II. Die Wissenschaften in der Pfalz und Saarpfalz 1925-1939
Die Wissenschaftsorganisation in der bayerischen Rheinpfalz, die Pfälzische
Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (PGFW), war 1925 aus wissen¬
schaftspolitischen Motiven gegründet worden, um der Pfalz als gefährdetem
Grenzgebiet besondere kulturelle Pflege zukommen zu lassen. 1933 wurde sie im
Sinne der nationalsozialistischen Ideologie umgeformt und erweitert. Von nun an
war der Dienst für den Gauleiter mitzuerfüllen und die Frontstellung der PGFW
gegen Westeuropa und namentlich gegen Frankreich wurde schärfer konturiert.
1934 wurde die PGFW wie alle Kultureinrichtungen der Pfalz in den Saarkampf
geschickt. Im Jahre 1936 ging die wissenschaftliche Arbeit der PGFW auf das neu
gegründete Saarpfälzische Institut für Landes- und Volksforschung über, das die
pfälzischen und saarländischen Wissenschaften institutionell verklammerte.
1. Die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in der
Weimarer Republik und ihre Gleichschaltung 1933
Wissenschaftliche Situation 1918-1925
Als 1918 französische Truppen das Rheinland und damit die zu Bayern gehörende
Pfalz besetzten, geriet diese in eine heikle strategische Lage. Im Westen schloss
sie an das unter Völkerbundsmandat gestellte Saargebiet an, nach Osten stellte sie
die Verbindung zum alliierten Brückenkopf Mainz-Wiesbaden her. Im Süden der
Pfalz war Elsass-Lothringen zu Frankreich zurückgekehrt und die Pfalz nach bald
fünfzig Jahren wieder zu einem Grenzgebiet geworden. Da eine französische An¬
nexion der linksrheinischen Gebiete für die Alliierten nicht in Frage kam, wan¬
delte Frankreich nach der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages seine
Mittel, warb mit wirtschaftlichen Maßnahmen und einer breit gefächerten Kultur¬
propaganda, durch Kunstausstellungen, Vorlesungen, Theateraufführungen oder
Schriftstellerlesungen für eine Öffnung der Pfalz nach Westen. Schulen wurden
gegründet und in Mainz ein Universitätsinstitut eingerichtet. In der Revue rhénane
schrieben angesehene deutsche und französische Literaten.1 Der Kommandant der
achten Armee in Landau General E. M. Gérard wollte „die Herzen und die Sinne“
der pfälzischen Bevölkerung für Frankreich erobern.2 Die Politik der pénétration
pacifique wurde durch seinen Nachfolger General Adalbert François Alexandre
de Metz fortgesetzt.
1 Hüttenberger, „Methoden“, 109, cf. 120.
“ 1923/24, 41, Zitat 21; cf. Applegate, Nation, 123.
173