheim am
Rohrbach im Speyergau);2' 763 in Offenbaci (Nr. 263: Grenzbeschreibung in
Görlingen bei Hilbesheim, F, Moselle, con Fenetrange / Finstingen, Grund-
stück grenzt in Offenbaci)', 713 (in Grenzbeschreibung Nr. 192) inter Aculia et
Mittilibrunnen et uia Bassoniaca seu lata Petra uel Deubaci, wohl Tiefen-
bach < *Deup-bakja, Zufluss zur oberen Eichel sö. Waldhambach; 718 (Nr.
227, 194) super fluuio Aquila, ubi Deopacis ingreditur in Aquila / super
fluuio Aquila, ubi Theotpacis/Theotbacis ingreditur in Aquila / ubi
Theotbach in Aquilam ingreditur, wo -bach erst kopial eingesetzt wurde;
-pacisl-bacis wohl ebenfalls aus *bakjö f.; Theot- ,Volkk möglicherweise pa-
rallel zu Formen aus Deutschland und aus der Langobardia die ältere Form im
Sinne von ,rivus publicusf
Frühe Ortsnamenbelege, die auf asächs. beki f., mnd. beke f./m., anfrk. beke
Akk. PI. ,rivos‘ zurückzuführen sind, sind:
(1) Beek bei Ubbergen (NL, Prov. Gelderland): 814 kop. ca. 1170 Bechi
(ebd.);
(2) Beeck, Stadt Duisburg: 947 Beki (GYSSELING 114);
(3) Beek (NL, Prov. Limburg): 1145 Becca (ebd.);
(4) Beek, Stadt Maaseik (B, Prov. Limburg): 1155 Beika (CARNOY 1,
1948/49,54).
Anfrk. beke Akk. PI. ,rivos‘ lebt als Appellativ auf kleinem Raum im
Pikardischen weiter (vgl. beke f. ,Bach‘, bereits im Altpikardischen belegt):
22 Belegstellen aus Glöckner/Doll 1979; vgl. auch Förstemann 11, 1, 326ff. Vgl. u.
die Parallele 799 Diapanbeci in Westfalen.
23 Vgl. auch Besler 1888, lOf.
34
Es ist nicht auszuschließen, gerade wegen der räumlichen Beschränkung, dass
das Wort dort aus dem Flämischen übernommen worden ist. Dagegen ist das
Wort in zahlreichen galloromanischen Ortsnamen (in der Wallonie, in der
Champagne, Lothringen, lsle-de-France) nachzuweisen (Gamillscheg 1970,
91). Das Substantiv norm, becque m. ,(Wasser-) Graben entlang einer Straße‘
und die zahlreichen Ortsnamen und Gewässerbezeichnungen in der Norman-
die (Bolbec, Clarbec, Drubec usw.) sind wahrscheinlich auf anord. bekkr zu-
rückzuführen (FEW 15/1,90; Petri 1, 1937, 51 Off.).
C. Das Femininum die Bach ist nur regional verbreitet; es findet sich heute
mundartlich im nördlichen Eisass, in Baden und Württemberg, am Mittel-
rhein, in Hessen24 sowie in Mitteldeutschland (WALLNER 1936, 10f.); vor al-
lem im Niederdeutschen ist die Lautvariante Beeke f. ,Bach‘ zu verzeichnen
(LERCHNER 1965, 23f.). In zusammengesetzten Namen ist das Wort im Rhein-
fränkischen - wo als Appellativ Bach f. gilt (siehe aber unten die Belege im
Saar-Mosel-Raum, die relikthaft Bech aufweisen) - zu -bich, -mich, -mech,
-mach und -wach abgeschliffen. Nördlich der Benrather Linie ist Beck, Beek,
Bick(e) in Zusammensetzungen zu -mecke, -micke abgeschliffen.
Im Saar-Mosel-Raum ist die Verbreitung der femininen bach-Formen flä-
chendeckend; sie findet ihre südliche Grenze am Oberrhein. Eine Übersicht
über die mit Bach f. gebildeten Siedlungsnamen im Saar-Mosel-Raum bietet
SCHORR 2002, 123-136 (mit einer Karte): „Das Wort Bach erscheint im Saar-
Mosel-Raum, anschließend an die Verhältnisse im Nordwesten der kontinen-
talen Westgermania, seit früher Zeit und noch in den heutigen Dialekten mit
femininem Genus“ (ebd., 125). Interessanter ist in diesem Zusammenhang die
Verbreitung der mittel- und niederdeutschen Form Beeke (in verschobener
Form Bech) im Saar-Mosel-Raum. Die Dialektverhältnisse im Einzelnen:
In dem vom niedersächsischen Wörterbuch erfassten Gebiet ist Beke, Beek,
Beck(e) m./f./n. ,Bach, Wasserlauf allgemein verbreitet. In den Marschengebie-
ten ist das Wort nicht belegt. Im Westen des Untersuchungsgebiets erscheint das
Lemma überwiegend feminin, im Osten und ganz im Süden maskulin, im Süd-
osten vorwiegend Neutrum (NSÄCHSWB 1, 900f. und Karte; BremNsäCHSWb
1, 74). In Hamburg gilt Bek f. und m. ,Bach‘, früher und heute noch in Ortsna-
men meist Beck(e) geschrieben. Das Genus schwankt zwischen Maskulinum
und Femininum, was schon sehr früh zu beobachten ist (16. Jahrhundert); das
Lemma ist in Orts- und Flurnamen oft belegt (HambWb 1, 254).
24 „Die historischen Belege haben, ebenso wie die rezente Mundart, die feminine
Form. Bach in der maskulinen Form ist im Untersuchungsgebiet ausschließlich der
Hochsprache Vorbehalten“ (Halfer 1988, 106f.; vgl. auch SHessWb 1, 520iT.).
35
in den Mundarten Schleswig-Holsteins ist Bek maskulin, vereinzelt ist es
feminin (in Südholstein) und neutral (Börmerkoog, Südschleswig). Bek ist in
Orts- und Flurnamen sehr häufig bezeugt (SchleswHWB 1, 281), vgl. z. B.
die Flurnamen 1340 Bermebeke (Kirchspiel Kropp), 1352 Egbek (bei Flens-
burg), 14. Jh. Elrebeke (bei Kiel) (CLAUSEN 1988, 21).
JELLINGHAUS 15ff. verweist auf mit -beke gebildete westfälische Ortsna-
men (in Südwestfalen wie am Westerwald auch -mecke, -micke). In Westfalen
ist Bfke f. ,Bach‘ als Appellativ sehr verbreitet, wobei der abweichende Typ
beake im Westen der alten Kreise Borken, Ahaus, Steinfurt und im Osten der
Kreise Warendorf, Beckum, Lippstadt sowie im nahezu gesamten Kreis
Wiedenbrück belegt ist (WESTFWB 1, 715f.).
In den rheinischen Mundarten gilt Bek f. ,Bach‘ im Niederfränkischen; im
Niederbergischen südlich der Verschiebungslinie in Mülheim am Rhein, So-
lingen, Mettmann, Wipperfürth, Waldbröl kommt es als Bech vor (RheinWb
1, 358). Ältere Flurnamenbelege sind 948 Quirbeichi (Quirrenbach, Rhein-
Sieg-Kreis), 799 Diapanbeci (Bach bei Essen-Werden), die das hohe Alter des
Wortes bezeugen (Dittmaier 18ff.).
In Südhessen herrscht, wie zu erwarten ist, Bach f./m. ,BacfV vor, wobei
mancherorts auch noch die Variante Bech vorkommt (z. B. im Osten des
Odenwaldes, SHessWb 1, 520ff). Auch in historischen Flurnamen ist Bech
zu verzeichnen, vgl. 1396 off der Beche, 1460 kop. 1623 in der bech
(SHESSFLN 189f.).
In Lothringen kommen Orts- und Flurnamen vor, die mit -beck gebildet
sind, vgl. z. B. Heckersbeck (DtLothrWb 18; BESLER 1888, 8ff; Ders.
1891, 33, nur Ortsnamen mit -bach). Im Saar-Mosel-Raum ist das Wort (in
verschobener Form Bech) in Siedlungs- und Flurnamen belegt (siehe unter
Punkt D); appellativisch gilt dort sonst das Femininum die Bach (SCHORR
2002; Schön 14; Braun/Mangold 57).
D. Im Saar-Mosel-Raum ist die Verbreitung der femininen 6öc/?-Formen flä-
chendeckend. 23 Die Grenze zum Maskulinum ,der Bach‘ verläuft weiter süd-
lich am Oberrhein, was die begrenzte Existenz „eines ingwäonischen (nieder-
fränkischen) Superstrats am nördlichen Oberrhein auf der Basis onomastischer
und appellativischer Zeugnisse“ (KLEIBER 1998, 891) plausibel macht (vgl.
auch Frings 1950, 41 f.).
Bei den femininen 6<?c7?-Formen handelt es sich um ein ,Nordwort‘, das
man zusammen mit dem Femininum bach als „fränkisches Leitwort“
( Frings/Lerchner 1966, 48) ansehen darf."6 Das nur geringe Vorkommen
Eine Übersicht über die mit Bach f. gebildeten Siedlungsnamen im Saar-Mosel-
Raum bietet Schorr 2002, 123-136 (mit einer Karte).
"6 Philipp 1906, 1907 und 1908 bietet einen ausführlichen historischen Überblick über
den Genuswechsel bei Bach im gesamtdeutschen Rahmen. - Zum Genuswechsel
bei Bach/Bech und anderen Wörtern vgl. Abschnitt 6.2,2.
36
dieser Variante im Saar-Mosel-Raum (vgl. Abb. 4) ist aller Wahrscheinlich-
keit nach auf einen Prozess des analogischen Ausgleichs zurückzuführen. Das
Wort kommt im Saar-Mosel-Raum auch in Siedlungsnamen vor:
Saint-Jean-Rohrbach (F, Moselle, con Sarralbe): 1411 or. frz. a Sainct Jehan
Rorebech preis de putelange (AD MM B 580 Nr. 78), 1411 kop. 17. Jh. frz. a
Sainct Jehan Rorebech preis de putelange (AD MM B 661 Nr. 10) < germ.
*rauza- n. ,(Schilf)-Rohr‘ + germ. * *bakjö f. ,Bach, fließendes Gewässer4 (vgl.
oben die Belege aus den Weißenburger Urkunden).
Sonst ist das Lemma in historischen Flurnamen des Saar-Mosel-Raums be-
reits im 13. Jahrhundert belegt.
Im lothringischen Teil des Untersuchungsgebiets kommen vereinzelt auch
sekundäre Siedlungsnamen auf -bais < *baki vor, die für das romanophone
Lothringen charakteristisch sind:27 vgl. Puttigny (F, Moselle, con Château-
Salins) 1370 frz. or. on baix de wereulfosse (LA Sb Heimstatt Nr. 60),
Haboudange (F, Moselle, con Château-Salins) 1723 frz. or. proche breybaise
(AD Mos G 1 10). Es handelt sich jedoch hier um ein Gebiet, das in der Frü-
hen Neuzeit romanisiert wurde.
Flurnamenbelege wie in Albestroff: amtl. Devant surbeck, Surbeck
[sun'bek], in Flétrange: amtl. Heltzenbeck ['hilsanbek] sind vom Französischen
her (Lautersatz [k] für [x]) beeinflusst (beke f. .Bach4 ist in galloromanischen
Ortsnamen in der Wallonie, in der Champagne, Lothringen, Isle-de-France
nachzuweisen, vgl. dazu Gamillscheg 1970, 91). Interessant sind solche
Flurnamenbelege, die an der Sprachgrenze Vorkommen, wie in Langatte /
Langd: amtl. Bei hitschenbeck ['hitjobeç], 1739 frz. or. auff hiitschen bäch:
Das Vorkommen bis an den Westrand der Vogesen deutet auf Reliktlage hin.
ln zusammengesetzten Namen kann sich das Wort zu -bich, -mich, -mech,
-moch abschwächen. Der Flurnamenbeleg in Kanfen: amtl. Houmich [hufrneç]
zeigt dieses Phänomen, wobei nicht immer eindeutig zu erkennen ist, ob die
abgeschwächte Form Bach oder Bech voraussetzt. Die Flurnamenbelege in
Volmerange-les-Mines: amtl. Delbich ['delbej] und in Sierck-les-Bains: amtl.
2 Vgl. die im sonstigen romanophonen Lothringen (F, Meurthe-et-Moselle) vorkom-
menden sekundären Siedlungsnamen auf -bais < *baki, z. B.: Barbas (con Blämont):
1186 kop. Barbes, 1195 kop. Barbais, 1256 kop. Barbay, 1328 or. Barbaye, 1358
or. Barba, 1380 or. Berbaix, 1506 or. Berba, < germ. Personenname Baro + *baki
.Bach'; Repaix (ebd.): 1140 kop. de Raspacio, 1311 or. Reppaix, 1324 or. Reppaix,
1378 or. Reppaix, 1433 or. Repaix, 1506 or. Repaix, < germ. *rauza- ,Schilfrohr' +
*baki. Belege bei Martina Puz: In pago Albense/Albechowa: Onomastische Refle-
xe frühmittelalterlicher Mischsiedlung von Franken und Romanen im heute
romanophonen Lothringen, in: Peter ERNST/Isolde HAüSNER/Elisabeth Schuster/
Peter Wiesinger (Hgg.): Ortsnamen und Siedlungsgeschichte. Akten des Sympo-
siums in Wien vom 28.-30. September 2000, Heidelberg 2002, 95-106. „Die
schwierig zu interpretierenden Formen -bais, -bas, usw., für fränkisch *baki setzen
vermutlich eine Grundlage mit unverschobenem [k] voraus“ (ebd., 103).
37
Bei der dich [bai dt; 'beij] stellen abgeschwächte Formen von -bech dar, wie
aus den mundartlichen Belegen zu entnehmen ist.
Die Verbreitungsgrenze der bech-Formen befindet sich (im Gegensatz zu
derjenigen der bach-Formen) innerhalb des Untersuchungsraums. Das Wort
kommt an Obermosel und unterer Saar vor, Gebiete, die wortgeographisch
gesehen auch sonst Anschluss nach Norden zeigen. Die nur geringe Beleg-
dichte erlaubt Aussagen über die einstige Verbreitung dieser Variante nur un-
ter Vorbehalt: Die Reliktbelege an der oberen Saar bezeugen immerhin die
einstige Verbreitung der Variante bis an den Westrand der Vogesen. Die Dis-
tribution der Belege im Untersuchungsraum zeigt typische Reliktlage im Nor-
den und im Süden - im Zentrum ist der Raum dagegen durch pfälzische Neue-
rungen aufgebrochen.
(M. V.)
38
Nr. 3
Biese(n) f. .Binse, iuncus, sdrpust
A. Hist. Biese, amtl. Binse, itida. Biese’.
Gronig (SW): 1 789/92 or. dt. zwischen der mittelst ahnung auf der biesem
kaul und der bliesbach / zwischen der vorderst ahnung auf der biesen kaul
und der blies bach (LHA Ko 24/975), 1791 or. dt. vorderst ahnung auf der
biesen kaul (LHA Ko 24/975), o Vorderste Binsenkaul [di: 'f.'mdrij't
'bi:zokaul], Hinterste Binsenkaul ['henpft 'bkzokaul].
Hist., amtl. und mda. Biese:
(Alt-)Saarbrücken (SB): ca. 1570 dt. biesenhansen-hof (BAUER 1957, 127),
1605 kop. dt. biesenn hansen gutt (StB Sb / Bauer 1957). Auersmacher
(SB): 17. Jh. kop. dt. auff der biess (LHA Ko 218/660, 45), o Om Biis [om
bi:s]. Barbas (Bl): 1722 or. frz. boorbies (AD MM B 11828). Bassing (Di):
1613 kop. 18. Jh. frz. a grossenbies (AD MM B 11829), 1714 or. frz.
grossemvise (AD MM B 11829), o Grosembise. Beaumarais (Sl): o In den
Biesemen [en do 'bizomon], Bischmisheim (SB): 1686 or. dt. in wiessgen oben
ahn der biesenwiess hinter der kirchen hinauf zu ahnborn zu (GEB), 1736 or.
dt. die biesenfelder / das biessenfeld (GEB), 1738 or. dt. biessen-wiess (GEB),
1761 or. dt. im biessenfeld (GEB), o Im Biesenfeld [em 'buzofelt]. Bitche /
Bitsch (Bi): o Bisenberg fbkzobemg]. Bouzonville / Busendorf (Bv): 1721
or. frz. hissem (AD Mos 4 E 244), o Bisen fbkzon], I. bisen [e:ejt 'bi:zon], 2.
bisen ftsvait 'bi:zon], Sur la route de sarrelouis-pres bisen [da zadujc Jdro:s
bai da bi:zon]. Budling (Mv): o Dite de biesbach (s). Codieren / Kochern
(Fb): 1696 or. dt. unden ahn den bissen t uff die bissen I längs der biessen
wissen (AD Mos 4 E 106), o Mittelster biesen fmetolj'dn bi:za], Oberster
biesen [ovpfdo 'birza]. Coume (Bo): 1690 or. frz. bizenezelle / audessoubs de
bizenhezel (AD Mos E depot 157 1 CC 1), 1714 kop. 1823 frz. biessenetzel
(AD Mos E depot 157 1 CC 2), o Unter und langst biesen etzel form on lapos
bi:zo'netsol], Biesen etzel [bkzs'netsol], Dirmingen (Ot): 1579 or. dt. der biez
rech (GEB), 1770 or. dt. hinter der bieswiess t zwischen dem ackerland im
untersten biessen und der biesswies / in den hintersten biesen / in der bieswies
(GEB), o Vorderste Biesen ['foimjdo bi:zo / 'firejdo 'bi:zo], Hinterste Biesen
[ hem’j'd 'bi:zo]. Dudweiler (SB): 1686 or. dt. ahn den biesen strengen / in den
biesens und büchsenstreng / unten in der buchsen- und biesenstreng / in den
buchsen oder biesenstrengen (GEB), o In den Büchsensträngen. Francaltroff
(Al): o Bisengarten fbi:zoga:to]. Freistroff (Bv): o Bizenen aboutissant sur
sodelveg. Groß-Hemmersdorf (Hemmersdorf) (Sl): o Biesemen [en do
bizamsn]. Güdingen (SB): 1762 or. dt. die biessemsgärten (GEB). Gueben-
house (Sg): 1587 dt. off dem biesen (LHA Ko 218/732, 24). Guerstling (Bv):
1688 or. dt. in der biessen oder geiss wiessen (AD Mos 4 E 226), o Biesemen.
39
Hargarten-aux-Mines (Bv): 1695 kop. 1720 dt. neben an nachbaurs bisen /
nachbaurs biesen (AD Mos E suppl. 298 1 CC 1). Harprich (Gt): o
Bizenviss, Neben bizenviss, Auf bizenviss. Heining-lès-Bouzonville (Bv): o
Bisenfelder ['bLzanfeldn]. Hoste-Haut (SA): o Auf die biesenwiese [uf de
'bi:zovi:s], Biesenwiese ['bi:zovis]. Kerbach (Fb): 1688 or. dt. oben am
biestauden (AN Pa E 3170). Lachambre (SA): 1437 or. dt. boiisen wyse (AD
Mos H suppl. 6 2 B 1/14), 1692 or. frz. prez des jons en allemand appelle
bissen wiess / bisen wies / biessen wies (AD Mos 4 E 309), 1694 kop. dt. im
biessen (LHA Ko 218/694 S), o Aboutissant sur bissenwiss, Bissen wiss
fbhzovis], A cote de bissen wiss ['ne:van dx? bizovis]. Laning (Gt): 15. Jh. E.
or. dt. dy byss (LHA Ko 218/774, 11 ). Lixing-lès-Rouhling (Sg): ca. 1494 or.
dt. binden an den biesen vff cremell (LHA Ko 54.33/728 fol 71 r). Longlaville
(Lo): o Les grands bies. Lummerschied (SB): 1758 or. dt. in den briessen-
stückern (LA Sb 22/3207), o Die Biesen-Stiicker [di 'bizom 'jdike]. Macheren
(SA) : 1697 or. dt. uff der biess wiesen (AD Mos 4 E 341 ). Malstatt-Burbach
(SB) : 1664 or. dt. hass [< büessen (StA Sb / BAUER 1957), 1686 or. dt.
in kassbiesen / kassbiesem (LA Sb 22/2751 / BAUER 1957), 1687 or. dt. in
kassbiesen (LA Sb 22/2752 / BAUER 1957), 1702 kop. 1758 dt. bey kass
büssem (LA Sb 22/2754 / BAUER 1957), 1759 or. dt. katzen büssem (LA Sb
22/2754 / BAUER 1957), 1762 or. dt. bey gatzenbissem (StA Sb A 369 /
BAUER 1957), 1762 or. dt. in katzenbetzem (LA Sb 22/3211 / Bauer 1957).
Nébing (Al): 18. Jh. or. frz. prey des biesen (AD MM B 11922), o Bisen,
Derrière le bisen. Peppenkum (Hb): 1661 dt. in der biezen l im bitzen under
der brücke (MOTSCEl Pair, 90), o Obere Bitzen ['ovoro 'bi:tsa], Untere Bitzen
['unaro 'bi:tsa], Petit-Ebersviller (SA): 1693 or. dt. in den biessen (AD Mos 4
E 431), 1694 kop. dt. im biessen (LHA Ko 218/694 S). Puttigny (CS): o
Bizerand, Sous bizerand. Rammelfangen (Sl): o Aufm Biesenfeld [en da
'beizafeln], Rémelfang (Bv): o Konakeisbisen [konakc'bi:zan], Bizen ['bi:zan].
Rodalbe (Al): 1686 or. dt. in biessen (AD MM B 11942), o Die binsen.
Saint-Jean-Rohrbach (Sa): o Fudenbizen ['fo:zabezal]. Schwalbach (Sl):
1623 dt. zehnhaufen bei adam biesen (GEB), 1654 or. dt. bey adamanss
biesen (LHA Ko 218/810, 1-82). Schweyen (Vo): 1656 or. dt. im biesen
boden (LA Sp C 20/3461-2), 1726 kop. 1739 frz. buzenboden (HSA Mü
Kasten blau 384/9 fol 167-220), 1752 or. frz. bisenboden (HSA Mü Pfalz-
Zweibrücken Urkunden 2226), 1752 kop. frz. bisenboden (HSA Mü Kasten
blau 384/9 fol 307-354), o Am scheidberg auf biesen bodem [o:m 'Jæitbsnç uf
'bkzabora], Biesen bodem um hang ['bi:zabora om hop], Biesen bodem auf
klam ['bi:zabora uf glo:m], Biesen bodem rechts dem patt ['bi:zabora reçts dom
pa:t], Biesen bodemer drisch, Biesen bodem ['bi:zoboro]. Téterchen (Bo):
1696 or. frz. en bas à lietinger biesen (AD Mos 4 E 545). Théding (Fb): o
Biesenbrunnen ['bLzabruna], Tholey (SW): o Biisemkaul ['bLzomkaul],
Uchtelfangen (Ot): 1767 or. dt. die biesengärten / die bilssengärten / bies-
40
wiesen (GEB), o Die Biesengärten ['bLzayeuda], Unten in der Bieswies
[ bi:svi:s], In den Bieswiesen [en de 'bi:svi:s], Hinten in der Bieswies
[ bi:svi:s]. Velving (Bo): o Bisen parch ['bi:znpargj. Vieux-Lixheim / Altlix-
heim (Fe): o Biezen garten ['bitsaga:da]. Vigny (Ve): o Bizmont. Waller-
fangen (Sl): o In den Biesemen [en da vbivornan].
Hist., amtl. Biese, mda. Bense (mit Senkung):
Berschweiler (SB): 1757 or. dt. hinter dem biesenpfuhl (GEB), 18. Jh. dt.
biesenpfuhl (JUNGK), o Hinter dem Biesenpfuhl [am 'benzapud], Biding (Gt):
15. Jh. E. or. dt. dy byss (LHA Ko 218/774, 11), o Biisen [da 'benzan].
Hist. Biese!Binse, amtl. Binse (ohne mda. Formen):
Vittersbourg (Al): 1736 or. frz. sur le biezen etzel / deuant le morsmatt le
binzen etzel (AD Mos E depot 727 1 G 1), o Auf dem binze etzel.
Hist. Biese, amt. Bösen, mda. Bese(n) (mit Senkung):
Kerprich (Hemmersdorf) (Sl): 1707 or. frz. biesen garten (LA Sb A Hzgt
Lothr, 30), 1707 or. frz. biesengarten (LA Sb A Hzgt Lothr, 40), 1748/75 or.
frz. bisengarten (LA Sb A Hzgt Lothr, 80), o In den Bösen Gärten [em 'be:za
ga:tn].
Hist. Biese/Beise, amtl. und mda. Beis:
Basse-Rentgen / Niederrentgen (Ca): o Beisbesch ['beisbej], Beisebiich
['beizabi:g]. Berviller-en-Moselle (Bv): 1711 or. frz. le culant de biesborn (AD
Mos 4 E 38), o Beisburrergräät [beisbure'gre:t]. Brettnach (Bv): o Bintz /
beisen. Kirschnaumen (Si): o Biesenborn ['beizabum]. Montenach (Si): o
Beisebaach ['beizaba:x]. Ottonville (Bo): 1694 or. dt. auff die biessen (AD
Mos E depot 534 1 G 1), o Bissen [en da 'beizan]. St. Johann (SB): ca. 1500
or. dt. innn beissengarten (LA Sb 22/2441 / BAUER 1957). Weierweiler
(MW): o Beisemswiisen ['beizamsvLzn], Biesemswiesen ['beizmsvizn].
Nur amtl. Binse!Biese, mda. Biese:
Bistroff (Gt): o Binsenstück / biezen stück ['bi:s], Binsenwies / biezewies.
Amtl. Biese, mda. Binse:
Inglange (Mv): o Pres/pre bisenbourg [binza 'bum], Petersbach (PP): o
Bissenmatt ['binzamot].
Mit -/-Suffix:
St. Wendel (SW): o Dii Rood Biist [di: ro:d 'bi:Jt], Liberherrn (Sl): o Iwwer
Beisten ['ivt? 'beifdnj.
(Vgl. Abb. 5)
41
B. Die Etymologie des Wortes Biese(n) f. ,Binse, iuncus, scirpus' gilt nicht als
endgültig geklärt. Der Versuch, Biese mit gleichbedeutendem Binse in Ver-
bindung zu bringen, etwa über ingwäonischen /7-Ausfall vor s und Ersatz-
dehnung, ist abzulehnen (Weigand 1, 241; Lerchner 1965, 29f.; SCHOP-
HAUS 1967, 93ff.): Binse geht zurück auf mhd. binez, binz f., ahd. binuz m.;
dazu gehört asächs. binit (in dem Adj. binitin), aengl. beonet, nengl. bent, nl.
bentgras; Bies wird dagegen auf germ. *beusö- f. zurückgeführt, was lautge-
recht nl. bies ergibt (ebd.); vgl. mhd. (md.) biese f. ,Binse1 (LEXER 1, 269),
mnd. bese f., frühmnl. biese f. (VrüegMnlWb 1, 557), mnl. biese, bise, scaf
bise f. ,papyrus, Rohrglanzgras' (MnlWb 1, 1249; KLUGE 121), nnl. bies f.
(WNT II, 2, 2553ff. und 2556),~s fries. büs, bies, biis (EWN 1, 306). Mhd.
biese f. .Binse, iuncus' heißt im Athis 4, 44 „Teuthonista byese juncus und
holländisch bies“, was die mittelhochdeutsche Form als zweifellos nieder-
deutsch erscheinen lässt."9
Im Althochdeutschen handelt es sich um ein sporadisch auftretendes Glos-
senwort: bi eso ,scirpus‘ ist in einer Handschrift aus Echternach aus dem 9.
Jahrhundert belegt, die Glosse stammt allerdings von einer späteren Hand;
weitere Glossenbelege gehören dem 13. und 14. Jahrhundert an: bies ,iuncus,
carectum' (rheinfrk.), bis in ,papirus‘ (Darmstadt), bisen ,papyrus', bize ,papi-
rius, papirus' (AhdGl 1, 376; AeidWb 1, 1082). Das Genus der hier ange-
führten Glossenwörter kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden: Nach der
Überlieferungslage lassen sich die althochdeutschen Glossen in keinem Fall
ohne Vorbehalt dem Oberdeutschen zuschreiben. Es wird mitunter ahd. *bioso
m. (auch *biosa f.) ,Binse, iuncus, scirpus' vorausgesetzt (EWA 2, 84f.;
AhdWb 1, 1082). Biese ist als biosa sw. f. (?) .Binse' im Altsächsischen in
verschiedenen Glossen belegt (GALLEE 1903, 26), was für das Alter des Wor-
tes im niederdeutschen Raum spricht.
Da das gleichbedeutende Wort Binse etymologisch wahrscheinlich eine Zu-
sammensetzung aus dem Präfix bi- und der Verbalwurzel urgerm. *net-, idg.
*ned- .zusammendrehen, knüpfen' darstellt, ging man in der früheren For-
schung auch für Biese von einer zusammengesetzten Form aus. DlTTMAlER
1958/59, 290ff. setzt Biese f. .Binse' aus dem Präfix bi- und einer idg. Basis
*wei- .drehen, biegen, flechten, knüpfen' (IEW 1120ff. und 1133; LIV 695)
zusammen. Es wird allerdings betont, dass die idg. Wurzel *wei- im Ger-
manischen verbal nicht belegt sei (MARZELL 2, 1059; SCHOPHAUS 1967,
93ff). Andererseits ist jedoch in germanischen Verben die Wurzel *ued>1- mit
der Bedeutung ,knüpfen, binden' vorhanden: Ahd. *bioso m. (auch *biosa f.)
.Binse, iuncus, scirpus' würde man dann als *bhi- uct'-tö(n) erklären, mit ei- * 29
2X N1. bies f. erhält als Pflanzenname sowohl die Bedeutung .iuncus, scirpus' als auch
die von .Riedgräser'. Ähnliche Verhältnisse zeigt nl. binse.
29 Vgl. Wilhelm Grimm: Wiesbuder Glossen, in: Zeitschrift für deutsches Altertum 6
(1848), 321-340, hier 332.
42
nem -/-Suffix und -s(s)- < -ct-t- (EWA 2, 84f.).30 31 32 Trotz dieser Erklärungs-
versuche bleibt die Etymologie des Wortes noch dunkel.
Zahlreiche ältere Siedlungsnamen weisen anscheinend ein Bestimmungs-
wort vom Typ biese auf. Vgl.:
(1) Biessenbeek, Gde. Losser (NL, Prov. Overijssel): 12. Jh. Besbeke
(Förstemann II, 1,473f.);
(2) tBisachten bei Enniger, Stadt Ennigerloh (Kr. Warendorf): 1181
Bisehten (ebd.);
(3) Besenthal (Kr. Herzogtum Lauenburg): 1230 Besendale (Laur 1992,
152).
Nhd. Biese f. ,eingelegte Schmucknahf ist aus dem Niederdeutschen oder
Niederländischen über spätmnd. bise ,Einfassung, Rocksaum1 entlehnt und
bildet damit keine unmittelbare Fortsetzung von mhd. biese (EWA 2, 84f.;
Kluge 12): Mnl. bies(e) f. bedeutet sowohl ,Binse4 als auch ,Nahtbesatz4
(MnlHdWb 98), ebenso wie nnl. bies f. (WNT II, 2, 2553ff. und 2556).
N1. buis f. ,Binse4 und die ostniederländischen Nebenformen mit -ö- wer-
den auf germ. *beusjö zurückgeführt, '1 LERCHNER 1965, 30 hält jedoch den
Vokalismus der ostniederländischen Formen noch für problematisch.
C. Das Wort Biese kommt in genau bestimmbaren Arealen vor: Seine Verbrei-
tung ist auf den kontinentalen Nordwesten beschränkt und erfasst die friesi-
schen, niederländischen, rheinischen und niederdeutschen Gebiete. Südlich
lässt sich Biese über Lothringen bis an die Saar verfolgen: Dieses Ver-
breitungsgebiet repräsentiert den südlichsten Grenzsaum des Biese-Vorkom-
mens. Die Bedeutung des Wortes ist meistens Binse, wobei die Mundart-
wörterbücher gelegentlich auch noch zwischen Juncus und Scirpus unterschei-
den: Mit Juncus wird die Hauptgattung der Binsengewächse bezeichnet, die
durch Arten vertreten wird, die meist auf feuchtem Boden wachsen (MARZELL
2, 1057ff); mit Scirpus bezeichnet man Pflanzen, die zu den Riedgräsern ge-
hören und die an fließenden und stehenden Gewässern wachsen (MARZELL 4,
164ff), ln den niederdeutschen Mundarten steht biese in Konkurrenz mit
rusch als heutige Bezeichnung für die Binse. '2 Eine Darstellung der Synony-
mik des Namentyps Binse und seiner wortgeographischen Zusammenhänge in
den niederdeutschen Mundarten bietet Schopeiaus 1967, 73-100.
ln Schleswig-Holstein erscheint Biese ,Binse4 lautgerecht als Beis, Bes f.:
'(l Wenig befriedigend bleibt der etymologische Versuch von Franck/Van Wijk. 63,
wonach Biese über *bewasö aus idg. *bhewä- ,wachsen4 abzuleiten ist.
31 Schönfeld/Van Loey 75 und 78; Felix Wortmann: As. iu > ö: in den östlichen
Niederlanden und im westlichen Westfalen, in: Drimaandelijske Bladen 15 (1963),
139-159.
32 Schophaus 1967, 96f.
43
Das Wort wird fast ausschließlich im Plural verwendet, wo es als Besen belegt
ist (SCHLESWHWb 1, 298f.). Der Flurname Bies (Varianten: Bes, Beis) ist in
Dithmarschen belegt (Falkson 2, 2000, 479f.). Es kommen dort auch histo-
rische Ortsnamen vor, vgl. 1230 Besendale, heute Besenthal (Gde. Gudow,
Kr. Hzgt. Lauenburg; Laur 1992, 152). Nd. beste (vgl. auch frühnl. biest,
neufläm. bist, biest ,area, platea spatiosa4)” ist eine Kollektivbildung mit /-
Suffix: Eine entsprechende Bedeutungsentwicklung stellt engl. dial. bent ,the
open fteld4 dar (EDD 1, 244). Das Wort ist auch in Orts- und Flurnamen be-
legt: vgl. den Ortsnamen Bistensee (Kr. Rendsburg-Eckernförde), 1542 als
Bystenzehe belegt (Laur 1992, 157), und den Flurnamen Beste (Südosthol-
stein), 1263 in fluuium qui vocatur Bestene (ebd., 68). Den schleswig-hol-
steinischen Ortsnamen Büsum leitet LAUR 1992, Art. Büsum aus asächs.
*biusi- her: Diese Nebenform von Biese kommt als Appellativ nicht mehr vor.
ln den niedersächsischen Mundarten zeigt Biese unterschiedliche Varian-
ten: Bese, Bes, Besse(n)'4 und Bäis, Bäisen (NsächsWb 2, 13). Die Wörter
bezeichnen verschiedene Arten der Gattungen Juncus und Scirpus.
WOESTE 18 verzeichnet für Westfalen Baise f. .Binse4.'" In Mecklenburg
gilt Beis', Bees’ f. als die Bezeichnung Für die Binse und die verschiedenen
Arten der Gattungen Juncus und Scirpus (MECKLWB 1, 738ff).
ln den nordsiebenbürgisch-sächsischen Mundarten gelten für Biese appella-
tivisch unterschiedliche Varianten, wobei das Genus hier stets maskulin ist.
Die Variante Bäszt ist am stärksten vertreten. Ferner ist die Variante Mäsdmt
zu erwähnen, die für Mettersdorf (Nösner Land) belegt ist. Die Bedeutung ist
Simse, iuncus sowie Krötensimse (KRAUß/RICHTER 1, 1097).
In Hamburg gelten die Formen Bees’ [bai:s], Besen. In Blankenese gilt auch
Besen als Maskulinum, sonst ist das Wort stets feminin und wird gewöhnlich im
Plural gebraucht (HambWb 1, 240). Bees', Besen gilt hier als Sammelname für
die Teichbinse, Scirpus lacustris L., und andere Binsenarten. Es werden auch
Flurnamen genannt: Besenbrook (Alstadt), Besenland (Veddel) und Besenort
(Lurup). Es kann außerdem auf die nicht mehr lebendige Variante Beesch ,Bin-
senmark4 hingewiesen werden, die nur 1897 in Bergedorf bezeugt ist.
In den preußischen Mundarten sind die Varianten Bese und Bise f. ,Binse,
iuncus, scirpus4 appellativisch in Gebrauch (Frischbier 1, 75). In Ziesemer 1,
616 werden unter dem Stichwort Binse die Varianten Bez(a) (die verbreitetste
Form von Memel bis Thom, bes. im Hochpreußischen), Beiz(o), Biz(d) und
Baiz(o)'b behandelt. Das Wort ist feminin und bedeutet Schilfrohr, iuncus, scirpus. * 6
33 Förstemann II, 1,473f.
,4 Vgl. MndGr § 110 und § 111: Diese Varianten setzen mnd. bese < asächs. -eo-,
-io- fort.
Mnd. e diphthongiert zu ei, ai in Hamburg, Holstein, Westfalen, Ostfalen. Zur
Übersicht vgl. Schirmunski 1962, 228ff.
6 Über die Veränderungen im Vokalismus bzw. über mnd. e2 > ai vgl. Maria Sem-
44
Im Niederfränkischen (Heinsberg, Düsseldorf, Rees), Ripuarischen (Schlei-
den, Düren, Aachen), Moselfränkischen (Saarburg, Bernkastel, Zell, Cochem;
in Nassau im Oberwesterwaldkreis) und Rheinfränkischen (Birkenfeld, Saar-
brücken; in Nassau im Main-Taunus-Kreis Höchst) kommt das Lemma Biese
- Biese(n), Biesem als Bezeichnung für Binsengewächse in Flurnamen vor.
Obwohl die mit Biese gebildeten Flurnamen im Rheinland allgemein Vorkom-
men, sind sie in ihrer Verbreitung spärlich (DlTTMAIER 27f.). Appellativisch
kommt Biese in den rheinischen Mundarten häufig vor; oft wird das Wort in
der Pluralform verwendet, das Genus ist stets feminin. Verbreitet ist das Wort
im Niederfränkischen meist in der Form bis, PI. -za und -sa\ bisam, Pt. -saman,
-smart, bes gilt rheinfränkisch und moselfränkisch (an der Saar westlich der
Theel -f-, vgl. Schön 27) bis zum alten Lkr. Trier, an der Mosel bis Bern-
kastel. Bqzam kommt im Moselfränkischen, pizam im Moselfränkischen und
Rheinfränkischen vor. Die Varianten mit -/-Suffix37 wie bista (PI.) und mit -f-
sind kleverländisch; bi:star ist bergisch; besta kommt sporadisch in Kempen
und im Niederfränkischen und Ripuarischen vor (vgl. aber die Belege im
Saar-Mosel-Raum in den Abschnitten A und D). Die Bedeutung ist stets Bin-
se, iuncus, scirpus (RheinWb 1, 68lf.). Schön 27 verzeichnet für die Saar-
brücker Mundart das Appellativ Biisem ,Binse1, und zwar im Gebiet westlich
der Theel.
In Hessen kommt Biese f. ,Binse1 als Flurname nur spärlich vor (Holzhau-
sen am Hünstein, Dautphetal, Lkr. Marburg-Biedenkopf; Niedermittlau, Has-
selrath, Main-Kinzig-Kreis):33 das Namenwort ist generell in Hessen als Ap-
pellativ nicht mehr lebendig. Binse dagegen ist appellativisch in Gebrauch und
es werden damit Flurnamen gebildet, die ihren Schwerpunkt in Südhessen ha-
ben, wobei das flurnamenbildende Wort auch nördlich des Mains nicht ganz
selten ist.39 Gelegentlich erscheint es als Maskulinum oder Neutrum. Binse als
Name für den Binsenbewuchs konkurriert in Hessen mit Rausch und Semde,
wobei Binse nach Süden abgedrängt worden ist (HessFlnAtl Karte 127 und
Kommentar).
Lothringisch ist Bies als Femininum sowohl im Singular als auch im Plural
als Appellativ bedeutsam (F, Moselle, con Saint-Avold und con Bouzonville /
Busendorf). Die in Bouzonville belegte Lautvariante beis zeigt den mosel-
fränkischen sogenannten gestürzten Diphthong /ei/ (siehe weiter unten). Die
durchgängige Bedeutung ist,Binse1 (DtLothrWb 42 und 46).
rau: Die Mundart der Koschneiderei, in: Zeitschrift für Deutsche Mundarten 10
(1915), 143-202 und 237-265, hier 166.
Man kann nicht mit Sicherheit feststellen, ob hier eine Dentalepithese oder eine
Kollektivbildung zu Pflanzennamen auf -t (nhd. -icht) vorliegt.
's Die ß/ese-Belege in HessFlNAtl Karte 127 werden aus Binse etwa über -«-Ausfall
vor s und Ersatzdehnung hergeleitet, vgl. aber Teil B dieses Namenartikels.
39 Dort wird Binse meistens gesenkt und zu e gedehnt.
45
Oberdeutsch gilt Binse f. als Pflanzenname für alle Juncus- und Scirpus-
arten: Schweiz, bes f. ,Binse* hat sich aus Binse entwickelt und setzt damit
Biese nicht fort (SchweizId 4, 1411 f.); vgl. die lautliche Parallele Schweiz.
zins > zes. Schwäbisch bis ist ähnlich zu erklären (SchwäbWb 1, 1124f.).
D. Mit Biese(n) gebildete Flurnamen sind im Saar-Mosel-Raum ab dem 15.
Jahrhundert nachweisbar. Das Lemma kommt als Simplex sowie in Kom-
posita als Bestimmungs- oder auch Grundwort vor. Biese wird in den Flur-
namen meistens im Plural (Biesen) verwendet, das Genus ist stets feminin. In
den moselfränkischen Landkreisen und Kantonen Saarlouis, Merzig-Wadern,
Boulay-Moselle / Bolchen, Bouzonville / Busendorf, Sierck-les-Bains und
Cattenom / Kattenhofen zeigen die mit ['beizo-] transkribierten Mundartbele-
ge den auf mhd. /ie/ zurückzuführenden sogenannten gestürzten Diphthong
/ei/. Die Variante Beisemswiisen ['beizamsvbzn] in Weierweiler (Lkr. Merzig-
Wadern) zeigt außerdem Labialisierung des Nasals. Im moselfränkischen Lkr.
Saarlouis (Kerprich) zeigen die mit ['be:zo] transkribierten Mundartbelege
Senkung des Stammvokals /i/ > /e/. Die Variante, die im Untersuchungsraum
am meisten vertreten ist, ist Biese(n). Vereinzelt gilt mundartlich Binse bzw.
mit Senkung Bense(n), was wahrscheinlich auf einen Prozess des analogi-
schen Ausgleichs zurückzutiihren ist.40 Das Kartenbild (vgl. Abb. 5) zeigt,
dass das Lemma fast überall (außer in den sogenannten Keilen) verbreitet ist:
Es zeichnen sich Häufungen in den Gebieten an Obermosel, unterer Saar bis
zur Nied und Rossel, Prims und oberer Blies ab. Diese Gebiete zeigen nördli-
chen Anschluss an das Luxemburger Gutland und das Trierer Land und enge
Verbindungen zum Hunsrück. Eine Ausstrahlung von Biesen-Belegen ist
südwestlich im Flurnamenraum zwischen Rossel und Saar zu verzeichnen.
Die Variante mit epithetischem t [beijdn] und [bi:Jt]41 ist im moselfränkischen
Lkr. Saarlouis und im unmittelbar an den Hunsrück anschließenden rheinfrän-
kischen Lkr. St. Wendel belegt. Zu Flurnamenbildungen im Saar-Mosel-
Raum, die ein sogenanntes epithetisches t aufweisen, vgl. Dellt f. .Bodensen-
ke im Gelände, Tal; Vertiefung; Beule in einem Gegenstand4 (Namenartikel
Nr. 7)42
40 Unser Untersuchungsraum gehört zum Gebiet des Nasalschwundes vor folgender
dentaler Spirans mit Ersatzdehnung des vorausgehenden Vokals, wobei heute die n-
losen Formen innerhalb unseres Untersuchungsraums auf die nordwestlichen, mo-
selfränkischen Teile beschränkt sind (Will 1932, 47 Abb. 17; Pitz 1997, 902ff.;
DSA Karte 39). Es ist nicht auszuschließen, dass die «-losen Formen Biese(n) im
nordwestlichen, moselfränkischen Gebiet des Untersuchungsraums hie und da auf
Binse - mhd. binez, binz f., ahd. binuz m. - zurückzuführen sind.
41 Es könnte hier allerdings auch ein Kollektiv zu Pflanzennamen auf -t (nhd. -icht)
vorliegen (weitere Belege für den Untersuchungsraum bei Schorr 1993, 4).
42 Bf.haghel 1928, 379f.; Moser 1971, § 125 und 160; Schorr 1993, 5ff. : Im Unter-
suchungsraum lassen sich weitere Flurnamen nennen, die zu dieser Gruppe gehö-
46
Die Belege in Malstatt-Burbach: 1759 or. dt. katzen hiissem, 1762 or. dt.
bey gatzenbissem, 1762 or. dt. in katzenbetzem zeigen volksetymologische
Wandlung („Katzenbiss“) ausgehend von Kaßbiesen, wie es auch in älteren
historischen Flurnamen vorkommt, vgl. 1686 or. dt. in kassbiesen / kass-
biesem, 1687 or. dt. in kassbiesen, 1702 kop. 1758 dt. bey kass büssem
(Bauer 1957, 257).43
(M. V.)
ren, wie z. B. Deicht < pfälzisch Deich ,Trockental‘, Etzelt < Etzel ,umhegte Wie-
se4, Lacht < Lache ,Pfütze, tief gelegenes, nasses Land4.
43 Bauer 1957, 657 erklärt den Namen als Zeuge „für die einstige Ausdehnung des
durch einen Vorstoß obd. Sprachgutes zurückgetriebenen Raumes mit Nasal-
schwund vor der Spirans s“.
47
Nr. 4
blank Adj.,schwach glänzend4
A. Bischmisheim (SB): 1686 or. dt. ahn die blankenwies / in blankenwiess
(GEB), 1736 or. dt. die planckenwiess / blankenwiess (GEB), 1761 or. dt. an
der blankenwiess im krumbach / in der blankewiess im krnmbach (GEB), o In
der Blankenwies [in de 'blaijgavLs]. Bistroff (Gt): 1591 kop. 17. Jh. dt. zu
planncken rodt (LHA Ko 218/806, 50), o Blankrad / Unten an dem blanckrad
[’bbnkra:t], Blankrad / Blanck rad. Diebling (Fb): 1692 or. dt. uff den blanck
weg (AD Mos 4 E 123). Eidenborn (Sl): 1559 or. dt. an den blancken rech
(LA Sb 22/2559), 1564 or. dt. an dem blancken rech (LA Sb 22/775), 1725 or.
dt. der blanckgarten oder zimmergarten (LA Sb 22/2565, 145ff.). Falscheid
(Sl): 1559 or. dt. an den blancken rech (LA Sb 22/2559). Fürth (Ot): 1 740 dt.
in der blankenau (GEB), 1766 dt. an der blankenau / bey der blankenau / in
der blankenau / Viehtrift an der blankenau (GEB). Guebenhouse (Sg): o
Blanketzel ['blanketsal]. Haute-Vigneulles / Oberfillen (Fa): o Blank ecken
['bbqkekn]. Hoste-Haut (SA): o Blankheck ['blapkhek], Labach (Reisbach)
(Sl): o Am Blankenrech [a:m 'blaqkarej], Am Blankenrech über dem Hübel
[a:m 'bbqkarej]. Laning (Gt): 1685 or. frz. blanqueck (AD Mos 10 F 447), o
De blanke [da 'blanko]. Blanche heck ['baqkhek]. Lindscheid (SW): 1621/87
dt. biss ahn die steinen blunck [< * blanck] (LHA Ko 182/109, 258). Nelling
(Sa): 1732 or. dt. blanck etzel (AD Mos E depot 351 4 CC 4), o Blancheille
[pbr)khe:t]. Niederwürzbach (Sl): o In den Blankengärten [’bbqgemda],
Ober den Blankengärten ['ovn da 'bbqgemda]. Nousseviller-Saint-Nabor
(Fb): o Blankenbrunnen [bbgga'bura], Oberwürzbach (Sl): o Blankendell
['blarjgadel]. Petit-Tenquin (Gt): o Blanck etzel ['pbnketsal]. Rurange-Ies-
Thionville (Mv): 1632 kop. 18. Jh. dt. blanckgies wiess (AD Mos H 1853-2).
Sarralbe / Saaralben (Sa): o Blankenetzel. Völklingen (SB): 1672 or. dt. bey
den blankenstückern (GEB). Weiten (MW): 1484 kop. 15. Jh. dt. bie dem
blancken steyne (StB Tr 1671/348 fol 24r), 1485 or. dt. bei dem blancken stein
(LHA Ko 143/470, 3), ca. 1487 or. lat. an dem blancken steyn (StB Tr
1641/389 fol 71v-72r), 1585 kop. dt. hinder den blanckenstein (StA Tr
1672/347), 1628 or. dt. in der blanckner gewanden / blanckenstein (LHA Ko
143/470, 20), 1677 kop. dt. bey dem blancken stein / auff der blancken
gewanden (StA Tr 1672/347), o Plankemersteinchen [plankaiWj'taemj'n],
Plankemergewann [op da plaijkamegovan], Oberm Blankengärtchen.
(Vgl. Abb. 6)
B. Das Adjektiv blank ,schwach glänzend4 ist im Nord- und Westgerma-
nischen belegt, im Englischen nur indirekt. Im Althochdeutschen ist blanc
Adj. ,fahl, weiß(lich), glänzend (besonders vom Pferd)4 bei Notker und in
Glossen belegt, wo es die volkssprachige Entsprechung von lat. (equus)
48
pallidus, albus, ardens darstellt (EWA 2, 157f.; STARCK/WELLS 63; AhdGl
1, 410; PFEIFER 144; Heidermanns 129). Zu vergleichen sind mhd. blank
Adj. ,weiß, glänzend' (Lexer 1, 295), mnd. blank ,hell, glänzend, weiß'
(MndWb 1, 351), mnl. blanc (MnlWb 1, 1286; EWN 1, 324), außerdem alt-
westnord. blakkr ,fahl', aber auch .braun' (als Pferdefarbe) (De Vries 1961,
42), aengl. blanc, blonc ,weiß, fahl' (selten), blanca, blonca m. .Schimmel'
(Holthausen 1974, 26), asächs. wahsblank .wachsbleich' (Holthausen
1954, 8), afiries. (westfries.) blank .blank, bloß (von Schwertern)'
(AfriesHdWB 69), aisl. blakkr ,fahl, gelbbraun' (bes. vom Pferd). Es ist
germ. *blanka- anzusetzen, dessen Ausgangsbedeutung .schwach glänzend',
daher .fahl, dunkel', ,hell, weiß' wäre (HEIDERMANNS 129f.). Es liegt die in-
dogermanische Verbalwurzel *bhelg-, bhleg- .glänzen' mit «-Infix zugrunde;
möglich ist auch eine Nasalisierung, die auch sonst in Glanzwörtern vor-
kommt, und zwar von germ. *blaka~, *blakka- .schwarz', dessen Grundbedeu-
tung .glänzend' war. Die Doppelformen *blak(k)a- und *blanka- könnten so
sekundär in ihre Bedeutungen .schwarz' und .weiß' differenziert worden sein
(EWA 2, 158). Mnd., mnl., nnl. blinken, nengl. blink sind als jüngere Ablei-
tungen von *blanka- zu betrachten (ebd.).
Die neuhochdeutsche Bedeutung .bloß, gar' geht wahrscheinlich auf Wen-
dungen wie blankes Schwert ,gezogenes Schwert' zurück, das ursprünglich
.blitzendes Schwert' geheißen haben dürfte, aber als .bloßes Schwert' zu ver-
stehen war (KLUGE 128). Diese jüngere Bedeutung .nackt, leer, baumlos' ist
vielfach in Flurnamen bezeugt und deshalb möglicherweise für ihre Deutung
wichtig.
Germ. *blanka- ersetzt die lateinischen Adjektive albus und candidus in
der Romania;44 45 nur das Rumänische bewahrt alb. Die Zeit des Eindringens
von germ. *blanka- ins Romanische wird kontrovers diskutiert: Nach WART-
BURG ist das Adjektiv germ. *blanka- durch die Militärsprache der germa-
nischen Söldner ins Vulgärlatein eingedrungen (FEW 15, 138ff). KLUGE geht
davon aus, dass sich blank zunächst auf die Farben der Schilde der germa-
nischen Söldner bezieht,4^ während BrÜCH eher an das Fell der Pferde
44 Das Lateinische kannte nämlich für die weiße Farbe .blank' zwei Begriffe: albus
und candidus: Letzterer Begriff unterschied sich durch den semantischen Zusatz
.leuchtend'. „Dans toutes les langues romanes la distinction a disparu entre ,noir
non-brillant' et ,noir brillant' et entre .blanc non-brillant' et .blanc brillant', mais,
pour le signifié élargi .noir en général', toutes les langues romanes conservent le
terme marqué de l’opposition latine respective ,niger\ tandis que pour le signifié
élargi .blanc en général' les langues romanes occidentales (y compris l’italien) on le
germanisme ,.blank' et le roumain conserve ,albus\ terme non-marqué de
l’opposition latine albus-candidus“ (Eugenio Coseriu: Pour une sémantique struc-
turale, in: Travaux de Linguistique et de Littérature 11:1 [1964], 139-186, hier 169).
45 Friedrich Kluge: Urgermanisch, Straßburg 1913, 13.
49
denkt.4*’ Die Tatsache, dass das Rumänische alb bewahrt, lässt als terminus
post quem für das Eindringen des Lemmas in die Romania das 3. Jahrhundert
annehmen (Abtrennung von Rumänien). ROHLFS4 denkt dagegen aufgrund
der geographischen Verbreitung von lat. albus und germ. blank an die Zeit der
fränkischen Expansion für die Aufnahme des Lemmas in die Romania (vgl.
auch Haubrichs 1996, 571).
Erz. blanc und ital. bianco sind direkt aus germ. *blanka- entlehnt (FEW
15, 138); ins Spanische und Portugiesische ist germ, *blanka- sicher später
eingedrungen, worauf die Beibehaltung des anlautenden konsonantischen Ne-
xus und die längere Vitalität von lat. albus hindeutet, und zwar wahrscheinlich
über das Französische.46 * 48 49 50 Da die Bedeutung ,glänzend (insbesondere der Waf-
fen)4 im Altfranzösischen sehr oft vorkommt, ist GIACALONE Ramat 1967,
148 der Ansicht, dass „Fantico francese possa aver conservato una fase fran-
cone, in cui blank significava ancora ,splendente4, secondo il suo valore eti-
mologico, fase abbandonata nell’antico alto tedesco, che avrebbe ristretto
farea semantica delfaggettivo“.44
Die ersten Belege des germanischen Lemmas finden sich in der Onomastik,
und zwar in latinisierter Form, in frühmittelalterlichen Quellen für Italien:
Giacalone Ramat 1967, 146 zitiert den Personennamen Bianca vir clarissi-
mus (a. 599, Gregorii I Papae registrum epistularum 9, 36 [MGH], Berlin
1899), ein gotisches Maskulinum der /7-Deklination. WAGNER"0 nennt für Ita-
lien den deklinierten Personennamen Blancani (756 Chiusi, CDL 187, 2, 170,
Z. 14) 1 „ein Bianca mit gotischem -a Maskulinum“/" Die gotische Form deu-
46 Josef BrüCH: Der Einfluss der germanischen Sprachen auf das Vulgärlatein, Hei-
delberg 1913, 100.
4 Gerhard Rohlfs: Germanisches Spracherbe in der Romania, München 1947, 15f.
4S Joan Coromines: Diccionari etimologie i complementari de la llengua catalana, 9
voll., Barcelona 1980-1991, hier 1, 823ff. - Joan COROMINAS/José A. Pascual:
Diccionario crítico etimológico castellano e hispánico, 6 voll., Madrid, 1980-1991,
hier 1, 598ff.
49 Übersetzung: „Das Altfranzösische habe eine fränkische Bedeutungsnuance be-
wahren können, wo blank noch ,leuchtend4 bedeutete, entsprechend seinem etymo-
logischen Wert, eine im Althochdeutschen aufgegebene Bedeutung, wo es also zu
einer semantischen Einschränkung des Adjektivs kam.“ ln: Anna Giacalone
Ramat: Colori germanici nel mondo romanzo, in: Atti e Memorie defl'Accademia
Toscana di Scienze e Lettere „La Colombaria“ XXXII (1967), 105-211.
50 Norbert Wagner: Appellative aus langobardischen Personennamen, in: BNF N.F.
21 (1986), 67-77, hier 72.
1,1 Codice Diplomatico Longobardo. Luigi Schiaparelli (Hg.), Bde. l-II, Roma 1929-
33; Codice Diplomatico Longobardo. Carlrichard Brühl (Hg.), Bd. Ili, 1, IV, I,
Roma 1973-81; Codice Diplomatico Longobardo. Indici. Theo KÖLZER (Hg,), Bd.
III, 2, Roma 1984; Codice Diplomatico Longobardo. Le Chartae dei ducati di Spo-
leto e di Benevento. Herbert Zielinski (Hg.), Bd. V, Roma 1986; Codice Diploma-
si)
tet auf „die Möglichkeit des Überlebens ostgotischer Namentradition für das
achte Jahrhundert in Italien“ hin (ebd.). In einer Urkunde aus Càmpori von
761 ist dreimal die undeklinierte westgermanische Form Blanco (CDL II, 64,
Z. 8 und 17, 65, Z. 6) belegt, „ein genaues langobardisches Gegenstück“
(ebd.); vgl. noch den Personennamen Blanco (a. 960 Ravenna).5’ Das Adjek-
tiv mlat. (cavallos) blancos (951/69, Ravenna) ist in der Vita Alexandri Magni
des Leo Archipresbyter Neapolitanus belegt (NlERMEYER 132). Die italieni-
sche Beleglage setzt wohl eine Verbreitung des Lemmas schon im Vulgär-
lateinischen voraus: „Blancus si sarebbe diffuso in Italia [...] avanti l’ultimo
sfaldarsi dell’unità romana, come voce d’ambiente militare adoperata dappri-
ma in riferimento alla lucentezza delle armi o al candore del pelame equino.“* 52 * 54 55
Die mittellateinische Beleglage für Italien lässt außerdem annehmen, dass das
Wort sowohl dem Ostgotischen als auch dem Langobardischen nicht unbe-
kannt war. Man könnte also auch eine unabhängige Ausbreitung des Lemmas in
der Italoromania durch diese zwei germanischen Sprachen für möglich halten. "
Germ. *blanka- ist in der Germania bereits in älteren Siedlungsnamen be-
legt:
(1) Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis): 771 Blanckenstat, 777 Blangkestat,
784 Blanchenstat, 790-810 Blankenstat (GLÖCKNER 1963, Nr. 776,
628, 1880, 730; vgl. auch Förstemann II, 1,481);
(2) 777 Blenchibrunnon (an der fränkischen Saale) (FÖRSTEMANN II, 1,
481);
(3) fBlankstrut bei Gersfeld Rhön (Lkr. Fulda): 1057 kop. 12. Jh.
Blancstruth (ANDRIEßEN 1990, 238);
(4) Blankenheim (Kr. Euskirchen): 1112 Blankenhem (GYSSELING 149);56
tico Longobardo. I diplomi dei duchi di Benevento. Herbert Zielinski (Hg.), Bd.
IV, 2, Roma 2003. (Im Folgenden als CDL zitiert.)
52 Anderer Ansicht ist aber Jörg Jarnut: Prosopographische und sozialgeschichtliche
Studien zum Langobardenreich in Italien (568-774), Bonn 1972, Nr. 322: Er geht
nämlich von einem Nominativ Biancanus aus.
Sylviane Lazard: De quelques attestations anciennes trouvées dans des documents
Ravennates, in: Revue de linguistique romane 37 (1973), 398-418, hier 405.
4 Übersetzung: „Blancus hat sich wahrscheinlich noch vor dem endgültigen Zerfall
der römischen Einheit als Wort aus dem militärischen Milieu verbreitet: Es bezog
sich zunächst auf den Glanz der Waffen oder der weißen Pferde.“ - Arrigo
Castellani: Grammatica storica della lingua italiana. Vol. 1 : Introduzione, Bolo-
gna 2000, hier 45.
55 Vgl. den Lexikonartikel zu germ. *blanka- ,bianco1 in: Elda Morlicchio (Hg.):
LEI. Lessico Etimologico Italiano. GermaniSmi - fascicolo 5°, Wiesbaden 2008,
9 3 2 ff.
56 Es ist nicht auszuschließen, dass der Siedlungsname eher zu dem Personennamen
Blanco zu stellen ist.
51
(5) Blankenhain (NL, Prov. Overijssel): 1151 Blanchenheim
(Förstemann II, 1,481);57
(6) Blankenberg, Stadt Hennef (Rhein-Sieg-Kreis): 1171 Blankenberge
(Gysseling 149);
(7) Blankenheim, Stadt Bebra (Lkr. Hersfeld-Rotenburg): 1180-1200 villa
Blanckinheim (ANDRiEßEN 1990, 11I).NS
C. Blank Adj. ,hell, glänzend4 ist appellativisch und in Flur- bzw. Sied-
lungsnamen hauptsächlich im Westmitteldeutschen und im Niederdeutschen
belegt: Die Beleglage im Alemannischen und im oberdeutschen Raum ist zum
Teil von der Schriftsprache beeinflusst, außerdem sind hier die anscheinend
mit dem Adjektiv blank gebildeten Orts- und Flurnamen (wie auch in einigen
westmitteldeutschen bzw. niederländischen Ortsnamen) meist auf den Perso-
nennamen Bianca zurückzuführen.
In Schleswig-Holstein ist der appellativische Gebrauch von blank Adj.
,hell, glänzend, glatt4 belegt (SchleswHWb 1, 370f.). Das Lemma erscheint
auch in älteren und rezenten Flurnamen, wo es sich auf glänzende, helle Bäu-
me, Gelände oder Gewässer bezieht: vgl. 1230 Blankenese (Blankenese); mit
blank als Bestimmungswort gebildete rezente Flurnamen wie Blankdeelke,
B/ankager oder Blankeck kommen sehr häufig vor (CLAUSEN 1988, 22;
SchleswHWb 1, 371).
Im Hamburger Raum taucht blank Adj. ,hell, glänzend; bloß, leer4 sow'ohl
als Appellativ (Ende 16. Jahrhundert) als auch in Orts- und Flurnamen auf.
Als Flurname ist Blankenbrook (Blankenese, Kr. Pinneberg) im 15.-18. Jahr-
hundert belegt; der Ortsname Blankenese kommt 1371 als de Ord tho Blanke-
nese vor (HambWb l,337f).
Für Niedersachsen verzeichnet das NsäCHSWb 2, 281 ff. blank Adj. sau-
ber, rein, glänzend, hell; bloß, leer4: Das Lemma ist appellativisch allgemein
verbreitet. Die Nordsee wird poetisch de blanke Hans genannt, besonders bei
Sturm und Überschwemmungen (ebd.; HambWb 1, 337). Das Femininum
Blänke ,schimmernde, glänzende Wasserfläche; überschwemmtes Land4 ist
ebenfalls verschiedentlich belegt (NsächsWb 2, 287f.). Das Siebenb-
SÄCHSWB 1, 627f. weist auf die Verwendung (eher städtisch und halbmund-
artlich) von blank, blangk Adj. ,bloß, leer4 in einigen Redewendungen hin: In
dieser Bedeutung ist das Lemma aus dem Neuhochdeutschen entlehnt.
Blank Adj. ,glänzend, hell; bloss leer4 ist im Mecklenburgischen als Appel-
lativ belegt, wobei auch Flurnamen mit diesem Lemma gebildet werden, vgl.
Blankenbrauk, Blankenfuurt, Blankenkolk (MecklWb 1, 918ff). Die Substan-
tivierung Blänk f. ,Glanz, Widerschein4 ist ebenfalls belegt: vgl. auch die
Flurnamen in dei Blänk, Blänkbarg (ebd., 921).
Wie Anm. 56,
Wie Anm. 56.
52
Für das Preußische verzeichnet ZlESEMER 1, 626ff. blank Adj. ,blinkend,
glänzend, rein, klar, sauber1 als allgemein vertreten im gesamten Untersu-
chungsgebiet. Das Substantiv Blänke f. ,offen gebliebene Stelle im Eis, auf
der man das blanke Wasser sieht1 ist sowohl appellativisch (Ostpreußen,
Westpreußen, Danzig) als auch in Flurnamen (häufig im alten Kr. Fisch-
hausen) belegt (vgl. auch Frischbier 1, 86).
Im Westfälischen kommt blank ,hell, glänzend1 auch ,bloß, leer1 vor: Im
Mittelwestfalischen scheint blank die Bedeutung von ,weiß' zu haben
(Woeste 33; WestfWb 1,825ff.).
In Thüringen ist blank Adj. ,sauber; glänzend, blitzend; frei, leer1 nur ver-
streut belegt (THÜRWB 1, 801f.). Die Frankfurter Mundart kennt blank Adj. in
der jüngeren Bedeutung ,bloß, nackt1 (FrankeWb 1, 331).
In den rheinischen Mundarten ist das Lemma blank Adj. ,rein, glänzend1
appellativisch mancherorts im Rheinfränkischen, Moselfränkischen, Ripua-
rischen und Niederfränkischen belegt (RheinWb 1, 742f.). ln Flurnamen ist es
mehrfach im Rheinfränkischen und Moselfränkischen belegt; im Ripuarischen
und im Niederfränkischen kommt es auch vor (nördlich der Ahr bis in den al-
ten Kr. Geilenkirchen-Heinsberg; auch rechtsrheinisch im Rheinisch-Bergi-
schen Kreis, vgl. DlTTMAIER 33). ln Nassau ist das Lemma ebenfalls belegt,
und zwar in Flurnamen wie Thiergartenblanken, Blankscheiberfeld, Blanken-
berg: Letzeres ist unter Umständen zum Personennamen Blanko zu stellen
(Kehrein 1872, 31 und 348).
Das Adjektiv blank ,hell, glänzend1 kommt in südhessischen Flurnamen
vor: vgl. 1782 Die blancken Tann Äcker (SHessFln 233), wobei hier auch an
die jüngere Bedeutung ,nackt, leer, baumlos1 zu denken ist; in Südhessen ist
blank Adj. ,glänzend, blitzend rein1 appellativisch belegt. Die neuere Bedeu-
tung ,bar; nackt, bloß" ist ebenfalls nachweisbar (SHessWb 1, 891).
Das Luxemburgische kennt blank Adj. ,klar, glänzend1 im appellativischen
Gebrauch (LuxWb 1, 115).
Das Pfälzische hat blank Adj. ,glänzend rein (vom Geschirr, vom Spiegel
u. ä.)‘, das als Appellativ allgemein verbreitet ist (PfäLZWb 1, 964). Für die
Pfalz sind ebenfalls historische Siedlungsnamen belegt, vgl. Blankenborg
(Lkr. Südliche Weinstraße): 1369 Blankenborg, 1585-1621 Blanckenborn,
1787, 1828 und 1836 Blankenborn (= Ort ,zu, bei den blanken Born1). Mhd.
blanc ,blinkend, weiß glänzend, schön1 ist auch für die Siedlungsnamen Blan-
ken (1190 Blankena) im Kr. Herford, Blankenbach (948 Blancanbag) in der
Gegend von Siegburg und Blankenberg (1060 Planchenperc) im Rhein-Sieg-
Kreis anzunehmen (Christmann 1968, 58; Dolch/Greule 1991, 521). An
der Mosel sind sowohl Flurnamen wie Blankenberger Busch (bei Leutesdorf,
Lkr. Neuwied), 1396 unsen phuß ... den man nennet Blankenberger phuß, als
53
auch Siedlungsnamen wie Blankenrath (Lkr. Cochem-Zell), 1319 in villa
sancti Petri iaxta Blankenroth, belegt (JUNGANDREAS 1962, 83). Schön 29
verzeichnet für das Saarbrücker Land (Sulzbach) den appellativischen Ge-
brauch von blank Adj. ,hell; entblößt" (in verschiedenen Redensarten).
ln den deutsch-lothringischen Mundarten ist blanken sw. V. .blinken, glän-
zen' belegt, und zwar in den Ortschaften Bolchen, Falkenberg (mda. blenkdn),
Diedenhofen und Sierck (mda. blenkdn) (DtLothrWb 48).
Im Untereisass (F, Arr. Saverne / Zabern und Arr. Haguenau) bezieht sich
das Substantiv Blank f./m. (mda. Pläk f. in Ingweiler; in Zinsweiler ist das
Wort m.) auf eine weiß-rot gefleckte Kuh(ELSWB 2, 163).
Im Badischen, im Nordwesten der Region, ist blank Adj. .glänzend, blit-
zend rein" belegt: Die neu entlehnte Bedeutung .mittellos" ist auch im Nord-
westen (Oberschefflenz, Neckar-Odenwald-Kreis) nachgewiesen (BadWb 1,
244). Historische Flurnamen, die meistens zum Personennamen Blanco ge-
stellt werden, kommen ebenfalls vor, und zwar im Südwesten, vgl. 1403 zu
blancken brunnen (Opfingen am Tuniberg, Stadt Freiburg im Breisgau); 1312
ze blanken ruti (Hochdorf, Lkr. Esslingen) bezieht sich auf die Bedeutung
,nackt, baumfrei, unbewachsen" (ROOS 1966, 432). Ca. 1111 ist Blanchenberc
(Wüstung bei Tiengen, Stadt Freiburg im Breisgau) belegt, vgl. auch 1337
hove zu Blankelach (Blankenloch. Ort nördlich von Karlsruhe, heute zur Stadt
Stutensee, Lkr. Karlsruhe gehörig) (Krieger 1904, 21 Of.).
Für die Schweiz verzeichnet das SchweizId 5, 121 blank Adj. ,hell, glän-
zend, vor allem von gescheuerten Metallgeräten', wobei das Adjektiv erst in
neuerer Zeit aus der Schriftsprache übernommen worden ist. Nicht ganz selten
erscheint das Lemma in Personen- und Ortsnamen: vgl. z. B. den Ortsnamen
1357 Blankenberg (Laupen, CH, Kt. Zürich), wobei eine Zuordnung zum Per-
sonennamen Blanco möglich ist.
Im Schwäbischen wird blank Adj. .hellglänzend" in gewissen Redensarten
wie .blank bezahlen" (bar bezahlen) verwendet. Ortsnamen wie Blankenried,
Blankenstein (insbesondere die Ruine bei Münsingen, Lkr. Reutlingen, Ba-
den-Württemberg) gehören wohl zum Personennamen Blanco, weniger zum
Adjektiv (SchwäbWb 1, 1154). Der Stuttgarter Flurname Blankenborn, 1334
sita ze Blanckenhorn ob Steinihuse, kann zum Personennamen Blanco gestellt
werden, der seit 1318 in Stuttgart belegt ist (DÖLKER 1933, 216f.).
Für den bairischen Raum verzeichnet BayWb 1, 328 blank Adj. .glänzend"
als Appellativ. BUCK 193 1,30 nennt Flurnamen wie Blank, die zum Personen-
namen Blanco gestellt werden, oder Blankenstein, Blankenhalde, die eher mit
dem Flurnamen Planken Zusammenhängen.
D. In Flurnamen kann alles, was blinkt, als blank bezeichnet werden: In der
Regel sind damit helle, glänzende Wasserflächen bzw. ein von einer solchen
bedecktes Flurstück, etwa eine häufig überschwemmte Wiese, bezeichnet. In
Flurnamen ist auch die rezente Bedeutung .nackt, leer, baumlos" bezeugt, die
sich aus Wendungen wie blankes Schwert .gezogenes Schwert" entwickelt hat,
54
was ursprünglich ,blitzendes Schwert1 bedeutet haben dürfte, später aber als
,bloßes Schwert1 zu verstehen war.
ln den Flurnamen des Saar-Mosel-Raums bezieht sich blank entweder auf
baumlose, unbewachsene Flurstücke oder aber auf glänzende Wasserflächen.
Die (amtl./mda.) Belege Plankemersteinchen, -gewann in Weiten sind zur Ab-
leitung Plankner (auf ~[n]er, welches die Zugehörigkeit bezeichnet) zu stellen.
Die Substantivierung Blank (f.)/m. (?) ,Glanz, Widerschein1 ist ebenfalls be-
legt, vgl. Laning: amtl. De blanke [do 'blanko]; Lindscheid: 1621/87 dt. biss
ahn die steinen blunck [< *blanck\.
Die Verbreitung der Flurnamen im Saar-Mosel-Raum zeigt eine Häufung
im nördlichen Saarland in den Ortschaften an Prims und oberer Blies, die An-
schluss nach Norden haben. Weitere Flurnamen finden sich im lothringisch-
westelsässischen Namenraum an Rossel und oberer Saar. Es fällt auf, dass der
Pfalz- und Eisasskeil von der Verbreitung ausgespart werden.
(M. V.)
55
Nr. 5
Bracken Subst. PI. ,brombeerartige Dornenschlingpflanzen4
A. Bilsdorf (Sl): o In Brackenhümes [en d« 'praksnhkmos], Ober Bracken-
hümes ['o:vnft prakonhkmas], Bosen (SW): o Henner Brackedoore ["henn
brakoMoTo]. Brotdorf (MW): o In den Bracken [en da 'bra:kn], Dagstuhl
(MW): o Brackenspitz ['brakojpits]. Düppenweiler (MW): o Brackenborn-
wiese [am 'brakabaen]. Eppelborn (Ot): o Brackwies. Escherange (Ca): 1694
or. frz. le brackuies (AD Mos 4 E 149), o Breckwiese [brek'vi:s]. Gosselming
(Fe): 1728 or. frz. brackenkopf nomme kunel (AD Mos Cartes et Plans 993).
Guerstling (Bv): o Bracken [di: kuts 'vaidn], Hostenbach (Sl): 1385 or. dt.
an bracken gründe (BURG Wadgassen Nr. 628). Kerprich (Hemmersdorf)
(Sl): o Auf den Podaschbracken [of da vba:tja:brakn]. Marpingen (SW): o
Auf der Brack [brak], Brackenhümes [braka'hkmas], Montenach (Si): 1714
or. frz. brackenbour / derrier brackenbour (AD Mos 4 E 382), o Brokoer-
bouhr ['bra:xn bu:n]. Nalbach (Sl): 1751 dt. inn untersten brackenhummes
(GEB). Romelfing (Fe): 1728 or. frz. bracken kopffischer waldt (AD Mos
Cartes et Plans 993), o Bois national dit bracken kopff De brackenkopff (s).
Schwerdorff (Bv): o Brakenstecker ['brakan Jtek], Werbeln (Sl): 1385 dt. an
bracken gründe (LHA Ko 218/738, 10), o In den Brackengärten.
(Vgl. Abb. 7)
B. Bracken PI. ,brombeerartige Dornenschlingpflanzen4 ist zu vergleichen mit
mnd. Brake f./m. ,Zweig4 {alle de borne, bracken unde husche, MndWb 1,
413), nnd. Brak, Broken PI. ,Zweig4 (in Namen von Gehölzen, Scheuermann
1995, 1 12), nl. (westflämisch) brak ,kräftige Fasern von bestimmten Bäumen
oder Holzfasern, die vermengt werden, um eine Bürste zu erstellen4 (De Bo
1873, 178), schwed. dial, brakar PI. ,Büsche4, aschwed. brakvidher, nschwed.
brakved ,rhamnus frangula4, norw. brake ,Wacholder, juniperus communis4
(HELLQUIST 1, 96); im Ablaut dazu vielleicht anord. burkn m./n. ,Farnkraut4,
norw. burkne, nisl. burkni (De Vries 1961,65). Mnl. brake ist nicht eindeutig
zu interpretieren (vielleicht ,Hund‘, MnlWb 1, 1414, Anm. 2): LERCHNER
1965, 45 denkt an ,Gestrüpp, Unterholz4, wobei der Zusammenhang keine
zweifelsfreie Interpretation zulässt. Mittelenglisch ist brake PI. ,Gesträuch,
Domgebüsch, Farnkraut4 belegt, vgl. nengl. brake ,Farnkraut4 (mundartlich in
den nördlichen Grafschaften, auch Kent, Sussex, Hampshire, Devonshire;
EDD 1, 374; OED 1, 1050): Ob das Wort im Mittelenglischen aus dem Mit-
telniederländischen entlehnt oder eigenständig ist, lässt sich aufgrund der
Phonetik und des geographischen Vorkommens nicht eindeutig sagen
(Lerchner 1965, 44ff.).
56
Die Herkunft des Wortes Bracken ist unklar: Nach DWB 1, 63 und 2, 125f.
ist Bracken zu lat. brac(c)hium ,Arm4 zu stellen (vgl. auch Frings/Müller
1968, 125f.).59 Den Grund hierfür dürften die langen Schlingarme der Pflan-
zen abgegeben haben. Außerdem sind Nachkömmlinge von lat. brac(c)hium
im Galloromanischen als ,Wickelranke der Rebe1 bezeugt (POST 1982, 163f.
und 127f.; FEW 1, 485f.), wobei die französische Bedeutung ,Wickelranke
der Rebe4 erst seit dem 16. Jahrhundert nachzuweisen ist (FEW 1, 485f.). Da
lat. brac(c)hium im Galloromanischen afrz. braz, frz. bras ,Arm‘ ergibt, muss
man mit einem frühen Lehnwort rechnen, das sich mit der speziellen Bedeu-
tung ,brombeerartige Dornenschlingptlanzen1 aus dem Saar-Mosel-Raum
nach Norden ausgebreitet hat (POST 1982, 162ff). Die im Niederdeutschen
belegten Formen mit einfachem -k- (siehe oben und unter Punkt C) sind nach
FRINGS/MÜLLER 1968, 126 etymologisch anders einzuordnen und daher von
lat. brac(c)hium abzutrennen.
Lerchner 1965, 44 geht nicht von einer lateinischen Entlehnung aus und
stellt Bracken PI. ,brombeerartige Dornenschlingptlanzen1 zum Verb anord.
braka sw. V. ,krachen, lärmen; knistern1,60 Grundform germ. *brak-a-, junge
-ön Bildung zum starken Verb got. brikan, aengl. asächs. brekan, ahd.
brechan ,brechen, zerbrechen1 (vgl. Torp/Falk 277; Seebold 1970, 132ff.;
De VRIES 1961,53 und 65).
Die dialektale Verbreitung des Lemmas ist jedenfalls in einem nordisch-
englisch-südniederländisch-rheinisch-niederdeutschen Zusammenhang zu in-
terpretieren.
C. Bracken PI. ,brombeerartige Dornenschlingptlanzen4 ist im deutschen
Sprachgebiet im Niederdeutschen, im südlichen Rheinfränkischen, im Luxem-
burgischen, Lothringischen und Hessischen belegt.
Das RHEIN WB 1, 898f. verzeichnet Bracken f. PI. ,mit Dornen versehene,
brombeerartige Schlingpflanzen; cirsium lanceolatum und arvense; carduus
nutans und eryngium campestre4 (im Rheinfränkischen; Formen mit -ag-
Kreuznach, Meisenheim, Simmern, mit -ax- Wiebelskirchen, mit -qk- Saar-
louis-Busendorf). Für Rheinhessen belegt CRECELIUS 195 Bracken PI. ,Dis-
teln“'; Vilmar 50 führt Brake m., gewöhnlich PI. Bräken ,Domreiser, welche
zum Ausbessern der Hecken benutzt werden4 aus dem westfälischen Hessen
an. ln Rheinhessen sind Flurnamen belegt, die wahrscheinlich Bracken PI.
,brombeerartige Schlingpflanze4 zuzuordnen sind (nach Frings/Müller
1968, 125f. ist das Wort im Gebiet Kreuznach belegt), vgl. 1314 hinder
Brakenberge oder 1375 off brackenberge (Gau-Bickelheim, früher Äcker und
Weinberge, heute Weinberge), wobei diese Flurnamen jedoch möglicherweise
* Zur vielfältigen Heteronymik der Weiterbildungen von lat. brac(c)hium in den
deutschen Mundarten vgl. Post 1982, 127f.
60 Der Übergang über die Akustik ist aber eher unwahrscheinlich.
57
auch als Formnamen zu Bracke m. .Spürhund4 gehören könnten (Kluge 144).
Das SHessWb l, 1060 verzeichnet Bracke f., mda. brag, meist Plural -a .eine
Distelart, bes. auf Äckern4 (Kreis Bergstrasse, Mainz, Alzey); die Bedeutung
,Cirsium lanceolatum4 kommt in Biebesheim (Kr. Groß-Gerau) vor, die von
,Carduus acanthoides4 ist in Gau-Odernheim (Lkr. Alzey-Worms) belegt. Das
Lemma findet sich auch in Flurnamen, vgl. 1737 au ff dem brackenbruch, wo-
bei die Zuweisung unsicher ist: nur vielleicht zu südhess. Bracke f. ,Distelart,
besonders auf Äckern4 (SFIessFln 249).
Im Luxemburgischen ist Bracken f. PI. ,dornige Ranken der Brombeer-
hecke (entdornt und in Streifen geschlitzt zur Herstellung von Korbsachen)4
belegt (LuxWb 1, 142).
In den deutsch-lothringischen Mundarten lebt als Appellativ Bracke f.
(mda. brekd im con Bouzonville / Busendorf, hrak in Sierck-les-Bains) Brom-
beere; die langen, dornigen Ausläufer der Brombeere; das Reis, das man im
Frühjahr beim Beschneiden der Reben verschont, um junges Holz zu ziehen'
(DtLothrWb 59).
In der Pfalz kommt Bracke f. .die Distel Cirsium oleraceum4, mda. Brack,
Brag (im Westrich, in Nordwest- und Südpfalz) vor. Die Zusammensetzung
Brackendistel f. ,Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre)4, mda. Brackedischtel,
ist für die Landkreise Kusel (Gde. Schmittweiler) und Speyer belegt (PFÄLZ-
Wb 1, 1147 und 1148; Marzell 1, 1013).
Im Niederdeutschen ist das Lemma an der Küste nur im Ostfriesischen
nachgewiesen: vgl. Brak ,Strauch, Gestrüpp, bzw. allerlei wild und wirr
durcheinander wachsendes Gesträuch (wie z. B. Brombeeren, wilde Rosen,
Dornen und sonstiges Unterholz), welches man nur mit großer Mühe durch-
dringen kann4 (Ten Doornkaat Koolman 1, 218f). Im Westfälischen be-
deutet Brake ,Reis, Busch; abgehauenes Reis (Marsberg); trockenes Reis
(Fürstenberg)4 (WOESTE 39). Das WestfWb 1, 1112f. verzeichnet Brake m.
(f.) hauptsächlich in der Bedeutung .abgefallener trockener großer Zweig,
Reisig; Reisigbusch, abgeschlagenes Zweigwerk; Gerte, langer, dünner
Zweig4 (vgl. auch NsäCHSWb 2, 675f). ln Niedersachsen ist Bräke, Bräk(en)
m./f./n. .abgebrochener oder abgehauener Ast4 im alten Kr. Burgdorf und im
Lkr. Celle sowie im westfalischen Gebiet belegt; es wird überwiegend im Plu-
ral gebraucht mit der Bedeutung .Reisig4. Bräke, Bröken m./f./n. .Gestrüpp,
Dickicht4 ist selten in Ostfriesland und im westfälischen Sprachgebiet des
Landes sowie in den Landkreisen Holzminden, Hameln-Pyrmont, Peine und
Celle sowie im ehemaligen Lkr. Springe. Bräk(en) PL ,Geweihstange4 ist
mancherorts auch belegt (NsäCHSWb 2, 675f.). Für Ostfalen vgl. ferner bräke
f. .dichtes Himbeer- und Brombeergesträuch4 (DamköHLER 1927, 32), Has-
tenbeck Bröken .abgehauene Baumzweige4,61 Sievershausen Braken m. ,abge-
61 Heinrich Deiter: Kurzes Wörterverzeichnis der plattdeutschen Mundart von Has-
tenbeck nebst plattdeutschen Redensarten, in: Hannoversche Geschichtsblätter 22
58
hauener Zweig oder Ast mit Nadel und Blättern, unzerkleinertes Buschholz4
(Wrede 1960, 50), Hannover Broken ,Zweige, Gestrüpp4.62 Im alten Kur-
Braunschweig bedeutet Brake ,Weidenbusch zum Zäunen" (BremNsächsWb
1, 131). Brak PI. ,Zweig, Gestrüpp" (in der Wendung dörch Busch und
Brak'n, zur Bezeichnung einer wilden, unbebauten Gegend) kommt in süd-
lichen Gegenden der Lüneburger Heide vor und ist in den ostfälischen Zu-
sammenhang einzuordnen (LÜNEBWB 1,218).
Oberdeutsch (bair. Wald) Gehräck n, in Hopfen-, Bromber-, Holbergebräck
,die breiten Blätter dieser Pflanzen" (BayWb 1, 346) gehört nicht zu Bracken
PI. ,brombeerartige Dornenschlingpflanzen", sondern zu gleichbedeutendem
Blecken.
D. Das Kartenbild (vgl. Abb. 7) zeigt eine schwache Verbreitung von mit
Bracken gebildeten Flurnamen im nordwestlichen Saarland, mit südlichen
Ausläufern entlang der Sprachgrenze im sogenannten Krummen Eisass. Die
Distribution der mit Bracken gebildeten Flurnamen im Saar-Mosel-Raum
zeigt also Anschluss nach Norden.
Der Waldname Braekenkopff in den nahe beieinander liegenden Orten
Romelfing und Gosselming gehört eher als Formname zu Bracke m. Spür-
hund" (KLUGE 144), wie wahrscheinlich auch der Beleg aus Dagstuhl
Brackenspitz. Bei den Zusammensetzungen mit Bracken-, vgl. 1385 or. dt. an
brocken gründe (Hostenbach, Lkr. Saarlouis) und in Werbeln (Lkr. Saarlouis)
1385 dt. an brocken gründe (wobei es sich hier um denselben Flurnamen han-
deln kann, was schon von der benachbarten Lage der beiden Orte nahe gelegt
wird), ist das Vorliegen eines Personennamen Brack(elo) (vgl. GOTTSCHALD
2006, 125) im (possessiven) Genitiv nicht völlig auszuschließen. Es handelt
sich dabei um zwei ältere Zeugnisse (14, Jahrhundert), während die ansonsten
überlieferten Flurnamen erst in jüngerer Zeit (17. Jahrhundert) belegt sind.
Die Zusammensetzung brackenhümes kommt in den benachbart liegenden Or-
ten Bilsdorf und Nalbach (Lkr. Saarlouis) vor, darüber hinaus noch in
Marpingen (Lkr. St. Wendel).
(M. V.)
(1919), 113-164 und 24 (1921), 29-70, hier 22 (1919), 118.
f’~ Christian Flemes: Plattdeutsches Wörterbuch der Calenberg-Stadt-Hannoverschen
plattdeutschen Mundart. Nebst einem Anhänge plattdeutscher Sprüche und Redens-
arten, in: Hannoversche Geschichtsblätter 20 (1917), 321-391; 22 (1919), 91-112;
23 (1920), 85-116, hier 20(1917), 329.
59
Nr. 6
Brink m. ,Grashügel4,
A. Fischbach (SB): o In der Brenkhomes. Körprich (Sl): o Die Briinken-
stücker. Ludwigsthal (Hb): o In den Brünkwiesen. Quierschied (SB): 1758
or. dt. in der brenkhomes (GEB), 1774 or. dt. bey der holzer bach und
brenkhumes wiess / auf weinhofen und brenkhumes in den steinigen und
heidenberg (GEB). Velving (Bo): o Dii brinkenbach / die brinken [di:
'bripkonbax / di: briqkn]. Wahlen (MW): 1551 or. dt. biss by pysteler brink
oben holborn (GEB). W aldweistroff (Si): 1694 or. dt. canton brinckwiss
ielgeswiss / - brieckwiss (AD Mos E depot 742 1 G 1).
Die folgenden Belege sind nicht eindeutig zuzuordnen (vgl. Abschnitt D):
Bambiderstroff (Fa): 1662 or. dt. im brinckelgien (AD Mos H 1067), Benes-
troff / Bensdorf (Al): o Au brinkel.
(Vgl. Abb. 8)
B. Brink m. ,Grashügel4, mnd. brink m. (MndHdWb 1, 349), geht auf germ.
*brenkaz m. zurück (Orel 56). Die weitere Herkunft ist nicht abschließend
geklärt. Vielleicht liegt eine Verwandtschaft mit Wörtern in der Bedeutung
.Rand, Einfassung4 vor: mhd. brem, mnd. barm, berme, anord. barmr usw. zu
idg. *bherm-, bhorm-. Denkbar ist aber auch eine Zugehörigkeit zu idg.
*bhren- ,hervorstehen; Kante4; zu dieser Wurzel gehört z. B. lat. fröns ,Stirn4
(EWN 1, 381; IEW 142 und 167; Kluge 151; LIV 95f.; LÜhr 1988, 100 und
268; Udolph 1994, 839). Aus der ursprünglichen Bedeutung ,Rand4 entstand
ein Bedeutungsspektrum, das von ,Ackerrand, Rain, angeschwemmter Rand
eines Baches4 über .erhöhte Rasenfläche, Grasanger4 bis zu ,Gemeindeplatz4
reicht (DWB 2, 391; KLUGE 151; LERCHNER 1965, 50-52; LexMA 2, 694;
Müller 1985, 148; NsächsWb 2, 767-769; Valtavuo 1957, 26; Weigand
1,289f,).
Das dem Rhein- und Mittelfränkischen genetisch näher stehende ostmnl.
brinc m. bedeutet zunächst ebenfalls ,Rand, Grasrand4, dann auch .Grasfeld,
Dorfplatz4 (MnlHdWb 117; De Vries 1971, 88). Das Altnordische besitzt die
eng verwandte Bildung brekka f. ,steiler Hügel4 (De Vries 1961,55). Das dä-
nisch/schwedische brink - ohne Assimilation von -nk zu -kk - wurde aus dem
Mittelniederdeutschen übernommen. Seit etwa 1300 ist das mengl. brink,
brenk .Rand, Strand4 belegt (LERCHNER 1965, 50).
Einige alte Belege für Brink bieten Toponyme aus Westfalen, Nieder-
sachsen und den östlichen Niederlanden (EWN 1, 381; FÖRSTEMANN II, 1,
573; Gysseling 357 u. ö,; Haubrichs 2006, 14; Jellinghaus 35f.; Künzel/
Blok/Verhoeff 251):
60
(]) Finkenbrink, Hofname in Amelsbüren, Stadt Münster: 10.-11. Jh. kop.
12. Jh. M. Vinkinbrinke\
(2) tBrinke bei Dinxperlo (NL, Prov. Gelderland): 1029 Brinke;
(3) tMiddelbrinke bei Vollenhove, Gde. Steenwijk (NL, Prov. Overijssel):
1152 kop. 15. Jh. A. pars terre in Mitdelbrinc, 1218 Mildelbrinke (lies:
Middelbrinke)',
(4) Brinkum, Gde. Stuhr (Lkr. Diepholz): 1158 Brinchem;
(5) Brinke, Gut bei Oesede, Gde. Georgsmarienhütte (Lkr. Osnabrück):
1184 Brinken.
C. Einen Überblick über das Vorkommen von Brink bieten LERCHNER 1965,
50-52, Valtavuo 1957, 24-27 und Udolph 1994, 838-855, vgl. auch die
Karte ,HügeP in Band 4 (1955) des DWA.
Als Appellativ und Flurname hat Brink ein Kerngebiet in West- und Ostfa-
len. In Westfalen sind ß/7/7Ä-Flurnamen mit Ausnahme des Westmünster-
landes im gesamten Gebiet nördlich der Lippe einschließlich der Soester Bör-
de überdurchschnittlich stark vertreten. Das Wort hat hier das oben in Ab-
schnitt B skizzierte Bedeutungsspektrum. In den heutigen Mundarten gelten
neben der schon früh entwickelten Bedeutung ,HügeP in Ostwestfalen auch
,steiler Abhang1 und in Nordwestfalen auch ,Grasfläche am Rande des
Ackers, erhöhte Grasfläche, Wiese4 etc. (MÜLLER 1985, 145-149; WESTF-
FlnAtl Nr. 99; WOESTE 40).63
Nach Norden hin reicht das Vorkommen von Brink als Hügelwort bis in
den Raum Nienburg a. d. Weser; in der Bedeutung ,Dorfplatz, Versamm-
lungsplatz4 bis nach Bremerhaven und nach Holstein (JELLINGHAUS 1899,
227; NSÄCHSWB 2, 767-769; SchleswHWb 1, 522f.); auch hier haben Brink-
Flurnamen Bedeutungen, die von ,Rand, Ackerrain4 über ,Hügel, Abhang, er-
höhte Rasenfläche4 bis hin zu ,Gemeindeplatz4 und ,angeschwemmter Bach-
rand4 reichen (SCHEUERMANN 1995, 112).
Die nordöstlichste Ausdehnung im deutschen Sprachraum erreicht Brink in
Mecklenburg, wo es die Bezeichnung für einen Fleck grünen Landes ist
(JELLINGHAUS 1899,227).
Nach Westen reicht Brink als Appellativ und Flurname in der Bedeutung
,Anger, grüner Hügel, Hügelrand, Grasplatz4 bis ins Rheinische und umfasst
hier im Wesentlichen das Niederfränkische, Niederripuarische und Nieder-
bergische (Dittmaier 41f. und 51, Karte 10;64 RheinWb 1, 986). Da aber die
Flurnamen im Brink in Bad Breisig (Lkr. Ahrweiler) sowie Thalbrink in
Mandern (Lkr. Trier-Saarburg) ebenfalls hier hingehören (DITTMAIER meldet
Die ostfälischen Verhältnisse beschreibt Werner Flechsig: Wörter für Bodenerhe-
bungen in Ostfalen, in: Braunschweigische Heimat 55 (1969), 55-60, 81-88 und
119-127, hier 59f.
64 Die DiTTMAiERsche Karte ist hier als Abb. 9 nochmals abgedruckt.
61
hier allerdings Zweifel an), ist ein ehemaliges Vorkommen auch im mittleren
Rheinland sowie im Moselland gesichert.
In Hessen kommt Brink als Flurname und als Appellativ fast ausschließlich
am Nordrand vor und steht somit in einem nördlich-ostfälischen Zusammen-
hang. Die Flurnamen beziehen sich meist auf einen Hügel, die Rechtsbe-
deutung ,Versammlungsplatz der Dorfgemeinde1 gilt aber für Hessen nicht.
Neben dem gehäuften Vorkommen in Nordhessen finden sich jedoch noch
einige wenige Streubelege, die belegen, dass Brink früher bis ins mittlere Hes-
sen verbreitet gewesen sein muss. Die südlichsten dieser Belege liegen in der
Wetterau und in Bessungen (Stadtteil von Darmstadt); auch Einzelbelege aus
dem ehemaligen Herzogtum Nassau zeigen eine einst weiter nach Süden rei-
chende Verbreitung von Brink an (Kehrein 1872, 358; HessFlnAtl Karte 70
und Kommentar; SHessFln 258).
Mit Hilfe von Flurnamenbelegen lässt sich also ein ehemals bis nach Süd-
hessen und in das Moselland reichendes Vorkommen von Brink nachweisen.
Daran schließt sich das toponymische Vorkommen im Untersuchungsgebiet an.
D. Brink ist in Flurnamen des Untersuchungsgebiets im Singular und im Plu-
ral sowie mit Senkungs- und Rundungserscheinungen belegt: ln den histo-
rischen Belegen aus Wahlen und Waldweistroff liegt der Singular trink vor,
in dem Flurnamen Brenkhomes/Brenkhumes aus Fischbach/Quierschied eben-
falls der Singular, aber mit mitteldeutscher Senkung des Vokals /i/ zu /e/, in
Ludwigsthal wurde Brink hyperkorrekt gerundet zu Briink-. Um den Plural
handelt es sich beim amtl. Flurnamen aus Velving. Ebenso im Plural und zu-
sätzlich mit hyperkorrekter Rundung erscheint der Flurname Die Brünken-
stücker aus Körprich.
Die Belege brinckelgien aus Bambiderstroff und brinkel aus Benestroff /
Bensdorf, die beide nicht kartiert wurden, könnten eine Diminutivbildung zu
Brink enthalten. Dies lässt sich aber nicht eindeutig entscheiden. Zu denken ist
vielleicht eher an Brunkel f. .wässeriges Gelände, nasse Stelle in der Wiese,
Sumpf (RheinWb 1, 1050),6:1 so wie es im HessFlnAtl (Kommentar zu
Karte 70) für Brinklein ebenfalls angenommen wird. Dittmaier 40f. stellt
den Fischbacher Beleg und weitere saarländische Flurnamen mit Brenken- als
Bestimmungswort zu Brenk(e) f., Brenkel m. in den Bedeutungen 1. .hölzer-
nes Wassergefäß, bes. längliche Bütte zum Gläserspülen, Brunnentrog als
Viehtränke oder zum Waschen1, 2. .Bränkeldorn, Dorngestrüpp, das am Bo-
den umherrankt1. Bei den von DITTMAIER genannten Belegen Brenkenberg
(Kutzhof) und Brenkenhübel (Lisdorf) kann gut Bedeutung 1 zutreffen: Die
Benennung der Bodenerhebungen wäre dann nach deren Form, die an einen
Die Etymologie von Brunkel ist nicht geklärt. Vielleicht handelt es sich um ein
Kompositum aus Brunnen und Quelle, vgl. das althochdeutsche Glossenwort prun-
kulle f. ,Brunn-quell\ frnhd. brunqual .Quelle1. Lerchner 1965, 52 hält das bis ins
Eisass reichende Wort für eine Ablautvariante von Brink.
62
Trog erinnert, erfolgt, ln Abweichung zu Dittmaier sollten jedoch der Fisch-
bacher Beleg Brenkhomes und weitere saarländisch-lothringische Flurnamen
(siehe oben und Abschnitt A) aus lautlichen und semantischen Gründen besser
zu Brink gestellt werden.
Das spärliche Vorkommen im Untersuchungsgebiet findet nach Norden ei-
nen Anschluss in dem Flurnamen Thalbrink in Mandern (Hochwald, Lkr.
Trier-Saarburg). Die Belege des Saar-Mosel-Raums markieren die Südgrenze
des Brink- Vorkommens.
(R. K.)
63
Nr. 7
Delle f. ,Bodensenke im Gelände, Tal; Vertiefung; Beule in
einem Gegenstand"
A. Gekürzte Ausw ahl bis ca. 1700:
Aboncourt / Endorf (Mv): 1688 or. frz. dellen (AD Mos H 1760). (Alt-)
Saarbrücken (SB): 1694 or. dt. in der galgendell (StA Sb U 48 / Bauer
1957), o In Kellenbachsdelle, In der Galgendell. Altstadt (Hb): 1564 kop. ca.
1564 dt. die steinacker dell (Scharf Stella, 84). Bachem (MW): 1511 kop.
dt. die groiss wiese in giesen dell (StB Tr 1617/410 fol 42v). Baerenthal (Bi):
16. Jh. A. kop. dt. uff die katzdell (AD Mos 1 E 27). Ballern (MW): 1690-
1757 dt. acker in adonthell (LHA Ko 38 1 947, 1-136). Bambiderstroff (Fa):
1662 or. dt. vf dem hodel (AD Mos H 1067), o Auf dem houdell [uf dm
hu:dol]. Bébing (Sb): 1614 or. dt. bey dollenborn (AD Mos 1 E 167). Beeden
(Hb): 1603 or. dt. faüts dell (HSA Mü Kasten blau 390/4 I). Betting-lès-
Saint-Avold (SA): 1693 or. dt. uff die dell (AD Mos E suppl. 76 1002).
Blickweiler (Sl): 1589 kop. dt. im störppenn däll / im storppen thäll (LA Sp
Gräfmthaler KPB), 16. Jh. or. dt. in der störppen däll / im storpen thäll / in
denn munchdall (LA Sp F 1 16a), 1624/25 or. dt. in den langen munchsdall /
im munchdhall (LA Sp C 33/15d2), o Im Stirpenthal ['im 'Idenvodad], In der
Münchdell [en do 'mimjdsl]. Bouzonville / Busendorf (Bv): 1706 or. frz.
fossé ou dell (AD Mos 4 E 4). Breitfurt (Hb): 1595 or. dt. die laudennbachss
dell / die dell im kremer (LA Sp B 7/33). Brenschelbach (Hb): 1547 kop. 18.
Jh. dt. in die delle / dallerchen / an die döll hinauff (KAMPFMANN Beiträge,
29), o ln der Delle 1.-2. Ahnung [in do del], Spiessdelle [in da 'hinn del],
Unten in der Delle [in da del], Bruchhof-Sanddorf (Hb): 1563 dt. in der
dellen (GEB), o Franzosendell [fran'tso:zodel]. Codieren / Kochern (Fb):
1696 or. dt. zu der dellen (AD Mos 4 E 106), o Im thal [im da: 1]. Differten
(Sl): 17. Jh. dt. geißberg (LHA Ko 218/683, 10), o Die Geisbergerdell
[gaisberjn'del], Dudweiler (SB): 1549 kop. 1791 dt. die delle (NASALO), o
In der obersten Buchdell. Eblange (Bo): 1683 or. frz. le hoube for ander
nasadel (AD Mos 4 E 130). Einöd (Hb): 1564 dt. hohendelberg / hondelberg
(LlPPS Flurnamen Einöd, 62), 1564 dt. die fautsdelle (LlPPS Flurnamen Einöd,
65), 1564 kop. ca. 1564 dt. der hohendel berg / ein del / dein (SCHARF Stella,
68). Elm (Sl): 1684 or. dt. andern dellborn (GEB). Enchenberg (Rb):
1603/04 or. dt. vff denn fromberg die hüppendell (AD MM B 780-9 fol 292r).
Ensdorf (Sl): 1301/50 or. lat. in delenbruch (HEYEN Wadgassen). Erbach-
Reiskirchen (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. die steinacker dell (Scharf Stella,
84). Etzling (Fb): 1689 or. frz. devant la dell / auprès du tocque noir dans le
dell de dessus / dell gevandt (AD Mos 4 E 150). Farébersviller (SA): 1698
or. dt. uff die dell (AD Mos 4 E 153). Farschviller (Fb): 1706 or. dt. uffem
däll (AD Mos 4 E 155). Fechingen (SB): 1684 or. dt. in der dann in dellen /
64
in dellen (GEB), 1697 or. dt. in clellen / am scharberg in dellen / uff benninger
dellen untig sinnerwiessen / die bettendorfer benning dellen (GEB), o In
Dellen [en 'delà], In Benninger Dell [em 'bemgt? del]. Francaltroff (Al): 1689
or. frz. dell au aines (AD Mos E depot 235 1 G 1). Garrebourg (Pb): 1603/04
or. dt. in der scharbacher dellenn (AD MM B 780-9). Gehweiler (SW): vor
1500 dt. an swendel die dell / in bertentail in der dellen / dye dell (LH A Ko 54
S/1358), 1546-1699 dt. oben am swendel, die dell / die dell / in berten daill in
der dellen (GEB). Gersheim (SI): 1508 dt. vonn hugelsedell vff die platte
(WEIZSÀCKER Weistümer, 608). Gonnesweiler (SW): 1653 or. dt. in die
kriegerstel oder ladengrund (HSA Mü Kasten blau 390/4 III fol 13r), o An
Krügersdell [am 'krimsdel]. Hargarten-aux-Mines (Bv): 1695 kop. 1720 dt.
in die dell (AD Mos E suppl. 298 1 CC 1), o Dàlgen ['deljn]. Haselbourg
(Pb): 1603/04 or. dt. in der scharbacher dellenn (AD MM B 780-9).
Herchenbach (Kôllerbach) (SB): 1621 dt. beim dellborg (NASALO), 1684
or. dt. vor dellbusch / un ter dellborn vor dellbusch / under delborn / miter
delboner garten / am dellborn / unden an dellenbonergarten / under
dellbonergarten (GEB), o Dallburre ['delboro], Di Dali [di del], Hesse (Sb):
1259 or. lat. in delen (AD MM B 742 Nr. 3), 1506 or. dt. in der dellen (AD
MM B 742 Nr. 53). Hettange-Grande / Groiihettingen (Ca): 1696/98 or. frz.
sur le dell / pointes de dell (AD Mos 4 E 256), o Sur dhelt [del'pla:t], Pointes
de dhelt [dæl'jpets], Holving (Sa): ca. 1494 or. dt. in der dellen (LHA Ko
54.33/728 fol 15r), o Dell ['del]. Hoof (SW): 1585/88 dt. die dell waltwiess
(LA Sp B 2 /90, 261 ), 1585/88 dt. das floslin in der dellen hinder dem berge t
das floslin in der waltwieser dellen (LA Sp B 2 /90, 370), 1585/88 dt. das
floslin in der feltwieser dellen (LA Sp B 2 /90, 370), o Feldwies Dell
[feltvi:s'del], Hundling (Sg): 1586 or. dt. im nossweiller ban im dàlgen (LHA
Ko 55 A 4/448, 11), 1694 or. dt. in krumbicher del (LHA Ko 55 A 4/449,
110). Hunting (Si): 1597 or. dt. im daell (AD Mos 3 E 7276), 1613 or. dt. im
daell (AD Mos 3 E 7284). Jâgersburg (Hb): 1564 dt. heffnersdell (GEB).
Kerprich-aux-Bois (Sb): 1315 or. lat. zu ysscher dele (AD Mos H 4729 Nr.
2). Kirkel-Neuhâusel (Hb): 1519 or. dt. von dem langen doll (HSA Mü
Kasten blau 390/4 I). Kirrberg (Dr): 1311 or. lat. zu dellemathen (Herrmann
Saarwerden, 205 / AD Mos H 4729-1), 1311 or. lat. zù dellemathen / zu
dellematen (AD Mos H 4729-1), 1315 or. lat. yssherdele (Herrmann Saar-
werden, 214 / AD Mos H 4729-2), 1490 or. dt. in scholmen delgin (HSA Mü
Rheinpf Urk 3776), 1564 kop. ca. 1564 dt. der hohendel berg / ein del / deln
(SCHARF Stella, 68), o In der thalmatt [in do 'talmet], Auf dem grossen
ischerthal [ofm gro:so 'ijb da:l]. En de Kollersdall [en do kolns'del], Ischerthal
['ijodal], Im untersten ischerthal 1.-2. gewand [am o:vtîJ'do'ijoda:l / 'emjdo on
tsvaito go'vint]. Kleinottweiler (Hb): 1520 kop. 17. Jh. dt. in vogelsthaele
(HSA Mü Kasten blau 390/4 I), 1547 dt. speckdell waldt (Kampfmann
Beitrâge, 62), 1564 kop. ca. 1564 dt. die steinacker dell (SCHARF Stella, 84).
65
Landsweiler (SI): 1332 or. lat. in brudele (Herrmann St, Simeon). Lebach
(SI): 1603 dt. in den hindersten weyer dellen (GEB), o ln der hintersten
Weiherdell [en de 'henejt 'vaindel], Lisdorf (Sl): 17. Jh. dt. in der dällen
(LHA Ko 218/709, 298). Loupershouse / Lupershausen (Sg): 1591 kop. 17.
Jh. dt. im thall (LHA Ko 218/806, 69), 1591 kop. 17. Jh. dt. vff dallenn / vff
der vnnderster dellenn (LHA Ko 218/806, 74), o Dali / dell [da: 1 ]. Malstatt-
Burbach (SB): 1448 or. dt. inn rutzenberger delle / inn die hinderste delle (LA
Sb 22/2441 / Bauer 1957), ca. 1520 or. dt. in der dellen (LA Sb 22/2749 /
BAUER 1957), 1607 or. dt. in der meyersen teilen (LA Sb 22/2400 / BAUER
1957), 1607 or. dt. die meyersen dell (LA Sb 22/2753 / Bauer 1957), o In der
Dell, In Meiersdell. Manom / Monhofen (Th): 1694 or. dt. bey der dell / auff
der dell (A ChLagrange). Marth (SW): 1585/88 dt. in der klingelwieserdellen
(GEB). Medelsheim (Hb): 1656 dt. in der eckinger dellen (MÖTSCH Parr,
193), o Über der Dell an der Riedelbach [an da 'ridlbax], Merlebaeh (Pb):
1697 dt. in class dellen / im loch oben an glass dellen / vber glass dell (AC
Freyming-Merlebach), 1697 glasdellen (Metzinger Freyming-Merlebach, 27
Nr. 39), o Glasdell ['kla:sdel], Ober-glasdell ['evnj kla:sdel]. Metzing (Fb):
1687 or. dt. in der dellen l in die klein dell / an der kleinen dellen / auff die
dell (AD Mos 4 E 373). Montbronn (Rb): 1603/04 or. dt. die dell hinab (AD
MM B 780-9 fol 271 v), 1603/04 or. dt. vffdenn fromberg die hüppendell (AD
MM B 780-9 fol 292r). Neunkirchen/Nahe (SW): 1606 dt. dhell in der
laudenborn (GEB), o Dell [di: del]. Niederbexbach (Hb): 1547 kop. 18. Jh.
dt. biss uff denn creutzesberg jnn die dell (KAMPFMANN Beiträge, 56), 1582
kop. 17. Jh. dt. oben an den dellen (LA Sp F 1/39 fol 19Ir), 1700 or. dt.
hindern7 dorffe in der thellen (LA Sp F 2/90-91), o In der Dell [in de del], In
der Delle rechts dem Hamburger Weg [an dB 'ho:!]. Nousseviller-Saint-
Nabor (Fb): 1690 dt. uff die dell (AD Mos 4 E 81), o Dell [del].
Osterbrücken (SW): 1585/88 dt. im delgen (LA Sp Zwbr Domanialakten 90,
260), o Büttersweiler Dell [da bytBjveln'del]. Peppenkum (Hb): 1661 dt. die
teuffelsdell / von der teufelsdellen (MÖTSCH Parr, 117), o Teufelsdell.
Philippsbourg (Bi): 16. Jh. A. kop. dt. uf die katz dell (AD Mos 1 E 27), o
Katzen thal [os 'katso da:l]. Rahling (Rb): 1494 kop. 17. Jh. A. dt. in appen
delle / oben an appendelle I uff der rimen delle (LA Sp F 1/3 fol 272r-274v), o
Apetel ['apodel]. Réchicourt-le-Chateau (Re): 1618 or. dt. im deichen (AD
Mos 1 E 167). Rémelfang (Bv): 1293 kop. 1488 lat. delhart (StB Tr 1670/349
fol 205r). Saarfels (MW): 1531 kop. ca. 1531 dt. irtdell (StB Tr 1671/348 fol
99v). Sarraltroff (Fe): 1693 or, frz. dans le dellen (AD MM B 11954, 33),
1693 or. frz. en dellenbronnen (AD MM B 1 1954, 48), 1693 or. frz. dans les
dellen (AD MM B 1 1954, 58), 1693 or. frz. dans dällen (AD MM B 11954,
90), 1693 or. frz. dans les thöellen (AD MM B 11954, 95), 1695-1743 or. frz.
dans le dellem / dans la dellen (AD MM B 11955), o Dellen [de ’de:b].
Sarreinsming (Sg): 1584 or. dt. das del velt vffenn / an die dellwiss (AD Mos
66
B H 21874), 1584 or. dt. an die de/! wiss / das del velt (AD Mos 1 E 194).
Schwarzenacker (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. ein del / dein (Scharf Stella,
68). Schwarzenbach (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. der hohendel berg / ein del /
dein (SCHARF Stella, 68), 1603 or. dt. matthes delgin (HSA Mü Kasten blau
390/4 1), o Mathiesendell ['mati:zn del]. Schweyen (Vo): 1656 or. dt. in der
grossen thel (LA Sp C 20/3461-2), o Gross thal [kro:s del], Manns bodemer
thälunter kurtz ohnengen ['tnonsbort? del um? da 'kootso '0:1111p]. Spiesen (Ot):
1519 or. dt. vber den langen doll / von dem langen doll (HSA Mü Kasten blau
390/4 I), o In der Langdeil [en du lap del]. St. Arnual (SB): 1636 or. dt. die
grosse dell (LA Sb 22/3651 / Bauer 1957). St. Johann (SB): 1694 or. dt. in
der dellen (LA Sb 22/2414 / BAUER 1957), o In der Schlechter Delle. Tholey
(SW): 1699 dt. von der delf [<*dell\ ahn (LHA Ko 24/1021 fol 17-38).
Tromhorn (Bv): 1702 or. dt. in dällges grendt (AD Mos 4 E 558). Vahl-les-
Faulquemont (Fa): o Deichen / dellchen ['deljn], Varsberg (Bo): 1683 or. dt.
ihm delchgen / dass delgen (AD Mos E suppl. 699 l CC 2). Villing (Bv):
1614 kop. 1666 dt. oben der mittelsten dellbach (LHA Ko 218/832, 6), 1666
or. dt. yff die dellbach (LHA Ko 218/832, 22), 1666 or. dt. in die dellbach
(LHA Ko 218/832, 37), 1666 or. dt. in der oberisten dellbach / in der
mittelsten dellbach / in der vndersten dellbach (LHA Ko 218/832, 39), 1666
or. dt. in die dellbach (LHA Ko 218/832, 68), o Delbach [en dt? 'delbax],
Virming (Al): 1698 kop. frz. delhen (LA Sb Heimstatt Akten Nr. 110), o Dell
[de 'del]. Völklingen (SB): 1672 or. dt. in der dellenwies / in der dell am weg /
in den dellen ! auf der dell am köpf des creutzberges / in der dellen (GEB), 1685
or. dt. in der dellen (GEB), o Auf dem Kreuzberg in der Dell [em 'kroidsbe:t?J
of dt? del]. Webenheim (Hb): 1599 kop. 1624/25 dt. in gunterss dell (LA Sp C
33/15d2). Wellingen (MW): 1498 kop. dt. dem tantzen dellchen zu (StA Tr
1672/347), 1498 kop. ca. 1498 dt. zu dem iongen deichin zu (StB Tr 1671/348
fol 80v), 1498 kop. 17. Jh. dt. zu dem tantzen deichen zu (StB Tr 1672/347 fol
143r). Wolfersweiler (SW): 1600 or. dt. in das dellwiessgen (HSA Mü Kasten
blau 390/4 111 fol 24r). Wörschweiler (SI): 1564 kop. ca. 1564 dt. der
hohendel berg / ein del / dein (Scharf Stella, 68), 1603 or. dt. wunzdell (HSA
Mü Kasten blau 390/4 I). Wustweiler (Ot): o. D. or. dt. in der döllwies
(GEB), o In der Döllwies. Zetting (Sg): 1580 kop. 1716 dt. in dem wald der
dellhiibel / gegen der dellwiessen (LA Sb 22/3024 fol 20v). Zimming (Bo):
1680 or. frz. prattel delle (AD Mos E depot 762 1 G 1).
Historisch und amtlich auch in:
Altheim (Hb), Altrippe (Gt), Baerendorf (Dr), Baltersweiler (SW),
Bergweiler (SW), Berschweiler (Ot), Berthelming (Fe), Bexbach (Hb),
Bidestroff (Di), Bischmisheim (SB), Bliesen (SW), Bliesransbach (SB),
Boust (Ca), Breidenbach (Vo), Burbach (Dr). Bust (Dr), Dirmingen (Ot),
Dudweiler (SB), Eidenborn (Sl), Eiweiler (SB), Epping (Vo), Eywiller
(Dr), Freisen (SW), Freyniing-Merlebach / Freimengen-Merlenbach (SA),
67
Furschweiler (SW), Gronig (SW), Großrosseln (SB), Grundviller (Sg),
Güdesweiler (SW), Harskirchen (SU), Haspelschiedt (Bi), Hassel (Sf),
Herbitzheim (SU), Hilbesheim (Fe), Hirschland (Dr), Höchen (Hb), Humes
(Ot), Kerbach (Fb), Langatte / Langd (Sb), Languimberg (Re), Lauten-
bach (Ot), Lautzkirchen (Sl), Liederschiedt (Bi), Lixing-les-Rouhling (Sg),
Lorentzen (SU), Ludweiler (SB), Mainzweiler (SW), Mimbach (Hb),
Morsbach (Fb), Namborn (SW), Nassweiler (SB), Nennig (MW), Num-
born (SB), Oberbexbach (Hb), Oberlinxweiler (SW), Oberthal (SW),
Oberwürzbach (SI), Ottweiler (Ot), Petit-Rederching / Kleinrederchingen
(Rb), Püttlingen (SB), Reitscheid (SW), Rimlingen (MW), Rohrbach (SI),
Romelfing (Fe), Roppevilier (Bi), Schalbach (Fe), Scheuern (SW), Schiff-
weiler (Ot), Schorbach (Bi), Sotzweiler (SW), Sprengen (Sl), St. Ingbert
(SI), St. Nikolaus (SB), St. Wendel (SW), Steinberg-Deckenhardt (SW),
Struth (PP), Sulzbach (SB), Uchtelfangen (Ot), Urexweiler (SW),
Wadgassen (Sl), Wolfersheim (SI).
Nur historisch auch in:
Aschbach (Ot), Auersmacher (SB), Böckweiler (Hb), Bous (Sl), Destry
(Gt), Eitzweiler (SW), Epping (Vo), Erching (Vo), Fenetrange / Finstingen
(Fe), Friedrichsthal (SB), Gosselming (Fe), Grening (Gt), Grindorff (Si),
Guenviller (SA), Heckendalheim (SI), Homburg (Hb), Hostenbach (Sl),
Karlsbrunn (SB), Lauterbach (SB), Lixheim (Pb), Marthille (De), Metting
(Pb), Nebing (Al), Neufgrange / Neuscheuern (Sg), Puttelange-aux-Lacs /
Püttlingen (Sa), Reisweiler (Reisbach) (Sl), Richeling (Sa), Rouhling (Sg),
Rustroff (Si), Saarwellingen (Sl), Schaffhausen (Sl), Schopperten (SU),
Seingbouse (SA), Thailen (MW), Thalexweiler (Ot), Torcheville / Dors-
weiler (Al), Vittersbourg (Al), Voellerdingen (SU), Volkrange (Ha), Volks-
berg (Dr), Wadern (MW), Walsheim (Hb), Welferding (Sg), Werbeln (Sl),
Wiesviller (Sg).
Nur amtlich auch in:
Achen (Rb), Alsweiler (SW), Altviller (SA), Arry (AM), Asweiler (SW),
Audun-le-Tiche (Fo), Auersmacher (SB), Barst (SA), Bening-Ies-Saint-
Avold (SA), Besch (MW), Bettviller (Rb), Biding (Gt), Bierbach (SI),
Bietzen (MW), Bining (Rb), Bitche / Bitsch (Bi), Böckweiler (Hb),
Bousseviller (Vo), Braunshausen (SW), Bubach-Calmesweiler (Ot),
Diedendorf (SU), Dörrenbach (SW), Dourd’Hal (SA), Durstei (Dr),
Eckelhausen (SW), Eisen (SW), Eitzweiler (SW), Eppelborn (Ot),
Erfweiler-Ehlingen (SI), Erstroff (Gt), Eschbourg (PP), Etting (Rb),
Fameck (Ha), Flocourt (Pa), Folkling (Fb), Forbach (Fb), Fürth (Ot),
Gaubiving (Fb), Grostenquin / Großtännchen (Gt), Grügelborn (SW),
Guinkirchen (Bo), Gungwiller (Dr), Habkirchen (SI), Hambach (Sg),
Hanviller (Bi), Haupersweiler (SW), Haus Furpach (Ot), Heiligenwald
(Ot), Heisterberg (SW), Hellering-les-Fenetrange (Fe), Henridorff (Pb),
68
Henriville (SA), Hirstein (SW), Hirtel (SB), Hirzweiler (Ot), Hombourg-
Haut / Oberhomburg (SA), Homburg (Hb), Höpital (L’) / Spittel (SA),
Hoste-Haut (SA), Hottvilier (Vo), Illingen (Ot), Kalhausen (Rb), Klaren-
thal (SB), Kostenbach (SW), Krettnich (MW), Labach (Reisbach) (Sl),
Lachambre (SA), Laning (Gt), Le-Val-de-Gueblange (Sa), Lemberg (Bi),
Lengelsheim (Vo), Lindscheid (SW), Longeville-les-Saint-Avold / Lübeln
(Fa), Loutzviller (Vo), Ludwigsthal (Hb), Lummerschied (SB), Mersch-
weiller (Si), Mettnich (Primstal) (SW), Mosberg-Richweiler (SW), Mühl-
feld (Primstal) (SW), Münchwies (Ot), Neualtheim (Hb), Neunkirchen
(Ot), Niedergailbach (Hb), Niederkirchen (SW), Niedersaubach (Sl), Nie-
derwürzbach (Sl), Nohfelden (SW), Obergailbach (Vo), Oberkirchen
(SW), Oberlöstern (MW), Obervisse (Bo), Oeting (Fb), Ommersheim (Sl),
Ormersviller (Vo), Osterbrücken (SW), Ottonville (Bo), Peltre (Ve),
Petite-Rosselle / Kleinrossein (Fb), Reding (Sb), Reimsbach (MW), Rein-
heim (Sl), Remmesweiler (SW), Rentrisch (SB), Rilchingen-Hanweiler
(SB), Rimling (Vo), Rohrbach-les-Bitche (Rb), Rolbing (Vo), Rombas /
Rombach (Me), Rosbruck (Fb), Roschberg (SW), Rosteig (PP), Saal (SW),
Saarwellingen (Sl), Saint-Louis-les-Bitche (Bi), Scheidt (SB), Schwarz-
erden (SW), Sehndorf (MW), Selbach (SW), Seremange-Erzange (Ha),
Sötern (SW), Soucht (Rb), Steinbach (Ot), Stennweiler (Ot), Tenteling
(Fb), Teterchen (Bo), Thailen (MW), Theley (SW), Überroth-Niederhofen
(SW), Urweiler (SW), Utweiler (Hb), Vieux-Lixheim / Altlixheim (Fe),
Villers-sur-Nied (De), Villerupt (Lo), Volmunster (Vo), Wahlen (MW),
Wahlschied (SB), Walhausen (SW), Wallerfangen (Sl), Walschbronn
(Vo), Walscheid (Sb), Weislingen (Dr), Weiterswiller (PP), Welferding
(Sg), Wellesweiier (Ot), Wiesbach (Ot), Wingen-sur-Moder (PP), Witters-
heim (Sl), Wittring (Sg), Zollingen (SU).
Variante DoelüDöll:
Altheim (Hb): 1758 or. rösch döll / katzen bronen döll (AD Mos Cartes et
plans Nr. 986-988), o Kaizenbrunner Dell ['katsoprunr: del], (Alt-)
Saarbrücken (SB): 1745 or. dt. gegen der galgendöll zu (LA Sb 22/2868 /
BAUER 1957), 1769 or. dt. die bruch Schneiders döll (StA Sb 702/768 /
BAUER 1957). Bardenbach (MW): 1776 or. dt. im döllgen (GEB). Basse-
Rentgen / Niederrentgen (Ca): o Doll [doe:l]. Berschweiler (Ot): o
Weiberstadtdöllenbrunnen. Berthelming (Fe): 1721/22 or. frz. in der doell
und hang (AD Mos E depot 69 1 G 1), 1722 or. frz. doell vnd hang (AD MM
B 11772/3, 382), 1722 or. frz. in der doell vnd hang (AD MM B 11772/3,
664), o In der dell [en de 'del]. Bettviller (Rb): 1758 or. kahlen bronen doll /
kahlen bronen döll (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Kallenbrunner
doelle ['kalspruni? del], Doelle [del], Bining (Rb): o Risselinger doell ['frisliqB
del], Scholzen doell ['Jolso del], Bliesdalheim (Hb): 1547 kop. 18. Jh. dt. biss
heruff an die döll / von der döllenn / von den döllenn herujf (KAMPFMANN
69
Beiträge, 34). Brenschelbach (Hb): 1547 kop. 18. Jh. dt. an die döll hinauff
(Kampfmann Beiträge, 29), o In der Delle 1.-2. Ahnung [in da del].
Dirmingen (Ot): 1741 dt. unterst dellwies (GEB), 1741 or. dt. in der untersten
dellwiessen (LA Sb Nachlass Hermann Bock, 176), 1741 or. dt. in der
untersten / obersten dellwiess (LA Sb Nachlass HERMANN Bock, 788), 1741
or. dt. in der unterst dellwiess (LA Sb Nachlass HERMANN BOCK, 857), 1770
or. dt. im weiberstadtdöll in / der oberst döllwies / in die unterst döllwies
(GEB), o Weiberstalldell / Weierstalldell \ 'veivnjdn del], Unterste Döllwies.
Durstei (Dr): 1692 or. dt. in der rohr dollen / in der walber döll / im
bergwaldt in der printz döll / hinderm luck berg (AD BR E 5825), o Rohr
doell [rorn'del], Walber doell [valvn'del], Prinzdoell / printzdoell [prins'del], In
der doell [in da del], Rohrdoell hinterm luberg ['rorndel heijerm 'ly:berj].
Erckartswiller (PP): o Döll ['del]. Eschwiller (Dr): o Doell [del]. Eywiller
(Dr): 1777 or. frz. gungweiler doell (HSA Mü Kasten blau 439/126), 1778 or.
frz. in der gungweiller doell (HSA Mti Kasten blau 439/126), o
Gungweillerdäll [jupvehfdel]. Foulcrey (Re): o A la dolle. Gungwiller (Dr):
1778 or. frz. in der gungweiller doell / gungweiler doell (HSA Mü Kasten
blau 439/126), o In der doell [en de 'del], Habach (Ot): o Döllwald fdelvalt],
Haspelschiedt (Bi): 1758 or. katzdöller eck / bremelsdöll / am dicken döller
waldt / grines döll / schwolbs döll (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988).
Herange (Pb): o Doelle ['del]. Hinsingen (SU): o Uuhnerberg ou doell 4.
gewand / - doel - [doel]. Insming (Al): 1739 or. frz. wasserdell (AD Mos E
depot 351 3 CC 3), 1756 or. ffz. wosserdel (AD MM B 11895), o Wasserdölle /
-döll [vasn'del]. Jägersburg (Hb): 1424 or. dt. ober die dolle her (LHA Ko
218/824, 1). Kalhausen (Rb): 1758 or. paffen döll / döll feld (AD Mos Cartes
et plans Nr. 986-988), o Paffendell ['pafadel]. Karlsbrunn (SB): 1755 or. dt.
an der wendels döll / in der wagners döll (GEB). Kutzhof (SB): 1 769 or. dt.
in der griesdöll l in der kümmeret' döll (GEB), o Griesdell [kri:s'del], Die
oberste Numborner Dell [di 'ovnft 'numbaann del]. Die unterste Numborner
Dell [di 'onpft 'numbaann del]. Landsweiler-Reden (Ot): 1767 dt. die doll-
wies / oben an der döllwies / oben an der dollwies (GEB), o Die Döllwies [di
'dalvi:s]. Oberhalb der Döllwies. Longeville-les-Saint-Avold / Lübeln (Fa):
o In der doel [in dn del / en de del]. Neufgrange / Neuscheuern (Sg): 1713
or. dt. zu der dollen (AD Mos 4 E 401). Niedersalbach (SB): 1769 or. dt.
hinter der döll (GEB), 1772 dt. hinter der döll (GEB), o Hinter der Dell
['henn de del]. Niederstinzel (Fe): o Schmidts döll. Obergailbach (Vo): o Au
dessus de doell, Doell. Ottwiller (Dr): o Doell [del]. Petit-Rederching /
Kleinrederchingen (Rb): 1724 or. dt. oben an der döll / in der döllen (AD
Mos E depot 540 1 G 1), 1758 or. in der döll (AD Mos Cartes et plans Nr.
986-988), o Delgen f'dedja]. Ratzwiller (SU): o In der grossen doell [en de
gro:s 'del], Klein doell [kle:n 'del]. Reisweiler (Reisbach) (Sl): 1782/89 or. dt.
in der hintersten döll (GEB), o In der hintersten Döll ['dae:ilnj vaiegan], Im
70
vordersten Döll ['vamçan], Rémelfing (Sg): o Dell / doel [del]. Rohrbach-
lès-Bitche (Rb): 1758 or. kapen döll / kapen döl (AD Mos Cartes et plans Nr.
986-988). Schalbach (Fe): 1741 or. dt. in der dollen / oben an der döllen (AD
Mos E suppl. 638 1 CC 1), o De dell (s) [m da del], Dell, Oben an der dell.
Schoenbourg (PP): o Doell ['del]. Schorbach (Bi): 1758 or. kossel doll /
oster döll (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Kesseldell [‘kesaldel],
Osterdell [o:Jte 'del]. Seyweiler (Hb): 1761 dt. vombacher döll (MÖTSCH Parr,
128). St. Johann (SB): 1748 or. dt. auff der schlecht in der döll (StA Sb /
BAUER 1957), 1783 or. dt. in der heydenkopfer döll / in der schlechter döll
(StA Sb / BAUER 1957), o In der Heidenkopfer Delle, In der Schlechter Delle.
Struth (PP): 1691 kop. 17. Jh. dt. in der döll (HSA Mü Kasten blau 439/104),
1718 or. dt. in der döll (HSA Mü Kasten blau 439/105), o Teil / thell ['del].
Volksberg (Dr): 1717 or. dt. in der hecher döll (AD BR E 166). Volmunster
(Vo): 1758 or. schlingel döll (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988).
Walschbronn (Vo): 1734 or. dt. unden an derpqffendöll / bey derpaffendöll /
auffm galgenfeit in der döll / in der döll auffm galgenfeit (AD Mos J 5904),
1758 or, kirch döll / umbach döll l patten döl (AD Mos Cartes et plans Nr.
986-988), o (die seits) paffen dell [ 'pafadel], Paffen dell an der klam lings
['pafadel], Oben ampaffen-dell ['ova an da 'pafadel], Kirich tel ['keraç del], Im
paffen dell [in da 'pafadel]. Weiterswiller (PP): 1366/67 or. lat. in bobental
(AD BR G 5446 Nr. 14), 1427 or. dt. in dem bübendale (AD BR E 5547 Nr.
2a fol 9r-10v), o Bubendoeli [by:va'del], Wellesweiler (Ot): 1768 dt, schwarz
döll (GEB), o Die Schwarzdell. Weyer (Dr): 1777 or. frz. gungweiler doell
(HSA Mü Kasten blau 439/126), 1778 or. frz. in der gungweiller doell (HSA
Mü Kasten blau 439/126), o Gungwiller doell / dall [guqvilu del], In der doell
[en de 'del], Doell gärten / doll - ['delgeuta]. Wintersbourg (Pb): o Rohrdoell
[’romdel], Doell. Wittring (Sg): o In der dell / - döll [en da 'del].
Variante Délit f. ,Delle1 (mit Dentalepithese):
Auersmacher (SB): 1786/88 or. dt. oben im mänthälgen (GEB), 18. Jh. or, dt.
mähnthälgen (JUNGK), o Im Mähndeltchen ['me:nde:lja]. Biel (MW): o [delt],
Bilsdorf (SI): 1 806 or. dt. hinter der grossen dell (GEB), o Auf Zeiselmanns-
dell ['tseismats delt], Grossdell [kro:s delt], Zäismatz Dält ['tseismats delt],
Brenschelbach (Hb): 1757 or. dt. hinter krämers delten (LA Sp F 20/A 36),
18. Jh. or. dt. hinter der krämers dell (LA Sp F 2/7a), o Hinter der
Krämersdelle ['hum da 'kreunpfdel Carling (SA): o Mühl mâcher delt
Stacker [mulmaxnf 'del]. Contz-les-Bains (Si): 1642 or. dt. in der delden (AD
Mos 3 E 7319), 1663 kop. 17. Jh. dt. in delden (LHA Ko 231,15/598), 1702
or. frz. aboutit sur le canton de delft (AD Mos 4 E 30), o Deldt [an dr? delt].
Cou me (Bo): 1690 or. frz. deldenn / la tournail derrier les deldenn / vvinquel
derrier les deldenn (AD Mos E depot 157 1 CC 1), 1714 kop. 1823 ffz. delden /
tournait derrière le delden / vinquell derrière le delden (AD Mos E depot i 57 1
71
CC 2), 1837 or. frz. dolden / tournaille dernier les delldene (AD Mos E depot
157 1 G 1), o Thalien auf sieben acker [delton auf 'zi:bonakn], Thalien auf den
winckel [delton of do 'veqkol], Winckel streckt auf thäler weg [do vegkl jtrekt
of don dednveiç], Dagstuhl (MW): 1620-1780 or. dt. die delt (GEB).
Differten (S1 ): 1744 dt. an werbeler delte (LHA Ko 218/ 749, 275), o
Wäm’elner Daal ['vervolnn da:l]. Dreisbach (MW): 1488 kop. 15. Jh. dt. vp
der dellen (StB Tr 1671/348 fol 24v), o Die Delt [di: delt], Deltwald
[delt Walt]. Ensdorf (Sl): 18. Jh. dt. hinterst dell (GEB), o Hinterst Delt
['heneft delt]. In der vorderst Delt auf den Heidenköpfges Flur [of do he:t],
Hinterst Delt auf Griesborn [en do 'heneft delt]. In der oberst Delt auf
Stöckerflur. Entränge (Ca): 1699 frz. dehlgh / deltgen (AD Mos 4 E 142), o
Deltein / deltien. Erbringen (MW): o Taubendeltgesberg. Escherange (Ca):
o Deltien ['dæljon], Faha (MW): 1637 or. dt. langst die lange délit (LHA Ko
55 A 4/977, 2), 1719 or. dt. in der kurtzer delt (LHA Ko 1 C/15197, 162), o
Kurtz Dält [kunts 'delt]. Filstroff (Bv): o 2. canton grande delt [gro:s 'delt],
Petite delt [kle:n 'delt], Volmes acker delt [volmosaku 'delt], Fraulautern (Sl):
o Kiefersdelt [en do 'kivntn], Fremesdorf (Sl): o Im Dältchen / im Deltchen
[em vde:ljin]. Hellenhausen (SB): 18. Jh. dt. dell (Jungk), o Oben in der Dell
[di delt], Hettange-Grande / Großhettingen (Ca): 1696 or. frz. dessus
dältgen / dans le daltgen / dältgen / sur daltgen (AD Mos 4 E 536), 1696/98
or. frz. dell / dehl / pointes de dell / sur le dell (AD Mos 4 E 256), o Dhelt
[del'vis], Deltien ['dælçn], Dessus deltgen, Pointes de dhelt [dæl'jpets],
Tournailles de dhelt, Sur dhelt [del'pla:t]. Hôpital (L’) / Spittel (SA): o
Polasch delt / potaschdell [potaj del], Muhlendelt / mühlendell [milon'del],
Loenerst delt / lehnertsdell [lennft 'del], Miterstelt / mittelst dell ['metnjt del],
Interst delt / hinterst dell ['hennjt del]. Oberst korndelt / oberst korndelf Klein
mühlende/t. Hunting (Si): 1597 or. dt. in der dellen (AD Mos 3 E 7276), 1612
or. dt. in der dellen (AD Mos 3 E 7277), 1613 or. dt. in thellen / in thelen wies /
in thelen wiess hinder nahll (AD Mos 3 E 7284), 1753 or. frz. canton d'elt (AD
Mos 3 E 7448), o Dält [delt], Kirschnaumen (Si): o Dältstroos ['deltJtro:s],
Dält [delt], Labach (Reisbach) (Sl): o In der vordersten Dell [en du 'femjt
delt], In der hinterst Dell [en du delt], Laumesfeld (Si): o Delth [del].
Launstroff (Si): 1715 or. frz. deltgen (AD Mos 4 E 315), o Deltjene
['deltjon], Deltient ['deltfon], Lauterbach (SB): 1774 or. dt. am weinbrunnen
(GEB), o Die Dellwies [do 'deltvi:s]. De Dältwiis [do 'deltvi:s], Wainbrunne
an der Dältwiis ['vainbruno an de deltvi:s], Weinbrunnen an der Dellwies
['vainbruno an de 'deltvi:s]. Lisdorf (Sl): 18. Jh. frz. schefferborner delt (LHA
Ko 218/759, 81), o Schääferburn ['Je:febum]. Lockweiler (MW): o
Kälberdellt [en dn Vkelvndel]. Marange-Zondrange (Fa): o Doel acker
['deltakn], In der doel [in de delt]. Mégange (Bo): o Sur Délit, Délit [delt],
Menningen (MW): o In der Tält [of de:e delt], Off der Dält [of dn delt].
72
Nonnweiler (SW); o ln der Dält [in dB delt], Noswendel (MW): o De
Haabisch Dält [da \ha:bij 'deltJ. Deltstrasse [en dB “delt]. Oberlöstern (MW):
o Unter Hochanwand auf Sehne idersdell [hanzn'delt]. Hansendell [in dt? delt],
An Hansendell [in dt? delt], Klosdell [of klous'delt], Auf Hansendell [in dt?
delt], Hansendelt [hanzn'delt], ln der Dält [in de delt]. Oeutrange (Ca): o
Deltien. Oppen (MW): o OfDäär Dält [of de:t? delt]. Otzenhausen (SW): o
Oberst Dell [“LvBj't delt], In der Dell [in dt? delt]. Picard (Sl): o In der Dell
[en dB delt], Auf der Delt [of dt? delt], Rappweiler (MW): 1720 or. dt. in der
delden (LHA Ko 1 C/14869, 153), 1720 or. dt. hinder der delden!dälten (LHA
Ko 1 C/14869, 153,214), o Die Langen in der Dell auf die Mitlosheimer [di:
’lapn in de:t? “delt], In der Dell auf Zimmerbruch [en de:t? “delt], Die grosse
Teilung in der Dell [en de:t? “delt]. Rodemack / Rodemachern (Ca): 1613
kop. 17. Jh. dt. im doeltgen (AD Mos 3 J 75). Saarwellingen (Sl): o Hinterste
Dell ['henttjt delt]. Schwarzenbach (SW): o In der Dell [delt]. Sehndorf
(MW): 1628 or. dt. in daeltgen in den langen strichen / im daeltgen / im
daltgen (LHA Ko 52,17/5), o Im Dellchen [am “delfn], Steinberg (MW): o
De Hennischt Dält [da 'henijt delt], Wasserdält [VasBdelt]. Volmerange-les-
Boulay (Bo): 1688 or. frz. inderdellede (AD Mos E depot 733 1 G 1), o In der
delt [en dB delt], Volstroff (Mv): o Deltt / le deltt [da 'delt], Delte viesz [an dt?
'delt], Sur le deltt [op dt? 'delt], Wedern (MW): o Bormesdell [bormas'delt],
Weierröderdell ['krutvih?\delt], Kruttwiller Dält ['krutvilB\delt], Weierw'eiler
(MW): o Holzdell [hels'delt]. Werbeln (Sl): 1744 dt. an werbeler delte (LHA
Ko 218/ 749,275).
Konkurrierende frz, Bezeichnung:
Bourdonnay (Vi): 1576 kop. frz. thele / au champ de thele (AD MM H 627).
(Vgl. Abb. 10)
B. Spätmhd. teile st. sw. f. ,Schlucht1 (mit obd. Anlaut) stellt eine Ableitung
von germ. *dala- n./m. dar, vgl. aengl. dell n./m. (auch in Ortsnamen,
Ekwall 1991, 141), nengl. dell ,Tal, Höhle, Vertiefung1, afries. del n., nnd,
fries. delle f., frühmnl. delle f. (VroegMnlWb 1, 874f.), mnl. delle, nnl. del
,Schlucht, Einschnitt1 (EWN 1, 539), fmhd. dälle, dell(e) f. ,gehöhlter Teil,
Vertiefung, Schlucht“, teile f. ,Talsenke, flache Vertiefung im Gelände4
(nordobd., 17. Jh., FrnhdWb 5, 410). In der hochdeutschen Schriftsprache hat
sich für ,Bodensenke im Gelände, Tal; Vertiefung, Beule in einem Gegen-
stand1 die Form Delle mit anlautendem d durchgesetzt (DWB 6, 612). Es wird
germ. *da!jö ,Talartiges1 vorausgesetzt, dazu auch germ. *dalja mit got. ib-
dalja n. ,Berglehne1 (Feist 1939, 287); diese Wortgruppe gehört mit Tal zur
idg. Wurzel *dhel- ,Höhlung, Wölbung1. Die ursprüngliche Bedeutung ist
,Vertiefung1 (DWB 6, 612; Holthausen 1925, 14; Holthausen 1974, 69;
Kluge 187; Kluge/Götze 1951, 129; Lexer 2, 1418; MnlWb 2, 118f.;
73
MnlHdWb 131 und 132; WNT 3, 2388; Orel 2003, 292; Pfeifer 211 und
1409). Anord. dceld (-ida-Ableitung), dcela f. ,Tal, Bogefö (De Vries 1961,
72), schwed. Däld (-/c/a-Ableitung) ,kleines Tal\ dän. däl(le) ,Vertiefung in
der HauC gehören mit anderem Ablaut auch zu Tal (Weigand 2, 1036).
Germ. *da!jö ,Talartiges‘ ist in Ortsnamen seit dem 10. Jahrhundert belegt.
Frühe Ortsnamen sind z. B.:
(1) tDelthorp bei der Huysburg bei Halberstadt (Lkr. Harz): 961 kop. 12.
Jh. Delthorp (FÖRSTEMANN II, 1, 699);
(2) Dilbeek (B, Prov. Flämisch-Brabant): 1075 Delbeccha (Mansion
1935, 31 );66
(3) tBundendele, unbek., in der unteren Saargegend: 11. Jh. Bundendele,
Buntende le (GYSSELING 205);
(4) Dellen, Gde. Grosbous (L, Kt. Redingen): 1128 kop. 13. Jh. Deila
(GYSSELING 261);
(5) tDellenem bei Hildesheim: 1173 or. Dellenem (FÖRSTEMANN II, 1,
699);
(6) Delbrück (Kr. Paderborn): 1. H. 13. Jh. Thelebrugge (WestfFlnAtl
Nr. 121, S. 525);
(7) Diesdelle, Gde. Uccle (B, Region Brüssel-Hauptstadt): 1399
Dieversdelle (Carnoy 1, 1948/49, 164);
(8) Dellstedt, Amt KLG Eider (Kr. Dithmarschen): 1447 to Delstedte
(Laur 1992,209).
C. Das Wort Delle f. ,muldenförmige Einsenkung, flache Vertiefung1 ist in
den mitteldeutschen und niederdeutschen Mundarten sowohl als Appellativ als
auch in Flurnamen verbreitet (WEIGAND 2, 1036; BACH II, 1, § 287; DWB 6,
612; Knöpp 1959, 20).
In den rezenten Mundarten kommt das Wort vor allem im Mitteldeutschen
vor: Delle f. ,flache, kleinere Bodensenkung im Gelände, Talmulde, Schlucht,
Hohlweg, bes. kleine Mulde in Acker und Wiese, oft etwas sumpfig, aber oh-
ne fließendes Wasser1, mda. Dölle, Dälle, Dält, Thält, ist als Flurname in den
rheinischen Mundarten häufig und allgemein belegt (Dittmaier 49). An der
unteren Saar ist früh der Name Bundendele (11. Jahrhundert) belegt (siehe
oben Abschnitt B, vgl. Büchmüller/Haubrichs/Spang 1986/87). An der
Mosel begegnet der Ortsname Delscheid (unbekannt, zwischen Flesten und
Pomster), der Anfang des 13. Jahrhunderts als Dellescit belegt ist: Wahr-
scheinlich verweist der Name auf einen Wald mit Vertiefungen. Weitere Flur-
namen, die Delle aufweisen: bei Echternach 1328 vineam suam sitam in loco
... qui dicitur an der deyllin, 1336 vineam ... sitam in monte dicto Delle
(JUNGANDREAS 1962, 285). Als Appellativ kommt Delle f. im Moselfrän-
66 Carnoy 1, 1948/49, 166: „On a vu, à propos de Delle que del au lieu de dal était
fréquent en Brabant.“
74
kischen, Ripuarischen, Nordbergischen und Südniederfränkischen mit Aus-
nahme von Kempen vor (RheinWb 1, 1226). Eine weitere Bedeutung ist
,Vertiefung, Einbuchtung in Geschirren, weichen Gegenständen1 (ebd.).
Delle f. ,Niederung, Mulde, Moortümpel, niedriges Weideland' ist in den
östlichen Niederlanden,6 aber auch darüber hinaus (SCHÖNFELD 1950, 44;
MOERMAN 1956, 49) gut belegt. An der Küste kann Delle f. auch ,Dünen-
senke' bedeuten (ebd.). Bei Flurnamen wird Delle in den östlichen Niederlan-
den als Simplex gebraucht, während Zusammensetzungen eher selten sind.6S
Im niederdeutschen Gebiet ist Delle ,kleine Bodenvertiefung, Senkung'
nicht sehr gebräuchlich: Das Hamburgische kennt Dell f. ,flache Grube (z. B.
in einem Federbett)': Im hamburgischen Stadtteil Bergstedt kommt der Stra-
ßenname Delle vor (HambWb 1, 705). Das Niedersächsische Wörterbuch gibt
für Jelle, dele f. nur die Bedeutung ,eingedrückte Beule' an (NsäCHSWb 3,
175f.). Im Westfälischen ist Delle f. ,Vertiefung im Gelände' im Südwest-
fälischen verstreut, im Ostwestfälischen und im südlichen Ostfälischen fehlt
das Wort weitgehend. In der Bedeutung ,Beule' ist Delle im südlichen Ost-
westfälischen dagegen allgemein verbreitet (WestfWb 2, 82; WOESTE 49).
Öfter ist das Wort nur in Siedlungsnamen und Flurnamen erhalten: vgl. z. B.
1279 voll Ls Westerdille bei Oerlinghausen. Es handelt sich hier um ein kleines
Langtal, eine Leegte; in Oldenburg heißt ein Quertal zwischen zwei Längstä-
lern auch Delle (Jellinghaus 42; SchleswFIWb 1, 710; Scheuermann
1995, 114; WestfFlnAtl Nr. 121, S. 521 ff). Insgesamt darf aus diesem Be-
fund auf eine ältere stärkere Verbreitung des Wortes im Niederdeutschen ge-
schlossen werden.
Etwas häufiger scheint Delle f. im Sinne von ,kleine Vertiefung des Bo-
dens, Bodeneinschnitt' in Schleswig-Holstein und in Ostfriesland zu sein, wo-
bei das Appellativ als ausgestorben gilt. Das Wort kommt nur in Orts- und
Flurnamen vor, vgl. z. B. die Ortsnamen Dellbriich zwischen Sarzbüttel und
Bargenstedt (Süderdiethmarschen, Westholstein), Dellstedt Dorf im Kirch-
spiel Tellingstedt (Norderdiethmarschen, Westholstein), Dellmath Hof bei
Sarzbüttel (Süderdiethmarschen, Westholstein) (SCHLESWHWB 1, 710;
JELLINGHAUS 233); vgl. auch die Flurnamen die Delle, Waterdelle.67 * 69
ln den Mundarten Ost- und Westpreußens bedeutet Delle f. ,Beule; Ver-
tiefung im Gelände'; das Appellativ ist nur verstreut belegt (PREUßWB 1,
1131).
67 Hendrik Jacob Moerman: Oostnederlandsche plaatsnamen (met kaart), in: Nomina
Geographica Neerlandica 7 (1930), 1-49, hier 7.
ilS Willem E. AsBROEK/Jan G. L. Overbeeke: Veldnamen in Haaksbergen. Haaks-
bergen 1982, 191; Arent Th. BLOEMENDAAL/Peter Meerdink: Boerderij- en veldna-
men in Winterswijk, Staringinstituut Doetichem 1992, 45.
69 Eduard Schumacher: Die Flurnamen Ostfrieslands, 6 Bde., Aurich 2002, hier Bd.
3, 11 lf.
75
Als Wort ist Delle auch in Hessen sehr geläufig: Die Grundbedeutung ist
,kleine Vertiefung, kleines Tal, talartig tiefliegender Teil einer Gemarkung,
flache Senke' (Crecelius 245; Kehrein 1891, 109; Vilmar 69; SHessWb I,
1331; WaldWb 18). Das SHessWb I, 1331 verzeichnet Dalle f./m., mda.
meist del, seltener dql. Die femininen Formen überwiegen, die Grundbe-
deutung ist ,flache Senke im Gelände, meist kleiner als das TaT. In Südhessen
findet sich noch die Bedeutung ,Senke, in der sich Wasser sammelt, nasse
Stelle im Acker, in der Wiese oder im Wald1. Im Hessischen bildet Delle sehr
häufig Flurnamen (Vilmar 69; Kehrein 1872, 367ff.): Es handelt sich dabei
um flache, kleine Bodensenken oder Talmulden; die Namen können aber auch
auf Hohlwege und teilweise sumpfige, kleine Mulden in Acker und Wiese
verweisen. Als Flurname ist Delle in Hessen wahrscheinlich erst in der mittel-
alterlichen Landausbauphase produktiv geworden. Im niederdeutschen Hessen
ist es spärlich belegt (SHessWb I, 1331; Zink 1923, 139f.; Knöpp 1959, 20;
Dittmaier 49; Christmann 1965, 250; Ramge 1979, 97; Jung 1985, 37;
HessFlnAtl Karte 90 und Kommentar; HALFER 1988, 74; ZERNECKE 1991,
119; FrankfWb 1,470; SHessFln 287f.).
In der Pfalz ist Delle f. (mda. Dell) ,flache, talartige Vertiefung im Gelän-
de' als Appellativ allgemein verbreitet. Erst 1537 ist Delle als Appellativ be-
legt: von dannen furter die delle vßen bis ann die buech (PfäLZWb 2, 205fi).
Das Wörterbuch meldet auch die Bedeutung ,andere flache Vertiefung: Ein-
druck im Blechgefäß, im Hut, im Gummiball u. ä.\ Mit Delle gebildete Flur-
namen sind auch sehr häufig belegt, wobei ihre Überlieferung nicht vor dem
16. Jahrhundert einsetzt (Dolch/Greule 1991, 529): Einige pfälzische histo-
rische Flurnamen sind z. B. 1547 Eselsdell (CHRISTMANN 1965, 154), 1600
Herzogsdell, 1600 Ellendellgen (Zink 1923, 140). In der Pfalz kommt Delle
auch in Siedlungsnamen vor: vgl. z. B. den Siedlungsnamen Dellfeld (Lkr.
Südwestpfalz) mit den historischen Belegen 1295 Dellenveld, 1302 Gerhard
von Dellfeld: Der Name bezeichnet hier eine muldenförmige Einsenkung oder
eine flache Vertiefung im Gelände. Das Bestimmungswort Delle hat in der
Pfalz und in den angrenzenden Räumen niemals die Bedeutung von
,Schlucht', wie sie aus der mhd. Zeit sonst bekannt ist (Ramge 1979, 97;
Zink 1923, 140).
Das luxemburgische Dällt, Deelt f. (mit Dentalepithese, im Osten des
Sprachgebiets) bedeutet ,Niederung, langgezogene Talmulde'. Das Lemma
kommt auch in Flurnamen vor, vgl. die bei Echternach gelegenen Flurnamen
an der Dällt, an der Laiwerdält (LuxWB 1, 192).
DtLothrWb 85 meldet Dell f. ,Einsenkung im Boden, Hohlweg', sowohl
als Appellativ als auch in Flurnamen: Das Wort ist als mda. dèi fast allgemein
als Appellativ verbreitet; die mundartliche Variante dèlt f. mit der gleichen
Bedeutung ist in Boulay-Moselle / Bolchen (F, Arr. Boulay-Moselle), Thion-
ville / Diedenhofen (F, Arr. Thionville) und Sierck (F, Arr. Thionville) belegt.
Das Wörterbuch meldet auch die Bedeutung , Vertiefung jeder Art, Beule'.
76
Für den Saarbrücker Raum verzeichnet SCHÖN 45 das Appellativ Dell(e) f.
,Tal, Vertiefung, Grübchen4 (auch mit Rundung des Stammvokals Döll). Das
Wort ist im Saarbrücker Raum auch in historischen Flurnamen belegt (siehe
auch Abschnitt D), vgl. 1448 die hinderste delle\ in Rutzenberger Delle (Ge-
markung Malstatt-Burbach, BAUER 1957, 73f. und 110); 1737 in der Abtsdell
(noch um das Jahr 1784 Besitz der Propstei des Klosters Wadgassen); 1769
die Bruch Schneiders Döll:; 1745 in der Dellen, 1737 der Dellgarten; ca. 1800
in Sabels Dell (Gemarkung Saarbrücken, BAUER 1957, 125, 129, 131 und
158); 1636 die große Dell; 1715 in der Harther Dell (Gemarkung St. Arnual,
BAUER 1957, 176 und 181); 1733 in der großen Dell; 1783 in der Heyden-
kopfer Döll (Gemarkung St. Johann, BAUER 1957, 211 und 219).
ln den oberdeutschen Mundarten ist das Wort weniger gebräuchlich: Das
als Appellativ nicht mehr lebendige Wort Dell(e) f. ,Eindruck in einen wei-
chen Stoff, Beule; Vertiefung in der Haut; Niederung, Tälchen4 lebt im Elsäs-
sischen in der Mundart der Stadt Straßburg weiter, es gilt aber insgesamt als
veraltet (ElsWb 2, 674). HistWbEls 63 bezeugt für das Elsässische Delle,
Telle f. ,Vertiefung, kleines Tal4 sehr häufig in Flurnamen, die bereits im 13.
Jahrhundert überliefert sind.
Im Badischen ist Dalle f. (mit anderer Lautform; weit verbreitet vor allem
in Nordbaden) wie auch Dalle f. ,Schlucht; entstehende Vertiefung, die durch
Schlag oder Stoß entsteht4, schriftsprachlich Telle, appellativisch belegt
(BadWb 1, 409f.). Sowohl im Schwäbischen als auch im Bairischen kommt
Delle auch als Dalle mit anderer Lautform vor. Für das Schwäbische meldet
nämlich das SchwäbWb 2, 40 Dalle f. ,Vertiefung durch Eindruck4; Dalle f.
ist auch belegt und hat die gleiche Bedeutung. Ortsnamen mit Delle, Telle
werden unter Vorbehalt dazu gestellt, soweit sie -q- und nicht -e- aufweisen,
was nicht immer eindeutig zu unterscheiden ist. Das BayWb 1, 489 belegt
Daten f. ,Vertiefung; entstehende Vertiefung durch einen Stoß, Schlag,
Druck4 mit anderer Lautform. In Franken begegnen Ortsnamen wie Dälheim,
Dällheim, Dälem, die nicht sicher hierher zu stellen sind (ebd.; vgl. auch
Vollmann 1926, 21; Buck 1931,43 und 47f.).
D. Wie die Kartierung der Belege zeigt (vgl. Abb. 10), sind De//e-Flumamen
entlang der Sprachgrenze im gesamten Saarland bis zum Krummen Eisass
verbreitet, wobei auch viele Ausreißer über die Sprachgrenze belegt sind, die
wahrscheinlich als fossile Formen zu interpretieren sind. Eine deutliche Häu-
fung zeigt sich an unterer Blies und mittlerer Saar, im sogenannten Pfalzkeil:
Die hohe Belegdichte in diesem Namenraum zeigt Import in jüngerer Zeit aus
der Pfalz entlang der Altstraße von Worms nach Metz in westlicher Richtung
nach Saarbrücken (SCHORR 2000, 48-51 und 79 Karte 21). Als dialektale
Standardform erscheint Dell(e) und - vereinzelt - mit Rundung des Stamm-
vokals Döll(e) - dies freilich ausschließlich als Schriftform. Das Genus ist
überwiegend feminin: Sporadisch kommt Delle auch als Maskulinum vor.
Delle erscheint im Untersuchungsraum vorwiegend als Simplex - auch mit
77
Adjektiv-Attributen, die die relative Lage der Delle angeben - oder Grund-
wort. Bei Zusammensetzungen begegnen Verbindungen mit Pflanzen- und
Grünlandbezeichnungen, seltener mit Wild- bzw. Weidetierbezeichnungen. Im
Saar-Mosel-Raum gilt die Bedeutung ,Vertiefung, Bodensenke, TaP, wie es
eindeutig u. a. aus den Flurnamenbelegen in Holving: 1725 kop. 1840 dt. auf
der obersten dellen, amtl. Dell bey der gypskull [del bi do 'gipskul], oder aber
in Walschbronn: 1758 or .fand de l'eglise, amtl. Kirieh tel ['kera^ del] zu ent-
nehmen ist. Als Bestimmungswort kommt Delle nicht sehr häufig vor. Das
Diminutiv kommt auch vor, vgl. Wellingen: 1498 kop. dt. dem tantzen
dellchen zu, wobei eine Abgrenzung zum Wort Tälchen nicht immer einfach
ist. Ferner sind Formen belegt, die Dentalepithese aufweisen, vgl.: Dreisbach:
1488 kop. 15, Jh. dt. vp der dellen, amtl. Die Delt [di: delt]; Contz-Ies-Bains:
1642 or. dt. in der delden, amtl. Deldt [an dn delt]; Volmerange-les-Boulay:
1688 or. frz. inderdellede, amtl. In der delt [en du delt]. Die Variante mit der
Dentalepithese ~t(e) begegnet in den nördlichen und westlichen Beharrungs-
räumen des Saar-Mosel-Raums, und zwar im moselfränkischen Teil des
Untersuchungsgebiets (eine Häufung der Belege ist im Hochwaldvorland um
Wadern zu beobachten), vgl. z. B. Sehndorf: 1628 or. dt. in daeltgen in den
langen strichen, amtl. Im Dellchen [am ”deljn], oder Faha: 1637 or. dt. langst
die lange dellt. Dies korrespondiert mit luxemburgischem Dällt, Deelt f. Nie-
derung, langgezogene Talmulde4 (auch in Flurnamen, LuxWb I, 192). Dellt
kommt in Flurnamen des Untersuchungsraums sowohl als Simplex als auch
als Grund- oder Bestimmungswort vor. 0
Die Mehrzahl der historischen Belege entstammt dem 18. Jahrhundert: Es
sind jedoch auch ältere Belege überliefert, die gelegentlich bis ins 13. Jahr-
hundert zurückreichen, vgl.: Hesse: 1259 or. lat. in delen; Ensdorf: 1301/50
or. lat. in delenbruch, Malstatt-Burbach: 1448 or. dt. inn die hinderste delle.
Die lothringischen Belege in Bourdonnay (F, Moselle, con Vic-sur-Seille)
weisen auf das konkurrierende frz. Wort tele f. ,irdene Schüssel4 hin, das über
mnl. tele < lat. tegüla u. a. ins Wallonische, Flandrische, Pikardische einge-
drungen und von hier aus vereinzelt bis in die Champagne und in die lothrin-
gischen Grenzmundarten gewandert ist (FEW 17, 324).
(M. V.)
0 Im Untersuchungsraum lassen sich weitere Flurnamen nennen, die zu dieser Gruppe
gehören, wie z. B. Deicht < pfälzisch Deich ,Trockentaf, Etzelt < Etzel .umhegte
Wiese1, Lacht < Lache .Pfütze, tief gelegenes, nasses Land4, vgl. Schorr 1993, 5ff.
und 37ff; vgl. auch unten Kapitel 6.2.1.
78
Nr. 8
drechen Adj. ,trocken*
A. Hettange-Grande / Großhettingen (Ca): o Druckenviese ['dre§9vi:s].72
Mit standardsprachlich trocken!drucken gebildete Flurnamen:
Hellenhausen (SB): 1621/87 dt. biss in die drucken humess (LHA Ko 182/109,
423), 1707 or. dt. in die drucken himess (GEB). Hostenbach (Sl): 1744 dt. dru-
cken hubel (LHA Ko 218/ 749, 176). Neunkirchen (Ot): 1770 dt. im trockem
wever (GEB). Philippsbourg (Bi): 18. Jh. A. or. frz. der druk weyger zu
waldeken (StB Tr 1332/635, 140). Schaftliausen (Sl): 1744 dt. drucken hubel
(LHA Ko 218/ 749, 176), 1746 or. dt. der druckenhübel (GEB). Seyweiler
(Hb): 1661 dt. von der trucken wiess / in der trucken wiess (MÖTSCH Parr, 141).
Werbeln (Sl): 1744 dt. drucken hubel {LHA Ko 218/ 749, 176).
(Vgl. Abb. 11)
B. Für lat. siccus existiert zum einen im Deutschen das standardsprachliche
Wort trocken (< germ. *drukna-, HEIDERMANNS 162f.; DWB 22, 727-728),
zum anderen kennt das Westgermanische damit (entfernt) verwandte Bildun-
gen ohne -n- und mit anderen Abiautstufen. Letztere erscheinen erstmals im
Frühmittelniederländischen als drog(h)e, droeg(h)e, droech, druge etc.,7’ nnl.
droog (MnlHdWb 153; VroegMnlWb 1, 1098f.) und im Mittelniederdeut-
schen als dröge, dröge, drüge (MndHdWb 1, 482f.; MndWb 1, 579). Der
Name von Druimeren (B, Prov. Flämisch-Brabant), belegt 1217 or. als
Drughemere (GYSSELlNG 288), ist mit diesem Adjektiv als Bestimmungswort
gebildet; Grundwort ist germ. *mari- n. ,stehendes Gewässer1 2.
Dröge/druge ist die niederdeutsche Entsprechung des standardsprachlichen
Wortes trocken und stimmt in Bedeutung und Gebrauch im Wesentlichen mit
diesem überein (DWB 2, 1426; DWB 22, 347-351). Die Übertragung von
dröge in der Bedeutung ,langweilig, reizlos1 auf Personen ist in der Hochspra-
che erst spät bezeugt (Kluge 216). Die Ausgangsbedeutung ,trocken1 bleibt
auf das Niederdeutsche beschränkt.
1 Das Wort ist als Kompromissform zwischen dem nördlichen Typus dröge und dem
südlichen Typus trocken zu interpretieren, vgl. Abschnitt D, nimmt also eine Zwi-
schenstellung zwischen den ,Nordwörtem‘ und den ,SüdwörtenY ein. Da drechen
jedoch mehr Merkmale des nördlichen als des südlichen Typus zeigt, wird das Ad-
jektiv hier unter den ,Nordwörtem‘ aufgenommen.
2 Nur der mundartliche Beleg zeigt die Form dreche(n) ,trocken1, die in der Westei-
fel, in Luxemburg und in Lothringen herrscht. Der historische Beleg 1696/98 or.
ffz. drucken vies (AD Mos 4 E 256) und der oben notierte amtliche Beleg enthalten
hingegen das hochsprachliche Wort trocken, hier mit w-Vokalismus.
73 EWN 1,635: 1100 mit drugon juozen\ 1240 droge.
79
Das Wort tritt mit unterschiedlichen Varianten im Vokalismus der Stamm-
silbe auf. Einerseits liegt ein germanisches Verbaladjektiv *draugi- ,trocken‘
zugrunde (HEIDERMANNS 157). Dieses geht auf einen Verbalstamm zurück,
der durch aengl. (-)drügian ,trocknen, vertrocknen1 vertreten ist. Entsprechend
gehören aengl. dryge, nengl. dry zu germ. *drügi- ,trocken1 (HEIDERMANNS
162), übernehmen also den Wurzelvokal des Verbs, während *draugi- eine
altertümliche Morphologie aufweist, da es dem Ablautschema der starken
Verben folgt. Auf germ. *draugi- führen zurück: mnd. droge, mnl. droge, nnl.
droog; zu *drügi- gehören neben der bereits genannten altenglischen Form
noch mnd. drüge, driige sowie mnl. druge. Eine Verwandtschaft von *draugi-
mit germ. *dreuga- ,festhaltend‘ (HEIDERMANNS 15917) ist zu vermuten.
Grundlage wäre dann idg. *dhreugh- ,Gefolgschaft leisten' (L1V 157); dieses
ist eine Gutturalerweiterung zu idg. *dher- ,befestigen, fixieren' (L1V 145).
Ebenfalls von idg. *dher-, aber mit anderer Wurzelvariante, geht das stan-
dardsprachliche trocken aus (germ. *drukna- ,trocken', HEIDERMANNS 162f.).
Die Bedeutungsentwicklung geht von ,haltend, fest' zu ,trocken', vgl.
KOIVULEHTO 1983, 74. Das altnordische Adjektiv drjügr ,aushaltend, ausrei-
chend' (De Vries 1961, 84) ist von germ. *dreuga- abgeleitet; es ist u. a. in
nisl. drjügur, norw. drjug, nschw. dryg und dän. drei vertreten. Das Adjektiv
steht möglicherweise in Verbindung mit dem Maskulinum anord. draugr
,Baum, Baumstamm', das nur poetisch in Umschreibungen für ,Mann' vor-
kommt, eigentlich wohl ,trockener Stamm' bedeutet und mit aengl. dryge zu
vergleichen ist. Anord. drjügr und draugr werden beide auf idg. *dhreugh-
zurückgeführt, auch hier findet sich also ein Zusammenhang der Bedeutungen
,haltend' und ,trocken'.
Die Varianten mit der Bedeutung ,trocken' haben im deutschen Sprach-
raum eine klare areale Verteilung: dröge findet sich nur im Niederdeutschen
und im Mittelfränkischen, darüber hinaus und in der Standardsprache herrscht
trocken vor. Die beiden Wörter stellen westgermanische Neuerungen dar ge-
genüber dem Erbwort germ. *purzu- ,dürr‘ < idg. *trsü- ,trocken, dürr'. Das
Nordgermanische und das Gotische besitzen die Neuerungen nicht, sondern
sie setzen nur das gemeingerm. Adjektiv *purzu- fort: anord. purr, got.
paursus usw.; hierzu gehört mit Suffix -ja auch ahd. durri ,dürr‘ (HEIDER-
MANNS 632f.). 4 Die hier interessierenden Formen drecken, drecken sind als
Kompromissformen zu interpretieren: Im Übergangsgebiet zwischen dröge
und trocken hat eine Kreuzung zwischen den beiden hier aufeinander-
treffenden sprachlichen Formen stattgefunden (vgl. Abschnitt D).
4 Im Gotischen ist *rz erhalten, in den nordwestgermanischen Sprachen erfolgte As-
similation zu rr (vgl. Müller 2007, 92f. und 309).
80
Zwei verschiedene Übersetzungen der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs
des Guillaume de Diguileville (beide aus dem 15. Jahrhundert) liefern einen
Hinweis darauf, dass das mittelfränkische dröge/druge und das Erbwort dürr
in gleicher Bedeutung verwendet wurden. In der Kölner Handschrift75 heißt es
in Vers 1721: de doch druge was; in der Berleburger Handschrift,76 die wahr-
scheinlich am Nordrand des Rheinfränkischen entstanden ist (Haubrichs
2002, 568), heißt es in Vers 1486 hingegen: die dürre was.
Durch die gemeinsame Herkunft aus idg. *dher- ,befestigen, fixieren4 (LIV
145) sind die Typen trocken (< *druk(k)na~) und dröge/drüge (< *draugi-,
*drügi-) miteinander verwandt. Das -kk- des Wortes trocken dürfte auf die n-
Gemination zurückgehen (LÜHR 1988, 337; MhdGr § L 67; anders: Simmler
1974, 347-353). FRINGS/MÜLLER 1966, 197 rechnen mit einer verbalen -nan-
Bildung zum Adjektiv drug-, drang-,
C. Dröge und seine Varianten wurden, so zeigt eine Durchsicht der einschlä-
gigen Flurnamenbücher des deutschsprachigen Raums, äußerst selten für die
Bildung von Flurnamen herangezogen. Für das Niederdeutsche werden dröge
Wiesen genannt; es handelt sich um Wiesen, die nur einmal im Jahr gemäht
werden, also einschürig sind (SCHEUERMANN 1995, 116). In rheinischen Flur-
namen kommen das Adjektiv drüge und das Femininum Driige vor, allerdings
in recht geringer Zahl (DiTTMAIER 55). Das Substantiv Dröge ist in die
Rechtssprache eingegangen: Ursprünglich handelte es sich um einen Platz
zum Teeren und Trocknen des Schiffstauwerks, dann war es in Lübeck eine
Einrichtung der Kaufmannschaft zur Unterhaltung von Warenlagern und Be-
streitung allgemeiner Ausgaben (DRW 2, 1135).
Aber auch trocken!trucken begegnet auffallend selten in Flurnamen. Weit-
aus häufiger dient dürr (< germ. *purzu-, HEIDERMANNS 632f.) zur Benen-
nung von trockenem, unfruchtbarem Gelände. Beispielhaft sei SHESSFLN
310f. genannt: Die dürr-Belege umfassen nahezu eine ganze Seite, trocken-
Belege gibt es hingegen nur drei (929). Wasserarmer, ausgetrockneter Boden
wird außerdem noch mit hart, Härte bezeichnet; die Belege sind allerdings
häufig nicht von nhd. Hart , Bergwald, waldiger Höhenzug4 zu trennen
(SCHNETZ 1997, 36).
Der hochdeutsche Typ trocken ist im bairisch-schwäbisch-fränkischen Ge-
biet mit zz-Vokalismus erhalten (z. B. BayWb 1, 646f.); die Senkung von /u/
zu /o/ vor einem a der Folgesilbe ist bei diesem Wort nicht durchgehend
durchgeführt worden (AhdGr § 32 Anm. 3; MhdGr § L 35). In die Schrift-
sprache ist die o-Form eingegangen, die schon seit älterer Zeit - bereits zu
Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. Nach der Kölner Handschrift herausgege-
ben von Adriaan Meijboom, Bonn und Leipzig 1926.
f' Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. Aus der Berleburger Handschrift heraus-
gegeben von Aloys Bömer, Berlin 1915.
81
Beginn der althochdeutschen Überlieferung finden sich Belege - im Aleman-
nischen und im Mitteldeutschen existiert hat. 7
Für die Gebiete nördlich der trocken-Lxmz, die etwa bei Merzig - Trier an-
zusetzen ist, verzeichnen die Mundartwörterbücher die Formen einige, ciröge
(RheinWb 1, 1516-1519; Woeste 58; SchleswFIWb 1, 869-871). LuxWb 1,
223 nennt die Formen drechen, drechen ,trocken1. Für Thionville / Dieden-
hofen und Sierck, also für den Raum, in dem auch der Mundartbeleg aus dem
ASFSL für Hettange-Grande / Großhettingen zu lokalisieren ist, werden, ne-
ben sonstigem trucken, die Adjektivformen dre/an, tre/an genannt, des Wei-
teren das Femininum Drechent .Trockenheit1 (DtLothrWb 101 und 107).
Ferner sind rheinisch-nassauische Formen zu nennen (kölnisch drück, Eifel
drei: AUBIN/FRINGS/MÜLLER 1926/1966, 134).
D. Der in Abschnitt A aufgeführte Flurnamenbeleg des Untersuchungsraums
steht vereinzelt: Einerseits fanden für den Begriff .trocken' in der Flurnamen-
gebung andere Wörter Verwendung, andererseits dürfte das Wort drechen
schon früh als grob mundartlich empfunden und daher gemieden worden sein.
Der singuläre Beleg fügt sich genau in das Verteilungsbild, das die Karten 8, 9
und 10 des Digitalen Wenkeratlasses zeigen (der zugrundeliegende Wenker-
Satz lautet: „Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum.“).7S
Eine Linie, die bei Thionville / Diedenhofen ansetzt und von hier in südöst-
licher Richtung nach Bouzonville / Busendorf verläuft, dann in nordöstlicher
Richtung nach Merzig und Wadern und von dort nach Norden weiterläuft,
scheidet das westlich der Linie gelegene drech-/dreck-Geb\et vom östlich der
Linie gelegenen trock-Gebiet. Das drech-tdreck-Areal hat einen Scheitelpunkt
bei Merzig: Westlich von Merzig herrscht drech- (an dieser Form haben die
Westeifel, Luxemburg und Lothringen Anteil), östlich dreck- (die Gegenden
um Trier und an der Mosel haben diese Form).77 * 79
Trock- und truck- wiederum werden durch eine Linie getrennt, die durch
die Kantone Boulay-Moselle / Bolchen und Bouzonville / Busendorf und wei-
ter durch die saarländischen Gemeinden Saarlouis, Saarbrücken und Neun-
kirchen geht, so dass die genannten Kantone und Landkreise Anteil an beiden
Formen haben. Das nördlich dieser Linie herrschende trock- nimmt also nur
einen schmalen Streifen zwischen dem drech-ldreck- und dem truck-Gebiet
ein. Zum trock-Gebiei gehören die Orte entlang einer Linie Boulay-St. Wen-
del, eine südliche Ausbuchtung der Linie erreicht noch den Dudweiler Raum.
77 Vgl. Jung 1938, 115f.
'' Eine kleinräumigere Kartierung der trocken-Varianten in Rheinland-Pfalz und im
Saarland auf der Grundlage der Daten des Mittelrheinischen Sprachatlasses findet
sich in Drenda 2008, Karte 81.
79 Vgl. auch Abb. 44 bei Aubin/Frings/MüLLER 1926/1966, 135.
82
Der größere Teil des Untersuchungsgebietes liegt also im /rwcÄ-Gebiet.80 81
Drechen und drecken gelten als Kompromissformen zwischen den Typen
dröge und trocken:XI Drechen, die westliche Form, hat vom nördlichen Typus
dröge den Anlaut, die Vokalqualität (mit Entrundung von /0/ zu /e/) und den
spirantischen Stammauslaut (der Plosivlaut g wird nach dem Schwund des
auslautenden Vokals dialektal zum Frikativ ch)\ vom südlichen Typus trocken
hat drechen nur die Endung. Drecken, die östliche Form, hat vom nördlichen
Typus dröge nur Anlaut und Vokalqualität und vom südlichen Typus trocken
den Stammauslaut und die Endung. Gemeinsam ist beiden also der Anlaut und
die Vokalqualität des nördlichen Typus dröge - nicht jedoch die Vokalquanti-
tät82 * - und die Endung des südlichen Typus trocken. Im Stammauslaut unter-
scheiden sich drechen und drecken. Es haben also die in dem skizzierten
Raum aufeinandertreffenden Typen dröge und trocken beide ihre Spuren hin-
terlassen: Resultat der Verschmelzung der zwei Formen sind die Kompro-
missformen drechen und drecken.
Ein damit vergleichbarer Prozess führte auch zur Gestalt des bis in den
Saar-Mosel-Raum verbreiteten /^-haltigen Personalpronomens ahd. (frk.) her,
das wohl durch eine Kreuzung aus he*' und er entstanden ist, vgl. das Neben-
einander von her und er im Ludwigslied (EWA 2, 1096f.). Dass der Untersu-
chungsraum an einem solchen Phänomen Anteil hat, ist ein weiterer Hinweis
für die besondere Stellung des Saar-Mosel-Raums im Spannungsfeld zwi-
schen nördlichen und südlichen Einflüssen.84
(R. K.)
Sl) Wie die Kartierung der Belege (vgl. Abb. 11) zeigt, ist trocken/tnicken wohl über
den Pfalzkeil (vgl. Schorr 2000, 34 und 57f. sowie 79 Karte 21) in den Untersu-
chungsraum eingedrungen.
81 Vgl. Aubin/Frings/Müller 1926/1966, 136.
82 Drechen/drecken haben Kurzvokal, dröge Langvokal (vgl. die historischen Belege
in Abschnitt B). Es kann sich um eine sekundäre Entwicklung, möglicherweise un-
ter dem Einfluss des südlichen Typus trocken, handeln.
8' Vgl. die Formen des Nom. Sg. m. des Personalpronomens der 3. Pers. mit anlauten-
dem h- im Altsächsischen (he, hie, hi), Mittelniederdeutschen (he, hl, hie). Altnie-
derfränkischen (hie, he, her) Mittelniederländischen (hi), Altfriesischen (hi, he,
her). Altenglischen (he) und Altisländischen (mit »-Suffix: hann) (EWA 2, 1094f.).
84 Vgl. auch Haubrichs/Pfister 2008, 253.
83
Nr. 9
Driesch m. zeitweise unbebautes, als Weide dienendes
Ackerland4
A. Auswahl nach dem Kriterium Erstbeleg bis 1600:
Abtei Hesse: 13. Jh. E. lat. in drishere (AD MM B 742 Nr. 68). Albestroff
(Al): 1478 or. dt. hunerdriesch (Cahiers Lorrains 15 [1936] 131), 1742 or. frz.
derriere le hinderdrich (AD Mos G 45), o Hinter driesch sur la widenmatt,
Hinter driesch sur la widenmatt. Bebelsheim (Sl): 1504 or. dt. denn driesche
heruss (LA Sp F 1/1973), 1504 or. dt. vff denn driesche (WEIZSÄCKER
Weistiimer, 488), 1504 dt. dem drische heruss (FLA W 1940 [3]). Berg-sur-
Moselle (Ca): 1562 kop. 17. Jh. dt. triesch nident denn wegh (AD Mos 1 E
169), 1757 or. frz. irisches communaux (AD Mos H 4555). Bibiche (Bv):
1573 kop. 17. Jh. frz. dessous ¡es triches (AD Mos H 684), 1693 or. frz. au
veiden drisch / au veiden driche (AD Mos E depot 82 1 G 1), 1732 or. frz.
hansendriche (AD Mos 4 E 400), o Weiden drisch [da VaidandreiJ], Alten
garten unnd hanzen drisch ['hanzandreij]. Blickweiler (SI): 1589 kop. dt. das
dreischs unden ain wecklinger whedenhöffen (LA Sp Gräfinthaler KPB),
1624/26 or. dt. dass driesch vnden an wecklinger widern hoffen (LA Sp C
33/15 d2 fol 12v), 1776/77 dt. auf dem trieschacker {LA Sp C 33/15 c), o Auf
dem Nauwiesentriesch, Aufm Trischacker ['ofm 'treij 'agnj. Bliesmengen-
Bolchen (SI): 1558 or. dt. am wüsten dryss oder crytzberg (AD MM B 940
Nr. 13), 1612 or. dt. vom wüsten driesch (AD Mos 10 fol 362), o Auf dem
Kreuzberg ['ofm 'kritsbemj]. Böckweiler (Hb): ca. 1564 kop. 1564 dt. auff
pitchen drisch (Scharf Stella, 53), 1564 dt. auf pitchen drisch (Schunck
Böckweiler, 136), 1726 kop. 1739 frz. petges irische (HSA Mü Kasten blau
384/9 fol 232-238), 1752 or. frz. petierstrich (HSA Mü Pfalz-Zweibrücken
Urkunden 2226), 1752 kop. Wz. petierstrich (HSA Mü Kasten blau 384/9 fol
307-354), 1758 or. dt. auff petges Irisch / die vorderste anung auff petges
frisch / auff petges irisch / die vorderste anung auff petges irisch (LA Sp F
2/172), 1758 or. hetz triesch (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), 1758 dt.
auf hafnersdriesch (Schunck Böckweiler, 132), 1758 dt. oben am petges
triesch (SCHUNCK Böckweiler, 136), 1791 dt. auf hafnersdriesch (SCHUNCK
Böckweiler, 132), 1791 dt. oben am petges triesch (SCHUNCK Böckweiler,
136), o Petgestrisch ['ova am 'petjsstri:J], Unterhalb Hafnerstrisch ['unnhalp
'ha:fnBstri:J], Klostertrisch und Nauwiese [da lglo:Jdndri:J' / 'nauvi:s]. Im
Grabgarten oder Hafnerstrisch [ ha:fnnstri:j]. Bous (Sl): 1587 kop. 1657 dt.
uf der fauldrieschen (LHA Ko 218/676, 4), 1592 or. dt. uff den fauldrischen
(Rupp Gerichtsbuch, 27), 1594 or. dt. of den fuldrieschen (Rupp Gerichtsbuch,
34), 1609 or. dt. uff der faul drescherr / die faull drieschen (RUPP
Gerichtsbuch, 38), 1613 dt. vf dem fauldrische (LHA Ko 218/674, 7), 1613 dt.
pfaffen drisch (LHA Ko 218/674, 21), 1613-1714 or. dt. bey pfaffendriesch /
84
uff dem fauldrische l uff den fauldrieschen (LHA Ko 218/674, 1-126), 1618
or. dt. uff den faull dreschen (RUPP Gerichtsbuch, 40), 1625 or. dt. uff den
faull drieschen (RUPP Gerichtsbuch, 54), 1630 or. dt. uff den faulltrischeren
(Rupp Gerichtsbuch, 56), 17. Jh. dt. vff den faul drischen / faul driesch / bey
dempfaffen driesch (LHA Ko 218/675, 121), 1733 or. dt. auf derfaulldrischer
(RUPP Gerichtsbuch, 93), 1742 dt. uff der fauldrischen (LHA Ko 218/664, 8),
18. Jh. dt. die faul triescher I faültriesch / die faul triescher / faültriesch /
neben dem hirthen triesch (LHA Ko 218/625, 227), 18. Jh. dt. unterste
faültriescher (LHA Ko 218/625, 231), o Die unterste Faültriesch 1.-2.
Gewann [da 'enejt 'foldrcj], Die oberste Faültriesch [da 'cvejt 'fuldrej], Auf
den Faultrieschen 1.-3. Gewann [of de 'fuldrej], Hirtentriesch [ hiatndrbj'], Bei
Hirtentriesch [bai ’hiatndri:J]. Bubach-Calmesweiler (Ot): 1565 kop. dt. der
herrschafts eppelborn drisch floss (GEB), 1565 kop. 16. Jh. dt. das drisch
floss / die lang drisch (SCHMITT Eppelborn, 241), 1571 dt. der calmerser
driesch / der kelmassen driesch am winschberg (GEB). Bübingen (SB): 1530
der herntrieschen (Läufer Bübingen, 41), 1624 herrendriesch (LÄUFER
Bübingen). Büschdorf (MW): 1 566 kop. dt. auff der Strassen bey dem
gemeinen driesch (LHA Ko 143/442, 2), o Schwarzbruchertriesch
[jvamtsbroxe'dreij], In den Trieschen [da 'dreije], Chäteau-Voue / Dürkastel
(CS): 1474 or. dt. daz schibellette driesche (LA Sb Heimstatt Nr. 161).
Dedeling (CS): 1474 or. dt. daz schibellette driesche (LA Sb Heimstatt Nr.
161). Einöd (Hb): 1307 kop. 1588 dt. uffm triesch im önweiler bann (LA Sp F
1/1 14a Felsp fol 17r), 1307 kop. 1588 dt. an der wiesen uffm triesch im
önweiler bann (LA Sp F 1/114a Felsp fol 23). Erfweiler-Ehlingen (SI): 1504
dt. uf der hartt uf dem driesche (GEB), 1646 or. dt. ahm herren driesch (LA
Sp C 33/42e), 1748 dt. uffm auren drisch (GEB). Faulquemont / Falkenberg
(Fa): 1424 or. dt. vnde van dem drysche (AD MM B 689 Nr. 20), 1594 kop.
1618 dt. dass creutz driesch (AD Mos 4 F 17). Fenetrange / Finstingen (Fe):
1525 or. frz. breid driesch (AD Mos G 97). Fremestroff (Gt): 1501/50 dt.
nasen driesch (AD Mos H 1026 fol 54r), 1551 or. dt. von dem dürren driesch
(LHA Ko 218/730, 161), 1607 or. dt. vff wiesslings driesch / zu weisslingh
neben weisslings driesch (LHA Ko 218/730, 359), ca. 1607 kop. 17. Jh. dt.
neben wisslingh driesch (LHA Ko 218/774, 38), 1689 kop. frz. der driesch
(LHA Ko 218/730, 235). Freybouse (Gt): 1411 kop. 16. Jh. dt. nasen driesch
(AD Mos H 1026 fol 71 vff), 1501/50 dt. nasen driesch (AD Mos H 1026 fol
54r), ca. 1607 kop. 17. Jh. dt. neben wisslingh driesch (LHA Ko 218/774, 38),
o Wissling / wiesling ['vislirj], Trisch i drisch [dreij], Gehweiler (SW): vor
1500 dt. vff dryssess wyse (LHA Ko 54/1358), o Auf dem Triesch [auvm
“dreij], ln der Trieschwies [in de dri;Jvi:s]. Hanviller (Bi): 1544 or. dt. uff
dem triesch (PÖHLMANN Bitsch, 63), o Bremen drisch ['breme treij],
Herrendrisch ['hera dreij], Hellimer (Gt): 1341 kop. ca. 15. Jh. lat. vf den
driesche (BN Pa ms lat 10030), 1687 or. frz. jardins du triche (AD Mos 4 E
246). Hesse (Sb): 1298 or. lat. in vtendrisch (AD MM B 742 Nr. 11). Holz
85
(SB): 16. Jh. dt. unden am schlangen driesch (LA Sb 22/2806 fol 27r).
Hombourg-Budange (Mv): 1600 or. dt. auff dem irisch (AD Mos H 3626-8),
1638 or. dt. in heltendrisch / auff dem trich (AD Mos H 3603-1), 1638 or. dt.
vff betten drisch (AD Mos H 3626-2), 1689 kop. 19. Jh. frz. bittendriche /
bittendrische / trixes / les trixes (AD Mos J 5823), 1689 kop. 19. Jh. frz.
bittendriche / bettendrische / trixes / les trixes (AD Mos E suppl. 336 l CC 1 ),
o Bettendrich 1.-3., Trische 1.-2., Trixe. Hoof (SW): 1563 or. dt. über die
tresch (Stoll Schöffenweistümer). Kerprkh (Hemmersdorf) (Sl): 1545
kop. 1688 dt. st. lautwins trüsch (StB Tr 1672/347 fol 230r), 1748/75 or. frz.
trieben (LA Sb A Hzgt Lothr, 80), 1748/75 or. frz. triches (LA Sb A Hzgt
Lothr, 83). Kirkel-Neuhäusel (Hb): 1519 or. dt. vff dem dryss / am driss / vff
dem dris (HSA Mü Kasten blau 390/4 1). Kirrberg (Hb): 1547 or. dt. of dem
weissem driesch / off dem weissen driisch (GEB), 1564 dt. von dem weissen
drisch (GEB), 1564 kop. ca. 1564 dt. vor dem weissen drisch / über den
weissen drisch (SCHARF Stella, 68), 1603 kop. dt. über den wiessen driesch
(LA Sb 22/531 fol 149), o Weisser-Driesch [em vaisa tri:aj], Im alten driesch
[im aldo 'dri:J]. Laning (Gt): 15. Jh. or. dt. an dem drischt (LHA Ko 218/774,
2), o Es dreisch [os 'dreij], Liisdrisch ['li:sdrij]. Lebach (Sl): 1563 dt. in den
triesch (GEB), 1603 dt. im trieschwegh (GEB), o Am Driescherweg [am 'freie
ve:J], Auf Mitschendriesch 1.-3. Gewann [auf 'metfantreifl. Leidingen (Sl):
1451 kop. 1679 dt. in den driesch (AD Mos H 466), 1466 kop. 18. Jh. frz. en
tresche l'eglise / dans les treschen (AD Mos H 461). Leitersweiler (SW):
1563 or. dt. über die tresch (STOLL Schöffenweistümer), o Auf dem Driesch
[of da 'dri:ja]. Lixing-lès-Rouhling (Sg): ca. 1494 or. dt. uff dem rullinger
berge in alt driesch (LHA Ko 54.33/728 fol 71r). Losheim (MW): ca. 1487
or. dt. eyn triesche schillinck (StB Tr 1641/389 fol 77r-v), o Langwaldtriesch
[lap'valtrij], Loupershouse / Lupershausen (Sg): 1489 kop. 1581 dt. vff die
trierscher (AD MM B 857 Nr. 19), 1591 kop. 17. Jh. dt. im herenn drisch
(LHA Ko 218/806, 70), 1691 or. dt. hindter dem heren driesch / am herren
driesch (AD Mos 4 E 139), 1697 or. dt. uff breyder driesch / ahn breyder
driesch / auff ein klein stück oder gemeinen driesch (AD Mos 4 E 338), o
Klein grosstrisch [kle:n gro:s tri:J], Breiden trische / breite frisch ! breiter -
[bre:da 'tri:J], Grosse trische / grosstrisch [gro:s 'tri:J]. Mailing (Si): 1600 or.
dt. vff den drich / vff den driescheren (AD Mos 3 E 7276), 1617 or. dt. zür
gewannen im tresch (AD Mos 3 E 7287), 1631 or. dt. in der gewannen im
driesch (AD Mos 3 E 7310), 1648 or. dt. vff den drieschwegh (AD Mos 3 E
7320), 1674 or. dt. hettinger oder drieschgewahn / vff metricher driescher
(AD Mos 3 E 7324), 1682 or. dt. auff dem breidendriesch (AD Mos 3 E
7352), 1704 or. dt. vff dem driesch weg / im driesch weg hinder den garten
(AD Mos 3 E 7340), 1740 or. frz. dricheweg / tricheweg (AD Mos 12 J 64), o
Trischveg [tri:jVe:J], Derrière les jardins [hinte do 'gartnj. Medelsheim (Hb):
14, Jh. dt. an den langen drisch (MÖTSCH Parr, 192), 1454 dt. den driesche
86
(MÖTSCH Parr, I92f)- Metting (Pb): 1574 or. dt. in kerk keebres drisch (AD
Mos 24 .1 94). Molring (Al): 1304 kop. 1694 frz. oster triesch (AD MM H
2480). Nennig (MW): 1502 kop. 1693 dt. vff trüschen (StB Tr 1644/372,
1082), 1616 or. dt. zwuschent drieschlinckh vnd rosenberg an der grächten
(AD Mos 3 E 7276), 1616 kop. 1709 dt. drieschling (LA Sb Büb B 13, 12),
1616 kop. 1709 frz. entre les endroits dits rosenberg et drieschling (LA Sb
Büb B 13, 27), 1646 or. frz. droscher driesch (LA Sb Büb B 38, 8 u. 11 ), o
Trieschling [am 'treijiei]], Hühnertriesch [froiinntreij]. Niedaltdorf (SI): 1488
kop. 16. Jh. dt. an dent massholder driesche (AD Mos H 1026 fol 12 lf.), 1698
or. frz. in die trenschgelar / treicheltier / auff den frischeren / dreyscheltienne
(AD Mos H 469), o Vorderst Trieschelchen. Nohfelden (SW): 1596 or. dt. vff
den triesch (HSA Mü Kasten blau 439/33). Oberlöstern (MW): 1546 or. dt. in
hellenthriess (AD BR E 5576 fol 47r), 1546 or. dt. in hellen thris (AD BR E
5576 fol 56r), o Unterster Hehlentriesch, Oberster Hehlentriesch [lhe:bntri:J'].
Oermingen (SU): o. D. kop. 1555 dt. ufkriden trishuff(LEVY, 238-258), o Auf
dem schirlingsdrisch 1.-6. gewand [ofm 'jemliqstrLJ]. Quierschied (SB): 16. Jh.
dt. im erbes drisch (Hess HSA Wiesb Abt 3001 Kopb 14, 382f.). Saint-Médard
(Di): 1524 or. dt. bey dem grinen drisch l im grinen drisch (AD MM H 2482).
St. Ingbert (SI): 1535 dt. uff bruoder-müll-triesche (GEB), 1729 dt. dass
driesch aufin allerfeldt / dass driesch aufm wallerfeldt (GEB), 1746 or. dt. an
dem renntriescher weeg im thal / am renntriescher weeg / rentriescher kössgen /
die renntriescher säg miihle / alt scheidet* oder renntriescher bann / oberhalb
der renntrischer gärten am hang des köpffgens (LA Sb von der Leyen 2983), o
Rentrischer Berg [do 'rendriçe benç], Utweiler (Hb): 1577 dt. uffgrempenirisch
(MÖTSCH Parr, 167), 1718 dt. in der zxveyten längden auf krempen triesch
(MÖTSCH Parr, 167), 1758 or. krempter driesch (AD Mos Cartes et plans Nr.
986-988), o Krempentrisch ['krembo tri : J]. Varize / Waibelskirchen (Bo): 1598
or. dt. vff gross deiss (AD Mos J 5964 fol 1), 1601 or. dt. vff dem grossen deiss
(AD Mos J 5964 fol 4v), 1604 or. dt. oben an dem grosen driesch (AD Mos J
5964 fol lOv), 1604 or. dt. an dem grünen dtysch (AD Mos J 5964 fol 11 ), 1604
or. dt. dem grosen driesch (AD Mos J 5964 fol 12), 1614 or. dt. oben am grissen
dreischs (AD Mos J 5964 fol 18v), o Le grand triche [b grä 'trij], Walsheim
(Hb): 1577 dt. vffin mul triss (LA Sp Zwbr I A 1363/2 fol 13r), 1577 dt. zum
heiligen irisch (LA Sp Zwbr I A 1363/2 fol 16r), 1577 dt. am hahe irisch (LA
Sp Zwbr I A 1363/2 fol 17), 1577 dt. im hob frisch (LA Sp Zwbr I A 1363/2 fol
20r), 1577 dt. im hohen driesch (LA Sp Zwbr 1 A 1363/2 fol 22r), 1700 Hohen
irisch (GEB), 1750 dt. Aufm hohen trisch (LA Sp Ausfautei Hornbach A Nr.
110), 1791 or. dt. Das hohe triesch (LA Sp F 2 320/321), o Hohe Triesch
['ho:trij]. Weiten (MW): 1585 kop. 1687 dt. uff lorentzen drische (LHA Ko
143/460), 1585 dt. vff cuntzen driesche (StA Tr 1672/347), o Konzentriesch
[konsn'tri.J], Hintere Triesch ['henn dri:j]. Vordere Triesch [opm dri:J],
Wdesbach (Ot): 1536/37 or. frz. trieschwelgen (AD MM B 9295).
87
Historische und/oder amtliche Belege auch in:
Aboncourt / Endorf (Mv), Adamswiller (Dr), Adelange (Fa), Alsweiler (SW),
Altheim (Hb), Altrippe (Gt), Altviller (SA), Alzing (Bv), Angevillers (Fo),
Anzeling (Bv), Asswiller (Dr), Aussen (Schmelz) (Sl). Bachem (MW), Bae-
rendorf (Dr), Ballern (MW), Baltersweiler (SW), Barst (SA). Basse-Ham /
Niederham (Mv), Basse-Rentgen / Niederrentgen (Ca), Basse-Yutz / Nieder-
jeutz (Th), Beckingen (MW), Bedersdorf (SI), Béning-lès-Saint-Avold
(SA). Bergweiler (SW), Bérig-Vintrange (Gt), Berling (Pb), Berthelming
(Fe), Berus (Sl). Besch (MW), Bettange (Bo), Bettborn (Fe), Bettelainville /
Bettsdorf (Mv), Betting-lès-Saint-Avold (SA), Bettingen (Schmelz) (Sl),
Bettwiller (Dr), Beyren-lès-Sierck (Ca), Biding (Gt), Biel (Bardenbach)
(MW). Bisten-en-Lorraine (Bo), Bistroff (Gt), Bitche / Bitsch (Bi), Bliesen
(SW), Borg (MW), Bosen (SW), Boulay-Moselle / Bolchen (Bo),
Bourgaltroff (Di), Bourscheid (Pb), Bousseviller (Vo), Boust (Ca),
Boustroff (Gt), Bouzonville / Busendorf (Bv), Braunshausen (SW),
Breistroff-Ia-Grande (Ca). Brettnach (Bv), Britten (MW), Brotdorf (MW),
Burtoncourt / Brittendorf (Vy), Bust (Dr), Cappel (SA), Cattenom /
Kattenhofen (Ca), Chailly-lès-Ennery (Vy), Chanville (Pa), Charleville-
sous-Bois (Vy), Chémery-les-Deux / Schönberg (Bv), Chérisey (Ve),
Contz-Ies-Bains (Si), Créhange / Kriechingen (Fa), Dalem (Bv), Denting
(Bo), Derlen (Sl), Destry (Gt), Diebling (Fb), Diedendorf (SU), Dirmingen
(Ot), Dolving (Fe), Dudweiler (SB). Durstei (Dr), Eckelhausen (SW), Eft-
Hellendorf (MW), Eidenborn (Sl), Eincheville (Gt), Elvange (Fa), Eizange
(Mv), Engelfangen (Köllerbach) (SB), Ennery (Vy), Ensheim (Sl),
Entränge (Ca), Erbach-Reiskirchen (Hb), Erching (Vo), Erstroff (Gt),
Escherange (Ca), Eschringen (Sl), Etting (Rb), Etzling (Fb), Falck (Bv),
Falscheid (SI), Farébersviller (SA), Farschviller (Fb), Fechingen (SB),
Filstroff (Bv), Fitten (MW), Folschviller (SA), Fontoy (Fo), Francaltroff
(Al), Fraulautern (Sl), Freisen (SW), Freistroff (Bv), Fürth (Ot), Für-
weiler (SI), Garche (Ca), Gomelange (Bo), Grindorff (Si), Gros-Réder-
ching (Rb), Grosbliederstroff / Großblittersdorf (Sg), Grostenquin /
Großtännchen (Gt), Grundviller (Sg), Guebenhouse (Sg), Guénange (Mv),
Guermange (Re), Guerting (Bo), Guessling-Hémering (Gt), Guirlange
(Bo), Güchenbach (Riegelsberg) (SB), Halstroff (Si), Hampont (CS),
Harprich (Gt), Harskirchen (SU), Hasborn-Dautweiler (SW), Haspel-
schiedt (Bi), Haupersweiler (SW), Hausbach (MW), Haut-Clocher /
Zittersdorf (Sb), Haute-Kontz (Si), Haute-Vigneulles / Oberfillen (Fa),
Heckendalheim (SI), Heining-lès-Bouzonville (Bv), Helstroff (Bo), Henri-
ville (SA), Herbitzheim (Sl), Heusweiler (SB), Hilbesheim (Fe), Hirsch-
land (Dr), Hirzweiler (Ot), Höchen (Hb), Holling (Bo), Holving (Sa),
Honskirch (Al), Hottviller (Vo), Hundling (Sg), Hunting (Si), Hüttersdorf
(Sl), Ihn (Sl), Inglange (Mv), Insming (Al), Insviller (Al), Jabach (Sl),
Kalhausen (Rb), Kappelkinger (Sa), Kemplich (Mv), Kerling-lès-Sierck
88
(Si), Keskastel (SU), Kesslingen (MW), Kirsch-les-Sierck (Si), Kirsch-
naumen (Si), Klang (Mv), Knorscheid (SI), Koenigsmacker / Königs-
machern (Mv), Kostenbach (SW), Körprich (SI), La Petite-Pierre / Lützel-
stein (PP), Labach (Reisbach) (Si), Lachambre (SA), Langatte / Langd
(Sb), Laudrefang (Fa), Laumesfeld (Si), Launstroff (Si), Lautenbach (Ot),
Lautzkirchen (SI), Le-Val-de-Gueblange (Sa), Lelling (Gt), Lengelsheim
(Vo), Leyviller (Gt), Lindre-Basse (Di), Liocourt (De), Lixing-Ies-Saint-
Avold (Gt), Longeville-les-Saint-Avold / Lübeln (Fa), Lorentzen (SU),
Loudrefing (Al), Loutzviller (Vo), Lucy (De), Macheren (SA), Mackwiller
(Dr), Maizeroy (Pa), Maizieres-Ies-Vic (Vi), Malstatt-Burbach (SB),
Manom / Monhofen (Th), Marange-Zondrange (Fa), Marth (SW),
Mechern (MW), Menningen (MW), Merlebach (Fb), Merten (Bv), Mett-
nich (Primstal) (SW), Metzeresche (Mv), Metzing (Fb), Mimbach (Hb),
Mittelbronn (Pb), Mittersheim (Fe), Monneren (Mv), Morsbach (Fb),
Mosberg-Richweiler (SW), Munster / Münster (Al), Münzingen (MW),
Nalbach (SI), Narbefontaine (Bo), Nelling (Sa), Neualtheim (Hb),
Neunkirchen/Nahe (SW), Niederkirchen (SW), Niedersalbach (SB),
Noswendel (MW), Nousseviller-Saint-Nabor (Fb), Obergailbach (Vo),
Oberleuken (MW), Oberlinxweiler (SW), Obersalbach-Kurhof (SB),
Oberthal (SW), Obervisse (Bo), Oeutrange (Ca), Ommersheim (SI),
Ormesheim (SI), Orscholz (MW), Ottonville (Bo), Otzenhausen (SW),
Oudrenne / Udern (Mv), Peppenkum (Hb), Perl (MW), Petit-Rederching /
Kleinrederchingen (Rb), Pfalzweyer (PP), Pontpierre / Steinbiedersdorf
(Fa), Postroff (Fe), Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen (Sa), Puttelange-Ies-
Thionville / Püttlingen (Ca), Redange (Fo), Reding (Sb), Reinheim (SI),
Reitscheid (SW), Remeling (Si), Remering-les-Puttelange (Sa), Rening
(Al), Rentrisch (SB), Rettel (Si), Richeling (Sa), Rimling (Vo), Rimsdorf
(SU), Rittershof (SB), Rodemack / Rodemachern (Ca), Roden (SI), Rohr-
bach (SI), Rohrbach-les-Bitche (Rb), Rolbing (Vo), Romelfing (Fe), Rouh-
ling (Sg), Roupeldange (Bo), Roussy-le-Village (Ca), Rurange-Ies-Thion-
ville (Mv), Saarwellingen (SI), Saint-Avold (SA), Saint-Fran^ois-Lacroix
(Bv), Saint-Jean-de-Bassel (Fe), Saint-Jean-Rohrbach (Sa), Sarralbe /
Saaralben (Sa), Sarraltroff (Fe), Schalbach (Fe), Scheidt (SB), Schiff-
weiler (Ot), Schmittviller (Rb), Schoenbourg (PP), Schopperten (SU),
Schorbach (Bi), Schwalbach (SI), Schwarzenbach (SW), Schwemlingen
(MW), Schweyen (Vo), Seingbouse (SA), Sentzich (Ca), Siersdorf (Siers-
burg) (SI), Silwingen (MW), Sötern (SW), Sulzbach (SB), Teterchen (Bo),
Tettingen-Butzdorf (MW), Thalexweiler (Ot), Theding (Fb), Tholey (SW),
Tieffenbach (PP), Tritteling (Fa), Tromborn (Bv), Tünsdorf (MW),
Überherrn (SI), Uchtelfangen (Ot), Uckange (Ha), Urexweiler (SW), Vahl-
Ebersing (Gt), Vahl-les-Faulquemont (Fa), Vallerange (Gt), Valmestroff
(Mv), Valmont / Walmen (SA), (Bv), Vaudreching / Wallerchen (Bv),
Velving (Bo), Veymerange (Th), Viller (Gt), Vittersbourg (Al), Voelfling-
89
lés-Bouzonville (Bv), Volmerange-lés-Boulay (Bo), Volmerange-les-Mines
(Ca), Volmunster (Vo), Volstroff (Mv), Wadrill (MW), Wahlen (MW),
Waldhambach (Dr), Waldweistroff (Si), Waldwisse (Si), Walschbronn
(Vo), Webenheim (Hb), Wedern (MW), Wehrden (SB), Weierweiler
(MW), Weisungen (Dr), Welferding (Sg), Welschbach (Ot), Wemmetswei-
ler (Ot), Wiebelskirchen (Ot), Wingen-sur-Moder (PP), Winterbach (SW),
Wittersheim (Si), Wochern (MW), Wolfersheim (SI), Wolfskirchen (SU),
Zilling (Pb), Zimming (Bo), Zollingen (SU), Zoufftgen / Suftgen (Ca 10).
(Vgl. Abb. 12)
B. Das Wort geht auf mhd. driesch rn./n. (Lexer 1,462) zurück. Seine Bedeu-
tung ist zeitweise unbebautes, als Weide dienendes Ackerland, auch ruhender
Weingarten; Zustand des Brachliegens' (DWB NEUBEARB. 6, 1391).
Daneben existieren in älterer Sprache das Adjektiv mhd. driesch
,unangebaut‘ (DWB 2, 1408; Lexer 1, 462) und das Verb drieschen ,einen
Brachacker zum erstenmal pflügen' (DWB 2, 1408). ln frühneuhochdeutscher
Zeit ist das Substantiv driesch m./n. belegt (BAUFELD 57).
Zur Etymologie von Driesch finden sich unterschiedliche Deutungs-
ansätze;^ sie gilt als nicht abschließend geklärt. Nach den Ausführungen in
KLUGE 215 geht das Wort vermutlich auf (gemein)germ. *preutes-ka- zurück
und gehört zum starken Verb urgerm. *preutan- ,ermüden, erschöpfen'; ent-
sprechend wird hier die Bedeutung von Driesch mit erschöpfter Acker, der
brach liegen bleibt' angegeben.85 86 KLUGE folgt damit der Darstellung Heinrich
Dittmaiers (Dittmaier 1960, 726), so auch DWB Neubearb. 6, 1391 ,s7 Zu
85 Einen Überblick über die unterschiedlichen Ansätze zur Etymologie des Wortes
Driesch bieten Dittmaier 1960, 723-726 sowie Gysseling 1975, 262-265. - Vor
allem von flämischen Forschem wurde in dem Wort das Zahlwort .drei' gesehen,
zum einen im Zusammenhang mit der Dreifelderwirtschaft (das Wort ist allerdings
viel älter als die Dreifelderwirtschaft), zum anderen im Zusammenhang mit dem
Dorfanger (,dorpsplein‘: dieses ist jedoch nicht die Grundbedeutung des Wortes),
der durch das Zusammentreffen dreier Wege entstanden sei. Dieser Ansatz ist auch
deshalb abzulehnen, weil die älteste überlieferte Form thriusk- lautet und nicht
*thri(i)sk-, wie die Bildung zum Zahlwort ,drei' lauten müsste. Ebenfalls abzu-
lehnen ist Mansions Herleitung aus idg. *treh,u- ,aufziehen, nähren' (Mansion
1924, 105-107; zur idg. Wurzel: IEW 1095; LIV 647), denn kennzeichnend für den
Driesch ist es ja gerade, dass hier eher wenig gedeiht. Auch deutsche Forscher ha-
ben versucht, die Etymologie von Driesch zu klären; neben einigen Ansätzen, die
hier vernachlässigt werden können, sei noch auf Foerste verwiesen, der ein germ.
Adjektiv *preuska- ,zerrieben, morsch' (eine Vc-Suffigierung zu idg. *terhr .boh-
ren, reiben', vgl. IEW 1071f. und LIV 632) als Ausgangspunkt annimmt; das Sub-
stantiv habe sich sekundär entwickelt, woraus auch die Unsicherheit im Genus er-
klärt werden könne (Foerste 1966, 63; ähnlich DWB 22, 486 s. v. Triesch).
86 Zum Verb *preutan- vgl. Seebold 1970, 523f.
s Dittmaier 1960, 726 beruft sich auf Hans Sperber: Beiträge zur germanischen
90
urgerm. *preutan- ,müde werden1, idg. *treud- ,stoßen1 (LIV 65 If.) gehört
unter anderem das neuhochdeutsche Verb (verdrießen (EWA 2, 783f.). Mit
-.vC Suffigier ung (KLUGE 1926, § 210) entsteht aus *preut-a- das (ge-
mein)germ. Adjektiv *preutes-ka-. Aus diesem hätte lautgesetzlich allerdings
mhd. *drietsch resultieren müssen,^ belegt ist aber mhd. driesch. Hinsichtlich
der Etymologie bleiben also noch Fragen offen.
Auf westgermanischen Zusammenhang des Wortes Driesch weisen u. a.
KLUGE/MITZKA 1967, 143 sowie DWB 22, 486 hin; das Altenglische und das
Westfriesische sind nicht beteiligt. Ursprünglich handelt es sich um ein nie-
derländisch-niederdeutsches, dann auch westfälisches Wort - belegt sind die
Formen mnl. driesch, dreesch, dries m. ,braaktand‘ (MnlHdWb 152;
MNLWB 2, 404),s J mnd. dresch, drisch m. ,ruhender Acker, unbebautes Land,
das als Viehtrift dient1 (MndHdWb 1, 475; MndWb l, 573), westf. Dreisk,
Draisk m. ,ruhender Acker als Viehtrift1 (JELLINGHAUS 56; WOESTE 56).
Westfälische Siedler haben das Wort nach Mecklenburg-Vorpommern ge-
bracht. Ob das Vorkommen in den niederländischen Siedlungsgebieten an der
unteren Elbe und Weser bodenständig ist oder von den Siedlern stammt, wird
kontrovers diskutiert (Teuchert 1972, 195; Foerste 1966, 58 Anm. 6). ln
die Hochsprache wurde Driesch als agrarwissenschaftlicher Terminus zu An-
fang des 19. Jahrhunderts aufgenommen; im 20. Jahrhundert wurde es meist
,historisierend oder lexikalisch1 verwendet, so DWB NEUBEARB. 6, 1391. Die
Überlieferung des Wortes setzt im 9. Jahrhundert ein: Der altniederfränkische
Beleg de terra arabile in Wipinga accara ubi potest Seminare modios iii, in
Gegninga thriusca modios v von 814/40, kopial überliefert 941 im Liber
Traditionum des Klosters Blandinium, der späteren Center Sankt-Peter-
Abteiül, gilt als ältestes Zeugnis für das Appellativ. Der hier erwähnte
Driesch, der mit dem Genitiv eines Patronyms verbunden ist und, wie die En-
dung -a anzeigt, im Dativ Singular steht, wird in der Gegend von Zulte (B,
Prov. Ostflandern, Arr. Gent) vermutet. Als Eigenname begegnet das Wort
erstmals im 11. Jahrhundert: ln einem Urbar der Abtei Werden heißt es in ei-
Wortkunde, in: Wörter und Sachen 6 (1914/15), 14-57, hier 24f, der für Driesch
eine germanische Urform *preut-sk erschlossen hat. Diese kann ihrem vokalischen
Lautstand nach überall dort gelten, wo das Wort als Driesch erscheint, während für
schwäb. Dreusch und einige Formen aus dem Untersuchungsgebiet (siehe unten,
Abschnitte C und D) germ. *priutisk anzusetzen ist.
Si< Vgl. das Adjektiv deutsch, das ebenfalls mit -.sTr-Suffix gebildet ist: ahd. diutisc,
mhd. tiutsch, diut(i)sch (Kluge 193f.).
Vgl. hierzu die Flurnamen 1285 van onsen ouden driesghen, 1299 doude driesch
(VroegMnlWb 1, 1092).
,0 Zu diesem und den folgenden Belegen vgl. Gysseling 286f., 963 und 978 sowie
Gysseling 1975, 258f.
91
nem Verzeichnis von Hufen in Thriuschon (Dat. PI.);9' gemeint ist mögli-
cherweise Dröschede, ein Stadtteil von Iserlohn. Der nächste zu nennende
Siedlungsnamenbeleg ist apudDrische aus dem Jahr 1097; es handelt sich um
Driesch, Gde. Lutzerath (Lkr. Cochem-Zell). Es folgt Dries bei Hillegem (B,
Prov. Ostflandem, Arr. Aalst); der Ort wird 12. Jh. E. / 13. Jh. A. als Drisk
erwähnt. Als Übersetzung des lat, terra inculta begegnet das Wort im Jahr
1200 am Niederrhein: terram incultam quq in uulgari dry sch uel uenne
dicitur (Driesch bei Blatzheim, Stadt Kerpen, Rhein-Erft-Kreis). 1201 ist
Dries bei Meerbeke (B, Prov. Ostflandern, Arr. Aalst) belegt: terra que iacet
iuxta driscum; ein unbekannter Ort im Raum Valenciennes (F, Nord) wird in
einer Urkunde von 1222 genannt: actum iuxta nemus de Vile el Tries. Wie
diese Aufstellung der ältesten Zeugnisse zeigt, gehört Driesch zunächst in ei-
nen niederländisch-rheinisch-westfalischen Verband; dann breitet sich das
Wort aus bis nach Lothringen und streut, zumindest als Adjektiv, bis ins Ale-
mannische. Die hessischen Belege an der Main-Taunus-Schranke bilden die
südöstlichste Grenze des Namenraums (Ramge 1987b, 33).
Durch Aussiedlung entstanden wird die Insellage im Alemannischen sein;
im Eisass ist eine Entlehnung aus dem Lothringischen über die Zabemer Stei-
ge denkbar. Ein Zusammenhang zwischen der oben angedeuteten Ausbreitung
des Wortes und Siedlungsbewegungen der Franken wird angenommen
(Lerchner 1965, 65); es handele sich gar um ein ,fränkisches Leitwort4
(Frings 1950,43).g2
C. Als agrarwirtschaftliches Fachwort bezeichnet Driesch einen Teil von be-
wirtschafteten Flächen, der zeitweise nicht bebaut wird, um ihn mit Hilfe der
Düngung durch Weidevieh wieder für den Ackerbau fruchtbar zu machen. Im
Unterschied zur Brache wird der Driesch für mehr als ein Jahr vom Getrei-
debau ausgenommen und während dieser Zeit nicht bearbeitet; der Driesch
kann auch mit dem System der Feldgraskoppelwirtschaft verbunden sein. In
Weinbaugebieten werden aufgegebene Weingärten Driesch genannt (DRW 2,
1108; LexMa 3, 1399f.); in einer Urkunde der Abtei Heisterbach im Rhein-
land heißt es 1407: dat it [der Weinberg] lancke zyt her zo mayl vergancken
ind zo dreyschse worden is (DlTTMAIER 1960, 717). Für das Niederdeutsche
wird auch die Bedeutung ,Viehtrift; als Trift benutzte Strecke, die nur spärlich
mit Gras bewachsen ist4 angegeben (Scheuermann 1995, 115; Schlesw-
HWb 1, 849). Wo ehemalige Driescher zu Dauerackerland wurden, wie im 19.
Jahrhundert im Bliesgau geschehen, wurde der Name Driesch gegenstandslos
und ging (nach Ausweis der napoleonischen Pläne und der Urkataster seit ca.
1840) auf das in abgelegenen Flurteilen entstehende neue Dauergrünland über * 92
yi Kötzschke 1906, 136 Z. 16.
92 Zur den Fortsetzem des altfränkischen Superstratwortes *fjreusk- , Brachland1 in der
Gallia vgl. Haubrichs/Pfister 2008, 267.
92
(Hard 1963, 282f). In den südlichen Niederlanden und am Niederrhein ist
schon im späten Mittelalter eine Bedeutungsverschiebung zu ,Gemeindewei-
de1 {ghemeene weide / pascuum publicum) eingetreten; wegen Unrentabilität
wurden diese Driesche nicht mehr umgebrochen, sondern als Dauerweide für
alle Nutzungsberechtigten der Gemeinde hegen gelassen, also der Allmende
zugeschlagen (Foerste 1966, 59f.). Von Westflandern bis nach Aachen und
Köln schließlich kann der Driesch auch ein Dorfanger (dorpsplein) sein
(Gysseling 1975, 259). Hier ist der Driesch ein Teil einer Siedelform, die bis
in das Hochmittelalter zurückgeht: Es handelt sich um die ,Platzsiedlung‘, das
ist ein Platz oder Anger, der Driesch genannt wird und der von mehreren Hof-
stellen umgeben ist; der Driesch selber dient dabei als Weideplatz oder auch
als Gerichtsort (LexMa 3, 1400). Kaum noch als Appellativ, sondern fast nur
noch als Name kommt Driesch in Südostflandem und in Brabant vor
(DlTTMAIER 1960, 719). In Oberdeutschland, wo Driesch fast vollständig
fehlt, gilt Egart, Egerten f. (KLUGE 227). Es wurde festgestellt, dass die im
Rheinischen Wörterbuch für Driesch angegebenen Bedeutungen mit auffal-
lender Parallelität im Oberdeutschen für Egart zutreffen (BADER 3, 1973, 170-
172). Festzuhalten ist, dass sich als mutmaßliche Grundbedeutung im Wesent-
lichen die des ruhenden, grasbewachsenen Ackerlandes herausgestellt hat, von
der alle anderen Bedeutungen ausgehen (Dittmaier 1960, 721; Foerste
1966, 60). Das rezente Vorkommen des Wortes als Appellativ sowie als Flur-
name im deutschsprachigen Raum erschließt sich aus einer Durchsicht der
einschlägigen Mundartwörterbücher sowie der Flurnamenarbeiten zu Teilge-
bieten des Namenraums:4’ In Schleswig-Holstein bedeutet Dreesch f./m. Ru-
hender Acker, Ackerland, das in Weide liegt, Viehtrift4, in Niedersachsen ist
Dresch, Dresche, Dreschen m./f./n. das ,trockene, meist als Weide genutzte
Brachland4 sowie ein ,wieder in Kultur genommenes Ackerstück, das vorher
zu Weidezwecken liegengelassen war4. Diese Bedeutungen haben auch die
Driesch-Flurnamen (NsächsWb 3, 518; Scheuermann 1995, 115;
SchleswHWb 1, 849).
In der westfalischen Mundart begegnet verstreut noch das Adjektiv dreisk,
dreesk brachliegend, unbebaut4, häufiger aber das Substantiv Dreisk, Dreesk
m. (teils auch f. und n.) ,(vorübergehend) brachliegendes, unbebautes Acker-
stück4, ,mit Gras und/oder Unkraut bewachsenes Stück Land4 etc. Abgesehen
vom Hochsauerland und dem Niederungsgebiet im Quellbereich von Ems und
Lippe ist Driesch im größten Teil Westfalens als Flurname vertreten. Allge-
mein verbreitete Formen sind dreisch, dreisk, dreesch sowie die stan-
dardsprachliche Schreibform driesch (jeweils als Adjektiv und als Substantiv);
ferner sind Diminutivbildungen, Bildungen mit hyperkorrektem hochdeut-
schen Anlaut t- und Formen mit sekundärem -t belegt (WestfFlNAtl Nr. 15; 53
53 Vgl. auch DWB 2, 1408 (s. v. Driesch) sowie DWB 22, 486-487 (s. v. Triesch);
ferner Weigand 1, 378 sowie Diefenbach-Wülcker 369.
93
WOESTE 56). Für das Bergische Land, wo das Maskulinum vorherrscht, gilt
die im Rheinischen Wörterbuch (s. u.) angegebene Bedeutung; die Varianten
lauten Dreisch, Dresch und Driesch (Dittmaier 1956, 98 und 159;
LE1THAEUSER 1901. 195). Im Rheinland ist Driesch als Flurname allgemein
verbreitet (Dittmaier 54). Das Rheinische Wörterbuch verzeichnet neben
dem üblichen maskulinen und neutralen Genus auch das stellenweise Auftre-
ten des Femininums, und zwar für den Raum Bitburg, wo es neben dem Mas-
kulinum steht, und den Moselraum, wo allgemein das Femininum gilt. Ferner
wird zwischen dem rheinfränkischen Plural Driescher und dem moselfränki-
schen Plural Driesehen unterschieden; die Bedeutungen des Wortes werden
angegeben mit .früher beackertes, nun aber für mehrere Jahre unbebautes,
brachliegendes, minderwertiges, ausgewonnenes Ackerland mit einer spärli-
chen Grasnarbe bewachsen, deshalb als Weide dienend oder zum Heuen; das
Feld ist in diesem Zustande weder Schiffelfeid noch Brache1, ,nicht umge-
pflügtes Land, das aber bewachsen sein muß, und zwar gewöhnlich mit Klee;
der Hafer, der im folgenden Jahre auf diesem „Kleedriesch“ wächst, heißt
Drieschhafer1, .alter, verfallener Weinberg, den man nicht mehr bauen will
oder der bestimmt ist, „ausgeschlagen“ und neugepflanzt zu werden1
(RheinWb 1, 1490L).
In Hessen findet sich eine recht große Anzahl von Namenvarianten (z. T.
mit gestürztem Diphthong): Driesch, Triesch, Dreisch, Treisch, Drisch, Treis
usw. (m./n.), PI. Driescher (im Waldeckischen auch Dreesk), deren Bedeutung
mit erschöpfter Acker, der brach liegen bleibt; Weide1 angegeben wird; nörd-
lich des Mains ist der Flurname - Driesch begegnet sowohl als Simplex als
auch als Bestandteil zahlreicher Komposita - häufig belegt, in Südhessen ist
er verhältnismäßig selten. (CRECELIUS 296f.; HessFlnAtl Karte 32 und
Kommentar; Jung 1985, 192f.; Kehrein 1872, 372f.; PFISTER 54fi; RAMGE
1987b, 33; SHessFln 306fi; SHessWb 1, 1728; Vielsmeier 1, 1995, 112;
Vilmar 416; WaldWb 23). Das Rheinengtal kennt das Wort in der Bedeu-
tung .Brache; Land, das nicht mehr bebaut wird1 (HALFER 1988, 201); für
Rheinhessen werden Flurnamen in den Formen Traitz, Trais usw. in der Be-
deutung .Driesch1 genannt (Bingenheimer 1996, 10lf.). Die in Hessen und
Rheinhessen vorkommenden Formen Treis, Trais usw. können Driesch-
Varianten mit gestürztem Diphthong sein, daher sind sie hier auch zu nennen.
Insbesondere im Bestimmungsteil von Gewässernamen wird aber eher mit ei-
ner Bedeutung .drehen, sprudeln, wallen144 zu rechnen sein (vgl. DITTMAIER
53; HessFlnAtl Karte 32 und Kommentar). Eine sichere Zuordnung ist nicht
in allen Fällen möglich.95 An der Mosel gilt das Appellativ noch allgemein, 44 45
44 Zu ahd. *dreis .wallende, sprudelnde Quelle1 (vgl. Dolch/Greule 1991, 108)?
45 Auch Andrieben 1990 zieht bei einigen der historischen hessischen Siedlungsna-
men in den Formen Treise (S. 234), Treisse (S. 249), Dreisen (S. 229), Treisfeld (S.
216), Treisbah (S. 189), in Dreishahe (S. 189) beide Möglichkeiten in Betracht.
94
der Flurname im Raum Bitburg-Trier-Saarburg (JUNGANDREAS 1962, 309f.).
Die Pfalz hat das Appellativ wie aueh den Flurnamen Driesch, Dreisch, Dreis,
Driescht ,unbebautes Land; Ödland, das bestenfalls als Viehweide dient4; es
fällt auf, dass hier als drittes Genus auch das Femininum vertreten ist, und
zwar im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes, welches hauptsächlich die
Westpfalz umfasst; in der fruchtbaren Vorderpfalz ist das Wort weitgehend
unbekannt. Auch das Adjektiv ist für diesen Raum belegt; als Flurname
kommt Driesch auch als Grund- und Bestimmungswort zahlreicher Komposi-
ta vor (PfäLZWb 2, 505f.; Zink 1923, 150). Im Saarbrücker Land herrscht das
Maskulinum in der Bedeutung ,Brachweide; trockene Wiese; kleine Wiese4
vor (SCHÖN 51). Die moselfränkische Mundart an unterer Saar und Obermosel
kennt die neutralen Substantive Dre.isch .Brache, Brachland4 und Driesch
.Ödland4 sowie das Adjektiv dre.isch .brach4 (CüNRATH 40f.). In Luxemburg
hat Dreisch! Treis eh, Dreesch m., Dreischer PI. die Bedeutung .unbeackertes,
liegen gelassenes Ackerland, das durch Selbstbesamung mit einer Grasnarbe
überzogen ist4; das Adjektiv dreisch bedeutet .unbeackert4 (Anen 1945, 122;
Lux Wb 1, 226). Für Lothringen gilt allgemein die Form Driesch, in Putte-
lange-aux-Lacs / Püttlingen (c011 Sarralbe) Triesch, in Lixing-les-Rouhling (con
Sarreguemines-Campagne) Triisch, in Thionville / Diedenhofen und Sierck-
les-Bains Dreisch; die Bedeutungen sind .brachliegendes Land; Trift, Weide-
land4 (DtLothrWb 103). Südlich im Untersuchungsraum und daran an-
schließend begegnen: das Adjektiv driesch in drei westlich der Vogesen gele-
genen Orten (Harskirchen, Oermingen und Waldhambach) des Arr. Saverne /
Zabern (ElsWb 2, 766) sowie das Schwäbische mit einem singulären, wohl als
fachsprachlich zu deutendem Vorkommen im Welzheimer Wald zwischen
Stuttgart und Aalen in der Lautform Dreusch (Dittmaier 1960, 714;
SchwäbWb 2, 375); dem Badischen und Schweizerischen fehlt das Wort ganz.
D. Im historischen und rezenten Flurnamenmaterial des ASFSL finden sich in
erster Linie die Varianten d(t)riesch, d(t)ri(s)ch, d(t)re(s)ch, d(t)reisch,
d(t)rüsch, m./n., als Plural d(t)rieschen, d(t)rieschern. Diese Lautvarianten,
wie auch die in Abschnitt C verzeichneten, erklären sich aus der Entwicklung
des germ. /eu/ zu den ahd. Diphthongen /eo/ und /iu/ (AhdGr § 47); aus erste-
rem resultieren über die Zwischenstufe /io/ ahd. und mhd. /¡e/, während der
ahd. Diphthong /iu/ spätahd. zu langem Monophthong /ü/, geschrieben (iu),
wird (MhdGr § L 44). Ferner spielen spontane Lautwandel und mundartliche
Sonderentwicklungen eine Rolle. Die gelegentlich in Zusammenhang mit
Driesch gebrachten Toponyme wie z. B. Dreis bei Wittlich oder die häufiger
vorkommenden Dreisbäche, vgl. Förstemann II, 1, 741 f., gehören wohl
kaum hierher, sondern eher zu ahd. * dreis .wallende, sprudelnde Quelle4
(Dolch/Greule 1991, 108); daher sind entsprechende Belege aus dem
Untersuchungsraum hier nicht berücksichtigt.
Dass sowohl maskulines als auch neutrales, vereinzelt gar feminines Genus
auftritt, mag daran liegen, dass zunächst das Adjektiv entstanden ist (das se-
95
kundär entstandene Substantiv nahm das Genus des Wortes an, auf welches
sich das Adjektiv bezog; dies erklärt auch die regionalen Unterschiede in der
Verteilung der Genera); auch die nach Süden etwas weiterreichende Aus-
dehnung des Adjektivs gegenüber dem Substantiv spricht für höheres Alter
des Adjektivs.
Fast an der südwestlichsten Grenze des Driesch-Vorkommens, innerhalb
des Untersuchungsgebietes des ASFSL. findet sich (neben appellativischem
Vorkommen und Flurnamenbelegen, auf die weiter unten einzugehen ist) ein
Ort, dessen Name aus einem älteren Flurnamen hervorgegangen ist: Es han-
delt sich um Rentrisch (Saarpfalz-Kreis); in einer Grenzbeschreibung aus dem
Jahr 1475 (LHA Ko 53 C 7) heißt es: das Mulenthal oben biß an ein Stein,
steht uff Bruder Mulen Driesch am Rennfeldt, von dem Stein an biß in die
Bach; von der Bach wiederumb an die Spill; aus Driesch am Rennfeldt wurde
im 17. Jahrhundert das Kompositum ,Renn-Driesch‘, die Bezeichnung des
ersten Siedlungskerns des St. Ingberter Stadtteils Rentrisch.
Wie bereits weiter oben anhand der ältesten Überlieferung gezeigt werden
konnte, gehört Driesch zunächst in niederländisch-rheinisch-westfälische Zu-
sammenhänge; eine Ausbreitung mit den Siedlungsbewegungen des Stam-
mesverbandes der Franken ist anzunehmen (Lerchner 1965, 65-67). Die
südöstlichste Grenze wird von der Main-Taunus-Schranke gebildet (Ramge
1987b, 33), während mit den Insellagen im Elsässischen (ElsWb 2, 766) und
Schwäbischen (SchwäbWb 2, 375) die äußerste, wohl auf sekundäre Siedler-
bewegungen zurückgehende südliche Grenze des Namenraums erreicht ist.
Die Belege des Saar-Mosel-Raums bilden somit eine Brücke vom fränkischen
Siedlungsraum zu diesen inselhaften Vorkommen.
(R. K.)
96
Nr. 10
Fenn n.,Sumpfland4
A. Eschwiller (Dr): 1750/59 or. dt. aufm firnle / in der finn matt / in der fmner
matt / hinter der Jinner matt / unter der finn matt etzel / auf dem /inner brüh I
(AD BR 8 E 133 Nr. 1), o Finn matt [fin], Finner bett. Fürstenhausen (SB):
1754 or. dt. die fenn / fennhof / in der fennwiess / neben dem herrschafil.
fennfeld (GEB), 1759 or. dt. die fennwiess / oben in der nachtweyd an dem
fennerhof (GEB), o Fennerhof [dir 'fenn ho:f], Unterm Fennerhof ['heninn
'fern? ho:f], Der Fennerhofiann [da 'fern? ho:f], Fennerglashütte [di 'fern?
'klaishetj. Haute-Vigneulles (Fa): 1692 or. frz.fennaker (AD Mos 10 F 450),
1692/99 or. frz. fennaker / fennaquer (AD Mos E suppl. 308 4 CC 3), 1692/99
kop. 18. Jh. frz. fennacker (AD Mos E suppl. 308 5 CC 4). Leidingen (S1):
1466 kop. 18. Jh. frz. en vyen (AD Mos H 461). Manom / Monhofen (Th):
1694 or. dt. auff vehnbüchel (A ChLagrange). Nennig (MW): 1616 kop. 1709
frz. contre la venne / audessus de la venne (LA Sb Büb B 13 S 31). Postroff
(Fe): 1313 or. lat. zu venne (AD Mos H 4746-3), 1723 or. frz. finn / obersten
gewendt finner berg (AD Mos E depot 555 1 G 1), 1728 or. frz. finn / finner
berg / langfeldtfinner boden (AD MM B 11782/83). Viller (Gt): 1692/97 or.
frz. le fennegarten (AD MM B 11966). Weiterswiller (PP): o Hintern fenn
[hintran 'fen], Fennmatt [fen'mat].
(Vgl. Abb. 13)
B. Auf germ. *fanja- n. ,Sumpf gehen ahd. fenni n./fenni f.,96 97 mhd. venne n.,
asächs. fen(n)i n., mnd. venne, ven f./n., mnl. venne, ven, vinne, veen n./f., nnl.
veen n. zurück. Die Bedeutung ist ,stehendes Wasser, Sumpf, sumpfiges Wei-
deland4, in Marschgegenden ,mit Gräben umzogenes Weideland4, in Moorge-
genden auch ,Moorland4 (AhdWb 3, 736; AhdWbSchutzeichel 132;9/
EWA 3, 152-154; HOLTHAUSEN 1954, 19; KLUGE 285f.; LEXER 3, 65;
MndHdWb 1, 695f.; MnlWb 8, 1403f.; Splett I, 1, 223; Starck/Wells
147; De Vries 1971, 767f.; VroegMnlWb 4, 5024; WMU 3, 2029).
Auch got. fani n. ,Schlamm4, anord. fen n. ,Sumpf, aengl. fenn m./n.
,Sumpf, Schlamm, Schmutz, Marsch4 und afries. fene, fenne m./f./n. ,Sumpf,
Marsch, Weideland4 lassen sich auf germ. *fanja- zurückfuhren (AFRIES-
96 Neben dem vorherrschenden neutralen /a-Stamm (germ. *fanja-) ist wegen des
Glossenbelegs Dat. Sg. fenni (AhdWb 3, 736; ChWdW9 292) ein femininer jö-
Stamm (germ. *fanjö-) anzusetzen. Von den meisten y'ö-Wörtem gibt es Nebenfor-
men auf/, sie folgen also der in der Masse aus Adjektivabstrakta bestehenden Fle-
xionsklasse der T-Feminina (AhdGr § 210 Anm. 2). Dies scheint auch auf ahd.
fenni f. zuzutreffen.
97 Fenne st. n. ,Sumpf ist belegt bei Notker.
97
HdWb 14 t; Holthausen 1925, 25; Ders. 1974, 101; Lehmann 108; OFED
105; Orel 92; De Vries 1961, 117).
In den westgermanischen Einzelsprachen wird germ. *fanja- mit Umlaut
und mit Gemination des n vor j fortgesetzt (AhdGr § 96; SlMMLER 1974, 73).
In anord.fen, einer nordgermanischen Form also, wurde nur der Umlaut wirk-
sam, in got. fani (ostgermanisch) - wie zu erwarten - weder die Gemination
noch der /-Umlaut.
Alte toponymische Zeugnisse für Fenn finden sich in Flandern, in den Nie-
derlanden (die Überlieferung setzt im 12. Jahrhundert ein) sowie in Nordwest-
deutschland vom Emsland bis in den Raum Bonn:48
(1) Viller, Gde. Goch (Kr. Kleve): 751/52 kop. ca. 1222 Finnelar, 1189 or.
Uillar;
(2) f Fenaccra im Raum Astene (B, Prov. Ostflandern, Arr. Gent): 856 kop.
941 Fenaccra;
(3) tHadunveni bei Lingen (Lkr. Emsland): 9. Jh. Hadunveni;
(4) Vinn, Gde. Moers (Kr. Wesel): 10. Jh. or. Fenni;
(5) Vinnbusch, Gde. Moers (Kr. Wesel): 10. Jh. or. in Fenniloa;
(6) Andervenne (Lkr. Emsland): 1000 Anderveni;
(7) Vehn (Hof), Gde. Sinzig (Lkr. Ahrweiler): 1019 Vene.
C. ln Schleswig-Holstein hat das feminine Appellativ Fenn die sehr spezielle
Bedeutung ,durch breite Gräben eingefriedigtes Landstück in der Marsch, ent-
sprechend der Koppel auf der Geest und dem Kroog in Ditmarschen und Süd-
schleswigL An der schleswigschen Westküste dient es oft, analog zum hol-
steinischen -koppel, als Grundwort zur Bildung von Flurnamen (FALKSON 2,
2000, 498; SchleswHWb 2, 54fi). Sonst hat Fenn im Niederdeutschen die
allgemeinere Bedeutung ,mit Gras oder Röhricht bewachsenes Sumpf-, Moor-
land, sumpfiges Weideland4 und, mit vorangestelltem Moor, auch ,Moorwei-
de, Torfmoor4. In dieser Bedeutung kommt Fenn als Neutrum und Femininum
im appellativischen Wortschatz und auch in Flurnamen vor (MndHdWb 1,
695L; NsächsWb 4, 151; Scheuermann 1995, 1 18).
Darüber hinaus gibt es in den Mundarten kein appellativisches Vorkommen
von Fenn. Als fachsprachliches Wort ist Fenn jedoch auch über das Nieder-
deutsche hinaus bekannt.
Im Rheinland wird das Wort meist auf das Sumpf- und Heidegebiet im
nordwestlichen Teil der Eifel (Hohes Venn) bezogen (RheinWb 2, 383). Als
Namenwort ist Fenn n. aber auch sonst in rheinischen Flurnamen vertreten. Im 98
98 Zusammenstellungen des toponymischen Vorkommens von Fenn bei Blök 1969,
45f.; Förstemann II, 1, 847-849; Gysseling 352f., 1012 und 1016; Haubrichs
2006, 19; Jellinghaus 66; Jungandreas 1962, 372; Künzel/Blok/Verhoeff 486
(Register); Leithaeuser 1901, 132f.; Moerman 1956, 244f.; Udolph 1994, 300-
317 (hier auch die englischen und die vereinzelten skandinavischen Belege).
98
gesamten Niederrheingebiet kommt es vor, dann auch in den zum ripuarischen
Mundartgebiet gehörenden Gegenden um Bonn, Schleiden, Bergheim und
Aachen sowie in der moselfränkischen Gegend um Prüm (DlTTMAIER 70f. mit
Karte 13, hier als Abb. 14 wiedergegeben).
SHessFln 355 nennt für das heute untergegangene Wort ahd. ferme, mhd.
venue nur zwei Flurnamenbelege aus dem südhessischen Lkr. Darmstadt-
Dieburg: 1211 in palude, que dicitur Vennéhé (Kollektivform) und 1317 zu
vendal (< *Fenn-dal). Der Beleg Fenneberg aus dem Namenbuch des Flerzog-
tums Nassau weist jedoch auf eine einst weitere Verbreitung des Wortes in
Hessen hin (KEHREIN 1872, 391).
Im Großherzogtum Luxemburg sind insbesondere im Ösling, dem nörd-
lichen Landesteil, Flurnamen aus Féng, Feng, Fenn m. ,Fenn, Hochmoor1 ver-
breitet; hier gibt es auch die Kollektivbildung Gefenn (Anen 1945, 35;
LuxWb 1,322).
Im Oberdeutschen sind few?-Nachweise selten und teilweise auch zweifel-
haft (Schnetz 1997, 47; Vollmann 1926, 31 f.): Kleiber 1957, 183 sowie
1986a, 263 nennt zwei Flurnamen aus dem Lkr. Rastatt (1674 in Hildmanns-
feld obere Fenn, rezent in Muggensturm Fennacker). Das Vorkommen dieses
fast ausschließlich im Nordwesten verbreiteten Namenwortes am Nordrand
der Alemannia spricht für sekundären Import (Kleiber 1986a, 266). Das
BadWb 2, 42 zitiert lediglich den zu rhein. Fenn gebildeten Familiennamen
Vennemann. Das SchwäbWb 2, 1052 nennt die Toponyme Fenneberg und
Fennerlingsrain sowie, mit Fragezeichen versehen, Finnehalden, Finnesklin-
ge, Finningen, die wohl eher zu Personennamen gehören. Im SCHWElzlD 1,
833 wird angegeben, Fenn sei „wahrscheinlich nur noch als Eigenname er-
halten'4, als Beispiele werden Gfänn, Gefend, G [fang und Fännewis genannt.
Sind diese Belegnachweise echt, weisen sie auf eine einst weitere Verbreitung
von Fenn hin, teilweise wird es sich jedoch eher um eine Bildung gi-fang zu
mhd. ge-vähen ,erfassen, umfassen etc.‘ (vgl. ahd. blfang m. ,Umzäunung4
aus bJ-fdhan) handeln. Recht sicher scheint hingegen ein mittelalterlicher Be-
leg für einen vereinzelten Flurnamen aus der Gde. Eschenbach (CH, Kt. Lu-
zern) zu sein: ze Mvlnowe nvn stuke ..., jn venne zewei stuke vnde ein swin
( WMU 3, 2029). Hier kann an Import durch Siedler gedacht werden.
D. Das Kartenbild (vgl. Abb. 13) zeigt eine schwache Verbreitung von mit Fenn
gebildeten Flurnamen im westlichen Saarland, im Département Moselle und in
dem zum Untersuchungsgebiet gehörenden Teil des Départements Bas-Rhin.
In den Belegen der Gemarkungen Fürstenhausen und Nennig hat Fenn fe-
minines Genus. Hierzu sei hingewiesen auf ahd. fennï f., ein neben sonstigem
neutralem /¿/-Stamm in Glossen belegtes Femininum (siehe oben, Abschnitt
B). Die übrigen Flurnamenbelege geben keinen Hinweis auf das Genus.
Als Dehnungszeichen dürfte das h im Flurnamen vehnbüchel in Manom /
Monhofen zu interpretieren sein. Für Fenn gibt es auch sonst, besonders im
Mittelniederdeutschen und Mittelniederländischen, historische Belege mit
99
Langvokal, und h wird, ausgehend von Mitteldeutschen, verstärkt seit dem 16.
Jahrhundert als Längenmarkierung funktionalisiert."
Die Formen mit /-Vokalismus in Eschwiller und der angrenzenden Gemar-
kung Postroff scheinen nicht hierher zu passen. Sie wurden wegen des
Postroffer Originalbeleges zu venne aus dem Jahr 1313 dennoch aufgenom-
men. Der abweichende Vokalismus muss jedoch erklärt werden. Im Mittelnie-
derländischen und in niederrheinischen Toponymen gibt es die Nebenform mit
i (siehe oben, Abschnitt B).l0(l Die Belege des Untersuchungsgebietes sind
vielleicht im Zusammenhang mit den niederrheinischen zu betrachten. Auch
Hyperkorrektur (Angleichung an häufigen /-Vokalismus vor n + Konsonant)
könnte vorliegen, allerdings beträfe dies nicht bloß die Schreibung, denn der
Mundartbeleg aus Eschwiller lautet [fin]. Eine Bildung der Flurnamen mit ei-
nem anderen Appellativ ist zwar nicht von vornherein auszuschließen. Die
Frage, um welches Appellativ es sich handeln könnte, wirft allerdings weitere
Probleme auf. Die neuhochdeutschen Homonyme Finne ,Larve, PusteP und
Finne ,Rückenflosse großer Fische‘ scheiden jedenfalls aus. Am wahrschein-
lichsten ist daher eine Zugehörigkeit zu Fenn.
Nach dem Flurnamen fenn der Gemarkung Fürstenhausen wurden die dor-
tige Glashütte und weiter der heutige Völklinger Ortsteil Fenne benannt.
(R. K.) 99 100
99 FrnhdGr § L 7.
100 Auch nfries.finne hat den /-Vokalismus, was eine sekundäre Entwicklung ist, denn
das Altfriesische zeigt hier noch e (Jene, fenne). (FryskWb 6, 19).
100
Nr. 11
Fließ n. fließendes Gewässer4
A. Baerenthal (Bi): 1500-1700 or. dt. diefliess her uff{AD Mos 3 J 60), o. D.
or. dt. der /Hessen nach durch die lischbach (SA Da D 21 A 14/10).
Fraulautern (Sl): o Canton Fliesen [en da 'fleizon], Guinkirchen (Bo): o
Fliessbornwiese. Hestroff (Bv): 1687 or. frz. treisflissen (AD Mos H 1836).
Losheim (MW): 1491 kop. dt. an fleischen born (LHA Ko 7/1 Nr. 122), 1491
kop. 1695 dt. ahn flieschen born (StB Tr 1644/379 776), 1492 kop. 17. Jh. E.
dt. an fleyssen born (StB Tr 1644/379, 721), 1599 kop. 1695 dt. ein /Hessen
born im büsch (StB Tr 1644/379, 743), o. D. kop. 1695 dt. ahn fliescheborn
(StB Tr 1644/379, 789), o. D. kop. 17. Jh. E. dt. ein fleissen born (StB Tr
1644/379, 638). Malstatt-Burbach (SB): 17. Jh. A. or. dt. vff schneidters
fliexssen (LA Sb Hist Ver A Nr. 301). Momerstroff (Bo): 16. Jh. or. dt. bey
fliess büegen (AD Mos 10 F 382). Philippsbourg (Bi): 1500-1700 or. dt. die
fliess her uff (AD Mos 3 J 60). Roden (Sl): 18. Jh. dt. /Hessen (JUNGK), o In
Vliesen [en da 'fleisn]. Sulzbach (SB): 1626 or. dt. der /Hessen bien (SPIES
Amt Blieskastel, 271). Weiterswiller (PP): 1427 or. dt. in der fliessmaten
(AD BR E 5547 Nr. 2a fol 9r-10v), 1553 or. dt. im fiesem (Herr Ingweiler,
Nr. 100), o Fleissen ['flaise], Flossmatt [flos'mat].
(Vgl. Abb. 15)
B. Fließ n. ,fließendes Gewässer, Wasserlauf; natürlicher oder künstlicher
Abzugsgraben1, mhd. vliez m./n., vlieze f. ,Fluss, Strömung1 (LEXER 3, 403f.;
WMU 3, 2173)101 ist vom Verb fließen, mhd. vliezen, ahd. /7iozan (< germ.
*fleut-a-\ SEEBOLD 1970, 202-204; EWA 3, 392-394), abgeleitet (KLUGE
301 f.; Orel 107; Pfeifer 355).
Vom Verb germ. *fleut-a- sind Substantive abgeleitet, die im Mittelhoch-
deutschen als vliez m./n., vlieze f., vlöz m./n. sowie vluz m. erscheinen. Sie alle
haben eine Grundbedeutung ,Fluss, Strom, Strömung1 (LEXER 3, 403, 414 und
423). Der variierende Vokalismus dieser Ableitungen erklärt sich aus der Zu-
gehörigkeit des Verbs zur zweiten Ablautreihe der starken Verben.102 Nhd.
Floss (mit kurzem Vokal) Bewässerungsgraben, Abzugs- oder Straßenrinne,
101 Das nur in Glossen in Zusammenhang mit lat. cummi bezeugte ahd. flioz m./n. be-
deutet ,klebriger Ausfluß aus der Baumrinde1 (AhdWb 3, 978; EWA 3, 392;
Splett I, 1,247).
102 Die Vokale nhd. /, ö, u, o (in Fließ, Floß, Fluß, Floss) sind in der zweiten Ablaut-
reihe der starken Verben enthalten (ahd. iu/io, ou/ö, u, o). Entsprechend lauten Ab-
leitungen von einem weiteren Verb dieser Ablautklasse, germ. *neut-a- ,genießen1,
Nieß(-brauch), Genosse und Genuss. Nach DWB 3, 1792 steht Fließ für das kleine-
re, Fluss für das größere Wasser, so wie Verdruss (zu germ. * fr eut-a- ,müde wer-
den1) ein großer Ärger und das veraltete Substantiv verdriesz ein geringer Ärger sei.
101
kleiner Fluss1 hat keine direkte mittelhochdeutsche Entsprechung, kann aber
hervorgehen aus mhd. vluz mit Senkung von /u/ zu /0/ oder durch Anpassung
der Vokalquantität von mhd. vlöz an die von mhd. vluz.
Zum mittelniederdeutschen Verb vleten (asächs. fliotan) ist mnd. viel n.
(asächs. fliot; Holthausen 1954, 21) fließendes Wasser, Gewässer, Fluss-
lauf, Kanal usw.‘ gebildet. Auf dieses geht nnd. Fleet n. zurück (Falkson 2,
2000, 499f.; MndHdWb 1, 745f). Die mittel- und neuniederländische Form
lautet vliet m. ,vloiend of stilstaand water1; in frühmnl. Zeit variieren die An-
lautgraphien zwischen (v), (f) und (u) (MnlHdWb 720; De VRIES 1971, 792;
VroegMnlWb 4, 5266). Auch das Altnordische, das Altenglische und das
Altfriesische haben entsprechende Ableitungen von den jeweiligen Verben
mit der Bedeutung ,fließen1: anord. fljöt n. ,das Fließen, Fluss1 (DE VRIES
1961, 132), aengl. fleot m. ,Wasser, Meer, Mündung, Fluss, Floß, Schiff
(Holthausen 1974, 107),103 afries. fliät n. ,Bach, Fluss1 (Gildemacher
1993,247-254; HOLTHAUSEN 1925, 138104).
Die älteste Bedeutung von mnd. viel ist ,Wasserlauf, der mit dem Meer
oder mit ins Meer fließenden Wasserläufen in Verbindung steht1 (Falkson 2,
2000, 499f.; SchleswHWb 2, 141). Zunächst im Mündungsgebiet von Elbe
und Weser sowie in England und den Niederlanden beheimatet, dehnt das
Wort sich bis an den Niederrhein und, mit durchgeführter Zweiter Lautver-
schiebung, bis ins Mitteldeutsche aus.
Fern der Küste können alle fließenden Gewässer und auch Straßenrinnen
und Abzugsgräben Fleet bzw. Fließ genannt werden; in Hamburg werden seit
dem 17./18. Jahrhundert die schiffbaren Stadtkanäle Fleete genannt (Hamb-
Wb 2, 113f.; Kluge/Mitzka 1963, 206).
Die Überlieferung des Wortes in Siedlungs- und Gewässernamen setzt im
9. Jahrhundert ein:105
(1) Rechtenfleth, Wohnplatz Gde. Sandstedt (Lkr. Cuxhaven): 9. Jh.
Rehterefled\
(2) Schmalenfleth, Gde. Brake (Lkr. Wesermarsch): 9. Jh. Scmalonfleet;
(3) fHelagonufliatun (Lkr. Aurich): 10. Jh. in Helagonufliatun;
(4) Uiuuuarflet (Gewässername), genaue Lage unbek. (NL, Prov. Nordhol-
land, Südholland oder Utrecht): 918/48 kop. 11. Jh. E. aque que uocan-
tur Uiuuuarflet (lies: Viuwarflet) totum sancti Martini;
Eine Zusammenstellung englischer Gewässernamen zu aengl. fleot, fleote findet
sich bei Gelling 1984, 21 f. und Watts 2004, 234. - Aus dem Mittelenglischen ge-
langt das Wort als Maskulinum flet ,Graben, Kanal1 in die Normandie (FEW 15/2,
142).
104 AfriesHdWb 153 weist nur das starke Verb fliäta, flieta fließen1 nach, nicht das
bei Holthausen im Nachtrag genannte Neutrum.
105 Diese und weitere Namen bei Förstemann II, 1, 907; Gysseling 1021 u. ö.;
Künzel/Blok/Verhoeff 486 (Register); Laur 1992, 724 ( Register).
102
(5) Vliet, Wasserlauf bei Rijnsburg (NL, Prov. Stidholland): 918/48 kop.
11. Jh. E. Flietha / Flieta;
(6) Groot- und Kleinmaarslag bei Leens, Gde. De Marne (NL, Prov. Gro-
ningen): 944 kop. 1150/58 in Marisßiete\
(7) tSuthera Suthflita bei Goes (NL, Prov. Seeland): 976 or. in pago Beue-
landa omnem terram a Suthera Suthflita usque Curtagosum et
Cam pan.
C. Fließ ist als Appellativ nach dem 16. Jahrhundert selten und seit der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts nur noch punktuell bezeugt (DWB NEUBEARB. 9,
639). Ein früher appellativischer Beleg (mit Lautverschiebung) aus dem Jahr
1262 findet sich im Corpus der Altdeutschen Originalurkunden, Bd. 1, Nr. 58.
Ausstellungsort der Urkunde ist Thom, polnisch Toruh, 1231 im Kulmerland
gegründet unter der Verwaltung des Deutschen Ordens und besiedelt von Ein-
wanderern aus Westfalen. Der Urkundentext lautet: Die ratlute vnd die selbin
bürgere hant mit guten willen daz wazzer die boftolz vnd die vlize die darzv
vlizint gegebin vn gelazen den bruderen daz fi dranne buwen mvgen eine mvlen
(vgl. auch WMU 3, 2173). Die Verbreitung von Fließ (nd. Fleet) hat im appella-
tivischen Wortschatz sowie als Bestandteil von Flurnamen1116 des deutschspra-
chigen Raums eine Konzentration in Norddeutschland einschließlich der Küs-
tengebiete und Schleswig-Holsteins, ferner am Niederrhein und im Bergischen
Land: CLAUSEN 1988, 39; Dittmaier 73f. und Karte 14 (,künstlicher oder na-
türlicher Abzugsgraben; natürliches oder künstliches fließendes Gewässer1);
Falkson 2, 2000, 499f.; HambWb 2, 113f. (,natürlicher oder künstlicher Was-
serlauft; schon 1265: pons qui transit vltra vlet\ im älteren Hamburger Stadtge-
biet dienten die Fleete ursprünglich zur Entwässerung und als Festungsgräben,
wurden aber besonders im 17./18. Jahrhundert zunehmend schiffbar gemacht);
Jellinühaus 1899, 246f.; Laur 1992, 251 und 724 (Register); Leuhaeuser
1901, 133f.; MecklWb 2, 979; NSÄCHSWB 4, 646; RheinWb 2, 617 (,Abzugs-
graben städtischer Abwässer4 [Kempen]); Scheuermann 1995, 119; Schlesw-
HWb 2, 141. Der westfälische Mundartraum fallt ganz aus.
Über den Bonner Raum breitet sich das Wort in südlicher Richtung bis an
die Mosel (Niederfell, Lkr. Mayen-Koblenz: 1400 vineam in der Fließen) und
nach Luxemburg und Lothringen aus, wo Fleiz n. ,Floss, Bewässerungs-
graben4 bedeutet (Jungandreas 1962, 398; LuxWb 1, 391; DtLothrWb
166).10 Auch die pfälzische Mundart kennt das Appellativ in der Bedeutung
Bewässerungsgraben, Spalte im Felsgestein4 (PfäLZWb 2, 1458). * 107
,(li’ Der Bedeutung des Wortes entsprechend beziehen sich Fließ!Fleet-Flurnamen auf
Gewässer, Entwässerungsgräben etc.
107 Fleiz n. zeigt einen im Moselfränkischen und anderen deutschen Mundarten vorkom-
menden sogenannten gestürzten Diphthong. - Daneben existiert im Luxemburgischen
das Substantiv Floss n./m., PI. Floss, Flässer .Rinnsal, Abzugsgraben1 (LuxWb 1,
386), das mit dem gleichbedeutenden lothr. Floss (DtLothrWb 165) zu verbinden ist.
103
Im deutschen Sprachgebiet hat das Wort meist neutrales Genus, im Ber-
gischen Land, im Rheinland und an der Mosel kommt auch das Femininum vor.
Die F/zeß-Flumamen im Untersuchungsraum schließen an das luxem-
burgische Vorkommen im Nordwesten an; vielleicht liegt auch eine Beeinflus-
sung durch das pfälzische Vorkommen vor. Im Wörterbuch der Mundart des
Saarbrücker Landes von Friedrich Schön aus dem Jahr 1928 wird das Wort
nicht mehr erwähnt.
D. Wie die Kartierung der Fließ- und der /^Voss-Belege im Untersuchungs-
gebiet (vgl. Abb. 15) zeigt, decken sich die Verbreitungsräume beider Typen
fast vollständig. Die Verbreitungsdichte von Fließ ist allerdings um ein Viel-
faches geringer als die von Floss. Das Namenwort Fließ hat eine typische Re-
liktlage, die allmählich von Floss überdeckt wird. Dass die Überlieferung von
Fließ im 15. Jahrhundert einsetzt, die von Floss jedoch bereits im 14. Jahr-
hundert, beruht freilich auf überlieferungsgeschichtlichen Zufällen.
Beide Typen zeigen ein gehäuftes Vorkommen einerseits in den Namenräu-
men an Obermosel und unterer Saar, die ehemals z. T. luxemburgisch waren,
und andererseits an Prims und oberer Blies, die einen nördlichen Anschluss im
Flunsrück haben.i()X
Im Material des ASFSL lässt sich im Flurnamen die fliess her uff in den
Gemarkungen Baerenthal und Philippsbourg feminines Genus feststellen (vgl.
mhd. vlieze f.). Die mehrfach vorkommenden historischen Belege und Dia-
lektformen mit ei (neben sonstigem ie) enthalten den sogenannten gestürzten
Diphthong, der auf mhd. /ie/ zurückführt, und haben eine Parallele im luxem-
burgischen und lothringischen Appellativ Fleiz n. (LuxWb 1, 391; DtLothr-
Wb 166). In Weiterswiller wurde, sofern der historische und der amtliche Be-
leg richtig zugeordnet wurden, das vielleicht nicht mehr verstandene Fließ
nach dem 15. Jahrhundert durch Floss ersetzt.
Was das Kartenbild nicht zeigen kann, ist die unterschiedliche Fortsetzung
beider Varianten nach Süden hin: Während das Untersuchungsgebiet an der
Südgrenze der Verbreitung von Fließ gelegen ist - man vergleiche den mittel-
alterlichen Straßburger Beleg jtem ein halp acker zu Winehrüch vber die vlieze
(WMU 3, 2173) reicht das Wort mit o-Vokalismus noch bis ins Schwei-
zerisch-Alemannische weiter.108 109 Allerdings muss bei Floss unterschieden wer-
den zwischen Varianten mit Kurzvokal und mit altem Langvokal: Das kurzvo-
kalische Floss Bewässerungsgraben, Abzugs- oder Straßenrinne, kleiner
Fluss4 ist bis in den badischen und den schwäbischen Mundartraum verbreitet
108 Zu den saarländisch-lothringischen Flumamenräumen vgl. Kapitel 7.1.
109 Die o-Form reicht unverschoben bis ins Niederdeutsche, z. B. westf. Flot m. .flie-
ßendes Wasser, Bach‘ (Woeste 304), mnd. vlöt f. (m.) ,Fluß, Fließen, Strömen,
Flut ...‘ (MndHdWb 1, 752f.). Im Mittelniederländischen ist sie als Substantiv und
als Verb vorhanden. Wohl schon durch die Franken gelangte die Wortsippe in das
Französische (FEW 15/2, 147-150).
104
(BadWö 2, I82f.; SchwäbWb 2, 1582-1584); das Bayerische Wörterbuch
nennt das Wort in der Bedeutung ,Straßenrinne4 nur für Aschaffenburg
(BayWb 1, 797). Nur in dieser Bedeutung ist Floss mit Fließ auf seman-
tischer Ebene vergleichbar. Die Form mit Langvokal entspricht nhd. Floß n.
(ahd. flöz) und meint sowohl das Wasserfahrzeug aus Holzstämmen als auch
die Menge an Holz, die zum Flößen ins Wasser geworfen wird; eine weitere
Bedeutung ist ,verschüttetes Wasser1. In dieser Bedeutung, die eine gänzlich
andere als die von Fließ ist, ist Floß im gesamten Oberdeutschen, bis in die
Schweiz hinein, verbreitet.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Ableitungen vom Verb germ. fleut-a-
in der Bedeutung ,fließendes Gewässer, Abzugsgraben1 eindeutig in nörd-
lichen Zusammenhängen stehen. Dies gilt in erster Linie für Fließ, nd. Fleet,
und mit Einschränkungen auch für das noch bis ins Badische und Schwä-
bische reichende Floss (mit Kurzvokal), dies entspricht nd. Flot. Eine weitere
Ableitung von germ. fleut~a-, das bis in den äußersten Süden des deutsch-
sprachigen Raums reichende langvokalische Floß, hat hingegen eine andere
als die hier interessierende Bedeutung.
(R. K.)
105
Nr. 12
Gracht, Grächt, Grat f. ,Graben, Schlucht; (tiefer) Wasserriss
in Gelände4
A. Hist. Gracht!Gracht, mda./(amtl.) Grät/Gret (auch mit anlautendem
stimmlosen -k):
Bachem (MW): ca. 1487 or. dt. vff der grechte (StB Tr 1641/389 fol 79r),
1491 dt. uf der graechte (GEB), 1491 kop. 1695 dt. vf der grächte (StB Tr
1644/372, 515), 15.-16. Jh. kop. 1695 dt. nedent nolgen oben ahn dem weghe
au ff der grechte (StB Tr 1644/372, 530), o Zwischen den Gräthen ['tsvejn da
“kre:tn], Beckingen (MW): 1436 or. dt. jenesijt der gracht (LHA Ko 55 A
4/53), o Fischergrät [fejVgre:t]. Britten (MW): 1535 dt. die gracht (LHA Ko
143/44, 1-8), o Auf der Grad [eun du vgre:t]. Mechern (MW): 1669 kop. 1695
dt. vff dem bergh hinder schieffen gracht / auff die schieffelss gracht (StB Tr
1644/380, 1110), 1669 kop. 1695 dt. auff die seuffelsgracht (StB Tr 1644/380,
1116), 1669 kop. 1695 dt. jenseit der scheuwelss gracht (StB Tr 1644/380,
1129), o Hinter der Simpelgräth [en du “zemplsgre:t], Hinter der Scheibel-
gräth ['Jaivlgre:t]. Menskirch (Bv): 1688 or. frz. le grächt wiese (AD Mos 3
E 7336), o Grett viesse. Metzeresche (Mv): 1630/31 or. frz. mensper grecht
(AD Mos H 3670-1), 1685 or. frz. meispergrecht (AD Mos 4 E 371), 1686 or.
frz. meispergerecht (AD Mos E depot 468 1 G 1), o Manspergrette ['maisbu
kre:t], Rimlingen (MW): 1721 or. dt. bey zeymetsgrächt (LHA Ko 1 C/15187,
202), 1721 or. dt. von oppig gracht bis auff die höcht (LHA Ko 1 C/15187,
205), o In der Zeimetskräth [da 'tsaimaskre:t], Oppigkräth [äpijkre:t], Sinz
(MW): 1719 or. dt. in der mohl gracht (LHA Ko 1 C/15235, 69), o Mühlgräth
[da mil'gre:t]. Wallerfängen (Sl): 1665 dt. in bambeth vff der grecht (GEB), o
Graeth [en du kre:t], Bei der Greth [bai du kre:t].
Hist. Gracht!Gracht, mda. [gri:at]:
Grindorff (Si): 1 707 or. frz. de lautre costee de volffs grächt / hinder volffes
grecht / wolffes grächt (AD Mos 4 E 49), o Espen wolfesgrith ['esban /
valvasgri:at]. Mailing (Si): 1600 or. dt. in der Uesen grächt (AD Mos 3 E
7276), o Lintzengeradt [lenzan gri:at]. Rustroff (Si): 1686 or. dt. vff moderi-
ges grecht (AD Mos H 4497), o Maedergesgraecht ['meiljas gri:at]. Sierck-
les-Bains (Si): 1746 or. dt. auff der gracht (AD Mos H 3678), o Auf der
graeiht [ob de:u ’great]. Tettingen-Butzdorf (MW): 1720 or. dt. hueff uffbie-
relgrächt (LHA Ko 1 C/15239, 79), o Auf Birlgräth zu [op 'bi:ulagri:at tsou].
Amtl. Grecht, mda. Griet:
Besch (MW): o Auf der alten Grecht [da ’adgriat].
106
Hist. Gracht, mda. -greti, amtl. Gretti:
Merzig (MW): 1645 кор. 17. Jh. Е. dt. die gracht herin biss auff die pinter
und rischer acht (StB Tr 1672/347 fol 97r), о Greth ["Jontkreit],
Hist. Griicht!Gracht (ohne mda. bzw. amtl. Formen):
Apach (Si): 1682 or. dt. im örtgen hinden zue myederges grachcht (AD Mos 3
E 7342). Ballern (MW): 1609 kop. 1689 dt. in weillergen heitz ahn der gracht
(StB Tr 1672/347 fol 247v), 1690-1757 dt. langst in der gracht (LHA Ko 38 I
947, 1-136). Berg-sur-Moselle (Ca): 1562 kop. 17. Jh. dt. bey hesenngrech
(AD Mos 1 E 169), о Heisse. Beyren-lès-Sierck (Ca): 1630 kop. 1652 dt. uff
der römisch gracht (AD Mos H 3615 fol 17r-22v 33r-40r), 1729 or. frz. au
dessus ötzengrech (AD Mos H 3616-7). Bietzen (MW): 1590 or. dt. auff
donsgrach (AD MM В 588 Nr. 9). Boust (Ca): 1748 or. frz. meier hengen
grechi (AD Mos 4 E 485). Breistroff-la-Grande (Ca): 1687 kop. 1695 dt.
auff die gracht zwüschen dem herre veldt und antheupten (StB Tr 1644/384,
720). Büdingen (MW): 17. Jh. or. dt. wider die gracht (LA Sb von der Leyen
802n). Faha (MW): 1719 or. dt. uff der perbichs gracht (LHA Ko 1 С/15197,
109), 1719 or. dt. oben perbichs gracht (LHA Ko 1 C/15197, 113). Gavisse
(Ca): 1589 or. dt. auff buchell bei aicherer gracht (AD Mos 3 E 1214). Har-
lingen (MW): 1590 or. dt. auff donsgrach (AD MM В 588 Nr. 9). Haute-Kontz
(Si): 1675 or. dt. hinder kolbengrächt (AD Mos 3 E 7324). Hilbringen (MW):
1607 kop. dt. die rödel gracht / vff heiter gracht / уff schauck gracht / уff
hilberer gracht (StA Tr 1672/347), 1607 kop. ca. 1607 dt. uff heiter gracht /
hinden uff die rödel gracht / uff schanck gracht (StB Tr 1672/347 fol 250r),
1607 kop. ca. 1607 dt. uff hilberer gracht (StB Tr 1672/347 fol 250v).
Hombourg-Budange (Mv): 1638 or. dt. längs die grächt (AD Mos H 3626-
2). Hunting (Si): 1597 or. dt. neben der grechi (AD Mos 3 E 7276).
Kirschnaumen (Si): 1642 kop. dt. uff der hundsgricht / vff der hundtss gracht
(AD Mos H 3568-4). Mailing (Si): 16. Jh. or. dt. vff einer kleiner gracht (AD
Mos H 3624), 1600 or. dt. vff der gracht obent dem lang bongartt (AD Mos 3
E 7276), 1631 or. dt. vff die gracht (AD Mos 3 E 7310), 1704 or. dt. langst die
grechi herauf (AD Mos 3 E 7340), 1707 or. dt. vff dem millinger ban hinder
der grächt (AD Mos 3 E 7339). Mechern (MW): 1669 kop. 1695 dt. auff die
frummerstorffer bann gracht (StB Tr 1644/380, 1110), 1669 kop. 1695 dt. in
dem obersten gewändtgen vnder der banngracht (StB Tr 1644/380, 1114).
Merchingen (MW): ca. 1430 or. dt. hie syte dergrachte (LHA Ko 54 M 892),
о Mühlbornweg [olvtfberf]. Merzig (MW): 1676 kop. dt. vff die teuffels
gracht / teuffelss kracht / uff die teuffels gracht (StA Tr 1672/347), 1688 or.
dt. auff die teuffelss gracht (StA Tr 1672/347). Montenach (Si): 1714 or. frz.
bies troff grechi (AD Mos 4 E 382). Nennig (MW): 1502 kop. 1693 dt. hinder
wiesser gracht (StB Tr 1644/372, 1082), 1616 or. dt. zwuschent drieschlinckh
vnd rosenberg an der grächten (AD Mos 3 E 7276), 1616 kop. 1709 dt.
zwüschen der grächten (LA Sb Büb В 13, 11), 1616 kop. 1709 frz. entre l
107
endroit dir der grachten de deux costes (LA Sb Büb B 13, 25), 1720 or. dt. zu
wiesz bev kracht hausz (LHA Ko 1 C/15217, 35). Nohn (MW): 1565 kop. 17.
Jh. E. dt. ahn die kellers kracht! von der kellers kracht uff (StB Tr 2037/1817
fol 123v). Rustroff (Si): 1683 or. dt. vff die grachten (AD Mos 3 E 7335).
Sierck-les-Bains (Si): 1642 or. dt. mondlacher berchs gracht (AD Mos H
3649-3). Villing (Bv): 1607 kop. 1685 frz. dessus la kracht (LHA Ko
218/825, 114), 1607 kop. 1685 frz. la kracht (LHA Ko 218/825, 115), 17. Jh.
E. frz. la kracht (LHA Ko 218/825, 180). Wellingen (MW): 1750 or. dt. ahn
die kröcht I über die gracht oberm bruchfeld (LHA Ko 143/440, 34), 1750 or,
dt. die grächt herunter (LHA Ko 143/440, 43).
Hist. Gradt, mda./amtl. Gret/Grät:
Bisten-en-Lorraine (Bo): 1698 dt. uff die harr grad (AD Mos E suppl. 90 1
G 1 fol 28), o Hargredt [do 'ho:ngre:t]. Mechern (MW): 1487 kop. 1695 lat.
jensytt der schiuengradt (StB Tr 1644/380, 1097), 1602 kop. 1695 dt.
thüschen der zippeIgradt (StB Tr 1644/380, 1108), o Hinter der Scheibelgräth
['Jaivlgre:t], Hinter der Simpelgräth [en dt? vzemplsyre:t].
Hist. Grat, amtl./mda. Grat:
Hirschland (Dr): 1735 or. dt. jenseith der graft (AD BR 8 E 200 Nr. 1-2), o
Im grosen stück oben an der gratt /. gewand [im gro:sjdek ovo an do grat
e: t3J d i: go'vant], Im grossen stück auf die gratt / im grosen -kratt [rm 'gro:sJdek
of di: grat].
Nur hist. Grat:
Baerendorf (Dr): 1727 or. frz. bey der gratt / vnden an der gratt / oben an der
gratt (AD BR E 5815). Bous (SI): 18. Jh. dt. fischergrath (JUNGK). Helstroff
(Bo): 15. Jh. E. kop. 16. Jh. dt. vff die gratte (AD Mos H 1026 fol 117ff.).
Kirschnaumen (Si): 1677 kop. dt. die hundtss grath (AD Mos H 3568-4).
Mechern (MW): 1602 kop. 1695 dt. auff scharren auff der spergrat (StB Tr
1644/380, 1107). Nalbach (SI): 18, Jh. dt. zwischen den graten (JUNGK).
Niedaltdorf (SI): 1488 kop. 16. Jh. dt. vffrumlinger gratten (AD Mos H 1026
fol 121 f.). Sarrewerden / Saarwerden (SU): ca. 1750 or. dt. cratt / die gratt
(AD BR 8 E 434 Nr. 60).
Amtl. Grat (ohne hist. Belege), mda.grat:
Adamswiller (Dr): o Auf die stamm gratt ['jfomkrat]. Altwiller (SU): o
Matze grat [matso'grat]. Diemeringen (Dr): o Hofdärgratt [hofden'grat],
Hirschland (Dr): o Im grosen stück oben an der gratt 1. gewand [im
'gro:sjdek ovo an do grat e:cjcii: go'vant], Im grossen stück auf die gratt / im
grosen -kratt [im 'gro:sjdek of di: grat]. Ratzwiller (SU): o En de gratt [en de
'grat]. Weislingen (Dr): o Tieffgratt unterste laeng [di:fgrat ltnjti 'leip],
Tieffgratt [di:fgrat].
108
Amtl. Grat, mda. [gre:ut]:
Düppenweiler (MW): o Vogelgrat ['fu:3lsgre:ut].
Nur amtl. Grat (ohne mda. Formen):
Eincheville (Gt): o Grand friegrat, Petit friegrat. Waldhambach (Dr): o
Walckerslach auf den gratt und speswald, Bey der willingsgratt am mittel-
graben., Walckerslach bei der gratt, In hauffgaertner grath, Oben an der
hauffgaertner grath, Beim der gratt, Jendenmatt der willingsgratt, Grauberg
bey der hauffgaertner gratt, Gegen der gratt, Auf den rinthsweg bey der
hauffgaertner gratt, Bey der hanffgaertengrath oben am rinthsweg, Jenden-
matt auf willingsgratt, Bey der hanff gaertnergrath. Weislingen (Dr): o
Neuenmatten et tieffgratt (s).
Hist. Gret (vereinzelt Gröth), mda./amtl. Gret/Grät:
Berviller-en-Moselle (Bv): 1711 or. frz. romesgrede (AD Mos 4 E 38), o In
der romeschgredt ['romaj’gred]. Bisten-en-Lorraine (Bo): 1698 dt. oben an
der harr gräd (AD Mos E suppl. 90 1 G 1 fol 30), o Hargredt [do 'ho:egre:t].
Boulay-Moselle / Bolchen (Bo): 1668 or. dt. auff haasen grath (AD Mos 4 E
59), o Haasen gredt [ha:zo'gre:t]. Dalem (Bv): 1718 or. frz. vilges grede (AD
Mos 4 E 119), o Auf welchesgredt [veljWgreu], Diebling (Fb): 1692 or. dt.
zwischen der gräd und hässert / jenseit der kredt / uff die gredt (AD Mos 4 E
123), 1753 or. frz. de l'autre cote de la gret (AD Mos 24 J 102 fol 37ff.), o
Grat [gre:d]. Haute-Vigneulles / Oberfillen (Fa): 1692 or. frz. sur biselgraite
(AD Mos 10 F 450), 1692/99 or. frz. sur liselgraite (AD Mos E suppl. 308 4
CC 3), 1692/99 kop. 18. Jh. frz. audela de letzelgrette (AD Mos E suppl. 308
5 CC 4), o Auflitzelgredt ['htsongre:t]. Kerlingen (Sl): 1716/18 or. frz. olsch
gredt / olsch gred (LA Sb A Hzgt Lothr, 21), 1716/18 or. frz. olsch gredt (LA
Sb A Hzgt Lothr, 24), 1716/18 or. frz. wiluers gredt (LA Sb A Hzgt Lothr,
59), 1716/18 or. frz. la welwers gredt (LA Sb A Hzgt Lothr, 60), o In der
Oltschgräth [en du olJkrr:t], In der Woellwersgräth [en du volvoskreu],
Kerprich (Hemmersdorf) (Sl): 1707 or. frz. en bas de wisgrett (LA Sb A
Hzgt Lothr, 36), 1707 or. frz. in der wisgrett (LA Sb A Hzgt Lothr, 37), o Auf
der Wiesengreth [of du 'vi:zogre:t], In der Wiesengreth [en du 'vi:z9gre:t].
Merchingen (MW): 1528 kop. ca. 1528 dt. jn die thuffelsgraidt (StB Tr
1671/348 fol 90v), o Auf der Teufelsgräth [op du 'daeivlsgre:t], Auf der
Teufelsgräth 1.-3. Gewanne [of du 'dasivlsgre:t]. Niedersalbach (SB): 1615 dt.
im herrengrethen (NASALO), 1769 or. dt. in der herren gröth (GEB), 1772
dt. in der herren gröth (GEB), o Herrnkreth [en da 'heurankreit]. Oberdorff
(Bv): 1718 or. frz. kimmer gredt (AD Mos 4 E 417), o Sur kimmergredt [an du
gre:t]. Primsweiler (Sl): 18. Jh. dt. schindergrät (JUNGK), o Hinter der
Schindergräth / Schinnerschgrät ['henu du 'Jinukrae:t]. Uberherrn (Sl): 1755
or. dt. in der weissgreth (LA Sb 22/3251), o Weisgrät [vais kre:t]. Waldwisse
(Si): 1708 or. dt. auf riether greth oben / miten bey riether greth diesssseith /
109
andrerseith riethergreth (AD Mos E depot 743), о Kiefer gredt [keitu 'gre:t].
Wallerfangen (Sl): 1622 dt. vjfder gret (GEB), о Graeth [en du kre:t].
Hist. Gret, amtl. Gret (ohne mda. Belege):
Haute-Vigneulles / Oberfillen (Fa): 1692 or. frz. au delà de liselgraite (AD
Mos 10 F 450), 1692 or. frz. audela de letzelgrette (AD Mos E suppl. 308 5
CC 4), о 2. canton derrière litzel gredt. Schalbach (Fe): 1741 or. dt. in der
hintren gredt l unten an zwirnbach in der gredt / hinten am hintren gredt / im
cässacker theig oder gräth (AD Mos E suppi. 638 1 CC 1), о Auf dem forst
disseits der grath/- greth. Kasacker köpf jenseits der grathlkäsäcker-greth.
Hist. Gret, amtl. Gret, mda. griet:
Kerling-lès-Sierck (Si): 1717 or. frz. la kalte weiller gredt (AD Mos 4 E
532), о Kaltweitler gredt/- gred ['kaltvailu gri:at], Launstroff (Si): 1715 or.
frz. au-dessus de scheis gredt / la tournai de scheis gredt (AD Mos 4 E 3 15),
о Joignant schisgreth ['jeisgriet].
Hist. Gret, amtl. Gret, mda. -greif:
Filstroff (Bv): 1692 or. frz. auel gret (AD Mos 4 E 162), о Au bout d'aver
gredt [da 'a:vugreit],
Mda. GretIGrät, amtl. G rät (ohne hist. Belege):
Bachem (MW): о Auf der Formgräth [da ”fa:m\kre:t], Hondelgräth
[\hond]vkr:et], Geiselgräth [’gaizlkre:t], Auf der Scheissgrachte [da 'Jeis\kre:t],
Jenseits der Mückengräth [æn du 'mo:ka\kre:t], Die Scheiskräth [da 'Jeis\krs:t].
Ballern (MW): о Auf Rospergräth [of rospu'gre:t], An der Heppengräth [on
den !hepagre:t], In der Heppengräth [en du hepa'gre:t], Basse-Ham /
Niederham (Mv): о Gredt en bas de chapp [gre:t fi:ram 'Jap], Gredt [gre:t],
Gredt bougers ['gre:tabagut], Gredt proche chapp [gre:t fi:ram Jap],
Bedersdorf (Sl): о In der Wöllwersgräth [en du 'valvaskre:t / 'velvaskre:t].
Berviller-en-Moselle (Bv): о Reinegredt ['raingre:t], Auf cesborngredt
[beisburu'gre:t], In der romeschgredt bei roborn ['ro:maJgre:t], Bethingen
(MW): о Auf Die Kellersgräth [da kelus'gre:t], In der Grethuf [en du
“gre^nhof]. Bilsdorf (Sl): о Ober der Hasengräth [a:n du 'ha:zankræ:t].
Bionville-sur-Nied / Bingen (Во): о G rät [la gre:t]. Bisten-en-Lorraine
(Во): о Wolfs gredt [volvasgre:t], Har gredt ['ha:ugre:t]. Bouzonville /
Busendorf (Bv): о Berkessel greth ['beukesalgre:t], Bousengreth ['bu:sgre:t],
Berkessel-greth et voust-aht (s) [beukesal'gre:t / 'vujt a:t], Ramschlay dit
volvesgreth ['ra:mjlax / 'valvasgre:t]. Brotdorf (MW): о Bei Mückengräth
[bai du 'mo:kagre:t], Auf Hundeigrät [of hontfgre:t], In der Rödelgräth [en du
're:dl\gre:t]. Buprich (Sl): о Die Jägersgräth [da jæ:aj kræ:t], Jägersgräth
[jæ:aj kræ:t], Langanwand auf die Jägersgräth [lai] 'a:ven of di 'jæ:aj kræ:t].
Diefflen (Sl): о Auf der Kufergrät [of du 'kuvukre:t], Auf der Augrät [of du
va:ukre:t], Augrät [va:ukre:t], In der Gutgrät [en dt: "goutkred], Zwischen den
Gutgräten ['tsvejan da vgoutkre:tn], Dourd'Hal (SA): o Bruchgrät [pru:x
kre:t], Sperwengrät ['jTaemva gre:t]. Eblange (Bo): o Confín au lang de vasser
gredt travers le sentier [”hou Iarjj' da 'vustigred / da 'fousveiy], Courtz steinretz
au long du confín de vasser gredt [kumts 'j’tairets legj’da vasegred], Confín au
lang de vassergredt travers le sentier [vhou legj da 'vast:gre:t ivb da 'fousveig],
Eimersdorf (SI): o Zwischen den Gräthen [tsvejan da 'kre:atn], Fitten (MW):
o Auf der grossen Gräth [da gru:s gre:t], Folkling (Fb): o Zwischen den
gräten ['dsvija da 'gre:da], Guerting (Bo): o Mühlen-grät [mi:lagre:t],
Schwenzelgredt [da 'jVens.lgred], Hargarten (MW): o Zwischen den Gräthen
['tsvejn da vgre:tn]. Hargarten-aux-Mines (Bv): o Zwischen den gräten
['tvejan da 'kredn]. Harlingen (MW): o Jenseits Niedereckersgräth
[ni:dBekij’lgre:atj'nj. Haute-Vigneulles / Oberfdlen (Fa): o Kurtz adt auf
felsch born gredt [of feljbon? 'gre:t / 'felj’boran], Hellimer (Gt): o De hulle-
grätt [da 'hulagret]. Ihn (SI): o Zwischen den Gräthen [tsvejan da 'gredn], Auf
der Margengreth [of dt? 'majagred], Die letzt Huf ober der Sudelgräth [da letft
häuf 'ivb de 'zudlgred], Kerlingen (SI): o Oben in der Wollwersgreth,
Woellwersgreth [of de 'volvaskred]. Keuchingen (MW): o In den Gräten [in
da “krednj. Labach (Reisbach) (SI): o In der Wolfsgräth ['volvaskred],
Merchingen (MW): o Auf Mühlbomgräth [of da elWgred], Bei der
Wolfsgräth [bai de volvasgred], Hinter der Wolfsgräth ['heenn dt:
'volvasgred], Metzeresche (Mv): 1630/31 or. frz. le fousse de meysper (AD
Mos H 3670-1), o Manspergrette ['maisbß kred], Nalbach (SI): o Unter der
Steingräth ['Jte^grsed]. Neunkirchen-lés-Bouzonville (Bv): o Auf remeler-
gredt [of de remalt: vgre:t], Wolwesgrät [volvasgred], Nohn (MW): o Über
die Gräth ['ive da vgre:t], Oberesch (SI): o Teitergräth ['tedngred], Buchgräth
['bauxgre:at], Sur guerringer gredt [of da ge:rnjt: 'gre:t], Oudrenne / Udern
(Mv): o Trieschgredt ['tri:Jgre:t]. Piesbach (SI): o Auf der Steingräth [of dt:
'j’tfcdgkrasd], Haasengräth ['ha:zangrae:t], Rimlingen (MW): o Hundhäus-
chenskräth [hontheisjas'kred], Zeimetskräth [da 'tsaimaskred], Kräth
['apiJTcred], Zwischen den Kräthen [tvejn da vkre:tn], Auf den Kräthen [of da
'kredn], Ober Heuwelskräth [huvls'kred / da hovalij'kred], Rissenthal (MW):
o Zwischen den Gräthen ['tsvej'n da 'kredn], Roupeldange (Bo): o Auf der
vassergredt ['vasergred], Auf der vassergredt ['vasngred], Saarfels (MW): o
Händelsgräth [en de 'handlskred], Schalbach (Fe): o Auf dem hintern forst
jenseit der grath ! - gräth- [da kret], Schwarzenholz (SI): o Hinterste Huf auf
die Kurhofer Greth ['hentij’t hu:f of di 'korvt: gred], Silwingen (MW): o In der
Heppengräth [en dt: 'heplgred], In der Wolksgräth [en dem 'volfsgred], Sinz
(MW): o Girrgräth ['gimgred]. St. Barbara (SI): o Grossgreth [kro:s kre.t],
Tünsdorf (MW): o Zwischen den Grethen ['tsvej’n da 'gredn], Überherrn
(Sl): o Gross Grat / am Marhof [kro:s kre:t]. Vahl-Ebersing (Gt): o
Strubengräth / -grät [Jtru:v3'kre:t], Völklingen (SB): o in der Grät [en di:
kre:t]. Waldwisse (Si): o Kieter gredt [keile 1 gre:t]. Wallerfangen (Sl): o
Dauster Greth [en de vdaujte kre:t], Wehingen (MW): o Längst die grosse
Gräth [en de yrüs'gre:t], Kesselgräth ['keslgre:t], Auf der grossen Gräth [ob de
gru:s gre:t], Zetting (Sg): o Bey der greth veisse [bi: da kre:t vi:s].
Nur hist. Gret:
Beyren-les-Sierck (Ca): 1630 kop. 1652 dt. auff der romersch gräd (AD Mos
H 3615 fol 17r-22v 33r-40r). Diebling (Fb): 1692 or. dt. uff die grädt wiss /
grädt gärten (AD Mos 4 E 123). Guerting (Bo): 1698 or. dt. uff schwäntzen
grädt (AD Mos 4 E 227). Honibourg-Budange (Mv): 1638 or. dt. vnd der
crädt / die grädt (AD Mos H 3603-1). Kerling-les-Sierck (Si): 1748 or. frz.
gräte (AD Mos 3636). Momerstroff (Bo): 1778 or. dt. in der gräth (AD Mos
10 F 444). Ottonville (Bo): 1694 or. dt. geringer gräth (AD Mos E depot 534 1
G 1). Raville / Rötlingen (Pa): 1625 or. dt. obenn an isselborn uff der gräht /
neben der greht / uff der grehtt (AD Mos 4 E 451). Wahlen (MW): 1672 dt.
oben der marckesgreth / oben marces gräth / wieder märckesgräth (GEB),
1721 or. dt. oben der merkesgreth bis wieder den landgraben (GEB), 1734 or.
dt. oben an merkes gräth / wieder merkes gräth (GEB). Waldwisse (Si): 1708
or. dt. unten auf bruchergräth / die klein hub in der schinckelsgräth (AD Mos
E depot 743).
Nur amtl. Gret:
Breistroff-la-Grande (Ca): o 2.-5. Imergredt. Dalem (Bv): o 4. Feuille dite
de senerberg et sourw’eyers gredt, Sourweyers gredt ['zu:evaie], Ham-sous-
Varsberg (Bo): o Mühlen-grät. Honzrath (MW): o Zwischen den Gräthen
[da ro:tn 'hivlj. Merzig (MW): o Kapellengräth. Niedaltdorf (Sl): o Auf
Sötelsgräth. Nohn (MW): o Jenseits der Gartengräth zum Buchenwäldchen
[am W:ve:], Gassenfeld über die Gräthen, Mitten in den Gärten auf die
Gräth zu [ge:edn]. Oberdorff (Bv): o Semmenger greth [henem 'Jlemfelt],
Rammelfangen (Sl): o An der Greth, In der Greth. Schalbach (Fe): o Zw.
der grath und kasacker wald!-gräth-käsäcker [ke:seke'volt], Bey der gräth!
- gräth, Auf dem forst disseits der grath!- greth, Unten am weiher weg der
grath!- gräth. Tünsdorf (MW): o Die Grethuf Varsberg (Bo): o Auf hellen
gredt. Wellingen (MW): o Auf die Marxgräth [henejto 'banre:].
Mda. Greif amtl. Greth (ohne hist. Belege):
Filstroff (Bv): o Ellengredt sur le ban de bibiche [do e:b'greit ovm bibije
"ban], 8.-10. Ellengredt [do 'e:bgreit], Resselinger gredt [kesolige 'greit],
Müllen born greth [mib boro 'greit], 2. Longueur du chemin de bouzonville
dans volvesgreth [de kle:ne 've:^ / do 'volvosgreit], De volvesgreth (s) [do
'volvosgreit], Sur hoeberg et greth [ovm 'he:be:eg], Rigole de kesselinger greth
[da kesalige 'greit], 1.-6. Ellengreth [da 'edagreit], De greif [da greit],
EUengredt viss [da vis of 'edagreit], Gravinkel greth [da gra'vigklsgreit],
Mda./amtl. Greif:
Filstroff (Bv): o Kässelinger greit [kesaligc 'greit].
Mda. [gri:at], amtl. Gret:
Beyren-les-Sierck (Ca): o Bechelsgredt [begals 'gri:at]. Breistroff-Ia-Grande
(Ca): o 1. Insergrädt / - Imergredt ['oenzete gri:t]. Budling (Mv): o Bicker-
grät [bikcfkrit]. Kerling-les-Sierck (Si): o Trülgredt/trüll- ['trelgri:at].
Kirsch-Ies-Sierck (Si): o Diefenthal gredt ['deivndal gri:at]. Launstroff (Si):
o Lang estick gratt [lagj de 'gnet]. Neunkirchen-Ies-Bouzonville (Bv): o
Hischacker auf lollesgredt ['hiejaki: of 'nolasgri:at], Über remelergredt ['ive
de remalB vgri:at], Lollesgredt [blas'gri:at]. Tettingen-Butzdorf (MW): o
Beim Katzengräth [op “ka:tsagri:at], In Birlengräth [a bi:elagri:atj.
Amtl. Gret, mda. |-gre:ut]:
Bietzen (MW): o Auf die Weihersgräth [of di: 'vamjgre^t], Unter Scheid-
borgräth [fas:tbu:B'gre:Bt], Ober Scheidborgräth [fae:tbu:B'gre:Bt]. Düppen-
weiler (MW): o An der Holzgräth [“heinegre:Bt], Über die Hühnergräth [emi
dr? 'heinngre^t]. Fremersdorf (SI): o Auf Hasenbruchgräth [of dB
ho:Bza'proxs kre:et], Gerlfangen (SI): o Steckengräth [of dt? JtekakreEt].
Mechern (MW): o Auf die grosse Gräth [gro:s 'gre:ctj. Steitges Kräth [gro:s
'kre:Bt], Grosse Gräth [gro:s 'gre:Bt], Zwischen den Gräthen ['tsve^n da
"gre:Btn], Auf der kleinen Gräth [klse:'gre:Bt]. Rappweiler (MW): 1720 or. dt.
auffm stumpf (LHA Ko 1 C/14869, 26), 1720 or. dt. in den stümpfger (LHA
Ko 1 C/14869, 28), o Die Stumpf auf der Kreth [en de:B 'kre:üt]. Schwerdorff
(Bv): o Esel gredt ['i:azalsgre:at], Hinter der esels graedt [henn dn i:azals
gre:at], Tettingen-Butzdorf (MW): o In der Ritzen Gräth [a 'ritsa gre:at].
Mda. [kra:at]:
Piesbach (SI): o Auf der Greth [of du kra:at],
Diminutiv:
Berus (SI): o Grätchen [em 'gre:tjin]. Kirsch-Ies-Sierck (Si): o Mühlen
grethien ['maula 'gre:tjin]. Rissenthal (MW): 1721 or. dt. beym haassen
grädtgen rodtlandt (LHA Ko 1 C/15230, 128). Valmont / Walmen (SA):
1682 or. frz. En grätzen (AD Mos 4 E 570), o Grät [kre:tj.
Mda. Graben:
Haute-Vigneulles / Oberfillen (Fa): o Auf friessen gredt [of da
'fri:zagra:van]. Laumesfeld (Si): o Jardin de graft!le - [gro:va'goBta].
113
Graft:
Brettnach (Bv): 1717 or. itz. grajfe (AD Mos 4 E 70), 1772 or. frz. grouve (AD
Mos G 999), o Graft, Grafft [graft]. Königreicher Hof (SW): 1739 dt. auffder
krafft (LA Sp Zwbr 1 Akte Nr. 1033 fol 45r), 1739 dt. im krafftgarten (LA Sp
Zwbr 1 Akte Nr. 1033 fol 45v). Laumesfeld (Si): o Jardin de graß/le -
[growa’gouto]. Lohr (PP): o 2. Gewandmühlkrafftfeld/ - mühlkraftfeld, Mühl
krafft matt [midkrafts'mat]. Marth (SW): 1739 dt. auff der krafft (GEB), 1739
dt. auf der krafft (LA Sp B 2/1033 fol 58), o Kraft oberm Weg [kreft ovnhalp
dm 've:j], In der Kraft [in do kreft]. Mittersheini (Fe): 1735 or. dt. des
grabens krafft (AD Mos E depot 473 1 G 1). Osterbrücken (SW): 1739 dt.
auff der krafft (LA Sp B 2/1033 fol 58).
(Vgl. Abb. 16)
B. Das Lemma Grät/Grächt f. ,Graben, Schlucht; (tiefer) Wasserriss in Gelän-
de' ist mit niederländisch Gracht f. ,Grube; Wassergraben' etymologisch
identisch, vgl. frühmnl. gracht m./f, seltener graft(e) und grecht(e) (VROEG-
MnlWb 2, 1747ff), mnl. graft, f., auch gracht f. ,Grube; Graben, Wassergra-
ben; Kanal; Stadtgraben' (MNLWB 2, 228), mnd. graft, gracht f. ,Grube; Gra-
ben, Wassergraben; Grenzgraben, Stadtgraben, Wallgraben', grafte f. gra-
ben, Kanal', grefte f. ,Graben', nnd. Graft, Gracht ,Graben', Gräfte f.
,Schutzgraben um ein Anwesen' (MndWb 2/1, 147; das Wort kommt im Mit-
telniederdeutschen vereinzelt als Neutrum mit der Bedeutung ,Grab, Begräb-
nisstätte' vor), mhd. (mnd.) graht f., mhd. graft f. ,Graben'110 (LEXER 1,
1065), ahd. graft f. (AhdWb 4, 400f.; EWA 4, 580), afries. greft, graft (west-
fries.) f. ,Graben' (AfriesHdWb 193), fries. greft, aengl. grceft f, anord.
gröptr »Begräbnis, Grube'. Das Wort stellt ein Verbalabstraktum mit dem
Fortsetzer des uridg. ^/-Suffixes zu graben dar (EWA 4, 580) - vgl. ahd.
graban st. V. ,graben‘, anord. grafa, afries. greva, grova, asächs. bi-graban,
aengl. grafan, got. graban (KLUGE 367; De Vries 1961, 184; EWN 2, 317f.).
Gracht ist als eine Lautvariante zu oberdeutsch Graft anzusehen, mit nieder-
deutsch-niederländischem und mittelfränkischem Wechsel von /ft/ zu /xt/
(KLUGE 367). Formen mit -e- sind durch den /-Umlaut entstanden, der durch
den Ausgang *-ti verursacht wird. Die Konsonantencluster /xt/ / /ft/ haben in
einem großen Teil des niederländischen und deutschen Sprachgebietes den /-
Umlaut verhindert (EWN 2, 317f.). Die Variante Grächt weist Umlaut des
Kurzvokals vor der Spirans in der den Umlaut bewirkenden Verbindung /xt/
auf. Grät zeigt moselfränkischen Ausfall des /x/ (geschrieben <ch)) und Er-
satzdehnung des Vokals.111
110 Vgl. WMU 1, 756, mit drei Belegen von Graft für den elsässischen Raum.
m Vgl. Bauer 1957,266.
114
Ältere Siedlungsnamen sind:
(1) Gracht, unbek., bei Veurne (B, Prov. Westflandern): 1128 Graf’ 1129
Fossa de Grat, 1131 Gratf 1187 Grath (Gysseung 419);112 113 114 115 116
(2) Gracht, unbek., bei Schelderode (?) (B, Prov. Ostflandern): 1189 Grat
(ebd.).
C. Der Lautwandel von /ft/ zu /xt/ ist charakteristisch für die niederländischen
Mundarten (außer den Küstenmundarten) und die niederländische Hochspra-
che sowie für die Mundarten des westlichen niederdeutschen Raumes und für
den mittelfränkischen Dialektraum.11' Generell kommt das Lemma Gracht in
den niederländischen und niederdeutschen Sprachgebieten vor, entlang der
germanisch-romanischen Sprachgrenze bis in den Saar-Mosel-Raum, wo es
als Appellativ und als flurnamenbildendes Wort zu finden ist.
Interessante Aufschlüsse über den Lautwandel von /ft/ (hier aus vordt. pt)
zu /xt/ ergibt die Lautgeographie unter Heranziehung der diachronischen und
diatopischen Ausbreitung der Formen."4 Nach SCHÜTZEICHEL 1955, 275 wäre
der Lautwandel aufgrund ältester schriftlicher Namenzeugnisse vor allem im
trierisch-luxemburgischen und Koblenzer Raum"2 „in einem westlichen
Grenzsaum gegen romanisches Gebiet“ entstanden,1"’ wobei Erstbelege be-
reits im 8. Jahrhundert aufitreten, vgl. den Ortsnamen Echternach < -ft- < Ep-
ternacum (8. Jahrhundert)." Der Lautwandel breitete sich dementsprechend
vom Westen in die nieder- und mittelfränkischen Gebiete aus,IK und erfasste
die niedersächsischen und schließlich auch die friesischen Mundarten. Die
SCHÜTZElCHELsche These stützt sich weiterhin auf die Annahme südnörd-
licher Sprachströmungen, durch welche die -cht- Formen dann seit dem ausge-
112 Vgl. auch Förstemann II, 1, 1088; ansonsten nennt er nur Belege mit -ft-.
113 Schützeichel 1955; MhdGr § E 39.
114 Über die Ursprünge dieses Lautwandels ist sich die Forschung nicht einig; Das Auf-
treten von /xt/ für /ft/ im Niederländischen hatte einst Ascoli dazu gebracht, ans
Keltische zu denken (Graziadio lsaia Ascoli: Sprachwissenschaftliche Briefe,
Leipzig 1887, 22f.). Theodor Frings in seiner Geschichte der deutschen Sprache
geht von einem „belgisch-keltischen“ Substrat aus (Theodor Frings: Grundlegung
einer Geschichte der deutschen Sprache, 2. Auflage, Halle a. d. Saale 1950, 40),
was sehr zweifelhaft scheint, da das Galloromanische den Lautwandel nicht kennt,
so Schützeichel 1955.
115 Vgl. dazu Buchmüller-Pfaff 1990, 183 und 650ff.
116 Frings 1961, 387 denkt eher an einen zentralen Vorgang „im nordwestlichen
Westgermanisch, auf der Mitte zwischen niederländischer Küste und Weser“.
11 Buchmüller-Pfaff 1990, 183 und650ff.
1 ls Diese Erscheinung würde also vom Fränkischen ausgehen: die politische Macht und
die territoriale Expansion der Franken würden die außersprachlichen Grundlagen
für die charakteristische Ausbreitung dieses Phänomens bilden.
115
henden Mittelalter entlang des Rheins nach Norden zurückgedrängt wurden.
ln den Niederlanden wird der Lautwandel nicht in allen Gegenden durchge-
führt: Die Mundarten der Küstenlandschaft bewahren /ft/.1 19
Die heutigen Mundarten des gesamten friesischen Raumes kennen den
Lautwandel, wobei hier die ostfriesischen Mundarten ein Nebeneinander von
-ft- und -c/?/-Formen zeigen.1"11 Auch die schleswig-holsteinische Sprachland-
schaft,1"1 das niedersächsische Gebiet und die hamburgische Gegend (s. u.)
kennen sowohl Formen mit -cht- als auch mit -ft-.
Im HambWb 2, 394 ist Gracht, Graft f. .breiter Graben, Kanal4 mit appel-
lativischem Gebrauch und Hinweisen auf Flurnamen belegt. Für das 16. und
17. Jahrhundert meldet das Wörterbuch nur Formen mit//. Das SchleswHWb
2, 462f. verweist auf Gracht f. ,der breite Graben um den Marschhof mit den
Varianten Graft und Grajf. Das NsäCHSWb 5, 660f. weist Graft, Gracht f.
.Graben4 auf, ohne Hinweise auf Flurnamen. Ferner sind Graft, Gräft f. .Gra-
ben oder Ausgraben von Würmern zum Fischgang4 und Graft n. ,Grab, Grab-
stelle4 aufgefuhrt. Das Westfälische kennt Gracht f. .kleiner Graben4, Jede
grabenartige Vertiefung, sogar eine Holzrinne4 (WOESTE 83). Ostfriesisch ist
Gracht f. .Graben' neben Graft f. ,Grab; Graben oder Ausgraben z. B. von
Würmern zum Fischgang4 belegt (TEN Doornkaat KOOLMAN 1, 672).
In den rheinischen Mundarten ist der Lautwandel /ft/ > /xt/ allgemein einge-
treten. Charakteristisch für das Moselfränkische ist außerdem Ausfall des /x/
und Ersatzdehnung des Vokals (RheinWb 2, 1337f.)- Die Bedeutung .Was-
sergraben; der Graben zu beiden Seiten der Landstrasse, alter Dorfgraben;
kleiner Graben zwischen Wiesen, mit Wasser gefüllt; vom Regen ausgehöhlte
Rinne4 ist appellativisch durchweg belegt. In Flurnamen kommt Gracht f.
(mda. auch Groicht) .Wassergraben, Straßenrinne, Bach im Dorf, Berg-
schlucht4 im Moselfränkischen, im Norden (linksrhein.) des ripuarischen Dia-
lektraums und im Süden (linksrhein.) des niederfränkischen Gebiets vor, vgl.
z. B. den historischen Flurnamen 1554 Scherfgens Gracht (Bergheim, Rhein-
Erft-Kreis). Die Lautvariante Grat ist in historischen Flurnamen des Rhein-
fränkischen und des Moselfränkischen - Saarbrücken, Saarlouis, Merzig,
Saarburg - belegt,114 * * * * * * 121 122 vgl. auch die Abschnitte A und D. Das Luxemburgische
114 Vgl. Hermann Jellinghaus: Die niederländischen Volksmundarten. Nach den Auf-
zeichnungen der Niederländer. Norden/Leipzig 1892, 102f. Vgl. auch Moermann
1956, 75f., Schönfeld 1950, 67, 141, 161 und 166. Zum Lautwandel vgl. MndGr
§ 296. Eine Übersicht über den Lautwandel am Mittelrhein bietet Schützeichel
1955.
120 Vgl. Gildemacher 1993, 265-270; vgl. den Ortsnamen Graft (Nordholland), 12.
Jh. kop. ca. 1420: in Greft tres uncias (Künzel/Blok/Verhoeff 153).
121 Zu Flurnamen vgl. Clausen 1988, 43.
I2‘ Vgl. Dittmaier 90ff. und Karte 18; die Karte ist als Abb. 17 hier nochmals abge-
druckt.
kennt Griecht, Gruecht f. ,kleiner Graben (häufig als Grenze); Hohlweg,
Pfad4. Letztere Bedeutung kommt besonders in Flurnamen häufig vor
(LüxWb 12, 80). DrLOTHR Wb 214 nennt für das Lothringische G rät f.
,Scheitel des Kopfhaares1 und ,Rinne im Boden, Querfurche im Acker, die zur
Entwässerung dient1, mit moselfränkischem Ausfall des ch und Ersatz-
dehnung des Stammvokals. Für die Saarbrücker Mundart verzeichnet SCHÖN
87 Grät f. ,Schlucht4 (westlich der Theel, siehe weiter unten). Im Département
Bas-Rhin ist nur in den lothringisch sprechenden Gebieten westlich der Voge-
sen Grat f. , Rinne im Boden, Querfurche im Acker, die zur Entwässerung
dient4 nachweisbar (mit Ausfall des ch), ohne Hinweise auf Flurnamen
(ElsWb I, 284). HistWbEls 152 meldet dagegen Graft f. ,Graben, meist als
Bann, oder Gütergrenze4 sowohl als Appellativ als auch in Flurnamen, mit äl-
teren Belegen aus dem unterelsässischen Raum.1"' Auch kennt Buck 1931, 88
für das Oberdeutsche die Variante Graft f. ,Graben4 in Flurnamen.
D. Der Lautwandel /ft/ zu /xt/, der früher einmal nur bis nach Luxemburg und
Lothringen reichte, kommt auch in Flurnamen und Appellativen des Saar-
Mosel-Raums vor. Dieser Lautwandel reichte anscheinend zunächst nur bis
ins mittlere Saarland (vgl. Artikel achter, RheinWb 1, 39-43), lässt sich aber
heute bis in den Saarbrücker Raum hinein belegen (BAUER 1957, 267f. und
Kartenbeilage 4; SCHORR 2000, 45 und Anm. 73 sowie Karte 13), wie am
Beispiel des Flurnamens Gracht, Gracht, Grät deutlich wird. Das Wort zeigt
im Untersuchungsraum den für das Moselfränkische charakteristischen Aus-
fall des /x/ vor t (vgl. den /x/-Schwund im Wort Nacht, mda. naaff~4 sowie
Ersatzdehnung des Vokals. Die Variante Grächt weist Umlaut des Kurzvokals
vor der Spirans in der den Umlaut bewirkenden Verbindung /xt/ auf.12:1
Gracht, Grächt ist im Saar-Mosel-Raum nur in historischen Quellen belegt
(sprachliche Oberschicht?), während sowohl amtlich als auch mundartlich da-
für [gre:t] erscheint, vgl. z. B. in Britten (Merzig-Wadem): 1535 dt. die
grächt, amtl. Auf der Gräd [eun du “greit]. Hist. Gracht!Grächt und mda.
[gre:t] kommt in dem Gebiet an der unteren Saar sehr häufig vor, in einem
Gebiet also, das Anschluss nach Norden zeigt (Christmann 1938, 26f;
Bauer 1957, 267f. und Karte 4). Historische Gracht- und Grat7?/-Flumamen-
belege gehen im Untersuchungsraum bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Die mundartliche Variante [gri:ot] mit weiterentwickeltem Vokalismus ist
im moselfränkischen Gebiet belegt: Dies ist mit dem lexikographischen Be-
fund aus dem luxemburgischen Dialektwörterbuch zu vergleichen: Das Lu-
xemburgische kennt Griecht, Gruecht f. ,Kleiner Graben (häufig als Grenze);
Hohlweg, Pfad4 (vor allem in Flurnamen, LuxWb 2, 80). Mda. Greif, mit 123 * 125
123 Terra dicta Wolfkrefte (1157, Neuweiler); Uf die graft (14. Jh., Enzheim).
'"4 Siehe dazu auch Kapitel 6.1.2.
125 Vgl. Bauer 1957,266.
117
Dehnungs-/, ist ebenfalls im moselfränkischen Teil des Untersuchungsgebiets
nachgewiesen: Die entsprechende amtliche Form ist meistens Greth.
Eine auffällige Verbreitung im Untersuchungsraum hat die Variante Graf. Im
sogenannten Krummen Eisass und im rheinfränkischen Lothringen ist in Flur-
namen (mit historischen Belegen) die Variante Grat belegt; dies korrespondiert
mit dem appellativischen Beleg aus dem ElsWb 1, 284, wo Grat f. ,Rinne im
Boden, Querfurche im Acker, die zur Entwässerung dient1 in den lothringisch
sprechenden Gebieten westlich der Vogesen vorkommt. Flistorische Belege sind
bereits im 15. Jahrhundert nachweisbar, vgl. Helstroff: 15. Jh. E. kop. 16. Jh. dt.
vff die grafte. Vielleicht gehören die Belege in Nalbach: 18. Jh. dt. zwischen den
graten, Niedaltdorf: 1488 kop. 16. Jh. dt. vff rumlinger graften relikthaft als er-
löse Form von nicht umgelautetem Gracht auch dazu.
Hist. Gradt, aber amtl./mda. Gret/Grät ist im moselfränkischen Merzig-
Wadern und im rheinfränkischen Arr. Boulay-Moselle / Bolchen belegt.
Ferner ist die mda. Variante greint (amtl. Gret/Grat) zu verzeichnen: Sie
taucht im Untersuchungsraum in den moselfränkischen Landkreisen Merzig-
Wadern und Saarlouis (auch mit stimmloser Anlautokklusive -k) auf, vgl.
z. B.: Bietzen: amtl. Auf die Weihersgräth [of di: 'vamjgremt], Düppenweiler:
amtl. Vogelgrat ['fmolsgremt], Fremersdorf: amtl. Auf Hasenbruchgräth [of du
homzo'pruxs kremt].
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Lemma im Untersuchungs-
raum überwiegend in Flurnamen des nördlichen Saarlandes belegt ist vor-
wiegend mit dem charakteristischen moselfränkischen Ausfall des ch und Er-
satzdehnung des Vokals. Es lässt sich außerdem erkennen, dass die Flurnamen
von Westen nach Osten immer seltener werden. In Lothringen kommen sie bis
Nied und Rossel vor; ein (spärliches) Vorkommen der Belege - auch in histo-
rischen Zeugnissen - in Reliktlage an der oberen Saar lässt wohl erkennen,
dass dieses Wort einst bis an den Westrand der Vogesen verbreitet war.1 Das
Wort ist eindeutig in nördliche Zusammenhänge einzuordnen.
Ferner ist die Lautvariante Graft zu bewerten: Sie ist im Untersuchungs-
raum relikthaft belegt, und zwar an der oberen Saar und im Krummen Eisass
mit Ausläufern im nördlichen Teil des Untersuchungsraums. Es handelt sich
dabei um den Reflex der oberdeutschen Form Graft f. ,Graben1, die in histori-
schen Flurnamen im Eisass (HistWbEls 152) und - in anderer Form - im
Oberdeutschen nachzuweisen ist (Buck 1931, 88, mit aus dem 8. Jahrhundert
stammenden Belegen, jedoch mit der Ablautform Grift). Die Pfalz kennt die
Ablautform Gruft, die nach Christmann 1938, 26f. für Schiersfeld bei
Obermoschel in der Nordpfalz für 1482 jnn der krofften, 1606 jnn der Grufft
und 1619 Krufft urkundlich belegt ist (zum Appellativ vgl. PfäLZWb 3, 465). 126
126 Vgl. dazu Schorr 2000, 45. Zu den saarländischen Belegen vgl. auch Christmann
1938, 26f. Über die Flurnamen im Saarbrücker Raum vgl. Bauer 1957, 267f. und
Karte 4.
KLUGE/GÖTZE 1951,284 verzeichnet für eine Flur der Gemarkung Lipsheim
im Eisass aus dem Jahre 1268 einen Flurnamen üf die gruft. Die Formen Grift
und Gruft sind jedoch als eigene Wortbildungen strikt von Graft zu trennen.
Gelegentlich ist Graben, mda. Graven belegt: In Haute-Vigneulles / Ober-
fillen: amtl. Auf friessen gredt [of do 'frkzoyraivon], wobei amtl. Gret ent-
spricht, und in Laumesfeld. Es handelt sich hierbei um eine semantisch ge-
steuerte Ersetzung des veralteten Worts in der Mundart.
Das Lemma ist stets feminin und kommt entweder als Simplex oder als
Grundwort vor; ein Diminutiv ist gelegentlich belegt, vgl. in Rissenthal: 1721
or. dt. beym haassen grädtgen rodtlandt.
Die Semantik des Wortes bereitet keine Schwierigkeiten: Die Hauptbe-
deutung kann man als , Wassergraben, Kanal; Wasserriss im Gelände1 be-
schreiben, wobei die Bedeutung ,Kanal, Kanalstrasse‘ eher den niederlän-
dischen Verhältnissen zuzuordnen ist (vgl. dazu DWB 5, 1648).
(M. V.)
119
Nr. 13
Hamm m. , Flussufer; Bucht im Flusse, äußerer bzw. größe-
rer Bogen einer Flusskrümmung*’
A. Albestroff (Al): 1742 or. frz. le ham (AD Mos G 45), o Au ham a droite
du c hem in d'Imming. Aspach (Lq): o A la corvee hambourg, A la tete de
I'etang hambourg. Aussen (Schmelz) (Sl): 1559 or. dt. hamborrger floss /
hamborner floss (LA Sb A Schloß Münchweiler, 258). Basse-Ham /
Niederham (Mv): o Basse ham, Dite de haute-ham (s) ['o:vnham], Haute
ham, Dite de basse-ham (s), Pres de la cense de haute ham. Berg-sur-Moselle
(Ca): 1562 kop. 17. Jh. dt. vber ham / vjf denn hamm / langst dem ham (AD
Mos 1 E 169), 1616 or. frz. über ham (AD Mos 1 E 171), o Uber ham [ivb
'ha:m], Uber ham ['ham]. Bergen (MW): 1484 or. dt. im hamme (LHA Ko 54,
1231). Bettange (Bo): 1697 or. dt. uff hamm (AD Mos 4 E 40), 1762 or. dt.
auff hamm (AD Mos E depot 73 1 G 1). Beyren-Ies-Sierck (Ca): 1630 kop.
1652 dt. langes im hamberg / im hamberg (AD Mos H 3615 fol 17r-22v 33r-
40r), 1729 or. frz. dans hamberg (AD Mos H 3616-7), o Hamper berge
['ha:mpBtsbi:Bg], Sous hamperberg [enon am 'hampotsbLng]. Biringen (Sl):
1708 or. dt. hammfeit (LHA Ko 143/434, 175). Bischmisheim (SB): 1686 or.
dt. im hamm (GEB), 1761 or. dt. in der hamm (GEB), o In der Hamm [in de
ham], Blanche-Eglise / Weißkirchen (Di): o Ham sur mestien. Blies-
Ebersing (Sg): 1692 or. dt. uffm obersten ham / auff dem undtersten kämm
(AD Mos 4 E 53), 1743 or. frz. auberstenhamme / duderstenhamme l
duterstenhamme / dunderstenhamme (AD Mos 4 E 55), o Oberste ham
[obefto 'häm], Unterste ham [unejto 'ham], Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg):
1500 or. dt. der ham (LA Sb von der Leyen 7003), o Hameck [am'ek],
Braunshausen (SW): o Oben im Hamm [im "ham], Unten im Hamm ['ono im
ham]. Crehange / Kriechingen (Fa): 1604/05 or. dt. im hamm / im hamme /
vor dem schlimmen hamm (AD Mos 10 F 380), 1663 or. frz. au harne (AD
Mos 10 F 379), 1688 or. dt. im ham / auf den ham (AD Mos 10 F 380), 1754
or. dt. im grosen hamm / im kleinen hamm / im hamm (AD Mos 10 F 379), o
Hane [hök], Elvange (Fa): 1697 or. frz. derrier le ham / ham (AD Mos 4 E
138), o Langst ham [leqs 'hom], Ham bei der gross mecherei [hom bi: do yros
mejVrei], Ham [hom], Edlingen, dorff plinterath, ham und bratfeld (s)
['e:dohi] / du:t?f / plen'tra:t / hom / 'bro:tfelt], Im ham [am hom], Ennery (Vy):
1823 or. frz. la grande piece de ham / en ham pres / dans le fand de ham / au
milieu du canton de ham / au milieu de ham / en ham (AD Mos E depot 196 1
G 1), o Grand piece de ham, Ham sur l'avenue, Pointes de ham, Milieu du
fand de ham, Milieu de ham, En ham. Ensdorf (Sl): 1741 frz. an dem wege
ham / im ham (GEB). Eppelborn (Ot): o Auf dem Hamm. Epping (Vo): o
Hambach [ho:mbax], Hambach berg [ho:mbaxn 'beng], Erbach-Reiskirchen
(Hb): 14.-15. Jh. or. dt. yff dem hamme (HSA Mü Kasten blau 390/4 I).
120
Faulquemont / Falkenberg (Fa): 1446 or. dt. yn ham (AD MM B 690 Nr.
103), 1594 kop. 1618 dt. im ham (AD Mos 4 F 17), 1604/05 or. dt. im hamm /
im hamme (AD Mos 10 F 380), 1615 or. frz. la porte du ham (AD Mos 4 F 5),
1725 or. frz. ham (AD Mos 4 E 158), о Petit ham [klain 'ham], Ham [ham],
Filstroff (Bv): 1692 or. frz. ham men / hamen (AD Mos 4 E 162), о Hemen
viss [herna 'vis]. Fouligny (Fa): о Ham et partie du village [ham], Hamm
[ham], Freisen (SW): 1630 kop. dt. hamen (JUNG Gerichtsbuch Freisen), о
Hammensehr [hama'zem], Hammenlangteilung [hama laq dæ:lui)], Auf
Hammen [of 'hama], Auf Hammen Zu der Galgenlangteilung [of 'hama tsut?
galgalap'tædug], Anderseit Hammensehr [annzaits hama'zem]. Gomelange
(Во): о Sur ham [of “ham], Guéblange-lès-Dieuze (Di): о Le ham.
Habkirchen (SI): 1588 kop. dt. im ham (LA Sp Grâfinthaler KPB), о Am
Hamm, hintere Ahnung [di 'hinnjt 'o:mp im ham], Ober dem Hamm ['ovmn
ham], Am Hamm [im ham], Grasstücke aufm Hamm ['kraasjdiktî om ham], Am
Hamm, vordere Ahnung [di 'fadpft 'a:mp im ham]. Heiligenwald (Ot): о
Hammerich [da 'ha: mari J]. Kédange-sur-Canner (Mv): о Elzeger ham.
Kerprich (Hemmersdorf) (SI): 1666 or. frz. auff ham (GEB), 1707 or. frz.
au ff ham (LA Sb A Hzgt Lothr, 49), 1748/75 or. frz. sur ham (LA Sb A Hzgt
Lothr, 190), 1748/75 or. frz. auf ham (LA Sb A Flzgt Lothr, 192), о Auf
Hamm [of ham]. Keskastel (SU): о Hamm [ham], Honau et hamm (s).
Landange (Lq): о Bois hambourg, Tournent du chemin de hambourg, Sur la
fontaine hambourg, Quoile hambourg. Languimberg (Re): 1723 or. frz, en
hambourg (AD Mos G 92). Le-Val-de-Guéblange (Sa): 1701 or. frz. le ham
des bruieres / le ham de lallouette (AD Mos G 105). Mailing (Si): 1631 or. dt.
vff den ham / vffm ham (AD Mos 3 E 7310), 1674 or. dt. langst den hamm
(AD Mos 3 E 7324), о Ham [ham], Mettlach (MW): 1436 kop. 1445 dt. den
hamme (FLORANGE Sierk, 203), о Oberm Hamm ['ivnm ham], Aufm Hamm
[ham], Metzing (Fb): 1687 or. dt. die hamberger wiss / am hamberg /
hinderem hamberg / auff hinderem hamberg (AD Mos 4 E 373), о Hamberg
['hambenç]. Niederstinzel (Fe): 1720 or. frz. auf dem hambüchel (AD MM B
1 1768/1769, 75), 1720 or. frz. auf dem hambüchel (AD MM B 1 1768/1769,
239), 1720 or. frz. an dem hambüchel (AD MM B 1 1768/69, 269), 1720 or.
frz. auff dem hambuckel (AD MM B 11768/69, 310), 1720 or. frz. auff dem
hambüchel (AD MM B 11768/69, 357), 1720 or. frz. auff dem hambüchel
(AD MM B 11768/69, 481), 1720 or. frz. auff dem hambuckel (AD MM B
11768/69, 521), 1720 or. frz. auff dem hambüchel (AD MM B 11768/69, 535),
1720 or. frz. hauffdem hambüchel (AD MM B 1 1768/69, 837), о Auf dem
hambuhel [s hem'bhçal]. Nonnweiler (SW): о Im Hamm Hinter dem Pfaffen-
bruch [im “ham], Im Hamm hinterm Pfaffenbruch [em “ham], Im Hamm aufm
Busserweg [W dt? 'busajtra:s]. Obergailbach (Vo): 1758 or. hamberg (AD
Mos Cartes et plans Nr. 986-988). Orscholz (MW): 1433 or. dt. mit den
hammen (LHA Ko 54, 1106a), 1435 or. dt. den hamme (LHA Ko 54, 1112),
121
1486/87 or. dt. hamme (LHA Ko 54, 1233). Otzenhausen (SW): o Im Hamm
aufs Ellerbruch [im "harn]. Im Hamm auf Hammerwiesen [di: enufta ham], Im
Hamm auf Hammerwiesen [an do 'hamn'vizo]. Im Hamm mittelste Gewann
[ham 'medoljdo go'van], Im Hamm ober Dreispitz [da 'enuj'to ham], Im Hamm
aufs Pfaffenbruch, Im Hammereck an der Braunshauser Grenze, Im kleinen
Hamm [da "klasrna "ham], Petit-Tenquin / Klein-Tännchen (Gt): 1790 or.
frz. sur le ham des bruyeres (AD Mos E depot 541 1 G 1). Pontpierre / Stein-
biedersdorf (Fa): 1667 kop. 1683 dt. in hammen oben der waschen / harnen
(AD Mos E depot 553 DD 2). Remilly / Remelach (Pa): o Au sentier de ham.
Rilchingen-Hanweiler (SB): o Auf dem untersten Hamm ['undejda ham], Auf
dem mittelsten Hamm ['midljda ham], Auf dem obersten Hamm. Rurange-les-
Thionville (Mv): 1632 or. frz. vignobles de ham (AD Mos H 1853). Sarralbe /
Saaralben (Sa): 1739/41 dt. hamm (TüUBA Saaralben I, 135f.), o Hamm
['hom], Sentzich (Ca): o Uber-ham. Waldweistroff (Si): 1694 or. frz. (ham)
am hör garten de dessus le moullin (AD Mos 4 E 596). Wemmetsweiler (Ot):
o Hamrich ['ha:mrij], Hammer ich.
(Vgl. Abb. 18)
B. Die Etymologie des dialektal verbreiteten Wortes Hamm ist nicht endgültig
geklärt. Nach Scheuermann 1969, 100 ist Hamm ein ursprüngliches
Zaunwort. DlTTMAIER 100 lehnt eine Herleitung des Wortes Hamm m. ,Fluss-
krümmung1 aus ahd. hamma f. ,Kniekehle, Hinterschenkel“ (EWA 4, 798-
800) ab. ln Anlehnung an Henning Kaufmann12 denkt er an Urverwandt-
schaft mit Hafen, in der Bedeutung ,Krümmung1 und geht von einem germa-
nischen Stamm *hamna- < urgerm. *yabna- aus, der auch nd. Haven Mee-
resbucht1 zugrunde liegen dürfte. STROH 1936, 13 geht von der Grundbedeu-
tung ,Winkel1, dann ,winkelförmiges Gelände an Flüssen4 aus (vgl. auch
Förstemann 1, 1215; Jellinghaus 75), und bringt es gerade in Verbindung
mit ahd. hamma ,Kniekehle, Hinterschenkel4. Mnd. ham und afries. hem st. m.
,ein durch Gräben eingefriedetes Grundstück4 dagegen wären nach
FÖRSTEMANN 1, 1215 aufgrund anderer Etymologie separat zu betrachten.
Laur 1992, 305, der den schleswig-holsteinischen Ortsnamen eine eingehen-
de Studie gewidmet hat, geht von einer Wurzel und einem Stamm aus, der et-
was Gekrümmtes bezeichnet, und vergleicht den schleswig-holsteinischen
Ortsnamen Hamme mit asächs. hamm m. (HOLTHAUSEN 1954, 30), afries.
hämm m. ,eingefriedetes Land4, hamme f. ,eingehegter Raum4 (HOLTHAUSEN
1925, 39),'~s mnd. ham, hamme, nnd. Hamm, Hamme ,Winkel, Bucht, Wiese4, * 128
l~ Henning Kaufmann: Westdeutsche Ortsnamen mit unterscheidenden Zusätzen. Mit
Einschluß der Ortsnamen des westlich angrenzenden germanischen Sprachgebietes,
Heidelberg 1958, 125f.
128 Das Wort, noch jetzt in Friesland überall üblich, erscheint vielfach in Ortsnamen
(Lerchner 1965, 95).
122
nordfries. Hamm, Haam ,ein Landkomplex mit mehr oder weniger natürlicher
Begrenzung, welcher der Gemeinde zu bestimmten Zwecken diente‘ in der
ursprünglichen Bedeutung ,Land in einer Flussbiegung4, dann ,Landzunge,
Flusswiese, umgrenztes Stück Acker, Weide4, aber auch ,Waldgebiet4 und
dann sekundär Befestigung4. In Schleswig-Holstein kommt auch die umge-
lautete Nebenform Hemme vor. Wahrscheinlich liegt LERCHNER 1965, 95ff.
richtig, wenn er die von IEW 555 vorgeschlagene Trennung von hamm ,ein-
gefriedetes Land4 (vgl. das Verb hemmen .hindern4 zur gut belegten idg. Wur-
zel *kem- ,zusammendrücken, pressen, hindern4, mit Ablaut *komo- Einge-
engtes4, wobei diese Bedeutung nur germanisch, d. h. im Friesischen und z. T.
im Niederdeutschen, begegnet) und ahd. hamma ,Hinterschenkel, Kniekehle4,
aengl. hamm, zu *kondmo- ,Schienbein, Knochen4 (IEW 613f.), für nicht
gerechtfertig hält. Beide Wörter dürften etymologisch zusammengehören und
differenzieren sich in der Semantik und in der räumlichen Verbreitung: Es
wird germ. *hamma- ,eingehegtes Land4 angesetzt, während die umgelauteten
Formen in der gleichen Bedeutung auf germ. *hamja- oder *hamjö- zurückzu-
führen sind; währenddessen bildet germ. *hammö- .Hinterschenkel4 die
Grundlage der oberdeutschen Form, bei gleicher Grundbedeutung der Wurzel
mit abweichender Stammbildung und völlig verschiedener semantischer Ent-
wicklung.
Hamm m. ,Flusskrümmung4 ist in der Germania und in der Romania bereits
in älteren Siedlungsnamen belegt, vgl.:
(1) Hamm am Rhein (Lkr. Alzey-Worms): 782 in Hammo, 789 in Hamme
(Glöckner 1963, Nr. 1860,1452; ShessWb 3, 74);
(2) Hamma, unbek., an der Maasbeek (B, Prov. Westflandern, Arr. Brüg-
ge): 888 kop. 961 in loco nuncupante Hamma super fluv io Marsbeke
(Gysseling 444);
(3) tHam bei Burstede (NL, Prov. Utrecht): 918/48 inter Holanuuehg et
Fengrimahuson Ham (Künzel/Blok/Verhoeff 163);
(4) Hamm (Eifelkreis Bitburg-Prüm): 1052 Ham (GYSSELING 444);
(5) Han-sur-Meuse (F, Meuse, con Saint-Mihiel): 1105 kop. apud Haum
[< *Hamm], 1195 or. Hamum supram Mosam;m
(6) Hamm an der Sieg (Lkr. Altenkirchen): 1131 Hamm (GYSSELING 444);
(7) Hamm, Stadt Luxemburg (L, Kt. Luxemburg): 1140 Ham (ebd.);
(8) Hamme, Stadt Bochum: 1150 Hemme (Jellingfiaus 75);
(9) Ham-sous-Varsberg (F, Moselle, con Boulay-Moselle / Bolchen): 1181
Hamps (HAUBR1CHS 1992, 656), 1231 Harns (ebd.), 1279 or. lat. jo-
hanes ... dictus de ham (AD Mos H 1727), 1283 or. frz. la court de
Hamp (AD MM B 566 Nr. 10), 1283 kop. 1485-1540 dt. ham / gegen
han by Warsperg (AD Mos 10 F 3 fol 38v u. 39), 1284 frz. ham unter 129
129 Haubrichs 1992, 656: „Der Ort liegt in einer Flußschlinge der Maas. Das ist cha-
rakteristisch für zahlreiche westdeutsche * hamma-Orte.“
123
Warsberg (JUNGK Saarbrücken, 183 Nr. 620), ca. 1300 or. frz. ert lai
ville de harn (WAMPACH Territorien 6, Nr. 813), 1303 or. frz. en la
ville de ham (AN Lux A 52 Nr. 227), 1321 or. frz. de hanp desous
Warnesperch (AD MM B 566 Nr. 46);
(10) Hamm (Kreisfreie Stadt, Westfalen): 1188 juxta Hammonem, 1413 ton
Hamme (JELLINGHAUS 75);
(11) Han-sur-Nied (F, Moselle, con Faulquemont / Falkenberg): 1239 Hans;
(12) Basse-Ham / Niederham (F, Moselle, con Metzervisse): 1263 kop. 1292
lat. thielemannus de ham (BN Pa ms lat 10024 fol 52r), 1380 dt. ham
(WERVEKE Betzdorf, Nr. 50), 1384 or. dt. ham (MÖTSCH Sponheim II,
Nr. 2088), 1411 or. frz. hames (HERRMANN Saarwerden Nr. 800), 1412
or. frz. hames pres thionville (Herrmann Saarwerden Nr. 807), 1413
or. frz. hammes (Herrmann Saarwerden Nr. 821), 1421 or. a gars et a
ham de laparoche de huzenge (AD Mos G 1612-2), 1469 kop. 15. Jh.
dt. nydderham / obererham (AD Mos G 8 fol 72v), 1470 or. dt. harne
bij diedenhof (WERWEKE Betzdorf Nr. 188), 1473 or. frz. les deux
villes de ham (DFDL, 26);
(13) tHamm, Gde. Mettlach (Lkr. Merzig-Wadern): 1329 Hammes, 1498 zu
Hamme (Haubrichs 1992, 656);
(14) Hamm an der Saar (Lkr. Trier-Saarburg): 1458 Ham (ebd.).
N1. Hamm m. ,eingehegtes Land4 bildet zahlreiche Ortsnamen (MnlWb 3,
63f.; EWN 2, 374f.), die vor allem „in de Saksische en Friesche streken“ Vor-
kommen,1'0 jedoch reichen Ortsnamenbelege über Flandern bis nach Nord-
frankreich (Gröhler 2, 1933, 275). Die Ortsnamenbelege im romanischen
Sprachgebiet weisen eher die Bedeutung ,Flusskrümmung4 auf: Viele ham-
Orte finden sich tatsächlich im Flussgebiet der windungsreichen ardennischen
Semois (Petri 1, 1937, 614ff.).
Hamm mit der Nebenform Hemm ,eingefriedetes Grundstück; eine feuchte
Wiese4 ist in England sowohl appellativisch als auch in Ortsnamen verbreitet.
Die Ortsnamen sind im Südwesten des Landes verbreitet und nach Gelling
1960, 140-162 jütischer oder sächsischer Herkunft.
In Dänemark und im ursprünglichen dänischen Sprachgebiet in Ost- und Mittel-
schleswig sind sie bis auf Einflüsse von Nordfriesland her nicht verbreitet. Das
Wort scheint bei den Sachsen bereits zur Zeit der angelsächsischen Landnahme
als Appellativ und wohl auch als Naturbezeichnung, die als Orts- und Flurnamen
Verwendung finden konnte, verbreitet gewesen zu sein, auch wenn nicht alle
hamm-Namen in England auf die angelsächsische Landnahme und die in Nord-
westdeutschland in die Völkerwanderungszeit zurückgehen.111 * 124
130 Ham (Ostflandem, nun nur noch ein Straßenname in Gent): 694 kop. 941 Hamma
(EWN 2, 374; Gysseling 441).
1,1 Wolfgang Laur: Ortsnamen in England und in den festländischen Stammlanden der
124
C. Das Wort hat je nach Mundart unterschiedliche Bedeutungen: ,eingehegtes
Land1 in weiten nordwestlichen Bereichen, d. h. in den Niederlanden (nach
DWB 10, 308 ist Hamm m. ,eingehegtes Land4, „ein vorzüglich nieder-
sächsisches und friesisches Wort44), vgl. mnl. ham, hem m./f. ,eingefriedetes
Land4 (MnlWb 3, 63f.);’~ am Niederrhein, im Rheinland, sowie im übrigen
niederdeutschen Sprachgebiet, vgl. asächs. hamm m. (HOLTHAUSEN 1954,30),
mnd. ham, hamme, nnd. Hamm, Hamme ,Winkel, Bucht, Wiese4, in Mittel-
deutschland und darüber hinaus im englischen und friesischen Gebiet (aengl.
ham, ham(m), hom(m) st. m. .Weideland; Wiesenland; eingefriedetes Land4;
OED 6, 1053), vgl. afries. ham, hemm (ostfries.), him (westfries.) m. ,durch
Graben (und Deich) eingefriedetes Marschland, Weide; eingehegter Kampf-
platz, Ring (beim gerichtlichen Zweikampf)4 (AfriesHdWb 210), nordfries.
Hamm, Haam,132 133 134
Im Rheinischen bzw. im Westmitteldeutschen bedeutet das Wort auch
,Flussufer; Bucht im Flusse, äußerer bzw. größerer Bogen einer Fluss-
krümmung4 (vgl. auch mnl. hamme, ham f. .Bucht im Wasser4 [MnlHdWb
236], mnd. ham, hamme, nnd. Hamm, Hamme .Winkel, Bucht, Wiese4) sowie
.Abhang, Böschung am Strassengraben4 (an der Mosel).
Das Oberdeutsche zeigt mit Hamm f. .Hinterschenkel4 eine völlig verschie-
dene semantische Entwicklung. Althochdeutsch ist hamm, hamma f. Knie-
kehle4 (AhdWb 4, 667f.) belegt, vgl. mhd. hamme st. sw. f. ,Hinterschenkel;
das sich biegende Glied4 (Lexer 1, 1164); inwiefern das Wort zu ahd. hamm,
hamma f., mhd. hamme st. sw. f. zu stellen ist, dazu vgl. oben Abschnitt B.
Vgl. aber auch die parallele Bedeutungsentwicklung im englischen und nie-
derländischen Sprachraum: aengl. ham(m), hom(m) st. m. .Kniebeugung; Hin-
terschenkel4, so wie mnl. hamme, ham f. ,Kniebeugung; Schenkel4 (MnlHd-
Wb 236).
Die semantische Komplexität des Wortes ergibt sich auch aus der Auswer-
tung der einschlägigen rezenten Dialektwörterbücher und Flurnamenarbeiten:
Das PfäLzWb 3,617 meldet (im appellativischen Gebrauch) Hamm, Hammen
m. .grasiger Abhang4 und .Flussufer4, ohne Hinweise auf Flurnamen. Zink
1923, 147 meldet für die Pfalz mehrere mit -hamm gebildete Flurnamen in der
möglichen Bedeutung .Flussbiegung4, z. B. 1210 in hammen (Langenlosheim
a. d. Nahe), 1401 ein auxve gelegen in dem Ryne gein Ascheymer hamme über.
Angelsachsen, in: Rudolf SCHÜTZEICHEL/Matthias Zender (Hgg.): Namenfor-
schung. Festschrift für Adolf Bach zum 75. Geburtstag am 31. Januar 1965, Heidel-
berg 1965, 300-312, hier 308f.
132 Mnl. hem m. ,ein durch Gräben eingeffiedetes Stück Land1 ist als Appellativ zuerst
in einer nordholländischen lateinischen Urkunde von 1182-1206 belegt (Lerchner
1965,96).
133 Eine Nebenform mit Umlaut.
134 Vgl. Lerchner 1965,95.
125
Das RheinWb 3, 176 belegt das Maskulinum Hamm mit den folgenden Be-
deutungen: ,inselartiges eingeschlossenes Terrain; durch Uferbefestigung ge-
schütztes Terrain; Bucht im Flusse, äußerer größerer Bogen einer Flusskrüm-
mung; .Bergabhang mit Weinbergen (an der Mosel)4. Das appellativisch nicht
mehr übliche Wort bedeutet im Südniederfränkischen und Kleverländischen
.inselartiges eingeschlossenes Terrain; Bucht in Flüssen4. Mit Hamm gebilde-
te Ortsnamen sind auch im Rheinland seit alter Zeit bezeugt, vgl. Hamm an
der Prüm 1052 Ham, Hamm an der Sieg 1131 Hamme (GYSSELING 444). His-
torische Flurnamen für das Rheinland nennt DlTTMAlER 100, vgl. z. B. 1216
in Hamm (Moselweiß, Stadt Koblenz), 1323 in hammone (Worringen, Stadt
Köln). An der Mosel ist der Flurname Hamm (bei Zell an der Mosel) ca. 1200
als habitantes circa rivum moselle quod Ham dicitur belegt (Jungandreas
1962, 484), an Obermosel und unterer Saar bezeichnet Hamm m. das .Binnen-
land einer Flußschleife4 (CONRATH 91).
Ramge 1979, 25 nennt für die Gegend um Worms zahlreiche Toponyme
auf hamm, die die Bedeutung .Außenbogen von Flusskrümmungen4 an-
nehmen. Solche Namen sind am Mittelrhein stark verbreitet: „Dem entspricht
die Lage des Ortes an einer scharfen Rheinbiegung44, heißt es in einem solchen
Falle (ebd., 26). ln zusammengesetzten Flurnamen ist das Lemma auch belegt,
vgl. z. B. 1763 im Hammacker (Mölsheim, Lkr. Alzey-Worms): Der Ort liegt
an der Biegung eines Bächleins (ebd., 141).
Das SHessWB 3, 74 belegt Hamm m. .Flussbiegung4 in Ortsnamen (im
Lkr. Alzey-Worms: 782 in Hammo, 789 in Hamme) und Flurnamen: in rezen-
ten Flurnamen scheint ebenfalls die Lage an (gekrümmten) Wasserläufen na-
mengebend gewesen zu sein. Oft bleiben die Benennungsmotive der einzelnen
Flurnamen dunkel: Bedeutungen wie .eingehegtes, durch Gräben eingefrie-
detes Geländestück4, .Fluss- oder Bachbiegung (bzw. in Hanglage)4 können
auf jeden Fall in Frage kommen (SHessFln 542). Das LuxWb 2, 107 meldet
als Appellativ Hamm m. .Gemarkung innerhalb einer großen Flussschleife4,
mit Hinweisen auf Flurnamen und auf den Ortsnamen Hamm. KEHREIN 1872,
431 meldet die folgenden Namen: Aufm, im Hamm, Ham, wobei er an nd.
Ham m. ,Zaun, mit einem Graben umgebene Wiese, ein sumpfiger Boden4
anknüpfen will.
DtLothrWb 226 hat freilich nur Ham f. .Schinken4. Im Eisass, in
Dürrenzen (Arr. Colmar), in Niederrödern und in Betschdorf (Arr. Wissem-
bourg / Weißenburg) wie auch in der Straßburger Mundart bedeutet Ham m.
.Abhang, Böschung am Strassengraben, an einem Hohlweg oder an einer
Grube; Flussufer; meist mit Gras bewachsen4; im oberelsässischen Dürrenzen
(Arr. Colmar) ist das Wort als Neutrum belegt. Im Allgemeinen wird Ham
hier jedoch in der Pluralform Hamen verwendet; als adjektivische Bildung ist
hämmig ,bis zum Uferrand reichend" in der Straßburger Mundart nachweisbar
(ElsWb 1, 334). Für das Badische (BadWb 2, 544) ist Hamm m. .Abhang4
und .(steiles) Ufer4 belegt. SchwäbWb 3, 1088f. meldet Hamen m. .Hinter-
126
bein des Schweins1 und Hamen f. ,der Eisenteil, Bügel hinten an der Sensen-
klinge, mit dem diese an dem Stiel befestigt wird1. Für die Schweiz
(SCHWElZlD 2, 1268) ist Hammen m./f. ,Schinken, Schweinekeule1, ,Teil der
Sense1 belegt. Es wird erneut deutlich, dass im Süden die semantischen Ent-
wicklungen, von der Grundbedeutung ,Krümmung1 her, in eine ganz andere
Richtung als im Norden und in der Mitte gehen.
Das SlEBENBSÄCHSWb 4, 43ff. hat - entsprechend der Besiedlung aus Lu-
xemburg und dem Rheinland - Hamm m. ,Wiese, Feld1 (Flurnamen: 1475
agri wlgo Heem appellati:; 1557 Haampenesflumen)\ ,Niederung, Schwemm-
land an Flüssen1 (1579 ratione etpraetextu quarundum duarum insularum vel
ut vulgo voeant Häm), ,kleine Insel1, ,zwischen zwei Wassern gelegenes
Land1; ,Wald‘; ,Anhöhe, kleiner Hügel1, mit Hinweisen auf Flurnamen (so-
wohl als Simplex als auch in der Zusammensetzung mit Hamm als Grund-
wort). Zusätzlich kommt das Femininum Hamme, Ham ,Schinken; Hinter-
schenkel des geschlachteten Schweins1 vor, mit dem Diminutiv Hämmchen.
WOESTE 91 meldet für den westfalischen Raum Hamm m. ,einen am Flusse
gelegenen, vielleicht durch zwei zusammenfällende Gewässer gebildeten
Raum, der Wiese, Weide oder Wald sein konnte1, als Flur- und Ortsname. Das
MECKLWb 3, 418f. hat Hamm f. ,Haken des Sensenblatts1; ,eig. der Winkel,
den der Heftzapfen mit dem Sensenblatt bildet1.
Das SCHLESWHWB 2, 597f. belegt Hamm (ham) f. ,eingefriedetes Stück
Land1, also gemäß den bereits oben (Abschnitt B) erörterten niederdeutschen
Hauptbedeutungen: „Als selbstständiges Wort nur aus Angeln bezeugt, sonst
nur in Ortsbezeichnungen auch auf Befestigungen übertragen.11
D. Im Saar-Mosel-Raum begegnen zahlreiche Flurnamen und Siedlungsna-
men auf Hamm: die Siedlungsnamen befinden sich oft bei Flussbiegungen,
manche Flurnamen können unter Umständen auch Krümmungen im Gelände
bezeichnen.
Das Wort kommt als Simplex und als Maskulinum vor, wobei es gelegent-
lich auch als Femininum belegt ist (vgl. Bischmisheim: 1686 or. dt. im hamm,
amtl. In der Hamm [in du ham]; Bischmisheim: 1761 or. dt. in der hamm,
amtl. In der Hamm [in du ham]).
Hamm-Flurnamen tauchen im Saar-Mosel-Raum in den Gebieten an Ober-
mosel, unterer Saar, Prims und oberer Blies auf - also im Norden des Untersu-
chungsraums - mit Ausläufern im Sprachgrenzgebiet und an der oberen und
mittleren Saar. Jenseits der Sprachgrenze finden sich vereinzelte Belege, die pa-
rallel der Sprachgrenze nördlich von Metz bis zum Vogesenrand Vorkommen.
Die Flurnamenüberlieferung setzt im 15. Jahrhundert ein. Das Lemma kommt
auch in historischen Siedlungsnamen vor. Die Überlieferung der Siedlungsna-
men setzt etwas früher - im 13. Jahrhundert - ein (vgl. oben Abschnitt B).135
' " Einige wichtige, in der Romania bzw. in den Niederlanden, in Belgien oder in den
Rheinlanden gelegene ältere Siedlungsnamen sind unter Teil B aufgelistet.
127
Die Verbreitung dieses Wortes im Saar-Mosel-Raum ist in nordwestlichen
Zusammenhängen zu interpretieren.
(M. V.)
128
Nr. 14
Hees (westgerm. *haisja-) ,Buschwald, Strauch4 / Heister m.
,junger Laubbaum aus Bauinschule, Buche4
A. Hees:
Altrippe (Gt): o Der heeschbarch [de be:Jberg]. Audun-le-Tiche (Fo): o
Haute-hesse, La hesse. Berg-sur-Moselle (Ca): 1562 kop. 17. Jh. dt. inn heess /
in hesgen / in hoosen / in hósen / oben uff hoess / ihn heser gewahn / in
heessergewan vber sircker wegk / in heester gewan / bey hesenngrech (AD
Mos 1 E 169), 1757 or. frz. hiesse (AD Mos H 4555), o Heisse, ler unter dem
heiserweg [onem hioze've:]'], 2me unter den heiserveg. Bergen (MW): 1721
or. dt. bey heyssbruech (LHA Ko 1 C/15190, 228). Bischmisheim (SB): 1736
or. dt. am heessbósch (GEB), 1738 or. dt. am heessenbósch ! im heessbósch
(GEB), 1761 or. dt. am heessbósch / am heessbüsch / auf dem hessbüsch
(GEB), o Am Hesbusch [a:m ’hesbuj]. Borg (MW): o Heesswald.
Burlioneourt (CS): o Revers de la hesse, Haut de la hesse. Chémery-les-
Deux / Schonberg (Bv): 1622 or. frz. au dessoubs de la hesse secque / la he-
zel secque (AD Mos H 688). Chicourt (De): o Le grand hesse, Fond de hesse,
Bosse de hesse. Dalhain (CS): o Au bout de la hesse, La hesse, Haut de la
hesse, Sous la hesse. Diffembach-lés-Hellimer (Gt): o Heisvisse ['he:svi:s],
Sur heisvisse ['ove he:svi:s], Dirmingen (Ot): 1741 or. dt. der walfahrt heess
bosch (LA Sb Nachlass HERMANN BOCK, 759). Distroff (Mv): o Heisbrich
['heisbrig]. Dreisbach (MW): 1488 kop. 15. Jh. dt. ane der besen (StB Tr
1671/348 fol 24v), o De Hees [dohe:s]. Eft-Hellendorf (MW): 1490 kop. 15.
Jh. E. dt. nedent heiss bie lucken (StB Tr 1671/348 fol 72r). Flévy (Vy): 1337
or. frz. en haisse / en hesse (AD Mos 7 F 648). Gavisse (Ca): 1602 or. dt. in
hoess (AD Mos 3 E 7276), 1760 or. frz. sur hus ! en hus / sur hesergericht
(AD Mos G 101), o Heissel [’hiles]. Grostenquin / GroBtánnchen (Gt): o
Auf der hess [of de 'he:s], Auf hess [of de 'he:s]. Guénange (Mv): o Hesse
[he:s]. Haboudange (CS): o Hesse. Hampont (CS): o Petite hessematt,
Grandes hessematt. Hesse (Sb): 1573 or. dt. heser millen (AD Mos 8 F 5 Nr.
1), o Moulin de hesse, Foret de hesse. Hettange-Grande / Grofihettingen
(Ca): o Devant hees [de:s]. Hilschbach (Riegelsberg) (SB): 1615 dt. in
heessbach (NASALO), 1622 dt. in hessbach (ÑASALO), o In Hesbach [in de
'he:sbax], Itzbach (Siersburg) (SI): o Hássmill [hes'mil], Heiswald [valt om
'he:sbeej], Walt Om Heesbársch [valt om 'he^beel], Aufm Heisberg, Auf dem
Heiswald, Heesbársch ['he:sbeej]. Koenigsmacker / Konigsmachern (Mv):
1665 or. dt. ahm heissberg (AD Mos H 3667-6). Mégange (Bo): o Hess feld.
Mulcey (Di): o Devant la hesse t Petite hesse. Nitting (Lq): o Sur le bois de
hesse / Vers hesse et bras des poulains (s). Obreck (CS): o Petite hesse. Oeu-
trange (Ca): 1603 or. dt. im hess (AD MM G 549), o Maisse 1-2, De maisse
(s). Oudrenne / Udern (Mv): 1736 or. frz. heissenberg (AD Mos E suppl.
129
653 56 DD 1). Rahling (Rb): 1494 kop. 17. Jh. A. dt. uf der hesen (LA Sp F
1/3 fol 272r-274v). Rehlingen (Sl): o Vor Heisberg ober der Strasse
['heisbenf], Hinter Heiswald [fom he:sbepf], Auf Vogelsheid und Hinter
Heiswald, Heisberg auf dem Wald [fo:t? 'he:sbenfl, Heiswald ['he:svalt].
Rodemack / Rodemachern (Ca): 1657 kop. 1695 dt. eylff stracken auff der
hessen in rodtmacher bann (StB Tr 1644/384, 702), 1687 kop. 1695 dt. auff
der hesssen (StB Tr 1644/384, 725), o Hesse [hæs], Sur la hesse [ob dt? hes].
Roussy-le-Village (Ca): o Heeschbiirch [ho^'bimç], Saint-Médard (Di): o
Devant la hesse, Bois royal dit de la hesse. Thicourt (Fa): 1760 or. frz. au
haut de hesse (AD Mos 1 E 198). Veymerange (Th): o Heise. Volkrange
(Ha): o Bois de hesse, Derrière hesse, Pre de hesse. Walpershofen (SB):
1684 or. dt. oben in hessbach (GEB), 1756 or. dt. in hessbach / hecken in
hessbach / oben zu hessbach / die kurze gewann in hessbach / an der hessba-
cher heck (GEB), o In der Heesbach [en de 'he:sbax], An der Heesbacherheck
[an dt? 'he:sbaxn hek], Oben in der Heesbach ['ovo en de 'he:sbax], Im
Heesbach [im 'he:sbax],
Heister:
Asweiler (SW): o Am!Auf dem Heischerberg [am 'haijnberj1 / om 'haijnberj].
Bachem (MW): 1353 kop. 1695 lat. histe (StB Tr 1644/380, 1086), 1491 dt.
der heister (GEB), o Im Heister [im “hæ:jtn], Im Haischter auf dem Hübel, Im
Haischter auf dem Wald. Barst (SA): 1749 or. frz. devant grand royen de
hetre / des hetre / des hetres (AD Mos E depot 52 1 G 1 ). Basse-Rentgen /
Niederrentgen (Ca): o Hestelchen / hesterchen [of dt? 'hemjdnjn]. Brotdorf
(MW): o Über dem Heisterweg ['hæ^tnve:], Unten Über dem Heisterweg
[“hæ^tnve:]. Düren (Sl): 1258 or. lat. zcume heistre (LA Sb Fraulautern Nr.
37), 1510 kop. 16. Jh. dt. vff den heüster (AD Mos H 1026 fol 77f.). Freisen
(SW): 1587 kop. dt. hinter den heystern (Jung Gerichtsbuch Freisen, 58),
1596 kop. dt. unter heistert (Jung Gerichtsbuch Freisen, 108) / im
heistertwald (JUNG Gerichtsbuch Freisen, 109), 1792 or. dt. der heister wald
(LH A Ko 24/669, 2), o Hinter der Höh auf den Heistern [henn dt? 'he: of do
haifdnro], Bei den Heistern ['bai do haijdnro], Unter den Heistern [onn de:n
‘haistnn], Heistern ['haisttm], Güdesweiler (SW): 1775-1800 or. dt. in
heischer dellgen (LHA Ko 24/977, 468, 476, 483), 1775-1800 auf dem
heischer berg (LHA Ko 24/977, 493), 1775-1800 aufm heischer berg vorm
gehemm (LHA Ko 24/977, 517), o Aufm Heischerberg [ofm 'haifoberj], Im
Gehemm aufm Heischerberg [im go'hem ofm 'haijoberj'], Aufm Heischerberg
vorm Gehemm [ofm 'haijoberj fomm go'hem], Gehemm im Heischerberg, Im
Heischerberg vorm Gehemm ['haijoberjngo'hsm], Im Heischerdellchen
[haijVdeljo], Heisterberg (SW): 1556 dt. of dem heisterberg (StA Tr Nachlaß
Max MÜLLER, 65), o Heisterberg ['haisdnberj di: 'maun], Illingen (Ot): 1786
or. dt. hinter der heistermühle / heisterwald / linkerhd. d. heister brunnen floss
130
(GEB), o Hinterm Heisterwald ['hinein 'haeijde], Oben an Heister ['ovo am
'hasijde], Hinter der Heistermühl ['hmn de 'haeijdu my:l], In der Heistermühl
[di 'hueijde my:l], Der Heisterwald [da Ineijde valt], Bei der Heistermühl
['hseijde my:l]. Ittersdorf (Sl): o Heistert durch die Strass [om 'he:Jtet].
Kerprich (Hemmersdorf) (Sl): 1545 kop. 1688 dt, ahm bahn biisch ander
der haisterbach (StB Tr 1672/347 fol 230r). Losheim (MW): 1583 kop. 1695
dt. der heissert (StB Tr 1644/379, 793). Michelbach (MW): o In der Heister-
bach [en de 'haijtebax]. Montenach (Si): 1714 or. frz. haistre (AD Mos 4 E
382). Mosberg-Richweiler (SW): o In der Heistwies [in da 'haijtvis]. Nam-
born (SW): 1779 or. frz. heisterberg (HSA Mü Kasten blau 393/411 fol 1 lr),
1791 or. dt. an der heisterberger grentz (LHA Ko 24/989). Scheuern (SW):
1789/92 or. dt. an dem heisterberg (LHA Ko 24/1000, 17). Steinbach über
Lebach (Ot): 1789/90 or. dt. vor, hinter dem heisterfeld (LHA Ko 24/1005,
30-34), 1790 or. dt. im heisterfeld (LHA Ko 24/1005, 309-433), o Im Heister-
feld [bai da 'kerij]. Tholey (SW): 1798 dt. an der schlosswiess unter des ber-
ges, dem heister berg (GEB). Überherrn (Sl): 1755 or. dt. in den heisters stü-
cker (LA Sb 22/3251), o Heistert ['hegtet], Wemmetsweiler (Ot): o Heister-
wies ['haeijde vi:s], Aufm Heister 1.-3. Gewann ['ofm 'hseijde], Auf der Heis-
terwies [of da 'hseijde vi:s].
(Vgl. Abb. 19)
B. Westgerm. *haisja- ,Buschwald, Strauch4,1'6 die Ausgangsform von Hees,
geht über älteres *xaisa- und vorgerm. *lcais(s)o-ni zurück auf idg. *kh2eid-
to-\ dieses wiederum ist Partizip zu *kh2eid- ,schlagen4 (EWN 2, 400; Kluge
404; Kluge/M 1TZKA 1967, 301; LIV 360). Im Germanischen muss es entwe-
der eine Entsprechung zu lat. caedere ,hauen, schlagen, fällen4, das seinen Ur-
sprung ebenfalls in idg. *kh2eid- hat, gegeben haben oder es liegt Entlehnung
aus dem Lateinischen vor, die früh, vor der Ersten Lautverschiebung,136 137 138 er-
136 Trier 1952, 98 differenziert die Bedeutung von Hees: ,Buschwald, Strauch, Krüp-
pelholz, Niederwald (mit Nutzung durch Weidevieh)4. Romell 1975 folgt dieser
Auffassung. Thorsten ANDERSSON bezieht schwed. bester ,Heister4 ebenfalls auf die
Niederwaldwirtschaft (RGA 22 [2003], Art. Orts- und Hofhamen, § 11,290).
137 -ss- resultiert aus einer voreinzelsprachlichen lautgesetzlichen Entwicklung von idg.
*-dt- über *-tt- und *-tst-, welches im Keltischen, Italischen und Germanischen zu
*-ts- und dann zu -ss- wird, vgl. idg. *uid-to- (Partizip Perfekt) ,gesehen4 > germ.
*wissa- > ahd. (gi-)wiss(i) > mhd. ge-wis ,gewiss4.
138 Zu alten Namen im Rheingebiet, die noch an der germanischen Lautverschiebung
teilnehmen (z. B. der Heissi-Wald südlich von Essen) vgl. Wolfgang P. Schmid:
Bemerkungen zum Werden des „Germanischen44, in: Karl HAUCK/Karl
KROESCHELL/Stefan SoNDEREGGER/Dagmar HüPPER/Gabriele von Olberg (Hgg.):
Sprache und Recht. Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Festschrift für
131
folgt sein müsste. Das germanische Waldwort *haisja- und die lateinische,
von caedere abgeleitete Waldbezeichnung silva caedua'39 gehen von einer
Grundbedeutung ,schlagen' (idg. *kh2eid-) aus. Silva caedua ist das klassische
lateinische Wort für den Niederwald oder Hauwald; entsprechend ist sylva
incedua der ,bauwald, darinn man gar nichts darf abhawen' (DWB 10, 713,
Beleg Frankfurt 1597).
ln zahlreichen niederländisch-nordwestdeutschen Flur- und Siedlungsna-
men ist westgerm. *haisja- gut belegt. Zum Teil ist der Diphthong erhalten,
zum Teil wurde er monophthongiert. Einige Belege zeigen eine Erweiterung
mit Dentalsuffix, als deren Ausgangsform germ. *haisipiU() anzusetzen ist. Je
nach Durchführung und Kombination dieser Lautentwicklungen ergeben sich
die Varianten He(e)s(i), Heis(i), He(e)st und Heist. Stammbildung und Genus
müssen differenziert betrachtet werden: Wie die historischen Belege zeigen,
ist einerseits von einem Neutrum - vielleicht einer neutralen Kollektivbildung
(vgl. Kluge 1926, § 65)* 140 141 - westgerm. *haisja- oder auch *haisi- auszu-
gehen, andererseits muss daneben auch ein Femininum *haisjö angesetzt wer-
den, vgl. z. B. den historischen Beleg aus dem VroegMnlWb 2, 1885: wil-
lem van der Heise (1292).
Der bei Tacitus142 im Akkusativ belegte Waldname siluam Caesiam stellt
eine Latinisierung des germanischen Wortes dar. Es handelt sich um einen
Wald bei Heisingen südlich von Essen:143 796 in silua qu$ dicitur heissi
(Lacomblet 1, Nr. 6).
Besonders alte Belege für westgerm. *haisja- bieten einige niederländische
Siedlungs- und Waldnamen (KÜnzel/Blok/Verhoeff 487 [Register]):144
Ruth Schmidt-Wiegand zum 60. Geburtstag. 2. Band. Berlin/New York 1986, 711-
721, hier 714f.
1,4 Weiteres zur Sippe um lat. caedere bei Elmar Seebold: Etymologie und Lautge-
setz, in: Manfred MAYRHOFER/Martin PETERS/Oskar E. Pfeiffer (Hgg.): Lautge-
schichte und Etymologie. Akten der Vi. Fachtagung der Indogermanischen Gesell-
schaft, Wien, 24.-29. September 1978, Wiesbaden 1980, 431-449, Materialsamm-
lung 450-484, hier 455f.
140 Gebildet mit neutralem Kollektivsuffix, vgl. Krahe/Meid 3, 1969, § 120-4.
141 Neutraleya-Stämme mit Kollektivpräfix ga~ sind häufig anzutreffen, z. B. ahd. gi-
stirri, gi-beini, gi-steini etc. Bildungen ohne ga- sind eher eine Seltenheit, allerdings
gibt es im Altnordischen einige Beispiele, darunter auch Baumkollektiva: anord.
birki n. .Birkenwald' < urgerm. *berkia- (De Vries 1961, 37).
142 Ann. I, 50, ca. 115 n. Chr., kop. 9. Jh. - Vgl. Robert Much: Silva Caesia, in: Zeit-
schrift für Mundartforschung 11 (1935), 39-48.
14 ’ 834 kop. 10. Jh. A. Hesingi u. ö., germ. *Haisingja- n. ,die Gesamtheit der am
Walde Haisjö- Wohnenden' (Gysseling 1, 467).
144 Vgl. hierzu auch Gysseling 369, 463-467 und 1064. - Für Schleswig-Holstein
weist LaüR 1992, 317 und 321 die Toponyme Heese (1265 de Hesen, 1572 vth der
132
777 kop. 11. Jh. E. Fornhese (der Wald Verrenhese westlich von Amersfoort,
Prov. Utrecht, mit germ. *furhö f. ,Föhre4 als Bestimmungswort); 838 kop.
11. Jh. in Hesi (Hees, Gde. Soest, Prov. Utrecht). Auf *haisipi (> mnl. heest,
vgl. MnlWb 3, 236f.) ist der Name der belgischen Stadt Heist-op-den-Berg
(Prov. Antwerpen, Arr. Malines) zurückzuführen: 1008 Heiste (Carnoy 1,
1948/49, 297; Mansion 1935, 61) und wohl auch der Name von Heyd (B,
Prov. Luxembourg, Arr. Marche): 747 kop. 13. Jh. Haist, 1076 Heis
(GYSSELING 493).145
Das in der Germania nur noch toponymisch nachzuweisende Hees bezeich-
net die im Niederwaldbetrieb stehende Hecke oder den Wurzelstock, aus dem
die jungen Stämme (von Buche, Eiche oder Hasel) wachsen (Kluge 404 s. v.
Heister).146
Noch als Appellativ begegnet eine Weiterbildung von Hees: Das besonders
im Dialekt- und Fachwortschatz vorkommende Maskulinum Heister m. Jun-
ger Waldbaum, Buche4 (DWB 10, 903) - mhd. heister m. Junger Buchen-
stamm, Buchenknüttel4 (LEXER 1, 1224), mnd. heister, bester (MndHdWb II,
1, 301; MndWb 2, 228), mnl. heester, heister (MnlWb 3, 237)147 148 - aus älte-
rem *hais-tr- ist mit einem Morphem idg. *-tro- gebildet, das im Germa-
nischen als *-pra- oder, mit grammatischem Wechsel, als *-ära-, ahd. -tra-
erscheint.14s Toponymisch ist Heister bis Oberhessen, als Appellativ bis zu
den Mittelgebirgen verbreitet (Trier 1952, 105; Dittmaier 107). Nördlich
dieser Zone gilt das Wort im gesamten Niederdeutschen, nicht aber in
Schleswig (FRiNGS/von Wartburg 1937, 200); das SchleswHWb 2, 701
meldet 1929, das Wort sei im Begriff zu veralten.
Neben den bereits erwähnten Bedeutungen hatten Hees und Heister auch
eine rechtliche Komponente: ln der Bedeutung (Wald-)Weideplatz ist Hese
seit dem 14. Jahrhundert in den Werdener Urbaren überliefert; Heister in der
Hese) und Heist (1292 und 1334 de Hest, 1534 im Heiste) nach sowie die jüngere
Bildung Heisterende.
I4' Zu *haisipi könnte auch ein Flurname aus dem Untersuchungsgebiet gehören: amtl.
In der Heistwies (Mosberg-Richweiler, Lkr. St. Wendel).
146 Vgl. auch Buirs 1997, 52: „Hees ,bos van laag hout, struikgewas1 ook Jong
beukenbos, later struikgewas4.44
14 Dieses ist in einem Toponym der Provinz Ostflandem 1287/88 als Bestimmungs-
wort des Kompositums heesterbeke (Grundwort: beke .Bach1) belegt (EWN 2, 400;
VroegMnlWb2, 1885).
148 Nicht zu halten ist die ältere Auffassung, es handele sich um ein in der Komposition
abgeschwächtes altes Wort für Baum (germ. *trewa- n.: got. triu, anord. tre, aengl.
treow n., afries. tre n., asächs. treo, trio n.), da dessen Konsonantismus nicht mit
den belegten Formen übereinstimmt (vgl. EWA 1, 61). Dennoch ist nicht auszu-
schließen, dass es sich beim sogenannten ,Baumnamensuffix4 um ein ursprünglich
selbständiges Wort handelt.
133
Bedeutung junges Laubholz, meist Buche, auch Eiche1 ist ab dem 16, Jahr-
hundert belegt (DRW 5, 690 und 893).
Die „charakteristisch fränkisch-sächsischen Kennwörter“ Hees und Heister
(Haubrichs 1996, 57lf, u. ö.) wurden aus dem Altniederfränkischen ins Fran-
zösische übernommen als hesse ,Buchenwald, Niederwald4, haie ,Einfriedung,
Hecke“ bzw. hêtre m. ,Buche4 aus affz. hestre (FEW 16, 121-123; Haubrichs/
Pfister 2008, 264 und 267). Sie kommen dort sowohl im appellativischen
Wortschatz als auch in Toponymen vor (GRÖHLER 2, 1933, 266L). Die Verbrei-
tung beider Lehnwörter deckt sich nahezu vollständig mit dem westfränkischen
Siedlungsraum (FRiNGS/von Wartburg 1937, 204 und 207 Karte 2).
C. Hees / Heister fehlen dem Oberdeutschen fast völlig. Das Bayerische Wör-
terbuch nennt zwar ein Maskulinum Heister, verzeichnet aber kein rezentes
Vorkommen (BayWb 1, 1186). Das Badische Wörterbuch erwähnt einen
gärtnersprachlichen Beleg aus dem Jahr 1963; 1898 fehle das Wort der Mund-
art in Handschuhsheim bei Heidelberg (BadWb 2, 610). Das Wort wurde also
erst spät aus der Standardsprache übernommen. Der Name des Haistergaus in
Oberschwaben, der 805 Heist Hingawe (FÖRSTEMANN II, 1, 1 199) lautet, ge-
hört nicht in diesen Zusammenhang; es liegt ein Personenname zugrunde
(Kaufmann 1968, 168; SchwäbWb 3, 1398).144 Im gesamten Niederdeut-
schen - abgesehen von den oben genannten Ausnahmen - sind Hees und
Heister dagegen reichlich vertreten (Zusammenstellung bei Vilmar 161; vgl.
auch NsächsWb 6, 355L; SCHEUERMANN 1995, 124; SCHLESWHWB 2, 700).
Nach JELLINGHAUS 83f. kommt Hees von Limburg und Brabant bis Holstein
und Braunschweig als Flurname vor.
Im Rheinischen bezeichnet Heister m. meist ,einen nicht zu dicken Laub-
baum, dessen Stamm die Stärke einer Stange hat4, je nach Gebiet aber auch
speziell ein Buchenstämmchen (Raum Neuwied, Köln, Mönchengladbach)
oder eine junge Eiche (Raum Düsseldorf, Ruhr, Geldern, Viersen). Das Vor-
kommen erstreckt sich vom Raum Prüm / Daun (Vokal der Stammsilbe: -<?-)
nordwärts über Neuwied, Köln, Aachen ins Niederbergische (hier mit -ei-, -F-,
-fa-), überquert die Ruhr und reicht bis Kempen und Geldern (RheinWb 3,
480f.). Auch wird eine Verbalbildung heistern ,Waldfrevel verüben4 genannt.
Noch etwas weiter südlich gelagert ist das Vorkommen von Heister in rheini-
schen Flurnamen, wo schon für den Hunsrück vereinzelte Funde vermeldet
werden; nach Norden reichen die Namen bis ins Südniederfränkische
(DlTTMAIER 107). Als Bestimmungswort liegt Heister im siegerländischen
Siedlungsnamen Heisterschoß, 1129 Heisterscoz (LACOMBLET 1, Nr. 307),
vor. Ebenfalls im 12. Jahrhundert werden Heister, Ortsteil von Unkel, Lkr.
Neuwied (a. 1116 Heistre\ GYSSELING 467) und ein nicht identifiziertes
Scarpheister im Raum Kleve-Xanten (a. 1184; Gysseling 893) genannt.
144 Anders Buck 1931, 106, der eine Verschreibung aus *Heistiringawe annimmt.
134
Heisterscheid ist der zuerst 1517 belegte Name der Burg bei Heisdorf im Ei-
feikreis Bitburg-Prüm (Jungandreas 1962, 503). Der Name des Waldes
Heisterscheid bei der Burgruine Koppenstein im Hunsrück ist 1548 als
Heisterschitt belegt (ebd.).
ln rheinischen Flurnamen begegnet auch Hees, besonders in den alten Krei-
sen Geldern und Mörs, dann auch im Raum Düsseldorf, Heinsberg, Kempen,
Krefeld, Kleve, rechtsrheinisch nur singulär, nördlich der Ruhr gelegen ist der
schon erwähnte Heissi-Wald, antik silva Caesia (DlTTMAlER 104f.). Neben
Hees und Heister existiert im Rheinischen, zwischen Bad Kreuznach und Dü-
ren, noch eine Form mit Heistert, Hestert (RheinWb 3, 480; Dittmaier
107).
Im Bergischen hat Heister, Hester feminines Genus,1 1 die Bedeutung ist
Junger Baum1. Meist sind damit Buchen bezeichnet, früher auch Eichen. So-
wohl als Simplex als auch als Bestimmungswort (-bach, -feld, -berg, -husch,
-feld, -hecken, -kamp, -stock) ist es in zahlreichen Siedlungs- und Flurnamen
vertreten (LEITHAEUSER 1901,213).
Auch Hees, das ,alte Wort für Busch- oder Gestrüppwald1, ist in bergischen
Flur- und Siedlungsnamen gut belegt, so z. B. im Katasterbezirk Düsseldorf:
in der Hessen und Haisberg (LEITHAEUSER 1901, 211). Hesper, der Name ei-
nes Baches in Werden, der von LEITHAEUSER ebenfalls zu Hees gestellt wird,
wird freilich neuerdings überzeugend anders gedeutet: Die historischen Bele-
ge 809/27 kop. 10. Jh. A. super Hesepe riuolo, 841 kop. 10. Jh. A. fluuium
Hesapa seien aus einem altgermanischen Gewässernamen *Hasupö-, zu
*haswa- ,grau‘, herzuleiten, so GYSSELING 490.
Im Hessischen steht das Wort im 16./17. Jahrhundert stets für die Buche,
teils als Simplex, teils als Kompositum Buchenheister (VILMAR 161; Buchen-
heister auch im SHessWb 1, 1 192). Das Nassauische Namenbuch nennt zahl-
reiche Gemarkungsnamen, in denen Heister als Simplex, Grundwort oder Be-
stimmungswort vorkommt (Kehrein 1872, 447f.). Im südhessischen Flurna-
menbuch lautet ein Beleg von 1593 hej den heystern (SHessFln 480). Ob der
Flurname Heistenberg (mda. haisder-) in der südlichen Wetterau, der 1590 als
heisten berg belegt ist, zu Heister gehört (so bei VlELSMEIER 1, 1995, 210), ist
fraglich; vielleicht liegt sekundäre (volksetymologische) Angleichung vor.
Im Luxemburgischen existiert Heister nur noch redensartlich: duurch den
Maischt erduld / Däischterwald dreiwen bedeutet ,in die Enge treiben, verwir-
ren1 (LuxWb 1, 189 und 2, 145), während für den angrenzenden Saargau das
Maskulinum Hääschder , Busch allg.; Hainbuche1 nachgewiesen wird
(CONRATH 89).
Die Pfälzer Mundart kennt das Appellativ als Heister (alte Landkreise
Rockenhausen und Bergzabern) sowie als Heischder (alter Kr. Ludwigshafen 150 151
150 Es handelt sich wohl um das sog. unorganische -t wie in Obst, Papst, Habicht etc.
151 So auch bei Woeste 100.
135
und Lkr. Germersheim); Heister, mda. Hääschter, begegnet als Flurname im
Lkr. Kusel für ein Gelände, wo es früher einen Buchenwald gab (ZINK 1923,
113), und im Gültbuch des Klosters Offenbach an der Glan im Staatsarchiv
Speyer ist das Wort 1668 im Flurnamen uff dem heyster belegt (PfälzWb 3,
796).
D. Im Untersuchungsgebiet des ASFSL kommen Hees und Heister nicht nur
in Flurnamen, sondern auch in Siedlungsnamen, die das hohe Alter der Na-
menwörter im Saar-Mosel-Raum belegen, vor (vgl. Abb. 19 sowie
Haubrichs 2004a, 311-313; Ders. 2005, 406):
(1) Flesse (F, Moselle, con Sarrebourg / Saarburg): 699 kop. 855/60 ad
Chussus [< *Chassus] / ad Chassus / ad Cassus (Glöckner/Doll
1979, Nr. 205, 223 und 252), 699 kop. 855/60 ad Chassus
(Glöckner/Doll 1979, Nr. 240), 801 kop. 855/60 in uilla que dicitur
Essern (GlÖCKNER/Doll 1979, Nr. 255), 846 kop. 855/60 et in Essi
(Glöckner/Doll 1979, Nr. 270 und 271), 847 kop. 855/60 et Hessis
(GlÖCKNER/Doll 1979, Nr. 200), 1049 kop. in loco qui dicitur Hesse
(KUHN Hesse, 72), 1 137 or. ecclesia de Hessen (AD BR H 609 Nr. 5),
1171 or. de Hesse (Michel PARISSE, Cahiers Lorrains 17 [1965], 51),
1177 or. de Hessen (AD MM H 594), 1186 kop. Hessie / Hessia (AD
MM H 543 fol 6r), um 1204 or. abbatia de Hessen (AG Brüssel
Chartes de Brabant Nr. 9);
(2) fHeysberg, Gde. Distroff (F, Moselle, con Metzervisse): 1309 in loco
qui dicitur Heysberch (WAMPACH Territorien 7, Nr. 321), dazu der
amtliche Flurname Heisbrich, mda. ['heisbriç] (in der Gde. Distroff)
< westgerm. *haisja- + germ. *berga- m. ,Berg‘;
(3) f Heisterbach, Gde. Nalbach (Lkr. Saarlouis): ca. 1344 kop. ca. 1400 zw
Heisterbach (StA Tr V 24, 6), ca. 1340/50 kop. ca. 1400 Heysterbach
(StA Tr V 24, 8), 1411 or. zu Heysterbach (LHA Ko 215/592) < *hais-
tru- + westgerm. *baki- m. ,Bach‘;
(4) Heisterberg, Gde. Namborn (Lkr. St. Wendel): 1379 or. zu Heisterberg
(Pfarrarchiv St. Wendel Nr. 20), 1383 or. zu Heysterberg (LHA Ko 1 A
3603), 1451 or. zu Heysterberg (Pfarrarchiv St. Wendel Nr. 56)
< *hais-tru- + germ. *berga- m. , Berg1;152
(5) tHeistrebach, Gde. Téting-sur-Nied (?) (F, Moselle, con Faulquemont /
Falkenberg): 1018 or. Heistrebach (MGH DD Hr II Nr. 379) < *hais-
tru- + westgerm. *baki- m. ,Bach‘.
Im Besonderen ist auf Hesse im Département Moselle hinzuweisen, ein
Ort, der bereits 699 in den Traditionen des Klosters Weißenburg im Eisass
152 Hierzu gehören wohl einige oben aufgelistete Flurnamen des Lkr. St. Wendel, z. B.
in Asweiler, Güdesweiler, Namborn, Scheuem.
136
genannt wird. Die Frühbelege weisen stark romanisierte Graphien auf: 699
Chassus zeigt für den germanischen Reibelaut /h/ die Graphie (ch) als Wie-
dergabe der gehörten Form und /a/ als Ersatzlaut für germ. /ai/; 801 Essern
zeigt romanische /?-Aphärese.
In den Formen Heis- und Heys-, die im Untersuchungsgebiet anzutreffen
sind, sind -/- bzw. -y- häufig als Dehnungszeichen aufzufassen, wie die Mund-
artformen bestätigen. Allerdings weisen Teile des Untersuchungsgebietes für
westgerm. /ai/ eine diphthongische Aussprache auf.,:" Dies ist die Ursache für
die unterschiedlichen Mundartbelege insbesondere bei den Flurnamen zu
Heister, Da der Untersuchungsraum weitestgehend südlich der festlfescht-
Linie gelegen ist,1 4 ist Heister dialektal meist als ['haeijdn] belegt.
Die Verbreitung von Hees / Heister konzentriert sich auf den Norden des
Untersuchungsgebietes. Den südlichen Teil des Saar-Mosel-Raumes erreicht
nur Hees, was eine ältere Verbreitung dieses Namenwortes anzeigt. Eine Fort-
setzung nach Westen liegt in französischen Waldnamen wie Hesse vor
(Haubrichs 2004a, 311).
(R. K.) 153 154
153 Di WA Karte 80 (heiß) und Karte 291 (Fleisch); Will 1932, 60-62 mit Karten 22
und 23.
154 DiWA Karte 353 (fest); Aubin/Frings/Müller 1926/1966, 116-119 mit Karte 37;
Will 1932, 91-93 mit Karte 35.
137
Nr. 15
Westgerm. *(h)Iâr- ,Hürde, abgegrenzter Bezirk (?)‘
A. Asswiller (Dr): 1760 or. dt. auf den lohrer pfad (AD BR 8 E 13 Nr. 1), o
Lohrpfad [io:r3spa:t]. Baerendorf (Dr): 1727 or. frz. hinderm lohr (AD BR E
5815), 1728 or. frz. hindern lohr (AD BR 10 J 58), o Hinter lohr [heqn '1o:e].
Behren-lès-Forbach (Fb): 1727 or. frz. deuant lohr / lohrwaldt / lohrweg /
lohrgewendt de beren / lohrgewendt de bern (AD Mos 4 E 301 ), o Kurz lohr
[lo:n], Unter dem lohr ['henum 1o:b], Auf dem lohr [om lo:e]. Bettviller (Rb):
1758 or. uni lohr (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Canton lohr [lo:3],
Loorkull ['lo:iîkul]. Bettwiller (Dr): 1692 or. dt. inn der lohrer matt (AD BR 8
E 36 Nr. 1), o Lohrermatt ['loTsmot], Bisping (Fe): 1697 or. frz. le Ihoor /
derrière le Ihoor / dessus le Ihoor / le Ihoor d'en hault / le Ihoor d'en bas /
deuant Ihoor veindt / deuant les preis du Ihoor / sur Ihoorveindte (AD MM B
1 1835), o Du Ihor (s). Sur le Ihor, Lhor d'en haut, Lhor d'en bas, Derrière le
Ihor, Devant le lhor, Entre les lhor d’en haut, Petit lhor, Grandes rayes abt.
sur le cant. dit devant le lhor. Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg): 1503 kop. 17.
Jh. dt. an conrads thomas iohrfeldt (AD Mos 3 J 58). Bousbach (Fb): 1727 or.
frz. lohrwaldt / lohrweg / au lohrberg (AD Mos 4 E 301), o Lohrberg
['lo:nbenç]. Bouzonville / Busendorf (Bv): 1706 or. frz. lohr felte / lohr feld
(AD Mos 4 E 65). Buding (Mv): o Loor làngt ['lo:n lerçt], Budling (Mv):
1660 or. dt. vnder lahr lengden / gewan lahr (AD Mos H 3623-5), o Devant
lore. Bust (Dr): 1741 or. dt. beym lohrer weeg (AD BR 8 E 69 Nr. 1).
Distroff (Mv): 1717 or. frz. lahr viez / auff lohr vies / lahr viez / auff lohr vies
(AD Mos 4 E 539), o Lauren wisse. Dolving (Fe): 1573 or. dt. im lor acker
(AD Mos 8 F 5 Nr. 1), o Lohrackern. Drulingen (Dr): 1753 or. dt. bey den
lohrer stühlen / in den lohrer stühlen (AD BR 8 E 104 Nr. 1). Ensdorf (SI):
1301/50 or. lat. in rûsselere et in omnibus aliis silvis (HEYEN Wadgassen, 69),
1531 dt. wider den rosseler (NASALO), 1580 dt. rosslern (NASALO), 1634
dt. im rosselerwald (NASALO), 1685 dt. rosseler (LE!A Ko 218/698, 144),
1685 dt. rosselen oder rosseler (LHA Ko 218/698, 165), o Rosselwald.
Epping (Vo): 1758 or. vm lor / um lohr (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-
988), o Lohr [lo:n], Auf der lorh [uf de 'Ion]. Eywiller (Dr): 1734 or. dt.
lohrmatt / in der lohrmatt (AD BR 8 E 434 Nr. 7), o Lormatt / lohrmatt
[lo:n'mat]. Flévy (Vy): 1337 or. frz. en wichelair (AD Mos 7 F 648).
Fraulautern (SI): 15. Jh. or. dt. uff rosseler vndvff repwil (LA Sb Fraulautern
Nr. 410). Guinzeling (Al): 1713 or. frz. lhor / sentier de lhor (AD MM B
11879), o Sur le chemin de lhor. Harskirchen (SU): 1759 or. dt. an der
altlohr strass (AD BR 8 E 182 Nr. 10-12), o Loornas ['lo:nnes]. Hérange
(Pb): 1603/04 or. dt. vor lhor ahm galgenn bisch abwender (AD MM B 780-9
fol 85r). Eïonskirch (Al): o Lohrbach etzel, Unterste lohrbach, Mitterste
lohrbach ['lo:nbax], Insviller (Al): o Loorstainboch ['lo:njtainbox]. Kuntzig
138
(Mv): 1717 or. frz. auff lohr vies / lahr viez (AD Mos 4 E 539). Lisdorf (Sl):
1301/50 or. lat. in russeler, in dielenbruch et in aliis silvis ad Listorf et
Enestorf (Heyen Wadgassen, 68). Lohr (PP): 1578 or. dt. weckenn müle by
lohr (AD BR E 406). Manom / IVlonhofen (Th): ca. 1487 or. dt. monhem
lavre (StB Tr 1641/389 fol 82v), 1530 or. dt. die laire aicht (AD Mos 7 F
820), 1561 or. dt. vff lare (A ChLagrange), 1694 or. dt. auff lahr (A ChLa-
grange), o Laur [’floß]. Munster / Münster (Al): o Loorefält ['b:ro feit], Es
loorepruuch [as b:ropru:x], Feldling ober am alten irisch neben dem Ihor
bann, Feldling der alten frisch auf dem Ihor bann, ln der bruchfeld neben dem
Ihor bann [b:ra bon]. Niedaltdorf (Sl): 1363 or. dt. in loirbort (AD Mos 4 E
7), o Lohrweg [wlo:nve:J], Auf der Lorenfurth. Rechicourt-le-Chäteau (Re):
1618 or. dt. hinder lohr / zu lohr (AD Mos 1 E 167). Saint-Quirin (Lq): o
Flaut de Ihor, Corvee de Ihor, Lerbach. Schwalbach (Sl): 1654 or. dt. vor ros-
sler / wider rossler / bey dem rossler / zwischen weillerbruch und dem rossler
(LH A Ko 218/810, 1-82), 1656 dt. vor roßler (LH A Ko 218/810, 17), 1696 dt.
bey rosseller zu zweyfassen (GEB), 1711 or. dt. wider den rosseier und ge-
meinen erbbusch (LHA Ko 218/736, 1-128). Thionville / Diedenhofen (Th):
1685 kop. dt. in der lahr (StB Tr 1644/373, 982). Torcheville / Dorsweiler
(AI): o Piece des cinquantejours en allant a Ihor. Volmunster (Vo): 1758 or.
auff lor (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Lhor [lo:n]. Wedern (MW):
1701/75 or. dt. der lohrgarten (GEB).
(Vgl. Abb. 20)
B. Ein bisher in Etymologie und Semantik nicht gänzlich geklärtes Wort ist in
den Toponymen belegt, die mit dem westgermanischen Namenelement
*(h)lär- gebildet sind (vgl. HAUBRICHS 2004a, 305-308). Diese Bildungen ge-
hören der ältesten Schicht germanischer Siedlungsnamen an und sind ur-
sprüngliche Stellenbezeichnungen (Debus/Schmitz 2004, 3477-3487).
Bei der Herleitung des Wortes spielt die Frage der Herkunft des anlauten-
den h eine entscheidende Rolle: Wenn es auf vorgerm. Ikf zurückgeht,15:1 so
ergibt sich ein anderer Interpretationsansatz als bei einem unetymologischen
initialen h.]5b Auf die etymologische Korrektheit des anlautenden h weisen die 155 156
155 Dittmaier 1963, 102-105 fuhrt *(h)lär- auf die idg. Wurzel *klei- ,sich anlehnen1
(vgl. L1V 332), die unter anderem in nhd. Leiter vorliegt, zurück. Dieses Reiter-
wort4 habe dann auch den Lattenzaun bezeichnet, woraus die Bedeutung ,Hürde4
resultiere. Nicht nur die doch recht konstruiert wirkende Semantik bereitet Proble-
me. Es müsste eine Form *läe- zugrunde liegen, da idg. /e/ über germ. /§[/ zu ahd.
/ä/ wird, jedoch existiert diese Form nicht. Die deshalb von Dittmaier angestellte
Vermutung, durch ein folgendes r sei der Diphthong /ei/ zu /e/ monophthongiert
und dann mit germ. fej zusammengefallen, ist rein hypothetisch.
156 Udolph 1994, 475f. diskutiert die Möglichkeit einer auf romanischen Einfluss zu-
rückgehenden /7-Prothese: Diese ist eine „im Althochdeutschen überwiegend in den
westlichen und südlichen Randzonen zur Romania44 (Haubrichs 1990, 135) ver-
139
Frühbelege einiger Siedlungsnamen (Nr. 1-4) sowie französische Siedlungs-
namen mit Anlaut fl als Ersatz für die germanische Lautkombination [hl] (Nr.
5 und 6) hin:ä 77
(1) Leer (Lkr. Leer): 1. H. 9. Jh. kop. 1. H. 11. Jh. Hlerr,
(2) Buldern, Stadt Dülmen (Kr. Coesfeld): 889 kop. 12. Jh. M. Bunhlaron;
(3) Berl bei Sendenhorst (Kr. Warendorf): 10. Jh. or. Beranhlara;
(4) Marl (Kr, Recklinghausen): 10. Jh. or. Meronhlare;
(5) Mouflers (F, Somme): 844 kop. ca. 1088 Masflariis\
(6) Flers-en-Escrebieux (F, Nord): 975 or. Flers,* 157 158 *
Der Ansatz des Namenelementes mit Langvokal kann auch aus dem Flur-
und Siedlungsnamenmaterial des ASFSL gesichert werden, da es hier eine
Entwicklung von /ä/ zu /5/ gibt, vgl. die historischen Siedlungsnamenbelege
von Lhor (siehe unten, Nr. 16) und Lohr (Nr. 17).
Als einer der Ersten hat Josef SCHNETZ zunächst in einer Monographie
(1912/13) und dann in zwei Zeitschriftenbeiträgen (1931, 1937) das „Lär-Pro-
blem“ (Zitat SCHNETZ) erörtert, nachdem es schon früher eine stattliche An-
zahl von einander ausschließenden und meist unhaltbaren Erklärungsver-
suchen gegeben hatte, die in Schnetz 1912/13, § III zusammengestellt sind.
Das Ergebnis seines Deutungsversuchs ist, dass lär die Grundbedeutung „na-
türlicher Weideplatz“ habe. Den Anstoß dazu liefert ihm die Erklärung des
Substantivs laer durch Comelis KlLlAAN in seinem Etymologicum Teutonicae
Linguae ( Antwerpen 1599). Die Stelle lautet wie folgt: laer. Locus incultus et
vacuus: solum incultum. Et pascuum publicum. Schnetz sieht sich in seiner
Annahme bestätigt durch die Untersuchung der Bestimmungswörter, welche
häufig Pflanzen- und Tiernamen sowie Größenangaben sind. Aufgrund der
Verbreitung1''9 und dem mutmaßlichen Alter hält er lär für ein spezifisch frän-
kisches Wort. Da er aber nicht die Form lär, sondern hlär für ursprünglich hält,
plädiert er für eine etymologische Trennung von aengl. Ices ,Weide4 (Schnetz
1912/13, 1931 und 1937; vgl. auch die Zusammenfassung in SCHNETZ 1997,
69).
breitete Erscheinung, vor allem allerdings vor Vokalen und im Wesentlichen nur in
der Verschriftung als Hyperkorrektur. Jedoch wird nur etymologisches [hl] mit fri-
kativer Qualität von fränkischem /h/ im Romanischen zu fl (vgl. Haubrichs/
Pfister 2008, 256f.). Alte Siedlungsnamenbelege mit der Lautkombination [hl] gibt
es auch in Räumen, in denen nicht mit romanischem Einfluss zu rechnen ist, vgl.
hier die Siedlungsnamen Nr. 2-4.
157 Die fränkische initiale Lautkombination [hl] kann im Romanischen sowohl mit / als
auch mit fl wiedergegeben werden (Gamillscheg 1970, 116f.).
158 Belege zu Nr. 1-6: Gysseling 127, 203, 361, 601, 665 und 719.
139 Nordhessen, Westfalen, Niederrhein, Luxemburg, südliche Niederlande, Belgien,
Nordfrankreich, außerdem am Main, in Württemberg und Baden, an der Nahe und
in Lothringen um Thionville / Diedenhofen und Metz.
140
Petri 1, 1937, 577 deutet das Wort ebenfalls als ,Weide\ Bach II, 1, § 367
(1953) gibt als ursprüngliche Bedeutung ,Weideplatz4 an, ferner ,Moor-,
Sumpfgelände, Dorfanger4, schließlich auch allgemein ,Feld\ Moerman
1956, 139 deutet laar als ,open piek in een bos, bosweide4, und Gysseling
übersetzt 1960 (passim) *hlceri- n. mit ,waldiges Sumpfland4.u,l>
Heinrich Dittmaier 1963, 51-55 konstruierte auf der Grundlage der Be-
stimmungswörter von Komposita mit dem Grundwort *(h)lär- die Grundbe-
deutung ,Gatter, Pfahlzaun4; weiter habe das Wort den Ort bezeichnet, der von
einem solchen Zaun umschlossen war (,Viehhürde4). Dieser Bedeutungs-
ansatz basiert darauf, dass DITTMAIER eine große Anzahl der Bestimmungs-
wörter dem Bereich der Viehzucht zurechnet. Man gewinnt geradezu den Ein-
druck, dass nicht zum Bedeutungsansatz passende Belege, etwa solche mit
Personennamen im Bestimmungsteil,* 161 hinweginterpretiert werden. Eine er-
neute Durchsicht könnte durchaus zu anderen Ergebnissen kommen. Jedoch
hält Jürgen UDOLPH unter Hinweis auf die immer noch umstrittene Etymolo-
gie des Wortes in RGA 22 (2003), Art. Orts- und Hofnamen, § 3, 237 an der
These der nicht vorhandenen Personennamen im Bestimmungsteil fest. An ein
indogermanisch gegründetes Wort für den Wald denken KÜNZEL/Blok/
Verhoeff 487: ,intensief benut bos4; so auch Arend Quak in RGA 22
(2003), Art. Orts- und Hofnamen, § 8, 279, sowie UDOLPH 1994, 473-497, je-
doch ohne die jeweilige Argumentation mit dem verfügbaren Belegmaterial
auch nur einigermaßen zweifelsfrei absichem zu können.
Siedlungsnamen aus westgerm. *(h)lär- begegnen konzentriert in Belgien,
den Niederlanden, Niederdeutschland und dem Rheinland, die südlichen Aus-
läufer erreichen Lothringen und im Osten den Main sowie, ganz vereinzelt,
die badische Ortenau. Die historischen Belege sind zusammengestellt in
Dittmaier 1963 passim; Förstemann II, 2, 36-40; Gysseling passim;
Jellinghaus 126-128; Künzel/Blok/Verhoeff 487 [Register],
Einige alte Belege aus dem Waldgebirge der Ardennen, in dem die *(h)lär-
Namen gerade bei Königshofen und -pfalzen Vorkommen, von denen eine
(Mellier) als Jagdpfalz für die Zeit König Pippins (gest. 768) archäologisch
erschlossen wurde, sind (zitiert nach Haubrichs 2004a, 306; vgl. auch
Haubrichs/Pfister 2008, 271):
(7) Anlier/dt. Ansler (B, Prov. Luxembourg): 1005 u. ö. Anslaro, 12. Jh.
A. kop. de fisco Anslaro;
(8) Longlier (B, Prov. Luxembourg): 8. Jh. kop. Longolario, 759 kop.
Longlare, 1097 kop. Longleir,
11,(1 Dies sind nur die wichtigsten Erklärungsversuche in der Zeit zwischen Schnetz
und Dittmaier.
161 Zum Beispiel gibt Dittmaier 1963, 68 als Erstglied des Namens der hessischen
Stadt Fritzlar einen Tiemamen *Frid an, Andrieben 1990, 229 hält dagegen den
Personennamen Fridus für wahrscheinlich.
141
(9) Mellier (B, Prov. Luxembourg): 763 kop, Maslario, 930 kop.
Marslario, ca. 1060 Maliers;
(10) Laren, Gde. Hesperingen (L, Kt. Luxemburg): 903 kop. Laren.
Unmittelbar südlich schließt das zum Untersuchungsgebiet gehörende
Nordlothringen an, vgl. die Siedlungsnamenbelege in Abschnitt D, Nummern
11, 12, 13, 14, 19 und 20, sowie Abb. 20.
C. *(H)lär- begegnet nur noch als Namenbestandteil von Siedlungsnamen und
Flurnamen. Als Appellativ ist es nicht mehr nachzuweisen.
In Siedlungsnamen ist das Namenwort gehäuft zu finden nördlich der Flüsse
Ahr und Lahn und westlich von Fulda und Weser; südlich und östlich dieses
Raumes dünnt das Vorkommen aus.16" Die Kartierung der rheinischen Sied-
lungsnamen (Dittmaier 179, Karte 26)* 163 zeigt einen Verbreitungsschwerpunkt
am Nieder- und Mittelrhein. Nach Süden streut das Vorkommen bis an die Na-
he. Dittmaiers Karte zeigt ebenfalls, dass die Flurnamen in der Masse nicht
ganz so weit nach Süden reichen wie die Siedlungsnamen, was dafür spricht,
dass sich in letzteren eine ältere Schicht abbildet. Gehäuft kommen sie vor im
Kleverland, im Raum Geldern, Mörs, Duisburg und im Niederbergischen. His-
torische toponymische Belege des Rheinlandes, die Dittmaier 178 auffuhrt,
sind: 1144 Keylar (Kevelaer, Kr. Kleve), 1282 hof genant Lare (Duisburg-
Beeck), 1417 in ger Laer (Rees, Kr. Kleve). Von diesem Verbreitungsraum
setzen sie sich nach Süden fort, zum einen entlang der Westgrenze Deutsch-
lands bis nach Luxemburg (rezent Lahr und Lohr), ins Moselland und an die
untere Nahe: 1140 decimas novalium de nemore cui nomen Lare iuxta villam
Dunichenheim (Düngenheim, Lkr. Cochem-Zell), 1476 vor den laren (Bad
Kreuznach), zum anderen rechts des Rheins über das Bergische Land bis zum
Westerwald (Anen 1945, 69; DITTMAIER 178; JUNGANDREAS 1962, 575).
Eine Fortsetzung findet dieses rheinische Vorkommen in den hessischen
*(7ri/i5r-Flumamen: Für die nord- und mittelhessischen Landkreise Waldeck-
Frankenberg und Marburg-Biedenkopf werden die rezenten Flurnamen Lohr,
Lahr, Leitlar, Lohrweg, Lohrwiese etc. genannt (DEBUS 1968, 38 Anm. 94);
die Flurbezeichnungen 1340 of der lare, 1696 vff der lohr, rezent Lohrwiesen
etc. aus der südlichen Wetterau können nach Lage und Beschaffenheit des Ge-
ländes sowohl auf ein Sumpfwort als auch auf ,Großhürde1 im Sinne
Dittmaiers zurückgehen (Vielsmeier 1, 1995, 318); aus dem Raum Südhes-
sen gehören vermutlich die historischen Belege ca. 1375 uff Lar (Biebesheim
am Rhein, Kr. Groß-Gerau) und 18. Jh. im Loohr (Langen, Lkr. Offenbach) in
diesen Zusammenhang (SHessFln 629).
Ifi* Vgl. die Kartierung des nordwesteuropäischen Vorkommens bei Dittmaier 1963,
Kartenanhang. - Das Vorkommen von *(7?7/dr-Namen im südlichen Franken ist
nach Schuh 2003, 38f. „einer frühen germanischen Südausbreitung“ zu verdanken.
163 Die Karte ist hier als Abb. 21 nochmals abgedruckt.
142
D. In den Flurnamenbelegen des Saar-Mosel-Raums, deren Überlieferung im
14. Jahrhundert einsetzt, herrscht die Form mit langem o vor, die auf die He-
bung von /ä/ > /5/ zurückgeht. Die Namenformen Lohr und das etwas weniger
häutig begegnende Lahr gehören als dialektale (und wohl auch historische)
Varianten zusammen. Den Vokal e (kurz oder lang) zeigen die historischen
Belege russelere, rosseier etc., rezent Rosselwald, die seit Beginn des 14.
Jahrhunderts für die Gemarkungen Ensdorf, Fraulautern, Lisdorf und Schwal-
bach vorliegen. Handelt es sich bei diesen um Komposita mit dem Grundwort
*(h)lär-, so könnte ahd. (h)ros n. ,Ross‘ das Bestimmungswort sein.164 Nicht
auszuschließen ist jedoch, dass ein eingliedriger Name vorliegt, der mit dem
gehäuft in Südhessen auftretenden Flurnamen Rossel ,felsiger Acker; Steinge-
röll, bes. an einem Berghang1 (HessFlnAtl Karte 98 und Kommentar;
SHeSSFln 782)165 zu vergleichen ist. Das mehrfache Auftreten (Ensdorf,
Fraulautern, Lisdorf und Schwalbach, alle im Lkr. Saarlouis) von rosseier
scheint für ein Appellativ zu sprechen, ln den Belegen aus Ensdorf und
Lisdorf geht jeweils aus dem Kontext hervor, dass russeler(e) ein Waldname
ist. Alle vier Orte liegen nahe beieinander, sodass es sich wohl um nur ein
Waldgebiet handelt, das sich über mehrere Gemarkungen erstreckt.
Wenn ein Namenwort sich auch in Siedlungsnamen findet, kann das Alter
leichter erschlossen werden, da die Überlieferung der Siedlungsnamen in der
Regel weiter zurückreicht als die der Flurnamen. Westgerm. *(h)lär- wurde
auch im Saar-Mosel-Raum in sekundären Siedlungsnamen produktiv, daher
kann hier eine alte Überlieferung gesichert werden:
(11) Boler, Gde. Boust (F, Moselle, con Cattenom / Kattenhofen): 784/85
kop. 1191-1222 in pago Muslense et superßuviolo Gandra in villa que
vocatur Fuckinseim et in alio loco qui dicitur Bonelar (WAMPACH
Echternach I, 2, Nr. 90), 1257 or. Bonlar (WAMPACH Territorien 3, Nr.
259), 1268 or. Bonnelar (AN Pa J 582 Nr. 19), 1298 or. Boular
(WERVEKE Marienthal, Nr. 241), 1300 or. Boulair (AN Lux A 24),
1320 or. Boylar (WUERTH-PAQUET/WERVEKE Luxembourg, Nr. 6),
164 Es vergleichen sich die belgischen Siedlungsnamen Roeselare, frz. Roulers (B,
Prov. Westflandem): 821 kop. ca. 1300 Roslar; sowie Roly (B, Prov. Namur):
935/937 kop. 10. Jh. Roslerum. Das Bestimmungswort ist bei diesen nach
Gysseling 853 und 857 allerdings germ. rausa- n. ,(Schilf-)Rohr\
165 Man vergleiche für das Wort: PfälzWb 5, 384f. Rassel, Rossel f./m., Bedeutungen
(u. a.) .Kieselstein1, .Steinhaufen1, besonders .Lesesteinhaufen zwischen Grund-
stücken, Äckern, Weinbergen, oder an deren Wegseite1, .Steinhaufen im Felde, der
meist mit Dornen, wilden Birnbäumen oder Kirschbäumen umsäumt ist1, .schlech-
tes, steiniges Grundstück, Ödland1, .steiniger, geröllhaltiger Waldgrund1, auch Na-
me einer Waldabteilung; ehemalige Flurnamen: 1511 die bach yff biss gen Rosselb,
1741 zum Rossel. - Rhein WB 7, 520: Rossel f, übertragen .Steingeröll, auf Feldern
zusammengelesen und an felsigen Hängen1, auch Stänrossel.
143
1338 or. Bolar (LHA Ko 1 A 4935), 1338 kop. 1346 Bolar (LHA Ko
54 W 343), 1385 or. Bolair (AD Mos 7 F 814), 1401 or. Bolair (AN
Lux A 36 Ka. 1), 1401 or. Balai (AN Lux A 37 Ka. 1), 1424 or. Boire
(AD MM E 272), 1428 or. Boeller (StA Tr Ta 62/59), 1477 or. Boeller
(AD Mos 24 J 127) < germ. *baunô f. ,Bohne‘ + westgerm. *(/?)/âr-;166
(12) Laix (F, Meurthe-et-Moselle, con Villerupt): 1309 kop. Leirs (Hau-
brichs 1992, 647), 1481 Laye (NÈGRE Toponymie, Nr. 22613), 1594
Lais (NÈGRE Toponymie, Nr. 22613);
(13) Larimont, Gde. Réhon (F, Meurthe-et-Moselle, con Mont-Saint-
Martin): 1169 kop. 16. Jh. de Laerimunt (AD Mos H 1756-1) < west-
germ. *(h)lâr- + lat. morts ,Berg‘;
(14) tLeirs (F, Moselle, con Maizières-lès-Metz): 1218 kop. aput Masieres
apud Leÿrs (BN Pa ms lat 10023 fol 36v), 1346 Leirs deleis Maixiere
(PETRI 1, 1937, 304), 1362 kop. de Leirs (Salverda DE Grave/
Meijers/Schneider Droit I, Nr. 951 );
(15) Ley (F, Moselle, con Vic-sur-Seille): 1178 kop. Lara (AD Mos G 284
Nr. 1), 1228 or. Lare (AD Mos G 284 Nr. 2), 1273 or. Leir ( AD MM B
814 Nr. 1), 1310 or. Leir (AD BR G 5254 Nr. la), 1310 or. Leer (AD
BR G 5254 Nr. 1 ), 1311 or. Lar (AD Mos G 286 Nr. 9), 1402 or. Ley
(AD BR G 5364 Nr. 1), 1435 or. Ley (AN Lux A 52 Nr. 1450), 1461
or. Lare (AD MM G 973), 1476 or. Ley (AD MM G 921), 1618 or.
Lahr (AD Mos E 168);'67
(16) Lhor (F, Moselle, con Albestroff): 1271 or. Lare (AD MM G 928), 1343
or. Lare (LHA Ko 1 A 5138), 1347 kop. Lair (AD Mos 10 F 3, 62), um
1350 or. Lare genisite Munster (AD BR 8 J 21), 1430 or. Lor (AD MM
B 5242), 1475 kop. Lohr (BN Pa Coll. Lorr. 123 fol 70), 1499 or. Lare
(AD MM B 946 Nr. 15), 1555 or. Laerdas dorff(AD MM G 929);168
(17) Lohr (F, Bas-Rhin, con La Petite-Pierre / Lützelstein): 847 kop. 9. Jh. in
istis tribus locis que uocantur Lara, Odono иilare et Elenbach
(Glöckner/Doll 1979, Nr. 200), um 1250 or. Lare (AD BR G 5375
Nr. 1), um 1300 or. Lare (AD BR G 5452 Nr. 16), 1389 kop. 16. Jh.
Lore (AD BR 10 J 45), 1439 kop. Lore (AD MM B 693 Nr. 12), 1448
or. Lore (AD BR G 5254 Nr. 4), 1453 or. Lore (StA SB Best. Kleinere
Erwerbungen Nr. 19), 1454 or. Lore (AD BR 25 J 343), 1457 or. Lore
(AD BR 25 J 238), 1487 or. Lor (AD Meu 4 H 108 Nr. 8), 1537 kop.
Lore (AD BR E 352), 1589 or. Lohr (AD BR E 352);169 * 164
166 Vgl. Puhl 1999, 195 Nr. 11.
16 In den Belegen begegnen sich nahe der Sprachgrenze die deutsche Form Lara etc.
und die französischen Formen Leir, Ley.
Ifl* Vgl. die Flumamenbelege aus Guinzeling, Honskirch, Munster / Münster und
Torcheville / Dorsweiler in Abschnitt A.
164 Vgl. die Belege aus Asswiller, Bettwiller, Bust, Drulingen und Lohr in Abschnitt A.
144
(18) LLohr, bei Métairies-St.Quirin (F, Moselle, con Lorquin / Lörchingen):
1454 or. capella in loco Lore subparrochia Heide (AD BR H 679 Nr.
5), 1457 kop. 15. Jh. zu Lore (AD MM H 303);170
(19) Monneren (F, Moselle, con Metzervisse): um 950 kop. Mundelar
(MÜLLER Güterrolle), 1130 or. Mondelar (AD MM B 483 Nr. 58),
1131-1222 kop. Mundelar (LHA Ko 143 Nr. 5), 1184 or. Mondelaia
(Kurth St. Hubert I, 140ff.), 1195 kop. 18. Jh. Mundelay (AD Mos J
813), 1255 or. Mondelar (AD MM B 566 Nr. 5), 1257 or. Mondelai
(AD MM B 566 Nr. 6), 1283 or. Mondelair (BN Pa Coli. Lorr. 594 Nr.
1), 1305 or. Mondelar (WAMPACH Territorien 7, Nr. 1045), 1336 or.
Mondelay (AD MM B 584 Nr. 25), 1340 or. Mondeier (AD MM B 584
Nr. 29), 1425 or. Mondeier (AD MM B 9352), 1476 or. Mondeller
(AD MM B 9354), 1485 or. Mondeier (AD MM B 585 Nr. 124 fol 3v),
1490 or. Mondeller (AD MM B 3538, 32), 1521 or. Munler (AD MM
H 387) < germ. *mundö f. ,Schutz4 + westgerm. *(h)lär-',]1]
(20) Tiercelet (F, Meurthe-et-Moselle, con Villerupt): 1169 kop. 16. Jh. de
Lar (AD Mos H 1756-1), 1178 kop. 17. Jh. Loire (AD Mos H 1779-
16), 1291 or. de Lare (BN Pa Coli. Lorr. 976 Nr. 45), 1318 or. de Leirs
(AD Meu B 1847 fol lr), 1419 or. zu Lare (AN Lux A 25 Kasten 2),
1446 kop. 17./18. Jh. Thierceley (AD Mos H 1714 fol 40 lv), 1458 kop.
1522 Thierseleirs (AD MM 1 E 279), 15. Jh. or. Lare (StB Tr
1601/422 fol lOr) < frz. thiois ,deutsch4 + westgerm. *(h)lär-.m
Die Kartierung der teilweise sehr früh bezeugten Siedlungsnamen (vgl.
Abb. 20) zeigt eine auffällige Konzentration im Beharrungsraum entlang der
deutsch-französischen Sprachgrenze. Einige der *//î)/dr-Siedlungen befinden
sich im ehemals germanophonen, andere im bis heute östlich der Sprachgren-
ze liegenden Teil Lothringens sowie im sprachlich nach Lothringen orientier-
ten Krummen Eisass. Während *(h)lär- im südlichen Teil des Untersuchungs-
gebietes ausschließlich eingliedrige Namen bildet, kommt es in Nordloth-
ringen auch mehrfach als Grundwort sowie einmal als Bestimmungswort zu-
sammengesetzter Namen vor. In der Kombination der Kartierung der älter be-
legten Siedlungsnamen mit der Kartierung der rezenten Belege für *(h)lär- in
Flurnamen des Saar-Mosel-Raums zeigen sich in den Zonen Verdichtungen,
in denen die Siedlungsnamen liegen, also in Nordlothringen einerseits sowie
im südlichen Teil des Départements Moselle und dem Krummen Eisass ande- 171 172
1 0 Vgl. den Flumamenbeleg aus Saint-Quirin in Abschnitt A.
171 Vgl. die Flumamenbelege aus Buding. Budling, Kuntzig und Distroff in Abschnitt
A.
172 Zur Etymologie des ab 1446 auftretenden Bestimmungswortes vgl. Schorr 2003,
188. - Auch hier wie in Nr. 15 und Nr. 19 mischen sich deutsche und französische
Entwicklungsformen.
145
rerseits. Wie die historischen Siedlungsnamenbelege zeigen, hat *(h)lar- spä-
testens im 9. Jahrhundert die Südgrenze seiner Ausbreitung erreicht.1 ’
(R. K.)
1 ’ Man vergleiche die Kartierung des
Nordwesteuropa bei Dittmaier 1963,
Gesamtvorkommens von *(7d/ar-Namen in
Kartenanhang.
146
Nr. 16
Hock m. ,Habicht4
A. Aussen (Schmelz) (Sl): 1559 or. dt. hocks felss (LA Sb A Schloß
Münchweiler, 258). Keuchingen (MW): 1485 dt. das hockshause (GEB).
Weiten (MW): 1480 or. dt. off hockswalde (LHA Ko 143/90), 1480 or. dt.
hockshuisse (LHA Ko 143/90), 1480 kop. 1488 dt. vff hoickshuse (StB Tr
1670/349 fol 149r [CXXlIIr]), 1480 kop. ca. 1500 dt. hachbishusse
(HERRMANN Collection, 141). W'ellingen (MW): o Auf der Hocksfels [ob de
'hoksfels], Ennerm Hockfäls [ennm 'hoksfels].
(Vgl. Abb. 22)
B. Hock m. ,Habicht4 ist mit asächs. havuk, mnd. hävek, havik, häwik
(MndWb 2, 216f.), nnd. höwek, frühmnl. havec m., havik m. (VroegMnlWb
2, 1864f.), anl. haueko, mnl. hauec, hävic (der Ausgang auf -ik taucht erst spä-
ter auf, vgl. EWN 2, 393), nnl. havik (De Vries 1971, 240), afries. havek,
fries. havk, aengl. hafoc, heafoc, heafuc, -haboc, -hebuc, nengl. hawk, anord.
haukr, nisl. haukur, norw. hauk, schwed. hök, dän. hog zu vergleichen (De
VRIES 1961,214; EWN 2, 393; PFEIFER 623f.) und stellt mit unverschobenem
auslautenden -k eine Lautvariante zu nhd. Habicht (< ahd. habuh [8. Jh.],
mhd. habech, habich) dar.1 4 Es wird urgerm. *xabuka- m. ,Habicht4 voraus-
gesetzt (EWA 4, 722-724). Die Etymologie des Wortes ,Habicht" ist um-
stritten; es wird u. a. eine Bildung mit dem in Tiemamen öfter auftretenden
germ. ^-Suffix zu der Wurzel idg. *kap- ,fassen, greifen4 - vgl. lat. cäpus,
cäpö ,Kapaun4 - postuliert; falls dagegen eine Verwandtschaft mit slawischen
Tierbezeichnungen wie russ. (älter) köbec ,Bienen-, Wespenfalke4, apoln.
kobuz usw. besteht, so muss man von einer Wurzelvariante idg. *kabh- fas-
sen4 ausgehen (EWA 4, 722-724; PFEIFER 624; Suolahti 1909, 360). Auslau-
tendes -t ist im Deutschen sekundär: Die Lautform Habicht tritt erst ab dem
15. Jahrhundert auf (KLUGE 380f.). Dialektal ist noch die Mose Form belegt:
Schweiz, habch, habk, kämt, habich, tirol. habich, westf. habch, haw(w)eih,
havk (EWA 4, 722-724).
Alte Ortsnamenzeugnisse aus dem niederdeutschen und niederländischen
Raum bieten:
(1) Havixbrock bei Lippborg, Gde. Lippetal (Kr. Soest): ca. 890 in
Hauocasbroca; 1120 Havekesbroke (FÖRSTEMANN II, 1, 1146); 1
1 4 Die Lautform Hock erklärt sich wahrscheinlich aus der Entwicklung von intervoka-
lischem -b- > -v- > bis zum Schwund plus ahd. Monophthongierung. Die Mundart-
belege im Untersuchungsraum lassen aber weder Kürze noch Länge des Stammvo-
kals erkennen.
147
(2) Haveckhorst bei Diestedde, Gde. Wadersloh (Kr. Warendorf): 10. Jh.
Hauukohurst; 12. Jh. M. Hafekeshurst (GYSSELING 458);
(3) Haastrecht, Gde. Vliest (NL, Prov. Südholland): 1108 Havekesdreht
(Förstemann II, 1,1147);'77
(4) Nattenhaasdonk, Gde. Hingene (B, Prov. Antwerpen) / Haasdonk, Gde.
Beveren (B, Prov. Ostflandern): 1100 Hauekesdunc.' 6
Englisch hawk m. ,Habicht4 kommt ebenfalls in Ortsnamen vor, vgl. z. B.
Hawkhurst, Hawkshead, Hawkswik (Ekwall 1991,226-227).
C. In den rezenten Mundarten des deutschen Sprachraums kommt das Wort in
dieser Form wohl nur im Mittelfränkischen vor (siehe Abschnitt D): Sonst ist
es mit abweichender Form in den niederdeutschen Mundarten belegt.
In der Mundart von Schleswig-Holstein ist Haaf m. ,Habicht4 in verschie-
denen Formen bekannt. Der alte Auslaut hat sich in Haafk und mit Umlaut
Häfk (beides holsteinisch) erhalten; auslautendes -k ist sonst entweder zu -t
verstümmelt wie in Hawit (Preetz, Ostholstein), Haaft (Kiel, Mittelholstein),
Haft und Höfd (Dithmarschen, Westholstein) oder es ist ganz verschwunden
wie in den heute gängigen Formen Haaf und Höf oder Haff. Haaf bezeichnet
in Schleswig-Holstein auch andere Raubvogelarten wie ,Sperber4 oder Bus-
sard4. Das Wort hat sich in Ortsnamen niedergeschlagen, vgl.: Havighorst, bei
Oldesloe (Südholstein) und Hamburg, ferner Havekost, Hawkorst, Koppel bei
Hademarschen (Mittelholstein) (SchleswHWb 2, 519f).
Ähnlich ist in den Mundarten Niedersachsens und in Bremen eine Form mit
auslautendem -k Havik, Haavk ,Habicht4 belegt (BremNsäCHSWb 2, 607f.).
In der Mundart von Göttingen-Grubenhagen kommt ähnlicherweise Häwek,
Hdweke, Höwek für Habicht vor (SCHAMBACH 1858, 76). Im nördlichen
Lüneburgischen ist Hafk m. die Bezeichnung für den Habicht: Der Süden
kennt noch älteres Häwik (LÜNEBWb 1, 641). Der Habicht heißt im Nieder-
sächsischen sonst auch Häwe (Hauweihe) m. (NSÄCHSWb 6, 13).
In Hamburg heißt der Habicht Haavk m.: Im 18. Jahrhundert ist das Appel-
lativ als Havik belegt, weitere Formen sind Häwk (mit Umlaut), Haaf Habich,
Höbich. Die Zusammensetzung Habichnes f., -snavel bedeutet ,stark ge-
krümmte Nase4, das Kompositum Hawickweed ,Habichtskraud‘ war im 19.
Jahrhundert im Gebrauch, es gilt aber heute als nicht mehr lebendig.
Im Westfalischen lebt das Appellativ Häwek m. ,Habicht4 mit auslauten-
dem -k weiter: Ferner wird auf die Zusammensetzung Stöthäwek hingewiesen
(Woeste 96).
In der niederdeutschen Mundart Mecklenburgs ist Hawk, Häwk, Häwt,
Hawick m. die Bezeichnung für den Habicht; in der Mundart ist mit Hawk * 176
1 5 Nach Künzel/Blok/Verhoeff 161 gehört der Name eher zum Personennamen
Haveke.
176 Förstemann II, 1,1147.
148
meistens der Hühnerhabicht, astur palumbarius, gemeint, die Bezeichnung
bezieht sich aber auch auf die Raubvogelfamilie des Habichts mit Einschluss
des Sperbers. Die Vielfalt der möglichen Bedeutungen kommt bereits in den
historischen regionalen Lexika vor: Im Nomenclator Latinosaxonicus des Na-
than Chyträus (Rostock 1613) wird z. B. lat. accipiter, circus mit ,ein Havick,
falc‘ gedeutet, so wie lat. buteo mit ,eine art vam Havick1; im 19. Jahrhundert
heißt es Hahvk, Hähvk ,falco palumbarius4 (MecklWb 3, 558). Das Wort hat
auch in Flurnamen seinen Niederschlag gefunden, vgl.: Hawkenkost, auch
Havekost, Haßenpaß (ebd.). Im Dialektraum von Ost- und Westpreußen bis
1918 ist höß, höjkd m. ,Habicht4 die allgemein verbreitete Mundartform von
Habicht (PREUßWB 2, 578f; Frischbier 1,265).
In den niederdeutschen und in den auf niederdeutscher Grundlage beruhen-
den mitteldeutschen Mundarten Sachsen-Anhalts ist der Tiemame Häwek m.
,Habicht4 ebenfalls verbreitet: Die Varianten reichen von Häwek, Häwik im
Elbostfälischen und im Nordbrandenburgischen, H(o)awich(t), H(o)abich(t)
mit auslautendem Dental nach Verstummen des alten -k - im Branden-
burgischen, Elbostfälischen und Ostmitteldeutschen, bis hin zu den Formen
Hawk, Haß, Höwk etc., die im gesamten Gebiet vereinzelt Vorkommen
(MecklWb 2, 78).
In den rheinischen Mundarten wird der Habicht meistens mit Ersatzwörtern
wie Hühnerdieb, Stoßvogel bezeichnet. Nur im Süden des vom RheinWb er-
fassten Gebietes wird der Vogel mit Altwörtem bezeichnet (Habicht, Hawei-
he, Har, Harlicker); außerdem kennt allein das rheinfränkische Gebiet für
Habicht rein mundartliche Formen (hawix(t), häbx etc.) (RheinWb 3, 30f. und
Wortkarte III 1). Im Moselfränkischen lässt sich jedoch in Flurnamen die
Lautform Hock m. ,Habicht4 belegen (vgl. unten Abschnitt D).
D. Das Lemma Hock m. ,Habicht4, das im Untersuchungsraum appellativisch
nicht mehr belegt ist, lässt sich jedoch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
nachweisen, und zwar im moselfränkischen Teil des Saarlandes, der An-
schluss nach Norden hat, so in Schmelz-Aussen (Lkr. Saarlouis), in Keu-
chingen (Lkr. Merzig-Wadern), in Weiten (Lkr. Merzig-Wadern) und in
Wellingen (Lkr. Merzig-Wadern). Das Wort stellt ein Relikt aus dem heimi-
schen mittel fränkischen Dialekt dar.1 Im Untersuchungsraum sind sonst Ha-
bicht oder Har (vgl. RheinWb 3, 30f. und Wortkarte III 1; CONRATH 91) zu
erwarten. Die Reliktlage im Saar-Mosel-Raum deutet wohl auf die einstige
Verbreitung dieses Wortes bis ins Moselfränkische. Darüber hinaus ist hock in
einem literarischen Werk aus frühneuhochdeutscher Zeit belegt, und zwar in
der im 15. Jahrhundert entstandenen anonymen Berleburger Versübersetzung
der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. In dieser mit sehr hoher Wahrschein-
lichkeit im lothringisch-saarländischen Raum, zwischen Sprachgrenze und 177
177 Vgl. Haubrichs 2002, 563; Ders. 2007a, 174.
149
Hunsrück, am Nordrand des Rheinfränkischen entstandenen Übersetzung ei-
ner französischen Vorlage findet sich neben den auch in den anderen Textzeu-
gen bzw. Fassungen vorkommenden Formen hare bzw. arre m. Hühnerha-
bicht' auch hock, eine Form, die den in anderen geographischen Zusammen-
hängen entstandenen Versionen fremd ist (Haubrichs 2002, 563; Ders.
2007a, 174). Die Koppelung von lexikographischem Befund und Flurnamen-
überlieferung ist umso wichtiger, als sie zur wortgeographischen Einordnung
der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs beitragen kann (vgl. dazu auch unten
den Exkurs Kapitel 7.4.).
(M. V.)
150
Nr. 17
Horst m./f. ,Gestrüpp, Buschwerk, stehengebliebenes Unter-
holz, unzugängliche Hecke4
A. Abtei Hesse: 14. Jh. A. dt. zu der holler hurste (AD MM B 742 Nr. 68).
Aussen (Schmelz) (Sl): 1559 or. dt. hörst (LA Sb A Schloß Münchweiler,
258). Basse-Rentgen / Niederrentgen (Ca): o Macht haechs / hörst harech
[ap de 'he:aQt]. Besseringen (MW): o Horstgewann [“hu:ejtgvan],
Hurstgwann fhuejCgwan]. Bettingen (Schmelz) (Sl): o Auf dem Horst, Der
grosse Horst. Brotdorf (MW): 1721 or. dt. hinter hörst (LHA Ko 1 C/15187
344). Büren (Siersburg) (Sl): o Auf Horst [of ho:Jt]. Domnon-les-Dieuze /
Dommenheim (Di): 1242 kop. 1588 dt. wolffhurst (LA Sp F 1/114a Felsp fol
1 10), 1242 wolffhurst (Neubauer Regesten Werschweiler, 111). Fechingen
(SB): 1684 or. dt. zwischen hörst Haussen und walthers vogtey (GEB).
Gresaubach (Sl): o Vorm Horst [fo:em ho:ejt]. Hassel (Sl): o
Horstenbrunnen. Hoof (SW): o Horst [hoejtj. Hüttigweiler (Ot): o Horsch.
Itzbach (Siersburg) (Sl): 1723 or. frz. hast (LA Sb A Hzgt Lothr, 151), o
Horst [of ho:jt]. Limbach (Sl): o Kleiner Horst ['glas:ne haajt], Horstheck
[ho:Jt'hek], Vor dem Horst [fo:em ho:aJt], Der grosse Horst [kro:s ha:jt].
Marth (SW): 1 587 dt. inn hörst wiess (GEB), 1739 dt. unten auff der
horstwiese / zwischen dem rech und der horstwiese (GEB), o Horschwiese
['ho:ej'vi:s]. Merchweiler (Ot): o Auf dem Brimmenhorst ['ofm 'brimahaajt].
Neipel (SW): o Horschholz [of Wejhols]. Niedaltdorf (Sl): 1488 kop. 16. Jh.
dt. hasen horstt (AD Mos H 1026 fol 12lf.). Niederkirchen (SW): 1709 dt.
an der horschwiess (LA Sp Briefprot 370, 19). Oberwürzbach (Sl): 1426
kop. dt. uff horste (LA Sb 22/2441). Oppen (MW): o Heidenhorst
['has:dnhu:Bjt]. Saal (SW):o Vor Wöllmes aufm Horst. Schwarzenbach (SW):
o Horstgraben [huttJAgrawa], Im Horstgraben, Auf dem Horstgraben
['hupft/grawa]. Theley (SW): 1486 kop. 1505 dt. vber den hörst längs (LHA
Ko 1 C/4967, 413), 1486 dt. über den hörst längs (BüNGARTZ ZGSG 15,
46f.), 1539 dt. über den hörst längs (BüNGARTZ ZGSG 15, 47f.).
Weiterswiller (PP): 1361 or. dt. oben uf der turren hurst (AD BR G 5446 Nr.
13). Wimmenau (PP): ° Horschthal [s 'hanfdod], Horschdallbächel
['haufdalbegal]. Wolfersweiler (SW): o Die Horstwiese [di: 'homj’tvis], Vor
der Horstwiese [fom da ‘hamjtvis], Hinter der Horstwiese ['hem? da 'hamjtvis].
(Vgl. Abb. 23)
B. Das Lemma Horst m./f. ,Gestrüpp, Buschwerk, stehen gebliebenes Unter-
holz, unzugängliche Hecke‘ ist vor allem im Westgermanischen bezeugt. Das
Wort leitet sich her von ahd. hurst f./(m.) ,Gebüsch, Gestrüpp' (AhdWb 4,
151
1411; EWA 4, 1281-1284),178 * asächs. hurst, hörst f. (in Ortsnamen, vgl. EWA
4, 1282), mhd. hurst f. (LEXER 1, 1397),1 4 mnd. hörst, hurst f. ,kleiner Busch4
(MndWb 2, 304f.; Scheuermann 1995, 127), frühmnl. hörst f.
(VroegMnlWb 2, 2087L), mnl. hörst, hurst f. (MnlHdWb 258; EWN 2,
464E). Das Altenglische kennt hurst, hyrst m. ,Hügel, Gebüsch4 mit abwei-
chender Stammbildung, vgl. auch nengl. hurst ,Hügel, Gebüsch, Sandbank4
(KLUGE 423), norw. dial. rust,Gebüsch, Gestrüpp4 (EWN 2, 464f.). Der Über-
lieferung nach scheint hurst die ältere Form zu sein (WMU 2, 904), hörst (mit
Senkung von /u/ > loi) dagegen kann als jüngere Entwicklung angesehen wer-
den. Die umgelautete Form hürst < *hursti ist heute auf den alemannischen
Raum beschränkt (SchwäbWb 3, 1921; SCHWEIZlD 2, I640f.). Nach EWA 4,
1281f. ist mhd. hurst f., PI. hürste ,Gesträuch, Hecke, Dickicht4, alt. nhd.
hurst m./f. ,Strauchwerk, Gebüsch1 die oberdeutsche Form zu ält. nhd. hörst
m. ,Strauchwerk4, in der Jägersprache ,Raubvogelnest4; die ostmd. Lautform
Horst m. ,Raubvogelnest4 hat sich im Neuhochdeutschen durchgesetzt. Die
abweichende rezente Bedeutung lässt sich mit metaphorischer Übertragung
erklären, da die Bauweise der Nester von Raubvögeln an ein Gestrüpp erin-
nert. Die ursprüngliche Bedeutung ist nur dialektal fortgesetzt (vgl. Abschnitt
C und EWA 4, 1282). Die Etymologie des Wortes ist umstritten, weshalb
nicht klar ist, ob die generell angegebene Bedeutung ,Gestrüpp, Hecke4 als die
ursprüngliche anzusehen ist, oder „ob das Wort nicht, wie im Englischen, zu-
nächst einen Hügel [bezeichnet]44 (JELLINGHAUS 88ff). Nach den (freilich
späten) lateinischen Glossierungen des Wortes handelt es sich bei Horst um
die abgeholzte Stelle im Walde, wo junge Schösslinge aufwachsen: virgultum,
sylva humiles tantum /notices proferens (16. Jh.: KlLIAAN, MndWb 2, 304f;
Starck/Wells 295). Mnd. hörst bedeutet dann nur noch ,niedriges Ge-
strüpp4 und ,Dickicht4. Das Lemma geht auf urgerm. */ursti- (vgl. a. 806
bochursti und Hörste, a. 1088 Hursti), *yursta- zurück; man hat angenommen,
dass das Wort mit lettisch cers ,Strauch4, protoslawisch *chvorst- ,Gebüsch,
Gestrüpp4, protokeltisch *kwresno- > *h\renno- ,Busch, Baum, Mast4 und
vielleicht auch mit lat. crista (span, cresta, frz. crête, engl, crest) verwandt
sein könnte (vgl. EWN 2. 464f.). Wahrscheinlicher jedoch ist eine Herkunft
aus vorurgerm. *kr(t)-sti-, einer Ableitung von der uridg. Verbalwurzel
*k/kerH(t)- ,flechten4, zu der auch ahd. hurt, hurd .Flechtwert4 gehört (EWA
4, 1283). Den semantischen Unterschied zwischen ahd. hurst .Gebüsch, Ge-
strüpp4 und ahd. hurt, hurd .Flechtwerk4 erklärt EWA 4, 1283 mit einer unter-
schiedlichen Qualität des .Geflechts4: Bei hurst handelt es sich um „(natürli-
ches) Gestrüpp44, bei hurt, hurd um „(menschliches, künstliches) Flechtwerk44.
178 Vgl. auch Graff 4, 1042f.
! ; Das WMU 2, 904 hat hurst st. f. .Unterholz, Dickicht, Gesträuch". Alle Belege sind
alemannisch.
152
Ältere Siedlungsnamen sind:
(1) Beukenhorst bei Putten (NL, Prov. Gelderland): 806 bochursti (EWN
2, 464);
(2) Wallenhorst (Lkr. Osnabrück): 851 Walionhurst (JELLINGHAUS 91, mit
weiteren Belegen);
(3) Freckenhorst (Kr. Warendorf): 851 Fricconhurst (JELLINGHAUS 90, mit
weiteren Belegen);
(4) Ahrenhorst bei Albersloh (Kr. Warendorf): 890 Arnahurst
(JELLINGHAUS 89, mit weiteren Belegen);
(5) Mekkelhorst bei Weerselo (NL, Prov. Overijssel): 930/66
Mikulunhurst (Moermann 1956, 105);
(6) Hörste, Stadt Halle (Westf.) (Kr. Gütersloh): 1088 Hursti
(JELLINGHAUS 88);
(7) Horstmar (Kr. Steinfurt): 11. Jh. E. Hurstmere, 1213 Horstnuire, 1222
Hürstmar (GYSSELING 513);
(8) Horst bei Rhenen (NL, Prov. Utrecht): 1134 Horst (GYSSELING 513),
1186 or. festes ... hii sunt ... Fridericus de Hurst, 1190 Pelegrimus de
Hürste (Künzel/Blok/Verhoeff 188);
(9) Horst, Stadt Essen: 2. H. 11. Jh. Hurst, ca. 1170 Horst, 1224 Hurst
(GYSSELING 513);
(10) Horstorp bei Ottmarsbocholt, Gde. Senden (Kr. Coesfeld): 12. Jh. M.
Hurstthorpe (ebd.);
(11) Horst bei Voorschoten (NL, Prov. Südholland): 1199 kop. ca. 1555
Gerardus de Horst, 1200 or. Gerardus de Hurst (KÜNZEL/BLOK/
Verhoeff 189).
C. Horst m./f. ,Gestrüpp, Buschwerk, stehengebliebenes Unterholz, unzu-
gängliche Hecke‘, nach MOERMAN 1956, 106 ein genuin „sächsisches Wort,
das in Nordwestdeutschland und in Ostengland vorkommt“,180 ergibt bei nähe-
rem Hinsehen ein recht komplexes Bild, sowohl was die Verbreitung und
Ausbreitung des Wortes als auch seine semantische Breite und die diatopische
Verteilung der Genusunterschiede angeht.
Zunächst die Verhältnisse in den Dialektwörterbüchern mit Einbeziehung
der einschlägigen Flurnamenarbeiten:181
Das RheinWb 3, 838, mit Hinweisen auf Flurnamen, meldet für Horst m.
,Gebüsch4 keinen appellativischen Gebrauch mehr. Hurst (ebd., 1024) m./f.
|s" Horst .Gestrüpp, bewachsene Anhöhe4. Überlieferung der /for.yt-Namen ab dem 10.
Jh.: „Horst ist ein sächsisches Wort, das in Nordwestdeutschland und in Ostengland
vorkommt. Ein Teil von unseren Horst-Namen ist mit Namen von Pflanzen, meist
Bäumen, gebildet.44 (Mof.RMAN 1956, 105ff.).
181 Über die Verbreitung des Wortes im deutschen Sprachraum vgl. auch Wallner
1936, 36 f., Trier 1952, 72-81.
153
,oberer Hang eines Bergwaldes; über dem Wasser hängender Uferrand; klei-
ner Felsrücken; an den Tag tretender Erdrücken im Acker; nicht bebauter
Feldrand" ist in den rheinischen Mundarten allgemein belegt.1 8~ In rheinischen
Flurnamen ist das Lemma seit alter Zeit belegt, vgl. z. B. 10./11. Jh. Langun-
hurst (Velbert, Kr. Mettmann), 1288 Hurst (Breitscheid, Kr. Mettmann)
(DlTTMAIER 115; weitere Flurnamen auch in Nassau: Kehrein 1872, 462). Im
unteren Saargau bezieht sich die präpositionale Fügung op Hoarscht auf He-
ckenland (Conrath 98). Für die Saarbrücker Mundart verzeichnet SCHÖN
105 die Flurbezeichnung am Harsch (in Bischmischheim), die soviel wie ,un-
fruchtbarer Bergabhang1 bedeute. Die Ableitung Horschdert (westlich der
Theel; mda. hürschder im Lkr. Neunkirchen) gilt appellativisch in der Bedeu-
tung ,Erderhöhung in Feld, Weg; Anhöhe, durch die ein Feld ein anderes
überragt, meist mit Strauch bestanden" (ebd.).
Das südhessische Wörterbuch hat Horst m./(f.) in der speziellen, aber nicht
grundsätzlich abweichenden Bedeutung ,durch Samenflug entstandener
Jungwald, der wirres Buschwerk bildet" (ShessWb 3, 730; ViELSMElER 1,
1995, 234). Mit diesem Lemma gebildete südhessische Flurnamen sind bereits
im 14. Jahrhundert belegt: Die ältesten Belege zeigen den mittelhochdeut-
schen Lautstand hurst, der später entweder zu Horst gesenkt oder regional zu
Hiirst < *hursti umgelautet wurde; Hürst kann gelegentlich zu Hirst bzw.
Hirsch entrundet werden. Die Flurnamen bezeichnen meistens mit Gestrüpp
bewachsenes Gelände (SHESSFLN 517f.); PfäLZWb 3, 1185 bezeichnet mit
Horst m./f. ,Gehölz, Buschwald"; im Westen (Lkr. Kusel) heißt der Horst ein
,mit Sträuchern und Hecken bewachsener Abhang"; die Bedeutung ,grasiger
Abhang" ist mancherorts in der Nordwestpfalz belegt.18' Das Wort kommt oft
in historischen Flurnamen vor, vgl. z. B. 967 Buozingeshurst, 1495 eyn Zirk
evns weidgangs genannt der Hurst in Queichheymer marck gelegen (ZlNK
1923, 1 18).182 * 184
Das Badische (BadWb 2, 800) kennt Hurst m./f. ,Strauch, Hecke, Ge-
182 Das RheinWb 3, 1024 kennt Hurst m./f. auch in der Sonderbedeutung ,Erdaufwurf,
der beim Pflügen des Runkelrübenackers entsteht; oberer Hang eines Bergwaldes;
kleiner Felsrücken; an den Tag tretender Erdrücken im Acker; nicht bebauter
Feldrand", mit appellativischem Gebrauch. Hinweise auf diese spezielle Bedeutung
,Acker/Erhöhung" finden sich dialektal auch in weiteren Gebieten: vgl. folgende
Fußnoten. Nach Dittmaier 115 geht diese Bedeutung vielleicht auf ein anderes
Wort zurück.
1 Die Bedeutung .Erhebung" kommt auch vor, insb. ,erhöhter Grenzstreifen zw. zwei
Äckern" (Landkreise Kusel und St. Wendel), ,Ackerrand gegen den Weg" (Lkr.
Kusel), .Erhöhung im Acker" (alter Kr. Rockenhausen).
184 „Jedes mit Strauch bewachsene Landstück, ob in der Ebene am Rhein, am Gebirge
oder im Westen, konnte hurst, hörst, harst (haarscht) genannt werden. Unsere Flur-
namen auf hörst stehen also auf Boden, der einst mit Gestrüpp oder Buschwerk be-
wachsen war,“
154
büsch; Gestrüpp1. In Flurnamen kommt Hurst f. in der Bedeutung ,eine
Waldparzelle' vor: Damit gebildete Flurnamen sind bereits im 16. Jahrhundert
belegt. Sehr früh belegte Flurnamen wie z. B. 840 Onzenhurst (Unzhurst, heu-
te gehörig zur Gde. Ottersweier in Mittelbaden, Lkr. Rastatt: BUCK 1931, 116)
beziehen sich auf die Bedeutung ,Hecke, Busch, Buschwald'. Im Badischen
kann ursprüngliches *hursti zu Hürst umgelautet und zu Fürst bzw. Hirsch
entrundet werden. Hurst m. ,Busch, Hecke, Wäldchen, bes. Waldstücke im
Privatbesitz, auch abgeholzte und als Felder benutzte4 ist im Elsässischen im
Obereisass in Geberschweier (Arr. Guebwiller), in Dürrenzen, Winzenheim
und Horburg (Arr. Colmar) und im Untereisass in Meisengott (Arr. Selestat-
Erstein) belegt; das Femininum ist im Obereisass in Winzenheim, in Dürre-
nenzen (Arr. Colmar) und in Ribeauville / Rappoltsweiler bezeugt. Die Ablei-
tung Gehürst n. ,Gebüsch, Gesträuch' kommt auch vor (ElsWb 1, 376). Auf
bereits im 13. Jahrhundert überlieferte Flurnamen weist HistWbEls 180 hin.
Das schwäbische Wörterbuch (SchwäbWb 3, 1921) kennt Hurst, Hürst m.
und dazu die entrundete Variante Hirst m. ,Gesträuch, Dickicht4.187 Nach An-
gabe des Wörterbuchs ist das Lemma im Schwäbischen stets maskulin be-
zeugt: In Flurnamen ist es wohl recht häufig anzutreffen. Die Schweiz
(SchweizId 2, 1640f.) kennt Hurst f. ,Strauch, Busch; Gebüsch4 in den Kan-
tonen Aargau, Basel und Bern, wobei es als Maskulinum in den Kantonen Ba-
sel und Luzern und als Neutrum im Kanton Zürich belegt ist, und Hürst n. ,ei-
ne lange, waldige Höhe4 (auch in Flurnamen)* 186 187 188 sowie die Ableitung Gehürst
m. ,Gesträuch, Gestrüpp'. Das BayWb 1, 1167 belegt Hurst f. ,die Hecke4.
Die Bedeutungsfrage ist nicht sekundär, da sie womöglich Aufschlüsse
über das Vorhandensein dieses Wortes am Oberrhein geben kann. JELLING-
HAUS 88ff. nennt für die sächsischen Gebiete Westfalens alte -/jor.s7-Sied-
lungsnamen (deren älteste 851 belegt sind, vgl. Abschnitt B) mit der Bedeu-
tung .Gestrüpp4.18 Er ergänzt: „In den Namen [bedeutet Horst] ehemaliger
Wald, meist an Hügelhängen, von dem nur noch Baumstümpfe und Gestrüpp
übrig sind. Nur in Altsachsen und Südengland.44,8,8 Interessanterweise erklärt
er zusätzlich, dass diese Gebiete etwas höher lagen als die umliegenden Flu-
ren, „so daß man am Rande des Marschlandes dieselben geradezu im Sinne
von ,höheres, trockenes, weniger fruchtbares Land4 verstand44. Teuchert
ls' In Schwaben gilt auch die Bedeutung ,Ackerbeet, Bifang' (SchwäbWb 3, 1921),
eine Bedeutung die auch Vollmann 1926, 27 und 41 kennt. SchwäbWb 3, 1921
betont für Schwaben außerdem die Bedeutungen ,ein Ackerstreifen, so breit als der
Sämann werfen kann, meist zwischen 2 Wasserfurchen" (Überlieferung bereits im
14. Jh.) und .Reihe abgemähten Grases4.
186 Schweiz. Horst m. .Name mehrerer höher gelegener Gegenden4 leitet sich her aus
nhd. Horst m. .hochgelegenes, aus Gesträuch gebautes Raubvogelnest' ebd.
187 Vgl. auch Bach II, 1, § 362.
188 Vgl. auch Trier 1952,72-81.
155
1972, 60 kommt zum gleichen Ergebnis: Die Einheimischen im niedersächsi-
schen Marschland hätten künstliche Erhöhungen mit -hörst benannt. Auch
Langenbeck 1958, 87,1X9 der den -hörst-Namen eine eingehende Studie ge-
widmet hat, geht von der Bedeutung , Erhöhung im Sumpfgebiet' aus, die er
auch am Oberrhein feststellen kann. Horst ist als Siedlungsname heute im
Oberdeutschen nur in der Ortenau vorhanden, sonst seit alter Zeit fast nur auf
niederfränkischem und niedersächsischem Boden zu finden.* 190 KLEIBER 1957,
183 erklärt, dass in allen Teilen Badens zahlreiche Flurnamen auf -hörst- zu
finden sind, wobei Ortsnamen nur in der Ortenau Vorkommen, weswegen er
eine Einfuhr des Wortes aus Niederdeutschland für ausgeschlossen hält. Die
Häufung von /tonr-Namen wäre nach KLEIBER 1957, 183 topographisch be-
dingt, wobei wiederum LANGENBECK 1958, 51-108, mit Bezug auf die
Grundbedeutung ,Erhöhung im Sumpfgebiet', gerade für die Ortenau an eine
Einfuhr des Lemmas durch die Sachsen zur Zeit Karls des Großen denkt, die
als Kolonisten wegen ihrer besonderen Fähigkeit zur Kulturarbeit in diese Ge-
gend geholt wurden. Schröder 1933, 22f.191 betont außerdem die Tatsache,
dass die Sachsen in ihren alten Sitzen mit dem Wasser der Moore und der
Sümpfe zu kämpfen hatten: „Diesem Kampf entstammt ein bestimmtes Sied-
lungswort, das allein den Sachsen eigen ist [...], das ist das Wort hörst.“ Die
Theorie von der ausschließlich sächsischen Geltung des Wortes in früher Zeit
ist freilich unhaltbar, da sie die frühesten Belege aus den Niederlanden (Ab-
schnitt B, Nr. 1, 5, 8) außer Acht lässt. Valtavuö 1957, 104 wiederum postu-
liert deswegen den Niederrhein als die ursprüngliche Heimat des badischen
Hurst: „Eine Stütze der Niederffankentheorie liefert die Tatsache, dass Namen
mit -tung, das dem niederrhein. -donk ,Hügel' entspricht, auch in Baden anzu-
treffen sind.“
Im Schwäbischen ist das Wort ebenfalls (als Maskulinum) bezeugt, sowohl
als Appellativ als auch als Flurname. Es handelt sich dort um eine Sonderform
der Anlage von Beeten bei der Kultivierung nasser Böden (SchwäbWb 3,
1921). JÄNICHEN 1970, 45-50 sieht einen Zusammenhang zwischen dieser
Sonderform des Ackerbaus und den Siedlungsnamen auf -hurst-, die in Süd-
deutschland nur im ehemaligen Bruchgebiet zwischen Offenburg und Rastatt
auftreten. Ob das Wort ins Schwäbische „direkt durch niederdeutsche Siedler
gebracht wurde oder ob etwa dieser spezielle Ackerbau im Ansiedlungsgebiet
der Kolonisten am Oberrhein den oberdeutschen Verhältnissen angepaßt und
dann erst in unser Gebiet übertragen wurde, läßt sich heute noch nicht aus-
machen“ (ebd., 49). Die Genusunterschiede, die bei dieser Erklärung nicht in
1X9 Mit weiterer Literatur.
190 Walther Mitzka: Die Nordseeküste und ostdeutsche Ortsnamen, in: ZONF 9
(1933), 3-9.
191 Edward Schröder: Sachsen und Cherusker, in: Niedersächsisches Jahrbuch für
Landesgeschichte 10 (1933), 5-28.
156
Betracht gezogen werden, scheinen nach Kunze 1976, 169ff. im Alemanni-
schen doch auch eine Rolle zu spielen. Nach ihm würde im Alemannischen
das Maskulinum der Hurst ein oberdeutsches Relikt darstellen - mit der Be-
deutung ,kleine Erhebung1 wie im Englischen das „sich von daher ohne
niederdeutschen oder oberrheinischen Einfluß spontan zum Beetbau-Terminus
entwickelt [hat]“(ebd„ 171).
Udo EPH 1994, 776ff. hat die Verbreitung der -hörst- Namen auf dem Kon-
tinent eingehend besprochen und großflächig kartiert (ebd., 791 Karte 56): Die
Ortsnamen zeigen deutliche Konzentrationen im Gebiet östlich des Ijssel-
Meeres, in Westfalen, in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und der Uecker-
münder Heide. Die Streuung der Namen weiter östlich ist auffällig, sie zeigt
aber, dass der Namen appellativisch noch lange produktiv war. Die Nieder-
lande weisen ebenfalls eine deutliche Konzentration auf, während westlich des
Rheins die -/?or.s7-Namen seltener werden, obwohl das Ausgreifen nach Flan-
dern noch erkennbar ist. Auffallend bleibt, dass das Wort als Siedlungsname
in ganz Süddeutschland nur in der Ortenau vorkommt, wie auch KLEIBER
1986a, 263 in einem späteren Aufsatz wohl bemerkt hat.
Udolph 1994 verweist auf den Zusammenhang mit England, das eine deut-
liche Konzentration von -/?«r.s7-Namen im Südosten, in Kent, Sussex, Surrey
und Hampshire aufzeigt. Diese Verbreitung macht nach UDOLPH 1994 eine
Verbindung über die Niederlande hinweg wahrscheinlich. Wegen der auf-
fälligen Lücken von hurst- Belegen an der niedersächsischen Küste kommt er
zu dem Schluss: „Die kontinentalen -//orsz-Namen und die englischen -hurst-
Belege stehen in Verbindung zueinander, deren Ausgangsbasen weder
Schleswig-Holstein noch die niedersächsische Nordseeküste, sondern die Nie-
derlande und Flandern bilden“ (UDOLPH 1994, 796).
D. In unserem Gebiet kommt das Lemma sowohl als Grund- als auch als Be-
stimmungswort vor. Die Streuung der Flurnamenbelege zeigt eine Konzen-
tration im nördlichen Teil des Untersuchungsraums mit vereinzelten Belegen
im Süden des Untersuchungsgebiets, im sogenannten Krummen Eisass, die an
die südliche Verbreitung dieses Namenwortes anknüpfen. Nach den histo-
rischen Flurnamenbelegen zu urteilen ist es möglich, eine Ausbreitung des
Wortes ab dem 13. Jahrhundert anzunehmen.
Das Wort - mit mhd. Lautstand Hurst oder aber mit späterer Senkung
Horst - begegnet hier vorwiegend als Maskulinum, selten als Femininum.
Dittmaier 115 markierte seinen einzigen maskulinen (bezeichnenderweise
pfälzischen) Flurnamenbeleg noch mit Ausrufungszeichen (1497 über den
hörst, Becherbach, Lkr. Bad Kreuznach). Die diesbezüglichen Angaben der
Wörterbücher zu rezenten Mundarten sind uneinheitlich und teilweise unsi-
cher: Das ShessWb 3, 730 meldet m./(f.), das PfälzWb 3, 1185 hat m./f., das
ElsWb 1, 376 hat m. und f. in einzelnen Orten, das SchweizId 2, 1640f.
kennt m./f./n. Das DWB 10, 1833f. schließlich kennt für Hurst und Horst so-
wohl das Maskulinum als auch das Femininum. Von einer Isolation der mas-
157
kulinen Formen kann man nach dem Befund im Saar-Mosel-Raum gewiss
nicht mehr sprechen.
Trotz der Komplexität der Beleglage ist dieses Lemma eindeutig in nörd-
liche Zusammenhänge einzuordnen. Es darf vermutet werden, dass die Belege
des Saar-Mosel-Raums die ansonsten eingestürzte Brücke eines fränkischen
Wortes zu den elsässischen und badischen Belegen darstellen.
(M. V.)
158
Nr. 18
Hühel m. , Hügel"
A. Auswahl nach dem Kriterium Erstbeleg bis 1650:
(Alt-)Saarbrücken (SB): 1460 or. dt. uff dem hiibel (LA Sb 22/2749 / BAUER
1957), 1719 or. dt. auf dem heydenhübel (LA Sb 22/2911 / BAUER 1957),
1726 or. dt. am heydenhübel (StA Sb / BAUER 1957), 1769 or. dt. am hübel
(StA Sb 702/768 / BAUER 1957), 1784 or. dt. oben am hübet (LA Sb 22/3233 /
BAUER 1957), o Am Hiibel, Oben am Hübel, Am Heidenhübel, Auf dem Hei-
denhübel, Ober dem Heidenhübei Oberm Heidenhübel. Apach (Si): 1610 or.
dt. in hoffei (AD Mos 3 E 7277), 1671 or. dt. in howell (AD Mos 3 E 7324),
1777 or. frz. hoebel (AD Mos 3 E 7465), o Im hoebel [op 'hiovol],
Bardenbach (MW): 1546 or. dt. uff dem hubeil (AD BR E 5576 fol 76r), o
Tälches Hübel [deljos hivl], Auf dem Hübel [auf de:m 'hivl], Blickweiler (SI):
1589 kop. dt. der heydenn höffell (LA Sp Gräfinthaler KPB), 16. Jh. or. dt. der
heydenn höffell (LA Sp F 1 16a), 1624/26 or. dt. uffm hevden hübell (LA Sp C
33/15 d2 fol 7r), 1776/77 dt. avf dem heydenhübel (LA Sp C 33/15 c), o Auf
dem Heidenhübel [om 'he:rohivl], Am Sandhübel [am zan'hivl], Am scharfen
Hübel [om 'Ja:f3 'hivj], Spatzehiwwel [Jbatsohivl], Bliesbruck / Bliesbrücken
(Sg): 1500 or. dt. dem hübet wiessgen (LA Sb von der Leyen 7003), 1503 kop.
17. Jh. dt. vber den hubel (AD Mos 3 J 58), o Hebel ['hebol]. Bliesransbach
(SB): 1550 kop. 17. Jh. dt. üf den hubel / an dem hiibel (LA Sp F 4 Eschringen
A 2), 1586 kop. 17. Jh. dt. auff dem hübel (LA Sp F 4 Eschringen B I),
1765/66 or. dt. auf dem hübel (GEB), o Aufm Hübel ['ofm 'hivl], Dorre
Hiwwel [Vloro 'hivl]. Bous (SI): 1618 or. dt. uff den zwayen hiwelen (RUPP
Gerichtsbuch, 40), 1622 or. dt. uffm fürdersten (...) weissen huiffel ! uffm
hindersten weissen huiffel (RUPP Gerichtsbuch, 49), 1674 or. dt. weitzen
hübell (RUPP Gerichtsbuch, 75), 18. Jh. dt. auf weißen hübel (LHA Ko
218/625, 252), 18. Jh. dt. weisenhübel (JUNGK), o Auf dem Weizenhübel ['ofm
'veson hivl]. Einöd (Hb): 1564 dt. der heidenhiibel (LlPPS Flurnamen Einöd,
24), 1603 or. dt. haidenhübel (HSA Mü Kasten blau 390/4 I), 1719 dt. uffm
heidenhiibel (LlPPS Flurnamen Einöd, 24), 1747 dt. auf dem heydenhübel
(Lipps Flurnamen Einöd, 24), 1784 dt. hinter dem schorren hiibel (Lipps Flur-
namen Einöd, 42), 1790 dt. im heydenhübel (LlPPS Flurnamen Einöd, 24), o
Auf dem Heidenhiibel [da he:rohiv]]. De Schorrehiwwel [da 'j’orohivlj, De
Ruuhübbel [da 'rmhvbl], Eppelborn (Ot): 1565 kop. 16. Jh. dt. auf den hiibel l
uff den hibel (SCHMITT Eppelborn, 240), o Auf dem Katzenhübel [om
'kadsohivl]. Eschringen (SI): 1586 or. dt. uff dem hübell (LHA Ko 55 A
4/477), 1699 or. dt. weyler hübeln / uff weylerberg oder hübell (LA Sb
22/2588). Faha (MW): 1637 or. dt. uff der hüeffelswiess (LHA Ko 55 A
4/977, 10), 1759 or. dt. in der hubelswiess (LHA Ko 55 A 4/977, 51), o Auf
der Hiwelswies [ob dem 'hivlsvis]. Gehweiler (SW): 1500 dt, uff gryssbelss
159
hubbell (LHA Ko 54 S/1358), 1546-1699 dt. uff grybelshübel (GEB).
Güdingen (SB): 1448 dt. uff dem hübell (GEB), 1762 or. dt. die hübelsgärten
(GEB), o De Brämmehüwwel [da 'bremahwl]. Herange (Pb): 1603/04 or. dt.
vff dem grossenn hübell (AD MM B 780-9 fol 85v). Jägersburg (Hb): 1520
dt. heiibel (GEB), 1521 dt. heipel (GEB), 1757 or. dt. aufm hübet oben an der
alten kirch / aufm hergotts hibel in den stocken (LA Sp B 1/995), o Auf dem
Hübel ['ofm 'hivlj, Auf dem Herrgottshübel ['ofm 'hemgods 'hivl], Lange Ah-
nung auf dem Herrgottshübel [lag 'a:nug 'ofm 'hivl]. Kedange-sur-Canner
(Mv): 1451/66 kop. 16. Jh. dt. auff dem hibel (AD Mos H 383 fol 13r).
Kirkel-Neuhäusel (Hb): 16. Jh. dt. der hungerhübe/ (GEB), 1717 or. dt. der
hunger hubel oder buhel (LA Sp B 2/406/5 fol 120v), 1728 or. dt. der hunger
hübet oder biihl (LA Sp B 2/406,4), o De Hiwwel [da 'hival], De Prämme-
hiwwel [da 'premahivl], De Schuulhiwwel [da 'judhival], De Steenhiwwel [da
'Jtemhivl], De Reebockshibbel [da 're:bakshibl]. Laning (Gt): 1607 kop. 17.
Jh. dt. in den hibelen (LHA Ko 218/774, 32), 17. Jh. E. or. dt. in den hiblen
(LHA Ko 218/730, 305), o Wicherhibelle [du vu^u'hival], Veicherhibelle
aboutissant sur langviten, Freihiwwel [frei'hival], Hannen am wicherhiwwel
['henan am vi^u'hival], Doore hiwwel [do:ra 'hival], Kuurtzhibbel
['kumtshibal], Lang hibbel ['lag hibal], Hobelezle. Leidingen (Sl): 1466 kop.
18. Jh. frz. sur hubel (AD Mos H 461). IYletzeresche (Mv): 1630/31 or. frz. vff
dem hoeffel (AD Mos H 3670-1), 1685 or. frz. hoeffel (AD Mos 4 E 371), o
Sur hubel ['opm 'he:val]. Sarrebourg / Saarburg (Sb): 15. Jh. or. lat. in den
hofeln (AD Mos G 1903 bis fol 31v), o Hubel garten. Völklingen (SB): 1598
or. dt. by den hübeln (LA Sb 22/928), o Daxhiwwel ['dakshivl], Haasehiwwel
['ha:zahivl], Wellesweiler (Ot): 1564 kop. ca. 1564 dt. am höltzen hübell oder
rechen (Scharf Stella, 14), 1768 dt. hübet und rech l auf dem heydenhübel /
am heydenhübel (GEB), o Aufm Heidenhübel [ofm hae:dahrvl]. Auf dem Hie-
bei., Ofm Santhiwwel [ofm santhivl], Ofm Sandhiwwel [ofm 'sandhivl],
Wittersheim (SI): 1504 dt. von dem huebell t bis auf einen hübelle (SPIES
Amt Blieskastel, 31), 1624 dt. auf dem mühlhiibel (Spies Amt Blieskastel, 61).
Zetting (Sg): 1580 kop. 1716 dt. in dem wald der dellhübel (LA Sb 22/3024
fol 20v), o Ober der hübet, 1.-2. canton auf den hübet.
Rezente und historische Belege auch in:
Achain (CS), Altheim (Hb), Auersmacher (SB), Barst (SA), Beeden (Hb),
Behren-les-Forbach (Fb), Berig-Vintrange (Gt), Berschweiler (SB), Bert-
helming (Fe), Bettwiller (Dr), Biding (Gt), Bierbach (Sl), Bierfeld (SW),
Biesingen (SI), Bischmisheim (SB), Bousseviller (Vo), Breitfurt (Hb),
Brenschelbach (Hb), Bust (Dr), Coume (Bo), Dilsburg (SB), Dudweiler
(SB), Eguelshardt (Bi), Eidenborn (Sl), Eincheville (Gt), Eisweiler (SW),
Epping (Vo), Etzenhofen (Köllerbach) (SB), Farebersviller (SA), Farsch-
viller (Fb), Fechingen (SB), Fenetrange / Finstingen (Fe), Fraulautern (Sl),
Fürstenhausen (SB), Garrebourg (Pb), Geislautern (SB), Gersweiler (SB),
160
Gronig (SW), Gros-Rederching (Rb), Grosbliederstroff / Großblittersdorf
(Sg), Großrosseln (SB), Grundviller (Sg), Güchenbach (Riegelsberg) (SB),
Guerstling (Bv), Guerting (Bo), Hambach (Sg), Haute-Vigneulles / Ober-
fillen (Fa), Havange (Fo), Hellenhausen (SB), Hellinier (Gt), Hirschland
(Dr), Höchen (Hb), Hofeld-Mauschbach (SW), Holving (Sa), Holz (SB),
Hoof (SW), Humes (Öt), Hundling (Sg), Illingen (Ot), Kastei (SW), Kla-
renthal (SB), Koenigsmacker / Königsmachern (Mv), Kutzhof (SB),
Lachambre (SA), Landsweiler-Reden (Ot), Langatte / Langd (Sb), Lei-
tersweiler (SW), Leyviller (Gt), Limbach (Hb), Lisdorf (Sl), Lixing-les-
Rouhling (Sg), Ludweiler (SB), Lummerschied (SB), IMackwiller (Dr),
Mainzweiler (SW), Malstatt-Burbach (SB), Merchweiler (Ot), Merlebach
(Fb), Metzing (Fb), Morsbach (Fb), Nalbach (Sl), Namborn (SW), Neualt-
heim (Hb), Neunkirch-les-Sarreguemines (Sg), Neunkirchen-ies-Bouzon-
ville (Bv), Niederbexbach (Hb), Niederlinxweiler (SW), Niedersalbach
(SB), Niederstinzel (Fe), Nousseviller-Saint-Nabor (Fb), Oberbexbach
(Hb), Oberlinxweiler (SW), Oberwürzbach (Sl), Ottweiler (Ot), Otzenhau-
sen (SW), Petit-Rederching / Kleinrederchingen (Rb), Pontpierre / Stein-
biedersdorf (Fa), Primsweiler (Sl), Quierschied (SB), Reinheim (Sl), Reis-
weiler (Reisbach) (Sl), Reitscheid (SW), Remmesweiler (SW), Rimling
(Vo), Rittenhofen (Köllerbach) (SB), Rittershof (SB), Roden (Sl), Rohr-
bach (Sl), Romelfing (Fe), Roschberg (SW), Rouhling (Sg), Sarralbe / Saar-
alben (Sa), Schalbach (Fe), Scheidt (SB), Schwarzenholz (Sl), Schwem-
lingen (MW), Seingbouse (SA), Selbach (SW), Sotzweiler (SW), Spicheren
(Fb), Spiesen (Ot), St. Arnual (SB), St. Johann (SB), St. Wendel (SW),
Steinbach über Lebach (Ot), Stennweiler (Ot), Sulzbach (SB), Tholey
(SW), Überherrn (Sl), Überroth-Niederhofen (SW), Uchtelfangen (Ot),
Urexweiler (SW), Vibersviller (Al), Wadern (MW), Walschbronn (Vo),
Wehrden (SB), Weiskirchen (MW), Welferding (Sg), Welschbach (Ot),
Werbeln (Sl), Wustweiler (Ot).
Nur historische Belege auch in:
Bambiderstroff (Fa), Bettborn (Fe), Derlen (Sl), Drulingen (Dr), Erching
(Vo), Gerlfangen (Sl), Hommert (Sb), Hostenbach (Sl), Loupershouse /
Lupershausen (Sg), Medelsheim (Hb), Metting (Pb), Puttelange-aux-Lacs /
Püttlingen (Sa), Sarraltroff (Fe), Sarreinsming (Sg), SchaftTiausen (Sl),
Steinberg (MW), Theding (Fb), Tromborn (Bv), Vittersbourg (AI),
Wetschhausen (Ot), Wiebelskirchen (Ot), Woelfling-les-Sarreguemines
(Sg).
Nur rezente Belege auch in:
Achen (Rb), Adelange (Fa), Alsting (Fb), Alsweiler (SW), Altenkessel (SB),
Altforweiler (Sl), Altrippe (Gt), Altstadt (Hb), Altviller (SA), Altwiller
(SU), Aschbach (Ot), Assweiler (Sl), Asweiler (SW), Bachem (MW), Bae-
renthal (Bi), Beaumarais (Sl), Bening-les-Saint-Avold (SA), Berg (Dr),
161
Beding (Pb), Bermering (Al), Berus (Sl), Berviller-en-Moselle (Bv),
Bettange (Bo), Bettviller (Rb), Bilsdorf (Sl), Bining (Rb), Bissert (SU),
Bistroff (Gt), Bitche / Bitsch (Bi), Blies-Ébersing (Sg), Bliesdalheim (Hb),
Bliesen (SW), Blieskastel (Sl), Bliesmengen-Bolchen (Sl), Böckweiler (Hb),
Borg (MW), Bosen (SW), Bousbach (Fb), Boustroff (Gt), Braunshausen
(SW), Breidenbach (Vo), Brouviller (Pb), Bruchhof-Sanddorf (Hb),
Bubach im Ostertal (SW), Bubach-Calmesweiler (Ot), Buhl-Lorraine
(Sb), Buprich (Sl), Büren (Siersburg) (Sl), Carling (SA), Codieren / Ko-
chern (Fb), Creutzwald / Kreuzwald (Bv), Dalem (Bv), Denting (Bo),
Diebling (Fb), Diemeringen (Dr), Diffembach-lès-Hellimer (Gt), Differten
(Sl), Dirmingen (Ot), Dorf (Sl), Dörrenbach (SW), Düren (Sl), Durstei
(Dr), Ebring (Fb), Eckelhausen (SW), Eitzweiler (SW), Eiweiler (SW), El-
vange (Fa), Emmersweiler (SB), Enchenberg (Rb), Engelfangen (Köller-
bach) (SB), Ensheim (Sl), Erbach-Reiskirchen (Hb), Erckartswiller (PP),
Erstroff (Gt), Eschbourg (PP), Eschwiller (Dr), Etting (Rb), Etzling (Fb),
Falscheid (Sl), Faulquemont / Falkenberg (Fa), Felsberg (SI), Flétrange
(Fa), Folkling (Fb), Folschviller (SA), Forbach (Fb), Francaltroff (Al),
Frauenberg (Sg), Freisen (SW), Freybouse (Gt), Freyming-IYlerlebach /
Freimengen-Merlenbach (SA), Gaubiving (Fb), Geisweilerhof (MW),
Gersheim (Sl), Gisingen (Sl), Goetzenbruck (Bi), Gonnesweiler (SW),
Gosselming (Fe), Gresaubach (Sl), Groß-Hemmersdorf (Hemmersdorf)
(Sl), Grostenquin / Großtännchen (Gt), Grügelborn (SW), Güdesweiler
(SW), Guenviller (SA), Guessling-Hémering (Gt), Hangard (Ot), Hanviller
(Bi), Hargarten (MW), Hargarten-aux-Mines (Bv), Harlingen (MW),
Harprich (Gt), Harreberg (Sb), Hasborn-Dautweiler (SW), Haselbourg
(Pb), Haspelschiedt (Bi), Hassel (Sl), Haupersweiler (SW), Haus Furpach
(Ot), Haustadt (MW), Hazembourg (Sa), Heckendalheim (SI), Heining-lès-
Bouzonville (Bv), Henriville (SA), Herbitzheim (Sl), Herchenbach
(Köllerbach) (SB), Hilschbach (Riegelsberg) (SB), Hilsprich (Sa),
Hinsingen (SU), Hirstein (SW), Hombourg-Bas (SA), Hombourg-Haut /
Oberhomburg (SA), Homburg (Hb), Honzrath (MW). Hôpital (L’) / Spit-
tel (SA), Hoste-Haut (SA), Hottviller (Vo), Hüttigweiler (Ot), Ihn (Sl),
Insming (Al), Itzbach (Siersburg) (Sl), Jabach (Sl), Kappelkinger (Sa),
Kerbach (Fb), Keskastel (SU), Kirrberg (Hb), Kirschhof (SB), Körprich
(SI), La Petite-Pierre / Lützelstein (PP), Labach (Reisbach) (Sl),
Landsweiler (SI), Le-Val-de-Guéblange (Sa), Lebach (Sl), Lelling (Gt),
Lemberg (Bi), Lengelsheim (Vo), Lichtenberg (PP), Liederschiedt (Bi),
Lindscheid (SW), Lixing-lès-Saint-Avold (Gt), Lockweiler (MW),
Lorentzen (SU), Losheim (MW), Loudrefing (Al), Ludwigsthal (Hb),
Macheren (SA), Marpingen (SW), Marth (SW), Maxstadt (Gt),
Meisenthal (Bi), Menningen (MW), Merchingen (MW), Merten (Bv),
Mettnich (Primstal) (SW), Mimbach (Hb), Mittersheim (Fe), Mondorf
(MW), Mosberg-Richweiler (SW), Munster / Münster (Al), Nassweiler
162
(SB), Neuforweiler (Sl), Neunkirchen (Ot), Neunkirchen/Nahe (SW),
Niedergailbach (Hb), Niederlosheim (MW), Niederwürzbach (SI),
Nohfelden (SW), Nonnweiler (SW), Numborn (SB), Obergailbach (Vo),
Oberkirchen (SW), Obersalbaeh-Kurhof (SB), Oberthal (SW), Oer-
mingen (SU), Oeting (Fb), Oppen (MW), Ormersviller (Vo), Osterbrücken
(SW), Ottonville (Bo), Pachten (Sl), Peppenkum (Hb), Petit-Ebersviller
(SA), Petite-Rosselle / Kleinrossein (Fb), Picard (Sl), Porcelette (SA),
Ratzwiller (SU), Reimsbach (MW), Remering-Ies-Puttelange (Sa),
Rissenthal (MW), Rolbing (Vo), Roppeviller (Bi), Rosbruck (Fb), Roupel-
dange (Bo), Rubenheim (SI), Rümmelbach (Sl), Saint-Avold (SA), Saint-
Jean-de-Bassel (Fe), Samt-Louis (Pb), Scheuern (SW), Schoeneck (Fb),
Schorbach (Bi), Schwarzenbach (SW), Schwarzerden (SW), Sellerbach
(Köllerbach) (SB), Seyweiler (Hb), Siersthal (Rb), Siltzheim (SU), Soucht
(Rb), Sötern (SW), Sprengen (Sl), Steinbach (Ot), Steinberg-Deckenhardt
(SW), Struth (PP), Sturzeibronn (Bi), Tenteling (Fb), Teting-sur-Nied
(Fa), Thalexweiler (Ot), Theley (SW), Trois-Fontaines / Dreibrunnen (Sb),
Uberhofen (Riegelsberg) (SB), Urweiler (SW), Vahl-Ebersing (Gt), Vahl-
les-Faulquemont (Fa), Vallerange (Gt), Valmunster (Bo), Varsberg (Bo),
Vaudreching / Wallerchen (Bv), Viller (Gt), Virming (Al), Voellerdingen
(SU), Volmerange-les-Boulay (Bo), Volmunster (Vo), Wadrill (MW),
Wahlschied (SB), Waldhambach (Dr), Waldhölzbach (MW), Walhausen
(SW), Walscheid (Sb), Walsheim (Hb), W'ebenheim (Hb), Wemmetsweiler
(Ot), Werschweiler (SW), Weyer (Dr), Willerwald (Sa), Wimmenau (PP),
Wingen-sur-Moder (PP), Winterbach (SW), Wittring (Sg), Wolfersheim
(SI), Wolfersweiler (SW), Wolfskirchen (SU), Wörschweiler (Sl),
Zimming (Bo), Zittersheim (PP).
(Vgl. Abb. 24)
B. Hübel m. ,HügeP führt über mhd. hübel, hubel, hovel, anfrk. huvel und
asächs. -huvil (in Toponymen) auf vordt. *hubila- m. ,Erhebung, Hügel, Hö-
cker1 2 zurück (AhdGl 4, 420; AhdWb 4, 1436f.; EWN 2, 430f.; Holthausen
1954, 38; Kluge 424; Lexer 1, 1372; Pfeifer 548f. [s. u. Höcker]; Splett I,
1, 406; Starck/Wells 288). Ableitungsbasis ist urgerm. *xufQ- m- ,Hügel,
Anhöhe; Hof (EWA 4, 1086 s. v. hof LÜHR 2000, 159; SCHAFFNER 2001,
143f.). Hübel ist „die alte und jetzt noch ober- und theils mitteldeutsche form
für hügel“ (DWB 10, 1849f.). Dazu stellen sich mit gleicher Etymologie mnd.
hövel ,kleinere Bodenerhebung, Hügel, Erdhöcker, Haufen; Höcker, Aus-
wuchs, Buckel4 (MndHdWb II, 1, 368; MndWb 2, 312), mnl. hovel, hoevel,
huevel, heuvel, hevel192 .Hügel; Höcker, Auswuchs, Buckel4 sowie nnl. und
192 In einem Toponym von 1112 Stenhuffle, rezent Steenhuffel (bei Brüssel) sieht
Mansion 1935, 71 eine mittelniederländische Variante huffei. Nach VroegMnlWb
2, 2124 handelt es sich dabei wahrscheinlich um eine Variante von hovel. - Zu den
163
nfries. heuvel ,Hügel, Anhöhe1 (LexFris 1, 513; MnlWb 3, 675f.; De Vries
1971,256).
Zugrunde liegt eine westgermanische Ausgangsförm mit Frikativ b im In-
laut nach Vokal, der im Altsächsischen durch b oder v wiedergegeben wird.
Das Mittelfränkische bewahrt den westgermanischen Lautstand. Das Rhein-
fränkische und das Ostfränkische verwenden das Zeichen (b), das Oberdeut-
sche der älteren Zeit hat für frk. b meist (p), das Spätalthochdeutsche hat statt
(p) meist (b) (AhdGr §§ 88, b und 134). Auf dieser differenzierten Entwick-
lung von germ. b beruht die Variation des medialen Konsonanten in den re-
zenten Mundarten und in den Flurnamenbelegen des Untersuchungsgebietes.
ln den rezenten Mundarten überwiegt die Bedeutung ,HügeP, während
,Höcker, Auswuchs1 etc. allenfalls noch Nebenbedeutungen darstellen (Die-
FENBACH/WÜLCKER 672; DWB 10, 1849f.; siehe auch Abschnitt C). Das
Wort wird auch in der Rechtsbedeutung ,Grenzhügel‘ verwendet. In den Ös-
terreichischen Weistümem findet sich ein Beleg aus der Gde. Hornstein im
Burgenland; 1670 verdilliget einer einen hofier hotterbaumb stain oder hübet
... so ist der thätter demselben der ihne ergriffen hat ein oxen zue geben
schuldig (zitiert nach DRW 6, 22).
Lehnwort aus dem Mittelniederländischen ist frz. hovel ,Erhöhung'; mnl.
hovel und hoevel sollen durch jüngere Zuwanderung in die Pikardie und die
östliche Normandie gelangt sein (FEW 16, 235).
Nach Teuchert 1972, 171f. bietet das Niederdeutsche aus dem westlichen
niederfränkisch-rheinisch-westfälischen Raum die ältesten Namenbelege für Hü-
bel. Da das Wort in Ostfalen fehle, sei das märkische Vorkommen mit nieder-
ländischen Siedlungsbewegungen zu verbinden. Die Annahme Valtavuos
1957, 54f., Hübel sei ein „ausgesprochen fränkisches Wort“, das bis an die Gren-
ze Belgiens und der Niederlande reiche und das aus dem rheinfränkischen Gebiet
in das alemannische und aus dem ostfränkischen Gebiet in das nordbairische ge-
wandert sei, stellt DEBUS 1965, 259 in Frage: „ob Hübel nicht ein altes boden-
ständiges, ehemals großflächig verbreitetes Wort gewesen ist, das neben anderen
Wörtern - wie Berg, Hügel, Buckel, Bühl, Klippel u. a. - im Wortfeld für Boden-
erhebungen seine ganz bestimmte Funktion hatte und dann durch Bedeutungs-
ausgleich innerhalb dieses Feldes allmählich verdrängt wurde.“ Auch im Hessi-
schen Flurnamenatlas wird ein vorfränkischer Ursprung von Hübel in Erwägung
gezogen mit dem Argument des häufigen Vorkommens „von Hübel als Wort und
in Namen in Mittel- und Nordhessen sowie den nördlichen [...] und östlichen
Anschlussgebieten“ (HessFlnAtl Karte 73 und Kommentar), während
Valtavuo 1957, 54 dieses Vorkommen mit dem Vorstoß der Franken erklärt.
niederländischen /?^ve/-Toponymen vgl. auch Schönfeld 1950, 37 und Moerman
1956, 98f. - Frühmittelniederländische Belege sind 10. Jh. huvil (Wachtendonck-
sche Psalmen), 1240 houel (Limburg), vgl. EWN 2, 430f. und VroegMnlWb 2,
2124.
164
Toponymisch ist Hübel seit dem 8. Jahrhundert belegt, aber kaum südlich
der Benrather Linie.1 ‘' Die frühen Belege sprechen für weite Verbreitung in
den Niederlanden, in Flandern, in Westfalen und im Rheinland:
(1) Hövel (Waldname), jetzt Höveler Höfe in Frixheim-Anstel, Gde.
Rommerskirchen (Rhein-Kreis Neuss): 793 kop. 10. Jh. A. siluam que
dicitur Huuil\
(2) Heuvel, Gde. Gent (B, Prov. Ostflandern): 814 - ca. 820 kop. 941
pratum qui dicitur Rodum siue Hub ela',
(3) Nethövel, Gde. Datteln (Kr. Recklinghausen): 889 kop. 12. Jh. M.
Nethubila;
(4) Aldenhövel, Gde. Lüdinghausen (Kr. Coesfeld): 10. Jh. or. Allon-
huuile, Ollonhuuile; 12. Jh. M. or. Aldonhufile',
(5) Geisthövel (Hausname), Gde. Ahlen (Kr. Warendorf): 10. Jh. or.
Gesthubile, Giesthuuila;
(6) Varnhövel, Gde. Werne (Kr. Unna): 10. Jh. or. Farhubile, Fomhubile;
10./11. Jh. kop. 12. Jh. M. in Warnhüuelo;
(7) Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis): 10./11. Jh. kop. 12. Jh. M. in
Spurkinhüuelo; 1047 kop. Spurchuuele\ 11. Jh. kop. 12. Jh. M.
Spurghufila;
(8) Hövel, Gde. Nottuln (Kr. Coesfeld): 1047 kop. 12. Jh. M. in Huuele;
(9) Heuveit, De (Hofname), Gde. Boechout (B, Prov. Antwerpen): 1221
or. Hoveltm
C. Das rezente wortgeographische Vorkommen von Hübel konzentriert sich
auf die mittel- und oberdeutschen Mundarten, wo das Wort allerdings kein
hohes Alter hat, während es - wie die Toponyme zeigen - in der älteren Zeit
ein niederländisch-westfälisch-rheinisches Wort ist. Aus diesem Raum kom-
men auch die frühesten toponymischen Belege. Auf der Grundlage der Daten
der DWA-Karte ,HügeP (in DWA 4 [1955]) untergliedert VALTAVUO 1957,
50f. die Gesamtverbreitung des Typs Hübel in sieben Gruppen:
Nieder- und mittelfränkische Gruppe: linksrheinisch Höwel, Höwwel,
Hüwwel, Hiwwel, Hi(e)wel, Hewwel, Heweb, in Luxemburg Hiewel, südlich
davon Hiw(w)el; östlich dieses Gebietes Hi(e)wel, Hüwwel, Hiwwel und ver-
einzelt Höwwel und (mit stimmlosem medialem Konsonanten) Hiiffel; im öst- * 100
N' Die ausgewählten toponymischen Belege stammen aus Gysselinü (44, 391, 492f.,
518, 734, 931 und 996). Dort sind verstreut noch weitere Belege zu finden. Vgl.
auch Förstf.mann II, 1, 1479 mit Belegen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen
und Flandern und für Westfalen auch JELLiNGHAUS 91 sowie WfstfFlnAtl Nr.
100. Nachweise für das Bergische Land sind bei Leithaeuser 1901, 38f. zusam-
mengestellt.
144 Nach Gysseling 493 aus germ. *hubilöpu- fi, Kollektivbildung zu *hubila- m.
,Hügel\
165
liehen Moselfränkischen (mit Verschlusslaut) Höppel, Höbbel, Hibbel.
Bei Nürnberg: Höppel, Hippel, Hiebl und Hebt.
Nordbayern: Hiebl, Hiib(e)l, Hüwl, /7m7 sowie (mit Vokalisierung der Liqui-
da): Hiwei, Hüwö, Hüwi.
Südöstliches Sachsen, nördliche Teile des heutigen Tschechien: Hiib(e)l,
Hieb(e)l, Hiewl, Hüwerl, Hiebala, Hebel, Huibl, Hejbl.
Die Neumark in Polen: Hebbel, Hibbel, Hubbeb, nordöstlich davon (im ehe-
mals ostniederdeutschen Sprachraum) Hewel.
Ehemalige Provinz Ostpreußen: Hiibbel und Häwel.
Nordöstlich von Osnabrück: Hüwel und Höwel.195
Die Auswertung der einschlägigen Mundartwörterbücher und Flurnamenar-
beiten für den deutschsprachigen Raum ergibt, von Norden nach Süden voran-
schreitend, folgenden ergänzenden Befund:
In Schleswig-Holstein kommt Hübel als Wort und in Namen nur ganz ver-
einzelt vor: Das schwach und fast nur in Ortsbezeichnungen wie Hävelsmoor
und Nordhävel belegte Wort Höwel m. hat die Bedeutung ,Hügel'. Ein Flur-
name im Kr. Nordfriesland aus dem Jahr 1790 lautet Hübbeb, in Dithmarschen
treten in Ortsbezeichnungen die Varianten Höwel und Huwel auf (CLAUSEN
1988, 56; Falkson 2, 2000, 515; SchleswHWb 2, 921).
Hamb Wb 2, 726 rechnet Hövel m. als Wort der mittelniederdeutschen Zeit
zu; nur noch in Flur- und Straßennamen wie Hövel, Hoefel, Steinhöfel,
Hövelbrook etc. sei das Wort erhalten. Für Niedersachsen wird Höwel, Hüwel
als Bestandteil von Flurnamen genannt (Scheuermann 1995, 127).
Für die Mundart von Mecklenburg ist Hoewel m. in der Bedeutung ,Hügel'
verzeichnet; in der älteren Sprache sei das Wort auch Für andere Erhöhungen
(.Höcker') gebraucht worden (MecklWb 3, 816).
Die westfälische Mundart kennt zur Bezeichnung des Hügels das Maskuli-
num Hüdwel (WOESTE 108). Die toponymische Vertretung von hifwel und
anderen ,Hügel'-Heteronymen im Westfälischen hat Gunter MÜLLER in einer
Einzelstudie (MÜLLER 1985) und jüngst im Westfälischen Flurnamenatlas
aufgearbeitet (WESTFFLNATL Nr. 100, mit ausführlicher Darstellung von
Schreibungen, Mundartformen und Zusammensetzungen); Die Auswertung
der DWA-Karte .Hügel' in MÜLLER 1985, 138 (Karte 1) ergibt für hifwel
kleinere Verdichtungsgebiete im Norden (Kr. Minden-Lübbecke) sowie im
Süden (Hochsauerlandkreis, Kr. Siegen-Wittgenstein). Die Kartierung der
zum großen Teil dem Urkataster entnommenen Flurnamen sowie der mit
hövel gebildeten Siedlungsnamen, deren Überlieferung um 900 einsetzt
195 Zu ergänzen sind die siebenbürgisch-sächsischen Varianten Heffel, Hiwwel und
Hibbel, die appellativisch und toponymisch belegt sind (SiebenbSäChsWb 4, 281;
Wallner 1936, 33f. und 69). Die unterschiedlichen Formen erklären sich aus der
Herkunft der Kolonisten aus dem heutigen Luxemburg und den Gebieten der dama-
ligen Bistümer Köln, Trier und Lüttich.
166
(MÜLLER 1985, 144 Karte 2), zeigt eine deutliche Konzentration im südöst-
lichen Münsterland und weiter in nordwestlicher Richtung bis zur niederlän-
dischen Grenze. Letzteres gilt nur für die Flurnamen. Für diese Räume mit
toponymischer Verbreitung liefert die DWA-Karte kaum Nachweise. In Süd-
westfalen wiederum, wo huwel laut DWA vorkommt, werden nur wenige
Flurnamen kartiert. Im Norden, Kr. Minden-Lübbecke, gibt es eine Über-
einstimmung zwischen dem appellativischen und dem toponymischen Vor-
kommen.
Im Rheinland sind nach Dittmaier 1 16 Flurnamen mit den Varianten Hü-
bel, Hüfel, Höfel, Hövel, Hüvvel, Hibel, Hiwwel, Hüjfel in der Bedeutung
,Flügel, Hügelkuppe1 allgemein verbreitet. Im Oberen Rheinengtal zwischen
Koblenz und Bingen sind die Namen z. T. mit dem Suffix -ing gebildet: 1519
or. yff der Huweling (Halfer 1988, 63). Dittmaier verweist auf einige ältere
Toponyme (ein Waldname, sekundäre Siedlungsnamen und Flurnamen), deren
älteste oben in Abschnitt B aufgeführt sind. Als Appellativ hat Hübel im
Rheinland hauptsächlich stimmhaftes w als medialen Konsonanten, mosel-
fränkisch teilweise auch b, bb oder p, pp. Als Vokale der Stammsilbe treten,
regional differenziert, mit Umlaut ö und ü (entrundet: e und i) auf und ohne
Umlaut w.l% Hauptvariante im Rhein- und Moselfränkischen beispielsweise
ist Hiwel, teilweise mit neuhochdeutscher Dehnung. Die Bedeutung ist ,Hü-
gel, Hügelkuppe4, daneben Jede kleine Erhöhung auf einer Fläche4 wie z. B.
Unebenheiten im Acker, Grabhügel, Komposthaufen, Maulwurfshaufen, beim
Menschen aber auch Beulen und Höcker. Eine semantische Differenzierung
scheint bei dem neben Hiwel in den saarländischen Gebieten um Merzig-
Wadern, St. Wendel, Ottweiler und Saarbrücken sowie um Neuwied, Cochem,
Simmern und Bad Kreuznach vorkommenden Huwel vorzuliegen: Dieses
Wort dient als Bezeichnung für ,größere Haufen4 (RheinWb 3, 860f.).
Im Westmitteldeutschen begegnen einige alte Toponyme, die das Namen-
wort Hübel enthalten. Eine unbekannte Siedlung südlich von Bitburg wird
1264 genannt: in wylario et hovelscheyt (JUNGANDREAS 1962, 541). Auch
Flurnamen des Mosellandes sind mit Hübel gebildet: 1195 Hovele bei Bad
Hönningen (Lkr. Neuwied), 1246 nemus nostrum, quod dicitur de Hoevile bei
Sinzig (Lkr. Ahrweiler), 1377 by dem huefel bei Lauterbur (L, Gde. Echter-
nach), 1414 evn ander gelegen uff hüvel an perrer born bei Ediger (Lkr. Co-
chem-Zell) (Jungandreas 1962, 542).
Für Luxemburg ist auch das Appellativ nachgewiesen: Hiwwel, Hiwel,Hü-
gel4 (LUXWb 2, 164). Auch im angrenzenden Lothringen ist Hiwwel die
Hauptvariante des Wortes, in Sierck ist Huwwel belegt, in Boulay-Moselle /
Bolchen, Faulquemont / Falkenberg und Munster / Münster Hibbel (Dt-
LothrWb 246).
1M Vgl. auch weiter oben die Verteilung der Varianten nach Valtavuo.
167
Flurnamen der Region Rheinhessen zeigen die Varianten Hübel, Hüppel,
Hüwwel, Hüppel, Hippel, Hi(e)bel. Sie sind ab dem 14. Jahrhundert belegt.
Die Mundartvarianten Hewwel und Hiwwel sind appellativisch in ganz Rhein-
hessen, abgesehen vom sich nach Norden ausdehnenden Buckel-Geb'wX im
Südosten, gebräuchlich (BlNGENHEIMER 1996, 186; Ramge 1979, 161;
Zernecke 1991,250 und 604; Ders. 1999, 31-33). Das Synonym Buckel, das
erst um 1800 von Süden her in diesen Raum vorgestoßen ist, ist vom alten
Kreis Worms in einem schmalen Streifen entlang des Rheins bis nach Mainz
das allgemein geltende Mundartwort für einen Hügel, der übrige Teil Rhein-
hessens hat das alte Wort Hübel bewahrt (Ramge 1979, 404).
Laut DWA-Karte ,Hügel4 reicht das westmitteldeutsche Hübel-Gebiet nur
knapp in das westliche Hessen hinein, abgesehen von einer Ausbuchtung im
Rhein-Main-Knie einschließlich der Stadtgebiete von Frankfurt und Darm-
stadt (DEBUS 1965, 257; vgl. auch ShessWb 1, Karte 63). In Kurhessen waren
Hüppel, Hoppel m. die allgemein üblichen Bezeichnungen für kleine Erhö-
hungen (VILMAR 179), im Herzogtum Nassau die Wortformen Hübel,
Hü(w)wel, Hiwwel, Hüppel, Hippel, Heppel, Hoppel, Hoppel, Hüppel m.
(KEHREIN 1891. 203). Die Buchstabenstrecke A-K des Hessen-Nassauischen
Wörterbuchs wurde noch nicht publiziert; der HessFlnAtl (Kommentar zu
Karte 73) weist jedoch auf eine unveröffentlichte Umfrage des HNassWb aus
dem Jahr 1920 hin, bei der in rund einem Drittel von 104 befragten Orten das
Wort Hübel genannt wurde. Das SHESSWB 3, 754f. und 837 nennt unter den
Einträgen Hubbel m., Hübbel m., Hüppel m. und Hüppel m. .Hügel; Uneben-
heit des Bodens, kleiner Erdhügel; Beule, Hautanschwellung'' etc. die Mund-
artformen Huwwel, Hiwwel, Hewwel, Hubbel und Hibbel. Das Vorkommen
von Hübel als Name mit diversen Variantenkombinationen, die den Stamm-
vokal und den medialen Konsonanten betreffen, zeigt Karte 73 des Hess-
FlnAtl: Das Hauptverbreitungsgebiet liegt nördlich einer Linie von der unte-
ren Lahn über den südlichen Vogelsberg bis in die Rhön mit einer Konzentra-
tion im Vogelsberg und in der Schwalm. Belege für die mittlere Lahn sind bei
Jung 1985 (92, 97, 120 und 183) zusammengestellt. Außerhalb dieses Gebie-
tes fällt eine Häufung des Namens im Hessischen Ried auf, einem sonst durch
die Größe der Gemarkungen eher schwach belegten Raum. Die in SHessFln
521 aufgefuhrten Belege stammen fast zur Hälfte aus dem Hessischen Ried,
die restlichen verteilen sich über die übrigen Teile Südhessens. Der älteste
südhessische Beleg von 1331, Hobelechterrod, gehe auf eine sonst nicht be-
legte mittelhochdeutsche Vorform des in rezenten Mundarten vorkommenden
Adjektivs hübelicht ,mit Hügeln, mit Buckeln versehen4 zurück. Ansonsten
sind die Toponyme Südhessens mit den Varianten Hewwel, Hobel, Hübel,
Hoppel sowie, allerdings nur historisch, Hebel, Heppel, Hubel gebildet und ab
dem 16. Jahrhundert belegt.
Zum pfälzischen Appellativ Hübel, Hubel m. .kleiner Berg, hügeliger
Acker, grasiger Abhang, Böschung; Nasenhöcker, Beule4 gehören die Mund-
168
artformen Hiww(e)l, Heww(e)l, Huww(e)l, Haiwl. Frühe historische Belege
sind: 1219 Hobelen,197 1537 hebeil, 1550 ¿«¿e/,198 1592 Hebel und 1606
hübell. Das Wort kommt fiächendeckend vor, nur im Osten ist das Synonym
Buckel relevant. Zur Bildung von Flurnamen dienen die Simplizia Hewwel,
Hiwwelche, Hewl und die Komposita Pferds-, Heiden-, Herrgotts-, Sand-,
Stein-, Wacken-, Windhübel und Hübelacker. Hiwwel und Hewwel bezeichnen
manchmal auch höher gelegene Dorfteile (PfälzWb 3, 1204-1207 und Karte
205; weitere Flurnamen mit Hübel als Grundwort: Zink 1923, 71 f.)■
Im Oberdeutschen ist Hübel ebenfalls als Wort und als Name belegt, aller-
dings nicht bodenständig, sondern mit spät überlieferten Belegen, die als
hochmittelalterliche Übernahme aus dem Fränkischen interpretiert werden:
Bair. Hübel m. bezeichnet .Hügel, Erhöhung1 und auch ,Beule4 (BayWb 1,
1039). Schwäb. Hübel ,Hügel4 ist sowohl Wort als auch Flurname (Schwäb-
Wb 3, 1844). Das gilt ebenfalls für bad. Hübel m., mda. hiwl (BadWb 2, 780;
zu Flurnamen in Südbaden; Wenninger 1997, 181). In den elsässischen
Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin hat Hubel, Hübel m. ,Hügel, abgerun-
dete Erhöhung des Bodens, auch auf einem Teller u. ä.4 die Mundartformen
Hûpl, Hüwl, Hiiwl, Hipl, Hiwi, Howl, Hewl und wird auch toponymisch ver-
wendet (ElsWb 1,300).
Nicht bodenständig, sondern eine lexikalische Neuerung ist Hübel auch in
der Schweiz: Nach Auskunft des SchweizId 2, 948f. ist Hubel m., Diminutiv
Hübeli, frz. le houbel, von Westen in den Sprachraum vorgerückt und hat hier
das historisch belegte Wort Bühl abgelöst. Ein Vorkommen hauptsächlich in
den westlichen Kantonen zeigt SDS 6, Karten 60 und 62, im Südosten gibt es
verstreute Belege, der Nordosten bleibt frei. Das Bedeutungsspektrum setzt
sich zusammen aus ,Hügel4, ,(Erd-)Haufen, kleine Erhöhung im Boden, auf
Wiesen1, ,Erhöhung, Geschwulst, Beule am Körper1 und weiteren übertrage-
nen Bedeutungen.
D. Hübel und seine Varianten sind in Flurnamen des Untersuchungsgebietes
diesseits der Sprachgrenze fast flächendeckend belegt. Lediglich in einem
Raum westlich einer Linie, die von der saarländischen Grenze bis zur Nied
reicht, kommen die Namen nur vereinzelt vor, und nach Süden hin wird die
Belegdichte schwächer. Die Überlieferung setzt im 15. Jahrhundert ein. Das
Vorkommen von Hübel in Saar-Mosel-Raum ist in Verbindung mit der alten
Verbreitung im Raum Niederlande-Westfalen-Rheinland zu sehen.
Ein alter appellativischer Beleg findet sich in einem Flurnamen aus Weiten:
1489 kop. 15. Jh. E. dt. ane eynen hobell bie eyner aider eichen (StB Tr
1671/348 fol 44r; vgl. auch Jungandreas 1962, 542). In einer Werschweiler
Urkunde findet sich ein deutlich älterer Beleg, wahrscheinlich der älteste ap-
' Beleg aus einer Werschweiler Urkunde, siehe auch unten, Abschnitt D.
198 Beleg aus Eschringen.
169
pellativische Nachweis für den Raum: 1219 die ganze Ebene ... zwischen den
zwei Hobe len.
Im Saarland und im angrenzenden Lothringen (dort mit wenigen Aus-
nahmen, siehe oben, Abschnitt D) ist Hiwwel mit entrundetem Vokal und
stimmhafter Binnenkonsonanz die der Mundart geläufige Form (vgl. auch
Braun/Mangold 143; Schön 103).iw Erwartungsgemäß ist Hiwwel auch
die Normalform der mundartlichen Flurnamenbelege. In den historischen und
amtlichen Belegen ist Hübel die häufigste Variante. Neben häufigem ü und
der entrundeten Variante i begegnen als Vokale der Stammsilbe mit Umlaut ö,
entrundet e, ohne Umlaut bzw. ohne graphische Kennzeichnung des Umlaut u
sowie o aus mitteldeutscher Senkung des u. Als medialen Konsonanten zeigen
einige wenige historische Belege stimmloses/, ff. Ein Vorkommen mehrerer
Varianten innerhalb einer Gemarkung ist im Untersuchungsgebiet durchaus
üblich, z. B. in Faha, Gde. Mettlach: historisch hüeffels-, hubels-, rezent
Hiwels-wies. Ein solches Nebeneinander von Varianten wird auch für die mo-
selfränkische Mundart an unterer Saar und Obermosel verzeichnet: Hier gibt
es sowohl Hiwwel m. ,Hügel4 als auch Hubbel m. ,kleine Erhöhung etc.‘
(Conrath 97 und 101).
Niederwürzbach und Homburg haben nur rezente Belege für Hübel. Dieses
hat das in den historischen Belegen enthaltene Synonym Bühl ersetzt: 1504
kop. heidenbühell - rezent Am Heidenhübel ['hemrohYbl] (Niederwürzbach);
1564 kop. rotenbühel - rezent Am roten Hübet [am 'ro:ro hibl] (Homburg).
Ein Hügel in Einöd wird 1564 sowohl Heidenhübel als auch Heidenbühel ge-
nannt (LlPPS 1962, 24 und 111), daher wird der Beginn des Übergangs von
Bühl zu Hübel für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts anzusetzen sein. Zu
dieser Zeit existieren noch beide Varianten im appellativischen Sprachge-
brauch. Noch bis in das 18. Jahrhundert hinein können in Flurnamen beide
Hügelwörter nebeneinander stehen (so 1717 und 1728 in Kirkel-Neuhäusel).
Als Wort ist Bühl zu dieser Zeit in der Region schon nicht mehr lebendig.
Die Mundartbelege zu den historischen Hübel-Flurnamen von Zetting sind
mit der standardsprachlichen Bezeichnung Hügel gebildet: [evnjtn 'higol], [uf
da 'hy:gal]; die Belege zeigen die typische Entrundung von /ü/. Die in den his-
torischen und amtlichen Namen vorkommende Bezeichnung Hübel wurde hier
in der Mundart durch das Synonym Hügel, das sich vor allem unter dem Ein-
fluss Luthers vom Ostmitteldeutschen aus verbreitet hat und in die Standard-
sprache eingegangen ist, ersetzt.
(R. K.)
lwZu einem laut Rheinischem Wörterbuch im Saarland ebenfalls vorkommenden
Huwwel (mit semantischer Differenzierung) vgl. oben Abschnitt C.
170
Nr. 19
Kaule f., Bodenvertiefung, Mulde, Grube4
A. Kaule (gekürzte Auswahl bis 1700):
Altrippe (Gt): 1628 or. dt. neben der kalch kaulen (LHA Ko 218/806, 166).
(Alt-)Saarbrücken (SB): 1635 or. dt. bey der sandt kaulen / uf der stein
kaulen / ahn der Schelmen kaulen / in der Schelmen kaulen (StA Sb / BAUER
1957), o In der Schelmenkaule. Angevillers (Fo): 1693 or. frz. le sentekaul /
grandes longueurs au dessus de sentekaul / le sentekaul / au dessous de la
sthainekaul / älmetterkaul / dalmeter kaul / dhal meter kaul (AD Mos 4 E 14),
o Traversant le sentekaul, Traversant les sentekaul 1-2. Anzeling (Bv): 1691
or. frz. kaulle et scheisserheck (AD Mos 4 E 136), o Kaul [kaul], Apach (Si):
1679 or. dt. vff die steinkaull (AD Mos 3 E 7325), o Stein kaul ['Jte:kaol].
Bettelainville / Bettsdorf (Mv): 1665 or. frz. chemin de piere dit la caule
(AD Mos 4 E 42). Beyren-les-Sierek (Ca): 1630 kop. 1652 dt. in der kaulen /
auff der hundss kaul (AD Mos H 3615 fol 17r-22v 33r-40r). Biding (Gt):
1686 kop. 1730 dt. bey der stein caulen (AD Mos E suppl. 85 2 CC 2).
Biringen (Sl): 1685 kop. ca. 1685 dt. bey den kaullen (StB Tr 1672/347 fol
21 lv). Bous (Sl): 1650 or. dt. sabel kaulen / in der sabelsskaulen (Rupp
Gerichtsbuch, 125f.). Britten (MW): 1535 dt. in die eyssen kaul (LHA Ko
143/44, 1-8). Bübingen (SB): 1691 or. dt. in der alte steinkaulen und oben
ahn reutherborn hinauf bis an perfeit (GEB). Buding (Mv): 1699 or. frz. in
der kaulen sur zeiter holtz / inder stein kaul sur eltzinger bergh / kaull au
dessus durengrondt / kauhl / inder kaulen / in der kaullen / under der kaulen
tournail / in der sauelskaul / oben der sauelskaul inder keltgen / in der
mettelster souel kaul (AD Mos 4 E 77), o Kaul ['kailgon], Steinkau!
['Jd£:kaul], Au dessus de savelskaul [’zovlskaul]. Büdingen (MW): 17. Jh. or.
dt. in der stein caullen (LA Sb von der Leyen 802n). Büschdorf (MW): 1607
kop. 1682 dt. von dem bahnen, so uff die woljfs kaul stost / zur wolffskaulen
oder schwartzenbrucher Zugang (LHA Ko 143/442, 14), 1607 kop. 1688 dt.
zum dorff auss zur woljfss kauhlen oder schwartzenbrucher / von der hagen,
so uff die wolffskauhll stöst I uff dero wolffss kauhlen (StB Tr 1672/347 fol
232v), 1758 or. dt. das unterste stück auff der wolffs kaul (LHA Ko 143/442,
30). Cattenom / Kattenhofen (Ca): 1600 or. dt. auff die kaull (AD Mos H
4554). Chemery-les-Deux / Schönberg (Bv): 1626 or. dt. bey der stein
kaullen oder gruben (AD Mos H 688), o Aux carrieres ['gepkaul]. Cocheren /
Kochern (Fb): 1696 or. dt. uff der stein-kaullen / bey der leim-kaullen / bey
der stein-kaullen / oben ahn thädinger steinkaullen / vor der stein-kaullen
(AD Mos 4 E 106). Colinen (Bv): 1698 or. dt. zu der deuffels kaullen / in dem
teuffels kaul len / in der teuffelkaullen (AD Mos 4 E 109), o 7. Feuille dite de
deuvelsloch (s). Contz-Ies-Bains (Si): 1640 or. dt. vfm strombergh in der
kaullen (AD Mos 3 E 7273), 1642 or. dt. in kaulen (AD Mos 3 E 7319), 1663
171
kop. 17. Jh. dt. vff kobenloher kaull vnden langst den gemeinen büsch / zue
braunsberg in der kaulen {LHA Ko 231,15/598), o Kaul [an du kaul], 1.-2.
Kaul [di kaul], Dalstein (Bv): 1693 or. frz. stein kaul / stein kaull / kaullenfelt
(AD Mos 4 E 120), o Kaulenfeld ['kaubfeit]. Diebling (Fb): 1692 or. dt. uff
die thax kau/len (AD Mos 4 E 123). Einöd (Hb): 1565 dt. kaulwiese (Lipps
Flurnamen Einöd, 27), 1590 dt. kollwiesen (LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1686
dt. die kohlwies (LlPPS Flurnamen Einöd, 27), o In den Kohlwiesen /
Kaulwiesen [di 'ko:lvi:s / 'kaulvi:s]. Ensheim (SI): 1693 or. dt. ober der stein
kauhl (LA Sp F 2/203). Etzling (Fb): 1689 or. frz. aupres des grund kaulen
(AD Mos 4 E 150). Flastroff (Si): 1698 or. dt. in dem wolffskaull / in dem
teuffelskaull (AD Mos 4 E 166). Gavisse (Ca): 1562 kop. 17. Jh. dt. vff der
sabel kaule / vff der erdkaule (AD Mos 1 E 169). Gersweiler (SB): 1683 or.
dt. im gebruch bei der erdkaul (GEB). Guerting (Bo): 1698 or. dt. zur stein
kaullen (AD Mos 4 E 227). Guinkirchen (Bo): 1700 or. frz. la guippe kaulle
(AD Mos 4 E 220). Halstroff (Si): 1697 or. frz. wolffes kaul / hanfkaul (AD
Mos 4 E 231), o Wolwes kaul. Hargarten-aux-Mines (Bv): 1695 kop. 1720
dt. undten an der hagel kaullen I gegen die hagel kaull! in der hagel kaullen
(AD Mos E suppl. 298 1 CC 1). Hasborn-Dautweiler (SW): 1684 dt.
redelkaul (ENGEL Hasborn-Dautweiler, 48-55), o Redelkaul. Helstroff (Bo):
1688 or. dt. in der oberster steinkaullen (AD Mos 4 E 252). Hettange-
Grande / Großhettingen (Ca): 1696/98 or. frz. volfs kaull / wolffskaull / stein
kaull (AD Mos 4 E 256), o Volffcol [volfs'kaul]. Hilbringen (MW): 1607
kop. ca. 1607 dt. obent strengborn in der kauhlen (StB Tr 1672/347 fol 250r).
Holz (SB): 1685 or. dt. die schelm kaul (LA Sb 22/2806 fol 95v). Hombourg-
Budange (Mv): 1638 or. dt. in der gips kaulen (AD Mos H 3603-1), 1638 or.
dt. in der giebkaullen / zwischen dem wolffskauler ( AD Mos H 3626-2), 1661
kop. 1699 frz. la volffskaule (KAISER ASHAL 20, 193), 1689 kop. 19. Jh. frz.
kaugroff / kaulgroff / kaulgrouff (AD Mos J 5823), 1689 kop. 19. Jh. frz.
kaulgroff {AD Mos E suppl. 336 1 CC 1), 17. Jh. or. dt. auff der gebkaullen
(AD Mos H 3626-8), o Kaulgrouff. Hunting (Si): 1613 or. dt. in der kaullen
hietzent dem kalckoffen (AD Mos 3 E 7284). Inglange (Mv): 1629 kop. 17.
Jh. dt. in der kaullen (KAISER Inglingen, 46). Kedange-sur-Canner (Mv):
1693 or. frz. ertkaull / schellenkaull (AD Mos 4 E 298), o Derkaoul, Schellen
kaoul. Kemplich (Mv): 1692 or. frz. stein kaull (AD Mos 4 E 299), o
Steinkaul aboutissant sur birel ['Jdenkaul]. Koenigsmacker / Königs-
machern (Mv): 1616 or. dt. vff die kaull (AD Mos H 3650). Lebach (SI):
1689 dt. die mistenkaul / von der kaul und pfähl bis an die gegen bersteh.
grumme weide (GEB). Leyviller (Gt): 1628 or. dt. neben der kalch kaulen
(LHA Ko 218/806, 166). Lisdorf (SI): 1576 dt. in der kaulen uff der
dudenbach (GEB), 1609 kop. 1666 dt. in der kaulen (LHA Ko 218/770, 266),
17. Jh. dt. in der kaulen (LHA Ko 218/709, 280). Mailing (Si): 1617 or. dt. in
den steinkaulen (AD Mos 3 E 7287), 1674 or. dt. in der steinkaulen (AD Mos
3 E 7324). Mechern (MW): 1669 kop. 1695 dt. in der sabelkaullen (StB Tr
172
1644/380, 1118), 1669 kop. 1695 dt. vnden der sabelkaullen (StB Tr
1644/380, 1119), 1669 kop. 1695 dt. bey der steinkaullen (StB Tr 1644/380,
1 130). ¡Ylerlebach (Fb): 1697 dt. oben an der grundt kaullen (AC Freyming-
Merlebach), 1697 grund kaull (METZINGER Freyming-Merlebach, 27 Nr. 56),
o Grondkaul, Gronkaul (s). Merzig (MW): 1645 kop. dt. ahn der leim
kauhlen / bey der steinkauhlen (StA Tr 1672/347), 1645 kop. 17. Jh. E. dt. ein
schwartz acht, ahngehendt bey der stein kauhlen (StB Tr 1672/347 fol 93v),
1645 kop. 17. Jh. E. dt. ahn der leim kauhlen (StB Tr 1672/347 fol 95r), o
Lehmkaul [vla:mkaul], Metzeresche (Mv): 1630/31 or. frz. in der altter kaull /
wo/ffs kaullen / in der elkaulen (AD Mos H 3670-1). Metzing (Fb): 1687 or.
dt. die gemeine kaulen (AD Mos 4 E 373). Momerstroff (Bo): 16. Jh. or. dt.
bey der kaulen (AD Mos 10 F 382). Neunkirch-lès-Sarreguemines (Sg):
1691 or. dt. zwischen (...) der leimkaullen / uff ein kaull (AD Mos 4 E 403).
Niedaltdorf (SI): 1698 or. frz. ahn der kaulviessen (AD Mos H 469).
Nohfelden (SW): 1 596 or. dt. bey die sant kaulen / neben der kaulen / bey der
wolffskaulen / in die fuchskaul (HSA Mü Kasten blau 439/33), o Auf der
Sandkaul [of dt? 'zantkaul], Nousseviller-Saint-Nabor (Fb): 1688 or. dt. vor
der grund kaulen (AD Mos 4 E 41 1), 1690 dt. uff so wasser kaullen (AD Mos
4 E 81). Ormesheini (SI): 1646 dt. bey der staich kaullen / bey der stain
kullen (LA Sb von der Leyen Nr. 2184). Ottonville (Bo): 1694 or. dt. in der
hagelkaul / oben an der hagelkaul (AD Mos E depot 534 1 G 1). Raville /
kollingen (Pa): 1625 or. dt. uff der steinkaulen / uff der stein kaul (AD Mos 4
E 451). Rettel (Si): 1629 or. dt. vff der sabelkaulen langs den gemeinen
wassen (AD Mos 3 E 7310), o Suebelkaul ['strobolkaul]. Rurange-lès-
Thionville (Mv): 1632 kop. 18. Jh. dt. in derkalck kauhlen (AD Mos H 1853-
2). Saarwellingen (SI): 1686 or. dt. auffdie leym kaull (AD Mos 10 F 456), o
!n der Lehmkaul [do 'le:mkaul], In den Lehmkaulen [en dt? 'le:mkaul].
Spicheren (Fb): 1689 dt. oben bey der leimenkaulen (Allmang Spicheren,
160), 1689 dt. oben bey der leimen-kaulen (ALLMANG Spicheren, 195). St.
Johann (SB): 1599 or. dt. bey der weiâ kaulen (StA Sb / BAUER 1957).
Steinberg-Deckenhardt (SW): 1621/87 dt. biss in die stein kaull (LHA Ko
182/109, 524), o Steinkauler Rodt [jtainkaulE''valt], Steinkauler Wald
[Jtainkaule'valt], Unter dem Steinkauler Wald [To^m/'hintîm J’tainkauh?wvalt].
Téterchen (Bo): 1696 or. frz. chagel kaul (AD Mos 4 E 545). Théding (Fb):
1697 or. dt. oben an den geeb kaullen (AD Mos 4 E 546). Tholey (SW): 1699
dt. gegen der stein kaull (LHA Ko 24/1021 fol 17-38). Varsberg (Bo): 1683
or. dt. zu dergrundtkaulen (AD Mos E suppl. 699 1 CC 2). Villing (Bv): 1606
kop. 1666 dt. zu der laim kaulen hecken (LHA Ko 218/832, 2), 1614 kop.
1666 dt. bey der kaulen, streckt vff vterstorffer bann (LHA Ko 218/832, 6).
Vôlklingen (SB): 1672 or. dt. bey der wolfskaul / bey wolfskaulen (GEB), o
In der Wolfskaul [in dn 'volvskaul]. Die Wolfskaul. Wadern (MW): 1594 or.
dt. unter der leim khaullen / unden der leimkaullen (GEB). Wahlschied (SB):
1686 or. dt. die schelmenkaul / oben ahn der schelmenkaul / ahn der schelmen
173
kaul / die Schelmen kaul (GEB). Walpershofen (SB): 1684 or. dt. hey der
stein kau/ / uffder steinkaulen / bey steinkaulen (GEB).
Kaule historisch und amtlich auch in:
Bachem (MW), Bergweiler (SW), Bliesen (SW), Büschfeld (MW), Derlen
(Sl), Dilsburg (SB), Distroff (Mv), Dudweiler (SB), Eidenborn (Sl), Erb-
ringen (MW), Faha (MW), Falscheid (Sl), Fürth (Ot), Garche (Ca), Gronig
(SW), Güdesweiler (SW), Güdingen (SB), Hausbach (MW), Heusweiler
(SB), Hülzweiler (Sl), Insming (Al), Itzbach (Siersburg) (Sl), Kerprich
(Hemmersdor) (Sl), Klang (Mv), Krughütte (SB), Landsweiler-Reden
(Ot), Mainzweiler (SW), Morscholz (MW), Münzingen (MW), Nalbach
(Sl), Neunkirchen (Ot), Oberdorff (Bv), Oberlinxweiler (SW), Oppen
(MW), Püttlingen (SB), Reitscheid (SW), Saarfels (MW), Schaffhausen
(Sl), Schwalbach (Sl), Schwarzenholz (Sl), St. Arnual (SB), St. Wendel
(SW), Urexweiler (SW), Vaudreching / Wallerchen (Bv), Voelfling-Ies-
Bouzonville (Bv), Waldwisse (Si), Wellesweiler (Ot), Wiesbach (Ot),
Zoufftgen / Suftgen (Ca).
Kaule nur historisch auch in:
Auersmacher (SB), Baltersweiler (SW), Berg-sur-Moselle (Ca), Bergen
(MW), Bliesmengen-Bolchen (Sl), Boust (Ca), Bouzonville / Busendorf
(Bv), Brebach (SB), Breitfurt (Hb), Destry (Gt), Düppenweiler (MW),
Eisweiler (SW), Emmersweiler (SB), Farebersviller (SA), Farschviller
(Fb), Grindorff (Si), Haspelschiedt (Bi), Hostenbach (Sl), Kalhausen (Rb),
Kerling-les-Sierck (Si), Kuntzig (Mv), Kutzhof (SB), Launstroff (Si),
Liederschiedt (Bi), Malstatt-Burbach (SB), Manderen (Si), Merchingen
(MW), Namborn (SW), Nennig (MW), Neufgrange / Neuscheuern (Sg),
Niederlinxweiler (SW), Niedersalbach (SB), Oberleuken (MW), Ottweiler
(Ot), Peppenkum (Hb), Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen (Sa), Reisweiler
(Reisbach) (Sl), Remering-les-Puttelange (Sa), Richeling (Sa), Roppeviller
(Bi), Scheidt (SB), Schiffweiler (Ot), Schwarzenbach (Hb), Schwemlingen
(MW), Sentzich (Ca), Sotzweiler (SW), Steinbach über Lebach (Ot),
Sulzbach (SB), Tenteling (Fb), Tettingen-Butzdorf (MW), Urweiler (SW),
Wedern (MW), Weiskirchen (MW), Wemmetsweiler (Ot), Wiebelskirchen
(Ot), Wustweiler (Ot).
Kaule nur amtlich auch in:
Alschbach (Sl), Alsweiler (SW), Altforweiler (Sl), Altheim (Hb), Alzing
(Bv), Aschbach (Ot), Assweiler (SI), Aussen (Schmelz) (Sl), Ballern (MW),
Baltersweiler (SW), Bambiderstroff (Fa), Bardenbach (MW), Basse-Rent-
gen / Niederrentgen (Ca), Basse-Yutz / Niederjeutz (Th), Behren-les-For-
bach (Fb), Berus (Sl), Berviller-en-Moselle (Bv), Besseringen (MW),
Bethingen (MW), Bettingen (Schmelz) (Sl), Bibiche (Bv), Biel (Barden-
bach) (MW), Bierfeld (SW), Biesingen (SI), Bistroff (Gt), Blickweiler (SI),
Bliesdalheim (Hb), Blieskastel (SI), Borg (MW). Bosen (SW), Bousse (Mv),
174
Braunshausen (SW), Brebach (SB), Breistroff-la-Grande (Ca), Brotdorf
(MW), Bubach-Calmesweiler (Ot), Büren (Siersburg) (Sl), Buweiler (SW),
Chateau-Rouge (Bv), Creutzwald / Kreuzwald (Bv), Dagstuhl (MW),
Diefflen (Sl), Diesen (SA), Differten (Sl), Dilsburg (SB), Dorf (Sl), Dörren-
baeh (SW), Dörsdorf (Ot), Dreisbach (MW), Düppenweiler (MW), Ebers-
viller (Bv), Eckelhausen (SW), Eft-Hellendorf (MW), Eimersdorf (Sl),
Eisen (SW), Eisweiler (SW), Eitzweiler (SW), Eiweiler (SW), Elversberg
(Ot), Ensdorf (Sl), Entränge (Ca), Eppelborn (Ot), Erfweiler-Ehlingen
(Sl), Ernestviller (Sa), Escherange (Ca), Felsberg (Sl), Filstroff (Bv),
Fischbach (SB), Fitten (MW), Frankenholz (Hb), Freisen (SW), Freistroff
(Bv), Fremersdorf (Sl), Friedrichsthal (SB), Furschweiler (SW), Fürsten-
hausen (SB), Fürweiler (Sl), Gaubiving (Fb), Gehweiler (SW), Geisweiler-
hof (MW), Gersheim (Sl), Gisingen (Sl), Gonnesweiler (SW), Göttelborn
(SB), Gresaubach (Sl), Griesborn (Sl), Grindorff (Si), Groß-Hemmers-
dorf (Hemmersdorf) (Sl), Großrosseln (SB), Grügelborn (SW), Güchen-
bach (Riegelsberg) (SB), Guerstling (Bv), Hahn (Sl), Hassel (SI), Haupers-
weiler (SW), Haustadt (MW), Heining-les-Bouzonville (Bv), Hellenhausen
(SB), Herbitzheim (SI), Herchenbach (Köllerbach) (SB), Hierscheid (Ot),
Hilsprich (Sa), Hirstein (SW), Hirtel (SB), Holling (Bo), Honzrath (MW),
Hoof (SW), Hüttersdorf (Sl), Hüttigweiler (Ot), ihn (Sl), Illingen (Ot),
Ittersdorf (Sl), Jabach (Sl), Kastei (SW), Kerling-les-Sierck (Si), Ker-
lingen (Sl), Kesslingen (MW), Keuchingen (MW), Kirkel-Neuhäusel (Hb),
Kirrberg (Hb), Kirsch-Ies-Sierck (Si), Kirschnaumen (Si), Klarenthal
(SB), Knorscheid (Sl), Konfeld (MW), Körprich (Sl), Kostenbach (SW),
Labach (Reisbach) (Sl), Laumesfeld (Si), Lautzkirchen (Sl), Leitersweiler
(SW), Limbach (Sl), Lindscheid (SW), Lockweiler (MW), Losheim (MW),
Ludweiler (SB), Ludwigsthal (Hb), Lummerschied (SB), Macherbach
(Ot), Malstatt-Burbach (SB), Manderen (Si), Menningen (MW), Merch-
weiler (Ot), Merten (Bv), Mettnich (Primstal) (SW), Metzervisse (Mv),
Michelbach (MW), Mitlosheim (MW), Mondorf (MW), Morsbach (Fb),
Mosberg-Richweiler (SW), Mühlfeld (Primstal) (SW), Münchwies (Ot),
Namborn (SW), Neipel (SW), Nennig (MW), Neuforweiler (Sl), Neun-
kirchen/Nahe (SW), Neunkirchen-les-Bouzonville (Bv), Niederlosheim
(MW), Niedersaubach (Si), Niederwürzbach (SI), Nohn (MW),
Nonnweiler (SW), Noswendel (MW), Nunkirchen (MW), Oberbexbach
(Hb), Oberesch (Sl), Oberkirchen (SW), Oberleuken (MW), Oberlöstern
(MW), Oberperl (MW), Obersalbach-Kurhof (SB), Oberstinzel (Fe),
Oberthal (SW), Ommersheim (SI), Orscholz (MW), Ottweiler (Ot),
Otzenhausen (SW), Perl (MW), Piblange (Bo), Piesbach (Sl), Pinsweiler
(SW), Primsweiler (Sl), Quierschied (SB), Rammelfangen (Sl), Rapp-
weiler (MW), Redange (Fo), Rehlingen (Sl). Reimsbach (MW), Remelfang
(Bv), Remering-les-Hargarten (Bv), Remmesweiler (SW), Rimlingen
(MW), Rissenthal (MW), Rodalbe (Al), Roden (Sl), Roschberg (SW),
175
Rümmelbach (Sl), Saarhölzbach (MW), Saint-Avold (SA), Sarralbe /
Saaralben (Sa), Scheiden (MW), Scheuern (SW), Schoeneck (Fb),
Schwarzenbach (SW), Schwarzerden (SW), Schwemlingen (MW), Selbach
(SW), Sentzich (Ca), Silwingen (MW), Sinz (MW), Sitzerath (SW), Sötern
(SW), Sotzweiler (SW), Spiesen (Ot), Sprengen (Sl), St. Barbara (Sl), St.
Nikolaus (SB), Steinbach (Ot), Steinbach über Lebach (Ot), Steinberg
(MW), Stennweiler (Ot), Stiring-Wendel (Fb), Sulzbach (SB), Talange
(Me), Tettingen-Butzdorf (MW), Thailen (MW), Thalexweiler (Ot), Theley
(SW), Tünsdorf (MW), Türkismühle (SW), Überherrn (Sl), Überroth-
Niederhofen (SW), Uchtelfangen (Ot), Uckange (Ha), Urweiler (SW),
Vahl-les-Faulquemont (Fa), Vallerange (Gt), Veckring (Mv), Wadrill
(MW), Waldhölzbach (MW), Waldweistroff (Si), Walhausen (SW),
Wallerfangen (Sl), Walsheim (Hb), Wehingen (MW), Wehrden (SB),
Weierweiler (MW), Weiskirchen (MW), Weiten (MW), Werschweiler
(SW), Wiebelskirchen (Ot), Winterbach (SW), Wochern (MW),
Wolfersheim (Sl), Wolfersweiler (SW), W ustweiler (Ot).
Phonetische Varianten [koul, koul] (amtl. Kaul, Kauf):
Dörrenbach (SW): o Of de Läämkoul [of da 'las:mkoul], Dii Schinkoul [di:
'ji:nkoul]. Freisen (SW): o In der Lehmkaul [in dt? 'lae:mkoul]. Guirlange
(Bo): o Gruntskoul ['grontkoul], Heisterberg (SW): o Dii unnärst Hertekoul
[di: 'onenfd henta'koul], Bäi de Läämkoul [bei da 'le:mkaul], Di Eewerst
Hertekaul [di 'e:vnj"d henta'koul], Marpingen (SW): o Bei der Steinkaul [bei
dn 'Jte:nkoul], Auf der Schinkaul [of dt? 'jigkoul], Auf der Schinkaul [of de:t?
'Jiqkoul]. Velving (Bo): o Geppkoul [gep'koul].
Phonetische Varianten |kaol, kaul] (hist./amtl. Kaul, Koul):
Basse-Ham / Niederham (Mv): o Ebrouch proche volfskaul [e:brox zun
'volfskaol], Scholterkaul ['Jemjkaol], Volfskaul [volfskaol], Donner kaul [n
'dant?kaol], Sur volfskaul [op dt? 'volfskaol]. Berg-sur-Moselle (Ca): 1562 kop.
17. Jh. dt. vff der stein kaule (AD Mos 1 E 169), o Ob der steinkaul [op
'Jtknkaol]. Bousse (Mv): 1719/20 or. frz. les kaullen (AD Mos 4 E 52), o
Kaulen ['kaolen], Bouzonville / Busendorf (Bv): 1721 or. frz. volffes caulle
(AD Mos 4 E 244), o Volves kaul fvolvaskaul]. Breistroff-la-Grande (Ca):
1778 or. frz. erdtkaul (AD Mos 4 E 68), o Herd kaul ['heot kaol]. Budling
(Mv): o Grand kaul ['zontkaol], Stockaul [en dn jtokas'kaol], Kaul [n dt? 'kaol],
Löwenkaul ['l0:vakaol], De kaulle ['kaol], Stols kaul [en dt? jtokas'kaol].
Cattenom / Kattenhofen (Ca): o Lenckaul ['lenkaol]. Flastroff (Si): o
Kaulen ['kaolan]. Garche (Ca): 1714/15 ? frz. schweinskaul (KOHN La
Grange II, 220), 1715 or. frz. schweintz kaul (AD Mos 4 E 191), o 1. Canton
schwinskaul [Jventskaol]. Illange (Th): o Wolfkaul ['volfskaol]. Launstroff
(Si): o Sant kaulenviss ['zantkaolt? vis], Limkaul joignant hiden hausers! - hey-
176
denhausers [laimkaol bai de 'haidanhooztin]. IVIanom / Monhofen (Th): o
Erkaul ['et?tkaol]. Merschweiller (Si): o In der kaul [in dt? kaol]. Monneren
(Mv): o Stein kaul ['Jte:kaol], Erd kaul ['entkaol], Aboutissant sur le steinkaul
[Jte:'kaol], Volfskaul ['valfskaol], 2. Gipkaul ['ga:pkaol], Obersalbach-
Kurhof (SB): o An der Steinkaul [an du 'Jde:nkaul], In der Wustenkaul [in dt?
'vujdakaul], Auf der Lehmkaul [of dt? 'le:mkaul], Oben auf der Lehmkaul [of dt?
le:mkaul]. Oudrenne / Udern (Mv): o Hinter der hühnerkaul [hcent? dt?
'heint?kaol], In der erdkaul ['dentkaol], In der hühnerkaul [keinukaol],
Choppicher kaul / ehopicher kaut [JapriJt? 'kaol]. Waldwisse (Si): 1708 or. dt.
leimkaul (AD Mos E depot 743), o Auf der lehm kaul [op dt? 'le:mkaol], Stein
kaul ['Jte:kaol]. Wellesweiler (Ot): 1564 kop. ca. 1564 dt. ann derfurbacher
leimgruben / unnder der furpacher leimgruben (SCHARF Stella, 13), 1768 dt.
die leimkaul / in der leimkauler wies (GEB), o Of de Schinnkaul [of da
Jinkaul], Die Leimkaul [di: 'laimkaul], Leimkauler Wieschen [as 'laimkault?
'vi:sja].
Phonetische V arianten [kaul, koeul, kaual, kaual, kaual| (amti./hist. Kaul):
Berg-sur-Moselle (Ca): 1562 kop. 17. Jh. dt. in der steinkaule / niden der
steinkaule herr (AD Mos 1 E 169), o Steinkaul ['Jte:nkal]. Buprich (SI): o
Röthelkaulen ['retlkaulan], Hinter den Rothelkaulen ['henn da 'redlkaulon], In
den Röthelkaulen [en da 'redlkaulan], Steinkaulerweg ['Jdie:r)kaulB ve:J],
Diesseits der Hinkelkaul / Hinchelkaul [da:ts de 'hinj'J 'kaual], Die Steinkaul
[da 'jdse:i)kaual], Alt Steinkaul [alt 'jdye:rjkaual]. Vor der Steinkaul [fo:n de
'jdae:r)kaual], In der Hinkelkaul / Hinchelkaul [en de 'hinjl 'kaual], Steinkaul
['Jdae:i]kaual], Ober der Steinkaul ['ivu de 'Jdae^kaual], Hinckelkaul /
Hinchelkaul ['hinjl 'kaual], Auf die Webercheskaul [of di ve:vn'ejas 'kaual],
Hinter der Webercheskaul 1.-2. Gewann ['hem? de ve:vB'eJas 'kaual / e:ejt -
tsvast ga'van], Ober der Steinkaul 1.-2. Gewann ['obu dn 'Jdae:i]kaual e:njt on
tsvast ga'van], Jenseits der Hinckelkaul / Hinchelkaul ['je:nzaits du 'hinjl
'kaual], Hinter der Steinkaul ['hem? di? 'Jdse:i]kaual], In der Lauterkaul [en dt?
'butt? 'kaual], Dirmingen (Ot): 1741 dt. bey der sandkaul (GEB), 1770 or. dt.
hinter der sandkaul / die sandkaul / bey der sandkaul / im letterhoss nach
tholey (GEB), o Bei der Sandkaul [bei dt? 'zant], Bei der Sandkaul [bei dt?
zantkaul], Eiweiler (SW): o Bei der Leimkaul [bai dt? vlee:mkoeul].
Emmetsweiler (Ot): o In der Wolfskaul [en dt? 'volfskaul]. Eppelborn (Ot): o
Hinter der Sandkaul [di 'hent?Jt 'zandkaul], Oben / unten an der Sandkaul
['ovan an dt? 'zandkaul / di 'firnjt 'zandkaul / di 'hent?Jt 'zandkaul], Unten an
der Sandkaul [di 'firnjt 'zandkaul]. Fitten (MW): o Heinertskaul
[hae:miJ'koeul]. Habach (Ot): o Sandkaulerstück [an dt? 'sandkaul], Auf der
Lehmkaul [di 'le:mkaul], Die Kieskaul [di 'kiskaul], Die grossen bei der
Steinkaul [di 'kro:sa bei dt? 'Jde:nkaul]. Hasborn-Dautweiler (SW): o Schind-
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kaul [Jirfkoeulfi], Hinterste Sattel in der Kaul ['hem? vza:d.l en du koeul], In der
Kaul [en du koeul]. Humes (Ot): 1772 or. dt. in der weschbrunner kaul (GEB),
1773 or. dt. weschbrunner kaul / in der weschbrunner kaul (GEB), o In der
Werschbrunnerkaul [en da 'vejbora 'kaual]. Hüttersdorf (Sl): o Auf die
Rennkaul [of da 'renkaual], Sauberg in der Kaul ['zaubeuj en du 'kaual],
Galgenberg hinter der Kaul ['gahbe:uj 'henu du 'kaual], In den Birken
hinterste Kaul [en da 'birkan 'henujt 'kaual]. Auf Katzloch und der Hinkelkaul
[of 'katslax on du 'hinjalkaual], Erster Kaul hinterm Galgenberg [e:ujt 'kaual
'henum 'galibe:uj]. Knorscheid (Sl): 18. Jh. dt. steinkaul / lehrnkaul /
rodelkaul (Jungk), o Auf der Steinkaul [of du 'Jteigkaul], In der Lehrnkaul [en
du 'le:mkaual], Bei der Rödelkaul [bai du 'redalkaul]. Landsweiler (Sl): o In
der Kaul [en du kaul]. Oben in der Kaul ['o:van en du 'kaual]. In der Sandkaul
[en du 'zantkaul], Unten in der Kaul ['enn en du 'kaual], Limbach (Sl): o In
Auschetskaul [en du 'seujat 'kaual], In der Forellenkaul [en du fo'relakaual].
Macherbach (Ot): o Ober der Steinkaul ['brejkaul], Merchingen (MW): o
Hinter der Zinsenkaul ['henu du tsensa'koeul], Zinsenkaul [zensa'koeul], In der
Kaul [en du koeul], Gibkaul ['gepkoeul], Ober der Kaul ['ivu du koeul]. Oppen
(MW): o Lehrnkaul ['lae:mkoeul], Sandkaul [zantkoeul]. Reisweiler
(Reisbach) (Sl): 1760 or. dt. avf der leim kaul / oben an wustenkaul / in
allhecker kaul (LA Sb 22/3234, 1-880), 1782 or. dt. die leimkaul (GEB), o Bei
der Lehrnkaul [of du 'le:mkaual], In der Wuschtenkaul [en du 'vujda kaual],
Allheckerkaul ['alheku 'kaual]. Rimlingen (MW): o An der Steinkaul [eun du
"Jtas:koeul]. Rissenthal (MW): o In der Kaul [eun du "koeul]. Saarwellingen
(Sl): 1686 or. dt. auff die leym kaull (AD Mos 10 F 456), 1686 or. frz. leim
coul (AD Mos 10 F 456), o In den Lehmkaulen [in du 'le:mkaual], Rohrdamm
in der Wolfsheck / -Kaul [en du 'volvaskaual], Scheuern (SW): o Auf der
Lehrnkaul [of du "lae:mkoeul]. Schwerdorff (Bv): o Leim kaul ['lae:m koeul].
Überroth-Niederhofen (SW): o In der Kaul [an du keul], Wemmetsweiler
(Ot): o Auf der Lehrnkaul [of du 'le:mkaul], Wolfskaul ['volfskaul].
Hist. KauL amtl. Kaul, mda. |kul, ku:l, kul, kol ]:
Auersmacher (SB): 1786/88 or. dt. in der daubkaul (GEB), o Taubkaul
['dupkul]. Barst (SA): o Gögkaul [gepkul]. Bettange (Bo): o Volfs kaull
[volvaskul]. Blies-Ebersing (Sg): o Auf der sandkaul [zantkul], Bei der
lehrnkaul ['le:mkul], Bübingen (SB): 1691 or. dt. bey und hinter steinkaulen /
hinter der steinkaulen / in der alte steinkaulen und oben ahn reutherborn
hinauf bis an perfeit (GEB), 1783 or. dt. oben an der stein kaul (GEB), o An
der Steinkaul ['Jde:qkul]. Cocheren / Kochern (Fb): o Kieselkaul ['kizalkul].
Coume (Bo): o Flaxfeld streckt auf die schindkaul ['flaksfeit Jtrekt auf da
'jenkud]. Dalem (Bv): o Grondt kaul ['gront kul]. Denting (Bo): o Oben an
der alt stein kaul [ovn an du alt 'Jtainkul], Diesen (SA): o Auf grund kauhl
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[ grontku:l]. Eblange (Bo): o Auf der gross kaull [of da gro:s 'kul], Elvange
(Fa): o Schindkaul ['Jenkud]. Emmersweiler (SB): 1760 or. dt. bey der
grundkaul (GEB), o Bei der Grundkaul [in dt? 'kruntkul]. Epping (Vo): o
Schmalz kaul ['jmaltskul], Escherange (Ca): o Kaakaul ['kaskol], Merter kaul
['met?ts kol]. Etzling (Fb): o Lehm-kaul ['le:mkul], Steinkaulgarten ['Jde:nkul].
Fletrange (Fa): o Volfeskaul ['volvoskul]. Folkling (Fb): o Wolfskaul
['volvoskul], Fremestroff (Gt): o Gehl kaul ['gepkul], Gros-Rederching
(Rb): o Leimkaul ['le:mkul]. Grostenquin / Großtännchen (Gt): o Greers
kaul ['kre:kul]. Flabkirchen (SI): o Im Schwindling oder Sandkaul ['zont kul].
Hilsprich (Sa): o Kreutz feld / auf wolfeskaul ['volfskul], Gross messweg /
grund kaul ['kruntkul], Strousse feld / am wolfskauler kreuz ['volvis kul],
Unterhalb wolfeskaul ['volfskul]. Auf der schind kaul ['Jiqkulj. Kalhausen
(Rb): o Zand kohl ['sontkul]. Kerbach (Fb): o Dell lehmkaul [en dt? 'le:mkul],
Bei der lehmkaul [bi de 'le:mkul], Kleinblittersdorf (SB): 1745 kop. dt. den
Steinkohlen (LHA Ko 218/664, 85), o Auf der alten Steinkaul ['jde:i]kul].
Lambach (Rb): o Leimkaul [le:mokulJ. Lixing-les-Rouhling (Sg): o Oben
lemkaul ['ovo on dt? 'le:mkul], Lemkaul ['le:mkul]. Loutzviller (Vo): o
Kauhllen aker ['kulo ,akt?], Leim kauhl ['le:mkul]. Morsbach (Fb): o Leim
kauler gaerten ['le:mkule 'ge:t?do], Hinter der leim kaoull / denn kaoull ['hinc
dt? 'le:mkul], Auf der leim kaoull [uf dt? 'le:mkul]. Nousseviller-Saint-Nabor
(Fb): o Lehmkaul ['le:mkul]. Oeting (Fb): o Steinkauler etzel [Jde:nkult? 'edsl].
Ottonville (Bo): 1694 or. dt. in der steinkaulen beym gutbaum (AD Mos E
depot 534 1 G 1), o Stein kaul [en dt? 'Jtainkul]. Püttlingen (SB): 1717 or. frz.
la sabeskauses / dans sabelskaule (AD Mos 10 F 452), 18. Jh. dt. sabelskaul
(JUNGK), o In der Lehmkaul [en dt? 'le:mkul], In der Sabelskaul [en dt?
'zavlskud], In der Sabelkaul [en dt? 'zavlskud]. Remering-les-Hargarten
(Bv): o Frauenberg und kohlheff [ku:'lef], Volfeskaul [volvos'kul], Rimling
(Vo): o Stein kaul ['Jde^kul]. Rohrbach-Ies-Bitche (Rb): o Uber der
guebkaul [ivt? de 'gepkul], Guebkaul ['gepkul]. Saint-Avold (SA): o
Unterstkaul ['unt?Jt kul], Grundkaul ['krontkul]. Mittelst kaul ['mitej) kul],
Oberste kaul ['obt?Jt kul], Schinderkaulgärten ['Jmt?ku:l ye:t?to], Schindkaul
['Jint? kul], Märtesberg unter den kaulen ['me:??tosbe:i?9 'untB do 'ku:lo].
Sarralbe / Saaralben (Sa): o Sand kaul ['zontkul]. Spicheren (Fb): 1689 dt.
oben der redtell kaulen (Allmang Spicheren, 212), o Bei der röthelkaul
['r0:dolkul], Hinter der wolfskaul am thalberg [hent? de 'volfoskud], Teterchen
(Bo): o Sabel kaul ['zahl kul]. Teting-sur-Nied (Fa): o Sablekaul [do
'zabolkul]. Volmunster (Vo): 1758 or. lemes kaul (AD Mos Cartes et plans
Nr. 986-988), o Leim kohl ['le:mkul].
Hist. KauL amtl. Ku(h)l/Koul, mda. [ku:l, kul, kul]:
Farebersviller (SA): 1698 or. dt. zu der lettkaullen / neben der lettkaulen im
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zagel / an der grandt kaullen (AD Mos 4 E 153), 1736 or. dt. zur alien grand
kaulen (AD Mos 4 E 154), o Lettkuhl ['letkol], Grundkuhl ['kruntku:l], Klein
grundkuhl [klain 'krontkul]. Helstroff (Bo): 1688 or. dt. die juden kaullen /
auff die kaullen (AD Mos 4 E 252), o Juderkouhl [’ju:dankul], Kouhl [ku:l].
Holving (Sa): 1725 or. dt. oben in der gibs kaul (AD Mos 4 E 265), o Dell
bey der gypskull [del bi da 'gipskul]. Hombourg-Budange (Mv): 1638 or. dt.
in tilges kaull (AD Mos H 3626-2), 1689 kop. 19. Jh. frz. thilkviskaul / le
thilkviskaul (AD Mos J 5823), 1689 kop. 19. Jh. frz. le thiltieskaul / thilties
kaul (AD Mos E suppl. 336 1 CC 1), o Thulgevis koul. Merlebach (Fb): 1697
dt. oben an der grundt kaullen (AC Freyming-Merlebach), o Grund-kuhl
['kruntkul], Momerstroff (Bo): 1778 or. dt. bey der stein kaul (AD Mos 10 F
444), 1778 or. dt. bey der steinkaul (AD Mos E suppl. 475 1 G 1), o Stein-kul
['Jteinkul]. Ottonville (Bo): 1694 or. dt. oben an gip kaul / oben an der
gipkaulen / hinder der gipkaulen / unnten an der gipkaulen (AD Mos E depot
534 1 G 1), o Guib koul [da 'gepkul], Rappweiler (MW): 1720 or. dt. in der
kauhlen (LHA Ko 1 C/14869, 153), o In der Kuhl. Varsberg (Bo): 1683 or.
dt. unden ahn der ledt kaullen / vor der eich bey der ledt kaullen (AD Mos E
suppl. 699 1 CC 2), o Leek koul [da 'letkol].
Hist. Ku(h)l/Koul, amtl. Kaul, mda. [kaul]:
Guerstling (Bv): 1688 or. dt. auff die juden kullen / in der juden kullen (AD
Mos 4 E 226), o Judenkaul [da ji'kaul]. Kerprich (Hemmersdorf) (SI):
1 748/75 or. frz. sable koul (LA Sb A Hzgt Lothr, 146), o In der Sabelkaul [en
du 'za:valkaul]. Rettel (Si): 1540 kop. 1626 dt. vff der sabelkulen / niden an
der sabelkuhlen (AD Mos 3 E 7309), o Suebelkaul ['su:abalkaul].
Saarwellingen (SI): 1686 or. frz. leim coul (AD Mos 10 F 456), o In der
Lehmkaul [da 'le:mkaul], In den Lehmkaulen [en du 'le:mkaul].
Amtl. Ku(h)l/Kouf mda. [kaul]:
Haute-Kontz (Si): o Stein kuklt- kuhl ['Jde:kaulf Merschweiller (Si): o
Wolfskoul fvolfskaul].
Hist. Ku(h)l! Koul, amtl. Kaul, mda. [ku:l, kul, kul]:
Seingbouse (SA): 1708 or. dt. in der fuchs kullen (AD Mos 4 E 524), o
Fusskaul ['fu:skul]. Spicheren (Fb): 1779 frz. pres la wolfskoul (ALLMANG
Spicheren, 245), 1817 hinder wolffskoul (ALLMANG Spicheren, 245), 1824
redel-koul (ALLMANG Spicheren, 212), 1824 hin der woljfjfkoul (Allmang
Spicheren, 245), o Bei der rothelkaul ['roMalkul], In der wolfskaul [en du
'valvaskud]. St. Nikolaus (SB): 1755 or. dt. in den krundkuhlen (GEB), 1759
or. dt. in der grundkiihlen (LA Sb depot Ludweiler Nr. 11), o In den
Grundkaulen [en dn 'kruntkul], Tromborn (Bv): 1701 or. dt. vff der grundt
kullen (AD Mos 4 E 558), 1702 or. dt. uff der grundt kullen (AD Mos 4 E
558), o Grundkaule [grund'kul].
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Hist. Ku(h)U KoulIKüll, amtl. Ku(h)l/Koull, mda. [ku:l, kul, kul]:
Bénestroff / Bensdorf (Al): 1688 kop. 1717 frz. la grand koulle (AD MM H
2466), o Grande koulle. Farébersviller (SA): 1698 or. dt. uff die gemein
grundt koull (AD Mos 4 E 153), o Grundkuhl ['kruntkud], Klein grundkuhl
[klain 'kruntkol]. Francaltroff Luttange (Mv): o Klein kurtzkoul. Gréning
(Gt): 18. Jh. or. frz. steincouleur (AD Mos J 5807), o Steinkul ['Jdeinkul],
Hombourg-Haut / Oberhomburg (SA): 1718 or. frz. crond koul (AD Mos 4
E 269), o Grondt koull ['krontkul], Laning (Gt): 1689 kop. 1732 frz. sur les
stain coulles (LHA Ko 218/730, 225), o Steinkulen [di: 'jte:kul]. Luttange
(Mv): o Au long de kurtzkoul, Kurtzkoul. Macherbach (Ot): o Lähmkoul, De
Koul. Racrange (Gt): 1693 or. frz. la guepe cou/le (AD MM B 11934), 1757
kop. frz. dans le confín dit la guebcoulen / dans le confín de la guebcoul (LA
Sb Heimstatt Akten Nr. 63), o Kebb koul. Rittenhofen (Köllerbach) (SB):
1758 or. dt. in der küll (GEB), o In der Kuli [en dn kul]. Tritteling (Fa): 1709
or. frz. sablekoul (AD Mos 4 E 557), 1710 or. frz. sablekoul ou de la sablierre
(AD Mos 4 E 557), o 1.-2. Sablekou / sandloch ['zavolkol], Varize /
Waibelskirchen (Bo): 1604 or. dt. oben den kulen (AD Mos J 5964 fol 15v),
1604 or. dt. an den koulen (AD Mos J 5964 fol 16), o Koulen ['ku:bn]. Viller
(Gt): 1692/97 or. frz. sur les grandes coules / dans la sabelcoul / entre la
graiuisse et la sablecoul / la sable coule (AD MM B 11966), o Grundkul, En
bas de sabelkoul / unter sabelkul. Zimming (Bo): 1680 or. frz. tremeskoul
(AD Mos E depot 762 1 G 1), 1734 or. frz. trimes koul (AD Mos E depot 762
1 G 2), o Immershkoul [imuj'kul], Immerch koul [imnj’lku:l].
Nur hist. Ku(h)UKoul (Auswahl bis 1650):
Besseringen (MW): 1518 kop. 16. Jh. dt. byss arm die donner kule / von der
donner kulen (LHA Ko 143/703, 79). Fechingen (SB): 1426 or. dt. kuleborn
(LA Sb NassSb 11 Nr. 796). Koenigsmacker / Königsmachern (Mv): 1560
kop. 1570 dt. längs die koule (AD Mos H 3650), 1601 or. dt. längs die koule
(AD Mos H 3650). Mechern (MW): 1487 kop. 1695 lat. vf der scheinkuhlen
[< *stein-] (StB Tr 1644/380, 1097), ca. 1487 kop. ca.’ 1500 lat. off der
steynkulen (StB Tr 1641/389 fol 73v), 1602 kop. 1695 dt. bey koppen bey der
geibkullen (StB Tr 1644/380, 1107). Merlebach (Fb): o. D. sand kull
(METZINGER Freyming-Merlebach, 11 Nr. 57). Mettlach (MW): 1518 kop.
16. Jh. dt. ann die donner kule (LHA Ko 143/703, 79). Nennig (MW): 1537
kop. 1693 dt. vff die mosell gegen der schwein kulen (StB Tr Hs 1644/381).
Ormesheim (SI): 1646 dt. bey der staich kaullen / bey der stain kullen (LA
Sb von der Leyen Nr. 2184). St. Arnual (SB): 1631 or. dt. uff der leimkulen
(StB Sb / Bauer 1957), o Auf der Lehmkaule. Zimming (Bo): 1626 kop.
1684 frz. vnden an der kullen (AD Mos H 1198-1).
Nur hist. Ku(h)llKoul sonst auch in:
Bliesmengen-Bolchen (SI), Bübingen (SB), Gomelange (Bo), Guirlange
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(Bo), Leyviller (Gt), Marange-Zondrange (Fa), Neunkirch-les-Sarre-
guemines (Sg), Petit-Rederching / Kleinrederchingen (Rb), Spicheren
(Fb), Teterchen (Bo), Valmestroff (Mv), Valmont / Walmen (SA).
Nur amtl. Ku(h)llKoul, mda. |kul, ku:l, kul| auch in:
Altrippe (Gt), Altviller (SA), Auersmacher (SB), Bambiderstroff (Fa),
Bannav / Bizingen (Bo), Barst (SA), Bebelsheim (Sl), Behren-Ies-Forbach
(Fb), Bening-Ies-Saint-Avold (SA), Betting-Ies-Saint-Avold (SA), Bettviller
(Rb), Bistroff (Gt), Boucheporn / Buschborn (Bo), Boulav-Moselle / Bolchen
(Bo), Bousbach (Fb), Boustroff (Gt), Brouck (Bo), Dalem (Bv), Epping (Vo),
Erching (Vo), Etting (Rb), (Al), Faulquemont / Falkenberg (Fa), Frauen-
berg (Sg), Freybouse (Gt), Gros-Rederching (Rb), Grosbliederstroff / Groß-
blittersdorf (Sg), Guebenhouse (Sg), Guenviller (SA), Haute-Vigneulles /
Oberfillen (Fa), Hilsprich (Sa), Hombourg-Bas (SA), Honskirch (Al),
Insming (Al), Lachambre (SA), Lelling (Gt), Lengelsheim (Vo), Lixing-Ies-
Saint-Avold (Gt), Loupershouse / Lupershausen (Sg), Marange-Zondrange
(Fa), Morsbach (Fb), Munster / Münster (Al), Nelling (Sa), Nousseviller-Ies-
Bitche (Vo), Ormesheim (Sl), Orscholz (MW), Peppenkum (Hb), Petit-
Tenquin (Gt), Rilchingen-Hanweiler (SB), Rimling (Vo), Saint-Jean-
Rohrbach (Sa), Sarralbe / Saaralben (Sa), Sarreguemines (Sg), Teterchen
(Bo), Vallerange (Gt), Valmont (SA), Valmunster (Bo), Varize / W'aibels-
kirchen (Bo), Vittersbourg (Al), Welferding (Sg), Weyer (Dr).
Hist. Kaut, amtl. Kaut/Kut, mda. [kaul, koul):
Altheim (Hb): 1784 dt. in der wolfskaut (GEB), 1784/87 or. dt. in der wolfskaut
(LA Sp F 20/1), o An der Wolfskaut [an da volafskaul]. Blickweiler (Sl):
1624/26 or. dt. bey der leim kuten (LA Sp C 33/15 d2 fol 4v), 1776/77 dt. auf
der dachskaut (LA Sp C 33/15 c), o Auf der Dachskaut [di 'dakskaul], In der
Lehmkaut [en da 'le:mkau!]. Dörrenbach (SW): 1768 or. dt. auf der leimkauth /
auf der steinkauth (GEB), o Auf der Leim Kauth [of da 'lae:mkoul], Auf der
Steinkauth [of da 'Jtcemkoul]. Dudweiler (SB): 1764 or. dt. in der leimen
kauth l bey der leimen kauth ! auf schwähnsel unter der leimenkauth / oben
der leimen kauth (GEB), o Bei der Lehmkauth [bai dr 'le:mkaul], Ober der
Lehmkaut ['ovr dr 'le:mkaul]. Erfweiler-Ehlingen (Sl): 1725 or. dt. hinter der
leim kauth (LA Sp C 33/41 b fol 5v), 1725 or. dt. vorn an der leim kauth (LA
Sp C 33/41 b fol 38v), o Unter der Lehmkaut ['unr da 'le:mkaul], Vorn an der
Lehmkaut ['le:mkaulj. Herbitzheim (Sl): 1757 or. dt. auf der dubkauth (LA
Sp C 33/73 b), 1757 dt. auf dem pferds Staaten und auf der dubkauth (GEB),
o Im Pferdstathen auf der Duppkaut ['dobkaul]. Sprengen (Sl): 1759/62 or.
dt. obig der sand kauth (LA Sb 655/3814), 1762 or. dt. obig der sand kauth
(GEB), o Ober der Sandkauth ['ivr dr 'zantkaul], Wolfersheim (Sl): 1757 or.
dt. zwischen der wolffskauth und den langen betten (SPIES Wolfersheim, 128),
o Zwischen der Wolfskaut und den langen Beeten [in da Valfskaul],
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Hist. Kaut, amtl. Kaul, mda. |kaul, kul, kaul|:
Fechingen (SB): 1757 or. dt. die gebkauth / unter der gebkauth / hinter der
gebkauth / untig der leim kauth i die leim kauth (GEB), o ln der Gebkaul [en
du 'gebkaul], Unter der Gebkaul ['unu de 'yebkaul], Hinter der Gebkaul fhine
de 'gebkaul], Unter der Lehmkaul [da 'le:mkaul], Großrosseln (SB): 1756 or.
dt. auf der leimenkaut / auf der obersten und in der obersten leimen kaut / in
der untersten leimen kaut (GEB), o Die oberst Lehmkaul [di le:mkaul], Die
unterst Lehmkaul 1.-2. Gewann [di 'onejt 'le:mkaul], Grostenquin / Groß-
tännchen (Gt): vor 1744 frz. en clauteberg (LA Sb Heimstatt Akten Nr. 109),
o For klausenberg auf greerskaul [fi:ram 'klo:zabeeg]. Kleinblittersdorf
(SB): 1789 or. dt. auf der alten steinkaut (GEB), o Auf der alten Steinkaul
['jcle:gkul]. Lummerschied (SB): 1758 or. dt. leimkauth (LA Sb 22/3207), o
Leimkaul ['le:mkaul]. Urexweiler (SW): 1772 dt. bey der stein kauth / vor der
stein kauth (GEB), o Bei der Steinkaul [bai da ’Jte:nkaul], Vor der Steinkaul
[fo:e da 'Jtemkaul]. Völklingen (SB): 1753/54 or. dt. an der wolfskauth
(GEB), o In der Wolfskaul [in de 'volvskaul]. Wahlschied (SB): 1757 or. dt.
leimkauthe (LA Sb 22/3257), o Latten Kaul ['ladakaul]. Wehrden (SB): 1754
or. dt. in den wolfskauten (GEB), o In der Wolfskaul ['volfskaul].
Hist. Kaut, amtl. Kaul (ohne mda. Belege):
Derlen (Sl): 1696 dt. uf die leimenkauten (GEB), o Auf der Leimkaul. Klein-
blittersdorf (SB): 1 789 or. dt. bei der leim kaut (GEB), o Bei der Leimkaul.
Nalbach (Sl): 18. Jh. dt. radelkaut (JUNGK), o Rudelkaul.
Hist. Kaul/Ku(h)l, amtl. Kaut, mda. [kaul, ku:l]:
Alschbach (Sl): 1783 dt. bey der leim kaul (NASALO), o An der Lehmkaut 2.
Ahnung [an da 'letkaul], In der Lehmenkaut [in da 'letkaul]. Altheim (Hb):
1784 dt. in der wolfs kaul (GEB), 1784/87 or. dt. in der wolfs kaul (LA Sp F
20/1), o An der Wolfskaut [an da 'volafskaul], Bliesmengen-Bolehen (Sl):
1737 or, dt. bey der leym kühl (LA Sp C 33/17,7-10, 45v), o An der Lehmkaut
[an da 'le:mku:l]. Medelsheim (Hb): 1762 dt. obig der leimkaul (GEB), 1808
dt. wolfskaul (MÖTSCH Parr, 86), o In der Wolfskaut [en da 'volfskud], In der
Leimkaut [en de 'le:mkaul / 'le:mku:l]. Sprengen (Sl): 18. Jh. dt. sandkau/
(JUNGK), o Ober der Sandkauth ['ive de 'zantkaul].
Amtl. Kaut, mda. [kaul, ku:l, kul, koeul] auch in:
Behren-les-Forbach (Fb), Bierbach (Sl), Blieskastel (Sl), Büdingen (MW),
Eisweiler (SW), Ensheim (Sl), Epping (Vo), Eschringen (Sl), Gersheim
(Sl), Niedergailbach (Hb), Niederwürzbach (Sl), Ormesheim (Sl), Peppen-
kum (Hb), Reinheim (Sl), Seyweiler (Hb), Sötern (SW), St. Ingbert (Sl),
Steinberg-Deckenhardt (SW), Türkismühle (SW), Urweiler (SW),
Walhausen (SW).
183
Hist. KauU amtl. Kaut, mda. [kaut|:
Sulzbach (SB): 1764 or. dt. die kiesskaul / unter der kiesskaul (GEB), o
Unter der Kieskauth [unn de 'kiskaut].
Hist, -grub, amtl. Kaut, mda. |kaul|:
Altheim (Hb): 1752 or. frz. wolffgrub (HSA Mü Pfalz-Zweibrücken
Urkunden 2226), o An der Wolfskaut [on da 'volafskaul], Vor der Wolfskaut
[fo:u da 'volfskaul]. Blickweiler (SI): 1589 kop. dt. uff der wölff groben /
unden ain der leimgroben (LA Sp Gräfinthaler KPB), o Bei der Wolfskaut
[bai da ’volafskaul], In der Lehmkaut [en da 'le:mkaul]. Hasborn-Dautweiler
(SW): 1613 kop. 1774 dt. oben ahn scheckers krub (HSA Mü Kasten blau
393/4 II fol 198r), o Schäckertskaul [di: 'Je:knJ kaul].
Hist. Kuthe, amtl. Kaule, mda. [kaulj:
Wahlschied (SB) 157 or. dt. auf der erzkuthen (LA Sb 22/3257), o Auf den
Erzkaulen [of du 'emdskaul].
(Vgl. Abb. 25)
B. Kaule f. ,Bodenvertiefung, Mulde, Grube4 geht (mit frühneuhochdeutscher
Diphthongierung) auf mhd. küle sw. st. f. ,Grube, Loch4 (Lexer 1, 1766) zu-
rück;11" vgl. mnd. kule f., nnd. Kule f. ,eingesunkene Bodenvertiefung; künst-
liche Vertiefung im Boden4 (MndWb 2, 592; Scheuermann 1995, 133),
frühmnl. cule, kuil f./m. (VroegMnlWb 2, 2615), mnl. cule, cuile, cuul f./m.
,Grube, Vertiefung im Boden‘ (MnlWb 3, 1299; EWN 3, 143), anord. (spät
belegt) küla f. ,Bodenerhebung, Beule4 (De VRIES 1961, 333), norw. schwed.
kula, dän. kule .Beule4, aber auch ,tiefe Stelle im Acker4 (nach Türp/Lalk
592 ist die Bedeutung ,Grube4 aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt). Die
Herkunft des Wortes ist unklar: vielleicht zu griech. gyalon .Höhlung, Wöl-
bung4 und lat. vola .Höhlung der Hand4, so dass idg. *geul-/*gül- vorauszu-
setzen wäre (KLUGE 544). Ob eine Verwandtschaft mit Keule, Kiel, Kugel in
der Grundbedeutung .Gerundetes nach oben oder unten4 besteht, wird kontro-
vers diskutiert (vgl. DlTTMAIER 135; KLUGE 544).201
Das Wort Kaule bezeichnet allgemein eine .Vertiefung im Boden4, sowohl
eine natürliche Vertiefung, z. B. eine Erdmulde oder flache Grube, als auch
eine von Menschen gegrabene Mulde, etwa künstliche Löcher zur Aufbe-
wahrung von Vorräten oder zur Lagerung von Abfällen oder natürlichen Ma-
terialien (wie Stein, Kies oder Sand). Eine Kaule kann auch ein Tierlager, eine
Schindgrube oder aber .kleine Pflanzenlöcher4 bezeichnen (DWB 1 1, 348;
PfälzWb 4, 140; Rhein Wb 4, 329ff.). 200
200 Das WMU 2, 1051 nennt einen Beleg aus dem Kölner Raum.
2<" Vgl. auch Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Bd. 2, 1992,
908.
184
Das Wort ist in älteren Siedlungsnamen belegt, z. B. in:
(1) 863 Culbraco, unbekannt bei Nivelles (B, Prov. Wallonisch-Brabant)
(Förstemann II, 1, 1749; vgl. auch EWN 3, 143);
(2) 944 kop. 1150/58 in Culheim similiter (unbekannt in Friesland)
(KÜNZEL/Blok/Verhoeff 214);
(3) Külte, Stadt Volkmarsen (Lkr. Waldeck-Frankenberg): 1036 kop. 12.
Jh. Culite < *Külida (Gysseling 581);
(4) Hofkühl, Wallanlage bei Kirchveischede, Stadt Lennestadt (Kr. Olpe):
1303 Hofjkule (Jellinghaus 124).
C. Das Wort ist im Mitteldeutschen als Kaule und im Niederdeutschen als
Kuhle verbreitet (DWB 11, 348; WEIGAND 1,1012).
ln den niederdeutschen Dialektgebieten wird eine Grube, ein tiefes Loch
oder eine Vertiefung im Boden als Kule f. bezeichnet: Das Wort ist allgemein
verbreitet (BremNSÄCHSWb 2, 892; SCHAMBACH 1858, 115) und spät aus
dem Niederdeutschen in die Standardsprache entlehnt worden. Kül f. ,Grube1
kommt in der Gegend der Lüneburger Heide vor, die Bedeutung ,tief liegen-
der Teich1 ist im alten Kr. Soltau bekannt; das Wort ist in Flurnamen sehr
produktiv (LÜNEbWb 2, 241). Das Lemma Kule, Kül f. ,Vertiefung, Einsen-
kung, Höhlung, Grab4 ist auch im Ostfriesischen als Appellativ bekannt (Ten
DOORNKAAT KOOLMAN 2, 396f.). Der westfälische Raum kennt ebenfalls
Kule f. ,Grube, Grab, Loch4 (Woeste 149): Das Wort ist auch in älteren Orts-
namen belegt, vgl. oben 1303 Hoffkule, heute Hoßiühl, Wallanlage bei
Kirchveischede, Kr. Olpe (JELLINGHAUS 124). ln Schleswig-Holstein gilt
Kuul (mda. kül) f. in der Bedeutung ,Grube, Vertiefung, Grab; auch ein Kin-
derspiel4: Um 1800 gilt das Wort in Holstein auch für Gewässer. Das Wort
begegnet oftmals auch in Flurnamen, wo es vorwiegend als Kühl oder Kuhlen
erscheint, in der Regel als Bestimmungswort in zusammengesetzten Flurna-
men; sehr häufig kommt es aber als Grundwort vor (SchleswHWb 3, 373ff'.;
Clausen 1988, 70). In den Rügenschen Fischerflumamen bezeichnet Kuul
eine tiefe Stelle, rund oder von gewisser Breite (Falkson 2, 2000, 531). Auch
bereits in älterer Zeit tradierte, mit dem Appellativ gebildete Ortsnamen sind
belegt: vgl. 1286 Kule (Kuhlen, Gde. und Amt Rickling), 1369 Lemekulen
(Lehmkuhlen im Amt Preetz-Land) oder Schwienkuhl (Gde. Kabelhorst, Amt
Lensahn), 1282 Suincule (Laur 1992, 415, 427 und 593). Im Hamburgischen
Raum bedeutet Kuul {Kuhle) f. ein Erdloch oder eine Grube: Erste appellativi-
sche Belege gehören dem 16. Jahrhundert an, ebenso die mit diesem Wort ge-
bildeten Flurnamen. Kuul steht auch für eine mit Wasser gefüllte Grube, für
ein Wasserloch oder einen Tümpel: Das Wort wird ferner für ein durch
Deichbruch entstandenes Wasserloch gebraucht (erste Belege um 1800). Mit
Kuul bezeichnet man auch ein Kinderspiel mit Murmeln (HambWb 2,
1351 f.). Das Preußische Wörterbuch (PREUßWB 3, 166f.) meldet Kaule
(hochpreußisch haul, niederpreußisch kul) f. ,Grube; Vertiefung im Boden
185
(bes. bei Kinderspielen)\ das als Appellativ allgemein verbreitet ist (vgl. auch
Frischbier 1, 338).
In Thüringen, wo sonst Grube und Delle gelten, ist Kaule f. ,Grube, Delle4
überwiegend in den nordthüringischen Gegenden als Appellativ im Gebrauch;
verstreut kommt es auch am Nordrand Westthüringens und in Süd(ost)-
thüringen vor (ThÜrWb 3, 394).202 203
In den rheinischen Mundarten ist Kaule f. ,Bodenvertiefung4 als Appellativ
allgemein verbreitet, auch im Rheinfränkischen, mit Ausnahme der Gebiete,
wo das konkurrierende Kaute f. natürliche oder künstliche Grube, Vertiefung4
vorkommt (RheinWb 4, 329ff). Historische Belege für dieses Wort in Flur-
namen kommen bereits im 13. Jahrhundert vor, vgl. 1216 Culen (Neurath,
Stadt Grevenbroich, Rhein-Kreis Neuss)20’ oder (auch 13. Jh.) Merdencuel bei
Aachen (Dittmaier 135). Als Appellativ ist Kaule in Hessen hauptsächlich in
Nordhessen bekannt, sonst herrscht Kaute vor (ShessWb 3, 1218, 1221f. und
Wortkarte 92; ShessWb 4, Wortkarte 11; Vilmar 231; Kehrein 1891,218f.).
Die Distribution der mit Kaule gebildeten Flurnamen zeigt ein ähnliches Bild:
Kaule/Kuhle kommt vorwiegend in Nordhessen vor, sonst ist Kaute - spät-
mhd. küte f. ,Grube4 - weit verbreitet (HessFlnAtl Karte 94 und Kommen-
tar; Kehrein 1872, 470ff; Dittmaier 135). In Südhessen ist dementspre-
chend Kaule in Flurnamen nur sporadisch belegt - vgl. z. B. 1360
kulesburnen, wobei hier wegen des Fugen-s eher an einen Personennamen zu
denken ist (SHessFln 559). Der nordhessische Name Kaule/Kuhle wird durch
von Nordosten her weiter südwestlich vordringendes Kaute stark zurückge-
drängt. Das Wort Kaule gilt im mittleren Rheinengtal (dort neben Kaute'.
HALFER 1988, 78, Nr. 96.); in Rheinhessen ist Kaule selten neben dem vor-
herrschenden Kaute belegt (Bingenheimer 1996, 205; Zernecke 1991,
270f.). Östlich und westlich von Trier sind historische Flurnamen belegt, die
die Präsenz dieses Wortes im Moselland zeigen: vgl. 1448 Garten zu Castell
bei der Kulen (Flurname östlich von Trier) oder 1486 in Poelsberg in der
kaulen (westlich von Trier). Ein aus älterer Zeit belegter Flurname kommt bei
Rommersheim (Gde. Prüm) vor: um 1056/63 in Culun II (: iurnalia), vgl.
auch 1372 ayn der kuellin (bei Ürzig), 1370 in der Kulen (in Lay), oder bei
Echternach 1395 zwo roden in den Kulen (JUNGANDREAS 1962, 181).
In der Pfalz ist Kaule (mda. kaul) f. , Vertiefung, Grube im Boden4 als Ap-
pellativ in der westlichen Südwestpfalz und vereinzelt in der westlichen
Westpfalz verbreitet; Kuli (mda. kul) ist mancherorts in der lothringischen
Südwestecke der Pfalz bekannt, sonst dominiert in der Westpfalz (ohne den
westlichen Teil) gleichbedeutendes Kaute, das auch in der westlichen und
nördlichen Pfalz, aber auch in der Ostpfalz vorkommt, wo ferner die Synony-
202 Kaute f. ,flache Bodenvertiefung' ist in Thüringen nur im Westen belegt (ThürWb
3, 398).
203 Gysseling 556.
186
me Grub oder Grub gebraucht werden (PfälzWb 4, 140ff. und Karte 227;
Christmann 1938, 21f. mit Karte). Christmanns Karte zeigt, dass in den
Ärmte-Gebieten einst Kaule Bestandteil der gesprochenen Sprache war: Ältere
Flurnamenzeugnisse lassen erkennen, dass Kaule seit ca. 1300 aus der nördli-
chen Pfalzhälfte durch Kaute verdrängt wurde (Christmann 1938, 21f. mit
Karte). Eine Land- und Lehmgrube, eine Grube, z. B. zur Aufbewahrung der
Wintergemüse, oder eine Vertiefung in der Erde beim Kinderspiel heißt im
Saarland Kaule (ebd., 21f.; Schön 114). Kaule ist, was die Flurnamen des
Saar-Mosel-Raums angeht, im ganzen Saarland verbreitet, wobei die östliche
Form Kaute, welche im Saar-Mosel-Raum erst spät (17./18. Jahrhundert) auf-
tritt und in Konkurrenz zu dem alteingesessenen Kaule getreten ist, aus der
Nordpfalz in ursprünglich exklusive Kaule-Räume nach Westen vordringt und
auch in den Flurnamen der östlichen Teile der Landkreise St. Wendel und
Neunkirchen - zumindest in verschrifteten Formen - nicht selten ist (im soge-
nannten Pfalzkeil, Schorr 2000, 48ff. und Karte 19; Bauer 1957, 269f. Kar-
te 7; vgl. auch Abschnitt D und Abb. 25).
ln den deutsch-lothringischen Mundarten ist Kuli f. ,Vertiefung, rundes
Loch in der Erde; Grube‘ mancherorts bekannt, wobei sowohl nicht diphthon-
gierte (mda. kühl in den Arrondissements Forbach, Sarreguemines / Saarge-
münd, Bitche) als auch diphthongierte Formen Vorkommen - mda. khäul in
den Kantonen Thionville / Diedenhofen, Sierck-les-Bains, Bouzonville / Bu-
sendorf, Boulay-Moselle / Bolchen (DtLüthrWb 319). Weit verbreitet ist
sonst Kult f. ,Grube, Loch, Vertiefung' (ebd., 322). Im Luxemburgischen
existiert Kaul (Koll in ländlichen Mundarten) f. in der Bedeutung ,Vertiefung
(auch künstliche Vertiefung) im Boden; Grube von geringer Tiefe; Mulde,
Bodensenkung' (LuxWb 2, 302f.).
In der Schweiz findet sich mit anderer Vokalqualität Kule, Külle f. ,längli-
che Vertiefung' nur in den Kantonen Zug und Schwyz (SCHWEIZlD 3, 213).
Im Oberdeutschen fehlt das Wort sonst völlig.
D. Kaule heißt im Saarland eine Land- und Lehmgrube, eine Grube, z. B. zur
Aufbewahrung der Wintergemüse, oder eine Vertiefung in der Erde beim
Kinderspiel (Christmann 1938, 21 f.; SCHÖN 114). Kaule weist in Flurnamen
des Saar-Mosel-Raums eine hohe Belegdichte in den nordwestlichen Gegen-
den des Untersuchungsgebiets auf: An Obermosel und unterer Saar und an
Prims und oberer Blies, wobei eine Ausdehnung der Belege weiter nach Sü-
den bis in den lothringisch-westelsässischen Raum zu erkennen ist, der wiede-
rum Verbindungen zum westmoselfränkischen Raum an Obermosel und unte-
rer Saar aufweist. Ä7/w//Ä!W?/-Flurnamenbelege werden im sogenannten Pfalz-
keil zum Teil durch Kaute ersetzt, das in den Saar-Mosel-Raum - wie schon
gezeigt - erst spät eingedrungen und in Konkurrenz zu dem alteingesessenen
Kaule getreten ist. In die Dialekte des Saar-Mosel-Raums konnte aber Kaute
kaum eindringen: In den mündlichen Formen der Flurnamen bleibt das Na-
menwort Kaute nämlich oft, entsprechend dem appellativischen Gebrauch, als
187
Kaul bzw. Kühl erhalten.204 Interessant für die Synonymik des Wortes sind die
Belege in den Orten Altheim (Saarpfalz-Kreis), Blickweiler (Saarpfalz-Kreis)
und Hasbom-Dautweiler (Lkr. St. Wendel), wo hist. Grub als verschrifitete
Form amtl. Kaute und mda. Kaule gegenübersteht.205 206 207 208
In den Flurnamen des Saar-Mosel-Raums, die bis ins 15. Jahrhundert zu-
rückreichen (vgl. auch die Flurnamenbelege in Bauer 1957, 99, 111, 112,
151, 159, 189 und 252), findet sich Kaul!Kühl überwiegend als Grundwort,
meist mit Lehm-, Sand-, Kalk-, Stein-, Schind- im Bestimmungsteil ergänzt.
Als Bestimmungswort kommt Kaul!Kühl in Verbindung mit -feld, -acker,
-graben, -loch selten vor. Es dominieren die diphthongierten Kaul-Formen,
wobei oft auch - und vor allem mundartlich - nicht diphthongierte Kuhl-
Formen belegt sind, die auf die alten und zum Teil bis heute nicht diphthon-
gierenden Regionen des Saar-Mosel-Raums verweisen; gelegentlich ist histo-
risch die umgelautete Form Kühl nachzuweisen.'0'’ Die ältesten Belege mit der
Form Kule stammen noch aus dem 15. oder frühen 16. Jahrhundert, also aus
der Zeit, bevor sich die Digraphie im Untersuchungsraum verbreitete, weshalb
diese Belege keine Diphthongierung aufweisen.20 Erwähnenswert ist inner-
halb der diphthongierten Kaul-Formen die phonetische Variante [koul, kaul],
die im südlichen Rheinfränkischen (hier aber vor allem im Lkr. St. Wendel)
gilt; weiterhin sind die Variante [kaol, kaul] und die Variante [kaul, koeul,
kaual, kaual, kaual], die gebietsweise im nördlichen Rheinfränkischen und
Moselfränkischen im Untersuchungsraum Vorkommen, zu verzeichnen: Sie
sind als Weiterentwicklungen der Diphthongierung zu interpretieren.~os Das
Diminutiv lautet mundartlich Kailchen, vgl. Buding: 1699 or. frz. in der
kaulen sur zeiter holtz, amtl. Kaul [’kail^an].
204 In den Orten Bübingen (Lkr. Merzig-Wadem), Sprengen (Lkr. Saarlouis), Dudweiler,
Ensheim, Fechingen, Großrosseln, Kleinblittersdorf, Lummerschied, Wehrden, Völk-
lingen, Wahlschied (Regionalverband Saarbrücken), Dörrenbach, Eisweiler, Sötern,
Steinberg-Deckenhardt, Türkismühle, Urweiler, Urexweiler und Walhausen (Lkr. St.
Wendel), Alschbach, Altheim, Bierbach, Blickweiler, Blieskastel, Bliesmengen-
Bolchen, Erfweiler-Ehlingen, Eschringen, Gersheim, Herbitzheim, Medelsheim, Nie-
dergailbach, Niederwürzbach, Ormesheim, Reinheim, St. Ingbert und Wolfersheim,
Bierbach, Peppenkum, Seyweiler im Saarpfalz-Kreis, außerdem in den Orten Behren-
les-Forbach, Grostenquin / Großtännchen und Epping (con Volmunster). Hist. Kaute
steht amtl. Kaule gegenüber in den Orten Derlen (Lkr. Saarlouis), Nalbach (Lkr. Saar-
louis) und Kleinblittersdorf (Regionalverband Saarbrücken). Hist. Kaule wird amtl.
und mda. durch Kaute ersetzt nur in Sulzbach (Regionalverband Saarbrücken).
205 Grub oder Grüb werden in der Ostpfalz neben Kaut gebraucht, vgl. PfälzWb 4,
140ff. und Karte 227; Christmann 1938, 21 f. mit Karte.
206 Zur räumlichen und zeitlichen Ausbreitung der Diphthongierung im Untersu-
chungsraum vgl. Kapitel 6.1.3.; dazu auch Wiesinger 1983a.
207 Vgl. dazu Kapitel 6.1.3.
208 Vgl, dazu Wiesinger 1983a.
188
Als Fazit lässt sich festhalten: Das Lemma Kaule steht im Untersuchungs-
raum eindeutig in nordwestlichen Zusammenhängen.
(M. V.)
189
Nr. 20
Klei m./f. ,Lehm; fette, weiße Tonerde; fetter Bodenfc
A. Bliesransbach (SB): o Klaieprunne ['klabpruna]. Borg (MW): o Em Klei
Fält [em klei'felt], Brotdorf (MW): o De Kleigoorten [da kleTgamtn].
Buding (Mv): 1699 or. frz. sur la clehe (AD Mos 4 E 77), 1704 or. frz. auff
der klehe / langst englinger kle (AD Mos E depot 120 1 G 1), o Kleiwiis
['kleivLs], D ‘inglinger kley ['erjlipe bx], Contz-Ies-Bains (Si): 1640 or. dt.
hinder der Strassen in klebergh (AD Mos 3 E 7273), 1663 kop. 17. Jh. D vff
kleeberg / vff kleeberg langst die strass auss (LH A Ko 231,15/598), 1702 or.
frz. kliberg / sur klibergl le petit kliberg (AD Mos 4 E 30), o Kleeberg
['kleibeeç], Kleeberg hinter stross ['kleibetîç 'ham? de Jdra:s]. Dirmingen (Ot):
1741 or. dt. die kley wiess (LA Sb Nachlass HERMANN BOCK), 1741 or. dt. an
der kleywiess (LA Sb Nachlass Hermann Bock, 818), 1741 dt. bey
kleebrunnen (GEB), 1770 or. dt. in der kleywies / bey kleyborn / bey
kleybrunnen oben am kleyborn (GEB), o In der Kleywiese [en de yleivi:s],
Bei Kleybrunnen [bei glei'bara]. Guermange (Re): 1695 or. frz. sur klematt /
dessus cleyenmatt l delà le kleyenmatte (AD Mos J 6157). Guinglange (Fa): o
Kläi wiis [klei Vi:s]. Insniing (Al): 1756 or. frz. sur le kley madt (AD MM B
1 1895), o Obere kleematt [kle:mat]. Macheren (SA): 1697 or. dt. in grieffen
kläwegen (AD Mos 4 E 341), o Klieffenklaiben ['klifaklaibm], Manderen
(Si): 1707 or. frz. klee houb (AD Mos 4 E 559), o Klehoup [klei'houf] < *Hufe
(?) Metzervisse (Mv): o Derrière hirckley / hirckleg. Nennig (MW): 1795 or.
dt. langst dem weeg langst dem kleebungert (LA Sb Büb B 28, 22), 1795 or.
dt. der kleebungert (LA Sb Büb B 28, 23), o Kleebungert ['kleiborjet],
Kleibongert ['kleiborjet], Ennerm Kleibongert [enem 'kleiboget]. Niedervisse
(Bo): o Kläiwäller heer [kleivele 'hem]. Perl (MW): o Kleibongert
['kleiboqetj. Racrange (Gt): 1748 frz. dans claye ban de racrange (LA Sb
Heimstatt Nr. 38). Rodalbe (Al): 1748 frz. dans claye ban de racrange (LA
Sb Heimstatt Nr. 38). Tritteling (Fa): o Kläifält ['kleifeit]. Volmerange-lès-
Boulay (Bo): o Bai der klaimiilschen [bei de klai'midjn], Wehingen (MW): o
Àn der Kleihoof [en de 'kleiho:f]. Wittring (Sg): o Klaiebärch ['klaisbeeç],
Klaielach ['klablax].
(Vgl. Abb. 26)
B. Das Wort Klei m./f. ,Lehm; fette, weiße Tonerde; fetter Boden1 ist ein
nordgermanisches Wort: Das Lemma geht auf germ. *klaija- m. ,Lehm, Ton‘
zurück (zur germ. Wurzel *klei-, der auch dt. kleben angehört: KLUGE 494,
Orel 215) und wird mit dän. klœg ,zäher, fetter, lehmiger Schlamm1, klœg
Adj. ,klebrig, klitschig1 (Clark Hall/Meritt 69), aengl. claeg, nengl. clay
,Lehm, Ton, Schlamm1, asächs. klei m. ,Ton‘ (in Ortsnamen, in den kleineren
190
Denkmälern: vgl. Wadstein 1899, 30 und 40), mnd. klei m. ,die schwere, fet-
te Erde der Marschländer1 (MndWb 2, 476), nnd. klei m. ,der schlammige,
fette Boden der Marschgebiete1 (SCHEUERMANN 1995, 130), mnl. clei m./n.,
cleie f. ,Lehm‘ (MnlWB 3, 1503, vorwiegend im Norden des Untersuchungs-
raums belegt; bei KlLIAAN kleve, potaerde, terra figularis, argilla, lutum
ebd.), nnl. klei (in verschiedenen Landschaften bis nach Flandern belegt, je-
doch mit wechselnder Gestalt, vgl. ebd., 143f.; in den östlichen Niederlanden
auch in Flurnamen, vgl. Schönfeld 1950, 61), afries. klai (ostfries.) ,Klei,
Lehmboden der Marsch1 (AfriesHdWb 273; HOLTHAUSEN 1925, 57), west-
fries. klai, klaey, nfries. kläy, klaai (TEN DOORNKAAT KOOLMAN 2, 247ff.;
EWN 3, 72), verglichen (Trier 1951, 30f.; Lerchner 1965, 143ff.). Das
Lemma ist ursprünglich niederdeutscher Herkunft (KLUGE 494): Im 16. Jahr-
hundert ist das Wort aus dem Niederdeutschen in die hochdeutsche Schrift-
sprache übernommen worden (DWB 5, 1064f.) und Klei ist heute ein Fach-
terminus (Kleiböden) der deutschen Agrarterminologie. Das Wort ist mit
griech. gloiös ,klebrige Feuchtigkeit1, lat. glüten ,Leim‘, lett. glizda ,Lehm‘,
russ. glej verwandt und geht auf eine idg. Grundlage *gleiH-, *gloiH- , kleben"
zurück (EWN 3, 72; IEW 362-362; LIV 190; MÜLLER 2007, 280).
Die Toponymisierung des Wortes ist sehr alt. Die frühesten Zeugnisse
kommen aus Westflandern und Westfalen, vgl.:
(1) Kleiem bei Zuienkerke (B, Prov. Westflandern, Arr. Brügge): 975 kop.
11. Jh. Clehiham (GYSSELING 564; vgl. VroegMnlWb 2, 2426ff.);
(2) Kleiberge bei Oedelem (B, Prov. Westflandern, Arr. Brügge): 1089
Cleiberga (ebd.);
(3) Kleibolte, Hof bei Westkirchen, Gde. Ennigerloh (Kr. Warendorf): 11.
Jh. van Clei bolton (WADSTEIN 1899, 30);
(4) Kley, Stadtbezirk Lütgendortmund (Stadt Dortmund): 12. Jh. Cleige
(Gysseling 564).
Bei diesen frühen Siedlungsnamen handelt es sich meistens um ursprüngliche
Flurnamen, vgl. z. B. den Flurnamen Kleeboltenberg {Pömbsen, Kr. Höxter).
C. Klei m. ,Lehm, fette, weiße Tonerde; fetter Boden1 ist im Westmitteldeut-
schen, hauptsächlich in den nördlichen Randzonen, verbreitet. Im Oberdeut-
schen fehlt Klei ganz, bis auf die Nachweise im Untereisass.
In den niederdeutschen Mundarten ist Klei m. (mda. klei, klai, klaoi) als
Appellativ noch allgemein geläufig und im Küstenniederdeutschen, Westfä-
lischen (auch in Orts- und Flurnamen, JELLINGHAUS 121) und Ostfälischen
verbreitet (Lerchner 1965, 144; WestfFlnAtl Nr. 25, S. 136ff ). Weitere
Repräsentanten des Wortes finden sich in Niedersachsen, im Hamburger
Raum sowie in Schleswig-Holstein. Klei bezeichnet allgemein die fettige Ton-
erde, besonders den schweren, fruchtbaren Marschboden im Gegensatz zum
Sandboden der Geest (BremNsächsWb 2, 798f; HambWb 2, 1076). Im
Hamburger Raum und im Ostfriesischen bedeutet Klei m. außerdem
191
,Schlamm; Schmutz, Dreck4 (HambWB 2, 1076; TEN DüORNKAAT Koolman
2, 247ff.), Im Ostfriesischen kommt Klei (auch Klai) vor (TEN DOORNKAAT
Koolman 2, 247ff.). Schambach 1858, 102 führt für den niederdeutschen
Raum die Zusammensetzung Kleiboden m. bzw. Kleiland n. ,der Marsch-
boden, -land4 auf. Das Nordharzer Wörterbuch (DamköHLER 1927, 99) ver-
zeichnet Klei m. ,Lehm, Ton4. Im Brandenburgisch-Berlinischen ist Klei m.
,toniger Marschboden4 belegt (BranBerlWb 2, 1003).
ln Schleswig-Holstein bedeutet Klei (mda. klai) m. ,Schlamm, Lehm,
feuchte Erde4 oder es ist die Bezeichnung für die fette, schwere Marscherde.
Man unterscheidet blauen Klei, der aus den Gräben als Dung auf den Acker
geschafft, auch zum Deichbau gebraucht wird, und schwarzblauen Klei, der
härter ist als der blaue und dem Acker nicht zuträglich (SchleswHWb 3,
147). Das Wort ist auch in historischen Flurnamen belegt, vgl. z. B. 1662
Kleyes Dröen (Kirchspiel Büsum, Dithmarschen; FALKSON 2, 2000, 168f, und
524).
In Westfalen und im westlichen Niedersachsen sind außerdem Klei-Flurna-
men weit verbreitet, überwiegend als Simplex oder in Verbindung mit Wör-
tern zur Bezeichnung von ,Ackerland4, vgl. Kleifeld, Kleikamp (WESTFFLN-
Atl Nr. 25, S. 136ff).
In Hessen sind Klei-Flurnamen bis zur niederdeutsch-hochdeutschen Dia-
lektscheide verbreitet: Flurnamen wie am Klei, auf dem Klei sind mehrfach in
den Landkreisen Kassel und Waldeck-Frankenberg belegt (WestfFlnAtl Nr.
25, S. 136ff.). Im Südhessen ist Klei als Appellativ nicht bekannt; Nach
SHessFln 577 kommt aber das Wort sonst in südhessischen historischen
Flurnamen vor, vgl. 1567 im Kleyen Gartten (Nieder-Modau, Lkr. Darmstadt-
Dieburg).
In den rheinischen Mundarten ist Klei m. (f.) ,fette, weiße (hellgraugrün-
liche) Tonerde, undurchlässiger Boden; aufgewühlte, zähe Erde; Mörtel4 ap-
pellativisch im Ripuarischen (das Wort kommt vereinzelt auch in der Eifel,
beispielsweise in Prüm, vor), im Bergischen, Südniederfränkischen und Kle-
verländischen (RheinWb 4, 684f): Das Wort ist in historischen Flurnamen
belegt, vgl. 1338 Cleyge (Kr. Wesel), ca. 1450 tzom Cleye (Bergisch Glad-
bach, Rheinisch-Bergischer-Kreis; Dittmaier 146).
Das Zeugnis aus dem Altkreis Prüm, das Vorkommen von Klei m. in Flur-
namen des Saar-Mosel-Raums (siehe weiter unten) und die Existenz von klei,
kleige f. ,Lehmboden4 im Unterelsass (F, Bas-Rhin) in Flurnamen bereits aus
dem 13. Jahrhundert, vgl. 1277 Zu kleien (Wintzenheim) (HistWbEls 197;
Kleiber 1986a, 261 ff), sprechen für einstige Südausdehnung des Wortes.
Kleiber 1986a führt dies auf die fränkische Überschichtung des aleman-
nischen Unterelsass während des 6. bis 8. Jahrhunderts zurück. Der onomas-
tische Befund im Unterelsass entspricht der Bodenbeschaffenheit des frucht-
baren Kochersberger Hügellandes und der Vogesen-Vorbergzone unter Aus-
schluss der feuchten Talsohlen und Riedflächen am Rhein und in der Ebene.
192
Er entspricht zugleich der frühen fränkischen Präsenz (6./7. Jahrhundert) im
Umfeld der elsässischen Königspfalz Marilegium/Marlenheim (Jochum-
GodglüCK 1995, 573ff). Das gleichzeitige Vorkommen im selben Areal von
oberdeutschem Leim m. ,Lehm4 (< germ. *laima: KLUGE 565) ist so zu inter-
pretieren, dass Leim kein Heteronym zu Klei bildet (KLEIBER 1986a, 262).
Nassauisch Klei m. .lehmiger, feuchter Boden‘ (auch als Gemarkungsname,
KEHREIN 1863, 227) schließt an das Rheinisch-Niederdeutsche an, im „säch-
sischen Hessengaue“, auch im Westerwald ist Klai m. ,Lehm, feuchter Boden1
belegt (Pfister 131).
Im Oberdeutschen fehlt das Wort ganz: Der Beleg Klei n., 1768 Leth, Klay,
Leim, im Aulendorfer Archiv ist nicht relevant, da an gleicher Stelle auch an-
deres Nichtschwäbisches vorkommt (SchwäbWb 4, 468).
D. Im Untersuchungsraum lässt sich das Wort als Bestimmungswort nicht
immer von klein und Klee trennen, d. h. es ist nicht auszuschließen, dass der
eine oder andere Flurname in Wirklichkeit zu Klee oder klein gehört, ln die-
sem Fall kann nur die Beobachtung der Mundartformen, der Namenkombina-
torik und der Namenkontexte helfen: Zusammensetzungen mit -wiese oder
-garten sind z. B. typisch für die W/e^-Namen. Allerdings kann auch hier nicht
schematisch verfahren werden. Der Vergleich mit Ä7e/-Flurnamen aus dem
westfälischen Hauptverbreitungsareal zeigt, dass Klei als Bestimmungswort
vorwiegend mit Ackerlandbezeichnungen, wie -land, -acker, -kamp, -garten,
oder mit den Begriffen für ,Berg, Höhe, Anhöhe4, wie -berg, -brink, oder aber
mit Wörtern für Grünland (jedoch eher seltener), wie -wiese, -mate, kombi-
niert werden kann (WestfFlnAtl Nr. 25, S. 136ff). Die unsicheren Fälle
sind aufgrund fehlender Namenkontexte unberücksichtigt geblieben und des-
halb nicht in das Namencorpus aufgenommen worden.
Im Untersuchungsraum kommt Klei selten als Simplex vor; häufig er-
scheint es in der Komposition als Bestimmungswort. Nach der Chronologie
der Belege zu urteilen, gehen die historischen Flurnamen mindestens bis ins
14. Jahrhundert zurück. Das Kartenbild (vgl. Abb. 26) zeigt, dass Klei-Flurna-
men im westlichen Saarland entlang der Sprachgrenze bis zum Rande des
Krummen Elsasses verstreut Vorkommen. Auffällig ist die Konzentration der
Belege in den von Muschelkalk- und Mergelböden charakterisierten Gebieten
des westlichen Saarlandes und der lothringischen Hochfläche - entsprechend
der Bedeutung von Klei ,fetter Boden4. Das Vorkommen von Flurnamen-
belegen im Saar-Mosel-Raum bezeugt die einstige Südausdehnung dieses
Wortes, das ansonsten eher im Nordwesten und Nordosten verbreitet ist. Die
Vermutung kann geäußert werden, dass die Belege des Saar-Mosel-Raums die
ansonsten eingestürzte Brücke eines fränkischen Wortes zu den elsässischen
Belegen darstellen (vgl. oben Abschnitt C).
(M. V.)
193
Nr. 21
Klutt, Klott m./f. Erdklumpen'
A. Kostenbach (MW): o Auf dem Kloff / Klott [of de klot]. Stennweiler (Ot):
1742 or. dt. die klutt (GEB), 1767 or. dt. an der klutt (GEB), o Auf der Klutt
[of da glot].
(Vgl. Abb. 27)
B. Dem seinem Lautstand nach niederdeutschen Wort Klutt - mit Senkung des
Stammvokals auch Klott-, das als Femininum und als Maskulinum vorkommt
und in toponymischer Verwendung die Bedeutung ,Erdklumpen" hat, ent-
sprechen im Hochdeutschen zwei Appellative, die die Zweite Lautver-
schiebung durchgeführt haben: Kloß und Klotz. Seit dem 12. Jahrhundert be-
legt ist das standardsprachliche Wort Kloß ,Klumpen, in Kugelform zu-
bereitete Speise4 (DWB 11, 1244-1248; KLUGE 498-500 s. v. Kloot, Kloß und
Klut; Pfeifer 673). Sein Ausgangspunkt ist germ. *klautaz m. (EWN 3, 83f.;
OREL 215), welches auf eine Dentalerweiterung von idg. *gleu-, einer erwei-
terten Variante der Wurzel idg. *gel- ,ballen, Gerundetes, Kugeliges4 (IEW
362), zurückfuhrt. Daneben existiert, mit expressiver Geminate und dadurch
bedingter Vokalkürzung, germ. *kluttaz m. (EWN 3, 83E; OREL 217), das un-
ter anderem durch nhd. Klotz fortgeführt wird (DWB 11, 1248-1253; KLUGE
499; PFEIFER 673f.).209 Kloß und Klotz haben demnach eine gemeinsame Her-
kunft und weichen in ihrer ältesten Bedeutung kaum voneinander ab.
Der Stamm germ. *klautaz wird einzelsprachlich fortgesetzt durch: mnd.
klöt, kloet, kloit m. .Kloß, Klumpen, Kugel, Hode4 (MndHdWb 2, 587); mnl.
cloot m. ,Klumpen, Ball, Kugel4 (EWN 3, 83f.; MNLWB 3, 1581-1583),210 da-
zu nnl. kloot .Kugel, Ball, Hoden"; aengl. cleot aus älterem *cleat .pittacium4
(Holthausen 1974, 51), dazu nengl. cleat ,Keil4; anord. klöt n. .Schwert-
knopf (De VRIES 1961, 318: < mnd. klöt .Kugel4); ferner, mit durchgeführter
Zweiter Lautverschiebung, ahd. (Hs. 12. Jh.) und mhd. A7öj m./n. ,Klumpen,
Knolle, klumpige Masse4 (Splett I, 1,467; Lexer 1, 1633).
Zu diesen im Ablaut stehen mnd. klüt(e) m. .Klumpen, Erdklumpen, Erd-
scholle, überh. Ackerland" (MndHdWb 2, 591), dazu nnl. kluit .Klumpen4;
ostfries. klüt .Klumpen, Bruchstück4; aengl. clüt m. .Flicken, Lappen; Platte,
Metallstück4 (Holthausen 1974, 53), dazu engl, (arch./mda.) clout .Lappen4;
anord. klütr .Lappen, Tuch4 (De VRIES 1961,318).
209 Lühr 1988 behandelt in ihrer Darstellung der expressiven Gemination im Germani-
schen das Wortpaar Kloß!Klotz nicht.
210 Auf eine Ausgangsbedeutung .runder Gegenstand, Ball, Klumpen" des mittelnieder-
ländischen Appellativs lässt z. B. der Beleg Limburg 1240 globus : cloet (EWN 3,
83f.; VroegMnlWb 2, 2444) schließen.
194
Auf die geminierte Form germ. *kluttaz gehen außer hochdeutschem Klotz
- die älteren Formen sind ahd. kloz ,Flolzzapfen\ mhd. kloz ,Klumpen, KugeF
(Lexer 1, 1634; Starck/Wells 337) - noch mnd. klot m. .Kloß, Klumpen1
usw. (MndHdWb 2, 587), aengl. clott ,Klumpen, Masse4 (HOLTE1AUSEN
1974, 53), dazu nengl. clot ,Klumpen1, und mnl. c/o/, clotte m. ,Klumpen1
(MnlWb 3, 1589f.) zurück.
Einige dieser Formen wurden in die französische Sprache übernommen:
clot ,Klumpen1 zum einen aus dem Mittelenglischen, zum anderen aus dem
Mittelniederländischen; kluit ,Erdscholle1 aus dem Flämischen; ebenfalls aus
dem Flämischen kluitje ,kleines Geldstück4; clüt ,Fetzen4 aus dem Alteng-
lischen211 (FEW 16, 335f.).
Zu der Sippe um germ. *klautaz und *kluttaz stellt GYSSELING 565 zwei
Siedlungsnamen aus den Niederlanden und aus Nordrhein-Westfalen:
(1) Kloetinge (NL, Prov. Seeland): 1216 or. Clotinge (nach GYSSELING
aus germ. *klötingja- n., einer Ableitung von klöta- m. ,Ball, runder
Gegenstand4; die Siedlung sei auf einer runden Anhöhe gelegen);
(2) Klotingen, Gde. Welver (Kr. Soest): 1096 or. Closcinge, 1116 or.
Clozinga, beides offenbar verhochdeutschte Formen (nach GYSSELING
aus germ. *kluttingja- zu klutta- m. ,Klumpen, Hügel4).212
C. Zahlreiche historische und rezente appellativische Belege aus dem eng-
lisch-friesisch-niederländischen-rheinisch-niederdeutschen Verband sind bei
LERCHNER 1965, 147-149 zusammengestellt. Die Bedeutungsangaben lassen
eine große Variation und Spezialisierung aufscheinen - z. B. ,Erdklumpen4,
.Ball, Schneeball4, ,Hoden4, .Bruchstück4, .Lappen, Fetzen4; eine friesisch-
niederländische Sonderentwicklung ist .Staken4. Sie alle lassen sich nach
Lerchner aber auf eine gemeinsame Ausgangsbedeutung .Klumpen, Ballen4
zurückführen.211 ln den rezenten Mundarten bezeichnet die hochdeutsche
211 Dieses Wort sei „eine der wenigen sprachlichen spuren der Zusammengehörigkeit
der Normandie und Englands vor 1204“ (FEW 16, 336). - Die Verbindung des
Wortes mit anord. klütr .Fetzen4 in einem älteren Band des FEW wird hier wider-
legt, da klütr erst im 14. Jahrhundert, aengl. clüt jedoch bereits um 700 belegt sei.
212 Erst später ist der Siedlungsname in der Form Clotinge überliefert. - Die Namen
von Kloetinge und Klotingen stellt Förstemann II, 1, 1695 zu einem Personen-
namenstamm Cloti oder Clothi. - Nicht berücksichtigt wird hier der Name der Ge-
meinde Klotten im Lkr. Cochem-Zell, der vermutlich keltischen Ursprungs ist
(Kaufmann 1965, 226 setzt freilich eine wenig wahrscheinliche Grundform
*Clot(t)en-aha .Siedlung am Bache des Clot(t)o4 an): 698 kop. 1191 in monte
Clotariense, 814 kop. Clodon(n)a, 1051 or. in Clottono usw. (Gysseling 565;
Jungandreas 1962,218f.).
212 Unter dem Aspekt der fehlenden /-Verschiebung in mundartlichen Reliktwörtem
betrachtet Lerchner 1971 u. a, auch Klut (S. 208) und die unverschobenen Formen
zu Kloß (S. 213). „Lautverschiebungsrelikte sind nicht auf das Rheinisch-
195
Form Kloß meist eine kugelförmige Teigspeise, während das entsprechende
unverschobene Wort über die semantische Spezialisierung ,Erdscholle, Klum-
pen1 zum Namenwort werden konnte. 14
Zu der geminierten Variante germ. *kluttaz dürfte das Namenwort Klott
,Klumpen4 zu stellen sein, das in Dithmarscher Flurnamen vorkommt
(Falkson 2, 2000, 525).
Das Fiamburgische und das Niedersächsische Wörterbuch belegen jeweils
mehrere Varianten, die sich durch drei unterschiedliche Ausgangsformen
- mnd. klöt < germ. *klautaz, die ablautende Variante mnd. klüt(e) und mnd.
klot < germ. *kluttaz - erklären lassen und die sich nicht immer eindeutig
voneinander unterscheiden: In Hamburg kommen die Varianten Kloot, Klööt
und Klent als Maskulinum und als Femininum in den Bedeutungen ,Kloß, Ku-
gel; was zusammengeballt ist4 (dies nur m.) und .Hode4 (m. und f.) vor; auch
als Schimpfnamen werden die Wörter benutzt (HambWb 2, 1103). Kluten m,
bedeutet hier ,Klumpen, bes. Erdklumpen' - dafür wird vereinzelt auch Kluut
gebraucht - und übertragen ,schwerer, großer Mensch4; Klütert und Klüüt sind
Bezeichnungen für den Kloß (HambWb 2, 1116).
In Niedersachsen sind die Hauptformen Klöt, Klöte m./f. ,KIoß, Klumpen,
Kugel, Klotz, Hoden' usw., Klotten, Klutten PI. .Lumpen, zerfetzte Kleidung'
und Klüte(n), Klüte(n) .Klumpen, bes. Erdklumpen, Scholle, Kloß' usw. Diese
haben ein umfangreiches Bedeutungsspektrum und bilden zahlreiche Nomi-
nal- und Verbalableitungen, die im NsächsWb 7, 417-425 und 455-464 do-
kumentiert sind.
Am Niederrhein ist Klot die Bezeichnung der Größe eines Flurstückes ge-
wesen; dieser allgemeine Ausdruck, der kein bestimmtes Flächenmaß beinhal-
tet, dient zur Benennung kleinerer Feldstücke (Bach II, 1, 430, § 397;
Westmitteldeutsche beschränkt, hier aber besonders häufig und von zäher Lebens-
kraft.“ (S. 199). Davis 2008 stellt diejenigen der unverschobenen Reliktwörter
Lerchners zusammen, die im ganzen rheinisch-westmitteldeutschen Gebiet Vor-
kommen, nicht als Entlehnung aus dem Niederdeutschen gedeutet werden können
und eine klare Etymologie haben (darunter auch Kloß, S. 428 und 432), und kommt
zu dem Schluss, dass die Mehrzahl dieser Wörter ursprünglich einen langen
Stammvokal hat. Aus diesem Befund sowie aus der altertümlichen Teilverschie-
bung von voralthochdeutsch *p, t, k nur nach Kurzvokal in der Mundart von Wer-
melskirchen folgert er, „dass die ahd. Tenuesverschiebung in der Position nach
Kurzvokal begann und sich erst später in die Position nach Langvokalen ausbreite-
te. Diese Ausbreitung wurde wohl hauptsächlich durch Analogie (Systemzwang)
vorangetrieben.“ (S. 434). Die Häufigkeit der unverschobenen Reliktformen im
Fränkischen deutet Davis als Folge der prosodischen Besonderheiten im von der
Rheinischen Akzentuierung betroffenen Gebiet (S. 431-434).
14 Zur Verbreitung und Bedeutung von Kloß und Verwandten im deutschen Sprach-
raum vgl. auch Kretschmer 1969, 291-296. - Das Vorkommen von Klot und Klut
im Rheinland kartiert Venema 1997, 282 Karte 33 und 286 Karte 34.
196
RheinWb 4, 771). Häufiger jedoch haben die auf mnd. klöt usw. ,Kloß,
Klumpen1 (< germ. *klautaz) zurückzuführenden Flurnamen im nördlichen
Rheinland die Bedeutung ,Erdklumpen, Scholle, Erde, Lehm1 (vgl. RheinWb
4, 823 Abschnitt A), welche für das Namenwort sicher die ursprüngliche ist:
z. B. 1394 die Cloei in Xanten; 14. Jh. eyn kloet in Duisburg-Meiderich, 1452
die Cloei, Clote in Veen bei Moers (DlTTMAIER 149).
Auch die zu den Formen aus germ. *klautaz im Ablaut stehenden Wörter
- mnd. klüt(e) usw. - bilden Toponyme, zunächst mit der allgemeinen Bedeu-
tung .Geballtes, Klumpiges1 und dann auch mit der speziellen Bedeutung
.Torf-, Braunkohlenstücke1 (vgl. dazu RheinWb 4, 823 und Abschnitt D):
Klüttenweg, Klutenseheuer, Klüttchen, Kluten im westlichen Teil Nordrhein-
Westfalens (DlTTMAIER 151); ferner Klüt, Ortsteil von Detmold, Kr. Lippe,
und Klüt, Berg bei Hameln (JELLINGHAUS 122).
ln Nordhessen sind die unverschobene Form Klüte m. und die Varianten
Klaute, Klüten, Klauten .Klumpen. Erdscholle1 gerade noch heimisch (Vil-
mar 209f.). Als niederdeutscher Import wird hingegen wegen der unver-
schobenen Lautform im SHessWb 3, 1451 ein singulär belegtes Diminutiv zu
Klut (Bedeutung: .kleine Spielkugel aus Glas1) gedeutet.
ln der luxemburgischen Mundart gibt es zum einen das unverschobene Fe-
mininum Klott .kleine Scholle1, zum anderen das damit verwandte Klout, Klut
f. ,Hode‘ (LuxWb 2, 397f.). Dies sind, wie in anderen Mundarten auch, se-
mantische Entwicklungen, denen die Ausgangsbedeutung .Klumpen, Gerun-
detes1 der Wortfamilie (siehe oben, Abschnitt B) zugrunde liegt. Für das loth-
ringische Sierck wird ein Femininum Klut ,Hode‘ verzeichnet, das an das lu-
xemburgische Vorkommen anschließt, und ferner ein weiteres Femininum
Klutte .große, plumpe Hand1, das man mit den entsprechenden niederdeut-
schen Wörtern in der Bedeutung .Klumpen1 verbinden kann (DtLothrWb
296). Für das Moselfränkische an unterer Saar und Obermosel weist CON-
RATH 118 den Plural Klööten .Hoden1 nach. Das Vorhandensein der unver-
schobenen Formen mit der Bedeutung .Hode1 im Verschiebungsgebiet deutet
VENEMA 1997, 283f. wie folgt: „Die unterbliebene Lautverschiebung für die
speziellen Bedeutungen zu nhd. Kloß erklärt sich aufgrund der Bedeutungs-
differenzierung. Die unverschoben gebliebenen Belege gehören semantisch
zur obszön/vulgären Volkssprache. Der Unterschied zur verschobenen Form
in der standardsprachlichen Bedeutung sollte auch lautlich deutlich werden.11
D. An das im Appellativbereich am weitesten nach Süden reichende rezente
Vorkommen von Klutt, Klott im Dreieck Luxemburg/Lothringen/Saarland
schließt das spärliche toponymische Vorkommen im Nordosten des Unter-
suchungsraumes an. Diese Reliktlage markiert die äußerste Südgrenze der
arealen Verbreitung des Namenwortes in der unverschobenen Lautform."15 21
21i Viel besser belegt in Flurnamen des Saar-Mosel-Raumes ist hingegen die verschobene
Form Klotz, während bei Flurnamen, die mit Klos(s) gebildet sind, zu bedenken ist,
197
Eine Besonderheit ist dies insofern, als der Untersuchungsraum bis auf die im
Mittelfränkischen nicht von der Verschiebung betroffenen neutralen Prono-
men dat, wat, it und allet die Verschiebung von t durchgeführt hat.
Nach DlTTMAlER 150 kommen für diese saarländischen Flurnamen die Be-
deutungsvarianten .Erdklumpen, Scholle, Erhöhung1 in Betracht; sie werden
hier zu einer Leitform Klott f. gestellt und mit dem rheinischen Appellativ
Kludde in Verbindung gebracht, das wegen seiner doch sehr speziellen Bedeu-
tung .Klumpen von Schafwolle; Kotklümpchen1 usw. (RheinWb 4, 790) frei-
lich weniger geeignet scheint (im Genus gibt es allerdings eine Übereinstim-
mung). Es bietet sich daher ein Vergleich an mit der im RheinWb 4, 769-772
unter dem Eintrag K/oss behandelten unverschobenen, niederdeutschen Vari-
ante Klüt, Klöt und vor allem mit den in ebd., 822-826 unter Klut, Klüt, Klu-
ten, Kliitt(en) dokumentierten unverschobenen Varianten, für die die flurna-
menrelevante Bedeutung ,Erdbällen, -schölle, Klumpen, Erde, Dreck, Lehm'
nachgewiesen ist. Die Flurnamen des Untersuchungsraumes dienen zur Be-
nennung von Äckern und Wiesen. Zum Stennweiler Beleg weist ein Gewährs-
mann auf den schweren, lettig-lehmigen Boden hin; diese Realprobe stimmt
sehr gut mit den Bedeutungsangaben im Rheinischen Wörterbuch überein.
Das feminine Genus der Mundartbelege von Kostenbach und Stennweiler
schließt auch morphologisch an die luxemburgischen und lothringischen Ver-
hältnisse an. In Kostenbach gibt es im amtlichen Beleg eine Abweichung:
Hier ist Klott Maskulinum oder Neutrum. Genusschwankungen kommen bei
diesem Wort allerdings auch außerhalb des Untersuchungsgebietes vor. Der
amtliche Kostenbacher Beleg Auf dem Klqff i Klott enthält zwei Varianten,
von denen die erste, auch wegen der Dialektform [of du klot], sicher als Ver-
schreibung zu interpretieren ist.
Auf der lautlichen Seite fallt bei den Stennweiler Belegen der Wechsel
zwischen u in den historischen und amtlichen Belegen und o in der dialektalen
Form auf. Da die historischen Belege die Form Klutt als ursprünglich sichern,
ist bei mda. [glot] von der mitteldeutschen Senkung von kurzem /u/ zu /o/
auszugehen. Die lenisierte Aussprache gl für kl ist mit der binnendeutschen
Konsonantenschwächung zu erklären, die in den deutschen Mundarten weit
verbreitet ist.* 216
(R. K.)
dass auch eine Kurzform des verbreiteten Personennamens Nikolaus vorliegen kann.
216 Vgl. z, B. einen Flurnamen aus dem Untersuchungsgebiet: Klostergasse, mda.
['gloßcUgas] (Homburg, Saarpfalz-Kreis).
198
Nr. 22
Koppel f. ,eingezäuntes Weideland4
A. Albestroff (AI): o Koppelbüll [kopal'byl], Su le koppelbüll [su la
kopal'byl], Bambiderstroff (Fa): o Koppelweisch ['kopalveij]. Berschweiler
(SB): o Koppel ['kop.l], Opstgaade - Di Koppel ['opstga:da - di 'kop.l]. Bliesen
(SW): 1788 or. dt. in der koppelwiese (LHA Ko 24/955, 1-86), o Koppeleck
[kopa'lek], Büschdorf (MW): o Koppelsiücker [ob da 'koplfteken]. Butten
(SU): o Koppelkraawe [kapal'kra:va]. Folpersviller (Sg): 1748 or. frz. koupel
rode / coupel rode / cappelgasse (AM Sg E suppl. 226), o Kopelroth
['kob.lro:d], Koppelgasse ['koblgas]. Frankenholz (Hb): o In de Koppel [in da
'kapal]. Haut-Clocher / Zittersdorf (Sb): o Koppeltriisch ['kopaltri:J]. Ins-
ming (Al): 1739 or. frz. au dessous du kappen buhl / reuers de kappenbühl /
petit kappenbühl (AD Mos E depot 351 3 CC 3), 1756 or. frz. sur le
cappembille / au dessous du kappembille / reuers du kappembille / petit
cappembille (AD MM B 11895), o Koppelbühl ['kopalbil], Kleiner koppelbühl
[kle:na 'kopalbil], Unter koppelbühl, Untere koppelbühl, Hinterer
koppelbühlhang, Vorderer koppelbühlhang. Konfeld (MW): 1720 or. dt. die
koppel wiess (LHA Ko 1 C 1486 fol 62). Mittersheim (Fe): 1739 or. frz.
koppel rodt / mittel koppel rodt jenseith dolfmger matt (AD MM B 11786/87),
o Koppel roth ['kopalrot], Morhange / Mörchingen (Gt): o Copelveich des
français. Nelling (Sa): o Kobälle gaade [ko'bela 'ga:da]. Niedersalbach (SB):
1769 or. dt. am coppelweyer / unten am coppelweyer / in der coppelweyer-
wiesen (GEB), 1772 dt. der coppel weyer / unten am koppelweyher / in der
coppelweyerwiessen (GEB), o Am Coppelweier [am 'koplvæm], Unter Cop-
pelweier. Oermingen (SU): o Koppelgarten. Ormesheim (Sl): 1610 or. dt.
im coppelgarten (LA Sp C 32/182), 1646 dt. off koppell (LA Sb von der
Leyen Nr. 2184); 1764 dt. auffm kopelberg / koppel waldt (GEB), o Koppel-
berg ['koblbemç], Koppelwald ['koblvaltj. Reimsbach (MW): o Koppel
oberm Wittum [kop.l], Koppel ['kop.l]. Rittenhofen (Köllerbach) (SB): o
Pfäärdekoppel ['pfemdakop.l], Fiikoppel ['fi:kopl]. Walsheim (Hb): 1300 kop.
1588 dt. die coppelweid (LA Sp F 1/114a Felsp fol 97v), 1300 die
koppelweide (NEUBAUER Regesten Werschweiler, Nr. 431), 1317 dt.
koppelweide (Neubauer Regesten Werschweiler, Nr. 554). Weiskirchen
(MW): 1660 or. dt. die coppelwiesse (GEB).
(Vgl. Abb. 28)
B. Nhd. Koppel n. ,UniformgürteL, Koppel f. ,Leine für mehrere Hunde;
Hundemeute, Schar1 und Koppel f. ,eingezäuntes Weideland4 gehen teils über
afrz. copie, couple m./f. ,Band‘, teils direkt über das Mittellateinische auf lat.
199
cöpula f. ,Strick, Leine, Band' zurück.'1 Die sich unterscheidenden Bedeu-
tungen und das z. T. abweichende Genus sind mit mehreren Entlehnungsvor-
gängen zu erklären. Aus der Bedeutung ,Hundemeute, Schar‘ entwickelte sich
ein Fachterminus für das Recht auf Verpflegung von Pferden oder Jagdhun-
den: 1303 jus nostrum dictum Coppele,218
Für die Toponymie bedeutsam ist die letztgenannte Bedeutung, ,eingezäun-
tes Weideland'. Aus dem Niederdeutschen stammt der älteste Beleg für Kop-
pel als Rechtsterminus für ein (teilweise gemeinschaftlich besessenes) Stück
Land: 1258 agros qui dicuntur coppele (holsteinische Urkunde). Nach
Scheuermann 1969, 101 f. gehört Koppel zu einer Gruppe von Zaunwörtern,
bei denen die Bezeichnung für eine Einfriedung, die in diesem Fall in lat.
cöpula .Band' vorliegt, auf das eingefriedigte Gelände übertragen wurde und
die zu Flurnamen geworden sind, ln Norddeutschland entwickelt sich hieraus
die allgemeinere Bedeutung .Acker-, Feld-, Waldstück', der Aspekt des Ein-
gezäunten steht nicht mehr im Vordergrund. Im 19. Jahrhundert gelangt Kop-
pel in dieser erweiterten Bedeutung in die Literatursprache (DRW 7, 1296;
DWB 1 1,1785f.; KLUGE 528; PFEIFER 717).
Bereits im Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen begegnet Kop-
pel in der Bedeutung ,Landstück': Mhd. kup(p)el, kop(p)el f. (m./n.) meint ne-
ben ,Band, Verbindung, Hundekoppel; durch eine Koppel Verbundenes, Hau-
fe, Schar' auch .Revier, an dem mehrere gleiches Recht haben, bes. für Wei-
de' (LEXER 1, 1789); 1351 die hirtschaft und diu reht diu zu der kuppeI
gehcerent,219 Mhd. kuppel-weide f. ist die .gemeinschaftl. Weide u. das Recht
dazu' (DRW 7, 1300f.; LEXER 1, 1790): 1158 Et ut ipsi justitiam annualis
pascuce, quce vulgari nomine Coppelweida diciturj20 vgl. hierzu auch das
unter Nr. (1) genannte niederrheinische Toponym Cöpeleweide. Auch mnd.
koppel(e), köppel(e), köpel begegnet in mehreren Genera und Bedeutungen.
Jedoch hat es immer feminines Genus in der Bedeutung ,urspr. gemeinschaft-
liches Landstück, vorwiegend Weideland, auch Acker- oder Waldstück, ene
(ge)me(i)ne k., dann überh. Feldstück, Stück Weideland, eingezäuntes Land-
stück, betünede k.‘ (MndHdWb 2, 632f.).
1 Belegnachweise aus dem 13. Jahrhundert für Koppel in der zweitgenannten Bedeu-
tung bei Hugo Suolahti: Der französische Einfluss auf die deutsche Sprache im
dreizehnten Jahrhundert (Mémoires de la Société Néophilologique de Helsinki; 8),
Helsinki 1929, 127.
2IS Lacomblet3, 20.
219 Monumenta Zollerana. Urkunden-Buch zur Geschichte des Hauses Hohenzollem,
hg. von Rudolph M. von Stillfried-Alcäntara. Bd. 3: Urkunden der fränkischen
Linie, 1332-1363, Berlin 1857, 231.
2211 Der Beleg stammt aus dem Eisass; vgl. auch Du Cange2, 555.
200
Im Mittelniederländischen kommt coppel(e), copel, copie als Femininum
und als Neutrum vor. Für das Ostmittelniederländische ist die Bedeutung
,gemeenschappelijke weide'"1 belegt; in dieser Bedeutung wurde das Wort
auch toponymisiert (MnlHdWb 306f.; MnlWb 3, 1884-1886; Moerman
1956, 132; Schönfeld 1950, 165).
Alte toponymische Zeugnisse stammen aus dem Kölner Raum und aus der
Provinz Utrecht (GYSSELING 572; KÜNZEL/BlOK/VerhöEFF 210):
(1) Copelewede, unbek. bei Brauweiler, Stadt Pulheim (Rhein-Erft-Kreis):
1028 or. in Ulis terminis qui wlgo dicuntur Cópele weide, 1051 or.
pro tu in Ulis terminis qui uulgo dicuntur Copelewede-,
(2) Coppelwethe, unbek. bei Houten (?) (NL, Prov. Utrecht): 1159 or. haec
propriis duximus exprimenda vocabulis ... Coppelwethe.
C. Die Mundartwörterbücher des deutschsprachigen Raumes verzeichnen
Koppel meist in allen in Abschnitt B genannten Bedeutungsvarianten bzw.
Ableitungen davon. Da für die Toponymie jedoch nur die Bedeutung ,einge-
zäuntes Weideland' eine Rolle spielt, ist hier nur diese zu berücksichtigen.
In der Mundart von Schleswig-Holstein ist Koppel m. ein ,mit Wall und
Zaun eingefriedigtes Landstück', ln dieser Bedeutung erscheint Koppel sehr
häufig als Grundwort (z. B. Busch-, Holt-, Moor-, Nacht-koppel) und etwas
seltener als Bestimmungswort (z. B. Koppel-brook) von Flurnamen. Die hol-
steinische Koppelwirtschaft wird erstmals 1258 beurkundet””“ (CLAUSEN
1988, 65 und 67; Falksön 2, 2000, 527; SchleswHWb 3, 263f.).
Ein Flurname von 1298 aus dem Raum Usedom lautet des brokes,
ghenomet de mghe coppele (Holsten 1963, 81). Einfriedigung eines Land-
stücks und das eingefriedigte, aber auch anderswie abgesondertes Stück Land
selbst' bedeutet Koppel f./n. in Mecklenburg. Ein Beleg aus dem Jahr 1350
ist: quoddam genus prati, quod koppele dicitur. Zahlreiche Flurnamen dieses
Raumes sind mit Koppel gebildet (MecklWb 4, 557L),
Im Nordniedersächsischen hat Koppel wie im Mittelniederdeutschen in der
Bedeutung ,Ackerland, Weide, Wald' feminines Genus; auch hier tritt es in
Flurnamen auf (LünebWb 2, 182L; Scheuermann 1995, 132). Sonst kommt
Koppel, Koppel in Niedersachsen in allen drei Genera vor. Das Wort bedeutet
hier ,(eingefriedigtes) Landstück, (eingefriedigte) Weide, (eingefriedigtes)
Waldstück' - manchmal ist speziell die Gemeinweide als Teil der Allmende
gemeint - und daneben auch Einfriedigung, spez. Weidezaun' (NsächsWb
7, 728f.). Koppel ist im Norden Deutschlands lange in der Bildung von
Toponymen produktiv geblieben, wie die zahlreichen Koppel-Flurnamen aus
Moordorf im Lkr. Rotenburg (Wümme), einer 1779/80 gegründeten Moorko- 221 222
221 In dieser Bedeutung auch im vom Vroec.MnlWb 2, 2548 genannten Kompositum
coppelhoeve (mit dem Grundwort Hof).
222 Beleg oben, Abschnitt B.
20!
lonie, belegen (Scheuermann 1969, 101 fl). In Hamburg bezeichnet Koppel f.
ein ,(durch Graben, Knick oder Zaun) eingefriedetes Stück Weide- oder
Ackerland, auch: gehegtes Waldstück; urspr. gemeinschaftlich genutztes
Landstück1. Oft tritt Koppel als Grundwort von Flurnamen auf, z. B. Bullen-,
Busch-, Dorp-, Haid-, Hunger-, Scheun-koppel (HambWb 2, 1213).
Eine weite Verbreitung haben Koppel-Flurnamen im Ostfalischen, neben
dem Simplex kommen verstärkt die Komposita Koppelwiese, Koppelweide
und Koppelhude vor, die sich auf das Merkmal der gemeinsamen Weidebe-
rechtigung beziehen (Zusammenstellung der ostfalischen Flurnamenbücher
mit Belegangaben zu Alop/?e/-Flurnamen in: WestfFlnAtl Nr. 37). Der in
den Komposita zum Ausdruck kommende Rechtsaspekt (vgl. DRW 7, 1299:
Koppelhut; ebd., 1300t'.: Koppelweide) unterscheidet die ostfalischen deutlich
von den nordniederdeutschen Koppel-Flurnamen, die ,eingezäuntes Feld,
Wiese oder Stück überhaupt, das nicht als Garten dient1 (DWB 11, 1786) be-
zeichnen. Ähnlich verhält es sich in Westfalen und in Hessen.
In den westfalischen Mundarten ist Koppel in der Bedeutung , Weide, Stück
Land4 nicht mehr vorhanden. Das Areal der Flurnamen, in denen diese Bedeu-
tung von Koppel erhalten ist, zerfällt in einen östlichen, bei Minden westlich
der Weser gelegenen Streifen und in ein Gebiet, das die Westhälfte West-
falens einnimmt und in rheinisch-niederländischen Zusammenhängen steht.
Die meisten Belege enthalten das Simplex Koppel, z. T. mit unterscheidenden
Adjektivattributen erweitert (eerste / tweede Koppel, kleine / große Koppel,
die oberste / unterste Koppel etc.). Komposita mit dem Grundwort Koppel
sind seltener (Kälberkoppel, Füllenkoppel). Um Zufährtswege zu Koppeln
handelt es sich bei Komposita mit einem Grundwort in der Bedeutung ,Weg,
Straße1 (Koppelpad, Koppelweg). Drei Komposita mit Koppel als Bestim-
mungswort zeigen eine Häufung gegenüber den übrigen: Koppelhude (bezieht
sich auf gemeinsame Nutzung durch benachbarte Gemeinden, ist also All-
mendeland), Koppelwiese (Weiden, die von zwei oder auch mehreren Höfen
benutzt werden konnten) und Koppelkamp (Nutzung ähnlich wie bei der Kop-
pelwiese). interpretationsschwierigkeiten bestehen in Westfalen wegen der
Verwechslungsgefahr mit Koppel m. ,kleiner Berg, Hügel122' und mit westf.
koppel,Kopfweide, salix1 (WestfFlnAtl Nr. 37).
Auch in Hessen ist Koppel in der Bedeutung ,Stück Land, auf dem zwei
oder mehr Personen gleiches Recht haben1 (KEHRETN 1872, 484; ShessWb 3,
1670) nur in Flurnamen erhalten. Diese weisen eine gleichmäßige Streuung
auf, die südlich der mittelhessischen Namenscheide allmählich ausdünnt. Bei
den Kombinationstypen herrscht Koppelhute vor, häufiger kommen noch
Koppelwiese und Koppelweide vor. (HessFlnAtl Karte 38 und Kommentar).
Nach Ausweis hessischer Flurnamenarbeiten setzt die Überlieferung von
~ 1 Das Hügelwort Koppel ist etymologisch mit Kuppel bzw. mit Kuppe/Koppe ,Haube,
Hügel1 zu verbinden.
202
Koppel-Flurnamen in der Wetterau im späten 14. und sonst im 15. Jahrhundert
ein; die Flurnamen beziehen sich in Hessen durchweg auf Weideflächen, die
von zwei benachbarten Gemeinden gleichberechtigt genutzt werden durften
(Jung 1985, 109; SHessFln 594; Vielsmeier 1, 1995, 283).
Im appellativischen Wortschatz des Rheinlandes ist Koppel in der Bedeu-
tung ,Weideland1 nicht erhalten (RheinWb 4, 1235f; vgl. auch POST 1982,
133). Flurnamen aus dem Oberbergischen Kreis sowie aus den Landkreisen
Neuwied und Mayen-Koblenz enthalten Koppel als Simplex. Die Komposita
Koppelweide und Koppelwiese kommen insbesondere am Niederrhein und
auch im Oberbergischen Kreis vor. Ein alter Ortsname kommt aus dem Rhein-
Erft-Kreis: 1028 or. Copeleweide (siehe oben, Abschnitt B); aus Oberlahnstein
im Rhein-Lahn-Kreis stammt der Beleg im Koppele aus dem Jahr 1258
(Dittmaier 161). Dittmaier gibt zwei Bedeutungen an, erstens; ,Boden-
fläche, auf der zwei oder mehr Personen gleiches Recht haben4; das Wort sei
in dieser Bedeutung direkt an lat. cöpula anzuschließen, eine Entlehnung aus
afrz. co(u)ple im 13. Jahrhundert treffe der rheinischen Überlieferung nach
nicht oder höchstens für die zweite Bedeutung zu; zweitens: ,Feld von einer
bestimmten Größe, Joch Landes4; in dieser Bedeutung könne Koppel auf afrz.
co(u)ple Joch, Joch Ochsen, Joch Landes4 zurückgehen, die eigentliche Be-
deutung sei ,soviel Land, als ein Paar Ochsen in einem Tage pflügen kann4.
PfälzWb 4, 473 gibt für Koppel f. die nicht mehr in der Mundart, sondern
nur noch vereinzelt in Flurnamen wie Koppelstück (Zweibrücken: 1791 Kop-
pel stück; Albessen, Lkr. Kusel: amtl. Kopperstück, mda. Koppestick) und
Koppelweide (Walsheim, Saarpfalz-Kreis; vgl. Abschnitt A) erhaltene Bedeu-
tung ,umzäunte Weideabteilung für eine bestimmte Anzahl von Weidetieren
(Kühe, Pferde)4, auch ,Feld von einer bestimmten Größe4 an. Für das Obere
Rheinengtal zwischen Koblenz und Bingen wird nur der Bopparder Flurname
von 1719 or. auff Koppelsbergh verzeichnet (Halfer 1988, 193). In der
rheinhessischen Gemeinde Nackenheim sind Äx>/?/?e/-Flurnamen ab 1387 be-
zeugt (under der Koppeln, undir deine Koppelberge); die rezenten Belege lau-
ten Die Kuppel und An der Kuppel. Schon im 14. Jahrhundert wurde das be-
treffende Gelände als Weinberg genutzt (Zernecke 1991,307).
Mit Koppel zusammengesetzte Flurnamen in der Rechtsbedeutung , Weide-
fläche, auf der mehrere Personen oder Gemeinden gleiches Recht haben4 rei-
chen in den niederalemannischen und den schwäbischen Dialektraum hinein
(das Elsässische ist ausgenommen). Ein appellativisches Vorkommen wird
nicht genannt (BadWb 3, 331; ROOS 1966, 291; SchwäbWb 4, 857). Auffäl-
lig sind die Belege, in denen Koppel Maskulinum oder Neutrum ist, während
sonst feminines Genus vorherrscht: 1344 In dem cuppel in Riegel am Kaiser-
stuhl, 1436 an dem kuppel in Bahlingen am Kaiserstuhl, beide Orte Lkr. Em-
mendingen bei Freiburg. Das Schweizerische Idiotikon meldet kein Vorkom-
men in der hier zu behandelnden Bedeutung, und den bairischen Mundarten
ist Koppel als Bezeichnung für ,Weide4 ebenfalls fremd.
203
D. /éop/?e/-Flurnamen verteilen sich im Untersuchungsgebiet einerseits auf das
Saarland, wo mit dem Beleg aus Walsheim (a. 1300) die früheste Bezeugung
für diesen Raum vorliegt, andererseits sind das Département Moselle und der
westliche Teil des Départements Bas-Rhin berührt, diese allerdings nur mit
rezenten Namen und historischen Belegen aus dem 18. Jahrhundert.
Die zusammengesetzten ÄT>/?/?e/-Flurnamen des Saar-Mosel-Raums sind
mit den Grundwörtern Bühl (Albestroff), Driesch (Haut-Clocher / Zittersdorf),
Garten (Nelling, Oermingen, Ormesheim), Gasse (Folpersviller), Graben
(Butten), rodt/roth (Folpersviller, Mittersheim), Stücken (Büschdorf), Wald
(Ormesheim), Weg (Bambiderstroff, Morhange / Mörchingen), Weide (Wals-
heim), Weier (Niedersalbach) und Wiese (Bliesen, Konfeld, Weiskirchen) ge-
bildet. Bei einigen dieser Namen dürfte Koppel als Rechtsterminus für ein im
gemeinschaftlichen Besitz befindliches oder gemeinschaftlich genutztes Stück
Land aufzufassen sein. Es kann jedoch auch die Lage des jeweiligen Flur-
stücks an einer Koppel im Sinne von eingezäuntem Weideland gemeint sein
oder eine Einzäunung oder Umhegung zum Ausdruck gebracht werden. Die
mit Gasse oder Weg komponierten Namen verweisen auf (ehemals) zu einer
Koppel führende Wege. Als Grundwort erscheint Koppel in den Mundartbele-
gen ['pfemdokoplj und ['fi:kopl] aus Rittenhofen; es ist hier als landwirtschaftli-
cher Fachterminus für eine eingezäunte Pferde- bzw. Viehweide zu verstehen.
Feminines Genus ist bei dem Mundartbeleg [di 'kopl] aus Berschweiler
festzustellen, [in da 'kapal] aus Frankenholz ist mehrdeutig. Sonst ist Koppel
meist Bestimmungswort, das Genus also nicht erkennbar.
Die Belege des 18. Jahrhunderts aus Insming lauten kappenbühl, cappem-
bille etc., die dazugehörigen amtlichen Flurnamen Koppelbühl; hier dürfte ein
analogischer Anschluß des nicht mehr verstandenen Bestimmungswortes
kappen-, cappem-~~A an Koppel vorliegen.
Koppel ist nach DRW 7, 1296f. in Saarbrücken und St. Johann seit dem 16.
Jahrhundert auch die Benennung einer Abgabe für verkaufte Frucht als Be-
standteil des Pfundzolls; diese Bedeutung spielt bei den ÄT)/?/?e/-Flurnamen
des Untersuchungsgebietes jedoch keine Rolle.
(R. K.)
“4 Bei diesem Bestimmungswort handelt es sich möglicherweise um ahd. cappo, mhd.
kappe, kappün m. .Kapaun; gemästeter, kastrierter Hahn1; alternativ ist an den Plu-
ral von Kapp ,runde, bewaldete Waldkuppe1 zu denken (vgl. SHessFln 551).
204
Nr. 23
Kotten m./n. ,Hütte4
A. Biesingen (SI): o Im Kothenthal [im 'ko:rsda:l]. Blieskastel (SI): 1571 or.
dt. von kodenthall (SPIES Amt Blieskastel, 164). Einöd (Hb): 1564 dt. kaden-
glam (LlPPS Flurnamen Einöd, 28), 1578 dt. kottenglame (LlPPS Flurnamen
Einöd, 28), 1603 or. dt. kaden glam (HSA Mü Kasten blau 390/4 1), 1603 dt.
ahn der kottenglamen (LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1607 dt. an der kotten-
glamen (LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1665 dt. an der kottenglamen (LlPPS
Flurnamen Einöd, 27), 1666 dt. im kodtenwinkell (LlPPS Flurnamen Einöd,
50), 1700 dt. im kodenwinkel (LlPPS Flurnamen Einöd, 50), 1777 dt. im koden-
winkel (LlPPS Flurnamen Einöd, 50), 1790 dt. die kodenwiese (LlPPS Flur-
namen Einöd, 50), o Auf der Kotenklamm [uf da 'ko:dakla:m]. Ensdorf (SI): o
Kodenhorn. Güdingen (SB): 1762 or. dt. in kotten (GEB). Lautzkirchen (SI):
1469 dt. hi dem koden (GLASSCHRÖDER Neue Urkunden Nr. 346), 1470 dt. bei
dem koden (GLASSCHRÖDER Neue Urkunden Nr. 392). Lebach (SI): 1563 dt.
an den korren horn (GEB). Limbach (Hb): 1437 kop. 1588 dt. an der
Strassen hei dem koddenbaum (LA Sp F 1/114a Felsp fol 58r), 1464 dt. an den
koden (NEUBAUER Regesten Werschweiler, Nr. 948), 1770 dt. auf dem kothen
(Lagerbuch Limbach), o Auf dem Kothen ['ufm 'ko:ro]. Rubenheim (SI): 1574
or. dt. an kothen nickel (SPIES Amt Blieskastel, 177). Saint-Fran^ois-Lacroix
(Bv): 1722 or. frz. la cotte de hutte (AD Mos 4 E 497), o Dite de kodehütte (s)
[ko:do'hYt], Kodehütte 1.-6. [ko:d3'hYt]. St. Johann (SB): 1450 or. dt. an dem
koden (LA Sb 22/2451 / BAUER 1957), 1585 or. dt. an dem kodenfeldt (LA Sb
22/2399 / BAUER 1957), 1601 or. dt. uf den kadenveldern (LA Sb 22/2451 /
Bauer 1957), 1607 or. dt. koden veld / imm kodenveldt (LA Sb 22/2400 /
BAUER 1957), 1672 or. dt. beym kodenbrunnen (StA Sb / Bauer 1957), 1689
or. dt. aus der kodenwiessen (StB Sb A 307 / BAUER 1957), 1696 or. dt. auff
dem kodenfelt (StB Sb A 307 / BAUER 1957), 1724 or. dt. in den kodenfeldern
(StA Sb / BAUER 1957), 1742 or. dt. zu dem kodenhäussgen zu (StA Sb /
Bauer 1957), 1754 or. dt. in den kodenwiessen (StA Sb / Bauer 1957), 1759
or. dt. am codenhüssgen (StA Sb / BAUER 1957), 1783 or. dt. in den obersten
kottenfelder / in den untersten kottenfelder / am kotten paulges brunnen (StA
Sb / BAUER 1957), o In den Kottenwiesen, In den Kottenfeldern, In den
obersten Kottenfeldern, Am Kottenpaulchesbrunnen, Die Kottengärten, Bei
den Kottengärten, Beim Kottenhäuschen / Beym Kottenhäuschen. St. Wendel
(SW): 1494 or. dt. unterhalb des kodenborn (HANNIG Sankt Wendel, 44),
1720 dt. auff oberst anwalt vor hombusch und codtwiss / in der koden wiess
(LHA Ko 1 C/15185, 1-1628), 1766/67 dt. an konden wies (LHA Ko 54 H
20), 1788 kop. 1826 dt. kothenwies / kothenhübel / kothenbornsdell (StA SW
B 102 fol 7), 1788 kop. 1826 dt. kothenwies / kothenborn (StA SW B 102 fol
8), o Kothenwies, Kothenhübel, Kothendell. Völklingen (SB): 17. Jh. A. or.
dt. beim koden (LA Sb Hist Ver A Nr. 301). Webenheim (Hb): 1508 kop. dt.
205
hinder dem koden (LA Sp Gräfinthaler KPB), 1599 or. dt, im kuden (LA Sp C
33/15d), 1599 kop. 1624/25 dt. im koden (LA Sp C 33/15d2), 1729 frz. hinten
im koden ! im untern kothen (LA Sb von der Leyen Nr. 2410), o Im obern
Kothen [im 'ovoro 'ko:rg]. Wellesweiler (Ot): 1768 dt. am kothenbrunnen
(GEB), o Am Kothenbrunnen [am 'ko:d3(brun9], Kothenborn Garten.
Wörschweiler (SI): 1754/59 or. dt. in der kottewiesse (LA Sp B 2/1380.1 fol
189).
(Vgl. Abb. 29)
B. Auf germ. *kuta-/ö ,Hütte, Stall" lassen sich mhd. kot(e) m./n. ,Hütte4,
mnd, köte, kotte, käte, köte m./f., kot n. ,Hütte, kleines Haus; abhängige Bau-
ernstelle etc.‘,22<’ mnl. cot(e) n./f. .Hütte, Stall, Gefängnis4, aengl. cot n., cote
f. .Hütte, Häuschen; Schlafzimmer, Höhle4,* 22 anord. kot n. ,Hütte4, asächs.
kot (nur in kleineren Denkmälern) zurückführen. Auf die daneben existierende
/-Ableitung germ. *kutjön f. gehen anord. -kvtja .Hütte4 und aengl. eyte zu-
rück (DWB 11, 1882-1884; EWN 3, I21f.; HOLTHAUSEN 1954, 43;
Holthausen 1974, 48 und 58; Kluge 477; Lexer 1, 1690; MndHdWb II, 1,
653; MnlHdWb 309; Orel 226; Pfeifer 635; De Vries 1961, 327 und 341).
Auch in die Varietäten des Französischen ist das Wort gelangt (vgl. afrz.
cote .cabane4) und hat dort zahlreiche Ableitungen gebildet; die Ursprünge
scheinen teils im Nordischen, teils im Fränkischen zu liegen (FEW 16, 345f.).
Die nur in ihrer Semantik dazu passenden Wörter ahd. chuti (kuti) n.
.Schafstall4 (Graff 4, 366; SPLETT I, 1, 503) sowie kutil, kudel m. ,Hütte4
(STARCK/WELLS 88) gehören etymologisch nicht zu germ. *kuta-: Sowohl die
abweichende Stammbildung und der Vokal der Stammsilbe, der keine Sen-
kung aufweist, als auch der inlautende Konsonant -t-, der westgerm. -d- vo-
raussetzt, schließen eine Zugehörigkeit aus: Als Ausgangsform wäre *kud-ja-
zu erwarten.
Auffällig ist die Existenz des Wortes Kotten mit seinem niederdeutschen
Lautstand im Schwäbischen, Schweizerischen und Bairischen.Hier kann
das Wort nicht bodenständig sein, denn aus germ. *kuta- muss, mit durchge-
225 Zur Annahme einer alten Doppelkonsonanz -tt-, also germ. *kutt-an/ön-, *kutta-
vgl. LÜhr 1988, 251. Für die Argumentation werden aengl. cotte (The Lindisfarne
Gospels I 1.7) und mnd. kotte herangezogen. Generell kann die Doppelkonsonanz
aber auch rein graphisch sein, zur Bezeichnung der bewahrten Kürze.
-2<’ Die Längenstriche der mittelniederdeutschen Formen zeigen an, dass ursprüngliche
Kürze vorliegt und die Vokale erst später gedehnt wurden.
22 Dazu mit romanischer Endung nengl. cottage .Hütte, kleines Haus4 (vgl. mlat.
cotagium ,Hof eines Kätners1 [Niermeyer 1, 365], afrz. cotage).
Vgl. auch Hütte, germ. *hud-, das überall mit t vorkommt und nicht nur im Alt-
hochdeutschen, wo dieser Lautstand wegen der Medienverschiebung der Zweiten
Lautverschiebung ohnehin zu erwarten ist: mnd. hütte, nl. hut, engl. hut.
206
führter Zweiter Lautverschiebung, ahd. resultieren. Da der Kotten im
schwäbischen auch ein Behälter für Holz etc. sein kann (auf hochdeutschem
Gebiet ist dafür allerdings eine Vorform *kuda- zu erwarten) und das bair.
Kotter (falls es hierhin gehört) ein ,Behälter für Wahnsinnige, Käfig, Gefäng-
nis4 ist, darf an einen Zusammenhang mit einem anderen Wort für ein Behält-
nis gedacht werden, in dem möglicherweise die hochdeutsche Entsprechung
von nd. Kotten vorliegt: Kötze, Kietze f. ,Tragkorb4. Ob diese Formen jedoch
alle zusammengehören, ist unsicher. Daher ist eine semantische Über-
einstimmung zwischen Kotten, das zunächst eine Hütte oder ein kleines (Bau-
ern-)Haus bezeichnet, und Kötze!Kietze nicht ohne weiteres zu beweisen, au-
ßerdem wäre noch die Herkunft des Umlauts zu klären.229 * * 232
Das Vorhandensein von Kotten im Oberdeutsch-Alemannischen kann wohl
nur durch Entlehnung des Wortes, das auch bei norddeutschen Schriftstellern
vorkommt, erklärt werden. Im SCHWEIZlD 3, 569 wird das Dorf Kottwil (CH,
Kt. Luzern) im Zusammenhang mit einem Kotten genannt. Nach einer neu-
eren Darstellung ist der Name Kottwil - die ältesten Belege lauten: 1173
predium chotwile, 1277 de Chottewile, 1303/08 ze Kotwile - aber sehr wahr-
scheinlich als ein Kompositum aus dem althochdeutschen Personennamen
Cotto, Chotto2M) und ahd. wlläri zu interpretieren (LSG 487; ebenso schon
FÖRSTEMANN 11, 1, 1765). Dafür spricht auch die allgemeine Feststellung,
dass vm/er-Namen in der Masse mit einem Personennamen komponiert wer-
den (PITZ 1997, 737-807). Die Überlieferung des Namens von Kottwil kann
also nicht ohne weiteres als Indiz dafür herangezogen werden, dass Kotten be-
reits im 12. Jahrhundert im appellativischen Wortschatz der heutigen Schweiz
vorhanden gewesen ist.
Eine Nebenform des niederdeutschen Wortes kote, die seit dem 15. Jahr-
hundert auftritt, ist mnd. käte.2'1 Diese Nebenform lebt in der Standardsprache
als Kate f. fort, während die o-Form nur noch mundartlich,2’2 in Flurnamen
229 Etwas anders Kluge 487: Kötze, Kietze könnte eine (ahd.) -Ava-Ableitung zu Kate,
Kote sein. Trifft dies zu, ist damit der Umlaut erklärt. Allerdings wird auch ein Zu-
sammenhang mit Kiepe f. ,Tragkorb“ nicht ausgeschlossen,
2,11 Förstemann I, 375 und 384. Weitere Siedlungsnamen zum oberdeutschen Perso-
nennamen Kutto, Kuttilo (?) sind bei Förstemann 11, 1, 1764f. zusammengestellt.
Der Personenname sei sonst unbekannt. Vgl. auch Kaufmann 1965, 74f.: Ortsna-
men, die Kurznamen zu den Personennamenstämmen Göda- (zu got. göds, ahd.
guot ,bonus4) und Güda- (zu got. güth, güdis; asächs. göd, ahd. göt ,deus4) enthal-
ten, sowie Kaufmann 1968, 88.
2,1 Hier zeigt sich die im 15. Jahrhundert einsetzende Scheibung (a) für (o), vgl. mnd.
got m. ,Gott“, das westfälisch und nordniedersächsisch im Genitiv als gades belegt
ist (MndGr § 89; MndHdWb 2, 137). Belegnachweise für das Auftreten von Kate
ab 1468 finden sich im MndWb 2, 550.
232 Ammon 2004, 434: Kotten m. kommt in der Bedeutung historisches Gehöft4 in
Nord- und Mittelwestdeutschland vor.
207
und im Fachwortschatz (z. B. Salzkote .Salzsiedehütte4; Kotten ,Leprosorium‘
[regional]; siehe auch unten, Abschnitt C) vorkommt.
ln Toponymen Nordhessens, Niedersachsens, Westfalens, Ostfalens, Belgi-
ens, der Niederlande und Englands ist Kotten bereits seit dem 9. Jahrhundert
und verstärkt ab dem 11./12. Jahrhundert belegt (Andrieüen 1990, 96;
Ekwall 1991, 124; EWN 3, 121 f.; Förstemann II, 1, 1720f.; Gysseling
574f.; Jellinghaus 123; Künzel/Blok/Verhoeff 488 [Register]; Udolph
2002a, 302f.; Udolph 2002b, 134; WATTS 2004, 160f.). Einige der älteren
Belege sind:
(1) iCotnn, Cothun, 9. Jh., am Köterberg (Kr. Lippe);
(2) Getokoton, 11. Jh. A., unbek. (Lkr. Flelmstedt);
(3) Kothuson, LH. 11. Jh., bei Werden, Stadt Essen;
(4) Koten bei Aardenburg (NL, Prov. Seeland): 1038 terram in Cota\
(5) Koten (NL, Prov. Utrecht): 1126 kop. 12. Jh. M. Coten\
(6) Kottern bei Oombergen (B, Prov, Ostflandem, Arr. Aalst): 13. Jh. A.
Cothem;233 234
(7) Kotthausen (Hof), Gde. Diemelsee (Lkr. Waldeck-Frankenberg): um
1115 kop. 15. Jh. in Cothusun.
C. Ausgehend von der allgemeinen Bedeutung ,minderwertiges Haus, Hütte4
entwickelt das nieder- und mitteldeutsche Wort Kotten die weiteren Bedeu-
tungen ,Schuppen, Speicher4, .kleines Bauernhaus, z. T. mit etwas Nutzland4,
,Haus eines Tagelöhners4, .Kleinbauernstelle4.2’4 Auch Hütten, die für die Ver-
richtung bestimmter Arbeiten vorgesehen sind, z. B. von Fischern, Hirten, Jä-
gern, Köhlern, heißen Kotten. In Gebieten mit Salzgewinnung ist der Kotten zu-
nächst eine Salzsiedehütte, dann auch der Anteil an einer Saline. Der Name der
Stadt Salzkotten (Kr. Paderborn) weist auf den Ursprung der Siedlung im 12.
Jahrhundert hin (DRW 7, 547f.;DWB 11, 1882-1884; MndHdWb II, 1,653).
Die Bedeutung ,Hütte, kleines Haus, bescheidene Wohnung, Haus eines
landwirtschaftlichen Arbeiters, Tagelöhners; abhängige, nicht volle Bauern-
stelle, Kätnerstelle, Häuslerstelle4 hat Kotten hauptsächlich in Norddeutsch-
land bewahrt, sowohl im appellativischen Wortschatz als auch in Flurnamen
(MndHdWb II, 1, 653; Scheuermann 1995, 129).
Davon ausgehend, dass zum Kotten in der Bedeutung .kleines Bauernhaus4
auch etwas Land gehören konnte, hat sich in Westfalen die Bedeutung .kleine
233 Haubrichs 2006, 12. Da mit *-haima .Hof zusammengesetzt, dürfte dieser Sied-
lungsname auf ein höheres Alter zurückblicken.
234 Von Kate abgeleitet ist das Nomen Agentis Kätner .vorn Bauernhof abhängiger
Klein-, Nebenerwerbsbauer; Tagelöhner4. Die gleiche Bedeutung haben die auf Ko-
te, Kotten zurückführenden Varianten Kötner, Köt(t)er sowie die mit einem zum
Verb sitzen gehörenden Hinterglied - vgl. Insasse - gebildeten Varianten Kossat,
Kossäte.
208
Landwirtschaft; ein von einem Hof oder aus der Mark geschnittenes Land-
stück4 entwickelt (Jellinghaus 123; WOESTE 140). Hier ist der Aspekt, dass
der Kotten zunächst einmal eine Hütte, ein kleines Haus war, in den Hinter-
grund getreten.
Am Niederrhein (dort auch in der Variante Kate) und im Niederbergischen ist
der Kotten ,eine kleinere Bauemstelle, oft von einem größeren Bauerngut ab-
hängig und mit minderen Rechten, aber auch mit weniger Pflichten4
(Dittmaier 134 und 162L; ähnlich RheinWb 4, 253 und 1279). Diese Bedeu-
tung galt wohl ursprünglich im gesamten rheinischen Verbreitungsgebiet. Der
Aspekt des Kleinen und Minderwertigen wurde dann im mittleren und südlichen
Rheinland herausgehoben. Im appellativischen Wortschatz wie auch in Flurna-
men dieses Raums bezieht sich Kotten in verächtlichem Sinne auf ein kleines,
wenig ertragreiches Anwesen, ein altes, baufälliges Haus oder eine minderwer-
tige Hütte (Dittmaier 163; Lerchner 1971, 213; RheinWb 4, 1285).
In Hessen ist Kotten ,kleines Bauernhaus ohne Feld4 von Norden her bis in
die Schwalm und nach Oberhessen nachgewiesen, ln hessischen Urkunden
des 16. Jahrhunderts findet sich die Lautform koden (ViLMAR 214L) mit Leni-
sierung des Dentals durch den folgenden Nasal. Für Südhessen ist kein appel-
lativischer Gebrauch mehr nachgewiesen (SHessWb 3, 1699), aber Flurna-
menbelege, die im 16. Jahrhundert einsetzen, weisen noch auf das ehemalige
Vorhandensein des Wortes, das in diesem Raum auch Köhlerhütten bezeich-
net hat, hin (SHessFln 597).
In der Pfalz hat Kotten in der älteren Mundart die Bedeutung ,am Rande
oder abseits von Siedlungen stehendes Haus für die Aussätzigen4. Die rezente
Bedeutung ist ,ein einzelnes Haus ohne Feldgüter, ohne Anspannvieh u. ohne
Nebengebäude4. Zahlreiche Flurnamen der ganzen Pfalz, besonders der West-
pfalz, sind mit Kotten zusammengesetzt, z. B. Kottenacker, -bach, -berg,
-brach, -brunnen, -feld, -garten, -klamm, -rech, -stück, -tal, -Wäldchen, -wiese,
-Winkel. Kotten ist auch der Name eines Stadtteils von Kaiserslautern, der frü-
her von der ärmeren Bevölkerung bewohnt war. In pfälzischen Mundartbe-
legen zeigt sich der ¿/-Rhotazismus: Korre, Kore (PfälzWb 4, 502; Zink
1923, 129).222 Ebenfalls mit mhd. kote ,Hütte4 ist der Name des Dorfes
Kottweiler im Lkr. Kaiserslautern gebildet (DOLCH/GREULE 1991, 267: a.
1377 or. Kodewilre). ln einem Raum, der sich von Kaiserslautern bis Saar-
brücken und von Zweibrücken bis Kusel erstreckt, hat das Wort die spezielle
Bedeutung ,Leprosarium4 angenommen; hierfür werden sonst auch die Be-
zeichnungen Gutleuthaus oder Siechenhaus verwendet (CHRISTMANN 1955,
189-193 und Abb. 6, 190; Ders. 1965, 34 und 216; LlPPS 1962, 99-102;
PfälzWb 4, 502).2,6 Die auch sonst anzutreffende Verwendung des Wortes 235 236
235 Zink bezieht den Flurnamen Kotten auf den Quittenbaum; diese Deutung ist abzu-
lehnen.
236 Vgl. hierzu einen westpfalzischen Beleg, der im PfälzWb 4, 502 zitiert ist, aus dem
209
Kotten in abwertendem Sinne, die oben für das mittlere und südliche Rhein-
land beschrieben wurde, dürfte hier eine Rolle gespielt haben.
Das Vorkommen von Kotten im appellativischen Wortschatz wie auch in
Flurnamen des Schwäbischen und Schweizerdeutschen kann als nachträgliche
Übernahme aus dem Niederdeutschen gedeutet werden (SchwäbWb 4, 657f.;
SchweizId 3, 569). Dies gilt auch für das im bayerisch-österreichischen Raum
belegte Kotter m. ,armseliges, enges, schlechtes Haus; Behälter für Wahnsinni-
ge; Käfig, Gefängnis* (DRW 7, 1366f.; Schatz 1, 351; BayWb 1, 1312), falls
es von Kotten abgeleitet und nicht ein vollkommen anderes Wort ist." '
D. Für die meisten Gemarkungen des Untersuchungsgebietes, die Kotten-
Flurnamen haben, wurde die ehemalige Existenz von Leprosorien beschrie-
ben: Biesingen, Blieskastel, Einöd, Güdingen, Lautzkirchen, Limbach, St. Jo-
hann, St. Wendel, Webenheim, Wellesweiler (Christmann 1965, 34; Staerk
1972, 546-549; Ders. 1976, 265). Der St. Johanner Kotten bestand etwa vom
15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Das Gebäude muss aber noch darüber
hinaus existiert haben, wie aus den Belegen von 1742 und 1759 hervorgeht
(Bauer 1957, 227f.).
ln den Gemarkungen, in denen sich der Flurname Kotten nicht auf ein ehe-
maliges Leprosorium bezieht, wird die ältere Bedeutung des Wortes - also
,Hütte, kleines Bauernhaus* - zugrunde liegen.
Häufig begegnet in Flurnamen des Untersuchungsgebiets die auch im Hes-
sischen vorkommende mitteldeutsche Form koden, die die Aussprache des
Dentals vor dem folgenden Nasal widerspiegelt. Auch ¿/-Rhotazismus tritt im
Belegmaterial auf (Biesingen, Einöd, Lebach [?],23K Limbach, Webenheim).
Beispielsweise hieß in Einöd der Kotten in Mundart Korre, entstanden aus
Koden und anschließendem ¿/-Rhotazismus (vgl. die pfälzische Mundartform,
die ebenfalls Rhotazismus zeigt): Als der Kotten nicht mehr bestand und das
Wort nicht mehr verstanden wurde - mit der Sache verschwand auch deren Be-
zeichnung-, wurde Korre fälschlich zu Korn umgedeutet.239 Daher existiert seit
dem 18. Jahrhundert neben Kotenklamm auch der Flurname Kornklamm. * 238
Jahr 1624: Ist Maria, Nicolaus Wallers s. Wittib ä Medicis et chirurgis pro leprosä
iudicata in ko 11 e n ... auß der Gesunden Gemein, vnd ihrem Hauß, ins Sieghaus
eingefuhrt vnd gewiesen worden.
2v Johann Knobloch: Ergologische Etymologien zum Wortschatz des indogerma-
nischen Hausbaus, in: Sprachwissenschaft 5 (1980), 172-200, hier 187: „Das ndd.
kot(e) ,Hütte, Stall, Schuppen* wandert ins Hochdeutsche (Kote, Kate) und weiter
bis nach Bayern, Kotter .Behälter für Wahnsinnige, Käfig, Gefängnis*.“
238 Wenn der Lebacher Flurname von 1563 (an den korren horn) zu Kotten gehört (und
nicht etwa zu Korn o. ä.), wäre dies ein sehr früher Beleg für den ¿/-Rhotazismus im
Saar-Mosel-Raum. - Siehe auch Kapitel 6.1.6.
2j9 Die Ortsansässigen bringen den Namen nur noch mit Korn .Roggen* in Verbindung
(LiPPS 1962,28).
210
Die Schreibungen Kothen-, Koden-, Koten-, Kaden- lassen in Verbindung
mit Mundartbelegen, die Längung zeigen, auf einen in offener Tonsilbe ent-
standenen Langvokal schließen. Als Grundwörter begegnen: -bäum, -born,
-hrannen, -de/!, -je Id (er), -gärten, -Häuschen, -hübel, -klamm, -tal, -wiese(n).
Für das Untersuchungsgebiet sind Kotten, also Leprosorien, ab dem 15.
Jahrhundert in Flurnamen nachgewiesen. Leprosorien gab es jedoch im süd-
westdeutschen Raum schon viel früher; so wurde z. B. das Leprosenhaus zu
Speyer im Jahr 1239 erstmals erwähnt (Staerk 1972, 532). Die Verwendung
des Appellativs Kotten in der Bedeutung ,Hütte4 etc. wie auch in der Sonder-
bedeutung ,Leprosorium‘ ist im Zusammenhang mit den pfälzischen Verhält-
nissen zu sehen. Hier hat Kotten ebenfalls zunächst die Bedeutung ,Hütte4
etc., aus der dann - in euphemistischer Verwendungsweise des Wortes - die
Sonderbedeutung entstehen konnte.
Wie die Kartierung zeigt (vgl. Abb. 29), befindet sich ein großer Teil der
Belege im Namenraum an unterer Blies und mittlerer Saar, dem sogenannten
Pfalzkeil. Entlang der Altstraße von Worms nach Metz konnten sprachliche
Formen aus der Pfalz in westlicher Richtung nach Saarbrücken vorstoßen
(SCHORR 2000, 48-51 und 79 Karte 21).
(R. K.)
Nr. 24
Leweck f. ,Lerche"
A. Hunting (Si): 1597 or. dt. in leweck (AD Mos 3 E 7276), 1613 or. dt. in
leweckh (AD Mos 3 E 7284), 18. Jh. or. frz. leneck (AD Mos E depot 746 1 G
1), o Lehwek ['le:vek], Ebensten Lehwek [ievojton 'le:vek].
(Vgl. Abb. 30)
B. Mnd, lewerike, lewerke f. ,Lerche' (MndWb 2, 682), asächs. lewerka sw. f.
,Lerche' (GALLÉE 1903, 194f.), ebenso frühmni. lewerke f. (VroegMnlWb 2,
2761), mnl. leewer(i)ke, nnl. leeuwerik (MnlWb 4, 304), nfries. lörts(e), lerts
(< afries. *lertze), auch in anord. Icewirki m. (vgl. engl, lärka). aengl. Iceverce,
läwerce, nengl. lark, nordfries. läsk (< laiwas-kön), liurk, stellt eine Lautvari-
ante zu der standardsprachlichen und oberdeutschen Form Lerche f. (mhd. lér-
che, léwer(i)ch, ahd. lerih(h)a, lerahha) dar; zugrunde liegt germ. *laiwazikön f.
,Lerche' (Kluge 570f.; Pfeifer 792; EWN 3, 197). Für die althochdeutsche
Zeit sind neben Glossen mit der standardsprachlichen Form auch solche Glossen
zu verzeichnen, die inlautendes -w- behalten; deren Verbreitung konzentriert
sich auf den mittelfränkischen und niederdeutschen Raum: leuuerca, leuuerka,
lewerca, lewercke glossieren lat. caradrion (= charadrion), laudula und alauda
(AhdGl 6, 57). Mittelniederdeutsche Glossen aus dem 14./15. Jahrhundert sind
lewecken zu lat. acredula und lewerk zu lat. alauda (ebd.; SuüLAHTl 1909,
96ff). Die Etymologie des Wortes ist dunkel: Man kann -ikön als Suffix ablö-
sen, die Deutung des ersten Elementes bereitet aber Schwierigkeiten. Finn. leivo
,Lerche' und ferner lat. alauda ,Haubenlerche' sind damit zu vergleichen
(KLUGE 570f.).
C. in den rezenten Mundarten kommen Formen mit erhaltenem -w- im West-
mitteldeutschen vor (siehe unten), mit Anschluss im niederländischen und
niederdeutschen Sprachgebiet (DWA 15 Karte 9; DWB 12, 759f.).
In den Mundarten Niedersachsens und Bremens ist Leverke, Lewerk f.
,Lerche' belegt (BremNsäCHSWb 3, 59f.). Im Lüneburgischen ist LTrk bzw.
Lérk f. die Bezeichnung für die Feld- und Heidlerche: Diese und andere Laut-
varianten sind in Anlehnung an die standardsprachliche Form entstanden. Das
Namenwort ist auch in Flurnamen produktiv, vgl. Lérk'nbarch in
Ochtmannsbruch (Lkr. Harburg), auch in Nindorf am Walde (Lkr. Harburg),
Soderstorf und Wetzen (Lkr. Lüneburg) (LÜNEBWb 2, 307). In der Mundart
von Göttingen-Grubenhagen kommt ähnlicherweise lerke, iereke f. .Lerche,
alauda arvensis'vor (Schambach 1858, 122).
In Hamburg kommt Lark f. ,Lerche' neben Lerk (Mitte 3 8. Jh. Leerk) vor;
mancherorts ist Lewark verbreitet, im 18. Jahrhundert ist noch eine ältere
Form Lewerken belegt. Entsprechende Flurnamen sind z. B. Leerkenbarg
(1688), Lerckenbarg (1771) (HambWb 3, 36f.).
212
Im Westfalischen lebt das Appellativ Lewerk, Lewek, Lewering m. ,Lerche4
mit den Varianten Läwek, Leiweling, Levleng, Laüwering weiter (WOESTE 159).
In Schleswig-Holstein ist Lewark f. und vereinzelt m. ,Feldlerche4 noch als
appellativ lebendig; neben Lewark kommen zahlreiche Varianten (z. B.
Lewak, Lewalk u. ä.) vor; außerdem sind auch die Formen Lark und Lerk be-
legt, die der standardsprachlichen Form Lerche nachgebildet sind und die
ständig mehr an Boden gewinnen. An Flurnamen vgl. Lewarkwisch in Mönk-
hagen (Kr. Stormarn, Südholstein) (SchleswHWb 3, 462).
In der niederdeutschen Mundart Mecklenburgs bezeichnet Lewark f. die Ler-
che; die mnd. Lautform lewerke ist in den Mundarten noch sehr verbreitet, vgl.
auch den Flurnamen Lewarksbarg (MecklWb 4, 902f.). Im Dialektraum von
Ost- und Westpreußen kommt Lewark, Lewerk f./m. ,Lerche1 mit erhaltenem
-w- als Appellativ auch vor (PreubWb 3, 887ff. und Karte; Frischbier 2, 24f.).
In den rheinischen Mundarten lassen sich zwei Gebiete unterscheiden, je
nachdem ob sie die -w-losen Formen oder Formen, die -w- erhalten haben,
aufweisen: Der unter A verzeichnete Beleg im Saar-Mosel-Raum bildet die
südliche Grenze der Verbreitung der Formen mit erhaltenem -w-; südlich die-
ser Grenze gelten die -w-losen Formen (RheinWb 5, 395ff.). Halfer 1988,
147 Nr. 305 weist auf Formen mit erhaltenem -w- am Mittelrhein hin, vgl. die
Flurnamen 1383 an dem Leuwerkenberge, 1419 am Lowercken; zusätzliche
(historische) Belege finden sich auch weiter nördlich (DlTTMAIER 186f.): 1284
Lewerkinberch (Neuenahr, Lkr. Ahrweiler), 1423 by der alder lewircken (Aa-
chen).
In Luxemburg kommt Leiweck(elchen) m. ,Lerche4 (LuxWb 3, 40) neben
Leiweck, Leiwecker(chen)240 vor. Am Nordrand des Untersuchungsgebietes
lassen sich folgende Belege verzeichnen: Im nördlichen Lothringen ist Le-
weckelchen m. ,Lerche4 (/ewekdlydn, lewakdl/dn in Metzerwiese, Niederjeutz
[Arr. Thionville / Diedenhofen], Kattenhofen, leiwekdltyan in Sierck; Dt-
LüTHRWb 337) belegt; an der unteren Saar lassen sich Leewagger (in Merzig;
RheinWb 5, 395) sowie Leiweckelchin, Liewack, Liewäckelchi (Conrath
142 und 144) nachweisen. Im Flurnamenmaterial des ASFSL ist für den Saar-
Mosel-Raum der erwähnte Beleg leweck aus dem nördlichen Randgebiet zu
verzeichnen: Er lässt sich mit der in Luxemburg bezeugten Form Leiweck ver-
gleichen. SCHÖN 33 verzeichnet außerdem für die Saarbrücker Mundart das
Appellativ Lewekelche (in Sulzbach), das eine ältere Geltung der w-haltigen
Form noch im mittleren Saarraum belegte41
D. In Flurnamen des Saar-Mosel-Raums lässt sich Leweck nachweisen, und
zwar eben in diesem nördlichen Randgebiet (Hunting bei Sierck nahe der lu-
xemburgischen Grenze), das in nordwestlichen Zusammenhängen zu interpre-
24(1 Henri Klees: Luxemburger Tiernamen, Luxemburg 1981,37f. Nr. 251.
~41 Auch in der Redensart „munter wie ein Lewekelcheu (wie eine Lerche).
213
tieren ist. Es handelt sich dabei um ein Lautrelikt, im Untersuchungsgebiet
herrschen eindeutig Formen vor, die mit der standardsprachlichen und ober-
deutschen Form Lerche f. zu vergleichen sind (RheinWb 5, 395ff.).
(M. V.)
214
Nr. 25
Liesch n. ,Riedgras‘
A. Varianten Leseti, Leseti:
Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg): 1503 kop. 17. Jh. dt. an den leches horren
(AD Mos 3 J 58). Breistroff-la-Grande (Ca): 1778 or. frz. leschen vies (AD
Mos 4 E 68), o Leschwiese. Brettnach (Bv): 1600 or. dt. die leischbach (AD
MM B 588 Nr. 11), 1717 or. frz. lische bach / /esche borren (AD Mos 4 E
70), 1772 or. frz. laischbach (AD Mos G 999), o Lisch bach [‘laj Yparç], Lesch
parch ['bj \parç], Leschbach / lischbach. Créhange / Kriechingen (Fa):
1551-1600 or. dt. in den lechen / zu lessborn (AD Mos 10 F 380), 1580 kop.
18. Jh. dt. zu lissborrn (ASHAL 20 [1908], 436), 1604/05 or. dt. in leschborn
(AD Mos 10 F 380), 1663 or. frz. en lechborn (AD Mos 10 F 379), 1688 or.
dt. im lòschborn (AD Mos 10 F 380), 1754 or. dt. in lorsch bronen / in
lorschbronnen (AD Mos 10 F 379), o Lestborn 1. [lej'buran], Lestborn 2.
[lej'buran]. Diebling (Fb): 1692 or. dt. anderseit dem lechen platz (AD Mos 4
E 123). Dillingen (SI): o Im Lech [im lej]. Éblange (Bo): 1683 or. frz. le
hoube entre kroumatel et leschen broug (AD Mos 4 E 130), o Lechen brouch
[le:ç9 'broux], Devant lechenbrouch [fo:e le:ça “broux], Elzange (Mv): 1777
or. frz. leschenacht (AD Mos G 85). Faulquemont / Falkenberg (Fa): 1424
or. dt. bis ain leschbornn / vff den alten graben leschborrnn (AD MM B 689
Nr. 20). Florange (Ha): o Leschfeld. Griesborn (SI): o Leschwies, Leschxvies
am Weg. Grindorff (Si): 1707 or. frz. leschengarten / am leschen baumgarten
(AD Mos 4 E 49). Guenviller (SA): 1717 or. frz. dans lesch visen (AD Mos 4
E 223), o Leschwies ['lejVi:s]. Imling (Sb): o Pre des leches, Dessus du pre
des leches. Kerling-lès-Sierck (Si): 1748 or. frz. leschenviese (AD Mos
3636). Kirsch-lès-Sierck (Si): o Leschen-wiss ['leja vis]. Kleinblittersdorf
(SB): 1789 or. dt. in den lieschengàrten (GEB), o In den Lieschengarten
['leijavLza / 'Ie:ç9vi:z9], Leischewiise / Leechewiise ['leijbvkza / 'Ie:ç9vi:z9].
Lichtenberg (PP): o Leschmatt [lej'mot]. Longeville-lès-Saint-Avold /
Lubeln (Fa): o Leschenburren [lejanburan], Lischern ['lejtm]. Mainzweiler
(SW): 1702 or. frz. in der leichbach / ober lehbach / unden lehbach (GEB),
1766 or. dt. die lech / oben an der lechbach / oben in der lechbach / unten an
der lechbach / unten in der lechbach / die lechbrunneswies / un ter der
lechbrunner wies (GEB), o In der Lechbach [in da le:çbax], Oben an der
Lechbach, Mitten in der Lechbach, Unten an der Lechbach, Die
Lechbrunnerwies [leiçobora], Über der Lechbrunnerwies fleijabora]. Nennig
(MW): 1502 kop. 1693 dt. in lieschenacker (StB Tr 1644/372, 1081), 1588
kop. ca. 1600 dt. in der zweitter gewannen genandt leischenacker vndt hinder
wiess (LHA Ko 210/1419, 19), 1616 kop. 1709 dt. leschergewann / in
leschenacker (LA Sb Büb B 13, 11), 1616 kop. 1709 frz. in leschenacker (LA
Sb Büb B 13, 24), 1646 or. frz. in dem leschenacker (LA Sb Büb B 38, 3),
215
1646 or. frz. in lechenacker (LA Sb Büb B 38, 9), 1720 or. dt. in leschenacker
(LHA Ko 1 C/15217, 71), 1720 or. dt. in leschenacker uff der hach (LHA Ko
1 C/15217, 75), 1730 or. dt. in leschenacker (LA Sb Büb B 28, 2), 1795 or. dt.
in leschenacker (LA Sb Büb B 28, 24), o Lehsenacker [a vleJoneku].
Ottonville (Bo): 1694 or. dt. längs löschenbruch / oben an löschenbruch / auff
löschenbrucher wiess / löschenbrucher wiessen (AD Mos E depot 534 1 G 1),
o Loecher broüch [lejon 'broux / loejon 'broux], Loeschen broucher visse
[lejon 'broux / loejon 'broux], Oudrenne / Udern (Mv): 1698 or. frz. leschen
gart / leschighvies (AD Mos 4 E 318). Piblange (Bo): ca. 1700 or. frz.
lecheathe (AD Mos 4 E 57), o Lechenad. Remmesweiler (SW): 1743 dt. auf
der lechbach / bev und ober lechenborn / bey und unter lechenborn / bev
lechenborn unten an der rennstrass (GEB), 1769 dt. auf der lechbach / bey
lechenbnmnen (GEB), o Lechenbrunnen [bai lejobruno], Auf der Lechbach
[of da 'lejbax]. Scheuern (SW): o An der Löschbach [an dem 'lejbax],
Tünsdorf (MW): o Lischenpfuhl [em 'lejopol], Im Lischenpfuhl [em 'lejopol].
Valmestroff (Mv): 1722 or. frz. leschenacht (AD Mos 4 E 569). Walhausen
(SW): In der Löschbach [in du lejbax], Auf der Löschbach [of du 'lejbax], In
der obern Löschbach [in du o:vuro lejbax]. Walscheid (Sb): 1693 or. dt. inn
leschmatt (AD Mos E suppl. 166 1 CC 1), o Lechmatt [leg'mot]. Welferding
(Sg): o Hinter lechen ['hinu le Jut],
Variante Liesch:
Azoudange (Re): 1573 or. dt. vff liesch matt / zeng der liesch matten (AD
Mos 8 F 5 Nr. 1). Baerendorf (Dr): o In der untersten lieschmatt [in du
oneujdo 'rijmet]. Bettwiller (Dr): 1692 or. dt. inn der Hess matten (AD BR 8 E
36 Nr. 1), o Lieschmatt ['lijmat]. Fremestroff (Gt): ca. 1607 kop. 17. Jh. dt.
wider lieschbesch (LHA Ko 218/774, 43). Hirschland (Dr): 1735 or. dt. in
der lischmatt (AD BR 8 E 200 Nr. 1-2), o Neben der lischmatt / - lieschmatt
[nevo do 'lijmat]. Philippsbourg (Bi): o Lischbach / liesch- ['lijbax], Das
lieschbachfeld / der lischbacher feld ['lLJbaxu fselt], Liischbääschel | 'li:Jbe:J1 ],
Liischbacher daal ['lijbaxu da:l]. Struth (PP): 1718 or. dt. lieschfeldt (HSA
Mü Kasten blau 439/105). Voellerdingen (SU): 1734 or. dt. lischmatt (AD
BR 8 E 508 Nr. 1-4), o Lieschmatt am rothen brunn [lijmat am Wdobruno].
Gelesch:
Auersmacher (SB): o Om Gelesch [om go'lej]. Eschringen (Sl): o Ponshei-
mer Gelösch ['pomshomu go'lefl. Geh weder (SW): o Es Gelösch [os go'lcej].
Sonstige:
Bliesmengen-Bolchen (SI): 1724 or. dt. letzefeld / unden letzfeld / entre le
letzfeld und der grossen ath (GEB), 1737 or. dt. oben ahn leschenfeld (GEB),
1740 or. dt. oben ahm letschenfelz (GEB), 1747 or. frz. leschfeldt / au dessus
de leschfeldt (GEB), 18. Jh. or. frz. leschfeldt (LA Sp C 33/17,1), o Am
216
Letschenfeld [am 'le:tj3felt], Rechts der Letschenbach [am 'letjbbox], Links auf
die Letschbach [lii]ks on da 'le:tjabax]. Farebersviller (SA): 1698 or. dt. in
die löschen / ander seit den besehen (AD Mos 4 E 153), 1736 or. dt. in die
löschen (AD Mos 4 E 154), о Löschengraben ['leijakrarva]. Grosblieders-
troff / Großblittersdorf (Sg): 1588 kop. dt. in den lychsten (LA Sp Gräfin-
thaler KPB), 1756 or. frz. au dessus de langen loeschen (AD Mos 4 E 208), о
Unten an den langen besehen / au dessus de - listen, Lieschen oberhalb der
redoute / - au dessus de - [li:sja]. Reitscheid (SW): 1721 or. dt. in der
letschen wiess (LHА Ko 1 С/15183, 140), о In der Litschwiese [en dt?
'letjVi:s].
(Vgl. Abb. 31)
B. Die Etymologie von Liesch n. ,Riedgras1 ist undeutlich. Möglich scheint
eine Entlehnung aus mlat. Iisca f. ,Segge1 (Du CANGE 5, 121; NiERMEYER 1,
803), dessen Herkunft aber ebenfalls nicht klar ist.* 24 Wahrscheinlicher ist es,
dass, wie bei anderen romanischen Wörtern dieser Sippe vermutet wird, der
Entlehnungsvorgang in umgekehrter Richtung verlaufen ist: Frz. laiche, pie-
mont. lesca ,Riedgras1, ital. Iisca , Hanfspelze1 werden als Entlehnungen aus
dem Germanischen interpretiert (KLUGE 575; vgl. auch KLUGE/MlTZKA 1963,
441).241 Nicht auszuschließen ist aber auch, dass die germanischen und die
romanischen Formen aus einer Substratsprache entlehnt sind. De VRIES 1971,
405 denkt an eine indogermanische Wurzel *leu- ,Schmutz, beschmutzen1
(1EW 681). Benennungsmotiv sei das Vorkommen der Pflanze auf schlam-
migem Boden.
Das Wort begegnet in verschiedenen Formen, die sich in ihrem Wurzelvo-
kal unterscheiden und deren gegenseitiges Verhältnis nicht geklärt ist: In alt-
hochdeutschen Glossen kommen Iisca f. ,carex, Riedgras1 und lese f. ,scirpus,
Binse1 vor, letzteres in mittefränkischen und niederdeutschen Handschriften
(AhdGl 6, 117; Graff 2, 281; Splett I, 1, 556; Starck/Wells 371 und
379). Die mittelhochdeutsche Form ist besehe, vermutlich mit femininem Ge-
nus (LEXER 1, 1913), während das Wort heute meist Neutrum ist.
Im Mittelniederdeutschen kommt neben lesek (lesik) ,Liesch, carex1 ver-
einzelt auch lösch (luysch, lus) ,Schilf, Binse, Liesch, carex1 vor (MndHdWb
II, 1, 792 und 873f.). Ein mittelniederdeutsches Glossenwort ist lius f. ,alga,
Seegras1 (AfidGl 6, 117). Unterschiedliche Bildungen hat auch das Mittelnie-
derländische mit lissche, lisch, lessche, lesch(e) n./f. sowie luusch, luesch n.
,Riedgras1, nnl. lis, lies, lisch, les(ch) n./m./f., dial. leus, luusjch, luisbloom
(EWN 3, 241; De Vries 1971, 405; Franck/Van Wuk 392; WNT VIII, 2,
242 Niermeyer 1,803 kennzeichnet Iisca als germanisches Wort.
24’ FEW 5, 372-374 vermutet wegen der Vokalvarianten, die neben dem Fränkischen
auch im Galloromanischen auftreten und dort vom Germanischen her nicht zu
rechtfertigen seien, „vorrömischen“ und „vorgermanischen“ Ursprung.
217
2138f. und 2493-2496; MnlWb 4, 667 und 914). 44 N1. lis ,Liesch1 kommt
mit dem Grundwort Weg zusammengesetzt im Namen von Lissewege vor, ei-
nem Stadtteil von Brügge (B, Prov. Westflandern): 1060/70 kop. 13. Jh.
Liswege (GYSSELING 624). Asächs. liuski (HOLTHAUSEN 1954, 48) liegt vor
im Siedlungsnamen 11. Jh. A. de Liuschi (die heutigen Bauerngüter Lüsche,
Gde. Bakum, Lkr. Vechta) sowie im Namen von Lüßum (Stadt Bremen): Fä.
12. Jh. auf 832 villa Liusci (JELL1NGHAUS 137; MÖLLER 1979, 102).
Der Ansatz einer gemeinsamen germanischen Basis ist wegen der Variation
im Vokal der Wurzelsilbe nicht ohne weiteres möglich. Herkunft und Grund-
bedeutung des Wortes bleiben unklar, zumal außerhalb des Westgermanischen
und des Romanischen keine Vergleichsmöglichkeiten bestehen."42
C. Im deutschen Sprachgebiet sind die Varianten von Liesch geographisch
klar verteilt: Die /-Form ist fast über das gesamte Gebiet verbreitet, Liisch ist
die niederrheinische Form, Lesch, Lesch begegnen vorwiegend im Norden.
Meist ist das Wort Neutrum, im Schwäbischen und Badischen Maskulinum
und nur vereinzelt noch Femininum. Hauptsächlich im Süden, in Baden und
im Eisass, vereinzelt aber auch in Schleswig-Holstein, Hessen, Lothringen
und der Pfalz, begegnen Formen mit an den spirantischen Auslaut sekundär
angetretenem epithetischem t; auch in der Position vor der Spirans wird in ei-
nigen Mundarten ein t eingeschoben.
Im Norden stehen Leesch und Liesch mit neutralem Genus nebeneinander,
schleswig-holsteinische Nebenformen sind Lees und Leest. Das Wort be-
zeichnet verschiedene Wasser- und Sumpfpflanzen, z. B. Rohrkolben, Igelkol-
ben. Schwertlilie, ln Moorgebieten heißt auch die unter dem schwarzen festen
Torfliegende Moorschicht, die mit Holz- und Pflanzenresten stark durchsetzt
und für die Torfbereitung untauglich ist, Leesch. Ferner ist Leesch Bestim-
mungswort in Flurnamen auf -furt, -kroog, -plump, -wisch (CLAUSEN 1988,
73; Scheuermann 1995, 134; SchleswHWb 3,438f.).
Lieschgras, Schilfrohr und die Blätter der Schwertlilie heißen im Ripuari-
schen und Niederfränkischen Liisch n./f., vereinzelt auch Liisch, Liitsch, im
Rheinland südlich des £/Ac/7-Gebietes häufig Lesch, daneben auch Liesch, * 242
244 Zu nl. lies, luus, lus(ch) sind die verbreitet vorkommenden Flurnamen lieskamp und
liesveld, in der Region Zaan in der Provinz Nordholland auch luusjes, gebildet
(Schönfeld 1950, 69). - VroegMnlWb 2, 2811 nennt mit Belegjahr 1240 die
Limburger Varianten lesche und lesge sowie als Kompositum von 1278 lissehroec
(mit dem Grundwort Bruch ,Sumpfland‘).
242 Dieses Problem wird auch diskutiert in Marzell 1, 827f. s. v. Carex. -Hubschmid
1954 führt die germanischen und romanischen Typen *leuska, *leiska und *laska
zurück auf eine Verbalwurzel mit der Bedeutung .schneiden4, Benennungsmotiv
seien die schneidenden Blätter der Sumpfpflanzen. Die von ihm erschlossenen Vari-
anten *lei-, *lä- zur Wurzel idg. *leuH- .abschneiden, lösen4 (LIV 417) sind jedoch
sonst nicht nachweisbar.
218
Letsch, Litsch etc. Entsprechende Flurnamen, z. B. Liischheck, Lesch,
Litschen, sind im Rheinland zwar allgemein, allerdings nicht sehr stark ver-
breitet (Dittmaier 187; RheinWb 5, 640f.). Zu erwähnen ist das nicht identi-
fizierte Toponym Lesch in der Rheinprovinz: 1 147 or. partem prati quod
villani Lesch uocant (GYSSELING 607).
ln den Mundarten Hessens herrscht die Form Liesch vor, meist als Neu-
trum, in Südhessen auch als Maskulinum. Das Wort benennt verschiedene
Ufer- und Riedpflanzen mit grasartigen Blättern wie Riedgras, Schilf, Rohr-
kolben. Zusammensetzungen wie Liesch-gras, -knospe, -kolben beziehen sich
auf diese Pflanzen; mit Liesch-zeug sind Sauergräser ohne Futterwert gemeint.
In getrocknetem Zustand wird Liesch zum Dichten von Holzgefäßen benutzt;
das Liesch-eisen ist das Gerät, das der Küfer für diese Arbeit benutzt
(Crecelius 561; HNassWb 2, 152; Kehrein 1891, 264; Pfister 163;
ShessWb 4, 345f.).
Während Liesch in Hessen nur als Wort bedeutsam ist, findet sich in der
angrenzenden Region Rheinhessen ein Flurname aus dem Jahr 1382: off der
Lyschen eckere sowie, mit unsicherer Zuordnung, aus dem Jahr 1310 kop. 14.
Jh. M. neben der Lysten (ZERNECKE 1991,327).
Ebenfalls als Flurname begegnet Liesch an der Mosel. Historische Belege
des Raums sind (JUNGANDREAS 1962, 603, 608 und 613f.): 1345 an Lyschar,
Lyscher (bei Senhals, Gde. Senheim, Lkr. Cochem-Zell), 1355 in den Lo-
schen (bei Echternach), 1368 pratum nostrum in Lyscher prope ortos Sar-
burg (bei Saarburg, Lkr. Trier-Saarburg), 1387 uff die Lichen (bei Echternach,
L, Distrikt Grevenmacher), 1482 an dem hollen wegeyn lesert,felt by leserder
eich, wese gelegen in lesert (Salmrohr, Gde. Salmtal, Lkr. Bernkastel-
Wittlich), 1517 eyn wieß In lijscher (Platten, Lkr. Bernkastel-Wittlich).
Lösch, Letsch und Lesch f. bezeichnen in der luxemburgischen Mundart
verschiedene Pflanzen, die am Ufer der Wasserläufe und Teiche sowie in nas-
sen Wiesen Vorkommen, besonders Schilfrohr, Rohrkolben, Teichbinse, gelbe
Schwertlilie und verschiedene Seggen oder Riedgräser. Häufig wird das Wort
in einer der Plural formen Löschen, Letschen, Leschen gebraucht. In Echter-
nach gibt es einen rezenten Flurnamen an de Leschen (historische Belege bei
Jungandreas, siehe oben) und, danach benannt, das früher zur Abtei gehöri-
ge Leschenhaus (LuxWb 3, 44).
In der pfälzischen Mundart sind Liesch n. und Liescht n./m. die Namen ver-
schiedener Sumpf-, Ufer- und Wasserpflanzen mit grasartigen Blättern, wie
Riedgras, Rohrkolben, Binsen, Schilf, Schwertlilie, ferner aus den Halmen
dieser Pflanzen geschnittene Streifen zum Abdichten von Fässern sowie
feuchtes Wiesenland (PFÄLZWB 4, 988).
In Lothringen wird das Wort in der Regel im Plural verwendet {Leschen), die
Mundartvarianten lauten leson (con Saint-Avold, con Yutz, con Metzervisse), lezon
(con Boulay-Moselle / Bolchen), les, leson (con Sierk-les-Bains), leison (con
Bouzonville / Busendorf), llsds (con Sarrebourg / Saarburg, con Fenetrange /
219
Finstingen, con Bitche), lisa, lysa (con Sarreguemines-Campagne), lista (con
Sarratbe), lisa (c011 Forbach, c011 Behren-les-Forbach); die Bedeutung ist Schilf,
Rohr, Riedgras (DtLothrWb 336).
Im Ober- und im Untereisass bezeichnet Liesch, Liest m./n. Schilf, Seggen
(carex) und Riedgras, das als Viehfutter nicht verwendbar ist, aber auch Was-
serpflanzen überhaupt. Zusammensetzungen sind Liestgras und Lieschmatte1
(ElsWb 1,618). Für das Untereisass ist das Wort in einem Weistum von 1320
belegt: es ist auch zu wissende, das zu mittel meigen, so sollent die banwarte
bringen in den hof sebeden und lie sc he, das der appet und die hufer sufir
gesizent {DWB 12, 1019).
Liesch, Liescht m. ist in der badischen Mundart ein Pflanzenname für gras-
oder schilfartige Wasser-, Sumpf- oder Riedpflanzen; auch getrocknete Gräser
oder Schilfblätter aus solchen Pflanzen, die zum Abdichten von Fässern die-
nen, heißen Liesch. Die Zusammensetzungen Liesch-bündel, -dörrer, -gras,
-kolben, -matte, -rupf er, -seil, Spinner, Liesch(t)-haken, -messer beziehen sich
auf die Pflanzen selber oder auf ihre Verwendung im Küferhandwerk
(BadWb 3,465).
Auch das schwäbische Liesch m. bezeichnet Rohrkolbengewächse sowie
getrocknete Blätter daraus zum Abdichten von Fässern (SchwäbWb 4, 1243).
Im süddeutschen Raum kommt Liesch auch in Flurnamen vor, z. B. in Dax-
landen, Stadt Karlsruhe: 1542 gen. der Wird und Lischacker, 1585 vff dem
Lieschacker, 1679 Lüstackher, rezent Liestäcker, sowie in Bischoffingen,
Gde. Vogtsburg im Kaiserstuhl: 16. Jh. E. v, der Liestmatten, 1586 von der
Liestmat ,feuchte Wiese mit Sumpfgras4 (SCHNEIDER 1960, 168; Vollmann
1926, 30; WENNINGER 1997, 138).
ln der Schweiz gibt es Lisch als Neutrum und als Femininum. Das Wort be-
zeichnet hier minderwertiges, auf nassem Boden wachsendes Gras, das bei
Futtermangel an Pferde und Schafe verfuttert wurde und das auch als Bett-
füllung Verwendung fand, und des Weiteren sumpfige Grundstücke, auf de-
nen Liesch wächst (SchweizId 3, 1459).
D. Bei der Auflistung der Z4e.sr/?-Flurnamenbelege des Untersuchungsraums
in Abschnitt A und bei deren Kartierung (vgl. Abb. 31) wurden die Varianten
Lesch/Lesch, Liesch, GeleschiGelösch sowie ,Sonstige4 unterschieden. Dabei
zeigte sich, dass die Hauptvarianten Lesch/Lesch und Liesch, deren Überlie-
ferung im 15. bzw. im 16. Jahrhundert einsetzt, klare Verbreitungsschwer-
punkte haben: Die e-Variante, die zahlenmäßig am stärksten vertreten ist,
kommt fast ausschließlich in den Gebieten an Obermosel, unterer Saar, Prims
und oberer Blies vor. Dies sind diejenigen Namenräume des Saar-Mosel-
Raums, die einen nördlichen Anschluss in Luxemburger Gutland, im Trierer
Land und im Hunsrück haben (vgl. SCHORR 2000, 35-39 und 43-45 sowie
Karte 21). Daher ist die Variante Lesch/Lesch als ,Nordwort4 aufzufassen. Das
vereinzelte Vorkommen dieser Variante im Süden des Saar-Mosel-Raums
dürfte so zu interpretieren sein, dass in älterer Zeit eine Zugehörigkeit des Ge-
220
samtraumes zum Norden bestand. Die /-Variante Liesch erscheint hingegen
vorwiegend an der oberen Saar und damit in einem Namenraum, der über die
Vogesen zum alemannisch-elsässischen Oberrhein offen ist (dem sogenannten
Eisasskeil, vgl. SCHORR 2000, 41-43 und Karte 21). Einen sogenannten ge-
stürzten Diphthong zeigt ein mundartlicher Beleg aus Hüttersdorf (Sl): amtl.
Im Lischenpfuhl, mda. [im 'leijopoulj.
Eine weitere Variante ist die Kollektivbildung Geleschi Gelöscht die wahr-
scheinlich zu Liesch gehört und die nur in drei amtlichen Flurnamen belegt ist.
Dazu kommt noch das räumlich naheliegende Waldgebiet Ensheimer Gelösch
zwischen Ensheim und St. Ingbert. Die Flurnamen Löschbach in Scheuem und
Walhausen, Löschborn in Crehange / Kriechingen sowie Löschenbruch in
Ottonville wurden unter Lesch/Lesch aufgenommen, da die Mundartbelege [lej-]
lauten. Der Flurname löschen und Löschengraben in Farebersviller mit der
Mundartform floijokraivo] ist dagegen bei den sonstigen Belegen aufgeführt,
ebenso wie letsch(en) in Bliesmengen-Bolchen und Reitscheid sowie lychsten /
listen in Grosbliederstroff / Großblittersdorf, die vor bzw. hinter der Spirans
einen /-Einschub zeigen.246
Der Name Liesch wird in den Belegen des Untersuchungsraumes häufig im
Plural gebraucht. Als Bestimmungswort von Flur- und Gewässernamen wird
Liesch mit den Grundwörtern Wiese, Garten, Bruch, Acker, Feld, Matte,
Bach,* 24 Brunnen!Born zusammengesetzt.
(R. K.)
24(1 Diese Erscheinung tritt auch sonst in der Germania auf, siehe oben, Abschnitt C.
24 Zum Flurnamen Leschbach/Lisehbach in Brettnach vgl. L. Poncelet/J. Lang:
Enquête sur les Noms de Lieux-dits de Brettnach, in: ASHAL 54=68 (1954), 57-74,
hier 61: „Le ruissau, qui arrose la localité, s’appelle ,Leschbach‘ ou ,Lischbachi. Il
tire son nom, non pas d’une plante déterminée, mais d’un ensemble de plantes, qui
poussent dans des prés humides ou aux bords des eaux, telles que les différentes
sortes de roseaux (= Schilf) et de joncs (= Rohr). L’habitant appelle ces plantes
,Leijen‘. Ce mot remonte à ,lisca‘ ou ,liesch’ vha (,lasca‘ en italien, ,laiche’ en
français).“
221
Nr. 26
Mersch Adj./Subst. ,sumpfig; Sumpfgebiet*
A. Alsweiler (SW): o In der Merschbach [en du 'me:efbax], Ober dem
Merschbacherborn [me:ufbaxu'bara]. Altviller (SA): o Mersch visse, Biem
mersch brone. Bcttwiller (Dr): 1692 or. dt. inn der morsch matten (AD BR 8
E 36 Nr. 1). Cattenom / Kattenhofen (Ca): 1358 or. frz. au merxe (AN Lux
A 52 Nr. 486), 1403 or. frz. merch (AN Pa Kk 290), o Morsch [mo:uf].
Düppenweiler (MW): 1663 or. dt. beim halben birnbaun langst die kleinen
merschenwies / das merschenstiick / spitze samt dem garten neben dem
merschenstück (GEB), 1704 or. dt. in der marges (GEB), 1721 or. dt.
merschenstiick (LHA Ko 1 C/15195, 75), 1769 or. dt. das merschenstück
(GEB), o Die Mersch [en du me:rj], Bei der Mersch [bai du me:uj], In der
Meersch [en du me:uf], Die Kleine Mersch [di: me:uj]. Elvange (Fa): 1521
kop. 16. Jh. dt. vff mersch (AD Mos H 1026 fol 18r). Enchenberg (Rb): o
Merch-berg. Guinglange (Fa): 1685 frz. au dessus du morsborn (AD Meu 4
H 103 Nr. 10), 1691 or. frz. mersche / dessus mersch / en hault de mersch / la
petite maix / en metzborne / au dessus de metzborne / moucheborne (AD Mos
10 F 449), o Petit mersch [da meuj], Oberst mersch ['¡bejmeuf], Grand
mersch [do meej], Au-dessus de merschbronn sur le neuf chemin [da
me:uJboran], Morschbronn ['me:uJborn], Courts au-dessus de merschbronn
[di: kuutsn i:bu lme:uj'baran], Portions de merschbronn [da 'me:ufboran], Au-
dessus de merschbronn [da 'me:ujbaran], Tournailles au-dessus des portions
de merschbronn [da 'me:ujbaran], Merschbronn wies [da me:ujbaran], Au-
dessus des portions de merschbronn [da 'me:ujbaran]. Herbitzheim (SU): o
Märschebrunne ['meujabruna]. Hofeld-Mauschbach (SW): 1779 or. frz.
merchwiese (HSA Mü Kasten blau 393/411 fol 11 r). Holling (Bo): 1724 or.
frz. meriche (AD Mos E depot 334 1 CC 1), o Mersch [me:uj], Holving (Sa):
1725 or. dt. im mersch acht {MA Mos 4 E 265). Homburg (Hb): 1603 kop. dt.
am merssbacher pfadt (GEB). Kirrberg (Hb): 1603 kop. dt. am merssbacher
pfadt (GEB). Koenigsmaeker / Königsmachern (Mv): 1620 or, dt. in mersch
(AD Mos H 3667-3), 1638 or. dt. vffmerss (AD Mos H 3667-5), 1663 or. dt.
im mersch (AD Mos H 3650), 17. Jh. or. dt. im mersch / in den kurtzen
schlegen im mersch (AD Mos H 3667-8), o Mersche, Mersch eck. Mailing
(Si): 1600 or, dt. im mersch (AD Mos 3 E 7276), 1740 or. frz. merche / dans
marsche (AD Mos 12 J 64). Metzing (Fb): 1687 or. dt. in der merss wissen
(AD Mos 4 E 373), o Merschwiese ['me:ujVi:s]. Puttelange-aux-Lacs / Pütt-
lingen (Sa): 1726 or. dt. im morsch / die morsch wiess / gross morsch / im
grossmörsch / im klein morsch (AD Mos 4 E 450), o Mersche ['meuj],
Rédange (Fo): o Au merche 1-2. Rehlingen (SI): o Oberst Mersch [ o:vuj't
meuf], Unterst Mersch ['onujt me:uj]. Rettel (Si): 1540 kop. 1626 dt. ime
222
mersse (AD Mos 3 E 7309). Schweyen (Vo): o Mersch wies ['memjvis].
Thionville / Diedenhofen (Th): o Rue du mersch [ry: dy: WfJ], Tholey
(SW): 1699 dt. in merschbach / auff merschbach wisen (LHA Ko 24/1021 fol
17-38). Wallerfangen (Sl): 1402 or. dt. in marchvelt (AD Mos 6 F 71).
Wolfersweiler (SW): o In Mörschbach [in 'memj’bax], Auf dem Eich vor der
Mörschbach [of dm wæ:iJ fo:t? dt? 'memjbax], In der Mörschbach [in do
memj’bax], An der Hard, jenseits der Mörschbach [an do hæ:t 'je:nzaits do
'memjbax],
(Vgl. Abb. 32)
B. Auf urgerm. *mari- ,See, Meer4 gehen unter anderem ahd. meri m./n.,
aengl. mere m. ,See, Sumpf und afries. mere n. zurück; vgl. auch asächs. me-
ri f. < urgerm. *marTn (LÜHR 2000, 13f.). Aus *mari- und dem germanischen
-iska-SufFix24* wurde ein die Zugehörigkeit zum Grundwort ausdrückendes
denominales Adjektiv gebildet. Das aus der Suffigierung resultierende germ.
*mariska- Adj. ,zum Meer gehörig4 setzt sich, nun substantiviert, fort in
asächs. mersk ,Sumpf, Marschland4,248 249 250 mnd. mersch, marsch, masch f./n.
.Marsch, wasserreiches Weideland4, afries. mersk m. (?) ,Marsch, Schwemm-
land4, mnl. mersc, mersch, meersch, marsch, maersch m./f. ,Niederung, Wei-
deland4 und aengl. mer(i)sc m. ,Marsch, Sumpfland4 (AfriesHdWb 326;
Darms 1978, 160f.; Holthausen 1954, 52; Ders. 1974, 220; Kluge 601;
MndHdWb 11, 1, 965; MnlWb 4, 1469-1472; OREL 261; VroegMnlWb 3,
3048f). Anord. merski n. .Marschland4 (in poetischer Verwendungsweise) ist
aus dem Mittelniederdeutschen übernommen (De Vries 1961, 385). Das
Nordgalloromanische hat das Wort schon früh aus dem Germanischen über-
nommen; afrz. und mfrz. maresc m. haben die Bedeutung ,terrain pénétré par
des eaux qui n'ont pas d’écoulement4 (FEW 16, 519-522; dort finden sich
auch weitere Belege).
Toponymisch ist germ. *mariska- seit dem 8. Jahrhundert belegt. Für das
Vorkommen in Flurnamen findet sich im Urkundenbuch des Klosters Fulda
ein Frühbeleg aus dem Jahr 762. Im Zusammenhang mit der Schenkung von
Hofstätten und Weingärten bei Mainz heißt es hier: prata in duobus locis foris
murum civitatis Mogontie in superiore Merisge et in subteriora
248 Krahe/Meid 3, 1969, § 148.
244 Mersk ist ein altsächsisches Glossenwort. Starck/Wells 410 geben feminines Ge-
nus an, Holthausen 1954, 52 macht keine Angabe zum Genus.
250 Edmund Emst Stengel (Bearb.): Urkundenbuch des Klosters Fulda. Bd. 1: Die
Zeit der Äbte Sturmi und Baugulf (Veröffentlichungen der Historischen Kommis-
sion für Hessen und Waldeck; 10), Marburg 1958, 64, Nr. 37. Vgl. auch Stefan
Sonderegger: Das Alter der Flurnamen und die germanische Überlieferung, in:
Jahrbuch für fränkische Landesforschung 20 (I960) (Festschrift Emst Schwarz),
181-201, hier 194.
223
Frühe Siedlungsnamenbelege zu germ. *mariska- sind: 51
(1) Mörsch, Stadt Frankenthal: 765 Fä. vor 1175 Mers, 766 kop. um 1190
in Merische;
(2) fForismarische, unidentifiziert (NL, Prov. Nordholland oder Südhol-
land): 776 kop. 1170/75 Forismarische, 776 kop. 1183/95 in Fresia in
loco qui dicitnr Forsmarsche;
(3) Mersch (L, Kt. Mersch), mundartlich Miersch (vgl. LuxWb 3, 149):
853 or. Mariscus, 893 or. Marse, 940 or. Merisc;252 253 254
(4) Mörsch, Gde. Rheinstetten (Lkr. Karlsruhe): 940 locus Meriske.
Im Mittelniederdeutschen wird /e/ vor r + Konsonant zu /a/ gesenkt. Nach
Ausweis von toponymischen Belegen ist die Senkung überwiegend erst im
15./16. Jahrhundert eingetreten. So ist z. B. der Landschaftsname Marsch
(nördlich von Dannenberg im östlichen Niedersachsen) 1330/52 als Mersch
und 1593 dann mit eingetretener Senkung als Marsch belegt (SCHMITZ 1999,
19 und 248, § 35). Seit dem 17. Jahrhundert geht Marsch mit femininem Ge-
nus in hochdeutsche Texte ein.
C. Das rezente Appellativ Marsch f. ist erwartungsgemäß vor allem in den
Mundartwörterbüchem der Regionen enthalten, in denen es alluviale Niede-
rungen an großen Flüssen und an der Nordsee, z. B. die Holsteiner Elbmar-
schen und Dithmarschen,^1 oder überhaupt niedrig gelegenes, wasserreiches
Weideland, das ebenfalls Marsch genannt wird, gibt. In den Mundarten an der
Nordsee ist das schon im Mittelniederdeutschen als Nebenform auftretende
Masch2'4 die geläufige Form. Ein Beleg aus Hamburg aus dem 15. Jahrhun-
dert lautet in der mersch; 1568 heißt es, ebenfalls in Hamburg, marsch, später
Masch (HambWb 3, 262; MndHdWb II, 1, 965; SchleswHWb 3, 596).
Zahlreiche Flurnamen dieses Raums sind, je nach Alter, mit Mersch, Marsch
oder Masch gebildet (Jellinghaus 1899, 281; Scheuermann 1995, 136).
Das Appellativ reicht als Marsch, in Dialekten auch als Masch, bis nach
Westfalen und den nordhessischen Lkr. Kassel (Udolph 2002b, 134; Vilmar
25' Belege bei Förstemann II, 2, 219f.; Gysseling 690 u. ö.; Künzel/Blok/Ver-
hoeff 488 (Register); Laur 1992, 450 und 729 (Register); Udolph 1994, 364-377.
-Zu (1) vgl. Dolch/Greule 1991, 314f.; zu (4) vgl. Diemer 1967, 43f.: Die Ver-
fasserin weist auf die Lage der Siedlung am Hochgestade des Rheins sowie in der
Nähe des feuchten Hardtgebietes hin. - Englische merac-Namen sind verzeichnet
bei Watts 2004, 400, 409 u. ö.
2:12 Der Frühbeleg zeigt das germanische Wort mit lateinischer Endung, vgl.
Niermeyer 2, 856.
253 Vgl. hierzu Peter von Polenz: Der Name Dithmarschen. Volksumdeutung und Ge-
lehrtenumdeutung im Mittelalter, in: Niederdeutsches Jahrbuch 79 (1956), 59-66.
254 Der Ausfall des r kann erst spät, nach der Senkung des /e/ zu /a/ vor r + Konsonant,
erfolgt sein.
224
263; WOESTE 170) und ist hier Neutrum, das im Mittelniederdeutschen noch
die seltenere Variante neben sonst vorherrschendem Femininum war.
Darüber hinaus ist kein dialektales Vorkommen mehr festzustellen; jedoch
hat Mersch als Namenwort in der Bedeutung ,nasses, sumpfiges Gelände*
noch eine weitere areale Verbreitung: ln Südhessen ist das Namenwort
Mersch, welches in rezenten Belegen gelegentlich mit hyperkorrekter Schrei-
bung"^ als Mörsch, Morsch begegnet, in Flurnamen gut bezeugt. Die Überlie-
ferung setzt im späten 13. Jahrhundert ein (SHessFln 676; ShessWb 4, 636).
Auch im Rheinland weisen nur noch Flurnamen auf einstiges appella-
tivisches Vorkommen von Mersch hin. Im niederfränkischen Gebiet begegnen
diese rechts und links des Rheins; im Ripuarischen kommen sie in den alten
Kreisen Ahrweiler, Bonn, Düren und Jülich vor, im Moselfränkischen in den
Altkreisen Bernkastel und Cochem und im Rheinfränkischen im Lkr. Bad
Kreuznach (Dittmaier 197f.). Sie reichen also nahe an das mit einem frühen
urkundlichen Beleg vertretene Mainz (siehe oben) heran. In Luxemburg ste-
hen die Flurnamen Meresch, Meersch, Miersch für sumpfiges Gelände (Anen
1945, 35); die historischen Belege für die luxemburgische Gemeinde Mersch
(siehe oben, Abschnitt B) zeugen vom hohen Alter des Namenwortes in die-
sem Raum.
Mersch ist vereinzelt seit dem späten 13. Jahrhundert und verstärkt seit dem
14. Jahrhundert in Flurnamen der Regionen Rheinhessen (Ramge 1979, 207;
Zernecke 1991, 344) und Pfalz (Christmann 1951, 126; PfälzWb 4,
1301 f.; Zink 1923, 154) belegt; einige der rezenten pfälzischen Flurnamen
zeigen die hyperkorrekte Schreibung Mörsch, ln den südrheinfränkischen
Raum rechts des Rheins reichen die südlichsten Belege des Namenwortes
Mersch:~>(' Die Gemarkung Hochstetten im Lkr. Karlsruhe hat einen zugehö-
rigen Flurnamen aus dem Jahr 1702: 2 Viertel im Mörsch in Krummen Äggern
(Schneider 1960, 151 f.).
D. Die Kartierung der Flurnamenbelege des Saar-Mosel-Raumes (vgl. Abb.
32) zeigt eine schwache Verbreitung fast im gesamten Untersuchungsgebiet
diesseits der Sprachgrenze. Nach Südosten hin laufen die Belege langsam aus.
Wie oben dargestellt wurde, finden sich die südlichsten Belege des deutsch-
sprachigen Raumes überhaupt im Raum Karlsruhe, also in relativ kurzer Dis-
tanz zum Untersuchungsgebiet.
Einzelne mit Mersch gebildete Flurnamen - in Elvange, Guinglange,
Redange - reichen bis an die Sprachgrenze heran, überquert wird diese jedoch
nicht. Der älteste Beleg findet sich in Cattenom / Kattenhofen und somit im * 256
25> Vgl. z. B. ahd. leffil, mhd. leffel - nhd. Löffel'. Die Form mit sekundärer Rundung
des Id zu /0/ ist in die Standardsprache eingegangen.
256 Vgl. auch oben in Abschnitt B den historischen Siedlungsnamenbeleg für Mörsch
im Lkr. Karlsruhe.
225
moselfränkischen Dialektraum (vgl. oben den luxemburgischen Siedlungs-
namen Mersch mit seinen Frühbelegen).
Die älteren historischen Belege lauten meist mersch oder merche. Jüngere
historische und rezente Belege zeigen häufig die hyperkorrekte Schreibung
morsch. Bei den Belegen au merxe aus Cattenom sowie la petite maix aus
Guinglange handelt es sich um romanisierte Schreibungen.
Bis auf einen Fall nicht in die Belegliste aufgenommen wurden mit dem
Gewässernamen Morschbach gebildete Flurnamen: Das Bestimmungswort
dieses Namens ist eine sk-Ableitung von urgerm. *möra- ,Morast, sumpf-
artiges Land1; letzteres ist eine Vrddhi-Ableitung von urgerm. *mari- ,See,
Meer1. Zu *möra- stellen sich ahd. mhd. muor n., asächs. mör, aengl. mör
,Sumpf, Moor1 (Darms 1978, 162-166; LÜHR 2000, 13f.). Auch außerhalb
des Untersuchungsgebietes finden sich entsprechende Flurnamenbelege wie
1471 im morszfelde, 1588 bei den Morschweyden, 1604 im Morsch (SHESS-
Wb 4, 636; vgl. auch Dittmaier 207 mit Hinweis auf niederländisches Vor-
kommen und SCHÖNFELD 1950, 48). Der rezente Name Mörschbach aus
Wolfersweiler wurde aufgenommen, weil der Mundartbeleg auf Mersch
schließen lässt; die verschriftete Form ist als das Ergebnis hyperkorrekter
Rundung zu interpretieren.
Auffällig ist der Originalbeleg in marchvelt aus Wallerfangen: Marsch er-
scheint in appellativischer Verwendung und als Namenwort nur bis zum Müns-
terland und Nordhessen, südlich davon kommt nur Mersch vor. Die Abwan-
derung des Wortes aus seinem Stammgebiet an der Nordseeküste muss dem-
nach stattgefunden haben, bevor die Senkung zu Marsch und der r-Schwund zu
Masch eingetreten sind. Daher handelt es sich beim Wallerfanger Flurnamen,
wenn keine Verschreibung oder Verlesung vorliegt, auch wegen des fehlenden
(sch) vielleicht um eine Bildung mit einem anderen Appellativ, möglicherweise
mit Mähre, hier dann in der nicht movierten, umlautlosen Form.'7
(R. K.) 257
257 Vgl. ahd. marahscalc < germ. *marha- m. ,Pferd1, sonst ahd. mer(i)ha, mhd. merhe
aus der movierten Form germ. *marhVjö- f. ,Stute1.
226
Nr. 27
Pfuhl m.,Lache, Ansammlung stehenden Wassers4
A. Pfuhl, mda. |pu:l| (gekürzte Auswahl bis 1700):
Altstadt (Hb): 1700 or dt. uf der höh oben am pulacker (LA Sp B 2/672.1),
1700 dt. oben am pulacker (GEB), o In den Pfuhläckern [pu:lekn / am pu:l].
Bettwiller (Dr): 1692 or. dt. inn kullmanns ackern (AD BR 8 E 36 Nr. 1), o
Pfühlmannackern / pfuhlmannsackern [pudmons'akß]. Bischmisheim (SB):
1581 or. dt. beim deuffels pfui (StA Tr W 20), o Der Teufelspfuhl
['daivolspud]. Blieskastel (SI): 1626 or. dt. unterst pfuhlwies / oberst
pfuhlwies samt pfuhl (SP1ES Amt Blieskastel, 269), 1663 or. dt. die oberste
pfulwies (SPIES Amt Blieskastel, 297), o In den Pfuhlwiesen [in da
'pu:lvi:za]. Bous (Sl): 1587 dt. schwarzen pfuhl (GEB), 1587 kop. 1657 dt. im
schwartzen pfuel (LHA Ko 218/676, 3), 1592 or. dt. im schwartzen pfuoll
(RUPP Gerichtsbuch, 27), 1613 dt. auf die pfui welder (LHA Ko 218/674, 7),
1613 dt. im schwartzen pfui (LHA Ko 218/674, 11), 1613 dt. in den pful-
weiden (LHA Ko 218/674, 30), 1613 dt. im loch im schwartzenpfull (LHA Ko
218/674, 35), 1613 dt. im schwartzen pfui / in den pfulfeldern (GEB), 1613-
1714 or. dt. in den pfulfeldern / in den pfüllfelder / im schwarzen pfui / im
schwarzen pfull (LHA Ko 218/674, 1-126), 1616 or. dt. schwartzen pfull
(RüPP Gerichtsbuch, 45), 1656 or. dt. in dem kehr da der pfuhl ist (RUPP Ge-
richtsbuch, 68), 1657 or. dt. im schwartzen pfähl (RUPP Gerichtsbuch, 1 16),
1657 or. dt. schwartzenpfuil (RüPP Gerichtsbuch, 118), 17. Jh. dt. im
schvartzen puil (LHA Ko 218/675, 110), 17. Jh. dt. im schwartzen pul (LHA
Ko 218/675, 116), 17. Jh. dt. in den pül veldern (LHA Ko 218/675, 132), o In
den Pfuhlfeldern [en da 'pudfelden]. Im Schwarzenphul [em 'JVa:tS9npu:l], Im
Pfuhl [em pu:l]. Fechingen (SB): 1684 or. dt. im pfulengarten / im pfuhlgar-
ten / im phulgarten (GEB), o Phulengarten [em 'pu:lga:d9], Habkirchen (SI):
1421 kop. 1570 dt. zu dem pfull (WEIZSÄCKER Weistümer, 133), 1570 dt. biss
zu dem pfull (LHA Ko 1 C/37, 138-152), 1577 dt. biss zu dem pfull / zu dem
pfull (LHA Ko 1 C/37 Bd. 1), o Ahnung ober dem Nassland oder Pfuhl ['ufm
pu:l], Loupershouse / Lupershausen (Sg): 1697 or. dt. dass pul etzel / dass
pull - (AD Mos 4 E 338), o Pouhl etzel / pfuletzel ['pudetsal]. Medelsheim
(Hb): 1547 dt. schwebels pfuell (KAMPFMANN Beiträge), 1547 dt. schwebels
pfuell (MÖTSCH Parr, 74), 1564 kop. ca. 1564 dt. der Schwefels pul / neben
dem Schwefels pul (SCHARF Stella, 49), 1564 kop. ca. 1564 dt. am Schwefels
pul (SCHARF Stella, 52), 1661 dt. uf den pfuelbaum / bei den pfülbäumen
(MÖTSCH Parr, 65), 1661 dt. zu schweb eis spfuel (MÖTSCH Parr, 74), 1671 dt.
schwebels pfuhl (MüTSCH Parr, 74), 1671 dt. ahn schwebelpfüll (FLA W
2318), o Oben an der Strasse streckt auf den Schwefelspfuhl [om 'jve:vls pu:l].
Bei den Pfuhlbäumen [en da 'pu:lbe:m]. Merzig (MW): 1610 kop. dt. obents
dem pfuhllfeldt (StA Tr 1672/347), 1610 kop. 17. Jh. E. dt. obents dem pfuhll
227
feldt (StB Tr 1672/347 fol 59r), 1633 kop. 1687 dt. von dem winlandt ahn biss
wieder die ahnwaldt dess pfollfeldtss (StB Tr 1672/347 fol 81v), 1645 kop. dt.
ahn dass puell feldt (StA Tr 1672/347), 1645 kop. 17. Jh. E. dt. in den puell
feldern (StB Tr 1672/347 fol 95r), o Puhlfelder ['pu:lfelde]. Spiesen (Ot):
1538 kop. 18. Jh. dt. jehnseitt des hunger pfuels (LHA Ko 218/571, 5), o
Unterm Hungerpfuhl ['uno am 'huqepud]. St. Ingbert (SI): 1535 dt. in den
hongersphulte (GEB), o Hungerpfuhl [dn 'hopnpud]. Valmont / Walmen
(SA) : 1682 or. frz. au poulie l au dessus du pol (AD Mos 4 E 570), o Pfuhl
[pu:l]. Wahlschied (SB): 1686 or. dt. vor pfuhlfeldern (GEB), o Die Pfuhl-
felder ['pu:lfeln]. Walpershofen (SB): 1684 or. dt. im endenpfuhl (GEB), o Im
Entenpfuhl [im 'endopu:!]. Wellesweiler (Ot): 1564 kop. ca. 1564 dt. biss vor
den pultwalt (Scharf Stella, 13), 1582 kop. 17. Jh. dt. vor dem pfullwaldt
(LA Sp F 1/39 fol 191 r), o Im Pfuhlwald [am pudvalt].
Pfuhl, mda. |pu:I| historisch und amtlich auch in:
Alschbach (SI), Altheim (Hb), Asswiller (Dr), Berschweiler (SB), Bes-
seringen (MW), Bilsdorf (SI), Bliesen (SW), Bliesransbach (SB), Pieden-
dorf (SU), Dirmingen (Ot), Elm (SI), Engelfangen (Köllerbach) (SB), Ens-
heim (SI), Faha (MW), Farschviller (Fb), Fechingen (SB), Güdesweiler
(SW), Güdingen (SB), Guenviller (SA), Hassel (SI), Haut-Clocher / Zit-
tersdorf (Sb), Hirschland (Dr), Insming (Al), Klarenthal (SB), Lautzkir-
chen (SI), Lhor (Al), Mainvillers (Fa), Namborn (SW), Neunkirchen (Ot),
Niedergailbach (Hb), Niederstinzel (Fe), Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen
(Sa), Püttlingen (SB), Rémerîng-lès-Puttelange (Sa), Roden (SI), Rohr-
bach (SI), Rohrbach-lès-Bitche (Rb), St. Arnual (SB), St. Wendel (SW),
Welschbach (Ot), Werschweiler (SW), Wiebelskirchen (Ot), Zetting (Sg).
Pfuhl, mda. |pu:l| nur amtlich auch in:
Adamswiller (Dr), Altviller (SA), Barst (SA), Berg (Dr), Biding (Gt),
Bischtroff-sur-Sarre (SU), Blickweiler (SI), Bosen (SW), Breitfurt (Hb),
Butten (SU), Dourd'Hal (SA), Eft-Hellendorf (MW), Eimersdorf (SI),
Eisen (SW), Eitzweiler (SW), Erstroff (Gt), Faulquemont / Falkenberg
(Fa), Francaltroff (Al), Gonnesweiler (SW), Haus Furpach (Ot), Hecken-
dalheim (SI), Henriville (SA), Hinsbourg (PP), Hirtel (SB), Hofeld-
Mauschbach (SW), Holving (Sa), Hoof (SW), Illange (Th), Keskastel (SU),
La Petite-Pierre / Lützelstein (PP), Lautzkirchen (SI), Lebach (SI), Lem-
berg (Bi), Lhor (Al), Loupershouse / Lupershausen (Sg), Loutzviller (Vo),
Metzing (Fb), Nalbach (SI), Neualtheim (Hb), Nohfelden (SW), Ober-
kirchen (SW), Ommersheim (SI), Ormersviller (Vo), Ormesheim (SI),
Pontpierre / Steinbiedersdorf (Fa), Porcelette (SA), Rilchingen-Hanweiler
(SB) , Schoenbourg (PP), Schwarzenbach (SW), Schweyen (Vo), Seing-
bouse (SA), Selbach (SW), Siewiller (Dr), Siltzheim (SU), Tieffenbach
(PP), Urweiler (SW), Valmont / Walmen (SA), Waldwisse (Si), Weben-
heim (Hb), Weislingen (Dr), Wemmetsweiler (Ot).
228
Pfuhl, mda. |pu11:
Berthelming (Fe): 1721/22 or. frz. pfuhlmatt / pföhl matt feldt / phuhlmatt
feldt (AD Mos E depot 69 1 G 1), 1722 or. frz. pfuhlmatt feld (AD MM B
11772/3, 73), 1722 or. frz. phuhlmatt (AD MM B 11772/3, 74), 1722 or. frz.
pfühlmatt feld (AD MM B 11772/3, 93), 1722 or. frz. pfuhl matt feld (AD MM
B 11772/3, 199), 1722 or. frz. pfuhl matten (AD MM B 11772/3, 210), 1722
or. frz. pfuhl matt feld (AD MM B 11772/3, 243), 1722 or. frz. phul matt feldt
(AD MM B 11772/3, 257), 1722 or. frz. puhlmatten (AD MM B 11772/3,
262), 1722 or. frz. pfuhlmatt (AD MM B 11772/3, 320), 1722 or. frz.
pfuhlmatt feld (AD MM B 1 1772/3, 333), 1722 or. frz. phuhl matten (AD MM
B 11772/3, 347), 1722 or. frz. pfuhl matten (AD MM B 11772/3, 595), o
Pfühl ['pul], Pfühlmatt fpulmat], Pfühlmatt feld [pulmat'beuj’]. Bettange (Bo):
1697 or. dt. in krödenfiihl (AD Mos 4 E 40), 1762 or. dt. in gredten pfuhl I bey
dem mörter oben an den pfählen / längs greden pfuhl (AD Mos E depot 73 1
G 1), o Greten pouhl ['kreitapol / 'kre:tapul], Merderpouhl [dt? 'memdupul],
Betting-les-Saint-Avold (SA): o Fischpfuhlgärten [dt: 'fijpulgartan]. Bistroff
(Gt): 1591 kop. 17. Jh. dt. vff dem ross pfull (LHA Ko 218/806, 49), o
Rosspfuhl [ro:spul]. Francaltroff (Al): 1818 frz. rouge poul (LA Sb
Heimstatt Akten Nr. 31), o Rosch pfuhl ['frajpul]. Gronig (SW): 1789/92 dt.
zwischen puhl und der bliesbach (GEB), 1791 or. dt. in der phul dell (LHA
Ko 24/975), o Pfuhldell [pu'del]. Insming (Al): 1739 or. frz. le fisch pfühl /
fiche poulle (AD Mos E depot 351 3 CC 3), 1756 or. frz. le friche poulle /
ßspoulle (AD MM B 11895), 18. Jh. or. frz.frihepoulle (AD Meu 4 H 103), o
Fischpfuhl ['fejpul]. Kappelkinger (Sa): 1702 or. frz. meshpoulle / dessus
meshpoulle (AD Mos G 124), o Mistpfühl ['mej’tpul]. Metzing (Fb): 1687 or.
dt. im pull am rech / oben am pul (AD Mos 4 E 373), o Pfuhl [pu:l],
Pfühlwiese ['pu:lvi:s], Pfuhlheck ['pu:lhek]. Mörsbach (Fb): o Mokenpfuhl
['mo:gapu:l]. Petit-Tenquin (Gt): o Heiden pouhl ['haidapul]. Porcelette
(SA): o En bas du village sur froeschen pouhl ['onan am dauf uf 'frejabud],
Auffroeschen pouhl / auffröschenpfuhl [uf da 'freja 'bu:l], Rosbruck (Fb): o
Beim oberen fischpfühl [bim 'avara 'fijpul], Fischpfühl ['fij'pulj. Neben dem
fischpfühl ['ne:va am fijpul], Oberste fischpfühl \'ovnjcla 'fijpul]. Virming
(Al): 1697 frz. dans rochepoul (LA Sb Heimstatt Akten Nr. 110), 1698 kop.
frz. au bas de rochepoulle (LA Sb Heimstatt Akten Nr. 110), o
Roschpfuhlwiesen ['ro:jtpul], Roschpfuhl ['ro:jtpul].
Pfuhl, mda. [po:11:
Berthelming (Fe): o Poolmattskroowe [po:lmats'kra:va]. Biding (Gt): 1686
kop. 1730 dt. langen pull / langen puhl (AD Mos E suppl. 85 2 CC 2), o
Langenpfuhl ['larppod], Britten (MW): o Poolwiss ['po:Ivis]. Büschdorf
(MW): o Im Intepool [im vintapo:l]. Farebersviller (SA): 1698 or. dt. an
trachenpfuel / anderseith trachen pfuel / oben an drachen pfuel (AD Mos 4 E
229
153), 1736 or. dt. an der seifs drachen pull / oben an drachen pull / im
trachenpuhl / vor drachen puhl (AD Mos 4 E 154), o Haardepool
['ha:udopo:l], Drachenpfuhl ['traxopod], Pfuhlfeld ['podfelt]. Haute-
Vigneulles / Überfällen (Fa): o Sirnmlinger pool ['simlirje pod]. Fhor (At):
1729 or. frz. auff pfiilmatt (AD Mos 4 E 328), 1733 or. frz. pfull matt /
pfiilmatt / pfullmatten / auff pfulmatt / auff pfullmatt / auff der pfullmatten /
auff der pfiillmatt (AD MM B 11780-11781), o Auf pfuhlmatt [of 'podmot],
Pfuhlmatt ['podmot], Losheim (MW): o Hiirschpool [''himjpod]. Loutzviller
(Vo): o Hinten beim kreutz pouhl ['hinum bim 'kritspod]. Macheren (SA):
1697 or. dt. in der pullwiess / uff die pfull wiess (AD Mos 4 E 341), o Paul
viss [podvis], Mondorf (MW): o Bairn Pool [bairn pod]. Oermingen (SU): o
Pfuhlgaerten ['podgeuto]. Piesbach (SI): o Im Alpful [em 'eadonpodj.
Richeiing (Sa): o Ackerwänt form pool [akevent foem 'pod]. IJberherrn (SI):
o Pool [pod]. Waldvveistroff (Si): 1694 kop. frz. intepoulle / tournailles
d'intepoulle / tournaille de intepoul / intepoul (AD Mos 4 E 596), o Ennten
pouhl ['entopod]. Walschbronn (Vo): o Krepener pouhl ['krepont? pod],
Krepener hiihe zum pouhl ['krepont? pod]. Wehingen (MW): o Am Pool [em
pod], Wellingen (MW): o Em Pool [am pod].
Pfuhl, mda. [pol|:
Bisten-en-Lorraine (Bo): 1698 dt. im pull acker (AD Mos E suppl. 90 1 G 1
fol 97), o Pouhlacker ['polakt?]. Britten (MW): 1721 or. dt. von erffenbohr bis
ahn die pohlwiess (LHA Ko 1 C/15187, 25), o Hinter Puhlwies ['heenu dt?
pol'vis], Petit-Tenquin (Gt): o Schwem pouhl ['JVempol]. Tünsdorf (MW): o
Lischenpfuhl [em 'lejopol], Im Lischenpfuhl [em 'lejopol j.
Pfuhl mit steigendem Diphthong, mda. [poul, paul, poul| (gekürzte Aus-
wahl bis 1700):
Biringen (SI): 1490-1781 or. frz. hinder den eichen dit merpoul (GEB), 1490-
1781 or. frz. hinder den eichen appelle merpoul (GEB), 1685 kop. dt. bey dem
mehr poehll (StA Tr 1672/347), o Meerpfuhl ['mempoul]. Britten (MW):
1707 or. dt. wittib laurien poel (LHA Ko 182/209/1-642, 432), 1707 or. dt.
wittib laurien poel (GEB). Düppenweiler (MW): 1603 or. dt. wysse am
schwarzen pful (GEB), o Im Schwarzenpfuhl [em jvatss'poul]. Freybouse
(Gt): 1683 or. frz. puhlgarten (AD Mos H 4516), o Pfuhlgärten ['poulgeton].
Insming (Al): 1688 frz. chantzphoulle (AD Meu 4 H 103 Nr. 11), o
Schanzpfuhl [jants'poul], Nennig (MW): 1588 kop. ca. 1600 dt. stost auff den
pull vff weiser weissen (LHA Ko 210/1419, 19), o Im Puhl [am poul].
Pfuhl mit steigendem Diphthong, mda. [poul, paul, poul] historisch und
amtlich auch in:
Berviller-en-Moselle (Bv), Felsberg (Sl), Hasborn-Dautweiler (SW),
Mitlosheim (MW), Waldwisse (Si), Wochern (MW).
230
Pfuhl mit steigendem Diphthong, mda. |poul, paul, poul] nur amtlich auch
in:
Bachem (MW), Bibiche (Bv), Biel (Bardenbach) (MW), Diefflen (Sl), Düp-
penweiler (MW), Erckartswiller (PP), Flastroff (Si), Fletrange (Fa), Frey-
bouse (Gt), Gersheim (SI), Henriville (SA), Hüttersdorf (Sl), Kirsch-les-
Sierck (Si), Kleinblittersdorf (SB), Höpital (L ) / Spittel (SA), Limbach
(Sl), Losheim (MW), Marange-Zondrange (Fa), Maxstadt (Gt).
Variante Pfiihl(en), mda. |peilo, pi:ln], auch mit [ü(:), i(:), ö:, e:, oi, ai| (ge-
kürzte Auswahl bis 1700):
Blieskastel (SI): 1626 or. dt. bei den pfählen (Spies Amt Blieskastel, 269).
Bliesmengen-Bolchen (SI): 1580 kop. 16. Jh. dt. bey den pfui (WEIZSÄCKER
Weistümer, 147), o In den Pfühlen [en da 'peila], Faha (MW): 1637 or. dt. in
der frösch pühlen (LHA Ko 55 A 4/977, 1), o ln den Fröschpfühlen [en do
'frasjopidn], Nennig (MW): 1646 or. frz. in dem froschpoul / in dem froschen-
pullen / in dem froschpullen (LA Sb Büb B 38, 6), o Fröschenpfuhl [am
'froejapeil]. Oberkirchen (SW): 1564 kop. ca. 1564 dt. bei den enten puln /
die enten pul (SCHARF Stella, 21), o In den Entenpfühlen [en da 'entapid], In
den Entenpfühlen [in da 'entapyd], Ottonville (Bo): 1694 or. dt. pfulbaum I
bey pfui bäum / hinder pfulbaum / hinter pfulbaum (AD Mos E depot 534 1 G
1), o Poulh bäum ['peil baim], Reinheim (SI): 1570 kop. 1874 dt. zu dem pfull
(LA Sp F 4 Blieskastel 2), o Im Pfuhl auf dem Sand [im by:l of am zant].
Schoenbourg (PP): 1691 kop. 17. Jh. dt. die leimen pfui / die levmen pfui
(HSA Mü Kasten blau 439/ 104), o Leimenpfühlen [le:ma'leja].
Wiebelskirchen (Ot): 1544/54 dt. in der pfulwies (GEB), o In der Pfühlwies
[en 'pi:la].
Variante Pfühl(en) historisch und amtlich auch in:
Bergweiler (SW), Brenschelbach (Hb), Fechingen (SB), Garrebourg (Pb),
Herbitzheim (SU), Niederkirchen (SW), Ottweiler (Ot), Reinheim (SI),
Romelfing (Fe), Schwarzerden (SW), St. Wendel (SW), Steinbach über
Lebach (Ot), Urexweiler (SW), Volksberg (Dr),Wiebelskirchen (Ot).
Variante Pfühl(en) nur historisch auch in:
Altheim (Hb), Bettange (Bo), Niederstinzel (Fe), St. Johann (SB).
Variante Pfiihl(en) nur amtlich auch in:
Blieskastel (SI). Braunshausen (SW), Dudweiler (SB), Furschweiler (SW),
Kostenbach (SW), Lohr (PP), Nennig (MW), Obersaibach-Kurhof (SB),
Perl (MW), Siewiller (Dr), Sturzeibronn (Bi), Vahl-Ies-Faulquemont (Fa),
Wolfersweiler (SW).
Pfuhl ohne Mundartbelege (gekürzte Auswahl bis 1600):
(Alt-)Saarbrücken (SB): 1588 or. dt, pfulgarten (LA Sb 22/2399 / BAUER
1957). Ballweiler (SI): 1581 or. dt. beim grossen pfuhl (SPIES Amt
231
Blieskastel, 179). Benestroff / Bensdorf (Al): 1546 or. dt. vff dem hwsspoell
(AD MM B 658 Nr. 50). Berig-Vintrange (Gt): 1591 kop. dt. in klein
pfullgenn (LHA Ko 218/806, 24), o Sur klein pelchen [of kle:peljn 'hivol],
Bierbach (SI): 1554 or. dt. dodenpfull (Neubauer Regesten Werschweiler,
Nr. 1146). Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg): 1500 or. dt. an den grossen pfui
(LA Sb von der Leyen 7003), 1503 kop. ca. 1600 dt. von dem pfull heraussen
(LA Sp F 4 Bliesbrücken 1), 1503 kop. 17. Jh. dt. durch den pfull (AD Mos 3
J 58). Blieskastel (SI): 1574 or. dt. auf dem osterherg heim pfui (SP1ES Amt
Blieskastel, 177). Dagstuhl (MW): 1546 or. dt. zum pfuhl / uff den pfuhl (AD
BR E 5576 fol 13r). Diebling (Fb): 1591 kop. 17. Jh. dt. oben am enndten
pfull (LFIA Ko 218/806, 71), o Entenpfuhl [ endopul], Dudweiler (SB): 1589
or. dt. im Steinmetzengarten das pfuhlstück genannt (NASALO). Einöd (Hb):
1554 dt. hinter dem dodenpfull (LlPPS Flurnamen Einöd, 43), 1565 dt. der pfui
garten (LlPPS Flurnamen Einöd, 63). Erfweiler-Ehlingen (SI): 1421 dt. bis an
den pfuhl / bei dem pfuhl (Spies Amt Blieskastel. 29), 1504 or. dt. uff den
hellspergk by dem phule (WEIZSÄCKER Weistümer, 433), 1504 dt. uf den
helsberg by dem phulle (GEB), 1556 dt. ahn den pfui (GEB), 1570 dt. bey dem
pfull biss zu knoblochs feit (GEB), 1577 dt. ahn den pfull (GEB). Gersheim
(SI): 1408 kop. 16. Jh. dt. by denn pfull (LA Sb 22/2441 fol 288). Kleinott-
weiler (Hb): 1520 or. dt. bis an den pfuhl (LA Sb 22/2441), 1520 or. dt. an
den pfuhl (FS Kleinottweiler, 35), 1520 dt. bis an den pfuhl zwischen dem
jungen xvald u. dem alten wald (FS Kleinottweiler, 35), 1530 or. dt. am pfuhl
an zu mohr (FS Kleinottweiler, 38), 1530 or. dt. in den pfui (FS Kleinott-
weiler, 39), 1531 or. dt. in den pfui (LA Sb 22/2441), 1531 dt. pfuhl (FS
Kleinottweiler, 27), 1531 dt. biss in den pfui (FS Kleinottweiler, 35). Laudre-
fang (Fa): 1591 kop. 17. Jh. dt. die pfull wissen (LHA Ko 218/806, 64).
Lebaeh (SI): 1563 dt. aptsgrund bey den schwartzen pfuhl an moritzwald /
schwartzenpfull am moritzwald (GEB). Limbach (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt.
der stein beim doten pul (SCHARF Stella, 12), o Todtenpfuhl. Lisdorf (SI):
1576 dt. klein und gross franckenpful / uf klein frankenpful / uff den erdpfuhl /
uff den meerpfuhl (GEB). Loupershouse / Lupershausen (Sg): 1591 kop. 17.
Jh. dt. oben am enndten pfull (LHA Ko 218/806, 71). Lutzelbourg (Pb): 1583
or. dt. auf den wüsten pfuhl (AD Mos B 2347). Malstatt-Burbach (SB): 1586
or. dt. inn den pfulwysen / im pfuel (LA Sb 22/2399 / BAUER 1957), 1588 or.
dt. im pfülgarten (LA Sb 22/2399 / BAUER 1957), o Im Pfuhl. Niedaltdorf
(SI): 1488 kop. 16. Jh. dt. nyden an dem pfull (AD Mos H 1026 fol 121 f.).
Niederkirchen (SW): 1564 kop. ca. 1564 dt. bei den enten puln / die enten
pul (SCHARF Stella, 21), o In der Dombach obig Pfuhlmichelsborn, In
Dieberstall bey den Entenpfuhlen, Auf dem Langenfeld bey den Entenpfühlen.
Oberlinxweiler (SW): 15. Jh. or. dt. entten pul (LA Sb 22/2456 fol 2r), o Im
Streit beim Entenpfuhl. Saint-Avold (SA): 1591 kop. dt. amptmanns Steffens
pfull gartten (LHA Ko 218/806, 5). Sarralbe / Saaralben (Sa): 1559 or. frz.
au swartzen pfui (AD Mos 10 F 361). Theley (SW): 1486 dt. an niedersten
232
pfuhl in der blies (Bongartz ZGSG 15, 46f.). Vallerange (Gt): 1591 kop. dt.
im pfui (LHA Ko 218/806, 22). Wadern (MW): 1546 or. dt. bei dem leimen
pfuhl (AD BR E 5576 fol 24r).
Pfuhl ohne Mundartbelege historisch und amtlich auch in:
Berschweiler (SB), Brenschelbach (Hb), Durstei (Dr), Engelfangen (Köl-
lerbach) (SB), Freyming-Merlebach / Freimengen-Merlenbach (SA), Gü-
desweiler (SW), Hambach (Sg), Hellenhausen (SB), Herbitzheim (SU),
Heusweiler (SB), Lhor (Al), Mainzweiler (SW), Namborn (SW), Nass-
weiler (SB), Neualtheim (Hb), Neunkirch-les-Sarreguemines (Sg), Neun-
kirchen (Ot), Niedersalbach (SB), Remering-les-Puttelange (Sa), Rimsdorf
(SU), Saarwellingen (Sl), Schalbach (Fe), Scheidt (SB), Virming (Al),
Waldwisse (Si), Wellesweiler (Ot).
Pfuhl ohne Mundartbelege nur historisch auch in:
Achen (Rb), Altheim (Hb), Baltersweiler (SW), Beeden (Hb), Bergweiler
(SW), Berthelming (Fe), Bietschied (SB), Bous (Sl), Bübingen (SB),
Dilsburg (SB), Dirmingen (Ot), Ensdorf (Sl), Eschringen (SI), Farschviller
(Fb), Fenetrange / Finstingen (Fe), Geislautern (SB), Gronig (SW),
Habkirchen (SI), Harskirchen (SU), Hassel (SI), Haut-Clocher / Zitters-
dorf (Sb), Helstroff (Bo), Hilbesheim (Fe), Hirschland (Dr), Hüttigweiler
(Ot), Insming (Al), Karlsbrunn (SB), Langatte / Langd (Sb), Lautzkirchen
(SI), Macheren (SA), Mechern (MW), Medelsheim (Hb), Momerstroff
(Bo), Niederlinxweiler (SW), Niederwürzbach (SI), Ommersheim (SI),
Ottonville (Bo). Ottweiler (Ot), Petit-Ebersviller (SA), Pontpierre / Stein-
biedersdorf (Fa), Quierschied (SB). Remmesweiler (SW), Romelfing (Fe),
Sarraltroff (Fe), Sarreguemines / Saargemünd (Sg), Schiffweiler (Ot),
Schopperten (SU), Schorbach (Bi), Schwalbach (Sl), Schwarzenbach (Hb),
Sellerbach (Köllerbach) (SB), St. Arnual (SB), St. Ingbert (SI), St. Johann
(SB), Sulzbach (SB), Teterchen (Bo), Tieffenbach (PP), Überherrn (Sl),
Wadern (MW), Wahlen (MW), Wedern (MW), Wittersheim (SI), Woelf-
ling-Ies-Sarreguemines (Sg), Zilling (Pb).
Pfuhl ohne Mundartbelege nur amtlich auch in:
Blies-Guersviller (Sg). Bliesen (SW), Carling (SA), Diesen (SA), Ensheim
(SI), Freybouse (Gt), Göttelborn (SB), Harprich (Gt), Hasborn-Dautweiler
(SW), Hazembourg (Sa), Hoof (SW), Insming (Al), Leitersweiler (SW),
Münchweiler (MW), Nalbach (Sl), Niedersaubach (Sl), Niederwürzbach
(SI), Nilvange (Ha), Oeting (Fb), Ormesheim (SI), Reipertswiller (PP),
Waldhambach (Dr), Walhausen (SW), Weiten (MW).
Pfuhl, mda. [pfu:l, pfoul, pfui]:
Durstei (Dr): 1692 or. dt. im see pfui (AD BR E 5825), o Auf den see pfuhl
|of da 'ze:pfu:l]. Erckartswiller (PP): o Heydenhübel pfuhl [haidohivol am
pfu:l]. Püttlingen (SB): o Vor Pfühlbosch [fomrn 'pfudbYj]. Saarwellingen
233
(Sl): 1686 or. frz. entzpful (AD Mos 10 F 456), 18. Jh. dt. enspful (Jungk), o
Im Ensphul ['entspfulc 'ekon], Äntzpfuller Acken ['entspfub ekanj. Antzpfuller
Weesch ['entspfolt? ve:J]. Spiesen (Ot): 1538 kop. 18. Jh. dt. jehnseitt des
hunger pfuels (LHA Ko 218/571, 5), 1771 or. dt. ober dem hungerpfuhl
(GEB), o Oberm Hungerpfuhl [am oboro 'hoijeptoulj.
Pfuhl, mda. [fy:l, fo:l, fu:l, foul]:
Dirmingen (Ot): 1741 dt. bey den grundpfühlen (GEB), 1770 or. dt. bey den
grundpfühlen (GEB), o Bei den Grundpfühlen [bei dt? 'yrontfy: 1]. Erckarts-
willer (PP): o Pfuhlmatt [fo:l 'mot]. Francaltroff (Al): o Reschpfuhlgrahen
[lfroJ'fulkro:v3]. Gonnesweiler (SW): o Hinterm Los aufm Ehlenpfühl [‘henem
los om 'e:bnfu:l], Heining-Ies-Bouzonville (Bv): o Pfulfelder oder mittelst
laengt ['fudfeldß metof lerjt]. Hilsprich (Sa): 1690 kop. 1742 frz. foul loch
(AD Mos 4 E 257), o Fouhl loch / pfuhlloch / im faulloch ['fulox], Insnting
(Al): 1739 or. frz. poulle garten (AD Mos E depot 351 3 CC 3), 1756 or. frz.
poullegartue (AD MM B 11895), o Im pfuhlgarten [foulga:do]. Lhor (Al):
1733 or. frz. pfal gaspard eck (AD MM B 11780-11781), o Pfuhlgaspard eck
[fu:Ikajpat?J' 'ek]. Loupershouse / Lupershausen (Sg): 1691 or. dt. uff den
fischpfuhl / am fischpfuhl (AD Mos 4 E 139), o Fiche poul / fischpful
[feffud]. Merchingen (MW): o Fröschenpfuhl [fre:jVfu:l], Auf Pfuhlscheid I.
Gewann [fudjt], Auf Pfuhlscheid 4. Gewann [fu:ljt]. Niederlinxweiler (SW):
1728 or. dt. todespfuhl (HABICHT Niederlinxweiler), 1742 or. dt. unten am
totenpfuhl ! hinter dem oberen totenpfuhl vorn bocksrech / ober dem
totenpfuhl (GEB), 1768/69 dt. im toden pfuhl (GEB), o Todtenpfuhl [da
'do:dofu:l]. Puberg (PP): o Am pfuhl [am 'fy: 1]. Reipertswiller (PP): o Pfuhl
['fy: 1]. Sarralbe / Saaralben (Sa): o Thoten hazingf pfuhl [to:tv? 'he:rir)sful].
Schwarzenbach (SW): o Beim Ehlenpfuhl ['e:bfu:l]. Seingbouse (SA): 1708
or. dt. in den ehe pullen (AD Mos 4 E 524), o Ehpfuhl ['e:fu:l]. Spiesen (Ot):
1538 kop. 18. Jh. dt. jehnseitt des hunger pfuels (LHA Ko 218/571, 5), 1771 or.
dt. der hungerpfuhl samt den oberen gelegenen weydstrich + Viehtrift (GEB), o
Hungerpfuhl [‘hugefud], Am Hunger Pfuhl [am 'huijt?fu:l], Weiterswiller (PP):
o Pfühl ['fy:1]- Woelfling-les-Sarreguemines (Sg): o Seyer pohl [seio'fud].
Wolfersweiler (SW): o Auf dem Bungert ober Schmeyerspfuhl [uf dm 'boijr?t
'o:vb Jmaipf'fu:!]. Zetting (Sg): o Bey goldennen pfuhl [goldono 'fu:l],
Anlautvariante (p), hist, und amtl. (p) bzw. (pf> (ohne Mundartbelege,
gekürzte Auswahl bis 1700):
Büschdorf (MW): 1607 kop. 1682 dt. uff dem mörter oder leimpöl (LHA Ko
143/442, 17), 1607 kop. 1688 dt. uff dem mörter oder leimpoell (StB Tr
1672/347 fol 234r), o Merderpuhl. Hilsprich (Sa): 1690 kop. 1742 frz. sur
hommerspoulle (AD Mos 4 E 257), o Hoummer puhl / hummerpfuhl. Laudre-
fang (Fa): 1687 or. frz. in der pul wiesen / pfulwiesen (AD Mos H 1134).
234
Anlautvariante (p), hist, und amtl. (p) bzw. (pf) auch in:
Altrippe (Gt), Grosbliederstroff / GrolJblittersdorf (Sg), Harprich (Gt),
Hausbach (MW). Hostenbach (SI), Mailing (Si), Namborn (SW), Sarralbe
(Sa), Steinbach über Lebach (Ot).
Anlautvariante (p) nur historisch auch in:
Britten (MW), Münzingen (MW).
Anlautvariante (p) nur amtlich auch in:
Adelange (Fa), Bachem (MW), Bettange (Bo), Bihiche (Bv), Grundviller
(Sg), Guenestroff (Di), Hasborn-Dautweiler (SW), Mainvillers (Fa), Petit-
Tenquin (Gt), Rémering-lès-Hargarten (Bv), Rohrbach-lès-Bitche (Rb),
Welferding (Sg).
Hist, und amtl. Pfuhl, mda. |pudl, pudl|:
Hostenbach (Sl): 1664 dt. bey dem mehr pfuil (LHA Ko 218/747, 15), o
Meerkpuddel \ 'memkpndlj. Lebach (Sl): 1603 dt. in dem erdt pull bey seckers
mühlen (GEB), o Im Endpfuhl ['emdapodl]. Schwalbach (Sl): 1623 dt. im
erdtpful (GEB), 1654 or. dt. jenseits dem erdpfuhl / bey dem erdpfuhl / bey
erdpfuhl / uf griesborner bahn bey die seiffen pfuhl (LHA Ko 218/810, 1-82),
1656 dt. bey dem erbpful (LHA Ko 218/810, 13), 1684 dt. am erdpfuhl (GEB),
1696 or. dt. jenseits dem erdpfuhl / hinter dem erdtpfuhl (LA Sb 22/2933, 1-
120), 1711 or. dt. wider den erbpul (LHA Ko 218/736, 1-128), 1759 or. dt. im
erdpfuhl (LA Sb 22/3241), 1762 or. dt. im erdpfuhl 1.-3. looss (LHA Ko
655/38), o Im Erdpfuhl [em 'e:utpud.l].
Amtl. Pfuhl, mda. [pudl, pudol]:
Hüttersdorf (Sl): o Mohrpfuhl ['mo:upudl], Im Mohrpfuhl [im 'mo:upudl].
Jabach (Sl): o Im Erdpfuhl [em 'emdapudol].
Hist. Pfuhl, amtl. Pudel, mda. [pudal, pudl, pudl|:
Ensdorf (Sl): 1576 dt. bey dem mockenpful (GEB), 1685 dt. seuffenpful (LHA
Ko 218/698, 141), 1691 frz. seüffenpoul (LHA Ko 218/698, 300), 1692 kop.
1730 frz. mottenpoull (LHA Ko 218/698, 252), 1692 kop. 1730 frz.
mottenpoull (LHA Ko 218/698, 253), 1740 dt. mottenphul (NASALO), 1741
frz. nach triangel seiffenpfuhl und dem bau grisborn / der seiffenpfuhl / an den
mottenpfuhl / der mottenpfuhl (GEB), 1741 frz. sur le mottenpuhl (LHA Ko
218/700, 37), 1741 frz. sur le seiffenpfuhl / au près de seiffpfuhl (LHA Ko
218/700, 246), o Seifenpudel ['zeifanpudl], Mottenpudel ['motnpud.l], Motten-
pudel auf den Wald ['motnpud.l auf den valt]. Griesborn (Sl): 1656 dt. bey
dem seiffenpful (LHA Ko 218/810, 8), 17. Jh. dt. off den seujfen pull (LHA Ko
218/736, 68), 1711 dt. an den seuffenpfuhl (LHA Ko 218/736, 3), o
Seifenpudel ['zaifonpudl]. Hostenbach (Sl): 1664 dt. bey dem mehr pfull
(LHA Ko 218/747, 15), o Meerkpuddel ['memkpudl]. Kerprich (Hemmers-
dorf) (Sl): 1666 or. frz. au dessus de salspoul / neuwies uff salspoul (GEB),
235
1688 or. dt. vffder breidt vffdem salsspuhll (StA Tr 1672/347), 17. Jh. E. kop.
ca. 1700 dt. uff der breidt uff dem salsspuhll (StB Tr 1672/347 fol 240r), 1707
or. frz. au dessus de salspoul (LA Sb A Hzgt Lothr, 20), 1707 or. frz. derier
berther kauff salspoul (LA Sb A Hzgt Lothr, 21), 1707 or. frz. im frechpoul
(LA Sb A Hzgt Lothr, 41), 1707 or. frz. auff saltzpoul (LA Sb A Hzgt Lothr,
53), 1748/75 or. frz. audessus de saltzpoul (LA Sb A Hzgt Lothr, 26), 1748/75
or. frz. derrier bertheck auff salspoul (LA Sb A Hzgt Lothr, 29), 1748/75 or.
frz. frechenpoul (LA Sb A Hzgt Lothr, 146), 1748/75 or. frz. auf saltzpoul
(LA Sb A Hzgt Lothr, 212), 1748/75 or. frz. sur le saltzpoul (LA Sb A Hzgt
Lothr, 214), o Im Freschenpudel [em 'frejapaul], Salzpudel [em 'zalspaul].
Hist. Pudel, amtl. Pudel, mda. [pudl]:
Ensdorf (Sl): 18. Jh. dt. mollenpudel (GEB), o Mottenpudel ['motnpudl].
St. Wendel (SW): 1720 dt. unden st. anna creutz zum pudel zu (LHA Ko 1
C/15185, 1-1628), 1788 kop. 1826 dt. im pudel (StA SW B 102 fol 33), 1788
kop. 1826 dt. im puttel (StA SW B 102 fol 38 u. 40), o Bei St. Anna [bai
zaijt'ana], Im Puttel [em 'pudl].
Amtl. Pudel, mda. |pudal, pudal, pudl, pudl]:
Apach (Si): o Frösche puddel [freja 'pudal]. Britten (MW): o Auf dem
Mistenpudel. Buweiler (SW): o Strosspuddel [ftros'pudl]. Diefflen (Sl): o Om
Brainisch Saim Puddel [am 'brainisch zaim 'pudl], Voonersch Puddel ['v.rnnf
'pudal]. Ensheim (SI): o Puddelgäärde ['pud.lgemda]. Felsberg (Sl): o Puddel
Gaaten ['pudl 'ga:tn], Honzrath (MW): o Meerpuddel [mem'pudl]. Hütters-
dorf (Sl): o Moorpuddel ['mompudl], Im Moorpuddel [im 'mompudl]. Lebach
(Sl): o Äärdepuddel ['emdapudl]. Lisdorf (Sl): o Häädepuddel ['he:dapudl].
Lockweiler (MW): o Em Äntepuddel [em “entapudal]. Menningen (MW): o
Arm Fröschepuddel [emn 'froejapudl]. Mitlosheim (MW): o Pudelteilung [da
'pudl]. Noswendel (MW): o Äntepuddel ['entapudl], Oberperl (MW): o Im
Schasspudel [am 'Jaspud.l], Pachten (Sl): o Die Pudelgass [‘pudalgas]. Stein-
berg (MW): o De Puddel [da 'pudl].
Amtl. Pudel, mda. [pul]:
Nohfelden (SW): o In der Pudellwies [di: 'pulvis], In der Pudell über der Wies.
(Vgl. Abb. 33)
B. Die Etymologie des neuhochdeutschen Wortes Pfuhl m. ,Lache, Ansamm-
lung stehenden Wassers4 ist umstritten. Es wird westgerm. *pöla- m. ,Sumpf,
Morast4 unklarer Herkunft vorausgesetzt (KLUGE 698). In der etymologischen
Diskussion stehen sich zwei Meinungen gegenüber: Pfuhl wird einerseits aus-
gehend von westgerm. *pöla- ablautend zu lat. palus, palüdis ,stehendes Was-
ser, Sumpf, Pfütze4 mit unterbliebener Erster Lautverschiebung gestellt. Die
andere Möglichkeit geht von einem Anschluss mit Erster Lautverschiebung an
236
lit. bald ,Bruch, Sumpf aus. UDOLPH 1994, 134-136 plädiert für den zweiten
Ansatz: Im Fall von Pfuhl handele es sich höchstwahrscheinlich um ein Erb-
wort, dem lit. bald ,Bruch, Sumpf entspreche. Nach KLUGE 698 spricht da-
gegen wenig für diesen Ansatz. Das Wort wird mit ahd. pfui (GRAFF 3, 332),
pfuol (Weigand 2, 417) st. m., mhd. phuol st. m. (Lexer 1, 268), mnd. pöl,
pül m., nnd. pohl (MndWb 3, 359), frühmnl. poel m. (VroegMnlWb 3,
3813L), mnl. poel, aengl. pöl, nengl. pool, afries. pöl m. ,Pfuhl, Sumpfloch,
Wasserloch' verglichen (AfriesHdWb 386; MnlHdWb 470; De Vries 1971,
534; EWN 3, 564). In den althochdeutschen Glossen ist das Wort mehrfach
belegt: Das althochdeusche Wort pul st. m. glossiert lat. lama, aqua in via
stans ex pluvia: Dementsprechend bedeutet hier pul, Morast4 (AhdGl 7, 293f.
s. v. phuol). Weitere althochdeutsche Glossenbelege sind: pfui, phul ,voluta-
brum\ pfui ,palus4, phül ,cloaca‘ (ebd.). Nach der älteren Glossenüberliefe-
rung zu urteilen ist die Ursprungsbedeutung des Wortes ,Morast, Sumpf, La-
che, kleiner Teich4. Die diminutive Form Pud(d)el, die gelegentlich auch in
Flurnamen vorkommt (siehe unter D), „ist aus Pfuhl entstanden, indem älte-
rem *pfuel ein /d/ eingeschoben wurde44 (HessFlnAtl Karte 111 und Kom-
mentar; vgl. auch DWB 13, 1804; KLUGE/MlTZKA 1957, 547; anderer Mei-
nung Dittmaier 2362'8).
Ältere Ortsnamen für das niederländische und deutsche Sprachgebiet sind:
(1) Poelgeest, Gde. Oegstgeest (NL, Prov. Südholland): 918/48 кор. 11 Jh.
in Folgest, 1130/57 kop. ca. 1420 terram in Polgheest iacentem et per-
solventem ... tres libras (GYSSEL1NG 291);
(2) Pulheim (Rhein-Erft-Kreis): 1067 ca. Polheim (HAUBRICHS 2006, 19);
(3) Abtspoel, Gde. Oegstgeest (NL, Prov. Südholland): 1130/61 kop. ca.
1420 terram que dicitur Poel quam aqua circumfluit (GYSSELING 56);
(4) Paddenpole, Gde. Wallenhorst (Lkr. Osnabrück): 1240 Paddenpole
(JELLINGHAUS 145).
C. UDOLPH 1994, 136 hat daraufhingewiesen, dass die Namenstreuung von
mnd. pöl derjenigen von strut ,Sumpfwald4 und *bröka ,Bruch, Sumpf ent-
spricht. Diese Namen zeigen „Häufungen in Mitteldeutschland, Ausstrahlun-
gen nach Norddeutschland, in die Niederlande, nach Belgien und Flandern44
(ebd.). Die Präsenz des Wortes in England zeigt außerdem deutliche Verbin-
dungen über den Kanal mit dem Kontinent (ebd.). Es handelt sich also um ein
Wort, dessen appellativische Verbreitung sich auffällig im Westgermanischen
konzentriert: Schwed. pöl, dän. pol sind höchstwahrscheinlich aus dem Nie-
derdeutschen entlehnt.259 „Den oberdeutschen Mundarten ist das Wort fremd * 254
2 s „Die Etymologie bei K1G [gemeint ist Kluge/Mitzka 1960] (unter Pfuhl) trifft
kaum zu, da Pudel gerade dort herrscht, wo das zwischenvokalische -d- nie ge-
schwunden ist.“
254 Jens-Uwe von Rohdf.n: Die Gewässernamen im Einzugsgebiet der Treene: ein Bei-
237
geblieben“ (DWB 13, 1804). Im Süden ist das Wort tatsächlich nur schwach
belegt (vgl. SchwäbWb 1, 1083; Keinath 1951, 44; Kretschmer 1969,
242). Die Verbreitung des Wortes in Hessen bildet die Obergangszone zwi-
schen dem westmitteldeutschen und niederdeutschen Hauptverbreitungsraum
(HessFlnAtl Karte 111 und Kommentar).
Die Verbreitung der Orts- und Flurnamen, die zu mnd. pöl nhd. Pfuhl gehö-
ren, zeigt eine hohe Belegdichte in den Niederlanden und Westfalen; im
wendischen Gebiet östlich der Elbe kommen sie häufiger als im eigentlichen
Niedersachsen vor. In Altholstein sind keine Namen belegt, in Wagrien tau-
chen dagegen Namen auf -pohl auf (JELLINGH aus 1898, 310).26() Auch in Eng-
land kommt -pool häufig in Namen vor (ebd.; Ekwall 1968, 329).260 261 Entlehn-
tes pöl,Pfuhl, Sumpf ist in Toponymen der Picardie verbreitet (FEW 16, 644).
Aus den einschlägigen Dialektwörterbüchern und aus der Flurnamenüber-
lieferung ergibt sich folgendes Bild:
Für das Schleswig-Holsteinische ist Pohl [pöl), Paul m. ,Lache, Pfütze,
Tümpel, Teich4 appellativisch belegt (PI. Pohlen und Pöhl). Pohl oder Pool
kommt in Ortsnamen häufig vor als Bezeichnung für Teiche oder Ländereien,
in denen früher ein Teich war (SchleswHWb 3, 1086f.). Clausen 1988, 88
verweist auf die Flurnamen: Pohlskamp, Pohlkate, Aantenpoof Jettpohl,
Poggenpohl.
Die Mecklenburgische Mundart hat Pauhf Pohl m. ,Pfuhl, Wasserloch'.
Weitere Varianten sind Pool und Poel: Das im 14. Jahrhundert bereits belegte
Appellativ kommt auch in Flurnamen wie Aantenpauhl, Kattenpauhl u. ä. vor
(MECKLWB 5, 340fi).
Im Bremisch-Niedersächsischen ist Pool (Pwl, Poul, Puf Pull, Poel) m.
,Pfuhl, Sumpf als Appellativ lebendig (BremNsächsWb 3, 349fi). Das Ost-
friesische kennt (ohne Hinweise auf Flurnamen) Pöl m. ,Pfuhl, Pfütze, Lache
(worin sich Wasser ansammelt)4 in appellativischem Gebrauch (Ten Doorn-
KAAT Koolman 2, 744fi). Das HambWb 3, 830 verweist auf Pool m. ,Pfuhl,
kleineres stehendes Gewässer; Teich, Tümpel; Pfütze4. Das Wort ist als Appel-
lativ lebendig, es werden auch Flurnamen genannt, deren Überlieferung frühes-
tens im 17. Jahrhundert beginnt: 17. Jh. Wilhadipool; o. D. Pooldiek.
Die westfälische Mundart kennt die Zusammensetzung Huckenpol m. in
der Bedeutung ,eine in Mistpfützen wachsende Pflanze4 (Woeste 107 und
203). Ältere Ortsnamen für Westfalen nennt Jellinghaus 145: z. B. 1225
Blekkincpole bei Winterswijk.
Die Bedeutungsangaben in den rezenten hessischen Dialektwörterbüchern
gehen von der Bedeutung ,Lache, Pfütze, kleiner Teich4 aus; in Südhessen gilt
trag zur Ortsnamenforschung in Schleswig-Holstein, Neumünster 1989, 95.
260 Hermann Jellinghaus: Englische und niederdeutsche Ortsnamen, in: Anglia 20
(1898), 257-334.
261 Eilert Ekwall: English River-Names, Reprint Oxford 1968.
238
auch die Bedeutung Jauche, Jauchetümpel4 (SHessWb 1, 813f.). Die hessi-
schen Flurnamen beziehen sich aber fast immer auf die ursprünglichere Be-
deutung (Dittmaier 228; BUCK 1931, 206; SHessFln 738). Die vertretenen
mundartlichen Varianten gehen von mhd. phuol aus: [pu: 1] (in Nordhessen
stellenweise [pü:l]) und mit Senkung [po:l] zeigen Monophthongierung des
mittelhochdeutschen Diphthongs /uo/, [pouf paul] weisen Übergang zu stei-
gendem Diphthong auf, während [pul], [pol] am Mittelrhein und in der Wet-
terau auf eine mittelalterliche Nebenform mit kurzem Vokal /u/ (Weigand 2,
417) zurückzuführen sind (SFIessWb 1, 813f. und Wortkarte 111; HNassWb
2, 625 - das als Appellativ lebendige Wort ist in Nassau ohne den Südstreifen
verbreitet; Kehrein 1891, 311; FrankfWb 4, 2306). Im Westen und Norden
sind Flurnamen häufiger belegt als in den Räumen in Süd- und Osthessen,
wobei die noch dicht belegten Räume in der Wetterau und im Kinzigraum auf
die alten Sprachzusammenhänge zwischen dem Zentralhessischen und dem
Mittelfränkischen zurückzuführen sind (F(ESSFlnAtl Karte 111 und Kom-
mentar). Mit Pfuhl gebildete historische Flurnamen lassen sich in Hessen bis
ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen: vgl. für das Gebiet an der mittleren Lahn
1641 im Puhlgen / auf dem PuI (Garbenheim, Lahn-Dill-Kreis); 1522 drei
virtheil am Pfulwege (Atzbach, Lahn-Dill-Kreis) (Jung 1985, 148, zur Sen-
kung u > o § 9); für Südhessen 1468 in dem Pule, obwendig deß puls
(SHessFln 738).
Seine östliche Verbreitungsgrenze erreicht das Wort in Thüringen, wo
Pfuhl m. (mda. Fühl) ,feuchte Stelle auf Wiesen und Äckern; Pfütze, Jauche1
bedeutet: Das Wort hat sich kaum in Flurnamen niedergeschlagen (ThÜrWb
4, 1 161).
Das Wort Pfuhl ist in den rheinischen Mundarten allgemein verbreitet, ab-
gesehen von folgenden Räumen: Gebiet der unteren Saar von Merzig an (in
Losheim, Lkr. Merzig-Wadem, kommt es nur noch in Flurnamen vor), Bit-
burg westlich von Kyll, Gebiet der unteren Mosel von Kochern an und Sankt
Goar (wo pul ,Pudel4 in Sinne der Hunderasse bedeutet). Die dialektalen
Hauptvarianten entsprechen den allgemeinen Dialektverhältnissen: ln der
rheinfränkischen Mundart heißt Pfuhl pül, -ou-, öu-; die moselfränkischen Va-
rianten in Saarlouis lauten -ü:-, -öu-\ sonst -ü:-, -ö:-; im Ripuarischen herrscht
die Variante pö:l; im Bergischen -ö:-, -ö-, -ou-, -ü(d)-; im Südniederfränki-
schen -ö:-, -ou-', das Kleverländische hat pül. Die Hauptbedeutung ist Was-
serlache, Pfütze, stillstehendes, meist faulendes Wasser4 (RheinWb 6, 797ff;
Lausberg/Möller 2000, Karte 71 Jauche). Mit Pfuhl (mda. Puhl, Pohl, Pol)
m. ,Lache, Pfütze, kleiner Weiher4 gebildete Flurnamen sind im Rheinfränki-
schen, Moselfränkischen und Ripuarischen allgemein verbreitet. Im Nieder-
fränkischen dagegen ist die Verbreitung solcher Namen nicht sehr groß
(DlTTMAlER 228). Die Flurnamenüberlieferung reicht bis ins 13. Jahrhundert
zurück: Um 1200 ist in Köln der Flurname Cradenpole, 1301 in Solingen der
Flurname van deme Vorspole belegt (ebd.; SHessFln 738). Ebenfalls als
239
Flurname begegnet Pfuhl an der Mosel. Historische Belege des Raums sind:
1419 an den piilen (zu yssel), um 1500 in den polen, 1510 In dem (!) puellen,
In den puelen, 1660 Ackerfelder zu den Pfüelen, 1720 in den Pullen, In den
Pöhlen, mda. An den Pejlen (bei Pöhlen in Schweich: [ei] im Plural). Das
Wort bezieht sich auf Äcker und Wiesen des Moseldammes (JUNGANDREAS
1962, 819).
Das Luxemburgische bezeugt Pull m. ,Wasserpfuhl, Pfütze, Lache, Tüm-
pel; Jauche1 im appellativischen Gebrauch; im Westösling ist außerdem die
Variante Poul belegt. Es wird auch auf die Sonderbedeutung ,Meer, bes. At-
lantischer Ozean4 hingewiesen (LuxWb 3, 394f.).
Die in der Nordwestpfalz und der südlichen Westpfalz verbreitete Variante
Puhl (pül) und die Variantenform Pouf die für Frankenholz (Saarpfalz-Kreis)
gemeldet ist, bezeichnen einen ,Tümpel, in dem sich Enten und Gänse tum-
meln4. Die Bedeutung ,sumpfige Stelle von geringer Ausdehnung4 ist für
Salzwoog, Lkr. Südwestpfalz, gemeldet; als Bezeichnung für sich zur Regen-
zeit mit Wasser füllende Erdvertiefungen, wie sie auf den schweren, wasser-
undurchlässigen Lehmböden der Westpfalz zahlreich Vorkommen, kommt das
Wort in Gersbach (Stadt Pirmasens) vor (PfäLZWb 1, 872ff. und Karte 46).
Die Bedeutung Jauche4 (= Puddel) ist in der nördlichen und mittleren Vor-
derpfalz sowie im Ostteil der südlichen Vorderpfalz bekannt (ebd., 873f. und
Karte 46). Als Flurname ist das Wort schon in älterer Zeit belegt: Die Flurna-
men weisen oft auf frühere Teiche hin, so z. B. 1553: Alßpacher pfad, zeugt
an den Zielbäumen aus gegen dem puhl\ 1606: (die Grenze soll) mitten
durch den Pfuel ... gehen (ebd.). Weitere hist. Flurnamen (ZINK 1923, 153):
1303 Elpul (Gde. Kerzenheim, Donnersbergkreis), 1470 in dem Egelpfule ne-
ben dem Garten (Kirrweiler, Lkr. Kusel), 1504 Heydenpfuhl (Bärenbach, Lkr.
Bad Kreuznach); 1286 zu pole, 1490 zu phule, 1508 zu pfui, 1626 im Pfall
(Abenheim, Stadt Worms) (Ramge 1979, 232).
Für die Saarbrücker Mundart meldet SCHÖN 159 Pul (pül in Saarbrücken,
Bischmisheim, Güdingen, Sulzbach) m. ,Pfuhl; Jauche4. DtLothrWb 71 ver-
zeichnet Pul m. .Pfuhl, Teich, Wasserlache4 mit den Varianten pul und pül in
Forbach (Arr. Forbach), Oberhomburg (Arr. Forbach), Faulquemont / Falken-
berg (Arr. Boulay-Moselle / Bolchen), Sarreguemines / Saargemünd (Arr. Sar-
reguemines), Lixingen (Arr. Sarreguemines); pul in Thionville / Diedenhofen
(Arr. Thionville); poul in Sierck (Arr. Thionville). Der Plural lautet pil. Die
Bedeutung ,Mistjauche4 ist für Sierck (Arr. Thionville) gemeldet.
In den im Krummen Eisass gelegenen Orten Tieffenbach und Saarunion
(Arr. Saverne / Zabem) kommt Phül m. ,Teich, Waldsumpf vor (ElsWb 1,
135); die in Saarunion gebrauchte Pluralform lautet Phil (vgl. auch die Flur-
namen des Saar-Mosel-Raums, Abschnitte A und D).
240
Im Badischen kommt Pfuhl m ,sumpfige Örtlichkeit4 in dem Familienna-
men Lehmpfuhl und im Namen der Örtlichkeit Pfuhlbach bei Sasbachwalden
(in Südbaden im Ortenaukreis) vor. Die Bedeutung Jauche4 ist vor allem im
Nordwesten gebräuchlich (BadWb 1, 217). Württemberg!sehe Flurnamen, die
Pfuhl aufweisen, sind ebenfalls selten: Das dort am häufigsten gebrauchte Wort
für kleinere Wasseransammlungen ist nämlich Lache (Keinath 1951,44).
Das Schwäbische meldet für Pfuhl m. ,Sumpf keinen appellativischen Ge-
brauch mehr. Heute ist das Wort nur in Ortsnamen belegt: Pfuhl, Pfuhlacker,
Enten-, Hasenpfuhl21(SchwäbWb 1, 1083). Das SCHWEIZlD 5, 1095f. belegt
Pfuel m. .Pfütze, sumpfige, schlammige Örtlichkeit4 im appellativischen Ge-
brauch (Belege aus dem 15. Jahrhundert): Das Wort kommt sonst in Ortsna-
men nicht vor.
D. In den Mundartbelegen des Lemmas Pfuhl zeigt sich durchgängig
unverschobenes p (wie teilweise auch in den historischen Flurnamenbelegen);
es überwiegen monophthongierte Belege wie [pu:l]. Diese gehen im Saar-
Mosel-Raum ursprünglich grundsätzlich von mhd. phuol aus, das zu [pu:l],
mit weiter gehender Senkung zu [po:l] monophthongiert worden ist.2i” Eine
alternative Deutung des Lautstandes der [po:l]-Belege bietet die Annahme der
Bewahrung des mittelfränkischen-frühalthochdeutschen Zustandes von germ.
/ö/, dessen Diphthongierung dann im betreffenden Gebiet unterblieben wä-
re. :<l4 ln den heutigen mundartlichen Formen hat sich auch eine mittelalterli-
che Nebenform mit kurzem Stammvokal u [pul], mit Senkung [pol], erhalten.
Meistens wird Pfuhl (das stets als Maskulinum auffritt) im Singular verwen-
det, ob als Simplex, Grund- oder Bestimmungswort. Eine Entrundung des
Umlautes /ü/ findet sich dort, wo Plural- oder Diminutiv-Formen auftreten:
Der gelegentlich belegte Plural lautet ['pi:b], die Verkleinerungsform ['pi:ljo],
vgl. z. B. Bergweiler: 1790 or. dt. bey den pfuhlen (GEB), amtl. Bei den
Pühlen [bei da 'pi:ta], Furschweiler: amtl. Bei Schinderspfühlchen [baim
JinuJ'pLljo]. Entrundung des Umlautes /ü/ zeigt Pfuhl vereinzelt dort, wo es im
Singular steht, vgl. St. Wendel: 1720 dt. in emspill (LHA Ko 1 C/15185, 1-
1628), amtl. In Emespfühl / Emmespfühlen [emos'bid].
Die amtlichen Flurnamen weisen die standardsprachliche Form des Wortes,
in der anlautendes p zu pf verschoben ist, auf. Wenige Mundartbelege zeigen
verschobenes p: Sehr wahrscheinlich sind sie durch die amtliche Form beein-
flusst. Einige dieser Belege, die die Verschiebung von anlautendem p zu pf
zeigen, kommen im sogenannten Krummen Eisass vor, das sprachhistorisch
zu Lothringen und damit zum Rheinfränkischen gehört, aber viele Einflüsse 262 * 264
262 Ohne weitere Identifizierung.
2(” Zur Senkung des auf mhd. /uo/ zurückzuführenden /ü/ zu /5/, die im 13. Jahrhundert
erfolgt ist, vgl. Kapitel 6.1.4.
264 Vgl. Bruch 1953, 159; Jungandreas 1969, 100; siehe dazu auch Kapitel 6.1.4.2.
241
aus dem Eisass aufweist: Man kann also von einer Übernahme der aleman-
nisch-elsässischen Form mit /^-Verschiebung im Anlaut ausgehen. Die Mund-
artwörterbücher der Region (DtLothrWb 71; LuxWb 3, 394f.; PfälzWb 1,
872ff. und Karte 46; SCHÖN 159) belegen die unverschobene Variante des
Wortes. Einige Belege zeigen außerdem dialektale Vereinfachung vonpf zu/
Im südlichen Moselfränkischen entwickeln sich aus den mittelhochdeut-
schen Monophthongen sekundär neue Diphthonge, die als gestürzte oder stei-
gende Diphthonge bezeichnet werden (vgl. dazu Kapitel 6.1.3.). Einige der
historischen und mundartlichen Belege des Lemmas Pfuhl zeigen einen sol-
chen gestürzten Diphthong /ou/, der auf mhd. /uo/ zurückgeht.
Pfuhl bezeichnet im Saar-Mosel-Raum meistens Wasserlachen und kleinere
stehende Gewässer, wobei mitunter auch die Bedeutung ,Jauche, Jauchetüm-
peL anzunehmen ist. ln der Zusammensetzung mit -acker oder -wiese weisen
die Namen allgemein auf feuchte Bodenverhältnisse hin, vgl. Wiebelskirchen:
1544/54 dt. in der pfulwies (GEB), amtl. In der Pfühlwies [en 1 pi: 1 o]; Bisten-
en-Lorraine: 1698 dt. im pull acker, amtl. Pouhlacker ['polakt?].
Nach der Überlieferung zu urteilen gehen die Flurnamenbelege des Saar-
Mosel-Raums bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zurück. Pfuhl kommt in
Flurnamen ausschließlich diesseits der Sprachgrenze flächendeckend vor: Die
Flurnamen breiten sich entlang der deutsch-französischen Sprachgrenze vom
nördlichen Saarland bis ins Krumme Eisass westlich der Vogesen aus. Jenseits
der Sprachgrenze ist das Wort bis auf einen Ausläufer im lothringischen Ort
Guenestroff, das dem Ortsnamen nach ehemals dem deutschen Sprachgebiet
angehörte, nicht belegt. Das Lemma ist in unserem Raum eindeutig in nord-
westlichen Zusammenhängen zu interpretieren.
Erwähnenswert ist die Diminutivform Puddel m. ,Pfuhl, Pfütze, Lache,
Jauche1, die im Untersuchungsraum gebietsweise vorkommt: Mda. [pudel]
korrespondiert im Lkr. Saarlouis mit historisch und/oder amtlich Pfuhl, Pudel-
Belege sind sonst sowohl historisch als auch amtlich und mundartlich in den
moselfränkischen und rheinfränkischen Kantonen und Landkreisen Sierck-les-
Bains, Merzig-Wadern, Saarlouis und St. Wendel belegt.
(M. V.)
Über die Verbreitung des Lemmas in rheinischen Flurnamen vgl. Dittmaier 236.
Über die Verbreitung des Appellativs in den rheinischen Mundarten vgl. Rhein Wb
6, 1164f„ HNassWb 3, 859 und Abb. 31, 861 f.
242
Nr. 28
Rod n. (ahd.) ,novale, gerodetes Land4
A. Hauptform: Stammsilbenvokal o (auch mit graphischem Dehnungs-/),
Singular:
(Alt-)Saarbrücken (SB): 1290 or. lat. enkenroit (LHA Ko 55 A 4/278).
Bedersdorf (Sl): 1309 kop. 18. Jh. lat. in loco qui dicitur rodevelt (StB Tr
1657/362, 542ff.). Breitfurt (Hb): 1331 kop. lat. in fron rot (HSA Mü
Rheinpfälz Urk 1221). Elvange (Fa): 1341 kop. 15. Jh. dt. in dem rodde / an
dem rode (AD Mos H 1025 fol 5r). Erstroff (Gt)/Freybouse (Gt)/Fremes-
troff (Gt): 1344 kop. 15. Jh. dt. uff buricher rode (AD Mos H 1025 fol 12r).
Flevy (Vy): 1355 or. frz. sus rode (AD Mos 7 F 648). Kerprich-Ies-Dieuze
(Di): 1288 or. frz. an rode (AD MM H 1246), o Die rothroth. Lidrezing (Di):
1330 or. frz. crailenrot (AD MM H 2478). Lisdorf (Sl): 1329 or. lat. vorme
hirten rode (LHA Ko 218/184), o Hirzroth ['fmtsrot]. Medelsheim (Hb): 14.
Jh. dt. fr au adelungen rode (MÖTSCH Parr, 193). Mimbach (Hb): 1335 kop.
1588 dt. das oberst rot (LA Sp F 1/114a Felsp fol 38r). Morscholz (MW):
1332 or. dt. rode (LHA Ko 215/1600). Mulcey (Di): 1317 kop. 1588 im rode
neben kaleborne (NEUBAUER Regesten Werschweiler, Nr. 547), o Calborne.
Postroff (Fe): 1295 or. lat. an me rode (AD Mos H 4746-1), o Hinder stein
auf roder. Saint-Jean-Rohrbach (Sa): 1316 or. lat. zu sneppardesroden (AD
Mos H 4750). Sarralbe / Saaralben (Sa): 1302 or. lat. drutelenroth (AD MM
B 489 Nr. 7). St. Johann (SB): 1341 or. dt. gemalt roten garte (LHA Ko 55
A 4/320), o In den Rothengärten. Walsheim (Hb): 1322 kop. 1588 dt. in der
heiligen rodt (LA Sp F 1/114a Felsp fol 99r). Weiterswiller (PP): 1357 or. lat.
in bubenrode (AD BR G 5446 Nr. 6), o Bubenroth [by:bo 'ro:t]. Zimming
(Bo): 1322 kop. 1322/99 lat. imme roide (BN Pa ms lat 10030 fol 52v).
auch in:
Achain (CS), Achen (Rb), Adamswiller (Dr), Adelange (Fa), Albestroff
(Al), Alschbach (Sl), Alsting (Fb), Alsweiler (SW), Altenkessel (SB), Alt-
forweiler (Sl), Altrippe (Gt), Altviller (SA), Alzing (Bv), Anzeling (Bv),
Arraincourt (Fa), Assenoncourt (Re), Assweiler (Sl, Asswiller (Dr), Aus-
sen (Schmelz) (Sl), Autrepierre (Bl), Azoudange (Re), Bachem (MW),
Baerendorf (Dr), Ballern (MW). Bardenbach (MW). Baronville (Gt), Barst
(SA), Basse-Ham / Niederham (Mv), Basse-Rentgen / Niederrentgen (Ca),
Beaumarais (Sl), Bebelsheim (Sl), Beckingen (MW), Bening-les-Saint-
Avold (SA). Berg (Dr), Bergen (MW), Bergweiler (SW), Berig-Vintrange
(Gt), Bermering (AI), Berthelming (Fe), Besch (MW), Besseringen (MW),
Betting-les-Saint-Avold (SA), Bettingen (Schmelz) (Sl), Bexbach (Hb), Bi-
ding (Gt), Bierbach (Sl), Bierfeld (SW), Bietzen (MW), Bilsdorf (Sl), Bi-
ringen (Sl), Bischmisheim (SB), Bisping (Fe), Bissert (SU), Bisten-en-Lor-
raine (Bo), Bistroff (Gt). Bitche / Bitsch (Bi), Blies-Ebersing (Sg), Blies-
243
bruck / Bliesbrücken (Sg), Bliesdalheim (Hb), Bliesmengen-Bolchen (SI),
Bliesransbach (SB), Böckvveiler (Hb), Borg (MW), Bosen (SW), Bouche-
porn / Buschborn (Bo), Boulay-Moselle / Boichen (Bo), Bous (SI), Bousse-
viller (Vo), Bouzonville / Busendorf (Bv), ßraunshausen (SW), Brenschel-
bach (Hb), Briey (Br), Britten (MW), Brouck (Bo), Brouviller (Pb),
Bubach-Calmesweiler (Ot), Bübingen (SB), ßuding (Mv), Büdingen
(MW), Budling (Mv), Büschdorf (MW), Büschfeld (MW), Butten (SU),
Cappel (SA), Carling (SA), Château-Voué / Dürkastel (CS), Chémery-les-
Deux / Schönberg (Bv), Cocheren / Kochern (Fb), Condé-Northen / Cont-
chen (Bo), Conthil (CS), Contz-les-Bains (Si), Créhange / Kriechingen
(Fa), Creutzwald / Kreuzwald (Bv), Cutting (Di), Dabo / Dagsburg (Pb),
Dalem (Bv), Daistein (Bv), Danne-et-Quatre-Vents (Pb), Dédelîng (CS),
Denting (Bo), Derlen (SI), Destry (Gt), Diemeringen (Dr), Diffembach-lès-
Hellimer (Gt), Differten (Sl), Dillingen (Sl), Dirmingen (Ot), Distroff (Mv),
Dolving (Fe), Domnon-lès-Dieuze / Dommenheim (Di), Dreisbach (MW),
Dudweiler (SB), Düppenweiler (MW), Düren (SI), Éblange (Bo), Ebring
(Fb), Eckelhausen (SW), Eidenborn (Sl), Eimersdorf (Sl), Eincheville (Gt),
Einöd (Hb), Eisweiler (SW), Eitzweiler (SW), Eiweiler (SB), Elm (Sl), El-
zange (Mv), Enchenberg (Rb), Engelfangen (Köllerbach) (SB), Ensheim
(SI), Entränge (Ca), Epping (Vo), Erbach-Reiskirchen (Hb), Erching (Vo),
Erfweiler-Ehlingen (SI), Eschbourg (PP), Eschringen (SI), Eschwiller
(Dr), Etzling (Fb), Évrange (Ca), Faha (MW), Falck (Bv), Falscheid (Sl),
Farébersviller (SA), Faulquemont / Falkenberg (Fa), Fechingen (SB), Fé-
nétrange / Finstingen (Fe), Fischbach (SB), Flastroff (Si), Flétrange (Fa),
Folpersviller (Sg), Forbach (Fb), Fouligny (Fa), Fraulautern (SI), Freisen
(SW), Freistroff (Bv), Furschweiler (SW), Fürth (Ot), Garche (Ca),
Gehweiler (SW), Geislautern (SB), Gerlfangen (SI), Gersheim (SI), Gome-
lange (Bo), Gonnesweiler (SW), Gosselming (Fe), Gréning (Gt), Gre-
saubach (SI), Grindorff (Si), Gros-Réderching (Rb), Groß-Hemmersdorf
(Hemmersdorf) (Sl), Großrosseln (SB), Grostenquin / Großtännchen (Gt),
Grundviller (Sg), Güchenbach (Riegelsberg) (SB), Güdesweiler (SW),
Güdingen (SB), Guebenhouse (Sg), Guenestroff (Di), Guenviller (SA),
Guerstling (Bv), Guerting (Bo), Guinglange (Fa), Habkirchen (SI), Ham-
sous-Varsberg (Bo), Hambach (Sg), Hanviller (Bi), Haraucourt-sur-Seilie
(CS), Hargarten (MW), Hargarten-aux-Mines (Bv), Harskirchen (SU),
Haus Furpach (Ot), Haut-Clocher / Zittersdorf (Sb), Haute-Vigneulles /
Oberfillen (Fa), Heiligenwald (Ot), Heîning-lès-Bouzonville (Bv), Heister-
berg (SW), Hellimer (Gt), Henriville (SA), Hérange (Pb), Herbitzheim
(SU), Hestroff (Bv), Hilbesheim (Fe), Hilbringen (MW), Hilsprich (Sa),
Hirschland (Dr), Hirtel (SB), Hirzweiler (Ot), Holling (Bo), Holving (Sa),
Holz (SB), Hombourg-Bas (SA), Hombourg-Budange (Mv), Hombourg-
Haut / Oberhomburg (SA), Homburg (Hb), Honskirch (Al), Hoof (SW),
Hôpital (L’) / Spittel (SA), Hoste-Haut (SA), Hostenbach (Sl), Humes (Ot),
244
Hussigny-Godbrange (Lo), Hüttersdorf (Sl), Ihn (Sl), Illange (Th), Insvil-
ler (Al), Ittersdorf (Sl), Jabach (Sl), Kalhausen (Rb), Kappelkinger (Sa),
Kemplieh (Mv), Kerling-les-Sierck (Si), Kerlingen (Sl), Kerprich (Hem-
mersdorf) (Sl), Kirkel-Neuhäusel (Hb), Kirrberg (Hb), Kirsch-les-Sierck
(Si). Kleinottweiler (Hb), Koenigsmacker / Königsmachern (Mv), Konfeld
(MW), Körprich (Sl), Krettnich (MW), Kutzhof (SB), La Petite-Pierre /
Lützelstein (PP), Labach (Reisbach) (Sl), Lachambre (SA), Lagarde (Vi),
Lambach (Rb), Landsweiler (Sl), Laning (Gt), Laudrefang (Fa), Laumes-
feld (Si), Lautenbach (Ot), Lauterbach (SB), Lautzkirchen (SI), Le-Val-
de-Gueblange (Sa), Leidingen (Sl), Lelling (Gt), Lemberg (Bi), Lening
(Al), Leyviller (Gt), Lhor (Al), Limbach (Hb), Lindscheid (SW), Lixing-
les-Rouhling (Sg), Lixing-les-Saint-AvoId (Gt), Lockweiler (MW), Lohr
(PP), Losheim (MW), Loudrefing (Al), Loupershouse / Lupershausen (Sg),
Loutremange (Bo), Ludweiler (SB), Macheren (SA), Mackwiller (Dr),
Malstatt-Burbach (SB), Manderen (Si), Many / Niederum (Fa), Marsal
(Vi), Maxstadt (Gt), Megange (Bo), Menningen (MW), Menskirch (Bv),
Merchingen (MW), Merchweiler (Ot), Merschweiller (Si), Merten (Bv),
Merzig (MW), Metting (Pb), Mettnich (Primstal) (SW), Metzervisse (Mv),
Metzing (Fb), Mitlosheim (MW), Mittersheim (Fe), Monneren (Mv),
Montbronn (Rb), Montenach (Si), Morhange / Mörchingen (Gt), Mos-
berg-Richweiler (SW), Munster / Münster (Al), Münzingen (MW), Nam-
born (SW), Narbefontaine (Bo), Nebing (Al), Neufgrange / Neuscheuern
(Sg), Neunkirch-Ies-Sarreguemines (Sg), Neunkirchen/Nahe (SW), Nie-
derkirchen (SW), Niederlinxweiler (SW), Niedersaubach (Sl), Nieder-
stinzel (Fe), Niedervisse (Bo), Niederwürzbach (SI), Nohfelden (SW),
Nohn (MW), Nonnweiler (SW), Noswendel (MW), Numborn (SB), Nun-
kirchen (MW), Oberbexbach (Hb), Oberdorff (Bv), Obergailbach (Vo),
Oberkirchen (SW), Oberlinxweiler (SW), Oberlöstern (MW), Oberstinzel
(Fe), Oberwürzbach (SI), Oermingen (SU), Ommersheim (SI), Oppen
(MW), Ormersviller (Vo), Ormesheim (SI), Orscholz (MW), Ottonville
(Bo), Ottweiler (Ot), Otzenhausen (SW), Oudrenne / Udern (Mv), Pachten
(Sl), Peppenkum (Hb), Perl (MW), Petit-Ebersviller (SA), Petit-
Rederching / Kleinrederchingen (Rb), Philippsbourg (Bi), Piesbach (Sl),
Pinsweiler (SW), Puberg (PP), Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen (Sa), Püt-
tlingen (SB), Quierschied (SB), Rappweiler (MW), Reding (Sb), Reinheim
(SI), Remelfing (Sg), Remering-Ies-Hargarten (Bv), Remering-les-
Puttelange (Sa), Remmesweiler (SW), Rening (Al), Rettel (Si), Rimling
(Vo), Rimlingen (MW), Rissenthal (MW), Rochonvillers / Ruxweiler (Fo),
Rodalbe (Al), Rodemack / Rodemachern (Ca), Rolbing (Vo), Romelfing
(Fe), Roschberg (SW), Roupeldange (Bo), Rümmelbach (Sl), Saal (SW),
Saarfels (MW), Saarhölzbach (MW), Saarwellingen (Sl), Saint-Avold
(SA), Saint-Franyois-Lacroix (Bv), Sarraltroff (Fe), Sarreguemines /
Saargemünd (Sg), Sarreinsming (Sg), Schaffhausen (Sl), Scheidt (SB),
245
Schiffweiler (Ot), Schopperten (SU), Schwarzenacker (Hb), Schwemlingen
(MW), Schweyen (Vo), Seinghouse (SA), Selbach (SW), Sellerbach (Köl-
lerbach) (SB), Sengscheid (SI), Siersthal (Rb), Siewiller (Dr), Siltzheim
(SU), Sötern (SW), Sotzweiler (SW), Soucht (Rb), Spiesen (Ot), Sprengen
(Sl), St, Arnual (SB), St. Ingbert (SI), St. Wendel (SW), Steinbach (Ot),
Steinberg (MW), Steinberg-Deckenhardt (SW), Struth (PP), Sturzeibronn
(Bi), Sulzbach (SB), Teterchen (Bo), Thailen (MW), Theley (SW), Tholey
(SW), Tieffenbach (PP), Tiercelet (Lo), Tritteling (Fa), Überherrn (Sl),
Urweiler (SW), Vahl-Ies-Faulquemont (Fa), Vallerange (Gt), Valmont /
Walmen (SA), Vaudreching / Wallerchen (Bv), Vibersviller (Al), Vieux-
Lixheim / Altlixheim (Fe), Virming (Al), Vittersbourg (Al), Voelfling-les-
Bouzonville (Bv), Volksberg (Dr), Volmerange-les-Boulay (Bo), Volmuns-
ter (Vo), Völklingen (SB),Wadern (MW), Wadrill (MW), Wahlschied
(SB), Waldhölzbach (MW), Waldhouse (Vo), Waldweistroff (Si), Wald-
wisse (Si), Wallerfangen (Sl), Walpershofen (SB), Walschbronn (Vo),
Walscheid (Sb), Webenheim (Hb), Wedern (MW), Wehingen (MW) Wehr-
den (SB), Weierweiler (MW), Weiler (MW), W'eiskirchen (MW), Weiten
(MW), Wellesweiler (Ot), Wellingen (MW), Welschbach (Ot), Wemmets-
weiler (Ot), Werschweiler (SW), Wiebelskirchen (Ot), Wiesbach (Ot), W it-
tersheim (SI), Wittring (Sg), Wochern (MW), Woelfling-Ies-Sarre-
guemines (Sg), Wolfersheim (SI), Wolfersweiler (SW). Wolfskirchen (SU),
Wustweiler (Ot), Zetting (Sg), Zittersheim (PP). Zoufftgen / Suftgen (Ca).
Plural (-«-Form, z. T. mit Umlaut und Entrundung):
Bebelsheim (SI): 1504 or. dt. in den nidwenn roedern by dem menger wege
(LA Sp F 1/1973), o In den Rödern [in da 'redara]. Bouzonville / Busendorf
(Bv): 1451/66 kop. 16. Jh. dt. an den roderen (AD Mos H 383 fol 5), o 1.-3.
5.-7. Roeder [e:ujt re:dnn / tsvait re:drn / drit re:dnn / fuft re:dnn / zekst
re:dnn], Erstroff (Gt)/Freybouse (Gt): 1344 kop. 15. Jh. dt. in den roideren
(AD Mos H 1025 fol llv). Freistroff (Bv): 1387 or. dt. yff die roder (AD
Mos 6 F 35), o Reder. Hesse (Sb): 1303 or. lat. in roderen (AD MM B 742
Nr. 12). Imling (Sb): 1327 or. lat. zu den roderen (AD Mos H 4757-1).
Postroff (Fe): 1295 or. lat. zu vzroden (AD Mos H 4746-1), o In den rädern.
Rustroff (Si): 1281 or. lat. in roeden (LHA Ko 55 A 4/572), o Auf reden [op
'reidan]. Saint-Jean-Rohrbach (Sa): 1316 or. lat. zu den hindersden rodern
(AD Mos H 4750). St. Ingbert (SI): 1505 or. dt. dvrch die röder (LHA Ko
218/815). St. Johann (SB): ca. 1500 or. dt. hinder dem rödergartenn (LA Sb
22/2441 / BAUER 1957). Varize / Waibelskirchen (Bo): 1448 or. dt. in den
roderen (AD Mos J 5740). Vilsberg (Pb): 14./15. Jh. or. lat. rodervelt (AD
BR G 5452 Nr. 17).
auch in:
Achain (CS), Albestroff (Al), Alsweiler (SW), Altheim (Hb), Altrippe (Gt),
(Alt-)Saarbrücken (SB), Auersmacher (SB), Baerendorf (Dr), Balters-
246
weiter (SW), Beckingen (MW), Berg (Dr), Bergweiler (SW), Berthelming
(Fe), Bettange (Bo), Bischmisheim (SB), Bisten-en-Lorraine (Bo), Blick-
weiler (SI), Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg), Bliesmengen-Bolchen (SI),
Bous (SI), Bousse (Mv), Boust (Ca), Boustroff (Gt), Breidenbach (Vo),
Bubach-Calmesweiler (Ot), Bübingen (SB), Budling (Mv), Burbach (Dr),
Burtoncourt / Brittendorf (Vy), Büschfeld (MW), Dagstuhl (MW), Dalem
(Bv), Denting (Bo), Derlen (Sl), Dillingen (Sl), Dirmingen (Ot), Dudweiler
(SB), Düppenweiler (MW), Durstei (Dr), Eiweiler (SW), Ensheim (Sl),
Erfweiler-Ehlingen (SI), Eschwiiler (Dr), Etting (Rb), Francaltroff (Al),
Fürth (Ot), Geislautern (SB), Gosselming (Fe), Groß-Hemmersdorf
(Hemmersdorf) (SI), Grundviller (Sg), Guénange (Mv), Halstroff (Si),
Hargarten-aux-Mines (Bv), Harlingen (MW), Hasborn-Dautweiler (SW),
Haspelschiedt (Bi), Haupersweiler (SW), Haute-Vigneulles / Oberfillen
(Fa), Herbitzheim (SU), Hirschland (Dr), Holving (Sa), Holz (SB), Klaren-
thal (SB), Kleinblittersdorf (SB), Lachambre (SA), Laumesfeld (Si), Lau-
tenbach (Ot), Lebach (Sl), Liederschiedt (Bi), Lindscheid (SW), Lixing-
lès-Rouhling (Sg), Macheren (SA), Mackwiller (Dr), Malstatt-Burbach
(SB), Many / Niederum (Fa), Metzeresche (Mv), Mondorf (MW), Mont-
bronn (Rb), Mühlfeld (Primstal) (SW), Nassweiler (SB), Nébing (Al), Nel-
ling (Sa), Niederstinzel (Fe), Niedervisse (Bo), Niederwürzbach (SI), Noh-
felden (SW), Noswendel (MW), Oberbexbach (Hb), Oberkirchen (SW),
Oermingen (SU), Oeting (Fb), Ormesheim (SI), Ottweiler (Ot), Oudrenne /
Ldern (Mv), Petit-Ebersviller (SA), Petit-Réderching / Kleinrederchingen
(Rb), Puttelange-lès-Thionville / Püttlingen (Ca), Püttlingen (SB), Quier-
schied (SB), Rappweiler (MW), Rauwiller (Dr), Réding (Sb), Rémelfing
(Sg), Rémering-lès-Hargarten (Bv), Rimling (Vo), Rodalbe (Al), Rode-
mack / Rodemachern (Ca), Rolbing (Vo), Romelfing (Fe), Roussy-le-
Village (Ca), Rubenheim (SI), Rurange-lès-Thionville (Mv), Saint-Avold
(SA), Sarralbe / Saaralben (Sa), Sarraltroff (Fe), Schalbach (Fe), Schiff-
weiler (Ot), Schorbach (Bi), Selbach (SW), Sellerbach (Köllerbach) (SB),
Sierck-les-Bains (Si), Sotzweiler (SW), St. Nikolaus (SB), St. Wendel
(SW), Steinbach über Lebach (Ot), Suisse (Gt), Sulzbach (SB), Théding
(Fb), Tholey (SW), Tieffenbach (PP), Uchtelfangen (Ot), Urexweiler (SW),
Varsberg (Bo), Vergaville / Widersdorf (Di), Vittersbourg (Al), Voeller-
dingen (SU), Volksberg (Dr), Volmerange-lès-Boulay (Bo), Volmunster
(Vo), Wadern (MW), Wahlen (MW), Waldweistroff (Si), Walsheim (Hb),
Wedern (MW), Weiten (MW), Welferding (Sg), Wellesweiler (Ot), Wies-
bach (Ot), Wiesviller (Sg), Woelfling-lès-Sarreguemines (Sg), Wolfers-
heim (SI), Wolfersweiler (SW), Zoufftgen / Suftgen (Ca).
Diminutivbildungen (-^-Form):
Saint-Médard (Di): 1524 or. dt. im roedgin (AD MM H 2482). Spiesen (Ot):
1436 or. dt. rettginborn (LHA Ko 218/783, 144), o Beim Rödchesbrunnen /
Rödgesbrunnen ['knaipbrono]. Virming (Al): 1414 or. dt. in dem rodichen
247
{AD Mos H 1195-1), o Röt [de 'r0:t]. Wellingen (MW): 1498 kop. ca. 1498
dt. ouent dem roetgen (StB Tr 1671/348 fol 81r),
auch in:
Alzing (Bv), Baltersweiler (SW), Bening-les-Saint-Avold (SA), Bermering
(Al), Berthelming (Fe), Betting-les-Saint-Avold (SA), Bibiche (Bv),
Böckweiler (Hb), Bubach-Calmesweiler (Ot), Bübingen (SB), Cappel (SA),
Differten (Sl), Falscheid (Sl), Farschviller (Fb), Filstroff (Bv), Franken-
holz (Hb), Freistroff (Bv), Guebenhouse (Sg), Haut-Clocher / Zittersdorf
(Sb), Haute-Kontz (Si), Haute-Vigneulles / Oberfdlen (Fa), Herbitzheim
(Sl), Heusweiler (SB), Hostenbach (Sl), Inglange (Mv), Klang (Mv),
Langatte / Langd (Sb), Laudrefang (Fa), Mailing (Si), Metzervisse (Mv),
Metzing (Fb), Neunkirchen (Ot), Niedersaubach (Sl), Nonnweiler (SW),
Noswendel (MW), Nousseviller-les-Bitche (Vo), Oberbexbach (Hb), Ober-
visse (Bo), Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen (Sa), Racrange (Gt), Rode-
mack / Rodemachern (Ca), Roussy-Ie-Village (Ca), Schaffhausen (Sl),
Scheidt (SB), Schwalbach (Sl), Suizbach (SB), Tenteling (Fb), Varize /
Waibelskirchen (Bo), Villing (Bv), Vittersbourg (Al), Waldweistroff (Si),
Wellesweiler (Ot), Werbeln (Sl). Wiebelskirchen (Ot).
-fl-Form (einschl. Plural und Diminutiv):
Kirkel-Neuhäusel (Hb): 1519 or. dt. von dem radt an den berg (HSA Mü
Kasten blau 390/4 I). Malstatt-Burbach (SB): 1448 or. dt. vor eckerade ! yff
eckenrade (LA Sb 22/2411 / BAUER 1957). St. Johann (SB): 1603 kop. 1620
dt. ufm raden biiel (StA Sb / Bauer 1957), o Auf dem Rothenbühl. Virming
(Al): 1414 or. dt. zu würmenrade meden (AD Mos H 1195-1), 1414 kop. 17.
Jh. frz. a vurmenradmeden (AD Mos H 1029 fo! 3).
auch in:
Bettange (Bo). Bilsdorf (Sl), Böckweiler (Hb), Eincheviile (Gt), Hambach
(Sg), Hilbringen (MW), Insviller (Al), Roden (Sl), Saarwellingen (Sl), Vit-
tersbourg (Al), W aldweistroff (Si).
(Vgl. Abb. 34)
B. Das schwache Verb roden266 ist abgeleitet von einem Rodungswort, das als
ahd. rod n. ,novale, gerodetes Land4 (AhdWbSchÜTZEICHEL 240; ChWdW9
684; DWB 14, 1106f.; Graff 2, 489; KLUGE 768f.; PFEIFER 1134; SPLETT I,
2, 760; Starck/Wells 490), anord. ruö n. ,Rodung4 (De Vries 1961, 452),
afries. rothe f. ,Rodung, Graben4 (HOLTHAUSEN 1925, 88) ^ belegt ist. * 267
2fifl Das Verb ist in dieser Lautform niederdeutscher Herkunft. Die oberdeutsche Ent-
sprechung liegt vor in aus-rotten, dessen ursprüngliche Bedeutung ,mit der Wurzel
entfernen1 ist (Kluge 76). Die Präfixbildung tritt zunächst im 15. Jahrhundert im
Bairischen auf, im 16. Jahrhundert dann im Mitteldeutschen.
267 Nach AfriesHdWb 422, 427 und 508 sind die Feminina sTlrode ,Sielgraben1,
248
Das Wort geht auf den germ. /7-Stamm *rudan n. ,Clearing1 (OREL 307) zu-
rück; daneben ist wegen der alten sächsischen -^-Formen (Belege weiter un-
ten) und wegen afries. torothia sw. V. ,ausroden4 (AfriesHdWb 508) von ei-
ner Variante germ. *rupa- auszugehen. Diese beiden sich im Konsonantismus
unterscheidenden Formen können auf eine gemeinsame indogermanische
Grundlage~6S zurückgeführt werden, indem man Grammatischen Wechsel an-
nimmt. Ahd. rad aus ostfränkischer Quelle kann entweder auf die Form mit
-d- zurückgehen und zeigt dann nicht das hier zu erwartende sondern
(rhein fränkisches -¿/(AhdGr § 163 und Anm. 4); oder es geht auf die Form
mit -/>- zurück, aus der ohnehin -d resultieren muss. Rod ist die schwundstufi-
ge Bildung zu der indogermanischen Grundlage, zu deren e-Vollstufe ahd.
riuti n., nhd. Reute f., und dessen Nebenform Ried ,Rodungsstelle4 gehören.
Einen Frühbeleg (ze demo Geruuinesrode, eine nicht genau lokalisierbare
Rodung an der Kürnach beim Kürnachberg mit dem Genitiv des Personenna-
mens Gei'wnn als Bestimmungswort) liefert die Zweite Würzburger Markbe-
schreibung, die nicht datiert ist, aber, wie die Übereinstimmungen mit der auf
14. Oktober 779 datierten Ersten Würzburger Markbeschreibung zeigen, zeit-
lich sehr nahe bei dieser liegen muss. Sie wurde um das Jahr 1000 in einen
Würzburger Evangelienkodex des 9. Jahrhunderts eingetragen.* 260
In mittelhochdeutscher Zeit ist das Substantiv rode oder rot (Neutrum oder
Maskulinum) ,Rodung, gerodetes Land4, ebenso wie die Ableitungen rodelant
,gerodetes Land1, rodelirt ,kleine Rodung4 und roder ,Rodungsbauer4, nur
schwach belegt und, im Unterschied zum schwachen Verb roden, roden
(LEXER 2, 482), bei LEXER nicht erfasst.2 " Die wenigen urkundlichen, z. T.
toponymischen Belege aus dem Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis
zum Jahr 1300 sind in WMU 2, 1452f. zusammengestellt. Für das Frühneu-
hochdeutsche nennt BAUFELD 195 ein Substantiv rod ,Rodung4. Die von
Baufeld als Varianten der Leitform rod genannten Substantive reut(t), rewt,
rütti gehören zu der oberdeutschen Entsprechung von rod, die in ahd. riuti,
mhd. riute, nhd. Reute vorliegt. Im Mittelniederdeutschen existiert neben dem
Verb roden, rodden, rüden auch das Substantiv röde, rüde, rot (MndHdWb
II, 2, 2179-2181 und 2253). Die mit Längenstrich versehenen Vokale sind hier
sesTlrode ,Graben an einem Seesief sowie das schwache Verb torothia ,ausroden'
belegt.
"(,s Grundlage ist eine Dentalerweiterung (evtl. *reuct- ,Jätung setzen, roden') der
laryngalhaltigen Wurzel idg. *reuH- ,aufreißen' (Kluge 761 f.; LIV 509f.).
260 Zu den Würzburger Markbeschreibungen vgl. Reinhard Bauer: Die ältesten
Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussagen für Namenkunde und Geschich-
te (Die Flurnamen Bayerns; 8), München 1988, 28-66; zum Örtlichkeitsnamen
Geruuinesrode siehe S. 60.
2 0 Weitaus besser belegt sind das gleichbedeutende, in oberdeutsche Zusammenhänge
gehörende riute n./f. und das Verb riuten (Lexer 2, 47lf.).
249
nicht als alte Längen zu verstehen, sondern als in offener Silbe gedehnte ur-
sprüngliche Kurzvokale. Im Mittelniederländischen kommt das Wort ab dem
13. Jahrhundert als Femininum und Neutrum rode, roede, roet, rot usw. vor.
Das Verb, ebenfalls ab dem 13. Jahrhundert belegt, hat die Varianten roden,
roiden, roeden, reuden, ostmnl. - beeinflusst durch das Mittelniederdeutsche -
auch raden, raiden (EWN 3, 681; MnlWb 4, 1481-1483; VroegMnlWb 3,
3990-3992). Nachdem rod nur noch in Namen, aber nicht mehr im appellativi-
schen Wortschatz vorhanden war, wurde vom schwachen Verb roden mit dem
Suffix -ungö, -ingö ein Abstraktum mit femininem Genus gebildet, das mnd.
rödinge (MndHdWb II, 2, 2186), mhd. rödunge (LEXER 2, 482) lautet.271 272
Rod ist nur eines der mit unterschiedlichen Ablautstufen auf dieselbe Wur-
zel zurückgehenden Grundwörter von Flurnamen und daraus abgeleiteten
Siedlungsnamen, die auf gerodeten Waldboden verweisen. Während Namen
auf -rod und der Nebenform -rath in Westfalen, im Rheinland, in Hessen und
in Thüringen sowie in den Niederlanden und den historischen Territorien
Flandern und Brabant auftreten, sind die Namen auf -reut meist oberdeutsch
und die Namen auf -ried besonders in Bayern verbreitet (vgl. Abschnitt D).
Das in Brabant gebräuchliche Verb fläm. roden (< mnl. roden) ist von den be-
nachbarten galloromanischen Mundarten aufgenommen worden und von dort
in den forstwirtschaftlichen Fachwortschatz eingedrungen (FEW 16, 733).
Siedlungsnamen und alte Flurnamen liefern Frühbelege für Rod als Na-
menwort; genannt seien hier (in alphabetischer Sortierung) die folgenden:" ~
(1) Elbickeroderfeld, Flurname in der Gde. Gleichen (Lkr. Göttingen): 9.
Jh. Alfrikesrod;
(2) Greimerath (Lkr. Trier-Saarburg): 981 kop. 1215 Grimolderode\
(3) Nenderoth, Gde. Greifenstein (Lahn-Dill-Kreis), 993 kop. 12. Jh. M.
in villa Nantheresrod dicta;
(4) Neuerode, Gde. Meinhard (Werra-Meißner-Kreis): 980 kop. 12. Jh.
Nuwenrot;
(5) Radheim, Gde. Schaafheim (Lkr. Darmstadt-Dieburg): 780-802 kop.
12. Jh. in villa Rödem, um 800 kop. 12. Jh. Rodeheim;
(6) f Rhodaheim (F, Bas-Rhin oder Haut-Rhin): 810 Rhodaheim',
(7) Rodau, Stadt Zwingenberg (Kr. Bergstraße): 782 kop. 12. Jh. E. et Rod;
(8) Rodde, Stadt Rheine (Kr. Steinfurt): 10. Jh. or. Rotha',
(9) Roden, Gde. Sint-Pieters-Aalst (B, Prov. Ostflandem, Arr. Gent): ca.
814/20 kop. 941 Rodum\
271 Im Hochdeutschen hat sich die Form -unga durchgesetzt (Kluge 1926, § 158).
272 Diese und zahlreiche weitere Belege bei Andrieeen 1990, 133-144; Förstemann
II, 2, 616-633; Gysseling 851 u. ö.; Haubrichs 2006, 16; Jellinghaus 148f.;
Künzel/Blok/Verhoeff 489 (Register); Laur 1992, 730 (Register). - Vgl. auch
Luiboldisrode (Ortenaukreis) in Abschnitt C und Badachenroth (Lkr. Merzig-
Wadern) in Abschnitt D (beide 10. Jahrhundert).
250
(10) Rodheim, Gde. Biebertal (Lkr. Gießen): 805/07 kop. 12. Jh.
Rodeheim;
(11) Ropperode, Gde. Habichtswald (Lkr. Kassel): 1028 dicitur
Ruohhurgorod;
(12) Rossum, Gde. Maasdriel (NL, Prov. Gelderland): 875 kop. ca. 1191
Rotheim, 893 kop. 1222 Rotheheym;
(13) Sterkrade, Stadt Oberhausen: 10. Jh. or. Sterkonrotha;
(14) Weddern, Bauerschaft Stadt Dülmen (Kr. Coesfeld): 10. Jh. or.
Uuidrothon, Uuithirothun;
(15) Wipperode, j. Vierbach, Gde. Wehretal (Werra-Meißner-Kreis): 980
kop. 12. Jh. wicbrahterod.
Siedlungschronologisch betrachtet handelt es sich bei den Rod-Orten um
Spätgründungen. Die traditionell waldfreien Gebiete sind früher besiedelt
worden. ' Die Gründungszeit der Rod-Orte erstreckt sich vom 10. bis zum
14. Jahrhundert mit einer Konzentration im 12. und 13. Jahrhundert (BACH II,
2, § 616). Die umfangreiche Belegsammlung hessischer Siedlungsnamen un-
terstreicht Bachs Befund: Die /?oc/-Namen sind hier eine Erscheinung des
ausgehenden 12. Jahrhunderts (ANDRlEßEN 1990, 133). Die Abwesenheit der
jungen /?or/-Namen in der Wetterau wird von ANDRlEßEN als Beleg für das
hohe Alter dieser Siedlungslandschaft gewertet. Schon Bach 11, 2, § 616 weist
darauf hin, dass die Namen auf -rod, -reut, -ried usw. in der überwiegenden
Mehrzahl mit einem Personennamen im Bestimmungsteil gebildet sind.
ANDRlEßEN (ebd.) kann auch dies mit dem umfangreichen hessischen Material
untermauern: Bei 83 von 102 Siedlungsnamen ist ein Personenname das Be-
stimmungswort.
C. Die ursprüngliche Bedeutung von Rod ist „Stelle einer Rodung zum Zwe-
cke der Flurerweiterung oder der Siedlung“ (Dittmaier 248); durch Übertra-
gung von der Rodung auf die Siedlung wurde Rod zum Siedlungsnamen
(Simplex) oder Siedlungsnamengrundwort, häufig mit einem Personennamen
im Bestimmungsteil (BACH II, 2, § 615; DOLCH/GREULE 1991, 516). In der
Pfalz und Rheinhessen konnte Rod für Rebneuanlagen stehen; auf eine land-
wirtschaftliche Zwischennutzung des Niederwalds weisen, insbesondere in
Hessen, die Komposita Rottwald, Rotthecke, Rottbusch, Rottland, Röderwald
und Röderberg hin (TRIER 1952, 25).
Vom Norden des deutschsprachigen Raumes bis ins Alemannische (dort
wohl als fränkischer Import) ist Rod als Substantiv in Flurnamen und das Verb
roden im appellativischen Wortschatz vertreten.
Das mittelniederdeutsche Substantiv in den Varianten röde, rüde, rot (siehe
oben, Abschnitt B) setzt sich in den niederdeutschen Flurnamen Rott, Rode,
2 ’ Zur Rolle der Rodung im mittelalterlichen Landesausbau vgl. LexMa 7, 933-935,
Artikel ,Rodung“ RGA 25 (2003), 59-61, Artikel ,Rodung'.
251
Rade und, mit Dentalschwund, Rah fort (CLAUSEN 1988, 93; SCHEUERMANN
1995, 142). Wie im neuniederländischen Verb rooien ,ausgraben, roden1 (De
VRIES 1971, 589f.; EWN 3, 681) entfallt auch im Westfalischen rpen der in-
lautende Dental (Woeste 217).
Im Bergischen kommen /?o<7-Namen sehr zahlreich dort vor, wo die einst
dichte Bewaldung durch Rodung aufgebrochen wurde; dagegen sind sie selten
im Oberbergischen, wo noch größere Waldgebiete existieren. Zum Rheintal
hin, das keine starke Bewaldung hatte, werden die Rod-Namen, wie zu erwar-
ten, spärlicher (LEITHAEUSER 1901,227-231). Sonst aber ist das Verb roden im
appellativischen Wortschatz und das Neutrum Rod in Flurnamen des Rheinlan-
des allgemein verbreitet (Dittmaier 248; Halfer 1988, 197f.; RheinWb 8,
476-479). Ähnliches gilt für das Moselland, wie die Zusammenstellung alter
Siedlungs- und Flurnamen erweist (JUNGANDREAS 1962, 877-883).
In großer Zahl begegnen /?f>r/-Flurnamen im ehemals dicht bewaldeten
Hessen. Der Name kommt in vielen Varianten ab dem 13./14. Jahrhundert vor.
Das /o/ wird gelegentlich zu /u/ gehoben, häufiger jedoch zu /a/ gesenkt; ne-
ben der Diminutivform Rädchen gibt es im südlichen Teil Hessens auch die
Form Rödel; der Plural lautet meist Röder. Die Varianz im Vokalismus führte
zu Umdeutungen, deren Ergebnisse häufig den Zusammenhang mit Rod oder
der Variante Rad kaum noch erkennen lassen, vgl. Rädchen, Rodel, Rudel
(Diminutiv) und Räder, Rüder (Plural). Im appellativischen Wortschatz gibt
es, neben roden, in Südhessen auch die oberdeutsche Entsprechung rotten.
Insbesondere in Rheinhessen weisen Rod und Rädchen auf neu angelegte
Weinberge hin, die in den ersten Jahren ihres Bestehens diese Namen tragen
können. Ein Beleg aus dem Jahr 1735 zeigt noch appellativischen Gebrauch
des Wortes Roth im Bereich des Wißberges im westlichen Rheinhessen. Das
Hessen-Nassauische Volkswörterbuch nennt ein Neutrum Rod, dies sei in
Nassau und Oberhessen ein nicht selten vorkommender Flurname. Das zuge-
hörige Verb roden, das mundartlich auch mit ¿/-Rhotazismus vorkommt, gilt
hier neben dem bedeutungsgleichen rotten (BlNGENHEIMER 1996, 296f.;
Crecelius 696-698; FrankfWb 5, 2527; JUNG 1985, 155f.; HNassWb 2,
884; KLEIBER 1980, 12 und Karte 6; SHessFln 771-773; SHessWb 4, 1436f.;
Vielsmeier 1, 1995, 399f.; Zernecke 1991,423).
In den waldreichen Gebieten der Pfalz hat das Roden mit Axt, Rotthacke
oder Feuer in den Flurnamen Spuren hinterlassen. Die Rodetätigkeit setzte im
Bannforst um Kaiserslautern ab 985 ein, im Bienwald erfolgte sie vom 10. bis
zum 15. Jahrhundert, am Donnersberg vom 12. bis zum 15. und im 17./18.
Jahrhundert. Die Rodungsnamen Rod oder Rott (obd.) sind daher in großer
Zahl und besonders im Plural und als Diminutiv in einigen Varianten vorhan-
den. Als Appellative begegnen die Verben roden und das oberdeutsche rotten.
Sekundäre Siedlungsnamen treten erst nach dem 12. Jahrhundert auf. Von der
gewöhnlichen Rodungstätigkeit ist die Röderwirtschaft oder Hackwirtschaft
zu unterscheiden, die noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts betrieben wur-
252
de, indem man buschbewachsene Stellen an Hängen zunächst rodete und dann
mit anspruchslosen Früchten wie Hafer, Buchweizen, Hirse, Linsen usw. be-
pflanzte. Auch hier kann Rod für die Rebneuanlage stehen (Christmann
1972, 30; Kleiber 1980, 12 und Karte 6; PfälzWb 5, 563-569 und Karte
318; ZINK 1923, 13 lf.).
Roden wird in der luxemburgischen Mundart zu rueden (im Ösling
ruadden, ntädden) diphthongiert. Das Substantiv dazu ist Rued\ es ist appella-
tivisch und toponymisch belegt (LuxWb 4, 69f.). Als Flurname kommen in
Luxemburg die Varianten Rodert, Ruoder, Roeder, Roider, Rat, Raedgen usw.
vor (Anen 1945, 109). Auch im angrenzenden Saargau ist das Verb diphthon-
giert zu ru.arden (CONRATH 197).
Das Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten nennt lediglich ein
Kompositum Rit-hack ,Reuthacke‘, das zu ahd. riuti n. zu stellen ist
(DtLothrWb 416); Rod und roden müssen jedoch in der Mundart lebendig
gewesen sein, wie die zahlreichen Flurnamenbelege vor allem auf der östli-
chen Seite der Sprachgrenze belegen, ln Geudertheim im elsässischen con
Brumath (F, Bas-Rhin, Arr. Strasbourg-Campagne) wird ein Wiesengelände,
auf dem früher ein Wald stand, Rot genannt; hier liegt die oberdeutsche Ent-
sprechung von Rod vor, während im Eisass sonst Gerät gebräuchlich ist
(ElsWb 2, 306f.). Der zum Untersuchungsraum gehörende Teil des
Departements Bas-Rhin, das sogenannte Krumme Eisass westlich der Voge-
sen, das sprachhistorisch zu Lothringen gehört, hat wiederum /totZ-Flurnamen;
nach dem Zeugnis einiger älterer Siedlungsnamen tritt der Name bis in den
Raum Colmar auf (ClaüSS 1914, 490 und 835f.).
Östlich des Rheins reicht das Rod-Vorkommen am alemannisch-
fränkischen Grenzgürtel entlang noch etwas weiter nach Süden, in Baden bis
zur Ortenau; ein Streubeleg findet sich noch in der Gegend von Emmendin-
gen, in der Freiburger Bucht gelten nur noch Ried und Rüti. Auch im nördli-
chen alemannischen Württemberg tritt der Name auf, während der Breisgau,
der südliche Schwarzwald und die Schweiz keine alten Belege haben (BadWb
4, 313; BUCK 1931, 22lf.; Keinath 1951, 87; Kleiber 1957, 176-179; Roos
1966, 184-186 und 320-323; Schneider 1962, 115-129; SchwäbWb 5,
382f.; SchweizId 6, 622; VOLLMANN 1926, 38).
Das Vorkommen des Flurnamens Rod im Alemannischen erklärt KLEIBER
mit fränkischem Import (KLEIBER 1957, 178). Die Zeit der Übernahme lasse
sich nur ungenau abgrenzen. Ein alter Beleg aus dem Ortenaukreis (926
Luiboldisrode, Flurname in der Mark Ettenheim) deutet auf ein hohes Alter
des Namenwortes, in der Masse erscheint Rod allerdings erst im 13./14. Jahr-
hundert.2 4 Aufgrund der weiten und altbezeugten Verbreitung wurde auch in 274
274 Zum Beispiel nach 1366 im rode, rezent Rot n. ,Rodung‘ in Oberwil (CH, Kt. Ba-
sel-Landschaft), vgl.: Oberwil. Ortsgeschichte und Ortsname - Flurnamen der Ge-
meinde (Namenbuch der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; Oberwil), Stif-
tung für Orts- und Flurnamen-Forschung Baselland, Pratteln 2007, 44 (der Fluma-
253
Erwägung gezogen, dass Rod im alemannischen Gebiet bodenständig sein
müsse (SCHNEIDER 1962, 118; SchweizId 6, 622); die Beurteilung beruht je-
doch z. T. auf nicht sicher zuzuordnenden Belegen/
Das eigentliche alemannische Rodungswort Rüti (< ahd. riuti n.) wurde
vom fränkischen Rocl seit dem 10. Jahrhundert rheinaufwärts gedrängt. Ab
dem 14./15. Jahrhundert wurde diese Entwicklung wieder rückgängig gemacht
(Kunze 2003, 2815).
D. Im Untersuchungsgebiet war der Plural Röder noch im 18. Jahrhundert als
Appellativ geläufig, wie der Titel einer Urkunde von 1757 belegt: „Wiesen,
Felder und Rödter auf den zur Herrschaft Ottweiler gehörigen Bärmen“
(BAUER 1957, 237). ln Flurnamen ist das Namenwort ab dem 13. Jahrhundert
überliefert. Bereits in der Mitte des 10. Jahrhunderts wird in kopialer Überlie-
ferung Batschweiler, ein Ortsteil von Noswendel im Lkr. Merzig-Wadern, mit
seinem Altnamen Badachenroth (MÜLLER Güterrolle, 1 17) genannt, der aus
dem Personennamen Badicho und dem Grundwort ahd. rod gebildet ist, später
aber das Grundwort -xvllari annimmt (Pitz 1997, 96f.). Das Vorkommen kon-
zentriert sich östlich der Sprachgrenze, nach Südosten hin laufen die Belege
allmählich aus. Westlich der Sprachgrenze gibt es nennenswerte Vorkommen
im con Chäteau-Salins und im con Dieuze / Duß. Insgesamt gibt es in mehr als
500 Gemarkungen des Untersuchungsgebietes einen oder mehrere Flurnamen
mit Rod. Belegt sind Varianten, die z. T. Umlaut oder Senkung von /o/ zu /a/
zeigen, sowie verschiedene Plural- und Diminutivbildungen, z. B. rod, roth,
rott, röth, rodde, rad, für den Plural röder, roderen, roden, räderen, reder und
als Diminutiv rötgen, rödchen, roedtgen, räthchen. Vereinzelt begegnen auch
Formen mit Dehnungs-/ (roidt).21<1
Das Rod-Wort ist häufig nicht eindeutig vom Farbadjektiv rot zu unter-
scheiden. Historische Belege wie 1500 auf dem roder berg oder Formen mit
Umlaut wie 1500 hinder dem rödergartenn (beide Saarbrücken-St. Johann,
Bauer 1957, 238f.) erlauben jedoch den eindeutigen Ausschluss des Adjek-
tivs als Bestimmungswort, was bei der Bewertung des rezenten Flurnamens
alleine (Rothenberg bzw. Rothengärten) nicht möglich wäre. Allerdings sind
historische rod-Flurnamen nicht in allen Fällen sicher der Farbbezeichnung
oder dem Rodungswort zuzuordnen. Daher muss damit gerechnet werden,
dass insbesondere in der Auflistung der Orte, die den Rodungsnamen in der
Hauptform (-o-Form, Singular, siehe oben, Abschnitt A) aufweisen, einige
enthalten sein können, deren Flurnamen mit dem Adjektiv rot gebildet sind.
Die Ausbreitung der /?or/-Namen im Untersuchungsgebiet ist, wie die Kar- * 276
me wird hier als Ableitung vom niederdeutschen Verb roden gedeutet).
27i Die Siedlungsnamen auf -roth werden im Lexikon der schweizerischen Gemeinde-
namen (LSG 1008 [Index]) gedeutet als Bildungen mit dem Farbadjektiv rot.
276 Vgl. auch Schön 167.
254
tierung der Belege (vgl. Abb. 34) zeigt, in südlicher bis südöstlicher Richtung
verlaufen; der Streifen westlich der Sprachgrenze fällt fast ganz aus, nach
Südosten hin werden die Belege spärlicher. Am alemannisch-fränkischen
Grenzgürtel entlang des Oberrheins findet das im Zusammenhang mit fränki-
schen Siedlungsbewegungen stehende Namenwort seine Südgrenze.
(R. K.)
255
Nr. 29
Saal,Halle, Haus, Saal' (als Zweitelement auch -sei)
A. Alschbach (SI): 1783 dt. ziegelhütte des cammerdieners saal (NASALO).
Baerendorf (Dr): 1727 or. frz. höhe saal (AD BR E 5815), o Hoosalle
['ho:sab]. Hesse (Sb): 1259 or. lat. in gersal (AD MM B 742 Nr. 3), 1303 or.
lat. zu gersal / zu gersal hinderbas (AD MM B 742 Nr. 12). Kemplich (Mv):
1692 or. frz. le pre saal / le prez saal (AD Mos 4 E 299). Lohr (PP): nach
1350 or. dt. zu stensal (AD BR 8 J Nr. 21). Metting (Pb): 1741 or. dt. auffm
lang-saal / auf/'dem lang saal / am lang saht / am lang sahl im eck / am lang
sahl bey den rohren / am lang sahl oben an den rohren / Belege mit Femini-
sierung: auff der lang saal / auff der lang saal beym Steinbrunnen / unten an
der lang saal beym schalbacher fusspfath / unten an der lang sahl beym
schallbacher fusspfadt / auff der lang saal oben an der dahr-matte / auff der
lang saal bey der Schneiders matten / auff der lang saal beym Steinbrunnen
(AD Mos E depot 466 1 G 1), o Lang saal [lag 'za:lJ. Vaxy (CS): 1377 or. frz.
lou prey de wi/lessal (LA Sb Heimstatt Nr. 67).
Die oben aufgeführten Belege gehen auf germ. *sala-z zurück. Zu
gleichbedeutendem germ. *sali-z m., asächs. seli m. ,Halle1 gehören
wahrscheinlich als Zweitelemente in Komposita:
Berling (Pb): o Linselfeld ['lmzofelt]. Uberherrn (Sl): o Linslerhof ['le:zolü
hof / 'lenzol / 'le:zol / 'le:z3lnj. (Vgl. unten Abschnitt D)
Frz. 5ur//<?-Formen (eventuelle Zeugen oder Übersetzungspartner von dt. Saal):
Faulquemont / Falkenberg (Fa): o Derriere la salle.
(Vgl. Abb. 35)
B. Die Namenwörter -sal-l-seli- gehen auf germ. *sala-z bzw. *sali-z m./n.
(OREL 315f.) zurück. Aus germ. *sala-z m./n. sind ahd. mhd. sal m./n.
,Wohnsitz, Haus, Saal, Halle1 (ChWdW9 702; Kluge 778),27 frühmnl. sale
m./f. (VROEGMNLWB 3, 4066), mnl. sal m./f., sale, zale (MnlHdWb 507),
anord. salr m., got. salipwos f. PI. ,Herberge, Speisezimmer12 s abzuleiten.
Von germ. *sali-z m./n. stammen asächs. seli, aengl. sele m., frühmnl. sele,
zele (VroegMnlWb 3, 4241), mnl. sele, zele (MnlHdWb 507), asächs. ahd.
selihus ,Saalhaus1, mit Suffigierung auch asächs. selitha f., ahd. selida, mhd.
selde ,Wohnung1.277 278 279 Bei -sal-l-seli- in der Bedeutung ,Wohnsitz, Haus, Saal,
277 Vgl. auch die Belege im WMU 2, 1472.
278 De Vries 1961,461.
' 9 Vgl. anord. sei n. ,Sennhütte1 (De Vries 1961, 469); vgl. auch WMU mit acht Be-
legen (WMU 2, 1548).
256
Halle', das nhd. Saal m. ,großer, repräsentativer Raum' zugrunde liegt, „han-
delt es sich ursprünglich um eine Bezeichnung des germ. Einraumhauses, das
Mensch und Tier zur Unterkunft (auch vorübergehend) diente und zugleich
die Vorräte für den Lebensunterhalt aufnehmen konnte“ (SCHMIDT-WIEGAND,
HRG 4, 1274). ln den Malbergischen Glossen der Lex Salica ist das Wort
noch in dieser Funktion und Bedeutung belegt (SCHMIDT-WIEGAND 1973).
Die Bedeutung ,Herrenhaus, Herrenhof ist jedoch, wie sich an den Belegen
im Heliand zeigt, auch schon früh anzusetzen: Dort bezeichnen seli und
selihus nämlich den ,Herrensitz' (Schmidt-WIEGAND, HRG 4, 1274), vgl.
dazu mhd. sal-, selguot n. ,freies nicht zinsbares erbliches Grundeigentum,
Herrengut', salhof m. ,Hof mit dem Herrenhaus (sal), Herrenhof, von dem an-
dere Höfe abhängig sind', sal-, sellant n. ,Land, das der Grundherr zum Ei-
genbau sich vorbehält, Herrengut' (LEXER 582f.). Der volkssprachige Aus-
druck findet sich (in latinisierter Form) schon früh auch außerhalb des Fränki-
schen: Der langobardische Edictus Rothari (ER 133, 136) weist das Femini-
num sala als übliche mittellateinische Latinisierung (und zugleich Feminisie-
rung) des germanischen Wortes in der Bedeutung ,(Herren-) Haus, pars domi-
nica eines Grundeigentums' auf.2M> Die Lex Alamannorum (Tit. 81,1) glossiert
das latinisierte Femininum sala mit domus: domus seu sala (SCHMIDT-
WlEGAND, HRG 4, 1274), wofür also die Bedeutung ,Heim‘ bzw. ,Herrenhof
anzunehmen ist.2SI ln der Galloromania wird ahd. sal m./n. als salla f. romani-
siert,2S2 wobei von Wartburg (FEW 17, 10) an den Einfluss von afrk. halla
denkt: Aus dem Galloromanischen sind katalanisch, spanisch, portugiesisch,
italienisch sala f. ,Hauptwohnraum‘ entlehnt. Es wäre aber auch durchaus
möglich, an eine konkurrierende feminine altfränkische Form sala zu denken,
die der galloromanischen Form vorausgeht (siehe Abschnitt D).
In diesem Zusammenhang ist noch der wichtige Rechtsausdruck terra
salica (Pactus legis Salicae, tit. 59 § 5) zu erwähnen: Hier nimmt das Adjek-
2X11 Vgl. Florus van der Rhee: Die germanischen Wörter in den langobardischen Geset-
zen, Rotterdam 1970, 112-114; Reto R. Bezzola: Abbozzo di una storia dei galli-
cismi italiani nei primi secoli (750-1300). Saggio storico-linguistico, Heidelberg
1924, 200; das von den Langobarden verbreitete latinisierte Namenwort sala bildet
im Italienischen zahlreiche Ortsnamen: vgl. Nicoletta Francovich Onesti: Vestigia
longobarde in Italia. Lessico e antroponimia (568-774), Roma 1999, 113f.; vgl. fer-
ner Gamillscheg 1935, 67 und 189.
2x1 Niermeyer 2, 1216 unterscheidet für mlat. sala folgende Bedeutungen: ,großes
Gebäude mit einem einzigen großen, hohen Raum' (Pistoia a. 726, Codice
Diplomatico Longobardo 1, 38; Urkundenbuch Fulda a. 777; a. 903, Milano);
,Heim‘ (Lex Alamannorum, tit. 76; Edictus Rothari 136; a. 763, Urkundenbuch St.
Gallen); ,Haupthof (Edictus Rothari 133; a. 709, Echternach; Lucca a. 725, Codice
Diplomatico Longobardo 1, 105); ,Saal, Halle' (a. 845, Placitum; a. 860, D. Karl
der Kahle; a. 896, D. Lambert; a. 944, D. Ugo; a. 952, D. Otto I.).
2X2 Vgl. Haubrichs/Pfister 2008, 267.
257
tiv salicus die Bedeutung von ,was zu dem ,Haus4 bzw, ,Herrenhof gehört4
an.""8' Dieser Ausdruck ist kennzeichnender Bestandteil des fränkischen und
karolingischen Rechtswortschatzes, und findet seine Anwendung in der Ver-
waltungssprache auch außerhalb des fränkischen Siedlungsgebietes."^4
Ältere Siedlungsnamen sind:* 284 285
(1) tHrintsalis 639 kop. 941, Hrintsale 802 kop., bei Oostakker (B, Prov.
Ostflandern, Arr. Gent) (Gysseling 519) < westgerm. *hrendaz n.
,Rind‘ + germ. *sala-z m./n.;
(2) Großseelheim und Kdeinseelheim, Gde. Kirchhain (Lkr. Marburg-
Biedenkopf): ca. 750/79 kop. 12. Jh. in ... Seleheim (AndrieBEN 1990,
121) < germ. *sali-z m./n. + *haima- ,Hof, Heim, Siedlung4;286
(3) Selm bei Lüdinghausen (Kr. Unna): 801 kop. 10. Jh. A. Salehem, 858
Seliheim, 888/92 Selihem (FÖRSTEMANN II, 2, 694; Gysseling 908)
< germ. *sala-z m./n. + *haima- ,Hof, Heim, Siedlung4;
(4) Zelhem (NL, Prov. Gelderland): 801 kop. 10. Jh. M, comprehensionem
... id est in loco qui dicitur Uuidapa in uilla Salehem, 1144 or.
Gerberg de Seleheim mansum I apud Alfene (KÜNZEL/Blok/Ver-
HOEFF 416) < germ. *sala-z m./n. + *haima- ,Hof, Heim, Siedlung4;
(5) Seiles bei Boulogne-sur-Mer (F, Pas-de-Calais): 826 kop. 961 in Selis
(Gysseling 908; vgl. auch Carnoy 2, 609) < germ. *sali-z m./n.;
(6) fSelem 844/64, bei Acquin (F, Pas-de-Calais, Arr. St. Omer) (Gysse-
ling 907) < germ. *sali-z m./n. + *haima- ,Hof, Heim, Siedlung4;
(7) Zelem (B, Prov. Limburg): 1114 kop. 12. Jh. M, Salechem (GYSSELING
1100) < germ. *sali-z m./n. + *haima- ,Hof, Heim, Siedlung4;
(8) fSelehoben 1155, Selehouen 1187, bei Mainz (Gysseling 907) < germ.
*sali-z m./n, + Dat. PI. zu *hufa- m. ,Hof, Gehöft4;
(9) tSelehem 1166 kop. 13. Jh. E., Raum Luxemburg/Thionville (F,
Moselle) (Gysseling 907) < germ. *sali-z m./n. + *haima- ,Hof,
Heim, Siedlung4;
2Sj Niermeyer 2, 1217 interpretiert das Adjektiv salicus aus dem Pactus legis Salicae
als ,der fränkischen Salier, ererbt4. Vgl. aber Tiefenbacii 1973, 106, der von der
Bedeutung ,Land, das zum Herrenhof gehört4 ausgeht, mit weiterer Bibliographie,
Schmidt-Wiegand in HRG 4, 1274 und vor allem neuerdings zu Lex Salica und
Salier Springer 1997. Stefan Sonderegger: Zu den althochdeutschen Sachwörtem
in den lateinischen Urkunden der Schweiz, in: Dietrich W. H. SCHWARZ/Wemer
Schnyder (Hgg.): Archivaba et histórica. Arbeiten aus dem Gebiet der Geschichte
und des Archivwesens. Festschrift für A. Largiadér, Zürich 1958, 203-218, hier
214, verbindet das Adjektiv salicus mit ahd. sala f. Übertragung, das Übertragene4.
284 Niermeyer 2, 1217.
285 Vgl. zum fiktiven Ort Salehem des Lex-Salica-Prologs nun Haubrichs 2008, 70.
2Xi’ Im Jahre 743 hielten sich Bonifatius und sein Schüler Sturmi zweimal im Königs-
hof Seleheim auf, vgl. Debus 1968, 49 mit weiterer Literatur.
258
(10) Selwerd, Gde. Noorddijk (NL, Prov. Groningen): 1169 kop. 15. Jh. A.
terram Selewrt ... comparavit, 1181 kop. 15. Jh. A. in Selewrt predium
(KÜNZEL/BLOK/VERHOEFF 322) < germ. *sali-z m./n. + *waripa m./n.
,Flussinsel4.
C. Die Hauptverbreitungsräume der Siedlungsbezeichnungen mit dem Namen-
wort -sal-l-sele-, letzteres aus germ. *sali-z mit /-Umlaut, sind die niederdeut-
schen und niederländischen Sprachgebiete.28 Insbesondere hat man das Vor-
kommen der Ortsnamen mit -sal-l-sele- in Belgien und Nordfrankreich mit der
Siedlung der Franken in diesen Gebieten in Zusammenhang gebracht. Diese
Auffassung wurde hauptsächlich von K.URTH 1896 vertreten, wobei PETRI
(1937) und BACH (1954) eine Verbreitung dieser Namen auch südlich der mit-
telalterlichen deutsch-französischen Sprachgrenze, also im nichtfränkischen Ge-
biet, zu erkennen glauben. Die Ortsnamen auf -sele sollen sich in der Gallo-
romania nämlich bis zur Seine erstreckt haben (Petri 1, 1937, 664ff., Bach II,
2, 479 und 477 Karte 70). Auch in Westfalen sind Ortsnamen auf -sele nicht sel-
ten und bilden oft synonyme Paare mit den niederländischen -vc/e-Namen, wes-
halb die westfälischen"88 und niederländischen Namen nicht zu trennen sind
(PETRI 2, 1937, 875ff. mit Karte 36; BACH II, 2, 165 und 278). Die -se/e-Namen
kommen auch im ripuarischen Gebiet der alten preußischen Rheinprovinz vor
(Petri 2, 1937, 877). Alle von PETRI gewonnenen Ergebnisse bedürfen freilich
sorgfältiger Nachprüfung.284 Die Verbreitung der -sele-Orte in Nordwest-
deutschland, den Niederlanden und Nordfrankreich will die Karte von Petri 2,
1937, 904 darstellen. Demgegenüber ist von Roelandts 1965 betont worden,
dass die mit -sal-l-sele- gebildeten Ortsnamen sich überall im (nördlichen) ger-
manischen Sprachgebiet finden. Die mit diesem Element gebildeten Namen be-
gegnen nämlich auch in Dänemark, Schweden, Norwegen und England."40 Im
Süden werden die Namen auf -sal-l-sele- seltener, wobei hier in jedem einzel-
nen Fall zu prüfen wäre, ob sie nicht zu ahd. salaha, salha f. ,Salweide4 zu stel-
len sind (Bach II, 2, 343), wie SchwäbWb 5, 542 für die einschlägigen schwä-
bischen Ortsnamen annimmt. In der Schweiz (SCHWEIZlD 7, 688) werden nur
einige wenige Ortsnamen - durchaus unsicher - auf -sal-l-sel- zurückgeführt.
Einige Flurnamen wie 1480 Hinder dem saal, 1585 yff Saal in der Umgegend
von Basel gehen sicherlich auf die Bedeutung ,Gutshof, Herrenhof zurück, sind 287 288 289 290
287 Lindem ans 1948; Mansion 1932; Moerman 1956, 206f.
288 Vgl. dazu Jellinghaus 15lf.
289 Zu den methodischen Schwächen des in Quellenerhebung, -Sicherung und sprach-
historischer Auswertung unzulänglichen Werkes von Petri vgl. Haubrichs 1992;
Pitz 2003a.
290 Zu den schwedischen Ortsnamen vgl. Jöran Sahlgren: Namnet Uppsala, in:
Ortnamnssällskapets i Uppsala ärsskrift 1947, 5-11. Zu den norwegischen Ortsna-
men vgl. Olav T. Beito: Norske saetemamn, Oslo/Leipzig 1949, 118-122.
259
aber spät belegt und können fränkischen Import darstellen. 91 Im 8./9. Jahrhun-
dert finden sich keine alemannischen Belege zu sal- (wohl aber zu selida). An-
dere Namen enden auf -seil, -seilen und sind zu ahd. selida f. .Wohnung, Haus,
Hütte1 zu stellen (ebd., 848f.; Bach II. 2, § 594). Mit dieser Dentalableitung
werden auch im Bairischen Namen gebildet (BayWb 2, 268f,). Für den badi-
schen Raum erkennt Kleiber 1957, 91 f. in den oberrheinischen Flurnamen
Selberg (Gemarkungen Kippenheim und Kippenheimweiler) und Selhof das
Element sei-, im Gegensatz zu SCHWÄBWB 5, 542. Ob sich hier die Bedeutun-
gen ,zum Herrenhof zugeordnetes Flurstück1 und .grundherrlicher Hof recht-
fertigen lassen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, obwohl z. B. Kippenheim wohl
Reichsgut war.291 292
Auch in der weiteren Romania hat -sal-l-sel- Spuren hinterlassen: PlEL
1954 hat die für Spanien einschlägigen Ortsnamen analysiert,29' während
Ernst GAMILLSCHEG 1935 und 1970 der entsprechenden Ortsnamenüberliefe-
rung in Frankreich und Italien eingehende Studien gewidmet hat.
Der Beitrag der Ortsnamenanalyse zur Rekonstruktion der ursprünglichen
Bedeutung von *sala-/*sali- ist umstritten. Die semantische Deutung (vgl.
oben Abschnitt B) der Ortsnamen dieses Typus als ,Herrenhaus4 wird von
Kurth 1896, 280ff. befürwortet, eine Auffassung, die er vom historischen
Bild der Siedlung der Franken in den einschlägigen Gebieten abhängig macht.
Petri 1, 1937, 664 denkt dagegen eher an saalartige Hallen, die zur Aufbe-
wahrung von Feldfrüchten oder der Viehhaltung dienten. Diese Ansicht wird
u. a. mit der Deutung von Ortsnamen wie Hrindsele gestützt: Der im 7. Jahr-
hundert belegte Name (vgl. Abschnitt B, Siedlungsname Nr. 1) lässt nach
PETRI durch das Bestimmungswort deutlich erkennen, dass altniederländi-
sches -sele auch die Bedeutung ,Stall, Herberge für Mensch und Tier1 anneh-
men konnte (ebd.).294 Eine eingehende Untersuchung der Namen auf -sele- im
mittelalterlichen germanischen Sprachgebiet im Hinblick auf ihre Bedeutung
stellt die Arbeit von Roelandts 1965 dar. Besonders aussagekräftig für ihn
sind, wie bereits von LlNDEMANS 1948 betont, die Zusammensetzungen mit
-sele, deren Bestimmungsteil eindeutig darauf hinweise, wozu das Gebäude
291 Arlesheim. Ortsgeschichte und Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namenbuch
der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; Arlesheim), Stiftung für Orts- und
Flurnamen-Forschung Baselland, Pratteln 2007, 38. - Laufen. Ortsgeschichte und
Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namenbuch der Gemeinden des Kantons
Basel-Landschaft; Laufen), Stiftung für Orts- und Flurnamen-Forschung Baselland,
Pratteln 2007. 44.
292 Vgl. Kleiber 1986b; Ders. 1957, 91 f.
29-’ Joseph Maria PlEL: Rezension von: Walther von Wartburg: Die Entstehung der
romanischen Völker, 2. Auflage 1951, in: RF 65 (1954), 168-171.
294 Die westfälischen Namen lassen sich dagegen nicht sicher nach der Funktion von
sele deuten, vgl. Jellinghaus 151.
260
diente, wie eben anl. Hrintsalis < westgerm, *hrendaz .Rind4 (ahd. [h]rind,
asächs. hrith) und Bolsele < mnl. bulle ,Stier4 zeigen. Dementsprechend haben
auch die vielen anderen -ve/e-Namen, deren Bestimmungswörter nichts über
den Verwendungszweck aussagen, die Bedeutung von Aufenthaltsort, Her-
berge, Unterkunft, Hürde oder Stall4. ln den Namen, in denen die Elemente
sala-lsele- als Simplex Vorkommen, lasse sich ohne Mühe dasselbe Bedeu-
tungsfeld erkennen. Die Deutung der Namen als ,Herrenhof würde trotzdem
auch in diesem Zusammenhang nicht völlig als Möglichkeit ausscheiden, da
dieser Hof ursprünglich ein Herrengut darstelle, das von der grundherrlichen
Residenz entfernt und mit Gebäuden für die Dienerschaft und das Vieh ausge-
stattet gewesen sei (RüELANDTS 1965, 286f.). Die Rechtshistoriker wiederum
bezeichnen mit sala-lseli ursprünglich „das germ. Einraumhaus, das Mensch
und Tier zur Unterkunft (auch vorübergehend) diente und zugleich die Vorräte
für den Lebensunterhalt aufnehmen konnte“ (Schmidt-Wiegand, HRG 4,
1274), eine Interpretation, die auch die Deutung des Namenmaterials nahele-
ge. Man wird jedoch damit rechnen müssen, dass die Bedeutung des Namen-
elementes als Grundwort in onomastischen Komposita nicht unbedingt die
Hauptbedeutung des Wortes widerspiegelt.
Es folgt die Verbreitung der Wortgruppe nach den Dialektwörterbüchern
und Flurnamenarbeiten:
Das RheinWb 7, 655, ohne Hinweise auf Flurnamen oder Ortsnamen, meldet
Saal m. ,Halle, Saal; große Stube; auch das große Zimmer in größeren Bauern-
höfen (in appellativischer Anwendung)4.“42 KEHREIN 1872, 534 nennt folgende
Belege: Auf der Saal (f.) / Im, vorm Saal, Saale / Saal m. Ramge 1979, 250 ver-
zeichnet für Abenheim (Stadt Worms) den Flurnamen auf dem Saal, historisch
1286 in me sale, 1490 uff dem sale, 1746 auf dem saal; die Flurnamen deuten
auf Herrengut, bzw. Reichsgut hin (vgl. auch ZERNECKE 1991, 435). Für das
obere Rheinengtal verzeichnet HALFER 1988, 219 mit sal-lsel- gebildete histori-
sche Flurnamen, vgl. in Oberheimbach 1335 or. zu selhouen, in Rhens 1438
or. off dem sale, in St. Goar 1548 or. in der selenbacff die Flurnamen weisen
oft auf Reichsgut hin. Auch in Rheinhessen sind hist. Flurnamen belegt, vgl.
1368 vnden an der sele(n) (BlNGENHEIMER 1996, 323f.). ln dem Gebiet an der
mittleren Lahn sind die Lemmata ebenfalls in Flurnamen belegt, dabei mehr-
fach feminisiert: vgl. in Dutenhofen 1775 auf der Saal / obig der Saal / bey der
Saal. Die Flurnamen beziehen sich wahrscheinlich auf die Bedeutung von mhd.
sal m. ,Herrenhof (JUNG 1985, 161). Im Südhessischen gilt Saal m./n. (meist
m.) heute in der Bedeutung ,größerer Raum, der an bestimmten Tagen oder bei
bestimmten Festlichkeiten als Wirtslokal benutzt wird4, ,das gute Zimmer für
Festlichkeiten in wohlhabenden Bauernhäusern4,,Klassenzimmer4 (SHESSWB 5, 295
295 Vgl. Dittmaier 254, wobei dort darauf hingewiesen wird, dass Saal/Sal als Be-
stimmungswort in Ortsnamen und Flurnamen auch zu ahd. salaha, mhd. suhle f.
,Salweide4 gestellt werden kann.
261
1).~% Zu ahd. mhd. sal st. m. ,Haus4 gehören die südhessischen Flurnamen wie
z. B. 1319 in campo diclo Saleckere, die sich in der Regel auf den Herrenhof
und das dazu gehörige Gut beziehen. Der Flurname Der Saalgarten in Leeheim
(Riedstadt) liegt in der Nähe des ebenfalls herrschaftliches Gut anzeigenden
Kammerhofs (SHessFln 793).
LuxWb 4, 82 meldet Sali m. ,Saal4; PfäLZWb 5, 677 bezeichnet mit Saal
m./(n.) den größeren Raum, insbesondere für Feste und Tanz (verbreitet in der
gesamten Pfalz); das Dorf mit dem Namen Saal (Lkr. St. Wendel) gehörte
nachweislich zum Königsgut (siehe unten). CHRISTMANN 1968, 524-525 stellt
den Ortsnamen zu ahd. mhd. sal (nhd. Saal) im Sinne von „Königshof (Kö-
nigshöfe werden oft nach ihrem Hauptraum sal genannt)“. Das Eisass (ElsWb
2, 347) kennt als Appellativ Saal m. ,Saal, großes Zimmer4 (Sal in Colmar,
Straßburg und Oberrödern, Arr. Wissembourg / Weißenburg). Das Badische
(BadWb 4, 353-416, hier 385) hat Saal m./(n.) ,großer Raum für Versamm-
lungen oder Tanzveranstaltungen4, mit Hinweisen auf Flurnamen. Das
BayWb 2, 249f. belegt Sal m. ,Saal4. Das schwäbische Wörterbuch
(SchwäbWb 5, 542) meldet Sal n. ,Saal4, ohne Hinweise auf Ortsnamen oder
Flurnamen. Die Schweiz (SCHWEIZlD 7, 687ff.) hat Sal, Sali m. wesentlich
wie nhd. Saal in öffentlichen Gebäuden4, mit Hinweisen auf Ortsnamen
(Überlieferung ab dem 15. Jahrhundert). In den südlicheren Gebieten fehlt al-
so die Bedeutung von sala- als ,Haus, Halle4.
D. Im Saar-Mosel-Raum kommt das Wort sowohl in Flurnamen als auch in
historischen Siedlungsnamen vor. Das Wort ist entweder als Grundwort von
Komposita (-seli; -selida) oder als Simplex (Saal) belegt. Historische Sied-
lungsnamen sind für Niederstinzel, Oberstinzel, Saal belegt und reichen bis
ins 11. Jahrhundert zurück. Anbei ist auch auf die Wüstung Linsel (heute
Linslerhof, Gde. Überherrn) zu verweisen, für welche die Belege bis ins 12.
Jahrhundert zurückreichen:
(11) tLinsel (heute Linslerhof, Gde. Überherrn): 1154 lat. Lendesele
(JUNGK Saarbrücken, 28 Nr. 89), 1 154 or. lat. ad Lendesele (AUSFELD
Fraulautern, 16 Nr. 1), 1154 or. lat. allodium quod ad Lendesele (LA
Sb Fraulautern Nr. 2), 1 155 or. lat. allodium ad Lindenseile (La Sb
Faulautem Nr. 3), 1156 kop. 13. Jh. lat. ad Lendenselle (AUSFELD
Fraulautern, 18 Nr. 2), 1442 or. dt. Lindesel (LA Sb 22/2305 fol 1),
1447 kop. 16. Jh. dt. zu Lindesal / Lindesel (LA Sb 22/2441 fol 521),
ca. 1450 or. dt. Lindesel (LA Sb 22/2993 fol 3), 1451 or. dt. von Linde-
sell (LA Sb 22/297 fol 7), 1465 or. dt. Lindeseil (LA Sb 22/2977 fol
20), 1465 Lyndesel or. dt. (Burg Wadgassen Nr. 831), 1465 or. dt.
hoiffe zu Lyndel (LA Sb Fraulautern Nr. 204), 1465 or. dt. Lindesale
(LA Sb 22/2977 fol 20), 1657 or. dt. Lenseil (LA Sb Fraulautern Nr. 296
296 SHessFln 793.
262
419), 1698 or. dt. Linsell (LA Sb Kraulautern Nr. 420) < germ. Undo- f.
,Linde1 + *sali- m. ,einräumiges Haus; Wohnung';
(12) Niederstinzel (F, Moselle, Arr. Sarrebourg / Saarburg): 1301-1500 or.
dt. Goffelins von Steinsei (AD MM H 2483), 1342 or. frz, on ban de
Steinsei (AD MM В 565 Nr. 10), 1357 or. dt. Johans von Geroltzecke
dem man spricht Stenseler (Albrecht Rappolstein 1 Nr. 707), 1364
kop. 15. Jh. lat. in Castro dicto stensel (ALBRECHT Rappolstein II Nr.
1 1), 1365 or. dt. die bürg Stensel (AD MM В 689 Nr. 52), 1366 or. dt.
unser bourc zu Steinsei (AD MM В 689 Nr. 53), 1391 or. dt. Stensel
{Herrmann Saarwerden Nr. 587), 1391 or. dt. zu stensel (AD MM В
691 Nr. 215), 14. Jh. kop. 16. Jh. lat. ecclesia de Stensel inferiori
(Longnon/Carrière Pouillés, 265), 1415 kop. dt, Steinsei (Herr-
mann Saarwerden Nr. 834), 1422 or. dt. slosse Stensel by ßnstingen
Dteinsel (AD Mos 3 J 47), 1424 or. dt. von Stensel wegen (AD Mos 3 J
47), 1425 kop. 15. Jh. dt. an der halben bürge Steinsei (AD MM В 689
Nr. 86), 1428 or. dt. zu Stensell an der burg (AN Lux A 52 Nr. 1379),
1436 kop. 15. Jh. dt. umb Steinsei (AD MM В 689 Nr. 96), 1437 or. dt.
slosse Stenzei / Stensel (AD MM В 690 Nr. 101 bis), 1437 or, dt. des
slosses Steinsei (AD MM В 946 Nr. 5), 1437 or. dt. Steinsei (LA Sb
22/221), 1439 kop. dt. Steinsei (Herrmann Saarwerden Nr. 995), 1450
kop. 16. Jh. frz. seigneurie de Steinsei (AD Mos 10 F 394), 1450 or.
frz. on chastel ... de Steinsei (AN Lux A 52 Nr. 1618), 1450 or. dt. zu
Stensel (AD MM В 693 Nr, 18), altorff Stensel (AD Mos G 9 fol 4),
1466 kop. dt. Steinseil (HERRMANN Saarwerden Nr. 1157), 1473 kop.
17. Jh. dt. vinstingen vndSteinsei (AD MM В 693 Nr. 30), 1478 or. dt.
zu vinstingen vnd Stensel (AD MM В 693 Nr. 33), 1480 kop. 15. Jh. dt.
altorff Stensel (AD Mos G 8 fol 169v), 1490 kop. 17. Jh. frz. (Über-
setz. v. Dt.) Steinsell (AD Mos G 172-1), 1491 kop. dt. bey Steinseil
(Herrmann Saarwerden Nr. 1469), 1495 or. dt. stensel (Herrmann
Saarwerden Nr. 1499), 1495 kop. frz. de Steinsell (AD MM 3 F 255),
1495 kop. frz. vilage de Steinselle (AD MM 3 F 255) < germ. *staina-
m. ,Stein4 + *sa/i- m. ,einräumiges Haus; Wohnung";
(13) Oberstinzel (F, Moselle, Arr. Sarrebourg / Saarburg): 1049 kop. lat.
ecclesia tota de Steins Hide (KUHN Hesse, 73) < germ. *staina- m.
,Stein" + selida f. ,Wohnung, Haus, Hütte", 1357/61 kop. lat. de
Stensel / de Steinsei (SAUERLAND Lothringen, Nr. 1391), 1370 or. dt.
altorf unn Steinsei (AD MM В 946 Nr. 1), 14. Jh. kop. 16. Jh. lat. ec-
clesia de Stensel superiori (LONGNON/CARRIÈRE Pouillés, 265), 1424
or. dt. Stensel (LA Sb 22/161) < germ. *staina- m. ,Stein" + *sali- m.
,einräumiges Haus; Wohnung";247 97
97 Hier liegt ein Grundwortwechsel von -selida > -sali vor, so dass auch für
Niederstinzel ursprünglich evtl, -selida anzusetzen ist.
263
(14) Saal (Lkr. St. Wendel): 1458 kop. dt. Sibels Hans vom Sale (LA Sp D
35/42), Junghans vom Sael (LA Sp D 35/42b), Sale (NEUBAUER Re-
gesten Werschweiler, Nr. 929), Sael (NEUBAUER Regesten Wersch-
weiler, Nr. 930), 1466 kop. 18. Jh. dt. Siebein Hanß vom Sale (LA Sp F
1/39 fol 115v), 1480 or. dt. zum Sale (FABRICIUS Veldenz, 87; LHA Ko
24/539 fol 15), 1487 zum Sa/ / von Sale (FABRICIUS Veldenz, 45), 15.
Jh. or. dt. uff dem hoff zum Saale (LA Sp F 2/100b), 1556 kop. dt. die
guter im Hoff zum Saall (LA Sp B 24/21 fol 169v), 17. Jh. or. dt. zum
Sal, zum Hoff zum Salle (LA Sp F 2 100b) < germ. *sala- m.
,einräumiges Haus; Wohnung1.
Aus dem nördlich anschließenden moselländischen Bereich sind noch zu
vergleichen (JUNGANDREAS 1962, 905 und 911): ca. 1168 partes que pertinent
ad sal in Graach (Lkr. Bemkastel-Wittlich); 1368 Hof halb zu Berncastel, der
do heisset in dem Sale; frühneuzeitlich in Kobern (Lkr. Mayen-Koblenz): ge-
legen obinwendich des Sails\ Flurname Hinter Sah! in Mayen mit fränkischer
Siedlung usw.
Es lassen sich drei Etyma erkennen: Der Beleg für Oberstinzel aus dem
Jahre 1049 kop. lat. ecclesia tota de steinsilide zeigt eine Komposition aus
germ. *staina- m. ,Stein‘ und ahd. selida f. , Wohnung, Haus, Hütte1. Die Be-
deutung dürfte ,Steinhaus1 sein; eher unwahrscheinlich ist dagegen, dass die
anderen Belege, sowohl für Oberstinzel als auch für Niederstinzel, die keine
Dentalableitung zeigen, auch ursprünglich zu ahd. selida zu stellen sind. Sie
sind vielmehr germ. *sali-z m. ,einräumiges Haus; Wohnung1 zuzuordnen und
haben somit ebenfalls die Bedeutung ,Steinhaus1. Die Wüstung Linsel (heute
Linslerhof) ist eindeutig mit dem Element -sele- < germ. sali-z m.
,einräumiges Haus, Wohnung1 gebildet: Die Bedeutung des Namens wäre
dann ,Haus, Wohnung bei der Linde1. Der Siedlungsname Saal bei St. Wendel
mit dem aussagekräftigen Beleg 15. Jh. or. dt. uff dem hoff zum saale und der
Beleg aus Bemkastel an der Mosel setzen ein germ. *sala-z m. voraus mit der
Bedeutung von , Herrenhof (dort ist Königsgut nachweisbar).
Die Analyse der Siedlungsnamen bereitet die Interpretation der Flurnamen-
belege vor. Eine getrennte Analyse zunächst der Belege mit -sal als Simplex
bzw. als Grundwort zeitigt dabei interessante Ergebnisse sowohl in Hinsicht auf
ihre Verbreitung im Saar-Mosel-Raum als auch auf ihre mögliche Bedeutung:
1. saal als Simplex:
Alschbach (Saarpfalz-Kreis): 1783 dt. ziegelhütte des cammerdieners saal m.,
amtl. Ziegelhütte [an / uf do hid]. Hier ist saal Maskulinum (älterer Flurname
als Ziegelhütte) und erhält dem Zusammenhang entsprechend die Bedeutung
von ,Flof oder ,Gebäude einer Amtsperson1.
Metting (Moselle, con Phalsbourg / Pfalzburg): 1741 or. dt. auff der lang
saal f., amtl. Lang saal [lai] 'za:l], 1741 or. dt. am lang sahl m., amtl. Lang
saal [lai] 'za:l]. Denkbar ist hier die Bedeutung ,eine ausgedehnte Flur1 oder
264
, Viehhürde, Viehstall bzw. Herrenland\ Letztere Bedeutung hätte sich dann aus
einer metonymischen Übertragung aus Saal, Herrenhof entwickelt. Denkbar ist
aber auch, dass es sich um eine Flur am Saal, am Herrenhof handelte.
Kemplich (Moselle, ct,n Metzervisse): 1692 or, frz. le pre saal / le prez saal
m. Dem Zusammenhang nach hat der Flurname vermutlich folgende Bedeu-
tung: ,ein zur Wiese umfunktioniertes Grundstück saal" oder ,eine zum Saal
gehörige Wiese4.
Baerendorf (Bas-Rhin, con Drillingen): 1727 or. frz. höhe saal f. (?), amtl.
Hoosalle ['ho:sab]. Diese wahrscheinlich feminine, vermutlich vom romani-
schen Femininum sala (frz. la salle) beeinflusste Variante könnte die Bedeu-
tung von ,Flur4 besessen haben, die an die für Metting skizzierte Bedeutung
anknüpft.
2. -sal als Zweitelement (Grundwort) eines Kompositums:
Hesse (Moselle, con Sarrebourg / Saarburg): 1303 or. lat. zu gersal m., wohl
zum Personennamen Geri-, Gerfejs, also ,Vieh-hürde, -stall bzw. Herrenland4
oder auch ,beim Flerrenhof des Geri.
Lohr (Bas-Rhin, con La Petite-Pierre / Lützelstein): nach 1350 or. dt. zu
stensal, dessen Deutung an die der historischen Siedlungsnamen des Typs
*stain-sali- > Stinzel,Steinhaus4 (siehe oben Nr. 12-13) anzuschließen ist.
Vaxy (Moselle, con Château-Salins): 1377 or. frz. lou prey de willessal,
wohl zum Personennamen Willi, -es\ analog gersal in Hesse (siehe oben) zu
interpretieren.
In dem begrenzten Gebiet des oberen Saargaus haben also -sal und -sei
- ebenfalls belegt im oberen Saargau, vgl. Beding (Moselle, con Phalsbourg /
Pfalzburg), amtl. Linselfeld ['linzofdt]; dazu vgl. Überherrn (Lkr. Saarlouis),
amtl. Linslerhof['\e:zoln hof / 'lenzol / 'le:zal / 'le:zdn], d. i. oben Nr. 11 - als
Grundwort existiert, sicher beeinflusst von Saal als Simplex.
Die Wortgruppe -salf-sel und ihre Verbreitung ist als wichtiges sprachli-
ches Zeugnis für die Siedlungsgeschichte der Franken in unserem Raum anzu-
sprechen. Die südlichsten Flurnamenbelege zw stensal (Lohr, 1350 or. dt.) und
Linselfeld (Beding) weisen außerdem intensiv auf den ursprünglich fränki-
schen Charakter auch der südlothringischen Siedlungslandschaft hin. Das
Wort ist in den deutsch-lothringischen Mundarten in der dargestellten Bedeu-
tung appellativisch nicht mehr gebräuchlich.
(M. V.)
265
Nr. 30
Schiffei, Schüffel f./п. ,Platt- oder SchrägschaufeP, davon
abgeleitet eine Rodungsart
A. Bardenbach (MW): о Schiffeiland. Bübingen (SB): 1601/50 schiffelstück-
wiesen (LÄUFER Bübingen, 54), 1612 or. dt, von der schijfelsrecks wiesen
(AD Mos 10 fol 362). Dreisbach (MW): 1488 kop. 15. Jh. dt. ane schifflant
(StB Tr 1671/348 fol 24v). Einöd (Hb): 1672 dt. in der schiffeiswiese (Lipps
Flurnamen Einöd, 35), 1719 dt. die schifels wiese (LlPPS Flurnamen Einöd,
35), 1741 dt. in der schiffelswiess (Lipps Flurnamen Einöd, 35), 1790 dt. die
schiffeiswiesen (LlPPS Flurnamen Einöd, 35), о In den Schiffeiswiesen [di
'Jivls vi:s]. Ensheim (SI): 18. Jh. dt. schiffelland (GEB). Herbitzheim (SI):
1609 dt. die schiffeiswies (SPIES Herbitzheim, 42), 1757 or. dt. die schisseis
gärten (LA Sp C 33/73 b), 1787 or. dt. die schiffelsgärthen (LA Sp C 33/73b).
Hilbesheim (Fe): 1733 or. frz. oben an dem schiffelsgartt (AD Mos E depot
329 1 G 1-2). Malstatt-Burbach (SB): 1588 or. dt. unden an der schiebels-
wiessen (LA Sb 22/2399 / Bauer 1957), 1610 or. dt. uff schiebelts wiese (LA
Sb 22/2400 / BAUER 1957), 1687 or. dt. die schiffelsswies (LA Sb 22/2752 /
Bauer 1957), 1762 or. dt. in den schiffel feldern (LA Sb 22/3211 / Bauer
1957), о In den Schiffelfeidern. Menskirch (Bv): 1688 or. frz. au schiffeiberg
(AD Mos 3 E 7336), о Schefferberg. Morscholz (MW): о Im Schiffelland [em
'JefTlan]. Oberleuken (MW): 1720 or. dt. auff stuffeldriesch in der schiffel
(LHA Ko 1 C/15221, 55), о Auf Schiffeis [em 'Je fl]. Auf Schiffeis triesch [op
'Jdi:9vldri:J]. Rohrbach-les-Bitche (Rb): о Schiffeisheck ['Jifolshek], Kajel
auf schiffeisheck ['kojal uf 'Jifalshek]. Saal (SW): о Oberm Rübenschiffei [of
da 'rfvajivl], Auf dem Rübenschiffei. Sinz (MW): 1719 or. dt. auff dem schiffel
(LHA Ko 1 C/15235, 63), 1720 or. dt. auffschoffels (LHA Ko 1 C/15235, 73),
о Auf Schiffeis ['Jefls], Schiffeistück [JeflJtek]. Sitzerath (SW): 1720 or. dt.
hinder dem flohr im schiffelland (LHA Ko 1 C/14873, 53). Sotzweiler (SW):
1707 dt. biss in die schoffelswies (GEB), 1707 dt. biss in die schiffel wiess
(GBA LHA Ko 182/109 fol 236). St. Arnual (SB): 1761 or. dt. die schiffeis
wiess (LA Sb 22/3235 / Bauer 1957), о Die Schiffeiswiese / Die Siffelswies,
In der Schiffeiswiese / ln den Siefeiswiesen. St. Ingbert (SI): 18. Jh. dt.
schiffelland (GEB), о Am Schiffland [Jifalant], Volmunster (Vo): о Schiffeis
vies. Wittring (Sg): о Schiffelsroth / -rod [Jefal'ra:t].
(Vgl. Abb. 36)
B. Das Wort Schiffel (Schiefei, Schievel, Schüffel) f./n. ,Brandwirtschaft‘ und
das davon abgeleitete Verb schujfeln, schüffeln bezeichnen eine besondere Art
der Brandwirtschaft: Es handelt sich dabei um die Abschälung und Verbren-
nung des Aufwuchses des Ödlandes oder Niederwaldes (Loh-, Schälwald); in
die Asche wird die Saat gestreut. Diese Nutzungsart gilt heute als veraltet: Sie
266
konnte nur in größeren Zeitabständen wiederholt werden (DWB 9, 1833ff.;
Hahn 1910, 5052ff; Brinkmann 1913, 356f.; Rieder 1922, 163ff.;
Schmitthenner 1923, 115-117; SchmithÜsen 1934; Müller-Wille 1938,
51-86). Etymologisch wird das Wort zu Schuffel, Schüffel f. ,Schaufel; Werk-
zeug mit metallenem Trageblatt und langem Stiel4, einer Nebenform zu
Schaufel - vgl. ahd. scüfla (8. Jh.), scüvala (8./9. Jh.), mhd. schüvel(e), mnd.
sküfele, asächs. windsküfla ,Wurfschaufel‘ - gestellt. Diese besonders in den
niederdeutschen und mitteldeutschen Mundarten verbreitete Nebenform zu
Schaufel ist zu vergleichen mit mnd. schüffel(e), mnl. schuffel, nnl. schoffel,
aengl. scofl', nengl. shovel, schwed. skovel (alle mit kurzem Vokal). Diese
Formen gehen auf germ. *skuflö- bzw. *sküßö- mit dem Suffix der femininen
Gerätnamen germ. -(i)lön zurück: Es wird die indogermanische Wurzelerwei-
terung *skeub(h)- ,(flink) dahinschießen, schieben, stoßen4 vorausgesetzt
(AhdGl 8, 399ff; DWB 9, 1833ff.; KLUGE 796; KLUGE/MlTZKA 1967, 639;
Holthausen 1954, 67; Holthausen 1974, 280; L1V 560f.; MndWb4, 145;
MnlWb 7, 605; Pfeifer 1051; RheinWb 7, 1851 ff.). Eine andere Etymologie
wird von Dittmaier 1963, 266 (vgl. auch Halfer 1988, 199 und RheinWb
9, 1381) aufgrund des Vokalismus vorgeschlagen: Das Wort in dieser Bedeu-
tung habe danach mit Schuffel (Schaufel) nichts zu tun; das zeige schon allein
der Umstand, dass die Lautung i: ü sich umgekehrt zur Entrundungstendenz
verhält; das Ripuarische hat sifiil > -e- > -0- (in Flurnamen stets -/-; vgl. die
urkundlichen Belege in Dittmaier 266 und die unter Punkt C angeführten
Belege). Schiffei f./n. .Brandwirtschaft4 sei demnach eher mit Schiefer ,in
dünne Platten spaltbares Gestein, Splitter4 (ahd. skivaro [um 1000], mhd.
schiver, schever, ,Holz-, Steinsplitter4, mnd. schever, schiver, mengl. scifre,
scivre, nengl. shiver .Splitter4), Scheibe f. .abgerundete, flache Platte, Glas
des Fensters oder Spiegels4 (ahd. skiba .Scheibe, Rolle, Walze4 [um 800],
mhd. schibe .Kugel, Kreis, Rad, Walze4, asächs. skiba, mnd. schlve, mnl.
scive, nnl. schiff, anord. skifa, schwed. skiva) verwandt und gebe die Tätigkeit
des Abschälens, Abhebens des Rasens in Scheiben, Soden wieder. Es liegt die
Labialerweiterung idg. *skeip- der idg. Wurzel *skei- zugrunde (Pfeifer 1503
und 1515). Vermutlich wurde dieses Wort durch schaffe ln, schuffel ,mit der
Schaufel arbeiten^ beeinflusst.
C. Für die rheinischen Mundarten verzeichnet das RheinWb 7, 1851 ff. das
schwache Verb schuffeln, schüffeln und das Substantiv Schüffel (in Zusam-
mensetzungen) als Ausdruck der Brandwirtschaft. Verbreitet ist das Lemma in
dieser speziellen Bedeutung allgemein im linksrheinischen Rheinfränkischen
und im Moselfränkischen bis einschließlich Malmedy, Monschau, Aachen,
Schleiden, Ahrweiler. Historische und rezente Flurnamen bezeugen diese Art
der Brandwirtschaft in der Eifel: vgl. z. B. vor 1250 zo deme Scivelberge bei
Zülpich; 1292 apud Schiffüwege bei Kirchherten (Rhein-Erft-Kreis) oder 1330
Schyvelbuch (!) bei Lohmar-Scheiderhöhe (Rhein-Sieg-Kreis); vgl. auch
Schiffeiäcker (Laubach, Gde. Simmern, Rhein-Hunsrück-Kreis), Schiefel-
267
stücker (Palzem, Gde. Saarburg. Lkr. Trier-Saarburg), auf der Schiffei (Stock-
heim, Gde. Kreuzau, Kr. Düren), Schüffel (Meerfeld, Gde. Manderscheid, Lkr.
Bernkastel-Wittlich), Schievelbusch (Lohmar-Scheiderhöhe, Rhein-Sieg-
Kreis) (Dittmaier 266).
Schüffel, Schüffel,Schaufel1 und schüffeln, schuffeln sw. V. ,mit der Schüf-
fel arbeiten4 sind im Hamburger Raum belegt, wobei hier nicht die rechtsagra-
rische Bedeutung vorliegt (HambWb 4, 173ff.). In Niedersachsen ist Schüffel
als Ausdruck der Brandwirtschaft nicht bekannt (BremNsäCHSWb 4, 703ff.);
im brandenburgisch-berlinischen Raum bedeutet Schüffel f. ,Schrägschaufel,
die man vor sich her schob und mit der man Unkraut oder Gras abhob". Dem-
entsprechend bezeichnet man mit dem Verb schuffeln ,das Entfernen des Un-
krauts mit einem Schüffel zwischen Sämlingsreihen4 (BranBerlWb 3,
1251 ff.).
Im Westfälischen gilt Schiffei in Flurnamen als Bezeichnung der Schiffei-
wirtschaft: vgl. den Flurnamen Am Schiffeisberg (Merzenich, Kr. Düren), hist.
1807 Aufm Schiefeisberg (MEYER 1933, 64).
Die nordöstlichste Ausdehnung im deutschen Sprachraum erreicht Schüffel
in Mecklenburg, wo es die Bezeichnung für die Schaufel ist, die Gras- und
Unkrautwurzeln zerschneidet (MecklWb 6, 196f.).
In Hessen findet sich Schüffel f. deichte, breite, flache Hacke zum Weg-
kratzen des jungen Unkrauts im Weinberg" und schuffeln, schüffeln sw. Verb,
dessen Bedeutung mit ,mit der Schüffel im Weinberg das junge Unkraut
schürfend beseitigen" angegeben wird (SHessWb 5, 789). Schiffe! begegnet
auch in Flurnamen sowohl als Simplex als auch als Bestandteil von Komposi-
ta (JUNG 1985, 171). Als Flurname kommt Schiffei im Herzogtum Nassau vor:
Kehrein 1872, 541 nennt die mit Schiffei gebildeten Flurnamen (Schiffei,
Ober-, Unter-; Schiffeiberg, -dell), die mit dem Ausdruck der heute veralteten
Rodungsart gebildet werden. HNassWb 3, 107 gibt als Appellativ für das
hessisch-nassauische Gebiet das Verb schaufeln in der Bedeutung ,Kartoffeln
mit der Hacke (!) vom Unkraut befreien und dabei zugleich den Boden lo-
ckern" (Steinach, Schwalm-Eder-Kreis) an. Für das Moselland verzeichnet
JUNGANDREAS 1962, 950 den Flurnamen Schyffeltzbusch im Hochwald, 1345
in dem Drauff in schyffeltz busch\ vgl. auch 1587 bei Kürenz agrum (vineam)
(uff) Schiebel(t)z, 1965 in Neuerburg ein gewandt auff dem Schievel, 1697
eb di. feit auff dem Schiwel. Für das linksrheinische Gebiet ist das Wort aus ur-
kundlichen Quellen bekannt, die das appellativische Vorkommen des Lemmas
belegen: vgl. z. B. 1357 Trier sie ensulden doch da nit roden noch schiff ein
ane willen der lüde, der erbe is ist (Lamprecht 1885, 230); 1550 Orenhofen
bei Trier so jemandts das land in selbigem mit sch i ffeien, pflügen oder an-
ders gewinnen woldt (DWB 9, 1834);29* 1566 Steinberg (Lkr. Merzig- 298
298 DWB 9, 1834 nennt andere Belege aus den Weistümem dieses Gebietes ohne ge-
naue chronologische Angaben.
268
Wadern) es sei im roden, schiff ein, und ackerniesung (DWB 6, 471). Im
Raum Merzig ist noch das Verb schiffein (mda. scheffeln) ,Wald in Acker
umpflügen, roden1 bekannt (CöNRATH 210).
Die Pfalz hat das Appellativ schüffeln sw. V. oberflächlich hacken, den
Rasen oder den Boden mit der Hacke oder Spaten (im Garten, Acker oder
Weinberg) leicht abschürfen und vom Unkraut befreien1, und zwar im westli-
chen Teil des Verbreitungsgebietes (PfälzWb 5, 1470f.). Für das Rheinengtal
kennt Halfer 1988, 199 auch Flurnamen, die auf die Schiffeiwirtschaft zu-
rückzuführen sind: vgl. z. B. 1719 or. auf der schiffel Wiese (Perscheid,
Rhein-Hunsrück-Kreis), 1813 or, in der Schiffel [en da Jifal]. Im Saarbrücker
Raum ist das Verb schiffele ,Gras auf Wegen mit Flacke beseitigen1 (Verbrei-
tung: Saarbrücken, Gersweiler, Sulzbach) im appellativischen Gebrauch be-
legt (SCHÖN 177); das Wort kommt auch in Flurnamen vor: vgl. 1588 unden
an der Schiehelswießen; 1610 uff Sciebelts wiese; 1687 die schieffelswies1,
1762 in den Schiffel Feldern (Gemarkung Malstatt-Burbach); 1761 die Schif-
feis Wieß (Gemarkung St. Arnual) (zum Verbum schiffein ,durch Abbrennen
von Grasnarbe und Niederwald Ackerland gewinnen1 bzw. zu Schüffels f. [nur
im Singular vorkommend] ,die nach dem Brennen des Schiffeihaufens blei-
bende Asche1 [RheinWb 9, 1852f.], oder aber zu einem Personennamen we-
gen des Fugen-s). Es handelt sich wahrscheinlich um alte Rodbüsche: Die
zahlreichen Erwähnungen von Rodhecken und -büschen im Saarbrücker
Raum beweisen, dass die Schiffeiwirtschaft in Saarbrücken und Umgebung
bis ins 18. Jahrhundert hinein verbreitet war (Bauer 1957, 112 und 194).
Südlich an den Untersuchungsraum schließen sich an (mit anderer Bedeu-
tung): Das Verb schufen ,mit der Schaufel arbeiten1 im gesamten Eisass (in
Urbis [Arr. Thann], Lutterbach und Burgfelden [Arr. Mulhouse], Logeinheim
und Dürrenenzen [Arr. Colmar], Müttersholz [Arr. Selestat-Erstein], Neuhof
und Strassburg [Arr. Strasbourg], Kochersberg, Zorntal, Lützelstein [Arr.
Saverne / Zabern]; ElsWb 2, 400).
Schüfet f. ist in der Bedeutung ,Schaufel1 im Bairischen (BayWb 2, 386)
und im Schweizerischen (SCHWEIZlD 8, 382ff.) als Appellativ und in Flurna-
men belegt.
D. Die landbauliche Nutzung des Niederwaldes, die Rottwirtschaft, lässt sich
ab dem 8. und 9. Jahrhundert nachweisen (SCHMITHÜSEN 1934). Für das 17.
und 18. Jahrhundert ist sie noch linksrheinisch für die Westeifel und die an-
schließenden belgischen und luxemburgischen Ardennen sowie für einen brei-
ten Saum längs der Mosel, des Mittelrheins, der Nahe, der Saar und Ruwer zu
belegen (Hahn 1910; Brinkmann 1913; Rieder 1922; Schmitthenner
1923; Schmithüsen 1934; MÜLLER-WlLLE 1938; DWB 9, 1833ff.). Die
Schiffelwirtschafit, eine besondere Art der Rottwirtschaft, wurde vor allem in
den für die Landwirtschaft weniger geeigneten Teilen der Eifel betrieben und
weist auf einstige Rottwirtschaft hin. BAUR 1928 hat ihr Vorkommen in den
linksrheinischen Gebieten eingehend beschrieben (rechtsrheinisch lässt sie
269
sich auch noch für die alten Kreise Wittgenstein und Meschede nachweisen,
vgl. auch MÜLLER-WlLLE 1938). Erste Erwähnungen eines appellativischen
Niederschlags der Schiffeiwirtschaft finden sich in Akten des 14. Jahrhun-
derts, die dem linksrheinischen Gebiet zuzuordnen sind; Flurnamen, die auf
diese Art der Rottwirtschaft hindeuten, sind - ebenfalls in diesem Gebiet -
bereits um 1250 fassbar (siehe urkundliche Belege unter Punkt C).
Im Saar-Mosel-Raum weisen historische und rezente Flurnamen auf die
Schiffeiwirtschaft hin: Das historische Material der Flurnamenbelege reicht
bis ins 15. Jahrhundert zurück, vgl. Dreisbach: 1488 kop. 15. Jh. dt. ane
schifflant. Zusammensetzungen wie Herbitzheim: 1609 dt, die schiffeiswies;
1757 or. dt. die schisseis (wohl verschrieben für *schiffels) gärten; 1787 or.
dt. die schiffeisgärthen werden zum Verbum schiffein ,durch Abbrennen von
Grasnarbe und Niederwald Ackerland gewinnen4 bzw. wegen des Fugend zu
Schüffels f. (nur im Singular vorkommend) ,die nach dem Brennen des
Schiffelhaufens bleibende Asche4 (RheinWb 9, 1852f.) oder aber zu einem
Personennamen gestellt. Im Saar-Mosel-Raum sind vorwiegend zusammenge-
setzte Flurnamen belegt, deren Verbreitungsschwerpunkt an der unteren Blies
und der mittleren Saar mit Ausläufern entlang der Sprachgrenze liegt. Diese
Verbreitung zeigt Anschluss an die durch diese besondere Art der Rodung
charakterisierten linksrheinischen Gebiete.
(M. V.)
270
Nr. 31
Schucht m.,Widerrist, Schulter (von Großtieren); Bergname‘
A. Bierbach (SI): 1603 or. dt. auf dem schucht (HSA Mü Kasten blau 390/4
1), 1791 or. dt. auf dem schucht (LA Sp B 2/735), o Auf dem Schlucht, De
Schucht [da Juxt].
(Vgl. Abb. 37)
B. N1. schoft f./m. (brabantisch schocht), eigentlich ,Schulter bzw. Vorder-
schulterblatt eines großen vierbeinigen Tieres, bes. Pferd, Esel oder Rind;
Widerrist4, wird vereinzelt auch als Formname für die Seite eines Felsens
verwendet (WNT 14, 769f). Sichere Belege aus mittelniederländischer Zeit
fehlen, das Wort könnte jedoch alt sein (MnlWb 7, 612f.). Bei Cornelis
KlUAAN sind Ende des 16. Jahrhunderts die Varianten schoft und schocht ge-
nannt (De Vries 1971, 622). Als mittelniederdeutsche Form wird, ohne An-
gabe von Belegstellen, schuft angegeben (fehlt im MndWb). Die ostfriesische
Form lautet schoft, die nordfriesische skoft.
Außergermanisch vergleichen sich aind. supti-, avest. supti- ,Schulter4, alb.
sup ,Schulter, Rücken4 < idg. *kup- ,Schulter4 (germanisch mit anlautendem
s-; IEW 627).
Das Wort zeigt den Lautwandel von /ft/ zu /xt/ (ht, cht), den die niederlän-
dischen Mundarten, die westlichen niederdeutschen Mundarten sowie der mit-
telfränkische Dialektraum (hier insbesondere das Ripuarische) aufweisen und
der früher bis nach Luxemburg und Lothringen reichte.299
C. In Schleswig-Holstein heißen der Widerrist des Pferdes sowie die Schulter
von Rind, Schaf und Schwein Schuff Schuft, Schoft m. (SchleswHWb 4,
423). Nach HambWb 4, 175 ist Schuft f. der ,Widerrist, der vordere Teil des
Rückens bei Großvieh4, ln der Mundart von Göttingen-Grubenhagen bezeich-
nete Schuft f. die Hüfte, den Hinterbug des Pferdes (Schambach 1858, 186).
Im Westfälischen hat das Appellativ die Bedeutung , Widerrist bei Rind und
Pferd4, der Wandel /ft/ zu /xt/ ist teilweise vollzogen: Schucht, Schuch, Schuft
f.; außer diesen Formen wird das Syntagma op m schucht (Flurname?) ge-
nannt (Woeste 233).
ln den rheinischen Mundarten hat der Lautwandel /ft/ zu /xt/ stattgefunden.
In der Form Schucht ist das Wort linksrheinisch bis an die Mosel und die unte-
re Saar, Raum Wittlich, Trier und Merzig, belegt. Als Bedeutungen werden
für das Rheinland ,Widerrist, Nacken bei Pferd und Rind4 sowie im übertrage-
nen Sinne ,das obere Halsstück des geschlachteten Schweines4, ,die Mähne
MhdGr § E 39,5; vgl. dazu auch Kapitel 6.1.2.
271
des Pferdes1, ,(verächtl.) hohe, schiefe Schultern, BuckeL usw. genannt
(RheinWb 7, 1842f.), für den Saargau ,Nacken vom Pferd, oberes Halsstück
vom Sch wein, ein Schopf Haare‘ (Conrath 227).
D. Im Material des ASFSL findet sich außer dem Flurnamenbeleg in Bierbach
kein weiterer vergleichbarer Name. Schon in der Beschreibung der Ämter
Zweibrücken und Kirkel von Tilemann Stella aus dem Jahr 1564 heißt es (S.
201; Kartenmappe Blatt 10): Der berg auff dem Schlicht genannt, als weitere
Schreibweise wird Schücht angegeben. Letztere ist als graphische Variante zu
interpretieren, da die heutige Mundartform [da Juxt] keinen Umlaut hat. Der
Flurname zeigt den Lautwandel /ft/ zu /xt/, der in historischer Zeit bis ins
mittlere Saarland reichte.300
Da die Verbreitung des Appellativs an der Mosel endet (siehe oben, Ab-
schnitt C), kann angenommen werden, dass das Wort in älterer Zeit eine
weitere Verbreitung nach Süden, bis in das Untersuchungsgebiet hinein, hatte.
Schucht wird hier als Bergname zur Benennung eines 332 m hohen Bergrü-
ckens auf der Gemarkung Bierbach verwendet. Benennungsmotiv dürfte die
gewölbte, an den Widerrist oder die Schulter eines größeren Tieres erinnernde
Form des Bergrückens gewesen sein, der Bergname ist also als Formname
aufzufassen.
Der amtliche Flurname Auf dem Schlucht ist als volksetymologische Um-
deutung des nicht mehr verstandenen Schucht zu deuten: Das Wort Schlucht
,enges Tal‘, das hier anklingt, hat erstens im Saarland und den angrenzenden
Mundarträumen ausschließlich feminines Genus,301 zweitens wäre als Syn-
tagma eher *In der Schlucht o. ä. zu erwarten.
(R. K.)
l0<> Vgl. zur Ausbreitung des Lautwandels MhdGr § E 39,5 sowie den Artikel achter
.hinter1 in RheinWb 1, 39-43: Diese niederdeutsche Form für hochdeutsch after
.hinter1 reicht mit moselfränkischem Ausfall des ch bis in das Saarland hinein.
301 PfälzWb 5, 1114; RheinWb 7, 1383.
272
Nr. 32
sohr Adj.,trocken, ausgedörrf
A. Behren-lès-Forbach {Fb): 1727 or. frz. dans le sorheck / en haut du
sorhecken (AD Mos 4 E 301), o Sorheck ['zomheg]. Drillingen (Dr): 1735 or.
dt. in der sohr matt / vor der soormatt / obigem soorbrunnen (AD BR 8 E 200
Nr. 1-2), 1757 kop. 1791 dt. beym soorbrunnen (AD BR 8 E 200 Nr. 7), o
Sohrmatt [zoomai], Bei der sohrmatt [bi: da 'zommat], Hinten an der
sohrmatt [heqo an do 'zommat], Oben an der sohrmatt [o:vo an do zommat],
Dieseits der sohrmatt [bi: do zom'mat], Neben der sohrmatt [ne:vo do
'zommat], Sohrbronnen [zom'bruno], Beim sohrbronnen ['bim 'zombruno],
Dudweiler (SB): 1764 or. dt. im herrensohr / in dem herrensohr (GEB), o Im
Herrensohr, Am Herrensohr. Farschviller (Fb): 1753 or. frz. im sohr (AD
Mos 24 J 102 fol 47ff.). Freisen (SW): o Hammensehr [hamo'zem], Anderseit
Hammensehr [annzaits hamo'zem], Auf der Marxsehr [of dem mark'zem],
Links der Marxsehr [lipks dem mark'zem], Galgensehr [galyen'zem], Frei-
senersehr [fraizomEzemJ. Habach (Ot): o Aufm Flürchen die Sohrstücker
['flimjo], Rettel (Si): 1792 or. frz. soirguevanne (AD Mos 6 J 106). Rouhling
(Sg): 1585 or. dt. bey dem sor (LH A Ko 55 A 4/492, 7), 1708 or. dt, am ohr /
unten am ohr / uffm ohr / uffs ohr (AD Mos E depot 601 1 G 1), o Soor [som],
Zvischerd soor dirgarten [tsvejo 'son un dmgeeto], Unten an soor ['unsrem
som], Oben an der soor [o:von am 'som].
(Vgl. Abb. 38)
B. Das heute im Niederdeutschen weit verbreitete Adjektiv sohr ,trocken,
ausgedörrt4 geht auf das westgerm. Adjektiv *sauza- ,trocken4 zurück, vgl.
asächs. sör, sär ,trocken4 (HOLTHAUSEN 1954, 62 und 69),30“ mnd. sör »tro-
cken, ausgedörrt4 (MndWb 4, 293), nnd. saar, soor, söör (Scheuermann
1995, 146), mnl. soor, nnl. zoor (MnlWb 7, 1576), aengl. sèor, nengl. sear.
Mhd. ist sór Adj. »trocken, dürr4 bei Nikolaus von Jeroschin (14. Jh., Ostpreu-
ßen) belegt (LEXER 2, 1055). Als Grundlage wird idg. *sausó- »trocken4 ange-
setzt, was auch in griech. aüos, lit. saüsas, akslav. suchü »trocken, dürr4 zu
finden ist (Kluge 855; Heidermanns 471; Weigand 2, 883). Im Althoch-
deutschen ist das Adjektiv nicht textuell belegt: Als Glossenwort kommt aber
das schwache Verb irsören in einer Handschrift aus Karlsruhe vor, was soviel
wie ,abmagern; verwelken4 bedeutet (AhdGl 9, 37; ChWdWS 272); vgl.
mhd, sören sw. V. »trocken werden4 (LEXER 2, 1057), mnd. sören, aengl.
sèarian »verdorren4 (HEIDERMANNS 471 ).
1(12 ln Ortsnamen.
273
Das westgermanische Adjektiv *söra- ist in älteren Siedlungsnamen über-
liefert, z. T. zusammengesetzt mit dem Substantive bildenden Suffix -ipa;
*söripa wäre also als ,Trockenland' aufzufassen:
(1) Soratfeld bei Lichtenau (Kr. Paderborn): 1001 kop. 12. Jh. M. pagos ...
Sorethfelt (Gysseling 926);
(2) Sürth, Stadtbezirk Köln-Rodenkirchen: 1067 Sorethe (GYSSELING
948);303
(3) Soiron bei Verviers (B, Prov. Lüttich): 1086 Sorun (FÖRSTEMANN II, 2,
827).
Während das Vorkommen des Adjektivs sohr .trocken, ausgedörrf auf das
Niederdeutsche beschränkt ist, ist das bereits im Althochdeutschen (mit ir-
sören) bezeugte Verb sohren .verdorren' mundartlich im ganzen deutschen
Sprachgebiet verbreitet (DWB 16, 1426L). Sowohl das Adjektiv als auch das
Verb beziehen sich grundsätzlich auf ausgedörrte, verwelkte Pflanzen oder
Bäume (ebd.).
Französisch sour, sor Adj. .getrocknet', vgl. den Ausdruck hareng sor ,salé
et séché à la fumée' (seit dem 13. Jahrhundert), ist aus mnl. soor entlehnt
(FEW 17, 161; DE VRIES 1971, 870). Bretonisch sor ,saur (du hareng)' sowie
pan sor ,durchgebackenes, luftiges Brot' aus dem Piemontesischen
(Alessandria) und aus dem Dialekt von Val Sesia sind aus dem Französischen
entlehnt.
C. Die Verbreitung des Adjektivs sohr .trocken, dürr' ist auf den kontinenta-
len Nordwesten beschränkt. Sein Hauptvorkommen umfasst die niederländi-
schen, rheinischen und niederdeutschen Gebiete. Südlich lässt sich sohr ver-
einzelt bis ins Flsass verfolgen, wobei es hier als Appellativ nicht mehr leben-
dig ist (ElsWb 1, 736). Im Schweizerdeutschen bezeichnet sor m. eine Art
von Unkraut (SCHWEIZlD 7, 1270f.):304 Das Wort ist vielleicht als Substanti-
vierung des Adjektivs sohr .trocken, dürr' zu interpretieren und stellt mögli-
cherweise eine späte Entlehnung aus dem Niederdeutschen dar. Die schwei-
zerdeutschen Ortsnamen wie Sor-Ent, im Sohr werden dagegen eher zu Sor n.
.scaturigines' oder zum Verb sören (bzw. sören) ,dürr werden, langsam ver-
blühen' gestellt (ebd.). Die in Schwaben vorkommenden, mit Soor gebildeten
Ortsnamen - ein Wort, das sonst im Schwäbischen nicht belegt ist - wie Soor-
lache, -wiesen werden nur unter Vorbehalt mit dem Adjektiv sohr ,dürr‘ in
Die angeführten Ortsnamen wurden aus *sauripa- n., Kollektivbildung zu west-
germ. *sauza- .trocken, dürr', gebildet. Vgl. auch den niederländischen Flurnamen
Soorkamp (MOERMAN 1956, 215; SCHÖNFELD 1950, 61).
'il4 Kolb 1957, 127 verbindet Schweiz, sör m./n. .Unkraut im Werch' mit norw. sanr
m., schwed. sör m. .Unkraut im Acker' (vgl. Schweiz, sören .verwelken').
274
Verbindung gebracht (SchwabWb 5, 1459). Sie dürften analog den schwei-
zerdeutschen Toponymen zu deuten sein, ln den übrigen Sprachlandschaften
gilt mundartlich allgemein das sw. V. sohren ,verdorren* *.105
ElsWb 1, 736 verzeichnet für das elsässische Gebiet die nicht mehr leben-
dige Zusammensetzung Sormatt f. ,eine trockene Wiese* (ehern. Feldbezirk).
In dem im Krummen Eisass liegenden Ort Drulingen (Arr. Saverne / Zabern)
kommt in Flurnamen die gleiche Zusammensetzung vor, vgl. z. B. 1735 in der
sohr matt (siehe Abschnitt A).
Das RHEIN Wb 8, 229 kennt Sor (zöär) m. nur im Singular in der Sonderbe-
deutung ,Carex-Arten auf feuchten Wiesen und Gebüsch*, also als Pflanzen-
bezeichnung: Das Wort kommt vereinzelt in der kleverländischen Mundart (in
Geldern-Schravelen) vor und wird zu nl. zoor ,trocken, scharf, rauh* gestellt.
Dittmaier 309 verweist aber auf ältere Flurnamen, die wahrscheinlich auf
das in den heutigen rheinischen Mundarten nicht mehr lebendige Wort sohr
,trocken, dürr* zurückgehen:0,(1 1254 Surin (Lützel, Stadt Koblenz), 1449
opten Soirlant (Gde. Rheinberg-Mörs, Kr. Wesel). JUNGANDREAS 1962, 994
führt für das Moselland den Flurnamen in den Sorfeldern (Gde. Farschweiler,
Lkr. Trier-Saarburg), mundartlich an de Sörfalen (!) auf: Der Name wird mit
Vorbehalt zu mhd. sör ,trocken, dürr* gestellt.
In Hessen ist kein appellativischer Beleg des Wortes nachgewiesen. Südhes-
sische Flumamenbelege, die im 16. Jahrhundert einsetzen, weisen das Wort
Söhre f. versiegendes Wasser; trockenes Land* auf, das eine nhd. Substantiv-
bildung zum mhd. Adjektiv sör ,trocken, dürr* darstellt (SHessFln 868).
ln Westfalen gilt das Adjektiv sör ,dürr; kalt, trocken (z. B. vom Wind)*
noch als appellativisch lebendig (WOESTE 248).
Das BremNsäCHSWb 4, 924 verzeichnet soor Adj. ,dürr, trocken*. Soor
bezieht sich hier sowohl auf Bäume und Pflanzen als auch auf die ausdörrende
Wirkung des Windes. '0
In Schleswig-Holstein ist sor, soor, vereinzelt sorr Adj. ,trocken, dürr,
welk* belegt. Das Wort ist namentlich in West- und Mittelholstein gebräuch-
lich, für Ost- und Südholstein nur spärlich belegt; in Schleswig ist es mit Aus-
nahme von Angeln und Nordfriesland bezeugt. Die aktive Bedeutung ,ausdör-
rend* kann sich auch auf die Windeigenschaften beziehen. Ortsnamen und
Flurnamen kommen häufig in der umgelauteten Form Sören, Söhren mit der
Bedeutung ,trockene Landstriche* vor (SCHLESWHWß 4, 694). Ältere holstei-
nische Ortsnamen, die entweder Sohr - meistens als Bestimmungswort - oder
j05 Das schwäbische Wörterbuch verzeichnet das sw. V. soren ,verdorren* als nicht
mehr in Gebrauch (SchwäbWb 5, 1459).
*06 Südlich der Diphthongierungslinie gehören die Namen sicher zu mhd. sör ,trocken,
dürr\ Nördlich der Ahrlinie sind sur < sauer und sor lautlich zusammengefallen,
was zu Deutungsschwierigkeiten fuhrt (Dittmaier 309).
Buchstabe S des Niedersächsischen Wörterbuchs ist noch nicht veröffentlicht worden,
275
umgelautete Formen wie Söhren - häufig als Simplex - enthalten, reichen bis
ins 13. Jahrhundert hinein (Jellinghaus 1 899, 300).
In Mecklenburg begegnet appellativisch sor, vereinzelt sur, sorr, surr Adj.
,trocken, dürr (von Wiesen, Bäumen, Wälder)4. Das Appellativ kommt bereits
in einer Urkunde des 14. Jahrhunderts vor: 1369 myt ... beken, more, wolde
szore effte unsore. Die Bedeutung überträgt sich im Sinne von ,austrocknend,
kalt4 auch auf das Wetter oder Windbedingungen, ln Flurnamen zeigt das
Wort meistens Umlaut: vgl. Sorborg, -hörst, Sörbrok, Sorenkrog, Sören-
breed-kul, -stücken, -wisch, Sörenskamp (MecklWb 6, 542).
Das PreubWb verzeichnet das Adj. sohr ,dürr, trocken1 als nur vereinzelt be-
legt (PreubWb 5, 691); Frischbier 2, 345 nennt sor Adj. ,dürr, trocken, saftlos,
verdorrt, abgestorben4, in Pommern auch sûr, im Göttingischen sär und sor.
In Hamburg bezeichnet man mit soor, suur Adj. ausgedörrte Pflanzen und
Bäume. Das Adjektiv bezieht sich auch auf die trockene Kälte oder auf die
austrocknende Wirkung des Windes. Flurnamen werden auch genannt: 1779
Sahren Kamp/Koppel bei Ohlstedt und 1804 Suhrbrook bei Poppenbüttel
(HambWb 4, 423).
D. ln unserem Untersuchungsraum gehen die Belege der mit sohr gebildeten
historischen Flurnamen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das Adjektiv sohr
kommt in Behren-lès-Forbach, Drulingen, Habach und Rettel als Bestim-
mungswort vor und bezeichnet dort die Beschaffenheit von Pflanzen und Flu-
ren. ln Dudweiler (Stadt Saarbrücken) ist sohr als Grundwort - also substanti-
visch - in den Flurnamen 1764 or. dt. im herrensohr, amtl. Im Herrensohr be-
legt;3üs in Farschviller 1753 or. frz. im sohr, und Rouhling 1585 or. dt. bey
dem sor, amtl. Soor [so:u]; amtl. Zvischerd soor dirgarten [tsveja 'son un
diugento] ist sohr als Simplex überliefert, ln diesen Fällen erfährt das Adjektiv
sohr eine Substantivierung, wie aus dem Zusammenhang zu entnehmen ist,
und bedeutet vermutlich ,trockenes Land, trockene Landstelle4.
Die Verbreitung der So/îr-Namen im Saar-Mosel-Raum zeichnet sich nicht
durch eine hohe Belegdichte aus. Es lassen sich trotz der spärlichen Beleglage
hauptsächlich drei Flurnamenräume erkennen: Das Vorkommen des Wortes
im Kanton Sierck-les-Bains, im Lkr. Neunkirchen und im Regionalverband
Saarbrücken - also in den Flurnamenräumen an Obermosel und unterer Saar
sowie an Prims und oberer Blies - zeigt Anschluss nach Norden. Die südli-
chen Belege in den Kantonen Forbach, Sarreguemines / Saargemünd und Dru-
lingen - im Namenraum zwischen Rossel und oberer Saar - halten die Ver-
bindung zu den im Norden und Nordwesten anschließenden Flurnamenräu-
men. Die Streuüberlieferung über das gesamte Gebiet weist auf Reliktlage.
(M. V.)
Heute ist Herrensohr ein Ortsteil von Dudweiler. Das Bestimmungswort bezieht
sich auf die Herren, die Stiftsherren von St. Amual (Stadt Saarbrücken).
276
Nr. 33
Sprehe f. ,Star‘
A. Brettnach (Bv): 1717 or. frz. spreen ath (AD Mos 4 E 70), o Spreven ath
['jpreiovon a:t], Sprevenaht. Fechingen (SB): 1554 dt. sprawinckel (StiftsA
StArnual Bd. 2, 571), 1684 or. dt. sproenwinkel / im sprohwinkel l
sprorenwinkel / im sprorenwinkel ! oberhalb sprorenwinkel / oben am
spromwinkel (GEB), 1724 or. dt. im sprohwinkel zwei ahnungen unterste und
oberste (GEB), 1757 or. dt. in den sprohwinkelgärten (GEB), o
Sprohwinkelgarten. Hinckange (Bo): o Spreven bäum ['Jprewonbaum].
Losheim (MW): o Spriewengerischt ['Jpra^vogorift].
(Vgl. Abb. 39)
B. Sprehe f. ,Star; Sturnus vulgaris‘ ist in ahd. Glossen als spräa, sprea f. be-
legt (Splett I, 2, 909; Starck/Wells 578). Die althochdeutschen Belege
stammen aus mittel fränkischen Quellen. Beispielsweise ist sprea ,sturnus‘309
in einer aus Vorlagen des 9.-11. Jahrhunderts kompilierten Trierer Glossen-
handschrift des 12. Jahrhunderts überliefert. Das älteste Zeugnis ist das Glos-
senwort spra aus einem Wolfenbüttler Codex des 10. Jahrhunderts310
(FOERSTE 1958, 27f.; Graff 6, 368; NEUß 1973, 147f.; Suolahti 1909,
167f.). Belege aus der mittelhochdeutschen Sprachperiode fehlen. Weitere Be-
legnachweise aus historischen Sprachstufen sind mnd. spre(n) m.
(MndHdWb 3, 398; MndWb 4, 344) sowie mnl. spreeuwe, sprewe, spreew f.
(MnlWb 7, 1803f.; VroegMnlWb 4, 4521). Lehnwort aus dem Fränkischen
ist afrz. esprohon ,Star‘ (FEW 17, 188; HAUBRICHS/PFISTER 2008, 264).
Das Substantiv Sprehe wird verbunden mit dem mittelhochdeutschen Verb
sprcejen, sprcewen (Lexer 2, 11 lOf.) bzw. mit dessen mittelniederländischer
Entsprechung spraeyen, die beide ,spritzen, sprühen4 bedeuten. Benennungs-
motiv sei das gesprenkelte Gefieder des Vogels (DWB 17, 9; KLUGE 870).311
Schon die althochdeutschen Glossenbelege spräa und sprea zeigen, dass
309 Georges 2, 2834: sturnus m. ,Star, Sprehe'.
3,0 Das lateinische Lemma turdus zur ahd. Glosse spra bezeichnet eigentlich die Dros-
sel (Georges 2, 3262f.), jedoch scheint turdus im Mittelalter auch als ,Star‘ ver-
standen worden zu sein (Foerste 1958, 28 Anm. 154; NEiUß 1973, 147).
jl1 Möglich scheint eine etymologische Zusammengehörigkeit von Sprehe mit der Vo-
gelbezeichnung got. sparwa, anord. spprr, aengl. spearwa, ahd. spar(o), mhd.
spar(e) ,Sperling' < germ. *sparwaz / *sparwön m. (vgl. IEW 991; Lehmann
318f.; Orel 363). Die indogermanische Basis dieses Wortes ist *spherH- (ved.
sphuräti ,stößt weg, schnellt, zappelt'; vgl. IEW 992f.; L1V 585): Der Sperling ist
nach der ursprünglichen Wortbedeutung also ein ,Hüpfer'. Sprehe kann auf eine
idg. Wurzel *sp<hlreH- zurückgeführt werden, die vielleicht als Variante zu
*spherH- mit Metathese zu interpretieren ist.
277
Sprehe in zwei Lautvarianten - mit langem a und mit langem e - erscheint, ln
einem Streifen vom mittelfränkischen Dialektgebiet an nordwärts bis zur nie-
derländischen Provinz Groningen, d. h. im Rheinland, im Südwest-Westfä-
lischen und im Ostniederländischen einschließlich des westlichen Ostfriesi-
schen, finden sich Belege mit a-Vokal, der in den Mundarten auch als o reali-
siert wird, während in den westlichen und südlichen Niederlanden einerseits
sowie im Nord- und Ostniederdeutschen, im Hessischen und südlich der Mo-
sel andererseits die e-Form vorrangig ist (DWA 15, Karte Star). Die c-Form
kann nicht mit Umlaut aus der a-Form entstanden sein, wie nl. spreeuw zeigt:
Dieses setzt germ. *spraiwö voraus. Hingegen erfordern die rheinisch-
westfälisch-ostniederländischen Belege mit a-Vokal eine Vorform *spräwös 12
(DeVries 1971,684; Foerste 1954, 407f.; Ders. 1958, 27f.).
Wie das oben skizzierte Sprehe-Vorkommen zeigt, hat diese Bezeichnung
für die Vogelart Sturnus vulgaris im Unterschied zum gemeingermanischen
Star, ahd. stara i.lstaro m., eine geringere geographische Ausbreitung (vgl.
auch DWA 15, Karte Star). In der Bildung von Siedlungsnamen spielte
Sprehe keine Rolle. Wie weiter unten zu zeigen sein wird, existieren nur ver-
einzelt entsprechende Flurnamen (für die Provinz Nordholland nennt Schön-
feld 1950, 90 den rezenten Flurnamen Spreeuweweid), was das Fehlen von
Siedlungsnamen erklärt.
C. Zusammenfassend beschreibt Hildebrandt 1983, 1338 die areale Ver-
breitung der variierenden Bezeichnungen für den Vogel Star aufgrund der Da-
ten des Deutschen Wortatlasses:
Die Grenzlinie ist im Ndt. stark nach Norden verlagert, indem das Ostfäl. und
das Brandenburg, zu 2 [= SA/r] gehören, ebenso gehörten der südl. Teil Ost-
pommems und der östl, Teil Ostpreußens zu 2. Westfalen, das Ripuar.-
Niederfränk. und das Hess, nördl. von unterer Lahn und mittlerem Main gehören
zu 1 [= Spree(n), Sprol(e)]. Reste von I finden sich jedoch auch noch beiderseits
der unteren Mosel, in Luxemburg, im Saargebiet und sogar im Elsaß. Die lautli-
chen Variationen von 1 zeigen in gleicher Häufigkeit Sprei(n) neben Spree(n),
dazu im Hess, auch Sprinn und Sprien, im Ostfriesischen Spraa. Der Worttyp
Sprol(e) zeigt ripuar.-westfäl. Verbreitung, am Niederrhein herrscht Spron.
In einer Zusammenstellung der Namen der Vögel im Niederdeutschen vom
Ende des 19. Jahrhunderts wird für Lübeck als Benennung des Stars Spree,
Sprei angegeben, für Mecklenburg-Strelitz Spreen, für den Regierungsbezirk *
1,2 Nach Foerste 1954, 408 und Ders. 1958, 27 liegt hier ein alter, lautgesetzlicher Vo-
kalwechsel vor. Dessen Erklärung steht allerdings noch aus. Ein weiteres von
Foerste 1954, 406 angeführtes Beispiel für den Wechsel germ. /ai/ : /e/ (westgerm.
/ei/: /ä/), das Wort Ameise, ahd. ämeiza, wird von EWA 1,204 anders erklärt: Mittel-
hochdeutsche und dialektale Formen mit dem Anlaut ei-, ai- (z. B. mhd. eimesse,
aimsche) seien mit assimilatorischen und volksetymologischen Einflüssen zu erklären;
der Ansatz einer westgermanischen Nebenform *aimaitjön habe keine Berechtigung.
278
Münster Spreie, Spraol, für das Landgebiet nördlich von Hamburg und die
Grafschaft Rantzau Spre f. und für das Amt Recklinghausen Spränke f.’1’ ln
den Fürstentümern Göttingen und Grubenhagen wurde der Star Spree, Spreie,
Spreje, Sprene genannt (Schambach 1858, 206).
Mundartwörterbücher für das niederdeutsche Sprachgebiet, die im 20.
Jahrhundert entstanden sind, zeigen folgende dialektale Verhältnisse: In
Schleswig-Holstein heißt der Star Spree, der Plural (zuweilen auch der Singu-
lar, vor allem im Reim) lautet Spreen, eine Nebenform ist Sprei', das Wort
kommt als Maskulinum, als Femininum und vereinzelt als Neutrum vor
(SCHLESWHWb 4, 781). MECKLWB 6, 684 nennt die Varianten Sprei, Spree f.
und Spren m. In Hamburg steht für Sturnus vulgaris nur selten Staar, die übli-
che Bezeichnung ist Spree, Sprei m./f., Plural -n (HambWb 4, 489). In der
südwestfalischen Mundart ist die Bezeichnung für den Star Spräwe, Spräle
(Woeste 251).
Der nördliche und westliche Teil Hessens besitzt, wie Südwestfalen, die a-
Form der Vogelbezeichnung: Sprah(e) und die abweichenden Formen Sprahl,
Sprohe, Sprohl sind einige der hier vorkommenden Varianten, die maskulines
wie feminines Genus haben können. Diese Bezeichnungen sind gegenüber
Star im Rückzug begriffen (HNassWb 3, 695; Kehrein 1891, 384). In Kur-
hessen wird der Star Sprin, Spren, Spre, Sprehe f. genannt (Vilmar 394).
Ebenfalls die e-Form findet sich im oberhessischen Spren m./f. (CRECELIUS
801). Vom SHessWb 5, 1227 wird Spren m. als veraltet bezeichnet.
ln den Mundarten des Rheinlands herrscht bis ins Moselfränkische hinein
die a-Form Sprahe vor. Nur zwei weit auseinander liegende Gebiete besitzen
die e-Form Sprehe: die Gegend um Selfkant und die Stadt Aachen sowie das
Gebiet an Nahe und Saar. Die einzelnen dialektalen Formen an der Saar zei-
gen im Singular mehrere Auslautvarianten: Verschlusslaut b, Reibelaute w
und/sowie vokalischer Auslaut. Der Plural lautet Sprewe(n). Auf Sprahe füh-
ren die Varianten mit den Langvokalen a (z. B. in Urexweiler) und o (z. B. in
Merzig-Haustadt) zurück (RheinWb 8, 404-408 mit Karte Sprahe und 421 f.;
vgl. auch Schön 197: Sprüh, Sprew'14 und für den Raum Merzig Conrath
237: Sprääwen PL ,Stare4).
DlTTMAlER 1963 verzeichnet keine entsprechenden Flurnamen. Für Ko-
bem-Gondorf im Lkr. Mayen-Koblenz wird an anderer Stelle der Flurname
Spreen genannt: 1350 Wingarten ... den man nennet Spreen (vgl. JUNGAN-
DREAS 1962, 1001: „aus *Spreenwingart, Wingert, der von Staren heimge-
sucht wird?“). 313 314
313 Mitteilungen aus dem Mitgliederkreise. 1. Die Namen der Vögel im Niederdeut-
schen, in: Korrespondenzblatt des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung 16
(1892), 82-87 und 17 (1893), 1-6.
314 Braun/Mangold 215 verzeichnen Schbrääb, PI. Schbrääwe ,Star‘ als Spitzname
für die Einwohner von St. Johann, einem Saarbrücker Stadtteil.
279
Die oben angeführten Mundartformen aus dem nordwestlichen Saarland,
Lkr. Merzig-Wadern, haben einen Anschluss im Luxemburgischen: Spreif f.
und Spro, Spron f./m. ,Star\ lokal auch ,Drossef (LuxWb 4, 249 und 251).
Die lothringischen Gemeinden Berling, Boulay-Moselle / Bolchen, Etting,
Faulquemont / Falkenberg, Forbach, Hestroff, Lixing-les-Rouhling, Metzer-
visse, Remering, Vahl und Varsberg haben für Star das Mundartwort Spreb,
Sprew m. (DtLothrWb 488).
ln der Westpfalz wird der Star Spree, Sprää (Lkr. Kusel, nördlicher Teil
des alten Landkreises Homburg und Lkr. Kaiserslautern) und Spreeb, Sprääb
(südlicher Teil des Landkreises Homburg, die alten Landkreise St. Ingbert und
Zweibrücken) genannt. Feminines Genus ist vorherrschend, vereinzelt tritt
maskulines Genus auf. Um 1928 wird der Vogelname nur noch von älteren
Sprechern verwendet, er wird von neuerem Star verdrängt (CHRISTMANN
1938, 20 und 22; PfälzWb 6, 330f. und Karte 360 Star).
Im gesamten Eisass bis hinunter zur schweizerischen Grenze ist Sprehe in
den Varianten Spree, Gespree, Spreel(e), Sprehe, Sprejer f. belegt, ln einer
elsässischen Quelle von 1381 tritt erstmals die standardsprachlich gewordene
Form Sprehe auf (ElsWb 2, 555f.). ln der schwäbischen Mundart kommt
Sprehe nicht vor, ebenso wenig in der bairischen. Dies könnte ein Indiz dafür
sein, dass wir es beim elsässischen Vorkommen mit altem fränkischen Import
zu tun haben.
D. Die wenigen Flurnamenbelege des ASFSL-Untersuchungsraums befinden
sich überwiegend im Gebiet um Obermosel und untere Saar, also im mosel-
fränkischen Dialektraum. Sie haben Anschluss an das luxemburgische und das
rheinische Vorkommen von Sprehe. In der Mundart des südöstlichen, von der
Pfalz beeinflussten Teil des Saarlandes ist bzw. war Sprehe zwar auch vorhan-
den - vgl. dazu HEEGER 1903, 10: „Im Bliesgau heißen die Stare Sprewen“ -,
dies hat sich jedoch in der Flurnamenüberlieferung kaum bemerkbar gemacht.
Allenfalls flir die Belege aus Fechingen kann mit einem Einfluss von der Pfalz
her gerechnet werden.
Die Flurnamenbelege des Saar-Mosel-Raums zeigen bis auf die Fechinger
historischen Komposita sprawinckel, sprohwinkel den ^-Vokalismus. Sprehe
steht jeweils im Plural (Sprewen) und ist als Bestimmungswort mit den
Grundwörtern Acht, Baum und Gericht zusammengesetzt.
(R. K.)
280
Nr. 34
Wehr n.,Stauwerk am fließenden Wasser4
A. Altheim (Hb): o Am Mühlwehr [a:m ve:e], Vor dem Wehr [foum 'vem],
Aam Owwerre / Unnerre Weer [a:m 'ovore / 'unsre ve:u], Aam Weer [a:m
ve:n]. Apach (Si): 1601 or. dt. gegen dem wehr (AD Mos 3 E 7273).
Bebelsheim (Sl): o Oben am Wehr ['ovo am ve:e], Ober dem Wehr ['ovo am
ve:u], Vor'n an der Wehr [fo:em ke:n]. Bergweiler (SW): 1789/92 dt. in das
wehr (LHA Ko 24/945 45-82). Berschweiler (Ot): 1773 or. dt. oben an
frantzenswehr / zwischen frantzenswehr und lochwiesshümess / beym mühlen-
wehr / beym mühlenwehr obig der dörrwiese (GEB), o Ober Franzenwehr
[am 'franso ve:n]. Besseringen (MW): 1489 kop. 15. Jh. E. dt. den berch jnne
biss ane etzwerss port vber steinpoille (StB Tr 1671/348 fol 41 r). Bettingen
(Schmelz) (Sl): o Geisel auf das Wehr. Bexbach (Hb): 1488/89 or. dt. an dem
were (StA Tr WW 38 fol 20v-21v). Bliesdalheim (Hb): o Das Wehr [os ve:u].
Blieskastel (Sl): 1553 kop. 18. Jh. dt. an minbacher mühlenwehr (KRÄMER
Sulger Amt Blieskastel, 25). Bliesmengen-Bolchen (SI): 1580 kop. 16. Jh. dt.
klaffen weer / klaaffen weer / klaffen wehr (WEIZSÄCKER Weistümer, 147).
Bubach-Calmesweiler (Ot): o. D. dt. beim alten wehr (GEB), o Beym alten
Wehr [beim 'aldo ve:t?]. Buweiler (SW): o Auf Mühlenwehr [am 'mylovem],
Diefflen (Sl): o Auf dem Wehr [om ve:u]. Dirmingen (Ot): 1741 or. dt. am
mühlweer / am mühlwer / am muhlwerr / (LA Sb Nachlass Hermann Bock,
800), o Beim Mühlenwehr [beim 'rmlove:r]. Einöd (Hb): o. D. kop. 1588 dt.
an dem wehr in der mastawen (LA Sp F 1/114a Felsp fol 59). Farebersviller
(SA): 1698 or. dt. im wehr / oben am wehr / unden am wehr / hinderem wehr
(AD Mos 4 E 153), 1736 or. dt. im wehr I auffs wehr I hinderm wehr / wieder
die wiess das wehr genant (AD Mos 4 E 154), o Wehr [ve:n], Oben am wehr
['o:von am 'veie], Hinter dem wehr 1. gewann ['hintn dem ve:n], Hinter dem
wehr 2. gewann ['hintn dem ve:n], Hinter dem wehr 3. gewann ['hintn dem
ve:n]. Fitten (MW): o Wehr [da gru:s gre:t], Oberm Wehr. Flastroff (Si): o
Wehr wies [de 'vemvis], Wehrfeld auf die guered [ve:ufelt op de kolmu 'ban],
Weerfält op de kolmer bann [ve:nfelt op de kolmn 'ban], Wehrfeld langst-bach
und colmerbann [et 'vemfelt]. Fürstenhausen (SB): 1754 or. dt. in der
werbach (GEB), o In der Werrbach. Gonnesweiler (SW): o Die Wehrwiese
unter der Mühle [di: 'vaiuvis 'onn da rml], Gronig (SW): 1791 or. dt. überm
mühlenwehr untere gewand (LHA Ko 24/975), o Über dem Wehr [ivrnn
've:nj. Habkirchen (SI): 1421 kop. ca. 1600 dt. heinrichswehr (WEIZSÄCKER
Weistümer, 134). Hilbringen (MW): o Gross Wehr. Holving (Sa): 1739 kop.
18. Jh. E. frz. das vasserfach oder wehr (AD Mos 24 J 103 fol 27v). Hoof
(SW): o Im Winkel am Mählwehr [am 'mYlve:n]. Hunting (Si): o Hanen am
wehr ['hanorem vi:n], Für am wehr [fi:ram 'vi:u]. Ihn (Sl): o Aufm Weer.
281
Jägersburg (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. ann das wehr am friderichs wage
(Scharf Stella, 75). Kleinottweiler (Hb): 1547 or. dt. die wehrn (FS
Kleinottweiler, 8). Kostenbach (SW): o Mühlenwehrspitz [milovem'jpets].
Lautenbach (Ot): 1741 dt. am mühlwehr oberm kappesgraben (GEB), 1767
dt. am wehr (GEB), 1768 dt. am wehr (GEB). Lebach (Sl): 1564 dt. uff
müIlers wehr / ad wehr uff der sawbach (GEB), 1711 dt. von der mühlen-
wiesen längs dem teich bis an das weer (GEB). Loudrefing (Ai): o Millweer
['milvem]. Mailing (Si): 1704 or. dt. langst das wehr (AD Mos 3 E 7340), o
Virfeld ['vimfelt]. Mettlach (MW): 1485 dt. das wer vor hultzbach / das wellis
were / das aldwer / das mulenwere / bodis were (GEB), 1498 dt. das wellis
werre l portzer werre / das molenwerre / bodes werre / etzwerre (LHA Ko
143/709, 1 lf.), 1520 kop. 16. Jh. dt. des weites wers (StB Tr Hs 1670/349 fol
275v), 1553 kop. 16. Jh. dt. porter were (LHA Ko 143/703, 133), 17. Jh. E. or.
lat. prope wellyss wehr (LHA Ko 143/702, 5f.). Mühlfeld (Primstal) (SW): o
Hinten am Wehr ['hena am ve:b]. Nennig (MW): 1616 kop. 1709 dt. obent
dem wehr / gegen dass wehr (LA Sb Büb B 13, 13), 1720 or. dt. au ff dem
wehr (LHA Ko 1 C/15217, 69), 1795 or. dt. im ohl auf der wehr (LA Sb Büb
B 28, 20), 1795 or. dt. in ohl auf dem wehr (LA Sb Büb B 28, 42), o Aufm
Wehr [om vi:n]. Niederbexbach (Hb): 1547 kop. 18. Jh. dt. biss uff das gross
wehr (KAMPFMANN Beiträge, 56), 1700 or. dt. beym grossen wehr in der nau
wiess (LA Sp F 2/90-91). Niederlinxweiler (SW): 1742 or. dt. obern neu-
mühlwöhr (GEB), 1768/69 dt. an der breitwies beym wehr (GEB), o Beim
Wehr [baim ve:n]. Niederstinzel (Fe): 1720 or. frz. wehrbrun matt / im werbt
(AD MM B 11768/69, 97), 1720 or. frz. im wehrbrun (AD MM B 1 1768/69,
254), 1720 or. frz. oben am wertbrun (AD MM B 11768/69, 296), 1720 or.
frz. oben am wehrbrun (AD MM B 1 1768/69, 347), 1720 or. frz. an der wehr-
brun (AD MM B 11 768/69, 613), 1720 or. frz. oben am wehrbrun (AD MM B
11768/69, 638), 1720 or. frz. oben am wehrbrun (AD MM B 11768/69, 679),
1720 or. frz. oben am wehrbrunmatt (AD MM B 11768/69, 827), o Im werth
et wehrbrun. Oberleuken (MW): o Stauwehr [baim 'Jets)]. Oberthal (SW): o
Überm Wehr [ivttm 've:n]. Ommersheim (SI): 1603 dt. im andersten wehr /
im obersten wehr (LA Sb von der Leyen Nr. 3084), o Im Wehrfeld [em
Ve:pfelt], In den Wehrwiesen [in do ’ve:Bvi:s]. Osterbrücken (SW): 1587 dt.
vff dem mülwehr (LA Sp B 2/1036), 1739 dt. biss ans mühl wehr (LA Sp B
2/1033 fol 58). Peppenkum (Hb): o Om Weer [om vem]. Quierschied (SB):
1758 or. dt. wehrwiess / in der wehrwiess / von dem mühlenwehr biss an die
fuchswiess (GEB), o Wehrwiese [Ve:t?vi:s]. Roussy-Ie-Village (Ca): o
Dümpel om weer [dempol om 've:t?]. Schwemlingen (MW): o Das Wehr [ot
ve:n]. Sierck-Ies-Bains (Si): 1385/97 or, dt. an dem wer (AD Mos B 2344 Nr.
7330 fol 4), 1593 or. dt. in der strichen ahm wehr (AD Mos 3 E 7274), 1600
or. dt. gegen dem wehr (AD Mos 3 E 7273), 1746 or. dt. unter dem wehr bey
sierck (AD Mos H 3678), 1764 or. frz. apacherwer (AD Mos 6 J 107), o Wehr
282
[vi:n]; Wehr stuck [virn], Siersdorf (Siersburg) (Sl): o Am Weer [am ve:u].
Theley (SW): o Am neuen Wehr [am 'nauo ve:u]. Varsberg (Bo): 1683 or. dt.
auff wehr (AD Mos E suppl. 699 1 CC 2). Völklingen (SB): 1582 or. dt. in
der wehr hach (LA Sb 22/6616), 1672 or. dt. werbach undschirrbach (GEB),
1685 or. dt. wirbach und schirbach / werbach und schirbach (GEB), 1753/54
or. dt. in der würrbach / rottweg in den würrbach / der rotteweg in den
würrbach / hinter dem gatter an der würrbach (GEB), o Im Wirrbach [im
'vmbax]. Wellesweiler (Ot): o Das Wehr, Am Wehrgraben [am 'vemgraivo],
Wiebelskirchen (Ot): 1514 dt. bei dem wehre (GEB), 1760 dt. mühlen wehr
(GEB), 1768 or. dt. am mühlen wehr / am Mitten wehr / beym Mitten wehr / im
wöhrgen (GEB), 1776 dt. beim hüttenwehr (GEB), 18. Jh. dt. mühlenwehr
(JUNGK), o Am Mühlenwehr [am 'mbtavem], Unten am Mühlenwehr ['uns am
'midovem]. In der Groswies beim Hüttenwehr [en da kro:s vi:os am Wtovem].
Wustweiler (Ot): o Am Weer [am ve:u], Weerwiis ['vemvLsJ.
(Vgl. Abb. 40)
B. Wehr n. ,Stauwerk am fließenden Wasser1, mhd. (md.) wer, were n. .Fluss-
wehr1 (LEXER 3, 768; WMU 3, 2352f.), ahd. (Glossenwort) wer ,Flusswehr,
Mühlenwehr1 (AhdGl 11, 8; Splett I, 2, 1104; STARCK/WELLS 710),315 316
asächs. werr n. ,Wehr (Querdamm in einem Flusse, des Fischfanges wegen)1
(Wadstein 1899, 23 und 245)'16 < germ. *warjan n. (Orel 449), geht mit
einer Ausgangsbedeutung , Hemmung, Hindernis1 zurück auf das Verbum
germ. *warjanan < idg. *uer- ,aufhalten, (ab)wehren1 (LIV 684f.), mhd.
wer(e)n ,schützen, verteidigen, (ver)hindem1, ahd. wer(r)en, werien ,wehren,
verbieten, hindern, verteidigen, schützen1, asächs. werian ,wehren, hindern,
schützen1.
Das Wort begegnet auch in mnd. wäre, were n. jede in das Wasser [...]
hineingebaute Sperrung zur Fischerei, zum Mühlenbetrieb etc.1 (MNDWB 5,
602 und 677), mnl. were, nnl. weer f. ,Fischwehr1 (De Vries 1971, 823;
MnlWb 9, 2210) sowie aengl. wer m., nengl. weir ,Wehr, Damm"
315 Das Wort erscheint im Hochdeutschen „nicht vor Heinrici summarium“ (DWB 28,
197). Dessen Entstehungszeit wird von der älteren Forschung für das frühe 11.
Jahrhundert angesetzt (vgl. Reiner HiLDEBRANDT/Klaus Ridder [Hgg.]:
Summarium Heinrici. Bd. 1: Textkritische Ausgabe der ersten Fassung, Buch I-X
[Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen
Völker; 185 = N.F., 61], Berlin/New York 1974, XXII). Wegstein datiert jedoch
1140/60, so dass Summarium Heinrici nicht als spätalthochdeutsch, sondern als
frühmittelhochdeutsch anzusehen wäre (Werner Wegstein: Studien zum
„Summarium Heinrici“. Die Darmstädter Handschr. 6; Werkentstehung, Textüber-
lieferung, Edition [Texte und Textgeschichte; 9], Tübingen 1985, 35E).
316 10. Jh. an theru Fehtu en uuerr (Grundbesitz der Abtei Werden im westlichen
Friesland nach dem ältesten Werdener Heberegister, Kötzschke 1906, 73f.)
283
(Holthausen 1974, 391) und anord. ver n. ,Klippe am Meer zum Fischfang1
(De Vries 1961,654).
Das ursprünglich niederdeutsche Wort breitet sich entlang der Flussläufe
nach Süden aus, rheinaufwärts nach Hessen und in die Pfalz, elbaufwärts bis
in das Gebiet von Saale und Ilm und die Oder hinauf nach Schlesien. Die
Ausbreitung erfolgte nicht flächendeckend: Das Stauwerk im fließenden Was-
ser heißt niederösterr. pruch, alem. wuor, wüere, siegerländ. dich, frk.-hess.
fach (BACH II, 1, § 306; DWB 28, 196-200; KLUGE 977; KLUGE/MlTZKA
1963, 846). Vereinzelte frühe oberdeutsche Belege für Wehr finden sich in
einer Urkunde aus dem schwäbischen Pfullingen (Lkr. Reutlingen): svas der
wisen geschit von dez werres wegen (DWB 28, 200; WMU 3, 2352fi). Der
bairischen Mundart fehlt das Wort.
Bei mit Wehr gebildeten Siedlungsnamen ist es nicht in allen Fällen möglich
zu entscheiden, ob Wehr in der hier interessierenden Bedeutung ,Stauwehr,
Fischw'ehr4 (in dieser Bedeutung meist Neutrum) vorliegt oder aber das Femini-
num Wehr Verteidigung, Befestigung, Landwehr4. So ward z. B. bei FÖRSTE-
MANN II, 2, 1273-1275 nicht zwischen dem Neutrum mhd. wer ,Flusswehr4 und
dem Femininum ahd. wen, mhd. wer(e) Verteidigung4 unterschieden.
Alte Siedlungsnamen aus den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-
Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie aus Belgien, bei denen sich Hinweise fin-
den, dass Wehr in der Bedeutung ,Stauwehr, Fischwehr4 zugrunde liegt, sind:317
(1) tWehre, Klein-, nordöstl. von Wehre (Lkr. Goslar): 1053 in villis ...
Ostwerri;
(2) Wehr, Gde. Selfkant (Kr. Heinsberg): 1144 or. Were, 1204 or. Wer,
(3) Wehr, Gde. Palzem (Lkr. Trier-Saarburg): ca. 1150 Were;
(4) Werbeek, Gde. Retie (B, Prov. Antwerpen): 1186 or. Werheche, 1221
or. Werheke;
(5) Werbeke, Gde. Avelgem (B, Prov. Westflandern): 12. Jh. E. or.
Vuerebeke.
C. In Schleswig-Holstein sind Wehre n./f. ,Staudämme in Bächen und Flussläu-
fen4, daneben aber auch allgemein ,Hindernisse4 oder ,schmale Wiesenstreifen
zwischen den Äckern, deren Grenzscheiden nur durch Steine oder Pfähle am
Ende angedeutet sind4. Alle diese Bedeutungen sind in Flurnamen wie Wehren,
Wehrbrook-, -barg, -brück, -koppel, Wehrenwisch, Achter-, Helms-, Huk-,
Steinwehr, Schmalwehren, Lachswehren vertreten (CLAUSEN 1988, 127;
Falksön 2, 2000, 578; SCHLESWHWß 5, 579). In einer Hamburger Urkunde
von 1256 heißt es: ipsumflumen cum piscatione et gurgustio, quod were dicitur,
capitulo assignavit (DWB 28, 199). In Flurnamen Niedersachsens bezeichnet
Wehr, Wahr in der Regel ein ,Stauwerk zum Zwecke der Bewässerung von
Wiesen4 und nur selten ein ,Fischwehr4 (Scheuermann 1995, 154).
317 Vgl. Gysseling 1055 und 1061; Jungandreas 1962, 1099; Möller 1979, 142.
284
In Mecklenburg bedeutet Wehr n. ,Stauwerk in fließendem Wasser, zum
Fischfang gesetztes Wehr1: 1265 quandam piscariam ipsius episcopi, que
wer vulgariter appellatur, temere destruentes (MECKLWb 7, 1272).
Im Rheinland ist das Neutrum Wehr ,Querdamm aus Holz oder Steinen in
einem fließenden Gewässer zur Stauung des Wassers4 als Appellativ links-
rheinisch von der Kölner Bucht bis zur Eifel und zum Hunsrück, rechtsrhei-
nisch im Bergischen Land und im Siegerland verbreitet; typische Komposita
sind Mihle- und Wisewehr (RheinWb 9, 354). In Flurnamen des Raumes ist
mit Wehr meist ,die Stauvorrichtung am Mühlenweiher (Damm und Abfluss-
schleuse)4 gemeint, aber auch ,schleusenartige Stauungen in Bächen und klei-
nen Flüssen4 (Dittmaier 333).
Nach CRECELIUS 900 ist das oberhessische Wehr n. ein ,gemauerter Quer-
damm, das fließende Wasser zu stauen4. In Hessen-Nassau ist Wehr n. allge-
mein in der Bedeutung ,Staudamm im Fluß4 verbreitet; in Flurnamen wie
Wehrgraben, -wies ist ebenfalls diese Bedeutung enthalten (HNassWb 4, 579;
KEHREIN 1872, 599f.). Auch in den übrigen Teilen Hessens ist Wehr Stau-
wehr, Fischwehr4 appellativisch und als Bestandteil von Flurnamen gut be-
zeugt (Jung 1985, 202; SHessFln 965f.; ShessWb 6/1, 357; Vielsmeier
1995, 515f.). In einer hessischen Urkunde von 1320 heißt es: super ... eius-
dem aque fragiis et aggeribus qui wer vulgariter nuncupatur (DWB 28,
199). Die Flurnamenbelege Südhessens setzen bereits Ende des 13. Jahrhun-
derts ein (SHessFln 965f.). Auch in Flurnamen der Region Rheinhessen ist
Wehr auffallend früh, ebenfalls ab Ende des 13. Jahrhunderts, überliefert
(Ramge 1979, 292f.; ZERNECKE 1991, 555). Bereits aus dem 12. Jahrhundert
stammt ein Siedlungsnamenbeleg aus der Gemeinde Palzem an der Mosel
(vgl. Abschnitt B, Siedlungsname Nr. 3). Daher ist damit zu rechnen, dass die
Ausbreitung von Wehr nach Süden mindestens am Rhein entlang früher als
gemeinhin angenommen (z. B. KLUGE 977: „Ursprünglich niederdeutsches
Wort [...], das sich seit dem 13. Jh. nach Süden ausbreitet44) erfolgt sein muss.
In der pfälzischen Mundart ist Wehr n./m. eine ,Wasserstaueinrichtung4.
Am Hang dient es als Querrinne dem Wasserablauf. In Münchweiler im Don-
nersbergkreis lautet ein Flurname von 1500: das pleckel uff dem were
(PfälzWb 6, 1 149).
Das luxemburgische Wier n./m. bedeutet ,Wehr, Querdamm im Fluss4; die
Mundartform des nördl. Ösling ist Wiär, die des Mittelösling und des Südos-
tens Weer{LuxWB 4, 448).
Im Oberdeutschen heißen Einrichtungen zur Wasserstauung WuhrfIN bis
auf einen vereinzelten schwäbischen Beleg (siehe Abschnitt B) kommt Wehr
hier nicht vor. 318
318 Eis. Wuer (ElsWb 2, 846), schwäb. Wur (SchwäbWb 6, 982E), bair. Wuer, Wüer
(BayWb 2, 980f.).
285
D. Wie die Kartierung der Belege (vgl. Abb. 40) zeigt, sind Wehr-Flurnamen
im nordöstlichen Teil des Untersuchungsgebietes verbreitet. Sie haben nach
Norden Anschluss im luxemburgischen appellativischen Vorkommen und im
Flumamenvorkommen des Hunsrücks. Bei den südlich und östlich von Saarbrü-
cken gelegenen Gemarkungen ist mit einem Einfluss von der Pfalz her zu rech-
nen (über den sogenannten Pfalzkeil, vgl. Schorr 2000, 48-51 und Karte 21).
Bei der Beurteilung der mit Wehr gebildeten Flurnamen war darauf zu ach-
ten, möglichst nur diejenigen aufzunehmen, die sich auf ein Stauwehr bezie-
hen. Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Femininum Wehr(e), das einer-
seits eine Verteidigungsanlage (,Landwehr1) benennt, andererseits als Rechts-
begriff das Nutzungsrecht des einzelnen Bauern an der Allmende oder die
Allmende selbst (vgl. Namenartikel Nr. 35: Wehre f. ,Anteil an der Mark4).
Die mehrfach vorkommenden Flurnamen Wehrwiese sind nur in den Fällen
aufgenommen und kartiert worden, wo es im Kontext oder bei den Zusatzanga-
ben konkrete Hinweise darauf gibt, dass es sich um Wehr im Sinne von Stau-
wehr4 handelt. So hegt z. B. die Wehrwiese in Gonnesweiler unter einer Mühle.
Weitere im Material des ASFSL vorhandene Flurnamen, die das Kompositum
Wehnsiese enthalten, blieben ohne Berücksichtigung, wenn keine konkreten
Anhaltspunkte dafür vorhanden waren, welches der Wehr-Wörter vorhegt.
Eindeutig zuordnen lassen sich die Flurnamen, die klar erkennbar Wehr als
Neutrum enthalten, und solche, die Wehr als Grundwort von Komposita wie
Mühlenwehr und Hüttenwehr haben: Hier sind Wehre im Sinne von wasser-
baulichen Einrichtungen zur Energiegewinnung gemeint. Im Beleg aus Hol-
ving - also schon im Übergangsgebiet zum Elsässischen - wird eines der mit
Wehr konkurrierenden Wörter für Stauwerke im fließenden Wasser genannt,
das Wasserfach.319
Die Belege werth, werht, wertbrun aus Niederstinzel sind nicht eindeutig
zu bestimmen: Es könnte sich hier um Werd, Wort ,Flußinsel4 handeln, aber
auch um Wehr mit epithetischem t, das nach r gelegentlich auftritt. Für letzte-
re Annahme spricht das Nebeneinander der Belege wertbrun und wehrbrun in
Niederstinzel.
(R. K.)
319 Vgl. z. B. Bad Wb 2, 1; Dittmaier 68; DWB 3, 1218f.; ElsWb 1, 90; PfälzWb 2,
1003; Rill in Wb 2, 227; SchwäbWb 2, 907; jeweils s. v. Fach.
286
Nr. 35
Wehre f. ,Anteil an der Mark4
A. Alsweiler (SW): 1400 kop. frz. derriere werböesch (BA Tr 71,3/17,1 113).
Auersmacher (SB): 1786/88 or. dt. der wehrholzer wald / unten am
wehrholzer weeg / untig dem wehrholzerweeg / oben am wehrholzer weeg /
hinter der obersten frohn obig dem wehr-holzer weeg (GEB), o Gemeinde
Wald genannt Wehrholz, Unter dem Wehrholzerweg ['unnrom 'verholst; ve:J],
Ober dem Wehrholzerweg ['ovüram 'vemholsn ve:J]. Berg-sur-Moselle (Ca):
1562 kop. 17. Jh. dt. am wehr / in der wergewahn / neben den wehr Wein-
garten / gegen den wehrr Weingarten / zu denn wehrr weingartenn ( AD Mos 1
E 169), 1757 or. frz. wehrgevan (AD Mos H 4555), o Vervangarte
['vimvapnt], Onter den verwangarte [onorom 'vimvaqnt], Ebring (Fb): o
Wehretzel ['veredsl]. Hirzweiler (Ot): 1745/62 dt. in der wehrwies / im
wehrloch (GEB), 1770 dt. die wehrw’iesen / wehrgärten hinterm pferch
(GEB), o Wehrwiesen (di 'vemvEzo]. Kleinblittersdorf (SB): 1789 or. dt. um
wehrholzerweg (GEB), o Auf Wehrholz. Osterbrücken (SW): 1587 dt. vf der
wehr (LA Sp B 2/1036). St. Wendel (SW): 1720 dt. in minner wehrr i in
minninger wehrr (LH A Ko 1 C/15185, 1-1628).
Belege mit wer res < Wehr-gras:
Remeling (Si): 1692 or. frz. werrestriche (AD Mos 4 E 459). Schwalbach
(Sl): 1696 dt. in den werreswiessen (GEB).
(Vgl. Abb. 41)
B. Wehre f., mhd. wer, were f. ,Gewere, Besitzrecht, Besitz, Gewalt; Gewähr-
leistung, Bürgschaft4 (Lexer 3, 767; WMU 3, 235lf.),320 dem mnd . were f.
Gewährleistung; das Innehaben, Gewahrsam, Besitz und Besitzrecht; Besitz
in konkretem Sinn, bes. Haus und Hof (MndWb 5, 678f.), mnl. were, weer
f./n. ,Besitzrecht, Nutzungsrecht; Besitz in konkretem Sinn‘ (MnlWb 9,
2212-2217),’“' und afries. were, wer, wer, -wäre, war f. ,Dominium, Herr-
schaft; Besitz; Besitzrecht; Habschaft; Land, Ländereien; Hausstätte?4
(AfriesHdWb 578; OFED 441) entsprechen, ist eine Verbalsubstantivierung
211 Die 31 Belege, die das WMU kennt, sind fast alle niederdeutsch bzw. mitteldeutsch.
Nur vier stammen aus dem alemannischen Dialektraum: Drei davon finden sich in
städtischen Urkunden des späten 13. Jahrhunderts, einer ist in einer Klosterurkunde
von 1296 über der Zeile nachgetragen, also offensichtlich nicht einheimisch. Es ist
davon auszugehen, dass Wehre in diesen süddeutschen Urkunden ein importierter
Rechtsbegriff ist. - Zum Rechtsbegriff Gewere vgl. HRG 1, 1658-1667.
’2I In niederländischen Toponymen sind die Varianten waar und weer belegt, das erste
bedeutet ,Anteil an der Mark4, das zweite ,Parzelle, Grundstück4 (Moerman 1956,
263).
287
zu ahd. (gi)weren ,erfüllen, gewähren, zugestehen4 (KLUGE 354 s. v. gewäh-
ret7); vgl. ahd. gewerl f. ,Einsetzung (in einen Besitz)4 in den Trierer
Capitularen (AhdWbSchÜTZEICHEL 318T). Die Sippe ist verwandt mit dem
Adjektiv germ. *wara- ,aufmerksam4 (Heidermanns 657f.; Orel 447f.),
welches ahd. giwar ,gewahr4 etc. zugrunde liegt und auf idg. *uer- beobach-
ten, wrahrnehmen4 (L1V 685f.) zurückzuführen ist.
Aus der abstrakten Bedeutung Gewährleistung, Sicherung4 des Substantivs
Wehre f. entwickelte sich die konkrete Bedeutung ,Anteil an der Mark
(Ackerland, Wald, Wiese), der dem Vollbauern gewährleistet war4 (DWB 27,
760/62). In dieser Bedeutung wurde das Wort toponymisiert, so z. B. in den
niederländischen Provinzen Nord- und Südholland:
(1) 1105/19 Fä. 12. Jh. E./13. Jh. A., kop. ca. 1420: terram quinqué virga-
rum a grihha in Bamestre que Acgeres were appellatur;
(2) 1130/61 kop. ca. 1420: in Frankenwere quantum possunt novem
homines in uno die falcare;
(3) 1130/61 kop. ca. 1420: in Kempenwere unius hominis et dimidii
falcado;
(4) 12. Jh. kop ca. 1420 omne quod infra istud iacet videlicet ...
B run were ,322
Einen historischen toponymischen Beleg für das Kompositum Wehr-holz,
das auch im Material des Untersuchungsgebietes vorkommt, nennt FÖRSTE-
MANN II, 2, 1273: 879 Werholz, ein Wald an der Lahn zwischen Westerwald
und Taunus. Dieser Beleg ist von Förstemann zwar zu Wehr in der Bedeutung
Verteidigung, Befestigung, Flusswehr4 gestellt worden, doch kann sich
Wehrholz auch auf Besitz- und Nutzungsrechte beziehen und gehört dann zu
Wehre f. .Besitzrecht, Anteil an der Mark4.'23
Ebenfalls zu Wehre f. gehört vielleicht auch - eine sichere Entscheidung ist
wegen fehlender Zusatzinformationen nicht möglich - die nordhessische Wüs-
tung Were (1140/1141, ANDRlEßEN 1990, 251).
C. Der oben für mnd. were f. angeführte dritte Bedeutungsaspekt wird von den
neuniederdeutschen Mundarten als Wer, Wer ,Hof, Ansiedlung, Wohnstätte4
fortgeführt. Das Wort ist auch Bestandteil niedersächsischer Flurnamen
(SCHEUERMANN 1995, 154). In Mecklenburg gehört das Wort der älteren
Sprache an. Es hat die allgemeinere Bedeutung .Besitz4 (1272 alia, que Jo-
hannes habet in suis weren) und die konkrete Bedeutung .Gehöft, Haus und * 323
'"2 Diese mit Personennamen komponierten Belege sind zusammengestellt bei
Künzel/Blok/Verhoeff 56, 102, 140 und 204. Eine detaillierte Identifizierung der
Toponyme erfolgt nicht.
323 Vgl. auch den in Abschnitt C genannten Beleg 1361 Werholtze, Weilburg (bei Lim-
burg an der Lahn) aus Dittmaier 333, der sich auf denselben Wald beziehen dürfte.
288
Hof (1386 de bür, de nü de weren bezytten). Als Bestandteil von Redensarten
ist das Wort seiner konkreten Bedeutung nach in der heutigen Mundart noch
bewahrt (MecklWb 7, 1270f.).
In rheinischen Flurnamen bedeutet Wehr f. ursprünglich das Nutzungs-
recht des einzelnen Bauern an der Allmende (meist Wald und Weide), dann
diese selbst4 (Dittmaier 333). Als Wort kommt Wehr in den Mundarten des
Rheinlands nicht mehr vor; ein historischer Beleg für das Appellativ ist: 1278
de iure il/o, quod ... Wergras et Banne vulgariter appellatur (LACOMBLET 2,
419). Wie DITTMAIER 334, Karte 35 zeigt, ist Wehr ,Besitzrecht an der All-
mende4 nördlich der Mosel weit verbreitet, vereinzelte Ausläufer erreichen
aber auch noch den Saarbrücker Raum. Wehr wurde nur als Bestimmungswort
zusammengesetzter Flurnamen kartiert: Wehrgras (Werres), Wehrwiese,
Wehrholz, -husch, -hecke, -loh, Wehrfeld, Gewehr sowie weitere vereinzelt
vorkommende Komposita. Historische Flurnamenbelege sind (DITTMAIER
333): 1361 Werholtze, Weilburg (Lkr. Limburg-Weilburg), 1364 an dem
Wehrbusche, Millendorf (Gde. Bedburg, Rhein-Erff-Kreis), vor 1482 den
Werbusch, Kornelimünster (Aachen), 1507 das Werholtz, Gleuel (Gde. Hürth,
Rhein-Erft-Kreis), 1602 Wergras, Frechen (Rhein-Erft-Kreis), 1602 ahn der
werresdricht, Golzheim (Gde. Merzenich, Kr. Düren).
Für Hessen wird Wehr f. ,Besitz, Teil eines Besitztums4 als veraltet gemel-
det (Kehrein 1891, 441). ln Oberhessen war Wehr n. „das nach altem Haus-
recht einem Ortsbürger durchs Los zukommende Stück Gemeindewiese. Neu
angebaute Bürger haben dazu kein Recht.44 (Crecelius 899). Wehre-
Flurnamen begegnen in Süd- und Osthessen nur vereinzelt, im Gebiet von
Taunus und Wetterau nach Nordhessen liegt dagegen der Schwerpunkt der
Verbreitung. Dieses Vorkommen hat eine westliche Fortsetzung in den rheini-
schen Wehre-Namen (siehe oben). Die hessischen WA^re-Flurnamen beziehen
sich auf Besitz- bzw. Nutzungsrechte. Sie kommen entweder als Simplizia im
Femininum vor oder in Kombination mit Grundwörtern wie z. B. -gras, -holz,
-land, vgl. einen historischen Flurnamen aus der südlichen Wetterau: 1340 vor
dem were hultze (HessFlnAtl Karte 5 und Kommentar; JUNG 1985, 202;
SHessFln 966f.; Vielsmeier 1, 1995, 515).
Aus dem oberen Mittelrheintal sind die Flurnamen 1499-1502 ym wer-
houltz sowie 1825 auf dem Wehn\>eg zu nennen (Halfer 1988, 211), und
auch noch in Rheinhessen, im alten Stadt- und Landkreis Worms, gibt es
Wehre-Namen (RAMGE 1979, 293).
D. Nicht aufzunehmen waren Flurnamen, die Wehr mit neutralem Genus ent-
halten, da diese sich auf Stauwehre beziehen. Ebenso schieden zusammenge-
setzte Flurnamen aus, bei denen zwar das Genus von Wehr nicht zu erkennen
ist, die jedoch eindeutig aufStauwehre verweisen (Mühlenwehr etc.).
Simplexbelege im Femininum kommen nicht sehr häufig vor. Grundsätz-
lich können sich diese zwar auch auf die Landwehr beziehen, jedoch scheinen
solche Verteidigungsanlagen im Untersuchungsraum eher selten in die Flur-
289
namenbildung eingegangen zu sein: Landwehr-Flurnamen, so ergibt eine pro-
beweise Datenbankabfrage, finden sich nur in Eschringen, Manom / Monho-
fen und Wahlen.
Bei den kartierten Flurnamenbelegen handelt es sich in der Mehrzahl um
Komposita, bei denen ein Zusammenhang mit Stau- oder Landwehren eher
unwahrscheinlich ist. Vielmehr sind es z. T. schon in der einschlägigen Flur-
namenliteratur (u. a. DlTTMAIER 333-335; HESSFLNATL Karte 5 und Kom-
mentar) beschriebene Kompositionstypen, die zu der hier interessierenden Be-
deutung von Wehre - ,ursprünglich das Nutzungsrecht des einzelnen Bauern
an der Allmende (meist Wald und Weide), dann diese selbst1 (Dittmaier
333) - passen.
Nicht berücksichtigt wurden (außer im Falle von Hirzweiler, auf dessen
Gemarkung es auch noch die Flurnamen im wehrloch und wehrgärten, die auf
eine Allmende hinweisen könnten, gibt) die mit Wehrwiese gebildeten Flur-
namen. Bei einigen davon finden sich im Kontext Hinweise auf Stauwehre.
Wenn solche Hinweise fehlen, ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich.
Auch fällt bei den entsprechenden rheinischen und hessischen Flurnamen eine
im Vergleich zu den anderen Kompositionstypen größere Streuung auf, was
darauf schließen lässt, dass häufig eine Wehranlage namengebend war.
Die mit werres- gebildeten Flurnamen (werrestriche, Remeling und wer-
reswiessen, Schwalbach) könnten eine formale Entsprechung zu dem bei
Dittmaier genannten Flurnamen werres- (siehe oben, Abschnitt C:
werresdricht) sein, der aus Wehrgras entstanden ist (eine vergleichbare Bil-
dung, die allerdings nicht im Untersuchungsgebiet auffritt, ist Werret aus
Wehrholt, ebenfalls bei Dittmaier genannt).
(R. K.)
290
Nr. 36
Wisch, Wiesch f. ,nutzbares, feuchtes Grasland1
A. Bettviller (Rb): o Wiesch. Breidenbach (Vo): 1758 or. felszen broner
wiesch (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988). Ensdorf (Sl): 1685 dt.
wießborgen (LHA Ko 218/698, 165), o Uff Wischbergen. Rahling (Rb): 1494
kop. 17. Jh. A. dt. uff der breite wischen (LA Sp F 1/3 fol 272r-274v).
Remering-Ies-Puttelange (Sa): 1693-1751 or. frz. schlempel wiesch (AD
Mos 4 E 463). Wittersheim (SI): 1624 dt. in den wischmath (Spies Amt
Blieskastel, 60).
(Vgl. Abb. 42)
B. Eine Ableitung mit k- oder s£-Suffix von westgerm. *wisö(n) f. ,Wiese‘
(> ahd. wisa, mnd. wese,'24 nhd. Wiese; vgl. Orel 441) ist nd. Wisch, Wiesch
f. ,Wiese; nutzbares, feuchtes Grasland4, mnd. wisch, wisk(e) f. ,Wiese4
(MndWb 5, 739), (ost-)mnl. wisch, wijsche ,Weide, Niederung4 (MnlWb 9,
26 73),* 325 aengl. wisce n. ,überschwemmungsgefährdetes Weideland4 (Clark
Hall/Meritt 412) und wisc(e) f. ,Wiese4 (Holthausen 1974, 399), nengl.
dial. wish.
Für die altsächsische Sprachperiode kann *wiska / *wTska f. (HOLTHAUSEN
1954, 88) nur aus Toponymen rekonstruiert werden:
(1) 10. Jh. in Walliwiscun, bei Löwendorf (Kr. Höxter).326
Wegen des in die ältere Zeit zurückreichenden Nebeneinanders von For-
men mit Kurz- und mit Langvokal im Westgermanischen ist neben westgerm.
*wisö(n) auch eine Form *wlsö(n) anzusetzen.
Die Bestimmung der weiteren Herkunft von Wiese und der Ableitung
Wisch, Wiesch sowie des Verhältnisses zu bedeutungsverw'andten indogerma-
nischen Wörtern bereitet Probleme. KLUGE 989 sieht eine Verbindung zu he-
thitischen und awestischen Weidebezeichnungen und, etwas zurückhaltender,
zu lat. vescor ,ich nähre mich, erfreue mich4 und got. wisan ,sich freuen,
schwelgen4. Westgerm. *wisö(n) wird bei OREL 441 als Nebenform von germ.
*waisön f. genannt, auf welches u. a. anord. veisa f. ,Schlamm, Sumpf und
aengl. wäse f. ,Schlamm, Sumpfland4 zurückgehen. OREL geht also davon
aus, dass die Wiesenwörter ahd. wisa und mnd. wese einerseits und die Be-
zeichnungen für Schlamm und Sumpf anord. veisa und aengl. wäse anderer-
>24 In ahd. wisa ist das alte germ. /i/ (= idg. /i/) unverändert erhalten (AhdGr § 31),
während mnd. wese Senkung von /i/ zu /e/ zeigt.
325 Zu Flurnamen in den östlichen Niederlanden vgl. Schönfeld 1950, 83.
326 Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, Teil 1, neu herausgegeben
von Klemens Honselmann, Paderborn 1982, 153.
291
seits auf verschiedene Ablautstufen derselben Wurzel zurückzuführen sind
(ähnlich schon DWB 29, 1575). Die in L1V 67 If. getrennt behandelten Wur-
zeln idg. *ueis- ,sprießen, gedeihen1, die ahd. wisa und anderen Wiesenwör-
tern zugrunde liegt, und idg. *ueis- ,fließen4, auf die sich die Bezeichnungen
für nasses Gelände zurückführen lassen und die in der alteuropäischen Hydro-
nymie eine wichtige Rolle spielt, vgl. Krähe 1964, 50f., wären dann als nur
eine Wurzel mit der Grundbedeutung ,fließen, feucht sein, fruchtbar sein1 zu
betrachten, aus der sich sekundär die spezielleren Bedeutungen entwickelt ha-
ben. Dies ist jedoch bisher nicht eindeutig geklärt.
Ebenso herrscht Unklarheit über die Art der Ableitung von westgerm.
*wisö(n). Nach DWB 30, 711 handelt es sich bei Wisch um eine Diminutiv-
bildung *wisika (> *wiska) mit Suffix k zu dem Wort Wiese. Ein Toponym
aus dem Eisass, das a. 810 als Wisicha belegt ist'" und das im DWB im Zu-
sammenhang mit dieser Erklärung erwähnt wird, könnte rein formal betrachtet
eine solche Diminutivbildung - mit der hochdeutschen Form des Suffixes -
sein und damit die im DWB vertretene These stützen. Es handelt sich bei dem
elsässischen Beleg jedoch um den Namen des heutigen Wischbaches, der bei
dem Dorf Wisches im con Schirmeck in den Vogesen in die Breusch mündet.
Dieser Flussname wird von Greule 1973, 98f. sehr überzeugend als aha-
Name interpretiert, wenn auch die Etymologie des Bestimmungswortes nicht
ganz klar ist: GREULE zitiert Fritz LANGENBECK, der sich mit der vorgermani-
schen Toponymie des Elsasses befasst hat und der hier mit lat. vicus rechnet.
Eine Zusammensetzung von vorgermanischem Siedlungsnamen und Grund-
wort aha ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Da Wisicha mit großer Sicherheit
als o^a-Name (*Wich-aha) zu analysieren ist327 328 und daher für die Argumenta-
tion zur Art der Ableitung, die Wi(e)sch zugrunde liegt, ausfallt, muss man
nicht zwingend von einem /r-Suffix ausgehen; ebenso gut kann es sich um ein
xA-Suffix handeln. Diese Auffassung wird z. B. von Laur 1992, 703 und
Falkson 2, 2000, 580 vertreten. Das etymologische Wörterbuch von KLUGE
lässt die Art der Erweiterung offen; PFEIFER 1567 zieht ein diminutives k-
Suffix in Erwägung.
Außer in Westfalen - ein Toponym aus dem Kr. Höxter wurde oben bereits
genannt - finden sich ältere Siedlungsnamenbelege mit Wisch in relativ großer
Zahl noch in Holstein, im Gelderland und im nördlichen Nordrhein-Westfalen:
(2) Wisch (NL, Prov. Gelderland): 10. Jh. in Wiscun, 1144 or. Bernhardus
de Wisce, ca. 1 150 Wisch, ca. 1195 or. de Wische (FÖRSTEMANN II, 2,
327 Der Beleg findet sich auch, ohne nähere Identifizierung, bei Förstemann II, 2,
1398. Es handelt sich um das Dorf Wisches (F, Bas-Rhin, con Schirmeck), vgl.
Reichsland Elsass-Lothringen 1220; Richert 1986, 74.
,2S Vgl. auch die historischen Belege 816 uhi Uuichia surgit (nach Greule ist Uuichia
ein latinisiertes *Wichaha) und 1059 kop. 1559 uhi Wihcaha Bruscham alluit
(Greule 1973, 98f.).
292
1398; KÜNZEL/Blok/Verhoeff 404; Moerman 1956, 271: zu mnl.
wisch ,Weide‘);
(3) Wisch bei Billerbeck (Kr. Coesfeld): 1154 Wisge (FÖRSTEMANN II, 2,
1398; JELLINGHAUS 171: zu mnd. wisk , Wiese1);
(4) Wisch (Kr. Plön): 1216 Wisch (Laur 1992, 704: zu mnd. wisch ,Wie-
se4);
(5) Wisch, Stadt Elmshorn (Kr. Pinneberg): 1285 in Euenwisch, 1386 to
der Wysch (Laur 1992, 704: zu mnd. wisch ,Wiese4).
C. Karte 41 des Deutschen Sprachatlasses, die jetzt auch in elektronischer
Form im DiWA einzusehen ist, zeigt die Verteilung der Typen Wiese und
Wischt Wisk im deutschen Sprachgebiet: ln den Bundesländern Niedersachsen,
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ist über-
wiegend Wi(e)sch belegt, im westlichen Niedersachsen und sonst vereinzelt
die Form Wisk. Mundart- und Flurnamenbücher dieser Regionen bestätigen
die Aussage der DSA-Karte: Nach Scheuermann 1995, 155 bedeuten die
niedersächsischen Flurnamen Wische, Wiesche ,primär der Mahd vorbehalte-
nes Grünland, Grasland4; sie beziehen sich immer auf Individualbesitz (oft
dient ein Familienname als Bestimmungswort), nicht auf die Allmende, ln
Schleswig-Holstein kommt das Appellativ als Wisch, Wiesch und in den Ne-
benformen Wiss und Wisk f. nutzbares, feuchtes Grasland, Wiese4 vor, Zu-
sammensetzungen erfolgen mit den Grundwörtern -heu, -hof -land, -knüll,
-recht usw. Auch in Flurnamen kommt Wisch häufig als Grund- oder Bestim-
mungswort vor (Clausen 1988, 129f.; Falkson 2, 2000, 580; SchleswHWb
5, 666f.). In der Mundart von Mecklenburg hat Wisch f. ,Wiese4 das synony-
me Wese völlig verdrängt. Urkundliche Belege setzen ab 1312 ein: dat gantze
dorp ... myt wyschen; auch hier haben zahlreiche Flurnamen Wisch als Grund-
oder Bestimmungswort (MecklWb 7, 1442f.). In Brandenburg finden sich die
Lautformen Wisch(e), Wüsch(e) für ,Wiese, zur Heugewinnung genutztes
Grasland4 im gesamten Norden und Nordwesten (BranBerlWb 4, 809f.
[Karte] und 833).
Im größten Teil des Südwestfälischen und im südlichen Ostwestfälischen
herrscht das Appellativ Wiese vor, nördlich davon haben die westniederdeut-
schen Mundarten allgemein die Bildung Wi(e)sk. Da sich aber in der
Toponymie des nördlichen Gebietes auch Spuren eines and. *wisa finden und
mnd. wese ,Wiese4 verstreut belegt ist, dürfte der Nord-Süd-Gegensatz der
westfälischen Mundarten eine Ausgleichserscheinung sein. Westfälische Flur-
namen begegnen in den Hauptformen Wiesch(e), Wiesk(e), Wisk(e), Wisch(e)
im ganzen Münsterland sowie in den Altkreisen und kreisfreien Städten Biele-
feld, Detmold, Halle, Herford, Minden, Lemgo, Lübbecke, Wiedenbrück
(LOERSTE 1958, 54f. und Karte 19; WESTFFlnAtl Nr. 41).
Im Rheinland kommt das Appellativ Wische {Wisch, Wiesch, Wiesche) f.
vereinzelt im Oberbergischen und weiter im Raum Wuppertal, bei Velbert
(Kr. Mettmann) und an der Ruhr vor. Als Flurname ist es durch Wiese fast
293
völlig verdrängt. Ein historischer Beleg aus Walsum (Stadt Duisburg) von
1488 lautet bruikker wische. Rezente Flurnamen gibt es in Barmen (Stadt
Wuppertal): an der Wiesche, in Rützkausen (Kr. Mettmann): an den Wischen,
in Fischlaken (Stadt Essen): Sonderwiesch sowie in Drevenack (Kr. Wesel):
Egelwisch (Dittmaier 347f.; RheinWb 9, 505).
Wahrscheinlich gehört eine 1243 als Wische urkundlich belegte, nicht iden-
tifizierte Siedlung in der Eifel ebenfalls in diesen Zusammenhang, ln einer
Zeugenliste wird Henrich, Priester von Wische, genannt; ebenfalls aufgeführt
sind weitere Zeugen aus den alten Kreisen Daun, Ahrweiler und Euskirchen,
sodass der unbekannte Ort wohl in diesem Raum zu suchen ist (Jungandreas
1962, 1135).
Nach DSA Karte 41 ist Wiesch, Wisch als Appellativ relikthaft auch noch
im baden-württembergischen Bauland, das die Landkreise Main-Tauber-
Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis und Hohenlohekreis umfasst, erhalten
(SchwäbWb 6, 886: in Künzelsau und nördlich davon wis).
D. Einige der Datenbankbelege aus den Beständen des ASFSL, die ein Na-
menwort Wisch oder Varianten davon enthalten, sind von vornherein auszu-
schließen. Es handelt sich hier um Gewässerbezeichnungen, die Ableitungen
oder dialektale Weiterentwicklungen zur indogermanischen Wurzel *ueis-
,fließen4 sind.329 So ist z. B. De Wisch [do vij] in Hoste-Haut der mundartliche
Name eines Baches. In den dialektalen Formen Pän\>ischwiss [pervij'vis], Am
Pärwisch [em 'pervij] aus Faha dürfte wegen der dazugehörigen Belege von
1759 perbachs wiess, amtlich Perbachwies, ebenfalls ein Gewässername ent-
halten sein: In der Schriftform ist der mundartlich noch erhaltene Gewässer-
name Wisch durch Bach ersetzt. Ebenfalls zu idg. *ueis- ,fließen4 ist der Na-
me des zum Flussgebiet der Saar gehörenden Wieschbachs (SPANG 1989, 4)
zu stellen. In ihrer Formenbildung haben diese Gewässernamen Wisch,
Wieschbach eine Parallele beispielsweise im Namen des Flusses Wiske in der
englischen Grafschaft North Yorkshire, der 1088 als Wisca belegt ist (Watts
2004, 689).
Aber auch die in Abschnitt A genannten Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
können nicht alle als zweifelsfreie Belege für Wi(e)sch gelten: Da in Bettviller
historische und mundartliche Belege fehlen, ist die amtliche Form Wiesch
schwer zu beurteilen. Für Breidenbach gibt es neben felszen broner wiesch in
derselben Quelle einen Beleg feltzenbronnen wiess: Bei einem der Belege
dürfte es sich um eine Verschreibung handeln. Ähnlich ist es mit den
Ensdorfer Belegen wießborgen (historisch) neben Wischbergen (dialektal). Es
ist auch zu berücksichtigen, dass einige der Flurnamen mit dem Apellativum
Wisch .Büschel, Bündel aus Stroh4 gebildet sein könnten. Zusammenfässend
32g Die Wurzel *ueis- .fließen4 ist beispielsweise enthalten in Wiese, das ist der Name
eines Nebenflusses des Oberrheins, im Flussnamen Weser (mit r-haltigem Suffix).
294
lässt sich sagen, dass die Beleglage zu unsicher ist, um mit letzter Sicherheit
von einem Vorkommen von Wisch, Wiesch in der Bedeutung ,Wiese; nutzba-
res, feuchtes Grasland4 im Untersuchungsgebiet auszugehen. Allerdings könn-
te die areale Verbreitung, die bei der Kartierung der Belege gut sichtbar wird
(vgl. Abb. 42), durchaus für eine Reliktlage des Namenwortes im Untersu-
chungsgebiet sprechen.
(R. K.)
295
5.3.,Südwörter4
Nr. 37
Allmende f. gemeinschaftliches Grundeigentum1
A. Gekürzte Belegauswahl: Erstbeleg bis 1750:
Abtei Hesse: 13. Jh. dt. nebent dem almendewege (AD MM B 742 Nr. 68).
Adamswiiler (Dr): o Schirr allmend. Altheim (Hb): 1428 or. dt. die almend
uff dem ryne (Herrmann Regesten, 1329), 1550/54 or. dt. almuth
(WEIZSÄCKER Weistümer, 58), 1758 or. hind dem almend / lux atmend ! pi-
ninger almend / passiter almend (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), 1784
dt. hinter dem allmuth (LA Sp Ausfautei Hornbach A Nr. I), 1784/87 or. dt.
hinter dem allmuth (LA Sp F 20/1), o Allmend [ailment], Hinter dem Allmend
['hinein 'adment], Luxen Allmend ['luyso adment], Vor dem Allmend [fo:em
'adment]. Ancerville / Anserweiler (Pa): 1744 or. frz. almend (AD Mos .1
136). Angevillers (Fo): 1693 or. frz. dalmeter vegh (AD Mos 4 E 14).
Auersmacher (SB): 17. Jh. or. dt. almet (JUNGK), 1786/88 or. dt. unten an der
allmenth bey den reeben / am gemeinen allmenth / allmenter / das nau
allmenth / allmutz weg / allment / bey der nau allmenth / unten am allment bey
dem knöpfgen / allmenten untig dem dorf / unten am allment / zwischen der
schwartz wiessen un dem allment / am untersten allmenth (LA Sb 22/3141-
3142), o Reben unter dem Almet, Gemeinde Almet, Nou Almett [nou al'met].
Azoudange (Re): 1573 or. dt. in niringen im almendt (AD Mos 8 F 5 Nr. 1).
Baerendorf (Dr): 1727 or. frz. almend (AD BR E 5815), o Alming ['odmnj].
Bambiderstroff (Fa): 15. Jh. kop. ca. 1488 dt. vor dem alman boesehe (AD
Mos H 1026 fol 125ff). Behren-les-Forbach (Fb): 1727 or. frz. l’allmeth de
beren (AD Mos 4 E 301), o Almet ['almad], Almetgarten [almad]. Benestroff/
Bensdorf (Al): 14. Jh. E. kop. 1453 dt. an der grossen almende (AD Mos H
1026 fol 47r). Biding (Gt): 1686 kop. 1730 dt. das gemeine almert oder weg /
nachtweiden oder almert / almert oder nachtweide (AD Mos E suppl. 85 2 CC
2), o Allmend ['admat / as 'kle:n admat], Auf allmend [ufs almat], Sur all-
mend, Auf's allmend, Allmendweg [fdak'bursve:g], Allmend ['admet ].
Bischmisheim (SB): 1736 or. dt. gemeinde allmeyend (LA Sb 22/3147), 1738
or. dt. das allmuth am scheyderberg / das gemeine allmuth (LA Sb 22/3147),
1761 or. dt. allmend (LA Sb 22/3148-49), o Im Allment im Scheiderberg
['je:debeeje 'almat], Vorm Allment [fo:em 'almat]. Bistroff (Gt): 1591 kop. dt.
vff das allmet (LHA Ko 218/806, 35), 1591 kop. dt. vff der almett (LHA Ko
218/806, 58), o Almert, Almert auf den kiihe weeg ['almet], Almert neben die
strass, Almert auf das guerb hauss. Blanche-Eglise (Di): 1688 or. frz. dessus
le schifft allemein / sur le schifft allemein / le pasquis du schift allemein (AD
MM B 1 1836), o Le schiffstallmin. Blickweiler (SI): o Im neuen Allmend [im
'naio 'admet], Im Allmend [em 'admet], In den Allmendsgärten [en do
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'admetsgemdo]. Blies-Ebersing (Sg): 1692 or. dt. uffs gemein allmuth / vorm
gemein allmuth / auff der gemein ammell (AD Mos 4 E 53), o Unterm
allmendswald, Allmendwald fonorom 'almotsvalt], Ueber am allmendswald
[Yiboram almotsvalt], Längs dem allmendswald, Auf dem allmendswald [o:va
am 'almetsvalt], Allmendswald ['almetsvalt], Allmendsberg, Allmendberg
['almetsbenj], Im allmend [em 'almet], Stockallmend ['jtogamet], Im gemeinde
omel [gomemdo'rrrnl]. Bliesbruck (Sg): 1500 or. dt. in das allmutt l an den
almuts weg / an den weg der zu wulblinger almendt geht / an den almendt weg
(LA Sb von der Leyen 7003), 1503 kop. 16. Jh. dt. auf wölblinger allmuth
höhe / neben reinheimer allmuth (AD Mos 3 J 58), 1503 kop. ca. 1600 an
vusser allmuth höhe / von der allmuth aussen (LA Sp F 4 Bliesbrücken 1), o
Oberes allmet [oiboros 'almot], Unteres allmet [untoros 'almotj. Blieskastel
(SI): 1533 kop. 17. Jh. dt. das bubenalmend krämer (Krämer Sulger Amt
Blieskastel, 23). Bliesmengen-Bolchen (Sl): 1572 kop. dt, das almud
(PÖHLMANN Regesten Gräfinthal, Nr. 95), 1588 kop. dt. wider das almut (LA
Sp Gräfinthaler), 1655 or. dt. vor dem allmuthsweg wider die bellisfelder / wi-
der die new allmuth oben am höfgen (LA Sp C 33/17 Nr. 26), 1655 1707 kop.
dt. den berg hinauf hinder den allmuthsweg (LA Sp C 33/17,26, 6r), 1655
kop. 1707 or. wider das new allmuth oben am höffgen (LA Sp C 33/17,26,
6v), 1671 dt. wider die olmoth (LA Sp C 33/125 Nr. 70), 1690 or. dt. dass
allmandt / in den allmant weeg / in dem allmenweeg / an dem neuen allmandt
(LA Sp C 33/16c), 1724 or, dt. am allmutsweg (LA Sp C 33/17 Nr. 28), 1734
or. dt. auff dem allmutsweg / oben ahm allmutweg (LA Sp C 33/17 Nr. 30),
1737 or. dt. hinter dem allmuth (LA Sp C 33/17,7-10, 5v), 1737 or. dt. in der
sandtgruber wiess vnden ahm allmuth (LA Sp C 33/17,7-10, 6r), 1737 or. dt.
oben auff new allmuth (LA Sp C 33/17,7-10, 25r), 1737 or. dt. auf den
allmuths weeg (LA Sp C 33/17,7-10, 34v), 1737 or. dt. längs dem allmuths
weg hinter dem biehl (LA Sp C 33/17,7-10, 36v), 1737 or. dt. in den allmuts
gärten (LA Sp C 33/17,7-10, 39r), 1737 or. dt. anderst allmuth (LA Sp C
33/17,7-10, 60r), 1737 or. dt. oben ahn neuallmuth (LA Sp C 33/17 Nr. 8),
1737 or. dt. hinter dem allmuth / zwischen warmerwiesgen u. d. andersten
allmuth / 1,-2. Igd. oben ahn dem understen allmuth / auf den allmuthsweg /
anderseits dem allmuthsweg oben ahm bühl (LA Sp C 33/17 Nr. 9), 1740 or.
dt. oben ahm new allmuth (LA Sp C 33/17 Nr. 31), 1747 or. frz. sur allmette
weeg l neu almuth / au dessus der neu almuthe (LA Sp C 33/17.1), o Unterste
Allmend ['onnjt 'admet], Allmendsgarten ['o:lmetsga:do], Hinterm
Allmendsweg [am 'henoro 'odmetsve: / 'hennm 'odmetsve:]-], Auf dem
Allmendsweg ['ofm 'admetsve:]’], Auf dem Höfchen ['ofm 'hepjo], Neuallmend
[em nou !a:lmet], Oben am Neuallmend ['ovo am nou 'admet], Am
Moorsgarten oder oberm Allmend [em 'mo:üjga:do], Das obere Allmend [os
'ovnjt 'admet], Afs obere Almend [vnjt 'admet], Keuzberg aufs Almend stos-
send [kritsbe:nj], Böckweiler (Hb): 1500 dt. allmend! almendweg (SCHUNCK
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Böckweiler, 127), 1563 dt. almutsweg (SCHUNCK BÖckweiler, 127), 1564 dt.
almutweg (SCHUNCK Böckweiler, 142), 1730 dt. schwarzacker oder an
luxenallmuth (SCHUNCK Böckweiler, 139), 1758 or. dt. die 2. anung oben am
allmeth / die 2. Anung hinter dem allmeth / die I. anung oben an dem gemei-
nen allmeth / luchsen allmeth (LA Sp F 2/172), 1758 or. hind dem almend /
hinder dem almend / brouch almend / lux almend (AD Mos Cartes et plans Nr.
986-988), 1758 dt. im gäns-allmend (SCHUNCK Böckweiler, 131), 1791 dt. im
gäns-allmend (SCHUNCK Böckweiler, 131), o Im Gäns-Allmend [im
'gens,almet], Im Allmend [im 'almet], Im Allmend [di 'faravi:s], Weg im All-
mend [da 'almetsvek], Im Allmend [di 'ju:l[dike], Im Allmend ['almets vaie],
Im Allmend [di 'almetsvcza], Hinter dem Allmend ['hinein 'almet], Almets
Waier [‘almets vaie], Di Almetswiise [di almetsviiza], Bousbach (Fb): 1727
or. frz. a l'allmeth (AD Mos 4 E 301), o Allmend ['a:lmet], Allmendwiese
['almetsviis], Neueuallmend [drova em 'almet], Breitfurt (Hb): 1712 or. dt.
almutspitz (LA Sp F 20 Nr. 32), 1712 dt. almutspitz (LA Sp Ausfautei Horn-
bach A Nr. 32), 1737 or. dt. das allmend(LA Sp B 2/141 fol 362), 1757 or. dt.
in der allmends wiess / im allmendsspitz / oben dem allmend / unter dem all-
mend (LA Sp B 2/770), o Allmend-Spitz ['a:lmat], Allmends-Wiesen [di
'admats 'vi:za], Seiters Allmend ['zidej 'almat], Kochwieser Allmend.
Brenschelbach (Hb): 1547 kop. 17. Jh. dt. die almut (KAMPFMANN Beiträge,
29), 1663 or. dt. die allmuth (LA Sp B2/406/6), 17. Jh. or. dt. oben am
brenschelbacher allmend / im brenschelbacher allmend / oben am allmend
(LA Sp F 2/7a), 1717 or. dt. dasprenstelbacher allmend (LA Sp B 2/406/5 fol
88v), 1728 or. dt. das brenschelbacher allmeth (LA Sp B 2/406,4), 1752 or.
frz. stockwieser almeth (HSA Mü Pfalz-Zweibrücken Urkunden 2226), 1752
kop. frz. stockwieser almeth (HSA Mü Kasten blau 384/9 fol 307-354), 1757
or. dt. im vordersten allmuth am ormesweiler / brenschelbacher allmeth (LA
Sp F 20/A 36), 1763 or. dt. allmuth (LA Sp F 20/37), o Oben am
Brenschelbacher Allmend [di 'admij], Im Brenschelbacher Allmend ['in da
'admij], An de Aalmisch [an da 'admij]. Bübingen (SB): 1663 an dem
allmendt (LÄUFER Bübingen, 27), 1663 bei dem allmend an der hecken
(LÄUFER Bübingen), 1664/66 rohrallmet (Läufer Bübingen, 52), 1665 neben
dem almet (LÄUFER Bübingen), 1670 das allmuth (LÄUFER Bübingen), 1682
am graben oben am gemeinen allmuth (LÄUFER Bübingen), 1682 zwischen
bruchen und gemeinem allmut / das gemeine allmut (LÄUFER Bübingen, 27),
1687 auf allmuth (LÄUFER Bübingen), 1688 or. dt. das gemeine almuth im
bruch genannt / gewandt von allmuth oben bis nicke! mohr (LA Sb 22/2514),
1688 bis ans allmuth (Läufer Bübingen, 27), 1688 das gemeine allmuth im
bruch genannt (Läufer Bübingen, 30), 1691 or. dt. vom bruch almuth weg
hinunter biss auf die bach (LA Sb 22/2515), 1691 die allmuth / aussen
allmuth (LÄUFER Bübingen), 1691 von bruch almuth (LÄUFER Bübingen, 30),
1691 hetzalmuth / ahn das hetzalmuth (Läufer Bübingen, 41), 17. Jh. dt.
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alment bruch / hetschalment (JUNGK), 1714 an almut (LÄUFER Bübingen),
1714 an hetzsch allmut (Läufer Bübingen, 41), 1761 bruch allment (Läufer
Bübingen, 30), 1763 graben zwischen allment und der spitz (LÄUFER Bü-
bingen), 1763 das gemeine bruch-allment (LÄUFER Bübingen, 30), 1763 unten
am hetschallment / das hetschallment / das hetsch-allment / vor dem hetsch-
allment / oben am hetschallment (LÄUFER Bübingen, 42), 1763 das gemeind-
allment (LÄUFER Bübingen, 50), 1783 or. dt. das gemeine-bruchallment / zwi-
schen allment und der spitz / die nachtweyd genannt allment / unten am
hetschhallment / vor dem hetschallment / oben am hetschallment (LA Sb
22/3152), 1833 unten am hetschallment / oben am hetschallment (LÄUFER
Bübingen), 1833 das hetsch-allment (Läufer Bübingen, 42), 1847/48 unten
am hetschallment / das hetschallment (LÄUFER Bübingen), 1847/48 das bruch
allment (LÄUFER Bübingen, 30), 1847/48 oben am hetschallment (LÄUFER
Bübingen, 42), 1847/48 das allment (Läufer Bübingen, 50), o. D. allmuth
(LÄUFER Bübingen, 30), o Das Bruch Allment [bru:ax], Das Allment [ein
'admet], Das Hetschhallment, Oben am Hetschallment. Bust (Dr): 1741 or. dt.
zum allmendt (AD BR 8 E 69 Nr. 1). Cappel (SA): 1690 or. dt. unden am
allmuth / dass gemeine almehtt (AD Mos 4 E 83), 1753 or. frz. au dessus de
l'almouth (AD Mos 24 J 102 fol 47ff.), o Allmend ['a:lma]. Chäteau-Voue /
Dürkastel (CS): 1474 or. dt. zu eim almend weg (LA Sb Heimstatt Nr. 161).
Dedeling (CS): 1474 or. dt. zu eim almend weg (LA Sb Heimstatt Nr. 161).
Dehlingen (SU): o Obig allmendweg, Allmend ['odmir)]. Diffembach-les-
Hellimer (Gt): 1686 or. frz. /ahnet / sur lalmet / petite almet (AD MM B
11854), o Klein almetz ['kle:nahmst], Almert berg [admt’t ben?]. Eblange
(Bo): 1683 or. frz. premier confin appelle le hoube auff die lang almet / confin
appelle au milieu du lang almet / le confin appelle le courte hoube aboutissant
dun baut auff talmet (AD Mos 4 E 130). Einöd (Hb): 1586 inweiller
almuethsweg (Lipps Flurnamen Einöd, 52), 1686 dt. auf den allmutsweg
(LiPPS Flurnamen Einöd, 52), 1719 dt. beym allmetzweg (Lipps Flurnamen
Einöd, 52), 1790 dt. beim allmendsweg (LIPPS Flurnamen Einöd, 52). Elm
(S1): 1684 or. dt. wildnus undig dallmerts hoffen / in dallmertshoffien / unden
in dallmertshoffien (GEB). Ensheim (SI): 1550 kop. 16. Jh. dt. an dem
allemendt oben an der seithers (LA Sp F 4 Eschringen B I), 1586 kop. 16. Jh.
dt. oben am almendt (LA Sp F 4 Eschringen B I), 1603 dt. wieder das alt al-
muth (LA Sb von der Leyen Nr. 3084), 1656 dt. hinder dem alten almend /
neben dem alten almud/ ihm alten almend (LA Sb C 36/A 73-76), 1693 or. dt.
von der allmuth (LA Sp F 2/203), 1693-1716 dt. zwischen der neuen almuth
und becker caspars wies (LA Sb C 36/A 102), 17. Jh. dt. almend (Jungk), o
Am Eschringer Allmend ['ejrigB 'a:lment], Vor'm neuen Allmend [noi 'admet],
Neue Allmend Gärten ['noio 'admets 'gemdo], Neues Allmend [noi 'a:lmet],
Neue Allmends Gärten ['noio 'admets 'gemdo], Hinterm Allmend ['hemmt
'admet], Allmendsgärten ['admets 'gemdo], Altes Allmend ['addos 'admotj.
Erching (Vo): o Almeck ['admek], Eschringen (SI): 15. Jh. kop. 1550 an dem
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allemendt (WEIZSÄCKER Weistümer, 457), 15. Jh. kop. 1552 dt. almuthsitters
(WEIZSÄCKER Weistümer, 458), 1550 kop. 16. Jh. dt. an dem allemendt / all-
mend eck (LA Sp F 4 Eschringen A 2), 1552 kop. 16. Jh. dt. almetsitters
(WEIZSÄCKER Weistümer, 463), 1586 or. dt. oben am almendt (LHA Ko 55 A
4/477), 1586 kop. 16. Jh. dt. oben am almendt / zwischen einem almend eck
(LA Sp F 4 Eschringen B I), 1699 or. dt. oberseits vom allmuth uf der leimen-
gnibe / der enssheimer gartten neben dem allmuth / oben ahm allmuthsweg
ahn robbeg uf der pritz gelegen / vnten ahm allmuthsweg (LA Sb 22/2588), o
Im Allmend [im 'a:lmet / 'hmaras / faadaras 'ailmet], Neben Allmend ['ne:van
dem 'a:lmet], Unten am Allmend ['una am 'a:lmet]. Etzling (Fb): o Allmend
['aimed]. Eywiller (Dr): 1734 or. dt. uf a Urning weg / am allmend weeg / der
allming weeg / neben dem allming weg (AD BR 8 E 434 Nr. 7). Farébersvil-
ler (SA): 1736 or. dt. auffs allmuth / im allmuth (AD Mos 4 E 154), o Almatt
['a:mot]. Farsehviller (Fb): 1706 or. dt. am klein allmend (AD Mos 4 E 155),
1706 or. dt. au dessus de l’almouth (AD Mos 24 J 102 fol 47ff.). Fechingen
(SB): 1426 or. dt. biss an [fechinger alemende (LA Sb NassSb II Nr. 796), 15.
Jh. kop. 1452 dt. oben an der almat (LA Sb NassSb II Nr. 2600 fol 4), 1470
or. dt. ane fechinger almende (LA Sb NassSb II Nr. 792), 1557 dt. die
fechinger gemeine almene weide (NASALO), 16. Jh. kop. 1586 dt. oben am
almendt (LA Sp F 4 Eschringen B I), 1684 or. dt. das almuth (LA Sb
22/2604), 1724 or. dt. das allmuth (LA Sb 22/2605), 1757 or. dt. im ailment I
untig dem allment / im hetsch allmend / der thalment / der thaImend (LA Sb
22/3170 u. 3171), o Im Alment [em 'almat], Hetschalmet [am 'hedjalmat],
Hinterm A/met ['hinein almet], Thalment. Folkling (Fb): o Almendwiese
['a.lmedsvis], Almend ['a:lmed], Folpersviller (Sg): 1748 or. frz. lalmette /
lalmete (AM Sg E suppl. 226), o Almet ['aimed], Oven am almet ['ova am
'aimed], Stoch almet garten ['Jdogalmedsga:da]. Francaltroff (Al): 1689 or.
frz. confín de deriers laimutz garten (AD Mos E depot 235 1 G 1), 1818 frz.
lalmet / dalmett / almet berg (LA Sb Heimstatt Akten Nr. 31), o Allmend
['a:lmat], Allmendheck [admat'hek], Gross allmend [kro:sa 'a:lmat]. Frauen-
berg (Sg): 1709 or. frz. I allmuthe (AD Mos 1 E 39), o Almet. Frémestroff
(Gt): 16. Jh. kop. ca. 1607 dt. neben der lang almet (LHA Ko 218/774, 37),
16. Jh. kop. ca. 1607 dt. neben der lang almet / vff dalmet (LHA Ko 218/774,
40), 1607 or. dt. in der underster achten acht acker neben der langh almet
(LHA Ko 218/730, 357), 1607 or. dt. neben der langh almet I vff dalmet (LHA
Ko 218/730, 360), 1607 or. dt. vff die langh almet (LHA Ko 218/730, 361),
1685 or. frz. Zangue almeurt (AD Mos 10 F 447), 1742 kop. 1738/39 frz.
kromp-allmette (LHA Ko 218/730, 274), 1742 or. frz. Talmette / klein almett /
lang almette / krampalmette (AD Mos 10 F 448), o Sur long almert, Sur
almert [om 'almat], Long almert ['lap almat]. Freybouse (Gt): 15. Jh. kop.
1411 dt. laurentien atmen / die almen by den wolfs galgen (AD Mos H 1026
fol 71 v ff.), 1501/50 dt. off die almen ( AD Mos H 1026 fol 55 v), 1622 kop.
300
1656 frz. sur lorentz almet / sur almet / almut (AD Mos H 1114-1), o
Lorenzenallmert [lofrensanalmeet], Allmert etzel [almeet'etsal], Ruwiller
almert [ru:vile almet], Auf ruwiller allmert [of ru:vile 'almet], Ruppenalmert
['rupanalmet], Frohmuhl (PP): 1718 or. dt. hoffer allmendtweeg (USA Mü
Kasten blau 439/105). Führt (Ot): 1740 dt. allmendeplatz (GEB). Gaubiving
(Fb): 1687/92 or. frz. coste dettinger almet (AD Mos 4 E 193). Gelucourt /
Gisselfmgen (Di): ca. 1500 or. dt. vff geblinger almeng (AD MM H 2470),
1634 kop. frz. dessus helman (AD Mos G 130). Gomelange (Bo): 1690 or.
frz. sur le lang almert (AD Mos 4 E 201). Grening (Gt): o Allmend ['admet].
Grostenquin / Grolltännchen (Gt): 1744 frz. almert (LA Sb Heimstatt Akten
Nr. 71), o Gaentz almert [as 'admet], Guens almert [genzemat], Sur gens
almert [am 'genzemat], Hecken almert [hekan 'almat], Hinter dem almert bei
dem eiernstock [henam 'almat], Guemeine almert [ga'me:na:lmat], Mittelste
langde auf dem almert [de 'metejt leg um va:lmat], Aalmerter weech ['admete
ve:y]. Güdingen (SB): 1426 dt. allmendte / allmend (NASALO), 1659 dt.
allmuth (NASALO), 1666 or. dt. von allmühl weg biss uff die huner rech /
zwischen dem allmuth / wider die allmutsheck (LA Sb 22/2652), 1687 or. dt.
am winkel ahn allmuth (LA Sb 22/2653), 1738 dt. allmuth (NASALO), 1762
or. dt. das allmuth / hinter dem allmuth (LA Sb 22/3183 u. 3184), o Hinterm
Allmet ['henem 'almet], Im Winkel [im 'viggl], Guebenhouse (Sg): 1587 dt. an
der almet / oben an dem almet (LHA Ko 218/732, 14), o Hinterste allmend
[henej’ta 'admat], Allmend berg ['admasbee?], Vorderste allmend [faedejta
'admant], Allmend [almat], Allmendberg ['almasbeej], Guinkirchen (Bo):
1700 or. frz. le deuxiesme almet (AD Mos 4 E 220), o Almeck, Entre les
fosses d’almeck et breuil, AlmeckM’iese. Habkirchen (Sl): 1421 kop. dt. die
almende (Krämer Sulger Amt Blieskastel, 72), 1421 kop. 1570 hinden die
almende (WEIZSÄCKER Weistümer, 133), 1504 dt. hinder dem almut walde
(FLA W 1940.2), 1577 dt. die almende / die allmende (LHA Ko 1 C Nr. 37
Bd. 1), 1671 dt. das almuhtgen (FLA W 2764), o Im Wolf unter dem Allmend
[im 'volaf], Gross-Allmend [as kro:sa 'admet], Ahnung vorn am Allmentchen
['o:nig 'faram 'edmetja], Allmendchen [’edmetja], Hinter dem Allmendchen
['hinem 'edmetja], Klein-Allmend [as 'kle:na 'admet], Ober dem Allmendchen
['avaran kle:n 'admet], Zwerchahnung ober dem Allmendchen ['tsveejpmig
'overam gle:n 'admet]. Hattigny (Lq): 1617 or. dt. allment weg (AD Mos 1 E
167), 1644 kop. 17. Jh. frz. le pre des ames (AD Mos J 7240). Haut-Clocher /
Zittersdorf (Sb): 1727 or. frz. petit almend/ grosse allmendt / grand almend /
allmend matt (AD Mos E depot 306 1 G 1), o Klein almand [kle:n 'almeg],
Gross almand ['kro:sa almeg]. Hellimer (Gt): 1687 or. frz. sur la gros almet /
la grose almend de commune / chemin de grosse allmude (AD Mos 4 E 246),
o Spitz acker sur gros almette ['jpetseke]. Herange (Pb): 1603/04 or. dt. denn
almen weg (AD MM B 780-9 fol 85r). Herbitzheim (SU): 1732 kop. 1779 dt.
das allmend (AD BR 8 E 190 Nr. 2), o Hoppborn allmend ['hapaxgeeta], All-
301
mend-gaerten [almos 'genta], Herchenbach (SB): 1615 dt. inn dalmeshouen
(NASALO), 1684 or. dt. in dallmertshoff / in dallmertshoffen (LA Sb
22/2706), o Allmeshofen ['dalmasho:va], Unten in Allmeshofen
['dalmasho:va], Zwischen dem Seifen und Allmeshofen [im 'sifo]. Hoff (Sb):
1519 or. dt. uff den almeng weg (AD Mos H 4727-11), 1763 or. frz. eberal-
ming / pimmentalming / hiheralming (AD Mos G 628), o Brünnle allmend
[printa 'alment]. Holving (Sa): 17. Jh. E. kop. 1739 frz. krumalmuthe (AD
Mos 24 J 103 fol 21r), 17. Jh. E. kop. 1739 frz. le krumallmuth (AD Mos 24 J
103 fol 51r), 17. Jh. E. 1739 kop. frz. kromalmuth (AD Mos 24 J 103 fol 52r),
17. Jh. E. 1739 kop. frz. hinder dickallmuth (AD Mos 24 J 103 fol 68v), 1725
or. dt. hinder dem dick almuth / hinderm dick allmuth / vor dick almuth / oben
auff dick almuth / dass gemein holbinger almuth (AD Mos 4 E 265), 1725
kop. 1840 dt. hinter dem dick-almuth (Baumann Holving, 2), 1725 kop. 1840
dt. auf dem steyweg vor dem dickalmet / oben auf dickalmuth auf dem herren-
weg (Baumann Holving, 5), 1725 kop. 1840 dt. etzeln zwischen dem dider-
finger dickalmuth und der strass von diderfingen (BAUMANN Holving, 10),
1725 kop. 1840 dt. das gemeine holwinger almuth / das hirbacher almuth /
das diderfinger gemeine almuth (Baumann Holving, 11), o Almeth (hinter
dem dickalmet) ['almet / 'dik], Anfang dem dickalmuth, Hinterm dick-almet,
Unterste hinterm dick-almuth, Etzel zwischen dem dickalmet [de 'dik un de
'etsla], Anfang dem dickalmuth, Bettringer almeth [s betrug 'almet]. Hons-
kirch (Al): 1731 or. frz. allmerth etzel / allmethgarten (AD Mos E depot 340
1 G 1), o Almend. Hostenbach (Sl): 1744 dt. der von der gemeinde präten-
dierte allmuth (LHA Ko 218/749, 1-385), o Der klein Allmeter. Hundling
(Sg): ca. 1494 or. dt. daz almende (LHA Ko 54.33/728 fol 7r), 1694 or. dt.
auffs almuth (LHA Ko 55 A 4/449, 1 14), 1694 or. dt. vnnden an der allmuths
furth (LHA Ko 55 A 4/449, 117), o Allmendberg / Almetz berg [amasbenfl.
Insming (Al): 1739 or. frz. almette (AD Mos E depot 351 3 CC 3), 1756 or.
frz. allemette / kottesersalmet (AD MM B 1 1895), o Allmende, Kurze all-
mend, Allmend. Kirkel-Neuhäusel (Hb): 13.-14. Jh. or. dt. vff dem almant
(HSA Mü Kasten blau 390/4 I), 14. Jh. dt. uff dem alment. Kleinblittersdorf
(SB): 1745 kop. dt. zwischen der grossen almuth (LHA Ko 218/664, 85), 1789
or. dt. die allmendsgärten / ober dem allmend (LA Sb 22/3198), 1789 or. dt.
hinterm allmend / oberm allmend an den rechen / der grosse allmenth (LA Sb
22/3199), o In den Allmentsgärten [di 'a:lmet], In dem Berg Allmend, In dem
Berg Allment, Ober dem Berg Allment, Hinter dem Allment, Gemeinde
Allment ['almet], Ober dem Allment ['a:lmet], Das Alment ober dem Dorf\di
'a:lmet], Das grosse Gemeinde Allment [valt almet], Das Wald-Allment [valt
almet]. Langatte / Langd (Sb): 17. Jh. or. frz. vorsussalmend / sussalmend /
vor süss ahlming / vor siss alming / vor suss almendt / stockalmend (AD Mos
E depot 1 G 1-2), 1739 or. frz. vor süss ahlming (AD MM B 11784/1 1785,
179), 1739 or. frz. vor siss alming (AD MM B 11784/11785, 203), 1739 or.
302
frz. vor suss almendt (AD MM B 11784/11785, 204), 1739 or. frz. vor süss
ahlmendt (AD MM B 11784/11785, 259), 1739 or. frz. vor süss ahlming (AD
MM B 11784/11785, 261), 1739 or. frz. vor süss ahlmendt (AD MM B
11784/11785, 323), 1739 or. frz. vor suss almend (AD MM B 11784/11785,
1015), 1739 or. frz. vor süs ahlming / süss ahlming / bey stock almendt (AD
MM B 11784/11785), o Fisalleming ['sisalmint / 'sisalmiq]. Lautzkirchen
(SI): 1657 dt. das allmuth (LA Sb von der Leyen Nr. 2201), 1781 or. dt. in
den allmendgärten (LA Sb, Depositum Blieskastel), o ln den Allmendsgärten.
Léning (Al): 1738 or. dt. das forth allmend / une pièce de preys appellò furth-
allmette ! das allmend / allmend (AD Mos E depot 399 1 G 1), o Furth almet.
Le-Val-de-Guéblange (Sa): 1700 or. frz. allemetteetzelle (AD Mos G 52), o
Almette ['almet], Almet [etzel 'almet 'etsl]. Limbach (Hb): 1728 or. dt. das
kleine wälfgen oder allmeth (LA Sp B 2/406,4). Lixing-lès-Saint-Avold (Gt):
1726 or. frz. / almetetzel (AD Mos 4 E 324), o Almertgarten ['almatsy antan],
Almert etzel [almat 'etsal]. Lohr (PP): 1718 or. dt. petersbacher allmendtweeg /
petersbacher allmendt (HSA Mü Kasten blau 439/105). Loupershouse / Lu-
pershausen (Sg): 1691 or. dt. oben am allmusser weg (AD Mos 4 E 139), o
Devant almette / Vor allmend [fon 'alment]. Loutremange (Bo): 1688 or. frz.
sur le allmet / ay lange du allmert ou vielle mache lai allmerter / sur le all-
met (AD Mos E depot 153 1 G 4), o Almett [al'met], Sur le patural de Valmett
[syr b patyral da lal'met], Manom / Monhofen (Th): 1561 or. dt. hinder
almett (ChLagrange), 1694 or. dt. in almuss l zum gemeinsten hinder almuss
(ChLagrange), o Almes / Ames [n 'annies]. Maxstadt (Gt): o Almert etzel
[a:lmnt 'etsal], Almert [Almut], Derriere almert [hentn 'a:lmnt], Aalmertetzel
[admut'etsal]. Medelsheim (Hb): 13. Jh. dt. almend (LA Sp T 3/450), 1661 dt.
almuth / im almutsgarten (MÖTSCH Parr, 18), 1661 dt. eckinger almuth
(MÖTSCH Parr, 30), 1661 dt. im weyer ober im almet (MÖTSCH Parr, 83), 1742
dt. unden ahn dem allmuth / ober dem futersten allmend (MÖTSCH Parr, 18),
ca. 1750 dt. allmendt I mittel allment (MÖTSCH Parr, 18), ca. 1750 dt. eckinger
allment (MÖTSCH Parr, 30), ca. 1750 dt. der allmentsweeg (MÖTSCH Parr,
193), 1762 dt. hinter dem allmuth / ans allmuth / obig dem allmuth / untig dem
allmuth (GEB), 1767 dt. untig dem hintersten allmuth (Mötsch Parr, 18),
1767 dt. im korb untig dem allmuth (MÖTSCH Parr, 54), 1799 dt. untig dem
hintersten alhnent (MÖTSCH Parr, 18), o Hinteres Allmend [im 'a:lment]. Im
Korb am hinterem Allmend [im ka:up], Unten am hinter’n Allmend [im
Alment], Die Achtäcker hinterm Allmend [ax'dagn Anug], Gemeinde Allmend
['onnm Alment], Oben am mittelsten Allmend [im Alment |, Oben am hinterm
Allmend [em Alment], Allmendsgärten [im Almends 'ga:da], Unten am mittels-
ten Allmend [am Alment], Im Eckinger Allmend [em 'ekign Almek].
Metzeresche (Mv): 1630/31 or. frz. sur l’almus / dans allmusch / sur allmoser
born (AD Mos H 3670-1), 1685 or. frz. almusch / la longueure d almusch / sur
almuscherborn / au long dalmuscherbach / allmuschervegh (AD Mos 4 E 371),
303
0 Almeche, Almesche [op 'adms]. Metzing (Fb): 1687 or. dt. beym allmeudt /
am allmudt / dass gemeine almuth (AD Mos 4 E 373), o Auff alImend [ofs
'almet], Allmend ['ahnet]. Mimbach (Hb): 1547 17. Jh. kop. dt. ahn ihre at-
mender (KAMPFMANN Beiträge, 37), o Im Mimbacher Allmend [im 'admotj.
Morhange / Mörchingen (Gt): 14. Jh. E. kop. 1453 dt. an der grossen al-
mende (AD Mos H 1026 fol 47r). Nelling (Sa): 1732 or. dt. allmet oder nat-
weyt / brück allmet (AD Mos E depot 351 4 CC 4), 1737 or. frz. chemin du
bouralmette / bouralmette etzelle / au dessous de bouralmette / le milleall-
mette / rechalmett (AD Mos E suppl. 501 1 CC 1), o Nathwus [na:dve:t],
Aalmeet ['a:lme:t]. Neunkirch-les-Sarreguemines (Sg): 1691 or. dt. uffs all-
mendt (AD Mos 4 E 403), o Gemeinde a/lmend, Allemette communale, All-
mend, Allemette, Allmendgärten, Allemette gärten. Niederbexbach (Hb):
1700 or. dt. vffm allmeth beym alten steege / neben dem allmeth beym hexv
weeg (LA Sp F 2/90-91), 1760 im almend (LA Sp F 2/91), o Im Allmend [im
'alment], Niederlinxweiler (SW): 1742 or. dt. im allmet (HABICHT Nieder-
linxweiler), 1742 or. dt. im allment / im allment an der blies hinauf (GEB),
1768/69 dt. im allment (GEB). Nousseviller-Saint-Nabor (Fb): 1688 or. dt.
beym allmud (AD Mos 4 E 411), 1690 or. dt. bey allmudt weg / oben am new
allmudt (AD Mos 4 E 81), o Kleinallmend ['gle:nalmed], Allmend ['a:lmed],
Krautallmend [grodalmed], Auf allmendweg [uf 'almendsve:g], Neuallmend
['ncealmed], Allmend ['a:lmed]. Ormesheim (Sl): 1466 kop. dt. almudenweg
(PÖHLMANN Regesten Gräfinthal, Nr. 57), 1748 dt. zwischen der allmuth und
der achten (FLA W 55 b 1), o Allmend, Mittagsallmend [em 'a:lmet],
Hunnacker Aalmet ['hunakn 'admet). Petit-Rederching / Kleinrederchingen
(Rb): 1724 or. dt. oben der almeck weg / kingen almeck (AD Mos E depot 540
1 G 1), 1758 or. almend wald (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Al-
meck ['almek]. Pfalzweyer (PP): 1717 or. dt. allmendt mühlweeg / allmendt
weeg / allmendt viehweeg (AD BR 8 E 373 Nr. 1). Piblange (Bo): 1695 or.
frz. la grande almet (AD Mos H 472), o Gaerten almen, Gross almen, Canton
dalmet. Pontpierre / Steinbiedersdorf (Fa); 1683 kop. 1667 dt. von dem al-
muth /gemein kleinen almuth (AD Mos E depot 553 DD 2), o Auf almert [of
'admnt], Almert ['admnt]. Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen (Sa): 1668 kop.
1720 frz. klein allmuth (LHA Ko 218/797, 227), o Guthaimette [gu:talment],
Bois communal dit klein almette [s 'kle:n almot], Bois communal dit grosse
almette [s 'kro:salmot], Devant klein almette. Rahling (Rb): 1347 kop. dt. auff
dem almende (LA Sp F 1/3 fol 31v), 1494 kop. 16. Jh. A. dt. uff den almenden
weg (LA Sp F 1/3 fol 272r - 274v), o Almeck brühl [admek 'bryd]. Reding
(Sb): 1438 or. dt. an dem langen almende (AD Mos H 4716-2). Reinheim
(SI): 1500 or. dt. an den almendt weg (LA Sb von der Leyen 7003), 1503 kop.
ca. 1600 neben reinheimer allmuth (LA Sp F 4 Bliesbrücken 1), 1570 kop.
1874 dt. hinden die almende (LA Sp F 4 Blieskastel 2), 1671 kop. dt. ahm
brücken allmuth (LA Sp C 33/213.143), 1766 or. dt. allmuth (LA Sp C 33/272
304
fol 41 ), o Allmend ['ahnet], Auf dem Sand am Allmendsweg ['hinein zant om
'a:lmetsve:J]. Remelfing (Sg): o. D. or. frz. sur l'almet / au dessus de l'almet /
au dessous de l'almet (AD Mos 4 E 458), o Oben am allmend, Sur l'almeth
['kzsbom], Allmend, Allmeth ['aimed]. Richeling (Sa): 1726 or. dt. bey almuth
weg / unten auffem bruch almuth / oben am krum almuth / auffs krumalmuth /
in der langen Uingden auff krumalmuth / am gerst eckel almuth (AD Mos 4 E
474), o Allmend [’ahnet]. Rilchingen-Hanweiler (SB): 1707 or. dt. biibi-
nisches allmeth (LHA Ko 182/109 S 586ff.), o In der untersten Faulalmeth
['urmj'da ful 'a:lmet], In der mittelsten Faulalmeth ['mettara ful a:lmet], In der
obersten Faulalmeth ['o:b3re ful 'a:lmet], Das Almeth an der Saar, Im
Gassalmeth, Das Brachalmeth, Kroos Aalmett [kro:s 'a:lmet], Kl een Aalmett
[kle:n ahmet], Romclfing (Fe): 1722 or. frz. almend Stauden gärten (AD MM
B 11770-71, 76), 1722 or. frz. ahnend staudel gärtt (AD MM B 11770-71,
213), 1722 or. frz. almend staudelgärtt (AD MM B 11770-71, 250), 1722 or.
frz. almend staudelgärtt (AD MM B 11770-71, 331), 1722 or. frz. almend
staudel gartten (AD MM B 11770-71, 480), 1722 or. frz. almend staudelgärt
(AD MM B 11770-71, 809). Rouhling (Sg): 1708 or. dt. zum allmuth / vorem
allmuth / hinder dem allmuth / in den allmethweeg (AD Mos E depot 601 1 G
1), o Almendt ['almat] / In dem almendt [im 'almat], Klein stock almend
['Jtukalmat], Grossen stock almend, Bei dem almend [ufm 'ahnst], Allmend.
Roussy-le-Village (Ca): 1657 kop. dt. in allmerter (StB Tr 1644/384, 704),
1687 kop. dt. in ahlmerter (StB Tr 1644/384, 715). Rubenheim (SI): o All-
mend hannock ['ho:naks 'a:lmet], Im Flur vor dem Allmend [fomm 'a:lmet],
Wüstzeder Allmend [em 'a:lmet]. Saint-Jean-Rohrbach (Sa): 1668 kop. frz.
klein allmuth (LHA Ko 218/797, 227). Sarralbe / Saaralben (Sa): 1520 kop.
dt. allmundts (AC Sa AA 1), 16. Jh. or. dt. die alment (AD Mos B 490 Nr. 7),
1739/41 dt. allmet (Touba Saaralben I, 135f.), o Obersten en un dersten al-
mette ['alment], Almette sur la sarre, Almette sur schentz bruhl deuxieme lon-
geur ['Jbntsprikal], Almette a drohe de la route [alment'rejts], Almette sur la
gauche de la route [alment'links]. Sarraltroff (Fe): 13.-14. Jh. or. dt. an dem
allmende / am allmende / yff dz almende (AD MM H 2483), 1672 kop. frz.
l'allmend(AD MM H 2483). Sarre-Union / Saarunion (SU): 1737 or. dt. all-
mend weeg / auff allmendt (AD BR 8 E 434 Nr. 6). Sarreinsming (Sg): 1727
or. frz. an long du fidersalmuth (AD Mos 4 E 515). Sarrewerden / Saarwer-
den (SU): ca. 1750 or. dt. almend (AD BR 8 E 434 Nr. 60). Schopperten
(SU): 1733 or. dt. vorn am gemeinen allmend (AD BR 8 E 434 Nr. 62).
Schweyen (Vo): 1487 kop. dt. uff das allmende (LA Sp C 20/3461-3), 1656
or. dt. der allment weg (LA Sp C 20/3461-2), 1758 or. gemeine almendfeld
(AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988). Seyweiler (Hb): 1661 dt. hinder dem
allmuth / von der Zücken ahm almuts weg (MÖTSCH Parr, 122), 1761 dt. sey-
willer allmuth (MÖTSCH Parr, 122), 1785 dt. allmeth / gemeinen allmend
(MÖTSCH Parr, 122), 1797 dt. gemeine allmud (MÖTSCH Parr, 122), o All-
305
mendsgarten ['a:lmek ya:to], Hinterm Allmend ['hinnm 'a:lmek]. Siersthal
(Rb): 1527 or. dt. vff dem almecktz weg (AD MM B 572 Nr. 27). Siewiller
(Dr): 1603/04 or. dt. hinüber in die almenn / in der allmenn (AD MM B 780-9
fol 135v), 1603/04 or. dt. vff dem almenn / im subwiller almenn plätz (AD
MM B 780-9 fol 136v), o Allmend ['oilmig]. Spicheren (Fb): 1569 dt. das
grosse almosen-guth koellner (Sanct Arnual Mss, 133/ALLMANG Spicheren,
144), 1689 dt. oben längs almuthsgärten / auf den almuthsweeg (AC
Spicheren Bann-Buch 1689/ALLMANG Spicheren, 99), 1689 dt. in dem neuen
allmuth / auf des neue allmuth / neuallmeth (AC Spicheren Bann-Buch
1689/ALLMANG Spicheren, 201), 1709 dt. zwischen dem neuen allmend und
dem heckgarten (AD BR E 4446 fol 65/ALLMANG Spicheren, 160), 1714 dt.
auff die allmendsstrass (AD BR E 4347/Allmang Spicheren, 99), 1728 frz. a
l'allmeth (AD Mos 4 E 301 fol 82a/ALLMANG Spicheren, 98), 1747 dt. im
almets-garden (AD Mos B 8434/ALLMANG Spicheren, 99), 1755 dt. im
almetsgarden (AD Mos B 8435/Allmang Spicheren, 99), 1765 frz. pres
l'almet (AD Mos 3 E 1810 Bd 1 fol 118/ALLMANG Spicheren, 98), 1779 frz.
sur Vahnet (AD Mos 3 E 1834 Bd. 2 fol 215/ALLMANG Spicheren, 98), 1779
frz. au-dessus de l'almet (AD Mos 3 E 1834 Bd. 2 fol 30a/ALLMANG
Spicheren, 98), 1779 frz. dans le almetsgarten (AD Mos 3 E 1834 Bd. 2 fol
30a/ALLMANG Spicheren, 99), 1789 dt. das heckenalmeth (AD Mos B 8440
fol 1 b/ALLMANG Spicheren, 160), 1817 frz. almett (AD Mos P
Spicheren/ALLMANG Spicheren, 97), 1817 frz. almett / bim almett (AD Mos P
Spicheren/ALLMANG Spicheren, 98), o Heckgarten, Heueallmend ['noualme],
Heckenallmend ['hekoalmet], Noualmet fnouatmet]. St. Arnual (SB): 1601
or. dt. obenn am allmundt (BAUER 1957, 171), 1761 or. dt. das allmandt / im
allmandt (BAUER 1957, 171), 1763 or. dt. almosenstücker (BAUER 1957, 171),
1764 or. dt. allmuth (BAUER 1957, 171), o Das Allmend [os almot], Im All-
mend', Ober dem Allmend. St. Ingbert (SI): 17. Jh. dt. a/ment / almend
(JUNGK), o Im Allmend [im almey], St. Johann (SB): ca. 1500 or. dt. hinder
dem almut (BAUER 1957, 203f.), 1587 or. dt. im almergarten (BAUER 1957,
204), 1728 dt. in den allmuths gärten (BAUER 1957, 204), 1738 or. dt. almuth
(BAUER 1957, 203f.). Struth (PP): 16. Jh. kop. 1691 allmendweeg l dass
gmeinallmendt am sumpf (USA Mü Kasten blau 439/104), 1718 or. dt. den
allmendt viehweeg / petersbacher a/lmendt / almendtweeg / hoffer
allmendtweeg (HSA Mü Kasten blau 439/105). Tenteling (Fb): dt. auf der
allenmacher / auf dass almuth etzel (AD Mos 4 E 541), o Allmendsweg
[almeds've:g], Allmend ['a:lmod]. Tholey (SW): 1699 dt. undten ahn dem ge-
meinen almet (LHA Ko 24/1021 fol 17-38). Tieffenbach (PP): 1718 or. dt.
dieffenbacher allmendtweeg (HSA Mü Kasten blau 439/105). Utweiler (Hb):
1577 dt. almetsweg / oben am allmuth (MÖTSCH Parr, 150), 1718 dt. oben am
allmuth (MÖTSCH Parr, 150), 1718 dt. oben am allmuth bey der pfmgstweyd
(MÖTSCH Parr, 175), o Allmend ['a:lmek], Oben am Allmend ['ovo om
V.lmek], Aalmäck ['admekj, Owwe am Aalmäck ['ovo om 'a:lmek ]. Vahl-
306
Ebersing (Gt): 1736 or. frz. lalmette garten (AD Mos 4 E 128), o
Almertsgärten ['almugeuton], Auf almert [uf du 'almut], Varsberg (Bo): 1712
or. dt. anderseit dem krinnen bruch allmuth (AD Mos 4 E 574), 1712 or. dt.
anderseit dem krumen bruch allmuth (AD Mos E suppl. 699 2 CC 3/1).
Veckersviller (Fe): 1603/04 or. dt. hinüber in die almenn / bey einem eychenn
stockh in der allmenn (AD MM B 780-9 fol 135v), 1603/04 or. dt vff dem
almenn (AD MM B 780-9 fol 136v), o Jenseits der allmentsmatte [je:nzaits
almej'mat]. Vibersviller (Al): 1739 or. dt. die gemine allmend wiese / dass
allmend (Privatbesitz), o Allmendswiese [di 'odmiguro]. Viller (Gt): 1692/97
or. frz. sur almeurtsgarten (AD MM B 1 1966). Virming (Al): 14. Jh. E. kop.
1453 dt. zu der kleynen almende / an der grossen almende (AD Mos H 1026
fol 47r), 15. Jh. kop. 1453 dt. an der grossen almende / an der cleynen almen-
de (AD Mos H 1026 fol 62ff), 1691 kop. frz. sur almud / almette (AD Mos H
1195-2), 1691 kop. dt. zum hincken allmudt (AD MM G 1223), o Freiallmend
['freiamt], Gänsallmend ['genzoamt], Kleinallmend ['kle:n amt], Neben dem
kleinallmend, Speckallmend ['jpekalmet]. Voellerdingen (SU): 1734 or. dt. an
dem gemeinen allmendt weg / am allmend platz (AD BR 8 E 508 Nr. 1-3), o
Otterskopf auf den a/Imendweg [o:tujkopf of de admnjvei], Otterskopf neben
dem kleinen allmend ['o:tufkopf ne:vom a:lmir)]. Völklingen (SB): 1584 dt.
der almut (NASALO), 1591 dt. der almut (NASALO), 1608 dt. die allmend
(NASALO), 1672 or. dt. im allmeht / im allmeth / allmath wiessen (LA Sb
22/2980), 1685 or. dt. am elmert / in der allmethswies (LA Sb 22/2982), 1687
or. dt. die allmuthswiess (LA Sb 22/2983), 1753/54 or. dt. im allmuth (LA Sb
22/3255), o Im Allmuth [em 'almu:t]. Volksberg (Dr): 1717 or. dt. allmendt
(AD BR E 166). Walpershofen (SB): 1591 dt. almut (NASALO), 1684 or. dt.
am forrweg beym allmuth / der allmend gennannt (LA Sb 22/2706-2707),
1756 or. dt. in allmeshofen / in allmes Flofen / wiessen allmant unter der
brückgen (LA Sb 22/3256 fol 1-572), o Almershofen. Walsheim (Hb): 1577
am grossen almeth (LA Sp Zwbr I A 1363/2), 1577 dt. am almets weg (LA Sp
Zwbr 1 A 1363/2 fol 14), 1700 grosses almeth / hinderm grossen a/men (LA
Sp Zwbr I A 1363/2), 1751 dt. unter der grossen allmeth / am gross allmeth
(LA Sp Ausfautei Hornbach A Nr. 1 10), 1791 or. dt. das kleine aliment / oben
am kleinen alment / das grosse aliment / oben am grosen alment / hinter dem
grosen aliment (LA Sp F 2 320/321), o Kleine Allmend ['gle:n 'a:lmot], Oben
am kleinen Allmend, Der Schützengarten im grossen Allmend, Grosse All-
mend [kro:s 'a:lmot], Grosses Allmend [kro:s 'a:lmot], Oben am grossen All-
mend, Hinter dem grossen Allmend. Webenheim (Hb): 1547 kop. 17. Jh. an
ihrer ahnender (KAMPFMANN Beiträge, 37), 1599 or. dt. von der landstrassen
vff das almend (LA Sp C 33/15 d), 1729 frz. im allmendt garten / im hinters-
ten allmendt / rosswiesen allmendt (LA Sb von der Leyen Nr. 2410), o Im
Mittags-Allmend [im 'mita:ks almat], Al Imentsgärten ['a:moltsga:ta], Im
obern Allment [im 'ovoro 'a:mot]. Weislingen (Dr): 1718 or. dt. am allmend
307
weeg (AD BR E 5819). Weiterswiller (PP): 1366/67 or. lat. an dem almenden
(AD BR G 5446 Nr. 14), 1427 or. dt. uff die almende (AD BR E 5547 Nr. 2a
fol 9r-10v). Welferding (Sg): 1719 or. dt. wolfferdinger almend (StA Sg
Flurplan Welferding). Wellesweiler (Ot): 1740 dt. im allment (GEB), 1768 dt.
im allment / die allmentwiesen wiesen (GEB), o Am Allment [am almont],
Wiesviller (Sg): 17. Jh. or. frz. au dessus de lalmette / almette sur le chemin
de bitch (AD Mos E depot 748 1 G 1), 1735 or. frz. neu allmout / hecken ali-
ment / allmout / hoverste allmoute / ent re les chemins de bricken et l'almette
(AD Mos 4 E 605), I 738 or. frz. spontbrunnenalmek (AD MM B 572 Nr. 40),
1758 or. obersten et neu-almend / hecken almend (AD Mos Cartes et plans Nr.
986-988), o Neu allmend ['ahnet], Mühlenallmend ['mYilalmet], Heckenall-
mend [hekoalmotj, Hinter dem heckenallmend [hem? dt? heko'almet],
Wimmenau (PP): 1560 or. dt. almenweg / uffs almen (Herr Ingweiler, Nr.
109), 1571 or. dt. die almendtstrassen (Herr Ingweiler, Nr. 125), 1609 or. dt.
anderseit dem almentweg (Herr Ingweiler, Nr. 154), 1634 or. dt. vff den all-
men weeg (HERR Ingweiler, Nr. 228). Wittersheim (SI): 1624 dt. bis auf
almentplätzchen (Spies Amt Blieskastel, 62), o Allmend [im 'admetj. Woelf-
ling-les-Sarreguemines (Sg): 1581 or. dt. wider den almend weg (LA Sb
22/6610), 1735 or. frz. hecken allment / allmout / hoverste allmoute / neu
allmout / entre les chemins de bricken et l'almette (AD Mos 4 E 605), 1758 or.
almend de wölfflingen (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Oberhalb
dorfal/mendt [obt?halp donfolmet], Kapeller allmend [kapela Ulmet],
Rederchinger allmend [retjiijn Ulmet]. Xouaxange / Schweixingen (Sb): 1504
or. dt, am almende wege (AD MM B 742 Nr, 50).
Historisch auch in:
Abreschwiller (Lq), Btning (Rb), Scheidt (SB).
Amtlich auch in:
Altrippe (Gt), Assweiler (SI), Ballweiler (SI), Bebelsheim (SI), Berig-Vin-
trange (Gt), Berling (Pb), Bettviller (Rb), Bettwiller (Dr), Biesingen (SI),
Blies-Guersviller (Sg), Bliesdalheim (Hb), Brouderdorff (Sb), Ebring (Fb),
Epping (Vo), Guirlange (Bo), Gungwiller (Dr), Hassel (SI), Hazembourg
(Sa), Heckendalheim (SI), Henridorff (Pb), Hinsingen (SU), Ippting (Sg),
Keskastel (SU), Lixing-les-Rouhling (Sg), Loutzviller (Vo), Munster /
Münster (Al), Niederwürzbach (SI), Nousseviller-les-Bitche (Vo), Ober-
würzbach (SI), Oermingen (SU), Oeting (Fb), Peppenkum (Hb), Postroff
(Fe), Rohrbach-Ies-Bitche (Rb), Sarrebourg / Saarburg (Sb), Teting-sur-
Nied (Fa), Theding (Fb), Vieux-Lixheim / Altlixheim (Fe), Weyer (Dr),
Wingen-sur-Moder (PP), Wittring (Sg), Woustviller (Sg), Zetting (Sg),
Zollingen (SU).
308
Historisch und amtlich auch in:
Achen (Rb), Alschbach (SI), Bierbach (SI), Bliesransbach (SB), Diebling
(Fb), Drulingen (Dr), Dudweiler (SB), Erfweiler-Ehlingen (SI), Gersheim
(SI), Gros-Rederching (Rb), Grosbliederstroff / Großblittersdorf (Sg),
Herbitzheim (SI), Lorentzen (SU), Mackwiller (Dr), Neualtheim (Hb), Nie-
dergailbach (Hb), Obergailbach (Vo), Ommersheim (SI), Ormersviller
(Vo), Rinding (Vo), Sarreguemines / Saargemünd (Sg), Steinbach über
Lebach (Ot), Urweiler (SW), Volmunster (Vo), Wolfersheim (SI).
(Vgl. Abb. 43)
B. Dem Wort liegt mhd. almende, almeinde f. ,Gemeindetrift1 (LEXER 1, 40),
gebildet wahrscheinlich aus germ. *ala- ,alles, ganz4 und germ. *(ga)-main-
(i)-pö(n) Gemeinschaft, Gemeinde4, zugrunde. Das Wort vergleicht sich zu-
nächst mit afries. elmente m. Gemeinde4, mente f. Gemeinde4; daneben,
ebenfalls als Maskulinum, afries. elmetha Gemeinde4, entsprechend nd. (aus
nordfries.) ellemötha ,Allmend4 sowie anord. almenning gemeinsames Land4
(KLUGE 32 und 343). Für die althochdeutsche Zeit ist almeinde f. Gemeinde-
land, Allmende4 belegt (AhdWb 1, 232; EWA 1, 165); allerdings begegnet
das Wort erst als Glosse in einer Handschrift aus dem 12. Jahrhundert.330 331 * *
Nach Lexer 1,40 kommt der älteste Beleg für das volkssprachige Appellativ
in einer lateinischen Urkunde aus dem Eisass von 1125 vor: in silva publica,
quod vulgo almeide (sic) dicitur. Weitere frühe Belege für das 12. und 13.
Jahrhundert, die als volkssprachige appellativische Einsprengsel in einen la-
teinischen Text eingebettet sind, finden sich im Württembergischen Urkun-
denbuch: non utatur pascuis ultra terminos quos priores coloni habuerunt, ...
quod vulgo dicitur almeinde (1197 or. lat., WÜRTTUB 2, 319); palustris
terris, que prefate ville compescuum, id est teutonice a I me in da vel
gemeinweida (1207 or. lat., WÜRTTUB 2, 359); Item nec ex parte cenobii aut
ipsorum in si/vis, que a lernen t dicuntur, est amplius novellandum (1231 or.
lat., WÜRTTUB 3, 280). Ferner ist die latinisierte Form algemendam belegt:
comunia pascua sive algemendam, sitam apud Stribelne,"1 que ad eorum
comunes usus spectabant (1241 or. lat., WÜRTTUB 4, 30), vermutlich eine
Kontamination von almende (siehe oben) und algemeine."~ Aus diesen und
weiteren appellativischen Belegen1" geht eine ursprüngliche sprachgeogra-
phische Beschränkung des Wortes auf den alemannischen Raum hervor. „Die
330 Glossen der Herrad von Landsberg, Hs. des Hortus deliciarum (Steinmeyer/
Sievers 3, 407, Z. 15). Ahd. (ala-)gimeinida ist also wohl nicht nachweisbar
(Kluge 32), beide Teile des Kompositums sind jedoch einzeln für das Althochdeut-
sche gut belegt (Kluge 30 und 343).
331 Striebelhof bei Ulm.
"2 Diese Form ist für das Mittelhochdeutsche belegt (Lexf.r 1,40).
" ' Weitere mittellateinische Belege in MLatWb 1, 487.
309
Form mit -ei-, welche in den ältesten Quellen vorherrscht, ist ohne Zweifel als
die ursprüngliche, die mit -e- als bloße Abschwächung [...] zu betrachten“
(SCHWEIZlD 1, 191). Es wird eine spätere Ausbreitung des Appellativs in süd-
nördlicher Richtung angenommen, wie sein Vorkommen in Lothringen, in
Südhessen und im Frankfurter Raum (siehe unten Abschnitt B) nahelegt. Eine
frühe Verbreitung des Lemmas in Ortsnamen des alemannischen Raums kann
ab dem 11. Jahrhundert angenommen werden (KRIEGER 1904, 41 und 43;
Förstemann II, 1, 66; Buck 1931,6).
C. Das Wort Allmende zeigt im Mittelalter in der räumlichen Verteilung einen
deutlichen Schwerpunkt im Oberdeutschen (Schmidt-Wiegand 1981, 9f;
DWB 1, 237f.). WMU 1, 63f. nennt als Verbreitungsareal für Allmende ge-
meinschaftliches Grundeigentum1 „außer Worms, Neustadt a. d. Weinstraße,
nur alem. und eis. Bel.“.
Aus der Auswertung der rezenten Dialektwörterbücher und der Flurnamen-
arbeiten ergibt sich folgendes Bild:
In der Frankfurter Mundart heißt eine Allmei f. ,Allmende, der schmale
Streifen zwischen den Häusern, die das letzte Reststück des königlichen, spä-
ter reichsstädtischen Besitzes am gesamten Grund und Boden innerhalb der
Mauerberings waren. Sie wurden durch ein Schild mit dem Frankfurter Adler
gekennzeichnet/ In den historischen Quellen kommt das Wort oft vor (erst im
18. Jahrhundert, FrankfWb 1, 156). ln Südhessen ist Allmende f./n. Gemein-
deland, das den Ortsbürgern mit eigenem Hausstand auf Lebenszeit kostenlos
oder gegen Pacht überlassen wird1 appellativisch belegt: In Hessen wurde die
Allmende, als Gemeindebesitz, bis ins 19. Jahrhundert von Ortsbürgern in ge-
nau festgelegter Weise genutzt (ShessWb 1, 193f.; Kehrein 1891, 42;
Vielsmeier 1, 1995, 33). Das Wort kommt sehr häufig auch in südhessischen
Flurnamen vor (erste Belege im 14. Jahrhundert), wobei die Nebenformen
Alme und Almut am häufigsten belegt sind, die als sprechsprachliche Entwick-
lungen zu interpretieren sind (SHESSFLN 161 ff.). In Hessen tritt das Wort sehr
häufig in Flurnamen südlich des Mains auf (Vorkommen im südlichen Oden-
wald, wo Allmende seine Nordgrenze erreicht), was erneut darauf hindeutet,
dass Allmende einem süddeutschen Namenraumtyp angehört: „die Hauptver-
breitung von Allmend(e) [ist] heute auf Odenwald und südliches Ried be-
schränkt: Das südwestliche Allmend findet hier seine Nordgrenze im Hessi-
schen“ (HessFlnAtl Karte 2 und Kommentar)."4 Außerdem kommt Allmen-
de (nur vereinzelt) bis in den Hunsrückraum vor (DlTTMAIER 12 und 86, Karte
17)/° Im südlichen Lothringen ist Alming [älminp] m./n. ,Teil des Bannes, 334
334 Vgl. dazu Ramge 1987b, 101-120, hier 114f.: „Die Vorkommen im südlichen
Odenwald [weisen darauf hin], daß Allmende einem generellen - süddeutschen -
Namenraumtyp angehört.“ Vgl. außerdem SHessFln 161 ff.
’ " Die Karte ist hier als Abb. 44 nochmals abgedruckt.
310
welcher der ganzen Gemeinde gehört, Gemeindetrift4 (belegt u. a. in den loth-
ringischen Kantonen Sarreguemines / Saargemünd und Sarrebourg / Saarburg:
DtLOTHRWb 7). Die lothringischen Belege korrespondieren mit den Belegen
aus dem westlich der Vogesen gelegenen Krummen Eisass (siehe auch die Be-
lege aus dem Untersuchungsraum weiter unten), vgl. Älmeng (Waldhambach,
con Drulingen), Olmeng (Lorentzen, con Sarre-Union), Alming in Lohr (con La
Petite-Pierre / Lützelstein). Eine ähnliche Variante, Almang, ist im Obereisass
in Oltingen und in Heidweiler (bei Altkirch) belegt. Sonst kommt im Eisass
generell Allmend f. ,Grundstück im Gemeindebesitz, welches zur Benutzung
als Weide, oder dessen Ertrag an Obst oder als Wiese verpachtet wird, das
aber auch von jedem betreten werden kann. Ein Acker, der längere Zeit brach
liegt4 sehr häufig vor. Eine weitere erwähnenswerte Variante ist z. B. Abmant,
eine volksetymologische Rückbildung aus lat. alimentum (siehe auch weiter
unten), die in Pfetterhausen (bei Altkirch), in Baldersheim (bei Mulhouse), in
Obersulzbach (bei Thann) vorkommt. Vereinzelt ist auch das Neutrum belegt,
und zwar in Pfetterhausen (bei Altkirch), im Hanauerland nördlich von Straß-
burg, im Gebiet von Rufach, im Zorntal und in Lohr (con La Petite-Pierre /
Lützelstein), schließlich in Lorentzen im Krummen Eisass (ElsWb 1, 3).
HistWbEls 8 verzeichnet für das Eisass Allmende f./n. in historischen Quel-
len des 13. Jahrhunderts, vgl. z. B. in Weyersheim das Almeinde.
Das PFÄLZWB 1, 171 ff. meldet heute für Allmende keinen appellativischen
Gebrauch mehr: Allmende f. ,Gemeindeeigentum, dessen Nutzung den Ge-
meindegliedern zusteht4 ist appellativisch bereits 1316 belegt. Das Wort
kommt aber sehr oft in Flurnamen vor, die sich meist auf ein Grundstück be-
ziehen, das als Eigentum der Gemeinde in kleineren Losen an Gemeindemit-
glieder verpachtet wird. In einigen Orten ist die Allmende in Privatbesitz;
Flurnamenbelege sind bereits im 14. Jahrhundert anzutreffen, wo auch Kurz-
formen wie Alme, Alman, Almen begegnen (PfälzWb 1, 171 ff.; Zink 1923,
167). ln vielen Orten der Pfalz wird das flurnamenproduktive Wort Allmende
durch Bildungen mit Gemeinde-!Gemeine- ersetzt: Dieser Prozess fällt wahr-
scheinlich in die Zeit vor 1800, da die Galizienpfalzer (Auswanderungszeit
hauptsächlich 1782-1790) das Wort Allmende nicht (mehr) kannten und für
Grundstücke, die der Gemeinde gehörten, allgemein den Flurnamen 's
Gemeene (Gemaane) Feld u. ä. verwendeten. Linksrheinisch kommt Allmende
selten bis zum Hunsrück und zur Lahn in Flurnamen vor: Appellativisch ist
das Wort 1186 almeine (Leeheim, Kr. Groß-Gerau), in Flurnamen bereits im
13. Jahrhundert belegt (siehe unter Abschnitt D; ferner Dittmaier 12 und
Karte 17). SCHÖN 5 verzeichnet für den Saarbrücker Raum appellativisch All-
mende f. ,Gemeindegut4 (mda. ahnet); als Neutrum ist das Lemma sonst in
Güdingen belegt, und zwar in der Bedeutung ,großer, ebener Wiesenkomplex,
der früher zur gemeinsamen Viehweide benutzt wurde4. Einen appellativi-
schen historischen Beleg bietet BAUER 1957, 66: 1602 or, dt. für den Allmuth
(Malstatt-Burbach). Allmende kommt häufig in Flurnamen vor (BAUER 1957,
311
171 und 203; vgl. die Belege in den Abschnitten A und D). Das RHEINWB 5,
1044ff. belegt das Wort für das Rheinland nicht: Dort gilt Gemein(d)e, Ge-
meinheit f. Gemeinebesitz; Gemeindeland1 (Dittmaier 87 und Karte 17).
Im Badischen ist Allmende meist f. Gemeindeland, den Bürgern von ge-
wissem Alter ab auf Lebenszeit verliehenes Feld1 neben den Formen almaind,
almende, almende, almenden, allmendt usw. belegt. Das Wort kommt in Orts-
und besonders in Flurnamen vor, wo auch die verkürzten Formen alme, almed
belegt sind (BadWb 1,33).
Das SCHWÄBWB 1, 142ff. verzeichnet Allmende (mda. almdd, (¿Imsd) meist f.
(gelegentlich auch m. oder n.) Gemeindeland, aus Weideland, Wald, Wasser
bestehend; zumeist Weid-, auch wohl Wiesland, dessen Nutzung durch die ein-
zelnen Gemeindeangehörigen auf verschiedene Weise erfolgen kann1, mit Hin-
weisen auf zahlreiche ältere Belege in Ortsnamen. Ältere appellativische Belege
gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, vgl. z. B. 1207 Compescuum, id est
teutonice Almeinde vel Gemeinweida: Die Form mit -ei- herrscht in den ältesten
Quellen vor und ist deshalb als die ursprüngliche Form anzusehen. Die heute
beherrschenden Mundartformen almdd, qlmdd (mit Umlaut) sind als sprech-
sprachliche Verkürzungen anzusehen. Umgelautete Nebenformen wie Elman
und Elmand sind bereits im 15./16. Jahrhundert belegt. In der Schweiz ist All-
meind f. ,der ungeteilte Grundbesitz einer Gemeinde 1) an Weideland, zu ge-
meinsamer Benutzung, im Gegensatz zu einzelnen, umhegten Grundstücken,
welche von Privaten besessen und kultiviert werden, 2) an Wald, 3) an Wasser
und Fischfang' sehr geläufig (SchweizId 1, 190f.). Auch hier herrschen in den
ältesten Quellen Formen mit -ei- vor. die entsprechend als die ursprünglichen zu
interpretieren sind. Die Nebenformen Allmed, Allmid usw. entstehen infolge ei-
nes Verkürzungsprozesses des ursprünglichen Allmeind: Allmig leitet sich aus
Allmid her, wie Abig aus Abid ,Abend'. Das BayWb 1, 1613 verzeichnet Al-
mend als ein Wort, das vor allem im Alemannischen belegt ist.
D. Das ursprünglich wohl alemannische Wort Allmende Gemeindeland; Ge-
meindewiese' ist im Zusammenhang mit den Rechtsverhältnissen in der
Landnutzung zu sehen - das Wort stellt einen wichtigen Rechtsbegriff der
mittelalterlichen Dorfordnung dar (SCHM1DT-W[EGAND 1981, 9fi; DWB 1,
237f.; HRG2 1, 169-180; LexMa 1,439fi; STOTZ 2002, 366).
Anhand der Kartierung (vgl. Abb. 43) kann man nachvollziehen, wie sich
,Allmende' im Saar-Mosel-Raum in nordwestlicher Richtung ausgebreitet hat;
im südlichen Teil des Untersuchungsraumes begegnen uns zugehörige Flur-
namen an Eichel und oberer Saar, die Anschluss im Eisass haben. Das häufige
Vorkommen des Namenwortes im sogenannten Pfalzkeil weist auf jüngeren
Import aus der Pfalz hin. Das Wort gehört demnach eindeutig in südliche und
oberdeutsche Zusammenhänge:3'6 Die Verbreitung des Mikrotoponyms im 336
336 Vgl. Zink 1923, 167; Buck 1931, 82; Bader 2, 1974, 15ff.; Kleiber/Kunze/
Löffler 2, 1979, Karte 57; Schnetz 1997, 12 und 68.
312
Saar-Mosel-Raum verweist auf weit zurückliegende mittelalterliche rechtshis-
torische und soziokulturelle Verbindungen nach Süden und Südwesten. Nach
dem Zeugnis der historischen Flurnamenbelege1' zu urteilen ist eine Ausbrei-
tung des Wortes spätestens ab dem 13. Jahrhundert anzunehmen:
In Hesse: 13. Jh. dt. nebent dem almendewege; in Medelsheim: 13. Jh. dt. al-
mendin Sarraltroff: 13./14. Jh. or. dt. an dem almende / am almende / vff dz al-
mende; in Kirkel-Neuhäusel: 13./14. Jh. or. dt. vff dem almant; in Weiterswiller:
1366/67 or. dt. an dem almenden; in Fechingen: 1426 or. dt. bis an ffechinger
alemende; in Altheim: 1428 or. dt. allmend / die almend uff dem ryne.
Das massenhafte Vorkommen des Namens und der häufige Gebrauch von
Allmende im Saar-Mosel-Raum ist die Erklärung für die Vielzahl von sprech-
sprachlichen Formen, wie die im Untersuchungsraum am häufigsten vorkom-
menden (mda.) Varianten Allmut, Allmet, die durch Endsilbenabschwächung
(und infolge zunehmender Anfangsbetonung?) entstanden sind, und auch für
Kurzformen wie Alma: vgl. in Cappel bei St. Avold 1690 or. dt. unden am
allmuth / dass gemeine almeint. 1753 or. frz. au dessus de l'almouth, amtl.
Allmend ['a:lma].
Die selten vorkommenden Aliment-Belege, wie z. B. in Walsheim: 1791 or.
dt. das kleine Aliment / das grosse Aliment / hinter dem grosen Aliment, amtl.
Kleine Allmend ['gle:n 'admot] sind auf die irrtümliche, volketymologische
Herleitung aus lat. alimentum ,Nahrungsmittel, Nahrung4 zurückzuführen.
Diese Lautvariante ist vor allem ab dem 18. Jahrhundert belegt. Vereinzelt ist
die umgelautete Form Eimen belegt, vgl. Bining 1758 or. Eimen, Völklingen
1685 or. dt. am Elmert. In historisch belegten Flurnamen ist gelegentlich die
Variante mit mhd. (ei) zu verzeichnen, vgl. Blanche-Eglise: 1688 or. frz.
dessus le schifft Allemein, amtl. Le Schiffstalimin. Ferner ist die Hebung des
Langvokals /ä/ zu /0/ zu verzeichnen, vgl. Heckendalheim: amtl. Am kleinen
Allmend [em 'glemo 'o:lmet]. "s
Es ist unklar, ob die ,4/mo.se/7-Belege, wie z. B. Spicheren: 1569 dt. das
grosse Almosen-guth koellner; St. Arnual: 1763 or. dt. Almosenstiicker als
Nebenformen von Allmende zu interpretieren sind: Es ist zumindest Interfe-
renz mit Almosen n. < kirchenlat. eleemosyna f. ,Mitleid4 anzunehmen.
Sehr interessant sind die Allming/Allmeng-Belege, die im Untersuchungs-
raum sowohl im germanophonen Lothringen, vgl. Langatte / Langd: 1739 or.
frz, vor süss Ahlming, amtl. Fisalleming ['sisalmint / 'sisalmip], als auch im
Krummen Eisass Vorkommen, vgl. Mackwiller: 1757 or. dt. aud den süss
Allming, amtl. Sauer Allmend [zy:ral'mn]] / Sussalming [ze:zal'm3ij], Keskas-
tel: amtl. Sau Almend ['zaoalmn]]. Dieser Befund lässt sich mit dem aus den 337 338
337 ASFSL-Material.
338 Zur Genese von Hebung und Senkung und zu deren Vertretung in den rezenten
Mundarten vgl. Wiesinger 1983c.
313
entsprechenden Dialektwörterbüchern für Lothringen und das Eisass verglei-
chen (siehe unter Punkt C), Die Schreibung (-ng) für [-q] ist der Reflex einer
dialektalen, nur selten in die Graphie eingedrungenen Velarisierung der Plosi-
ve im Auslaut in der Konsonantengruppe -nd: Diese Schreibung ist mundart-
lich im Untersuchungsgebiet in Lothringen und im Krummen Eisass belegt
(HlJDLETT 2001, Karte 75; Pitz 1997, 905ff., mit Ortsnamenbelegen;
FrnhdGr § L 63, 4; zur weiteren Verbreitung im deutschen Sprachraum vgl.
vor allem Werlen 1983, 1130-1136).
Die am häufigsten vorkommende amtliche Form im Untersuchungsraum
lautet Allmend/'Allmendt.
Das Wort begegnet im Untersuchungsraum sowohl als Femininum als auch
als Maskulinum oder Neutrum. FISCHER (SchwäbWb 1, 143) erklärt die mas-
kulinen und neutralen Belege als Kurzformen ursprünglich mit verschiedenen
Grundwörtern zusammengesetzter Flurnamen (almendwald usw.), deren Ge-
nus übernommen wurde. Konrad Kunze ist der Frage nachgegangen, ob der
Genuswechsel in den Flurnamen für die Binnengliederung des Alemannischen
relevant ist."4 Ausgehend von urbarialen Aufzeichnungen aus 1 14 Schreibor-
ten in der Zeit zwischen 1300 und 1450 behandelt er die geographische Ver-
breitung u. a. von Allmende. Er schreibt zum Neutrum: „Beim N[eutrum]
könnte man jedoch eher Analogien zu den oft synonym verwendeten, mit ge-
mein gebildeten Begriffen wie das gemain, das gemainmerk u. a. vermuten,
die vor allem im Schwäbischen begegnen.“'40 Er grenzt darüber hinaus zwei
Gebiete ein: Das Gebiet an und südlich der oberen Donau und das Untereisass,
wo Allmende auch als Neutrum vorkommt. Im ersten Fall denkt er an eine
Neuerung unter Einfluss des ab dem 12. Jahrhundert häufig auftretenden
gemainmerk; „für Unterelsaß hingegen lassen alte pfälzische N[eutra] auf Re-
liktlage eines ursprünglich fränkischen N[eutrums] schließen“.339 340 341 342 Letztere
Annahme wird von Kunze jedoch gleich wieder relativiert, indem er den für
das Untereisass angenommenen späteren fränkischen Vorstoß für die Neutra
doch eher als bloße Vermutung fassen will.'4- In unserem Korpus ergibt die
kontrastive Kartierung der sicher als Neutra zu fassenden Belege im Bezug
auf die Kartierung der Gesamtheit der Belege keine auffällige Abweichung.
Da das Wort übrigens meist in Form von Flurnamen mit Präpositionen im Da-
tiv auftritt, als Simplex oder aber mit vorstehenden Adjektiven, die morpholo-
gisch nicht markiert sind, da also das Genus in den meisten Fällen nicht sicher
erfasst werden kann, muss die Verteilung der Neutra weitgehend ungeklärt
bleiben. Auch die kontrastive Kartierung der sicheren Feminina lässt keine
auffällige Abweichung erkennen.
339 Kunze 1976.
340 Ebd., 180.
341 Ebd., 180.
342 Ebd., 182.
314
Die mit dem Genuswechsel zusammenhängende Problematik stellt inner-
halb der historischen Wortgeographie einen wichtigen Aspekt dar (vgl. zu-
sammenfassend Van df.r Elst 1983, 1202-1209). Wolfgang Kleiber hat dies
treffend am Beispiel der / die hach gezeigt: „Die Bach ist im Alemannischen
fränkischer Import und im Zuge des nord-südlichen Sprachgefälles in vorerst
nicht genau festlegbarer Zeit an den Oberrhein gekommen. Das Elsaß wurde
von dieser Sprachbewegung zuerst, und zwar vollständig, ergriffen.“34’
An Obermosel und unterer Saar dominiert hingegen ,Gemeinde1 als Be-
zeichnung für Grundstücke, an denen alle Dorfgenossen gemeinschaftlich An-
teil haben - praktisch identisch mit ,Allmende4. Hans RAMGE bemerkt dazu:
„Daß Gemein(d)e [...] in der Bedeutung Gemeindeland4 dem südlichen All-
mende entspricht, wird durch die Verhältnisse im Rheinland bestätigt
(DlTTMAlER 86, Karte 17), wo nördliches Gemein(d)e bis zum Hunsrück und
Westerwald reicht. Auch in Thüringen ist Gemein(d)e die übliche Bezeich-
nung [... ] .
(M. V.) * 44
343 Kleiber 1965, 171 ff., hier 175; vgl. Kapitel 6.2.2.
44 Hf.ssFlnAtl Karte 3 und Kommentar; vgl. auch Dittmaier 87 und Karte 17. Ge-
meinde ist im Sinne dieser Publikation dennoch kein ,Nordwort': Die Opposition
von nördlich Gemeinde und südlich Allmende ist rezent und geht nicht auf ältere
historische Verhältnisse zurück.
315
Nr. 38
Gereute, Geräte, Geriedt n. ,Stück Land, das durch Roden
urbar gemacht wurde*
A. Biding (Gt): 1686 kop. 1730 dt. gerieth drittel genant / im kurtzen gerieth
(AD Mos E suppl. 85 2 CC 2). Bierbach (SI):34'^ 1298 kop. 1588 dt. in dem
genide (LA Sp F 1/114a Felsp fol 19r u. 25), 1298 kop. 1588 dt. in dem
gerude (NEUBAUER Regesten Werschweiler, Nr. 418), 1305 kop. 1588 dt. im
genide (LA Sp F 1/114a Felsp fol 20r u. 26), 1306 kop. 1588 dt. im geriide
(LA Sp F 1/114a Felsp fol 93v), 1306 kop. 1588 dt. gerade (Neubauer
Regesten Werschweiler, Nr. 492), 1343 kop. 1588 dt. im kesis geriide (LA Sp
F 1/114a Felsp fol 20r u. 26), 1343 kop. 1588 dt. kesisgerude (NEUBAUER
Regesten Werschweiler, Nr. 665), 14.-15. Jh. or. dt. by dem geriide oder
metziger wiesen (HSA Mü Kasten blau 390/4 I), 1565 or. dt. geraidt (KSA Zw
Wörschweiler 1565), 1596 or. dt. das geraidt und der molckenstrang (KSA
Zw Wörschweiler 1596). Bisten-en-Lorraine (Bo): o Surbaum geriedt. Blies-
Ebersing (Sg): 1692 or. dt. ein geriedt bey der cappellen (AD Mos 4 E 53).
Diebling (Fb): 1692 or. dt. bey dem kirchenacker oder vier ackeren geriedt
(AD Mos 4 E 123). Differten (Sl): 1485 or. dt. bie dez beckerss gerayten
(LHA Ko 218/688, 40f.). Einöd (Hb): 1298 dt. genide (LlPPS Flurnamen
Einöd, 66), 1300 kop. 1588 dt. ezechengenide (LA Sp F 1/114a Felsp fol 93r),
1305 dt. gerude (LlPPS Flurnamen Einöd, 66), 1306 dt. gerude (LlPPS
Flurnamen Einöd, 66), 1340 kop. 1588 dt. in dem geriide zu enweiler (LA Sp
F 1/114a Felsp fol 58), 1343 dt. im kesisgerude (LlPPS Flurnamen Einöd, 67),
1397 dt. kessegerude (LlPPS Flurnamen Einöd, 67), 15. Jh. or. dt. gerude
graben (WEIZSÄCKER Weistümer, 359), 1565 dt. geraidt (LlPPS Flurnamen
Einöd, 30), 1596 dt. das klein geraidt (LlPPS Flurnamen Einöd, 30), 1688 dt.
im gerieth / klein gerieth / das klein gereid (LlPPS Flurnamen Einöd, 30).
Farebersviller (SA): 1698 or. dt. beym klücker bäum er geriedt (AD Mos 4 E
153). Francaltroff (Al): o Klein gerith ['kle:gori:t]. Freybouse (Gt): o Bösge-
rith [be.s'greit]. Holving (Sa): 1725 kop. 1840 dt. ein klein geried (BAUMANN
Holving, 1 u. 5). Hundling (Sg): 1694 or. dt. dass erste geriedt längs vnden
am nussweiller weg streckt vnden yff die gärdten (LHA Ko 55 A 4/449, 5).
Kirkel-Neuhäusel (Hb): 14.-15. Jh. or. dt. by dem genide oder metziger
wiesen (HSA Mü Kasten blau 390/4 I). Metzing (Fb): 1687 or. dt. dass
hollerstock geriedt (AD Mos 4 E 373). Neufgrange / Neuscheuern (Sg):
1713 or. dt. ein klein sehres geriedt (AD Mos 4 E 401). Nousseviller-Saint-
Nabor (Fb): 1688 or. dt. oben am ätzel geriedt (AD Mos 4 E 411). Pont-
pierre / Steinbiedersdorf (Fa): 1667 kop. 1683 dt. dass oberst genied in 4
4' Die genaue Lage einiger Flurstücke ist nicht festzustellen. Mehrere Belege, die hier
bei Bierbach aufgefuhrt sind, werden von LlPPS für Einöd genannt (siehe dort).
316
kehlheck (AD Mos E depot 553 DD 2). Richeling (Sa): 1726 or. dt. dass kurtz
geried / weyer geried (AD Mos 4 E 474). Saint-Jean-Rohrbach (Sa): ca.
1770 or. fr/, im ersten ahwender geried / in des lang bernets grosen geried
(AD Mos 24 J 105). Seingbouse (SA): 1708 or. dt. an bernets mördtell
geriedt / dass mitter geriedt (AD Mos 4 E 524). Spicheren (Fb): 1689 dt. im
langen geriedt (ALLMANG Spicheren, 147). Theding (Fb): 1697 or. dt. an der
gerieder marcken / in den zwerch geriederen (AD Mos 4 E 546). Webenheim
(Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. im bircken geruete (SCHARF Stella, 44), 1624/25
or. dt. im bircken geredt (LA Sp C 33/15d2), o Im Birkengerüth [im
binko'kreit].
(Vgl. Abb. 45)
B. Im Althochdeutschen sind das dem Kollektivum Gereute und dessen Laut-
varianten Geräte und Geriedt346 zugrundeliegende Substantiv riuti n. gerode-
tes Land, Rodung4 (nhd. Reute) sowie die Komposita niuwi-gi-riuti und niuwi-
riuti als Glossenwörter belegt (AhdGl 7, 114, 116 und 449; Splett I, 2, 760),
bei Notker kommt das Wort im Bestimmungsteil des Kompositums
riutesegensa f. ,Sense4 vor (AhdWbSchÜTZEICHEL 240; ChWdW9 684).
Gereute ist die Variante mit durchgeführter neuhochdeutscher Diphthon-
gierung. ln Geräte, das im Alemannischen vorherrscht, ist die Diphthongie-
rung unterblieben. Die Form Geriedt ist mit Vokalentrundung aus Geräte ent-
standen. Eine auf Gereute zurückzuführende entrundete Form Gereite existiert
ebenfalls, wenn auch seltener; sie ist vor allem in jüngerer Zeit im Bairisch-
Österreichischen belegt. Mit Synkope des Präfixvokals entstehen Formen wie
Greut, Grüt, Grit sowie, mit Lautverschiebung, Kreut, Krit usw.
Mhd. geriute n. ,Rodung, gerodetes Land4 erscheint daher im Alemanni-
schen überwiegend mit undiphthongischen Schreibungen wie (iu), (iv), (v)
usw., im Bairischen mit den diphthongischen Schreibungen (ev), (eu) (WMU
1,658). Bei Konrad von Würzburg ist die Form geriute belegt (DWB 5, 3632;
LEXER 1, 884).
Für das Frühneuhochdeutsche verzeichnet Baufeld 107 eine diphthongi-
sche Variante gerewdt n. ,urbar gemachtes Land4. Das FrnhdWb 6, 1047f.
nennt unter der Leitvariante gereute n. diphthongierte Formen mit den Gra-
phien gereütt-, gerewte, gereut, nicht diphthongierte Formen aus dem Ale-
mannischen wie gerütte, gerüte und Formen mit Synkope des Präfixvokals
wie Greutten, greif. Das Wort bezeichnet nach dem FrnhdWb die Rodung als
Handlung und metonymisch den ,Neubruch, durch Rodung entstandene Flä-
che im Wald, die landwirtschaftlich genutzt wird4. Es sei ein oberdeutsches
Wort und komme in Rechts- und Wirtschaftstexten vor sowie in literarischen
4<1 Im Untersuchungsgebiet sind die Formen Gerüte und Geriedt belegt; das in diesem
Namenartikel als Leitvariante verwendete Gereute kommt hier nur in entrundeter
Form vor, vgl. Abschnitt D.
317
Texten berichtenden Inhalts. Ferner nennt das FrnhdWb das Verb gereuten
,etw. (ein Waldstück o. ä.) roden, urbar machen4 und die Komposita
gereutacker, gereuterhacken, gereuterholz, gereutmachung, gereutregister,
gereutwiese, gereutzehent.
Die Ausgangsform von Gereute, ahd. riuti, hat eine Entsprechung in anord.
rjödr n. ,Lichtung; eig. gerodete Stelle4 und aengl. gerieäre n. , Rodung, Lich-
tung4 aus einem s-haltigen Stamm germ. *reuäran n. (Df. VRIES 1961, 449;
Holthausen 1974, 259; Kluge 761 f.; Orel 303).
Gereute bezeichnet eine Rodungsart, bei der die Bäume samt ihrer Wurzel
entfernt werden. Auf der substantivischen Grundlage ahd. riuti ist ein schwa-
ches Verb riuten ,reuten4 gebildet. Reute und reuten sind die oberdeutschen
Entsprechungen der standardsprachlichen Wörter Rod(ung) und roden.
Als Siedlungsname ist Gereute in den rezenten Varianten Gereut(h),
Greut(h), Kreut(h) vor allem in Baden-Württemberg, Bayern und Österreich
verbreitet. Darüber hinaus verzeichnet Förstemann je einen Siedlungsnamen
für die ursprünglich fränkische Siedlung Hildburghausen im südlichen Thü-
ringen und für die Nordschweiz, bei Stoffel ist ein elsässischer Siedlungs-
name nachgewiesen und das Altdeutsche Namenbuch (ANB) nennt einen Be-
leg aus Südtirol:'4
(1) Troschenreuth, Stadt Pegnitz (Lkr. Bayreuth): 1062 Drogessongeruite;
(2) Kreith, Gde. Hohenlinden (Lkr. Ebersberg): 1080 Giriuta\
(3) Unterrüti, jetzt zu Merenschwand (CH, Kt. Aargau, Bez. Muri): 11. Jh.
Gruti;
(4) Wüstung bei Durlach, Stadt Karlsruhe: 1110 Grasingesgerutr,
(5) Greuth, Gde. Kronburg (Lkr. Unterallgäu): 1178 Gerute;
(6) Gerhardtsgereuth (Gde. und Lkr. Hildburghausen): 1181 Gerhartis-
girute;
(7) Gareit, ital. Caredo, Gde. Brixen (I, Prov. Bozen): um 1189 Gerevte,
um 1189 in monte Gerüte;
(8) Gerevt, nicht identifiziert (A, Steiermark, in der Gegend von Laßnitz
bei Murau?): Fä. 1232 auf 1181 vii mansos iuxta Lazinich uuolgo prop-
ter nouitatem Gervt appellatos;
(9) tGereut bei Altenburg (A, Niederösterreich, pol. Bez. Horn): 1260/80
curia Gereut',
(10) Kruth (F, Haut-Rhin, Arr. Thann): 1342 de Gereuth.
C. Gereute ist als Wort und als Name fast nur im Oberdeutschen verbreitet,
während die einfache Form (nhd. Reute) noch weit in das Westmitteldeutsche
und vereinzelt sogar in das Niederdeutsche hineinreicht (vgl. Bach II, 2, § 615;
JELLINGHAUS 149f; MndHdWb II, 2, 2300: niden ,ausräumen, säubern4). 347
347 ANB 1, 397 und 408; Förstemann II, 1, 745, 1006, 1046 und 1092; Schuster 2,
1990, 153; Stoffel 1876, 309f.
318
Den nördlichsten Beleg für das Appellativ stellt das der Winzersprache an-
gehörige Neutrum Neugereut ,frisch gerodetes und mit Reben bepflanztes
Land1 in der ehemaligen hessischen Exklave Wimpfen im Lkr. Heilbronn dar
(SHessWb 2, 1264 und 4, 969).348 SHessFln 403 nennt einen singulären Be-
leg von der Bergstraße: amtlich Im Gereut, mundartlich mit Entrundung [im
garend], historisch 1588 im Gereude.
ln der Mundart der Pfalz ist das Wort Gereute nicht mehr lebendig; daher
verzeichnet PfälzWb 3, 223 keine appellativischen Belege. Es werden aber
einige Flurnamen für die Gemarkung Bierbach genannt: 1298 in dem gerude,
1596 das geraidt, 1634 ein Geriedt; ferner ein Flurname Gereutegraben in
Homburg-Einöd: 15. Jh. die Große buche herabe in den gerude graben.
Im Oberdeutschen ist Gereute überall nachzuweisen. Das Alemannische
fuhrt vor Konsonant die Diphthongierung von mhd. /ü/ nicht durch. Jedoch
wird in Gebieten ohne Diphthongierung die Digraphie im Frühneuhochdeut-
schen in die Schriftlichkeit übernommen. So stehen fast überall diphthongierte
und nicht diphthongierte Formen nebeneinander. Ferner sind Formen mit ge-
rundetem Vokal belegt und solche, die Entrundung der undiphthongierten Va-
riante Geriite oder der diphthongierten Variante Gereute zeigen. Im Anlaut
steht teilweise k, das in der Zweiten Lautverschiebung aus g entstanden ist.
Häufig ist im Oberdeutschen der Präfixvokal synkopiert.
Im Eisass lauten die Formen Geriit, Grüt, teils auch entrundet Krit. Das
Wörterbuch der elsässischen Mundarten führt Belege aus dem südlichen
Département Bas-Rhin und aus dem Département Haut-Rhin an. Es handelt
sich hier um ,ein Stück unbebautes Land, das von der Gemeinde den Bürgern
zum Anbauen unentgeltlich übergeben wird4 oder um einen ,unbebauten,
waldlosen Hügel, auf dem besonders viel Haide wächst4. Für Grüt wird die
Bedeutung , Acker am Berge4 angegeben (ElsWb 1, 286 und 2, 307).
Für den alemannisch-fränkischen Grenzgürtel am Oberrhein weist SCHNEI-
DER 1962, 117 daraufhin, dass sich Reute überall neben dem ,fränkischen
Import4 Rod (so Kleiber 1957, 178) behauptet habe. Unter den Reute-
Flurnamen führt Schneider 1962, 119-125 eine Anzahl Gereut-Namen auf,
die ältesten davon aus dem 14. Jahrhundert.
ln der badischen Mundart bedeutet Gereut ,Rodung, Platz wo Wald ausge-
reutet ist4. Kritt hat dort auch die spezielle Bedeutung ,Rheinvorland4, ln
Flurnamen begegnen Varianten mit den Anlautvarianten [g] und [k] sowie mit
gerundetem und ungerundetem Vokal (BadWb 2, 372). Flurnamensammlun-
gen für die Freiburger Bucht und für den Kaiserstuhl weisen Belege nach, die
mhd. geriute n. ,durch riuten urbar gemachtes Landstück4 fortsetzen, z. B. 13.
Jh. des grebers gerüthe, 1310 zu des Giseies geriite, 1316 in dem Geriite, dia-
lektal mit Entrundung grit (ROOS 1966, 322f.; Wenninger 1997, 169). 4
4S ln der deutschen Winzersprache ist Gereut ein Ausdruck für den neu angelegten
Weinberg, vgl. Puhl 2008, 452.
319
Für die schwäbische Mundart weist SchwäbWb 3, 406f. das Neutrum
G(e)reut(e) ,Platz, wo Wald gerodet worden isf nach. Seine Belege für das
Appellativ zeigen diverse Graphien für diphthongierte und nichtdiphthongierte
Vokalvarianten. Das Wörterbuch führt ferner eine große Anzahl von Flurna-
men auf, darunter Simplizia und Komposita mit Gereute als Grund- und Be-
stimmungswort. Die häufigsten Varianten sind Greuth (111-mal), Greut (103-
mal) und Gereuth (30-mal).
Flurnamen zum Kollektiven Gereute im oberdeutschen Raum sind ferner
nachgewiesen bei Buck 1931,216, Keinath 1951, 86f., Vollmann 1926, 38.
Das BayWb 2, 181 verzeichnet Gereut n. als Appellativ und Toponym und
nennt ferner die Schreibvarianten Kreut, Kreuth, Kraith.
Als österreichischen Rodungsnamen nennt WiESINGER 1994, 119 ein Ent-
rundung zeigendes Kollektivum Greit(h).
Keinen appellativischen Nachweis für das Kollektivum Gereute bietet das
Schweizerische Idiotikon. Wenigstens in der Nordschweiz muss es aber exis-
tiert haben, da Unterrüti im Kt. Aargau im 11. Jahrhundert zunächst als Gruti
belegt ist (siehe oben, Abschnitt B). Das LSG verzeichnet für die Schweiz
mehrere Siedlungsnamen zu ahd. riuti, nicht jedoch zu giriuti.
D. In Flurnamen des Saar-Mosel-Raumes ist das Rodungswort in mehreren
Lautvarianten in einem relativ waldfreien Raum zwischen Deutscher Nied,
oberer Saar und unterer Blies verbreitet. Sie befinden sich somit in einem
Flurnamenraum, der von SCHORR 2000 (48-51 und Karte 21) definiert wird
mit dem Vordringen von sprachlichen Formen aus der Pfalz in westlicher
Richtung entlang der Altstraße von Worms nach Metz in den Saarbrücker
Raum und der daher von ihm Pfalzkeil genannt wird. Wegen dieses Vordrin-
gens von der Pfalz her finden sich im südlich anschließenden sogenannten
Krummen Eisass keine Belege. Häufig gehören Flurnamen im Pfalzkeil in
oberdeutsche Zusammenhänge, vgl. die Darstellung bei SCHORR 2000, 48-51.
Der Lautstand der Belege ist meist der vor Eintritt der neuhochdeutschen
Diphthongierung, also Gerüte. Gelegentlich wird der Umlaut nicht bezeichnet,
so beispielsweise im Bierbacher gerude. In den Mundartbelegen von
Freybouse und Webenheim sowie im Bierbacher (Einöder) historischen Beleg
geraidt und im Dativ Plural geravten in Differten zeigt sich, den mundartli-
chen Verhältnissen des Raumes entsprechend, Entrundung der diphthongier-
ten Form Gereute. Ebenfalls Entrundung, jedoch von Gerüte, findet sich in
einigen jüngeren historischen und in rezenten Belegen zwischen der Deut-
schen Nied und der oberen Saar: Diese Flurnamen haben als Stammsilbenvo-
kal ein langes i, meist <ie> geschrieben. Da diese Namen nicht in allen Fällen
eindeutig Gerüte zuzuordnen sind,349 jedenfalls aber einer jüngeren Überliefe-
,4V Alternative Deutungsmöglichkeiten wären mhd. gerihte Adj. ,gerade* und in Ein-
zeifällen vielleicht auch mhd. gerihte n. ,Gericht4, jedoch nur unter der lautlichen
Voraussetzung eines mittelfränkischen Schwundes von h in der Verbindung /xt/ und
320
rungsschicht angehören, wurden sie bei der Kartierung (vgl. Abb. 45) mit ei-
nem eigenen Symbol dargestellt.
Belege, die die mitteldeutsche Entwicklung eines nicht umgelauteten ur-
sprünglichen /iu/ zu au zeigen, vgl. die Entwicklung von ahd. niuwi ,neu‘ über
nüwe zu md. паи (MhdGr § L 44; WIESINGER 1980, 121), finden sich im
Untersuchungsgebiet nicht.
Zink 1923, 115 stellt die Bierbacher Belege gerude und kesis gerude zu
Rute, dessen Bedeutung Zink mit ,Gebüsch1 angibt (kesis gerude - zu mlat.
casnus Junge Eiche4 - wäre demnach das ,Eichengebüsch4). Die Bedeutung
,Gebüsch4 ist jedoch nicht belegt, vgl. ahd. ruota f. ,Rute, Stab, Messlatte4
und mhd. ruote f. ,Gerte, Rute4, ebensowenig ein Kollektivum *gi-ruota. Au-
ßerdem erklärt eine Herkunft aus ruota nicht das Vorhandensein der als echt
anzusehenden Umlautgraphien einiger anderer Bierbacher Belege.
Die Flurnamenbelege des Untersuchungsgebietes markieren - abgesehen
von einem relikthaften Flurnamenbeleg an der Bergstraße, siehe Abschnitt C -
die Nordgrenze der Verbreitung des Kollektivums Gereute.
(R. K.)
anschließender Vokaldehnung (wie bei Nacht > mda. nät): lm ersten Falle könnten
besonders gerade Flurstücke so bezeichnet worden sein, im zweiten alte Gerichts-,
Versammlungs- oder Hinrichtungsstätten.
321
Nr. 39
Hatsch m. .Eber'
A. Bertheiming (Fe): o Hätschemottkroowe ['hetjamat'kroiva]. Boucheporn /
Buschborn (Bo): o De hätschkuul [da 'hetjkud]. Bübingen (SB): 1691
hetzalmuth / ahn das hetzalmuth (LÄUFER Bübingen, 41), 1714 an hetzsch
allmut (LÄUFER Bübingen, 41), 1763 das hetschallment / vor dem
hetschallment / oben am hetschallment / unten am hetschallment (LÄUFER
Bübingen, 42), 1783 or, dt. vor dem hetschallment / oben am hetschallment /
unten am hetschallment (GEB), 1833 das hetsch-allment / oben am
hetschallment! unten am hetschallment (LÄUFER Bübingen, 42), 1847/48 das
hetschallment / oben am hetschallment / unten am hetschallment (Läufer
Bübingen, 42), o Das Hetschallment, Oben am Hetschallment, Unten am
Hetschallment. Fechingen (SB): 1724 Hetschallmut (LlTHARDT Brebach-
Fechingen, 218), 1757 or. dt. im hetsch ailmend (GEB), o Hetschalmet [am
‘hedjalmat]. Lelling (Gt): o Hätschtriisch ['hetj’trLj']. Neufgrange / Neu-
scheuern (Sg): 1713 or. dt. anderseit am hetsch Steg (AD Mos 4 E 401).
Sarre-Lnion / Saarunion (SU): o Hetschenmur [hetja 'mymj. Vaudreching /
Wallerchen (Bv) : 1706 or. frz. hitchen acker / heischen acker (AD Mos E
depot 703 1 G 1), 1706 or. frz. hitschen acker (AD Mos 4 E 575), o 1.-3. petit
hetschnacker ['hetjanakn]. Veckersviller (Fe): o Hitschmattel [hitjmet].
(Vgl. Abb. 46)
B. Die Herkunft des Wortes Hatsch m. ,Eber4 ist kaum zu bestimmen. Belege
aus älteren Sprachstufen liegen nicht vor. Es dürfte sich um ein expressiv-
onomatopoetisches Wort handeln, das zunächst ein Lockruf oder ein Kosena-
me für das männliche Schwein war.’50 Vielleicht liegt auch eine Verwandt-
schaft mit dem ober- und mitteldeutschen Dialektwort Hattel, Hettel f. ,Ziege'
(mhd. hatele) und rhein. Hätzel f. ,zahmes Lamm1 vor. Diese lassen sich mit
lat. catulus ,Tierjunges‘ verbinden und auf idg. *kat- Junge werfen; Tierjun-
ges' (IEW 534) zurückführen.
C. Ein Hatsch m. ,Eber‘ ähnliches Appellativ ist das im Wörterbuch der Tiro-
ler Mundarten (Schatz 1, 281) aufgeführte Hqtschar m. ,Schwein4.
In Vorarlberg ist hatsch ein Lockruf für Schweine, die Ableitung Hätschle
f. ist ein Kosename für ein großes (Mutter-)Schwein (VorarlbWb 1, 1331).
Auch in der Schweiz gibt es eine Interjektion hatsch(i) sowie als weitere
Varianten hotsch(i) und hutsch als Lockruf für Schweine; als Kosename für
Schweine und andere Großtiere wird Hutsch genannt (SCHWEIzlD 2, 1799-
1801).
■lS" Vgl. nhd. hätscheln. Das Verb ist nach Kluge 396 ein expressives Wort.
322
ln einigen Gemeinden des elsässischen Arr. Wissembourg / Weißenburg
und in einer Gemeinde im Arr. Haguenau ist Hatsch m. (mda. hats, hèts) die
Bezeichung für ,Eber, Zuchteber, männl. Schwein4; das Kompositum
Hätschenfriddel bedeutet ,Schweinehirt4. Die Hetschenmatt in einer Gemein-
de im Arr. Wissembourg ist eine Wiese, die früher wahrscheinlich im Ge-
meindebesitz war und dem Halter des (Gemeinde-)Ebers zur Verfügung stand
(ElsWb 1,392 und 735).
Ebenfalls in Lothringen, in Gemeinden des Arr. Sarreguemines (Bitche,
Sarreguemines / Saargemünd, Volmunster) und des Arr. Sarrebourg (con Féné-
trange / Finstingen: Fleisheim, Gosselming; con Phalsbourg / Pfalzburg: Met-
ting; Sarrebourg / Saarburg) steht Hatsch m. (mda. hèts) für ,männl. Schwein,
Zuchteber4 (DtLothrWb 232).
Am Südrand der Pfalz und in der Südostpfalz ist Häddsch die mundartliche
Form zum standardsprachlichen Wort Eher (POST 1992, 146; vgl. auch HEE-
GER 1902, 16). Laut PfälzWb 3, 692f. kommt auch in der Südwestpfalz
Hätsch m. ,männliches Schwein, Eber4 vor. Historisch ist das Appellativ 1669
belegt: daß er den ihm zugestellten Heischen ... deß Jahrs halten soll Vor 3 fl.
Ferner werden die Interjektion hätsch als Scheuchruf für das Schwein, die Zu-
sammensetzung Hätschen-halter sowie der Flurname Hätschen-acker in Erf-
weiler (Lkr. Südwestpfalz) genannt.
RheinWb 3, 301 nennt für Dirmingen (Gde. Eppelborn, Lkr. Neunkirchen)
die Interjektion hätsch als Lock- und Scheuchruf für das Schwein. Als Lock-
ruf und Kosename für andere Großtiere kommt Hätsch im Hunsrück vor.
Mit Hätsch zu vergleichen ist ehemaliges hessisches Hätsch n. ,von der
Kuh entwöhntes Kalb4 (CRECELIUS 462; PFISTER 108; VILMAR 176). Der im
Südhessischen Flurnamenbuch genannte Flurname neben der ... hetzbacher
wießen von 1767, der sich auf den Siedlungsnamen Hetschbach (Gde. Höchst
i. Odw.) bezieht, gehört nicht hierher, da die alten Siedlungsnamenbelege eher
auf einen Personennamen im Bestimmungsteil schließen lassen (MÜLLER
1937,324; SHessFln 492).
D. Mit Hätsch gebildete Flurnamen kommen im Saar-Mosel-Raum diesseits
der Sprachgrenze in geringer Zahl und relativ verstreut vor. Sie verteilen sich
auf das Département Moselle, das südliche Saarland und den westlichen Teil
des Départements Bas-Rhin. Der äußerste Norden, Osten und Süden bleiben
ausgespart.
Bildungen mit den Grundwörtern Acker, Driesch und Matte beziehen sich
auf vom Halter eines Ebers genutztes Weideland. So handelt es sich z. B.
beim Lellinger Hetschdriesch um eine kleine Lichtung im Wald, zu welcher
vermutlich der Eber zur Nahrungsaufnahme geführt wurde. Bei den Hetsch-
323
allmenden in Bübingen und Fechingen handelt sich uni ehemaliges Gemeinde-
land, auf dem der Zuchteber der Gemeinde gehalten wurde oder das dem Hal-
ter des (Gemeinde-)Ebers zur Vertilgung gestellt wurde.351
Der zusammengesetzte Flurname Hetschenmur in Sarre-Union / Saarunion
enthält als zweites Glied das Dialektwort Muer m. ,Morast, Sumpf, Schlamm1
(ELSWB 1, 704f.).
Nicht in die Belegliste aufgenommen wurde der amtliche Flurname Heisch-
wies ['hitjvis] in Schweyen (F, Moselle, con Volmunster), da die historischen
Belege 1324 or. lat. hudsewise, 1331 or. lat. hüdeswise, 1726 kop. 1739 frz.
hizwiese, 1758 or. hitschwiess eine Zugehörigkeit zu Hatsch ausschließen.
Ebenso wurden nicht aufgenommen Kompositionstypen wie Hetsch(en)bach,
Hetschberg, Hetschmühle, die im Bestimmungsteil einen Personennamen, der
zum Stamm Haz- gebildet ist, enthalten.
(R. K.)
j5! Vgl. Willibrord Lithardt: Brebach-Fechingen einst und jetzt, Brebach-Fechingen
1973,218.
324
Nr. 40
Howert m.,Höcker, Buckel; Bodenerhebung43 2
A. Apach (Si): 1679 or. dt. in der houert (AD Mos 3 E 7325), 1680 or. dt. in
der hobert (AD Mos 3 E 7325), 1704 or. dt. in der hoberten / vnden ahn der
howerten (AD Mos 3 E 7340), o Hovert hameaux ['huovütj. Berus (Sl): o
Howert. Creutzwald / Kreuzwald (Bv): o Ober den houvergärten [hu:vn
'yerato]. Dalem (Bv): 1718 or. frz. hoberte (AD Mos 4 E 119), o Hobert
['hoivßt]. Momerstroff (Bo): 1778 or. dt. im hobert (AD Mos 10 F 444).
Niedervisse (Bo): o Huberdestrasse. Ottonville (Bo): 1694 or. dt. in hubert
(AD Mos E depot 534 1 G 1), o Houvert [do 'houveut]. Reinheim (Sl): o
Grembenhübert-Acker ['krempo 'hivlj. Varize / Waibelskirchen (Bo): 1604
or. dt. in dem howert (AD Mos J 5964 fol 19). Velving (Bo): o Huvert
['hu:vet]. Volmerange-les-Boulay (Bo): 1688 or. frz. hoberten (AD Mos E
depot 733 1 G 1), o Hobert ['hu:trat]. Zoufftgen / Suftgen (Ca): o Pre dit
huberd/- hubert.
(Vgl. Abb. 47)
B. Frnhd. Hofer m. ,Buckel1 (in deutsch-lothringischen Flurnamen Howert,
Hobert .Bodenerhebung1) führt über mhd. hover m. .Höcker, Buckel6 (Lexer
1, 1365) und ahd. hovar, hovir m. .Schwellung, Beule, Buckel, Höcker6
(AhdWb 4, 1168; Baufeld 129; EWA 4, 1087-1089; Graff 4, 838;
Starck/Wells 2 8 8)353 zurück auf urgerm. *xufra- m. (Orel 190). Ahlei-
tungsbasis ist urgerm. *yufa- m. .Hügel, Anhöhe6, das ursprünglich identisch
ist mit *yufa- ,Hof ;354 die Sippe fuhrt über vorurgerm. *kiipro- auf uridg.
*keup- .sich wölben6 zurück. (EWA 4, 1088; EWN 2, 430f. s. v. heuvel; LÜHR
2000, 159).
Auch in den älteren Sprachstufen weiterer westgermanischer Sprachen ist
das Wort vertreten: mnd. hover m. .Höcker, Vorsprung, Buckel, Geschwulst6
(MndHdWb 11, 1,369); mnl. höver m. ,Buckel, Höcker6 (DeVries 1971,256
s. v. heuvel', EWN 2, 430f. s. v. heuvel', MnlWb 3, 68 lf.); aengl. hofer m.
.Höcker, Schwellung6 (HOLTHAUSEN 1974, 168). Mit abweichender Bedeu-
tung vergleicht sich anord. hyfri n. .Rückenteil des Pferdegeschirrs6 (De
■'52 Dieser Lemmaansatz ist so gewählt, weil die Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
diese (oder eine ganz ähnliche) Form und die genannte Bedeutung haben, die sich
aus der ursprünglichen Bedeutung .Buckel, Höcker, Schwellung, Beule‘ ableitet.
Vgl. auch EWA 4, 1088 und DtLothrWb 250.
Bereits im 8. Jahrhundert ist in westoberdeutschen Quellen (z. B. im Abrogans) die
denominale Ableitung hofarohti .bucklig1 belegt (ChWdWS 163; EWA 4, 1089).
354 Ein Hof ist der ursprünglichen Wortbedeutung nach ein Anwesen auf einem Hügel
(vgl. auch Kluge 417).
325
Vries 1961, 274). Lehnwort aus dem Mhd. ist frz. hover; die Belege tur die-
ses Wort stammen vorwiegend aus den Vogesen (FEW 16, 235).
Als Bezeichnung tur ,Buckel, Höcker' ist das Wort früher (ahd. hovar ab 9.
Jahrhundert) und besser bezeugt als das seit dem 12. Jahrhundert auftretende,
standardsprachlich gewordene Synonym Höcker. In oberdeutschen Quellen
hält Hofer sich bis zum 16. Jahrhundert {DWB 10, 1664; KLUGE 416 s. v. Hö-
cker, Pfeifer 548f. s. v. Höcker, Weigand 1,8 76).355
C. Da Hofer sich nur im Oberdeutschen länger gegen Höcker behaupten konn-
te - zu diesen beiden tritt ab dem 15. Jahrhundert in ähnlicher Bedeutung noch
Buckel m. hinzu {Pfeifer 180) stammen appellativische Belege in erster
Linie aus diesem Raum. Die Belege gehören durchweg älteren Sprachstufen
an oder sind singulär.
Flurnamenbelege für Hofer bzw. Howert in der übertragenen, hier interes-
sierenden Bedeutung ,Bodenerhebung, Hügel' finden sich kaum; auch die
DWA-Karte ,Hügel' verzeichnet kein Vorkommen.
In der Schweiz bedeutet (allerdings nur singulär belegtes) Hofer m. Bu-
ckel'; als Synonym wird Hoger (entspricht nhd. Höcker) genannt (SCFIWEIZlD
2, 1042).
In der älteren schwäbischen Mundart bezeichnete Hofer m. den Höcker am
Menschen oder am Tier. Das Wort wurde auch als Synonym für das allgemei-
ner verbreitete Wort Buckel gebraucht: 1648 Hab uff der rechten Seyten an
der Huft ein Hofer oder Buckhel. Ausgestorben sind das Adjektiv
hofere(ch)t ,höckrig, bucklig' und das Kompositum Hoferfalke ,Höckerfalke'
(SchwäbWb 1, 1500-1502 und 3, 1739L).
Wie im Schwäbischen ist Buckel auch in der bairischen Mundart das ge-
bräuchliche Wort für den gekrümmten Rücken oder den Rücken überhaupt.
Die ältere Sprache hatte daneben noch das Maskulinum Hoffer ,Höcker' so-
wie das Adjektiv hofrecht, hofret ausgewachsen, bucklig'. Als schriftdeut-
sches Wort für Buckel wird Höcker im Bayerischen Wörterbuch interpretiert
(BayWb 1,206, 1050 und 1063).
In Osttirol ist Houfer m. als Flurname die Bezeichnung für einen waldigen
Hügel (Schatz 1, 299).
Auch im Eisass ist das Wort in der älteren Zeit belegt. Es hatte die Form
Hoffer und bezeichnete den Buckel, war jedoch zur Entstehungszeit des Wör-
terbuchs der elsässischen Mundarten Ende des 19. Jahrhunderts bereits ausge-
storben. Üblich ist auch hier das Maskulinum Buckel (ElsWb 1, 308 und 2,
30; FEW 16, 235).
Im Deutsch-Lothringischen kommt das Maskulinum Howert in der Bedeu-
Die genannten Bezeichnungen für ,Buckel, Höcker' stellen sich zu unterschiedli-
chen Erweiterungen der indogermanischen Wurzel *keu- ,biegen': Hofer geht auf
eine Labialerweiterung, Höcker auf eine Gutturalerweiterung zurück (LIV 357-359;
Pfeifer 548f.; IEW 588-590).
326
tung ,Bodenerhöhung4 unter anderem in der Mundart von Etting (F, Moselle,
Arr. Sarreguemines / Saargemünd) vor (DtLothrWb 250).
In der im 15. Jahrhundert im Umfeld der Elisabeth von Nassau-Saar-
brücken im lothringisch-saarländischen Raum entstandenen Berleburger Vers-
übersetzung einer französischen Vorlage, der Pilgerfahrt des träumenden
Mönchs des Guillaume de Digulleville, und auch im Werk der Elisabeth selbst
ist das Wort mehrfach in den Varianten hoher, hover und hoffer belegt. '"6
Das Namenbuch des Herzogtums Nassau nennt die Flurnamen Höher und
Höfer (für die eine Zugehörigkeit zu Hof nicht ausgeschlossen wird) sowie
Hobert und Huwert (KEHREIN 1872, 452).
Ferner erscheint houer in Diefenbachs Glossarium’6 mit dem lateinischen
Interpretament gibber m. ,Buckel, Höcker4.
D. ln den Flurnamenbelegen des Untersuchungsgebietes hat Howert die über-
tragene Bedeutung ,Bodenerhebung. Hügel4. Die Belegzahl ist insgesamt sehr
gering. Eine auffällige Konzentration findet sich im Raum Boulay-Moselle /
Bolchen und Bouzonville / Busendorf; das saarländische Berus schließt sich
hier an. Weitere Flurnamen begegnen in zwei moselfränkischen Gemeinden
bei Sierck und Cattenom / Kattenhofen. Vereinzelt steht der Beleg aus Rein-
heim im Bliesgau. Weitaus häufiger und diesseits der Sprachgrenze fast flä-
chendeckend ist bedeutungsgleiches Hübel (Namenartikel Nr. 18) belegt. Dem
Reinheimer amtlichen Beleg -hübert steht im Mundartbeleg dieses andere Hü-
gelwort (mda. hiwwel) gegenüber. Dies ist ein Hinweis darauf, dass im Unter-
suchungsgebiet Howert mit seinen Varianten und Hübel (mda. hiwwel) syno-
nym verwendet werden konnten. Howert ist hier als ein typisches Reliktwort
zu interpretieren.
Die historischen Belege setzen in Flurnamen im frühen 17. Jahrhundert ein;
diese und auch die amtlichen und dialektalen Belege zeigen bis auf eine Aus-
nahme (Creutzwald / Kreuzwald) durchgängig epithetisches t (d) nach r (vgl.
MhdGr § L 118).1"6 Eine Parallele hat diese Erscheinung in entsprechenden
nassauischen Toponymen, vgl. oben Abschnitt C.
06 Vgl. dazu Haubrichs 2002, 555; Ders. 2007a, 170 sowie Kapitel 7.4. dieser Arbeit.
Lorenz Diefenbach: Novum glossarium latino-germanicum mediae et infimae
aetatis. Beiträge zur wissenschaftlichen Kunde der neulateinischen und der germa-
nischen Sprachen, Frankfurt a. M. 1867, Neudruck Aalen 1964, 192.
os Der saarländischen Mundart ist dieser Sprosskonsonant durchaus geläufig, vgl. das
rheinfrk. und moselfrk. Schimpfwort Lausert .Lausbube4 gegenüber ebenfalls be-
legtem Lauser (RheinWb 5, 230), welches auf eine der zahlreichen übertragenen
Bedeutungen von Laus bzw. lausen zurückzuführen ist. Die Form mit Sprosskonso-
nant ist auch für das lothringische Boulay-Moselle / Bolchen nachgewiesen, also
gerade für den Raum, der die meisten der Flumamenbelege aufweist: Nach
DtLothrWb 346 lautet in dieser Gemeinde das Schimpfwort (ohne nhd. Diphthon-
gierung) Luserl, während es in drei weiteren Gemeinden als Luser belegt ist. ln der
327
Fast alle Mundartbelege sowie die Graphien (ou, ow, ouv) einiger histori-
scher und amtlicher Belege zeigen die Lenisierung des stimmlosen labialen
Reibelautes/im Inlaut;* 359 diese Entwicklung wird auch in der alt- und mittel-
hochdeutschen Orthographie gekennzeichnet (ahd. hovar, hovir, mhd. hover).
Die Graphie (b), die auch schon bei Elisabeth von Nassau-Saarbrücken und im
Nassauischen auftritt, muss hingegen als Hyperkorrektur aufgefasst werden,
da in der Mundart standardsprachliches b (< germ. /b/) vielfach als vc oder /
erscheint.360
Ebenfalls als Hyperkorrektur dürfte es zu interpretieren sein, dass als Vokal
der Stammsilbe mehrfach u statt regulärem o begegnet: Vielleicht wurde hier
eine vermeintliche Senkung von /u/ zu /0/, die dem mitteldeutschen Sprach-
raum eigen ist, rückgängig gemacht.361
(R. K.)
angrenzenden pfälzischen Mundart sei diese Besonderheit im Konsonantismus eine
relativ häufige Erscheinung (Post 1992, 101 f.).
359 Vgl. nhd. Ofen m., mhd. oven, ahd. ovan < (spät-)germ. *ufna- m. (Kl uge 663);
mda. im Saarbrücker Land öwe (Schön 150).
360 Vgl. Will 1932, Karte 17 (KorflKorb), Karte 18 (gestorb/gestorflgestorw) und Kar-
te 19 (bleif bleib, KorflKorb).
361 Vermerkt sei noch, dass es in der Gemeinde Apach einen Weiler Howert gibt, der
im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts an der Stelle einer im Jahr 1319 genannten
Siedlung Huwertanges, frz. Hauwerthe, Besitz des Hauses Sierck, entstanden sein
soll (Reichsland Elsass-Lothringen 464), also als ursprünglicher -ingen-
Siedlungsname nichts mit dem hier behandelten Lemma zu tun hat.
328
Nr. 41
Klamm f. ,enges Tal, Bergspalte, Schlucht4
A. Alschbach (SI): 1783 dt. helmeter klam (NASALO), o Oben an der
Erkelter Klamm ['ovo an dB 'e myoide yla:m], Hinter der Helmeter Klamm, Vor
der Helmeter Klamm [in do kla:m], Alsting (Fb): o Homeser klamm
[homesc'kb:m]. Altheim (Hb): 1784 dt. klahm / klam / an der biirger klam l
auf die glahms (GEB), 1784/87 or. dt. an der biirger klam / in der susenbach
(...) streckt (...) auf die klahm / in grehbrunnen (...) streckt auf die glahm (LA
Sp F 20/1), o Am Krähbrunnen [o:m 'kre:pruna], An der Harzklamm [an de
ha:tskb:m], Anzeling (Bv): 1691 or. frz. clames brick / clamens parich (AD
Mos 4 E 136). Assweiler (Sl): o An de Klaam [an do kla:m], Auf der Klamm
unten am Helmesfeld [of do klo:m / of do kla:m], Auersmacher (SB): 1786/88
or. dt. die clamen (GEB), 18. Jh. or. dt. klammgarten (Jungk), o
Klamengarten ['klomogaido], Bebelsheim (SI): o Jenseits der Forstklamm [an
do 'fooJtgb:m], An der Hochklamm 1.-5. Ahnung, Oben an der Ackerklamm
1.-3. Ahnung ['ovo an da akegbnn], An der Tiefenberger Klamm 1.-3. Ah-
nung, An der Forstklamm [an do 'fooJtgb:m], An der Otzwieser Klamm
[hotsvks], Katzenwinkler Klamm ['katsovirjgle gb:m], Vorn an der
Hochklamm [an do ho:x'yb:mj, Neuwieder Klamm ['nauvi:de gb:m], Bebing
(Sb): 1614 or. dt. in der reisser klamm / an der reisser gl amen / im reisser
klam (AD Mos 1 E 167). Berschweiler (Ot): 1773 or. dt. buchborner clam
(GEB), o Hüttelwieser Klamm ['hetlvkze glam]. Betting-les-Saint-Avold
(SA): o Die klamm [da gla:m]. Bettviller (Rb): o Sohel klam. Bexbach (Hb):
1728 or. dt. zwischen der clam (LA Sp B 2/967 Nr. 264ff.), 1728 or. dt. neben
der wüst clam (LA Sp B 2/967 Nr. 421 ff.), 1728 or. dt. im eckers clam /
eckers bruch oder clam (LA Sp B 2/967 Nr. 432ff.), 1728 or. dt. eckers bruch
(LA Sp B 2/967 Nr. 433), 1728 or. dt. jenseits der rolschbacher clam (LA Sp
B 2/967 Nr. 491 ff.), 1728 or. dt. auf der rolschbach zwischen dem hangarter
weeg und der clamm (LA Sp B 2/967 Nr. 493ff), 1728 or. dt. rolschbacher
clam (LA Sp B 2/967 fol 267), 1728 or. dt. zwischen der wüst clam (LA Sp B
2/967). Biding (Gt): 1686 kop. 1730 dt. auff das klamfeldter drisch (AD Mos
E suppl. 85 2 CC 2). Bischmisheim (SB): 1736 or. dt. anderseits der clam /
längs der clam (GEB), 1738 or. dt. die lochgärten zwischen langnau der clam
hinab / an ispen clam (GEB, 1761 or. dt. am miessburs claam / hinter
missburs clamm / die sogen, miessburgs claam (GEB), o An Miersbursclam
[an 'isbe:ej klo:m], Unter Miesbursclam ['une lisbe:eJ’ klo:m]. Blickweiler (SI):
1564 kop. ca. 1564 dt. der ormbacher glame / glame (Scharf Stella, 43),
1589 kop. dt. uff die glam nhar wecklingen (LA Sp Gräfinthaler KPB), 16. Jh.
or. dt. bey der klinckhen die glamme (LA Sp F 4 Blieskastel 4), 16. Jh. or. dt.
in der dieffen glamen (LA Sp F 1 16a), 1624/25 or. dt. in dachslöcher glam
(LA Sp C 33/15 d2), 1624/26 or. dt. bey der dieffer glamen (LA Sp C 33/15
329
d2 fol 4r), 1743 kop. dt. in der ließen glommen (LA Sp F 1 16a), 1776/77 dt.
in klingen clom (LA Sp C 33/15 c), o In der Klingen-Klamm [en 'klirp kb:m],
Auf der Dachskaut [di 'dakskaul]. Blies-Ebersing (Sg): o Längs den klamm-
wiesen [en da 'kb:m], Klammwiese [kb:m'vi:sj. Blies-Guersviller (Sg): o
Klam [in de gb:m], Bliesbrücken (Sg): 1500 or. dt. die gl am (LA Sb von der
Leyen 7003), 1503 kop. ca. 1600 dt. an die glam (LA Sp F 4 Bliesbrücken 1),
o Hätte mätz klamm [heta mets 'klam], An der rohrklam [an da 'romklam],
Huissier schmitts klamm [heta mets klam], Bliesdalheim (Hb): 1564 kop. ca.
1564 dt. der ormbacher glame (SCHARF Stella, 43). Blieskastel (SI):
1732/1734 or. dt. bey den glommen (LA Sp C 33/20 d 1), 1734 or. dt. bey den
glammen (GEB). Bliesmengen-Bolchen (Sl): 1580 kop. 16. Jh. dt. biss in die
glam (WEIZSÄCKER Weistiimer, 147), 1737 or. dt. anderseits gegen morgen
der ehlen clam / 1.-4. Igd. unten herauf oben ahn der wiesenhecker clam / 4.
Igd. im den herauf die ochsen glamm / oberst. Igd andrerseits ochsen clam /
2.-6. Igd. oben herab andrerseits ochsen clam (GEB), 1737 or. dt. ochsen
clam (LA Sp C 33/17,7-10 fol 18r), 1737 or. dt. die ehlen clam / die ehlen
claam / die ochsen glammen / oben ahn der wiesen hecker clam / oben ahn
der wiesen hecker claam (LA Sp C 33/17,7-10 fol 20v), 1740 or. dt. 3 Igdt
unten herauff oben ahn der glamm (GEB), 1740 or. dt. oben ahn der glamm
(LA Sp C 33/17,31 fol 12r), 1747 or. frz. au dessus de lochs klame (GEB), o
An der Ochsenklamm [an da 'oksakbm]. An der Bubenrecher Klamm [da
'bu:varegn kb:m], Auf Bildersberg an der Ochsenklamm ['ofm 'bildnfbemj an
da 'oksakbm], Auf der hintersten Hart an der Ochsenklamm [of da 'hennjt ha:t
an da 'oksakbm], Bliesransbach (SB): 1583 kop. dt. an der ringlamen (PÖHL-
MANN Regesten Gräfinthai, Nr. 101), 1765/66 or. dt. im berg-clamer feld / an
der rhein clam / die rhein clam / im rhein clamerfeld (GEB), o Bergglahmer-
feld ['beekla:mn feit], Rheinglamerfeld ['rainkb:mn feit], Reinglam
['rainkb:m]. Böckweiler (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. der ormbacher glame
(Scharf Stella, 43), 1758 or. dt. die wasserglam (LA Sp F 2/172). Boulay-
Moselle / Bolchen (Bo): 1668 or. dt. auff der glahmen / auf der g/aamen (AD
Mos 4 E 59), o Glanne ['gla:mn], Glanne ['gla:mn], Bourgaltroff (Di): 1548
or. dt. im glamen (AD MM E 48), 1616 or. frz. on glam / en glamen / on
glamen (AD MM E 48), 1779 or. frz. chemin du glame / les pres du glame /
glame (AD MM H 1237), o Le glame. Bous (SI): 1613 dt. in der clamen
(GEB), 1613-1714 or. dt. in der clam (LHA Ko 218/674. 1-126), 18. Jh. dt.
klamergarten (Jungk), o Im Klamergarten [em 'gla:mn 'ga:tn], Am Klamer-
weg [am gla:m^ ve:j], An dem Klamerweg [am 'gla:me ve:J], Hinter dem
Klamerhaus ['hennm 'glanrmhaus]. Bousseviller (Vo): 1758 or. vngeheyert
klam (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988). Bouzonville / Busendorf (Bv):
1706 or. frz. clam (AD Mos 4 E 65), o Clame [klam]. Breidenbach (Vo):
1758 or. herren klam (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Streck auf
eischweiller klam [ejviln 'kla:m], Auf dem herren klam [uf de 'herakla:m],
330
Zwischen den klamen [tsveja dB 'kb:ma], Herrenklam ['herakb:m]. Breitfurt
(Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. der ormhacher glame (Scharf Stella, 43), 1712
or. dt. auff ritscheit an der guten hach an der glamme / auff ritscheit gegen
den dubglamen auff der eben (LA Sp F 20 Nr. 32), 1712 dt. an der glamm
(LA Sp Ausfautei Hornbach A Nr. 32), 1757 ? dt. buchholzerklamm (LA Sp В
2/770), о Hängschbachsglaam ['hei]Jbaxsgla:m], Duppklamm ['dubyla:m], Auf
die Heidenborner Klamm, Buchholzer Klamm ['bu:xhalsB gla:m], Bei der
Duppklamm auf Rödscheid, Ludenbacher Klamm, Zwischen dem Todtenweg
und der Klamm, Vor der Hirschklamm ['her)jbaxsgla:m]. Brenschelbach
(Hb): 1547 kop. 18. Jh. dt. uff der glamen (KAMPFMANN Beiträge), о Harz-
klamm, Miilbäärsch Glaam ['mLlbemj- yla:m], Di Fuxglaam [di'fuksgla:m].
Brettnach (Bv): 1717 or. frz. stein glame (AD Mos 4 E 70), о Steinglam
['Jteingla:n]. Bübingen (SB): 1691 die clam (LÄUFER Bübingen, 38), 1714 die
klam (Läufer Bübingen), 1761 bahnen clam (LÄUFER Bübingen, 38), 1761
han glame (LÄUFER Bübingen), 1763 die clam (LÄUFER Bübingen, 38f.), 1763
die bahnen clam (LÄUFER Bübingen, 39), 1783 or. dt. die bahnen clam / die
clam im thalen der kleinplittersdorfer grentze (GEB). Budling (Mv): 1660 or.
dt. obenf clames heck (AD Mos H 3623-5), о Klamheck. Bühl (Sb): 1309 or.
lat. vf der glamin (AD Mos H 4713-2), 1317 or. lat. an der glamen (AD Mos
H 4713-3). Cocheren / Kochern (Fb): 1696 or. dt. die clam (AD Mos 4 E
106). Dehlingen (SU): о Am klamberg ['kop], Inseit der clam [kbm'beri], Bei
der clam ['kbm], An der klam [an dn 'kb:m], Derlen (Sl): 1696 dt. uff der
clamen im pfaffenloch (GEB). Diebling (Fb): 1692 or. dt. uff die clam ! jenseit
der clammen uff den hassler weg / an der clammen / längs der clamme beym
stuch bum (AD Mos 4 E 123), 1707 or. dt. anderseit der clam in den hässeler
weg (AD Mos 4 E 123), 1753 or. frz. sur la clam (AD Mos 24 J 102 fol 37ff.),
о Klammkreuz ['gb:mgrids], Klamm [gb:m], Dirmingen (Ot): 1741 or. dt.
vor der hintern clam / jenseits den clam (LA Sb Nachlass Hermann Bock),
1770 or. dt. clam (GEB). Dörrenbach (SW): 1564 kop. ca. 1564 dt. den besen
born (SCHARF Stella, 19), 1603 kop. dt. ahn die bösenborner glamen (LA Sb
22/531 fol 141). Drulingen (Dr): 1753 or. dt. in der clamm (AD BR 8 E 104
Nr. 1), о Klamm [klam], Obig der klamm [ovb da 'klam]. Einöd (Hb): 1564 dt.
die dörrenbacher glame (LlPPS Flurnamen Einöd, 19), 1564 dt. die
kadenglamerbach / kadenglam (LlPPS Flurnamen Einöd, 28), 1578 dt. kotten-
glame (LlPPS Flurnamen Einöd, 28), 1596 dt. an der dorn klamm (LlPPS Flur-
namen Einöd, 19), 1603 or. dt. dorbacher glam / kaden glam (HSA Mü Kas-
ten blau 390/4 I), 1603 kop. dt. über der ernstweiller klamen (LA Sb 22/531
fol 158), 1603 kop. dt. anfang der schlangenheller glamen (LA Sb 22/531 fol
159), 1603 dt. ahn der kottenglamen (LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1607 dt. an
der kottenglamen (LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1665 dt. an der kottenglamen
(LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1703 dt. gegen die mühlklahm (LlPPS
Flurnamen Einöd, 31), 1719 dt. in der dermesglame (LlPPS Flurnamen Einöd,
331
19), 1719 dt. körn glame / oben an der kornglame (LlPPS Flurnamen Einöd,
27), 1747 dt. oben auf der kornglahm / bey der rothen glahm (LlPPS
Flurnamen Einöd, 27), 1747 dt. bey der saltz clahm (LlPPS Flurnamen Einöd,
34), 1790 dt. bei der dörmersglam / oberst auf dörmers clahm (LlPPS
Flurnamen Einöd, 19), 1790 dt. am körn glahmer hang / oberst der körn
clahm / oben an der körn glahm / bei der com glahm / an, in der rothen clahm
(LlPPS Flurnamen Einöd, 27), 1790 dt. die salz clahm (LlPPS Flurnamen
Einöd, 34), o Uf de Koodeklaam [uf da 'ko:dakla:m], Di Pingstklaam [di
'pn]jtkla:m], Ober der Kornklamm [di 'kankla:m], An der Salzklamm [di
'zalskla:m], An der Krämerklamm, Dörmersklamm | 'deumaskla:m], An der
Rote Klamm [di ro:t kla:m], Mühlklamm [di mi:lkla:m], Auf der Kotenklamm.
Ensheim (SI): 1693 or. dt. avff rohrbach an der glahm (LA Sp F 2/203),
1693-1716 dt. auf kirckelbach an der glahm (GEB), 18. Jh. dt. klamm (GEB).
Epping (Vo): o Rav in dit weiskirch klam [vtskiugu 'kb:m], An der forsch
klam [an de 'foujtkb:m], Oben an der weiskirch klam [o:va an du viskiu^u
'kb:m], Am schir berg klam [fi:ebeeju'kb:m]. Erfweiler-Ehlingen (Sl): 1748
dt .jenseits der glommen (GEB). Eschringen (SI): 1586 kop. 17. Jh. dt. an der
glamen (LA Sp F 4 Eschringen B 1). Falscheid (Sl): 1761 or. dt. clam im
wenst (LA Sb 22/3169). Farschviller (Fb): 1706 or. dt. oben in die clam (AD
Mos 4 E 155). Fechingen (SB): 1684 or. dt. uff der clamm ahn weyersberg
(GEB), 1697 or. dt. auf der henbach diesseits der clam / hinnelz clanwen
(GEB), 1724 or. dt. zwischen dem nauweeg und clam / beschberg uff
pfaffenhellen clamm (GEB), 1757 or. dt. am himmels clamm / auf der himmels
dann (GEB), o Himmelsklan ['hirnlsgla:m]. Friedrichsthal (SB): (SB): 1746
or. dt. drehborner glahm (LA Sb von der Leyen 2983). Fürstenhausen (SB):
1 754 or. dt. in der clamm (GEB), o In der Klam 1.-4. Gewann [in du gb:m].
Gersheim (SI): o Glammkuul [glamkud], Gersweiler (SB): o Auf der 1.
Clamm, Zwischen der 2. Clamm. Gomelange (Bo): o Uber die clam [ivu da
'gla:m]. Gondrexange (Re): o A la riserglame, Entre le riserglame, A la
riserglame sur le chemin. Grosbliederstroff / Großblittersdorf (Sg): 1756
or. frz. bächelglam / baechelglam / baechel (AD Mos 4 E 208), o
Bächelk/amm I Au de la de bachel klam ['bejalklam], Auf der andern seife der
bächelklamm, Zwischen bächelklamm und kleine beide / ou 2. longueur du
fond de boechel klam, Ou de la de boechel klam. Großrosseln (SB): 1695 or.
dt. an die clam (GEB), 1709 kop. frz. clamberg (RUPPEL ASHAL 25, 497).
Grügelborn (SW): o Of der Glaam [of du gla:m], Güchenbach (SB): 1684
or. dt. hinter sommers clam (GEB). Güdingen (SB): 1714 dt. die sogenannte
klahm (GEB), 1789 or. dt. zwischen der lang badstub und hahnenklamm
(GEB), o Di Wilhämmsklaam [di 'vilhemskla:m], Guebling (Di): o Sur lepetit
glame, Le petit glame. Habkirchen (Sl): 1671 dt. bis ahn die willer klam / ahn
die willer klam ! die klamm hinauf'1 längs den jungen waldt (FLA W 2764), o
Willerklamm ['vilugb:m], Die Sipelsklamm [di 'zivlsgb:m], An der
332
Süffelsklamm [an da sifls'kbm]. Hanviller (Bi): 1544 or. dt. die glömme
(PÖHLMANN Bitsch, 63), о Sur bnmnen klam ['su:uprunu kb:m]. Hassel (Sl):
1564 kop. dt. die glame am gunterstein (LA Sp Zweibr 1 Nr. 255/3), 1717 or.
dt. sulchborner glam / schlangenborner glam (LA Sp В 2/406/5 fol 122v),
1783 or. dt. schlangenborner klam / auf die klam (Lagerbuch Hassel), о
Matzehanese Glaam ['madsahanaza glam]. Heckendalheim (SI): 1746 or. dt.
gebersteiner glahm ! die gebersteiner und irchborner clamm (LA Sb von der
Leyen 2983), о Am Göbersteins Klamm [an da glo:m], Hirschland (Dr): 1757
kop. 1791 dt. in der untersten Schulzen klamm (AD BR 8 E 200 Nr. 7), о
Scholsengramb [Jolsayram], Höchen (Hb): 1603/22 or. dt. uff burckharts guth
zu pfaffen borner glamen / auff die pfaffenborner glamen oder fluss (LA Sb
22/531, 137). Hoff (Sb): 1763 or. frz. klamacker (AD Mos G 628). Hoof
(SW): 1563 or. dt. die griessbach glam (Stoll Schöffenweistümer), о
Glammgraawe [glam'yra:va]. Hominert (Sb): 1716 kop. 18. Jh. frz. hohlen-
clamen (AD MM E 67 fol 13). Hottviller (Vo): 1758 or. klinker klam (AD
Mos Cartes et plans Nr. 986-988), о Glam kohrbach / ruisseau dit kohrbach
fkoubax], Hundling (Sg): 1694 or. dt. vff nussweiller weg streckt oben in
gemelten weg unndt vnden vff die clam (LHA Ko 55 А 4/449, 7). Hüttersdorf
(Sl): о Klamenwies ['kla:manvi:s], Illingen (Ot): 1734 dt. glahmen (GEB).
Ippling (Sg): 18. Jh. dt. bey der clamen (AD Mos 4 E 278). Kalhausen (Rb):
о Pafferdellen klam ['pafadelu klo:m]. Kerbach (Fb): 1688 or. dt. vnderste
glam wiessen / jenseit dem glamgarten / die oberste glam wiessen / die
oberste glam wiess (AN Pa E 3170), о Bei unterst klam [bi du 'unujd klo:m],
Oben am klam ['ovan an du gla:m]. Oben am klam ['ova an du kla:m], Unterst
klam / - klamm [en du 'inujd kla:m], Oberst klam ['evujd kla:m], Kirkel-
Neuhäusel (Hb): о Di Wasserklaam [di 'vasukla:mj. Kirrberg (Hb): 1603
kop. dt. durch die Walter bächlein glame hinauff (LA Sb 22/531 fol 149),
1728 or. dt. rechter hand dem homburger weeg jenseits der feld fuhrt oder
clamm (LA Sp В 2/967 fol 21), 1728 or. dt. in der patron 2. gewann bey der
clamm (LA Sp В 2/967 fol 38), 1728 or. dt. in der kleinen theilung hinten avf
der clam (LA Sp В 2/967 fol 43), 1728 or. dt. unter dem wald und clamm (LA
Sp В 2/967 fol 45), 1728 or. dt. an der clam (LA Sp В 2/967 fol 59), 1728 or.
dt. längs der clam (LA Sp В 2/967 fol 75), 1728 or. dt. jenseits der clam (LA
Sp В 2/967 fol 80), 1773 dt. bechelsbacher glam (Hard ZGSG 15 [1965],
217), о Schützenfranzenklamen [an da 'JYtsafransa klam], Maxenklamm [da
maks'kla:m], Herzogsklamm [heutso:xs'kla:m], Zwischen der Maxenklamm
und der Kirchberger Trift ['tsvija du maksa'kla:m on du 'ke:epriju trijt], Di
Häxeklaam [di 'heksakla:m], In de K/aam [in da klam], Zwischen der Maxen-
und Schützenfranzenklamm ['tsvija du 'maksa unt du 'JYtsafransa klam],
Collwieser Klamm ['ko:lvi:zu kla:m]. Kleinblittersdorf (SB): 1789 or. dt. bei
der teufels klamm / die teufels klamm / bey der teufelsklamm / bey der vogels
klamm / die vogels klamm (GEB), 1789 or. dt. die bahnen klamm / die
333
hahnenclamm (GEB), o Die Hanenklam [di 'homogbm], Zwischen der Baad-
stub und Hahnenklam, An der Teufels Clam ['daiv.ls gb:m], Bey der Vogels
Clarn ['loyal s kb:m]. Die Honen Clam [di 'hoinagbm]. Königreicher Hof
(SW): 1739 dt. hinder morsglame (LA Sp Zwbr 1 Akte Nr. 1033 fol 46r).
Kutzhof (SB): 1769 or. dt. die igelsclarn (GEB). Lambach (Rb): o Komp-
klam ['kompkbm]. Lautenbach (Ot): 1603 kop. dt. die glam hinüber / uff
burckharts guth zu pfaffenborner glamen / biss auff die pfaffenborner glamen
oder fluss (LA Sb 22/531 fol 137), 1603/22 or. dt. uff burckharts guth zu pfaf-
fen borner glamen l auff die pfaffenborner glamen oder fluss (LA Sb 22/531,
137). Lebach (Si): 1734 dt. klamenwies (GEB). Leitersweiler (SW): 1562
kop. 17. Jh. dt. klamen l kellers klam (HSA Mü Kasten blau 390/4 1), 1563 or.
dt. die griessbach glam (Stoll Schöffenweistümer), 1563 dt. die griessbach
glam (GEB), 1589 kop. 17. Jh. dt. kellers glam (HSA Mü Kasten blau 390/4
I), 1738 dt. wendels glahm / zwischen dem gunderodischen wald und
hoplocher glame / hoplocher glame (GEB), 1765 dt. wendels glamm (GEB).
Lengelsheim (Vo): o Kesse klam [ke:s klam], Hasselklam ['hazlgb:m].
Lixing-les-Rouhling (Sg): 1708 or. dt. oben auff der klam (AD Mos E depot
415 1 G 1). Longeville-Ies-Saint-Avold / Lübeln (Fa): o En der klamm [en
du klam], Loutzviller (Vo): o Dauben ohnengen durch klam ['du:vao:nui]
duay di gla:m], Langst beidersch locher klam [legj du 'baidufloxu gb:m],
Hinter thäl auf die klam ['hin edel uf di gla:m], Schaaf acker längs klaam ['ja:f
'akn leijs kla:m], IVfacheren (SA): 1697 or. dt. uff'die othen recher klam / uff
die utthrechts clam (AD Mos 4 E 341). Mackwiller (Dr): 1757 or. dt. in der
Wilhelms clamm / jenseits der obern Wilhelms clamm (AD BR 8 E 278 Nr. 2),
o Wilhelmsklamm / Wilhelms klauen [vdmas'kbm], Marsal (Vi): 1350 or. frz.
lai glamme bazemont en lai longue roie (AD MM H 1250). Maxstadt (Gt):
1722 or. frz. clam garten (AD Mos 4 E 353), o Klamgarten ['kla:mga:tan],
Sur klam [of 'klam]. Metting (Pb): 1741 or. dt. auff der glahm / bey der
glahm (AD Mos E depot 466 1 G 1), o Clom ['klo:m]. Metzing (Fb): 1687 or.
dt. ein wasser glam / die clam (AD Mos 4 E 373). Mimbach (Hb): 1547 kop.
18. Jh. dt. in die ingelegt glam (KAMPFMANN Beiträge, 36), 1717 or. dt.
bollmer glam (LA Sp B 2/406/5 fol 103v), 1759 dt. auff der dubglahm (GEB),
1776 dt. auff der dubglahm (GEB), o Auf der Duppklamm [da dup'kla:m], In
der Dellklamm [in da 'delkla:], Über der Sittersklamm [yvu da 'zitpskla:m],
Sitterschklaam ['zitujkla:m]. Montbronn (Rb): 1603/04 or. dt. in die dieff
clam (AD MM B 780-9 fol 277r), 1603/04 or. dt. in die dieff clam (AD MM B
780-9 fol 280r), 1603/04 or. dt. die moraborer clam (AD MM B 780-9 fol
280v), o Bey die klamm [bas de 'kb:m], Kessel klamm ['kezalklam]. Neun-
kirch-les-Sarreguemines (Sg): 1691 or. dt. zwischen (...) dem homerig /
anderseit der clamm / an der clamm (AD Mos 4 E 403), 1738 kop. frz.
douderschklam / grosse ravine ou klame / klame (AM Sg), o Dutterklamm,
Douterclam. Niedergailbach (Hb): o Bei der Himmsklamm [in da
334
'himsgb:m], Auf der hintern Au hei der Tabacksklamm f'hina an da a:u an da
'tubaksgbim], Himmsklamm ['himsgb:m], Die Tabacksklamm ['tubaksgla:m],
Auf der Himsklamm [an da 'himsgb:m], Bei der Tabacksklamm [bi da
'tubaksgb:m]. Niederlimberg (SI): 1781 or. dt. bey der kitterlichs clam / in
der kitterlichs clam (GEB), o Kiesch Klaam [kiaj kla:m], Bei der Kitterlichs
Klamm, Die Kitterlichs Klamm [kitttlijs kla:m]. Niedersalbach (SB): 1769 or.
dt. clam zwischen dem acker/and am lohberg und dem auf den heufeldern /
clam oben am lohweyer (GEB). Nousseviller-Ies-Bitche (Vo): o Bei der
klamm, Auf der klamm [ul' du 'kb:m]. Nousseviller-Saint-Nabor (Fb): 1690
dt. über dem clamweg / in der clam / oben an der clamen (AD Mos 4 E 81), o
Klamm, Klam [gb:m], Oberbexbach (Hb): 1728 or. dt. im steinern mann an
der clam (LA Sp B2/967 fol 376f.). Obergailbach (Vo): 1758 or. schelen
klam / auff der klam (AD Mos Cartes et plans Nr. 986-988), o Schellen klahm,
Schellen klahm am veg, Schlirbach am klahn. Oberkirchen (SW): o An der
Glahm / auf der Glamwiese [of da glan], Auf der Glahmwies [of da 'gla:nvi:s],
In der Glahmwies [in da 'gla:nvi:s], Oberwürzbach (Sl): 1426 kop. dt. die
glame uff bis an das bornfluss / die andersiett vff die glam / über die steige
abe bis an die glamme / bis ann die glamm (LA Sb 22/2441). Oermingen
(SU): o. D. kop. 1555 dt. uf die clamm (Levy, 238-258). Ommersheim (SI):
1616 dt. die klam oder klufft hinab (LA Sb von der Leyen Nr. 2760), o An der
Lauterbachs-Klamm [an da 'laudubaxs gb:m], An der Schindklamm [an da
'Jingb:m], Am Harzenkalkofen oder an der Lauterbachs Klamm [am 'ha:dsa
'kalk(o:va], An der Klamm [an da gb:m]. Ormersheim (SI): 1535 dt. uff des
schultheissen glam (GEB), 1535 dt. vf den schultessen glam / yf die glam
(GEB), 1646 dt. ein seit die glam (LA Sb von der Leyen Nr. 2184), 1673 kop.
dt. an der schultheissen glam (LHA Ko 248/647), o Teufelsklamm [di
'daivlsgban]. In der Heidenklamm [in da 'he:ragb:m], Dalheimer Klamm
['dadame gb:m], Klamm. Ormersviller (Vo): o Muhlenklam ['my:lakb:m],
Klein klam [kle:n 'kb:m], Redel klam 1.-2. longueur ['redalkb:m], Rechts an
der muhlen klam [regts van du 'my:bnkb:m]. Osterbrücken (SW): 1585/88
dt. grosseborns glam (LA Sp Zwbr Domanialakten 90, 120), 1585/88 dt. die
fussglam (LA Sp Zwbr Domanialakten 90, 121), 1585/88 dt. die grosseborns
glame (LA Sp Zwbr Domanialakten 90, 259), o Am Fuchsklämmchen [am
fuks'klae:mja]. Ottonville (Bo): 1694 or. dt. klamm (AD Mos E depot 534 1 G
1), o Klam [en du klam], Sur klam [of da klam], Peppenkum (Hb): o
Hohrechsklamm ['ho:reJs gb:m], Petersbach (PP): o Geyers klamm [ge:ns
'klam], Petit-Rederching / Kleinrcderchingen (Rb): 1724 or. dt. die klam
(AD Mos E depot 540 1 G 1). Puttelange-aux-Lacs / Püttlingen (Sa): 18. Jh.
or. frz. clammen / sur clamen (AD Mos 24 J 100). Rahling (Rb): o Open an
der gros klampretzchtrisch [o:van an du gro:s 'kla:m]. Bei der dunckel
bronnen klam [donkalbronu'kla:m]. Rechicourt-le-Chäteau (Re): 1618 or. dt.
335
in der glamen (AD Mos 1 E 167), 1697 or. frz. dessus la glame (AD Mos E
depot 568 1 G 1), o A la flamme. Reinheim (SI): 1671 kop. dt. die stiller klam
(LA Sp C 33/213.143), ca. 1800 dt, zwerch klamm (GEB), o In der Klamm [en
do kb:m], In der Klamm unter dem Judenkirchhof [en do kb:m], ln der
Klamm am Hochwald oder Entenscheidei [in do kb:m], Auf der Willerklamm
['vilnkla:m], Hieher der Zwerchklamm ['tsve:ejkb:m |, Am Hochwald in der
Klamm [am 'ho:valt]. Reisweiler (Sl): 1760 or. dt. hirtenhausser clam / dam
zwischen nachtweyd undparrwittum (LA Sb 22/3234, 1-880), 1782 or. dt. die
etzelhiimeser clam / dam zwisch[en] ackerland u[nd] nachtweyd (GEB).
Rimling (Vo): 1758 or. auf der klam / ebershachklam (AD Mos Cartes et
plans Nr. 986-988), o En haut de seil klam [o:vo an dn zaeil kb:m], Klam
[kb:m], Auf der klam [of de kb:m], Rohrbach (SI): 1628 dt. die klamm
aufwärts (BARTH Sitzweilerhof)- Rohrbach-les-Bitche (Rb): o Oben an der
foux klam [o:vo on de fuks 'kb:m], Rolbing (Vo): 1601 kop. 1739 frz. glamme
d'opperding (HSA Mü Kasten blau 384/9 fol 129-134), o Haselklam
['hazolkla:m], Oben rosendhel klam [ro:zodelB 'kb:m], Rosehibel klam.
Schaffhausen (Sl): 1744 or. dt. auf der clamm (LHA Ko 218/749). Scheidt
(SB): 1760 or. dt. in der clam (GEB), o In der Klamm. Schwarzenacker
(Hb): o An / in der Spelzenklamm [di: 'jpelsoklami], Schweyen (Vo): 1487
kop. dt. derselben glamen nach (LA Sp C 20/3461-3), 1656 or. dt. uff der
glamm (LA Sp C 20/3461-2), 1758 or. vutz clamm wald (AD Mos Cartes et
plans Nr. 986-988), o Oben an der hundsklam ['o:von on dB hunsgbm],
Biesen bodem auf klam ['bi:zoboro uf gb:m], Oben an der hunds klam kurtzer
['o:vo on dB 'kootso 'hunsgbm], Auf ten fels bruner klam [of do 'felspronn
gb:m], Lang ohnengen an der hundsklam [big 'o:nnj on dB 'hunsgbm], Oben
an der hunds klam kourtz ohnengen ['o:vb dB 'hunsglo:m of kuots 'o:mg],
Approchen an hetscherwieser klam [a'projo om 'hetJVi:zB glo:m], Hunds
klamer eken ['hunsglo:mB ek], Auf wolffer klam [of di 'volfB gb:m], Perch
unter kassholz auf klam [peB£ 'unem 'ka:shois of di glo:m], Tzwischen
hundsklam und barak ['tsvijo 'hunsgbm on ba'rak], Hunds klam (bois
communal) ['hunsgbm], Rosenthal langst klam, Rohlberg durch klam
['ro:lbeB5 duog di glo:m], Oben langst hundsklam ['o:vb dB ’hunsgbm], Unten
an der buch gegen teufelsbruner klam ['uno om bej 'ge:jo 'deivlsprunB gb:m].
Auf der hundsklam [of do 'hunsgbm], Langst die klam [bps dB gb:m], Oben
an der hunds klam ['o:vb dB 'hunsgbm]. Seyweiler (Hb): 1761 dt. erlenglam
(MÖTSCH Parr, 127), o Stosst auf die Fohmbacher Klamm [Jdo:s of di
'fu:mbaxB glo:m], Siersthal (Rb): o Heilgenbronner klam [hedyobrono
'klo:m], Klam [klo:m], Spicheren (Fb): 1772 frz. sur grossevitz in der clam
(Allmang Spicheren, 146), 1772 sur le grossevitz in der clam (ALLMANG
Spicheren, 181), 1820 frz. clammenbronnen (ALLMANG Spicheren, 182), 1822
frz. clammbouren (ALLMANG Spicheren, 182), o Grosswitz (-zer-) ['gro:svits].
336
Spiesen (Ot): 1628 dt. die klamm aufwärts (BARTH Sitzweilerhof). St. Ing-
bert (SI): 1628 dt. die klamm aufwärts (BARTH Sitzweilerhof). St. Wendel
(SW): 1788 kop. 1826 dt. clahm (StA SW B 102 fol 12), o Hinter Schlaufen-
glahm ['hem? jlaufa'glam], Vor Schlaufenglahm, Aufm Schlaufenglahm. Ten-
teling (Fb): o. D. dt. in den clammen (AD Mos 4 E 541), o Klam, Klamm
[gb:m]. Théding (Fb): 1697 or. dt. hinder dem clamen / in die hinderste clam /
in dieforderste dam / zwischen de clamen (AD Mos 4 E 546), o Klammkuul
['klamkud], Urexweiler (SW): 1743 dt. hinten auf die clam / an die clam oder
das hahnenbrunnenfloss (GEB). Vahl-Ebersing (Gt): 1736 or. frz. derrier
dam / sur le hinstersclam (AD Mos 4 E 128), o Hinterst klamm ['hinuft
kla:m], Vorderst klamm [fimjt 'kla:m]. Vaudreching / Wallerchen (Bv):
1706 or. frz. über der clam / über die clamme (AD Mos E depot 703 1 G 1),
1706 or. frz. vber die clamme / entre le confín über die clamme et creyse (AD
Mos 4 E 575), o Glam [gla:m], Velving (Bo): o Glam [gla:m], Vibersviller
(Al): 1739 or. dt. bey der gaibenauer glahm (Privatbesitz). Villing (Bv): o
Där klammes burrem [den klamos 'burm], Völklingen (SB): 1753/54 or. dt.
clam (GEB). Volmunster (Vo): 1758 or. a/tzer klam / lecker hensgen klam
(AD Mos Caites et plans Nr. 986-988), o Üben an der haepelter klam [ivnm
hepolto 'kb:m], Abtissenböescher klam, Alzer klam [altsn 'kb:m], Greden
veyher (strekt) auf die klam [gretvaic of de *kb:m], Ban eisch streckt auf die
klam, Sauer heck auf der alzer klam, Oben am haepelt (streckt auf die klam).
Waldhouse (Vo): 1758 or. kesse! klamberg (AD Mos Caites et plans Nr. 986-
988). Waldwisse (SI): o Aaschglaam ['a:jgla:m]. Walschbronn (Vo): 1734
or. dt. an der vinschbacher clam / an der strohlbacher dam (AD Mos J 5904),
o (oben am) elsbach klam [eljbax gb:m], Oben am der schleffer klam beim
dorster wald [an do jlse:f], Klam [gb:m], Umbacher klam ['umbaxn gb:m],
Vinschbacher klam ['vinjbax gb:m], Auf vinschbacher klam [vinjbax gb:m],
Scheffer klam ['je: fus gb:m], Auf aderbronner klam ['orobronn gb:m], Paffen
dell an der klam lings, Rechs am umbacher klam ['umbaxn gb:mj, Oben am
schütz michel klam ['Jutsmi^ls]. Webenheim (Hb): 1476 or. dt. inn die inglette
glam (LA Sp F 4 Webenheim), 1476 kop. 17. Jh. dt. in die inglette glam (LA
Sp F 4 Webenheim l), 1508 kop. dt. uff der g/amen (LA Sp Gräfinthaler
KPB), 1522 or. dt. in die engelsche glame (LA Sp F 4 Webenheim 2), 1547
kop. 18. Jh. dt. in die ingelegt glam (KAMPFMANN Beiträge, 36), 1564 kop. ca.
1564 dt. der ormbacher glame (Scharf Stella, 43), 1599 or. dt. zur ingels
glamen / bey lintges glamen (LA Sp C 33/15 d), 1599 kop. 1624/25 dt.
jenseits der krappenglam (LA Sp C 33/15d2), 1717 or. dt. bollmer glam (LA
Sp B 2/406/5 fol 103v), 1729 frz. über die cappen clahm (LA Sb von der
Leyen Nr. 2410), o Über der Kroppenklam [Vbn de 'krap3kla:m], Zwischen
der Humst und Engelsklam [ tsvijo do humjt un 'erplsklann], Christenklamm
['yvü da 'kristkla:m], Ober der Christenklam ['yvü do 'kristkla:m]. Welferding
(Sg): 1719 or. dt. in der kleinen vorder ahnung am husser biehl stosst vorn
337
auff dem weeg und clam (StA Sg Bannbuch Welferding). Weyer (Dr): o In
dem klamm / - der -. Wittersheim (SI): 1 504 or. dt. von dem bierbaum gleich
heraber in die glame (FLA W 1940.4), 1504 dt. über die glam herab (Spies
Amt Blieskastel, 31), 1504 dt. die glame (Spies Amt Blieskastel, 32), 1624 dt.
die ormesglam acht (SPIES Amt Blieskastel, 60), 1624 dt. ormesglam / die
ormesglamen (Spies Amt Blieskastel, 61). Wittring (Sg): 1584 or. dt. bis ann
die glame (LA Sb 22/3024 fol 4v), 1584 dt. bis ann die glame (LA Sb 22/3024
fol 6v), o Vor der klamm [da 'klaiom], Wolfersheim (Sl): o En de Sauklaam
[en da 'zaukla:m], In de Härschglaam [in da 'hepfglaanj, In de Herschklahm.
Wustweiler (Ot): o. D. or. dt. die seelborner clam / längs der clam (GEB),
Zetting (Sg): 1584 or. dt. bis ann die glame (LA Sb 22/3024 fol 4v), 1584 dt.
bis ann die glame (LA Sb 22/3024 fol 6v). Zilling (Pb): 1691 or. dt. bey der
clamm (AD BR E 5876), o Aufm die langmatt bey der clam der obwende.
Zweibrücken (Beschreibung der Grenze zu Bitsch): 1601 kop. 1739 frz.
schwolberglam (HSA Mü Kasten blau 384/9 fol 129-134).
(Vgl, Abb. 48)
B. Die Etymologie des Wortes Klamm f. ,enges Tal, Bergspalte, Schlucht1 ist
umstritten. Es geht zurück auf mhd. klam st. m., klamma st. f. .Bergspalte,
Schlucht' (LEXER 1, 1603ff.), ahd. klamma st. f. .Klemme; Krampf, Beklem-
mung, Fessel' (STARCK/WELLS 3 3 3),362 vgl. aengl. dom m. .fester Griff, Kral-
le, Klaue, Fessel' (KLUGE 492). Die Wörter lassen sich an das Adjektiv ahd.
mhd. klam ,eng, steil' anschließen;363 sie stellen Ableitungen vom Verb
klemmen < germ. *klam-jan- dar, das formal ein Kausativum zu klimmen
< germ. *klemban- ist (EWT4 3, 65; KLUGE 492; OREL 215f.) und werden auf
eine idg. Grundlage *glem- Subst. .Klumpen, Klammer' zurückgeführt (Hei-
DERMANNS 333f.; IEW 360). Die Ausgangsbedeutung wäre also .Klemme,
Enge' (Kluge 492; DWB 11, 935). Letzten Endes ist die Etymologie des
Wortes nicht zufriedenstellend geklärt.
Die in den Flurnamen und Appellativen vorkommende Bedeutung .enges
Tal, Bergspalte, Schlucht' ist erst seit mittelhochdeutscher Zeit im appellativi-
schen Wortschatz des oberdeutschen Sprachgebietes vorzufinden. So ist mhd.
klamme st. f. .Bergspalte, Schlucht' zuerst im oberdeutschen Servatius belegt
(ca. 1190, Lexer 1, 1604); auch mhd. klam st. m. ist in die oberdeutsche Tra-
dition einzuordnen (ebd.). Klamm f. .Bergspalte, Schlucht' ist außerdem in
sekundären Siedlungsnamen seit mhd. Zeit belegt, die ebenfalls der Tradition
des oberdeutschen Sprachgebietes angehören:
,62 Auf die Bedeutung .Bergschlucht' scheinen die in Graff 4. 557 zitierten Ortsna-
men Clamma, Chlamminstein hinzudeuten, vgl. dazu weiter unten.
f" Zum Adjektiv klam ,eng, steif und zu dessen Verhältnis zu klam Adj. ,feucht' vgl.
Heidermanns 333f. und Lerchner 1965, 139-141. - Vgl. zum Adjektiv jetzt auch
Müller 2007, 278-280.
338
(1) Klamm, Gde. Brand-Laaben (A, Niederösterreich, pol. Bez. Sankt Pöl-
ten-Land): 1094 Chlamma { Förstemann 11, 1, 1689), 1441 Klamb
(Schuster 2, 1990, 383);
(2) Klamm, Gde. Breitenstein (A, Niederösterreich, pol. Bez. Neunkir-
chen): 1125 (?) de Clamma, 1146 Clamme (SCHUSTER 2, 1990, 383);
(3) Burg Klammenstein, Gde. Nußdorf a. Inn (Lkr. Rosenheim): ca. 1180
de Chlamminsteine (FÖRSTEMANN II, 1, 1689); (’4
(4) Klanigen, Gde. Frankenburg am Hausruck (A, Oberösterreich, pol.
Bez. Vöcklabruck): 1395 dacz dem Chlaminger, 1456 dacz den
Klemingern (Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich 4, 144).365
C. Das Wort Klamm f. ,enges Tal, Bergspalte, Schlucht4 hat seine Hauptver-
breitung im oberdeutschen Sprachraumü'6
In Südhessen finden sich mit Klamm gebildete Flurnamen nur im äußersten
Südwesten des Odenwaldes als nördliche Ausläufer des oberdeutschen Gel-
tungsbereichs (HessFlnAtl Karte 92 und Kommentar): Im oberen Rheineng-
tal ist das Namenwort nur ein einziges Mal in dem Flurnamen 1521 im
Clamen nachzuweisen (HALFER 1988, 75, Nr. 90). Südhessische mit Klamm
gebildete historische und rezente Flurnamen bezeichnen ,Bergspalten,
Schluchten, enge Täler4 u. ä. Das Namenwort kommt entweder als Simplex
oder aber als Grundwort eines zusammengesetzten Flurnamens vor. Die Über-
lieferung setzt im 16. Jahrhundert ein, vgl. die historischen Flurnamen zwi-
schen der Klammen (Rothenberg, 1556), die glam hinauß (Hornbach, 17. Jh.,
kop. 1771) (SHessFln 574). Das Wort ist in Südhessen auch als Appellativ
lebendig (SHessWb 3, 1363).
Das als Appellativ lebendige Wort Klamm f. ,Schlucht, Hohlweg4 und
,Wasserrinne, Wasserschlucht4 findet sich in den rheinland-pfälzischen Land-
kreisen Kusel und Kaiserslautern sowie im Saarpfalz-Kreis (mit Zweibrü-
cken), im Lkr. Südwestpfalz (mit Pirmasens) und im Donnersbergkreis
(Rockenhausen). Das Lemma ist außerdem in einer Urkunde aus dem Jahre
1535 aus St. Ingbert belegt (die Glam herauf da stehet ein stein), wobei ent-
sprechende Flurnamen bereits im 14. Jahrhundert nachzuweisen sind (siehe
Abschnitte A und D; PfälzWb 4, 262f.; ZINK 1923, 138: die Überlieferung
der mit Klamm gebildeten Flurnamen beginnt dort erst im 16. Jahrhundert;
ZINK setzt - etwas voreilig - den Verbreitungsschwerpunkt im ehemals
Zweibrückischen Gebiet an, woran sich unmittelbar das Bitscher Land an- * 165
',l4 Der Name gehört nur hierher, falls er als ,Felsen bei einer Klamm4 zu interpretieren
ist.
165 Bach verzeichnet nur rezente Ortsnamen: Partnachklamm bei Partenkirchen (Bach
II, 1, 255, § 287) und Klammbach für den westlichen Quellfluss der Glan in Kärn-
ten (Bach II, 2, 542, § 737).
466 Zu oberdeutschen Flurnamen vgl. Buck 1931, 138. Vgl. auch Schnetz 1997, 33:
„In den Alpen [ist] häufig Klamm .Felsenge4.“
339
schließt). Nordwestlich finden sich entsprechende Flurnamen im Rheinfränki-
schen - in den Landkreisen Birkenfeld und Bad Kreuznach (DlTTMAIER 143).
Niederlahnstein (bei Koblenz) am Mittelrhein innerhalb der ehemaligen
Rheinprovinz bietet den nördlichsten Einzelbeleg (DlTTMAIER 143; vgl. auch
Halfer 1988, 75, Nr. 90). Klamm ist als flurnamenbildendes Wort auch im
Moselfränkischen (im Rhein-Lahn-Kreis) verbreitet (Dittmaier 143). ln den
rheinischen Mundarten (RheinWb 2, 1250f. und 4, 604) ist Klamm f.
,Schlucht, Spalte, Stelle am Bach, wo von beiden Seiten sich steile Felsen her-
andrängen; enges Tälchen' als Appellativ belegt, und zwar in den Gebieten
von Kreuznach, Birkenfeld, Simmern, Meisenheim, St. Wendel und Saarbrü-
cken (im Saarland sehr oft in der Form glam); häutig wird das Wort im Plural
verwendet. Eine weitere in den Mundarten geltende Bedeutung ist .Wasser-
schlucht; Straßenrinne', eine Bedeutung, die auch in der Mundart des Saar-
brücker Raumes zu gelten scheint (vgl. SCHÖN 117). Im Saarland kommt
Klamm in der Lautform glam vielfach auch in Flurnamen vor (DlTTMAIER 143).
DtLothrWb 291 nennt für Lothringen Klam f. ,enge Schlucht4 und ,ein
vom Wasser eingerissener tiefer Einschnitt im Feld'. Das Lothringische zeigt
auch eine Sonderentw'icklung zu .Sandgrube' (ebd.).
Im nördlichen Eisass - in der Mundart der Stadt Straßburg, in Zornthal,
Hanauerland und Lobsann (Arr. Wissembourg / Weißenburg) - ist das Wort
Klamm f. .Engpass, Schlucht, steiler Hohlweg' appellativisch in Gebrauch
(ElsWb 1, 492). HistWbEls 148 nennt einige mit Glamme f. .Spalte, Hohl-
weg' gebildete historische Flurnamen (z. B. uf die glamme), deren Überliefe-
rung bereits im 13. Jahrhundert einsetzt.
In Nordbaden findet sich Klamm f. .schmaler Einschnitt zwischen zwei
Höhen', mundartlich glam f. .wasserlose, ansteigende Talbildung zwischen
zwei Höhen', glam f. .Landfalte, Tälchen' (in Pforzheim). Klammen f. PI.
.kürzere, tief eingerissene Tälchen von periodisch auftretenden Bächlein' ist
in Spessart bei Ettlingen belegt. Die Bedeutung .Hohlweg' kommt in
Nöttingen und Altenheim vor, die von .Bergspalte' in Oberweier bei Rastatt.
Als Simplex erscheint das Lemma auch in historischen Flurnamen: 1618 vf
die Klam in Oberweier bei Ettlingen, 1699 vorne vf die Clam in Malsch bei
Ettlingen (BadWb 3, 147). Ältere Flurnamen werden für den Kaiserstuhl ge-
meldet: 1359 in der Bergklumme", 1542 an der berck klimmen; 1567 an der
Bergklummen. Die Grundwörter Klimme und Klimmen stehen im Ablaut zu
Klamm f. im Sinne von .Hohlweg, Einschnitt zwischen zwei Höhen'
(Wenninger 1997, 118).367
Das Schwäbische Wörterbuch nennt Ortsnamen zu Klamme f. .Schlucht,
Felsenge': klamm, auf klamme, klamm-gasse, -holz, -köpfe, -wald\ klammen-
aeker, -äcker, -bäum etc. (SchwäbWb 4, 442). Das Lemma ist auch als Ap-
pellativ in den Gebieten Neuenbürg und Hohenzollern lebendig.
367 Vgl. auch Keinath 1951,56 und 192.
340
In der bairischen Mundart bezeichnen Klamm f. und Kläm (Geklümml) n. ei-
ne Bergspalte oder Bergschlucht, meist mit einem dauerhaften oder nur nach
Regentallen sich bildenden Rinnsal (BayWb 1, 1329; VOLLMANN 1926, 22).368 * * 371 372
Im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich wurde der Buchsta-
be K- noch nicht publiziert;364 Das Tirolische Idiotikon registriert aber Klamm
m. ,Bergspalte, Schlucht4 mit appellativischen Belegen seit dem 15. Jahrhun-
dert (SCHÖPF/HOFER 319f.). Das Wörterbuch der Tiroler Mundarten verzeich-
net Klamme, Klamm f. ,Felskluft, Bachklamm4, mit Hinweis auf den rezenten
Flurnamen bei Lüsen klqmmst (SCHATZ 1,326).
In der Schweiz erscheint Chlamm m. ,Name einer Talenge4; Das Wort ist
bei Zürich appellativisch in Gebrauch. Eine Sonderentwicklung zeigt Chlamm
m. ,Geleise in der Strasse4 im Kt. Bern bei Oberemmental (SchweizId 3,
643T). SchweizId 3, 1266 verzeichnet außerdem Lamm ,Wasserschlucht4
(wahrscheinlich) als eine Nebenform zu Chlamm. Klamm ist also in der
Schweiz nicht in der Bedeutung ,Bergspalte4 lebendig, im Gegensatz zum
Bairisch-Österreichischen und angrenzenden Mitteldeutschen sowie zum El-
sässischen und Schwäbischen.' 11
D. Das Namenwort ist im Untersuchungsraum sowohl als Femininum - in
Bühl (Saarburg) 1309 or. lat. vf der glamin - als auch als Maskulinum - in
Böckweiler: 1564 kop. ca. 1564 dt. der ormhacher glame - anzutreffen (vgl.
Abschnitt B). Als Simplex und Grundwort kommt Klamm (im Saarland mehr-
fach glam) auch in historischen Flurnamen vor: Die Überlieferung setzt in der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein, vgl. in Bühl (Saarburg) 1309 or. lat. vf
der glamin. Die -e/7-Formen sind als Pluralbildungen zu interpretieren. Die
mit Klamm- als Bestimmungswort zusammengesetzten historischen und re-
zenten Flurnamen können unter Vorbehalt auch zu mhd. klam Adj. ,eng,
dicht; knapp, zu wenig4 (LEXER 1, 1603) gezogen werden und die Gelände-
form bzw. die Bodenqualität bezeichnen. ' 1
Das Wort steht im Saar-Mosel-Raum in Konkurrenz zu westmoselfränkisch
Grät (Namenartikel Nr. 12) sowie zentralsaarländisch Humes und seine ur-
sprüngliche Westgrenze als Appellativ fällt mit der Grenze von Grät zusam-
men.' " ZINK 1923, 138 geht von einem Verbreitungsschwerpunkt im ehemals
Zweibrückischen Gebiet aus, was wohl eher einer vorwiegend pfälzischen
Perspektive geschuldet und nach dem Kartenbild (vgl. Abb. 48) nicht mehr
6X Zu oberdeutschen Flurnamen vgl. Buck 1931, 138.
'f’11 Publikationsstand Anfang 2009: A, B, P, C sowie Teile von D und T.
' 0 Dieser im Schweizerischen nicht lebendige Gebrauch des Wortes hat andererseits in
schwed. klämma, hergklämma seine genaue Parallele, vgl. Rosenfeld 1950, 69.
Vgl. auch Kolb 1957, 12, Fußnote 1.
371 Vgl. Jung 1985, 103.
372 Schorr 2000, 38f.; Bauer 1957, 267f.
341
haltbar ist. Die bis zur Mosel reichenden Klamm-Formen stellen einen Vor-
stoß oberdeutschen Sprachgutes nach Norden und Westen dar (vgl. z. B. die
Flurnamen in Bébing, Bühl, Macheren usw. oben unter Punkt A). ' ' Klamm-
Flurnamen breiten sich in unserem Untersuchungsraum aus der Pfalz vorsto-
ßend über Saarbrücken (im sogenannten Pfalzkeil) bis fast an die Sprachgren-
ze an der Deutschen Nied aus. Es lässt sich dementsprechend die Verbreitung
dieses Namenwortes entlang der Altstraße von Worms nach Metz über Kai-
serslautern und Homburg sehr gut verfolgen. Das südliche Vorkommen bilden
Flurnamen an Eichel und oberer Saar, die Anschluss im Eisass haben (im
Untersuchungsraum kommt das Wort vereinzelt im Krummen Eisass vor).’74
Das Wort gehört insgesamt in südliche, oberdeutsche Zusammenhänge.
(M. V.) * 1
373 Bauer 1957, 267f. Sprechkarte 4 und Kartenbeilage 6.
1 4 So Schorr 2000, 48f. und Karte 18; zur Expansion dieses Wortes bis in den Süden
des Regionalverbandes Saarbrücken vgl. Bauer 1957, 267f. Sprechkarte 4 und Kar-
tenbeilage 6.
342
Nr. 42
Matte f. , Wiese4
A. (Stark gekürzte Auswahl)
Abreschviller / Alberschweiler (Lq): 1260 or. lat. kreychmathe (AD MM B
742 Nr. 2), 1693 or. dt. oben an der langmatten / die grassmatt genantt (AD
Mos E suppl. 166 1 CC 1), 1747 kop. 18. Jh. frz. oberhalbs dem hazelmatt (AD
MM E 67 fol 60), o Languemotte. Abtei Hesse: 13. Jh. E. lat. in bretthemattin /
in sur mis mattin (AD MM B 742 Nr. 68), 14. Jh. A. dt. zu testhmatte / in thess-
matte / zu thesmatte (AD MM B 742 Nr. 68). Buhl-Lorraine (Sb): 1304 or. lat.
thugemat / zu wolfartesmaten (AD Mos H 4713-1), 1439 or. dt. der dutzschen
Herren matten / in der burgers matten (AD Mos H 4713-4,1), 1486 or. dt. in
burgers matte (AD Mos H 4713-4,2), 15. Jh. or. lat. zu matemulen (AD Mos G
1903 bis fol 55r), o Wustmatt [vujt'mat], Oben an der wustmatt [o:vo an de
'vujtmat], Grossmatt [krors'mot], Garten von der grossmatte [gattton an de
'kro:smot], Biebermatt ['bi:bemat], Hellmattfeld [helmat'felt], Helmesmatt
[helmots'mat], Hubelsmatt [hubols'mat], Langmatt [loij'mat], Morsmatt
[mo:ßs'mat], Ochsenwithsmatt [oksovmts'mat], Waldmatt [valt'mat] [volt'mat],
Bentzmatt [bentso'mat], Bruckmatt ['prukmat], Galgenmatten ['golgomat],
Kolmatten ['kodmoton], Neumatt ['noomat] [noo'mat], Vor an der neumatt ['fo:e
an de noomat], Oben an der neumatt [o:bo on de 'noomat], Schultzmatt
['Jultsmat], Brentzmatt [bentso'mat], Burgersmatte ['bYngnmoto], Haspelmatt
['hojpolmot]. Burbach (Dr): 1294 kop. 1588 dt. die hasenmadt (LA Sp F 1/114a
Felsp fol 108r), 1734 or. dt. in der ohmbrunner matt / auff der wustmatt / auf
dem allerberg gegen die scherers matt / bey der creutz matt / in der grittinger
matt / in der neumatt / in der oberst berger matt! in der unterst bergermatt / in
der haasenmatt (AD BR 8 E 434 Nr. 2), o Wustmatt, Noimattebärsch
[noimate'berj], Rammelsmatt [ramols'mat], Nästelsmatt ['nejtolsmat], Gritt-
lingermatt [gritirjB'mat], Neumatt [no'mat], Am neumatter weg [noimatn'va:j].
Woist auf bergermatt, Bergermatt [berjVmat], Weyartenmatt [vaiemat],
Wüstmatt [vujt'mat], Hasenmatt [ha:zo'mat], Mühlmatt [mido'mat], Butten
(SU): 1346 kop. 1588 dt. die lange maden uff der alten baiche / wegen der
langen matten uff der alten bach (LA Sp F 1/114a Felsp), 1374 or. dt. an der
hasenmaten (Herrmann Regesten, 461), o Pfaffenmatt [pofo'mot], Weyers-
matt [vems'mat], Ohmermatt ['omtsmot], Grammermatt [kromo 'mot], Bruch
matt [pru:x 'mot], Bey der bruchmatt, Sauermatt [zy:e 'mat], Oben an der sau-
ermatt [o:vo an dn 'zy:nmat], Bey der hohlermatt [hodo'metol], Bey der
koesselmatt ['ke:smetol], Goschwillermatt [gojveln 'mat], Bornmatt ['bunnnat],
Langmatt ['lorjmot], Imensmatt ['imosmot], Bauersmatt ['bu:nmat], Grossmatt
,75 Kriterium: Erstbeleg bis 1350.
343
[kro:s 'motj. Dalhain (CS): 1292 or. lat. in bredemade (AD MM H 3213), 1351
or. lat. in der sürermathen (AD MM H 3213), o Urmatt, Dolormatt. Dieuze /
Duß (Di): 1346 or. frz. zu languemaden / zu hönettesmaden (AD MM B 658 Nr.
17), 1346 or. frz. off der bonemaden / zu languemaden (AD MM B 661 Nr. 7).
Donnelay (Vi): 1311 or. lat. languemaden (AD Mos G 286-9), 1394 kop. 17.
Jh. frz. mettel ou petitpreys (AD Mos G 286-4), 1757 or. frz. woismade / mals-
made / wilbremadt / en lenchmadt / lanchemade (AD Mos G 278), o Malle se-
matte, En chemades. Fraquelfing (Lq): 1238 or. lat. pratum meum quod uoca-
tur uulgariter stigelmate (AD MM H 576). Fribourg (Re): 1301 kop. lat. iuxta
mawesmaten (AD Mos H 4703-1), 1373 kop. 1515 lat. chaptesmate / supete-
mate (AD MM B 742 Nr. 19), 1723 or. frz. en rompmadt / a la haidmatte / en
speismadt / en hapezmadt / en sompmadt l en feltchemadt / en sourmadt / sur
altsourmadt / en knormad / en remadt ! en la rebmadt (AD Mos G 92), o
Classemath, Sur classemath, Sur langmatt, Haut de langmatt sur greling,
Prairie du haut de langmatt, La zingarte sur langmatt, Langmatt en bas, Nis-
bille sur langmatt, Grandes rayes de fessematt, Le thiematt, Jardins du thie-
matt, Sous les jardins du thiematt, Ray matt. Le haut de raymatt. Sur le clos du
raymatt, Clos du raymatt, Terre de raymatt, Haut d'aromatt. Harskirchen
(SU): 1331 kop. 18. Jh. dt. in der weder matten (Herrmann Regesten, 266),
1759 or. dt. matten / in der willermatt gärten / in der willermatt etzel / in der
teutschmatt / in der bruchmatt / die bruchmatt wend / auf der schwartz matt /
in der schwartz enders matt / in der rimmersmatt / auf der schleckmatt / in der
kirchmatt / in der wassmatts dell / in der loewels matt / in der neuweyermatt /
in der wehnerts matt / unter der bergers matt (AD BR 8 E 182 Nr. 10-12), o
Weirsmatt ['veresmat], Deckerschmatt [deküj'mat], Münnismatt ['mymsmat],
Teuschmatt [ditfmat], Waldmatt ['valtmat], Bruchmatt ['bru:xmat], Auf der
bruchmatt [uf dB 'bru:xmat], Schwartzmatt ['Jvantsmat], Rümmersmatt, Neu-
ling onzieme gewand hinter der remersmatt, Schleckmatt ['Jlekmat], Auf
schleckmatt [uf de 'Jlek], Schleckmattebärsch [Jlekmato'beEj], Hattenrech
['matonrejt], Loewelsmatt ['le:v3lsmat], Neuweyermatt ['neivkumat], Schwa-
berten matten [jvcrbütan'mat], Wehmersmatt [Vemsmat], Bergers matt I ber-
gersmatt [beBgnJ'mat], Willermatt ['vilumot], Willermattweeg [vilematB've:i].
Hellering-les-Fenetrange (Fe): 1348 or. lat. in niderste mathe / in
araltzmathe I in oberste mathe / in meynige mathe (AD Mos H 4720), o
Lieden matte feld [litmat ‘feit], Paffen matte ['pofsmot], Mühl matte
['midmot], Schulzensmatte [ jultsssmot], Dorsmatte ['doefmot], Nieder matte
['nidamot], Ober-matte ['evamot], Nieder vald matte [nida 'voltmot],
Valdmatte [Voltmot], Neben der matte [ne:v3 de ’mot], Oben an der langmatte
[o:v3 on de 'bqmot], Ober lang-matte [ovb 'bpmot], Langmatte ['bqmot],
Lieden matte [lit 'mot]. Hesse (Sb): 1259 or. lat. in breitemate / in wurmate /
in dormate / ad vomaten / in vomate (AD MM B 742 Nr. 3), 1298 or. lat. zu
dormaten I in breite malen (AD MM B 742 Nr. 11), 13. Jh. E. lat. aput hessen
344
peciam prati in breethen maten (AD MM B 742 Nr. 68), 1303 or. lat. an
firmersmatten / zu spormatten / an der nider sarmatten / an der hindermatten
(AD MM B 742 Nr. 12), 1460 or. dt. neben stürmerssen matte / uff die
ßrmessmatte (AD MM B 742 Nr. 38), 1504 or. dt. an der hinder matten wege
(AD MM B 742 Nr. 50), 1506 or. dt. in der obersten gersshelmatten (AD MM
B 742 Nr. 57), 1547 kop. frz. a la valtematte-au prey du bois / es saarmatte /
a la dormatte (AD MM H 588), 1573 or. dt. inn gerscher maten / von juncker
hetzels matten (AD Mos 8 F 5 Nr. 1), 1679 or. frz. ez saarmatte I a la
hinguermatte I a la valtematte I a la dormatte (AD MM H 588), o Valdmatt,
Sur le chernin de valdmatt, Hingermatt, Entre vespack et hingermatt.
Hinsingen (SU): 1331 kop. 18. Jh. dt. in der hinsinger madt (Herrmann
Saarwerden, 266 / AD BR 25 J Nr. 181), o Neumatt [nao'mat], Sprenckmatt
['jprepmat], Bey der sprenckmatt ['Jprenkmat], Obig der sprenckmatt, Hinten
auf die sprenckmatt, Neumatten etzlen, Schitzenmatten ['Jitsamat], Neuwend
auf den altmatterweeg 2.-3. gewand neuwend auf die kehmatten [naovint of de
'ke:lmat], Kehlmatten ['kodmata], Hilsermatt ['hilsemat], Hinsermatten
[hilse'mat], Hintzermatt auf den freywald [hintsemat aof de 'fraivalt], Bach-
matten, Spitzmatt ['Jpitsmat], Auf die spitzmatt ['Jpitsmat], Klein spitzmatt
['Jpitsmat], Dürrmatt [due'mat], Grosmatt [’gro:smat], Altmatter week
[altmate 've:k], Iniling (Sb): 1332 or. lat. in breytemate / in nidermaten / in
nidmaten (AD MM H 3223), 1625 or. dt. in monschins madt / in korinss madt
(AD Mos H 4703 Nr. 2), o Petite bormatt, Terres sur bormatt, Grande
bormatt. Kerprich-Ies-Dieuze (Di): 1334 or. frz. en languemade (AD MM H
1250), 1357 or. frz. zu languermaden / in der oberste langue maden / in der
nidersten langue maden / in der oberste languemaden / in der nidersten
languemaden l in der hümaden (AD MM H 2477), 1571 or. dt. in der hob-
matten (AD MM G 1060), 1636/37 kop. frz. en allermadt / sur dallermadt / en
la homadt / en la langmadt / en kegelsmadt (AD MM H 2477), 1792 or. frz.
langmatt / kelles math / sur la halmath (AD MM G 1060). Kirrberg (Dr):
1311 or. lat. zu bothemathen / dellemathen / zu dellematen l zu wesserlingen
in langemathen (AD Mos H 4729-1), o In der breitmatt, In der wüstmatt [in
do 'vY^tmet], Ober der lehrmatt [ovb de 'le:nmet], In den ohlingermatt, In der
oflinger matt, In der dorfflingermatt, In der stoeckelbornermatt [in da
Jtekolbonnn'mat], Ober der stoeckelbornermatt [o:v9 im Jtekslbotmn'mat], Auf
dem hochfeld unten an der neumatt ['ofm ho:felt hids am noi'mat], In der jun-
kermatt ['of da jopgamat], Bei den ischerthaler matten [bi da ljbdadE 'mota],
Auf der helleringer matt ['of da hebripn mat], In der helleringer matt [in da
helaripn 'mat], Hinter der hockenmatt [hintn dn 'ho:kamat], Auf der hockenmatt
[in da 'ho:kamat], In der bethmatt [in da bo:t'mat], In der bothmatt / -rothmatt
['in da 'bo:tmet], Unten an der bothmatt / -rothmatt ['epa an da 'bo:tmet], Ober
der rothmatt / -bothmatt [owe dem 'bo:tmet], In der thalmatt [in da 'talmet], In
der vogelsmatt [in de 'fo:galsmat], In der dürrmatt [in de 'dYemet], Auf der
345
dürrmatt [uf dn 'dyiumet], In der landermatt [in da 'landamet], Auf der
landermatt [of dn 'landamet], Langersmatt et hungersberg (s) [huqn'benrg], In
der pettmatt [in da pet'met], Auf pettmattenberg [ofm petmetn 'beng], Am
pettmattenberg / -pettmafterberg [am petmetn 'betig], In der schwertfegersmatt
[in da JvemtfeijBs'mat], In der schaeffersmatt [in da 'Jeifnsmat]. Landange
(Lq): 1304 or. lat. in der wuchen-Iwuthenmathe (AD Mos H 4734-2), 1310 or.
lat. zu smalenmathe (AD MM H 582). Lorentzen (SU): 1294 kop. 1588 dt.
hasenmada (LA Sp F 1/114a Felsp fol 108), ca. 1759 or. dt. in der bauchlach
matten / im brühlmatten / in der cappel matt / oben am fillmatt / in der hew
matt / auf der rössmatt / oben an der rössmatt / oben am rössmatter allmend l
hinter der wüst matt / auf der grossen haassmatt / in der kleinen haassmatt /
in der brück matt / wadmatt / in der gäntzmatt / au ff der weyers matt / unten
an der bremm matt / in der werschinger matt / in der götzmatt (AD BR 8 E
274 Nr. 1), o Hinter den langmatten [hepn de lap 'mata], Hinter der wustmatt /
- wüstmatt, Ober der hassmatt ['evnjt ha:smat], Grosshassmatt [kro:s
'ha:smat], Kleinhaasmatt [klein 'ha:smat], In der neumatt, Wadmatt [ va:tmat],
Kaesmatt ['ke:smat], Gaentzmatt ['yensmat], Ober der gaentzmatt, Breittmatt
[pre:t'mat], Klein weyersmatt [vemfmat], Gross weyersmatt, Auf die weyers-
matt, Brückmatt / bruckmatt [prekmat], Unten an der bremmatt [prem'mat],
Ellerlachmatt, In der goetzmatt ['getsmat]. IVlolring (Al): 1304 kop. 1694 frz.
le wingesmadt / sur le plattermadt / sur guebel mad / platter madt / sur I en-
demadt (AD MM H 2480). Postroff (Fe): 1295 or. lat. zw brethematen / an
brethematen (AD Mos H 4746-1), 1723 or. frz. breitt matt / naumatt / hinder
aussrodermatt / vberschinger matt gartten / oberst lichel matt / lamberts matt /
alt matt / Schneider matt / oben am schnider mattel / vberschinger matt / egen
matt / potz matt / potz mattel / auff hinders ten rodermatt / ruder matt / kalbe r
matten / kalbermatt gartten / kohl matt / vnder an der kohl matt / jenseit der
kimmers matt / kummers matt / habis matt / vor dem breitt matt l oberst eychel
matt / vndersten eich matt / vnder st eich matt gartten (AD Mos E depot 555 1 G
1), o Breitt matte, Vor dem breitt matte, Hinter naumatte, Nau-matte garten,
Vor der ausrodermatte, Lambertsmatte, Alt matte. Bei alt matte, Eich matte,
Schneider mattel, Oben am Schneider mattel, Oberschinger matte, Uber-
schinger matte, Eger matte, Potz mättel, Auf roder matte, Vor der woust mat-
te, Kelber matte, Kohl-matte, Under an der kohlmatt. Under an der kohl mat-
te, Kimmers matte, Habis matte, Prest matte. Reding (Sb): 1315 or. lat. mey-
wis mathe (AD Mos H 4748), 15. Jh. or. lat. in breite mähten (AD Mos G
1903 bis fol 48v), 15. Jh. or. lat. zu breitenmahte (AD Mos G 1903 bis fol
13lr), 1573 or. dt. die stock matt / die kellers matt / die froll matt / in der
rormatt / vff die wellers mattenn / uff wolffs acker matt / die ertelfinger matt /
die gross reissmatt I die dein reissmatt / in der muss matten / inn der rüss
matten (AD Mos 8 F 5 Nr. 1), 1671/72 or. frz. kappelmatt! sur capeimatte /
en welschermatt / en la kabsmatt / la bouchmatt / en la surmatt / en mihl-
346
stettmatt / en breidtmatt / phaffenmatt / en eckelsmatt ! en rissmatt / sur la
rismatt / la mönigs matt / sur eichmettel / en la eichmatt / dattwillersmatt / en
danckmatt / en la chaumatt / e« simetketterlesmatt / e« schingelßngermatt / e«
haut la bourmatt / en brismatt / cv? ibingermatt / e/7 neubronmatt (AD Mos 8 F
10), o Franck matt [fronk 'mot], Velschermatt [velje 'mot], Kaps matt [ko:ps
mot], Rivinger matt [rivige 'mot], Boucher matt [bu:xo 'mot], Kabels matt feit
[kebolsmot 'feit], Rehmatt [re:'mot], Sourmatt ['zummot], Milmatt ['mklmot],
Mihlstasmatt ['milj'tet mot], Breitmatt f'praitmot], Thafenmatt, Stockmatt
['jtokmot], Valmatt [volt'mot], Rismat feit [rismat 'feit], Rormatt [rom'mot],
Rormatt feit [rommot'felt], Minismatt [mims'mot], Auf minismatt [uf mi-
ms'mot], Alt matt [oit 'mot], Almatt [oit 'mot], Buben stranck matt
[buboj’tronk'mot], Brühl matt [pri:l 'mot], Kelersmatt [keles'mot], Danckmatt
[donk'mot], Sche/menacker matt [felmonokrs 'mot], Stockmatt [Jtok'mot],
Chamatt [fo'mot], Veiner matt, Neubrunen matt [neipruno 'mot], Eich matt [aiç
'mot], Echelsmatt [eiçols'mot], Klein eichers rnattel [klein 'aiçolsmetol], Die
eich matt garten [de aiç mot 'gonto], Aichmattkroowe [aiçmat'kroivo]. Saint-
Jean-Rohrbach (Sa): 1316 or. lat. in falkemathen (AD Mos Fl 4750). Trois-
Fontaines / Dreibrunnen (Sb): 13. Jh. E. lat. apud dormattin (AD MM B 742
Nr. 68), o Dornmatte ['do:nmot], Dernmatte ['dommot / dor'mat].
Historische Belege auch in:
Achen (Rb), Barst (SA), Berg-sur-Moselle (Ca), Bierbach (SI), Biringen
(Sl), Bitche / Bitsch (Bi), Blickweiler (Sl), Boulay-IVloselle / Bolchen (Bo),
Dédeling (CS), Destry (Gt), Dilsburg (SB), Einöd (Hb), Fraulautern (Sl),
Freistroff (Bv), Gogney (Bl), Groß-Hemmersdorf (Hemmersdorf) (Sl),
Halstroff (Si), Hestroff (Bv), Hilsprich (Sa), Kerprich-aux-Bois / Kirch-
berg am Wald (Sb), Landroff (Gt), Leidingen (SI), Macheren (SA), Mance
(Br), Nitting (Lq), Petit-Ebersviller (SA), Pontpierre / Steinbiedersdorf
(Fa), Reimsbach (MW), Rhodes (Sb), Rodemack / Rodemachern (Ca),
Saint-Médard (Di), Sarreguemines / Saargemünd (Sg), Schmittviller (Rb),
Sinz (MW), Sotzeling (CS), Tarquimpol (Di), Villing (Bv), Volkrange (Ha),
Walpershofen (SB), Webenheim (Hb), Wiesviller (Sg), Wittersheim (Sl),
Woelfling-lès-Sarreguemines (Sg).
Amtliche Belege auch in:
Adamswiller (Dr), Altwiller (SU), Arzviller (Pb). Ballweiler (SI), Baronville
(Gt), Bazoncourt (Pa). Béchy (Pa), Bellange (CS), Bérig-Vintrange (Gt), Ber-
ling (Pb). Bickenholtz (Fe), Bining (Rb), Bissert (SU), Bistroff (Gt), Brett-
nach (Bv), Brouderdorff (Sb). Brouviller (Pb), Chanville (Pa), Château-Bré-
hain (De), Chesny (Ve), Coin-lès-Cuvry (Ve), Coin-sur-Seille (Ve), Corny-
sur-Moselle (AM), Danne-et-Quatre-Vents (Pb), Dannelbourg (Pb), Dieb-
ling (Fb), Éguelshardt (Bi), Erckartswiller (PP), Ernestviller (Sa), Esch-
bourg (PP), Féy (Ve), Foulcrey (Re), Fremersdorf (Sl), Givrycourt (Al),
347
Goerlingen (Dr), Goetzenbruck (Bi). Gondrexange (Re), Grosbliederstroff /
GroBblittersdorf (Sg), Grostenquin / GroBtannchen (Gt), Grundviller (Sg),
Guébestroff (Di), Guéblange-lès-Dieuze (Di), Guenestroff (Di), Guntzviller
(Pb), Hangviller (Pb), Henridorff (Pb), Hinckange (Bo), Hultehouse (Pb),
Insviller (Al), Jussy (AM), Keskastel (SU), La Petite-Pierre / Lützelstein
(PP), Lemoncourt (De), Leyviller (Gt), Lichtenberg (PP), Lindre-Basse (Di),
Lixheim (Pb), Lohr (PP), Lorry-Mardigny (Ve), Luppy (Pa), Maizeroy (Pa),
Marieulles (Ve), Marsal (Vi), Mécleuves (Ve), Mégange (Bo), Meisenthal
(Bi), Metzeresche (Mv), Mimbach (Hb), Mittelbronn (Pb), Monneren (Mv),
Montbronn (Rb), Mouterhouse (Bi), Mulcey (Di), Nousseviller-lès-Bitche
(Vo), Ottwiller (Dr), Peltre (Ve), Phalsbourg/ Pfalzburg (Pb), Piblange (Bo),
Plaine-de-Walsch (Sb), Pournoy-Ia-Grasse (Ve), Puberg (PP), Ratzwiller
(SU), Rauwiller (Dr), Raville / Rollingen (Pa), Reipertswiller (PP), Rénie-
ring-lès-Hargarten (Bv), Rexingen (Dr), Reyersviller (Bi), Rohrbach-lès-
Bitche (Rb), Rolbing (Vo), Rosteig (PP), Saint-Jean-Kourtzerode (Pb),
Saint-Louis (Pb), Saint-Louis-lès-Bitche (Bi), Saint-Privat-lès-Metz (Me),
Sarrebourg / Saarburg (Sb), Saulnv (Me), Schalbach (Fe), Schoenbourg
(PP), Servigny-lès-Raville (Pa), Siltzheim (SU), Soucht (Rb), Sparsbach (PP),
Sturzelbronn (Bi), Teting-sur-Nied (Fa), Thal-Drulingen (Dr), Thil (Lo),
Überherrn (SI), Vallerange (Gt), Vannecourt (CS), Varize / Waibelskirchen
(Bo), Vaxy (CS), Vescheim (Pb), Villers-Stoncourt (Pa), Villers-sur-Nied
(De), Volstroff (Mv), Waldhambach (Dr), Wingen-sur-Moder (PP), Win-
tersbourg (Pb), Wittring (Sg), Woustviller (Sg), Wuisse (CS), Zittersheim
(PP).
Historische und amtliche Belege auch in:
Achain (CS), Albestroff (Al), Angviller-lès-Bisping (Fe), Assenoncourt
(Re), Asswiller (Dr), Avricourt (Re), Azoudange (Re), Baerendorf (Dr),
Baerenthal (Bi), Bassing (Di), Bébing (Sb), Bénestroff / Bensdorf (Al),
Berg (Dr), Bermering (Al), Berthelming (Fe), Bettborn (Fe), Bettwiller
(Dr), Bidestroff (Di), Bischtroff-sur-Sarre (SU), Bisping (Fe), Blanche-
Eglise / WeiBkirchen (Di), Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg), Bourdonnav
(Vi), Bourgaltroff (Di), Bourscheid (Pb), Bous (SI), Brouck (Bo). Burlion-
court (CS), Bust (Dr), Château-Voué / Dürkastel (CS), Condé-Northen /
Contchen (Bo), Conthil (CS), Créhange / Kriechingen (Fa), Cutting (Di),
Dabo / Dagsburg (Pb), Dehlingen (SU), Desseling (Re), Diedendorf (SU),
Diemeringen (Dr), Diffembach-lès-Hellimer (Gt), Dolving (Fe), Domfessel
(SU), Domnon-lès-Dieuze / Dommenheim (Di), Drulingen (Dr), Durstel
(Dr), Éblange (Bo), Enchenberg (Rb), Ennery (Vy), Erstroff (Gt), Eschwil-
ler (Dr), Eywiller (Dr), Farébersviller (SA), Fechingen (SB), Fénétrange /
Finstingen (Fe), Flastroff (Si), Fleisheim (Fe), Francaltroff (Al), Frohmuhl
(PP), Furschweiler (SW), Garrebourg (Pb), Gehweiler (SW), Gelucourt /
Gisselfingen (Di), Gosselming (Fe), Gréning (Gt), Guebenhouse (Sg),
Guébling (Di), Guermange (Re), Guinkirchen (Bo), Guinzeling (Al),
348
Gungwiller (Dr), Haboudange (CS), Hambach (Sg), Hampont (CS), Har-
reberg (Sb), Haselbourg (Pb), Hattigny (Lq), Haut-Clocher / Zittersdorf
(Sb), Haute-Vigneulles / Oberfillen (Fa), Hazembourg (Sa), Hellimer (Gt),
Hérange (Pb), Hettange-Grande / Großhettingen (Ca), Hilbesheim (Fe),
Hinsbourg (PP), Hirschland (Dr), Hoff (Sb), Hommarting (Sb), Hommert
(Sb), Honskirch (Al), Hoof (SW), Hoste-Haut (SA), (nglange (Mv), Ins-
ming (Al), Juvelize (Vi), Kalhausen (Rb), Kappelkinger (Sa), Langatte /
Langd (Sb), Languimberg (Re), Le-Val-de-Guéblange (Sa), Léning (Al),
Lhor (Al), Lidrequin (CS), Lidrezing (Di), Lixing-lès-Rouhling (Sg),
Lostroff (Al), Loudrefing (Al), Lutzelbourg (Pb), Mackwiller (Dr), Mai-
zières-lès-Vic (Vi), Marimont-lès-Bénestroff / Morsberg (Al), Marthille
(De), Métairies-Saint-Quirin (Lq), Metting (Pb), Mittersheim (Fe), Mor-
hange / Mörchingen (Gt), Munster / Münster (Al), Nébing (Al), Nelling
(Sa), Nennig (MW), Niderviller (Sb), Niederstinzel (Fe), Oberstinzel (Fe),
Petersbach (PP), Petit-Tenquin (Gt), Pévange (CS), Pfalzweyer (PP),
Philippsbourg (Bi), Primsweiler (Sl), Racrange (Gt), Rahling (Rb), Réchi-
court-le-Château (Re), Réning (Al), Riche (CS), Rimsdorf (SU). Rodalbe
(Al), Romelfing (Fe), Saint-Jean-de-Bassel (Fe), Sarre-Union / Saarunion
(SU), Sarrewerden / Saarwerden (SU), Schneckenbusch (Sb), Schopper-
ten (SU), Schweyen (Vo), Siewiller (Dr), Struth (PP), Tieffenbach (PP),
Torcheville / Dorsweiler (Al), Vahl-lès-Bénestroff (Al), Veckersviller (Fe),
Vergaville / Widersdorf (Di), Vibersviller (Al), Vic-sur-Seille (Vi), Vieux-
Lixheim / Altlixheim (Fe), Vilsberg (Pb), Virming (Al), Vittersbourg (Al),
Voellerdingen (SU), Volksberg (Dr), Volmerange-lès-Boulay (Bo), Wal-
scheid (Sb), Weislingen (Dr), Weiterswiller (PP), Weyer (Dr), Wimmenau
(PP), Wolfskirchen (SU), Xouaxange / Schweixingen (Sb), Zarbeling (Di),
Zilling (Pb), Zimming (Bo), Zollingen (SU).
(Vgl. Abb. 49)
B. Matte f. , Wiese" geht auf westgerm. *madwö f. ,Wiese (zum Mähen)4 zu-
rück, welches sich zur Wurzel idg. *h2mehr ,mähen4 (LIV 279) oder, will
man den Dental nicht als Bestandteil des Suffixes sehen, zur gleichbedeuten-
den Wurzel idg. *met- (LIV 442) stellt. Plausibler scheint eine Rückführung
auf idg. *h2mehr (welches auch ahd. mäen, nhd. mähen zugrunde liegt) mit
dentalhaltigem Suffix, denn idg. *met- wird sonst nur im Italischen und Kelti-
schen fortgesetzt. Zu der dentallosen Verbalwurzel ist westgerm. *madwö mit
dem grammatischen Wechsel zeigenden Suffix vorgerm. -twö- gebildet (legt
man idg. *met- zugrunde, ist das Suffix -wö-).37<1 Die Grundbedeutung ist pas-
sivisch: ,Wiese, die gemäht wird4, ,zu mähende Wiese4. Im Mittelhochdeut-
schen sind mate und matte f. ,Wiese4 belegt (Lexer 1, 2060). Urkundliche
Belege stammen bis auf wenige Ausnahmen aus dem Alemannischen, speziell 376
376 Krahe/Meid 3, 1969, § 77; Kluge 1926, § 140. Vgl. auch Müller 1931, 177f.
349
aus dem Elsässischen (WMU 2, 1201 fl). Im Rechtssinne ist die Matte eine
Wiese, von der Heuzehnt geleistet wird (DRW 9, 364f.). Im Althochdeutschen
kommt das Wort in der Zusammensetzung matoscreg(h) m. ,Heuschrecke“377
bei Notker von St. Gallen vor (AhdWbSchüTZEICHEL 208; Splett I, 2, 604),
ferner in dem Toponym Mattenweg (inde in then Matten uueg) , Wiesen weg“
in der Hammelburger Markbeschreibung, die in einer Abschrift aus dem 9.
Jahrhundert überliefert ist (ChWdW9 572).
Im Westgermanischen finden sich weitere Lexeme, die wie Matte auf die
Wurzel *h2mehr ,mähen“ zurückzuführen sind. Unterschiede im Vokalismus, in
der Stammbildung und in der Semantik erfordern den Ansatz mehrerer Etyma:378 * *
Typ 1: Bildungen mit Suffix vorgerm. -twö- in der Bedeutung ,zu mähende
Wiese“. Hier sind zwei ablautende Untertypen zu unterscheiden:
Typ La: Formen mit Kurzvokal (westgerm. *madwö)\
Typ lb: Formen mit Langvokal (westgerm. *mcedwö).
Typ 2: Bildungen mit -/o-Suffix in der Bedeutung ,Mahd; das Mähen, Heu-
ernten, Heu, Wiese“ (westgerm. *mcepa-, z. B. in ahd. mäda, mhd.
mät n./f., aengl. mcep n., afries. meth).
Das Altsächsische vertritt mit mäd f. ,Matte, Wiese“ den Typ lb und mit
mätha f, ,Wiese“ den Typ 2; es gibt jeweils nur toponymische Belege (Holt-
hausen 1954, 49f.).
Mnd. mäde und mede f. ,Heuland, Heuwiese“ (MndHdWb II, I, 884 und
930) werden vom WestfFlnAtl Nr. 41, S. 201 wohl wegen des alten Langvo-
kals mit Mahd (Typ 2) verglichen. Jedoch können die mittelniederdeutschen
langvokalischen Formen mit inlautendem d lautgesetzlich nicht nur auf *mcepa-
(Typ 2), sondern auch auf *mcedwö (Typ lb) zurückgehen (MndGr §§ 317-
319). Es kommen also sowohl Typ 2 als auch Typ lb in Betracht. Da das Alt-
sächsische, wie oben dargestellt, diese beiden Typen fortsetzt, kann für das Nie-
derdeutsche keine der beiden Möglichkeiten ausgeschlossen werden. Fraglich ist
die Etymologie von mnd. mät ,Wiese, Heuwiese“, das nur im westlichen West-
falen belegt ist (MndHdWb II, 1, 923). Vielleicht hat hier im Westfälischen ei-
ne Entwicklung stattgefunden, die auch für das Niederländische beschrieben
wurde: Den Ursprung von mnl. mäte, einer südöstlichen Form, vgl. MnlWb 4,
1224, sieht Rentenaar 1972, 301 in einer endungslosen Nominativform, die
der Auslautverhärtung unterlag. An diese konnte zunächst in den obliquen Ka-
sus und dann auch im Nominativ das e-Flexiv antreten.1 l)
Zur Änderung des Ausgangswortes matschrecke zu Heuschrecke und häustaffel in
den Handschriften der elsässischen .Legenda aurea“ vgl. Kunze 2003, 2817 und
Karte 189.5.
378 Vgl. hierzu auch Steinhäuser 1952, 82f.; WestfFlnAtl Nr. 41, S. 201 f.; Kluge
546; Pfeifer 849.
' ; Zu weiteren Deutungsmöglichkeiten für mnd. mät, das durch westf. mäte f. (West-
350
Neben dem bereits genannten mäte werden die mnl. Formen müde, maet,
mede, meet, meed ,Weideland, Heuwiese1 genannt (MnlWb 4, 943f.; VROEG-
MnlWb 4, 2876f.). 'xn In Bezug auf deren Herkunft gilt das zum Mittelnieder-
deutschen Gesagte (vgl. auch Rentenaar 1972, 289 sowie De Vries 1971,
422).
Schließlich sind noch aengl. mced f., Gen. mcedwe ,Matte, Wiese, Weidel3SI
(HOLTHAUSEN 1974, 210) und afries. mede, med f. ,Wiese, Heuland‘ (Afries-
HdWb 319) zu nennen, die aus Typ 1b herzuleiten sind, sowie aengl. mcef) n.
,Mahd, Abmähung1 (HOLTHAUSEN 1974, 213) und afries. -meth, -meth usw. (n.)
in derselben Bedeutung (AfriesHdWb 327), die Typ 2 fortsetzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Hochdeutsche, das Englische und
wahrscheinlich auch das Niederdeutsche und das Niederländische setzen so-
wohl westgerm. *madwö / *mcedwö (Typ 1) als auch westgerm. *mcepa- (Typ
2) fort. Die Kombination von Vokalkürze mit Stammbildung durch vorgerm.
-Avö-Suffix (= Typ la: westgerm. *madwö) gibt es nur in ahd. mato-screg(h),
mhd. mate, matte, nhd. Matte. Das Wort Matte hat demnach keine genaue Ent-
sprechung in anderen westgermanischen Dialekten und ist insofern eine rein ale-
mannische Bildung. Die Verwandtschaft von Matte mit den oben genannten
westgermanischen Formen beschränkt sich auf die gemeinsame Verbalgrundla-
ge idg. *h2mehr ,mähen1 und (zum Teil) auf die identische Stammbildung.
Da Wiesen auch zur Abhaltung von Versammlungen verwendet wurden,* 382 *
konnte Matte die Nebenbedeutungen ,Versammlungsplatz1 und ganz speziell
auch .Treffpunkt tur Gauner1 entwickeln. Nach FEW 16, 542f. erklärt sich so
die Herkunft des Argot-Wortes mate f. ,endroit de Paris oü s’assemblaient les
filous1 und weiter des französischen Adjektivs matois ,schlau1: Ursprünglich
wäre das Adjektiv dann auf die Gaunerschläue bezogen gewesen.
Die Überlieferung der bei Müller 1931, 217-224 für Baden und Eisass-
Lothringen zusammengestellten Toponyme setzt, soweit überhaupt eine Datie-
rung vorhanden ist, in nennenswerter Anzahl erst im 14. Jahrhundert ein. Die
frühesten Belege stammen aus dem späten 11. Jahrhundert:
münsterland) fortgesetzt wird, vgl. WestfFlnAtl Nr. 41, S. 201.
Zu den niederländisch-flämischen Toponymen mit z. T. sehr alten Belegen siehe
Buiks 1997, 1231'., Mansion 1935, 104, Moerman 1956, 154f., Schönfeld 1950,
85.
'M Toponyme zu aengl. mced sind zusammengestellt bei Gelling 1984, 250.
382 Vgl. Prattelen-Matt, SchweizId 4, 550: .Matte bei Bs Prattelen [= Pratteln, CH, Kt.
Basel-Landschaft], wo nach der Sage die Hexen ihren Sabbath feierten1.
351
(1) Zeismatte, Vordere und Hintere, Wohnplätze bei Maleck (Stadt und
Lkr, Emmendingen): 1094 Zaizmannesmate, 1148 Cezmatde, 1179
curtis de Teizmate, 1184 Ceizmate / Cezmatte (FÖRSTEMANN II, 2,
1451; MÜLLER 1931,219);383
(2) Schweigmatt, Weiler bei Schopfheim (Lkr. Lörrach): 1113
Schwaigmatt, 1186 Schvveickmatte, 1344 Sweigmat (FÖRSTEMANN 11,
2, 971; MÜLLER 193 1,219);384
(3) Matten bei interlaken (CH, Kt. Bern): I 133 ecclesia sancte Marie vir-
ginis ... inter lacus Madon vulgariter nominata, 1220 ecclesiam ...
inter lacus, Matton vulgariter nominatam (LSG 578);385
(4) Escholzmatt (CH, Kt. Luzern): ca. 1160 kop. 14. Jh. ad
Alskolvismatten (LSG 337);386
(5) Matt (CH, Kt. Glarus): 1273 in villa quae dicitur Mattun / in loco qui
dicitur an der Matten (LSG 5 7 8).387
Die bekanntesten mit Matt gebildeten Siedlungsnamen der Schweiz haben
ursprünglich romanische Namen, sind also alemannische Neubildungen:
(6) Andermatt (CH, Kt. Uri): ca. 1234 venit ad villam, que Ursaria dicitur,
sitam in Alpibus, 1290 Chünr. Adermatte,388 1309 unser tallüte Chün-
ratten an der Matte (LSG 89f.);
(7) Zermatt (CH, Kt. Wallis): 1291 et de sauxon et de prato borno,
1435 medietas alias fuit willermi blatters ze made (LSG 985).
Streng von obd. (alem.) Matte zu trennen sind niederdeutsche und nieder-
ländische Toponyme zur Wurzel idg. *h2mehr ,mähen1 in den Bedeutungen
,Marsch1 bzw. ,Heuwiese1:
Gysseling verzeichnet einige niederdeutsche und niederländische Sied-
lungsnamen, die er zu einem Stamm germ. *mcedwö- f. in der speziellen Be-
deutung ,Marsch; Alluvialland in der Marsch1 stellt. Zwei mit diesem Stamm
gebildete und nicht weiter zu identifizierende Toponyme finden sich im alten
38j Der Erstbeleg stellt sich zum Personennamen Zeizmart (Förstemann I, 1389f,), die
späteren Belege zu dessen Kurzform Zeizo.
,X4 Zu ahd. sweiga f. .Rinderherde, Weideplatz1 (AhdWbSchützeichel 278).
385 Der Name beruht nach LSG auf dem althochdeutschen lokativischen Dativ Singular
*(ze dero) mattun ,bei der Matte, Mähwiese1.
’''Bestimmungswort ist nach LSG wegen der späteren Belege 1225 Asoldespach,
1240 Asholtispach, 1275 de Aschelsmaton, 1280 Escholzmath etc. der Personenna-
me Ascolt und nicht, wie die älteste urkundliche Form vermuten lässt, Ascolf. Bei
der Graphie (v) des Erstbelegs muss man mit einem kopialen Fehler rechnen.
387 Zur Form des Erstbelegs vgl. die Anmerkung zu Matten bei Interlaken.
j8K Es ist bei dieser Form von einem ausgelassenen Nasalstrich auszugehen: *An der
Matte.
352
Regierungsbezirk Aurich: 10. Jh. Bredonmadun (< germ. *braida- ,breit' +
mcedwum, Dat. PL); 10. Jh. Middilmadun (< germ. *middila- ,mittelst' +
mcedwum, Dat. PI.).389 Niederländische, bis zum Jahr 1200 belegte Toponyme
verzeichnen auch Künzel/Blok/Verhoeff 488 (Register): Sie setzen als
Ausgangsformen anl. made, mede und meda ,Heuwiese' an.390 Die zugrunde-
liegenden Wörter kommen zur Erklärung von obd. Matte nicht in Frage.
C. Matte ist heute als Wort und als Flurname nur im alemannischen Dialekt-
raum verbreitet (Bach II, 1,378; DWB 12, 1761-1763; Schnetz 1997, 64).391 *
Die heutige Wortgrenze zeigt sich in DlWA, Karte 549 ,Wiese'. Matte gilt im
ganzen Oberrheingebiet: Rechtsrheinisch gehört der südwestliche Teil des
Landes Baden zum Matte-Gebiet. Die Grenze zum Wiese-Gebiet verläuft jen-
seits einer Linie Rastatt, Baden-Baden, Freudenstadt, Wolfach, Triberg im
Schwarzwald, Titisee-Neustadt, Waldshut-Tiengen. Linksrheinisch gilt Matte
bis zu einer Linie Sarralbe, Sarrebourg / Saarburg, Ribeauville / Rappolts-
weiler, Thann, Ferrette, also im südlichen Lothringen, im Krummen Eisass
und fast im gesamten Unter- und Obereisass.
Eine ausführliche Beschreibung der Wortgeographie von Matte nach den
Materialien des Wenkeratlasses gibt MÜLLER 1931, 167-174. Auch die Laut-
formen wurden hier analysiert. Der Vokal der Stammsilbe wird meist mit (a)
wiedergegeben. Die (o)-Graphien des Unterelsasses bezeichnen das dort übli-
che velare a. Matte wird in den Fragebögen unter Einfluss der neuhochdeut-
schen Orthographie gewöhnlich mit (tt) geschrieben, häufig aber auch mit
(dd), das dem tatsächlich gesprochenen Laut näherkommt; seltener sind
Schreibungen mit (t) und (d). Die Endung ist am häufigsten (e), im südlichen
Eisass und im südlichen Baden (a), selten auch (ä). Diese Endungen gehen auf
den schwachen Akkusativ auf -en zurück:19' Nach LEXER 1, 2060 ist mat(t)e
sowohl stark als auch schwach belegt. Eine Verbreitungskarte Matte/Wiese,
die auch die südlich des Erhebungsgebietes des Wenkeratlasses gelegenen
Gebiete umfaßt, findet sich bei Maurer 1965, 17 Karte 13. Ebd., 41 ist auch
die von Wolfgang Kleiber gezeichnete namengeographische Karte 26 mit
Flurnamen aus den oberrheinischen Urbaren des 14. Jahrhunderts abgedruckt.
Eine Auswertung der Urbare hat ergeben, „dass die Grenze Matte!Wiese im
389 Gysseling 186 und 697.
'4(l Der Ansatz bei Künzel/Blok/Verhoeff ist, wie hier notiert, ohne Kennzeichnung
der Vokalquantität. Man muss sicher von Formen mit Vokallänge ausgehen, welche
im zitierten Werk jedoch nicht systematisch gekennzeichnet wird.
391 Zur Toponomysierung der hier wegen des in Abschnitt B Ausgeführten nicht weiter
zu berücksichtigenden mnd. mäde, mede und mät vgl. WestfFlnAtl Nr. 41, S.
201 f., ferner Falkson 2, 2000, 538 und Scheuermann 1995, 136.
142 Im Wenkersatz Nr. 40 („Ich bin mit den Leuten da hinten über die WIESE ins Kom
gefahren.“) steht das Wenkerlemma im Akkusativ.
353
südlichen Schwarzwald vor 500 Jahren schon so gewesen ist, wie sie heute die
Mundartkarte zeigt.“ (MAURER 1965, 40). Bei einer Untersuchung der Mund-
arten im nördlichen Schwarzwald hat BAUR 1967 (Textband 144 und 159,
Kartenband Nr. 121) ein Gegensatzpaar schwäbisch JL7ev<?/niederalemannisch
Matte, das sich an der Schwarzwaldschranke gegenübersteht, testgestellt. Zu
einem ähnlichen Befund kam auch BÖSCH 1945, 49: ,,Die beiden Wörter
[Matte und Wiese] sind ein eindrückliches Beispiel dafür, wie sich ein moder-
ner sprachgeographischer Sachverhalt bereits in der mittelalterlichen Urkun-
densprache des 13. Jahrhunderts vollkommen abzeichnet.“ Das alte alemanni-
sche Matte sei durch das vom bairischen und schwäbischen Osten ausstrah-
lende Wiese teilweise überdeckt und auf ein engeres westliches und südliches
Gebiet zurückgedrängt worden (ebd.).
Der wortgeographische Befund des Dl WA kann ergänzt werden durch
Nachweise aus Mundart Wörterbüchern und Flurnamenarbeiten:
Nach dem Schweizerischen Idiotikon ist Matt(en) f., Dirn. Mattli, Mätt(e)li
eine ,ebene Grasfläche, Wiese, bes. im Talgrunde, die das Heu für den Winter
liefert, daher dem Viehtrieb nicht geöffnet wird; im Flachland Wiese übh.‘.
Appellativisch, so zeigt es auch SDS 6, Karte 93 sehr deutlich, ist es noch in
der westlichen Schweiz gebräuchlich.’1' Da das Wort in zahlreichen Topo-
nymen auch dort vorkommt, wo es als Appellativ nicht mehr bekannt ist, also
in der nördlichen und östlichen Schweiz (auch BÖSCH 1945, 54 weist auf Mat-
te-Namen im wortgeographischen Wiese-Gebiet, hin), muss es früher allge-
mein verbreitet gewesen und erst im Laufe der Zeit durch Wiese verdrängt
worden sein. Matte und Wiese dürften, als die ursprünglichen, sich ausschlie-
ßenden Bedeutungen noch erhalten waren, auch nebeneinander gegolten ha-
ben: Matte speziell für die mähbare Wiese, die Heu für den Winter liefert,
Wiese als Weideland (SchweizId 4, 548-551; vgl. auch LSG 578 u. ö.). In
Flurnamen der Schweiz ist Matte reichlich vertreten, vgl. z. B. a. 1259
Kilmate, rezent Chilimatten f. ,die zur Kirche gehörende Wiese, die Wiese bei
der Kirche1 in Biel-Benken (CH, Kt. Basel-Landschaft).194
In der Mundart des westlichen und südwestlichen Baden hat Matte f. die
Bedeutung , Wiese1. Als Wort ist es 1491 belegt: so man uf die matten pfligt
zu faren. ln Flurnamen, die ab 1300 zahlreich belegt sind, kommt Matte auch 393 *
393 HotzenKöcher LE 1984, 65 und Karte 28b weist daraufhin, dass der West-Ost-
Gegensatz in der deutschen Schweiz im Falle von Matte mit der Schwarzwald-
schranke (siehe oben) eine außerschweizerische Wurzel hat und zitiert hierzu Fried-
rich Maurer: „Die Nordost- und die Nordwestgebiete des Südalemannischen zei-
gen sich hier als südliche Fortsetzer der beiden großen Nordräume.“
"M Biel-Benken. Ortsgeschichte und Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namen-
buch der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; Biel-Benken), Stiftung für
Orts- und Flurnamen-Forschung Baselland, Pratteln 2007, 14.
354
dort vor, wo heute im appellativischen Gebrauch Wiese gilt (BadWb 3, 576;
ROOS 1966, 291-299; WENN INGER 1997, 60).
Wie oben dargestellt wurde, kommt Matte im Eisass nahezu flächende-
ckend vor; entsprechend zahlreich sind die Nachweise im Wörterbuch der el-
sässischen Mundarten. Matt(e) f. hat hier die Bedeutung ,Matte, Wiese4 und
bildet zahlreiche Komposita, die über die Art der Nutzung (z. B. Tierhaltung:
Hetschenmatt, Munnimatt, Stiermatt), die Lage (Nebensmatt) oder die Boden-
beschaffenheit (Sormatt)'95 Auskunft geben (ElsWb 1, 735E). Im Femininum
Mattenschuße ,Spaten4 (Steinbach, Arr. Thann) ist Matte mit dem elsässi-
schen Mundartwort für die Schaufel zusammengesetzt (ElsWb 2, 399), vgl.
auch Namenartikel Nr. 30: Schiffei, Schüffel.
Als Appellativ ist Matt f. ,Matte, Wiese4 für die lothringischen Kantone
Fenetrange / Finstingen und Sarrebourg / Saarburg nachgewiesen (DtLothrWb
357). Die in der Ortsbeschreibung des Reichslandes Elsass-Lothringen zahlreich
enthaltenen Matte-Namen sind bei MÜLLER 1931,220-224 zusammengestellt.
Nicht mehr gebräuchlich ist das Wort in der pfälzischen Mundart. Histori-
sche Belege zeugen jedoch vom früheren Vorhandensein von Matte f. , Wiese,
die gemäht wird4: 1555 mit... Äkkern, Matten, Gärten; 1615 Weßerung uf den
Wießen oder Matten ( PfälzWB 4, 1217f.).
Matte hat früher wohl gerade noch das südliche Hessen erreicht, wenn die
wenigen Flurnamenbelege des Südhessischen Flurnamenbuchs (SHessFln
669: 1495 Jme matten teyll, rezent Mattental:; 1613 im Mattenklingen; 1651 im
Mattenloch; „vermutlich zu mhd. mate, matte [...]“), in denen das Wort nur
im Bestimmungsteil vorkommt, hierher gehören.
An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert entstanden in der Offizin von
Johann Grüninger in Straßburg zwei Drucke des Huge Scheppel, einer Überset-
zung der französischen Chanson de geste von Hugues Capet durch Elisabeth
von Nassau-Saarbrücken, die an der Stelle, wo die um 1455/56 im Auftrag von
Elisabeths Sohn geschriebene Hamburger Handschrift aus dem westmitteldeut-
schen Bereich einfaches wysen verwendet, die Paarform wisse oder matt auf-
zeigt.
Stärker als der hochsprachliche Ausgleich zugunsten von Wiese kommt in diesem
Wortpaar die lexikalische Differenz zwischen dem mitteldeutschen und schwäbi-
schen Dialekt einerseits und dem Nieder- und Hochalemannischen andererseits
zum Ausdruck. [...] Die Paarform wisse oder matt, welche damit als unmittelbarer
Reflex von Herkunfts- und Bearbeitungsort des ,Hug Schapler1 interpretiert wer-
den kann, liefert ein Beispiel für die Summierung einzellandschaftlich gültiger Le-
xeme, wie sie Werner Besch als eine der Funktionen der Paarform im 15. Jahrhun-
dert dargestellt hat (Bichsel 1999, 62). 395 *
395 Bestimmungswort ist das Adjektiv sohr ,ausgedörrt1, das aus dem Niederdeutschen
übernommen ist: mnd. sör ,trocken, dürr4 < westgerm. *sauza- ,trocken1 (Heider-
manns 471; Kluge 855); vgl. auch Namenartikel Nr. 32.
355
D. Wie die Kartierung der Flurnamenbelege (vgl. Abb. 49) und die Interpreta-
tion der arealen Verbreitung zeigt,346 kommt Matte im Untersuchungsgebiet in
großer Dichte im südlichen und östlichen Teil des Départements Moselle
- saarabwärts bis Sarreguemines / Saargemünd - und im sogenannten Krum-
men Eisass vor. Damit hat Matte als Name noch eine etwas weiter nach Nor-
den reichende Ausbreitung als das im DiWA kartierte und in den Dialektwör-
terbüchern beschriebene Appellativ.
Der nördlichste der kartierten Belege befindet sich in Nennig: 1456 or. dt.
die wiesen gelegen in hotten matt (LHA Ko 54 B 561). Es handelt sich um ei-
ne Wiese, deren Erträge dem Amtsboten zustanden. Wegen der auffälligen
Lage des Flurnamens deutlich außerhalb des sonstigen, relativ geschlossenen
Verbreitungsgebietes ist vielleicht auch mit einer Zugehörigkeit zu westgerm.
*mæpa- ,Mahd4 zu rechnen, zumal die Graphie (tt) auch auf einen Langvokal
folgen kann. In wenigen weiteren Belegen außerhalb des sich in der Kartie-
rung deutlich abzeichnenden Verdichtungsraumes kommt Matte als Grund-
wert amtlicher Flurnamen vor (Mégange: Pres grossmatf, Metzeresche:
Gaadematt ['ga:domat]). Ferner sind hier einige historische Flurnamen mit
Matte gebildet: Leidingen 1451 kop. 1679 dt. an der kuwematten (AD Mos H
466); Primsweiler 1598-1783 dt. die thirl, von der matt kommend (GEB);397
Freistroff 1 730 or. frz. aboutit sur lang mathen parch ou hlesers parch (AD
Mos 4 E 182). Diese nördlich des Gebietes mit starkem Matte-Vorkommen
verstreut auftretenden historischen Belege sind relativ jung bzw. kopial über-
liefert, gehören also nicht zur ältesten Schicht, sondern sind auf jüngere, je-
doch immerhin bemerkenswerte Zuwanderung zurückzuflihren. Das zeigt
auch die geographische Verteilung der Frühbelege bis 1350: Diese beschrän-
ken sich auf das Gebiet des Krummen Eisass und des obersten Saartales.
Matte hat im südlichen Saar-Mosel-Raum ein hohes Alter und gehört hier
zur ältesten Überlieferungsschicht. Die ältesten historischen, original überlie-
ferten Belege finden sich im Raum um Sarrebourg / Saarburg:
Fraquelfing (con Lorquin / Lörchingen): 1238 stigelmate (Bestimmungs-
wort: ahd. stiagil, stiagal m. ,Stufe, Sprosse1 bzw. ahd. stigilla f. ,Stiege,
Übersteigbrett4 [AhdWbSchÜTZEICHEL 271]; toponymisiert in der Bedeu-
tung Vorrichtung zum Übersteigen einer Hecke oder eines Zauns4);398
Hesse (con Sarrebourg): 1259 hreitemate (Bestimmungswort: Adjektiv breit)',
Abreschviller / Alberschweiler (con Lorquin): 1260 kreychmathe (Bestim-
mungswort: Verschreibung für ahd. kreiz ,Umkreis, Bezirk4);
Vgl. dazu auch Schorr 2000, 41f. und 66 Karte 8.
4 Thirl = Flussname Theel, vgl. den zugehörigen amtlichen Flurnamen Im Bruch auf
die Theel.
398 Vgl. SHf.ssFln 896 mit semantisch entsprechenden Bildungen, z. B. 1688
Stigelwieß, rezent In den Stiegelwiesen.
356
Dalhain (con Château-Salins): 1292 bredemade (Bestimmungswort: Adjek-
tiv breit, dialektal bred)\
Postroff (con Fénétrange / Finstingen): 1295 brethematen (Bestimmungs-
wort: Adjektiv breit, dialektal bred)\
Buhl-Lorraine (con Sarrebourg): 1304 thugemat (Bestimmungswort: Besit-
zername [?]) sowie zu wolfartesmater (Bestimmungswort: Personenname
Wolf-hart).
Der Stammsilbenvokal erscheint graphisch immer als (a); einige mundartli-
che Belege (z. B. [pofo'mot] in Butten) zeigen eine dunkle, dem loi ähnliche
Realisierung des a-Vokals. Der Dental wird (tt), (t), (th), (dt) oder (d) ge-
schrieben, die Mundartbelege haben hier immer [t],
Matte kommt als Simplex und, weitaus häufiger, als Bestandteil zusam-
mengesetzter Flurnamen vor. Zahlreich sind die Komposita, deren Benennung
nach der Lage ( Waldmatte), nach der Größe oder Form (Großmatte, Langmat-
te, Breitmatte, Spitzmatte), nach dem Besitzer (Schulzmatte, Pfaffenmatte),
nach der Bodenbeschaffenheit (Bruchmatte, Sauermatte), nach der Tierhal-
tung (Kälbermatte) etc. erfolgte. Bereits in den ältesten Belegen ist Matte meist
mit einem Bestimmungswort kombiniert. Daraus ist zu folgern, dass der Name
Matte als Simplex wegen des gehäuften Vorkommens zu unspezifisch gewesen
wäre. Als Erstelement begegnet Matte vorwiegend in rezenten Flurnamen und
in Namen des 18. Jahrhunderts; Grundwort ist meist Berg, ferner begegnen Tal,
Graben usw. und an der Nordgrenze des Matte-Gebietes auch Wiese. Nur weni-
ge Male ist ein Diminutiv Mättel (Mettel, Mattel [metol]) belegt.
Matte wurde in Flurnamen des südlichen Untersuchungsraums in der Be-
deutung ,Wiese4 toponymisiert. Nördlich davon gilt das standardsprachliche
Äquivalent Wiese (mhd. wise, ahd. wisa). In drei lateinischen Flurnamenbele-
gen des 13. Jahrhunderts begegnet als lateinische Entsprechung das Substantiv
prätum n. , Wiese4:399
Fraquelfing (con Lorquin): 1238 or. lat. pratum meum quod uocatur
uulgariter stigelmate',
Langatte / Langd (con Sarrebourg): 1250 or. lat. pratum de strata (AD Mos
H 4730 Nr. 3). Prätum wird später durch Matte abgelöst: 1728 or. frz.
strassmatt (AD Mos Cartes et Plans Nr. 993 fol 75), 1739 or. frz. strass
matt dell (AD MM B 11784/11785), rezent Strossmatt del und Strossmattel
['jörosum del];
Hesse (con Sarrebourg): 13. Jh. E. lat. aput hessen peciam prati in breethen
maten.
, w Vgl. auch oben, Abschnitt B, Nr. 7, die historischen Belege für Zermatt: 1291 de
prato borno, 1435 ze made.
357
Lat. prätum ist sonst auch die Entsprechung des Toponyms Wiese, z. B.
Oberbexbach 1305 or. lat. pratum lange w'ise (LHA Ko 54 T 4). Dies weist
auf die semantische Übereinstimmung zwischen Matte und Wiese hin. Ein
weiteres Indiz hierfür ist das oben bereits erwähnte Vorkommen der Zusam-
mensetzung Mattwiese400 im Übergangsgebiet zwischen Matte und Wiese. Für
eine semantische Differenzierung - Wiese: ursprünglich Weideland4111 versus
Matte: Wiese, die gemäht wird4112 - bieten die Flurnamen des Saar-Mosel-
Raums keinen Hinw'eis.
(R. K.) 400 401 402
400 Zum Beispiel Hambach: 1728 or. frz, la mattwiess (AD Mos 4 E 233), rezent Sur
mattwiesel-mathwiese [of 'matvis].
401 Kluge 989.
402 Siehe oben, Abschnitt B.
358
Nr. 43
Muni m.,Zuchtstier4
A. Blanche-Eglise / Weißkirchen (Di): 1688 or. frz. le prey du taureau / sur
le prey du taureau / munismatt / municematt ! sur le munismatt (AD MM B
1 1836), o Munis-matt, Sur le pre du taureau. Gosselming (Fe): 1728 or. frz.
munnislach (AD Mos Cartes et Plans 993), o Minislech, Munnimott
[muni'mot], Munnimattkraawe [munimat'kra;vo]. Harskirchen (SU): o
Miinnismatt ['mymsmat]. Herange (Pb): o Miinnis plotz [myrns 'plotsj. Lhor
(Al): o Munni mott [muni 'mot], Momimatt [muni'mot], Minnispuul
[minis'pu:!]. Ratzwiller (SU): o Miinnismatt ['mymsmat]. Rauwiiler (Dr): o
Münnichsmatt [mvn^s'mat]. Reding (Sb): 1671/72 or. frz. la mönigs matt
(AD Mos 8 F 10), o Minismatt [mmis'mot], Auf minismatt [uf mmis'mot],
Wolfskirchen (SU): o Münniswää [mymsve:].
(Vgl. Abb. 50)
13. Die Flerkunft des Wortes Muni m. ,Zuchtstier1 ist unklar (KLUGE 637).403
Der Ursprung scheint in der Schweiz zu liegen, jedoch ist es kein spezifisch
schweizerisches Wort, wie noch im Schweizerischen Idiotikon vermutet, son-
dern muss aufgrund der Verbreitung (siehe unten, Abschnitt C) als gemein-
alemannisch angesehen werden.
Ein appellativischer Beleg aus dem Jahr 1570 findet sich in den Rechts-
quellen des Kantons Zürich: sovil dann das erhalten des munis belanget,
sidtmalen derselbig bißhar under inen der kere nach ze haben und ze halten
umbgangen, darby sol es fiirer blyben. Weitere historische Belege begegnen
in Rechtsquellen des Kantons Aargau: 1625 muni-stier, 1665 munni-gelt (Ge- 403
403 Es wurden verschiedene, sich einander ausschließende Erklärungsversuche ge-
macht, von denen jedoch keiner wirklich überzeugt (eine Zusammenstellung findet
sich im BadWb 4, 692): a) Das Wort sei anzuschließen an got. munan ,denken,
sinnen1 (vgl. auch SchwäbWb 4, 1813f.); b) es sei herzuleiten aus mhd. munich
,Mönch, Verschnittener1; c) es sei eine Ablautform zu man ,Männlicher4. Etwas
plausibler scheint die Annahme einer lautnachahmenden Wortbildung nach der
Stimme des dumpf brüllenden Stiers; allerdings ist Muni, siehe unten, Abschnitt C,
häufig auch Kosename für Katzen und andere Kleintiere. Zu erwägen ist vielleicht
eine Zugehörigkeit zur Wortfamilie um idg. *mend- ,säugen, saugen4 (IEW 729),
wozu beispielsweise ahd. manzon m. Pl. ,Zitze, Euter1 gehört. Zu dieser Sippe
scheinen verschiedene Tiernamen mit der Ausgangsbedeutung junge, saugende
Tiere1 gebildet zu sein (vgl. mhd. messe n., mensekalp ,weibliches Kalb4, rhein.
Minze f., Minzenkalb ,dto.‘). Die Übertragung dieser Bezeichnungen auf männliche
Jungtiere ist nachgewiesen (vgl. hierzu Post 1982, 165 Nr. 226: mans Adj. ,un-
fruchtbar von der Kuh4). Will man Muni in diesem Zusammenhang sehen, ist eine
Assimilation der Lautgruppe -nd- (in idg. *mend-) zu -nn- vorauszusetzen, außer-
dem eine Bedeutungsverschiebung von ,Jungstier4 zu ,Bulle, Stier1 überhaupt.
359
bühr im Zusammenhang mit der Unterhaltung des Muni\ Belege aus DRW 9,
999).
C. Die Nordgrenze der Ausbreitung des Wortes markiert lux. Munni m. ,Zucht-
stier\ übertragen ,grober Kerl1 (LuxWB 3, 182). In diesen beiden Verwen-
dungsweisen erscheint Muni m. auch in der deutsch-lothringischen Mundart in
den Varianten müni, myni, vgl. auch unten, Abschnitt D (DtLothrWb 372f.).
Im Eisass steht Muni m. für den Stier oder Zuchtstier, vereinzelt auch für den
Ziegenbock und in übertragener Bedeutung für einen groben, unfreundlichen,
ungeschliffenen Menschen. Das Wort kommt verbreitet im Obereisass (F, Haut-
Rhin) vor, im Untereisass (F, Bas-Rhin) nur im Arr. Wissembourg / Weißenburg.
Vom Arr. Guebwiller bis zum Arr, Altkirch ist die in der Mundart gebräuchliche
Form müni, in den Arr. Guebwiller und Thann sowie nordöstlich davon müni404
und im Arr. Wissembourg myni. Als besondere Pluralformen begegnen mini im
Arr. Altkirch, meni im Arr. Colmar sowie mynjd im Arr. Wissembourg, sonst ist
der Plural gleich dem Singular. Diminutivformen sind minala in den Arr. Thann
und Mulhouse, minala in den Arr. Colmar und Guebwiller, minali im Arr. Mul-
house sowie münald in den Arr. Colmar und Guebwiller, nordöstlich davon ist
das Diminutiv ungebräuchlich (ElsWb 1, 691).
ln der südbadischen und in der schwäbischen Mundart bezeichnet Muni m.
den Zuchtstier. Auch hier steht das Wort im übertragenen Sinne für einen ei-
genwilligen, mürrischen Menschen. In Baden und im Eisass ist Muni Bestim-
mungswort von Flurnamen mit dem Grundwort Matte, die ,die dem Zucht-
stierhalter von der Gemeinde zur Nutzung überlassene Wiese‘ benennen
(BadWb 3, 692;405 ElsWb 1, 735; SchwäbWb4, 18!3f. und 6, 2617).
Das BayWb 1, 1619 verzeichnet Muni m. ,Zuchtstier* als schwäbisch. In
Vorarlberg bedeutet Mune m. einerseits ,Bulle, Zuchtstier*, andererseits
,grobgeschlächtiger, störrischer Mann‘ (VORARLBWB 2, 467).
In der Schweiz ist Munni m. die als ,Grenzfall des Standards* übliche Be-
zeichnung für den Zuchtstier (AMMON 2004, 514). Nach SchweizId 4, 316f.
gehört das Wort ursprünglich eher der ,niedrigen (Bauern-)Sprache* an, wo-
mit das Fehlen von urkundlichen Belegen erklärt wird.406 Es reiche jedoch bis
in mittelhochdeutsche Zeit zurück: Als Beleg wird ein Geschlechtsname
404 In der vom Wörterbuch der elsässischen Mundarten verwendeten Lautschrift dient
der Gravis zur Bezeichnung der offenen, nach a zu geneigten Aussprache (ElsWb
1, VII).
405 Zu Muni und anderen Bezeichnungen des Stiers in Südbaden vgl. auch Friedei
Scheer-Nahor (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Arbeitsbereich Badisches
Wörterbuch): Wenn der Hagen besser als der Muni ist, in: Badische Bauern Zeitung
vom 26. März 2005 (gesehen am 3. März 2006 unter http://www.scheer-
nahor.de/BBZ/Stier.htm).
406 Vgl. jedoch oben, Abschnitt B,
360
Munitesch von 1556 angeführt.40 Das Wort hat eine weite Verbreitung und
wird häufig in Redensarten verwendet, wo der Munni Eigenschaften wie Hart-
köpfigkeit, Wildheit, Streitlust usw. verkörpert. Das Diminutiv Munneli be-
zeichnet den jungen, gleichwohl aber starken Stier'. Daneben wird der ^ro-
be, zornmütige Mensch', aber auch der ,sinnliche Mensch' Munni genannt.
Auch auf Kleintierarten (Kater, Kaninchen) sowie auf große, rundliche oder
schwere Gegenstände (Zimmermannshobel, großer Krug, Lastschiff) wird der
Ausdruck übertragen. Ein Berg westlich von Liestal (CH, Kt. Basel-Land-
schaft) trägt den Formnamen Munni.
Ein gleichlautendes Wort (mit gleicher Herkunft?) ist, meist mit anderem
Genus (Femininum oder Neutrum, nur im Rheinland Maskulinum), in den
Mundartwörterbüchern häufig auch als Kosename für die Katze verzeichnet.
So gibt es in der Mundart Luxemburgs ein Nebeneinander von Munni m.
,Zuchtstier' und Munni f. ,Katze'. Letzteres ist auch im Saargau bekannt
(Conrath 160). In den Mundarten Hessen-Nassaus, Südhessens, der Pfalz
und des Rheinlands hat Muni ausschließlich die Bedeutung ,Katze'
(HNASSWß 2, 392; SHessWb 4, 819; PfälzWb 4, 1469; RheinWb 5, 1411).
Verwandt mit Muni m. ,Zuchtstier' - vielleicht aber auch eine unabhängig
von diesem entstandene onomatopoetische Bildung - ist Munnes, ein Mund-
artwort, das im Rheinland als Maskulinum den Stier bezeichnet und in Lu-
xemburg als Femininum ein Kosewort für die Katze ist (LuxWb 3, 181;
RheinWb 5, 1411).
D. Nach Band 1 des Atlas linguistique et ethnographique de la Lorraine
germanophone (Philipp 1977, Karte 258: Taureau) heißt in folgenden Orten
des deutschsprachigen Lothringen, die zum Untersuchungsgebiet des ASFSL
gehören, das männliche Rind Muni: Niederstinzel, Oberstinzel, Saint-Jean-de-
Bassel, Schalbach, Vieux-Lixheim / Altlixheim (c011 Fenetrange / Finstingen),
Arzviller, Haselbourg, Trois-Maisons, Wintersbourg (con Phalsbourg / Pfalz-
burg), Brouderdorff, Langatte / Langd, Troisfontaines, Walscheid (con Sarre-
bourg / Saarburg). DtLothrWb 372f. verzeichnet ein mundartliches Vor-
kommen u. a. in folgenden lothringischen Gemeinden: Vibersviller (con Albes-
troffj, Phalsbourg / Pfalzburg, Metting (con Phalsbourg), Reding (con Sarre-
bourg / Saarburg). Wie die Kartierung der Flurnamenbelege des Untersu-
chungsgebietes (vgl. Abb. 50) zeigt, deckt sich das toponymische fast voll-
ständig mit dem appellativischen Vorkommen. Dies liegt daran, dass es sich
bei den Flurnamenbelegen vorwiegend um rezentes Material handelt, das we-
nig über die früher möglicherweise weitere Verbreitung von Muni aussagt.
Die Flurnamen munnislach, rezent Minislech, sowie Munnimott und
Munnimattkraawe in Gosselming (con Fenetrange / Finstingen) liegen genau
4(1 Es stellt sich jedoch die Frage, ob hier - wenn es überhaupt ein Name deutschen
Ursprungs ist - nicht eher an einen Personennamen zum Stamm *muni- (Förste-
mann 1, 1136-1138) zu denken ist.
361
im Bereich des appellativischen Vorkommens von Muni ,Zuchtstier' in Loth-
ringen. Dass es sich bei dem Bestimmungswort im Falle von munnislach um
den Genitiv eines monothematischen (einstämmigen) Personennamens zum
(allerdings nicht häufig begegnenden) Stamm *muni- (FÖRSTEMANN I, 1136-
1138) handeln könnte, ist nicht gänzlich auszuschließen. Das Grundwort -lach
,Wasserlache, Pfütze1 spricht jedoch eher für die Tierbezeichnung im Be-
stimmungsteil. Eine semantisch vergleichbare Zusammensetzung liegt vor im
rezenten Flurnamen Minnispuul [mmis'pu:l] in Lhor mit dem Grundwort -pul
,Pfuhl, Teich, Wasserlache1. Das Bestimmungswort steht hier im Genitiv; der
Stammsilbenvokal zeigt Entrundung des vorauszusetzenden Umlauts. Eben-
falls mit Muni ,Zuchtstier' gebildet sind die rezenten Flurnamen Münnismatt
['mymsmat] in Harskirchen und in Ratzwiller sowie Münniswää [mymsve:] in
Wolfskirchen. Nach den ortsüblichen Deutungen handelt es sich um Gemein-
dewiesen für den Stierhalter bzw. um einen Weg, der an einer solchen Wiese
vorbeiführt. Harskirchen, Ratzwiller und Wolfskirchen, alle con Sarre-Union,
liegen im sprachhistorisch zu Lothringen gehörigen sogenannten Krummen
Eisass. Ferner haben die Zusammensetzungen mit -matt ihre Entsprechungen
in Baden und im Eisass (Abschnitt C).
Ebenfalls im Krummen Eisass ist Rauwiller gelegen; auch hier wird der
Flurname Münnichsmatt [mYnigs'mat] von ortsansässigen Gewährsleuten mit
münni, dem Mundartwort für den Stier, in Verbindung gebracht. Jedoch
scheint der mda. Beleg eher für ein Bestimmungswort Mönch-, lothr. minich
(DtLothrWb 363), zu sprechen.
Letzteres scheint auch im Beleg von 1671/72 la mönigs matt in Reding
vorzuliegen, während die rezenten Belege Minismatt [mims'mot] etc. doch
besser zu Muni passen. Setzt man die Zusammengehörigkeit des historischen
zu den rezenten Belegen voraus, so ist mit einer volksetymologischen Umdeu-
tung des vom Schreiber der französischen Urkunde aus dem 17. Jahrhundert
nicht verstandenen Wortes Muni zu rechnen.
Der Beleg von 1688 aus Blanche-Eglise / Weißkirchen (con Dieuze /
Duß),408 bei dem dt. munismatt und frz. prey du taureau in einer Quelle ne-
beneinander stehen, zeigt, dass Muni in älterer Zeit eine etwas größere Aus-
breitung hatte, als es die Wörterbuch- und die rezenten Flurnamenbelege für
die Neuzeit erkennen lassen.
(R. K.)
4<m Der Ort liegt heute jenseits der Sprachgrenze. Im 16. Jahrhundert war Blanche-
Eglise / Weißkirchen, regional Veiskirchen, noch auf der deutschen Seite der
Sprachgrenze gelegen (Toussaint 1955, 41).
362
Nr, 44
Reben Subst. PI. ,Weinberg"
A. Reben PI. (Erstbeleg bis a, 1500):
Permering (AI): 1440 kop. 1501/50 dt. in den hindersten reben (AD Mos H
1026 fol 4r), ca. 1500 kop. 1501/50 dt. unden an den reben ! oben an den
anderen reben (AD Mos H 1026 fol 48r), 16. Jh. E. kop. 17. Jh. A. dt. vnden
an den reben / in dem brache vur den reben (AD Mos H 1026 fol 66ff).
Bliesbruck (Sg): 1500 or. dt. an berts nickels reben / schülers reben (LA Sb
von der Leyen 7003), 1503 kop. ca. 1600 dt. neben den reben (LA Sp F 4
Bliesbrücken 1), 1631 or. dt. von deß beckers reben (LA Sb von der Leyen
2170), o ln den reben [en do 're:vo]. Bliesmengen-Bolchen (SI): 1399 kop. dt.
bei Herrn schöfers reben / bei herrn deilmanns reben (PÖHLMANN Regesten
Gräfinthal, Nr. 16), 1417 kop. dt. bei herrn schöfertz reben / bei deilmans re-
ben (PÖhlmann Regesten Gräfinthal, Nr. 21), 1419 kop. 1588 dt. des redirs
reben und wingarten (LA Sp F 1/114a Felsp fol 118r), 1580 kop. 16. Jh. dt.
schweitzers hensels reben / bei braubachs reben (WEIZSÄCKER Weistümer,
146f.), 1655 or. dt. am reben / reben auf der höhe / reben oben der hohlgassen
(GEB), 1655 kop. 1707 dt. von den reben im horn im höllberg (LA Sp C
33/17 Nr. 26), 1671 dt. ahn den reben / die alten reben (LA Sp C 33/125 Nr.
70), 1690 or. dt. unten an den braun reeben / in braunbachs reeben / an
braunbachs reeben / bey gnädiger herrschafft reeben (LA Sp C 33/16c), 1737
or. dt. die 3. ahning reeben ahm höhlberg / längdte ahn den reeben ahm
alienberg / under die reeben (LA Sp C 33/17 Nr. 7-10), o In den alten Reben
[en da 'alto 're:vo], Reben am Herrnfeld ['re:vo am 'henrofelt], Böiger Reben
[en do 'bol^n 'renvo], Alte Reben am Habkircher Weg [di alto 're:vo am
'hakhiajn ve:J]. Chäteau-Voue / Dürkastel (CS): 1474 or. dt. vnden vnd oben
an den reben (LA Sb Heimstatt Nr. 161), o Derriere les vignes, Vignes d'en
haut. Dedeling (CS): 1474 or. dt. vnden vnd oben an den reben (LA Sb Heim-
statt Nr. 161), o Vignes derriere le village. Frauenberg (Sg): 1421 kop. 1570
dt. schweitzers hensels reben (WEIZSÄCKER Weistümer, 133), 1553 kop. 18.
Jh. frz. han nickels reben (AD Mos 1 E 39). Gelucourt / Gisselfingen (Di):
ca. 1500 or. dt. yff die reben (AD MM H 2470). Hampont (CS): 1443 kop.
16. Jh. frz. in den jungen reben (AD MM H 1243). Kerprich-les-Dieuze (Di):
1393 or. dt. hasen reben (AD MM H 2477). Lixing-les-Rouhling (Sg): ca.
1494 or. dt. oben an den reben / der bongart vnden an den reben (LHA Ko
54.33/728 fol 45v u. 71 r), 1708 or. dt. hinter den reben unten ahm (...) lotten
(AD Mos E depot 415 1 G 1), o Reberg ['re:ben?]. Longeville-les-Saint-
Avold / Lübeln (Fa): 1440 kop. 16. Jh. dt. in denn hindersten reben (AD Mos
H 1078-1), o Les vignes [do 'vepnton]. Ormesheim (SI): 1463 kop. 16. Jh. dt.
onden an mengens reben (LA Sb von der Leyen Nr, 1926, 3). Sarrewerden /
Saarwerden (SU): bald nach 1350 or. dt. garten bi den reben (Herrmann
363
Saarwerden, Beilage IX, 653 / AD BR 8 J Nr. 21 ), ca. 1750 or. dt. reben (AD
BR 8 E. 434 Nr. 60). Weiterswiller (PP): 1361 or. dt. by Hundes reben / by
der heßgen reben (AD BR G 5446 Nr. 13), 1366/67 or. lat. vor der Herren
reben / zu kegelines reben (AD BR G 5446 Nr. 14), o Kaisersberg reben
[kaizefberi], Orthai reben, Herrenreben [hero'reivs].
Reben PI. amtlich und historisch auch in:
Altrippe (Gt), Auersmacher (SB), Bischmisheim (SB), Bliesransbach (SB),
Bübingen (SB), Burbach (Dr), Créhange / Kriechingen (Fa). Dalstein (Bv),
Diedendorf (SU), Elvange (Fa), Eywiller (Dr), Faulquemont / Falkenberg
(Fa), Fechingen (SB), Fénétrange / Finstingen (Fe), Francaltroff (Al), Fri-
bourg (Re), Grosbliederstroff / Großblittersdorf (Sg), Habkirchen (Sl),
Hambach (Sg), Kerbach (Fb), Kleinblittersdorf (SB), Mackwiller (Dr),
Püttlingen (SB), Rodalbe (Al), Rouhling (Sg), Virming (Al), Voellerdingen
(SU), Wolfersheim (SI).
Reben PI. nur historisch auch in:
Achain (CS), Baerendorf (Dr), Blies-Ébersing (Sg), Blieskastel (SI),
Bourgaltroff (Di), Bous (SI), Guébling (Di), Lorentzen (SU), Maizeroy
(Pa), Racrange (Gt), Rémilly / Remelach (Pa), Saint-Médard (Di), Sarre-
insming (Sg), Spicheren (Fb), Varsberg (Bo).
Reben PI. nur amtlich auch in:
Achen (Rb), Alsting (Fb), Altwiller (SU), Bebelsheim (Sl), Berthelming
(Fe), Bistroff (Gt), Blies-Guersviller (Sg), Boustroff (Gt), Diemeringen
(Dr), Diffembach-lès-Hellimer (Gt), Dolving (Fe), Domfessel (SU), Dörs-
dorf (Ot), Epping (Vo), Erstroff (Gt), Folschviller (SA), Freybouse (Gt),
Fürweiler (SI), Gersheim (SI), Goerlingen (Dr), Grostenquin / Großtänn-
chen (Gt), Hellimer (Gt), Herny (Fa), Hilsprich (Sa), Hirschland (Dr),
Illange (Th), Kirrberg (Dr), Mainvillers (Fa), Nelling (Sa), Petit-Tenquin
(Gt), Rahling (Rb), Reinheim (SI), Sarre-Union / Saarunion (SU), Schwer-
dorff (Bv), Vallerange (Gt), Waldhambach (Dr), Walschbronn (Vo),
W ittring (Sg), Zetting (Sg), Zollingen (SU).
Kompositum Reb(en)-berg (Erstbeleg vor a. 1700):
Bettwiller (Dr): 1692 or. dt. im reebberg (AD BR 8 E 36 Nr. 1), o Reeberg
['re:b8Bç]. Bisping (Fe): 1697 or. frz. le reberg / derrière le reberg / dessoub le
reberg (AD MM B 11835), o Reberg, Derrière le reberg, Sous reberg, Sur la
schnorche et chemin de reberg. Eschringen (SI): 1699 or. dt. ahm rebberg /
oben ahn der kappeilen ahm reb berg (FA Sb 22/2588), o Auf dem Rebenberg
[Wzabeeç]. Gelucourt / Gisselfingen (Di): ca. 1500 or. dt. vff dem rebberg ! yff
den rebberg (AD MM H 2470), o Remberg. Guinglange (Fa): 1691 or. frz. sur
reberg (AD Mos 10 F 449). Medelsheim (Hb): 1661 dt. der gantze rebberg /
rebberger fluer (MÖTSCH Pair, 66), 1742 dt. ahm reberch (MÖTSCH Parr, 66),
1762 dt. am rüpperich (GEB), 1767 dt. hinter dem reberch (MÖTSCH Pair, 66),
364
1779 dt. rehberg (MoTSCH Parr, 66), 1795 dt. hinter dem rebberg (GEB), o
Zwerchahnung auf dem Rebenberg ['re:bei?]' / 'ofm !re:beej], Reebärsch
['rerbet’J'], Hennerm Reebärsch ['hennm ’reibe^J]. Morhange / Mörchingen
(Gt): 1689 kop. 18. Jh. frz. au rebberg (LA Sb Heimstatt Akten Nr. 2, 85).
Ottweiler (Ot): 1571 kop. dt. auf dem reberg (PÖHLMANN St. Ingbert, Nr. 115).
Sarraltroff (Fe): 1693 or, frz. sur le reberg / sur le reeberg / sur le rebberg (AD
MM B 11954, 17, 60 u. 78), o Rebberg [re^benj], Rebberg sur weyer weg
['re:ber?j om vere ve].
Reb(en)-berg amtlich und/oder historisch auch in:
Achen (Rb), Altwiller (SU), Arzviller (Pb), Auersmacher (SB), Bening-les-
Saint-Avold (SA), Berg (Dr), Betting-Ies-Saint-Avold (SA), Bischmisheim
(SB), Bissert (SU), Bistroff (Gt). Blies-Guersviller (Sg), Bliesdalheim (Hb),
Bliesmengen-Bolchen (Sl), Breistroff-la-Grande (Ca), Bübingen (SB),
Burbach (Dr), Dehlingen (SU), Diedendorf (SU), Eizange (Mv), Eywiller
(Dr), Goerlingen (Dr), Gros-Rederching (Rb), Hambach (Sg), Haselbourg
(Pb), Hinsingen (SU), Honskirch (Al), Hoste-Haut (SA), Kalhausen (Rb),
Kölln (Köllerbach) (SB), Le-Val-de-Gueblange (Sa), Lhor (AI), Lixing-les-
Saint-Avold (Gt), Metting (Pb), Nalbach (Sl), Niedergailbach (Hb),
Niederstinzel (Fe), Obergailbach (Vo), Oudrenne / Udern (Mv), Puberg
(PP), Püttlingen (SB), Ratzwiller (SU), Reipertswiller (PP), Remelfing
(Sg), Rilchingen-Hanweiler (SB), Rimsdorf (SU), Ritzing (Si), Sarralbe /
Saaralben (Sa), Sarre-Union / Saarunion (SU), Sarrebourg / Saarburg
(Sb), Sarreguemines / Saargemünd (Sg), Seingbouse (SA), St. Johann
(SB), Thal-Drulingen (Dr), Trois-Fontaines / Dreibrunnen (Sb), Voeller-
dingen (SU), Volksberg (Dr), Volmunster (Vo), Waldhambach (Dr),
Welferding (Sg), Weyer (Dr), Wimmenau (PP), Wolfersheim (SI), Zim-
ming (Bo), Zollingen (SU).
Kompositum Reb(en)-garten (Erstbeleg vor a. 1700):
Ballern (MW): 17. Jh. or. dt. ufm rebgarten (LA Sb von der Leyen 802n).
Bischmisheim (SB): 1686 or. dt. die reebgärten (GEB), 1761 or. dt. in den
reebgärten / in den reebenbergsgärten (GEB), o In den Rebgarten [in da
're:vo], In den Rebenbergsgärten [en do re:berj'ge:t:do]. In den Rebenberggär-
ten [en do 're:benjg£:ndo]. Bisping (Fe): 1697 or. frz. le rebgarte / les reb-
gartes (AD MM B 11835), o Rebgarten. Güdingen (SB): ca. 1659 dt. im re-
bengarten / unten an den rebengarten (GEB). Kerbach (Fb): 1688 or. dt. an
den rebgarten (AN Pa E 3170), o Rebengarten ['re:vogado], Hinterst reben-
garten ['hinnjdo 'r£:v3gado], Auf rebengarten [em 'r^vogado]. Petit-
Ebersviller (SA): 1693 or. dt. uff den rebgardten (AD Mos 4 E 431).
Remering-les-Puttelange (Sa): 1693-1751 or. frz. rebgarten (AD Mos 4 E
463), o Rebgarten [re:p'gado]. Spicheren (Fb): 1689 dt. an den reeb-gärthen
(Allmang Spicheren, 210). Viller (Gt): 1663 or. dt. mit dem rebgartten (LA
Sb Heimstatt Akten Nr. 1 16).
365
Reb(en)-garten amtlich und/oder historisch auch in:
Baerendorf (Dr), Bambiderstroff (Fa), Behren-Ies-Forbach (Fb), Bitche /
Bitsch (Bi), Bousbach (Fb), Bousseviller (Vo), Dehlingen (SU), Drulingen
(Dr), Fitten (MW), Grostenquin / Großtännchen (Gt), Hambach (Sg),
Hirschland (Dr), Hoff (Sb), Insviller (Al), Kölln (Köllerbach) (SB), Lhor
(Al), Lichtenberg (PP), Lixheim (Pb), Lixing-les-Rouhling (Sg), Loudre-
Fing (Al), Munster / Münster (Al), Nousseviller-Saint-Nabor (Fb), Peppen-
kum (Hb), Rahling (Rb), Rauwiller (Dr), Reinheim (SI), Ronielfing (Fe),
Roppeviller (Bi), Saint-Jean-de-Bassel (Fe), Teting-sur-Nied (Fa), Valle-
range (Gt), Volmunster (Vo), Weiterswiller (PP), Woelfling-Ies-Sarre-
guemines (Sg).
(Vgl. Abb. 51)
B. Nhd. Rebe f. fuhrt über frnhd. reb, räb f. ,Weinrebe' und mhd. rebe f./m.
,Rebe; Reb-, Weingarten (PI.)' auf ahd. reba, repa, rceba f. ,Rebe, Weinstock'
zurück (AhdWbSchÜTZEICHEL 234; Baufeld 188; ChWdW9 662; Graff 2,
353; Lexer 2, 356; Splett I, 2, 729f; Starck/Wells 474). Die Herkunft ist
nicht geklärt. Vielleicht liegt eine Zugehörigkeit zu einem idg. Verbalstamm
*reh;p- .kriechen' vor, der u. a. durch lat. repere ,kriechen, schleichen' und
lit. repliöti ,kriechen' repräsentiert wird. Dann wären zunächst allgemein
Ranken oder Schösslinge gemeint gewesen sowie, in Bezug auf den Wein-
stock, die Ausläufer der Rebe (1EW 865; Kluge 671; L1V 500; Pfeifer
1094). Die althochdeutschen Belege stammen aus Weinbaugebieten des ale-
mannischen, bairischen und ostfränkischen Raumes und beziehen sich durch-
gängig auf den Weinstock; Rebe ist also schon früh ein Winzerwort gewesen
(AhdGl 7, 340f; DWB 14, 323).409 In einer westoberdeutsch/alemannischen
Quelle des späten 8. Jahrhunderts ist das Wort noch mit dem verdeutlichenden
Bestimmungswort ahd. wirr ,Wein‘ zusammengesetzt: uuinreba, uuinrebun
(ChWdWS 235f.).
Mit der Verbreitung des Weinbaus vom Rhein her ist das Wort auch in das
niederdeutsche Sprachgebiet gelangt: Mnd. rebe f. bezeichnet außer .Weinre-
be, Weinstock' auch den ,Stock einer rankenden Pflanze' (MndHdWb II, 2,
1890); dazu im Ablaut steht mnd. wTnrave(n) m. ,Weinstock' (MndWb 5,
732f).
Für das Fachwort Rebe finden sich nur noch einzelne Belege mit maskuli-
nem Genus, das früher im Schwäbischen weiter verbreitet war und auch schon
im Mittelhochdeutschen auftritt. In der Schriftsprache hat sich im 18. Jahr-
hundert das Femininum durchgesetzt (Alanne 1950, 98; DERS. 1957, 7;
Besse 2004,30).
4(19 Zu Rebe als Terminus des Fachwortschatzes des Weinbaus vgl. jetzt Steffens
2006, 278-280 (darin 279f.: historische Belege aus dem Saar-Mosel-Raum sowie
eine Dokumentation zu Rebe in der pluralischen Bedeutung .Weinberg').
366
Bereits seit mittelhochdeutscher Zeit lässt sich der Plural Reben in der Be-
deutung ,Weinberg, Rebland'410 nachweisen (DWB 14, 326), sowohl litera-
risch, beispielsweise bei Konrad von Würzburg,411 als auch urkundlich: Die
im Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache auf der Grundlage
des Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300 erfassten
winzersprachlichen Ausdrücke reben PI. ,Rebland, Weinberg4, rebeacker
.Rebacker, Weinberg4, rebestücke ,Stück Rebland4 etc. sind im elsässischen
Département Haut-Rhin, im Raum Freiburg im Breisgau und in Zürich ver-
breitet (WM U 2, 1412-1414).412 413
Die historische Verbreitung von Reben, Rebstück u. ä. (Simplex und Kom-
positum werden in der Darstellung nicht unterschieden) als appellativische
Bezeichnungen für Weinberg und Weinbergsgüter vom 13. bis zum 15. Jahr-
hundert beschreibt und kartiert KLEIBER 1980, 1 lf. und Karte 5: Um das Jahr
1400 gilt, wie eine Auswertung von Urbaren aus 1 14 südwestoberdeutschen
Skriptorien ergeben hat, am Oberrhein südlich einer Linie Weißenburg-Karls-
ruhe, abgesehen vom Bodenseeraum, wo zu dieser Zeit entgegen der heutigen
Geltung von Reben noch Weingarten vorherrscht, ausschließlich Reben, Reb-
stück u. a., nördlich und südöstlich davon das ältere, gemeingermanische (ahd.
wingarto, asächs. wJngardo, aengl. wïngeard, anord. vingardr, got. weina-
gards) Wingert , Weingarten4, was aber jenseits des Sprachgebrauchs der Ur-
bare auf der Grundlage onomastischer Belege zu revidieren ist (Abschnitt
D).41’ Die Ausbreitung des alemannischen Wortes Reben wird als eine von
oberrheinischen Winzern getragene sprachliche Innovation interpretiert.
Auf Weinbautätigkeit verweisen der im 9. Jahrhundert erstmals erwähnte,
mit ahd. reba gebildete Name Repagowi, heute Marktgemeinde Regau im Be-
zirk Vöcklabruck, Oberösterreich, sowie der zuerst im 11. Jahrhundert als
Rebedorf belegte Ortsteil Rebdorf in der Gde. Eichstätt, Oberbayern
(Förstemann 11, 2, 558).
C. Der kollektive Plural Reben , Weinberg4 ist als Appellativ und als Flurname
fast ausschließlich auf die alemannischen Mundarten beschränkt. Reben und
/?e6-Komposita herrschen ab dem 13. Jahrhundert gegenüber Weingarten vor.
In einigen alemannischen Mundarten hat der Plural generell die kollektive
4111 Die semantische Entwicklung verläuft von ,Schößling1 über ,Weinstock' zur ,Summe
der Weinstöckef also ,Weinberg4, vgl. Kleiber 1980, 1 lf., Weber 1949, 6 und 34.
411 Lied. 24,8: acker, wisen unde reben (Lexer 2, 356).
41 2 Zum Beispiel: allez min gut vn min eigen ...an holz vnd an velde, an reben vn an
wazzer; ein füder wines, daz vffen den selben reben wahset (WMU 2, 1412).
413 Vgl. auch MÜLLER 1960, 127f. und Karte 9: Komposita mit Rebe- und der kollekti-
ve Plural Reben als Weinbergbezeichnungen seien Sonderentwicklungen des west-
lichen und südlichen Alemannischen gegenüber Wingert / Weingarten des übrigen
deutschen Sprachgebietes.
367
Bedeutung angenommen (Alanne 1957, 6). Eine weitere Verbreitung hat der
Singular, der einzelne Weinstöcke bzw. dessen Triebe, Wildreben oder die
Waldrebe bezeichnet, ln dieser Bedeutung kommt Rebe auch in Bayern, in der
Pfalz, in Lothringen, in Südhessen und im Rheinland vor (BayWb 2, 5f.;
DtLothrWb 406; HNassWb 2, 794; PfälzWb 5, 419f.; RheinWb 7, 202f.;
SHessFln 756; SHessWb 4, 1280f.; Vielsmeier 1, 1995, 390).
PUHL 2008, 454 stellt Wendungen wie in den Reben schaffen, die Reben
hacken etc. zusammen, die sich auf die Arbeit des Winzers im Weinberg be-
ziehen, aber auch appositionelle Fügungen wie ein Stück Reben oder ein Bletz
Reben. Mit der Orientierung an der Pflanzenbezeichnung Rebe stelle sich „die
oberrheinische Winzersprache in einen fundamentalen Gegensatz zu den übri-
gen Winzeridiomen des deutschen Sprachgebiets [...], die an der Kennung
Wein- festhalten.“ (Puhl 2008, 462).
Als Fachterminus für das mit Reben bepflanzte Stück Land - den Weinberg
also - gilt der Plural Reben am Hoch- und am Oberrhein sowie abseits des
Flusslaufs im Schweizer Seeland und an der schweizerischen Rhöne/Rotten
im Kt. Wallis. Die nördlichsten Belege, die WKW Karte 29 nachweist, liegen
linksrheinisch im elsässischen Arr. Guebwiller (F, Haut-Rhin) und rechtsrhei-
nisch im Lkr. Rastatt. In diesem Raum ist auch, mit größerer Belegdichte, das
Kompositum Rebberg verbreitet.414 * 416 Nach Norden hin, entlang des Rheins und
seiner Zuflüsse, sowie im Südosten kommt verstärkt der Ausdruck Wingert
vor, welcher unter den Weinbergbezeichnungen den größten Verbreitungs-
raum hat, während die schriftsprachlich gewordene Bezeichnung Weinberg
dialektal auf das Ostmitteldeutsche beschränkt ist;41" im Österreichischen gilt
Weingart(en) (WKW Karte 29).
Appellativische Nachweise für den kollektiven Plural Reben ,Weinberg'
bieten die Wörterbücher der schwäbisch-alemannischen Mundarten: Das
BadWb 4, 215 fuhrt ein vor allem südbadisches Vorkommen und ein Neben-
einander von Reben und Rebberg an. Nach Auskunft des SchwäbWb 5, 197
gilt der kollektive Plural besonders am Bodensee. Das ElsWb 2, 218 sowie
das SCHWEIZlD 6, 374l(1 verzeichnen ebenfalls Reben in der Bedeutung Wein-
berg'.41 Auch in Flurnamen begegnet der Plural Reben sehr häufig, z. B. a.
414 Nach Alanne 1957, 7 konkurriert Rebberg im Elsässischen und Schweizerischen
mit Reben im Sinne von ,Weinberg'.
41' Das Durchsetzen der Bezeichnung Weinberg gegenüber Konkurrenten mit größe-
rem Geltungsareal (Wingert, Rebberg) wurde durch deren Verwendung in der Lu-
therbibel begünstigt (Besch 2001, 344f.).
416 Lokal begrenzt bezeichnet hier auch die Singularform den Weinberg (SchweizId 6,
41; vgl. auch Besse 2004, 30). Zu den Weinbergbezeichnungen in den Kantonen St.
Gallen, Graubünden, Schaffhausen, Thurgau und Zürich vgl. Weber 1949, 33f.
41 Das Wörterbuch der deutschen Winzersprache, von dem bisher vier elektronische
Vorabversionen erschienen sind, verzeichnet zahlreiche Belege rund um die Pflan-
368
1360 uf den reben, rezent In den Reben ,Rebberg' in hingen (CH, Kt. Basel-
Landschaft).418
Im südwestdeutschen Raum ist der kollektive Plural Reben ,Weinberg'
auch in urkundlich belegten Flurnamen anzutreffen: Der Flurname Rebgassen,
1542 Rebgaßenn, aus dem Kaiserstuhl bezieht sich auf eine Gasse in die Re-
ben, also in den Weinberg (Wenninger 1997, 103). In der Freiburger Bucht
(Breisgau) dominiert seit dem 13./14. Jahrhundert Reben, jedoch hält sich da-
neben noch in einigen Orten die Bezeichnung Weingarten (ROOS 1966, 306).
Eine ähnliche Beobachtung macht Puhl 2008, 460 in Bezug auf das Eisass:
Die Durchsicht der ortsbezogenen Regesten zur Geschichte des elsässischen
Weinbaus von Medard Barth* 414 zeige für das 13. bis 16. Jahrhundert Reben
als vorherrschendes Appellativ, daneben seien aber auch Rebacker, Rebstück,
Rebgarten und Rebland belegt. In Barths Material sei Weingarten nicht als
Appellativ vertreten, streue aber als Flurname über das gesamte Eisass.
Wie weiter anhand von Flurnamenbelegen aufgezeigt werden konnte, hat
sich unter alemannischem Einfluss die jüngere Weinbergbenennung Reben bis
in die südwestliche Pfalz und das Saarland ausgedehnt; zwischen Zweibrü-
cken, Saarbrücken und Sarreguemines / Saargemünd häufen sich Flurnamen
wie In den Reben, Reben-, Rebberg, -garten, -acker, -weg, -klamm, Wüstreben
usw. (Christmann 1965, 191 [vgl. auch die Abschnitte A und D]; Zink 1923,
173: „Im alten Bliesgau steht oft Rebe statt Wein“).
D. Die Überlieferungssituation der Pluralform die Reben liefert einen an-
schaulichen Beleg für den relativ späten wortgeographischen Anschluss des
Saar-Mosel-Raumes an das Oberrheinisch-Alemannische. In dem Bereich des
Untersuchungsgebietes, in dem das Namenwort belegt ist, setzt die urkundli-
che Überlieferung von Flurnamen bereits im 13. Jahrhundert ein. Die ältesten
/?eZ>e-Belege des Saar-Mosel-Raumes gehören jedoch dem 14. Jahrhundert an
(vgl. auch PlTZ/SCHORR 2003, 99).
Die ältesten Belege für den kollektiven Plural Reben finden sich in
Sarrewerden / Saarwerden (nach 1350) und in Weiterswiller (1361), beide im
sprachhistorisch zu Lothringen gehörigen sogenannten Krummen Eisass gele-
gen, ferner in Kerprich-les-Dieuze (1393) und in Bliesmengen-Bolchen
zenbezeichnung Rebe. Der Artikel Rebe in WDW-CD 1 enthält u. a. Dialektformen
für den kollektiven Plural in der Bedeutung ,Weinberg', die ganz vereinzelt aus
dem Rheinfränkischen und mit großer Beleghäufung aus dem Alemannischen
kommen.
41 s hingen. Ortsgeschichte und Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namenbuch der
Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; hingen), Stiftung für Orts- und Flurna-
men-Forschung Baselland, Pratteln 2007, 28.
414 Medard Barth: Regesten zur Topographie und Geschichte des elsässischen Wein-
berges (Der Rebbau des Eisass und die Absatzgebiete seiner Weine. Zweiter Band,
dritter Teil), Straßburg/Paris 1958, 13-165.
369
(1399). Diese Belege gehören damit einem Namenraum an, der über die Vo-
gesen zum alemannisch-elsässischen Oberrhein hin offen ist und der von A.
SCHORR als Eisasskeil bezeichnet wird.4'0 Von hier aus erfolgte im Saar-
Mosel-Raum bereits seit dem 14. Jahrhundert eine Ausbreitung in nordwestli-
cher Richtung. J?e6e-Namen finden sich in den früheren Weinbaugebieten an
oberer und mittlerer Saar, am Unterlauf der Blies und im Seiftegau. Über den
kartierten Bereich hinaus ist Rebe als Grundwort nicht weiter nach Norden
vorgedrungen (Dittmaier 242; SCHORR 2000, 42f. und Karte 9),
Als kollektiver Plural Reben und als Bestimmungswort der Komposita
Rebberg und Rebgarten hat das Namenwort das ältere, gemeingermanisch
verbreitete und in Flurnamen des Saar-Mosel-Raumes diesseits der Sprach-
grenze noch gut bezeugte Wingert verdrängt.4'1 Die Belege mit zusammenge-
setzten Reb(en)-Namen sind jünger als die eingliedrigen Namen: Reb(en)-berg
ist im Untersuchungsgebiet ab ca. 1500 nachzuweisen, Reb(en)-garten erst ab
dem 17. Jahrhundert.
Das Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten weist Rebe als Ap-
pellativ nach in den Gemeinden Forbach (con Forbach), Mittersheim und
Romeifing (con Fenetrange / Finstingen) sowie Hommarting und Reding (con
Sarrebourg / Saarburg), die im südlichen Teil des germanophonen Lothringen
gelegen sind, aber auch im zum westmoselfränkischen Dialektraum gehören-
den Sierck (con Sierck-les-Bains) (DtLothrWb 406).
(R. K.) 420 421
420 Schorr 2000, 34 und Karte 21.
421 Anmerkung zur Belegkartierung (vgl. Abb. 51): Kartiert und dabei durch unter-
schiedliche Symbolformen bzw. -färben unterschieden wurden a) Reben PI. (Flur-
namen mit Erstbeleg bis 1500, die oben, Abschnitt A, aufgetuhrt sind, erhielten ein
eigenes Symbol); b) Reb(en)berg\ c) Reb(en)garten\ außerdem - zum Vergleich -
die historischen Wingert/Weingarten-Flurnamen des Untersuchungsgebietes.
370
Nr. 45
Schachen m. ,Waldstück4
A. Alsweiler (SW): o Schachen auf den Weierwald ['Jaxa], In den Schachen,
Am Schachenerkopf Baerenthal (Bi): o. D. or. dt. in die grumschachen i
krumschachen (SA Da D 21 A 14/10). Bergen (MW): 1721 or. dt. hey hreden
schachen bohr (LHA Ko 1 C/l 5190, 221). Berschweiler (Ot): 1773 or. dt. der
metzelberger schachen (GEB), o Metzelbergerschachen ['zeinn ’jaxa], Buch-
borner Schachen ['bmxbaanr 'Jaxa], Säinerschache ['zeint? 'jaxa]. Bettingen
(Schmelz) (Sl): o Am Schachen, Oben am Schachen, Aufm Schachen,
Schachen auf dem Schindgraben, Schachen auf die Blaubach, Schachen im
Brüchelchen. Bettviller (Rb): o Schacherner fält ['Jaxnnt? feit], Schacherner
walt ['Jaxttne valt], Bexbach (Hb): 1787 dt. saberförster schachen (GEB).
Bitche / Bitsch (Bi): 17.-18. Jh. or. dt. wolfschach (AD MM B 571), o Petit-
volschachen [klain ’volfjaxa], Grand-volfchachen / -volschachen [kro:s
'volfjaxa], Bous (Sl): 1613 dt. im schachn veldt (LHA Ko 218/674, 21), 1613-
1714 or. dt. in dem schachen / im schachenwald (LHA Ko 218/674, 1-126),
18. Jh. dt. die oberste schachen (LHA Ko 218/625, 191), o In den obersten
Schachen 1.-2. Gewann [en da 'evnjta 'Jaxan], In den untersten Schachen [en
da 'envtjts 'Jaxan], Britten (MW): 1721 or. dt. hinter peterkopf stost uff mehr-
pohlschachen (LHA Ko 1 C/l 5187, 26). Brotdorf' (MW): o In dem Schachen
[em 'Ja:xn], Vor den Schachen [fi:rm wJa:xn], Hinter den Schachen ['heno da
'Ja:xn], Bruchhof-Sanddorf (Hb): 1663 or. dt. im linden schachen (LA Sp B
2/406/6), o Lindenschachen, Kleiner Lindenschachen. Büschfeld (MW): 1591
dt. schachen (GEB), 1786 or. dt. büschfeld. kleiner schach / gemeiner
schachen / bauernschach auf weiserling (GEB). Differten (Sl): 1485 kop.
1485 dt. thussen den hambucher gründe und den schachen (LHA Ko 218/
688, 40f.). Erbach-Reiskirchen (Hb): 14.-15. Jh. or. dt. in kurtzschachen
(HSA Mü Kasten blau 390/4 1), 1564 kop. ca. 1564 dt. im kurtzschachen / der
kurtzschacher bach / auss dem kurtzschachen (SCHARF Stella, 71 fl), 1717 or.
dt. lindenschachen (LA Sp B 2/406/5 fol 144v). Fischbach (SB): 1754 or. dt.
der lange schachen / am langen schachen (GEB), o Langenschachen [da
'lapajaxa]. Frankenholz (Hb): 1787 dt. waschbrunner schachen (GEB).
Furschweiler (SW): o Schachwald [faxWalt]. Fürth (Ot): 1740 dt. am
kintzelberger schachen / am häbgenthaler schachen / der allwoger schachen
(GEB), 1766 dt. am häppenthalerschachen / im häpgentaler schachen / am
altenwooger schachen / im allenwooger schachen / am selgenbacher scha-
chen / ober dem selgenbacher schachen / in den schachrödern / im markbor-
nerschachen / götzenberger schachen / götzenteicher waldschachen / der
eichenschachen unten am götzenteich (GEB), o Am Selgenbacher Schachen
[em 'zeljabaxB 'jaxa], Holzrechschachen ['holsre? 'Jaxa], In den Schachen-
vödern [en da 'Jaxa 're:dB], Marktbrunnenschachen ['ma:gdbrunB 'jaxa].
371
Garrebourg (Pb): o Schacheneck [Jaxan'ek]. Grafschaft Bitsch: 1577 frz. der
gundtschach (Aux Denombrement, 150). Gonnesweiler (SW): o Am Schacher
[am 'Jaxa], Im Schacher [em 'Jaxa]. Güchenbach (Riegelsberg) (SB): 1621 dt.
der buchschachen (NASALO), 1754 or. dt. der lange schachen / am langen
schachen (GEB), o Auf dem Buchschachen ['bu:xjaxa], Oben auf Buchschachen
['bu:xjaxan], Der Buchscharren ['bu:xjaxa], Langen Schachen. Hangard (Ot):
18. Jh. dt. schachenweg (Jungk), o Am Schachenweg rechts, Hirtenschachen
[im 'herita 'Jaxa], Om Schache [om Jaxa], Haupersweiler (SW): o Am
Schachengraben [an Jaxa'gra:va]. Heusweiler (SB): 1757 or. dt. der schacher-
wald (GEB). Hilschbach (Riegelsberg) (SB): 1615 dt. am griinbösch
zwischen kallenborner fluss und dem langen schachen (NASALO). Hirtel
(SB): o Im Spitzborn Schachen. Hirzweiler (Ot): 1745/62 dt. am Strassen
schachen / der leitnacker schachen / hinten auf leitnacker, am schachen / der
bimmerborner schachen (GEB), o Im Schachen [im 'Jaxan], Leitenacker-
schachen ['Leidnage 'Jaxa]. Höchen (Hb): 1603/22 or. dt. hinder dem pferch
obwendig der münchswiessen im alten schachen (LA Sb 22/531, 132). Holz
(SB): 1744 or. dt. langer Schacher schlag (GEB). Hülzweiler (Sl): 18. Jh. dt.
schachen / schacherstück (JUNGK), o Schachen [ein 'Jaxan], Schacherstück
['JaxeJtek]. Humes (Ot): o Im Schachen [em 'Jaxa], De Schache [da 'Jaxa], De
Schache Kraawe [da 'Jaxa 'kra:va]. Jägersburg (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt.
durch den lindenschach (SCHARF Stella, 76), 1717 or. dt. lindenschachen (LA
Sp B 2/406/5 fol 144v), 1757 or. dt. lindenschachner bruch (LA Sp B 1/995).
Kirrberg (Hb): o Im Schachen [im 'Jaxe], Unter dem Weiherdamm im
Schachen [am 'veiedam am 'Ja:xa], Kleinottweiler (Hb): 1531 or. dt. vff dur-
schach / vff den durrschach (LA Sb 22/2441), 1547 dt. linden schachen
(KAMPFMANN Beiträge, 62); 1717 or. dt. lindenschachen (LA Sp B 2/406/5
fol 144v). Lautenbach (Ot): 1767 dt. im schachen (GEB). Liederschiedt
(Bi): o Schachener wald ['Jaxevait], Schachner-wald [’Jaxevalt], Hinter dem
schachener walde ['hinem Jaxevalt], Schachen und Stangen ['Jaxa on 'Jdarja],
Hogster weg und schachen ['hokjde ve: on 'Jaxan], Wieslingen und schachen
['vi:slnp on 'Jaxa]. Mitlosheim (MW): 1720 or. dt. im nassen schachen (LHA
Ko 1 C/14869). Münchwies (Ot): 1767 dt. am bierfänker schachen (GEB).
Neunkirchen/Nahe (SW): 1606 dt. der schachen (GEB). Niedergailbach
(Hb): o Am Schachenhübel [JaWhivl]. Niederlinxweiler (SW): 1741 dt. klei-
ner schachen wald (Heimatbuch Lkr. St. Wendel 17 [1978], 181-185), 1742
or. dt. der eschenschachen ! in den sogenannten etzenbacher schachen (GEB),
1768/69 dt. der gutenbacher schachen (GEB), o Gutenbacher Schachen [da
gudabaxn 'Jaxa], Wieseiters Schachen [vi:zeidt?J Jaxa]. Niederlosheim (MW):
o In den Schachen [epm ~Ja:xn], Waldschachen [valt'Ja:xn], Schachen im
Wald. Niedersaubach (Sl): o An dem Schachenwald, Am Schachewald 1.-2.
Teilung, Der kleine Schachenwald, Der grosse Schachewald, Im grossen
Schachewald, Zwischen Schachewald und Steinbacher Weg. Nohfelden (SW):
372
o Aufm Schachen [om 'Jaxo]. Nohn (MW): 1565 kop. 17. Jh. E dt. auss dem
schachen / wieder an stein, stehet in einem schachen (StB Tr 2037/1817 fol
123v). Nonnweiler (SW): o Schachenheck [Jaxo'hek], Vor Schachenheck /
Vor Schachen ['Jaxo\zo:ro], Ober der Schachenheck / Schachen ober der Heck
['ivn de:c 'Jaxohek], Schachesoore ['Jaxo\zo:ro], Schachewald [Jaxo'valt]. Nos-
wendel (MW): o Mosigenschachen [em 'Jaxn]. Numborn (SB): o Der
Schachen [de:e 'Jaxo], Schacher Wald ['Jaxn valt]. Schache Bieje ['Jaxo 'biojo].
Nunkirchen (MW): o Im Schachen [am 'Jaxn]. Oberbexbach (Hb): 1603
kop. dt. im alten schachen hin (LA Sb 22/531 fol 132). Oberlöstern (MW):
1546 or. dt. am hiindersten schachen (AD BR E 5576 fol 65v). Obersalbach-
Kurhof (SB): o Schachen ['Jaxo], Vorm Schachen [fonm 'Jaxo]. Oberthal
(SW): o Der Schachen ['Jaxo]. Oppen (MW): o Schachen ['Jaxn]. Ottweiler
(Ot): 1628 dt. hinterm ziegelberg im schachen (GEB), ca. 1760 dt. schachen
(JUNGK), 1766 dt. hinter dem ziegelberg im schachen / hinterm ziegelberg im
schachen (Ottweiler Bannbuch 1766), 18. Jh. dt. schache (JUNGK), o. D. dt.
kirbacher schachen / marborn schachen (JUNGK), o Unten im Schachen ['uns
im 'Jaro], Unten in Schachen, Unter Schnabelsbrunnen im Schachen [uns am
'Jnavlsbruno im 'Jaro]. Rappweiler (MW): 1720 or. dt. im nassen schachen /
zum hembacher schachen (LHA Ko 1 C/14869, 153f.), 1734 or. dt. heyweiter
schachen (LHA Ko 143/48, 3), o Im nassen Schachen [em 'na:so 'Jaxn], Im
hintersten nassen Schachen [em 'hennjtn nass 'Jaxn], Im obersten nassen
Schachen [em 'iovejtn 'nass 'Jaxn], Gaiwelter Schachen [gaivltn 'Jaxn].
Reisweiler (Reisbach) (Sl): 1760 or. dt. der wustenschachen (LA Sb 22/3234,
1-880), o Schachen auf hinterst Balscht. Remmesweiler (SW): 1741 dt.
pferch schachen / eltzlings viereckigte schachen (Hist Ver Abteilung VIII
ML), 1743 dt. der pferchs-schachen / oberm pferchs-schachen (GEB). Saar-
wellingen (Sl): 1613 dt. neben dem heiligen schachen (GEB). Sarralbe /
Saaralben (Sa): o Schachen ['Jaxo], Eck schachen [ek1 Jaxo], Sur schach.
Schwalbach (Sl): 1696 or. dt. vor schachen (LA Sb 22/2933, 1-120), 1759 or.
dt. der schachen (LA Sb 22/3241), o Schachen [en 'Jaxon], Vor Schachen
[fo:u 'Jaxon], Der Schache Walt [dn 'Jaxs valt], Hänner Schachen ['hene
'Jaxan]. Steinbach (Ot): o Holzhauer Schachen ['holshauc 'Jaxa], Am Ker-
bacherschachen [om 'kenbaxc 'Jaxo / do 'Jaxs]. Steinbach über Lebach (Ot):
1790 or. dt. unter der schachen wiess / am schachen hintere gewand / hinter
dem schachen vordere gewand / in den Schacher (LHA Ko 24/1005, 309-
433), 1790 dt. vorn im schachen / mitten im schachen / hinten im schachen /
unten im schachen / am schachen vordere gewand / auf der schachenwiese /
in der schachenwiess / mitten in der schachenwiess / unter der schachenwiess
(GEB), o Im Schachen [em 'Jaxan], Unter der Schachenwiese [en da
Jaxa'vi:s], Am Schachen vordere Gewanne [en do 'Jaxon], Am Schachen
hintere Gewanne [em 'Jaxo], En de Schachen [en do 'Jaxon], Steinberg
(MW):o Unterm Schacherrödchen. Thailen (MW): 1546 or. dt. bey dem
373
verschachenn (AD BR E 5576 fol 65v). Theley (SW): 1486 kop, 1505 dt. biss
an heyden schach (LHA Ko 1 C/4967, 413). Urexweiler (SW): 1772 dt. ober
dem schreinersschachen i hinter schreiners schachen / am bruderfeld-
schachen / hinter dem bruderfeldschachen / im leitenacker schachen / am
hammersbornschachen / hinter dem hammersbornschachen / im feldgen-
schachen / auf den schachenrödern / auf den schachen rädern / bey den
schachenrödern / nach schachenrödern (GEB), 1789/92 dt. in die schachen-
röder / von den schachenröder (LHA Ko 24/945, 45-82), o Schreiners-
schachen [Jraint’ts'J'axo], Ober Schreinersschachen ['ivn 'jrainnts 'Jaxo], Hinter
Schreinersschachen ['hem? 'jrairmts 'Jaxo], Bruderfeldschachen [briudnffc'kl
'jaxo], Hinter Bruderfeldsschachen [hem? brmdefeld'Jaxo], Hinter Hammers-
bornschachen [hamenj'bomt? jaxa], In den Schachenrödern [en da
jaxn'redoro], Em Pärrschache [em peVjaxo]. Völklingen (SB): 1672 or. dt. am
loh schach (GEB). Wadern (MW): 1769 or. dt. am noswendel jungen wähl
zwischen der hirschstrass und denen morgenschachen (GEB). Wadrill (MW):
1720 or. dt. oben ahm triersch schachen (LHA Ko 1 C/14876, 77), o Im
Schachen [em 'Jaxn], Klingschachen [klep'Jaxn], Webenheim (Hb): o Weg
am Schachen [im 'jaxoro]. Weiler (MW): 1678 kop. 17. Jh. E. dt. dem
schachen nach biss ahn friedt wältgen (StB Tr 1672/347 fol 52v). Wellingen
(MW): 1750 or. dt. schachwald(LHA Ko 143/440, 43). Wiebelskirchen (Ot):
1767 dt. am bierfänker schachen (GEB), 18. Jh. dt. ein schachen am
himersberg t der eichenschachen und hänge auf der atzelbach (GEB), o Am
Hümmersberg. Wustweiler (Ot): o. D. or. dt. der kühunterschachen / am mol-
kenbomer schachen (GEB), o Kühunterschachen ['ki^urm 'Jaxo], Am Küh-
unterschachen [a:m 'ki^oim 'jaxo]. Der Molkenbrunner Schachen [da 'j’axaj.
(Vgl. Abb. 52)
B. Schachen m. ,Waldstück; Vorgebirge, Landzunge* 4 (KLUGE 708; DWB 14,
1958f.) geht über mhd. schache m. ,einzeln stehendes Waldstück od. Vorsaum
eines Waldes4 (Lexer 2, 622; WMU 2, 1485f,)42' zurück auf das althochdeut-
sche (ostoberdeutsche) Glossenwort scahho m. ,Landzunge, Vorgebirge, Han-
delsplatz; (praecipitium) Abhang?442 ’ (ChWdW8 258; Splett I, 2, 829).
Einen Frühbeleg liefern die Freisinger Moralia-Glossen, die auf das letzte
Viertel des 8. Jahrhunderts datiert werden:424 Für lat. prcecipitiis steht das alt-
Da das Appellativ Schachen ab der mittelhochdeutschen Zeit die Bedeutung .ein-
zeln stehendes Waldstück4 annimmt, kann die Namengebung unter diesem semanti-
schen Aspekt erst erfolgt sein, als einst zusammenhängende Waldflächen durch
ausgedehnte Rodungstätigkeit in kleinere Abschnitte zerfielen.
4 ’ Vgl. Starck/Wells 531: scahho sw. m.: promuntorium, (lingua, aequor); Land-
zunge, Bergvorsprung, Vorgebirge; dazu auch scahhunga st. f.: (lingua); Landzun-
ge.
4-4 Zur Frage der Niederschrift in Freising in karolingischer Zeit vgl. ChWdW8 31.
374
hochdeutsche Interpretament scahon, Dat. PI. zu ahd. scah(h)o m. Das Wort
lebt im Mittelhochdeutschen in der Bedeutung ,einzeln stehendes Waldstück1
weiter, daher ist nach GLASER 1996, 230f. die Bedeutungsbestimmung im vor-
liegenden Kontext schwierig. Die weitere etymologische Zuordnung des alt-
hochdeutschen Substantivs lasse jedoch eine in den Zusammenhang passende
Bedeutung , Abhang4 möglich erscheinen, so Glaser.422
Mit ahd. scahho verwandt ist anord. skekill m. ,Kante, Zipfel; Landzunge4
(LÜHR 1988, 141; De Vries 1961, 488). Diese Wörter lassen sich zurückfüh-
ren auf idg. *skeg- (IEW 923),4'6 eine Auslautvariante zu idg. *skek- (LIV
55 1 f.). Zu idg. *skek- gehört z. B. auch ahd. gi-skehan geschehen4. Die ur-
sprüngliche Bedeutung der indogermanischen Verbalwurzel ist ,sich schnell
bewegen, springen, schütteln4;* 42 die Bedeutungsentwicklung zu ,Vorgebirge,
Landzunge4 erfolgt über eine Zwischenstufe ,vorspringen4 (,Berg, der vor-
springt4 oder,Gelände, das vorspringt4).
Die Sippe um idg. *skek-/*skeg- lässt sich, z. T. mit grammatischem Wech-
sel und in unterschiedlichen Ablautstufen, erweitern um aisl. skagi m. Land-
zunge4, anord. skögr m. ,Wald4, aengl. sceaga m. ,Gebüsch4 (OREL 331; De
Vries 1961,497) sowie um das nur toponymisch belegte asächs. scaga, das in
westfalischen Siedlungsnamen vorkommt, z. B. Schagern bei Horstmar, Kr.
Steinfurt: 10. Jh. or. Scagahornon (Gysseling 893; Jellinghaus 153). Die
niederdeutsche Entsprechung von ahd. scahho liegt vielleicht vor im Namen
des nordhessischen Klosters Schaaken: 1198 Scaken (ANDRIEßEN 1990, 248).
In Siedlungsnamen des bairisch-alemannischen Raums ist Schachen früh
und reichhaltig überliefert. Exemplarisch seien einige davon genannt, zahlrei-
che weitere nennen z. B. Förstemann II, 2, 749f., SCHUSTER 1989-1994 und
die Einzelbände des Ortsnamenbuches des Landes Oberösterreich:
(1) Schachen, Stadtteil von Lindau (Lkr. Lindau [Bodensee]): 834
Birscachim (FÖRSTEMANN II, 1,466);
(2) Rorschach (CH, Kt. St. Gallen): 850 in pago Arhonensi ... inter
Coldahun villam et Rorscachun situm (LSG 756);
(3) Schacher, Gde. Kirchheim im Innkreis (A, Oberösterreich, pol. Bez.
Ried im Innkreis): 1278, 1303 In Schachen (Ortsnamenbuch des Lan-
des Oberösterreich 2, 55);
4> Eine alternative Deutung des Interpretaments aus den Freisinger Glossen als kahon,
Dat. PI. zu kahl f. ,Eile4, beruht darauf, dass der Anlaut sc nicht völlig gesichert ist
(jedoch wahrscheinlicher als die Alternative k). Diese Deutung ist nicht ohne Zu-
satzannahmen möglich, denn eine o-haltige Flexionsform zu einem /“-Abstraktum ist
sonst nicht belegt (Glaser 1996, 231).
42(1 Ahd. scahho geht auf die o-Vollstufe dieser Wurzel zurück.
42 So z. B. in aengl. sceacan ,schütteln (nengl. shake); eilen, Fortgehen, fliehen; her-
vorgehen4 (Holthausen 1974, 271).
375
(4) tSchachen bei Rosenau Dorf oder Rosenau Schloss (A, Niederöster-
reich, pol. Bez. Zwettl): 1280 Schachen (SCHUSTER 3, 1994, 204).
Festzuhalten ist, dass Schachen die hochdeutsche Variante eines einst über
weitere Teile der Germania verbreiteten Wortes ist. Nur in diesem Lautstand
hat sich das in älterer Zeit vom Oberdeutschen bis in den niederdeutschen
Raum verbreitete Wort länger halten können. In der Flurnamenüberlieferung,
die meist nicht so weit zurückreicht wie die der Siedlungsnamen, kommt prak-
tisch nur die hochdeutsche Form vor (vgl. SCHNETZ 1997, 42 und unten, Ab-
schnitt C); ebenso verhält es sich mit den appellativischen Belegen, die nur in
oberdeutschen Dialekten erhalten sind (vgl. DWB 14, 1958f. und unten, Ab-
schnitt C). Aus den genannten Gründen ist Schachen als ein Reliktwort zu be-
trachten und kann nur für die spätere Zeit des relikthaften Vorkommens im
Oberdeutschen als .Südworf bezeichnet werden.
C. Die Lautgestalt von Schachen weist im appellativischen Wortschatz sowie
in Flurnamen des deutschsprachigen Raums keinen großen Variantenreichtum
auf. Der Singular des durchweg als Maskulinum gebrauchten Wortes lautet
überall im Verbreitungsgebiet Schache(n), vereinzelt auch Schach (BadWb 4,
464f.; PfälzWb 5, 827f.; SchwäbWb 5, 640). Im bairischen und alemanni-
schen Mundartraum werden der Plural und die Verkleinerungsform umgelau-
tet (BadWb 4, 464f.; BayWb 2, 363; SchwäbWb 5, 640; SchweizId 8, 102).
In der Schweiz werden kleine Gehölze, einzeln stehende Waldstücke, klei-
ne Gruppen gleichartiger Bäume im Mischwald, Landzungen am Wasser und
dichtbewachsenes Uferland Schachen genannt; durch Kultivierung kann aus
solchem Uferland Pflanzland oder besiedeltes Land gewonnen werden, wobei
der Name Schachen erhalten bleibt (SchweizID 8, 102-108).
Im Schwäbischen ist der Schache eine allein stehende oder ins Feld hinein-
ragende Waldparzelle. Das Wort ist sowohl im appellativischen Wortschatz
als auch als Grund- und Bestimmungswort zahlreicher Flurnamen vertreten
(SchwäbWb 5, 640). Ebenso verhält es sich im bairischen Mundartraum; hier
wird die Bedeutung ,Stück Waldes, das einzeln steht; Waldrest1 angesetzt
(BayWb 2, 363).
BadWb 4, 464f. gibt als Bedeutung des Appellativs Schach(en) ,kleines
Wäldchen, Baumgruppe, Waldzunge4 an, ferner ,mit Schilfrohr bestandene
Niederung4 und ,eine durch Verjüngung gezogene junge Rebe im zweiten
Jahr4. Als Namenwort ist Schachen in Flur- und Siedlungsnamen belegt. Die
ältesten toponymischen Belege aus dem südlichen Schwarzwald und dem
Breisgau sind aus dem 14. Jahrhundert. Das Diminutiv lautet in der badischen
Mundart Schächle.
Im gesamten oberdeutschen Raum ist also Schachen als Appellativ gut be-
legt. Auch für Schachen als Namenwort gibt es zahlreiche Nachweise (vgl.
Buck 1931, 230; Keinath 1951, 78; Vollmann 1926, 27). So nennt bei-
spielsweise Roos 1966, 317 für die Freiburger Bucht historische Schachen-
376
Flurnamen ab der Mitte des 14. Jahrhunderts. Einen historischen Flurnamen
des Jahres 1179 aus dem niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen führt
PRINZ 2007, 359 an: prope lucum qui in vicinitate Wiare et Huntzagele est et
dicitur S c h a h e.
ln der Pfalz ist Schachen ebenfalls sehr häufig als Flurname anzutreffen:
Der Waldname begegnet vor allem in der Bruchlandschaft, wo die Schachen
Hügel bedecken oder Reste alter Waldbestände sind. Oft kommt Schachen in
der Komposition vor; die Komposita bezeichnen die Art des Baumbestandes,
die Lage, Eigentums- oder Nutzungsverhältnisse etc. Ein appellativisches
Vorkommen gibt es in der pfälzischen Mundart nicht mehr (PfälzWb 5,
827f.; POST 1992, 54; ZINK 1923, 116f.).
Auch in Luxemburg gibt es das Appellativ nicht mehr; als Flurname steht
Schach(e) für die Waldgrenze (ANEN 1945, 115).
Für den Hunsrück werden Schachen-Flurnamen genannt (DlTTMAIER 257).
Hier finden die Flurnamen des ASFSL-Untersuchungsgebietes einen nördli-
chen Anschluss. Die Belege aus dem Hunsrück bilden zusammen mit dem
hessischen Schachen-Vorkommen, das den Main nur ganz vereinzelt über-
schreitet, die Nordgrenze des oberdeutschen Namenwortes. Zwei Streubelege
in Nordhessen verweisen auf einen in älterer Zeit weiter nach Norden reichen-
den Geltungsbereich. Mindestens einer der beiden Belege kann aber auch an-
ders gedeutet werden.42s In hessischen Flurnamen bedeutet Schachen meist
,einzeln stehendes Waldstück, Vorsaum eines Waldes1 und oft auch ,ins Feld
stoßende Waldung1 (HessFlnAtl Karte 68 und Kommentar; SHessFln 801-
802). ln einigen südhessischen Gemeinden kommt das Wort noch als Appellativ
vor, allerdings in der Bedeutung ,feuchter Wiesengrund1 (SHessWb 5, 136).
D. Im Untersuchungsgebiet kommen Schachen-Flurnamen in größerer Zahl
nur rechts der Saar und am Oberlauf der Blies vor. In Lothringen finden sich
nur Streubelege, im Krummen Eisass kommt das Namenwort nicht vor.
DtLothrWb 430 nennt einen vereinzelten Flurnamen in Reding, con
Sarrebourg / Saarburg: Schachen-eck [sagoneg], dessen Dialektvariante nicht
zum oberdeutschen Wort Schachen gehören kann. Der Name gehört zum nie-
derdeutschen Typus des Wortes. Er steht vielleicht in Zusammenhang mit
fränkischen Siedlungsbewegungen in der Zeit nach der Zweiten Lautverschie-
bung. Ein Nebeneinander der verschobenen und der unverschobenen Form des
Wortes gibt es auch in der amtlichen und der mundartlichen Gestalt des
Niedergailbacher Flurnamens Am Schachenhübel [jaku'hivl].
42s ln Abterode (Werra-Meißner-Kreis): Schacherland, zum Verbum schachern?
{HessFlnAtl Karte 68 und Kommentar).
377
Wie die Kartierung der Belege aus dem Material des ASFSL (vgl. Abb. 52)
zeigt, gehört Schachen im Wesentlichen zum Namenraum an Prims und obe-
rer Blies (Schorr 2000, 35-39 und 79 Karte 21), für den kennzeichnend ist,
dass er einen nördlichen Anschluss im Hunsrück hat.
Schachen ist im Untersuchungsgebiet als Simplex sowie als Bestandteil
von Komposita belegt. Die Benennung erfolgte bei den zusammengesetzten
Flurnamen z. B. nach der Lage (am hündersten schachen, Oberlöstern), nach
dem Baumbestand (linden schachen, Bruchhof-Sanddorf) oder nach der Form
(grumschachen, Baerenthal). Die sich nur unwesentlich unterscheidenden dia-
lektalen Varianten sind ['Jaxa], ['Jaxn] und ['jaxan].429 Die vereinzelt vor-
kommenden Schacher-Belege (in Hülzweiler und Liederschiedt) können als
Ableitung mit -erffJ-Suffix430 gedeutet werden.
Die Konzentration der Flurnamenbelege des Untersuchungsraums im Na-
menraum an Prims und oberer Blies ist auch eher untypisch für ein ,Südwort4:
Die Lage von Flurnamenwörtern mit Anschluss im alemannischen Dialektge-
biet zeigt sonst oft ganz deutlich einen Zusammenhang mit dem Eisasskeil,431
also der alemannischen Nordwestausbreitung. Die Existenz und Verteilung
der Sc/tac/iew-Flurnamen im Untersuchungsgebiet kann jedoch nicht ohne
weiteres mit dieser Entwicklung erklärt werden. Sie dürften eher, zusammen
mit dem Vorkommen außerhalb des Untersuchungsgebiets, Reste einer ehe-
mals gemeingermanischen Verbreitung darstellen. Möglicherweise liegt aber
auch ein Einfluss von der Pfalz her vor.
Im appellativischen Wortschatz des Untersuchungsraums ist das Wort aus-
gestorben (vgl. SCHÖN 173). Im 16. und 17. Jahrhundert allerdings wurde
Schachen noch als Appellativ gebraucht, wie z. B. ein Beleg aus einem
Bannbuch des Jahres 1547 für Niederbexbach zeigt: Item ain Schachen waldts
zu Ortsweiller (Kampfmann 1908, 57), und wie es bei einer Untersuchung
des appellativischen Gebrauchs im Köllertai für das 17. Jahrhundert festge-
stellt wurde (Bauer 1957, 270f. und Kartenbeiiage 10).
(R. K.)
424 In den Mundartbelegen aus Brotdorf und Niederlosheim zeigt die Stammsilbe eine
sekundäre Dehnung.
430 Vgl, Dittmaier 257f. s. v. Schacher(t). Bildungen mit dem Suffix -ert bedeuten
,Ort, wo sich etwas befindet1 (Dittmaier 64).
431 Schorr 2000, 41-43 und Karte 21.
378
Nr. 46
Swanda f. (ahd.) ,ein durch swenden gewonnenes Stück
Land4
A. Aschbach (Ot): 1707 dt. diesseitss der schwärme (LHA Ko 182/109, 209),
1761 dt. diesseits der schwärm / avf der schwahnen (LHA Ko 24/941, 1), o
Auf dem Schwan ['ofm Jvan]. Berthelming (Fe): 1721/22 or. frz. schwanmatt /
klein schwanmatt / klein schwannmatt / klein schwan matt / schwannfeldt (AD
Mos E depot 69 1 G 1), 1722 or. frz. klein schwannmatte (AD MM B
11772/3, 77), 1722 or, frz. schwannfeldt,AD MM B 11772/3, 93), 1722 or.
frz. schwannmatt (AD MM B 11772/3, 97), 1722 or. frz. klein schwanmatt
(AD MM B 11772/3, 98), 1722 or. frz. schwanfeld(AD MM B 11772/3, 219),
1722 or. frz. schwan (AD MM B 11772/3, 225), 1722 or. frz. schwann matt
(AD MM B 11772/3, 454), o Schwannmatt ['Jvomat], Klein schwannmatt
['klein Jvomat]. Bliesen (SW): o In der Schwann [in dem Jvan]. Bruchhof-
Sanddorf (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. biss oben auff die schwanne (SCHARF
Stella, 73). Dalem (Bv): 1718 or. frz. schuannen / au dessous de schuanen
(AD Mos 4 E 119), o Schwanen ['Jvanon], Schwaner fourr [Jvann Tum],
Dirmingen (Ot): 1741 dt. auf der schwann / auf der kahlschwann / kahl-
schwannerhiimes / vornen an der kahlschwannerhümes / auf der schwann bey
simmerbirgen (GEB), 1 770 or. dt. auf der schwann / auf der kahlschwann / in
der kahlschwann / die kahlschwanner humes l auf kahlschwanner humes / auf
der kahlschwanner humes / vornen an der kahlschwanner humes / auf der
schwann und bei simmer brünngen (GEB), o Auf der Schwann [of dn Jvan],
Auf der Kahlschwann [of dt? 'kailjvan], Kahlschwannerhümes [di 'ka:ljva:n],
Vor der Kahlschwannerhümes [fom di; 'ka:ljva:n], Vorn an Kahlschwanner-
hümes [fom de 'ka:ljva:n], Auf der Schwann bei Sennebürgen [of dn Jvan bei
zenobenjo], Auf der Schwann hinter Odenborn [of dt? Jvan], Gehweiler (SW):
vor 1500 dt. in amßwiler schwanden (LHA Ko 54 S/1358), 1546-1699 dt. in
amswillerschwanden (GEB). Grostenquin / Großtännchen (Gt): o Schwan
vies ['Jvo:nvi:s]. Grügelborn (SW): o Auf der Schwann [of dem Jvan], Han-
gard (Ot): 1 768 dt. am schwand-rech / der schwandrech (GEB), o Im
Schwandreck i -Rech ['Jvandreg]. Hofeld-Mauschbach (SW): 1753 dt. auf der
schwann (StA Tr Nachlaß MAX MÜLLER, 460), o Auf der Schwann [of de
Jvan], Im hintersten Schwann [en de hennjt 'Jvan]. Homburg (Hb): 1464 dt. uf
der swane (GEB), 1564 kop. ca. 1564 dt. biss oben auff die schwanne
(Scharf Stella, 73), 1596 dt. vff der schwanen (GEB). Jägersburg (Hb):
1564 kop. ca. 1564 dt. biss oben auff die schwanne (SCHARF Stella, 73), 1572
kop. dt. der bredersche schwander weiher (LA Sp F 1/39 fol 1 lOv). Kleinott-
weiler (Hb): 1464 dt. uff der swanne (FS Kleinottweiler, 28), 1593 dt. in der
schwann l uff der schwanden (FS Kleinottweiler, 28), o Schwannenfeld [lat]
Jvan], In der kurzen Schwann [in du kunts Jvan]. ln der langen Schwann [in du
379
lag Jvan]. Leitersweiler (SW): 1738 dt. in der schwann (GEB), o In der
Schwann [en da Jvan], Limbach (Hb): 1464 uf der swane (Neubauer
Regesten Werschweiler, Nr. 948), 1596 dt. vff der schwanden (Werschweiler
Schaffnei-Rechnung fol 367), 1728 or. dt. schwahn (LA Sp B 2/406,4), 1728
or. dt. auff der schwahnen (LA Sp B 2/406,4), 1770 dt. auf den schwanen
(Lagerbuch Limbach), o Auf den Schwanen ['oi'm 'Jva:na]. Marpingen (SW):
o Schwanenheck [Jvana'hek]. Mondorf (MW): 1678 or. dt. auf die schwendt /
schwandt (GEB). Neualtheim (Hb): 1564 kop. ca. 1564 dt. auff der
sehwannen / auff der schwannen im feldt (Scharf Stella, 4L), 1783 dt. auf
dem schwanerseck (GEB), o Schwaneneck Äcker [di 'JvonaJ hek], Am
Hetschenhacher Weg / Schwaneneck am Trisch [en 'JvanaJ hek], Nieder-
kirchen (SW): 1487 kop. dt. uf die swannen (Fabricius Veldenz, 45), 1739
dt. hinter der schwan u. uff schorlings garten (LA Sp Zwbr 1 Akte Nr. 1033
fol 41), o Auf der Schwann / Obig der Schwann auf der Schlucht [of da Jvan],
Oeting (Fb): o Schwanenwiese [fvana'vLs]. Ottweiler (Ot): o. D. dt.
schwandrech (Jungk). Saal (SW): 1487 dt. uf die swannen (MHVP 1913, 45).
Sarralbe / Saaralben (Sa): 1557/58 or. frz. on schwenne (AD MM B 490 Nr.
40). Sötern (SW): o Auf der Schwann [of da Jvan]. Sotzweiler (SW): 1789 dt.
an der dörrenbach unterm schwanenfeld / auf dem schwanenfeld (GEB, 1790
dt. vnter dem schwannenfeld (LHA Ko 24/1002 fol 49), 1790 dt. unten am
schwanen feld (LHA Ko 24/945, 45-82), o Auf dem Schwanenfeld [om
'Jvamfelt], En der Schwann [en dn Jvan]. St. Wendel (SW): 1788 kop. 1826
dt. schwanenfeld (StA SW B 102 fol 17 u. 18), o Schwanenfeld. Steinbach
(Ot): o Vor Schwandrech [fom 'Jva:ndreJ]. Thalexweiler (Ot): 1707 dt. die
schwann ahm derbacher hoff (LHA Ko 182/109, 215). Theley (SW): o Die
lange Schwann [di: lag Jvan]. Vibersviller (Al): 1739 or. dt. kleine schwa-
matte I die grosse schwamatte (Privatbesitz), o Kleine schwanmatt ['Jva:mat /
kle:ni 'Jva:mat], Bei der kleinen schwanmatt, Grosse schwanmatt ['Jvamat /
'kro:si 'Jvo:mat]. Walsheim (Hb): 1577 dt. bei der schwennen (LA Sp Zwbr I
A 1363/2 fol 13r). Wiesbach (Ot): 1772 dt. der schwanenberg / am schwa-
nenberg / hinten am schwanenberg / oben auf dem schwanenberg (GEB), o
Am Schwanenberg [am 'JvamabemJ], Oben auf dem Schwanenberg ['ofm
'JvamabemJ].
Swantel n. ,Schwendholz, Gesträuch4:
Dehlingen (SU): o Bey schwandel ['Jvandal], Morschwandel ['Jvamdal].
Gehweiler (SW): vor 1500 dt. im swendel / an swendel die dell (LHA Ko 54
S/1358), 1546-1699 dt. im swendel / oben am swendel die dell (GEB).
Grafschaft Bitsch: 1577 frz. au bois de schwante! (ALIX Denombrement,
154). Herbitzheim (SU): 1732 kop. 1779 dt. hinterm schwandel / vorn am
schwandel / im schwandel die nachtweyd (AD BR 8 E 190 Nr. 2), o
Schwandel 1.-3. gewand [Jvanl], Schwandelgarten ['Jvand.l], Schwandelwald
380
[zaltsbronn 'veldl], Schwandet etzel ['Jvandl], Schwandeifeld [Jvanol'felt].
Morscholz (MW): 1546 or. dt. bey dem schwendelborn (AD BR E 5576 fol
79v). Schmittviller (Rb): 1700 kop. 1738 frz. schwandet / im schwandet (AC
Mb).
(Vgl. Abb. 53)
Berufsbezeichnung Schwend(n)er (der Beleg wurde nicht kartiert):
Bliesbruck / Bliesbrücken (Sg): o Schwendnersgarten, Schwendersgarten
hühnerbach [Jvendnsgert33 / 'hymubax].
B. Mhd. swanl m. „das Aushauen des Waldes‘ ist wie mhd. swende f. „ein durch
Ausreuten des Waldes gewonnenes Stück Weide oder Ackerland4432 Nomen
postverbale zu mhd. swenden, Präteritum swante, swande433 „ausreuten, bes. das
Unterholz eines Waldes4, ahd. swenten „vernichten, fällen4. Dieses Verb ist ein
Kausativum zu mhd. swinden, ahd. swinian „schwinden4 - „schwinden machen4
ist also als ursprüngliche Bedeutung anzusetzen - und wird etymologisch fort-
gesetzt durch nhd. verschwenden (AhdWbSchÜtzeichel 278; ChWdW9 843;
DWB 15, 2208f.; KLUGE 834; LEXER 2, 1337 und 1358f.). Das althochdeutsche
substantivische Glossenwort swant m. hat die Bedeutung „Aufwand, Ver-
schwendung4 (Splett 1, 2, 986). ln der Rodungsbedeutung ist ahd. swant nur
toponymisch belegt, vgl. ca. 1010/20 in loco, qui nominatus est Suuant in den
Traditionen des Klosters St. Emmeram* 434 435 (vgl. auch Graff 6, 885; BayWb 2,
636f.). Das Femininum ahd. swendi (AfidWbScfiÜTZEICHEL 278) bzw. swenti
(SPLETT 1, 2, 986; Starck/ Wells 616) bedeutet „Vernichtung, Verdammung,
Verdammnis4. Als Rodungswörter treten das Maskulinum und das Femininum
erst in mittelhochdeutscher Zeit als swant bzw. swende im appellativischen
Wortschatz auf, jedoch sind sie in dieser Bedeutung bereits seit der ersten Ro-
dungsperiode zur Zeit der Karolinger und verstärkt in der hochmittelalterli-
chen Rodungsperiode durch sekundäre Siedlungsnamen belegt, die im Süden
des deutschen Sprachgebietes zu lokalisieren sind:40
4'~ Das Femininum wird durch nhd. Schwende f. fortgesetzt.
4" Die Formen des Präteritums zeigen den sogenannten Rückumlaut der schwachen
Verben: Der Umlaut ist, da das Präteritum ohne i gebildet ist, nicht eingetreten
(AhdGr § 361).
434 Josef Widemann (Hg.): Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klos-
ters S. Emmeram (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte; N. F. Bd.
8), München 1943, Neudruck Aalen 1969, 235 Nr. 296.
435 ANB 2, 997; Bach 11, 2, § 622; Förstemann II. 1, 192, 964f. und 1329; LSG 574f.
und 817; Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich 3, 32 und 4, 61; Schuster 2,
1990, 174f.
381
(1) Airischwand, Markt Nandlstadt (Lkr. Freising): 775 in silva
nuncupante Archinswenti;
(2) Heppenschwand, Gde. Höchenschwand (Lkr. Waldshut): 983 Heiben-
swanda\
(3) Schwendt, Gde. Taufkirchen an der Pram (A, Oberösterreich, pol. Bez.
Schärding): 1110/30 duo predia ... et ad Suenta\
(4) Gschwendt, Gde. Kottes-Purk (A, Niederösterreich, pol. Bez. Zwettl):
ca. 1130 ad Swenta, 1300 Geswent;
(5) Schwand, Gde. Stadtsteinach (Lkr. Kulmbach): 1146 Suuantha;
(6) Maschwanden (CH, Kt. Zürich): 1189 or. predium Maswandon;
(7) Rabenschwand, Gde. Oberhofen am Irrsee (A, Oberösterreich, pol.
Bez. Vöcklabruck): 12. Jh. Rabinswanc mansus /., De Rabswant;
(8) Schwanden (CH, Kt. Glarus): 1240 or. Henricus de Swando.
Wie aus den historischen Siedlungsnamenbelegen hervorgeht, ist neben den
für das Alt- und das Mittelhochdeutsche lexikographisch erfassten stark flek-
tierten Substantiven ahd./mhd. swant m. (a-Deklination) und ahd. swendi/
mhd. swende f. (/-Deklination) ein wohl der w-Deklination folgendes Femini-
num ahd. swanda mit der konkreten Bedeutung ,ein durch swenden, Roden
des Waldes gewonnenes Stück Land1 anzusetzen, das in den Belegen zu den
Nr. 2 und Nr. 5 im Nominativ Singular (Heibenswanda, Suuantha) und im Be-
leg zu Nr. 6 im Dativ Plural (Maswandon) steht. Gestützt wird der Ansatz ei-
nes schwachen Femininums swanda durch die Flurnamenbelege aus dem Un-
tersuchungsgebiet, bei denen die umlautlose Form ausnahmslos im Femini-
num gebraucht wird (siehe unten, Abschnitt D).
Als Rodungswort4'6 deutet Schwand auf die Methode der Gewinnung von
Kulturland durch das Schwenden hin, „eine langsame, mehrere Jahre dauernde
Art der Waldbeseitigung und Bodengewinnung“ (WIESINGER 1994, 124). Die
Bäume wurden bei dieser Rodungsmethode durch das Abschälen der Rinde
und der daraus resultierenden mangelnden Flüssigkeitszufuhr zum Absterben
gebracht und anschließend entfernt, verbrannt oder zum Vermodern liegen ge-
lassen. Schwand hat zunächst wohl nur das durch Schwenden urbar gemachte
Land bezeichnet, während es später ganz allgemein für Rodeland stand
(Debus/Schmitz 2004, 3500).
C. Im Oberdeutschen und Alemannischen ist Schwand weif verbreitet. Außer-
halb dieses Dialektraumes kommt es seltener vor. Flurnamen wie Schwenn,
1495 in der swende (JUNG 1985, 174) und Schwandwies (Kehrein 1872, 549)
markieren die rechtsrheinische Nordgrenze der Verbreitung an der Lahn. In
historischen und rezenten Flurnamen Südhessens erscheint das Namenwort ab 436
436 Rodungsnamen kommen äußerst zahlreich im deutschen Sprachgebiet vor, in Nord-
deutschland allerdings seltener. Vgl. die Karte Rodungsnamen in Deutschland in:
Menke 1996, 1079.
382
dem 14. Jahrhundert mehrmals als Simplex Schwann(e) f. und als Bestim-
mungswort Schwan(n)en~. Ferner ist hier die Kollektivbildung Geschwend be-
legt (SHessFln 406 und 849).
Linksrheinisch erreicht das Wort die an Nahe und Glan gelegenen Land-
kreise Bad Kreuznach, Birkenfeld und Kusel, in denen mehrfach die Flurna-
men Schwand(e), Schwandel und Schwendet belegt sind. Letztere gehören zu
mhd. swantel n. ,Schwendholz, Gesträuch1 (DlTTMAlER 283). Aus Lachen,
Gde. Neustadt an der Weinstraße, stammt der ehemalige Flurname 1372/76 et
tota area ... dicte Swenden (umgelautete Form aus ahd. swendi), aus Wald-
fischbach, Lkr. Südwestpfalz, der Flurname 1600 Item die Schwan ist ein lau-
ter Heiden (PFÄLZWB 5, 1545 und 1596). In der pfälzischen Mundart ist
Schwand nicht mehr lebendig, jedoch wird das Wort in einer Urkunde von
1620 genannt: ein stücklein hecken u. Schwannen in Schmidtweiller gemarken
(PfälzWb 5, 1545). Es ist ebenfalls Bestandteil der pfälzischen Siedlungsna-
men tClausschwanden, heute Clauserhof, Gde. Ramsen: 1182 Fä. ca. 1230
pratis in Svende, 1282 or. Swanden; Lauterschwan, jetzt Gde. Erlenbach bei
Dahn: 1313 kop. Swandin; tMetzelschwanden, heute Messerschwanderhof,
Gde. Otterberg: 1195 kop. ca. 1360 predium in Metzelswanden; tMünch-
schwanden, heute Münchschwanderhof, Gde. Otterberg: 1185 Wenchels-
suuanden; Schwanden, Gde. Kottweiler-Schwanden: 1349 kop. zu Schwand-
ten; Schwanden, jetzt Neukirchen, Gde. Mehlingen: 1 195 kop. ca. 1360
Swanden; Schwanheim, Gde. Flauenstein: 1135 Fä. ca. 1225 Suanden, Swan-
den, 1313 or. de Swandin. Großenteils sind diese Namen wohl auf swanda f.
(«-Deklination) zurückzuführen (Dolch/Greule 1991, 529 [Register]).
In Baden konzentrieren sich mit Schwand, Schwände m./f. gebildete
Toponyme, die bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen, auf den Südschwarz-
wald; sie stehen in Zusammenhang mit Rodungs- und Siedlungsaktivitäten
des Klosters St. Blasien. Oft ist Schwand Grundwort eines Kompositums: vgl.
Alten-, Enten-, Frohn-, Wittenschwand. Vereinzelt ist im Badischen noch das
Verb schwanden ,roden1 bekannt (BadWb 4, 771). Durch Gutturalisierung
bzw. Assimilation aus Schwand(en) hervorgegangen sind die Ortsnamen
Schwangen und Schwann (ebd., 771 f.). Schwende f. kommt in Baden ebenfalls
vor. Auch diese umgelautete Form ist toponymisch belegt, z. B. 1201 in
Swendi (Bodenseekreis), und kommt als Bestimmungswort vor: Schwende-
graben, -matte, Schwenden-bach (983 quo Svvendenbach influit Albam:
Altname eines Flusses bei Höchenschwand, Lkr. Waldshut), -berg, -höfe etc.
(ebd., 793f).
Den Breisgau betreffende Flurnamenstudien verzeichnen Schwand-Namen:
1500 Inn der schwenck gersten,437 16. Jh. A. von der Swendgersten, rezent
437 Der Beleg zeigt Gutturalisierung nd > ng sowie eine barocke Buchstabenhäufung,
die als reine Schreibvariante und nicht als Auslautverhärtung interpretiert wird
(Wenninger 1997, 364-366 und 367f.; zur oberrheinischen Gutturalisierung siehe
auch Kleiber 1957, 190-192, sowie Roos 1966, 562-567).
383
Schwängerstle in Vogtsburg im Kaiserstuhl (WENNINGER 1997, 148), 1344
zem geswende und 1489 Im Swan in der Freiburger Bucht (ROOS 1966, 323).
Im Bearbeitungsgebiet des Schwäbischen Wörterbuchs sind zahlreiche zu
Schwand m./f. und Schwende f. gehörige Flurnamen nachzuweisen: Langen-,
Neuenschwand, Schwand-anger, -Brunnen, -graben, -hof -schachen, -wiesen
etc., Schwandele, Schwanden, Schwanden-äcker, -halde etc., Gschwand,
Schwann, Schwannenwiesen etc., Alle-, Feuer-, Gmein-, Mühlschwende etc.,
Schwende-äcker, -berg, -bichl, -halde, -holz, -moos, -wald etc., Schwendi,
Schwende!, Schwender etc. Das Verb schwenden bedeutet im Schwäbischen
,ein Stück Lands durch Beseitigung des Gehölzes, insbes. Abbrennen, urbar
machen' (SchwäbWb 5, 1234 und 1276L).
Für Bayern liefern die Traditionen von St. Emmeram einen Beleg des frü-
hen 11. Jahrhunderts: in loco, qui nominatus est Suuant (siehe oben, Abschnitt
B). In der bairischen Mundart bezeichnen Schwend(e) f. und die Kollektiva
Geschwand, Geschwend n. die Handlung des Schwendens sowie den ,dadurch
zu Weide, Graswuchs oder Acker gewonnenen Platz'; insbesondere Bergwie-
sen und Berghänge erhielten Rodungsnamen wie Schwand, Schwend(e),
G(e)schwand, Gschwend, Schwindhalde, Schwindmoos, Schwendete,
Gschwand! etc. (BayWb 2, 636f.; Vollmann 1926, 39). Prinz 2007, 209f.
nennt historische Belege für die Gemarkung Gschwendt im niederbayerischen
Landkreis Straubing-Bogen: 1119/20 Englmar de Geswente usw. Er interpre-
tiert die Bildung als präfigiertes Femininum (zu mhd. swende f. also), dies al-
lerdings mit einem kleinen Vorbehalt, da der Zweitbeleg Geswenta (12. Jh.)
wegen der ö-Endung besser zum Neutrum mhd. geswende passen würde. Al-
lerdings könne man, so PRINZ, Geswenta auch als einen Hyperkorrektismus,
der besonders spätbairischen Quellen eigen ist (vgl. AhdGr § 231, Anm. 2),
auffassen.
ln Österreich machen die Simplizia Schwand(t) m./f. / Schwend(t) f. und
die Kollektiva Gschwand(t) / Gschwend(t) n./f. das Hauptvorkommen aus. Bei
den Komposita kommen im Bestimmungsteil Personennamen (Bsp.: 12. Jh.
Rabinswant zum althochdeutschen Personennamen Raban), Lagenamen (Bsp.:
1416 Strasswannt zu mhd. sträje ,Straße') und Artnamen (Bsp: 1416 Teuf-
fenswant zu mhd. tiuf,tief < *[in dem] tüffen swante) vor. Da das Schwenden
verhältnismäßig selten angewandt wurde und nur punktuell die vorrangige Ro-
dungsmethode war, haben die Schwand-Namen in Österreich eine ungleich-
mäßige Ausbreitung und fehlen in den südlichen Landesteilen, vor allem in
Kärnten, ganz, im Osten begegnen sie nur vereinzelt (WIESINGER 1994, 124-
127 und Karte 15).
Als Rodungswort der Alp- und Weidewirtschaft erscheint Schwand in der
Schweiz in vielen Varianten sowie als Grund- und Bestimmungswort zahlrei-
cher Flurnamen.4’* Das Wort Schwand - daneben existieren die assimilierte * 384
4'* Zum Beispiel a. 1289 Barschwand (Bergname), rezent Passwang (mit gutturali-
384
Form Schwann und die gutturalisierte Form Schwang - tritt in allen drei Gene-
ra auf und bedeutet zum einen ,Flau, Kahlschlag in einem Walde\ zum ande-
ren wird damit der nach der Talsohle abfallende, durch Rodung gewonnene
Teil einer Alp bezeichnet. Infolge veränderter Kulturbedingungen zeugen heu-
te fast nur noch die zahlreichen Flurnamen von der ursprünglich weiten Ver-
breitung in einem Gebiet zwischen dem schweizerischen Mittelland und dem
Alpenraum, in dem größtenteils von Alemannen gerodet wurde. In diesen
Namen kommt Schwand als Simplex, als Bestimmungswort (Schwand -acker,
-ahnend, -feld, -gasse, -moos, -matt etc.) sowie als Grundwort von Komposita
vor; letztere sind zusammengesetzt mit Personennamen (Bsp.: Dieplischwand
zum Personennamen Diepolt), Tiernamen (Bsp.: Chüeschwand, Gitzi-
schwand), Baumnamen (Bsp.: Äschischwand, Nüsslischwand), lagebezeich-
nendem Bestimmungswort (Bsp.: Eggischwand, Schöniseischwand) oder art-
bezeichnendem Bestimmungswort (Bsp.: Hellschwand, Längschwand). Neben
Schwand, Schwann und Schwang sind Schwanden f., Schwänd(e) m./f., das
Diminutiv Schwändli, die Kollektivbildungen GLschwand und GL'schwänd so-
wie die Ableitung Schwandung f. belegt. Das Verb schwände" meint in der
Wald- und Weidewirtschaft die Rodungsart, bei der die Rinde des Baumes
abgeschält wird, wodurch dieser abstirbt, oder das Aushauen, Lichten des
Waldes durch Fällen des haubaren Holzes bzw. Verbrennen von Buschwerk
(Hogan-Brun 1991, 176-181 und 333 Karte 1; SchweizId 9, 1928-1949).
D. Im Saar-Mosel-Raum setzt die Überlieferung der Sc/mm^-Flurnamen in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein.
Wie die Kartierung der Flurnamenbelege (vgl. Abb. 53) zeigt, hat Schwand
im Untersuchungsgebiet einen Verbreitungsschwerpunkt im östlichen Saar-
land, das Verbindungen zum Hunsrück und zur Westpfalz aufweist. Belege
für reines Schwand und für das Grundwort sind fast ausschließlich hier zu fin-
den. An der oberen Saar und an der Eichel, also in einem oberrheinisch beein-
flussten Namenraum,4,9 ist Schwand als Bestimmungswort belegt, ferner
Schwend und Schwandet.
Die umlautlose Form Schwand zeigt im Untersuchungsgebiet durchweg
feminines Genus. Die Belege sind daher auf ahd. swanda f. zurückzufuhren.
Auch der Name des 1292 in einer Originalurkunde genannten Siedlungs-
namens Suanda führt auf swanda f. zurück. Aufgrund der Lagebezeichnung in
vallis colonie440 ist Suanda im Köllertal zu suchen, lässt sich jedoch bisher * 439 440
sierter Variante des Grundwortes) in Oberwil (CH, Kt. Basel-Landschaft), vgl.:
Oberwil. Ortsgeschichte und Ortsname - Flurnamen der Gemeinde (Namenbuch
der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; Oberwil), Stiftung für Orts- und
Flurnamen-Forschung Baselland, Pratteln 2007, 42.
439 Vgl. Kapitel 7.1.
440 LA Sb 22/834,
385
nicht näher lokalisieren441 und wurde aus diesem Grund nur ungefähr kartiert.
Die e-Form (< ahd. swendi f„ /-Deklination) ist nur wenige Male, in
Mondorf (schwendt neben schwandt), in Sarralbe / Saaralben (schwenne) und
in Walsheim (schwennen) belegt. Die Flurnamen schwandet, schwantel in
Dehlingen, in der ehemaligen Grafschaft Bitche, in Herbitzheim und in
Schmittviller gehören zu mhd. swantel n. ,Schwendholz, Gesträuch1 und da-
mit in eine andere semantische Kategorie (Lexer 2, 1337). Entsprechende
Namen mit Umlaut finden sich in Gehweiler (,swendel) und in Morscholz
{schwendet-). Auch als Grundwort (kahlschwann), häufiger aber als Bestim-
mungswort (schwanmatt, schwandrech etc.) zusammengesetzter Flurnamen ist
Schwand anzutreffen.
Die am zahlreichsten belegte Form schwann(-) resultiert aus der Assimila-
tion der Lautgruppe -nd zu -nn. Als die Bedeutung des in der Mundart nicht
mehr lebendigen Wortes unbekannt geworden war, konnte es zu einer sekun-
dären, volksetymologisch beeinflussten Anlehnung von schwann an die Vo-
gelbezeichnung Schwan kommen. So erklären sich die gelegentlich anzutref-
fenden mundartlichen Flurnamen mit Langvokal und ebenfalls die Komposita
mit schwanen- als Erstglied statt zu erwartendem schwann-,442
Nicht in die Belegliste aufgenommen wurden mit schwin(d) gebildete Flur-
namen,44' da hier nicht eine Nebenform zu mhd. swende f., sondern vielmehr
der Familienname Schwinn, die assimilierte Form von Schwind(t) (Übername
aus mhd. swinde, swint ,gewaltig, stark, heftig, ungestüm, rasch, gewandt
etc.‘), vorliegen dürfte.
(R. K.)
441 Vgl. Andreas ScHORR/Christa Jochum-Godglück: Waldnamen - Namen im Wald.
Zur Namenlandschaft des Saarkohlenwaldes, in: Zeitschrift für die Geschichte der
Saargegend 55 (2007), 17-43, hier 41. - Staerk 1976,381 Nr. 375.
44_ Andreas Schorr: Die Wiesbacher Flurnamen, Teil 1, in: Wiesbacher Heimatblatt
(1993), 54-67, hier 60: „In Wiesbach wurde der Name im Volksmund zu ,Schwan1
umgedeutet, als die ursprüngliche Bedeutung für die Bevölkerung nicht mehr ver-
ständlich war.“ Das Zitat bezieht sich auf den Wiesbacher Flurnamen Schwanen-
berg, siehe oben, Abschnitt A.
44i Eines der wenigen Beispiele aus dem Datenbankmaterial ist der rezente Flurname
Beim Schwinnenwieschen, Ober dem Schwinnenwieschen ['jvino 'vi:sjo] aus Auers-
macher, historische Belege 18. Jh. or. schwinnenwiese (JUNGK), 1786/88 or. das
schwinnenwiesgen / oben an den schwinnen wiesen ! bey dem schwinnen wiesgen
(GEB LA Sb 22/3141-3142).
386
Nr. 47
Trotte f. gelter4
A. Bezange-Ia-Petite (Vi): 1499 kop. dt. das alte Trothüß (StB Tr 1641/389
fol 164v).
(Vgl. Abb. 54)
B. Das Lemma Trotte f. ,Kelter* geht auf ahd. trota, truta (ChWdW9 860;
Graff 5, 522), aengl. trodu ,Weinkelter4,444 mhd. trote, trotte sw. f. ,Wein-
presse, Kelter4 (Lexer 2, 1530), mnl. trotte f. ,wijnpers4 (MnlHdWb 619)
zurück.444 445 Es wird auf der Basis von ahd. trotön ,keltern, treten'446 als Lehn-
übersetzung von lat. calcatüra ,das Treten, insbes. das Keltern4 zu lat. calcare
,einpressen, einstampfen4 gebildet,447 448 wobei das deutsche Wort Kelter die Ent-
lehnung zu lat. calcatüra bietet (Kluge 932). Ahd. trota, truta und die weite-
ren oben genannten Substantive sind abgeleitet von einem Verbalstamm germ.
*trudanan (OREL 410), zu dem auch got. trudan und anord. troda ,treten"
(Lehmann 348) gehören. Der daneben existierende Verbalstamm *tredanan
wird repräsentiert durch afries. treda, aengl. tredan, mnd. treden, ahd. tretan
Treten4 (OREL 409). Das Englische kennt weiter tredde f. ,a press for wine or
oil4, vgl. aengl. treddart ,to press4 (Mitte des 1 1. Jhs.).44H Nebenbei sind auch
Zusammensetzungen mit Trotte belegt: vgl. ahd. uuintroton bei Notker
(Graff 5, 522), die aengl. Glosse torcularibus (gl. compressionariis)
vintreddum (erste Hälfte des 10. Jhs.),444 nengl. wintredd, -tredde, au f. (?) ,a
winepress, a place where the Juice is trodden out of the grapes4;44'1 mhd. trote-
444 Kluge 932. Vgl. auch Alanne 1959, 16: aengl. tredde f. ‘Wein-, Ölpresse4, mengl.
tredde.
445 Vgl. dazu Alanne 1963, 58 und 61f.: Das Wort, das mittelniederländisch in der
Gegend um Limburg belegt und nicht sehr gebräuchlich gewesen ist, ist später aus-
gestorben. Die nordöstlichen mittelniederländischen Mundarten besaßen im Bereich
der Winzerterminologie größere Ähnlichkeiten mit den benachbarten deutschen
Mundarten. Ein weiteres Beispiel dafür stellt das eigentliche ,Südwort4 Reben
Subst. PI. ,Weinberg4 (vgl. Namenartikel Nr. 44) dar: Es ist auch mnl. winraven be-
zeugt, und daran schließt sich ostmnl. wijngaertreve an.
446 Kluge 932; in einem St. Galler Codex (10.-11. Jh.) mit Notkers Psalmenüber-
setzung kommt troton (getrotot uuerdent) vor (Graff 5, 522).
447 Georges 1, 917 und 919f.
448 Hans Hecht (Hg.): Übersetzung der Dialoge Gregors des Grossen, Leipzig 1900,
59 und 250. - Bosworth/Toller 725.
444 Karl W. Bouterwek (Hg,): Die Ags. Glossen in dem Brüsseler Codex von
Aldhelms Schrift De virginitate, in: Zeitschrift für deutsches Altertum 9 (1853),
401-530, hier 468, Z. 31.
45(1 Bosworth/Toller 1236.
387
hüs, trottehüs, trothüs st. n. ,K.elterhaus‘ (LEXER 2, 1530), mhd. winirote, win-
trotte sw. f. Torcular1 (Lexer 3, 919).
In althochdeutscher Zeit ist trota wie folgt belegt: im Glossenapparat zu
den Psalmen Notkers (torculare : trota, STEINMEYER/SlEVERS 1, 293, Z. 53),
ferner in der elsässischen Glossierung im Hortus deliciarum der Herrad von
Landsberg (prelo : träte, ebd., 3, 412, Z. 33); bei Notker kommt auch (in)
uuintrotön, (in) torculari vor (Graff 5, 522). Auch bei Hildegard von Bingen
begegnet droda (Steinmeyer/Sievers 3, 400, Z. 3); das Wort reichte also
nördlich bis ins Rheinfränkische hinein. Im Summarium Heinrici, um 1020 im
Wormser Raum entstanden, aber in vorwiegend oberdeutschen Handschriften
überliefert, erscheinen trota (calcatorium : torcular : trota, ebd., 315, Z. 14)
und truta (calcatorium : torcular : truta ebd., 297, Z. 46). Das althoch-
deutsche Wort dient also als Interpretament zu den lateinischen Lemmata
prelum, torcular und calcatorium A ] Die mittelhochdeutsche Urkundenspra-
che kennt nur Belege aus dem alemannischen Raum (WMU 3, 1776). Im ost-
fränkischen Tatian (Fulda, um 830) kommt dagegen das lateinnahe Lehnwort
calcatura vor (Tatian 124,1 ).452
Das Verbreitungsgebiet von Trotte war also in alter Zeit wesentlich größer,
was auch die altenglischen und mittelniederländischen Belege vermuten las-
sen.
C. Trotte f. ,Trauben-, Weinpresse1 (DWB 22, 1075f.) hat heute und seit lan-
gem nur regionale bzw. dialektale Geltung und ist auf den deutschen Südwes-
ten beschränkt. Das Wort ist, was die areale Verbreitung angeht, in seiner
Konkurrenz zu anderen Synonymen für die (Wein)kelter zu betrachten.
Frings/Müller 1966, Karte 9 (vgl. Frings/Müller 1968, 136-141) haben
die Synonymik der Kontinuanten von lat. calcatorium, lat. torculum, dt. trota,
frz. pressoir kartographisch dargestellt: Danach gilt Kelter nur in Weinbauge-
bieten und ihrer Nachbarschaft, wobei die Grenze des Wortes Kelter nach den
Materialien des RheinWb 4, 407ff. etwa an der Ahr-Sieg-Linie liegt.* 4"' Nörd-
lich dieser Linie erscheint auf rheinischem Boden pä(r)s, pars, vgl. mnl., nnl.
pers(e) und dt. Presse (KLUGE 719; RheinWb 6, 524). ln Lothringen, Eisass,
Baden, Schwaben und in der Schweiz gilt dagegen Trotte, während in Schwa-
ben (neben Trotte) sowohl Kelter als auch Torkel Vorkommen, woran sich in
Tirol Torkel, in Oberitalien torchio < lat. torculum anschließen (REW 729),
451 Vgl. auch AhdGl 61f.
4 “ Tatian. Lateinisch und altdeutsch mit ausführlichem Glossar. Hg. von Eduard
Sievers, 2. neubearbeitete Ausgabe, Nachdruck Darmstadt 1961, 176. - Weitere
Belege zu calcatura in Frings/Müller 1968, 136ff., hier 138.
4x' Vgl. auch Dittmaier 137: Das romanische Lehnwort Kelter ist in den rheinisch-
moselländischen Weinbaugebieten verbreitet. Auch Kelterhaus ist an der Mosel,
aber auch noch in Düren-Ginnick und in Siegkreis-Eitorf (Kellers) in Flurnamen
bezeugt.
388
Eine Korrektur des von Frings entworfenen, eben dargestellten kartographi-
schen Bildes für das südliche Rheinland bietet der Historische südwestdeut-
sche Sprachatlas (KLEIBER/KUNZE/LÖFFLER 1, 1979, 27 und 2, 1979, Karte E
17): Torkel hat danach am nördlichen Oberrhein und im mittleren Neckarge-
biet nie Geltung besessen. In der von KLEIBER erstellten Karte (vgl. hier Abb.
55) zeichnet sich die landschaftliche Heteronymik entlang des Rheins schon
während des 13. bis 15. Jahrhunderts mit großer Klarheit ab: Trotte gilt am
Oberrhein, Kelter findet sich am nördlichen Oberrhein und am Neckar, Torkel
dagegen am Bodensee. Diese drei Wortareale konnten sich seit dem 13./14.
Jahrhundert grundsätzlich unverändert bis heute behaupten (vgl. auch
Kleiber 2004b, 9-11; Steffens 2006, 187ff. s. u. Kelter). Post 2004 hat die
Karte von Frings auch für die nördlich anschließenden Gebiete mit derjeni-
gen über die Bezeichnungen für die Traubenpresse des WKW (WKW 96)
konfrontiert. Aus dem Vergleich ergibt sich ein gerade in Bezug auf die Aus-
breitung und Streuung des Wortes Trotte und dessen Verhältnis zum Wort
Kelter aufschlussreicheres Bild. Vor allem die Genusunterschiede werden hier
deutlich erfasst: Kelter ist an Mosel, Ahr und zum Teil am Mittelrhein masku-
lin, in den übrigen Verbreitungsgebieten ist es dagegen feminin wie im Neu-
hochdeutschen. Das lässt sich durch die Annahme erklären, „dass das Wort
Kelter erst sekundär Gebiete überlagert hat, die ehemals von dem heute nur
noch in der Südwestecke bezeugten Wort Trotte besetzt waren“ (POST 2004,
165). Die ältere Überlieferung des Wortes Trotte schließt Belege bei Hilde-
gard von Bingen und dann im Nordwesten, im Mittelniederländischen und
Angelsächsischen ein.
Aus der Auswertung der Dialektwörterbücher und der Flurnamenarbeiten
ergibt sich folgendes differenziertes Bild:
DtLothrWb 107 kennt für die deutsch-lothringischen Mundarten das ap-
pellativisch gebrauchte Lemma Drott f. .Kelter, Obstpresse. Ursprünglich der
Ort, wo der Wein durch Treten ausgepresst wird‘4M (mda. dröt, tröt in Etting
bei Saargemünd, Reding bei Saarburg, Haspelschiedt bei Bitche, Saarburg
usw., also auch im Süden des Untersuchungsgebietes, vgl. oben, Abschnitt A).
Im Eisass ist Trott(e) f. als Bezeichnung für die .Kelter4 im gesamten Dia-
lektraum verbreitet. Das Diminutiv Treib ist in Dürrenenzen (Arr. Colmar),
Tretl in Ingweiler (Arr. Saveme / Zabern) belegt. Weiter kommt auch die Zu-
sammensetzung Trotthus n. ,Kelterhaus4 vor, und zwar in Reichenweier (Arr.
Ribeauville / Rappoltsweiler).4x^ Das Synonym Kelter ist in Betschdorf (Arr. 454 455
454 Vgl. altlothr. träte ,pressoir1 (1293) sowie trot .pressoir4 bzw. .maison communale
où se trouve le pressoir communal4 in Lapoutroie (F, Haut-Rhin) und in der Ajoie,
in Delémont und in Charmoille (CH, Kt. Jura) (FEW 17, 371). Robert Brod: Die
Mundart der Kantone Château-Salins und Vie in Lothringen, Diss. Halle 1912, 33
verweist bezüglich des Vokalismus auf Trotte: „Vor Doppelkonsonanten bleibt ge-
decktes q überall erhalten: kçt germ. *kotta, trgt trotte.“
455 Oesterley 1883, 697.
389
Wissembourg / Weißenburg) belegt, ln der Bedeutung ,Obstpresse, ursprüng-
lich wohl der Ort, wo der Wein durch Treten ausgepresst wird4 ist Trotte im
Kochersberg und im Zorntal bekannt, vgl. auch die Glossen trote prelum und
Forcular drotte Weinkelter. Die abweichende Bedeutung ,Ölmühle4 kommt in
Hirsingen (Arr. Altkirch) vor, während die Bedeutung ,zylinderförmiges
Holzgefäss, auch Syrtrot genannt, in welchem die Käse geformt werden4 im
Münstertal bekannt ist (ElsWb 2, 768 und 946). Das Wörterbuch der mittel-
hochdeutschen Urkundensprache (WMU 3, 1776) kennt vier sichere Belege
für Trotte aus dem südelsässischen Raum (1269-1291), dazu südlich anschlie-
ßend für die Schweiz (Basel, Zürich, Rheinfelden, Schaftbausen) sechs Belege
(1278-1296). Im Wörterbuch der deutschen Winzersprache (WDW) ist
Trott(en)-haus n. ,Gebäude, in dem die Presse steht4 verzeichnet: Im Untersu-
chungsraum des WDW kommt das Lemma im Eisass, und zwar in Wolxheim,
Bergheim, Sigolsheim (an der elsässischen Weinstraße) als mda. [trothys] und
in Dambach-la-Ville (ebenfalls an der elsässischen Weinstraße) als mda.
[drothys] im Süden vor; außerdem ist in Pratteln (CH, Kt. Basel-Landschaft)
mda. [trotahuis] belegt. In der Bedeutung ,Gebäude, in dem die Traubenmühle
steht4 kommt es in Bergheim (F. Haut-Rhin: mda. [trothys]) vor.456 * *
Das BadWb 1, 571 meldet (als Appellativ) Trotte f. ,Kelter4457 (Überliefe-
rung bereits im 14. Jahrhundert) und die Zusammensetzungen Trottewein m.
Jener Anteil vom gekelterten Wein, den der Besitzer einer Trotte dafür bean-
sprucht, dass er einen anderen keltern ließ4 (Belegjahr 1900) und Trotthaus n.
,Torkelhaus4. Trutthaus n. ist bei Lilienhof (Kaiserstuhl) belegt (vgl. auch
Trottschopf m. ,Kelterschuppen4). In mittelhochdeutschen Urkunden des süd-
badischen Raumes um Breisach und Freiburg findet sich Trotte schon für das
13. Jahrhundert (1278-1299) neunmal (WMU 3, 1776). Das Schwäbische
Wörterbuch (SchwäbWb 2, 408) meldet den appellativischen Gebrauch von
Trotte f. .Kelter4,4^5 mit Überlieferung ab dem 14. Jahrhundert, wobei insge-
samt Kelter häufiger belegt ist, und am Bodensee Torkel gilt. BUCK 1931,283
kennt für das Oberdeutsche Trotte f. ,Kelter; Stampf-, Pressmühle4: 1365
Boxhirnis trotte (zwischen Schwarzwald und Rhein); 1347 der wingart und
456 Der Wortartikel Trott(en)-haus aus dem Wörterbuch der deutschen Winzersprache
ist auf der WDW-DVD 4 veröffentlicht; weiteres Material wurde von der Arbeits-
stelle des WDW (Maria Besse, Roland Puhl) für die vorliegende Publikation
freundlicherweise bereitgestellt.
4:~ Das BadWb 1, 571 vermerkt dazu: „Das Stichwort fehlt dem Norden, fehlt aber
auch den echten lebenden Mundarten unseres Bodenseeufers“, wo dagegen Torkel
vorkommt.
4"'K Insbesondere aber die (kleinere) Presse für Obstmost, namentlich in Weingegenden.
390
die throtte darin; 1330 der herrun trotte (deutsche Schweiz). Das SCHWEIZlD
2, 1734 hat Trott(en)haus n. ,Keltergebäude4, mit Überlieferung ab dem 14.
Jahrhundert, in appellativischer Anwendung.454
Der Befund der Wörterbücher und historischen Belege ergibt, dass - unge-
achtet der älteren bis in die Niederlande und nach England weisenden Bezie-
hungen - Trotte in Spätmittelalter und Früher Neuzeit als oberrheinisches und
schweizerisches Wort zu gelten hat.
D. In unserem Raum kommt Trotte im Flurnamenmaterial in der Zusammenset-
zung Trothüß nur einmal vor. Die deutschsprachige kopial überlieferte Urkunde
aus dem Jahre 1499 wird in der Stadtbibliothek Trier aufbewahrt: Es handelt
sich dabei um eine Besitzabtretung eines Grundstückes (in der Urkunde: eine
pletz do selbstgelegen genant das alte Trothüß) in Bezange-la-Petite (in der Ur-
kunde mit deutschem Exonym: Bessingen) im Namen der Abtei St. Maximin
vor Trier:46" Die explizite Überlassung als Baugrundstück (in der Urkunde: ei-
nen hüß schüre oder anders zu büwenn) bekräftigt die Interpretation von
Trothüß als Flurname (am Ort einer ehemaligen Kelterei). Der Ort Bezange-la-
Petite, der sich heute im französischsprachigen Gebiet befindet, lag wohl ur-
sprünglich und noch im Spätmittelalter diesseits der Sprachgrenze;* 460 461 der Beleg
korrespondiert mit den Belegen aus dem oberen Saargau um Sarrebourg /
Saarburg und Sarreguemines / Saargemünd sowie dem Bitscher Land an der
Grenze zum Eisass (DtLothrWb 107).46~ Das Lemma steht eindeutig in süd-
westlichen, über das Eisass vermittelten Zusammenhängen, wie auch aus den
einschlägigen Dialektwörterbüchern der benachbarten Regionen hervorgeht.
4y) Die Basler Mundart kennt sowohl Trotte ,Torkel, Kelter4 als auch das Verb drotte
.pressen, keltern4 (Seiler 1879, 85).
460 Reiner NüLDEN/Thomas Giessmann: Eine Güterrenovation der Abtei St. Maximin
vor Trier aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert, in: Landeskundliche Vierteljahrs-
blätter 33 (1987), 3-17.
461 Vgl. zu dieser Fragestellung die Arbeiten von Witte 1894; Emst Karpf: Zu admi-
nistrativen und kulturellen Aspekten der Sprachgrenze im spätmittelalterlichen Her-
zogtum Lothringen, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 51 (1987), 167-187; Dieter
Heckmann: Zum Persönlichkeitsbild des Metzer Patriziers Andre Voey de Ryneck
1444-1525/29, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 15 (1989), 43-66;
Ders.: Die Deutschordensniederlassung Metz (1210/vor 1241-1552), in: Wolfgang
Haubrichs u. a. (Hgg.): Grenzen erkennen Begrenzungen überwinden. Fest-
schrift für Reinhard Schneider zur Vollendung seines 65. Lebensjahres, Sigmarin-
gen 1999, 237-248; Ders.: Das Urbar der Deutschordenskommende Metz von
1404(-1406), in: Rheinische Vierteljahrsblätter 64 (2000), 168-207; vgl. ferner
Leonhard Thome: Die Salzfabrikation in den Lothringischen Salinen bis zur Zeit
der Französischen Revolution, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 20
(1972), 45-76.
4<,: Kartiert wurden der singuläre Datenbankbeleg sowie die lothringischen und elsässi-
schen Mundartbelege (vgl. Abb. 54).
391
Während neben Trotte auch Kelter im Saar-Mosel-Raum belegt ist
(DtLothrWb 282) - vgl. auch altlothr. (Audun-le-Roman) au chauchieres
(1666, or. frz., AD Mos G 1467) - kommt Torkel < lat. torculum hier nicht
vor.
(M. V.)
392
Nr. 48
überzwerch Adj. ,quer(-liegend), schräg4
A. Auersmacher (SB): 1786/88 or. dt. in den überzwerch längten / in der lach
(die überzwerchahnung) (GEB), o Überzwerg Ahnung ['ivntsvecf '0:11113]■
Goerlingen (Dr): o Iwwerzwärche [ivu'tsvenjo]. Kleinblittersdorf (SB): 1789
or. dt. gredelinger überzwerch (GEB), o In Gredlingen über zwerch ['kredlnp
Tvctsve:^]. Leyviller (Gt): o Iwwertzärch daastain [jvntsent; 'da:Jtain],
Metting (Pb): 1741 or. dt. am überzwerchen berg (AD Mos E depot 466 1 G
1). Ottwiller (Dr): o Oowe an de eewerste iwwerzwärsche [o:vo an do e:vnjta
'ivutsvenja], Ingerste iwwertzwärsche ['iqnjta ivetsvenjo], Forde eewerste
iwwezwärsche [fondo e:vnj’ta ivn'tsvenjo], Eewerste iwwerzwärsche [e:vnjta
'ivntsvepjo]. Ratzwiller (SU): o Iwwerzwärch (Wntsvenq]. Sarreguemines /
Saargemünd (Sg): o Iwwerzwärch ooning ['ivndsvenQ '0:11113].
(Vgl. Abb. 56)
B. Das Adjektiv überzwerch, mhd. übertwerch, überzwerch ,schräg, quer,
querlaufend1 (Lexer 2, 1599), frnhd. vberczwerch, überzwerß, Adv./Adj.
,quer, diagonal, schräg1 (BAUFELD 233) setzt sich aus der Präposition über
und dem Substantiv zwerch zusammen und stellt eine Sonderform zu zwerch
dar - vgl. ahd. twer (AhdGl 2, 332 s. v. dwerah), dwerh, dwerah, twerah
(AhdGr § 167 Anm. 8), mhd. twer, twerch, dwerch (LEXER 2, 1600).463 Die
Bedeutung ist wie nhd. quer ,quer(-liegend), schräg1. Wie zwerch lebt
überzwerch überwiegend in den oberdeutschen Mundarten weiter (DWB 32,
1085 und 23, 693; KLUGE 939), wobei Belege vereinzelt auch weiter nördlich
bis zum Moselfränkischen und Hessischen Vorkommen.
C. Nach den Dialektwörterbüchern zu urteilen erreicht das Appellativ iiber-
zwerch Adj ./Adv. ,quer‘ (auch im übertragenen Sinn; das Substantiv Über-
zwerjer m. ,Quertreiber1 kommt ebenfalls vor) seine nördlichste Grenze in
Koblenz und in Frankfurt (RheinWb 9, 10), wo es bereits in einer Butzbacher
Urkunde aus dem Jahr 1569 (überzwerch feld) belegt ist (FrankfWb 6, 3290;
DlEFENBACH/WÜLCKER 882); im Osten ist das Adverb überzwerch in Thürin-
gen, genauer im Itzgründischen (alter Kr. Sonneberg) nachzuweisen.
Das Adjektiv überzwerch ,kreuzweise, im rechten Winkel zu etwas ande-
rem1 ist als Appellativ im Rheinfränkischen und im Moselfränkischen (Saar-
louis, Merzig, Trier bis Koblenz, Bitburg, Köllig, Neuwied, Flammersfeld,
Horhausen, Solingenfeld) belegt. Der übertragene Sinn ,verkehrt, verdreht;
überspannt1 lässt sich ebenfalls nachweisen (RHEINWB 9, 10; Conrath 280).
Überzwerch ist als Appellativ im Hessisch-Nassauischen in der Bedeutung
4(" Das WMU 3, 1792 kennt Belege u. a. für den süddeutschen Raum.
393
.quer' (auch im übertragenen Sinn .verkehrt, verdreht1) belegt (Kehrein
1891,414; HNassWb 4, 210). Appellativisch begegnet überzwerch Adv./Adj.
,quer, kreuzweise, überkreuzt1 in Südhessen: Einen Erstbeleg bildet die Nen-
nung in einem Weistum aus Bretzenheim (Stadt Mainz) aus dem Jahre 1578,
wo es heißt der amptman zur zeit gibt das u b e rz wc rg holtz darauf/'(SHESS-
Wb 6/1, 34ff.). Die übertragene Bedeutung .verkehrt, verdreht; ungeschickt1
kommt in Südhessen auch vor. Als Flurname ist überzwerch in Hessen nur in
Südhessen belegt (HessFlnAtl Karte 10 und Kommentar): vgl. 1518 Am
vberzwerchen morgen (SHessFln 932), 1705 auf das Überzwerg Gewann
ebd., 1719 am überzwerchen weg (Gimbsheim, Lkr. Alzey-Worms, RAMGE
1979, 284). Bei den mit dem Adjektiv überzwerch gebildeten Flurnamen han-
delt sich um quer liegende Flurstücke oder Gewanne.
Für die Pfalz (nur mancherorts in der Vorder- und Westpfalz) gilt
überzwerch Adj. ,quer, diagonal, überkreuzt', vgl. z. B. de iwwezweche
Acker ,der schräg gegenüber angrenzende Acker1 (Lkr. Südwestpfalz) oder de
iwwe'zwe che Acker ,der schräg gegenüber angrenzende Acker1 (Lkr. Südliche
Weinstraße) (PfälzWb 6, 862ff.). Urkundlich ist das Appellativ 1501 belegt:
und ist abgesteinet mitten im garten uberzwerchs, bisz uf die bache
(PfWeist. 587, Schifferstadt, Rhein-Pfalz-Kreis). Die Bedeutung ,verdreht,
verkehrt, ungeschickt1 ist in der gesamten Pfalz verbreitet. Es wird nicht auf
Flurnamen hingewiesen.
Die Saarbrücker Mundart kennt das Substantiv Iwerzwerg nt. .Taugenichts1
und Iwwerzwercher m. .Frechling1; iwwerzwerch wird auch als Adjektiv mit
der Bedeutung ,überzwerch, mürrisch1 verwendet (BRAUN/MANGOLD 149;
Schön 108, 235). Das Lemma kommt auch in Flurnamen vor, vgl. die Belege
in den Abschnitten A und D. Für die deutsch-lothringischen Mundarten ver-
zeichnet DtLüthrWb 264 iwerzwerch (-tswerx Arr. Forbach und Sarregue-
mines / Saargemünd; -swer/ Arr. Sarreguemines / Saargemünd und Boulay /
Bolchen; -tsweri/ Pfalzburg, Arr. Sarrebourg / Saarburg) Adv. ,quer, verkehrt1
und im übertragenen Sinn ,schlau, verdreht, mutwillig1 auch als Substantiv
Iwerzwercher m. ,ein mutwilliger Junge1; Flurnamen werden nicht genannt.
Im Elsässischen ist überzwerch Adv. ,quer, verkehrt1 im gesamten Dialekt-
raum verbreitet, ohne Hinweis auf Flurnamen. Davon abgeleitet ist das Adjektiv
überzwerch, vgl. E üwerzwercher Kerl .Querkopf (Horburg, Arr. Colmar)
(ElsWb 2, 927). HistWbEls 369 belegt für den Straßburger Raum den appella-
tivischen Gebrauch von überzwerch ,quer, verkehrt1 bereits im 16. Jahrhundert.
Für den schwäbischen Raum verzeichnet SchwäbWb 6, 74f. überzwerch
Adv., Adj./Subst. ,quer herüber1: Appellativisch begegnet das Lemma bereits
im 15. Jahrhundert und wird auch im übertragenen Sinn .schief, ungeschickt,
unpassend1 verwendet. Mit diesem Wort gebildete Flurnamen sind ebenfalls
bekannt, vgl. Im Überzwerch, Überzwerchacker (ohne chronologische Anga-
ben). Das Femininum Überzwerche f. .Quere, Breitendimension1 ist ebenfalls
belegt (1490), gilt aber heute als ausgestorben. Für den bayerischen Raum gilt
394
überzwerch ,quer, schräg1 im appellativischen Gebrauch, vgl. BayWb 1, 20
und 2, 1182. In der Basler Mundart kommt ilberzwärch Adj. ,quer‘ vor
(Seiler 1879, 330). Im Schweizerischen ist iibertwerch Adj./Adv .quer,
schräg, diagonal1 belegt (SCHWEIZlD 1, 158 und 14, 1826), wobei im St. Gal-
ler Raum die Zusammensetzung Überzwerishölzli n. ,ein kleines, aber lästiges
Hindernis4 vorkommt (DWB 23, 693; SCHWEIZlD 2, 1265). Im Tiroler Raum
ist überzwerchs Adv. ,querüber1 einst 1526 als Appellativ belegt
(Schöpf/Hofer 834).
D. Als Appellativ ist überzwerch im Saar-Mosel-Raum bereits 1603/04 in ei-
ner deutschsprachigen Originalurkunde nachzuweisen, vgl. Veckersviller:
1603/04 or. dt. vff ein klein steinlin Überzwerg (AD MM B 780-9 fol 136r). In
Flurnamen des Saar-Mosel-Raums ist überzwerch erst im 18. Jahrhundert be-
legt (sowohl im Norden als auch im Süden des Untersuchungsgebiets). In der
Flurnamengebung ist zunächst zu unterscheiden, ob das Adjektiv als Bestim-
mungswort des Namens auftritt oder ob eine Substantivierung vorliegt.
Überzwerch begegnet im Saar-Mosel-Raum entweder als Bestimmungswort
eines Kompositums oder (als Substantiv f.) als Simplex oder mit attributiven
Adjektiven, die die Lage im Gelände spezifizieren, vgl. Goerlingen:
Iwwerzwärche \m/tsvenp]; Ottwiller: Ingerste iwwertzwärsche ['iqefto
ivütsveujb]. In adverbialem Gebrauch ist überzwerch auch belegt, vgl.
Kleinblittersdorf: 1789 or. dt. gredelinger überzwerch, In Gredlingen über
zwerch ['kredlup 'LvBtsve:^].
Das Fehlen weiterer älterer historischer Belege macht Aussagen über den
einstigen Geltungsbereich des Lemmas unsicher. Die Streuung der Belege an
der oberen Saar und im Krummen Eisass zeigt Anschluss nach Süden und
rückt das Lemma in oberdeutsche wortgeographische Zusammenhänge. Die
appellativische Verbreitung des Lemmas ist aber viel umfassender (vgl. Ab-
schnitt C): Sie reicht nämlich bis zum Moselfränkischen und Hessischen. Also
scheint die allein südliche Flumamenverbreitung zu trügen; es handelt sich bei
der Verwendung als Flurname eher um eine Reliktlagerung, die vom Eisass
her gestützt ist.
(M. V.)
395
6. Lautliche, morphologische und semantische
Auswertung
6.1. Lautliche Analyse der ,Nordwörter4 und ,Südwörter4
In diesem Kapitel werden in chronologischer Abfolge ausgewählte Aspekte
der Lautgeschichte des Deutschen behandelt, die für die Mundarten des Saar-
Mosel-Raumes relevant sind und die in den Materialien der vorliegenden Un-
tersuchung Niederschlag gefunden haben.4*'4
6.1.1. Verhalten zur Zweiten Lautverschiebung (Ruth Kunz)
ln den zum westmitteldeutschen Dialektraum gehörenden rhein- und mittel-
fränkischen Mundarten des Untersuchungsraumes ist die althochdeutsche
Tenuesverschiebung unvollständig durchgeführt. Dies betrifft insbesondere
die Verschiebung von p znpf 'xm Anlaut (pund — pfund) und in der Gemination
(appel ~ apfel). Unter den untersuchten ,Nordwörtern‘ und ,Südwörtern ‘ zeigt
sich das nicht verschobene p durchgängig in den Mundartbelegen des Na-
menwortes Pfuhl - die häufigste Variante lautet [pu:l] - und auch teilweise in
dessen historischen Flurnamenbelegen (vgl. Namenartikel Nr. 27); die amtli-
chen Flurnamen folgen dagegen der standardsprachlichen Form des Wortes, in
der die Verschiebung zur Affrikata erfolgt ist. Für die wenigen Mundartbele-
ge, die verschobenes p zeigen, kann eine Beeinflussung der Gewährsperson
durch die amtliche (standardsprachliche) Form angenommen werden. Einige
dieser Belege mit Verschiebung finden sich im sogenannten Krummen Eisass,
das sprachhistorisch zu Lothringen und damit zum Rheinfränkischen gehört,
aber viele Einflüsse aus dem Eisass aufweist: Hier ist mit einer Übernahme
der alemannisch-elsässischen Form mit /^-Verschiebung im Anlaut zu rechnen.
Die Mundartwörterbücher der Region (DtLothrWb 71; LuxWb 3, 394f.;
PfälzWb 1, 872-875 und Karte 46; SCHÖN 159) belegen die unverschobene
Variante des Wortes.
Die Verschiebung von t ist im Untersuchungsgebiet in allen Positionen
- mit Ausnahme der neutralen Pronomen dat, wat, it, allet, die im moselfrän-
kischen Teil des Gebietes nicht von der Verschiebung betroffen sind - durch-
geführt. Daher stellt das Namenwort Kluft, Klott (Nr. 21), die unverschobene
Variante zu hochdeutsch Kloß bzw. Klotz, die in Toponymen des Saar-Mosel-
Raumes noch relikthaft vorhanden ist, eine Besonderheit dar.
Die zeitlich später anzusetzende Verschiebung der voralthochdeutschen
stimmhaften Explosivlaute b, d und g, die aus den germanischen stimmhaften
Frikativlauten b, d und g entstanden sind, zu den stimmlosen Explosivlauten 464
464 Für weitergehende Informationen zur Sprachgeschichte des Raumes zwischen Mo-
sel und Saar vgl. Will 1932 und Pitz 1997, Kapitel 6.
396
p, t und k ist im Gesamtfränkischen weitgehend unterblieben. Westgermani-
sches d, das im gesamten Oberdeutschen und Ostmitteldeutschen zu t wurde,
ist im Westmitteldeutschen unverschoben erhalten; im Rheinfränkischen er-
scheint zuweilen t neben ¿/(vgl. bindern und hintan).
6.1.2. /ft/ > /xt/ am Mittelrhein - Schwund des /x/
{Maria Völlono)
Wolfgang Kleiber hat gezeigt, dass sich gerade sogenannte ,Nordwörter‘
nach Süden bis in das oberrheinische Dialektgebiet außerhalb des Untersu-
chungsraums ausdehnen können.4(0 In dieser Perspektive ist das Lemma
Gracht, Grächt, Grät f. ,Graben, Schlucht; (tiefer) Wasserriss in Gelände4 zu
sehen, das mit niederländisch Gracht f. ,Grube; Wassergraben4 verwandt ist
vgl. mnl. graft, f., auch gracht f. ,Grube; Graben, Wassergraben; Kanal;
Stadtgraben4 (MNLWB 2, 228) - und eine Lautvariante zu mhd. graft f. dar-
stellt.4<><’ Im Saar-Mosel-Raum zeigt das Wort einen Verbreitungsschwerpunkt
an Obermosel, unterer Saar und Nied - in Reliktlage entlang der germani-
schen-romanischen Sprachgrenze - und findet sich bis an die Vogesen und
damit bis an die Grenze des alemannisch-elsässischen Dialektraumes (vgl.
Namenartikel Nr. 12). Das Namenwort ist im Oberdeutschen sehr selten:407
Appellativische Belege im Eisass408 weisen auf die Präsenz dieses Wortes
noch am Oberrhein, wobei das Wort dort nicht in der ,fränkischen4 Lautgestalt
wie im Saar-Mosel-Raum belegt ist (s. u.).
Die niederländischen Mundarten - ohne die Küstenmundarten - kennen
den Lautwandel /ft/ zu /xt/, der auch in der niederländischen Hochsprache, in
den Mundarten des niederdeutschen Raumes und im mittelfränkischen Dia-
lektraum nachweisbar ist, vgl. z. B. achter (= after ,hinter), hacht (= haß),
gracht (= graft ,Graben4), kracht (= kraft), nichtel (= mhd. niftel ,Nichte4),
stiebten (= stiften), lucht (= luft).* 466 * 468 469 470 In der neuhochdeutschen Schriftsprache
zeigt sich der Lautwandel (durch Entlehnung) in echt (ehaft), Nichte, Gerücht
(gerüefte), berüchtigt, ruch(t)bar, sachte ,sanft4, Schacht, beschwichtigen,
sichten (engl, sift, zu Sieb).4 70 ln den rheinischen Mundarten ist der Lautwan-
del /ft/ > /xt/ allgemein eingetreten. Dieser Lautwandel, der früher bis nach
405 Kleiber 1986a; 1989; 1995.
466 Christmann 1938, 26; Dittmaier 90f. und Karte 18.
4(’ Buck 1931, 88 mit einem pauschalen Hinweis.
468 WMU 1, 756; HistWbEls 88.
464 Schützeichel 1955; Kurt Wagner: Der westmitteldeutsche Dialekt, in: Richard
Laufner (Hg.): Festgabe für Wolfgang Jungandreas zum 70. Geburtstag am 9. De-
zember 1964 (Schriftenreihe zur trierischen Landesgeschichte und Volkskunde; 13),
Trier 1964, 123-126; Klein 2000 (mit weiterer Literatur).
470 MhdGr § E 39.
397
Luxemburg und Lothringen reichte, kommt auch in Flurnamen und Appellati-
ven des Saar-Mosel-Raums vor. Der Lautwandel /ft/ > /xt/ reichte einst bis ins
mittlere Saarland; diese Erscheinung hat sich bis in den Saarbrücker Raum
ausgedehnt (Bauer 1957, 267f. und Kartenbeilage 4; SC'HORR 2000, 45 und
Anm. 73 sowie Karte 13), wie am Beispiel des Flurnamens Gracht, Gracht,
Grat deutlich wird. Das Wort zeigt mit der Variante Grät den für das Mosel-
fränkische charakteristischen Ausfall des /x/ vor r,4 1 eine mittelfränkische Er-
scheinung, die zu „den kölnisch-trierischen Bindungen des 1. Jahrtausends“
gehört, später jedoch unter dem Einfluss der Hochsprache stark zurückge-
drängt wurde,471 472 * 474 * sowie Ersatzdehnung des Vokals.
Wie oben erwähnt bewahren die Mundarten der niederländischen Küsten-
landschatt /ft/.4 ’ MOERMAN 1956, 75f. bietet eine Übersicht der mit mnl.
gracht, graft f. ,Graben; KanaL gebildeten Flurnamen in den Niederlanden,
wobei die älteren Belege grundsätzlich die Variante mit /ff/ aufweisen. Außer-
halb des Kontinents werden Namen für England genannt, die auf aengl. gräfa,
gracht f. ,Graben4 zurückzuführen sind.
Die ostfriesischen Mundarten weisen Formen sowohl mit /ft/ als auch mit
/xt/ auf.4 4 ebenso die schleswig-holsteinische Sprachlandschaft,4° das nieder-
sächsische Gebiet und die hamburgische Gegend.
Interessante Aufschlüsse über diesen Lautwandel - von vordt. pt über /ft/
zu /xt/476 * - gibt SCHÜTZEICHEL 1955, 275: Aufgrund ältester schriftlicher Na-
menzeugnisse - vgl. den Ortsnamen Echternach < -ft- < Epternacum (8. Jahr-
hundert)4 7 - ist der Lautwandel vor allem im trierisch-luxemburgischen und
471 Vgl. zu den Verhältnissen im mittleren Saarland Ramge 1982, 23-28 (am Beispiel
von [na:t] ,Nacht‘ und [geda:t] .gedacht4).
47: Aubin/Frings/Müller 1926/1966, 166.
4 ’ Vgl. Hermann Jellinghaus: Die niederländischen Volksmundarten. Nach den Auf-
zeichnungen der Niederländer, Norden/Leipzig 1892, 102f. Vgl. auch Schönfeld
1950, 67, 141, 161 und 166. Zum Lautwandel vgl. MndGr § 296. Eine Übersicht
über den Lautwandel am Mittelrhein bietet Schützeichel 1955.
474 Vgl. Gildemacher 1993,265-270.
4 3 Zu Flurnamen vgl. Clausen 1988, 43.
476 Über die Ursprünge dieses Lautwandels ist sich die Forschung nicht einig: Das Auf-
treten von /xt/ für /ft/ im Niederländischen hatte einst Ascoli dazu gebracht, ans
Keltische zu denken (Graziadio Isaia Ascoli: Sprachwissenschaftliche Briefe,
Leipzig 1887, 22f.). Theodor Frings in seiner Geschichte der deutschen Sprache
geht von einem „belgisch-keltischen“ Substrat aus (Theodor Frings: Grundlegung
einer Geschichte der deutschen Sprache, 2. Auflage, Halle a. d. Saale 1950, 40),
was sehr zweifelhaft scheint, da das Galloromanische den Lautwandel nicht kennt,
so Schützeichel 1955; Ders. 1976, 200ff.
4 Buchmüller-Peaff 1990, 183 und 650ff.
398
im Koblenzer Raum entstanden.4 s Der Lautwandel breitete sich dementspre-
chend von Westen in die nieder- und mittel fränkischen Gebiete aus4 ^ und er-
fasste die niedersächsischen und schließlich auch die friesischen Mundarten.
Die These SCHÜTZFJCHELs stützt sich weiterhin auf die Annahme südnördli-
cher Sprachströmungen, durch welche die -c/tf-Formen dann seit dem ausge-
henden Mittelalter entlang des Rheins nach Norden zurückgedrängt wurden.
Auch das in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums selten belegte Wort Schucht
m. ,Widerrist, Schulter (von Großtieren); Bergname', das mit nl. schoßt f./m.
zu vergleichen ist, zeigt den hier besprochenen Lautwandel (vgl. Namenartikel
Nr. 31).
6.1.3. Frühneuhochdeutsche Diphthongierung und Monoph-
thongierung (Ruth Kunz)
Im Untersuchungsraum wurden die frühneuhochdeutsche Diphthongierung
und die frühneuhochdeutsche (mitteldeutsche) Monophthongierung weitge-
hend durchgefuhrt.4N<l „Saarbrücken hat die östliche Form der Diphthongie-
rung, es gehört um 1500 schon in den pfälzischen Sprachzusammenhang“,
während es noch im beginnenden 16. Jahrhundert Trierer Urkunden gibt, die
keine Diphthongierung zeigen (Will 1932, 72-76, das Zitat 74).4Xi Im südlich 478 479 480 481
478 Vgl. dazu Jungandreas 1979, § 95; AhdGr § 139 Anm. 7; Buchmüller-Pfaff
1990, 183 und 650ff.; vgl. auch die Karte 63 Luft (lucht westlich von Trier) im
Deutschen Sprachatlas; Schützeichel 1955; Ders. 1976, 200ff. Frings 1961, 387
denkt eher an einen zentralen Vorgang „im nordwestlichen Westgermanisch, auf
der Mitte zwischen niederländischer Küste und Weser“.
479 Diese Erscheinung würde also vom Fränkischen ausgehen: die politische Macht und
die territoriale Expansion der Franken würden also in soziolinguistischer Perspekti-
ve die außersprachlichen Grundlagen für die charakteristische Ausbreitung dieses
Phänomens bilden. - Vgl. dazu auch Haubrichs/Pfister 2008, 253.
480 Zur historischen Entwicklung und zum gegenwärtigen Zustand in den deutschen
Dialekten vgl. Wiesinger 1983a. - Die neuhochdeutsche Diphthongierung im Mo-
selfränkischen beschreibt Wiesinger 2008; vgl. dort auch Karte 2 (S. 78) zur Aus-
breitung der neuhochdeutschen Diphthongierung.
481 Im Werk der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (gest. 1456), die französische Hel-
denepen (chansons de geste) in deutsche Prosa übertragen hat, ist die Diphthongie-
rung noch nicht durchgeführt, vgl. die folgenden Belege aus Huge Scheppel, Elisa-
beths Übersetzung der chanson de geste Hugues Capet: franckrich ,Frankreich',
.s7/7//handschriftlich strijt .Streit', huß ,Haus‘, cluse .Klause', üch .euch', litt .Leu-
te'. Vgl. Jan-Dirk Müller: Romane des 15. und 16. Jahrhunderts. Nach den Erst-
drucken mit sämtlichen Holzschnitten (Bibliothek der frühen Neuzeit; 1), Frankfurt
1990, 177-339; Der Huge Scheppel der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken.
Nach der Handschrift der Hamburger Stadtbibliothek mit einer Einleitung von
Hermann Urtel. Nachdruck der Ausgabe Hamburg 1905 mit einer Einführung von
Wolfgang Haubrichs (Saarbrücker Wiederdrucke; 1), Saarbrücken 2007. Vgl. auch
399
einer Linie Bouzonville - Saarbrücken gelegenen Teil Lothringens sowie im
ebenfalls zum Untersuchungsgebiet gehörenden sogenannten Krummen Eisass
ist die Diphthongierung ganz unterblieben (vgl. DiWA Karte 373 =
Wenkerlemma Hause, Satz 26; WILL 1932, 72). Zwei der in dieser Arbeit un-
tersuchten Namenwörter sind sowohl mit diphthongierten als auch mit nicht
diphthongierten Belegen vertreten: Es handelt sich um Gereute aus mhd.
geriute n. ,Rodung, gerodetes Land' und Kaule aus mhd, kille f. ,Grube, Loch1
(Namenartikel Nr. 38 und Nr, 19), deren älteste Flurnamenbelege (gerüde/
gerade bzw. kule etc.) in den Zeitraum 15. Jahrhundert bis frühes 16. Jahr-
hundert fallen, in die Zeit also, bevor die Ausbreitung der Digraphie den
Untersuchungsraum erreichte. Daher zeigen die erwähnten historischen Bele-
ge keine Diphthongierung.
Eine Besonderheit findet sich im südlichen Moselfränkischen: Nach der ur-
sprünglichen Monophthongierung von mhd. /ie/, /uo/, /üe/ zu /1/, /ü/, /ü/ tritt se-
kundär eine neuerliche Diphthongierung ein. Das Resultat dieses Vorgangs sind
die sogenannten gestürzten (nach anderer Terminologie: steigenden) Diph-
thonge - mhd. /ie/, /uo/, /üe/ entsprechen nun nhd. dialektal /ei/, /ou/, /oi/ -, die
sich außer in dem bereits erwähnten Dialektraum auch im Nordbairi-
schen/Nürnbergischen und im Zentralhessischen finden.4S“ Ein Beispiel aus
dem Untersuchungsraum ist das Namenwort Biese (zurückzuführen auf mhd.
biese f. .Binse1; vgl. Namenartikel Nr. 3): In den moselfränkischen Landkrei-
sen und Kantonen Saarlouis, Merzig-Wadem, Boulay-Moselle / Bolchen,
Bouzonville / Busendorf, Sierck-les-Bains und Cattenom / Kattenhofen zeigen
die mit ['beizo-j transkribierten Mundartbelege den auf mhd. /ie/ zurückfüh-
renden sogenannten gestürzten Diphthong /ei/. Dialektformen mit gestürztem
Diphthong gibt es auch beim Namenwort Fließ (Nr. 11). Einen gestürzten
(steigenden) Diphthong /ou/, der auf mhd. /uo/ zurückgeht, haben einige der
historischen und mundartlichen Belege des Namenwortes Pfuhl (zurückzufüh-
ren auf mhd. phuol m. ,Pfuhl1). Diese Erscheinung betrifft jedoch nicht nur
die moselfränkischen Belege, sondern ist auch darüber hinaus verbreitet, so
dass sie teilweise sicher anders erklärt werden muss; Es ist vielleicht mit der
französischen Graphie (ou) für /ü/ zu rechnen. Beim Namenwort Biese wie
auch bei Pfuhl überwiegen monophthongierte Belege wie ['bi:zo-] bzw. ['pu: 1J. 482
Haubrichs 2007a, 165-170.
482 Vgl. Wiesinger 1970, Bd. 2, passim; Ders. 1983a, 1080.
400
6.1.4. Hebung und Senkung (Ruth Kunz)
6.1.4.1. Kurzvokale
Der Saar-Mosel-Raum hat Anteil an der im 14./15, Jahrhundert im gesamten
Mitteldeutschen belegten Senkung von mhd. /{/, /u/, /ü/ zu /e/, /o/, /5/, die im
16. Jahrhundert unter oberdeutschem Einfluss aus der Schriftlichkeit weitge-
hend verdrängt wurde. In die Standardsprache sind nur wenige Lexeme mit
gesenktem Vokal eingegangen, z. B. nhd. Sonne < mhd. sunne, nhd. König
< mhd. kiinec, nhd. Sommer < mhd. sumer, nhd. gönnen < mhd. gönnen. Die
Senkung von /u/ zu /o/ zeigt sich beispielsweise beim Namenwort Klutt ,Erd-
klumpen4 (Namenartikel Nr. 21), das historisch als klutt, rezent aber als
klott/glott belegt ist.
Die Senkung des Kurzvokals /o/ zu /a/ findet sich in wenigen Flurnamenbe-
legen des im Untersuchungsraum stark vertretenen Rodungswortes Rod (Nr.
28). Diese lauten rad und rät hohen', der letztgenannte Beleg ist ein umgelaute-
tes Diminutiv. Stärker vertreten ist die auf die Senkung von /o/ zu /a/ zurück-
zuführende Nebenform Rath des Rodungsnamengrundwortes Rod in nieder-
deutschen Toponymen (SCHEUERMANN 1995, 142), im Rheinland (Dittmaier
248) und in Hessen (vgl. z. B. JUNG 1985, 155f. und SHessFln 771-773).
6.1.4.2. Langvokale
Die nahezu gesamtdeutsch verbreitete Hebung des Langvokals /ä/ zu /5/
schlägt sich in Flurnamenbelegen der Namenwörter Allmende', ['odmet] (Na-
menartikel Nr. 37) und *(h)lär: [lom] (Nr. 15) nieder.4*1 Mundartparallelen zu
diesem Lautprozess liegen vor in Wörtern, die standardsprachlich langes a ha-
ben und die in den Mundarten des Untersuchungsraums mit langem o gespro-
chen werden: Strass wird zu Ströss (DtLothrWb 508; ElsWb 2, 635;
RHEIN WB 8, 79 lf), Bahn zu Böhn (so im westlichen Moselfränkischen, vgl.
RheinWb 1, 397-399, sowie in der Nordpfalz und der nördlichen Vorderpfalz,
vgl. PfälzWb 1, 530f.), bläse(n) zu hlöse(n) (DtLothrWb 48; ElsWb 2,
165f.; PfälzWb 1,969-971; RheinWb 1, 747-749; Schön 30).
Eine Senkung des im Zuge der mitteldeutschen Monophthongierung aus
mhd. /uo/ entstandenen Langvokals /ü/ zu /0/ zeigt unter den hier untersuchten
,Nordwörtern4 das Namenwort Pfuhl (Nr. 27). Dieses geht auf mhd. phuol zu-
rück und erscheint standardsprachlich wie auch in den Dialekten des Saar-
Mosel-Raumes monophthongiert (siehe oben, Kapitel 6.1.3.). In zahlreichen
Mundartbelegen ist eine Senkung von /ü/ durchgeführt, woraus die mundartli-
che Variante [po:l] resultiert. Die Senkung des auf mhd. /uo/ zurückzuführen-
den /ü/ zu /0/ erfolgt im 13. Jahrhundert im Mittelfränkischen und Hessischen 483
483 Zur Genese von Hebung und Senkung und zu deren Vertretung in den rezenten
Mundarten vgl. Wiesinger 1983c.
401
(MhdGr § L 49). Vielleicht sind die [po:l]-Belege aber auch so zu deuten,
dass hier der mittelfränkisch-frühalthochdeutsche Zustand von germ. /0/ be-
wahrt ist, das in diesem Raum also womöglich nicht diphthongiert worden ist;
vgl. hierzu die historischen deutschsprachigen Belege der lothringischen Stadt
Bouzonville / Busendorf (F, Moselle): Bösen-dorf (1176 or. Bosendorph) ne-
ben Buosen- (1390 or. Buosendorff). Es ist bisher aber noch nicht eindeutig
geklärt, ob die mittelfränkischen Belege mit (o)-Graphie einen grundsprachli-
chen Erhalt des alten Langvokals bezeugen (so Pitz 1997, 884). Einige Glos-
senbelege führen zumindest für die westmoselfränkischen Teile des Untersu-
chungsgebiets zu der Annahme, dass
[,..] ursprünglich im gesamten Mittelfränkischen eine Entwicklung des germ. ö
in Richtung auf ü oder uo eingetreten war, die in den frühmittelalterlichen Zeug-
nissen ihren schriftlichen Niederschlag gefunden hat, dann aber in jüngerer Zeit
teilweise wieder rückgängig gemacht wurde, teilweise aber auch zu einem bis
heute in der Mundart fortdauernden Nebeneinander von ö und ü führte.4X4
6.1.5. Entrundung und Rundung (Ruth Kunz)
Der Prozess der Entlabialisierung der mittelhochdeutschen gerundeten Vokale
und Diphthonge /0/, /0/, /ü/, /ü/, /oi/, /üe/ setzt in der Mitte des 12. Jahrhun-
derts im Bairischen ein; im 16. Jahrhundert ist der gesamte hochdeutsche
Sprachraum mit Ausnahme des Hochalemannischen, des Ostfränkischen, des
Ripuarischen und weiterer kleinerer Gebiete betroffen.485 Nur wenige Lexeme
sind mit entrundetem Vokal in die neuhochdeutsche Standardsprache einge-
gangen: nhd. Pilz < mhd. biilez, nhd. Kissen < mhd. küssen, nhd. Nerz < mhd.
nörz, nhd. streifen < mhd. ströufen etc.
Da der Saar-Mosel-Raum zum Entrundungsgebiet gehört, sind in den Flur-
namenbelegen der in dieser Untersuchung behandelten Namenwörter Reflexe
dieser Erscheinung zu erwarten. Eine Entrundung des Umlautes /ü/ bzw. /ü/
zeigt Pfuhl dort, wo es im Plural (Pfühle) oder als Diminutiv (Pfühl-chen)
vorkommt (vgl. Namenartikel Nr. 27): Der gelegentlich belegte Plural lautet
['pi:ta], die Verkleinerungsform ['pidjoj. Entrundung zeigt ferner Muni (Nr.
43) in den rezenten Belegen Minismatt und Minislech, die eine umgelautete
Variante von Muni indizieren, welche in den Flurnamen zwar nicht graphisch
dargestellt wird, in den Mundartwörterbüchern der Region aber nachgewiesen
ist (DtLothrWb 372f.; ElsWb 1, 691).
In den Belegen geraidt, geragten zeigt sich die Entrundung der diphthon-
gierten Variante Gereute des Namenwortes Gereute, Geriite, Geriedt (Nr. 38),
während geriedt mit Entrundung auf Geriite zurückgeht. Besonders deutlich
4X4 Rolf Bergmann: Mittelfränkische Glossen. Studien zu ihrer Ermittlung und sprach-
geographischen Einordnung (Rheinisches Archiv; 61), Bonn 1966, 122f.
4X' Vgl. Wiesinger 1983b, 1102-1104.
402
tritt die Entrundung der im Mittelhochdeutschen gerundeten Vokale bei Hübel
(Nr. 18) auf: Die Mundartform dieses Namenwortes lautet mit der für die Re-
gion typischen Entrundung regelmäßig f'hivj].
Der umgekehrte Prozess, die Labialisierung der mittelhochdeutschen
ungerundeten Vokale und Diphthonge /i/, /1/, /e/, /e/ in bestimmten lautlichen
Umgebungen, tritt vorwiegend im Oberdeutschen auf, jedoch nicht konse-
quent. Rundungserscheinungen, die im Entrundungsgebiet (siehe oben) auftre-
ten, werden gemeinhin als hyperkorrekte Schreibungen interpretiert. Um his-
torische Rundungsprozesse scheint es sich im Schwäbischen und im Nieder-
alemannischen zu handeln: Die starke Verbreitung der Graphien mit Run-
dungsvokalen lassen darauf schließen, dass eine eigenständige Lautentwick-
lung vorliegt (FrnhdGr § L 36). Ebenso wie die Entrundung hat auch die
Rundung in der Standardsprache nur einen geringen Niederschlag gefunden;
als Beispiele seien nhd. Hölle < mhd. helle, nhd. Löffel < mhd. leffel, nhd.
schwören < mhd. swern, nhd. zwölf < mhd. zwelf nhd. Würde < mhd. wirde,
nhd. (betrügen < mhd. triegen genannt. Die Mundarten des Untersuchungs-
raumes haben in diesen Fällen den Lautstand vor der Labialisierung bewahrt.
Nur wenige der untersuchten Namenwörter zeigen Rundungsvokale. Da der
Saar-Mosel-Raum zum Entrundungsgebiet gehört, sind die Belege hier als hy-
perkorrekte Schreibungen zu interpretieren: doll zu Delle (Nr. 7), brünk zu
Brink (Nr. 6). Konsequenterweise kommen sie daher nicht im mundartlichen
Material vor.
6.1.6. Rhotazismus {Ruth Kunz)
Der Lautwandel von innervokalischem /d/ zu /r/, der ebenso wie der nord- und
westgermanische Wandel des nach Vemers Gesetz entstandenen stimmhaften
Frikativs /z/ zu /r/ als Rhotazismus bezeichnet wird,4s<’ ist in rheinfränkischen
Toponymen des 13. bis 15. Jahrhunderts belegt: Als früher Beleg gilt der hes-
sische Siedlungsname Wolvolde-rore von 1269. Das Grundwort -rore dieses
zusammengesetzten Siedlungsnamens ist auf -rode zurückzuführen.4S Zu
mhd. snide ,Schneide des Schwertes, Messers etc.‘ (LEXER 2, 1035), übertra-
gene Bedeutung ,scharfe Kante an Felsen und Gebirgen4, gehört nach
Steffens 1988, 160 der Mainzer Flurname an dem Sneyrenberge (a. 1401).
Zur Bestimmung des Alters des ¿/-Rhotazismus im Saar-Mosel-Raum kön-
nen die Datenbankmaterialien des ASFSL und gedruckte historische Quellen
für den Raum herangezogen werden. Historische Siedlungsnamenbelege der
Gemeinde Wadgassen (Lkr. Saarlouis) weisen das Vorhandensein des c/-Rho- * 487
4X6 Zürn Terminus und zur älteren Literatur zum ¿/-Rhotazismus vgl. Venema 1997, 86
Anm. 597.
487 Venema 1997, 86 Anm. 596; Weinhold 1883, 210 (ohne Verwendung des Termi-
nus Rhotazismus).
403
tazismus im 16. Jahrhundert im Untersuchungsgebiet nach: 1548 und 1559
(Jeweils kop. 17. Jh.) Wargassen (BURG 1980, Nr. 1201 und Nr. 1270). Als
Kompromissform dürfte der Beleg von 1403 (kop. 15. Jh.) Lamprecht Abt zu
Wardegassen (LA Sb Dagstuhl Nr. 791 22) zu interpretieren sein. Die Form
Wargassen geht auf eine Ausgangsform mit innervokalischem d zurück, man
vergleiche die bis in das 14. Jahrhundert die Überlieferung prägenden Formen
Wadegozinga, Wadegozingen etc.4ss Der Name der Gemeinde Wadgassen ist
in der Variante mit dem ¿/-Rhotazismus auch in einige Flurnamen eingegan-
gen, z. B. Cocheren (F, Moselle, con Behren-les-Forbach) 1696 or. im war-
gasser brüll (AD Mos 4 E 106), amtl. Wargasserbrühl [van'gasvipry:l]. Ein
weiterer Frühbeleg für den Rhotazismus liegt vielleicht vor im Lebacher Flur-
namen an den karren born von 1563, wenn karren auf Kotten (Namenartikel
Nr. 23) zurückgeht - eine alternative Deutungsmöglichkeit wäre Korn. Das
Material des ASFSL bietet darüber hinaus keine historischen Belege für den
¿/-Rhotazismus, was so zu interpretieren sein dürfte, dass der Rhotazismus als
grob mundartlich galt und daher kaum einmal in die Quellen Eingang gefun-
den hat. Eine Parallele zu Wargassen bietet aber ein Wüstungsbeleg aus der
Pfalz, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert: Der Name der Wüstung Haden-
hausen nordwestlich von Hornbach in unmittelbarer Nähe der Grenze zum
Saarland wird mit Rundung und ¿/-Rhotazismus über Hoden- zu Hor(e)n-
hausen. So ist die Wüstung a. 1587 u. ö. als Hornhausen belegt (Dolch/
Greule 1991, 183). Dieser Beleg stützt den Befund, dass der ¿/-Rhotazismus
im Saar-Mosel-Raum für das 16. Jahrhundert nachzuweisen ist. Wilhelm
Will beschreibt die Verbreitung des Lautwandels im Saarland:
Der Wandel ist eine Sondererscheinung des Mainzer Raumes, die sich annä-
hernd in den Rahmen der Linien Pund! Pfund, Haus/Hüs, dat/das einfügt. Nur
grade die Westgrenze zeigt bedeutsame Abweichungen von der dat/das-Linie.
Von der Nahe nordwärts steht sie weit im dat-Gebiet, sie folgt etwa von
Bemkastel bis Koblenz der Mosel. Der südliche Abschnitt bleibt dagegen be-
trächtlich hinter der dat-Linie zurück und füllt als breiter Grenzsaum das Gebiet
zwischen Saarbrücken und Zweibrücken-Homburg. Zwischen Blies und Mosel
läuft die Grenze somit fast genau südnördlich (Will 1932, 78).* 484
Eine Untersuchung zum Dialektwandel im mittleren Saarland von Hans
Ramge hat gezeigt, dass der Grenzverlauf des ¿/-Rhotazismus nicht mehr, wie
noch Ende des 19. Jahrhunderts, einer Nord-Süd-Richtung folgt, sondern nun
am Nordrand des Untersuchungsraums in West-Ost-Richtung lagert und damit
zu einer ,nördlichen4 Form geworden ist (Ramge 1982, 40f. und Karte 23).
Eines der in dieser Arbeit behandelten ,Nord Wörter4, Kotten (Nr. 23), zeigt
in seinen Mundartbelegen den ¿/-Rhotazismus. Dieser kann eintreten, da der
4xs Puhl 1999, 295, mit sprachwissenschaftlicher Erläuterung des Siedlungsnamens.
484 Vgl. dort auch S. 64 und Abb. 24.
404
inlautende Dental in der Mundart lenisiert wird. So lauten die phonetischen
Belege von Biesingen, Einöd, Limbach und Webenheim ['ко:гэ]. Die Flurna-
men finden sich im nach Osten, zur Pfalz hin, offenen Namenraum an unterer
Blies und mittlerer Saar, dem sogenannten Pfalzkeil.490 Entlang der Altstraße
von Worms nach Metz konnten sprachliche Formen aus der Pfalz in westli-
cher Richtung in den Saarbrücker Raum vorstoßen, so auch die den Rhotazis-
mus zeigende Form von Kotten (Korre, Kore; vgl. PfäLZWb 4, 502).
Auch in einigen Mundartbelegen des Plurals Röder zum Rodungsnamen
Rod (Nr. 28) tritt der ¿/-Rhotazismus auf.
6.2. Morphologische Besonderheiten {Maria Völlono)
6.2.1. Suffixableitungen
Im Saar-Mosel-Raum begegnen häufig bestimmte Flurnamenbildungen, die
sich auf Adjektive zurückführen lassen und das Suffix -d(e) bzw. -t(e) (ahd.
-ida < germ. -ipö-) aufweisen. Es handelt sich dabei um eine Bildungsweise,
die ansonsten auffällig häufig im germanischen Nordwesten verbreitet ist.491 492
Im Bereich der Appellative lässt sich die -/¿/¿/-Ableitung für den moselfränki-
schen Raum z. B. bei Wörtern wie Längt f. (mhd. lengede), Tieft f. (mhd.
tiufede, tiefte) und Höcht f. (mhd. hoehede) feststellen: Im germanischen Nord-
westen entsprechen diesen Formen u. a. nl. lengte, diepte und hoogte, engl.
length, depth und height sowie mnd. lengde, depede und höghede. Mit germ.
-ipö)- suffigierte Formen sind im Germanischen nicht selten, sie sind in der
althochdeutschen Überlieferung aus oberdeutschen Quellen auch weit verbrei-
tet, wobei es sich hier meistens um gelehrte Abstraktbildungen handelt. In den
Volkssprachen des germanischen Nordwestens dagegen kommen häufig mit
dem -/¿/¿/-Suffix gebildete Appellative vor, die auch in Flurnamen ihren Nie-
derschlag gefunden haben. Semantisch funktionieren sie als Objektprädikati-
sierungen (mhd. lengede — .langes Objekt, z. B. Grundstück4)- Im Saar-
Mosel-Raum konzentrieren sich Flurnamen, die mit diesem Suffix gebildet
werden (vgl. SCHORR 1993, 11 ff.), in den nördlichen und westlichen Behar-
rungsräumen, die jeweils Anschluss nach Norden haben. Die Ausbreitung die-
ses Typs im Südosten des Untersuchungsgebiets ist dementsprechend als jung
anzusehen, wie der Vergleich mit älteren Flurnamen bestätigen kann.
Neben Namenwörtern, die das Suffix -d(e) bzw. -t(e) (ahd. -ida < germ.
-ipö-) aufweisen, begegnen im Saar-Mosel-Raum auch Flurnamenbildungen,
die ein sogenanntes epithetisches / haben4 und sich auf Substantive zurück-
flihren lassen, wie z. B. im Fall von Delle f. .Bodensenke im Gelände, Tal;
490 Schorr 2000, 48-51 und 79 Karte 21.
491 Öhmann 1921; Krahe/Meid 3, 1969, 145f.; Udolph 1991; Ders. 1994, 258-291.
492 Behaghel 1928, 379f.; Moser 1971, § 125 und 160.
405
Vertiefung; Beule in einem Gegenstand' (Namenartikel Nr. 7) zu beobachten
ist.4 ’' Das flurnamenbildende Wort ist im gesamten Untersuchungsraum recht
häutig verbreitet; Die vielen Ausreißer jenseits der Sprachgrenze sind als Leit-
fossilien zu interpretieren, ln den nördlichen und westlichen Beharrungsräu-
men des Saar-Mosel-Raums ist Variante mit der Dentalepithese -t(e) Dellt
nachweisbar. Dellt kommt in Flurnamen sowohl als Simplex als auch als
Grund- oder Bestimmungswort vor. Außerhalb des Untersuchungsgebiets lässt
sich Dellt in Luxemburg feststellen; Dällt, Deelt f., PI. Dällten (im Osten des
Sprachgebiets) bedeutet ,Niederung, lang gezogene Talmulde'. Das Lemma
schlägt sich auch in Flurnamen nieder, vgl. die bei Echternach gelegenen
Flurnamen an der Drillt, an der Laiwerdält (LuxWb 1, 192). In Lothringen
gilt Delt nach DtLothrWb 85 für Boiehen, Diedenhofen und Sierck, ansons-
ten ist Dell zu finden. Im Pfälzischen kommen nur Formen ohne -t vor
(PfäLZWb 2, 205), ebenso im Eisass. Im Eisass ist das Wort freilich veraltet
(ElsWb 2, 674). Anord. ist datld f. ,Tal, Bogen' belegt (De Vries 1961, 72);
vgl. auch schwed. Däld .kleines Tal' (WEIGAND 2, 1036). Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass im Untersuchungsraum die Flurnamen mit Dentalepithe-
se neben denen mit dem Suffix -d(e) bzw. -t(e) (ahd. -ida < germ. -ipö-)
auffalligerweise nur im moselfränkischen Teil Vorkommen, also nach Norden
494
zeigen.
6.2.2. Bestimmung des Genus
Die genaue Analyse der morphologischen Struktur ist eines der primären Ziele
für die lexikologische Bearbeitung der Namen, da auffällige Befunde, z. B.
Genusabweichungen, unter Umständen auf siedlungsgeschichtliche Gegeben-
heiten und frühere Sprachschichten zurückgeführt werden können.44" Über die
Genusabweichungen im Wortschatz der deutschen Dialekte fehlen bis heute
überblickshafte bzw. systematische Untersuchungen (VAN DER Elst 1983,
1202). Doch auch Genusschwankungen eines einzelnen Wortes in seiner regi-
onalen Verbreitung sind nicht leicht zu verfolgen, da sich die Orts- und Land-
schaftsgrammatiken mit der Problematik nicht vertieft auseinandersetzen und
außerdem die damit verbundenen sprachhistorischen Implikationen vernach-
lässigen. Im Laufe des Arbeitsprozesses hat sich jedoch gezeigt, dass gerade
ein Ansatz, der eingehend die Genusabweichungen bei bestimmten Wörtern
untersucht, besonders interessante Resultate für die Erklärung der sprachli- * 494 *
49-’ SCHORR 1993; im Untersuchungsraum lassen sich weitere Flurnamen nennen, die
zur diesen Gruppe gehören, wie z. B. Deicht < pfälzisch Deich .Trockental', Etzelt
< Etzel .umhegte Wiese', Lacht < Lache .Pfütze, tief gelegenes, nasses Land'.
494 Vgl. SCHORR 1993, 5ff. und 37ff.
49" Über Bedeutungsmodifikationen durch Genusschwankungen im Althochdeutschen
vgl. Leiss 1997.
406
chen Schichtung des Saar-Mosel-Raums zu liefern verspricht. Dies soll im
Folgenden an den Beispielen der Bach/die Bachldie Bech(e), der/die Hurst,
die/das Allmende exemplarisch dargestellt werden. Andere Beispiele wie die
Ecke/das Eck und die/der Flur dienen eher der Darstellung der Verschiebung
historischer Grenzen.
Die mit dem Genuswechsel zusammenhängende Problematik stellt inner-
halb der historischen Wortgeographie einen wichtigen Aspekt dar (vgl. u. a.
zusammenfassend Van der Elst 1983). Wolfgang Kleiber 1965 hat dies
treffend am Beispiel der!die Bach gezeigt: Er hat im Rahmen einer Auswer-
tung des halbappellativischen Flurnamenschatzes in Urbaren und Rodeln des
14. Jahrhunderts aus dem alemannischen Raum die Verbreitung von Flurna-
men, die auf -hach - sei es als Femininum, sei es als Maskulinum - enden,
analysiert. Die Untersuchung der kontrastiven Verbreitung der Flurnamen die-
ses Typs hat zu dem Ergebnis geführt, dass im Alemannischen das Femininum
(mit Ausbreitung bis zum Südrand der Ortenau) ein fränkischer Import ist,
während sich zwischen Sundgau und Ortenau ein Gebiet mit maskulinem
-hach abzeichnet, ln diesem Gebiet hat die neuhochdeutsche Schriftsprache
das Femininum hach wieder zurückgedrängt: „Die Bach ist im Alemannischen
fränkischer Import und im Zuge des nord-südlichen Sprachgefälles in vorerst
nicht genau festlegbarer Zeit an den Oberrhein gekommen. Das Elsaß wurde
von dieser Sprachbewegung zuerst, und zwar vollständig, ergriffen.“496 497
Nach dem Flurnamenmaterial zu urteilen ist die Verbreitung der femininen
hach-Formen im Saar-Mosel-Raum flächendeckend (vgl. Namenartikel Nr.
2):49' Die Grenze zum Maskulinum ,der Bach1 verläuft weiter südlich am
Oberrhein. Während sich also in anderen Fällen die Grenze zwischen .Nord-
wort1 und ,Südwort‘ innerhalb des untersuchten Raumes befindet, zeichnet
sich die Verbreitungsgrenze der femininen hach-Formen außerhalb des Saar-
Mosel-Raums ab (vgl. u. a. Beyer 1954/55; Lerchner 1965, 23f.), was die
Existenz „eines ingwäonischen (niederfränkischen) Superstrats am nördlichen
Oberrhein auf der Basis onomastischer und appellativischer Zeugnisse“
(KLEIBER 1998, 891 f.) plausibel macht.
In diesem Zusammenhang ist auch eine Variante zu behandeln: Die femini-
nen bech-Formen, denen im Niederdeutschen heck, beeke entspricht (vgl.
Frings/Lerchner 1966, 39f.; Rosenthal 1973, 128ff.) und die wahrschein-
lich auf das Femininum germ. *bakjö f. .Bach1 zurückzuführen sind (zur noch
strittigen Etymologie vgl. Peeters 1972; Rosenthal 1973, 151; Rooth
496 Kleiber 1965, 171 ff., hier 175.
497 Eine Übersicht über die mit Bach f. gebildeten Siedlungsnamen im Saar-Mosel-
Raum bietet SCHORR 2002 (mit einer Karte): „Das Wort Bach erscheint im Saar-
Mosel-Raum, anschließend an die Verhältnisse im Nordwesten der kontinentalen
Westgermania, seit früher Zeit und noch in den heutigen Dialekten mit femininem
Genus“ (ebd., 125).
407
1983, 4-49; KLUGE 80). Es handelt sich dabei um ein sicheres ,Nordwort', das
man zusammen mit dem Femininum bach als „fränkische Leitwörter“
(FRrNGS/LERCHNER 1966, 48) ansehen darf.44* Das nur spärliche Vorkommen
dieser Variante im Saar-Mosel-Raum ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf
einen Prozess des analogischen Ausgleichs zurückzuführen. Das Wort kommt
sowohl in Siedlungsnamen:
Saint-Jean-Rohrbach (F, Moselle, con Sarralbe): 1411 or. frz. a Sainct Jehan
Rorebech preis de putelange (AD MM B 580 Nr. 78); 1411 kop. 17. Jh, frz.
a Sainct Jehan Rorebech preis de putelange (AD MM B 661 Nr. 10);
< germ. *rauza- n. ,(Schilf)-Rohr' + germ. *bakjö f. ,Bach, fließendes Ge-
wässer'
als auch in historischen Flurnamen vor:
Sarraltroff (F, Moselle, con Fenetrange / Finstingen): 13./14. Jh. or. dt. vff
der ricken Beche (AD MM H 2483); Sarre-Union (F, Bas-Rhin): 1403 or.
dt. in der Frinbeche (HERRMANN Saarwerden, 695 / AD BR 25 J Nr. 324);
Vittersbourg (F, Moselle, con Albestroff): 15. Jh. E. or. dt. uff der
Kelberbech (AD Meu 4 H 108 Nr. 14); Chäteau-Voue / Diirkastel (F,
Moselle): 1474 or. dt. vff der Ablassbeche (LA Sb Heimstatt Nr. 161);
Krettnich (Lkr. Merzig-Wadern): 1546 or. dt. in derKredenbech (AD BR E
5576 fol 25v); Sarralbe / Saaralben (F, Moselle): 1559 or. frz. an der
scheffen Beche (AD Mos 10 F 361); Manom (F, Moselle, con Yutz): 1561
or. dt. uff der Beche (A ChLagrange); Walsheim (Gde. Gersheim, Saar-
pfalz-Kreis): 1577 dt. vf der Bech (LA Sp Zwbr I A 1363/2 fol 17r).
Nach diesem Material zu urteilen befindet sich die Verbreitungsgrenze der
bech-Formen (im Gegensatz zu derjenigen der bach-Yovmen) innerhalb des
Untersuchungsraums. Die Kartierung der Belege zeigt, dass Bech im Norden
und im Süden vorkommt, wobei das Zentrum durch Neuerungen aus der Pfalz
aufgebrochen wird.
Ein weiteres Wort, das im Untersuchungsraum sowohl als Femininum wie
auch als Maskulinum oder Neutrum begegnet, ist Allmende < *algimeinida
(Nr. 37). Es ist klar, dass das Femininum die ursprüngliche Form repräsen- *
49s Philipp 1906, 1907 und 1908 bietet einen ausführlichen historischen Überblick über
den Genuswechsel bei ,Bach‘ im gesamtdeutschen Rahmen. Vgl. zum Appellativ
Frings/Lerchner 1966, 39f.: „Am Niederrhein scheidet sich niederländisch-
niederrheinisches beek f. von bach f. im Bereich der ik/ich-Linie; nach Süden er-
streckt sich bach f. bis nach Lothringen-Elsaß, über die Pfalz bis in den Norden von
Baden-Württemberg, dann über das ganze Mitteldeutschland von Flessen bis Schle-
sien. An der Grenze gegen die Niederlande erscheint gelegentlich bak f., im Ber-
gischen gegen Westfalen bääch f.“. Hochdeutsches bach ist Maskulinum, aber im
Mittelhochdeutschen weiterhin Femininum (besonders im mitteldeutschen Raum,
Lexer 1, 108f.).
408
tiert. Die Maskulina und Neutra lassen sich nun nicht, wie man es versucht
hat, als Einfluss des Genus der Grundwörter von mit Allmend(e) zusammen-
gesetzten Flurnamen erklären (etwa Maskulinum aus „der“ almend-wald etc.).
Anhand von dicht gelagerten historischen Belegen aus südwestdeutschen Ur-
baren zwischen 1300 und 1450 konnte Konrad Kunze 1976 jedoch zeigen,499
dass die Neutra-Belege von Allmend, die sich in bestimmten Regionen (obere
Donau und unteres Eisass) häufen, sich eher analogischem Einfluss von syno-
nym gebrauchten, mit gemein gebildeten Wörtern wie das gemain, das
gemainmerk usw. verdanken. Beim nordelsässischen Vorkommen denkt er an
Verbindung zu nördlich anschliessenden pfälzischen Neutra, die als Relikt ei-
nes ehemaligen fränkischen Neutrums gewertet werden könnten. Freilich bie-
tet die kontrastive Aufnahme der Genera für dieses Lemma im Saar-Mosel-
Raum für diese Annahme keine sicheren Anhaltspunkte. Dagegen deutet die
stärkere Konzentration im Süden (Elsass-Keil) und Südwesten (Pfalz-Keil)
eindeutig auf oberdeutsche Zusammenhänge des Wortes. So werden auch die
abweichenden Genera von Allmend(e) in diesem Raum an die pfälzischen und
unterelsässischen Vorkommen anzubinden sein.
Ein anderes Wort, dessen Genusunterschiede eventuell auch auf siedlungs-
geschichtliche Gegebenheiten zurückzuflihren sind, ist Horst m./f. ,Gestrüpp,
Buschwerk, stehen gebliebenes Unterholz, unzugängliche Hecke1 (Nr. 17).
Das Femininum kommt in der Bedeutung ,Dickicht, Gebüsch1 vor allem in
den mittel- und niederdeutschen Mundarten vor (vgl. die bereits altsächsi-
schen und althochdeutschen Belege), außerdem am Oberrhein, als Appellativ
und in Flurnamen. Im Schwäbischen begegnet das Maskulinum Hurst: Es be-
zeichnet aber eine Sonderform der Anlage von Beeten bei der Kultivierung
nasser Böden; im Schwäbischen gilt noch die verallgemeinerte Bedeutung
,Ackerstreifen, soweit als ein Sämann werfen kann1 (SchwäbWb 3, 1921).
Den Genusunterschied versucht KUNZE 1976, 169ff. zu erklären: Nach ihm
würde im Alemannischen das Maskulinum der Hurst - das im Osten des von
ihm kartierten alemannischen Dialektgebietes und im südwestlichen Baden in
Flurnamen vorkommt - eher ein oberdeutsches Relikt darstellen (neben dem
sonst im Oberdeutschen häufigen Femininum). Die Bedeutung könnte ,kleine
Erhebung1 wie im Englischen gewesen sein und „sich von daher ohne nieder-
deutschen oder oberrheinischen Einfluß spontan zum Beetbau-Terminus ent-
wickelt haben“ (ebd., 171). Die Genusunterschiede spielen im Saar-Mosel-
Raum nur eine geringe Rolle: Man kann feststellen, dass die maskulinen For-
men überwiegen, wobei das Femininum vereinzelt belegt ist, und zwar in
499 Kunze 1976 hat für den alemannischen Raum ebenfalls aufgrund urbarialer Auf-
zeichnungen weiteres Material zusammengestellt - er untersucht u. a. die/der Furt,
derldas Pfad, die/das Bruch - und kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Re-
gionen an Oberrhein und mittlerem Neckar fränkischem Einfluss gegenüber offen
sind.
409
Weiterswiller (F, Bas-Rhin, c011 La Petite-Pierre / Lützelstein): 1361 or. dt.
oben uf der iurren hurst (AD BR G 5446 Nr. 13); Abtei Hesse (F, Moselle, c°"
Sarrebourg / Saarburg): 14. Jh. A. dt. zu der holler hurste (AD MM B 742 Nr.
68). Die beiden Feminina sind im Süden des Untersuchungsgebietes situiert,
so dass sie wohl als oberdeutscher Import anzusehen sind.
An dieser Stelle sind zwei weitere Wörter zu behandeln, die jedoch in unse-
rer Untersuchung nicht als individuelle Namenartikel ausgearbeitet wurden:
Es handelt sich um das/die Eck(e) und um der/die Flur. Als Neutrum ist Eck
ab mittelhochdeutscher Zeit vor allem oberdeutsch verbreitet: lm 14. Jahrhun-
dert ist das Neutrum in bairischen Flurnamen die Regel.MK) Für das Alemanni-
sche nennt SONDEREGGER 1958, 592-597 einzelne Neutra für Appenzell ab
1422, für den Breisgau sind nach Roos 1966 bis 1500 noch keine Belege be-
kannt. Im Schwäbischen gilt heute Eck n. als Appellativ, wobei das Femini-
num als die ältere Form angegeben wird (SchwäbWb 2, 533ff); in der
Schweiz ist Egg, Egge, Eggt ,Ecke‘ sowohl Neutrum als auch Maskulinum
(SchweizId 1, 155ff.). Im Badischen stehen rezent die feminine (also die
standardsprachliche), die neutrale und manchmal auch die maskuline Form
nebeneinander. Die oben erwähnten historischen Verhältnisse lassen einen
Vorstoß von Osten eindringender appellativischer Neutra annehmen, ln den
rezenten Mundarten reicht das Neutrum bis in das Ripuarische und ins West-
falische und vereinzelt sogar bis nach Hamburg und Schleswig-Holstein, wo
es jeweils Nebenform zum vorherrschenden standardsprachlichen Femininum
ist. Im Saar-Mosel-Raum zeichnet sich kein deutliches Verbreitungsmuster
der Neutra ab. Die allgemeine Nordgrenze der Verbreitung von Eck als Neu-
trum liegt ohnehin nördlich der Grenzen des Untersuchungsgebietes. Die Neu-
tra im Untersuchungsgebiet lassen keinen unmittelbaren Anschluss nach Sü-
den erkennen. Die Feminina scheinen auch im Saar-Mosel-Raum die älteren
Formen zu sein.
lm Saar-Mosel-Raum begegnet Eck auch als Grundwort von historischen
Siedlungs-, Wüstungs- und Bergnamen sowie von rezenten Siedlungs- (Örts-
teil-)namen, die freilich zum Genus nichts ergeben:
Schoeneck (F, Moselle, con Stiring-Wendel): 1437 or. Schoneck; fSarreck
bei Oberstinzel (F, Moselle, con Fénétrange / Finstingen): 1301-1500 or.
Sareck, fWaldeck bei Éguelshardt (F, Moselle, con Bitche): 1227 kop. 1461
Waldeske; tNiedeck bei Hahn (Stadt Lebach, Lkr. Saarlouis): 1333 or.
Nydecke; Burgname Geroldseck bei Niederstinzel (F, Moselle, con Féné-
trange): 1183 or. Gueroldeseke; Ortsteil von Oberperl (Gde. Perl, Lkr.
Merzig-Wadem): rezenter Name Rabüscheck; Ortsteil von Haselbourg (F,
Moselle, con Phalsbourg / Pfalzburg): rezenter Name Schacheneck', Ortsteil
von Erckartswiller (F, Bas-Rhin, con La Petite-Pierre / Lützelstein): rezenter
MMI Hubert Vogel; Das Salbuch des Heiliggeistspitals in München von 1390 und die
Register zu Urkunden und Salbuch, München 1966, 28, 30 und 70; Kluge 226.
410
Name Pfaffeneck\ Ortsteil von Wingen-sur-Moder (F, Bas-Rhin, con La
Petite-Pierre): rezenter Name Heideneck; Ortsteil von Niedersaubach (Stadt
Lebach, Lkr. Saarlouis): rezenter Name Tanneck (Wirtshaus).
Eck kann also auch in Ansehung seiner Genusvarianten wegen seiner gro-
ßen Nord-Extension nicht als ,Südwort4 klassifiziert werden.
Bei dem ebenfalls nicht mit eigenem Artikel bedachten Wort Flur m. ,Flur,
Feldflur, Saatfeld4 ist der Genuswechsel zum Femininum erst seit spätmittel-
hochdeutscher Zeit belegt; die semantische Weiterentwicklung von Flur m.
.Hausgang4 ist erst im Neuhochdeutschen aus dem Niederdeutschen aufge-
nommen worden. Mhd. vluor m. (md. vlür) ,Flur, Feldflur, Saatfeld" (LEXER
3, 421; belegt u. a. bei Konrad von Würzburg), ahd. fluor m. ,Saatfeld, saat-
tragende Flur, Saat, seges4 (nur in Glossen; vgl. AhdGl 3, 225), mnd. ßör m.
,Estrich, Diele, Flur; Feldflur4, mnl. vloer m./f. ,Boden4 (allgem.) gehen auf
germ. *flöra- m. .Boden4 zurück, vgl. auch in anord. flörr m. .Boden zwi-
schen den Kuhständen, Kuhstall4, aengl. ßör m. .Flur, Fußboden; Pflaster,
Grund, Boden4. Die germanischen Sprachen sichern also eindeutig das Mas-
kulinum als ursprüngliches Genus.
Im Deutschen ist Flur m. ,Feldflur4 ererbt und hat in spätmittelhochdeut-
scher Zeit sein Genus zum Femininum umgestellt. Flur m. ,Hausgang4 ist erst
im Neuhochdeutschen aus dem Niederdeutschen aufgenommen worden
(KLUGE 305f; Orel 108; EWA 3,422f): „Vloer, als Wort gemeingermanisch,
entwickelt in englisch-niederländisch-niederrheinisch-nordischem Verbände
die Bedeutung .Fußboden, Diele, Tenne4, die aus dem Niederländischen auch
ins Ostmitteldeutsche, nach Ostfalen, Bremen und in die Mark gelangt44
(LERCHNER 1965, 254). Die Bedeutung ,Äcker und Wiesen, unbewaldete
Feldflur4 ist vorwiegend oberdeutsch und mitteldeutsch bewahrt (Pfeifer
361). Eine Auswertung der einschlägigen Dialektwörterbücher und Flurna-
menbücher bestätigt diese Beobachtung und ergibt weiterhin, dass Flur m.
,Saatfeld, Äcker4 teilweise nur noch als amtliche Bezeichnung bekannt ist.
„Mhd. und Frnhd. tritt das Wort in der Regel als st. Mask. auf, fern, und
neutr. sind selten. Im 18. Jh. nehmen (schwach flektierte) fern. Formen stark
zu, so daß im 18./19. Jh. das Genus vollständig wechselt. Älter auch in der
Form ßor. Aus dem Niederdeutschen wird das verwandte flur nt. entlehnt44
(DWB NEUBEARB. 9, 699ff). Flur m. ,Vorraum4 ist also eine semantische
Weiterentwicklung. Der gemeinsame semantische Nenner der beiden unter-
schiedlichen Bedeutungen von Flur wäre als ,ebene, flache Fläche4 anzuset-
zen; dies entwickelt sich einerseits zu .Feldflur, Nutzland4 und andererseits
über ,(aus Lehm festgestampfter) Fußboden4 zu .Vorraum (mit derartigem
Fußboden)4. In der Bedeutung .Vorraum4 ist Flur seit dem 18. Jahrhundert
durch niederdeutschen/niederländischen Einfluss in das Neuhochdeutsche ge-
langt und ist daher ein Wort, das in norddeutsche Zusammenhänge einzuord-
nen ist, in dieser Bedeutung aber für Flurnamen keine Rolle spielte.
Als Flurname kommt Flur m. im Saar-Mosel-Raum fast nur innerhalb der
411
Grenzen des Saarlandes vor. Eine Ausnahme bildet der Raum unmittelbar um
Obermosel und untere Saar. Die Belege häufen sich an der Nordgrenze, dem
Hochwaldvorland, aber auch im Osten, dem sogenannten Pfalzkeil; es besteht
also ein nördlicher Anschluss im Hunsrück und ein östlicher in der Pfalz.
Die frühesten originalen Flurnamenbelege stammen für dieses Lemma aus
dem 16. Jahrhundert:
Oberlöstern (Löstertal, Stadt Wadern, Lkr. Merzig-Wadern) 1546 uffkurtz
fluwer, rezent Kurzflur, mda. ['kuntsflum]; Wahlen (Gde. Losheim am See,
Lkr. Merzig-Wadern): 1551 in den alten massflor; Lisdorf {Stadt und Lkr.
Saarlouis): 1576 fluhr, rezent Am Flur.
In großer Häufung ist Flur ab dem 17. Jahrhundert und besonders stark im
18./19. Jahrhundert belegt.
Auch die Betrachtung des Genuswechsels des früh allgemein verbreiteten,
gemeingermanischen Wortes lässt keine eindeutige Klassifizierung als ,Nord-
wort1 oder ,Südwort‘ zu.
6.3. Relevante semantische Aspekte (Ruth Kunz)
6.3.1. Wortfelder: onomasiologische Befunde
Zur Kategorisierung von Flurnamen wird traditionell, basierend auf den wich-
tigen Flurnamenarbeiten von Heinrich Dittmaier (1963) und Joseph
SCHNETZ (1. Auflage 1952, 2. Auflage 1963, 3. Auflage 1997), eine Zweitei-
lung in Natumamen"01 und Kulturnamen vorgenommen. Diese beiden
Großkategorien erfordern eine weitere Untergliederung, die in den einschlägi-
gen Flumamenarbeiten des deutschsprachigen Raumes zwar in den Einzelhei-
ten, jedoch nicht grundsätzlich voneinander abweichen. Eine sehr differenzier-
te Klassifikation findet sich bei Dittmaier 363-378, wiederabgedruckt in
KLEIBER 2004a, 3524. Ihr folgt die Darstellung der Typologie der Flurnamen
von Hans Tyroller (1996) im HSK-Band Namenforschung. Neuere Flurna-
menarbeiten wenden häufig das DlTTMAlERsche (bzw. ein darauf fußendes)
Schema an (z. B. Bingenheimer 1996, FALKSON 2000), zum Teil rücken sie
jedoch ab von der - ohnehin nicht immer eindeutigen"03 - Grobgliederung Na- * 502 503
M)1 „Die Natumamen von Flurstücken [beziehen sich] auf die natürlichen Gegebenhei-
ten der Landschaft, wie sie ohne Veränderung durch den Menschen geschaffen ist.
Allerdings bedarf es zur Entstehung von Flurnamen in jedem Fall der Einwirkung
durch den Menschen, und sei es allein durch den Benennungsakt selbst.“
(Tyroller 1996, 1435)
502 „Kultumamen sind Bezeichnungen für Teile der Landschaft, die durch den Eingriff
des Menschen umgestaltet und verändert wurden.“ (Tyroller 1996, 1438)
503 Vgl. dazu Ramge 2002, 68-72.
412
turnamen/Kulturnamen und orientieren sich stärker an den speziellen Gege-
benheiten des Untersuchungsgebietes (z. B. Halfer 1988;mi4 Jung 1985).
Im Folgenden wird eine Typologie der in dieser Arbeit behandelten ,Nord-
wörter4 und ,Südwörter4 erstellt. Die mit diesen zusammengesetzten Grund-
oder Bestimmungswörter werden hier nicht berücksichtigt. Die begrenzte An-
zahl der Namenwörter bedingt eine eher pragmatische, den Befunden im Un-
tersuchungsgebiet angepasste Kategorisierung. Die Terminologie ist teilweise
angelehnt an die von DlTTMAIER und TYROLLER. Die Kapitel 6.3.1.1 .-6.3.1.6.
lassen sich unter dem Oberbegriff Beschaffenheit des Geländes4 zusammen-
fassen; es folgen die Kapitel zu Kulturnamen, Fauna, Formbezeichnungen,
Bauwerken/technischen Anlagen und Sonderland (6.3.1.7.-6.3.1.1 l.).5Cb In-
nerhalb der Kapitel wird zwischen ,Nordwörtern4 und ,Südwörtern4 unter-
schieden. In Kapitel 6.3.1.4. zur Geologie wurde wegen der Besonderheit in
der Genese des Adjektivs drechen eine dritte Kategorie (,Kompromissform4)
verwendet.
6.3.1.1. Morphologie I: Bodenvertiefungen, Geländeein-
schnitte
a) ,Nordwörter4:
Delle f. .Bodensenke im Gelände, Tal; Vertiefung; Beule in einem Gegen-
stand4 (Nr. 7);
Gracht, Gracht, Grat f. ,Graben, Schlucht; (tiefer) Wasserriss in Gelände4
(Nr. 12);
Kaule f. , Bodenvertiefung, Mulde, Grube4 (Nr. 19).
b) ,Südwörter4:
Klamm f. ,enges Tal, Bergspalte, Schlucht4 (Nr. 41).
51)4 „Entgegen dem in Flurnamenuntersuchungen oft praktizierten Verfahren, die
Mikrotoponyme alphabetisch zu ordnen, wurde hier eine Darstellung nach sachli-
chen Gesichtspunkten gewählt. Als Muster für dieses Anordnungsprinzip kann die
Arbeit von H.-P. Roos über die Flurnamen der Freiburger Bucht gelten. [...] Leider
wird dieses System der Gliederung, das für alle sprachwissenschaftlich orientierten
Flumamenarbeiten zu fordern wäre, bislang zu wenig angewandt.“ (Halfer 1988,
20) - Vgl. dazu Roos 1966, 24: „Die Anlage des Sachgruppensystems richtete sich
ganz nach der Beschaffenheit des vorliegenden Wortgutes.“ Ebd., Anm. 2: „Auf ei-
ne strenge Trennung zwischen Natur- und Kultumamen wurde jedoch verzichtet, da
dadurch oft Zusammengehöriges auseinandergerissen wird.“
5()? Ein Kapitel .Verkehrswesen' findet sich hier nicht, da Namenwörter aus diesem se-
mantischen Bereich im DFG-Projekt .Straßen und Namen. Studien zur Methode
sprachwissenschaftlich-namenkundlicher Altstraßenforschung und zur historischen
Semantik des Wegewortschatzes4 (Universität des Saarlandes) behandelt wurden.
413
6.3.1.2. Morphologie II: Erhebungen
a) ,Nordwörter1:
Brink nt. ,Grashügel4 (Nr. 6);
Hübelm. ,Hügel4 (Nr. 18).
b) ,Südwörter4: keine
(Vgl. auch die in Kapitel 6.3.1.9. aufgeführten Formbezeichnungen Howert
und Schucht.)
6.3.1.3. Morphologie 111: Form, Lage
a) .Nordwörter4:
Hamm m. ,Flussufer; Bucht im Flusse, äußerer bzw. größerer Bogen einer
Flusskrümmung4 (Nr. 13).
b) ,Südwörter4:
überzwerch Adj. ,quer(-liegend), schräg4 (Nr. 48).
6.3.1.4. Geologie
a) , Nord Wörter4:
blank Adj. ,schwach glänzend4 (Nr. 4);
Klei m./f. ,Lehm; fette, weiße Tonerde; fetter Boden4 (Nr. 20);
Klutt, Klott m./f. ,Erdklumpen4 (Nr. 21);
sohr Adj. ,trocken, ausgedörrt4 (Nr. 32).
b) ,Südwörter4: keine
c) ,Kompromissform4 zwischen nördlichem und südlichem Wort:
drechen Adj. .trocken4 (Nr. 8).
6.3.1.5. Hydrologie (natürliche Bewässerung)
a) ,Nordwörter4:
Bech f. .Bach, fließendes Gewässer4 (Nr. 2);
Fenn n. ,Sumpfland4 (Nr. 10);
Fließ n. ,fließendes Gewässer4 (Nr. 11);
Mersch Adj./Subst. .sumpfig; Sumpfgebiet4 (Nr. 26);
Pfuhl m. .Lache, Ansammlung stehenden Wassers4 (Nr. 27).
b) ,Südwörter4; keine
414
6.3.1.6. Bodenbedeckung (Pflanzenbezeichnungen, Wald,
Grasland)
Die hier aufgenommenen Pflanzenbezeichnungen können sowohl auf natürli-
chen Bewuchs als auch auf eine kultivierte Bepflanzung referieren.
a) ,Nordwörter4:
Biese(n) f. .Binse, iuncus, scirpus4 (Nr. 3);
Bracken Subst. PI. .brombeerartige Dornenschlingpflanzen4 (Nr. 5);
Hees (westgerm. *haisja ) .Buschwald, Strauch1 (Nr. 14);
Heister m. Junger Laubbaum aus Baumschule, Buche4 (Nr. 14);
Westgerm. *(h)lär- ,Hürde, abgegrenzter Bezirk4 (Nr. 15);
Horst m./f. ,Gestrüpp, Buschwerk, stehengebliebenes Unterholz, unzu-
gängliche Hecke4 (Nr. 17);
Liesch n. .Riedgras4 (Nr. 25);
Wisch, Wiesch f. ,nutzbares, feuchtes Grasland1 (Nr. 36).
b) ,Südwörter4:
Matte f. .Wiese4 (Nr. 42);
Schachen m. .Waldstück4 (Nr. 45).
6.3.1.7. Kulturnamen
Diese Kategorie enthält Namenwörter, die solche Fluren bezeichnen, die
durch kultivierende Tätigkeiten des Menschen entstanden sind; diese Namen-
wörter gehören den Sachbereichen Rodung, Ackerland und sonstiges Nutz-
land, Weinbau etc. an.
a) .Nordwörter4:
Driesch m. ,zeitweise unbebautes, als Weide dienendes Ackerland4 (Nr. 9);
Rod n. (ahd.) .novale, gerodetes Land4 (Nr. 28);
Schiffei, Schaffe! f./n. .Platt- oder Schrägschaufel4, davon abgeleitet eine
Rodungsart (Nr. 30).
b) .Südwörter4:
Gereute, Geräte, Geriedt n. .Stück Land, das durch Roden urbar gemacht
wurde4 (Nr. 38);
Reben Subst. PI. .Weinberg4 (Nr. 44);
Swanda f. (ahd.) ,ein durch swenden gewonnenes Stück Land4 (Nr. 46);
Trotte f. .Kelter4 (Nr. 47).
415
6.3.1.8. Fauna
Sowohl wildlebende Tiere als auch Zuchttiere spielen in der Flurnamen-
gebung eine Rolle; beide Gruppen wurden in diese Kategorie aufgenommen.
a) ,Nord Wörter4:
Adebar m. ,Storch' (Nr. 1);
Hock m. «Habicht4 (Nr. 16);
Leweck f. ,Lerche4 (Nr. 24);
Sprehe f. ,Star' (Nr. 33).
b) , Süd Wörter4:
Hätsch m. ,Eber' (Nr. 39);
Muni m. ,Zuchtstier4 (Nr. 43).
6.3.1.9. Formbezeichnungen
Bei den hier aufgeführten Namenwörtern handelt es sich um metaphorische
Benennungen von Bodenerhebungen nach auffällig geformten menschlichen
oder tierischen Körperteilen.
a) ,Nordwörter4:
Schucht m. ,Widerrist, Schulter (von Großtieren); Bergname4 (Nr. 31).
b) ,Südwörter4:
Howerim. ,Höcker, Buckel; Bodenerhebung4 (Nr. 40).
6.3.1.10. Bauwerke/technische Anlagen
Flurstücke können auch nach (wohl als besonders markant empfundenen)
Bauwerken und nach technischen Anlagen benannt werden.
a) ,Nordwörter4:
Westgerm. *(h)lär- ,Hürde, abgegrenzter Bezirk4 (Nr. 15);
Kotten m./n. ,Hütte4 (Nr. 23);
Saal,Halle, Haus, Saal4 (Nr. 29);
Wehr n. ,Stauwerk am fließenden Wasser4 (Nr. 34).
b) , Süd Wörter4:
Trotte f. , Kelter4 (Nr. 47).
6.3.1.11. Sonderland
Hier finden sich Rechtsausdrücke für Flurstücke, die auf eine bestimmte Art
und Weise genutzt wurden.
a) ,Nordwörter4:
Koppel f. ,eingezäuntes Weideland4 (Nr. 22);
416
Saal ,Halle, Haus, Saal"; auch: ,Land, das der Grundherr zum Eigenbau
sich vorbehält, Herrengut" (Nr. 29);
Wehre f. ,Anteil an der Mark" (Nr. 35).
b) ,Südwörter":
Allmende f. gemeinschaftliches Grundeigentum" (Nr. 37).
An einigen Kategorien haben nur die ,Nordwörter" Anteil. Dies kann da-
durch erklärt werden, dass ,Südwörter" in geringerer Anzahl im Material re-
präsentiert sind und muss kein Indiz für die Existenz besonderer Schichten
oder Verteilungsmuster sein. Dass in Kapitel 6.3.1.8. zur Fauna bei den
.Nordwörtern" nur wildlebende Tiere und bei den ,Südwörtern" nur Zuchttiere
Vorkommen, hat wohl wegen der geringen Zahl der Namenwörter ebenfalls
keine statistische Relevanz.
In einigen Fällen war die Zuordnung eines Namenwortes zu mehr als einer
Kategorie erforderlich: Rebe ist zunächst eine Pflanzenbezeichnung, der kol-
lektive Plural Reben, der in der vorliegenden Untersuchung von besonderem
Interesse ist, bezeichnet jedoch den Weinberg und ist daher den Kulturnamen
(Weinbau) zuzuordnen; Saall-sel kann sowohl ein Rechtsterminus (,Land, das
der Grundherr zum Eigenbau sich vorbehält, Herrengut") als auch die Be-
zeichnung eines Gebäudes (.Herrenhaus, Herrenhof ) sein; westgerm. *(h)lär,
dessen Etymologie und Semantik nicht abschließend geklärt sind,MI(1 ist einer-
seits unter .Bodenbedeckung" zu klassifizieren, andererseits unter .Bauwer-
ke"; Trotte ist als Bestandteil der Weinbergsterminologie den Kultumamen
zugeordnet, als Bezeichnung einer Anlage zur Weingewinnung aber auch den
Bauwerken und technischen Anlagen.
6.3.2. Relevanz der Flurnamen für eine Rekonstruktion des
landwirtschaftlichen Sach Wortschatzes
Alte landwirtschaftliche Fachbegriffe leben oftmals in den rezenten Mundar-
ten nicht mehr fort oder gelten als veraltet. Sie werden mit dem Aussterben
bestimmter Techniken nicht mehr weiter tradiert oder auch durch .moderne"
Ausdrücke mit höherem Prestigewert ersetzt. Folgt man der Ansicht Wolfgang
Kleibers, dürfte Letzteres jedoch eher selten der Grund für das Verschwin-
den eines Fachterminus sein: „Die Ergebnisse der historischen Wortgeogra-
phie [...] mahnen zur Vorsicht gegenüber übertrieben dynamischen Auffas-
sungen von der Flexibilität des Wortschatzes. Gewisse Denotatklassen kleben
geradezu am Boden.“ (Kleiber 1975, 148).
Ml6 Dittmaier 1963, 51 f. vertritt einen Bedeutungsansatz .Hürde; Ort, der von einem
Zaun umschlossen ist", während die Bedeutung von *(h)lär sonst vielfach mit
,Wald, Weide" angegeben wird, so z. B. Künzel/Blok/Verhoeff 487: .intensief
benut bos".
417
In den Flurnamen eines Raumes leben jedoch viele solcher im appellativi-
schen Wortschatz nicht mehr vorhandenen oder nur noch bestimmten Spre-
chergruppen bekannten Wörter weiter. Häufig werden sie nicht mehr verstan-
den und müssen aus diesem Grund im Syntagma bzw. durch Komposition er-
läutert 11 oder remotiviert werden („Volksetymologie“)507 508.
Auch unter den untersuchten ,Nordwörtern1 und ,Südwörtern1 des Saar-
Mosel-Raumes finden sich zahlreiche solcher der Mundart nicht mehr geläufi-
gen Namenwörter, die sich als Grundlage für weiterführende Untersuchungen
eignen, die darauf abzielen, den historischen landwirtschaftlichen Sachwort-
schatz des Raumes zu rekonstruieren und auf ehemals angewandte Methoden
und Techniken zu schließen. Die Namenartikel stellen jeweils in Abschnitt C
die Verhältnisse im deutschen Sprachgebiet dar: Hier werden die Nachweise
des Wortes in den einschlägigen Mundartwörterbüchern erläutert. Wenn diese
Hinweise darauf enthalten, dass ein Wort zur Entstehungszeit des Wörter-
buchs bereits veraltet war oder sich nur in Toponymen findet, wurde dies
vermerkt. Abschnitt D der Namenartikel kommentiert die Situation im Unter-
suchungsraum. Eine besondere Bedeutung hat das toponymische Vorkommen
zur Beurteilung der Semantik und der Etymologie eines Wortes dann, wenn
appellativische Nachweise völlig fehlen, wie z. B. im Falle der westgermani-
schen Namenwörter *haisja (*haisi), haisipi (Namenartikel Nr. 14) und
*(h)lär (Namenartikel Nr. 15).
507 Vgl. z. B. die Resemantisierung von Matte f. , Wiese1 im Flurnamen Mattwiese, der
im Übergangsgebiet zwischen den arealen Verbreitungsräumen der semantisch
übereinstimmenden Wiesenwörter Matte und Wiese belegt ist: z. B, 1728 or. frz. la
mattwiess (AD Mos 4 E 233), rezent Sur mattwiesel-mathwiese [of 'matvis] in
Hambach.
?08 So z. B. der Fall bei der hier untersuchten Tierbezeichnung Adebar m. ,Storch1:
Aus der ursprünglichen Bezeichnung für das Nest dieses Vogels (*Adebars Nest)
entsteht durch lautliche Veränderungen und Anlehnung an das Adjektiv ewig der
saarländische Flurname ewigers nest, also etwas wortgeschichtlich völlig Neues.
Die ursprüngliche Form und Bedeutung des Wortes Adebar waren offenbar, wie die
Entwicklung dieses Flurnamens zeigt, zum Zeitpunkt der Überlieferung des Flur-
namens im 16. Jahrhundert nicht mehr bekannt.
418
7. Zur Bedeutung der Namen für eine interdiszip-
linäre Diskussion: Bausteine für eine Sprach-
und Siedlungsgeschichte kleiner Räume
7.1. Flurnamenräume im Untersuchungsgebiet (Ruth Kunz)
Eine Untersuchung der geographischen Verbreitung der rezenten hessischen
Flurnamen mit den Materialien des Hessischen Flurnamenatlasses, dessen
,,erklärte[s] Ziel“ es war, „vorwiegend solche Namen darzustellen, deren heu-
tige Verbreitung im hessischen Raum deutliche regionale Vorkommensunter-
schiede aufweist“ (RäMGE 1987b, 18), ermöglichte Hans Ramge die Heraus-
arbeitung hessischer Flumamenlandschaften (ebd., Karte 14), deren Struktu-
ren in charakteristischer Weise Übereinstimmungen zeigen sowohl mit der
dialektal-phonologischen Gliederung der Sprachräume nach Wiesinger
(1980) als auch mit der lexikalischen Raumtypologie HILDEBRANDTS (1983).
Die geographische Fage Hessens in der Mitte des deutschen Sprachgebietes
führt dazu, dass „die hessischen Flumamenräume509 [...] im Spannungsfeld
nord-südlich und ost-westlich orientierter Namenräume“ stehen (ebd., 42).
Exemplarisch sei hier eine Namenschranke vorgestellt, die bei der Konstituie-
rung der hessischen Flumamenräume eine zentrale Rolle spielt, die sogenann-
te mittelhessische Namenscheide. Sie ist nach Ramge die „bei weitem wich-
tigste Grenzzone in der Struktur der hessischen Flurnamenräume“. Das Zent-
rum dieser Zone verläuft vom Raum Biedenkopf südlich der oberen Lahn in
südöstlicher Richtung zwischen Marburg und Gießen hindurch und weiter am
südlichen Vogelsberg entlang und endet an der mittleren Kinzig; die nördlich
und südlich dieses Zentrums gelegenen Räume gehören als „Nordsaum“ und
„Südsaum“ - die Grenzsäume werden von Ramge jeweils mit einer Breite
von 20 bis 30 km angesetzt - zur mittelhessischen Namenscheide dazu (ebd.,
28-32 sowie Karten 5 und 6). Am Beispiel der beiden semantisch überein-
stimmenden „Massennamen“ Trieb und Trift (,Weg des Viehs zur Weide4;
,Weideland4) beschreibt Ramge das Funktionieren dieser Namenscheide: Das
starke nördliche Vorkommen von Trift und das ebenso starke südliche Vor-
kommen von Trieb enden an der mittelhessischen Namenscheide. Im Süden
finden sich nur noch ganz vereinzelt Trift-Belege, im Norden ebenfalls nur
vereinzelt Trieb-Belege. Das jüngere südliche Trieb, das sich im Oberdeut-
schen durchgesetzt hat, hat, so deutet Ramge die Verteilung der Belege, im
südlichen und mittleren Hessen das ältere Trift ersetzt, aber nicht vollständig
abgelöst. An der mittelhessischen Namenscheide hört dieser Ersetzungspro-
zess abrupt auf. Diese „bemerkenswert scharf ausgeprägte Begrenzung“ in der
5uy Der Terminus ,Flumamenraum4 wurde von Hans Ramge geprägt, ebenso der im
Folgenden verwandte Begriff der .Namenscheide4.
419
Verbreitung von Namenwörtem findet sich an der mittelhessischen Namen-
scheide häufig: Als Beispiele für Wörter, die hier ihre Südgrenze haben, nennt
RAMGE Hute, Koppe, Leite ,Hang‘ und Gemeine ,Gemeinland, Allmende1
sowie das in Hessen relativ junge Rasen; Wörter, die hier ihre Nordgrenze ha-
ben, seien Aduch ,Abflußgraben, aquaeductus1 und Mark sowie Namenvarian-
ten wie Bangert ,Baumgarten\ Wingert ,Weingarten1 und das Lehnwort Kap-
pes ,(Weiß-) Krauf. Weiter weist Ramge daraufhin, dass die mittelhessische
Namenscheide (neben anderen Namenschranken) eine wichtige Rolle für die
rezente Gliederung des Wortschatzes spielt (ebd., 52) und aus dialektgeogra-
phischer Sicht in ihrem Verlauf Ähnlichkeit mit der Trennung zwischen dem
Zentralhessischen und dem Osthessischen hat (ebd., 47).
Wie das Beispiel der mittelhessischen Namenscheide deutlich macht, las-
sen sich mit Hilfe der Flurnamengeographie innerhalb eines untersuchten Ge-
bietes Flurnamenräume charakterisieren, die Rückschlüsse auf die historische
Wortgeographie zulassen und dadurch einen Beitrag zur regionalen und über-
regionalen Sprachgeschichte leisten und die ferner in Zusammenhängen mit
der Landschaftsgliederung sowie mit historischen Raumbildungen stehen
können. Für den Untersuchungsraum der hier vorliegenden Studie hat Andreas
SCHORR in einem Aufsatz mit dem Titel ,Saarländisch-lothringische Flurna-
menräume‘>l() den Versuch unternommen, mit den Methoden der Flurnamen-
geographie im Saar-Mosel-Raum Namenräume zu definieren und diese dann
einerseits in sprach- und wortgeographische Zusammenhänge zu stellen, ande-
rerseits aber auch mit der naturräumlichen Gliederung und der historischen
Raumbildung zu verbinden/11 Materialbasis waren, wie auch bei der hier vor-
5111 Schorr 2000. Die Thematik wurde nochmals behandelt in Pitz/Schorr 2003, 87-93.
'!l Schon früher wurde eine wortgeographische Studie zum mittleren Saarland in 45
saarländischen Gemeinden im Raum Rehlingen/Dillingen, Lebach, Rohrbach, Saar-
brücken durchgeführt, die durch Befragung von Gewährspersonen und, um auch die
Diachronie zu berücksichtigen, unter Heranziehung der Materialien des Deutschen
Wortatlasses wortgeographische Landschaften charakterisiert hat, deren Interpreta-
tion zu folgendem Ergebnis führte (GlGOUT 1983, 144f.): „Die Darstellung hat ge-
zeigt, daß das Untersuchungsgebiet die typischen sprachlichen Erscheinungsformen
eines Übergangsgebietes, wie Kontaminationsformen, Bedeutungsdifferenzierungen
bzw. Ausweichen auf ein drittes Wort, aufweist. Die Ergebnisse machen gleichfalls
deutlich, daß politisch-territoriale Grenzen der Vergangenheit bis heute auch in der
Wortgeographie nachwirken und gerade dadurch festgefügte Wortlandschaften er-
halten bleiben.“ Große Verschiebungen im Wortschatz haben dort stattgefunden,
wo auch die Ergebnisse des DWA eine gewisse Unsicherheit erkennen ließen. Die
Veränderungen seien meist nicht gravierend; keine der im DWA ermittelten Be-
zeichnungen sei ganz verschwunden, einige aber gelten als veraltet und gehören nur
noch dem passiven Wortschatz an. Die wachsende Mobilität der Bevölkerung, die
Ausstrahlungskraft des Oberzentrums Saarbrücken etc. haben nicht zu großen Ver-
änderungen geführt, die von Wilhelm Will erwartete Bildung einer saarländischen
Einheitssprache liege noch in weiter Feme, so Gigout.
420
liegenden Studie, die Sammlungen des Saarbrücker Archivs für Siedlungs-
und Flurnamen des Saarlandes und des germanophonen Lothringen (ASFSL),
die in einer relationalen Datenbank aufbereitet wurden und daher gut auswert-
bar sind. Ein Ergebnis der Untersuchung von Andreas SCHORR war, dass es
wegen der naturräumlichen Gegebenheiten im Saar-Mosel-Raum, anders als
im Untersuchungsgebiet von Ramge, keine ausgeprägten Namenschranken
oder -scheiden gibt. Aber auch ohne diesen Einfluss haben sich, wie ein Ver-
gleich der Verbreitungsmuster ausgewählter Namenwörter zeigte, fünf relativ
deutlich akzentuierte Kernräume herausgebildet:
[...] der westmoselfränkische Raum an Obermosel und Unterer Saar, der sprach-
lich dem Luxemburger Gutland und dem Trierer Land an der Unteren Saar nahe
steht [...], der Raum an Prims und Oberer Blies, der enge Verbindungen zum
Hunsrück aufweist, aber auch Bezüge in die Westpfalz besitzt [...], der lothrin-
gisch-westelsässische Namenraum an Rossel und Oberer Saar [...], der Elsass-
keil, der über die Vogesen zum alemannisch-elsässischen Oberrhein offene Na-
menraum an Oberer Saar und Eichel, der auch weiter nordöstlich gelegene Teile
erfasst hat [...], der Pfalzkeil, der nach Osten zur Pfalz hin offene Namenraum an
Unterer Blies und Mittlerer Saar [...] (SCHORR 2000, 34; vgl. auch Abb. 57).
Legt man Lautkriterien zugrunde, gehört der nordwestliche Teil des Unter-
suchungsraums zum Moselfränkischen, der südöstliche zum Rheinfränki-
schen. Mit dieser dialektalen Gliederung lassen sich die oben beschriebenen
Flurnamenräume nur grob in Übereinstimmung bringen: Die beiden erstge-
nannten Räume wären moselfränkisch zu nennen. Der Eisasskeil und der
Pfalzkeil können als rheinfränkisch bezeichnet werden. Der recht große loth-
ringisch-westelsässische Namenraum zwischen Rossel und oberer Saar vereint
Merkmale beider Großdialekte.
Des Weiteren wurde von Andreas SCHORR versucht, historische Raumbil-
dungen als Anhaltspunkte für die Erklärung der Namenräume heranzuziehen.
Die von ihm in die Betrachtung einbezogenen Bistumsgrenzen erwiesen sich
als wenig hilfreich für die Erklärung namengeographischer Strukturen. Anders
sieht es mit der Struktur der frühmittelalterlichen Gaue und Grafschaften des
Saar-Mosel-Raums aus, die von Roland Puhl512 beschrieben wurde. Ein Ver-
gleich der Gaustrukturen mit den Namenräumen kam zum Ergebnis, dass es in
dieser Hinsicht große Übereinstimmungen gibt. Der zum Oberrhein hin offene
Namenraum, der sogenannte Eisasskeil, entspricht in etwa dem oberen Saar-
gau und dem Eichelgau; der für Neuerungen aus der Pfalz offene Raum, der
sogenannte Pfalzkeil, entspricht dem Bliesgau und der Bliesgaugrafschaft; der
lothringisch-westelsässische Namenraum an Rossel und oberer Saar stimmt
im Kern mit Seillegau, Itongau und Rosselgau überein; der westmoselfränki-
sche Raum entspricht dem südlichen Moselgau, dem unteren Saargau und dem
Niedgau. Nur der Namenraum an Prims und oberer Blies, also im Vorhuns-
512 Puhl 1999.
421
rück, passt nicht in die überlieferte Gaustruktur, aber gerade hier ist die Über-
lieferungsgeschichte ungünstig und die frühe Organisationsstruktur undeutlich
(SCHORR 2000, 54f.; Ders. 2003, 90f.). Die spätmitteialterlichen und früh-
neuzeitlichen Territorien, die in der Sprachgeschichtsschreibung zur Erklä-
rung bestimmter sprachlicher Erscheinungen herangezogen werden.'1’ haben
die Ausbildung der Namenräume im Untersuchungsraum nicht entscheidend
beeinflusst (SCHORR 2000, 55f.; Ders. 2003, 91f.). Anders sieht es aus, ver-
gleicht man den Verlauf der alten Fernwege, die den Raum durchqueren, mit
der Lage der Namenräume: Saarbrücken liegt einerseits an der Altstraße von
Worms über Kaiserslautern nach Metz und weiter nach Paris, andererseits an
der brabantisch-lampartischen Straße zwischen den südlichen Niederlanden
und Norditalien. Diese besondere Lage bietet ein Erklärungsmuster tür die
Ausprägung der beiden Innovationsräume unter den Namenräumen im Saar-
Mosel-Raum. Dies ist zum einen der Elsasskeii: An der Römerstraße Straß-
burg - Metz verbreiten sich über den Vogesenübergang, die sogenannte
Zaberner Steige, alemannische Namenwörter nach Nordwesten: seit dem
Spätmittelalter erfolgt auch über die flandrisch-lampartische Straße vom Ei-
sass aus eine Ausbreitung in nordwestliche Richtung. Zum anderen spielt bei
der Ausprägung des Pfalzkeils der Verlauf der Altstraße Worms - Paris eine
wichtige Rolle: Pfälzisches Namenmaterial kommt über diese Straße an die
untere Blies (SCHORR 2000, 57; Ders. 2003, 92f.).
ln den Kapiteln 7.1.1. bis 7.1.5. sind die von Andreas Schorr"4 charakte-
risierten fünf Namenräume näher beschrieben. Ferner werden die hier unter-
suchten Namenwörter, die sich ihrer arealen Verbreitung nach diesen Räumen
zuordnen lassen, im jeweiligen Kapitel kurz erläutert (vgl. auch die Belegkar-
tierung zu den Namenwörtem im Anhang).
7.1.1. Der westmoselfränkische Raum an Obermosel und
unterer Saar
Der westmoselfränkische Raum an Obermosel und unterer Saar steht sprach-
lich dem Luxemburger Gutland und dem Trierer Land an der unteren Saar na-
he. Von der luxemburgischen Grenze bis an den Westrand des Regionalver-
bandes Saarbrücken finden sich westmoselfränkische Flurnamenbildungen. In
Lothringen reichen die Formen bis Nied und Rossel, im Nordsaarland dünnt
das Vorkommen nach Osten hin aus. 513 514
513 Vgl. Will 1932.
514 SCHORR 2000, 35-51 und 79 Karte 21.
422
Folgende der untersuchten Namenwörter lassen sich diesem Namenraum
zuordnen;
Wenige verstreute Flurnamenbelege zu Adebar (Nr. 1) liegen in diesem
Namenraum. Daneben hat Adebar noch eine offensichtlich vom Pfälzi-
schen beeinflusste Verbreitung im Saarpfalz-Kreis (vgl. Kapitel 7.1.5.).
Nach dem Kartenbild ist Bracken (Nr. 5) schwach verbreitet in den beiden
Namenräumen, die den nördlichen Teil des Saar-Mosel-Raums einnehmen.
Nach dem untersuchten Flurnamenmaterial zu urteilen befindet sich die
Verbreitungsgrenze der Bech-Formen (Nr. 2) (im Gegensatz zu der der
ßac/i-Formen) innerhalb des Untersuchungsraums. Das Wort kommt an
Obermosel und unterer Saar vor, Gebiete, die wortgeographisch gesehen
Anschluss nach Norden zeigen. Die nur geringe Belegdichte erlaubt Aus-
sagen über die einstige Verbreitung dieser Variante nur unter Vorbehalt:
Die Reliktbelege an der oberen Saar bezeugen immerhin die einstige Ver-
breitung dieses Wortes bis an den Westrand der Vogesen (vgl. Kapitel
7.1.3. und 7.2.).
Brink (Nr. 6): vgl. Kapitel 7.1.2.
Der westmoselfränkische Raum an Obermosel und unterer Saar kann als
einziger der Namenräume des Saar-Mosel-Raums auch durch das Fehlen
eines Namenwortes charakterisiert werden (SC'HORR 2000, 45f.). Dies
zeigt sich deutlich am Beispiel Delle (Nr. 7; vgl. Kapitel 7.1.5. und 7.2.),
das im Untersuchungsraum, abgesehen vom Saarkohlenwald und den
Vogesen, sehr häufig vorkommt. Westlich der Nied und der unteren Saar
aber zeigt die Kartierung der Belege eine auffällige Ausdünnung. Nur die
Variante mit Dentalepithese ist an den westmoselfränkischen Namenraum
gebunden.
Ebenfalls in diesem Raum liegt der Flurnamenbeleg zu drechen (Nr. 8).
Er steht zwar vereinzelt da, fügt sich aber genau in das im DiWA wieder-
gegebene Verbreitungsbild des Appellativs und ist im Zusammenhang mit
dem Vorkommen des Wortes in der Westeifel, in Luxemburg und in
Lothringen zu sehen.
Fließ (Nr. 11) hat eine in neuerer Zeit von Floss überdeckte Reliktlage
vorwiegend im Raum an Obermosel und unterer Saar. Einzelbelege in
den Nordvogesen sprechen für eine früher weiter nach Süden reichende
Ausbreitung.
Die Verteilung der Grät/Grächt-Belege (Nr. 12) lässt eindeutig auf nörd-
liche Zusammenhänge schließen. Reliktbelege an der oberen Saar lassen
erkennen, dass das Wort einst bis an den Westrand der Vogesen verbreitet
war (vgl. auch SCHORR 2000, 45 und 71 Karte 13).
Heister (Nr. 14): vgl. Kapitel 7.1.2.
Hock (Nr. 16) ist toponymisch schwach belegt im Bereich des Unterlaufs
der Saar und an der Prims, also im äußersten Norden des Untersuchungs-
gebietes.
423
Das von frnhd. Hofer abgeleitete Namenwort Howert (Nr. 40) zeigt eine
auffällige Konzentration im Raum Boulay / Bolchen und Bouzonville /
Busendorf; das saarländische Berus schließt sich hier an. Weitere Flur-
namen begegnen in zwei moselfränkischen Gemeinden bei Sierck und
Cattenom / Kattenhofen.
Kaule (Nr. 19) ist in den nordwestlichen Gegenden des Untersuchungsge-
biets stark verbreitet: an Obermosel und unterer Saar und an Prims und obe-
rer Blies, wobei eine Ausdehnung der Belege weiter nach Süden bis in den
lothringisch-westelsässischen Raum zu erkennen ist, der Verbindungen
zum westmoselffänkischen Raum an Obermosel und unterer Saar aufweist.
Im Pfalzkeil wird Kaule durch Kaute ersetzt (vgl. Kapitel 7.1.5.).
Im Saar-Mosel-Raum ist nur ein singulärer Flurnamenbeleg für Leweck
(Nr. 24) nachzuweisen. Die Lage dieses Lautreliktes (im Oberdeutschen
und in der Standardsprache gilt die Form Lerche) im nördlichen Randge-
biet erklärt sich durch nordwestliche Zusammenhänge des Raumes.
Mit Saall-sel (Nr. 29) gebildete Toponyme kommen im westmoselfränki-
schen Namenraum an Obermosel und unterer Saar, im Raum um Prims
und obere Blies sowie im lothringisch-westelsässischen Namenraum an
Rossel und oberer Saar vor. Die südlothringischen Belege bezeugen die
ursprünglich fränkische Prägung dieser Siedlungslandschaft.
Schiffei (Nr. 30): vgl. Kapitel 7.1.5.
Die wenigen Flumamenbelege für Sprehe (Nr. 33) befinden sich über-
wiegend im Gebiet um Obermosel und untere Saar, also im moselfränki-
schen Dialektraum. Sie haben Anschluss an das luxemburgische und das
rheinische Vorkommen von Sprehe. In der Mundart des südöstlichen, von
der Pfalz beeinflussten Teils des Saarlandes ist bzw. war Sprehe zwar
auch vorhanden, dies hat sich jedoch in der Flurnamenüberlieferung kaum
bemerkbar gemacht. Allenfalls für die Belege aus Fechingen kann mit ei-
nem Einfluss von der Pfalz her gerechnet werden.
Wie die Kartierung der Belege zeigt, sind mit Wehr ,Stauwehr‘ (Nr. 34)
gebildete Flurnamen im nordöstlichen Teil des Untersuchungsgebietes
verbreitet. Sie haben nach Norden Anschluss im luxemburgischen appel-
lativischen Vorkommen und im Flurnamenvorkommen des Hunsrücks.
Bei den südlich und östlich von Saarbrücken gelegenen Gemarkungen ist
mit einem Einfluss von der Pfalz her zu rechnen.
Wehre ,Anteil an der Mark1 (Nr. 35) ist im nördlichen Teil des Untersu-
chungsgebietes dünn verbreitet. Südliche Ausläufer erreichen den Saar-
brücker Raum; sie markieren gleichzeitig die Südgrenze der Verbreitung
des nördlich der Mosel häufig vorkommenden Namenwortes.
424
7.1.2. Der Raum an Prims und oberer Blies
Der Raum an Prims und oberer Blies weist enge Verbindungen zum Hunsrück
auf, besitzt aber auch Bezüge in die Westpfalz. Akzentuiert wird der Namen-
raum durch einen südlichen Schwerpunkt am Nordrand des Saarkohlenwaldes
zwischen Saarbrücken und Neunkirchen sowie in den Gewässernetzen von 111,
Theel und Prims und durch einen nördlichen Schwerpunkt im Vorland des
Schwarzwälder Hochwaldes, des südwestlichen Teils des Hunsrücks also. Der
Raum umfasst einen großen Teil des Saarlandes, allerdings ohne die Gebiete
links der Saar und ohne den Bliesgau; Lothringen und das Krumme Eisass
bleiben unberührt. Die Flurnamen des Raumes haben einen nördlichen An-
schluss im Hunsrück. Obwohl der Raum hauptsächlich im moselfränkischen
Dialektgebiet liegt, wäre es nach SCHORR 2000, 35 zu einfach, ihn als mosel-
fränkisch zu bezeichnen, da die Namenwörter im westmoselfränkischen Raum
links der Saar nur noch selten in der Flurnamenbildung produktiv werden.
In diesem Namenraum haben folgende Namenwörter ihre Verbreitungs-
schwerpunkte:
Bracken (Nr. 5): vgl. Kapitel 7.1.1.
Im Raum an Prims und oberer Blies sind die meisten Flurnamenbelege
von Brink (Nr. 6) zu linden; einige streuen bis in den Namenraum an
Obermosel und unterer Saar. Einen nördlichen Anschluss haben die Flur-
namen im Moselland und im mittleren Rheinland.
//eAter-Flurnamen (Nr. 14) haben ihre stärkste Verbreitung im Namen-
raum an Prims und oberer Blies, wobei die angrenzenden Räume an
Obermosel und unterer Saar sowie an Rossel und oberer Saar noch mit
berührt werden. Das Namenwort Hees, von dem Heister abgeleitet ist, hat
im Saar-Mosel-Raum ein höheres Alter und eine weiter streuende Aus-
breitung.
Hock (Nr. 16): vgl. Kapitel 7.1.1.
Die Streuung der mit Horst (Nr. 17) gebildeten Flurnamenbelege zeigt
eine Konzentration im nordöstlichen Teil des Untersuchungsraums mit
vereinzelten Belegen im Süden.
Kaule (Nr. 19): vgl. Kapitel 7.1.1.
Die wenigen toponymischen Belege zum Namenwort Kluft (Nr. 21) mar-
kieren im Nordosten des Saar-Mosel-Raums eine Reliktlage. Diese zeich-
net die äußerste Südgrenze der arealen Verbreitung des Namenwortes in
der unverschobenen Lautform.
Koppel-Flurnamen (Nr. 22) verteilen sich im Untersuchungsgebiet einer-
seits auf den saarländischen Raum an Prims und oberer Blies, wo mit ei-
nem Beleg aus Walsheim (Saarpfalz-Kreis) aus dem Jahr 1300 die frühes-
te Bezeugung für diesen Raum vorliegt, andererseits sind das Départe-
ment Moselle und der westliche Teil des Départements Bas-Rhin (Krum-
mes Eisass) berührt, diese allerdings nur mit rezenten Namen und histori-
schen Belegen aus dem 18. Jahrhundert. Wegen des frühen Beleges aus
425
dem Saarpfalz-Kreis darf pfälzischer Einfluss angenommen werden, auch
wenn der Pfalzkeil keine Beleghäufung zeigt.
Saal!-sei (Nr. 29): vgl. Kapitel 7.1.1.
Schachen (Nr. 45), das insgesamt in oberdeutschen Zusammenhängen
steht, kommt, abgesehen von wenigen Streubelegen in Lothringen, im
Untersuchungsgebiet nur rechts der Saar und am Oberlauf der Blies vor.
In Betracht zu ziehen ist vielleicht eine Vermittlung von der Pfalz her.
Die Flurnamen des Untersuchungsgebietes haben einen nördlichen An-
schluss im Hunsrück.
Schiffei (Nr. 30): vgl. Kapitel 7.1.5.
Ahd. swanda (Nr. 46) hat im Untersuchungsgebiet einen Verbreitungs-
schwerpunkt im östlichen Saarland, das Verbindungen zum Hunsrück und
zur Westpfalz aufweist. Belege für Schwand als Simplex und als Grund-
wort sind fast ausschließlich hier zu finden. An der oberen Saar und an
der Eichel, also in dem oberrheinisch beeinflussten Namenraum des
Eisasskeils, ist Schwand als Bestimmungswort belegt
Wehr (Nr. 34): vgl. Kapitel 7.1.1.
Wehre (Nr. 35): vgl. Kapitel 7.1.1.
7.1.3. Der lothringisch-westelsässische Namenraum zwi-
schen Rossel und oberer Saar
Der lothringisch-westelsässische Namenraum an Rossel und oberer Saar liegt
südwestlich des oben beschriebenen Raums an Prims und oberer Blies; an der
Schnittstelle beider Räume befindet sich Saarbrücken. Dieser Namenraum er-
reicht gerade noch vor allem links der Saar und an der unteren Blies das südli-
che Saarland. Das Kerngebiet befindet sich an den Flussläufen der Rossel und
der oberen Saar in Lothringen. Eine Verbindung zum Westmoselfränkischen
hat der Raum durch das gemeinsame romanische Lehnwortgut und durch das
Ausstrahlen einiger westmoselfränkischer Flurnamenwörter. Beeinflusst ist
der Raum aber auch durch alemannische Formen: Der Eisasskeil (vgl. Kapitel
7.1.4. ) ragt von Südosten her in ihn hinein.
Am Namenraum an Rossel und oberer Saar haben folgende Namenwörter
Anteil:
Bech (Nr. 2): vgl. Kapitel 7.1.1. und 7.2.
Heister (Nr. 14): vgl. Kapitel 7.1.2.
Koppel (Nr. 22): vgl. Kapitel 7.1.2.
Matte (Nr. 42): vgl. Kapitel 7.1.4.
Rehen (Nr. 44): vgl. Kapitel 7.1.4.
Saall-sel (Nr. 29): vgl. Kapitel 7.1.1.
426
7.1.4. Der Eisasskeil
Der Eisasskeil ist ein über die Vogesen zum alemannisch-elsässischen Ober-
rhein offener Namenraum an oberer Saar und Eichel, der auch weiter nordöst-
lich gelegene Teile (vgl. Kapitel 7.1.3.) erfasst hat. Die Flurnamenwörter, die
hier zu finden sind, sind als oberrheinisch, alemannisch oder oberdeutsch zu
charakterisieren. Der südliche Einfluss im Saar-Mosel-Raum muss alt sein,
denn es finden sich hier einige ,Südwörter\ die ein sehr hohes Alter aufwei-
sen, z. B. Matte (Nr. 42). Die Überlieferung von /te^e-Flurnamen setzt erst
etwa ein Jahrhundert später ein, weil das Wort wohl erst zu dieser Zeit als
Weinbergsbezeichnung aufgekommen ist und das ältere Wingert abgelöst hat.
Diese Namenwörter gehören ihrem Verbreitungsschwerpunkt nach zum
Eisasskeil:
Das in oberdeutschen Zusammenhängen stehende Allmende (Nr. 37) hat
im Untersuchungsraum zwei Dichtezentren: Dies ist zum einen der Pfalz-
keil, zum anderen ist es der über die Vogesen zum Oberrhein hin offene
Elsasskeil. ln beiden Namenräumen breitet sich Allmende ab dem 13.
Jahrhundert aus.
Wie die Kartierung der Flurnamenbelege zeigt, kommt Matte (Nr. 42) im
Untersuchungsgebiet mit großer Belegdichte von den Vogesen bis zur
Seilte und saarabwärts bis Sarreguemines / Saargemünd vor. Am Beispiel
des im Untersuchungsraum sehr alten Namenwortes Matte zeigt sich be-
sonders anschaulich die Ausprägung des Elsasskeiles als Namenraum.
Auch beim alemannischen Namenwort Muni (Nr. 43) ist das Kartenbild
eindeutig: Alle Belege befinden sich im zum Oberrhein hin offenen Na-
menraum an oberer Saar und Eichel.
Die ältesten Flurnamen zum Namenwort Reben (Nr. 44) gehören dem
zum Oberrhein offenen Namenraum an. Von hier aus erfolgte eine Aus-
breitung in nordwestliche Richtung. /te^en-Namen finden sich in den frü-
heren Weinbaugebieten an oberer und mittlerer Saar, am Unterlauf der
Blies und im Seiilegau.
Ahd. swanda f. (Nr. 46): vgl. Kapitel 7.1.2.
Trotte (Nr. 47) hat nur einen Flurnamenbeleg in Bezange-la-Petite. Der
Ort, der sich heute im französischsprachigen Gebiet befindet, lag wohl ur-
sprünglich und sicher im späten Mittelalter auf der deutschen Seite der
Sprachgrenze. Der Flurname steht im Zusammenhang mit lothringischen
appellativischen Belegen an der Grenze zum Eisass.
Die Belege des Namenwortes überzwerch (Nr. 48) an der oberen Saar und im
Krummen Eisass zeigen Anschluss nach Süden und somit einen oberdeut-
schen wortgeographischen Zusammenhang von überzwerch als Flurname.
427
7.1.5. Der Pfalzkeil
Als Pfalzkeil bezeichnet Andreas SCHORR den nach Osten zur Pfalz hin offe-
nen Namenraum an unterer Blies und mittlerer Saar. Ein westlicher Vorstoß
von sprachlichen Formen aus der Pfalz wurde schon von Ernst CHRISTMANN
beschrieben ^. Die Ausbreitung erfolgte entlang der Altstraße von Worms
nach Metz über die Zwischenstationen Kaiserslautern und Homburg.
Im Zusammenhang mit den historischen pfälzischen Belegen für Adebar
(Nr. 1) sind die Flurnamen aus dem Saarpfalz-Kreis zu sehen. Adebar hat
daneben noch eine schwache, verstreute Verbreitung im Namenraum an
Obermosel und unterer Saar (vgl. Kapitel 7.1.1.).
Allmende (Nr. 37): vgl. Kapitel 7.1.4.
Delle (Nr. 7), das im westmoselfränkischen Namenraum eine auffallend
schwache areale Verbreitung hat (vgl. Kapitel 7.1.1. und 7.2.), zeigt eine
hohe Belegdichte im Pfalzkeil, die für einen Import in jüngerer Zeit aus
der Pfalz entlang der Altstraße von Worms nach Metz in westlicher Rich-
tung nach Saarbrücken spricht.
Das Rodungswort Gereute, Geriite, Geriedt (Nr. 38) ist in einem relativ
waldfreien Raum zwischen Deutscher Nied, oberer Saar und unterer Blies
verbreitet. Die Belege befinden sich somit im Pfalzkeil. Flurnamen im
Pfalzkeil gehören oft in oberdeutsche Zusammenhänge.
Mit Kaute (vgl. Nr. 19 Kaule) gebildete Flurnamenbelege ersetzen im
Pfalzkeil das alteingesessene Kaule (vgl. Kapitel 7.1.1. und 7.1.2.). Kaute
ist aus der Nordpfalz erst spät in den Saar-Mosel-Raum eingedrungen.
Ä7c/mm-Flurnamen (Nr. 41) breiten sich im Untersuchungsraum aus der
Pfalz kommend über Saarbrücken bis fast an die Sprachgrenze an der
Deutschen Nied aus. Das südliche Vorkommen bilden Flurnamen an Ei-
chel und oberer Saar, die Anschluss im Eisass haben.
Koppel (Nr. 22): vgl. Kapitel 7.1.2.
Wie die Kartierung der Kotten-Belege (Nr. 23) zeigt, gibt es einen Ver-
breitungsschwerpunkt im Namenraum an unterer Blies und mittlerer Saar,
dem Pfalzkeil. Wenige Streubelege finden sich nördlich des Pfalzkeils.
Schiffei (Nr. 30) hat einen Verbreitungsschwerpunkt an der unteren Blies
und der mittleren Saar mit Ausläufern im nördlichen Saarland.
Sprehe (Nr. 33): vgl. Kapitel 7.1.1.
Wehr (Nr. 34): vgl. Kapitel 7.1.1.
Es seien nun die folgenden Argumentationsgänge skizziert: Kapitel 7.2. be-
fasst sich mit den Namenwörtem, die im Untersuchungsraum kein deutliches
Verbreitungsmuster haben. Auch dieses Namenmaterial hat nach SCHORR
2000, 51 eine Funktion bei der Ausprägung des Saar-Mosel-Raumes als Na-
menlandschaft: „Eine Reihe flurnamenbildender Wörter sind allen diesen be- 515
515 Christmann 1931, 1938, 1965.
428
schriebenen Namenräumen gemeinsam und geben damit dem Saar-Mosel-
Raum einen gewissen Zusammenhalt als Namenlandschaft.“
Das sich anschließende Kapitel 7.3. fasst die mit flurnamengeographischen
Methoden gewonnenen Erkenntnisse zur areallinguistischen Beurteilung des
Saar-Mosel-Raumes zusammen.
7.2. Namenwörter ohne deutliches Verbreitungsmuster im
Untersuchungsraum (Maria Völlonö)
Während sich einige der untersuchten Namenwörter areallinguistisch gut er-
klären lassen, weisen andere kein deutliches Verbreitungsmuster im Untersu-
chungsraum auf. Fälle dieser Art müssen jeweils einzeln und gesondert gedeu-
tet werden, um festzustellen, in welche wortgeographischen Zusammenhänge
sie einzuordnen sind. Je nach Erklärungsansatz lassen sich mehrere Gruppen
unterscheiden (vgl. jeweils auch die Belegkartierung im Kartenanhang):
Bei einigen Wörtern, Driesch (Nr. 9), Klei (Nr. 20) und Rod (Nr. 28), sind
die Belege im Untersuchungsraum als Zeugnis für die eingestürzte Brücke
zwischen dem fränkischen Sprachraum und der Südgrenze der Verbreitung am
OberrheinM<1 zu interpretieren.
Hübel (Nr. 18), Delle (Nr. 7) und Pfuhl (Nr. 27) bilden insofern eine Grup-
pe, als sich ihre Verbreitung im Untersuchungsraum fast ausschließlich dies-
seits der Sprachgrenze erstreckt, wo sie aber flächendeckend Vorkommen.
Mersch (Nr. 26), Fenn (Nr. 10), Hätsch (Nr. 39), sohr (Nr. 32) und Bech
(Nr. 2) weisen im Untersuchungsraum eine dünne Verbreitung auf, wobei sich
keine auffällige Häufung in einem bestimmten Namenraum abzeichnet; hier
ist von einer Reliktlage auszugehen.
Liesch (Nr. 25) kommt diesseits der Sprachgrenze im gesamten Untersu-
chungsraum vor, wobei die Varianten mit /- bzw. e- durchaus eine klare Ver-
teilung im Raum aufweisen; auch das Namenwort Biese(n) (Nr. 3) ist im
Untersuchungsraum fast überall verbreitet.
Im Einzelnen finden sich folgende Verhältnisse: Die mit den Siedlungsbe-
wegungen der Franken in Zusammenhang stehenden ,Nordwörter* 1 Driesch
(Nr. 9) und Rod (Nr. 28) sind im Saar-Mosel-Raum diesseits der deutsch-
französischen Sprachgrenze fast flächendeckend verbreitet. Südlich des
Untersuchungsgebietes, im Oberrheinisch-Alemannischen, findet sich nur
noch inselhaftes Vorkommen, das auf fränkischem Import beruhen dürfte. Die
Belege der Namenwörter im Saar-Mosel-Raum bilden somit eine Brücke zwi-
schen dem fränkischen Siedlungsraum und dem vereinzelten Vorkommen die-
ser Wörter im Süden, außerhalb des Untersuchungsgebietes.M Ähnlich ver-
516 Vgl. dazu Kleiber 1968, 1986a, 1989, 1995.
1 Auch die Namenwörter Gewann, Brühl und Büsch, die im gesamten Saar-Mosel-
Raum verbreitet sind, finden ihre Verbreitungsgrenze außerhalb des Untersuchungs-
429
hält sich das Namenwort Klei (Nr. 20): Klei-Flurnamen kommen verstreut im
westlichen Saarland entlang der Sprachgrenze bis zum Rand des Krummen
Eisass vor. Das Kartenbild zeigt, dass sich die Belege auffälliger weise in den
von Muschelkalk- und Mergelböden charakterisierten Gebieten des westlichen
Saarlandes und der lothringischen Hochfläche - entsprechend der Bedeutung
von Klei ,fetter Boden4 - konzentrieren. Das Wort, das heute eher im Nord-
westen und Nordosten verbreitet ist, hatte also früher eine südliche Ausdeh-
nung. Man kann auch hier vermuten, dass die Belege des Saar-Mosel-Raums
die ansonsten eingestürzte Brücke eines fränkischen Wortes hin zu den elsäs-
sischen Belegen darstellen (vgl. HistWbEls 197; Kleiber 1986a, 261 ff.).
Hübel (Nr. 18) ist in den rezenten Mundarten vor allem im Mitteldeutschen
und im Oberdeutschen verbreitet. Die Verbreitung von Hübel und seinen Va-
rianten ist in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums diesseits der Sprachgrenze
fast flächendeckend. Vereinzeltes Vorkommen zeichnet sich westlich der Li-
nie saarländische Grenze / Nied ab. Auch Delle (Nr. 7; vgl. auch Kapitel 7.1.1.
und 7.1.5.) kommt in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums diesseits der Sprach-
grenze fast flächendeckend vor, wobei sich eine deutliche Häufung an unterer
Blies und mittlerer Saar zeigt, im sogenannten Pfalzkeil. Flurnamen kommen
verstreut auch jenseits der Sprachgrenze vor. Die Variante mit der Dentalepi-
these -t(e) Dellt(e) kommt dagegen fast ausschließlich in den nördlichen und
westlichen Beharrungsräumen des Saar-Mosel-Raums vor. Ähnlich verhält
sich Pfuhl (Nr. 27): Das Namenwort kommt ausschließlich - bis auf einen
Ausläufer im lothringischen Ort Guenestroff - diesseits der Sprachgrenze,
dort aber flächendeckend vor. Spärliches Vorkommen ist nur im südöstlichen
Waldgebiet und in einem Raum westlich der saarländischen Grenze und der
Nied zu verzeichnen.
Wörter wie Fenn (Nr. 10), Hatsch (Nr. 39) und Mersch (Nr. 26) sind haupt-
sächlich diesseits der Sprachgrenze belegt. Die Kartierung der Flurnamenbe-
lege dieser Namenwörter - Fenn und Mersch sind ,Nordwörter4, Hcitsch ist
ein .Südwort4 - zeigt jeweils eine dünne Verbreitung fast im gesamten Unter-
suchungsgebiet: im Saarland, im Département Moselle und im Département
Bas-Rhin. Es zeigt sich keine auffällige Häufung in bestimmten Namenräu-
men. Auch das Namenwort sohr (Nr. 32) kommt hauptsächlich diesseits der
Sprachgrenze vor: Die Streuüberlieferung über das gesamte Gebiet weist auf
Reliktlage hin. Ähnlich verhält sich Bech (Nr. 2; vgl. auch Kapitel 7.1.1. und
7.1.3.): Die Distribution der Belege im Saar-Mosel-Raum zeigt typische Re-
liktlage im Norden und im Süden - im Zentrum ist der Raum dagegen durch
pfälzische Neuerungen aufgebrochen.
raums: Sie geben damit dem Saar-Mosel-Raum einen gewissen Zusammenhang als
Namenlandschaft (Schorr 2000, 51). Diese Namenwörter haben in der vorliegen-
den Studie keine Aufnahme gefunden, da sie nicht als .Nordwörter4 bzw. .Südwör-
ter4 zu interpretieren sind.
430
Beim Namenwort Liesch (Nr. 25) ist die geographische Verteilung der Va-
rianten im Saar-Mosel-Raum differenziert zu betrachten: Die häufigste Vari-
ante, Lesch/Lesch, kommt fast ausschließlich in den Gebieten an Obermosel
und unterer Saar sowie Prims und oberer Blies vor, in den Namenräumen also,
die Anschluss nach Norden zeigen (vgl. Kapitel 7.1.1. und 7.1.2.). Daher ist
diese Variante als ,NordworF aufzufassen. Die vereinzelten Belege von
Lesch/Lesch im Süden des Untersuchungsgebietes sind wahrscheinlich auf die
einstige Verbreitung dieses Wortes bis an den Westrand der Vogesen zurück-
zuführen. ln dem über die Vogesen zum alemannisch-elsässischen Oberrhein
offenen Namenraum an der oberen Saar (Eisasskeil, vgl. Kapitel 7.1.4.)
kommt hingegen Liesch vor.
Das Kartenbild des Namenwortes Biese(n) (Nr. 3) zeigt, dass das Lemma
fast überall (außer in den Keilen) verbreitet ist. Ausstrahlung von Biesen-
Belegen ist südwestlich im Flurnamenraum zwischen Rossel und Saar zu ver-
zeichnen.
Zuletzt werden noch zwei Namenwörter besprochen, deren Kartenbild
nicht eindeutig ist:
Hamm (Nr. 13) ist im Untersuchungsraum im Norden, mit Ausläufern im
Sprachgrenzgebiet und Vorkommen an der oberen und mittleren Saar, belegt.
Die Verbreitung dieses Namenwortes im Saar-Mosel-Raum ist in nordwestli-
chen Zusammenhängen zu interpretieren.
Auch blank (Nr. 4) zeigt auf dem Kartenbild keine eindeutige Verbreitung
in einem bestimmten Flurnamenraum. Die Verbreitung der Flurnamen im
Saar-Mosel-Raum zeigt eine Häufung im nördlichen Saarland. Weitere Flur-
namen finden sich im lothringisch-westelsässischen Namenraum an Rossel
und oberer Saar. Es fallt auf, dass der Pfalz- und Eisasskeil in der Verbreitung
vollständig ausgespart bleiben.
7.3. Zusammenfassende areallinguistische Beurteilung des
Saar-Mosel-Raums im Spiegel der ,Nordwörter4 und
,Südwörter4 {Maria Völlono)
Das Namenmaterial des Saarbrücker Archivs für Siedlungs- und Flurnamen
des Saarlandes und des germanophonen Lothringen (ASFSL) stellt eine aus-
gezeichnete Quellengrundlage für differenzierte wortgeographische Untersu-
chungen auf der Basis des Flurnamenschatzes dar. Durch Auswertung dieser
Quelle konnte in vorliegender Studie ein Anschluss an die wortgeographi-
schen Studien von LERCHNER und die flurnamengeographischen Arbeiten von
Kleiber und Ramge in den benachbarten westmitteldeutschen und westober-
deutschen Räumen gewonnen werden.
Der Saar-Mosel-Raum steht nicht nur auf lautlicher Ebene - er wird von
wichtigen Isoglossen des ,Rheinischen Fächers1 durchschnitten (vgl. z. B. die
Verläufe der dat/das-Lmie und der fest/fescht-Lmie) sondern auch auf
431
wortgeographischer Ebene im Spannungsfeid zwischen westlichen und östli-
chen, vor allem aber nördlichen und südlichen Spracheinflüssen. Lautliche
und wortgeographische Befunde haben bereits seit langem zeigen können,
dass sich der Saar-Mosel-Raum seit etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts offen
für südliche und östliche Einflüsse präsentiert (Will 1932, 63ff.; Christ-
MANN 1938, 17ff.). Diese besondere wortgeographische Stellung des Saar-
Mosel-Raumes im Spannungsfeld zwischen nördlichem Altwortschatz und
südlichen Neuerungen ließ sich im Laufe der Untersuchungen bestätigen und
weiter differenzieren (vgl. dazu zuletzt HAUBRICHS 2002 und 2007a). Im Na-
menschatz des Saar-Mosel-Raums haben sich alte lexikalische Verbindungen
zu den ripuarischen und niederfränkischen Dialektgebieten im Norden und
Nordwesten nachweisen lassen, die sich dann durch von Süden und Südosten
vordringende Neuerungen abgeschwächt haben. In diesem Zusammenhang ist
der Frage nachzugehen, ob sich die besondere sprachliche Stellung des Saar-
Mosel-Raums u. a. mit der im frühen Mittelalter komplexen Bevölkerungssi-
tuation der betreffenden Regionen erklären lässt. Toponomastische und archä-
ologische Untersuchungen gehen von einer erst ab dem 7. Jahrhundert intensi-
ven Frankonisierung aus (Haubrichs 1987a; Stein 1989). Umstritten bleibt,
ob die Ansiedlung der betreffenden Gebiete auf die aus dem Westen kom-
mende Expansion der Merowinger zurückzuführen ist oder ob sie von Norden,
aus dem Kölner Raum, erfolgte. Die beiden Möglichkeiten müssen sich nicht
gegenseitig ausschließen, sondern könnten sich auch ergänzt haben. Die Prä-
senz von ,Ingwäonismen‘, die relikthaft in Flur- und Siedlungsnamen des
Saar-Mosel-Raums Vorkommen, lassen vermuten, dass dieselben über eine
eingestürzte westfränkische Brücke eingedrungen sind, worauf schon Wolf-
gang KLEIBER (1986a, 1989, 1995) hingewiesen hat, und wie es auch die Er-
gebnisse der vorliegenden Studie nahe legen. Der heterogene Stammesver-
bund der Franken kam außerdem in den Regionen am Mittelrhein in Kontakt
mit den Alemannen. Dies kann auch damals schon sprachliche Folgen gehabt
haben. Der Saar-Mosel-Raum könnte bereits in althochdeutscher Zeit ein Be-
gegnungsraum zwischen nördlichen und südlichen sprachlichen Einflüssen
gewesen sein.
Andreas SCHORR hat - wie oben schon dargelegt, vgl. Kapitel 7.1. - vor ei-
nigen Jahren die wortgeographischen Verhältnisse im Saar-Mosel-Raum auf
der Grundlage von namengeographischen Studien paradigmatisch dargestellt.
Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich hier fünf Flurnamenräume er-
kennen lassen: Den nördlichen und westlichen Beharrungsräumen stehen die
Innovationsräume im Süden (d. h. in den südlicheren Regionen an der oberen
Saar, im sogenannten Eisasskeil) und im Osten (im sogenannten Pfalzkeil)
gegenüber."18 Die im Rahmen des Projekts ,Nordwörter4 und ,Südwörter4 ge-
machten namengeographischen Beobachtungen bekräftigen das von SCHORR 518
518 Schorr 2000; vgl. auch Pitz/Schorr 2003, 87-93.
432
entworfene Bild. Während nämlich die nördlichen Regionen (also das mosel-
fränkische Gebiet) von dem seit etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts einset-
zenden Innovationsschub abgeschnitten blieben - was auch für die Gebiete an
der Sprachgrenze bzw. am äußersten Westrand des Rheinfränkischen zwi-
schen oberer Nied, Rossel und Albe gilt (vgl. z. B. die Verbreitung des Na-
menwortes Nr. 15: westgerm. *(h)lär- ,Hürde, abgegrenzter Bezirk') sind
der Eisasskeil und der Pfalzkeil für oberrheinische und pfälzische Neuerungen
geöffnet (vgl. z. B. die Verbreitung des Namenwortes Nr. 44: Rehen Subst. PI.
,Weinberg').
Wenn man die naturräumliche Lage des Untersuchungsgebiets betrachtet,
so sind keine natürlichen Schranken zu erkennen, die ein Erklärungsmuster für
die Bildung der fünf Kernräume bieten könnten. Auch das bereits von Wil-
helm WILL 1932 im Hinblick auf die dialektgeographische Stellung unseres
Raumes entworfene Bild der Rolle der spätmittelalterlichen weltlichen Terri-
torien für die Bildung von Namenräumen ist nicht zufriedenstellend: Es bleibt
umstritten, ob sie deren Entstehung entscheidend beeinflusst haben. Bemer-
kenswert ist dagegen die Überlappung der sich so abzeichnenden fünf Flur-
namenräume im Saar-Mosel-Raum mit den von Roland Pühl(1999, 60, Karte
3) herausgearbeiteten Verwaltungsstrukturen der frühmittelalterlichen Gaue,
für die hier eine Rolle als Kommunikationsgemeinschaften, als „Mittel raum-
referentieller Kommunikation“ angenommen werden darf (ebd., 539; vgl.
auch Kapitel 7.1.). Es wird damit die sonst gerne akzentuierte Rolle der Bis-
tumsgrenzen für die Entstehung von (Namen-)Räumen relativiert, da im Saar-
Mosel-Raum keine Parallelen zwischen den Bistumsgrenzen und den oben
beschriebenen Flurnamenräumen zu finden sind (SCHORR 2000, 54). Die star-
ke Kongruenz zwischen onomastischen Räumen und frühmittelalterlicher
Raumorganisation lässt ein hohes Alter der Grundstrukuren vermuten.
Der Einfluss der alten Fernwege scheint eine entscheidende Rolle in der
Ausprägung der späteren Innovationsräume im Saar-Mosel-Raum gehabt zu
haben. Der Eisasskeil hat Anteil an alemannischen Formen wie Rebe und Mat-
te, die sich über die Zaberner Steige entlang der Straße von Straßburg über
Zabern nach Metz und seit dem Spätmittelalter auch über die flandrisch-
lampartischen Straße vom Eisass aus nach Nordwesten ausbreiten. Pfälzische
Neuerungen wie Klamm kommen über die Altstraße aus Worms an die untere
Blies (Pfalzkeil), wie Andreas SCHORR 2000 treffend dargestellt hat. Er hat
sicher Recht, wenn er behauptet: „Der Einfluss der Fernwege darf allerdings
nicht mechanistisch gesehen werden. Diese Kommunikationswege bieten
Möglichkeiten an, doch die Menschen entscheiden darüber, ob sie neue
sprachliche Formen übernehmen oder an ihren sprachlichen Traditionen fest-
halten“ (ebd., 57). Diese Innovationsräume waren sehr lange für sprachliche
Neuerungen aus dem Süden und aus der Pfalz offen, weshalb sogenannte
,Südwörter' im Laufe des Projektes unter Betrachtung der (relativen) Chrono-
logie bearbeitet wurden: So weist Matte f. , Wiese' (Nr. 42) als (west)aleman-
433
nisches Wort im Untersuchungsraum eine alte Überlieferungslage auf. Dage-
gen lässt sich Kaute f. ,Grube" (vgl. Nr. 19 [Kaule]) als Namenwort erst seit
dem späten 17. Jahrhundert im Saar-Mosel-Raum nachweisen.
Die Auswertung von Flur- und Siedlungsnamen einschließlich des vorger-
manischen Namenmaterials im Rahmen der vorliegenden Studie hat die
sprachliche Zwischenstellung und die siedlungsgeschichtliche Genese des
Saar-Mosel-Raums - an der Schnittstelle zwischen fränkischen und alemanni-
schen Dialektgebieten und an der germanisch-romanischen Sprachgrenze - in
ihrer historischen Dimension erhellen und transparenter machen können. Der
methodische Ansatz und die Vorgehensweise dieser ,kleinräumigen1 Studie
lassen sich - ungeachtet der besonders komplexen Situation des Saar-Mosel-
Raumes - ohne weiteres auf andere Sprachlandschaften übertragen.
7,4. Exkurs: Flurnamengeographie und Lokalisierung eines
literarischen Werkes am Beispiel des ,Südwortes4
Howert m. Eine kleine Fallstudie {Ruth Kunz)
Das frühneuhochdeutsche Appellativ Hofer m. ,Buckel1 fuhrt über mhd. hover
m. ,Höcker, Buckel" und ahd. hovar, hovir m. ,Schwellung, Beule, Buckel,
Höcker" zurück auf urgerm. *yufrci- m. und dient als Bezeichnung für einen
Höcker oder gekrümmten Rücken bei Mensch und Tier (vgl. DWB 10, 1664).
In mittelhochdeutscher Zeit ist das Wort vor allem in Süddeutschland verbrei-
tet. ln oberdeutschen Quellen hat sich Hofer noch bis zum 16. Jahrhundert
halten können. Danach verschwindet es aus dem appellativischen Wortschatz
und wird ersetzt durch die Synonyme Höcker - das Wort ist seit dem 12.
Jahrhundert belegt - und Buckel. Letzteres, eine Entlehnung aus afrz. boucle
,Schildknauf, nimmt im 15. Jahrhundert die heute geläufigen Bedeutungen an
(Pfeifer 180).
Aus der ursprünglichen Bedeutung ,Buckel, Höcker" entwickelte sich die
Nebenbedeutung ,Bodenerhebung, Hügel". Hofer als Benennung einer Boden-
erhebung ist also ein Formname: Die aus dem Gelände herausragende Erhe-
bung wird mit einer Schwellung oder Wölbung am Körper eines Menschen
oder Tieres verglichen. Auch Höcker und Buckel, die Appellative, die Hofer
verdrängt haben, werden in metaphorischer Verwendungsweise zur Benen-
nung von Erhebungen oder Unebenheiten des Geländes benutzt. Hofer in der
Bedeutung ,Hügel" ist appellativisch allerdings schwer nachzuweisen, was
dadurch zu erklären ist, dass die einschlägigen Mundart Wörterbücher entspre-
chende historische Quellenbelege nicht vorgefunden haben und das Wort in-
zwischen ausgestorben ist. ln der Variante Howert ist das Wort jedoch als Be-
zeichnung für eine Bodenerhebung in der deutsch-lothringischen Mundart be-
kannt ( DtLOTHRWb 250). Weiter gibt es historische Flurnamen, die indirekt
ein Hügelwort Hofer / Howert indizieren: KEHREIN nennt in seinem Namen-
buch des Herzogtums Nassau die Flurnamen Huwert und Hobert (KEHREIN
434
1872, 452). Deutsch-lothringisch Howert und nassauisch Huwert, Hobert sind
Ableitungen von Hofer. Der auslautende Dental ist als epithetisches /, hier in
der Position nach r, zu interpretieren. Die Anfügung eines solchen Sprosskon-
sonanten an den Wort- oder Silbenauslaut erfolgt seit dem 13. Jahrhundert
nach /?, r, s, ch und / Das Neuhochdeutsche übernimmt solche Formen mit
Epithese, z. B. ieman ,jemand4, dechan ,Dechant4, obej ,Obsf, hojfenlich
/öffentlich4, habech ,Habicht4 etc., vgl. auch mhd. niender neben mhd.
niendert ,nirgend" (vgl. MhdGr § L 1 18). Auch den rhein- und moselfränki-
schen Mundarten des Saar-Mosel-Raumes ist die Anfügung eines
epithetischen Dentals geläufig. Als Beispiel sei das auf eine der zahlreichen
übertragenen Bedeutungen von Laus bzw. lausen zurückzuführende Schimpf-
bzw. Neckwort Lausert ,Lausbube4 genannt, das eine Nebenform zu ebenfalls
belegtem Lauser (RheinWb 5, 230) ist. Des Weiteren zeigt der von KEHREIN
genannte Flurname Huwert die mitteldeutsche Hebung von /ö/ zu /ü/ sowie
die Lenisierung des stimmlosen labialen Reibelautes / im Inlaut (vgl. Ofen:
mda. öwe), während das inlautende b der ebenfalls im Nassauischen Namen-
buch verzeichneten Variante Hobert als Hyperkorrektur zu interpretieren ist,
die darauf beruht, dass in der zugrundeliegenden Mundart ein standardsprach-
liches b (< germ. fbt) in sonantischer Umgebung häufig als w oder/realisiert
wird (vgl. oben: mda. öwe).
Dieselben lautlichen Entwicklungen wie die oben analysierten Flurnamen
aus dem Herzogtum Nassau zeigen die mit fmhd. Hofer gebildeten Flurnamen
des Saar-Mosel-Raumes. Sie sind ab dem frühen 17. Jahrhundert in den
Hauptvarianten Howert, Hobert und Hubert überliefert, vgl. Namenartikel Nr.
40. Die Kartierung der Belege lässt eine auffällige Konzentration im Raum
Boulay-Moselle / Bolchen und Bouzonville / Busendorf erkennen. Einzelbele-
ge sind in zwei moselfränkischen Gemeinden bei Sierck bzw. Cattenom / Kat-
tenhofen sowie im Bliesgau zu finden. Einen appellativischen Beleg Hubert,
mda. huwert ,Maulwurfshaufen4 nennt das RheinWb 3, 863 für die im Nord-
osten des Saarlandes liegende Gemeinde Oberthal im Lkr. St. Wendel. Die
nassauischen Flurnamenbelege und die Flurnamenbelege des Saar-Mosel-
Raumes bilden die Nordgrenze der toponymischen Verbreitung von frnhd.
Hofer, das wegen seiner Konzentration auf den oberdeutschen Raum als ,Süd-
wort" gelten kann. Die Nordgrenze des Appellativs ist mit den Derivaten
hüberich, mda. hiwerich etc. ,Hügel, Felsaussprung im Felde, Höcker4 (Neu-
wied, Gummersbach) erreicht (RheinWb 3, 863).
Auch literarisch ist Hofer belegt.519 Elisabeth von Lothringen, Gräfin zu
Nassau und zu Saarbrücken (ca. 1397/98-1456), hat vier französische Helden-
epen (chansons de geste), die um die Ursprünge des französischen Königtums
kreisen, in deutsche Prosa übersetzt. Eines dieser von Elisabeth übertragenen
Werke ist die fragmentarisch erhaltene altfranzösische Chanson von der Reine
M'1 Zum Folgenden vgl. auch Haubrichs 2002, 555; Ders. 2007a, 170.
435
Sehile, die Geschichte der unschuldig des Ehebruchs verdächtigten (angebli-
chen) Frau Karls des Großen und zugleich Jugendgeschichte von Ludwig,
Sohn Karts. In ihrem Prosaroman von der Königin Sibille verwendet Elisabeth
in der Beschreibung des missgestalteten Zwerges, dessen hinterhältiger Ra-
cheakt die Königin in größte Schwierigkeiten bringt, das Wort in der Bedeu-
tung ,Höcker, Buckel1: Er hat ouch den hoffer beyde hinden vnd vorne / vnd
syne beyne waren beyde als siecht / als eyn sichel.520
Ferner ist Hofer in einem weiteren literarischen Werk aus frühneuhoch-
deutscher Zeit belegt, der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs (PTM). Vorla-
ge der deutschen Versionen von PTM ist die erste Fassung der umfangreichen,
in zahlreichen Handschriften und Drucken überlieferten und in verschiedene
Sprachen übersetzten Traumallegorie Pèlerinage de vie humaine von Guil-
laume de Digulleville. Verfasst wurde das Werk um 1330/31 in der Abtei
Châlis im Département Oise: die zweite Redaktion entstand um 1355. Die
Pilgerfahrt des träumenden Mönchs oder - wie es eigentlich heißen müsste -
die Pilgerfahrt des menschlichen Lebens ist eine in die Form einer Traumalle-
gorie gekleidete Summe katechetischen Wissens, die vom Autor als religiöse
Antwort auf seine Lektüre des beliebten allegorischen Roman de la Rose, ei-
nen Liebesroman, bezeichnet wird. Im deutschen Sprachraum gab es zwei
verschiedene Übersetzungen der ersten Redaktion der Pèlerinage de vie hu-
maine'. die Kölner Versübersetzung von etwa 1430 des ehemaligen Sekretärs
des Herzogs Louis d'Orléans, Peter von Merode, des späteren Stiftsherrn zu
Köln und Domherrn zu Lüttich, sowie die anonyme Berleburger Versüberset-
zung der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs, von jetzt ab PTM (b) genannt,
aus dem 15. Jahrhundert. In der Berleburger Versübersetzung von PTM wer-
den das Substantiv hoher ,Höcker, BuckeP und das davon abgeleitete Adjek-
tiv hoberecht, hoberet, hofferecht ,bucklig1 jeweils mehrfach zur Beschrei-
bung verunstalteter Figuren verwendet, so beispielsweise:''1
V. 9121 ff.: Sag ich nye hesselicher dier. / Hinckende, gedreget, und den
hoher schier / hatte sij und drug an.52~ * 521
2,1 Hermann Tiemann (Hg.): Der Roman von der Königin Sibille in drei Prosafassun-
gen des 14. und 15. Jahrhunderts. Mit Benutzung der nachgelassenen Materialien
von Fritz Burg (Veröffentlichungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg; 10), Hamburg 1977, 119, Z. 36f.
521 Aloys Bömer (Hg.): Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. Aus der Berleburger
Handschrift (Deutsche Texte des Mittelalters; 25), Berlin 1915,
'■2 Weitere Belegstellen für hoher. V. 10243: Wann du von туте hoher hast hören
jehen - V. 10248: Min hoher - V. 10263: Und er hait sinen hoher vor gemeret - V.
10267: Er habe dan sinen hoher vor ahegetan - V. 10271: Macht er yme dar nach
hoher in der frist — V. 10277: So lange er den hoher bij yme hait - V. 10278: Die-
ser hoher ist eigentschafft.
436
V. 7519f.: Da mit sich der hinckende zieret, / Der schele, der hoberechte,
¿/er ungeformieretD
Die Tatsache, dass gerade das nicht sehr häufig belegte, in oberdeutschen Zu-
sammenhängen stehende Wort Hofer, das im Saar-Mosel-Raum in der Form
Howert zur Bildung von Flurnamen verwendet wurde, in der Berleburger Vers-
übersetzung der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs und außerdem im Werk
der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken vorkommt, kann als wichtiges Indiz für
die Lokalisierung der anonym überlieferten PTM-Übersetzung und die Klärung
der Verfasserfrage dienen, wie im Folgenden zu zeigen sein wird.
Eine Untersuchung der Graphien und des Lautstands nach den Reimen von
PTM (b) durch Fritz Goetze"24 hat nach der Interpretation der Befunde durch
den Autor der Studie eine Verortung des Werkes im nördlichen Teil des
Rheinfränkischen erwiesen. GOETZE denkt dabei an den hessischen Raum.
Seine Ergebnisse, z. B. Assimilation von Id > //, ¿/-Rhotazismus, Gutturali-
sierung von nd zu ng, Entwicklung von ft zu cht, Schwund des h in der Ver-
bindung ht etc., treffen aber auch, wie HAUBR1CHS 2002, 553 und 2007a, 165
feststellte, „für das nordwestliche Rheinfränkische in Lothringen, Saarland
und Hunsrück im unmittelbaren Grenz- und Übergangsraum zum Moselfrän-
kischen in gleichem, vielleicht bei manchen Kriterien wie der Gutturalisierung
und dem /?-Schwund in höherem Maße“ zu.52" Daher scheint es angezeigt, den
Lautstand von PTM (b) nochmals einer genaueren Untersuchung zu unterzie-
hen und darüber hinaus auch den Wortschatz des Werkes detailliert zu unter-
suchen, und die mit lautgeographischen Methoden gewonnenen Ergebnisse
mit Befunden wortgeographischer Untersuchungen zu konfrontieren. Als Ver-
gleichsmaterial können zwei erhaltene Prosafassungen der Pilgerschaft heran-
gezogen werden. Es handelt sich um die Darmstädter (d) und die Hamburger
(h) Prosafassung, beide aus dem mittleren bzw. späteren 15. Jahrhundert,
PTM (d) und (h) sind von einer verlorenen Prosafassung (x) abhängig, die ge-
genüber der Verfassung auf die französische Vorlage zurückgreift.526 Ein ers- 523 * 525
523 Das Adjektiv ist ferner belegt in: V. 9347: Widermachte, gedreget und hoberecht -
V. 10249: Ist der durch den hoberet sint da - V. 10253: Die alle ding hoberet ma-
chet - V. 10289: Dann als lange ich hoberet bin auch - V. 10290: Die die da
hoberet sint - V. 10294: Bij yrer regeln sint sij hoberecht - V. 10300: So du auch
mvner hobereter einer wirdst - V. 10325: Der dielude hofferecht machet - V.
12163: Der do machet hoberet des meres gront.
'24 Untersuchungen über die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs (Berleburger Hand-
schrift), Marburg 1934, hier 53.
525 Auf die Ausbreitung des /?-Schwundes bis in den Saar-Mosel-Raum und dessen Er-
halt in den rezenten Mundarten weisen schon Will 1932, 88-90 und Haubrichs
1999b, 113f. hin.
26 Ein Stemma der Überlieferung findet sich in Haubrichs 2002, 547; Ders. 2007a,
161.
437
ter Vergleich des Lautstandes und der Lexik der PTM-Versionen (b), (d) und
(h) wurde bereits unternommen (HAUBRICHS 2002 und 2007a). Er hat erge-
ben. dass der Entstehungsort der sogenannten Berleburger Fassung mit guten
Gründen im lothringisch-saarländischen Raum gesucht werden kann. Gestützt
wird dieses erste, vielversprechende Ergebnis durch die besitzgeschichtliche
Rückführung der Berleburger Handschrift auf Margarethe von Rodemachern,
die Tochter Elisabeths von Nassau-Saarbrücken.527 Eine ausführlichere lingu-
istische Analyse der PTM-Fassungen wird derzeit vorgenommen. Sie fußt auf
einer synoptischen Edition der drei erhaltenen deutschen Versionen der Pil-
gerfahrt des träumenden Mönchs (Hss. Berleburg, Darmstadt, Hamburg)
durch W. Haubrichs (in Vorbereitung).
Es zeichnet sich jetzt bereits deutlich ab. dass neben dem Lautstand gerade
der Wortschatz von PTM geeignet ist, die Lokalisierung der Berleburger
Handschrift zu ermöglichen. Denn schon die 2002 bzw. 2007 veröffentlichten
ersten Untersuchungsergebnisse demonstrieren, dass in den PTM-Versionen
auffällig viel Wortmaterial enthalten ist, das eine regionale Beschränkung der
Verbreitung zeigt und aufgrund wortgeographischer Kriterien teils als eher
nördlich, teils als eher südlich orientiert zu analysieren ist. Als typisches Bei-
spiel für eine ,Nordform' sei suster .Schwester' genannt, das auch bei Elisa-
beth von Nassau-Saarbrücken und ihrer Tochter Margarethe vorkommt. Stell-
vertretend für die ,Südwörter' in PTM sei auf das hier besprochene Hofer
.Buckel, Höcker' hingewiesen, das ebenfalls, wie schon oben erwähnt, auch
von Elisabeth benutzt wird. Das gemeinsame Vorkommen von für den Saar-
Mosel-Raum spezifischen ,Nordwörtern' und ,Südwörtern' in diesem Werk
sowie der ganz spezielle Lautstand lassen an die Entstehung in diesem wort-
geographischen und sprachlichen Übergangsgebiet denken, zumal dazu noch
eminent regionalspezifischer Wortschatz tritt. Die Untersuchung von literari-
schem Wortmaterial mit wortgeographischen Methoden kann so einen ent-
scheidenden Beitrag zur Lokalisierung eines anonym überlieferten Werkes
leisten, wie hier am Beispiel des Wortes Hofer gezeigt werden konnte.
2 Vgl. dazu Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Margarete von Rode-
machem, eine deutsche Bücherfreundin in Lothringen, in: Hermann Blumenthal
(Hg.): Aus der Geschichte der Landesbibliothek zu Weimar und ihrer Sammlungen.
Festschrift zur Feier ihres 250jährigen Bestehens und zur 175jährigen Wiederkehr
ihres Einzuges ins grüne Schloss (Zeitschrift des Vereins für Thüringische Ge-
schichte und Altertumskunde, Beiheft 23), Jena 1941, 117-152.
438
8. Zusammenfassung und Ausblick: Forschungsper-
spektiven für eine historische Onomastik im Be-
reich zwischen Mosel und Saar (Ruth Kunz)
Die vorliegende Studie hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit toponymischem
Material, insbesondere mit Flurnamen, einen Beitrag zu leisten zur Bestim-
mung der wortgeographischen Stellung des Saar-Mosel-Raums.52N Dieser
Raum, der das Untersuchungsgebiet des an der Universität des Saarlandes an-
gesiedelten Archivs für Siedlungs- und Flurnamen des Saarlandes und des
germanophonen Lothringen (ASFSL) darstellt, umfasst neben dem Saarland
die deutschsprachigen Teile des französischen Départements Moselle bis zur
historischen Sprachgrenze nach deren für die Zeit um 1500 ermittelten Ver-
lauf, die historisch und sprachgeschichtlich zu Lothringen gehörigen Kantone
des sogenannten Krummen Eisass (Alsace Bossue) im Département Bas-Rhin
sowie einen breiten Grenzsaum von französischsprachigen Gemeinden jen-
seits der alten Sprachgrenze in den Départements Moselle, Meurthe-et-
Moselle und Vosges. Die Datenbanken des ASFSL mit ihren rund 500.000
Datensätzen/"1 die für die Zwecke dieser Studie ausgewertet werden konnten,
stellten eine hervorragende Materialbasis dar. Aus ihnen stammen die Beleg-
listen mit den zu den einzelnen Namenwörtern gehörigen Flurnamen des Saar-
Mosel-Raums zurück, in den einzelnen Namenartikeln wurden diese Beleglis-
ten sprachwissenschaftlich und wortgeographisch kommentiert; die Darstel-
lung der Etymologie, Semantik und arealen Verbreitung der Namenwörter in-
nerhalb der Germania vervollständigt jeden Namenartikel.
Die behandelten Namenwörter gehören entweder in die Gruppe der ,Nord-
wörter/ die in älterem wortgeographischem Zusammenhang mit dem Ripuari-
schen, Niederfränkischen, Niederdeutschen und Niederländischen stehen, oder
in die Gruppe der ,Südwörter‘, die in oberdeutsch-alemannische Zusammen-
hänge einzuordnen sind/'” Nicht behandelt wurden beispielsweise solche
Namenwörter, die über das gesamte deutsche Sprachgebiet verbreitet sind,
bzw. Namenwörter, deren Konzentration auf den Norden des deutschen
52x Zu forschungsgeschichtlichen und methodischen Grundlagen und zum Zeugniswert
von Flurnamen für die Erhellung alter sprachlicher Beziehungen am Beispiel des
Saar-Mosel-Raumes vgl. Pitz/Schorr 2003: Dieser Aufsatz basiert auf Vorüberle-
gungen zum Forschungsprojekt ,Nordwörter ‘ und , Südwörter \ Alte Wortschichten
in Siedlungs- und Flurnamen und ihre Aussagefähigkeit für die Stellung des Saar-
Mosel-Raums innerhalb der , Westgermania \ dessen Ergebnisse in der hier vorlie-
genden Studie dargestellt sind. - Vgl. dazu auch Kapitel 1 dieser Studie.
2,1 Die Datenbanken enthalten historische, amtliche und mundartliche Flur- und Sied-
lungsnamen sowie historische Wüstungsnamen, vgl. Kapitel 2.1.
530 Vgl. Kapitel 1.6.
439
Sprachgebietes rezent ist, also eine junge Entwicklung darstellt/ '1 Dass es ge-
rade die Flurnamen waren, die als Materialgrundlage zur Beschreibung der
wortgeographischen Stellung des Saar-Mosel-Raumes herangezogen wurden,
hängt mit deren besonderen Eigenschaften zusammen, die der appellativische
Wortschatz nicht oder nur bedingt hat und die diese Denotatklasse für Unter-
suchungen mit historisch-geographischem Ansatz wie die hier vorliegende als
besonders geeignet erscheinen lassen: Das in den Flurnamen enthaltene und
konservierte Wortgut gehört zur sprachlichen Grundschicht, es lässt sich ein-
deutig datieren und lokalisieren und es bildet oft ein dichtes Belegnetz." ''
Bei der Auswahl der zu behandelnden Namenwörter stand nur teilweise
Spezialliteratur als Hilfsmittel zur Verfügung, in der die wortgeographische
Dimension eines Namenwortes beschrieben war. Als besonders ergiebig für
den Bereich der ,Nordwörter1 haben sich dabei die Studien zum nordwestger-
manischen Wortschatz von Gotthard LERCHNER (1965) erwiesen. Viele der
dort besprochenen Namenwörter fanden sich auch im Datenbankmaterial des
ASFSL und konnten daher in die Wortliste aufgenommen werden. Ferner
wurden die wichtigsten Wörterbücher für die deutschen Mundarten, Fluma-
menarbeiten, etymologische Werke und Forschungsliteratur herangezogen.
Manches behandelte Namenwort fand sich auch erst im Laufe der Arbeit mit
den Datenbeständen des ASFSL. Es versteht sich von selbst, dass auf diese
Weise keine vollständige Erfassung aller im Saar-Mosel-Raum vorkommen-
den ,Nordwörter1 oder ,Südwörter' möglich war. Eine lückenlose Erfassung
sämtlicher relevanter Namenwörter hätte eine komplette Etymologisierung der
gesamten Datenbestände des ASFSL erfordert, was angesichts der Anzahl der
vorhandenen Datensätze jeden Zeitrahmen gesprengt hätte. Dennoch ist auf
die oben beschriebene Art und Weise ein Katalog wichtiger ,Nordwörter4 und
,Südwörter4 zustande gekommen, die in der vorliegenden Studie eine ausführ-
liche Behandlung erfahren haben und die als repräsentativ im Sinne der Frage-
stellung des Projektes ,Nordwörter4 und ,Südwörter4 angesehen werden kön-
nen."'1'’ Für die Gruppe der ,Nordwörter4 sei in diesem Zusammenhang exem-
plarisch das hinsichtlich seiner Etymologie noch nicht sicher gedeutete Na-
menwort *(h)lär- (Namenartikel Nr. 15), das im Saar-Mosel-Raum außer in
Flurnamen auch in sehr alten Siedlungsnamen vorkommt, und für die Gruppe
der ,Südwörter4 das im Untersuchungsraum sehr früh belegte Namenwort
Matte (Namenartikel Nr. 42) erwähnt.
Im Auswertungsteil der Studie wurden die im Namenkatalog enthaltenen
Namenwörter einer zusammenfassenden Analyse im Hinblick auf Phonologie,
Morphologie und Semantik unterzogen. Bei der lautlichen Analyse wurden
insbesondere solche Phänomene berücksichtigt, die für den Saar-Mosel-Raum
531 Vgl. Kapitel 1.7.
532 Vgl. Kapitel 1.5.
533 Vgl. Kapitel 1.4.
440
von allgemeiner Bedeutsamkeit sind.514 * Ein zentrales Kapitel des Auswertungs-
teils befasst sich mit der Einbettung der untersuchten ,Nordwörter4 und ,Süd-
wörter4 in die Flumamenräume der Region/'" Es konnte festgestellt werden,
dass sich der Großteil der behandelten Namen Wörter in diese Strukturen einfu-
gen lässt: ,Nordwörter4 sind in der Regel in den Namenräumen belegt, die An-
schluss nach Norden haben - über Luxemburg, das Trierer Land oder den Huns-
rück weiter in nördlicher Richtung am Rhein entlang bis nach Norddeutschland
und in die Niederlande hinein. ,Südwörter4 befinden sich meist in dem Namen-
raum, der über das Bitscher Land und die Zaberner Steige (oberer Saargau) zum
Oberrheingebiet hin offen ist, haben also Anschluss an das Elsässisch-
Alemannische und reichen in ihrer Verbreitung teilweise bis in die Schweiz hin-
ein. Verbindungen nach Osten (Pfalz, Hessen) sind nur insoweit wirksam, als
,Südwörter4 oder ,Nordwörter4 an diesen östlichen Räumen teilhaben.
Viele der Namenwörter erreichen im Saar-Mosel-Raum die Grenze ihrer
arealen Verbreitung. Bei einigen Namenwörtem war aber auch festzustellen,
dass die Grenze ihrer Verbreitung außerhalb des Untersuchungsraumes liegt:
So reichen einige ,Nordwörter4 gerade noch in das Alemannische hinein, wie
z. B. das schon von KLEIBER 1986b untersuchte Namenwort Klei. Es ist zu
vermuten, dass uns hier wie in einigen anderen Wörtern (Kleiber 1986b,
1989, 1995; Haubrichs 1996, 2002, 2004, 2005, 2007) Relikte ehemaliger
früher Vorstöße fränkischer Sprache vorliegen. Hier liegt ein bedeutsames
Feld für künftige lexikologische Forschung.
In einem Exkurs516 wurde die Frage aufgegriffen, welche Rückschlüsse aus
der Korrelation zwischen der toponymischen Verbreitung eines Wortes und
seinem Vorkommen in literarischen Werken gezogen werden können: Fmhd.
Hofer .Buckel4 kommt in Flurnamen des Saar-Mosel-Raumes in der Hauptva-
riante Howert vor (Namenartikel Nr. 40); es ist in diesem Raum aber auch li-
terarisch belegt, nämlich im Werk der Elisabeth von Lothringen, Gräfin zu
Nassau und Saarbrücken (ca. 1397/98-1456). Noch in einem weiteren literari-
schen Werk kommt das Wort vor: in der sogenannten Berleburger Versüber-
setzung der .Pilgerfahrt des träumenden Mönchs4 aus dem 15. Jahrhundert.
Die Berleburger Übersetzung ist anonym überliefert; der Entstehungsort ist
noch in der Diskussion. Die Feststellung, dass nun gerade in diesem Werk ein
insgesamt nicht sehr häufig belegtes und eine regional begrenzte Verbreitung
zeigendes Wort vorkommt, kann mit gutem Grund - neben weiteren, z. B.
auch lautlichen Anhaltspunkten - ein wichtiges Indiz zur Beurteilung der Lo-
kalisierung und der Verfasserschaft liefern/' Auch hier - in der Verbindung
'”4 Vgl. Kapitel 6.
535 Vgl. Schorr 2000; ferner hier Kapitel 7.
536 Vgl. Kapitel 7.4.
537 Siehe auch Haubrichs 2002, 555; Ders. 2007, 170.
441
von historischer Lexikologie und Literaturwissenschaft - darf ein fruchtbares
Aufgabenfeld künftiger Forschung gesehen werden.
Die Ziele des Projektes ,Nordwörter1 und ,Südwörter1 sind in beachtlichem
Maße erreicht worden. Der Saar-Mosel-Raum lässt sich charakterisieren als
ein Namenraum, in dem nördlicher Altwortschatz und südliche lexikalische
Neuerungen aufeinandertreffen. Diese Zwischenstellung zwischen nördlichen
und südlichen Einflüssen war im Bereich der Phonologie schon hinlänglich
beschrieben: man vergleiche z. B. den Verlauf der dat/das-Linie. Neu ist es
jedoch, dies auch mit Hilfe der Lexik zu versuchen, auch wenn es Ansätze be-
reits vorher, z. B. durch BiCHSEL 1999 oder HAUBRICHS 2002, 2004, 2005 und
2007, gab. Die vorliegende Studie, so hoffen die Verfasserinnen, kann einen
weiteren Beitrag dazu leisten, die Aussagekraft wort- und namengeographi-
scher Analysen bei der Beschreibung und Abgrenzung von Dialektlandschaf-
ten zu betonen und den besonderen Wert, den Toponyme, besonders auch
Mikrotoponyme, dabei haben, hervorzuheben. Sie schreiben dies in dem vol-
len Bewusstsein, dass durch solche Studien gerade erst ein neues Feld der
Forschung eröffnet wird, dessen Bebauung uns die versunkene Sprachwelt
eines europäischen Zentralraumes, das westlichste Fränkische, das noch exis-
tiert, in seiner Terminologie und seinem Wortschatz deutlicher vor Augen
stellen wird, als es bisher geschah.
442
9. Verzeichnis der Quellensiglen im Belegmaterial
aus den Beständen des ASFSL (gedruckte und
archivalische Quellen) {Ruth Kunz)
Ein Bestandsverzeichnis der tur das ASFSL ausgewerteten archivalischen
Quellen findet sich in Pitz 1997, 932-940. Hier nicht aufgenommene
gedruckte Quellen sind im Literaturverzeichnis aufgeführt.
AC Sa
Archives communales Sarralbe
AC Freyming-Merlebach
A ChLagrange
AC Mb
AC Spicheren
AD BR
AD Meu
AD MM
AD Mos
AG Brüssel
Albrecht Rappolstein
Alix Dénombrement
Allmang Spicheren
AM Sg
AN Lux
AN Pa
ASHAL
Archives communales Freyming-Merlebach
Archives du Château de Lagrange (Manom)
Archives communales Mittelbronn
Archives communales Spicheren
Archives départementales de la région Alsace
et du département du Bas-Rhin (Strasbourg)
Archives départementales de la Meuse (Bar-
le-Duc)
Archives départementales de Meurthe-et-Mo-
selle (Nancy)
Archives départementales de la région Lor-
raine et du département de la Moselle (Metz)
Archives Générales du royaume de Belgique
Karl Albrecht: Rappoltsteinisches Urkun-
denbuch. Quellen zur Geschichte der ehema-
ligen Herrschaft Rappoltstein im Elsaß (759-
1550), 5 Bde., Colmar 1890-1898.
Thierry Alix: Recueil de documents sur l’his-
toire de Lorraine (Dénombrement du Duché
de Lorraine en 1594), Nancy 1870.
Joseph Allmang: Les Lieux-Dits de Spi-
cheren (Moselle) = Die Spicherer Flurnamen,
Metz 1969.
Archives municipales Sarreguemines
Archives Nationales Luxemburg
Archives Nationales Paris
Annuaire de la Société d’Histoire et d’Ar-
chéologie de la Lorraine
443
Ausfeld Fraulautern
BA Tr
Barth Sitzweilerhof
Bauer 1957
Baumann Holving
BN Pa
BongartzZGSG 15
BURG Wadgassen
Cahiers Lorrains
DFDL
ENGEL Hasborn-Dautweiler
Fabricius Veldenz
FLA W
Florange Sierk
Eduard Ausfeld: Die Anfänge des Klosters
Fraulautern bei Saarlouis, in: ASHAL 12
(1900), 1-60.
Bistumsarchiv Trier
Hermann Peter Barth: Der Sitzweilerhof, in:
Zeitschrift für saarländische Heimatkunde 2
(1952), 59-61.
Gerhard Bauer: Die Flurnamen der Stadt
Saarbrücken, Bonn 1957.
Charles BAUMANN: Le val de Holving. L’ar-
pentage de 1725. o. O. 1990. Ms. masch.
Bibliothèque Nationale Paris
Josef BONGARTZ: Das gemeinschaftliche
Hochgericht Theley, in: Zeitschrift für die
Geschichte der Saargegend 15 (1965), 19-
109.
Josef BURG: Regesten der Prämonstraten-
serabtei Wadgassen bis zum Jahre 1571, Saar-
brücken 1980.
Les cahiers lorrains : Revue trimestrielle de
recherches régionales / Société d’Histoire et
d’Archéologie de la Lorraine, Archives Dé-
partementales de la Moselle
Jacques GROB/Jules VANNERUS (Hg.): Dé-
nombrements des feux des duché de Luxem-
bourg et comté de Chiny, tome 1 : Documents
fiscaux 1306 à 1537, Brüssel 1921.
Johann Engel: Tausend Jahre Hasborn-Daut-
weiler. Ein Heimatbuch, Hasborn-Dautweiler
1964.
Wilhelm FABRICIUS: Die Grafschaft Veldenz.
Ein Beitrag zur geschichtlichen Landeskunde
des ehemaligen Nahegaus, in: Mitteilungen
des Historischen Vereins der Pfalz 33 (1913),
1-91.
Fürstlich von der Leyen’sches Archiv auf
Schloß Waal
Jules Florange: Histoire des seigneurs et
comtes de Sierk en Lorraine, Paris 1895.
444
FS Kleinottweiler
GA Limbach
GEB
Glasschröder Neue
Urkunden
Glöckner/Doll 1979
Habicht Niederlinxweiler
Hannig Sankt Wendel
HARDZGSG 15 [1965]
HERR Ingweiler
Herrmann Collection
Rudolf DRUMM/Pfarrer Oster: Festschrift zur
Erinnerung an die Errichtung und Einweihung
der evangelischen Kirche Kleinottweiler im
Jahre 1952. Das Dorf Kleinottweiler, Hom-
burg 1952.
Gemeindearchiv Limbach
Sammlung Gebhard. Orginal im LA Sb, Ko-
pie im ASFSL
Franz Xaver Glasschröder: Neue Urkun-
den zur pfälzischen Kirchengeschichte im
Mittelalter (Veröffenlichungen der Pfäl-
zischen Gesellschaft zur Förderung der Wis-
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Klosters Weißenburg, 661-864 (Arbeiten der
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445
Herrmann Regesten
Herrmann Saarwerden
Herrmann St. Simeon
Hess HSA Wiesb
Heyen Wadgassen
Hist Ver
HSA Mü
Jungk
Jungk Saarbrücken
Jung Gerichtsbuch Freisen
Kaiser ASHAL 20
Carl Pöhlmann: Regesten der Grafen von
Zweibrücken aus der Linie Zweibrücken.
Eingel., bearb. und erg. unter Mitw. von
Hans-Walter Herrmann durch Anton Doll
(Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesell-
schaft zur Förderung der Wissenschaften
Speyer; 42), Speyer 1962.
Hans-Walter Herrmann: Geschichte der
Grafschaft Saarwerden bis zum Jahre 1527, 2
Bde. (Veröffentlichungen der Kommission
für Saarländische Landesgeschichte und
Volksforschung; 1), Saarbrücken 1957-1959.
Hans-Walter HERRMANN: Ein Urbar des
Propsteigutes Stiftes St. Simeon zu Trier, in:
Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend
10/11 (1960/61), 81-87.
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
Franz-Josef HEYEN: Ein Teilverzeichnis der
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Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend
10/11 (1960/1961), 65-80.
Archivaliensammlung des Historischen Ver-
eins für die Saargegend
Hauptstaatsarchiv München
Sammlung Dr. JUNGK
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Rudi JUNG: Das Gerichtsbuch von Freisen
(Saarland) 1542-1795 (Genealogie und Lan-
desgeschichte; 28), Frankfurt a. M. 1977.
Jean B. Kaiser: Mathias II. Durrus, abbé de
Villers-Bettnach, in: ASHAL 20 (1920), 143-
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Kaiser Inglingen Jean B. Kaiser: Einkünfte der Herrschaft Inglingen im Jahre 1629, in: Jahrbuch der El- saß-Lothringischen Wissenschaftlichen Ge- sellschaft zu Straßburg 12 (1939), 84-123.
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Kühn La Grange Jean-Charles Kohn: Histoire des seigneurs et de la seigneurie de La Grange, 2 Bde., Luxemburg 1899.
KPB Kopialbuch
Krämer Sulger Amt Blieskastel Wolfgang Krämer: Das Amt Blieskastel nach dem Bericht des kurtrierischen Amtman- nes Hans Sulger vom Jahre 1553, Saar- brücken 1933.
KSA Zw Kirchenschaffneiarchiv Zweibrücken
Kuhn Hesse Hermann Kuhn: Hesse, son ancienne abbaye, son prieuré, son église et ses annales, Nancy 1872.
Kurth St. Hubert I GodefFoid Kurth: Chartes de l’abbaye de Saint-Hubert en Ardenne, Bd. 1, Brüssel 1903.
LA Sb Landesarchiv Saarbrücken
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Levy Joseph LEVY: Geschichte des Klosters, der Vogtei und der Pfarrei Herbitzheim, Straß- burg 1892.
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LlTHARDT Brebach- Fechingen Willibrord Lithardt (Hg.): Brebach- Fechingen einst und jetzt, Brebach-Fechingen 1973.
447
Longnon/Carrière
Pouillés
Metzinger Freyming-
Merlebach
MGH DD Hr II
MHVP
MOTSCH Parr
Mötsch Sponheim
MÜLLER Güterrolle
NASALO
NÈGRE Toponymie
Neubauer Regesten
Werschweiler
Parisse Salm
PÖHLMANN Bitsch
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Rupp Gerichtsbuch Philipp RUPP: Das Gerichtsbuch von Bous (1550-1742), Bous 1979.
Ruppel ASHAL 25 Aloys RUPPEL: Steuern und Waldberech- tigungen in der ehemaligen Herrschaft For- bach, in: ASHAL 25 (1913), 478-499.
SA Da Staatsarchiv Darmstadt
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Sanct Arnual Mss Adolph Köllner: Geschichte des in der vormaligen Grafschaft Saarbrücken gele- genen Collegiat-Stiftes Sanct Arnual (nach authentischen Urkunden und Literalien). Mss., mais prêt à l’impression, in folio de 180 pp. StB Sb, Landeskundliche Abteilung.
SAUERLAND Lothringen Heinrich Volbert SAUERLAND (Bearb.): Vati- kanische Urkunden und Regesten zur Ge- schichte Lothringens (Quellen zur lothrin- gischen Geschichte; 1 und 2), Metz 1901- 1905.
Scharf Stella Tilemann STELLA: Gründliche und warhaff- tige beschreibung der baider ambter Zweibru- cken und Kirckel, wie dieselbigen gelegen, 1564. Überarbeitet von Eginhard Scharf, Zweibrücken 1993. - Karten-Werk unter dem Titel: Landesaufnahme der Ämter Zwei- brücken und Kirkel des Herzogtums Pfalz- Zweibrücken (1564), Kt.-Mappe (Quellen zur Geschichte der deutschen Kartographie; 6, Kt.-Mappe). Nachdruck Lüneburg 1989.
449
Schmitt Eppelborn Bernhard SCHMlTT/Maria SCHMITT: Die Herr- schaft Eppelborn. Ein Beitrag zur Flurnamen- forschung, in: Saarheimat 14 (1970), 236-250.
SCHUNCK Böckweiler Fritz SCHUNCK: Böckweiler. Die Geschichte eines Dorfes in der deutschen Westmark, Zweibrücken 1923.
Spies Amt Blieskastel Heinz Spies: Burg, Schloß und Amt Blies- kastel, insbesondere im 16. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Adelsfami- lie zu Eltz-Blieskastel und Eltz-Wecklingen. Ein urkundlich belegter Beitrag zur Geschich- te der Stadt Blieskastel, Homburg/ Saar 1977.
Spies Herbitzheim Heinz Spies: Die Geschichte von Herbitz- heim, Homburg/Saar [1975].
Spies Wolfersheim Heinz SPIES: Herrschaftsverhältnisse in Wol- fersheim. Historische Quellen und Beiträge zur Geschichte von Wolfersheim, Wolfers- heim 1972.
StA Sb Stadtarchiv Saarbrücken
StA Sg StA SW Stadtarchiv Sarreguemines Stadtarchiv St. Wendel
StA Tr Stadtarchiv Trier
StB Sb Stadtbibliothek Saarbrücken
StB Tr Stadtbibliothek Trier
StiftsA StArnual Stiftsarchiv St. Arnual, Saarbrücken
STOLL Schöffenweisttimer Berthold Stoll: Schöffenweistümer von Hoof und Leitersweiler, in: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 15 (1973), 150-153.
Touba Saaralben I Jacques Touba (Hg.): Saaralben 1. Teil (Ortsgeschichte Lothringens; 13), Forbach 1918.
WAMPACH Echternaeh Camille Wampach: Geschichte der Grund- herrschaft Echternach im Frühmittelalter. Untersuchungen über die Person des Grün- ders, über die Kloster- und Wirtschaftsge- schichte auf Grund des Liber aureus Epterna- censis (698-1222), I, 1: Textband; I, 2: Quel- lenband, Luxemburg 1929-1930.
450
WAMPACH Territorien Camille Wampach (Hg.): Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxem- burgisehen Territorien bis zur burgundischen Zeit, Bd. 1-10, Luxemburg 1935-1955.
Weizsäcker Weistümer Wilhelm WEIZSÄCKER/Fritz KIEFER (Hgg.): Pfälzische Weistümer. Bd. 1 - Lfg. 1-4 (Ver- öffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften; 36) Speyer 1962, Bd. 2 = Lfg. 5-7 (Veröffentli- chungen der Pfälzischen Gesellschaft zur För- derung der Wissenschaften; 59), bearb. durch Günther Dickel, Speyer 1968-1973. (Mit Lfg. 7 Erscheinen eingestellt.)
Werveke Betzdorf Nicolas van Werveke: Archives de Betzdorf et de Schuttbourg (Publications de la section historique de l’Institut Grand-Ducal de Luxembourg; 55), Luxemburg 1908.
Werveke Marienthal Nicolas van WERVEKE: Cartulaire du prieuré de Marienthal, 2 Bde., Luxemburg 1885- 1891.
Wuerth-Paquet/Werveke Luxembourg François-Xavier WUERTH-PAQUET/Nicolas van Werveke: Cartulaire ou recueil des documents politiques et administratifs de la ville de Luxembourg: De 1244 à 1795, [Luxemburg] 1881.
451
10. Bibliographie
Siglenverzeichnis häufig zitierter Literatur (detaillierte bibliographische An-
gaben ab S. 456; Zeitschriften werden mit den üblichen Abkürzungen zitiert):
AfriesHdWb
AhdGl
AhdGr
AhdWb
AhdWbSchützeichel
ANB
Bach
BadWb
Baufeld
BayWb
Bosworth/Toller
BranBerlWb
Braun/Mangold
BremNsächsWb
ChWdWS
ChWdW9
Clark Hall/Meritt
Conrath
Crecelius
Diefenbac h/Wülckf.r
Dittmaier
DiWA
DRW
DtLothrWb
Du Gange
DWA
DWB
Dietrich HüFMANN/Anne Tjerk Popkema: Altfrie-
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Rudolf Schützeichel (Hg.): Althochdeutscher und
altsächsischer Glossen Wortschatz
Wilhelm Braune: Althochdeutsche Grammatik
Althochdeutsches Wörterbuch
Rudolf Schützeichel: Althochdeutsches Wörterbuch
Altdeutsches Namenbuch
Adolf Bach: Deutsche Namenkunde
Badisches Wörterbuch
Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch
Bayerisches Wörterbuch von Johann Andreas
Schmeller
An Anglo-Saxon Dictionary
Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch
Edith BRAUN/Max Mangold: Saarbrücker Wörter-
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Eberhard Tiling: Versuch eines bremisch-nieder-
sächsischen Wörterbuches
Elmar Seebold: Chronologisches Wörterbuch des
deutschen Wortschatzes
Elmar Seebold: Chronologisches Wörterbuch des
deutschen Wortschatzes. Zweiter Band
John R. Clark HALL/Herbert D. Meritt: A Concise
Anglo-Saxon Dictionary
Karl Conrath: Die Volkssprache der unteren Saar
und der Obermosel
Oberhessisches Wörterbuch
Lorenz DiEFENBACH/Emst Wülcker: Hoch- und
niederdeutsches Wörterbuch
Heinrich Dittmaier: Rheinische Flurnamen
Jürgen Erich Sc'HMiDT/Joachim Herrgen (Hgg.):
Digitaler Wenker-Atlas
Deutsches Rechtswörterbuch
Michael Ferdinand Follmann: Wörterbuch der
deutsch-lothringischen Mundarten
Charles du Fresne du Cange: Glossarium mediae et
infimae latinitatis
Deutscher Wortatlas
Deutsches Wörterbuch. Von Jacob und Wilhelm
Grimm
452
DWB Neubearb.
EDD
ElsWb
EWA
EWN
FEW
Förstemann
Franck/Van Wijk
FrankfWb
Frischbier
FrnhdGr
FrnhdWb
FryskWb
Georges
Graff
Gysseling
HambWb
Heidermanns
Hellquist
HessFlnAtl
HistWbEls
HNassWb
HRG
IEW
Jellinghaus
Kluge
Kraub/Rjchter
Künzel/Blok/Verhoeff
Lacomblet
Lehmann
Lexer
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm
Grimm. Neubearbeitung
Joseph Wright: The English Dialect Dictionary
Wörterbuch der elsässischen Mundarten
Alben L. LLOYD/Rosemarie Lüiir (ab Bd. Il)/Otto
Springer (Hgg.): Etymologisches Wörterbuch des
Althochdeutschen
Etymologisch woordenboek van het Nederlands
Walther von Wartburg: Französisches etymolo-
gisches Wörterbuch
Emst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch
Johannes FRANCK/Nicolaas van Wijk: Etymologisch
woordenboek der Nederlandsche taal
Frankfurter Wörterbuch
Hermann Frischbier: Preussisches Wörterbuch
Oskar REICHMANN/Klaus Peter Wegera (Hgg.):
Frühneuhochdeutsche Grammatik
Frühneuhochdeutsches Wörterbuch
Wurdboek fan de Fryske taal - Woordenboek der
Friese taal
Karl Emst Georges: Ausführliches lateinisch-
deutsches Handwörterbuch
Eberhard Gottlieb Graff: Althochdeutscher Sprach-
schatz
Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek
Hamburgisches Wörterbuch
Frank Heidermanns: Etymologisches Wörterbuch
der germanischen Primäradjektive
Elof Hellquist: Svensk etymologisk ordbok
Hans Ramge (Hg.): Hessischer Flumamenatlas
Historisches Wörterbuch der elsässischen Mundart
Hessen-Nassauisches Volkswörterbuch
Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte
Julius Pökorny: Indogermanisches Etymologisches
Wörterbuch
Hermann Jellinghaus: Die westfalischen Ortsnamen
nach ihren Grundwörtern
Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der
deutschen Sprache, 24. Auflage
Friedrich KRAUö/Gisela Richter: Nordsiebenbür-
gisch-sächsisches Wörterbuch
R[udolf] Efmst] KüNZEL/D[irk] Pjeter] Blok/J. M.
Verhoeff: Lexicon van nederlandse toponiemen
Theodor Joseph Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch
für die Geschichte des Niederrheins
Winfred P. Lehmann: A Gothic Etymological
Dictionary
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch
453
LexFris
LexMa
UV
LSG
LünebWb
Lux Wb
MARZELL
MecklWb
MhdGr
M Lat Wb
MndGr
MndHdWb
MndWb
MnlHdWb
MnlWb
Niermeyer
NsächsWb
OED
OFED
Orel
PfälzWb
Pfeifer
Pfister
PreubWb
REW
RGA
Rhein Wb
Schatz
SchleswHWb
Schön
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Frisicum)
Robert-Henri BAUTIER/Robert AuTY/Norbert Anger-
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Luxemburger Wörterbuch
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zennamen
Mecklenburgisches Wörterbuch
Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik
Mittellateinisches Wörterbuch bis zum ausgehenden
13. Jahrhundert
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Agathe LASCH/Conrad Borchling: Mittelniederdeut-
sches Handwörterbuch
Mittelniederdeutsches Wörterbuch von Karl
Schiller und August Lübben
Jakob Verdam: Middelnederlandsch handwoorden-
boek
Eelco VERWUS/Jakob Verdam: Middelnederlandsch
Woordenboek
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Latinitatis lexicon minus
Niedersächsisches Wörterbuch
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Etymological Dictionary
Vladimir Orel: A Handbook of Germanic
Etymology
Pfälzisches Wörterbuch
Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des
Deutschen
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heitliche Nachträge
Preußisches Wörterbuch
Wilhelm Meyer-Lübke: Romanisches Etymolo-
gisches Wörterbuch
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(Hgg.)/Rosemarie Müller (Red.): Reallexikon der
germanischen Altertumskunde
Rheinisches Wörterbuch
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Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch
Friedrich Schön: Wörterbuch der Mundart des
Saarbrücker Landes
454
Schönfeld/Van Loey
Schöpf/Hofer
SchwäbWb
SchweizId
SDS
SHessFln
S Hess Wb
SiebenbSächsWb
Splett
Starck/'Wells
Steinmeyer/Sievers
Ten Doornkaat Koolman
ThürWb
Torp/Falk
Vilmar
VorarlbWb
VroegMnlWb
WaldWb
WDW-CD / WDW-DVD
Weigand
WestfFlnAtl
WestfWb
WKW
WMU
WNT
Woeste
WürttUb
Ziesemer
Adolphe van Loey: Schönfelds Historische Gramma-
tica van het Nederlands
Johann B. ScHÖPP'/Anton J. Hofer: Tirolisches Idio-
tikon
Schwäbisches Wörterbuch
Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache:
Schweizerisches Idiotikon
Sprachatlas der deutschen Schweiz
Hans Ramge (Hg.): Südhessisches Flumamenbuch
Südhessisches Wörterbuch
Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch
Jochen Splett: Althochdeutsches Wörterbuch
John C. Wells: Althochdeutsches Glossenwörter-
buch
Elias STEINMEYER/Bduard Sievers: Die althochdeut-
schen Glossen
Jan Ten Doornkaat Koolman: Wörterbuch der ost-
friesischen Sprache
Thüringisches Wörterbuch
Alf TüRP/Hjamar S. Falk: Wortschatz der germa-
nischen Spracheinheit
August Friedrich Christian Vilmar: Idiotikon von
Kurhessen
Leo Jutz: Vorarlbergisches Wörterbuch
Vroegmiddelnederlands woordenboek
Waldeckisches Wörterbuch nebst Dialektproben
Maria BESSE/Wolfgang HAUBRICHS/Roland Puhl
(Hgg.): Wörterbuch der deutschen Winzersprache
Friedrich Ludwig Karl Weigand: Deutsches Wörter-
buch
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Westfälisches Wörterbuch
Wolfgang Kleiber (Hg.): Wortatlas der kontinental-
germanischen Winzerterminologie
Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkunden-
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Woordenboek der Nederlandsche Taal
Friedrich Woeste: Wörterbuch der westfälischen
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Wiirttembergisches Urkundenbuch
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hg. von Rudolf Grobe, ab Bd. 5 von Gotthard Lerchner, Bd. lff, Berlin 1968ff.
Ulrich Ammon: Variantenwörterbuch des Deutschen, die Standardsprache in Öster-
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489
11. Kartenanhang
11.1. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3:
Abb. 4:
Abb. 5:
Abb. 6:
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14
Abb. 15:
Abb. 16:
Abb. 17:
Abb. 18:
Abb. 19:
Abb. 20:
Abb. 21:
Abb. 22
Abb. 23
Abb. 24
Abb. 25
Abb. 26
Abb. 27
Abb. 28
Abb. 29
Abb. 30
Abb. 31
Abb. 32
Das Untersuchungsgebiet des Archivs für Siedlungs- und Flurna-
men des Saarlandes und des germanophonen Lothringen (ASFSL)
Kreise und Kantone im Untersuchungsgebiet des ASFSL
Adebar in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Bech in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Biesein) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
blank in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Bracken in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Brink in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Brink in rheinischen Flurnamen (nach Dittmaier 51, Karte 10)
Delle in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
drechen (trocken, trucken) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Driesch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Fenn in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Fenn und Strut in rheinischen Flurnamen (nach Dittmaier 70,
Karte 13)
Fließ (Floß) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Grat/Grät, Gracht/Grächt und Graft in Flurnamen des Saar-Mosel-
Raums
Gracht {Grat, Grät, Grot) in rheinischen Flurnamen (nach DITT-
MAIER 92, Karte 18)
Hamm in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Hees und Heister in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-
Raums
Westgerm. *(h)lär in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-
Raums
Lar in rheinischen Flur- und Siedlungsnamen (nach DITTMAIER
179, Karte 26)
Hock in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Horst in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Hübel in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Kaule und Kaute in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Klei in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Klutt, Klott in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Koppel in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Kotten in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Leweck in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Liesch (und Varianten) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Mersch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
491
Abb. 33
Abb. 34
Abb. 35
Abb. 36
Abb. 37
Abb. 38
Abb. 39
Abb. 40
Abb. 41
Abb. 42
Abb. 43
Abb. 44
Abb. 45
Abb. 46
Abb. 47
Abb. 48
Abb. 49
Abb. 50
Abb. 51
Abb. 52
Abb. 53
Abb. 54
Abb. 55
Abb. 56
Abb. 57:
Pfuhl in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Rod in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Saal {-sei) in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-Raums
Schiffei in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Schucht in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
sohr in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Sprehe in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Wehr n. in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Wehre f. in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Wisch, Wieseh in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Allmende in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Allmende (Allmeine) in rheinischen Flurnamen (nach DlTTMAIER
86, Karte 17)
Gereute, Geriite, Geriedt in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Hatsch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Howert in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Klamm in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Matte in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Muni in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Reben, Reb(en)berg, Reb(en)garten und Wingert/Weingarten in
Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Schachen in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Swanda in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-Raums
Trotte in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Bezeichnungen für Kelter im Südwestdeutschen (nach KLEIBER/
Kunze/Löffler 2, 1979, Karte E 17)
überzwerch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
Flurnamenräume im Saar-Mosel-Raum (nach SCHORR 2000, 79,
Karte 21)
492
11.2. Abbildungen
Meurthe-et-Moselle
Dep
Sprachgrenzverlauf ^
um 1900
Abb. 1: Das Untersuchungsgebiet des Archivs für Siedlungs- und Flurna-
men des Saarlandes und des germanophonen Lothringen (ASFSL)
495
Abb. 2: Kreise und Kantone im Untersuchungsgebiet des ASFSL
496
Abb. 3: Adebar in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 1
497
Nr. 2
498
Abb. 5: Biese(n) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 3
499
Nr. 4
500
Nr. 5
501
Nr. 6
502
Abb. 9: Brink in rheinischen Flurnamen (nach DlTTMAIER 51, Karte 10)
- vgl. Namenartikel Nr. 6
503
Nr. 7
504
Abb. 11: drechen (trocken, trucken) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
- vgl. Namenartikel Nr. 8
505
Abb. 12: Driesch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 9
506
Abb. 13: Fenn in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl, Namenartikel
Nr. 10
507
Abb. 14: Ferm und Strut in rheinischen Flurnamen (nach DlTTMAIER 70,
Karte 13) - vgl. Namenartikel Nr. 10
508
Abb. 15: Fließ {Floß) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namen-
artikel Nr. 11
509
Abb. 16: Grat/Grät, Gracht/Grächt und Graft in Flurnamen des Saar-Mosel*
Raums - vgl, Namenartikel Nr. 12
510
c\
Verbreitung der Flurnamen
• Gracht (Grat, Grät, Grot)
A Sod«(So)
0 Leits ( Lei)
§ Leitgraben (Leigrat)
1 Rinne
— Rönne
a Gote (moseitändiach)
Karte 18
Abb. 17: Gracht {Grat, Grät, Grot) in rheinischen Flurnamen (nach DlTT-
MAIER 92, Karte 18) - vgl. Namenartikel Nr. 12
511
Abb. 18: Hamm in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 13
512
• Hees (Flurnamen)
f| Hees (Siedlungsnamen)
• Heister (Flurnamen)
■ Heister (Siedlungsnamen)
Abb. 19: Hees und Heister in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-
Raums - vgl. Namenartikel Nr. 14
513
0 *(h)Ur (Flurnamen)
■ •(h)lir (Siedlungsnamen; vgl. Namenartikel Nr. 15,
Abschnitt 0}
A Appellativ fiosse/er
Abb. 20: Westgerm. *(h)lär in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-
Raums - vgl. Namenartikel Nr. 15
514
Abb. 21: Lar in rheinischen Flur- und Siedlungsnamen (nach Dittmaier
179, Karte 26) - vgl. Namenartikel Nr. 15
515
Abb. 22: Hock in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 16
516
Abb. 23: Horst in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 17
517
Abb. 24: Hübel in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 18
518
Abb. 25: Kaule und Kaute in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl.
Namenartikel Nr. 19
519
Abb. 26: Klei in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 20
520
Abb. 27: Klutt, Klott in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namen-
artikel Nr. 21
521
Abb. 28: Koppel in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 22
522
Abb. 29: Kotten in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 23
523
Abb. 30: Leweck in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 24
524
Abb. 31: Liesch (und Varianten) in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl.
Namenartikel Nr. 25
525
Abb. 32: Mersch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 26
526
Abb. 33: Pfuhl in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 27
527
Abb. 34: Rod in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 28
528
0 germ. *sa!a- (Flurnamen)
■ germ. *sala- (Siedlungsnamen)
0 germ. *sali- (Flurnamen)
■ germ. *sali- (Siedlungsnamen)
■ ahd. set id a (Siedlungsnamen)
Abb. 35: Saal (-sei) in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-Raums
- vgl. Namenartikel Nr. 29
529
Abb. 36: Schiffei in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 30
530
Abb. 37: Schucht in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 31
531
Abb. 38: sohr in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 32
532
Abb. 39: Sprehe in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 33
533
Abb. 40: Wehr n. in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 34
534
Abb. 41: Wehre f. in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 35
535
Abb. 42: Wisch, Wiesch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namen-
artikel Nr. 36
536
Abb. 43: Allmende in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 37
537
Abb, 44: Allmende (Allmeine) in rheinischen Flurnamen (nach DiTTMAIER
86, Karte 17) - vgl. Namenartikel Nr. 37
538
Abb. 45: Gereute, Geräte, Geriedt in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums
- vgl. Namenartikel Nr. 38
Abb. 46: Hätsch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 39
540
Abb. 47: Howert in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 40
541
Abb. 48: Klamm in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 41
542
Abb. 49: Matte in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 42
543
Abb. 50: Muni in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 43
544
A Reben PI., Erstbeleg
w bis a. 1500
• Reben PI., jüngere Belege
• Reb(en)berg
• Reb(en)garten
• Wingert/Weingarten
Abb. 51: Reben, Reb(en)berg, Reb(en)garten und Wingert/Weingarten in
Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel Nr. 44
545
Abb. 52: Schachen in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 45
546
0 Schwand (Simplex und Grundwort)
♦ Schwand (Bestimmungswort)
L Schwend
0 Schwandet, Schwendet
■ Suanda (Siedlungsname)
Abb. 53: Swanda in Flur- und Siedlungsnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl.
Namenartikel Nr. 46
Abb. 54: Trotte in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namenartikel
Nr. 47
548
Abb. 55: Bezeichnungen für Kelter im Südwestdeutschen (nach KLEIBER/
Kunze/Löffler 2, 1979, Karte E 17)-vgl. Namenartikel Nr. 47
549
Abb. 56: überzwerch in Flurnamen des Saar-Mosel-Raums - vgl. Namen-
artikel Nr. 48
550
Abb. 57: Flurnamenräume im Saar-MoseFRaum (nach SCHORR 2000, 79,
Karte 21)
551
Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und
Volksforschung e.V.
Verzeichnis der lieferbaren Titel
1. Hans-Walter HERRMANN, Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis zum Jahre 1527,
1959; Darstellung vergriffen, Quellen in 3 Lieferungen, 1957-1962; erhältlich 2. u. 3.
Lieferung (S,257-676) zus. 4.00 €
3. Maria ZENNER, Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920-
1935, 1966, 434 S. 3.00f
4. Eduard HLAWITSCHKA, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert,
1969, 209 S 3,00 €
5. Manfred POHL, Die Geschichte der Saarländischen Kreditbank Aktiengesellschaft, 1972,
146 S., 14 Tab. 3,00 €
9. Marie-Luise HAUCK,Wolfgang LÄUFER, Epitaphienbuch von Henrich Dors. Genealogia
oder Stammregister der durchlauchtigen hoch- und wohlgeborenen Fürsten, Grafen und Her-
ren des Hauses Nassau samt Epitaphien durch Henrich Dorsen, 1983,286 S. 6,00 €
10. Jürgen KARBACH, Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18.
Jahrhundert, 1977, 255 S„ 7 Tab. 3,00 €
14. Heinrich KÜPPERS, Bildungspolitik im Saarland 1945-1955, 1984, 362 S. 4,00 €
15. Wolfgang HAUBRICHS, Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters. Philologische, onomas-
tische und chronologische Untersuchungen, 1986, 267 S. 3,00 €
16. Emst KLEIN, Geschichte der saarländischen Steinkohlengrube Sulzbach-Altenwald (1841-
1932), 1987, 146 S. 3,00 €
17. Thomas HERZIG, Geschichte der Elektrizitätsversorgung des Saarlandes unter bes. Berück-
sichtigung der Vereinigten Saar-Elektrizitäts-AG. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des
Saarlandes, 1987, 414 S 3,00 €
18. Hans-Walter HERRMANN, Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende
(1871-1918), 1990, 184 S. 3,00 f
19. Hans-Walter HERRMANN, Die alte Diözese Metz. L’ancien Diocèse de Metz, 1993, 320 S.
4.00 €
20. Stefan FLESCH, Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter, 1991, 239 S.
3.00 €
21. Rainer HUDEMANN, Rolf WITTENBROCK, Stadtentwicklung im deutsch-französisch-
luxemburgischen Grenzraum (19. u. 20. Jh.). Développement urbain dans la région fronta-
lière France-Allemagne-Luxembourg (XIXe et XXe siècles), 1991, 362 S. davon 36 S. Abb.
4.00 €
22. Wolfgang HAUBRICHS, Reinhard SCHNEIDER, Grenzen und Grenzregionen. Frontières
et régions frontalières. Borders and Border Régions, 1994, 283 S. 3,00 €
23. Stefan LEINER, Migration und Urbanisierung. Binnenwanderungsbewegungen, räumlicher
und sozialer Wandel in den Industriestädten des Saar-Lor-Lux-Raumes 1856-1910, 1994,
283 S. 3,00 e
24. Wolfgang HAUBRICHS, Wolfgang LÄUFER u, Reinhard SCHNEIDER, Zwischen Saar
und Mosel. Festschrift für Hans-Walter Herrmann zum 65. Geburtstag, 1995, 526 S. ¡0,00 €
25. Dieter MUSKALLA, NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel. Gleichschaltung -
Neuordnung-Verwaltung, 1995, 714 S 5,00 €
27. Thomas TRAPP, Die Zisterzienserabtei Weiler-Bettnach (Villers-Bettnach) im Hoch- und
Spätmittelalter, 1996, 409 S. 4,00 €
28. Hans-Christian HERRMANN, Sozialer Besitzstand und gescheiterte Sozialpartnerschaft.
Sozialpolitik und Gewerkschaften im Saarland 1945 bis 1955, 1996, 584 S. 4,00 €
29. Roland MARTI, Sprachenpolitik in Grenzregionen. Politique linguistique dans les régions
frontalières. Language Policy in Border Régions. Polityka jçzykowa na pograniczach, 1996,
371 S. 3,00 €
30. Jean-Marie YANTE, Le péage lorrain de Sierck-sur-Moselle (1424-1549). Analyse et
éditions des comptes, 1996,371 S 3,00 f
31. Frank LEGL, Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998, 699 S. 8,00 €
32. Klaus RIES, Obrigkeit und Untertanen. Stadt- und Landprosteste in Nassau-Saarbrücken im
Zeitalter des Reformabsolutismus, 1997, 492 S. 8,00 €
33. Reinhard SCHNEIDER, Grenzgänger, 1998, 225 S. 4,00 f
34. Zwischen Deutschland und Frankreich. Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-
Saarbrücken, hrsg. von Wolfgang HAUBRICHS und Hans-Walter HERRMANN unter
Mitarbeit von Gerhard Sauder, 2002, 702 S., Format 4°, über 70 teils farbige Abb. 56.00 €
35. Roland MARTI, Grenzkultur - Mischkultur?, 2000, 397 S. 4,00 €
36. Marcus HAHN, Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970. Regionale Politik
zwischen Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland und Kohlekrise, 2003, 477 S.
15.00 €
37. Hans-Walter HERRMANN, Rainer HUDEMANN und Eva KELL unter Mitarbeit von
Alexander König, Forschungsaufgabe Industriekultur. Die Saarregion im Vergleich, 2004,
409 S. 12,00€
38. Hans-Henning KRÄMER, 75 Jahre Saar Ferngas AG. Zur Geschichte der saarländischen
Gasversorgung, 2004, 536 S. 5,00 €
39. Wolfgang FREUND, Volk, Reich und Westgrenze. Deutschtumswissenschaften und Politik
in der Pfalz, im Saarland und im annektierten Lothringen 1925-1945, 2006, 552 S. 30,00 €
40. Frank G. BECKER, „Deutsch die Saar, immerdar!“. Die Saarpropaganda des Bundes der
Saarvereine 1919-1935,2007,501 S. 29,00 €
4L Rainer HUDEMANN, Armin HEINEN in Zusammenarbeit mit Johannes Großmann u.
Marcus Hahn, Das Saarland zwischen Frankreich, Deutschand und Europa 1945-1957, Ein
Quellen- und Arbeitsbuch mit CD-ROM zum Abstimmungskampf 1955 von Susanne
DENGEL, 2007, XII u. 678 S. 29,00 €
42. Ruth KUNZ, Maria VÖLLONO, ,Nordwörter1 und ,Südwörter1 im Saar-Mosel-Raum. Alte
Wortschichten in Toponymen eines exemplarischen Interferenzraumes, 2009, 551 S.
29.00 €
Bestellungen richten Sie bitte an:
Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e.V.
Dudweilerstr. 1 (Landesarchiv),
66133 Saarbrücken-Scheidt
Tel.: 0681-501-1938
Fax: 0681-501-1920
E-Mail: kommission@landesarchiv.saarland.de
Internet: www.kommission.saarland.de