Das Propagandaministerium entsprach dem Ansinnen der Stadt. Die Ausstel¬
lungsgegenstände wurden auf die Bahn verladen und nach Saarbrücken geschickt.
Um die Regierungskommission des Saargebietes nicht zu verschrecken, gedachte
man, der Ausstellung einen neuen Namen zu geben: „Kultur und Wirtschaft an
der Saar“ klang weniger verfänglich.541 Aber die Regierungskommission ließ im
Saargebiet keine breit wirksame Rückgliederungspropaganda in Form einer
Ausstellung zu. Um ein offizielles Verbot und negative Schlagzeilen zu vermei¬
den, zögerte sie einfach die Genehmigung für die Ausstellungsräume hinaus.542
Tatsächlich wurde die Kölner Ausstellung erst nach der Rückgliederung an der
Saar gezeigt, wo sie im Saarland-Museum die Propagandaabteilung „Ehrenraum
des Saarkampfes“ bildete.543
6. Die Saarforschungsgemeinschaft nach der Rückgliederung
des Saargebietes
Ende 1934 wurde es an der Saar Zeit, sich Gedanken über die wissenschaftliche
Zukunft nach der Rückgliederung zu machen. Aubin wollte den Vorsitz der SFG
loswerden. Seit seinem Wechsel nach Breslau hatten seine „Ostaufgaben“ über¬
hand genommen. Einzig die Aussicht auf einen Erfolg der deutsch-französischen
Saarverhandlungen hatten ihn 1930 noch ausharren lassen;544 doch die Saar blieb
Völkerbundsmandat und Aubin nolens volens Vorsitzender. Ende 1933 teilte er
mit, dass er nach der Rückgliederung nicht mehr zur Verfügung stehe.545 Um das
lädierte Verhältnis zwischen WFG und SFG aufzurichten, stellte Steinbach, der
auf die Nachfolge Aubins spekulierte, auf der Neunkirchener SFG-Tagung im
Oktober 1933 sein Saarforschungsprogramm vor: Die SFG solle mindestens
„noch zehn Jahre“ nach der Rückgliederung weiter bestehen.546 Auf diese Weise
hätte Steinbach der gesamten Westforschung noch für lange Jahre die gesonderten
Mittel der SFG gesichert. Um aber sich, dem IGL und der WFG die wissenschaft¬
liche Hoheit über die Saar zu garantieren, musste sie zur preußischen Rhein¬
provinz zurückkehren.
541 LASb, SM 61 : Hellwig an die Abteilungsleiter u. Mitarbeiter v. 6.10.1934.
HessHStA, 1150/63: Sante an Overbeck v. 5.11.1934, 1; cf. Overbeck an Sante v.
20.10.1934.
543 Howest, „Vom Saarmuseum“, 412 Foto; cf. Läufer, „Saarbrücker Museumspläne“, 91-92.
544 BABL, R8037/1 : Aubin an Bongard v. 11.1.1934, 6; HessHStA, 1150/65: Aubin an Mit¬
gliederder SFG v. 31.1.1938, 2; cf. 1150/63: Sante an Emrich v. 14.3.1935, 3.
545 BABL, R8037/1 : Aubin an Bongard v. 11.1.1934, 6; cf. HessHStA, 1150/63: Sante an
Emrich v. 14.3.1935, 3.
546 LASb, SM 12: Aubin [et al.], Mitgliederversammlung der SFG am 2.10.1933, 4.
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