sammenarbeit mit einzelnen Vertrauensleuten im Saargebiet in den Vordergrund. Für
Vogel war es ein leichtes, seine zahlreichen Verbindungen und Kontakte, die er
während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Dienst der Bergwerksdirektion und in
der Saarbrücker Kommunalpolitik geknüpft hatte, zu reaktivieren6. Ein größeres
Problem hingegen war die fehlende geographische und gesellschaftliche Streuung
seiner Verbindungsmänner7 *, deren Tätigkeit sich in drei Hauptaufgabenfelder unter¬
teilen läßt:
1. Beobachten und Sammeln: Um jeden noch so kleinen - vermeintlichen oder
tatsächlichen - Verstoß des französischen Militärs, der Regierungskommission
oder der ..Administration des Mines Domaniales“ gegen Bestimmungen des
Saarstatuts im „Saar-Freund" propagandistisch ausschlachten zu können, war die
Geschäftsstelle auf Informationen aus erster Hand angewiesen. Die Vertrauens¬
leute leiteten interessant erscheinendes Material nach Berlin weiter, erstellten bei
Bedarf Analysen zur Stimmungslage, gaben Auskunft über einzelne Persönlich¬
keiten und betrieben Spionage gegen die französische Besatzung6.
2. Empfangen und Verteilen: Über die gleichen Kanäle, wie sie Informationen über
den Rhein brachten, erhielten die Verbindungsmänner auch Propagandamaterial
der Geschäftsstelle wie beispielsweise den „Saar-Freund“, für dessen Verbreitung
an der Saar sie zuständig waren.
3. Entkräften und Werben: Schließlich lag es an den Kontaktpersonen des Bundes,
den regelmäßig gegen den Verein erhobenen Anschuldigungen entgegenzutreten
und weitere Kreise für die Zusammenarbeit mit ihm zu gewinnen. Dem darauf
aufbauenden Versuch, über Vertrauensleute Gelder bei saarländischen Industrie¬
betrieben und Persönlichkeiten einzuwerben, war nur wenig Erfolg beschieden.
Die noch immer aktive französische Postzensur war für Vogel Anlaß, an seiner
bisherigen streng konspirativen Arbeitspraxis festzuhalten9 und zumindest in den
6 Außerdem rekrutierte Vogel Vertrauensmänner unter Angehörigen seiner Kompanie während des
Krieges: Vgl. Tagebuchaufzeichnungen Eckels (Januar-März 1925), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein
26. Vogels Bekanntheitsgrad war nicht unproblematisch: Nach dem Beamtenstreik soll auf seine
Ergreifung eine Belohnung von 200.000 RM ausgesetzt gewesen sein. Wenn diese Summe auch
übertrieben hoch scheint, so fühlte sich Vogel um den Jahreswechsel 1920/21 doch immerhin so
bedroht, daß er einen Waffenschein zur Selbstverteidigung beantragte: Vgl. Brief der GSV an das
Polizeirevier Berlin (05.01.21), in: BA-R 8014/11.
7 Ein Verzeichnis von 40 Vertrauensleuten aus der Zeit des Abstimmungskampfes zeigt deren Konzen¬
tration auf die Gemeinden und Städte im Saarkohlesattel; demnach verfügte Vogel über keine Kontakt¬
person im Landkreis Merzig und nur über einen bzw. zwei Ansprechpartner in den Landkreisen St.
Wendel und Saarlouis. Selbst nach fast eineinhalb Jahrzehnten war es der GSV anscheinend nicht
gelungen, in der Saarpfalz Fuß zu fassen. Mehr als die Hälfte der Verbindungsleute arbeitete als Steiger
auf den verschiedenen Grubeninspektionen, die der GSV als Multiplikatoren wertvolle Dienste leisten
konnten: Vgl. undatierte Liste der „Vertrauensleute zur Einholung von Auskünften für Reichswehr,
polizeiliche und sonstige Erkundigungen im Saargebiet“ (vermutlich nach 1933), in: BA-R 8014/140.
s Dabei übermittelten die Vertrauensleute an der Saar keineswegs nur hochbrisantes Material und
Informationen: der überwiegende Teil der Korrespondenz war unpolitischer, meist belangloser Natur.
Vgl. den umfangreichen Schriftverkehr in: BA-R 8014/159-182.
9 Vgl. die regelmäßigen Warnungen in: SF 1 (1920) 12, S. 94; SF 1 (1920) 15, S. 148; SF 2 (1921) 2. S.
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