Die Zuschauermasse der Koblenzer Saarkundgebung auf dem Ehrenbreitstein 1934
für die Segnungen des Dritten Reiches geworben, so schmeichelte er den vor ihm
stehenden Saarländern nun mit deren jahrelanger Treue zu Deutschland. Sie würden
mit offenen Armen „zum Eintritt in das deutsche Vaterhaus“ empfangen. Konkret
habe sich seine Regierung zwei Aufgaben gestellt:
„Aussöhnung und Versöhnung ohne Rücksicht auf die frühere Parteizugehörigkeit im heutigen
Deutschen Reich und seiner Bewegung. (Brausender Beifall.) Jeder, der nur in dem einen sich als
Sohn unseres Volkes erweist, daß er bekennt: Ich bin deutsch und ich will deutsch sein, der wird
bei uns die offene Hand finden. (Lebhafte Heil-Rufe.) Wir werden ihn aufnehmen in unsere
innere Gemeinschaft, und er wird es nicht bereuen, wenn er einzieht in die stolzeste Gemein¬
schaft, die Deutschland je gekannt hat. (Jubelnde Zustimmung). [...] Und Sie, die Sie heute hier
stehen, Sie werden einmal glücklich sein, in dieser Gemeinschaft aufgehen und in ihr mitkämpfen
zu können (Nicht endenwollende Beifallsstürme). Und zweitens: Wir wollen dann die wirt¬
schaftlichen Wunden heilen und alles tun, was getan werden kann, um dieses Gebiet nur noch
fester in Deutschland aufzunehmen, noch fester an unser Deutsches Reich und Volk zu ketten.
Die Welt wird erleben, daß, wenn am 13. Januar 99 v.H. für Deutschland stimmen, 10 Jahre
später 100 v.H. für Deutschland eintreten werden. (Lebhafte begeisterte Zustimmungskund¬
gebungen.)“
Die Ehrenbreitsteinrede zählt zu Hitlers Versuchen, gerade im Ausland um Vertrauen
zu werben. Gab er sich schon konziliant gegenüber den Regimekritikern im eigenen
Land und versprach den einstigen Oppositionellen an der Saar Amnestie zu gewäh¬
ren, so signalisierte er an die Adresse Frankreichs die Verständigungsbereitschaft des
nationalsozialistischen Deutschlands. Wie auch schon im Vorjahr zu Füßen der
Germania am Niederwald bezeichnete er die Saarfrage als letztes noch zwischen
beiden Staaten nicht bereinigtes territoriales Streitobjekt und verlieh seiner Hoffnung
Ausdruck, daß es nach der Rückgliederung der Saar zu einer gemeinsamen Lösung
der großen zeitgenössischen Aufgaben kommen werde. Mit dem gemeinsamen
Singen des Deutschland- und des Horst-Wessel-Liedes fand die Kundgebung direkt
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