seine Ausführungen erneut, aber schon selbstbewusster abgeschmeckt mit dem
Westmark-Begriff, den er jetzt auf die südwestdeutschen Grenzlande beschränkte:
„Das Elsaß-Lothringen-Institut gibt seine enge Aufgabe auf und wird in ein all¬
gemeines] Institut für die gesamte Westmark eingebaut. Die elsaß-lothringischen
Fragen werden in Zukunft nur von der Basis einer planmäßigen Westmark¬
forschung aus behandelt werden.“664
Neikes wollte Sante und Overbeck als Leitung des Instituts präsentieren.665 Sante
gewann die Überzeugung, dass ihnen „die Leitung des Elsaß-Lothringen-Insti-
tutes schon zugesprochen“ sei und nur noch der Auftrag hinzugefügt werden
müsse, „die Grenzforschung zwischen Saar und Rhein im Laufe des nächsten Jah¬
res der Überleitung aufzubauen“.666 Anfang Februar 1935 zeichneten Saarbrücken
und das preußische Kultusministerium den Entwurf einer von den saarländischen
Gebietskörperschaften, der Handels- und Handwerkskammer und von einfachen
Mitgliedern und Förderern finanzierten Stiftung, in die die SFG und der Histo¬
rische Verein gesamt überzuleiten seien.667
Das Kulturamt der Deutschen Front schaltete sich ein und bestellte Hellwig zur
Planung der saarländischen Wissenschaftsstruktur nach der Rückgliederung.
Offensichtlich in Kenntnis des Saarbrücker Vorhabens entwarf Hellwig einen
generellen Organisationsplan der saarländischen und pfälzischen Landes- und
Heimatkunde.668 Deutschland müsse seine Grenzen kulturell und militärisch ver¬
stärken (womit sich für Hellwig die vom Versailler Friedensvertrag vorgeschrie¬
bene Entmilitarisierung des Rheinlandes erübrigt hatte), weil schon die „französi¬
sche Annexionswissenschaft“ in den französischen Ostprovinzen eine kulturelle
„Verteidigungsstellung“ errichtet habe: die wissenschaftlichen Institutionen in
Metz, die Universität in Strasbourg, die nach dem Ersten Weltkrieg die franzö¬
sische Saarpolitik gestützt hätten, und die zur geistigen Vorbereitung der Wieder¬
gewinnung Elsass-Lothringens Ende des 19. Jahrhunderts in Nancy errichtete
Universität. Das deutsche Volkstum im Reich sei nur ausreichend vor Frankreich
geschützt, wenn man die Angriffe der französischen Kulturpropaganda schon im
HessHStA, 1150/63: [Sante] Besprechung zwischen Emrich und Sante v. 13.10.1934.
665 HessHStA, 1 150/63: Sante an Overbeck v. 5.11.1934, 2.
666 HessHStA, 1150/63: Sante an Bongard v. 24.1.1935.
667 StdASb, Großstadt/2906: Neikes. Besprechung mit Gürich, Gents, Dr. Schwartz u. Bongard
v. 8.2.1935.
668 LASb, SM 45: Hellwig an Reuth v. 14.3.1935. LASb, SM 45: [Hellwig] „Über die Errich¬
tung eines deutschen Grenzlandinstitutes im Saargebiet“. Die Denkschrift ist weder gezeichnet
noch datiert und weist keinen Adressaten auf. Im Findbuch zum Depositum Saarland-Museum
wird die Autorschaft Hellwigs angegeben, was Hellwigs ausgefallene Schreibmaschinentype
bestätigt. Hellwigs Absicht, die wissenschaftlichen Kräfte der SFG nach der Beendigung des
Saarkampfes zu halten (1), zeigt, dass die Denkschrift vor dem März 1935 entstanden sein
muss. Wahrscheinlich wurde sie unmittelbar nach dem 13.1.1935 verfasst, da Hellwig noch
glaubte, die (im Februar vernichteten) Unterlagen der Reko in ein Saararchiv überführen zu
können (10). Die Denkschrift war offenkundig für die kulturpolitischen Stellen des Gaues
verfasst.
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