VERÖFFENTLICHUNGEN DER
KOMMISSION FÜR SAARLÄNDISCHE LANDESGESCHICHTE
UND VOLKSFORSCHUNC
Studien zur
Geschichte der Grafen
von Dagsburg-Egisheim
KOMMISSIONSVERLAG:
SAARBRÜCKER DRUCKEREI UND VERLAG GMBH
SAARBRÜCKEN 1998
FRANK LEGL
GRAFEN VON DAGSBURG-EGISHEIM
Veröffentlichungen
der Kommission für Saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung
31
Studien zur Geschichte der Grafen
von Dagsburg-Egisheim
Frank Legi
Saarbrücken 1998
Kommissionsverlag:
SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Legi, Frank:
Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim / Frank
Legi. - Saarbrücken: SDV, Saarbrücker Dr. und Verl., 1998
(Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und
Volksforschung; 31)
Zugl.: München, Univ., Diss., 1995/96
ISBN 3-930843-36-6
© 1998 by Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung eV,
Saarbrücken.
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Printed in Germany
ISBN 3-930843-36-6
ISSN 0454-2533
Für
Theresia Legi,
Johanna und Josef Legi
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis VII
Vorwort XIII
EINLEITENDE BEMERKUNGEN 1
1. Überblick über die Forschung 1
2. Zielsetzung der vorliegenden Studien 4
I. TEIL: GENEALOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUR
GESCHICHTE DER GRAFEN VON DAGSBURG-EGISHEIM 7
1. Einleitung 7
2.1. bis III. Generation 7
Die Anfänge der Familie der Eberhardiner 7
Eberhard I. 8
Hugol. 18
Eberhard II. und Eberhardus eremitus 21
Die Söhne Hugos I.: 24
Eberhard III. 24
Hugo II. 27
Guntram 29
Seitenverwandte der Eberhardiner 31
3. IV. bis VI. Generation 33
Hugo III. raucus 33
Die Gemahlin des Hugo raucus und die Verwandtschaft der Eberhardiner
zu den Saliern 36
Die Kinder des Hugo raucus: 38
Eberhard IV. 40
Hugo IV. und Heilwig von Dagsburg 41
Der Vater Heilwigs: Ludwig von Dagsburg 43
Die Kinder von Hugo IV. von Egisheim und Heilwig von Dagsburg: 46
Bruno/Papst Leo IX. 46
Gerhard III. und Hugo V.: 48
Gerhard III. 48
Hugo V. 49
Eberhard V. 50
Die Mutter des Grafen Adalbert von Calw 51
Hildegard 51
Die patrueles von Leo IX. 53
4. VII. und VIII. Generation 54
Nachkommen der Kinder Hugos IV. und Heilwigs: 54
Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim 55
vn
Die Gemahlin Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim 56
Gerberga, Äbtissin in Hesse 57
Nachkommen Gerhards III. 58
Die Kinder Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim: 60
Gerhard IV. von Egisheiin 60
Hugo VI. von Egisheim 63
Albert I. von Dagsburg-Egisheim und Moha 65
Die beiden Ehefrauen Alberts I.: 69
Heilwig, Alberts erste Gemahlin 69
Ermensinde von Luxemburg, Alberts zweite Gemahlin 69
Bruno, Großarchidiakon von Toul und Propst von St. Gangolf 73
5. IX. und X. Generation 74
Heilwig von Egisheim, Gemahlin Gerhards von Vaudemont, und die
Nachkommen aus dieser Ehe 74
Die Nachkommen Alberts I.: 78
Hugo VII. 78
Gertrud, die Gemahlin Hugos VII. 82
Mathilde 88
Albert, ein Sohn Alberts I. von Dagsburg? 90
Hugo VIII. (Heinrich) von Dagsburg 92
Die Ehe Hugos VIII. von Dagsburg mit Luitgart von Sulzbach 97
6. XI. und XII. Generation 101
Die Kinder aus der Ehe Hugos VIII. mit Luitgart von Sulzbach: 101
Hugo IX. (Heinrich) von Dagsburg 102
Albert II. von Dagsburg 109
Die Gemahlinnen Alberts II. 116
Gertrud, die Gemahlin Graf Ludwigs I. von Saarwerden 120
Die Gemahlin Theoderichs I. von Hochstaden und ihre Nachkommenschaft 123
Probleme um die Nachkommenschaft Alberts II. von Dagsburg: 126
Zu den angeblichen Söhnen Alberts II. von Dagsburg 127
Gertrud von Dagsburg, die Tochter Alberts II. 130
Waltrikinus, frater tneus 133
7. Exkurse 137
Exkurs 1: Die Familieneinträge der Eberhardiner auf fol. 6v und 7r im
Liber memorialis von Remiremont 137
Exkurs 2: Zu den angeblichen Schwestern und Verwandten Leos IX.: 141
Gertrud, die Mutter der Ida von Elsdorf 141
Richeldis 144
Gepa, Äbtissin von Neuss 145
Tuta von Egisheim 146
Adelheid vom Elsaß 148
Exkurs 3: Zur Mutter Ermensindes von Luxemburg 153
VIII
II. TEIL: POLITISCHE GESCHICHTE DER GRAFEN VON
DAGSBURG-EGISHEIM 159
1. Einleitung 159
2. Erstes Auftreten der Eberhardiner in spätkarolingischer Zeit 159
Eberhard I. und Arnulf von Kärnten 159
Politische Wirksamkeit Hugos I. 169
Die Auseinandersetzungen an der Westgrenze des Reiches nach dem
Tod von Ludwig dem Kind 171
Grafengewalt - Herrschaftliche Verdichtung 174
3. Die Eberhardiner und das ottonische Königtum 174
Die Eberhardiner und König Heinrich I. 174
Konflikt mit Otto I.: 177
Der Prozeß gegen Guntram 177
Weiteres Vorgehen Ottos I. gegen die Eberhardiner 183
Die Vorgänge um Lüders 959 183
Verlagerung des politischen Schwerpunktes: 186
Die Stiftung des Klosters Altdorf 187
Stiftung der Abtei Hesse 189
Machtpolitische Entwicklung unter den letzten Ottonen 191
Die Eheschließung zwischen Hugo IV. und Heilwig von Dagsburg 195
Die Stiftung der Abtei Heiligkreuz bei Woffenheim und die Herausbildung
eines neuen Geschlechtsbewußtseins 196
4. Die Grafen von Dagsburg-Egisheim während der Zeit der Salier 199
Die Rolle der Grafen von Dagsburg-Egisheim im Konflikt König
Konrads II. mit Herzog Emst II. von Schwaben 200
Die Anfänge Brunos von Egisheim unter König Konrad II. 202
Kaiser Heinrich III. und Papst Leo IX. 206
Leo IX. und die Klöster seiner Familie 210
Die Stellung der Grafen von Dagsburg-Egisheim im Investiturstreit 213
5. Territorialpolitische Entwicklung in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts 224
Die Erwerbung der Grafschaft Moha 225
Albert I. und die Besitzungen um Longwy 229
6. Die Dagsburger Grafen im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts 231
Die Molsheimer Fehde 232
7. Die Zeit Hugos VIII. 235
Erbanfall durch den Tod Ulrichs von Egisheim 238
E)ie Eheschließung Hugos VIII. mit Luitgart von Sulzbach 239
Die Fehde mit dem Grafen von Namur 241
Hugo VIII. und Friedrich Barbarossa: 250
Die Erwerbung der Grafschaft Metz 250
IX
Das Verhältnis zwischen Friedrich I. und Hugo VIII. bis zum Ende
der fünfziger Jahre des 12. Jahrhunderts 256
Die Horburger Fehde' 261
Nach der Horburger Fehde und letzte Jahre Hugos VIII. 271
8. Albert II. von Dagsburg 274
Albert II. und Friedrich Barbarossa 275
Albert II. und Heinrich VI.: 277
Das Verhältnis während der Anfangsjahre Heinrichs VI. 277
Politische Gegensätze zwischen Albert II. und Heinrich VI. 279
Das Erstein-Problem 280
Albert II. und die Lütticher Bischofswahlen von 1191 und 1194 284
Zur angeblichen Beteiligung Alberts am Erbreichsplan Heinrichs VI. 293
Die Situation nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. im Jahre 1197 296
Das Jahr 1198 - Albert II. und die Königswahl: 300
Die Rolle Alberts II. bei der versuchten Erhebung Bertholds V.
von Zähringen zum König 300
Die Rolle Alberts II. bei der Königs wähl Ottos IV. 303
Der Kampf mit König Philipp von Schwaben und der politische
Seitenwechsel Alberts II. von Dagsburg 307
1204-1206: Das Nachfolgeproblem: 310
Streitigkeiten um das Erbe Alberts II. 310
Die Geburt der Erbin 317
Der Ehekontrakt 318
Die letzten Jahre Alberts II.: 321
Rückgang der Aktivitäten 321
Die Stiftung des Klosters Val-Notre-Dame und der Tod Alberts II. 323
9. Burgenpolitik - Herrschaftsbildung - Territorialpolitik 1100-1212 332
Burgenausbau der Dagsburger Grafen im 12. Jahrhundert: 332
Erste Burgen der Dagsburg-Egisheimer Grafen 333
Burgenpolitik unter Hugo VII. 334
Burgenpolitik unter Hugo VIII. und Albert II. 336
Herrschaftsbildung unter Hugo VIII. 338
Terri torialpoli ü k Alberts II. 341
10. Gertrud, die letzte Gräfin von Dagsburg 343
Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I. von
Oberlothringen 343
Die Ehe Gertruds mit Graf Theobald IV. von der Champagne 357
Die Ehe mit Simon von Leiningen und der Tod Gertruds 363
11. Der Streit um die Dagsburger Erbschaft 365
Der Kreis der Anwärter auf die Erbschaft 366
Die Auseinandersetzungen in Niederlothringen 366
Die Auseinandersetzungen um die Grafschaft Metz 371
Berthold von Teck und das Dagsburger Erbe im Elsaß 375
X
III. TEIL: BESITZGESCHICHTLICHER TEIL 391
Vorbemerkung 392
1. Besitzungen 392
2. Zweifelhafte Besitzungen 497
3. Fälschlich zugewiesene Besitzungen 512
4. Laienabbatiate, Vogteien und Patronate 522
IV. TEIL: ANHANG 571
1. Urkunden 571
2. Abbildungen und Karten 599
Abkürzungsverzeichnis 615
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 619
Quellenverzeichnis: 619
1. Benutzte Archivalien 619
2. Gedruckte Quellen 621
Regestenverzeichnis 635
Literaturverzeichnis 638
ORTS- UND PERSONENREGISTER 665
STAMMTAFEL 699
XI
Vorwort
Die „Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim“ wurden im
Wintersemester 1995/96 als Dissertation von der Philosophischen Fakultät für Ge-
schichts- und Kunstwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München
angenommen. Die Arbeit wurde für den Druck überarbeitet und noch um einige
Aspekte ergänzt. Auch konnte der Urkundenteil durch in der Zwischenzeit neu
auf gefundene Dokumente erweitert werden.
Mein Dank gilt natürlich zunächst meinem verehrten akademischen Lehrer, dem
ehemaligen Lehrstuhlinhaber für Mittelalterliche Geschichte an der Ludwig-
Maximilians-Universität, Herrn Prof. Dr. Eduard Hlawitschka, der in vielen Ge-
sprächen und in seinen Oberseminaren die erste Anregung für eine Beschäftigung
mit der Geschichte der Dagsburg-Egisheimer Grafen gab. Er, als der führende
Vertreter der historischen Genealogie, war es auch, der mich in die Geheimnisse
dieses Fachgebietes eingeweiht und vor so manchen Untiefen bewahrt hat. Zudem
stand er mir immer unter großer menschlicher Anteilnahme in vielen Gesprächen
mit wertvollen Ratschlägen zur Seite.
Ein besonderes Anliegen ist es mir, Herrn Prof. Dr. Hans-Walter Herrmann, für
seine vielfältige Hilfe und unendliche Geduld Dank abzustatten. Der hervorragende
Kenner der saarländischen Landesgeschichte hat mir schon während der
Entstehungszeit der Arbeit nicht nur in seiner damaligen Funktion als Direktor des
Saarländischen Landesarchives Zugang zu wichtigen Dokumenten verschafft,
sondern auch für den Fortgang der Arbeit wichtige Hinweise und Ratschläge erteilt.
Zudem war er es, der als Geschäftsführer der Kommission für Saarländische
Landesgeschichte und Volksforschung e. V. die Veröffentlichung der vorliegenden
Studien in die Publikationsreihe der Kommission angeregt hat. Der Kommission
und ihrem Präsidenten, Herrn Prof. Dr. Reinhard Schneider, sei für die Aufnahme
der Arbeit in ihre Reihe recht herzlich gedankt.
Nicht zu vergessen sind auch die Damen und Herren in den Archiven, Bibliotheken
und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, die mir immer Hilfe entgegen-
gebracht haben und dadurch die Arbeit beträchtlich erleichtert haben, so Frau
Wauters (Archives générales du Royaume/Algemeen Rijksarchief in Brüssel), Herr
Pierre Bauwens (Archives de l'Etat à Huy), Herr Christian Wilsdorf (ehemaliger
Direktor, Archives départementales du Haut-Rhin in Colmar), Herr Jean-Luc
Eichenlaub (Direktor, Archives départementales du Haut-Rhin), Frau Anne
Eichenlaub (Archives départementales du Haut-Rhin), Herr Jacques d'Orleans
(Direktor, Archives départementales du Bas-Rhin in Straßburg), Herr Deck
(Archives départementales du Bas-Rhin), Frau Lucie Roux (ehemalige Direktorin,
Archives départementales de la Moselle in Metz), die Herren Charles Hiegel und
Jean-François Girardot (beide Archives départementales Archives départementales
de la Moselle), Herr Hubert Collin (Direktor, Archives départementales de Meurthe
et Moselle in Nancy) und vor allem Frau Marie-Ange Gießgen (stellvertretende
Direktorin, Archives départementales de Meurthe et Moselle), deren großes
Engagement ich besonders erwähnen will.
XIII
Spezieller Dank gilt Herrn Dr. Alfred Gawlik von der Monumenta Germaniae
Historica, der mir bei paläographischen Problemen im Zusammenhang mit der
Erstellung des Urkundenanhangs immer wieder kenntnisreich und hilfsbereit zur
Seite stand. Herrn Dr. Rolf Grosse vom Deutschen Historischen Institut in Paris und
Herrn Dr. Gerold Böimen vom Stadtarchiv in Worms sei für ihre spontane Hilfe
ebenfalls recht herzlich gedankt. Mit Rat und Tat haben den Fortgang der Arbeit
Herr Prof. Dr. Wolfgang Giese und Herr Privatdozent Dr. Roland Pauler sowie
mein Freund, Herr Dr. Hubertus Seibert, begleitet. Letzterer hat auch zusammen mit
meinen Freunden Silke Berdux, Volker Schindler, Robert Walser und meiner Frau
Brigitte Endfellner-Legl die Mühsal des Korrekturlesens übernommen. Für weitere
Hilfe sei meinen Freunden Marie-Christine Martinez-Steiner, Carl Steiner, Dr. Max
Georg Kellner, Gerhard und Brigitte Söhne und vor allem meiner Mutter, Johanna
Legi, gedankt, die mir immer wieder geholfen haben, anstehende Probleme zu
überwinden. Schließlich habe ich noch Herrn Raimund Zimmermann für das
vorzügliche Zeichnen der Karten zu danken.
Nicht vergessen werden sollen auch die Damen und Herren von der Monumenta
Germaniae Historica, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben, sowie die
Damen und Herren von der Fernleihe der UB München, ohne deren Hilfe die
Beschaffung der oftmals nur in regionalen Bibliotheken vorhandenen Spezial-
literatur um ein Vielfaches mühsamer gewesen wäre.
Weilheim, im Mai 1998
Frank Legi
XIV
EINLEITENDE BEMERKUNGEN
1. Überblick über die Forschung
Es gibt bis heute keine zusammenfassende und wissenschaftlich befriedigende
Darstellung der Geschichte der die Politik in einem Kemraum des frühen und hohen
Mittelalters in wesentlichen Aspekten mitgestaltenden Hochadelsfamilie der Grafen
von Dagsburg-Egisheim. Dieser Mangel resultiert zum einen daher, daß die
Mitglieder dieses Grafenhauses Inhaber mehrerer Grafschaften gewesen sind - zum
Beispiel der Grafschaft Dagsburg, der Metzer Grafschaft imd der Grafschaft Moha -
und über großen Streubesitz verfügten, der vom schweizerischen Aargau im Süden
über den elsässischen Sundgau bis an die Maas im heute belgischen Hesbaye
reichte, was die Grenzen einer lokal orientierten Geschichtsschreibung weitgehend
sprengt und bis heute hemmend wirkt. Auch die die heutigen Ländergrenzen
überschreitende - sich an Rhein, Mosel, Meurthe, Seille, Saar und Maas
orienüerende - politische Wirksamkeit dieser Familie mag dazu beigetragen haben,
daß sich die Historiker der einzelnen Lander nicht zuständig gefühlt haben. Zum
anderen mögen für das Nichtzustandekommen einer zusammenfassenden
Darstellung vielschichüge Probleme bei der Erforschung der Genealogie der
Familie eine Rolle gespielt haben.
Die erste größere Beschäftigung mit dem in seinen Anfängen Eberhardiner
genannten Geschlecht erfolgte im 18. Jahrhundert durch Johann Daniel Schöpflin,
der sich in seiner „Alsatia illustrata“1 eingehend mit der Genealogie der Gra-
fenfamilie befaßte. Darüber hinaus schuf Schöpflin mit seiner umfangreichen
Quellenediüon zur mittelalterlichen elsässischen Geschichte, der „Alsatia diplo-
matica“2, die Grundlage für eine quellenmäßig abgesicherte Forschung. Weitere
wichtige Quellensammlungen zur elsässischen und lothringischen Geschichte wur-
den - ebenfalls im 18. Jahrhundert - durch Augustin Calmet in den pièces
justificatives zu seiner „Histoire de Lorraine“3, von Philippe André Grandidier in
den preuves seiner „Histoire ecclésiastique militaire civile et littéraire de la
Province d'Alsace“4 und von Stephan Alexander Würdtwein5 veröffentlicht. Diese
vier Quellensammlungen bilden - obzwar in manchem durch moderne und kritische
Editionen, z. B. Editionen der Monumenta Germaniae Historica, überholt - noch
heute den Grundstock für die Forschungen zur elsässischen und lothringischen
1 J. D. Schöpflin, Alsatia illustrata Germanica Gallica, Colmar 1761
2 J. D. Schöpflin, Alsatia diplomatica, 2 Bde., Mannheim 1772 u. 1775.
3 A. CALMET, Histoire ecclésiastique et civile de Lorraine, 1. Aufl., 3 Bde., Nancy 1728
und als zweite, stark erweiterte Aufl unter dem Titel: Histoire de Lorraine, 7 Bde., Nancy
1745- 1757.
4 Ph. A. Grandidier, Histoire ecclésiastique militaire civile et littéraire de la Province
d'Alsace, Tom 1,2: Pièces Justificatives, u Tom. 11,2: Pièces Justificatives, Straßburg
1787.
5 S. A. WüRDTweN, Nova subsidia diplomatica, 14 Bde., Heidelberg 1781 ff.
1
Landesgeschichte6. Daneben gibt es in den einzelnen Archiven noch ungedrucktes
Material, aus dem man Informationen zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-
Egisheim erhält7.
Die Geschichte der Grafschaft Dagsburg wird seit dem 19. Jahrhundert in mehreren
Monographien behandelt, so in Arbeiten von Dugas de Beaulieu8 und Gustave
Huffel9. Allerdings umfassen diese Darstellungen zumeist einen größeren - über das
Mittelalter hinausreichenden - Zeitraum und führen von der Urzeit bis in die
Neuzeit. Das Mittelalter - und speziell der uns interessierende Zeitraum zwischen
ca. 890 und 1250 - macht bei den Schriften dieser Autoren nur einen Teil ihrer
Darstellungen aus und wird, so wie bei Gustave Huffel, nur sehr kursorisch
abgehandelt. Ein neuerer kurzer Beitrag von Françoise Thary zur Grafschaft
Dagsburg bleibt allzusehr an der Oberfläche und ist für unsere Zwecke kaum
brauchbar10. Auch liegt uns von Ferdinand Tihon eine Geschichte der Grafschaft
Moha vor11, die einen ähnlich weit gespannten Zeitraum umreißt wie die Arbeiten
zur Grafschaft Dagsburg. Lediglich eine an der Universität Lüttich im Jahre 1986
entstandene Staatsexamensarbeit von Marie-Elisabeth Wegnez zu den Grafen von
Dagsburg in Moha faßt den Rahmen enger, jedoch reicht auch hier der zeitliche
6 Bei Grandidiers Edition ergibt sich jedoch zusätzlich ein besonderes Problem, da seine
Quellensammlung nicht nur vom Editor unerkannte Fälschungen enthält, wie es bei
anderen Editionen auch Vorkommen kann, sondern Grandidier hat sogar selbst
Fälschungen vorgenommen und als angeblich echte Stücke ediert. Siehe dazu unten die in
Anm 133 verzeichnete Literatur.
7 Siehe dazu die jeweiligen Nachweise in den Fußnoten und die von mir edierten Urkunden
im Anhang der Arbeit. Es muß noch erwähnt werden, daß es auf der Dagsburg ur-
sprünglich ein Archiv gab. Es gelangte nach der Eroberung der Burg in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts in französische Hände, kam Uber den Umweg Paris nach
Metz, wurde der Reunionskammer vorgelegt und anschließend den Grafen von
Leiningen-Dagsburg, welche als Inhaber der Dagsburg die Nachfolger der Grafen aus
dem Dagsburg-Egisheimer Haus waren, wieder zurückgegeben. Die Leininger
verbrachten das Archiv nach Schloß Türkheim. Dort wurde es schließlich beim Brand des
Schlosses ein Opfer der Flammen und vollständig vernichtet. Siehe J.-C. Koffel, Regard
nouveau sur l'histoire de Dabo. Les temps modernes, Dabo 1986, S. 29. Allerdings hat
sich ein Inventar des Archivs in der Collection de Lorraine in Paris, BN (Signatur:
Collection de Lorraine, n° 717, fol. Ir - fol. 33v.: Liasses de Metz, XII: 79. Inventaire des
titres du château de Dabo) erhalten. Bei der Durchsicht des Inventars stellte ich jedoch
fest, daß im einstigen Archiv kein einziges Stück der Dagsburger Grafen aus dem
egisheimisch-dagsburgischen Haus vorhanden war (jedenfalls war keines im 17.
Jahrhundert inventarisiert worden). Alle Stücke beziehen sich auf das Haus Leiningen-
Dagsburg.
8 Dugas de Beaulieu, Le comté de Dagsbourg, aujourd'hui Dabo (ancienne Alsace).
Archéologie et histoire, 2e édition, Paris 1858.
9 G. HUFFEL, Le Comté de Dabo dans les Basses-Vosges. Ses Forêts. Ses Droits d’usage
forestiers. Étude historique forestière et juridique, Nancy 1924.
10 F. Thary, L'histoire du comté de Dabo, in: Recherches médiévales, n° 26/27, Reichstett
1989, S. 24.
11 F. Tihon, Histoire du château & du Comté de Moha, in: ACHSBA 16, Huy 1908, S. 121-
250.
2
Bogen über die Geschichte der Dagsburger Grafen hinaus12. Die Geschichte der
Metzer Grafschaft wird meist innerhalb von Stadtgeschichten abgehandelt, wie zum
Beispiel in der von Jean Schneider13. Zu der Grafschaft Metz, zu deren Grafen
und Vögten, existiert eine Arbeit von V. Chatelain, die jedoch heute in vielen
Punkten nicht mehr dem Stand der Forschung entspricht14. Auch in übergreifenden
landesgeschichtlichen Werken, wie zum Beispiel Heinrich Büttners „Geschichte des
Elsaß“15, sind immer wieder Einzelaspekte zur Geschichte der Dagsburg-
Egisheimer Grafen abgehandelt.
Neben diesen umfassenderen Arbeiten zu den einzelnen Grafschaften gibt es
Studien zu Einzelthemen und -aspekten, die die Geschichte der Dagsburger Grafen
betreffen. Mit der Genealogie des Grafengeschlechts hat sich seit Schöpflin die
Forschung immer wieder beschäftigt. Hier ist vor allem Heinrich Witte zu
nennen16, dessen Abhandlung jedoch in wesentlichen Punkten als überholt
betrachtet werden darf. Vor allem wurde durch die zehn Jahre nach Wittes Arbeit
erschienene Abhandlung von Ferdinand Tihon zur Genealogie der Grafen von
Dagsburg und Moha17 ein wesentlicher Fortschritt in der genealogischen Forschung
zu den Dagsburger Grafen im 12. und 13. Jahrhundert erzielt. Wichtige
Veröffentlichungen legten dann in der Folgezeit Franz X. Vollmer zur Genealogie
der Vorfahren der Eberhardiner, den Etichonen18, und für die Frühzeit der
Eberhardiner bis in die Zeit Leos IX. Eduard Hlawitschka in seiner Abhandlung
über „Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen“19 vor. Letzterer hat auch in
12 M.-E. Wegnez, Les comtes de Dasbourg dans la terre de Moha des origines à 1376,
mémoire pour l'obtention du grade de licenciée en histoire, année académique 1985-1986,
Université de Liège, Faculté de Philosophie et Lettres 1986. Diese Arbeit stutzt sich
jedoch im wesentlichen auf die bisherige Forschung zu den Dagsburger Grafen. An dieser
Stelle sei der Autonn und der Universität Lüttich gedankt, die mir die Arbeit, die nicht
Uber die Fernleihe ausgeliehen werden kann, zur Verfügung gestellt haben.
13 J. Schneider, La ville de Metz aux XIIIe et XIVe siècles, Nancy 1950.
14 V. Châtelain, Le comté de Metz et la vouerie épiscopale du VIIIe au XIIIe siècle, Teil
1, in: JGLGA 10, Metz 1898, S. 72-119, Teil 2, in: JGLGA 13, 1901, S. 245-311.
15 H. Büttner, Geschichte des Elsaß I. Politische Geschichte des Landes von der Land-
nahmezeit bis zum Tode Ottos III. (enthält einen Ndr. d. Ausg. Berlin 1939) und Aus-
gewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im FrUh- und Hochmittelalter, hrsg. v. T. En-
DEMANN, Sigmaringen 1991.
16 H. Witte, Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Westrich,
1. Teil, in: JGLGA, 5,2, Metz 1893, S. 26-107, 2. Teil, in: JGLGA, 7,1, Metz 1895, S. 79-
127.
17 F. Tihon, Dissertation sur les comtes de Dasbourg, de Metz & de Moha, in: ACHSBA
16, Huy 1908, S. 251-266.
18 F. X. Vollmer, Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adels-
familien, in: G. Tellenbach (Hrsg.), Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des groß-
fränkischen und frühdeutschen Adels, Freiburg i. Br. 1957, S. 137-184.
19 E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Un-
tersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhun-
dert, Saarbrücken 1969.
3
jüngster Zeit eine weitere Arbeit zur genealogischen Einordnung einzelner Personen
aus dem dagsburg-egisheimisehen Familienverband veröffentlicht20.
Als weitere Abhandlungen, die sich dem Geschlecht und der politischen Geschichte
der Dagsburg-Egisheimer Grafen widmeten, sind die Veröffentlichungen zu dem
berühmtesten Mitglied der Familie, Papst Leo IX., zu nennen21. Wichtige
Einzelaspekte werden in einschlägigen Aufsätzen von Heinrich Büttner behandelt22
oder kommen in den Studien zum lothringischen Adel von Michel Parisse zur
Sprache23, der auch eine biographische Skizze zu Albert II. von Dagsburg verfaßt
hat24. Ferner gibt es viele - Einzelprobleme berührende Beiträge - verschiedener
Forscher, die hier nicht aufgeführt werden können, jedoch im Verlauf der Arbeit an
den entsprechenden Stellen genannt werden.
2. Zielsetzung der vorliegenden Studien
Der erste Teil der Arbeit befaßt sich mit der genealogischen Einordnung der
einzelnen Mitglieder der Familie, die insgesamt 12 Generationen lang bestand. In
diesem Abschnitt wird eine weitgehend gesicherte Auflistung der Familien-
mitglieder und Abfolge der Filiationen vorgelegt und durch eine möglichst breite
Quellenbasis abgesichert.
Der genealogische Teil dient als Grundlage für den zweiten Hauptabschnitt, der die
politische Geschichte der Grafenfamilie von den Anfängen im späten 9. Jahrhundert
bis zu den Auseinandersetzungen um die dagsburgische Erbschaft im zweiten
Viertel des 13. Jahrhunderts behandelt. Dabei wird angestrebt, die Ixitlinien in der
Politik der wichtigsten Mitglieder des Geschlechtes - soweit erkennbar - unter
verschiedenen Aspekten herauszuarbeiten, wobei jedoch das Verhältnis der Grafen
zum König einen Schwerpunkt bildet und sich wie ein roter Faden durch diesen Teil
der Arbeit zieht.
20 E. Hlawitschka, Zu den Grundlagen der staufischen Stellung im Elsaß: Die Herkunft
Hildegards von Schlettstadt, in: Sitzungsberichte der Sudetendeutschen Akademie der
Wissenschaften und Ktlnste, Geisteswissenschaftliche Klasse, Jg. 1991, 9. Heft, München
1991, S. 33-102.
21 Die Arbeiten zu Leo IX. werden in den Kapiteln angegeben, die die genealogische
Einordnung Leos IX. und seine politische Wirksamkeit behandeln.
22 H. Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, in: ZGO 95 (NF 56), 1943, S. 15-30 (Ndr.
in: Ders., Geschichte des Elsaß I, 1991, S. 282-294); DERS., Andlau und der Dagsburger
Wald. Zur frühmittelalterlichen Geschichte der Landschaft im Quellgebiet von Saar und
Zorn, in: Elsaß=Lothringisches Jahrbuch, 20. Bd., Frankfurt a M. 1942, S. 10-27 (Ndr.
in: CfeRs., Geschichte des Elsaß I., 1991, S. 269-281).
23 M. Parisse, La noblesse Lorraine XIe-XIIIe s. Thèse présentée devant l'université de
Nancy II, 28 juin 1975, 2 Bde., Paris 1976; Ders,, Noblesse et chevalerie en Lorraine
médiévale. Les familles nobles du XIe au XIIIe siècle, Nancy 1982.
24 M. Parisse, Albert, comte de Dabo, de Metz et de Moha (t 1211), in: Fédération des
Cercles d'Archéologie et d'Histoire de Belgique ASBL XLIVe Session Congrès de Huy
18-22 août 1976. Annales, Tome I, éd. par Le Comité de Rédaction et d'Edition de la
Fédération, Huy 1978, S. 162-165.
4
Einen weiteren Schwerpunkt bildet der besitzgeschichtliche Teil. Hier wird erstmals
versucht, in alphabetischer Ordnung eine Auflistung von Gütern, Besitzrechten und
Vogteien, die sich in den Händen der einzelnen Familienmitglieder befanden, auf
einer gesicherten Quellenbasis abzuliefem. Problematische Fälle werden einer
ausführlichen Diskussion unterzogen, fälschlich von der Forschung der Grafen-
familie zugewiesene Güter in einem eigenen Kapitel zusammengefaßt.
Der Anhang, der die Arbeit abrundet, bringt neben Abbildungen und Karten bisher
ungedruckte oder unvollständig gedruckte Urkunden zur Geschichte der Dags-
burger Grafen, um auch einzelne hier vorgetragene Thesen überprüfbar zu machen
und weitergehende Forschungen zu ermöglichen.
Ziel der hier vorliegenden Studien zu den Grafen von Dagsburg-Egisheim soll keine
abschließende Behandlung des immensen Stoffes sein, sondern die Arbeit will an
manchen Stellen auf Fragen hinweisen, die noch einer Klärung bedürfen, und sie
will Basis sein für künftige, noch zu leistende Forschungen.
5
Ï. TEIL
GENEALOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE
DER GRAFEN VON DAGSBURG-EGISHEIM
1. Einleitung
Die Forschung hat sich immer wieder mit der Genealogie der Grafen von Dags-
burg-Egisheim auseinandergesetzt. Allerdings sind die einzelnen Historiker oftmals
zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. Betrachtet man Stammtafeln, in denen
eine Ableitung des Dagsburg-Egisheimer Geschlechtes dargestellt ist, so stellt man
fest, daß sie in den meisten Fällen gravierende Unterschiede aufweisen. Dieser
Umstand rührt zum einen von der schmalen Quellenbasis her, auf der viele dieser
Stammtafeln fußen, zum anderen daher, daß manchmal leichtfertig Teile von
Stammtafeln aus der älteren Forschung übernommen werden, die zwar durch neuere
Forschungsarbeiten überholt sind, deren Ergebnisse aber nicht immer zur Kenntnis
genommen werden25.
2. I. bis III. Generation
Die Anfänge der Familie der Eberhardiner
Daß das später nach Egisheim und Dagsburg benannte eberhardinische Grafenhaus
und dessen Verzweigungen aus der Nachkommenschaft des hochadeligen, noch aus
der Merowingerzeit stammenden, fränkischen Geschlechtes der sogenannten
Etichonen hervorging, hat die Forschung schon seit längerer Zeit festgestellt. Nur
das 'Wie' der Verwandtschaft - bedingt auch durch die im frühen Mittelalter
vorherrschende Einnamigkeit der Personen26 - ist bis heute unklar geblieben27. Es
hat sich aber inzwischen der Konsens gebildet, daß als Angelpunkt für die
Verwandtschaft der Etichonen mit den Eberhardinem der berühmte fränkische Graf
25 So z. B. bei Thary, L'histoire, S. 24, die sich bei der Aufstellung ihrer Stammtafel der
Dagsburg-Egisheimer auf veraltete Stammtafeln stützt.
26 Zu dieser Problematik siehe die grundsätzlichen Bemerkungen von K. Schmid, Zur
Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie beim mittel-
alterlichen Adel. Vorfragen zum Thema »Adel und Herrschaft im Mittelalter«, in: Ders.,
Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge.
Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag, Sigmaringen 1983, S. 183-244.
27 Vgl. z. B. Vollmer, Etichonen, S. 178 ff.; Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 171; H.
Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, Freiburg i. Br. 1964, S. 14;
Hlawitschka, Anfänge, S. 109; vgl. jedoch Chr. Wilsdorf, Les Étichonides aux temps
carolingiens et ottoniens, in: Bulletin philologique et historique (jusquà 1610) du Comité
des travaux historiques et scientifiques, 1964, S. 32, der die Meinung vertritt, die
Eberhardiner stammten nicht in direkter männlicher Linie von den Etichonen ab, da in der
Vita Leos XI. die Hl. Odilia - die Tochter Etichos - nicht als berühmte Vorfahrin Leos IX.
erwähnt wird.
7
Hugo von Tours (t 837) angesehen werden kann28. Mit letzter Sicherheit läßt sich
dies aber nicht beweisen.
Fundierte Erkenntnisse zur Genealogie der Grafenfamilie in ihrer Frühzeit können
wir erst ab der späten Karolingerzeit am Ende des 9. Jahrhunderts gewinnen. Man
stößt auf erste vereinzelte Spuren der Familie in einigen zeitgenössischen Urkunden
und vor allem in der Vita S. Deicoli, welche über die Neugründung und -besiedlung
des alten, von einem Kolumbanschüler namens Deicolus gegründeten Klosters
Lüders berichtet29.
Diese Vita erzählt uns von einem gewissen Grafen Eberhard und seinen Nach-
kommen, welche sich des Klosters Lüders bemächtigt und dessen endgültigen
wirtschaftlichen Ruin herbeigeführt haben sollen. Der Sohn und die Enkel
Eberhards I. seien schließlich durch wundertätiges Wirken des dort begrabenen
Klostergründers Deicolus zu einem christlichen Lebenswandel bekehrt worden.
König Otto I. habe dann im Verein mit den Enkeln Eberhards I. Lüders restituiert
und mit Mönchen des heute nicht mehr bekannten Klosters Alanesberg unter ihrem
Abt Bertram besiedeln lassen30.
Gemeinhin wird diese Adelsfamilie in der Forschung für die Frühzeit nach ihrem
Spitzenahn, den besagter Graf Eberhard darstellt, die Familie der Eberhardiner
genannt31, auch weil der Name Eberhard in jener Familie, neben dem Namen Hugo,
in eben diesem Zeitabschnitt Leitnamencharakter besaß. In späterer Zeit, etwa ab
der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, wird die Familie in den Quellen nach ihren
Grafschaften, Hauptburgen und Stammsitzen Egisheim, Dagsburg, Moha oder Metz
genannt. Diese Bezeichnungen wurden von der Literatur allerdings uneinheitlich
übernommen.
Wenden wir uns jetzt der genealogischen Einordnung der einzelnen Mitglieder
dieses Geschlechtes aus den ersten drei Generationen zu.
Eberhard I.
Die erste gesicherte Person der Familie können wir in einem im späten 8. und
frühen 9. Jahrhundert mehrmals bezeugten Grafen mit Namen Eberhard ausmachen,
von dem sich bis zum Erlöschen dieses Geschlechtes im Jahre 1225 eine lückenlose
genealogische Linie ziehen läßt.
Daß jener Graf Eberhard I. Etichonenblut in sich hatte, ist der Forschung schon
lange bekannt, allerdings konnte eine genaue Einreihung Eberhards I. unter die
28 So H.-W. Herrmann, Dagsburg, in LexMA III, Sp. 431; zu Hugo von Tours siehe auch
Th. Zotz, H[ugo], Gf. v. Tours, in: LexMA V, Sp. 162 f.
29 Ex Vita S. Deicoli, ed. G. Waitz, MGH SS XV,2, S. 674-682. Zu den Anfängen der
Familie siehe auch Hlawitschka, Anfänge, S. 103-109.
30 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 674-682; zu der historischen Genauigkeit der Vita
S. Deicoli siehe unten Anm. 55.
31 Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 171 u. 173; Keuler, Einsiedeln, S. 14.
8
Etichonenverwandtschaft bisher nicht zufriedenstellend vorgenommen werden32.
Eine letztgültige Einordnung wird wohl auch vorerst nicht erfolgen können. Daß
Hugo von Tours, der sich ebenfalls auf die Etichonen zurückführen läßt33, einer der
Vorfahren Eberhards I. gewesen sein muß, scheint auf Grund der Grafeneinträge im
Liber memorialis von Remiremont, die weiter unten ausführlich behandelt werden,
klar zu sein34. Dadurch liegt sicher eine Blutsverwandtschaft Graf Eberhards I. mit
dem karolingischen König Lothar II. vor, da dessen Mutter Ermengard bekanntlich
eine Tochter Hugos von Tours war35. In welcher exakten verwandtschaftlichen
Beziehung diese beiden Etichonenabkömmlinge zueinander standen, konnte aber
wegen des oben angesprochenen Problems bis heute nicht in befriedigender Weise
geklärt werden. Der Ansatz von Maurice Chaume36 und Léon Levillain37, die beide
in Graf Eberhard I. einen Sohn Hugos von Tours sehen wollen, kann allein schon
mittels einer chronologischen Untersuchung als völlig verfehlt zurückgewiesen
werden. Denn durch eine solche Einordnung Eberhards I. würden dessen Enkel,
Eberhard, Hugo und Guntram, die man zeitlich fixieren kann, da sie alle eindeutig
durch Diplome Ottos I. nach 952 und im Jahr 959 nachweisbar sind38, zu
Zeitgenossen von Kindern Waldradas, der Friedelfrau Lothars II., und somit in die
zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts versetzt werden39. Diese chronologische
Unstimmigkeit, die mindestens den Zeitraum von einer Generation ausmacht, ist
sowohl Chaume als auch Levillain nicht aufgefallen, die beide für ihre Argu-
mentation wohl nur die Vita S. Deicoli als Quelle heranziehen40, weil ihnen die
entsprechenden Diplome Ottos I. anscheinend unbekannt geblieben sind41.
32 Siehe dazu oben S. 7 f.
33 Zur Etichonenabstammung des Hugo von Tours siehe Theganus, Gesta Hludowici
imperatoris, in: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs - Astronomus, Das Leben Kaiser
Ludwigs, hrsg. u. übersetzt v. E. Tremp, MGH Script, rer. Germ. 64, Hannover 1995,
cap. 28, S. 216 (siehe das Zitat in Anm. 35); vgl. Vollmer, Etichonen, S. 163 ff.
34 Siehe dazu unten den 1. Exkurs.
35 Astronomus, Vita Hludowici imperatoris, in: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs -
Astronomus, Das Leben Kaiser Ludwigs, cap. 34, S. 402 ff. Eodem anno medio octobrio
conventus publicus in Theodonis villa est celebratus; ibique domnus imperator
primogenito filio suo Hlothario Hirmengardam filiam Hugonis comitis uxorem cum
solempni iunxit apparatu. - Theganus, Gesta Hludowici imperatoris, cap. 28, ad 821, S.
216: Sequenti anno habuit placitum suum generale, et ibi Hlutharius, filius suus
primogenitus ex regina <Irmingarda>, suscepit in coniugium filiam Hugi comitis, qui
erat de stirpe cuiusdam ducis nomine Etih, qui erat timidus super omnes homines. Der
Name der Tochter Hugos wird hier nicht genannt; siehe dazu Vollmer, Etichonen, S.
167 f.
36 M. Chaume, Les origines du duché de Bourgogne, 1. Bd.: Histoire politique, Aalen 1977
(= Reprint d. Ausg. Dijon 1925), S. 224 mit Anm. 1, S. 236.
37 L. Levillain, L’Alsace et les origines lointaines de la maison de France, in: Revue
d'Alsace 87, Delle - Strasbourg - Colmar 1947, S. 189 f. u. die Stammtafel nach S. 272.
38 Zu den Brüdern Eberhard, Hugo und Guntram siehe unten, S. 24-31.
39 Siehe die Stammtafel bei Levillain, L'Alsace, nach S. 272.
40 Chaume, Les origines, 1. Bd., S. 224, Anm. 1 u. Levillain, L'Alsace, S. 189 ff.
41 Die von Chaume und Levillain vorgenommene Einordnung Eberhards übernimmt auch
K. Schmid, Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit. Zur amicitia zwischen Heinrich
I. und dem westfränkischen König Robert im Jahre 923, in: Francia 12 (1984)
9
Wie kann man Eberhard I. in die Nachkommenschaft Hugos von Tours einreihen?
Aus den genannten chronologischen Gründen ergibt sich, daß Eberhard I. in die
Ebene der Generation der Enkel Hugos von Tours einzuordnen ist. Ob Eberhard
wirklich ein Enkel Hugos von Tours gewesen ist, läßt sich indes nicht beweisen,
darf aber doch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Man
könnte ein unbekanntes Kind Hugos von Tours als Vater bzw. Mutter Eberhards I.
annehmen, wie Tafel 1 illustriert.
Tafel 1
Mögliche Abstammung Eberhards I. von Hugo von Tours
Hugo von Tours oo Ava
Adel ai s Hugo Ermengard T Berta T Liutfrid N
1 1 1 1 1 1
Odo Robert Lothar II. Ludwig II. Hugo Liutfrid Eberhard I.
Schwierigkeiten bereitet der Forschung bis heute noch ein weiteres Problem,
nämlich die Behauptung in der Vita S. Deicoli, jener Graf Eberhard sei mit Lothars
II. Friedelfrau Waldrada blutsverwandt42. Wie aber schon Franz X. Vollmer gezeigt
hat, kann Waldrada nicht etichonenblütig sein43. Dies hat zur Folge, daß die
Blutsverwandtschaft zwischen Waldrada und Eberhard I. sich nicht von den
Etichonen herleiten läßt. Allerdings zieht Vollmer aus diesem Umstand den - wie
sich erweisen wird - unzulässigen Schluß, daß zwischen Waldrada und Eberhard
Sigmaringen 1985, Stammtafel auf S. 137, obwohl ihm die politische Wirksamkeit von
Guntram, dem Enkel Eberhards I., in der Mitte des 10. Jahrhunderts bekannt ist, wie
ebda., S. 133, hervorgeht. Allerdings sieht Schmid die Filiation Hugo von Tours —
Eberhard I. als nicht gesichert an und versieht sie in der Stammtafel mit einem
Fragezeichen (ebda, S. 137).
42 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 679. Hier wird von Waldrada berichtet: Acciloque
Heberardo comite, consanguinitatis occasione scelus adhuc immane praesumpsit eique
locum sanctum sub advocationis tuitione commisit. Zur viel diskutierten Eheangelegenheit
Lothars II. sei hier lediglich verwiesen auf die neuerdings erschienene Abhandlung von
T. Bauer, Rechtliche Implikationen des Ehestreites Lothars II.: Eine Fallstudie zu
Theorie und Praxis des geltenden Eherechts in der späten Karolingerzeit Zugleich ein
Beitrag zur Geschichte des frühmittelalterlichen Eherechts, in: ZRG KA 80, 1994, S. 41-
87.
43 Vollmer, Etichonen, S. 176 f. mit Anm. 291, der Argumentation Vollmers folgt auch K.
Schmid, Ein karolingischer Königseintrag im Gedenkbuch von Remiremont, in:
Frühmittelalterliche Studien, 2. Bd., Berlin 1968, bes. S. 128-134, der an Hand von
Eintragungen im Liber memorialis von Remiremont den Verwandtenkreis um Waldrada
erstmals etwas aufhellen konnte. Levillain, L'Alsace, S. 189 ff. u. Chaume, Les
origines, 1. Bd., S. 224 mit Anm. 1 möchten in Waldrada Eberhards „Cousine“ sehen, was
aber der Quellengrundlage entbehrt. Vgl. dazu ebenfalls Vollmer, ebda., S. 176 f. mit
Anm. 291.
10
überhaupt keine Blutsverwandtschaft bestanden habe, sondern lediglich zwischen
dem erwiesenermaßen etichonenblütigen Lothar II. und Eberhard44. Der Aussage in
der Vita S. Deicoli von der Blutsverwandtschaft zwischen Waldrada und Eberhard
I. wird von Vollmer kein Wahrheitsgehalt zugebilligt.
Es ist jedoch, wie leicht gezeigt werden kann, entgegen Vollmers Auffassung
durchaus möglich, daß jener Graf Eberhard I. auch mit Waldrada in einem
Blutszusammenhang gestanden hat, so wie es von der Vita S. Deicoli behauptet
wird, ohne daß in diesem Falle eine unzulässige Nahehe zwischen Lothar II. und
Waldrada vorausgesetzt werden muß. Angenommen, Eberhard I. wäre ein Neffe
Waldradas gewesen, so kämen ein Bruder oder eine Schwester Waldradas als Vater
bzw. als Mutter Eberhards in Betracht. Es ist bei dieser Konstellation nämlich nicht
zwangsläufig, daß die Etichonenabstammung Eberhards auf Waldrada und ihre
blutsmäßige Verwandtschaft zurückzuführen ist, sondern es könnte doch durchaus
ein Ehepartner des besagten Bruders bzw. der Schwester Waldradas aus der
Etichonenfamilie stammen. Zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts mag Tafel 2
dienen.
Tafel 2
Beispiel für eine mögliche Blutsverwandtschaft Waldradas mit Eberhard I.
Hugo v. Tours
Lothar I. co Ermengard N N
Lothar II. co Waldrada N«> N
I
Eberhard I.
Ein Ehehindemis aus verwandtschaftlichen Gründen zwischen Lothar II. und
Waldrada läge, wie man deutlich erkennen kann, in diesem Falle keineswegs vor.
Ähnliches gilt natürlich auch bei einem nicht so nahen Verwandtschaftsgrad wie
Tante-Neffe zwischen Waldrada und Eberhard, der in Tafel 2 skizziert ist. Der
Blutszusammenhang Waldradas mit Eberhard wäre trotz der erwiesenen Nicht-
blutsverwandtschaft Waldradas mit den Etichonen gegeben, und die Aussage der
Vita S. Deicoli erführe somit eine Bestätigung. Eberhard wäre bei dieser
Konstellation sowohl mit Waldrada als auch mit Lothar II. blutsverwandt.
44 Vollmer, Etichonen, S. 176 f. mit Anm. 291. Vollmer führt als Folgerung seiner
Beweisführung aus: „So kann die consanguinitas Eberhards, die Eberhard den
Rechtsgrund zur Usurpation der Abtei Lure abgeben muß, nur auf der
Blutsverwandtschaft des als etichonenblütig erwiesenen Lothars II. (Enkel Hugos von
Tours) und dem damit ebenfalls in den etichonischen Blutszusammenhang rückenden
Grafen Eberhard erklärt werden“ (Zitat, ebda., S. 177).
11
Welcher Familie Waldrada letztendlich entstammte, konnte von der Geschichts-
forschung noch nicht geklärt werden. Karl Schmid hat erstmals Licht in das Dunkel
um den Verwandtenkreis Waldradas bringen können45, aber auch ihm war es nicht
möglich, die Frage nach der Abstammung Waldradas einer endgültigen Lösung
zuzuführen. Vielleicht entstammte sie einer zwischen Maas und Mosel ange-
siedelten Familie46. Solange aber der Verwandtenkreis um die Friedelfrau Lothars
II. noch nicht genau erforscht ist, wird das Problem, in welchem blutmäßigen
Zusammenhang Eberhard I. und Waldrada standen, wohl ungelöst bleiben. Es
dürfte jedoch auffällig sein, daß im Liber memorialis von Remiremont, dem
Kloster, in das sich nach dem Tode Lothars II. Waldrada zurückgezogen und Schutz
gefunden hat47, auch eindeutig Nachkommen des Grafen Eberhard eingetragen sind
und wir ebenfalls daraus den Todestag Graf Eberhards II., eines Sohnes Eberhards,
erfahren48. Waldrada findet man selbstverständlich auch in den Liber memorialis
von Remiremont aufgenommen49. Dieser Umstand könnte die These von einer
möglichen Blutsverwandtschaft Eberhards imd seiner Nachkommen mit Waldrada
stützen50.
Eberhard I. und seine Familie sind uns vor allem aus der Schilderung der Vita S.
Deicoli bekannt, die wohl bald nach 960 entstanden ist51. Hier wird Eberhard I. als
comes quidam bellipotens de Alsaciae partibus bezeichnet, der das Kloster Lüders
unrechtmäßig an sich gerissen habe52. Seine Gemahlin trug nach Auskunft der Vita
S. Deicoli den Namen Adalinde53. Über deren Herkunft kömien wir jedoch keine
Aussagen treffen, da weitere Quellenzeugnisse zu ihrer Person fehlen54. Graf
Eberhard soll später seine Gemahlin verstoßen und sich eine Nonne aus dem
Ersteiner Kloster als Konkubine genommen haben, wenn man bezüglich dieser
Passage den Angaben der Vita S. Deicoli glauben darf55, deren primäre Intention
45 K. Schmid, Königseintrag, S. 103 f. u. bes. S. 128-134.
46 Ebda
47 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 679.
48 Siehe dazu unten, S. 22 f.
49 Liber memorialis von Remiremont, ed. E. Hlawitschka, K. Schmid, G. Tellenbach,
MGH Libri memoriales 1, Dublin/Zlirich 1970, fol. 43r; vgl. K. SCHMID, Königseintrag,
S. 103 f. u. S. 128-134.
50 Es soll aber auch hinzugefügt werden, daß sich natürlich auch ein Eintrag König Lothars
II. im Liber memorialis von Remiremont (ebda., fol. 43r) findet; vgl. K. SCHMID,
Königseintrag, S. 96-134.
51 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 674, Vorbemerkung von G, Waitz.
52 Ebda., S. 677.
53 Ebda., S. 679.
54 Die Angaben der Vita S. Deicoli über den Namen der Gemahlin Eberhards I. scheinen
durchaus glaubhaft zu sein, denn in einem Eintrag im Liber memorialis von Remiremont,
fol. 6v, welcher eindeutig Namen von Nachkommen aus der Generation der Enkel von
Eberhard I. enthält, wird zweimal hintereinander der Name Adelint com. genannt. Der
Name scheint sich aiso in der Familie vererbt zu haben. Zu dem Eintrag im Liber
memorialis von Remiremont siehe auch unten den Exkurs 1.
55 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 679: Adallindam vero legitimam uxorem suam
dimisit, repudii libellum dedit, semet ipsum autem lupanaribus immiscuit. Nam qua)idam
nonnam apud monasterium Eresteheim sibi applicavit et inquitatem illam ad mortem
usque pertraxit. - Über die Glaubwürdigkeit der Vita S. Deicoli gehen die Meinungen
12
im Kontext der Schilderung der Okkupation von Lüders durch Eberhard I. ist, dem
Grafen einen besonders unchristlichen Lebenswandel zu unterstellen, da er ja das
von Deicolus gegründete Kloster in der Vergangenheit wirtschaftlich extrem
ausgebeutet hatte56. Möglicherweise war vom Verfasser der Vita beabsichtigt, eine
Parallelisierung zum Verhalten Lothars II. herzustellen, welcher ebenfalls seine ihm
rechtmäßig angetraute Gemahlin - wegen Waldrada - verstoßen hatte. Durch die
tendenziöse Schilderung der Ereignisse in der Vita sollte die gesamte Sippe Lothars
II. und Waldradas diskreditiert werden. Diese Vermutung erfährt zusätzlich noch
durch die Schilderung von Eberhards Tod in der Vita eine Bekräftigung, die sich
stark an die des Todes des biblischen Herodes anlehnt57.
Es gibt indes noch weitere - vor allem urkundliche - Quellenzeugnisse, die uns den
Grafen Eberhard belegen. Das früheste urkundliche Zeugnis für Eberhard I. bildet
eine im Jahre 886 ausgestellte Privaturkunde. Ein Graf mit Namen Eberhard wird
hier in der Datumszeile einer in Madiswil im Aargau58 ausgestellten Urkunde für
die Abtei St. Gallen genannt, in der eine gewisse Aba an Abt Bernhard von Sankt
Gallen den Zehnten zu Leimiswil im Aargau gegen fünf Hufen tauscht, vier zu Ru-
mendingen, eine zu Oesch59. Dieser Graf ist nach den Forschungen von Michael
Borgolte höchstwahrscheinlich mit jenem uns in der Vita S. Deicoli bezeugten
Stammvater der Familie der Grafen von Dagsburg-Egisheim identisch60.
auseinander. Während z. B. F. Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich. Kultur und
Gesellschaft in Gallien, den Rheinlanden und Bayern am Beispiel der monastischen Ent-
wicklung (4. bis 8. Jahrhundert), 2. Aufl., München 1988, S. 282, ihr so gut wie keinen
Wahrheitsgehalt zubilligt, nennt sie H. Thomas, Der Mönch Theoderich von Trier und
die Vita Deicoli, in: Rhein, Vjbll. 31, 1966/67, S. 52, „eine unersetzbare Quelle“; vgl.
Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 164. Vollmer, Etichonen, S. 177 f., gesteht der
Vita S. Deicoli, zumindest was die genealogischen Angaben betrifft, durchaus Glaub-
würdigkeit zu.
56 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677.
57 Ex Vita S, Deicoli, MGH SS XV,2, S. 679: Comes vero ipse quali morte vitam finierit,
propalare exempli causa non piget. Audenter dico quae personis fidelibus asserentibus
nos se me luce clarius contigit. Crederes videlicet ipsum pene triennio Herodiana peste
percussum, qui secundum Actus apostolorum percussus ab angelo, scatens vermibus
expiravit. Vermes quippe ita sibi a vertice usque ad talos ebulliebant, ut frequentanei eius
maximum inde putorem tolerarent. Sicque miserabiliter cum Herode vitam miserabilem
finivit. Nec dubitandum, quin in tormentis aequalem sortiatur poenam, cuius in omni
scelere imitatus est vitcun. Et quia beato Deicolo praeiudicaliter hereditatem suam tulit in
terris, ipse se quodammodo aeterna hereditate privavit in caelis\ zum Tod des Herodes
vgl. Actus Apostolorum, 12, 21-23,
58 Zur geographischen Bestimmung siehe auch B. Stbttler, Studien zur Geschichte des
obern Aareraums im Früh- und Hochmittelalter, Thun 1964, S. 131.
59 Urkunde vom 14. April 886, abgedruckt bei H, Wartmann, Urkundenbuch der Abtei
Sanct Gallen, 2. Theil: Jahr 840-920, Zürich 1866, Nr. 650, S. 254 f.: Notavi die jovis,
XVI11 kal. mai., annum VI Kar oli imperatoris, Eberhardum comitem (Zitat, ebda., S.
255).
60 M, Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß von Dagobert I. bis Otto dem
Großen, in : ZGO 131 (NF 92), 1983, S. 38.
13
Ein weiteres Zeugnis für das Auftreten Eberhards I. im Schweizer Raum ist nach
Borgolte61 in einer am 27. Juni des Jahres 889 ausgestellten Urkunde zu finden, in
der ein gewisser Perchtelo einige Güter in dem Ort Wiedikon der Abtei St. Felix
und Regula in Zürich übergibt. Eberhard wird dabei als Laienabt des Zürcher
Klosters bezeichnet62. Eine Bestätigung dieser Vermutung Borgoltes ergibt sich aus
einer - meines Wissens in diesem speziellen Zusammenhang bisher noch nicht
beachteten - Urkunde vom 16. August des Jahres 931, die ebenfalls für St. Felix und
Regula ausgestellt wurde, in der die Eheleute Ratpreht und Truhlinde der Abtei
einen ihnen gehörenden Hof in Hasli tradierten. In der Zeugenreihe erscheint
interessanterweise nach der Nennung des Vogtes Gerhard ein Graf Hugo. Er wird
als einzige Person in dieser Urkunde mit einem Grafentitel belegt63. Nim wissen
wir aus der Vita S. Deicoli von einem Sohn Eberhards I. namens Hugo, der
schließlich die Nachfolge seines Vaters als Graf angetreten hat, so daß wir in dem
in der von Ratpert und Truhlinde ausgestellten Urkunde genannten Grafen Hugo
den Sohn Eberhards I. erblicken dürfen, der wohl ebenso wie in den übrigen
Besitzungen auch für St. Felix und Regula Nachfolger seines Vaters als Laienabt
geworden ist. Auch in chronologischer Hinsicht fügt sich diese Einordnung Hugos
gut in das Bild ein. Denn der Sohn Eberhards I. dürfte im zweiten Viertel des 10.
Jahrhunderts verstorben sein64.
In einem Diplom Arnulfs von Kärnten vom 26. Mai 888 wird ein Graf Eberhard
von der Ortenau genannt65 66. Er erfährt dort die Bezeichnung fidelis comes noster
nomine Ebarharfö. In der Forschung identifiziert man ihn gemeinhin mit Eberhard
I., dem Stammvater der Familie der Eberhardiner67. Das Jahr 888 würde sich
61 Ebda, S. 39.
62 Druck: J. Escher u. P. Schweizer, Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich I,
Zürich 1888, Nr. 153, S. 66: ... ego Perchtelo una cum manu advocati mei nomine
Sindene pro remedio animq mef seu pro fterna retributione trado ad monasterium, quod
constructum est in Turego in honore sanctorum martyrum Felicis et Regulf, ubi moniales
deo famulantur et modo Eberhart comes cum advocatu [sic!] suo Adalberto preesse
videntur.
63 Druck: ebda., Nr. 194, S. 86 Г: Signum Kerhardi advocati, Huc comitis, Hiltirath,
Uutprant, Adilpern, Landolt, Amilrih, Tietpreht, idem Landolt, Otker, Ebirhart, Sigiram,
Razzo, Rihpreht, Liutpreht, Hunolt, Ozzilin, Engilbold(Zitat, ebda, S. 87).
64 Siehe dazu unten, S. 20 f.
65 D Am. 24, S. 35 f.: ... inpagoMortunouua vocato in comitatu Ebarhardi... (Zitat, ebda.,
S. 35). Weiterer Druck der Urkunde bei W. Wiegand, Urkundenbuch der Stadt Straßburg
I, Straßburg 1879, Nr. 33, S. 28.
66 Ebda
67 So bei Vollmer, Etichonen, S. 177 f., ebenso mit guten Argumenten M. Borgolte, Die
Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie,
Sigmaringen 1986, S. 98 f., ferner G. Althoff, Amicitiae und Pacta. Bündnis, Einung,
Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10. Jahrhundert, Hannover 1992, S. 225. Es
sei darauf hingewiesen, daß man diesen Ortenaugrafen gelegentlich als Konradiner
ansieht, so z. B. neuerdings D. C. Jackman, The Konradiner A Study in Genealogical
Methodology, Frankfurt а. M. 1990, S. 19, 119, 226, 231 u. öfter, vgl. jedoch E.
Hlawitschka, Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner. Eine Auseinan-
dersetzung mit zwei Arbeiten von Armin Wolf und Donald C. Jackman, in: ZRG GA
110, 1993, S. 209 f. mit Anm. 201.
14
durchaus in den chronologisch vorgezeichneten Lebensrahmen des elsässischen
Grafen Eberhard einfügen. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor bleibt dennoch, zieht
man die Häufigkeit des Namens Eberhard in dieser Zeit in Betracht. Auch sind in
der Ortenau später keine Besitzungen der Familie der Dagsburg-Egisheimer Grafen,
der Nachkommen jenes Grafen Eberhard I., nachzuweisen. Letzteres spräche aber
nicht unbedingt dagegen, daß der elsässische Graf namens Eberhard mit dem
Ortenaugrafen identisch ist, da es sich bei der Grafschaft in der Ortenau
anscheinend um ein vom König, möglicherweise von Arnulf von Kärnten^8, an
Eberhard verliehenes Amt gehandelt hatte, in der Eberhard nicht unbedingt
Allodialbesitz gehabt haben muß. Außerdem finden sich in der unmittelbaren
Nachbarschaft der Ortenau durchaus Besitzungen der Nachkommen Eberhards,
denkt man zum Beispiel an jene seines Enkels Guntram, die sich nicht nur
linksrheinisch, sondern auch rechtsrheinisch feststellen lassen68 69. Zudem legt die
räumliche Nähe der rechtsrheinischen Ortenaugrafschaft zur linksrheinischen
Grafschaft im elsässischen Nordgau - die beiden Grafschaften sind sozusagen
benachbart - die schon von Franz X. Vollmer geäußerte Vermutung nahe, Eberhard
habe beide Grafschaften verwaltet70. Daß Eberhard I. Graf im Nordgau gewesen ist,
kann man als sicher annehmen, da dieses Amt in seiner Nachkommenschaft
nachzuweisen ist71. Ebenso ließe sich der Umstand, daß eine am 14. März 898
68 Siehe dazu unten, S. 163-169.
69 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' die Art. zu den einzelnen Besitzungen Guntrams.
70 Vollmer, Etichonen, S. 178.
71 Zu der Grafschaft im elsässischen Nordgau siehe ausführlich unten im Kap. 'Besitzungen'
den Art. 'Nordgau'. Es seien hier nur drei Beispiele genannt: Die Grafschaft im
elsässischen Nordgau ist sicher in der Hand von Graf Gerhard IV. von Egisheim, da er in
D H IV 152, vom 22. Mai 1065 als Inhaber dieser Grafschaft genannt wird: ... in co~
mitatu Gerhardi comitis in pago Nortcowe (ebda., S. 197) und in D H IV 299, vom 13.
August 1077: ...inpago Nortgo$ in comitatu Gerhardi comitis ... (ebda, S. 393). Vorher
taucht der Terminus 'Graf im Nordgau' bei Personen der Familie der Eberharde zwar
nicht auf, man kann aber auf Grund weiterer Quellen annehmen, daß die Familie im
Besitz dieser Grafschaft gewesen ist. Als erstes ist ein Diplom Ottos I. vom 16.
November 968, (D O I 368, S. 505 f.) zu nennen, in dem Otto seiner Gemahlin Adelheid
die Höfe Hochfelden, Morschweiler, Schweighausen, Senmersheim und Selz schenkt, alle
sitas in Elisaziun in comitatu Hugonis comitis {ebda., S. 505). Der Graf kann mit Hugo
III. identifiziert werden. Gerade an der Schenkung Ottos I., die Orte umfaßt, weiche
räumlich sich Uber fast die gesamte Länge des Nordgaues verteilten, angefangen von
Sermersheim im Süden bis Selz im Norden, kann man verdeutlichen, daß die Grafschaft
Hugos III. wahrscheinlich deckungsgleich mit dem Nordgau war. Des weiteren ist ein
Diplom Ottos III. vom 25. Oktober 986 (D O III 27, S. 426 f.) anzuführen. Darin bestätigt
der König dem Kloster Peterlingen den Besitz der Orte Colmar und Huttenheim, welche
ehemaliger Besitz Guntrams waren. Huttenheim, das geographisch dem Nordgau
zuzurechnen ist, ist iw comitatu Eberhardi comitis {ebda, S. 427) gelegen. Colmar, das
im Sundgau liegt, wird folgerichtig als iw comitatu Liutfridi comitis (ebda.) bezeichnet.
Als Grenze zwischen Sund- und Nordgau kann die Bistumsgrenze zwischen Basel und
Straßburg gelten, so daß eindeutig die in dem Diplom Ottos I. genannten Orte im
elsässischen Nordgau liegen; zu der Grenzziehung zwischen beiden Gauen vgl.
Borgolte, Grafenge-walt, S. 37; zur Grenze zwischen den Bistümern Basel und
Straßburg vgl. El saß-Loth-ringi scher Atlas. Landeskunde, Geschichte, Kultur und
Wirtschaft Elsaß-Lothringens, hrsg. v. G. Wolfram und W. Gley, Kartenband, Frankfurt
am Main 1931, Karte 16: Die kirchliche Einteilung Elsaß-Lothringens im Mittelalter.
15
durchgeführte Schenkung eines gewissen Herimuodt in Straßburg presente
illustrissimo comite Eberhardo vollzogen wurde72, damit in Verbindung bringen,
daß Eberhard Graf im Nordgau gewesen ist. Eberhard fungiert in dieser Urkunde
überdies als Laienabt der Abtei Münster im Gregoriental73. In der Straßburger
Vorstadt lassen sich auch Besitzungen der Eberhardiner nachweisen, auch steht ein
Großteil des Unterelsaß um Straßburg eindeutig im Einflußbereich dieses
Geschlechtes74, so daß es sich bei dem am 14. März 898 in dem elsässischen
Hauptort anwesenden Grafen um Eberhard I. gehandelt haben dürfte. Hinzu kommt
noch, daß in der Urkunde von 898 Herimuodt der Abtei Münster Besitz unter
anderem in Egisheim und Altdorf schenkt75. Beide Lokalitäten sind innerhalb der
Ländereien der Dagsburg-Egisheimer Grafen als zentrale Orte anzusehen, ja der Ort
Egisheim wird bekanntlich im 11. Jahrhundert namensgebend für die Familie76, so
daß die Präsenz des Grafen Eberhard beim Vollzug der Schenkung des Herimuodt
sicherlich hierin eine weitere Erklärung findet.
Über den Todes Zeitpunkt Eberhards I. besitzen wir keine genauen Erkenntnisse, er
dürfte aber gegen Ende des 9. oder am Anfang des 10. Jahrhunderts verstorben sein,
da ab 903 sein Sohn Hugo als Graf in Urkunden auftritt77. Somit können wir den
72 A. Bruckner, Regesta Alsatiae aevi Merovingici et Karolini 496-918, I. Teil: Quellen-
band, Strasbourg - Zürich 1949, Nr. 650, S. 388.
73 Ebda., Nr. 650, S. 387: ... monasterium sancti Gregorii, .... ubi illustris comes Eber-
hardus necnon abbas Engilfridus preesse videtur.
74 Zu Straßburg siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Strasbourg/Straßburg (Hof bei
St. Aurel ien)'.
75 Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.
76 Es ist jedoch anzumerken, daß in Egisheim im 9. und im frühen 10. Jahrhundert vor allem
die Liutfride, nahe Verwandte der Eberhardiner, begütert waren. Siehe dazu das
gefälschte Dokument in Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 662, S. 398 f. Zur Kritik an
dem Dokument siehe BORGOLTE, Grafengewalt, S. 46 mit Anm. 308; die Liutfride und
die Eberhardiner waren beide Etichonennachfahren, so daß auf beide Familien Besitz in
Egisheim gekommen sein könnte.
77 In der Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677, wird allerdings in cap. 12 die Okkupation
von Luders durch Graf Eberhard zeitlich nach den Verwüstungen des Gebietes um Laders
durch die Ungam eingeordnet: Cumque viri barbarici omni fera crudeliores totam pene
Galliam atque Germaniam partim ferro partim incendio consumpsissent, nullusque
Christianus exis ter et, qui illis occurreret contoque minaretur, infelices impunitate sui
laetati, in sua sunt reversi, multis opibus onerati. ... Cumque et locus beati Deicoli tanti
persensisset infortunium dispendii, ut iam nec monachus ibi nec clericus haberetur,
comes quidam bellipotens de Alsaciae partibus nomine Heberardus....potenter locum
illum invasit et in hereditatem sibi nefario vendicavit (vgl. auch dazu ebda., Anm. I die
Variante Hungri zu viri barbarici). Diese Behauptung würde einen wesentlich späteren
Todeszeitpunkt für Eberhard I. implizieren. Um zu einer Lösung des Problems zu
gelangen, müssen die Angaben der Vita einer kritischen Prüfung unterzogen werden,
denn die in cap. 12 der Vita aufgestellte Behauptung läßt sich schwerlich mit der in
derselben Vita in cap. 13 (ebda., S. 679) erwähnten Feststellung in Einklang bringen,
Eberhard habe sich nach dem Tode Waldradas aus erbrechtlichen Gründen des Klosters
Luders bemächtigt. Das Todesjahr Waldradas geht aus den Quellen nicht hervor,
lediglich ihr Todestag, der 9. April, ist uns durch einen Nekrologeintrag im Liber
memorialis von Remiremont, fol. 13r, überliefert: VID. APR.:... + MIGRAVIT DOMINA
VUALDRADA ex hac luce. Der Zeitpunkt ihres Todes dürfte sehr wahrscheinlich in die
16
Zeitraum von 'um 850' bis 'ca, 900' als den ungefähren Lebensrahmen Eberhards I.
bezeichnen.
späten siebziger oder achtziger Jahre des 9. Jahrhunderts fallen Vgl, den Kommentar zu
fol. 13r durch die Herausgeber des Liber memorialis von Remiremont, ebda., S. 184. Der
erste Ungarnzug in das Gebiet der Burgundischen Pforte ist hingegen erst in das Jahr 917
zu datieren. L. Besson, Mémoire historique sur l'abbaye et la ville de Lure, suivi d'une
notice sur le prieuré de Saint-Antoine et les seigneuries de Lure et de passavant,
Besançon 1846, S. 16, u. R. Lüttich, Ungarnzuge in Europa im zehnten Jahrhundert,
Lubeck 1910 (unv. Ndr, Vaduz 1965), S. 75 ff., meinen, die Zerstörung von Luders sei
bei dem Ungameinfall von 926 geschehen. Allerdings spricht einiges dafür, daß die in der
Vita S. Deicoli erwähnte Zerstörung von Luders mit dem Ungameinfall in die Burgun-
dische Pforte von 917 in Verbindung zu bringen ist. So neuerdings mit guten Gründen M.
G. Kellner, Die Ungarneinfälle im Bild der Quellen bis 1150. Von der »Gens
detestanda« zur »Gens ad fidem Christi conversa«, München 1997, S. 28 ff. Die Angaben
Uber die Inbesitznahme der Abtei durch Eberhard widersprechen sich also innerhalb der
Vita selbst. Es ergibt sich eine zeitliche Differenz von ungefähr 30 Jahren. Welcher
Angabe der Vita ist der Vorzug zu geben? Es ist noch anzumerken, daß der Verfasser der
Vita - aus welchen Gründen auch immer - nicht in strenger chronologischer Reihenfolge
erzählt. Er ist sich jedoch dessen bewußt und rechtfertigt sich, indem er behauptet, er
verfahre in seinem Bericht bewußt proleptisch und wende das Stilmittel der Anastrophe
an: Sed quia adhuc supersunt nonnulli qui mirantur et scire gestiunt, qualiter locus sancti
patris devenerit in iniquam manum Heberhardi comitis et filius eius, non piget
qualitercumque veraci stilo prodere. Sed dum hoc nitor, videor temporibus praeposterum
ordinem imponere, quem Greci anastrophçvocant, racioni autem et paginae quae
subiacet praesumptionem velpraeoccupationem, quam Greciprolepsin nominant (Vita S.
Deicoli, MGH SS XV,2, cap. 13, S. 678). Es ist leicht einzusehen, daß bei dieser
Erzählweise eher chronologische Unstimmigkeiten auftreten können als bei einer Erzähl-
weise, der ein strenges chronologisches Gerüst als Struktur zugrunde liegt. Möglich, daß
dem Verfasser der Vita zwei verschiedene Vorlagen zur Verfügung standen, deren
jeweilige Angaben er nicht in Einklang bringen konnte. In der Vita S. Deicoli wird
weiterhin behauptet, Graf Eberhard habe die Abtei Luders über einen längeren Zeitraum
hinweg besessen. So jedenfalls interpretiere ich die Stelle der Vita S. Deicoli, S. 677, in
der es zur Herrschaft Eberhards I. über Luders heißt: Et quia non inventus est qui illi
obstitisset, omni tempore quo post advixit manu tirannica contra fas retinuit. Zu dieser
Aussage paßt in chronologischer Hinsicht viel besser die Angabe, Eberhard habe Lüders
schon gegen Ende der siebziger oder achtziger Jahre von Waldrada geerbt, wenn man
dazu noch bedenkt, daß von Eberhards Sohn, Hugo I behauptet wird, er habe Luders
lange in seiner Hand gehalten: Eodem vero comité in tanta mentis obstinantia vita
decedente, filius eius Hugo nomine, qui et ipse iam cornes effectus fuit, omnia quae patris
sui esse videbantur sive iure sive iniuria potestative invasit tenaciterque sibi aduncavit,
inter quae omnia et locum sancti patris Deicoli. Qui cum masculae prolis fortitudine in
Omnibus propemodum regnis famosus haberetur et in multis negociis acsi miles
castrensis invictus existeret, aliquamdiu inpune potitus est praedio sancti Deicoli (ebda.,
677). Hugo I. ist sicher erst nach 931 und wohl einige Zeit vor 959 verstorben (siehe dazu
unten, S. 20 f.) Er hat ein relativ hohes Lebensalter erreicht, da er in der Vita S. Deicoli
einmal als maturae aetatis (Ex Vita S. Deicoli, S. 678) und einmal als senex (ebda.)
bezeichnet wird. Aus diesen Angaben läßt sich folgern, daß sein Vater geraume Zeit vor
ihm verstorben ist. So scheint es uns plausibler, als Zeitangabe für das Ableben Eberhards
I. eher einen früheren, denn einen späteren Zeitpunkt zu wählen. Somit scheiden als
Angaben für den Todeszeitpunkt Eberhards I. „nach 917“ bzw. „nach 926“, wie sie sich
aus dem Bericht der Vita S. Deicoli folgern ließen, eher aus, und es ist der auf Grund des
Urkundenbefundes erstellten Angabe „vor 903“ der Vorzug zu geben.
17
Als Nachkomme Eberhards I. ist uns durch die Vita S. Deicoli ein Sohn, der den
Namen Hugo führte, bekannt. Die Existenz eines weiteren Sohnes, der - ebenso wie
sein Vater - den Namen Eberhard trug, kann mit guten, unten anzuführenden
Gründen vermutet werden. Über eventuelle Töchter Eberhards I. geben uns die
Quellen keinerlei Auskunft. Wenden wir uns zunächst Hugo, dem sicher bezeugten
Sohn Eberhards I., zu.
Hugo I.
Dieser Sohn Eberhards I., Hugo I., ist uns durch die für unsere Kenntnis der frühen
Familiengeschichte der Eberhardiner so wichtige Vita S. Deicoli gut bezeugt. Er
wird hier explizit als Sohn Eberhards I. ausgewiesen78.
Es liegen jedoch auch mehrere urkundliche Belege für einen Grafen Hugo vor,
welche sich höchstwahrscheinlich alle auf Hugo I. beziehen, da sie in ihrer
Gesamtheit in Bezug zu dem geographischen Raum stehen, in dem der
Wirkungsbereich der Eberhardiner, vor allem von Hugos Vater, lag. Die früheste
urkundliche Erwähnung Hugos I. geschieht in einem am 24. Juni 903 in Forchheim
für das Kloster Sankt Gallen von Ludwig dem Kind ausgestellten Diplom, mit dem
der König die dem Kloster von seinen Vorgängern erteilten Privilegien bestätigt
und die Immunität mit Königsschutz, das Inquisitionsrecht und die freie Abtswahl
erneuert. Hier findet man Hugo als Intervenient unter den Getreuen des Königs
genannt79. Eberhard I. stand bekanntlich ebenfalls in Beziehung zu Sankt Gallen.
Dieser wird in der oben behandelten, am 14. April 886 in Madiswil für das Kloster
Sankt Gallen ausgestellten Urkunde einer gewissen Aba genannt80. So kann man
wohl davon ausgehen, daß es sich bei dem in dem Diplom Ludwigs des Kindes
Genannten um Hugo I., den Sohn Eberhards I., handelt, zumal diese Filiation durch
die genealogischen Angaben der Vita S. Deicoli gestützt wird. Ebenfalls mit Hugo
I. identisch dürfte jener lothringische Graf Hugo sein, der in der letzten
Lotharingien betreffenden - allerdings unvollzogenen - Urkunde von Ludwig dem
Kind vom 15. Oktober 910 genannt wird. Hierin sollte der König an drei Vasallen
eines Hugonis illustri comitis, an Bernhard, Ratfried und Reginhard, zwanzig
Mansen in dem Ort Domevre-sur-Vezouze schenken, die einstmals Ludwigs Vater
Arnulf an einen gewissen Hildemann gegeben hatte, dann jedoch, nach
betrügerischen Machenschaften Hildemanns, auf die Anzeige des zuständigen
Grafen Hugo hin, von Ludwig wieder eingezogen wurden81.
78 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV.2, S. 677: Eodem vero comite {= Eberhard I.] in tanta
mentis obstinantia vita decedente, filius eius Hugo nomine.
79 D LdK 20, S. 125 ff.: ...per suggestionem fidelium nostrorum, primatum videlicet, qui de
diversis regni nostri finibus illic collecti affuerunt, quorum nomina haec sunt:... Hug, ...
horum omnium ut dictum est fidelium nostrorum et aliorum plurimorum interventu atque
consultu ... (Zitat, ebda, S. 126).
80 Wartmann, Urkundenbuch, 2. Theil, Nr. 650, S. 254 f.; siehe oben, S. 13.
81 D LdK 76, S. 212 f.: Cunctorum igitur sanctae dei aecclesiae fidelium nostrorumque
praesentium ac futurorum noverit industria, quoniam lsaac, Chuonradus atque
Uuarnerius pariter celsitudinem nostram efflagitati sunt, ut quibusdam vassalis Hugonis
18
Ferner dürfen wir den Sohn Eberhards I. höchstwahrscheinlich in jenem Hugo
wiedererkennen, der in einer am 4. Februar 910 von einem gewissen Dietbald in
Straßburg ausgestellten Urkunde, in der dieser der Marienkirche in Straßburg
ackerbares Land bei Achenheim schenkt, als dessen senior genannt wird, mit dessen
Einwilligung die Schenkung vollzogen wird und der auch zusätzlich sein Signum
hinzufügt* 82 83. Außerdem tritt Graf Hugo in zwei Diplomen von König Konrad I. als
Intervenient und Supplikant auf. In ersterem Diplom Konrads I., am 11. Januar 912
in der Pfalz Bodman ausgestellt, schenkt der König interventu et admonitione
fidelissimi nobis Salomonis episcopi, comitum quoque Erchangarii et Chuonradi,
Ödalrici, Hugonis83 dem Kloster St. Gallen Besitzungen in Wunderklingen. Wir
können mit Sicherheit in dem Grafen Hugo denselben Grafen Hugo erblicken, der
schon in dem erwähnten 903 ausgestellten Diplom Ludwigs des Kindes für St.
Gallen zu finden ist. Das zweite Diplom Konrads I., in dem wir Hugo unter den
Supplikanten vorfinden, ist eine am 12. März 913 in Straßburg für das Kloster
Murbach ausgestellte Urkunde84. Hugo trägt zwar hier keinen Titel, wird aber als
Getreuer des Königs angesprochen, was schon auf einen hohen Rang hinweist85.
Vergleicht man zudem noch die Namensreihen aus beiden Diplomen, so handelt es
sich bei Hugo zweifelsohne um ein und dieselbe Person. Betrachten wir uns die
Namensfolge in der Urkunde vom 12. März 913, in der Hugo eingeordnet ist, sie
lautet: ... per supplicationem fidelium nostrorum, Hathonis videlicet, Salomonis,
Thiodolfi, Hildini, Einhardi, Erchengarii, Chuonradii, Hugonis, Ottonis, Heinrici,
Bopponis, Udalrici, Eberhardi86. Die Übereinstimmungen mit der Reihe aus dem
Diplom vom 12. Januar 912 fallen sofort auf. In Salomon, Erchangar, Konrad,
Hugo und Ulrich der Urkunde vom 12. März 913 sind eindeutig Bischof Salomon
und die Grafen Erchangar, Konrad, Hugo und Ulrich der Urkunde vom 12. Januar
912 auszumachen. Eine Gleichsetzung der beiden Hugo genannten Personen darf
also mit Sicherheit angenommen werden. Für eine Identifizierung dieses Grafen
Hugo mit dem Sohn Eberhards I. sprechen auch die Ausstellungsorte der beiden
Diplome. Straßburg liegt in der den Eberhardinem gehörenden Grafschaft im
elsässischen Nordgau, und bei Bodman kann man die räumliche Nähe zu dem
Einflußgebiet dieser Grafenfamilie in der heutigen Schweiz anführen. Auch ist die
Urkunde vom 12. März 913 für das von dem Etichonen Eberhard gestiftete Kloster
illustri comitis, scilicet Bernardo seu Rathfrido ac Reginardo, quasdam res prophetatis
nostrae ad prophum largiremur, quas olim pater noster Arnoljus Hildemanno ex parte
dedit; sed ipse fallaci versucia deceptus ultra modum donationis excessit subripiendo.
Quod praenominatus comes Hugo, in cuius comitatu ipsq res constiterant, adprobans
nostrisque auribus denuntians, iudicio fidelium nostrorum praesentialiter adsistentium
fisco dominico redegimus. Quorum petitioni libenter adquiescentes praefatis viris,
Bernardo videlicet, Rathfrido ac Reginardo, ipsas res sitas in pago et comitatu Albinse in
villa siquidem vocabulo Domni Apri, mansos XX cum omnibus ad se iuste et legaliter
pertinentibus, regia donatione impertiri decrevimus,... (Zitat, ebda., S. 213).
82 Wiegand, Urkundenbuch 1, Nr. 37, S. 29 f:... cum manu senioris mei Hugonis tradidi
... signum Hugonis, qui istam traditionem mecum fecit (ebda,, S. 30). - Regest:
Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 669, S. 402.
83 DKI2, S. 2 f., Zitat S. 3.
84 DK I 17, S. 16 f.
85 Ebda., S. 16.
19
Murbach ausgestellt worden, und es liegt nahe, daß bei dieser Rechtshandlung ein
Etichonennachfahre als Supplikant auftritt. Auffallend ist schließlich noch der
Umstand, daß in der Straßburger Urkunde ebenfalls noch ein Eberhard, sicher auch
von gräflichem Range, in der oben zitierten Supplikantenliste auftaucht. Dürfen wir
in diesem Eberhard einen Verwandten Hugos, gar dessen Vater oder Bruder
erblicken? Dies ist letztlich nicht zu beantworten, der Name Eberhard indes deutet
auf eine Verwandtschaft zu Hugo hin.
Hugo I. begegnet uns schließlich nochmals in einem Verzeichnis von Gütern, die
dem Straßburger Stift St. Thomas geschenkt worden waren. Es handelt sich um
jenen auf Hohenburg wohnenden Grafen Hugo, der dem Stift die beiden Dörfer
Kippenheim und Kippenheimsweiler schenkt: in vico autem Kippenheim curtem 1
et dimidiam partem cecclesice ejusdem vici et villulam Langisesuuilare de Hugone
comite Hohenhurc regnante prefatus Rihuuinus episcopus conquisierat et fratribus
tradiderafö1. Wiegand gibt in seinem Register an, daß dieser Graf Hugo nach 1007
gestorben ist86 87 88. Er beruft sich augenscheinlich auf die präsentische Form des
Partizips regnante und zieht daraus wohl den Schluß, daß der Graf Hugo zur Zeit
der Erstellung des Güterverzeichnisses, also nach 1007, noch am Leben war. Die
Unrichtigkeit dieser Angabe ergibt sich indes eindeutig durch die Erwähnung des
Straßburger Bischofs Richwin, der die beiden Dörfer von Graf Hugo erworben und
St. Thomas übertragen hat. Richwin war aber von 913 bis 933 Bischof von
Straßburg89 90, so daß natürlich der Zeitpunkt der Güterübertragung zwischen 913 und
933 anzusetzen und somit auch die Lebenszeit des besagten Grafen Hugo in das
erste Drittel des 10. Jahrhunderts zu datieren ist.
Daß dieser Graf Hugo, der auf Hohenburg residierte, mit Hugo I. identisch ist, wird
zusätzlich nicht nur durch die chronologische Übereinstimmung wahrscheinlich
gemacht, sondern auch durch den Umstand, daß Hohenburg bekanntlich alter
Etichonenbesitz war90. Wann Hugo I. gestorben ist, läßt sich auf Grund fehlender
Quellenzeugnisse mcht genau bestimmen. Ob er schon um 940 nicht mehr am
Leben ist, wie die Forschung allgemein annimmt91 92, ist nicht zu belegen. Wir finden
ihn noch sicher 931 bezeugt. Er tritt in diesem Jahr in der schon oben diskutierten
Privaturkunde für St. Felix und Regula in Zürich sozusagen als Nachfolger seines
Vaters auf92. Nach diesem Zeitpunkt tritt Hugo I. in den Quellen nicht mehr in
Erscheinung. Allerdings könnte dieses Verschwinden aus den Quellen auch mit
einer Notiz aus der Vita S. Deicoli Zusammenhängen, in der behauptet wird, Hugo
86 Ebda, S. 16.
87 Das GUterverzeichnis ist abgedruckt bei Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43 ff.,
Zitat S. 44; RegBfeStr. I, Nr. 130, S 244 f.
88 Wiegand, Urkundenbuch I, S. 523.
89 Siehe RegBfeStr. I, Nrn. 121-132, S. 243 ff. Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43,
Anm. 2, gibt in einer Anmerkung zu diesem Güterverzeichnis die Regierungszeit
Rich wins unrichtig mit 916-932 an.
90 Zu Hohenburg siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Hohenburg'.
91 Vgl. Vollmer, Etichonen, S. 178; Böhmer-Zimmermann, Register, S. 228.
92 Siehe oben, S. 14 u. Anm. 63.
20
I. sei gegen Ende seines Lebens Mönch geworden93. Nach der Aussage der
Deicolusvita hätten auch die Söhne Hugos I. ein mönchisches Leben gelobt94.
Letzteres wird jedoch durch die urkundlichen Zeugnisse in Frage gestellt95, so daß
doch erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt der Hugos I. Lebensabend be-
treffenden Passage der Vita S. Deicoli bestehen. 959 war er höchstwahrscheinlich
nicht mehr am Leben, da zu diesem Zeitpunkt seine Söhne, Eberhard und Hugo, in
einer so wichtigen Angelegenheit wie der Abtretung von Lüders an König Otto I.
schon alleine und selbständig als Grafen auf treten96.
Auch den Namen der Ehefrau Hugos L, Hildegard, überliefert uns die Vita S.
Deicoli97. Sie wurde angeblich mit schwerer Krankheit gestraft, weil sie aus Neu-
gierde die Reliquien des heiligen Deicolus entweiht hatte98, aber der Bericht weist
gerade in dieser Passage sehr legendenhafte Züge auf, so daß ihm kein hohes Maß
an Glaubwürdigkeit zukommt. Wir können jedoch, was den Namen der Ehefrau
Hugos I. angeht, den Befund aus der Vita S. Deicoli mittels einer weiteren Quelle
stützen. Der Name lldigart findet sich im Liber memorialis von Remiremont
mehrmals in einem Familieneintrag der Eberhardiner, in welchen auch Hugo I.
eingetragen zu sein scheint99.
Eberhard II. und Eberhardus eremitus
Um einen möglichen weiteren Sohn Eberhards I., der ebenso wie sein Vater den
Namen Eberhard trug, zu ermitteln, müssen wir uns auf ein relativ spekulatives Feld
begeben. Ein Graf Eberhard begegnet uns nämlich in einer - zwischen den Jahren
913 und 933 - erfolgten Güterschenkung durch Bischof Richwin von Straßburg an
das Straßburger Stift St. Thomas100. Richwin hatte von diesem Grafen sechs
Mansen in Illkirch erworben, die von dem Bischof an St. Thomas weitergegeben
wurden101. Da in Illkirch alter Etichonenbesitz naehzuweisen ist102, kann man mit
93 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 678: Pater [= Hugo 1.] cum filiis surgens,
communi voto cotnmunique consensu tradiderunt se Deo sanctoque suo Deicolo, non ad
servitium militare, sed ad obsequium monachile. Quo facto sacramento iusiurandi, super
tanti patris [= Deicolus] sepulchrum se unanimiter tricaverunt, quatinus eorum nullus se
subtraheret, quin in proximo seculo funditus abrenunciarel ac beatissimi patris
Benedicti regulae tonsura, habitu, professione oboedicialiter se subderet et eiusdem loci
stabilita-lem finetenus custodiret.
94 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 678. Siehe das Zitat in Anm. 94.
95 Siehe dazu unten die Kap. zu Eberhard III., Hugo II. und Guntram.
96 D O I 199, S. 279: ... locum quem accepimus a filiis Hugonis, Heberhardo et Hugone ...;
siehe dazu unten, S. 184-187.
97 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 679: Hildegardis, natnque comitissa, eiusdem
Hugonis coniux.
98 Ebda, S. 679 f.
99 Liber memorialis von Remiremont, fol. 6v u. 7r; siehe dazu genauer unten den 1. Exkurs
'Die Familieneinträge der Eberhardiner im Liber memorialis von Remiremont'.
100 Bischof Richwin hatte den Straßburger Bischofssitz zwischen 913 und 933 inne. Siehe
dazu RegBfeStr. I, Nm. 121-132, S. 243 ff.
101 Druck des ca 1007 angefertigten Güterverzeichnisses in: Wiegand, Urkundenbuch I,
Nr. 52, S. 43 ff.: ... Rihuuinus ejusdem apostolicce cathedrce episcopus ... in Illachirecha
21
Sicherheit davon ausgehen, daß es sich bei dem Schenker um einen
Etichonennachfahren gehandelt hat. Hagen Keller vermutet „aus zeitlichen
Gründen“, daß der Schenker ein Sohn jenes Eberhard I. gewesen sei102 103, wofür
natürlich auch die Namensgleichheit beider Personen spricht. Dem Zeitpunkt für die
Schenkung wird durch die Amtszeit Bischof Richwins ein Rahmen gegeben.
Richwin war zwischen 913 und 933 Bischof von Straßburg104. Es sei jedoch darauf
hingewiesen, daß bei einem Heranrücken des Zeitpunktes der Schenkung des
Eberhard nahe an das Jahr 913, dem Jahr des Regierungsantritts von Bischof
Richwin, durchaus noch der alte Eberhard I. die Schenkung vollzogen haben
könnte. Insofern muß ein Fragezeichen hinter der Existenz dieses zweiten Sohnes
von Eberhard I. verbleiben. Allerdings dürfte Eberhard I., wie sich aus den noch
vorzubringenden Argumenten zu Eberhardus eremitus ergibt, außer Hugo I. noch
mindestens einen weiteren Sohn gehabt haben, so daß wir dieser Filiation relativ
sicher sein können.
Der Todes Zeitpunkt Eberhards II. dürfte im ersten oder zweiten Viertel des 10.
Jahrhunderts zu vermuten sein, falls man der oben erwähnten von der Vita S.
Deicoli hergestellten Chronologie der Ereignisse um Lüders vertrauen kann. Wegen
der Verbindung der Verwandten und der Nachkommen Eberhards I. zu Remiremont
ist zu vermuten, daß sich in der Remiremonter Memorialüberlieferung ein Eintrag
von Verwandten von Lothar II. und Waldrada finden könnte. Tatsächlich stößt man
auf den Eintrag eines Grafen Eberhard am 11. November in einem Nekrolog im
Liber memorialis von Remiremont105. Es erhebt sich die Frage, um welchen Grafen
Eberhard es sich bei dem an einem 11. November gestorbenen gehandelt hat.
Können wir in diesem Grafen jenen Eberhard II. erblicken? Der Eintrag in das
Nekrolog erfolgte jedenfalls zwischen den Jahren 915 und 940106, was sich durch-
aus in den für die Lebenszeit Eberhards II. vorgegebenen zeitlichen Rahmen ein-
fügen würde107.
marcha mansas 6, quas ad Eburharttum comitem emerat, pro remedio sue anime
fratribus ad annonam tradita sunt (Zitat, S. 43 f.); vgl. RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.
102 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Illkirch-Graffenstaden/Illkirch'.
103 Knj.HR, Einsiedeln, S. 14 ff.
104 RegBfeStr. I, Nrn. 121-132. Daß Richwin von Heinrich I. erst 918 anerkannt wurde,
spielt für unser Problem keine Rolle, so daß der zeitliche Rahmen 913-933 bestehen
bleibt.
105 Liber memoriaiis von Remiremont, fol. 34v, Transkription ebda., S. 76: ... migrauit
Eberhard com.
106 Liber memoriaiis von Remiremont, S. 166; vgl. dazu auch E Hlawitschka, Studien zur
Äbtissinnenreihe von Remiremont, Saarbrücken 1963, S. 42, Anm. 120 und KELLER,
Einsiedeln, S. 15 f., Anm. 22, der die Eintragung zwischen 920 und 930 datiert.
107 Um Eberhard I. kann es sich bei der im Liber memoriaiis von Remiremont eingetragenen
Person namens Eberhard nicht handeln, da er - entgegen den Angaben der Vita S.
Deicoli - gegen Ende des ersten Viertels des 10. Jahrhunderts schon lange nicht mehr am
Leben war. Siehe dazu oben S. 16 ff.; vgl. auch Keller, Einsiedeln, S. 15 f., Anm. 22,
der ebenfalls „aus zeitlichen Gründen“ ausschließt, daß es sich bei dem im Liber
memoriaiis von Remiremont eingetragenen Eberhard um Eberhard I , den Spitzenahn der
Familie, gehandelt hat.
22
Aus dem Güterverzeichnis, in dem die am Anfang dieses Kapitels genannte
Schenkung aufgeführt ist, geht weiterhin hervor, daß während des Episkopats des
Straßburger Bischofs Ruthart, also zwischen 933 und 950i°8, der Kleriker und
Eremit Eberhard ebenfalls in Illkirch Besitzungen hatte. Er übertrug zweieinhalb
Mansen aus dieser Gemarkung auch an St. Thomas in Straßburg108 109. Jener
Eburharltus clericus et heremita war aller Wahrscheinlichkeit nach ein naher
Verwandter des in der Güterliste erwähnten Grafen Eberhard110, wie uns zum einen
das Faktum, daß beide Eberharde über Besitz in Illkirch verfügten, und zum an-
deren die Namensgleichheit beider Personen nahelegen. In diesem Sinne ist noch
die Beobachtung hinzuzufügen, daß die Schenkungen beider Personen auf-
fälligerweise in einem Generationssprung geschehen sind. Daß jener Eberhardus
eremitus ein Nachkomme Eberhards I. gewesen ist, scheint also unstrittig. Es bleibt
lediglich zu klären, an welcher Stelle er in die Genealogie der Familie einzuordnen
ist. Da Eberhard der Eremit am 14. August 958 verstarb111, kommt wohl nur eine
genealogische Einordnung in die Enkelgeneration Eberhards I. in Betracht.
An welche Stelle in der dritten Generation der eberhardinisehen Familie müssen wir
den Eberhardus eremitus setzen? Hagen Keller vermutet aus guten Gründen, daß
jener Straßburger Kleriker, der heremita genannt wurde, mit dem ersten Einsiedler
Abt, Eberhard dem Eremiten und ehemaligen Straßburger Propst, identisch ist112.
Die Übereinstimmungen sind in diesem Falle so augenfällig, daß an der Richtigkeit
der These Kellers eigentlich keine Zweifel bestehen können. Des weiteren nimmt
Keller an, daß wir in jenem Grafen Eberhard, der gegenüber St. Thomas als Schen-
ker von Illkirchener Besitz auftritt, einen Onkel oder den Vater jenes Straßburger
Propstes Eberhard des Eremiten und späteren Gründers und ersten Abtes des
Klosters Einsiedeln vor uns haben113. Wäre jener Graf Eberhard ein Onkel des
Eberhardus eremitus, so müßte letzterer entweder ein Sohn Hugos I. oder eines
weiteren - bisher unbekannten - Sohnes von Eberhard I. sein. Hugo I. scheidet
jedoch als Vater des Eremiten aus, da dieser prominente Sohn dann doch von der
Vita S. Deicoli erwähnt worden wäre. Er hätte sich auch gut in das vom Autor der
Vita gezeichnete Bild der Familie Hugos I. eingefügt, welche sich von einem, die
Religion mißachtenden, hin zu einem frommen Leben gewandelt hat. Somit bleibt
uns nur, Eberhard II. oder einen schon erwähnten Sohn Eberhards I. unbekannten
Namens anzunehmen. Da wir über einen solchen dritten Sohn aus den Quellen rein
gar nichts erfahren, halten wir es für plausibler, auch wegen der Namensüberein-
108 Ruthart hatte den Straßburger Bischofssitz zwischen 933 und 950 inne. Siehe dazu
RegBfeStr. I, Nm. 133-139, S. 245 f.
109 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 44:... quidam Eburharttus clericus et heremita in
predicta marcha lllechirecha mansas 2 et dimidiam pro remedio suce anime fratribus
sancti Thonue penitus et annonam tradiderat.
110 Siehe dazu Keller, Einsiedeln, S. 14 ff.
111 Annales Einsidfenses, MGH SS III, ed. G. H. PERTZ, ad 958, S. 142; Eberhardus pater
obiit; der Todestag wird überliefert in den Notae necrologicae Einsiedlenses, ed. F. L.
Baumann, MGH Neer. I, S. 360 (zum 14. August): XIX kal. Eberhardus pater ob.;
Keller, Einsiedeln, S. 165.
112 Keller, Einsiedeln, S. 14.
113 Ebda, S. 15.
23
Stimmung, ihn als Sohn von Eberhard 11. anzusehen, wie in Tafel 3 veranschaulicht
wird.
Tafel 3
Zur Abstammung des Eber hardus eremitus
Eberhard I. °o Adalinde
I I
Hugo I. co Hildegard Eberhard II,
Eberhardus eremitus
Die Söhne Hugos I.
Von den Söhnen Hugos I. erhalten wir ebenfalls aus der Vita S. Deicoli detaillierte
Angaben. Laut der Vita habe Hugo I. drei Söhne gehabt, der älteste sei Eberhard
gewesen, der Zweitälteste Hugo und der jüngste Guntram114. Diese Angaben
finden, was die zwei Söhne namens Eberhard und Hugo angeht, eine Bestätigung
durch ein Diplom von König Otto I. vom 6. April 959, in dem es um die Verlegung
des Klosters Alanesberg an den Ort Luders geht, den Otto von den beiden Söhnen
Hugos, Eberhard und Hugo, empfangen hat115. Geht man davon aus, daß die
Reihenfolge der Nennung dem Alter der Söhne entspricht, so ist Eberhard wohl der
ältere von beiden, was auch der Angabe in der Deicolusvita entsprechen würde.
Eberhard III.
Ein wichtiges urkundliches Zeugnis für Eberhard III. besitzen wir in dem weiter
unten ausführlich zu besprechenden116 Diplom von König Otto I. vom 6. April 959,
in dem zu lesen ist, daß die Söhne des Grafen Hugo, Eberhard und Hugo, dem
König den Ort Lüders auf getragen haben117. Die dort angegebene Filiation und der
Besitz von Lüders korrespondieren mit den Angaben der Vita S. Deicoli, die
ebenfalls von der Übertragung berichtet118, so daß kein Zweifel mehr besteht, daß
wir in den in D O I 199 genannten Söhnen des Grafen Hugo zwei der drei Söhne
Hugos I. vor uns haben, Eberhard III. und Hugo II. Graf Eberhard III. ist uns
114 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677: ... tres filii eius, quorum primogenitus
Heberardus erat, secundus Hugo, tercius Guntramnus habebatur.
115 D O I 199, S. 279: ... locum quem accepimus a filiis Hugonis, Heberhardo et Hugone\
vgl. dazu auch Hlawitschka, Anfänge, S. 107 f.
116 Siehe dazu unten, S. 184.
117 DOI 199, S. 279.
118 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 681 f.
24
auch als der Initiator der Stiftung der Abtei Altdorf überliefert, die sein Sohn Hugo
ID. raucus vollendete119.
Wann Eberhard verstorben ist, läßt sich nicht genau feststellen. Er ist jedenfalls
nach 959 noch am Leben, da er die Stiftung und Gründung des Klosters Altdorf erst
nach diesem Zeitpunkt initiiert hat120. Ein von Schöpflin übermittelter Eintrag im
Altdorfer Nekrolog nennt als seinen Todestag den 18. Dezember121. Ein Todesjahr
wird nicht genannt. Man hat in der Forschung vermutet, daß als Todesjahr 966
anzunehmen ist, denn in der Continuatio Reginonis wird zum Jahre 966 ein Graf
Eberhard als verstorben gemeldet122. In den Fuldaer Nekrologen ist zum Jahr 966
ebenfalls ein Graf Eberhard als verstorben eingetragen, in einem der beiden
Nekrologe wird das genaue Todesdatum genannt: der 10. Mai 966123. Letzterer
Gräf Eberhard ist auf jeden Fall nicht mit dem Initiator der Altdorfer Stiftung zu
identifizieren, da die Sterbetage beider Personen differieren. Ist aber der in den
Fuldaer Nekrologen eingetragene Graf mit jenem Grafen Eberhard in der
Continuatio Reginonis gleichzusetzen? Der unter dem 10. Mai 966 im Fuldaer
119 Vom Stiftungsvorgang erfahren wir aus einer Bulle Leos IX., abgedruckt bei Schöpflin,
Alsatia diplomatica, 1. Bd., Nr. 208, S. 164 f.; weitere Drucke: Grandidier, Histoire 1,2,
Nr. 407, S. 255 f. u. M. Sattler, Kurze Geschichte der Benedictiner-Abtei von Altdorf,
Straßburg 1887, Nr. 3, S. 249 f.: Hunc locum dum frequentaret Eberhardus comes ... sed
egritudine prceveniente & morte sequente impediebatur a bono opere illo, filius ejus
Hugo, qui erat aliquantulum raucus, quoniam sepe intellexerat voluntatem patris, coepit
hic edificare ecclesiolam in honore apostoli Bartholomei & summi presulis Gregorii &
aliarum reliquiarum (Zitat nach dem Druck bei Schöpflin, S. 165); vgl. dazu das auf
der Papstbulle basierende, aus dem 13. Jahrhundert stammende und nach seinen
Anfangsworten Locus erat genannte Dokument, abgedruckt in: Notitiae Altorfenses, ed.
O. Holder-Egger, MGH SS, XV,2, S. 993 f., auch ediert in: A. Sieffert, Altdorf.
Geschichte von Abtei und Dorf, Strasbourg-Koenigshofen 1950, S. 279 f.; daß der
Initiator der Stiftung von Altdorf mit Eberhard III. identisch ist, ergibt sich aus dem
chronologischen Befund, der sich aus dem Zeitpunkt der Weihe der Altdorfer
Klosterkirche im Jahre 974 ableiten läßt. Zur Weihe der Altdorfer Abteikirche siehe
RegBfeStr. I, Nr. 166, S. 252; vgl. auch die genealogische Einordnung Eberhards III. bei
Hlawitschka, Anfänge, S. 104 ff.; zur Stiftung von Altdorf siehe unten, S. 187 ff.
120 Siehe dazu unten, S. 188.
121 Schöpflin, Alsatia illustrata, S. 477: HU sunt fundatores hujus Ecclesice S. Cyriaci in
Altorph. XV. Kal. Jan. obiit Heberhardus Comes, qui requiescit in choro summo ibidem.
122 Continuatio Reginonis, in: Reginonis abbatis Prumiensis chronicon cum continuatione
Treverensi, ed. F. Kurze, MGH Script, rer. Germ., Hannover 1890, ad 966, S. 177:
Eodem anno comes Eberhardus obiit; vgl. dazu E. Krüger, Zur Herkunft der
Habsburger, in: Jahrbuch für Schweizerische Geschichte 13. Bd., Zürich 1888, S. 504,
der allerdings die Quellenstelle nicht nennt; E. Kimpen, Rheinische Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, in: AHVNRh 123, 1933, S. 16; Vollmer, Etichonen, S. 179 mit
Anm. 312.
123 Annales necrologici Fuldenses maiores 779-1065, ed. J. F. Böhmer, Fontes rerum
Germanicarum III, Stuttgart 1853, ad 966, S. 157: Eburhart comes vi. id. mai. In den
Annales necrologici Fuldenses minores 788-997, ad 966, S. 154, wird der Tod Eberhards
ohne Tages- und Monatsangabe verzeichnet: Eburhart comes. Neue Edition in: Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hrsg. v. K. Schmid, Bd. I,
München 1978, S. 337; vgl. ebda., Bd. 11,1, S. 389, wo vermutet wird, daß es sich bei
diesem Grafen namens Eberhard um einen Grafen im Niederlahngau aus dem Ge-
schlecht der Konradiner handelt.
25
Nekrolog eingetragene Graf ist wahrscheinlich mit einem aus dem Geschlecht der
Komadiner stammenden Grafen Eberhard im Niederlahngau zu identifizieren124.
Ein Vergleich des Nekrologeintrages mit dem Kapitel in der Continuatio Reginonis
zu 966 läßt uns eine weitere Parallele erkennen. So verzeichnen beide Quellen
neben dem Tod des Grafen Eberhard auch das Ableben sowohl des Bischofs
Starchand von Eichstätt als auch König Berengars von Italien125. Zudem folgt in
beiden Quellen unmittelbar auf die Nachricht vom Tod des Grafen Eberhard die
Mitteilung vom Tod Berengars, so daß man wohl davon ausgehen kann, daß der in
der Continuatio Reginonis genannte Graf Eberhard mit dem in den Fuldaer
Nekrologen verzeichneten, am 10. Mai 966 verstorbenen Grafen Eberhard identisch
ist. 966 als Todesjahr Eberhards III. läßt sich also nicht aufrechterhalten. Als
Terminus ante quem für den Todeszeitpunkt Eberhards III. kann man jedoch den
16. November 968 ausmachen, da zu diesem Zeitpunkt erstmals sein Sohn, Hugo
III. raucus, in einem Diplom Kaiser Ottos I. als Graf im elsässischen Nordgau
genannt wird126.
Die Gemahlin Eberhards III. können wir höchstwahrscheinlich, wie schon Eduard
Hlawitschka erwiesen hat127, in jener Tochter des Pfalzgrafen Wigerich und seiner
Gemahlin Kunigunde namens Liutgard erblicken, die 960 der Abtei St. Maximin in
Trier zum Seelenheil ihrer Eltern, ihrer beiden verstorbenen Ehegatten, Adalbert
und Eberhard, und ihrer Söhne sowie zum Nachlaß der eigenen Sünden, ihr von
ihren Eltern ererbtes Gut Marner schenkt128. Liutgart, über deren Person sich eine
Blutsverwandtschaft der Eberhardiner zu den Karolingern herstellen läßt (siehe
Tafel 4)129, war demnach zweimal verheiratet, nach der Wortstellung in der
Urkunde für St. Maximin zu schließen, war Eberhard ihr zweiter Gemahl. Von
124 F. Stein, Geschichte des Königs Konrad I. von Franken, Nördlingen 1872, S. 327,
identifiziert diesen Grafen Eberhard mit einem Grafen im Lahngau. R. Köpke und E.
Dümmler, Kaiser Otto der Große, Leipzig 1876, S. 409, Anm. 3, folgen Stein. Vgl. Die
Klostergemeinschaft von Fulda, Bd. 11,1, S. 389. Da im Fuldaer Nekrolog weiters keine
Mitglieder der Familie der elsässischen Eberhardiner eingetragen sind, ist es eher un-
wahrscheinlich, daß es sich bei jenem zum 10. Mai genannten Grafen Eberhard um ein
Mitglied aus dieser Familie handelt.
125 Annales necrologici Fuldenses maiores, ad 966, S. 157: Slarcanl episcopus. ... Berenger
rex ii. non. aug. In den Annales necrologici Fuldenses minores, ad 966, S. 154: Starcant
episcopus. ... Bemger rex. Neu ediert in: Die Klostergemeinschaft von Fulda, Bd. I, S.
337, Continuatio Reginonis, ad 966, S. 177: Starkandus Rubilocensis ecclesiae
episcopus obiit; ... Eodem anno Berengarius quondam Italiae rex exui moritur et in
Babenberg regio more sepelitur.
126 D O 1 368, S. 505 f.
127 Hlawitschka, Anfänge, S. 109 ff.
128 Die Urkunde ist abgedruckt bei C. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch zur
Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, 1. Bd. (bis
zum Friedensvertrag v. Dinant 1199), Luxemburg 1935, Nr. 168, S. 216-219, Zitat, S.
218: Tradidi igitur sancto conjessori Christi Maximino.quoddam mee proprietatis
predium Mambra nuncupatum ad opus monachorum ibidem Deo servientium .... quod
michi ex parentibus meis Wigerico et Cunegunda hereditario iure accessit, pro remedio
et absolutione eorundem parentum meorum, seniorum quoque meorum Alberti et
Everhardi vel filiorum meorum et remissione peccatorum meorum.
129 Hlawitschka, Anfänge, S. 115.
26
ihrem ersten Gemahl hatte sie wahrscheinlich einen Sohn namens Matfried. Dies
ergibt sich aus einer unten noch genauer zu besprechenden Dorsualnotiz einer Bulle
Leos IX., in der Matfried als patruus, also als „Vaterbruder“ der vier Söhne des
Hugo raucus bezeichnet wirdDO^ Matfried war demnach ein Halbbruder des Hugo
raucus.
Tafel 4
Zur Verwandtschaft der Eberhardiner mit den Karolingern
(es sind nur die fUr den Zusammenhang relevanten Personen eingetragen)
Ludwig d. Stammler
N oo Ermentrud Eberhard I. oo Adalinde
I I
Wigerich oo Kunigunde Eberhard II. Hugo I. co Hildegard
Adalbert v. Metz oo Liutgardis °° Eberhard III. Hugo II. Guntram
Matfried Hugo III. raucus
Hugo II.
Der zweite Sohn Hugos I., der uns aus der Vita S. Deicoli13! und aus dem Diplom
Ottos I. Nr. 199 bekannt ist* 131 132, Hugo II., kann ansonsten in den Quellen kaum
gefaßt werden. Ob zwei Nachweise für einen Grafen Hugo in zwei Urkunden aus
den fünfziger Jahren des 10. Jahrhunderts, so am 26. September 951133 und im
13<> Ebda.
131 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677, siehe S. 24 mit Anm. 114.
532 DOI 199, S. 279. Siehe das Zitat in Anm. 115.
133 Neuester Druck bei Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 38, S. 30 f.: ... actum in civitate
Argentina 6 kalendas octobris anno incamationis domini 951, regnante Ottone 15 anno
regni ejus. Utone prcesule, Lutolfo duce, Hugone comite, Hartzwigo advocato (Zitat,
ebda., S. 31); vgl. auch H. Büttner, Breisgau und Elsaß. Ein Beitrag zur
frühmittelalterlichen Geschichte am Oberrhein, in: Schwaben und Schweiz im Frühen
und Hohen Mittelalter. Gesammelte Aufsätze v. H. Büttner, hrsg. v. H. Patze (= VuF
15), Sigmaringen 1972, S. 79, Anm. 94, Bei dieser angeblich 951 ausgestellten Urkunde
ist Vorsicht geboten, da es keine handschriftliche Überlieferung gibt und sie einzig durch
Grandidiers Edition bei Würdtwein, 3. Bd.. Nr. 87, S. 357 ff. auf uns gekommen ist
(siehe auch das Regest bei Grandidier, Histoire 1,2, Nr. 267, S. 116), gerade wenn man
an die spektakulären Fälschungsaktionen Grandidiers denkt Auch Hermann Bloch weist
wohl nicht ohne Grund auf die besondere Überlieferungssituation dieser Urkunde hin
Siehe H. Bloch u. W. WrmcH, Die Jura curiae in Munichwilare, in: ZGO 54 (NF 15),
S. 411, Anm. 2. Auch fällt auf, daß die RegBfeStr. I die Urkunde nicht verzeichnen,
obwohl Bischof Uto III in dieser Urkunde als Zeuge erscheint. Zu den
27
Jahre 956134, als Belege für Hugo II. gelten können, bleibt doch sehr fraglich, da es
sich bei der Urkunde von 956 um eine Fälschung aus dem 12. Jahrhundert handelt
und die Urkunde von 951 ebenfalls unter dem Verdacht steht, gefälscht zu sein135.
Auch bei einem weiteren urkundlichen Zeugnis, das uns einen Hugo nennt, sind
berechtigte Zweifel angebracht, ob wir einen Nachweis für Gral' Hugo II. vor uns
haben. So wird in einem Diplom von Kaiser Otto I. aus dem Jahre 965, in dem der
Kaiser dem Kloster S. Mansui bei Toul die Unabhängigkeit und seine Besitzungen
bestätigt, auch eine Schenkung an dieses Kloster erwähnt, die ein gewisser Hugo,
der allerdings ohne einen Grafentitel genannt wird, vorgenommen hat136. Der in der
Urkunde fehlende Grafentitel sagt jedoch nichts darüber aus, daß der Schenker
keine hochgestellte Persönlichkeit gewesen ist, denn die Schenkung erweist sich als
sehr umfangreich, so daß man folgern kann, daß diese Person namens Hugo überaus
begütert gewesen sein muß. Es könnte sich, nach dem Besitzstand dieses Mannes zu
urteilen, sehr wohl um einen Grafen gehandelt haben. Allerdings wird in dem
Diplom nicht gesagt, wami diese Schenkung erfolgt ist, so daß sie zeitlich
möglicherweise schon lange vor der Ausstellung des Diploms durch Otto I.
bestanden haben kann, was durchaus wahrscheinlich ist.
Weitere Lebens Zeugnisse zu Graf Hugo II. sind, soweit ich sehe, nicht überliefert.
Ob er schließlich gegen Ende seines Lebens Mönch geworden ist, wie die Vita S.
Deicoli wissen will, muß offengelassen werden137. Wann er gestorben ist, bleibt
uns unbekannt.
Urkundenfälschungen Grandidiers siehe vor allem H. Bloch, Die Urkundenfälschungen
Grandidiers, in: ZGO 51 (NF 12), S. 459-511, Ders., Zu den Urkundenfälschungen
Grandidiers, in: ZGO 52 (NF 13), S. 543-546, ferner H. Bresslau, Grandidiers
Urkundenbehandlung, in: ZGO 53 (NF 14), S. 9-12, neuerdings J. Voss, Aus der
Werkstatt zweier Mediävisten des 18. Jahrhunderts: Die Quellenerschließung bei
Schöpflin und Grandidier, in: Fälschungen im Mittelalter, 4. Teil: Diplomatische
Fälschungen II. Hannover 1988, S. 319-330.
134 Druck bei Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 40, S. 31 f.: ... acta sunt autem hec in civitate
Argentina anno dominicq incarnationis 956, regnante Ottone [magno] 16 anno regni
ejus, Outoneprqsule, Liutolfo duce, Hugone comite, Harivvigo advocato ... (Zitat, ebda,
S. 32); Büttner, Breisgau und Elsaß, S. 79 u. Anm. 95, fuhrt diese Urkunde der Brüder
Wiserich und Azzo an, in der Graf Hugo als Zeuge auftritt. Bei dieser angeblich im Jahr
956 ausgestellten Urkunde handelt es sich jedoch um eine Fälschung aus dem 12.
Jahrhundert, wie schon Hermann Bloch nachgewiesen hat. Siehe dazu BLOCH u.
WrracH, Jura curiae, S. 410 f. u. Anm. 2 auf S. 411; vgl. dazu RegBfeStr. I, Nr. 95 u.
vor allem Nr. 411.
135 Siehe dazu die Bemerkungen in den vorangegangenen beiden Anmerkungen.
136 D O I 289, S. 404 f.: ... et quidquid adquisitum est per precariam quamfecit Hugo de
rebus sancti Stephani ex loco qui Babani villa dicitur, cum terris cultis et incultis silvis
pratis aquis aquarumque decursibus molendinis servis et ancillis exitibus et redditibus
(Zitat, ebda, S. 405).
137 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 678. Bei dem uns aus dem Altdorfer Nekrolog
überlieferten Grafen Hugo, der Mönch geworden war, handelt es sich aller Wahr-
scheinlichkeit nach um den Neffen Hugos II., Hugo III. raucus. Siehe dazu ausführlich
unten, S. 34 ff.
28
Guntram
Der dritte Sohn von Graf Hugo I., Guntram, von dem wir in der Deicolusvita
erfahren138, ist die prominenteste Persönlichkeit aus der Familie der Eberhardiner
im 10. Jahrhundert und uns besonders durch seine weiter unten zu behandelnde,
spektakuläre Absetzung im Jahre 952 durch König Otto I.139 in Diplomen von Otto
I. und seinen Nachfolgern bekannt und gut bezeugt. Die Absetzung Guntrams
erklärt auch, warum er nicht zusammen mit seinen Brüdern Eberhard und Hugo in
dem Diplom Ottos I. vom 6. April 959, das die Neubesiedlung von Lüders regelte,
erscheint140.
Die Person Guntrams hat die Forschung lange Zeit beschäftigt, und die Diskussion
scheint noch nicht beendet zu sein. Sie hat sich vor allem an der Frage entzündet, ob
der Guntram aus der Familie der Eberhardiner identisch sei mit jenem in den Acta
Murensia erwähnten Guntramnus dives, der als Stammvater der Habsburger gilt141.
Dieses hat vor allem Harold Steinacker angezweifelt, da unter anderem Guntram
nach seiner Absetzung angeblich über keinen Besitz mehr verfügte und somit nicht
mit dem Guntramnus dives gleichgesetzt werden könne, der ja Besitz an seine
Nachkommen vererbt habe142. Die These Steinackers hat bis heute oftmals
Widerspruch erfahren. Man führt insbesondere auffällige Überschneidungen bei den
Besitzungen beider Personen gleichen Namens als Argument dafür an, daß es sich
bei diesen beiden Trägem des Namens Guntram um ein und dieselbe Person
handele143. Ein gewichtiges Argument, das für die Identität beider Personen spricht,
hat Thomas Zotz in die Diskussion einbringen können, nämlich, daß der
eberhardinische Guntram auch noch nach seiner Absetzung 952 * in Folge einer
Begnadigung - über Eigenbesitz verfügen konnte144, wie zum Beispiel die
Übertragung von Besitz in Dorlisheim durch Guntram an die eberhardinische
Familienstiftung Altdorf, die erst weit nach Guntrams Absetzung im Jahre 974
138 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV.2. S. 677; Zitat siehe oben Anm. 114.
139 Zu den politischen Vorgängen siehe dazu unten S. 177-183.
140 D O I 199, S. 279; siehe dazu vor allem unten S. 184-187.
141 Das Kloster Muri im Kanton Argau, ed. M. KlEM, Basel 1883, S. 16 f.: ... qui
rogaverunt Kanzelinum, comitem de Altenburg, filium Guntramni divitis. Vgl. K.
Schmid, Aspekte der Zähringerforschung, in: ZGO 131 (NF 92), S. 240 u. 244.
142 H. Sthnacker, Zur Herkunft und ältesten Geschichte des Hauses Habsburg, in: ZGO 58
(NF 19), S. 232-236, der hier auch die Zugehörigkeit des von Otto 1. abgesetzten Grafen
Guntram mit dem in der Vita S. Deicoli genannten in Frage stellt; vgl. E^rs., Regesta
Habsburgica. Regesten der Grafen von Habsburg und der Herzoge von Österreich aus
dem Hause Habsburg, 1. Abt.: Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281,
Innsbruck 1905, Nr. 1, S. 1.
143 W. Gisi, Guntramnus comes, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte, 26. Bd., Ndr.
d. Ausg. v. 1886, Osnabrück 1968, S. 287-297; E. KRÜGER, Herkunft, S. 499-555.
Kritisch dazu A. SCHULTE, Zur Herkunft der Habsburger, in: MIÖG 10, Innsbruck 1889,
S. 208-216.
144 Vgl. Th. Zotz, König Otto I., Graf Guntram und Breisach, in: ZGO 137 (NF 98), 1989,
S. 72-77; vgl. schon E. Krüger, Herkunft, S. 516, der allerdings davon ausging, daß
lediglich Guntrams Lehen konfisziert worden waren, jedoch nicht sein Eigengut; zur
Gleichsetzung jenes in der Dorsualnotiz der Bulle Leos IX. genannten Guntram mit dem
dritten Sohn Hugos I. siehe HLAwrrscHKA, Anfänge, S. 114.
29
abgeschlossen war, verdeutlicht145. Zudem konnte Eduard Hlawitschka darauf
hinweisen, daß wir in dem Kloster Einsiedeln gewissermaßen einen Schnittpunkt
zwischen dem eberhardinischen Guntram und dem Guntramnus dives erblicken
können, da sowohl die Eberhardiner enge Beziehungen zu dieser Abtei unterhielten
- so wurde sie unter maßgeblicher Beteiligung Eberhards des Eremiten, einem
Mitglied aus dem eberhardinischen Familienverband, gegründet146 - als auch die
frühen Habsburger in Verbindung mit dieser Abtei standen147. Ebenso kam ein
Großteil des ehemaligen, vom König konfiszierten Besitzes an Einsiedeln, was auch
gewiß kein Zufall ist148. Darüber hinaus ist Guntram in das Einsiedler Nekrolog
eingetragen149. All die hier vorgebrachten Argumente lassen eigentlich nur den
Schluß zu, daß der von König Otto I. abgesetzte eberhardinische Graf Guntram mit
dem sogenannten Stammvater der Habsburger, Guntramnus dives, identisch ist.
Als Todestag Guntrams wird in dem schon erwähnten Einsiedler Nekrolog der 26.
März angegeben150. Sein Todesjahr dürfte zwischen den Jahren 984 und 990
liegen151, wahrscheinlich ist er in Altdorf bestattet. Zu dieser Annahme gelangt
man durch eine Notiz aus dem 11. Jahrhundert, wonach Bischof Werner I. von
145 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994: ... preter quartam ecclesie partem ad
Toro Ifes heim, quam Guntramus, filius Hugonis, pro anime sue remedio tradidit istis
reliquiis, zu der Schenkung siehe auch im Kap. 'Besitzungen', den Art. 'Dorlisheim'.
146 Zur Stiftungs- und Gründungsgeschichte von Kloster Einsiedeln siehe Keller,
Einsiedeln, S 13-38.
147 E. Hlawitschka, Zur Herkunft und zu den Seitenverwandten des Gegenkönigs Rudolf
von Rheinfelden - Genealogische und politisch-historische Untersuchungen, in: Die
Salier und das Reich, 1 Bd.: Salier, Adel und Reichsverfassung, hrsg. v. S. Weinfurter
u. Mitarb v. H Kluger, Sigmanngen 1991, S. 195 f. So wurde die Habsburger Stiftung
Muri eine Propstei von Einsiedeln, wie in Das Kloster Muri, ed. Kiem, cap. 3, S. 20 f. zu
lesen ist. Auch die Nachkommen des Guntramnus dives, sein Sohn Kanzelin (=
Lanzelin) und dessen Gemahlin Liutgart sowie Ita, die Gemahlin seines Enkels Radbot,
wurden in die Einsiedler Nekrologe auf genommen. Siehe Annales Einsidlenses, MGH
SS III, ad 991, S. 144: Obiit Landold comes, Quellenwerk zur Entstehung der
Schweizerischen Eidgenossenschaft, Abt. II: Urbare und Rödel, 3. Bd., bearb. v. P.
Kläui, Aarau 1951, S. 364 (zum Januar), ebenfalls ediert bei Keller, Einsiedeln, S.
156. Comes Lantoldus et Lütgardis uxor eius (Zitat nach der Edition bei Keller);
Fragmenta libri anniversariorum, ed. F. L. Baumann, MGH Neer. I, S. 362, ebenfalls
ediert bei Keller, Einsiedeln, S. 160 (zum 23. Juli): D. Ita coniunx Ratbotonis de
Windonissa, cuius coenobium Murense haeredilarium fuil (Zitat nach der Edition bei
Keller).
148 Siehe Keller, Einsiedeln, S. 86; Hlawitschka, Rudolf von Rheinfelden, S. 195 f
149 Siehe Anm. 150.
150 Notae necrologicae Einsiedlenses, MGH Neer 1, S. 359 (zum 26. März): VH. kal.
Gundram com. ob:, Böhmer, Fontes rerum Germanicarum IV, hrsg. v. A. Bauer,
Stuttgart 1868, S. 144; vgl auch Keller, Einsiedeln, S. 166.
151 Keiler, Einsiedeln, S. 152 f. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Guntram zur
Zeit der Neuweihe der Altdorfer Abteikirche, die in die Amtszeit von Bischof Werner I
von Straßburg fällt, bereits tot war, da Berta, die Witwe des Grafen Eberhard, die
ehemalige Schenkung Guntrams an Altdorf dieser Kirche wieder entzog und sie an die
Straßburger Marienkirche übergab (siehe die folgende Anm ), Berta also für den bereits
verstorbenen Guntram handelt Siehe dazu auch Hlawitschka, Anfänge, S 114
30
Straßburg sich geweigert haben soll, der Bitte von Berta, der Witwe des Grafen
Eberhard IV., nachzukommen, die Altdorfer Kirche nochmals zu weihen, solange
dort gebannte Personen begraben seien. Erst nachdem Berta der Altdorfer Kirche
ein von Guntram gestiftetes Gut bei Dorlisheim entzogen und im Anschluß daran
der Straßburger Marienkirche übertragen hatte, vollzog W erner die Neuweihe152.
Seitenverwandte der Eberhardiner
Die bedeutendsten Seitenverwandten der Eberhardiner sind die ebenfalls von Hugo
von Tours abstammenden sogenannten Liutfride. So können wir gegen Mitte des
neunten Jahrhunderts einen in Italien wirkenden Liutfrid ausmachen, der ein Sohn
Hugos von Tours gewesen sein muß153. Von diesem Liutfrid sind uns zwei Söhne
bekannt, Liutfrid II., der wie sein Vater in Italien tätig war154, und Hugo, der die
Abtei Münster-Granfelden in seiner Hand hatte155. Nach dem Tod Hugos folgte
ihm Liutfrid II. in dessen Besitzungen nördlich der Alpen nach156. Als Nach-
kommen Liutfrids II. kennen wir drei Söhne, Hunfrid, Liutfrid und Hugo157 158. Auch
im Liber memorialis von Remiremont finden wir Mitglieder des Liutfridischen
Familienverbandes eingetragen1-58.
Es ist hier auch noch kurz auf Personen der Reichsgeschichte im 10. Jahrhundert
einzugehen, die mutmaßlich mit der Familie der Eberharde verwandt gewesen sind,
so der Straßburger Bischof Richwin und der von seinen Widersachern geblendete
Bischof Benno von Metz.
152 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994: Rursum ipsam partem ecclesie huic
abstulit Bertha comitissa, uxor Eberhardi, et donavit ad allare sancte Marie Strasburg
cum appendiciis decirnarum, quas Guntramus memoralus huic cenobio attribuil, quia
presuli Vernhero renuente et negante istud templum ab ipso Deo consecrari, quod
hornines hic anathemalizali sepulti requiescerent; RegBfeStr. I, Nr. 245, S. 268.
153 Urkunde Lothars II. vom 19. März 866, D Lo II 28, S. 430 f., in der der König dem
Kloster Münster-Granfelden Besitzungen bestätigt, die dem Kloster von Hugo geschenkt
worden waren, dem Sohn des Grafen Liutfrid, den der König als seinen Oheim
bezeichnet: Hugo cotnes quondatn illustri avunculi nostri Liutjridi filius. Liutfrid war
folglich ein Bruder von Lothars II. Mutter, Ermengard, einer Tochter Hugos von Tours
(zur Abstammung Ermengards siehe oben, Anm. 35), vgl. E. HLAWrrscHKA, Franken,
Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962). Zum Verständnis der
fränkischen Königsherrschaft in Italien, Freiburg i. Br. 1960, S. 221 ff. Hier sind auch
die Belege für das Wirken Liutfrids in Italien zusammengestellt; zu den Liutfrieden vgl.
Wilsdorf, Les Etichonides, S. 1-33.
154 Hlawitschka, Franken, S. 223-226.
155 Böhmer-Mühlbacher, 2. Aufl., Nr. 1210; Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 572, S.
352 u. Nr. 581, S. 356; vgl. Hlawitschka, Franken, S. 223.
156 Siehe Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 662, S. 398 f.
157 Liutfrid II., sein Bruder Hugo und Liutfrids Söhne, Hunfrid, Liutfrid und Hugo, werden
in einer gefälschten Urkunde vom 21. Februar 902 genannt. Siehe Bruckner, Regesta
Alsatiae, Nr. 662, S. 398 f.
158 Liber memorialis von Remiremont, fol. 6r, Eintrag Nr. 2; siehe dazu genauer den 1.
Exkurs 'Die Familieneinträge der Eberhardiner im Liber memorialis von Remiremont'.
31
Richwin hatte 913 nach dem Tod des lediglich eineinhalb Monate amtierenden
Bischofs Gozwinl59 den Straßburger Bischofsstuhl usurpiert159 160 und war schließlich
nach einigem Hin und Her im Jahre 918 allgemein anerkannt worden161. Am 30.
August des Jahres 933 ist Bischof Richwin verstorben162. Richwin entstammte
höchstwahrscheinlich einer adeligen Familie aus Lothringen163. Die These, Rich-
win sei ein naher Verwandter der Eberharde gewesen, hat, soweit ich sehe, zuerst
Hagen Keller formuliert164. Er stützt sich dabei auf einen Eintrag im Liber
memorialis von Remiremont, den man als einen Familieneintrag der Eberharde
erkennen kann, und in dem mehrmals der Name Riqwin wiederkehrt165. Das
wiederholte Vorkommen des Namens Richwin in diesem Eintrag läßt Hagen Keller
auf die Verwandtschaft von Bischof Richwin mit den Eberhardinem schließen. Die
Angabe, Richwin stamme aus einer lothringischen Familie, widerspricht der These
Kellers nicht, da die Verwandtschaft der Eberharde mit Sicherheit über den
burgundischen und elsässischen Raum hinausging und weitverzweigt war.
Der im Jahre 927 von König Heinrich I. als Bischof von Metz eingesetzte und im
Folgejahr von seinen Gegnern geblendete Bischof Benno166 soll laut den
Aufzeichnungen Gilg Tschudis ebenfalls ein Verwandter Eberhards des Eremiten
gewesen sein167. Die zeitgenössischen Quellen sagen über seine Herkunft wenig
aus. Laut der Vita Johannis Gorziensis sei Benno genere Suevus168 gewesen. Die
Continuatio Reginonis nennt ihn ex ordinariis Strazburgensibus169.
Benno, der von 908 an bis 927 als Eremit und von 929 bis zu seinem Tod im Jahr
940 in der Zelle Meinrads gelebt hat, spielt sicher bei der Stiftung und Gründung
von Kloster Einsiedeln eine Rolle, wie Hagen Keller herausgearbeitet hat170. Keller
ist der Auffassung, daß die Verwandtschaft Bennos mit Eberhard dem Eremiten
hierbei maßgebend gewesen ist171. Er meint, Benno habe nach seiner erzwungenen
Rückkehr zur Zelle Meinrads den Ausbau der Zelle zu einem Kloster betreiben
wollen, sei aber durch seine Erblindung an der Ausführung dieses Vorhabens
159 RegBfeStr I, Nr. 119 f.. S. 242 f.
löO RegBfeStr. I, Nr. 121, S. 243.
161 RegBfeStr. I, Nr. 122 f„ S. 243.
162 RegBfeStr. 1. Nr. 132, S. 245.
163 RegBfeStr. I, Nr. 121, S. 243.
164 Khj.hr, Einsiedeln, S. 15.
165 Zu dem Eintrag im Liber memorialis von Remiremont (fol. 6v) siehe unten den 1. Ex-
kurs.
166 Zur Einsetzung Bennos siehe die Vita Johannis abbatis Gorziensis auctore Johanne
abbate S. Arnulfi, MGH SS IV, ed. G. H. PERTZ, S. 348; zur Blendung Bennos:
Continuatio Reginonis, S. 158, fälschlich zu 927.
167 Liber Heremi, hrsg. v. P. G. Morel, in: Der Geschichtsfreund. Mittheilungen des
historischen Vereins der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, 1. Bd.,
Einsiedeln 1843/1844, S. 101, ad 934: ... Eberhardus Canonicus et Decanus
Argentinensis ecclesice, uir illustris, et Bennoni heremitce ac patri nostro cognatus.
168 Vita Johannis abbatis Gorziensis, MGH SS IV, S. 348.
!69 Continuatio Reginonis, ad 925, S. 158.
170 Khtj.fr, Einsiedeln, S. 18-21.
171 Ebda., S. 25 f.
32
gehindert worden. Den Ausbau habe schließlich der mit ihm verwandte, aus
Straß bürg kommende Eberhard in die Hände genommen172.
3. IV. bis VI. Generation
Hugo III. raueus
Hugo III., mit dem Beinamen raucus, ist urkundlich schwer faßbar und somit
chronologisch nicht genau einzureihen. Franz X. Vollmer möchte Hugo III. schon
im Jahr 951 als nachweisbar ansehen173. Vollmer setzt allerdings die Lebenszeit
Hugos III. eine Generation zu früh an, zudem ist das von Vollmer für das Jahr 951
verwendete Quellenzeugnis in seiner Echtheit umstritten174. Wir wissen jedoch
über Hugo III. raucus aus einer Urkunde seines Nachfahren, Papst Leo IX., für die
von Eberhard III. initiierte Stiftung Altdorf, daß er der Sohn dieses Grafen Eberhard
III. war und die Stiftung seines Vaters vollendete175. Außerdem sei die Weihe
durch Bischof Erchanbald von Straßburg auf Veranlassung Hugos III.
geschehen176. Die Amtszeit Erchanbalds fällt zwischen die Jahre 965 und 991177,
die Weihe wird von der Forschung auf das Jahr 974 datiert178 179. Wir werden also für
die politisch aktive Zeit Hugos III. in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts
verwiesen. Ein erstes sicheres Zeugnis für Hugo III. liegt uns aus den späten
sechziger Jahren des 10. Jahrhunderts durch ein Diplom Ottos I. vor. Dieser schenkt
am 16. November 968 seiner Gemahlin Adelheid die Höfe Hochfelden, Sermers-
heim, Schweighausen, Morschweiler und Selz, sitas in Elisaziun in comitatu
Hugonis comitis119. Bei diesem Grafen Hugo, der im Besitz der Grafschaft im
Nordgau ist, wie wir aus der geographischen Lage der an Adelheid geschenkten
Orte ersehen können, handelt es sich wahrscheinlich nicht um Hugo II., sondern um
Hugo III. raucus, da er hier als Graf im elsässischen Nordgau ausgewiesen wird.
Der Vorgänger Hugos III. in dieser Grafschaft war nicht Hugo II., sondern Hugos
II. älterer Bruder und Vater des Hugo raucus, Eberhard III.180 Hugo III. raucus ist
als Graf im elsässischen Nordgau auch noch im Jahre 973 durch ein Diplom Ottos
II. belegt181.
172 Ebda., S. 26 f.
173 Vollmer, Etichonen, S. 181.
174 Siehe dazu oben, S. 27 f. mit Anm. 133.
175 Siehe das Quellenzitat oben in Anm. 119.
176 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994; siehe RegBfeStr. I, Nr. 166, S. 252,
177 Siehe RegBfeStr. I, Nrn. 148-192, S. 248-255, bes. Regest Nr, 166, S. 252, wo das
Weihedatum der Altdorfer Kirche in das Jahr 974 datiert wird.
178 Zur Datierung der Weihe vgl. RegBfeStr. I, Nr. 166, S. 252; vgl. SlEFFERT, Altdorf, S.
40.
179 D O I 368, S. 505 f., Zitat, S. 505.
180 Die Stiftung und Gründung von Altdorf durch Eberhard III. und dessen Sohn, Hugo III.
raucus erfolgte in pago quoque Northgowe in comitatu predicti quondam Everhardi [=
Eberhard IV., ein Sohn des Hugo raucus] (D FI 46, S. 77).
181 D O II 51, S. 60 f.,... excepto Pruomad cum suis appertinentiis.in praedicto pago [=
Elsaß] et in comitatu Hugonis comitis (Zitat, ebda., S. 61); Regest: Böhmer-
Mikoletzky, Nr. 629.
33
Wann Hugo raucus verstorben ist, wissen wir nicht. Die Weihe seiner Stiftung
Altdorf im Jahre 974 hat er noch erlebt. Im Jahr 986 ist er sicher nicht mehr am
Leben, da in diesem Jahr sein Sohn Eberhard erstmals als Nordgaugraf bezeugt
ist182. Wir werden wohl nicht fehlgehen, wenn wir den Todeszeitpunkt des Hugo
raucus eher an den späteren Termin heranrücken. Um jedoch den Todestag des
Hugo raucus näher bestimmen zu können, müssen wir uns einem weiteren Problem
widmen. Im heute verlorenen Altdorfer Nekrolog, das Schöpflin noch gesehen hat,
sind die Todestage und Grabstätten der Stifter Altdorfs angegeben. Schöpflin
überliefert uns in seiner Alsatia illustrata den Nekrologeintrag, der hier vollständig
wiedergegeben werden soll: Hii sunt fundalores hujus Ecclesice S. Cyriaci in
Altorph. XV. Kal. Jan. obiil Heberhardus Comes, qui requiescit in choro summo
ibidem. Secundo Kal. Aug. obiil Hugo Comes & monachus, qui requiescit ante
altare Gregorii. Non. Sept. obiit Hugo Comes, frater Hugonis Comitis & monachi
prcetitulati. Hic sepultus est in summo monasterio183. Mit dem am 18. Dezember
verstorbenen Grafen Eberhard ist, wie oben bereits dargelegt, der Initiator der
Altdorfer Stiftung, Eberhard III., der Vater des Hugo raucus zu identifizieren. Wer
aber ist der Graf Hugo, der auch Mönch war, und wer vor allem ist dessen Bnider,
ebenfalls mit Namen Hugo? Emil Krüger meint, Hugo Comes & monachus, sei mit
Hugo II., dem Bruder Eberhards III., gleichzusetzen, da in der Vita S. Deicoli
berichtet wird, daß Hugo II. Mönch geworden sei. Dieser Auffassung kann man
jedoch einiges entgegenhalten. Wäre jener Hugo Comes & monachus mit Hugo II.
identisch, so wäre Hugo Comes, frater Hugonis Comitis & monachi prcetitulati auch
in diese Generation einzuordnen, wenn man die Bezeichnung frater mit Bruder
gleichsetzt. Dies würde jedoch bedeuten, daß der Sohn Eberhards III., Hugo raucus,
in dem Nekrologeintrag nicht genannt worden wäre. Das ist aber umso weniger
vorstellbar, als Hugo raucus doch der ausführende Stifter Altdorfs gewesen ist. In
dem Eintrag wird ja ausdrücklich gesagt, daß es sich bei den auf geführten Personen
um die Stifter Altdorfs handele, Hugo raucus müßte also auf jeden Fall genannt
werden. Bei einer der beiden im Nekrologeintrag erwähnten Personen namens Hugo
muß es sich folglich um Hugo III. raucus handeln. Es Fällt auf, daß bei Hugo Comes
& monachus, ebenso wie bei Eberhard, der im Chor der Abteikirche beigesetzt
wurde, die genaue Grabstelle angegeben ist. Hugo ist vor dem Altar des Hl. Gregor
in der Abteikirche bestattet. Von dem anderen Grafen Hugo wird lediglich gesagt,
daß er in dem oberen Kloster seine letzte Ruhestätte erhalten hat. Archangelus
Sieffert meint, daß jener Hugo Comes & monachus ein Bruder des Hugo raucus sei,
der ins Kloster eingetreten sei und dort den Namen Hugo angenommen hätte184. So
plausibel Siefferts These auf den ersten Blick klingt, stellen sich doch bei näherer
Betrachtung Zweifel ein. Nimmt man die Stelle in dem Nekrolog wörtlich, so steht
nichts von einem Namenswechsel da. Name und Grafentitel bilden bei genauer
Betrachtung der Quellenstelle eine syntaktische Einheit, während die Bezeichnung
lffi DO III 27, S. 426 f.: ... Hiltinheim dicta in comitatu Eberhardi comitis iacet (Zitat,
ebda., S. 427).
183 Schöpflin, Alsatia illustrata, S. 477. Siehe auch Ph. A. Grandidier, Œuvres historiques
inédites, 1. Bd., Colmar 1865, S. 322 mit Anm. 2.
184 Sieffert, Altdorf, S. 22; so auch schon Sattler, Altdorf, S. 19.
34
„Mönch“ durch ein „und“ davon abgetrennt ist. Name und Grafentitel sind also
aufeinander bezogen, legt man strenge philologische Maßstäbe an die Quellenstelle
an. Hätte die besagte Person als Graf einen anderen Namen geführt, müßte da der
Satz eigentlich nicht anders lauten? Wäre es nicht sinnvoller für den Autor des
Nekrologeintrages, eine Formulierung wie Hugo monachus et olim N. comes zu
wählen, um einen eventuellen Namenswechsel anzugeben? Ebenso kann noch ein
weiteres Argument gegen die These Siefferts ins Feld geführt werden. So ist es
doch naheliegend, die beiden Hauptstifter Eberhard und seinen Sohn Hugo raucus
an möglichst prominenten Stellen in der Abteikirche zu bestatten. Der Hochchor
und der Gregoraltar waren solche Stellen185. Es ist zudem davon auszugehen, daß
man in der Klosterüberlieferung diese beiden Grabstellen auch über die
Jahrhunderte hinweg kennt. Somit dürfte wahrscheinlich sein, daß nicht jener Gral’
Hugo, von dem der Nekrologeintrag lediglich angibt, daß er im oberen Kloster liegt,
sondern der am 31. Juli verstorbene Hugo Comes & monachus, qui requiescit ante
altare Gregoru mit Hugo raucus zu identifizieren ist, immer vorausgesetzt, man
darf der Überlieferung des Nekrologeintrags trauen. Es würde auch nichts gegen die
Vermutung sprechen, daß Hugo raucus am Ende seines Lebens als Mönch in seine
eigene Stiftung eingetreten ist.
Wer ist jedoch der am 5. September verstorbene Hugo Comes, frater Hugonis
Comitis & monachiprcetitulati, der ebenfalls in dem Kloster bestattet ist? Es muß in
jedem Falle eine den beiden Hauptstiftem sehr nahestehende Person gewesen sein,
die auch maßgeblich an der Stiftung mitgewirkt hat. Nun gibt uns aber der Name
und die Verwandtschaftsbezeichnung dieser Person einige Rätsel auf. Könnte es
wirklich sein, daß Hugo raucus einen Bruder hatte, der ebenfalls den Namen Hugo
führte? Man ist versucht, hier an einen Irrtum des Nekrologschreibers zu denken. Es
kann aber weder eine Verschreibung von pater noch von filius sein. Geht man von
einer Verschreibung von pater zu frater aus, so würde dies bedeuten, daß besagter
Hugo der Vater des Hugo raucus wäre. Der Vater des Hugo raucus ist jedoch
nachgewiesenermaßen Eberhard III.186 und nicht Hugo II., so daß eine solche
Verschreibung nicht in Betracht zu ziehen ist. Ebenso verhält es sich mit einer
möglichen Verschreibung von filius zu frater. Wäre dies der Fall, würde es sich um
Hugo raucus und seinen Sohn Hugo IV. handeln. Dies kann ebenfalls nicht möglich
sein, da Hugo IV. bekanntlich in seiner Stiftung, der Abtei Heiligkreuz zu
Woffenheim, bestattet wurde187. Somit bleibt uns nur, die Angabe frater so zu
nehmen, wie sie dasteht und nicht von einer Verschreibung auszugehen. Man kann
zwar nicht ausschließen, daß zwei Brüder ein und denselben Namen erhalten haben,
es ist aber im Frühmittelalter, im Gegensatz zum Spätmittelalter, eher nicht die
Regel. Eine weitere Möglichkeit wäre, daß Hugo ein älterer Bruder des Hugo
raucus gewesen und jung verstorben ist - noch bevor Hugo raucus geboren war -
und dessen Name auf Hugo raucus übergegangen ist, um einen Leitnamen der
185 Die Abteikirche war ursprünglich dem Hl. Bartholomäus und dem Hl. Gregor geweiht.
Siehe dazu die Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 993.
186 Siehe oben das Zitat in Anm. 119.
187 Siehe unten S. 43 mit Anm. 232.
35
Familie weiter zu erhalten, eine Praxis, die man öfter findet188. Allerdings kommt
diese Möglichkeit für unser Problem insofern nicht in Betracht, da dieser Bruder
noch zu Lebzeiten Eberhards III., seines Vaters, verstorben sein müßte, noch bevor
Hugo raucus geboren wurde beziehungsweise noch während der frühen Kindheit
des 'Heiseren'. Dieser Hugo hätte aber dann mit der Stiftung von Altdorf, die ja erst
später, nach dem Ableben dieses angenommenen älteren Bruders von Hugo raucus,
erfolgt ist, nichts zu tun. Diese Möglichkeit scheidet also aus. Eine weitere
denkbare Variante zur Lösung des Problems wäre, daß es sich bei jenem fr ater
Hugonis Comitis nicht um einen Bruder des Hugo raucus handelte, sondern z. B.
um eine mit dem Heiseren blutmäßig verwandte Person oder sogar um seinen
Schwager. Das Wort fr ater bedeutet bekanntlich nicht nur Bruder, sondern es kann
zum Beispiel auch ein enger Blutsverwandter oder Schwager mit frater bezeichnet
werden189. Dies ist meines Erachtens bei näherer Betrachtung der einzige Fall, der
keine chronologischen oder genealogischen Zuordnungsprobleme bereitet.
Vielleicht ist jener frater, der als Mitstifter von Altdorf auftritt, ja ein Bruder der
Gemahlin des Hugo raucus, oder wir haben einen Blutsverwandten des Hugo
raucus aus der Sippe der Liutfride vor uns, in der der Name Hugo ebenfalls häufig
wie bei den Eberhardinem anzutreffen ist.
Die Gemahlin des Hugo raucus und die Verwandtschaft der Eberhardiner
zu den Saliern
Die wahre Identität der Gemahlin des Hugo raucus blieb den Genealogen lange Zeit
unbekannt190. Erst die Forschungen von Eduard Hlawitschka konnten Licht in das
Dunkel um ihre Person bringen. In seiner Untersuchung zu den Anfängen des
Hauses Habsburg-Lothringen gelang es ihm, sie genealogisch einer bestimmten
Familie zuzuordnen und auch den Nachweis zu erbringen, daß in ihr das fehlende
Bindeglied zwischen den Eberhardinem und den Saliern zu sehen ist191. Eine
bestehende Blutsverwandtschaft zwischen beiden Familien ist uns aus den Quellen,
so vor allem aus der Vita Leos IX., gut bezeugt192.
188 Vgl. dazu die von Friedrich Barbarossa bei der Namengebung seiner Söhne ausgeübte
Praxis. Siehe dazu G. Baaken, Die Altersfolge der Söhne Friedrich Barbarossas und die
Königserhebung Heinrichs VI., in: DA 24, 1968, S. 46-78 und E. Assmann, Friedrich
Barbarossas Kinder, in: DA 33, 1977, S. 435-472.
189 Vgl. zu diesem Problem R. Holtzmann, Kann frater „Schwager“ bedeuten?, in:
Historische Vierteljahresschrift 28. Jg., 4. Heft 1934, S. 832-835, der sich in seiner
Miszelle mit einer ähnlich gearteten Stelle bei Thietmar von Merseburg
auseinandersetzt, und der den Nachweis führt, daß das Wort frater nicht nur „Bruder“
oder „naher Blutsverwandter“ , sondern auch „Schwager“ bedeuten kann.
190 Die wichtigsten Forschungsergebnisse zur Gemahlin des Hugo raucus werden ausführ-
lich dargestellt und kritisch diskutiert bei Hlawitschka, Anfänge, S. 117-135.
191 Ebda, vor allem S. 135-153. Die Möglichkeit, daß die Verwandtschaft zwischen beiden
Familien durch einen Elternteil einer Schwester oder eines Bruders des Hugo raucus
hergestellt worden sei, konnte Hlawitschka ausschließen (ebda., S. 137).
192 Leonis IX vita ab ipsius in ecclesia Tullensi archidiácono Wiberto conscripta, ed. I. M.
Watterich, Pontificum Romanorum qui fuerunt inde ab exeunte saeculo IX usque ad
36
Die einzelnen Beweisgänge brauchen hier nicht ausführlich wiederholt zu werden,
sondern lediglich die wichtigsten Fakten und Folgerungen. Einen entscheidenden
Hinweis zur näheren Bestimmung der Verwandtschaft gibt uns der bei der Erhe-
bung Brunos von Egisheim auf den Bischofsstuhl von Toul getätigte Ausspruch
Konrads II., daß den Egisheimer Grafensohn nicht nur dessen unermüdlicher Eifer
für das Bischofsamt empfehle, sondern auch eine durch großelterliche Verwandt-
schaft hervorgerufene Zuneigung zwischen Blutsverwandten193. Daraus folgt, daß
die Verwandtschaft auf der Generationsebene der Großeltern Konrads II. und auch
der von Leo IX. zustande gekommen sein muß194. Folglich muß die Verwandt-
schaft durch die Gemahlin des Hugo raucus begründet sein. Sie ist höchstwahr-
scheinlich eine Schwester des Grafen Richard von Metz. Richard, vermutlich der
Sohn des Grafen Gerhard 195, war Konrads II. Großvater196. Somit dürfte das lange
nicht eindeutig bestimmbare Verwandtschaftsverhältnis von Hugo IV. von Egis-
heim und dessen Sohn Leo IX. zu den Saliern als geklärt betrachtet werden (siehe
auch Tafel 5).
finem saeculi XIII vitae. Tom. 1, Pars 1-4, Lipsiae 1862, liber I, cap. 1, S. 128 f.: Et
paler eius [= Leos IX.] natione Teutonicus, imperatoris Conradi consobrinus. In der
Vita wird immer wieder auf die Verwandtschaft zwischen Leo IX. und den Saliern
hingewiesen, es seien hier lediglich einige Stellen zitiert: ... a parentibus et
consanguineis assignaretur glorioso imperatori Conrado contribuli suo (ebda, cap. 6, S.
133); ... delectus penes eius imperialem maiestatem consanguineus Bruno haberetur
(ebda, cap. 8, S. 135); Meam sententiam super honore tuo, dulcissime mi nepos, iam diu
deliberatam, superna video sententia impugnari, immo expugnari (ebda, cap. 9, S. 138);
Adeptus ergo donum pontificalis culminis, in non minimo reliquit contribules aulicae
potestatis moerore (ebda, cap. 10, S. 139); Anselmi monachi Remensis Historia
dedicationis ecclesiae S. Remigii, ebda., S. 113: Qui [= Heinrich III.] super hoc negotio
episcoporum et optimatum imperii sui quaerens consilium, invenit inter ceteros
dominum Brunonem Tullensem ad idem officium subeundum esse idoneum, utpote qui
aetatis maturitate, morutnque et scientiae claritudine videbatur conspicuus sibique
sanguinis affinitate proximus. - Wipo, Gesta Chuonradi II. imperatoris, in: Wiponis
opera, ed. H. Bresslau, MGH Script, rer. Germ., 3. Aufl., Hannover u. Leipzig 1915,
cap. 19, S. 39. Aus der Leonis IX vita ist diese Information in die späteren Quellen
eingeflossen, siehe dazu Hlawitschka, Anfänge, S. 1(B mit Anm. 106.
193 Leonis IX vita, lib. I, cap. 9, S. 138: De nostri autem consilii et iuvaminis solatio,
quantumlibet illud sit, ne fias ullo modo dubius, quia super omnes tui ordinis de tua re
prosperanda semper ero sollicitus, quem nobis commendat et indefessus labor fidelis
erga nos serviminis et consanguineus invicem affectus avitae propinquitatis.
194 Hlawitschka, Anfänge, S. 136 f. mit Anm. 207.
193 Ebda., S. 146.
196 Ebda, S. 146.
37
Tafel 5
Zur Verwandtschaft der Eberhardiner mit den Saliern
Gerhard
N 00 Hugo III. raucus
Eberhard Gerhard Matfried Hugo 00 Heilwig
Gerhard Hugo Eberhard Leo IX.
Richard v. Metz
Gerhard Adalbert Adelheid 00 Heinrich
Hildegard N Ks. Konrad II.
Ks. Heinrich III.
Die Kinder des Hugo raucus
Von Hugo raucus sind uns aus einer Dorsualnotiz einer Bulle Leos IX. für die
Familienstiftung Altdorf vier Söhne bekannt: Eberhard IV., Hugo IV., Gerhard und
Matfried, die zugunsten der Altdorfer Abtei eine Schenkung tätigten197.
Diese Zuordnung der vier Brüder ist nicht ganz unumstritten. Heinrich Witte
möchte die genannten vier Personen in die Generation Leos IX. einordnen, nämlich
als Söhne Eberhards IV., des Bruders von Hugo IV.198 Ebenso will Emil Kimpen
sie als dieser Generation angehörig betrachten199. Eduard Hlawitschka ordnet aber
Matfried und seine Brüder eine Generation früher an, sieht sie also als Söhne des
Hugo raucus200.
Der ganze in der Dorsualnotiz geschilderte Vorgang weist eher ins frühe 11. Jahr-
hundert in die Amtszeit von Bischof Werner I. von Straßburg als in die Werners II
von Straßburg201. Wittes und auch Kimpens Ansatz krankt daran, daß beide
Forscher in der Notiz zwei verschiedene Eberharde, zum einen den verstorbenen
Gemahl der Berta und zum anderen den Bruder Gerhards, Matfrieds und Hugos
197 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994: ... sive predia essent comitis Eberhardi
sive comitis Hugonis vel istorum fratrum Gerhardi et Mafrridi.
198 Witte, Genealogische Untersuchungen, 1. Teil, S. 64. Eberhard IV. ist nach Wittes
Zählung Eberhard V.
199 Kimpen, Rheinische Anfänge, S. 15.
200 Hlawitschka, Anfänge, S. 113 u. Faltblatt nach S. 138.
201 So übereinstimmend bei Witte, Genealogische Untersuchungen, 1. Teil, S. 64; Kimpen,
Rheinische Anfänge, S. 14; Hlawitschka, Anfänge, S. 114; siehe dazu RegBfeStr. I,
Nr. 245, S. 268.
38
erblicken wollen202, was aber als falsche Interpretation der entsprechenden Stelle in
der Dorsualnotiz erwiesen werden konnte203. Für die Einordnung der vier Brüder in
die Generation der Söhne des Hugo raucus ist wichtig, daß in der Dorsualnotiz ein
Mefridus palruus prefatorum dominorum erwähnt wird, der der Kirche St. Stephan
in Metz Güter tradiert hatte204. Diese Beziehung Matfrieds zu Metz und sein Name
geben uns einen Hinweis auf seine Identität, denn der erste Gemahl der Liutgart, die
in zweiter Ehe den Vater des Hugo raucus geheiratet hatte, hieß Albert205. Dieser
Albert wurde von der Forschung mit Graf Adalbert von Metz gleichgesetzt, der im
Jahre 944 den Tod fand206. Graf Adalberts Vater war Graf Matfried von Metz207.
Hier hat man die Verbindung zu dem Mefridus patruus prefatorum dominorum
erblickt208. Er könnte ein Sohn aus der ersten Ehe Liutgards mit Albert (= Adalbert
von Metz) gewesen sein, wäre folglich ein Halbbruder des Hugo raucus, und seine
Bezeichnung als patruus Eberhards, Hugos, Gerhards und Matfrieds wäre gerecht-
fertigt, wenn man diese als Söhne des Hugo raucus betrachtete. Zugegeben, diese
These ist etwas gewagt, jedoch ist die Einordnung der vier Brüder in die Generation
der Söhne des Hugo raucus plausibler als die Einreihung in die Generation der
Söhne Hugos IV., zumal auch die Verbindung des Mefridus patruus zu Metz
schlüssiger zu begründen ist, wenn er als ein Sohn Adalberts von Metz, also als
Halbbruder von Hugo raucus, betrachtet werden kann und nicht erst eine
Generation später eingeordnet wird209.
Für Gerhard I. und Matfried I. gibt es außer der Erwähnung in der Altdorfer
Dorsualnotiz keine weiteren Quellenzeugnisse, so daß im folgenden lediglich ihre
beiden gut bezeugten Brüder Eberhard IV. und Hugo IV. ausführlicher behandelt
werden.
202 Witte, Genealogische Untersuchungen, 1. Teil, S. 64 f. u. Kimpen, Rheinische Anfänge,
Tafel I nach S. 44.
203 Hlawitschka, Anfänge, S. 115 mit Anm. 140.
204 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994. Hier ist davon die Rede, daß Altdorf den
vierten Teil der Zehnten der Güter erhielt, die Matfried an St. Stephan übertragen hatte:
... cui parti appendet pars quarta decimarum ex prediis, que tradidit Mefridus, patruus
prefatorum dominorum, ad altare sancti Stephani in urbe Metensi.
205 Siehe oben S. 26 mit Anm. 128.
206 Continuatio Reginonis, ad 944, S. 163. Adalberlus comes filius Mathfridi ab Udone
occiditur-, vgl. H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136), Bonn 1941, S.
51 f.; Hlawitschka, Anfänge, S. 109 u. 115.
207 Siehe Zitat in Anm. 205; zu Matfried als Graf von Metz siehe Wampach, Urkunden-
und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 150, S. 178-181; vgl. Hlawitschka, Anfänge, S. 71 f. u.
S. 115.
208 E. Hlawitschka, Anfänge, S. 115.
209 An dieser Stelle soll jedoch darauf aufmerksam gemacht werden, daß man inzwischen zu
Leos IX. Brüdern Hugo und Gerhard noch einen weiteren Bruder namens Eberhard
gesellen kann, der uns durch einen Eintrag in einem Konstanzer Nekrolog, auf den
Helmut Maurer aufmerksam macht, als Papstbruder ausgewiesen ist (siehe dazu unten,
S. 50). Es wäre hier also in der Generation, der Leo IX. angehört, lediglich noch eine
Person, nämlich ein Matfried, zu ergänzen, während wir in der Generation Hugos IV.,
zwei Personen, einen Matfried und einen Gerhard, ergänzen müssen.
39
Eberhard IV.
Graf Eberhard IV. ist uns urkundlich gut bezeugt und begegnet uns in Diplomen
Ottos III., so am 25. Oktober 986 für Peterlingen, wo Eberhard als Graf im elsäs-
sischen Nordgau erwähnt wird210, ferner in einem Deperditum, das vor den 12. Juni
991 zu datieren ist211, am 4. Januar 992212, am II. März 992213 214, am 26. Dezember
994214, ^ n. Juni 1000215, ebenfalls in mehreren Urkunden Heinrichs II., in
einem Diplom vom 1. Juli 1004216 und in zwei Diplomen vom Jahr 1016, zum
einen in einem für das Kloster Schuttem ohne Tages- und Monatsangabe217 und
zum anderen schließlich noch in einem Diplom vom 17. Oktober 1016 als In-
tervenient für das Mariensüft in Prüm218.
Wir erfahren aus einem Deperditum Ottos III., das zwischen 999 und Ende 1000
anzusiedeln ist219, dessen Wortlaut wir aber aus der Urkunde von Friedrich I. für
Altdorf kennen, die dieser am 30. Januar 1153 in Colmar für das Kloster Altdorf
210 D O III 27, S. 426 f.: ... Hittinheim dicta in comitalu Eber har di comitis iacet (Zitat,
ebda., S. 427).
211 Siehe Böhmer-Uhurz, Nr. 1035.
212 D O III 79a, S. 485-488: ... qui dicitur Selsa iuxta flumen quod vocatur Matra in
comitatu Eberhardi comitis situm (Zitat S. 486); vgl. auch D O III 79b; siehe Böhmer-
Uhijrz, Nr. 1046.
213 D O III 86, S. 495 f.: ... quoddam predium Samaresheim dictum, in pago Alsaciae
vo[c]ato ac comitatu Eberhardi comitis situm, siehe Böhmer-Uhlirz, Nr. 1052.
214 D O III 159a u. b, S. 570 ff: ... in pago Alsazie ac comitatu Eberhardi comitis iacenta
(Zitat S. 572); siehe Böhmer-Uhlirz, Nr. 1129.
215 D O III 371, S. 798 f.: ... in comitatu Eberhardi comitis, et in pago Helisaie (Zitat S.
799); siehe Böhmer-Uhlirz, Nr. 1378. - En weiterer angeblicher Beleg für Eberhard in
einem Diplom Ottos III. vom 13. Januar 994 fällt weg, da D O III 230, in dem ein fidelis
noster Everhardus nomine genannt wird, eine Fälschung ist; siehe dazu Böhmer-
Uhlirz, Nr. 1470.
216 D H II 79, S. 99 f.: ... in pago Alsatia in comitatu Eberhardi in ipsa villa monasterii
quod dicitur Antilaha, siehe Böhmer-Graff, Nr. 1574.
217 D H II 348a, S. 443-447: ... sex mansos in villa que dicitur Blabodesheim in comitatu
Eberhardi in pago Alsatia cum omnibus suis perlinentiis (Zitat S. 445 f.); siehe
Böhmer-Graff, Nr. 1881. D H II 348b ist eine Fälschung (siehe Böhmer-Graff, Nr.
1882).
218 D H II 358, S. 461 f: Cuius peticioni celerorumque nostrorum ßdelium sibi
comprecantium, hoc esl ... comitumque ... Eberhardi (Zitat S. 462); siehe Böhmer-
Graff, Nr. 1895. - In D H II 353, S. 451 f., in dem auch ein Graf Eberhard genannt
wird, ist auch Graf Eberhard IV gemeint, wie man aus dem Wortlaut der Urkunde
schließen kann (vgl. Böhmer-Graff, Nr. 1888). Siehe oben, S. 185.
219 Siehe Böhmer-Uhlirz, Nr. 1322. Das angeblich am 20. Mai 999 in Mainz ausgestellte
Diplom Ottos III., in dem dieser dem Grafen Eberhard die Errichtung von Markt und
Münze in Altdorf gestattet (D O III 325, S. 753 f.), ist eine Fälschung aus dem Zeitraum
vom Ende des 12. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts (siehe dazu die Vorbemerkung
zu D O III 325 u. Böhmer-Uhlirz, Nr. 1459). Daß Friedrich I. bei seiner Bestätigung
der Verleihung dieser Rechte an Altdorf, welche durch Otto III. an den Grafen Eberhard
gegeben worden waren (siehe dazu die folgende Anm.), jedoch das echte Diplom Ottos
III. Vorgelegen hat, hat P F. Kehr, Die Urkunden Otto III., Innsbruck 1890, S. 300-304,
erwiesen.
40
ausgestellt hat, daß Otto III. dem Grafen Eberhard Markt, Münze, Schenke und Zoll
in Altdorf geschenkt hatte220.
Als Gemahlin Eberhards IV. ist uns eine Frau unbekannter Herkunft namens Berta
bekannt, die als Witwe ein einst von Guntram der Altdorfer Kirche gestiftetes Gut
bei Dorlisheim dieser Abtei wieder entzogen und der Straßburger Marienkirche
übertragen hat221.
Hugo IV. und Heilwig von Dagsburg
Derjenige Sohn des Hugo raucus, der die Hauptlinie des Geschlechts weiterführte,
ist Hugo IV., den wir aus der Vita S. Leonis als Vater des späteren Papstes Leo IX.
kennen222. Er führte den Hauptstrang des Geschlechts in agnatischer Linie fort. Daß
Hugo raucus der Vater Hugos IV. war, wird uns ebenfalls durch die Vita Leos IX.
bestätigt, denn wir erfahren daraus, daß Leos Groß- und Urgroßeltern die Abteien
Hesse und Altdorf gestiftet haben223. Da uns die Stifter von Altdorf bekannt sind,
es handelt sich um Eberhard III. und seinen Sohn Hugo raucus, zudem Leos
Großvater mütterlicherseits Ludwig von Dagsburg war224, muß folglich Hugo IV.
ein Sohn des Hugo raucus gewesen sein225.
Auch die Ehe Hugos IV. ist durch die Touler Vita Leos IX. dokumentiert. Er war
mit einer gewissen Heilwig verheiratet226, die die Tochter eines Grafen Ludwig
war, der in späteren Quellen nach Dagsburg genannt wird227, und über den im
folgenden Kapitel genauer gehandelt werden soll. Die Ehe Hugos IV. mit der Erbin
220 D F I 46, S. 76 f.; Siehe Böhmer-Uhlirz, Nr. 1322. König Friedrich I. bestätigt dem
Abt von Altdorf die Verleihung von Markt, Münze, Schenke und Zoll, die Otto III. dem
Grafen Eberhard geschenkt hat. Am Rande sei vermerkt, daß ein Nachkomme Eber-
hards, nämlich Graf Hugo VIII. von Dagsburg, in seiner Funktion als Vogt des Klosters
Altdorf Zeuge in dieser Urkunde Friedrichs I. ist. Bestätigung der Urkunde Friedrichs I.
durch Friedrich II. vom 5. Oktober 1219, abgedruckt bei A. Hessel, Elsässische
Urkunden des 13. Jahrhunderts, in: ZGO 66 (NF 27), 1912, Nr. 2, S. 340 f.
221 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994: Rursum ipsam partem ecclesie huic
abstulit Bertha comitissa, uxor Eberhardi, et donavit ad altare sancte Marie Strasburg
cum appendiciis decimarum, quas Guntramus memoratus huic cenobio attribuit, quia
presuli Vernhero renuente et negante istud templum ab ipso Deo consecrari, quod
homines hic anathematizati sepulti requiescerent', RegBfeStr. I, Nr. 245, S. 268.
222 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 128.
223 Ebda., lib. I, cap. 1, S. 129.
224 Siehe unten, S. 43-46.
225 Vgl. Hlawitschka, Anfänge, S. 104 ff.; zur Stiftung von Altdorf siehe oben, S. 24 f. mit
Anm. 119 und unten im II. Teil das Kap 'Die Stiftung des Klosters Altdorf'.
226 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 128 f.
227 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, ed. Calmet, Histoire de
Lorraine, 3. Bd., 2. Auf]., lib. II, ex cap. 43, S, 215. Zitat siehe unten S. 44 mit Anm.
237. Die Chronik des Jean de Bayon ist unter dem Titel 'Historia Mediani in Vosago
monasterii' ebenfalls abgedruckt bei H. Belhomme, Historia Mediani in monte Vosago
monasterii ordinis Sancti Benedicti ex congregatione Sanctorum Vitoni et Hidulfi,
Argentorati (Straßburg) 1724, S. 228-300. Zitiert wird im folgenden nach der Ausgabe
von Calmet.
41
von Dagsburg war eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der
Egisheimer Grafenfamilie, da sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte gerade in
der Hauptlinie der Familie der Name Dagsburg durchgesetzt hat. Während die
Egisheimer Linie, die ab den letzten Dekaden des 11. Jahrhunderts einen
Nebenzweig des Geschlechtes bildete, schon in der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts ihr Ende fand, bestand die Dagsburger Linie bis ins erste Viertel des
13. Jahrhunderts. Auch nach dem Erlöschen der Familie mit Gertrud, der Tochter
Alberts II., im Jahre 1225, blieb der Name in der Benennung der Grafschaft
Dagsburg weiter erhalten.
Wenn wir einer Nachricht des im 14. Jahrhundert schreibenden Jean de Bayon
Glauben schenken dürfen, ist Hugo IV. - ebenso wie seine Gemahlin - im Jahre
1038 beim Tod seines Sohnes Gerhard noch am Leben gewesen, denn Jean de
Bayon berichtet, daß der in einer Fehde mit Reginbald von Rappoltstein gefallene
Gerhard von seinen Eltern betrauert wurde228. Wir haben keine Kenntnis davon,
welcher Quelle Jean de Bayon diese Mitteilung entnommen hat, es dürfte sich aber
bei seiner Vorlage um eine Quelle chronikalischer Art gehandelt haben. Die
Aussage über die Trauer der Eltern müßte wohl schon in der Vorlage enthalten
gewesen sein. Allerdings fällt bei näherer Betrachtung der gesamten Passage acrem
luctum tarn parentibus & fratri, quam cunctce provincice & ipsi Augusto reliquifi29
auf, daß sie nach einem rhetorischen Aufbau konstruiert ist. Von der ganz
natürlichen Trauer der Eltern um ihren toten Sohn führt der Weg über die Trauer
der Brüder hin zu der schon erstaunlicher anmutenden Trauer einer gesamten
Provinz - bei der es sich in dem vorliegenden Fall um das Elsaß handeln dürfte -, ja
der gesamte Vorgang erfährt durch die Trauer des Kaisers um Gerhard noch eine
zusätzliche Steigerung. Der Tote wird dadurch in seiner politischen Bedeutung
enorm heraus gehoben. Ob sich daraus ein für uns verwertbarer Terminus post quem
für den Tod Hugos IV. ergibt, scheint nach dieser Betrachtung doch zumindest
fragwürdig. Es muß also hinter der Angabe des Jean de Bayon doch ein großes
Fragezeichen stehenbleiben230. Im Jahre 1049 sind Hugo IV. und seine Gemahlin
jedenfalls sicher schon verstorben, wie uns die Bulle ihres Sohnes Leo IX. für ihre
228 Siehe dazu das Zitat in der folgenden Anm..
229 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. 11, cap. 48, col. 220: Hinc
Gerardus Comes Ekenisheim castri, frater scilicet jam dicti Episcopi Brunonis, dum
contra Reginbaldum de Castello, quod ab ejus nomine Reginbaldi Petra dicitur, qui
Alemanniam tunc & s ce pius populabatur, cum paucis profectus, orto gravi conflictu
insigniter bellans occisus est: acrem luctum tam parentibus & fratri, quam cunctce
provincice & ipsi Augusto reliquit, auch auszugsweise abgedruckt in: K. Albrecht,
Rappoltsteinisches Urkundenbuch, 759-1500. Quellen zur Geschichte der ehemaligen
Herrschaft Rappoltstein im Elsaß, 1. Bd. 759-1363, Colmar i. Elsaß 1891, Nr. 6, S. 4.
230 Jedoch wird dadurch das von dem im 14. Jahrhundert schreibenden Chronisten
behauptete Faktum, daß der Tod Gerhards sich tatsächlich 1038 während der Fehde mit
dem Rappoltsteiner ereignete, nicht in Zweifel gezogen. Es sollte mit der Trauersequenz'
lediglich die Bedeutung Gerhards verdeutlicht werden. Zu Gerhard III. siehe unten,
S. 48 f.
42
eigene Stiftung Heiligkreuz bei Woffenheim beweist231, in der das Ehepaar auch
begraben ist232.
Vor dem Hintergrund des Todeszeitpunkts von Hugo IV. ist auch die Frage zu
behandeln, ob es sich bei dem Grafen Hugo, der im Jahre 1027 Kaiser Konrad II.
gegen dessen aufständischen Stiefsohn, Herzog Emst von Schwaben, unterstützt
hatte233, um Hugo IV. oder schon um dessen gleichnamigen Sohn Hugo V. gehan
delt hat. Falls Hugo IV. zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hat, wird er jedenfalls
schon relativ alt gewesen sein, vielleicht um die 60 Jahre, eher noch älter, da seine
Söhne damals alle schon politisch handlungsfähig gewesen sind, wie sich unschwer
an dem im Jahre 1002 geborenen Bruno ablesen läßt. Bruno war für den geistlichen
Stand bestimmt234, also ein dritt-, viert- oder fünftgeborener oder möglicherweise
noch weiter hinten rangierender Sohn. Er führte schließlich im Jahre 1026, als
vierundzwanzigjähriger Touler Domkanoniker, das Aufgebot seines Bistums beim
Italienzug Konrads II. an235.
Gerhard III. und Hugo V. waren sicher älter als Bruno, vielleicht an die Dreißig und
somit politisch natürlich voll handlungsfähig. Berücksichtigt man zudem noch die
Zweifel an der Nachricht des Jean de Bayon, Hugo IV. sei 1038 noch am Leben
gewesen, so kann man davon ausgehen, daß der im Jahre 1027 von Herzog Emst
von Schwaben bedrängte Dagsburger Gral namens Hugo der Sohn Hugos IV.
gewesen ist.
Der Vater Heilwigs: Ludwig von Dagsburg
Über die Vorfahren Heilwigs von Dagsburg ist fast gar nichts bekannt. Wir wissen
aus der vom sogenannten Wibert verfaßten Vita Leos IX., daß Leos Mutter Heilwig
romanischsprechend war236, ihre Eltern kamen also wahrscheinlich aus einem
Gebiet, das sprachlich am Westreich orientiert war. Von Heilwigs Mutter ist
ansonsten kein Zeugms auf unsere Zeit gekommen. Lediglich der Name ihres
Vaters ist uns, allerdings aus einer Quelle aus dem 14. Jahrhundert, überliefert. So
231 Bulle Leos IX. vom 18. November 1049, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia
diplomatica, 1. Bd., Nr. 207, S. 163 f.: Ecclesiam patris mei Hugonis & matris meœ
Heilwigdis, amborumque fratrum meorum Gerardi & Hugonis videlicet jam
defunctorum, meique memor adhuc viventis, & apostolica sede licet indignissime tamen
sedentis, ab eisdem meis parentibus fundatam & suo studio dedicatam, mihique jure
hereditario delegatam, prceditus legalis successionis jure nostrce apostolicce sedi
substituo (Zitat, ebda., S. 163).
232 L. VIELLARD, Documents et mémoire pour servir à l'histoire du territoire de Belfort,
Besançon 1884, Nr. 97, S. 147-150; Quisquis ergo hanc ecclesiam [= Heiligkreuz], ubi
domnus noster prœdiclus [= Hugo IV.] seipsum et uxorem suam sepelivit (Zitat, ebda., S.
148); zur Identifizierung des domnus noster siehe auch Hlawitschka, Grundlagen, S.
59 mit Anm. 87.
233 Siehe dazu unten S. 200 ff.
234 Siehe dazu unten S. 46 ff. u. S. 203.
235 Siehe dazu unten S. 263.
236 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 129: ... mater [Leos IX ] quoque latina aeque utriusque
linguae perita.
43
kann man bei Jean de Bayon lesen, daß der Großvater Leos IX. ein gewisser Graf
Ludwig von Dagsburg war237. Es kann sich hierbei natürlich nur um den Vater der
Mutter Leos IX. handeln, da uns ja mit Hugo III. raucus sein Großvater
väterlicherseits hinlänglich bekannt ist238. Möglicherweise führte der Dagsburger
Graf auch einen Doppelnamen, nämlich Ludwig Otto. Diese Information stammt
aus einem Mémoire aus dem 18. Jahrhundert, welches über die Stiftung der Zelle
St. Quirin im Jahre 966 durch den Dagsburger Grafen berichtet, und das heute in
Nancy im Archiv des Départements Meurthe-et-Moselle aufbewahrt wird239. Die
Angaben des Mémoires gehen sicher auf eine ältere Überlieferung zurück, leider
wird in dem Mémoire keine Quelle genannt, die diese Information absichem
könnte. Auch zur Stiftung von St. Quirin fehlen uns bedauerlicherweise zeit-
genössische Quellen. Hier muß ebenfalls auf ein Zeugnis aus dem 18. Jahrhundert
zurückgegriffen werden. So erwähnt Johann Daniel Schöpflin in seinem Werk
„Alsatia illustrata“, daß in einer alten - heute nicht mehr auffindbaren - Äbteliste
des Klosters Maursmünster, dem St. Quirin schließlich übertragen wurde, zur
Stiftung von St. Quirin eine Notiz eingetragen war, die Ludwig von Dagsburg als
Stifter und das Stiftungsjahr mit 966 angibt240. Darüber hinaus sind wohl keine
Nachrichten zu Graf Ludwig von Dagsburg bekannt241, wenn man nicht einen
237 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, ex cap. 43, S. 215: ...
Ludovicus Contes de Dasporch, avus S. Brunonis. Der das Geschlecht charakterisierende
Name von Dagsburg ist aus der Sicht des im 14. Jahrhundert schreibenden Chronisten zu
sehen. Ob Ludwig sich selbst schon nach der Dagsburg genannt hat, bleibt doch sehr
fraglich.
238 Vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S. 104 f.
239 Französischsprachiges Mémoire zur Stiftung von St. Quirin aus dem 18. Jahrhundert in
Nancy, AD M-et-M, H 303. Hier wird uns knapp von der Stifung St. Quirins im Jahre
966 durch den Dagsburger Grafen berichtet, der mit einem Doppelnamen, Ludwig Otto,
bezeichnet wird: Le Prieuré de S1. Quirin en vosgea, dioces de Metz, fut fondé en 966
par Louis Otton, Comte de Dabo, en faveur de l'abbaye de Marmoutier en alsace, ordre
de S{.Benoit Diocese de Strasbourg. Regest bei F.-J. Himly, Les sources de l'histoire
d'Alsace conservées dans les archives lorraines XIIe-XVIIIe siècles, Strasbourg 1968,
Nr. 958, S. 106.
240 Schöpflin, Alsatia illustrata, S. 479, Anm. c: Sub hoc Abbate Francisco An.
DCCCCLXV1 fundata fuit Cella S. Quirini a Ludovico Comité de Dagesburg, avo S.
Leonis Papœ noni, & Abbatiœ Maurimonasteriensi tradita; vgl. F. Sigrist, L'abbaye de
Marmoutier. Histoire des institutions de l'ordre de Saint Benoît du Diocese de
Strasbourg, 1. Bd., Strasbourg 1899, S. 277, der die Stelle aus der Äbteiiste ebenfalls
zitiert, sich jedoch auf Schöpflin stützt.
241 Lieut.-Col. Larose, Études sur les origines du pape St.-Léon, in: Sanctus Leo, cornes
Dasburgensis, 9e centénaire de la mort de St.-Léon, Metz 1954, S. 31 ff. weist auf einen
Hludowicus cornes Alemanorum hin, von dem uns berichtet wird, daß er um 1015 auf der
Rückkehr von einer Pilgerreise nach dem Mont St. Michel bei Sens erkrankt und ins
Kloster ein getreten ist, diesem Kloster schließlich den Ort Ariscourt geschenkt hat und
verstorben ist. Siehe dazu Chronique de Saint-Pierre-le-Vif de Sens, dite du moine
Clarius. Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis, ed. R.-H. Bautier et M. Gilles, Paris
1979, S. 114: Eodem tempore, Hludovicus, cornes Alemannorum, orationis causa
profectus est ad Sancti Michaelis Periculum rediensque usque Senonas, inßrmitate
carnis prevent us, in monasterio Sancti Petri monachus effectus, mi g ravit in astra
locandus, relinquens ibi possessiones in villa que dicitur Ariscurt et palleum unum quod
usque hodie vocatur palleum Hludovici. Vgl. dazu auch das in den MGH poetae latini
44
Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch als ein bisher unbekanntes
Lebenszeugnis für Ludwig von Dagsburg werten will. So ist auf fol. 31 ein wohl
aus dem 10. Jahrhundert stammender Eintrag zu finden, der vier Personen umfaßt:
Eberchar. Huge. Cotesscalch. Liutuich242, Eberhard und Hugo sind die Leitnamen
in der eberhardinisehen Familie. Sie sind natürlich auch in dem für uns in Frage
kommenden Zeitraum von 950-1000 in dieser Familie die dominierenden Namen
und mehrfach nachweisbar. So trägt nicht nur der Gemahl der Heilwig von
Dagsburg den Namen Hugo (= Hugo IV ), sondern auch dessen Vater (= Hugo III.
raucus), der ein Zeitgenosse Ludwigs von Dagsburg gewesen sein muß, sowie auch
der Bruder des Vaters von Hugo raucus (= Hugo II.), der noch um die Mitte des 10.
Jahrhunderts nachweisbar ist. Der Vater des Hugo raucus trug den Namen
Eberhard, ebenso wie ein Bruder Hugos IV. Zu diesen beiden Personen tritt - neben
einem unbekannten Mann namens Cotesscalch, der sicher im näheren Ver-
wandtenkreis der anderen in diesem Eintrag genannten Personen zu suchen sein
wird - eine Person namens Liutuich hinzu. Die Verbindung der Namen Eberhard,
Hugo und Ludwig dürfte nicht allzu häufig sein, so daß es möglich ist, daß wir bei
den Personen dieses Eintrages Mitglieder des eberhardinischen und des
dagsburgischen Familienverbandes vor uns sehen. Doch muß das vorerst
unübersehbar anmutende Namensgewirr des Reichenauer Verbrüderungsbuches erst
medii aevi 5, ed. K. Strecker u. Mitarb. v. N. Fickermann u. G. Silagii. Verb. m. B.
Bischoff, Leipzig, Berlin, München 1937-1979, S. 329, abgedruckte Epitaphium:
Regali de Stirpe satus tumulatus habetur
Consulis officio functus mundo Ludovicus,
Quem genuit nobis monachum Alamannia gratis.
Larose, S. 31 ff. glaubt, in diesem Grafen Ludwig von Dagsburg zu erkennen. Larose
möchte Ariscurt mit dem bei Roucy gelegenen heutigen Variscourt identifizieren,
folglich sieht er den Grafen Ludwig als einen Grafen von Roucy an. Dieser Hludowicus
comes Alemanorum sei der Sohn der Albrada und Rainalds von Roucy. Der Vorschlag
von Larose, in dem Hludowicus comes Alemanorum den Grafen Ludwig von Dagsburg
zu sehen, kommt meines Erachtens schon aus zeitlichen Gründen nicht in Betracht.
Ludwig, der Vater Heilwigs, der ja angeblich im Jahr 966 das Priorat St. Quirin gestiftet
hat - also schon erwachsen gewesen sein muß - wird 1015 höchstwahrscheinlich nicht
mehr am Leben gewesen sein; zu der These von Larose vgl. auch Hlawitschka,
Anfänge, S. 105 f. mitAnm. 114.
242 Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hrsg. v. J. Autenrikth, D. Geuenich u.
K. Schmid, MGH Libri memoriales et necrologia, NS I, Hannover 1979, fol. 31. Vgl.
ebda, fol. 23, wo nochmals ein Eberhard und ein Ludwig zusammen eingetragen sind.
Drei der vier auf fol. 31 genannten Personen, Eberhard, Ludwig und Gottschalk, werden
in einem großen Eintrag auf fol. 141 genannt: Ödalrich, Kerung, Abä, Norpreth, Aba,
Gozolt, Purchart, Ödalrich, Gozolt, Pertha, Heinrich, Tietnuoth, Judenta, Tiemuoth,
Judenta, Hazicha, Hiltepranl, Gozolt, Eberhart, Werindruth, Hilteburch, r Gisela,
Richenza, Matilt, Irmenkart, Hirmenkart, Luodewich, Judenta, Timela, Wezel, Ödalrich,
Adalbert, Adalbert, Francho, Gothescal, Werinhere, Ödalrich, Tiemuoth, Adalbret,
Kebehart, Liuthere, Gotebolt, Friderich, Wipert, Egino, Marchwart, Arnolt, Gozolt,
Heriman, Hartman, Hiltepranl, Heinrich, Werinhere. Des weiteren ist noch auf einen
Eintrag auf fol. 23 zu verweisen, der uns ebenfalls einen Eberhard und Ludwig nennt:
Egilolf Aberhilt, Vuanig, Engilbold, Eberchar, Liutuuig, Vuitsind, Ruodgart. Der
Eintrag auf fol. 24, der einen Hugo neben einem Ludwig erwähnt, scheint auf die
liutfridingische Sippe zu verweisen: Hug, Liutfrid, Irmengast, Hiltesind, Liutfrid,
Ludouuig.
45
genauer erschlossen werden, um über die hier vorgetragene These Sicherheit zu
gewinnen243.
Ludwig von Dagsburg hatte anscheinend nur ein Kind, nämlich Heilwig, die die
Grafschaft Dagsburg erbte. Somit ging der dagsburgische Besitz und der Name der
Grafschaft in die Familie der Egisheimer Grafen über.
Die Kinder von Hugo IV. von Egisheim und Heilwig von Dagsburg
Aus der Ehe zwischen Hugo IV. von Egisheim und Heilwig von Dagsburg sind uns
vier Söhne und zwei Töchter sicher bezeugt. Bei der hier folgenden versuchten
Zusammenstellung der Kinder Hugos IV. und Heilwigs soll als Ordnungsprinzip
nicht die vermeintliche Geburtsreihenfolge stehen, sondern es soll das berühmteste
Kind, das aus dieser Ehe hervorgegangen ist, vorangestellt werden, nämlich Bruno,
der spätere Papst Leo IX., da unsere Kenntnis von weiteren Kindern Hugos IV. und
Heilwigs zumeist auf Quellen beruht, die in erster Linie auf Leo IX. Bezug nehmen.
Auch bergen gerade die Privilegien, welche dieser Papst für die Klosterstiftungen
seiner Familie ausgestellt hat, ebenso wie die Lebensbeschreibung des Papstes
durch seinen Biographen, den sogenannten Wibert244, eine Fülle von für unsere
Forschungen genealogisch verwertbarem Material, ohne das wir von einigen Fi-
liationen keine Kenntnis hätten.
Bruno/Papst Leo IX.
Das prominenteste Mitglied des Geschlechtes der Dagsburg-Egisheimer Grafen ist
zweifellos der im Jahre 1002 geborene Bruno, der spätere Papst Leo IX. Bedingt
durch seinen kirchenpolitischen Aufstieg bis in das Amt des Papstes, steht uns zu
seinem Leben und Wirken reichhaltiges Quellenmaterial zur Verfügung, das jedoch
in seiner Fülle im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt werden
kann. Es werden daher in diesem Abschnitt lediglich die wichtigsten Eckdaten zu
seinem Leben genannt, die uns eine genealogisch exakte Einordnung vornehmen
lassen.
Eine der Hauptquellen zum Leben Leos IX. bildet die zeitgenössische, vielleicht
noch zu seinen Lebzeiten durch einen namentlich nicht bekannten Kanoniker aus
Toul, der in der älteren Forschung als ein gewisser Wibert angegeben wurde, be-
gonnene und nach dem Tod Leos IX. ferüggestellte Vita245. Diese Quelle
243 Der jilngste Versuch, einen Bruchteil des reichen Namensgutes - unter anderem des
Reichenauer Verbrliderungsbuches - aufzuschlUsseln, stammt von Althoff, Amicitiae.
244 Zur Person des Verfassers der Vita Leos IX. siehe die folgende Anm.
245 Leonis IX vita, S. 127-170; zur Verfasserfrage siehe H. Tritz, Die hagiographisehen
Quellen zur Geschichte Papst Leos IX. Eine Untersuchung ihrer Überlieferungs- und
Entstehungsgeschichte, in: Studi Gregoriani 4, Roma 1952, S. 191-364, der den
Nachweis führte, daß Wibert als Name des Verfassers der Vita vor dem 17. Jahrhundert
nicht belegt ist, jedoch an Stelle Wiberts fälschlicherweise Humbert von Silva Candida
für den Verfasser hält, da die Vita Humbert in einer der 22 erhaltenen Handschriften
46
überliefert uns mit dem 21. Juni des Jahres 1002 das Geburtsdatum Brunos24^ und
weist ihn auch eindeutig als Sohn Hugos IV. und Heilwigs von Dagsburg aus247.
Erzogen wurde er in der Domschule von Toul248 und - wenigstens zeitweise - in der
Klosterschule von Hersfeld249. Im Jahre 1026 berief ihn sein consanguineus250,
König Konrad II., in das Touler Bischofsamt251. Im Jahre 1048 schließlich sollte er
dann nach dem Willen von Kaiser Heinrich III. die Nachfolge des verstorbenen
zugewiesen wird (ebda., S. 194 f. u. S. 363). H. HOESCH, Die kanonischen Quellen im
Werk Humberts von Moyenmoutier. Ein Beitrag zur Geschichte der vorgregorianisehen
Reform, Köln, Wien 1970, S. 243-253, möchte zwei Verfasser der Vita erkennen, zum
einen Humbert, zum anderen einen unbekannten Verfasser. Zur Kritik an der Humbert-
These siehe H.-G. Krause, Über den Verfasser der Vita Leonis IX papae, in: DA 32,
1976, S. 49-85, der im Laufe seiner Untersuchung die These, daß Humbert der Verfasser
der Vita sei, zurtlckweisen konnte.Vgl. auch R. Schieffer, Leo IX., in: NDB, 14. Bd.,
Berlin 1985, S. 239 u. Ders., L[eo] IX., in: LexMA V, Sp. 1880 f. Aus praktischen
Gründen möchte ich jedoch bei dem sich in der Forschung für den Verfasser der Vita
eingebürgerten Namen „Wibert“ bleiben (vgl. dazu auch Krause, Verfasser, S. 77).
246 Leonis IX vita, üb. I, cap. 2, S. 129: Qui undecimo kalendas iulii, anno videlicet ab
humanato dei Verbo millesimo secundo, indictione quintadecima, ubi in hanc lucem
fusus est, - mirabile dictu - totum eius corpusculum invenitur charassatum quasi
crucicularum stigmatibus, siehe auch Annales Marbacenses qui dicuntur, ed. H. Bloch,
MGH Script, rer. Germ., Hannover u. Leipzig 1907, ad 1002, S. 27: Eodem anno Leo
papa, qui et Bruno, de Castro Egensheim natus est. An dieser Stelle sei noch erwähnt,
daß im 19. Jahrhundert unter den Lokal hi stori kern ein ebenso heftig, wie polemisch
geführter Streit um den Geburtsort Leos IX. - Egisheim oder Dagsburg - ausbrach, der
letztlich für die Forschung eine geringe Relevanz aufwies, lediglich aus
lokalpatriotischen Erwägungen von Interesse war. Der Streit trieb sogar solche Blüten,
daß die Verfechter der jeweiligen Thesen, Pseudonyme wählten, die den beiden, für die
Geburtsstätte des Papstes in Frage kommenden Ortsnamen, entlehnt waren. So legte sich
im Verlaufe des Streites L. G. Glöckler, der Hauptvertreter der Dagsburg-These, das
Pseudonym „D'Abo“ und Pierre Paul Brücker, der Hauptvertreter der Egisheim-
Hypothese, das Pseudonym „P. P. Dexen“ zu (siehe L. G. Glöckler, Geburtsort des
Elsässer Papstes Sankt Leo IX. vormals Bruno, Graf von Dagsburg, Straßburg 1892, S.
57 ff.).
247 Leonis IX vita, üb. I, cap. 1, S. 128: Procreatus [= Bruno] est autem in dulcis Elisatii
finibus, patre Hugone, matre vero Heilewide.
248 Ebda., üb. I. cap. 2, S. 130.
249 Dies geht aus einer aus dem 15. Jahrhundert stammenden Dorsualnotiz an einem Privileg
Leos IX. aus dem Jahre 1054 hervor, das er der Abtei Hersfeld ausgestellt hatte. Die
Notiz ist abgedruckt bei H. Weirich, Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld, 1. Bd., 1.
Hälfte, Marburg 1936, Nr. 101, S. 181 ff.: Nota antiquum et bonunt instrumentum de
exempcione monasterii Hersfeldensis, et est transsumptum Leonis pape ... privilegii, et
custodias bene propter deum omnipotentem. Et iste Leo studens fiiit in dicto monasterio
tempore, quo rexerat ibidem beatissimus confessor Christi Albewinus conventualis
tnonasterii eiusdem, ut credo et estimo (Zitat S. 181, Anm. 1); vgl. dazu T. Struve, Zur
Geschichte der Hersfelder Klosterschule im Mittelalter, in: DA 27, 1971, S. 538.
250 Leonis IX vita, üb. I, cap. 8, S. 135; zur Verwandtschaft Brunos mit Konrad II. siehe
ausführlich oben S. 36 ff.
251 Böhmer-Appelt, Nr. 61d, S. 38. - Leonis IX vita, üb. 1, cap. 11, S. 140: Tandemque die
dominicae ascensionis, tertiodecimo Kalendas lunii, omnium inexplebili gaudio
susceptus, praesentibus cunctis Belgicae Galliae primoribus electus ac laudatus, a suo
consobrino domino Theodorico Mediomatricorum praesule est pontißcaliter
inthronizatus.
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Papstes Damasus II. antreten252, was er nach erfolgter Zustimmung von Klerus und
Volk von Rom am 12. Februar des Jahres 1049 auch tat253.
Leo IX. verstarb schließlich in Rom nach einer unermüdlichen Reisetätigkeit in
seinem nur fünf Jahre währenden Pontifikat, kurz nach seiner Freilassung aus
normannischer Gefangenschaft254, am 19. April 1054 im Alter von fast 52
Jahren255.
Gerhard III. und Hugo V.
Von zwei weiteren Kindern Hugos IV. und Heilwigs erfahren wir aus der Bulle
Leos IX. für das von seinen Eltern gegründete Kloster Heiligkreuz zu Woffenheim.
Der Papst erwähnt hier außer seinen Eltern, Hugo und Heilwig, auch seine beiden
Brüder Gerhard und Hugo, die aber bei Ausfertigung des Privilegs im Jahre 1049
bereits verstorben waren256.
Gerhard III.
Vom Leben Gerhards III. ist uns kaum etwas überliefert. Wir wissen lediglich, daß
er ein Bruder Leos IX. war, und daß er schon im Jahre 1038 verstarb, wenn man
dem im frühen 14. Jahrhundert schreibenden Jean de Bayon glauben darf257,
welcher aber für seine Chronik höchstwahrscheinlich auf Material aus dem 11.
252 Leonis IX vita, lib. II, cap. 2, S. 149 f.; Ekkehardi chronicon Winziburgense, ed. G.
Waitz, MGH SS VI, S. 31; Frutolfi chronica, in: Frutolfs und Ekkehards Chroniken und
die Anonyme Kaiserchronik, hrsg. v. F.-J. Schmale und I. Schmale-Ott, Darmstadt
1972, ad 1048, S. 64; Chronica Sigeberti Gemblacensis, MGH SS VI, ed. L. C.
Bethmann, ad 1048, S. 359; AnnaJista Saxo, ed. G. Waitz, MGH SS VI, ad 1048, S.
687; vgl. E. Steindorff, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich III., 2. Bd.,
Darmstadt 1963 (= Ndr. d. Ausg. Leipzig 1881), S. 54-60.
253 Leonis IX vita, lib. II, cap. 2, S. 151: Itaque, divina favente gratia, cunctis
applaudentibus consecratur ac dominica quadragesimalis initii, pridie idus februarii
Apostolicae cathedrae inthronizatur, siehe auch Annales Marbacenses, ad 1049, S. 28:
Anno Domini MXLVIIII. Bruno Leucorum, id est Tullensis, episcopus ab imperatore
electus Romam mittitur et Leo papa nonus vocatur.
254 Zur Politik Leos IX. siehe unten, S. 206-213.
255 Annales Beneventani, ed. I. M. Watterich, Pontificum Romanorum ... vitae, Tom. 1,
S. 112; Libuini, Ecclesiae Romani subdiaconi, De obitu sancti Leonis PP. IX, ed. ebda.,
prologus, cap. 1, S. 170; Leonis IX vita, lib. II, cap. 14, S. 170; vgl. auch Annales
Marbacenses, ad 1054, S. 28.
256 Das Privileg Leos IX. ist abgedruckt in: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 163 f.: ...
amborumque fratrum meorum Gerar di & Hugonis videlicet jam defunctorum (Zitat
ebda., S. 163).
257 Eine kritische Edition der Chronik des Jean de Bayon war von der Kommission zur
Herausgabe lothringischer Geschichtsquellen schon zu Anfang des 20. Jhdts. projektiert,
gelangte jedoch nie zur Ausführung (siehe dazu RegBfeStr I, Nr. 340, S. 291).
48
Jahrhundert zurückgegriffen hat258. Gerhard wurde laut den Angaben von Jean de
Bayon im Verlauf einer Fehde mit Reginbald von Rappoltstein von diesem
erschlagen259.
Wir können jedoch ein weiteres, wichtiges Faktum zu Gerhard III. nennen. Er war,
wie wir aus der Touler Vita Leos IX. wissen, mit einer Nichte König Rudolfs III.
von Hochburgund verheiratet260. Unter Heranziehung eines genealogischen
Zusatzes zu den Annalen Flodoards, in dem berichtet wird, daß Mathilde, eine
Tochter König Konrads von Burgund - also eine Schwester Rudolfs III. - eine
Tochter namens Berta hatte, diese wiederum die Mutter des Grafen Gerold von
Genf war261, konnte Eduard Hlawitschka beweisen, daß diese Berta die in der Vita
Leos IX. angesprochene Gemahlin Gerhards III. gewesen sein muß262.
Von dem Ehepaar Gerhard und Berta kann man zwei Kinder sicher nachweisen,
zum einen den Grafen Gerold von Genf und zum anderen Hildegard, welche den
Staufer Friedrich von Büren geheiratet hat. Es muß jedoch noch ein weiterer Sohn
Gerhards III. existiert haben, über den allerdings Quellennachweise fehlen, der aber
auf Grund einiger Indizien erschlossen werden kann263.
Hugo V.
Auch Gerhards Bruder Hugo V. ist - wie oben schon erwähnt - im Jahre 1049
bereits nicht mehr am Leben264. Weitere Nachrichten über diesen Sohn von Hugo
IV. enthält die Bulle seines Bruders Leo IX. für das Familienkloster Hesse, dem
Gerberga, die Nichte Leos IX., als Äbtissin Vorstand265. So werden unter den
Wohltätern der Abtei auch Graf Hugo, seine Frau Mathilde und deren Sohn
Heinrich genannt, die Besitzungen an die Abtei tradierten266. Möglicherweise war
258 So Th. Biller und B. Metz, Anfänge der Adelsburg im Elsaß in ottonischer, salischer
und frühstaufischer Zeit, in: H. W. Böhme [Hrsg.]: Burgen der Salierzeit, 2. Teil. In den
südlichen Landschaften des Reiches, Sigmaringen, 2. Aufl. 1991, S. 281, Anm. 5.
259 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap. 48, S. 220, siehe
das Zitat oben in Anm. 229.
260 Leonis IX vita, lib. I, cap. 10, S. 140: ... nepte Rodulfi regis lurensis, coniuge sui
germani, nomine Gerardi, slrenuissimi atque elegantissimi militis.
261 Les Annales de Flodoard, ed. Ph. Lauer, Paris 1905, S. 159: ... de Mathilde [ =
Gemahlin König Konrads] processit Roduljus rex et Mathildis, soror ejus, ... de
Mathilde filia Mathildae, Berta. ...de Berta Geraldus Genevensis.
262 Hlawitschka, Grundlagen, S. 41 f.
263 Zu den Nachkommen Gerhards III. und Bertas siehe unten, S. 58 ff.
264 Siehe oben Anm. 256.
265 Druck in: Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 287 ff.: ... per
eatn Serbergce Abbatissce nepti nostrce(Zitat, ebda., col. 287). Das Privilegs Leos IX. für
Hesse wird von Parisse, La noblesse Lorraine, S. 129, als verfälscht angesehen, was
jedoch für die genealogischen Überlegungen nicht ins Gewicht fällt. Siehe unten im Kap.
'Besitzungen' die Art. 'Inglange/Inglingen' und 'Sarrebourg/Saarburg'.
266 Ebda., preuves, col, 289: Ecclesia Igolingen, cum conductu & villa ex toto, data per
tnanus Mathildis dilectce uxoris fratris nostri Hugonis prcedicti, & filii ejus Henrici.
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die Äbtissin Gerberga ebenfalls ein Kind aus dieser Ehe267. Über die Familie,
welcher Hugos Gemahlin Mathilde entstammte, lassen sich keinerlei Aussagen
treffen268. Hugo V. wurde in Hesse bestattet, wie in der Bulle Leos IX. für diese
Abtei zu lesen ist269.
Eberhard V.
Als einen bisher unbekannten Bruder Leos IX. kann man wohl, wie neuerdings
Forschungen von Helmut Maurer wahrscheinlich gemacht haben270, den im
Nekrolog der Konstanzer Domkirche unter dem Datum des 30. Juli eingetragenen
Laien namens Eberhard ansehen, der dort als Bruder des Papstes bezeichnet
wird271. Gerade die Häufigkeit des Namens Eberhard in der Dagsburg-Egisheimer
Familie untermauert die Annahme, daß es sich bei dem im Konstanzer Nekrolog
eingetragenen Eberhard um ein Mitglied dieser Grafenfamilie handelt272. Da jene
Familie mit Leo IX. lediglich einen einzigen Papst gestellt hat, kann es sich nur um
dessen Bruder handeln273. Weitere Nachrichten zu Eberhard V. sind nicht über-
liefert274.
267 Siehe dazu unten, S. 57.
268 Parisse, Noblesse et chevalerie, S. 89, vermutet als Herkunft der Mathilde „de
Eename“, was aber völlig unbelegt geblieben ist.
269 Druck in: Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Auf!., preuves, col. 288: Tegit enim
martyr ... fratrem nostrum Hugonem.
270 H. Maurer, Eberhard, der »Bruder« des Papstes. Zur Bedeutung von »Papstnähe« im
11. Jahrhundert, in: K. Herbers - H. H. Kortüm - C. Servatius, Ex Ipsis Rerum
Documentis. Beiträge zur Mediävistik. Festschrift für Harald Zimmermann z. 65.
Geburtstag, Sigmaringen 1991, S. 287-294.
271 Liber anniversariorum ecclesiae maioris Constantinensis, ed. F. L. Baumann, MGH
Neer. I, S. 291: /// kal. [Augusti] Ebirhardus l.,Jrater Pape, ob.
272 Es besteht jedoch noch die vage Möglichkeit, daß es sich bei jenem Eberhard auch um
einen Bruder der deutschen Päpste Gregor V., Clemens 11., Damasus II., Victor II. oder
Stephan IX. handeln könnte.
273 H. Maurer, Eberhard, der »Bruder« des Papstes, S. 287-294. Ich möchte die wei-
tergehenden Erwägungen Maurers (ebda., S. 288-292), daß es sich bei Eberhard
möglicherweise nicht um einen Bruder, sondern um einen entfernteren Verwandten Leos
IX. handelte - Maurer denkt hier an ein Mitglied der Nellenburger Familie (ebda, S. 290
ff.), da das Wort frater nicht nur 'Bruder', sondern auch 'Vetter' oder 'Neffe' bedeuten
kann (ebda., S. 288) - nicht als zu sehr ins Gewicht fallend ansehen, da a priori nichts
gegen die Existenz eines neben Hugo und Gerhard weiteren, bisher unbekannten Bruders
von Leo IX. vorzubringen ist.
274 H. Maurer, Eberhard, der »Bruder« des Papstes, S. 288, merkt jedoch unter Vorbehalt
an, daß der ebenfalls zum 30. Juli im Salzburger Nekrolog eingetragene Laie Eppo l.
(Necrologia s. Rudberti Salisburgensis, ed. S. Herzberg-Fränkel, MGH Neer. II, S.
154) eventuell mit jenem im Konstanzer Nekrolog eingetragenen Eberhard identisch sein
könnte.
50
Die Mutter des Grafen Adalbert von Calw
Ein weiteres Kind aus der Ehe zwischen Hugo IV. und Heilwig ist eine uns
namentlich nicht bekannte Tochter, die den Vater des Grafen Adalbert von Calw
geheiratet hat, der wohl ebenfalls Adalbert hieß275. Der Codex Hirsaugiensis zeigt
uns die genealogischen Zusammenhänge auf. So finden wir dort auf fol. 2b einen
Hinweis auf den beatum Leonem nonum eiusdem nominis papam, avunculum
videlicet predicti Adalbertß76. Bei dem hier genannten Adalbert, dessen Onkel
Papst Leo IX. ist, handelt es sich um den Grafen Adalbert von Calw, der an der
Wiederherstellung des Klosters Hirsau maßgeblich beteiligt war277 278. Auch wird auf
fol. 25b im Codex Hirsaugiensis im Zusammenhang mit dem Bericht über jene
Wiederherstellung von Hirsau die Aussage wiederholt, daß Leo papa, avunculus
eiusdem Adalberti278 ist. Zudem gibt uns noch der Annalista Saxo ein weiteres
Zeugnis für die Abstammung der Gemahlin des Grafen von Calw von Hugo IV. von
Egisheim279. Wir haben folglich bei der Mutter von Graf Adalbert von Calw eine
Schwester von Papst Leo IX. vor uns, deren Namen die Quellen leider
verschweigen280.
Hildegard
Eine weitere Tochter Hugos IV. und Heilwigs mit Namen Hildegard ist zwar
nirgends direkt bezeugt, doch konnte sie auf Grund verschiedener Indizien
erschlossen werden281. Das wesentlichste Indiz liefert eine Traditionsnotiz in der
von ihrer Enkelin Mathilde282 283 aufgezeichneten Notitia bonorum für die Abtei
Heiligkreuz zu Woffenheim, wonach eine comitissa Hilde gar dis dieser Abtei
Besitzungen in Herlisheim pro arüma filii sui Lodewici comitis283 schenkt. Bei
diesem schon vor seiner Mutter verstorbenen Sohn namens Ludwig kann es sich -
so hat man vermutet284 - eigentlich nur um den Grafen Ludwig von Mousson-
Mömpelgard handeln, da lediglich noch eine weitere zeitgenössische Verbindung
275 Vgl. W. Kurze, Adalbert und Gottfried von Calw, in: ZWLG 24, 1965, S. 243.
276 E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, Stuttgart 1887, S. 7 (Fol. 2b). Ein Teil des Codex
Hirsaugiensis ist abgedruckt in Historia Hirsaugiensis monasterii, ed. G. Waitz, MGH
SS XIV, S. 254-265, das Zitat findet sich hier auf S. 255.
277 Zur Wiederherstellung des Klosters Hirsau siehe K. SCHMID, Kloster Hirsau und seine
Stifter, Freiburg i. Br. 1959, bes. S. 53-77.
278 E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, S. 25 (Fol. 25b); Historia Hirsaugiensis monasterii,
MGH SS XIV, S. 265.
279 Annalista Saxo, MGH SS VI, ad 1048, S. 687. Hier heißt es zu Leo IX.: ... Quodam
tempore ad invisendum regnum Teutonicum ingressus, ad filium sororis sue, comitern
Adalbertum, in Sueviam venit.
280 Vgl. auch Kurze, Adalbert und Gottfried von Calw, S. 243 ff.
281 Siehe dazu Vollmer, Etichonen, S. 182 mit Anm. 328.
282 Zur Identifizierung Mathildes als Enkelin der Hildegard siehe Hlawitschka,
Grundlagen, S. 58 ff.
283 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147 f.
284 Ebda., Nr. 97, S. 147 mit Anm. 4; Vollmer, Etichonen, S. 182 mit Anm. 328.
51
zwischen einer Mutter Hildegard und einem Sohn namens Ludwig bekannt ist285.
Diese zweite zeitgenössische uns bekannte Verbindung Mutter Hildegard/Sohn
Ludwig ist die der Hildegard von Schlettstadt mit ihrem Sohn Ludwig286. Diese
sind jedoch nach Meinung der Forschung nicht mit den in der Nolitia bonorum
genannten Personen identisch, da Ludwig, der Sohn von Hildegard von Schlettstadt,
seine Mutter überlebt hat287. Zudem gebe es am Ende des 11. Jahrhunderts, neben
dem Staufer Ludwig, lediglich noch einen Grafen namens Ludwig, der in
Verbindung zum Elsaß stand, nämlich Ludwig von Mousson-Mömpelgard288.
Es sollen noch weitere Indizien die Abstammung Hildegards und ihres Sohnes
Ludwig von Mousson-Mömpelgard belegen, zum Beispiel die Verbindung der
Nachkommen Ludwigs - von ihm leiten sich die Linien Mömpelgard, Lützelburg
und Pfirt ab289. So lassen sich auch die um 1100 sichtbar werdenden Besitzrechte
Peters von Lützelburg an der Zelle St. Quirin290, die angeblich von Ludwig von
Dagsburg gestiftet worden war, nur dann sinnvoll erklären, wemi seine Vorfahren,
sprich Hildegard und ihr Sohn Ludwig von Mousson-Mömpelgard, der Familie der
Dagsburg-Egisheimer Grafen entstammen291.
Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß nicht alle vorgebrachten Indizien
als eindeutige Belege für die Abstammung Ludwigs von Mömpelgard von den
Egisheimer Grafen gewertet werden können. Die Forschung nennt zum Beispiel als
Beleg für diese vermutete Abstammung, daß im 13. Jahrhundert ein Zweig von
Ludwigs Nachfahren, die Grafen von Pfirt, nach dem Erlöschen des dagsburgischen
Geschlechtes Erbansprüche über die Vogteien der Abtei Heiligkreuz und der Abtei
Altdorf geltend machten292, weil diese Abstammung von den Egisheimer Grafen
nur über Hildegard, die Mutter Ludwigs, gegeben gewesen sei293. Es läßt sich
jedoch eine weitere verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Pfirter und den
Egisheimer Grafen nachweisen, die im 12. Jahrhundert entstanden ist. So war Graf
285 Vgl. Vollmer, Etichonen, S. 182 mit Anm. 328, Hlawitschka, Grundlagen, S. 57 f.
286 Vgl. Grandidier, Histoire 11,2, Nr. 502, S. 154 mit Anm. d, der vermutet, es handele
sich bei den in der Notitia bonorum genannten Personen um Hildegard von Büren und
ihren Sohn Ludwig.
287 So schon Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147 mit Anm. 4; vgl. Vollmer, Etichonen,
S. 182 mit Anm. 328, u. Hlawitschka, Grundlagen, S. 57 f.
288 Hlawitschka, Grundlagen, S. 58.
289 Vollmer, Etichonen, S. 182 mit Anm. 328.
290 Viellard, Documents, Nr. 116, S. 166. Abt Anselm von Maursmünster berichtet im
Zusammenhang mit der Rückerstattung eines Waldes bei Hiltenhusen durch Rainald von
Lützelburg, daß der Vater Rainalds, Graf Peter, einst St. Quirin tauschweise für
Lützel bürg an die Abtei Maursmünster gegeben habe: Anshelmus ... comes Petrus, qui
infra terminum nostrum in castro cui nomen Lucelenbourg, pro quo nos olim cellam B.
Quirini in cambio accepisse contentiose testabatur, consederat, silvam nostram sibi
colimitaneam ... cum hominibus suis irrupit, sueque dicioni ... subjugavit. ... Sub filio
ipsius, comite Regenaldo, sylvam nostram (Hiltenhusen) receponas.
291 Hlawitschka, Grundlagen, S. 61 f.
292 Vollmer, Etichonen, S. 182 mit Anm. 328; zu den Erbansprüchen der Pfirter Grafen im
Verlauf der Ereignisse um die Dagsburger Erbschaft siehe unten das Kap. 'Der Streit um
die Dagsburger Erbschaft'.
293 Hlawitschka, Grundlagen, S. 60 f.
52
Friedrich I. von Pfirt mit Stephanie, einer Enkelin Gerhards IV. von Egisheim,
verheiratet, was natürlich auch die Erbansprüche der Pfirter Grafen über die beiden
Vogteien erklärt.
Tafel 6
Die Nachkommen Hildegards
Hildegard
Ludwig v. Mousson-Mòmpelgard °° Sophie v. Oberlothringen
I I T -T1 I T I
Theoderich Bruno Ludwig Friedrich, Beatrix Mathilde Sophie
v. Mòmpelgard Mgf. v. Susa
Die patrueles von Leo IX.
Aus den Privilegien Leos IX. für Hesse und für Altdorf sind uns mehrere patrueles
des Papstes bekannt. So stellte Leo IX. im Jahr 1049 auf Bitten patruelis nostri
Adalberonis, Tullensis ecclesice canonici, für das von den Vorfahren Leos IX.
gestiftete Kloster Altdorf eine Bulle aus294. Zudem erfahren wir aus dem Privileg
des Papstes für das ebenfalls von seinen Vorfahren gestiftete Kloster Hesse von
zwei weiteren Söhnen seiner Vaterbrüder, nämlich von Matfried295 und dem zum
Zeitpunkt der Ausstellung des Privilegs bereits verstorbenen Gerhard mit dessen
Gattin Cuniza, welche allesamt in Hesse bestattet wurden296.
Welchen Vaterbrüdem Leos IX. sind diese patrueles zuzuordnen? Wir kennen drei
Brüder von Leos IX. Vater, nämlich Eberhard IV., Gerhard I. und Matfried I.297. Da
wir keine Quellen besitzen, die uns Auskunft geben, welche Kinder diesen drei
Brüdern Hugos IV. im einzelnen zuzuordnen sind, müssen wir mehr oder weniger
vage Vermutungen anstellen.
So kann man davon ausgehen, daß Adalbero wohl kein Sohn Eberhards IV. und
dessen Gattin Berta war, denn man sieht Eberhards Witwe Berta als Handelnde, die
über Schenkungen ihrer Vorfahren verfügt298. Würde ein Sohn aus dieser Ehe
existieren, wäre dieser wohl der Ausführende der von Berta vorgenommenen
294 Urkunde, abgedruckt bei Schöpfun, Alsatia diplomatica, 1. Bd., Nr. 208, S. 164 f,
Zitat, ebda., S. 165.
295 Urkunde, abgedruckt bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, cd.
287-289: Tegit enim martyr patrueles nostros Comites Mathfridum & botue memorice
Gerhardum, ejusque uxorem devotam famulam Deo Cunizam (Zitat, ebda., coi. 288).
Zum Privileg für Hesse siehe auch oben S. 49 mit Anm. 265.
296 Ebda. Siehe das Zitat in der vorangegangenen Anm.
297 Siehe dazu oben, S. 38-43.
298 Siehe dazu oben, S. 41 mit Anm. 221.
53
Transaktionen. Adalbero könnte also ein Sohn sowohl Gerhards I. als auch
Matfrieds I. gewesen sein. Die beiden anderen patrueles, Gerhard und Matfried,
könnte man - geht man von ihren Namen aus - jeweils als Söhne von Gerhard I.
bzw. Matfried I. ansehen, wie in Tafel 7 dargestellt299. Eine präzisere Aussage zu
den Filiationen läßt sich nicht geben, und wir müssen es bei den vorangegangenen
Vermutungen belassen. Der Name Adalbero, der in der Familie der Dagsburg-
Egisheimer hier zum ersten Mal auftaucht, erklärt sich durch die Verwandtschaft
zum oberlothringisehen Herzogs- und Luxemburger Grafenhaus (siehe Talei 7).
Tafel 7
Zu den patrueles Leos IX.
Matfried °° Lantsind Wigerich <» Kunigunde
Adalbert v. Metz00 Liutgart 00 Eberhard Hz. Friedrich I. Siegfried
v. Oberlothringen v. Luxemburg
Matfried Hugo raucus Hz. Theoderich I. Bf. Theoderich II. Friedrich Eva
v. Metz
Gerhard I. Eberhard IV. Matfried I. Hugo IV. Adalbero Bf. Adalbero III.
<» Berta v. Metz
X 1 1 1 1 1 1
Gerhard II. Adalbero Matfried II. Gerhard III. Hugo V. Eberhard V. Leo IX. Hildegard filia
«= Cuniza Kan. i. Toul
4. VII. und VIII. Generation
Nachkommen der Kinder Hugos IV. und Heilwigs
Von vier der sechs Kinder aus der Ehe zwischen Hugo IV. und Heilwig sind uns
Nachkommen bekannt. Die Nachkommen der beiden Töchter führen in die
Genealogie anderer Familien, die hier nicht zu behandeln sind. Hugo V. und Ger-
299 Vgl. auch die Tafel bei Hlawttschka, Anfänge, S. 116. In die Tafel 7 sind nicht Herzog
Friedrich II. von (Ober)lothringen und dessen Töchter Sophie von Oberlothringen und
Beatrix von Tuszien aufgenommen. Letzere wird von Leo IX. als seine neptis be-
zeichnet. Siehe zwei Urkunden Leos IX., abgedruckt bei J. v. Pflugk-Harttung, Acta
Pontificum Romanorum inedita, 2. Bd., Stuttgart 1884 (Ndr. Graz 1958), Nr. 107, S. 72
f. u. Nr. 111, S. 76 ff. Siehe dazu E. Goez, Beatrix von Canossa und Tuscien. Eine Un-
tersuchung zur Geschichte des II. Jahrhunderts, Sigmaringen 1995, S. 147 f. u. Reg. 4g
u. h, S. 199.
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hard III. pflanzen das Geschlecht in agnatischer Linie fort. Aus der Ehe zwischen
Hugo V. und seiner Gemahlin Mathilde sind mit Heinrich I. und Gerberga zwei
Kinder entsprossen, von Gerhard III. und Berta entstammen möglicherweise drei
Kinder.
Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim
Der Sohn Hugos V. von Dagsburg-Egisheim, der das Geschlecht in agnatischer
Linie weitergeführt hat, ist der oben schon erw ähnte Neffe Leos IX., Graf Heinrich
I. von Dagsburg-Egisheim. Er ist uns in den Privilegien Leos IX. für die
Hausklöster dieser Familie, Heiligkreuz zu Woffenheim und Hesse, gut bezeugt und
durch das Papstprivileg für Hesse als Sohn Hugos V. und dessen Frau Mathilde und
Neffe Leos IX. ausgewiesen300. Man erfährt aus dem Privileg Leos IX. für
Heiligkreuz zu Woffenheim, daß Heinrich I. zum Ausstellungszeitpunkt der
Papstbulle der Besitzer der Burg Egisheim und dadurch auch Inhaber der Vogtei
über das genannte Kloster war301. Auch als Gral im elsässischen Nordgau kann
Heinrich in den fünfziger Jahren des 11. Jahrhunderts mehrfach nachgewiesen
werden. So schenkt Kaiser Heinrich III. dem Stift Jung-St. Peter in Straßburg an ihn
gefallene Güter eines Heimo in Rosheim und Imbsheim, welche in der Grafschaft
Heinrichs gelegen waren, wie uns durch ein am 16. Juni 1052 in Zürich
ausgestelltes Diplom berichtet wird302. Ein weiterer Beleg für Heinrich als Graf im
Nordgau findet sich in einem am 15. Oktober 1059 in Speyer ausgestellten Diplom
Heinrichs IV., in dem der minderjährige Nachfolger Kaiser Heinrichs III. einen
Streit zwischen Graf Heinrich und Bischof Hermann/Hezelinus von Straßburg über
einen Wildbann, im Nordgau in der Grafschaft Heinrichs gelegen, schlichtet, der
auch schon Heinrichs IV. Vater beschäftigt hatte303. Letztmalig wird Heinrich I. in
300 Druck des Privilegs von Leo IX. für Hesse bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2
Aufl., preuves, col. 287 ff.: ... Domnae Mathildis & filii ejus Henrici nostri quondam
nepotis (Zitat ebda, col. 288), ... data per manus Mathildis dilectae uxoris fratris nostri
Hugonis praedicti, & filii ejus Henrici (ebda., col. 289). Zum Privileg für Hesse siehe
auch oben S. 49 mit Anm. 265.
301 Das Privileg Leos IX. ist abgedruckt in: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 163 f ...
sed ipsa advocatia, sicut nunc eam commisi nepoti meo Heinrico, castrum Egenesheim
habenti, ita semper dum vixerit in eo consistat (Zitat ebda., S. 163).
302 D H III 290, S. 392 f.: Quapropter ... notum esse volumus, qualiter nos ... ad altare,
quod est in monasterio principis apostolorum Petri foris murum extrudo, tale praedium,
quale Heimo in villis Rodesheim et Ilumudesheim habuit, quod in nostram imperialem
potestatem iure devenit, in pago Alsatiae et in comitatu Henrici comites situm cum
omnibus suis pertinentiis, ... in proprium dedimus atque tradidimus (Zitat, ebda., S.
393); siehe RegBfeStr. I. Nr. 281, S. 277.
303 D H IV 59, S. 75 ff.: ... notum esse volumus, qualiter venerabilis Strazburgensis ecclesie
episcopus Hecill ..., ut litem, que inter illum comitemque Heinricum pro wiltbanno
cuiusdatn foresti sue ecclesie diu infinita habebat, imposito aliquo discretionis fine
regali nostra maiestate sedaremus. ... in pago autem Alsacia et in comitatu predicti
Heinrici comitis (Zitat ebda, S. 76); siehe auch RegBfeStr. I, Nr. 284, S. 278.
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einer Urkunde Folmars und Heiliehas genannt, mit der der Straßburger Kirche die
Übertragung der Abtei Hugshofen beurkundet wird304.
Graf Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim dürfte in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts verstorben sein, nach 1061, jedoch vor 1064, da in einer am 1. März
dieses Jahres in Straßburg für das Kloster Ottmarsheim ausgestellten Urkunde von
König Heinrich IV. schon Heinrichs I. Sohn Gerhard als Graf im Nordgau genannt
wird305. Der Todestag Heinrichs I. wird im heute verlorenen Altdorfer Nekrolog als
der 28. Juni angegeben306.
Die Gemahlin Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim
Über die Gemahlin Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim sind uns zwar keine
Quellenzeugnisse bekannt, man kann jedoch auf Grund einiger wesentlicher
Indizien auf ihre Herkunft schließen. So weist uns der Umstand, daß einer der
Söhne von Heinrich I., nämlich Albert I., unter anderem den Titel eines Grafen von
Moha führte307, den Weg. Es ist weder der Titel noch Besitz in Moha in der Familie
der Dagsburg-Egisheimer zeitlich vor Albert I. zu finden, so daß daraus geschlossen
werden kann, daß Albert I. den Titel und die Herrschaft Moha von seiner Mutter,
also der Gemahlin Heinrichs I., geerbt haben muß. Bei der Mutter Alberts muß es
sich folglich um eine Tochter des Herren von Moha gehandelt haben.
Ein weiteres Indiz, das diese These stützt, ist durch den Namen Albert gegeben, der
- abgesehen von dem die Namensform Adalbero tragenden Kanoniker in Toul308 -
ebenfalls erst ab diesem Sohn Heinrichs I. in der Familie der Dagsburg-Egisheimer
vorkommt und sich etabliert hat. Auffallenderweise ist er in der ersten Hälfte des
11. Jahrhunderts bei den Herren von Moha zu finden, deren Erbe nachweislich
Albert I. antrat. So kann man für das Jahr 1031 in einer Urkunde Bischof
304 Druck der Urkunde bei SchöPFLIN, Alsatia diplomaüca I, Nr. 215, S. 170: Heinrici
Alsaliae comilis, vgl. RegBfeStr. I, Nr. 285, S. 278.
305 D H IV 126, S. 164 f.: ... in comitatu Gerardi comitis Arcenheim, Iebensheim,
Prietenheim, Scherweilare, Northusen cum omnibus suis appendiciis (Zitat, ebda., S.
165). Hier wird zwar Gerhards Grafschaft nicht explizit Nordgau genannt, jedoch kann
man auf Grund der genannten Orte die Grafschaft als im elsässischen Nordgau liegend
identifizieren; vgl. Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 107.
306 Schöpflin, Alsatia illustrata, S. 482 hat das Nekrolog anscheinend noch gesehen und
zitiert daraus den Eintrag zu Heinrich von Dagsburg-Egisheim: IV kal. jul. Obiit
Henricus contes, pro quo venerabilis ejus filius Bruno tradidit huic casœ Dei ad S.
Cyriacum unum molendinum, vgl. Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S.
107; F. TlHON, Généalogie des comtes de Moha, in: BIAL 23, Liège 1892, S. 436.
Grandidier hatte sich beim Abt von Altdorf vergeblich um Einsicht in das Altdorfer
Nekrolog bemüht. Siehe Grandidier, Histoire 1,2, S. 184 mit Anm. g. Erst für Bd. 11,2
konnte er es auswerten. Vgl. A. Schulte, Notae historicae Altorfenses, in: MIÖG 4,
1883, S. 209.
307 So in einer bei H, BLOCH, Die älteren Urkunden des Klosters S. Vanne zu Verdun, 2.
Teil, in: JGLGA 14, Metz 1902, Nr. 62, S. 86 f. abgedruckten Urkunde vom 10. Mai
1096, die Graf Albert von Moha für das Kloster St. Vanne zu Verdun ausgestellt hat.
308 Zu dem Kanoniker Adalbero von Toul siehe oben, S. 53 f.
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Reginhards von Lüttich einen Albert von Moha, der hier keinen Grafentitel trägt,
als Zeugen nachweisen309. Um ein und dieselbe Person handelt es sich bei dem
Albert von Moha, der in einer undatierten Urkunde des Erzbischofs Poppo von
Trier, ausgestellt zwischen 1040 und 1044, als Zeuge erscheint310, und
wahrscheinlich dürfte es sich bei dem Grafen Albert von Moha um dieselbe Person
handeln, die in einer Urkunde Herzog Friedrichs von Niederlothringen für die Abtei
Saint-Trond aus dem Jahre 1059 als Zeuge genannt wird311. Dieser Albert von
Moha müßte sehr wahrscheinlich der Schwiegervater Heinrichs I. von Dagsburg-
Egisheim gewesen sein. Legt man die übliche Praxis bei der Namenvergabe in
Adelsfamilien zugrunde, so könnte der Name Alberts I. von Dagsburg und Moha,
da er ja bestenfalls ein zweit* oder drittgeborener Sohn Heinrichs von Dagsburg-
Egisheim gewesen ist, sicherlich bei der mütterlichen Seite seinen Ursprung haben,
nämlich durch seinen Großvater, Albert von Moha.
Gerberga, Äbtissin in Hesse
Aus einer Bulle Leos IX. für die von seinen Vorfahren gestiftete Abtei Hesse312
erfahren wir, daß eine Nichte Leos IX. namens Gerberga dort Äbtissin gewesen
ist313. Gerberga war also ein Kind eines der Geschwister des Papstes. Am ehesten
ist Gerberga wohl den Kindern von Leos Bruder Hugo V. und dessen Gemahlin
Mathilde zuzurechnen. Gerade Hugo V., seine Gemahlin und deren gemeinsamer
Sohn Heinrich standen durch ihre Stiftungen für Hesse in besonderer Beziehung zu
dieser Abtei314, ja Hugo V. ist, neben seinen patrueles Matfried und Gerhard, nebst
Cuniza, der Gattin des letzteren, in Hesse bestattet315. So kamt die Annahme, die
309 Die Urkunde ist abgedruckt bei A. Mirius und J. F. Foppens, Opera dipiomatica et
historica, 2. Bd., 2. Aufl., Lovanii 1723, S. 809 f.: Testes, scribere, judicavi quorumdam
majorum nomina subnotare ...De Laicis ... Albertum de Musal... (Zitat, ebda., S. 810);
weiterer Druck bei B. Fisen, Historia ecclesiae Leodiensis, Leodii 1642, S. 318.
310 Die Urkunde ist abgedruckt bei H. Beyer, Urkundenbuch zur Geschichte der
mittelrheinischen Territorien, Bd. 1: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahr 1169,
Hildesheim, New York 1974 (= unv. Ndr. d. Ausg. Coblenz 1860), Nr. 324, S. 377 f. -
Kurzregest bei A. Goerz, Regesten der Erzbischöfe zu Trier von Hetti bis Johann II.
814-1503, Trier 1861 ( 2. Ndr.: Aalen 1984), S, 9, ausführliches Regest bei Ders.,
Mittelrheinische Regesten, 1. Teil, Koblenz 1876, Nr. 1307, S. 372 f.
311 Die Urkunde ist abgedruckt bei Ch. PlOT, Cartulaire de l’abbaye de Saint-Trond, 1. Bd.,
Bruxelles 1870, Nr. 13, S. 18 f.: Signum Alberti, comitis de Musal (ebda., S. 19). Zu der
Frage der Identifizierung des Grafen Albert von Moha siehe unten, S. 66 u. 226.
312 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 129.
313 Druck in: Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 287 ff.: ... per
eam Serbergce Abbatissce nepti nostrce ... (Zitat, ebda., col. 287). Zum Privileg Leos IX.
für Hesse siehe oben S. 49 mit Anm. 265.
314 Ebda., col. 288 f,: ... Et ut noverint omnes quantum honorem huic loco semper
optaverimus, justis precibus Domnce Mathildis & filii ejus Henrici nostri quondam
nepotis, altare in ipsa Ecclesia nos ipsi dedicavimus ... Ecclesia Igolingen, cum
conductu & villa ex toto, data per manus Mathildis dilectce uxoris fratris nostri Hugonis
prcedicti, & filii ejus Henrici.
315 Ebda,, col. 288: Tegit enim martyr patrueles nostros Comites Mathfridum & bona- me-
morio; Gerhardum, ejusque uxorem devotam famulam Deo Cunizam, cordis nostri,
57
Äbtissin Gerberga entstamme diesem Zweig der dagsburgischen Familie, eine
gewisse Berechtigung beanspruchen. Über das Faktum hinaus, daß Gerberga um die
Mitte des 11. Jahrhunderts Äbtissin von Hesse gewesen ist, erfahren wir weiter
nichts von ihr.
Nachkommen Gerhards III.
Von Nachkommen Gerhards III. und seiner Gemahlin Berta, der Nichte des
burgundischen Königs, sind uns aus den Quellen zwei Söhne sicher nachweisbar.
So ist dem genealogischen Zusatz zu den Annalen Flodoards zu entnehmen, daß
Berta einen Sohn hatte, nämlich den Grafen Gerold von Genf316, der auch sonst gut
bezeugt ist. Er muß vor 1080 verstorben sein317. Als Bruder Gerolfs konnte Pierre
Duparc Cono, den Bischof von Maurienne, identifizieren318.
Als ein weiteres Kind aus der Ehe Gerhards III. und Bertas können wir die als
Stammutter der Staufer geltende Hildegard von Schlettstadt identifizieren. Über die
genealogische Zugehörigkeit dieser Frau namens Hildegard, welche den Staufer
Friedrich von Büren geheiratet hatte, ist bis in die jüngste Zeit viel gerätselt
worden319. Die Forschung scheint jedoch mit der 1991 erschienenen Arbeit „Zu den
Grundlagen der Staufischen Stellung im Elsaß: Die Herkunft Hildegards von
Schlettstadt“ von Eduard Hlawitschka zu einem weitgehenden Abschluß gekommen
zu sein. Hlawitschka hat in dieser Arbeit auf Grund umfangreicher genealogischer
und besitzgeschichtlicher Überlegungen den Nachweis geführt, daß Hildegard eine
dum vixit, dulce solamen fratrem nostrum Hugonem. Daspatrueles nostros bezieht sich
auf Leo IX. Da es sich aber bei Hugo V. um Leos Bruder handelt, sind Matfried und
Gerhard selbstverständlich auch dessen patrueles.
316 Les Annales de Flodoard, S. 159: ... de Mathilde processit Rodulfits rex et Mathildis,
sororeius. ...de Mathilde, filia Mathildae, Berta. ...de Berta Gerardus Genevensis.
317 Die Belege zu Gerold von Genf und auch zu seinen Nachkommen sind zusammen-
gestellt bei Hlawitschka, Rudolf von Rheinfelden, vor allem S. 210-215; vgl, auch
Oers,, Grundlagen, S. 4L
318 P. Duparc, Le comté de Genève IXe-XVe siècle, Genève, Paris 1955, S. 96 mit Anm. 3,
stützt sich auf eine undatierte Urkunde von Cono von Maurienne, abgedruckt in:
Historiae patriae monumenta. Chartarum, Tom. II, Augustae Taurinorum 1853, Nr. 143,
S. 182 f. Regest bei Regeste genevoise, Genève 1866, Nr. 222, S. 63 f. Vgl. neuerdings
J -Y. Mariotte, La Comtesse Hildegarde, fondatrice de Sainte-Foy, in: Les Amis de la
Bibliothèque Humaniste de Sélestat, Annuaire 44, 1994, S. 8 u. 12.
319 Aus der Literatur, die Hildegard nicht als Tochter Gerhards III. und Bertas sehen will,
sei genannt J. Krischer, Die Verfassung der Reichsstadt Schlettstadt im Mittelalter,
Straßburg 1908, S. 14 f., der die burgundische Abstammung Hildegards bestritt; H.
Decker-Hauff, Das Staufische Haus, in: Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kunst -
Kultur, 3. Bd., Stuttgart 1977, S. 344 möchte in ihr eine Tochter des Grafen Ludwig von
Mousson erkennen. Der Meinung Decker-Hauffs hat sich angeschlossen H. Bühler,
Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt? Zur
Geschichte der Grafen und Pfalzgrafen von Tübingen und verwandter Geschlechter, in:
ZWLG40, 1981, S. 197 ff.
58
Tochter Gerhards III. von Egisheim und dessen Gemahlin Berta gewesen sein
muß320.
Auffallend ist jedoch der Umstand, daß bei den uns bekannten Kindern Gerhards
III. und Bertas nur Besitzungen aus dem mütterlichen burgundischen Erbe
nachgewiesen werden können. So scheint Gerold lediglich Besitzungen in der
Genfer Gegend geerbt zu haben, Güter, die eindeutig aus dem Heiratsgut seiner
Mutter stammten. Ähnliches gilt für Bischof Cono von Maurienne321. Auch bei
Hildegard wissen wir nur von Besitzungen - hier ist vor allem Schlettstadt zu
nennen322 - aus ihrem mütterlichen Erbe. Es muß sich folglich die Frage stellen, wo
das väterliche Erbe egisheimischer Provenienz abgeblieben ist, das es ja
unzweifelhaft gegeben haben muß. Gibt es vielleicht noch einen weiteren Sohn
Gerhards III., von dem uns die Quellen aber keinerlei Nachricht übermitteln? Wir
können auf - in diesem Zusammenhang noch nicht beachtete - Besitzrechte Alberts
I. von Dagsburg-Egisheim an Wintzenheim verweisen323, um bei der Beantwortung
dieser Frage einen Fortschritt zu erzielen. Das elsässische Wintzenheim war
ursprünglich Churer Bistumsbesitz und war nach mehreren Entfremdungen324 dem
Bistum noch in den Jahren 952 und 954 von König Otto I. bestätigt worden325. Im
Tausch gegen Güter im Neckargau fiel Wintzenheim mit Schlettstadt und anderen
Orten anschließend an König Konrad von Burgund326 327. Von Konrad werden die
Orte im Erbgang, wie schon Witte vermutete327 an Konrads Tochter Mathilde
gekommen sein. Von Mathilde kam Schlettstadt schließlich über ihre Tochter Berta
in die Hände von Hildegard328. Auch Wintzenheim dürfte zusammen mit den
anderen ehemaligen burgundischen Besitzungen von Mathilde an Berta
weitergegeben worden sein. Wie kam Albert I. an diese Rechte in Wintzenheim?
Hätten Gerold von Genf oder Hildegard Wintzenheim von ihrer Mutter geerbt, so
wäre der Ort sicher an deren Nachkommenschaft weitergegeben worden, hätte
Cono von Maurienne geerbt, wäre wohl das Maurienner Domkapitel Wintzenheim
320 Hlawitschka, Grundlagen, bes. S. 36-91; zustimmend zu Hlawitschkas Ableitung auch
Mariotte, La Comtesse Hildegarde (1994), S. 7-16. Bei Drucklegung von Mariotte,
Les Staufen en Alsace au XIIe siècle d'apres leurs diplômes, in: Revue d’Alsace 119,
1993, S. 43-74, war dem Autor die Studie Hlawitschkas anscheinend noch unbekannt, so
bezeichnet er Hildegard noch als „Hildegarde dite de Bar et Mousson, ou d'Eguisheim“
(ebda., 43 f.).
321 Bei der in der Urkunde Conos von Maurienne genannten unum mansum situm in uilla
abbusinniaci (Historiae patriae monumenta. Chartarum, Tom II, Nr. 143, S. 182), die
der Bischof an sein Domkapitel tradiert, handelt es sich um Besitz in Arbusigny, der dem
mütterlichen Erbe entstammt.
322 Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Selestat/Schlettstadt'.
323 E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, fol 32a, S. 30; zu Wintzenheim siehe auch unten, S.
69 und im Kap. 'Besitzungen1 den Art. 'Wintzenheim'.
324 Zu der wechselvollen Geschichte dieses Churer Bistumsbesitzes vgl. Hlawitschka,
Grundlagen, S. 46 f.
325 D O I 157, S. 238 u. D O I 163, S. 244.
326 D O I 209, S. 287 ff. u. D O I 224 u. 225, S. 308 ff.
327 H. Witte, Der Heilige Forst und seine ältesten Besitzer, 1. Teil, in: ZGO 51 (NF 12),
1897, S. 220 f.
328 Vgl. HI.AWITSCHKA, Grundlagen, S. 83 f.
59
in den Besitz des Ortes gelangt. Somit bleibt als einzige plausible Möglichkeit, daß
noch ein viertes Kind aus der Ehe Bertas mit Gerhard III. existiert hat, das
Wintzenheim geerbt hat und höchstwahrscheinlich kinderlos verstorben ist. Nach
dem Ableben dieses uns namentlich nicht bekannten Kindes werden dessen Güter -
und hier könnte neben Wintzenheim auch väterliches Erbe enthalten sein - an den
dagsburgischen Familienzweig gekommen sein.
Die Kinder Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim
Aus der Ehe zwischen Heinrich I. von Egisheim und seiner Gemahlin, der Erb-
tochter von Moha, sind uns vier Söhne aus den Quellen bekannt: Gerhard, Hugo,
Albert und Bruno. Von weiteren Kindern aus dieser Verbindung wissen die ein-
schlägigen Quellen nichts.
Gerhard IV. von Egisheim
Die Forschung ist sich nicht einig, wie der ab 1064 in den Quellen erscheinende
Graf Gerhard IV. genealogisch in die Familie der Grafen von Dagsburg-Egisheim
einzuordnen ist. Pierre-Paul Brücker sieht Gerhard IV. als Bruder Heinrichs I.
an329, Heinrich Witte vermutet, daß Gerhard IV. ein Sohn Gerhards III. ist und
beim Tod seines Vaters im Jahre 1038 noch minderjährig war330. Allerdings
entbehrt die Behauptung Wittes der Quellenbasis; Witte nennt folglich auch keinen
Quellenbeleg für seine Annahme. Er stützt sich wohl auf die Namensgleichheit
beider Grafen. Michel Parisse und Eduard Hlawitschka hingegen meinen, daß
Gerhard IV. ein Sohn Heinrichs I. war331.
Nehmen wir die einzelnen Thesen unter die Lupe: An der These Brückers, Gerhard
IV. sei ein Bruder Heinrichs I., fällt auf, daß die zeitliche Einordnung Gerhards IV.
in chronologischer Hinsicht zwar passen, jedoch aus anderen Gründen nicht ganz
stimmen kann. So spricht eindeutig gegen die Annahme Brückers, daß Heinrich I
329 p -p Brucker, L’Alsace et l'Église au temps du pape Saint Léon IX (Bruno d'Egisheim)
1002-1054, 2. Bd., Strasbourg-Pari s 1889, S. 413 u. S. 415.
33° Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 106 ff.; Dugas de Beaulieu, Le
comté de Dagsbourg, Stammtafel nach S. 116, sieht ihn auch als Sohn des 1038 ums
Leben gekommenen Grafen Gerhard an. Die Stammtafel von Beaulieu steckt jedoch so
voller Ungereimtheiten und Fehler, daß die Einordnung Beaulieus hier lediglich erwähnt
wird. Die Ansicht Wittes Übernimmt anscheinend G. MEYER von Knonau, Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., 2. Bd., Leipzig 1894, S. 430,
da er Gerhard IV. und Hugo VI. als Neffe bzw. Großneffe Leos IX. bezeichnet.
331 Parisse, La noblesse lorraine, S. 835 u. Tafel B, S. 837; Ders., Noblesse et chevalerie,
S. 92 f. u Tafel 27 auf S. 375. Hlawitschka, Grundlagen, S. 56 f., Anm. 78 (u. Tafel 3,
ebda., S. 57). Hlawitschka korrigiert hier seine frühere in Ders., Anfänge, S. 106 f.,
Anm. 115 vertretene Annahme, Gerhard sei ein Sohn Hugos V., des Bruders von
Leo IX.
60
und Gerhard IV. in den Quellen nicht gleichzeitig Vorkommen, sondern nach-
einander, Heinrich I. bis 1061332, Gerhard IV. ab 1064333.
Es spricht aber auch einiges gegen die These von Heinrich Witte, daß Gerhard IV.
ein Sohn Gerhards III. gewesen sei, denn, wie soeben erwähnt, tritt uns Gerhard IV.
erstmals im Jahre 1064 in einem Diplom Heinrichs IV. entgegen334, was auch Witte
sieht335. Gerhard hat, wie aus dem Diplom Heinrichs IV. klar erkennbar ist,
offensichtlich die Nachfolge des verstorbenen Grafen Heinrich I. im elsässischen
Nordgau angetreten336. Witte meint, Gerhard hätte wegen seiner Minderjährigkeit
die Grafschaft im Nordgau an Heinrich I. abtreten müssen, und nach dessen Tod
hätte er „sein gutes Recht“ erlangt und sei Graf im Nordgau geworden337. Nun wird
auch letztere These Wittes durch kein Quellenzeugnis gestützt, sie kann auch bei
näherer Prüfung nicht aufrechterhalten werden. Gerade aber durch das Faktum, daß
Gerhard die Nachfolge Heinrichs I. im Grafenamt im elsässischen Nordgau antritt,
wird doch weit mehr die Annahme nahegelegt, daß Gerhard der Sohn Heinrichs I.
gewesen ist. Die These Wittes wirkt dagegen sehr konstruiert; zudem spricht noch
ein weiterer Umstand gegen sie: Wenn Gerhard IV. wirklich der Sohn des 1038
getöteten Gerhard III. gewesen sein soll, warum taucht er dann nicht schon bald
nach dem Tod Gerhards III. auf, sondern erst 1064, kurze Zeit nach dem Tod
Heinrichs I. Mit einer eventuellen Minderjährigkeit Gerhards IV. beim Tod
Gerhards III. läßt sich dieser Umstand nicht befriedigend erklären. Es ist jedoch um
ein Vielfaches schlüssiger, Gerhard III. als Sohn Heinrichs I. anzusehen, dann
erklärt sich alles zwanglos. Er folgt nach dem Tod seines Vaters, also nach 1061338,
diesem in der Grafschaft im Nordgau nach und ist dort ab 1064 als Graf belegt. Wir
können jedoch noch ein weiteres Argument ins Feld führen. Hierzu müssen wir uns
den Erbgang bezüglich der Burganlage Hoh-Egisheim näher ansehen.
Hoh-Egisheim war wohl als Gesamtanlage in der Hand von Graf Heinrich I.339
Nach seinem Tod kam es zur Aufteilung der Burg unter seine Erben. Dies geht aus
einer Auseinandersetzung zwischen Gerhard IV. von Egisheim und Hugo VI.
hervor, die uns durch ein Schreiben von Papst Gregor VII. vom 29. Oktober 1074
an die Bischöfe von Straßburg und Basel dokumentiert wird340. Gerhard und Hugo
waren über die Vogteirechte über das Kloster Heiligkreuz in Streit miteinander
geraten. Nach dem Privileg Leos IX. für das Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim
sollte der älteste der Besitzer der Burg Egisheim die Vogtei über das Kloster Heilig-
kreuz innehaben341. Gregor VII., der die Bulle seines Vorgängers kannte, wies die
332 Siehe oben Anm. 304.
333 D H IV 126, S. 164 f.; siehe das ausführliche Zitat in Anm. 305.
334 Ebda
335 Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 107.
336 Siehe das wörtliche Zitat in Anm. 305.
337 Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 107 f., Zitat, ebda., S. 107.
338 Siehe oben S. 56.
339 Siehe auch unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
340 Das Register Gregors VII., ed. E. Caspar, 1. Bd., MGH Epp. sei., 11,1: Gregorii VII
registrum lib. I-IV, Berlin 1920, Nr. 11,14, S.146 f.
341 Siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Heiligkreuz bei Woffenheim'.
61
beiden Bischöfe an, im Sinne der Bestimmungen Leos IX. zu entscheiden, und da
seines Wissens nach Gerhard der Ältere sei, stünde ihm die Vogtei zu342. Daß
zwischen Gerhard und Hugo, die in dem Brief Gregors als nepotes von Leo IX.
bezeichnet werden343 - das Wort nepos wird hier wohl im Sinne von 'Großneffe'
oder einfach 'Verwandter' gebraucht344 -, überhaupt der Besitz der Vogtei über
Heiligkreuz stritüg war, kamt doch wohl nur daher rühren, daß beide einen Anteil
der Egisheimer Burg geerbt hatten und beide als Inhaber eines Burganteils die
Vogtei über Heiligkreuz beanspruchten. Wenn aber sowohl auf Gerhard und Hugo
je ein Drittel der Burg übergegangen war - ein weiteres Drittel bekam wahr-
scheinlich Albert I.345 -, so können sic nur Söhne Heinrichs I., folglich Brüder,
gewesen sein. Somit kann die Abstammung Gerhards IV. von Heinrich I. als erwie-
sen gelten. Er wird durch den Brief des Papstes als ältester Sohn Heinrichs I.
ausgewiesen346 347.
Von der Gemahlin Gerhards IV. gibt uns eine - von Marbacher Kanonikern
gefälschte - Urkunde Alberts I. Auskunft. Hier wird ihr Name Richgardis über-
liefert, und daß sie eine Tochter namens Heilwig hatte547. Wir können in diesem
Zusammenhang vernachlässigen, daß es sich bei der angeblichen Urkunde Alberts
I. um ein Falsifikat handelt, denn es bestand für den Fälscher keine Notwendigkeit,
die genealogischen Angaben zu verfälschen; wäre dies geschehen, hätte es lediglich
unnötig das Risiko erhöht, daß von den Zeitgenossen des Fälschers die Fälschung
als solche entlarvt worden wäre348.
Ein weiteres Zeugnis für Richgardis finden wir in den überlieferten Nekrolog-
fragmenten des Chorherrensüftes Oelenberg, das von Richgardis Tochter Heilwig,
der Gemahlin Gerhards von Vaudemont, gestiftet worden ist349. Hier wird sie als
Mutter der Stifterin von Oelenberg ausgewiesen350. Dadurch werden die durch die
342 Das Register Gregors VII., 1. Bd., Nr. 11,14, S. 146 f.: Ibi enim inter cetera eius
apostolica sanctione decretum est, ut, qui de progenie sua in castro Egeneschem ceteris
maior natu fuerit, curam advocatie solus teneat et in omnem posteritatem eius generis
hec potestas ita procedat. Juxta quatn ordinationem Gerardum quidem iustius agere et
advocatiam magis merito quam Hugonem amministrare putamus, quia elate priorem
esse intelleximus (Zitat, ebda, S. 147).
343 Ebda., S. 146: Verum, sicut nos certa relatione comperimus, nepotes illius, Hugo
videlicet et Gerardus,.... dum inter se de advocatio contendunt.
344 Zum Gebrauch des Wortes nepos vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S. 107, Anm. 115.
345 Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. zu 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
346 Siehe Anm. 342.
347 Angebliches Original in Strasbourg, AD BR, G 17 (hiernach das Zitat): ... quodfuit
Rigarde comitisse de Eginsheim et mariti eius Gerhardi; cuius patronatus pars data est
monasterium Sancta Crucis Woffenheim, pars Baldemaro ministeriali Helewidis
comitissae, filiae eius. Die Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Histoire, 11,2, Nr.
507, S. 158. Weiterer Druck bei Würdtwhn, 6. Bd., Nr. 108, S. 254 ff.
348 Zum Vorwurf der Fälschung siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Herrlisheim-
pres-Col mar/Herl isheim'.
349 Siehe das Zitat in Anm. 350. Zu Heilwig von Egisheim und Gerhard von Vaudemont
siehe unten, S. 74-77.
350 M. Krebs, Die Nekrologfragmente des Chorherrenstiftes Oelenberg, in: ZGO 92 (NF
53), 1940, S. 251: Rihardis (Rigardis) de Egensheim (Egisheim) tnaler Helwidis huius
62
angebliche Urkunde Alberts I. gemachten genealogischen Angaben zu Richgardis
und ihrer Tochter voll bestätigt. Welchem Geschlecht Richgardis entstammte, ist
nicht bekannt.
Aus der Ehe zwischen Gerhard IV. von Egisheim und Richgardis entstammt die
bereits erwähnte Tochter namens Heilwig, welche den Grafen Gerhard von Vaude-
mont ehelichte351.
Hugo VI. von Egisheim
Einer der exponiertesten Vertreter der Familie der Grälen von Dagsburg-Egisheim
im 11. Jahrhundert ist zweifellos Hugo VI. von Egisheim, der Bruder Gerhards
IV.352. Hugo VI. ist uns als Sohn des Grafen Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim
durch zwei Touler Urkunden aus dem Jahre 1091 ausgewiesen, zum einen in einer
Urkunde von Bischof Pibo und zum anderen in einer Urkunde eines gewissen
Luctolf, die beide die Gründung einer Kirche St. Leo in Toul zum Inhalt haben353.
Hugo VI. wird in der Urkunde Pibos als strenuus comes Hugo de Dalbort,
venerabilis Henriei filius ...et nobilis prosapiae beati Leonis de qua descenderaß54
bezeichnet.
Von dem Streit Hugos VI. mit Gerhard IV. um die Vogtei des Familienklosters
Heiligkreuz zu Woffenheim wurde im vorangegangenen Kapitel schon berichtet355.
Hugo VI., der während des Investiturstreites auf päpstlicher Seite zu finden und in
Kämpfe mit den Bischöfen von Basel und Straßburg verwickelt war356, wurde am
loci fundatricis. Die Namen in den Klammern sind offensichtlich Zusätze des Heraus-
gebers; zur richtigen genealogischen Einordnung vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S.
106 f., Anm. 115.
351 Zu den Kindern aus dieser Ehe siehe unten S. 74-77.
352 Zur politischen Wirksamkeit Hugos VI. siehe unten das Kap. 'Die Stellung der Grafen
von Dagsburg-Egisheim im Investiturstreit'.
353 Urkunde von Bischof Pibo von Toul aus dem Jahr 1091, abgedruckt bei L. Douche,
Actes de Pibon et de Ricuin, évêques de Toul de 1069 à 1124, Nancy 1985, Nr. 24, S.
139 ff., Zitat ebda., S. 139. - Urkunde des Luctolf, abgedruckt, ebda., Nr. 23, S, 134-138
... Hugoni comiti filio comitis Henrici (Zitat ebda., S. 135). Älterer Druck der beiden
Urkunden bei Calmht, Histoire de Lorraine, 3. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 17-22; vgl. J.
Choux, Recherches sur le diocèse de Toul au temps de la réforme Grégorienne.
L'épiscopat de Pibon (1069-1107), Nancy 1952, Regesten Nrn. 52 u. 53. Die Urkunde
von Bischof Pibo von Toul ist zwei Jahre nach dem Ableben Hugos VI. ausgestellt,
bezieht sich jedoch auf die zeitlich zurückliegende Übertragung des Ortes Marthemont
an die Touler Bischofskirche durch Hugo VI. Es ist möglich, daß die Luctolf-Urkunde
ebenfalls später ausgestellt wurde.
354 Calmht, Histoire de Lorraine, 3. Bd., 2. Auf!., preuves, Sp. 20.
355 Siehe oben S. 61 f.
356 Siehe Liber de unitate ecclesiae conservanda, ed. W. Schwenkenbecher, MGH Libelli
de lite imperatorum et pontificum saeculis XI. et XII. conscripti, 2. Bd., Hannover 1892,
S. 263 und Bemoldi Chronicon, ed. G. H. Pertz, MGH SS V, ad 1088, S. 447.
63
4. oder 5. September des Jahres 1089 anläßlich der Verhandlungen über einen
Friedensschluß mit dem Straßburger Bischof ermordet357.
Die Gemahlin Hugos VI. wird in den beiden bereits zitierten Touler Urkunden aus
dem Jahre 1091 erwähnt, allerdings ohne Namennennung358. Die in der Forschung
357 Bemoldi Chronicon, MGH SS V, ad 1089, S. 449: Ugo comes de Eginisheim, indefessus
miles sancti Petri, set nimium credulus Slrazburgensi pseudoepiscopo, a servientibus
eiusdem episcopi occiditur in cubiculo ipsius, cum ipso ad dormiendum collocatus, 2.
Non. Septembris, vgl. den Bericht der von Bernold abhängigen Annales Marbacenses, S.
36: Eodem anno Hugo comes de Egensheim, indefessus miles sancti Petri, sed nimium
credulus Ottoni Argentinensi pseudoepiscopo, a servientibus eiusdem episcopi Haselahe
occiditur in cubiculo, cum ipso ad dormiendum collocatus; siehe dazu aus Sicht der
kaiserlichen Anhängerschaft den Liber de unitate ecclesiae conservanda, S. 263,
allerdings zum Jahr 1090: Eodem etiam anno ... Hug potenlissimus comes Alsaciae post
multa crudelia, quae fecerat vel in ecclesia vel in re publica, occisus est. De talibus
dicitur a Domino per Zachariam prophetatn ad Zorobabel ducem luda: Non in exercitu
nec in robore superabis adversarios, sed in spiritu meo, hoc est in observatione legis
Dei, dicit Dominus exercituum. Fuit enim imperator tunc in Italia, quando haec circa
adversarios suos sunt gesta; ... Sicut enim supra dictum est, nominati illi principes
regni, immo destructores regni perierunt anno MIJCXXX. ab incarnatione Domini,
Annales Ottenburani, ed. G. H. Pertz, MGH SS V, ad 1090, S. 8: Hugo quoque comes
Alsatiae peremptus est\ den ausführlichsten Bericht gibt das aus dem 14. Jahrhundert
stammende Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. Il, cap. 83, col.
231 f.: Nonis denique Septembris Hugonis comitis generis Sophiœ cum Ludovico Comite
pridem nuptœ, occisus nimis acer & subitus fuit;... Denique cum in suburbio Argentine
quod sermone Accolarum Halleim vocatur, is Comes ab urbis Episcopo pransum
invitatus, cœnâ etiam peractâ, post longa dispositionum consilia quibus plurimam
noctem verterant, thalamus ipse Pontificis dormitum eos insimul locasset, Sigifridus
Pincerna cujus collegce patrem, sibi verd prcefatus Comes fratrem, olim graviter
mortificaverat: hi duo ipsam cum fidissimis cameram irrumpentes, cum prœsulem ab
intus propulsassent, jam dictum Hugonem somno quidem sopitum multis vulnerum
lacerantes ictibus, cum quatuor vel quinque nobili genere pedissequis interemerunt. Sed
hujus ccedis quanquam Pontificem plerique insontem, aliqui tamen non inexpertem fore
ob illam tnaximè notam arbitrantur, quod dum ante triennium obsidionem castelli
(Cakibudi barbarum idioma nuncupat) per anni metam seduld peragit matutino quodam
prœdictus Hugo illis quietum reclinantibus hostiliter irrumpens ... post multum
sanguinis plures captivos adduxit, reliquosque vix camisiis tectos fugere compellens,
prœsulem ipsum spoliatum cunctis... episcopii, cum plurimo dedecore oppido eliminavit,
das heute verlorene Altdorfer Nekrolog gibt als Todestag den 5. September an. Siehe
Grandidœr, Œuvres, 2. Bd., S. 144, Anm. 3: Nonas septembris Hugo cornes et cum illo
quatuor milites, Bertolf, Egelolf et duo Ijamberti, obierunt anno 1089, vgl. RegBfeStr. I,
Nr. 342, S. 292.
358 Siehe die Urkunde von Bischof Pibo von Toul aus dem Jahr 1091, abgedruckt bei
Douche, Actes, Nr. 24, S. 139 ff.: Siquidem strenuus comes Hugo de Dalborl,
venerabilis Henrici filius intrinsecus Dei tactus inspiratione et nobilis prosapiae beati
Leonis de qua descenderat, ductus dulcedine, praedictam villam [= Marthemont]
assensu conjugis suae et heredum suorum, a quodam magno beneficio quod a nobis
tenebat, avulsam, de manu sua emisit et exclusa omni hereditaria postulatione, in
nostram dominicam minum reposuit nihilque donationis vel advocatiae, nihil omnino
juris alicujus, in manu sua retinuit (Zitat ebda., S. 139). Urkunde des Luctolf,
abgedruckt bei Douche, Actes, Nr.23, S. 134-138: Habeat autem idem piissimus comes
Hugo magnum et antiquum beneficium de eodem venerabili episcopo; ex hoc beneficio
quandam villam quam dicunt Martinimontem avulsam, uterque comes et comitissa de
64
immer wiederkehrende Behauptung, Hugos VI. Gemahlin sei Mathilde von Möm-
pelgard gewesen, hat sich als nicht richtig erwiesen und beruht auf einer falschen
Quelleninterpretation* 359.
In der Urkunde Pibos von Toul ist von der Zustimmung der Erben Hugos VI und
seiner Gemahlin zur Schenkung des Ehepaares die Rede360. Es fällt auf, daß nicht
von einem Sohn oder einer Tochter Hugos gesprochen ist, sondern lediglich von
deren heredes. Die Luctolf-Urkunde erwähnt ebenso Hugo und seine Gemahlin und
gebraucht ganz neutral das Wort successores, als es um den Ausschluß von
Ansprüchen von Nachfolgern des Ehepaares geht361. Nun sind beide Urkunden
eindeutig nach dem Tod Hugos VI. ausgestellt worden. Hätte er Kinder gehabt,
wären sie in den besagten Urkunden wohl auch als solche bezeichnet worden, da sie
als der Schenkung Zustimmende hätten angeführt werden müssen. Die Formu-
lierung assensu conjugis suce et hceredum suorum in der Urkunde Pibos von Toul
legt aber nahe, daß es sich bei den Erben nicht um leibliche Kinder des Ehepaares,
sondern um Verwandte gehandelt hat, die in das Erbe eintraten362. Der Erbe Hugos
VI. war bekanntlich Albert I. von Dagsburg. Er tritt zwar erst nach dem Tod Hugos
VI. in den Quellen in Erscheinung, dennoch werden wir ihn nicht als seinen Sohn
ansehen können, eher als seinen Bruder. Für diese Annahme spricht der von uns
ermittelte Lebenszeitraum Alberts I. und auch sein Name, der auf seinen Großvater
mütterlicherseits verweist. Albert I. müßte, falls er ein Sohn Hugos VI. gewesen ist
- vom Erbgang her betrachtet - entweder der einzige Sohn oder der Erstgeborene
gewesen sein. Es ist jedoch davon auszugehen, daß der erstgeborene oder einzige
Sohn mit Sicherheit einen Namen aus der väterlichen Vorfahrenschaft erhalten
hätte. Hugo VI. scheint kinderlos geblieben zu sein.
Albert I. von Dagsburg-Egisheim und Moha
Albert I. führt nach dem Tode seines Bmders Hugo die Linie der Grafen von
Dagsburg-Egisheim weiter. Es gibt kein Quellenzeugnis, das ihn explizit als Sohn
Heinrichs I. ausweist, jedoch legen bestimmte Umstände diese Filiation nahe. So ist
zuallererst sein Name anzuführen. Die plausibelste Erklärung, daß Albert I. diesen
Namen trug, ist die, ihn als Sohn Heinrichs I. anzusehen, der mit der Tochter
Alberts von Moha verheiratet war. Weil er einen Namen seiner mütterlichen
Vorfahren erhielt, ist zudem anzunehmen, daß er nicht der älteste Sohn Heinrichs I.
war. Die drei anderen Söhne Heinrichs I., Gerhard IV., Hugo VI. und Bruno, hatten
väterliches Namensgut erhalten.
manu sua emisit et exclusa hereditaria postulatione omnium successorum in manum
dominicam episcopi reposuit (Zitat, ebda, S. 135).
359 Vgl. die Zusammenstellung der Forschungsmeinungen bei Hlawitschka, Grundlagen,
S. 59 f. mit Anm. 87, der hier auch den Nachweis erbringen kann, daß eine Gemahlin
Hugos VI. namens Mathilde von Mömpelgard nicht existiert hat.
360 Siehe das Zitat in Anm. 358
361 Siehe das Zitat in Anm. 358.
362 Siehe Anm. 358.
65
Es paßt auch ins Bild, daß Albert I. erst nach dem Tod Gerhards IV. und Hugos VI.
in den Quellen in Erscheinung tritt, abgesehen von vielleicht einer Ausnahme. Auch
der Umstand, daß er sich nach Moha nannte, diese Grafschaft also geerbt hatte,
zeigt uns an, daß er ein Sohn Heinrichs I. war. Es soll jedoch nicht verschwiegen
werden, daß es auch möglich ist, daß Moha im Besitz Hugos VI. war und Albert I.
diese Grafschaft erst nach dem Tod Hugos VI., der kinderlos starb, geerbt hat.
Allerdings gibt es kein Quellenzeugnis, daß Hugo VI. Moha innegehabt hat, noch
hat er sich jemals Graf von Moha genannt. So findet sich eine Notiz in den Gesta
abbatum Trudonensium, die von einer Schenkung von Besitz in dem Ort Herck-la-
Ville durch einen Grafen Albert von Moha berichtet363. Ob sich diese Nachricht auf
Albert I. von Dagsburg bezieht oder auf seinen Großvater Albert von Moha, kann
letztgültig nicht geklärt werden364. Wäre der Schenker Albert I. von Dagsburg-
Egisheim, so hätten wir einen Beweis vorliegen, daß Moha schon vor dem Tod
Hugos VI. Alberts Erbgut gewesen ist, denn der Zeitpunkt der Schenkung fällt in
die Amtszeit Adelards II. von St. Trond (1055-1082), sie geschah folglich noch vor
dem Tod Hugos VI.
Über Alberts I. genauen GeburtsZeitpunkt sind wir nicht unterrichtet, er dürfte je-
doch mit einiger Berechtigung gegen Ende der fünfziger Jahre oder anfangs der
sechziger Jahre des 11. Jahrhunderts anzusetzen sein.
Es existieren nicht viele Quellenbelege zu Alberts I. Leben. Eine undatierte und
heute verlorene Urkunde von Bischof Pibo von Toul, von der sich nur ein Regest
erhalten hat, nennt einen Grafen Albericus365. Ob dieser mit Albert I. von Dags-
burg-Egisheim identisch ist, muß dahingestellt bleiben366. Eine Urkunde Alberts 1.,
angeblich im Jahre 1092 ausgestellt, in der er dem Marbacher Stift ein Gut bei
Herlisheim und den vierten Teil des Patronatsrechts sowie den achten Teil des
Zehnten der Herlisheimer Kirche übergeben haben soll, erweist sich zweifelsfrei als
eine mindestens knappe hundert Jahre später angefertigte Fälschung und scheidet
somit als eine vorrangige Quelle aus367. Dies ist bedauerlich, wird er doch hier
Albertus comes in Eginsheim dictus de Kiuesal genannt368. Sie wäre der früheste
Beleg dafür, daß ein Egisheimer Graf sich auch nach Molía nennt. Glücklicherweise
sind uns noch zwei weitere Urkunden überliefert, in denen Albert I. mit dem Titel
eines Grafen von Moha bezeichnet wird. Es handelt sich zum einen um eine
Urkunde von Papst Innozenz II. aus dem Jahre 1138, in der dieser der Abtei Flöne
ihre Besitzungen bestätigt, unter anderem auch die Kirche des Hl. Petrus zu Dreye,
363 Rudolfi gesta abbatum Trudonensium, ed. R. Köpke, MGH SS X, lib. I, cap. 12, S. 235:
... et quicquid habemus in Harches a comite de Musal Alberto.
364 Siehe dazu ausführlich unten das Kap. 'Die Erwerbung der Grafschaft Moha'.
365 Das Regest ist abgedruckt bei Douche, Actes, Nr. 20, S. 128: ... rogatu Alberici comitis.
Douche ordnet die Urkunde begründet in den Zeiträum von 1081-1090 ein; vgl. auch
Choux, Recherches, Nr. 49 bis, S. 214 f., mit anderer Datierung (1072-1090).
366 Douche, Actes, Nr. 20, S. 128, identifiziert ihn mit Albert I.
367 Angebliches Original in Straßburg, AD BR, G 17; zu den Drucken, zum Fälschungs-
vorwurf und zur Datierung siehe ebenfalls unten im Kap. 'Besitzungen' den Art.
'Herriisheim-pres-Colmar/Herlisheim'.
368 Straßburg, AD BR, G 17.
66
welche der Abtei von Albertus, comes de Musial geschenkt wurde369. Die zweite
Urkunde ist am 10 Mai 1096 im Kloster St. Clemens in Metz ausgestellt, und Al-
bertus comes de Musau beurkundet damit seine Schenkung der Kirchen von Mont-
St-Martin und Villers-la-Montagne sowie einer Kapelle zu Longwy an das Kloster
St. Vanne zu Verdun3™. Zudem wird in einem Eintrag in einem Nekrolog von St.
Vanne zu seinem Todestag eindeutig seine Identität mit Albert I. von Dagsburg
erwiesen?71. Ebenso hat sich die Bezeichnung 'Graf von Egisheim' in einer weiteren
Quelle überliefert372. Albert I. führte darüber hinaus noch den Titel eines Grafen
von Longwy373, sicher wegen der Güter, die seine zweite Gemahlin, Ermensinde
von Luxemburg, mit in die Ehe gebracht hat374.
Albert I. begegnet uns letztmalig in einer Urkunde von Bischof Otto von Straßburg
vom 13. Juli 1097. Bei einer Schenkung eines Liutfrid - eines Getreuen des Bi-
schofs - von einem Gut in Eichhofen für das Kloster Altdorf wird ein Graf Adel-
bertus als Vogt des besagten Dorfes erwähnt375. Es handelt sich hier mit ziemlicher
Sicherheit um Graf Albert I. von Dagsburg-Egisheim, denn der Dagsburger Graf
war ebenfalls Vogt von Altdorf376, und Eichhofen liegt ganz in der Nähe des
369 Druck der Urkunde bei Evrard, Documents relatifs à l’abbaye de Flône, in: AHEB 23
(2. Série, 7. Bd.), 1892, Nr. 11, S. 297-301, Zitat ebda., S. 298. Der Schenker kann nur
Graf Albert 1. von Dagsburg und Moha gewesen sein, siehe dazu unten im Kap.
'Besitzungen' den Art. 'Warnant-Dreye'.
370 Die Urkunde ist abgedruckt bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 62, S. 86 f.: Noverint
omnes presentes et Juturi, quod ego Albertus comes de Musau tradiderim beato Petro
sanctoque Vitono de Virduno per manus venerabilis Rodulfi abbatis duas iuris mei
ecclesias, unam in Monte sancti Martini et alteram in Villari, et capellam de Longui cum
omnibus pertinentiis suis, videlicet utriusque sexus famulis terris cultis et incultis pratis
silvis aquis aquarumque decursibus, eo tenore ut monachi deo inibi famulantes in
perpetuum sine aliqua calumnia vel contradictione quiete eas possideant ordinent atque
disponant meique metnoriam hac eleemosina sustentati de caetero habeant (Zitat, S. 87);
weiterer Druck bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 315, S. 469 ff.
371 Siehe das Zitat in Anm. 381. Der Schenker der Kirche von Mont-St-Martin wird als Graf
Albert von Dagsburg bezeichnet.
372 Siehe E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, fol, 32a, S. 30: Adalbertus comes de
Egenesheim ...; siehe unten, Anm. 382.
373 Siehe den Brief der Mönche von St. Vanne an Papst Honorius IL, in welchem sie sich
über die Bedrückungen ihrer Vögte Wilhelm von Luxemburg und Ermensinde
beschweren und als Gegensatz dazu die Vorbildhaftigkeit von deren Vorgängern,
Konrad von Luxemburg und Albert I., herausheben, abgedruckt bei H. Bloch, S. Vanne,
2. Teil, Nr. 78, S. 102 f.: ... qui ad vestigia vestra venit, Conrado comiti de Luceburc et
Alberto comiti de lx>nwy, quia amici fideles ecclesie nostre erant. Albert wird hier Graf
von Longwy genannt, aber der Kontext läßt nur den Schluß zu, daß er mit dem
Dagsburger Grafen Albert I. gleichzusetzen ist; vgl. auch unten in dem Kap.
'Besitzungen' den Art. 'Ixmgwy'.
374 Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Longwy'.
375 Original in Straßburg, AD BR, H 1 (3): ... per manum comitis Adelbertr, Druck der
Urkunde bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 178; Regest: RegBfeStr. I, Nr. 355, S.
296.
376 Zur Vogtei Uber Altdorf siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Altorf/Altdorf.
67
Altdorfer Cyriakusklosters377. Zu einem späteren Zeitpunkt als dem 13. Juli 1097
ist Albert I. nicht mehr als aktiv handelnde Person nachzuweisen. Albert wird in
einer Urkunde Pibos von Toul vom 6. Juni 1102 für das Stift St. Gangulf in Toul,
mittels der der Bischof die Besitzungen des Stiftes bestätigt, zusammen mit seinem
Bruder Bruno als Schenker von Weingütern in Hermolsheim genannt. Jedoch
bezieht sich diese Erwähnung auf eine frühere Schenkung, so daß keine
Rückschlüsse, ob Albert I. zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde noch am
Leben ist, möglich sind378. Im Jahre 1103 amtiert allerdings schon sein Sohn, Hugo
VII., damals noch im Knabenalter, als Vogt der Altdorfer Abtei379. Albert I. dürfte
folglich um 1098 verstorben sein, vielleicht erlebte er auch noch die Jahrhun-
dertwende380. Als sein Todestag ist im Nekrolog von St. Vanne der 24. August
angegeben381.
377 Vgl. auch H. Dubled, L'avouerie des monastères en Alsace au Moyen âge (VIIIe-XIIe
siècle), in: AEA 10 n^e série (= tome 26 de la série complète), Strasbourg 1959, S. 35,
der den Grafen Adelbert ebenfalls mit Albert von Dagsburg-Egisheim identifiziert.
Eichhofen ist - laut J. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch des Eisass,
Zabern 1895 ff., S. 305 (mit Urkundennachweisen) altes egisheimisches Eigengut um
Bernstein.
378 Urkunde abgedruckt bei Douche, Actes, Nr. 41, S. 184-188: ... apud Hermoteseim
vineas quas dedit Bruno ejusdem loci prepositus et frater ejus comes Albertus (Zitat S.
185). Vgl. dazu die Bestätigungsurkunde von Papst PaschaJis II. vom 30. Januar 1106,
abgedruckt bei H. Meinert, Papsturkunden in Frankreich, Neue Folge 1. Bd.:
Champagne und Lothringen, Anhang zu Bd. 1: Urkunden und Regesten, Berlin 1933,
Nr. 9, S. 183 ff., in der - obwohl Albert I. als auch sein Bruder Bruno zu diesem
Zeitpunkt bereits sicher nicht mehr am Leben sind - von päpstlicher Seite eine fast
identische Formulierung wie in der Pibo-Urkunde benutzt wird: ... in Alsatia aput
Herrnoteseim uineas, quas dedit eiusdem loci prepositus Bruno et frater eius comes
Albertus.
379 Urkunde aus dem Jahre 1103, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 233,
S. 182 f.
380 WüRDTWElN, 6. Bd., S. 255, Anm. a, gibt als Todeszeitpunkt die Jahre 1097 und 1098
an.
381 Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, S. 145:. IX. (Ga/.[Sept.] ... Albertus comes
Dasburgensis, qui nobis cellam Montis sancii Martini cum omnibus appendiciis suis
dedit. Das Nekrolog, das auf eine ältere Überlieferung zurückgeht, ist in einem Codex
aus dem 14. Jahrhundert eingetragen und wird in Verdun in der Stadtbibliothek
aufbewahrt (siehe ebda, S. 131). In einem auszugsweisen Druck des Nekrologs aus einer
Abschrift aus dem 18. Jahrhundert in der Bibliothèque Nationale Paris wird der 23.
August als Todestag Alberts angegeben: X. Kl. Sept. ... Albertus comes Dasburgensis,
qui nobis cellam sancii Martini cum omnibus appendiciis suis dedii (Necrologium S.
Vitoni Virdun, in: E. Sackur, Handschriftliches aus Frankreich, in: NA 15, 1890,
S. 130). Der von Emst Sackur edierte Text ist eine Abschrift des Metzer Textes, die im
18. Jahrhundert vorgenommen wurde (siehe Bloch, S. 132 und Sackur, S. 126). Der
Verduner Überlieferung ist also auf jeden Fall der Vorzug zu geben. Sie bietet auch den
präziseren Text. Der von Sackur edierte Text weist, wie unser Beispiel zeigt, einige
Fehler auf, die auf Unachtsamkeiten beim Anfertigen der Abschrift zurückzufUhren sind.
So ist das cellam Montis sancii Martini, das die Verduner Fassung hat, der
ursprünglichere und vollständigere Text. Dem cellam sancii Martini der Pariser
Handschrift fehlt das Wort Montis, das die Örtlichkeit eindeutig charakterisiert. Zur
cellam sancii Martini siehe unten im Kap ’Besitzungen' den Art. 'Mont-St-Martin'.
68
Die beiden Ehefrauen Alberts I.
Die Quellen bezeugen uns zwei Eheschließungen Alberts I. von Egisheim. Eine
erste Ehe ging er mit einer Heilwig ein, von der wir lediglich durch eine einzige
Quelle wissen. Sie entstammt einem uns unbekannten Geschlecht. Alberts zweite
Gemahlin, die uns die Quellen gut belegen, war die weitaus bekanntere Ermensinde
von Luxemburg.
Heilwig, Alberts erste Gemahlin
Alberts erste Gemahlin ist uns einzig in einer undatierten Traditionsnotiz aus dem
Codex Hirsaugiensis belegt, in der Albert und seine Heilwig genannte Gemahlin
dem Kloster Hirsau Güter im elsässischen Dorf Wintzenheim schenken382. Obwohl
weitere Quellennachrichten zu Heilwig nicht vorliegen, ist von einer Verwechslung
in der Hirsauer Traditionsnotiz mit der durch andere Quellen gut bezeugten Ehefrau
Alberts I., Ermensinde von Luxemburg, nicht auszugehen. Es ist keine Ausnahme,
daß die Namen gräflicher Ehefrauen - wenn überhaupt - lediglich durch eine einzige
Quelle überliefert werden, wie auch durch weitere Beispiele aus den vorliegenden
genealogischen Untersuchungen zu der Familie der Grafen von Dagsburg Egisheim
ersichtlich wird. Weder Heilwigs Geburts- noch Todeszeitpunkt sind uns
überliefert. Sie dürfte jedoch relaüv jung und nach einigen Ehejahren verstorben
sein. Der Altersunterschied zwischen Albert und seiner ersten Gemahlin Heilwig
scheint nicht sonderlich groß gewesen zu sein, aller Erfahrung nach war sie jünger
als ihr Ehemann. Somit ist ihr Geburtszeitpunkt ebenfalls nach 1060 liegend zu
vermuten.
Ob aus der Ehe mit Heilwig Kinder hervorgegangen sind, ist nicht überliefert, falls
doch, können nur Töchter überlebt haben, da Hugo VII, der einzige nachweisbare
Sohn Alberts. I. aus dessen Ehe mit Ermensinde von Luxemburg war383. Ebenso
entstammte Alberts I. Tochter Mathilde seiner zweiten Ehe384.
Ermensinde von Luxemburg, Alberts zweite Gemahlin
Ermensinde, die zweite Ehefrau Alberts I., entstammte dem Luxemburger
Grafenhaus385 und war die Tochter des Grafen Konrad I. von Luxemburg. Zeugnis
von ihrer Abstammung gibt uns zum einen ein freilich sehr fehlerhafter, späterer
382 Druck bei E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, fol. 32a, S. 30: Adalbertus comes de
Egenesheim et uxor eius Heilewig in Alsacia ad villam Wintzenheim unam salicam
terram et vinearum non tnodicum partem dedit, zu der Schenkung siehe auch unten im
Kap. 'Besitzungen' den Art. ' Wintzenheim'.
383 Siehe dazu unten, S. 70.
384 Siehe dazu unten, S. 88 ff.
385 Zu Ermensinde siehe auch die nicht immer richtigen Angaben bei Renn, Grafenhaus, S.
149.
69
genealogischer Zusatz in der Chronik des Alberich von Troisfontaines386, zum
anderen bestätigt der Übergang der Luxemburger Grafschaft nach dem um das Jahr
1136 erfolgten Tod ihres Neffen Konrad, Sohn ihres Bruders Wilhelm, auf
Ermensindes Sohn aus ihrer zweiten Ehe, Graf Heinrich von Namur387, die
Richtigkeit dieser Filiationsangabe bei Alberich von Troisfontaines. (Iber die
Identität von Ermensindes Mutter ist sich die Forschung uneinig, dieses Problem
soll jedoch an anderer Stelle unten im Exkurs 3 abgehandelt werden388. Der
Geburtstermin Ermensindes kann nicht genau bestimmt werden, sie wird aber
spätestens in der Mitte der achtziger Jahre des 11. Jahrhunderts geboren sein389.
Die Ehe Ermensindes mit Albert I. ist uns relativ gut bezeugt. So nennt sie der
Enkel Alberts I., Hugo VIII. von Dagsburg, in zwei Urkunden, eine aus dem Jahr
1154, die andere aus dem Jahr 1163, seine Großmutter390. Außerdem wird in einer
der beiden Urkunden, in derjenigen von 1154, zusätzlich noch Ermensindes
verstorbener erster Gemahl Albert genannt391. Durch diese urkundlichen Erwäh-
nungen aus dem Jahre 1154 und 1163 steht zweifelsfrei fest, daß der Sohn Alberts
I., und Vater Hugos VIII., Graf Hugo VII. von Dagsburg und Moha, eindeutig
Alberts I. zweiter Ehe mit Ermensinde entstammte392. Des weiteren ist uns aus
386 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, ed. P. Scheffer-
BOICHORST, S. 851: Quedam autem nobilis cotnitissa de Longui et de Castris,
Ermensendis nomine, Conrado comiti de Luscelenburch peperit comitem Guilelmum de
Luscelenburg, patrem Conradi, cuius mater Lutgardis, et Ermensendem comitissam
Namucensem, uxorem comitis Godefridi, et Mathildem comitissam de Longui et de
Homborc et de Castris.
387 Siehe dazu Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 387, S. 554 ff.
388 Siehe unten, S. 153-157.
389 Ermensindes Vater starb am 8. August 1086 auf der Rückkehr von einer Pilgerreise ins
Heilige Land, siehe dazu Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 303, S.
452-455. Strenggenommen wäre der terminus ante quem für Ermensindes Geburt,
bezieht man eine posthume Geburt in die Überlegungen mit ein, Mitte 1087, dann müßte
aber die Mutter Ermensindes die Reise Konrads von Luxemburg mitgemacht haben.
390 Urkunde Hugos VIII. aus dem Jahre 1154, in der dieser eine Schenkung der Kirche St.
Johannis in Huy an Cluny durch Ermensinde bestätigt, abgedruckt bei E. deMarneffe,
Recherches sur l'étendue et les limites des anciens comtés de Moha et d'Avernas, in:
BIAL 14, Liège 1878, Nr. 6, S. 263: Hugo Dei gratia cornes musacensis, recognoscit
quod ava sua pie memorie Hermensendis comitissa, Urkunde Hugos VIII. aus dem Jahre
1163, abgedruckt in V. Barbier, Histoire de l'abbaye de Floreffe de l'ordre de
Prémontré, II. édition, tom. II. (Documents), Namur 1892, Nr. 41, S. 25 ff.: Ego igitur H.
de Dagesburg, cornes Metensis..quod quicquid ava mea bone memorie Ermensindis,
comitissa Namucensis (Zitat, ebda., S. 26). - Die einbändige Erstauflage der 'Histoire de
i'abbaye de Floreffe' (erschienen 1880), wurde noch zusammen von Joseph und Victor
Barbier verfaßt und enthält keinen Urkundenteil.
391 deMarneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263: pro salute anime sue ac domini Alberti sponsi
sui et predecessorum eius.
392 Daß Albert I. der Vater Hugos VII. war, wird eindeutig erwiesen aus der Urkunde zur
Weihe einer Kapelle bei Laubenheim, die an Luders überwiesen wurde, abgedruckt bei
Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 96 ff.: Notum sit .... quod Hugo cornes, ... dédit et in
perpetuum habere concessit Ecclesiae Sanctae Dei genitricis Mariae et S. Deicoli de Lu-
ira, ... capellam juxta Girbadum apud Ljobias sitam ob remedium animae suae et pa-
tris sui scilicet Alberti comitis (Zitat, ebda., S. 96).
70
dieser Ehe noch eine Tochter namens Mathilde bezeugt, die den Grafen von Metz,
Folmar von (Bischofs)homburg, geheiratet hat393.
Ermensinde hat sich nach dem Tode Alberts I. noch ein zweites Mal verehelicht.
Sie heiratete wohl Anfang des 12. Jahrhunderts den Grafen Gottfried von Namur.
Zeugnis von ihren beiden Eheverbindungen erhalten wir durch eine undatierte
Urkunde, die von Hermann Bloch mit berechtigten Gründen um das Jahr 1124
angesetzt wird, welche die Identität der Gemahlin Alberts I. von Egisheim und
Moha mit der Gemahlin Gottfrieds von Namur beweist. Ermensinde, bereits Gräfin
von Namur, bestätigt und erweitert mit dieser Urkunde dem Kloster St. Vanne bei
Verdun die Schenkung der Kirche Mont-St-Martin, die bereits 1096 durch ihren
ersten Ehemann, Graf Albert von Moha, erfolgt ist394. Im Eschatokoll werden
schließlich ihr zweiter Gemahl, Graf Gottfried von Namur, und ihr Sohn aus dieser
Ehe, Heinrich, genannt395.
Aus ihrer Ehe mit Gottfried von Namur sind uns fünf Kinder bekannt, zwei Söhne
namens Albert und Heinrich sowie drei Töchter namens Clementia, Beatrix und
Adelheid, wie uns die Stiftungsurkunde für die von ihr und ihrem zweiten Gemahl
gestiftete Prämonstratenserabtei Floreffe aus dem Jahre 1121 mitteilt396.
In die Zeit ihrer zweiten Ehe fallen neben den beiden oben erwähnten Urkunden für
Floreffe und für St. Vanne in Verdun noch weitere urkundliche Zeugnisse. So exi-
stiert ein Brief der Mönche von St. Vanne aus dem Jahr 1125, aus dem wir erfahren,
393 Zu Mathilde siehe unten, S. 88 ff.
394 Die Urkunde Alberts von Moha ist abgedruckt bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 62,
S. 86 f. Siehe dazu auch oben, Anm. 370; die Urkunde Ermensindes ist ebenfalls
abgedruckt bei Bloch, Nr. 76, S. 98-101: Ego Ermensendis comitissa Namucensis
notum esse volo ... me legitima traditione contulisse ecclesie beatorum apostolorum
Petri et Pauli sanctique Vitoni que est sita in suburbio Virdunensis civitatis ecclesiam
mei iuris que vocatur mons sancti Martini cum omnibus pertinentiis suis tum pro
remedio anime mee tum pro senioris mei comitis Alberti pie mercedis recompensatione.
Nam idem memorabilis senior meus eidem cenobio eandem ecclesiam per manus abbatis
Rodulfi tradidit (Zitat, ebda., S. 99). Weitere Drucke bei Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 364, S. 522-525 und F. Roussfau, Actes des comtes de Namur
de la première race 946-1196, Bruxelles 1936, Nr. 5, S. 13-16; Calmet, Histoire
ecclésiastique, 1. Bd., preuves, col. 514 f. u. EteRS., Histoire de Lorraine, 3. Bd., 2. Aufl.,
preuves col. 47 f., und nach ihm L. Vanderkindere, La formation territoriale des
principautés Belges au moyen âge, Bd. 2, Bruxelles 1981 (= unv. Nachdruck d. Ausg.
Bruxelles 1902/3), S. 155, und Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 113,
setzten diese Urkunde in der Fortsetzung von Calmet in das Jahr 1101, was zu Schwie-
rigkeiten bei genealogischen Fragen geführt hat. Wie Bloch, S. 98 f., in der Vorbe-
merkung zu seinem Abdruck der Urkunde dargelegt hat, geht diese Datierung auf einen
Überlieferungsfehler in den chartularen Abschriften der Urkunde zurück. Wampach, Ur-
kunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 364, S. 523, schließt sich dem Datierungs-
vorschlag von Bloch an.
395 H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101: Signum domni mei Godefridi comitis et
filii mei Henrici comitis (Zitat, ebda., S. 101).
396 Druck der Urkunde bei Rousseau, Actes, Nr. 2, S. 8-11: ... annuentibus filiis et
filialibus nostris: Adelberto, Heinrico, Clementia, Beatrice, Adelaide (Zitat, S. 9); älterer
Druck bei Miræus u. Foppens, Opera, 4. Bd., S 194 f.
71
daß Ermensinde Inhaberin der Vogtei über Baslieux war, die sie in ihre erste Ehe
eingebracht hatte und nach dem Tod Alberts I. wieder zurück bekam397. Wohl um
1127 gibt sie das Hospital zu Wanze, welches sie gestiftet hat, die Hälfte des
Zehnten von Wamant und ihren Teil von Bilzen an die Abtei Floreffe398.
Außerdem stellt sie 1137 zusammen mit ihrem Gemahl, Gottfried von Namur, eine
Schenkungsurkunde für die Abtei Flöne aus, in der sie sich als Gräfin von Moha
be-zeichnet399. Wahrscheinlich auch in den zwanziger oder dreißiger Jahren des 12.
Jahrhunderts stiftet sie die Kirche St. Victor in der Vorstadt von Huy, die sie an
Cluny übertrug, wie uns durch eine Urkunde von Bischof Albero von Lüttich mit-
geteilt wird400. Ermensinde von Luxemburg verstarb schließlich im Jahre 1141401,
ihr Todestag ist der 24. Juni402.
397 Der Brief ist abgedruckt bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 78, S. 102 f Einen Auszug
aus dem Brief druckt auch Wampach, Urkunden- u. Quellenbuch, 1 Bd,, Nr. 365, S.
525 f; zur Vogtei Uber Baslieux siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Baslieux'.
398 Druck bei Rousseau, Actes, Nr. 3, S. 11 f : Ego Ertnensendis, comitissa Narnucensis,...
hospitalem domum in usus pauperum in allodio meo Wange construxi; nichilque Deo
conferetis, sed ei que sua sunt reddens, dimidiam partem decime de Warnanz, tam
minoris quam majoris, ad ecclesiam beati Remigii pertinentis, ei contradidi; älterer
Druck bei V. Barbier, Histoire, II, éd., tom. II, Nr. 7, S. 6 f; siehe auch die Bestätigung
durch ihren Enkel, Graf Hugo VIII. von Dagsburg (Barbier, Histoire, II. éd., tom. II,
Nr. 41, S. 25 ff.).
399 Original in Huy, A EH, abbaye de Rône, boîte de chartes 1, n° 6: ... quod comitissa de
Musal Ertnensendis, cum viro suo Namucensi comite Godefrido ..Drucke bei Evrard,
Documents, Nr. 9, S. 295 f. u. bei deMarneffe, Recherches, Nr. 3, S. 259 f.
400 Druck der Urkunde bei MlRÆUS u. Foppens, Opera, 4. Bd, S. 363: ln nomine Sanctœ &
individue Trinitatis. Ego Albero Dei gratiä Leodiensis Episcopus, notum esse volo tarn
prœsentibus quam futuris Ecclesiœ filiis, quod Domina Ermensendis Comitissa de
Muhalt, quæ uxor extitit Nobilissimi Comitis Alberti, divina patrimonia quœ in suis
possessionibus Ecclesiarum sunt, piâ liberalitate amplificans, suggerente quadam nobili
& religiosa fœminâ nomine Regina sibi etiam consanguinea. Ecclesiam beati Victoris
quam jure sui allodii, in cujus feudo sita erat, in suburbio Hoyensi libere possidebat,
Ecclesiœ Cluniacensis beatorum Apostolorum Petri & Pauli, & suce filiœ quœ est in
Marcuniaco indotatam sine aliquibus appenditiis, tantum cum sui ambitu cœmiterii, in
suum perpetuum Jus legavit Monastico Ordini, deputatam nostrœ defensioni & omnium
Leodiensi Sedi Prœsidentium, adversus omnem calumniam jure Parochiali commisit.
401 Das Todesjahr Ermensindes geht aus dem Eintrag im Nekrolog von Roreffe hervor, J
Barbier, Nécrologe de l'abbaye de Roreffe, de l'ordre de Prémontré, au diocèse de
Namur, in: AHEB 13, 1876, S. 215; VIII kal. julii. Commemoratio Ermensendis,
comitisse Namurcensis, converse et fundatricis hujus ecclesie 1141. Siehe Renn,
Grafenhaus, S. 148; F. Rousseau, Henri l'Aveugle, comte de Namur et de Luxembourg
1136-1196, Liège, Paris 1921, S. 14 u. 20 f., Anm. 6; in den Annales Roreffienses, ed. v
L. Bethmann, MGH SS XVI, S. 624, zu 1142 ist zu lesen: Obiit Ertnensindis comitissa
Narnucensis; diese Jahresangabe ist möglicherweise ein Druck- oder Schreibfehler, da in
den Annalen 1142 anschließend noch einmal vorkommt (siehe ebda ); Necrologium S.
Vitoni Virdun, in: Sackur, Handschriftliches, S. 129, nennt kein Todesjahr. Er gibt
lediglich 1143, das Todesjahr ihres zweiten Gemahls, Graf Gottfrieds von Namur, an.
402 Todestag der Gräfin Ermensinde bei J. Barbier, Nécrologe, S. 215 (siehe das Zitat in
Anm. 401). Auch im Nekrolog von St. Vanne bei Verdun wird übereinstimmend als
Todestag der 24. Juni angegeben: Ermensendis comitissa Narnucensis, que cum viro suo,
nobili comite Alberto, cellam Montis sancti Martini cum omnibus appendiciis suis nobis
12
Bruno, Großarchidiakon von Toul und Propst von St. Gangolf
Als einen weiteren Sohn Heinrichs I. von Dagsburg können wir Bruno, Groß-
archidiakon von Toul403, identifizieren. Die Namensgebung erfolgte mit Sicherheit
in Anlehnung an seinen berühmten Vorfahren, Papst Leo IX., der ja bekanntlich den
Taufnamen Bruno erhalten und zudem in Toul seine Karriere begonnen hatte. Der
Name zeigt auch an, daß dieser Sohn Heinrichs I. wahrscheinlich von vornherein
für die geistliche Laufbahn bestimmt gewesen sein muß.
Der Großarchidiakon Bruno wird als avunculus von Hugo VII. von Dagsburg, dem
Sohn Alberts I. von Dagsburg-Egisheim und Moha, in einer Urkunde von 1137
erwähnt, in der der Enkel Alberts, Hugo VIII., mit seiner Mutter Gertrud bei der
Weihe einer Kapelle in Laubenheim anwesend ist, die einst ebendieser Bruno hatte
erbauen lassen404. Obwohl die Bezeichnung avunculus eher auf einen Oheim
mütterlicherseits schließen ließe, weisen sowohl Namensgebung als auch der
Umstand, daß Bruno auf dagsburg-egisheimischem Allod die Kapelle errichtete405 406,
ihn eindeutig als Hugos VII. Vorfahren väterlicherseits aus. Hinzu gesellen sich die
oben bereits erwähnten Urkunden von Bischof Pibo von Toul und Papst Paschalis
II., die Bruno als Bnider Alberts I. belegen^^. Bruno ist als Großarchidiakon und
Propst von St. Gangolf in mehreren Urkunden von Bischof Pibo von Toul zwischen
den Jahren 1079 und 1102 nachzuweisen. Bruno wird vor dem 6. Juni 1102
verstorben sein407.
contulit et sua cartha confirmavit. Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, S, 142.
Weiterer Druck: Necrologium S. Vitoni Virdun, in: Sackur, Handschriftliches, S.129.
403 Zu der Institution des Großarchidiakonats in Toul siehe G. Bönnen, Die Bischofsstadt
Toul und ihr Umland während des hohen und späten Mittelalters, Trier 1995, S. 151-155
u. S. 201 ff.
404 Druck der Urkunde in: Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 96 ff.: Notum sit.... quod Hugo
comes Evangelii non immemor illius, ... dedit et in perpetuum habere concessit
Ecclesiae Sanctae Dei genitricis Mariae et S. Deicoli de Lutra, ... capellam juxta
Girbadum apud Lobias sitam ob remedium animae suae et patris sui scilicet Alberti
comitis et avunculi sui Brunonis archidiaconi Tullensis et omnium antecessorum
suorum, qui Bruno praefatam Capellam ... construxit (Zitat, ebda., S. 96 f.); Regest:
RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322.
405 Zu Laubenheim siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Laubenheim'.
406 Siehe oben das Kap. zu Albert I., S. 68. Zu der Urkunde Pibos von Toul aus dem Jahre
1102 siehe die folgende Anm. Die Urkunde von Papst Paschalis II. ist abgedruckt bei
Meinert, Papsturkunden, Neue Folge 1. Bd., Anhang zu Bd. 1, Nr. 9, S. 183 ff.
407 Die Urkunden sind sämtlich abgedruckt bei Douche, Actes: 1079 als Zeuge: S. Brunonis
archidiaconi et praepositi Sancti Gengulphi (Douche, Nr. 10, S. 106 ff., Zitat S. 107;
Regest bei Choux, Recherches, Nr. 28, S. 205 f.) - 1085, nach dem 24. September, als
Zeuge: S. Brunonis archidiaconi (Douche Nr. 15, S. 116-119, Zitat S. 117; Regest bei
Choux, Recherches, Nr. 41, S. 210 f.) - 1092, 21. März, als Zeuge: S. domni Brunonis
prepositi ejusdem ecclesie Sancti Gengulfi et cardinalis archidiaconi (Douche, Nr. 26,
S. 143 ff., Zitat S. 144; Regest bei Choux, Recherches, Nr. 57, S. 219) - 1094, 22.
Februar, als Zeuge: S. Brunonis archidiaconi et praepositi (Douche, Nr. 29, S. 150-153,
Zitat S. 152; Regest bei Choux, Recherches, Nr. 64, S. 221 f.) - 1101, 11. Oktober, als
Zeuge: S. Brunonis archidiaconi, prepositi Sancti Gengulfi (Douche, Nr. 38, S. 177-
179, Zitat S. 178; Regest bei Choux, Recherches, Nr. 82, S. 232 f.) - 1102, vor dem 6.
Juni: S. Brunonis archidiaconi (Douche, Nr. 39, S. 180-182, Zitat S. 181; Regest bei
73
5. IX. und X. Generation
Heilwig von Egisheim, Gemahlin Gerhards von Vaudömont, und die
Nachkommen aus dieser Ehe
Von Gerhard IV. von Egisheim und seiner Gemahlin Richgard ist uns, wie bereits
erwähnt, aus den Oelenberger Nekrologfragmenten eine Tochter namens Heilwig
bekannt408.
Heilwig war mit dem Grafen Gerhard I. von Vaudemont verheiratet409. Die Ehe
zwischen dem Grafen von Vaudemont und Heilwig von Egisheim wird bei Alberich
von Troisfontaines erwähnt, der auch von zwei Kindern aus dieser Ehe weiß, Hugo
und Gisela, letztere habe den Grafen von Bar geheiratet410.
Wir haben jedoch noch von weiteren Kindern Heilwigs Kenntnis, So hat Heilwig
im Jahr 1118 eine Urkunde ausgestellt, in der sie mit Zustimmung ihrer Söhne, dem
älteren Hugo und dem jüngeren Ulrich, der Straßburger Marienkirche eine gewisse
Bertha mit ihrem Eigengut schenkt. Heilwig war zu diesem Zeitpunkt schon Witwe,
da ihr ältester Sohn Hugo als ihr Vogt auftritt411. Heilwig und ihre Söhne Hugo und
Ulrich werden dafür mit den bischöflichen Höfen in Sulz im Wasgau und Burcheim
am Rhein belehnt412. Daß Heilwig aber mindestens drei Söhne gehabt haben muß,
Choux, Recherches, Nr. 84, S. 233 f ) und am 6. Juni 1102: Erwähnung zusammen mit
seinem Bruder Albert als Schenker der Hermolsheimer Weingüter an St. Gangulf: ...
apud Hermoteseim vineas quas dedit Bruno ejusdem loci prepositus et frater ejus comes
Albertus (Douche, Nr. 41, S. 184-188, Zitat S. 185, wobei die Editorin im Register, S.
376, Bruno fälschlich als Priester in Herbitzheim bezeichnet und S. 187, Hermoteseim
unrichtig mit Herbitzheim identifiziert. Siehe dazu auch unten im Abschnitt
'Besitzungen' den Art. 'Hermolsheim'; Regest bei Choux, Recherches, Nr. 86, S. 234 f ).
In letzterer Urkunde wird erstmals der seit 1085 nachweisbare Archidiakon Richwin von
Commercy, der spätere Touler Bischof, als Propst von St. Gangolf und Großarchidiakon
bezeichnet (vgl. dazu noch die Ausführungen bei Choux, Recherches, Nr. 41, S. 211; zu
St. Gangolf siehe BÖNNEN, Toul, S. 151-155 u. S. 265-276.
408 Siehe oben, S. 62 f. mit Anm. 350.
409 Zu Gerhard I. von Vaudémont siehe M. François, Histoire des comtes et du comté de
Vaudémont, 1. Teil in: MSAL 70 (= 4e série, 20e vol.) 1932, Nancy 1933, S. 181-408, 2.
Teil in: MSAL 71 (= 4^ série, 21e vol.) 1933, Nancy 1934, S. 235-254.
410 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 797: Iste cornes Gerardus
duxit filiam comitis de Daburc, neptem sancti Leonis pape, de qua genuit comitem
Wandani Montis Hugonem et sororem eius scilicet Gislam, que fuit comitissa Barri, ut
inferius dicetur, siehe auch den Hinweis auf eine verlorene Urkunde Bischof Heinrichs
von Toul bei M. Grosdidier de Matons, Catalogue des Actes des Comtes de Bar de
1022 à 1239, Paris 1922, Nr. 64.
411 Original: Straßburg, AD BR, G 16, jetzt als Faksimile in: P. Weiss, Frühe
Siegelurkunden in Schwaben (10.-12. Jahrhundert), Marburg a. d. Lahn 1997, Tafel 29,
S. 158. Zwei neuzeitliche Abschriften der Urkunde in Colmar, AD HR, Fonds
Eguisheim, 3 G 40, A. Druck: WüRDTWEiN, 7. Bd., Nr. 9, S. 16 ff. Regest: RegBfeStr. I,
Nr. 401, S. 304: ... Hugonefilio suo maiore eius advocato.
412 Ebda.: In testimonium vero facte traditionis honorata est eadem comitissa cum filiis
ambobus laicis Hugone maiore et minore Ovdalrico beneficiis, de curte episcopali
videlicet, que sita est in villa Svlio iuxta Vosagum, et de alia iuxta Renum, que
nominatur Burcheim (zitiert nach dem Original).
74
geht aus der Formulierung Hugone filio suo majore ejus advocato, ceterisque filiis
ipsius laudantibus et consentientibus413 eindeutig hervor, von denen lediglich
Hugo413 414 und Ulrich mit Namen genannt werden. Hugo und Ulrich werden
ausdrücklich als Laien bezeichnet415, so daß man durchaus schließen könnte, daß
der oder die weiteren Söhne Heilwigs für den geistlichen Stand bestimmt gewesen
sind.
Der für unseren Zusammenhang relevanteste Nachkomme der Heilwig von
Egisheim ist Ulrich, der in den Quellen nach Egisheim genannt wird416. Er bekam,
wie sich in seinem Titel schon ausdrückt, eine der drei Egisheimer Burgen -
möglicherweise die in späterer Zeit Weckmund genannte Burg417 - und vielleicht
den Großteil des egisheimisehen Erbes, das seine Mutter als Mitgift in die Ehe mit
Gerhard von Vaudemont eingebracht hatte418. Einen Teil dieser Mitgift, nämlich
die Vogtei über Liiders, erhielt sein Bruder Hugo*19. Ulrich von Egisheim ist uns in
den Quellen bis 1143 bezeugt. Er ist auch der Stifter des Zisterzienserklosters
Pairis420. Die erste Erwähnung Ulrichs erfolgt in der schon genannten Urkunde
seiner Mutter aus dem Jahre 1118421. Am 6. Februar des Jahres 1130 ist Ulrich in
einem Diplom Lothars III. für die Propstei St. Felix und Regula in Zürich als Petent
nachzuweisen422. Im Jahre 1134 taucht er wiederum zusammen mit seinen Eltern
und seinem Bruder Hugo in einer LIrkunde von Bischof Heinrich von Toul auf, in
der festgehalten wird, daß Ulrich zusammen mit seinen Eltern und seinem Bmder
Hugo dem Kloster Maursmünster das Priorat Belval schenkt423. Er findet sich noch
413 Ebda
414 Von Heilwigs Sohn Hugo wissen wir auch, daß er am zweiten Kreuzzug teilgenommen
und sich auffälligerweise neben anderen Großen des Reiches dem Heer von König
Ludwig VII. von Frankreich angeschlossen hat. Siehe dazu Otto von Freising in: Ottonis
et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris, ed. G. Waitz, MGH Script, rer. Germ.,
Hannover u. Leipzig, 3. Aufl. 1912, lib. I, cap. 46, S. 64: Quem Francorum rex
Ixxiewicus non multo post cum suis subsecutus est, ducens secum ex nostris Lotharingos,
quorum principes seu pritnores erant Stephanus Metensis, Heinricus Tollensis episcopi,
Reginaldus Muniunensis, Hugo Waidemotensis cornes, et de Italia Amedeum
Taurinensem fratremque eius Willehelmum marchionem de Monte-ferrato, avunculos
suos, et alios quam plures.
415 Siehe das Zitat in Anm. 412.
416 Siehe z. B. das Zitat in Anm. 422.
4.7 Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
4.8 So hat Ulrich auf altem egisheimischen Besitz Pairis gestiftet.
4.9 Siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Lure/Lüders'.
420 Dies erfahren wir aus einer im Jahre 1187 ausgestellten Urkunde Ludwigs von Pfirt. Das
Original der Urkunde befindet sich in Colmar, AD HR, Fonds Pairis H 1, Nr. 3. Druck:
Würdtwhn, 10. Bd., Nr. 47, S. 142 f.
421 Siehe oben, Anm. 411.
422 D Lo III 23, S. 34 f.: ... qualiter nos [= Lothar III ] rogatu et peticione principum
nostrorum ... Hutherici comitis de Hegensheim (Zitat, S. 34).
423 Urkunde von Bischof Heinrich von Toul in: Belhomme, Historia, lib. IV, S. 318-320.
Die Bischofsurkunde ist in eine Urkunde des Grafen Heinrich von Vaudémont aus dem
Jahre 1252 inseriert (ebda., S. 317-324); Regest der Urkunde bei Grandidier, Histoire
11,2, Nr. 630, S. 288; Hinweis bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 9, S. 18 mit Anm. e. Das
Mémoire de maîtrise von C. Monjauze u. M. Vallette, Chartes d'Henri de Lorraine,
75
in einer undatierten Traditionsnotiz im Liber memorialis von Remiremont zusam-
men mit seinem Bruder Hugo124. Am 10. April 1141 ist Ulrich als Zeuge in einer in
Straßburg ausgestellten Urkunde von König Konrad III. genannt424 425. Wahrscheinlich
handelt es sich bei dem in der nicht sicher zu datierenden, entweder im April 1141
oder im Mai 1142 ausgestellten Urkunde Konrads III. für Remiremont neben einem
Grafen Hugo auftretenden Grafen Ulrich um den Egisheimer Grafen426. Die letzte
Erwähnung Ulrichs erfolgt schließlich ebenfalls in einem Diplom Konrads III. vom
8. Juli 1143, wiederum in Straßburg ausgestellt427. Er ist wahrscheinlich am 9.
September entweder noch 1143 oder in den Folgejahren verstorben428. Mit dem
Tod Ulrichs erlosch die sogenannte Egisheimer Linie der Familie, und sein Erbe fiel
zum Großteil an die Grafen von Pfirt, Nachkommen von Ulrichs Schwester
Stephanie429.
Ulrichs Schwester Stephanie, eine weitere Tochter aus der Ehe Hedwigs mit
Gerhard von Vaudemont, hatte Gral' Friedrich I. von Pfirt geheiratet, denn Ludwig
von Pfirt nennt in der Urkunde 1187 für Pairis Ulrich von Egisheim seinen
évêque de Toul (1126-1165), Nancy 1970 mit der vorläufigen Edition der Urkunden von
Bischof Heinrich war mir nicht zugänglich.
424 Siehe unten, Anm. 434.
425 DK III 57, S. 96-101: ... Ovdalricus comes de Egensheim ( Zitat,ebda, S. 100).
426 D К III 75, S. 132 ff.: ... Signum comitis Hvgonis. Signum comitis Vlrici (Zitat, ebda, S.
134).
427 D К III 89, S. 158 ff.: ... Othelricus comes de Egesheim. Es sei schließlich noch eine
undatierte - laut Würdtwein um 1130 ausgestellte - Urkunde eines Ulrich erwähnt, der
das Kloster Thierenbach der Kirche zu Cluny Uberträgt. Dieser Ulrich wird zwar von
Würdtwein mit Graf Ulrich von Egisheim identifiziert, es wird aber in der Urkunde
weder Titel noch ein „Familienname“ für Ulrich genannt, so daß es sehr zweifelhaft ist,
daß es sich dabei um Ulrich von Egisheim handelt. Druck: Würdtwein, 7. Bd., Nr. 27,
S. 73 f. Dort finden sich auch Verweise auf die Chronik des Maternus Berler mit dessen
Identifizierungsvorschlag, wonach es sich um den Grafen Ulrich von Habsburg handele.
428 Der Todestag Ulrichs wird durch einen Eintrag in einem Marbacher Nekrolog
überliefert, das von Grandidier, Œuvres, 2. Bd., S. 75 mit Anm. 2, zitiert wird: Die IX
Septernbris, Udalricus comes. Zur Kritik an der durch Grandidier vorgenommenen
Jahresangabe 1144 als Todesjahr Ulrichs von Egisheim siehe ALBRECHT, Rappolt-
steinisches Urkundenbuch I, S. 16. In dem im 17. Jahrhundert von Bernardin Buchinger
abgefaßten Nekrolog von Ulrichs Stiftung Pairis ist er zusammen mit anderen Familien-
mitgliedern, die als Stifter und Wohltäter der Abtei auftraten, in einem Sammeleintrag
am 12. Dezember zur Commemoratio eingetragen. Siehe J. M. B. Clauss, Das Nekrolog
der Cisterzienser-Abtei Pairis, in: MGEGDE/BSCMHA, II. Folge, Bd. 22, Straßburg
1908, S. 93, Eintrag zum 12. Dezember: Commemoratio solemnis Fundator um nostr.:
Udalrici comitis de Egisheim, Ludovici comitis de Ferreto (uxoris), Friderici (Jilii),
Ulrici (et alior.), Hugonis de Tagesburg comitis, Alberti filii alque eorundem
progenitorum et Ministerialium. Weswegen der 12. Dezember als Gedächtnistag
fungierte, läßt sich nicht erkennen. Am ehesten wäre an den Todestag des Stifters zu
denken, was wohl durch den Eintrag im Marbacher Nekrolog widerlegt zu sein scheint.
Zur Kritik am Verfasser des Nekrologs von Pairis, Bernardin Buchinger, siehe vor allem
H. Hirsch, Die Urkundenfälschungen des Abtes Bernardin Buchinger für die Zister-
zienserklöster Lützel und Pairis. Ein Beitrag zur Geschichte der habsburgischen Rechte
im Oberelsass, in: MIÖG32, Innsbruck 1911, S. 1-86, zum Nekrolog S. 9.
429 Zur Erbschaft siehe unten das Kap. 'Erbanfall durch den Tod Ulrichs von Egisheim'.
76
Onkel430. Daraus hat man zu Recht geschlossen, daß eine Schwester Ulrichs von
Egisheim den Vater Ludwigs von Pfirt, Friedrich I. von Pfirt, geheiratet hat431. Der
Name der Ehefrau von Friedrich von Pfirt, Stephanie, wird - ebenso wie Ludwig,
der Sohn aus dieser Ehe - in der Stiftungsurkunde Friedrichs I. von Pfirt für das
Kloster Feldbach vom Jahre 1144 genannt432.
Eine weitere Tochter Gerhards und Hedwigs können wir in der Äbtissin Judith von
Remiremont erkennen, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts dem
Vogesenkloster Vorstand433. So weist eine Traditionsnotiz über eine von Graf Hugo
von Vaudémont, Sohn Gerhards und Hedwigs, mit Zustimmung seines Bruders
Ulrich vorgenommene Liberweisung einer Magd namens Hawidis an die Abtei im
Liber memorialis von Remiremont die Äbtissin Judith als Schwester Hugos aus434.
Tafel 8
Die Linie Vaudémont-Egisheim
Gerhard IV. v. Egisheim » Richgard
Gerhard v. Vaudémont 00 Hedwig
Hugo Ulrich filius Judith, Äbtissin Gisela °o Stephanie °°
v. Vaudémont v. Egisheim v. Remiremont Rainald v. Bar Friedrich v. Pfirt
v
v
v
Grafen v. Vaudémont
Grafen v. Bar Grafen v, Pfirt
430 Original in Colmar, AD HR, Fonds Pains H 1, Nr. 3. Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr.
47, S. 142 f.:... avunculus enim meus praedictus Odalricus & ministeriales sui Rutliebus
& filius ejus Carolus fundum abbatiae parisiensis ... pro remedio animarum suarum
libera donatione contradiderunt.
431 Vgl. dazu C. Wilsdorf, Histoire des comtes de Ferrette (1105 -1324), Altkirch 1991, S.
35.
432 J. Trouillat, Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bâle, 1. Bd., Porrentruy
1852, Nr, 189, S. 289: Ego Fridericus cornes de Firretho, cum uxore mea Stephania, et
filio meo Ludovico, Dei intuitu ductus, locum qui Welpach dicitur cutn appendiciis suis,
Deo, et genitrici ejus Marice et beato Jacobo Apostolo, pro remedio anirnce meœ, et
parentum tneorum, libere contradidi.
433 Zu Judith ausführlich Hlawitschka, Studien, S. 85-94.
434 Liber memorialis von Remiremont, fol. 28v, Transkription ebda., Nr. LXV, S. 58:
Cornes Hugo de Vvadano monte consentiente fratre suo Olrico dedit pro remedio anime
patris et matris sue beato Petro quandam puellam nomine Haduydem, tempore Judith
sororis sue abbatisse. Eine zusätzliche Untermauerung des Faktums bietet eine weitere
Eintragung im Liber memorialis. Comes Hugo de Wadoni monte concadente uxore sua
dedit beato Petro pro remedio anime sue et patris sui comitis lerardi quandam puellam
nomine Uirguidem ... Testes: abbatissa ludit, soror ipsius Hugonis (ebda., fol. 29r,
Transkription ebda., Nr. LXXVI, S. 59 f.).
77
Die Nachkommen Alberts I.
Aus der Ehe Alberts I. mit Heilwig sind uns keine Nachkommen bekannt, aus der
Ehe mit Ermensinde von Luxemburg gingen jedoch zwei uns bekannte Kinder
hervor, ein Sohn namens Hugo und eine Tochter namens Mathilde.
Hugo VII.
Die Geburt Hugos VII., des einzigen Sohnes von Albert I., von dem wir Kenntnis
haben, dürfte im ausgehenden 11. Jahrhundert erfolgt sein, denn er wird erstmals im
Jahre 1103 in einer Urkunde eines gewissen Priesters Vocco für die Abtei Altdorf
genannt und noch als puer bezeichnet435.
Das nächste Lebenszeichen von Hugo VII. stammt aus dem Jahre 1114. Er wird in
einem Diplom Heinrichs V. als Zeuge angeführt436. Dieser lange Zeitraum, in dem
Hugo VII. nicht belegt ist, hängt sicher damit zusammen, daß er erst gegen Ende
des 11. Jahrhunderts geboren wurde, der Zeitraum bis 1114 also die Jugendzeit
Hugos VII. bildete, und Hugo im Jahre 1114 wahrscheinlich erst 16-20 Jahre alt
war. Drei Jahre später, 1117, wird Hugo VII. nochmals in einer Altdorfer Urkunde
erwähnt437, des weiteren ist er uns sicher in drei Diplomen Heinrichs V. bezeugt, so
in einem undatierten, ca. 1120 für die Bürger von Boppard438, in einem am 23.
Januar 1123 in Straßburg ausgestellten Diplom, in welchem der Kaiser das Kloster
Alpirsbach in seinen Schutz nimmt439 und in einem am Folgetag, ebenfalls in
Straßburg ausgestellten Diplom für das Kloster Waldkirch440.
435 Urkunde aus dem Jahre 1103, abgedruckt bei Schöpfun, Alsatia diplomatica I, Nr. 233,
S. 182 f.: ... Hugone comite adhucpuero, praedicti tarnen cenobii advocato (Zitat, ebda.,
S. 183). Zu Hugo VII. als Vogt von Altdorf siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art.
'Al torf/Altdorf.
436 Druck der Urkunde bei J. Bridot, Chartes de I'abbaye de Remiremont des origines ä
1231, Nancy 1980, Nr. 37, S. 108-111. Letzte Sicherheit, daß es sich bei dem in dieser
Urkunde genannten Grafen Hugo um Hugo VII. von Dagsburg handelt, läßt sich leider
nicht gewinnen, da lediglich von einem interventu eines nicht näher bezeichnten
Hugonis comitis (ebda., S. 109) die Rede ist. Jedoch wird er unmittelbar nach einem
Grafen Folmar genannt, bei dem es sich unzweifelhaft um Folmar von (Bischofs)-
homburg, Graf von Metz, handelt, der die Schwester Hugos VII., Mathilde, geheiratet
hat (siehe dazu unten, S. 88 ff.), was eine Identifizierung jenes in dem Diplom Heinrichs
V. erwähnten Grafen Hugo mit Hugo VII. von Dagsburg doch sehr wahrscheinlich
macht.
437 Urkunde aus dem Jahre 1117, abgedruckt bei Schöpfun, Alsatia diplomatica I, Nr. 243,
S. 192 f.
438 Druck der Urkunde bei Beyer, Urkundenbuch I, Nr. 444, S. 503 f.: ... et amittentibus
multis qui subnotati sunt testibus. ... Hugo comes de dagesburc (Zitat, ebda., S. 504).
Regest: Stumpf, Nr. 3226. Beyer gibt im Personenregister als Datierung 1120 an
(Beyer, Urkundenbuch I, S. 765), Stumpf gibt in seinem Regest an, c. 1122 Sept. - 1125
Apr. Die Jahre 1124 und 1125 scheiden aber aus, da Hugo VII. von Dagsburg 1123
gestorben ist (vgl. unten, S. 80 f.).
439 Druck der Urkunde in Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Stuttgart 1849, Nr. 279,
S. 354 f.: ... Hugo comes de Tagesburc, Folmarus comes de Huneburc ... (Zitat, ebda.,
78
Hinzu kommt noch die Nennung eines Grafen Hugo, der wahrscheinlich ebenfalls
mit Hugo VII. zu identifizieren ist, in einer für Luxeuil am 27. Juni 1123 wiederum
in Straßburg ausgestellten Urkunde des Saliers44!. Die Nennung in der Luxeuiler
Urkunde ist gleichzeitig die letzte urkundliche Erwähnung des Dagsburger
Grafen442. Außer in den Altdorfer Urkunden und in den Diplomen Heinrichs V,
S. 355). Auch hier wird er, wie in der Urkunde Heinrichs V. aus dem Jahre 1114 (siehe
Anm. 436), neben seinem Schwager, Graf Fol mar von (Bischofs)homburg, genannt.
440 Urkunde vom 24. Januar 1123 für das Kloster Waldkirch (Stumpf, Nr. 3187),
abgedruckt bei Marian, Geschichte der ganzen österreichischen, weltlichen und
klösterlichen Klerisey beyderley Geschlechtes, hrsg. v. J. Wendt von Wendtenthal, 1.
Teil, 2. Bd., Wien 1780, S. 265 ff. In der Zeugenreihe wird Hugo VII. zwar lediglich als
Graf Hugo - ohne nähere Bezeichnung - genannt, jedoch ergibt sich durch einen
Vergleich mit der Zeugenreihe des am Vortag ausgestellten Diploms Heinrichs V.
zweifelsfrei, daß es sich hierbei um den Dagsburger Grafen handeln muß: Zeugenreihe
des Diploms vom 23. Januar: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., S. 355:
Presentibus et petentibus principibus fidelis nostris hoc fecimus, quorutn ista sunt
nomina. Bertoldus episcopus ecclesie Basiiiensis. Conradus dux de Geringen. Gotefridus
comes palatinus de Calewo. Adelbertus comes de Lewinstein fratruelis eiusdem
Gottefridi palatini. Hugo comes de Tagesburc. Folmarus comes de Huneburc.
Wilhelmus comes de Lucelenburc. Adelbero comes de Areburc et fr ater eius Hermannus
et ipse comes Conradus de Horeburc. Hainricus de Antirspach. Rudolfus de Windesle.
Bern de Houewilr. Chono de Chunringen. Conradus de Ahenstein. Rom de Ascha.
Fridericus comes de Saraburc. Eberhardus de Hilrispach. Mereboto de Grifinstein.
Berchtoldus de Tannecko. Conradus de Franconeburc. Wecil et frater eius Ludewicus de
Ascha. Sigefridus burcrauius. Gelfradus thelonearius. Zeugenreihe des Diploms vom 24.
Januar (Marian, S. 267): Facta est autem haec nostra concessio praesentibus et
petentibus Principibus et nostris fidelibus, quorum nomina haec sunt: Bertoldus,
Basiliens. Episcopus, Dux Conradus, Godefridus Palatinus Comes, Hugo Comes,
Folmarus Comes, Sigefridus argentinens. Burggravius, Rudolphus Scultetus, Gelfradus
Thelonearius, Hermannus Comes, Albo Comes, Adelbertus Comes, Wernherus Comes,
Bertolfus Morbacens. Abbas. ... Datae Argentinae Anno Dominicae Incarnationis
MCXX1II, Indictione XIII. VIIII. Kl. Februarii. Lambertus ostensis Episcopus et Saxo
Cardinalis.
441 Druck der Urkunde bei Grandidier, Histoire 11,2, Nr. 594, S. 249 f.: Huic concessioni
Principes & fideles nostri adfuerunt Bertoldus Basileensis Episcopus, B. Argentinensis
Episcopus, A. Verdensis Episcopus, Stephanus Metensis Episcopus; Godefridus
Palatinus, Hugo Comes, Albero Comes. Der Ausstellungsort Straßburg spricht wohl für
eine Identifizierung des Grafen Hugo mit dem Dagsburger Grafen.
442 Es sei darauf hingewiesen, daß es noch zwei gefälschte Urkunden gibt, in denen Hugo
VII. genannt wird, zum einen ein Diplom Heinrichs V. aus dem Jahre 1125 für Lützel
(siehe dazu unten, Anm. 453), zum anderen eine Privaturkunde aus dem Jahr 1121,
abgedruckt bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 19, S. 47 ff., in der ein Graf Hugo als Vogt von
Andlau bezeichnet wird, die aber nicht als Beleg gewertet werden darf, da die Datierung
unmöglich stimmen kann. Die Urkunde ist in der uns vorliegenden Form auf jeden Fall
verfälscht, wie schon Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 116, Anm. 3
bemerkt hat; zu der Urkunde siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Andlau'. Der in
dem Diplom Heinrichs V. für Kreuzlingen vom 7. Januar 1125, abgedruckt bei M.
Gerbert, Historia Silva Nigra, tom. III: Codex diplomaticus Historire Silvae Nigrae, St.
Blasien 1788, Nr. 36, S. 54 f., genannte Graf Hugo ist wahrscheinlich Graf Hugo von
Vaudemont (Regest der Urkunde in: Die Regesten der Archive in der schweizerischen
Eidgenossenschaft, hrsg. v. Th. v. Mohr, 2. Bd.: Die Regesten des Stiftes Kreuzlingen
79
begegnet er uns noch in einer Traditionsnotitz im Codex Hirsaugiensis* 443, und er ist
als einer der Hauptakteure in der im Jahre 1122 stattfindenden sogenannten
'Molsheimer Fehde' bezeugt444.
Die Annahme von Ferdinand Tihon445, Hugo VII. führe, ebenso wie seine
gleichnamigen Nachkommen, Hugo VIII. und Hugo IX., zusätzlich noch den
zweiten Namen Heinrich, beruht auf einem Fehlschluß, da Tihon durch die
unzutreffende Datierung einer Urkunde in das Jahr 1101 auf einen Irrweg geleitet
wurde. Demi in besagter Urkunde, von Hugos Mutter Ermensinde von Namur für
das Kloster St. Vanne ausgestellt, wird ein Sohn Ermensindes namens Heinrich
erwähnt446. Folglich müsse - so Tihon - der in dieser Urkunde genannte Sohn
Ermensindes mit Namen Heinrich mit Hugo VII. gleichgesetzt werden447. Hermann
Bloch konnte jedoch zeigen, daß diese Urkunde wesentlich später - wahrscheinlich
um das Jahr 1124 - abgefaßt wurde, der Sohn namens Heinrich demzufolge ein
Sohn aus der zweiten Ehe Ermensindes mit Gottfried von Namur ist448.
Der Tod Hugos VII. wird vom Annalista Saxo zum Jahr 1123 verzeichnet. Hugo
wird in seiner Schönheit und Tapferkeit mit den Trojanischen Brüdern Alexandros
(= Paris) und Hektor verglichen449.
im Canton Thurgau, bearb. v. J. A. Pupkofer, Chur 1853, Nr. 1, allerdings mit un-
vollständiger Zeugenreihe, unter den fehlenden Zeugen auch Graf Hugo.
443 E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, fol. 32a, S. 30; siehe dazu unten im Kap.
'Besitzungen' den Art. 'Wintzenheim'.
444 Siehe ausführlich unten das Kap. 'Die Molsheimer Fehde'.
445 Tihon, Généalogie, S. 437 f.; Ders., Dissertation, S. 253.
446 Es handelt sich um die bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101, abgedruckte
Urkunde Ermensindes von Namur, in der diese die Schenkung ihres verstorbenen
Gemahls, Albert I. von Dagsburg, an das Kloster St. Vanne bestätigt.
447 Tihon, Généalogie, S. 437 f.; CfeRS., Dissertation, S. 253; es sei noch darauf hingewie -
sen, daß in der bereits erwähnten, bei SCHÖPFLIN, Aîsatia diplomatica I, Nr. 243, S. 192
f., abgedruckten Altdorfer Urkunde aus dem Jahre 1117 ein Henricus advocatus (Zitat,
ebda., S. 192) genannt wird, der jedoch nicht mit Hugo VII. identifiziert werden kann, da
in derselben Urkunde im Kontext von Graf Hugo von Dagsburg (... comitis Hugonis de
Tahesburg) die Rede ist (ebda.). Bei dem Heinrich genannten Vogt kann es sich ebenso
um den Vogt von Marmoutier handeln, wie man aus dem Text der Urkunde folgern
könnte: Tali dispositione peracta nobis satis fecit & ad Maurimonasterium veniens
tandem monachicum habitum suscepit (Zitat, ebda).
448 H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101; die Ausführungen von Witte, Genealo-
gische Untersuchungen, 2. Teil, S. 113 f., der Heinrich nicht als leiblichen Sohn
Ermensindes ansehen will, sondern ihn als Sohn Alberts I. aus seiner ersten Ehe
annehmen möchte, gehen in die Irre.
449 Annalista Saxo, MGH SS VI, ad 1123, S. 760: Hugo de Dagesburch moritur, Troianum
ilium Alexandrum pulcritudine, virtute Hectorem représentons. Die Parallelstelle in den
von Scheffer-Boichorst rekonstruierten Annales Patherbrunnenses. Eine verlorene
Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts aus Bruchstücken wiederhergestellt von P.
Scheffer-Boichorst, Innsbruck 1870, ad 1123, S. 144, kommt als zweiter Beleg für
das Todesdatum Hugos VII. nicht in Betracht, da Scheffer-Boichorst diese Nachricht aus
dem Annalista Saxo übernommen hat.
80
Vor allem die ältere Forschung schenkte den Angaben des Annalista Saxo in
diesem Punkte keinen Glauben450, da man davon ausging, daß Hugo VII. nach
1123 noch bezeugt ist: zum einen in einem Diplom von Kaiser Heinrich V. für das
Kloster Lützel aus dem Jahre 1125, in welchem Hugo von Dagsburg als Zeuge
fungierte451 und zum anderen in einer in Straßburg am 17. Februar 1130
ausgestellten Urkunde, welche einen Grafen Hugo von Dagsburg als Zeugen
nennt452. Das Diplom Heinrichs V. für Lützel scheidet jedoch seit dem
durchschlagenden Nachweis durch Hans Hirsch, daß es sich hierbei um eine
Fälschung handele453, als Beleg für ein Auftreten Hugos VII. im Jahr 1125 aus. So
bleibt lediglich die Urkunde von 1130 als angebliches Lebenszeugnis Hugos VII.
übrig. Die Erwähnung eines Grafen Hugo von Dagsburg in dieser Urkunde kann
jedoch meines Erachtens ohne Schwierigkeiten auf den Sohn Hugos VII., Hugo
VIII. von Dagsburg, bezogen werden454. Somit ist das Argument gegen das vom
Annalista Saxo angegebene Todesjahr nicht mehr aufrechtzuerhalten, so daß 1123
als Todesjahr Hugos VII. gelten kann.
Im Nekrolog von Floreffe gibt es insgesamt drei Einträge zu den Dagsburger
Grafen, zwei beziehen sich auf Grafen namens Hugo, einer auf einen Grafen
namens Heinrich. Das Prämonstratenserstift Floreffe war im Jahre 1121 von der
Witwe Alberts I, von Dagsburg, Ermensinde, und von deren zweiten Ehemann,
Graf Gottfried von Namur, gestiftet worden455. Man kann davon ausgehen, daß alle
Personen, welche sich im Nekrolog finden, in irgendeiner Weise mit Floreffe in
Verbindung zu bringen sind, so daß - vom Stiftungsdatum ausgehend - hinsichtlich
der Frage, welche der Dagsburger Grafen in das Nekrolog aufgenommen sind, eine
zeitliche Einschränkung möglich ist. In dem Zeitraum von 1121 bis zum Erlöschen
des Dagsburger Grafenhauses im Mannesstamm zu Anfang des Jahres 1212 gibt es
nur noch drei Grafen namens Hugo, Hugo VII., Hugo VIII. und Hugo IX. Von
Hugo VIII. und Hugo IX. weiß man sicher, daß beide neben dem Namen Hugo auch
noch den Namen Heinrich führten456, so daß die Annahme berechtigt erscheint, die
450 Vgl. z. B. Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 116 f,; Tihon, Généalogie,
S. 438; Ders., Dissertation, S. 252 ff; vgl, jedoch Meyer von Knonau, Jahrbücher 7.
Bd., S. 243 mit Anm. 19, der unter Berufung auf die eng mit dem Annalista Saxo zu-
sammenhängenden Annales Patherbrunnenses 1123 als Todesjahr Hugos VII. nennt.
Auch in der neueren Forschung wird den Angaben des Annalista Saxo kein Glauben
geschenkt, so bei Parisse, Noblesse et chevalerie, Tafel 27, S. 375, der die Daten
1130/1137 als Lebensnachweise für Hugo VII. - von Parisse als Hugo VIII. bezeichnet -
angibt.
451 Druck bei Schöpfun, Alsatia diplomatica I, Nr. 251, S. 201 f.
452 Druck der Urkunde in Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 381 f.: ...
testes sunt hii:... Hugo comes de Dagisburc (Zitat, ebda., S. 382).
453 Hirsch, Urkundenfälschungen, bes. S. 10-18, Hugo VII. taucht deswegen in der Zeu -
genreihe des gefälschten Diploms auf, weil eine der Vorlagen für die Fälschung das
echte Diplom Heinrichs V. für Alpirsbach aus dem Jahre 1123 bildete, das Hugo VII.
unter den Zeugen nennt (ebda., S. 11) ; zu dem Diplom für Alpirsbach siehe oben die
Anm. 439.
454 Siehe dazu unten, S, 94.
455 Zur Stiftung von Floreffe siehe oben, S. 71, Anm. 396.
456 Siehe dazu unten, S. 95 u. S, 105.
81
drei Einträge im Nekrolog von Floreffe auf diese drei Grafen zu beziehen457. Den
Eintrag zu Graf Heinrich kann man mit Sicherheit auf Hugo VIII. beziehen, da in
diesem Eintrag zusätzlich eine Schenkung erwähnt wird, welche Hugo VIII. von
Dagsburg im Jahre 1163 für Floreffe tätigte458. Bei den beiden anderen Einträgen
ist es leider aufgnind fehlender Attribute und Zusätze schwieriger festzustellen,
welcher der beiden Einträge sich auf Hugo VII. und welcher sich auf Hugo IX.
bezieht. Der erste Eintrag zu einem Grafen Hugo von Dagsburg findet sich zum 19.
Februar459, der zweite zum 10. Dezember460, wobei beide sich in ihrem Wortgehalt
fast nicht unterscheiden, nur daß in dem Eintrag zum 10. Dezember ein domini
ergänzt ist. Ob diese Ergänzung eine Hervorhebung in dem Sinne darstellt, daß der
Graf als Wohltäter für das Kloster aufgetreten ist, läßt sich meines Erachtens nicht
mit Sicherheit behaupten. Diese Überlegung bleibt aber obsolet, da weder von Hugo
VII. noch von Flugo IX. Schenkungen an Floreffe bekannt sind. Von Hugo IX. sind
keine von ihm ausgestellten Urkunden auf uns gekommen, auch kann man nur das
Jahr seines Todes, 1172, feststellen, eine Präzisierung des Zeitpunktes - z. B. erste
oder zweite Hälfte des Jahres - ist nicht möglich461. Allerdings können wir einer
Lösung des Problems näherkommen, wenn wir den in der Urkunde Heinrichs V.
vom 27. Juni 1123 für Luxeuil in der Zeugenreihe genannten Grafen Hugo, wie
oben bereits angenommen462, mit Hugo VII. von Dagsburg identifizieren. Da Hugo
VII. im Jahr 1123 verstorben ist und die letzte Erwähnung von ihm in dieser
Urkunde vom 27. Juni 1123 geschieht, kommt der 19. Februar als sein Todestag
nicht in Betracht, sondern nur der 10. Dezember.
Gertrud, die Gemahlin Hugos VII.
Es gibt drei urkundliche Zeugnisse zur Gemahlin Hugos VII., die drei verschiede-
nen Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts angehören. Von dieser ehelichen Verbindung
geben diese Urkunden indirekt - aber eindeutig - Zeugnis, da sie dort als Mutter
Hugos VIII. belegt ist. Im Jahre 1137 begleitete sie ihren Sohn, den jungen Grafen
Hugo VIII., und den Straßburger Bischof Gebhard zu der Weihe einer Kapelle in
457 J. Barbier, Necrologe, S. 38, Anm. 3 und S. 282, Anm. 1, bezieht alle drei Einträge zu
den Dagsburger Grafen auf ein und denselben Grafen, nämlich Hugo VIII. Barbier geht
anscheinend davon aus, daß die commemoratio-Einträge unter den verschiedenen
Datumsangaben nicht die Todestage der erwähnten Personen darstellen, sondern
Gedächtniseinträge sind, die unabhängig von den Todestagen begangen wurden.
Vergleicht man dazu den Eintrag zu Ermensinde von Namur (ebda., S. 216), scheint mir
diese Annahme von Barbier nicht schlüssig zu sein, denn der Eintrag zu Ermensinde am
24. Juni - ebenfalls ein commemoratio-Eintrag - bezeichnet ihren Todestag, wie uns
durch das Nekrolog von St. Vanne in Verdun mitgeteilt wird (siehe oben, S. 72 f. mit
Anm. 402).
458 Siehe dazu unten, S. 96.
459 J. Barbier, Necrologe, S. 38: XI kal. martii. Commemoratio Hugonis, comitis
Dasburgensis.
460 Ebda., S. 282: IIII ydus decembris. Commemoratio domini Hugonis, comitis
Dasburgensis.
461 Siehe dazu unten, S. 105-109.
462 Siehe dazu oben, Anm. 441.
82
Laubenheim, die Gertruds Gemahl, Hugo VII., der Abtei Lüders zum Seelenheil
seines Vaters Albert und seines Onkels Bruno, Archidiakon von Toul, der die
Kapelle hatte erbauen lassen, geschenkt hat463. Am 6. September des Jahres 1146
wird sie ebenfalls wie ihr Sohn Hugo VIII. in dem Privileg von Papst Eugen III. für
Etival als Schenkerin genannt464. Letztmalig erscheint sie als Intervenientin in
einem kurz nach dem 23. Juni 1154 in Maastricht ausgestellten Diplom Kaiser
Friedrichs I., wiederum zusammen mit ihrem Sohn Hugo. Der Kaiser verlieh auf die
Bitte Gertruds und ihres Sohnes der Kirche zu Wanze - einer Stiftung von Hugos
VII. Mutter Ermensinde465 - eine prebendarn im Stift St. Servatius zu
Maastricht466.
In der Frage, welchem Geschlecht Gertrud entstammte, ist sich die Forschung nicht
einig, und es gibt mehrere Identifizierungsvorschläge. Heinrich Witte vermutet z.
B., daß sie dem Hause Metz-Lunéville zuzurechnen ist, allerdings spricht Witte nur
von ,,verschiedene[n] Anzeichen“467, nennt aber keine Einzelheiten und keine
Quellen für seine Vermutung. Joseph Daris und Ferdinand Tihon rechnen sie dem
niederlothringischen Grafenhaus von Loon zu468. Tihon folgert dies aus dem
Umstand, daß die Brüder Hugo IX. und Albert II. mit dem Grafen von Loon in
einer Fehde lagen, weil letzterer die dagsburgischen Brüder um ihr Erbe in Bilzen
und Kolmont bringen wollte, so die Chronik von St. Trond469. Außerdem könne
man noch anderweitig nachweisen, daß die Grafen von Dagsburg mit den Grafen
von Loon verwandt seien, so z. B. durch den Teilungsvertrag zwischen dem Grafen
von Loon und Herzog Heinrich von Brabant470. Der These, daß Gertrud eine
Tochter des Grafen von Loon ist, widerspricht Jean Baerten in seinen Veröffent-
lichungen471, wiewohl die Verwandtschaft zwischen den Dagsburger Grafen und
den Grafen von Loon nicht geleugnet werden kann. Baerten ordnet Gertrud nicht
dem Grafenhaus von Loon zu, sondern der adeligen Familie von Kolmont-
40 Druck Würdtwein, 7. Bd„ S. 96 ff.; Regest: RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322.
464 Druck: Eugenii 111 Romani pontificis epistolae et privilégia, 1. Bd., in: MPL 180, Paris
1902, Sp. 1274-1278; Regest: Jaffé- Löwenfeld, Nr. 9128.
465 Siehe dazu oben, S. 72.
466 Druck: D F I 83, S. 138 f. Zur Datierung siehe die Vorbemerkung zu D F I 83, S. 138.
Bei dem angeblich in zweifacher Ausfertigung am 11. Oktober 1177 bzw. 1178 in
Hagenau ausgestellten Diplom Friedrichs I. (D F 1 1072), das ebenfalls Gertrud und
Hugo VIII. nennt, handelt es sich um eine Fälschung.
467 Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 117, Anm. 3.
468 J. Daris, Le comté de Moha, in: BIAL 11, Liège 1872, S. 261; Tihon, Dissertation, S.
252 u. vor allem S. 261.
469 Gesta abbatum Trudonensium, continuatio secunda, MGH SS X, S. 358; Tihon,
Dissertation, S. 261.
470 Der Vertrag ist abgedruckt bei S. Bormans u. E. Schoolmeesters, Cartulaire de
l'église Saint-Lambert de Liège, Tome I, Bruxelles 1893, Nr. 75, S. 120; TlHON,
Dissertation, S. 261. Tihon schreibt aus Versehen Albert von Löwen anstelle von
Heinrich von Löwen.
471 J. Baerten, Agnès de Metz, comtesse de Looz et protectrice du poète Henri van
Veldeke (v. 1150 - v. 1180), in: Hommage au professeur Paul Bonenfant (1899-1965),
Bruxelles 1965, S. 57-64 und Ders., Het graafschap Loon (llde-14de eeuw) ontstaan -
politiek- instellingen, Assen 1969, S. 49.
83
Bilzen472. Fr weist nach, daß sich die Verwandtschaft zwischen den Grafen von
Dagsburg und Moha mit den Grafen von Loon über die Gräfin Agnes, die Ehefrau
Ludwigs I. von Loon, herleiten läßt, denn Agnes ist eine Tochter von Mathilde, der
Gemahlin des Grafen Folmar von Metz473. Mathilde wiederum war eine Tochter
Alberts I von Dagsburg und Moha474. Somit sei die These von Daris und Tihon
widerlegt, die Verwandtschaft zwischen den Grafen von Dagsburg-Moha und den
Grafen von Loon leite sich über Gertrud, die Gemahlin Hugos VII von Dagsburg
und Moha, her475.
Der Name Gertrud läßt sich in der Familie der Grafen von Loon nicht nachwei-
sen476, was Baerten ebenfalls als Beleg für seine These wertet, daß Gertrud nicht
dem Geschlecht von Loon entstamme477. Folgende Tafel soll Baertens Behauptung
v eranschaul ichen.
Tafel 9
Zur Verwandtschaft zwischen den Grälen von Dagsburg und den Grafen von I xx>n
(nach Jean Baerten)
(es sind nur die fllr den Zusammenhang relevanten Personen eingetragen)
Albert I. v. Dagsburg oo Ermensinde v. Luxemburg
Gertrud °° Hugo VII.
Luitgard v. Sulzbach °° Hugo VIII.
Hugo IX. Albert II.
Gertrud
Mathilde °° Folmar v. Metz
I
Agnes oo Ludwig von Loon
H—,
Gerhard Hugo
Ludwig
472 Baerten, Agnès de Metz, S. 61 ff.
473 Ebda., S. 59 ff.
474 Zu Mathilde siehe unten, S. 88 ff.
475 Baerten, Agnès de Metz, S. 61. Baerten bemängelt auch, daß sich Daris und Tihon auf
J. Mantelius, Historiae Lossensis libri decem, Leodii 1717, lib. V, S. 114-119, stützen,
dem Baerten, S. 61, wenig Informations wert zubilligt, da die Dagsburger-Genealogie
Mantelius völlig durcheinander gerät. So sei angeblich Albert II. von Dagsburg mit
Gertrud von Loon verheiratet gewesen (Manteuus, lib. V, S. 112 u. 119).
476 Vgl. dazu die Stammtafel bei E. Quadfueg, Imagina und die Grafen von Loon, Aachen
1960, nach S. 30; die Stammtafel bei Baerten, Het graafschap Loon, S. 253, ist für
unsere Zwecke wenig aussagekräftig, da Baerten in der Tafel für den in Frage
kommenden Zeitraum keine Frauen auflistet.
477 Baerten, Agnès de Metz, S 61.
84
Allerdings zieht Baerten nicht in Betracht - ungeachtet der unbestrittenen Tatsache,
daß die Verwandtschaft zwischen beiden Grafenhäusem über die Person der Agnes
herzuleiten ist daß es durchaus möglich sein und nicht zwingend ausgeschlossen
werden kann, daß ebenso Gertrud, die Gemahlin Hugos VII., dem Hause von Loon
entstammt. Irgendwelche Hindernisse hinsichtlich einer unzulässigen Nahehe
bestünden hierbei nicht, wie folgende Tafel demonstriert.
Tafel 10
Zur Verwandtschaft zwischen den Grafen von Dagsburg und den Grafen von Loon
(es sind nur die für den Zusammenhang relevanten Personen eingetragen)
Arnold I. v. Loon Albert I. v. Dagsburg o° Lrmensinde v. Luxemburg
.....-
Ludwig I. v. Loon oo Agnes
I I
Gerhard I. v. I x>on I lugo
Ludwig II. v. Loon
Baerten bringt aber ein weiteres Argument in die Diskussion ein Er bezieht sich
dabei auf die Auseinandersetzung der Enkel Gertruds, Albert II. und Hugo IX. von
Dagsburg, mit den Grafen von Loon um Kolmont und Bilzen, das die dags-
burgischen Brüder als Erbe beanspruchten478. Während die ältere Forschung, reprä-
sentiert von Daris und Tihon, behauptete, Kolmont und Bilzen seien Mitgift der
Gertrud gewesen, stellt dies Baerten in Abrede. Er ist sich zwar mit der älteren
Forschung einig darüber, daß die Ansprüche der dagsburgischen Brüder auf die
beiden Orte von ihrer Großmutter Gertrud herrührten, allerdings könne dies nur der
Fall sein, wenn Gertrud aus dem Hause Kolmont-Bilzen stamme, denn Kolmont-
Bilzen bildete eine selbständige Einheit innerhalb der Grafschaft Ixxm und dürfe
somit nicht als Mitgift Gertruds betrachtet werden479. Baerten glaubt, daß der
Erbschaftsstreit um Kolmont und Bilzen aus anderen Gründen entstanden sei. Er
meint, daß im Übergang der Grafschaft Metz an das dagsburgische Haus die
Lösung des Problems zu suchen sei. Da nach dem Tode der Söhne Folmars VI. von
Metz die Grafschaft Metz an Hugo VIII. von Dagsburg und Moha kam, seien die
478 Ebda., S. 60; vgl. auch J. Baerten, De aanchechting van Kolmont bij Loon .... in:
Limburg XLVI, 1965, S. 56 f.
479 Baerten, Agnès de Metz, S. 61 ; vgl. auch CteRS,, De aanchechting, S. 57
85
Töchter Folmars VI. quasi enterbt worden. Während Folmar von Blieskastel, der
Gemahl der Clementia von Metz, einige Güter aus der Grafschaft Metz bekommen
habe480, sei von Ludwig von Loon für seine Gemahlin Agnes von Hugo VIII. die
Herrschaft Kolmont-Bilzen gefordert worden, nachdem der letzte Herr von
Kolmont-Bilzen, der angeblich noch 1155 nachzuweisen ist481, verstorben war482.
Welche Grundlage hätte Graf Ludwig von Loon gehabt, von Hugo VIII. diese
beiden Orte zu fordern? Die Hypothese Baertens wirkt nicht ganz logisch. Eine
sinnvolle Lösung böte sich nur an, wenn Kolmont und Bilzen Mitgift der Agnes
gewesen wären. Der letzte Herr von Kolmont-Bilzen hätte dann die Herrschaft von
den Grafen von Ix>on zu Lehen gehabt. Nach dessen Tod, der nach 1155 eingetreten
sein muß483, könnte der Erbe der Grafschaft Metz, Hugo VIII. von Dagsburg, diese
Orte als unter seiner Herrschaft stehend betrachtet und von Agnes und ihrem
Ehemann eingefordert haben. So könnte der Konflikt um Kolmont und Bilzen
ausgelöst worden sein. Jedenfalls wäre bei dieser Konstellation eine Herleitung
Gertruds aus dem Hause Kolmont-Bilzen nicht erforderlich. Betrachten wir
Baertens These, Ludwig hätte beim Tod seines Schwagers, Graf Folmar von Metz,
Kolmont und Bilzen als Erbteil für seine Frau gefordert, weiter. Dies würde aber bei
genauerer Analyse bedeuten, daß die besagten beiden Orte als Allod den Grafen
von Metz zugehörig waren. Wäre dies der Fall, hätte aber Gertrud, die Ehefrau
Hugos VII., mit den beiden Orten im Endeffekt nichts zu tun. Falls sie die Erbin
von Kolmont-Bilzen gewesen wäre, hätte Ludwig von Loon im Namen seiner Frau
Agnes ja rechtlich keinen Anspruch auf diese Orte anmelden können, da diese doch
bei einer solchen Konstellation in der Erbmasse der Metzer Grafschaft nicht zu
finden gewesen wären. Es ging Ludwig I. von Loon jedoch, laut Baerten, um das
Erbe der Metzer Grafen. Es bleibt aber die Frage offen, welchen rechtlichen
Anspruch Ludwig I. auf das Erbe der Mutter Hugos VIII. hätte, wenn er nicht mit
ihr verwandt gewesen wäre? Einen weiteren interessanten Aspekt zieht Baerten
ebenfalls nicht in Betracht, nämlich, daß die Großmutter Hugos VIII. von
Dagsburg, Ermensinde, in Bilzen ein Allod besaß. Sie schenkt den Teil ihres Allods
in Bilzen, der ursprünglich in Besitz der Gräfin Alix war, an die von ihr und ihrem
480 Baerten, Agnès de Metz, S. 62. Baerten bezieht sich auf Tihon, Dissertation, S. 264,
der als Beleg die Urkunde von Kaiser Friedrich I. aus dem Jahre 1174 (D F I 629, S. 123
f.) heranzieht. Zu den Grafen von Blieskastel siehe H.-W. HERRMANN, Die Grafen von
Metz-Lunéville und ihre Verzweigungen, in: Geschichtliche Landeskunde des Saar-
landes, 2. Bd.: Von der fränkischen Landnahme bis zum Ausbruch der französischen
Revolution, hrsg. v. K. Hoppstädter u. H.-W. Herrmann unter Mitw. v. H. Klein,
Saarbrücken 1977, S. 249 f., u. Ders., Die Grafen von Blieskastel, in: Geschichtliche
Landeskunde des Saarlandes, 2. Bd., S. 254-261.
481 Vgl. Baerten, Agnès de Metz, S. 62 u. Anm. 1. Baerten bezieht sich auf eine Urkunde
des Grafen Ludwig von Loon aus dem Jahr 1155, aufbewahrt im Archiv der Abtei Aver-
bode, die mir nicht zugänglich war. Der Druck der Urkunde bei J. Wolters, Notice
historique sur l'ancienne abbaye d'Averboden, Gand 1849, Nr. 7, S. 88 f., führt ver-
sehentlich Konrad von Kolmont nicht auf; vgl. auch Baerten, De aanchechting, S. 55
mit Anm. 9.
482 Baerten, Agnès de Metz, S. 62.
■«ö Ebda.
86
zweiten Ehemann, Graf Gottfried von Nainur, gestiftete Abtei Floreffe484. Man
sieht, Mitglieder der Dagsburger Familie sind schon vor der Heirat Hugos VII. mit
Gertrud in Besitz von Rechten in Bilzen, Der Lösungsansatz von Jean Baerten ist
also nicht zwingend, vielmehr wirft er eher Probleme auf. Es könnte andererseits
auch so sein, daß Hugo VIII. als Sohn einer Tochter des Grafen von Loon bei
Erledigung des Lehens von Kolmont-Bilzen durch den Tod Konrads von Kolmont-
Bilzen Ansprüche auf die Erbschaft angemeldet hat. Die Orte Kolmont und Bilzen
sind in späteren Jahrhunderten im Besitz der Grafen von Loon nachzuweisen485. Es
könnte durchaus so sein, w ie Baerten meint486, daß die Grafen von Loon nach dem
Tode der letzten Dagsburger Gräfin, ebenfalls mit Namen Gertrud, Anteile an
Kolmont und Bilzen aus der Erbmasse bekamen, da noch Albert II. von Dagsburg
Rechte an Eigenbilzen hatte487. Von Rechten an Eigenbilzen ist zwar in dem 1212
geschlossenen Abkommen zwischen Gertrud bzw. ihrem Schwiegervater, Herzog
Friedrich von Oberlothringen, und ihrem Vormund und Gemahl, Theobald von
Oberlothringen, auf der einen Seite und Bischof Hugo von Lüttich auf der anderen
Seite nicht die Rede488, ob aber der Bischof von Lüttich diese Rechte beansprucht
hat, falls sie im Besitz Gertruds, der Tochter Alberts IL, gewesen wären, läßt sich
auf Grund der Quellenlage leider nicht feststellen. Zusammenfassend kann man
festhalten, daß die Orte Kolmont und Bilzen wahrscheinlich nicht Mitgift von
Gertrud, der Gemahlin Hugos VII., waren. Der Streit zwischen den beiden
Grafenhäusern von Loon und Dagsburg um diese beiden Orte muß aus anderen
Gründen entstanden sein.
Von Interesse für die Herkunft Gertruds dürfte in diesem Zusammenhang auch das
Diplom Friedrich Barbarossas aus dem Jahre 1154 sein, das uns zeigt, wo Gertrud
begütert war Sie beanspruchte eine Pfründe im St. Servatiusstift in Maastricht, die
ihr von einem gewissen Reiner umechtmäßig streitig gemacht worden war, aber ihr
vom Königsgericht zugesprochen wurde489. Gertrud schenkte diese Pfründe
484 Druck: V. Barbier, Histoire, II. éd., tom. II, Nr. 7, S. 6 f.: Ego Ermensindis, comitissa
Namucensis, ... partem quoque allodii Bilisie que fuit comilisse Aleidis, hac conditione
superaddidi, ut si heres meus, qui meam ejusdem allodii partem post obitum meum
habiturus est, alio allodio pre/ate domui propinquiore et comtnodiore, centumque
solidos, leodiensis tnonete, singulis annis solvente, comtnutare voluerit, liceat.
485 C. deBorman, Le livre des fiefs du comté de Looz sous Jean d'Arckel, Bruxelles 1875,
S. 12, 18, 21, 24, 30, 81, 96, 100, 201, 236 f„ 242, 245.
486 Baerten, Agnès de Metz, S. 63.
487 Urkunde von Graf Ludwig und Gräfin Ada von Loon vom Jahr 1213, abgedruckt bei J
Wolters, Notice historique sur l'ancienne abbaye de Herckenrode, dans la province
actuelle de Limbourg, Gand 1849, Nr. 2, S. 59 f , zu der Urkunde siehe unten im Kap.
'Besitzungen' den Art. 'Eigenbilzen'.
488 Bormansu. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 107, S. 169.
489 D F I 83, S. 138 f.: Eapropter noverit, quod interventu et petitione fidelis nostre
Gertrudis comitisse de Dagesborch eius annuente filio Hugone Metensi et Musacensi
comite prebendam, quam ipsa ab antiquis predecessoribus suis usque in perpetuam
heredum suorum se subsequendum successionem in ecclesia Traiectensi beati Seruatii
pro quodam beneficio eidem ecclesie ab eis collalo acquisitam libere ac legitime
tenebat, ecclesie beate Marie Magdalene de Wanze concessimus ... . Hanc vero
praebendam tali modo habitam prefata comitissa per quendam Reinerum iniuste ad
87
schließlich der Kirche zu Wanze, was Friedrich I. mittels der vorliegenden Urkunde
bestätigte490. Wo leiteten sich die Ansprüche Gertruds auf diese Pfründe her? Es
waren, wie eindeutig aus dem Diplom hervorgeht, erbrechtliche Ansprüche491. Von
Verbindungen der Herren von Kolmont-Bilzen zu dem St. Servatiusstift in
Maastricht ist nichts bekannt, indes unterhielten bekanntlich die Grafen von Loon
Beziehungen zu diesem Stift, die mitunter problematisch waren492. Dieser Umstand
läßt die Abstammung Gertruds aus dem Grafenhaus von Loon als sehr
wahrscheinlich erscheinen, eine letztgültige Klärung ihrer Herkunft ist jedoch auf
Grund der Quellenlage leider nicht möglich.
Mathilde
Aus der Ehe zwischen Albert I. von Dagsburg-Egisheim mit Ermensinde von
Luxemburg entstammte auch eine Tochter namens Mathilde. Sie bildet durch ihre
Heirat mit dem Grafen Folmar von Metz aus dem Hause (Bischofs)homburg493 das
Verbindungsglied zwischen den Grafen von Dagsburg und den Grafen von Metz.
Die wichtigen genealogischen Daten zu Mathilde können wir der Bestätjgungs-
urkunde von Erzbischof Hillin von Trier für die von Mathilde gestiftete Abtei
Salival aus dem Jahre 1169 entnehmen. Dort wird sie eindeutig als Tochter der
Gräfin von Nainur und als Ehefrau des Grafen von Metz ausgewiesen494. Bei der in
der Urkunde erwähnten Gräfin von Namur kann es sich nur um Ermensinde von
Namur handeln, welche, wie oben bereits dargestellt, zweimal verheiratet war, in
tempus ablatam nobis in palatio nostro Traiecti iudicio presidentibus et astantibus et
circumsedentibus et adiudicantibus nobilibus viris Arnul/o Coloniensi archiepiscopo et
Henrico Leodiensi episcopo et Cezolfo cancellario nostro, prepositis Alberto Aquensi,
Gerardo Bonnensi et Traiectensi, laicis vero Marewardo de Grunenbath, Vlrico de
Hurninge, Goswino de Falkenburch minore, Theoderico de Werde ceterisque
quampluribus diverse conditionis, elatis et ordinis iudiciario iure recuperavit et tussu
nostro per tnanum Gerardi Bonnensis eo tempore ecclesie beati Seruatii Traiectensis
prepositi astante et annuente capitulo fratrum prefale ecclesie libere, sicut ius ab
antiquo erat, in perpetuum possidendam per heredum suorum successionem sine ulla
contradictione recepit ( Zitat, S. 138).
490 Ebda., S. 138 f.: Receptam autem in manu ac potestate sua redactam ipsa videlicet
prenominata comilissa eiusque filius Hugo comes, ut prefatum est, ecclesie beate Marie
Magdalene de Wanze pro salute animarum suarum predecessoruinque ac successorum
suorum et dierum anniversariorum suorum commemoratione facienda per omnia
succedentia tempora possidendam tradiderunt.
491 Siehe das Zitat in Anm. 489.
492 D Lo III 9, S. 10 f.; D Lo III 12, S, 14 f.; D Lo III 41, S. 66 ff.; D FI 528, S. 470 f. Vgl.
dazu das unechte, in den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts angefertigte angebliche
Diplom Konrads III. für seinen Kanzler Arnold, den Propst von St. Servatius in
Maastricht (D K III 293, S. 508 f.).
493 In Anlehnung an Herrmann, Grafen von Metz-Lunéville, S. 247, wird hier und im
folgenden zur Unterscheidung von den Grafen von Homburg/Saar (östlich der Blies) die
Terminologie (Bischofs)homburg verwendet. Zum Haus Metz-Lunéville und seinen
Verzweigungen siehe ebda., S. 244-253.
494 Metz, AD Mos. H 1756: ... quod comitissa de Namur Irmesinl et filia eius comitissa
Mettilt de Honburch, et filii eius Hugo et Albertus.
88
erster Ehe mit Albert I. von Dagsburg-Egisheim und in zweiter Ehe mit Graf
Gottfried von Namur495. Den Namen der Tochter Ermensindes erfahren wir durch
das Nekrolog der Zisterzienserabtei Beaupré, welche sie zusammen mit ihrem
Ehemann und ihren Kindern gestiftet hatte496.
Welcher der beiden Ehen Ermensindes entstammte nun deren Tochter Mathilde?
Aus der Stiftungsurkunde für die Abtei Floreffe aus dem Jahre 1121 sind uns die
Namen der Kinder Ermensindes aus ihrer zweiten Ehe bekannt, nämlich Albert,
Heinrich, Clementia, Beatrix und Adelheid497, eine Mathilde wird nicht genannt. Es
wäre verwunderlich, wenn bei dieser für das Grafenhaus von Namur wichtigen
Familienstiftung nicht alle Kinder des Stifterehepaares genannt würden. Mathilde
wird auch nicht nach 1121 geboren sein, was das Fehlen ihres Namens in der
Stiftungsurkunde für Floreffe erklären würde, denn sie ist bereits 1135 als Ehefrau
Folmars von Metz bezeugt und hat zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Kinder498.
Somit kann man mit Recht folgern, daß Mathilde der ersten Ehe Ermensindes mit
Albert I. von Dagsburg entstammt. Auffallend und klänmgsbedürfüg bleibt jedoch,
daß zweien der Töchter Mathildes, Clementia und Adelheid, die Namen der Töchter
Ermensindes aus deren zweiter Ehe gegeben wurden. Eine Erklärung dieses
Umstandes ergibt sich jedoch, wenn man bedenkt, daß Ermensindes Töchter aus
zweiter Ehe, Clementia und Adelheid, ja die Halbschwestern Mathildes gewesen
sind, folglich eine enge Blutsverwandtschaft zwischen ihnen bestanden hat. Deshalb
kann man es wohl als keinen ungewöhnlichen Vorgang werten, wenn Mathilde
ihren Töchtern die Namen ihrer Halbschwestern gegeben hat. Zudem erklärt sich
der Name Clemenüa für eine ihrer Töchter vor allem daher, daß Ermensindes
Mutter, also Mathildes Großmutter, ebenfalls Clementia hieß499.
Ein weiteres Indiz für Mathildes Herkunft aus dem dagsburgischen Haus ist der
Umstand, daß die Namen von zweien ihrer Söluie, Hugo und Albert500, vor allem
im Dagsburger Grafenhaus dominant sind, sie bilden ab dem ausgehenden 11.
Jahrhundert ausschließlich die Leitnamen dieses Geschlechts. So ist der Name
Albert für den einen Sohn Mathildes wohl auf ihren Vater zurückzuführen, die
495 Siehe dazu oben, S. 69-72.
496 J. Choux, Obituaire de l'abbaye de Beaupré, Ordre de Cîteaux, diocèse de Toul, Nancy
1968, S. 15: Obiit Foltnarus comes tnetensis pritnus fundator huius ecclesie et Mathildis
comitissa uxor eius. Die Urkunde für Beaupré, die Mathilde zusammen mit ihrem Mann
nennt, ediert von Calmet, Histoire de Lorraine, 5. Bd., col. 363-367 (Igitur prædictus
vir illustris Comes, & conjux ejus femina felicis memoriæ Comitissa Mathildis, sed &
filii eorum Folmarus & Hugo, necnon & filiœ Clementia, Agnes & Adeleidis), ist jedoch
verfälscht. Siehe dazu J. Choux, Examen d'une charte de confirmation en faveur de
l'abbaye de Beaupré, datée de 1157, in: Annales de l'Est 5e série, 17. Bd., Nancy 1965,
S. 133-147.
497 Druck der Urkunde bei Rousseau, Actes, Nr. 2, S. 8-11: ... annuentibus filiis et
filialibus nostris: Adelberto, Heinrico, Clementia, Beatrice, Adelaide (Zitat, S. 9).
498 Siehe die Urkunde v. Bischof Heinrich von Toul aus dem Jahre 1135, ed. Calmet,
Histoire de Lorraine, 5. Bd., col. 195 f.: Folmarus Comes Metensis, & uxor sua, & filii
omnes, & filia (Zitat ebda, col. 195).
499 Siehe dazu unten den Exkurs 3: 'Zur Mutter Ermensindes von Luxemburg'
500 Siehe oben, Anm. 494.
89
Namensgebung Hugo für Mathildes anderen Sohn könnte in Erinnerung an den
berühmten Bruder Alberts, Hugo VI. von Egisheim, der 1089 ermordet worden war,
geschehen sein. Die Gleichnamigkeit ihres Solmes Hugo und des Sohnes ihres
Bruders, Hugo VII. von Dagsburg, hat die Forschung zu den Dagsburger Grafen
aber auch für lange Zeit irregeleitet, denn letztendlich war diese Gleichnamigkeit
der Auslöser für den genealogischen Irrweg, den die Forschung beschritten hatte,
bis es gegen Ende des letzten Jahrhunderts und Anfang unseres Jahrhunderts Ferdi-
nand Tihon in seinen Arbeiten gelang, diesen genealogischen Knoten zu lösen501.
Auf Grund der obengenannten Fakten und Indizien kann es als gesichert gelten, daß
Gräfin Mathilde von Metz und (Bischofs)homburg eine Tochter des Grafen Albert
I. von Dagsburg und dessen erster Ehefrau Ermensinde von Luxemburg war. Über
die weiteren Ixbensumstände Mathildes erfahren wir aus den Quellen nichts mehr.
Sie wurde sicher, unter Berücksichtigung der Lebensdaten ihres Vaters502 503, noch im
ausgehenden 11. Jahrhundert geboren. Zu welchem Zeitpunkt sie ver-storben ist,
läßt sich nicht exakt feststellen. Wir können lediglich durch die Formulierung
conjux ejus [= Folinar von Metz] femina felicis memorice Comitissa Mathildis503 in
der Urkunde von Bischof Heinrich von Toul von 1157 die Eingrenzung vornehmen,
daß sie zum Zeitpunkt der Ausstellung dieser Urkunde bereits nicht mehr am Leben
war.
In Mathilde finden wir zudem nicht nur das Bindeglied zwischen dem Dagsburger
Grafenhaus und den Metzer Grafen, sondern sie bietet auch den Anknüpfungspunkt
für die im späten 12. Jahrhundert sichtbar werdenden verwandtschaftlichen
Beziehungen zwischen den Dagsburger Grafen und den Grafen von Loon, denn
Mathildes Tochter Agnes heiratete den Grafen Ludwig von Loon504.
Albert, ein Sohn Alberts I. von Dagsburg?
Im Departementalarchiv in Nancy findet sich eine Urkunde des Abtes Anselm von
Maursmünster aus dem Jahre 1155, in der ein Albert von Dagsburg genannt wird.
Abt Anselm überträgt dem Abt Gerhard von Haute-Seille rogatu bonorum virorum,
scilicet viri venerabilis Stephani Metensis episcopi et Alberli comitis de Dacxborc
et aliorum bonorum virorum Weide- und andere Nutzungsrechte im
Maursmünsterer Gebiet, wie es vor ihm bereits Bischof Stephan und Graf Albert in
ihren Gebieten Haute-Seille zugestanden hatten505. Diese Urkunde wirft jedoch
gerade durch diese Nennung chronologische und genealogische Probleme auf.
Wann geschah die Verleihung durch Albert de Dacxborc, und wie ist er
genealogisch einzuordnen?
501 Siehe dazu unten, S. 92 f.
502 Siehe dazu oben, S. 65-68.
503 Siehe dazu oben, Anm. 496.
504 Baerten, Agnès de Metz, S. 57-64, bes. S. 59 f.
505 Urkunde in Nancy, AD M-et-M, H 594, abgedruckt bei Büttner, Andlauer Besitz und
Reichsgut, Nr. 2, S. 28 f. (im Ndr. S. 292 f ).
90
Die Verleihung durch Albert muß nicht erst 1155 erfolgt sein, sie kann auch früher
geschehen sein. Jedoch wird uns durch den Zeitpunkt der Ausstellung 1155 ein
Terminus ante quem, durch den Zeitpunkt der Stiftung der Zisterzienserabtei Haute -
Seille „um 1140“ ein Terminus post quem vorgegeben506. Somit scheidet natürlich
Albert I. als der hier genannte Schenker aus. Bei dem Grafen Albert kann es sich
aber auch nicht um Albert II., den Sohn Hugos VIII., handeln, der zwar 1155
höchstwahrscheinlich schon geboren ist, denn so ein Zugeständnis über Weide- und
Nutzungsrechte in der Grafschaft Dagsburg an die Abtei Haute-Seille würde
zweifellos vom regierenden Dagsburger Grafen, Hugo VIII., dem Vater Alberts II.,
gewährt werden. Als Lösung böte sich an, daß dieser Albert de Dacxborc ein
ansonsten nicht nachweisbarer Sohn Alberts I. wäre507. Gegen die Existenz dieses
neben Hugo VII. zweiten Sohnes Alberts I. spricht der eben erwähnte Umstand, daß
kein weiterer Nachweis für die Existenz dieses Sohnes bekannt ist508. Gerade er
müßte nach dem frühen Tod seines Bmders Hugo VII. als einzig handlungsfähiger
Dagsburger Graf politisch aktiv geworden sein, jedoch finden wir in den Quellen
keine Spur davon. Zudem ist nach dem Tod Alberts I. keine Aufteilung seiner
umfangreichen Besitzungen erfolgt. Das Dagsburger Gebiet und die gleichnamige
Burg, nach der Albert genannt wird, befindet sich ja in den Händen Hugos VII. und
seiner Nachkommenschaft Ähnliche Schwierigkeiten hat man, wenn man Albert
als weiteren Sohn Hugos VII. einordnet. Man ist wieder vor das Problem gestellt,
daß eigentlich nur der regierende Graf über die Nutzungsrechte in der Gralschalt
verfügen kann. Um 1140 sehen wir aber schon Hugo VIII. aktiv als Dagsburger
Grafen handeln.
Handelt es sich bei vorliegender Urkunde vielleicht um eine Fälschung aus späterer
Zeit, in der man über die Lebenszeiten der einzelnen Dagsburger Grafen nicht mehr
so recht Bescheid wußte? Denkbar wäre es, daß man in Haute-Seille, um sich die
Weiderechte im Gebiet von Maursmünster zu sichern, diese Urkunde angefertigt
hat. Ungewöhnlich ist zumindest der Länstand, daß der Dorsualvermerk von der
506 Siehe d. Art. zu Haute-Seille von T DEMorembert, in: DHGE 23, Sp. 582.
507 Neuerdings wird auch von M. Parisse, Ermesinde, comtesse de Luxembourg et
marquise d'Arlon 1186-1247, in: Le Luxembourg en Lolharingie/Luxemburg im
lotharingischen Raum, Mélanges Paul Margue, ed P. Dostert, M. Pauly, P.
Schmoetten u. J. Schroeder, Luxembourg 1993, S. 486 u, Stammtafel S. 488, ein
Albert als Sohn Alberts I. genannt. Möglicherweise beruht jedoch die Angabe bei Parisse
auf einer Verwechslung, da er in der Stammtafel, S. 488, unter den Kindern aus der Ehe
Ermensindes mit Albert I. von Dagsburg einen Albert anführt, während unter den
Kindern aus Ermensindes zweiter Ehe mit Graf Gottfried von Namur ein Albert fehlt,
der jedoch in den Quellen eindeutig als Sohn aus Ermensindes zweiter Ehe ausgewiesen
wird. Vgl. die Stiftungsurkunde für Floreffe, in der die Namen ihrer gemeinsamen
Kinder genannt werden: ... annuentibus filiis et filiabus noslris: Adelberto, Heinrieo,
Clementia, Beatrice. Adelaide (Rousseau, Actes, Nr. 2, S. 8-11, Zitat, S. 9).
508 gs sej denn, man wertet die undatierte Urkunde des Albertus comes in Eginsheirn dictus
de Muesal als ein weiteres Quellenzeugnis für Albert de Dacxborc Diese in Strasbourg
AD BR, G 17, aufbewahrte Urkunde ist jedoch mit dem Vorwurf der Fälschung belastet.
Zu der Urkunde und den nicht auszuräumenden Bedenken gegen sie, siehe unten im
Abschnitt 'Besitzungen' den Art. 'Herrlisheim-près-Colmar/Herlisheim'.
91
Hand des Urkundenschreibers stammt509. Auffallend bleibt zudem die Schreib-
weise Dacxborc, die in der Urkunde gleich zweimal auf tntt, aber ansonsten für die
Dagsburger Grafen nicht nachweisbar ist.
Treten nicht noch neue Quellen ans Licht, in denen ein Graf Albert von Dagsburg in
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts genannt wird, müssen an der Existenz dieses
Albert de Dacxborc berechtigte Zweifel angemeldet werden.
Hugo VIII. (Heinrich) von Dagsburg
Graf Hugo VIII. von Dagsburg, das - soweit wir wissen - einzige Kind Hugos
VII.510, läßt sich in den Quellen recht gut fassen51 *. Die ältere Forschung hat ihn
fälschlicherweise als Sohn des Grafen Folmar von Metz angesehen512. Dieser
Irrtum beruhte darauf, daß Folmar, der Gemahl der Dagsburgerin Mathilde, das
Amt des Grälen von Metz innehatte und ihm dessen Sohn mit Namen Hugo in
diesem Amt gefolgt war513. Der Tod dieses Hugo von Metz und der Übergang des
Metzer Grafenamtes auf den - für die Forschung unglücklicherweise -
gleichnamigen Grafen Hugo VIII. von Dagsburg um die Mitte der fünfziger Jahre
des 12. Jahrhunderts wurde nicht erkannt, sondern gerade das Gegenteil wurde
daraus gefolgert, nämlich, daß die Dagsburger Grafen im Mannesstamme um diese
Zeit erloschen waren und die Grafschaft Dagsburg auf die Blieskasteler Linie
übergegangen war514. Erst Ferdinand Tihon hat mit seinen Arbeiten dieser irrigen
Annahme ein Ende bereitet und die genealogische Erforschung der Dagsburger
509 Die Notiz lautet: Kar ta Atishelmi abbatis Mauri tnonasterii de pasturis el usibus (AD M-
et-M, H 594). Siehe auch Büttner, Andiauer Besitz und Reichsgut, Vorbemerkung zu
Nr. 2, S. 28 (im Ndr. S. 292 f.), der jedoch daraus keinen Fälschungsverdacht ableitet.
510 Die Filiation w'ird eindeutig durch die in Anm. 463 genannte Urkunde belegt. Siehe auch
unten im Kap. ’Besitzungen’ den Art. 'Laubenheim' mit den einschlägigen Zitaten zur
genealogischen Zuordnung der Personen Albert I. als Großvater, Hugo VII. als Vater,
Gertrud als Mutter und Hugo VIII. als Sohn. TlHON, Dissertation, S. 254, möchte noch
eine Tochter Hugos VII. namens Petronilla erkennen, welche Liebald von Beauffremont
geheiratet habe. Jedoch handelt es sich bei der Quelle, auf die sich Tihons Annahme
stützt, einem angeblichen Diplom Friedrichs I., vom 14. November 1157, abgedruckt bei
Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 295, S. 243 f., um eine Fälschung aus dem 18.
Jahrhundert, die von Abbé Jean-Baptiste Guillaume für das Geschlecht der
Beauffremont angefertigt wurde. Siehe dazu D F I, 4. Bd., S. 509, Anhang II, Nr. 6
Somit können wir Petronilla nicht unter die Nachkommenschaft Hugos VII. einreihen.
511 Da es relativ viele Lebenszeugnisse zu Hugo VIII. gibt, werden in diesem Kapitel nur
die wichtigsten Quellenzeugnisse zu ihm herangezogen. Die anderen, hier nicht
erwähnten Quellenzeugnisse werden im zweiten und dritten Teil der vorliegenden Arbeit
genannt.
512 So z. B. bei Schöpflin, Alsatia illustrata, Stammtafel zu S. 474 u. S 486; Witte,
Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 117, der das angeblich „mit unumstößlicher
Sicherheit sagen" kann; Châtelain, Le comté de Metz, 2. Teil, S 307 u. 311.
513 Zu Folmar siehe oben das Kap. zu Mathilde, S. 88 ff.; zu Folmar und seinem Sohn Hugo
als Grafen von Metz siehe unten das Kap. 'Die Erwerbung der Grafschaft Metz'.
514 So die in Anm. 512 genannte Literatur.
92
Grafenfamilie im 12. Jahrhundert einen großen Schritt nach vorne gebracht515.
Grundlage für den durch Tihon erbrachten Beweis bilden zwei Urkunden Hugos
VIII. von Dagsburg, in denen er ausdrücklich die Gräfin Ermensinde von Nainur
seine Großmutter nennt. Zum einen handelt es sich um eine Urkunde aus dem Jahre
1154, in der er sowohl seine Großmutter als auch ihren ersten Gemahl Albert I. von
Dagsburg-Egisheim erwähnt516. Zum anderen bezeichnet Hugo VIII. in einer von
ihm im Jahre 1163 für die Abtei Floreffe ausgestellten Urkunde die Stifterin von
Wanze, Gräfin Ermensinde von Namur, als seine Großmutter und bestätigt der
Abtei ihre Schenkung517. Der Großvater Hugos VIII. kann also nur Ermensindes
erstehelicher Gemahl, Gral' Albert I. von Dagsburg-Egisheim, sein518.
Der Geburtszeitpunkt Hugos VIII. läßt sich nur annähernd bestimmen. Der späteste
Termin kamt theoreüsch acht bis neun Monate nach dem frühen Tod seines Vaters,
der ja im Jahre 1123 verstorben war, liegen519. Somit ergibt sich als Terminus ante
quem für die Geburt Hugos VIII. der Zeitraum zwischen August und September
1124. Zum Terminus post quem können wir mit einigen Vorbehalten annähernd
genaue Aussagen treffen. Grundlage dafür ist eine Urkunde aus dem Jahre 1137, in
der Hugo VIII. noch puer genannt wird520. Der mit pueritia bezeichnete Zeitraum
wird gewöhnlich für das Alter zwischen 7 und 14 Jahren gezählt521. Dies würde
515 Tihon, Dissertation, bes. S. 254 f. Allerdings haben sich seine 1908 veröffentlichten und
richtungsweisenden Erkenntnisse immer noch nicht endgültig durchgesetzt, wie ein
Blick auf die, eine fehlerhafte genealogische Einordnung des Grafen Hugo VIII.
aufweisende Stammtafel bei Thary, L'histoire, S. 24, zeigt.
516 Urkunde, abgedruckt bei deMarneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263: Hugo Dei gracia
comes musacensis, recognoscit quod ava sua pie memorie Hermensendis comitissa
ecclesiam beati venerabilisque Joannis, que in Hoio sita est et sui juris erat, cluniacensi
ecclesie beati Petri apostolorum principis cum simiterio suo et decima, pro salute anime
sue ac domini Alberti sponsi sui et predecessorum eius, perpetuo possidendam libere ac
legitime tradidit.
517 Urkunde, abgedruckt bei V Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.: Ego
igitur H. de Dagesburg, comes Me tensis, notum esse volo cunctis fidelibus tam nostri
temporis quam post nos successuris, quod quicquid ava mea bone memorie
Ermensendis, comitissa Namucensis, contulit et concessit ecclesie beate Marie
Magdalene, de loco qui dicitur Wanzia ... concessi et donavi (Zitat, ebda., S. 26).
518 Eis sei noch darauf hingewiesen, daß Ermensindes zweiter Ehemann, Gottfried von
Namur, natürlich als Großvater Hugos VIII. nicht in Frage kommt, da die Grafen von
Namur niemals Grafen von Dagsburg waren.
519 Siehe oben, S. 80 f.
520 Druck: WÜRDTWEIN, 7. Bd., Nr. 36, S. 96 ff.: Notum sit omnibus Christi fidelibus, quod
Hugo comes ... dedit et... concessit Ecclesiae Sanctae Dei genitricis Mariae et Sancti
Deicoli de Lutra, ... capellam juxta Girbaden apud Lobias sitam ob remedium animae
suae et patris sui scilicet Alberti comitis et avunculi sui Brunonis archidiaconi Tullensis,
... qui Brunonem ... construxit, filius autem ipsius puer Hugo videlicet et mater sua
Gertrudis Comitissa ad eundem locum ... venientes; Regest: RegBfeStr. I, Nr. 462, S
322.
521 Siehe dazu A. Hofmeister, Puer, Iuvenis, Senex. Zum Verständnis der mittelalterlichen
Altersbezeichnungen, in: A. Brackmann [Hrsg], Papsttum und Kaisertum.
Forschungen z. pol. Gesch. und Geisteskultur d. Mittelalters. Paul Kehr zum 65.
Geburtstag dargebracht, Ndr. d. Ausg. München 1926, Aalen 1973, besonders S. 289-
294. ln Ausnahmefällen, vor allem in poetischen Werken, kann die pueritia bis zum
93
bedeuten, daß Hugo VIII. frühestens 1123 geboren sein kann522. Jedoch bereitet uns
die Urkunde, was deren Abfassungszeit betrifft, einige Schwierigkeiten. Das hierin
berichtete Geschehen spielte sich zwar im Jahre 1137 ab, die Beurkundung dieses
Ereignisses erfolgte wahrscheinlich einige Zeit später, man vermutet im Jahr 1141
oder kurz danach523. Daraus könnten sich Ungenauigkeiten bei der Einschätzung
des Alters von Hugo VIII. ergeben haben. Der Urkundenschreiber wußte vielleicht
nur, daß der Dagsburger damals vor vier oder fünf Jahren bei der Einweihung der
Kapelle noch jung gewesen war und hat vielleicht das Wort puer in die Urkunde
gesetzt, ohne dessen genaues Alter zu kennen. So könnte es gut möglich sein, daß
Hugo VIII. auch vor 1123 zur Welt kam. Eines steht jedoch fest: Im Jahr 1137 hat
Hugo VIII. ein Alter von mindestens 14 Jahren erreicht. Zudem existiert noch eine
weitere Urkunde aus dem Jahre 1137, die uns Hugo VIII. ohne den Zusatz puer
nennt. Es handelt sich hierbei um eine Urkunde, die einen Gütertausch zwischen der
Abtei Hesse und dem Priorat St. Quirin dokumentiert, der per liberos advocatos
scilicet Hugonem comitem de Dagesburch et Voltnarvm comitem de Huneburch
vorgenommen wurde524.
Das erste Quellenzeugnis, das uns von Hugo VIII. Nachricht gibt, ist eine Urkunde
Walters von Horburg vom 17. Februar 1130, in der ein Graf Hugo von Dagsburg als
Zeuge genannt wird525. Diese Nachricht ist in der Forschung immer wieder auf
Hugo VII. bezogen worden526, da wir aber oben nachweisen konnten, daß Hugo
VII. bereits 1123 verstorben ist, kann es sich bei dem in diesem Dokument
genannten Dagsburger Grafen nur um Hugo VIII. handeln. Der mögliche Einwand,
Hugo VIII. könne, weil er 1130 noch minderjährig war, nicht als Urkundenzeuge
fungieren, scheint mir nicht stichhaltig zu sein, weil urkundliche Belege gegen ein
posürliertes Mindestalter von 12 Jahren für eine Zeugenschaft527 sprechen528.
Alter von 28 Jahren gezählt werden (ebda., S. 295 f ). Letzteres kommt aber für unseren
Fall nicht in Betracht.
522 Vgl auch Brucker, Saint Léon IX., 2. Bd., S. 422.
523 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322; vgl. auch Biller u. Metz, Anfänge, S. 281, Anm.
16.
524 Urkunde in Strasbourg, AD BR, H 609, n° 5.
525 Druck der Urkunde in: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 381 f.: ...
wvno confirmationis testes sunt hii:... Hugo comes de Dagisburc (Zitat, ebda, S. 382).
Namensvariante Tagesburc in der von Karl Otto Müller entdeckten zeitgenössischen
Abschrift der Urkunde (K. O. Müller, Traditiones Hirsaugienses, in: ZWLG 9,
1949/50, ersch. 1950, S. 41). Wolfgang Petke leitet aus der Nennung Hugos VIII. in
dieser Urkunde, dessen Anwesenheit bei einem Hoftag König Lothars III. in Straßburg
ab (siehe Böhmer-Petke, Nrn. 216 u. 217, S. 135 f.).
526 So z. B. bei Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 116 f. und auch bei
Tihon, Dissertation, 253 f. Dieser Auffassung folgt auch Parisse, Noblesse et
chevalerie, Tafel 27, S. 375.
527 Vgl. H.-W. Herrmann, Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis zum Jahr 1527, 2.
Bd., Saarbrücken 1959, S. 52, jedoch auf die Zeugenschaft eines Ludwig von
Saarwerden bezogen: „Wenn der Sohn genannt wird, so muß er auch handlungsfähig
gewesen sein, also mindestens 12 Jahre alt“.
528 Erinnert sei nur an Heinrich, den Sohn König Konrads III. Der minderjährige Heinrich
tritt mehrmals als Zeuge in Diplomen seines Vater auf, so im Juni/September 1142 im
94
Ein weiteres auffallendes Faktum stellt der Name des Dagsburger Grafen dar.
Durch eine Urkunde Hugos VIII., ausgestellt 1146 für die Abtei Neufmoustier in
Huy, auf die zuerst Ferdinand Tihon hingewiesen hat529, erfährt man, daß Hugo
VIII. einen Doppelnamen trug, wie er selbst von sich behauptet: Ego Heinricus,
cognotnine Hugo vocatus, dei gratia Dazburgensis comes53°. Der Graf wird auch in
allen übrigen bekannten Urkunden unter dem Namen Hugo angeführt, lediglich im
Nekrolog von Floreffe taucht er noch unter dem Namen Heinrich auf531.
Hugo VIII. ist in den fünfziger Jahren relativ häufig am Hof Friedrichs I. zu fin-
den532. Er beteiligte sich, wenigstens zum Teil, am ersten533 und ebenfalls partiell
Alter von fünf Jahren (D K III 80) und als Siebenjähriger am 23. Februar 1144 (D K III
97) und im Juni 1144 (D K III, 107). Es sei zudem noch bemerkt, daß Heinrich erst 1147
zum König gewählt worden ist (vgl. Otto von Freising in: Ottonis et Rahewini Gesta
Friderici I. imperatoris, lib. I, cap. 45, S. 63), somit also in den genannten Urkunden
seines Vaters nicht kraft des Königsamtes als Zeuge auftreten konnte, was seiner
Zeugenschaft eine andere rechtliche Qualität gegeben hätte, ein Umstand, der die
Beweiskraft dieser Argumentation zweifellos gemindert hätte. Als weiteres Beispiel für
die Minderjährigkeit von Zeugen kann Friedrich der Rothenburger angeführt werden. So
ist der etwa achtjährige Herzog als Zeuge in Diplomen König Friedrichs I. nachweisbar,
so in D F I 61 und 62, beide vom Juni 1153; die Behauptung in D F I, 1. Bd., Register, S.
397, Friedrich der Rothenburger sei am 27. Januar 1153 in D F I 45, S. 75, Zeile 23
genannt, ist irrig. Bei der angegebenen Person handelt es sich indes um dessen
Urgroßvater, Herzog Friedrich I. von Schwaben; vgl. dazu auch Hofmeister, Puer, S.
297. Die allerdings von Hofmeister behauptete Zeugenschaft des siebeneinhalbjährigen
Rothenburgers in dem am 12. Dezember 1152 ausgestellten Diplom des Königs beruht
auf einem Irrtum, denn der in der Zeugenreihe genannte Fridericus dux (ebda., S. 66) ist
niemand anders als Friedrich Barbarossa selbst, wie von Th. Mayer, Das Diplom
Friedrichs I. vom 12. Dez. 1152 (St. 3654) und die Gründung des Klosters Altenburg-
Arnsburg, in: MIÖG Ergänzungsbd. 14, Innsbruck 1939, S. 235-248, schlüssig bewiesen
worden ist. Die Urkunde ist in der Zeit der Thronvakanz im Februar 1152, nach dem
Tode Konrads III. und noch vor Barbarossas Regierungsantritt, angefertigt worden, der
Herrschername, das rex augustus und das Eschatokoll wurden nachträglich eingefügt
(vgl. die Vorbemerkung zu D F I 38, S. 64). Zur politischen Interpretation der Urkunde
siehe neuerdings den Aufsatz von G. Althoff, Die merkwürdige Urkunde aus Kloster
Arnsburg, in: Damals. Das Geschichtsmagazin 24, 1992, S. 1030-1049, der auch die
wichtigste Literatur dazu verzeichnet.
529 Tihon. Dissertation, S. 254.
530 Original in Huy, AEH, abbaye de Neufmoustier, boîte de chartes 1, n° 4; Druck: DE
Marneffe, Recherches, S. 262 f.; Regest: G. Hansotte, Inventaire des archives de
l'abbaye de Neufmoustier, T. 1, Bruxelles 1960, Nr. 4.
531 Siehe unten, S. 96 u. Anm. 538.
532 1153: 30. Januar in Colmar: Zeuge in D F I 46; 11. Juni in Worms: Zeuge in D F I 58;
12. Juli in Erstein: als Vogt von Erstein in D F I 65 genannt. - 1154: 17. Januar in
Speyer: Zeuge in D F I 69; kurz nach dem 23. Juni in Maastricht: als Intervenient
zusammen mit seiner Mutter in D F I 83. - 1155: 7. September in Trient: Zeuge in D F I
123. - 1156: 25. Januar in Straßburg: Zeuge in D F I 133; 20. Februar in Frankfurt:
Zeuge in D F I 134; wahrscheinlich im Februar in Frankfurt: Zeuge in D FI 136. - 1157:
14. November in Montbarrey: Zeuge in D F I 191; Zeuge in drei am 18. November in
Arbois ausgestellten Urkunden, DD F I 192-194; Zeuge in zwei am 23. November in
Besançon ausgestellten Urkunden, DD F I 195/196; 25. November in Besançon: Zeuge
in D F I 197.
95
noch ani zweiten Italienzug des Kaisers533 534. Erst nach seinem schwerwiegenden
Konflikt mit Barbarossa im Jahre 1 162535 536 ist er kaum mehr als Zeuge in dessen
Urkunden nachweisbar, nur noch einmal 1166 und zweimal im Jahre 1174-53f>. Die
letzte urkundliche Erwähnung Hugos VIII fällt in das Jahr 1178. In diesem Jahr
iibergab Gral Hugo VIII. dem Kloster Neuburg ein Gut in Dauendorf gegen eine
Bezahlung von 30 Pfund537. Bald darauf dürfte er verstorben sein.
Hugo VIII. ist im Nekrolog von Floreffe zum 26. Februar, leider ohne Jah-
resangabe, eingetragen: 1111 kal. martii. Commemoratio domini Henrici, comitis
Dasburgensis, qui dedil nobis ecclesiam sancti Remigii de Warnant-538. Es gibt
allerdings in diesem Nekrolog zusätzlich zu diesem Eintrag noch zwei weitere
Erwähnungen der Dagsburger Grafen, die wohl Hugo VII. und Hugo IX.
zuzuordnen sind539. Der Eintrag zum 26. Februar kann jedoch zweifelsfrei auf
Hugo VIII. bezogen werden. Zwar führte den Zweitnamen Heinrich auch der Sohn
I lugos VIII., Hugo IX., jedoch identifiziert der Zusatz in dem Eintrag, daß der Graf
der Abtei Floreffe die Kirche St. Remigius in Warnant geschenkt habe, jenen
Grafen I leinrich eindeutig mit Hugo VIII., da sich glücklicherweise eine chartulare
Abschrift einer Urkunde Hugos VIII. aus dem Jahre 1163 erhalten hat, die diese
Schenkung beinhaltet540.
533 Siehe die schon in Anm. 532 genannte, in Trient ausgestellte Urkunde Friedrichs I. vom
7. September 1155, in der Hugo VIII. als Zeuge erscheint (D F I 123).
534 Im Jahre 1159 ist er in folgenden Urkunden, die Friedrich I. auf dem Italienzug
ausgestellt hat, nachzuweisen: zwischen dem 18. Mai und Juni, am Ticino während der
Verwüstung des mailändischen Gebietes, Zeuge in D F I 274; Juni in Lodi: Zeuge in D F
I 275; 30. Dezember, vor Crema: Zeuge in D F I 290 Für das Jahr 1160 fehlt jeglicher
Beleg, daß Hugo VIII. sich in der Nähe des Kaisers aufgehalten hat. Erst für die zweite
Hälfte des Juni 1161 ist er wieder als Zeuge in einer Urkunde Friedrichs I , die dieser in
Ixidi ausgestellt hat, belegt (D F I 334).
535 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50 f Siehe dazu unten das Kap. 'Die sogenannte
Horburger Fehde'.
536 1166: 25. September, Hagenau: Zeuge in D F I 517; - 1174: 23. Mai in Kaiserslautern:
Zeuge in D F I 621; 1. September, Basel: Zeuge in D F I 629. - Bei dem angeblich in
zweifacher Ausfertigung am 11. Oktober 1177 bzw. 1178 in Hagenau ausgestellten
Diplom Friedrichs I. (D F I 1072), in dem Hugo VIII. als Andlauer Vogt erwähnt wird,
handelt es sich um eine nach dem 22 Januar 1182 angefertigte Fälschung (siehe dazu die
Vorbemerkung zu D F I 1072, S. 407 f.).
537 Druck der Urkunde bei: WOrdtwein, 10. Bd , Nr. 23, S. 58-60: Notum igilur sit tarn
fit t uns. quam presenlibus, quod ego Hugo cot ne s de Tagesburch pro retnedio anitne mee
parentumque meorum conluli ecclesie in Nuwenburc fralribusque inibi Deo
Jiunulanlibus predium in Tochtndorj triginta liberarum precio comparatum (Zitat, S 58
f.; vgl dazu A. Hessel, Elsässische Urkunden vornehmlich des 13. Jahrhunderts,
Straßburg 1915, S. 7).
538 J. Barbier, Necrologe, S 42.
539 Siehe dazu oben, S. 81 f u unten, S 109.
540 Urkunde, abgedruckt in: V. Barbier, Histoire, II ed., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.
Die Ehe Hugos VIII. von Dagsburg mit Luitgart von Sulzbach
Graf Hugo VIII. von Dagsburg war mit Luitgart von Sulzbach verheiratet, einer
Tochter des Grafen Berengar II. von Sulzbach541. Ihre Schwester Gertrud war mit
König Konrad III.542 und eine weitere Schwester namens Bertha mit Kaiser Manuel
von Byzanz verehelicht543.
Das Jahr der Geburt Luitgarts läßt sich nicht genau bestimmen. Sie dürfte aber, geht
man vom Zeitpunkt ihrer ersten Eheschließung aus, in der ersten Hälfte der
zwanziger Jahre geboren worden sein544.
Für Luitgart war die Heirat mit dem Dagsburger Grafen schon die zweite Ehe, denn
sie war in erster Ehe mit dem Sohn von Herzog Gottfried I von Niederlothringen,
Herzog Gottfried II., verheiratet545. Die Eheschließung mit Gottfried II. dürfte wohl
541 Zur Ehe zwischen Hugo VIII. und Luitgard siehe Urkundenanhang Nr 1 und das
Quellenzitat in Anm. 564, zur Herkunft Luitgarts siehe F. TvROLLER, Genealogie des
altbayrischen Adels im Hochmittelalter, Göttingen 1962-1969, S 153 = Tafel 14 A, 2
Hälfte u. S. 158; vgl. auch J. Moritz, Stammreihe und Geschichte der Grafen von
Sulzbach, 2. Abt., München 1833, S 268 f u. Tab. VII u Tab. IV, siehe auch \V.
BERNHARDI, Konrad III., Berlin 1975 (= Ndr. d Ausg. 1883), S. 101, Anm 5.
542 Gertrud wird genannt in D K Ul 31, S. 49 f: ... sünulque Gertrudis uxoris nostre(Zitat,
ebda., S 50); zu Gertrud von Sulzbach siehe Bhrnilardi, Konrad III., S. 19, Anm. 29.
543 Gotifredi Viterbensis Pantheon, ed. G. H. Pertz, MGH SS XXII, S. 261: Tune
Constantinopoli Manuel imperabat, habens uxorem Teutonicam, sororem scilicet uxoris
regis Conradi, natam de Sulzbac, filiam nobilissimi comitis in terra Bawarorum;
Annates Herbipolenses, ed G H PERTZ, MGH SS XVI, S 4: Obtentu quoque reguie.
que soror erat Gertrudis auguste, quam etiam Romanorum rex Cunradus per suos
legatos ante coniugaveral regi Constantinopolilano, universo exercitui preceptum est ab
eodem rege omnia necessaria iure venalium rerum administrari, siehe auch BERNHARD!,
Konrad III., S. 266 f. mit Anm 13, dort auch zum Namen Berta
344 Moritz, Grafen von Sulzbach, 2. Abt., Tab. VII u. Tab. IV, gibt ohne Quellennennung
das Jahr 1118 als ihr Geburtsjahr an. C. Knetsch, Das Haus Brabant, 1. Teil, Darmstadt
1918 ff, S 70, vermutet, daß die Geburt Luitgarts entweder 1124 oder 1125 erfolgt ist
Tyroi.i hr, Genealogie, S 153 - Tafel 14 A. 2. Hälfte u S. 158, nennt Luitgart, jedoch
ohne Quellenangaben.
545 Continuatio Gemblacensis, ed. L. C. Bethmann, MGH SS VI, S. 386, ad 1139:
Cunradus tertius rex huius nominis, Godefridum filium Godefridi ducis jacit paterni
honoris successorem, ea maxima pro causa, quia suae coniugis sororem ei dederat
uxorem. Genealogia ducum Brabantiae heredum Franeiae, ed. I. HELLER, MGH SS
XXV, S. 390: Godefridus huius nominis secundus dux genuit Godefridum huius nominis
tercium ducem ex Ludgarde ducissa de Saltzebach, Genealogia ducum Brabantiae
ampliata, ed I. HELLER, MGH SS XXV, S. 396: Godefrido Cum-barba successit filius
eius Godefridus, dux Lotharingie huius nominis secundus; qui duxit Lutgardem
ducissam de Salchbach illustrissimeun, que fuit soror imperatricis Romanorum, Chronica
de ongine ducum Brabantiae, ed. I. Heller, MGH SS XXV, ad 1139, S. 409: Succedit
ei in ducatu Godefridus, filius eius, quem Conradus rex Germanorum tercius huius
nominis facit paterni honoris successorem, ea maxime pro causa quia sue coniugis
sororem Lutgardem, ducissam de Salsbach, ei dederat uxorem, erwähnt sei noch das
späte, die Continuatio Gemblacensis benutzende Magnum chronicon, in quo cumprimis
Belgicae res et familiae diligenter explicantur, in: J. Pistorius und B. G. Struve, Rervm
Germanicarvm veteres lam pnmvm pvblicati scriptores VT........ed. 3., Ratisbonae 1726,
S. 182: Godefridus hujus nominis secundus, Dux Lolharingice, Comes & Marc hio patri
97
Anfang des Jahres 1139 erfolgt sein546. Im Juni des Jahres 1142 verstarb nach circa
dreijähriger Ehe Herzog Gottfried II. plötzlich547, Luitgart wurde Witwe. Aus die-
ser Verbindung entsproß wegen des frühen Todes von Gottfried II. lediglich ein
Sohn, der spätere Herzog Gottfried III. von Niederlothringen, der zum Todeszeit-
punkt seines Vaters erst ein Jahr alt gewesen ist548. Luitgart läßt sich gut in
Urkimden ihres minderjährigen Sohnes nachweisen. So tritt sie im Jahre 1143 in
einer Urkunde Gottfrieds III. für das Priorat Bigard zusammen mit ihm als Schen-
kerin auf549. In ähnlicher Funktion finden wir Luitgart in Urkunden ihres Sohnes im
Jahr 1151 für das Kloster Affiighem550 und für die Abtei Parc551, 1153 für das
Priorat Frasnes-lez-Gosselies552, für das Kloster Grimberghen ebenfalls 1153553,
im Jahr 1154 wieder für das Priorat Bigard554, im Jahr 1158 ist sie Intervenientin in
Godefrido succedens, adeo ab Imperatore Conrado hujus nominis tertio diligitur, ut eum
paterni honoris successorem faceret, & Luytgardem, sororem conjugis suce, in uxorem
traderet, quœ erat filia Ducis de Saltzenbach, ex qua genuit Godefridum, Ducem tertium
& Marchionem, Moritz, Grafen von Sulzbach, 2. Abt., Tab. VII und 1. Bd., S. 268 f.,
und Tyroller, Genealogie, S. 153 = Tafel 14 A, 2. Hälfte u. S. 158, kennen nur die
erste Ehe Luitgarts mit Gottfried II.
546 Siehe die in Anm. 545 angeführten Quellen.
547 Continuatio Gemblacensis, MGH SS VI, S. 388, ad 1142: Godefridus iunior dux
Lotharingiae quarto anno sui ducatus moritur, Annales Sancti Petri Erphesfurdenses, ed.
G. H. Pertz, MGH SS XVI, S. 19, ad 1142: Godefridus dux Lovaniensis secundus obiit,
Annales Rodenses, ed G. H. Pertz, MGH SS XVI, S. 715, zu 1142: Obiit Godefridus
dux Lovaniensis; Tyroller, Genealogie, S. 153 = Tafel 14 A, 2. Hälfte u. S. 158; vgl.
W. Mohr, Geschichte des Herzogtums Lothringen, 2. Bd., Saarbrücken 1976, S. 88.
548 Genealogia ducum Brabantiae ampliata, MGH SS XXV, S. 396: Godefridus secundus
quatuor tantum annis dux fuit. Cui successit filius eius Godefridus, huius nominis dux
Lotharingie et Brabantie tercius, infans anni unius\ Chronica de origine ducum
Brabantiae, MGH SS XXV, S. 409: Succedit filius eius equivocus, primum adhuc agens
etatis annum\ Auctarium Gemblacense, ed. L. C. Bethmann, MGH SS VI, S. 392, zu
1142: Succedit filius eius equivocus, primum adhuc agens aetatis annum
549 Urkunde, abgedruckt bei F. Chr. Butkens, Trophées du Duché de Brabant I, A la Haye
1724, preuves, S. 38. Weiterer Druck bei E. de Marweffe, Cartulaire d'Afflighem,
Louvain 1894-1901, Nr. 66, S. 103 f: ... Ego godefridus dux et marchio lotharingie et
comes louanij et mater mea lute hardis tradidimus. Regest bei A. Wauters, Tabie
chronologique des Chartes et Diplomes II, Bruxelles 1868, S. 242.
550 Druck bei de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 83, S. 128 f.:... coram me, et
coram matre mea Domina Lutgarde sibi commutauerunt.
551 Regest bei Wauters, Table chronologique II, S. 342.
552 Druck bei de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 89, S. 138 f.: ... Hec confirmatio
facta est coram domno Godescalco abbate, domnaque ducissa Lutgarde (Zitat, ebda, S.
139).
553 Druck bei C.-B. DeRidder, Documents extraits du cartulaire de Grimberghen, in:
AHEB 11, 1874, Nr. I, S. 11 f.: Ego dux Godefridus et mater mea, duxissa Lutgardis,
dedimus sancto Petro Grimbergensis ecclesie (Zitat, ebda, S. 11); Regest bei Wauters,
Table chronologique VII, 1, S. 258.
554 Druck bei de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 93, S. 144 f.: ... Ego godefridus
dux et marchio lotharingie et cornes louanij et mater mea luthgardis tradidimus (Zitat,
ebda., S. 144).
98
einer Urkunde Gottfrieds III. für die Abtei Villers-en-Brabant555 und schließlich
noch im Jahr 1162 für das Jerusalemer Hospital der Coudenberger Kirche Saint-
Jacques556.
Luitgart ging kurze Zeit nach dem Tod ihres ersten Gemahls eine für unseren
Zusammenhang entscheidende zweite Ehe ein, nämlich mit Graf Hugo VIII. von
Dagsburg. Der genaue Zeitpunkt dieser zweiten Eheschließung Luitgarts mit Graf
Hugo VIII. läßt sich zwar nicht ermitteln, man kann aber eine weitgehende
Eingrenzung vornehmen. Auf Grund des Titels, mit dem Luitgard in den Urkunden
bezeichnet wird, können keine Rückschlüsse auf den Zeitpunkt ihrer zweiten
Eheschließung gezogen werden, denn sie führte auch nach der Eheschließung ihren
ducissa-Titel ohne einen Zusatz, daß sie auch Gräfin von Dagsburg sei, weiter557.
Als Terminus post quem gilt natürlich das Jahr 1142558, also der Zeitpunkt des
Todes ihres ersten Ehemannes. Daß vor einer Wiederverheiratung nach dem Tod
des ersten Ehemannes immer eine längere Frist zu verstreichen hatte, etwa in Form
eines Trauerjahres, ist nicht zwingend, wie selbst das gut dokumentierte Beispiel
ihrer Enkelin Gertrud verdeutlicht, die noch im Todesjahr ihres ersten Gemahls,
Herzog Theobald I. von Oberlothringen, den Grafen von der Champagne
heiratete559 560. Eine längere Wartefrist wäre ja auch in vielen Fällen politisch gar nicht
opportun gewesen. Man mußte schnell handeln, wollte man territorialpolitische
Vorteile erringen.
Den Terminus ante quem der Eheschließung Hugos VIII. und Luitgards zu
bestimmen, gestaltet sich etwas schwieriger. Zum ersten Mal wird die Ehefrau
Hugos VIII. in einer von ihm im Jahre 1146 ausgestellten Urkunde für das Kloster
Neufmoustier erwähnt. Dort heißt es: Pro his igitur collatis a me beneficiis ab
ecclesia prenominata orationes fratrum et sororum suffragia michi et uxori mee,
liberis et familie et predecessoribus et successoribus meis suscepi56°. Im Jahr 1146
555 Urkunde Gottfrieds III. aus dem Jahr 1143, abgedruckt in: P. E. de Moreau, Chartes du
XIIme siècle de l'abbaye de Villers-en-Brabant, Louvain 1905, Nr. 8, S. 18: ... matre rnea
Lutgarde petente....
556 Druck der Urkunde bei A. Wauters, Don fait à l'ordre de Saint-Jean de Jérusalem de
l'église de Saint-Jacques-sur-Caudenberg et pèlerinage du duc de Brabant Godefroid III
en Palestine, in: Revue d'histoire et d'archéologie, 1. Bd., Bruxelles 1859, S. 481 f.: Dedi
itaque una cutn matre mea Lutgarde ducissa ... (Zitat S. 481); Regest bei Durs., Table
chronologique II, S. 439.
557 So war sie z. B. im Jahr 1162, also zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde für das
Jerusalemer Hospital der Coudenberger Kirche Saint-Jacques (siehe Anm. 556), schon
mit Hugo VIII. verheiratet, führte aber nur ihren i/wcBTa-Titel. Luitgart nennt sich in den
Urkunden ihres zweiten Mannes ducissa Lovaniae (siehe im Anhang, Urkunde Nr. 1 u.
unten, Anm. 564). Zur Titulatur des niederlothringischen Herzogs nach der Grafschaft
Löwen sowie zu den verschiedenen Formen des Herzogstitels in Niederlothringen siehe
W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9, bis 12. Jahrhundert),
München-Wien 1968, S. 388-408.
558 So auch Parisse, Albert, comte de Dabo, S. 162, der lediglich angibt, daß die Hochzeit
nach 1142 stattfand.
559 Siehe dazu unten, das Kap. 'Die Ehe Gertruds mit Graf Theobald IV. von der Cham-
pagne'.
560 Druck der Urkunde bei deMarneffe, Recherches, Nr. 5, S. 262 f, Zitat, S. 262.
99
sind Hugo und Luitgart also schon verheiratet. Die angegebene Passage spricht
allerdings auch von liberis. Das würde bedeuten, daß das Ehepaar iin Jahre 114b
schon mindestens zwei Kinder hatte. Drei Kinder wären eher unwahrscheinlich,
zieht man den Terminus post quem in Betracht, sind aber nicht auszuschließen. Die
Eheschließung müßte also, geht man bei den Kindern nicht von Zwillingen aus,
spätestens 1144 erfolgt sein. Es fällt aber auf, daß die Namen der Kinder in dieser
Urkunde nicht genannt werden. Dies mag auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich
scheinen, wird doch der Name der Ehefrau auch nicht erwähnt. Es ist in Urkunden
männlicher Aussteller durchaus nicht selten anzutreffen, daß die Gemahlin lediglich
als uxor mea angeführt, ihr Name hingegen weggelassen wird. Als Beispiel mag die
Urkunde Alberts II. für Val-Notre-Dame dienen, in der dieser, ebenfalls den Namen
nicht nennend, die Stiftung unter anderem zum Seelenheil uxoris mee tätigt. Alberts
Tochter Gertrud wird von ihm auch nur als seine filia bezeichnet. Lediglich seinen
Bruder nennt er mit Namen561. Wie uns das eben angeführte Beispiel verdeutlicht,
werden Kinder nicht immer namentlich genannt. Jedoch ist festzustellen, daß Hugo
VIII. in seinen anderen Urkunden, wenn er seine Söhne nennt, diese immer nament
lieh anführt562. Im Fall der Urkunde für Neufmoustier ist allerdings auch der
Kontext zu betrachten, in dem das Wort liberis steht. Hugo empfängt für seine
Schenkung an das Kloster als Gegenleistung die Gebete für sich, seine Ehefrau,
seine Kinder, seine Familie, seine Vorgänger und Nachfolger Die gesamte Familie
Hugos VIII. soll also in das Gebetsgedenken eingeschlossen werden, also sowohl
alle schon verstorbenen als auch alle noch nicht geborenen - zukünftigen -
Familienmitglieder, wie uns die Wendung predecessoribus et successoribus meis
verdeutlicht. Es ist demnach durchaus denkbar, daß die Formulierung liberis zum
Ausdruck bringen soll, man möge alle Kinder Hugos VIII., also auch diejenigen,
die noch geboren werden, ins Gebetsgedenken mitaufnehmen, was natürlich so-
wieso die Intention Hugos VIII. gewesen sein wird. Wir können also feststellen, daß
die Erwähnung der Kinder in dieser Urkunde nicht zwingend auf zu diesem
Zeitpunkt schon geborene Kinder schließen läßt, wir können aber auch nicht
ausschließen, daß das Ehepaar 1146 schon Nachkommen hatte. In letzterem Fall
wäre der Terminus ante quem für die Eheschließung, bei zwei schon lebenden
Kindern, wie oben bereits erwähnt, ins Jahr 1144 zu setzen, in den anderen
möglichen Fällen, so bei einem Kind oder noch gar keinem Kind, dementsprechend
später. Den Spätestmöglichen Termin bildet auf jeden Fall das Jahr 1146. ln diesem
Zusammenhang fügt sich auch gut ein, daß Hugo VIII. im Jahre 1148 in der
Zeugenreihe einer Urkunde von Herzog Gottfried III. von Niederlothringen für das
Priorat Frasnes-lez-Gosselies auftaucht563. Dies ist das einzige Mal, daß Hugo VIII
als Zeuge in einer Urkunde Gottfrieds III. fungiert, so daß sich hieraus eine
Bestätigungt für die Richtigkeit der von uns hier vorgenommenen zeitlichen
Einordnung der Eheschließung des Dagsburger Grafen mit der Mutter des
iüederlothringisehen Herzogs ergeben köimte.
561 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
562 Siehe dazu unten, Anm 564 u. im Anhang, Urkunde Nm. 3 und 4
563 Druck; deMarneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 80, S. 124 f.
100
Im Jahr 1163 stellen Hugo VIII. und Luitgart zusammen eine Urkunde für das
Priorat Wanze aus564, und in einer weiteren LTkunde Hugos VIII. aus diesem Jahr,
in welcher der Graf der Abtei Florelfe den Besitz des Hospitals in Wanze bestätigt,
stimmen bereits die beiden Söhne aus dieser Ehe, Hugo und Albert, zu565. Dies
führt uns zur Frage des Alters von Luitgart von Sulzbach. Für Hugo VIII. von
Dagsburg wird natürlich - wie bei den meisten Dynasten - bei einer Eheschließung
auch die Nachfolgefrage eine wichtige Rolle gespielt haben Luitgart wird also bei
ihrer zweiten Eheschließung höchstens Mitte zwanzig, also noch relativ jung
gew esen sein, so daß demnach zur Sicherung der Dynastie ein reicher Kindersegen
erwartet werden konnte.
Aus Luitgarts zweiter Ehe sind schließlich mindestens vier Kinder hervorgegangen.
Eine Tochter aus dieser Ehe, Gertrud, die mit Graf Ludwig I. von Saarwerden
verheiratet war, ist sicher vor 1150 geboren566, was die Hypothese von der
Eheschließung zwischen Luitgart und Hugo VIII. in der Mitte der vierziger Jahre
des 12. Jahrhunderts bestätigen würde. Auch dürfte die Geburt eines der beiden
Söhne, nämlich Hugos IX., wahrscheinlich in dem Zeitraum zwischen 1144 und
1152 erfolgt sein567.
Das Todesjahr der Luitgart von Sulzbach ist uns nicht überliefert. Im Jahr 1163 ist
sie noch am Leben, wie uns die beiden oben genannten Urkunden für Wanze und
Floreffe beweisen568. Nach diesem Zeitpunkt gibt es keine I^ebenszeugnisse Luit-
garts mehr.
6. XI. und XII. Generation
Die Kinder aus der Ehe Hugos VIII. mit Luitgart von Sulzbach
Aus der Ehe Hugos VIII mit Luitgart von Sulzbach lassen sich insgesamt vier
Kinder nachweisen: Hugo IX., Albert II., Gertrud und eine Tochter unbekannten
Namens, die aber in der Literatur des öfteren Luitgart genannt wird569. Weitere
Kinder aus der Verbindung Hugos VIII. mit Luitgart von Sulzbach sind uns nicht
bezeugt. Gegen Ende der vierziger Jahre sind höchstwahrscheinlich schon Nach-
kommen aus dieser Ehe am Leben, wie oben bereits ausführlich diskutiert
564 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 1
565 Urkunde, abgedruckt bei V. Barbier, Histoire, II. éd., tom. Il, Nr. 41, S. 25 ff.: Hec
omnia supradicla concessi et tradidi loco prenominato et fratribus ac sororibus, ex
voluntate et assensu uxoris mee L., ducisse Lovanie, et duorum filiorum meorum
Hugonis et Alberti (Zitat, S. 26).
566 Siehe dazu unten, S. 121.
567 Siehe dazu unten, S. 103
568 Siehe oben, Anm. 564 u. 565.
569 So z. B. bei Parisse, Noblesse et chevalerie,Tafel 27, S. 375; Hinweise auf weitere
Literatur, die diese Tochter Hugos VIII. Luitgart nennt, bei U. Bader, Geschichte der
Grafen von Are bis zur Hochstadenschen Schenkung 1246, Bonn 1979, S 169, Anm. 7 u.
ebda, S. 171, Anm. 3.
101
wurde570. Die Quelleniage läßt es jedoch nicht zu, die Geburtsjahre der Kinder zu
bestinunen, sondern es können lediglich mögliche Geburtszeiträume eingegrenzt
werden. Schlußfolgerungen zu den jeweiligen GeburtsZeiträumen werden in den
nächsten Abschnitten diskutiert und vorgestellt.
Hugo IX. (Heinrich) von Dagsburg
Über das Schicksal Hugos IX., des möglicherweise ältesten Sohnes von Hugo VIII.,
sind wir kaum unterrichtet, da er, bedingt durch seinen relativ frühen Tod, politisch
fast nicht in Erscheinung getreten ist. Allerdings hat er sich vermutlich in den
wenigen Jahren seines politischen Wirkens in den zu dieser Zeit im nieder-
lothringischen Raum und im Maasgebiet allgemein vorherrschenden, vor allem
territorialpolitisch motivierten Fehden durch besondere Kriegstüchtigkeit hervor-
getan571, denn er und sein Bruder Albert erhielten, wie bei Alberich von Trois-
fontaines zu lesen ist, den Beinamen falcones de Daburc572, der nicht gerade auf
ein friedliebendes Naturell der beiden Brüder schließen läßt.
Der Zeitpunkt der Geburt Hugos IX. ist unbekannt, die erste sicher datierte
Erwähnung Hugos erfolgt im Jahre 1163 in der Urkunde seines Vaters Hugo VIII.
für die Abtei Floreffe, in der er zusammen mit seinem Bruder Albert als
zustimmende Person genannt wird573. Nimmt man dazu noch an, daß Hugo der
ältere der beiden Brüder ist574, ergibt sich als Terminus ante quem für seine Geburt
das Jahr 1162. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man seine Geburt wesentlich
früher ansetzt. Geht man nämlich von seinem Todesjahr 1172575 aus, und bedenkt
man das Faktum, daß er den Beinamen eines 'Falken von Dagsburg' bekommen hat,
den er sich - wie schon erwähnt - wohl wegen seiner Kriegstüchtigkeit erworben
haben wird, so liegt es nahe, daß Hugos Aktivitäten in dieser Hinsicht sich nicht
schon im Kindesalter entfaltet hatten, denn er wäre bei seinem Tod, legte man das
Jahr 1162 als Terminus für seine Geburt zugrunde, erst zehn Jahre alt gewesen.
Auch hat er zusammen mit seinem Bruder Albert an den Kämpfen gegen Graf
Gerhard von Loon teilgenommen, die doch wohl ein fortgeschrittenes Jugendalter
voraussetzten576. Eine realistische Einschätzung seines Alters zum Zeitpunkt seines
570 Siehe oben, S. 100 f.
571 Siehe den Bericht über die Kämpfe zwischen Graf Gerhard von Loon und den Brüdern
Hugo und Albert von Dagsburg in den Gesta abbatum Trudonensium continuatio
secunda, MGH SS X, S. 358; zu dem politischen Hintergrund des Konfliktes zwischen
dem Grafen von Loon und den Dagsburger Grafen siehe unten das Kap 'Nach der
Horburger Fehde und letzte Jahre Hugos VIII.'
572 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 893: Hic Albertus et
Hugo frater suus, qui iacet apud Wangias ..., qui propter eorwn nobilitatem et famam ab
omnibus nominabantur falcones de Daburc.
573 Siehe oben, Anm. 565.
574 Siehe unten, S. 104f.
575 Siehe unten, S. 105-109.
576 Zum besseren Verständnis sei hier die gesamte Passage aus den Gesta abbatum
Trudonensium continuatio secunda, MGH SS X, S. 358, zitiert: Anno sequenti Hugo et
Albertus comitis de Musal filii, non ferentes se ab eodem Gerardo comite exheredari.
102
Todes, unter Berücksichtigung seines Beinamens, läge meines Erachtens vielleicht
bei 20 bis 28 Jahren. Somit könnte man Hugos IX. Geburt in dem Zeitraum
zwischen 1144 und 1152 ansetzen. Für diesen Befund spricht auch die Erwähnung
eines Hugo, filius comitis de daborc, in der Zeugenreihe einer undatierten Urkunde
des Ritters Conrad de Meux aus der familia des Grafen von Namur, der dem Priorat
Basse-Wavre sein Allod in Grand-Leez übertrug577. Die Herausgeber der nicht
mehr im Original überlieferten Urkunde datieren sie - wenn auch mit Vorbehalten -
auf das Jahr 1145, da als ihr Ausstellungsjahr in dem Chartular von Floreffe, in das
sie eingetragen ist, im Rubruin das Jahr 1145 angegeben wird578. Würde die
collecto exercitu se per terram eius inopinate diffundunt. Bilisium namque et Calmunt
dimidium legitimo iure cum appendiciis eorum suum esse dicebant, quod tarnen a patre
eius tiec armis nec iusticiae legibus obtinere unquam potuerant. Armatis itaque occulte
suorurn fortissimis, die dominico castrum Berte repentitio irnpetu invadunt, et tocius in
circuitu provinciae vicos devastant atque comburunt. Sed nec tune quidem ecclesia
nostra a vastalione possessionum suarum potuit esse aliena, nam Horte villa nostra
semiusta tota vastatur, fractisque rotis tnolendinum nostrum a predonibus incensum
feroci igne exuritur. Es sei noch auf zwei Fälle hingewiesen, die meiner These, aktive
kriegerische Tätigkeiten seien im Alter von ca. 10 Jahren äußerst unwahrscheinlich,
scheinbar entgegenstehen. So wird von Otto von Freising in Ottonis et Rahewini Gesta
Friderici I. imperatoris, lib. II, cap. 20, S. 122, behauptet, daß Friedrich Barbarossas
Stiefbruder, Pfalzgraf Konrad, der damals ungefähr 10 Jahre alt gewesen sein muß, wie
Hofmeister, Puer, S. 300, glaubhaft macht, im Februar 1155 an dem Vorgehen gegen
Tortona beteiligt gewesen sei. Ebenso sei laut Vincentii Pragensis annales, MGH SS
XVII, ed. W. Wattenbach, S. 665, Barbarossas Neffe, Friedrich von Rothenburg, an
den Kämpfen an Barbarossas Krönungstag (das ist der 18. Juni 1155) aktiv beteiligt
gewesen. Friedrich der Rothenburger war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls erst zwischen
neun und zehn Jahren alt (vgl. dazu Hofmeister, Puer, S. 300). Beide Fälle kommen
aber ftlr unsere Überlegungen nicht in Betracht, da diese Aussagen vom Standpunkt der
höfischen Geschichtsschreibung zu begreifen sind (vgl. ebda ). Die Stelle bei Vinzenz
von Prag beruht auf einem Irrtum (vgl. Böhmer-Opll, Nr. 319). Nachweislich hat
Herzog Friedrich von Rothenburg nicht am ersten Italienzug Friedrich Barbarossas
teilgenommen. Letztmalig ist Herzog Friedrich vor Barbarossas erstem Italienzug in
einer im Mai 1154 in Göppingen ausgestellten Urkunde Friedrichs I. nachweisbar (D F I
77). Erst nach Barbarossas Rückkehr aus Italien tritt der Sohn Konrads III. wieder als
Zeuge in einem am 29. Oktober 1155 in Würzburg ausgestellten Diplom des Kaisers auf
(D F I 127). Könnte es sein, daß im Falle Friedrichs von Rothenburg von Vinzenz von
Prag, indem er das Bild des selbstlosen Einsatzes des Rothenburgers für seinen Vetter
bei dessen Kaiserkrönung ’konstruierte’, suggeriert werden sollte, daß der Rothenburger,
als der Sohn des Vorgängers Friedrich Barbarossas und bei der Königswahl 1152
übergangene Königssohn, sich letztendlich mit der Wahl Barbarossas einverstanden
erklärte? Diese Quellenstelle wird nicht besprochen sowohl bei G. ALTHOFF, Friedrich
von Rothenburg. Überlegungen zu einem übergangenen Königssohn, in: Festschrift für
Eduard Hlaw'itschka zum 65. Geburtstag, hrsg. v. K. R. Schnith und R. Pauler,
Kallmünz Opf. 1993, S. 307-316, als auch bei J. P. Niederkorn, Friedrich von
Rothenburg und die Königswahl von 1152, in: Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten
staufischer Geschichte, hrsg. v. S. Lorenz u. ü. Schmidt, Sigmaringen 1995, S. 51-59.
577 Druck der Urkunde bei DE Marneffe, Cartulaire d’Afflighem, Nr. 73, S. 113 f., Zitat, S.
114; weiterere Drucke in: Documents concernant Grand-Leez et Sauveniere, extraits du
cartulaire de l'abbaye de Floreffe, in: AHEB 8, 1871, Nr. 1, S. 225. - Rousseau, Actes,
Nr. 3, S. 95 ff.
578 Siehe de Marneffe, Cartulaire d’Afflighem, Nr. 73, S. 113, Anm. 1. Rousseau, Actes,
Nr. 3, S. 95, versieht das Datum mit einem Fragezeichen.
103
Datierung stimmen, träte Hugo IX. schon als Säugling als selbständiger Zeuge auf.
Wäre mit Hugo,ßlius comitis de daborc, Hugo VIII. gemeint, so ist eigentlich nicht
recht erklärbar, warum er nicht einfach als Graf von Dagsburg bezeichnet wird,
sondern als Sohn des Dagsburger Grafen579. Sein Vater ist bekanntlich 1145 schon
über zwanzig Jahre tot und Hugo VIII. schon längere Zeit volljährig und als Gral
politisch aktiv. Eine Bezeichnung als Sohn des Dagsburger Grafen ist in diesem
Fall eigentlich unangebracht. Folglich kann es sich bei Hugo, filius comitis de
daborc um um Hugo IX. handeln, und so macht ja auch der Zusatz filius comitis de
daborc erst einen richtigen Sinn, da der Vater Hugos IX. zum Zeitpunkt der
Ausstellung der Urkunde Conrads de Meux noch lebte580 und der amtierende Graf
war. Wahrscheinlich ist die Ausstellung dieser Urkunde im Umfeld zweier im Jahre
1153 von Bischof Heinrich II. von Lüttich und dem Kapitel von Saint-Lambert über
die Schenkung der Kirche von Grand-Leez an Basse-Wavre ausgestellten Urkun-
den anzusiedeln581.
Wie ist Hugo IX. in die Reihe der vier bekannten Kinder Hugos VIII. einzuordnen?
Eine begründbare Aufeinanderfolge der Kinder Hugos VIII., die seine beiden
Töchter miteinbezieht, läßt sich leider nicht geben. Wir können höchstens an Hand
einiger Anzeichen Vermutungen über die Geburtenreihenfolge der Söhne abgeben.
Diese Indizien sprechen dafür, daß Hugo IX. der ältere der beiden Söhne des
Dagsburger Grafen gewesen ist. So war es in hochadeligen Familien gängiger Usus,
den Leitnamen des Geschlechtes normalerweise an den ältesten Sohn weiter-
zugeben. Ebenso war es eine weitverbreitete Praxis, die erstgeborenen Söhne
oftmals nach dem Großvater zu benennen. Für das Geschlecht der Dagsburger
Grafen hatte sich seit dem 10. Jahrhundert Hugo als der eindeutig dominante
Leitname herauskristallisiert. So findet sich der Name Hugo bei Hugos IX. Vater
und Großvater, so daß man mit einiger Berechtigung schließen kann, dieser Name
sei von Hugo VIII. auf seinen Erstgeborenen tradiert worden.
Als ein weiteres Indiz für eine bestimmte Geburtenaufeinanderfolge der Söhne
eines Dynasten wird von der Forschung gerne die Reihenfolge der betreffenden
Söhne in den Zeugenreihen von Urkunden gewertet. Der Ältere würde dement-
sprechend vor dem Jüngeren genannt582 583. Es sind lediglich zwei Urkunden bekannt,
in denen Hugo und Albert gemeinsam mit ihrem Vater als Zeugen erscheinen, die
schon erw ähnte Urkunde Hugos VIII. für die Abtei Floreffe aus dem Jahre 1163585
und ein für das Zisterzienserkloster Beaupré in Basel ausgestelltes Diplom Kaiser
a79 Schon Rousseau, Actes, Nr. 3, S. 96, meldet Zweifel an, daß es sich um Hugo VIII.
handelt.
580 Hugo VIII. überlebte seinen Sohn, Hugo IX., um sechs Jahre.
581 Die Urkunden sind abgedruckt in: deMarneffe, Cartulaire d'Afflighem, NT. 90, S. 139
ff. u. Nr. 91, S. 141 f. Weitere Drucke in: Documents concernant Grand-Leez, Nr. 2, S.
226 f. u. Nr. 3, S. 228 f.
582 Man vergleiche hierzu nur die einschlägigen Arbeiten zur Geburtsreihenfolge der Söhne
Friedrich Barbarossas, so Baaken, Altersfolge, S. 46-78 und Assmann, Friedrich
Barbarossas Kinder, S. 435-472.
583 Siehe oben, Anm. 565.
104
Friedrichs I. vom 1. September 1174584. In dem Diplom Friedrichs I. vom 1. Sep-
tember 1174 wird zwar Albert als erster genannt585, diese Kaiserurkunde scheidet
allerdings aus verschiedenen Gründen, die unten erörtert werden sollen, als Nach-
weis für Hugo IX. aus586. In der nun für unsere Untersuchung einzig relevanten
Urkunde von 1163 rangiert Hugo vor seinem Bruder Albert587. Dieser Befund stützt
somit die von der Namensgebung her angestellte Vermutung, daß Hugo IX. der
ältere der beiden Söhne Hugos VIII. gewesen ist.
Hugo IX. trug, ebenso wie sein Vater, neben dem Leitnamen der Familie, noch als
zweiten Namen den Namen Heinrich. Dies wird aus der Urkunde seines Bruders
Albert für Val-Notre-Dame aus dem Jahre 1210 deutlich. Er nennt hier seinen
Bruder ausdrücklich Heinrich, ein anderer Bruder wird nicht erwähnt588. Schon
Ferdinand Tihon hat festgestellt, daß der hier Heinrich genannte Bruder Alberts II.
mit dessen 1172 verstorbenen Bruder Hugo identisch sein muß58?. Die Nennung
erfolgt in einer Passage, die den Charakter dieser Stiftung als Seelgerätstiftung
verdeutlicht und die die gesamte Familie Alberts nennt. Es wäre geradezu be-
fremdend, wenn Albert seinen 1172 verstorbenen Bruder Hugo, der durch die
Quellen zweifelsfrei in seiner Existenz gesichert ist, nicht erwähnte, hingegen
jedoch einen sonst in keiner anderen Quelle belegten Bruder namens Heinrich. Dies
und die Tatsache, daß sein Vater den Doppelnamen Hugo-Heinrich trug, läßt den
Schluß zu, daß auch Hugo IX. diesen Doppelnamen übernommen hat. Die Identität
Hugos IX. mit dem Heinrich aus der Stiftungsurkunde für Val-Notre-Dame
erscheint uns somit als gesichertes Faktum.
Zu Hugo IX. gibt es ansonsten nur einige wenige Nachrichten aus dem Jahr 1172,
die vor allem sein Ableben betreffen. Das Todesjahr Hugos IX. überliefern uns
mehrere chronikalische Quellen. Die Kölner Königschronik erwähnt den Tod eines
Hugo cornes de Muosal zum Jahre 1172590. Es ist allerdings nicht ganz klar, um
welche Person es sich dabei handelt, denn zu dieser Zeit waren zwei Träger jenes
Namens am Leben, nämlich Hugo VIII. und sein Sohn Hugo IX. Der Vater Hugos
IX. kann eigentlich nicht gemeint sein, denn er ist noch bis zum Jahr 1178
urkimdlich nachweisbar591. So kann es sich nur um Hugo IX. handeln. Ebenfalls zu
584 D FI 629.
585 D F I 629: Huius compositionis ... testes sunt:... Hugo comes Metensis, Albertus ffijlius
eius, Hugo filius eiusdem comitis (Zitat, S 124).
586 Siehe die Ausführungen unten, S. 106 ff.
587 V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 41, S, 25 ff.: ... et duorum filiorum meorum
Hugonis et Alberti (Zitat, S. 26).
588 Original in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, boite de chartes 1, n° 1, siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 14: ...pro remedio anime mee et parentum meorum fratrisque mei
Henrici et uxoris mee ac filie et antecessorum cum meis successoribus contuli.
589 Tihon, Dissertation, S. 257 f.
590 Chronica regia Coioniensis (Annales maximi Colonienses) cum continuationibus in
monasterio S. Pantaleonis scriptis aliisque historiae Coioniensis monumentis, ed. G.
Waitz, MGH Script, rer. Germ., Hannover 1880, S. 123: Ipso anno plures procerum
obierunt, scilicet... Hugo comes de Muosal.
591 Siehe dazu oben, S. 96 mit Anm. 537.
105
1172 finden wir seinen Tod in einer Notiz in den Annales Parchenses angezeigt592.
Auch die Gesta abbatum Trudonensium berichten, allerdings etwas detaillierter,
vom Tod Hugos. Er wird hier in den Zusammenhang um die im Jahre 1172
beginnenden Auseinandersetzungen der dagsburgischen Brüder mit ihrem
Verwandten, dem Grafen von Loon, eingeordnet. Hugo sei, so der Annalist, im
Verlauf dieser Kämpfe in Huy gestorben593.
Allerdings wird diese in allen drei Chroniken übereinstimmende Angabe, der Tod
Hugos IX. sei 1172 erfolgt, durch eine spätere urkundliche Erwähnung Hugos IX.
in Frage gestellt. Er findet sich nämlich 1174 in dem schon erwähnten Diplom
Friedrichs I. für die Abtei Beaupré angeblich als Zeuge594, in der Friedrich I.
einen Rechtsstreit zwischen Beaupré und dem Grafen Folmar von Blieskastel
entscheidet. Der Urkunde Friedrichs I. liegt eine Vorurkunde von Erzbischof
Arnold von Trier, wahrscheinlich um den 23. Mai 1174 ausgestellt, zugrunde595.
Die Zeugen in der Barbarossaurkunde scheinen, wie Scheffer-Boichorst glaubhaft
macht, aus dieser Vorurkunde übernommen zu sein596. Jedoch weichen die
Zeugenreihen in einem für uns entscheidenden Punkt voneinander ab. Während die
592 Annales Parchenses, ed. G. H. PERTZ, MGH SS XVI, S. 606: 1172. Margarita uxor
ducis Godefridi mortua est, et Hugo frater ducis Godefridi et Theodericus comes de
Cleve et Ludovicus cornes de Los. Hugo IX. war über seine Mutter Luitgard von
Sulzbach der Halbbruder von Herzog Gottfried III. von Niederlothringen.
593 Gesta abbatum Trudonensium continuatio secunda, MGH SS X, ad 1172, S. 358: Videns
ergo Gerardus comes de Lonensis necessariam sibi comitis Duracii Egidii militem
virtutem et audaciam, eum contra adversarios suos sibi adiutorem et socium asscivil. et
altero eorum, id est Hugone [= Hugo IX.], apud Hoyum defuncto, alterwn [= Albert II]
fugato eius exercitu de terrae suae finibus eliminavit. - Die Angabe bei TlHON,
Dissertation, S. 255, Anm. 4, Hugo IX. sei 1173 verstorben, beruht auf einer
Verwechslung durch Tihon. Der Tod eines Hugo zu 1173, den die von Tihon benutzte
und zitierte Quelle (ebda., Anm. 4), die Chronique de l'abbaye de Saint-Trond, éd. C. de
Borman, 2. Bd., Liège 1877 (= Gesta abbatum Trudonensium continuatio secunda,
MGH SS X), nennt, bezieht sich nicht, wie Tihon annimmt, auf Hugo IX. von Dagsburg
und Moha, den Bruder Alberts II. von Dagsburg und Moha, sondern, wie eindeutig aus
der besagten Quelle hervorgeht, auf Hugo, den Bruder des Grafen Gerhard von Loon
Hugo siquidem frater ejusdem Gerardi, seminarium omnis mali, quod occasione hujus
valli inter nostrates et Lonensis postea emersit, adhuc fere intra pubertatis annos agens
vita decessit (Chronique de 1'abbaye de Saint-Trond, cap. 23, S. 73 = Gesta abbatum
Trudonensium continuatio secunda, MGH SS X, S. 358). Möglicherweise geschah die
Verwechslung wegen der pubertalis annos, denn beide Grafen, Hugo von Loon und
Hugo IX. von Dagsburg und Moha, starben in jugendlichem Alter. Vom Tod Hugos IX
von Dagsburg und Moha wird indes in den Gesta abbatum Trudonensium continuatio
secunda bereits ein Kapitel vorher berichtet; auch Parisse, Albert, comte de Dabo, S.
162, gibt unrichtig 1173 als Todesjahr Hugos IX. an, allerdings ohne Quellenangabe.
594 D FI 629.
595 Druck der Urkunde bei P. Scheffer-Boichorst, Kleinere Forschungen zur Geschichte
des Mittelalters XVII-XX, in: MIÖG 13, Innsbruck 1892, S. 138 ff. Zur Datierung der
Urkunde siehe ebda., S. 140, Anm. 2. In der Vorbemerkung zu D F I 629, S. 123, wird
als Ausstellungsdatum der Urkunde 1173 genannt, obwohl man sich dort auf Scheffer-
Boichorst bezieht.
596 Ebda., S. 143 f. Für die Annahme Scheffer-Boichorsts spricht auch, daß die Angaben zu
den einzelnen Personen in der Urkunde Arnolds von Trier detaillierter sind, z. B bei Abt
Ludwig von St. Eucharius von Trier und Folmar, Archidiakon von Toul und Metz.
106
Urkunde Erzbischof Arnolds nur Hugo VIII, und seinen Sohn Albert nennt, finden
sich in der Barbarossaurkunde beide Söhne Hugos VIII. neben ihrem Vater unter
den Zeugen. Wie ist das Fehlen Hugos IX, in dem Dokument Arnolds von Trier zu
erklären? Für eine Untersuchung des Problems ist eine Gegenüberstellung der
Zeugenreihen notwendig:
Urkunde Arnolds von Trier:
Huius autem compositionis testes sunt,
qui et pacis auctores et mediatores
fuerunt: Fridericus Romanorum
Imperator augustus, Arnoldus archi-
episcopus Trevirorum, Theodericus
Metensis electus, Ludovicus abbas
sancti Eucharii Trevirensis, Folmarus
arehidiaconus Tullensis et Metensis,
Malheus Lotharingie dux et Fridericus
filius ejus, Hugo comes Metensis et
Adelbertus filius ejus, Ulricus de Nov-
ovillari, Warnherus de Boslanda^1.
Vergleicht man die beiden Namenszusammenstellungen, so fällt auf, daß in der
Barbarossaurkunde außer Friedrich Barbarossa selbst, der in einer von ihm
ausgestellten Urkunde natürlich nicht auch noch als Zeuge auftreten kann597 598 599, nur
der Reichsministeriale Werner von Boianden fehlt. Dagegen wird merkwürdiger-
weise in D F I, Nr. 629 noch als zusätzlicher Zeuge Hugo IX. von Dagsburg
genannt. Scheffer-Boichorst schlägt für die Barbarossaurkunde, bedingt durch den
Umstand, daß ihm der Sohn Hugos VIII. namens Hugo nicht bekannt ist600, eine
Konjektur vor, die einiges für sich hat. Er möchte anstelle des Hugo filius eiusdem
comitis, castellanus Ulricus de Nououillari folgende Lesart vorschlagen: Hugo
filius eiusdem comitis Castellensis, Ulricus de Nououillari601. Aus Hugo, dem Sohn
D FI, №. 629:
Huius compositionis [... testes sunt:
AJrnoldus archiepiscopus Treveren-
sis, Theodericus M[e]tensis electus,
Ludouicus abbas sancti Eucharii,
Folmarus archidiaconus, Matheus
Lotharingie [dux et Fridericus filius
eius], Hugo comes Metensis, Albertus
f[i]lius eius, Hugo filius eiusdem
comitis, castellanus Ulricus de Nouo-
uillari598,
597 Druck der Urkunde, ebda., S. 138 ff.
598 D F I 629, S 124. Das Diplom befindet sich in einem sehr schlechten Erhaltungszustand,
so daß von den jeweiligen Editoren des Diploms teilweise umfangreichere Ergänzungs-
vorschläge gemacht wurden; siehe dazu die Vorbemerkung, ebda., S. 123 und Scheffer-
Boichorst, Kleinere Forschungen, S. 137 u. 142 ff.
599 Anders verhält es sich mit dem Erscheinen Arnolds von Trier in der von ihm
ausgestellten Vorurkunde, da die Zeugen in dieser Urkunde auch als pacis auctores et
mediatores fungieren (Scheffer-Boichorst, Kleinere Forschungen, S. 140).
Hingewiesen sei auch noch auf D F I 38, einer von König Friedrich I. ausgestellten
Urkunde, in der er gleichzeitig als Herzog von Schwaben unter den Zeugen zu finden ist,
ein - soweit mir bekannt ist - einzigartiger Sonderfall, der durch die Entstehungs-
geschichte des Diploms bedingt ist. Siehe dazu die Vorbemerkung zu D FI 38, S. 64 f.
600 Siehe Scheffer-Boichorst, Kleinere Forschungen, S. 143. Er kennt also anscheinend
die oben erwähnten chronikalischen und urkundlichen Zeugnisse für die Existenz Hugos
IX. nicht.
601 Ich habe für die von Paul Scheffer-Boichorst vorgeschlagene Konjektur nicht dessen
Schreibweise übernommen, die auch dem Buchstabenbestand seines Abdruckes der
Barbarossaurkunde entspricht (ebda., S. 142 ff.), sondern die Schreibweise dem
Buchstabenbestand des maßgeblichen Druckes in D F I 629 angeglichen.
107
des Grafen Hugo von Metz, würde dann der Sohn des Grafen Folmar von
Blieskastel. Für diese Konjektur spricht, daß ebendieser Hugo von Blieskastel im
Kontext der Urkunde Arnolds von Trier als Zustimmender genannt wird, worauf
auch schon Scheffer-Boichorst hinweist602. Der ausfertigende Notar könnte Hugo
von Blieskastel, da dieser ja dem Schiedsspruch ebenfalls zugesümmt hat, noch
zusätzlich in die Zeugenreihe des Diploms Friedrichs I. übernommen haben. Das
Diplom Friedrichs I. ist nicht in seiner Kanzlei verfaßt worden, sondern eine
Empfängerausfertigung603, so daß sich eine solch unorthodoxe Vorgehensweise
möglicherweise erklären ließe. Das castellanus könnte eine Verschreibung für
Castellensis sein, da Ulrich von Neuweiler als castellanus sonst nicht bekannt
ist60*. Gerade weil die Erwähnung Hugos IX. als Zeuge in einer Kaiserurkunde aus
dem Jahre 1174 in so eklatanter Weise der chronikalischen Überlieferung wider-
spricht, klingt die zuerst von Paul Scheffer-Boichorst vorgeschlagene Konjektur
sehr ansprechend. Der von mir konstatierte, aus der chronikalischen Liberlieferung
resultierende Widerspruch zu D F I, Nr. 629 in den Lebensdaten Hugos IX. paßt
eigentlich lückenlos in den urkundlichen Befund, daß nicht Hugo IX. von Dagsburg
Zeuge in D F I, Nr. 629 ist, sondern Hugo von Blieskastel. Es ist auch kaum
wahrscheinlich, daß Hugo IX. in der Urkunde Arnolds von Trier in der Zeugenreihe
vergessen wurde und er deshalb in die Zeugenreihe von D FI, Nr. 629 nachträglich
eingefügt wurde.
Ein weiteres Indiz deutet darauf hin, daß Hugo IX. im Jahr 1172 verstorben ist,
nämlich, daß, abgesehen von D F I, Nr. 629, ab 1172 in Urkunden nur noch der
andere Sohn Graf Hugos VIII., Albert, zusammen mit seinem Vater auftritt, so in
einer im Jahre 1172 ausgestellten Urkunde der Äbtissin Hawidis von Andlau für das
ihr unterstehende Kloster Etival, in der Hugo VIII. von Dagsburg als Vogt von
Andlau fungiert und in der Zeugenreihe zusammen mit seinem Sohn Albert genannt
wird605. Als weiterer Beleg ist natürlich die besagte Urkunde Arnolds von Trier von
1174 zu nennen, die ebenfalls nur Hugo VIII. und seinen Sohn Albert anführt606. Es
sei auch noch die Urkunde Hugos VIII. für das Kloster Pairis aus dem Jahre 1175
erwähnt, in der der Dagsburger Graf mit Zustimmung seines Sohnes Albert dem
Zisterzienserkloster das Tal Pairis und sein Gut Remomont schenkt607. Zu diesem
Zeitpunkt muß Hugo IX. mit Sicherheit schon tot gewesen sein, denn, wenn für
diese Übertragung schon die Zustimmung seines Bruders Albert erforderlich war,
hätte doch wohl Hugo IX. als der wahrscheinlich ältere der beiden Brüder, wenn er
602 Scheffer-Boichorst, Kleinere Forschungen, S. 139: Et sciendum, quod hec omnia
filius ejusdem comitis Hugo cum ipso pariter in presentia nostra benigne laudavit Aus
dem Kontext geht eindeutig hervor, daß der Sohn Folmars von Blieskastel gemeint ist;
siehe ebda, S. 143, Anm. 10.
603 Siehe dazu die Vorbemerkung zu D F 1 629, S 123.
604 Siehe Scheffer-Boichorst, Kleinere Forschungen, S. 143.
605 Druck der Urkunde bei WOrdtwein, 10. Bd„ Nr. 12, S. 45-48: sunt autem nomina
testium haec: ... Hugo Comes Metensis, & advocatus Andelacensis, & Albertus ejus
filius (Zitat, S. 48).
606 Siehe oben, Anm. 597.
607 Urkunde Hugos VIII. für das Kloster Pairis, Original in: Colmar AD HR, Fonds Pairis
11 H 1 n° 3, siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3.
108
noch am Leben gewesen wäre, aus erbrechtlichen Gründen auch zustimmen
müssen.
Sieht man von der doch sehr zweifelhaften Erwähnung Hugos IX. in D F I, Nr. 629
ab, so können wir feststellen, daß er nach dem Jahr 1172 in den Quellen nicht mehr
nachzuweisen ist. Er dürfte also - mit einigen Vorbehalten - noch im Jahre 1172
verstorben sein. Hugo IX., der laut den Gesta abbatum Tradonensium in Huy
gestorben ist608, wurde in dem der Stadt Huy benachbarten Ort Wanze begraben,
wie uns Alberich von Troisfontaines berichtet609, wahrscheinlich in dem von seiner
Urgroßmutter gestifteten Priorat daselbst610.
Einer der beiden Einträge, die einen Grafen Hugo von Dagsburg im Nekrolog von
Floreffe bezeichnen, der zum 19. Februar oder der zum 10. Dezember611, bezieht
sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf ihn, möglicherweise derjenige zum 19.
Februar612. Letzte Sicherheit läßt sich aber, bedingt durch die fehlenden Jahres-
angaben, nicht gewinnen.
Albert II. von Dagsburg
Der zweite Sohn Hugos VIII., Albert II., ist im Gegensatz zu seinem Bruder, Hugo
IX., quellenmäßig wesentlich besser faßbar. Dies liegt zum einen sicher an dem
Faktum, daß Albert II. - auf Grund des frühen Todes seines Bruders - der alleinige
Erbe der weitläufigen dagsburgisehen Besitzungen und Ämter, z. B. des Metzer
Grafenamtes, war und somit als reicher und bedeutender Magnat des öfteren in die
sogenannte große Politik involviert wurde, wie sich dies vor allem bei den
Ereignissen nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. zeigte. Als ein weiterer Umstand,
der sein Vorkommen in den Quellen begründet, wäre zu nennen, daß Albert, wie
fast alle Dynasten der Zeit, der Notwendigkeit unterworfen war, Territorialpolitik
zu betreiben. Auch weckte die Tatsache, daß ein so reicher Mann wie Albert II.
lange ohne Nachkommen geblieben ist, die Begehrlichkeiten der verschiedenen
608 Siehe oben, Anm. 593.
609 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 893: Hic Albertus et
Hugo frater suus, qui iacet apud Wangias.
610 DE Marneffe, Recherches, S. 237, berichtet von einem Grabstein in der Kapelle zu
Wanze, auf dem folgende Inschrift zu lesen war: HIC JACET HUGO COMES
DASSEBURGENSIS. Siehe auch J. Barbier, Documents concernant le prieuré de
Wanze, extraits du cartulaire de l'abbaye de Floreffe, in: AHEB 12, 1875, S. 34, u.
Monasticon Belge, hrsg. v. U. Berliere, 2. Bd.: Province de Liège, Abbaye de
Maredsous 1928, S. 247. Tihon, Histoire, S. 177, Überliefert eine andere Vanante der
Inschrift: HIE IVCET HUGO COMES DASBURGENSIS 13. Der Grabstein soll sich, laut
Tihon, zu Anfang unseres Jahrhunderts im Hof der ehemaligen katholischen Schule in
Wanze befunden haben (ebda.); zur Stiftung des Priorates Wanze siehe Barbier,
Documents, Nr. 1, S. 35 u. oben, Anm. 398,
611 J. Barbier, Nécrologe, S. 38, zum 19. Februar: XI kal. Martii. Commemoratio Hugonis,
comitis Dasburgensi u. zum 10. Dezember, ebda., S. 282: 1III ydus decembris.
Coirunemoratio domini Hugonis, comitis Dasburgensi.
612 Siehe dazu die Erörterung oben, S. 81 f.
109
Magnaten im elsässischen und lothringischen Raum, was die Quellen relativ gut
dokumenti eren613.
Wann Albert II. von Dagsburg geboren wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch
hier können wir, ebenso wie bei den anderen Kindern, die aus der Ehe Hugos VIII.
von Dagsburg und Luitgarts von Sulzbach hervorgegangen sind, lediglich Vermu-
tungen anstellen. Albert wird höchstwahrscheinlich der jüngere der beiden Söhne
Hugos VIII. gewesen sein, wie aus der oben vorgetragenen Erörterung zum
Geburtszeitpunkt Hugos IX. und seiner Einordnung in die Altersfolge der Kinder
Hugos VIII. abgeleitet werden kann614 615. Als Terminus post quem für die Geburt
Alberts ergibt sich demnach das Jahr 1145, als Terminus ante quem 1162, wie sich
aus der ersten Erwähnung Alberts in der schon mehrfach genannten Urkunde seines
Vaters für die Abtei Floreffe aus dem Jahre 1163 erschließen läßt613. Der Geburts-
termin Alberts ist noch enger eingrenzbar, wenn man den von den Gesta abbatum
Trudonensium für das Jahr 1172 erwähnten kriegerischen Konflikt der Brüder Hugo
IX. und Albert II. mit dem Grafen Gerhard von Loon616 in die Überlegungen
miteinbezieht. Da ebenso wie sein Bruder auch Albert aktiv in den militärischen
Konflikt eingegriffen hat617, dürfte er wesentlich älter als zehn Jahre gewesen sein,
das bedeutet, sein Geburtsdatum müßte eher Anfang bis Mitte der fünfziger Jahre
des 12. Jahrhunderts festzumachen sein.
Die erste Erwähnung Alberts II. geschieht wie die seines Bruders Hugo im Jahre
1163 in der schon genannten Urkunde seines Vaters Hugo VIII. für die Abtei
Floreffe618. Danach klafft eine Lücke von neun Jahren, in der Albert in den Quellen
nicht auftaucht, erst ab dem Jahre 1172 ist er wieder in einer Urkunde, zusammen
mit seinem Vater, in der Zeugenreihe zu finden619. Ab dem Jahr 1174 wird er dann
regelmäßiger erwähnt. Er ist für den Zeitraum zwischen 1174 und 1177 mehrfach
urkundlich belegt620, ebenso für die beiden Jahre 1181 und 1182621, dann wieder
613 Zu den politischen Vorgängen siehe unten das Kap. '1204-1206: Das Nachfolgeproblem’.
614 Siehe oben, S. 104 f.
615 Urkunde Hugos VIII. von 1163 für Floreffe, Druck bei V. Barbier, Histoire, II. éd.,
tom. II, Nr. 41, S. 25 ff., Zitat, S. 26.
616 Gesta abbatum Trudonensium continuatio secunda, MGH SS X, ad 1172, S. 358.
617 Siehe dazu das Zitat in Anm. 576.
618 Druck der Urkunde bei V. Barbier, Histoire, II. éd., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.: ... ex
voluntate et assensu uxoris mee L., ducisse Lovanie, et duorum filiorum meorum
Hugonis et Alberti (Zitat, S. 26).
619 Albert II. wird zusammen mit seinem Vater Hugo VIII. in der Zeugenreihe einer Urkun-
de der Äbtissin Hatvidis von Andlau für Etival aus dem Jahre 1172 genannt. Druck der
Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 12, S. 45-48: Hugo Cotnes Metensis, &
advocatus Andelacensis, & Albertus ejus filius (Zitat, S. 48).
620 1174: Albert II. ist zusammen mit seinem Vater Zeuge in einer am 1. September in Basel
ausgestellten Urkunde von Kaiser Friedrich I. für das Zisterzienserkloster Beaupré:
Huius compositionis... testes sunt:... Hugo cornes Metensis, Albertus/[ijlius eius, Hugo
filius eiusdem comitis (D F I 629, Zitat, S. 124). Zu der Problematik um den ebenfalls
genannten Hugo filius eiusdem comitis siehe oben, S. 106 ff. - 1175: Albert wird in einer
Urkunde seines Vaters Hugo VIII. für das Kloster Pairis genannt: ... assensu etiam filii
tnei Alberti (Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3).- 1176: Albert ist Zeuge in einer Urkunde
von Herzog Simon von Oberlothringen und seiner Mutter Bertha vom 12. Juni
110
im Jahr 1184622. Danach besteht eine Lücke von einem Jahr. So besitzen wir für
1185 keinerlei Quellennachweise für den letzten Dagsburger Grafen. Man findet ihn
erst wieder im Jahr 1186 in den Quellen623. Dafür ist Albert II. ab diesem Zeitpunkt
regelmäßig Jahr für Jahr bis 1201 in den Quellen präsent, faßt man die urkundliche
und chronikalische Überlieferung zusammen, wobei die Nachweise bis zum Jahr
1191 noch recht vereinzelt vorhanden sind624, ab 1192 nimmt die Häufigkeit der
(Abschrift in Paris BN, MS latin 12661, fol. 46). - 1177: Albert II. amtiert als Vogt der
Abtei Andlau in einer Urkunde der Äbtissin Hadevidis von Andlau ohne Tages- und
Monatsangabe: ... assensu alberti cornitis advocati nostri ..., zusätzlich ist er in der
Zeugenreihe noch einmal genannt: ... Albertus Comes ejusdem Ecclesiae advocatus
(Druck: Würdtwhn, 10. ßd., Nr. 22, S. 57 f ); zur Datierung vgl. G. Wagner, Studien
zur Geschichte der Abtei Andlau, in: ZGO 66 (NF 27), 1912, S. 456 u. Anm. 2.
621 1181: Ein Albertus Cornes ist Zeuge in einer Urkunde von Bischof Bertram von Metz
vom 21. November 1181 für die Abtei St. Vincenz, der er die Kirche St. Gennanus und
ihre übrigen Besitzungen bestätigt (Druck bei J. François und N. Tabouillot, Histoire
générale de Metz par des religieux Bénédictins de la Congrégation de Saint Vannes, tom.
III: Metz 1775, preuves, S. 139-141, Zitat, S. 141). G. Voigt, Bischof Bertram von
Metz. 1180-1212, 2. Teil, in: JGLGA 5,1, Metz 1893, S. 4 u. S. 69, Reg. 15, identifiziert
ihn mit Graf Albert von Dagsburg. Albert steht an der Spitze der Laienzeugen vor dem
Petrus advocatus. Daraus kann man m. E. folgern, daß mit dem Albertus Comes der Graf
von Metz gemeint ist, da es sich bei Petrus advocatus wohl um den Untervogt bzw.
Stadtvogt von Metz handelt. - 1182: 21. Mai, Mainz: Zeuge in einer Urkunde Kaiser
Friedrichs I. (Druck: D F I 825, S. 29-31).
622 1184: 24. November in Speyer: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI. (Druck: E.
Ottenthal, Sieben unveröffentlichte Königsurkunden von Heinrich IV. bis Heinrich
(VII.), in: MIÖG 39, 1923, S. 363 f. - Reg.: Böhmer-Baaken, Nr. 3). Es sei an dieser
Stelle auf eine undatierte Urkunde von Graf Ludwig (dem Älteren) von Saarwerden für
das Kloster St. Clemens hingewiesen, mittels der unter Anwesenheit des Bischofs von
Metz und des Grafen von Dagsburg der Saarwerdener Graf dem Abt von St. Clemens
von ihm widerrechtlich angeeignete Leute der Abtei zurücküberstellt (Druck bei
Herrmann, Saarwerden, 1. Bd.: Regesten, S. 648, Beilage VI), deren Ausstellungs-
datum Hans-Walter Herrmann (ebda., Nr. 78, S. 85 f.) für den Zeitraum zwischen 1185
und 1190 ermittelt hat.
623 1186: 5. Oktober in Colmar: Albert fungiert in D F I 952 als Vogt des Priorates St. Peter
in Colmar; ohne Tages- und Monatsangabe, ohne Ort: Albert II. wird in einer Urkunde
von Bischof Bertram von Metz zusammen mit dem Bischof als Friedensvermittler im
Streit zwischen der Abtei Haute-Seille und Kuno von Türkstein erwähnt. Druck: H.
Lepage, Les seigneurs, le château, la châtellenie et le village de Turquestein, in: MSAL
3e série, 14e vol., Nancy 1886, Nr. 2, S. 182 f.; in diesen zeitlichen Zusammenhang ist
auch eine undatierte Urkunde Alberts 11., abgedruckt ebda., Nr. 3, S. 183 f., einzuordnen.
624 1187: Anfang Dezember in Straßburg: Zeuge in D F I 967; vgl. auch Annales
Marbacenses, S. 58. - 1188: 4. März, in Toul: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI.,
Druck: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., pr. col. 402 f., Regest:
Böhmer-Baaken, Nr. 66. - 1189: 14. April in Hagenau: Zeuge in D F I 993 u. in einer
Urkunde von Bischof Heinrich von Straßburg, Druck: WÜRDTWEIN, 12. Bd., Nr. 39, S.
120 f.; 7. Mai in Basel: Zeuge in eine Urkunde Heinrichs VI., Druck: Schöpflin, Alsatia
diplomatica I, Nr. 345, S. 292 f.. Reg.: Böhmer-Baaken, Nr. 86. - 1190: 28. August in
Kaiserslautern: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI., Druck: G. La Farina, Studi sut
secolo decimoterzo, 4. Teil, Firenze 1842, Nr. 10, S. 184 f.. Regest: Böhmer-Baaken,
Nr. 106, auch bei M. Dolch u. M. Münch, Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern, Teil
I bis 1322, Otterbach/Pfalz 1994, Nr. 71, S. 69. - 1191: zw. 25. März und Mai:
Consentient in einer Urkunde von Bischof Bertram von Metz, Original: Nancy, AD M-
111
Präsenz in den Quellen zu625. Darüber hinaus lassen sich noch einige undatierte
Urkunden Alberts II. und Urkunden anderer Aussteller, in denen der Dagsburger
et-M, H 599, Regest: Voigt, Bertram von Metz, 2. Teil, S. 74, Nr. 70, 5. August:
erwähnt in La chronique de Giselbert de Mons, ed. L. V anderkindere, Bruxelles 1904,
S. 257.
625 1192: 13. Januar in Worms, anwesend bei einem Hof tag Heinrichs VI., erwähnt ebda , S.
269, vgl. Böhmer-Baaken, Nr. 202a, allerdings ohne Angaben über die Besucher des
Hoftages; 3. März in Hagenau: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI., Regest: Böhmer-
Baak EN, Nr. 209; 4. März in Hagenau: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI., Druck
Würdtwein, 10. Bd., Nr. 53, S. 156-159, Reg.: Böhmer-Baaken, Nr. 210; 5. März in
Hagenau: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI., - Druck: La Farina, Studi, 4. Teil, Nr.
33, S. 213 ff., Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 211; 10. April in Speyer: Zeuge in einer
Urkunde Heinrichs VI., Druck: Schöpfun, Alsatia diplomatica, 1. Bd., Nr. 353, S. 300,
Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 214. Möglicherweise war Albert bei der Beurkundung
nicht anwesend, sondern bei der Handlung in Hagenau (siehe Böhmer-Baaken, Nr
214); ohne Tages- u. Monatsangabe: Zeuge in einer Urkunde von Herzog Heinrich l. von
Niederlothringen, Druck: Butkens, Trophées I, preuves, S. 46 f. - 1193: 5. April in
Hagenau: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI - Druck: J. F. Böhmer, Acta imperii
selecta. Urkunden deutscher Könige und Kaiser 928-1398. Mit einem Anhänge von
Reichssachen, aus d. Nachlaß hrsg. v. J. Ficker, Aalen 1967 (= Ndr. d. Ausg. Innsbruck
1870), Nr. 183, S. 170 f.. Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 288; 28. April in Boppard:
Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI., Drucke bei J. N. von Hontheim, Historia
Trevirensis diplomatica et pragmatica, 1. Bd., Augsburg u. Würzburg 1750, Nr. 435, S
622 f. und bei BEYER, u. a., Urkunden buch II, Nr. 129, S. 171 ff.. Reg.: BöHMER-
Baaken, Nr. 294; sehr ausführliches Regest bei J. Mötsch, Regesten des Archivs der
Grafen von Sponheim 1065-1437, 1. Bd., Koblenz 1987, Nr. 4, S. 63 ff.; ohne Monats-
u. Tagesangabe: Urkunde Alberts II., Abschrift in Nancy, AD M-et-M, H 607 (siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 6). - 1194: mehrere Erwähnungen zu diesem Jahr in La chronique
de Giselbert de Mons, S. 293-295 und S. 301. - 1195: 25. September, Kaiserslautern:
Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI. (Original München BHStA, Kaiserselekt Nr
899a; - Druck: Acta Academiæ Theodoro-Palatinæ, tom. II, Mannheim 1770, Doc. Nr. 9,
S. 75, aber unvollständig und fehlerhaft; Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 473; Dolch u.
Münch, Urkundenbuch I, Nr. 155, S. 89); 7. Dezember, Worms: Zeuge in einer Urkunde
Heinrichs VI. (Drucke: E. Anemüller, Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle 1068-
1534, Jena 1905, Nr. 39, S. 50-53, u. F. Rosenfeld, Urkundenbuch des Hochstifts
Naumburg, Teil 1 (967-1207), Magdeburg 1925, Nr. 386, S. 346 f. - Reg.: Böhmer-
Baaken, Nr. 489); - 1196: 8. Januar, Hagenau: Zeuge in einer Urkunde Heinrichs VI.
für das Kloster Herrenalb (Druck: Wirtembergisches Urkundenbuch, 2. Bd., Nr. 495, S.
312 f. - Reg : Böhmer-Baaken, Nr. 494); 21. Juni in Brumath: Zeuge in einer Urkunde
Heinrichs VI. (Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 360, S. 305 f. - Reg :
Böhmer-Baaken, Nr. 523); Zeuge in zwei in Oberehnheim ausgestellten Urkunden
Heinrichs VI. vom 25. (Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 357, S. 303 f. -
Reg.; Böhmer-Baaken, Nr. 525) und 26. Juni (Druck: F X. Remling, Urkundenbuch
zur Geschichte der Bischöfe zu Speyer. 1. Bd. Ältere Urkunden, Aalen 1970 (= Ndr. d.
Ausgabe Mainz 1852), Nr. 116, S. 133 f. - Reg.: Böhmer-Baaken, Nr. 526); Zeuge in
einer in Besançon ausgestellten Urkunde Heinrichs VI vom 8. Juli (Druck: Würdtwein,
10. Bd., Nr. 61, S. 178 ff. - Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 530) - 1197: nach dem 28.
September: Erwähnung in den Annales Marbacenses, S. 70; ohne Tages- u
Monatsangabe: Urkunde Alberts II., Druck bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 62, S. 181 f ;
ohne Tages- u. Monatsangabe: Urkunde Alberts II., Original in Metz, AD Mos., 2 G 65,
Nr. 10 (siehe im Anhang, Urkunde Nr. 7); ohne Tages- u. Monatsangabe: Erwähnung in
einem Vertrag zwischen dem niederlothringischen Herzog Heinrich von Brabant und
Graf Ludwig von Loon, abgedruckt in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr
112
genannt wird, in den Zeitraum zwischen 1185 und 1204 einordnen626. Man wird
wohl in der Einschätzung nicht fehlgehen, die Jahre 1186 und 1201 als Eckdaten zu
75, S. 120; - 1198: 1. März: Erwähnung in den Annales Marbacenses, S. 72 f. und
Chronica regia Coloniensis, S. 164, zu 1198; zwischen 29. März u. 17. Mai: Erwähnung
bei Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ed. O. Holder-Egger u. B. v.
SlMSON, MGH Script, rer. Germ., 2. Aufl. Hannover u. Leipzig, S. 81; ohne Monats- u.
Tagesangabe: Zeuge in einer Urkunde von Bischof Konrad II. von Straßburg, Original in
Nancy, AD M-et-M, H 633, abgedruckt bei P. Wentzcke, Ungedruckte Urkunden zur
Geschichte der Strassburger Bischöfe im 12. Jahrhundert, in: MIÖG 29, S. 589 f ;
Regest: RegBfeStr. I, Nr. 702, S. 372; zwischen 12. Juli 1198 u. März 1199: Brief
Alberts II. an Papst Innozenz III., Druck in: RNI, Nr. 8, S. 20 f. - 1199: 20. Mai, Rom:
Brief von Innozenz III. an Albert II., abgedruckt in: RNI, Nr. 11, S. 27-29; Spätsommer
bis Herbst: Erwähnung in den Annales Marbacenses, S. 74; ohne Tages- und
Monatsangabe: Urkunde von Bischof Bertram von Metz, in der er eine Übertragung
Alberts II. bestätigt, Original in AD Mos., G 1806, n° 1, Regest: Voigt, Bertram von
Metz, 2. Teil, Nr 136, S. 80. - 1200: 2. Januar. Urkunde Alberts II., Original in Nancy,
AD M-et-M, В 489, Nr. 1; 7. April, Straßburg: Bestätigungsurkunde König Philipps von
Schwaben für eine Übertragung Alberts II. an Bischof Bertram von Metz zugunsten des
Stiftes St. Theobald, Druck: Böhmer, Acta, Nr. 214, S. 195 f., Regesten: Böhmer-
Ficker, Nr. 45 u. Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Regest Nr. 90, S. 89 f.- 1201: 1.
März, Rom: zwei Briefe von Papst Innozenz III an Graf Albert von Dagsburg, Drucke
in RNI, Nr. 35 und Nr. 45; 3. Juni in Hagenau: Zeuge in einer ürkunde von König
Philipp von Schwaben, Druck: A. Meister, Die Hohenstaufen im Eisass. Mit besonderer
Berücksichtigung des Reichsbesitzes und des Familiengutes derselben im Eisass 1079-
1255, Straßburg 1890, Beilage IV, Nr. 6, S. 119 f.; Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 55; 2.
Dezember in Hagenau: Zeuge in einer Urkunde von König Philipp von Schwaben,
Druck: P. Acht, Die Cancellaria in Metz. Eine Kanzlei- und Schreibschule um die
Wende des 12. Jahrhunderts. Diplomatische Beziehungen zum Mittel- und Niederrhein
und zum französischen Westen, Frankfurt am Main 1940, S. 82 f.; Regest: Böhmer-
Zinsmaier, Nr. 5; A. J. Walter, Die deutsche Reichskanzlei während des Endkampfes
zwischen Staufern und Welfen, Innsbruck, Leipzig 1938, Nr. 2, S. 196; 5. Dezember in
Hagenau: Zeuge in einer Urkunde von König Philipp von Schwaben, Druck: Gallia
Christiana 15, S. 58 f.. Regest: Böhmer-Ficker, V,l, Nr. 63.
626 Zwischen 1185 u. 1190 ist Albert II. bei einer Schenkung durch Graf Ludwig von
Saarwerden anwesend, Regest: Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Nr. 78, S. 85 f.; ca
1201: Albert stimmt einer Schenkung Kunos von Türkstein zu, Druck: Lepage, Les
seigneurs, Nr. 4, S. 184 f.; Urkunde Alberts II., Original in Nancy, AD M-et-M, H 578,
Druck bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 5, S. 185 f.; Urkunde Alberts II., Original in
Nancy, AD M-et-M, H 578, Druck bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 6, S. 186; vor 1204;
Urkunde Alberts II., in der er eine Schlichtung eines Streites zwischen der Abtei Haute
Seille und Kuno von Türkstein beurkundet, Original in Nancy, AD M-et-M, H 554
(siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12); Urkunde Alberts II. für ViIlers-Bettnach, chartulare
Abschrift in Metz, AD Mos., H 1714 (siehe im Anhang, Urkunde Nr. 11);- Albert II.
fungiert noch in einem auf den 3. November 1203 datierten Friedens vertrag zwischen
Herzog Heinrich von Brabant und dem Grafen Dietrich von Holland als Zeuge. Druck
bei A. C. F. Koch, Oorkondenboek van Holland en Zeeland tot 1299, 1. Bd., 's-
Gravenhage 1970, Nr. 244, S. 407-412. Weiterer Druck bei K. Heeringa,
Oorkondenboek van het sticht Utrecht tot 1301, 2. Teil, 's-Gravenhage 1940, Nr. 557, S.
22 f. Regest bei A. Verkooren, Inventaire des Chartes et Cartulaires des duchés de
Brabant et de Limbourg et des pays d’Outre-Meuse, I. Teil: Chartes originales et
vidimées, 1. Bd., Bruxelles 1910, Nr. 11, S. 14 f. Die angegebene Jahreszahl kann nicht
stimmen, so datiert Koch, Oorkondenboek I, S. 409, den Vertrag in das Jahr 1200,
Heeringa, S. 22, setzt die Urkunde nach dem 7. September 1202 an, Verkooren 1,1,
113
betrachten, die den Zeitraum des hauptsächlichen politischen Wirkens von Albert
II. gleichsam einrahmen. Erst in seinen letzten Lebensjahren, ab 1202 bis zu seinem
Tod am Beginn des Jahres 1212 nimmt seine Präsenz in den Quellen wieder ab,
fließen die Belege spärlicher. Am 22. Juni 1203 ist Albert II. bei der Übertragung
des Allods von Graf Ludwig von Loon an die Lütticher Kirche St. Lambert
anwesend* 627. Das Jahr 1204 zeigt uns Aktivitäten Alberts II. bezüglich seiner
Erbangelegenheiten628, außerdem wird er noch in Urkunden Philipps von Schwa-
ben erwähnt, die auch zum Teil diese Angelegenheiten betreffen629. 1205 ist er
ebenfalls Zeuge in einer Urkunde von König Philipp630. Für 1206 wird uns
schließlich die Geburt seiner Tochter gemeldet631, und im September desselben
Jahres schließt Albert mit Herzog Friedrich von Oberlothringen einen Vertrag über
S.14, vor 1203. In engem zeitlichen Zusammenhang dazu ist auch die Friedens-
vermittlung einzuordnen, die Albert zusammen mit dem Brabanter Herzogspaar
zwischen Bischof Dietrich von Utrecht und dem Grafen von Holland vomimmt, Druck
des undatierten Vertrages: Koch, Oorkondenboek I, Nr. 246, S. 415 f. Weiterer Druck:
Heeringa, Oorkondenboek II, Nr. 557, S. 22 f. Regest: Verkooren 1,1, Nr. 11, S. 14 f.
G. Smets, Henri I duc de Brabant 1190-1235, Bruxelles 1908, S. 93, datiert den Vertrag
auf November 1200, ihm folgt Koch, S. 415, Heeringa, S. 22, setzt die Urkunde nach
dem 7. September 1202 an, Verkooren 1,1, S.14, vor 1203.
627 Druck bei E. Poncelet, Actes des princes-évêques de Liège. Hugues de Pierrepont
1200-1229, Bruxelles 1941, Nr. 11, S. 10-12, auch in: Bormans u. Schoolmeesters,
Cartulaire I, Nr. 83, S. 130-132; vgl. auch Reineri annales, ed. G. H. Pertz, MGH SS
XVI, S. 656, zum Jahr 1203.
628 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 657; siehe auch im Anhang, Urkunde Nr. 13.
629 Gegen Ende des Jahres 1204 ist Albert II. Zeuge in einer undatierten Urkunde von König
Philipp von Schwaben. Druck: H. BÜTTNER, Toul im Vogesenraum während des Friih-
und Hochmittelalters, in: P. Wentzcke [Hrsg.], Schicksalswege am Oberrhein. Beiträge
zur Kultur- und Geistesgeschichte, zur Wirtschafts- und Staatenkunde, Heidelberg 1952,
S. 127 f.; Regest: Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hof-
gerichts bis 1451, hrsg. v. B. Diestelkamp, Bd. 2: Die Zeit von Philipp von Schwaben
bis Richard von Cornwall 1198-1272, bearb. v. E. Rotter, Köln, Weimar, Wien 1994,
Nr. 17, S. 17; Böhmer-Zinsmaier, Nr. 9; Hessel, Elsässische Urkunden vornehmlich
des 13. Jahrhunderts, S. 63 f.; C. Pöhlmann, Regesten der Grafen von Zweibrücken aus
der Linie Zweibrücken, eingel., bearb. u. erg. unter Mitw. v. H.-W. Herrmann durch A.
Doll, Speyer 1962, Nr. 33, S. 13. Zur Datierung siehe Böhmer-Zinsmaier, Nr. 9,
ebenfalls P. Zinsmaier, Die Urkunden Philipps von Schwaben und Ottos IV. (1198-
1212), Stuttgart 1969, S. 54, Anm. 188, und Pöhlmann-Doll, Regesten, Nr. 33, S. 13. -
Am 12. November gibt Philipp von Schwaben Herzog Heinrich von Brabant die Option
einer 'Eventualbelehnung' mit den Lehen seines Oheims Graf Albert von Dagsburg.
Druck: Butkens, Trophées I, preuves S. 55 f; Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 87); als
Ergänzung des Vertrages zwischen Philipp von Schwaben und Heinrich von Brabant
beurkundet König Philipp noch besondere Vereinbarungen. Die Urkunde ist undatiert,
wohl aber dem 12. November zuzuordnen, Druck der Urkunde: Butkens, Trophées I,
preuves S. 56; auszugsweiser Druck: Koch, Oorkondenboek 1, Nr. 269, S. 447 f.;
Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 88, RegBfeStr. II, Nr. 742, S. 2; Wampach, Urkunden-
und Quellenbuch , 2. Bd., Nr. 14, S. 16 f.
630 Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 76, S. 214 f. Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 114, S. 34.
Zur Datierung vgl. ebda.
631 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 660.
114
die Verehelichung ihrer beider Kinder632. 1207 ist Albert Zeuge in zwei am 18.
Juni in Straßburg für den Markgrafen Azzo von Este ausgestellten Urkunden
Philipps von Schwaben633, 1208 ist er noch in zwei Urkunden bezeugt, in dem
Vertrag zwischen dem Grafen Theobald von Bar und Herzog Friedrich von Ober-
lothringen634 und in einer Urkunde von Bischof Heinrich II. von Straßburg635. Die
letzte uns bekannte eigene Urkunde stellt Albert II. im Jahre 1210 für seine Stiftung
Val-Notre-Dame aus636.
Über den genauen Zeitpunkt von Alberts Tod herrscht in der Forschung bis heute
Uneinigkeit. Die Angaben schwanken zwischen 1211 und 1212. Dies hängt davon
ab, daß zum Todesjahr Alberts II. von Dagsburg drei chronikalische Nachrichten
existieren, die in der Datierung dieses Ereignisses voneinander abweichen. So
findet sich innerhalb der von einem Mönch aus Huy interpolierten Passage in der
Chronik des Alberich von Troisfontaines zum Jahre 1211 die Notiz, Albert II. sei in
diesem Jahr verstorben637. Der Interpolator setzt die Nachricht an das Ende des
Berichtes zu 1211, so daß man denken könnte, der Tod Alberts II. sei gegen
Jahresende erfolgt. Die andere Nachricht stammt von Reiner von Lüttich in seinen
Annalen. Dort heißt es zum Jahre 1212: Anno 1212. Hietns temperata. Mors Alberti
comitis638. Auch die zweite Fortsetzung der Gesta episcoporum Mettensium
erwähnt den Tod Alberts II., allerdings ohne Datierung639.
Möglicherweise hängt dies mit der Problematik des Jahreswechsels in der Diözese
Lüttich im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts zusammen. Die Frage, deren
Beantwortung zur Klärung des Todeszeitpunktes von Albert II. beitragen könnte,
632 Drucke bei M. Dieterlen, Le fonds lorrain aux archives de Vienne, in: MSAL 63 (= 4e
série, 13e vo!.), Nancy 1913, Nr. 2, S. 47 und Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 1.
Aufl., preuves, col. 417; Regest: É. Duvernoy, Catalogue des actes des ducs de
Lorraine de 1048 à 1139 et de 1176 à 1220, Nancy 1915, Nr. 221, S. 151 f.
633 Drucke bei L. A. Muratori, Delle antichità Estensi ed Italiane, 1. Bd., Modena 1717, S.
381 und S. 383; Regesten: Böhmer-Ficker, Nr. 150 und 151- RegBfeStr., II, Nr. 758, S.
5.
634 Urkunde vom 2. November 1208, gedruckt bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 3, S.
48-52. Neuester Druck als préédition: J. Laplace, Actes des princes lorrains, 1ère Série:
Princes laiques, II. Les comtes, A. Actes des comtes de Bar, vol. II: Thiébaut 1er (1190 -
1214), Nancy 1974, Nr. 62.
635 Die Urkunde von Bischof Heinrich II. von Straßburg ist vor dem 6. November 1208 in
Hagenau ausgestellt. Albert II. fungiert als Zeuge. Druck bei Würdtwein, 10. Bd., Nr.
82, S. 225 f.; zur Datierung vgl. RegBfeStr. II, Nr. 764, S. 6.
636 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
637 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 893: Obiit Albertus
comes Dasburgensis et domnus de Muisal relinquens parvulam filiam et elegantem,
Gertrudem nomine.
638 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1212, S. 664. Daß Albert zu Anfang des Jahres
gestorben ist, geht aus der Anordnung der Ereignisse durch Reiner von Lüttich hervor.
Der Tod Alberts wird ganz am Anfang des Jahresberichtes, unmittelbar hinter der
Erwähnung, daß es sich um einen milden Winter gehandelt habe, festgehalten. Parisse,
Albert, comte de Dabo, S. 162, möchte als Todesjahr Alberts 1211 sehen.
639 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, ed. G. Waitz, MGH SS X, S. 547:
Cum autem in negotiis Metensis ecclesie assidue vigilaret, illustris comes de Dauborc
viam universe carnis est ingressus.
115
lautet: Nach welchem Stil gibt der Interpolator bei Alberich von Troisfontaines den
Jahresanfang wieder, nach welchem Stil Reiner von Lüttich? Bis zum Ende des 19.
Jahrhunderts war man der Meinung, in der Lütticher Diözese herrsche ebenfalls der
Osterstil vor. Erst durch die Forschungen von Edgar de Mameffe und Edouard
Poncelet konnte bewiesen werden, daß während der Amtszeit des Lütticher
Bischofs Hugo von Pierrepont in dessen Diözese überwiegend der Weihnachtsstil in
Gebrauch war640. Während der Interpolator der Chronik Alberichs von
Troisfontaines den Osterstil gebraucht641, stellt sich bei Reiner von Lüttich die
Sachlage anders dar. Dieser benutzt für den uns interessierenden Zeitraum den
Weihnachtsstil642. Daraus ergibt sich, daß Albert wohl zu Anfang des Jahres 1212
verstarb. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß sein Tod noch in die Woche von
Weihnachten bis zum 31 Dezember 1211 gefallen ist.
Die Gemahlinnen Alberts II
Albert II. war möglicherweise zweimal verheiratet, wir haben aber nur von einer
Ehe sichere Kenntnis. Wir können lediglich auf Grund von Indizien, die am Ende
dieses Kapitels diskutiert werden, von zwei Eheschließungen des Dagsburger
Grafen ausgehen, dann wäre jedoch seine erste Gemahlin völlig im geschichtlichen
Dunkel, und man könnte keinerlei Angaben zu ihrer Person machen. Nur über eine
Gemahlin Alberts II kann man Aussagen treffen und eine genealogische
Einordnung vornehmen. Sie wäre bei den zwei angenommenen Ehen des
Dagsburger Grafen auf jeden Fall seine zweite Gemahlin. Diese entstammte dem
Geschlecht der Markgrafen von Baden und war eine Tochter von Markgraf
Hermann IV. Dies geht aus zwei Urkunden aus dem Jahre 1226 hervor, in der die
aus ihrer Ehe mit Albert II. hervorgegangene Tochter Gertrud als Schwestertochter
der Markgrafen Hermann und Heinrich von Baden, beide Söhne Hermanns IV.,
bezeichnet wird643. Der Name der Ehefrau Alberts II. wird seit Johann Daniel
«o Siehe Poncelet, Actes, S. LXXXVI-XCI.
641 So steht am Jahresanfang 1212 als erstes ein Ereignis vom 3. Mai 1212 (Albrici monachi
Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 893).
642 Besonders eindeutig kann man den Gebrauch des Weihnachtsstils bei Reiner für das Jahr
1225 nachweisen. Reiner schreibt, der Mittwoch vor Palmsonntag sei in diesem Jahr der
19. März gewesen: ... ingreditur 14. Kal. Aprilis feria 4. ante pascaßoridutn (Reineri
annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679). Diese Angabe bezieht sich eindeutig auf das
Jahr 1225 (neuer Stil). Wurde Reiner den Osterstil benutzen, wäre das Jahr 1224 (neuer
Stil) gemeint. In diesem Jahr war der Mittwoch vor Palmsonntag aber der 3. April.
643 Urkunde der Brüder Hermann und Heinrich, Markgrafen von Baden, vom 2. November
1226, Orginal in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 1, Druck bei Grandidier, Œuvres, 3.
Bd,, Nr. 292, S. 303 f.: ... ad nos ratione successionis per neptem nostram Gertrudim
comitissam bone memorie filiam comitis Alberti de Tagisburc iure sive proprietario sive
hereditario (Zitat nach dem Original). - Urkunde der Landgrafen Sigibert und Heinrich
von Wörth vom Dezember 1226, Original in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 2, Druck bei
Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 291, S. 302 f.: ... qualiter nobilibus viris Hermanno et
Heinrico marchionibus de Baden coram nobis in iudicio publice constitutis super
hereditate quadam filie sororis eorumdem comitisse videlicet de Tagesburc, quam ad se
hereditario iure devolutam affirmabant (Zitat nach dem Original).
116
Schöpflin644 in der Literatur immer wieder mit Gertrud angegeben645, was aber
wohl Erfindung ist646 und durch keinerlei Quellenbelege abgesichert werden
kann647. Ihre Herkunft, geschweige denn ihr Name, wird in keiner LIrkunde Alberts
erwähnt. In der Ausstattungsurkunde Alberts II. für Val-Notre-Dame gedenkt er des
Seelenheiles uxoris me^48, ob sie zu diesem Zeitpunkt noch am Leben ist, läßt sich
nicht feststellen649. Über die Anzahl der Kinder Hermanns IV. herrscht in der
Forschung Uneinigkeit. Gerhard Fritz nennt nur drei Söhne, Hermann, Friedrich
und Heinrich650. Die aber eindeutig als Tochter Hermanns IV. nachgewiesene
Ehefrau Alberts II, von Dagsburg651 ordnet er fälschlicherweise als Tochter
Hermanns III. ein652. Gerd Wunder spricht indes Markgraf Hermann IV. noch zwei
weitere Kinder zu, einen Sohn namens Rudolf - auf den wir in unserem Zusammen-
hang nicht näher einzugehen brauchen653 - und eine Tochter namens Berta654.
Wunder stützt sich dabei auf das von Gerhard Fritz edierte Backnanger Nekro-
log655, das viele Einträge zu den Markgrafen von Baden enthält. Zu Berta lautet der
Eintrag: Berta comitissa, filia marchionis656. Während Gerhard Fritz diese Berta als
Tochter von Markgraf Hermann II. und dessen Gemahlin Berta einstuft657 und sie
nicht als Gemahlin Alberts II. ansieht, glaubt Gerd Wunder, in ihr eine Tochter
644 Schöpft.jn, Afsatia illustrata, Tafel zu S. 474.
645 Z. B. bei R. Fester, Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050 -1515, 1
Bd.: Markgrafen von Baden 1050-1431, Markgrafen von Hachberg 1218-1428, Inns-
bruck 1900, Nr. 146, S. 13; E, Tritscheeler, Die Markgrafen von Baden im 11., 12.
und 13 Jahrhundert, Diss. masch. Freiburg 1954, S. 24; Parjsse, Albert, comtede Dabo,
S. 162; Ders., La noblesse lorraine, Tafel 3, S. 857; Ders,, Noblesse et chevalerie,
Tafel 27, S. 375; G. Wunder, Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, in:
IAiRS., Bauer, Bürger, Edelmann. Ausgewählte Aufsätze zur Sozialgeschichte. Festgabe
zu seinem 75. Geburtstag, hrsg. v. K. UlshöFER, Sigmaringen 1984, S. 443; G. Fritz,
Der Backnanger Nekrolog, Studien zur Geschichte des Augustiner-Chorherrenstifts
Backnang, in: ZWLG 44, 1985, Tafel nach S. 64. Alle hier angegebenen Werke geben
für die Behauptung, der Name der Tochter Hermanns IV. sei Gertrud, keine Quellen-
angaben.
646 Vgl. G. Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, in: ZGO 135 (NF 96), 1987, S.
115. Wunder revidiert hier seine früher in dem 1978 erschienenen Aufsatz „Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden“ (siehe Anm. 645) vertretene Auffassung.
647 Vgl. dazu die Stammtafeln zu den Markgrafen von Baden und der Vorfahrenschaft der
Ehefrau Hermanns IV. bei Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 107 u. 113
f., die keine Person namens Gertrud aufweisen. Eine Gertrud ist erst in der der Gemahlin
Alberts II. nachfolgenden Generation bei den Badener Markgrafen zu finden, näm-
lich als Ehefrau Markgraf Hermanns VI. (ebda., S. 118).
648 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
649 Siehe dazu, S. 119.
650 G. Fritz, Backnanger Nekrolog, Tafel nach S. 64.
651 Siehe Anm. 643.
652 G. Fritz, Backnanger Nekrolog, Tafel nach S. 64. Er ist sich aber bei seiner Zuordnung
nicht ganz sicher, wie die gestrichelte Linie zwischen Hermann III. und seiner
angeblichen Tochter verdeutlicht (ebda.).
653 Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 114 f.
654 Ebda., S. 115.
655 Edition und Kommentar in G. Fritz, Backnanger Nekrolog, S. 17-53.
656 Ebda., Nr. 202, S. 53.
657 Ebda., Nr. 202, S. 53.
117
Hermanns IV. erkennen zu können. Er geht davon aus, daß Hermann IV. als „der“
Markgraf im Nekrolog hervorgehoben sei658 659. Der Gedankengang Wunders, den er
nicht explizit darlegt, geht wohl von dem im Backnanger Nekrolog zu findenden
Eintrag Hermannus marchio<nis>, p(at)er Hermanni marchionis659 aus, der
eindeutig auf den Vater Hermanns IV. zu beziehen ist660. Da hier Hermann III. als
Vater Hermanns IV. genannt wird und nicht umgekehrt Hermann IV. als Sohn
Hermanns III., könne man Hermann IV. als Mittelpunktsgestalt annehmen.
Entsprechend sei also, wenn von einem frater marchionis oder einer filia
marchionis die Rede ist, von einem Bruder bzw. einer Tochter Hermanns IV. die
Rede661. Da eine weitere Tochter Hermanns IV. in den Quellen nicht genannt wird,
setzt Wunder jene Berta mit der Tochter Hermanns IV. gleich, welche Albert II.
von Dagsburg geheiratet hat662, was er durch keine Quelle absichem kann.
Wunders Vermutung beruht lediglich auf dem Umstand, daß keine weitere Tochter
Hermanns IV. namentlich bekannt ist. Der comilissa-T\\.c\ Bertas spricht dafür, daß
sie mit einem Grafen verheiratet war663, ob ihr Ehemann der Dagsburger Graf
gewesen ist, muß offenbleiben. Es ist nicht zu eruieren, wieviele Töchter Markgraf
Hermann IV. gehabt hat. Ob Berta seine einzige Tochter geblieben ist, oder ob sie
noch eine oder mehrere Schwestern hatte, ist bei der uns bekannten Quellenlage
nicht mehr herauszufinden. Wir werden uns wohl damit begnügen müssen, den
Namen von Alberts II. Gemahlin nicht mehr zu erfahren. Es ist lediglich festzu-
stellen, daß sie eine Tochter des Markgrafen Hermann IV. von Baden gewesen ist.
Zum Geburtsdatum der Gemahlin Alberts II. meint Gerd Wunder, es könne kaum
vor dem Jahr 1180 anzusetzen sein664. Wenn man die Daten betrachtet, in denen ihr
Vater nachgewiesen werden kann, zwischen 1177665 und 1190666, und man dazu
658 Vgl. auch Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 113.
659 G. Fritz, Backnanger Nekrolog, Nr. 108, S. 38.
660 Vgl. dazu den Kommentar zu diesem Eintrag bei ebda, Nr. 108, S. 38.
661 Als weiteres Argument für seine These führt Wunder an, daß die Namen der Söhne
Hermanns IV., Friedrich, Heinrich und des von ihm Hermann IV. zugeordneten Rudolf,
leicht erklärbar werden, wenn gemäß seiner Prämisse Udilhilt uxor Hermanni
marchionis (G. Fritz, Backnanger Nekrolog, Nr. 131, S. 41) als Ehefrau Hermanns IV.
anzusehen sei. Der Name Udelhild sei nämlich ebenso wie die Namen Friedrich,
Heinrich und Rudolf in der Familie der Tübinger Pfalzgrafen zu finden (Wunder, Die
ältesten Markgrafen von Baden, S. 114; ähnlich auch schon G. Fritz, Backnanger
Nekrolog, S. 41 f.). Außerdem werden die Grafen von Gießen-Asberg aus dem Tübinger
Geschlecht als Verwandte der Enkel Hermanns IV. bezeichnet (Fester, Regesten, 1
Bd., Nm. 389 und 459; vgl. Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 114).
662 Vgl. auch Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 115.
663 Vgl. dazu G. Fritz, Backnanger Nekrolog, Nr. 165, S. 47, der den comitissa-Titel der
Juditha comitissa, soror Hermanni marchionis (ebda.) dahingehend versteht, daß Judith
„mit einem Grafen verheiratet war“ (ebda.).
664 Vgl. auch Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 115.
665 So ebda., S. 113. Wegen der Namensgleichheit mit seinem Vater, Hermann III., ist die
Bestimmung des Zeitpunktes des ersten Auftretens Hermanns IV. nicht sicher
vorzunehmen. Fester, Regesten, 1. Bd., Nr. 127, läßt schon 1160 Hermann IV. an die
Stelle seines Vaters Hermann III. treten. Allerdings spricht für Wunders These, daß bei
den Nachweisen für einen Markgrafen Hermann von Baden zwischen 1170 und 1177
eine Lücke aufscheint (Fester, Regesten, 1. Bd., Nrn. 132 und 133a), die wahr-
118
noch die Überlegung einbezieht, daß Hermann V. als ihr wohl ältester Bruder um
1178, eher später, geboren wurde666 667, erhält Gerd Wunders Einschätzung des
Geburtszeitpunktes durchaus eine gewisse Berechtigung. Natürlich kann sie auch
kurze Zeit vor Hermann V. geboren sein. Der Zeitraum für ihre Geburt wäre meines
Erachtens in die zeitliche Nähe zu 1178 zu setzen, als terminus ante quem müßte
das Jahr 1190 gelten, berücksichtigt man die Tatsache, daß sie im Jahr 1206 Mutter
geworden ist668.
Wann die Gemahlin Alberts II. gestorben ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Möglicherweise besitzen wir für sie im Jahre 1220 noch ein von Reiner von Lüttich
überliefertes Lebenszeugnis. So schreibt Reiner, als er über den Tod Herzog
Theobalds I. von Oberlothringen, des ersten Gemahls Gertruds, der Tochter von
Albert II. und von dessen Frau, berichtet: Obiit dux de Nancei iuvenis etate, cuius
uxsorem, filiam Alberti comitis de Dasburt et de Musal, in matrimoniurn comes
Campanie, mortuo patre suo, matre vivente, de consensu Frederici regis accepit, et
de Musal ßdelitatem Hugoni Leodiensi episcopo fecit669. Das mortuo patre suo,
matre vivente könnte sich sowohl auf Gertruds Vater und Mutter als auch auf die
Eltern von Theobald IV. von der Champagne, des hier angesprochenen zweiten
Gemahles von Gertrud, beziehen, da beider Väter zu diesem Zeitpunkt bereits tot
waren670. Zusätzlich war Theobalds IV. Mutter 1220 nachweislich noch am
Leben671. Die Satzkonstruktion spricht zudem eher dafür, daß mit mortuo patre
suo, matre vivente Theobalds IV. Vater und Mutter gemeint sind.
Nun zurück zu der zu Beginn dieses Kapitels erwähnten These, daß die Mutter
Gertruds die zweite Ehefrau Alberts II. gewesen sei672. Nimmt man an, daß Albert
II. ungefähr zwischen 1150 und 1155 geboren wurde673, so macht der
Altersunterschied der beiden Ehepartner ca. 20 Jahre aus. Die Ehe könnte auch
scheinlich einen Generationswechsel andeutet (siehe Wunder, Die ältesten Markgrafen
von Baden, S. 112).
666 Annales Marbacenses, ad 1190, S. 62; vgl. Fester, Regesten, 1. Bd., Nr. 146. Hermann
IV. starb während des dritten Kreuzzuges 1190 vor Antiochia.
667 Markgraf Hermann V. ist 1243 gestorben, wie die Eintragung im Backnanger Nekrolog
beweist: Anno 1243 obiit Hertnannus marchio (G. Fritz, Backnanger Nekrolog, Nr. 63,
S. 30). Nimmt man nun als obere Grenze für sein Alter 65 Jahre an, so kommt man auf
ein frühestes Geburtsdatum von 1178. Dafür, daß Hermann V. der älteste Sohn
Hermanns IV. gewesen ist, spricht der Umstand, daß er den Leitnamen des Geschlechtes
erhalten hat.
668 Siehe dazu unten, S. 130 f.
669 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1220, S. 678, Z. 57 ff.
670 Theobalds IV. Vater war 1201 bereits verstorben; siehe W. Kienast, Die deutschen
Fürsten im Dienste der Westmächte bis zum Tode Philipps des Schönen von Frankreich,
Bd. 11,1, Utrecht 1931, S. 3.
671 Siehe dazu das Kap. 'Die Ehe Gertruds mit Graf Theobald IV. von der Champagne',
677 Auch Wunder, Die ältesten Markgrafen von Baden, S. 115, vertritt die These, daß die
Tochter von Hermann IV. die zweite Ehefrau des Dagsburger Grafen gewesen sei.
Allerdings geht Wunder von einer falschen Voraussetzung aus, da er noch die Existenz
der zwei Söhne Alberts II. annimmt, die sich bei einem Turnier um 1200 selbst getötet
hätten und deren Mutter sie unmöglich sein könnte (ebda).
673 Siehe dazu oben, S. 110.
119
frühestens 1189 geschlossen worden sein, Albert wäre schon Mitte Dreißig
gewesen, relativ alt für eine erste Ehe bei einem mittelalterlichen Dynasten. Auch
das Geburtsjahr des einzigen Kindes aus dieser Ehe, 1206, spricht für einen
Eheschließungstermin, der sehr nahe an der Wende zwischen dem 12. und dem 13.
Jahrhundert liegt. Die hier angeführten Gründe legen den Schluß nahe, daß die
Mutter Gertruds eine zweite Ehefrau Alberts II. gewesen sein könnte.
Es gibt aber durchaus Indizien, die gegen eine zweimalige Eheschließung sprechen.
So ist eine Güterschenkung Alberts II. für seine Memorialstiftung Val-Notre-Dame
zum Seelenheil von ihm selbst, seiner Frau, seiner Tochter, seines Bruders, seiner
Eltern und für alle seine Vorfahren und Nachkommen erfolgt674. Eine verstorbene
erste Ehefrau läßt er aber unerwähnt, was zum Aufhorchen Anlaß gibt. So bliebe
nur noch die Möglichkeit, daß die erste Ehe geschieden worden wäre. Die lange
Zeit der Kinderlosigkeit Alberts II. bietet durchaus Raum für solche Überlegungen.
Wenn auch Kinderlosigkeit nicht als offizieller Grund bei Scheidungen angegeben
werden konnte, so war sie doch häufig aus dynastischen Gründen Anlaß zu
Scheidungen675. Allerdings fehlt auch der kleinste Hinweis in den Quellen, der
bezüglich einer Ehe Alberts II. in diese Richtung weist. Es muß letztendlich
offenbleiben, wie oft Graf Albert II. von Dagsburg wirklich verheiratet gewesen ist.
Gertrud, die Gemahlin Graf Ludwigs I. von Saarwerden
Die wahrscheinlich nach ihrer Großmutter benannte Tochter Hugos VIII. und
Luitgarts, Gertrud, wurde mit dem Grafen Ludwig I. von Saarwerden verheiratet.
Der Name dieser Tochter erschließt sich uns nicht direkt, d. h. es wird nirgends eine
Gertrud als Tochter Hugos und der Luitgart genannt, wohl können wir aber aus
ihrer Eheverbindung mit dem Grafen von Saarwerden ilire Abstammung und ihren
Namen erkennen676.
Zu ihrer Abstammung berichtet uns eine Metzer Chronik aus dem 15. Jahrhundert
folgendes: Lan mil iic faillir[ent] les conte de Metz et tombit a la maison de
Lhorraine par une seulle fille que Abert conte de Metz et Dabor avoit nommee
Katherinne qui fust femme a Thiebault duck de Lorraine filz de Ferry duck de
Lorraine icelluy, et le conte de Sarwerden espuse sa taute qui donnait le patronaige
674 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14: ... pro remedio anime mee et parentum tneorum
Jratrisque mei Henrici et uxoris mee ac filie et antecessorum cum meis successoribus
contuli.
675 Man vergleiche dazu nur die Behauptung bei Richeri gesta Senonensis ecclesiae, ed. G.
Waitz, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312, die Ehe zwischen der Tochter Alberts
II., Gertrud von Dagsburg, und Graf Theobald IV. von der Champagne sei wegen
Unfruchtbarkeit Gertruds aufgelöst worden: Comes vero Campanie adhuc adolescens
audiens comitatum illum tam opulentum, relictam ducis Lotoringie accepit in uxorem, et
hoc causa comitatus. Set cum eam aliquandiu habuisset, quia sterilis erat, eam
repudiavit.
676 Siehe dazu unten, S. 122.
120
de sainct George es freres nostre dämme et sainct Thiebaulfi11. Die Passage enthält
einen erkennbaren inhaltlichen Fehler. So hieß die Tochter Alberts nachweislich
nicht Katherine, sondern Gertrud677 678. Die Gemahlin Ludwigs I. von Saarwerden war
also laut dieser Chronik die Tante der Tochter Alberts II., folglich dessen Schwester
und somit eine Tochter aus der Ehe zwischen Hugo von Dagsburg und Luitgard von
Sulzbach. Auch ein Blick auf die Lebensdaten Ludwigs I, von Saarwerden zeigt
uns, daß diese Zuordnung in zeitlicher Hinsicht stimmig ist. Ludwig I. von
Saarwerden ist von 1165679 bis 1200 belegt680, er ist ein Zeitgenosse Hugos IX.
und Alberts II. von Dagsburg. Aus den vorgebrachten Argumenten läßt sich
schließen, daß Ludwigs Ehefrau eine Schwester der beiden 'Falken von Dagsburg'
war, folglich eine Tochter Hugos VIII. sein muß.
Ihr Geburtsdatum, wie das ihrer Geschwister, ist nicht überliefert, sie hatte aber im
Jahre 1165 schon einen Sohn, namens Ludwig, der mit seinem Vater in einer
Urkunde von Bischof Theoderich III. von Metz als Zeuge fungierte681. Dies
bedeutet, daß Ludwigs Mutter 1165 mindestens 15 Jahre alt war, ihre Geburt also
gewiß vor 1150 anzusetzen ist. Jedoch ist dieser Sohn in seiner Existenz nicht völlig
gesichert682.
677 London, British Library, Sign.: Harl. MS 4400, fol. 21r°. Eine Kopie aus dem 19.
Jahrhundert befindet sich in Metz, AD Mos., 3 F ms 6, diese hat auch die Ergänzung in
eckigen Klammem zu jaillir. Zu der gesamten Passage siehe Herrmann, Saarwerden, 2.
Bd., S. 52.
678 Zu Gertrud, Tochter Alberts II., siehe unten, S. 130-133.
679 Zusammen mit seinem Sohn Zeuge in einer Urkunde von Bischof Theoderich III. von
Metz von 1165, Druck bei M. Parisse, Actes des princes lorraines, 2ème Série: Princes
Ecclésiastiques, 1. Les évêques de Metz, C - Thierri III, Ferri, Thierri IV 1163 -1179, o.
O. u. o. J., Nr. 7, S. 19 f.; Regest bei Herrmann, Saarwerden , 1. Bd., Nr. 50, S. 75 f.;
siehe auch Etots., 2. Bd., Tafel 1.
680 Urkunde von König Philipp von Schwaben vom 7. April 1200, in der dieser die
Abtretung des Patronatsrechtes an der Heiligkreuzkirche in Metz durch Albert von
Dagsburg und die Abtretung des Patronatsrechtes an St. Georg in der Metzer Vorstadt an
Bischof Bertram von Metz bestätigt. Druck bei Böhmer, Acta, Nr. 214, S. 195 f.; Regest
bei Böhmer-Ficker, Nr. 45; RegBfeStr. I, Nr. 709, S. 375, Herrmann, Saarwerden, 1.
Bd., Nr. 90, S. 89 f.; siehe auch Der&, 2. Bd., Tafel 1.
681 Siehe dazu oben, Anm. 679.
682 Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 52, geht von zwei Söhnen mit Namen Ludwig aus.
Er nimmt an, daß der 1165 mit seinem Vater als Zeuge auftretende Ludwig früh
verstorben sei, da ein Sohn namens Ludwig erst wieder ab 1212 (ebda., 1. Bd., Regest
Nr. 93) nachgewiesen sei. Die Zeitspanne zwischen 1165 und 1212, in der es keinen
Beleg für ihn gebe, scheine ungewöhnlich lang, und dieser lange Zeitraum spräche
deutlich dagegen, daß es sich um dieselbe Person handele. Ein weiteres Argument
Herrmanns, weswegen es nicht ein und dieselbe Person sein könne, ist, daß, gäbe es nur
einen Ludwig, dieser im Jahre 1246, in dem er letztmalig nachgewiesen werden kann
(ebda., 1. Bd., Regest Nr 126), ein Alter von um die neunzig Jahre erreicht haben
müßte. Dies erscheint Herrmann aber als nicht möglich (ebda., 2. Bd., S. 52), denn er
geht davon aus, daß Ludwig im Jahre 1165 in einem Alter von mindestens 12 Jahren
stand, da sein Auftreten in einer Zeugenreihe Handlungsfähigkeit voraussetze, die man
aber erst im Alter von 12 Jahren erreiche (ebda.). Diese These erweist sich aber als nicht
tragfähig. Geht man nämlich - so wie Herrmann - von der Annahme aus, Ludwig sei
1165 mindestens 12 Jahre alt gewesen, so erhält man für die Geburt Ludwigs als
121
Der Name der Gemahlin Ludwigs I. von Saarwerden, Gertrud, erschließt sich uns
aus zwei Urkunden aus den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts. Am 25. März
1262 stellte Graf Heinrich II. von Saarwerden eine Urkunde aus, in der er dem
Kloster Werschweiler seinen Teil des Allods und des Zehnten zu Lorenzen schenkt,
das einstmals Ludwig I. von Saarwerden und seine Gemahlin Gertrud besaßen683.
Die zweite Urkunde, die Graf Ludwig I. und dessen Gemahlin Gertrud namentlich
nennt, ist vom 22. November 1264 und in derselben Sache ausgestellt. Es
übergaben die Brüder Johannes von Kirkel und Arnold von Siersberg nun ihrerseits
ihren Anteil am ehemalig im Besitz von Ludwig I. und dessen Gemahlin Gertmd
sich befindlichen Allod und Zehnten zu Lorenzen an Werschweiler684.
Einen weiteren Beleg, daß Gertrud aus der Dagsburger Familie stammt, bietet die
Aussage Heinrichs von Kirkel, eines Sohnes der Gertrud, Graf Heinrich von
Blieskastel sei mit ihm blutsverwandt685. Die 'consanguinitas' beider läßt sich leicht
spätestes Datum das Jahr 1153. Dies würde aber zu der biologischen Unmöglichkeit
führen, daß Ludwigs Mutter zum Zeitpunkt der Geburt ihres Sohnes höchstens zehn
Jahre alt gewesen sein dürfte, da sie, wenn sie ein Kind aus der Ehe Hugos VIII. und
Luitgards gewesen ist, frühestens 1143 auf die Welt gekommen sein kann. Es ist jedoch
nicht zwingend notwendig, daß ein Auftreten in einer Zeugenreihe ein handlungsfähiges
Alter des Zeugen, also von mindestens 12 Jahren voraussetzt. Siehe dazu die Belege
oben, S. 94 f. in Anm. 528. Herrmann diskutiert aber auch die Möglichkeit einer
Verschreibung in der Urkunde aus dem Jahre 1165, die uns nicht mehr im Original,
sondern in einer Abschrift aus dem 14. Jahrhundert erhalten ist (Herrmann,
Saarwerden, 2. Bd., S. 52). Herrmann meint, in der Abschrift könnte das filius eine
Verlesung ausfrater sein, was in der Originalurkunde gestanden haben könnte, es wären
also Ludwig I. (= der Ältere) von Saarwerden und sein Bruder Ludwig II. (= der
Jüngere) gemeinsam Zeugen in der Urkunde von 1165 (ebda.). Der gleichnamige Bruder
Ludwigs ist ab 1171 (ebda., 1. Bd., Regest Nr. 52) bis zu seinem Tod in der Lombardei,
der ihn zwischen Dezember 1174 und Dezember 1176 im Heere Friedrich Barbarossas
ereilt hat, nachweisbar (ebda. Regest Nr. 57; vgl. auch ebda., Regesten Nrn 64-66). Die
These Herrmanns, daß Ludwig I. zwei Söhne namens Ludwig hatte, der erste Sohn
namens Ludwig früh verstorben sei (nach 1165), daraufhin ein später geborener Sohn
zur Erhaltung des Namens wieder auf den Namen Ludwig getauft worden sei (ebda., 2.
Bd., S. 52) hat einiges für sich. Als Beispiele für eine gerade in dieser Zeit ausgeübte
Praxis sei an die Namensgebung der Söhne Friedrich Barbarossas erinnert (vgl. Baaken,
Altersfolge, S. 46-78, und Assmann, Friedrich Barbarossas Kinder, S. 435-472).
683 Auszugsweiser Druck der Urkunde bei G. Chr. CROLUUS, Originum Bipontinarum, 1.
Teil, Zweibrücken 1761, S. 135 f.: in allodio ... apud S. Ixiurentium ... cumque eo iure,
quo Dominus Ludovicus quondam Comes in Sanverdie pie memorie maritus Gertrudis
quondam Comitisse ibidem possedit & tenuit; siehe Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S.
52, Anm. 13 und ebda., 1. Bd., Regest Nr. 141, S. 103; A. Neubauer, Regesten des
Klosters Werschweiler, Speier am Rhein 1921, Nr. 221, S. 153 f.
684 Auszugsweiser Druck bei Crollius, Originum Bipontinarum, 1. Teil, S. 147: ... in
allodio & decimis apud S. Laurentium omnique eo iure, quo Dominus Lodewicus
quondam Comes de Sarwerden p. m. maritus Domine Gertrudis quondam Comitisse
ibidem prefata bona tenuit & possedit, siehe Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Regest Nr.
145, S. 104 u. 2. Bd., S. 52 mit Anm. 13; Neubauer, Regesten, Nr. 237, S. 158.
685 München BHStA, Rheinpfälzer Urkunden, Nr. 1924: ... nec non sigillorum dominorum
meorum Th. Treverensis archiepiscopi ac dilecti consanguinei mei H. comitis
Castrensis, quipredicti interfuerunt. Regest bei Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Regest
Nr. 112, S. 95. Die Urkunde ist zwischen 1225 und 1237 ausgestellt (ebda.).
122
erklären, wenn die Mutter Heinrichs von Kirkel dem Dagsburger Hause entstam-
men würde. Dies verdeutlicht Tafel 11, in die nur die für unseren Zusammenhang
relevanten Personen eingetragen sind686.
Tafel 11
Zur consanguinitas zwischen Heinrich von Kirkel und Heinrich von Blieskastel
Albert I. v. Dagsburg <» Ermensinde v. Luxemburg
Gertrud co Hugo VII. Mathilde oo Folmar v. Metz
Hugo VIII. oo Luitgart v. Sulzbach Clementia °o Folmar I. v. Blieskastel
Ludwig I. v. oo Gertrud Folmar II. v. Blieskastel
Saarwerden |
Heinrich v. Kirkel Heinrich v. Blieskastel
Nach den Vermutungen von Hans-Walter Herrmann hat Gertrud als Mitgift das
Patronatsrecht der Kirche St. Georg, in der Metzer Vorstadt gelegen, was durch die
Aussage der eingangs zu diesem Kapitel zitierten Metzer Chronik gestützt wird687,
das der Pfarrkirche zu Maxe, die Burg Montoy und einen Wald namens St. Georg,
bei Essey gelegen, in die Ehe gebracht688.
Aus der Ehe Gertruds von Dagsburg mit Graf Ludwig I. von Saarwerden gingen
neben den schon erwähnten beiden Söhnen namens Ludwig und Heinrich von
Kirkel noch drei weitere Kinder hervor689. Wann Gertnid gestorben ist, läßt sich
leider mangels Quellen nicht ermitteln.
Die Gemahlin Theoderichs I. von Hochstaden und ihre Nachkommenschaft
Die andere bekannte Tochter Hugos VIII. und Luitgarts, deren Namen wir nicht
kennen - möglicherweise heißt sie ja Luitgart, wie die Forschung, ohne einen
Quellennachweis beibringen zu können, immer wieder hartnäckig behauptet -, ist
mit Graf Theoderich I. von Hochstaden verheiratet worden. Von dieser Ehe
686 Vgl. die Tafeln bei Parisse, Noblesse et chevalerie, Nr 12, S. 360 u Nr. 58, S. 409; Die
von Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 47, aufgestellte Tafel enthält einige
Unrichtigkeiten zu den Vorfahren Hugos VIII., so daß sie für unsere Zwecke nicht
genügend beweiskräftigerscheint.
687 Siehe oben, S. 120 f.
688 Siehe Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 52 und S. 258, und ebda., 1. Bd., Regesten
Nrn 80 (Maxe), 89 (St. Georg), 89a (Wald bei Essey), Nr. 323 (Montoy).
689 Siehe ebda, 2. Bd., Tafel 1.
123
erfahren wir einzig durch den in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
schreibenden Jacques de Hemricourt, der behauptet, eine Schwester Alberts von
Moha habe den Grafen von Hochstaden geheiratet690.
Die Forschung meint, noch weitere Hinweise gefunden zu haben, die diesen Befund
bestätigen würden. So setzte sich zum Beispiel König Konrad III. bei Papst Eugen
III. pro quodam consanguineo nostro, comite videlicet Ottone de Ara691 ein, der
durch das Einwirken eines gewissen Jonathas exkommuniziert worden war. Graf
Otto von Are war der Vater Theoderichs I. von Hochstaden692, des
Schwiegersohnes von Hugo und Luitgart von Dagsburg. Ute Bader erklärt, diese
Verwandtschaft Konrads III. mit Graf Otto sei durch die Ehefrau des Grafen
Theoderich I. von Hochstaden gegeben, denn sie sei die Tochter von Konrads
Schwägerin Luitgart von Dagsburg, also eine Nichte des Königs693 gewesen.
Allerdings übersieht Bader, daß in dem besagten Brief Konrad III. von Graf Otto
von Are als von seinem consanguineo spricht, was im eigentlichen Sinne
'Blutsverwandter' bedeutet. Dieser Fall wäre aber bei den von Bader geschilderten
Verwandtschaftsverhältnissen nicht gegeben, denn es ist zwar hier zufälligerweise
eine Blutsverwandtschaft zwischen Konrad III., der bekanntlich mit Gertrud von
Sulzbach, der Schwester von Luitgart, der Gemahlin Hugos VIII. von Dagsburg,
verheiratet war694, und seiner angeheirateten Nichte vorhanden, wie durch die Tafel
12 verdeutlicht wird, aber der Schwiegervater dieser Nichte wird ja nicht durch die
Heirat seines Sohnes mit seiner Schwiegertochter blutsverwandt, also auch nicht
mit dem Onkel seiner Schwiegertochter, sprich Konrad III. Daraus folgt meines
Erachtens, daß die in D K III 244 angesprochene Blutsverwandtschaft Konrads III.
und Ottos von Are anders herzuleiten ist, obwohl aus der besagten Heirat zusätzlich
eine Verwandtschaft entstanden ist, die aber eher durch den lateinischen Terminus
propinquitas zum Ausdruck kommt.
Zusätzlich erledigt sich noch ein Problem, das sich durch Baders These ergibt. Die
Eheschließung zwischen Theoderich I. von Hochstaden und der Tochter Hugos
VIII. von Dagsburg hätte zum Zeitpunkt des Schreibens von Konrad III. an Papst
Eugen III. schon erfolgt sein müssen, damit der König überhaupt von
consanguinitas hätte sprechen können. Dieser Umstand würde aber bedingen, daß
690 Œuvres de Jacques de Hemricourt, ed. C. de Borman u. A. Bayot, Tome 1: Le miroir
des nobles de Hesbaye, Bruxelles 1910, S. 126: Veriteis est que ly saingnorie de
Noefcasteal est uns anchiens saingnorage et de grant stokage, ja soice qu'ilh nel semble
nint à present; car ilh fut jadit on temps que ly sires de Noefcasteal prist à femme la filhe
do conte de Hoghestroite, en la Haute Almaigne, qui de son droit hiretage estoit sires de
Dolhehen et de toute ehe qui y apent; avoek laquelle filhe il prist à mariage le terre de
Haneffe, en Hainsbange, qui soloit estre des allouz de Mohaute, mais elle parvint aile
conte de Hoghstroite de part sa femme, qui fui sereur aile conte Albier de Mohaut, qui
assy astoit contes Dasborghe, en la Haute Alletnangne, et lyqueis contes Albiers donal,
après ce, sa terre de Mohaute alle engliese de Liege, al temps delle evesque Houwe de
Pirepont, ensi que les coronikes de Saint Lambiers continent.
691 D K III 244, S. 424 ff., Zitat, ebda, S. 426.
692 Zu den genealogischen Zusammenhängen siehe Bader, Grafen von Are, S. 158 ff.
693 Ebda., S. 169.
694 Zur Verwandtschaft der Luitgart von Sulzbach siehe oben, S. 97.
124
bei einer Eheschließung zwischen Theoderich und der Tochter des Dagsburger
Grafen vor dem März des Jahres 1151 beide Ehekandidaten noch minderjährig
gewesen wären, Hugos Tochter hätte zu diesem Zeitpunkt bestenfalls erst sieben
Jahre alt sein können. Bader erklärt dies mit einem Ehevertrag zwischen beiden
Parteien, mit dem die Braut schon rechtlich in die Familie ihres zukünftigen
Ehemannes eintrete695. Es hat sich aber in dem vorliegenden Fall kein Dokument
solchen Inhaltes erhalten. Nun ist zwar ein Ehevertrag nichts Ungewöhnliches -
auch Albert II. von Dagsburg hat für seine Tochter Gertrud, die gerade erst ein
halbes Jahr alt ist, im Jahre 1206 einen solchen Ehevertrag abgeschlossen696 -, aber
diese Hilfskonstruktion Baders erübrigt sich natürlich dadurch, daß sich die
Blutsverwandtschaft der Grafen von Are Hochstaden zu den Staufern nicht durch
diese Eheschließung herleiten läßt, sondern auf anderem Wege zustande gekommen
ist. Das Jahr 1151 als Terminus ante quem für die Heirat der Tochter Hugos VIII.
mit Theoderich I. fällt also weg, und es ist durchaus ein späterer Zeitpunkt für diese
Eheschließung denkbar.
Aus dieser Ehe sind zwei Söhne und mindestens zwei Töchter hervorgegangen, von
denen die Söhne, Lothar und Konrad697, und eine Tochter, Bertha, welche den
Ritter Eustache von Donmartin heiratete698, namentlich bekannt sind.
1194 wird die Tochter Hugos VIII. in einer Schenkungsurkunde ihres Mannes für
das Stift Steinfeld699 und in der Bestätigungsurkunde von Erzbischof Adolf von
Köln für diese Schenkung genannt700. Auch Lothar I, von Hochstaden erwähnt
695 Bader, Grafen von Are, S. 170.
696 Siehe dazu unten das Kap. 'Der Ehekontrakt'.
697 Die Formulierung pro salute anime nostre, uxoris, filiorum ac filiarum nostrarum in
einer Urkunde Theoderichs I. von Hochstaden, abgedruckt bei I. Joester, Urkunden-
buch der Abtei Steinfeld, Köln-Bonn 1976, Nr. 30, S. 28, setzt mindestens zwei Söhne
und Töchter voraus. Daß Lothar I. von Hochstaden lediglich einen einzigen Bruder hatte,
sei aus der Formulierung Lothars ... qua a parentibus tneis patre et matre et fratre meo
in einer Urkunde für die Abtei Steinfeld (ebda., Nr. 33, S. 30) zu schließen, meint
Joester (ebda., Nr. 22, S. 19, Anm. 1).
698 Siehe Œuvres de Jacques de Hemricourt I, S. 126 ff. Der Name Bertha und ihre Ehe mit
Eustache von Donmartin wird uns durch eine vor dem 12. April 1229 ausgestellte
Urkunde des Lütticher Bischofs überliefert, in der der Bischof eine Schenkung des
Eustache de Donmartin bestätigt. Eustache von Donmartin hatte zusammen mit seiner
Gemahlin Bertha und seinem Sohn Daniel der Abtei Aywières den Zehnten zu Haneffe
und A bée geschenkt: Notum sit tam presentibus quam futuris quod Eustachius miles et
Berta, uxor ejus, Daniele filio ejus praesente et consentiente, decimam quam habebant
in Haneffe et in Abée cum ejus pertinentiis in manus nostras ad opus sororum de Awiria
sub testimonio multorum reportaverunt et in ecclesiam libere contulerunt (Druck der
Urkunde bei G. Kurth, Chartes de l'abbaye de Saint-Hubert en Ardenne, 1. Bd., Brüssel
1903, Nr. 199, S. 252 f.); vgl. dazu die genealogische Tabelle bei Œuvres de Jacques de
Hemricourt II, S. 237; zur Namenswaht Bertha vgl, Bader, Grafen von Are, S. 171, die
darin eine Reminiszenz an die Kaiserin Bertha/Irene von Sulzbach, die Gemahlin Kaiser
Manuels von Byzanz, sieht.
699 Joester, Urkundenbuch, Nr. 30, S. 27 f.: ... in Steinueldensem ecclesiam pro salute
anime nostre, uxoris, filiorum ac filiarum nostrarum pure propter deum transferimus,
donamus et supportamus (Zitat, S, 28).
700 Ebda., Nr. 32, S. 29 f.
125
seine Mutter in einem undatierten Dokument für Steinfeld, aber leider, ebenso wie
in den anderen Urkunden, ohne ihren Namen701.
Tafel 12
Zur consanguinitas zwischen König Konrad III. und der Tochter
der Luitgart v. Sulzbach
Hugo IV. oo Heilwig
Gerhard
I
Friedrich v. Büren co Hildegard
Hz. Friedrich I. v. Schwaben
Berengar II. v. Sulzbach
Hup V.
Heinrich I.
I
Alben I.
I
Hugo VII.
Kg. Konrad M. oo Gertrud Luitgart 2.00 Hugo VIII. Otjo v. Are
N. v. Dagsburg 00 Theoderich v.
Hochstaden
Probleme um die Nachkommenschaft Alberts II. von Dagsburg
Die Frage zur Nachkommenschaft - sprich die Anzahl der leiblichen Kinder -
Alberts II. von Dagsburg bereitet der Forschung große Probleme. Hierbei ist immer
wieder von zwei Söhnen Alberts II. die Rede, die jedoch einen gemeinsamen
Unfalltod erlitten hätten, so daß Albert II. zeitweise ohne leiblichen Erben gewesen
wäre, bis er schließlich gegen Ende seines Lebens doch noch Vater einer Eirbtochter
geworden sei. Die Existenz dieser beiden Söhne wurde in der Forschung des öfteren
angezweifelt und die Geschichte von deren Unfalltod in das Reich der Sage
verwiesen. Als Problem erweist sich zudem das Datum der Geburt von Alberts
Tochter Gertrud, das in der Forschung umstritten ist. Des weiteren soll noch ein
illegitimer Sohn Alberts II. namens Waltrikinus existiert haben. Gehen wir jedoch
der Reihe nach vor und prüfen die einschlägigen Quellen zu den einzelnen
Behauptungen, um zu einem möglichst schlüssigen Ergebnis hinsichtlich der
Nachkommenschaft Alberts zu gelangen.
701 Ebda., Nr. 33, S. 30: ... qua a parentibus meis patre et matre et fratre meo.
126
Zu den angeblichen Söhnen Alberts II. von Dagsburg
In der Forschungsliteratur zu den Dagsburger Grafen findet sich seit Johann Daniel
Schöpflin702 immer wieder die Behauptung, Albert II. habe zwei Söhne mit Namen
Wilhelm und Heinrich gehabt, die im Jahre 1200 einen gemeinsamen Unfalltod
erlitten hätten. Allerdings beinhaltet die überlieferte Geschichte des Todes von
Wilhelm und Heinrich, die im folgenden Absatz referiert werden soll, mehrere
Elemente, die so unglaubwürdig scheinen, daß der Wahrheitsgehalt der Erzählung
angezweifelt werden muß. Es ist in der neueren Forschung die Geschichte vom
Ableben der angeblichen Söhne des Dagsburger Grafen oftmals nicht kritisch
geprüft und als der Wahrheit entsprechend übernommen worden, wie zum Beispiel
in der Dissertation von Elisabeth Tritscheller geschehen, die sich dabei auf
Schöpflins Angaben stützt703, oder in der Arbeit von Michel Bur über die Grafen
von der Champagne704. Michel Parisse hegt zwar Zweifel am Wahrheitsgehalt der
Geschichte um Heinrich und Wilhelm, möchte aber die Existenz der beiden Söhne
Alberts II. nicht ganz ausschlicßen705. Einzig N. Donnet geht von der Nichtexistenz
der Söhne Alberts II. aus706.
Untersuchen wir nun die Überlieferung der Erzählung vom Tod Heinrichs und
Wilhelms. Die früheste Erwähnung der beiden Söhne Alberts II. dürfte - soweit
zumindest ich die Genese der Behauptung von der Existenz der Söhne eruieren
konnte - bei dem im 14. Jahrhundert schreibenden Jean d'Outremeuse zu finden
sein707. Er erzählt, daß Albert II. mit seinen beiden vierzehn- und dreizehnjährigen
Söhnen das Turnier in Andenne, das zur Verabschiedung Balduins von Flandern
gegeben wurde, besucht habe708. Nach der Rückkehr in die väterliche Grafschaft
Moha haben beide Söhne, beeindruckt von den Tumierspielen und die Ermah-
nungen des Vaters nicht beachtend, selbst einen Tjost nachgespielt und sich dabei
702 Schöpflin, Alsatia illustrata, S. 489.
703 Tritscheller, Markgrafen von Baden, S. 91, Anm. 2.
704 M. Bur, Les relations des comtes de Champagne et des ducs de Lorraine au début du
XIIIe siècle, in: Bulletin philologique et historique (jusqu'à 1610) du Comité des travaux
historiques et scientifiques, 1964, Paris 1967, S. 76.
705 Siehe Parisse, Albert, comte de Dabo, S. 162. - Ders., La noblesse Lorraine, 2. Bd., S.
857 - Ders., Noblesse et chevalerie, S. 94. Parisse, Albert, comte de Dabo, S. 162,
bringt zwar Argumente, die gegen die Existenz der beiden Söhne Alberts II. sprechen,
möchte aber dennoch die Frage nach der Existenz dieser Söhne offenlassen (ebda ).
In seinen beiden obengenannten Publikationen von 1976, S. 857, Tafel 3 und von 1982,
S. 94 u. S. 375, Tafel 27, hingegen hegt er keine Zweifel an der Existenz der beiden
Söhne des letzten Dagsburger Grafen.
706 N. Donnet, Les origines de läbbaye du Val Notre-Dame, in: Cîteaux. Commentarii
Cistercienses, 12. Bd., Westmalle 1961, S. 134-139.
707 Ly myreur des Histors, Chronique de Jean des Preis dit d'Outremeuse, Tom. IV, ed. S.
Bormans , Bruxelles 1877, S. 566 ff.
708 Ebda., S. 566: En chesti an tneismé, à Andenne, en leebour XIIII de tnay, oit jostez; li
conte de Flandre Balduin y fut, et Henris li conte de Lovain, Guilhearnez ses freres, et
Atbers leur freres, li conte de Muhat et d'Albort. Et deveis savoir que Waleve et toute le
terre entour astoit li conteit de Albort. Chis Albers avoit dois fis jovenez qui astoient
nommeis Guilhearnez et Henris, qu'il menât avecque luy as jostes\ zum Alter der beiden
Söhne siehe folgende Anm.
127
gegenseitig mit ihren Lanzen erstochen709. Daraufhin habe Graf Albert eine
Pilgerreise zum Heiligen Grab unternommen710.
Alleine der Name Wilhelm für einen der beiden Söhne läßt erste Zweifel an dem
Wahrheitsgehalt der Erzählung bei Jean d'Outremeuse aufkommen. Dieser Name ist
zu keiner Zeit, weder in der Familiengeschichte der Dagsburg-Egisheimer noch in
der der Grafen von Moha nachzuweisen. Auch bei den Markgrafen von Baden läßt
sich dieser Name nicht finden.
Michel Parisse hat als gutes Argument, welches gegen die Existenz der Söhne
spricht, den Umstand angeführt, daß Albert II. als Grund für die Stiftung des
Zisterzienserinnenklosters Val-Notre-Dame im Jahre 1210 angibt, sie sei für sein
Seelenheil, das seiner Eltern, seines verstorbenen Bruders Heinrich/Hugo, seiner
Frau, seiner Tochter, seiner Vorfahren und Nachkommen geschehen711, jedoch
seine beiden angeblichen Söhne nicht nennt712. Hätte Albert II. zwei schon
verstorbene Söhne gehabt, hätte er sie doch sicher in diese eindeutig als für das
Seelenheil der Familie gekennzeichnete Stiftung miteinbezogen. Erstaunlichem eise
verfolgt Michel Parisse die These nicht weiter, sondern kehrt in seinem Buch von
1982 ohne Angabe von Gründen wieder zu seiner schon 1976 vertretenen Ansicht
zurück, daß die beiden Söhne Alberts existiert hätten und sich auch ihr tragisches
Ende so abgespielt habe, wie es bei Jean d'Outremeuse berichtet wird713.
709 Ebda, S. 567 f: La fieste de par lit, et li conte de Muhal revient à Muhal. Si avient I jour
que, ensi qu'il seoit à disneir, et si dois fis servoient devant li, dont li 1 oit XIII ans, li
allre XIII, et li contes les dist: « Enjans, par Dieu, se vos aviez XX ans, vos jostereis;
desormains vous commande le mestier de basions et de pierches vos ensaieis; mains ne
vos blechiez. » - «Sirez, dient les enjans, volentiers. » Et li conte se taisit atant; mains li
dois jovenechaiz ne le metirent mie en oblit, car lendemain astoient en castel de Muhal
sus le fumeir (ch'est sus l'ainsinier) et veut ensemble: « Par Dieu, nos apprenderons bien
'a josteir entre nos-meisme, car nous savons bien comtnent fisent li chevaliers l'autre
jour à Andenne; et ne furent point navreis. » Et puis dist li aneis: « Eaisons enselleir II
corsier, et jostons l'un à l'autre; ne nouz poions navreir. » Atant ont fait enselleir les
chevals, si vont sus monteir, et prendent dois lanchez aguez et achereez: si ont josteit
entre eauz, li dois simple innocens, sens armes, et se sont passeis tot oultre les corps, et
sont mort.
710 Ebda., S. 568: Ly conte soit tantoist la novel: près que ne fut enragiez; ses hommez le
tiennent. Et quant li conte fut repaisies, si vowat de bon euer que, se Dies li vuelt gardeir
son sens et memoir, ilh requierat le Saint-Sepulchre en grant devoción. Dies l'entendit, si
le confortât; et li cuens s'aparelhat et s'en vat oultre mere; et fist son voiage, si que chel
an meisme ilh fut à Saint-Sepulchre. Als Kuriosum am Rande sei noch hingewiesen auf
eine von Dugas de Beaulieu, Gertrude de Dagsbourg, in: Revue d'Alsace 9, Colmar
1858, S. 385 f., völlig frei erfundene Geschichte von der Überbringung der Nachricht
vom Tode Wilhelms und Heinrichs an ihren Vater.
711 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14: Ad opus siquidem iltius abbatie dominarum
Cystertiensis ordinis ut iam dictum est pro remedio anime mee et parentum meorum
fratrisque mei Henrici et uxoris mee ac filie et antecessorum cum meis successoribus
contuli.
712 Parisse, Albert, comte de Dabo, S. 162-165.
713 Parisse, Noblesse et chevalerie, S. 94: „Malheureusement, il perdit deux garçons dans
un tournoi, et commençait à répartir ses biens quand lui naquit une fille, Gertrude (1204-
1206)".
128
Einen meines Erachtens eindeutigen Beweis liefert zudem die urkundlich
überlieferte Vereinbarung zwischen dem Neffen Alberts II., dem niederlothrin-
gischen Herzog Heinrich von Brabant, und dem Grafen von Loon aus dem Jahre
1197, in der beide Vertragspartner vereinbaren, daß sie im Falle des kinderlosen
Ablebens von Albert II. seine Ländereien unter sich aufteilen wollen714. Dieses
Abkommen setzt logischerweise voraus, daß 1197 mit einem kinderlosen Ableben
Alberts II. zu rechnen war, und das bedeutet im Klartext, daß der Dagsburger Graf
zu diesem Zeitpunkt, also 1197, weder Söhne noch Töchter hatte. Nun hätten ihm -
so könnte man einwenden - erst nach dieser Abmachung seine angeblichen beiden
Söhne geboren werden können. Allerdings hätten dann beide schon, falls sie
Zwillinge gewesen wären, im zarten Alter von höchstens drei Jahren selbständig
und unbeaufsichtigt mit Lanzen gegeneinander reiten können? Man sieht von selbst,
wie absurd diese Vorstellung ist. Folglich kann die Geschichte vom Unfalltod der
beiden angeblichen Söhne Alberts II. ins Reich der Fabel verwiesen werden. Einzig
N. Donnet hat in einem der neueren Forschung zu den Dagsburger Grafen
weitgehend unbekannt gebliebenen Aufsatz aus dem Jahre 1961 die besagte
Urkunde herangezogen und in dem hier vorgetragenen Sinne ausgewertet715.
Zudem kann eine Pilgerreise Alberts II. ins Heilige Land aus den zeitgenössischen
Quellen nicht nachgewiesen werden. Auch bliebe dafür im Itinerar des Grafen nur
in den Jahren 1202 oder 1209 und 1211 Platz716, wobei die beiden letztgenannten
Jahre auf Grund des Alters des Dagsburger Grafen wohl ausscheiden717, so daß
eine Pilgerreise lediglich im Jahre 1202 möglich gewesen wäre.
Ob jedoch Kinder Alberts II., welche einige Zeit vor dem Jahr 1197 geboren
wurden, existiert haben, die dann alle im Säuglings- oder Kindesalter verstorben
wären, bleibt fraglich. Über frühverstorbene Kinder des letzten Dagsburger Grafen
gibt es jedoch keinerlei Hinweise in den bekannten Quellen. Hätte es solche
frühverstorbenen Kinder wirklich gegeben, so wären sie doch wahrscheinlich in der
sogenannten Ausstattungsurkunde für Val-Notre-Dame - der Seelenheilstiftung für
seine Familie - erwähnt worden.
7,4 Bester Druck des Vertrages in: Bormans u. Schoolmeesthrs, Cartulaire I, Nr. 75, S.
120; älterer Druck bei BUTKENS, Trophées I, preuves, S. 49; Regest bei J. G
Schoonbroodt, Inventaire analytique et chronologique des chartes du chapitre de Saint-
I^ambert à IJège, Liège 1863, Nr. 21, S. 9.
715 Donnet, Les origines, S. 138 f.
716 Siehe dazu die Quellennachweise zu Albert II, in Anm. 620-639.
717 Daß Albert II. sich im Alter den Strapazen einer längeren Reise nicht mehr unterziehen
wollte, unterstreicht auch der Umstand, daß er beim Italienzug Ottos IV. im Jahre 1209,
der diesem die Kaiserkrönung brachte, nicht teilgenommen hatte. Siehe dazu die
Zusammenstellung der Teilnehmer bei B. U. Hücker, Kaiser Otto IV., Hannover 1990,
S. 644-649. Immerhin hatte Albert sich für die Königserhebung des Welfen einstmals
vehement eingesetzt und gehörte auch zu dessen Wählern.
129
Gertrud von Dagsburg, die Tochter Alberts II.
Keinen Zweifel kann es dagegen an der Existenz von Alberts II. Tochter Gertrud
geben. Sie ist uns durch viele Quellenzeugnisse wohlbekannt, auch spielt sie bis zu
ihrem frühen Tod im Alter von knapp neunzehn Jahren durch ihren Reichtum und
ihre drei Eheschließungen in den territorialpolitisehen Aktivitäten einzelner
Dynasten im Westen des Reiches eine wichtige Rolle718.
Über den Zeitpunkt ihrer Geburt herrscht in der Forschung Uneinigkeit. Die
Angaben in der Literatur zum Geburtsdatum Gertruds schwanken, obwohl wir
durch den zuverlässigen Reiner von Lüttich in seinen Annalen eine genaue Angabe
zu ihrem Geburtsjahr besitzen. So berichtet Reiner zum Jahr 1206, daß dem Grafen
Albert von Dagsburg eine Tochter geboren wurde, was die Hoffnungen von Herzog
Heinrich von Brabant und von Bischof Hugo von Lüttich auf das reiche
dagsburgische Erbe zunichte machte719. Die ältere Forschung hatte noch das
Geburtsdatum der Gertrud um 1190 angenommen720, möglicherweise durch die
drei Eheschließungen Gertruds zu der Annahme verleitet, sie müsse bei ihrem Tode
1225 wesentlich älter als 19 Jahre gewesen sein. Diese Anschauung ist aber in der
neueren Forschung, soweit ich sehe, nicht mehr vertreten worden. Doch es ist auch
in jüngerer Zeit das von Reiner von Lüttich mit 1206 angegebene Geburtsjahr
Gertruds nicht so recht akzeptiert worden, zum Beispiel nimmt Michel Parisse als
Geburtsjahr der Gertrud das Jahr 1204 an721. Er modifiziert indes seine Meinung in
seinem 1982 erschienenen Buch über den lothringischen Adel dahingehend, daß er
für Gertruds Geburt den Zeitraum zwischen 1204 und 1206 angibt722, wobei er in
der entsprechenden Fußnote einschränkend hinzufügt: „En 1204, Albert II.
n'a assurément pas d'enfant“723. Michel Bur - auch er beachtet die Angabe bei
Reiner von Lüttich nicht - setzt die Geburt der Gertrud in das Jahr 1205724. Sowohl
Michel Parisse als auch Michel Bur geben keine Auskünfte, auf welchen Quellen
ihre diesbezüglichen Aussagen beruhen. Es ist möglich, daß das frühe Datum der
Verlobung Gertruds - sie erfolgte noch im September 1206, also innerhalb des von
Reiner angegebenen Geburtsjahres725 - in der Forschung Irritationen ausgelöst hat.
Das schnelle Handeln von Gertruds Vater hinsichtlich ihrer Verlobung - und damit
ihrer Versorgung - scheint gerade bei dem schon fortgeschrittenen Alter, in dem
sich Albert II. im Jahre 1206 bereits befand, durchaus plausibel und verständlich726.
Von dem bei Reiner von Lüttich angegebenen Geburtszeitpunkt ist also grund-
718 Siehe dazu unten das Kap. 'Gertrud von Dagsburg'.
719 Reinen annales, MGH SS XVI, S. 660: Nata est etiam filia comiti Alberto, quae omnem
sperrt de Musal abstulit Leodiensi episcopo et duci Brabantino.
720 Siehe z. B. E. Winkelmann, Kaiser Friedrich II., 1. Bd., Leipzig 1889, S. 48, der
behauptet, daß Gertrud zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung mit Graf Theobald IV. von
der Champagne im Jahre 1220 etwa dreißigjährig gewesen sei.
721 Parisse, Albert, comte de Dabo, S. 162.
722 Parisse, Noblesse et chevalene, S. 94.
723 Ebda, Anm. 13.
724 Bur, Les relations, S. 76 u. Anm. 4.
725 Urkunde, abgedruckt bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47; Regest bei
Duvernoy, Catalogue, Nr. 221, S. 151 f.
726 Siehe dazu unten das Kap. 'Der Ehekontrakt'.
130
sätzlich auszugehen. Einzig der Umstand, daß Reiner nach dem Weihnachtsstil
schreibt, läßt die Möglichkeit zu, daß die Geburt Gertruds in die Woche von
Weihnachten bis zum 31, Dezember 1205 gefallen sein könnte. Als Terminus post
quem für das Geburtsdatum gilt also der 25. Dezember 1205, als Terminus ante
quem ist der September 1206 anzusehen. Jedoch ist davon auszugehen, daß Gertrud
aller Wahrscheinlichkeit nach vor dem September geboren wurde, da vor Abschluß
des Ehevertrages sicher längere Verhandlungen zwischen den Vertragsparteien
geführt wurden.
Zeugnisse, die uns von ihrem kurzen Leben Nachricht geben, beziehen sich zumeist
auf ihre drei Eheschließungen, wobei die Verhandlungen bezüglich ihrer zweiten
Eheschließung mit Graf Theobald IV. von der Champagne am besten dokumentiert
sind727. Es sind uns aber auch einige Urkunden Gertruds überliefert, wobei die
früheste, die sie allerdings zusammen mit ihrem Ehemann, Herzog Theobald I. von
Oberlothingen, ausstellte, aus dem Jahr 1219 stammt728. Von Gertrud selbständig
ausgestellte Urkunden haben sich lediglich aus ihrer letzten Lebensphase ab der
zweiten Hälfte des Jahres 1221 erhalten729.
727 Zu den drei Ehen Gertruds siehe ausführlich unten das Kap. 'Gertrud von Dagsburg'. Aus
heutiger Sicht für die Forschung unbrauchbar ist die biographische Skizze von CXjgas de
Beaulieu, Gertrude de Dagsbourg, S. 385-393.
728 Original in Nancy, AD M-et-M, H 608; siehe im Anhang, Urkunde Nr. 16.
729 Insgesamt sind zehn Urkunden Gertruds von Dagsburg aus den Jahren 1223/1224
bekannt, von denen nur noch die Urkunde vom Mai 1224 im Original vorhanden ist:
a) Gertrud bestätigt die Übertragung des Zehnten und des Patronatsrechts der Kirchen
von Mantoncourt und Ommeray an die Abtei Haute-Seille. Abschrift in Nancy, AD M-
et-M, H 608. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 19.
b) Undatierter Brief Gertruds an die Äbtissin Aylide von Val-Notre-Dame, wohl vor
dem 6. Oktober 1223 geschrieben, in dem sie die. Schenkung ihres Vaters an Val-Notre-
Dame bestätigt. Das Original ist verloren. Es hat sich lediglich eine französische
Übersetzung in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 15, erhalten.
Siehe im Anhang, Urkunde Nr, 21; zur Datierung des Briefes siehe das Kap. 'Die
Stiftung des Klosters Val-Notre-Dame und der Tod Alberts II.'
c) Urkunde vom 6. Oktober 1223, in der Gertrud die Schenkung ihres Vaters an das
Kloster Villers bestätigt. Unvollständige Drucke bei Eisen, Historia, lib. 11, S. 447 f.,
bei Butkens, Trophées I, preuves, S. 235 u. bei MlRÆUS u. Foppens, Opera, 2. Aufl., 2.
Bd., S. 849. Regesten: Böhmer-Ficker, V,2, Nr 5537 u. J, Wolters, Codex
diplomaticus Lossensis ou Recueil et analyse de Chartes servant de preuves à l'histoire
de l'ancien comté de Looz, Gand 1849, Nr. 186, S. 103. In Huy, AEH, abbaye du Val-
Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 12 f., findet sich eine im 17. Jahrhundert angefertigte
französische Übersetzung der Urkunde. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 22.
d) Urkunde vom 6. Oktober 1223, in der Gertrud die Übertragung der ursprünglich an
Villers gegangenen Schenkung durch ihren Vater bestätigt und die Incipits der Urkunden
ihres Vaters und des Abtes von Villers nennt. Das Original ist verloren. Es ist je-
doch eine kopiale Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 22,
fol. 76r und 76v. überliefert. Jedoch wurde dieses Cartulaire im Zweiten Weltkrieg
schwer beschädigt, so daß ein Großteil des Textes durch Brandeinwirkung
verlorengegangen ist. Glücklicherweise hat sich eine französische Übersetzung in Huy,
AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 14 f., erhalten. Siehe im Anhang,
Urkunde Nr. 23a und b.
131
Gestorben ist die letzte Dagsburger Gräfin im Frühjahr des Jahres 1225. Das genaue
Todesdatum Gertruds läßt sich zwar nicht exakt bestimmen, man kann es aber in
einen relativ engen Zeitraum eingrenzen. Aus den Annalen Reiners von Lüttich
erfahren wir, daß Gertrud im Jahre 1225 gestorben sei und daß der Lütticher
Bischof Hugo von Pierrepont am 19. März, es war der Mittwoch vor dem
Palmsonntag, die ehemaligen dagsburgischen Besitzungen an der Maas in Besitz
e) Urkunde vom Januar 1224, in der Gertrud die Schenkung des Zehnten von War-
nant durch den Ritter Johannes von Warnant und dessen Frau Sibille an die Abtei
Floreffe bestätigt, den Johannes von Warnant von Walter von Mondale und dieser wie-
derum von Gertrud zu Lehen hatte. Druck bei J. u. V. Barbier, Cartulaire de l'abbaye de
Floreffe, de l'ordre de Prémontré au diocèse de Namur, in: AHEB 17 (= 2. Série, 1. Bd),
1881, Nr. 94, S. 50; weiterer u. besserer Druck bei V. Barbier, Histoire, II éd., tom. II,
Nr. 165, S. 76. Die Urkunde hat die Datierung Januar 1223, das Datum wird von den
Herausgebern in beiden Drucken in 1224 aufgelöst, wohl wegen des zu dieser Zeit in
Lüttich vorherrschenden Osterstils. Poncelet, Actes, S. XXII, Anm. 2, nennt dagegen
das Jahr 1223 als Ausstellungsdatum. Es sei außerdem darauf hingewiesen, daß noch
eine unvollständige lateinische Abschrift in Huy AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, n°
45, existiert, die in den beiden Drucken nicht verzeichnet ist.
0 Urkunde vom Februar 1224 für Val-Notre-Dame, in der Gertrud die Übertragung der
ursprünglich an Villers gegangenen Schenkung durch ihren Vater bestätigt und die
Schenkung noch durch Naturalienabgaben aus ihrer Grangie zu Wanze erweitert
Original verloren, spätere französische Übersetzung in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-
Dame, Cartulaire 23, S. 9 f. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 24.
g) Urkunde vom Februar 1224 für Val-Notre-Dame, in der Gertrud die Übertragung der
ursprünglich an Villers gegangenen Schenkung durch ihren Vater bestätigt und die
Schenkung durch eine jährliche Naturalienabgabe erweitert. Original verloren,
lateinische Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, n° 80, französische
Übersetzung in ebda., Cartulaire 23, S. 10 f. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 25,
h) Urkunde vom Mai 1224, in der Gertrud die Schenkung eines halben Ackers in
Saaralben an die Abtei Stürzelbronn durch ihren Vater, Graf Albert II., bestätigt.
Original in Nancy, AD M-et-M, B 489, Nr. 60. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 26.
Regest bei Le Mercier de Moriere, Catalogue des actes de Mathieu II, Duc de
Lorraine, Nancy 1893, № 29, S. 115 und Duvernoy, Catalogue, Nr. 337, S. 213.
i) Urkunde vom September 1224, in der Gertrud dem Metzer Bischof ihre Besitzungen
in Türkstein, Diedersdorf, Hesse und in Saaralben überträgt und von diesem als Lehen
wiedererhält. Druck bei P. Marichal, Cartulaire de l'évêché de Metz I: Le troisième
registre des fiefs, Paris 1903-1905, Nr. 147, S. 343 f.
j) In einer ohne Tages- u. Monatsangabe, nur mit dem Inkarnationsjahr versehenen, in
Herrenstein ausgestellten Urkunde, überließ sie der Abtei Haute-Seille ihr Allod zu
Altdorf, für die 110 Pfund Metzer Geldes, welche einst Herzog Theobald der Abtei
geschuldet hatte. Druck der Urkunde bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., S. 299. Regest bei
Böhmer-Ficker-Winkelmann, Nr. 10916 u. EXjvernoy, Catalogue, Nr. 338, S. 213.
k) Wir erhalten indes noch Kenntnis von einer weiteren, heute ebenfalls verlorenen
Urkunde Gertruds durch eine Urkunde von Bischof Berthold von Straßburg vom Januar
1228, abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f., in der der
Rückkauf der Hälfte der von der Gräfin wegen der Schulden Herzog Theobalds I. an
Haute-Seille veräußerten Altdorfer Besitzungen erwähnt wird (weiterer Druck bei F. J.
Mone, Urkunden und Auszüge Uber Elsaß und Lothringen, in: ZGO 7, 1856, S. 193 f ;
vgl. RegBfeStr. II, Nr. 930, S. 47). Über diesen Rückkauf durch Gertrud müßte auch
eine - heute verlorene - Urkunde existiert haben
132
nahm und in Moha und Waleffe einmarschierte730. Der Bischof mußte wegen
seines territorialpolitischen Konkurrenten, Herzog Heinrich von Brabant, der
ebenfalls an Moha und Waleffe interessiert war, schnell handeln731. Es dürfte
zwischen dem Tod Gertruds und dem Einmarsch des Bischofs in Moha und Waleffe
nur eine relativ geringe Zeitspanne vergangen sein, so daß sich als Folgerung daraus
ergibt, daß Gertrud kurz vor dem 19. März 1225 verstorben war.
Es gab nun zwar noch Grafen von Dagsburg und eine Grafschaft dieses Namens732,
jedoch war mit dem Tode Gertruds derjenige Zweig der Träger des Dagsburger
Namens erloschen, der dem ebcrhardinisehen Hause entstammte. Durch die Kinder
der Töchter aus dem eberhardinischen Stamme gab und gibt es weiterhin
etichonenblütige Nachkommen dieser Familie in den europäischen Adelshäusem.
Waltrikinus, fraier meus
In mehreren Urkunden Gertruds von Dagsburg taucht als Zeuge ein Mann auf, der
als frciter Gertruds bezeichnet wird. Dieses Problem ist von der Forschung
weitgehend ignoriert worden, nur N. Donnet geht in ihrem von der neueren For-
schung zu den Dagsburger Grafen unbeachtet gebliebenen Aufsatz zu den
Anfängen des Klosters Val-Notre-Dame darauf näher ein733.
Sehen wir uns den Urkundenbefund genauer an. Diesen angeblichen Bruder Ger-
truds findet man in mehreren ihrer Urkunden für Val-Notre-Dame, so in zwei am 6.
Oktober 1223, die sub testimonio ... Waltrikini, fratris meP34 bzw. eines Walteri
fratris mei ausgestellt wurden735. Nochmals wird in einer Urkunde vom Februar
730 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 679: Anno 1225 ... Defuncta sine liberis comitissa de
Musau Gertrude, filia comitis Alberti, domnus Leodiensis episcopus Hugo fidelitatem et
hommagia castellanorum et hominum terre absque omni coactione recipit, et castella
Musau et Wale ve sine aliqua contradictione ingreditur ¡4. Kal. Aprilis feria 4. ante
pasca floridum. Henricus dux Lovaniensis audit et irascitur, fremit et minatur, curiam
apud Franckenefort adiens, episcopum ad curiam citari facit per quarentenam.
731 Zu den politischen Vorgängen nach dem Tode Gertruds von Dagsburg, siehe unten das
Kap. 'Der Streit um die Dagsburger Erbschaft'.
732 Es ist also nicht so, wie in Richeri gesta Senoniensis ecclesie, MGH SS XXV, lib. IV,
cap. 23, S. 312, zu lesen ist, daß mit dem Tode Gertruds auch die Grafschaft Dagsburg
unterging: Mira res et inopinata, quia, ut fertur, mulier illa de qua agitur fuit a
nobilissimis et christianissimis progenitoribus procreata; nam beatus Leo papa, cuius
vita et moribus sancta illustratur ecclesia, de eius stirpe natus fuit, cuius pater fundator
ecclesiarum exstitit clementis simus. ... Si fas esset os ponere in celum, dicerem, quare
tam nobilis progenies et tam sancta per sepe dictam mulierem herede caruit, immo idem
comitatus nomine tam famoso caruit. ...Et ita comitatus de Daxporc celebre nomen cutn
rebus amisit.
733 Donnht, Les origines, vor allem S. 139 f.
734 Urkunde vom 6. Oktober 1223, Original verloren, Druck bei Fisen, Historia, S. 447 f.;
französische Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 12 f.,
siehe im Anhang, Urkunde Nr. 22; (Zitat aus dem Druck bei Fisen, S. 448).
735 Urkunde vom 6. Oktober 1223, Original verloren, lateinische Abschrift in Huy, AEH,
abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 22, fol. 76r. u. v., siehe im Anhang, Urkunde Nr.
23a, französische Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S.
133
1224, die allerdings nur noch in einer späteren französischen Übersetzung auf uns
gekommen ist, Waltrekin mon Frere als Zeuge genannt736 737.
In einem weiteren, in lateinischer Abschrift und französischer Übersetzung
erhaltenen Dokument Gertruds, ebenfalls vom Februar 1224, liest man jedoch in der
Zeugenreihe erstaunlicherweise von einem Wilhelmo fratre meo737 bzw. im
französischen Text analog von einem Guiliame mon Frere738. Der Name Wilhelm
erinnert an den Namen des angeblichen Sohnes Alberts II., um den es sich jedoch
aus den oben angeführten Gründen unmöglich handeln kann, da die 'Existenz'
dieses Sohnes auf einer sagenhaften Überlieferung des 14. Jahrhunderts beruht739.
Donnet schlägt als Lösung des Problems einerseits vor, der Bruder Gertruds könnte
einen Doppelnamen getragen haben, Walter-Wilhelm, wie es in der dagsburgischen
Familie öfter der Fall war, erinnert sei nur an Hugo VIII. und Hugo IX., die beide
zusätzlich zu Hugo den Namen Heinrich führten740. Andererseits möchte Donnet
die Existenz eines Wilhelm neben Waltrikinus nicht ausschließen741. Die Existenz
von zwei Brüdern Gertruds, Waltrikinus und Wilhelm, scheint mir jedoch nicht
gegeben zu sein. Ein Wilhelm ist uns lediglich in dieser einen Urkunde vom
Februar 1224 belegt. In der zweiten Urkunde vom Februar desselben Jahres ist nur
der aus den Urkunden Gertruds vom 6. Oktober 1223 bekannte Waltrikinus
vertreten. Man muß sich fragen, weswegen in den beiden Februarurkunden jeweils
einmal nur Waltrikinus genannt wird und einmal nur Wilhelm. Die beiden
Urkunden scheinen doch in einer engen zeitlichen Nähe ausgestellt worden zu sein,
wenn nicht sogar am selben Tag, ähnlich wie die beiden Urkunden vom 6. Oktober
1223. Weswegen ist Wilhelm lediglich in einer Februarurkunde Gertruds Zeuge, in
der anderen aber ein Waltrikinus? Aus der Sachlage läßt sich meines Erachtens
folgern, daß wahrscheinlich nur ein frater Gertruds existiert hat, möglicherweise
führte er zwei Namen, Waltrikinus und Wilhelm, oder - was wahrscheinlicher ist -
es liegt eine Verschreibung von WaltrikinusiWalter zu Wilhelm vor.
Nim gilt es zu untersuchen, wer dieser Waltrikinus war. Eine mögliche Erklärung
für die Verwandtschaft zwischen Gertrud und Waltrikinus scheidet von vornherein
aus, nämlich, daß Waltrikinus aus einer ersten Ehe Alberts II. entstammte. Wäre
dies der Fall, würde er mit Sicherheit beim Tode Alberts II. im Erbgang berück-
sichtigt worden sein, und er hätte gewiß den Großteil der Besitzungen Alberts
geerbt. Von einem derartigen Vorgang ist aber 1212, beim Tode Alberts II., nichts
14 f.t siehe im Anhang, Urkunde Nr. 23b; Zitat aus der lateinischen Abschrift. In der
französischen Abschrift wird korrekt mit Wathieu mon Frerè Übersetzt.
736 Urkunde vom Februar 1224: Original verloren, französische Abschrift: Huy, AEH,
abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 9 f., siehe im Anhang, Urkunde Nr. 24.
737 Lateinische Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, № 80, siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 25; Donnet, Les origines, S. 139 mit Anm. 42, gibt unrichtig an,
das Dokument befinde sich in „V.N.D., Liasse n°45“.
738 Französische Abschrift der in Anm. 737 genannten Urkunde: Huy, AEH, abbaye du Val-
Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 10 f.
739 Siehe dazu oben, S. 127 ff.
740 Donnet, Les origines, S. 139 mit Anm. 45; zur Zweinamigkeit Hugos VIII. und Hugos
IX. siehe oben, S. 95 u. S. 105.
741 Donnet, Les origines, S. 139.
134
bekannt. Zudem spricht die gesamte Quellenlage für die Zeit vor Gertruds Geburt
im Jahre 1206 gegen eine solche Annahme, man denke nur an den Vertrag
zwischen Herzog Heinrich von Brabant und dem Grafen von Loon aus dem Jahre
1197, dessen Inhalt einen zu diesem Zeitpunkt existierenden leiblichen Erben
Alberts II. ausschließt742. Auch wäre es nach dem Tode Gertnids nicht zu den
Erbstreitigkeiten gekommen, denn Gertrud hätte bei Existenz eines lebenden
legitimen männlichen Nachkommen von Albert II, lediglich eine Mitgift für ihre
erste Ehe erhalten. N. Donnet hat im Zusammenhang mit dem Waltrikinus-Problem
zu Recht darauf hingewiesen, daß die vier Urkunden Gertruds für Val-Notre-Dame
gegen die Existenz eines legitimen männlichen Erben Alberts II. sprechen, gerade
weil Gertrud die Rechtshandlungen bezüglich Val Notre-Dame vomahm und die
Schenkungen ihres Vaters bestätigte. Hätte zu dieser Zeit ein legitimer männlicher
Erbe Alberts II. gelebt, so hätte dieser die Schenkungsurkunden bestätigen müssen
und nicht dessen Schwester Gertrud743. Gegen die Existenz eines legitimen
männlichen Erben Alberts spricht auch die Aussage Richers von Senones, wonach
durch den Tod Gertnids 1225 das Ende des Dagsburger Grafenhauses herbeigeführt
worden ist744.
Ein möglicher Erklärungsversuch für die Bezeichnung des Waltrikinus als frater
Gertruds wäre, daß Waltrikinus ein illegitimer Sohn Alberts II. gewesen ist, so wie
es N. Donnet annimmt745. Leider ist uns dieser Waltrikinus sonst nirgends im
Zusammenhang mit Albert II. belegt, er taucht auch nicht als Zeuge in dessen
Urkunden auf, so daß diese Hypothese, wie sie in Tafel 13 als 1. Möglichkeit
veranschaulicht ist, abgesehen von den Urkunden Gertruds, die Waltrikinus als
ihren Bruder nennen, durch keine weiteren Quellenbelege gestützt wird. In dem
Zusammenhang sollte man noch eine weitere Urkunde Gertruds vom Mai 1224
heranziehen, die Donnet unbekannt geblieben war, die aber ihre Hypothese stützen
könnte, denn in dieser Urkunde fungiert ein dominus Waltrikinus miles als
Zeuge746, der mit ziemlicher Sicherheit identisch mit jenem Wallrekinus, miles de
Trukesteim ist, der 1231 für die Abtei Haute-Seille eine Urkunde austellt747. Die
auffallende tlbereinstimmung des Namens jenes Ritters mit dem Namen von Ger-
tnids Bniders mag Zufall sein, es könnte sich jedoch durchaus um ebenjenen Bru-
der Gertruds handeln. Es ist bekannt, daß in Zeugenreihen von Urkunden sehr enge
Verwandte des Ausstellers auftreten können, ohne daß eine Verwandtschaltsbe-
zeichnung auf beider Blutsbeziehung hinweist748. Somit stünde einer Identifi-
742 Siehe dazu oben, S. 129 mit Anm. 714.
743 Donnet, L^s origines, S. 140.
744 Richeri gesta Senoniensis ecclesie, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312.
745 Donnet, Les origines, S. 140; vgl. C. Qpsomer, Les origines des abbayes cisterciennes
feminines de l'ancien diocèse de Liège (fin XIIe - XIIIe siècles), Mémoire, Université
Catholique de Louvain 1969, S. 60.
746 Original in Nancy, AD M-et-M, B 489, Nr. 60; siehe im Anhang, Urkunde Nr. 26.
747 Original in Nancy, AD M-et-M, H 545. - Waldrikinus de Tùrksteim wird auch in dem
Vertrag Simons von Leiningen mit dem Metzer Bischof Johann von Apremont aus dem
Jahr 1233 erwähnt (Marichal, Cartulaire 1, 130Nr. 147, S. 319).
748 Es sei als Beispiel eine am 5. April 1193 in Hagenau ausgestellte Urkunde Kaiser
Heinrichs VI. genannt, in der in der Zeugenreihe Heinrichs Brüder, Philipp, Konrad und
135
zierung des Ritters Waltrikinus mit dem Bmder Gertruds von dieser Seite nichts
entgegen. Von Interesse für unser Problem ist die Bezeichnung des Waltrikinus als
Ritter, denn falls der Bruder Gertruds und jener Ritter ein und dieselbe Person sind,
könnte der Ritterstand des Waltrikinus mit Sicherheit als ein Hinweis auf dessen
illegitime Geburt gewertet werden.
Eine weitere sinnvolle Erklärung bietet meines Erachtens auch die Annahme, daß
die Ehefrau Alberts II. von Dagsburg diesen Sohn bereits in die Ehe mit Albert II
brachte, daß der Sohn also aus einer uns unbekannten ersten Ehe der Gemahlin
Alberts stammte (siehe dazu in Tafel 13 die 2. Möglichkeit). Eine erste Ehe von
Gertruds Mutter wird in den Quellen leider nicht erwähnt, auch die einschlägige
Literatur weiß von einer ersten Ehe der Tochter Hermanns IV., des Markgrafen von
Baden, nichts749. Es wäre doch durchaus denkbar, daß der Dagsburger Graf,
möglicherweise geschieden oder Witwer geworden750, in zweiter Ehe ebenfalls eine
Witwe geheiratet hat, die besagte Tochter des Markgrafen zu Baden, welche jenen
Sohn namens Waltrikinus mit in die Ehe gebracht hat. Für diese These spricht auch
der Name des Sohnes, der in der Familie der Dagsburger Grafen zudem nirgends
belegt ist.
Welcher der beiden Thesen letztendlich der Vorzug zu geben ist, wird kaum zu ent-
scheiden sein.
Tafel 13
Zur Verwandtschaft von Gertnid von Dagsburg mit Waltrikinus
1. Möglichkeit:
NN - ill. - Albert II. v. Dagsburg c° N. v. Baden
I I
Waltrikinus Gertrud v. Dagsburg
2. Möglichkeit:
1 2 1
NN co N. v. Baden co Albert II. v. Dagsburg co NN
I I
Waltrikinus Gertrud v. Dagsburg
Otto, ohne eine Verwandtschaftsbezeichnung wie z. B.frater imperatoris, sondern
lediglich mit ihrer Amtsbezeichnung aufgeführt werden: Philipp in seiner Eigenschaft als
Propst des Aachener Marienstiftes, Konrad als Herzog von Schwaben und Otto als
Pfalzgraf von Burgund. Druck der Urkunde bei Böhmer, Acta, Nr. 183, S. 170 f.: Huius
rei testes sunt: ... Philippus Aquensis prepositus, ... Cunradus dux Suevorum, Otto
comes palatinus Burgundie (Zitat ebda., S. 171).
749 So z. B. Tritscheller, Markgrafen von Baden, sowie Wunder, Die ältesten Mark-
grafen von Baden, S. 103-118.
750 Siehe dazu oben, S. 116-120.
136
7. Exkurse
Exkurs 1
Die Familieneinträge der Eberhardiner auf fol. 6v und 7r im Liber
memorialis von Remiremont
Es finden sich im Liber memorialis von Remiremont mehrere Einträge - die
sogenannten „Grafeneinträge“751 in denen Mitglieder der Familie der Eber-
hardiner genannt werden, so auf fol. 5v die Einträge Nr. 4, 5 und 6752, auf fol. 6r
Eintrag Nr. 2753, fol. 6v die Einträge Nr. I754 und Nr. 8, letzterer Eintrag setzt sich
auf fol. 7r mit dem Eintrag Nr. 2 fort755. Diese Einträge sind in der Forschung auf
reges Interesse gestoßen756, nicht nur wegen ihrer exponierten Stellung im Liber
751 So Althoff, Amicitiae, S. 363.
752 Liber memorialis von Remiremont, fol. 5v, Eintrag Nr. 4, Transkriptionsband, S. 8. VIII
kal. ian. migrauit domnus Gu[n]tramnus comes inlustrisimus de ac luce Migrauit
domnus Ugo de ac luce Domna ludit imperatrix migrauit. - fol. 5v, Eintrag Nr. 5: Ugo
com., Aua com., Berta. - fol. 5v, Eintrag Nr. 6: Ruotbrect com., Adelacdis, Irmingart,
Adelindis, Regintrudis, Artiulfus, Berta, Frauuidis, ludit, Stefanus, Arnuljus, Girbaldus,
Berta, Uodelricus, Ugo com., Ugo com., Cuonradus com., Cuonradus com., Uuarnerius
com., Popo com., Einricus com., Berengarius com., Ugo com., Ugo com., Conradus
com., Erimannus com., Udo com., Gisla com., Barto com., Oda com., Berta com.,
Burcardus com., Uualo com., Ugo com., Boso com., Ruodulfus com., Ugo, Aba, Cuonrat
com., Uuelf, Uuelf, Leutfridus com., liutfridus com., Eticho, Uuido com., Uuido com:,
Robret com., Ima com., Ruotrud com., Arnuljus, Leupolt, Irmingart com., Arnuljus com.,
Uodelricus com.
753 Ebda., fol. 6r, Eintrag 2, Transkriptionsband, S. 8: Hugo com.. Hildesint, Uuito, Algol,
Burchardus, Rodulfus, Liutfridus, Luduicus, Irmingart, Uutfridus, Uuilla, Liutfridus,
Uuito, Uuernerio, Cuonradus, Uodelrih, Eburhardus, Hugo, Berta, Alburc, Lantbertus,
Rotbertus, Uuito.
754 Ebda., fol. 6v, Eintrag Nr. 1, Transkriptionsband, S. 9: Nomina uiuorum. Ugo comes,
Aua comitis[s]a, Ruotbertus comes, Adelacdis comitisfsja, Stefanus com., Irmingart,
ludit, Arnuljus com., Berta, Uodelricus, Uuido, Arnuljus comes, Udelricus com.,
Chuonredus com., Uuarnerius com., Udo com., Erimanus com., Einricus rex, Bernardus
com., Aua com.. Uodila, Adelacdis com., Meingot com., Guntramnus com., Gebar dus
com., Eberardus com., Ruodulfus rex, Ludouuicus com., Adelacdis com., Ugo com.,
Ruodulfus com., Buoso com., Eberardus ep., Ruotbertus rex, Ugo com., Chuonredus
com., Ugo com., Ugo com., Adelint com., Adelint com., Ugo com., Ita com., Irmingart
com., Ugo com., Oto ep., Chuonredus com.
755 Ebda., fol. 6v, Eintrag Nr. 8, dazu fol. 7r, Eintrag Nr. 2, Transkriptionsband, S. 9 f.:
Ildigart, Berturdis, Meingot, Uualteir, Ildigart, Teudo, Reinpolt, Euerat, Hugo, Ugo,
Guntram, Betta, Teudo, Meingot, Litart, Gotifrit, Riqin, Gunrat, Uualteir, Titf[r]et,
Meingot, Amalri, Stefanus, Ugo, Girat, Otlint, Teueir, Ermentrudis, Adel<perd>,
Teuteir, Uuito, Eldo, Nico, Riqin, Teueir, Bertrau, Adelacdis, Ildigart, pro omnes
propinquos et consanquineos, uiuos ac mortuos, fol. 7r (Fortsetzung des Eintrages von
fol. 6v): Nobilissimus nobilior Guntar<m>, uiuos ac mortuos pro omnes propinquos et
consanquineos Adeldiu, Gotilint, Percer, Riqin, Lanpe[r]t, Dagopret, Purcart, Etto,
Conigunt, Irtninsint, Lipo, Manegolt.
756 Besonders sind hier zu nennen: H. Büttner, Heinrichs I. Sudwest- und Westpolitik,
hrsg. v. Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte, Konstanz, Stutt-
gart 1964, S. 27 f.; G. Tellenbach, Der Liber Memorialis von Remiremont. Zur
kritischen Erforschung und zum Quellenwert liturgischer Gedenkbücher, in: DA 25,
137
memorialis von Remiremont, sondern auch wegen des Umstandes, daß die darin
eingetragenen Personen sowohl verwandtschaftlich als auch politisch eng miteinan-
der verknüpft gewesen sein müssen. Dies alles hat geradezu zu Interpretationen und
zu Identifizierungsvorschlägen von darin eingetragenen Personen herausgefordert.
Hier soll lediglich versucht werden, bei einigen Namen der Einträge fol. 6v, Nr. 1
und fol. 6v, Nr. 8 mit fol. 7r, Nr. 2 eine Zuordnung zu bestimmten Personen
vorzunehmen. In den Einträgen auf fol. 5v und 6r sind mit Bestimmtheit enge
Verwandte der Eberhardiner zu finden. So ist aller Wahrscheinlichkeit in dem in
fol. 5v, Eintrag Nr. 4 und in dem fol. 7r genannten Grafen Guntram ein enger
Verwandter der Eberhardiner zu erblicken, mit dem jedoch keine konkrete Person
in Verbindung zu bringen ist757. In dem Eintrag fol. 6r, Nr. 2 haben wir eindeutig
Liutfridisches Namensgut vor uns758. Auch die Mitglieder dieser Familie sind enge
Verwandte der Eberhardiner.
Einen tatsächlichen Familieneintrag der Eberhardiner besitzen wir aber in dem
Eintrag auf fol. 6v, Nr. 8, der sich auf fol. 7r, Nr. 2 fortsetz.t. Die Namen Hugo,
Guntram auch Adelsend weisen auf die Familie der Eberhardiner. Die Namens-
gruppe Euerat, Hugo, Ugo, Guntram fällt besonders auf. Es liegt nun nahe, die
genannten Personen mit Hugo 1. und mit zwei seiner Söhne, Hugo II. und Guntram,
zu identifizieren. Wir finden zudem noch zwei Frauen mit Namen Ildigart bzw.
Ilde gart. Diese Personen wären auch dem Verwandtenkreis um die frühen
Eberhardiner zuzurechnen. Auf Grund der Angaben der Vita S. Deicoli scheint es
plausibel, in einer der Ildigart bzw. Ildegart genannten Frauen die Gemahlin Hugos
I. zu erblicken759.
Ebenso enthält der Eintrag Nr. 1 auf fol. 6v - der wegen der dann enthaltenen drei
Könige auch „Königseintrag“ genannt wird - eberhardinisches Namensgut. So
werden neben den Königen, Fleinrich I., Robert von Franzien und Rudolf von
Hochburgund760, ein Graf Eberhard, ein Graf Guntram, sieben Grafen namens
Hugo und zwei Gräfinnen namens Adelinde aufgefülirt. Eine genaue Zuordnung
fällt hier besonders schwer, da es naheliegt, die einzelnen Personen dem jeweiligen
Gefolge der Könige zuzuordnen761. Dazu gesellt sich noch ein weiteres Problem.
Gerd Tellenbach nimmt an, daß in den Eintrag auf fol. 6v, Nr. 1 zum Zeitpunkt
der Niederschrift auch bereits verstorbene Personen mi tauf genommen wurden,
obgleich dem die Überschrift dieses Eintrages Nomina vivorum entgegensteht, da
sich eine auffallende Übereinstimmung der Namen Hugo-Ava, Ruolbertus-
Adelacdis und der Anordnung dieser Namen mit den Einträgen Nr. 5 und Nr. 6 auf
1969, S. 95-104; K. Schmid, Unerforschte Quellen, S 119-147; Althoff, Amicitiae, S.
363-375.
757 Siehe Althoff, Amicitiae, S. 226-230.
758 Zu Guntram siehe K. Schmid, Unerforschte Quellen, S. 123-130; vgl. auch Althoff,
Amicitiae, S. 231.
759 Ähnlich auch Althoff, Amicitiae, S. 231.
760 So schon Büttner, Heinrichs I. Siklwest- und Westpolitik, S. 54; Althoff, Amicitiae,
S. 372.
761 Siehe Althoff, Amicitiae, S. 371-375.
138
fol. 5v ergibt762. Tellenbach identifiziert diese Personengnippe mit dem im Jahre
838 verstorbenen Grafen Hugo von Tours und seiner 839 verstorbenen Gemahlin
Ava und mit Robert dem Tapferen und dessen Gemahlin Adelheid763. Diese vier
Personen seien dem Eintrag fol. 6v, Nr. 1 vorangestellt worden, weil sie die Ahnen
der in die Listen eingetragenen Abkömmlinge der Etichonen, der Kapetinger und
der Welfen seien764. Karl Schmid vermutet ebenfalls, daß die Namenspaare in
beiden Einträgen Hugo-Ava, Ruotbertus-Adelacdis sich auf Hugo von Tours und
dessen Gemahlin Ava und auf Robert den Tapferen und dessen Gemahlin Adelaidis
beziehen765. Er findet jedoch keine richtig überzeugende Erklärung für diese These.
Er faßt als Pendant zu dem auf fol. 6v stehenden Nomina vivorum-Eintrag nicht den
ebenfalls auf fol. 6v zu findenden Nomina defunctorum-Eintrag auf766, sondern den
sogenannten ersten Grafeneintrag auf fol. 5v. Er meint, die Überschrift Nomina
vivorum beziehe sich nicht auf die Gesamtheit der unter dieser Überschrift
subsumierten Namen, sondern nur auf ausgewählte Personen, die eine bestimmte
Standesqualität aufwiesen. So handele es sich bei dem Grafeneintrag auf fol. 5v
wegen Guntram, Hugo, der Kaiserin Judith, Hugo von Tours, Ava, Berta, Robert
und Adelaidis um einen Toteneintrag, im Eintrag fol. 6v, Nr. 1 hingegen, der
ebenfalls Hugo von Tours, Ava, Robert und Adelheid enthalten soll, seien diese
Personen für die Überschrift nicht ausschlaggebend, sondern nun sei vor allem
wegen der in diesen Eintrag auf genommenen Könige, Heinrich I., Robert von
Franzien und Rudolf II. von Hochburgund, von einem Lebendeintrag zu sprechen.
Dies sei die Intention des Schreibers gewesen767. Gerd Althoff schließt sich der
These Gerd Tellenbachs und Karl Schmids an und meint wegen der
Namensparallelität zu fol. 5v, daß die fraglichen Personen bereits verstorben
seien768. Einzig und allein die Stellung und Anordnung der Namen Hugo-Ava,
Ruotbertus-Adelacdis spricht dafür, daß in den Eintrag mit der Überschrift Nomina
vivorum zum Zeitpunkt der Eintragung bereits verstorbene Personen auf genommen
worden sein sollen. Jedoch kann man meines Erachtens die Nomina vivorum
lautende Überschrift des Eintrages auf fol. 6r nicht so leicht wegdiskutieren, wie es
bei Althoff geschieht, gerade weil auf fol. 6r noch ein Eintrag mit der Überschrift
Nomina defunctorum folgt.
Der Argumentation von Tellenbach, Schmid und Althoff kann man mit einer Frage
begegnen. Warum sollten sich die Namen der Spitzenahnen nicht in den einzelnen
Familienzweigen tradieren? Bei dem Namen Hugo bestehen in dieser Hinsicht
sowieso keinerlei Zweifel. Weswegen sollte dies nicht auch mit dem Namen Ava so
762 Tellenbach, Der Liber Memorialis von Remiremont, S. 98.
763 Ebda., S. 98 f.
764 Ebda.
765 K. Schmid, Unerforschte Quellen, S. 131.
766 Liber memorialis von Remiremont, fol. 6v, Nr. 4, Transkriptionsband, S. 9.
767 Ebda
768 Althoff, Amicitiae, S. 372, schreibt nur lapidar: „Neben den Königen sind eine ganze
Reihe von Personen in diesem Eintrag sicher zu identifizieren: An seiner Spitze stehen
Hugo von Tours und seine Gemahlin Ava sowie Robert der Tapfere mit seiner Frau
Adelheid. Angesichts der Parallelen in Eintrag 1 ist diese Zuordnung trotz der
Überschrift Nomina vivorum gesichert“.
139
geschehen sein? Immerhin trug ihn die Gemahlin des Spitzenahns der weitver-
zweigten Etichonenabkömmlinge.
Auch den mit Eberardus ep. eingetragenen Bischof möchte die Forschung als den
am 1. Februar 887 verstorbenen Erzbischof Eberhard von Sens ansehen769. Ist es
nicht vielmehr so, daß gerade zum geistlichen Amt bestimmte nachgeborene
Adelssöhne bei der Taufe Namen erhalten, die von ehemaligen Amtsinhabem hoher
geisüicher Ämter getragen wurden, um auf deren zukünftige Bestimmung hin-
zuweisen? So hieß der spätere Papst Leo IX. mit Taufnamen Bruno, was an Erz-
bischof Brun von Köln erinnert. Als weiteres Beispiel sei der urprünglich für den
geistlichen Stand bestimmte König Philipp von Schwaben genannt, dessen
Namenspate wahrscheinlich der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg war. So
könnte der Eberardus ep. von Geburt an ebenfalls zum geistlichen Stand bestimmt
gewesen sein und den Namen des möglicherweise mit ihm verwandten Erzbischofs
von Sens erhalten haben, um die zukünftige Bestimmung schon im Namen
aufscheinen zu lassen. Letztendlich lassen sich diese Fragen nicht schlüssig
beantworten. Jedoch sollte man nicht von vornherein von der eigentlichen Wort-
bedeutung der Nomina vivorurn lautenden Überschrift des Eintrages abgehen.
Eine weitere Frage ist noch anzuschneiden: Handelt es sich bei dem Eintrag auf fol.
6v, Nr. 2, dem sogenannten 'Königseintrag', um einen Präsenzeintrag ? Gerd Tellen-
bach vermutet wegen der Erwähnung eines bei Flodoard für das Frühjahr 923
bezeugten Treffens zwischen Heinrich I. und Robert770, daß es sich nicht um ei-
nen Präsenzeintrag handelt. Da in fol. 6v, Nr. I neben Heinrich I. und Robert noch
König Rudolf von Hochburgund und dessen Bruder Ludwig eingetragen sind,
nimmt Tellenbach an, daß das hochburgundische Brüderpaar ebenfalls bei dem
Treffen an der Ruhr oder Roer anwesend war. Es sei jedoch unwahrscheinlich, daß
die drei Könige samt ihrem Gefolge zusammengeblieben sind und anschließend mit
den in fol. 6v, Nr. 1 genannten Grafen die relativ weite Strecke nach Remiremont
gezogen sind771. Hierbei zeigt sich freilich ein Bruch in der Argumentation
Tellenbachs, da er auf Grund des Eintrages von Rudolf und Ludwig deren
Anwesenheit bei dem von Flodoard genannten Treffen ableitet. Diese Folgerung
wird nun Voraussetzung für die Behauptung, daß die drei Könige nicht nach
Remiremont gezogen sind. Deshalb liege bei dem Remiremonter Eintrag kein
Präsenzeintrag vor772. Allerdings ist die Annahme, Rudolf und Ludwig seien an der
Ruhr oder Röer anwesend gewesen, nicht zwingend. Geht man von der Richtigkeit
von Flodoards Angaben aus, daß nur zwei Könige, Heinrich und Robert, bei dem
Treffen zugegen waren, so kommt man zu einer ganz anderen Schlußfolgerung und
Interpretation des Eintrages im Liber memorialis von Remiremont. Heinrich und
Robert könnten gemeinsam nach Remiremont gezogen sein, um dort mit Rudolf
769 So Althoff, Amicitiae, S. 372.
770 Les Annales de Flodoard, ad 923, S. 12: Anno dccccxxiii, Rotbertus in regnum
Lothariense proficiscitur, locuturus cum Heinrico, qui et obviam venit in pagum
Ribuarium, super fluvium Ruram; ubi se invicem paverunt et, pacta amicitia datisque ab
alterutro muneribus, discesserunt.
771 Tellenbach, Der Liber Memorialis von Remiremont, S. 100.
772 Ebda
140
von Hochburgund zusammenzukommen. So sind uns zum Beispiel aus dem
neunten Jahrhundert weitere Königstreffen in Remiremont bekannt773, daß selbst
Tellenbach konstatieren muß, daß „Remiremont für solche Begegnungen und
Fürstenaufenthalte geeignet war“774. Wir können also feststellen, daß es nicht
ausgeschlossen ist, daß es sich bei dem Eintrag auf fol. 6v um einen Präsenzeintrag
handelt.
Exkurs 2
Zu den angeblichen Schwestern und Verwandten Leos IX.
Neben der sicher nachgewiesenen Schwester Leos IX., der Mutter des Grafen Adal-
bert von Calw775, und der erschlossenen Schwester Hildegard776, werden in späte-
ren Quellen oder in der Literatur durch die Jahrhunderte immer wieder Personen
genannt, die als Schwestern oder als Verwandte Leos IX. bezeichnet werden. Wie
auch bei weltlichen Dynasten das Bestreben dahin ging, ihre eigene Familie durch
illustre cognati zu schmücken, so finden wir bei geistlichen Institutionen, z. B. bei
Klöstern, eine ähnlich geartete Motivation, nämlich das eigene Kloster auf die
Stiftung durch eine möglichst hochangesehene Familie zurückzuführen. Es bietet
sich gerade bei den meist aus den Quellen nicht allzu bekannten Gemahlinnen der
adeligen Stifter von Klöstern ein idealer Anknüpfungspunkt, denn die Herkunft
dieser Frauen keimt man oft schon nach ein paar hundert Jahren nicht mehr. So ist
es zumeist kaum nachprüfbar, wenn behauptet wird, die Gemahlin des Stifters eines
Klosters komme aus der durch die Person des Papstes Leo IX. besonders
hervorgehobenen Familie. Als angebliche Schwestern des elsässischen Papstes
können wir Gertnid, die Mutter der berühmten Ida von Elsdorf, ausmachen, des
weiteren die Witwe des Grafen Hermann von Mons, Richilde, und als Gemahlinnen
von Klosterstiftem sind sowohl eine gewisse Tuta von Egisheim, die Gemahlin des
Grafen Manegold von Werth, Stifter des Klosters Heiligkreuz bei Donauwörth, eine
Adelheid vom Elsaß, Gemahlin des Sigiboto von Ruck, einer der Stifter des
Klosters Blaubeuren, sowie die Äbtissin Gepa von Neuss als Schwestern Leos IX.
bekannt.
Gertnid, die Mutter der Ida von Elsdorf
Von der hochadeligen Dame namens Ida von Elsdorf, Tochter des Grafen Liudolf
von Braunschweig, behauptet der um 1240 schreibende Albert von Stade, sie sei
773 Siehe dazu K. Schmid, Königseintrag, S. 96-134, der sich auf einen Eintrag im Liber
memorialis von Remiremont, fol. 43r bezieht und daraus ein Treffen der karolingischen
Könige Lothar II., Ludwig der Deutsche, Ludwig der Jüngere, Karl III. und Karl von der
Provence im Jahre 861 nachweisen kann, das höchstwahrscheinlich in Remiremont
stattfand. Vgl. auch E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der
deutschen Geschichte, Stuttgart 1968, III Kap.
774 Tellenbach, Der Liber Memorialis von Remiremont, S. 106.
775 Siehe oben, S. 51.
776 Siehe oben, S. 51 ff.
141
filia fratris imperatoris Heinrici III. filia quoque sororis Ijeonis pape, qui et
Bruno111 gewesen, die nach dem Mord an ihrem Sohn Ekbert durch Markgraf Udo
II. von Stade zu Papst Leo IX., ihrem avunculus, nach Rom gereist sei und von
diesem den Ratschlag erhalten habe, Udo sowohl zu verzeihen als auch als Erbe
einzusetzen, was schließlich auch geschehen sei777 778. Idas Vater Liudolf von
Braunschweig war ein Sohn der Kaiserin Gisela aus ihrer ersten Ehe mit Graf Brun
von Braunschweig, einem Stiefbruder Heinrichs III. Zu Idas Mutter, einer
angeblichen Schwester Leos IX., namens Gertrud779, haben sowohl Hans
Dobbertin780, Hermann Jakobs781 als auch Eduard Hlawitschka ausführlich
geschrieben782.
Hans Dobbertin meint, daß Leos IX. Mutter Heilwig vor ihrer Ehe mit Graf Hugo
IV. von Egisheim mit einem gewissen Ekbert verheiratet gewesen sei und sieht
Gertrud als Halbschwester Leos IX. an783. Dobbertin macht eine Tochter eines
Grafen Ekbert, namens Gertrud, in den Quellen aus, die 1019 von einem gewissen
Gottschalk, Sohn des Grafen Ekkehard, geschieden wurde784. Er erklärt diese
Gertrud mit der Mutter Idas von Elsdorf identisch785. Gegen I9obbertins These von
einer angeblichen Erstehe Hedwigs von Dagsburg mit einem Grafen Ekbert kann
jedoch einiges vorgebracht werden. So ist aus den Quellen nichts hierzu bekannt786.
Außerdem ist eine solche Ehe schon deswegen unwahrscheinlich, weil Heilwig -
die angebliche Mutter Gertruds - die Erbtochter des Grafen Ludwig von Dagsburg
gewesen ist. So hätten doch mit Sicherheit die Kinder aus der ersten Ehe Hedwigs
beim Tod ihrer Mutter das dagsburgische Erbe beansprucht. Auch wäre es nicht so
reibungslos und von den Quellen unbeachtet auf die Nachkommen aus Hedwigs
angeblicher zweiter Ehe weitergegeben worden, wenn Gertrud und ihre angeblichen
777 Annales Stadenses auctore Alberto, ed. I. M. Lappenberg, MGH SS XVI, ad 1112, S.
319.
778 Ebda.: Habuit etiam Ida filium Ecbertum comitem, quem primus Udo marchio [= Udo
II.] Wistede prope Eis torpe occidit, cum tarnen esset cognatus suus. Ida vero orbata
heredibus, Romam projecta est ad avunculum suum papam Leonem, et salubribus
monitis dimittendi debitoribus suis debita ab ipso instructa, rediit Elsthorpe. plenarie
Udoni dimittens iniuriam de nece filii, et ut quietius suis posset uti possessionibus, ipsum
Udonem suum Jecit heredem, adoptans eum in filiutn.
779 Zum Namen Gertrud siehe Annalista Saxo, MGH SS VI, ad 1019, S. 674.
780 H. Dobbertin, Das Verwandtschaftsverhältnis der „schwäbischen“ Edlen Ida von
Elsdorf zum Kaiserbruder Ludolf IV. von Braunschweig (f 1038) und zu Papst Leo IX.
(fl054), in: Braunschweigisches Jahrbuch, 43. Bd., Wolfenbuttel 1962, S. 44-76.
781 H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien, Köln, Graz 1968, S. 184-188
u. S. 197-204.
782 E. Hlawitschka, Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11.
Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Suddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen
um »Kuno von Öhningen«, Sigmaringen 1987, S. 144-148.
783 Dobbertin, Verwandtschaftsverhältnis, S. 64 f. Dobbertin (ebda., S. 76) redet bezüglich
der Tochter Gertruds, Ida von Elsdorf, von einer „Stiefschwestertochter" Leos IX., meint
aber ’Halbschwestertochter'.
784 Annalista Saxo, MGH SS VI, ad 1019, S. 674.
785 Dobbertin, Verwandtschaftsverhältnis, S. 65.
786 Auch die sonst so ausführliche Leonis IX vita berichtet nichts von solch einer Ehe von
Leos IX. Mutter.
142
Geschwister787 Kinder der Heilwig von Dagsburg gewesen wären. Wir lesen jedoch
überhaupt nichts von irgendwelchen Streitigkeiten um Heilwigs Erbe. Die These
Dobbertins, Gertrud sei die Tochter Heilwigs gewesen, muß also zurückgewiesen
werden. Davon unberührt bleibt freilich Dobertins Behauptung, Gertrud sei mit der
Tochter des Grafen Ekbert identisch, deren Ehe mit einem Gottschalk 1019
geschieden wurde788.
Hermann Jakobs billigt zwar Dobbertins Thesen Glaubwürdigkeit zu789, doch er
hält gegenüber dem Bericht Alberts von Stade eine gewisse Skepsis für
angebracht790. Er kommt, da in dem Bericht des Albert von Stade Leo IX. auch als
avunculus Idas von Elsdorf bezeichnet wird79* und durch einen Vergleich mit dem
Chronicon Rosenfeldense, das nach Jakobs' Meinung eine andere Version von
Alberts Text benutzt hat792, zu der Vermutung, daß Albert von Stade das Wort
avunculus einfach dahingehend interpretiert habe, daß Ida von Elsdorf eine
Schwestertochter Leos IX. sein müsse, also der Stader Annalist „eine gutgläubige
Chronistenversion (eben für avunculus) im genealogisch strengen Sinne“793
geliefert habe, „die darum aber nicht gleich der historischen Wirklichkeit
entsprechen“ müsse794. Der Satz, daß Ida eine Schwestertochter I^eos IX. sei, wirke
„rhetorisch zugespitzt“795. Jakobs geht wie Dobbertin davon aus, daß Gertrud die
Tochter eines Ekbert gewesen sei796; zu der These Dobbertins, Gertrud sei eine
Halbschwester Leos IX., wahrt er allerdings Distanz797, sieht aber durchaus eine
Verwandtschaft zwischen Gertrud und Leo IX.798 und läßt letztendlich offen, ob
Gertrud eine Schwester oder Halbschwester Leos IX. gewesen sei799.
Eduard Hlawitschka, der zuletzt die Frage nach der Abstammung Gertruds ein-
gehend untersucht hat, schließt sich der These Dobbertins an, daß Graf Ekbert der
787 Zu den angeblichen Geschwistern Gertruds siehe die Stammtafel bei Dobbertin,
Verwandtschaftsverhältnis, S. 75. Auf die Problematik, ob Gertrud überhaupt
Geschwister hatte, soll hier nicht eingegangen werden.
788 Siehe oben, Anm. 784.
789 Jakobs, Adel, S. 184; vgl. dazu auch die Einschätzung von Dobbertins These bei K.
Schmid, Probleme um den »Grafen Kuno von Öhningen«. Ein Beitrag zur Entstehung
der welfischen HausUberlieferung und zu den Anfängen der staufischen Territonalpolitik
im Bodensee, in: E£rs., Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter,
S. 133 f.
799 Ebda., S. 186.
791 Siehe oben, das Zitat in Anm. 778.
792 Jakobs, Adel, S. 186 f.
793 Ebda, S. 187 f.
7<* Ebda, S. 188.
795 Ebda, S. 188
799 Ebda, S. 197.
797 Ebda, S. 198 ff.
798 Ebda., S. 201 f., nennt als eine Möglichkeit der Verwandtschaftsbeziehung die Leo IX.
und Gertrud gemeinsame Verwandtschaft zu den Saliern, die er Uber die angebliche
Ahnfrau der Rheinfeldener, Judith, als gegeben ansieht. Eine weitere Möglichkeit der
Verwandtschaft zwischen Gertrud und Leo IX. möchte Jakobs, Adel, S. 201 ff., in dem
komplizierten Vererbungsgang des berühmten Egbert-Psalters erblicken.
799 Ebda, S. 204.
143
Vater Gertruds gewesen sei800. Hingegen billigt er Dobbertins Aussage, Gertrud als
eine Stiefschwester Leos IX. anzusehen, wenig Wahrheitswert zu. Er verweist
darauf, daß zu solch einer angenommenen Erstehe Heilwigs von Dagsburg die
Quellen gänzlich schweigen, und daß der Name Gertrud bis zu diesem Zeitpunkt in
der Egisheimer Grafenfamilie nicht belegt ist801. Hlawitschka hält die These von
Hermann Jakobs für plausibler und meint, daß Gertrud und Leo IX. durch die Salier
als Bindeglied zwar verwandt gewesen sind, jedoch bestehe die Verwandtschaft
nicht über Judith, die angebliche Ahnfrau der Rheinfeldener, wie Jakobs glaubt802;
vielmehr habe der Chronist Albert von Stade speziell das Verwandtschaftsverhältnis
zwischen Kaiser Heinrich III. und Papst Leo IX.803 im Auge gehabt und die
Darstellung von Idas Herkunft durch den Hinweis auf die Verwandtschaft zu Leo
IX. in der uns vorliegenden, zugespitzten Fonn ergänzt804.
Zusammenfassend kann man feststellen, daß die 'Hiese, Gertrud sei eine Schwester
bzw. eine Halbschwester Leos IX., eher abzulehnen sei.
Richilde
Eine gewisse Richilde, die in erster Ehe mit dem Grafen Hermann von Mons und in
zweiter Ehe mit Graf Balduin von Rändern verheiratet gewesen ist, wird in zwei
nicht zeitgenössischen Quellen als Schwester Leos IX. bezeichnet, in der Handria
Generosa805 und einer genealogischen Passage der Continuatio Aquicincta806, die
jedoch von der Randria generosa abhängt807. Es müssen erhebliche Zweifel an
dieser Nachricht angemeldet werden. Zum einen wissen Quellen, die zeitlich vor
der Randria generosa liegen, nichts von der Verwandtschaft Richilde mit Leo
IX.808, zum anderen besitzt die Randria generosa wenig Quellenwert, wie schon
Ernst Steindorff angemerkt hat809. Zudem weist die Passage, die das
Verwandtschaftsverhältnis zwischen Leo IX. und Richilde beinhaltet, viele
Unwahrscheinlichkeiten auf, die wohl ins Reich der Fabel gehören. So wird dort die
Ehe zwischen Richilde und Graf Balduin von Rändern, die wegen zu naher
Verwandtschaft von kirchlicher Seite angefochten worden war, von Leo IX.
angeblich unter der Bedingung sanktioniert, daß keine fleischliche Vereinigung der
800 Hlawitschka, Untersuchungen, S. 146.
801 Ebda, S. 146 f.
802 Zur Auffassung von Jakobs siehe Anm. 781 u. 792.
803 Zur Verwandtschaft der Eberhard!ner/Egisheimer Grafen mit den Saliern siehe oben,
S. 36 ff.
804 Hlawitschka, Untersuchungen, S. 146.
805 Randria generosa, ed. L. C. Bethmann, MGH SS IX, S. 320: sed a domno papa Leone
nono, eiusdem Richeldis avunculo, hanc meruerunt indulgentiam, ut in coniugo quidem
sed absque carnali comtnixtione numerent.
806 Continuatio Aquicincta, MGH SS VI, ed. L. C. Bethmann, S. 433: Balduinus
Hasnoniensis duxit uxorem Richeldam, relictam Herimanni comitis Montensis, que
erat de sanguine imperiali, et soror sancti Leonis pape noni.
807 Siehe ebda., Randbemerkung.
808 Genealogia comitum Randriae Bertiniana, MGH SS IX, ed. L. C. Bethmann, S. 306 -
Lamberti genealogia comitum Randriae, ebda, S. 309.
809 Steindorff, Heinrich III., 2. Bd., S. 152 f., Anm. 5.
144
beiden Ehepartner stattfinde810. Auch soll Leo IX. laut Herimanni liber de
restauratione S. Martini Tomacensis gegen die Ehe zwischen Balduin und Richilde
vorgegangen sein811.
Alles in allem muß festgestellt werden, daß es sehr zweifelhaft ist, Richilde als
Schwester Leos IX. anzusehen.
Gepa, Äbtissin von Neuss
In der älteren Literatur findet sich immer wieder der Hinweis auf eine weitere
Schwester Leos IX. namens Gepa, welche Äbtissin des St. Quirinusstiftes in Neuss
gewesen sein soll812.
Die Überlieferung, daß Gepa813, die aus Rom Reliquien des III. Quirinus nach
Neuss gebracht haben soll, eine Schwester Leos IX. sei, entstammt nicht einer
mittelalterlichen Überlieferung, sondent wird uns erst durch Gelehrte im 17.
Jahrhundert berichtet814. Ob dieses Wissen um die Verwandtschaft aus einer heute
verlorenen mittelalterlichen Überlieferung stammt oder ob es sich um einen
Rückschluß handelt, wird nicht mitgeteilt.
Ein im Archiv des Départements Meurthe-et-Moselle in Nancy befindliches
Mémoire aus dem 18. Jahrhundert, das wohl aus älteren Quellen schöpft, gibt uns
eine weitere - wenn auch etwas von dem Vorgenannten abweichende - Auskunft.
Das Mémoire berichtet uns, daß eine Äbtissin von Neuss Reliquien des Heiligen
Quirin nach St. Quirin gebracht habe, die sie von ihrem Verwandten, Papst Leo IX.,
erhalten hätte815. Hier lesen wir also nichts von einer Schwester Leos IX. Die
810 Siehe das Zitat in Anm. 805.
811 Herimanni liber de restauratione monasteni S. Martini Tomacensis, ed. G. Waitz, MGH
SS XIV, cap 12, S. 279 f.: Quod audiens Leo tunc temporis papa Romanus, qui prius
fuerat Tullensis episcopus et vocabatur Bruno, dixit, coniugium illud non esse legitimum,
quoniam consanguinitatis linea propinqui erant.
812 So z. B. bei Dugas de Beaulieu, Va comté de Dagsbourg, Stammtafel nach S. 116 u. S.
133; jedoch zweifelt schon Schöpfun, Alsatia illustrata, S. 481, an der Richtigkeit der
Überlieferung.
813 Zu Gepa von Neuss siehe R. Kottje, Das Stift St. Quirin zu Neuß von seiner Gründung
bis zum Jahre 1485, Düsseldorf 1952, S. 24 f.; vgl. E. Wisplinghoff, Geschichte der
Stadt Neuss, 4. Teil: Das Kirchliche Neuss bis 1814, Pfarrverhältnisse und geistliche
Institute, Neuss 1989, S. 325.
814 Viellard, Documents, Nr. 63, S. 115: ... Hanc donationem [reliquiarum S. Quirini]
Gepœ abbatissœ factam fuisse a Leone IX, pontifice Romano, anno Christi ML, tradidit
Arnoldus Mandt, decanus capituli Nussiensis, in historia martyrii, translationis et
elevationis sancti Quirini, idiomate germanico Colonice anno 1619 excusa. Addit
Gelenius in fastis Agrippinensibus, ad diem xct aprilis, Gepam putari Leonis IX sororem
extitisse, quod alii possim non admittunt; vgl. W. Felten, Der hl. Märtyrer und Tribun
Quirinus, Patron der Stadt Neuss, Neuß 1900, S. 16-21. Eine Kopie des schwer
zugänglichen Buches von Felten wurde mir freundlicherweise vom Stadtarchiv Neuss
zur Verfügung gestellt.
815 Französischsprachiges Memoire zur Stiftung von St. Quirin aus dem 18. Jahrhundert in
Nancy, AD M-et-M, H 303: Bientôt ce lieu devient célébré par les guérisons
miraculeuses qui s'y faisoient journellement et les peuples y accouroient en foule
145
Äbtissin von Neuss wird lediglich als Verwandte des Papstes bezeichnet, auch ihr
Name wird nicht genannt. Fragen wir nach dem Wahrscheinlichkeitsgehalt dieser
Nachricht. Es ist durchaus möglich, daß eine Verwandte von Leo IX. Reliquien des
Hl. Quirin von ihm erhalten und die Stücke an das Priorat weitergegeben hat. Eine
solche Reliquienübergabe paßt zu der Politik des Papstes. Auch daß eine Verwandte
von ihm quasi die Vermittlerrolle übernommen hat, ist nicht abwegig. Doch könnte
der Fall genausogut umgekehrt liegen. Weil die Reliquien Vergabepraxis Leos IX. -
gerade an geistliche Institutionen nördlich der Alpen - hinreichend bekannt war,
könnte man in späterer Zeit den Rückschluß gezogen haben, auch St, Quirin hätte
die Quirinsreliquien durch Vermittlung dieses Papstes bekommen.
Sehen wir uns die Neusser Quellen zu Gepa und der angeblichen Reliquien-
translation an. Die frühe Überlieferung zu dem Stift St. Quirin in Neuss weiß nichts
von einer solchen Reliquienüberführung durch Gepa in das oberlothringische
Priorat816. Wir erfahren darüber durch einen Eintrag zum 11. Februar, dem
angeblichen Todestag Gepas, im Neusser Totenbuch von 1421. Dieser Vorgang
wird dort ohne jede Zeitangabe wiedergegeben, so daß man keinen Anhaltspunkt
diesbezüglich hat817. Nach den Forschungen von Raymund Kottje reicht die
Quirinusverehrung in der Neusser Gegend günstigstenfalls bis ins Jahr 965 zurück,
und er zieht den vorsichtigen Schluß, daß Gepa möglicherweise um die Mitte des
10. Jahrhunderts gelebt hat, da die Reliquientranslation fest an ihre Person
gebunden ist818. Für unser Problem heißt das, daß Gepa demnach keine Schwester
Leos IX. gewesen sein kann, da sie höchstwahrscheinlich zwei Generationen vor
ihm gelebt hat. Allerdings würde der von Kottje für das Leben Gepas festgestellte
Zeitraum von der Mitte des 10. Jahrhunderts zeitlich gut mit der angeblich um 966
erfolgten Stiftung des Priorats St. Quirin in Oberlothringen durch den Großvater
Leos IX., Graf Ludwig von Dagsburg, zu kombinieren sein. So könnte das
Quirinspatrozinium möglicherweise wirklich durch eine Reliquienübergabe einer
Neusser Äbtissin, vielleicht mit Namen Gepa, um 966 an das oberlothringische
Priorat gekommen sein. Eine Schwester Leos IX. war Gepa jedenfalls nicht819.
Tuta von Egisheim
Eine Tuta von Egisheim soll die Gemahlin Manegolds von Werth, des Stifters des
Klosters Heiligkreuz zu Donauwörth, gewesen sein. Die These, daß Tuta dem
Geschlecht der Egisheimer Grafen entstamme, findet sich in der 1958 erschienenen
honneur les reliques de Sl. Quirin, qui y Jurent déposées par une abbesse de Niss, qui les
avoit reçues du Pape Léon IX son parant.
816 Zur frühen Überlieferung bezüglich des Stiftes St. Quirin in Neuss siehe Kottje, Stift
St. Quirin, bes. S. 18-25.
817 W. Levison, Das Totenbuch des Neußer St, Quirinus-Stiftes in London, in: AHVNRh
116, 1930, S. 138: Obiit Gepa abbatissa monasterii sti. Quirini Nuss, que de gratia dei
et sedis apostolicae de Roma in dictum monasterium secum detulit reliquias sti. Quirini
quae dicitur sepulta subtus campanas eiusdem monasterii.
818 Kottje, Stift St. Quirin, S. 24 f.
819 Brucker, Saint Léon IX., 1. Bd., S. 341, schließt eine Verwechslung der Gepa mit
Gerberga, der Äbtissin von Hesse, nicht aus.
146
„Geschichte der Stadt Donauwörth“ von Maria Zelzer820. Zelzer beruft sich dabei
auf ein Manuskript des letzten Archivars des Klosters Heiligkreuz zu Donauwörth,
Bemhart Stöcker821. Jedoch findet sich in dem Manuskript gebliebenen imd gegen
Ende des 18. Jahrhunderts abgefaßten Werk Stöckers mit dem Titel .JDiplomatische
Geschichte des Klosters und der Stadt Donauwerd“ keine diesbezügliche Äußerung,
im Gegenteil, Stöcker weist darauf hin, daß man über die Abstammung Tutas
keinerlei Aussagen treffen könne822. Auch der letzte Abt des Donauwörther
Heiligkreuzklosters, Cölestin Königsdorffer, der den Nachlaß Stöckers ordnete und
auf der Basis von dessen Aufzeichnungen eine Geschichte seines Klosters
schrieb823, die 1819 erschien, konnte nichts von der Herkunft der Gemahlin
Manegolds berichten824. Es ist auch keine Quelle bekannt, die auf eine
Abstammung Tutas aus der Familie der Dagsburg-Egisheimer Grafen schließen
laßt. Ebenso findet sich in der Bulle Leos IX., die dieser für das Donauwörther
Heiligkreuzkloster ausgestellt hat, kein Hinweis auf irgendeine Verwandtschaft zu
den Stiftern825. Daß eine Tuta als Gemahlin Manegolds I. von Werth angenommen
wird, führt sich, soweit ich sehe, auf eine im 16. Jahrhundert zerstörte Inschrift auf
einer Grabplatte im ehemaligen Heiligkreuzkloster zurück, auf der folgendes zu
lesen war:
Tr es fundatores Manegoldi Tutcique,flores
Celestis prati, pausant simul hic tumulati826.
Daraus geht jedoch weder hervor, wer Tuta war, noch ob sie die Gemahlin des
ersten der drei Manegolde gewesen ist, geschweige denn, welchem Geschlecht sie
entstammte.
Es scheint also ebenso wie bei Richilde und Gepa von Neuss im Falle der Tuta
mehr der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen zu sein, sie entstamme dem
Egisheimer Grafenhaus, und man ist vielleicht durch den Umstand des Besuches
820 M. Zelzer, Geschichte der Stadt Donauwörth, 1. Bd., Donauwörth 1958, S. 19.
821 Ebda, Anm. 11 auf S. 367.
822 P. Bernhart Stöcker, Diplomatische Geschichte des Klosters und der Stadt Donauwerd
(Manuskript), S. 59: „Mangolds Gemahlin Tutta oder Tuotta, von der wir nur ihren
Namen ... nicht aber ihre Abstammung wissen“ Ein Film der Handschrift wurde mir
freundlicherweise von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Augsburg
(Sign. 20/NS 2090 5864) zur Verfügung gestellt.
823 Siehe C. Königsdorfer, Geschichte des Klosters zum Heiligen Kreutz in Donauwörth,
1. Bd., Donauwörth 1819, S. VIII-XI1I.
824 Ebda, S. 43: „Mangolds Gemahlinn [sic!] Tutta (unbekannt, aus welcher Familie) starb
den 27. Juny 1050
825 Die Bulle Leos IX. ist abgedruckt, ebda., Nr. 2, S. 392-395.
826 Siehe A. STEICHELE, Das Bisthum Augsburg, 3. Bd., Augsburg 1872, S. 844. Der
Wortlaut der Inschrift ist laut Steichele, ebda., mit Anm. 283 und ebda., S. 828 mit
Anm. 2, auf uns durch die 1619 beendete, handschriftlich überlieferte Chronik von
Georg Beck, Prior von Heiligkreuz, gekommen. Die Inschrift ist neben Steichele
mehrfach abgedruckt worden, so bei Königsdorfer, Geschichte, 1. Bd., S. 53, sowie bei
P. Braun, Geschichte der Grafen von Dillingen und Kiburg, in: Historische
Abhandlungen der königlich-baierischen Akademie der Wissenschaften, 5. Bd.,
München 1823, S. 448.
147
von Leo IX. in Donauwörth zu der Vermutung angeregt worden, daß die Stifter -
analog zu den mit Leo IX. wirklich verwandten Stiftern der Abtei Hirsau, die Ixo
IX. auch besucht hat - mit dem Papst verwandt gewesen seien.
Adelheid vom Elsaß
In der einschlägigen Literatur zu den Pfalzgrafen von Tübingen und dem Kloster
Blaubeuren wird immer wieder auf die Verbindung der Tübinger Pfalzgrafen mit
den Grafen von Dagsburg-Egisheim hingewiesen. So liest man in der Einleitung zu
dem von Hans inartin Decker-Hauff, Franz Quarthai und Wilfried Setzier herausge-
gebenen Sammelband „Die Pfalzgrafen von Tübingen“827: „Ein glänzendes
Konnubium vergrößerte Macht und Ansehen der Tübinger. Mit dem niederel-
sässischen Herzogshaus [sic!] der Egisheimer wurde eine Heiratsverbindung gerade
zu dem Zeitpunkt geknüpft, als ein Angehöriger des Geschlechtes, Papst Leo IX.
(1048-1054), als bedeutender Reformpapst wirkte“828. Weitere Einzelheiten zu
dieser Verbindung - vor allem wer wen geheiratet hat - werden von Quarthai und
von den übrigen Autoren des Sammelbandes nicht mehr genannt. Versucht man
nun, mehr darüber zu erfahren, stößt matt sehr bald auf Probleme. Christoph
Friedrich Stalin erwähnt in dem 1847 herausgegebenen zweiten Teil seiner
„Wirtembergischen Geschichte“ keinerlei Verbindung der Tübinger Grafen mit
dem Grafenhaus von Dagsburg-Egisheim829. Nähere Angaben zu dem besagten
Konnubium findet man indessen in dem 1853 publizierten Standardwerk von
Ludwig Schmid „Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen“830, der zur Herkunft
der Gemahlin des Grafen Sigiboto von Ruck namens Adelheid äußert, sie stamme
„aus einem Elsäßischen Grafenhause, gewöhnlich wird Egisheim genannt“831.
Schmid gibt jedoch kein Quellenzeugnis für seine Behauptung an. Graf Sigiboto
von Ruck hatte zusammen mit seinen Brüdern, den Grafen Hugo und Anselm von
Tübingen, gegen Ende des 11. Jahrhunderts das Kloster Blaubeuren gestiftet832.
Otto-Günter Lonhard geht in seiner Abhandlung über „Das Kloster Blaubeuren im
Mittelalter“833 dem Problem aus dem Weg, indem er für Sigibotos Frau Adelheid
keine Familienzugehörigkeit angibt834. Die Herausgeberin der Blaubeurer
827 H. Decker-Hauff - F. Quarthal- W. Setzler [Hrsg ], Die Pfalzgrafen von Tübingen.
Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, Sigmaringen 1981.
828 Einleitung v. F. Quarthal zu ebda., S. 9,
829 Chr. F. STALIN, Wirtembergische Geschichte, 2. Theil: Schwaben und Sudfranken.
Hohenstaufenzeit 1080-1268, Stuttgart u. Tübingen 1847; zu den Pfalzgrafen von Tü-
bingen ebda., S. 425-451.
830 L. Schmid, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, nach meist ungedruckten Quellen,
nebst Urkundenbuch. Ein Beitrag zur schwäbischen und deutschen Geschichte,
Tübingen 1853.
831 Ebda., S. 35 u. ebda, Tafel 1.
832 Zur Stiftung von Blaubeuren vgl. ebda., S. 31-56 und O.-G. Lonhard, Das Kloster
Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen
Benediktinerabtei. Mit einem Beitrag: Siegel und Wappen des Klosters v. E Gönner,
Stuttgart 1963.
833 Ebda
834 Ebda, S. 3 u. S. 142.
148
Klosterchronik des Christian Tubingius, Gertrud Brösamle, beschäftigt sich
ausführlicher mit der Problematik, stellt aber die These auf, Gräfin Adelheid vom
Elsaß sei selbst eine Schwester der Grafen Anselm und Hugo von Tübingen
gewesen und Sigiboto von Ruck folglich nur der Schwager dieser beiden Brüder
und nicht, wie bisher angenommen wurde, deren Bruder835. Allerdings leitet sie
von dem Namen Hugo, der sowohl im Tübinger als auch im Dagsburg-Egisheimer
Grafenhaus als Leitname in Gebrauch ist, eine mögliche eheliche Verbindung
zwischen beiden Häusern her, die aber zeitlich in einer vorangegangenen
Generation anzusetzen sei836. In seinem Aufsatz „Schwäbische Pfalzgrafen, frühe
Staufer und ihre Sippengenossen“ schlägt Heinz Bühler eine andere Identifizierung
jener Adelheid vom Elsaß vor. Er möchte sie an die Familie von Werner, dem
Stifter der elsässischen Benediktinerabtei Hugshofen, angliedem837. Jürgen Sydow
hingegen nennt in dem 1974 erschienenen ersten Band seiner „Geschichte der Stadt
Tübingen“ die Heiratsverbindung zwischen Sigiboto von Ruck und der Gräfin
Adelheid nicht, sieht aber ebenso wie Brösamle eine verwandtschaftliche
Verbindung der Tübinger Grafen mit den Dagsburg-Egisheimem, welche nach
seiner Meinung „vielleicht anders einzuordnen ist, als es in der früheren Forschung
erfolgte, die aber grundsätzlich nicht angezweifelt werden kamt und vielleicht den
Leitnamen Hugo in die Familie der Tübinger brachte, wenn man auch diese nicht
unbedingt als Seitenlinie der Elsässer betrachten muß“838. Immo Eberl bezeichnet
in seinem Aufsatz aus dem Jahre 1979 „Die Edelfreien von Ruck und die Grafen
von Tübingen“839 die Gemahlin Sigibotos nur als „Adelheid vom Elsaß“840 und
legt sich nicht auf eine Familienzugehörigkeit fest. Allerdings vermutet auch er -
ebenso wie Sydow - wegen der Verwendung des Leitnamens Hugo in beiden
Familien eine Verbindung zwischen den Grafen von Dagsburg-Egisheim und den
Grafen von Tübingen, die er nicht näher charakterisiert841. Diese These, die wohl
allein auf der Koinzidenz des Namens Hugo in beiden Familien beruht, entbehrt
ansonsten jeglicher Quellengrundlage, was auch Helmut Maurer zu Recht
einwendet842, denn es kamt keine dafür in Frage kommende Heirat genannt werden,
die zeitlich in irgendeiner der jenem Hugo von Tübingen - der uns als einer der
835 Christian Tubingius, Burrensis Coenobii Annales. Die Chronik des Klosters Blaubeuren,
hrsg. v. G. Brösamle mit dt. Übertragung v. B. Maier, Stuttgart 1966, S. 305-308, vor
allem S. 307 f.
836 Ebda, S. 305 f.
837 H. Bühler, Schwäbische Pfalzgrafen, frühe Staufer und ihre Sippen genossen, in:
Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau, 77. Jg. 1975, Dillingen a. d.
Donau 1975, S. 118-156, Stammtafel auf S. 137. Diese These Bühlers ist aber zum
Großteil auf Vermutungen aufgebaut und kann somit nicht als letztgültiger Beweis
angesehen werden.
838 J. Sydow, Geschichte der Stadt Tübingen. 1. Teil: Von den Anfängen bis zum Übergang
an Württemberg 1342, Tübingen 1974, S. 99.
839 I. Eberl, Die Edelfreien von Ruck und die Grafen von Tübingen. Untersuchungen zu
Besitz und Herrschaft im Blaubeurer Raum bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts, in
ZWLG 38, 1979, S. 5-63 u. Stammtafel.
849 Ebda, S. 6 ff.
841 Ebda., S. 11 f.
842 H. Maurer, Eberhard, der »Bruder« des Papstes, S. 293, Anm. 51.
149
Stifter des Klosters Blaubeuren entgegentritt - vorangehenden Generationen
anzusiedeln wäre. In der zum 900jährigen Jubiläum des Klosters erschienenen
Literatur wird das Problem nicht mehr thematisiert. Adelheid wird entweder gar
nicht erwähnt843 oder als Adelheid vom Elsaß bezeichnet844 bzw. man übernimmt
die althergebrachte Meinung, sie sei aus dem Geschlecht der Egisheimer Grafen845 846 847 848 849.
Welche Quellenzeugnisse lassen sich nun zu der Gemahlin des Sigiboto von Ruck,
jener Adelheid vom Elsaß, finden? Hier werden wir auf Christian Tubingius, den
letzten katholischen Abt und gleichzeitig auch Klosterchronisten von Blaubeuren,
verwiesen, der im Zusammenhang mit der Klostergründung folgendes zu berichten
weiß: Sigibotto itaque Ule vulgo Sibotto de Rugga comes, Anshelmi et Hugonis
palatinorum frater, cum coniuge sua Adelhaide de Elisatia comitissa non tantum
dedit locum et ecclesiam iuxta fontem ad cenobium aedificandum, verum etiam in
dotem eius cotulit pagum Susserß46. Diese Schenkung hat dann nach dem Tode des
Sigiboto von Ruck seine Witwe Adelheid zusammen mit ihren drei Söhnen
wiederholt und weitere Güter hinzugefügt, was wir ebenfalls durch Christian
Tubingius erfahren: Quam Sigibotti donationem Adelhaidis praedicta eius vidua
cum suis filiis, Sigefrido presertim (tres siquidem liberos, videlicet Wernherum
clericum, Waltherum et Sigefridum comites invicem genuerant) augmentavit et viri
inchoationem confirmare fidissime studuit. Fuit enim collectrix Dei servorum in hoc
loco habitantium, haereditabat siquidem quartam partem huius loci addiditque
molendinum et clivum iuxta molendinum et unum mansum Sussen et unum
Calminesburch et clivum contra Sussen qui nunc (ut autumo) Hierocominus vulgo
Siechhald dicitur atque ut quidam asseruit citra Sussen foresta sua in Alpium
montibus tam in cultura quam in lignis et sylvisß47. Außerdem schenkt sie
zusammen mit ihrem Sohn Siegfried dem Kloster die Nikolauskirche in Seißen,
anscheinend im Tausch für ein Gut, das ein gewisser Udalschalk gegeben hat: Dedit
etiam ecclesiam sancti Nicolai in Sussen cum filio Sigefrido pro praedio quod
dominus Udalscalus dedit ad vel apud N i der hoffe Letztere Übereignung wird
von Christian Tubingius noch zweimal im Zusammenhang mit Schenkungen der
Stifterfamilie an das Kloster Blaubeuren wiederholt. So gibt Adelhaid de Elzzazen/
ecclesiam apud Süssen pro predio quod dominus Udalscalcus ad Niderhoffen dedit,
et clivum contra Süssen ibi et mansum unurrß49. Tubingius präzisiert noch einmal,
da er - wie er angibt - zwei Quellen mit etwas unterschiedlichen Angaben vorliegen
843 So bei I. Eberl [Hrsg.], Kloster Blaubeuren 1085-1985. Benediktinisches Erbe und
Evangelische Seminartradition, Sigmaringen 1985; Ders., Cluny-Hirsau-Blaubeuren:
Die Benediktiner in Stidwestdeutschland bis zur Reformation, in: Kloster Blaubeu-
ren 900 Jahre, hrsg. v. G. Dopffel u. G. Klein, Stuttgart 1985, S. 28-46.
844 O.-G. Lonhard, 900 Jahre Kloster Blaubeuren. Kritische Überlegungen zur Grilndungs-
geschichte (1080-1125), in: ZW LG 46, 1987, S. 374.
845 So J. Wilhelm, Der Chor der Blaubeurer Klosterkirche als spätgotisches Gesamtkunst-
werk, in: Blaubeuren. Die Entwicklung einer Siedlung in Sudwestdeutschland, hrsg. v.
H. Lecker-Hauff u. I. Eberl, Sigmaringen 1986, S. 869, Anm. 81.
846 Tubingius, Burrensis Coenobii Annales, S. 34.
847 Ebda
848 Ebda., S. 34 u. 36.
849 Ebda, S. 52.
150
hatte. Laut jener zweiten Quelle habe Adelha de Elezase ecclesiam sancti Nicolai
Suissen pro predio <ad> Niderhoffen quod dominus Udalscalcus dedit et clivum
contra Suissen. Insuper mansum Sunthaim et apud Suissen unum850 geschenkt. In
allen diesen Quellenstellen bezeichnet Tubingius Adelheid als elsässische Gräfin
und nennt keinen Familiennamen. Außerdem tritt sie uns - ebenfalls in der Chronik
des Tubingius - noch in einer Schenkung von ihrem Sohn Siegfried entgegen, der
sie zustimmt: Nam Sigefridus vel Sifridus, Sigibotto/nis de Rugga filius patris loco
ut supra auditum succedens, fundator fuit dimidiae partis huius ecclesiae deditque
cum matris et fratrum assensu Treffenesbuch, Waldstetten, Calminesbuch in dotem
ecclesiae et ecclesiam Süssen cum decimis* 851. In anderen Quellen ließ sich die
Gräfin Adelheid nicht nachweisen. Auch an dem 1493 geschnitzten Chorgestühl der
Blaubeurer Klosterkirche ist sie unter den anderen Stifterfiguren nicht zu finden852.
Ebda., S. 54.
851 Ebda, S. 50.
852 Beschreibung sämtlicher Stifterfiguren und der beigeftlgten, auf ältere urkundliche
Vorlagen zurückgehende, Inschriften bei Eberl [Hrsg ], Kloster Blaubeuren, S. 28 f.;
Grundrißschema des Chores mit Angabe der Plazierung der Figuren bei Wilhelm, Chor
der Blaubeurer Klosterkirche, S. 816 f. Allerdings ist durch die falsche Zuordnung der
Ziffern im Grundrißschema zu den in der Legende genannten Personen die korrekte
Anordnung der Figuren nicht genau erkennbar. Wilhelm gibt aber im Text, S. 843 f., die
richtige Position der Adelheid-Figur an, wie ich durch eigene Inaugenscheinnahme des
Chorgestühls feststellen konnte. Wilhelm behauptet unter anderem, daß die Gemahlin
Sigibotos von Ruck im Chorgestühl der Blaubeurer Klosterkirche dargestellt sei, und
zwar sei sie als Einzelbüste von den übrigen Stifterdarstellungen abgehoben und in
Entsprechung zu den Prophetenbüsten zu sehen (ebda., S. 843 f.), weil ihr „wohl das
Kloster so verpflichtet war, daß für eine Darstellung dieser Stifterin eine Abweichung im
Programm in Kauf genommen wurde“ (ebda., S. 844). Wilhelm hat zwar ganz recht mit
seiner Annahme, daß diese herausgehobene Positionierung im Chorgestühl auf eine
besonders wichtige Funktion dieser Person bei der Stiftung oder als Wohltäterin des
Klosters schließen läßt. Er zieht jedoch aus einer an sich richtigen Überlegung eine
falsche Schlußfolgerung, denn er behauptet, es handele sich bei der dargestellten Person
um die Gemahlin Sigibotos von Ruck (ebda., S. 843 f. u. die dazugehörige Anm. 81 auf
S. 869). Es gibt aber bekanntlich zwei Frauen namens Adelheid, die in der
Frühgeschichte des Klosters Blaubeuren eine wichtige Rolle spielten, zum einen besagte
Adelheid vom Elsaß, die Gemahlin Sigibotos von Ruck, und zum anderen Adelheid von
Enzberg, die Schwiegertochter des Grafen Anselm von Tübingen. Daß Gräfin Adelheid
vom Elsaß bei der Stiftung einen besonders hervorzuhebenden Beitrag geleistet hat, der
ihre herausgehobene Stellung im Chorgestühl rechtfertigen würde, läßt sich aus den
vorhandenen Quellenzeugnissen nicht ableiten. Wohl aber kann man bei Adelheid von
Enzberg eine herausiagende Handlung mit besonderer Bedeutung für das Blaubeurer
Kloster erkennen, nämlich durch ihre Romreise und durch das Erwirken der päpstlichen
Schutzbulle von Urban II. (vgl. dazu Tubingius, Burrensis Coenobii Annales, S. 40; auch
in Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 253, S. 313 f ), so daß die Büste der
Adelhait comitissa mit Sicherheit die Gräfin Adelheid von Enzberg darstellt. Für diese
These spricht auch, daß sie eben nicht im räumlichen Zusammenhang mit Sigiboto von
Ruck und dessen Nachkommen abgebildet ist, sondern auf der Seite - wenn auch etwas
separiert - auf der die Familie ihres Schwiegervaters, Graf Anselm von Tübingen,
angebracht ist. Die einzigen zusammengehörigen Figuren, die sich nicht auf jeweils
einer Seite des Chorgestühls finden, Pfalzgraf Friedrich von Tübingen und dessen
151
Betrachtet man die angegebenen Quellenstellen unter besitzgeschichtlichem
Aspekt, so zeigt sich, daß die Besitzungen der Adelheid, welche durch ihre
Begabungen an das Kloster Blaubeuren sichtbar werden, wohl fast alle durch ihren
Mann auf sie gekommen sind853. Sigiboto von Ruck schenkt dem Kloster ja den
pagum Süssen854, in dem der Großteil der späteren Schenkungen der Adelheid liegt.
Auch die Schenkungen zusammen mit ihren Söhnen sprechen für diesen Umstand,
so daß mit Hilfe der besitzgeschichtlichen Bestimmung keine Familien-
zugehörigkeit festgestellt werden kann855. Ebenso läßt sich keine dieser
Besitzungen der Gräfin Adelheid in der Familie der Grafen von Dagsburg-Egisheim
nachweisen, so daß man von daher keine Aussage ableiten kann.
Auch Überlegungen im Zusammenhang mit dem Namen „Adelheid“ führen hier
nicht weiter. Zwar taucht der Name Adelheid in der Familie der Dagsburg-Egis-
heimer öfters auf, aber diese Familie ist nicht die einzige im Elsaß, in der der Name
Adelheid heimisch ist. In diesem Zusammenhang sei nur die These Heinz Bühlers
angeführt, der ja -wie oben erwähnt856- mutmaßt, die Gräfin Adelheid vom Elsaß
sei eine Enkelin Werners, des Stifters der elsässischen Benediktinerabtei Hugs-
hofen857. Als Eltern Werners möchte er Lütold von Mömpelgard und Willibirg von
Wülflingen sehen858. Eines der Kinder aus dieser Ehe trägt den Namen Adelheid,
welche den Grafen Rudolf von Achalm ehelichte. Aus der Ehe der Adelheid von
Wülflingen mit Rudolf von Achalm ist uns ein Sohn namens Berengar bekannt, den
wir 1048 in einem Diplom Heinrichs III. als Graf im elsässischen Sundgau
finden859. Diese genealogische Verbindung, wie Bühler sie sehen will, würde
zumindest den Namen von einem der Söhne unserer Adelheid, nämlich Werner,
erklären. Er findet sich ja bei ihrem mutmaßlichen Großvater, dem Stifter von
Hugshofen860.
Gemahlin, sind aber durch die direkt gegenüberliegende Anordnung und die Inschriften
einander eindeutig zugeordnet.
853 Dies vermutet schon Gertrud Brösamle im Anhang zur Ausgabe der Chronik von
Tubingius, Burrensis Coenobii Annales, S. 299.
854 Ebda, S. 34.
855 Die obengenannten Schenkungen liegen alle in der Nähe von Blaubeuren. Zu Seißen,
Treffensbuch und Sontheim siehe die Karte bei Lonhard, Kloster Blaubeuren im
Mittelalter, S. 159; Kälblinsbuch ist ein abgegangener Ort bei Suppingen (Eberl, Die
Edelfreien von Ruck, S. 13, Anm. 56; zur Lage von Suppingen vgl. die Karte bei
Lonhard, Kloster Blaubeuren im Mittelalter, S. 159); Waldstetten (= Ödenwaldstetten)
liegt in der Nähe von Münsingen (siehe dazu die Angaben in: Tubingius, Burren-
sis Coenobii Annales, S. 50, Anm. 63).
856 Vgl. oben, Anm. 837.
857 Bühler, Schwäbische Pfalzgrafen, Stammtafel auf S. 137.
858 Ebda., Stammtafel auf S. 137.
859 D H III 219, S. 292: ... in pago Elyzazen in Villa Kembyz in comiialu Beringen comitis-,
vgl. Bühler, Schwäbische Pfalzgrafen, S. 129,
860 Eberl, Die Edelfreien von Ruck, S. 35, äußert an Hand des Namenmaterials der Kinder
Sigibotos und Adelheids die Vermutung, daß die Namen der Familie Sigibotos
entstammen und somit Sigiboto von Ruck kein Bruder der Grafen Anselm und Hugo von
Tübingen sein kann, sondern ein Neffe von deren Stiefmutter.
152
Gegen die These, daß Adelheid vom Elsaß der Familie der Dagsburg-Egisheimer
entstammt, spricht der Umstand, daß eben nicht erwähnt wird, sie sei mit Papst Leo
IX. verwandt oder sie stamme aus dem Geschlecht dieser gerade durch die
Verwandtschaft mit Leo IX. hochberühmten Grafenfamilie. Denn der Vergleich mit
ähnlich gelagerten Fällen - man denke nur an das wichtige Reformkloster Hirsau861,
in dessen Gründungsgeschichte gerade auf die Verwandtschaft des Stifters Adalbert
von Calw mit Papst I^eo IX. hingewiesen wird862 oder an das Kloster Heiligkreuz in
Donauwörth, wo eine späte Überlieferung die Verwandtschaft der Stifterfamilie mit
den Grafen von Egisheim reklamiert863 - läßt erkennen, daß, falls sich irgendwo
eine Verwandtschaft oder Verbindung zu dieser der Kirchenreform sehr
nahestehenden Familie mit ihrem bedeutenden Exponenten zeigt, dieses Wissen
gerade wegen der herausragenden Persönlichkeit Leos IX. bekannt ist und auch
über einen langen Zeitraum hinweg bewahrt wird864. Helmut Maurer hat jüngst die
These auf gestellt, daß die Verwandtschaft einer Familie mit dem Papst ebensoviel
Sozialprestige mit sich brachte wie die Verwandtschaft mit dem Königshaus865.
Insofern würde sich doch das Wissen um die „Papstnähe“866, wie Maurer sich
ausdrückt, über einen längeren Zeitraum hinweg tradieren. Somit könnte die
Angabe des Christian Tubingius, Adelheid sei eine comitissa Alsatiae, als Hinweis
dafür gewertet werden, daß die Gräfin Adelheid nicht der Familie Leos IX.
entstammt.
Exkurs 3
Zur Mutter Ermensindes von Luxemburg
Ein Problem in der genealogischen Forschung zum Luxemburger Grafenhaus im
Mittelalter bildet die Identität der Mutter von Ermensinde von Luxemburg867, denn
man nimmt an, daß Ermensindes Vater, Konrad I. von Luxemburg, angeblich
zweimal verheiratet gewesen ist, in erster Ehe mit einer Ermensinde, in zweiter Ehe
mit einer Clemenüa868. Ermensinde als Ehefrau Konrads I. nennt uns eine
interpolierte Stelle in der Chronik des Alberich von Troisfontaines; sie wird dort als
861 Abt Wilhelm von Hirsau hatte übrigens von den Stiftern Blaubeurens den Auftrag
erhalten, Mönche für das neue Kloster zu entsenden, vgl. dazu E. Schneider, Codex
Hirsaugiensis, fol. 17b, S, 19.
862 Ebda., fol. 2b, S. 7 und fol. 25b, S. 25.
863 Vgl oben den Exkurs Über Tuta von Egisheim.
864 Man könnte übrigens auch manche Zuschreibungen von nicht eindeutig identifizierbaren
Personen im Dunstkreis der Klosterreform zu der Dagsburg-Egisheimer Grafenfamilie,
die die moderne Forschung vomimmt, in diese Tradition einreihen - man denke nur an
das obenerwähnte Zitat aus der Einleitung von F. Quarthal zu Decker-Hauff u. a.,
Pfalzgrafen von Tübingen. ; vgl. auch die Feststellung von Jakobs, Adel, S. 204:. wie
gern man den Glanz vornehmer cognati suchte, ist ja wohlbekannt“.
865 H. Maurer, Eberhard der «Bruder» des Papstes, S. 293 f.
866 Ebda., S. 294.
867 Zu Ermensinde, die in erster Ehe mit Albert I. von Egisheim und in zweiter Ehe mit
Gottfried von Namur verheiratet war, siehe oben, S. 69-72.
868 Siehe Renn, Grafenhaus, S. 140-146.
153
Ermensinde von Longwy und Blieskastel bezeichnet869. Clementia ist uns hingegen
urkundlich als Ehefrau Konrads I. einwandfrei bezeugt870, zudem überliefert uns
noch die Grabinschrift für Konrad I. ihren Namen871. Konrads Tochter Ermensinde
entstammte ebenso wie sein Sohn Wilhelm, laut der vorerwähnten Stelle bei
Alberich von Troisfontaines, vermeintlich einer Ehe des Grafen mit der Ermensinde
von Longwy und Blieskastel872. Allerdings sind gerade diese in Alberichs Chronik
später eingefügten genealogischen Zusätze nicht ganz zuverlässig, wie Walther
Möller und Heinz Renn gezeigt haben873. Möller kommt sogar zu dem Schluß, daß
Konrad I. lediglich einmal verheiratet gewesen sei und zwar mit Clementia, eine
erste Ehefrau namens Ermensinde habe es nicht gegeben, folglich sei Clementia
auch die Mutter der Ermensinde von Namur874. Clementia entstamme dem Hause
von Poitou, da Konrad I. von Luxemburg in einer Lhkunde als der Schwiegersohn
des Grafen von Poitou bezeichnet werde875. Heinz Renn hingegen, der weiterhin
von zwei Ehefrauen Konrads I. ausgeht, setzt sich nicht mit der These Möllers
auseinander, anscheinend ist der 1936 erschienene Aufsatz Möllers ihm nicht zur
Kenntnis gelangt. Renns Auffassung von der zweimaligen Verheiratung Konrads I.
ist zum Teil von der neueren Forschung übernommen worden876. Es ist somit an
869 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 851: Quedam autem
nobilis comitissa de Longui et de Castris, Ermensendis nomin, Conrado comiti de
Luscelenburch peperit cornitem Guitelmum de Luscelenburg, patrem Conradi, cuius
mater Lutgardis, et Ermensendem comitissam Ncunucensem, uxorem comitis Godefridi,
et Mathildem comitissam de Longui et de Homborc et de Castris.
870 Urkunde Konrads I. von Luxemburg vom 6. Juli 1083, abgedruckt bei Wampach, Ur-
kunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 445-449: Que omnia ut magis rata essent,
acta sunt annuente uxore mea Clementia cum filiis et filiabus nostris (Zitat, ebda, S.
448).
871 Siehe die Wiedergabe der Inschrift bei ebda., 1. Bd., Nr. 303, S. 453. Que omnia ut
magis rata essent, acta sunt annuente uxore mea Clementia cum filiis et filiabus nostris
(Zitat, ebda., S. 448).
872 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 851.
873 Renn, Grafenhaus, S. 140 ff.; W. Möller, Die genealogischen Zusätze in der Chronik
des Albericus, in: ZGO 88 (NF 49), 1936, S. 634-640.
874 Möller, Zusätze, S 636.
875 Urkunde der Gräfin Regina, einer Tochter des Grafen Cuno und Nichte Konrads I.
von Luxemburg, abgedruckt bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr.
309, S. 461-465: ... qualiter ego Regina ex prosapia non obscura secundum carnem
procreata, sed meritorum generositate nulla, comitis videlicet Cononis filia, qui frater
extitit Conrardi viri clarissimi in itinere Jherosolimitana defuncti, generi nimirum
comitis Pictaviensis (Zitat, ebda, S. 463); siehe MÖLLER, Zusätze, S. 636.
876 Siehe z. B M. Twellenkamp, Das Haus der Luxemburger, in: Die Salier und das Reich,
1. Bd., S. 488 und S. 491 sowie die Stammtafel auf S. 501; vgl. K.-U. Jäschke,
Ermesindes Erbe. Wurde in der praktischen Politik nach Heinrichs des Blinden
Tod 1196 zwischen Atlod und Reichslehen unterschieden?, in: Zwischen Saar und Mo-
sel. Festschrift für Hans-Walter Herrmann zum 65. Geburtstag, hrsg. v. W. Haubrichs,
W. Läufer u. R. Schneider, Saarbrücken 1995, Stammtafel auf S. 70, der ebenfalls
zwei Ehen Konrads annimmt; von einer Ehe Konrads von Luxemburg - mit Clementia -
gehen aus Parisse, Ermesinde, S. 485 f., und M. Margue, Ermesinde. Notice
biographique, in: Ermesinde et l'affranchissement de la ville de Luxembourg. Études sur
la femme, le pouvoir et la ville au XIIIe siècle, éd. sous la direction de M. Margue,
Luxembourg 1994, S. 11 u. Stammtafel S. 12, jedoch findet sich bei beiden
154
dieser Stelle notwendig, kurz die These Renns einer kritischen Prüfung auf ihre
Stichhaltigkeit zu unterziehen. Was spricht dafür, daß Konrad I. von Luxemburg in
erster Ehe mit einer Hrmensinde verheiratet war? Einzig die interpolierte Stelle bei
Alberich bezeugt uns Ermensinde als Gemahlin Konrads I., wie schon Walther
Möller festgestellt hat877. Es fällt zusätzlich auf, daß die angeblich zweite Gemahlin
Konrads I., nämlich Clementia, in dieser genealogischen Zusammenstellung in
Alberichs Chronik fehlt. Heinz Renn weist zwar der interpolierten Stelle in der
Chronik des Alberich von Troisfontaines nach, daß die angebliche erste Ehefrau
Konrads, Ermensinde, weder aus dem Hause Longwy noch aus dem Hause
Blieskastel stammen könne, zweifelt jedoch nicht an ihrer Existenz878. Renn nimmt
weiterhin an, ebenfalls von dem Faktum ausgehend, daß Konrad I. als Schwieger-
sohn des Grafen von Poitou bezeichnet wird, Ermensinde entstamme dem
Grafenhaus von Poitou879. Er erschließt nun eine bisher nicht bekannte Tochter des
Grafen Wilhelm von Poitou und dessen Gemahlin Ermensinde, die ebenfalls den
Namen Ermensinde getragen haben soll und letztendlich Konrad I. von Luxemburg
geheiratet habe880 Diese Gemahlin Konrads sei - so Heinz Renn - vor 1083
verstorben, da ab 1083 schon Clementia als Gemahlin Konrads belegt sei881. Es
ergeben sich indes bei genauerer Betrachtung der Datierungen der einschlägigen
Urkunden einige Probleme, die aufhorchen lassen. So datiert die Urkunde Konrads
von Luxemburg, in der er zusammen mit seiner Gemahlin Clemenüa auftritt, vom
Jahre 1083882. Das Quellenzeugnis, in dem Konrad 1. als Schwiegersohn des Grafen
von Poitou bezeichnet wird, entstammt jedoch dem Jahre 1088, also, wie deutlich
den Jahresangaben zu entnehmen ist, aus einer Zeit, als Konrad schon tot war - er
starb am 8. August 1086883 -, und zudem liegt die zweite Ehe Konrads mit
Clementia dazwischen884. So ist es keinesfalls zwingend, den Schwiegervater
Konrads als den Vater der Ermensinde zu bezeichnen. Genausogut könnte man den
Grafen von Poitou als Vater der Clementia ansehen. Renn erklärt diesen LImstand
nicht, er übergeht ihn stillschweigend und nimmt an, daß Clementia einem anderen
Hause und nicht dem Haus Poitou entstammen müsse. Liegt es nicht vielmehr
näher, daß derjenige Mann als Schwiegervater bezeichnet wird, der der Vater des
jeweils letzten Eheparüiers gewesen ist? Zugegeben, letzteres Argument ist nicht
beweiskräftig, es gesellen sich indes zu dem festgestellten Tatbestand noch weitere
Ungereimtheiten, die nicht so recht zu Reims Theorie passen wollen. Denn in einer
weiteren Urkunde nennt Graf Wilhelm von Luxemburg Clementia maler wea885.
letztgenannten Historikern das Problem einer Erstehe Konrads von Luxemburg nicht
erörtert.
877 Möller, Zusätze, S. 636.
878 Renn, Grafenhaus, S. 140-144.
879 Ebda, S. 143 f.
889 Ebda., S. 144.
881 Ebda, S. 145.
882 Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 445-449.
Ebda, Nr. 303, S. 452-455.
884 Siehe oben, Anm. 870.
885 Urkunde Wilhelms von Luxemburg, abgedruckt bei Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch, 1. Bd., Nr 358, S. 509-514: ... annuente matre mea Clementia (ebda, S.
512).
155
Nimmt man diese Stelle wörtlich - und das muß man wohl - so bedeutet dies, daß
Clementia die leibliche Mutter Wilhelms und folglich auch Ermensindes sei. Heinz
Renn sieht das Problem und versucht, sein genealogisches System dadurch zu
retten, indem er behauptet, daß mater auch Stiefmutter bedeuten könne886, ein
meines Erachtens nicht gelungener Versuch, das Problem, das ihm das Wort mater
in diesem Zusammenhang bereitet, aus der Welt zu schaffen.
Eine weitere Methode, den Namen der Mutter Ermensindes von Namur zu er-
schließen, ist, die Namen der Töchter Ermensindes in die Überlegungen mitein-
zubeziehen, wenn man die damals gängige Praxis, die Kinder nach den Großeltern
zu benennen, in Betracht zieht. Die Töchter Ermensindes von Namur aus der Ehe
mit Gottfried von Namur hießen Clementia, Beatrix und Adelheid, deren Namen
wir aus der von Gottfried von Namur und seiner Gemahlin Ermensinde im Jahre
1121 ausgestellten Stiftungsurkunde für Floreffe erfahren887. Es fällt auf, daß unter
den Töchtern und auch Enkelinnen Ermensindes von Luxemburg der Name
Ermensinde nicht vorkommt, wohl aber der Name Clementia. Man sollte dieses
Faktum zwar nicht überbewerten, es dürfte aber als ein weiteres Indiz gewer-
tet werden, daß die Mutter Ermensindes von Namur nicht Ermensinde, sondern
Clementia hieß. Clementia, die Tochter Ermensindes von Namur, heiratete schließ-
lich Herzog Konrad von Zähringen. Auf diese Weise hielt der Name Clementia
Einzug in die Familie der Zähringer, den schließlich diejenige Tochter aus dieser
Ehe erhielt, welche Heinrich den Löwen heiratete888. Noch eine weitere Enkelin
Ermensindes trug den Namen Clementia. Mathilde, die Tochter aus der ersten Ehe
Ermensindes mit Albert I. von Egisheim, hatte den Grafen Folmar von Metz
geheiratet und mit ihm unter anderem eine Tochter namens Clementia. Diese
Clementia von Metz ehelichte schließlich den Grafen Folmar von Blieskastel889.
Man sieht - und es fällt direkt auf, - der Name Clementia wird von den Nach-
kommen Ermensindes an die folgenden Generationen weitergegeben. Es muß also
eine starke familiäre Bindung zu diesem Namen vorhanden gewesen sein, was doch
auf eine blutsmäßige Bindung zu einer einstigen Trägerin dieses Namens schließen
läßt.
Fügt man alle angeführten Belege und Indizien zusammen, so gibt es wohl an der
These Möllers keinen Zweifel mehr, daß Konrad I. von Luxemburg lediglich ein
einziges Mal verheiratet war, nämlich mit Clementia von Poitou, folglich Ermen-
sinde von Luxemburg aus dieser Verbindung hervorging.
886 Vgl. auch Renn, Grafenhaus, S. 146.
887 Druck der Urkunde bei Rousseau, Actes, Nr. 2, S. 8-11: ... annuentibus ßliis et
filialibus nostris: Adelberto, Heinrico, Clementia, Beatrice, Adelaide (Zitat, S. 9).
888 Siehe dazu die Stammtafel bei K. Schmid, Zähringergeschichte und Zähringertradition
als Themen der Zähringerforschung, in: Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hrsg. v. K. Schmid, Sigmaringen 1986, S. 213; zur Ehe Clementias mit
Heinrich dem Löwen, siehe K. Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München,
2. Aufl. München 1980, S. 43 f. u. 54, zur Scheidung, ebda, S. 74 f.
889 Siehe Baerten, Agnès de Metz, S. 60 u. Tafel nach S. 64.
156
Ergänzend sei noch erwähnt, daß in einer am 17. März 1129 von Erzbischof
Meginher von Frier ausgestellten Urkunde eine gewisse Ermensinde zusammen mit
ihrem Bruder Wilhelm der Schenkung der Gräfin Clementia, ihrer Mutter, über den
Ort Schiffenberg an den Heiligen Petnis zustimmt890. Freilich sagt die Urkunde
nicht explizit, daß es sich bei den genannten Personen um Angehörige des
Luxemburger Grafenhauses handelt, aber deren Namen räumen Zweifel eigentlich
aus. Wir haben mit ziemlicher Sicherheit Clementia, die Witwe Konrads von
Luxemburg, und zwei ihrer Kinder, Ermensinde und Wilhelm, vor uns. Es paßt in
dieser Urkunde nicht nur die Namensübereinstimmung, sondern die generations-
mäßige Zuordnung der jeweiligen Namensträger entspricht sich ebenfalls. In einer
weiteren Urkunde zu Schiffenberg von Erzbischof Meginher aus dem Jahr 1129, die
keine Tages- und Monatsangabe enthält, wird Clementia comitissa de Glizberc, also
Gräfin von Gleiberg genannt891. Gleiberg kann aber zumindest anteilig als Besitz
des luxemburgischen Grafenhauses nachgewiesen werden, so daß feststeht, daß
Clementia nicht aus Gleiberg stammte, sondern der Titel sich aus Rechtstiteln ihres
verstorbenen Mannes über diesen Ort erklärt892. Sie hat sich wohl nach dem Tod
ihres Gemahles noch einmal vermählt, denn wir erfahren aus dieser Urkunde
zusätzlich von dem Grafen Gerhard von Geldern als Ehemann dieser Clementia893.
890 Druck bei Beyer, Urkundenbuch 1, Nr. 465a, S. 524: ... quod domna Clementia
uenerabilis comitissa consensu filii sui comitis Uuillehelmi et filie Irmensindis locum
Schijfinburg cum XVII. nominatis mansis in decimationis et omni integritate, quorum
duo siti sunt in Cuonradesrod. s. Petro legali traditione dedit. Siehe auch Renn,
Grafenhaus, S. 145 f.
891 Die Urkunde aus dem Jahr 1129 ist abgedruckt bei Beyer, Urkundenbuch I, Nr. 465b, S.
524.
892 Renn, Grafenhaus, S. 145.
893 Beyer, Urkundenbuch I, Nr. 465b, S. 524: ... per manum Gerhardi mariti sui comitis de
Gelre. Es handelt sich dabei wohl um Gerhard I. von Geldern. Zu diesem siehe P.
Schiffer, Die Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229). Ein Beitrag zur
Geschichte des unteren Rheingebietes, Geldern 1988, S. 13-69, der jedoch diese Ehe
nicht nennt.
157
II. TEIL
POLITISCHE GESCHICHTE DER GRAFEN VON DAGSBURG-
EGISHEIM
1. Einleitung
Die ersten Zeugnisse über das politische Wirken der Grafen aus dem Geschlecht der
Eberhardiner erhalten wir, wie im genealogischen Teil bereits ausführlich darge-
stellt wurde, aus der Vita S. Deicoli, welche, neben vereinzelten Erwähnungen der
Grafen in zeitgenössischen Urkunden und trotz aller Vorbehalte gegenüber der
hagiographischen Grundstruktur der Vita, eine der wichtigsten Quellen zur Frühge-
schichte dieser Familie darstellt.
In dem von der Vita S. Deicoli erzählten Geschehen wird schon für die Anfänge der
Familiengeschichte einer der Brennpunkte deutlich, der durch die Jahrhunderte die
Politik der Repräsentanten dieser Familie immer wieder bestimmte und leitete:
nämlich die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Königsdynastien im Reich um
die politische Vorherrschaft in den traditionellen Kemgebieten der Grafenfamilie.
Im 10. Jahrhundert, unter der Herrschaft der Ottonen, war es zuerst Burgund, um
das sich der Konflikt entzündete. Daraufhin erfolgte, noch unter Otto I., eine Ver-
lagerung des Konfliktschwerpunktes ins Elsaß und in den rechtsrheinischen
Breisgau. Obgleich sich auch in anderen Gebieten, in denen die Familie über
ausgedehnte Besitzungen verfügte, so in Ober- und Niederlothringen, Reibungs-
punkte mit den jeweiligen Königen ergaben, blieb doch das Elsaß, was sich im
Laufe der vorliegenden Untersuchung zeigen wird, von der Zeit der Salier an bis zu
den Kämpfen zwischen dem Stauferkönig Philipp von Schwaben und dem letzten
männlichen Vertreter des Grafengeschlechts, Albert II. von Dagsburg, der
Kristallisationspunkt der Auseinandersetzungen dieser Hochadelsfamilie mit den
deutschen Königen. In engem Zusammenhang damit stehen auch die Konflikte der
Grafen mit den Herzogen von Schwaben und, zumindest partiell, mit dem Bischof
von Straßburg, welche ebenfalls von Zeit zu Zeit aufbrachen.
2. Erstes Auftreten der Eberhardiner in spätkarolingischer Zeit
Eberhard I. und Arnulf von Kärnten
Das Hervortreten der Familie der Eberhardiner ins Licht der Quellen geschieht in
der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, in einer Zeit des politischen Umbruchs. Das
fränkische Großreich befand sich schon seit dem Tode Ludwigs des Frommen in
einem Prozeß der Auflösung1. Die Kämpfe um die Aufteilung des einstigen Reichs
von Karl dem Großen unter dessen Nachkommen, auf die hier nicht näher
1 Eine knappe Zusammenfassung der Ursachen bietet R. SCHNEIDER, Das Frankenreich,
München, Wien 1982, S. 38 f.
159
eingegangen werden kann, waren in vollem Gange2, als uns mit Eberhard der erste
Vertreter aus der, von der Forschung auch nach ihm titulierten, ursprünglich aus
dem Elsaß stammenden3 und dort auch begüterten4 Familie der 'Eberhardiner'
begegnet. Sie waren Nachkommen der alten, in der Zeit der Merowinger politisch
aktiven Etichonendynastie5. Allerdings ist die Quelle, die über das früheste
Auftreten Eberhards berichtet, die Vita S. Deicoli, keine zeitgenössische, denn ihre
Entstehungszeit kann man erst nach der Mitte des 10. Jahrhunderts ansetzen6.
Zudem verstellt die hagiographische Grundintention der Vita den Blick auf die circa
80 bis 90 Jahre zurückliegenden historischen Geschehnisse. Trotzdem kommt ihr
gerade in genealogischen Fragen - wie oben bereits erörtert - Glaubwürdigkeit zu,
und wir können Rückschlüsse auf politische Handlungen der in der Vita genannten
Personen ziehen7 8. Eberhard w ar mit Lothar II. - dem König des regnum Lotharii^ -
und wohl auch mit dessen Friedelfrau Waldrada blutsverwandt9. Die politisch
hochbrisanten Geschehnisse um Lothar II. im Zusammenhang mit dessen
Versuchen, sich von seiner - ihm in Muntehe angetrauten - Frau Theutberga zu
trennen, da aus dieser Ehe keine Nachkommen hervorgegangen waren, und die Ehe
mit seiner Friedelfrau Waldrada - und somit auch die Kinder aus dieser Verbindung
- kirchlich zu legitimieren, sind hinlänglich bekannt und von der Forschung
eingehend dargestellt und diskutiert worden10 11. Inwieweit Eberhard I. in das
Politikum, das die Eheproblemaük um Lothar II. und Waldrada darstellte, involviert
war, läßt sich nicht erkennen. Es ist, da wir keine Aussagen über den Geburts-
zeitpunkt Eberhards treffen können, überhaupt fraglich, ob er in den sechziger
Jahren des 9. Jahrhunderts, als diese Probleme von großer Aktualität waren, schon
in das politische Geschehen eingreifen konnte. Es dürfte eher wahrscheinlich sein,
daß er erst nach dem Tod Lothars II. im Jahre 869 politisch aktiv wurde, wenn man
den für Eberhard I. angenommenen Geburtstermin, für den der Zeitraum um das
Jahr 850 gelten kann1 l, berücksichtigt und zusätzlich noch den Lhnstand mit in die
2 Es sei hier auf die, die wichtigsten Ereignisse im Zeitraum von 840 bis 899
zusammenfassende Darstellung von E. Hlawitschka, Vom Frankenreich zur
Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046. Ein Studien-
buch zur Zeit der späten Karolinger, der Ottonen und der frühen Salier in der Geschichte
Mitteleuropas, Darmstadt 1986, S. 75-92, verwiesen.
3 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677: ... comes quidam bellipotens de Alsaciae
partibus nomine Heberardus.
4 Siehe dazu im Kap. 'Besitzungen' z. B. die Art. zu 'Colmar', 'Hohenburg' und 'Illkirch',
welche sehr wahrscheinlich alle ursprünglich Etichonenbesitz waren.
5 Siehe dazu die Ausführungen im genealogischen Teil der Arbeit, oben S. 5-10.
6 Siehe dazu Thomas, Theoderich von Trier, S. 42-63, bes. S. 49-58.
7 Siehe oben, S. 12 f. mit den Anm. 54 u. 55.
8 Der Begriff findet sich bei Reginonis abbatis Prumiensis chronicon, ad 888, S. 130 u.
passim; siehe dazu Hlawitschka, Lotharingien, S. 16 f.; vgl. Mohr, Lothringen, 1. Bd.,
S. 7-11; vgl. U. Nonn, Pagus und Comitatus in Niederlothringen. Untersuchungen zur
politischen Raumgliederung im früheren Mittelalter, Bonn 1983, S. 52 ff.
9 Siehe die genealogischen Erörterungen zu diesem Punkt oben, S. 10 f.
10 Siehe dazu den Literaturüberblick bei K Schmid, Königseintrag, S. 113, Anm. 95.
11 Siehe oben, S. 17.
160
Überlegungen einbezieht, daß das früheste urkundliche Zeugms zu Eberhard aus
dem Jahre 886 stammt12.
Die Verwandtschaft zu Waldrada begünstigte es jedoch, daß sich Eberhard im
Raum um die burgundische Pforte durch den Besitz des Klosters Lüders eine
machtvolle politische Position aufbauen konnte. Waldrada hatte - wohl zu ihrer
Versorgung - Lüders von Lothar II. erhalten, wie die Vita S. Deicoli berichtet1-1.
Nach dem Tode Lothars im Jahre 869 zog sich Waldrada, politische und persön-
liche Konsequenzen fürchtend, in das Kloster Remiremont zurück14 und übertrug
die Vogtei über Lüders consanguinitatis occasione an Eberhard, welcher es
schließlich nach dem Tode Waldradas auf Grund erbrechtlicher Ansprüche in Be-
sitz nahm15. Eberhard behielt Lüders zeit seines Lebens fest in der Hand und
beutete die Abtei angeblich auch wirtschaftlich in großem Maße aus16. Die Position
an der burgundischen Pforte bedeutete für die Lrühgeschichte der Eberhardiner
einen wichtigen geopolitischen Standort innerhalb ihrer weitverstreuten Besit-
zungen.
Eberhards erstes reichspolitisch relevantes Auftreten, von dem uns zeitgenössische
urkundliche Quellen vorliegen, ist in den letzten beiden Jahrzehnten des 9.
12 Siehe oben, S 13 mit Anm 59
13 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 678: Eo tempore quo Lotharius rex in Alsacia
provincia morabatur, in fisco suo nobili qui Marelegia vocatur, cuius adhuc dignitatem
miri operis moenia excelsa testantur, repente antiqui hostis cauterio inustus est et in
tantam praecipitatae mentis insaniam perductus, ut uxorem suam religiosam reginam
Bertsindam dimitteret et lupam quandam nomine Walderaldam duceret. Quae quia
praestigiatrix erat opinatissima, ita maleficiis multigenis regis animum fascinavit, ut
omnia quae ab illo peteret facile impetraret. Cumque nefas tale cresceret, et nemo esset
qui facillaret, quasi licenter miserum caput tanto utebatur incestu. Tamen, verecundia
agente, quia in palatio versari cum illa nequivit, abbatiam Sancti Deicoli illi tradidit
atque infernali dote ditavit.
14 Ebda., S. 679: Audiens autem Walderalda femina nequissima omnia quae acciderant in
via Romana, timore venerabilis reginae plus territa quam proprii sceleris reatu
conpuncta, quippe quae de christianitate quicquam praeter solum vocabulum non habuit,
fuga pocius quam voluntate lapsa, Deum quaerere simulavit monasteriumque Sancti
Romarici hipochrita intravit.
15 Ebda.: Accitoque Heberardo comite, consanguinitatis occasione scelus adhuc immane
praesumpsit eique locum sanctum sub advocationis tuitione commisit. Ille autem, ut erat
cupidus et sacronun invasor locorum, occasione tali locum invasit beati Deicoli et post
infandae mulieris decessum unca manu sibi in hereditate asscivil. - Wann Waldrada
gestorben ist, geht aus den Quellen nicht hervor, lediglich ihr Todestag, der 9 April, ist
uns durch einen Nekrologeintrag im Liber memorialis von Remiremont, fol. 13r
überliefert: V ID. APR. ... + MIGRAVIT DOMINA VUALDRADA ex hac luce. Der
Zeitpunkt ihres 'fodes dürfte sehr wahrscheinlich in die späten siebziger oder achtziger
Jahre des 9. Jahrhunderts fallen. Vgl dazu den Kommentar zu fol. 13r durch die
i lerausgeber des Liber memorialis von Remiremont, ebda., S. 184.
16 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677: Cumque et locus beati Deicoli tanti
persensisset infortunium dispendii, ut iam nec monachus ibi nec clericus haberetur,
comes quidam bellipotens de Alsaciae partibus nomine Heberardus, qui regnum
Burgundionum frequentare erat solitus, potenter locum illum invasit et in hereditatem
sibi nefario vendicavit. Et quia non inventus est qui illi obstitisset, omni tempore quo post
advixit manu tirannica contra fas retinuit.
161
Jahrhunderts zu registrieren, genauer von der zweiten Hälfte der achtziger bis zum
Ende der neunziger Jahre dieses Jahrhunderts. Die Absetzung Karls III. als
Herrscher über das letztmalig vereinte Frankenreich und der Regierungsantritt
seines Neffen, Arnulf von Kärnten (887-899), im Ostfrankenreich markieren die
eingangs skizzierte politische Situation. Karl III. und Arnulf von Kärnten
personifizieren die sich langsam vollziehende strukturelle Wende, nämlich den
Untergang und die Aufsplitterung des alten groß fränkischen Reiches und den
Begimi der letztendlichen Manifestierung einzelner selbständiger Königreiche auf
dem Boden dieses Reiches17.
Der politische Aufstieg Eberhards I. hat erst nach dem Regierungswechsel im Jahre
887 von Karl III. zu Arnulf von Kärnten eingesetzt. Er scheint eng mit diesem
strukturellen Wandel verknüpft zu sein und mit dem Übergang der Herrschaft auf
den Friedeisohn Karlmanns zusammenzuhängen. Allerdings lassen die spärlich
fließenden Quellen zu Eberhard I. nur wenig Raum für Rückschlüsse auf dessen
politische Wirksamkeit. Die Identifizierung der verschiedenen Belege im späten 9.
Jahrhundert im Gebiet zwischen Oberem Aargau und dem elsässischen Nordgau für
einen Grafen Eberhard mit ein und derselben Person dürfte indes feststehen. Diese
Problematik wurde jedoch schon an anderer Stelle eingehend diskutiert18.
Wie bereits angedeutet, scheint Eberhard I. nicht in näherer Beziehung zu Arnulfs
Vorgänger, Karl III., gestanden zu haben. Eberhard läßt sich in Karls Urkunden
nicht nachweisen, und es gibt auch keine anderen Quellen, die über irgendwelche
Verbindungen zwischen dem König und Eberhard I. etwas verlauten ließen.
Möglicherweise dürfte dieser Umstand durch die von Michael Borgolte vermutete
Rivalität einzelner Familienzweige der Etichonenabkömmiinge bedingt gewesen
sein, nämlich zwischen der Familie, der Eberhard I. angehörte, und der Familie der
Erchangare, welcher die Gemahlin Karls III., Richgard, entstammte19. Bei solch
einer bestehenden Rivalität könnte es durchaus naheliegend sein, daß die
Verbindung Karls III. mit einer Angehörigen aus der Familie der sogenannten
'Erchangare' eine politische Nähe der ’Eberhardiner’ zu diesem Karolingerherrscher
verhindert hat. Jedoch deutet sich nach dem Sturz Karls III. im Jahre 887 eine
Wende an. Der Nachfolger Karls III. im ostfränkischen Reich, Arnulf von Kärnten,
scheint in näheren Kontakt mit Graf Eberhard I. getreten zu sein, da der Graf in
mehreren Diplomen Arnulfs genannt wird. So wird Eberhard in zwei Urkunden
Arnulfs als Graf im Oberen Aargau bezeichnet, in dem am 22. April 891 in
17 Siehe dazu bes. Hlawitschka, Frankenreich, S. 88 ff.; vgl. Ders., Von der großfrän-
kischen zur deutschen Geschichte, in; Sitzungsberichte der Sudetendeutschen Akade-
mie der Wissenschaften und Künste. Geisteswissenschaftliche Klasse, Jg. 1988, 2. Heft,
S. 49-84, zuletzt R. SCHIEFFER, Karl III. und Arnolf, in: Festschrift für Edu-
ard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, hrsg. v. K. R. Schnith und R. Pauler, Kallmünz
1993, S. 133-149.
18 Siehe oben S. 13-16.
19 Borgolte, Grafengewalt, bes. S. 25-46; vgl. auch Ders., Grafen Alemanniens, S. 99; zu
Erchanger, dem Vater Richgards, siehe ebda., S. 105-109.
162
Regensburg20 und in dem am 26. August 894 ebenfalls in Regensburg ausgestellten
Diplom21. Zusätzlich ist Eberhard in einer in Speyer ausgefertigten Urkunde
Arnulfs vom 26. Mai 888 als Gral' in der Ortenau nachzuweisen22. Die Gründe für
diese Annäherung zwischen König und Graf werden noch zu erörtern sein.
Seine Stellung als Graf im Oberen Aargau hat Eberhard I. allerdings schon vor der
Regierungsübernahme durch Arnulf von Kärnten innegehabt, denn noch während
der Regierungszeit von Karl III. findet sich der erste urkundliche Beleg für
Eberhard 1., der den Grafen in einer führenden Position im Aargau zeigt. 886 wird
er in der Datumszeile einer in Madiswil im Aargau23 ausgestellten Urkunde für die
Abtei St, Gallen genannt24. Darüber allerdings, wie diese Grafschaft Eberhards
beschaffen war, wird in diesem urkundlichen Beleg nichts ausgesagt. Die neuere
Forschung hat der früher vertretenen Lehre von der Existenz sogenannter
Gaugrafschäften in frühmittelalterlicher Zeit eine Absage erteilt2^ Möglicherweise
hat der König im Oberen Aargau Eberhard I. ein Grafenamt übertragen26.
Mit dem Herrschaftswechsel von Karl III. zu Arnulf eng verknüpft scheint
Eberhards Stellung als Laienabt über das Nonnenkloster St. Felix und Regula in
Zürich zusammenzuhängen. Dieses Kloster hatte ursprünglich Karl III. und dessen
Gemahlin Richgard unterstanden27. Von einem Laienabt namens Eberhard für St.
Felix und Regula ist in dieser Zeit noch nichts bekamt. Doch in der ersten, nach
dem Sturz des Kaisers und dem Rückzug Richgards nach Andlau ausgestellten
Urkunde für St. Felix und Regula, die das Datum des 27. Juni 889 trägt, wird
auffälligerweise Eberhard als Laienabt des Klosters genannt28, was die Vermutung
20 D Arn. 88, S. 130 f. Arnulf schenkt der Straßburger Kirche eine Hufe in Bach in comitatu
Eburhardi in superiore Argowe (Zitat, S. 130); siehe auch Borgolte, Grafengewalt, S.
38.
21 D Arn. 130, S. 193 ff.; Arnulf bestätigt dem Kloster St. Gallen Schenkungen einer Frau
Pirin und eines Thiothart, die in superiori Aragouue in comitatu Hebarhardi (Zitat, S.
194) liegen; siehe Borgolte, Grafengewalt, S. 38.
22 D Arn. 24, S. 35 f. Arnulf schenkt dem Priester Isanprecht acht Hufen in den in pago
Mortunouua vocato in comitatu Eberhardi gelegenen Orten Auenheim und Baldanheim
(Zitat, S. 35).
23 Zur geographischen Bestimmung siehe auch Stettler, Studien, S. 131.
24 Urkunde vom 14. April 886, abgedruckt bei Wartmann, Urkundenbuch, 2. Theil, Nr.
650, S. 254 f.: Notavi die jovis, XVIII kal. mai., annum VI Karoli imperatoris,
Eberfuirdum comitem (Zitat, ebda., S. 255).
25 Zur Problematik der Begriffe 'Gaugrafschaft' und in comitatu vgl. Stettler, Studien, S.
130-133; die Forschung zusammenfassend Hlawitschka, Frankenreich, S. 182-185.
26 Ein Hinweis in diese Richtung könnte die vom König vorgenommene Schenkung einer
Hufe in dem heute nicht mehr lokalisierbaren Ort Bach, der in der Grafschaft Eberhards
im Oberen Aargau lag, an die Straßburger Kirche sein (siehe oben Anm. 20).
27 D Karl III 7 (S, 11), 8 (S. 12 f.), 41 (S. 69 f), 71 (S. 117 f); die Fälschung D Karl III 174
(S. 283 f.) stammt aus dem 10. Jahrhundert (ebda., S. 283) und kommt somit nicht in
Betracht; zu dem Kloster St. Felix und Regula siehe H. Maurer, Der Herzog von
Schwaben, Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer
und staufischer Zeit, Sigmaringen 1978, S. 61.
28 Druck: Escher u. Schweizer, Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 153, S. 66. Ein gewisser
Perchtelo schenkt Güter an die Abtei St. Felix und Regula in Zürich, ubi moniales deo
jatnulantur et modo Eber hart comes cum advocalu [sic1] suo Adalberto preesse videntur.
163
nahelegt, Arnulf habe die Übertragung des Rektorats an Eberhard veranlaßt, und
was die These von einer Einbindung Eberhards 1. in das Herrschaftssystem Arnulfs
geradezu unterstreicht.
Unter Arnulf von Kärnten erfolgte indes auch eine Neuorganisation der politischen
Struktur im Elsaß. Während seiner Regierungszeit tauchen zum ersten Mal die
Begriffe 'Sundgau' und 'Nordgau' für das Ober- und Unterelsaß auf29, so daß
Michael Borgolte zu Recht vermuten konnte, daß diese politische Neueinteilung des
Elsaß auf eine Maßnahme Arnulfs von Kärnten zurückzuführen ist30, deren Ursache
in der gesamtpolitischen Situation nach Arnulfs Übernahme der Macht im
Ostfrankenreich zu suchen ist. So waren in den übrigen Teilreichen des
Frankenreiches nach 887 einige Große zu selbständigen Königen erhoben worden,
denen sich Arnulf nun gegenüber sah, so im Westfrankenreich der Robertiner Odo,
in Hochburgund der Welfe Rudolf, in Italien zuerst der Markgraf Berengar von
Friaul, später Wido von Spoleto und in Aquitanien Ramnulf31. Arnulf ließ sie
weitgehend gewähren, er reagierte nur auf die Ansprüche Rudolfs von
Hochburgund, der seine Hand nach Lotharingien ausstreckte und so mit
Erbansprüchen Arnulfs in Konflikt geriet, der Lotharingien als Erbe seines
Großvaters Ludwig des Deutschen betrachtete32. Rudolf, der sich unmittelbar nach
dem Tod Karls III. in Saint-Maurice zum König hatte erheben lassen, erschien kurz
nach diesem Ereignis in Lotharingien und ließ sich in Toul von Bischof Amald zum
König salben33. Ob Rudolf auch in das Elsaß vorgedrungen war und es besetzt
hatte, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen34. Jedoch war Amulf gezwungen,
gegen die umnittelbare Bedrohung seiner Ansprüche durch Rudolf zu reagieren und
geeignete Vorkehrungen zu treffen, um dem Vorgehen Rudolfs wirksam ent-
gegentreten zu können. So erschien er persönlich am Oberrhein, um sich ein Bild
29 Frühester Beleg für den Nordgau in einem am 3. Februar 891 in Regensburg
ausgestellten Diplom Arnulfs, in dem er der Bischofskirche in Speyer die Kirche des
elsässischen Ortes Jebsheim schenkt: ... ul quandam ecclesiam in comitatu Nordgauuensi
consistentem in villa Yebinesheim cum omnibus ibidem adiacentiis vel pertinendis {D
Arn. 84, S. 125 f., Zitat, ebda., S. 125); frühester Beleg für den Sundgau im Jahr 898 in
der Urkunde des Herimuodt für das Kloster Münster im Gregoriental, abgedruckt bei
BRUCKNER, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f : ... trado ad monasterium sancti
Gregorii, quod est constructum in pago Helisacensi et in parte ipsius pagi, que vocatur
Sundgeuui (Zitat, ebda, S. 387), siehe dazu Borgolte, Grafengewalt, S. 36 ff.
30 Siehe Borgolte, Grafengewalt, S. 36-41.
31 Annales Fuldenses sive Annales regni Francorum Orientalis, ed. F. Kurze, MGH Script,
rer. Germ., Hannover 1891, ad 888, S. 116; siehe dazu die zusammenfassen-
de Darstellung bei Hlawitschka, Frankenreich, S. 89 f.
32 Siehe dazu Hlawitschka, Lotharingien, S. 70 f.
33 Annales Vedastini, ed. B. v. Simson, MGH Script, rer. Germ., Hannover u. Leipzig 1909,
ad 888, S. 64 f.; At hi qui ultra lurum atque circa Alpes consistunt, Tullo adunati
Hrodulfum nepotem Hugonis abbatis per episcopum dictae civitatis benedici in re-
gem petierunt, qui et ita egit.
34 ln den Annales Fuldenses, ad 888, S. 116, heißt es: Rex contra Rodulfum Elisaci-
am progreditur Borgolte, Grafengewalt, S. 41, möchte es offenlassen, ob damit
ausgesagt ist, Rudolf sei ins Elsaß eingefallen gewesen und Arnulf deswegen ins El-
saß eingerückt, oder ob das Elsaß von Arnulf lediglich als Operationsbasis be-
nutzt wurde.
164
von der Lage zu machen35. Eine erste Maßnahme Arnulfs dürfte die Neubesetzung
des Straßburger Bistums gewesen sein. Arnulf setzte liier einen seiner Vertrauten,
den aus Bayern stammenden Baitram, als Bischof ein36.
Noch in der ersten Hälfte des Jahres 888 scheint Arnulf des weiteren gegen Rudolf
von Hochburgund die schon erwähnte verwaltungsmäßige Teilung des Elsaß in
Nord- und Sundgau durchgeführt zu haben37. Mit der Grafschaft im Nordgau
betraute er Eberhard, den Grafen im Oberen Aargau und in der Ortenau38, der
zudem noch im Sundgau Einfluß ausiibte, wie sich an seiner Stellung als Laienabt
über die Abtei Münster im Gregoriental ablesen läßt39. Die Motivation für Arnulf,
Eberhard I. mit dem Grafenamt im Nordgau zu betrauen, lag wohl auch in dessen
Stellung im Raum der burgundischen Pforte und im Oberen Aargau begründet.
Arnulf mußte, wenn er gegen Rudolf Erfolg haben wollte, zu Rudolf in
Nachbarschaft stehende Rivalen fördern. Einer dieser Rivalen Rudolfs war eben
jener Eberhard, der durch seine Besitzungen in den genannten Gebieten als einer
der mächtigen Nachbarn Rudolfs erkannt werden kann. Arnulf wollte Eberhard als
ein ihm hilfreiches politisches Gegengewicht zu Rudolf I. von Hochburgund
aufbaucn und durch die Übertragung der Grafengewalt im Nordgau Eberhard
stärker in sein eigenes politisches Konzept einbinden. Eberhard wird zwar in keiner
Quelle explizit als Graf im Nordgau apostrophiert, es existieren jedoch einige
Indizien, die einen Rückschluß auf diesen Umstand zulassen. So läßt sich die
Anwesenheit Eberhards in Straßburg bei einer am 14. März 898 durchgeführten
Schenkung eines gewissen Herimuodt dadurch, daß Eberhard Graf im Nordgau war,
leicht erklären. Herimuodt schenkte dem Kloster Münster im Gregoriental, dem
neben dem Abt Engelfried Graf Eberhard als I^aienabt Vorstand, Besitzungen in den
Orten Egisheim und Türkheim und bekam dafür als Ausgleich Besitzungen in
Altdorf40. Die Handlung wurde in Straßburg presente illustrissimo comité
Eberhardo vollzogen, der zusätzlich als Zeuge genannt wird41. Auch ist das Amt
eines Grafen im Nordgau in Eberhards Nachkommenschaft nachzuweisen42.
Es war von Arnulf wohl auch beabsichtigt, daß Eberhard I. und Bischof Baitram
ebenso untereinander enge politische Kontakte halten sollten. Diese und die
Königsnähe des Bischofs und auch Eberhards zeigen sich in den Schenkungen, die
35 Zum Itinerar Arnulfs in der ersten Hälfte des Jahres 888 siehe Hlawitschka, Lotharin-
gien, S. 69.
36 RegBfeStr. I, Nr. 104, S. 239 f.; vgl. Borgolte, Grafengewalt, S. 40 f.
37 Siehe Borgolte, Grafengewalt, S. 40 f.
38 Es ist möglich, daß Eberhard 1. erst durch eine Maßnahme Arnulfs zum Grafen in der
Ortenau erhoben wurde, da Eberhard erstmals 888 als Ortenaugraf nachzuweisen ist (D
Arn. 24, S. 35 f ), also genau in derZeit, in der Arnulf eine politische Neustrukturierung
des benachbarten Elsaß durchgefiihrt hat.
39 Zur Stellung Eberhards in der Abtei Münster im Gregoriental siehe Bruckner, Regesta
Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.; vgl. Anm. 40.
40 Vollständig abgedruckt bei Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.: ...
monasterium sancti Gregorii....... ubi illuslris comes Eberhardus neenon abbas
Engilfriduspreesse videtur (Zitat, ebda., S. 387).
41 Ebda., Nr. 650, S. 388.
42 Zur Grafschaft im elsässischen Nordgau siehe oben, S. 15 mit Anm. 71.
165
durch die beiden schon erwähnten Diplome Arnulfs, D Am. 24 vom 26. Mai 888 in
Speyer43 und D Am. 88 vom 22. April 891 in Regensburg44 dokumentiert werden.
In beiden Fällen ist die Straßburger Kirche Nutznießer der Güterübertragungen. In
D Am. 24 werden von Arnulf auf Intervention Eberhards dem Priester Isanprecht
acht Hufen von den beiden in der Ortenau in der Grafschaft Eberhards gelegenen
Orten Auenheim und Baldanheim übertragen. Isanprecht durfte sie einem
Verwandten seiner Wahl überlassen, mit der Maßgabe, daß nach beider Tod die
Güter an das Straßburger Domstift übergehen sollten, das mit dem Ertrag daraus die
Brüder - damit sind die Domkanoniker gemeint45 - unterhalten und die Armen
speisen sollte4^. In D Am. 88 schenkt Arnulf auf Bitten des Straßburger Bischofs
Baitram der Straßburger Marienkirche eine Hufe in dem im Oberen Aargau in der
Grafschaft Eberhards gelegenen Ort Bach47. In beiden Fällen sind die Straßburger
Domkirche und * direkt und indirekt - Graf Eberhard involviert, und es zeigt sich
ein engerer politischer Kontakt zwischen Bischof und Graf. Die Königsnähe
Eberhards wird zum einen durch die Apostrophierung als fidelis comes noster in D
Am. 2448 und auch durch seine Intervention für das Begehren des Presbyters
Isanprechts, eines Mitglieds der Hofkapelle Arnulfs, deutlich49, mit dem Eberhard
augenscheinlich politische Kontakte pflegte.
43 D Am. 24, S. 35 f.
44 D Am. 88, S. 130 f.
45 Siehe dazu L. Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt Straßburg im Mittelalter, Kolmar
[1941], S. 19 u. 24.
46 D Am. 24, S. 35 f.: Comperial namque omnium fidelium nostroru/n presencium scilicet
et Juturorum industria, qualiter quidam fidelis comes noster nomine Ebarhart petiit
demendam nostram ut cuidam venerabili prespitero fidelique oratori nostro nomine
Isanpreht quasdam res proprietatis nostrae sibi in proprium donaremus. ... Dedimus
namque illi in pago Mortunouua vocato in comitatu Ebarhardi in locis Ouuanheim et
Baldanheim nominatis hobas VIII et quicquid ad easdem hobas iure legitimeque
pertinere videtur. ...Et iussitnus inde hoc nostrae auctoritatis fieri preceptum, per quod
volumus atque iubemus, ut metnoratus Isanpreht has predictas res usque ad finem vitae
suae secure habeat teneat atque possideat et potestativa manu unicuilibet suae
cognacionis propinquo post obitum suum simili tenore tenendas contradat; post
amborum enim discessum ad cenobium sanctae Mariae semper virginis, quod dinoscitur
infra menia Argentariae civitatis esse constructum, illis fratribus ibidem servientibus
domino in sustentationem perpetualiter redigantur, ea videlicet racione ut annis singulis
in quadragesimali ieiuniorum tempore in nostra elemosina et illorum memoratorum
extra eorumdem fratrum prehendam habeant, unde reficiantur et pauperes recreantur et
ipsi devocius statutis officiis in nostra oratione permaneant.
47 D Arn. 88, S. 130 f.: Cognoscant omnes fideles nostri presentes atque futuri, quia
Baldramus venerabilis ac dilectus episcopus nostram precatus est celsitudinem, quatenus
unam hubam in comitatu Eburhardi in superiore Argowe iacentem in loco Bach
vulgariter nominato ad monasterium Argentinensis civitatis, ubi principalis episcopii sui
sedes est, in honore sancte Marie genitricis Christi dedicatum pro venerande memorie
remedio anime genitoris nostri Karlomanni regis et deinde nostre ceterorumque
parentum nostrorum concederetnus (Zitat, ebda., S. 130).
48 DArn. 24, S. 35 f., Zitat, S. 35.
49 D Arn. 24, S. 35 f.; zu Isanprecht als Kapellan in der Hofkapelle Arnulfs von Kärnten
siehe J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1. Teil: Grundlegung. Die
166
Die betriebene Intensivierung seiner Herrschaft im Elsaß und in den angrenzenden
Gebieten und ein Einmarsch im Elsaß noch im Jahre 88850 brachten Arnulf vorerst
den gewünschten Erfolg. Rudolf hat sich, nach eingehenden Beratungen mit
alemannischen Großen, Arnulf in Regensburg unterworfen und dessen Oberhoheit
anerkannt51. Das Verhältnis zwischen Arnulf und Rudolf blieb jedoch gespannt.
Rudolf mußte weiter in Schach gehalten werden, und so dauerten die
Auseinandersetzungen Arnulfs mit Rudolf von Hochburgund an. Im Sundgau
griffen die Maßnahmen Arnulfs nicht so wie er erwartet hatte. Hier gestalteten sich
die Verhältnisse anders als im Nordgau. Im Sundgau scheint Arnulf die Herrschaft
streckenweise entglitten zu sein52, dort darf man auch ein Zentnim für den Auf-
stand von Bernhard, dem Sohn Karls III., vermuten53. Der Bischof von Basel, Iring,
stand anscheinend auf der Seite Rudolfs von Hochburgund, da er im Jahre 892
zusammen mit seinem Metropoliten, dem Erzbischof Dietrich von Besançon, der zu
dieser Zeit noch Rudolfs Kanzler bzw. Erzkanzler gewesen ist54, bei der von Rudolf
I. initiierten und durchgeführten Erhebung des Diakons Boso zum Bischof von
Lausanne zugegen war55. 894 hat Arnulf seinen Sohn Zwentibold mit einem Heer
gegen Rudolf geschickt. Der erwünschte Erfolg stellte sich jedoch nicht ein56.
Arnulf hat aber auch den Druck auf Iring verstärkt, indem er die Stellung des
Konstanzer Bischofs Salomon III. festigte57. Nach einem gescheiterten Versuch im
Jahre 894 wurde 895 Zwentibold als Unterkönig in Lotharingien anerkannt58.
Bischof Iring scheint sich seiner schlechten politischen Position bewußt gewesen zu
sein. Er nahm im Mai 895 an der Synode von Tribur teil und hat sich wohl wieder
enger an Arnulf angeschlossen59. Im Sundgau konnte somit in der Folgezeit die
karolingische Hofkapelle, Stuttgart 1959, S. 200 f.; vgl. auch Borgolte, Grafengewalt,
S. 39.
50 Annales Fuldenses, ad 888, S. 116: Rex contra Rodulfum Elisaciam progreditur.
51 Ebda.: Rodolfus enirn inito consilio cum primoribus Alamannorum sponte sua ad regem
urbem Radasbonam usque pervenit multaque inter illos convenienter adunata ipse a rege
cum pace permissus, sicuti venit, ad sua remeavit.
52 Siehe dazu Borgolte, Grafengewalt, S. 41-44.
53 Ebda, S. 42.
54 Vgl dazu Hlawitschka, Lotharingien, S. 93 u. 125 f. mit Anm. 42; Borgolte, Grafen-
gewalt, S. 41.
55 Ch. Roth, Cartulaire du chapitre de Notre-Dame de l^ausanne, Lausanne 1948, Nr. 17e,
S. 49 f. Auszug bei D bürg. Rudolf. 20, S. 119; siehe dazu auch Borgolte, Grafen-
gewalt, S. 41 f.
56 Annales Fuldenses, ad 894, S. 125: Akunanni cum magna valida super Rodulfum regem
cum Zwentibaldo filio regis de concubina transmittuntur. Ille se defendens obiectione
Alpium, Alamanni devastata magna illius regionis parte revertuntur in sua.
57 D Arn. 129, S. 192 f. Arnulf bestätigte Salomon, dem Abt von Sankt Gallen, der
gleichzeitig das Amt des Konstanzer Bischofs innehatte, einen Tausch, bei dem der Abt
Klosterbesitz in Schönebürg im Rammagau gegen die Kirche und sieben Hufen zu Augst
im Aargau tauschte, welche im Besitz eines gewissen Anno waren; siehe dazu
Borgolte, Grafengewalt, S. 43.
58 Annales Fuldenses, ad 895, S. 126: Zwentibaldus ergo filius regis infulam regni a patre
suscipiens in Burgundia et omni Hlotharico regno receptis eiusdem regni primoribus rex
creatus est, zu Zwentibolds Herrschaft in Lotharingien siehe vor allem Hlawitschka,
Lotharingien, S. 158-184.
59 Vgl. Borgolte, Grafengewalt, S. 44 f.
167
ostfränkische Gewalt wieder stärker zur Geltung kommen. Dies wird auch durch die
im Elsaß ausgestellten Diplome Zwentibolds verdeutlicht. Er urkundet am 4. Januar
896 in Straßburg und kurz darauf, am 22. Januar, in Schweighausen60. In ersterer
Urkunde vom 4. Januar bestätigt Zwentibold der Abtei Münster im Gregoriental
deren Besitzungen im Sundgau, im Breisgau, im Somegau und zusätzlich den
Besitz einer Salzpfanne in Marsal61. Zwentibolds Herrschaft erstreckte sich somit,
wie sich aus der Verfügung über Liegenschaften im Sund- und Somegau ergibt,
über das gesamte Elsaß62. Rudolf von Hochburgund konnte nach 896, als Arnulf für
seine restliche Lebenszeit durch einen Schlaganfall in seiner politischen Bewe-
gungsfreiheit gehemmt w ar63, seine Herrschaft in Burgund jedoch konsolidieren64.
Wie das Verhältnis Eberhards I. zu Zwentibold war, der mit dem lothringischen
Adel in einen nachhaltigen Konflikt geriet, entzieht sich unserer Kenntnis.
Ein Ausgreifen Rudolfs auf das Elsaß konnte schließlich verhindert w erden, nicht
zuletzt wegen der politischen Maßnahmen Arnulfs, das Straßburger Bistum mit
einem seiner Getreuen zu besetzen und die Machtstellung Eberhards I. zu stärken
Das Elsaß blieb ein Grenzposten gegenüber dem Herrschaftsbereich Rudolfs.
Allerdings war die Macht Eberhards I. beträchtlich angewachsen, so daß Amulf
dieser Machtkonzentration, sollte sie auf lange Sicht dem Königtum nicht
gefährlich werden, zum Ausgleich etwas entgegensetzen mußte. Denn gerade die
oben erwähnte Urkunde des Herimuodt vom 14. März 898, in der uns Eberhard als
Laienabt von Münster im Gregoriental bezeugt ist65, zeigt uns, daß Eberhards
Machtbereich auch in den Sundgau hineinreichte, er sich im Elsaß also nicht auf
den Nordgau beschränkte. Diese Tendenzen zur Verherrschaftlichung hat Amulf
sicher argwöhnisch beobachtet. Als ein Indiz, daß Arnulf dieser Entwicklung
entgegensteuem wollte, wertet Michael Borgolte, daß der Graf im Sundgau, der uns
896 erstmals belegt ist, den Namen Bernhard trug66. Er könnte auf Gmnd seines
Namens aus der Familie der mit den Etichonennachkommen rivalisierenden Er-
changare stammen67. Ob man alleine durch den Namen Bernhard auf eine
60 D Z 6, S. 27 ff. vom 4. Januar 896 u. D Z 7, S. 29 f. vom 22. Januar 896; vgl. Borgolte,
Grafengewalt, S. 44 f.
61 D Z 6, S. 27 ff. Eis sei jedoch darauf hingewiesen, daß das Diplom möglicherweise
verunechtet ist (ebda, S. 27).
62 Der Sornegau wurde in dieser Zeit als zum Elsaß gehörend betrachtet. Vgl. Büttner,
Geschichte des Elsaß 1, S. 145.
63 Annales Fuldenses, ad 896, S. 129; Reginonis abbatis Prumiensis chronicon, ad 896,
S. 144; siehe E. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches, 3. Bd.: Die letzten
Karolinger. Konrad 1., 2. Aufl., Leipzig 1888, S. 423.
64 Vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 145 f.
65 Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.; siehe zu der Urkunde oben, S. 165.
66 D Z 6, S. 28 f.: Quorum locorum nomina haec sunt: Bonefaciiuilare .... Thurincheim cum
eius appenditiis, Hononheim cum eius adiacentiis, ad <Melin ecclesiam />, lebinesheim,
Sundhoua cum eius appenditiis, Palgouua simul et Hard cum eius similiter adiacentiis,
Matunheim, quae omnia sunt in comitatu Bernhardi comitis in pago Alsacensi, item
Ratpoldesuuilare (Zitat, ebda., S. 28 f). Der Editor Theodor Schieffer vermutet, daß das
Diplom verunechtet ist (ebda., S. 27); vgl. dazu die Ortsidentifizierungen bei Borgolte,
Grafengewalt, S. 45, Anm. 302.
67 Borgolte, Grafengewalt, S. 45.
168
Zugehörigkeit zu den Erchangarcn schließen kann, mag dahingestellt bleiben. Es
scheint jedoch sicher zu sein, daß Arnulf im Sundgau, der geographisch zwischen
dem von Eberhard I. beherrschten Nordgau und dem Somegau liegt, in dem die
Liutfriede - etichonenblütige Verwandte Eberhards68 - die politisch einflußreichste
Lokalgewalt waren, einen Gegenpart zu den mächtigen Etichonennachfahren
schaffen mußte.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der Aufstieg Eberhards eng mit dem
Machtwechsel von Karl III. zu Arnulf von Kärnten verbunden war. Im Zuge von
Arnulfs Auseinandersetzung mit Rudolf von Hochburgund hat sich der Einfluß-
bereich Eberhards enorm ausgedehnt - der Aktionsradius des Grafen war nun weit
ausgreifend. Er erstreckte sich im Südwesten vom Gebiet der burgundischen Pforte
mit dem Mittelpunkt Lüders bis in den heutigen Schweizer Raum, dort von
Besitzungen im oberen Aareraum im Westen bis nach Zürich im Osten, wo mit der
Kontrolle über St. Felix und Regula die Besetzung eines ehemals karolingisch-
kaiserlichen Stützpunktes erreicht werden konnte. Weiter nördlich dehnte sich sein
Einfluß über vereinzelte Besitzungen im Sundgau vor allem über den Nordgau und
die rechtsrheinische Ortenau aus. Auch zeugen die Epitheta in den verschiedenen
Quellen, die Eberhard beigegeben wurden - man bezeichnte ihn als bellipotens69
oder sprach von ihm als einem illustrissimo comite70 - von der enormen Machtfülle,
die dieser Etichonennachfalire auf sich vereinigen konnte, und von der politischen
Vonnachtstellung im südwestlichen Raum des Reiches, die er unter dem Karolinger
Arnulf von Kärnten erhalten hatte.
Politische Wirksamkeit Hugos I.
Nachfolger Eberhards I. im Grafenamt war sein Sohn Hugo I. Ob er sich uns
wirklich als ein „zielstrebiger und machthungriger Besitzpolitiker“ zeigt, wie es
Franz Xaver Vollmer ausgedrückt hat71, mag dahingestellt bleiben, denn dieses
Bild Hugos I. speist sich gänzlich aus der Schilderung seiner Person und seines
Charakters, welche die Vita S. Deicoli liefert72. Die wenigen urkundlichen Quellen,
die wir zu seiner Person besitzen, verraten indes nichts Außergewöhnliches, was ihn
68 Zu den Liutfrieden siehe oben, S. 31.
69 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2. S. 677.
70 Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.
71 Vollmer, Etichonen, S, 178.
72 Vollmers Charakterisierung von Hugo 1. bezieht sich anscheinend auf folgende Passage
der Vita S. Deicoli: Eodem vero comite [= Eberhard I ] in tanta /nentis obstinantia vita
decedente, filius eius Hugo nomine, qui et ipse iam comes effectus fuit, omnia quae patris
sui esse videbantur sive iure sive iniuria potestative invasit tenacilerque sibi aduncavit,
inter quae omnia et locum sancti patris Deicoli. Qui cum tnasculae prolis fortitudine in
omnibus propemodum regnis famosus haberetur et in multis negociis acsi miles
castrensis invictus existeret, aliqua/ndiu inpune potitus est praedio sancti Deicoli (Vita S.
Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677). Ein solches Verhalten des Grafen ist im Sinne der
hagiographischen Schilderung geradezu vonnöten, damit anschließend durch ein
sogenanntes Wunder des im Mittelpunkt der Vita stehenden Heiligen ein für den Grafen
wirksames Bekehrungserlebnis stattfinden kann.
169
in seinem Macht- und Besitzstreben über andere Politiker seiner Zeit hinausheben
würde. Immerhin kann man feststellen, daß er eine große Machtfülle auf sich
vereinigte und sein Aktionsradius beträchtlich war. Allerdings beruhte seine
Stellung weniger auf eigenen Besitzerwerbungen, sondern vielmehr auf der von
seinem Vater ererbten Machtposition. Hugo konnte die politischen Positionen
seines Vaters weitgehend behaupten. Die Stellung der Eberhardiner an der
Burgundischen Pforte, vor allem in Liiders, blieb auch unter Hugo I. weiterhin
unangefochten. Der Bericht der Vita S. Deicoli läßt deutlich werden, daß der
Übergang des Besitzes von Lüders vom Vater auf den Sohn wohl reibungslos
vonstatten gegangen ist73.
Man findet Hugo I., ebenso wie seinen Vater, im Raum der heutigen Schweiz aktiv.
So folgte er Eberhard I. wohl als Laienabt von St. Felix und Regula in Zürich nach -
oder übte dort zumindest einen dominierenden Einfluß aus - wie aus seiner
Zeugenschaft in einer am 16. August 931 ausgestellten Urkunde ersichtlich wird, in
der die Eheleute Ratpreht imd Truhlinde dem Kloster St. Felix und Regula in Zürich
ihren Hof gegen die lebenslange Nutzung anderer Güter überließen74. Auch in
Sankt Gallen läßt sich der Einfluß Hugos I. feststellen. In einer Urkunde Ludwigs
des Kindes, am 24. Juni 903 in Forchheim für das Kloster Sankt Gallen ausgestellt,
findet man ihn unter den Getreuen des Königs genannt75. In dem ostschweizeri-
schen Raum um Zürich und Sankt Gallen konnten also, ebenso wie an der Burgun-
dischen Pforte, die eberhardinisehen Machtpositionen behauptet werden. Nicht von
Nachteil dürfte es zudem gewesen sein, daß mit dem Gründer und ersten Abt des
Klosters Einsiedeln, Eberhard dem Eremiten, ein Verwandter Hugos eine
einflußreiche Position im ostschweizerischen Raum innehatte. Somit kann in dem
geographischen Dreieck Zürich, Sankt Gallen, Einsiedeln einer der Besitzschwer-
punkte der frühen Eberhardiner erkannt werden. Über die Stellung der Eberhardiner
im oberen Aaregebiet ist für die Zeit Hugos I. nichts auszusagen. Der Einfluß der
Eberhardiner dürfte dort jedoch nach und nach zurückgegangen sein, denn für die
Zeit nach Eberhard I. gibt es in diesem geographischen Raum keine Quellenbelege
mehr, in denen Mitglieder der eberhardini sehen Familie genannt werden.
Einen weiteren Schwerpunkt innerhalb von Hugos Besitzungen bildete das Gra-
fenamt im elsässischen Nordgau, welches Hugo I. ebenfalls in der Nachfolge seines
Vaters mit Sicherheit ausgeübt haben dürfte; davon zeugt seine Beziehung zum
Straßburger Bischof Richwin und die Tatsache, daß er auf Hohenburg residierte76.
Die elsässischen Besitzungen bildeten einen Schwerpunkt in dem Güterkomplex
Hugos.
73 Siehe das Zitat in Anm. 72.
74 Druck der Urkunde bei Escher u, Schweizer, Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 194, S. 86 f,:
Signum ... Huc comitis (Zitat, ebda., S. 87). Zur Interpretation der Urkunde siehe oben,
S. 14.
75 D LdK 20, S. 125 ff.
76 Siehe dazu das Güterverzeichnis für das Straßburger Stift Sankt Thomas, abgedruckt bei
Wiegand, Urkundenbuch 1, Nr. 52, S. 43 ff.. Zitat, S. 44; RegBfeStr. 1, Nr. 130, S. 244
f.; siehe dazu oben, S. 20.
170
Auch in der letzten lothringischen Urkunde von Ludwig dem Kind vom 15. Oktober
910 wird Hugo genannt, wobei eberhardinischer Besitz im Albegau südwestlich des
Quellgebietes der oberen Saar sichtbar wird77. Die Nähe zu dem ostfränkischen
Königtum blieb also unter Hugo I. bestehen. Im Elsaß gab es in den Anfangsjahren
des 10. Jahrhunderts wohl keine großen machtpolitischen Auseinandersetzungen
der einzelnen miteinander konkurrierenden Könige. Rudolf I. von Hochburgund
und auch der westfränkische König, Karl der Einfältige, scheinen keine Anstalten
gemacht zu haben, die Minderjährigkeit Ludwigs auszunutzen, um das Elsaß in
ihren jeweiligen Einflußbereich zu bringen78. Welche Gründe und Umstände
mögen dafür den Ausschlag gegeben haben? Es fällt auf, daß Ludwig das Kind
mehrmals im Elsaß weilte79. Die Präsenz des jungen Königs im Elsaß dürfte jedoch
nicht der Grund für seine relativ unangefochtene Herrschaft in diesem Gebiet
gewesen sein, sondern eher die Folge der ruhigen politischen Lage, vor allem im
Nordgau, letzteres ein Resultat der erstarkten gräflichen Gewalt unter Graf
Eberhard I. und unter dessen Sohn, Hugo I. Die machtvolle Position Hugos konnte
auch in Zeiten der Schwäche des Königtums eine wirksame Abwehrfunktion
gegenüber einem Zugriff anderer Gewalten auf das Elsaß darstellen. Die von Arnulf
von Kärnten eingeleitete Zusammenarbeit mit den Eberhardinern hat sich
anscheinend auch noch unter Ludw ig dem Kind bewährt.
Die Auseinandersetzungen an der Westgrenze des Reiches nach dem Tod
von Ludwig dem Kind
Am 24. September 911 verstarb König Ludwig das Kind80. Unmittelbar nach dem
Ableben Ludwigs erfolgte die Besetzung Lotharingiens durch den westfränkischen
König, Karl den Einfältigen. Anfang des Jahres 912 marschierte er in Lotharingien
ein und süeß bis ins Elsaß vor81. Der neue König im Ostfrankenreich, Konrad L,
77 D LdK 76, S. 212 f.; siehe dazu auch oben, S. 18 f.
78 Vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 146; vgl. auch Borgolte, Grafengewalt, S. 46.
79 Ludwig ist im Elsaß an folgenden Daten nachzuweisen: 31. Oktober 900 in Straßburg (D
LdK 7, S. 103 ff.) - 5. Februar 902 in Straßburg (D LdK 13, S. 115 f.) - zwischen 20.
Oktober u. 4. November 906 in Straßburg, wo er einen Streit zwischen den Straßburgern
und deren neuen Bischof Otbert schlichtet (Reginonis abbatis Prumiensis chronicon, ad
906, S. 152) - 4. November 906 in Nordhausen bei Erstein (D LdK 51, S. 175 ff.); vgl.
Büttner, Geschichte des Elsaß 1, S. 146, der diese Aufenthalte Ludwigs im Elsaß im
Sinne eines häufigen Erscheinens des Königs in dieser Gegend interpretiert; Th.
Schieffer, Die lothringische Kanzlei um 900, in: DA 14 (1958), S. 110, konstatiert
hingegen nur eine „periphere Berührung“; dazu jedoch relativierend Hlawitschka,
Lotharingien, S. 186.
80 Annales Alamannici, ed. G. H. Pertz, MGH SS I, ad 911, S. 55: Hludowicus filius
Arnolfi regis moritur.
8S Das Vordringen Karts des Einfältigen kann man anhand der ausgestellten Diplome,
abgedruckt bei F. Lot u. Ph. Lauer, Recueil des actes de Charles III le simple, roi de
France (893-923), Paris 1949, recht gut verfolgen. Am 1. Januar 912 urkundet Karl in
Metz (ebda, Nr. 69, S. 154-157) am 10. Januar 912 in Toul (ebda., Nr. 70, S. 157 ff.) und
am 12. Februar 912 in Ruffach (ebda., Nr. 71, S. 159 ff.). Bei der noch von Büttner,
Geschichte des Elsaß I, S. 147, heran gezogenen Urkunde Karls vom 3. Februar 912 für
171
erschien jedoch schon im März 912 im Elsaß82, um dort seine eigenen Herr-
schaftsansprüche zu verteidigen. Karl ist daraufhin ins nördliche Lotharingien
ausgewicheri83. Kämpfe mit wechselndem Erfolg zwischen Konrad 1. und Karl dem
Einfältigen setzten ein. Während Konrad im Sommer 912 bis nach Aachen
vorstoßen konnte, griff Karl Straßburg an und zerstörte es teilweise84. Im März 913
konnte jedoch Konrad I. wieder in Straßburg urkunden. Konrad bestätigt in diesem
Diplom der Abtei Murbach nicht nur die Immunität, das Wahlrecht und den Zoll,
sondern auch die der Abtei entfremdeten Besitzungen in St. Di zier und Datten-
ried85. Wie Heinrich Büttner herausgearbeitet hat, macht hier Konrad Herr-
schaftsrechte im Gebiet der Burgundischen Pforte geltend86, denn nicht nur Karl
der Einfältige, sondern auch Rudolf von Hochburgund sah seine Chance ge-
kommen, seine Herrschaft bis in den Sundgau auszudehnen. So hatte er noch 912
Basel angegriffen87. Allerdings erfahren wir nichts über den Ausgang von Rudolfs
Feldzug. Es ist möglich, daß ihn Konrads Erscheinen im Elsaß im gleichen Jahr -
w ie oben schon erwähnt - zwang, sich w ieder zurückzuziehen88.
Auf längere Sicht gesehen, konnte der ostfränkische König seine Herrschaftsrechte
an der Burgundischen Pforte praktisch nicht durchsetzen und verlor dort und im
Elsaß schon bald immer mehr an politischem Gewicht. Konrad I. unternahm 913
noch einen Feldzug in Lotharingien gegen Karl, über dessen Ausgang jedoch nichts
näher bekannt geworden ist, er scheint erfolglos gewesen zu sein89. Der west-
fränkische König versuchte unterdessen mit Erfolg, im Straßburger Bistum Einfluß
zu gewinnen. Wohl auf Karls Betreiben hin wurde Ende September 913 zuerst sein
Verwandter Gozfrid, welcher aber schon am 12. November desselben Jahres
verstarb90, und anschließend der aus Lotharingien stammende Richwin zum
Straßburger Bischof erhoben91. Konrad I. wollte dieser Entwicklung gegensteuem
und hat Richwin im Jahre 916 vor die Synode von Hohenaltheim geladen. Richwin
kümmerte sich jedoch nicht um die I^adung und blieb ihr fern92. Daraufhin wurde er
das Kloster Andlau handelt es sich um eine Fälschung. Sie ist abgedruckt bei Lot u.
Lauer, Recueil, Nr. 125, S. 294 ff.
82 Konrad I. urkundet am 14. März 912 in Straßburg. Er bestätigt der Abtei Sankt Gallen
ihre Immunität (D K I 5, S. 5).
83 Karl urkundet am 12. April 912 in Nimwegen. Druck der Urkunde bei Lot u. Lauer,
Recueil, Nr. 72, S. 161 ff.
84 Böhmer-Mühlbacher, 2. Aufl., Nr. 2075a.
85 D K I 17, S. 16.
86 Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 148.
87 Annales Alamannici, MGH SS I, ad 912, S. 55: Ruodulfus rex Burgundiae ad civitatem
Basileam, et inde ad propria.
88 So Büttner, Geschichte des Elsaß 1, S. 149.
89 Annales Alamannici, MGH SS I, ad 913, S. 56: ... cum exercitu regnum Hlutringorum
ingressus est\ vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 148.
90 RegBfeStr. I, Nm. 119 u. 120, S. 242 f.; vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 149.
91 Zu Richwin siehe oben, S. 31 f.; zur Einflußnahme des westfränkischen Königs auf die
Einsetzung Richwins siehe RegBfeStr. I, Nr. 121, S. 243; dazu auch Büttner,
Geschichte des Elsaß I, S. 149.
92 Zur Synode von Hohenaltheim siehe MGH Conc. VI,1, Nr. 1, S. 1-41, bes. cap. 29: De
Ricquino, S. 34: Ricquinum, qui contra sanclorum canonum sanctiones Straiburgensem
172
vor ein Konzil in Mainz unter Vorsitz von Erzbischof Heriger zitiert93. Richwin
konnte es sich erlauben, auch diese Ladung zu ignorieren, ohne daß er größere
Sanktionen befürchten mußte94. Daß sich Richwin trotz der offenkundigen
Mißachtung des ostfränkischen Königs in Straßburg als Bischof zu behaupten
wußte, verdeutlicht die Ohnmacht Konrads I. zu dieser Zeit im Elsaß und beleuchtet
die Gesamtsituation an der Westgrenze des Reiches. Es ist offenkundig, daß ab 913
bis zu Konrads Tod im Jahre 918 der westfränkische König im Elsaß und im
übrigen Lotharingien die Fäden zog.
Welche Rolle spielte Hugo I. in diesem politischen Kräftespiel? Seine politische
Haltung und Position läßt sich auf Gnind der Quellenarmut lediglich erahnen. Er
wird sich klugerweise den politischen Gegebenheiten angepaßt und sich nach 913,
um es einmal so zu formulieren, nicht als Gegner des Westfrankenkönigs profiliert
haben, zumal Hugo darüber hinaus mit Bischof Richwin verwandt gewesen zu sein
scheint. Wir wissen auch, daß Schenkungen Hugos und seines Verwandten
Eberhard - wahrscheinlich Hugos Bruder95 - an Richwin zugunsten des Straßburger
Sankt Thomasstiftes gemacht wurden96. Allerdings läßt sich der Zeitpunkt der
Übertragungen an Richwin nicht bestimmen, da wir davon lediglich durch eine
spätere, wohl am Beginn des 11. Jahrhunderts entstandene97 Aufzeichnung
Kenntnis haben, die mehrere Traditionen an das Sankt Thomasstift zusammenfaßt.
Demnach könnten die Schenkungen an Richwin ebensogut erst nach seiner
Anerkennung als Bischof durch Konrads I. Nachfolger, König Heinrich I., erfolgt
sein98. Für uns ist es somit nicht erkennbar, ob sich Hugo I. und andere Mitglieder
der Familie der Eberhardiner offen auf die Seite Richwins während dessen Konflikt
mit König Konrad I. gestellt oder ob sie sich erst einmal abwartend bedeckt
gehalten haben. Man wird jedoch in der Annahme nicht fehlgehen, daß Hugo I. die
Machtlosigkeit des ostfränkischen Königs im Elsaß erkannt hat und somit wohl
nicht zur Zurückhaltung gegenüber Richwin gezwungen war, mit dem der
Eberhardiner ja offensichtlich sympathisierte, wie uns die Besitzübertragungen an
Richwin zugunsten von Sankt Thomas verdeutlichen.
ecclesiam invasit, quem ad sanctam synodum per litteras nostras vocavimus, et venire
contemnens nec vicarium suum misit, auctoritate sancti Petri Iohannisque, vicarii eius,
domni papae et praecepto sanctae praesentis synodi iniungendo vocamus iterum
et praecipimus, quatinus ad concilium Idus Maii Mogontia indictum a metropolitano
episcopo suo ad presentiam venerabilis Herigeri archiepiscopi et confratrum suorum
veniat, suae inobqdientiae et perseveritatis ibidem iustam rationem redditurus. Sin autem
neglegenter et hoc agere parvipendent, abstineat se a proprio gradu, donec Romam
veniens coram domno papa et sancta ecclesia reddat rationem, siehe RegBfeStr. I, Nr.
122, S. 243.
93 Siehe das Zitat in Anm. 92.
94 Die Anordnung, daß Richwin sich bei Nichterscheinen vor dem Mainzer Konzil in Rom
verantworten müsse (siehe das Zitat in Anm. 92), blieb eine leere Drohung.
95 Siehe dazu die genealogischen Ausführungen oben, S. 21-24.
96 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43 ff.; RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.
97 Zur Datierung siehe Wiegand, Urkundenbuch I, S. 43; vgl. auch BILLER u. Metz,
Anfänge, S. 247 u. 281, Anm. 1.
98 Zur Anerkennung Richwins siehe unten, S. 176.
173
Grafengewalt - Herrschaftliche Verdichtung
Hugo I. konnte, wie wir gesehen haben, seine Machtposition gegen den nach
Norden expandierenden burgundisehen Welfen Rudolf im heutigen Schweizer
Raum, in Lüders und im Elsaß behaupten, möglicherweise hat er seine starke
Stellung bis in das Gebiet nördlich des Unterelsaß ausgedehnt.
Allerdings bedeutete die starke - in einer Hand vereinigte - Grafengewalt während
der Auseinandersetzungen um das Elsaß, die sich am Ende des 9. und in den ersten
Dekaden des folgenden Jahrhunderts abspielten, auch, daß die lokalen Gewalten,
sprich die Grafen, in diesem politischen Raum weitgehend selbständig agieren und
ungehindert die Verherrschaftlichung der Grafenämter voran treiben konnten. Diese
Entwicklung dürfte schon, wie sich aus obiger Darstellung der politischen Situation
ergibt, am Ausgang der Regierungszeit Arnulfs unter Zwentibolds Herrschaft in
Lotharingien eingesetzt haben und setzte sich mit Sicherheit während der
Minderjährigkeit Ludwigs fort. Das Königtum war aus seiner damaligen Position
heraus nicht in der Lage gegenzusteuem. Nach dem Ableben von Ludwig dem Kind
verstärkte sich während der Regierungs zeit Konrads I. diese Entwicklung, bedingt
durch die Auseinandersetzungen um das Elsaß.
3. Die Eberhardiner und das ottonische Königtum
Unter den Nachfolgern Konrads I. im Königsamt setzte ein grundlegender Wandel
in den Beziehungen zwischen den Grafen aus dem eberhardinischen Hause und dem
Königtum ein, der größtenteils bedingt war durch die Burgundpolitik der Herrscher
aus dem ottonisch-sächsischen Haus, vor allem ist hier Otto I. zu nennen. Die
Annäherung zwischen dem sächsischen und dem hochburgundisehen Königshaus,
welche bereits unter Heinrich I. einsetzte, hatte natürlich auch Konsequenzen für
die Stellung der Eberhardiner an der Burgundischen Pforte und im Elsaß. Die
Eberhardiner waren nun nicht mehr als Abwehrriegel gegen den Expansionsdrang
der burgundischen Welfen nach Lotharingien und in das Elsaß vonnöten. Sie wer-
den die sich abzeichnende politische Annäherung zwischen den beiden Königs-
familien mit Mißtrauen beobachtet und in der Folge davon in verstärktem Maße
versucht haben, dem Verlust ihrer einstmals wichtigen Funktion im Machtgefüge
im Dreieck Westschweiz, Burgundische Pforte und Elsaß entgegenzuwirken.
Infolge dieser Entwicklung blieb es natürlich nicht aus, daß sich Reibungspunkte
zwischen Königtum und Grafenfamilie bildeten. Ausfluß und Höhepunkt dieser
Entwicklung dürfte der von Otto 1. im Jahre 952 angestrengte Hochverratsprozeß
gegen Guntram, den dritten Sohn Hugos I., darstellen.
Die Eberhardiner und König Heinrich I.
Über das Verhältnis von Mitgliedern der Familie der Eberhardiner zu König Hein-
rich I. ist auf Grund der Quellenarmut in dieser Zeit wenig bekannt, Erwähnungen
von eberhardinischen Grafen fehlen zum Beispiel gänzlich in den uns überlieferten
Urkunden Heinrichs I.
174
In einem Fall jedoch kann man den eberhardinisehen Familienverband in Verbin-
dung zu Heinrich I. bringen, nämlich durch ein Quellenzeugnis, das in seiner Be-
deutung nicht unterschätzt werden sollte. Es handelt sich um den schon oben be-
handelten Gedenkbucheintrag im Liber memorialis von Remiremont", der auf
das Jahr 923 datierbar ist99 100 und in dem eberhardinische Familienmitglieder
zusammen mit König Heinrich I., dem Westfrankenkönig Robert und König Rudolf
von Hochburgund eingetragen sind101. Das Königs treffen, das man in Zusammen-
hang mit dem Abrücken Heinrichs I. von Karl dem Einfältigen bringen muß102,
zeigt, daß diese Politik von den Eberhardinem in ihrer entscheidenden Phase
mitgetragen wurde, möglicherweise haben sie auch schon aktiv - zusammen mit der
westfränkisehen Opposition gegen den Karolinger Karl - die Wende in der Politik
Heinrichs miteingeleitet.
Ebenso dürften in der Frage der Besetzung des Straßburger Bischofsstuhles die
Reibungspunkte, die sich während der Amtszeit von König Konrad I. durch die
Erhebung des mit Hugo I. verwandten Richwin zum Straßburger Bischof mit den
Familienmitgliedern der Eberhardiner ergeben hatten, durch Heinrich I. abgebaut
worden sein, denn Heinrich I. hat schließlich vielleicht noch gegen Ende des Jahres
918, sicher jedoch 919, Richwin als Straßburger Bischof anerkannt103. Im
Gegenzug hat Richwin sich seinerseits mit dem neuen König arrangiert. So ist er im
Jahre 922 bei einer von Heinrich I. und Karl dem Einfältigen gemeinsam
einberufenen Synode - die beiden Könige waren seit dem Bonner Vertrag von 921
durch amicitia verbunden104 - in Koblenz anwesend105. Auch als Heinrich ab 923
in seiner Politik von Karl dem Einfältigen abrückte, Karl zudem noch durch seine
Gefangennahme durch den Grafen Heribert von Vermandois vollends machtlos
wurde, und als Heinrich I. schließlich, die Spannungen und Kämpfe im
Westfrankenreich ausnutzend, Lotharingien im Jahre 925 endgültig seinem
99 Siehe dazu oben, S. 137-141.
100 Siehe dazu den paläographischen Kommentar im Liber memorialis von Remiremont,
Transkriptionsband, S. 167; Büttner, Heinrichs I. Sudwest- und Westpolitik, S. 27 f.;
Tellenbach, Der Liber Memorialis von Remiremont, S. 99.
101 Liber memorialis von Remiremont, fol. 6v, Transkriptionsband, S. 9. Zum Eintrag siehe
oben, S. 137-141.
102 Zur Politik Heinrichs I. im Jahre 923 vgl. Büttner, Heinrichs 1. Südwest- und
Westpolitik, S. 26 f.; K. Schmid, Unerforschte Quellen, S. 136-143; Althoff,
Amicitiae, S. 364 u. 374.
103 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 123, S. 243. Dort wird auf Grund einer Notiz Erchanbalds, daß
Richwin seine Amtsjahre ab 918 zählte (ebda., Nr. 121, S. 243), für eine Anerkennung
Richwins im Jahre 918 plädiert. So auch bei BÜTTNER, Geschichte des Elsaß I, S. 152,
der anführt, daß Richwin seine Amtsjahre von 918, dem Antritt Heinrichs I. als König,
rechnete. Allerdings war Konrads I. Tod erst am 23. Dezember 918 erfolgt, der Wahl
Heinrichs 1. gingen Verhandlungen von der Dauer einiger Monate voraus (siehe
Hlawitschka, Frankenreich, S. 103), ehe Heinrich im Mai 919 zum König gewählt
wurde (Böhmer-Ottenthal, Nr. p, S 3 ff.), so daß meines Erachtens als Jahr der
Anerkennung Richwins erst 919 in Frage kommt.
104 MGH Const. 1, Nr. 1, S. 1 f.
105 RegBfeStr. I, Nr. 124, S. 244.
175
Reichsverband angliedern konnte106, scheint Richwin keine Konfrontation mit
Heinrich gesucht, sondern den Status quo akzeptiert zu haben. Im Jahre 926
intervenierte Richwin zusammen mit anderen Großen, dem Mainzer Erzbischof
Heriger und Bischof Adelwart von Verden, in einer Urkunde Heinrichs I. für
Bischof Waldo von Chur107. Schließlich ist Richwin noch 932 auf einer Synode
Heinrichs I. in Erfurt als Teilnehmer zu belegen108. Von Spannungen zwischen dem
ostfränkischen König und dem Straßburger Bischof während beider Amtszeiten ist
aus den Quellen nichts bekannt.
Inzwischen aber war mit den Einfällen der Ungarn eine Gefahr für das Reich
heraufgezogen, die ab 913 auch das Gebiet der heutigen Schweiz, die Burgundische
Pforte und das Elsaß bedrohte. Der erste Kriegszug in das Gebiet der Burgun-
dischen Pforte und das Elsaß erfolgte im Jahre 917109. 919 fielen die Ungarn in
Lotharingien ein110, ebenso Anfang des Jahres 926111. Bei der Verteidigung des
Landes waren überwiegend die lokalen Kräfte auf sich alleine gestellt. Die
Königsgewalt war in dieser Situation vor allem im Elsaß kaum vorhanden. Die
Organisation und Führung der Abwehr in den Gebieten im wesüichen Raum wurde
dem Grafen Liutfried, einem Verwandten Hugos I., überlassen, der jedoch bei den
heftigen Kämpfen den Tod fand112. Wir wissen zwar nicht, welche Rolle Hugo I. in
dieser Situation gespielt hat, dürfen aber davon ausgehen, daß der Eberhardiner
angesichts der drohenden Gefahr es sich politisch nicht leisten koimte, abseits zu
stehen, sondern er wird ebenfalls mit einem bewaffneten Kontingent an der
Ungamabwehr beteiligt gewesen sein. Heinrich I. kam in dieser turbulenten Zeit
nicht in das Elsaß, erst Weihnachten des Jahres 929 haben wir Kunde von einem
Aufenthalt Heinrichs I. in Straßburg113. Eine weitere Präsenz des Königs im Elsaß
ist nicht nachzuweisen.
Der Grafengewalt im Elsaß kam das Fernbleiben des Königs insofern zugute, als sie
nach den Ungameinfällen ihren unter Konrad I. begonnenen Konsolidierungsprozeß
fortsetzen koimte. Die dadurch entstandene Ausweitung des Besitzes und der Macht
förderte die Tendenz zur Verselbständigung der Grafengewalt und mündete
106 Siehe dazu BÜTTNER, Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik, S. 38.
107 D H 1, Nr. 11, S. 48, BöHMER-OTTEm-HAL, Nr. 14, S. 15; vgl. RegBfeStr. 1, Nr. 125, S.
244.
108 RegBfeStr. I, Nr. 128, S. 244.
109 Siehe Lüttich, Ungarnzüge, S. 66 ff. mit Quellenangaben; vgl. jedoch zur Route
neuerdings Kellner, Ungameinfälle, S. 28 ff.
110 Siehe Lüttich, Ungamzüge, S. 68 f. mit Quellenangaben.
1,1 Siehe Lüttich, Ungarnzüge, S. 72 f. mit Quellenangaben; siehe auch Kellner,
Ungarneinfälle, S. 24.
112 Casuum S. Galli, continuatio auctore Ekkehardo IV, MGH SS II, ed. I. v. Arx, S. 110:
Dum haec sataguntur, navibus Ungri de Swarzwalde multis paratis, in Alsatiam ipsi
priores suas legiones transponunt, et a Luitfrido quodam, terrae illius polentissimo,
bello suscepti, plurimo dampno sui tandem cruentam victoriam sunt adepti. ... Alsatia
tandem qua ierant vastata et cremata, Hohfeldi montem Juris que [sic!] silvam
festinanter transeuntes, Vesontium veniunt.
113 D H I, Nr. 21, S. 57; Böhmer-Ottenthai, Nm. 24a und 25, S. 20.
176
schließlich in letzter Konsequenz in den Konflikt der Eberhardiner mit Heinrichs I.
Nachfolger, Otto I.
Konflikt mit Otto I.
Erste Konflikte der Eberhardiner mit dem ottonischen Königtum zeigen sich um die
Mitte des 10. Jahrhunderts und stehen deutlich mit der politischen Neuorientierung
Ottos I. in Verbindung, die sich aus dessen Heirat mit Adelheid von Burgund, einer
Tochter von König Rudolf II. von Hochburgund, ergab114. Vor allem an zwei
Ereignissen verdeutlichen sich die Konflikte: an der Absetzung Guntrams im Jahre
952 und sieben Jahre später an den Vorgängen um die Neubesiedlung von Lüders.
Der Prozeß gegen Guntram
Eine entscheidende Zäsur in der Geschichte der eberhardinisehen Familie bildete
die auf dem Augsburger Hoftag Anfang August 952115 von König Otto I.
vorgenommene Absetzung des mächtigen Grafen Guntram, die die Konfiszierung
seiner Güter nach sich zog116. Guntram war der dritte Sohn Hugos I.117 und hatte
vor seiner Absetzung im Unterelsaß und im Breisgau eine äußerst machtvolle
Stellung inne. Davon zeugt die große Zahl von Besitzungen, die er in seiner Hand
vereinigen konnte. Von den weitläufigen Besitzungen Guntrams erfahren wir fast
ausschließlich aus Königsdiplomen, zum einen durch Diplome Ottos I., in denen
dieser die ehemaligen Besitzungen des verurteilten Grafen an Verwandte und ihm
wichtige Klöster weiterverschenkte, und zum anderen durch Bestätigungsurkunden
von Ottos Nachfolger im Königsamt für die mit Guntrams ehemaligen Besitzungen
begabten Institutionen. Guntram war - soweit wir sehen - im Elsaß in Besitz der
Orte Colmar, Dorlisheim, Hüttenheim sowie von 30 Hufen in Brumath mit den
Pertinenzen Berstheim, Gries, Mommenheim, Morschweiler und Wahlenheim. Im
Breisgau gehörten ihm die Orte Bahlingen, Betzenhausen, Buggingen, Burkheim,
Denzlingen, Endingen, Ihringen, Kenzingen, Kirchzarten, Liel, der strategisch
äußerst wichtige Mauracherhof, Oberbergen, Riedlingen, der Hof Riegel,
Oberrotweil, Teningen, Tutschfelden, Unter-Birken, Vogtsburg, Wöllingen,
Wintzenheim, und im Thurgau laßt sich der Hof Eschenz als Guntrams Besitz
nachweisen118. Was von den Gütern Guntrams sein allodialer Besitz und was
möglicherweise von ihm okkupiertes Reichsgut war119, läßt sich nicht mehr
114 Siehe dazu unten, S. 179 f.
115 Böhmer-Ottenthal, Nr. 217a, dort auch zur Datierung des Hoftages; vgl. auch Th.
Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum. Zur Verfassungs- und
Besitzgeschichte im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert (= VuF, Sonderbd. 15),
Sigmaringen 1974, S. 26.
116 D O I 236, S. 328: ... Guntramnus, antea quam in nostrum regium ius in nostropalacio
Augustburc iudicata fuissent pro ipsius comrmssu. Regest: Böhmer-Ottf.nthal, Nr.
313.
117 Siehe dazu oben, S. 29 ff.
118 Zu den einzelnen Orten siehe das Kap. 'Besitzungen'.
119 Zur Frage nach eventuell von Guntram okkupiertem Reichsgut, siehe unten, S. 180.
177
bestimmen. In Guntrains Besitz befand sich wahrscheinlich auch die Grafschaft
Breisgau, die ihm bei seiner Absetzung ebenfalls entzogen wurde. Guntram wird
zwar in keiner Quelle als Graf vom Breisgau genannt, aber die Fülle seiner
Besitzungen, die teilweise Schlüsselstellungen in dieser Grafschaft darstellten,
könnte ein Hinweis dafür sein, daß Guntram das Breisgauer Grafenamt innegehabt
hatte. Diese Grafschaft hat König Otto I. nach der Absetzung Guntrams seinem
Sohn Liudolf übertragen120. Heinrich Büttner sieht in dem Umstand, daß Herzog
Liudolf von Schwaben in dem Diplom Ottos I. für das Kloster Einsiedeln vom 9.
August 952, also unmittelbar nach der Verurteilung Guntrams, erstmals als Graf
vom Breisgau auftritt121, einen Zusammenhang mit der Verurteilung Guntrams, so
daß die Vermutung, Guntram sei Breisgaugraf gewesen, durchaus eine Berechti-
gung besitzt122.
Über Guntram ist vor dem für ihn so folgenschweren Prozeß im Jahre 952 trotz
seiner herausragenden Stellung im Südwesten des Reiches in der ersten Hälfte des
10. Jahrhunderts kaum etwas bekannt. Außer der Erwähnung Guntrams in der
legendenhaften Erzählung der Vita S. Deicoli über die Profanierung der Grabstätte
des Heiligen Deicolus, den Eintragungen im Liber memorialis von Remiremont und
im Einsiedler Nekrolog sowie in den Acta Murensia123 erfahren wir von ihm vor
seiner Absetzung lediglich noch durch eine Urkunde aus dem Jahr 926, daß er in ir-
gendeiner Weise an einer Schlichtung eines Streites zwischen Hintersassen der
Klöster Waldkirch und Ettenheimmünster beteiligt gewesen sein muß124, was
an sich nicht verwunderlich ist, wenn man um seinen Einfluß im Elztal weiß, den
uns seine dortigen Besitzungen anzeigen.
Das Hauptproblem in der Geschichte Guntrams bildet die Frage, weswegen Otto I.
mit Guntram in Konflikt geriet. Wir kennen nicht den konkreten Anlaß, der zu dem
Prozeß und schließlich zur Absetzung führte, denn über die näheren Gründe der
Absetzung Guntrams schweigen die Quellen. Die Dokumente, die uns darüber
berichten, sind ausschließlich die oben bereits erwähnten Urkunden, durch die die
eingezogenen Güter von Otto I. weitervergabt worden sind oder die Bestätigungs-
urkunden für diese Vergabungen, ausgestellt durch Ottos Nachfolger125. Es ist auch
notwendig, eine Unterscheidung zwischen den Hintergründen und den Rechts-
grundlagen der Verurteilung Guntrams zu treffen, denn die Hintergründe für den
120 Böhmer-Ottenthal, Nr. 217a; vgl. dazu H. Büttner, Graf Guntram am Oberrhein.
Ein Blatt aus der Geschichte von Breisgau und Elsaß im 10. Jahrhundert, in: Ober-
rheinische Heimat, 28. Jg.: Der Breisgau, hrsg. v. H. E. Busse, Freiburg im Breis-
gau 1941, S. 121.
121 D O I 155, S. 237: in pago Brischguue in comitatu filii nostri Liutolfi.
122 Büttner, Graf Guntram, S. 121.
123 Zu den genannten Quellen siehe oben, S. 29 ff. und S. 137-141.
124 Er wird als Zeuge in der bei H. Roth, Der GrUnder des Klosters Waldkirch, in: FDA 72
(1952), S. 72 f. abgedruckten Urkunde genannt: testibus subnotatis. S. ipse Burchardus
(cum caeteris comitibus, qui ibi tune aderant, quando haec traditio facta est), ... S.
Gundram (Zitat, ebda., S. 72); siehe Büttner, Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik, S.
46 f.
125 Zu den einzelnen Diplomen siehe die jeweiligen Artikel zu den oben, S. 177 genannten
ehemaligen Besitzungen Guntrams in den Kap. 'Besitzungen' und 'Vogteien'.
178
Prozeß lassen sich durchaus aus der politischen Situation gegen Anfang der
fünfziger Jahre des 10. Jahrhunderts erkennen. Eines läßt sich mit Sicherheit
feststellen: Es handelte sich um einen sogenannten 'politischen Prozeß', wie die
Forschung einmütig betont126. Wir müssen also fragen, wo sich die politischen
Interessen zwischen Otto und Guntram kreuzten. Solche Kreuzungslinien lassen
sich im geopolitischen Bereich ausmachen. Neben dem elsässischen Nordgau waren
es in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts vor allem die Burgundische Pforte und
der Oberrhein, die die politischen Einflußgebiete der Eberhardiner bildeten. Gerade
der politische Einfluß der Eberhardiner in den letztgenannten beiden Gebieten läßt
eine Interessenkollision mit Ottos I. Burgundpolitik erkennen. Diese ist hinreichend
bekannt, es sollen lediglich die für unseren Zusammenhang relevanten Fakten kurz
skizziert werden. Otto I. hatte schon frühzeitig Interesse an Burgund gezeigt. So
nahm er den burgundisehen Königssohn Konrad an seinem Hof auf, um wohl auch
in Gegnerschaft zu Hugo von Italien seine lehensrechtlichen Ansprüche gegenüber
Burgund zu sichern127. Als Adelheid, die Schwester jenes Konrads und Witwe von
Lothar, Sohn Hugos von Italien, von dem Markgrafen Berengar von Ivrea ge*
fangengenommen wurde und sie Otto zu Hilfe rief, sah Otto die Gelegenheit zu
einem Eingreifen in Italien gekommen128. Wie bekannt, heiratete Otto schließlich
Adelheid129. Das Gebiet am Oberrhein und die Burgundische Pforte, das bisher für
den König unzugänglich gewesen war130, bekam für Otto I. als Durchgangsgebiet
nach Burgund und nach Italien strategische Bedeutung. Hierin scheint der tiefere
Grund für den Konflikt zwischen Otto I. und Guntram zu liegen. In diese Richtung
geht auch die Interpretation der Vorgänge um Guntram durch Heinrich Büttner, der
ein wesentliches Motiv für Otto, Guntram auszuschalten, darin sieht, daß Otto I. die
Machtverhältnisse im Elsaß zugunsten des ihm verwandten burgundischen
Königshauses habe verschieben wollen131. Auch Hagen Keller sieht den Prozeß
gegen Guntram politisch motiviert und wertet ihn in der Folge von Ottos Interesse
an Burgund als eine Maßnahme im Zuge der Durchsetzung der Herrschaft Ottos I.
im Elsaß. Guntrams Familie habe hier unter Umgehung der Rechte des Königs
126 So z. B. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 160, wenn er schreibt: „Solche Prozesse
wegen Hochverrat waren unter Ottos I. Regierung nichts Seltenes, sie scheinen viel-
mehr ein beliebtes Mittel gewesen zu sein, um politische Zwecke zu erreichen“;
Keller, Einsiedeln, S. 98 f., sieht einen Zusammenhang zwischen dem politischen
Prozeß gegen den Einsiedler Mönch Adam und dem Prozeß gegen Guntram; Zotz,
König Otto I,, S. 65; bei Köpke u. Dümmler, Otto der Große, S. 207, findet keine
Wertung des Geschehens statt, sondern es wird nur die Tatsache des Prozesses erwähnt.
A. Kräh, Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, Untersuchungen zum
Kräfteverhältnis zwischen Königtum und Adel im Karolingerreich und seinen Nachfol-
gestaaten, Aalen 1987, S. 274 ff., vermutet - mit Büttner - Verweigerung der Herausgabe
von Königsgut, das Otto zur Sicherung der Straßen nach Burgund und Italien benötigte.
127 Siehe dazu Hlawitschka, Frankenreich, S. 119.
128 Siehe ebda., S. 119 f.
129 Siehe Böhmer-Ottenthal, Nr. 201a, S. 95 f.
130 Siehe Zotz, Breisgau, S. 26.
131 Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 161. Büttner verweist auf die Vergabe der
Reichsabtei Erstein an Ottos Schwiegermutter Bertha. Siehe dazu die Continuatio
Reginonis, ad 953, S. 166; Regest bei Böhmer-Ottenthal, Nr. 225a.
179
unabhängig von diesem geherrscht und auch Reichsgut innegehabt132. Das Elsaß
und der Oberrhein waren für Otto, wie sich Keller ausdrückt, politisch gesehen ein
„leerer Raum“133 zwischen Franken, Oberlothringen, Schwaben und Burgund.
Bei der Frage nach den Rechtsgrundlagen ist man auf Mutmaßungen angewiesen.
Einen möglichen Anklagegrund könnte, wie schon in Hagen Kellers These ange-
deutet, von Guntram okkupiertes Reichsgut geliefert haben. So meint Heinrich
Büttner, daß ein Zusammenstoß zwischen dem König und dem Grafen anfangs des
Jalires 952 auf der Reise Ottos I. von Zürich nach Erstein geschehen sein muß, ohne
daß Büttner für seine Behauptung allerdings Quellen beibringen kann134. Durch den
Grafen sei eine Okkupierung von Reichsgut erfolgt, die von Otto 1. nicht hinge-
nommen werden konnte. Guntram habe sich letztlich geweigert, das okkupierte
Reichsgut an den König herauszugeben, was schließlich zu seiner Absetzung
geführt habe. Die Besitzungen Guntrams hätten einen mächtigen Sperriegel quer
durch das Elsaß und den Breisgau gebildet, der für den König ein gefährliches
Hindernis in der eminent wichtigen Straßen Verbindung nach Burgund darstellen
konnte135.
Auch Thomas Zotz kaim bei der Suche nach den Rechtsgrundlagen lediglich
Vermutungen äußern. Er sieht, trotz einiger Vorbehalte gegen Büttners These, daß
ein Interesse Ottos I. an dem sich in der Hand Guntrams befindlichen Reichsgut
vorhanden war136, möchte jedoch eher zwischen dem Prozeß gegen Guntram und
dem ersten Aufstand 937-941 gegen Otto I. einen Zusammenhang erkennen137. Die
große Zeitspanne, die zwischen den Ereignissen liegt, erklärt er aus der Randlage
des Herzogtums Schwaben und des Elsasses138. Zotz bezieht sich hierbei auf eine
Stelle aus der Antapodosis Liudprands von Cremona, in der dieser für das Jahr 939
von einem Erpressungsversuch eines comes quidam tunc praedives berichtet, der
vom König die Überlassung der Reichsabtei Lorsch als Preis für seine Hilfe gegen
die Aufständischen gefordert habe139. Otto sei jedoch nicht darauf eingegangen,
132 Keller, Einsiedeln, S. 99.
133 Ebda., S. 100.
134 BiriTNER, Geschichte des Elsaß I, S. 160.
135 Ebda.; vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S. 108, der ebenfalls einen Zusammenhang
zwischen dem Prozeß gegen Guntram und der Italien- und Burgundpolitik Ottos I. sieht.
Zuletzt so Kräh, Absetzungsverfahren, S. 275.
136 Zotz, König Otto 1., S. 66. Zotz meint, daß Büttners Sichtweise „allzu sehr die
flächenhaft-territoriale Komponente von Herrschaft“ für das frühe Mittelalter betone.
137 Ebda., S. 67 f. Der Hinweis auf den Prozeß gegen einen gewissen Adam um die
Jahreswende 948/49 (D O I 107) bringt in diesem Zusammenhang nicht viel, da Uber die
Hintergründe des Prozesses ebenso wie über den Guntramprozeß nichts bekannt ist, wie
Zotz, ebda., selbst darlegt. Ein Zusammenhang zwischen diesem Prozeß und der
Aufstandsbewegung gegen Otto I. aus den Jahren 937-941 ist nicht nachzuweisen. Zum
Prozeß gegen Adam siehe Keller, Einsiedeln, S, 40, 49 u. 98 f.
138 Zotz, König Otto 1., S. 68. Außerdem zieht Zotz als Vergleichsfall die Verurteilung
Herzog Tassilos III. von Bayern durch Karl den Großen heran. In diesem Prozeß war
auch auf einen Tatbestand, nämlich auf die Fahnenflucht Tassilos aus Pippins Heer,
zurückgegriffen worden, der zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre zurücklag.
139 Liudprandi Antapodosis, in: Die Werke Liudprands von Cremona, ed. J. Becker, MGH
Script rer. Germ , 3. Aufl., Hannover u. Leipzig 1915, lib. IV, cap. 28, S. 123 f.
180
habe dieses Ansinnen schroff zurückgewiesen und erwidert, der Graf solle sich
doch mit den übrigen Treulosen aus dem Lager entfernen140. Daraufhin habe sich
der Gral' dem König zu Füßen geworfen und ihn um Verzeihung gebeten141 142. Was
weiter geschah, berichtet uns Liudprand nicht. Es ist durchaus wahrscheinlich, wie
Zotz herausgearbeitet hat, daß dieser nicht namentlich benannte Graf mit dem im
Jahre 952 verurteilten Grafen Guntram identisch ist. Als wichtigen Hinweis in
dieser Richtung sieht Zotz das Interesse des Grafen an der Abtei Lorsch. Überdies
ist bekannt, daß Guntram Eigengüter im elsässischen Brumath hatte143, und hier
berühren sich die Interessen Guntrams und der Abtei. König Arnulf von Kärnten
hatte nämlich am 27. November 889 den Fiskus Brumath an die Lorscher Abtei
gegeben143. Somit wäre das Interesse des bei Liudprand erwähnten comes quidatn
tune praedives an Lorsch zu erklären, wenn dieser Graf mit Guntram identisch
wäre. In diese Indizien- und Folgerungskette paßt zusätzlich noch das Faktum, daß
die Eigengüter Guntrams in Brumath schließlich von Otto I. 953 an Lorsch
übertragen wurden144.
Ob aber die von Liudprand erzählte Anekdote die Rechtsgrundlage für den
Hochverratsprozeß liefert, bleibt doch sehr fraglich. Es bietet sich in diesem Fall an,
das Vorgehen Ottos I. gegen Erzbischof Friedrich von Mainz und Bischof Ruthard
von Straßburg, die ja im Gegensatz zu dem Grafen das königliche Lager verlassen
haben, als Vergleich heranzuziehen. Otto I. hat den Erzbischof Friedrich in
Hammaburgensem urbem quasi in exilium destinavit145, aber bald wieder in seine
frühere Würde eingesetzt14^. Der Straßburger Bischof wurde nach seiner Gefangen-
nahme in der Schlacht von Andernach in die Verbannung ins Kloster Corvey
geschickt, und auch er wurde ein Jahr später vom König begnadigt und in sein
Straßburger Bischofsamt wieder zurückgeführt147. Otto I. hat also die Delinquenten
bei einem wesentlich schwereren Vergehen - Erzbischof und Bischof sind ja
tatsächlich zur Seite der Aufständischen übergewechselt - schon nach einem Jahr
wieder begnadigt. Es bleibt zudem erklärungsbedürftig, weswegen Otto I. Guntram
erst dreizehn Jahre nach dem von Liudprand erzählten Vorfall wegen Hochverrates
zur Rechenschaft zog und verurteilte, wenn man dazu noch bedenkt, daß der Graf
seinen Fehler eingesehen und das königliche Lager ganz im Gegensatz zu
Erzbischof Friedrich und Bischof Ruthard nicht verlassen hatte. Vor allem hatte
sich der Graf selbst sozusagen in Ottos Gewalt begeben, falls man dem Bericht
140 Gemeint sind vom König hier wohl der Erzbischof von Mainz und Bischof Ruthard von
Straßburg, welche beide ins Lager der Aufständischen U berge wechselt waren. Siehe
Continuatio Reginonis, ad 939, S. 161; vgl. auch Die Sachsengeschichte des Widukind
von Korvei, ed. P. Hirsch in Verb. m. H.-E. Lohmann, MGH Script, rer. Germ., 5.
Aufl., Hannover 1935, lib. II, cap. 24, S. 87; vgl. RegBfeStr. I, Nr. 135, S. 246.
141 Liudprandi Antapodosis, lib. IV, cap. 28, S. 123 f.
142 Siehe dazu unten S. 182 f.
143 D Am. 70, S. 105 f.; vgl. Zotz, König Otto 1., S. 71 f.
144 D O I 166.
145 Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei, lib. II, cap. 25, S. 88.
146 Ebda; siehe auch Böhmer-WillI, Nr. 6, S. 102.
147 Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei, lib. II, cap. 25, S. 88, siehe auch
RegBfeStr. 1, Nm. 136 u. 137, S. 246.
181
Liudprands historische Exaktheit zumessen darf'148. In diesem Fall hätte doch Otto
I. den Grafen sofort festsetzen können, wenn er damals schon an eine Verurteilung
gedacht hatte. Warum verstrich also eine so lange Zeitspanne bis zum Prozeß gegen
Guntram? Als Erklärung böten sich zwei Möglichkeiten an. So wäre es zum einen
denkbar, daß Otto 939 dringend die militärische Unterstützung des mächtigen
Grafen benötigt hatte und nur eine spätere, günstigere Gelegenheit für eine
Verurteilung abgewartet hat, oder zum anderen - was wohl eher angenommen
werden kann - reichte der Tatbestand einer versuchten Erpressung durch Guntram,
die ja zurückgenommen wurde, für eine Verurteilung nicht aus149, und der König
mußte einen schwerwiegenden Rechtsbruch des Grafen abwarten, der zu einer
Verurteilung Gelegenheit geben konnte. Dieser ist dann erst kurz vor 952
eingetreten. Worin dieser Rechtsbruch des Grafen wirklich bestanden hat, darüber
schweigen leider die Quellen. Möglicherweise liefert gerade dies uns einen
Hinweis, daß die Anklage, die gegen Guntram erhoben wurde, nicht juristisch
einwandfrei begründet werden konnte. Somit bleibt lediglich festzustellen, daß die
Rechtsgrundlage des Prozesses gegen Guntram immer noch im dunkeln liegt.
Von dieser Kritik an der These von Thomas Zotz bleibt jedoch dessen durchaus
Wahrscheinlichkeit beanspruchende Behauptung unberührt, Guntram sei ein Jahr
nach seiner Absetzung vom König wieder begnadigt worden150. Zotz begründet
diese These damit, daß Guntram nach 952 weiterhin über Eigengüter verfügte, so
wie es uns im Falle von Dorlisheim belegt ist151. Es wurden wahrscheinlich nur
wenige Eigengüter Guntrams vom König konfisziert, das meiste an Eigengut blieb
Guntram sicherlich erhalten152. Dazu kommt noch, daß die Rückgabe von Eigengut
an ehedem verurteilte Adelige - ebenfalls wie die Einjahresfrist - zur Begna-
digungspraxis Ottos I. gehörte153, und so folgert Zotz, daß Guntram ebenfalls
begnadigt worden sei. Er zieht das Diplom Ottos I. vom 11. August 953 für Lorsch
heran, in dem der König fast genau ein Jahr nach der Verurteilung des Grafen der
Abtei 30 Hufen in Brumath und umliegenden, zu Brumath gehörigen Orten,
quicquid hereditarii iuris Guntramnus habuit, folglich allodialer Besitz des Grafen
148 Die Intention Liudprands von Cremona, diesen Vorfall zu erzählen, liegt ja in erster
Linie nicht darin, dieses Ereignis historisch getreu darzustellen, sondern Ottos
unerschütterliche Treue an den christlichen Glauben darzustellen. Das Ansinnen des
Grafen an Otto I. wird von Liudprand als Versuchung des Teufels gedeutet, der Otto als
rechter christlicher Herrscher widersteht (Liudprandi Antapodosis, lib. IV, cap. 28, S.
123 f.).
149 Auch ist man unwillkürlich versucht, an einen ähnlich gelagerten Fall zu denken,
nämlich an die Vorgänge um die Absetzung Heinrichs des Löwen, die gewisse
Parallelen zu der von Liudprand von Cremona erzählten Anekdote aufweisen. Auch hier
gibt die sogenannte Erpressung durch Heinrich nicht die Rechtsgrundlage für die etwas
später erfolgte Absetzung des Herzogs ab. Allerdings hat Heinrich der Löwe dem Kaiser
nicht gedroht, zu dessen Feinden überzulaufen.
150 Zotz, König Otto I., S. 74 ff.
151 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994; vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S. 113
f.; Zotz, König Otto I., S. 74; siehe im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Dorlisheim'.
152 Zotz, König Otto I., S. 77.
>53 Ebda, S. 73.
182
war, schenkte154. Diese Abtretung von Allodialbesitz in der genannten Gegend sei
der Preis Guntrams für seine Begnadigung gewesen155.
Weiteres Vorgehen Ottos I. gegen die Eberhardiner
Im Zusammenhang mit dem Guntramprozeß versuchte Otto I., wie schon erwähnt,
auch dessen Brüder zu entmachten. Otto wollte in der Folge dieses Ereignisses den
Einfluß des mächtigen eberhardini sehen Grafengeschlechtes zurück drängen. So
fällt auf, daß 953, also ein Jahr nach dem Guntramprozeß, im unterelsässischen
Nordgau ein Graf Bernhard amtierte156, der augenscheinlich nicht der eber
hardinischen Familie angehörte. Die Amtsenthebung der Eberhardiner im Nordgau
war anscheinend nur vorübergehend, denn in späterer Zeit kann man wieder
Familienmitglieder mit dieser Grafschaft betraut sehen157. Ob Guntrams Bruder
Hugo II. schon 956 wieder als Graf in dieser Grafschaft amüerte, ist jedoch nicht
ganz sicher158. Jedenfalls konnten die Eberhardiner wieder Einfluß und Besitz in
von Otto konfiszierten Gebieten zurückgewinnen, z. B. in Colmar. So waren die
Nachfahren der Eberhardiner, die Grafen von Dagsburg, im 12. Jahrhundert Vögte
sowohl des Konstanzer Niederhofes als auch des Peterlinger Oberhofes in
Colmar159. Der Peterlinger Oberhof stammte ursprünglich aus dem ehemaligen
konfiszierten Güterkomplex Guntrams und war von Otto I. an seinen Schwager
Rudolf weitergegeben worden, der diese Besitzungen schließlich an Peterlingen
übergab160. Otto konnte also die Machtstellung am Oberrhein der eberhardinischen
Grafen nicht vollends brechen, jedoch erheblich beeinträchtigen161.
Die Maßnahmen Ottos I., den Einfluß der Eberhardiner im Südwesten des Reiches
zurückzudrängen, waren mit der Absetzung Guntrams und der wenigstens
zeitweisen Entmachtung von dessen Familie im Nordgau noch nicht abgeschlossen,
wie aus dem Folgenden ersichtlich wird.
Die Vorgänge um Lüders 959
Vom 6. April 959 datiert ein in Quedlinburg ausgestelltes Diplom Ottos I., in dem
er dem Abt und der Kongregation eines ansonsten unbekannten Klosters
Alanesberg gestattet, wegen der Ungeeignetheit des bisherigen Standortes ihr
Kloster nach Lüders zu übertragen, und er schenkt dem Kloster unter anderem den
154 D O I 166, S. 247 f.
155 Zotz, König Otto I., S. 75 f.
156 D O I 166, S. 247: ... quiequid hereditarii iuris Guntramrnus habuit in pago Elisaza
siturn et in comitatu Bernhardi comitis, vgl. auch Büttner, Breisgau und Elsaß., S. 79;
es handelt sich hier um die Vergabe einzelner von Guntram konfiszierten Besitzungen
im Nordelsaß.
157 So z. B. Gerhard IV. im Jahre 1065 (D H IV 152).
158 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 40, S. 31 f. Die Urkunde ist in ihrer Echtheit umstritten,
siehe dazu oben, S. 28 mit Anm. 134.
159 Siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
160 Siehe dazu D O I 201 und D O II 51.
161 Vgl. dazu auch Zotz, Breisgau, S. 186, Anm. 370.
183
Ort Lüders, den er von den Söhnen eines gewissen Hugo, Eberhard und Hugo,
zuvor übertragen bekommen hatte162. Wir dürfen zu Recht in Hugo und seinen
Söhnen Eberhard und Hugo die Mitglieder des elsässischen Grafenhauses der
Eberhardiner erblicken, welche in der Vita St. Deicoli zusammen mit Guntram,
einem weiteren Sohn Hugos, als Inhaber der alten, von Deicolus, einem Schüler
Kolumbans, gegründeten Abtei Lüders genannt werden163.
Allerdings stellt die Deicolusvita die Liberweisung der Mönche und des Abtes
Bertram an Lüders anders dar als das Diplom Ottos I. Hier wird von einem Streit
zwischen dem Straßburger und dem Metzer Bischof berichtet, welche beide das
Kloster am Alanesberg des in der Vita als heilig bezeichneten Bertram in ihren
Besitz bringen wollten. Daraufhin rieten Graf Hugo und seine Söhnen dem Abt,
nach Lüders umzusiedeln164. Man wollte schließlich die Übertragung von Lüders
an Bertram durch den König absegnen lassen165. Die Vita schildert die Ereignisse
also so, daß die Initiative für die Überweisung von Lüders an Bertram von den
eberhardinischen Grafen ausging, was wohl nicht der politischen Wirklichkeit
entspricht, sondern in dem hagiographisehen Erzählkontext, der die Läuterung der
das Kloster und das Grab des heiligen Deicolus profanierenden Grafen zum Thema
hat, seinen Ursprung findet. Jedenfalls hat Otto I. - und das wird auch aus der
Schilderung in der Vita S. Deicoli deutlich - entschlossen die Gelegenheit ergriffen
und die Angelegenheit an sich gezogen166 und Bertram Lüders übergeben167. Die
Resignierung von Lüders in die Hände des Königs geschah allem Anschein nach
von seiten der Grafen nicht aus freien Stücken, stellte doch das Kloster Lüders
bekanntlich für die eberhardinische Grafenfamilie so etwas wie ein „Hauskloster“
dar168.
162 D O I 199, S. 279: Notum sit .... qualiter legati abbatis Baltramni eiusque
congregationis qui manebant Alanesberg locum monachorum utilitati valde
incomtnodum.....qualiter ipsum locum alias mutare possent, .... concederemus. Nos ...
locum quem accepimus a filiis Hugonis, Heberhardo et Hugone, Luterhaa vocatum,
monachis aptissimum eis concessimus.
163 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677; vgl. Hlawitschka, Anfänge, S. 107 f.
164 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 680.
165 Ebda., S. 681.
166 Vgl. dazu die Antwort des Königs, als ihm die Sache angetragen wird. Otto I. weist
darin auf die widerrechtliche Aneignung des Ortes durch die Grafen und auf die
kaiserliche Schutzvogtei gegenüber Ltiders hin: Est autem locus in Burgundiae partibus
sacrae conversationi satis aptus, quem hucusque Hugo comes et filii eius usurpative
possederunt; quem sanctus vir a dominatione nostri sibi rogitat liberaliter delegari et
omnia quae Deus omnipotens illi ad servitium suum stabiliendum concessit imperii
nostri auctoritate eidem loco perpetualiter succlinare. Nam locus ipse sub advocatione
imperii nostri Romanae atque apostolicae subiacet sedi (Ex Vita S. Deicoli, MGH SS
XV,2, S. 681).
167 Ebda., S. 682.
168 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 1, S. 129: ... quin etiam Lutrense coenobium patrimoniis suis
plurimum ampliaverunt. Den Ausdruck „Hauskloster“ wählt Hlawitschka, Anfänge, S.
108, in Interpretation dieser Stelle in der Vita Leos IX., um die Verbundenheit der
Egisheimer Grafen mit Lüders zu verdeutlichen.
184
Diese Vorgänge um das Kloster Lüders sind ohne Zweifel im Zusammenhang mit
der durch den Prozeß gegen Guntram im Jahre 952 beginnenden versuchten
Entmachtung der Grafenfamilie der Eberhardiner zu sehen, wobei auch im Fall von
Lüders, wie schon bei der Absetzung Guntrams, der eigentliche Anlaß im dunkeln
bleibt. Die schriftliche Fixierung der Übertragung von Lüders durch das Diplom des
Königs vom 6. April 959 bildet ja lediglich den Endpunkt der Vorgänge, zeigt uns
sozusagen nur den Abschluß des Geschehens. Wie es Otto I. gelungen ist, die
Grafen Eberhard III. und Hugo II. dazu zu bewegen, ihm Lüders zu überlassen,
entzieht sich unserer Kenntnis, man darf jedoch mit einiger Berechtigung
annehmen, daß ein enger Zusammenhang init der im Jahre 952 geschehenen
Entmachtung Guntrams, des Bruders Eberhards und Hugos, besteht. Otto I. wird
das Gebiet um Lüders schon einige Zeit vor 959 im Auge gehabt und gehörigen
Druck auf die Brüder Guntrams ausgeübt haben, so daß sie schließlich einer
Übertragung von Lüders an den König zustimmten. Gerade das Beispiel Lüders
verdeutlicht das Interesse Ottos I. am Raum der Burgundischen Pforte und zeigt uns
den Versuch des Königs, Konkurrenten in machtpolitischer Hinsicht von dem von
ihm als wichtiges Verbindungsglied zu Burgund angesehenen und beanspruchten
Gebiet fernzuhalten oder bereits bestehenden Einfluß von lokalen Gewalten
zurückzudrängen.
Der Einfluß der Grafen aus der eberhardinisehen Familie und ihrer Erben ist im
Raum der Burgundischen Pforte, bedingt durch das Eingreifen Ottos I., in der
Folgezeit merklich zurückgegangen. Die partielle Verdrängung der eberhar-
dinischen Familie aus dem Raum um die Burgundische Pforte und aus Lüders hatte
zur Folge, daß Graf Eberhard III. als der älteste zu dieser Zeit lebende Repräsentant
dieses Geschlechtes bald darauf begann, ein neues Hauskloster einzurichten und so
einen neuen Verwaltungsmittelpunkt in den untereisässischen Allodialgebieten der
Familie einrichtete. Jedoch gelang es Otto I. nicht, die eberhardinische Grafen-
familie gänzlich aus der Burgundischen Pforte femzuhalten. So konnten sich die
Eberhardiner die Vogtei über Lüders bewahren, obschon sie diese fortan auch mit
Herzog Rudolf von Burgund teilen mußten169. Ein Sohn von Hugo III. raucus,
Eberhard IV., hat später noch einmal versucht, in Lüders politisch Fuß zu fassen, so
daß schließlich Kaiser Heinrich II. eingreifen mußte und ihm die Abtei wieder
entzog. Nicht anders ist die Urkunde zu verstehen, die Heinrich II. am 21. Juni 1016
ausgestellt hat, in der er der Abtei Lüders, die er von Graf Eberhard, der sie zu
Unrecht usurpiert hatte, rechtmäßig erworben habe, Immunität, Besitzungen und
Wahlrecht bestätigte170. Auch noch im 12. Jahrhundert finden wir die Nach-
169 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 682: Omnia secundum quod Divinitati placuit
imperator devotus fidelium consultu implevit; sacri invasores loci iniquos vocavit, iure
universali locum recipit atque ... beato viro ... potestative contradidit. Ipsum quoque
Rodolpho duci atque praefatis comitibus ad custodiendum sub fidelitatis suae
condictione commisit.
170 D H II 353, S. 451: ... eo quod et nos praefatum monasterium ab Eberhardo comite
iniuste sibi usurpatum iuste et legaliter consecuti sumus; vgl. auch Borgolte,
Grafengewalt, S. 53, Anni. 362.
185
kommen der Eberhardiner, die Grafen Hugo VII. und Hugo VIII. von Dagsburg-
Moha, als Wohltäter von Luders. Sie begaben die Abtei mit einer Kapelle im
elsässischen Laubenheim und Besitz ebendort, wie wir aus einer erst 1141
aufgezeichneten Lhkunde erfahren171. Die Vogtei über das Kloster Lüders ist
anscheinend über Heilwig von Egisheim, welche Graf Gerhard von Vaudemont
geheiratet hat, auf die Grafen von Vaudemont übergegangen171 172, denn Gral' Hugo,
der älteste Sohn Heilwigs, ist uns 1118 als Vogt von Lüders bezeugt173.
Verlagerung des politischen Schwerpunktes
Die Verlagerung des machtpolitischen Schwerpunktes der Familie von der
Burgundischen Pforte weg hin zu weiter nördlich, im Elsaß gelegenen Gebieten, die
- ausgelöst durch den Konflikt mit König Otto I. - in der Folgezeit einsetzte,
manifestiert sich deutlich in der Stiftung mehrerer sogenannter Hausklöster.
Besonders ist liier die Stiftung des Klosters Altdorf zu nennen, die vor allem
politisch motiviert gewesen sein dürfte und den Auftakt zu einer ganzen Reihe von
Klosterstiftungcn durch die Familie bildete, die nicht zuletzt auch von der durchaus
frommen Gesinnung und von der Aufgeschlossenheit der Familie gegenüber dem
monastischen ¡.eben zeugen und die bis hin zur Stiftung von Val-Notre-Dame um
171 Die Urkunde, welche wahrscheinlich nach dem 11. Januar 1141 aufgezeichnet wurde,
berichtet von mehreren zeitlich voneinander getrennten Vorgängen. So hat einst Graf
Hugo VII. von Dagsburg und Moha der Abtei Lüders eine Kapelle geschenkt, die der
Onkel Hugos VII., der Archidiakon Eiruno von Toul, in dem östlich von der Burg
Girbaden gelegenen Weiler Laubenheim hatte errichten lassen: Notum sit.... quod Hugo
comes ... dedit et in perpetuum habere concessit Ecclesiae Sanctae Dei gentricis Mariae
et Sancti Deicoli de Lutra, et monachis inibi servitio Dei vacantibus capellam juxta
Girbadum apud Lobias sitam ob remedium animae suae et patris sui scilicet Alberti
comitis et avunculi sui Brunonis archidiaconi Tullensis et omnium antecessorum
suorum, qui Bruno praefatam Capellam ... construxit (Urkunde, abgedruckt bei
Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 96-98, Zitat, S. 96 f.) Man erfährt weiter, daß der Sohn
und die Witwe Hugos VII., Hugo VIII. und Gräfin Gertrud, schließlich im Jahre 1137
die Schenkung im Beisein des Straßburger Bischofs bestätigt und um 30 jugera, wohl
auch bei Laubenheim gelegen, vermehrt und darüber hinaus noch einen Höngen namens
Albert und dessen zwei Schwestern dem Altar der Kapelle Ubergeben haben: filius
autem ipsius puer Hugo videlicet et ftialer sua Gertrudis Comitissa ad eundem locum
cum praesule Gebehardo egregie memorie viro venientes, incepto dedicationis officio,
donationem prius factam legitime confirmaverunt, insuper et ecclesiae dotem per
triginta jugera pro signo confirmationis auxerunt, et Albertum et duas sorores suas ad
altare dederunt (ebda, S. 97); zur Datierung vgl. RegBfeStr. 1, Nr. 462, S. 322.
172 So schon G. Poull, La Maison ducale de Bar, Tome 1er: La maison ducale de Haute-
Lorraine (942-1033). Les premiers comtes de Bar (1033-1239), Rupt-sur-Moselle 1977,
S. 67.
173 Die Urkunde, welche die Translation der Kolumbanreliquien nach Lüders beinhaltet,
ist abgedruckt bei Viellard, Documents, Nr 142, S. 194: Anno ad Incarnatione
Domini millesimo Coctavox, ... xn°leal, iulii, cenobio Luthre interesse sed alio negotio
sancte Ecclesie postea valde magno interveniente absente, Hugone filio comitis Gerar-
di eiusdem loci advocato cum matre sua Hilwidi, est facta sancti Columbini translatio
Viellard identifiziert den in der Urkunde genannten Grafen Gerhard fälschlicherwei-
se mit Graf Gerhard von Egisheim (ebda., Anm. 4)
186
1209/1210 durch den letzten männlichen Vertreter der Familie, Albert II. von
Dagsburg, so etwas wie eine Familientradition geworden sind.
Die Stiftung des Klosters Altdorf
Die wichtigste Familienstiftung der Eberhardiner gegen Ende des 10. Jahrhunderts
war diejenige des Klosters Altdorf in der Breuschniederung im Elsaß174. Hier war
die Machtstellung der eberhardinischen Grafen im 10. Jahrhundert noch unan-
gefochten, man wollte wohl durch eine Klosterstiftung die eigene Stellung im
Breuschtal so festigen, daß sie unantastbar werden sollte. So hatten die Grafen in
dieser Gegend schon vor der Stiftung beträchtlichen Einfluß, hier lag ein größerer
Allodialbesitz der Familie175, und man hatte zudem südlich des Breuschtales die
Vogtei des Klosters Andlau inne176. Ob in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts
schon die Burg Girhaden existierte, muß fraglich bleiben, es wird aber in dieser Zeit
wohl eine die Besitztümer kontrollierende, befestigte Anlage existiert haben. Die
Voraussetzungen für eine weitere wichtige infrastrukturelle Maßnahme waren
jedenfalls überaus günstig.
Eine zeitgenössische Überlieferung zur Stiftung des Klosters fehlt, eine Stiftungs-
urkunde ist nicht vorhanden. So können wir lediglich versuchen, die Stiftungs- und
Gründungsgeschichte aus zeitlich späteren Quellen zu rekonstruieren.177. Danach
hat Graf Eberhard III., der nach der Zurückdrängung des eberhardinischen
Einflusses an der Burgundischen Pforte auf der Suche nach einem neuen politischen
Stützpunkt schon aktiv geworden war, die günstige Lage des Ortes erkannt und die
Stiftung des Klosters Altdorf initiiert178. Er wurde aber letztendlich durch seinen
Tod an der Ausführung des Planes einer Klosterstiftung gehindert. Erst durch
seinen Sohn Hugo III. raucus konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden179.
Flugo III. raucus ließ in Altdorf eine Kirche bauen, die anschließend im Jahre 974
174 Vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß 1, S. 173.
175 Siehe z. B. im Kap. 'Besitzungen' die Art. 'Altorf/AItdorf, 'Barembach/Bärenbach',
'Dorlisheim', 'Girbaden', 'Grendelbruch' und 'Mollkirch'.
176 Siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Andlau'.
177 Eine Zusammenstellung der wichtigsten vorhandenen Quellen gibt Sieffert, Altdorf, S.
33-39
178 Dies erfahren wir aus der Bulle Papst Leos IX. vom 28. November 1049. Druck bei
Sattler, Altdorf, Nr. 3, S. 249 f.; weitere Drucke bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I,
Nr. 208, S. 164 f. u. bei Grandidier, Histoire 1,2, Nr. 407, S. 255 f.: Primum excisis
fructicibus & arboribus nimium pulcher visus erat situs loci, quem collectis incolis ...
nomine jussit per arva incolere, hominesque cohabitare. Hunc locum dum frequentaret
Eberhardus comes, sepe cotmnoratus est in eo propter loci delectationem biduo &
triduo, & quia vidit illum vite monachorum nimis congruum esse, scepe proposuit
monachico ordine sese velle Deo laudes parare; sed egritudine prceveniente & morte
sequente, impediebatur a bono opere illo, filius autem ejus Hugo, qui erat aliquantulum
raucus, quoniam sepe intellexerat, voluntatem patris, ccepit edificare ecclesiolam in
honore Apostoli Dei Bartholomcei & sum/ni presulis Gregorii & aliarum reliquiarum
(Zitat nach dem Druck bei Schöpflin, S. 165); vgl. auch Leonis IX vita, lib. 1, cap. 1, S.
129.
179 Siehe das Zitat in Anm. 178.
187
vom Straßburger Bischof Erchanbald geweiht wurde180. Das Kloster fungierte
schließlich als Grablege mehrerer Familienmitglieder, so für Eberhard III. und
dessen Sohn Hugo III. raucus sowie einen weiteren Grafen namens Hugo181, und es
war höchstwahrscheinlich auch die letzte Ruhestätte Guntrams182.
Die Abtei wurde aus dem eberhardinisehen Allod im Breuschtal von den Familien-
mitgliedern reich ausgestattet. Sie erhielt von Hugo raucus den Zehnten der
Besitzungen der Grafen im Altdorfer Bann und die Kirche in Grendelbruch mit dem
Zehnten183 184, den Hof und die Michaelskapelle in lethol[84, die Kirche Bärenbach
samt Zehnten und Waldzehnten185, einen Hof bei St. Aurelien in Straßburg186, je
einen Hof in Meistratzheim187 und in Krautergersheim188, einen Hof in
Düttlenheim mit dem dörflichen Bann und dem Recht der Mast189, den Zehnten der
Orte, die um den sogenannten Burcberck im Breuschtal lagen190, die in der
Dorlisheimer Gemarkung liegende Flur Osterenforst191 und eine Kapelle in
Eichhofen192. Guntram, der Bruder Eberhards III., übertrug der neu gegründeten
Abtei den vierten Teil der Kirche zu Dorlisheim193, und schließlich gaben die
Söhne des Hugo raucus - Eberhard, Hugo IV., Gerhard und Matfried - je einen Hof
in Altdorf194, den Zehnten und den Bann von heute nicht mehr bestimmbaren Orten
namens Demosande und Deroberde195 Zudem hat Papst Leo IX., der Enkel des
Klosterstifters, Altdorf mit zwei Bullen privilegiert, die schon zitierte von 1049, die
uns die Stiftungs- und Gründungsgeschichte wiedergibt, deren Echtheit jedoch
angezweifelt wird196 und eine aus dem Jahr 1052, in der der Papst der Abtei die
Besitzungen bestätigt197.
180 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 165: Ad islas igitur reliquias celebrandas
hanc ecclesiolam consecravit episcopus Argentinensis Erchenboldus, peticione ejusdem
Hugonis, zur Datierung der Weihe vgl. RegBfeStr. I, Nr. 166, S. 252; vgl. auch
SlEFFERT, Altdorf, S. 40.
181 Siehe dazu oben, S. 34 ff.
182 Siehe dazu oben, S. 30 f.
183 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994.
184 Ebda
183 Ebda
186 Ebda.
187 Ebda
188 Ebda
189 Ebda
196 Ebda
191 Ebda, S. 995.
192 Ebda, S. 993.
493 Ebda, S. 994.
194 Ebda
195 Ebda., S. 995. Zu den einzelnen Besitzungen siehe das Kap. 'Besitzungen'.
196 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 164 f.; zum Vorwurf der Fälschung siehe
A. Brackmann, Germania Pontificia, Voi. III, Berlin 1935, S. 27 u. Sieffert, Altdorf,
S. 34.
197 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 211, S. 168; weiterer Druck bei Sattler, Altdorf,
Nr. 4, S. 250 ff., dort mit der Datierung 1053; zur Datierung vgl. Brackmann,
Germania pontificia III, S. 27 u. SlEFFERT, Altdorf, S. 34.
188
Es war natürlich selbstverständlich, daß sich die Eberhardiner die Vogtei über
Altdorf selbst vorbehielten und ausübten. Die Altdorfer Vogtei blieb schließlich bis
ins 13. Jahrhundert in den Händen der Familie198. Auf diesem Wege konnte der in
seiner strategischen Bedeutung wichtige und nicht zu unterschätzende Besitz im
Breuschtal zusammen mit den an Altdorf dort abgegebenen Besitzungen weiterhin
einer wirksamen Kontrolle unterzogen werden. Die Altdorfer Abtei als
Verwaltungsmittelpunkt bildete mit der Voglei und den Wehranlagen im Breuschtal
- vor allem ist an die spätere Burg Girbaden zu denken - eine Einheit, die der
Absicherung des dortigen Besitzkomplexes der Familie diente, der in der weiteren
Geschichte der Familie und auch in der Reichsgeschichte immer wieder eine
zentrale Rolle spielte199.
Stiftung der Abtei Hesse
Die Abtei Altdorf blieb jedoch nicht die einzige Familienstiftung in dieser Gene-
ration, sondern es ist noch die Stiftung des Nonnenklosters Hesse bei Sarrebourg zu
nennen.
Die Abtei Hesse wurde wahrscheinlich durch Eberhard III. oder durch seinen Sohn
Hugo raucus und dessen Gemahlin gestiftet. Die Vita Leos IX., die angeblich von
dem sogenannten Wibert angefertigt wurde, bildet die Hauptquelle für unser Wissen
um die Stifter von Hesse. Dort wird über die Großeltern und Urgroßeltern Leos IX.
gesagt, daß sie die Klöster Hesse und Altdorf gestiftet und das Kloster Lüders aus
ihrem Eigengut begabt hätten und die Eltern Leos die Abtei Heiligkreuz bei
Woffenheim200. Wir wissen durch weitere Quellen zur Stiftung Altdorfs, daß diese
Stiftung von Leos IX. Urgroßvater initiiert und von Leos Großvater vollendet
wurde, die Angaben der Vita Leos IX. werden also dadurch in diesem Punkt
bestätigt201. Spätere Quellen netmen jedoch Leos IX. Eltern beziehungsweise die
198 Siehe unten in dem Kap. 'Vogteien' den Art. 'Altorf/Altdorf; vgl. auch Sieffert,
Altdorf, S. 103 f.
199 Man denke nur an die wechselvolle Geschichte der Burg Girbaden im 12. und im 13.
Jahrhundert. So wurde sie 1162 während der sogenannten 'Horburger Fehde' von
Friedrich Barbarossa zerstört, der die Wichtigkeit der Burg für seinen Gegner in dieser
Fehde, Graf Hugo VIII. von Dagsburg, erkannt hatte (siehe dazu unten das Kap. 'Die
sogenannte Horburger Fehde'). Auch bei den Auseinandersetzungen zwischen dem
jungen König Friedrich II. und Herzog Theobald I. von Oberlothringen, dem ersten
Gemahl Gertruds von Dagsburg, waren das Breuschtal und Girbaden von zentraler
Bedeutung.
200 Leonis IX vita, !ib. I, cap. 1, S. 129: Quorum patres et avi ... inter plurima, quae
sparsim divinis distribuerunt templis, duo monasteria instituerunt ex suis praediis,
scilicet Hissam in honore beati Martini pontificis, necnon alterum coenobium
veneratione sancti Cyriaci martyris; quin etiam Lutrense coenobium patrimoniis suis
plurimum ampliaverunt. Quorum devotionem imitatus Hugo comes praecipuus et eius
devotissima coniunx, parentes utique praefati domini Brunonis, coenobium remotae
vitae aptissimum construxerunt Woffenheim penes nobile castrum suam Egisheim
dictum, et praediorum suorum decimis, in quo ad praesens sanctimonialium congregatio
consistit, ad venerationem et gloriam almae et victoriosissimae crucis; vgl. dazu H.
Kuhn, Hesse, son ancienne abbaye, son prieuré, son église et ses annales, Nancy 1872,
S. 10 f.
201 Siehe oben, S. 187 ff.
189
Vorfahren Leos IX. mütterlicherseits als Stifter von Hesse202. Diese Quellen sind
jedoch fast sämtlich von der Hauptquelle, der Vita Leos IX., abhängig und
mißdeuten deren Text203; auch sagt Leo IX. in seiner Bulle für Hesse, sein Vater,
Hugo IV., sei juslus in eisdenr bonis advocatus, & haeres der Abtei gewesen204, so
daß wohl eine Stiftung Hesses durch Leos Vorfahren mütterlicherseits nicht in
Betracht kommt, sondern wohl durch Leos Groß- oder Urgroßeltern väterlicherseits
geschah, obwohl Hesse innerhalb des ehemaligen dagsburgischen Gebietes liegt,
das durch die spätere Gemahlin Hugos VI., Heilwig von Dagsburg, an die
eberhardinische Familie gekommen ist205. Dies muß natürlich nicht bedeuten, daß
Hesse zum dagsburgischen Erbe Heilwigs gehört hat, sondern man kann diesen
Umstand auch in dieser Richtung interpretieren, daß die Familie der eberhardi-
nischen Grafen wohl schon unter Eberhard III. bzw. dessen Sohn Hugo raucus über
die Zabemer Senke hinaus in oberlothringisches Gebiet vorzustoßen begann206.
In der ehemaligen Abteikirche von Hesse haben sich bis heute noch zwei Grab-
platten erhalten, die ursprünglich Gräbern von Angehörigen der Dagsburg-Egis-
heimer Familie angehörten. Es handelt sich dabei zum einen um eine mit einer
menschlichen Figur geschmückte und zum anderen um eine mit dem Dagsburger
Wappen, einem aufrechten, heraldisch nach rechts schreitenden Löwen, verzierte
Platte. Ersteres Grabmal, vom Typus her ein Arkosolgrab, erweist sich zudem als
bedeutendes Werk der frühen romanischen Plastik, das man in die Mitte des 11.
Jahrhunderts datieren kann207. Die Figur, deren Gesicht durch absichtliche Zer-
störung völlig unkenntlich gemacht wurde208, ist von der Forschung zumeist als
202 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. II, cap. 14, S. 276: Anno igitur
Domini 1002. nativitatis beati Brunonis, qui postea episcopus Tullensis, deinde papa
Rome efficitur. Cuius parentes Hessam monasterium sanctimonialium penes Sareborch
edificaverunt. Aliud quoque monasterium construxerunt quod Altdorf dicitur, ordinis
sancti Benedicti, quod in Alsacia situm est. Tercium etiam, quod Lutrense dicitur. Et
quartum sanctimonialium in honore sancte Crucis item in Alsacia, quod Wofenheim
nuncupatur. Que monasteria bonis propriis ita ditaverunt, ut ipsorum conventus
largissime valeant sustentari, Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon,
lib. II, ex cap. 44, S. 215: Huius progenitores scilicet Comes de Dasporch, & Comitissa,
inter magnifica reliqua gesta, Hyssa Sanctimonialium Monasterium penes Sareborch &
sancti Ciriaci claustrum in Helisaci partibus (quod Aldorf dicitur) ex propriis sumptibus
& redditibus ditaverunt <6 construxerunt, Lutrenseque coenobium patrimoniis suis satis
ampliaverunt. Anno autem millesimo sexto prœdicti parentes domni Brunonis Hugo &
Helwidis, aliud claustrum sanctimonialium in Helisaci partibus nomine Woffenheim
cedificantes ex propriis prœdiis, dedicari fecerunt in honore sancta; Crucis.
203 Siehe dazu Hlawttschka, Anfänge, S 149 f. mit Anm. 262.
204 Druck der Urkunde bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Auf!., preuves, col. 287
ff. Zu der Urkunde Leos IX. für Hesse siehe oben, S. 49 mit Anm. 265.
205 Siehe unten, das Kap. 'Die Eheschließung zwischen Hugo IV. und Heilwig von Dags-
burg’.
206 So Hlawitschka, Anfänge, S. 148 f,
207 N. Müller-Dietrich, Die romanische Skulptur in Lothringen, München, Berlin 1968,
S. 27-36 u. 170-174, unterzieht das Stiftergrab einer eingehenden kunstgeschichtlichen
Interpretation.
208 EXigas de Beaulieu, Le comté de Dagsbourg, S. 294, gibt an, die Zerstörung sei 1793
erfolgt.
190
eine Darstellung der heiligen Serberga angesehen worden209. Norbert Müller-
Dietrich konnte jedoch nachweisen, daß die dargestellte Figur zweifelsfrei mit ei-
nem Mann zu identifizieren ist, ja durch das Architekturmodell, welches die Figur
in der linken Hand hält, gilt es ihm als sicher, daß der Stifter des Klosters Hesse
dargestellt sein muß210. Dabei bildet es keinen Widerspruch, daß die Stiftung der
Abtei cirka einhundert Jahre vor der Entstehung der Grabplatte erfolgt war. Durch
Leo IX. war in Hesse ein Altar geweiht worden, wie wir aus seiner undatierten,
jedoch vor 1050 ausgestellten Bulle für die Abtei wissen211. Müller-Dietrich ver-
mutet, daß diese Altarweihe mit einem Kirchenneubau, dem Vorgängerbau der
jetzigen Kirche, verbunden war und bei dieser Gelegenheit auch des Stifters
durch die Anfertigung jenes prachtvollen Grabmales besonders gedacht wurde212.
Wessen Grab die zweite, mit dem Dagsburger Wappen versehene und wesentlich
primitiver gearbeitete Platte schmückte kann ebenfalls nicht mit Bestimmtheit
gesagt werden. Müller-Dietrich folgert mit plausiblen Argumenten, daß das Grab
mitsamt Platte erst später als die andere Platte entstanden und kein Arkosolgrab
gewesen ist213. Als frühesten Entstehungszeitraum kann wegen der Wappen-
abbildung das 13. Jahrhundert angenommen werden214. So kommen eigentlich erst
Personen, denen das Grab zugeordnet werden kann, ab der Generation Alberts II. in
Frage, also z. B. Albert II. selbst (verstorben 1211/1212), seine Gemahlin oder
deren Tochter Gertrud (verstorben 1225). Möglich ist allerdings auch hier, daß die
Platte für ein schon älteres Grab angefertigt wurde; zu denken wäre an die in Hesse
nachweislich begrabenen Personen, den Bruder Leos IX., Hugo V., und an die
patrueles des Papstes, Matfried und Gerhard, sowie an Gerhards Gemahlin
Cuniza215.
Machtpolitische Entwicklung unter den letzten Ottonen
Die Schwächung der elsässischen Grafen im Nordgau brachte eine Verschiebung
der Machtverhältnisse im Elsaß mit sich. Das Königtum in Person Ottos I. hatte die
Zügel im Elsaß fest in seine Hand genommen216. Auch unter Otto II. dürfte der
209 So z. B. bei Kuhn, Hesse, S. 13; auch bei W. Hotz, Handbuch der Kunstdenkmäler im
Elsaß und in Lothringen, S. 70.
219 Müller-Dietrich, Skulptur, S. 27,30 u. 171 mit Anm. 94.
211 Urkunde, abgedruckt bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col.
287 fl.
212 Ebda., S. 30 u. 36.
213 Ebda., S. 171.
214 Ebda., S. 171.
215 Bei Dugas de Beaulieu, Le comté de Dagsbourg, S. 296 f., ist zu lesen, daß noch eine
weitere Grabplatte mit einer Abbildung des Löwenwappens auf dem Friedhof in Hesse
vorhanden war.
216 Daß König Otto I. seinen Schwager, Herzog Rudolf, als Herzog vom Elsaß eingesetzt
hat, wie W. Erben, Die Anfänge des Klosters Selz, in: ZGO 46 (NF 7), 1892, S. 5 f.,
und Keller, Einsiedeln, S. 101 f. mit Anm. 34, behaupten, läßt sich nicht beweisen.
Gegen diese These siehe Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 166 mit Anm. 155, u. mit
guten Gründen Zotz, Breisgau, S. 116 f. mit Anm. 35. Dazu kommt noch, daß der
elsässische Herzogstitel fllr Herzog Rudolf nirgends belegt ist. - Man hat auch versucht
191
Zugriff des Königtums auf das Elsaß noch stark gewesen sein, deim im Jahr 981
erscheint der elsässische Dukat in der berühmten Heeresaufgebotsliste für Kaiser
Otto II., dem 'Indiculus loricatorum', als unabhängiger, der rheinfränkischen Einheit
angegliederter Dukat, der ein Aufgebot von 70 Panzerreitem zu stellen hatte217.
Die Einschränkung der Macht der Eberhardiner gab aber bei einer eventuellen
Schwäche der königlichen Zentralgewalt ebenso anderen Gewalten die Möglichkeit,
ihren Einfluß im Elsaß zu stärken, denn es war nicht nur das Königtum, dem die
machtvolle Stellung der Nordgaugrafen im Wege stand, sondern auch das schwä-
bische Herzogtum. Das Elsaß war ein herzogfreier Bereich, der sozusagen vor der
'Haustüre' Schwabens lag. Ein eigenständiges elsässisches Herzogtum gab es
bekanntlich schon seit der Mitte des achten Jahrhunderts nicht mehr218. Das Her-
nachzuweisen, daß - als grenzsichernde Maßnahme König Konrads 1 zur Abwehr
westfränkischer Ansprüche auf das Elsaß - schon um 915 der Konradiner Udo und
dessen Bruder. Herzog Hermann I. von Schwaben, den elsässischen Herzogstitel geführt
haben; dies beruht auf reiner Spekulation. Die Ausführungen dazu von E. E. Stengel,
Udo und Hermann, die Herzoge vom Elsaß. Das Rätsel der ältesten Wetzlarer
Geschichte, in: Abhandlungen und Untersuchungen zur Hessischen Geschichte,
Marburg 1960, S. 441-479, sind recht hypothetisch, wie Stengel selbst zugeben muß
(ebda., S. 466); vgl. auch die kritischen Anmerkungen zu Stengels Thesen bei E.
Hlawitschka, Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen
zu einem neuen Identifizierungsvorschlag, in: Ders., Stirps regia. Forschungen zu
Königtum und Führungsschichten im früheren Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze.
Festgabe zu seinem 60. Geb., hrsg. v. G. Thoma u. W. Giese, Frankfurt a. M., Bern,
New York, Pans 1988, S. 436; siehe auch H. Maurer, Herzog, S. 199. Es sei aber noch
auf den Umstand aufmerksam gemacht, daß Herzog Hermann I. (926-949) in Breisach
Münzen schlagen ließ. Breisach wurde aber als zum Elsaß gehörig betrachtet, so z. B.
bei Liudprand von Cremona (Liudprandi Antapodosis IV, c. 27, S. 122), die Gesta
abbatum Trudonensium, continuatio tertia, MGH SS X, S. 377, und Sigebert von
Gembloux (Chronica Sigeberti Gemblacensis, MGH SS VI, S. 348) und Ekkehard von
Aura (Ekkehardi chronicon universale, ed. G. Waitz, MGH SS VI, S. 185); siehe dazu
Zotz, Breisgau, S. 111 ff. u. auch H. Maurer, Herzog, S. 77.
217 MGH Const. I, Nr. 436, S. 633: De dueatu Alsaciense mittantur LXX, vgl dazu K. F.
Werner, Heeresorganisation und Kriegführung im deutschen Königreich des 10. und
11. Jahrhunderts, in: Settimane di Studio del centro Italiano di studi sull'alto medioevo
XV: Ordinamenti militari in occidente nefl'alto medioevo, 2. Bd., Spoleto 1968, S. 810 f.
Werner glaubt, in dem selbständigen Erscheinen eines elsässischen Dukats in dem
'Indiculus loricatorum' als Folge des Sturzes des Grafen Guntram eine Herauslösung des
Elsaß aus dem Herzogtum Schwaben, zumindest was die Kriegsverfassung angeht, zu
erkennen. Dem ist aber entgegenzuhalten, daß erst nach 981 zum ersten Mal ein Herzog
von Schwaben den Titel eines Herzogs vom Elsaß führt; vgl. auch H. Maurer, Herzog,
S. 199.
218 Siehe dazu A.-M. Burg, Das elsässische Herzogtum. Ein Überblick, in: ZGO 117 (NF
78), 1969, S. 94 f. Der letzte elsässische Herzog, Liutfried, wird in einer Weißenburger
Tradition vom 27. Mai 742 zum letzten Mal urkundlich erwähnt (Traditiones
Wizenburgenses. Die Urkunden des Klosters Weißenburg 661-864, eingel. u. aus d.
Nachlaß v. K. Glöckner hrsg. v. A. Doll, Darmstadt 1979, Nr. 52); siehe Bruckner,
Regesta Alsatiae, Nr. 145, S. 82; zu den Problemen um das Ende des elsässischen
Herzogtums siehe F. Langenbeck, Probleme der elsässischen Geschichte in fränkischer
Zeit, in: Alemannisches Jahrbuch 1957, Lahr/Schwarzwald 1957, S. 79 f.
192
zogtum bestand zwar dem Namen nach weiter219, ein eigenständiger Herzog als
Amtsträger ist aber bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts nicht mehr nachzuweisen.
Die faktische Macht übten neben dem Königtum in dieser Zeitspanne die Bischöfe
von Basel und Straßburg und, in den entsprechenden Landesteilen, die Grafen im
Sund- und Nordgau aus, die aus verschiedenen Zweigen der Nachkommenschaft
der Etichonen stammten. Gerade in den politisch spannungsreichen Jahren bis ca.
926 gelang es vor allem den Nordgaugrafen, ihren politischen Eintluß aus-
zudehnen220.
Eine Schwächung des Königtums im oben angesprochenen Sinne bildete der
Umstand, daß nach dem Tod Ottos II. sein Sohn und Nachfolger im Königsamt,
Otto III., erst drei Jahre alt war. Die Minderjährigkeit Ottos III. ausnutzend, ergriff
der Schwabenherzog Konrad I. (982-997) seine Chance und erweiterte seinen
eigenen Machtbereich um das Elsaß221, denn er ist in zwei Diplomen Ottos III. als
Träger des elsässischen Herzogstitels, den er neben seinem schwäbischen Titel
führte, nachzuweisen. Die Doppelütulatur, die Herzog Konrad gewählt hatte, bringt
den Versuch einer verwaltungsmäßigen Anbindung des Elsaß an Schwaben in einer
Personalunion zum Ausdruck. Die erste Nennung Konrads als Herzog der
Schwaben und der Elsässer findet sich in D O III 47, vom 12. Oktober 988, in
dem er neben der Kaiserin Theophanu, dem Erzbischof Willigis von Mainz und
Bischof Hildebold von Worms als Intervenient für das elsässische Kloster Murbach
erscheint222. Das zweite, am 2. Juni 993 ausgestellte Diplom Ottos III., in dem
Herzog Konrad mit beiden Titeln genannt wird, ist ebenfalls für ein elsässisches
Kloster, nämlich Selz, bestimmt. Auch liier wird Konrad als Intervenient neben den
die Regentschaft führenden Personen und der engeren Verwandtschaft Ottos III.
genannt223. Beide Diplome fallen deutlich in die Zeit der Minderjährigkeit Ottos
219 Urk. Lothars I. vom 25. Juli 840: ... in ducatu Alsacense (D Lo I 45); Regest:
Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr 516; - Urk. I^othars I. vom 25. August 849: ... in
ducatu Helisacensi (D Lo 1 105 , S. 245-251, Zitat S. 250). Regest: Bruckner, Regesta
Alsatiae, Nr. 531; Schreiben von Papst Leo IV. an die Kaiserin Ermengard vom 28.
April 850, Druck bei P. Scheeeer-Boichorst, Zur Geschichte der Reichsabtei Erstein,
in: ZGO 43 (NF 4), 1889, Nr. 1, S. 291-296, Zitat S. 291: ... in ducatu Elisacensi,
wiederabgedruckt in: Ders., Zur Geschichte des XII. und XIII. Jahrhunderts.
Diplomatische Forschungen, Berlin 1897, S. 354-370, Regest: Bruckner, Regesta
Alsatiae, Nr. 534. - Es sei aber noch auf den Umstand aufmerksam gemacht, daß Lothar
1. neben der Benennung des Elsaß als Herzogtum in einer Urkunde, die in unmittelbarem
zeitlichen Zusammenhang zu dem eben erwähnten D Lo I 105 steht, nämlich in dem
Diplom vom 6. September 849 für Erstein (D Lo 1 106), von der 'Grafschaft' Elsaß (... in
comitatu Helisacensi...) spricht.
220 Siehe dazu auch Borgolte, Grafengewalt, vor allem S. 48.
221 So auch Büttner, Geschichte des Elsaß I, S 179.
222 D O III 47, S. 448 f: Pro rei tamen firmitate carissima genitrix nostra Theophanu
imperatrix scilicet augusta una cum fidelibus nostris Vuilligiso Mogonline sedis
honorabili archiepiscopo et Hildibaldo Uuormaciensis clerici venerabili episcopo ac
Conrado Alamannorum et Alsaciorum duce glorioso nos postulavit (Zitat, S. 448).
223 D O III 130, S. 541 f.: ... qualiter nos consultu simul et rogatu fidelium nostrorum
Vuilligisi [vi]d[eli]cel Mogonlinae sedis archiepiscopi, Hildibald[i Uuonnacjiensis
ecclesiae episcopi nec non et cari fratris nostri Heinrici ducis et Cfonjradi Alsaciorum
et Alemanorum ducis atque nepotis et aeqfuivoci nostri Ottonjis dfuejis dilect[aequej et
193
111., erst ab September 994 regierte der König selbständig224. Es ist durchaus
möglich, daß die Ausweitung des Machtbereichs von Herzog Konrad auf das Elsaß
mit Billigung der die Regentschaft für den jungen Otto III. führenden Personen -
hierbei ist für die Jahre bis 991 in erster Linie an die Kaiserin Theophanu zu denken
- geschehen ist, sozusagen als Sicherung gegen den französischen König, in dessen
Blickfeld nach dem Tode Ottos II. die Westgrenze des Reiches und somit auch das
Elsaß geraten war225. Man denke zudem an die Ansprüche, die der französische
König zu dieser Zeit mit Unterstützung Heinrichs des Zänkers auf Lothringen erhob
und derer sich Theophanu zu erwehren hatte226.
Auch der Nachfolger Konrads im Herzogsamt, Hermann II. (997-1003), führte den
Titel eines Herzogs von Schwaben und Elsaß227. Er versuchte während seiner
Amtszeit massiv, seine Machtbasis im Elsaß auszudehnen. So hatte er sich Aus-
stattungsgüter des Klosters Selz gewaltsam angeeignet228. Ein weiteres deutliches
Zeichen, das die Einbeziehung des Elsaß in seinen Herrschaftsbereich symbolisiert,
war, daß er Straßburg zum caput seines Herzogtums erklärte229. Dies bezog sich
nicht nur auf das Elsaß, sondern im Verein mit Zürich, auf das gesamte
Schwaben230. Auch hat er - möglicherweise mit Billigung Ottos III. - in Straßburg
mit dem Frauenkloster St. Stephan Reichskirchengut an sich gezogen231. St.
Stephan war eine alte Etichonengriindung232, und aus dieser Maßnahme ist deutlich
das Bestreben erkennbar, daß Herzog Hermann II. sich in die Nachfolge des alten
fcarissimae aviae nostjrae Adalh[eidi]s videlicet imperatricis augustae concessimus
atqueperdonavimus (Zitat, S. 541).
224 Zwei Monate nach der Schwertleite Ottos III. ist Herzog Konrad in einem Diplom Ottos
III. als Intervenient für das Kloster Schwarzach nachzuweisen, welches in der
rechtsrheinischen, aber kirchenrechtlich zur Straßburger Diözese gehörenden Ortenau
gelegen ist (D O III 153, S. 563 ff.). Auch dies ist nach H. Maurer, Herzog, S. 200, ein
Hinweis für die Ausweitung der Machtbasis von Herzog Konrad auf das Elsaß.
225 Siehe auch H. Maurer, Herzog, S. 199. Die Behauptung von H. Maurer, S. 200, „daß
die Ausdehnung von Herzog Konrads Befugnissen auf das Elsaß mit voller Billigung, ja
vielleicht sogar auf Veranlassung durch den König geschehen sein dürfte“, bezogen auf
das Diplom Ottos III. von 988 für Murbach (siehe Anm. 222), setzt wohl ein Zuviel an
Selbständigkeit bei dem gerade achtjährigen Otto III. voraus.
226 Vgl. auch Mohr, Lothringen, 1. Bd., S. 57-63.
227 Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung,
hrsg. v. R. Holtzmann, MGH Script, rer. Germ. NS 9, 2. unv. Aufl., Berlin 1955, lib.
V, cap. 3, S. 222: Herimannus, Alamanniae et Alsaciae dux.
228 Die Lebensbeschreibung der Kaiserin Adelheid von Abt Odilo von Cluny (Odilonis
Cluniacensis abbatis Epithaphium domine Adelheide auguste) ed. v. H. Paulhart, in:
MIÖG Ergänzungsbd. 20,2, 1962, Wunderbericht, cap. 4, S. 48 f.; vgl. H. Bannasch,
Zur Gründung und älteren Geschichte des Benediktinerklosters Selz im Elsaß, in: ZGO
117 (NF 78), 1969, S. 115. Ob auch der Heilige Forst und umliegende Güter
in Hermanns Hände geraten sind, wie Bannasch, S. 115, behauptet, läßt sich nicht mit
Sicherheit beantworten, da diese Angabe auf ein im 12. Jahrhundert gefälschtes Diplom
Ottos III. (D OIII 430) zurückgeht; Regest bei Böhmer-Uhlirz, Nr. 1477.
229 Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, lib. V, cap. 12, S. 234: ... caput
ducatus sui Argentinatn, que Strazburg dicitur.
230 H. Maurer, Herzog, S. 89 f.
231 Ebda
232 Siehe dazu Pfleger, Kirchengeschichte, S. 85.
194
Herzogshauses im Elsaß, der Etichonen, stellen wollte233, um die Nordgaugrafen,
welche ja Nachkommen der Etichonen waren, politisch zurückzudrängen.
Eine weitere Veränderung der politischen Situation trat dann ab dem Jahre 1002 im
Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Nachfolge des in Italien
verstorbenen Kaisers Otto III. ein. Herzog Hermann II. von Schwaben, ein
Verwandter der Ottonen, war als einer der Kandidaten um die Thronfolge
auf getreten234, konnte sich aber letztendlich gegen den Bayemherzog Heinrich, den
späteren König und Kaiser Heinrich II., nicht durchsetzen. Gerade diese bei dem
Ringen um die Nachfolge im Königsamt aufgetretene Konkurrenzsituation
zwischen Hermann und Heinrich war wohl ausschlaggebend, um den neuen König
Heinrich II. dazu zu veranlassen, das Elsaß wieder stärker an das Königtum zu
binden und den Einfluß des Schwabenherzogs zurückzudrängen. Diese Tendenz
zeigt sich besonders darin, daß Herzog Hermann dem neuen König das Straßburger
St. Stephans kl oster übertragen mußte235, welches Heinrich II. daraufhin in einer
Urkunde vom 15. Januar 1003, mit Zusümmung Hermanns II. der Domkirche von
Straßburg übereignete236. Nach dem Tode Hermanns II. verschwand konsequen-
terweise auch der Titel eines elsässischen Herzogs für längere Zeit. Er wurde erst
wieder unter den ersten Stauferherzögen erneuert.
Es ist quellenmäßig nicht überliefert, wie sich die Grafen im elsässischen Nordgau
während der Thron Streitigkeiten des Jahres 1002 verhielten, sie dürften aber eher
auf seiten des Bayemherzogs gestanden haben, denn Hermann II. von Schwaben
stellte für sie - gerade was dessen Ansprüche auf das politische Erbe der Etichonen
betraf - eine unmittelbarere Bedrohung dar.
Heinrich II. hat aber dann im Verlauf der Zeit deutlich erkennen lassen, daß er nicht
gewillt war, sich von den Eberhardinern auf die vorottonischen Positionen des
Königtums im Elsaß und in dem hierzu benachbarten burgundischen Grenzraum
zurückdrängen zu lassen, was klar durch sein Eingreifen im Jahre 1016 in Lüders
zum Ausdruck kommt237.
Die Eheschließung zwischen Hugo IV. und Heilwig von Dagsburg
Es trat jedoch noch vor dem Regierungsantritt von König Heinrich II. gegen Ende
des 10. Jahrhunderts ein Ereignis ein, das die politische Situation im Elsaß und im
westlichen Grenzgebiet zu Oberlothringen entscheidend veränderte und wodurch
das eberhardinische Haus noch einen bedeutenden Besitz und Machtzuwachs
erlangte, der über die Zabemer Senke nach Westen in das oberlothringische Gebiet
233 H. Maurer, Herzog, S. 90.
234 Grundlegend dazu Hlawitschka, Untersuchungen, vor allem S. 43-77.
235 Vita Heinrici II. imperatoris, auctore Adalboldo, MGH SS IV, ed. G. Waitz, cap. 13, S.
687. Neuere Edition: De Vita Heinrici II imperatoris van bisschop Adelbold van
Utrecht, hrsg. v. H. van Rij, in: Nederlandse Historische Bronnen III, Amsterdam 1983,
cap. 13, S. 60.
236 D H II 34, S. 38 f.
237 DH II 353.
195
um Sarrebourg reichte. Graf Hugo IV. vermählte sich, entweder noch in den späten
achtziger oder erst in den neunziger Jahren des ausgehenden Saeculums, mit
Heilwig, der Tochter und wohl einzigen Erbin des Grafen Ludwig von Dags-
burg238. Von Heilwigs Vater Ludwig, der möglicherweise den Doppelnamen
Ludwig Otto trug239, wissen wir recht wenig. So soll er im Jahre 966 die Zelle St.
Quirin südlich von Sarrebourg gestiftet und an die Abtei Maursmünster tradiert
haben240. Es ist jedoch gut denkbar, daß er mit den eberhardinisehen Grälen auch
politisch verbunden war, wie uns die Einträge im Reichenauer Verbrüderungsbuch,
in denen ein Ludwig zusammen mit einem Hugo und einem Eberhard genannt wird,
vermuten lassen241. Durch die Hinzufügung der dagsburgisehen Besitzungen an den
schon bestehenden Besitzkomplex der Familie waren die Eberhardiner wieder zu
einem Machtfaktor im Westen des Reiches geworden, an dem man politisch nicht
Vorbeigehen konnte. Die Eheschließung Hugos IV. mit Heilwig von Dagsburg war
nicht nur in machtpolitischer Hinsicht von großer Tragweite für das Geschlecht, die
zentrale Burg des Erbes von Heilwigs Vater, die Dagsburg, wurde vor allem ab dem
frühen 12. Jahrhundert für die Hauptlinie des Geschlechtes immer mehr zum
bestimmenden Geschlechtsnamen.
Die Stiftung der Abtei Heiligkreuz bei Woffenheim und die Herausbildung
eines neuen Geschlechtsbewußtseins
Eine weitere, äußerst wichtige Familienstiftung bildete das Nonnenkloster
Heiligkreuz bei Woffenheim, die vom Sohn des Hugo raucus, Hugo VI., und
dessen Gemahlin durchgeführt wurde. Das Kloster ließen sie nahe der Burg
Egisheim erbauen und reichlich ausstatten, wie uns die Vita Leos IX. berichtet242.
Das Kloster war Leo IX. von seinen Eltern auf Grund des Erbrechts übertragen
238 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, ex cap. 43, S. 215: ...
Ludovicus Comes de Dasporch, avus S. Brunonis. Der das Geschlecht charakterisierende
Name von Dagsburg ist aus der Sicht des im 14. Jahrhundert schreibenden Chronisten zu
sehen Ob Ludwig sich selbst schon nach der Dagsburg genannt hat, bleibt doch sehr
fraglich.
239 Siehe Anm. 240.
240 Mémoire zur Stiftung von St. Quirin aus dem 18. Jahrhundert in Nancy, AD M-et-M, H
303. Hier wird uns knapp von der Stiftung St. Quirins im Jahre 966 durch den
Dagsburger Grafen berichtet; siehe auch Schöpfijn, Alsatia illustrata, S. 479, Anm. c,;
Sigrist, Marmoutier, S. 277; siehe oben, S. 44 mit Anm. 239 u. 240 mit Quellenzitaten.
241 Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, fol. 31: Eberehar. Hugo. Gotesscalch.
Liutuich. Vgl. ebda., fol. 23, wo nochmals ein Eberhard und Ludwig zusammen
eingetragen sind.
242 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 129; vgl. auch die Bulle Leos IX. vom 18. November
1049, abgedruckt bei SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica I, Nr. 207, S. 163 f. Ecclesiam
patris mei Hugonis & matris meæ Heilwigdis, amborumque fratrum meorum Gerardi &
Hugonis videlicet jam dejunctorum, meique tnemor adhuc viventis, & apostolica sede
licet indignissitne tamen sedentis, ab eisdem meis parentibus fundatam & suo studio
dedicatam, mihique jure hereditario delegatam, præditus legalis successionis jure
nostrœ apostolicœ sedi substituo (Zitat, ebda., S. 163).
196
worden, der es schließlich dem päpstlichen Stuhl unterstellte243. Heiligkreuz wurde
ebenso wie Altdoif von den Familienmitgliedern reichlich ausgestattet, so mit
Gütern in Artoisheim, Artzenheim, Bischweier, Bollenberg, Dambach, Enschingen,
Heiteren, Herlisheim, Hohenroderen, Logeinheim, Matzenheim, Mertzen,
Montreux, Obermorschweiler, Urbeis, Regisheim, Reiningen, Riquewihr,
Rothleible (Rotencamp), Rülisheim, Schnierlach, Turckheim, Ungersheim und
Wihr-au-Val, wie wir aus der Notitia bonorum von Mathilde, einer Urenkelin des
Klosterstifters erfahren244.
Die obengenannte Passage in der Vita Leos IX. zeigt uns deutlich einen Wandel im
Bewußtsein der Familie der Lberhardiner an, der sich bei vielen Adelsfamilien im
11. Jahrhundert ausmachen läßt: Eine Burg wird für ein Hochadelsgeschlecht
namengebend. In unserem Falle ist es die Burg Egisheim (- Hoh-Egisheim) im
Oberelsaß, sie wird zumindest für das 11. Jahrhundert als Familienmittelpunkt
empfunden, obschon durch die Ehe Hugos IV. von Egisheim mit Heilwig von
Dagsburg mit ihrem Erbe, das sich um die Dagsburg im unterelsässisch-
oberlothringisehen Grenzgebiet gruppierte, ein weiterer Güter- und Besitzkomplex
hinzukam, der schon bald in den Vordergrund rückte, vor allem jedoch ab dem 12.
Jahrhundert immer mehr im Bedeutung gewann. Die Hauptlinie des Geschlechtes
benannte sich schließlich nach der Dagsburg, während die Benennung nach
Egisheim auf die Vaudemonter Seitenlinie des Geschlechtes überging und
schließlich in Ulrich von Egisheim, einem Sohn Gerhards von Vaudemont und
Hedwigs von Egisheim, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ihren letzten
Träger fand245 246. Bezeichnend ist auch, daß Heilwig von Egisheim, die durch ihre
Ehe mit Gerhard von Vaudemont in eine neue Familie eintrat, jedoch vor allem im
Oberelsaß einen Teil des Güterkomplexes und Teile der Egisheimer Burg mit in
diese Ehe einbrachte, bald darauf das Chorherrenstift Oelenberg einrichten ließ24^,
243 Siehe das Zitat in Anm. 242.
244 Siehe die Notitia bonorum der Mathilde von ca. 1090, abgedruckt bei Schöpflin,
Alsatia diplomatica I, Nr. 680, S. 477 f.; zu den einzelnen Orten siehe unten das Kap.
'Besitzungen'.
245 Zu Ulrich von Egisheim siehe oben, S. 74 ff.
246 In der Forschung findet man immer wieder die auch in Handbücher und Lexika
eingegangene Behauptung, Heilwig, die Mutter Leos IX., sei die Stifterin von Oelenberg
gewesen. Hier sei nur genannt, Reichsland III, S. 808; LThK 7, Freiburg 1962, Sp. 1145;
A. Truttmann, Kirchengeschichte des Elsasses, Rixheim 1912, S. 38; Krebs,
Nekrologfragmente, S. 252, Anm. 2; Larose, Études, S. 34 f.; P. Stinzi, Eisässische
Klöster. Ein Heimatbuch, Colmar 1933, S. 35; Ders., Oelenberg. 900 Jahre Geschichte
der Abtei 1046 - 1954, Westmalle 1962, S. 6 f. Schon P.-P. Brucker, Saint Léon IX, 2.
Bd,, S. 264 mit Anm. 1, und später Hlawitschka, Anfänge, S. 106 f,, Anm. 115, haben
erkannt, daß es sich bei der Stifterin von Oelenberg nicht um Heilwig, die Mutter Leos
IX., handelt, sondern um Heilwig, die Gemahlin des Grafen Gerhard von Vaudémont.
Bewiesen wird das durch die erwähnten, von Manfred Krebs herausgegebenen
Nekrologfragmente aus Oelenberg, obgleich Krebs die wirklichen
Verwandtschaftsverhältnisse nicht erkannt hat. Hier wird mehrmals die Stifterin Heilwig
genannt, einmal unter dem Datum 1057: Helwidis de Egisheim comitissa huius loci
Jundatrix (Krebs, S, 252). Allerdings handelt es sich bei dem einen, um einen um das
Jahr 1600 angefertigten, fragmentarischen Auszug aus einem alten Oelenberger
Nekrolog (Krebs, S. 241), der uns die ursprüngliche Anordnung der Einträge nicht
197
und ihr Sohn Ulrich von Egisheim um 1138 die Zisterzienserabtei Pairis stiftete247.
Ulrich hätte bei einer leiblichen Nachkommenschaft das Anfangsglied einer
Egisheimer Seitenlinie des Hauses Vaudemont gebildet, da ja sein älterer Bruder
Hugo die Vaudemonter Hauptlinie weiterführte248.
Doch kehren wir zurück in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Der neue
Familienmittelpunkt des jetzt als Egisheimer Grafen zu bezeichnenden
Geschlechtes manifestiert sich nicht nur in der namengebenden Stammburg,
sondern auch in dem Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim, einem für diese sich
konstituierende Familie neu geschaffenen Hauskloster. Burg und Hauskloster
bildeten eine Einheit, welche dann in der Folgezeit durch die Besümmungen zur
Vogtei über Heiligkreuz zu Woffenheim durch Leo IX. noch fester geknüpft wird.
Denn gerade die Koppelung der Vogtei an den jeweiligen Besitzer der Burg
Egisheim trug, um mit einem Wort Karl Schmids zu sprechen, einen wesentlichen
Anteil an der„Objektivierung des Geschlechtes“249. Dem Kloster kam demnach als
eine wesentliche Aufgabe die Funktion einer Familiengrablege zu. So wissen wir
erkennen läßt (Krebs, S. 241), und es kommen auch bei den Jahresangaben immer
wieder Fehler und Unstimmigkeiten vor (vgl. Krebs, S. 244 mit Anm. 1 u. Anm. 4, S.
252 mit Anm. 3) vor, so daß gegenüber der Jahreszahl 1057 Vorsicht geboten ist.
Eindeutig wird aber die genealogische Einordnung durch die zwei weiteren, undatierten
Erwähnungen, in denen Heilwig genannt wird, zum einen in einem Eintrag zu ihrem
Sohn und zum anderen in einem Eintrag zu ihrer Mutter. So lautet der Eintrag zu dem
Sohn Heilwigs: Vdalricus comes de Egensheim filius Helwidis huius loci fundatricis
(Krebs, S. 250). Krebs, S. 250, Anm. 3, kann diesen Grafen Ulrich nicht einordnen,
jedoch handelt es sich bei ihm zweifelsfrei um Graf Ulrich von Egisheim, den Sohn der
Gräfin Heilwig von Dagsburg-Egisheim, welche mit Gerhard von Vaudémont
verheiratet gewesen ist. Vollends bestätigt wird die Identität der Heilwig mit der
Gemahlin Gerhards von Vaudémont durch den Eintrag zu ihrer Mutter, der lautet:
Rihardis (Rigardis) de Egensheim (Egisheim) mater Helwidis huius loci fundatricis
(Krebs, S. 251). Richgard ist uns anderweitig eindeutig als Ehefrau Gerhards IV. von
Egisheim und als Mutter Heilwigs, der Gemahlin Gerhards von Vaudémont, bezeugt
(siehe oben, S. 62 f ), so daß alle Zweifel an der Identität der Stifterin von Oelenberg mit
Heilwig, der Gemahlin Gerhards von Vaudémont, ausgeräumt sind. Es sei ergänzend
noch erwähnt, daß François, Histoire des comtes et du comté de Vaudémont, die
Stiftung von Oelenberg nicht mit der Ehefrau Gerhards von Vaudémont in Verbindung
bringt, da ihm die Nekrologfragmente aus Oelenberg noch nicht bekannt waren. Es gibt
zudem, was die Propstliste in dem fragmentarischen Auszug des alten Nekrologes und
generell die Abfolge der Pröpste von Oelenberg in der FrUhzeit des Stiftes (siehe Krebs,
S. 243 f. mit Anm. 1) betrifft, sehr viele Ungereimtheiten, so daß möglicherweise die
angeblich ersten 50 bis 60 Jahre in der Geschichte des Augustinerchorherrenstiftes
Oelenberg, die z. B. von P. Stinzi, Oelenberg, S. 6 ff., beschrieben werden, gestrichen
werden müssen.
247 Zur Stiftung von Pairis siehe im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Pairis'.
248 Zu Hugo von Vaudémont siehe oben, S. 74 f. Zur Aufteilung des Erbes von Ulrich von
Egisheim bei dessen Tod siehe unten das Kap. 'Erbanfall durch den Tod Ulrichs von
Egisheim*.
249 Siehe dazu den grundlegenden Aufsatz von K. Schmid, Adel und Reform, in Schwaben,
in: Investiturstreit und Reichsverfassung, hrsg. v. J Fleckenstein (= VuF 17),
Sigmaringen 1973, S. 295-319, Zitat auf S. 308.
198
zum Beispiel, daß die Eltern von Leo IX., Hugo IV. und Heilwig, in ihrer Stiftung
Heiligkreuz zu Woffenheim bestattet wurden250.
4. Die Grafen von Dagsburg-Egisheim während der Zeit der Salier
Als nach dem Tode Kaiser Heinrichs II. im Jahre 1024 mit Konrad II. der erste
Vertreter aus dem Geschlecht der Salier auf den deutschen Königsthron erhoben
wurde, dürften die Grafen von Dagsburg-Egisheim diese Wahl begrüßt haben, da
der neue König Konrad II. und Graf Hugo IV. blutsverwandt waren25!. Man konnte
sich also auf dagsburgisch-egisheimischer Seite Hoffnungen machen, daß in
Zukunft das Verhältnis zum Königtum nicht mehr so von Spannungen geprägt sein
würde wie in der Ottonenzeit, sondern sich spürbar verbessern werde. Diese
Hoffnung scheint sich zumindest für die Regierungszeit Konrads II. und seines
Sohnes Heinrichs III. bewahrheitet zu haben. Wir hören für diese Zeit von keinerlei
Differenzen zwischen König und Vertretern der Dagsburg-Egisheimer Grafen-
familie. Dieses gute Einvernehmen änderte sich jedoch während der Regierungszeit
von Heinrich IV., dem Enkel Konrads II., wie unten noch ausführlich zu erörtern
sein wird.
Diejenigen Vertreter des Grafenhauses von Dagsburg-Egisheim, die wir in engem
Kontakt zu dem ersten Salier Konrad U. finden, sind hauptsächlich die Brüder Hugo
V. und Bruno. Von einem weiteren Bruder, Gerhard III., wissen wir nur, daß er in
einer Fehde mit Reginbold von Rappoltstein im Jahre 1038 sein Leben lassen
mußte, und daß sein Tod, der Quelle zufolge, unter anderem auch den Kaiser in
tiefe Trauer gestürzt haben soll252. Demnach wäre es möglich, daß Gerhard in
engerer Beziehung zu Konrad II. gestanden hat. Allerdings können wir auf die
Aussage der Quelle nicht so recht vertrauen, da die Nachricht der Chronik des Jean
de Bayon entnommen ist, die im 14. Jahrhundert entstanden ist. Dieser Kontakt, der
demzufolge gut gewesen sein muß, läßt sich jedoch nicht präziser fixieren, da uns
über jene Nachricht hinaus nichts von der politischen Beziehung zwischen den
beiden Personen bekannt ist und diesbezügliche Details von den zeitgenössischen
Quellen verschwiegen werden. Gerhard dürfte, so läßt sich zumindest unter
Einbeziehung der Mitteilung von Jean de Bayon vermuten, die von seinen Brüdern
gegenüber dem Salier eingeschlagene Politik loyal mitgetragen haben.
Diese politische Haltung der Dagsburg-Egisheimer Grafen gegenüber den frühen
Saliern wird durch ein herausragendes Ereignis während der Regierungszeit
Konrads II. offenbar, nämlich durch die Auseinandersetzung zwischen dem König
und seinem Stiefsohn, Herzog Emst II. von Schwaben. Der Konflikt zeigt uns das
Verhältnis Hugos V. zu Konrad II., führt uns aber vor allem die handlungs-
relevanten Motive für das Eintreten des Dagsburg-Egisheimer Grafen für den Salier
250 Siehe die Notitia bonorum der Mathilde von ca. 1090, abgedruckt bei Schöpflin,
Alsatia diplomatica I, Nr. 680, S. 477 f.: Quisquis ergo hanc ecclesiam, ubi domnus
noster praedictus se ipsum & uxorem suam sepeliuit (Zitat, ebda, S. 478).
251 Siehe dazu oben, S. 36 ff.
252 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap. 48, col. 220.
199
in besagter Angelegenheit deutlich vor Augen. Diese Motive sind nicht nur
punktuell auf den Aufstand Herzog Emsts bezogen von entscheidender Bedeutung
für die Parteinahme Hugos V., sondern sie bilden zugleich eine politische Leitlinie
des Grafenhauses, die ihre Politik auch in späterer Zeit immer wieder bestimmen
wird, nämlich das Bestreben, ihre relative Unabhängigkeit gegenüber dem
Schwabenherzog einerseits oder gegebenenfalls gegenüber dem König andererseits
zu bewahren.
Die Rolle der Grafen von Dagsburg-Egisheim im Konflikt König
Konrads II. mit Herzog Emst II. von Schwaben
Für das Jahr 1027 berichtet Wipo, der Biograph Konrads II., von einem Vorfall, der
in direktem Zusammenhang mit der Auseinandersetzung Konrads II. mit seinem
Stiefsohn, Herzog Emst II. von Schwaben, und dessen zweiten Aufstand gegen
seinen Stiefvater steht253, und der uns auch Einblick in das weiterhin proble-
matische Verhältnis zwischen dem Schwabenherzog und dem Grafenhaus der
Eberharde verschafft. Herzog Ernst II. war ins Elsaß eingefallen, hatte dort die
Gegend verwüstet und dabei auch die Burgen des dem besagten Grafenhause
entstammenden Grafen Hugo, eines Blutsverwandten des Königs, zerstört254.
Die Beweggründe Emsts II. für seine Handlungen im Jahre 1027 lassen sich nicht
ausmachen. Auch die Forschung äußert sich zu diesem Problem in nicht eindeuüger
Weise. Franz-Reiner Erkens konstatiert bei Herzog Emst II. neben herzoglich-
schwäbischen Zielen auch eine ins Persönliche gehende Animosität gegen seinen
Stiefvater als Triebfeder für seine oppositionelle Haltung255. Umstritten ist in der
neueren Forschung, ob erbrechtliche Ansprüche Ernsts bezüglich Burgund als
Motiv für dessen Vorgehen zu sehen sind256. Helmut Maurer hingegen vermutet,
daß die Furcht Emsts vor einer Neuordnung in Schwaben durch den König das
Handeln des Herzogs mitbestimmt haben könnte257. Möglich scheint auch, wie
Helmut Maurer an anderer Stelle mutmaßt, daß Herzog Ernst II. versuchte,
herzogliche Rechte im Elsaß durchzusetzen, denn Heinrich II. hatte ja das Elsaß aus
der Verfügungsgewalt des Schwabenherzogs gelöst und wieder direkter
253 Zu dem Aufstand von Herzog Ernst II. siehe H. Maurer, Herzog, S. 202.
25* Wipo, Gesta Chuonradi II imperatoris, cap. 19, S. 39: Ernestus dux Alamanniae,
privignus imperatoris Chuonradi, nuper ab eo beneficiis et muneribus sublimatus
discedens, iterum instigante diabolo rebellionem moliebatur et consilio quorundam
militum suorum Alsatiam provinciam vastavit et castella Hugonis comitis, qui erat
consanguineus imperatoris desolavit.
255 F.-R. Erkens, Fürstliche Opposition in ottonisch-salischer Zeit. Überlegungen zum
Problem der Krise des frühmittelalterlichen deutschen Reiches, in: AKG 64, 1982, S.
357 ff.
256 Ablehnend Erkens, Opposition, S. 357; vorsichtig H. Maurer, Herzog, S. 202;
befürwortend O. Engels, Das Reich der Salier - Entwicklungslinien, in: Die Salier und
das Reich, 3. Bd.: Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der
Salier, hrsg. v. S. Weinfurter unter Mitarb. v. H. Seibert, Sigmaringen 1991, S. 4%.
257 H. Maurer, Herzog, S. 201 f.
200
Königsherrschaft unterstellt258. Zieht man die oben dargestellte Situation zwischen
der Zeit von 988 bis 1003 in Betracht, so mag letztere Vermutung durchaus
plausibel sein, Herzog Emst habe, um es mit anderen Worten zu sagen, seine Kräfte
wohl auch deswegen ins Elsaß gelenkt, weil er hier herrschaftliche Ansprüche als
Herzog von Schwaben stellte, um seinen Einfluß in territorialer Hinsicht
auszudehnen. Das Elsaß sollte wieder unter die direkte Herrschaft des Herzogs
gelangen.
An der Quellenstelle bei Wipo fällt nun besonders auf, daß er erwähnt, Emst habe
seinen Angriff gegen die Burgen Hugos gerichtet, der dadurch ja als Verbündeter
des Königs ausgewiesen wird. Hugo scheint wohl auch im Elsaß als Hauptangriffs-
ziel von Herzog Emst betrachtet worden zu sein, was durch die namentliche
Hervorhebung von nur diesem einen Gegner Emsts naheliegt. Und diese Vor-
gehensweise wird auch durch die Machtstellung der Grafen im Nordgau bestätigt,
die zwar durch das ottonische Königtum eine Schwächung erfahren hatten, die aber
bestrebt waren, ihre alte Stellung wieder zu erlangen und eine Stärkung des
Einflusses des Schwabenherzogs im Elsaß als Minderung ihrer eigenen Stellung
ansahen.
Diese akute Bedrohung durch Herzog Emst abzuwehren, hat meines Erachtens Graf
Hugo V. veranlaßt, im Konflikt zwischen König und Herzog Partei zugunsten des
Königs zu ergreifen, da eine Festigung seiner eigenen Position am ehesten vom
König zu erwarten war, dessen Hauptaugenmerk sich logischerweise auf die von
Emst ausgehenden Aufstandsbewegungen richten mußte. Der von Wipo erwähnte
Umstand, daß Hugo mit Konrad II. blutsverwandt war, mag bei dieser Entscheidung
des Grafen eine untergeordnete Rolle gespielt haben, wie die Gegnerschaft der
Egisheimer Grafen zu dem ebenfalls mit ihnen blutsverwandten Heinrich IV., Enkel
Konrads II., während des Investiturstreites hinreichend beweist259.
Es zeigt sich also bei den Vorgängen des Jahres 1027 recht deutlich, daß es
Machtfragen waren, die den Grafen dazu bewogen haben, sich auf die Seite des
Königs zu stellen, gegen den Herzog, der die Macht und den Einfluß des relativ
selbständigen Grafen im Elsaß bedrohte, indem jener die Herzogsgewalt im Elsaß
restituieren wollte260.
Vielleicht geht die Auffassung Helmut Maurers etwas zu weit, der als eine der
Motivationen für das Handeln des Schwabenherzogs das Bestreben erkennen will,
die vom König abhängigen Vasallen zu mediatisieren261, aber der Konflikt von
1027 zwischen Herzog und Graf ist meiner Meinung nach primär unter dem Aspekt
258 Ebda. S. 200 ff.
259 Siehe dazu unten das Kap. 'Die Stellung der Grafen von Dagsburg-Egisheim im Investi-
turstreit'.
260 H. Maurer, Herzog, S. 201 f.
261 H. Maurer, Art. E[rnst] II., in: LexMA III, München u. Zürich 1986, Sp. 2179; zu
Maurers These von der Mediatisierung der Vasallen im 11. Jahrhundert siehe H.
Maurer, Herzog, S. 145-153.
201
der Gefährdung der Machtstellung jener weitgehend selbständig agierenden Grafen
im Elsaß durch die herzogliche Gewalt zu betrachten.
Die Anfänge Brunos von Egisheim unter König Konrad II.
Es war aber nicht nur Hugo V. auf der Seite seines consanguineus Konrad II. zu
finden, sondern wir sehen noch einen weiteren Sohn aus der Ehe zwischen Hugo
IV. von Egisheim und Heilwig von Dagsburg, nämlich Bruno262, in engem Kontakt
zu dem ersten Salierherrscher.
Der nachgeborene Sohn namens Bruno öffnete durch seine Karriere, die er mit
Hilfe der ersten Salierkönige machte, der Familie der Grafen von Dagsburg-
Egisheim die Tür in die große Politik. Bruno hat sich als späterer Papst Leo IX. bis
heute einen festen Platz in der Geschichte bewahrt und ist bei allen, die sich mit
europäischer Geschichte im Mittelalter befassen, eine bekannte Größe263. Auch in
die Kirchengeschichte ist er schließlich als Heiliger eingegangen, dessen Fest in der
katholischen Kirche am 19. April begangen wird264 und dem auch in unseren Tagen
noch, vor allem im Elsaß und in Lothringen, eine besondere Verehrung zuteil
wird265, wovon die vielen Reliquien, die von ihm in diesen Gegenden noch
vorzufinden sind, sowie auch die Vielzahl der Kirchen und Kapellen, welche sein
Patrozinium tragen, Zeugnis ablegen266.
Es kann nicht das Ziel der vorliegenden Arbeit sein, die Geschichte und das
politische Wirken Leos IX. in allen Einzelheiten und Facetten darzustellen. Dieses
Vorhaben alleine würde eine umfangreiche und separate Untersuchung erfordern,
die im Rahmen einer Gesamtdarstellung der Familiengeschichte nicht geleistet
werden kann. Auch würde eine ausführliche Schilderung z. B. der Normannen-
politik des Papstes oder seiner Haltung gegenüber der Ostkirche, deren Abspaltung
von Rom sich abzeichnete, umfangreiche Forschungen erfordern und zu weit von
der hier gestellten Aufgabe der Geschichte der Grafen aus dem Dagsburg-
262 Siehe dazu oben, S. 46 ff.
263 Aus der umfangreichen Literatur sei hier nur eine Auswahl genannt: A. Schulte, Papst
Leo IX. und die elsässischen Kirchen, in: Strassburger Studien. Zeitschrift für Ge-
schichte, Sprache und Literatur des Elsasses, hrsg. v. E. Martin u. W. Wiegand, 2. Bd.,
Strassburg 1884, S. 78-90; Brücker, Saint Leon IX, 2 Bde.; Glöckler, Geburtsort; L.
Pfleger, Der Kult St. Leos IX. im Eisass, in: AEKG 10, Freiburg im Breisgau 1935, S.
79-105; P. STINTZI, Leo IX. Der Papst. Der elsässische Landsmann. Sein Heiligtum
in Egisheim, Mulhouse 1936; Tritz, Quellen. S. 191-364; W. Goez, Papst Leo IX., in:
Ders., Gestalten des Hochmittelalters, Darmstadt 1983, S. 100-121; R. Sththffkr, Leo
IX., in: NDB, 14. Bd„ S. 238 f.; Ders., L[eo] IX„ in: LexMA V, Sp. 1880 f.; G. Frech,
Die deutschen Päpste - Kontinuität und Wandel, in: Die Salier und das Reich, 2 Bd.:
Die Reichskirche in der Salierzeit, hrsg. v. S. Weinfurter unter Mitarb. v. F. M.
Siefarth, Sigmaringen 1991, S. 309 ff.
264 Siehe dazu J. M. B. Clauss, Die Heiligen des Elsaß in ihrem Leben, ihrer Verehrung
und ihrer Darstellung in der Kunst, Düsseldorf 1935, S. 84-88.
265 Siehe dazu Clauss, Die Heiligen, S. 8488; vgl. Pfleger, Kult, S. 79-105.
266 Clauss, Die Heiligen, bes. S. 85-87.
202
Egisheimer Haus wegführen und zu sehr in die päpstliche und kuriale Politik des
11. Jahrhunderts leiten.
Der im Jahre 1002 geborene Bruno267 war schon in seiner Kindheit dem Bischof
von Toul anvertraut und in der dortigen Domschule erzogen worden268, die vor
allem als Ausbildungsstätte für zum geistlichen Stand bestimmte Adelssöhne
bekannt war269. Eine Zeitlang zumindest scheint Bruno auch Schüler in der
Klosterschule von Hersfeld gewesen zu sein270. An der Touler Domschule hat er
jedenfalls eine solide Ausbildung im rhetorischen und juristischen Bereich271 im
Rahmen der septem artes liberales erhalten272. Ihm eigneten angeblich auch
künstlerische Fähigkeiten vor allem auf musikalischem Gebiet; so soll er
Kompositionen für liturgische Zwecke angefertigt haben273.
Im Alter von 24 Jahren trat er schließlich in nachweisbaren näheren Kontakt zu
seinem consanguineus274 Konrad II. Als Domkanoniker in Toul hatte Bruno schon
Anfang 1026 anstelle des Touler Bischofs Hermann als Anführer des Touler
Truppenkontingentes Konrad II. auf dessen Italienzug begleitet275. Nach dem Tod
Bischof Hermanns von Toul im selben Jahr276 wurde Bruno Ende April von Konrad
II. zum Bischof von Toul ernannt277 und am 20. Mai dieses Jahres zum neuen
Touler Bischof erhoben278, obwohl er das kanonische Alter noch nicht erreicht
hatte. Ob jedoch dieses Bistum für ihn ursprünglich vorgesehen war oder ein
267 Leonis IX vita, lib. I, cap. 2, S. 129; siehe auch Annales Marbacenses, ad 1002, S. 27.
268 Leonis IX vita, lib. I, cap. 2, S. 130.
269 Siehe auch H. Zielinski, Der Reichsepiskopat in spätottonischer und salischer Zeit
(1002-1125), 1. Teil , Stuttgart 1984, S. 82 f.
270 Dies geht aus einer aus dem 15. Jahrhundert stammenden Dorsualnotitz an einem
Privileg Leos IX. aus dem Jahre 1054 hervor, das er der Abtei Hersfeld ausgestellt hatte.
Die Notiz ist abgedruckt bei Weirich, Urkundenbuch, 1. Bd., 1, Hälfte, Nr. 101, S. 181
ff.: Nota antiquum et bonum instrumentum de exempcione monasterii Hersfeldensis, et
est transsumptum Leonis pape ... privilegii, et custodias bene propter deum
omnipotentem. Et iste l^o studens fuit in dicto tnonaslerio tempore, quo rexerat ibidem
beatissimus confessor Christi Albewinus conventualis monasterii eiusdem, ut credo et
estimo (Zitat, S. 181, Anm. 1); vgl. dazu Struve, Hersfelder Klosterschule, S. 538.
271 Er soll die rhetorisch ausgefeilten Privilegien, die er ausgestellt hat, selbst diktiert haben,
so A. Waas, Leo IX. und das Kloster Muri, in: AUF 5, Leipzig 1913/14, bes. S. 259-
263; vgl. auch Zielinski, Reichsepiskopat, 1. Teil, S. 83.
272 Leonis IX vita, lib. I, cap. 4, S. 131; vgl. Zielinski, Reichsepiskopat, 1. Teil, S. 82 f.
273 Leonis IX vita, lib. I, cap. 13, S. 144.
274 Ebda., lib. I, cap. 8, S. 135.
275 Ebda., lib. 1, cap. 7, S. 134: Anno igitur aetatis vigesimo tertio, cum iam alteram
adolescentiae hebdomadam fuisset ingressus et ab incarnatio dei Patris Verbo MXXV
excurreret annus, vice sui pontificis Herimanno in expeditione praefati Conradi
imperatoris Longobardiam et maxime super Mediolanum tunc rebellem praeclarus
Bruno est profectus, levitico officio insignitus.
276 Ebda , lib. I, cap. 8, S. 135.
277 Böhmer-Appelt, Nr. 6Id, S. 38.
278 Leonis IX vita, lib. I, cap. 11, S. 140: Tandemque die dominicae ascensionis,
tertiodecimo Kalendas ¡unii, omnium inexplebili gaudio susceptus, praesentibus cunctis
Belgicae Galliae primoribus electus ac laudatus, a suo consobrino domino Theodorico
Mediomatricorum praesule est pontificaliter inthronizatus.
203
wichtigeres, wie uns die Touler Vita Leos IX. glauben macht279, bleibt offen. Er
konnte sich jedenfalls als Bischof eines nicht gerade bedeutenden Bistums280
dennoch profilieren, so vor allem im außenpolitischen Bereich gegenüber dem
Westen, wozu ihn natürlich die Lage seines Bistums, an der Grenze des Reiches zu
Frankreich und auch an der zu Burgund gelegen, prädestinierte281.
Nach dem Italienzug Konrads, der diesem die Kaiserkrone brachte, trafen der
Kaiser und der neue Touler Bischof im Folgejahr wieder zusammen. Am 9.
Dezember 1027 weilte Konrad II. in Toul und bestätigte auf Bitten seiner Gattin
Gisela und Bischof Brunos dem Touler Eigenkloster Bouxieres seine Besit-
zungen282.
Des weiteren trat Bruno tatkräftig auf die Seite Konrads II., als es 1033 galt, die
Ansprüche, die Graf Odo von der Champagne auf die Nachfolge in Burgund erhob,
zurückzudrängen283. Er vermittelte in dieser Frage zusammen mit Abt Poppo von
Stablo zwischen Konrad II. und dem französischen König Heinrich I. ein Treffen in
Deville an der Maas284. Heinrich I. hat die Ansprüche Konrads auf Burgund
anerkannt. Damit begann für Bruno ein längerer und schwerer Konflikt mit dem
Grafen von der Champagne, der bis zu Odos Tod im Jahre 1037 immer wieder
aufflammte.
Bei der Auseinandersetzung zwischen Konrad und Odo von der Champagne wurde
auch Brunos Bistum schwer in Mitleidenschaft gezogen - es war von Odo verwüstet
worden285. Noch im Jahre 1033 erfolgte ein militärisches Vorgehen Konrads II.
279 Leonis IX vita, lib. I, cap. 9, S. 137.
280 Vgl. Steindorff, Heinrich III., 2. Bd., S. 56.
281 Vgl. dazu die Klage aus Toul, die anläßlich der Wahl Brunos zum Bischof bei Konrad
II. vorgebracht wurde in Leonis IX vita, lib. I, cap. 8, S. 135: Se quaquaversum impeti
atque inquietari paene quotidianis depraedationibus sive concertationibus, utpote in
trium regnorum constitutos confiniis, in imperii sui videlicet finibus, in quibus tanto
acrius ab hostibus laborarent, quanto longius terrarum spatia ab eius praesentia
arcerent. Praeterea civitatem suam a Francorum regibus iugiter reposci diversis et
multis machinationibus, cui damno reipublicae et suo vexalionique suorum si dignaretur
obviare, designaret eis pastorem nobilem ac sapientem quam tnaxime, cuius strenuitas
et industria sibi infensam hostium rabiem valeret propulsare. Ad quem utique
vestigandum non esset valde laboraturus, quandoquidem cleri et plebis unanimitate
delectus penes eius imperialem maiestatem consanguineus Bruno haberetur, deo
bonisque hominibus dilectus; vgl. auch Steindorff, Heinrich III., 2. Bd., S. 43 u. E.
BosHOF, Lothringen, Frankreich und das Reich in der Regierungszeit Heinrichs III., in:
RheinVjbll. 42, Bonn 1978, S. 97.
282 D KII 113, S. 158 r.; Böhmer-Appelt, Nr. 116, S. 62.
283 Vgl. Böhmer-Appelt, Nr. 194b., S. 94; vgl. Hlawitschka, Frankenreich, S. 161.
284 Leonis IX vita, lib. I, cap. 14, S. 145, dazu Böhmer-Appelt, Nr. 194b., S. 94; vgl. auch
D K II 189, S. 251 f., dazu Böhmer-Appelt, Nr. 195, S. 94 f.; zu dem Treffen siehe H
Bresslau, Ueber die Zusammenkunft zu Deville zwischen Konrad II. und Heinrich I.
von Frankreich und über das Todesdatum Herzog Friedrichs II. von Oberlothringen, in:
JGLGA 18, Metz 1906, S. 456-462.
285 Chronicon S. Michaelis in pago Virdunensi, ed. G. Waitz, MGH SS IV, cap. 28, S. 83
f.: Sub hisdem fore temporibus, post absortum morte lamentabili imperatorem
Henricum, succedente Dei nutu ad imperii fastigium Conrado, Francorum comes Odo,
204
gegen Odo von der Champagne, der seine Ansprüche auf Burgund nicht aufgeben
wollte. Der Feldzug wurde ein Erfolg für den Kaiser. Konrad II. konnte den Grafen
von der Champagne zur Unterwerfung zwingen286. Allerdings hat der Graf von der
Champagne in der Folgezeit keineswegs seine Ansprüche auf Burgund auf gegeben.
Er hat im Gegensatz zu seinem Versprechen Konrad gegenüber Burgund nicht
geräumt, fiel wiederum in das Bistum Toul ein und verwüstete es erneut287. Dieses
Vorgehen Odos erzwang 1034 einen neuerlichen Feldzug des Kaisers gegen ihn.
Angesichts der starken kaiserlichen Übermacht - Konrad II. bekam militärische
Hilfe aus Italien - hat es Odo schließlich vorgezogen, einer entscheidenden Schlacht
auszuweichen und sich aus seinem eigenen Territorium abzusetzen288. Somit
konnte Konrad seine Ansprüche auf Burgund unangefochten aufrechterhalten. Das
Touler Bistum hatte wegen der Parteinahme seines Bischofs für den Kaiser
schweren Tribut zahlen müssen289. In diesen Zusammenhang ist wohl auch ein bei
St. Mihiel ausgestelltes Diplom Konrads vom 20. August 1033 einzuordnen, worin
er auf Bitten Bmnos von Toul dem in der Touler Vorstadt gelegenen Kloster St.
Evre seine Besitzungen bestätigt290. Das Kloster war anscheinend bei Odos
Überf all auf Toul und dessen Umgebung geplündert und schwer geschädigt worden,
so daß es dem Bischof und dem Abt notwendig schien, die Besitzungen des
Klosters vom König bestätigen zu lassen, damit eine rechtlich einwandfreie
Sachlage bei eventuellen Restitutionsansprüchen gegenüber Usurpatoren von
Klosterbesitz geschaffen war291.
1037 kam es erneut zu einer Auseinandersetzung zwischen Konrad II. und Graf
Odo von der Champagne, da der Gral' in eine Verschwörung italienischer Bischöfe
gegen Konrad II. verstrickt war. Odo richtete seine Angriffe wiederum gegen seinen
alten Gegner, Bischof Bruno von Toul292. So kam es zu einem erneuten Vorgehen
gegen ihn. Der gesamtlothringische Herzog Gozelo brachte ein großes Aufgebot
zusammen und rückte unter Hilfe einiger Großer gegen Odo vor293. Während der
entscheidenden militärischen Auseinandersetzung bei Bar fand Odo den Tod294.
nobilitate famosus, divitiis locuples, adversus eumdem bellare temptabat, et in tantum
audaciae prorupit, ut urbem Tullo nuncupatam obsidione premens, quae in confinio
sita est Franciae ac Lothariensis regni, ni armis defensaretur, vi cepisset. Oppidanis
autem viriliter reluctantibus, monasteria circumposita, ecclesias villasque depopulans,
cum maxima rerum copia quas repperit revertitur, prius tamen ecclesias, domos
villasque, quas rebus vacuaverat, ruina incendii terrae coaequans.
286 Böhmer-Appelt, Nr. 209a, S. 100 f.
287 Böhmer-Appelt, Nr. 222a, S. 106.
288 Böhmer-Appelt, Nr. 222a, S. 106.
289 Siehe oben, Anm. 255.
290 D K II 200, S. 266-269.
291 Vgl. auch H. Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Konrad II., 2. Bd.,
Leipzig 1884, S. 87 f.
292 Böhmer-Appelt, Nr. 254e, S. 125.
293 Böhmer-Appelt, Nr. 264a, S. 129.
294 Leonis IX vita, lib. I, cap. 14, S. 144 f.; vgl. auch Boshof, Lothringen, S. 119 f. u. M.
Werner, Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit, in: Die Salier und das Reich, 1.
Bd., S. 378.
205
Als Resümee läßt sich feststellen, daß das Verhältnis zwischen Bruno von Toul und
dem ersten Salierkaiser gut war, Spannungen zwischen den beiden sind nicht zu
erkennen. Bruno trug die Burgundpolitik des Kaisers vorbehaltlos mit, obwohl sein
Bistum durch die Kämpfe mit Odo von der Champagne arg in Mitleidenschaft
gezogen wurde. Brunos Karriere hatte unter tatkräftiger Mithilfe Konrads begonnen
und sollte unter Konrads Sohn Heinrich III. ihrem Höhepunkt zustreben.
Kaiser Heinrich III. und Papst Leo IX.
Das Verhältnis Brunos zu dem Sohn und Nachfolger Kaiser Konrads II., Heinrich
III., gestaltete sich ebenso gut wie zu Konrad II. Während der Regierungs zeit
Heinrichs III. wird das Verhältnis zwischen dem Salierkönig und den anderen
Mitgliedern der Dagsburg-Egisheimer Familie ebenfalls spannungsfrei gewesen
sein. Wir hören aus den Quellen jedenfalls nichts von irgendwelchen Konflikten. Im
Gegenteil, die guten Beziehungen zwischen beiden Familien dürften in dieser Zeit
einen Gipfelpunkt erreicht haben, wie er sich in dem Verhältnis Heinrichs III. zu
Bruno von Toul manifestierte, der schließlich auf Betreiben des Kaisers zum Papst
gewählt wurde295.
Bischof Bruno von Toul wurde in dem für ihn so entscheidenden Jahr 1048 beim
Aufstand des lothringischen Herzogs Gottfried III. des Bärtigen zu einer wichtigen
Schlüsselfigur in der Politik Kaiser Heinrichs III., denn, um einer möglichen
Intervention des französischen Königs in diesem Konflikt entgegenzuwirken,
vermittelte Bruno eine Zusammenkunft Heinrichs III. mit dem französischen König
Heinrich I. in Ivois296. Er bediente sich damit einer Praxis, die er schon unter
Konrad II. erfolgreich angewendet hatte297 und die den Erfolg seiner Vermittler-
tätigkeit im Jahre 1048 begünstigte, da er sich seit damals auch in Frankreich
Anerkennung hatte verschaffen können298.
Das Vertrauen, das Bmno beim Kaiser genoß, spiegelt sich schließlich in dessen
Wunsch wider, daß der Touler Bischof die Nachfolge des im September 1048
verstorbenen Papstes Damasus II. antreten solle. Die Aktivitäten Brunos in
Reichsangelegenheiten mögen Heinrich III. neben der Verwandtschaft zwischen
ihm und Bruno unter anderem dazu bewogen haben, den Touler Bischof auf dem
Wormser Hof tag im November 1048 als neuen Papst vorzuschlagen299. Bruno
nahm die Wahl nur unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Klerus und Volk von
295 Siehe unten, Anm. 299.
296 Anseimi monachi Remensis historia, S. 113 f.: Huius itaque pontificis notitiam in
colloquio, a praefato imperatore et Francorum rege pacis et amicitiae confirmandae
gratia ante non multum tempus habito, memoratus abbas Herimarus fuerat consecutus.
297 Siehe das vorangegangene Kap..
298 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 14, S. 145; vgl. Boshof, Lothringen, S. 96 f.
299 Leonis IX vita, lib. II, cap. 2, S. 149 f.; Ekkehardi chronicon Wirziburgense, MGH SS
VI, S. 31; Frutolfi chronica, ad 1048, S. 64; Chronica Sigeberti Gemblacensis, MGH SS
VI, ad 1048, S. 359; Annalista Saxo ad 1048, MGH SS VI, S. 687; vgl. Sthndorff,
Heinrich III., S. 54-60.
206
Rom an300. Am 12. Februar 1049 wurde Bruno schließlich in Rom als Leo IX.
inthronisiert301, das Bistum Toul behielt er noch bis zum Jahre 1051302. Sein
Pontifikat zeichnete sich unter anderem durch eine bis dahin bei Päpsten noch nicht
gekannte Reisetätigkeit aus, die ihn insgesamt dreimal über die Alpen führte und
wesentlich zur Popularisierung des Papsttums in diesen Gegenden beitrug.
Leo war bald nach seiner Inthronisation nach Deutschland gereist und ist in der
Umgebung Heinrichs III. zu finden303 304. Der Streit des Kaisers mit Gottfried dem
Bärtigen war noch nicht zu einem Ende gekommen. Ganz entscheidend für den
Ausgang des Konfliktes war nun aber die Parteinahme des neuen Papstes für
Heinrich, sozusagen als „moralische Unterstützung“, wie es Egon Boshof formu-
liert313*, denn im Sommer des Jahres 1049 erfolgte durch Leo IX. die Exkommuni-
kation Gottfrieds von Lothringen und von dessen Verbündeten Balduin von
Flandern305. Nach Meinung der Forschung, die der Interpretation des Geschehens
durch Hermann den Lahmen folgt306, war es gerade die Exkommunikation durch
den Papst, die Gottfried letztendlich zum Aufgeben zwang307. Gottfried unterwarf
sich im Juli in Aachen dem Kaiser308. Zusammen mit dem Arehidiakon Ermen-
fried309 hat sich Leo IX. jedoch auch nach der Unterwerfung Gottfrieds für eine
Versöhnung zwischen Heinrich III. und Gottfried eingesetzt. So konnte Gottfried
schließlich auf Intervention des Papstes und einiger anderer Fürsten die Gnade des
Salierkaisers wenigstens insoweit wiedererlangen, daß er als sogenannter Hoch-
300 Leonis IX vita, lib. II, cap. 2, S. 151.
301 Leonis IX vita, lib. II, cap. 2, S. 151: Itaque, divina /avente gratia, cunctis
applaudentibus consecratur ac dominica quadragesimalis initii, pridie idus februarii
Apostolicae cathedrae inthronizatur; siehe auch Annales Marbacenses, ad 1049, S. 28:
Anno Domini MXLVIHI. Bruno Leucorum, id est Tullensis, episcopus ab imperatore
electus Romam mittitur et Leo papa nonus vocatur. Siehe auch Annales S. Blasii et
Engelbergensis, ed. G. H. Pertz, MGH SS XVII, ad 1049, S. 276.
302 Der Nachfolger Leos IX./Brunos, Udo I., wurde erst 1051 gewählt; zur Wahl Udos sie-
he Gesta episcoporum Tullensium, MGH SS 8, ed. G. Waitz, cap. 39, S. 644; vgl. auch
B. Morret, Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im
Mittelalter, Düsseldorf 1911, S. 62; vgl. W. Goez, Leo IX., S. 116.
303 Vgl. Frutolfi chronica, S. 66 ff.
304 Boshof, Lothringen, S. 98.
305 Herimanni Augiensis chronicon, ed. G. H. Pertz, MGH SS V, ad 1049, S. 128 f.: Secuta
aestate cum imperator expeditionem contra Gotefridum et Balduvinum a domno
papa excommunicatos pararet.
306 Siehe das Zitat in Anm. 305.
307 Vgl. Boshof, Lothringen, S. 98: „Dem doppelten Druck - der militärischen Bedrohung
durch den Kaiser und der moralischen Verurteilung durch den Papst - hielt Gottfried
der Bärtige nicht stand“.
308 Herimanni Augiensis chronicon, MGH SS V, ad 1049, S. 129: ... Godefrtdus tarn vim
imperatoris quam papae excommunicationem pertimescens ad deditionem Aquisgrani
venit et opitulante papa gratiain imperatoris promeruit; Annales Altahenses maiores,
ed. W. v. Giesebrecht et E v. Oefele, MGH Script, rer. Germ., Hannover 1891, ad
1049, S. 45: Qua spe adtractus dux Gotefridus illo devenit et per manus se illi tradidit.
309 Zu Ermenfried vgl. Boshof, Lothringen, S. 99.
207
Verräter zwar in Trier in der Haft gehalten wurde, jedoch mit dein lieben davon-
kam310.
Bei Balduin von Flandern hingegen hat das Mittel der Exkommunikation durch den
Papst wenig bewirkt. Aber auch liier war es schließlich das Vorgehen des Papstes,
das einen gewichtigen Teil zur Unterwerfung Balduins beitrug. Der Kaiser hatte
noch 1049 einen Feldzug gegen Balduin unternommen und war in Flandern
einmarschiert31!. Es fehlte Balduin an der Unterstützung durch den französischen
König, der sich an die vertraglichen Abmachungen mit Heinrich III. hielt und der es
zudem vermied, in offene Konfrontation zu dem neuen Papst zu geraten312. Leo IX.
indes griff nun mit einer sogenannten flankierenden Maßnahme auf seiten Heinrichs
III. in den Konflikt mit Balduin von Flandern ein. Er verbot auf dem Reimser
Konzil im Oktober 1049 die geplante Ehe zwischen einer Tochter Balduins und
dem Herzog Wilhelm von der Normandie313, was Wirkung zeigte. Somit war
Balduin von Flandern nach allen Seiten hin isoliert, und er mußte sich schließlich
dem Salier unterwerfen314.
Allerdings waren damit nicht alle Konfliktpunkte zwischen Heinrich III. und
Balduin von Flandern ausgeräumt. Neue Spannungen zwischen den beiden
entstanden im Jahr 1050. Obwohl er sich erneut dem Kaiser unterwerfen mußte315,
setzte Balduin seine Konfrontationspolitik fort, als es ihm kurz darauf gelang, eine
Eheverbindung zwischen seinem gleichnamigen Sohn und der Witwe des Grafen
Hermann vom Hennegau, Richilde, zustandezubringen, ohne vorher die Zu-
stimmung des Kaisers als Lehensherm für Hennegau eingeholt zu haben316. Dieser
große, in Aussicht stehende, territoriale Gewinn des flandrischen Grafen - der Sohn
310 Lamperti Hersfeldensis Annales, in: Lamperti monachi Hersfeldensis opera, ed. O.
Holder-Egger, MGH Script, rer. Germ., Hannover u. Leipzig 1894, ad 1050, S. 62: Et
dux Gotefridus interventu papae et principum gratiam imperatoris obtinuit, Annales
Altahenses maiores, ad 1049, S. 45: Qui [= Gottfried] Trevirorum episcopo datur
custodiendus, nullam misericordiam ab imperatore promeritus, quia pridem in electos
eius caeteris crudelius fuerat grassatus-, Boshof, Lothringen, S. 99, meint, daß die In-
haftierung Gottfrieds in Trier eine entgegenkommende Geste Heinrichs III. gewesen sei,
da Gottfried „damit doch erlaubt [wurde], in seiner lothringischen Heimat zu bleiben“.
311 Herimanni Augiensis chronicon, MGH SS V, ad 1049, S. 128 f.; Chronica Sigeberti
Gemblacensis, MGH SS VI, ad 1049, S. 359.
312 Zu dem Verhältnis zwischen Leo IX. und König Heinrich III. siehe A. Becker, Studien
zum Investiturproblem in Frankreich Papsttum, Königtum und Episkopat im Zeitalter
der gregorianischen Kirchenreform (1049-1119), Saarbrücken 1955, S. 36 ff.; vgl. auch
Boshof, Lothringen, S. 100.
313 J. D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, vol. 19, Graz 1960 (=
Ndr. d. Ausg. Paris 1902), coi. 742: Interdixit & Balduino comiti Flandrensi, ne filiam
suam Wilielmo Nortmanno nuptui daret; & illi, ne eam acciperet.
314 Chronica Sigeberti Gemblacensis, MGH SS VI, ad 1049, S. 359; vgl. Boshof,
Lothringen, S. 100.
3,5 Les Annales Elnonenses, in: Les Annales de Saint-Pierre de Gand et de Saint-Amand,
ed. Ph. Grierson, Bruxelles 1937, ad 1050, S. 156; vgl. dazu Boshof, Lothringen,
S. 101.
316 La chronique de Gislebert de Mons, cap. 2, S. 3; Chronica Sigeberti Gemblacensis,
MGH SS VI, ad 1051, S. 359; vgl. auch Boshof, Lothringen, S. 101 f.
208
aus der ersten Ehe Richildes sollte ausgeschaltet werden317 - und das Übergehen
des Kaisers in dieser Eheangelegenheit machten ein erneutes Vorgehen Heinrichs
III. gegen den Grafen von Flandern notwendig. Auch dabei soll ihm Leo IX.
unterstützend beigesprungen sein. So soll der Papst auf Veranlassung des Kaisers
gegen die zwischen Richilde und Balduin geschlossene Ehe wegen angeblich zu
naher Verwandtschaft beider Ehepartner vorgegangen sein318.
Auch im Jahre 1052, als er zum letzten Male während seines Pontifikates nördlich
der Alpen weilte, begleitete Leo IX. den Kaiser bei dessen Feldzug gegen die
Ungarn und war wiederum in seiner Rolle als Vermittler erfolgreich. Er konnte
einen Frieden zwischen den Konfliktparteien erreichen319. Weihnachten feierten
Papst und Kaiser zusammen in Worms320.
Man sieht anhand der angeführten Beispiele deutlich, wie eng das Zusammen-
wirken von Kaiser und Papst war. Die Zusammenarbeit der beiden höchsten
Gewalten im Abendland hat sich gleich zu Beginn des Pontifikates von Leo IX.
bestens bewährt. Auch in der Reformpolitik gingen Kaiser und Papst konform. So
hatte Leo IX. das Reformkonzil für Frankreich in Reims noch auf Reichsboden, in
Toul, einberufen321.
Es finden sich jedoch auch in der Politik Leos IX. Tendenzen, die ein Bestreben des
Papstes erkennen lassen, seine Unabhängigkeit gegenüber Heinrich III. zu betonen.
So ist die Ernennung des Bruders von Gottfried dem Bärtigen, Friedrich von
Lothringen, zum Kanzler des Papstes nicht nur im Lichte einer Verbundenheit Leos
IX. zu dem Geschlecht des Hauses Verdun zu erblicken, sondern durchaus als
Betonung der Eigenständigkeit gegenüber dem Kaiser zu interpretieren322.
Der letzte Lebensabschnitt Leos IX. ist bestimmt von der Politik gegenüber den
Normannen, die für den Papst nicht erfolgreich verlief und an dieser Stelle nur grob
skizziert werden kann. Es kam während des Feldzuges I ,eos IX. gegen die Nor-
mannen zu der folgenschweren Niederlage des päpstlichen Heeres und der
317 La chronique de Gislebert de Mons, cap. 3, S. 4; vgl. auch Boshof, Lothringen, S. 101.
318 Flandria generosa, MGH SS IX, cap. 12, S. 320; Herimanni liber de restauratione S.
Martini Tornacensis, MGH SS XIV, cap. 12, S. 279 f.; siehe dazu Boshof, Lothringen,
S. 102. Zum weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen in Niederlothringen siehe
ebda., S. 102-108.
319 Frutolfi chronica, ad 1052, S. 66.
320 Frutolfi chronica, ad 1053, S. 68. Frutolf zählt die Jahre nach dem Weihnachtsstil,
folglich handelt es sich nach unserer Zeitrechnung um Weihnachten 1052.
321 Anselmi monachi Remensis historia, S. 115: Ceterum Papa Colonia digressus, Tullum
in exaltatione Dominicae crucis venit indeque circumiacentium regionum episcopis et
abbatibus litteris suae auctoritatis mandari praecepit, ut in praefixa die sibi occurrerent
ad synodum celebrandam in basilica praefati Francorum apostoli: ut per quem
orthodoxae fidei initiati sunt rudimentis, in eis praesentia consequerentur reparationem
tepefactae in se divinae religionis; zum Reimser Konzil vgl. U.-R. Blumenthal, Ein
neuer Text für das Reimser Konzil Leos IX. (1049)?, in: DA 32, 1976, S. 23-48; zur
Politik Leos IX. vgl. G. Tellembach, Libertas. Kirche und Weltordnung im Zeitalter
des Investiturstreites, Stuttgart 1936, S. 119-128.
322 Siehe Boshof, Lothringen, S. 106.
209
Gefangensetzung des Papstes am 18. Juni 1053 bei CLvitate323, nicht zuletzt auch
deswegen, weil - für Leo IX. sicher enttäuschend - militärische Unterstützung von
seiten des Kaisers ausblieb. Mit diesem Mißklang ging die überaus erfolgreiche
Zusammenarbeit zwischen dem Papst und dem Kaiser zu Ende. Leo IX. wurde von
den Normannen in Benevent festgehalten, kam erst nach einem achtmonatigen
Zwangsaufenthalt, von Krankheit gezeichnet, wieder frei und konnte nach Rom
zurückkehren324, wo er am 19. April 1054 verstarb3^. Es sei noch angemerkt, daß
in seinen Pontifikat auch noch das bis heute andauernde Schisma zwischen der
Ostkirche und der Westkirche fällt, dessen Ursachen und Auswirkungen hier nicht
behandelt werden können326.
Leo IX. und die Klöster seiner Familie
Leo IX., der ebenso wie seine Ahnen einen ausgeprägten Simi für das monastische
Leben hatte327, förderte sowohl als Bischof von Toul328 als auch als Papst eine
große Anzahl klösterlicher Einrichtungen329, besonders jedoch die Stiftungen seiner
Familie. Der Papst stellte ihnen, als er sie auf seinen Reisen besuchte, Privilegien
aus, in denen, so sehr Leo IX. auch reformerisch tätig war, „ein gewisser familiärer
Zug deutlich erkennbar“330 ist, wie Raissa Bloch es ausdrückt, so z. B. für
Heiligkreuz in Woffenheim331, für Hesse332 und für Altdorf333; diese von seinen
Eltern und Großeltern gestifteten Klöster lagen ihm „besonders am Herzen“334.
Auch dem von seinen Vorfahren, den Etichonen, gestifteten Kloster Hohenburg
erwies er seine besondere Gunst. Er stattete schon im Jahre 1045 - er war noch nicht
323 Annales Beneventani, S. 112.
324 Ebda
325 Ebda.; Libuini, Ecclesiae Romani subdiaconi. De obitu sancti Leonis PP. IX, prologus,
cap. 1, S. 170; Leonis IX vita, üb. II, cap. 14, S. 170; vgl. Annales Marbacenses, ad
1054, S. 28.
326 Vgl. W. Goez, Leo IX., S. 118 ff.
327 So ergriff er, noch in seiner Zeit als Kleriker in Toul, in einem Streit zwischen dem
Bischof von Toul und dem Kloster St. Evre Partei für St. Evre, wie in Leonis IX vita,
lib. I, cap. 6, S. 133, zu lesen ist.
328 Vgl. dazu R. Bloch, Die Klosterpolitik Leos IX. in Deutschland, Burgund und Italien,
in: AUF 11, Berlin u. Leipzig 1930, S. 190-194.
329 Allgemein dazu R. Bloch, Klosterpolitik, S. 176-257; zur Rolle Leos IX. bei der
Abtswahl siehe H. Seibert, Abtserhebungen zwischen Rechtsnorm und Rechts-
wirklichkeit. Formen der Nachfolgeregelung in lothringischen und schwäbischen
Klöstern der Salierzeit (1024-1125), Mainz 1995, S. 109-116.
330 Ebda, S. 199 f.
331 Das Privileg Leos IX. ist abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 163 f.
332 Das Privileg Leos IX. ist abgedruckt bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Auf!.,
preuves, col. 287 ff. Zum Fälschungsvorwurf siehe unten im Kap. 'Besitzungen' die Art.
zu 'Inglange/Inglingen' und 'Sarrebourg/Saarburg'.
333 Für Altdorf hat Leo IX. zwei Privilegien ausgestellt, das erste am 28. November 1049,
das zweite im Jahre 1052. Sie sind abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr.
208, S. 164 f. und Nr. 211, S. 168, wobei das Privileg aus dem Jahre 1049 möglicher-
weise eine Fälschung darstellt.
334 R. Bloch, Klosterpolitik, S. 200
210
Papst - als Bischof von Toul dem Kloster auf dem Odilienberg einen Besuch ab und
weihte dort die Hohenburger Kirche zu Ehren der Hl. Maria335. Ein zweites Mal
weilte er, nun schon Papst, im Jahre 1049 in Hohenburg. Von diesem zweiten
Besuch erfahren wir aus der Bulle vom 17. Dezember des Jahres 1050, die er für
Hohenburg ausgestellt hat336. Ebenso wurden Stiftungen von anderen Verwandten
mit Privilegien bedacht, so das Kloster Hirsau, eine Stiftung seines Neffen Adalbert
von Calw337, oder Andlau, die Stiftung der Kaiserin Richgard, ebenfalls einer
Verwandten des eberhardinisehen Grafenhauses338.
Ganz besondere Aufmerksamkeit widmete der Papst dem von seinen Eltern
gestifteten Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim. So unterstellte er dieses Kloster,
das er - wie er selbst sagt - von seinen Eltern geerbt habe, dem römischen Stuhl339.
Zum Zeichen der Abhängigkeit von Rom sollte das Kloster alljährlich zu Beginn
der Fastenzeit eine Goldene Rose nach Rom schicken, die dann vom jeweiligen
Papst am Sonntag Laetare zum Heiligen Kreuz getragen werden sollte340.
Eine weitere wichtige Bestimmung in der päpstlichen Bulle war die Regelung der
Vogteifrage. Die Vogtei über das Kloster sollte innerhalb seiner Familie erblich
verbleiben. Leo IX. übertnig sie seinem Neffen, dem Grafen Heinrich I. von
Dagsburg-Egisheim. Er bestimmte, daß die Vogtei immer derjenige Besitzer der
Burg Egisheim innehaben sollte, der der jeweils älteste sei341. Leo IX. hat in
335 Annales Marbacenses, ad 1045, S. 28: A[nno Domini MXLV.] Dedicatum est
monasterium Hohenburch in honore beate Marie virginis a venerabile Brunone
Leucorum episcopo, postea apostolico.
336 Das Privileg Leos IX. ist abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 209, S.
166 f.: Visitantibus nobis pio respectu Alsatiae partes, contigit venisse Hohanburch
(Zitat, ebda, S. 166).
337 Siehe den Bericht im Codex Hirsaugiensis (E. Schneider, Codex Hirsaugiensis , fol. 2a-
3b, S. 7 f ).
338 Grandidier, Histoire 1,2, pièces justificatives, Nr. 409, S. 259 f.; Regest: J-L4195.
339 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 163 f. Siehe das Zitat in der folgenden Anm.
340 Ebda.: Pro donativo igitur libertatis istius , o crux f ipso sole nitidor, cunctis que creatis
pretiosior, Petro apostolo ipso, tuo monasterio concesso pro salute animœ meœ,
meorumque parentum ibidem in Christo tuo Domino nostro dormientium statui
annuatim constituto tempore nostree apostolicce sedi ab abbatissa ipsius loci solvendam,
rosam videlicet auream precio duarum Romanarum unciarum, aut factam, sicut fieri
solet, aut tantundem auri ad faciendam tempore quadragesima: mittendam, octavo die,
antequam a nobis <& successoribus nostris consuete portari in quarta Dominica
prcecedente, videlicet die Dominico, cum cantatur introitus: oculi mei semper ad
Dominum (Zitat, S. 164); R. Bloch, Klosterpolitik, S. 221 f., weist auf die besondere
Bedeutung dieses materiellen Zinses hin, der in ähnlicher Form auch von anderen, der
römischen Kirche unterstellten Klöstern zu entrichten war und für Leo IX. „das
materielle Merkmal der lebendigen Verbindung der päpstlichen Klöster mit Rom“
(ebda., S. 222) gewesen sei; vgl. auch SCHULTE, Papst Leo IX., S. 88 ff.
341 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 163: ... sed ipsa advocatio, sicut nunc eatn commisi
nepoti meo Heinrico, castrum Egensheim habenti, ita semper dum vixerit in eo consistat
... Postquam vero Heinricus nepos meus diem clauserit extremum, ipsi, qui major est
natu, inter possessores castri supradicti, si plures extiterint, advocatia debeatur, ...
Quod si nemo superstes fuerit hœres, tunc non alio, sed ad genus nostree parentela
recurrant, indeque sibi quemcunque propinquiorem velint advocatum suscipiant, ut
211
weiteren Privilegien für andere Klöster, so z. B. für Heiligkreuz in Donauwörth342
oder für Bleurville343, die Vogteifrage in ähnlichem Sinn behandelt. Adolf Waas
ineint in diesen Vogteibe Stimmungen ein Bestärkung des Eigenkirchenrechts und
eine Behinderung der Reform erkennen zu können344. Hingegen vermutet Raissa
Bloch, daß Leo IX. lediglich die bestehenden Zustände sanktioniert hat, jedoch
durchaus Sicherungsmechanismen für die Klöster eingebaut hat, die sie vor
Mißbrauch des Instruments der Vogtei und Übergriffen durch die Vögte schützen
sollten345. Karl Schmid der wolil den Kern der Problematik am schärfsten erkannt
hat, führt uns schließlich vor Augen, daß Leo IX. mitnichten der Reform
entgegengearbeitet, sondern sie im Gegenteil durch seine Maßnahmen auf den
Weg gebracht hat, indem er einen Akt der Trennung „zwischen geistlicher
Verfügungsgewalt und weltlichen Herrschaftsrechten“ vollzog, die sowohl für die
Lebensfähigkeit des Klosters als auch für den Eigenkirchenherrn nutzbringend
war346.
Während das Woffenheimer Kloster von Leo IX. dem Heiligen Stuhl in Rom
überantwortet worden war, blieben Altdorf und Hesse in den Händen der mit Leo
eng verwandten Eigenkirchenherren347. Ein bewußter Aufbau einer von der
Reichskirche unabhängigen, auf dem Eigenkirchenrecht basierenden Papstkirche,
wie er von Hans Hirsch vermutet wurde348, scheint demnach nicht gegeben
gewesen zu sein349.
Zu Leos IX. Poliük gehörte es auch, daß er Kirchen, Kapellen und Altäre weihte. In
der egisheimischen Familienstiftung Hesse war zur Zeit von Leos Besuch seine
semper ipsa advocatia maneat in nostro genere; zur Vogteifrage siehe ausführlich unten
im Kap. 'Vogteien' den Art. ’Heiligkreuz bei Woffenheim'.
342 Sancti Leonis IX Romani pontificis epistolae et decreta pontificia, in: MPL 143, Paris
1882, Sp. 637 ff.: ... dum ipse [= Manegold von Werth] vivit, ipsius loci advocatiam
habeat; similiter et, post mortem ipsius, quem nunc habeat filius. Qui filius si hceredem
habuerit, ipse quoque advocatus sil (Zitat, ebda., coi. 638).
343 Ebda., Sp. 661 ff.: ... ut quicunque de ejus [= Raynard] corporis posteritate
Fonteniacum castellum justa hcereditate possederit, advocatiam ipsius loci habeat
solide. Quod si Jorsan ad ejus successionis progeniem nemo superstes remanserit, ad
propinquiorem et natu majorem, qui de stirpe ipsius Raynardi descenderit, aut ex cujus
hcereditate idem locus est inceptus, prcedicta advocatia perveniat (Zitat, ebda., coi. 661
f); zum Privileg Leos IX. für Bleurville bezüglich des Einflusses der Stifterfamilie auf
die Wahl der Äbtissin siehe Seibert, Abtserhebungen, S. 113.
344 A. Waas, Leo IX. und das Kloster Muri, S. 266.
345 R. Bloch, Klosterpolitik, S. 204. ln diese Richtung interpretiert auch H. Hirsch,
Studien Uber die Privilegien süddeutscher Klöster des 11. und 12. Jahrhunderts, in:
MIÖG Ergänzungsbd. 7, Innsbruck 1907, S. 486, die Bestimmungen zur Vogtei in den
Privilegien Leos IX.: „Das wichtige Neue daran ist, dass die Amtsführung des Vogtes
einer Kontrolle unterworfen wird“.
346 K. Schmid, Adel und Reform, S. 307 u. 317 ff.
347 Siehe R. Bloch, Klosterpolitik, S. 207 f.
348 H. Hirsch, Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit. Untersuchungen zur
Verfassungsgeschichte des deutschen Reiches und der deutschen Kirche, Weimar 1913,
S. 15-18.
349 Vgl. R. Bloch, Klosterpolitik, S. 207 f.
212
Nichte Gerberga (= Serberga) Äbtissin350. Dort weihte Leo auf Bitten seiner
Schwägerin Mathilde und ihres Sohnes Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim drei
Altäre, die dadurch besonders hervorgehoben wurden, daß an ihnen die Messe nur
entweder vom Erzbischof, vom Bischof oder von den Hebdomadaren gelesen
werden durfte351.
Ein weiteres Merkmal seiner Klosterpolitik war, daß er auf seinen Reisen eine
große Anzahl von Reliquien mit sich führte, die er geschickt auf die ihm wichtigen
Klöster verteilte. So brachte er zum Beispiel nach Altdorf eine Hand und ein Bild
des Heiligen Cyriakus mit, in dem Reliquien eingearbeitet waren352. Auch
Ritualgewänder, die er bei den jeweiligen Messen zu den Kirchenweihen trug,
schenkte er diesen Kirchen und begründete unter anderem mit dieser Poliük den
Kult um seine Person, der bis heute vor allem im Elsaß weiterlebt353.
Die Stellung der Grafen von Dagsburg-Egisheim im Investiturstreit
Der Tod sowohl des Papstes als auch des Kaisers - Leo IX. starb 1054, Heinrich III.
zwei Jahre später - markiert äußerlich einen entscheidenden Wendepunkt in den
Beziehungen zwischen der Grafenfamilie von Dagsburg-Egisheim und den Saliern.
Die guten Beziehungen und die fruchtbare Zusammenarbeit, die zwischen Hugo V.
und Bruno/Leo IX. auf der einen Seite und den ersten Salierkaisem auf der anderen
Seite bestand, wurde unter den nachfolgenden Exponenten beider Familien nicht
fortgesetzt.
Unter Heinrich IV., dem Sohn und Nachfolger Kaiser Heinrichs III., setzte zwi-
schen Saliern und Dagsburg-Egisheimem in deren Beziehungen eine schrittweise
Veränderung ein, bis hin zu einer drastischen Verschlechterung im Investiturstreit
350 Druck der Urkunde bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Autl., preuves, col. 287
ff.: ... per eam Serbergæ Abbatissce nepti nostrce (Zitat, ebda., col, 287); vgl. Seibert,
Abtserhebungen, S. 251. Seibert gibt hier (S. 251 f.) eine kurze Zusammenstellung
derjenigen Angehörigen der schwäbischen und elsässischen Grafengeschlechter, deren
Angehörige die Abts- bzw. Äbtissinnenwürde der Klöster dieses Raumes erlangten.
351 Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 287 ff.: Et ut noverint
omnes quantum honorem huic loco semper optaverimus, justis precibus Domnæ
Mathildis & filii ejus Henrici nostri quondam nepotis, altare in ipsa Ecclesia nos ipsi
dedicavimus. Quod quia eminentius altiusque præ cæteris est constituum, decrevimus
etiam illud magnificentius speciali honore glorificandum, ut nemo ibi celebret missam
nisi Archiepiscopus vel Episcopus ipsius diœceseos, vel idonei ipsius Ecclesice
hebdomadarii. Si quis autem alia persona, orationis vel alicujus negotii supervenerit
causa ad idem altare, ut missarum solemnia exequatur, non présumât accedere, nisi
abbatissce vel aliarum sanctimonialium consensu & licentia (Zitat, ebda., col. 288).
352 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 992 f.: Sciendum, quod istud monasterium
Altdorff est constructum a parentibus sancti Leonis pape, et primus abbas huius
monasterii fuit consanguineus eius; et propter specialem dilectionem suorum parentum
a Roma veniens, huc secum portari fecit imaginem sancti Cyriaci truirtyris, in qua posite
sunt reliquie ... Item sanctus Leo papa predictus portavit secum huc prêter et brachium
sancti Cyriaci.
353 Vgl. auch Pfleger, Kult, S. 79-105.
213
Wann diese Verschlechterung eintrat, kann nicht mit Bestimmtheit angegeben
werden, weil uns Nachrichten über das Verhältnis beider Familien aus der Zeit der
Minderjährigkeit und den Anfängen der selbständigen Regierung Heinrichs IV.
fehlen. Einzig von einem ersten politischen Zusammentreffen zwischen Heinrich
IV. während dessen Minderjährigkeit und dem Sohn Hugos V. von Dagsburg-
Egisheim, Graf Heinrich I., erhalten wir Zeugnis durch eine in Speyer ausgestellte
Urkunde vom 15. Oktober 1059, in der die Schlichtung eines schon längere Zeit
schwelenden Streites zwischen dem Straßburger Bischof Hermann/Hezelinus und
Graf Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim durch Heinrich IV. beurkundet wird,
welcher angeblich schon unter Kaiser Heinrich III. verhandelt worden sei354. Der
Streit hatte sich um die Rechte an einem Wildbann entzündet, der im elsässischen
Nordgau in der Grafschaft Heinrichs I. lag355 und den einst im Jahre 1017 Kaiser
Heinrich II. dem Straßburger Bistum verliehen hatte356. Der junge Salierkönig
Heinrich IV. wies nun diesen Wildbann nach einem längeren Streit zu zwei Dritteln
dem Straßburger Bischof und zu einem Drittel dem Grafen im Nordgau zu357. Man
kann berechtigterweise annehmen, daß der Graf mit einem solchen Urteilsspruch
nicht gerade zufrieden war. Ob diese Zurücksetzung seiner Ansprüche sich
nachhaltig auf sein Verhältnis zu Heinrich IV. ausgewirkt hat, läßt sich mangels
Quellen nicht erkennen. Ab 1064 ist schon der Sohn von Graf Heinrich I ., Gerhard
IV., als Graf im Nordgau nachweisbar358. Gerhard IV. ist anscheinend nicht in
näheren Kontakt zu Heinrich IV. getreten. Er wird lediglich in zwei Diplomen des
Saliers als Inhaber der Grafschaft im elsässischen Nordgau genannt, in der die
Besitzungen liegen, die der König zum einen an den Grafen Eberhard von
354 D H IV 59, S. 75 ff.; RegBfeStr. I, Nr. 284, S. 278. Es hat sich kein Diplom Heinrichs
III. in dieser Sache erhalten; vgl. dazu die Vorbemerkung zu D H IV 59, S. 76; vgl. auch
Böhmer- Struve, Nr. 174, S. 71.
355 D H IV 59, S. 75 ff.: ... id est a villa Ottonis que dicitur Ottenrode et per rivolum
Argenza, qui ipsam villam praeterlabitur, sursum ex una parte usque ad caput eius et
inde usque ad Widenstrout, inde autem per stratam quandam dextrorsum in Floudelen
locum et hinc iterum sursum in montem Milcenwanc, inde iterum ad rivolum quendam
Rotaha et hinc insuper usque ad Bruscham, dehinc etiam ubi Wihcaha Bruscham
ßuvium alluit, ab dextra rursum parte in montem qui dicitur Magenachere et sic per
totius montis cacumen usque ad Stillebach fluvium deorsum et tunc demum per ipsius
rivuli declivem cursum usque in villam que dicitur Dinzingen (Zitat, S. 76 f.); zur
Grenzziehung siehe J. Fritz, Das Territorium des Bisthums Strassburg um die Mitte des
XIV. Jahrhunderts und seine Geschichte, Köthen 1885, S. 33 f., Anm. 3.
356 D H II 367, S. 469; vgl. Böhmer-Graff, Nr. 1903, S. 1048 f. u. RegBfeStr. I, Nr. 226,
S. 265 f.
357 D H IV 59, S. 75 ff.: ... wiltbannum super ipsum prenominate Strasburgensis ecclesie
fores tum, unde lis oborta est, in pago autem Alsacia et in comitatu predicti Heinrici
comitis ... eidem episcopo H. suisque successoribus in proprium dedimus atque
tradidimus, ea videlicet ratione ut praefatus episcopus omnesque sui successores duas
partes eiusdem wiltbanni atque totius utilitatis ullo modo inde provenientis haberent et
ad usum sue ecclesie, quoque modo si placuisset, accomodarent, tertiam vero partem
predictus comes Heinricus proprie et potestative obtineret (Zitat, S. 76 f ).
358 1064 in D H IV 126, S. 164 f. Explizit als Inhaber der Grafschaft im Nordgau wird er
1065 in D H IV 152, S. 196 f. genannt: ... in comitatu Gerhardt comitis in pago
Nortcowe sitas (Zitat, S. 197).
214
Spanheim zum anderen an das Kloster Selz geschenkt hat359. Bei dem Bruder und
Nachfolger Gerhards IV., Graf Hugo VI., ist keine Königsnähe festzustellen, er
wird der spätere Gegenspieler Heinrichs IV. im Eilsaß.
Interessanterweise gibt es zu der Schiedsrichterrolle Heinrichs IV. einen Parallel-
fall, in den nun allerdings Papst Gregor VII., als Schiedsrichter verwickelt war,
denn es war über die Vogtei des Klosters Heiligkreuz bei Woffenheim zwischen
den Brüdern Gerhard und Hugo VI. von Dagsburg-Egisheim zum Streit gekommen.
Wir erinnern uns, daß von Leo IX. in seinem 1049 ausgestellten Privileg für das
Kloster Heiligkreuz auch die Vogteifrage behandelt wurde. Er hatte die Vogtei
dereinst seinem Neffen Heinrich übertragen360. Nach dessen Tode sollte derjenige
aus der Familie die Vogtei ungeteilt erhalten, welcher unter den Inhabern der
Egisheimer Burg der älteste sei36>. Nichtsdestotrotz kam es nach dem Tod
Heinrichs unter zweien seiner Söhne, Gerhard und Hugo VI., zu Streitigkeiten um
die Rechte an der Vogtei über Heiligkreuz. Sie plünderten während ihrer Aus-
einandersetzungen Klostergüter und gaben zudem noch die zum Lebensunterhalt
der Nonnen bestimmten Besitzungen an ihre Gefolgsleute als Beute362. Die Nonnen
hatten sich wohl in ihrer Verzweiflung nach Rom an den Heiligen Stuhl gewandt,
da dem Papst die Emtscheidungskompetenz in diesem Streit oblag363. Gregor VII.
nahm sich der Sache an und wies in einem Brief vom 29. Oktober 1074 die
Bischöfe Werner II. von Straßburg und Burkhard von Basel an, als Schlichter den
Streit der Brüder zu beenden und sich bei der Schlichtung an die Bestimmungen des
Privilegs l^eos IX. zu halten364. Insofern habe Gerhard mehr Anrecht auf die Vogtei
als Hugo, da Gerhard der Ältere von beiden sei, wie er, Gregor, wisse. Die Bischöfe
sollten den Fall prüfen, und wenn auch sie zu der Erkenntnis gelangten, daß sich die
Sachlage so verhalte, sollten sie Elugo unter Androhung des Bannes ein weiteres
Vorgehen in dieser Sache untersagen365.
359 D H IV 152, S. 196 f. fUr Graf Eberhard; D H IV 299, S. 392 f. fUr das Kloster Selz.
360 Siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Heiligkreuz zu Woffenheim'.
361 Siehe ebda
362 Siehe den Brief Gregors VII,, abgedruckt in; Das Register Gregors VII., I Bd., Nr.
11,14, S. 146 f.: Verum, sicut nos certa relatione comperimus, nepotes illius, Hugo
videlicet et Gerardus, sua potius quam que Dei sunt querentes nec tam sanctissimi viri
excotnmunicationem tunentes, dum inter se de advocatia contendunt, monasterii bona
diripiunt et, que ad sustentationem ancillarum Dei constituta sunt, sacrilegis
invasionibus militibus suis predam faciunt (Zitat, ebda., S. 146); siehe RegBfeStr. I, Nr.
312, S. 283 f.
363 Siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Heiligkreuz zu Woffenheim'.
364 Das Register Gregors VII., 1. Bd., Nr. 11,14, S. 146 f.: Quapropter fraternitatem veslratn
multum rogatnus et adtnonetnus, ut pro amore et debita sancto PETRO obedientia ambos
in locum aliquem vestro conventui aptum convocetis et causam utrimque diligenter
inquirentes finem contentioni eorutn imponere suminopere studeatis, in nullo quidem ab
ea, que in constitutione et determinatione digredientes. Ibi enim inter cetera eius
apostolica sanctione decretum est, ut, qui de progenie sua in castro Egeneschem ceteris
maior natu fuerit, curam advocalie solus teneat et in omnem posteritatem eius generis
hec potestas ita procedat.
365 Ebda, S. 147: luxta quam ordinationem Gerardum quidem iustius agere et advocatiam
magis merito quam Hugonem amministrare putamus, quia etate priorem esse
215
Obwohl sich Gregor VII. in dem Streit um die Woffenheimer Vogtei gegen ihn
ausgesprochen hatte, sehen wir Hugo VI. einige Jahre später, nach Ausbruch des
Investiturstreites, als indefessus miles Sancti Petrß66 auf der päpstlichen Seite. Dies
ist umso erstaunlicher, als ihm der Papst doch immerhin den Kirchenbann
angedroht hatte. Anscheinend hatte sich nach 1074 die politische Situation derart
verändert, daß für Hugos Entscheidung, sich gegen Heinrich IV. auf die Seite des
Papstes zu stellen, Gründe von politisch größerer Tragweite ausschlaggebend
gewesen sein mußten. Versuchen wir im folgenden, diese für Hugo VI.
entscheidungsrelevanten Beweggründe zu erkennen.
Einer der, wenn auch nicht primär ausschlaggebenden Gründe für die Verschlech-
terung der Beziehungen zwischen der Familie der Dagsburg-Egisheimer Grafen und
den Saliern dürfte der Konflikt Heinrichs IV. mit dem Papsttum sein, da
bekanntlich die Familie der Dagsburg-Egisheimer in Papst Leo IX. den ersten
Repräsentanten des Reformpapsttums gestellt hatte. In Leo IX. sali der Dagsburg-
Egisheimer Familienverband in der Folgezeit seinen herausragendsten Vertreter, der
als einer der Naclifolger des Apostels Petrus im der Spitze der Kirche gestanden
hatte366 367. Aus diesem Bewußtsein heraus dürfte sich in dieser Zeit bei den
Dagsburg-Egisheimer Grafen automatisch eine Affinität zu dem Refonnpapsttum
und seinen weiteren Zielen eingestellt haben. Allerdings kann man nicht immer
tremien zwischen den Anhängern des Reformpapsttums und den Zielen der
Fürstenopposition gegen Heinrich IV. Papsttum und Fürstenopposition verfolgten
aus teilweise unterschiedlichen Beweggründen den Sturz Heinrichs IV. Die Quellen
differenzieren in dieser Hinsicht wenig, so daß nicht unbedingt aus ihnen
hervorgeht, welche Beweggründe bestimmte Personen hatten, sich der Opposition
gegen den Salier anzuschließen. Der Dagsburger Gral’ Hugo VI. wird zwar als
Anhänger des Reformpapsttumes bezeichnet368, dies stellt aber die Sichtweise des
Autors der Quelle dar, in diesem Falle diejenige Bemolds von St. Blasien. Hugo VI.
könnte durchaus andere Motive gehabt haben, sich den Gegnern des Saliers
anzuschließen. Man kann erst an Hand weiterer Quellen oder bestimmter Umstände
erkennen, welche Gründe für die Parteinahme des Grafen in Frage kommen
könnten. Als Weiteres fällt auf, daß sich Aktivitäten und eine Parteinahme des
Egisheimer Grafen in den Quellen nicht schon gegen Ende der siebziger Jahre
nachweisen lassen, sondern erst ab circa der Mitte der achtziger Jahre des 11
Jahrhunderts369, also zu einer Zeit, als Heinrich IV. int Reich die Situation
allmählich wieder unter seine Kontrolle bekam und die Adelsopposition schon sehr
intelleximus. Quod si et vos ita esse cognoveritis, ex parte beati Petri et nostra
apostolica vestra etiam episcopali auctoritate Hugoni interdicite, ne ulterius ullo modo
de eadem advocatia se intromittat neque monasterium aut bona eius, cuiuscunque modi
sint, aliqua lesione vel contrarietate impetat. Alioquin sciat se apostolici gladii ictum
nullatenus evadere posse et non solum a gratia beati Petri, sed a cotnmunione totius
ecclesie iudicio sancti Spiritus et apostolica sententia excommunicatum ac
condemnatum penitus separari.
366 Siehe unten, Anm. 390.
367 Vgl. neuerdings das Kurzportrait Leos IX. bei Frech, Päpste, S, 309 ff
368 Siehe unten, Anm. 390.
369 Siehe dazu unten, S. 219-224.
216
viel an Rückhalt eingebüßt hatte und im Niedergang begriffen war370. Aus diesem
Befund läßt sich möglicherweise ein weiterer Grund dafür ableiten, daß Hugo VI.
im Lager der Gegner Heinrichs IV. zu finden ist, denn nach dem Tode Rudolfs von
Rheinfelden im Jahre 1080 wurde am 6. August 1081 der Luxemburger Graf
Hermann von Salm zum neuen Gegenkönig gewählt37l. Hermann von Salm war
durch seine Vorfahren weitläufig mit Hugo VI. verwandt372. Dieses Faktum allein
wäre noch keine hinreichende Erklärung für die Beziehungen Hugos VI. zu dem
Gegenkönig. Was aber dem Verhälüiis zwischen Hugo und Hermann von Salm eine
andere Dimension verleiht, ist der Umstand, daß Hugos VI. Bruder Albert mit
Ermensinde von Luxemburg verheiratet war, einer Nichte des Gegenkönigs373.
Allerdings läßt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen, wann diese Ehe geschlossen
wurde. Sie dürfte frühestens Mitte der achtziger Jahre anzusetzen sein, wenn nicht
sogar erst anfangs der neunziger Jahre374, als Hermann von Salm schon tot war375.
Vielleicht war das Ehebündnis zwischen beiden Häusern, Dagsburg-Egisheim und
Luxemburg, auch als Festigung dieser Beziehungen gedacht, die sich während der
Zeit der Fürstenopposition gebildet hatten. Der Vater von Ermensinde und Bruder
des Gegenkönigs Hermann von Salm, Graf Konrad I. von Luxemburg, hatte wohl
eher eine zurückhaltende Position gegenüber Heinrich IV. eingenommen376. Er
wollte vermutlich, wie Markus Twellenkamp glaubt377, nach der Wahl seines
Bruders einer direkten Konfrontation mit Heinrich IV. aus dem Wege gehen, indem
er im Jahre 1086 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternahm, während der er, schon
auf der Rückreise befindlich, verstarb378. Die Witwe Konrads, Clementia, und ihre
Söhne haben jedoch - vielleicht erst nach dem Tode Konrads - eine dezidiert
antisalische Haltung eingenommen, wovon die Inschrift der Bleitafel, die Clementia
und ihre Söhne dem verstorbenen Grafen mit ins Grab gaben, eindeutig Zeugnis
ablegt379. Es wäre also durchaus denkbar, daß nach dem Tode des Heinrich IV.
370 Vgl. K. Jordan, Investiturstreit und frühe Stauferzeit 1056*1197, 6. unv. Aufl.,
München 1981, S. 55.
371 Zur Wahl Hermanns von Salm zum König siehe die Quellenbelege, zusammengetragen
bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 299, S. 441 ff.
372 Hermann von Salm war ein Bruder Konrads I. von Luxemburg. Vgl. dazu die
Stammtafel bei Twellenkamp, Haus, S. 501.
373 Siehe oben, S. 69-72.
374 Vgl. dazu die Lebensdaten ermensindes, oben, S. 69-72.
375 Zum Tod Hermanns von Salm siehe unten, Anm. 403.
376 Twellenkamp, Haus, S. 489-493.
377 Ebda., S. 492.
378 Zu Reise und Tod Graf Konrads I. siehe die Quellenbelege, zusammengetragen bei
Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 303, S. 452-455.
379 Text wiedergegeben bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 303, S.
453: In nomine sanctae et individuae Trinitatis. Quiescit hic comes Conradus. Hic cum
inter seculi principes fama probitatis esset celeberrimus, sepulchrum vitae Principis
adiit amore divino succensus, lndeque rediens divina se vocante clementia, obiit
peregrinus, sepultus in terra decenter, non sua. lndeque anno dormitionis suae secundo
sublatus, anno quarto, ipso die annuae migrationis suae, de saeculo hic fuit repositus
praesente coniuge sua Clementia, per manum filiorum suorum Adelberonis primicerii
Metensis, Henrici comitis, Conradique comitis; praesente Rodolfo abbate filio comitis
quem ipse provisorem et ordinatorem huius loci statuerat. Facta sunt haec regnante
217
gegenüber etwas indifferenten Grafen Konrad unter Initiative seiner Witwe und
vielleicht auch seines Sohnes und Nachfolgers, Heinrich III. von Luxemburg, die
politische Linie ganz klar gegen Heinrich IV. gerichtet war380 und eine Verbindung
mit dem ebenfalls gegen Heinrich IV. eingestellten Haus der Grafen von Dagsburg-
Lgisheim gesucht wurde. Vermutlich wurde die Ehe zwischen Albert I. von
Egisheim und Ermensinde von Luxemburg nach 1086, dem Todesjahr Konrads I.,
und vor 1095/1096, der Regierungsübernahme im Luxemburger Haus durch den
Grafen Wilhelm381, geschlossen. Da sich der Termin der Eheschließung nicht
genauer eingrenzen läßt, muß es aber letztendlich offenbleiben, ob die Parteinahme
Hugos VI. für den Gegenkönig aus der Eheverbindung beider Häuser herrührte,
oder ob umgekehrt sich aus der Parteinahme Hugos VI. für die Sache des
Gegenkönigs die Heirat zwischen den Mitgliedern beider Häuser ergab.
Die eben genannten Umstände stellen allerdings nur zwei mögliche Beweggründe
für die Abwendung des egisheimischen Grafenhauses von ihren Verwandten, den
Saliern, dar. Ein weiterer wichtiger Aspekt, weswegen sich die Grafen auf die
päpstliche bzw. fürstlich-oppositionelle Seite gestellt haben, dürfte aus einem
machtpoliüschen Gegensatz zwischen ihnen und den salischen Königen resultieren,
der sich im I^aufe des Investiturstreites herauskristallisiert hatte, und der ebenfalls
im Zusammenhang mit den Kämpfen des Königs im Reich mit der gegen seine
Herrschaft gerichteten Fürstenopposition steht. Im Kampf mit dieser Opposition
und dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden setzte Heinrich IV. im süddeutschen
Raum verstärkt auf die in dieser Zeit aufstrebende Adelsfamilie der Staufer. Rudolf
von Rheinfelden, der seinem Sohn das Herzogtum Schwaben übertragen hatte382,
verheiratete, um die mächtige südwestdeutsche Familie der Zähringer auf seine
Seite zu ziehen, im Jahre 1079 seine Tochter mit dem Zähringer Berthold II.383 Der
in arge Bedrängnis geratene Heinrich IV. gab im selben Jahr, als Gegenzug zu der
Maßnahme Rudolfs von Rheinfelden, Friedrich, dem Sohn des Staufers Friedrich
permissu Dei Henrico tyranno damnato ac piae memoriae Gregorio Pontifice romano.
Obiit autem VI. Idus Augusti anno dominicae incarnationis MLXXXV1, nicht genannt
werden die Töchter und der Sohn namens Wilhelm; vgl. auch Twellenkamp, Haus, S
492.
380 Über die Regierungszeit des Grafen Heinrich III. von Luxemburg ist kaum etwas
bekannt. Renn, Grafenhaus, S. 165, vermutet, daß Heinrich ein Anhänger des Saliers
war, weil er mit einem Parteigänger Heinrichs IV., Erzbischof Engilbert von Trier, einen
Vergleich geschlossen hatte. Diese Schlußfolgerung ist aber nicht zwingend. Er
übersieht dabei den antisalischen Text der Bleitafel in Graf Konrads Grab, den Heinrich
durch seine Nennung im Text quasi sanktioniert hat und der für eine Gegnerschaft des
Luxemburgers zu Heinrich IV. spricht. Twellenkamp, Haus, S. 496 f., läßt die
politische Haltung Heinrichs offen. Der Nachfolger Heinrichs, sein Bruder Wilhelm,
hingegen war ein Anhänger Heinrichs IV. (Twellenkamp, Haus, S. 497).
381 Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 316, S. 472.
382 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I imperatoris, lib. I., cap. 7, S. 23.
383 Bertholdi Annales, ed. G. H. Pertz, MGH SS V, S. 320, ad 1079: His quoque
postpascalibus diebus Bertholdus marchio, ducis Bertholdi filius, spectabilis multumque
liberalis adolescens, et omnifaria morum honestate strennue se et satis virtuose agens,
uxorem sibi accepit Agnetem, Roudolfi regis filiam, et ipsam admodum in suis omnibus
non minus marito virtuosen.
218
von Büren und Hildegards von Schlettstadt, seine Tochter Agnes zur Frau und
ernannte Friedrich gleichzeitig zum Herzog von Schwaben384. Heinrich IV.
versuchte darüber hinaus, die staufische Familie noch enger in sein Herrschafts-
system einzubinden. Sozusagen als flankierende Maßnahme zur Ernennung
Friedrichs zum Herzog von Schwaben betrieb er nach dem Tode des Straßburger
Bischofs Thiepald, der am 2. August des Jahres 1082 verstorben war385, die Ein-
setzung Ottos, eines der Brüder des neuen Herzogs, zum Bischof von Straßburg386.
Straßburg lag ja im Herrschaftsbereich des schwäbischen Herzogtums, und so
schien es möglich, in Südwestdeutschland mit Hilfe der staufischen Brüder die
königliche Herrschaft wieder zu stärken. Otto ist ab 1084 als Straßburger Bischof
nachzuweisen387.
Gerade diese geballte Macht der Staufer, welche das Herzogtum Schwaben und das
Straßburger Bistum in ihren Händen vereinigen konnten, mußte die Grafen von
Dagsburg-Egisheim aufs Äußerste beunruhigen. Es war zu befürchten, daß bei
dieser Konstellation das Elsaß auf längere Sicht gesehen gän/Jich unter staufischen
Einfluß geraten und der Schwabenherzog, wie es schon zu Zeiten von Konrad II.
Herzog Ernst von Schwaben versucht hatte, das Elsaß stärker in seinen
Herrschaftsbereich integrieren würde. Es drohte wohl diesmal ernstlich die Gefahr
einer Mediatisierung, von der oben im Zusammenhang mit dem Überfall Herzog
Emsts auf das Elsaß schon gesprochen wurde388. Der politische Spielraum der
mächtigen und weitgehend selbständig agierenden Grafen wäre dadurch erheblich
eingeschränkt worden. Diesmal arbeiteten jedoch König, Herzog und Bischof Hand
in Hand, so daß nicht, wie beim versuchten Zugriff Herzog Emsts auf das Elsaß,
das Königtum als Partner der in ihrer Macht bedrohten Grafen von Dagsburg-
Egisheim zur Verfügung stand. Man mußte sich also nach anderen Bündnispartnern
umsehen. So war es nur natürlich, mögliche Verbündete unter den Gegnern des
Saliers zu suchen.
Der Vertreter der Dagsburg-Egisheiincr Grafen, der sich auf der Seite der Gegner
Heinrichs IV. besonders exponierte, war der schon erwähnte Hugo VI., der
piissimus comes Hugo, wie er in einer Quelle genannt wird389 390. Bernold von St.
Blasien bezeichnete ihn sogar als indefessus miles sancti Petrß90. Hugo VI. finden
wir in den achtziger Jahren des 11. Jahrhunderts in erbitterte Kämpfe verwickelt mit
den Bischöfen der beiden Bistümer, die das Herrschaftsgebiet des Grafen
384 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I imperatons, lib I, cap. 8, S. 23 f.
385 Siehe dazu RegBfeStr. I, Nr. 334, S. 290, dort auch zu den Datierungsproblemen
386 E. C. Scherer, Die Straßburger Bischöfe im Investiturstreit. Ein Beitrag zur
elsässischen Kirchengeschichte, Bonn 1923, S. 75 ff., vermutet, daß vor allem Ottos
Bruder, Herzog Friedrich 1 von Schwaben, Pläne des Straßburger Domkapitels zur
kanonischen Wahl eines neuen Bischofs vereitelt und beim König auf die Einsetzung
seines Bruders hingewirkt habe.
387 Siehe dazu RegBfeStr. I. Nr. 335 u 336, S. 290 f.
388 Siehe oben, S. 201 f.
389 Die Urkunde des Touler Dekans Luctolf ist abgedruckt bei Douche, Actes, Nr. 23, S
134-138, Zitat S. 135.
390 Bernoldi Chronicon, MGH SS V, ad 1089, S 449.
219
überlappten, dem Bischof Burkard von Basel und dem schon erwähnten Straßburger
Bischof Otto. Bischof Burkard von Basel war ebenso wie Otto von Straßburg
Parteigänger des Saliers391. Die reichspolitischen Ereignisse waren für Burchard
sicher eine willkommene Gelegenheit, seine eigene territoriale Macht gegenüber
den im Oberelsaß reich begüterten Egisheimer Grafen auszuweiten. Die Kämpfe
des Straßburger Bischofs mit Hugo VI. werden bald nach Ottos Einsetzung
begonnen haben. Wann die Auseinandersetzungen mit dem Baseler Bischof ihren
Anfang genommen haben, wissen wir nicht. Von ersten militärischen
Zusammenstößen der Bischöfe von Basel und von Straßburg mit ihren Gegnern,
darunter sicher auch Hugo VI., hören wir schließlich im Jahre 1085. Der Liber de
unitate ecclesiae conservanda berichtet uns, daß die beiden Bischöfe, die im Januar
dieses Jahres in Mainz am Hof Heinrichs IV. als Anwesende bezeugt sind, wegen
der Bedrängnis, in die sie ihre Feinde gebracht hätten, im Mai wieder in ihre
Bistümer zurückgekehrt waren, um sich ihrer Gegner zu erwehren392. Bei diesen
Kämpfen wurde unter anderem das Stift Lautenbach, ein wichtiges geistiges
Zentrum der Reformbewegung im Elsaß, wahrscheinlich von den verbündeten
bischöflichen und herzoglichen Truppen heimgesucht und zerstört393.
In demselben Jahr wurde von seiten des Bischofs von Straßburg eine Burg belagert,
die den merkwürdigen Namen Cakibudi trug394, bei der es sich vielleicht um die
Dagsburg handelte395. Der Egisheimer Graf war vermutlich im Oberelsaß in
Kämpfe mit dem Baseler Bischof verwickelt gewesen396, so daß er den Belagerten
nicht zu Hilfe kommen konnte. Die Belagerung zog sich schließlich über ein Jahr
hin, bis endlich Hugo VI. mit einem Entsatzheer herbeieilen und die Belagerer eines
Morgens überraschen konnte. Das Belagerungsheer wurde aufgerieben und in die
Flucht geschlagen. Man soll sogar die Insignien des Bischofs erbeutet und ihn selbst
391 Vgl. K. Schmid, Zum Haus- und Herrschaftsverständnis der Salier, in: Die Salier und
das Reich, 1. Bd., S. 45.
392 Liber de unitate ecclesiae conservanda, S. 236: Burcardus quoque Basiliensis ecclesiae
episcopus et Otto Strazburgensis ecclesiae episcopus per legatos suos consenserunt et
subscripserunt, qui propter hostes ecclesiis suis crudeliter nimis imminentes domum
dimissi sunt, vgl. dazu RegBfeStr. I, Nr. 340, S. 291 f.
393 Vgl. dazu Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 89; Ch. Haaby, Stift Lautenbach, S 25;
Th. Seiler, Die frühstaufische Territorialpolitik im Elsaß, Hamburg 1995, S. 103.
Bezeichnend ist auch, daß die Lautenbacher Klosterbibliothek vollständig zerstört
wurde, wie Manegoid von Lautenbach aus seinem Versteck heraus beklagt: Hoc autem
paternitatem volo edoctam, raritatem librorum non parvam mihi subtraxisse copiam
exemplorum, que nimirum, licet pro viribus non omitterem, numerosius congererem, si
tam aperta forent armaria ecclesiarum, ut sunt caverne vel latibula silvarum
(Manegoldi ad Gebehardum liber, ed. K. Francke, MGH Libelli de lite 1, S. 313).
394 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap. 83, coi. 232; vgl.
dazu RegBfeStr. I, Nr. 340, S. 291 f.
395 Siehe dazu RegBfeStr. 1, Nr. 340, S. 291 f.
396 Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 90, vermutet, Hugo VI. sei im Oberelsaß in Kämpfe
mit dem Baseler Bischof oder den Brüdern des Straßburger Bischofs verwickelt
gewesen.
220
schmachvoll davongetrieben haben397. Durch diese Niederlage dürften sich auch
die Schwierigkeiten des Bischofs mit dem Straßburger Domkapitel verstärkt
haben398. Für das nächste Jahr erfährt man aus den Quellen nichts von weiteren
Auseinandersetzungen zwischen den Kontrahenten, es werden aber sicher Kämpfe
stattgefunden haben. Der militärische Druck des Straßburger Bischofs und seiner
Verbündeten scheint so zugenommen zu haben, daß Hugo VI. anscheinend
gezwungen wurde, das Elsaß für einige Zeit zu verlassen, denn für das Jahr 1088
berichtet uns Bernold von St. Blasien, daß Hugo von Egisheim ins Elsaß ein-
gedrungen sei, um seinen Feinden entgegenzutreten und das Elsaß zu besetzen399.
Welchen Verlauf die Kämpfe genommen haben, läßt sich heute nicht mehr
ermitteln. Die Lage schien sich aber zunächst für Hugo VI. günstig zu entwickeln,
denn Hermann von Salm, der seine Aktivitäten auf Sachsen beschränkt hatte, mußte
dort dem Druck Heinrichs IV. nachgeben und aus Sachsen weichen400. Er zog sich
nach Lothringen, sozusagen in sein Stammland, zurück401. Die sich für Hermann
nicht günstig entwickelnde Situation hat aber andererseits paradoxerweise das
militärische Geschehen zwischen Hugo VI. und Bischof Otto von Straßburg
insofern beeinflußt, da Hugo in räumlicher Nähe gewissermaßen ein Kampfgenosse
zur Seite getreten ist402. Im September 1088 starb jedoch Hermann von Salm bei
der Belagerung einer Burg in Ixithringen403, Hugo fehlte ab diesem Zeitpunkt ein
wichtiger Bundesgenosse. Die beiden Kriegsparteien dürften nach der mehrere
Jahre währenden Auseinandersetzung auch erschöpft gewesen sein, denn im Herbst
1089 waren beide Parteien, Hugo VI, und Bischof Otto, zu einem Friedensschluß
bereit404. Allerdings folgte umnittelbar darauf für das Egisheimer Grafenhaus die
Katastrophe. Beim Versöhnungstreffen der beiden ehemaligen Kontrahenten in
einem bischöflichen Gebäude in der Straßburger Vorstadt, angeblich am 4. oder 5.
September 1089, wurde Gral' Hugo VI. mit einigen seiner Gefolgsleute nach dem
397 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap, 83, col. 232; vgl.
dazu RegBfeStr. I, Nr. 340, S. 291 f.; zur schmachvollen Vertreibung Ottos vgl. auch
Grandidier, Œuvres, 2. Bd., S. 143 u. Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 91.
398 Daß sich oppositionelle Kräfte im Domkapitel gegen Bischof Otto formiert hatten,
verdeutlicht die Anrede an den Straßburger Propst Adalbert durch Bernoid von St.
Blasien in dessen Brief an den Propst: Domino ac cautissitno auctoritatis astipulatori
Adelberto Argentinensi preposito, non tarn mente quam corpore super ollas carnium
Egypti collocato, Bernaldus presbyter ulinam solo corpore infirmus (Libelli Bernardi
presbyteri monachi, MGH, Libelli de lite II, 101); vgl. RegBfeStr. I, Nr. 338; Scherer,
Straßburger Bischöfe, S. 92, vermutet, daß es nach der Niederlage des Bischofs gegen
Hugo VI. Pläne im Domkapitel gab, den Bischof endgültig zu vertreiben; neuerdings
dazu ausführlich Seiler, Territorialpolitik, S. 101-104.
399 Bemoldi Chronicon, MGH SS V, ad 1088, S. 447: Ugo comes de Egenesheim Alsatiam
iam diu ab inimicis occupatum invasit, et sibi recuperare temptavit.
400 Siehe Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 307, S. 457 ff.
Ebda
402 Ähnlich auch Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 93.
403 Zum Tod Hermanns von Salm siehe die Quellenbelege, zusammengetragen bei
Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 3037, S. 457 ff.
404 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap. 83, col. 231 f.; vgl.
RegBfeStr. I, Nr. 342, S. 292; vgl. Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 94.
221
Friedensmahl im Schlafgemach des Bischofs von zwei bischöflichen Ministerialen
ermordet, nachdem die Mörder vorher den Bischof aus dem Zimmer getrieben
hatten405. Diese Bluttat erregte großes Aufsehen, was sich dadurch äußert, daß eine
stattliche Anzahl zeitgenössischer Quellen von diesem Ereignis berichtet406. Die
Hintergründe dieses spektakulären Mordes sind unklar. Jean de Bayon, der in seiner
Chronik am ausführlichsten über das Geschehen berichtet, schreibt, der
Mundschenk und seine Kumpane hätten den Grafen aus Blutrache ermordet407.
Teilweise wurde auch der Bischof einer Mitwisserschaft an der Bluttat bezich-
ügt408. Allerdings hat Jean de Bayon - zwar unter Heranziehung älterer Quellen409 -
seine Chronik knapp dreihundert Jahre nach dem Ereignis abgefaßt, so daß doch
große Vorbehalte gegenüber seiner Version des Tatherganges bleiben. Es gibt indes
zeitgenössische Hinweise, daß der Bischof in irgendeiner Form an der Tat beteiligt
gewesen sein könnte. So unternahm Bischof Otto zusammen mit seinen Brüdern,
Herzog Friedrich I. von Schwaben und Konrad, noch vor 1094 eine nicht genau zu
datierende Wallfahrt ins südfranzösische Conques zum dortigen St. Fideskloster410.
Nach der Rückkehr der staufischen Brüder baten sie unter Federführung Ottos den
Abt und Konvent von Conques, einen Mönch zu der auf ihrem Allod zu Ehren der
III. Fides erbauten Kirche in Schlettstadt zu entsenden41 f Jene Kirche war von der
Mutter der Stauferbrüder, Flildegard, gestiftet und schließlich von ihr zusammen
mit ihren Kindern der Abtei zu Conques übertragen worden412. Diese Wallfahrt und
405 Bemoldi Chronicon, MGH SS V, ad 1089, S. 449; Annales Marbacenses, S. 36; Liber de
unitate ecclesiae conservanda, S. 263, allerdings zum Jahr 1090; Annales Ottenburam,
MGH SS V, ad 1090, S. 8; Chronicon Mediam-monasterii authore Joanne de Bayon, Itb.
II, cap. 83, col. 231 f.; vgl. RegBfeStr. I, Nr 342, S. 292; wörtliche Zitate aus den
Quellen siehe oben, S. 64 mit Anm. 357.
406 Siehe Anm. 405.
407 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib II, cap. 83, col. 231 f.
408 Ebda., col. 232 Eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob Otto von Straßburg an dem
Mordanschlag auf Hugo VI. beteiligt war, läßt sich nicht geben. Vgl dazu Seiler,
Territorialpolitik, S. 64-70, der diese Problematik ausführlich diskutiert, wenn auch
nicht immer mit zutreffenden Argumenten und Schlußfolgerungen.
409 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 342, S. 292.
410 De fundatione monasterii S. Fidis Sletstatensis, ed. O. Holder-Egger, MGH SS XV,2,
S. 997: Tempore igitur domni Begonis abbatis, qui Stephano viro venerabili successit,
Fredericus dux Alamannorum, qui Romani imperatoris filiae coniugo decoratus, ceteris
suae provinciae principibus tali honore se prelatum laetabatur, et duo eius fratres,
Argentinensis scilicet episcopus et Conradus, propter magnitudinem miraculorum,
quibus sanciam martirem coruscare diximus, eius limina videre pro peccatorum suorum
venia cupientes, peregere Conchas projecti sunt, RegBfeStr. I, Nr. 345, S. 293.
411 De fundatione monasterii S. Fidis Sletstatensis, MGH SS XV,2, S. 997 f: ... postquam,
peracto suae peregrationis itinere, sopites in patriam remearunt, episcopus, cuius
auctoritatem cum prudentia caeteri fratres plurimum reverebantur, Conchacensium
abbati, quatinus pro opitenda ad honorem sanctae Fidis aecclesia ad instar
lerosolimitane in predio suo edificata monachum transmitteret, de consilio et voluntate
ducis ac reliquorum fratrum suorum nuncium dirigeret, RegBfeStr I, Nr. 345, S. 293.
412 Siehe die Urkunde von Ottos Mutter Hildegard aus dem Jahr 1094, abgedruckt bei
Würdtwein, 6. Bd., Nr. 109, S. 256 ff.: Quam sententiam ego Hildegardis in Christo
pauper & modica cum filiis meis Ottone videlicet argentinensis ecclesie Episcopo,
Suevorumque Duce Friderico, Lodewico, Walthario, Cunrado, & filia mea Adalheida
222
die darauffolgende Stiftung der Schlettstadter St. Fideskirche könnten einen Reflex
auf die Ereignisse des Jahres 1089 darstellen, quasi als Sühne für die Ermordung
Hugos VI., wie man in der neueren Forschung vermutet hat413.
Der Tod Hugos VI. bedeutete natürlich einen herben Rückschlag sowohl für die
Reformanhänger als auch speziell für das Dagsburg-Egisheimer Grafenhaus414.
Nach der Ermordung Hugos VI. hört man nichts mehr von Auseinandersetzungen
zwischen dem Bischof und anderen Vertretern der dagsburg-egisheimischen
Familie. Die Staufer scheinen, wie auch das Beispiel der Stiftung der St.
Fideskirche in Schlettstadt zeigt, nach dieser Auseinandersetzung und dem unter
doch mysteriösen Umständen geschehenen gewaltsamen Tod des Egisheimer
Grafen, ihre Stellung im Elsaß konsolidiert zu haben. Die Beziehungen zwischen
beiden Häusern dürften sich gegen Ende des Episkopates von Bischof Otto -
möglicherweise bedingt durch Ottos unentschiedene Haltung gegenüber Heinrich
carissima ante oculos nostros ponentes, & pia consideratione attendentes ecclesiam in
Slehestadt ad instar dominici sepulchri factam, & a prefato filio meo Ottone Episcopo
consecratam sancte fidei in conca cum curti monachorum officinis apta & cum cetero
predio subnotato legali astipulatione tradidunus, eaque ratione confirmavimus, ut
ibidem Deo monachice serviatur, & a Conchacensis cenobii abbate regulariter regatur
(Zitat, ebda., S. 256 f). Vgl. die Urkunde von Bischof Otto von Straßburg aus dem Jahr
1095, abgedruckt ebda., Nr. 110, S. 258.
413 Siehe H.-W. Herrmann, Territoriale Verbindungen und Verflechtungen zwischen dem
oberrheinischen und dem lothringischen Raum im Spätmittelaiter, in: JWLG 1, 1975, S.
143, Anm. 65; Ph. Dollinger, Straßburg in salischer Zeit, in: Die Salier und das Reich,
3. Bd., S. 157; von SEILER, Territorialpolitik, S. 67-70, wird der Zusammenhang
zwischen der Ermordung und der Wallfahrt der Stauferbrüder nach Conques in Frage
gestellt.
4,4 Vgl. auch SEILER, Territorialpolitik, S. 64 u. 112. Allerdings geht die Behauptung
Seilers zu w-eit, daß nach dem Tod Hugos VI. dessen Besitzungen auseinandergerissen
wurden und das Grafenhaus in seine beiden Bestandteile zerfiel (ebda, S. 57, 66 u. 112),
denn der Großteil der Besitzungen ging in die Hände seines Bruders, Albert I , Uber, wie
aus den Kap 'Besitzungen1 und 'Vogteien' ersichtlich wird. Zudem wird die Aufteilung
der Besitzungen wohl schon beim Tod Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim unter dessen
Söhne, Gerhard III., Hugo VI. und Albert I., erfolgt sein. Vgl. dazu unten im Kap.
Besitzungen' den Art. 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim' und im Kap. 'Vogteien' den Art.
'Heiligkreuz bei Woffenheim'. Überdies unterlaufen ihm einige Unrichtigkeiten, die ihn
zu Fehlschlüssen verleiten. So behauptet er, Heilwig, die Tochter Gerhards IV. (Gerhard
III. nach Seilers Zählung), „vermählte sich 1144 oder später mit dem Grafen Gerhard
von Vaudemont“ (ebda., S. 66), was eine zeitliche Verschiebung um circa 40-50 Jahre
bedeutet (es scheint eine Verwechslung mit der Eheschließung von Heilwigs Tochter
Stephanie mit dem Grafen von Pfirt vorzuliegen). Diese Verschiebung um fast zwei
Generationen führt bei Seiler anscheinend auch zu der unrichtigen zeitlichen Einordnung
der Aufspaltung des Grafenhauses in die Linien Dagsburg und Egisheim. Für den
Bruder Hugos VI., Albert I., kann aus den Quellen sogar nachgewiesen werden, daß er
'Graf von Egisheim' genannt wurde (E. Schneider, Codex Hirsaugiensis, fol. 32a, S. 30:
Adalbertus comes de Egenesheim), was ebenfalls gegen Seilers These spricht. Daß sich
Seiler nicht immer über die Zugehörigkeit der einzelnen Personen zu den jeweiligen
Linien des ursprünglichen Hauses Dagsburg-Egisheim im klaren ist, zeigt die
Behauptung, die Zisterzienserabtei Pairis sei von den Dagsburgem gegründet worden
(ebda., S. 256). Bei Pairis handelt es sich um eine Stiftung von Ulrich von Egisheim, der
der Linie Vaudemont-Egisheim zugehört.
223
IV. ab den neunziger Jahren des 11. Jahrhunderts415 - wieder ein wenig normalisiert
haben, da Graf Albert I. von Egisheim in einer Urkunde des Bischofs aus dem Jahre
1097 als Vogt von Eichhofen fungiert416. Allerdings bleibt diese Urkunde das
einzige Zeugnis, das uns über das Verhältnis des Bischofs zu Albert 1. von
Dagsburg-Egisheim zumindest einen vagen Einblick gewährt. Auch ist Albert I.
bald darauf, wohl noch gegen Ende des Jahrhunderts, gestorben417.
Es ist wahrscheinlich, daß Albert eher Reformkreisen nahegestanden und sich
Heinrich IV. gegenüber distanziert verhalten hat. Dies dürfte zum einen wegen
seiner Eheschließung mit Ermensinde von Luxemburg zu vermuten sein, und zum
anderen scheint er gute Beziehungen zu der Abtei St. Vanne zu Verdun unterhalten
zu haben418, die während des Investiturstreites ebenfalls auf der päpstlichen Seite
zu finden war419.
Alberts I. Sohn und Nachfolger, Hugo VII., war beim Tod seines Vaters noch ein
kleiner Junge420, so daß uns für die nächste Zeit weitgehend Nachrichten über
poliüsche Aktivitäten fehlen. Auch zwischen den Saliern und dem Dagsburg-Egis-
heimer Grafenhaus scheinen sich keine weiteren Konflikte ergeben zu haben. So ist
Hugo VII., der Sohn Alberts I., wohl in näheren Kontakt zu Heinrich V. getreten, da
er in mehreren Urkunden des Saliers nachzuweisen ist421.
5. Territorialpolitische Entwicklung in der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts
An dieser Stelle muß in der chronologischen Darstellung der politischen Geschichte
eine Zäsur gesetzt werden, da für die Dagsburg-Egisheimer Grafen in der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts in territorial politischer Hinsicht herausragend die
Erwerbung der Herrschaft Moha in Niederlothringen war, die dem bisher
hauptsächlich im Elsaß und in Oberlothringen begüterten Grafenhaus an der Maas
ein neues territorialpolitisches Betätigungsfeld eröffnete. Zudem kann man gegen
Ende des Jahrhunderts im Norden Oberlothringens unter Albert I. Aktivitäten
erkennen, die von dem Willen getragen waren, die dagsburgische Herrschaft in
diesen Gebieten zu konsolidieren.
415 Vgl. Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 99-115.
416 Druck der Urkunde bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 230, S. 178; vgl.
RegBfeStr. 1. Nr. 355, S. 296.
417 Zum Tode Alberts I. siehe oben, S. 67 f.
418 Vgl. die Urkunde Alberts I. von Dagsburg vom 10. Mai 1096, abgedruckt bei H. Bloch,
S. Vanne, 2. Teil, Nr. 62, S. 86 f. u. den Brief der Mönche von St. Vanne an den Papst,
abgedruckt ebda., NT. 78, S. 102 f. Außerdem ist Albert in dem Nekrolog der Abtei St.
Vanne eingetragen, siehe ebda, S. 145.
w Vgl. dazu H. Bloch, S. Vanne, 1. Teil, S. 356.
476 Zu Hugo VII. siehe oben, S.78-82.
421 Siehe oben, S. 78 f.
224
Die Erwerbung der Grafschaft Moha
Die Heirat Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim mit der Erbtochter Alberts von
Moha und die damit verbundene Erwerbung des Gebietes um Moha im Maasgebiet
bedeutete eine neue Perspektiven eröffnende Erweiterung der dagsburgisehen Güter
in einem Gebiet, in dem die Grafen vorher nicht präsent waren. Dieser territoriale
Zugewinn hat der Familie in der Folgezeit mit dem Maasgebiet ein neues territorial-
politisches Betätigungsfeld erschlossen, in dem man die Grafen von Dagsburg vor
allem im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert aktiv werden sieht.
Das in den Quellen ab dem 11. Jahrhundert als Grafschaft von Moha betitelte
Gebiet war im Süden vom Lauf der Maas begrenzt. Die Westgrenze bildete die
Grafschaft Namur, im Norden stieß sie an die Grafschaft Avemas und im Osten an
die bischöfliche Grafschaft Huy422. Die Herrschaft umfaßte neben dem Hauptort
Moha noch die Orte Aineffe, Antheit, Borlez, Couthuin, Dreye, Héron, Huccorgne,
Java, Lamalle, Lamontzée, Lavoir, Mameffe, Oha, Oteppe, Reppe, Tourinne-la-
Chaussée, Vinalmont, Vissoul, Waleffe, Wanze, Wäret-l'Évêque und Wr amant423.
Eine Frage, die den Status des Gebietes betraf, hat die Forschung lange beschäftigt.
War das Gebiet um Moha im 11. Jahrhundert, bevor es an die Dagsburger Grafen
fiel, lediglich eine Herrschaft und bekam es von den neuen Inhabern sozusagen
stillschweigend den Grafschaftstitel - weil diese neuen Inhaber eben Grafen waren -
oder bildete es vor dem Erbanfall an die Dagsburger schon eine Grafschaft? Die
Forschung im 19. Jahrhundert mit Joseph Daris ging davon aus, daß die Grafschaft
Moha sich aus einem ursprünglich großen Allodialbesitz gebildet hatte, bevor die
Dagsburg-Egisheimer Grafen sie erbten424. Léon Vanderkindere hat im 2. Band
seines Buches „La formation territoriale des principautés Belges au moyen âge“ die
These aufgestellt, daß das Gebiet um Moha vor der Übernahme durch die
Dagsburger Grafen lediglich eine Herrschaft gewesen sei425. Vanderkindere
begründet seine Annahme so, daß Albert II. von Dagsburg in seinen 1204
geschlossenen Erbschaftsvereinbarungen mit dem Lütticher Bischof und mit
Herzog Heinrich von Niederlothringen Moha und das dazugehörende Waleffe
lediglich als sein Allod und nicht als Grafschaft bezeichnete42^ Zudem stützt sich
Vanderkindere auf zwei LTkunden, die erste aus dem Jahre 1031427 und eine
zweite, undatierte, zwischen 1040 und 1044 ausgestellte428, in denen der erste uns
bekannte Inhaber von Moha im 11. Jahrhundert, Albert, sich lediglich als Albert
422 Siehe dazu die Karte bei DE Marneffe, Recherches, vor S. 229.
423 Siehe dazu die Zusammenstellung bei de Marneffe, Recherches, S. 232 f.; zu den
einzelnen Orten siehe unten das Kap. 'Besitzungen'.
424 Daris, Moha, S. 259. Dieser Auffassung hat sich de Marneffe, Recherches, S. 229,
angeschlossen.
425 Vanderkindere, La formation, 2. Bd., S. 130 u. 151 f.
426 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
427 Die Urkunde ist abgedruckt bei MiRiEUS u. Foppens, Opera, 2. Aufl., 2. Bd., S. 809 f.:
Testes, scribere, judicavi quorumdam majorutn tiomina subnotare ... De Laicis ...
Albertum de Musal (Zitat, ebda, S. 810); weiterer Druck bei Fisen, Historia, S. 318.
428 Urkunde, abgedruckt bei Beyer, Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 324, S. 377 f.
225
von Moha - ohne Grafentitel - bezeichnet429. Eine weitere Nennung eines Albert
von Moha in einer Urkunde von Herzog Friedrich von Niederlothringen aus dem
Jahr 1059, in der dieser in der Zeugenreihe als Graf von Moha bezeichnet wird430,
bezieht Vanderldndere auf den Grafen Albert I. von Dagsburg-Egisheim431.
Die Ansicht Vanderkinderes wurde zum Beispiel von Jules Herbilion über-
nommen432. Jedoch zieht Ferdinand Tihon die These Vanderkinderes in Zweifel433.
Er bezieht die Nennung des Grafen Albert von Moha in der Urkunde von Herzog
Friedrich aus dem Jahre 1059 nicht auf Albert I. von Dagsburg-Egisheim, sondern
auf Albert von Moha, den Vater der Gemahlin Heinrichs I. von Dagsburg-
Egisheim434. Tihon meint, daß schon vor der Übernahme von Moha durch die
Dagsburger Grafen das Gebiet als Grafschaft bezeichnet wurde, vielleicht indem
der Herr von Moha den Grafentitel auf Grund kaiserlicher Bewilligung erhalten
oder aber einfach usurpiert hätte435.
Kann es sich bei dem 1059 erwähnten Grafen Albert von Moha um Albert I. von
Dagsburg-Egisheim handeln? Untersuchen wir die Argumente Tihons: Er geht
davon aus, daß es sich bei den in den Urkunden von 1031 und 1059 Genannten um
ein und dieselbe Person handelt. Da der in der Urkunde von 1031 erwähnte Albert
von Moha aus chronologischen Gründen unmöglich Albert I. von Dagsburg-Moha
sein kann, nimmt er an, daß auch der 1059 genannte Graf Albert nicht der
Dagsburger Graf sein könne436. Diese Schlußfolgerung ist allerdings nicht
beweiskräftig. Daß der 1031 erwähnte Albert von Moha wegen der chronologischen
Probleme nicht mit Albert I. von Dagsburg identisch sein kann, wurde von Tihon
indes richtig gesehen. Kann man aber diese Argumentation auch bei dem Problem
gelten lassen, um wen es sich bei dem 1059 genannten Grafen Albert gehandelt hat?
Kann diese Person aus Altersgründen überhaupt Albert I. von Dagsburg sein? Wir
kennen das Geburtsjahr des Dagsburger Grafen nicht. Wir können lediglich
vermuten, daß er gegen Ende der fünfziger Jahre des 11. Jahrhunderts geboren
wurde437. Er könnte also bei einer großzügigen Auslegung des „gegen Ende der
fünfziger Jahre“ durchaus auch einige Zeit vor diesem Zeitpunkt geboren worden
sein. Er wäre wahrscheinlich bei einer solchen Annahme 1059 immer noch
unmündig gewesen. Allerdings können, das soll erwähnt werden, auch unmündige
Personen als Zeugen auftreten438. Dies bringt uns also nicht viel weiter. Handelt es
sich 1059 jedoch wirklich um den Dagsburger Grafen, so fällt immerhin auf, daß
429 Vanderkindere, La formation, 2. Bd, S. 152.
430 Die Urkunde ist abgedruckt bei Piot, Cartulaire I, Nr. 13, S. 18 f.: ... Signum Alberti,
comitis de Musal (Zitat, ebda, S. 19).
431 Vanderkindere, La formation, 2. Bd., S. 154.
432 J. Herbillon, Le Comté de Dabor en Hesbaye, in: BCRTD IX, 1935, S. 165 f.
433 Tihon, Histoire, S. 154 f.
434 Ebda
435 Ebda, S. 155; Donnet, Les origines, S. 133 f., bezieht sich auf Vanderkindere, scheint
aber Tihons These für durchaus möglich zu halten.
436 Tihon, Histoire, S. 154 f.
437 Siehe dazu oben, S. 66.
438 Siehe dazu oben, S. 93 f.
226
über einen längeren Zeitraum hinweg jeglicher Quellennachweis zu Albert I. fehlt.
Es existiert lediglich ein nicht genau zu datierender Beleg aus den Gesta abbatum
Trudonensium, der nur vage zwischen 1055 und 1082 angesiedelt werden kann, und
von dem man nicht genau weiß, ob es sich bei der dort genannten Person um Albert
I. von Dagsburg-Egisheim oder um seinen Großvater mütterlicherseits, Albert von
Moha, handelt439. Erst in den neunziger Jahren des 11. Jahrhunderts haben wir
sichere Nachweise für Albert I. von Dagsburg-Egisheim440. Dieser Umstand zeigt
uns an, daß Albert I. wohl erst ab den achtziger Jahren des 11. Jahrhunderts
politisch aktiv wurde. Somit können wir es als sehr wahrscheinlich ansehen, daß der
1059 genannte Graf Albert von Moha nicht mit Albert I. von Dagsburg identisch ist.
Folglich dürfte die Erklärung Ferdinand Tihons, daß das Gebiet um Moha schon vor
der Übernahme durch die Grafen von Dagsburg-Egisheim als Grafschaft bezeichnet
wurde, die plausiblere sein gegenüber der These Vanderkinderes, der die Mehrzahl
der Historiker gefolgt ist. Zudem gibt es genügend Beispiele, daß Grafen in
Zeugenreihen von Urkunden ohne ihren Grafentitel erscheinen, so zum Beispiel
gerade in der Urkunde von 1059. Hier wird in der Zeugenreihe ein Vogt Otto ohne
Grafentitel genannt, bei dem es sich jedoch um den Grafen Otto von Duras
gehandelt hat441. Auch wird Albert von Moha in der undatierten, zwischen 1040
und 1044 ausgestellten Urkunde von Erzbischof Poppo von Trier zwischen Herzog
Gottfried und Graf Bezelinus genannt442. Durch das Fehlen des Grafentitels bei
Albert von Moha, der immerhin unmittelbar nach dem Herzog Gottfried dem
Bärtigen und vor Graf Bezelinus plaziert ist, abzuleiten, daß Albert von Moha
keinen Grafentitel führe, scheint mir eine verfehlte Annahme zu sein. Noch ein
letztes, in eine Frage gekleidetes Argument sei hinzugefügt. Weswegen sollte
ausgerechnet das Gebiet von Moha, das von allen Seiten von Grafschaften um-
schlossen war, nämlich von den Grafschaften Namur, Avernas und Huy, keine
Grafschaft gebildet haben?
Es scheint, daß nach dem Tod des Grafen Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim das
Gebiet von Moha mit seinen Pertinenzen nicht zusammen mit den wichtigen
anderen dagsburgischen Besitzungen an dessen ältere Söhne Gerhard oder Hugo VI.
gekommen, sondern das väterliche Erbe von Heinrichs drittem Sohn, Albert,
gewesen ist. Für diese Annahme würde der Name dieses Sohnes, Albert, sprechen,
der ja bis zur Generation Heinrichs I. nicht in der Familie der Dagsburg-Egisheimer
Grafen nachgewiesen werden kann und der erst über die Verbindung Heinrichs I.
mit der Erbtochter Alberts von Moha in das Namens gut dieser Familie kam. Da
Albert I. von Dagsburg-Egisheim den Namen des letzten Herren von Moha trug, ist
es durchaus wahrscheinlich, daß ihm die Herrschaft Moha als Erbe zugedacht war.
Diese Vermutung könnte eine Bestätigung in der schon oben erwähnten
Güteraufzählung der Abtei St. Trond in den Gesta abbatum Trudonensium finden,
in der unter anderem von einer während des Abbatiates von Adelardus II. von St.
439 Siehe dazu oben, S. 66. Siehe auch unten, Anm. 443.
440 Siehe dazu oben, S. 66 ff.
441 Siehe dazu PlOT, Cartulaire I, Nr. 13, S. 19 mit Anm. 2.
442 Urkunde, abgedruckt bei Beyer, Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 324, S. 377 f.: ... Diefrido
aduocato. Duci godefrido. Adalberto de musal. Comes becelinus (Zitat, ebda., S. 378).
227
Trond (1055 bis 1082) erfolgten Schenkung des Grafen Albert von Moha in Herck
la-Ville berichtet wird443. Die Eckdaten des Abbatiates von Adelard II. bilden
natürlich den Terminus post quem und den Terminus mite quem für den Zeitpunkt
der Schenkung. Ist die Schenkung eher gegen Ende des Abbatiates von Adelard
erfolgt, so wäre der Schenker wohl nur mit Albert I. von Dagsburg-Egisheim zu
identifizieren. Man könnte somit ein Verfügungsrecht Alberts von Dagsburg-
Egisheim über mederlothringische Güter ableiten, obwohl von seinen älteren
Brüdern zum Zeitpunkt der Schenkung auf jeden Fall noch Hugo VI. am Leben
war, dieser starb bekanntlich erst 1089, also nach dem Terminus ante quem für die
Schenkung, so daß der Schluß folgerichtig wäre, daß die niederlothringischen
Besitzungen des Dagsburg-Egisheiiner Grafenhauses, mit Moha als dortigem
Kerngebiet, das Erbgut Alberts I. waren. Letztlich ist jedoch dieses Forschungs-
problem als obsolet zu betrachten, da durch den gewaltsamen Tod Hugos VI. im
Jahre 1089 die wichtigsten dagsburgisehen Besitzungen in der Hand Alberts I.
wieder vereinigt wurden.
Albert I. nennt sich zwar in Urkunden schon Graf von Moha444, von weiter-
gehenden Aktivitäten in diesem Gebiet berichten uns die Quellen aber fast nichts.
Lediglich von einer Schenkung Alberts I. aus einer der Grafschaft Moha
zugehörigen Besitzung an die Abtei Flöne haben wir durch ein Privileg des Papstes
Innozenz II. vom 4. Dezember 1138 Nachricht, in dem dieser die Besitzungen der
Abtei Flöne bestätigt. Hierin w ird uns auch die einstige Übertragung der Kirche des
Hl. Petrus mit Zubehör zu Dreye bei Wamant durch den Grafen Albert von Moha
mitgeteilt445. Alberts politischer Schwerpunkt lag wohl eher im oberlothringischen
Raum, wie sich aus seinen Aktivitäten in der Gegend von Longwy ablesen läßt446,
obgleich es sein kann, daß die Zufälligkeit der Quellenüberlieferung zu manchen
Verzerrungen der tatsächlichen Gegebenheiten geführt hat. Es besteht aber
durchaus die Möglichkeit, daß sein Interesse durch die ihm von seiner zweiten
Gemahlin, Ermensinde von Luxemburg, in die Ehe gebrachten Güter um Longwy
im Norden Oberlothringens verstärkt auf seine niederlothringischen Besitzungen in
und um Moha gelenkt wurde447.
Die Besitzungen um Moha rückten vor allem erst in der Generation, der Hugo VIII
angehörte, in das politische Blickfeld der Grafen von Dagsburg, da um die Mitte
des 12. Jahrhunderts die Gefahr drohte, die Rechte an dieser Grafschaft an die
443 Rudolfi gesta abbatum Trudonensium, MGH SS X, S. 235: ... el quiequid habemus in
Harches a comite de Musal Alberto; zur Problematik der Identifizierung dieses Grafen
Albert mit Albert 1. von Dagsburg-Egisheim siehe oben, S. 226.
444 Siehe die oben angegebenen Belege, S. 66 f.
445 Druck der Urkunde bei Evrard, Documents, Nr. 11, S. 297-301: Ecclesiatn beati Petri
de Drhahil cum omnibus pertmentiis suis, quam dedil Albertus, comes de Musial (Zitat,
S. 298); Bestätigungen dieser Übertragung, allerdings ohne den Grafen Albert als
Schenker zu nennen, 1140 durch Bischof Albero II. von Lüttich (ebda., Nr. 13, S. 305)
u. 1143 durch Papst Coelestin II. (ebda., Nr. 14, S. 307); zur chronologischen
Zuordnung der Schenkung siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. zu 'Warnant-
Dreye'.
446 Siehe unten, S. 229 231.
447 Siehe unten, S. 229 f.
228
Grafen von Naniur zu verlieren448. Schließlich verstärkte sich in der Generation der
beiden Söhne Hugos VIII., Hugo IX. und Albert II., das Engagement der
Dagsburger Grafen, als sich die falcones de Daburc449 im Maasgebiet selbst aktiv
territorial politisch massiver betätigten und später, nach dem Tod Hugos IX., alleinig
Albert II. immer wieder an den häufigen, ebenfalls territorialpolitisch motivierten
Auseinandersetzungen der verschiedenen niederlothringischen Dynasten beteiligt
war.
Ein wirtschafts- und handelspolitischer Aspekt soll noch erwähnt werden, der
möglicherweise eng mit der Übernahme des Gebietes von Moha durch die
ursprünglich im Elsaß und im elsässisch-oberlothringischen Grenzgebiet beheima-
teten Grafen von Dagsburg-Egisheim zusammenhängt: die Einführung elsässischen
Weines im Maasgebiet. Diese These hat Jules Herbillon aufgestellt, der sie damit
begründet, daß sich in der Gegend um Moha und Huy bis fast ins 19. Jahrhundert
eine Maßeinheit für alkoholische Getränke erhalten hat, der sogenannte pot
d'Dabor, also das sogenannte dagsburgische Maß, das augenscheinlich eng mit dem
Weinhandel in dieser Gegend zu tun hatte und von den Dagsburger Grafen als
Maßeinheit eingeführt wurde450. Es ist gut denkbar, daß die Annahme von
Herbillon zutrifft und die Dagsburger Grafen die Initiatoren für den Handel mit
elsässischen Weinen im ösüichen Niederlothringen gewesen sind.
Albert I. und die Besitzungen um Longwy
Bedingt durch die relativ wenigen Quellen zu Albert I., erfahren wir nicht viel von
seinen territorialpolitischen Aktivitäten. Allerdings sind wir über seine politischen
Bemühungen in einem Teil seiner Besitzungen durch Dokumente, die das Kloster
St. Vanne bei Verdun betreffen, unterrichtet. Es handelt sich dabei um Besitzungen
Alberts I. im oberlothringischen Longwy und in dessen Umgebung. In dieser
Gegend nordwestlich von Metz lassen sich vor der Zeit Alberts I. keine
dagsburgischen Besitzungen nachweisen, diese sind von seiner zweiten Gemahlin,
Ermensinde von Luxemburg, mit in die Ehe gebracht worden. Albert hat wohl
versucht, diese neu zu seinen ererbten Ländereien hinzugekommenen Güter nicht
nur als Streubesitz zu betrachten, der zu seinen übrigen Besitzungen in keine
besondere Verbindung zu bringen ist, sondern sie als - wenn auch kleine, so doch
selbständige - Einheit aufzufassen. Einen ersten Anhaltspunkt dafür zeigt uns der
Umstand an, daß er z. B. von den Mönchen von St. Vanne in einem - allerdings
nach seinem Tod abgefaßten - Brief an den Papst als Graf von Longwy bezeichnet
wurde451, in dem übrigens auch berichtet wird, daß er der Vogt von Baslieux
war452. Zudem konnten diese Besitzungen als ein erster Schritt auf dem Wege hin
448 Siehe dazu unten das Kap. 'Die Fehde mit dem Grafen von Namur'.
449 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 893.
450 Herbillon, Le Comté, S. 174-178.
451 Siehe den Brief der Mönche von St. Vanne an Papst Honorius II., abgedruckt bei H.
Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 78, S. 102 f.: ... Alberto comiti de Lonwy\ vgl. unten in
dem Kap. 'Besitzungen1 den Art. 'Longwy'.
452 Ebda
229
zu einer geschlossenen Verbindung zwischen den oberlothringischen Besitzungen
der Dagsburger zu der eine Generation vor Albert I. erworbenen Grafschaft Moha
in Niederlothringen gesehen werden, oder andererseits konnte Longwy, falls dieses
Vorhaben langfristig nicht gelingen sollte, zumindest einen willkommenen
Stützpunkt - auch in wirtschafts- und handelspolitischer Hinsicht - zwischen dem
oberlothringischen und dem uiederlothringisehen Besitzkomplex darstellen, wenn
man an die möglicherweise von den Dagsburger Grafen angeregte Einführung
elsässischen Weines in Niederlothringen denkt. Es galt also für Albert I., über das
Instrument der Vogtei gegenüber Baslieux hinaus, die Güter um Longwy an seinen
Herrschaftsbereich anzubinden.
So lassen sich weitergehende Aktivitäten Alberts I. in der Gegend um Longwy
ausmachen, die eine solch geartete Absicht verraten. Er schenkt am 10. Mai 1096
im Kloster St. Clemens in Metz dem Kloster St. Vanne zu Verdun die Kirchen von
Mont-St-Martin und Villers-la-Montagne sowie eine Kapelle zu Longwy, auch um
dadurch die memoria an ihn zu bewahren453. Aus der um 1124 ausgestellten
Urkunde seiner Witwe Ermensinde, mittels der sie St. Vanne die Schenkung ihres
verstorbenen ersten Gemahles bestätigte, erfährt man, daß Albert I. in Mont-St-
Martin die Errichtung eines von St. Vanne abhängigen Priorates geplant hatte454. Er
hatte also die Absicht, die durch die Eheschließung mit Ermensinde geschehene
Abkopplung der Güter um Longwy von dem übrigen luxemburgischen Komplex
auch dadurch zu manifestieren, indem er für diese Güter sozusagen einen eigenen
Verwaltungsmittelpunkt schaffen wollte, denn um nichts anderes handelte es sich
bei dem Vorhaben, in Mont-St-Martin ein Priorat zu errichten. Wie weit Albert I.
453 Ebda, Nr. 62, S. 86 f: Noverint omnes presentes et Juturi, quod ego Albertus eomes de
Musau tradiderim beato Petro sanctoque Vitono de Virduno per manus venerabilis
Rodulfi abbatis duas iuris >nei ecclesias, unarn in Monte sancti Martini et alteram in
Villari, et capellam de Longui cum omnibus pertinentiis suis, videlicet utriusque sexus
famulis terris cultis et incultis pratis silvis aquis aquarumque decursibus, eo tenore ut
monachi deo inibi famulantes in perpetuum sine aliqua calumnia vel contradictione
quiete eas possideant ordinent atque disponant meique metnoriam hac eleemosina
sustentati de caetero habeant (Zitat, S. 87); weiterer Druck bei Wampach, Urkunden-
und Quellenbuch, Bd. 1, Nr. 315, S. 469 ff.
454 Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101: Ego Ermensendis comitissa
Natnucensis notum esse volo omnibus Christi fidelibus utriusque sexus et ordinis, etatis
et conditionis tam presentibus quam futuris me legitima traditione contulisse ecclesie
beatorum apostolorum Petri et Pauli sanctique Vitoni que est sita in suburbio
Virdunensis civitatis ecclesiam mei iuris que vocatur Mons sancti Martini cum omnibus
pertinentiis suis tum pro remedio anime rnee tum pro senioris mei comitis Alberti pie
mercedis recompensatione. Nam idem memorabilis senior meus eidem cenobio eandem
ecclesiam per manus abbatis Rodulfi tradidit, quatenus in eodem loco fratres honori et
servitio dei congruentes constitueret, qui sui memoriam apud deum semper haberent;
quibus etiam a presule Treuirensi Angelberto nomine in plenaria synodo census ecclesie
et altaris et medietatem omnium oblationum et elemosynarum cum dote ipsius ecclesie
ad supplementum victus eorum ex parte beneficii sancti Petri liberalissime obtinuit
(Zitat, S. 99 f.); siehe auch die Vorbemerkung Blochs zur Urkunde Alberts I. vom 10.
Mai 1096 (ebda., Nr. 62, S. 86); vgl. neuerdings F. G. Hirschmann, Verdun im hohen
Mittelalter. Eine lothringische Kathedralstadt und ihr Umland im Spiegel der geistlichen
Institutionen, Teil 2, Trier 1996, S. 474 f, u 483.
230
mit der Ausführung seines Planes zu seinen Lebzeiten gekommen war, läßt sich
nicht erkennen, da der Wortlaut der Urkunde von 1096 keine Erkeimtmsse in dieser
Richtung zuläßt. Lediglich die erwähnte Besitzbestätigung Ennensindes von 1124
zeigt uns für diesen Zeitpunkt das Bestehen des Priorates an455.
Allerdings hat wohl der frühe Tod Alberts I. seine Bemühungen, seine politische
Stellung im Norden Oberlothringens auszubauen und zu festigen, im Keim
ersücken lassen. Seine Witwe hat ihre Mitgift wieder an sich genommen und in ihre
zweite Ehe mit dem Grafen von Namur eingebracht456. Für das Namurer
Grafenhaus waren die Besitzungen selbstverständlich eine ideale Ergänzung zu den
an sie fallenden Besitzungen aus ihrem Luxemburger Erbe457.
6. Die Dagsburger Grafen im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts
Über die Lebenszeit und auch die politische Wirksamkeit Hugos VII., des einzigen
Sohnes von Albert L, ist sehr wenig bekannt. Dies liegt sicher zum großen Teil in
dem Umstand begründet, daß er noch in jungen Jahren verstorben ist.
Die Quellen über die politischen Aktivitäten Hugos VII. sind sehr dünn gesät. Er
wird mehrmals in Diplomen Heinrichs V, genannt. So finden wir ihn im Jahr 1114
als Intervenienten in einer Urkunde von Heinrich V., in der dieser auf Bitten der
Äbtissin Gisela von Remiremont den königlichen Schutz über die Vogesenabtei
erneuert458. In zwei weiteren Diplomen Heinrichs V. wird Hugo VII. jeweils in der
Zeugenreihe genannt. Zum einen taucht er in der am 23. Januar 1123 in Straßburg
für das Kloster Alpirsbach ausgestellten Urkunde des Saliers auf459, und um Hugo
VII. handelt es sich wohl auch bei jenem Grafen Hugo, welcher in der Urkunde
vom 27. Juni 1123 für Luxeuil genannt wird460. Dieser Umstand läßt darauf
schließen, daß sein Verhältnis zu dem Nachfolger von Kaiser Heinrich IV. nicht
gespannt gewesen sein kann und er wohl auch der Politik, die der Salier gegenüber
der Kurie in der letzten Phase des Investiturstreites einschlug, wenigstens in den
großen Leitlinien gefolgt sein dürfte.
455 Ygl. dazu den Wortlaut der in den Anmn 453 u. 454 zitierten Urkunden; siehe auch
Hirschmann, Verdun, Teil 2, S. 474 f.
456 Siehe im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Longvvy' u. im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Baslieux'.
457 Zum Anfall von Luxemburg an Heinrich den Blinden von Namur siehe unten, S. 244 mit
Anm. 530.
458 Druck der Urkunde bei Bridot, Chartes, Nr. 37, S. 108-111.
459 Druck der Urkunde in Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 279, S. 354 f. : ...
Hugo cornes de Tagesburc, Folinarus comes de Himeburc (Zitat, ebda., S. 355),
460 Druck der Urkunde bei Grandidier, Histoire 11,2, pièces justificatives, Nr. 594, S. 249;
der in der Urkunde vom 7. Januar Î125 in dem Diplom Heinrichs V. für Kreuzlmgen,
abgedruckt bei Gerbert, Historia III, Nr. 36, S. 54 f., genannte Graf Hugo ist
wahrscheinlich Graf Hugo von Vaudémont. - Bei dem angeblichen Diplom Heinrichs V.
vom 8. Januar 1125 für die Abtei Lützel, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia
diplomatica I, Nr. 251, S. 201 f. u. bei Trouillat, Monuments, 1. Bd., Nr. 167, S. 246
f., in dem Hugo VII. als Zeuge genannt wird, handelt es sich um eine Fälschung. Siehe
zu beiden Urkunden oben, S. 79 f. mit Anm. 442 u. S. 81.
231
Nachricht haben wir indes noch von einem Ereignis, der sogenannten Molsheimer
Fehde, die 1122, ein Jahr vor Hugos VII. Tod, stattfand. In diese Fehde, die sich
wohl an strittigen Besitzrechten entzündete, waren auf der einen Seite der
Dagsburger Graf und andere siidwestdeutsche Magnaten und auf der anderen Seite
die Bürger des unterelsässisehen Ortes Molsheim verwickelt.
Die Molsheimer Fehde
Gegen Ende des Jahres 1122 waren Flugo VII. von Dagsburg und der mit ihm
verbündete Herzog Berthold III. von Zähringen in eine Fehde mit den Bürgern von
Molsheim geraten461, in deren Verlauf am 3. Dezember der Zähringerherzog von
den Molsheimer Bürgern getötet wurde462. Möglicherweise war auch der
Straßburger Bischof Cuno in die Auseinandersetzung involviert463. Worum es in
diesem Konflikt ging, verschweigen uns leider die Quellen464. Wir können nur
Vermutungen anstellen. In Molsheim kamt man im späten neunten und im zehnten
Jahrhundert bischöflich-straßburgischen Besitz nachweisen465. Außerdem machte
seine geographische Lage den Ort sowohl in wirtschaftspolitischer als auch in
461 Siehe Ausgewählte Quellen zur Zähringergeschichte, zusammengest. v. N. Gädeke, in:
Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hrsg. v. H. ScHADEKund K. Schmid, Sigmaringen
1986, Nr. 17 b, S. 463 ff., Zitat, S. 464: ... Berchtoldus prior natu, cum in ducatum
successisset, civilatem Friburg condidil anno dominice incarnationis MCXVlll, et
postea cum comite Hugone de Tagsburg vicum quemdam Alsacie Molnsheim dictum
descendens violenter hospitalus est ab irruentibus ciuibus, sociis suis dissipatis, indigtia
morte peremptus est anno quarlo, postquam ciuilatem iam dictam condiderat, et
sepullus est in capitulo nostro ante sedem abbatis anno ab incarnatione Domini
MCXXIT, älterer Druck: Genealogia Zaringorum, ed. G. Waitz, MGH SS XIII, S. 736.
Vgl. auch J. Sattler, Chronik der Stadt Freiburg im Breisgau, unv. Ndr. d. 1698 v. J.
Schilter hrsg. Ausg., Freiburg i. Br. 1979, S. 16 f.
462 Zum Todesjahr von Herzog Berthold III. siehe Notitiae fundationis et traditionum S.
Georgii in Nigra silva, ed. O. Holder-Egger, MGH SS XV,2, cap. 47, S. 1014. Zur
Ermittlung des genauen Todesdatums von Berthold III. siehe S. Molitor, Das
Todesdatum Herzog Bertolds III. von Zähringen im Reichenbacher Seelbuch in
Kopenhagen, in: Die Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hrsg. v. K
Schmid, Sigmaringen 1986, S. 38 f. Unter dem 3. Dezember ist im Reichenbacher
Seelbuch Herzog Berthold eingetragen (ebda.), der von Molitor mit Berthold III
identifiziert werden konnte (ebda ). Der letzte sichere Nachweis Bertholds datiert vom
23. September 1122. Er unterzeichnet als einer der Zeugen im Wormser Konkordat,
abgedruckt in: MGH Const. I, Nr. 107, S. 159 f.
463 Zu Cuno siehe RegBfeStr. I, Nm. 369-411,426 u. 427. Neuerdings ausführlich zu Cuno
Seiler, Territorialpolitik, S. 145-150 u. 156-160. Cuno war der Nachfolger Balduins,
der nach dem Tode Ottos von Staufen gewählt worden war, aber schon ein paar Wochen
nach seiner Wahl starb (RegBfeStr. I, Nr. 368).
464 Als Quellen, die uns von der Molsheimer Fehde berichten, seien neben der in Anm 461
zitierten, als weitere genannt: Annalista Saxo, MGH SS VI, S. 759; Chronica regia
Coloniensis, S. 61; Annales Marbacenses, S. 41; Annales Maurimonasterienses, in:
Annales Marbacenses, S. 105 (auch in MGH SS XVII, ed. Ph. JaffD, S. 181).
463 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 68, S. 231, Nr. 129, S. 244, Nr. 130, S. 244 f., Nr. 186, S. 254;
zu den frühen bischöflichen Besitzungen im Breuschtal vgl. auch J. Fritz, Territorium,
S. 31-37.
232
strategischer Hinsicht für den Bischof ebenso wie für das Dagsburger Grafenhaus
interessant. Die alte Salzstraße, die das Unterelsaß mit Lothringen verband, führte
an Molsheim, das am Ausgang des Breuschtales liegt, vorbei466. In nicht geringer
Entfernung von Molsheim lag das dagsburg-egisheimische Hauskloster Altdorf,
eine einstmals von Graf Eberhard III. initiierte und von seinem Sohn Hugo III.
raucus vollendete Stiftung467. Weiter westlich im Breuschtal erhob sich in
beherrschender Stellung mit Girbaden eine der strategisch wichtigsten Burgen des
Grafenhauses468, und schließlich gmppierte sich um Girbaden ein Schwerpunkt des
Allodialbesitzes der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Es ist also durchaus
wahrscheinlich, daß sich in oder um Molsheim Interessen zwischen dem
Straßburger Bischof und dem Dagsburger Grafen kreuzten und daß die Fehde
zwischen dem Dagsburger und den Molsheinter Bürgern aus der jeweiligen
territorial politischen Interessenlage sowohl des Grafen als auch des Bischofs ihren
Ursprung nahm.
Von einer möglichen Verwicklung Bischof Cunos in die sogenannte Molsheimer
Fehde erfahren wir durch den Amialista Saxo. Der Straßburger Bischof sei von
Kaiser Heinrich V. abgesetzt worden, so kann man dort lesen, weil er an der
Ermordung von Herzog Berthold von Zähringen beteiligt gewesen sei469.
Ob die Amtsenthebung des Bischofs, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Januar
1123 erfolgte470, im Zusammenhang mit der Molsheinter Fehde und der Ermordung
des Zähringers zu sehen ist, oder ob die Molsheimer Bluttat nur ein Vorwand für
die Absetzung war, läßt sich aus heutiger Sicht kaum mehr entscheiden.
Als Faktum steht fest, daß sich Heinrich V. und Bischof Cuno politisch entzweit
hatten, weil der Bischof, ursprünglich ein Anhänger der Salier, wohl nach 1119 ins
päpstliche Lager übergewechselt war471. Zudem fand gerade in dieser Zeit nicht nur
466 Vgl. auch W. Maier, Stadt und Reichsfreiheit. Entstehung und Aufstieg der elsässischen
Hohenstaufenstädte (mit besonderer Berücksichtigung des Wirkens Kaiser Friedrichs
11.), Zürich 1972, S. 65.
467 Zur Stiftung und Gründung von Altdorf siehe oben, S. 187 ff.
468 Das Breuschtal war z. B. das Aufmarschgebiet der lothringischen Truppen des er-
sten Gemahls der letzten Dagsburger Gräfin Gertrud, Herzog Theobald I. von Ober-
lothringen, bei dessen Vorstoß nach Rosheim im Zusammenhang mit seiner Aus-
einandersetzung mit dem jungen Stauferkönig Friedrich II. im Jahre 1218; siehe da-
zu unten das Kap. 'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I.
von Oberlothringen'; zu Girbaden siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Girbaden'.
469 Annalista Saxo, MGH SS VI, S. 759: Cono Straiburgensis episcopus solo nomine, quia
in nece Bertoldi ducis consensit, ab episcopatu deponitur, et Bruno Babenbergensis
eclesie canonicus ibidem episcopus constituitur.
470 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 411, S. 306 ff. Zur Absetzung Cunos siehe neuerdings M.
Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen in der deutschen Reichskirche vom Wormser
Konkordat (1122) bis zum Ausbruch des Alexandrinischen Schismas (1159), Siegburg
1992, S. 5-19.
471 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 411, S. 306 ff.; vgl. dazu G. Rösch, Studien zu Kanzlei und
Urkundenwesen der Bischöfe von Straßburg (1082/84-1162), in: MIÖG 85, 1977, S
291, u. neuerdings Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen, S. 10-17. Seiler,
Territorialpolitik, S. 149 f., bewertet die Rolle von Bischof Cuno eher als passiv. Er
bezeichnet Cuno als „Marionette im salisch-staufischen Bündnis“ (ebda., S. 150). Seiler
233
eine Annäherung zwischen dem Salier und dem Straßburger Domkapitel statt, mit
dem der Bischof immer wieder Schwierigkeiten hatte472, es läßt sich darüber hinaus
auch eine Kooperation zwischen Heinrich V. und der ebenfalls in Rivalität zu ihrem
Stadtherren stehenden Bürgerschaft von Straßburg erkennen473. Diese Opposition
der lokalen Kräfte gegen Bischof Cuno wird man wohl als treibende Kraft bei der
Absetzung des Bischofs ansehen können. Nun mag die dem Bischof vorgeworfene
und wie auch immer geartete Mitschuld an der Ermordung des Zähringers
hinsichtlich der Amtsenthebung Cunos durchaus ein vorgeschobener Grund für den
Kaiser gewesen sein, völlig aus der Luft greifen konnte dieser aber eine solche
Anschuldigung auch nicht, um einen ihm politisch unliebsam gewordenen Bischof
loszuwerden. Ein derartiges Vorgehen des Kaisers hätte sicherlich heftige
Gegenreaktionen hervorgerufen, die sich auch in antisalisch eingestellten Quellen
niedergeschlagen hätten, so daß w’ir berechtigt annehmen können, daß der
Straßburger Bischof in die Molsheimer Affäre involviert gewesen ist.
In der Richtung könnte man noch weitere Umstände deuten. Zum einen kann man
in zwei im Januar 1123 in Straßburg ausgestellten Urkunden Heinrichs V. den
Bruder und Nachfolger des ermordeten Berthold III., Konrad, neben dem
Dagsburger Grafen in den Zeugenreihen finden, Bischof Cuno jedoch nicht474.
Meyer-Gebel deutet dies wohl zu Recht in der Richtung, daß der Zähringer und der
Dagsburger, die wegen der Ermordung Bertholds wahrscheinlich beim Kaiser
interveniert hatten, zum Prozeß gegen Cuno nach Straßburg gekommen waren, der
anscheinend in diesen Tagen erfolgte, wie zudem aus dem Fehlen Cunos in den
Zeugenreihen der besagten beiden Urkunden geschlossen w erden kann475.
konstatiert von seiten des Kaisers und Schwabenherzogs eine gezielte Ausbootung des
Straßburger Bischofs, da Heinrich V. das Straßburger Domkapitel und die Bürgerschaft
als Rückhalt in seinem Kampf gegen Erzbischof Adalbert von Mainz benötigte, folglich
Domkapitel und Bürgerschaft auf Kosten Cunos begünstigte. Bischof Cuno habe nun
von der päpstlichen Partei eine Stärkung seiner Position erhofft und auf eine Einigung
zwischen Kaiser und Papst gesetzt, die jedoch nicht zustande kam (ebda., S 155-158).
472 Vgl. dazu und zu den Urkunden des Bischofs für das Domkapitel Rösch, Studien, S.
290-294 und daran angelehnt Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen, S 10-17, vgl dazu
SeLER, Territorialpolitik, S. 155 f., der auch die 1118 für die Straßburger Marienkirche
ausgestellte Urkunde Heilwigs von Egisheim (Strasbourg, AD BR, G 16) in diesen
Zusammenhang einordnet und sie als Beleg dafür ansieht, daß zwischen den
elsässischen Grafenhäusern und den Staufern eine politische Annäherung stattgefunden
hat; zu der Urkunde Heilwigs siehe auch oben, S. 74 f
473 Vgl. Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen, S. 15 ff.; ferner Seiler, Territorialpolitik, S.
155 f.
474 Urkunde vom 23. Januar 1123 (Stumpf, Nr. 3186) für das Kloster Alpirsbach,
abgedruckt in: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 279, S. 354 f ; Urkunde
vom 24. Januar 1123 für das Kloster Waldkirch (Stumpf, Nr. 3187), abgedruckt bei
Marian,Geschichte, 1. Teil, 2. Bd., S. 265 ff.: ... Dux Conradus, ... Hugo Comes (Zitat
ebda., S. 267). Daß es sich bei den beiden hier genannten Personen um Konrad von
Zähringen und Hugo von Dagsburg handelt, ergibt ein Vergleich mit der Zeugenreihe
des am Vortag ausgestellten Diplomes Heinrichs V. für Alpirsbach.
475 Meyer-Gebei., Bischofsabsetzungen, S. 8 u. 17 mit weiteren Anhaltspunkten, vgl. dazu
schon E. Hey CK, Geschichte der Herzoge von Zähringen, Freiburg i Br. 1891, S. 259
234
Zum anderen hat Cuno nach seiner Absetzung, vielleicht als Sühne - über seine
Beweggründe kann man nur spekulieren - das Zisterzienserkloster Baumgarten
gestiftet476. Auffällig ist nun, daß die Schutzvogtei über dieses Kloster die
Dagsburger Grafen innehatten477. Es wäre durchaus denkbar, daß die Übertragung
der Schutzvogtei über dieses bischötliche Kloster an die Dagsburger eine Folge der
Molsheimer Ereignisse darstellt. Wir können jedoch über den letztendlichen
Ausgang der Fehde mangels Quellen keine näheren Aussagen treffen, aber
vielleicht war diese Maßnahme ja ein Ergebnis des Friedensschlusses zwischen den
streitenden Parteien. Diese Überlegungen bleiben lediglich Vermutungen, beweisen
lassen sie sich nicht
Zu weiteren Konflikten, jetzt zwischen dem neuen Bischof von Straßburg,
Bruno478, und Graf Hugo VII., kam es nicht mehr, denn Hugo VII. verstarb, noch
jung an Jahren, schon bald nach den Molsheimer Ereignissen, im Verlauf des Jahres
1123479.
7. Die Zeit Hugos VIII.
Mit Hugo VIII. von Dagsburg beginnt im 12. Jahrhundert noch einmal eine Zeit der
politischen Auseinandersetzungen zwischen den Dagsburger Grafen und dem
Königtum, die sich mit mehreren Unterbrechungen noch unter seinem Sohn, Albert
II., bis in den staufisch-welfischen Thronstreit an der Wende vom 12. zum 13.
Jahrhundert fortsetzen sollten.
Hugo VIII ist wahrscheinlich im Todesjahr seines Vaters 1123 oder kurz davor
geboren worden, wie im genealogischen Teil der vorliegenden Arbeit dargelegt
wurde480. Vom Geburtsjahr Hugos VIII. ausgehend, ist es natürlich erklärlich, daß
er in den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts gar nicht und in den dreißiger
Jahren nur w enige Male sicher in den Quellen nachzuweisen ist. Die erste Urkunde,
in der Hugo als Zeuge fungiert, stammt aus dem Jahre 1130481, ein zweites
Quellenzeugnis aus diesem Jahr bleibt unsicher482. Die nächsten Nennungen finden
476 RegBfeStr. 1, Nr. 426, S. 310 f.
477 Siehe unten im Kap 'Vogteien' den Art. 'Baumgarten'.
478 Zu Bischof Bruno siehe RegBfeStr. I, Nrn. 412-425, 429, 431-443.
479 Annalista Saxo, MGH SS VI, ad 1123, S. 760; zur Diskussion um das Todesjahr siehe
oben, S. 80 f.
480 Zum Geburtszeitpunkt Hugos VIII. siehe oben, S. 93 f.
481 Druck in: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 381 f. Zur Problematik
dieser Urkunde siehe oben, S. 94 f.
482 In einer am 29. Mai 1131 in Lüttich ausgestellten Urkunde König Lothars III. wird ein
comes Hugo als Zeuge genannt (D Lo III 33, S. 51-55, Zitat, S. 55). Dieser Graf Hugo
ist inmitten einer Gruppe von ober- und niederlothringischen Zeugen zu finden, so daß
es durchaus wahrscheinlich erscheint, diesen Grafen Hugo mit dem Dagsburger Grafen
zu identifizieren. Ähnlich vorsichtig interpretiert auch Wollgang Petke (Böhmer-Petke,
Nr. 267, S. 168 f ). Nicht zutreffend ist die Behauptung von Seiler, Territorialpolitik, S.
175 mit Anm. 80, der als weiteren Beleg für den Dagsburger Grafen das Diplom D Lo
III 24, nennt. In dem Diplom erscheint weder Hugo VIII. noch ein anderer Dagsburger
Graf. Seiler scheint ihn mit dem in der Zeugenreihe des Diploms genannten Grafen
235
sich erst 1137, sieben Jahre spätei483. Die Verwaltung der Besitzungen während der
Mindeijährigkeit Hugos VIII. hat vermutlich seine Mutter Gertrud übernommen, ihr
politischer Handlungsspielraum wird als Grafenwitwe jedoch sehr eingeschränkt
gewesen sein. So tritt sie in dieser Zeit lediglich 1137 in Erscheinung, als sie
zusammen mit ihrem Sohn und dem Straßburger Bischof eine Kapelle in
Laubenheim weihen läßt, die noch von dem Archidiakon Bruno von Toul, dem
Bruder ihres Schwiegervaters, erbaut worden war4**4. Eine weitere - somit dritte -
Nennung Hugos VIII. in den dreißiger Jahren muß mit einem großen Fragezeichen
versehen werden, denn es ist unsicher, ob es sich bei dem in der im Mai 1139 in
Straßburg ausgestellten Urkunde Konrads III. in der Zeugenreihe genannten Grafen
Hugo um den Dagsburger Grafen handelt485. Straßburg als Ausstellungsort des
Diploms würde zwar in diese Richtung weisen, aber es gibt in jener Zeit noch einen
Grafen namens Flugo, der im Elsaß aktiv ist, nämlich Hugo von Vaudemont, der
mit Hugo VIII. blutsverwandt ist486.
Erst im darauffolgenden Jahrzehnt sehen wir Hugo VIII. politisch stärker aktiv
werden. So tritt Hugo VIII. in den vierziger Jahren mehrmals als Vogt für die Abtei
Andlau oder als Zeuge in Andlauer Urkunden in Erscheinung4**7 und in Urkunden
für die Abteien Flöne und Neufmoustier im Jahre 1146 sowie als Zeuge in einer
Urkunde seines Stiefsohnes, Herzog Gottfried III. von Niederlothringen488. Sicher
Hugo von Buchegg zu verwechseln, der jedoch im schweizerischen Kanton Solothurn
anzusiedeln ist (vgl. D Lo III 24, S. 35-38 u. ebda., Register, S. 263, sowie Böhmer-
Petke, Nr. 217, S. 135 f. und ebda, Register, S. 427)
483 Für 1137 können wir zwei Nennungen Hugos VIII. vorweisen. Zum einen eine Urkunde
zur Weihe einer Kapelle in Laubenheim (Druck bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 96-
98, Zitat, S. 96 f. - RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322; siehe auch unten im Kap. 'Besitzungen'
den Art. 'Laubenheim'), zum anderen eine Urkunde des Abtes Meinhard von Maurs-
münster, in der Hugo VIII. als Vogt der Abtei Hesse fungiert (Strasbourg, AD BR, H
609, n° 5; siehe auch unten im Kap. 'Vogteien' die Art. 'Hesse' und 'St. Quirin').
484 Siehe Anm. 483.
485 Drude D K III 25, S. 41 f.: ... comite Hugone.
486 Zur Verwandtschaft zwischen den Grafen von Dagsburg und den Grafen von Vaude-
mont siehe oben, S. 74-77. Der mit beiden Grafen ebenfalls blutsverwandte Graf Hugo
von Metz kommt hier nicht in Betracht, da er erst 1142 nachzuweisen ist. Siehe dazu
Parisse, Noblesse et chevalerie, Tafel Nr. 58, S. 409.
487 Urkunde das Propstes Konrad von Etival, abgedruckt bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 19, S.
47 ff., in der Hugo im Eschatokoll als Vogt von Andlau genannt wird. Die Urkunde ist
datiert auf 1121, was unmöglich stimmen kann. Sie ist, falls sie überhaupt echt ist,
zwischen März 1138 und 24. September 1143 ausgestellt. Zu der Urkunde siehe unten,
im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Andlau'. - Zeuge in einer Urkunde der Äbtissin von Andlau
vom 7. Mai 1144, abgedruckt bei Würdtwhn, 7. Bd., Nr. 51, S. 134 f.; weiterer Druck
bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 276, S. 230 f., der 1145 als Ausstellungsjahr
hat. - 6. September 1147: Er wird als Andlauer Vogt in dem Privileg von Papst Eugen
III. für Etival, abgedruckt bei Eugenii III Romani pontificis epistolae et privilegia, 1.
Bd., MPL 180, Sp. 1274-1278, genannt. Regest: JaffE-Löwenfeld, Nr. 9128.
488 Urkunde für Flöne: Original in Huy, AEH, abbaye de Flöne, boTte de chartes 1, n° 13 -
Urkunde für Neufmoustier: Original in Huy, AEH, abbaye de Neufmoustier, boite de
chartes 1, n° 4 - Urkunde Gottfrieds III. für das Priorat Frasnes lez-Gosselies, bei de
Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 80, S. 124 f.; vgl. unten, S. 240 mit Anm. 509 u.
S. 247 f. mit den Anm. 549, 550 u. 552.
236
bezeugt ist uns Hugo VIII. auch als Zeuge in einem in Aachen am 30. Dezember
1145 von König Konrad III. ausgestellten Diplom, in dem der König der Kirche von
Cambrai Besitzstand, Immunität und Schutz gewährt und sie von einer wider-
rechtlichen Abgabe befreit, welche der Graf von Flandern gefordert hatte489.
Da jedoch auch in dieser Dekade mehrere gräfliche Träger des Namens Hugo im
elsässisch-oberlothringischen Raum aktiv sind, können wir nicht immer eine exakte
Identifizierung der entsprechenden Personen vornehmen, weil in den Quellen
manchmal lediglich von einem 'Grafen Hugo' ohne einen beigegebenen Burgen-
oder Ortsnamen, der eine nähere Bestimmung ermöglichen würde, die Rede ist, wie
wir am Beispiel eines weiteren Diploms von Konrad III. verdeutlichen können. So
fungiert ein Graf Hugo als Zeuge in einem zwischen April 1141 und Mai 1142
ausgestellten Diplom des Königs, in dem dieser die zwischen der Äbtissin Judith
von Remiremont und Herzog Matthäus von Oberlothringen abgeschlossene
Vereinbarung beurkundet, mittels welcher die unberechtigten Übergriffe auf die
Abtei durch den Herzog, der die Vogtei über das Kloster innehatte, unterbunden
werden sollten490. Um welchen Grafen Hugo es sich bei dem Zeugen in diesem
Diplom Konrads III. handelt, bleibt unklar. Seit dem neunten Jahrhundert standen
immer wieder Mitglieder der Familie der Hberhardiner in enger Beziehung zur
Abtei Remiremont491. Die Äbtissin Judith war eine Tochter des Grafen Gerhard
von Vaudemont und dessen Gemahlin Hedwig von Egisheim, einer Tochter
Gerhards IV, von Egisheim492. Am naheliegendsten wäre die Vermutung, daß es
sich bei jenem Grafen Hugo aus dem Konrad-Diplom um den Bruder der Äbtissin
Judith, Graf Hugo von Vaudemont, handelt. Man könnte jedoch einen weiteren
Verwandten der Äbüssin nennen, der den Namen Hugo führte, und den wir in der
ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Beziehung zu Remiremont sehen, nämlich
eben Hugo VIII. von Dagsburg, denn dieser ist bei einer zwischen 1147 und 1151
getroffenen neuerlichen Vereinbarung zwischen der Äbtissin Judith und Herzog
Matthäus als Zeuge anwesend493. Doch zeigt uns gerade letztere Urkunde, wie
wenig wir zu einer letztgültigen Identifizierung des Grafen Hugo aus dem Konrad-
Diplom gelangen körnten, denn wir finden in der Vereinbarung zwischen der
Äbtissin von Remiremont und dem oberlothringischen Herzog noch einen dritten
Grafen namens Hugo als Zeugen, der mit der Äbtissin und den anderen beiden
Grafen blutsverwandt ist, nämlich Hugo von (Bischofs)hontburg, den damaligen
Grafen von Metz. Diese drei Grälen stehen denn auch in der Zeugenreihe der
letztgenannten Urkunde einträchtig nebeneinander: Hugo von Vaudemont, Hugo
489 DK III 143, S. 257-260.
490 D K III 75, S. 132 ff.: ... Signum comitis Hvgonisr, über den lange andauernden Streit
zwischen dem Kloster Remiremont und Herzog Matthäus von Oberlothringen siehe
ausführlich Hlawitschka, Studien, S. 87-90.
491 So z. B. vor allem im 10. Jahrhundert Graf Hugo I. mit seiner Ehefrau und seinen
Söhnen, Eberhard III., Hugo II., Guntram mit weiteren Familienangehörigen. Siehe dazu
oben, S. 137-141.
492 Siehe dazu oben, S. 77.
493 Druck bei Hlawitschka, Studien, Nr. VI, S. 146 ff.; weiterer Druck bei Bridot,
Chartes, Nr. 64, S. 166 ff.
237
von Metz und Hugo VIII. von Dagsburg494. Ergänzend sei noch erwälmt, daß der
Metzer Graf, Hugo von (Bischofs)hoinburg, in der Urkunde von Herzog Matthäus
aus dem Jahre 1151, die dieser für das Kloster Vergaville ausstellt, als Zeuge
fungiert495.
Erbanfall durch den Tod Ulrichs von Egisheim
Am Beginn der vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts trat ein Ereignis ein, das Hugo
VIII. unmittelbar betraf. Um das Jahr 1143 oder kurz danach war Graf Ulrich von
Egisheim, der der Vaudémonter Linie des Geschlechtes entstammte, kinderlos
verstorben496. Das Erbe, das er hinterließ, galt es nun zu verteilen. Als mögliche
Anwärter auf das Erbe sind in erster Linie Ulrichs Bruder, Gral' Hugo von
Vaudémont, die Grafen Friedrich I. von Pfirt und Hugo VIII. von Dagsburg zu
nennen. Von Konflikten um Ulrichs Erbe ist aus den Quellen nichts bekannt, so daß
anzunehmen ist, daß die einzelnen Parteien sich ohne größere, aufsehenerregende
Streitigkeiten geeinigt haben.
Welcher Teil aus Ulrichs Erbe ist an Hugo VIII. von Dagsburg gefallen? Die
Beantwortung dieser Frage stößt insofern auf Schwierigkeiten, als über den
einstigen Besitzkomplex Ulrichs von Egisheim kaum etwas bekannt ist. Der Anteil
an der Burganlage Hoh-Egisheim ging jedenfalls an die Grafen von Pfirt497. Ulrich
wird auch vorwiegend im Oberelsaß in der Gegend um die Egisheimer Burg
begütert gewesen sein, wie auch sein Beiname Von Egisheim' nahelegt. Sicher
nachweisbaren Allodialbesitz hatte Ulrich von Egisheim in dem zu den alten
egisheimischen allodialen Besitzungen gehörenden hinteren Urbeistal498, denn hier
hatte er auf seinem Eigengut um das Jahr 1138 die Zisterzienserabtei Pairis
gestiftet499. Auf Grund dieses Faktums bietet sich uns ein Ansatzpunkt zur
Beantwortung der Frage, was von den Besitzungen Ulrichs auf Hugo VIII. von
Dagsburg übergegangen ist. So finden wir neben den Grafen von Pfirt auch die
494 Ebda., S. 148: ... Hugo cotnes Wadanimontis. Hugo Melensis comes. Hugo consul de
Dasborch (Zitat nach dem Druck bei Hlawitschka); es gibt zusätzlich noch einen
weiteren Grafen namens Hugo, der mit den obengenannten Grafen verwandt ist: Hugo
von Huneburg. Siehe Parisse, Noblesse et chevalerie, Tafel Nr. 12, S. 360. Er ist ebenso
wie sein Bruder Theoderich gerade in zeitlicher Nachbarschaft zu den im April 1141 in
Metz behandelten Vorgängen um Herzog Matthäus und Remiremont in einem am 10.
April 1141 in Straßburg von Konrad III. ausgestellten Diplom als Zeuge zu finden (D K
III 57, S. 96-101). Hugo von Dagsburg und Hugo von Huneburg werden im Register zu
D K III, S. 683, fälschlicherweise als ein und dieselbe Person identifiziert.
495 Druck bei Hlawitschka, Studien, Nr. VII, S. 148 f.
496 Siehe oben, S. 76.
497 Siehe unten in dem Kap. 'Besitzungen’ den Art. 'Orbey/Urbeis'.
498 Vgl. C. Wilsdorf, Le chäteau de Haut-Eguisheim, in: CAF, 136£ session 1978: Haute-
Alsace, Paris 1982, S. 158; siehe auch im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Haut-
Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
499 Über die Stiftung der Zisterzienserabtei Pairis durch Ulrich von Egisheim informiert
eine Urkunde Ludwigs von Pfirt aus dem Jahre 1187, Original in Colmar, AD HR,
Fonds Pairis 1,3. Druck: Würdtwhn, 10. Bd., Nr. 47, S. 142 f.
238
Dagsburger Grafen in Beziehungen zur Abtei Pairis. Hugo VIII. schenkte im Jahr
1175 den Ort Remomont und das Tal Altpairis, beides im Urbeistal gelegen, der
von Ulrich von Egisheun gestifteten Zisterzienserabtei500. Wir können zudem noch
die Vogtei über die Kirche zu Remomont in der Hand Hugos VIII. nachweisen501.
Die Nähe von Remomont und Altpairis zu der Abtei Pairis legt nahe, daß diese
Örtlichkeiten aus der Erbmasse Ulrichs von Egisheim stammen könnten.
Auch über die Vererbung der vogteilichen Rechte über Pairis können wir eine
Aussage treffen. Ulrich von Egisheim hat über seine Stiftung mit Sicherheit eine
Art von Schutzvogtei ausgeübt502. Diese schutzvogteilichen Rechte scheinen beim
Tod Ulrichs auf Hugo VIII. und die dagsburgische Linie der Familie übergegangen
zu sein, da der erste Gemahl seiner Enkelin Gertrud im Besitz dieser Rechte ist, die
er nur über seine Gemahlin Gertrud erhalten haben kamt503.
Die Besitztümer im Urbeistal, vor allem die Schutzvogteirechte über Pairis, waren
für den Dagsburger Grafen eine willkommene Ergänzung zu den westlich davon
gelegenen, für ihn wichtigen Colmarer Besitzungen504. Es ist durchaus möglich,
daß einige Ländereien im unwirtlichen Urbeistal für Hugo VIII. doch nicht so
attraktiv waren, so daß er sie schließlich 1175 an Pairis abgab, der Zugriff blieb ja
durch die Vogteien, zum Beispiel über Pairis und Remomont, erhalten.
Die Eheschließung Hugos VIII. mit Luitgart von Sulzbach
Als ein wichtiger politischer Höhepunkt in der Geschichte des Dagsburger
Grafenhauses darf die Heirat Hugos VIII, von Dagsburg mit Luitgart, der Witwe
von Herzog Gottfried II. von Niederlothringen505, gewertet werden, denn jene
Eheschließung war mit einem enormen Prestigegewinn und einer gesellschaftlichen
Aufwertung für die Dagsburger Familie verbunden. Luitgart, aus dem Hause der
Grafen von Sulzbach stammend, war nämlich die Schwester sowohl der Gemahlin
König Konrads III., Gertrud, als auch der Gemahlin Kaiser Manuels von Byzanz,
Bertha, die am byzantinischen Hofe den Namen Irene annahm506. Des weiteren
hatte sich als nicht zu unterschätzender Aspekt aus diesem glänzenden Konnubium
eine politische Annäherung an das niederlothringische Herzogshaus von Löwen
500 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3.
501 Die undatierte - wohl um 1150 ausgestellte - Urkunde ist abgedruckt bei K. Stenzel,
Hirsau und Alspach. Ein Beitrag zur Geschichte der Hirsauer Reform im Eisass, in:
ZGO 78 (NF 39), 1924-26, Nr. 12, S. 60 f.; Stenzel identifiziert den in der Urkunde
Rumilichisberg bzw. Rumilisberg genannten Ort fälschlich mit Remiremont, zur Vogtei
Uber Remomont siehe im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Remomont'.
502 Siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Pairis'.
503 Die Urkunde ist abgedruckt bei Ё. Duvernoy, Chartes alsaciennes du duc Thiebaut 1er,
in: BSALMHL, 18. Jg., Nancy 1908, S. 259 ff.; siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art.
'Pairis'.
564 Zu Colmar siehe das Kap. 'Die Horburger Fehde' sowie im Kap. 'Besitzungen' u. im
Kap. 'Vogteien' den jeweiligen Art. 'Colmar'.
505 Siehe dazu oben, S. 97-101.
506 Zur genealogischen Zuordnung Luitgarts siehe oben, S. 97.
239
entwickelt. Die sich für das Dagsburger Grafenhaus ergebenden politischen
Aussichten, die eine Heirat der Herzogswitwe mit sich brachte, wird Hugo VIII.
rasch erkannt und das Eheprojekt - nach dem im Jahre 1142 erfolgten Tod von
Herzog Gottfried II. - baldmöglichst in die Wege geleitet haben. Denn Luitgart
hatte aus ihrer ersten Ehe mit Herzog Gottfried II. von Löwen einen Sohn, den
nunmehrigen Herzog Gottfried III., der aber noch minderjährig war507, und für den
sie wohl erst einmal die Regentschaft führte508. Hugo VIII. sah hier wohl die
Möglichkeit gegeben, über seine Gemahlin in die niederlothringische Politik
einzugreifen. Allerdings taucht Hugo VIII. lediglich in einer einzigen Urkunde des
mindeijährigen Herzogs aus dem Jahre 1148 für das Priorat Frasnes lez-Gosselies
als Zeuge auf509. Eine konkrete politische Einflußnahme des Dagsburgers läßt sich
daraus natürlich nicht ableiten, jedoch wird der Weg der Einflußnahme sicher über
seine Gemahlin Luitgart, welche als Mutter des minderjährigen Herzogs natur-
gemäß öfter in dessen Urkunden als Zustimmende oder Intervenientin genannt
wird510, geführt haben.
Auch König Konrad III. dürfte seine Zustimmung zu dieser Ehe nicht versagt
haben, denn möglicherweise erhoffte er sich durch den mächtigen Dagsburger
Grafen eine Unterstützung der Ansprüche des unmündigen Gottfried III. gegen die
Herzoge von Limburg, die ja seit den Zeiten Lothars III. in Konkurrenz mit den
Grafen von Löwen um das Herzogtum Niederlothringen standen511.
Herzog Gottfried I. hatte im Jahre 1128 auf einem Hoftag König Lothars III. zu
Aachen sein Amt an Walram von Limburg abgeben müssen512. Konrad III. hatte
bekanntlich die politische Zurücksetzung der Familie von Löwen, die sein
Vorgänger im Königsamt vorgenommen hatte, wieder rückgängig gemacht und
nach dem Tod Walrams von Limburg Gottfried I. von Löwen wieder als nieder-
lothringischen Herzog eingesetzt513, der schließlich Mönch in Afflighem geworden
507 Siehe dazu oben, S. 98 f.
508 Luitgart läßt sich gut in Urkunden ihres Sohnes aus erster Ehe, Herzog Gottfried III. von
Niederlothringen, nachweisen. Sie tritt 1143 in einer Schenkungsurkunde für das Kloster
Afflighem zusammen mit ihrem Sohn, Gottfried III., als Schenkerin auf. Die Urkunde ist
abgedruckt bei de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 66, S. 103 f. In ähnlicher
Funktion finden wir Luitgart in Urkunden ihres Sohnes für Afflighem aus den Jahren
1151 (ebda., Nr. 83, S. 128 f ), 1153 (ebda., Nr. 89, S. 138 f ). 1154 (ebda., Nr. 93, S.
144 f.), und im Jahr 1158 ist sie Intervenientin in einer Urkunde Gottfrieds III. für die
Abtei Villers-en-Brabant. Die Urkunde Gottfrieds III. aus dem Jahr 1158 ist abgedruckt
in: de Moreau, Chartes, Nr. 8, S. 18.
509 Urkunde, abgedruckt in: de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 80, S. 124 f. Er wird
hier an erster Stelle der Zeugenreihe genannt.
510 Siehe dazu oben, S. 98 f.
511 Vgl. dazu Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 82.
512 Siehe Böhmer-PErKE, Nr. 162, S. 103 f., mit Angabe sämtlicher Quellen; vgl. Mohr,
Lothringen, 2. Bd. S. 82.
513 Annales Rodenses, MGH SS XVI, S. 713, aber zu 1138: Gualramus dux de Leimburch
moritur, et Godefridus Lovaniensis substitur, vgl, Bernhardi, Konrad III., S. 100 f. u.
Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 85 ff.
240
war514. Gottfrieds Nachfolger im Herzogsamt wurde sein Sohn Gottfried II.515
Konrad III. hat wohl zur Unterstützung der Ansprüche Gottfrieds II. diesem 1139
seine Schwägerin Luitgart zur Gemahlin gegeben516.
Ob sich durch die zweite Ehe Luitgarts mit Hugo VIII. von Dagsburg auch eine
Annäherung zwischen Staufern und Dagsburgem ergab, ist nicht mit letzter Gültig-
keit zu sagen, aber anzunehmen. Hugo VIII. ist sicher nur in der obenerwähnten
Urkunde Konrads III. vom 30. Dezember 1145 als Zeuge nachweisbar517. Diese
Zeugenschaft dürfte schon nach seiner Heirat gewesen sein. Man wird aber nicht
fehl gehen, daß die Verschwägerung der Dagsburger Grafen mit dem staufischen
Königshaus den Dagsburger Grafen politische Vorteile bringen sollte und sie sich
von staufischer Seite Rückendeckung für ihre Politik in Niederlothringen erhofften.
Die Fehde mit dem Grafen von Namur
Im Jahre 1147 finden wir Hugo VIII. in eine Fehde mit seinem Onkel, Graf
Heinrich dem Blinden von Namur, verstrickt. So berichtet der Propst Bovo von
Stablo in einem Brief, datiert nach dem 8. September dieses Jahres, an seinen Abt
Wibald von einer Fehde zwischen Heinrich von Namur und einigen Adeligen,
darunter Graf Hugo von Dagsburg. Die streitenden Parteien hätten ihre
kriegerischen Handlungen zum Teil auf Klostergut von Stablo verlagert, im
Haspengau (Hesbaye) sei geplündert worden518. Da die Auseinandersetzung
bedeutende Ausmaße angenommen hatte519, bemühte sich Wibald von Stablo, der
ja aus verständlichen Gründen ein Interesse an der möglichst raschen Beendigung
der Fehde hatte, zwischen den einzelnen Kontrahenten einen Frieden zu vermitteln.
So schrieb er unter anderem an den Lütticher Bischof Heinrich und drohte diesem
514 Annales Laubienses, ed. G. H. Pertz, MGH SS IV, S. 22, zu 1139: Godefridus
Lotharingiae dux, Affligemii monachus effectus, moritur; cui succedit filius eius, de
nomine Godefridus\ die Gesta abbatum Trudonensium continuatio secunda, MGH SS X,
lib. I, S. 337, und die Annales Parchenses, MGH SS XVI, S. 605, nennen als
Todeszeitpunkt Gottfrieds I. irrtümlich 1140; Chronica de origine ducum Brabantiae,
MGH SS XXV, S. 409, sagt 1139; Continuatio Gemblacensis, MGH SS VI, S. 386, und
Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S, 833, nennen 1138 als
Todesjahr Gottfrieds; zu Gottfried I. siehe Knetsch, Brabant, 1. Teil, S. 18.
515 Annales Rodenses, MGH SS XVI, S. 713, aber zu 1138: Gualramus dux de Leimburch
moritur, et Godefridus Lovaniensis substitur.
5,6 Quellen siehe oben, S. 97 f. mit Anm. 545.
517 Druck D K III 143, S. 257-260.
518 Druck: Wibaldi epistolae, ed. Ph. Jaffé, Monumenta Corbeiensia, Berlin 1864, Nr. 53,
S. 131: ln prepositum autem ... nihil fructus me agere posse sciatis, quia non solum d
Rad. et Machario in Condustrio, sel et a comite Nainucensi et suis adversariis in
Haspannia preda et incendio vastamur. Regest bei Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 436, S. 610.
519 So schreibt Wibald an Bischof Heinrich von Lüttich: Multa mala sunt in episcopatu
vestro, quae tam generaliter à diebus antiquis ibi audita non sunt (Druck: Wibaldi
epistolae, Nr. 57, S. 134 f., Zitat, S. 135). Regest bei Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 437, S. 611.
241
sogar, den Papst über die Mißstände in dessen Bistum zu informieren520. Im
Spätsommer des darauffolgenden Jahres gelang es schließlich Wibald, einen
Frieden zwischen den einzelnen Kontrahenten zustande zu bringen. So nennt
Wibald in einem Brief vom 14. August 1148 an den Prior und den Konvent von
Corvey, dem er ebenfalls als Abt Vorstand, als Entschuldigung für sein Fernbleiben
und sein Verweilen in Stablo, daß er zwischen dem Grafen von Namur, dem Grafen
von Loon und dem Grafen von Dagsburg, die miteinander in Fehde lagen, einen
Frieden bis zum St. Remigiustag, das ist der 1. Oktober, gestiftet habe521.
Was waren die Hintergründe für diese Fehde? Wilhelm Bemhardi und Félix
Rousseau sehen die Fehde zwischen dem Grafen Heinrich von Namur, dem Grafen
von Loon und dem Grafen von Dagsburg in einem größeren Zusammenhang und
vermuten eine Verbindung zu der Fehde zwischen dem Vogt von Stablo, Graf
Heinrich von Rupe, und dem Grafen Gottfried von Montaigu, die einen einst von
Abt Wibald vermittelten Waffenstillstand gebrochen hätten522. Zu dieser
Auseinandersetzung kam noch eine weitere hinzu, die sich mit ersterer verband. Der
Vater Heinrichs des Blinden, Graf Gottfried von Namur, der den dem Kloster
Stablo zugehörenden Ort Tourinne-la-Chaussée beansprucht hatte, mußte auf dem
Hoftag zu Köln 1138 vor dem neuen König Konrad III. auf diesen Ort verzich-
ten523. Ein gewisser Eustachius hatte nun Tourinne-la-Chaussée im Jahre 1147
überfallen und besetzt. Dieser Überfall geschah, wie die Stabloer Mönche ihrem
abwesenden Abt berichteten, auf Betreiben Heinrichs des Blinden von Namur, der
im Reich die naturgemäß instabile Situation der Kreuzzugsjahre ausnutzte524
520 wibaldi epistolae, Nr. 57, S. 134 f., Regest bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch,
1. Bd„ Nr. 437, S. 611.
521 Druck: Wibaldi epistolae, Nr. 101, S. 176: Ut autem, sciat vestra fraternitas, tempus
nobis ociosum non preterisse, inter comitem Namucensem et comitem de lx>n et comitem
de Dasburch, quorum discordia totam terram lacerebat, pacem Deo auctore usque in
festo sancti Remigii fecimus. - Regest bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1.
Bd., Nr. 438, S. 611 f.
522 Bernharde Konrad III., S. 695 f.; siehe dazu das Regest bei Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 435; Rousseau, Henri l'Aveugle, S. 33 f.; Quelle dazu: Brief
der Mönche von Stablo an ihren Abt Wibald, Druck: Wibaldi epistolae, Nr. 51, S. 129 f.:
Nam treugae sive induciae, quae fide data ab advocato nostro et comite Gode(frido) et
suis usque ad festum sancti Remigii servari et teneri debuerunt, mox in exitu vestro
violatae sunt. Et nostra pene omnia ex utraque parte predis rapinis (incen)diis sunt
distracta adeo usque, ut in nos tantutn et nostra tocius maliciae s ut mna recidat (Zitat,
ebda., S. 130).
523 Verzicht Gottfrieds von Namur auf Tourinne-ta-Chaussee und Bestätigung des
Besitzrechtes an diesem Ort für Stablo durch Konrad 111. am 11. April 1138 zu Köln: D
K III 5, S. 8-11: Quicquid eadem ecclesia ... sub nostre luitionis potestate immobiliter ei
confirmamus et precipue villam Tornines, quam a dive memorie imperatore Ottone
prefate ecclesie redditam Godefridus Natmicensis comes invaserat, sed d supradicto
abbate in curia nostra Colonie super hoc proclamatus indicio principum nostrorum et
precipue salicorum in manus nostras reddidit et refutavit nosque in manu abbatis per
presentis privilegii paginam ad usus fratrum delegavimus (Zitat, S. 11); siehe auch
Bernharde Konrad III., S. 695 .
524 Wibaldi epistolae, Nr. 51, S. 129 f.: Ad cumulum quoque miseriarum nostrarum
accessit, quod Eustachius villam nostram Tornines ex consensu Namucetisis comitis
242
Bernhardis und Rousseaus Ansatz erklärt aber nicht die Verwicklung des
Dagsburger Grafen in die Fehde. Hugo VIII. hatte weder etwas mit Tourinne-la-
Chausee zu tun, noch ist bekannt, daß er Beziehungen zu den Grafen von Rupe und
von Montaigu unterhielt. Welche Gründe kömite es also für Hugo VIII. gegeben
haben, sich auf die Seite der Gegner seines Onkels Heinrich zu schlagen? Den
Versuch einer Erklärung unternimmt hingegen Heinrich Witte. Er schließt aus der
Beteiligung Hugos von Dagsburg an dieser Fehde, daß dieser Ansprüche auf
Luxemburg geltend gemacht hatte525. Ermensinde, Hugos Großmutter, war ja die
Schwester des Grafen Wilhelm von Luxemburg, der wohl im Laufe des Jahres 1129
verstarb526. Dessen Sohn und Nachfolger Konrad wiederum starb, ohne leibliche
Erben zu hinterlassen, noch im Jahre 1135 oder kurz darauf527, so daß zu diesem
Zeitpunkt die Erbfolgefrage akut wurde. Der aus Ermensindes zweiter Ehe
hervorgegangene Sohn, Heinrich der Blinde von Namur, hat in der Folgezeit gegen
die Schwester Konrads von Luxemburg, welche mit dem Grafen von Grandpr6
verheiratet war, Erbansprüche auf die luxemburgischen Güter erhoben528 und auch
die Belehnung mit der Grafschaft Luxemburg durch den König angestrebt. Der
Sohn Ermensindes aus ihrer ersten Ehe, Hugo VII., war zum Zeitpunkt des
Erbfalles bereits tot, aber es existierte ja immerhin als dessen Erbe sein Sohn, Hugo
iterum violenter occupavit (Zitat, ebda., S. 130); siehe auch Wampach, Urkunden- und
Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 435, S. 610, u. Bernhardi, Konrad III., S. 695.
525 Witte, Genealogische Untersuchungen, 2. Teil, S. 114.
526 Zur Diskussion um das Todesjahr Wilhelms siehe Renn, Grafenhaus, S. 168. Renn,
ebda, möchte als letzten sicheren urkundlichen Nachweis die Erwähnung Wilhelms in
einem Diplom Lothars III. an Weihnachten des Jahres 1128 (D Lo III 14, S. 17 f.)
ansehen; vgl. dazu auch Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 374, S.
539. Allerdings vermutet Renn, S. 168, daß jener Graf Wilhelm und dessen Schwester
Ermensinde, welche in einer Urkunde von Erzbischof Meginher von Trier vom 17. Juni
1129 (Beyer, Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 465a, S. 524) als Kinder einer Gräfin
Clementia bezeichnet werden, mit dem luxemburgischen Geschwisterpaar identisch sind
(siehe dazu auch oben, S. 157). Anfang des Jahres 1131 ist Wilhelm von Luxemburg
sicher schon verstorben, da die Diplome Lothars III. vom 29. März dieses Jahres für
Beuron (D Lo III 33, S. 51-55) und vom 23. April desselben Jahres für Echternach (D
Lo III 36, S. 60 f.) schon Wilhelms Sohn Konrad nennen.
527 Die letzte Erwähnung Konrads von Luxemburg datiert vom 30. Mai 1135. Er stellt an
diesem Tag eine Urkunde für St. Maximin in Trier aus, in der die Vogteifragen geregelt
werden. Druck bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 385, S. 548-553;
vgl. ebda., Nr. 387, S. 554 ff.; siehe auch Renn, Grafenhaus, S. 169.
528 La chronique de Gislebert de Mons, S. 62 f.: ... Hic autem Henricus comes
Namurcensis, post decessum avunculi sui Willelmi comitis de Lusceleborch, comitatum
de Lusceleborch sic adeptus est, quod medietatem alio diorum ex parte matris sue
Ermensendis comitisse jure hereditario adeptus juit; feoda vero, scilicet dignitatem
comitatus et Thiunvillam et advocatias Sancti Maximini in Treveris et Sancti Willebrordi
in Eternacho, per gratiam domini imperatoris Romanorum, quia avunculus ejus absque
proprii corporis herede masculo decesserat, plenarie obtinuit contra consobrinam
suam, ipsius comitis Willelmi filiam, que cum ipso Henrico comite Namurcensi in
allodiis participavit, quam duxit in uxorem comes de Grandi-Prato, et ex ea filium
habuit Henricum, militem probum, agnomine Waffiart. Gislebert stellt die Situation
nicht ganz richtig dar. Weil er den Sohn Wilhelms von Luxemburg, Konrad, nicht kennt,
glaubt er, der Erbfall sei nach dem Tode Wilhelms eingetreten. Vgl. auch ebda., S. 62,
Anm. 5.
243
VIII. Nun waren zweifellos geblütsrechtliche Ansprüche auf Luxemburg durch
Hugo VIII als Enkel der Ermensinde nicht von der Hand zu weisen. Hugo VIII.
scheint jedoch in dieser Erbschaftsfrage weitgehend, wenn nicht sogar gänzlich,
übergangen worden zu sein Das Vorgehen der Namurer Partei in bezug auf das
luxemburgische Erbe wird möglicherweise durch Ausnutzen der relativen Jugend
Hugos VIII. zum Zeitpunkt des Erbfalles - Hugo VIII. wird 1137 noch puer
genannt529 - erleichtert worden sein. Wahrscheinlich noch im Jahre 1138 wurde
schließlich Heinrich von Namur von König Konrad III. mit der Grafschaft
Luxemburg belehnt530. Ebenso wie Heinrich Witte sieht Ferdinand Tihon in diesem
Übergehen der Ansprüche des Dagsburgers einen möglichen Anlaß zu der Fehde
mit Heinrich dem Blinden53*. Allerdings ist merkwürdigerweise in den Quellen
nirgends explizit von solch einem Anspruch Hugos die Rede, der doch von einiger
Tragweite gewesen wäre, lediglich von der Tatsache der Fehde zwischen Heinrich
von Namur und Hugo von Dagsburg wissen wir. Hätte Hugo seine Ansprüche auf
Luxemburg mit Vehemenz vertreten, würde dies meines Erachtens sicher in den
erzählenden Quellen seinen Niederschlag gefunden haben. Dabei gilt es jedoch zu
bedenken, daß die Dagsburger Grafen zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht das
Grafenamt in Metz innehatten, Hugo VIII. hat es erst um 1153/54 von Friedrich
Barbarossa übertragen bekommen532. Somit war es für Hugo VIII. in den dreißiger
und vierziger Jahren noch nicht abzusehen, daß die Erwerbung des Luxemburger
Erbes, vor allem im Hinblick auf den Aufbau eines einigermaßen geschlossenen
Herrschaftskomplexes, eine geradezu ideale Ergänzung zur Metzer Grafschaft
gewesen wäre. Insofern kann die Zurückhaltung Hugos VIII. in der luxem-
burgischen Erbschaftssache verständlich erscheinen. Es ist wohl denkbar, daß das
Luxemburger Erbe einen der Anlässe zu dieser Fehde lieferte. Die
Auseinandersetzungen müßten sich folglich mehr als zehn Jahre hingezogen haben
Soweit ich sehe, dürfte jedoch eine weitere, bisher von der Forschung noch nicht
beachtete, territorialpolitische Auseinandersetzung zwischen Heinrich von Namur
und Hugo von Dagsburg als eine der wesentlichen Ursachen für die Fehde gedient
haben, wie sich aus einigen zwischen 1121 und 1163 ausgestellten Urkunden
ersehen läßt. Diese LJrkunden, die uns über die Hintergründe dieses Konfliktes
Aufschluß geben, haben bei oberflächlicher Betrachtung scheinbar gar nichts mit
der von uns untersuchten Sache zu tun. Aber auch hier ist in der Person der
Ermensinde von Luxemburg der Schlüssel zu den territorialpolitischen
Streitigkeiten ihrer beiden Nachkommen, ihres Sohnes und ihres Enkels, zu finden.
529 Siehe dazu oben, S. 93 mit Anm. 520.
00 Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 395, S. 562.
531 Tihon, Dissertation, S. 259. Es muß jedoch betont werden, daß Tihon einige Seiten
vorher in seiner Abhandlung 'Histoire du Chateau & du comte de Moha', die in
derselben Nummer der ACHSBA wie die 'Dissertation sur les comtes de Dasbourg, de
Metz & de Moha' veröffentlicht wurde, die Möglichkeit in Betracht zieht, daß Graf
Heinrich von Namur einen Teil des Witwengutes seiner Mutter von Hugo VIII.
zurtickgefordert hat. Siehe Tihon, Histoire, S. 172.
532 Siehe dazu unten, S. 250-256.
244
Zuerst soll eine Bestandsaufnahme der in Frage kommenden Urkunden Ermen-
sindes von Luxemburg erfolgen: Im Jahre 1121 hatte Ennensinde zusammen mit
ihrem zweiten Ehemann, Graf Gottfried von Namur, einige Kilometer westlieh von
Namur die Prämonstratenserabtei Floreffe gestiftet533. Kurze Zeit später, wohl um
das Jahr 1127, gab Ermensinde das Hospital zu Wanze, das sie mundiburdi mei ac
mariti domini Godefridi, comitis Namucensis, assensu534 ebenfalls gestiftet hatte,
und die Hälfte des Zehnten von Warnant und ihren Teil von Bilzen an die Abtei
Floreffe535. Auch eine weitere Urkunde Ennensindes ist von Wichtigkeit, um die
Zusammenhänge zu erkennen. Wohl um 1137 stellte Ennensinde zusammen mit
ihrem zweiten Gemahl, Gottfried von Namur, eine Schenkungsurkunde für die
unweit von Amay gelegene Abtei Flöne aus, in der sie den Titel einer Gräfin von
Moha führt und in der es ebenfalls um Güter in Warnant geht536.Wahrscheinlich
ebenfalls in den zwanziger oder dreißiger Jahren übertrug Ermensinde schließlich
das auf ihrem Allod gestiftete Kloster St. Victor in der Vorstadt von Huy an Cluny,
wie wir aus einer Urkunde von Bischof Albero von Lüttich erfahren537. Auch hier
wird sie Gräfin von Moha genannt538. Aus einer Urkunde ihres Enkels Hugo VIII.
aus dem Jahre 1154 erfahren wir schließlich noch von der von Ennensinde
durchgeführten Schenkung dieser Kirche, die auch den Namen St. Johannes trug539,
533 Druck bei Rousseau, Actes, Nr. 2, S. 8-11.
534 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom II, Nr. 7, S. 6 Г, Zitat S. 6; weiterer Druck
bei Rousseau, Actes, Nr. 3, S. 11 f.
535 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II., Nr. 7, S. 6 f.: Ego Ermensindis,
comitissa Namucensis, ... hospitalem domum in usus раирегшп in allodio meo Wange
construxi; nichilque Deo conferens, sed ei que sua sunt reddens, dimidiam partem
decime de Wartiani, tam minoris quam majoris, ad ecclesiam beati Remigii pertinentis,
ei contradidi.
536 Original in Huy, AEH, abbaye de Flöne, boite de chartes 1, n° 6: ... quod comitissa de
Musal Ermensendis, cum viro suo Namucensi comite Godefrido; Drucke bei Evrard,
Documents, Nr. 9, S. 295 Г; deMarneffe, Recherches, Nr. 3, S. 259 f.; Rousseau,
Actes, Nr. 4, S. 12 f.
537 Druck: Mir^eus u. Eoppens, Opera, 4. Bd., cap. XXV, S. 363. Es ist nicht klar, um
welchen Bischof Albero es sich handelt, da die Urkunde angeblich im Jahr 1130
ausgestellt ist, was unmöglich stimmen kann, da zu dieser Zeit Bischof Alexander I. in
Lüttich amtierte (siehe Series episcoporum ecclesiae catholicae occidentalis ab initio
usque ad annum MCXCVIII, series V: Germania, Tom. I: Archiepiscopatus Coloniensis,
hrsg. v. S. Weinfurter u. O. Engels, Stuttgart 1982, cap. Leodium, bearb. v. J.-L.
Küpper, S. 76). Als Aussteller der Urkunde kommen zwei Bischöfe namens Albero in
Frage, Bischof Albero I., der von 1122 bis 1128 amtierte, und Bischof Albero II.,
welcher von 1135 bis 1145 als Bischof nachgewiesen ist (ebda., S. 76 f ).
538 MlRA-us u. Foppens, Opera, 4 Bd., cap XXV, S. 363: ... Ego Albero Dei gratiä
I^eodiensis Episcopus, notum esse .... quod Domina ERMENSENDIS Comitissa de Muhalt.
quce uxor extitit Nobilissimi Comitis Alberti, divina patrimonia quce in suis
possessionibus Ecclesiarum sunt, piä liberalitate amplificans. suggerente quadcun nobili
& religiosa foeminä nomine Regina sibi eliarn consanguinea, Ecclesiam beati Victoris
quam jure sui allodii, in cujus feudo sita erat, in suburbio Hoyensi libere possidebat.
Ecclesice Cluniacensis beatorum Apostolorum Petri & Pauli, & suce filice quce est in
Marcuniaco indotata/n sine aliquibus appenditiis, tantum cum sui ambitu ccemiterii, in
suum perpetuum Jus legavit Monastico Ordini, deputatam noslrce defensioni & omnium
Leodiensi Sedi Praesidentium, adversus omnem calumniam jure Parochiali cotmnisit.
539 Siehe Monasticon Beige, S. 130.
245
an Cluny540. Die Abtei Flöne, die Stadt Huy, die Orte Wanze und Warnant sind
alles Örtlichkeiten in der Umgebung von Moha. Man sieht hieraus ganz deutlich,
daß Ermensinde in der Gegend um Moha Besitzungen hatte, über die sie auch
verfügte. Diese gehörten ursprünglich nicht zum luxemburgischen Erbgut, sondern
sie sind eindeutig den Besitzungen ihres ersten Gatten, Gral Albert I. von Dagsburg
und Moha, zuzuordnen. Sie hat sie vielleicht als Witwengut zugesprochen
bekommen, möglicherweise aber auch aus anderen Gründen beansprucht, welche
nun erörtert werden sollen.
Die Urkunde Ermensindes für Flöne enthält nämlich einige Details, die uns
weiterhelfen könnten, die Motivation für die Stiftungen und Schenkungen durch
Ermensinde zu erklären. Zudem geben sie uns die Möglichkeit, den Hintergrund der
politischen Vorgänge zu erhellen, die in der dagsburgisch-namurischen Auseinan-
dersetzung gegen Ende der vierziger Jahre mündeten. Als erstes fällt auf, daß sie
nicht, wie sonst in anderen Urkunden, den T itel einer Gräfin von Namur trägt541,
sondern sich ausdrücklich Gräfin von Moha nennt542 543.
Betrachtet man zudem noch die Zeugenreihe in der Urkunde Ermensindes für
Flöne, so fällt auf, daß einige Zeugen der näheren Umgebung von Moha
zuzuordnen sind, zum Beispiel Randulfus et Roulfus de Marneffia und Hugo de
Vinaztnont$43' Die Erwähnung dieser Personengruppe verdient besondere
Beachtung, denn Hugo von Vinalmont ist auch in einigen Urkunden Hugos VIII.
unter den Zeugen zu finden. Dort ist er eindeutig der familia musacensi544
zugeordnet. Hugo von Vinalmont gehörte also ohne Zweifel zu den Ministerialen
des Grafen von Moha. Auch ein gewisser Balduin von Marneffe, wohl ein
Nachkomme Randulfs oder Rudolfs von Marneffe, gehörte der familia Hugos VIII.
an545. Wemi aber der Grafschaft Moha zugehörige Ministenale als Zeugen in einer
Urkunde Ermensindes fungieren, zu einem Zeitpunkt, als sie schon längst Gräfin
von Namur war und auch in Person ihres Enkels Hugo VIII. ein Graf von Moha
existierte, wird man in dem Schluß nicht fehlgehen, daß Ermensinde liier bew ußt
diesen Titel gewählt hat, um somit den Anspruch zu verdeuüichen, als Gräfin von
Moha zu amtieren. Es zeichnet sich als politischer Hintergrund für diese Maßnahme
wohl ein Anspruch Ermensindes auf die Grafschaft Moha ab. So wird sie
wahrscheinlich versucht haben, die Rechte an Moha, möglicherweise als
Witwengut, in ihre zweite Ehe hinüber zu retten. Das ganze Unterfangen wird
vielleicht noch durch ihren zweiten Ehemann, Graf Gottfried von Namur, forciert
worden sein, denn die Grafschaft Moha wäre, wenn sie in der Folgezeit in den
540 Druck de Marneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263.
541 So z. B. in folgenden Urkunden: undatierte Urkunde für St. Vanne, Drucke: H. Bloch,
S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101; Urkunde von 1127 für Floreffe, Druck bei V.
Barbier, Histoire, II éd., tom. 11, Nr. 7, S. 6 f.
542 Siehe oben, S. 245 mit Anm. 536.
543 Original in Huy, AEH, abbaye de Dône, boîte de chartes 1, n° 6.
544 Urkunde Hugos VIII. für Flöne aus dem Jahre 1146, Original in Huy, AEH, abbaye de
Flöne, boîte de chartes 1, n° 13, und Urkunde Hugos VIII. von 1154, Druck bei de
Marneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263.
545 Urkunde Hugos VIII. aus dem Jahre 1154, de Marneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263.
246
Besitz der Grafen von Namur hätte gelangen können, bedingt durch ihre
geographische Nähe zu Namur, eine geradezu ideale Ergänzung für die Grafschaft
Namur gewesen. Man verdeutliche sich noch einmal die Situation im Jahre 1137
zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde Ermensindes: Ihr Sohn aus erster Ehe,
Hugo VII., ist schon seit 1123 tot, dessen Sohn, Hugo VIII., um 1123 geboren, wird
1137 noch puer genannt54*». Graf und Gräfin von Namur werden die Gelegenheit
für eine Abrundung ihres Territoriums als günstig erachtet haben. So finden auch
die Aktivitäten Ermensindes im Maasgebiet rund um Moha, welche wir aus ihren
Urkunden deutlich erkennen können, so nicht nur die Stiftungen von Floreffe und
Wanze, sondern auch die Schenkungen an Floreffe und an Flöne, eine sinnvolle
Erklärung. Dem Dagsburger Grafenhaus drohte also der Verlust von politischem
Einfluß an der Maas und vielleicht auch der Verlust der Grafschaft Moha, wie die
Titelwahl Ermensindes im Jahre 1137 nahelegt.
Hugo VIII. von Dagsburg und auch seine Mutter Gertrud haben die bedrohliche
Situation sicher erkannt und versucht, dieser für das Dagsburger Grafenhaus
negativen Entwicklung entgegenzusteuem. Darüber, wie die Auseinandersetzungen
am Ende der dreißiger Jahre verlaufen sind, schweigen die Quellen, vielleicht
bedingt durch die Jugend des Dagsburger Grafen. Erst Mitte der vierziger Jahre,
nach dem Tod Ermensindes im Jahre 1141546 547 und dem ihres Mannes, Gottfried von
Namur, zwei Jahre später548, zeigt sich meines Erachtens der Ausfluß dieser
Situation einerseits in der Fehde, welche der Sohn Ermensindes, Heinrich von
Namur, gegen deren Enkel, Hugo VIII., führte, und andererseits in Urkunden
Gertruds und ihres Sohnes für Floreffe und Flöne, die offensichtlich mit den
angesprochenen Urkunden Ermensindes von Namur korrespondieren und deutlich
spüren lassen, wie Hugo VIII. im Maasgebiet zwischen Namur und Lüttich in
Konkurrenz zu dem Grafenhaus von Namur getreten ist. So haben wir durch eine
Urkunde aus dem Jahre 1146 Kenntnis von einer Schenkung Hugos VIII. an die
Abtei Flöne549. Er übertrug der Abtei den conductum et tractum persone der Kirche
zu Antheit, versprach für sich und seine Nachfolger, auf jegliche Ansprüche
gegenüber dem Abt und dessen Nachfolgern zu verzichten, und übertrug zusätzlich
noch einige Hörige aus seiner familia in Moha550. Auch für zukünftige
546 Druck der Urkunde bei Würdtwhn, 7. Bd., Nr. 36, S. 96 ff.:... filius autem ipsius puer
Hugo videlicet et mater sua Gertrudis Comitissa ... (Zitat, ebda., S. 97); Regest:
RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322.
547 Siehe dazu oben, S. 72 mit Anin. 401 u. 402.
548 Siehe dazu oben, S. 72 mit Anm 401.
549 Original in Huy, AEH, abbaye de Flöne, boíte de chartes 1, n° 13; Druck der Urkunde
bei deMarneffe, Recherches, Nr. 4, S. 260 f.
550 Original in Huy, AEH, abbaye de Flöne, boTte de chartes 1, n° 13: Igitur notum sit.
qualiter ego Hugo, comes de Dagsburc, conductum et tractum persone ecclesie de Antei,
que in allodio meo de Musae sita est, quod in manu mea libere tenebam, tradidi ecclesie
beati Mathe i de Flona, pro salute videlicet anime mee patrisque mei ac matris. Hoc
autem eis tali conditione concessi ut omnes abbates pre/ate Flonensis ecclesie, post
domnum Valterum predicti loci pastorem, cuius tempore hoc actum est, serialim sibi in
posterum succedentes, donum hoc tam a me quam a successoribus meis requirant, et
tam ego quam posteri mei sine alicuius ambitionis intuitu, sine ullius acceptatione vel
donatione pecunie, sine cuiuslibet occasionis obiectu, gratanter eis reddemus. ...
247
Erwerbungen der Abtei aus seinem Allod garantierte er seinen Schutz551, wollte
also die Schutzvogtei wahmehmen. Ähnlich geartete Bestimmungen finden sich in
einer Urkunde Hugos VIII. für das vor den Toren von Huy gelegene Kloster
Neufmoustier. Er wolle alle Schenkungen an diese Abtei ratifizieren, welche von
Mitgliedern seiner familia oder aus seinem procinctus übertragen wurden oder in
Zukunft getätigt werden. Über diese Güter - und auch über alle weiteren
zukünftigen Erwerbungen der Abtei - wollte Hugo sich allerdings die Vogtei
Vorbehalten552. 1154 bestätigte Hugo VIII. die einst von Ermensinde getätigte
Schenkung der Kirche St. Johannis in Huy an Cluny553, und im selben Jahr traten
Hugo und seine Mutter Gertrud in einem Diplom Friedrichs I. als Intervenienten für
die Kirche Maria Magdalena in Wanze auf554. Gertrud übertrug dieser Kirche in
Wanze eine ihr zugesprochene Pfründe am St. Servatiusstift in Maastricht555.
Gertrud und ihr Sohn Hugo treten bewußt als Schenker für eine Kirche in einem Ort
auf, den Ermensinde als ihr Allod bezeichnet hatte556. Mutter und Sohn
demonstrieren somit ihre Rechtsauffassung, daß Wanze als von Hugo VIII. ererbtes
Allod aufzufassen sei. Schließlich bestätigt Hugo VIII. noch 1163 in Anwesenheit
seiner Gemahlin und seiner beiden Söhne der Abtei Floreffe die durch Ermensinde
vorgenommene Schenkung des Hospitals und Güter in Wanze557 und erweitert
Preterea donavi predicte ecclesie de familia mea Hugonem et Idam matrem et
Lieburgim aviam eius cum omni possessione eorum libere in perpetuum.
551 Original in Huy, AEH, abbaye de Flône, boîte de chartes 1, n° 13: Concessi etiam
prefati loci fratribus ul ipsi et omnia sua que tunc temporis habebant vel quicquid in
posteris tam in edificiis quam in omnimoda possessione in allodio meo me annuente
acquirerent sub tutela mea fore.
552 Original in Huy, AEH, abbaye de Neufmoustier, boîte de chartes 1, n° 4: Pro salute
igitur anime mee et predecessorum meorum, me subiciens et a quo omnis potestas,
concessi ecclesie sanctissimi Sepulchri Domini beatique Johannis Baptiste ut si quis de
Musacensi familia allodii sui quicquam, quod sub iure nostro possidet, in vita sua vel in
morte et donaverit, aut etiam venditione vel contractu aliquo ei contulerit, assensu
nostro ratum esse et inconvulsum permanere. Advocalia vero eorum michi soli retenta et
nulli benficiata, cetera prefate sint ecclesie. Quod si ab alio quolibet, qui non sit de
familia nostra, in procinctu nostro quicqumn donatione aut venditione acquisierit, mihi
et posteris meis de Musaeo nichilotninus, iuxta modum supra determinatum cedet
advocalia. ... et insuper [s]i quod predium a quocunque vel ubicunque et
quomodocunque acquiserit mea erit advocalia si absque gravamine suo id potuerit
obtinere. Druck der Urkunde bei deMarneffe, Recherches, Nr. 5, S. 262 f.
553 Druck: deMarneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263.
554 D F I 83, S. 138 f.: ... interventu et petitione fidelis noslre Gertrudis comitisse de
Dagesborch eius annuente filio Hugone Metensi et Musacensi comité (Zitat, ebda, S.
138).
555 D F I 83, S. 138 F.: Receptam autem et in manu ac potestate sua redactam ipsa videlicet
prenominata comitissa eiusque filius Hugo cornes, ut prefatum est, ecclesie beate Marie
Magdalene de Wanze pro salute animarum suarum predecessorumque ac successorum
suorum et dierum anniversariorum suorum commemoratione facienda per omnia
succedentia tempora possidendam tradiderunt, siehe dazu auch im Kap. 'Besitzungen'
den Art. 'St. Servatius zu Maastricht'.
556 Siehe oben, S. 245 mit Anm. 535.
557 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. éd., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.: Ego igitur H. de
Dageshurg, comes Metens is, notum esse volo cunctis fidelibus tam nostri temporis quam
post nos successuris, quod quicquid ava mea bone memorie Ermensendis, comitissa
248
zudem noch diese Schenkung um das Besitzrecht an der Kirche zu Wamant und,
gegen die Abgabe eines Zinses, um die Bestätigung des Besitzes verschiedener
terrae, so der terra Adelaidis, der terra Alardis, der terra Balduini und der terra de
Cutuain, welche einer seiner Bauern der Abtei übertragen hatte558. Die Nennung
und Zustimmung wichtiger Mitglieder von Hugos Familie unterstreicht geradezu
die Bedeutung dieser Urkunde. Man kann ganz deutlich an dieser Schenkungs-
urkunde ablesen, wie Hugo VIII. um gute Beziehungen zu Floreffe bemüht war, die
Gründe dafür liegen klar auf der Hand. Das Dagsburger Grafenhaus hat die Abteien
Floreffe und Rone nicht mehr aus seinem Blickfeld verloren. Rone wurde später
noch von Albert II. begabt, allerdings mit einer problematischen Schenkung559,
Roreffe im Jahre 1223 von dessen Tochter Gertrud560. Die Bestimmungen über die
Vogteien in den Urkunden Hugos VIII. für Rone und Neufmoustier zeigen auch,
wie hier versucht wurde, Landesherrschaft aufzubauen und Rechtsansprüche zu
sichern.
Durchgesetzt hat sich in diesem Konflikt um Moha schließlich der Dagsburger
gegenüber dem Grafen von Namur. Möglich, daß es, wie uns die weitere
Entwicklung zeigt, zu einem Kompromiß im Sinne einer Gebietsaufteilung
gekommen ist, nämlich Moha für das Dagsburger Grafenhaus, Luxemburg für den
Grafen von Namur. Ab den fünfziger Jahren des 12. Jahrhunderts gibt es in den
Quellen keine Anzeichen mehr, daß die Grafschaft Moha den Dagsburger Grafen
von einem Grafen von Namur streitig gemacht wurde. Erst gegen Ende der
Lebenszeit Alberts II. regten sich wieder die Interessen verschiedener
Territorialherren an der Grafschaft Moha, und in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts konnte schließlich der Lütticher Bischof bei den nach dem Tode
Gertruds von Dagsburg im Jahre 1225 beginnenden Auseinandersetzungen um die
Dagsburger Erbschaft endgiilüg die Lehenshoheit über Moha erringen561.
Namucensis, contulit et concessit ecclesie beate Marie Magdalene, de loco qui dicitur
Wamia, scilicet culturam usque ad molendinum, et ego, divini amoris intuitu ac pro
salute mee, concessi et donavi perpetuo libere possidendum fratribus ac sororibus
ibidem Deo famulantibus locum videlicet in quo edificia eorum et curtilia sita sunt. ...
Hec omnia supradicta concessi et tradidi loco prenominato et fratribus ac sororibus, ex
voluntate et assensu uxoris mee L., ducisse Lovanie, et duorum filiorum meorum
Hugonis et Alberti (Zitat, ebda., S. 26).
558 Ebda.: De mea etiam manu concessi et donavi eis donum et investituram ecclesie de
Warnanz in perpetuam et liberam possessionem. Preterea concessi eis possidendas in
sempiternum terras quasdam, terratn scilicet Balduini, terram Adelaidis, terram Alardi,
terram de Cutuain datam eis in elemosinam a rustico meo, salvo tamen jure et redditu,
quod de terris eisdem annuatim mihi persolvetur a fratribus jure antiquo: de terra
Adelaidis 11 modi spelte et XXI denarii censuales et duo arietes; de terra Alardi XVI
duzini spelte et VIII duzini avene (Zitat, ebda., S. 26).
559 Siehe dazu ausführlich unten, das Kap. zur Stiftung von Val-Notre-Dame.
560 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. 6d, tom. II, Nr. 165, S. 76.
561 Siehe dazu ausführlich unten die Kap. 'Streitigkeiten um das Erbe Alberts II.' und 'Die
Auseinandersetzungen in Niederlothringen'.
249
Hugo VIII. und Friednch Barbarossa
Die Hoffnung Hugos VIII., durch seine Verschwägerung mit Konrad III. seinen
politischen Einfluß im Reich zu verstärken, hat jedoch im Jahr 1152 einen
Rückschlag erlitten, da ja bekanntlich der Sohn von Konrad III. und Gertrud von
Sulzbach, Friedrich der Rothenburger, das Königtum nicht erlangte, sondern dessen
Vetter, Herzog Friedrich III. von Schwaben562. Somit hatte ab der Königswahl
Friedrich Barbarossas die verwandtschaftliche Bindung an jenen Zweig der
staufischen Familie, der die Zukunft nicht gehörte, bei weitem nicht mehr die
politische Bedeutung, die sich Hugo VIII. bei seiner Heirat mit der Schwägerin
Konrads III. einst wohl erhofft hatte. Zu konstatieren ist jedoch, daß sich
anscheinend zunächst das Verhältnis zwischen dem neuen König Friedrich I. und
Hugo VIII. von Dagsburg spannungsfrei gestaltete, möglicherweise doch als Folge
der verwandtschaftlichen Bindung Hugos zu dem Sohne Konrads III.
Die Erwerbung der Grafschaft Metz
Ein wichtiges Ereignis, das das gute Verhältnis des neuen Königs zu dem Dags-
burger Grafen in den Anfangsjahren Friedrichs I. kennzeichnet, ist die Verleihung
der Grafschaft Metz durch den Staufer, die für Hugo VIII. einen außerordent-
lichen Machtzuwachs und beträchtlichen territorialpolitischen Gewinn bedeutete.
Die Metzer Grafschaft hatten in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die mit den
Dagsburgern verwandten Grafen von (Bischofs)homburg inne563. Die Ver-
wandtschaft kam über die Schwester Hugos VII. von Dagsburg, Mathilde, zustande,
die mit dem Grafen von Metz, Folmar von (Bischofs)homburg, verehelicht war564.
Folmar von (Bischofs)homburg verstarb zwischen 1140 und 1147565, und es folgte
ihm in der Metzer Grafschaft sein ältester Sohn, Hugo von (Bischofs)homburg,
562 Zu den Vorgängen um die Königswahl von 1152 und den Übergang des Königtums auf
den Neffen Konrads III., siehe jetzt Althoff, Friedrich von Rothenburg, S. 307-316.
563 Siehe dazu Châtelain, Le comté de Metz, 2. Teil, S. 298-307, mit allerdings nicht
immer richtigen Angaben, speziell bei der Darstellung des Übergangs der Metzer
Grafschaft von den Grafen von (Bischofs)homburg zu den Grafen von Dagsburg (ebda.,
S. 307); vgl. auch M. Parisse, Présence et interventions de Frédéric Barberousse en
Lorraine, in: Friedrich Barbarossa. Handlungsspielräume und Wirkungsweisen des
staufischen Kaisers, hrsg. v. A. Haverkamp (= VuF 40), Sigmaringen 1992, S. 204.
564 Siehe oben, S. 88 ff.
565 Folmar von (Bischofs)homburg wird zuletzt sicher in einer in der zweiten Hälfte des
Jahres 1140 ausgestellten Urkunde Stephans von Metz genannt, abgedruckt in M.
Parisse, Actes des princes Lorraines, 2ème Série: Princes Ecclésiastiques, I. Les
évêques de Metz, B - Etienne de Bar 1120-1162 (préédition), Nancy o. J., Nr. 53, S. 122
ff. Die späteren Nennungen Folmars in den Urkunden Stephans von Metz, so im Jahre
1146 (ebda, Nr. 66, S. 145-151) und im Jahre 1147 (ebda., Nr. 67, S. 152 -155), lassen
nicht klar erkennen, ob Folmar in diesen Jahren noch am Leben war. Zu der Urkunde
von 1146 siehe unten, Anm. 566. Die Echtheit der Urkunde von 1147 ist nicht sicher
(ebda., Nr. 67, S. 152, Vorbemerkung), Zu der Erwähnung Folmars in der zwischen
1158 u. 1162 ausgestellten Urkunde des Bischofs für Beaupré siehe unten, Anm. 566;
vgl. auch Parisse, Présence, S. 204 f.
250
nach566. Dieser verstarb jedoch schon früh, wahrscheinlich noch im Jahr 1152567.
Es erhielt nun aber nicht sein Bruder Folmar die Metzer Grafschaft verliehen,
sondern überraschenderweise dessen Vetter, Hugo VIII. von Dagsburg568, wie aus
den im folgenden angeführten Quellen deutlich wird. Die Verleihung der Grafschaft
war eigentlich Sache des Bischofs569, der neue König scheint diesem jedoch die
Initiative aus der Hand genommen zu haben570, und wahrscheinlich auf seine
Intervention hin hat Hugo VIII. von Dagsburg die Grafschaft Metz mit der Vogtei
566 Hugo von (Bischofs)homburg läßt sich zwischen 1146 und 1150 als Inhaber der
Grafschaft Metz in Urkunden von Bischof Stephan von Metz nachweisen. 1146: ln einer
Urkunde Bischof Stephans von Metz für Abt Heinrich von Villers-Bettnach, abgedruckt
in Parisse, Actes, 2ème Série: 1,B, Etienne de Bar, Nr 66, S. 145-151, werden sowohl
Folmar von (Bischofs)homburg als Vogt der Metzer Kirche (ebda., S. 146) als auch
dessen Söhne Hugo, der hier schon als Graf bezeichnet wird, und Albert genannt (ebda.,
S. 148). Letztere fungieren als Zeugen. Ob Folmar zu diesem Zeitpunkt noch am Leben
war, läßt sich der Urkunde nicht entnehmen, da die Urkunde zu den einzelnen
Schenkungen die jeweils beteiligten Personen und Zeugen anfuhrt, die zum Zeitpunkt
der Ausstellung der Bestätigungsurkunde durchaus schon verstorben sein können. -
1149: Hugo ist Zeuge in einer Urkunde Stephans von Metz flir Villers-Bettnach,
abgedruckt, ebda., Nr. 70, S. 159 f. - vor 1150: Hugo ist Intervenient in einer Urkunde
Stephans von Metz, in der dieser eine Schenkung eines Guidricus von Moyenvic an die
Abtei La Crète bestätigt, abgedruckt, ebda., Nr. 73, S. 164 f. - Hugo wird noch in einer
undatierten - wohl zwischen 1158 u. 1162 ausgestellten - Urkunde Stephans von Metz,
abgedruckt, ebda., Nr. 115, S. 251 ff., genannt, die Uber die einstige Stiftung von
Beaupré berichtet, die von Folmar von Metz und seiner Familie vorgenommen wurde. -
Auch in einer undatierten Urkunde des Herzogs Matthäus I. von Oberlothringen,
zwischen 1147 und 1151 ausgestellt, wird Hugo von (Bischofs)homburg als Graf von
Metz bezeichnet. Urkunde, abgedruckt bei Hlawitschka, Studien, Nr. VI, S. 146 ff.;
zur Datierung siehe ebda, S. 146 mit Anm. 37.
567 Hugo von (Bischofs)homburg wird letztmalig in einer Urkunde von Bischof Stephan
von Metz, die vor 1150 ausgestellt ist, als lebend erwähnt (siehe Anm. 566), Vom Tod
Hugos von (Bisehofs)homburg unterrichten uns die Gesta episcoporum Mettensium,
MGH SS X, S. 544, allerdings ohne Jahresangabe. Hier wird berichtet, daß die Burg
Homburg, ein bischöfliches Lehen, nach dem Tod des Grafen Hugo von Herzog
Matthäus von Oberlothringen usurpiert wurde, jedoch mit Hilfe Friedrich Barbarossas
wieder in die Hände des Metzer Bischofs gelangt ist: et caslrum Hoemburc iure ab
ipso feodali descendens, post decessum comitis Hugonis a duce Lothoringiae
occupatum, domini Friderici imperatoris auxilio sibi et posteris suis adquisivit, libere
omni aevo tenendum. Diese Nachricht wird von Ferdinand Opll aus plausiblen Gründen
auf Ende 1152/Anfang 1153 datiert (Böhmer-Oll, Nr. 154, S. 43). Zusammenfassend
läßt sich feststellen, daß sich für den Todeszeitpunkt Hugos von (Bischofs)homburg als
Terminus post quem 1149/1150 und als Terminus ante quem das Jahresende 1152
feststellen läßt, wobei der Todeszeitpunkt Hugos eher an 1152 heranzurücken wäre, da
wohl erst 1153 Uber eine Neubesetzung des Metzer Grafenamtes entschieden wurde
(siehe die weiteren Ausführungen im Haupttext) und eine mehrjährige Vakanz dieses
Grafenamtes eher unwahrscheinlich scheint.
568 Siehe Parisse, Présence, S. 204.
569 Siehe ebda.
570 Siehe ebda. Friedrich Barbarossa konnte nach Meinung von Michel Parisse (ebda., S.
208) dadurch, daß er dem Metzer Bischof Stephan soeben geholfen hatte, die nach dem
Tod Hugos von (Bischofs)homburg von Herzog Matthäus von Oberl oth rin gen usurpierte
Burg Homburg wiederzuerlangen (siehe Anm. 567), dem Bischof die Initiative bei der
Besetzung der Grafschaft aus der Hand nehmen.
251
über Stadt und Bistum mit weiteren Vogteien, formell wohl vom Bischof,
übertragen bekommen571. Friedrich I. besuchte Anfang des Jahres 1153 das Elsaß
und Oberlothringen572. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß während dieses
Aufenthalts des Königs in Oberlothringen die Nachfolge in der Metzer Grafschaft
verhandelt wurde, denn am 10. Januar trafen Friedrich I. und Hugo VIII. von
Dagsburg in Metz zusammen. Wir erfahren dies aus einer Urkunde, die Friedrich I.
dort an diesem Tag zugunsten von Wibald von Stablo ausstellte, mittels dieser er
Wibald den Teil der Vogtei des Klosters Stablo schenkte, den früher Graf Heinrich
von Laroche innehatte573. Als letzter der Zeugenreihe wird Graf Hugo von
Dagsburg genannt574.
Wann geschah die Übertragung der Grafschaft Metz an Hugo VIII. von Dagsburg?
Zum ersten Mal wird Hugo VIII. in einer kurz nach dem 23. Juni 1154 in
Maastricht ausgestellten Urkunde Friedrichs I. als Graf von Metz beutelt575. Wir
können somit eine Eingrenzung vornehmen. Die Belehnung muß also nach dem 10.
Januar 1153 und vor dem 23. Juni 1154 erfolgt sein. In der Folgezeit ist Hugo VIII.
dann immer wieder in den Urkunden der einzelnen Bischöfe von Metz nach
weisbar576.
571 Parisse, Albert, Comte de Dabo, S. 163. Es ist nicht so, wie Parisse, Présence, S. 208,
meint, daß durch die vom König vorgenommene Übertragung der Grafschaft der
Dagsburger Graf Vasall des Königs geworden ist. Es läßt sich indes eindeutig
feststellen, daß der Bischof bei Veräußerungen oder Übertragungen aus dem
Grafschaftsbesitz durch den Dagsburger Grafen zustimmen mußte, so z. B. als Albert II.
an das Stift St. Theobald das Patronatsrecht der Kirche Heiligkreuz und der Kapelle St
Ferrucius zu Metz, die er als Lehen des Bischofs von Metz bezeichnete, übertrug (siehe
im Anhang, Urkunde Nr. 7). Es sei noch erwähnt, daß König Philipp von Schwaben
diese Übertragung dem Stift St. Theobald am 7. April 1200 bestätigte (Druck der
Urkunde bei BÖHMER, Acta, Nr. 214, S. 195 f ). Von der Einholung einer Zustimmung
des Königs durch Albert II. ist jedoch nicht die Rede. König und Bischof standen wohl
in Konkurrenz was die Grafschaft Metz betraf, jedoch konnte der Bischof durchaus
seine Rechte als Lehensherr gegenüber dem Metzer Grafen bewahren.
572 Zu dieser Reise Friedrichs I. siehe F. Opll, Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas
(1152-1190), Wien-Köln-Graz 1978, S. 10 f. u. 167; vgl. auch Parisse, Présence, S.
204.
573 D F I 44, S. 74 f.
574 Ebda
575 Druck: D F I 83, S. 138 f.: ... Hugone Metensi et Musacensi comité (Zitat, ebda.,
S. 138).
576 1163, vor dem 8. Juli: Zeuge in einer Urkunde von Bischof Theoderich III. von Metz für
das Kloster Maursmünster, Drucke bei P. Wentzcke, Zur Geschichte Bischof
Theoderichs III. von Metz, in: JGLGA 20, Metz 1908, S. 454, und bei Parisse, Actes,
2ème série, I,C, Thierri III, Ferri, Thierri IV, Nr. 2, S. 10 f. - 1165: Nennung in der
Zeugenreihe einer Urkunde von Bischof Theoderich III. von Metz für das Kloster
Lübeln. Abschrift des 14. Jhdts. im Chartular des Klosters Lübeln, Paris, BN, MS latin
10030, fol. 33r° - 33v°. Abschrift des 18. Jhdts. in Metz, AD Mos., H 1028, S. 115-117.
Die Edition der Urkunde in: Parisse, Actes, 2ème série, I,C, Thierri III, Ferri, Thierri
IV, Nr. 7, S. 19 f,, ist fehlerhaft. So wurden in der Zeugenreihe die Namen der Grafen
Hugo von Dagsburg und Simon von Saarbrücken vergessen, dafür hat Graf Reynald von
Monsons zwei Grafentitel bekommen. Die Zeugenreihe wird vollständig wiedergegeben
bei Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Nr. 50, S. 75 f., jedoch mit unrichtiger Folioangabe,
252
Rechte und Einkünfte, die dem Dagsburger Grafen zustanden, sind größtenteils in
den entweder gegen Ende des 12. oder im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts in
altfranzösischer Sprache abgefaßten droits der Stadt Metz niedergelegt577. Er hatte
als Vogt den Bürgern von Metz, die seinem Gerichtshof unterstanden, überall
Beistand und Schutz zu gewähren578, er hatte einen dreimal im Jahr stattfindenden
Gerichtstag abzuhalten, führte den Vorsitz des Kriminalgerichtes und übte die
oberste Polizeigewalt innerhalb der Stadt Metz und ihrer Bannmeile aus579. Ohne
Zustimmung des Grafen konnte der Bischof keinen Angeklagten frei sprechen580.
Auch mußte er das Eichmaß überwachen581, bei falsch abgemessenem Wein
standen dem Bischof zwei Drittel, dem Grafen ein Drittel des als Strafe vom
die sich auch in der späteren Edition bei Parisse findet. - 1168: Hugo VIII. von
Dagsburg stimmt in seiner Eigenschaft als Vogt des Metzer Bischofs einem Tausch von
Gütern zwischen der Straßburger Kirche und dem Kloster MaursmUnster zu, den der
Straßburger Bischof Rudolf beurkundet, Drucke bei Schöpflin, Alsatia diplomática I,
Nr. 311, S. 257 f., und bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 11, S. 29 ff.. Regest der Urkunde
bei RegBfeStr. I, Nr. 586, S. 343 f. Kurzregest bei Parisse, Actes, 2ème série, I,C,
Thierri III, Ferri, Thierri IV, Nr. 20, S. 45, der allerdings als Ausstellungsdatum
1170 angibt. -1170: Nennung in der Zeugenreihe einer Urkunde von Bischof Theoderich
III. von Metz für das Kloster Lübeln. Chartular des Klosters Lübeln, Paris, BN, MS latin
10030, fol. 31 v° - 32r°. Edition in: Parisse, Actes, 2ème série, I,C, Thierri III, Ferri,
Thierri IV, Nr. 19, S. 43 f., dem die Eintragung in dem Pariser Chartular entgangen ist
und der die Urkunde nach der Metzer Abschrift abdruckt,
577 Die droits de Metz sind in mehreren späteren Abschriften überliefert. Abdruck der droits
nach einem Vidimus von 1486 bei François u. Tabouillot, Histoire de Metz VI, S.
306-314, neuere Edition bei H. Klipffel, Metz, cité épiscopale et impériale (Xe au
XVIe siècle). - Un épisode de l'histoire du régime municipal dans les villes romanes
de l'empire germanique, in: Mémoires couronnés. Autres mémoires, 19. Bd., Bruxelles
1867, S. 381-387; Ch. Abel, Recherches historiques sur les plus anciennes chartes de
Metz, in: Mémoires de l'académie impériale de Metz 4L Jg. 1859 - 1860 (= 2. Série, 8.
Jg.), Metz 1860, S. 325-340, druckt eine weitere Fassung (14. Jhdt.) ab; zur
Überlieferung siehe Klipffel, Metz, S. 381; zur Datierung vgl. Voigt, Bertram von
Metz, 2. Teil, S. 4 f, Anm. 4, H. V. Sauerland, Die Immunität von Metz von ihren
Anfängen bis zum Ende des elften Jahrhunderts, Metz 1877, S, 56, Anm. 2, und J.
Schneider, Metz, S. 93 f. mit Anm. 68; zu dem Inhalt der droits siehe auch E.
MüSEBECK, Zoll und Markt in Metz in der ersten Hälfte des Mittelalters, in: JGLGA 15,
Metz 1903, S. 3 u. 8-13.
578 Klipffel, Metz, S. 387: Messire H cuens de Daubure si est voués de tous les frans
hommes dou Pallais où qu'ils soient et ces doit warder et warantir à son povoir.
579 Siehe das Zitat in Anm. 578 und in Anm. 584. Zu dem dreimaligen Abhalten eines
Placitums innerhalb eines Jahres siehe die entsprechende Bestimmung in einem
Capitulare missorum Ludwigs des Frommen aus dem Jahre 819: De placitis siquidem
quos liberi homines observare debent constitutio genitoris nostri penitus observando
atque tenenda est, ut videlicet in anno tria solumtnodo generalia placita observent
(MGH Capitularía regum Francorum I, ed. A. BoRETlUS, Hannover 1883, Nr. 141,
S. 290).
580 Klipffel, Metz, S. 387: Messire H evesque ne aultre pour lui n'ait povoir d'acquitter la
partie tnonsignour le conte de Daubore, se par lui n'est.
581 Ebda., S. 387: Messire li cuens de Daubore ait son sestier en ceste ville à cui on
redresse les mesure dou vin de la ville et s'en reffait on, chacan, les muyes de Mets et
des villes entour, et de chacun mut c'on y reffait doit avoir messire li cuens nu d
253
Delinquenten abzuliefernden Weines zu582. Ähnliche Bestimmungen gab es bei
einem Vergehen gegen das Weinverkaufsrecht583. Außerdem mußte er die Weide-
plätze und Wege überwachen und dafür Sorge tragen, daß letztere in Ordnung
gehalten wurden, und war angehalten, einer widerrechtlichen Aneignung durch
Unbefugte entgegenzutreten584. Niemand durfte außerdem ohne Erlaubnis des
Bischofs und des Grafen ein befestigtes Haus in der Stadt errichten585. Als
Einnahme stand dem Dagsburger Grafen von allen in der Stadt zu zahlenden Bußen
ein Drittel des jeweiligen Bußgeldes zu586. Dazu kamen zu entrichtende Abgaben
zum Beispiel bei Kampfentscheidungen587, zudem hatte der Graf, wenn er in der
Stadt war, das Recht der Beherbergung in Neufbourg588. Darüber hinaus standen
dem Dagsburger Grafen mit Sicherheit noch weitere Rechte in Metz zu, von denen
wir jedoch kaum Kenntnis haben. Wir erfahren lediglich aus einer wohl 1163
ausgestellten Urkunde Hugos VIII. von Rechten, die er und Bischof Stephan von
582 Ebda, S. 387: Quiquioneque est reprins de faulce mesure s'oster et desraignier ne s'en
puelt li maire et li eschevins doient là aller, si doient sommer la tonne, s'en portet on les
dou pars on cellier monsignour l'evesque et li tiers on celier monsignour le conte de
Daubore.
583 Ebda., S. 384: Messire l'evesque sy a teil droit en ceste ville que cil a son vin en son
celier, de son crut, en demoinne ne d'aultres vin meiner, et lui le plait vendre, il y ait III
ban en l'an, chacun de xvjours: son bat\ ne peut-il panre à Paisque ne à Penthecoste, ne
à Noël ne à nulle feste anal. Dès le jour que ly bans monsignour l'evesque est criés, ne
doit nuli vendre vin en ceste ville, n'a sestier, ne a demei stier, n'a dendrée, n'a maillie,
mais il vant bien à meu et à demei-meu; et c'il en estoit reprins qu'il vendist à aultres
mesure, s'oster et desraignier ne s'en povoit, il perderait le vin et la tonne, et cil
perderoit le vin en la ch.. .ant; se doient aller ly maires et eschevins sotmner la tonne; se
doit-on pourter les deux pars en cellier monsignour l'evesque et le tier on cellier le
conte Daubore, et tuos li aultres vins et tous ces aultres biens doient avoir bonne paix.
584 Ebda, S. 387: Messire li conte de Daubore si doit wieir les pasteures et les chemins, et
si doit pourter une verge de xxilli piedz aval les rues de Mets; c'il treuvent qu'ilz soient
entrepris, et c'on fait y nulle malle raxon, cilsor cui on truevet le forfait, li doit amender.
585 Ebda., S. 387: Nulz ne doit en Mets avoir fort maison deffandaule se par monsignour
l'evesque n'est, et par monsignour le conte de Daubore.
586 Ebda., S. 387: De trestous les forfaiz et de trestouttes les justices et de trestouttes les
amendes c'on fait en ceste ville doient les ii part estre monsignor l'evesque, et li tiers
monsignour le conte de Dauborg.
587 Ebda, S. 385: et c'il se combatoient que ly ung en fuit chancheu et il eust dit le mot, cil
qui chancheu est, péri ung membre, se messire li evesque et ly cuens Daubore veullent;
et cil pour cui il c'est combalus péri la querelle, et si rail sonor parmi xxxii s. et demei et
londemain se repuelt combattre et se juget on pour lui et c'il ne nommel les vii s. autor
de la bataille, il ne puelt faire paix c'il ne paient ix liv. et maille à la justice: des vii s. et
demei si ait messire l'evesque xl d., et messire li cuens de Daubore xx d., et ly vowey x
d., et li maistre eschevin x d., et li maiours x d.: des xxxii s. et demei sy ait messire
l'evesque xx s. et messire li cuens de Daubore x s. et ly vowey x d. li maistre eschevin x
d., li iii maiours x d.: des ix liv. si ait messire l'evesque vi liv. et messire li cuens
Daubore Ix s. et li maille vait pour la bource achetter.
588 Ebda, S. 387: Ly Nuef-Bourg doit habergier monsignour le conte de Daboure, lui et sa
gent, en ceste ville, et se li doient songnier la litière avec ces chevaulx, et litz et draps
comme il les ont, et pos et chauldière avec sa coisine: ceu doit faire celle partie dou
Nuef-Bourg qui est devers Sainct-Martin. Der Metzer Stadtteil Neufbourg liegt im
Südosten der Stadt nahe der Kirche St. Martin.
254
Metz an einer Wollwaage hatten und die beide jedoch an das Kollegiatstift St.
Theobald abtraten589.
Ein Problem bleibt noch zu untersuchen. Weswegen wurde Folmar, der Bruder
Hugos von (Bischofs)homburg, bei der Verleihung der Metzer Grafschaft über-
gangen, und warum wurde diese wichtige Grafschaft an seinen Vetter, den
Dagsburger Grafen, verliehen? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage läßt sich
nicht geben. Michel Parisse meint, daß die Übertragung der Grafschaft Metz an
Hugo VIII. von Dagsburg von Friedrich I. deshalb initiiert wurde, weil er den
Dagsburger an die Staufer binden und gleichzeitig das oberlothringische Bistum
kontrollieren wollte590. Es dürfte indes klar sein, daß der Staufer durch die
Übertragung der Grafschaft Metz den Dagsburger Grafen auf seine Seite ziehen
wollte. Hält man sich allerdings vor Augen, daß Friedrich I. dem an sich schon
mächtigen Grafen durch die Übertragung der Metzer Grafschaft eine Schlüssel-
stellung in Oberlothringen verschafft hat, so muß man eine über die Feststellung
von Michel Parisse hinausgehende Antwort auf die Frage suchen, weswegen
Friedrich I. gegenüber dem Dagsburger Grafen überhaupt einen Handlungsbedarf
sah und diesen politisch an seine Person binden wollte. Einen Schlüssel zur
Beantwortung der Frage finden wir in dem Umstand, daß Hugo VIII. mit Luitgart
von Sulzbach verehelicht war. Bekanntlich hatte Friedrich der Rothenburger, der
Neffe Luitgarts und Sohn des verstorbenen Königs, im Jahre 1152 nicht das
Königtum erlangt, sondern, wie oben schon dargelegt, dessen Onkel, eben jener
Friedrich I. Da vermutlich Friedrich der Rothenburger, wie Gerd Althoff neuerdings
herausgearbeitet hat591, sich nicht so widerspruchslos in sein Schicksal, nicht König
geworden zu sein, gefügt hat, sondern es im Reich durchaus Sympathien für den
übergangenen Königssohn gab, galt es für Friedrich I., mögliche oppositionelle
Kräfte gegen sein junges Königtum durch geschickte Politik und eventuelle Zuge-
ständnisse auszuschalten und in sein politisches Lager zu ziehen, so auch den
mächtigen Verwandten des Rothenburgers, Graf Hugo VIII. von Dagsburg. Hiermit
findet die Libertragung der Grafschaft Metz an Hugo VIII. eine durchaus plausible
Erklärung.
Wie schon angesprochen, hatte Hugo VIII. durch die Grafschaft und die Hochvogtei
über das Bistum Metz in Oberlothringen eine politische Schlüsselposition erlangt,
die ihn befähigte, neben dem oberlothringischen Herzog, dem Bischof von Metz,
589 Original der Urkunde eingeklebt in das Cartulaire de l'église collégiale Saint-Thiebaut,
in Metz, AD Mos. 2 G 65, Nr. 3, Abschrift ebenfalls in dem Cartulaire, fol. 4 r° u. v°,
Druck bei François u. Tabouillot, Histoire générale de Metz III, S. 125 f.; Edition der
Abschrift bei M, Fournier, Cartulaire de l'église collegiale Saint-Thiébaut de Metz,
masch. Manuskript, Nancy 1958, Nr. 9, S. 26 f. Zur Datierung der Urkunde, die
fälschlich 1161 als Ausstellungsdatum hat, siehe unten Anm. 671; zur Übertragung der
Wollwaage siehe zudem die Urkunde von Bischof Stephan von Metz (Parisse, Actes,
2ème Série: I,B, Etienne de Bar, Nr. 107, S. 239 ff.), die Bestatigungsurkunde des
Erzbischofs Hillin von Trier (Fournier, Nr. 8, S. 25 f.) sowie die Bestätigungsurkunde
Friedrich Barbarossas (D F I 349, S. 187 f.). Zum Vorgang siehe MÜSEBECK, Zoll, S. 8 f.
590 Parisse, Albert, Comte de Dabo, S. 163; vgl. auch №rs., Présence, S. 208.
591 Althoff, Friedrich von Rothenburg, S. 307-316.
255
einen entscheidenden politischen Einfluß in diesem Herzogtum auszuüben. Hugo
VIII. bildete fortan im Westen des Reiches einen bedeutenden Machtfaktor, der
nicht zu unterschätzen war.
Das Verhältnis zwischen Friedrich I. und Hugo VIII. bis zum Ende der fünfziger
Jahre des 12. Jahrhunderts
Hugo VIII. ist auch in den ersten Regierungsjahren Friedrichs I. zwischen 1153 und
1158 immer wieder als Zeuge in dessen Urkunden anzutreffen. So hat er Friedrich I.
noch auf seiner Reise Anfang 1153 ins Elsaß begleitet, wir finden ihn am 30. Januar
1153 in seiner Funktion als Vogt des Klosters Altdorf in einer in Colmar
ausgestellten Urkunde Friedrichs I., in welcher der neue König der von Hugos
Vorfahren gestifteten Abtei die Verleihungen von Markt, Münze, Schenke und Zoll
bestätigte592. In diesem Jahr ist Hugo VIII. noch am 11 Juni in Worms593 und am
12. Juli in Erstein, wo er als Vogt der Abtei Erstein fungiert594, am Hofe des
Königs nachweisbar. Auffallend an letzterer Urkunde ist, daß die Rechtshandlung,
die durch das Diplom beurkundet wird, einen äußerst ungewöhnlichen Vorgang
darslellt. Der König bestätigt der Ersteiner Äbtissin Bertha, daß er zusammen mit
dem Vogt der Abtei, Hugo VIII. von Dagsburg, auf Bitten der Äbtissin dem
Markgrafen Hermann von Baden, dem späteren Schwiegervater von Hugos Sohn
Albert II., den der Abtei einstmals von der Kaiserin Agnes übertragenen Hof
Besigheim zu freiem Eigen geschenkt hat595. Diese ungewöhnliche Übertragung
eines Gutes aus Reichsgut596 - Erstein war Reichsabtei - scheint als Zugeständnis
Friedrichs I. an Hermann für dessen zugesagte Beteiligung am Romzug des Jahres
1154 gedacht gewesen zu sein597. Auch wird der wirtschaftliche Niedergang der
Abtei ein Grund für das Desinteresse Friedrich Barbarossas gewesen sein598. Daß
592 d f 1 46, S. 76 f.; siehe auch oben, S. 41 mit Anm. 220.
593 d F I 58, S. 98 f. Hugo VIII. ist Zeuge in einer Urkunde Friedrichs 1., in der dieser die
Schenkung von Graf Wilhelm von Burgund an die Abtei Baume-les-Messieurs bestätigt.
D F I 65, S. 110 f.
595 D F I 65, S. 110 f.: Quocirca omnium tam juturorum quam presentium sollers noverit
industria, qualiter tota ecclesia Erstein, videlicet Berta abbatissa cum ceteris sororibus
suis nec non clericis ac laicis atque tota familia, curlim Basincheim i am dicte ecclesie a
pie memorie Agneta imperatrice contraditam coadunata manu per manum nostram et
Hugonis comitis de Tagesburch eiusdem ecclesie advocati fideli nostro Hermano
marchioni de Baden cum omni iure, quo prejata ecclesia possederat, libera et legitima
donatione contradidit cum omnibus scilicet appenditiis..eo etiam ordine, ut, sicut
metnorale ecclesie abbatisa liberam potestatem inde habuit, sic et prediclus Hermannus
marchio habeat liberam potestatem tenendi, tradendi, comutandi, precariandi vel,
quicquid ei placuerit. Jaciendi (Zitat, S. 111).
596 Vgl. G. Fritz, Die Markgrafen von Baden und der mittlere Neckarraum, in: ZWLG 50,
1991, S. 55 f. Der Vorgang der Veräußerung von Reichsgut wird sich unter Barbarossas
Sohn Heinrich VI in ähnlicher Weise wiederholen und sieht wiederum die Ersteiner
Abtei im Mittelpunkt der Geschehnisse. Auch hier ist ein Dagsburger Graf, Albert II.,
ein Sohn Hugos VIII., involviert. Siehe dazu unten das Kap 'Das Erstein-Problem'.
597 Siehe die Vorbemerkung zu D FI 65, S. 110.
598 Siehe die Vorbemerkung zu D F I 65, S. 110, u Scheffhr-Boichorst, Reichsabtei
Erstein, S. 283-299, bes. S. 288-291.
256
die Staufer an der alten, noch von den Ottonen häufig frequentierten Abtei599 das
Interesse verloren hatten, zeigt fast vierzig Jahre später das Vorgehen Heinrichs VI .,
als er versucht. Erstein dem Straßburger Bischof zu übereignen, was jedoch letztlich
am Widerspruch der Reichsfürsten scheitert600.
Ebenso ist Hugo VIII. im Jahr 1154 am Hof Friedrichs I. zu finden, so einmal als
Zeuge in einer am 17. Januar in Speyer ausgestellten Urkunde60* und ein zweites
Mal nach dem 23. Juni in Maastricht, wo Hugo VIII. und seine Mutter Gertrud als
Intervenienten in einer Urkunde König Friedrichs I. erscheinen, in der der Staufer
auf Gertruds und ihres Sohnes Bitte hin eine prehendam im Stift St. Servatius zu
Maastricht der Kirche zu Wanze übertrug602.
Auch am ersten Italienzug Friedrichs I., zu dem der König im Oktober 1154 aufge-
brochen war, hat der Dagsburger Graf aller Voraussicht nach teilgenommen60-1. So
ist er am 7. September 1155 in Trient als Zeuge in einer Urkunde Friedrichs I.
nachweisbar604. Es läßt sich allerdings keine sichere Auskunft darüber geben, ob er
den gesamten Italienzug mitgemacht hat, da er nur gegen Ende des Italienzuges
in dieser Urkunde vom 7. September 1155 genannt wird, als der Kaiser schon im
Begriff war, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Für die Zeit vom Oktober
1154 bis Anfang September 1155 gibt es für Hugo VIII. keine Quellennachweise.
Es existiert außer den beiden genannten Königsdiplomen aus der ersten Hälfte des
Jahres 1154 für den in Frage kommenden Zeitraum bis zum 7. September 1155
lediglich noch eine aus dem Jahre 1154 stammende - allerdings keine Tages- und
Monatsangabe enthaltende - Urkunde des Dagsburger Grafen, die dieser in Ange-
legenheiten seiner niederlothringischen Besitzungen ausgestellt hat605. Es kann gut
möglich sein, daß die Urkunde der Zeit seines nachweisbaren Aufenthaltes in
Niederlothringen, gegen Ende Juni, während der er auch am Kaiserhof weilte606,
entstammt. Genaueres läßt sich leider nicht feststellen. Es ist aber auf Grund des
Umstandes, daß der Dagsburger Graf in keiner der auf dem Italienzug vor dem 7.
September 1155 ausgestellten Urkunden Friedrichs I. als Zeuge erwähnt wird,
wahrscheinlich, daß Hugo VIII. erst im Laufe des Sommers 1155, gegen Ende des
Italienzuges, zum Gefolge Barbarossas gestoßen ist607.
599 Siehe Scheffer-Boichorst, Reichsabtei Erstein, S. 284-288.
600 Siehe dazu unten, S. 280-284.
601 D F I 69, S. 114 f.: Hugo cotnes de Alsats ist Zeuge in einer Urkunde König Fnedrichs
I., in der dieser Bischof Arducius von Genf belehnt und die Besitzungen seiner Kirche
bestätigt.
602 D F I 83, S. 138 f.
603 Zum ersten Italienzug Friedrichs I. siehe Oll, Itinerar, S. 13-18.
^ D F I 123, S. 206 ff.: Hugo von Dagsburg ist Zeuge in einer Urkunde Friedrichs 1.,
mittels der der Kaiser der Lütticher Kirche den Besitzstand und den von Bischof Hein-
rich 1. erlassenen Landfrieden bestätigt.
605 Druck: deMarneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263.
606 Siehe oben, S. 257 mit Anm. 602.
607 Siehe dazu G. Gattermann, Die deutschen Fürsten auf der Reichsheerfahrt, Diss.
masch Frankfurt am Main 1956, der auf S. 57 von einer Teilnahme Hugos VIII. am er-
sten Italienzug Barbarossas ausgeht, auf S. (130) wegen des späten Zeitpunktes des
Auftretens des Dagsburger Grafen im Gefolge Barbarossas dessen Teilnahme als un-
257
Im Jahr 1156 ist Hugo VIII. dagegen mehrmals Zeuge in Diplomen Friedrich
Barbarossas, so am 25. Januar in Straßburg608, am 20. Februar in Frankfurt609
sowie um die gleiche Zeit wiederum in Frankfurt610 611 und dann wieder gegen Ende
des Jahres, am 4. November, in Montbarrey61 l, in drei am 18. November in Arbois
ausgestellten Urkunden612 613 sowie in drei in Besançon ausgestellten Urkunden, zwei
am 23. November613 und eine am 25. Novembei614.
Für das Jahr 1157 ist kein Aufenthalt Hugos VIII. am Hof Barbarossas belegt, und
1158 ist Hugo VIII. nur in einer Urkunde Friedrichs I., die dieser am 3. März in
Straßburg ausgestellt hat, zu finden, und zwar in seiner Funktion als Vogt der
Andlauer Abtei615. Wolil ebenfalls in den März 1158, als Hugo VIII. am Kaiserhof
in Straßburg weilte, ist eine Urkunde von Bischof Burchard von Straßburg zu
datieren, in der dieser den Verkauf eines Gutes, das dem St. Stephanskloster
gehörte, durch die Äbtissin Hedwig von St. Stephan an das Wormser Domstift
bestätigte, in der Hugo VIII. Zeuge ist und die in presente domino meo Friderico
victoriosissimo Romanorum imperatore616 stattfand.
sicher erklärt; J.-P. Stöckel, Die königliche Heerfahrtspraxis der frühen Stauferzeit
(H25 bis 1190) - dargestellt anhand der Anteilnahme des deutschen Hochadels un-
ter Lothar III., Konrad III. und Friedrich I. Barbarossa, I. Teil, Berlin 1993, S. 205 f.,
geht hingegen davon aus, daß Hugo VIII. den gesamten ersten Italienzug mitge-
macht hat, da für diesen Italienzug ein Nachzug von Kontingenten aus Deutschland
nicht belegt sei (ebda., S. 206 u. Anm. 378). Stöckel muß aber immerhin feststellen, daß
er auch den Lehensherren Hugos VIII., den Bischof von Metz, für die fragliche Zeit
nicht in Italien belegen kann (ebda., S. 208).
608 D F I 133, S. 223 ff.: Kaiser Friedrich I. bestätigt den Straßburger Ministerialen ihre
Freiheiten.
609 D F I 134, S. 225 f.: Kaiser Friedrich I. nimmt den Grafen Guido von Biandrate in
seinen Schutz.
610 D F I 136, S. 228 ff.: Friedrich I. nimmt das Kloster Neuburg in seinen Schutz. Zur
Erschließung des Datums u. des Ortes siehe die Vorbemerkung.
611 D F I 191, S. 319 f.: Kaiser Friedrich I. bestätigt dem Kloster Luders seine Privilegien
und nimmt es in seinen Schutz.
612 D F I 192, S. 321 ff.: Friedrich I. investiert den Erzbischof Heraclius von Lyon mit den
Regalien. - D F I 193, S. 323 ff.: Friedrich I. stellt Baume-Ies-Messieurs als selbständige
Reichsabtei wieder her, indem er das Kloster aus der Unterordnung von Cluny befreit. -
D F I 194, S 325 f.: Friedrich I. schenkt der Abtei Baleme eine Wiese.
613 D F I 195, S. 326 f.: Friedrich I. investiert den Bischof Gaufred von Avignon mit den
Regalien. - D F I 196, S. 328 f.: Friedrich I. investiert den Bischof Odo von Valence mit
den Regalien.
614 D F I 197, S. 329 ff.: Friedrich I. nimmt das Stift Saint-Barnard zu Romans in seinen
Schutz.
615 D F I 207, S. 346 f.: Friedrich I. bestätigt den Sindelsberger Nonnen, daß ihnen die
Äbtissin Mathilde von Andlau und ihr Vogt Hugo von Dagsburg eine Wasserleitung
überlassen haben.
616 Drucke: Würdtwein, 7. Bd., Nr. 74, S. 193 ff. u. Wiegand, Urkundenbuch I, S. 90 f.;
H. Boos, Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, 1. Teil: Urkundenbuch der Stadt
Worms, 1. Bd.: 627-1300, Berlin 1886, Nr. 77, S. 63, druckt lediglich eine
unvollständige, auf Worms bezogene Zeugenreihe ab. Regest: RegBfeStr. I, Nr. 566, S.
339 f. Die Urkunde trägt das Datum 1160, was wahrscheinlich eine fehlerhafte Angabe
ist, da die Handlung presente domino meo Friderico victoriosissimo Romanorum
258
Der Dagsburger Graf nahm am zweiten Italienzug Friedrichs I., der von Mitte Juni
1158 bis zum Sommer 1162 stattfand, teil617. Aber auch hier ist er, wie schon beim
ersten Italienzug des Staufers, nicht von Anfang an mit von der Partie618, sondern
er ist erstmalig in einer am Ticino zwischen dem 18. Mai und Juni 1159
ausgestellten Urkunde des Kaisers als Zeuge nachweisbar619 620 und kurz darauf noch
einmal in einer im Juni vor Lodi ausgestellten Urkunde Friedrich Barbarossas6211,
Der Dagsburger Graf w ird folglich erst dem vom Kaiser wegen der Spannungen mit
Mailand und der bevorstehenden Belagerung Cremas aus Deutschland
angeforderten Ersatzheer621 angehört haben. Dies läßt sich aber nicht mit Sicherheit
feststellen, da das große Kontingent des Ersatzaufgebotes erst Mitte Juli 1159 in
Italien eintraf622 623 Hugo VIII. müßte also schon Ende Mai oder Anfang Juni zum
Kaiser gestoßen sein. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß die Heeresteile einzeln
nach Italien gezogen sind622. Der Dagsburger hat jedenfalls, davon kann man
ausgehen, an der Belagerung Cremas teilgenommen624. Hugo VIII. erscheint dami
nochmals am 30. Dezember 1159 als Zeuge in einem vor Crema ausgestellten
Diplom des Staufers625. Danach ist Hugo VIII. für mehr als ein Jahr nicht mehr in
der Umgebung des Hofes nachzuweisen. Da der Kaiser nach dem Konzil von Pa via
imperatore stattfand. Vgl. dazu die Anmerkung bei Wiegand, S. 91. Friedrich I. weifte
im Jahre 1160 in Italien, konnte also nicht anwesend sein. Wiegand erklärt die Zeugen
für Handlungszeugen, „die Datierung entspricht der vier Jahr [sic] später erfolgten
Beurkundung“ (ebda.). Dieser Auffassung schließt sich Wentzcke in RegBfeStr. I, Nr.
566, S. 340, an. Böhmer-Opll, Nr. 531, weist jedoch mit berechtigten Gründen das Jahr
1156 als Handlungsdatum zurück und ordnet die Handlung dem Straßburger Aufenthalt
Friedrichs I. im März 1158 zu.
617 Zum zweiten Italienzug Friedrichs I. siehe Opel, Itinerar, S. 23-31.
618 Hugo VIII. von Dagsburg ist noch nach dem September 1158 in einer Urkunde von
Bischof Stephan von Metz für den Abt und Konvent von Gorze, abgedruckt bei Parisse,
Actes, 2ème Série, I,B, Etienne de Bar, Nr. 99, S. 218 f., als Zeuge nachzuweisen: Hujus
itaque donationis testes sunt:Hugo, comes civitatis (Zitat, ebda., S. 219).
619 D F I 274, S. 83 f., zwischen dem 18. Mai und Juni 1159 am Ticino während der
Verwüstung Mailands ausgestellt: Friedrich I. belehnt den Kardinalpriester Oktavian
und dessen drei Brüder mit der Stadt und Grafschaft Terni. Zur Datierung siehe die
Vorbemerkung zu D F I 274.
620 D F I 275, S. 85 f., im Juni 1159 in Lodi ausgestellt: Friedrich I, nimmt die Kanoniker
von St. Peter in Rom in seinen Schutz und bestätigt ihnen ihre Besitzungen.
621 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I imperatoris, lib. VI, cap. 23 u. 25, S. 266-269 u.
cap. 28, S. 272; Böhmer-Opll, Nrn. 663 u. 673, S. 34.
622 Gattermann, Reichsheerfahrt, S. (130), rechnet ihn zum Ersatzaufgebot, was aber dem
Ausstellungsdatum der in Anm. 619 genannten Urkunde widerspricht, da das Ersatzheer
erst im Juli 1159 vor Ort eintraf (ebda., S. 69).
623 Stöckel, Heerfahrtspraxis, S. 233 f., zählt den Dagsburger Grafen ebenfalls zum von
Barbarossa angeforderten Ersatzheer. Den zeitlichen Widerspruch zu D F I 274 (siehe
Anm. 619) sehend, argumentiert Stöckel ähnlich, indem er, vom möglichen
Ausstellungsdatum zwischen 18. Mai und Juni 1159 ausgehend, folgert, daß erste
Zuzüge schon früher als Juli 1159 erfolgt sein müssen, quasi als Vorhut (ebda.).
624 So auch Gattermann, Reichsheerfahrt, S. 71. u. (130); Stöckel, Heerfahrtspraxis, S.
233 ff.
625 D F I 290, S. 103 f., am 30. Dezember 1159 vor Crema ausgestellt: Friedrich I. belehnt
Tinto Mussa de Gatta von Cremona mit der Grafschaft der Insula Fulcherii und der Burg
Prado.
259
im Jahre 1160 seine Truppen nach Deutschland entließ626, wird der Dagsburger
spätestens zu diesem Zeitpunkt - wenn nicht schon vorher - aus Italien ins Reich
nördlich der Alpen zurückgekehrt sein. Da sich für das gesamte Jahr 1160 kein
Nachweis für Hugo VIII. in den Quellen überliefert hat, kann man keine Aussage
über das Itinerar des Dagsburgers in diesem Zeitraum treffen. Hugo VIII. ist erst
wieder im Juni 1161 bei der von Viktor IV. und Friedrich I. gemeinsam einberu-
fenen Kirchenversammlung zu Lodi am Hof des Kaisers zugegen627. Der Kaiser hat
entweder im September oder im Oktober dieses Jahres wiederum einen Teil seines
Heeres entlassen, Hugo VIII. wird sich wohl diesen Truppenteilen angeschlossen
haben, ein genauer Zeitpunkt für seine Rückkehr läßt sich nicht bestimmen628.
Auch hat er sicher den Zug Barbarossas durch Burgund und Oberlothringen nicht
mehr mitgemacht629, wie sich aus den folgenden Ereignissen ergibt.
Zusammenfassend kann man feststellen, daß sich das Verhältnis zwischen Friedrich
Barbarossa und Hugo VIII. von Dagsburg in den ersten Regierungsjahren des
Staufers gut anließ. Sichtbarer Ausdruck des anfangs guten Einvernehmens
zwischen den beiden Männern ist die Übertragung der Metzer Grafschaft im Jahre
1154 durch den Staufer an Hugo VIII. Ebenso zeugt die oftmalige Anwesenheit des
Dagsburger Grafen in den fünfziger Jahren am Hof Friedrichs von diesem Umstand.
Jedoch kann man vermuten, daß schon ab 1156, nach der Heirat Friedrichs I. mit
Beatrix von Burgund, Hugo VIII. die weiteren Aktionen des Staufers im Westen
des Reiches mit erhöhter Aufmerksamkeit beobachtet haben wird, denn in der
folgenden Dekade entzündete sich der große Konflikt zwischen Friedrich I. und
Hugo VIII. wohl überwiegend daran, daß - als Folge der erwähnten Heirat zwischen
Friedrich und der Erbin von Burgund - mit der Gegend um Colmar der Haupt-
stützpunkt des Dagsburger Grafen im Oberelsaß das verstärkte Interesse des Kaisers
fand, was im nächsten Kapitel ausführlich dargelegt werden soll.
626 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I imperatoris, lib. IV, cap. 84 u. 85, S. 341 f ;
Ottonis Morenae historia, in: Das Geschichtswerk des Otto Morena und seiner Fort-
setzer Uber die Taten Friedrichs 1. in der Lombardei, neu hrsg. v. F. Güterbock, MGH
Script, rer. Germ,, NS VII, unv. Ndr. d. Ausg. Berlin 1930, Berlin 1964, S. 103,
Hefmoldi presbyteri Bozoviensis chronica Slavorum, ed. J. M. Lappenberg u. B.
SCHMEIDLER, MGH Script, rer. Germ., 2. Aufl,, Hannover u. Leipzig 1909, lib. I, cap
87, S. 170; Böhmer-Opll, Nr. 839, S. 75; siehe Gattermann, Reichsheerfahrt, S. 76;
Stöckel, Heerfahrtspraxis, S. 240.
627 Acerbi Morenae historia, in: Das Geschichtswerk des Otto Morena und seiner Fort-
setzer über die Taten Friedrichs I. in der Lombardei, ed. F. Güterbock, MGH Script,
rer. Germ., NS VII, Berlin 1930, S. 138; Böhmer-Opll, Nr. 953, S. 99. Hugo VIII. ist
während dieses Zeitraumes in dem im Juni 1161 ausgestellten Diplom Friedrich Bar-
barossas D F I 334, S. 163-166, als Zeuge nachweisbar, in dem der Kaiser dem Kloster
Odenheim (Wigoldesberg) sämtliche Besitzungen und Rechte bestätigt.
628 Nachricht von der Entlassung größerer Truppenteile gibt uns Acerbi Morenae historia,
S. 146 f.; Böhmer-Opll, Nrn. 991 u. 997, S. 109 u. 111. Nach dem Juni 1161 taucht
Hugo VIII. in keiner Urkunde mehr auf, die noch während des zweiten Italienzuges
ausgestellt wurde,
629 Zum Zug Friedrichs I durch Burgund und Oberlothringen siehe Böhmer-Opll, Nrn.
1135-1167, S. 146-154
260
Die 'Horburger Fehde'
Im Jahre 1162 kam es schließlich zu der großen Konfrontation zwischen Hugo VIII.
von Dagsburg und dem Stauferkaiser. Wahrscheinlich in der Mitte dieses Jahres
unternahm Hugo VIII. einen Angriff auf das dem wichtigen oberelsässischen Ort
Colmar benachbarte Horburg630, das als Castrum Argentariense schon in der
Römerzeit belegt ist631. Unterstützt wurde Hugo VIII. dabei von Bischof Stephan
von Metz und Herzog Berthold IV. von Zähringen632. Auf die Frage, was den
Metzer Bischof und den Zähringerherzog dazu bewogen haben könnte, Hugo VIII.
in dieser Fehde zur Seite zu stehen, wird noch zurückzukommen sein. Der Angriff
Hugos VIII. hat im Reich bei den Zeitgenossen große Aufmerksamkeit erregt633.
630 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50: Eodem anno Horburch a comité Hugone de
Tagesburch destruitur - Annales Maurimonasterienses, ebda., S. 105: ... Horburg
destruitur a comité Hugone de Dagesburc, et Girbaden Hugonis comitis [castrum]
capitur ab imperatore (vgl. die Edition der Annales Maurimonasterienses, MGH SS
XVI!, S. 181, ad 1162). - Annales Monasterienses, ed. G. H. Pertz, MGH SS III, S.
154, ad 1162: ... Excidium Horbuarch. - Annales Argentinenses, ed. Ph. Jaffé, MGH
SS XVII, ad 1162, S 89: Horburg a comité Hugone de Dagesburg destruitur.
631 Vgl. dazu E. Waldner, Castrum Argentariense, in: ZG0 49 (NF 10), 1895, S. 444-447.
632 Die Horburger Fehde wird in einer Urkunde von ca. 1187 zur Datierung eines
zurückliegenden Vorganges erwähnt, in der der Neuburger Abt Nendung vor dem
Straßburger Bischof mitteilt, daß die Pfarrgenossen von Dauendorf das Patronatsrecht
ihrer Kirche der Abtei Neuburg übertragen haben. Hierbei werden auch die beiden
Helfer Hugos VIII. genannt: Notum sit tarn presentibus, quam futuris, quod tempore
venerabilis Burchardi Argentinensis episcopi, scilicet quum Cornes Hugo castrum
Horburch obséderai auxiliante sibi Stephano metensi Episcopo & duce de Ceringen
(Druck der Urkunde bei WÜRDTWEIN, 9. Bd., Nr. 194, S. 381 ff., Zitat S. 381); siehe
auch RegBfeStr. I, Nr. 568, S. 340 u. Nr. 635, S. 355; U. Schwab, Zur Datierung und
Interpretation des Reinhart Fuchs. Mit einem textkritischen Beitrag von K. Düwel,
Neapel 1967, S. 219, Anm. 263, hegt leichte Zweifel an der Beteiligung des Metzer
Bischofs und Bertholds von Zähringen an der Horburger Fehde
633 Die Horburger Fehde fand möglicherweise auch literarischen Niederschlag in einer
Passage im Reinhart Fuchs des Heinrich der Gilchesaere, in der eine sogenannte
Lebensweisheit des Walther von Horburg zitiert wird:
Helle Ysengrin den zaget verlorn
niht noch die blatten g esc hör n,
ln helle erhenget daz gotes her.
von Horbvrc her Walther
Zv allen ziten alsusl sprach,
swaz ieman ze leide geschach.
Mit ellenthaßem mvte:
»iz kvmt mir als lichte ze gvle,
So iz mir tvt kein vngemach.«
Isengrime alsam geschach.
(Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich, unter Mitarb. v. K. v. Goetz, F.
Henrichvark u. S. Krause hrsg. v. K. Düwel, Tübingen 1984, S. 63, Verse 1021-
1030). Dieser Ausspruch des Walther von Horburg sei, so macht die neuere For-
schung (Schwab und Bumke) glauben, als Anspielung auf die Zerstörung der Burg
Girbaden und die Befreiung der gefangenen Horburger durch Friedrich Barbarossa
gemünzt. Schwab, Datierung, S. 149, behauptet weiter, daß das Epos im Umkreis der
Dagsburger Familie entstanden sei. Diese These Ute Schwabs ist in jüngster Zeit auf
Kritik gestoßen, siehe dazu J. Bumke, Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auf-
261
Über den unmittelbaren Anlaß zu jenem Überfall schweigen die Quellen. Die
Behauptung, Walther von Horburg hätte sich wie ein Raubritter gebärdet, wie es
Philipp André Grandidier634 und im Anschluß daran Ute Schwab vermuten635, läßt
die politische Dimension dieses Konfliktes völlig außer acht und geht am
Sachverhalt vorbei. Möglicherweise war Horburg den macht- und wirtschafts-
politischen Absichten des Dagsburger Grafen im Wege. Das wirtschaftlich
aufstrebende Colmar636 stand zu diesem Zeitpunkt ganz unter dem Einfluß des
Grafen von Dagsburg, in dessen Besitz sich die Vogteien über den Konstanzer
Niederhof und den zu dem in der heutigen Schweiz gelegenen Kloster Peterlingen
gehörenden Oberhof mit dem dazugehörigen Priorat St. Peter in diesem Ort
nachweisen lassen637. Durch den Besitz dieser beiden wichtigen Vogteien hatte der
Dagsburger in Colmar eine beherrschende Stellung inne. Vielleicht verfügte Hugo
VIII. darüber hinaus in diesem Ort noch über alten egisheimischen Allodial-
besitz638. In wirtschaftlicher Hinsicht war Horburg gegenüber dem benachbarten
Colmar schon während des frühen Mittelalters ins Hintertreffen geraten. Es war zu
einem mehr oder w eniger bedeutungslosen Ort herabgesunken639, allerdings zeigen
sich im 12. Jahrhundert noch Spuren einer einstmaligen Abhängigkeit Colmars von
Horburg und zwar in Form von Pfarrechten, welche der Pfarrer von Horburg über
die St. Peterskirche in Colmar bis nach der Mitte des 12. Jahrhunderts besaß640. Die
Peterskirche ist den Peterlinger Besitzungen in Colmar zuzurechnen, wie wir aus
den gefälschten Privilegien der Päpste Calixt II. von 1123 und Eugen III. von 1148
entnehmen können641. Hier werden auch die Zehntrechte des Leutpriesters von
Horburg angesprochen, der demnach noch die Seelsorgerechte über die Colmarer
Besitzungen des Klosters Peterlingen hatte642. Vielleicht können wir in diesen
traggeber der höfischen Literatur in Deutschland 1150-1300, München 1979, S. 104 u.
346, Anm. 213.
634 Grandidier, Œuvres, 2. Bd., S. 429 f.: „Hugues, comte de Dabo, revint aussi en Alsace
avec l'évêque Burchard. Sa présence y devenait nécessaire, parce que Walther de
Horbourg ravageait des terres“.
635 Schwab, Datierung, S. 123.
636 Zu der Bedeutung Colmars siehe A. Hund, Colmar vor und während seiner Ent-
wickelung zur Reichsstadt, Straßburg 1899, S. 64 ff.; A. SCHERLEN, Colmar. Dorf
und Stadt. Vorgeschichte und Geschichte nebst Anhang, Colmar 1931, S. 9-12; H. Fein,
Die staufischen Städtegründungen im Elsaß, Frankfurt am Main 1939, S. 22-27, bes. S.
23 f.; die Angaben von Maier, Stadt und Reichsfreiheit, S. 46-54, sind sehr fehlerhaft
und mit äußerster Vorsicht zu benützen.
637 Zu den Vogteirechten der Dagsburger Uber den Konstanzer Niederhof in Colmar siehe
unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Colmar'; zu den Konstanzer Besitzungen in
Colmar vgl. auch E. Waldner, Rechte und Güter der Dompropstei von Konstanz in
Colmar und Umgegend, in: ZG0 48 (NF 9), 1894, S. 261-273.
638 Siehe dazu im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Colmar'.
639 Siehe auch Waldner, Castrum Argentariense, S. 447.
640 Siehe auch ebda., S. 444-447.
641 Zu den Peterlinger Urkundenfälschungen siehe auch H. E. Mayer, Die Peterlinger
Urkundenfälschungen und die Anfänge von Kloster und Stadt Peterlingen, in: DA 19,
1963, S. 30-129; Ders., Les Faux des moines de Payerne, in: L'Abbatiale de Payerne,
Lausanne 1966, S. 21-39.
642 Privileg Calixts II., abgedruckt in Fontes rerum Bernensium, 1. Bd., Bern 1883, Nr. 157,
S. 382 ff.: Et quum popularis presbiter de Orburt de omnibus antiquis domnicaturis
262
Berührungspunkten zwischen beiden Orten einen der möglichen Konfliktherde
zwischen ihnen erblicken. Jedenfalls scheinen in der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts diese Rechte dem Horburger Plärrer nicht mehr zuzustehen643, was
einen Zusammenhang zwischen dem Verlust dieser Pfarrechte mit der Horburger
Fehde erahnen läßt. Es ist durchaus denkbar, daß man sich in Colmar dieser
Abhängigkeit von Horburg endgültig entledigen wollte.
Beziehungen zwischen Hugo VIII. von Dagsburg und Walter von Horburg sind
schon sehr früh feststellbar. Der junge Dagsburger erscheint am 17. Februar 1130
als Zeuge in einer in Straßburg ausgestellten Urkunde, in der Walter von Horburg
eine Schenkung Cunos von Horburg an das Kloster Hirsau wiederholt644. Beide
traten knapp 26 Jahre später wiederum gemeinsam auf, als Zeugen in einem am 25.
Januar 1156 in Straßburg ausgestellten Diplom Friedrich Barbarossas645. Die
politischen Wege des Dagsburgers und Horburgers haben sich also immer wieder
gekreuzt.
Bedingt durch die wirtschaftliche Konkurrenz zu den in Colmar begüterten
Dagsburger Grafen werden die Herren von Horburg646 andererseits die Nähe und
den engen Anschluß an Friedrich I. gesucht haben. Somit erscheint uns die Zeugen-
schaft Walters von Horburg in der eben erwähnten Urkunde des Kaisers vom 25.
Januar 1156 wie ein Fingerzeig in diese Richtung. Andererseits hat der Kaiser, wie
wir noch sehen werden, nach dem Jahre 1156 nach Möglichkeiten gesucht, selbst in
Colmar Fuß zu fassen, und wird seinerseits versucht haben, Kontakt zu lokalen
territorialpolitischen Konkurrenten des Dagsburgers im Oberelsaß aufzunehmen.
Können wir über den unmittelbaren, lokal bedingten Anlaß, der zum Ausbruch der
Kampfhandlungen führte, nur vage Vermutungen anstellen, so läßt das Engagement
des Kaisers einen größeren Zusammenhang erahnen. Die Beweggründe Friedrich
Barbarossas, die schließlich zu seinem Eingreifen in diesen nur scheinbar lokal
motivierten Konflikt zwischen dem Dagsburger und Horburger führten, sind für uns
schon deutlicher erkennbar und haben vermutlich in einer territorialpolitisch
bedingten Konkurrenzsituation zwischen Friedrich I. und Hugo VIII. ihren
curie decimas recipit, quocieuscumque necesse fuerit, vel ei denunciatum fuerit, tam
superius nominatas traditiones, quam alias divino cultui necessarias, in eadem ecclesia
exsolvat. Statuimus etiam, ut decimas de omnibus rurificationibus vestris et novis
agriculturis tam vos quam successores vestri habeatis. - Privileg Eugens III., abgedruckt
in Fontes rerum Bemensium, 1. Bd., Nr. 25, S. 424 ff.: Presbyter de Orburc exprecepto
vestro ibidem visitare, sepelire et ter in hebdomale missas celebrare iure debet (Zitat,
ebda., S. 425).
643 Siehe Waldner, Castrum Argentariense, S. 446.
644 Druck: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 381 f. - Regesten: S.
Adler, Herzog Welf VI. und sein Sohn, Hannover 1881, Nr, 4, S. 138. - K. Feldmann,
Herzog Welf VI. und sein Sohn. Das Ende des süddeutschen Weifenhauses (mit
Regesten), Diss. masch. Tübingen 1971, Regest Nr. 5, ohne Paginierung.
645 D FI 133, S. 223 ff.
646 Zur genealogischen Einordnung der Herren von Horburg siehe vor allem K. A.
Eckhardt, Kuno von Horburg. Ein Beitrag zum Thema >Latein für Sippenforscher<,
in: P. Briere [Hrsg.]: Mélanges offerts à Szabolcs de Vajay, ed. sous la direction de P.
Briere, Braga 1971, S. 153-181
263
Ursprung. Die Intervention Friedrichs stellte sozusagen die militärische Eskalation
eines anscheinend schon länger bestehenden Gegensatzes zwischen dem Staufer
und dem Dagsburger dar, denn einer der Gründe f ür diesen Konflikt dürfte mit
Sicherheit in der Heirat des Staufers im Jahre 1156 mit Beatrix von Burgund647
liegen. Durch diese I leirat rückte nämlich Burgund stärker in die Interessens Sphäre
des Staufers648. Eine natürliche geographische Verbindung zwischen dem
staufischen Allodialbesitz am Oberrhein und in Burgund bildete das Oberelsaß
Hier versuchte Friedrich I. offensichtlich, Stützpunkte zu gewinnen, die die
Verbindung zwischen den beiden staufischen Besitzkomplexen sicherten649. Einer
der verkehrspolitisch wichtigsten Orte, der die eben beschriebenen Vorzüge
aufwies, war Colmai650. Daß Friedrich I. an Colmar Interesse hatte, verdeutlicht der
Umstand, daß er sich im Laufe seiner achtunddreißigjährigen Regierungszeit
insgesamt sechsmal in Colmar aufgehalten hat651, das liegt im Vergleich zu den
meisten anderen Aufenthaltsorten über dem Durchschnitt652. Interessanterweise ist
ausgerechnet in dem für seine zukünftige Burgundpolitik so entscheidenden Jahr
1156, am 17. August, ein Aufenthalt des Kaisers in Colmar belegt653.
Ebenso zeigt das Auftreten Egelolfs von Urslingen654, eines Getreuen Friedrich
Barbarossas, in dieser Zeit im Elsaß deutlich das verstärkte Interesse Friedrich
Barbarossas am Elsaß und auch an Colmar. Egelolf war zuerst in Italien kurzzeitig
als Podestà von Piacenza tätig655 und ist am 6. April 1162 als Zeuge in einem in
Pavia ausgestellten Diplom Friedrichs I. bezeugt656. Das Amt des Podestà hat er
jedoch schnell auf gegeben und ist schon am 8. Juli 1163 im Elsaß belegt657, und
647 Otto von Freising in: Ottonis et Rahewini Gesta Friderici, lib. II, cap. 48, S. 155.
648 Zur Burgundpolitik Friedrichs I. siehe H Büttner, Barbarossa und Burgund. Studien
zur Politik der Staufer während des 12. Jahrhunderts, in: Probleme des 12. Jahrhunderts.
Reichenau-Vorträge 1965-1967 (= VuF 12), Stuttgart 1968, S. 78-119, besonders
S. 92-100.
649 In dieser Weise auch H. Büttner, Bischof Heinrich von Basel und Münster im
Gregoriental um das Jahr 1183, in: ZGO 106 (NF 67), 1958, S. 169 f. (Ndr. in: te-RS.,
Geschichte des Elsaß 1,1991, hier S. 306 f.).
650 Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Colmar'.
651 Belegte Aufenthalte Friedrichs I. in Colmar, am 30. Januar 1153 (D F I 46, S. 76 f ), 17.
August 1156 (D F I 149, S. 251 ff.), 9. Mai 1179 (D F I 777, S. 333 ff.), 31. August
1186 (D F I 951, S. 221) und am 5. Oktober 1186 (D F I 952, S. 221 ff ). Ein Aufenthalt
Friedrichs I. im Jahre 1178 wurde von Büttner, Bischof Heinrich, S. 172 (im Ndr. S.
309), erschlossen. Zu den Aufenthalten in Colmar siehe auch Oplu Itinerar, S. 126.
652 Vgl. auch die Karte der Aufenthaltsorte Friedrichs I., bearb. v. F. Opel, in: Die Zeit der
Staufer. Geschichte-Kunst-Kultur, 4. Bd. Stuttgart 1977, Nr. III, die allerdings lediglich
vier Aufenthalte in Colmar verzeichnet, was das Bild etwas verzerrt.
653 D FI 149, S. 251 ff
654 Zur genealogischen Einordnung und zum Stand Egelolfs von Urslingen siehe K
Schubring, Die Herzoge von Urslingen. Studien zu ihrer Besitz-, Sozial- und Famili-
engeschichte mit Regesten, Stuttgart 1974, S. 32-35.
655 Acerbi Morenae historia, ad 1162, S. 161 f. ti 177; siehe dazu Schubring, Herzoge,
S. 24.
656 D F I 356, S. 198-203, vom 6. April 1162 in Pavia.
657 Zeuge in D F I 400, S. 276 ff., vom 8. Juli 1163 in Selz.
264
seit diesem Zeitpunkt ist er bis 1188 immer wieder im Elsaß nachzuweisen658.
Egelolf operierte also vorwiegend im Elsaß, nach allgemeiner Meinung auf Geheiß
des Kaisers, um der sich zu dieser Zeit im Elsaß bildenden Adelsopposition um
Hugo VIII. von Dagsburg entgegenzuwirken659. Diese These wird auch dadurch
untermauert, daß Egelolf von Urslingen gemeinsam mit Walther von Horburg als
Zeuge in einer undatierten, von der Forschung in den Zeitraum zwischen 1156 und
1162 gesetzten660 Urkunde für die Abtei Pairis erscheint661.
Hugo VIII. von Dagsburg wird mit Sicherheit Friedrichs I. weitergehende politische
Absichten erkannt und seine eigene dominierende Stellung in Colmar als gefährdet
angesehen haben. Daß die Staufer ein massives Interesse an Colmar hatten, zeigt
uns auch die spätere Entwicklung im ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahr-
hundert. Während dieser Zeitspanne konnten die Staufer die beiden Colmarer Vog-
teien für ihre Familie gewinnen662 663. Als flankierende Maßnahme des Kaisers, lokale
Kräfte auf seine Seite zu ziehen und während seiner Abwesenheit gegen den
Dagsburger Grafen zu stärken, ist noch die im Frühsommer des Jahres 1162 erfolgte
Rückgabe der Burg Rappoltstein und die Hälfte des Ortes Rappoltsweiler an
Bischof Ortlieb von Basel zu werten, die dem Bischof eiast von Kaiser Heinrich V.
entzogen worden waren665.
An dieser Stelle müssen wir auf die Frage zurückkommen, weswegen Bischof
Stephan von Metz und Herzog Berthold IV. von Zähringen den Dagsburger Grafen
in seiner Unternehmung gegen Horburg unterstützt haben664. Kann man einen
Zusammenhang zwischen der Parteinahme dieser beiden Fürsten für den Dags-
burger mit Barbarossas politischen Plänen hinsichtlich der Ausweitung seines
Einflusses im Oberelsaß erkennen? Was den Metzer Bischof letztendlich dazu
bewogen hat, Hugo VIII. zu unterstützen, wissen wir nicht. Eine besondere
politische Verbundenheit, welche über die zwangsläufige Zusammenarbeit des
Metzer Grafen und des Metzer Bischofs hinausging, läßt sich aus den Zeugen-
schaften Hugos in Urkunden Stephans nicht erkennen. Er ist nur zweimal als Zeuge
658 d F I 472, S. 383 ff., vom 30. Dezember 1164 in Straßburg; D F 1 517, S. 455 ff., vom
25. September 1166 in Hagenau; D F1 628, S. 122 f., vom 22. August 1174 in Hagenau;
1173 Annales Marbacenses, S. 51: Anno Domini [MCLXXVIII. Facta esl cedes magna
Lagelnjheim iuxta Columbariam, Cunone de Hor[burch et Egeloljo de Ursilingen inter
se preliantibus]., D F I 777, S. 333 ff., vom 9. Mai 1179 in Colmar; 1183 Urkunde v.
Bischof Heinrich von Basel, abgedruckt bei Büttner, Bischof Heinrich, S. 174 f. (im
Ndr. S. 312 f.); D F I 952, S. 221 ff., vom 5. Oktober 1186 in Colmar und zusammen mit
Cuno von Horburg; D F I 953, S. 223 ff., vom 11. November 1186 zusammen mit Albert
von Dagsburg. Aus dem Text geht ebenso hervor, daß die Handlung im Elsaß stattfand.
659 Schubring, Herzoge, S. 24 f.
660 Ebda., Regest Nr. 2, S. 97.
661 Urkunde gedruckt bei Alb RECHT, Rappoltsteinisches Urkundenbuch I, Nr. 49, S. 61 ff.
662 Zu dieser Entwicklung siehe unten ausführlich im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
663 D F I 371, S. 232 f.; vgl. dazu BÜTTNER, Bischof Heinrich, S. 170 (im Ndr. S. 307);
neuerdings auch Sf.ii fr, Territorialpolitik, S. 253-256, der der Verbindung zwischen
Friedrich I. und Bischof Ortlieb von Basel vor dem Hintergrund der Horburger Fehde
große Bedeutung beimißt.
664 Quelle siehe oben, Anm. 632.
265
in Urkunden des Bischofs nachweisbar, in einer Urkunde vom Jahre 1158665 und
einer undatierten, zwischen 1155 und 1158 ausgestellten Urkunde666. Gemeinsam
treten beide in den Diplomen Friedrichs I. vom 10. Januar 1153667, vom 17. Januar
1154668 und vom 25. Januar 1156669 als Zeugen auf. In letztgenannter Urkunde
fungieren ebenfalls noch der Zähringerherzog Berthold IV. und Walther von
Horburg als Zeugen670, so daß hier alle uns bekannten, in der Horburger Fehde
beteiligten Konkurrenten versammelt sind, was ebenso die These stützt, daß es erst
nach dem Januar 1156 zu dem Zerwürfnis zwischen den beiden Gruppierungen,
Staufer-Horburg einerseits und Dagsburger-Zähringer-Stephan von Metz
andererseits gekommen ist, also die Verbindung zwischen Friedrich I. und Beatrix
von Burgund in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle gespielt hat. Auch über ein
Zerwürfnis des Bischofs mit Friedrich F in den letzten Lebensjahren des Bischofs
ist nichts bekannt671. Vielleicht geriet er im Zusammenhang mit dem
665 Zeuge in einer Urkunde von 1158 von Bischof Stephan von Metz, der der Abtei Gorze
11 Plätze zum Salzabbau in Ville de Vic übergab. Drucke: François u. Tabouillot,
Histoire générale de Metz III, S. 122 f.; - Parisse, Actes, 2ème Série, I,B, Etienne de
Bar, Nr. 99, S. 218 f.
666 Zeuge in einer undatierten, wahrscheinlich zwischen 1155 und 1158 ausgestellten
Urkunde von Bischof Stephan von Metz für Abt Bertulf von St. Eucharius. Die Tante
Hugos, Gräfin Mathilde von (Bischofs)homburg, hatte einen Rechtsstreit mit St.
Eucharius um die Salzplätze der Abtei in Vic-sur-Seille Drucke: Parisse, Actes, 2ème
série, I, B, Etienne de Bar, Nr. 96, S. 212 f. - H. J. Krüger, Salinenbesitz der Abtei St.
Matthias von Trier in Vic-sur-Seille, in: JWLG 3, 1977, S. 121 f., Nr. 1. Zur Datierung
siehe Krüger, ebda. u. S. 95.
667 D FI 44, S. 74f.
668 D F 1 69, S. 114 f.
669 D FI 133, S. 223 ff.
670 d FI 133, S. 223 ff.
671 Über die Beziehung Stephans von Metz zu Friedrich I. siehe F. Ruperti, Bischof
Stephan von Metz (1120-1162), in: JGLGA 22, Metz 1910, S. 56-59. Stephan ist Zeuge
in Diplomen Friedrichs I. vom 28. Dezember 1152 (D F I 40, S. 67 f ), vom Folgetag,
dem 29. Dezember (D F I 43, S. 71 ff.), vom 17. Januar 1154 (D F I 69, S. 114 f ), vom
25. Januar 1156 (D F I 133, S. 223 ff.) und zuletzt am 17. August 1156 (D F I 149, S.
251 ff). Erwähnt wird er zu seinen Lebzeiten noch in einem am 12. Februar 1160 in Lodi
ausgestellten Diplom des Kaisers für das Leprosenspital in Metz (D F I 298, S 110 f.)
und in der ebenfalls in Lodi ausgestellten Urkunde Friedrichs I. vom 4. Februar 1162, in
der dieser die Schenkung einer Wollwaage an das Kollegiatstift St. Theobald in Metz
durch Bischof Stephan bestätigt (D F I 349, S. 187 f.). Vgl. die Bestätigung dieser
Schenkung durch Hugo VIII. von Dagsburg, der ebenfalls seine Rechte an der
Wollwaage an das Kol legiatsti ft St. Theobald abgibt. Original in Metz, AD Mos, 2 G 65,
Nr. 3 (zur Überlieferung und den Editionen siehe oben Anm. 589). Die Urkunde Hugos
VIII. weist mit 1161 ein falsches Datum auf (so schon Ruperti, Stephan von Metz,
Regest Nr. 181, S. 95). Sie kann erst nach dem Tod von Bischof Stephan von Metz, der
am 30. September 1162 eingetreten war, ausgestellt worden sein, wie aus der
Formulierung pie metnorie dominus Stephanvs, Mettensis episcopus (Zitat nach dem
Original) und aus dem Faktum hervorgeht, daß Stephans Nachfolger im Bischofsamt,
Bischof Theoderich III., als erster in der Zeugenreihe genannt wird. Somit ergibt sich als
frühester Ausstellungstermin das Jahr 1163. Folglich kann sie nicht als Vorurkunde für
das Diplom Friedrichs I. gedient haben, wie in der Vorbemerkung zu D F I 349, S. 188,
behauptet wird. In unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Urkunde Hugos
VIII, wird wohl die in Anm. 576 genannte, vor dem 8. Juli 1163 ausgestellte Urkunde
266
Alexandrinischen Schisma in einen Gegensatz zu dem Staufer* 672, da er sich kurz
vor seinem Lebensende dem vom Staufer bekämpften Papst Alexander III.
zuwandte673.
Die Gründe für die Parteinahme des Zähringers für Hugo VIII. hingegen lassen sich
leichter angeben. Ein vereintes militärisches Vorgehen von Dagsburgern und
Zähringem gegen territorialpolitische Konkurrenten ist nichts Neues und schon von
der gemeinsamen Aktion Hugos VII. von Dagsburg und Bertholds III. von
Zähringen während der sogenannten 'Molsheimer Fehde' bekannt, welche, wie oben
bereits dargestellt, Herzog Berthold III. das Leben kostete674. Frappanterweise
findet man im Jahre 1198 - wenn auch nur für kurze Zeit - wiederum eine politische
Verbindung zwischen dem Dagsburger Grafen und einem Zähringer, nämlich
diesmal zwischen Albert II. von Dagsburg und Berthold V. von Zähringen675. Aber
gerade dieses letzte Beispiel lehrt uns, daß Koalitionen zwischen adeligen Partnern
vor allem im 12. und 13. Jahrhundert nicht sonderlich stabil waren, sondern häufig
wechselten und nach den jeweiligen territorialpolitischen Gegebenheiten und Zielen
der einzelnen Dynasten ausgerichtet wurden676, so daß man aus der Tatsache, daß
Dagsburger und Zähringer in den Jahren 1122 und 1198 Koalitionen gebildet
hatten, nicht eine dauerhafte Zusammenarbeit ableiten und somit Rückschlüsse auf
die Ereignisse des Jahres 1162 ziehen kann. Man muß bei jeder Auseinandersetzung
von neuem die Ausgangslage prüfen, um zu einer einigermaßen richtigen Aussage
über die politischen Hintergründe einer Koalition zu gelangen.
War bei der 'Molsheimer Fehde' der Straßburger Bischof als Gegner des Dags-
burgers und des Zähringers auszumachen677, so ist als gemeinsamer Gegner in der
'Horburger Fehde' der Stauferkaiser zu finden. Bei der Entscheidung Bertholds IV.
von Zähringen, sich gegen den Kaiser und auf die Seite Hugos VIII. von Dagsburg
zu stellen, dürfte die burgundische Heirat Friedrichs eine ausschlaggebende Rolle
gespielt haben. Der Staufer hatte ja wahrscheinlich kurz vor seiner Wahl zum König
Theoderichs III. von Metz für Maursmünster zu sehen sein, in der Hugo VIII. als Zeuge
genannt wird. Zum Todesdatum Stephans von Metz und zum Zeitpunkt der Wahl
Theoderichs III. siehe G. Wolfram, Zur Metzer Bischofsgeschichte während der Zeit
Kaiser Friedrichs I., in: JGLGA 15, Metz 1903, S. 207-214, ferner Wentzcke, Zur
Geschichte Bischof Theoderichs III. von Metz, S. 450-454.
672 Siehe auch F. X. Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik Kaiser Friedrichs I., Diss.
masch., Freiburg i. Br. 1951, S. 35, Anm. 9.
673 Siehe Ruperti, Stephan von Metz, S. 64.
674 Siehe oben, S. 232-235.
675 Siehe unten, S. 300 ff.
676 Berthold V. von Zähringen hat bekanntlich schon nach kurzer Zeit die Seiten gewechselt
und die Koalition der Gegner Philipps von Schwaben verlassen (siehe dazu unten, S.
302 mit Anm. 912). Ich möchte noch als weiteres Beispiel auf die wechselhaften
Beziehungen zwischen den späten Dagsburgern und den mit ihnen verwandten Grafen
von Loon hinweisen, z. B. in den Auseinandersetzungen in den siebziger Jahren des 12.
Jahrhunderts um Kolmont und Bilzen, wo sie sich feindlich gegenüberstehen und es zu
militärischen Konfrontationen zwischen beiden Häusern kommt (siehe unten, S. 272).
Einige Zeit später bilden aber Albert II. von Dagsburg und der Graf von Loon eine
Koalition gegen Heinrich von Brabant, den Neffen Alberts II. (siehe unten, S. 311).
677 Siehe oben, S. 232-235.
267
einen Konsens mit dem Zähringerherzog gesucht und diesem zu Beginn seiner
Regierungszeit noch vor dem Juni 1152 das Rektorat über Burgund verliehen678.
Das Verhältnis zwischen Friedrich I. und Berthold IV. gestaltete sich indes
wechselvoll679. Der entscheidende Einschnitt in der Politik Friedrichs I. gegenüber
der zähringischen Familie trat aber im Zusammenhang mit der Heirat des Staufers
im Jahre 1156 ein, als beide zu territorialpolitischen Rivalen im burgundischcn
Raum geworden waren. Barbarossa versuchte, den Zähringer durch eine neuerliche
vertragliche Regelung zu besänftigen, die diesem die Stellvertretung des Königs
und die Regalien in den Bistümern Lausanne, Genf und Sitten zugestand680. Ein
erstes Anzeichen für ein Zerwürfnis war die Frage der Besetzung des Mainzer
Erzbischofsstuhles, der seit 1160 vakant war. Es war nach dem gewaltsamen Tod
von Erzbischof Arnold von Mainz am 24. Juni 1160681 zu einer zwiespältigen Wahl
gekommen, gewählt wurden einerseits Rudolf von Zähringen, der Bruder Bcrtholds
IV., und andererseits Christian von Buch682. Der Kaiser, dem laut Text des
Wormser Konkordates bei zwiespältiger Wahl ein Entscheidungsrecht zustand683,
verwarf jedoch mit Zustimmung des Gegenpapstes Viktor IV. beide Kandidaten
und setzte als neuen Mainzer Erzbischof während des Konzils von Lodi am 20. Juni
1161 Konrad von Wittelsbach ein684. Dieses Vorgehen des Kaisers mußte
selbstverständlich die Familie der Zähringer vor den Kopf stoßen. Einen weiteren
Affront gegen die Zähringer bildete 1162 die Erklärung der Reichs Unmittelbarkeit
des Bistums Genf in S. Jean-de-Losne durch das Hofgericht. Dieses hatte den
678 D F I 12, S. 22 ff.; siehe dazu H. Büttner, Staufer und Zähringer im politischen
Kräftespiel zwischen Bodensee und Genfer See während des 12. Jahrhunderts, in:
Schwaben und Schweiz im Frühen und Hohen Mittelalter Gesammelte Aufsätze v. H.
Büttner, hrsg. v. H. Patze (= VuF 15), Sigmaringen 1972, S. 468 f.; zum Rektorat
Uber Burgund siehe vor allem H. Heinemann, Untersuchungen zur Geschichte der
Zähringer in Burgund, 1. Teil, in: AfD 29, 1983, S. 148-192.
679 Siehe dazu Büttner, Staufer und Zähringer, S. 468-474.
680 Otto von Freising in: Ottonis et Rahewini Gesta Friderici, lib. II, cap. 48, S. 155 f ; siehe
dazu Büttner, Staufer und Zähringer, S. 475 f.; siehe auch Heinemann,
Untersuchungen, 1. Teil, in: AfD 29, 1983, S. 184-192 u. 2. Teil in: AfD 30, 1984, S.
155-159; ebenfalls in diesen Zusammenhang einzuordnen ist die am 1. Januar 1158
getroffene Vereinbarung zwischen Friedrich I. und Heinrich dem Löwen Uber einen
Gütertausch. Heinrich der Löwe erhielt von Friedrich I. Reichsgut im Harz. Als
Gegenleistung gab der Löwe an den Staufer die Mitgift seiner Ehefrau, Clementia von
Zähringen, den Ort Badenweiler und 100 Ministeriale (D F 1 199, S. 332 f.). Büttner,
S. 480, glaubt, daß Badenweiler einen Machtzuwachs Friedrichs I. und eine „weitere
Enttäuschung“ fUr den Zähringer bedeutete. Allerdings verdienen neuere Forschungen
Glauben, wonach Barbarossa die eingetauschten Güter sehr wahrscheinlich dem
Zähringerherzog zurückgegeben habe, in der Hoffnung, den Zähringerherzog dadurch
wegen seiner neuen Burgundpolitik zu besänftigen; siehe dazu ausführlich W. Haas,
Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe beim Tausch von Badenweiler gegen
Reichsgut am Harz (1158), in: ZGO 131 (NF 92), 1983, S. 253-269.
681 J. F. Böhmer - C. Will, Regesta Archiepiscoporum Maguntinensium, 1. Bd., Innsbruck
1877, Nr. 110, S. 376 ff.
682 Ebda., ohne Nr., S. 378 ff.
683 MGH Const. I, Nr. 108, S. 161.
684 J. F. Böhmer - C. Will, Regesta Archiepiscoporum Maguntinensium, 2. Bd.. Von
Konrad I. bis Heinrich II 1161-1288, Nr. 1, S. 1.
268
Klagen des Bischofs von Genf wegen der Entfremdung von Regalien durch Herzog
Berthold IV. von Zähringen und durch den Grafen Amadeus von Genf nachgegeben
und die Regalien wieder in die Gewalt des Bischofs verfügt685. Der Spruch des
Hofgerichtes dürfte ganz im Sinne Friedrichs I. gewesen sein, da er somit wieder
die Verfügungsgewalt über die besagten Bistümer in seine Hand bekommen hat686.
In die gleiche Richtung geht wohl auch die am 23. November 1162 auf einem
Hoftag in Konstanz vollzogene Scheidung Heinrichs des Löwen von Clementia von
Zähringen687, die mit Kaiser Friedrich I. anscheinend abgesprochen war688. Diese
Vorgänge schmiedeten offensichtlich die Koalition der Gegner Barbarossas nur
noch enger zusammen689. Herzog Berthold IV. von Zähringen hat sich zudem in
der Folgezeit politisch auch dem französischen König Ludwig VII. angenähert und
in einem Brief an diesen voller Bitterkeit zum Ausdruck gebracht, Kaiser Friedrich
Barbarossa habe die Erhebung Rudolfs auf den Mainzer Erzstuhl nur ob nostri
generis odium verhindert690.
Keinen wir zu den Ereignissen der Horburger Fehde zurück. Der Kaiser, dem der
Überfall des Dagsburger Grafen auf Horburg nach seiner Rückkehr aus Italien
wahrscheinlich bei seinem Aufenthalt in Burgund zu Ohren gekommen war691, hat
schließlich Hugo VIII. dazu aufgefordert, die Fehdehandlungen gegen Horburg
einzustellen692. Als der Dagsburger dieser Aufforderung nicht nachkam, hat
Friedrich I. bei seinem Zug durch das Elsaß693 mit Girbaden eine der wichtigsten
Burgen des Grafen zerstört und so Hugo VIII. zum Frieden und zur Aufgabe seiner
Eroberungen gezwungen694.
685 D F I 388, S. 257 ff ; siehe dazu auch Heinemann, Untersuchungen, 2. Teil, S. 163-180.
686 Siehe dazu Büttner, Staufer und Zähringer, S. 481.
687 Annales Welfici Weingartenses, in Historia Welforum, hrsg. v. E. König, 2. Aufl.,
Sigmaringen 1978, S. 90: Anno MCLXII in /esto sancti Clementis discidium factutn est
inter Heinricum ducem et uxorem suam Clementiam, filiam Chuonradi ducis,
Constantiae; vgl. auch Jordan, Heinrich der Löwe, S. 74 f.; Büttner, Staufer und
Zähringer, S. 484 f.
688 Vgl. Jordan, Heinrich der Löwe, S. 75.
689 Siehe auch Heinemann, Untersuchungen, 2. Teil, S. 176 f.
690 Der Brief ist abgedruckt in: M. Bouquet u. a., Recueil des historiens des Gaules et de Ia
France, 16. Bd., nouvelle édition, publiée sous la direction de L. Delisle, Paris 1878,
Nr. 112, S. 34 f. (Zitat, S. 35).
691 Vgl. F. Opel, Friedrich Barbarossa, Darmstadt 1990, S. 85.
692 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50 f. Zitat siehe Anm. 694.
693 Siehe Qpll, Itinerar, S. 32.
694 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50 f.: Ipso anno factum est, ut, eversa Horburch et
captivitatis his qui in castro obsessi fuerant, imperator Fridericus destructo Mediolano
reversus de Ytalia veniret in Alsaciam. Qui bellum inferre cepit comiti Hugoni, utpote ei
qui imperiale preceptum contempserat, quod videlicet ab obsidione predicti castri non
recesserat; eos quoque quos comes captivaverat expugnato et destructo castro Girbaden
liberavit. Deinde post menses aliquot imperator civili bello, quod totam Alsatiam iam
devastaverat, finem im[posu]it, hostibus inter se pacificatis. - Herr Bernhard Metz hat in
einem Gespräch die Vermutung geäußert, daß es sich bei der Zerstörung Girbadens
vielleicht um einen symbolischen Akt, wie zum Beispiel die Schleifung einer Mauer
gehandelt haben könnte.Vgl. dazu G. Althoff, Spielregeln der Politik im Mittelalter.
269
In die unmittelbaren Zusammenhänge der Ereignisse und Folgen der Horburger
Fehde ist offensichtlich noch ein Diplom des Kaisers einzuordnen, welches dieser
1163 für Abt Hugo von Salival ausstellte695, das auch die Grundzüge der
Territorialpolitik Friedrichs I. erkennen läßt. Friedrich I. nimmt den Abt und das
Kloster Salival mit allen Besitzungen des Klosters in seinen Schutz. Die
Vermutung, dieses Diplom sei vom Kaiser im Hochgefühl des Sieges über Mailand
ausgestellt worden696, greift meines Erachtens zu kurz und läßt die konkrete
politische Situaüon außer acht. Das Diplom stellt vielmehr einen Reflex seines
Erfolges gegenüber Hugo VIII. von Dagsburg dar, da er augenscheinlich auf die
Niederwerfung des Dagsburger Grafen, der bekanntlich die Schutzvogtei über
Salival beanspruchte und auch dementsprechend urkundet697, in der Promulgatio
dieses Diplomes Bezug nimmt: Eapropter omnium tarn futurorum quam presentium
Christi imperiique nostri fidelium noverit industria, qualiter nos intuitu illius, qui
rebelles subiecit nobis et hostes sub pedibus nostris omniumque ecclesiarum
deffensores nos constituilß98. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine bloße
rhetorische Hervorhebung der Friedrich von Gott gegebenen kaiserlichen und
königlichen Macht, sondern der Kaiser drückt meines Erachtens auch noch konkrete
politische Ziele aus, die er verfolgt. Friedrich reklamiert ja mit diesen Worten nichts
anderes als die Schutzvogtei über die Prämonstratenserabtei Salival, die der Graf
von Dagsburg zu dieser Zeit ausgeübt hat. Hugo VIII. sei als 'Rebell'
berechtigterweise, sozusagen auf Gottes Wunsch, vom Kaiser niedergeworfen
worden und könne also mit guten Gründen in seiner Schutzfunküon gegenüber dem
Kloster abgelöst werden. Daß Friedrich sich letztendlich mit diesem Vorstoß nicht
durchsetzen konnte, zeigt eine Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg aus dem Jahre
1177, in der der Graf als Schutzvogt für Salival amtiert699. Ganz ähnliche
Bestrebungen stellte der Kaiser hinsichtlich der beiden Vogteien in Colmar an, die
ja ebenfalls in der Hand des Dagsburger Grafen waren. Auch hier gibt es - wie oben
bereits dargelegt - Hinweise, daß Barbarossa versucht hat, über die Colmarer
Vogteien die Kontrolle über den für ihn so wichtigen Ort zu bekommen700. Auch
diese Bestrebungen waren kurzfristig nicht von Erfolg gekrönt, erst langfristig unter
seinem Enkel Friedrich II. konnten die Staufer die beiden Colmarer Vogteien in
ihrer Hand vereinigen701. Die beiden Colmarer Vogteien verblieben zunächst bei
den Dagsburger Grafen, denn 1167 amtiert Hugo VIII. noch als Vogt der beiden
Höfe in Colmar. In einer Urkunde über die Teilung des Rotlaubwaldes zwischen
dem Konstanzer Niederhof und dem Peterlinger Oberhof wird über die Teilung cum
Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997, der S. 28 u. S. 239 Beispiele für
solche symbolische Schleifungen anfuhrt.
695 D F I 401, S. 278 f.
696 D F I 401, S. 279: Vorbemerkung zu dem Diplom.
697 Zur Schutzvogtei der Dagsburger Uber die Abtei Salival siehe im Anhang, Urkunden Nr.
4 u. 5, sowie unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Salival'.
698 D FI 401, S. 279.
699 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 4. Vgl. ebenfalls Urkunde 5, die jedoch undatiert ist.
700 Siehe oben, S. 264 f.
701 Zu den Colmarer Vogteien siehe unten im Kap. 'Vogteien' d. Art 'Colmar'.
270
advocato utriusque ecclesie701 verhandelt. Hugo von Dagsburg wird zwar hier nicht
namentlich genannt, aber da explizit nur ein Vogt beide Höfe innehat, muß es sich
bei dem in der Urkunde genannten Vogt um den Dagsburger Grafen handeln702. Im
Jahre 1186 amtiert Albert II. in einem in Colmar ausgestellten Diplom Friedrich
Barbarossas als Vogt des dortigen Peterlinger Oberhofes703. Es ist durchaus
möglich, daß nach dem Tode Hugos VIII. die Staufer eine der beiden Vogteien
erhalten haben. Der Kaiser hat sie wahrscheinlich seinem Sohn Otto verliehen704.
Eine entscheidende Schwächung der Stellung des Dagsburger Grafen im Elsaß und
in Ober- und Niederlothringen ist nach der Niederlage in der Horburger Fehde
offensichtlich nicht eingetreten. Barbarossa hat sich politisch klug verhalten, ist
gegen den Dagsburger und den Zähringer anscheinend nicht weiter vorgegangen,
hat zumindest mit dem Zähringer den Ausgleich gesucht705 und somit fürs erste
diesen oppositionellen Tendenzen gegen seine politischen Pläne den Boden
entzogen.
Nach der Horburger Fehde und letzte Jahre Hugos VIII.
Durch die Ereignisse der Horburger Fehde war das Verhältnis zwischen dem
Dagsburger und dem Staufer wohl für einige Zeit etwas abgekühlt, denn wir Finden
Hugo VIII. erst wieder im November des Jahres 1164 während des Hoftages in
Bamberg in der Nähe des Kaisers.706. Danach vergehen wiederum fast zwei Jahre
bis man Hugo VIII. am Hof des Kaisers finden kann. So ist er am 25. September
1166 in einer in Hagenau ausgestellten Urkunde Friedrich Barbarossas nachweis-
bar. Hier war Hugo VIII. indirekt in die Rechtshandlung involviert, so daß seine
Anwesenheit höchstwahrscheinlich aus rechtlichen Gründen erforderlich war. Der
Kaiser bestätigte einen Vertrag, der zwischen Bischof Theoderich III. von Metz und
dem Reichsministerialen Werner von Boianden geschlossen worden war. Werner
von Boianden hatte dem Metzer Bischof die Burg Habudingen abgetreten, dafür als
Gegenleistung die Höfe Ottersheim und Pfeddersheim von der Metzer Kirche zu
Lehen erhalten. Da Hugo VIII. als Vogt der Metzer Kirche und der Graf von
701 Druck der Urkunde bei P. W. Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, 1. Bd., Heidelberg
1938, Nr. 15, S. 16 f., Zitat S. 17; vgl.: Büttner, Bischof Heinrich, S. 170 (im Ndr. S.
308).
702 Siehe dazu ausführlicher unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
703 D F I 952, S. 221 ff.
764 Zu den Colmarer Vogteien siehe unten im Kap. 'Vogteien' d. Art. 'Colmar'.
705 Berthold von Zähringen ist schon am 8. Juli 1163 in einer in Selz ausgestellten Urkunde
Friedrichs I. wieder als Zeuge zu finden (D F1 400, S. 276 ff.).
706 Zum Hoftag Friedrich Barbarossas in Bamberg im November 1164 siehe Böhmer-Opll,
Nrn. 1428-1430. Es ist von diesem Hoftag kein Diplom des Kaisers auf unsere Zeit
gekommen. Allerdings erhalten wir einen Hinweis auf ein entsprechendes Diplom in
zwei während des Hoftages ausgestellten Bischofsurkunden, die den Hoftag bezeugen,
und in denen auch Hugo VIII. als Zeuge erscheint. So beurkunden sowohl Bischof
Heinrich von Würzburg als auch Bischof Udo von Naumburg einen Gütertausch
zwischen der Naumburger Kirche und dem Prämonstratenserstift Oberzell. Druck bei
Rosenfeld, Urkundenbuch I, Nr. 250, S. 229 ff. (Urkunde Heinrichs von Würzburg) u.
Nr. 251, S. 231 ff. (Urkunde Udos von Naumburg).
271
Spanheim in diesen beiden Orten ebenfalls Lehen besaßen, wurden die Lehen der
beiden Grafen aus den vertraglichen Vereinbarungen zwischen Bischof Theoderich
und Werner von Boianden ausdrücklich ausgenommen707. Der Umstand, daß Hugo
VIII., der in diesem Diplom auch in der Zeugenreihe genannt wird708, bei der
Bestätigung durch Friedrich 1. anwesend war, ist wohl primär auf seine Funktion als
Vogt der Metzer Bischofskirche zurückzuführen.
Es scheint im Laufe der Zeit wieder eine Normalisierung des Verhältnisses
zwischen Dagsburger und Staufer eingetreten zu sein, In den siebziger Jahren spürt
man keinen Nachklang der Horburger Fehde mehr. Im Herbst des Jahres 1170 weilt
Hugo VIII. am Hof des Kaisers in Givors709, im Jahr 1173 am 2. Juli in Speyer710.
Hugo VIII. ist 1174 als Zeuge in zwei Urkunden Friedrich Barbarossas zu finden,
einmal am 23. Mai in Kaiserslautern711 und am 1. September in Basel712. Vielleicht
mag für die Annäherung an den Stauferkaiser ein persönlicher Rückschlag
verantwortlich zeichnen, der 1174 schon zwei Jahre zurücklag, nämlich der Tod
seines ältesten Sohnes, Hugo IX., der diesen während einer Fehde mit dem Grafen
von Loon im Jahre 1172 ereilt hatte713. Jedenfalls ist Hugo VIII. 1174 zum letzten
Mal am Hofe Friedrich Barbarossas nachweisbar, in seinen restlichen vier
Lebensjahren ab 1174 war er wohl nicht mehr am Kaiserhof erschienen. Seine
Aktivitäten beschränkten sich für die zweite Hälfte der siebziger Jahre vorwiegend
auf die Verteidigung und Bewahrung eigener Rechtspositionen, wie unten zu zeigen
sein wird. Jedoch gibt uns gerade die letzte von Hugo VIII. ausgestellte Urkunde,
die aus seinem Todesjahr 1178 stammt, einen aufschlußreichen Einblick, wie sich
das Verhältnis zwischen dem Staufer und dem Dagsburger in den siebziger Jahren
des 12. Jahrhunderts entwickelt hat. Diese Urkunde war für die Zisterzienserabtei
Neuburg im Heiligen Forst bestimmt. Hugo VIII. übergab dieser Abtei zu seinem
Seelenheil ein Gut in Dauendorf gegen eine Bezahlung von 30 Pfund714. Auffallend
707 D F I 517, S. 455 ff.: Aliam etiam gratiam Metensis electus Wernhero ministeriali
nostro superaddid.it, ul, quodcumque beneficium in prememoratis curiis vacaret, in
usum suum cederet, excepto beneficio comitis de Spanheim et comitis Hugonis Metensis
advocati (Zitat ebda., S. 456). Zum Rechtsinhalt der Urkunde siehe C. Sibertin-Blanc,
Les anciennes possessions de l'Évêché de Metz dans le Pays de Worms, in: ASHAL, 48
Bd., Metz 1947, S. 69 ff.
D F 1 517, S. 455 ff.
709 p) p J 573^ s. 44 f. Hugo VIII. wird in der Zeugenreihe des Diploms genannt
710 D F I 606, S. 91 ff. Hugo VIII. wird in der Zeugenreihe genannt.
711 D F I 621, S. 113 f. Kaiser Friedrich I. schlichtet einen Streit zwischen Propst Otto und
dem Marienstift in Aachen. Angabe der Varianten des Namens Dagsburg aus den
Abschriften der Urkunde bei E. Meuthen, Aachener Urkunden 1101-1250, Bonn 1972,
Nr. 36, S. 214.
712 D F I 629, S. 123 f. Urkunde von Kaiser Friedrich I. für das Zisterzienserkloster
Beaupré.
713 Zum Tode Hugos IX. siehe oben, S. 105-109.
714 Druck: WÜRDTWEIN, 10. Bd., Nr. 23, S. 58-60: Notum igitur sit tam futuris, quam
presentibus, quod ego Hugo comes de Tagesburch pro remedio anirrte me e parentumque
meorum contuli ecclesie in Nuwenburc fratribusque inibi Deo famulantibus prediurn in
Tochindorf triginta liberarum precio comparatum (Zitat, ebda., S. 58 f.); vgl. Hessel,
Elsässische Urkunden vornehmlich des 13, Jahrhunderts, S. 7.
272
dürfte in diesem Zusammenhang das Faktum sein, daß gerade die Abtei Neuburg
eine sehr enge Beziehung zu den Staufern hatte, denn Barbarossas Vater war neben
Graf Reinhold von Lützelburg einer der Stifter jener Abtei715. Der Vorgang der
Güterschenkung des Dagsburger Grafen an eine sogenannte staufische Hausabtei
scheint vor der Folie der früheren Auseinandersetzungen so ungewöhnlich, daß
Vollmer sogar von einem möglicherweise freundschaftlichen Verhältnis zwischen
den beiden ehemaligen Konkurrenten sprechen konnte716. Die Stellung des Staufers
war jedoch in dieser Zeit im Reich so gefestigt, daß man eine Annäherung Hugos
VIII. an den Staufer als zwangsläufig und notwendig ansehen kann. Ebenso
möglich ist aber, daß Hugo VIII. im Angesicht seines nahen Todes mit seiner
Schenkung an Neuburg gegenüber den Staufern ein versöhnendes Zeichen setzen
wollte, vielleicht um für die künftige Politik seines Sohnes und Nachfolgers, Albert
II., günstige Ausgangsbedingungen zu schaffen.
Es darf jedoch dabei nicht verkaimt werden, daß zwischen den ehemals streitenden
Parteien, den Dagsburgem einerseits und den Staufern andererseits, immer noch
großes Konfliktpotential vorhanden war. Im Oberelsaß hatte Hugo VIII. keineswegs
dem Staufer das Feld geräumt. So lassen sich nach der Horburger Fehde durchaus
noch Aktivitäten der Dagsburger Grafen erkennen. Wir besitzen nämlich eine
Urkunde Hugos VIII. aus dem Jahre 1175, die er für die oberelsässische
Zisterzienserabtei Pairis, die einst sein Verwandter Ulrich von Egisheim gestiftet
hatte717, ausgestellt hat und die die Schenkung des Tales Altpairis und des Ortes
Remomont an die Abtei durch Hugo VIII. dokumentiert718. Auch versuchten die
Dagsburger Grafen, teilweise mit Erfolg, ihre Stellung und ihren Einfluß in Colmar
zu halten719. Ebenso konnte Hugo VIII. in seinen übrigen Besitzungen im
Unterelsaß und in Ober- und Niederlothringen seinen Einfluß und wichtige
Positionen gegenüber dem Stauferkaiser behaupten, z. B. konnte er den Bestand der
ererbten Vogteien für seine Lebenszeit weitgehend erhalten720. Als Beispiele seien,
da für die Zeit nach der großen Auseinandersetzung mit Friedrich I. entsprechende
Urkunden Hugos VIII. existieren, für das Unterelsaß die wichtige Vogtei über die
Abtei Andlau721 - die allerdings nach dem Tod Hugos VIII. an Friedrich Barbarossa
fiel722 - und für Oberlothringen die Vogtei über die Prämonstratenserabtei Salival
715 Siehe D F I 136, S. 228 ff., zu diesem wahrscheinlich im Februar 1156 in Frankfurt
ausgestellten Diplom Friedrichs I., in dem Hugo VIII. in der Zeugenreihe erscheint, was
aber wohl primär mit seiner Anwesenheit am Frankfurter Hoftag Friedrichs I. zu-
sammenhängt, siehe oben, S. 258 mit den Anm. 609 u. 610.
716 Siehe auch Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik, S. 36.
717 Zur Stiftung der Abtei siehe oben, S. 238 mit Anm. 499.
718 Original in Colmar, AD HR, Fonds Pairis 11 H 1, n° 3, siehe im Anhang, Urkunde Nr.
3.
7,9 Siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
720 Siehe dazu unten das Kap. 'Vogteien'.
721 Um das Jahr 1175 ist er zusammen mit der Äbtissin Hadewigis von Andlau bei einer
Rechtshandlung eines gewissen Hugo anwesend, der ihm zu Erbrecht gehörende Güter
an die Abtei Andlau tradiert. Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 19, S. 50
f.; zur Datierung siehe ebda , S. 51.
722 Siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Andlau'.
273
angeführt. Letztere war eine Zeitlang im Visier Friedrich Barbarossas723, jedoch
waren die Bemühungen des Staufers nicht von Erfolg gekrönt, und der Dagsburger
konnte auch hier seine Position behaupten, wie uns eine Urkunde Hugos VIII. aus
dem Jahre 1177 belegt, in der Hugo VIII. in der Funktion des Schutzvogtes für
Salival amtierte724. Der alte, grundlegende territorialpolitische Gegensatz zwischen
Staufern und Dagsburgern war beim Tode Hugos VIII., der ihn im Jahre 1178
ereilte725, keineswegs aus der Welt, sondern weiterhin latent vorhanden, wie uns
die Ereignisse nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. deutlich vor Augen führen726,
die schließlich zu der letzten großen militärischen Eskalation zwischen beiden
Familien den Anlaß gaben.
8. Albert II. von Dagsburg
Da Hugo IX. schon 1172 vor seinem Vater verstorben war, erbte sein jüngerer
Bruder, Albert II., beim Tod Hugos VIII. im Jahre 1178 die weitläufigen und
umfangreichen dagsburgischen Besitzungen und folgte seinem Vater auch in
sämtlichen Grafschaften nach. Der Macht- und Besitzkomplex, den Hugo VIII.
seinem Sohn hinterlassen hatte, war zwar groß, doch geographisch nicht ge-
schlossen, was den Aufbau eines zusammenhängenden und homogenen
Territoriums beträchtlich erschwerte.
Einleitend läßt sich sagen, daß es unter Albert II. mit der Königswahl 1198 noch
einmal zu einem politischen Höhepunkt in der Politik der Dagsburger Grafen
kommen, aber auch zu einer erneuten militärischen Eskalation des Kampfes mit den
Staufern im Elsaß führen sollte, der für den Grafen letztlich ungünsüg ausging727.
Es hat auch den Anschein, daß der Aktionskreis Alberts II. sich mehr in den ober-
und niederlothringischen Raum verschoben hat. Zu dieser Schwerpunktverlagerung
hat sicher der bedeutende Machtzuwachs durch den Hinzugewinn der Grafschaft
Metz während der Zeit Hugos VIII. beigetragen. In Niederlothringen konnte man
schon ein verstärktes Engagement Hugos VIII. erkennen, das sich unter seinem
Sohn fortsetzte. Jedoch auch hier fanden die Dagsburger in den Staufern
territorialpolitische Konkurrenten, gerade wenn man sich die weitausgreifenden
Pläne Barbarossas hinsichtlich der Umwandlung der Grafschaft Namur in eine
Markgrafschaft vergegenwärtigt728.
723 Siehe dazu oben, S. 270.
724 Original in Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr. 46, siehe im Anhang, Urkunde Nr. 4; vgl.
ebenso die undatierte Urkunde Hugos VIII. für Salival (Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr.
40), siehe im Anhang, Urkunde Nr. 5.
725 Zum Todesjahr Hugos VIII. siehe oben, S. 96.
726 In dieser Weise auch Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik, S. 36.
727 Siehe unten, S. 300-310.
728 Zu der geplanten Umwandlung der Grafschaft Namur in eine Markgrafschaft siehe vor
allem J.-L. Küpper, Friedrich Barbarossa im Maasgebiet, in: Friedrich Barbarossa.
Handlungsspielräume und Wirkungsweisen des staufischen Kaisers, hrsg. v. A.
Haverkamp (= VuF 40), Sigmaringen 1992, S. 225-240.
274
Albert II. und Friedrich Barbarossa
Mit Friedrich Barbarossa scheint der letzte Dagsburger Graf nicht mehr in Aus-
einandersetzungen verstrickt gewesen zu sein. Er wird seinerseits die bestehenden
Machtverhältnisse akzeptiert haben. Es wäre ohnehin ein aussichtsloses Unter-
fangen gewesen, sich in einen offenen Gegensatz zu dem seit der Entmachtung
Heinrichs des Löwen unangefochten an der Spitze des Reiches stehenden Kaiser zu
begeben, wie uns deutlich der Ausgang der Auflehnung des Kölner Erzbischoles
Philipp von Heinsberg gegen ihn vor Augen führt729. Es ist auch nichts von
Kontakten Alberts II. zu den in den achtziger Jahren Friedrich Barbarossa
entgegenstehenden oppositionellen Kräften, z. B. zu Heinrich dem Löwen oder zu
Philipp von Heinsberg, bekannt, so daß man konstatieren kann, daß seit Alberts
Übernahme der Herrschaft im Dagsburger Grafenhaus sein Verhältnis zu dem
Staufer, zumindest an der Oberfläche der Beziehung, ungetrübt gewesen zu sein
schien.
Albert begab sich Ende Mai des Jahres 1182 nach Mainz, wo der Kaiser zwischen
Ostern und Pfingsten Aufenthalt nahm. Man findet den Dagsburger Grafen als
Zeugen in dem dort vom Kaiser am 21. Mai ausgestellten Diplom für den Bischof
Roger von Cambrai730. Auffallend dürfte jedoch sein, daß der Aufenthalt Alberts II.
am Hofe des Kaisers wahrscheinlich nur von kurzer Dauer war, da er in den an den
folgenden Tagen ausgestellten Diplomen des Kaisers nicht mehr in der Zeugenreihe
nachzuweisen ist731. Nach einer Lücke von vier Jahren sehen wir Albert II. wieder
in der Umgebung des Kaisers. Am 5. Oktober 1186 amtierte Albert als Vogt von St.
Peter in Colmar in einem in Colmar zugunsten von St. Peter ausgestellten
Rechtsentscheid Friedrich Barbarossas732. Albert II. hat sich in den folgenden
Wochen wohl weiter in der Nähe des Kaisers aufgehalten733. Im nächsten Jahr
treffen wir den Grafen wieder in der Umgebung des Kaisers an. So war er auf dem
Hoftag des Kaisers anwesend, den dieser Anfang Dezember 1187 in Straßburg
729 Annales Marbacenses, ad 1186, S. 57 u. ad 1188, S. 59; zum Ausgang der
Auseinandersetzung Friedrichs I. mit dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg
siehe auch Opll, Friedrich Barbarossa, S. 157-160.
730 D F 1 825, S. 29 ff.
731 D F I 826, S. 31 ff., ausgestellt am 23. Mai 1182; D F I 827, S. 33 ff., ausgestellt am 27.
Mai; D FI 828, S. 35 f.u. D F I 829, S. 37 f., beide ausgestellt am 31. Mai 1182.
732 D FI 952, S. 221 ff.
733 Dies geht aus einer in Haßloch bei Speyer am 11. November 1186 ausgestellten
Urkunde Friedrichs I. für das Kloster Eußerthal D F I 953, S. 223 ff., hervor, in der er
das Kloster und dessen Besitzungen unter seinen Schutz stellt. Dabei erwähnt er die erst
kürzlich geschehene Schenkung der Allodien des Grafen von Lobdeburg und des Grafen
von Allerheim an Eußerthal, die diese zuvor dem Kaiser übertragen hatten. Unter den
Handlungszeugen dieser in Mühlhausen im Elsaß geschehenen Besitzübertragung, die
ebenfalls in dem Diplom genannt werden, findet sich auch Albert II. von Dagsburg. Die
Schenkung wird gegen Ende Oktober, spätestens aber in den ersten Novembertagen
erfolgt sein. Albert II. ist am 11. November nicht mehr in der Umgebung des Kaisers zu
finden, er wird unter den Datumszeugen nicht genannt.
275
abgehalten hat. Albert fungierte dort als Zeuge in einem Diplom Friedrichs I. für
das von Barbarossas Vater gestiftete Zisterzienserkloster Königsbrück734.
Ein weiteres Ereignis, von dem uns die Annales Marbacenses berichten, fand auf
diesem Hoftag statt. Auf die Nachricht von der Eroberung Jerusalems hatte der
Papst seinen Legaten ins Reich geschickt, um für einen Kreuzzug zu werben735.
Der Legat konnte jedoch nicht persönlich zum Hoftag nach Straßburg kommen und
schickte zur Kreuzzugswerbung bevollmächtigte Boten dorthin. In Straßburg
angekommen, stießen sie allerdings mit ihrem Anliegen auf taube Ohren. Auch der
Kaiser ließ sich nicht zu einer sofortigen Kreuznahme bewegen. Ebenso konnte eine
flammende Rede des Straßburger Bischofs die Anwesenden nicht von der
Notwendigkeit eines persönlichen Engagements, sprich einer Kreuzzugsteilnahme,
überzeugen. Erst Syfridus, ein Ministeriale Alberts von Dagsburg, der als dives et
strenuus, aber ansonsten nicht näher bezeichnet wird, hat die Situation gerettet. Als
nach der Rede des Bischofs wiederum peinliches Schweigen herrschte, trat Syfridus
als erster entschlossen hervor und ließ sich das Kreuz anheften. Dieses Handeln und
eine wiederholte Anrufung des Heiligen Geistes durch den Bischof hat anscheinend
das Eis gebrochen und eine große Anzahl von Teilnehmern am Hoftag, mit
Ausnahme des Kaisers, der wegen der Auflehnung des Kölner Erzbischofes gegen
ihn noch im Reich gebunden war, dazu bewogen, das Kreuz zu nehmen736. Seinen
eigenen Dienstherren vermochte Syfridus - ebenso wie den Kaiser, der erst im März
1188 auf dem sogenannten 'Hoftag Jesu Christi' in Mainz das Kreuz nahm737 - nicht
von der Notwendigkeit einer Kreuznahme überzeugen. Albert II. hat nachweislich
nicht am dritten Kreuzzug teilgenommen738.
734 D F I 967, S. 244 f.; zur Datierung vgl. die Vorbemerkung zu dem Diplom (ebda., S.
244).
735 Annales Marbacenses, ad 1187, S. 57 f.
736 Annales Marbacenses, ad 1187, S. 58: Sed dei voluntate factum est, quod eodem
tempore circa Kal. Decembris imperator Ar gentine curiam habiturus erat. Ad quam cum
predictus legatus venire vellet nec posset, premisit duos nuncios. Qui festinato cursu ad
eandem curiam venere et presente imperatore aliisque principibus et maxima
multitudine aliorum lacrimabilem sue legationis causam exponentes, ad crucis
susceptionem tam imperatorem quam alios adhortati sunt. Sed cum nichil profecissent,
statim eiusdem civitatis episcopus Heinricus nomine sancto afflatus spiritu tanta
facundia et suavite peroravit, quod fere omnium qui aderant mentes ad tam salubre iter
accendit. Diu tamen cunctis hesitantibus et nullo crucem accipiente, quidam miles
nomine Syfridus dives et strenuus de ministerialibus comitis Alberti de Tagesburch
primus accessit et crucem ab episcopo sumpsit. Statim episcopo spiritum sanctum
incepto: Veni sancte Spiritus invitante, tanto studio et frequentia accesserunt, quod
episcopus et multi alii clerici vix eis ad cruces tribuendas sufficere potuerunt. Quantum
lacrimarum et gemituum ibi ab omnibus qui aderant prolatum sit, nullus sermo
explicare valet, ita quod nec ipse imperator a lacrimis se abstinere potuit. Qui etiam
eadem hora crucem accepisset, si non propter werrarn quae inter ipsum et episcopum
Coloniensem fuit dimisisset. Multi ibi ex principibus crucem acceperunt eifere quingenti
milites exceptis aliis.
737 Annales Marbacenses, ad 1188, S. 59,
738 Albert II. ist am 7. Mai 1189 Zeuge in einer in Basel ausgestellten Urkunde Heinrichs
VI. (Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 345, S. 292 f. - Reg.: BÖHMER-
Baaken, Nr. 86). Das Heer mit Friedrich I. ist am 11. Mai von Regensburg zum
276
Schließlich ist er letztmalig am 14. April des Jahres 1189 in einem in Hagenau
ausgestellten Diplom des Kaisers, einen knappen Monat vor dessen Abreise ins
Heilige Land, als Zeuge nachzuweisen739. Diese Begegnung in Hagenau war das
letzte Zusammentreffen Alberts mit dem alten Kaiser, der am 15. April von
Hagenau aufbrach740 und nach Regensburg eilte, von wo er am 11. Mai an der
Spitze des Kreuzfahrerheeres zu seiner letzten großen Unternehmung aufbrach741.
Albert II. und Heinrich VI.
Das Verhältnis während der Anfangsjalire Heinrichs VI.
Das Verhältnis zwischen Albert II. und dem Sohn und späteren Nachfolger
Friedrich Barbarossas, Heinrich VI., gestaltete sich zunächst neutral. So findet man
den Dagsburger Grafen schon gegen Ende des Jahres 1184 in der Umgebung des
jungen Königs. Er ist am 24. November in Speyer bei der Überweisung der
Gemahlin eines gewissen Ansfried von Romont als Ministerialin an den Bischof
von Verdun durch den König als Zeuge anwesend742.
Im September des Jahres 1185 finden wir ihn ebenfalls in der Umgebung Heinrichs
VI. in Lüttich, der dort einen Hoftag abhielt und einen Feldzug gegen König Philipp
II. von Frankreich vorbereitete743. Graf Balduin V. vom Hennegau, der Schwieger-
Kreuzzug losgezogen (siehe unten, Anm 741). Anhand dieser zeitlichen Inkoinzidenz
wird deutlich, daß Albert II. nicht ins Heilige Land mitgezogen ist. Vgl. auch die in den
Annales Marbacenses, ad 1189, S. 60, gegebene Liste der mit dem Kaiser am 15. April
1189 in Hagenau aufgebrochenen hochadeligen Teilnehmer am Kreuzzug. Es bestünde
noch die - freilich unwahrscheinliche - Möglichkeit, daß der Dagsburger Graf erst
verspätet zum Kreuzzug aufgebrochen ist. Albert II. ist erst wieder am 28. August 1190
als Zeuge in einer in Kaiserslautern ausgestellten Urkunde Heinrichs VI, nachweisbar.
Drucke der Urkunde bei La Farina, Studi, 4. Teil, S. 184 f.; Regest: Böhmer-Baaken,
Nr. 106 u. Dolch u. Münch, Urkundenbuch I, Nr. 71, S. 69. Allerdings könnte Albert
II. frühestens nach dem Tod Friedrich Barbarossas am 10. Juni 1190 die Rückkehr
angetreten haben. Eine derart schnelle Rückreise nach dem Tod des Kaisers, daß er am
28. August 1190 schon wieder im Reich weilen konnte, scheint zeitlich nicht im Bereich
des Möglichen zu liegen, zumal Barbarossas Sohn, König Heinrich VI.,
höchstwahrscheinlich erst Ende September 1190 vom Tod seines Vaters erfahren haben
dürfte (siehe dazu P. Csendes, Heinrich VI., Darmstadt 1993, S. 82 f.) Hätte Albert II.
am Kreuzzug teilgenommen, so würde er den König doch mit Sicherheit am 28. August
Uber den Tod Friedrich Barbarossas informiert haben.
739 D FI 993, S. 282.
740 Annales Marbacenses, ad 1189, S. 60.
741 Die letzten, in Regensburg ausgestellten Urkunden Friedrichs I. datieren vom 10. Mai
1189 (D F I 1002, S. 295 f. und möglicherweise auch noch D F I 1003, S. 296); zum
Aufbruch Friedrichs I. am 11. Mai aus Regensburg siehe Annales Ratisponenses, ed. W.
Wattenbach, MGH SS XVII, S. 590, u. Historia de Expeditione Friderici imperatoris,
in: Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I., ed. A. Chroust, MGH
Script, rer. Germ. NS 5, Berlin 1928, S. 17; siehe auch Opll, Itinerar, S. 231.
742 Druck: Ottenthal, Königsurkunden, Nr. 3, S. 363 f. - Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 3.
743 Zur Datierung des Hoftages in Lüttich siehe Böhmer-Baaken, Nr. 4b; zum geplan-
ten Feldzug gegen Frankreich und den Ereignissen auf dem Lütticher Hoftag sie-
he O. Engels, Der Niederrhein und das Reich im 12. Jahrhundert, in: Ders.,
277
vater des französischen Königs, verweigerte jedoch den Durchzug der königlichen
Truppen durch sein Territorium744. Daraufhin lud Heinrich VI. den Hennegauer
Grafen vor seinen Hof. Dieser wollte allerdings nicht ohne Zusage von sicherem
Geleit nach Lüttich kommen, da sich dort dem Grafen feindlich gesinnte Personen
aufhielten, namentlich der Kölner Erzbischof, der Graf von Flandern und der
niederlothringische Herzog. Der König sandte nun dem Grafen die gewünschten
Geleitpersonen entgegen, nämlich Erzbischof Philipp von Köln, Bischof Rudolf von
Lüttich, Konrad, den Pfalzgrafen bei Rhein, den Herzog Heinrich von Limburg und
Graf Albert II. von Dagsburg745, der sich demnach zu dieser Zeit in Lüttich am
Königshof aufgehalten haben muß. Graf Balduin verteidigte sich jedoch so
geschickt, zudem kam ein Befehl Barbarossas, den Feldzug nicht durchzuführen,
worauf der König die Sache schließlich auf sich beruhen ließ und sich zurück-
zog746.
Das nächste nachweisbare Zusammentreffen zwischen dem Dagsburger Grafen und
dem König erfolgte dann allerdings erst zweieinhalb Jahre später, am 4. März 1188
in Toul. Albert II. ist dort Zeuge bei der Beurkundung eines Hofgerichtsentscheides
durch Heinrich VI., wodurch Streitigkeiten einerseits zwischen den Kanonikern von
Toul und dem Grafen Matthäus von Toul und andererseits zwischen den Touler
Kanonikern und Gral' Hugo von Vaudemont, einem Verwandten Alberts II.,
beigelegt wurden747. Ein gutes Jahr später, im April 1189, traf Albert mit Heinrich
VI. im elsässischen Hagenau zusammen, wo der König mit seinem kaiserlichen
Vater das Osterfest (9./10. April) feierte748. Albert II. und Heinrich VI. werden in
der schon erwähnten Urkunde Friedrichs I. vom 14. April genannt749. Einen
knappen Monat später, am 7. Mai, ist Albert wiederum am Hofe König Heinrichs
VI. zu finden. Er fungiert an diesem Tag als Zeuge in einem in Basel ausgestellten
Stauferstudien. Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert. Festga-
be zu seinem sechzigsten Geburtstag, hrsg. v. E. Meuthen u. S. Weinfurter,
Sigmanngen 1988, S. 191 ff.; Csendes, Heinrich VI., S. 60; U. Roeder, Heinrich VI. in
Lüttich 1185. Zu den Zielen staufischer Politik in Niederlothringen, in: Geschich-
te in Köln 36, Köln 1994, S. 33-54.
744 La chronique de Gislebert de Mons, S. 188.
745 Ebda., S. 188 f.: Comes autem Hanonietisis illuc ire disponens, usque ad Andennam cum
militibus circiter 200 venit, et ulterius, quia in curia illa principes erant viri
potentissimi, qui sibi inimicabantur, scilicet archiepiscopus Coloniensis Philippus et
comes Flandrie et dux Lovaniensis, transire absque sano conducto noluit. Dominus
autem rex conductores quos comes Hanoniensis voluit obviam misit, scilicet
Coloniensem archiepiscopum, Radulphum Leodiensem episcopum, Conrardum comitem
palatinum Reni, Henricum ducem de Letnborch et Aubertum comitem de Danborch,
siehe auch L. KÖNIG, Die Politik des Grafen Balduin V. von Hennegau. Ein Beitrag zur
Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen gegen Ende des 12. Jahrhunderts, in:
BCRH 74, 1905, S. 280, u. Chr. Ct Craecker-Dussart, L'évolution du sauf-conduit
dans les principautés de la Basse-Lotharingie du VIIIe au XIVe siècle, in: Le Moyen
Age 80, 1974, S. 221.
746 La chronique de Gislebert de Mons, S. 189 f.
747 Druck: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., pr. col. 402 f. - Regest:
Böhmer-Baaken, Nr. 66.
748 So Csendes, Heinrich VI., S. 73.
749 Siehe oben, S. 277 mit Anm. 739.
278
Diplom des Königs, in dem Heinrich beurkundet, daß er das Bistum Sitten wieder
an das Reich gezogen habe750. Ob sich Albert II. zwischen dem 14. April und 7.
Mai ständig im Gefolge des Königs aufgehalten hat, läßt sich auf Grund der
Quellenlage nicht sagen, da für die Zwischenzeit nur zwei Quellen zu Heinrich
überliefert sind. Die erste Quelle, ein Brief Heinrichs VI. an Papst Clemens vom 18.
April, der keine Zeugen aufweist, berichtet uns von einem Aufenthalt des Königs in
Vaihingen751, die zweite Quelle, ebenfalls ein Brief ohne Zeugenangaben, datiert
schon vom 6. Mai in Basel752. Es ist durchaus möglich, daß der Dagsburger Graf
während der Zeit zwischen 14. April und 7. Mai von Hagenau aus ins Oberelsaß
gezogen war, um dort Angelegenheiten, die seine oberelsässischen Besitzungen
betrafen, zu erledigen und erst in Basel wieder zum Königshof stieß. Auch im
Folgejahr ist er wieder in der Nähe des Königs zu finden, und zwar am 28. August
in Kaiserslautern. Hier fungierte er ebenfalls als Zeuge in einem Diplom Heinrichs
VI. für die Bürger von Pisa, mit dem der König den Pisaner Bürgern Privilegien
erteilte753.
Das Verhältnis zwischen dem Dagsburger Grafen und dem jungen Staufer scheint
sich anfangs ähnlich problemlos gestaltet zu haben, wie vorher schon das Verhältnis
zwischen Albert II. und Heinrichs Vater. Albert II. dürfte zunächst abgewartet
haben, wie sich die Herrschaft des jungen Staufers entwickeln würde. Ab dem Jahr
1191 sind allerdings schon erste Reibungspunkte zwischen dem jungen Staufer und
dem Dagsburger Grafen zu erkennen.
Politische Gegensätze zwischen Albert II. und Heinrich VI.
Politische Gegensätze zwischen Albert II. und Heinrich VI. zeigten sich in den
Jahren 1191 und 1192 bei den Vorgängen, die sich um die Reichsabtei Erstein, um
die Lütticher Bischofswahl und die Ermordung Alberts von Löwen abspielten. Es
ist nicht beabsichtigt, mit diesen Vorfällen allein die antistaufische Haltung Alberts
II. zu erklären, die dieser nach dem Tod Heinrichs VI an den Tag legte, wiewohl
der Mord an Albert von Löwen wie ein Katalysator für die Herausbildung einer
gegen die Staufer gerichteten Opposition am Niederrhein wirkte. Die antistaufische
Haltung Alberts II. wurde hingegen noch aus tieferliegenden Wurzeln gespeist, die,
wie oben geschildert, in ihren Anfängen bis in die ausgehende Salierzeit
zurückreichten. Die beiden im folgenden beschriebenen Vorfälle zeigen uns jedoch
beispielhaft die seit den Zeiten Friedrich Barbarossas und Hugos VIII. von
Dagsburg immer wieder auftretende Divergenz von staufischen und von
dagsburgisehen Interessen.
750 Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 345, S. 292 f. - Reg.: Böhmer-Baaken,
Nr. 86.
751 Böhmer-Baaken, Nr. 84.
752 Böhmer-Baaken, Nr. 85.
753 Druck: La Farina, Studi, 4. Teil, S. 184 f. Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 106; Dolch
u. MüNCH, Urkundenbuch I, Nr. 71, S. 69.
279
Das Erstein-Problem
Die erste Interessenskoüision zwischen Heinrich VI. und Albert II hängt mit
Vorgängen vom Frühjahr 1191 zusammen, welche die Kaiserkrönung Heinrichs VI.
betrafen. Der erste Italienzug Heinrichs VI., um den es hier geht, hatte die
Erlangung der Kaiserkrone und den Gewinn der Herrschaft über Sizilien zum
Ziel754. Der Romzug war schon in vollem Gange, es w urden bereits Verhandlungen
mit Papst Clemens III. geführt, als der Papst am 20. März 1191 völlig unerwartet
verstarb755. Es kam zwar rasch zur Wahl eines neuen Papstes, des Römers Hyazinth
Bobone, welcher sich Coelestin III. nannte756, doch sollten sich die Verhandlungen
mit ihm, der ursprünglich als Kompromißkandidat gegolten hatte757, als sehr
schwierig für den Staufer erweisen. Coelestin III., bei seiner Wahl bereits über
achtzig, war Kardinaldiakon und zögerte angeblich seine eigene Priesterweihe und
die folgende Konsekration zum Papst hinaus, um Heinrich nicht zum Kaiser krönen
zu müssen758. In dieser Situation suchte der Staufer die Unterstützung der Römer,
welche stets auf die Aufrechterhaltung ihrer eigenständigen Position zwischen
Kaiser und Papst bedacht gewesen waren, und ihrerseits bereits mit Heinrich VI.
Kontakt aufgenommen hatten759. Den Römern, die sich nun in einer starken
Verhandlungsposition befanden, gelang es, für ihre Unterstützung bei der
Kaiserwahl vom Staufer die Bestätigung ihrer Rechte und die Übergabe Tusculums
an sie zu erlangen. Tusculum war durch seine im Laufe des Mittelalters entstandene
Gegnerschaft zu Rom zumeist auf kaiserliche Hilfe angewiesen und stand somit
loyal zu Heinrich VI.760 761 Interessanterweise hatte Heinrich VI. schon 1189 in einem
am 3. April in Straßburg ausgefertigten, wohl nur einem kleinen Kreis bekannten
Abkommen dem damaligen Papst Clemens III. unter anderem eine Restitution
Tusculums in Aussicht gestellt76!, sicher eine Geste guten Willens von seiten
Heinrichs gegenüber dem Papst, um die projektierte Kaiserkrönung nicht von
vomeherein zu gefährden. Heinrich VI. ließ jedoch in der ersten Phase seines
754 Zum ersten Italienzug Heinrichs VI. siehe Csendes, Heinrich VI., S. 86-105.
755 Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ad 119], S. 71, siehe das Zitat in Anm.
756; vgl. Chronica magistri Rogeri de Houedene, 3. Bd., ed. W. Stubbs, London,
Oxford, Cambridge 1870, S. 101, der als Todestag von Clemens III. den 10. April 1191
angibt; zu dem Datierungsproblem vgl. Th. Toeche, Kaiser Heinrich VI., Leipzig 1867,
S. 170, Anm. 2.
756 Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ad 1191, S. 71: Eo anno Clemens III.
obiit. Cui successit Celes tinus III., qui prius lacintus fiierat dictus, vgl. Toeche,
Heinrich VI., S. 170.
757 Vgl. Csendes, Heinrich VI., S. 91.
758 Arnoldi chronica Slavorum, ed. J. M. Lappenberg, MGH Script rer. Germ., Hannover
1868, lib. V, cap. 4, S. 151: Pro quo domnus Celestinus in sedem est sublimatus. Qui
videns regem cum multa iactantia venisse, ad protelandam eius consecrationem suam
distulit.
759 Arnoldi chronica Slavorum, lib. V, cap. 4, S. 151, siehe das Zitat in Anm. 763.
760 Vgl. Csendes, Heinrich VI., S. 92.
761 MGH Const. I, Nr. 322, S. 460 f.: Insuper iamdicto patri in Christo Clementi pape
restituimus quoad possessionem Cornetum, Veteratam, Ortam, Narnium, Amelium,
Tusculanum, Terracinam, absolvendo homines predictorum locorum a iuramento quod
nobisfecerunf, vgl. Böhmer-Baaken, Nr. 83, S. 37 f.
280
Romzuges nicht erkennen, daß er gewillt war, dieses Versprechen zu erfüllen, da er
auf Bitten der Tusculaner, als man 1191 Übergriffe der Römer befürchtete, eine
Besatzung in den Ort hatte legen lassen767. Der König demonstrierte also staufische
Präsenz. Die Römer konnten Heinrich im Verlaufe der Verhandlungen jedoch
davon überzeugen, daß sie, falls Heinrich ihnen Tusculum preisgäbe, mit dem Ort
ein geeignetes Druckmittel gegenüber dem Papst verfügen würden, um diesen zur
Krönung des Staufers bewegen zu können762 763, da bereits Papst Clemens III. sich
vertraglich gegenüber den Römern verpflichtet hatte, sie bei der Erlangung
Tusculums zu unterstützen. Dafür sollten als Gegenleistung die Besitzungen von
Tusculum an die römische Kirche fallen764. Solchen Argumenten konnte sich
Coelestin III. schwerlich entziehen, und so wurde Heinrich VI. schließlich am
Ostermontag, den 15. April, von Coelestin III. zum Kaiser gekrönt, nachdem
Coelestin/Hyazinth Bobone selbst am Karsamstag zum Priester geweiht und am
Ostersonntag konsekriert und zum Papst gekrönt worden war765. Daraufhin übergab
Heinrich VI. Tusculum an den Papst und an die Römer766. Heinrich hatte mit der
762 Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ad 1191, S. 71; Erat autem Tusculanum
firma civitas ultra Romam in montibus sita. Hec Romanis rebellaverat et dampna gravia
intulerat. Huius itaque cives audito adventu imperatoris ipsius auxilium contra
Romanos postularunt et civitatem suam in potestatem ipsius tradiderunt, ubi imperator
milites suos collocaverat in presidio.
763 Arnoldi chronica Slavorum, lib. V, cap. 4, S. 151; Sed Romani exeuntes ad regem, sic ei
locuti sunt: Fas nobiscum amicitias et honora nos et Urbem iure nostro, quod
exhibuerunt reges, qui ante fuerunt. Insuper fac nobis iustitiam de castellanis tuis, qui
sunt in Tusculano, qui sine intermissione nos inquietare non cessant, et erimus pro te ad
domnum papam, ut coronam imperii super caput tuum ponat. Qui in omnibus ad
voluntatem Romanorum promptum se exhibuit. Insuper castrum vel civitatem, de qua
conquesti sunt, diruiprecepit; vgl. auch Csendes, Heinrich VI., S. 91.
764 Siehe den Vertrag zwischen Clemens III. und dem Senat und Volk von Rom von 1188,
abgedruckt bei L. A. MURATORI, Antiquitates Italicae medii aevi, tom. 3, Mailand 1740,
Sp. 785-788: Et quocumque modo Tusculanum dirui contigerit, nihilominus omnes
possessiones & lenimenta ejus intus & extra cum omnibus bonis & rebus eorum sint in
jure & potestate Romance ecclesice (Zitat, ebda, Sp. 785 f); siehe die Urkunde vom 19.
April 1191, mittels der die Römer Tusculum an den Papst übergeben, und in der auf den
Vertrag mit Clemens III. Bezug genommen wird, abgedruckt ebda., Sp.787-790.
765 Arnoldi chronica Slavorum, lib. V, cap 4, S. 151: ... sicque domnus papa in die pasche
sollempniter consecratur et proxima secunda feria cum surruna pacis tranquillitate
domnus imperator una cum imperatrice benedicitur et coronatur, siehe auch Chronica
magistri Rogeri de Houedene, 3. Bd., S. 101: ... Jacinctus, diaconus cardinalis Sanctce
Marice in Cosmedin, et in ipsa vigilia Paschce ordinatus est in sacerdotem; et in die
Paschce, qui in xviii°. kalendas Maii evenit, in Romam pontificem consecratus est; siehe
auch Ex Radulfi de Diceto Ymaginibus historiarum, ed. F. Liebermann u. R. Pauli,
MGH SS XXVII, ad 1191, S. 280 u. Chronica regia Coloniensis, S. 152.
766 Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ad 1191, S. 71: Sed Romanis
rebellantibus non potuit adipisci coronam, quin prius traderet eis Tusculanum. ... Hi
accepta legatione imperatoris incautam civitatem Romanis tradiderunt, qui multos
peremerunt de civibus et fere omnes sive pedibus sive manibus seu aliis membris
mutilaverunt-, vgl. auch Chronica regia Coloniensis, S. 152; Quae consecratio procedere
non potuit, donec imperator castrum Tusculanum in potestatem papae et Romanorum
contradidit, über das weitere Schicksal Tusculums siehe CSENDES, Heinrich VI., S. 99.
281
Preisgabe der traditionell kaisertreuen Stadt Tusculum gezeigt, daß er gewillt war,
dem Ziel der Kaiserkrönung alles andere unterzuordnen.
Hatte die Auslieferung Tusculums schon Mißbilligung erfahren767, so rief kurz
darauf eine weitere Handlung des frischgekrönten Kaisers vollends den Protest
nicht weniger Fürsten hervor. Heinrich VI. lagerte die Tage nach der Kaiserkrönung
zwischen Rom und Tusculum und schenkte am 17. April 1191 die alte Reichsabtei
Erstein dem Straßburger Bischof Konrad von Hüneburg768. Die Staufer zeigten
wenig Interesse an der alten, sich im wirtschaftlichen Niedergang befindenden
Reichsabtei769, wobei sie die Abtei und deren Besitzungen wohl als Manövrier-
masse im Umgang mit anderen Fürsten betrachteten, wie schon der außerge-
wöhnliche Vorgang der Veräußerung von Ersteiner Besitz an den Markgrafen von
Baden durch Friedrich Barbarossa beweist770. Weil die Übertragung Ersteins an
Bischof Konrad zwei Tage nach der Kaiserkrönung Heinrichs VI. in campestribus
inter urbem et Tusculanum771 erfolgt ist, hat man neuerdings vermutet, daß der
Hintergrund für diesen ungewöhnlichen Vorgang in der Preisgabe Tusculums an die
Römer durch Heinrich VI zu finden ist. Heinrich VI, habe den Straßburger Bischof
wegen der wenig ehrenvollen Auslieferung Tusculums an die Römer beschwich-
tigen wollen, so die Meinung Ute Schwabs772. Auch sollten, vermutet Schwab
weiter, die hohen Kosten des Bischofs für den Italienzug kompensiert werden773.
767 Ottonis de Sancto Blasio Chronica, ed A. HOFMEISTER, MGH Script, rer. Germ., Han-
nover u. Leipzig 1912, cap. 33, S. 48 f.: Hunc favorem Romanorum avaricie eorum
maximis muneribus satisfaciens promeruit ac Tusculanense castellum, quod asilum
imperii contra insultus eorum hactenus extitit, ipsis tradens imperium in hoc non
mediocriter dehonestavit; Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ad 1191, S. 71:
Pro qua re imperatori improperatum est a multis.
768 Die Urkunde vom 17. April 1191 ist in die Urkunde vom 4. März 1192 inseriert
(Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 130, S. 106 ff.: ... noverit .... quod nos ... ac favore
dilecti nobis Cunradi Argentinensis episcopi, qui nostris ac imperii fideliter ac devote
insudavit obsequiis, ecclesie sancte Marie in Argentina et episcopatui claustrum de
Eristein cum ministerialibus et universis pertinentiis ejus sicut ad imperium spectare
dinoscilur, ...jure donavimus proprietatis et perpetuo volentes, ut jam dictus episcopus
et omnes ejus successores predictam abbatiam et allodium cum omnibus pertinentibus
eorum, ... libere et absolute percipiant et quiete possideant, weiterer Druck d. Urk. bei
WÜRDTWEIN, 10. Bd., Nr. 53, S. 156-159).
769 Zu den wirtschaftlichen Problemen von Erstein siehe: Scheffer-Boichorst, Reichs-
abtei Erstein, S. 283-299.
770 D FI 65, S. 110 f. ; siehe dazu auch unten im Kap. 'Vogteien' den Art. ’Erstein'.
771 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 130, S. 106 ff., Zitat, S. 106.
772 Schwab, Datierung, S. 46, Schwabs These ist aus ihrem Interpretationsversuch des
mittelhochdeutschen Epos Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich hervorgegangen. Sie
vermutet, daß eine Episode aus diesem Epos einen Reflex der Vorgänge um Tusculum
und Erstein bildet (siehe ebda., S. 31-55). Es handelt sich dabei um die Episode der auf
Veranlassung Reinharts durch den König geschehenen Einsetzung eines Kamels namens
Thvschalan als Äbtissin von Erstein, das aber von den Nonnen wieder verjagt wurde.
Siehe Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich, S. 123 f., Verse 2117-2154. Der Name
Thvschalan (ebda., S. 78, Vers 1438 u. S. 118, Vers 1995) wird von Schwab, Datierung,
S. 43 f., mit Tusculum gleichgesetzt.
773 Schwab, Datierung, S. 46
282
Der Zusammenhang zwischen der Preisgabe Tusculums an die Römer und an den
Papst und der anschließenden Übertragung Ersteins an den Straßburger Bischof
scheint evident zu sein. Die Erklärungsversuche Ute Schwabs für diesen Vorgang
reichen indes nicht aus. Die oben angeführte Behauptung Schwabs, daß Konrad von
Hüneburg beschwichtigt werden sollte, scheint zwar der Wahrheit sehr nahe zu
kommen und weist meines Erachtens in die richtige Richtung, greift aber zu kurz.
Man müßte doch die Frage stellen, weswegen ausgerechnet er exklusiv beschwich-
tigt werden mußte und einen Ausgleich seiner Kosten erhalten sollte, die anderen
Fürsten jedoch nicht. Diese Frage führt uns aber direkt zu den Hintergründen der
Übertragung Ersteins an den Straßburger Bischof. Konrad von Hüneburg war zwar
zur Zeit des Straßburger Abkommens vom 3. April 1189 mit Clemens III noch
nicht Bischof, wohl aber Propst der Straßburger Bischofskirche774, hatte also
höchstwahrscheinlich Kenntnis von dem in Straßburg ausgestellten, nur einem
kleinen Kreis bekannten Versprechen775 Heinrichs VE an Papst Clemens IIP,
Tusculum dem Heiligen Stuhl zu restituieren776. Es ist gut möglich und wahr-
scheinlich, daß Konrad - nach seiner Wahl zum Straßburger Bischof - Heinrich VI,
mit seinem Spezialwissen unter Druck gesetzt hat und sich von diesem schon im
Vorfeld der Ereignisse um Tusculum die Abtretung Ersteins hatte zusichem lassen.
Der Staufer wollte wohl seine bevorstehende Kaiserkrönung nicht durch aufkei-
mende Proteste von seiten der Fürsten gefährden.
Diese Übereignung Ersteins an den Straßburger Bischof hatte schließlich, wie schon
erwähnt, den massiven Protest der anderen, vorwiegend territorialpolitisch im Elsaß
engagierten Fürsten hervorgernfen777, die vermutlich eine solche Stärkung der
machtpolitischen Stellung des Straßburger Bischofs nicht hinnehmen wollten. Man
konnte sich dabei auf den Grundsatz berufen, daß Reichsgut nicht veräußert werden
durfte778. Auch Albert II. von Dagsburg, dessen Vater man ja als Vogt über die
Ersteiner Abtei nachweisen kann779, wird in Beziehungen zu Erstem gestanden
haben und mit Sicherheit der Gruppierung angehört haben, welche gegen die
Übertragung Ersteins an den Straßburger Bischof protesüert hat, zumal Alberts II
Verhältnis zu Bischof Konrad nicht das beste gewesen war; sie scheinen sich in
ihren territonalpolitischen Bestrebungen in die Quere gekommen zu sein und waren
erbitterte Gegner780. Außerdem hätte die Schenkung Ersteins an den Bischof zur
774 Die Wahl Konrads zum Bischof erfolgte gegen Ende des Frühjahrs 1190, siehe
RegBfeStr. I, Nr. 657, S 361 f,; Konrad als prepositus Argenlinensis ist 1189 bezeugt in
einer Urkunde des Straßburger Bischofs, siehe RegBfeStr. I, Nr. 646, S. 359 f.
775 SoCsendks, Heinrich VI., S. 99.
776 Siehe oben, S. 281 mit Anm. 761.
777 Wiegand, Urkundenbuch 1, Nr 130, S. 106 ff. (siehe das Zitat in Anm. 778).
778 Ebda., S. 107: Processu autem temporis, principibus in presencia nostra apud
Hagenowe constitutis, tam de conventione inter nos et jam dictum fidelem nostrum
Argentinensem episcopum habita quam etiam de priticipum scientia placuit, ut in
predicta donacio facta de claustro Eristein ad imperium pertinente retractaretur, qua
non est liciliun, res ad imperium spectantes alienare absque imperii proventu et utilitate.
779 Siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art. ’Erstem’.
780 Vgl dazu die Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70, die von der Versöhnung der
einstigen Gegner, Bischof Konrad und Graf Albert II., berichten: Comperta itaque morte
283
Folge gehabt, daß Erstein von einer Reichsabtei zu einer bischöflichen Abtei
herabgesunken wäre. So nimmt es nicht wunder, daß sich die Ersteiner Abtei gegen
diese Art der 'Mediatisierung' gewehrt haben wird. Als ein Indiz für die These, daß
die Äbtissin und der Konvent von Erstein Albert II. um Beistand gebeten haben,
dürfte angesehen werden, daß der Dagsburger Graf sich Anfang März 1192 am Hof
des Kaisers in Hagenau aufhielt, gerade zu dem Zeitpunkt, als die umstrittene
Ersteiner Angelegenheit zu Ende gebracht wurde, denn Albert II. ist Zeuge in drei
Diplomen Heinrichs vom 3., 4. und 5. März781. Die Zeugenschaft Alberts in dem
Diplom vom 4. März ist in diesem Zuammenhang besonders interessant, da der
Kaiser nämlich dem massiven Protest der Fürsten hatte nachgeben müssen und
knapp ein Jahr nach der Übertragung der Abtei an den Bischof mit dem Diplom
vom 4. März die Rückgängigmachung der umstrittenen Schenkung urkundlich
festgeschrieben wurde782. Wahrscheinlich war die Ersteiner Angelegenheit auch
der Grund, warum der Dagsburger Graf am Kaiserhof zu Hagenau erschienen war.
Albert II. und die Lütticher Bischofswahlen von 1191 und 1194
Fast zeitgleich mit dem Konflikt um Erstein trat ein weiteres Problem auf, welches
das Verhältnis zwischen dem Kaiser und Albert II. von Dagsburg beeinflußt haben
dürfte: die Vorgänge und Ereignisse um die Lütticher Bischofswahlen der Jahre
1191 bis 1194.
Am 5. August 1191 war der Lütticher Bischof Rudolf von Zähringen auf der Rück-
reise vom Kreuzzug in seiner südwestdeutschen Heimat verstorben783. Die nun an-
stehende Neuwahl eines Bischofs im Lütticher Bistum war ganz von den einzelnen
- vor allem regional bestimmten - machtpolitischen Interessen der niederloth-
ringischen Magnaten geprägt, die selbstverständlich bis in das Lütticher Domkapitel
hineinreichten, da sich die Domkapitulare überwiegend aus regionalen Adels-
familien rekrutierten ,,und daher den Interessen der Großen nicht unbedingt neutral
gegenüberstanden“784, wie Peter Csendes es ausdrückt. Die niederlothringischen
Großen, die auf die Bischofswahl hauptsächlich Einfluß nahmen und für ihre
territorialpolitischen Zwecke nutzen wollten, waren auf der einen Seite der Herzog
imperatoris, episcopus Argentinensis et Albertus comes de Tagesburch, qui prius erant
inimici, reconciliati sunt-, zu den Umständen, die zur Versöhnung geführt haben, siehe
unten, S. 296-300.
781 Urkunde vom 3. März als Abschrift in einem Vidimus v. 11. Oktober 1423, in:
Würzburg, Staatsarchiv, Würzburger Urkunden 5/105b [früher München HStA,
Urkunden des Klosters S. Nikolaus Memmingen, Urk. Nr. 701]. - Urkunde vom 4. März
in: Würdtwejn, 10. Bd., Nr. 53, S. 156-159; weiterer Druck in: Wiegand,
Urkundenbuch I, Nr. 130, S. 106-108; Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 210. - Urkunde
vom 5. März in: Muratori, Antiquitates Italicae, Tom. 4, Sp. 231 f.
782 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 130, S. 106-108: ... ideoque prenominatus episcopus
Cunradus in manum nostram prejatam abbatiam cum omnibus pertinendis suis
resignavit, in pristinam fisci nostri potestatem restituit (Zitat, ebda., S. 107).
783 La chronique de Gislebert de Mons, S. 257 mit Anm. L- Knappe Zusammenfassung der
Ereignisse bei Wegnez, Les comtes, S. 106-112.
784 Csendes, Heinrich VI., S. 109.
284
von Niederlothringen, Heinrich I. von Brabant785, sowie Herzog Heinrich von
Limburg und auf der anderen Seite der hauptsächliche Gegner des nieder-
lothringischen Herzogs, Graf Balduin V. vom Hennegau. Für die Kontrahenten war
es aus territorialpolitischen Gründen wichtig, auf den Lütticher Bischofsstuhl einen
ihrer Parteigänger, am besten einen Verwandten, zu lancieren. Balduin V. hatte
dafür seinen Onkel, Albert von Rethel auserkoren, Herzog Heinrich I. seinen
eigenen Bruder, Albert von Löwen786. Die am 8. September 1191 stattfindende
Wahl war - wie bei dieser politischen Konstellation zu erwarten war - nicht
einmütig; die Mehrzahl der Domkapitulare wählte Albert von Löwen, die
Minderzahl Albert von Rethel787. Albert von Löwen fand neben seinem Bnider
Heinrich I. von Brabant und seinem Oheim mütterlicherseits, Herzog Heinrich von
Limburg, mit dessen Söhnen noch Unterstützung bei seinem Oheim väterlicherseits,
Graf Albert II. von Dagsburg und Moha788, der, bedingt durch seine im Lütticher
Bistum liegenden Besitzungen, ein naturgemäßes Interesse an der Besetzung des
Lütticher Bischofsstuhles haben mußte.
Um nach der strittigen Wahl eine Entscheidung herbeizuführen, wandten sich beide
Parteien an den Kaiser, der bekanntlich laut Wormser Konkordat, zumindest nach
kaiserlicher Auslegung, bei einer zwiespältigen Wahl ein Entscheidungsrecht
wahrnehmen konnte789. So wurden von beiden Parteien Gesandtschaften an
785 Grundlegend zu Heinrich 1. von Niederlothnngen-Brabant ist die 1908 erschienene
Studie von Smets, Henri I duc de Brabant.
786 Siehe das Zitat aus der Chronik des Gislebert von Mons in Anm. 787.
787 Lamberti Parvi annales, ed. G. H. Pertz, MGH SS XVI, S. 650: In nativitate beate
Marie virginis tanta frequentia populorum cum ducibus et comitibus venit ad civitatem
Leodiensem ad electionem episcopalem, ut cives urbis crederent se esse obsessos tanta
multitudine. Siquidem dux Lovaniensis Heinricus collectis fauctoribus, fratrem
preponere volebat. Comes vero Hainanensis omnino contradicens, ut appellationem ad
regalem audientiam faceret, Albertum prepositum compulit. - Vita Alberti episcopi
Leodiensis, MGH SS XXV, ed. J. Heller, S. 139: Radulpho Leodiensi episcopo
successor eligitur Albertus Leodiensis archidiaconus, frater Henrici Lothoringie ducis.
Cuius electioni cum ceteri omnes archidiaconi, clerus et populus civitatis et principes
terre consentirent, solus Balduinus comes Hayonensis contradicit. ...Ad electionis ergo
diem prefixam venerat comes Balduinus, militum frequentia magna constipatus, et
ceteris Albertum, fratrem ducis, eligentibus, ipse Albertum eligebat, fratrem comitis
Reiteste, cognatum suum, ecclesie Leodiensis archidiaconum et maiorem prepositum,
hominem stolidum et illiteratum, cui parum gratie preter genus erat. Hic ergo Albertus
cum paucis canonicis familiaribus suis et comite Balduino se aversum opponit electo
Leodiensi Alberto, qui magnis gratiarum titulis longe clarus superabat alti sui generis
dignitatem. - La chronique de Gislebert de Mons, S. 257: Congregatio autem capitulo
Leodiensi, pars quedam Albertum, ducis Lovaniensis fratrem, ordine subdyaconum,
ipsius ecclesie archidyaconum, in viribus ducis Lovaniensis elegit; pars vero quedam
dominum Albertum, comitis Retensis fratrem, comitis Hanoniensis consobrinum, ipsius
ecclesie majorem prepositum et archidyaconum, ordine dyacomm elegit.
788 La chronique de Gislebert de Mons, S. 257: Ducis autem Lovaniensis frater Albertus, in
fratris suis ducis Lovaniensis, et avunculi sui ducis de Lemborch et ejus filiorum, et
patrui sui comitis Alberti de Danborch spem suam posuerat', die Verwandtschaft
zwischen Albert 11. von Dagsburg und dem Brabanter Herzogshaus kam Uber die Mutter
Alberts II.. Luitgard, zustande, Siehe dazu oben, S. 97-101.
789 MGH Const. I, Nr. 108, S. 161.
285
Heinrich VI. geschickt, der sich zur damaligen Zeit gerade in Italien aufhielt790.
Der Verhandlungsführer der von Balduin V. vom Hennegau und Albert von Rethel
beauftragten Gesandtschaft war der Kanzler Balduins V., Gislebert von Mons, der
die Verhandlungen mit Heinrich VI. sehr geschickt geführt haben muß791. Er
bekam von Heinrich VI. die Zusage, daß er Albert von Rethel seine Unterstützung
zukommen lassen werde792, zumal Albert von Rethel mit der Kaiserin verwandt
war793. Die später bei Heinrich VI. eintreffende Gesandtschaft Alberts von Löwen
erhielt vom Kaiser lediglich die Zusage, daß die Sache nach seiner eigenen Rück-
kehr nach Deutschland entschieden werde794. Am 13. Januar 1192 hielt der Kaiser
in Worms einen Hoftag ab, auf dem die Entscheidung bezüglich der Lütticher
Bischofswahl fallen sollte795. In Worms erschienen sowohl Albert von Löwen als
auch Albert von Rethel mit ihrer jeweiligen Anhängerschaft796. In Begleitung
Alberts von Löwen waren unter anderem seine beiden Oheime mütterlicher- und
väterlicherseits, der Herzog von Limburg und Graf Albert II. von Dagsburg.
Heinrich I. von Brabant hielt es für opportun, dem Hof tag femzubleiben, da er
fürchtete, seine Anwesenheit könnte wegen seines früheren aggressiven Auftretens
zugunsten der Walil seines Bruder, dessen Sache nur schaden797. Albert von Löwen
wurde von seinen Anhängern dem Kaiser als der Gewählte präsentiert798. Als dem
von seiten Alberts von Rethel widersprochen wurde, verlangte der Kaiser einen
Fürstenspruch. Es wurde ein Ausschuß gebildet, der dem Kaiser das Recht zu-
billigte, die Doppelwahl zu entscheiden799. Daraufhin erklärte der Kaiser zur
allgemeinen Überraschung den Propst von St. Cassius in Bonn, Lothar von Hoch-
staden, zum neuen Lütticher Bischof, womit niemand gerechnet hatte800. Die
Gründe für Heinrichs VI. Entscheidung dürften zum einen darin zu finden sein, daß
er dem Bruder Lothars, Graf Theoderich von Hochstaden, wegen dessen massiver
Unterstützung von Heinrichs Italienzug sehr verpflichtet war801. Auch scheint sich
790 La chronique de Gisiebert de Mons, S. 260 f.
791 Siehe dazu den Bericht Gisleberts in La chronique de Gislebert de Mons, S. 260 ff.; zur
Beurteilung der Verhandlungsführung Gisleberts siehe J. HEINRICH, Kaiser Heinrich VI
und die Besetzung der deutschen Bistümer von seiner Kaiserkrönung bis zur Eroberung
Siziliens (April 1191 bis Ende 1194), in: Römische Quartalsschrift für christliche
Altertumskunde und Kirchengeschichte 51. Bd., Freiburg 1956, S. 195
792 La chronique de Gislebert de Mons, S. 261.
793 Vita Alberti episcopi Leodiensis, MGH SS XXV, S. 141: Idem enitn Albertus
imperatricis patruus erat.
794 Ebda.
795 La chronique de Gislebert de Mons, S. 268 f.
7*> Ebda , S. 269.
797 Ebda.: Apud Wormaciam accessit dominus Albertus Lovaniensis cum eis qui eum
elegerant et cum avunculo suo duce de Lemborch et patruo suo Alberto comite de
Danborch et de Musau. Frater autem ejus Henricus dux Lovaniensis ad curiam cum
ipso accedere non audebat; imputabatur enim ipsi duci quod per violentiam patrem
suum eligi Jecisset. Itaque Albertus Lovaniensis domino imperatori tatnquam electus
presentatus est.
798 Ebda.: Itaque Albertus Lovaniensis domino imperatori lamquatn electus presentatus est.
799 Ebda.
800 Ebda., S. 270.
801 Siehe Heinrich, Kaiser Heinrich VI., S. 196.
286
Lothar, der bei der Kölner Erzbischofswahl schon einen Rückzieher machen
mußte802, seine Ernennung zum Lütücher Bischof wahrscheinlich mit einem Fall
von ,,verschleierte[r] Simonie“803 beim Kaiser erkauft zu haben, denn nur unter
diesem Aspekt ergibt das Faktum, daß Lothar sich für 3000 Silbermark bei Heinrich
die Kanzlerwürde erkauft, auf sie jedoch kurze Zeit später wieder verzichtet hat,
einen Sinn804. Zum anderen wird Heinrich VI. von der in Italien dem Kanzler
Balduins, Gislebert von Mons, gegebenen Zusage, Albert von Rethel zu investieren,
Abstand genommen haben, da in der Zwischenzeit die Nachricht eingetroffen war,
daß am 1. Juni 1191 bei der Belagerung von Akkon der Graf von Flandern
verstorben war805, und der Hennegauer Graf, nicht zuletzt Dank der schnellen
Reaktion seines Kanzlers auf die ersten Gerüchte vom Tod des Grafen von Flandern
hin806, gute Aussichten hatte, die flandrische Erbschaft anzutreten807. Diese zu
erwartende enorme Ballung von Macht in der Hand des Hennegauers, der zudem
nach staufischem Willen noch Namur erben sollte808, stellte, falls der Lütticher
Bischofsstuhl an einen Kandidaten der Hennegauer Partei gehen sollte, für Heinrich
VI. letztendlich doch ein zu großes Risiko dar809, so daß er gedachte, durch die
Vergabe des Lütticher Bischofsstuhles an den Bmder Theoderichs von Hochstaden,
im Maasgebiet ein politisches Gegengewicht sowohl zum Hennegauer als auch zum
Brabanter zu schaffen.
Da Graf Balduin V. vom Hennegau seinerseits es sich wegen der Gewinnung der
flandrischen Erbschaft nicht leisten konnte, auf Konfrontationskurs zum Kaiser zu
gehen, sondern für dieses Vorhaben im Gegenteil ein ihm gewogener Herrscher von
Vorteil war810, beugten er und sein Protégé, Albert von Rethel, sich in der Lütticher
Angelegenheit dem Spruch des Kaisers, nicht jedoch Albert von Löwen und dessen
Anhängerschaft. Allerdings wäre es möglich, daß durch die kaiserliche Entschei-
802 R. KNIPPING, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, 2. Bd.: 1100-1205,
Bonn 1901, Nr. 1429, S. 286; siehe dazu Heinrich, Kaiser Heinrich Vf, S. 199.
803 So die Terminologie bei Hhnrich, Kaiser Heinrich VI., S. 196; in ähnlicher Wortwahl
auch C. Trautmann, Heinrich VI. und der Lütticher Bischofsmord (1192), Cottbus
1912, S. 29
804 Vita Alberti episcopi Leodiensis, MGH SS XXV, S. 142 f.: Ad tegendum ergo
commertium operis tenebrosi, tribus milibus marcorum a Bonnensi preposito clam
acceptis, imperator in curia generali constituit eum sibi archicancellarium regni sui
citra Alpes, in proximo facturus, ut eum investiat regalibus I^eodiensis episcopatus. ...
imperator et Lotharium Bonninensem prepositum electum sibi designat et investit
regalibus Leodiensis episcopatus, quem tridie designaverat archicancellarium regni
Theutonici. Quem honorem archicancellarie, sicut erat condictum intereos, palam ipse
resignat in manum principis. - La chronique de Gislebert de Mons, S. 270; ... dominus
imperator accepta nimia pecunia a Lothario clerico, viro nobili, preposito Bonnensi,
fratre comitis de Hostade, concellariam suam que tunc vacabat, ei vendidit. Secunda
autem die a donatione illa cancellarie eidem Lothario sub testimonio predictorum
principum, astantibus eciam utroque Alberto, episcopatum Leodiensem contulit.
805 La chronique de Gislebert de Mons, S. 255.
806 Ebda., S. 258.
807 Zur flandrischen Erbschaftsangelegenheit siehe Trautmann, Heinrich VI., S. 26 tf.
808 Zur Bildung der Markgrafschaft Namur siehe unten die Literaturangaben in Anm. 877.
809 Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 118.
810 So Heinrich, Kaiser Heinrich Vf, S. 197.
287
düng für den Propst von St. Cassius in Bonn als Lütticher Bischof auch Albert II.
von Dagsburg eine weitere Unterstützung Alberts von Löwen überdacht haben
könnte, war Albert II. doch über seine Schwester, die den Grafen Theoderich von
Hochstaden geheiratet hatte811, mit Lothar von Hochstaden verwandt. Albert II.
hätte folglich nicht nur bei einem Lütticher Bischof namens Albert von Löwen,
sondern auch bei einem Bischof namens Lothar von Hochstaden eine Möglichkeit
gehabt, seinen Einfluß im Lütticher Bistum zu verstärken. Die Quellen berichten
uns jedoch nichts von einem Kurswechsel Alberts II. Für Gislebert von Mons, des-
sen Dienstherr ja die kaiserliche Entscheidung akzeptiert hatte, wäre es bestimmt
einer Erwähnung wert gewesen, wenn der Dagsburger Graf aus der Anhängerschaft
Alberts von Löwen ausgeschert wäre. Möglicherweise hat Albert II. sich abwartend
verhalten und vorsichtig laviert, wie uns der Umstand angibt, daß er 1192 sowohl in
Urkunden des Kaisers812 als auch in einer Urkunde von seinem Neffen, Herzog
Heinrich von Niederlothringen, als Zeuge nachweisbar ist813. Er wird jedoch
grundsätzlich an der Unterstützung Alberts von Löwen festgehalten haben, da ihm
die Hochstadener Familie wahrscheinlich doch zu sehr auf die staufische Politik,
die im großen Rahmen den dagsburgischen Interessen konträr lief, eingeschworen
zu sein schien.
Albert von Löwen jedenfalls appellierte an den Papst und begab sich deswegen
unter großen Schwierigkeiten - Heinrich VI. hatte befohlen, ihn festnehmen zu
lassen814 - persönlich nach Rom815. Papst Cölestin III. stand ganz auf der Seite
Alberts von Löwen - wohl weil dieser im Gegensatz zu dem Staufer stand - und
bestätigte seine Wahl zum Lütticher Bischof816. Allerdings war währenddessen im
Reich die Koalition um Albert von Löwen schon im Zerfallen begriffen, da sich
inzwischen sogar sein Bruder, Herzog Heinrich I. von Niederlothringen, auf
kaiserlichen Befehl hin weigerte, ihn nach seiner Rückkehr aufzunehmen817. Dieses
Verhalten des Brabanters bestätigt obige Vermutung, daß sich auch Albert II. von
Dagsburg zurückhaltend verhalten und es in dieser Situation nicht auf eine offene
Konfrontation mit dem Staufer angelegt haben wird. Lediglich der Herzog von
Limburg scheint noch unverbrüchlich hinter Albert von Löwen gestanden zu
haben818.
Der Papst hatte den Kölner Erzbischof beauftragt, Albert von Löwen zu weihen,
falls dieser sich weigerte, sollte der Erzbischof von Reims die Konsekration
vornehmen819. Da, wie befürchtet, der Kölner Erzbischof, um einer Auseinander-
811 Siehe dazu oben, S. 123-126.
812 Böhmer-Baaken, Nr. 209, 210, 211 u. 214; zu den Urkunden siehe oben, S. 112 mit
Anm. 625.
813 Urkunde, abgedruckt bei Butkens, Trophées I, preuves, S. 46 f.
814 Vita Alberti episcopi Leodiensis, MGH SS XXV, S. 143 f.
815 Ebda., S. 143; La chronique de Gislebert de Mons, S. 275.
816 Vita Alberti episcopi Leodiensis, MGH SS XXV, S. 145 f.
817 Ebda., S. 148.
818 Ebda., S. 149.
819 Ebda., S. 146; Chronica regia Coloniensis, S. 155; Continuatio Aquicinctina, MGH SS
VI, ad 1192, S. 429; Knipping, Regesten, 2. Bd„ Nrn. 1437, S. 288 u. 1447, S. 291.
288
Setzung mit Heinrich VI. aus dem Wege zu gehen, Albert von Löwen nicht
konsekrieren wollte820, übernahm dies auftragsgemäß der Erzbischof von Reims821.
Heinrich VI. ging daraufhin gewaltsam gegen Albert von Löwen und seine
Anhänger vor, erschien persönlich am Niederrhein, ließ den Kölnern drei Monate
den Rhein sperren, da er wohl vermutete, der Kölner Erzbischof sei insgeheim mit
Albert von Löwen verbündet822. Daraufhin ging der Kaiser nach Lüttich und konnte
unter Anwendung massiver Gewalt schließlich Lothar von Hochstaden als Lütticher
Bischof durchsetzen823, so daß sogar Alberts von Löwen Bruder, Herzog Heinrich
I. von Niederlothringen, Lothar den Lehenseid leistete824.
In dieser Situation, als Heinrich VI. sich als Herr der Lage wähnte, wurde am 24.
November 1192 Albert von Löwen, der sich immer noch in Reims aufhielt, von
deutschen Rittern ermordet825. Dieses Ereignis wirkte sich sowohl für Heinrich VI.
als auch für Lothar von Hochstaden katastrophal aus, denn obwohl der Kaiser
wahrscheinlich nichts mit dem Mordanschlag zu tun hatte, geriet er selbst alsbald in
Verdacht, den Mord befohlen zu haben826. Umgehend formierte sich um Heinrich I.
von Niederlothringen, Heinrich von Limburg und den Kölner Erzbischof am
Niederrhein eine starke Oppositionsgruppe gegen den Staufer, der auch der Mainzer
Erzbischof nicht femstand und deren Arm sich bis in das nordöstliche Reichsgebiet
erstreckte und Kontakte mit den Welfen aufnahm827. Lothar wurde vom Papst
exkommuniziert und sowohl des Bischofsamtes als auch seiner sämtlichen Pfründen
für verlustig erklärt828. Lothar begab sich daraufhin nach Rom und mußte auf den
Lütticher Bischofssitz und auf seine Pfründe verzichten, um vom Bann gelöst zu
werden829. Noch während seines Romaufenthalts verstarb Lothar im Jahr 1193830
Ob der Dagsburger Graf der niederrheinischen, anüstaufischen Oppositionsgruppe
aktiv angehörte, oder ob er sich eher bedeckt hielt und die Situation beobachtete,
läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Man hört jedenfalls aus den Quellen nichts
von oppositionellen Aküvitäten Alberts II. Vermutlich hat Albert II. seine Politik
der jeweiligen Situation angepaßt, wie es uns auch die Aktionen anderer in diese
Angelegenheit involvierter Magnaten vor Augen führen, so diejenigen von Herzog
Heinrich I. von Niederlothringen oder von Balduin V. vom Hemiegau. Im Frühjahr
1193 ist Albert II. jedenfalls in mehreren Urkunden Heinrichs VI. als Zeuge zu
820 Vita Alberti episcopi Leodiensis, MGH SS XXV, S. 149.
821 Ebda
822 Chronica regia Coloniensis, S. 155; Knipping, Regesten, 2. Bd., Nr. 1438, S. 288.
823 Lamberti Parvi annales, MGH SS XVI, ad 1192, S. 650.
824 Vita Alberti episcopi Leodiensis, MGH SS XXV, S. 151.
825 Ebda., S. 163; I-a chronique de Gislebert de Mons, S. 280; zum Mord siehe Toeche,
Heinrich VI., S. 550 f.; ausführlich Trautmann, Heinrich VI., S. 39-42; R. H.
Schmandt, The Election and Assassination of Albert of Louvain, Bishop of Liège,
1191-92, in: Spéculum 42, 1967, S. 639-660.
826 La chronique de Gislebert de Mons, S. 280.
827 Ebda, S. 281 f.
828 Ebda., S. 283.
829 Ebda.
830 Ebda., S. 289.
289
finden831, was gegen eine durch die Lütticher Ereignisse ausgelöste offen gezeigte
Gegnerschaft zum Staufer spricht, sondern eher auf ein vorsichtiges Taktieren des
Dagsburgers schließen läßt.
Den für Heinrich VI. bedrohlich ausgeweiteten oppositionellen Kräften am Nieder-
rhein konnte Heinrich VI. letztlich nur wegen der allseits bekannten zufälligen
Gefangennahme des englischen Königs Richard Löwenherz durch Herzog Leopold
von Österreich erfolgreich entgegentreten832. Nach der Auslieferung Richards an
den Staufer gelang es Heinrich VI., den mit den Welfen verwandten und mit den
niederrheinischen Fürsten in engen wirtschaftlichen Beziehungen stehenden engli-
schen König gegen die niederrheinische Adelsopposition auszuspielen. Richard
Löwenherz hatte keine andere Wahl, als auf die antistaufischen Kräfte dahingehend
einzuwirken, ihre oppositionelle Haltung aufzugeben833. Als schließlich Heinrich
VI. die an seinen Hof geflohenen Mörder Alberts von Löwen verbannte und der
brabantischen Partei, namentlich Herzog Heinrich I. von Niederlothringen und
Herzog Heinrich von Limburg, das Recht einer Einflußnahme auf eine neue
Bischofswahl in Lüttich zugestand, waren die Gegner Heinrichs VI. bereit, sich
diesem zu unterwerfen834. Gegen Ende des Jahres 1193 war die Stimmung in den
niederrheinischen Gebieten wieder ruhig geworden.
In Lüttich mußte nun neu gewählt werden, denn es war sowohl der vom Papst
anerkannte Bischof tot als auch der vom Kaiser eingesetzte Bischof abgesetzt. Die
Wahl des Domkapitels fiel wohl auf das energische Betreiben des Herzogs von
Limburg auf dessen erst sechzehnjährigen Sohn namens Simon835. Albert II. von
Dagsburg, der schon, zusammen mit dem Herzog von Limburg, Albert von Löwen
unterstützt hatte und zum Limburger Herzogshaus augenscheinlich enge Kontakte
unterhielt, befürwortete die Wahl Simons836. Simon, der sich an den Hof des Kai-
sers nach Aachen begab, erlangte auch am 13. November 1193 die Belehnung mit
den Regalien des Bistums durch Heinrich VI. Der Kaiser befürchtete wohl, daß
durch eine Ablehnung des Kandidaten der Limburg-Brabanter Partei der Transport
des Lösegeldes für Richard Löwenherz durch den Herzog von Niederlothnngen
gefährdet werde837. Balduin V. vom Heimegau wollte jedoch Simon nicht als
Lütticher Bischof akzeptieren. Die seiner Partei angehörenden, bei der Wahl
Simons ausgeschlossenen Kanoniker protestierten beim Kaiser gegen die Wahl
831 Albert II. von Dagsburg ist Zeuge in zwei Urkunden Heinrichs VI. aus dem Jahr 1193:
5. April in Hagenau, Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 288; 28. April in Boppard, Regest:
Böhmer-Baaken, Nr. 294; zu den Drucken der jeweiligen Urkunden siehe oben, S. 112
mit Anm. 625.
832 Zur Gefangennahme von Richard Löwenherz siehe Csendes, Heinrich VI., S. 115-130.
833 Chronica magistri Rogeri de Houedene, ad 1193, S. 214.
834 Continuatio Aquicinctina, MGH SS VI, ad 1193, S. 430: La chronique de Gislebert de
Mons, S. 287.
835 La chronique de Gislebert de Mons, S. 287 f.
836 Dies wird daran erkennbar, daß Albert II. 1194 an der Seite der Limburger Familie,
darunter auch Simon, in einer Fehde gegen Balduin V. zu finden ist. Siehe unten S. 291
mit Anm. 843.
837 Siehe I^a chronique de Gislebert de Mons, S. 288; vgl. Trautmann, Heinrich VI., S. 49;
vgl. Heinrich, Kaiser Heinrich VI., S. 213.
290
Simons und erhielten von diesem die Erlaubnis, nach Rom zu gehen und dort einen
Entscheid vom Papst herbeiführen zu lassen838. Heinrich VI. blieb anscheinend
insgeheim seiner alten Linie treu, keinen Bischof der brabantischen Partei in Lüttich
zu akzeptieren. Er spielte wohl auf Zeit und hoffte, daß vor einer Rückkehr der
Gesandtschaft aus Rom das englische Lösegeld eingetroffen sei und er keine
Rücksicht mehr auf die Brabanter Partei nehmen müßte. Inzwischen war im Jahre
1194, nachdem der Herzog von Niederlothringen von dem mittlerweile freige-
lassenen Richard Löwenherz Unterstützung in seinem Kampf gegen den Henne-
gauer zugesichert bekommen hatte839, auch ein Waffenstillstand zwischen Heinrich
von Niederlothringen und Balduin V. vom Hennegau zustande gekommen840.
Heinrich VI., der seinen zweiten Italienzug vorbereitete und Niederlothringen in
einem einigermaßen befriedeten Zustand zurücklassen wollte, war bemüht, einen
dauerhaften Frieden zwischen dem Brabanter und Hennegauer herzustellen, es
gelang ihm jedoch nur eine Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 15. Au-
gust dieses Jahres841. Unterdessen hatte sich im Maasgebiet eine neue Fehde ent-
zündet, die gegen Balduin V. gerichtet war. Heinrich der Blinde von Namur hatte
die alten Gegner Balduins außer Herzog Heinrich von Brabant, der durch den
Waffenstillstand gebunden war, um sich geschart und ging militärisch gegen den
Grafen vom Heimegau vor842. Auf der Seite des Grafen von Namur waren der
Herzog von Limburg und dessen Söhne, Heinrich, Walram und Simon, der Elekt
von Lüttich, des weiteren die Grafen Albert II. von Dagsburg, Friedrich von
Vianden und Gerhard von Jülich zu finden843. In diesem Konflikt konnte der
Hennegauer Graf die Oberhand behalten. Es kam am 1. August 1194 zu einer mili-
tärischen Auseinandersetzung bei Noville-les-Bois bei Namur844, wo der Herzog
Heinrich von Limburg und sein gleichnamiger Sohn in hennegauische Gefangen-
838 La chronique de Gislebert de Mons, S. 289.
Ebda., S. 284 f.
840 Ebda., S. 291.
841 Ebda., S. 292.
842 Ebda., S 293: Dum autem his contentionibus pacificandis dominus comes satis intentus
esset, comes Natnurcensis, qui nunquam fidem vel pactum comiti Hanoniensi servaverat,
per vires quorwndam auxiliatorum suorum in comitem Flandrensem et Hanomensem et
marchionem Namurcensem, nepotem suum, cum exercitu insurrexit, qui per pecuniam
suam datam Henricum ducem de Lemborch et ejus filios Henricum et Walerannum,
milites probos, secum habuit, qui dominum comitem pro ipsius comitis Natnurcensis
guerris antiquis oderant.
843 Ebda., ad 1194, S. 293: Symon quoque Leodiensis electus in eodem fuit exercitu,
Albertus quoque comes de Danborch et de Musau et Fredericus comes de Vienna et
Gerardus comes Juliacensis multique milites de terra ducis Ixtvanietisis.
844 Ebda., ad 1194, S. 293 f.: Predicti autem domini, scilicet dux de lemborch et filii ejus,
scilicet Symon Leodiensis electus, Henricus, Waleranus, comes Natnurcensis et
Luscemborch, Albertus comes de Danborch et de Musau et Fredericus comes de Vienna
et Gerardus de Juliaco, cum exercitu suo usque Novillam prope Namurcum pervenerunt
ibique quamdam munitionem parvam et debilem obsederunt, quatn tandem ceperunt. ...
Dominus autem comes, ... quadam dominica vigilia sancti Petri, intrante mense
Augusto, Namurcum venit;... in crastino quadam die Lune.
291
schaft gerieten845. Die restlichen Verbündeten, darunter auch Albert II. von
Dagsburg, sollen nach dem Bericht Gisleberts von Mons geflohen sein846. Bei
dieser Auseinandersetzung wurde auch Alberts II. Grafschaft Moha schwer in
Mitleidenschaft gezogen847. Nach dem 15. August kam es schließlich zu einem
Friedensschluß zwischen Balduin V. einerseits sowie Heinrich von Nieder-
lothringen und Heinrich von Limburg andererseits848.
Der Papst hatte inzwischen die Wahl Simons verworfen und eine Neuwahl be-
fohlen, die nach der Rückkehr der Gesandtschaft am 11. November 1194 in Namur
stattfand, da Lüttich von Simon gehalten wurde. Gewählt wurde Albert von Kuik,
dem auch Balduin V. seine LInterstützung zusagte849. Simon wollte jedoch sein
Amt nicht so ohne weiteres auf geben und rüstete zum Kampf. Balduin V. brachte
unterdessen den neu gewählten Bischof in die Stadt Huy, während die Burg über
der Stadt in der Hand Simons und seiner Anhänger, darunter auch Albert II. von
Dagsburg, verblieb850. Erst als Heinrich von Niederlothringen nach Huy kam,
konnte dieser einen Kompromiß vermitteln. Simon und Albert von Kuik sollten sich
nach Rom begeben, um dort durch den Papst eine Entscheidung herbeiführen zu
lassen851. Der Papst sprach schließlich, wie zu erwarten war. Albert von Kuik das
Lütticher Bistum zu, wollte aber Simon nicht fallenlassen, wohl weil er ein Staufer-
gegner war, und ernannte ihn zum Kardinal852. Allerdings starb Simon, der in Rom
blieb, schon kurze Zeit später am 1. August 1195853.
Ebenso war auch Albert von Kuik in Rom erkrankt854, und es verbreitete sich das
Gerücht, daß er verstorben sei855. In Lüttich wählte im Dezember 1195 ein Teil des
Domkapitels mit Otto von Falconis Monte einen neuen Bischof, den man in Worms
845 Ebda., ad 1194, S. 294: ... in quo bello Henricum ducem de Lemborch et Henricum
filium ejus viriliter se defensantes cepit, cum quibus eciam milites 108, exceptis aliis
equitibus et peditibus, capti fuerunt.
846 Ebda., ad 1194, S. 294: Symon vero electus et Waler annus frater ejus et Henricus comes
Namurcensis et Albertus comes de Danborch et Fredericus comes de Vienna in fugam
conversi sunt.
847 Ebda., ad 1194, S. 295: Inde dominus comes terram comitis de Danborch ad honorem
Musau perlinentem igne concremavit
848 Ebda, S. 295 f.
849 Ebda, S. 300.
850 Ebda, ad 1194, S. 301: Halois autem castello in manus eciam electi redacto, hominibus
Hoyensibus mandavit dominus comes, ut dominum suum novum electum ad eos
venientem in ipsa villa susciperent eique debitum honorem et fidelitatem exhiberent,
cum Symon sepedictus castrum superius militibus multis et clientibus ad defensionem
sufficientibus et victualibus munivisset. Homines autem mullos per dies et in multis
inducias a domino comite petebant, ut domino Symoni super fidelitate illi prestita
competenter renunciare possent, cum ipsi et ducis de Lemborch et ejus filiorum et eciam
ducis Lovaniensis et comitis de Danborch et Musau vires formidarent, et insultus
illorum qui in castro superiori morabantur continuos timerent.
851 Ebda, S. 303 f.
852 Ebda, S. 305.
853 Ebda, S. 305.
854 Ebda, S. 305.
855 Ebda, S. 308.
292
dem Kaiser vorstellen wollte, damit er ihn mit den Regalien belehnte856. Doch in
der Zwischenzeit war Albert von Kuik aus Rom zurückgekehrt, so daß sich die
Pläne Ottos und seiner Anhänger zerschlugen857. Albert von Kuik wurde vom
Kaiser investiert und mit den Regalien des Bistums belehnt858. Damit waren die
langen Querelen um die Besetzung des Lütticher Bischofsstuhles beendet. Der
Kaiser hatte nun mit Albert von Kuik einen treuen Parteigänger auf dem Lütticher
Bischofsstuhl sitzen859; die Bemühungen der Brabanter Partei, einen ihrer
Parteigänger zum Bischof zu machen, waren gescheitert. Das Engagement Alberts
II. von Dagsburg für einen Kandidaten aus dieser Partei hatte sich letztendlich nicht
ausgezahlt.
Das Verhältnis Alberts II. von Dagsburg zu Heinrich VI. hat sich während der
ganzen Lütticher Verwicklungen, oberflächlich betrachtet, nicht spürbar verändert
und scheint durch die vorangegangenen Ereignisse nicht sehr belastet worden zu
sein, wie uns die Aufenthalte am Hofe des Kaisers im Jahre 1193 vor Augen
führen860. Auch 1195, nach der triumphalen Rückkehr Heinrichs VI. von seinem
zweitem Italienzug, ist er wieder in der Umgebung des Kaisers anzutreffen. Er
fungiert als Zeuge in einem am 25. September 1195 in Kaiserslautern ausgestellten
Diplom des Kaisers für das Stift Hördt861 und ebenso, knapp zweieinhalb Monate
später, in einem am 7. Dezember in Worms für das Kloster Ichtershausen
ausgestellten Diplom Heinrichs862.
Es dürften, bedenkt man den Umstand, daß Albert II. während der Vorgänge um
den Lütticher Bischofsstuhl zwar vorsichtig, aber dennoch grundsätzlich immer für
den jeweiligen Kandidaten der brabantischen Partei optiert hat, latent sehr wohl
weiterhin Spannungen zwischen dem Staufer und dem Dagsburger Grafeil
vorhanden geblieben sein, die aber erst nach dem Tod des Kaisers offen zum
Tragen kamen.
Zur angeblichen Beteiligung Alberts am Erbreichsplan Heinrichs VI. •
Entgegen der einschlägigen Literatur zu Bertram von Metz und dem Erbreichsplan
Heinrichs VI.863 behauptet Hans-Jürgen Krüger in einem 1975 erschienenen
Aufsatz zur Politik Heinrichs VI. in Oberlothringen, Graf Albert II. von Dagsburg
sei in seiner Funktion als Hochvogt von Metz zusammen mit seinem Lehensherm,
Bischof Bertram von Metz, auf dem Würzburger Hoftag Heinrichs VI. im April
856 Ebda, S. 308 f.
857 Ebda, S. 309.
858 Ebda, S. 309.
859 Siehe Heinrich, Kaiser Heinrich VI., S. 223.
860 Siehe oben, S. 112 mit Anm. 625.
861 Original in München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kaiserselekt, Nr. 899a, Regest:
Böhmer-Baaken, Nr. 473, S. 191 f.; siehe oben, S. 112 mit Anm. 625.
862 Anemüller, Urkundenbuch, Nr. 39, S. 50-53; Regest: Böhmer-Baaken Nr. 489.
863 Zu Bertram von Metz: Voigt, Bertram von Metz, 1. Teil, in: JGLGA 4,2, Metz 1892, S.
1-65; 2. Teil in: JGLGA 5,1, Metz 1893, S. 1-91; zum Erbreichsplan: E. Perels, Der
Erbreichsplan Heinrichs VI., Berlin 1927, bes. S. 82 f.
293
1196 anwesend gewesen864. Die durch diese Behauptung implizierte Folgerung,
Albert II. habe den Erbreichsplan des Kaisers, der das Königtum im Reich erblich
machen sollte, ebenso wie sein Metzer Lehensherr, Bischof Bertram, unterstützt, ist
allerdings aus der Luft gegriffen, denn entgegen Krügers Behauptung läßt sich aus
den überlieferten Quellen eben keine Anwesenheit des Dagsburger Grafen in
Würzburg nachweisen. Krüger gibt als Belege für seine Behauptung die Regesten
501a und 502 in dem von Gerhard Baaken zusammengestellten Regestenwerk zu
Heinrich VI. an865. Das Regest 502 bezieht sich auf die am 9. April 1196 in
Würzburg ausgestellte Urkunde Heinrichs VI. für die erzbischöfliche Kirche in
Magdeburg. Weder im Original866 noch in sämtlichen Drucken des kaiserlichen
Diploms867, noch in den von Krüger als Belege angeführten Regesten bei Baaken
taucht der Metzer Hochvogt Albert II. von Dagsburg unter den Zeugen auf. Zudem
gibt die Urkunde keinerlei Hinweis auf eine eventuelle Anwesenheit des Grafen
Albert II. zu der fraglichen Zeit in Würzburg. Sehr wohl aber ist die dortige
Anwesenheit von Bischof Bertram von Metz bezeugt, denn dieser erscheint in der
Zeugenreihe der genannten Urkunde vom 9. April868. Ebensowenig erwähnen die
bei Baaken in Regest 501a zum Hof tag von Würzburg genannten Quellen den
Metzer Hochvogt und lassen somit keine Rückschlüsse auf dessen Anwesenheit
erkennen869.
864 So schreibt H.-J. Krüger, Zur Politik Heinrichs VI. in Oberlothringen, in: RheinVjbll.
39, 1975, S. 61: „Bei den Verhandlungen Heinrichs VI. mit den deutschen Fürsten über
den Erbreichsplan hat Bertram, der mit seinem Hochvogt Graf Albert als einzige Große
Oberlothringens erschienen war, die Absichten des Herrschers offenbar unterstützt“.
865 Ebda., S. 61, Anm. 8.
866 Original in Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. 111, Tit. I, Nr. 84a. -
Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 502, S. 204. Die vollständige Zeugenreihe des Diploms
lautet: Hertwicus Bremensis archiepiscopus, Otto Babembergensis episcopus, Rudolfus
Verdensis episcopus, Bertranunus Metlensis episcopus, Bertholdus Cicensis episcopus,
Helemberlus Havelembergensis episcopus, Heinricus abbas Fuldensis, Heinricus
palatinus comes Reni, Ludewicus dux Bawarie, Bernardus dux Saxonie, Bertoldus de
Zeringen, Hermannus lantgravius Thuringie, Bertoldus dux Meranie, Otto marchio de
Brandemburc, Conradus marchio de Landesberg, Givehardus burcgravius
Magdeburgensis, Rubertus de Durne, Gardolfus de Hamederesleve.
867 J. P. DE Ludewig, Reliquiae manuscriptorum omnis aevi diplomatarum ac
monumentorum ineditorum adhuc, Tom 11, Halae Salicae 1737, Nr. 54, S. 589-592,
Sagittarius, Historiae archiepiscopatus Magdeburgensis, lib. IV, in: F. E. Boysen,
Allgemeines historisches Magazin, Zweites Stück, Halle 1767, S. 1-136, hier S. 83 ff.;
H. Bresslau, Diplomata centum in usum scholarum diplomaticarum edidit et
annotationibus illustravit, Berolini 1872, Nr. 49, S. 70 f.
868 Siehe oben, Anm. 866.
869 Böhmer-Baaken, Nr. 501a. Annales Marbacenses, ad 1196, S. 68: Anno Domini
MCXCV1. Imperator habuit curiam Herbipolis circa medium quadragesitnam, in qua
plurimi signum dominice crucis acceperunt. Ad eandem curiam imperator novum et
inauditum decretum Romano regno voluit cutn principibus confinnare, ut in Romanum
regnum, sicut in Francie vel ceteris regnis, iure hereditario reges sibi succederunt et
sigillis suis confirmaverunt. - Chronica Reinhardsbrunnensis, ed. O. Holder-Egger,
MGH SS XXX, 1, ad 1197, S. 556: Proinde hii qui aderant, timentes suis possessionibus
emancipari, interlocutoriam quesivere dilacionem, ei se promissione dedentes, ut in
curia apud Herbipolim proxime celebranda universitati principum eandem imperatoris
294
Abgesehen davon, daß Albert II. sicherlich nicht auf dem Würzburger Hoftag des
Kaisers zugegen war, läßt die prononciert antistaufische Haltung, die Albert II. von
Dagsburg unmittelbar nach dem Tod Heinrichs VI. an den Tag legte, wohl eine
direkte Unterstützung des Erbreichsplanes des Kaisers als sehr unwahrscheinlich
erscheinen. Natürlich wird er sich dem Druck Heinrichs VI. hinsichtlich dieses
Planes und dann später bei der Königswahl von des Kaisers zweijährigem Sohn
Friedrich nicht haben widersetzen können, wie uns die Vorfälle um den Kölner
Erzbischof Adolf von Altena, den eindeutig entschlossensten Gegner der Pläne
Heinrichs VI. bezüglich der Thronfolgeregelung verdeutlichen. Erzbischof Adolf,
der bekanntlich in offene Opposition zum Kaiser gegangen war, mußte sich
schließlich in der Frage der Königswahl Friedrichs auch dem Willen Heinrichs VI.
unterwerfen und hatte keine andere Möglichkeit, als im Jahre 1197 in Boppard vor
dem Bruder des Kaisers, Herzog Philipp von Schwaben, den Treueid auf Friedrich
abzuleisten870. Somit kann man aus gutem Grund die These Krügers von einer
aktiven Unterstützung des Erbreichsplanes durch den Dagsburger Grafen zurück-
weisen und als verfehlt ansehen.
Albert II. wird, wie uns schon die oben behandelten Ereignisse verdeutlichen, seine
vorsichtig taktierende Haltung gegenüber dem Staufer beibehalten haben. So finden
wir den Dagsburger Grafen auch 1196 wieder am Hofe Heinrichs VI., nämlich am
8. Januar in Hagenau als Zeuge einer Urkunde des Kaisers für das Kloster
Herrenalb871, dann, als Heinrich VI. kurz vor seinem letzten Italienzug dem Elsaß
einen Besuch abstattete, in kaiserlichen Diplomen vom 21. Juni, in Brumath
ausgestellt872, vom 25. und 26. Juni, in Oberehnheim ausgestellt873, und schließlich
voluntatem deberent suggerere et ad consensum hereditandi regni eciam involuntarios
quoad possent deflectere, atque si eorum consiliis ceteri principes adnutarent, bono res
habita processu convalesceret, et si quam dictum est secus accideret, ipsi proinde
imperatoriam animadversionem non mererentur. Denique ad Herbipolensem curiam
properantes imperatoris segnem dictis prebuere consensum. Quidam enim principis
consternati timore sua imperatori dedere sigilla, alii verbis involuntariis ad assensum
utcumque illecti sunt, alii peremptorio penitus subducti consilio pigram se adhoc
negocium voluntatem habuisse protestati sunt. Sicque factum est, ut ex dictis principum
imperator facile adverteret ipsos eorum motus voluntatem. Aus den angeführten Zitaten
wird deutlich, daß weder die Annales Marbacenses noch die Chronica
Reinhardsbrunnensis von einer Anwesenheit Alberts von Dagsburg beim Würzburger
Hoftag sprechen. Es soll noch erwähnt werden, daß auch in der am 10. April, ebenfalls
am Würzburger Hoftag ausgestellten Urkunde Heinrichs VI., Albert II. in der
Zeugenreihe nicht vorkommt. Siehe dazu Böhmer-Baaken, Nr. 503, S. 204.
870 Chronica regia Coloniensis, S. 159; vgl. auch Ottonis de Sancto Blasio Chronica, cap.
45, S. 71.
871 Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 494, S. 201, zum Druck der Urkunde siehe oben, S. 112
mit Anm. 625.
872 Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 523, S. 212; zum Druck der Urkunde siehe oben, S. 112
mit Anm. 625.
873 25. Juni 1196, Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 525, S. 213; 26. Juni 1196, Regest:
Böhmer-Baaken, Nr. 526, S. 213 f.; zu den Drucken der jeweiligen Urkunden siehe
oben, S. 112 mit Anm. 625.
295
in Besançon, als der Kaiser schon auf dem Weg nach Italien war874. Das
Zusammentreffen in Besançon sollte die letzte Begegnung zwischen Albert II. von
Dagsburg und dem Kaiser sein.
Die Situation nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. im Jahre 1197
Der Tod Kaiser Heinrichs VI. am 28. September 1197875 ließ den alten, scheinbar
ab den frühen siebziger Jahren des 12. Jahrhunderts unter Friedrich Barbarossa be-
seitigten876, jedoch latent weiter schwelenden Gegensatz zwischen Staufern und
Dagsburgem wieder aufbrechen.
Wohl unmittelbar nachdem Albert II. vom Tod Kaiser Heinrichs VI. erfahren hatte,
entfaltete der Dagsburger Graf größere politische Aktivitäten, denn mit dem Tod
des Kaisers bot sich ihm plötzlich die Möglichkeit, mit Hilfe der sich in dieser Zeit
um den Kölner Erzbischof gruppierenden niederrheinischen Opposition gegen das
Kaiserhaus, die staufische Konkurrenz, die seiner projektierten Territorialpolitik im
Elsaß, in Oberlothringen und im niederlothringischen Maasgebiet im Wege war,
weitgehend auszuschalten. Wann Albert II. Anschluß an die niederrheinische, anti-
staufische Koalition gefunden hat, die sich zum Ziel gesetzt hatte, einen nicht-
staufischen König zu wählen, läßt sich nicht mehr feststellen. Albert II. wird jedoch
schon bald nach Bekanntwerden von des Kaisers Tod die Möglichkeiten und
Vorteile erkannt haben, die sich für ihn und seine territorialen Interessen aus dem
Bemühen des Kölner Erzbischofs, die Erhebung eines nichtstaufischen Königs zu
betreiben, ergeben könnten.
Die territorialpolitische Konkurrenzsituation zwischen Staufern und Dagsburgern
war ab den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts noch unter Friedrich Barbarossa
wieder verstärkt hervorgetreten. So hatte Friedrich I. in dieser Hinsicht zum Bei-
spiel mit der beabsichtigten Gründung der Markgrafschaft Namur ab 1184 ganz
handfeste Aktivitäten im Maasgebiet entwickelt877, und auch sein Sohn Heinrich
VI. zeigte durch seine Präsenz in diesem Gebiet an, daß hier weitergehende
staufische Pläne verfolgt wurden878. Nach dem Scheitern der staufischen Absichten
874 Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 530, S. 215; zum Druck der Urkunde siehe oben, S. 112
mit Anm. 625.
875 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70.
876 Siehe oben, S. 273 f.
877 D F I 857, S. 90 f.; zu den Aktivitäten Friedrichs I. im Maasgebiet siehe Küpper,
Friedrich Barbarossa im Maasgebiet, S. 225-240; vgl. auch G. ALTHOFF, Die Erhebung
Heinrichs des Kindes in den Reichsfürstenstand, in: Hessisches Jahrbuch für
Landesgeschichte 43. Bd., Marburg 1993, S. 1-17, der sein Hauptaugenmerk auf die
Erhebung Balduins vom Hennegau in den Reichsfürstenstand legt (ebda., S. 13-17; zur
Markgrafschaft Namur siehe jetzt M. deWaha, La marche impériale de Namur-
Luxembourg. Vicissitudes d'un concept géo-politique de 1150 à 1300, in: Ermesinde et
l'affranchissement de la ville de Luxembourg, S. 91-159.
878 Aufenthalte Heinrichs VI. in Lüttich: 1182 (Böhmer-Baaken, Nr. lk, S. 3), 1185
(ebda., Nr. 4b, S. 7), 1189 (ebda., Nr. 77a, S. 36) u. 1192 (ebda., Nr. 253, S. 103), siehe
dazu noch den ohne Ort u. Datum überlieferten Brief Heinrichs VI. für St. Lambert in
296
hinsichtlich der faktischen Bildung der Markgrafschaft Namur hat Kaiser Heinrich
VI. dem Anschein nach seinen Bruder, Pfalzgraf Otto von Burgund, in die gesamt-
staufischen Territorialpläne von Burgund bis ins Maasgebiet fest eingebunden. So
hat der Kaiser diesem vermutlich im Jahre 1196 die drei Grafschaften Luxemburg,
Durbuy und Laroche übertragen879, was auf Albert II. mit Sicherheit alarmierend
gewirkt haben muß, demi damit wurde der burgundische Pfalzgraf nicht nur im
Elsaß, sondern auch an der Maas zum unmittelbaren Konkurrenten des Dagsburger
Grafen. Allerdings hat Otto von Burgund anscheinend seine territorialpolitische
Zukunft nicht im Maasgebiet erblickt und wahrscheinlich im Jahr 1197 diese
Besitzungen an den mit Ermensinde von Namur verheirateten Grafen Theobald von
Bar wieder verkauft880.
Wie sehr nun das Ausschalten der staufischen Macht in den Handlungen des
Dagsburger Grafen Priorität besaß, zeigt sich daran, daß sich Albert II. durch die
politische Lage im Spätsommer 1197 veranlaßt sah, mit einem seiner Haupt-
konkurrenten hinsichtlich seiner Territorialpolitik im Elsaß, Bischof Konrad II. von
Straßburg aus dem Geschlecht der Huneburger881, der ebenfalls ein Gegner der
Staufer war, ein Bündnis zu vereinbaren882. Der Tod des Kaisers, die Gerüchte von
Krankheit, Gefangennahme, ja sogar vom Tod des Schwabenherzogs Philipp883 und
- einen Tag vor dem Tod des Kaisers - die hinterlistige Ermordung des Grafen
Ulrich von Pfirt, der zudem noch ein Verwandter Alberts gewesen ist884, durch
Pfalzgraf Otto885 waren Faktoren, die auf den Entschluß, ein Bündnis einzugehen,
LUttich (ebda., Nr. 628) und ebda., Nrn. 168, 169, 170, S. 71 f. zum Jahr 1191; vgl.
Küpper, Friedrich Barbarossa im Maasgebiet, S. 227.
879 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 870: Tria tarnen castra
cum appendiciis ab imperatore data comiti Alemanno Ottoni de Burgundia, cornes Barri
ab ipso comité Ottone redemit, et ita cum uxore ea habuit: videlicet Lusceleburch,
Drebuium et Rupem in Ardenna, vgl. dazu Küpper, Friedrich Barbarossa im Maas-
gebiet, S. 238; Ders., Raoul de Zähringen évêque de Liège 1167-1191. Contribution à
l'histoire de la politique impériale sur la Meuse moyenne, Bruxelles 1974, S. 185 ff; vg]
Engels, Niederrhein, S. 199, der aber die Intention Heinrichs VI. bei der Übertragung
dieser Gebiete an Otto von Burgund als Resignation des Kaisers hinsichtlich der
versuchten staufischen Territorialpolitik betrachtet.
880 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 870, Zitat siehe
oben, Anm. 879; vgl. Küpper, Friedrich Barbarossa im Maasgebiet, S. 238; Ders,,
Raoul de Zähringen, S. 187; J.-Y. Mariotte, Othon »Sans Terre«, comte palatin de
Bourgogne et la fin des Staufen en Franche-Comté, in: Francia 14, Sigmaringen 1987, S.
93 f.
881 Siehe RegBfeStr. 1, Nr. 657, S. 361 f.
882 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: Comperta itaque morte imperatoris, episcopus
Argentinensis et Albertus cornes de Tagesburch, qui prius erant inimici, reconciliati
sunt\ vgl. RegBfeStr. I, Nr. 690, S. 369.
883 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 71,
884 Zu den Verwandtschafts Verhältnissen siehe oben, S. 76 f. und die genealogische Tafel
am Ende vorliegender Arbeit.
885 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: ... Otto comitem Ulricum de Phirrete in colloquio
quodam, in quo de concordia pacis et socielas inter eos tractabatur, dolo et per insidias
pridie ante mortem imperatoris occidit, vgl. RegBfeStr. 1, Nr. 690, S. 369.
297
sicher entscheidend gewirkt und den unmittelbaren Anlaß zum Zusammenschluß
von Graf und Bischof gegeben haben.
Das Bündnis richtete sich anfangs lediglich gegen den Pfalzgrafen Otto von
Burgund, mit dem seit Ende des Jahres 1196 zunächst alleinig der Straßburger
Bischof in Fehde lag886. Der Pfalzgraf ist dann - wahrscheinlich im Sommer
1197887 - ins Elsaß eingefallen, wandte sich nach Neuweiler und belagerte die
Huneburg und tötete den Bruder von Bischof Konrad888. Der Straßburger Bischof,
der zwar noch im August oder September 1197 mit Otto von Burgund einen
Waffenstillstand abgeschlossen hatte889, erkannte die günstige Gelegenheit, seinen
unliebsamen Gegner, der sich durch seine unbesonnene Politik überall Feinde
geschaffen hatte, ein für allemal loszuwerden. Als weitere Bündnispartner für die
Koaliüon gegen Otto von Burgund konnten im Verlauf der Ereignisse noch Bischof
Lutold von Basel, der Herzog Berthold V. von Zähringen und angeblich viele
ungenannte Grafen gewonnen werden890. Die stark angewachsene elsässische
oppositionelle Gruppe sah die Möglichkeit, gleichzeitig mit der Zuriickdrangung
des Pfalzgrafen die staufische Vormachtstellung im Elsaß endgültig zu beseitigen,
886 Annales Marbacenses, ad 1196, S. 69; vgl. RegBfeStr. I, Nr. 685, S. 367. Die vielen
Fehden des Pfalzgrafen, die mit der Tötung des burgundischen Grafen Amadeus von
Mömpelgart durch Otto im Jahre 1195 begannen (Annales Marbacenses, ad 1195, S.
68), sind bei F. Woltmann, Pfalzgraf Otto von Burgund, Halle a. d. S. 1913, S. 44-66,
zusammengestellt.
887 Zur Datierung siehe RegBfeStr. I, Nr. 688, S. 368 f.
888 Zum Einfall Ottos von Burgund ins Elsaß siehe die Translatio et Miracula S. Adelphi
episcopi Mettensis, ed. L. de Heinemann, MGH SS XV, 1, S. 296: Neun eo tempore, quo
Henricus reverende memorie Romanum rexit imperium, ortum est inter fratrem prefali
imperatoris, Othonem scilicet, et Conradum Argentinensem presulem impaciens
prelium. In quo comes Otho multitudinem militutn congregavit ac adversus fratrem
episcopi Huneburg properavit. Cum vero in presentem villam venisset et hic tnullas opes
reperisset, placuit sibi, ut istic exercitus pausaret, donec sequens dies adproximare.
Huic exercitui quidam diaboli cliens intererat, qui multa peccata, ut in sequentibus
patebit, commiserat, zur Ermordung des Bruders von Bischof Konrad siehe das
Chronicon Ebersheimense, ed. L. Weiland, MGH SS XXIII, S. 448: Interea frater
Philippi Oddo dictus de Anelant partibus Alsatie se dedit invasorem et sine obstaculo
dimicans ad castrum quod dicitur Hunenburc venit et ibi fratrem Conradi episcopi
Argentinensis...telo traiectwn occidit, vgl. RegBfeStr. I, Nr. 688, S. 368 f.; von der
Ermordung des Huneburgers berichtet auch die Chronica regia Coloniensis, S. 164, zum
Jahr 1198 und in einem anderen Zusammenhang: Episcopus Argentinae et comes de
Dasburg Suevo omnia sua devastant eique in lota Suevia cuncta diripiunt usque ad
urbem imperialem quae Hagenowe dicitur. Causa discordia inter eos frit, quod Otio,
frater ducis predicti, episcopi fratrem captum suspendio necaverat. Die Darstellung in
der Chronica regia Coloniensis ist jedoch nicht chronologisch exakt, sondern faßt die
Ereignisse der Jahre 1197 bis 1199 in einem kurzen Absatz zusammen (vgl. dazu
RegBfeStr. I, Nr. 690, S. 369).
889 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: Eodem anno cum treuge inter comitem Ottonem
et episcopum Argentinensem eorumque fautores essent date\ zur Datierung vgl.
RegBfeStr. I, Nr. 689, S. 369.
890 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: ...et tam ipsi quam dux Bertholdus de Zeringen
et Lutoldus episcopus Basiliensis et multi comites contra eum conspirationem facientes,
vgl. RegBfeStr. I, Nr. 690, S. 369.
298
ja vielleicht sogar die gesamte staufische Macht im Elsaß auszuschalten891 und
wandte sich natürlich in der Folgezeit auch und vor allem gegen den nunmehrigen
Hauptrepräsentanten staufischer Macht im Reich, Philipp von Schwaben892.
Die antistaufische Koalition suchte sich natürlich als Ziele für ihre Angriffe stra-
tegisch wichtige staufische Stützpunkte und Besitzungen im Elsaß aus. Aus den
Annales Marbacenses erfahren wir, daß die Verbündeten im Verlauf der Fehde das
Gregoriental mit der dortigen Vogtei einnahmen, die anscheinend durch einen
wehrhaften Bau gesichert war, welcher bis zu diesem Zeitpunkt als uneinnehmbar
gegolten hatte, und die Städte Colmar, Schlettstadt, Ehnheim, Rosheim und viele
weitere nicht namentlich genannte Orte plünderten und zerstörten893.
Gerade am Beispiel Colmar kann man ablesen, wie sehr die Entscheidung Alberts
II., sich der antistaufischen Koalition gegen den Pfalzgrafen und dann später auch
der niederrheinischen Opposition um den Kölner Erzbischof Adolf von Altona,
welche das staufische Königtum beseitigen wollte, anzuschließen894, von
dagsburgisehen Hausinteressen geleitet wurde und nicht unbedingt grundsätzlicher
Natur gewesen ist. Der wirtschaftlich aufstrebende elsässische Ort Colmar, in dem
die Dagsburger Grafen durch den Besitz der Vogteien über die beiden den Kem des
Ortes bildenden Fronhöfe, den Peterlinger Oberhof und den Konstanzer Niederhof,
bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts die beherrschende Lokalgewalt gewesen waren,
mußte wohl seit der Heirat Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund mehr
und mehr in das staufische Blickfeld gerückt sein895, wie zum Beispiel die
Ereignisse in der Horburger Fehde des Jahres 1162 deutlich zeigen896. Die Staufer
hatten in der Folgezeit versucht, sich in Colmar festzusetzen und die Dagsburger
Grafen aus dem strategisch und verkehrspolitisch wichtigen Ort zu verdrängen, was
zum Teil gegen Ende des 12. Jahrhunderts auch gelang. Albert II., dem in Colmar
die Vogtei über den Peterlinger Oberhof verblieben war, sah wohl nun im Herbst
1197 nach dem Tod des Kaisers seine Chance, Colmar wieder gänzlich in seine
Hand zu bekommen und die unliebsame Konkurrenz der Staufer aus seinem
angestammten Machtbereich zu vertreiben. Jedoch ist dieses Vorhaben dem letzten
891 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: ... non tantum ipsum [= Otto von Burgund] et
suos, sed etiam homines imperatoris invadere et omnia incendio et rapinis devastare
ceperunt, vgl. RegBfeStr. I, Nr. 690, S. 369.
892 Siehe unten, S. 307-310.
893 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70 f.: Inter multa etiam mala, quae contra comitem
Ottonem moliti sunt, advocatiam eius Vallem Sancti Gregorii, que quasi inexpugnabilis
esse videbatur et tiumquam ab aliquo impugnata, ab ipsis facillime est captata; ac
distractis ibi rebus, in Colutnbaria, Slezistat, Ehenheim, Rodesheim et aliis multis villis
et vicis tyrannidis sue dominum exercuerunt; zur staufischen Herrschaft im Gregoriental
siehe BÜTTNER, Bischof Heinrich, S. 171 ff. (im Ndr. S. 308-311). ferner J.-Y.
Mariotte, Les Staufer et l'avouerie du Val-Saint-Grégoire, in: AfD 38, 1992, S. 135-
143
894 Siehe S. 300 f.
895 Siehe Büttner, Bischof Heinrich, S. 168 f. (im Ndr. S. 305 f.).
896 Siehe oben S. 261-271.
299
Dagsburger nicht mehr gelungen, so daß das Nebeneinander beider Familien in
Colmar bis zum Tod Alberts II. im Jahre 1212 bestehenblieb897.
Ende des Jahres 1197 kam schließlich Herzog Philipp von Schwaben, die Gefähr-
lichkeit der Lage für die staufische Sache erkennend, ins Elsaß, um einen Frieden
zwischen seinem Bruder, Pfalzgraf Otto von Burgund, und seinen Gegnern, unter
denen auch Albert II. von Dagsburg war, vor allem aber mit dem Straßburger Bi-
schof zu stiften, was Philipp unter Zugeständnissen hinsichtlich der Straßburger
Kirchenlehen der Staufer auch gelang898. Philipps Vermittlerrolle wird hier wohl
nicht nur staufischen Hausinteressen zuzuschreiben sein. Sie wird womöglich schon
im Hinblick auf seine eigenen, das Königtum betreffenden Ambitionen zu werten
sein, da die Friedenswahrung bekanntlich eine der Hauptaufgaben eines Königs
darstellte und Philipp sich als für dieses Amt geeignete Persönlichkeit präsentieren
konnte. Wie anders ist sonst die Behauptung in den Annales Marbacenses zu
erklären, Philipp habe den Frieden gestiftet, etiam ad regnum aspirans899.
Das Jahr 1198 - Albert II. und die Königswahl
Das für die mittelalterliche deutsche Geschichte so folgenschwere Jahr 1198 zeigt
uns Albert II. von Dagsburg auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines politi-
schen Einflusses. Ihm eröffnete sich durch die besondere innenpolitische Situation
im Reich die Möglichkeit mitzubestimmen, wer der künftige König werden sollte.
Die Ereignisse um die Königswahl führen uns deutlich vor Augen, daß der Dags-
burger Graf ein machtpolitisch keinesfalls zu unterschätzender Faktor in der
Reichspolitik jener Zeit gewesen ist. So konnte er seine Stellung als einflußreicher
weltlicher Magnat im elsässischen, ober- und niederlothringischen Raum festigen.
Die Rolle Alberts II. bei der versuchten Erhebung Bertholds V.
von Zähringen zum König
Die Vorgänge um die Königswahl von 1198 wurden schon oft beschrieben900 und
sollen hier nicht mehr in allen Einzelheiten behandelt, sondern hauptsächlich unter
dem Aspekt der Beteiligung Alberts II. an den Ereignissen untersucht werden.
897 Zur Colmarer Vogtei siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
898 Annales Marbacenses, ad 1198, S. 71.
899 Ebda
900 An älterer Literatur ist vor allem E. Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV.
von Braunschweig, 1. Bd., Leipzig 1889, anzuführen. An wichtiger neuerer Literatur,
die die Vorgänge von 1198 unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet, ist zu
nennen H. StehkäMPER, Der Kölner Erzbischof Adolf von Altena und die deutsche
Königswahl (1195-1205), München 1973; F.-R. Erkens, Der Erzbischof von Köln und
die deutsche Königswahl. Studien zur Kölner Kirchengeschichte, zum Krönungsrecht
und zur Verfassung des Reiches (Mitte 12. Jahrhundert bis 1806), Siegburg 1987; J.
Ahlers, Die Welfen und die englischen Könige 1165-1235, Hildesheim 1987; Th.
Holzapfel, Papst Innozenz III., Philipp II. August, König von Frankreich und die
englisch-welfische Verbindung 1198-1216, Frankfurt am Main u. a. 1991; P. Marcus,
300
Die niederrheinischc Opposition um Adolf von Altena hat schon bald nach
Bekanntwerden des Todes von Heinrich VI. erkennen lassen, daß sie gewillt war,
einen neuen König zu wählen und die einstige Wahl von Friedrich, dem Sohn Hein-
richs VI., nicht anzuerkennen901. Gegen Ende des Jahres 1197 fand in Andernach
eine Versammlung der oppositionellen Gruppe statt902. Ob Albert II. teilgenommen
hat, läßt sich nicht sagen, da die Quellen darüber schweigen. Ein erster Kandidat
der niederrheinischen Partei war Herzog Bernhard von Anhalt903. Als sehr schnell
klar wurde, daß englische und welfische Interessen dabei eine nicht zu
unterschätzende Rolle spielen sollten, hat Herzog Bernhard die drohende Gefahr
welfischer Restitutionswünsche in bezug auf sein Herzogtum erkannt, seine
Kandidatur zurückgezogen und einen Wechsel zur staufischen Partei um Philipp
von Schwaben vollzogen904. Von englischer Seite war Pfalzgraf Heinrich, der
älteste Sohn Heinrichs des Löwen, ins Spiel gebracht worden, der jedoch nicht zur
Verfügung stand, da er sich noch auf dem Kreuzzug befand905. Adolf von Altena
und die Oppositionsgruppe mußten erneut einen Kandidaten suchen. Die Wahl fiel
noch auf dem Andernacher Fürstentag auf den alten Staufergegner, Herzog
Berthold V. von Zähringen906.
Am 1. März des Jahres 1198 haben die Fürsten der niederrheinischen Opposition
um den Kölner Erzbischof Adolf von Altena in Köln Herzog Berthold V. von Zäh-
ringen zum künftigen König bestimmt907. Zu den Personen, die den Wählerkreis
Herzog Bernhard von Anhalt (um 1140 bis 1212) und die frühen Askanier in Sachsen
und im Reich, Frankfurt am Main u. a. 1993. Die Darstellung der Rolle Alberts II. bei
der Königswahl 1198 durch Wegnez, Les comtes, S. 113-116, geschieht sehr
oberflächlich, ebenso die Darstellung der Kämpfe mit Philipp von Schwaben (ebda., S.
116 ff.).
901 Knipping, Regesten, 2. Bd., Nr. 1530.
902 Ebda., Nr. 1532.
903 Ebda
904 Siehe dazu Marcus, Bernhard von Anhalt, S. 153-160.
905 Siehe dazu ebda.
906 Knipping, Regesten, 2. Bd., Nr. 1532.
907 Anna!es Marbacenses, ad 1198, S. 72: Die igitur statuto Colonie convenientes inferiores
principespredictum ducem in regen elegerunt. In der Forschung ist man sich nicht einig,
ob es sich um eine förmliche Wahl Bertholds von Zähringen gehandelt hat. H. Mitteis,
Die deutsche Königswahl. Ihre Rechtsgrundlagen bis zur Goldenen Bulle, 6. unver.
reprogr. Ndr. d. 2. erw. Aufl. 1944, Darmstadt 1987, S. 116, stuft die Ereignisse um die
Wahl des Zähringers lediglich als „Vorverhandlungen" ein und will darin keine
förmliche Wahl Bertholds erkennen. Die Fürsten hätten ihm erst bei persönlichem
Erscheinen den „Vollzug der Kur ... zugesichert“. Auch bei Heyck, Herzoge von
Zähringen, S. 444-447, wird nicht von einer förmlichen Wahl gesprochen. Horst Kohl
dagegen meint, es sei „in Köln bereits eine Designation Bertholds V. erfolgt, sonst wäre
die Stellung von Geiseln nicht recht erklärlich“ (Die Chronik Ottos von St. Blasien,
übersetzt v. H. Kohl= GdV 58, 2. unveränd. Aufl., Berlin 1941, S. 77, Anm. 1).
Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., 1. Bd., S. 71, spricht im
Zusammenhang mit den Kölner Ereignissen an einer Stelle von einer „künftigen Wahl“
Bertholds zu Andernach, an anderer Stelle aber von der in Köln bereits geschehenen
Wahl Bertholds (ebda, S. 501 f.). Stehkämper, Adolf von Altena, S. 56, formuliert, daß
Berthold V. sich „für eine Königskur bezeichnen“ ließ, das heißt, daß Stehkämper wohl
eine Art Designation annimmt. Auf das Problem der Geiselstellung durch Berthold geht
301
um Berthold V. von Zähringen bildeten, gehörte auch Graf Albert II. von Dagsburg.
Er wird zwar an der entsprechenden Stelle in den Annales Marbacenses nicht
explizit als zu diesem Personenkreis gehörend genannt, es heißt dort nur, daß am
festgesetzten Tennin die niederrheinischen Fürsten den Zähringer zum König
gewählt hätten, ohne daß irgendwelche Namen genannt wurden908. Allerdings geht
seine Beteiligung an der Wahl aus der sich unmittelbar daran anschließenden
Mitteilung in den Annales Marbacenses hervor. Herzog Berthold weigerte sich
letztendlich, seine Erhebung anzunehmen, da seine Wähler als Bedingung für die
Wahl von ihm eine Summe von 1700 Pfund Silber verlangten909. In dieser Situation
übten nun Graf Albert II. von Dagsburg zusammen mit dem Straßburger Bischof
gehörigen Druck auf den widerstrebenden Herzog Berthold V. von Zähringen aus.
Der Herzog hatte schließlich wohl vor allem den Drohungen des Straßburger
Bischofs und des Grafen von Dagsburg nachgegeben, stellte Geiseln wegen der
Bezahlung des geforderten Geldes und sagte zu, zum festgesetzten Tag Ende des
Monats März in Andernach zu erscheinen und seine Versprechungen zu erfüllen910,
anschließend sollte die offizielle Wahl stattfinden911. Warum hätte der Dagsburger
Graf so massiv auf den Zähringerherzog einwirken sollen, wenn er nicht auch an
der von diesem zu leistenden Zahlung partizipierte? Letzteres konnten aber doch
wohl nur die Wähler des Zähringers. Außerdem hatte ja nur ein Wähler Bertholds
Grund, diesem zu drohen, er möge die gestellten Bedingungen einhalten.
Die engagierten Bemühungen des Straßburger Bischofs und des Dagsburger
Grafen, den Zähringer bei der Stange zu halten, waren nicht von Erfolg gekrönt, da
Berthold V. von Zähringen kurze Zeit später durch massives Einwirken der
Gegenseite, sprich des Konstanzer Bischofs und des Pfalzgrafen von Tübingen, auf
seine Wahl verzichtete und sich der Partei Philipps von Schwaben imschloß912.
Stehkämper nicht ein Hücker, Otto IV, spricht die Vorgänge um die Erhebung
Bertholds nicht explizit an, es wird aber aus seinen Formulierungen deutlich, daß er eher
der Mitteisschen These, es habe keine Wahl Bertholds von Zähringen stattgefunden,
anhängt. Er schreibt: „Erst als sich auch Berthold nach anfänglichem Interesse wegen
der zu erwartenden Kosten versagte, einigten sich die antistaufischen Fürsten auf die
Wahl Ottos von Poitou“ (ebda, S. 23).
908 Annales Marbacenses, ad 1198, S. 72.
909 Annales Marbacenses, ad 1198, S. 72. Hücker, Otto IV., S. 32, glaubt, daß Berthold
sowohl jeweils für den Kölner als auch für den Trierer Erzbischof 1700 Mark zu zahlen
hatte, sich also die Gesamtsumme auf 3400 Mark belaufen haben soll.
910 Annales Marbacenses, ad 1198, S. 72: Tandem precibus suorum et precipue minis
Argentinensis episcopi et comitis de Tagesburc devictus, datis obsidibus de solvenda
pecunia, promisit se cerlo die venturum et quodpromiserat facturum. Vgl. dazu auch
Ottonis de Sancto Blasio Chronica, cap. 46, S. 73, wo allerdings Albert von Dagsburg
nicht erwähnt wird.
911 Knipping, Regesten, 2. Bd., Nr. 1538.
9,2 Annales Marbacenses, ad 1198, S. 72 f. Es ist gut möglich, daß Berthold V. unter
anderem die Aufwendungen für seine Wahl zu groß waren. So berichtet uns Otto von St.
Blasien, Chronicon, cap. 46, S. 73, daß Herzog Berthold nach dem Rücktritt von seinen
Versprechungen gegenüber seinen Wählern sich nicht mehr um die Freilassung der von
ihm gestellten Geiseln gekümmert hat und das von seinen Wählern geforderte Geld
schließlich von den Geiseln selbst den Fürsten bezahlt werden mußte.
302
Die Rolle Alberts II. bei der Königswahl Ottos IV.
Da Herzog Berthold wegen seines Wechsels zur staufischen Partei nicht in
Andernach erschienen war, galt es für die niederrheinische Opposition, möglichst
rasch einen neuen Kandidaten zu suchen. Noch auf der Versammlung in Andernach
einigte man sich auf Otto von Poitou, einen Sohn Heinrichs des Löwen und Neffen
des englischen Königs Richard913.
Vor allem an der Erhebung Ottos von Poitou zum König war der Dagsburger Graf
maßgeblich beteiligt. Über die Funktion Alberts II. bei der Wahl Ottos gibt uns
glücklicherweise eine Quelle aus erster Hand Auskunft, nämlich ein undatierter
Brief des Dagsburger Grafen an Papst Innozenz III., in dem er diesem die Wahl
Ottos anzeigt und sich selbst explizit als Wähler des Welfen bezeichnet: Cum
Juisset rebus humanis Hen(ricus) Imperator exemptus, nos et alii principes
dominum Ott(onem), quondam Henr(ici) ducis Saxonie (filium), in regem
Romanorum elegimus914,
Gerade das signifikante elegimus hat die Forschung vor Probleme gestellt, denn die
seit Julius Ficker geltende Forschungsmeiuung besagt, daß im Zusammenhang mit
der Herausbildung des jüngeren Reichsfürsten Standes, die Königswahl ab der
Doppel wähl des Jahres 1198 allein den Reichsfürsten Vorbehalten blieb, die Grafen
also von der Königswahl ausgeschlossen waren915. So hat man versucht, das
elegimus nicht im Sinne von „wir haben gewählt“ aufzufassen, sondern in einer
abschwächenden Weise als eine nicht rechtlich verbindliche Handlung zu inter-
pretieren. Vor allem Heinrich Mitteis ist als Vertreter dieser Meinung auf getreten.
Er behauptet, man habe die Grafen zwar mit wählen lassen, deren Entscheidung sei
aber rechtlich nicht mehr relevant gewesen916. Die Argumentation von Heinrich
Mitteis ist bei genauerem Hinsehen nicht stichhaltig. Warum sollten die fürstlichen
Wähler auf der einen Seite - gerade in schriftlichen Zeugnissen - größten Wert auf
Abgrenzung gelegt haben, wie Mitteis im Falle der Formulierungen behauptet917,
welche in den wohl alle zwischen dem 12. Juli 1198 und März 1199 abgefaßten
Schreiben von König Otto IV.918, vom Erzbischof Adolf von Köln919 und in einem
913 Knipping, Regesten, 2. Bd., Nr. 1538.
914 RNI, Nr. 8, S. 20 f„ Zitat, S. 20.
915 J. Ficker, Vom Reichsfürstenstande. Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung
zunächst im 12. und 13. Jahrhundert, 2 Bde., ab Bd. 2, Teil 1 hrsg. v. P. Puntschart,
Aalen 1961 (= Ndr. d. Ausg. 1861-1923), bes. Bd. 1, S. 94-128 und Bd. 2,1, bes. S. 5-
31. Ficker erwähnt den Brief Alberts II. an den Papst (Bd. 2,1, S. 14), er meint aber,
Bezug nehmend auf das Wort eligere, das in mehreren Dokumenten zur Königswahl
vorkommt: „Mag nun hier das größere Gewicht auf die Vieldeutigkeit des Wortes
Eligere, auf die Nichtbeachtung des Unterschiedes zwischen Wahl und Zustimmung,
oder aber darauf zu legen sein, daß die Scheidung in Fürsten und Magnaten noch zu neu
war, um sich bereits in allen Verhältnissen des Staatslebens mit Schärfe geltend zu
machen, sichere Zeugnisse, daß wenigstens noch die angeseheneren Magnaten eine
Wahlstimme hatten, dürfen wir kaum in jenen Stellen sehen“ (ebda., S. 16).
916 MllTHlS, Königswahl, S. 134 f., Anm. 416.
917 Ebda., S. 134.
918 RNI, Nr. 3, S. 10-13, hier S. 11: ... ad quos de iure spectat electio.
919 RNI, Nr. 9, S. 21-23, hier S. 22: ... qui de iure eligere debent.
303
von mehreren Anhängern Ottos IV. verfaßten Brief enthalten sind920, auf der
anderen Seite aber hinsichtlich des Schreibens des Grafen Albert von Dagsburg an
den Papst92!, das ja höchstwahrscheinlich von der offiziellen welfischen Delegation
Papst Innozenz III. zusammen mit den anderen hier angeführten Schreiben
überbracht worden war922, überhaupt keinen Wert auf eine exakte Darstellung der
Rechtslage gelegt haben? Wäre es nicht vielmehr widersinnig, daß die wählende
Fürstengnippe einem Grafen, nämlich Albert II., es erlaubt hätte, gegenüber dem
Papst zu behaupten, Otto IV. gewählt zu haben, falls sie in dieser Situation wirklich
darauf bedacht gewesen sein sollte, die Grafen von der Königswahl auszuschließen?
Denn gerade diese schriftlich fixierte Behauptung des Dagsburger Grafen gegen-
über der Autorität des Papstes bedeutet ja in der logischen Konsequenz die
Fixierung seines - gräflichen - Wahlrechtes, also das Gegenteil des von den Reichs-
fürsten angeblich gewollten Ausschlusses der Grafen von der Königswahl923.
Letzeres Argument zeigt meines Erachtens deutlich die Widersprüchlichkeit der
These von Mitteis auf.
Darüber hinaus ist es nicht ganz einsichtig, warum die relativ kleine Fürstengnippe
der Wähler des Welfen in so einer prekären Situation, in der es mit Sicherheit
darauf ankam, möglichst viele Anhänger für Otto zu gewinnen, ein Interesse gehabt
haben sollte, die Grafen von der Wahl auszuschließen. Das Argument Theodor
Lindners, daß jede der beiden Parteien - und besonders die Kölner Partei -
möglichst viele Wähler auf ihre Seite ziehen wollte924, scheint mir somit in die
richtige Richtung zu weisen. Warum sollte die Partei um Adolf von Köln, die ja die
zahlenmäßig eindeutig schwächere Partei war925, die dazu noch in mehreren
920 Die Wähler Ottos hatten nämlich behauptet, sie hätten ihre Reichslehen von Otto direkt
erhalten: Nos autem principes, qui iam dictum dominum O(ttonem) in regem elegimus,
feoda nostra que ab imperio tenemus a manu ipsius recipientes, hominium sibi fecimus
et fidelitatem iurauimus (RNI, Nr. 10, S. 23-26, hier S. 25). Diesen Brief unterschreibt
auch ein Graf Heinrich von Kuik, der lediglich mit consensi et subscripsi (ebda., S. 26)
unterzeichnet, während die restlichen Unterzeichner, der Erzbischof von Köln, die
Bischöfe von Paderborn und Minden, die Äbte von Inden, Werden und Corvey und der
Herzog von Niederlothringen mit elegi et subscripsi (ebda.) unterzeichnen. Die
Abgrenzung zwischen Wähler und lediglich Zustimmenden wird also deutlich
vollzogen.
921 RNI, Nr. 8, S. 20 f.
922 siehe RNI, Nr. 3, S. 10, Anm. 1.
923 K. Heinemeyer, König und Reichsfürsten in der späten Salier- und frühen Stauferzeit,
in: Vom Reichsfürstenstande, hrsg. v. W. HEINEMEYER, Köln, Ulm 1987, S. 37 mit
Anm. 173, sieht im Anschluß an Parisse, La noblesse lorraine, 2. Bd., S. 723-727, das
Schreiben Alberts II. als Ausdruck von dessen Selbständigkeitsstreben.
924 Th. Lindner, Die deutschen Königswahlen und die Entstehung des Kurfürstenthums,
Leipzig 1893, S. 96 f.
925 RNI, Nr. 29, S. 74-91, hier S. 88: De Octone uidelur quod non liceat ipsi fauere,
quoniam a pauciotibus est electus. Von Philipps Wählern und Anhängerschaft wird von
Innozenz zusätzlich betont, daß sie die Mehrzahl der Fürsten bildete: De Philippo
uidetur similiter quod non liceat contra eius electionem uenire. Cum enim in
electionibus circa electores zelus, dignitas et numerus attendatur et de zelo non sit facile
iudicare, cum ipse a pluribus et dignioribus sit electus et adhuc plures et digniores
principes sequantur eundem, iuste videtur electus (ebda., S. 79 f.).
304
Anläufen nach einem geeigneten Kandidaten gesucht hatte, durch Ausschluß von
potentiellen Anhängern ihrer Oppositionsgruppe gegen die Staufer beim
Wahlverfahren ihre Chancen verringern? Somit können wir nach Abwägung der
einzelnen Argumente feststellen, daß Albert II. den aktiven Wählern Ottos IV.
zuzurechnen ist, also seine Beteiligung am Andemacher Fürstentag Ende März
1198 feststeht.
Unmittelbar nach der Andemacher Versammlung wurden die beiden Grafen,
Friedrich Emich von Leiningen926 und Albert II. von Dagsburg, als Abgesandte zu
Otto von Poitou geschickt, um diesem die Krone anzutragen und ihn abzuholen927.
Ob das geographische Ziel ihrer Reise wirklich England gewesen ist, wie es uns
Burchard von Ursberg berichtet928, ist in der Forschung nicht so recht akzeptiert
worden929, da sich Otto angeblich am 3. April 1198 noch in Aquitanien aufgehalten
hat930 und am 17. Mai schon im Reich nachzuweisen ist?31. Jedoch wäre es im
Bereich des Möglichen, daß sich Otto von Sankt Blasien bei seiner geographischen
Angabe auch einfach geirrt hat. Es könnte sich durchaus so verhalten haben, daß die
beiden Grafen, in der Annahme, Otto halte sich in England auf, zuerst dorthin
gereist sind, dort erfahren haben, daß Otto sich in Aquitanien befände und sich dann
wieder zurück auf den Kontinent begeben haben, um Otto in Aquitanien
aufzusuchen. Ein solcher Umweg sollte uns, bei den damaligen Möglichkeiten der
Nachrichtenübermittlung, nicht allzu abwegig Vorkommen. Bernd-Ulrich Hücker
führt indes noch eine Notiz aus den Piperolls des ersten Jahres von König Johann
an, in der Regelungen über den Transport und die Bewachung des Schatzes
getroffen werden, die der rex - gemeint kann damit nur König Richard I. sein932 -
von Kent aus durch Grafen dem König Otto überbringen ließ933. Hücker stellt die
926 Zu Friedrich Emich von Leiningen siehe I. Toussaint, Die Grafen von Leiningen.
Studien zur leiningischen Genealogie und Territorialgeschichte bis zur Teilung von
1317/18, Sigmaringen 1982, S. 37-39 u. 99-105.
927 Die Chronik des Propstes Burchard von Ursberg, MGH Script, rer. Germ., ed. O.
Holder-Egger, 2. Aufl., Hannover u. Leipzig 1916, S. 81: Iam tune Colonienses et
Argentinenses cum episcopis suis et alii quidam iniqui cogitaverunt et machinati sunt
nequitam miseruntque nuntios suos, Albertum videlicet de Tagisburc et de Liningen
comites, in Angliam, ut inde advocarent et adducerent Ottonem, Ottonis de Sancto
Blasio Chronica, cap. 46, S. 73, nennt lediglich den Leininger Grafen als Abgesandten;
das Argument von Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., 1. Bd., S. 74,
Anm. 3, daß Albert II. an der Reise nicht teilgenommen habe, weil er sich zu dieser Zeit
gerade in Fehde gegen Philipp von Schwaben befand, erweist sich nicht als stichhaltig,
da der Feldzug Philipps von Schwaben ins Elsaß erst im Herbst 1198 stattfand. Siehe
dazu unten, S. 307.
928 Siehe Anm. 927.
929 So bei Hücker, Otto IV., S. 36 f. mit Anm. 54.
930 Ahlers, Welfen, S. 184, Anm. 945
931 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1198, S. 654.
932 Siehe Hücker, Otto IV., S. 36; vgi. auch Ahlers, Welfen, S. 190 mit Anm. 991, der
offenläßt, ob der veranlassende König Richard oder John gewesen ist; vgl. auch ebda.,
S. 199.
933 The Great Roll of the Pipe for the First Year of the Reign of King John Michaelmas
1199 (Pipe Roll 45), ed. by D. M. Stenton, unv., Ndr d. Ausg. London 1933, Nendeln
1968, S. 59 f.: Et in custamento passagii cum thesauro quem R. misit Otoni R.
305
Hypothese auf, daß mit den in der Notiz erwähnten Grafen der Leininger und der
Dagsburger Graf gemeint sein könnten934. Es kann zwar möglich sein, daß die
Abgesandten in Kent vom wirklichen Aufenthalt Ottos erfahren haben und den für
Otto bestimmten Geldtransport schließlich eskortiert haben, jedoch kamt man aus
der Erwähnung von nicht namentlich genannten Grafen in der Notiz in den
Piperolls natürlich nicht zwingend auf die beiden Abgesandten der Andemacher
Wahlversammlung schließen. Diese Annahme Hückers bleibt somit doch recht
spekulativ.
Nach der Rückkunft der Gesandtschaft zusammen mit Otto von Poitou ins Reich
führte Erzbischof Adolf den Welfen an Pfingsten nach Lüttich, um die Unter-
stützung des Lütticher Bischofs für das Königtum Ottos zu gewinnen935.
Wahrscheinlich hat Albert II. den Kölner Erzbischof und Otto von Poitou nach
Lüttich begleitet, um bei den Verhandlungen mit dem Lütticher Bischof Beistand zu
leisten, da der Dagsburger durch den Besitz der Grafschal t Moha quasi Nachbar des
Bischofs war. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit dem Lütticher Bischof
zog man weiter nach Köln936, wo die eigentlichen Wahl Verhandlungen mit dem
Welfen eingesetzt haben. Albert II. von Dagsburg wird daran teilgenommen haben,
es ging schließlich auch um Geld und andere Wahlversprechen von seiten Ottos937.
Auch wäre bei einem Fernbleiben Alberts sein diesbezügliches Engagement, das er
bei der versuchten Erhebung des Zähringers an den Tag legte, kaum zu erklären,
und Albert war dann sicher - wie uns sein oben besprochener Brief an Innozenz III.
beweist - am eigentlichen Wahltag, den 9. Juni 1198, bei der Königswahl Ottos in
Köln anwesend938. Wahrscheinlich ist Albert ebenfalls bei der Krönung Ottos IV.
am 12. Juli 1198 in Aachen zugegen gewesen939. Obschon die Quellen Albert II.
nicht namentlich nennen, wird er bei diesem wichtigen Ereignis - das, um eine so-
lide Machtbasis des neu gewählten Königs vorzuführen, eine Präsenz der An-
hängerschaft geradezu fordert - nicht gefehlt haben.
Rornanorum per comités el alios transfretantes ... (vij li. et dim. m.) per breve R >\ siehe
Hücker, Otto IV., S. 36.
934 Hücker, Otto IV., S. 36.
935 Reinen anuales, MGH SS XVI, ad 1198, S. 653 f.
936 Ebda., S. 654.
937 Über einzelne Wahlversprechen Ottos IV., z. B. an den Erzbischof von Köln und den
Abt von Werden, siehe Böhmer-Ficker V, 1, Nm. 200 u. 201, S. 57; siehe dazu auch C.
Frey, Das Schicksal des königlichen Gutes in Deutschland unter den letzten Staufern
seit König Philipp, Berlin 1881, S. 82-89; vgl. G. Rauch, Die Bündnisse deutscher
Herrscher mit Reichsangehörigen vom Regierungsantritt Friedrich Barbarossas bis zum
Tod Rudolfs von Habsburg, S. 48 mit Anm. 14; die Ausführungen von S. Haider,
Schriftliche Wahlversprechen römisch-deutscher Könige im 13. Jahrhundert, in: MIÖG
76, 1968, S. 111 ff., betreffen lediglich Formalia der schriftlichen Wahlversprechen
Ottos IV.
938 Zur Königswahl siehe Böhmer-Ficker V, 1, Nr. 198f, S. 56.
939 Zur Krönung Ottos IV. am 12. Juli 1198 in Aachen siehe Böhmer-Ficker V,l, Nr. I98i,
S. 56.
306
Der Kampf mit König Philipp von Schwaben und der politische
Seitenwechsel Alberts II. von Dagsburg
Philipp von Schwaben, der schon bald nach den ersten Versuchen der mit England
in Verbindung stehenden niederrheinischen Opposition durch den zu seiner Seite
übergewechselten Herzog Bernhard von Sachsen von den antistaufischen Plänen
erfahren haben dürfte940, war inzwischen selbst zum König gewählt worden und hat
am 29. Juni das staufisch-kapetingische Bündnis erneuert941. Im Spätsommer bis
Herbst des Jahres 1198 schließlich startete Philipp von Schwaben seinen ersten
Feldzug ins Elsaß, um seine dortigen Hauptgegner, den Straßburger Bischof Konrad
und Graf Albert II. von Dagsburg, militärisch zu bekämpfen. Sein Hauptaugenmerk
richtete er gegen Molsheim, Epfig und die Haldenburg, und er ging auch gegen die
Anhänger des Bischofs und des Grafen vor, soweit diese als Anhänger Ottos IV.
erkennbar waren, und zog plündernd durch das Unterelsaß942. Danach ging Philipp
nach Mainz und ließ sich dort am 8. September krönen943.
Papst Innozenz III. hatte im darauffolgenden Frühjahr, am 20. Mai, an Albert II.
geschrieben, in dem er den Eingang des obengenannten Schreibens von Albert
bestätigte und erklärte, er werde sich für Otto von Poitou einsetzen944, wohl auch,
um ihm moralische Rückendeckung im Kampf gegen Philipp zu geben. Der
Straßburger Bischof und der Dagsburger Graf scheinen in der Zwischenzeit den
militärischen Rückschlag im Spätsommer des Vorjahres überwunden gehabt zu
haben und wieder zu Kräften gekommen zu sein, denn König Philipp führte 1199,
wiederum zur Erntezeit, seinen zweiten Feldzug ins Elsaß durch. Er hat dabei
nochmals viele Burgen des Straßburger Bischofs und des Grafen von Dagsburg
zerstört und schließlich sogar die Stadt Straßburg belagert945. Dieser zweite Feld-
zug brachte nun Philipp anscheinend den gewünschten Erfolg. Er konnte Bischof
Konrad von Straßburg und Graf Albert II. von Dagsburg, zwei der bekanntlich
wichtigsten Anhänger Ottos IV., aus der anti staufischen Koalition herausbrechen
und, wenn auch unter beträchtlichem Druck und Zwang, auf seine Seite ziehen.
Unter der Vermittlung von Herzog Berthold V. von Zähringen wurde zwischen
940 Siehe dazu Marcus, Bernhard von Anhalt, S. 153-160.
941 MGHConst. II, Nr. 1, S. 1 f.
942 Annales Marbacenses, ad 1198, S. 73: Interim Phylippus exercitum colligens Alsaciam
peciit, omne frumentum in messe pessutndedit, Mollesheim expugnando cremavit, solo
cimiterio in deditionem recepto, Haldenburc presidium cepit, cymiterium Epiaci
confregit omnesque homines Argentinensis episcopi et comitis de Tagesburc, qui erant
assentanei Ottonis regis, et totam inferiorem Alsaciam incendio et rapina vastavit.
943 Böhmer-Ficker, Nr. 19 a, S. 9; zur Datierung siehe ebda., u. Nr. 57, S. 21.
944 RNI 11, S. 27-29. Der Brief ist an den Erzbischof Adolf von Köln gerichtet. Der genaue
Wortlaut des Briefes von Innozenz III. an Graf Albert von Dagsburg ist uns nicht
überliefert, dürfte aber, bis auf die Passagen, welche die Kölner Boten betreffen, einen
ungefähr gleichlautenden Text wie der Brief an Adolf von Köln enthalten haben, wie aus
dem Zusatz im Register In eundem modum comiti de Dasburci (ebda., S. 29) hervorgeht.
945 Annales Marbacenses, ad 1199, S. 74: Rex Phylippus iterum collecto exercitu tem-
pore messis Alsaciam peciit et omne frumentum pessumdedit..........multa presidia
Argentinensis episcopi et comitis Alberti destruxit ipsamque civitatem Argentinatn
obsedit.
307
Philipp von Schwaben und Bischof Konrad der Frieden ausgehandelt946. Über die
Verhandlungen und Vereinbarungen des Staufers mit dem Dagsburger Grafen, die
sich über einen längeren Zeitraum hingezogen haben dürften, ist aus den Quellen
nichts zu erfahren. Philipp wird wohl auch dem Dagsburger einige nicht
unbedeutende Zugeständnisse gemacht haben. Der Erfolg Philipps war von
dauerhafter Art. Der Dagsburger Graf ist von diesem Zeitpunkt an nicht mehr auf
seiten des Welfen nachzuweisen. Daß Albert II. und Philipp künftig in gutem
Einvernehmen standen, zeigt eine am 7. April 1200 in Straßburg ausgestellte
Urkunde von König Philipp, in der dieser bestätigt, daß Graf Albert II. von
Dagsburg dem Bischof Bertram von Metz das Patronatsrecht der Kirche
Heiligkreuz zu Metz zugunsten des Stiftes St. Theobald resigniert hat947.
Papst Innozenz III., der sich inzwischen klar auf Ottos IV. Seite gestellt948 und
sicher von den Rückschlägen der Verbündeten seines Kandidaten erfahren hatte,
versuchte indes alles, um Bischof Konrad von Straßburg, den Grafen von Dagsburg
und andere elsässische Große auf seiten des Welfen zu halten und schrieb unter
anderem an die zwei genannten elsässischen Magnaten. Im Thronstreitregister sind
zwei Briefe des Papstes, jeweils mit dem Datum 1. März 1201, eingetragen, die sich
im Inhalt nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Der eine Brief ist direkt an
Albert von Dagsburg949, der zweite Brief ist an den Straßburger Bischof gerichtet,
mit dem Zusatz, daß Briefe mit ähnlichem Wortlaut auch an Graf Albert von
Dagsburg, Graf Rudolf von Habsburg und den Bischof von Basel adressiert sind950.
In dem Brief von Papst Innozenz III. an Graf Albert von Dagsburg drückt der Papst
seine Freude darüber aus, daß der Graf den Treueid auf Otto IV. geleistet habe951.
Des weiteren ermahnt er den Grafen, daß dieser beharrlich auf Ottos Seite bleiben
solle. Die dem Herzog von Schwaben geleisteten Eide erklärt der Papst für un-
gültig952.
Der Brief von Innozenz III. an den Straßburger Bischof ist in einem ähnlichen
Tenor abgefaßt. Der Bischof sei lediglich durch Zwang zu Philipp von Schwaben
946 Annales Marbacenses, ad 1199, S. 74.
547 Druck der Urkunde bei Böhmer, Acta, Nr. 214, S. 195 f.; Regest: Böhmer-Ficker, Nr.
45; zur Übertragung des Patronatsrechtes der Kirche Heiligkreuz siehe oben, S. 252 mit
Anm. 571; vgl. unten im Kap. 'Vogteien und Patronate' den Art. 'Heiligkreuz in Metz';
siehe dazu die Vorurkunden des Dagsburger Grafen und des Metzer Bischofs zu der
Sache im Anhang, Urkunde Nr 7,. 8 u. 9.
948 RNI29.
949 RNI35.
950 RNI45.
951 RNI 35, S. 112 f.: Gaudemus ergo quod carissimo in Christo filio nostro illustri regi
Ot(toni), in Romanorum imperatorem electo, iuramentum fidelitatis, sicut accepimus,
prestitisti et ei disposuisti fideliter et firmiter adherere
952 RNI 35, S. 113: Monemus igitur nobilitatem tuam et exhortamur attentius et per
apostolica tibi scripta precipiendo mandamus quatinus in eiusdem regis fidelitate
fideliter et deuote persistas, et ipsi de cetero regalem honorificentiam studeas exhibere,
ad honorem et exaltationem ipsius per te ac tuos prudenter et potenter intendens, non
obstante iuramento si quod duci predicto ratione regni fortisan prestitisti, cum nos illud,
eo reprobato, decreuitnus non seruandutn.
308
übergetreten. Der Papst ermahnt nun den Bischof, die Sache Ottos weiter zu
unterstützen, da der Zwang durch Philipp jetzt nicht mehr vorhanden wäre.
Innozenz III. löst die Philipp von Schwaben gegebenen Eide und droht bei
Nichtbeachtung der päpstlichen Anordnung schärfere Maßnahmen an. Ob der
Zusatz, daß ein Brief ähnlichen Inhalts an den Dagsburger Grafen gegangen sei,
sich auf den oben zitierten Brief Nr. 35 im Thronstreitregister bezieht, oder ob noch
ein zweiter Brief an Albert geschrieben worden ist, läßt sich nicht mit Sicherheit
feststellen. Jedoch spricht für die These, daß zwei Briefe verfaßt wurden, daß
sowohl das Schreiben an Albert II. von Dagsburg als auch dasjenige an Konrad von
Straßburg den Zusatz aufweist, ein Brief ähnlichen Inhalts sei an den Grafen Rudolf
von Habsburg gegangen. Es müßten folglich zwei Briefe gleichlautender Art an den
Habsburger abgegangen sein953. Analog dazu wird es auch zwei Briefe an den
Dagsburger Grafen gegeben haben.
In der Forschung wird immer wieder behauptet, die päpstlichen Mahnschreiben
hätten gefruchtet, Albert II. habe wenigstens zeitweise wieder Otto IV. unter-
stützt954. Allerdings entbehrt diese Behauptung der Quellengrundlage, zudem trifft
sie nicht zu, denn ab 1201 ist der Dagsburger Graf immer wieder in Urkunden des
Staufers nachzuweisen. So finden wir Albert II. im Jahr 1201 am 3. Juni sowie am
2. und am 5. Dezember als Zeugen in Urkunden König Philipps955. Zumindest am
2. Dezember hatte der Graf von den beiden päpstlichen Schreiben vom 1. März
sicher schon einige Zeit Kenntnis, so daß von einer unmittelbaren Wirkung der
päpstlichen Ermahnungen nicht die Rede sein kann. Für die nächsten zwei Jahre ist
Albert II. dann nicht in der Umgebung König Philipps nachzuweisen, jedoch auch
nicht im Gefolge Ottos IV. Es ist auch keine Aktion des Grafen aus dieser Zeit
bekannt, die als Unterstützung des Welfen interpretiert werden könnte. Im Jahre
1204, als Alberts Neffe, Herzog Heinrich von Niederlothringen, seinen Übertritt zu
953 Steinacker, Regesta Habsburgica, 1 Abt., Nr. 84, zweifelt, ob beide Briefe abgeschickt
wurden.
954 E. Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., 1. Bd., S. 210 f. u. S. 240; F.
Kempf im Kommentar zu RNI 35, S. 113, Anm. 1; Ahlers, Welfen, S. 205.
955 Am 3. Juni 1201 ist Albert II. von Dagsburg Zeuge in einer Urkunde von König Philipp
von Schwaben, ausgestellt in Hagenau. König Philipp bestätigt dem Kloster Neuburg
seine Besitzungen und Rechte. Druck in: Meister, Hohenstaufen, Beilage IV, Nr. 6, S.
119 f.; Regest: Böhmer-Ficker, V,l, Nr. 55, allerdings ohne Zeugen, nur Bischof
Konrad II. von Straßburg ist genannt. - Am 2. Dezember 1201 zeugt Albert II. von
Dagsburg in einer Urkunde Philipps von Schwaben, ebenfalls in Hagenau ausgestellt.
König Philipp bestätigt die Übergabe des Patronatsrechtes der Pfarrkirche S. Martin von
Ritunfait durch den verstorbenen Grafen Heinrich von Salm an Bischof Bertram von
Metz zugunsten der Kirche S. Maria infra domum in Metz. Druck in: Acht, Cancellaria,
S. 82 f.; Regest: Böhmer-Zinsmaier, Nr. 5; A. J. Walter, Reichskanzlei, Nr. 2, S. 196;
Pöhlmann-Doll, Regesten, Nr. 31, S. 12. Zur Datierung vgl. Böhmer-Zinsmaier, Nr.
5. - Schließlich ist noch eine Urkunde Philipps von Schwaben vom 5. Dezember 1201
für das Kloster und den Abt von Luxeuil zu nennen, in der ein Graf Albertus de
Hasborch als Zeuge erscheint, der aber zweifelsfrei mit Albert von Dagsburg identisch
ist. Druck in: Gallia Christiana, 15. Bd., S. 58 f.; Regest: Böhmer-Ficker V,l, Nr. 63.
Kempf, RNI 35, S. 113, Anm. 1, gibt an, daß Albert im Dezember 1201 wieder am Hof
Philipps zu finden ist, kennt also die Urkunde Philipps vom 3. Juni 1201 nicht.
309
Philipp von Schwaben in die Wege leitete, ist der Dagsburger Graf jedenfalls auf
seiten des Staufers zu finden, wie uns eine Urkunde Philipps von Schwaben vom
Ende dieses Jahres956 und die Verträge Philipps mit dem Herzog vom November
1204 erhellen, denn der König verpflichtet sich, dem Herzog bei der Erlangung der
Dagsburger Erbschaft behilflich zu sein, also muß der Staufer zumindest Zugang
zum Dagsburger Grafen gehabt haben957. Ab 1205 ist Albert II. ebenso in
Urkunden Philipps präsent958. Es zeichnete sich ab, daß die Sache des Welfen
verloren war, ein Übertritt Alberts II. zu Otto IV. zu diesem Zeitpunkt wäre wohl
einem politischen Selbstmord gleichgekommen. Der Dagsburger Graf hat sich,
wohl resignierend, langsam aus der aktiven Reichspolitik zurückgezogen959, auch
war er ab 1204 schon verstärkt mit anderen Problemen beschäftigt, nämlich der
Erbschaf tsproblemati k.
1204- 1206: Das Nachfolgeproblem
Die anhaltende Kinderlosigkeit Alberts II. von Dagsburg wurde gegen Ende des 12.
und am Anfang des 13. Jahrhunderts zu einem wesentlichen Antriebselement für
die territoriaJpolitischen Aktivitäten der einzelnen politischen Kräfte, vor allem in
dem heutig als niederländisch-belgisch bezeichneten Raum, da hier sein Neffe, der
niederlothringische Herzog Heinrich I. von Brabant, als einer der mächtigsten
Verwandten des Dagsburger Grafen sein politisches Machtzentrum besaß. Dieser
machte sich berechtigte Hoffnungen auf das reiche Erbe, was natürlich die
territorialpolitischen Rivalen des Herzogs, allen voran den Lütticher Bischof und
den Grafen von Loon, welcher ebenfalls mit Albert II. verwandt war, auf den Plan
rief. Im Zentrum des Interesses dieser niederlothringischen Magnaten stand dabei
die Grafschaft Moha. Jedoch verlor man auch die restlichen Besitzungen Alberts
nicht aus dem Auge, da es sich für die einzelnen Dynasten in jeder Hinsicht gelohnt
hätte, einen Teil der stattlichen Anzahl der Besitzungen des letzten Dagsburger
Grafen zu erwerben, um den eigenen politischen Machtbereich zu erweitern.
Streitigkeiten um das Erbe Alberts II.
Eine mögliche Kinderlosigkeit Alberts II. hat sich schon in den neunziger Jahren
des 12. Jahrhunderts angedeutet, denn einige Dynasten machten sich in dieser Zeit
bereits Gedanken, wie das zu erwartende reiche Erbe zu verteilen sei. Es existiert
ein Vertrag aus der ersten Hälfte des Jahres 1197, der zwischen dem Neffen Alberts
II., dem niederlothringischen Herzog Heinrich von Brabant, und dem ebenfalls mit
Albert II. verwandten Grafen Ludwig von Loon abgeschlossen wurde, in dem beide
Vertragspartner vereinbaren, daß sie im Falle des kinderlosen Ablebens von Albert
956 Siehe dazu oben S. 114 mit Anm. 629.
957 Siehe dazu unten S. 314 f.
958 Siehe dazu oben S. 114 mit Anm. 630.
959 Es ist auffallend, daß Albert II. in keiner einzigen Urkunde Ottos IV., auch nicht nach
dem Tod Philipps von Schwaben, als Zeuge genannt wird.
310
II. seine Ländereien unter sich auf teilen wollen960. Die Hälfte des von Heinrich von
Brabant zu erwartenden Erbes sollte der Graf von Loon von diesem zu Lehen
erhalten961. Von Aktivitäten des Dagsburger Grafen, mit möglichen Erben Ab-
machungen oder Verträge zu schließen, ist zu diesem Zeitpunkt noch nichts
bekannt.
Am 3. November des Jahres 1200 (oder 1202) ist Albert II. von Dagsburg neben
Herzog Heinrich von Limburg und Graf Philipp von Namur in der Vertragsurkunde
Herzog Heinrichs von Brabant mit Graf Dietrich von Holland als Zeuge
nachzuweisen962. Zudem tritt er noch in unmittel barer zeitlicher Nähe zu dem eben
genannten Datum zusammen mit dem Brabanter Herzogspaar als Friedensvermittler
zwischen Bischof Dietrich von Utrecht und dem Grafen von Holland auf963. Im
Jahre 1203 findet man Albert II. auf seiten des Grafen Ludwig von Loon, der wegen
der Vogteirechte von St. Truiden mit Heinrich von Niederlothringen in Fehde lag.
Ludwig hatte sich im Verlauf der Fehde politisch mit dem Lütticher Bischof Hugo
verbunden, ihm am 22. Juni 1203 einige seiner Ländereien übertragen und von
diesem als Lehen zurückerhalten. Bei dieser Lehensübertragung waren auch Albert
II. von Dagsburg und Herzog Heinrich von Limburg anwesend964, die folglich
960 Druck der Vereinbarung in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 75, S. 120:
Notum sit universis tam presentibus quam futuris quod ego Hetiricus dux [x>tharingie et
marchio, et ego Lodowicus comes de Lon super terra de Mursal et suis attenditiis talem
compositionem inivimus quod si comes Dasborc absque herede decesserit, terra illa ad
nos et heredes nostros equaliter divertetur, ita quod ego H. dux medietatem illius terre
tanquam heres legitimus habebo, reliquam medietatem L comes de Lon a me infeodum
tenebit; quod si alter nostrum ad obtinendam predictam terram aliquas impensas fecerit,
communi consilio hominum nostrorum maiorem partem illius expense ego H. dux
solvam, L. comes de Lon minorem; si etiam pro terra illa aliquis per guerram nos
infestaverit, uterque nostrum pro posse suo ad obtinendum terram prefatam totis viribus
resistet; weiterer Druck der Urkunde bei Butkens, Trophées I, preuves, S. 49.
961 Ebda., siehe das Zitat in Anm. 960.
962 Druck der Urkunde bei Koch, Oorkondenboek I, Nr. 244, S. 407-412. Zu den
Datierungsproblemen siehe oben, S. 113 f. mit Anm. 626.
963 Undatierte Urkunde abgedruckt bei Hfjeringa, Oorkondenboek II, Nr. 557, S. 22 f: Si
vero inter se discordaverint, recurrendum est ad ducem et ducissam et comitem de
Daisburch, qui fidem dederunt quod bona fide, nec favore nec odio ducti, veritatem
inquirent et ad illos juratos, qui eis videbuntur melius dicere veritatem, se inclinabunt et
illis consencient et quicquid ipsi fuerint sic arbitrati, inquisita veritate, ratum habebunt
episcopus, comes et comitissa, sicut ipsi in juramento suo comprehenderunt. Regest bei
Verkooren, Inventaire 1,1, Nr. 11, S. 14 f. Heeringa, S. 22, setzt die Urkunde nach
dem 7. September 1202 an, Verkooren, S. 14, vor 1203.
964 Urkunde, abgedruckt in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 83, S. 130 ff:
... testes sunt de nobilibus viris: ... Henricus dux de Lenborc, Albertus comes de
Dasborc et de Musail; siehe auch Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1203, S. 656: Orla
est magna dissentio inter ducem Heinricum Lovanii et Lodowicum comitem Losensem,
propter trecensum Sancti Trudonis, ad episcopum Metensem pertinentem, quem a
comite Losensi removit et duci contulit. Trudonenses resistunt, nec duci adquiescunt.
Lodowicus comes de Los omnia castra sua, Montnacu/n videlicet, Brustemiam, Hallut,
et omnem terram suam, quam libere tenebat, Sancto Lamberto tradidit, et super altare
ipsius, vidente clero et populo, praesente episcopo, duce Ardenne Heinrico et comite de
Musai Alberto legitima donatione reportavit, et de manu episcopi in hominium recepit.
311
ebenfalls der Koalition um Ludwig von Loon gegen Herzog Heinrich I. von Nieder-
lothringen angehörten. Bevor es zu größeren militärischen Auseinandersetzungen
kam, konnte Graf Philipp von Namur schließlich noch im selben Jahr einen Waffen-
stillstand vermitteln965.
Im folgenden Jahr war aber die Koalition um den Grafen von Loon wieder vereint.
Allerdings dürfte Albert II. von Dagsburg dieser Koalition nicht angehört haben,
wie sich aus der sogleich zu erörternden Vereinbarung Alberts II. mit dem Lütticher
Bischof wegen des gräflichen Allods Moha herauslesen läßt966, denn Albert II. war
wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Jahres in eine Fehde mit dem Grafen von
Loon verwickelt, deren auslösendes Moment wir nicht kennen. Wir erfahren aus der
Erbschaftsvereinbarung zwischen Albert II. und dem Bischof lediglich vom
Friedensschluß zwischen beiden Kontrahenten967. Die Koalition um den Grafen
von Loon machte indes Front gegen den Grafen Wilhelm von Holland und dessen
Verbündeten, Herzog Heinrich von Niederlothringen. In dieser Situation und wohl
auch angesichts seiner schon lange andauernden Kinderlosigkeit übertrug Albert II.
im Jahre 1204 die Grafschaft Moha mit allen Rechten und Zubehör der Lütticher
Bischofskirche968. Albert II. hatte sich jedoch ein lebenslanges Nutzungsrecht für
die zu übertragenden Güter ausbedungen. Erst nach seinem Tode - unter der
einschränkenden Bedingung, daß er kinderlos stürbe - sollten die besagten Güter
laut Erbrecht auf den Bischof übergehen969. Träte jedoch der Fall ein, daß dem
Grafen aber dennoch ein Sohn oder eine Tochter geboren werde, so kämen auch
diese und alle weiteren Nachkommen der nachfolgenden Generationen in den
Genuß des Nießbrauches der dem Bischof überschriebenen Güter970.
965 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1203, S. 657.
966 Siehe dazu unten Anm. 971; Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 135 f , meint, daß Albert II
der Koalition gegen Heinrich von Brabant und Wilhelm von Holland angehört habe, was
sich angesichts des Textes der Vereinbarung zwischen Albert II. und dem Bischof von
Lüttich als Fehlschluß erweist.
967 Siehe dazu unten Anm. 971.
968 Druck des Vertrages in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 92, S. 146 f
Innotescat igitur tam presentibus quam futuris quod comes Albertus de Musal allodium
suum de Musal et de Waleue cum familia et omnibus appenditiis pro se et
antecessoribus suis ad honorem Dei et beate Dei gentricis Marie et beati Lamberti
ecclesie Leodiensi libere contulit cum omni integritate, tali interveniente compositione
quod ipse in priori libera et legitima possessione iam dictum allodium quamdiu vivet
retinebit; auch Reiner von Lüttich berichtet uns von dieser Vereinbarung: Reineri
annales, MGH SS XVI, ad 1204, S. 657. Der Vertrag ist auch teilweise inseriert in Vitae
CKdiliae liber III de triumpho S. Lamberti in Steppes, ed. J. Heller, MGH SS XXV, S.
173.
969 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 92, S. 146 f.: Post mortem [Alberts II ]
vero, si sine liberis decedat, iure hereditario, omni alio herede excepto, ad iam dictam
Leodiensem ecclesiam libere et absolute cum omni integritate pertinebit.
970 Ebda., S. 147: ... alioquin si filius vel filia superstes fuerit, iure hereditario supradictum
allodium possidebit hoc modo quod ab ecclesia prefata in feudo recipere et ligium
homagium facere tenebitur; qui etiam filius scilicet vel filia si sine liberis subinde
decesserit usque in terciam et quartam generationem et amplius, ad pretaxalam
ecclesiam tnemoratum allodium revertetur libere et absolute.
312
In weiteren Bestimmungen des Vertrages wurden Beschlüsse zum Frieden zwischen
dem Grafen von Loon und Albert II. gefaßt. Die Würdenträger der Lütticher Kirche,
der Bischof, der Propst, die Archidiakone, der Vogt vom Haspengau sowie der
Herzog von Limburg, der Graf von Namur und weitere nicht namentlich genannte
Barone und Ministeriale sollten dafür sorgen, daß der Graf von Loon den Frieden
einhalte und daß sie gegebenenfalls Albert II. gegen den Grafen von Loon Beistand
leisten, andernfalls hätten sich der Herzog von Limburg, der Graf von Namur sowie
der Propst, die Archidiakone und Barone der Lütticher Kirche in Moha als Geiseln
einzufinden971. Am Ende des Vertrages wurden noch Memorial- und Sepultur-
bestimmungen geregelt. An jedem Jahrestag des einstigen Todes von Albert II.
sollte im gesamten Lütticher Bistum eine Gedenkfeier für das Seelenheil des Grafen
abgehalten werden. Zwei vom Grafen vorgeschlagene Äbte sollten die Modalitäten
bestimmen972. Auch wünschte der Graf, daß er vor dem Altar des hl. Lambert in
der Lütticher Domkirche begraben werde973.
Für den gesamten ihm von Albert II. übertragenen Gebietskomplex hatte der
Bischof angeblich eine Summe von 50000 Mark zu zahlen974. Moha - und dazu
gehörte auch Waleffe - wäre eine willkommene Erweiterung des bischöflichen
Territoriums gewesen. Ob diese Übertragung an den Bischof auf Veranlassung der
Koalition gegen Wilhelm von Holland und Heinrich von Brabant geschah, wie
Walter Mohr vermutet975, läßt sich nicht beweisen. Jedenfalls war eine Erweiterung
der Besitzungen Herzog Heinrichs nach Osten vorerst gescheitert976. Es ergaben
sich bald Schwierigkeiten mit der Zahlung der Ablösesumme für Moha und
971 Ebda., S. 147: Sciendum etiam quod universalis ecclesia sepedicta Leodiensis, episcopus
scilicet, prepositus, archidiaconi, advocatus Hesbanie, dux de Lemborc, comes
Namucensis necnon ceteri barones et ministeriales iuramento firmaverunt quod pacem
aliquando ordinatam inter supradictum comitem de Musal et comitem de Loos, a comite
de Loos teneri facient secundum quod hinc inde pura veritas apportabit; alioquin
iamdictum comitem Albertum contra comitem de Loos, episcopus et universalis ecclesia
sicut iuraverunt, ad ammonitionem prefati comitis Alberti tenebuntur unanimiter
adiuvare; quod si minus adimplerent, sepe nominata ecclesia Leodiensis a divinis
cessaret necnon dux de Lemborc, comes Namucensis, prepositus, archidiaconi, barones
ecclesie iamdicte huius rei obsides se in villa de Musal capti presentare tenerentur.
972 Ebda., S. 147: Cum predictis sciendum quod ecclesia sepe memorata Leodiensis, pro
consilio duorum abbatum quos comes elegerit, de salute anime ipsius et antecessorum
suorum quantum ad anniversarium et orationes in omnibus conventualibus ecclesiis
totius episcopatus ordinabit.
973 Ebda., S. 147: ... hoc addito quod ante altare beati Lamberti ei dabitur sepultura, ut
etiam ubicumque decesserit, si ab eo in ultimis dispositum fuerit, ad iam dictam
referetur sepulturatn.
974 Reiner von Lüttich berichtet uns von dieser Vereinbarung: Reineri annales, MGH SS
XVI, ad 1204, S. 657: Comes Albertus comitatum suum de Musal cum omnibus
appenditiis suis et familia libere Sancto Lamberto tradit, et quinquaginta milia
mar carum pro recompensatione accipit. Die Kaufsumme wird nur in den Reineri
annales erwähnt, in dem Vertrag (siehe Anm. 368) wird darüber geschwiegen.
975 Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 135 f.
976 F. L. Ganshof, Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, Bonn
1938, S. 10, sieht den „Drang nach Osten“ als Leitline von Heinrichs I.
Ausdehnungspolitik, die auch unter dessen Nachfolgern galt.
313
Waleffe. Verantwortlich dafür war allem Anschein nach der Lütticher Bischof
Hugo von Pierrepont977. Die Bischofskirche konnte nämlich die geforderte enorme
Geldsumme ohne Spenden nicht aufbringen, so daß bei den Lütticher Bürgern eine
Kollekte veranstaltet werden mußte. Der Bischof von Lütüch aber, dem Reiner von
Lüttich in diesem Zusammenhang Geldgier vorwarf, hat die eingegangenen
Spenden anscheinend nicht für den Erwerb von Moha benutzt, sondern zu seinem
persönlichen Nutzen verwendet und in seine eigene Tasche umgelenkt978. Albert II.
machte, nach Reiner von Lüttich, daraufhin noch im selben Jahr den Vertrag
rückgängig979, was den Bischof aber nicht davon abhielt, in der Folgezeit weiterhin
den Vertrag als gülüg anzusehen980.
In der Zwischenzeit war Herzog Heinrich I. von Niederlothringen, was die
dagsburgischen Besitzungen betraf, nicht untätig geblieben. Der Herzog hatte
mittlerweile in der Reichspolitik einen Kurswechsel vollzogen und war im Laufe
des Jahres 1204 von König Otto IV. zu Philipp von Schwaben übergewechselt.
Dieser Wechsel war territorialpolitisch motiviert gewesen. Herzog Heinrich hatte
die Situation im Reich als wichtiger Parteigänger Ottos IV., seine Tochter Maria
war sogar mit dem Welfen verlobt981, im Sinne einer Stärkung seiner Territorial-
macht und einer Schwächung der Reichsgewalt in Niederlothringen zu nutzen
gewußt982. Da sich ein Sieg Philipps im Reich über den Welfen immer mehr
abzeichnete, war es für Heinrich von Niederlothringen nun wichtig, im rechten Au-
genblick auf der richtigen Seite zu stehen, um die erreichte Stellung auch zu
bewahren und zu festigen983. Während der zweiten Hälfte des Jahres 1204 werden
Verhandlungen zwischen Philipp von Schwaben und dem Herzog stattgefunden
haben, über deren Verlauf wir aus den Quellen nicht unterrichtet werden. Im
977 Zu Hugo von Pierrepont siehe den Überblicksartikel von J.-L. Küpper, Hugues II de
Pierrepont, in: DHGE25, Sp. 266-269, mit Quellen- und Literaturan gaben.
978 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1204, S. 658: Cornes Albertus de Musal donationem
quam fecerat beato Lamberto terrae suae et familiae, quia praedicta pecunia non fuit ei
statuto tempore soluta, infregit, et eandem donationem cognato suo Lovaniensi duci
tradidit, qui fidelitates quorumdam accepit, et castellanos in castris posuit. Avaricia
episcopi faciente accidit hoc infortunium Leodiensi ecclesiae, quia pecuniam, quae ab
ecclesiis et divitibus et pauperibus collecta fuit, non comiti solvit, set in suos usus
expendit; siehe auch die Vereinbarung zwischen dem Lütticher Bischof Hugo und den
Kanonikern der Lütticher Kirche, abgedruckt in: Bormans u. Schoolmeesters,
Cartulaire I, S. 166; auch abgedruckt bei Poncelet, Actes, Nr. 11, S. 265 f.:
Compositionem inter ipsos [= Kanoniker von St. Lambert], ex parte una, et eundem
episcopum, ex altera, super falsa moneta quam in eorum dispendium et tocius leodiensis
diócesis fecerat ut proponitur cudi, amicabiliter celebratam, sicut ipsius autenticum
confectum exinde représentât, observare contemnens, majorem partem ingentis pecunie,
quam pro bonis de Musal ad opus ipsius ecclesie aquirendis per ministros suos tam a
clero qiam populo leodiensis diócesis colligi fecerat, non sine ipsorum gravamine ac
jactura in usus convertit proprios (Zitat, ebda, S. 266).
979 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1204, S. 658; siehe das Zitat in Anm. 978.
980 Siehe dazu unten das Kap. 'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I.
von Oberlothringen'.
981 Siehe Böhmer-Ficker V,2, Nr. 5530 d.
982 Rauch, Bündnisse, S. 55 f.
983 Ebda., S. 56.
314
November huldigte Heinrich I. schließlich dem Staufer984. Der Parteiwechsel
Heinrichs wurde in zwei Vertragsdokumenten festgehalten985, welche beide
Passagen über das Erbe Alberts II. von Dagsburg enthalten, ln dem Vertrag, der die
Nachricht von der Huldigung Heinrichs enthält, ist der Passus enthalten, daß Philipp
dem Herzog die Reichslehen seines Onkels Albert II. von Dagsburg nach dessen
Tod übertragen werde986. In dem zweiten Dokument, einem Zusatzvertrag,
versichert der König unter anderem, daß er dem Herzog behilflich sei, daß die
Bischöfe von Straßburg und Metz ihn mit den Lehen Alberts II. von Dagsburg
belehnen werden, falls dieser ohne leibliche Erben sterben sollte. Ferner verspricht
der König, daß er sich in den Angelegenheiten zwischen ihm und dem Grafen von
Bar dem Rat des Bischofs von Speyer, des Grafen von Dagsburg und Heinrichs von
Niederlothringen fügen werde, ebenso solle der Herzog für die Restituierung von
Nimwegen nach Rat des Erzbischofs von Köln, des Bischofs von Speyer und der
Grafen von Dagsburg und Jülich entschädigt werden987.
Albert II. hat dann - wahrscheinlich noch im Jahre 1204 - die Grafschaft Moha und
seine Reichslehen seinem Neffen, Herzog Heinrich I. von Niederlothringen
versprochen988. In dem diesbezüglichen Vertrag wurde vereinbart, daß Albert
seinem karissimum nepolem ... ducem lotharingie Henricum die Burgen Dagsburg,
Girbaden, Türkstein mit allem Zubehör, Saaralben mit Zubehör, die Abteien Hesse
mit Zubehör, Altdorf, Herbitzheim mit der Vogtei und allem Zubehör, dazu die
Grafschaft und Vogtei über Metz und Lehen vom Metzer Bistum vererben werde.
Aus diesem Metzer Komplex wurden die Burg Herrenstein und die Vogtei über
Neuweiler ausgenommen, die einstweilen im Besitz des Grafen verbleiben sollten.
Als Gegeiüeistung sollte Heinrich von Brabant in drei Raten insgesamt 15000 Mark
984 Butkens, Trophées I, preuves, S. 55 f.; siehe Böhmer-Ficker V,l, Nr. 87, vgl. auch
Annales Sancti Trudperti, ed. G. H. Pertz, MGH SS XVII, ad 1204, S. 292.
985 Beide Verträge gedruckt bei Butkens, Trophées I, preuves, S. 55 f.; siehe Böhmer-
Ficker V.l, Nr. 87 u. 88. Ausführliche Regesten in: Urkundenregesten zur Tätigkeit des
deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, 2. Bd., Nm. 15 u. 16, S. 15 ff.
986 Butkens, Trophées I, preuves, S. 55 f.: Item concessimus ei omne fœudum, quod
Patruus suus Comes Albertus de Dagispurg de manu nostra & Imperio obtinet; ita quod
ipse Dux post mortem ipsius Comitis, in omnibus bonis sive pactis absque cuiuslibet
contradicionis impedimento (si tamen Comes sine hcerede discesserit) ei succedat.
987 Butkens, Trophées I, preuves, S. 56: Promisimus etiam Duci memorato quod si Argent,
& Me tensis Episcopi & alij, à quibus Comes Albertus de Dasburch est infeudatus ( qui
ipsum Ducem omnium bonorum suorum hœredem instituit) ei foeuda conferre noluerint,
nos omni posse nostro & bonà fide laborabimus, quod hoc effectu mancipetur & ipsi
cum infoeudent. ... Prœterea declaravi de contentione, quce vertitur inter nos &
Comitem Barrensem, promisimus stare consilio Episcopi Spirensis & Comitis de
Daesburg & Ducis Lotharingiœ & Brabantiœ, ut si quid inter nos corrigendum fuerit,
consilio ipsorum emendetur, Item Oppidum Noviomagum quod Dux possidet, per alia
bona loco ei competenti compensabimus, consilio Archiepiscopi Coloniensis & Episcopi
Spirensis & Comitis de Daesburg & Comitis Iuliacensis, quibus bonis ei collatis, ipse
prcedictum Oppidum nobis restituet.
988 Datierung nach Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1204, S. 658. Vgl. auch Smets, Henri
I duc de Brabant, S. 111. Der Datierungsvorschlag von Verkooren, Inventaire 1,1, Nr.
8, S. 12 f., u. Wegnez, Les comtes, S. 117, die den Vertrag ins Jahr 1202 setzen,
überzeugt nicht.
315
bezahlen, die erste Rate fällig in der dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses
folgenden Fastenzeit, die beiden restlichen Raten in der jeweiligen Fastenzeit der
nächsten beiden Jahre. Falls der Graf sterben sollte, bevor die vollständige
Bezahlung der Gesamtsumme an ihn erfolgt sei, sollte der Rest der Summe vom
Herzog an die Abtei Haute Seille zu überweisen sein. Eine weitere Vereinbarung
war, daß zusätzlich das Allod Moha und WalelTe in den Besitz Herzog Heinrichs
übergehen sollte. Eine Schlußvereinbarung besagt noch, daß Albert seinem Neffen
beim Erwerb der Burg Diedersdorf behilflich sein werde989.
Der Vertrag kam den territorialpolitischen Interessen Heinrichs I. von Nieder-
lothringen sehr entgegen, so daß er bereit war, die von Albert II. geforderte Summe
von 15000 Mark aufzubringen. Nicht nur, daß er somit einen beträchtlichen
Gebietszuwachs in Niederlothringen - im Maasgebiet um Lüttich - und in Ober-
lothringen - im Metzer Raum - erreicht hätte, sondern es wäre ihm durch die
Übereignung eines großen Teiles des Dagsburger Erbes gelungen, seine Macht wei-
ter in Richtung Süden bis ins Elsaß auszudehnen, so daß ihm dadurch auf jeden Fall
eine hegemoniale Stellung im Westen des Reiches zugefallen wäre.
Die beiden Erbverträge des Grafen Albert von Dagsburg einerseits mit dem
Lütticher Bischof und, als sich Schwierigkeiten bei der Vertragserfüllung seitens
des Bischofs ergaben, andererseits mit seinem Neffen Heinrich I. von Brabant
hatten Auswirkungen auf die Streitigkeiten zwischen dem Bischof und dem Herzog,
da es in der Folgezeit, wie uns Reiner von Lüttich berichtet990, zwischen dem
Bischof von Lüttich und Herzog Heinrich von Brabant unter anderem um Moha
zum Streit kam, da der Bischof die mit Albert II. getroffene vertragliche Verein-
barung über den Erwerb Mohas nicht als aufgelöst betrachtete, sondern weiterhin
als gültig ansah. Er ließ sich den rechtmäßigen Erwerb von Moha und Waleffe auch
von Papst Innozenz III. Mitte April 1206 bestätigen991.
Die Streitigkeiten zwischen dem Lütticher Bischof und dem niederlothringischen
Herzog dauerten mindestens bis zum Jahr 1206 an, da zwischen Hugo von Pierre-
pont und Heinrich I. von Brabant ein Friedens vertrag unter der Bedingung
geschlossen werden sollte, daß Heinrich seine Ansprüche auf Moha auf gäbe992. Der
Friedens vertrag kam anscheinend auch zustande und wurde wohl dadurch be-
989 Original des Vertrages zwischen Albert II. von Dagsburg und Heinrich I. von Brabant,
in Bruxelles, AGR, Chartes de Brabant, n° 9; siehe im Anhang, UrkundeNr. 13.
990 Erschlossen aus Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1206, S. 659 f., in der Reiner von der
Versöhnung spricht, unter der Bedingung, daß der Herzog seinen Anspruch auf die
Grafschaft Moha aufgebe; siehe auch Anm. 992.
991 Bestätigung von Innozenz III. vom 15. April 1206, abgedruckt in: Bormans u.
Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 96, S. 151 f.: Eapropter vestris iustis postulationibus
gratum impendentes assensum, concessionem bonorum de Musal et de Waleue cum
hominibus et omnibus pertinentiis suis quam nobilis vir comes de Musal jecit ecclesie
Leodiensi, sicut rationabiliter facta est auctoritate apostolica confirmamus et presentis
scripti patrocinio communimus (Zitat, ebda., S. 151).
992 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1206, S. 659 f.: Episcopus Leodiensis cum duce
Brabantino in concordiam rediit, ita tamen quod dux Musalensem comitatum refutaret',
Auszug bei Poncelet, Actes, S. 263.
316
kräftigt, daß der Bischof den in diesem Jahre geborenen Sohn Heinrichs, Gottfried,
aus der l aufe hob und zusätzlich die Patenschaft übernahm993.
Die Geburt der Erbin
Noch in der ersten Hälfte - wahrscheinlich im ersten Viertel994 - des Jahres 1206
trat ein Ereignis ein, das den Friedensschluß zwischen dem Lütticher Bischof und
Heinrich von Brabant erleichterte, da es die Hoffnungen des Herzogs - nicht beider,
wie Reiner von Lüttich es formuliert - auf den Erwerb Mohas zunichte machte,
denn dem Grafen Albert II. von Dagsburg wurde überraschend eine Tochter
geboren995, die selbstverständlich die Vererbungsprobleme des Grafen mit einem
Schlag löste. Herzog Heinrich sali nun vorerst keine Möglichkeit mehr, die Güter
seines Onkels in seine Hand zu bekommen, denn er hätte laut Vertrag nur dann
Alberts II. Besitzungen geerbt, werm dieser ohne legitime leibliche Erben gestorben
wäre996. Der Herzog dachte wohl, ein nunmehriger Verzicht auf Moha und Waleffe
wäre sozusagen ein Verzicht auf Nichts, da der Lütticher Bischof bei dieser neuen
Sachlage keinen Nutzen daraus ziehen und keinen territorialpolitischen Vorteil
gegenüber dem Herzog erringen könne. Allerdings kannte der Herzog mit
Sicherheit den Text des Vertrages zwischen Albert II. und dem Lütticher Bischof
nicht in allen Bestimmungen, sonst hätte er vielleicht nicht so ohne weiteres dem
Bischof dieses Zugeständnis gemacht. Denn im Falle der Abmachung Alberts II.
mit dem Lütticher Bischofs verhielt sich die Sachlage ein wenig komplizierter,
diese Vereinbarung war anders geartet und differenzierter gestaltet. Der Graf sollte
bekanntlich für die restliche Dauer seines Lebens den Nießbrauch an Moha und
Waleffe besitzen, und erst nach seinem Tode sollten die besagten Güter in das volle
Eigentum des Bischofs übergehen. Falls allerdings bei des Grafen Ableben ein
leiblicher Sohn oder eine leibliche Tochter am Leben wäre, sollten dieser oder diese
- und die weiteren daraus entstehenden Generationen - Moha und Waleffe vom
Bischof zu Lehen erhalten997. Man kann daraus ganz deutlich ersehen, daß der
Bischof also trotz der Geburt eines Kindes des Dagsburger Grafen gegenüber dem
Niederlothringer Herzog territorial politisch im Vorteil war, denn er konnte sich auf
der Basis des Vertrages mit Albert II. - an dem der Bischof ja festhielt - bezüglich
Moha und Waleffe als künftiger Lehensherr der Tochter Alberts sehen. Diese
Rechtsauffassung des Bischofs wird dadurch verdeutlicht, daß er sofort als die
993 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1206, S. 660.
994 Die Annahme gründet sich auf das Datum der Bestätigung der Anrechte des Lütticher
Bischofs auf Moha und Waleffe durch Papst Innozenz III. Der Brief des Papstes stammt
vom 15. April 1206. Folglich muß der Bischof von der Geburt - oder im ungünstigen
Fall, von der bevorstehenden Geburt - der Erbin bzw. eines Erben Alberts II. Kenntnis
erhalten haben, da nur so die Einholung einer päpstlichen Besitzbestätigung lür Moha
und Waleffe vor dem Hintergrund des Vertrages zwischen Albert II. und dem Bischof
aus dem Jahre 1204 (siehe oben, Anm. 991) einen Sinn macht, wie unten ausgeführt
wird.
995 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1206, S. 660: Nata est etiam filia comili Alberto,
quae otnnem spetn de Musal abstulil Leodiensi episcopo et duci Brabantino.
996 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
997 Zum Vertragstext siehe oben, S. 312 f.
317
Geburt - oder bevorstehende Geburt - eines Kindes von Albert bekannt wurde sich
eine Bestätigung seiner Anrechte auf Moha und Waleffe von Papst Innozenz III.
hatte geben lassen998, um seine Ansprüche auf eine solide Rechtsbasis zu stellen.
Zudem ließ er sich nach dem Tode Alberts im Jahre 1212 durch zwei Urkunden, die
eine von Abt Heinrich von Haute-Seille, die andere von Herzog Friedrich II. von
Oberlothringen ausgestellt, bestätigen, daß er der Lehensherr von Moha und
Waleffe sei999. Erst 1212 dürfte Heinrich I. von Brabant die ganze Tragweite seines
einstigen Verzichtes auf Moha und Waleffe deutlich geworden sein. Folglich kam
es um diese Besitzungen erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Heinrich von
Brabant und dem Lütticher Bischof1000.
Der Ehekontrakt
Albert II. hatte wohl selbst nicht mehr mit leiblichen Nachkommen gerechnet, wie
die obenerwähnten Verträge mit dem Lütticher Bischof und mit Heinrich von
Brabant zeigen. Jetzt aber ging es darum, seiner Tochter, die den Namen Gertrud
erhielt, den dagsburgisehen Besitz zu erhalten, indem er sie an einen Dynasten
verheiratete, der Macht genug besaß, Gertruds Erbe gegenüber anderweitigen
Ansprüchen, notfalls mit Waffengewalt, zu sichern und ihre Rechte durchzusetzen.
Wie berechtigt diese Sorge war, zeigen die genannten Auseinandersetzungen um
Moha, die nach dem Tode Alberts II. einsetzten. Der Dagsburger Graf war schon
betagt, und er wußte, daß nicht mehr viel Zeit blieb, einen geeigneten Ehemann für
Gertrud zu finden. Allerdings dürfte dies nicht besonders schwer gewesen sein, da
Gertrud bei der Bejahrtheit ihres Vaters wohl die alleinige Erbin von dessen
vielfältigen Besitzungen und somit eine begehrte Braut gewesen war. Ungefähr ein
halbes Jahr nach der Geburt von Gertrud traf nun ihr Vater mit dem neuen Herzog
Friedrich II. von Oberlothringen eine Abmachung über die Verheiratung ihrer
Kinder1001. Albert II. erhielt dafür die Burg Diedersdorf (Thicourt), die auch schon
das Interesse von Alberts Neffen, Herzog Heinrich von Brabant, erregt hatte, und
für deren Erwerbung Albert II. seinem Neffen in dem jetzt ja hinfälligen, vor 1204
geschlossenen Erbschaftsvertrag seine Unterstützung zugesagt hatte1002. Albert II.
erwarb nun also selbst von Herzog Friedrich II. von Oberlothringen die Burg
Diedersdorf mit allem Zubehör unter der Bedingung, daß nach Alberts Tod Gertrud
und deren Ehemann Theobald von Oberlothringen die Burg erben sollten1003.
998 Siehe oben, S. 316 mit Anm. 991.
999 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 106, S. 168 und Nr. 107, S. 169.
i°oo Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1212, S. 664 f.; zum Ganzen siehe unten das Kap.
'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald von Oberlothringen'.
toot Druck bei EXeterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47, Regest bei LXivernoy, Catalogue,
Nr. 221, S. 151 f.
1002 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
1003 Urkunde in: Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47: Notum vobis jacimus, quod nos
liberos nostros Theobaldum et Gertrudem ...fide utrinque data et iuramento adhibito
matrimonio copulavimus sub tali dumtaxat conventione, quod ego Fredericus dux
Lotharingiae castrum Tyecort cum appenditiis comiti Alberto de Dasbor reddidi et
heredibus nostris libere cum appenditiis suis possidendum ita tamen, quod comes
318
Was könnten die Motive für diese Eheverbindung der beiden Häuser gewesen sein?
Für das Dagsburger Haus war die Einheirat in das oberlothringische Herzogshaus
einerseits mit einem Prestigegewinn verbunden und andererseits bedeutete sie den
Aufsüeg der Nachkommen dieser Familie in den Reichsfürstenstand. Denkt man
dabei an den Brief Alberts II. an Papst Innozenz III., in dem er ausdrücklich darauf
hinwies, er habe zu den Wählern Ottos IV. gehört1004, so spielt dieser Aspekt bei
dem dagsburgisch-oberlothringisehen Heiratsabkommen eine sicherlich nicht unwe-
sentliche Rolle.
Für den oberlothringischen Herzog bedeutete die Verbindung mit den Dagsburgem
auch eine Arrondierung des eigenen Herrschaftsgebietes. Die immensen Besit-
zungen der Dagsburger brachten einen beträchtlichen Machtzuwachs mit sich. Sie
reichten zur Zeit von Albert II. vom südlichen Elsaß mit dem Erbanteil an den drei
Egisheimer Burgen über die Burgen Bernstein, Girbaden, Herrenstein, Türkstein
und Dagsburg mit den dazugehörigen Herrschaften, den Befestigungen und
Herrschaften in Saaralben und Sarrebourg bis zur Burg und Herrschaft Moha in der
Gegend um Lüttich. Ebenfalls gehörten die Vogteien über den Colmarer Oberhof,
über die Abteien Heiligkreuz bei Woffenheim, Altdorf, Herbitzheim, Hesse und der
Prämonstratenser in Salival, die Schutzvogtei über die Zisterzienserklöster Pairis,
Baumgarten und Haute-Seille dazu. Des weiteren kommen noch Besitzungen auf
linksrheinischem Gebiet nahe bei Kirchheim-Bolanden hinzu1005. Der Herzog hatte
durch den Erhalt der dagsburgischen Besitzmasse auch sämtliche Voge-
senübergänge in seiner Hand1006. Außerdem waren die Dagsburger Grafen auch
Grafen von Metz, und somit war ein Übergang dieser Grafschaft an das
oberlothringische Haus greifbar geworden. Als konkreter politischer Hintergrund
für die Motivation Herzog Friedrichs zu diesem Ehebündnis zeigt sich dessen
Konflikt mit seinem Schwiegervater, Graf Theobald von Bar. Es verhält sich wohl
so, wie Walter Mohr meint, daß Herzog Friedrich einen mächtigen Verbündeten
gegen Theobald von Bar suchte1007 und ihn in Albert II. von Dagsburg zu finden
glaubte. Allerdings konnte der Herzog aus dem Ehebündnis keine Vorteile
gegenüber dem Grafen von Bar ziehen, wie die weitere poliüsche und militärische
Entwicklung des Konfliktes zeigte, denn Friedrich, der zudem noch die Unter-
Alberlus de Dasbor dictum castrum Tyecort quamdiu vixerit tenebil et post eius
decessum dictum castrum Tyecort filio meo et uxori eius filie comitis Alberti absque
contradictione redibit.
1004 RNI, Nr. 8, S. 20 f.; siehe dazu oben, S. 303 mit Anm. 914.
loos Zu (jen einzelnen hier genannten Besitzungen u. Orten siehe unten die jeweiligen
Artikel im besitzgeschichtlichen Teil.
1006 Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 143.
1007 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 44; Parisse, La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 397, ebenso
Ders., Noblesse et chevalerie, S. 222, u Ders., Thiébaut, comte de Bar et de
Luxembourg, in: Ermesinde et l'affranchissement de la ville de Luxembourg, S. 172 ff.,
glaubt, daß das oberlothringisch-dagsburgische Eheprojekt der Anlaß zu den
Feindseligkeiten zwischen Herzog Friedrich und seinem Schwiegervater Theobald von
Bar war.
319
Stützung König Philipps von Schwaben zu erlangen versuchte1008, wurde im Ver-
laufe der militärischen Auseinandersetzung 1208 von Theobald von Bar gefangen-
genommen und konnte sich, da der französische König sich ganz auf die Seite des
Grafen von Bar gestellt hatte1009 und eine geplante Intervention Philipps von
Schwaben zugunsten des Herzogs1010 wegen der zwischenzeitlichen Ermordung
des Staufers nicht zustande gekommen war1011, erst nach Abschluß eines Friedens-
vertrages vom 2. November 1208 wieder aus dieser für ihn mißlichen Lage
befreien1012.
Walter Mohr möchte in dieser Eheverbindung auch einen Prestigegewinn für das
oberlothringische Herzogshaus erkennen. Dies bleibt aber angesichts des Faktums,
daß ein Herzogssohn sich mit einer Grafentochter verbunden hatte, eine schwer
nachvollziehbare These1013.
Die Annahme von Michel Parisse, die Eheabmachung sei im Hinblick auf das Elsaß
auch gegen die Staufer gerichtet gewesen1014, entbehrt der Grundlage, da ja Herzog
Friedrich II. nachweislich ein staufischer Parteigänger gewesen ist, wiewohl auch
der Dagsburger Graf zu dieser Zeit dem staufischen König angehangen hat1015. Wir
finden denn auch Herzog Friedrich II. zusammen mit Graf Albert II. von Dagsburg
am 18. Juni 1207 am Hof König Philipps von Schwaben in Straßburg1016. Von
1008 Am ig Juni 1207 ist Herzog Friedrich zusammen mit Albert II. von Dagsburg am Hof
König Philipps von Schwaben in Straßburg zu finden. Druck der Urkunde bei L. A.
Muratori, Delle antichità Estensi de Italiane, 1. Bd., S. 381 f. ; auch bei J. Chr. Lünig,
Codex Italiae diplomaticus, 1. Bd., Frankfurt u. Leipzig 1725, Sp. 1553-1556;
unvollständig u. ohne Zeugenliste abgedr. bei F. Hüter, Tiroler Urkundenbuch, 1.
Abt.: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus, 2.
Bd., Innsbruck 1949, Nr. 569, S. 50 f.; Böhmer-Ficker V,l, Nr. 150, auch könnte der
Aufenthalt Philipps von Schwaben um die Jahreswende 1207/1208 in Metz (Böhmer-
Ficker V,l, Nr. 173a u. 174) auf eine Intervention des Königs in dieser Sache
hindeuten; siehe dazu auch Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., S. 440
f, auch Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 44 f.
1909 RNI, Nr. 165.
mio RjsH, Nr. 165; siehe dazu Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., 1. Bd., S.
441 f. u. 531 ff.
1011 21. Juni 1208 (Böhmer-Ficker V.l, Nr. 185 a).
1012 Druck des Vertrages bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 3, S. 48-52, neuerer Druck
als préédition bei Laplace Actes, Nr. 62; vgl. auch Parisse, Thiébaut, comte de Bar,
S. 174.
1013 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 11. Mohr konstatiert für die erste Hälfte des 13.
Jahrhunderts ein verstärktes Auftreten der Nennung der oberlothringischen Herzoge
nach 'Lothringen' auch in Quellen außerhalb des Oberlothringer Raumes, während vor
dem 13. Jahrhundert andere Titulaturen, z. B. 'Herzog von Nancy' oder 'Herzog der
Mosellaner' vorherrschend waren (ebda., S. 10). Er begründet den Titulaturwechsel
damit, „daß durch die Eheschließung Theobalds I. mit der Dachsburger Erbin Gertrude
das Herzogtum Oberlothringen besser bekannt wurde und damit auch die Titulierung
seiner Herzoge nach Lothringen an Geltung gewann“ (ebda, S. 11).
1014 Parisse. La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 397.
1015 Siehe dazu oben, S. 309 f.; zu Herzog Friedrich siehe auch unten das Kap. 'Die Zeit bis
1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald von Oberlothringen'.
1016 Muratori, Delle antichità Estensi de Italiane, 1. Bd., S. 381 f.
320
einer antistaufisehen Haltung des oberlothnngischen Herzogs kann also nicht die
Rede sein. Vor allem war er im Konflikt mit seinem Schwiegervater, dem Grafen
Theobald von Bar, auf die Hilfe Philipps von Schwaben angewiesen1017.
Resümierend kann man feststellen, daß Albert II. die Frage nach der Sicherung
seines Erbes gerade in seinen letzten Lebensjahren doch sehr beschäftigt hat.
Anders ist seine hektische Aktivität diesbezüglich im Jahre 1204 mit dem Abschluß
der genannten Erbschaftsverträge sowohl mit dem Lütticher Bischof als auch mit
Herzog Heinrich I. von Brabant und auch nach der Geburt seiner Tochter kaum zu
erklären. So hat er konsequenterweise noch 1206, im Geburtsjahr Gertruds,
versucht, ihr das reiche Erbe zu sichern, und sie auch im September 1206 mit
Theobald von Oberlothringen, einem mächtigen Dynasten, vermählen können. Daß
jedoch schon bald nach seinem eigenen Ableben, bedingt durch die Zufälligkeiten
der Geschichte, nach dem frühen kinderlosen Tod seiner Tochter der riesige
Besitzkomplex in den Auseinandersetzungen um das dagsburgische Erbe zerfiel
und aufgeteilt wurde, hat Albert II. letztendlich nicht zu verantworten.
Die letzten Jahre Alberts II.
Rückgang der Aktivitäten
In seinen letzten Lebensjahren trat Albert II. in der Reichspolitik nicht mehr in
Erscheinung. Dafür mag zum einen sein schon fortgeschrittenes Alter verant-
wortlich sein, zum anderen sieht man aber ganz deutlich, daß sein Augenmerk auf
sein Erbe gerichtet war, hält man sich die verschiedenen Abmachungen darüber vor
Augen. Ab dem Jahr 1206 ging es ihm dann vordringlich um die Sicherung des
Erbes für seine so unerwartet geborene Tochter Gertrud.
Für die Jahre ab 1205 bis zu seinem Tod 1212 findet man Albert II. von Dagsburg
nur noch selten als Zeuge in Urkunden anderer Fürsten. Er kommt noch als Zeuge
in Diplomen König Philipps von Schwaben vor, so in einer Urkunde, am 16. Juli
1205 in Hagenau für die Abtei Neuburg ausstellte, sowie in einer am 8. März 1206,
in der der König die Leuten des Grafen Otto von Geldern in Zütphen vom
Transitzoll bei seiner Burg Werd befreit1018.
Die letzten Urkunden Philipps von Schwaben, in denen Albert als Zeuge genannt
wird, sind die vom König am 18. Juni 1207 in Straßburg für den Markgrafen Azzo
von Este ausgestellten Privilegien1019. In einer der beiden Urkunden fungierte auch
1017 Siehe dazu Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 44.
1018 Druck der Urkunde von 1205 bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 76, S. 214 f.; Regest:
Böhmer-Ficker V,l, Nr. 114, S. 34; zur Datierung vgl. ebda - Druck der Urkunde
von 1206 bei Ludolf A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gehe
en Zutfen, s'Gravenhage 1872-1876, Nr. 415, S. 422 f. Regest bei Böhmer-Ficker
V.l, Nr. 130, S. 37..
1019 Muratori, Delle antichità Estensi de Italiane, 1. Bd., S. 381 ff.; Böhmer-Ficker V,l,
Nr. 150 u. 151; auch bei Lünig, Codex I, Sp. 1553-1556.
321
Herzog Friedrich von Oberlothringen als Zeuge1020, mit dem Albert II. ein Jahr
zuvor die Eheabmachung für seine Tochter getroffen hatte, so daß sich im
gemeinsamen Auftreten des Herzogs und des Grafen die politische Annäherung der
beiden Häuser und deren staufische Ausrichtung widerspiegelt. Albert ist sicher
auch weiterhin bis zur Ermordung Philipps auf seiten des Staufers geblieben. Ihm
wird der politische und militärische Niedergang Ottos IV.1021 nicht entgangen sein.
Bedenkt man, daß der Dagsburger ursprünglich zu den Wählern Ottos IV. gezählt
und sogar mit Friedrich Emich von Leiningen an der Spitze der Delegation
gestanden hat, die den Welfen zur Königswahl nach Deutschland geleitete, so fällt
auf, daß Albert auch nach der Ermordung Philipps von Schwaben iticht mehr in der
Umgebung Ottos IV. zu finden war. Er wird weder als Zeuge in den Urkunden des
Welfen genannt, noch beteiligte er sich 1209 an dessen Italienzug, der als
vorrangiges Ziel die Erlangung der Kaiserkrone für Otto IV. hatte. Es ist möglich,
daß er sich in seinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr den Strapazen eines
Italienzuges aussetzen wollte.
Ebenso taucht er in den Zeugenlisten der Urkunden anderer Fürsten kaum noch auf
Im Jahre 1208 wird er lediglich in zwei Urkunden genannt1022 Er fungierte zum
einen als Zeuge in einer Urkunde des Straßburger Bischofs Heinrich, die vor dem 6.
Dezember 1208 in Hagenau ausgestellt wurde, mittels der der Bischof beur-
kundete, daß eine Ministerialin namens Bertradis von Nußdorf ihre Zugehörigkeit
zur Straßburger Ministerialitat erwiesen habe1023. Zum zweiten wird Albert II.
schließlich in dem oben schon erwähnten Friedensvertrag zwischen Herzog
Friedrich II. von Oberlothringen und dessen Schwiegervater, dem Grafen Theobald
von Bar, vom 2. November 1208 erwähnt. Herzog Friedrich mußte seinem
Schwiegervater versprechen, daß er, seine Brüder oder seine Leute den Frieden
nicht durch kriegerische Handlungen brechen dürften, anderenfalls müßten sich die
Friedensbrecher dem Grafen und nächst ihm seinem Sohn durch Leisten des
Mannschaftseides verpflichten. Von dieser Bedingung seien jedoch der Graf von
Dagsburg, der durch die Eheverabredung ihrer beider Kinder zum Verbündeten des
Herzogs geworden w'ar, und noch weitere namentlich aufgeführte Grafen
ausgenommen. Falls diese gegen den Grafen von Bar vorgingen, sollte der Friede
nicht als gebrochen angesehen werden, sondern der Fierzog hätte den Grafen von
1020 Muratori, Delle antichità Estensi de Italiane, 1. Bd., S. 381 f ; Böhmer-Ficker V,l,
Nr. 150.
1021 Zur politischen Lage Ottos IV. in den Jahren 1204-1208 siehe Hücker, Otto IV.,
S. 78-94.
1022 Bei Verkooren, Inventane 11,1, S. 41, wird noch eine Urkunde von Herzog Heinrich
I. von Brabant aus dem Jahre 1210 im Regest angegeben, in der Albert II. von
Dagsburg als Zeuge auftritt. Allerdings wird in dieser Urkunde zwischen mehreren
Handlungen differenziert und demnach zwei Zeugenreihen aufgeführt. Albert wird als
Handlungszeuge in der ersten Reihe genannt, so daß es zweifelhaft erscheint, daß er
bei Beurkundung des Rechtsgeschäftes 1210 anwesend war. Die in chartularer
Abschrift im ARG in Brüssel vorhandene Urkunde lag mir noch nicht vor, so daß die
Behandlung dieser Frage einer späteren Untersuchung Vorbehalten bleiben muß.
1023 Druck bei Würdtwein, 10. Bd„ Nr. 82, S. 225 f.; Regest: RegBfeStr. II, Nr. 764, S. 6.
322
Bar und dessen Leute nach seinen Möglichkeiten zu unterstützen1024. Von derlei
Aktivitäten Alberts II. gegen Theobald von Bar wissen die Quellen jedoch nichts.
Die Stiftung des Klosters Val-Notre-Dame und der Tod Alberts II.
Die letzte Handlung Alberts II., von der wir Kenntnis haben, ist die Stiftung des
Zisterzienserinnenklosters Val-Notre-Dame bei Antheit in seiner Grafschaft Moha.
Die eigentliche Stiftung ist, wie die folgenden Ausführungen zeigen, obwohl schon
seit Mitte der achtziger Jahre des 12. Jahrhunderts projektiert, in das Jahr 1209 zu
datieren, denn die vom Grafen im Jahre 1210 ausgestellte sogenannte
Ausstattungsurkunde1025 markiert nicht den Beginn der Stiftung, sondern stellt den
Endzustand nach erfolgter Gründung dar.
Die Süftung ist von der älteren Forschung immer wieder im Zusammenhang mit
dem vermeintlichen tragischen Unfalltod der beiden angeblichen Söhne Alberts II.,
der ebenfalls 1202 erfolgt sein soll, gesehen worden1026. Diese Sichtweise ist durch
den Nachweis der Nichtexistenz der beiden angeblichen 'Söhne' des Stifters1027
obsolet geworden und muß hier nicht mehr diskutiert werden. Ähnlich verhält es
sich mit der Behauptung, daß die ersten Nonnen für Val-Notre-Dame aus Hocht
gekommen seien. Auch diese Auffassung hielt einer kritischen Prüfung durch die
neuere Forschung nicht stand1028.
Weitere Probleme, die die Forschung lange Zeit beschäftigt haben, waren der
Zeitpunkt der Stiftung und die Gründung von Val-Notre-Dame. Als Terminus ante
quem für den Abschluß der Stiftung und Gründung steht das Jahr 1210 fest, das
Jahr der Ausstellung der sogenannten Ausstattungsurkunde Alberts II., die den
Abschluß der Gründung der Abtei voraussetzt. Zu dem Problem, wann die Stiftung
erfolgt sei, gibt es die unterschiedlichsten Auffassungen. Sie reichen von einer
Annahme der Süftung im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts über die Meinung, die
Stiftung sei 1202 oder im Zeitraum zwischen 1207 und 1212 erfolgt, bis hin zur
Vermutung, das Jahr 1216 sei als Gründungsjahr anzusehen1029. Während letztere
1024 Druck des Vertrages bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 3, S. 48-52: Si vero, quod
absit, dux vel fratres vel homines sui in comitem [= Theobald von Bar] vel in filium
suum vel in castella eorum manum miserint, nullum inde placitum fiet, sed sine placito
ostagii hujus pacis de pace fracta in conventiones inciderint et ad comitem et ad filium
ejus post ipsum cumfeodis suis laude ducis per hominium se tenebunt. Ab hac tamen
conventione excipiuntur, comes de Dasbor, comes Sigibertus, comes de Sarebruche,
comes de Gemino Ponte, comes Stephanus Burgondie, Symon dominus Jovisville, quod
si aliquis istorum comiti vel suis malum fecerit, non idcirco pax dicetur infracta, sed
dux contra eos ad posse suum in bona fide comiti et suis tenebitur subvenire (Zitat, S.
50). Regest bei Pöhlmann-Doll, Regesten, Nr. 35, S. 13 f. Vgl. auch S. 320.
1025 Original in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, boTte de chartes 1, n° 1. Siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 14.
1026 Siehe dazu Donnet, Les origines, S. 135.
1027 Siehe dazu oben, S. 127 ff.
1028 Siehe dazu Donnet, Les origines, S. 147-151. Vgl. auch Osomer, Les origines, S. 59.
1029 Einen guten Überblick über die einzelnen Auffassungen bietet Donnet, Les origines,
S. 140 ff. ; ferner bei OPSOMER, Les origines, S. 56-61.
323
Ansicht, die sich in der Chronik des Jean de Brusthem aus dem 16. Jahrhundert
findet1030, durch das Datum der sogenannten Ausstattungsurkunde (1210) und
durch den Todes Zeitpunkt des Stifters (Jahreswende 1211/1212) widerlegt ist,
beruht die Meinung, die Stiftung sei schon im Jahre 1202 erfolgt, auf einer
Nachricht von Jean d'Outremeuse 1031, dessen chronologische Angaben jedoch
oftmals recht ungenau sind1032. Die Plazierung der Stiftung und Ansiedlung der
Zisterzienserinnen in das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts wurde schließlich von
neuzeitlichen Historikern vorgenommen, von Buvé und Coenen1033. Zwischen
chronologisch ungeordneten Nachrichten aus den Jahren 1204, 1207 und 1212
siedelt die Lütticher Chronik von 1402 die Stiftung von Val-Notre-Dame an1034.
N. Donnet hat nun in ihrer Arbeit zu den Anfängen von Val-Notre-Dame versucht,
den Stiftungs- und Gründungsvorgang zu rekonstruieren. Sie hat erkannt, daß 1210,
zum Ausstellungszeitpunkt der Urkunde Alberts II., schon Zisterzienserinnen in
Val-Notre-Dame angesiedelt waren, wie sich aus dem Urkundentext ergibt1035.
Wahrscheinlich werden schon vor der Ansiedlung der Nonnen irgendwie geartete
Bauten vorhanden gewesen sein, wie die Bestätigungsurkunde der Stiftung vom 17.
November 1211 durch Papst Innozenz III. erkennen läßt1036. Donnet folgert
1030 Chroniques Liégeoises, 2. Bd., ed. S. BALAüet É Fairon, Bruxelles 1931, ad 1216, S.
33: Cum vero Albertus comes de Muha ipsarum intellexisset penuriam, sancto tactus
spiritu, de consensu Hugonis Leodiensis episcopi, ad quoddam hospitale situm in valle
inter Wangias et Vinamont prope Huyum eas adduxit et ibidem ecclesiam in honore
Virginis gloriose Marie edificavit, ob cujus reverentiam abbatia ipsa nuncupatur est
Vallis-Nostre-Domine. Quam quidem abbatiam idem comes multis dotavit
possessionibus.
1031 Ly rnyreur des Mistors IV, S. 565: En chesti an meisme fut fondée U englise et abbie de
Vals Nostre-Damme deleis Mohal.
1(02 Siehe dazu Donnet, Les origines, S. 141. Vgl. Osomer, Les origines, S. 59, die zu
einer ähnlichen Einschätzung kommt.
1033 Siehe dazu Donnet, Les origines, S. 141. Vgl. Opsomer, Les origines, S. 57.
1034 La chronique Liégeoise de 1402, ed. E. Bacha, Bruxelles 1900, S. 150 f.: Tune
Albertus, comes de Muhaut, de consensu épiscopi Leodiensis, ecclesiam et
monasterium in valle de Laris, inter Wangias et Vinamont, satis prope Hoyum, in
honore beate Marie Virginis edificavit, ob ejus reverentiam abbatia vocatur Vallis
beate Marie, quam eciam abbatiam idem comes dotavit multis bonis possessionibus
Das Ereignis ist nicht wie DONNET, Les origines, S. 141, angibt, in der Chronik
zwischen Berichten aus den Jahren 1207 und 1209 angesiedelt, sondern an den
Stiftungsbericht schließt sich der Bericht Uber den sogenannten Erbvertrag zwischen
Albert II. und dem Lütticher Bischof aus dem Jahre 1204 an. Es folgt der Bericht Uber
die Geburt Gertruds aus dem Jahr 1206 und über den Tod Alberts II. um die
Jahreswende 1211/1212 (La chronique Liégeoise de 1402, S. 151).
Ю35 So spricht Albert II. in der Ausstattungsurkunde für Val-Notre-Dame in der Perfekt-
form vom Stiftungs- und Gründungsvorgang. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
1036 DrUck der Urkunde bei J. Paquay, Documents pontificaux concernant le Diocèse de
Liège, Liège 1936, S. 129 f.: ... dato a comité de Daborch advocato Melensi que idem
monasterium, antequam Cisterciensis ordinis instituta susciperet, possidebat (Zitat,
ebda., S. 129); allerdings unterläuft Donnet, Les origines, S. 142, Anm, 65, bei der
Angabe des Datums der Papsturkunde ein Versehen. Sie ist nicht am 18. Dezember,
sondern am 17. November ausgestellt. Original in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-
Dame, boîte de chartes, n° 3. Donnet gibt unrichtig als Signatur n° 1 an.
324
hieraus, daß das Kloster ursprünglich nicht von Zisterzienserinnen bewohnt war,
sondern von Mitgliedern eines anderen Ordens1037. Auf diese Behauptung wird
unten noch zurückzukommen sein.
Donnet führt mehrere Bestätigungsurkunden Gertruds von Dagsburg und ihres
zweiten Gemahls, Graf Theobald IV. von der Champagne, an, aus denen ein-
deutig hervorgeht, daß das ItukI auf dem Val-Notre-Dame gegründet werden sollte,
von Albert II. zu einem früheren Zeitpunkt an das Zisterzienserkloster Villers
geschenkt und später von diesem an die Nonnen von Val-Notre-Dame rück-
übereignet worden war1038. Es muß sowohl eine heute verlorene Urkunde, die die
Schenkung an die Abtei Villers durch Albert II. beinhaltet, als auch eine
Rückübereignungsurkunde des Abtes Konrad von Villers existiert haben1039. Bei
diesem Abt von Villers handelt es sich um Konrad von Urach, der ab 1209 als Abt
von Villers nachgewiesen1040 und überdies noch mit Albert II. verwandt gewesen
ist1041. Die Rückübereignung hat also zwischen 1209 und 1210 stattgefunden, so
daß die eigentliche Gründung und die Libergabe des Ortes an die Zisterzienserinnen
erfolgen1042 und der ganze Vorgang bis zum Zeitpunkt der Ausstellung der
Urkunde Alberts II. vollendet werden konnte1043.
1037 Donnet, Les origines, S. 142.
1038 Ebda., S. 142 ff. Zu den Urkunden Gertruds und ihres zweiten Ehemannes, Theobald
IV. von der Champagne, siehe im Anhang, Urkunden Nrn. 20-25 u. Fisen, Historia,
lib. 11, S. 447 f.
1039 Gertrud erwähnt in ihrer Urkunde vom 6. Oktober 1223 die heute verlorenen Urkunden
Alberts II. und Konrads von Urach und nennt die Incipits der jeweiligen Urkunden, im
Anhang, Urkunde Nr. 23.
1040 Siehe F. Neininger, Konrad von Urach (| 1227). Zähringer, Zisterzienser,
Kardinal legal, Paderborn u. a 1994, Regest Nr. 1, S. 290.
1041 Zur Verwandtschaft Konrads von Urach, des Abtes von Villers-en-Brabant, mit Albert
II. von Dagsburg siehe Neininger, Konrad von Urach, S. 75 u. ebda., Stammtafeln I, II
und III (unpaginiert).
1042 Somit werden auch die Thesen von Buvé und Coenen widerlegt, die von einer
Ansiedlung der Zisterzienserinnen und einer abgeschlossenen Stiftung im letzten
Viertel des 12. Jahrhunderts sprechen. Siehe dazu Donnet, Les origines, S. 143 f.
1043 Es gibt noch weitere Indizien, daß die eigentliche Stiftung und Gründung erst zwischen
1209 und 1210 stattgefunden hat. So erfahren wir aus einer Urkunde des Lütticher
Bischofs Heinrich von Geldern vom Januar 1252, abgedruckt bei A. Delescluse u. D.
D. Brouwers, Catalogue des actes de Henri de Gueldre prince-évêque de Liège,
Bruxelles 1900, Nr. 43, S. 191 ff., daß die Nonnen von Val-Notre-Dame die Mühle von
Latinnes, welche zum Stiftungsgut gehört hatte, quadraginta annis et amplius (Zitat,
ebda., S. 192) in Besitz hatten, was also auch auf den Zeitraum zwischen 1209 und
1210 hinweist. Jedoch scheint der Ausdruck quadraginta annis et amplius eine Art
Topos gewesen zu sein, wodurch die Zuverlässigkeit dieser Zeitangabe in Frage
gestellt wird, denn in einer Urkunde von Johannes, decanus Andenensis concilii aus
dem Jahre 1264, abgedruckt bei É. Brouette, Trois actes inconnus pour l'abbaye du
Val-Notre-Dame, à Antheit, in: Cîteaux. Commentarii Cistercienses, 24. Bd., Achel
1973, Nr. 3, S. 179 f., wird behauptet, die Abtei Val-Notre-Dame habe das ebenfalls
zum Stiftungsgut gehörende Patronatsrecht der Kirche Mont-Saint-Etienne auch
quadraginta annis et amplius (Zitat, ebda., S. 179) innegehabt. Donnet, Les origines,
S. 147, Anm. 82, kommt auf Grund anderer Urkunden zu einem ähnlichen Ergebnis.
Vgl. Qpsomer, Les origines, S. 67.
325
Wanim eine Rückübereignung erfolgte, erfahren wir aus einer Urkunde des
Lütticher Bischofs Hugo von Pierrepont aus dem Jahre 1229, der dem Kloster Val-
Notre-Dame den Besitz und die Rückübereignung bestätigt1044. Hierin heißt es,
Albert hätte den Zisterziensern von Villers den Ort geschenkt, daß sie sich dort
niederließen. Da die Mönche von Villers dem Ansinnen des Grafen nicht
nachkamen, sei die Schenkung wohl zurückgenommen und an Zisterzienserinnen
überwiesen worden 1045.
Allerdings sind damit noch nicht alle Probleme um die Stiftung im Val Roduini
gelöst. Zum einen war bei der Gründung von Albert II. nicht bedacht worden, daß
Val-Notre-Dame zu nahe an dem von der Prämonstratenserabtei Floreffe
abhängigen Priorat Wanze angesiedelt war, was nicht mit einem im Jahre 1142
zwischen den Prämonstratensem und Zisterziensern geschlossenen Abkommen, das
den Mindestabstand ihrer Niederlassungen voneinander regelte1046, in Einklang zu
bringen war. Im Jahre 1213 kam es deswegen zu einem Vergleich zwischen
Floreffe und Val-Notre-Dame. Abt Hillin von Floreffe beurkundete schließlich auf
Rat des Abtes Konrad von Villers und anderer Prälaten, daß die Nonnen gegen eine
jährliche Zahlung von einem Goldpfennig Lütticher Geldes in Val-Notre-Dame
bleiben könnten1047.
Zum anderen ergab sich ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Stiftung,
das sich erst im Lichte späterer Vorgänge zeigte. So wurden 1213, zwei Jahre nach
dem Tod Alberts II. von Dagsburg, vom Abt und Konvent der Prämonstra-
tenserabtei Flöne Besitzrechte an Val-Notre-Dame und den der Zisterzienserinnen-
1044 Urkunde von Bischof Hugo von Liittich, abgedruckt bei Poncelet, Actes, Nr. 275,
S. 256 f.
1045 Ebda.;... nos donationem a nobili viro pie recordationis Alberto comite de Daborch et
de Musau ecclesie villariensi cisterciensis ordine ... factam de culturis suis apud
Wanze que sic appellantur Guede et Campial et de illa cultura que sita est inter Wanze
et Montem Sancti Stephani et pariter de loco in quo abbatia Vallis beate Marie est
constructa, quam donationem dicta villarensis ecclesia sanetitnonialibus cisterciensis
ordinis in jamdicta abbatia Domino vigilantibus sicut predictus comes eidem ecclesie
contulit cum omni integritate donavit, quia ad locum in quo abbatia predicla sita est
dicta ecclesia villariensis cum suo conventu sicut sepedicto comiti promiserat, justis de
causis non potuit se transferre, que donatio postmodum a venerabili domina bone
memorie Gertrude sepedicti comitis filia, de Dauborch et de Muhau comitissa,
predictis sanctimonialibus est integre renovata et litteris cum sui sigilli testimonio
confirmata,... dignum duximus... confirmare.
1046 J.-M. Canivez, Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad
annum 17S6, Tom. I, Louvain 1933, S. 35 ff.
1047 Druck der Urkunde bei J. u. V. Barbier, Cartulaire, Nr. 78, S. 43 f.: Ego Hillinus, Dei
gratia Floreffensis abbas, et conventus notum facimus...quod contentio, quae orta
fuit de vicinitate locorum inter nos et sanctimoniales domus Vallis sanctae Mariae,
ordinis Cisterciensis, quae in vicina domus nostrae de Wanze sita est, consilio
religiosorum Conradi de Vilario....... hoc sopita est, quod ... sanctimoniales in
praedicto loco suo, licet domui nostro vicinior sit, quam forma pacti inter nos et
Cisterciensem ordinem constituti determinet, de nostro consensu pacifice
permanebunt, et pro hac nostra benevolentia censum unius denarii aurei monetae
Leodiensis in Purificatione beatae Mariae nobis persolvent (Litat, ebda, S. 43).
326
abtei geschenkten Gütern reklamiert1048. Diesem Ansinnen war anscheinend kein
Erfolg beschieden, denn 1223 wurden diese Ansprüche durch den Abt von Rone
erneut geltend gemacht1049. Im Jahr 1223 muß die Lage für Val-Notre-Dame sehr
ernst gewesen sein, der Abt von Flòne muß zu dieser Zeit seine Ansprüche mit
äußerster Vehemenz vertreten haben, denn die Äbtissin von Val-Notre-Dame sah
sich veranlaßt, an Gertrud von Dagsburg, die Tochter des Stifters, zu schreiben1050,
die sich wohl damals gerade in Utrecht aufhielt1051 und, da Eile geboten war1052,
auch postwendend antwortete, sie werde sich in die Angelegenheit einschalten.
Auch bestätigte sie einstweilen in dem Brief schon die Schenkung ihres Vaters an
Val-Notre-Dame1053. Als Gertrud wieder in Moha war, stellte sie zwischen Oktober
1223 und Januar 1224 mehrere Urkunden für Val-Notre-Dame aus, in denen sie die
Stiftung ihres Vaters erneut bestätigte. In all diesen Urkunden wird zwar die
einstige Schenkung ihres Vaters an Villers und die Rückübereignung von Villers
und die Stiftung von Val-Notre-Dame erwähnt, von Anrechten der Abtei Mone ist
dagegen nirgends die Rede. Dies kann aber nur bedeuten, daß nicht eventuelle
Ansprüche von Villers zurückgewiesen werden mußten - zudem ist von solchen
Ansprüchen am Anfang der zwanziger Jahren nichts bekannt -, sondern daß die
Urkunden Gertruds sich auf die damals aktuellen Forderungen durch Rone bezogen
und als Rechtsmittel gegen Rone eingesetzt werden sollten1054. Die Streitigkeiten
scheinen sich noch einige Zeit ohne Entscheidung hingezogen zu haben, bis
schließlich der Abt von Rone 1229 einwilligte, sich einem Schiedsspruch des
päpstlichen Legaten Otto zu beugen1055, der dann im Folgejahr verkündet
um Französische Übersetzung eines verlorenen Originals in Huy, AEH, abbaye du Val
Notre-Dame, Chartulaire 23, S. 69.
1049 Urkunde in Huy, AEH, abbaye du Val Notre-Dame, boîte de chartes 1, n° 15;
Zweitausfertigung ebda., Nr. 16.
toso Dg,- Brief der Äbtissin hat sich nicht erhalten. Der Antwortbrief Gertruds (siehe im
Anhang, Urkunde, Nr. 21) setzt jedoch einen Brief der Äbtissin voraus.
1051 Siehe Anm. 1052.
1052 F)ies geht aus dem bemerkenswerten Umstand hervor, daß Gertrud ihren Antwortbrief
nicht mit ihrem eigenen Siegel besiegelte, sondern mit dem Siegel des Poenitentiars
des Bistums Utrecht: Et parce que nous n'auons pas de séel auons apposé le séel de
messire Bernard Penitentier de l'Evesché d'Vlrechl lieu du séel (siehe im Anhang,
Urkunde, Nr. 21). Gertrud hielt sich anscheinend, als sie der Brief der Äbtissin von
Val-Notre-Dame erreichte, gerade in Utrecht auf und hatte wohl ihr Siegel nicht auf die
Reise mitgenommen. Da in der Val-Notre-Dame betreffenden Angelegenheit Eile
geboten war, schrieb sie sofort einen Antwortbrief und bediente sich des Siegels des
Poenitentiars von Utrecht.
1053 Antwortbrief Gertruds (siehe im Anhang, Urkunde, Nr. 24): Et je confirme Vanmosne
que mon pere al donne au convent Sainte Marie.
1054 Diese Schlußfolgerung ergibt sich auch aus den Antworten der Äbtissin von Val-
Notre-Dame beim Schiedsverfahren vor dem päpstlichen Legaten im Jahre 1230, die
betonte, von Ansprüchen der Abtei Flöne nichts zu wissen (siehe dazu unten, Anm.
1060-1064), was, wenn man sich den Inhalt der Bestätigungsurkunden Gertruds (siehe
im Anhang, Urkunde, Nrn. 22-25) und des Lütticher Bischofs (siehe oben, S. 326 mit
Anm. 1044) vergegenwärtigt, nur folgerichtig ist.
t055 Urkunde in Huy, AEH, abbaye du Val Notre-Dame, boîte de chartes 1, n° 22.
327
wurde1056. In der darüber ausgestellten Urkunde wird die Problematik um die
Stiftung und Gründung von Val-Notre-Dame noch einmal ausführlich dargelegt. So
behauptete der Abt von Hone, daß ihr einstiger Abt Theoderich zusammen mit dem
Abt und Konvent von Villers von Albert II. das Gebiet überlassen bekommen habe,
um dort einen Frauenkonvent einzurichten. Da aber Villers, nach einigen
anfänglichen Arbeiten, die Sache nicht weiterverfolgte, habe Flöne gegen eine
Entschädigung die Rechte an dem Gebiet alleine übertragen bekommen1057. Erst
auf die - wohl 1209 erfolgte - Initiative Alberts hin, dort Zisterzienserinnen
anzusiedeln, seien sie nach ca. fünfundzwanzigjährigem Besitz von dort vertrieben
worden1058. Man verlange nun 1230 die Rückgabe des Gebietes und eine
Entschädigung1059. Auch die Äbüssin von Val-Notre-Dame wurde gehört, doch sie
wandte eine bewährte politische Taktik an. Immer wenn die Sprache auf für sie und
ihren Konvent problematische Punkte kam, erklärte sie, davon nichts zu wissen. So
gab sie an, weder zu wissen, daß Rone und Villers gleichzeitig mit der Gründung
des Klosters beauftragt waren, daß Villers dem Auftrag des Grafen nicht nachkam
und daß Rone an Villers eine Entschädigung gezahlt habe1060. Allerdings erwähnt
die Äbtissin eine Klausel, die der ursprüngliche Vertrag zwischen Albert II. und
Rone angeblich enthalten habe, nämlich, daß der Abt von Rone seinen Sitz in das
1056 £)er Schiedsspruch erging am 13. Mai 1230, die entsprechende Urkunde wurde vier
Tage später, am 17. Mai ausgestellt. Original in Huy, AEH, abbaye du Val Notre-
Dame, boite de chartes 1, n° 24. - Zur Legationsreise Ottos von St. Nicolaus in carcere
Tulliano siehe E. Winkelmann, Die Mission Ottos des Cardinaldiacons von St.
Nicolaus in carcere Tulliano nach Deutschland und dem Norden 1228-1231, in:
Forschungen zur Deutschen Geschichte, 6. Bd., 1866, S. 406-412; F. W.
Schirrmacher, Die Mission Ottos des Cardinaldiacons von St. Nicolaus in carcere
Tulliano in den Jahren 1228-1231, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte, 8, Bd.,
1868, S. 45-58; neuerdings K. A. Frech, Ein Plan zur Absetzung Heinrichs (VII.). Die
gescheiterte Legation Kardinal Ottos in Deutschland 1229-1231, in: Von Schwaben bis
Jerusalem, S. 89-116. Die den genannten Autoren unbekannt gebliebene Urkunde vom
17. Mai 1230 kann als weitere Quelle zur Legationsreise von Kardinaldiakon Otto
herangezogen werden.
1057 Ebda.:... dicunt abbas et conventus Fionensis, quod Albertus comes condam de Musal
locum qui dicitur Sancti Marie Vallis contulit G. abbati Vilariensi et Th. abbati
Flonensi ad domum religiosam ibidem construendam quem locum postmodum abbas
Vilariensis pro derelicto habens pro sumptibus Flonensem xliiiior rnarcas Leod( iensis)
recepit, et dictus comes soli ecclesie Flonensi locum concessit.
1058 Ebda.: Contulit etiam eidem ecclesie ecclesias de Waleve de Monte Sancti Stephani...
possedit ecclesia Fionensis xxv annis et amplius continue et pacifice ... idem comes
pro suo voluntatis arbitrio canonicos Fionensis violenter eiecit et quasdam moniales
cislerciensis ordinis violenter introduxit.
1059 Ebda.: Unde petit ea sibi restitui cum dampnis et exspensis que incurrit occasione
detentionis predicte ad estimationem quingentarum marcarum leodiensium et sicut
narrat et petit paratus est abbas nomine ecclesie Fionensis iurare se credere ita fuisse
et ita esse petit etiam abbas et ecclesia Fionensis ponam appositam in arbitrio c.
marcarum.
1060 Ebda : Ad hoc, quod dicunt Flonensem locum, qui dicitur Vallis Sancte Marie abbati
de Villari et abbati Flonensi ad domum religiosam constituendam simul fuisse
concessum et quod abbas Vilariensis locum habuit pro derelicto et quod xl iiii°r
tnarcas I^eod( iensis) receperit abbas Vilariensis ab abbate Flonense pro sumptibus
dicit abbatissa se nichil scire.
328
auf dem geschenkten Gebiet zu errichtende Kloster transferieren müsse. Falls diese
Bedingung nicht erfüllt werde, könne der Graf nach seinem eigenen Gutdünken
verfahren1061. Des weiteren wisse sie zum Beispiel nichts von einer gewaltsamen
Vertreibung der Chorherren von Flöne und der darauf folgenden gewaltsamen Ein-
setzung der Nonnen durch Albert II. von Dagsburg1062. Aufgrund des Vorgetrage-
nen sei nach Meinung der Äbtissin der Konvent von Val Notre Damc nicht zu einer
Entschädigung oder gar Rückgabe verpflichtet1063. Da die Aussagen der beiden
Parteien widersprüchlich waren, wurden die Aktenstücke geprüft und Zeugen ge-
hört1064. Aufgrund der Aussagen der Zeugen und der Prüfung der Dokumente wur-
den schließlich mittels Schiedsspruch die Ansprüche von Flöne zurückgewiesen,
und die Chorherren mußten sich mit der bereits 1213 erhaltenen Abfindung
zufriedengeben1065. Abt Friedrich von Flöne fügte sich in den Schiedsspruch1066,
so daß damit der Streit um die Besitzrechte an Val-Notre-Dame entschieden war.
Auf Grund der soeben vorgestellten Urkunden können wir wesentliche Aspekte der
vom Dagsburger Grafen gemachten Stiftung erkennen und Rückschlüsse auf die
Anfänge des Stiftungsvorhabens ziehen. Da der in dem Schiedsspruch erwähnte Abt
Theoderich von Flöne von 1165 bis 1198 amtierte1067, steht fest, daß Albert II. be-
reits im letzten Viertel des 12. Jahrhundert ca. um die Mitte der achtziger Jahre den
Plan gefaßt hatte, in der Nähe von Moha ein Kloster zu stiften und den Auftrag
dazu an zwei Abteien verschiedener Ordenszugehörigkeit vergab, an die Prämon-
stratenserabtei Flöne und an die Zisterzienserabtei Villers. Da aber beide Abteien
während einer langen Zeit von ca. 25 Jahren über Anfangsarbeiten nicht hinaus-
gekommen waren1068, hat der alte Graf, womöglich im Angesicht seines baldigen
1061 Ebda.: ...ad hoc, quod comes soli ecclesie Flonensis concessit dicit abbatissa verum
simpliciter concessisse set sub conditione videlicet, quod sedem abbate de Flone illuc
transferret nec comitem tempore collationis facte ius conferendi habuisse et
protestatur abbatissa, quod si idem comes simpliciter contulisset dicti abbas et
conventus Flonensem collationi facte renuntiaverunt.
1062 Ebda.: De eiectione a comite facta dicit se nichil scire, de violentia autem intrusione
monialium dicit se nichil scire. Dieses Verfahren wandte die Äbtissin im Laufe der
Verhandlung vor dem päpstlichen Legaten immer wieder an, wie aus der Urkunde
hervorgeht.
1063 Ebda.: ... et in omnibus predictis dicit abbatissa ecclesiam suam ius habere et abbatem
et conventum Flonensis dicit in eo nil iuris habere et probabit per instrumenta et testes
nec de predictis se debere aliquid restituere et hoc dicit litem contestando.
1064 Ebda. : Demum testibus ab utraque parte productis et eorum attestationibus publicatis
productis etiam quibusdam ex parte monialium instrumentis.
1065 Ebda.: ... nos quoque insuper ad cautela eidem abbati et monasterio suo super
premissis rebus silentium perpetuum imposuimus prefatam abbatissam et monasterium
suum Vallis Sancte Marie scilicet ab impetitione prefati abbatis et monasterii sui
perpetuo absolventes precepimus autem pro bono pacis ut prefata abbatissa et suum
monasterium dicto abbati et suo monasterio triginta marcos persolverent.
1066 Urkunde vom 20. März 1231 in Huy, AEH, abbaye du Val Notre-Dame, boîte de
chartes 1, n° 25; Druck der Urkunde in: AHEB 23 (2. Série, 7. Bd.), 1892, S. 113 f.
(ohne Nennung eines Editors).
1067 Siehe Donnht, Les origines, S. 146.
1068 Eine dieser Vorarbeiten könnte ein Kanal gewesen sein, den die Mönche von Villers
angelegt hatten: Ecclesia Vallis beate Marie poter it extendere abbatiam suam usque ad
329
Todes und weil er die Stiftung sichern und die Gründung der Abtei Val-Notre-
Danie noch selbst miterleben wollte, den beiden mit der Gründung beauftragten
Abteien - wohl nach einigem Hin und Her und einer Entschädigungszahlung von
Villers an Flöne - im Jahre 1209 die einstige Schenkung wieder entzogen. Albert
hat die Sache selbst in die Hand genommen, und im Val Roduini wurden
Zisterzienserinnen angesiedelt. Der Abt von Villers war letztendlich mit dem
Vorgehen des Dagsburger Grafen einverstanden, da dieser seine Stiftung Villers als
Vaterabtei unterstellte1069 1070, und er hat wohl auch deswegen die einstige Schenkung
des Grafen, ohne weitere Ansprüche zu stellen, an diesen restituiert und die Stiftung
mit Wohlwollen begleitet, wie aus dem Umstand gefolgert werden kann, daß er an
der Spitze der Zeugenreihe in der sogenannten Ausstattungsurkunde zu finden
istlOTO.
So bleiben nur noch einige Klarstellungen zu der Behauptung in der päpstlichen
Bestätigungsurkunde von 1211, daß schon ein Kloster existiert habe, bevor es den
Zisterziensern übergeben wurde. N. Donnet hatte daraus gefolgert, daß das Kloster
schon vor der Übergabe an die Zisterzienserinnen besiedelt war1071. Die
entsprechende Passage in der Urkunde von Innozenz III. sagt lediglich aus, daß der
Graf von Dagsburg das Kloster besessen hatte, bevor es den Zisterzienserinnen
übergeben worden war1072. Man kann diese Bemerkung - wie wir auf Grund der
obigen Ausführungen erkennen können - als eine sehr verkürzte Darstellung der
verwickelten und sich lange hinziehenden Gründungsgeschichte Val-Notre-Dames
interpretieren und daß ursprünglich nicht klar war, welcher Orden Mitglieder zur
Besiedlung des zukünftigen Klosters entsenden werde, die Prämonstratenser oder
die Zisterzienser. Eine regelrechte Besiedlung durch Prämonstratenser, bevor das
Kloster 1209 den Zisterzienserinnen zugewiesen wurde, wird es wohl nicht gegeben
haben, da mögliche Bauarbeiten über ein Anfangsstadium nicht hinausgekommen
waren, sonst hätte Albert II. die Sache 1209 nicht selbst in die Hand nehmen und
die Gründung forcieren müssen.
Die Abtei Val-Notre-Dame wurde schließlich von Albert II. zusätzlich mit Gütern
aus dem Umland begabt, dem Wald Enreiz, der Kirche Sankt Stephan, der Kirche
von Waleffe mit dem Patronatsrecht, mit Fischrechten bis zur Brücke von Wanze
und Mühlen in deren Hof, bei Langle und Latinnes. Außerdem erhielten die Nonnen
- wahrscheinlich jährlich - 17 Kapaune zur Versorgung1073. Von weiteren
Aktivitäten Alberts, die er für seine Stiftung unternahm, ist nichts mehr bekannt,
viel wird er zur Konsolidierung der jungen Abtei in seinem ihm noch verbleibenden
letzten Lebensjahr nicht mehr bei getragen haben. Einen Reflex dieser Situation
antiqua fossata, que fecerunt Villarienses, quando debuerunt se transferre ad illum
locum (V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 202, S. 90).
1069 So visitierte Abt Walter von Villers während seiner Amtszeit zwischen 1214 und 1221
Val-Notre-Dame, siehe dazu Chronica Villariensis monasterii, ed. G. Waitz, MGH SS
XXV, S. 199 f.
1070 Siehe im Anhang, Urkunde, Nr. 14.
1071 Siehe oben, S. 325 mit Anm. 1037.
1072 Siehe das Zitat oben, S. 324 mit Anm. 1036.
1073 Siehe im Anhang, Urkunde, Nr. 14.
330
bildet der Umstand, daß, sobald sich die Gelegenheit ergab, Val-Notre-Dame
Schutz- und Besitzbestätigungen einholte, so von Bischof Hugo II. von Lüttich im
Jahre 1211, ein Jahr nach der Stiftung1074, und separat nochmals für den Besitz der
Kirchen auf dem Monte Sancti Stephani und in Waleffe in einer Urkunde im Jahre
12 1 51075. Ebenso bekam man Bestätigungsurkunden durch die beiden ersten Ehe-
männer Gertruds von Dagsburg, im Jahr 1218 durch Herzog Theobald I. von
Oberlothringen1076 und 1222 durch Graf Theobald IV. von der Champagne1077.
Diese Stiftung am Lebensende des Grafen war wohl nicht aus politischen, wirt-
schaftlichen oder verwaltungstechnischen Gründen getätigt worden; darauf weist
schon der Umstand hin, daß ein Nonnenkloster eingerichtet werden sollte. Der
letzte männliche Vertreter des dagsburgischen Geschlechtes reihte sich durch diese
Stiftung in die lange Tradition von Klosterstiftungen in seiner Familie ein. Die
Stiftung wirkt wie ein letztes Erinnern an diese Tradiüon und wie ein Vermächtnis,
und sie war wohl vor allem als Memorialstiftung für seine Familie gedacht, denn sie
war für sein Seelenheil, das seiner Eltern, seines Bruders, seiner Gemahlin, seiner
Tochter und für alle seine Vorfahren und Nachkommen bestimmt1078. Es waren
somit alle Mitglieder der Familie - sowohl die noch lebenden als auch die schon
toten - in das Gedächtnis miteingeschlossen. Das Tal, in dem das Kloster errichtet
werden sollte, die vallis Roduini, war - wahrscheinlich kurz vor der Stiftung - in
vallis beate Marie umbenannt worden1079, um den spirituell-sakralen Charakter der
Stiftung zu steigern. Die Gottesmutter war die Schutzpatronin des Zisterzienser-
ordens, und das Marienpatrozinium war allen Klöstern dieses Ordens eigen.
Nach 1210 tritt Albert II. in Urkunden nicht mehr in Erscheinung, weder als Aus-
steller noch als Zeuge. Die Stiftung des Zisterzienserinnenklosters Val-Notre-Dame
ist die letzte Handlung des Grafen, die sich uns überliefert hat. Es ist durchaus
möglich, daß Albert II. schon von Krankheit gezeichnet war und im Angesicht des
nahen Todes die Memorialstiftung getätigt hat, denn das nächste, was wir erfahren,
ist sein Tod. Er starb sehr wahrscheinlich zu Anfang des Jahres 1212, wie uns von
Reiner von Lüttich berichtet wird; Anno 1212. Hiems temperala. Mors Alberti
comitis1080.
1074 Druck der Urkunde bei Poncelet, Actes, Nr. 95, S. 99. Hier werden der Abtei auch
die durch Albert 11. übergebenen Stiftungsgüter als Besitz bestätigt.
1075 Druck der Urkunde ebda., Nr. 133, S. 136 f. Hier werden der Abtei auch die durch
Albert 11. übergebenen Stiftungsguter als Besitz bestätigt.
1076 Urkunde Herzog Theobalds von Oberlothringen, siehe im Anhang, Urkunde, Nr. 15.
1077 Urkunde von Graf Theobald von der Champagne siehe im Anhang, Urkunde, Nr. 20.
1078 Anhang, Urkunde, Nr. 14; ... pro remedio anime mee et parenturn tneorum fratrisque
mei Henrici et uxoris mee ac filie et antecessorum cum meis successoribus.
1079 Ebda. Es könnte jedoch auch sein, daß die Umbenennung im Zusammenhang mit der
schon vorher erfolgten Schenkung des Tales an die Zisterzienserabtei Villers geschah.
108° Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1212, S. 664. Daß Albert zu Anfang des Jahres
gestorben ist, geht aus der Anordnung der Ereignisse durch Reiner von Lüttich hervor.
Der Tod Alberts wird ganz am Anfang des Jahresberichtes, unmittelbar hinter der
Erwähnung, daß es sich um einen milden Winter gehandelt hat, aufgeführt. Parisse,
Albert, Comte de Dabo, S. 164, u. Ders., Noblesse et chevalerie, Tafel 27, S. 375,
möchte als Todesjahr Alberts 1211 sehen.
331
9. Burgenpolitik - Herrschaftsbildung - .Territorialpolitik
1100-1212
Burgenausbau der Dagsburger Grafen im 12. Jahrhundert
Ein Machtinstrument, um die Herrschaft von Königen, Bischöfen oder Adcls-
familien über bestimmte Gebiete oder Landstriche zu sichern, stellten im hohen
Mittelalter zweifellos Burgen dar. In dem Bestreben, möglichst viele dieser wehr-
haften Gebäude für ihre politischen Zwecke nutzen zu können, dürften die Grafen
von Dagsburg keine Ausnahme dargestellt haben. François Rapp hat nun vor
einigen Jahren die These aufgestellt, daß die Grafen von Dagsburg-Egisheim
zwischen Hoh-Egisheim und der Dagsburg eine regelrechte Burgenkette errichtet
hatten, welche im Kampf um die Vorherrschaft im Elsaß ein wichtiges
Machtinstrument bedeutete1081. Die Aktivitäten von Herzog Friedrich II. von
Schwaben im Elsaß in den Jahren zwischen 1114 und 1118 im Dienste des
Salierkaisers und auch diejenigen Kaiser Friedrich Barbarossas seien als Antwort
auf dieses Burgensystem zu verstehen1082.
François Rapps These muß einer kritischen Betrachtung unterzogen werden, da
nicht alle Burgen, von denen er behauptet, sie seien dagsburg-egisheimische
Gründungen, von diesen Grafen auch wirklich erbaut worden sind. So weist Rapp
die Burgen Rappoltstein, Hohenstein, Nideck und Ringelstein als Besitzungen
dieses Grafengeschlechtes aus1083, was sich für Rappoltstein, Hohenstein und
Nideck durch Quellen nicht belegen läßt1084 oder, wie im Falle von Ringelstein,
sich als definitiv nicht richtig herausstellt. So läßt sich z. B. für die Burg Ringel-
stein, die in der älteren Forschung immer als dagsburgischer Besitz bezeichnet
wurde, bei exakter Interpretation der Quellen nachweisen, daß sie dem Straßburger
Bischof gehörte und von Vasallen des Bischofs besetzt war, wie besonders die
Forschungen von Bernhard Metz und Thomas Biller erwiesen haben1085. Letztlich
1081 F. Rapp, Zur Geschichte der Burgen im Elsaß mit besonderer Berücksichtigung der
Ganerbschaften und der Burgfrieden, in: Die Burgen im deutschen Sprachraum. Ihre
rechts- und verfassungsgeschichtliche Bedeutung, 2. Teil, hrsg. v. H. Patze(= VuF
19), Sigmaringen 1976, S. 229 f.
1082 Ebda., S. 230.
!083 Ebda.
1084 Zu Rappoltstein siehe Clauss, Wörterbuch, S. 864 ff. - Zu Hohenstein siehe allg.
CLAUSS, Wörterbuch, S. 486. Für die Besitzfrage ist eine Urkunde König Heinrichs
(VII.) vom 28. November 1226 von Interesse. Den Brüdern Heinrich und Albert von
Hohenstein sollte vom Straßburger Bischof die diesem von König Heinrich (VII.) im
Zusammenhang mit den Streitigkeiten um das Dagsburger Erbe verpfändete Burg
Wichersheim, sozusagen als neutrale Personen, zur Bewahrung übergeben werden
(BÖHMER, Acta, Nr. 319, S. 279 f.; siehe RegBfeStr. II, Nr. 921, S. 45). Dieser
Umstand spricht m. E. dafür, daß Albert und Heinrich von Hohenstein, und somit auch
ihre Burg, nicht mit dem Dagsburger Erbe in Verbindung zu bringen sind - Nideck war
Besitz des Straßburger Bistums. Siehe Urkundenbuch der Stadt Straßburg 1. Bd., Nr.
552, S. 419 f. Vgl. dazu Clauss, Wörterbuch, S. 757.
1085 B. METZ, Le château de Ringelstein - Étude historique, in: Études médiévales.
Archéologie et histoire 3, Saverne 1985, S. 41-66 u. B il J.er u. Metz, Anfänge, S. 261;
siehe dazu unten im Kap. 'Fälschlich zugewiesene Besitzungen' den Art. 'Ringelstein'.
332
bleiben von der von Rapp vermuteten Burgenkette zwischen Egisheim und Dags-
burg nur Hoh-Egisheim, Bernstein, Girbaden und die Dagsburg als eindeutige
Besitzungen der Dagsburg-Egisheimer Grafen nachweisbar.
Um uns ein Bild über die burgenbaulichen Aktivitäten der Dagsburger Grafen
verschaffen zu können, müssen wir ein differenziertes Vorgehen wählen. Wir dür-
fen nicht von einer kontinuierlichen Entwicklung vom Beginn bis zum Ende des 12.
Jahrhunderts ausgehen, sondern können für dieses Jahrhundert wenigstens zwei
verschiedene Perioden unterscheiden. Die erste Periode reicht vom ausgehenden 11.
Jahrhundert bis in die späten dreißiger Jahre des folgenden Jahrhunderts, vor allem
bis in die Zeit von Hugo VII. und der Minderjährigkeit Hugos VIII. Eine zweite
Periode, deren Beginn wohl in die vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts zu setzen ist,
hängt eng mit der politisch aktiven Zeit Hugos VIII. zusammen; bei ihm können wir
anhand einiger aus den Quellen überlieferter Beispiele wohl eine, in dem oben
beschriebenen Sinne und nicht nur in Ansätzen vorhandene, aktive Burgenbau-
politik vermuten.
Erste Burgen der Dagsburg-Egisheimer Grafen
Seit der späten Ottonenzeit sind zwar Burgen im Besitz der Dagsburg-Egisheimer
Grafen nachweisbar, so zum Beispiel Hohenburg, Hoh-Egisheim und eine Burg auf
dem ßwrcfr^rc/r/Purpurkopf1086, jedoch sind die Hinweise auf Burgen im zehnten
Jahrhundert sehr vereinzelt und lassen keine weitergehenden Rückschlüsse zu. Auf
letzterwähnte Burg soll erst im folgenden Kapitel näher eingegangen werden.
Hohenburg wird wohl eher als Fliehburg gedient haben und kein ständiger Adelssitz
gewesen sein1087. Hingegen kamt man Hoh-Egisheim bereits als Adelsburg be-
zeichnen, da sie zum einen von ihren Erbauern ständig bewohnt war und zum
anderen namengebend für das Geschlecht geworden ist1088. Die Egisheimer Burg,
deren Ersterwähnung ins frühe 11. Jahrhundert fällt1089, gilt als älteste Adelsburg
im alemannischen Raum1090. Daß die Burg im Siime eines Herrschaftsmittel-
punktes gedacht war, zeigt sich uns auch daran, daß in relativer Nähe zu ihr mit
Heiligkreuz zu Woffenheim ein Hauskloster der Familie gestiftet und errichtet
wurde, das als Familiengrablegc gedacht war1091. Ebenso wie für das 10.
Jahrhundert lassen die spärlichen Quellenhinweise bezüglich des Burgenbaus für
das 11. Jahrhundert keine Schlüsse hinsichtlich einer Burgenpolitik der Dagsburg-
1086 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' die Art. 'Burcbercld, 'Haut-Eguisheim/Hoh-
Egisheim' und 'Hohenburg'. Die bei F. Rapp, Le château-fort dans la vie médiévale -
le château-fort et la politique territoriale, Strasbourg 1968, S. 93-96, gegebene Liste
der Ersterwähnungen von elsässischen Burgen ist seit den Forschungen von Tho-
mas Biller und Bernhard Metz überholt. Siehe die Liste der Ersterwähnungen bei
Biller u. Metz, Anfänge, S. 281 ff. u. die methodischen Bemerkungen, ebda., S. 280.
1087 Biller u. Metz, Anfänge, S. 247.
1088 Ebda., S. 251.
1089 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Haut-Eguisheim/Hoh-EgishemT
1090 Bin .er u. Metz, Anfänge, S. 251.
1091 Zu Heiligkreuz bei Woffenheim siehe oben, S. 196-199; siehe auch Biller u. MErz,
Anfänge, S. 251.
333
Egisheimer Grafen zu. Erst für das 12. Jahrhundert kann man ein konkreter
strukturiertes Bild gewinnen.
Burgenpolitik unter Hugo VII.
An dieser Stelle gilt es, sich mit der obenerwähnten These von François Rapp zu
beschäftigen, daß der extensive Burgen bau im Elsaß durch Herzog Friedrich II. von
Schwaben als eine Reaktion auf die Errichtung einer Burgenkette der Dagsburger
Grafen zu sehen ist. Dazu ist es zunächst erforderlich, den Feldzug des Staufers
näher zu beleuchten. Die burgenbaulichen Ergebnisse des Feldzuges Herzog
Friedrichs II. von Schwaben im Elsaß, über den Otto von Freising behauptet,
Herzog Friedrich habe am Schwanz seines Pferdes immer eine Burg hinter sich
hergezogen1092, werden schon seit längerer Zeit etwas differenzierter gesehen als
dies noch bei Aloys Meister der Fall gewesen war, der behauptet hatte, daß Herzog
Friedrich II. während seines Feldzuges, den Meister ab 1115 ansetzt, viele
Reichsburgen erbaut habe1093. Die These Meisters wurde schon von Heuermann
zurückgewiesen, der nur für Hagenau und eventuell noch für die Burg Fleckenstein
Herzog Friedrich II. als Gründer in Frage kommen läßt und davon Abstand nimmt,
diesen Herzog als regelrechten Burgengründer im Elsaß zu sehen1094. Dieselbe
Richtung schlägt Ingeborg Dietrich in ihrer Dissertation aus dem Jahre 1943 ein, die
sehr differenziert den oberrheinischen Feldzug Herzog Friedrichs II. untersucht1095,
und die klar sieht, daß die Quellen keine konkrete Burgengründung Friedrichs
nennen. Sie kommt zu der Vermutung, die angeblichen Burgengründungen seien
möglicherweise nur als eine „vorläufige Schutz- und Sicherheitsmassnahme“ zu
betrachten1096. Die neuere Forschung hat sich, soweit ich sehe, der Sichtweise
Dietrichs angeschlossen, so z. B. Hansmartin Schwarzmaier1097, Thomas Biller und
Bernhard Metz1098. Auch Biller und Metz stellen fest, daß außer der vielzitierten
Stelle bei Otto von Freising fast nichts Konkretes über diesen Feldzug aus den
Quellen bekannt sei. Es ist weder von besümmten Gegnern Friedrichs die Rede
noch ist die Region genau bezeichnet, in der der Feldzug stattfand, auch wird keine
einzige der von Herzog Friedrich II. angeblich gegründeten Burgen genannt, so daß
man auf Vermutungen und Hypothesen angewiesen ist. Biller und Metz kommen
ebenso wie Dietrich, allerdings ohne auf ihre Publikation hinzuweisen, zu dem
Schluß, daß die angeblichen Burgen möglicherweise keine richtigen Adelsburgen
gewesen wären, sondern, daß an „schnell zu errichtende Stützpunkte“1099 zu
denken sei, was bei der Durchführung eines Feldzuges wahrscheinlicher erscheint.
1092 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I imperatoris, lib. I, cap. 12, S. 28: Dux Fridericus
in cauda equi sui semper trahit castrum.
1093 Meister, Hohenstaufen, S. 123 f.
1094 H. Heuermann, Die Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I bis König
Konrad 111. (1079-1152), Boma-Leipzig 1939, S. 61.
1095 I. EXetrich, Herzog Friedrich II. von Schwaben, Diss. masch. Giessen 1943, S. 67-76.
1096 Ebda., S. 74 f., Zitat S. 74.
1097 H. Schwarzmaier, Die Heimat der Staufer, Sigmaringen, 2. Aufl. 1977, S. 31 ff.
1098 Biller u. Metz, Anfänge, S. 262 f.
1099 Ebda, S. 263.
334
Diese Bauwerke - wobei auch an den Typus der Motte gedacht werden kann -
müßten nicht unbedingt aus Stein errichtet worden, sondern könnten überwiegend
auch aus Holz gewesen sein und so die Zeiten nicht überdauert haben1100
Es muß also dahingestellt bleiben, ob sich die Maßnahmen Herzog Friedrichs II.
von Schwaben konkret gegen die Burgenpolitik der Grafen von Dagsburg, in
diesem Falle gegen Hugo VII., gerichtet haben. Als weiterer Punkt wäre anzu-
führen, daß der prospektive Gegner des Staufers, wenn denn der Dagsburger Graf
der Hauptgegner gewesen wäre, mit Sicherheit ein noch recht jugendlicher Gegner
gewesen ist, der um 1114, wohl gerade mündig geworden, eine allzu aktive Burgen-
politik nicht betrieben haben kann. Der Vater Hugos VII., Albert I., ist schon um
das Jahr 1100 verstorben, so daß man in den ersten zwei Dezennien des 12. Jahr-
hunderts, zumindest aber bis zum Jahr 1114, nicht unbedingt vom Versuch einer
aktiven Hegemonialpolitik der Dagsburger Grafen wird sprechen können. Wenn
überhaupt, so wird, bedingt durch den frühen Tod Hugos VII. noch in den zwan-
ziger Jahren des 12. Jahrhunderts1101, eine massive Hegemonial- und Burgenpolitik
der Dagsburger erst unter Hugo VIII. eingesetzt haben.
Ein Quellenbeispiel verdeuüicht meines Erachtens den eben angeführten Umstand.
Auf dem Purpurkopf, einem nahe Girbaden gelegenen Berg, hat wahrscheinlich
schon im 10. Jahrhundert eine Burg existiert, die im 12. Jahrhundert nicht mehr
bewohnt und schon verfallen war1102. Diese Burg auf dem in der Quelle
Burcberck1103 1104 genannten Purpurkopf, die sich als dagsburgische Besitzung
nachweisen läßt1,04, wird in einer möglicherweise am Anfang des 13. Jahrhunderts
gefälschten Urkunde Papst Leos IX. für das Kloster Altdorf1105 1106 erwähnt. Der
eigentliche Name der Burg war zur Zeit der Entstehung der Fälschung nicht mehr
bekannt, der LIrkundenschreiber erwähnt nur ein castrum, das auf dem Burcberck
lagt 106 sie wurde also nicht mehr aufgebaut und besetzt. Die Gründe dafür liegen
im dunkeln, vielleicht hat die nahegelegene Burg Girbaden das castrum auf dem
Burcberck in seiner Funktion abgelöst. Dieses Beispiel, das uns die aufgelassene
Burg auf dem Burcberck bietet, läßt aber doch Rückschlüsse in der Richtung zu,
daß es nicht unbedingt eine Kontinuität im Burgenausbau bei den Dagsburger
Grafen gegeben hat, und daß es, bedingt durch den frühen Tod von Mitgliedern der
Grafenfamilie gerade in dem Zeitraum vom Ende des 11. bis ins erste Viertel des
1100 Ebda.; vgl. auch Schwarzmaier, Heimat der Staufer, S. 31.
1101 Zum Todeszeitpunkt Hugos VII. siehe oben S. 80 ff.
1102 Die Urkunde Leos IX. ist abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S.
164 f., Zitat S. 165. Grundriß der Burg bei Bili.ER u. Metz, Anfänge, S. 248 u. 250.
1103 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 164 f., Zitat S. 165.
1104 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Burcberck'.
nos Ais Fälschung bezeichnet sie Brackmann, Germania pontificia III, S. 27 f., ohne
Angabe von Gründen; vgl. auch Biller u. Metz, Anfänge, S. 249 f.; zur Datierung
vgl. Sieffert, Altdorf, S. 34.
1106 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 165: ... qui Hugo ... tradidit decimas ...
unaque omnis montanis ruris, quod adjacet circa Burcberck tam in longitudi-
ne quam in latitudine, cuius montis cacumine suum extitit castrum-, siehe dazu
Wilsdorf, Le château de Haut-Eguisheim, in: CAF 136e session 1978, S. 156 u.
ebenso Biller u. Metz, Anfänge, S. 249.
335
12. Jahrhunderts, oft bei Ansätzen geblieben ist und man - zumindest bis ungefähr
zum ersten Drittel des 12. Jahrhunderts - nicht zwingend auf eine extensive
Burgenpolitik der Dagsburger Grafen schließen kann. Auch ist hierbei noch zu
berücksichtigen, daß sich der Burgenbau auf Grafenebene erst im späten 11.
Jahrhundert etablieren konnte, da nach dem Tode Heinrichs III. auf Grund der
Minderjährigkeit Heinrichs IV. das Befestigungsrecht dem Königtum nach und
nach entglitten war1 *07. Allerdings muß man hier auch feststellen, daß gerade für
das frühe 11. Jahrhundert neben königlichen und herzoglichen Burgen schon
vereinzelt Burgen in der Hand von Grafen aus dem Hause Dagsburg-Egisheim
nachgewiesen werden können1107 1108. Eine Erklärung für diesen Umstand bietet Hans-
Martin Maurer, der vermutet, daß es Grafen gab, welche sozusagen eine „herzogs-
gleiche“ Stellung innehatten, ihnen also faktisch keine herzogliche Gewalt
übergeordnet war1109.
Burgenpoliük unter Hugo VIII. und Albert II.
Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts begann Hugo VIII. von Dagsburg mit einem
verstärkten Ausbau der in seinem Besitz befindlichen Burgen. So haben wir Kennt-
nis davon, daß der dagsburgische Erbanteil an der Egisheimer Burganlage um- und
ausgebaut wurde. Es entstand auf diesem Burgberg nun mit der in einer Quelle von
1251 als Walhenburg bezeichnten Nordburg eine separate Burganlage. Eine den-
drochronologische Untersuchung von Balken des Turmes der Nordburg ergab als
Datierung für die Errichtung das Jahr 1147 mit einer Abweichung von +/- 10
Jahren1110, Vielleicht kann man in der Errichtung der Nordburg durch Hugo VIII.
eine Abgrenzung gegenüber den Miterben der Egisheimer Burganlage, den Grafen
von Pfirt und den Grafen von Vaudemont, erblicken, die um die Mitte des 12.
Jahrhunderts von den Dagsburger Grafen wohl eher als Konkurrenten in dem
beginnenden Territorialisierungsprozeß denn als nahe Verwandte wahrgenommen
worden sind. Denkbar wäre auch die Absicherung der südlichen 'Grenze' der
dagsburgischen Besitzungen im Elsaß, die in dieser Zeit fast alle nördlich von
Egisheim zu finden waren. Durch die Erbteilungen war ja der größte l eil der
Besitzungen im Sundgau an andere Zweige der Familie gefallen, so an die Grafen
von Vaudemont und an die Grafen von Pfirt. Diesem „isolationistischen Akt“1111,
wie Thomas Biller und Bernhard Metz die Errichtung der Nordburg bezeichnen,
folgte sozusagen als Reaktion der Ausbau der restlichen Anlage durch die Pfirter
1107 Vgl. hierzu die grundsätzlichen Ausführungen von H.-M. Maurer, Die Entstehung der
hochmittelalterlichen Adelsburg in Sudwestdeutschland, in: ZGO 117 (NF 78), 1969,
bes. S. 318-321.
1108 So z. B. Hohenburg, Purpurkopf und Hoh-Egisheim. Siehe dazu die Auflistung bei
Biller u. Metz, Anfänge, S. 281; vgl. auch die Angabe zum Jahr 1027 bei Wipo,
Gesta Chuonradi II imperatoris, cap. 29, S. 39, wo Wipo von castella Hugonis comitis
berichtet, die von Herzog Ernst im Zuge seines Aufstandes gegen Konrad II. zerstört
wurden.
1109 H.-M. Maurer Entstehung, S. 317 u. Anm. 92.
1110 Siehe Biller u. Metz, Anfänge, S. 253 u. 275.
1111 Siehe ebda, S. 253.
336
Grafen, so daß im Verlauf der Zeit noch zwei weitere separate Burganlagen auf
dem Egisheimer Burgberg entstanden sind1112, was durchaus die Abgrenzungsthese
unterstützt.
Es wurde nicht nur der dagsburgische Erbanteil an dem Egisheimer Burgenkomplex
von Hugo VIII. umgestaltet, sondern es hat auch kurz nach der Mitte des 12. Jahr-
hunderts wahrscheinlich die namengebende Burg des Geschlechtes, die Dagsburg,
in dieser Zeit ihre charakteristische Gestalt erhalten, die uns aus den im 17.
Jahrhundert durch Matthäus Merian angefertigten Kupferstichen bekannt ist1!13.
Daß die Aktivitäten Hugos VIII. im Burgenbau von staufischer Seite wahrge-
nommen und als Bedrohung empfunden wurden, macht besonders die weiter oben
ausführlich behandelte 'Horburger Fehde' aus dem Jahre 1162 deutlich, in deren
Verlauf Hugo VIII. von Dagsburg den Colmar gegenüberliegenden Stammsitz
Walthers von Horburg, eines seiner Konkurrenten, belagert und die Burg zerstört
hatte1114. Dieses Vorgehen mußte Friedrich Barbarossa auf den Plan rufen, der als
Gegenschlag eine der strategisch wichtigsten Burgen seines dagsburgisehen
Rivalen, die das Breuschtal beherrschende und die dortigen dagsburgi sehen
Allodialbesitzungen sichernde Burg Girbaden zerstörte1115. Der Dagsburger Graf -
es wird wohl noch Hugo VIII. gewesen sein - hat Girbaden in der Folgezeit wieder
aufbauen lassen1116, was die Wichtigkeit dieser Burg für das Grafenhaus nur unter-
streicht. Das Breuschtal und Girbaden haben in den strategischen und territorial-
politischen Plänen der einzelnen Magnaten immer wieder eine große Rolle gespielt,
wie uns zum Beispiel die Fehde von Herzog Theobald I. von Oberlothringen gegen
den jungen Stauferkönig Friedrich II. oder einige Zeit später das Gerangel um die
Burg im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um das Dagsburger Erbe
vor Augen führen1117.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erfolgt noch die Erwerbung der Herrschaft und
der Burg Türkstein durch Albert II.1118. Auch die anderen im Besitz der
Dagsburger befindlichen Burgen, so die Saaralbener Burg, Herrenstein, die Burg
Wartlienberg auf dem Daubenschlagfelsen und Diedersdorf1119, stellten strategisch
1112 Siehe ebda
1113 Siehe Biller u. Metz, Anfänge, S. 255; vgl. dazu die Ansichten aus dem 17. Jhdt. bei
M. Merian, Topographia Alsatiae, Faks. d. 2. verm. Aufl. Frankfurt a. M. 1663, hrsg.
v. L. H. Wüthrich, Kassel u. Basel 1964, nach S. 12. Allerdings zeigt der erste der
drei Stiche, obwohl so bezeichnet, nicht die Dagsburg, sondern Vianden.
1114 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50 f.; zu den Vorgängen um die Horburger Fehde
siehe ausführlich oben, S. 261-271.
1115 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50 f.; zu Girbaden siehe unten im Kap.
'Besitzungen' den Art. 'Girbaden'.
1116 Jedenfalls wird Girbaden in der Erbschaftsvereinbarung zwischen Albert II. von
Dagsburg und Herzog Heinrich von Brabant genannt. Siehe im Anhang, Urkunde,
Nr. 13.
1117 Siehe dazu unten die Kap. 'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald
I. von Oberlothringen' und 'Berthold von Teck und das Dagsburger Erbe im Elsaß'.
1118 Zu Moha siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Moha'.
1119 Zu den einzelnen Burgen siehe unten im Kap. 'Besitzungen' die einzelnen Art.
'Herrenstein', 'Sarralbe/Saaralben', Thicourt/Diedersdorf', 'Warthenberg'.
337
bedeutende Wehranlagen im oberlothringisch-elsässischen Raum dar. Im nieder-
lothringischen Herzogtum sind uns mit Moha und Waleffe zwar lediglich zwei
Burganlagen im Besitz der Dagsburger bekannt1120, sie bildeten jedoch wichtige
Stützpunkte in diesem von den einzelnen Dynasten heftig umworbenen Gebiet.
So besaßen die Dagsburger Grafen um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
eine stattliche Anzahl von Burgen, die sie durchaus befähigten, in dem territorial-
politischen Konzert der elsässischen, ober- und niederlothringischen Dynasten ein
gewichtiges Wort mitzureden, und die Grafen hatten nicht geringe Chancen, im
Laufe der Zeit sich selbst territorial strukturierte Besitzkomplexe aufzubauen.
Allerdings läßt uns die weitläufige räumliche Aufteilung der Burgen auch einen
eher kontraproduktiven Effekt erkennen, nämlich, daß großer Streubesitz vorhanden
war, der einer erfolgreichen Territorialpolitik entgegenstand. Eis haben sich binnen
weniger Jahrzehnte alle weitergehenden territorialpolitischen Pläne Alberts II.
zerschlagen. Dies lag aber hauptsächlich an der - nicht vorhersehbaren - Söhne-
losigkeit des Dagsburger Grafen. Die Aufteilung der reichen Besitzungen und
Burgen setzte dann auch sofort nach dem frühen Tod der Tochter Alberts II. im
Jahre 1225 ein.
Herrschaftsbildung unter Hugo VIII.
Unter Hugo VIII. war die Herrschaftsbildung in den gräflich-dagsburgischen
Ländereien ein gutes Stück vorangekommen, wie sich gerade am Beispiel der
Besitzungen in der Grafschalt Dagsburg selbst ablesen läßt. So konnte man Mitte
des 12. Jahrhunderts schon von der Herrschaft Dagsburg sprechen, wie bereits
Heinrich Büttner erkannt hat1121. Diesen Umstand erhellt uns eine Urkunde Hugos
VIII. von Dagsburg aus dem Jahre 1159, mittels welcher der Graf beurkundet, daß
er an die Zisterzienserabtei Haute-Seille das Weide- und Holzrecht in omni
dominatione de Dasborc ceterisque dominationibus meis gegeben hat1122.
Ursprünglich waren die Rechte im sogenannten Dagsburger Forst von der Vogtei
über die Abtei Andlau abhängig, die seit alters her im Besitz dieses ausgedehnten
Waldgebietes war1123. Da die Dagsburger Grafen die Vögte der Andlauer Abtei
waren1124, standen ihnen natürlich auch die Rechte am Dagsburger Forst zu.
Gerade weil in der Urkunde von 1159 von Besitz in dominatione de Dasborc
1120 Zu Moha und Waleffe siehe unten im Kap. 'Besitzungen' die Art. 'Moha' und 'Vieux-
Waleffe'.
1121 H. BÜTTNER, Andlauer Besitz und Reichsgut, Vorbemerkung zu der Urkunde Nr. 3, S.
29 (im Ndr. S. 293).
1122 Urkunde, abgedruckt ebda., Nr. 3, S. 29 f. (im Ndr. S. 293 f.): Hugo comes Metensium
... Notum sit omni generationi donasse me deo monachis et fratribus de Alta Silva
libertatem perpetuo in omni dominatione de Dasborc ceterisque dominationibus meis
ad omnes usus necessarios, ad pastum videlicet animalium universorum, ad ignem et
ad edificia domorum suarum.
1123 Ebda, S. 29 (im Ndr. S. 293); vgl. auch Ders., Andlau und der Dagsburger Wald, S.
27 (im Ndr. S. 281).
1124 Siehe dazu ausführlich unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Andlau*.
338
gesprochen wird, kann man konstatieren, daß um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit
der Herrschaft Dagsburg ein territoriales Gebilde entstanden war, das sich
unabhängig neben der Vogtei über Andlau etablieren konnte1125 1126. Somit war die
Entwicklung von den Vogteirechten hin zur Herrschaftsbildung in einem Teil des
gesamten und weitläufigen dagsburgischen Besitzkomplexes schon unter Hugo
VIII. erfolgreich vollzogen.
Als allgemeingültig kann man feststellen, daß der Weg zur Territorialisierung von
anfänglich disparaten Adelsbesitzungen über das Instrument der Vogtei führte.
Inwieweit der Dagsburger Graf die anderen Vogteien, die er in seiner Hand ver-
einigen konnte, im Sinne der Herrschaftsbildung zu handhaben wußte, läßt sich auf
Grund der Quellensituation heute nicht mehr feststellen. Die Quellen berichten uns
von keinerlei Klagen, die zum Beispiel Übergriffe des Dagsburger Grafen auf
Klostergut betrafen, seitens jener geistlichen Institutionen, deren Vogt Hugo VIII.
war. Dies mag aber mit der Zufälligkeit der Quellenüberlieferung Zusammen-
hängen. Hugo VIII. wird das Instrument der Vogtei mit Sicherheit als geignetes
Mittel, Territorialpolitik zu betreiben, erkannt und auch genutzt haben, was aber
letztlich mangels Quellen schwer zu beweisen ist, aber durchaus der Praxis der Zeit
entsprach. Der Dagsburger Gral' wird hierin keine Ausnahme gebildet haben. Man
sieht Hugo VIII. in einigen Urkunden als Vogt für verschiedene Klöster aktiv, die
aber die üblichen Rechtsgeschäfte eines Vogtes beinhalten* 126. Lediglich anhand
einer im Jahre 1158 ausgestellten Urkunde des Abtes Erpho von Neuweiler1127
können wir erahnen, daß Hugo VIII. mittels seiner Stellung als Vogt eigene ter-
ritorialpolitische Interessen verfolgt hat. Hugo VIII. war Hochvogt des an der Zinsei
bei Dossenheim gelegenen alten Benediktinerklosters Neuweiler1128. Er war nach
Neuweiler gekommen, um den Abt und Konvent des Klosters zu bitten, daß man
ihm gegen Leistung eines jährlichen Zinses einige Wiesen unterhalb seiner Burg
Warthenberg auf dem Daubenschlagfelsen1129 überlassen möge, welche zu dem
1125 Dieser Vorgang scheint hier relativ frlih vonstatten gegangen zu sein, da der Begriff,
abgesehen von einer Urkunde der Gräfin Agnes von Langenstein aus dem Jahre 1138,
erst ab Beginn des 13. Jahrhunderts gängig wird, wie H. Büttner, Andlauer Besitz
und Reichsgut, S. 29 (im Ndr. S. 293), ausfuhrt.
1126 Siehe unten im Kap. 'Vogteien' die Art. zu 'Altorf/Altdorf', 'Andlau', 'Erstein' und
'Herbitzheim'.
1,27 Die Urkunde ist abgedruckt bei Würdtwein, 9. Bd., Nr 187, S. 365 ff.; weiterer
Druck bei SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica I, Nr. 298, S. 247 f.; die Urkunde wurde
nach dem 9. März des Jahres 1158 ausgestellt. Der terminus post quem fUr die
Ausstellung ergibt sich aus der folgenden Angabe in der Urkunde: Factum est autern
hoc Cyrographum anno ab incarnatione domini millesimo, centesimo quinquagesitno
octavo, regnante glorioso Cesare Friderico, anno regtii ejus septimo (Würdtwein, 9.
Bd., Nr. 187, S. 366) und dem Zeitpunkt des Regierungsantritts von Friedrich I. am 9.
März 1152. Das siebente Regierungsjahr begann folglich am 9. März 1158.
1128 Zu der Vogtei Uber Neuweiler siehe unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Neuwiller-les-
Saverne/Neuweiler'.
1129 Zu der Burg auf dem Daubenschlagfelsen siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art.
'Warthenberg'.
339
Hof des Klosters Neuweiler in Dossenheim gehörten1130. Die Verhandlungen
darüber gestalteten sich schwierig. Der 'Bitte' des Grafen, der, um seiner Anfra-
ge Nachdruck zu verleihen, cum plurimis honorabilibus personis1131 angereist war,
wollten der Abt und Konvent zuerst nicht entsprechen, damit - so heißt es zu-
mindest offiziell in dem Urkundentext - die Rechte der dort von der Abtei ange-
siedelten Bewirtschafter des Hofes an den Wiesen unangetastet bleiben sollten. Erst
als die mansionaru wohl auf massiven Druck Hugos VIII. einlenkten und unter der
Bedingung von ihren Rechten zurücktraten, daß ihnen die jährliche Weideabgabe an
den Vogt, w elche Coppelweida genannt wurde, erlassen werde1132, gaben auch Abt
und Konvent von Neuweiler nach. Hugo VIII. mußte darüber hinaus versprechen,
daß er den Lauf der Zinsei nicht verändere sowie die Mühle des Klosters daselbst
und ebenso die klösterlichen Fischereirechte in der Zinsei nicht antaste1133.
Zusätzlich mußte der Dagsburger Graf noch Bürgen für seine Versprechungen
stellen1134 Hugo VIII. besiegelte schließlich neben dem Abt die Urkunde mit1135,
An Hand der anfänglichen Weigerung des Abtes und Konventes, dieser Bitte zu
entsprechen, ist deutlich abzulesen, daß das Ansinnen des Grafen eimgen Konflikt-
stoff in sich barg. Durch die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen seitens der
Mönche treten deren Befürchtungen für uns klar zutage, nämlich, daß sich der Vogt
изо Wurdtwein, 9. Bd., Nr. 187, S. 365: Notum facio ego Erpho abbas Novillarensis
Ecclesiae tam futuris quam presentibus, qualiter comes Hugo de Dagesburc principalis
advocatus nostrae abbatice ex Metensis Episcopi beneficio ad nos cum plurimis
honorabilibus personis venit, & ut quaedam prata Warthenbergensi castro adjacenta,
sed ad jus & ad reditus curtis nostrae Dossenheim pertinentia, ei pro annuali censu
permitteremus, rogavit.
1131 Ebda. Zitat siehe Anrn.l 130.
1132 Ebda., S. 365 f.: Nos vero, quia nostrum est, res nostrae Ecclesiae potius augtnenlare,
quam alienare, nec hereditario nec censuali jure, prata pro quibus rogabat, voluimus
permittere, ea praesertim intentione ne tnansionarius curtis praedictae, ad quorum jura
& usus eadem prata pertinebant videremur injuriam facere, vel vectigal nostrum
diminuere. Nobis autem ob praedictam causam assensum petitioni comitis
denegantibus, mansionarii ejusdem curtis nostrae quicquid juris in pratis possederant
abdicantes, comiti ea permiserunt, ea scilicet conditione, ut nec ipsi, nec eorum posteri
quicqucun de solito reditu huobarum diminuerent, dc ut ipsi justitiam annualis pascue,
quae vulgari nomine Coppelweida dicitur, quam advocato debeant, deinde relaxatam
haberent.
1133 Ebda., S. 366: Verum ut nos retenta omni proprietate nostra in eisdem pratis id
permitteremus praedictus comes advocatus noster Hugo dato Sacramento fidei tam
suae, quam suorum fidelium confirmavit, quod nec cursum fluvii nostri Seinzele
quoquam diverteret, vel locum molendinum, vel jus piscationis aliqua arte, vel per se,
vel per susfectam personam impedieret.
1134 Ebda., S. 366: Quin insuper praeter fidei sacratnentum obsides nobis domnum Otlonem
de Geroldiseke, Hezelinum de Wangen Volctnarum de Mitthilhusen Alberlum de
Heroldesheim instituit, ut si forte, quod absit, praevaricator datae fidei fieret,
supradicti obsides in villam hanc, Novillarensem videlicet, & in potestatem nostram
pro fide commoniti venirent, nec usquam sine nostri licentia ex villa, nisi condigna
satisfactione recepta abirent.
1135 Ebda., S. 366 Г: Ne autem quis temerarius malitia cecatus hanc Kartam infringat,
predicti comitis Hugonis nostri principalis advocati sigilli inpressione confirmavimus
<& nostri
340
mittels der Wiesen, die er natürlich wirtschaftlich nutzen wollte, Zugang zur Zinsei
verschaffen, zum Schaden der Abtei den Flußlauf verändern und Für seine Zwecke
nutzen könnte. Wegen der nachdrücklichen 'Bitte' Hugos um die Überlassung der
Wiesen, scheinen diese Befürchtungen von seiten der Abtei nicht unbegründet
gewesen zu sein. Ob sich die Befürchtungen letztendlich bewahrheitet haben,
wissen wir nicht, in den Quellen ist dazu nichts verzeichnet. Bei einem Blick auf
die Landkarte werden jedoch ganz deutlich die Motive des Dagsburger Grafen
sichtbar, welche das Interesse an den Wiesen erklären. Hugo VIII. hat versucht, sich
im Bereich der Zabemer Steige an strategisch und handelspolitisch wichtigen
Stellen zu etablieren. Außerdem schloß das Gebiet um Dossenheim ja nördlich an
die Dagsburger Grafschaft an, war also zur Arrondierung der Gralschaft bestens
geeignet. Die Wiesen bei Dossenheim bildeten dabei nur einige kleine Mosaik-
steine, die uns aber das übergeordnete Ziel Hugos VIII. erkennen lassen.
Territorialpolitik Alberts II.
Gerade am Ende des 12. Jahrhunderts war es immer deutlicher geworden, daß zur
Sicherung der Macht und Herrschaft im Hinblick auf die Zukunft die Bildung von
geschlossenen Territorialkomplexen vordringlich wurde. Albert II. sali sich bezüg-
lich der Herausbildung eines möglichst geschlossenen Territoriums vor eine
schwierige Aufgabe gestellt, da er zwar eine stattliche Anzahl von Gütern, Burgen
und Vogteien vom oberen Elsaß bis ins Maasgebiet bei Lüttich in seinem Besitz
versammeln konnte, die sich grob in mehrere Komplexe zusammenfassen lassen -
so ein Komplex im Elsaß mit Besitzungen im Ober- und Unterelsaß, ein zweiter in
Oberlothringen zwisehen den beiden Polen Dagsburg und Metz und ein dritter
kleinerer am Mittelrhein westlich von Worms mit vom Metzer Bistum abhängigen
Besitzungen1 *36 und schließlich ein vierter in Niederlothringen mit der Grafschaft
Moha an der Maas -, jedoch konnten die reichen dagsburgischen Besitzungen bei
weitem kein einheitliches großes geschlossenes Territorium bilden. I^ieser enorme
Besitz, davon viel Streubesitz, der natürlich auch eine Vielzahl von territorial-
politischen Konkurrenten des Dagsburgers bedingte, machte es letztendlich un-
möglich, einen geschlossenen Herrschaftskomplex aufzubauen.
Bei Albert II. können wir wie bei seinem Vater Bestrebungen erkennen, seine
einzelnen Herrschaftsgebiete durch Hinzuerwerbungen territorial abzurunden, um
regelrechte Herrschaften zu bilden. Albert II. scheint seine Schwerpunkte mehr im
oberlothringischen Raum im Bistum Metz gesetzt zu haben, da uns liier dies-
bezügliche Aktivitäten bekannt geworden sind. In Niederlothringen und im Elsaß 1136
1136 Diese Besitzungen Alberts II. (Güter und Rechte in Bechtheim, Gau-Odernheim,
Ottersheim, Pfeddersheim, Einselthum, Eppelsheim und die Vogtei Uber die dortigen
Güter von St. Salvator in Metz) waren an Werner von Boianden verlehnt. Siehe W.
Sauer, Die ältesten Lehnsbücher der Herrschaft Boianden, Wiesbaden, Philadelphia
1882, S. 24: De comite Alberto de Dagesburg advocatiam super Eppeinsheim, super
bona sancti Salvatoris, triginta mansos in Otternheim et X. in Petternsheim.
Advocatiam super ecclesiam in Enseltheim et super curiam ad eam pertinentem et
beneficium in Bertheim annuatim V. libras solvens et advocatiam in Otternheim.
341
gestaltete sich dieses Vorhaben als schwierig. So wirkten in Niederlothringen
gerade am Ende des 12. und am Anfang des 13. Jahrhunderts einzelne mächtige
Dynasten, die hier ihre territorialpolitischen Rivalitäten austrugen und kaum
Spielraum für weitere Rivalen zuließen: Herzog Heinrich von Niederlothringen, der
Herzog von Limburg, die Grafen von Hennegau, von Namur sowie von Loon und
natürlich, nicht zu vergessen, der Lütticher Bischof. Auch war die Grafschaft Moha
eher klein, relativ geschlossen und zudem noch eingekeilt zwischen der Graf schalt
Namur, dem Lütticher Bistumsbesitz, zu dem die Grafschaft Huy gehörte, und den
Besitzungen der Grafen von Loon. Zusätzlich spielten reichspolitische Interessen
der Staufer an der Maas eine Rolle. Im niederlothringischen Raum gab es also
wenig Entfaltungsmöglichkeiten für den Dagsburger Grafen, obschon er immer
wieder in dieser Hinsicht aküv wurde, wie seine Teilnahme an den verschiedensten
Fehden in Niederlothringen belegt.
Im Elsaß war die Konkurrenz der Staufer war dort übermächtig, das Elsaß bildete
ein Kernland in ihren Besitzungen. Hier war es immer wieder zu Ausei-
nandersetzungen zwischen Mitgliedern aus beiden Familien gekommen. Der letzte
Versuch der Dagsburger Grafen unter Albert II., im staufisch-welfischen
Thronstreit ihren Einfluß im Elsaß auszudehnen und die Staufer zurückzudrängen,
ging für Albert II. negativ aus. Er mußte sich schließlich dem militärischen Druck
Philipps von Schwaben beugen, der ihm sicher einige Zugeständnisse gemacht hat,
aber nicht gewillt war, die starke staufische Position im Elsaß aufzugeben.
In Oberlothringen jedoch, im Bistum Metz, war die Situation anders. Albert II. war
als Graf von Metz und Hochvogt des Bischofs die einflußreichste weltliche,
politische lokale Größe in dieser Gegend. Hier kann man territorial politische
Aktivitäten Alberts II. erkennen, die erfolgreich verlaufen sind, wie uns das
Beispiel der Erwerbung der Herrschaft Türkstein vor Augen führt. Interesse an
diesem Gebiet zeigte Albert II. wohl schon länger, bildete die Herrschaft Türkstein
doch einen wichtigen Stützpunkt zwischen der von seinem Vater erworbenen
Grafschaft Metz im Westen und der Herrschaft Dagsburg im Osten. Gelegenheit zur
Erwerbung hatte Albert II. erst, als er, wolil um 1186, in einem Streit zwischen der
Abtei Haute-Seille und Kuno von Türkstein vermitteln sollte, der für den
Türksteiner negativ ausging, und dieser mußte seine Ländereien an Albert II.
übertragen und von ihm zu Lehen nehmen1137
1137 Siehe dazu ausführlich unten im Kap. 'Besitzungen den Art. Turquestein/Türkstein'.
342
10. Gertrud, die letzte Gräfin von Dagsburg
Der letzte Sproß des Dagsburger Geschlechtes, die Tochter Alberts II., Gertrud, war
auf Grund der obengenannten Faktoren zeit ihres kurzen Lebens ein Spielball der
unterschiedlichsten politischen Interessen gewesen. Vor allem in der Heiratspolitik
der verschiedenen Dynasten spielte sie eine wichtige Rolle, denn sie war als
einziges Kind Alberts II. von Dagsburg eine zukünftige Erbin von beträchtlichen
Besitzungen und somit eine begehrte Braut. Ihre letztlich drei Eheschließungen
wurden denn auch in mehreren Chroniken der Zeit erwähnt, ebenso wurde auf den
reichen Erbfall bei ihrem Tode hingewiesen1138 Als sie im Jahre 1225 im Alter von
19 Jahren starb, hat ihr Tod, da alle ihre drei Ehen kinderlos geblieben waren, die
größte territorialpolitische Umwälzung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
sowohl im Elsaß als auch in Ober- und Niederlothringen ausgelöst1139.
Viele Lebenszeugnisse von ihr haben sich indes nicht erhalten. So gibt es wenig
urkundliche Zeugnisse Gertruds. Erst 1221, vier Jahre vor ihrem Tod, ist sie als
selbständige Ausstellerin von eigenen Urkunden belegt114°, in Urkunden ihrer Ehe-
männer wird sie öfters genannt1141.
Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I. von
Oberlothringen
Es ist nicht bekannt, wo Gertmd ihre ersten Lebensjahre verbracht hat. Ob sie bis
zum Tod ihres Vaters am Anfang des Jahres 1212 in dessen Obhut verblieb, oder ob
sie schon unmittelbar nach ihrer Verlobung an den oberlothringischen Herzogshof
kam, kann nicht geklärt werden. Man kann aus den Quellen auch nicht erkennen, ob
1138 Siehe Richen gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312.
Contigit igitur eo tempore, ducem Lotoringie Theobaldum ab hac vita migrare, qui
sortitus fuerat filiam comitis de Daxporc in uxorem. ... Comes vero Campanie adhuc
adolescens audiens comitatum illum tam opulentum, relictam ducis Lotoringie accepit
in uxorem, et hoc causa comitatus. Set cum eam aliquandiu habuisset, quia sterilis
erat, eam repudiavit; ipsa vero comiti Lignigne nupsit. Richer widmet das komplette
23. Kapitel der Dagsburger Erbschaftsfrage. Siehe auch Albrici monachi Triumfontium
Chronicon, MGH SS XXIII, S. 916: Comilissa Gertrudis cum esset heres unica de
Daborch et de quodam castro Leodiensis dyocesis quod Musaeum dicitur cum
appenditiis, et esset primo ducissa Lotharingie, deinde comilissa Campanie, novissime
vero de Linengis comitissa, tandem moritur sine herede. - Gertruds kinderloser Tod
wird noch erwähnt bei Aegidii Aureaevallensis Gesta episcoporum Leodiensium,
MGH SS XXV, ed. J. Heller, lib. III, cap. 94, S. 119 (Anno Domini 1225. defuncta
sine liberis comitissa de Muhal Gertrude, que fuit filia comitis Alberti.....), auch
Reineri annales, MGH SS XVI, S. 679 [Anno 1225 ... Defuncta sine liberis comitissa
de Muhal Gertrude, filia comitis Alberti). Reiner kennt übrigens nur die ersten beiden
Ehen Gertruds mit dem Herzog von Oberlothringen und dem Grafen von der
Champagne (ebda., S. 678).
! 139 Siehe dazu unten das Kap. 'Der Streit um die Dagsburger Erbschaft'.
1140 Zu den Urkunden, die Gertrud von Dagsburg ausgestellt hat, siehe oben, S. 131 f mit
Anm. 729.
1141 Siehe dazu unten S. 346 f. mit Anm. 1161 und im im Anhang, Urkunden Nr. 16 u 20.
343
ihre Mutter während Gertruds Verlobungszeitraumes noch am Leben war1!42.
Gertrud wird aber mit Sicherheit nach dem Tod Alberts II. am Hof des Herzogs und
in der Nähe von dessen Sohn, ihres Verlobten, gewesen sein, wie uns zwei
Urkunden aus dem Jahre 1212 zeigen. In beiden Urkunden, die eine von Abt
Heinrich von Haute-Seille1142 1143, die andere von Herzog Friedrich II. von Oberloth-
ringen1144, die nach dem Tode Alberts II. von Dagsburg ausgestellt wurden1145,
wird Theobald als menburdus1146 1147 bzw. memburdusn47 von Gertrud genannt, das
heißt, daß Theobald als ihr Vogt amtierte. Beide Urkunden sind Ausfluß der
politischen Situation nach dem Tode des letzten männlichen Dagsburger Grafen
und dienten der Sicherung des Anspruches des Lütticher Bischofs auf Moha und
Waleffe. Bischof Hugo von Lüttich ging unmittelbar nach dem Tode Alberts II.
daran, endgültig seine Ansprüche auf Moha und Waleffe durchzusetzen, die er nie
aufgegeben hatte1148. Er betrachtete die 1204 mit Albert II. getroffene Ver-
einbarung über die Abtretung von Moha und Waleffe1149 immer noch als gültig und
schätzte seine Chancen, diese Ansprüche durchzusetzen, nun als günstig ein, da
Gertrud, die Tochter und Erbin Alberts II., erst sechs Jahre alt war. Einen seiner
Mitkonkurrenten um die besagten Ländereien, den niederlothringischen Herzog
Heinrich von Brabant, hatte der Bischof zwar schon 1206 zur einstweiligen
Aufgabe seiner Ansprüche bewogen1150, doch flammten nach dem Tod Alberts II.
im Mai 1212 die Kämpfe zwischen Heinrich I. von Brabant und Bischof Hugo von
Lüttich wieder auf. Heinrich I. scheint jetzt erkannt zu haben, daß Hugo den
wesentlich günstigeren Vertrag mit Albert II. abgeschlossen hatte und erneuerte
seine Ansprüche auf die Dagsburger Besitzungen im Maasgebiet und fiel in das
Lütticher Territorium ein, belagerte erfolgreich Lüttich und verwüstete die Stadt.
Anschließend wandte er sich gegen Moha und Waleffe, konnte jedoch lediglich
Waleffe besetzen1151. In diesen politischen Zusammenhang sind die beiden schon
genannten Urkunden von Herzog Friedrich II. und Abt Heinrich von Haute-Seille
einzuordnen. Herzog Friedrich sali nach dem Tode Alberts II. von Dagsburg seine
1142 Siehe dazu oben, S. 119.
1,43 Bormansu. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 106, S. 168.
1144 Ebda., Nr. 107, S. 169.
1145 Ebda., Nr. 106, S. 168 u. Nr. 107, S. 169. Die Urkunden, die keine Tages- und
Monatsangabe haben, sind sicher nach dem Ableben Alberts II. von Dagsburg
ausgestellt, wie die Formulierungen Albertum bone metnorie quondam comitem de
Dauborc (ebda., Nr. 106, S. 168) und Alberti bone metnorie quondam comitis de
Dauborc (ebda, Nr. 107, S. 169) beweisen. Die Behauptung von Mohr, Lothringen, 3.
Bd., S. 146, Anm. 284, die Urkunde sei noch zu Lebzeiten Alberts II. ausgestellt
worden, entbehrt somit jeder Grundlage. Im übrigen widerspricht sich Mohr selbst, da
er dieselben Urkunden an anderer Stelle seines Buches zeitlich richtig einordnet,
nämlich in die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen dem Lütticher Bischof und
Herzog Heinrich von Brabant um das Erbe Alberts II., die nach dessen Tod einsetzten
(ebda, S. 47 u. S. 147, Anm. 302 u. 303).
1146 Bormansu. Schoolmeesters,CartulaireI, Nr. 106, S. 168.
1147 Ebda., Nr. 107, S. 169.
1148 Siehe dazu oben, S. 317.
1149 Siehe dazu oben, S.312 ff.
1150 Siehe dazu oben, S. 317.
1151 Reinen annales, MGH SS XVI, ad 1212, S. 664.
344
einzige Chance, dessen niederlothringisches Erbe für sein Haus zu sichern, in einem
vertraglichen Ausgleich mit dem Lütticher Bischof. Eine militärische Durchsetzung
der Ansprüche seines Sohnes hätte ihn sowohl zum Gegner des Bischofs als auch
des niederlothringischen Herzogs gemacht. So beschritt er den Verhandlungsweg.
Von Heinrich von Brabant war kein Entgegenkommen zu erwarten, denn dieser
verfolgte eigene territorialpolitische Ziele im Maasgebiet, er benötigte Moha und
Waleffe als Vorposten gegen den Lütticher Bischof. Der oberlothringische Herzog
als Herr über Moha und Waleffe wäre aus der Sicht Heinrichs von Brabant nicht
kalkulierbar und akzeptabel gewesen. Für Herzog Friedrich bot sich folglich nur der
Bischof, der Bündnispartner gegen Heinrich von Brabant benötigte, als erfolg-
versprechender Verhandlungspartner an. Unter der Vermittlung des Abtes von
Haute-Seille kam es schließlich zwischen Bischof Hugo auf der einen Seite und
Herzog Friedrich II. von Oberlothringen, seinem Sohn Theobald und Gertrud auf
der anderen Seite noch im Ja lue 1212 zu einer vertraglichen Vereinbarung1152. Der
Herzog von Oberlothringen, sein Sohn und Gertrud erkannten schließlich die
Ansprüche des Lütticher Bischofs auf Moha und Waleffe an1153, Die genaue Rege-
lung bezüglich der strittigen Besitzungen wird in der Urkunde Herzog Friedrichs
nicht erwähnt, sie wird aber sicher auf der ursprünglich zwischen Albert II. und
Bischof Hugo im Jahre 1204 getroffenen Vereinbarung1154 basiert haben, nämlich,
daß eine förmliche Übertragung von Moha und Waleffe an den Bischof vorge-
nommen wurde, der die genannten Besitzungen Gertrud und deren Vormund als
Lehen zurückgab1155. Herzog Fnedrich von Oberlothringen ist im Anschluß an
diese vertraglichen Vereinbarungen in die inzwischen von Bischof Hugo zustande
gebrachte Koalition gegen Heinrich von Brabant eingetreten. So hatte der Bischof
während des Waffenstillstandes neben dem oberlothringischen Herzog noch die
Unterstützung des französischen Königs und des Grafen Ferrand von Flandern
gewinnen könne1156. Gegen diese wohl übermächtige Koalition um den Lütticher
Bischof schätzte der Brabanter anscheinend die militärischen Erfolgsaussichten als
zu gering ein, so daß er sich mit dem Lütticher Bischof verständigte und sich zu
einem vorläufigen Friedensschluß genötigt sah. Er leistete einen eidlichen Verzicht
auf Moha und das restliche niederlothringische Erbe Alberts II. von Dagsburg1157
1152 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire 1, Nr. 106, S. 168. Die Urkunde ist auch
inseriert in den Bericht Uber die Ereignisse in Vitae Odiliae liber III de triumpho S.
Lamberti in Steppes, MGH SS XXV, S. 173.
1153 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 107, S. 169: ... Noverint universi quod
nos eletnosinam illam quam comes Albertus de Dauborc fecit ecclesie Leodiensi de
allodio suo de Musau et Waleue cum omnibus que tam in familia quam in aliis rebus
ad ipsum allodium pertinet, ratam habemus et approbamus, sicut continetur in carta
illa quam ecclesia Leodiensis inde recepit sigillo dicti Albero comitis corroboratam; et
quicquid in carta sepedicti comitis continetur, promittimus nos bona fide observaturos.
1154 Siehe dazu oben, S. 312 ff.
nss Ais Indiz dafür, daß die Regelung in diesem Sinne ausgefUhrt wurde, kann man werten,
daß Gertrud sich nicht nur weiterhin comitissa ...de Muhut nannte, sondern auch in
den Jahren 1223/24 in Moha weilte und - so betont sie - in ihrer Kapelle auf der Burg
eine Urkunde ausstellte. Siehe zum Beispiel im Anhang, Urkunden Nrn. 22-25.
1156 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1212, S. 665.
1157 Ebda.
345
Allerdings hielt der Frieden nicht lange. Im Folgejahr kam es wieder zu militäri-
schen Auseinandersetzungen zwischen Bischof Hugo und Heinrich von Brabant,
die in der Schlacht bei Steppes gipfelten, bei der der Bischof obsiegte1158. Heinrich
von Brabant mußte vorerst seine Ansprüche auf Moha und Waleffe zurückstellen.
Endgültig in Besitz nahm der Lütticher Bischof Moha erst im März des Jahres
1225, kurz nach dem Tode Gertruds, wie uns Reiner von Lüttich berichtet1159.
Die Ehe zwischen Gertrud von Dagsburg und Theobald von Oberlothringen wurde
1213, in dem Jahr, in dem Theobald seinem Vater im Herzogsamt nachfolgte,
rechtsgültig geschlossen, da ab diesem Zeitpunkt sich Theobald I. neben seinen
anderen Titeln auch als Graf von Dagsburg und Graf von Metz bezeichnete1160. Der
Metzer Bischof hat nach anscheinend längeren Verhandlungen Theobald als
Nachfolger Alberts II. im Metzer Grafenamt anerkannt, denn am 1. Januar des
Jahres 1215 w urden Gertrud und ihr Gemahl gegen die LImwandlung von Gertruds
Allod in Türkstcin, der Abtei Hesse und der Burg Diedersdorf in ein Metzer
Kirchenlehen vom Metzer Bischof formell mit der Grafschaft Metz belehnt1161.
1158 Ebda., ad 1212, S. 667-670.
1159 Ebda., ad 1225, S. 679: Defuncta sine liberis comitissa de Musau Gertrude, filia
comitis Alberti, domnus Leodiensis episcopus Hugo fidelitatem et hommagia
castellanorum et hominum terre absque omni coactione recipit, et castella Musau et
Waleve sine aliqua contradictione ingreditur 14. Kal. Aprilis fer ia 4. ante pasca
floridum.
1160 Urkunde aus dem Jahre 1213, eingetragen in das Chartular der Abtei Samt-Pierre-aux-
Nonnains de Metz in Paris, BN, MS latin 10027, fol. 18r° u. 18v°: Theobaldus
Lothormgie dux et marchio, comes Dasburgensis et Metensis. Neuzeitliche Abschriften
in Metz, AD Mos., H 3901, S. 36 („Cartulaire de l'Abbaye de Saint Pierre de Metz“,
Abschrift aus dem 18. Jhdt.) und H 3902, fol. 16r° („Kartular von St. Peter“, Abschrift
aus dem 19. Jhdt.). Abdruck in der masch. Diplomarbeit von J. Bernhaupt, Cartulaire
de l'Abbaye Saint-Pierre-aux-Nonnains de Metz, Nancy 1948, Nr. 39, S. 36. Eis gibt
jedoch aus dem Jahr 1213 auch urkundliche Belege von Herzog Theobald, in denen er
sich nicht Graf von Dagsburg und Metz nennt, so die Urkunde vom 27. Dezember
1213, abgedruckt bei F, J. Mone, Urkunden über Lothringen vom 12. bis 16.
Jahrhundert, in: ZGO 13, 1861, Nr. 3, S. 59; Regest bei Duvernoy, Catalogue, Nr.
254, S. 171. Weitere Belege ftir die Titulatur Herzog Theobalds als Graf von Dagsburg
und Metz sind dann erst wieder im Jahr 1214 nachzuweisen: Vertrag zwischen der
Herzogswitwe Agnes von Oberlothringen und ihrem Sohn, Herzog Theobald, vom Juni
1214, abgedruckt bei Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., pr , col. 424 f.:
Ego Agnes Ducissa Lotharingiœ & Marchisa, notum facio universis, quöd ego pro
bona & firmiori pace inter me & Th. filium meum Ducem Ixtlhor. & Marchionem
Melensem & Dasburgensem comitem ... (ebda., col. 424); Regest: Duvernoy,
Catalogue, Nr. 257, S. 173. - Vertrag zwischen Bischof Konrad von Metz und Herzog
Theobald I. vom 20. Dezember 1214: Theobaldus dux Lotharingie et marchio, comes
Metensis et de Dabour, gedruckt bei J. L. A. Huillard-Bréholles, Historia
diplomatica Friderici secundi 1,1, Pans 1852, S. 345 f., Zitat S. 345; Bur, Les relations,
S. 77, Anm. 2, der die Urkunde von 1213 nicht kennt, geht noch von 1214 als Jahr der
rechtsgültigen Eheschließung zwischen Herzog Theobald und Gertrud von Dagsburg
aus.
1161 Urkunde v. Hz. Theobald v. Lothringen vom 1. Januar 1215. Druck in: Marichal,
Cartulaire 1, Nr. 221, S. 496-498: Notum facimus quod venerabilis dominus noster C.,
Metensis et Spirensis episcopus, imperialis aule cancellarius .... nobis et uxori nostre
G., ducisse Lothoringie, comitatiun Dasborc, cum omnibus appendiciis suis, sicut pater
346
Von Gertrud selbst erfahren wir aus der Zeit ihrer ersten Ehe außer den obenge-
nannten urkundlichen Zeugnissen fast gar nichts, erklärbar dadurch, daß sie sich
während dieses Zeitraumes noch im Kindesalter befand. Lediglich 1219, nun schon
dreizehnjährig, ist sie als Consentientin in einer Urkunde ihres Gemahls, Herzog
Theobald, genannt, der mit Gertruds Zustimmung der Abtei Haute-Seille das Patro-
natsrecht der Kirche in Mantoncourt und Ommeray mit dem Zehnten schenkt1162.
Als selbständig handelnde Person tritt uns Gertrud von Dagsburg bis zum Ende
ihrer ersten Ehe nicht entgegen, was bei ihrem eben angesprochenen Alter - 1220,
beim Tod ihres ersten Gemahls, war sie erst 14 Jahre alt - nicht verwunderlich ist.
Wenden wir uns nun den politischen Ereignissen während des Zeitraumes zwischen
1213 bis 1220 zu, die auch mit dem durch die Heirat Gertruds mit Theobald I.
eingetretenen Übergang der dagsburgischen Besitzungen an das Oberlothringer
Herzogshaus verknüpft sind. Herzog Friedrich II., der Vater Theobalds, war 1213
gestorben, und die kurze Regierungszeit Theobalds (1213-1220) gestaltete sich tur-
bulent und war letztlich durch das völlige politische Scheitern geprägt. Auch gingen
nach dessen Tode im Jahre 1220 die durch die Heiratsverbindung Theobalds I. mit
Gertrud von Dagsburg entstandenen Ansprüche auf die reiche Erbschaft der
Dagsburger Gräfin dem oberlothringischen Herzogtum verloren.
Theobalds Vater hatte politisch noch die Partei des jungen Staufers ergriffen. Seiner
Unterstützung ist es im wesentlichen zu verdanken, daß Friedrich II. im Elsaß Fuß
fassen konnte. So hatte der Herzog dem staufischen Hoffnungsträger geholfen, das
wichtige Hagenau zu erobern116-T Er hatte dafür von Friedrich II. Güter in Rosheim
verpfändet bekommen1164.
dicte ducisse antea possedit in feodum et hominium. reddidil, tali tarnen condicione
interposita, quod si forte contingerel nos sine he rede proprii corporis decedere
nominata uxor nostra alodium de Trucqustain, ... cum Castro de Tihecort, ecclesie
beati Stephani Metensis conferret, feodum suum commuiando, quod ab ecclesia beati
Stephani Metensis coadvixerit in feodum optinerel. (Zitat S. 497 f.), zur Datierung
siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. Thicourt'Diedersdorf. In der Urkunde heißt
es zwar comitatum Dasborc, es kann jedoch damit nur die Grafschaft Metz gemeint
sein, da die Burg und Grafschaft Dagsburg von der Andlauer Abtissin zu Lehen ging
und nicht in der Verfügungsgewalt des Metzer Bischofs war. Kienast, Fürsten 11,1, S.
II mit Anm. 3, sieht das Problem auch, meint jedoch, daß die Grafschaft Dagsburg
ohne die Burg Metzer Lehen war. Allerdings lassen sich gegen Kienasts Auffassung
gewichtige Einwände Vorbringen, denn im Zusammenhang mit den Ereignissen nach
dem Tod Gertruds ist seitens des Metzer Bischofs nirgends die Rede davon, daß er
bezüglich der Grafschaft Dagsburg Lehensherr war. ln seiner Urkunde vom Mai 1225
(Metz, AD Mos,, G 152, Nachtrag 2, siehe dazu unten das Zitat, S. 371 mit Anm.
1297) spricht Bischof Johann von Metz davon, daß er die Grafschaft Metz, Sarrebourg,
Diedersdorf und Hesse eingezogen habe. Auch die anderen Quellen berichten nichts
von einer Einziehung der Grafschaft Dagsburg durch den Metzer Bischof. Siehe dazu
oben im Kap. 'Besitzungen1 den Art. 'Dabo/Dagsburg' und das Kap. 'Der Streit um die
Dagsburger Erbschaft’.
1162 Original in Nancy, AD M-et-M, H 608. Regest: Duvernoy, Catalogue, Nr. 324, S.
207. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 16.
1,63 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. III, cap. 20, S. 298.
1164 Ebda.
347
Über die politische Ausrichtung des neuen oberlothringischen Herzogs gibt es in
der Forschung widersprüchliche Aussagen. Die vorherrschende Meinung ist, daß
Gertruds Gemahl am Beginn seiner Regierungszeit auf der welfischen Seite stand.
Den Ausgangspunkt für diese Annahme bildet dabei ein Vertrag zwischen ihm und
hochgestellten Metzer Bürgern, die welfisch gesinnt waren, in dem diese dem
Herzog Hilfe gegen seine Feinde, außer gegen den Bischof von Metz und gegen den
Kaiser - also Otto IV. versprachen1165. Michel Bur hat die These aufgestellt, daß
eventuell die Heirat Theobalds I. mit der Tochter Alberts II. von Dagsburg bewirkt
hat, daß der Herzog auch die antistaufische Haltung des Dagsburger Grafen
sozusagen übernommen hat, da sich neue politische Gewichtungen ergaben, welche
durch die seiner Gemahlin - und somit auch ihm - zugefallenen Güter nach dem
Tode Alberts II. im Jahre 1212 entstanden sind1166. Gegen diese These ist
einzuwenden, daß die Verbindung zwischen den beiden Häusern - Oberlothringen
und Dagsburg - durch den Verlobungsvertrag ja schon seit 1206 bestand, Herzog
Friedrich zudem ein Anhänger Philipps von Schwaben war, dessen Hilfe er wegen
seiner Auseinandersetzungen mit seinem Schwiegervater, Gral' Theobald von Bar,
benötigte1167, und später, wie oben schon erwähnt, sich dem neuen König aus dem
staufischen Haus, Friedrich II., angeschlossen hat. Auch kann eine antistaufische
Gesinnung Alberts II. von Dagsburg seit ca. 1200 nicht mehr nachgewiesen wer-
den1168. Es ist allerdings hinsichtlich der durch die Heirat bedingten neuen
politischen Gewichtungen Michel Bur zuzustimmen, weil durch die von Theobald
erheirateten dagsburgischen Güter vor allem im Elsaß eine territorial pol irische
Konkurrenzsituation zwischen ihm und den Staufern entstanden war, die schließlich
1218 in einem militärischen Konflikt, den Kampf um Rosheiin, mündete1169.
Auch hat Theobald I. angeblich auf seiten Ottos IV. 1214 an der Schlacht von
Bouvines teilgenommen, wie es uns Wilhelmus Britto in seiner 'Philipide'
berichtet1170; er ist also schon kurz nach seinem Regierungsantritt in Konflikt mit
dem jungen Staufer Friedrich II. geraten1171. Diese Auffassung hat Emile
1165 Duvernoy, Catalogue, Nr. 258, S. 173. Die vertragliche Vereinbarung des durch seine
Ehe Graf von Metz gewordenen Herzogs mit welfischen Repräsentanten spreche
für seine gleichartige politische Gesinnung, so der Tenor bei Bur, Les relations, S. 76.
Vgl. J. Schneider, Metz, S. 107 f., Anm 35. Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 148, Anm.
314, läßt diese Quelle nicht als Beweis gelten, da z. B. der Metzer Bischof, der
auch aus dem Beistandsversprechen ausgenommen wird, zu der Zeit bereits staufisch
gesinnt war.
1166 Bur, Les relations, S. 76 f.; dem folgt W, Kienast, Deutschland und Frankreich in der
Kaiserzeit (900-1270). Weltkaiser und Einzelkönige, 3. Teil, 2. Aufl., Stuttgart 1975,
S. 570, Anm. 1638. Dieser These hat Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 148, Anm. 314,
widersprochen.
1167 Vgl. dazu Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 44 ff.
1168 Siehe dazu oben, S. 308 ff.; vgl. auch Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 148, Anm. 314.
1169 Siehe dazu unten, S. 351 -356.
1170 Ex Wilhelmi Brittonis Philipide, in: Ex Wilhelmi Brittonis operibus, ed. A. Molinier,
A. Pannenborg, G. Waitz, MGH SS XXVI, S. 355, Vers 381 f.
1171 Zur Teilnahme Theobalds I. an der Schlacht von Bouvines und zu seinem Konflikt mit
Friedrich II. vgl. Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., 2. Bd., S. 370,
Anm. 3 u. S. 383 f.; B. GUMLICH, Die Beziehungen der Herzoge von Lothringen zum
348
Duvernoy1172 in Frage gestellt. Duvemoy bezieht sich dabei auf eine Urkunde
Friedrichs II. vom 5. September 1214, in der Herzog Theobald I. unter den Zeugen
zu finden ist1173. Duvemoy behauptet nun, daß Herzog Theobald, wenn er denn auf
der Seite der Gegner des Staufers an der Schlacht von Bouvines teilgenommen
hätte, sich so kurz nach dieser Schlacht nicht am Hofe Friedrichs II. hätte sehen
lassen kömien. Dies wäre ein „obstacle moral“1174 gewesen, was sich der Herzog
nicht hätte leisten körnten. Aufgrund des Umstandes, daß Wilhelmus Britto die
oberlothringischen Ritter und ihren Herzog nur in der 'Philipide' nennt, nicht aber in
den 'Gesta', in denen die Schlacht von Bouvines sehr detailliert geschildert
wird1175, behauptet Duvernoy, daß Wilhelmus Britto den Ruhm von Philipp II,
August erhöhen und seinen Sieg dadurch noch herausheben wollte, indem er die als
ganz besonders kampferprobt und kriegstüchtig geltenden Oberlothringer als
Mitwirkende bei der Schlacht von Bouvines hinzuerfand und den französischen
König sozusagen auch noch über sie siegen ließ1176. Duvernoy läßt aber
letztendlich wegen der sich widersprechenden Quellen die Lösung des Problems
offen1177 Walther Kienast hat sich mit berechtigten Einwänden gegen diese These
Duvernoys gewandt1178. Kienast hat darauf hingewiesen, daß Heinrich von
Brabant, der sicher an der Schlacht von Bouvines auf seiten Ottos IV. teil-
genommen hatte, ebenfalls als Zeuge in der obenerwähnten Urkunde Friedrichs II.
vom 5. September 1214 auftritt1179. Bei Heinrich von Brabant hätte ja auch ein
'moralisches Hindernis' sein Erscheinen am Hofe Friedrichs II. verhindert. Somit
wird also der Argumentation Duvernoys die Grundlage entzogen.
deutschen Reiche im 13. Jahrhundert mit Berücksichtigung der übrigen lothringischen
Gewalten, Diss. Halle a S. 1898, S. 13; G. Poull, La Maison ducale de Lorraine,
devenue La Maison impériale et royale d'Autriche, de Hongrie et de Bohême, Nancy
1991, S. 59; H. Thomas, Die lehnrechtlichen Beziehungen des Herzogtums Lothringen
zum Reich von der Mitte des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, in; Rhein. Vjbll.
38 (1974), S. 170; Hücker, Otto IV., S. 307 u. 318; ferner W. Stürner, Friedrich II.,
1. Bd., Darmstadt 1992, S. 220. Hücker, S. 3!8, Nr. 30, stützt sich dabei auf Philipp
Mouskets Historia regum Francorum und identifiziert den H dus de Louvaing (Ex
Philippi Mousket Historia regum Francorum, ed. A. Tobler, MGH SS XXVI, V.
21465, S. 754) mit Herzog Theobald I. von Lothringen; von einer öffentlichen Abbitte
Herzog Theobalds nach der Niederlage von Bouvines, wie bei M. Parisse, Die
Hochblüte des Lehenswesens (12.-13. Jahrhundert), in; Lothringen - Geschichte eines
Grenzlandes, hrsg. v. M. Parisse (dt, Ausg. v. H.-W. Herrmann), Saarbrücken 1984,
S. 161, zu lesen ist, wissen die Quellen nichts.
1172 Duvernoy , Catalogue, Nr. 260, S. 174 f.
1173 Huillard-Bréholles 1,1, S. 313 ff.- Böhmer-Ficker V,l, Nr. 747.
1174 EXtvernoy, Catalogue, Nr. 260, S. 175.
1175 Ex Wilhelmi gestis Francorum (Philippi 11. Augusti), in: Ex Wilhelmi Brittonis
operibus, ed. A, Mounier, A. Pannenborg, G. Waitz, MGH SS XXVI, S. 307-317.
1176 Duvernoy, Catalogue, Nr. 260, S. 175. In der offiziellen Gefangenenliste, die nach der
Schlacht von Bouvines angefertigt wurde, ist Herzog Theobald I. jedenfalls nicht zu
finden (De pugna Bovinensi, H.: Catalogus captivorum, ed. A. Molinier, MGH SS
XXVI, S. 391 ff.).
1177 Duvernoy, Catalogue, Nr. 260, S. 175.
1178 Kienast, Fürsten 1, S. 211, Anm. 1.
1179 Ebda ; Huillard-Bréholles 1,1, S. 313 ff.
349
Walter Mohr indessen beruft sich in dem 1979 erschienenen dritten Band seiner
„Geschichte des Herzogtums Lothringen“ auf die These Duvemoys und leugnet die
Teilnahme Herzog Theobalds an der Schlacht von Bouvines118°. Mohr sieht Herzog
Theobald I. für die ersten Jahre seiner Amtszeit nicht als Gegner, sondern wie schon
dessen Vater als Sympathisanten des Staufers, allerdings politisch sich zurück
haltend1180 1181. Das Hauptaugenmerk Theobalds habe dem politischen Verhalten des
Grafen von Bar, der auf staufischer und auf französischer Seite stand, gegolten1182.
Dies sei auch der Grund gewesen, daß Theobald zunächst vorsichtig taktiert und
erst in der zweiten Hälfte 1214 Kontakt zu Friedrich II. aufgenommen habe1183.
Zudem zweifelt Mohr den Wahrheitsgehalt der 'Philipide' an, die uns vom Mitwir-
ken Theobalds I. an der Schlacht von Bouvines berichtet. Er vermutet, daß hierbei
eine Verwechslung mit dem Herzog von Niederlothnngen vorliege, der ja nach-
weislich an der Schlacht von Bouvines an der Seite Ottos IV. teilgenom-
men hat1184. Gegen diese Behauptung ist einzuwenden, daß Wilhelm Britto in der
besagten, von Mohr angezwei fei teil Passage der 'Philipide' sehr genau zwischen
dem niederlothnngischen Herzog, Heinrich von Brabant, und den Brabantem
1180 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 48 und 148, Anm. 314.
1181 Ebda., S. 48 f.
1182 Ebda , S. 49, so auch Kienast, Fürsten I, S. 212; ebenso Thomas, Beziehungen, S.
170. Indes ziehen Walther Kienast und Heinz Thomas andere Folgerungen als Walter
Mohr. Für Kienast und Thomas ist dies ja gerade der Grund, warum Theobald I sich
auf die Seite des Welfen schlägt.
1183 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 49, Herzog Theobald 1. ist Ende des Jahres 1214 als
Zeuge in folgenden Urkunden Friedrichs II. und in dessen Umgebung nachweisbar:
Urkunde Friedrichs II. vom 5. September 1214 (Huillard-Br£holles 1,1, S. 313 ff -
Böhmer-Ficker V,l, Nr. 747), Urkunde Friedrichs II. ebenfalls 1214, ohne Tages- und
Monatsangabe {S. 346 ff. - Zum Datierungsproblem siehe Böhmer-Ficker V,l, Nr.
773). Bischof Konrad von Metz bestätigt am 29. Dezember 1214 in Anwesenheit
Friedrichs II. den Rechtsspruch zwischen Erzbischof Theoderich von Trier und Herzog
Theobald von Lothringen (Huillard-Br£holles 1,1, S. 348 ff.); gleichlautende
Urkunden Uber den Vorgang von Friednch II. (ebda , S. 349 f.) und den Schöffen von
Metz (ebda., S. 350), ebenfalls mit Herzog Theobald als Zeugen. Vgl. zu den drei
letztgenannten Urkunden Böhmer-Ficker V,l, Nr 774. Am Beginn des Jahres 1215
findet man Herzog Theobald ebenfalls als Zeugen in einer Urkunde Friedrichs II. vom
8. Januar (E W’inkelmann, Acta imperii inedita saeculi XIII et XIV, I Bd., Innsbruck
1880, Nr. 125, S. 105 f. - Böhmer-Ficker V,l, Nr. 776). Auch sonst ist der Herzog
zwischen 1215 und 1216 vereinzelt in der Umgebung Friedrichs II nachweisbar:
Anfang April 1215 (Böhmer-Ficker V.l, Nr. 788); 29. Mai 1215 (Huillard-
BRfinoLLEs 1,2, S. 383 f. - Böhmer-Ficker V.l, Nr. 800); 1. Juni 1215 (Winkelmann,
Acta, 1. Bd., Nr. 128, S. 109 - Böhmer-Ficker V,l, Nr. 801); 23. Januar 1216
(Huillard-Bröiolles 1,2, S. 438 ff, zur Problematik der Datierung siehe Böhmer-
Ficker V,l, Nr. 842); er soll auch bei der Krönung Friedrichs II. am 25. Juli
1215 anwesend gewesen sein, denn wie die Chronica regia Coloniensis, S 236,
berichtet, war bei den Feierlichkeiten ein dux de Ancei anwesend, der zweifellos, wie
schon F. W. Schirrmacher, Kaiser Friedrich der Zweite, 1. Bd., Göttingen 1859, S.
287, festgestellt hat, mit dem Herzog von Nancy, sprich Oberlothringen, zu iden-
tifizieren ist (vgl dazu Böhmer-Ficker V.l, Nr. 810b).
1184 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 143, Anm. 314.
350
einerseits und dem Oberlothringer Herzog mit seinem Anhang andererseits
differenziert1185.
Neuerdings hat meines Erachtens George Poull den Sachverhalt auf den Punkt
gebracht, wenn er folgendes über Theobalds Verhalten nach der Schlacht von
Bouvines lapidar schreibt und dabei auf die Zeugenschaft des Herzogs in der
Urkunde Friedrichs II. vom 5. September 1214 abzielt: „II change rapidement de
camp quand il constate qu'Othon IV est vaincu“1186. Wollte der Herzog poliüsch
überleben, so war ein Seitenwechsel vom Verlierer zum Sieger das Gebot der
Stunde. Ein rascher Frontenwechsel der Fürsten war außerdem in dieser Zeit nichts
Ungewöhnliches, gerade wenn man sich die Ereignisse im deutschen Thronstreit ab
1198 vor Augen führt. Man denke nur an die häufigen politischen Wechsel des
Landgrafen von Thüringen oder auch an Albert II. von Dagsburg, der nach seiner
militärischen Niederlage gegen Philipp von Schwaben von diesem gezwungen
wurde, zur staufischen Anhängerschaft überzuwechseln1187.
Andererseits wird König Friedrich II. auch klug beraten gewesen sein, nach seinem
politischen Sieg erst einmal nicht unversöhnlich aufzutreten, sondern abwartend zu
taktieren. Er konnte es sich vorerst politisch und militärisch nicht leisten, massiv
gegen die ehemaligen Anhänger Ottos IV. unter den deutschen Fürsten vorzugehen,
sondern es war im Sinne einer schnellen Konsolidierung seiner Herrschaft im Reich
nur von Vorteil, den Ausgleich zu suchen.
Hatten die durch die Heirat mit der Dagsburger Erbin in Herzog Theobalds Besitz
gelangten Güter das Augenmerk Theobalds verstärkt auf den elsässischen Raum
gelenkt1188 und dessen Machtbasis nicht nur in Oberlothringen, sondern auch im
Elsaß beträchtlich ausgeweitet, indem sie ihm Stützpunkte im Elsaß und die Kon-
trolle von wichtigen Vogesenübergängen einbrachten1189, so stellte nun zusätzlich
das an der Straße zwischen Straßburg und Lothringen gelegene und ehedem von
König Friedrich II. an Theobalds Vater verpfändete Rosheim eine weitere wichtige
Verbindung zum Elsaß dar1190. Zum Konflikt kam es, als der König die verpfan-
1185 Die besagte Passage lautet:
Territat in primis nostri confinia regni
Othonis socer Henricus, cui mille catervas
Exhibet et plures Brabancio, servor alter
Quo nusquam est populus bello aut assuetior armis.
Excitat ex alia Lothoringos parte bilingues
Dux suus, aurivolis replicantes aera signis.
Qui, cum simplicibus soleant sermonibus uti,
Non tarnen in factis ita delirare videntur;
(Ex Wilhelmi Brittonis Philipide, MGH SS XXVI, S. 355, Vers 377-384).
1186 Poull, La Maison ducale de Lorraine, S. 59.
1187 Siehe dazu oben, S. 307-310.
1188 Kienast, Deutschland und Frankreich, S. 570, Anm. 1638; vgl. dazu auch oben,
S. 348.
1189 Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 142 f.
119° vg|. Maier, Stadt und Reichsfreiheit, S. 82; ebenso Fhn, StädtegrUndungen, S. 43 f.,
Gumlich, Beziehungen, S. 15.
351
deten Güter in Rosheim dem jungen Herzog entzog1191, der Zeitpunkt ist nicht
bekannt1192.
Die Gründe, weswegen Friedrich II. Herzog Theobald I. das Pfand verweigert hatte,
liegen im dunkeln. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen diesen
Vorgängen und den Erbschaftsstreiügkeiten um die Champagne, in die auch Herzog
Theobald I. involviert war. Da Theobald I. die Lehensabhängigkeit von den Grafen
von der Champagne abschütteln wollte, hat er Erard von Brienne bei seinen
Ansprüchen auf die Champagne gegen Bianca von Troyes und ihren Sohn Theobald
IV. unterstützt, auf deren Seite aber der Staufer Friedrich II. stand1193. Michel Bur
meint nun, die Wegnahme Rosheims durch den König sei erfolgt, um einen Angriff
von Herzog Theobald zu provozieren, damit ein offizieller Anlaß für einen Gegen-
angriff Friedrichs II. und seiner Verbündeten gegeben sei1194. Man hat auch gemut-
maßt, daß die Teilnahme Theobalds I. auf seiten Ottos IV. an der Schlacht von Bou-
vines die Ursache für die Vorgehens weise Friedrichs II. gewesen sei1195, aber auch
lüer kann letztgültig keine Sicherheit erzielt werden.
Herzog Theobald griff, vielleicht enttäuscht, daß Friedrich II. das Pfand, ohne es
auszulösen, wieder an sich genommen hatte, möglicherweise mit Unterstützung des
Straßburger Bischofs Heinrich II.1196 iin Frühjahr 1218 Rosheim an.1197 Der Her-
zog führte sein Heer schließlich durch das ihm durch seine Ehe zugefallene
Breuschtal, wobei er wohl gedachte, die wichtige, das Tal beherrschende Burg
Girbaden als Rückendeckung zu benutzen1198. Er ließ seinen Vertrauten Lambi-
1191 Richen gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. 111, cap. 21, S. 298; vgl.
Stürner, Friedrich II., 1. Bd., S. 220.
1192 Die Behauptung in Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. III, cap. 21,
S. 298, trifft wohl nicht zu, da der Angriff auf Rosheim erst 1218 erfolgt ist und eine so
lange Zeitspanne zwischen dem Entzug Rosheims und der Reaktion Theobalds nicht
erklärbar ist. Die Erklärung bei Gumlich, Beziehungen, S. 154 f., daß Friedrich II.
dem Herzog eine Rückgabe im Falle der Bewährung in Aussicht gestellt hat und, da
die Rückgabe 1218 immer noch nicht erfolgt war, Theobald schließlich die Geduld
verloren und Rosheim angegriffen habe, trifft nicht zu, da er sich auf die gefälschten
Erinnerungen des Kanzlers Errard stützt. Siehe dazu Kienast, Fürsten 11,1, S. 5, Ders.,
Deutschland und Frankreich, 3. Teil, S. 570, Anm. 1638, L. Schaudel, Les comtes de
Salm et l'abbaye de Senones aux XIIe et XIIIe siècles, Nancy, Paris, Strasbourg 1921,
S. 79 f., Anm. 2.
1193 Zu den Vorgängen siehe D 'Arbois de Jubainville, Histoire, 4. Bd,, S. 101-197;
Kienast, Fürsten 11,1, S. 3 ff.; Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV., 2.
Bd., S. 454 ff., u. Bur, Les relations, S. 79 f.; die Darstellung der Ereignisse bei
Winkelmann, Friedrich IL, 1. Bd., S. 5-8, ist überholt, da er sich öfters auf die
gefälschten Erinnerungen des Kanzlers Errard beruft (siehe Anm. 1192).
1194 Bur, Les relations, S. 79; in diese Richtung weisen auch die Ausführungen von Mohr,
Lothringen, 3. Bd., S. 52.
1193 So bei Stürmer, Friedrich IL, 1. Bd., S. 220.
1196 Siehe dazu Annales Marbacenses, S. 88, die aber die Ereignisse fälschlicherweise dem
Jahr 1219 zuordnen und auch sonst einige chronologische Unrichtigkeiten in ihrer
Darstellung der Geschehnisse aufweisen. Vgl. dazu RegBfeStr. II, Nr. 838, S. 19 f.
1197 Zur Datierung siehe RegBfeStr. II, Nr. 838, S. 19 f.; vgl. auch Mohr, Lothringen, 3.
Bd., S. 150, Anm. 346.
1198 Siehe Anm. 1199.
352
kinus de Arches mit Fußtruppen Rosheini angreifen, während er sich mit seinen
Truppen im Breuschtal bei Wisches zurückhielt1199. Die lothringischen Truppen
aber wurden nach schon erfolgter Eroberung Rosheinis - womöglich weil sie im
Siegestaumel zu sehr dem Wein zugesprochen hatten, wie Richer von Senones
berichtet - doch noch von den Rosheimer Bürgern besiegt und vertrieben1200.
König Friedrich II. hat daraufhin - und nachdem sich die Expansionspläne des
Oberlothringer Herzogs auch gegen die Gräfin von der Champagne und deren
unmündigen Sohn gerichtet hatten1201 - einen Gegenfeldzug unternommen, Herzog
Theobald besiegt, gefangengenommen und ihn am 1. Juni 1218 im Vertrag von
Amance gezwungen, seine Aktivitäten einzustellen1202.
Georges Erb erwähnt noch einen weiteren Vertrag, der 1219 angeblich zwischen
Herzog Theobald I. einerseits und Friedrich II. und dessen Sohn Heinrich
andererseits geschlossen worden sein soll, in dem der Herzog, vielleicht als Folge
seiner Niederlage, wichtige Burgen im Elsaß an Friedrich II. abtreten mußte, so z.
B. Egisheim, Bernstein und Girbaden. Er soll als Gegenleistung dafür von den
Staufern die Hohkönigsburg erhalten haben1203. Allerdings kann Erb keinen
Quellenbeleg für diesen Vertrag beibringen, so daß in der Forschung die Existenz
eines solchen Vertrages zumeist angezweifelt wurde1204. Immerhin gibt Michel Bur
zu bedenken, daß 1226 staufische Anrechte an Girbaden sichtbar werden1205 1206, somit
durchaus auf eine Abtretung, zumindest von Teilen des Burggeländes von
Girbaden, geschlossen werden kann1200. Nun muß die Überstellung Girbadens an
1199 Lambikinus rückte durch das Breuschtal vor: Dux vero Theobaldus hoc audietis,
aduuatis sibi mililibus, precepil Lambikmo de Arches, qui quasi tnaior doinus ipsius
erat, ul cum peditibus ad Bruscam vollem descenderel et ibi eum expeclarel (Richen
gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. 111, cap. 21, S. 298). Ebenso diente das
Breuschtal als Fluchtweg, wo man auf den dort wartenden Herzog und dessen Truppen
traf: Lambikinus vero et aliqui qui cum eo erant providenlores.per portam que
ducit ad Bruscam-vallem exeuntes, fugerunt. ... Lambikinus vero cum paucis fuga
lapsus, ad dominum suum ducem Theobaldum, qui in conlmenti cum exercitu suo in
Brusca-valle erat, apud Wicha tristis advenil (ebda, cap. 22, S. 299).
1200 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. III, cap. 21 u. 22, S. 298 f.
1201 vgl. daz.u StÜrner, Friedrich IF, 1. Bd., S. 220 f.
1202 Zum Feldzug Friedrichs 11. siehe Richen gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV,
lib. III, cap. 23, S. 299 f. und Reineri annales, MGH SS XVI, S. 676, der die Ereignisse
aber dem Jahr 1217 zuordnet; Beurkundung des Vertrages zwischen Herzog Theobald
von Lothringen auf der einen Seite und der Gräfin Bianca von Troyes und deren Sohn
Theobald auf der anderen Seite durch Friedrich II. (Huillard-Bréholles 1,2, S. 545
ff.), Urkunde Herzog Theobalds über den Frieden mit der Gräfin Bianca von Troyes
und deren Sohn Theobald (ebda., S. 547 f.), Verzichtsleistung Herzog Theobalds auf
alle Übereinkünfte, die die Leute der Gräfin und ihres Sohnes ihm gegenüber hatten
(ebda., S. 549 f ), Beurkundung des Friedensvertrages durch Friedrichs Kanzler,
Konrad von Scharfenberg, Bischof von Metz und Speyer (ebda, S. 547), ebenso durch
Herzog Odo von Burgund (ebda, S. 549).
1203 G. Erb, Les châteaux du Hoh-Kœnigsbourg, Strassburg 1889, S. 34.
1204 So bei Ditvernoy, Catalogue, Nr. 321, S. 205 f. und Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 54
u. 151, Anm. 368.
1205 Urkunde Heinrichs (VII.), abgedruckt bei Böhmer, Acta, Nr. 319, S. 279 f.
1206 Bur, Les relations, S. 80 f.
353
den Staufer nicht im Rahmen eines solchen Vertrages von 1219 geschehen sein, sie
kann durchaus früher, kurz nach Theobalds Niederlage oder während seiner
Gefangenschaft erfolgt sein. Denkbar wäre auch, daß die Abtretung von strategisch
wichtigen Burgen im Elsaß, zu denen Girbaden ohne Zweifel zählte, eine
Bedingung Friedrichs II. für die Freilassung des Herzogs gewesen ist. Vor allem
war es aus militärpolitischen Erwägungen heraus sinnvoll, einem späteren
nochmaligen Angriff des Lothringer Herzogs auf Rosheim vorzubeugen, indem er
dem prospektiven Gegner in dessen Aufmarschgebiet einen wichtigen Stützpunkt,
nämlich Teile der Burg Girbaden, wegnimmt. Es lassen sich also durchaus Gründe
anführen, die ein solches Vorgehen Friedrichs II. wahrscheinlich machen. Die
obenerwähnten staufischen Anrechte auf Girbaden aus dem Jahre 1226 deuten
darauf hin. Daß solch einer Übertragung Girbadens erbrechtliche Gründe im Wege
standen, wie Walter Mohr meint1207, kann man nicht unbedingt als Gegenbeweis
gelten lassen, da ja Theobald I. nicht erst durch eine Beerbung der Dagsburger
Gräfin in den Besitz Girbadens gekommen ist, vielmehr wird es sich bei Girbaden
vielleicht um das Heiratsgut Gertruds handeln, von dem im Verlobungsvertrag ja
überhaupt nicht die Rede ist, sondern nur von der von Herzog Friedrich an Albert
II. von Dagsburg abzutretenden Burg Diedersdorf1208, was aber natürlich nicht
bedeutet, daß Gertrud von ihrem Vater kein Heiratsgut erhalten habe. Wir wissen
leider nicht, was alles zum Heiratsgut Gertruds gehört hat, dies ist aber für unser
Problem von sekundärer Bedeutung, denn nach dem Tod ihres Vaters Albert
anfangs des Jahres 1212, spätestens nach dem rechtlichen Vollzug der Ehe 1213,
wird Theobald die Verfügungsgewalt über alle dagsburgischen Güter erhalten
haben. Kann man einem Bericht Richers, der sich in der Chronologie der Ereignisse
allerdings nicht immer ganz sicher ist1209, Glauben schenken, so war der
oberlothringische Herzog Friedrich II., also Theobalds Vater, wahrscheinlich schon
vor 1213 im Besitz von dagsburgischen Burgen. Aus der Erzählung Richers, die
sich aus den Gerüchten speist, welche sich um den Lebenswandel des Bruders von
Herzog Friedrich, den abgesetzten Bischof von Toul, Matthäus, rankten, erfahren
wir, daß Friedrich eine der Konkubinen von Matthäus als Gefangene auf die Burg
Bernstein im Elsaß bringen ließ1210 1211. Der Herzog, in diesem Falle nicht einmal der
Ehemann Gertruds, sondern deren Schwiegervater, konnte also über eine Burg aus
dagsburgischem Besitz verfügen. Dieser Umstand erscheint recht merkwürdig und
läßt sich befriedigend nur erklären, wenn eine Minderjährigkeit Theobalds
vorliegen würde121!, der Vater also das Heiratsgut oder andernfalls die durch den
1207 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 54 u. 151, Anm. 368.
1208 Urkunde, abgedruckt bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47; siehe dazu oben,
S. 318 f.
1209 Siehe zur Datierung der Vorgänge um Rosheim oben, S. 352 mit Anm. 1197.
1210 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. III, cap. 2, S. 286: Dux vero
iratus accepit eam et misit earn in compedibus in castro Bernsteim in Alsacia, quod
filius eius Teobaldus habere dicebatur, quia, mortuo comite de Tasporch, idem dux
filiam eius filio suo acceperat in uxorem, ut ei idem comitatus cum uxore proveniret;
quod et ita contigit.
1211 Das Geburtsdatum von Herzog Theobald I. läßt sich nicht bestimmen. Er tritt zum
ersten Mal 1206 in dem Verlobungsvertrag mit Gertrud von Dagsburg auf, abgedruckt
354
Tod Alberts II. angelallene Erbschaft für seinen noch unmündigen Sohn verwalten
würde. Im Jahre 1212 trat Theobald aber schon selbst als menburdusUM Gertruds
auf, kann also zu diesem Zeitpunkt nicht mehr minderjährig gewesen sein. Somit
müßte die Erzählung Richers vor 1212, also noch vor Alberts II. Tod, anzusiedeln
sein. Dies bedeutet aber, daß sich der Besitz Bernsteins nicht durch den Erbfall, der
ja erst 1212 eintrat, erklären läßt, sondern daß die Burg zum Heiratsgut Gertruds
gehört haben muß.
Eine Abtretung der dagsburgischen Burgen an König Friedrich II. hätte sicherlich
auch mit Zustimmung Gertruds erfolgen müssen; unmöglich wäre eine solche
Abtretung keinesfalls gewesen, wie uns andere Beispiele zeigen1212 1213 Daß sich in
unserem speziellen Fall kein diesbezüglicher Vertrag erhalten hat, soll uns bei der
oftmaligen zufälligen Überlieferung von mittelalterlichen Dokumenten und
Urkunden nicht verwundern. Als weiterer beachtenswerter Aspekt, der für die
besagte Transaktion spricht, kommt hinzu, daß die Hohkönigsburg im Besitz des
Bruders und Nachfolgers von Theobald I., Matthäus II., nachzuweisen ist1214.
Der Ausgang der Fehde mit König Friedrich II. bedeutete gleichzeitig auch das
politische Ende des Oberlothringer Herzogs. Friedrich II. führte den Herzog als
Gefangenen bis Ende November 1218 mit sich1215, hat ihn aber schließlich doch
wieder freigelassen1216. Der geschlagene Herzog versuchte nun noch einmal, im
Elsaß Fuß zu fassen. So hat sich eine Urkunde vom 19. Mai 1219 erhalten, in der
sich Anselm von Rappoltstein verpflichtet, Herzog Theobald gegen seine Feinde
bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47; siehe den Kommentar bei Duvernoy,
Catalogue, Nr. 221, S. 151, der als terminus post quem für die Geburt Theobalds das
Jahr 1189 feststellt; vgl. auch Poull, La Maison ducale de Lorraine, S. 59.
1212 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 106, S. 168; siehe dazu oben, S. 344.
1213 So tritt z. B. am 1. Januar 1158 Herzog Heinrich der Löwe das Heiratsgut seiner ersten
Gemahlin Clementia von Zähringen, nämlich den Ort Badenweiler, 100 Ministeriale
und 500 Hufen, an Friedrich Barbarossa im Tausch gegen andere, ihm wichtigere Orte
ab (D F I 199, S. 332 f.); vgl. dazu Haas, Friedrich Barbarossa, S. 253-269.
1214 Urkunde Kunos von Bergheim vom 19. Juli 1250, in der er beurkundet, daß er von
Herzog Matthäus das castrum Estuphin cum omnibus appendiciis eiusdem caslris zu
Lehen erhalten hat, abgedruckt bei Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch 1,
Nr. 82, S. 84 f.
1215 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 676. Herzog Theobald ist als Zeuge in Urkun-
den Friedrichs II. für folgenden Zeitraum nachgewiesen: 20. Juni 1218 (Huillard-
BRfiHOLLEs, 1,2, S. 550 f.- Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 937); 1. August 1218
(Huillard-Br£hollesI,2, S. 553 ff.- Böhmer-Ficker, Nr. 942); 13. September 1218
(Huillard-BrLholles 1,2, S. 557 ff.- Böhmer-Ficker, Nr. 949); 14. September 1218
(Huillard-BrLholles 1,2, S. 560-563 - Böhmer-Ficker, Nr. 950); 18 September
1218 (Huillard-Br£holles 1,2, S. 563 ff. - Böhmer-Ficker, Nr. 951); ohne Tages-
u. Monatsangabe, aber wahrscheinlich September 1218 (Huillard-Bröholles 1,2, S.
566 - Böhmer-Ficker, Nr. 952); 22. Oktober 1218 (Huillard-Br£holles 1,2, S.
567 f. - Böhmer-Ficker, Nr, 956); 26. Oktober 1218 (Huillard-Br£holles 1,2, S.
569 ff. - Böhmer-Ficker, Nr. 958); 30. Oktober 1218 (Huillard-Bröiolles 1,2, S.
571 f. - Böhmer-Ficker, Nr. 959); 23. November 1218 (Huillard-Bröiolles 1,2, S.
574 ff. - Böhmer-Ficker, Nr. 962).
1216 Rjcheri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. 111, cap. 23, S. 300.
355
beizustehen1217. Im selben Jahr finden sich Herzog Theobald und Anselm von
Rappoltstein gemeinsam als Zeugen in einer Urkunde Friedrichs II., die dieser für
die Stadt Straßburg am 11. September in Hagenau ausgestellt hat1218. Bei diesem
Anlaß könnte es zu der erwähnten Übertragung der herzoglichen Burgen aus den
dagsburgisehen Besitzungen im Austausch mit der Hohkönigsburg gekommen
sein1219. Diese erneuten elsässischen Pläne Theobalds I. blieben aber im Ansatz
stecken, denn der Herzog verstarb ganz plötzlich am 17. Februar 12201220.
Durch den Tod Theobalds gingen dem oberlothringischen Herzogshaus die reichen
dagsburgischen Besitzungen verloren. Die vielversprechenden Aussichten, die für
das oberlothringische Herzogshaus durch den Abschluß der Ehevereinbarung von
1206 entstanden waren, wurden somit zunichte gemacht. Auch beim Streit um das
dagsburgische Erbe nach dem Tod Gertruds im Jahre 1225 spielt der ober-
lothringische Herzog keine neimenswerte Rolle mehr1221.
Von einem Umstand haben wir noch Kenntnis, der Gertruds Ehe mit dem
oberlothringischen Herzog betrifft. Gertrud mußte als seine Witwe noch 1224,
inzwischen schon zum dritten Mal verheiratet, einen Teil von dessen Schulden
begleichen. Sie überließ in einer in Herrenstein ausgestellten Urkunde der Abtei
Haute-Seille ihr Allod zu Altdorf für die 110 Pfund Metzer Geldes, welche der
Herzog einst der Abtei geschuldet hatte1222. Allerdings hat sie kurze Zeit später
davon wieder die Hälfte zurückgekauft1223.
1217 Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch I, Nr. 51, S. 64.
*218 Ebda., Nr. 52, S. 65.
1219 Vgl. Duvernoy, Catalogue, Nr. 321, S. 205 f.
1220 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 678, Albrici monachi Triumfontium Chronicon,
MGH SS XXIII, S. 910. Reiner von Lüttich und Alberich von Troisfontaine geben aber
nur das Jahr an, zum Todestag siehe Le Mercier de Moriere, Catalogue, Einleitung,
S. 23, Anm. 1, und Chr. Pfister, Histoire de Nancy, 1. Bd., Paris u. Nancy 1902, S.
125, Anm. 4; zur Diskussion um das Todesjahr vgl. Mohr, Lothringen, 3. Bd., S 152,
Anm. 373. - Daß Friedrich II. den Herzog habe vergiften lassen, wie bei Richeri gesta
Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. III, cap. 23, S. 300, zu lesen ist, und wie es
manchmal noch in der Literatur behauptet wird, so z. B. bei Bur, Les relations, S. 81,
trifft mit ziemlicher Sicherheit nicht zu; vgl. dazu F. Bienemann, Conrad von
Scharfenberg. Bischof von Speier und Metz und kaiserlicher Hofkanzler. 1200-1224,
Straßburg 1886, S. 73, Anm. 3, u. Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 151, Anm 368.
1221 Siehe unten das Kap. 'Berthold von Teck und das Dagsburger Erbe im Elsaß'.
1222 Druck der Urkunde bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., S. 299 - Regest: BÖHMER-
Ficker-Winkelmann, Nr 10916; Duvernoy, Catalogue, Nr. 338, S. 257
1223 Erwähnung des Rückkaufs dieser Güter durch Gertrud von Dagsburg in einer Urkunde
von Bischof Berthold von Straßburg vom Januar 1228, abgedruckt bei Grandidier,
Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f. u. bei Mone, Urkunden und Auszüge, S. 193 f :
Unde postmodum eciam nacta bonorum predictorum possessione quieta pro XXV.
tnarcis mediatem eorumdem a se redemptam asserebatur, vgl RegBfeStr. II, Nr. 930,
S. 47.
356
Die Ehe Gertruds mit Graf Theobald IV. von der Champagne
Die Nachfolge im Herzogsamt trat der jüngere Bruder Theobalds, Matthäus II., an.
Der neue Herzog versuchte, die Witwe seines Bruders in der Folgezeit in seine
politischen Pläne miteinzubezichen. Matthäus II. hat angesichts der von Mißerfolg
geprägten Auseinandersetzungen seines Vorgängers mit Bianca von Troyes und
deren Sohn Theobald einen politischen Kurswechsel vollzogen und versucht, mit
der Gräfin einen Ausgleich herbeizuführen. So kam es zu einer politischen
Annäherung zwischen dem oberlothringischen Herzogshaus und dem Grafenhaus
von der Champagne. Im Rahmen dieser Annäherung zwischen dem Herzog von
Oberlothringen und dem Grafen von der Champagne verabredete man eine
Heiratsverbindung, die diesen Ausgleich zusätzlich untermauern sollte. Gertmd von
Dagsburg, die Witwe von Herzog Theobald I. von Oberlothringen, sollte Biancas
Sohn, den Grälen Theobald IV. von der Champagne, heiraten. Die vierzehnjährige
Witwe mußte sich in die Situation fügen und den Weg in die Champagne antreten.
Daß dieser politische Kurswechsel des Herzogs „durch das Verhalten der Witwe
des Verstorbenen“ eingetreten sei, wie dies Walter Mohr sehen will1224, halte ich
für abwegig, wenn man bedenkt, daß Gertrud zu diesem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt
war und ein eigenständiges politisches Handeln doch nicht anzunehmen ist1225.
Außerdem konnte sie wohl schwerlich gegen den Willen des neuen Herzogs, der ja
ihr ehemaliger Schwager war, eine Eheverbindung eingehen, welche gegen die
Interessen des Herzogs gerichtet gewesen wäre. Als Betreiber dieser Ehe wird man
daher eher Bianca von Troyes und ihren Sohn, Graf Theobald IV., ansehen müssen.
Michel Bur meint hingegen, Gertrud sei sozusagen zu Graf Theobald von der
Champagne geflohen, um sich einem möglichen Zugriff Friedrichs II. zu entziehen,
der sich ihrer bemächtigen wollte, weil er auf die reichen Besitzungen Gertruds
spekulierte1226. Allerdings gilt es hierbei zu bedenken, daß gerade Theobald IV.
von der Champagne und seine Mutter zusammen mit Friedrich II. im Kampf gegen
Herzog Theobald I. von Lothringen als Verbündete aufgetreten waren und es für die
Witwe des Herzogs äußerst unklug gewesen wäre, sich ausgerechnet in die Arme
der Verbündeten Friedrichs II. zu begeben, um sich vor dessen Zugriff zu schützen.
Das nunmehrige Eheprojekt wurde durch eine ganze Reihe von Urkunden und Ver-
trägen vorbereitet imd abgesichert. So traf Herzog Matthäus von Oberlothringen mit
Bianca von Troyes und ihrem Sohn Theobald von der Champagne eine Verein-
barung über den Abbau der großen Schuldenlast, welche der verstorbene Herzog
Theobald hinterlassen hatte. Gemeinsam wollte man die Hälfte der Schulden
1224 Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 55,
1225 Die Äußerung bei Gumlich, Beziehungen, S. 24, die Eheschließung Gertruds mit dem
Grafen von der Champagne wenige Monate nach dem Tode von Herzog Theobald
zeige, daß „wenig sittliches Gefühl in ihr lebte“, ist als unsinnig zu bezeichnen. So
stellt Gumlich auch wenig später verwundert fest, daß Herzog Matthäus, ganz im
Gegensatz zu König Friedrich II., nichts gegen diese Eheverbindung einzuwenden
hatte (ebda., S. 27). Daß man sich auch heute nicht von solchen Wertungen
freigemacht hat, zeigt das Beispiel von J. Vartier, Histoire de Nancy, Paris 1980, S.
23, der Gertrud sogar als „catin“ bezeichnet.
1226 Bur, Les relations, S. 81.
357
Theobalds I. gegenüber den Metzer Bürgern übernehmen. Graf und Gräfin von der
Champagne hatten zudem noch die Schulden Theobalds I. zu übernehmen, die
dieser bezüglich der Grafschaft Dagsburg hinterlassen hatte, da die Grafschaft ja
durch die Heirat mit der Dagsburger Erbin in die Hände Theobalds IV. gelangte.
Alle weiteren Schulden des Verstorbenen, wollte Herzog Matthäus tilgen1227.
Probleme gab es auch um die Ausstattung Gertruds, die durch den Bruder ihres
verstorbenen Mannes, Herzog Matthäus, erfolgte. Matthäus gab ihr als dotalitium
die Städte Nancy und Gondreville mit in die Ehe1228. Da es sich um das Witwengut
seiner Mutter Agnes handelte, benötigte der Herzog hierfür die Zustimmung seiner
Mutter, wie aus der eben genannten Quellenstelle ersichtlich ist. Allerdings scheint
Agnes erst nach einigem Widerstand zur Abtretung bereit gewesen zu sein, was
daran erkennbar wird, daß Bianca von Troyes und ihr Sohn eine Garantieerklärung
abgaben, Herzog Matthäus werde nicht mit Gewalt gegen seine Mutter
vorgehen1229. Zusätzlich verpflichtete sich der Herzog am 25. Mai 1220, Bianca
und Theobald von der Champagne gegen ihre Eeinde, insbesondere gegen die
Töchter des Grafen Heinrich und deren Erben, beizustehen1230. Agnes hat
schließlich kurz darauf ihre Ansprüche auf Nancy und Gondreville aufgegeben und
1227 Druck der Urkunde bei E. Martene und U. Durand, Thesaurus novus anecdotorum,
1. Bd., New York 1968 (= Ndr. d. Ausg. Paris 1717), Sp. 879: ... carissima domina
mea Blancha comitissa Trecensis, & praedictus dominus meus Theobaldus comes natus
ejus ex una parte, & ego qui prcedicto duci fratri meo in eodem ducatu successeram,
statuimus & concessimus, alter alteri bona fide servandum, quod debita omnia qua'
idem dux Theobaldus dedebat burgensibus Metensibus, communiter per medium
redderemus: ipsi vero comitissa & comes redderent omnia debita quce prcedictus dux
Th. debebat in comitatu Dauburgensi. Ego vero redderem omnia alia debita quce dux
Th. debebat. Et si aliquis de creditoribus ducis Th. quibus ego satisfacere teneor per
conventionem prcedictam dominam comitissam, vel filium ejus super aliquo debito
ducis Th. impeteret vel veare, ego ab impetitione & vexatione illius eos liberare
tenerer. Si verd aliquis de creditoribus ducis Th. quibus ipsi comitissa & comes tenetur
satisfacere, me super aliquo debito ducis Th. impeteret, vel vexaret, ipsi tenerentur me
liberare ab impetitione <£ vexatione illius.
1228 Druck der Urkunde des Herzogs in: Bouquet, Recueil, 18. Bd, S. 695: Nanciacum et
Gundrevillam, quce eis assignavi pro dotalitio carissimce sororis mece Gertrudis
Comitissce Melensis et Damburgensis, quondam Ducissce Lotharingice, et quicquid in
duobus castellis illis et in castellaniis eorum habebam, tatn in doman io quam infeodis,
in dominio, in justitia, et in omnibus modis et commodis, faciam eis quittari á
carissima matre tnea Ducissa Lotharingice. Die Gegenurkunde Blancas von Troyes
und ihres Sohnes Theobald IV. von der Champagne findet sich abschriftlich im
„Cartulaire de Ferry III“, f 215 v°, in Bar-le-Duc, AD Meuse, B 256 - Regest: Le
Mercterde Moriere, Catalogue, Nr. 2, S. 104. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 18.
1229 Druck in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col 430: Ego
Mathceus Dux Lotharingice & Marchio, notum facio .... quöd cum carissima domina
mea B. Comitissa Trecensis, & carissimus dominus meus Th. comes natus ejus, ad
preces & instantiam meam se pro me erga dominam & matrem meam Agnetem
ducissam lx>tharing. obsides & ostagios constituissent, de hoc videlicet qudd diclce
matri mece nullam violentiam in aliquo vel injuriam irrogarem, nec ab aliquo de meis
permitterem irrogari.
1230 Die Beistandsverpflichtung des Herzogs für Blanca und Theobald von der Champagne
ist gedruckt in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 430.
358
der Übertragung an Theobald von der Champagne und an Gertrud zugestimmt1231.
Die Resignation erfolgte im Juni 1220 im Beisein des oberlothringischen Herzogs
und des Erzbischofs von Trier, der zusätzlich den Verzicht der Herzoginmutter
bestätigte1232. Die Investitur von Gertrud und Theobald IV. von der Champagne
mit Nancy und Gondreville fand anschließend in Anwesenheit der Herzogin-
mutter1233 und des Trierer Erzbischofs1234 statt. Nach dem Tod von Gertrud sollten
die genannten Orte wieder in den Besitz des Herzogs übergehen1235. Allerdings
bildeten gewisse Lehen, die in der Hand Guidos von Planciaco waren, eine
Ausnahme. Diese sollten in der Hand von Graf Theobald von der Champagne und
dessen Mutter Bianca von Troyes verbleiben1236.
In den beiden gegenseitigen Verträgen zwischen Bianca und ihrem Sohn, Graf
Theobald von der Champagne, einerseits und Herzog Matthäus andererseits wurde
zusätzlich vereinbart, daß Matthäus die Briefe und Dokumente, welche die
dagsburgischen Angelegenheiten betreffen, an Theobald IV. von der Champagne
und seine Mutter übergeben müsse1237. Im Gegenzug mußten sich Theobald und
1231 Urkunde, abgedruckt in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Auf]., preuves, col.
429: Ego Agnes Ducissa Lotharingiee, notum jacio universis præsentes litteras
inspecturis, qudd Nantiacum cum omnibus pertinentiis, quod nomine dotalitii
possidebam, & quicquid habebatn ibi in omnibus modis <£ commodis, totum reddidi &
quittavi Malhœo Duci Lotharingice filio meo, & inde me devestivi in manus ipsius,
coram domina Comitissa Trecensi & Th. Comite nato ipsius. Von Gondreville ist hier
explizit nicht die Rede. Agnes verzichtet, so ist zu lesen, auf Nantiacum cum omnibus
pertinentiis, quod nomine dotalitii possidebam, & quicquid habebam ibi in omnibus
modis efe commodis (ebda.). Gondreville wird wahrscheinlich unter diese Besitzungen
zu subsumieren sein, da Herzog Matthäus ja auch bezüglich dieses Ortes - und nicht
nur für Nancy - die Zustimmung seiner Mutter benötigte.
1232 Bestätigungsurkunde vom Juni 1220 von Erzbischof Theoderich von Trier, abgedruckt
in: Calmht, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., î. Aufl., preuves, col. 430.
1233 Ebda.: ... ipse verd filius meus præjalum Comitem & Gertrud, uxorem ejus de
Nantiaco & de omnibus pertinentiis in mea prœsentia investivit.
1234 Die Anwesenheit von Erzbischof Theoderich von Trier bei der Investitur ergibt sich
automatisch durch den Nachweis seiner Präsenz beim Verzicht der Herzoginmutter auf
Nancy (siehe Anm. 1233).
1235 Bouquet, Recueil, 18. Bd., S. 695: Post mortem verd dictce Gertrudis prœdicta duo
castella cum omnibus appenditiis suis, ad me vel ad homines sine contradictione
qualibet re\>ertentur.
1236 Ebda: Prœterea omnia jeoda ad castellaniam Gundricuriœ pertinentia, quœ Guido de
Planciaco de me tenebat et de fratre meo tenuit, supradiclis B. et Th. Comiti nato ejus
dedi in perpetuum et quittavi, jure hæreditario possidenda. Eine entsprechende
Passage fehlt in der von Bianca und Theobald IV. ausgestellten Urkunde (siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 18).
1237 Ebda.: Omnes etiam Uteros Regis Ottonis, Regis Frederici et episcopi Metensis, ei
omnes alias lileras, cuiuscumque sigillo fuerint sigillalce, quas penes me habeo vel
habere potero, pertinentes ad Metensem et Damburgensem comitatus et ad aliam
hæreditatem Comitissœ Gertrudis, reddam bonâ fide Comitissæ et Comiti supradiclis.
Diese Bestimmung hat in der Urkunde Biancas und Theobalds IV. keine direkte
Entsprechung, wird aber stillschweigend vorausgesetzt, wie aus der Rückgabe-
Verpflichtung hervorgeht, die Bianca und Theobald im Falle des kinderlosen Todes von
Gertrud eingehen. Vgl. dazu die folgende Anm.
359
Bianca verpflichten, die Dokumente bei evenmellem kinderlosen Ableben Gertruds
wieder an den Herzog von Oberlothringen zurückzugeben1238.
Wie wir durch Reiner von Lüttich erfahren, wurde Theobald IV. wohl bald nach der
Eheschließung vom Lütticher Bischof Hugo mit der Grafschaft Moha belehnt1239.
Noch im Jahre 1220 bestätigte der Graf die 1210 durch Albert II. von Dagsburg
vorgenommene Stiftung der Abtei Val-Notre-Dame1240, sicherlich auch, um seine
Rechtsnachfolgerschaft in der Grafschaft Moha zu dokumentieren.
König Friedrich II. war entgegen der Behauptung von Reiner von Lüttich, die
Eheschließung sei de consensu Frederici regA1241 erfolgt, sehr aufgebracht ob
dieser Heirat. Er mißbilligte die Verbindung, da Gertrud, die als Erbin ihres Vaters
sowohl Reichs- als auch staufische und Metzer Bistumslehen innehatte, außerdem
noch einen Anspruch auf die Metzer Grafschaft mit in diese Ehe brachte, welche
wiederum durch die Staufer an die Dagsburger Grafen gekommen war, einen
Grafen ehelichte, der französischer Vasall war. Denn durch diese Ehe wurden an
der Westgrenze des Reiches große Gebiete dem Einflußbereich des deutschen
Königs entzogen und gelangten unter französischen Einfluß. In dem berühmten
Brief Friedrichs II. vom 13. Juli 1220 an Papst Honorius III., in dem er versuchte,
die Königswahl seines Sohnes Heinrich zu rechtfertigen, entschuldigte er sich für
die verspätete Mitteilung damit, daß er sich erst noch um andere dringliche Dinge
kümmern mußte, unter anderem auch um die ohne seine Zustimmung geschlossene
Ehe Gertruds mit Theobald von der Champagne1242. Möglicherweise spielte
Friedrich II. die ganze Sache etwas hoch, da er ja den bei seiner Krönung zum
1238 Ebda.: Et si forte Comitissa Gertrudis decesserit sine hierede de corpore suo (quod
absit!), Comitissa et Comes prcedicti de illis literis mihi reddent, quce utiles et
necessarice mihi erunt. Die entsprechende Passage in der Urkunde Biancas und
Theobalds IV. iautet: de litteris regis Othonis regis Friderici et episcopi Metensis et de
aliis litteris ad Meten(sis) et Dauburgen(sis) comitatus et ad aliam hereditatem dicte
comitisse pertinentibus, quas dux nobis tradidit reddemus ei omnes illas quae utiles et
necessarie ei erunt si predictam G. sine herede de corpore suo contigerit mori, quod
absit („Cartulaire de Ferry 111“, f. 215 v°, in Bar-le-Duc, AD Meuse, B 256); siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 18.
1239 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1220, S. 678: Obiit dux de Nancei [= Herzog
Theobald I. von Lothringen] iuvenis etate, cuius uxsorem, filiam Alberti comitis de
Dasburt et de Musal, in matrimonium comes Campanie, mortuo patre suo, matre
vivente, de consensu Frederici regis accepit, et de Musal fidelitatem Hugoni Leodiensi
episcopo fecit, vgl. auch d'Arbois de Jubainville, Histoire, 4. Bd., S. 190.
1240 Regest bei d'Arbois de Jubainville, Histoire, 5. Bd., Nr. 1326, S. 165; vgl. auch
ebda., 4. Bd., S. 190.
1241 Ebda
1242 Winkelmann, Acta, 1. Bd., Nr. 180, S. 156-158: Factum etiam comitisse Campanie
nostrum non minus prepedivit adventum, que contra voluntatem et beneficiorum
nostrorum magnitudinem, sicut vestra sanctitas non ignorat, postquam illustri regi
Francorum id ipsum significavimus, de filio suo cum relicta ducis Lothoringie
matrünonium consumavit, qui ad usurpandum sibi quedam feuda patrimonii nostri et
imperii et, que tenemus a Me tensi ecclesia, extendebat temere manus suas (Zitat, S.
158); auch bei Huillard-Breholles 1,2, S. 802-805, der den Brief aber aus
verschiedenen früheren Drucken edierte. Der von Huillard-Breholles edierte Text
weicht erheblich vom Originaltext ab.
360
deutschen König am 25. Juli 1215 versprochenen Kreuzzug1243 immer noch nicht
angetreten hatte und den Papst auch in diesem heiklen Punkt beschwichtigen mußte,
was deutlich aus der Behauptung Friedrichs erkennbar ist, die Fürsten des Reiches
hätten ihn wegen der Hochzeit Gertmds gebeten, die Angelegenheit zu regeln und
seine Abreise deshalb zu verschieben1244. Es wurde aber schließlich bezüglich
dieser ehelichen Verbindung mit Hilfe des päpstlichen Kaplans Alatrin ein Konsens
gefunden1245. Wie die Regelung durch Friedrich II. allerdings ausfiel, ist leider
nicht bekannt1246.
Die Ehe wurde zwei Jahre nach ihrer Schließung wieder geschieden1247. Über die
Gründe ihrer Scheidung wurde schon in den Quellen spekuliert, und es läßt sich
auch heute keine Klarheit gewinnen. So behauptet Richer von Senones, daß
Unfruchtbarkeit der Scheidungsgrund gewesen sei1248, während Alberich von
Troisfontaines meint, eine zu nahe Verwandtschaft hätte zur Auflösung der Ehe
durch den Papst geführt1249. Ob die Behauptung Richers als wahrscheinlicher
gelten kann, sei doch mit einem großen Fragezeichen versehen. Zwar waren
Gertrud bekanntlich auch in ihrer dritten Ehe keine Kinder besehieden und eine zu
1243 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1215, S. 673, und Brief Friedrichs II. an das
Generalkapitel der Zisterzienser vom 21. August 1215, abgedruckt in: Winkelmann,
Acta, 1. Bd., Nr. 131, S. 110 f.
1244 Winkelmann, Acta, 1. Bd., Nr. 180, S. 158: De quo principes tnoti non modicum et
turbati, eo quod alienigena bona imperii invadebat, consuluerunt nobis humiliter
supplicantes, ut in tantum itineris nostri differemus adventum, donec super hoc sanum
et utile consilium pro conservando honore imperii haberemus
1245 Friedrich II. gibt nur an, daß der Erfolg in diesen nicht näher bezeichneten Geschäften
zum Teil auch den Bemühungen Alatrins zuzuschreiben ist: El quantum super negotiis
sibi conunissis idem capellanus vester apud nos sollicitus extiterit et intentus, et
effectus demonstrat operum et nos ei testimonium super hiis perhibemus (ebda., S
158). Auch der kaiserliche Hofkanzler, Bischof Konrad von Metz, äußert sich in
derselben Richtung: Supplico itaque, pater et domine reverende, ne tantam tnoram
desidie mee velitis deputare, omnia premissa oculo pie compassionis circumspicientis,
quia teste Deo altissimo, si studia mea et sollertia domini Alatrini non affuissent,
adhuc credo dominum meum regem vix posse esse expeditum (MGH Epp. saec. XIII, 1.
Bd., Berlin 1883, Nr. 127, S. 92 ff., Zitat, S. 93). Vgl. dazu Winkelmann, Friedrich
II., 1. Bd., S. 48. - Die Behauptung in den Reineri annales, MGH SS XVI, S. 678, die
Eheschließung zwischen Gertrud und Theobald von der Champagne sei de consensu
Frederici regis erfolgt, könnte sich meines Erachtens durchaus auf die Situation nach
dem Ausgleich der Konfliktparteien beziehen.
1246 vgl. Winkelmann, Friedrich II., 1. Bd., S. 48.
1247 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 910: Moritur sine
liberis Theobaldus iuvenis dux Lotharingie, cuius relidam, Gertrudem nomine,
comitissam de Daburc, iuvenis comes Theobaldus Campaniensis duxil in uxorem,
quam tamen, ventilata postmodum affinitate, de precepto ecclesie post biennium
dimisit.
1248 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312: Comes
vero Campanie adhuc adolescens audiens comitatum illum tam opulentum, relictam
ducis Lotoringie accepit in uxorem, et hoc causa comitatus. Set cum eam aliquandiu
habuisset, quia sterilis erat, eam repudiavit.
1249 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 910; siehe das Zitat in
Anm. 1247.
361
nahe Verwandtschaft zwischen ihr und Theobald IV. kann nicht nachgewiesen
werden. Jedoch war Gertrud 1222 ca. 16 Jahre alt. So ist es kaum glaublich, daß
man in diesem Alter bei einer Frau schon eine Kinderlosigkeit voraussehen kann
Es werden wohl andere Faktoren für die Scheidung den Ausschlag gegeben haben.
Möglich, daß aus einem für uns unerfindlichen Grund sich die Hoffnungen, die man
von seiten der Champagne in diese Ehe gesetzt hatte, iücht erfüllten. Denkbar wäre
auch, daß der Druck Friedrichs II ., der ja gegen diese Eheverbindung gearbeitet hat,
so groß geworden war, daß eine Scheidung unumgänglich wurde. Nach der
Ehescheidung hat Theobald IV. jedenfalls weiterhin die Mitgift seiner ehemaligen
Frau beansprucht1250, was wahrscheinlich die Ursache der kriegerischen
Verwicklungen zwischen Theobald von der Champagne und der Stadt Metz im
Jahre 1222 war1251. Nach dem Tode der Dagsburger Gräfin im Jahre 1225 ist
sowohl Nancy als auch Gondreville gemäß den Vertragsbestimmungen wieder an
Herzog Matthäus zurückgefallen1252. Dieser übergab schließlich Gondreville seiner
Gemahlin Katharine von Limburg zur Ausstattung1253, auch Nancy hat er iücht
mehr seiner Mutter zurückgegeben1254, sondern es selbst behalten1255.
Bezüglich der Herrschaftsausübung Theobalds IV. in der Dagsburger Grafschaft
zeichnen sich - wohl bedingt durch die kurze Dauer der Ehe - kaum Konturen ab. In
dem Lehensverzeicluüs der Grafen von der Champagne gibt es zwar einen Titel De
comitatu Dauburgensi1256, es ist aber unter diesem Titel nur ein einziger
Lehensnehmer, nämlich ein nicht ligischer Lehensmann namens Milo von Sorci,
verzeichnet1257, was darauf schließen läßt, daß die Herrschaft Theobalds IV. über
die Grafschaft Dagsburg, außer in vereinzelten Ansätzen, nicht existiert hat. Auch
1250 Vgl. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 2. Bd., Nr. 140, S. 157.
‘251 Ebda
1252 Es läßt sich nicht ganz klären, ob Nancy und Gondreville schon nach der Scheidung
Gertruds von Theobald IV. von der Champagne 1222 oder erst nach Gertruds Tod
wieder an den Herzog von Lothringen zurückgefallen sind, da hierzu die Quellen
schweigen. Siehe zur Forschungsdiskussion unten im Kap. 'Besitzungen' die Art.
'Nancy' und 'Gondreville'.
1253 Urkunde von Herzog Matthäus von Oberlothringen vom September 1225, abgedruckt
in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 437: Ego Mathœus
Dux Ixtlhoringiœ & Marchio, universis ad quos prœsens scriptum pervenerit, notum
Jacio, quod Katherinam filiaux Domini Walranni, ducis de Lemboug. & comitis de
Luxembourg, uxorem meam, dotavi de Castello meo de Bittes, cum appenditiis
omnibus, & hotniniis, & de castello Gondreville similiter, cum appenditiis & hominiis.
et hæc prœdicta duo castella cum appenditiis. ei debeo facere valere singulis annis
quingentas libras Metenses. - Regest in Le Mercier de Moriere, Catalogue, Nr. 54, S.
125 f.; vgl. R. Taveneaijx - M. Parisse u. a., Histoire de Nancy, Toulouse 1987, S.
51, sowie Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 57, u. Pfister, Nancy, 1. Bd., S. 128.
1254 So fehlt Nancy in der Aufzählung ihrer Besitzungen im Testament der Herzoginmutter
Agnes von Lothringen vom 8. Juni 1226, abgedruckt in: Calmet, Histoire
ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 438 ff.
1255 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Nancy' mit den urkundlichen
Nachweisen.
1256 A. LONGNON, Documents relatifs au comté de Champagne et de Brie 1172-1361, 1
Bd.: Les fiefs, Paris 1901, § 10, S. 137.
1257 Ebda, Nr. 3699, S. 137.
362
hat er wohl den Titel eines Grafen von Dagsburg und den eines Grafen von Metz
nicht geführt1258.
Die Ehe mit Simon von Leiningen und der Tod Gertruds
Über die dritte Ehe Gertruds von Dagsburg mit Simon von Leiningen1259 ist kaum
etwas bekannt, man weiß eigentlich nur, daß beide miteinander verheiratet waren
und daß es die letzte Ehe Gertruds gewesen ist. Diese Eheschließung war auch bei
weitem nicht so politisch brisant wie die Verbindung Gertmds mit Graf Theobald
IV. von der Champagne, die bei Bekanntwerden sogar Friedrich II. auf den Plan
gerufen hatte1260. Simon von Leiningen tritt erst nach dem l ode Gertmds näher in
das Licht der Quellen, als die Erbschaftsfrage im Vordergrund steht.
Die genealogische Einordnung Simons von Leiningen in die Nachkommenschaft
des Grafen Friedrich II. von Leiningen läßt sich nicht exakt vornehmen.
Unbestritten ist, daß er ein Sohn des Grafen Friedrich II. von Leiningen war. Ob
Simon der Erstgeborene und somit älter als sein Bruder Friedrich III. von Leiningen
war, wie neuerdings Ingo Toussaint wahrscheinlich macht, läßt sich nicht mit
letztgültiger Sicherheit bestimmen1261.
Über den genauen Zeitpunkt der Eheschließung zwischen Gertrud und Simon von
Leiningen schweigen die Quellen. Das Ereignis fand wohl nicht mehr im Jahre
1222 statt, dem Jahr ihrer Scheidung von Theobald IV. von der Champagne; dies
1258 Bur, Les relations, S. 82.
1259 Winkelmann, Friedrich II., 1. Bd., S. 395, Anm. 5 u. S. 396. vertritt die Ansicht, daß
Simon von Leiningen nur der Schwager Gertruds von Dagsburg und die Gräfin mit
Friedrich, dem Bruder Simons, verheiratet gewesen sei. Diese Ansicht, die durch
Winkelmanns zu enge Interpretation einer nicht ganz eindeutigen Formulierung bei
Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312 (... ipsa
vero comiti de Lignine ruipsit. Set non post multos annos anbo mortui sunt; ita
eomilatus de Dasporc herede caruit.) zustande kam, ist aber nicht haltbar, wie aus
einer Winkelmann nicht bekannten Urkunde Simons von Leiningen vom 16. März
1233, gedruckt bei Marichal, Cartulaire I, Nr. 130, S. 317-320, ersichtlich wird, in
der durch die Formulierung que ab ipso petebam tamquam hereditatem uxoris mee,
quam habueram, comitisse de Dauborc, filie Alberti comitis (ebda., S. 318) eindeutig
bewiesen wird, daß Simon der Ehemann Gertruds gewesen ist. Selbst Winkelmann hat
Probleme mit seiner These und registriert Unstimmigkeiten, zieht aber nicht die
richtigen Schlüsse (ebda., S. 396 f., Anm. 6); richtige genealogische Zuordnung schon
bei E. Brinckmfjer, Genealogische Geschichte des uradeligen, reichsgräfliehen und
reichsfiirstlichen, standesrechtlichen, erlauchten Hauses Leiningen und Leiningen-
Westerburg, 1. Bd., Braunschweig 1890, S. 45-48; vgl. dazu Toussaint, Grafen, S.
118 f, Anm. 136.
1260 Siehe dazu oben, S. 360 f.
1261 Toussaint, Grafen, Stammtafeln I, S. 248 u II, S. 249 u. vor allem S. 42, Anm. 172.
Toussaint revidiert hier seine früher im Pfalzatlas, hrsg. v. W. Alter, Textband,
Speyer 1977, S. 1070, vertretene Meinung, Friedrich III. sei älter als sein Bruder
Simon gewesen.
363
läßt sich quellenmäßig nicht belegen1262. Möglicherweise gibt eine Urkunde
Gertruds aus dem Jahre 1224 näheren Aufschluß über den Sachverhalt. In jenem
Dokument, mit dem Gertrud die Begleichung von Schulden ihres ersten
Ehemannes, Herzog Theobald I. von Oberlothringen, beurkundet, findet sich die
Formulierung cum de Campania redissem et ad propriam devenissem
libertatem1263. Diese Aussage kann durchaus dahingehend interpretiert werden, daß
die Rückkehr aus der Champagne noch nicht allzulange zurücklag, also im Laufe
des Jahres 1223 geschah. Gertrud hielt sich dann im Oktober 1223 in Moha auf,
denn sie stellte am 6. Oktober dieses Jahres für das von ihrem Vater gestiftete
Zisterzienserinnenkloster Val-Notre-Dame in ihrer Kapelle in Moha zwei
Urkunden aus, die - wie oben bereits ausführlich dargestellt * die unklaren
Besitzverhältnisse des Tales, in dem Val-Notre-Dame gegründet wurde, regeln
sollten1264.
Auffällig ist, daß 1223, zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde Gertruds von
Dagsburg für die Stiftung ihres Vaters, zwei prominente, mit Gertrud verwandte
Frauen in Moha anwesend waren und in dieser LIrkunde als Ratgeberinnen und
Zeuginnen auftraten, nämlich Maria von Brabant - die Tochter Herzog Heinrichs I.
von Brabant und zweifache Witwe, nämlich von Kaiser Otto IV. und von dem 1222
verstorbenen Grafen Wilhelm von Holland - und Aleidis, die Witwe des Grafen
Arnold III. von Loon. Vielleicht, so kann man spekulieren, wurde hier über eine
neue Ehe Gertruds verhandelt. Verbindungen zwischen der Witwe Ottos IV. und
dem Grafenhaus von Leiningen gab es noch aus der Zeit des deutschen
Thronstreites. Allerdings war nach dem Übergang der Grafschaft Leiningen an das
Haus Saarbrücken der neue Gral Friedrich II. von Leiningen in Kontakt zu König
Friedrich II. getreten1265, wohingegen Maria von Brabant immer zu ihrem Gemahl
gehalten hatte1266, so daß sich eine direkte Beziehung zwischen Friedrich II. von
Leiningen und seinem Sohn Simon und Maria von Brabant nicht nachweisen läßt.
Daß Maria von Brabant und Aleidis von Loon in Moha nicht nur einen
Verwandtenbesuch abgestattet hatten, sondern daß höchstwahrscheinlich handfestes
politisches Interesse der Beweggrund für die beiden Frauen war, nach Moha zu
reisen, dürfte indes klar sein, und somit bietet sich gerade für diesen Zeitpunkt die
Verabredung einer neuerlichen Ehe der erst siebzehnjährigen Gertrud von Dagsburg
1262 Richer von Senones (Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap.
23, S. 312) und Alberich von Troisfontaines (Albrici monachi Triumfontium
Chronicon, MGH SS XXIII, S. 916) berichten nur, daß Gertrud in dritter Ehe einen
Grafen von Leiningen geehelicht habe, ohne daß sie ein Datum angeben. Parisse,
Noblesse et chevalerie, S. 375, nennt als Datum der Eheschließung das Jahr 1223, ohne
eine Quelle zu nennen.
1263 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 282, S. 299 f., Zitat, S. 299; zur Urkunde siehe oben,
S. 132 mit Anm. 729.
1264 Fisen, Historia, lib. 11, S. 447 f. u. im Anhang, Urkunde Nrn. 22 u. 23. Zu den
Vorgängen um Val-Notre-Dame siehe oben, S. 323-331.
1265 Siehe dazu Toussaint, Grafen, S. 39 f.
1266 vgl. dazu Hücker, Otto IV., S. 378 f.
364
an1267. Aus dieser Interpretation des Zusammentreffens der drei Frauen würde sich
ergeben, daß als Zeitraum für die Schließung der dritten Ehe Gertruds von Dags-
burg die Zeitspanne zwischen Ende 1223 und Mitte 1224 in Frage kommt. Möglich
ist auch, daß die Eheschließung erst nach dem Mai 1224 erfolgt ist, denn bis zu
diesem Zeitpunkt wird in den von Gertrud zwischen dem 6. Oktober 1223 und Mai
1224 ausgestellten Urkunden kein Ehemann genannt1268. Sicher ist jedenfalls, daß
Gertrud im September des Jahres 1224 mit Simon von Leiningen verheiratet war,
denn hier findet Simon als ihr Ehemann Erwähnung1269. Der Anlaß der Ehe-
schließung seitens der Lehmiger dürfte, wie bei den vorangegangenen Ehen Ger-
truds, die Aussicht auf die reichen Besitzungen der Gräfin gewesen sein.
Auch der dritten Ehe Gertruds blieben leibliche Nachkommen versagt. Die letzte
Gräfin von Dagsburg ist noch im ersten Viertel des Jahres 1225, vor dem 19. März,
aus uns nicht bekannter Ursache verstorben1270, nicht einmal 20 Jahre alt.
11. Der Streit um die Dagsburger Erbschaft
Der kinderlose Tod Gertruds von Dagsburg hat, wie oben schon erwähnt, die größte
territonalpolitische LJmgestaltung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowohl
im Elsaß als auch in Ober- und Niederlothringen eingeleitet, da die Aussicht auf ein
reiches Erbe eine Vielzahl von Dynasten auf den Plan rief, die sich alle einen
möglichst großen Anteil am Erbe sichern wollten. Bevor die äußerst komplexen
Vorgänge dargestellt werden1271, muß ein Blick auf den Kreis der Anwärter auf die
Erbschaft geworfen werden.
1267 Es ist auch möglich, daß Maria von Brabant während ihres Besuches in Moha 1223
eben durch das Kennenlernen des Zisterzienserinnenklosters Val-Notre-Dame, der
dagsburgischen Seelenheilstiftung, den Plan gefaßt hat, der ungefähr zehn Jahre später
von ihr ausgeflihrt wurde, zum Gedenken an ihre beiden verstorbenen Ehemänner
ebenfalls ein Zisterzienserinnenkloster zu stiften Zu der Stiftung des Klosters bei
Binderen durch Maria von Brabant siehe Hücker, Otto IV., S. 355 ff. u. 379; vgl. auch
die diesbezüglichen Urkunden in H. P. H. Camps, Oorkondenboek van Noord-Brabant
tot 1312: I. De Meierij van 's-Hertogenbosch (met de heerlijkheid Gemert), 1. Teil 690-
1294, 's-Gravenhage 1979, Nr. 187, S. 266 f„ Nr. 211, S. 291 f., Nr. 223, S. 302 f„ Nr.
225, S. 304 f.
1268 Siehe dazu die Zusammenstellung der von ihr ausgestellten Urkunden, oben, S. 131 f.
mit Anm. 729.
1269 Siehe die Urkunde Gertruds von Dagsburg vom September 1224, abgedruckt bei
Marichal, Cartulaire I, Nr. 147, S. 343, in der sie von mariti meo comiti de Dauborc
(ebda., S. 344) spricht.
1270 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679: Defuncta sine liberis comitissa de
Musau Gertrude, filia comitis Alberti. Der Terminus ante quem für das Todesdatum
ergibt sich aus dem Umstand, daß der Lütticher Bischof am 19. März 1225 Einzug in
Moha und Waleffe hielt und es in seinen Besitz nahm (ebda ).
1271 Die beste Zusammenfassung der Vorgänge hinsichtlich der Ansprüche des Grafen
Simon von Leiningen bei Toussaint, Grafen, S. 118-130.
365
Der Kreis der Anwärter auf die Erbschaft
Nach dem Tod Gertruds von Dagsburg meldete ein großer Kreis von Personen
Ansprüche auf die reiche Erbschaft an1272. In erster Linie sind hier die leiblichen
Verwandten Gertruds zu nennen. So traten als nächste Verwandte vor allem die
beiden Markgrafen von Baden, Hermann und Heinrich, auf den Plan und meldeten
Ansprüche auf fast die gesamte Erbmasse an, ebenso Herzog Heinrich von Brabant
und die Grafen von Pfirt. Auch der dritte Gemahl der verstorbenen Gräfin, Simon
von Leiningen, machte sich berechtigte Hoffnungen, das Erbe anzutreten. Schließ-
lich wollten noch die beiden Staufer, Kaiser Friedrich II. und sein Sohn, König
Heinrich (VII ), ebenfalls mit der verstorbenen Erblasserin verwandt, an deren Erbe
partizipieren sowie Herzog Walram von Limburg1273 und Herzog Matthäus II. von
Oberlothringen. Von den geistlichen Würdenträgern sind die Bischöfe von Lüttich,
von Metz und von Straßburg zu nennen, in deren Diözesen der Hauptanteil der
Erbmasse lag und die auch Lehensherren verschiedener dagsburgischer Güter
waren1274. Auffallend ist, daß wir keine Nachricht von Interventionen anderer
Verwandter der Dagsburger Grafen - zu denken ist hier an die Grafen von
Hochstaden oder die Grafen von Saarw erden - haben.
Die Auseinandersetzungen in Niederlothringen
In Niederlothringen standen lediglich die ehemaligen dagsburgisehen Allode Moha
und Waleffe zur Disposition. Die beiden Politiker, die schon seit über zwanzig
Jahren ein Tauziehen um den Besitz von Moha und Waleffe veranstaltet hatten,
1272 vg| auch die Zusammenstellung des Erbansprüche stellenden Personenkreises bei
Toussaint, Grafen, S. 120 ff.
1273 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 547 f.: Sed cum
eadern comilissa sine berede proprii corporis occulto quidem Dei iudicio decessisset,
dominus Walterus dux de Le/nborc, comes Lucelburgensis, et mulli alii nobiles et
potentiores de imperio, consanguinei eius et Jautores, castra que eranl de feodo
prediclo cum eorum pertinentiis nequiter sasierunt, ea sue ditioni usurpare et retinere
in perpetuum contra debitum conditionis predicte molientes. Möglicherweise handelt
es sich um ein Versehen des Chronisten, da Walram von Limburg im Verlauf des
Dagsburger Streites nicht mehr in Erscheinung trat.
1274 Ein Problem bilden die sogenannten Straßburger Kirchenlehen der Dagsburger. Sie
werden nirgends in den Verträgen zwischen den Kontrahenten erwähnt. Daß die
Dagsburger von der Straßburger Kirche aber Lehen hatten, geht eindeutig aus einer
Urkunde König Philipps von Schwaben aus dem Jahre 1204 hervor, in der er Herzog
Heinrich von Brabant verspricht, ihm im Falle des kinderlosen Todes von Graf Albert
von Dagsburg bei der Erwerbung von dessen Straßburger Kirchenlehen zu unterstützen
(siehe dazu oben, S. 315 mit Anm. 987). Allerdings werden diese Lehen nicht näher
bezeichnet, so daß wir sie nicht konkret fassen können. Sie scheinen auch im Verlauf
der Auseinandersetzungen um das Erbe der Dagsburger keine Rolle gespielt zu haben.
A. W. Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsasses, von der frühesten bis auf die
gegenwärtige Zeit, 1. Bd., Straßburg 1841, S. 489, hatte die Ansicht geäußert, daß das
Breuschtal mit den dazugehörigen Burgen, Klöstern und Orten ein Lehen vom
Straßburger Bischof gewesen und beim Tode Gertruds von Berthold von Teck
eingezogen worden sei. Diese Ansicht wurde aber bereits widerlegt von J Fritz,
Territorium, S. 39, Anm. 1.
366
waren der Lütticher Bischof Hugo von Pierrepont und Heinrich I. von Brabant, der
Herzog von Niederlothringen. Wie sich das Ringen der beiden Politiker im ersten
Viertel des 13. Jahrhunderts um diese Ländereien gestaltet hatte, wurde oben bereits
beschrieben.
Bischof Hugo von Lüttich, der seine Ansprüche auf Moha und Waleffe nie auf-
gegeben hatte, legte schon im Jahre 1224 dem päpstlichen Legaten, Bischof Konrad
von Porto, als dieser im Frühsommer dieses Jahres in Lüttich weilte, die 1204
getroffene Erbschaftsvereinbarung mit Albert II. von Dagsburg vor und ließ sich
durch den legalen die einstige Übereignung der besagten Orte bestätigen1275, die er
schon 1212 nach dem Tode Alberts II. bei dessen Erbin und ihrem ersten Ehemann,
Theobald von Oberlothringen, durchgesetzt hatte1276. Unmittelbar nach dem Tode
Gertruds erfaßte der Bischof die neue Situation als erster und handelte am
schnellsten. Er versuchte sofort, seinen Ansprüchen auf Moha und Waleffe
Rechtskraft zu verleihen, hielt am 19. März 1225 Einzug in den beiden Burgen und
ließ sich nun den Lehens- und Treueid leisten1277. Er holte auch gleichzeitig eine
Bestätigung seiner diesbezüglichen Ansprüche bei Papst Honorius III. ein, die
dieser ihm am 15. Mai 1225 ausstellte1278. Dem Bischof erwuchs indes Widerstand
in der Person von Heinrich I. von Brabant, der vom Einzug des Bischofs in Moha
und Waleffe überrascht worden war1279. Dieser machte nun erneut seine alten
Ansprüche auf die besagten Gebiete geltend und versuchte diesmal mit rechtlichen
Mitteln, gegen die vom Bischof geschaffenen Fakten vorzugehen. Wohl wegen
1275 Die Bestätigung durch Konrad von Porto, in der die Erbschaftsvereinbarung zwischen
Hugo von Lüttich und Albert II. inseriert ist (siehe oben, S .312 mit Anm. 968), ist am
4. Juni 1224 ausgestellt, Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr
142, S. 207: Eapropter, dilecti in Christo, vestris iustis petitionibus grato concurrentes
assensu, personas vestras cum omnibus bonis vestris que in presentiarum
rationabiliter possidetis aut in Juturum prestante Domino iustis modis poteritis
adipisci, sub omnipotentis Dei et nostra protectione suscipimus, specialiter autem
donationem vobis a comite Alberto de Musal factam secundam quod in donationis
ipsius scripto sigillo suo et episcopo autenticato prospeximus contineri, auctoritate
qua fungimur confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Quam
donationem sicut in dicto scripto prospeximus presentibus litteris de verbo ad verbum
fecimus inseri. Quod scriptum tale est: In nomine sancte et individue Trinitatis.
1276 Siehe oben, S. 344 f.
1277 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679: Defuncta sine liberis comilissa de
Mus au Gertrude, filia comitis Alberti, domnus Leodiensis episcopus Hugo fidelitatem
et hommagia castellanorum et hominum terre absque omni coactione recipit, et
castella Musau et Waleve sine aliqua contradictione ingreditur 14. Kal. Aprilis fer ia 4.
ante posca floridutn.
1278 Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire 1, Nr. 148, S. 212: Eapropter,
venerabilis frater, tuis iustis precibus inclinati, de Muisau et de Waleue castra cum
pertinenliis suis a te ad opus Leodiensis ecclesie iusto titulo acquisita, sicut ea omnia
Leodiensis ecclesia mste, canonice possidet et quiete, tibi et per te ipse ecclesie
auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus; siehe
auch Aegidii Aureaevallensis Gesta episcoporum Leodiensium, MGH SS XXV, lib.
III, cap. 96, S. 120.
1279 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679, siehe das Zitat in Anm. 1281.
367
seiner guten Beziehungen zu Erzbischof Engelbert von Köln1280, der als
Reichsvenveser für den mindeijährigen König Heinrich (VII.) amtierte, wandte er
sich sofort an den König, der einen Hoftag in Frankfurt abhielt, und ließ vom König
den Lütticher Bischof vor den Hof tag laden1281.
Der Herzog versuchte, sozusagen als flankierende Maßnahme, sich auch die Affäre
um den sogenannten falschen Balduin, der sich als der ehemalige lateinische Kaiser
Balduin I. ausgab, zunutze zu machen, allerdings erfolglos. Bischof Hugo von
Lüttich und die Gräfin von Flandern, die Tochter des echten Balduin von Flandern,
hatten den falschen Balduin natürlich nicht anerkannt. Folglich taktierte Herzog
Heinrich und unterstützte die Ansprüche des falschen Balduin, der aber bald darauf,
als sich auch noch der französische König in die Affäre eingeschaltet hatte, als
Betrüger entlarvt und hingerichtet wurde1282.
Ein weit folgenschwereres Ereignis, das sich negativ auf des Herzogs Ansinnen
aus wirkte, war, daß am 7. November 1225 Erzbischof Engelbert von Köln ermordet
w urde1283. So verlor Heinrich von Brabant in seiner Angelegenheit einen wichtigen
Fürsprecher am Königshof1284. Die Erfolgsaussichten für den Brabanter sanken
dadurch erheblich, wie sich später zeigen sollte, zumal der Lütticher Bischof
inzwischen auch nicht untätig gewesen war. Er hatte als Gesandten den Lütticher
Domkanoniker Hermann nach Italien zu Kaiser Friedrich II. geschickt, der im Juni
1226 in Cremona vom Kaiser eine Bestätigung der Erwerbung von Moha und
Waleffe durch den Bischof einholte1285. Im November 1226 erfolgte schließlich auf
1280 Siehe dazu Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 151 f.; zu den engen - jedoch nicht immer
spannungsfreien - Beziehungen zwischen Heinrich I. von Brabant und Erzbischof
Engelbert sowie dem Kölner Erzstift siehe neuerdings vor allem J. Lothmann,
Erzbischof Engelbert I. von Köln (1216-1225). Graf von Berg, Erzbischof und Herzog,
Reichsvenveser, Köln 1993, S. 82-89. Vgl. zum Dagsburger Erbschaftsstreit ebda., S
103 ff. u. 371
1281 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679: Henricus dux Lovaniensis audit et
irascitur, fremit et minatur, curiam apud Franckenefort adiens, episcopum ad curiam
citari facit quaren tentam; siehe auch Aegidii Aureaevallensis Gesta episcoporum
Leodiensium, MGH SS XXV, lib. III, cap. 94, S. 119, der aber von Reiner von Lüttich
abhängt.
1282 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679. Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 152,
sieht in der Affäre um den falschen Balduin keine Verbindung zur Dagsburger Erb-
schaftsfrage; vgl. auch IjOTHMAnn, Engelbert I., S. 363 f.
1283 Knipping, Regesten, Bd. 3,1, Nr. 569, S. 87 f. Zur Ermordung Engelberts I. von Köln
siehe Lothmann, Engelbert I., S. 387-390.
1284 Zum Verhältnis Heinrichs von Brabant zum neuen Kölner Erzbischof, Heinrich von
Müllenark, siehe M. Matscha, Heinrich I. von Müllenark Erzbischof von Köln (1225-
1238), Siegburg 1992, S. 268-271.
1285 Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 155, S. 218 f.: Perpresens
scriptum notum facimus universis imperii fidelibus presentibus et futuris, quod
Hermatinus canonicus et nuncius episcopi Leodiensis dilecti principis nostri, veniens
ad nostram presentiam exposuit coram nobis quod comes Albertus de Dasburc dudum
eidem episcopo et ecclesie sue quoddam allodium quod est in loco qui dicitur Musal et
Walleyum cum omnibus iusticiis et pertinentiis suis concessit liberaliter et donavit;
quare celsitudini nostre pro parte dicti episcopi humiliter supplicavit ut ad futuram
securitatem Leodiensis ecclesie concessionem ipsi episcopo et ecclesie sue factam de
368
einem Hof tag des Königs in Würzburg, zu dem Bischof Hugo ebenfalls seinen in
dieser Angelegenheit schon erprobten Kanoniker Hermann von Salm geschickt
hatte, die endgültige Zuerkennung von Moha und Waleffe an den Lütticher Bischof
durch König Heinrich (VII ). ln der von Heinrich (VII.) ausgestellten Urkunde
bestätigt dieser die Verfügung seines Vaters1286. Heinrich von Brabant sali nun
keine Chancen mehr, seine Ansprüche auf die ehemaligen dagsburgisehen Gebiete
an der Maas durchzusetzen, und so kam es am 29. August 1227 in Waremme zum
endgültigen Verzicht des Herzogs auf Moha und Waleffe, der in einer ganzen Reihe
von Urkunden und Erklärungen dokumentiert ist, da Bischof Hugo von Lüttich
diesmal sicher gehen wollte. So gab Herzog Heinrich an diesem Tag eine Erklärung
gegenüber dem Lütticher Bischof ab, daß er auf Moha und Waleffe endgültig
verzichten werde1287. Ebenfalls bestätigte der Herzog am 29. August 1227
gegenüber dem Metropoliten des Lütticher Bischofs, dem Erzbischof von Köln, und
Vertretern des Kölner Domkapitels seinen Verzicht1288. Der Kölner Erzbischof
Heinrich von Müllenark und das Kölner Domkapitel bestätigten und erklärten noch
im September in jeweils eigenen Urkunden und einer gemeinsam abgefaßten dritten
allodio predicto dignaremur confirmationis nostre munimine roborare. Nos igitur
attendentes grata et devota servicia prefati episcopi que nobis exibuit hactenus et in
antea exibere poterit gratiora, pro salute nostra et remedio animarum divorum
augustorum parentutn nostrorum, dictum allodium cum omnibus iusticiis et pertinendis
suis, sicut idem cotnes eis gratuita voluntate concessit et iuste potuit concessisse ac in
scripto eius publico apertius continetur, ipsi episcopo et sancte Leodiensi ecclesie de
solita benignitatis nostre gratia in perpetuum confirmamus; mandantes et firmiter
inhibentes quatinus nulla persona alta vel humilis, ecclesiastica vel secularis, dictum
episcopum aut ecclesiam suam de prefato allodio contra hanc nostre confirmationis
paginam ausu temerario molestare seu impedire presumat; quod si presumpserit,
indignationem nostram se noverit incursurum, weiterer Druck bei Winkh.ma.NN, Acta,
2. Bd., Nr. 281, S. 256; siehe auch Aegidn Aureaevallensis Gesta episcoporum
I^eodiensium, MGH SS XXV, lib. III, cap. 96, S. 120.
1286 Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire 1, Nr. 157, S. 220 f.: Per presens
scriptum notum Jacimus universis imperii fidelibus presentibus et Juturis, quod
Hermannus de Samis canonicus et nuncius episcopi Leodiensis dilecti principis nostri,
veniens ad nostram presendam exposuit coram nobis quod comes Albertus de Daburg
dudum eidem episcopo et ecclesie sue quoddam allodium quod est in loco qui dicitur
Musau et Wallauium cum omnibus iusticiis et pertinendis suis concessit liberaliter et
donavit. Es folgt die im Wortlaut fast mit der kaiserlichen Bestätigung (siehe Anm.
1285) identische Bestätigung durch König Heinrich (VII.); siehe auch Aegidii
Aureaevallensis Gesta episcoporum Leodiensium, MGH SS XXV, lib. III, cap. 96, S.
120.
1287 Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 175, S. 237 f.: Notum Jacio
quod omnem querelam quam habebam vel habere poteram adversus venerabilem
patrem et dominum meum Hugonem Dei gratia Leodiensem episcopum super castris
de Musau et de Waleue et eorum pertinendis, eisdem episcopo et ecclesie quittam
clamavi, promittetis prestito corporaliter iuratnento quod nunquam decelero ipsos aut
eorum successores inquietabo per me vel per alium (Zitat, ebda., S. 237).
1288 Druck ebda., Nr. 176, S. 238 f. Die Erklärung gegenüber dem Kölner Erzbischof und
den Vertretern des Domkapitels lehnt sich fast wörtlich an die Erklärung gegenüber
dem Lütticher Bischof (siehe Anm. 1287) an.
369
Urkunde den Verzicht Herzog Heinrichs und seines Sohnes für rechtmäßig1289.
Auch von dem späteren Nachfolger des Herzogs und gleichnamigen Sohn Heinrich
ließ der Bischof ebenfalls am 29. August eine Verzichtserklärung ableisten, die
anscheinend in zwei fast gleichlautenden Ausfertigungen existiert, einmal mit
Zeugen1290 und einmal ohne Zeugen1291. Analog zu der Erklärung seines Vaters,
gab Heinrich gegenüber dem Kölner Erzbischof und den Vertretern des Dom-
kapitels ebenfalls eine Verzichtserklärung ab1292. Zudem bestätigten die Zeugen
der drei Urkunden aus dem Gefolge des Herzogs dem Bischof in einer gesonderten
Urkunde die Verzichtserklärungen und versprachen diesem, dem Herzog, seinem
erstgeborenen Sohn oder dessen Nachfolgern die Gefolgschaft zu verweigern, falls
der Herzog, sein Sohn oder die jeweiligen Nachfolger die Vereinbarungen brechen
sollten1293, wie sie es auch schon in den einzelnen Urkunden des Herzogs und
seines Sohnes versprochen hatten1294. Schließlich gaben gegenüber König Heinrich
(VII.) Herzog Heinrich und sein erstgeborener Sohn an Hand von Briefen, die
ebenfalls vom 29. August 1227 datiert sind, jeweils fast gleichlautende Verzichts-
erklärungen ab, die sich im Wortlaut von den anderen Erklärungen gegenüber dem
Lütticher Bischof und dem Kölner Erzbischof kaum unterscheiden1295. Mit dem
1289 fqos igitur quitationem predictam ratam et gratam habemus et castra de Musal et de
Waleue cum eorum pertinentiis, prout in litteris predictorum ducis et filii sui
continetur, venerabili fratri nostro Leodiensi ac dilecte filie nostre ecclesie Leodiensi
auctoritate sancte Coloniensis ecclesie confirmamus; inhibentes sub pena
excommunicationis ne quis predictum episcopum aut ecclesiam Leodiensem super
predictis castris aut eorum pertinentiis de cetero molestare présumât. Alle drei
Urkunden sind bei Bormans u. SCHOOLMEESTERS, Cartulaire I, abgedruckt: Urkunde
des Kölner Erzbischofs, ebda., Nr. 186, S. 246 f., Urkunde des Kölner Domkapitels,
ebda., Nr. 187, S. 247, und die Urkunde des Erzbischofs zusammen mit dem
Domkapitel ausgestellt, ebda., Nr. 188, S. 248 f., aus letzterer Urkunde auch das Zitat.
Die drei Urkunden weisen - natürlich abgesehen von der Intitulatio - einen, bis auf
wenige marginale Abweichungen, identischen Text auf.
1290 Druck ebda, Nr. 177, S. 239 f.: Notum facio quod omnem querelam quam habebam vel
habere poteram adversus venerabilem patrem et dominum meum Hugonem Dei gratia
Leodiensem episcopum et ecclesiam Leodiensem super castris de Musau et de Waleue
et eorum pertinentiis, eidem episcopo et ecclesie quittam clamavi, promittens prestito
corporaliter iuramento quod nunquam decetero ipsos aut eorum successores
inquietabo per me vel per alium.
1291 Druck ebda., Nr. 181, S. 242 f.
1292 Druck ebda., Nr. 182, S. 243 f.
1293 Druck ebda., Nr. 178, S. 240 f.: Nos Egidius Bertos, Walterus Bertos, Godefridus de
Peruuez, Osto de Trasignies, Leonius castellanus de Bruselle, Gossuinus de
Gochoncurl, Arnoldus de Walehem, Arnoldus de Wesemale, Walterus de A, Arnoldus
senescalcus de Rote 1er, notum facimus universis presens scriptum inspecturis quod ad
petitionem et mandatum H. illustris ducis Lothoringie et domini Henrici primogeniti
filii sui, prestito corporaliter iuramento promisimus venerabili patri Hugoni Dei gratia
Leodiensi episcopo et ecclesie Leodiensi quod, si predicti domini nostri aut eorum
heredes ullo umquam tempore venirent contra quittationem et elemosinam quam
fecerunt predictis episcopo et ecclesie de castris de Musal et de Waleue et eorum
pertinentiis, nos nec auxilium nec consilium prestaremus eisdem aut heredibus eorum.
1294 Siehe die in den Anm. 1287, 1288 u. 1290 genannten Urkunden.
1295 Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire 1, Nr. 179, S. 241 (Brief Herzog
Heinrichs) und ebda., Nr. 180, S. 242 (Brief des Sohnes von Herzog Heinrich).
370
Verzicht von Waremme war der Kampf um den niederlothringischen Teil des
Dagsburger Erbes zugunsten des Lütticher Bischofs entschieden.
Die Auseinandersetzungen um die Grafschaft Metz
Als Lehensherr über die Metzer Lehen der Dagsburger Grafen und über die
Grafschaft Metz hatte sich für den Metzer Bischof, Johann von Apremont, die
Möglichkeit ergeben, diese Ländereien einzuziehen, um eigenständig darüber
verfügen zu können. Er hatte sich bereits 1224 von Gertrud von Dagsburg bzw.
schon vorher durch ihren ersten Gemahl, Herzog Theobald I. von Oberlothringen,
die Burgen Türkstein, Diedersdorf und die Abtei Hesse zu Lehen auftragen
lassen1296. Im Mai 1225, zwei Monate nach Gertruds Tod, erklärte er, daß er die
Grafschaft Metz und alles, was die letzte Dagsburger Gräfin in der Stadt Metz
besessen hatte, ebenso wie Diedersdorf, Sarrebourg und Hesse einbehalten
werde1297. Der Bischof mußte jedoch gegenüber hochrangigen Mitgliedern des
Metzer Domkapitels das Versprechen abgeben, nur mit deren Zustimmung über
diese Besitzungen zu verfügen1298. Man wird sich hier mit Recht der in der
Forschung in diesem Zusammenhang geäußerten Vermutung anschließen können,
daß aus letzterer Bestimmung ein nicht unwesentlicher Einfluß des Domkapitels auf
die Politik Johanns von Apremont zu erkennen sei1299.
Bischof Johann wird auch noch die nicht in der urkundlichen Erklärung enthaltenen
Burgen Herrenstein und Türkstein sowie den Ort Saaralben als erledigte dags-
burgische Lehen eingezogen haben, wie uns aus der Chronik Richers von Senones
überliefert ist1300.
Der Hauptgegner des Bischofs in der Dagsburger Erbschaftsfrage war Simon von
Leiningen, der das Erbe seiner verstorbenen Gemahlin, vor allem aber die Metzer
Lehen inklusive der Grafschaft Metz, die ihm eine starke Stellung in Ober-
lothringen sichern sollten, beanspruchte. Auf den Erwerb der Hinterlassenschaft
1296 Urkunde Theobalds von Oberlothringen, abgedruckt bei Marichal, Cartulaire I, Nr.
221, S. 496. Zur Urkunde Gertruds siehe oben, S. 132 mit Anm. 729.
1297 MetZi AD Mos., G 152, Nachtrag 2: Noverit .... quod nos retinuimus ad usum
episcopatus nostri comitatum Mettensem et omnia quod comitissa de Daborc nuper de
medio sublata in civitate Mettensi cum appenditiis possidebat, debemus etiam retinere
Tihecort, Sareborc, Hesse cum appenditiis.
1298 Ebda.
1299 Siehe Toussaint, Grafen, S. 123.
13°° Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312: Nam
Me tensis episcopus lohannes audiens defectum heredum illius comitatus, quedam
castra, scilicet Hernestem et Turquestem, et quedam opida peroptima, videlicet Albam
et Saleborc, et comitatum civitatis Metensis et terras et homines, que omnia comes de
Daxporc a priscis temporibus nomine feodi possederat ab eodem episcopo, ad ius et
proprietatem Metensis episcopii resumpsit et xaxiit. - Gesta episcoporum Mettensium,
continuatio altera, MGH SS X, S. 548: Nam idem episcopus comitatum Metensem et
quatuor castra nobilia, Saraborc videlicet, Albam, Turquestein et Herrestein, quae
erant de feodo predicto, cum suis appendiciis adquisivit et Metensi ecclesie perpetuo
contulit possidenda.
371
Gertruds in Niederlothringen konnte Simon nicht hoffen, dort war mit dem
Lütticher Bischof und Heinrich I. von Brabant die Konkurrenz zu groß. Deswegen
konzentierte sich Simon ganz auf die Metzer Lehen und auf die unterelsässischen
Besitzungen um die beiden Burgen Girbaden und Dagsburg1301.
Bischof Johann von Metz, der die Gefahr erkannte, die ihm von dem Leininger
drohte, war auf der Suche nach Bündnispartnern und verständigte sich noch im Mai
mit Heinrich von Brabant auf ein gegen den Leininger und seinen Vater gerichtetes
Bündnis 1302 Jedoch blieb dieses Abkommen ohne Wirkung, da Heinrich von
Brabant, wohl wegen seines Engagements in Niederlothringen bezüglich der
Erwerbung von Moha und Waleffe, seinen Bündnisverpflichtungen nicht nachkam.
Schließlich verpflichtete sich der Metzer Bischof der Hilfe des Grafen Heinrich von
Bar, indem er dessen Lehen um die Burgen Diedersdorf und Fribourg ver-
mehrte1303, was jedoch zeitweise nicht wirksam werden konnte, da sich Heinrich
von Bar zwischen Weihnachten 1225 und Pfingsten 1226 in der Gefangenschaft
eines seiner Gegner, des Grafen Johann von Chalon, befand1304. Das Bündnis
zwischen Johann von Apremont und Heinrich von Bar trug dennoch Früchte1305,
und Simon von Leiningen mußte am 29. August 1227 einen für ihn ungünstigen
Friedens vertrag mit dem Metzer Bischof abschließen1306. Simon bezeugte den mit
Zustimmung seines Vaters geschlossenen Frieden. Außerdem wurde eine Ehe-
schließung zwischen Simon und der Tochter des Bruders von Bischof Johann
vereinbart. Als Wittum sollte die zukünftige Ehefrau Simons die Dagsburg mit
1301 Siehe dazu unten, S. 375-390.
1302 Butkens, Trophées I, preuves, S. 71: Ego Ioannes Dei gratiâ Metensis Episcopus
notum facio omnibus, quod ego sic confederatus sum Duci Brabantiœ & filio ejus,
quod ego tenore eis impendere auxilium contra Comitem de Linenges & filium ejus
quondam Comitem de Dasbore & contra omnes illos qui tenet Allodia quce Comitissa
de Dasbore nuper defuncta tempore obitus sui inter Renum & Mosellam possidebat:
Dux ver à & filius ejus mihi illos qui sibi usurpant feoda, quce dicta Comitissa tenebat à
me inter Renum & Mosellam tempore obitus sui.
1303 Siehe die Gegenurkunde von Heinrich von Bar, abgedruckt bei Marichal, Cartulaire
1, Nr. 187, S. 401 ff.: Idem vero episcopus contulit et concessit michi et heredibus meis
a proprio corpore meo descendentibus, sive sint filii sive filie, in augmentum illius
feodi, quod ab ipso prius tenebam, Thihecort et Friborc cum eorum appenditiis et
pertinentiis atque omnibus que ibi habebat et habere expectabat, et ad deffendendum et
retinendum istud feodum tenetur episcopus adjuvare me et heredes meos contra omnes
homines. Ego vero de supradictis castris, scilicet Thihecort, Friborc, debeo episcopum
contra omnes homines similiter adjuvare, nec de ipsis pro aliquo ei debeo esse in
nocumentum (Zitat, ebda., S. 402 f.).
1304 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 918: Comes Barri
Henricus cum esset captus in Burgundia, ut supra tetigimus, fuit ibi usque ad
pentecosten. Redemptus ergo pro 16000 librarum Pruvinensium liber dimissus est,
promittendo quod pacem cum eisdem principibus haberet, qui ipsum tenuerant, nec eis
fidem servavit.
1305 Ebda, S. 916: Longam concertationem habuit Metensis episcopus contra comites, qui
castra dicte comit isse sibi vendicabant maxime ex vicinitate, et ille de Unengis ex dote
vel remanentia uxoris, que recipere debebat de manu episcopi, qui per comitem Barri
de ipsis triumphum optinuit.
1306 De,- Vertrag ist abgedruckt bei Marichal, Cartulaire I, Nr. 4, S. 4 ff.
372
Zubehör, ferner von seinem zukünftigen Erbe die Rechte an den Burgen Mörsberg,
Saargemünd und Waldeck mit den dazugehörigen Pertinenzen erhalten. Die
Dagsburg durfte auch nicht ohne Zustimmung des Bischofs weggegeben wer-
den1307. Auch mußte Simon der Zerstörung einer vom Bischof vor der Dagsburg,
anscheinend während der zurückliegenden kriegerischen Auseinandersetzungen zu
Belagerungszwecken errichteten Burg zustimmen1308, was wohl nur bedeuten kann,
daß Simon geplant haben muß, diese Befestigungsanlage zu erhalten und für seine
Zwecke zu nutzen1309. Der Bischof sollte Simon im Laufe des Jahres 200
Silberpfund zahlen, die Simon bei Nichtzustandekommen der Ehe zwischen ihm
und der Nichte des Bischofs zurückzuerstatten hatte1310. Die Bürgen Simons, das
waren sein Vater und Graf Heinrich von Wörth sowie sein Onkel Eberhard von
Urstein, mußten insgesamt 300 Pfund Metzer Geldes und er selbst zusätzlich 200
Pfund als Bürgschaftsleistung erbringen1311. Außerdem waren vom Leininger die
Lehensbriefe für die Grafschaft Metz, die von Bischof Johann für Gertrud von
Dagsburg ausgestellt worden waren, nach erfolgter Eheschließung mit der Nichte
des Bischofs an letzteren zurückzugeben1312. Die Chancen Simons von Leiningen,
die Grafschaft Metz und die anderen bischöflichen Lehen zu erwerben, waren nach
Abschluß dieses Friedensvertrages praktisch auf den Nullpunkt gesunken. Von der
Metzer Grafschaft und den Lehen ist in diesem Vertrag keine Rede, Simon mußte
dieses für ihn bittere Ergebnis der Auseinandersetzungen mit Johann von Apremont
vorerst wohl oder übel akzeptieren. Als weiteren Gewinn konnte Johann von
1307 Ebda.: Ego Symon, comes de Dauborc, notum facio omnibus ad quos presentes littere
pervenerint, quod ego feci pacem cum domino Johanne, Metensi episcopo, de assensu
et voluntate patris mei F„ comitis de Lynengen, et teneor ducere in uxorem filiam
fratris sui G., domini de Asperomonte, dans ei in dotem castrum de Dauborc cum
appenditiis et quicquid ad me contigerit pervenire jure hereditario in castris et terris
de Morespec et de Gumunde et de Waldeske; nec castrum de Dauborc deinceps
alienabo vel in alium transferam, nisi de consensu et voluntate domini Metensis
episcopi (Zitat, ebda., S. 4 f ).
1308 Ebda., S. 5: ... consensi etiam quod castrum, quod dominus episcopus firmavit ante
Dauborc, prediclo matrimonio consummato destruatur.
1309 Siehe Toussaint, Grafen, S. 124 mit Anm. 202.
1310 MARICHAL, Cartulaire i, Nr. 4, S. 5: ... et si, aliquo casu contingente, prefalum
matrimonium forte contrahere non possem, dominus episcopus debebit rehabere, per
ostagios infra nominatos, illas ducentas libras quas michi tenetur solvere infra
presentem annum.
1311 Ebda.: Hec omnia predicta pater meus et ego juravimus firmiter conservanda; ad
majorem etiam securitatem dedi ostagios de trecentis libris: patrem meum, comitem
Lineng., de centum libris mettensium; Henricum, comitem de Weldre, de centum libris
mettensium; dominum Evrardum de Vrestein, avunculum meum, de centum libris
melensium; et insuper debeo eidem domino episcopo dare ostagios de ducentis libris
metensium usque ad proximum festum sancti Martini, ad dictum domini Albrici de
Roseriis et domini Walteri de Bruke; et nisi has pactiones tenuero, dominus episcopus
ibit ad predictos ostagios, laude et assensu meo.
1312 Ebda: ... et litteras sigillo suo sigillatas, quas michi dedit, quando ei cum uxore mea,
comitissa de Dauborc defuncta, feci homagium, reddere tenebor quam cito prediclam
filiam domini Asperimontis duxero in uxorem.
373
Apremont den Eintausch der Vogtei Marsal für einige Weinberge verbuchen, die
angeblich weit weniger als Marsal wert gewesen seien1313.
Allerdings fügte sich der Leininger noch nicht in sein Schicksal. Die geplante Ehe
mit der Nichte von Bischof Johann kam nicht zustande1314, und als der Bischof
zwischen den Jahren 1232 und 1234 in eine neuerliche Auseinandersetzung mit
dem Patriziat in Metz verstrickt wurde1315, versuchte er abermals, die Metzer
Grafschaft zu erwerben1316. Auch diese Auseinandersetzung Simons mit Johann
von Apremont verlief negativ für den Leininger. Er wurde im Verlauf der militä-
rischen Auseinandersetzungen im elsässischen Zellweiler gefangengenommen1317
und mußte am 16. März 1234 in Kaiserslautern einen neuerlichen Friedens vertrag
mit dem Bischof unterzeichnen1318. Simon nahm nun endgültig von seinen
Ansprüchen auf die Grafschaft Metz Abstand, gab die Lehensbriefe an den Bischof
zurück1319, verzichtete auf Schadensersatzansprüche gegenüber dem Bischof und
dessen Alliierten1320 und stellte dreizehn Friedensgaranten, welche mit insgesamt
1100 Metzer Pfund für ihn bürgten1321. Des weiteren verpflichtete Simon sich, in
1313 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548. ... et insuper
advocatiam de Marsal, in qua multo plus habebat advocatus quam dominus, pro
quibusdam vineis, que erant modici valoris in respectu, permutavit.
1314 Vgl. auch Toussaint, Grafen, S. 124. Parisse, La noblesse Lorraine, 1. Bd., S. 398
mit Anm. 48.
1315 Siehe Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548: Daß
Simon den Aufstand der Metzer Bürger angezettelt hat, wie in der älteren Forschung
behauptet wird (siehe Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 2. Bd., Nr. 247, S.
266), ist umstritten. Zur Kritik an dieser Auffassung siehe Toussaint, Grafen, S. 124
mit Anm. 206.
1316 Siehe die folgende Anmerkung.
1317 Dies geht aus dem Friedens vertrag vom 16. März 1234 hervor. Siehe das Zitat in Anm.
1320; siehe auch Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 933,
der fälschlich von einem Theodericus de Linengis spricht: In Lotharingia dux Mathesu
cum avunculo suo comite Bari pacem Jecit et simul cum Metensibus Sanctum
Germanum contra episcopum obsederunt, et episcopus cepit comitem Theodoricum de
Linengis cum multis aliis, et comes Campanie castrum de Nongento in Bassigneio
obsedit.
1318 Der Vertrag ist abgedruckt bei Marichal, Cartulaire I, Nr. 130, S. 317-320.
1319 Ebda, S. 317 f.: Ego Simon, comes de Dauborc, notum Jacio omnibus quod ego super
querela quam movebam domino meo J., Metensi episcopo, de comitatu videlicet
Metensi et aliis terris, et eciam omnibus rebus aliis, que ab ipso petebam tamquam
hereditatem uxoris mee, quam habueram, comitisse de Dauborc, filie Alberti comitis,
que mihi dictus episcopus reddiderat in Jeodum, pacem Jeci cum ipso, et omnia
predicta sibi, et successoribus suis, spontaneus penitus acquitavi; litteras eciam suas,
quas super premissis habebam conjectas, eidem reddidi.
1320 Ebda, S, 318 f.: Insuper dictum dominum episcopum, et ducem Lothoringie, necnon et
omnes auxiliatores et homines eorum, de omnibus dampnis que michi et omnibus illis
qui mecum erant, quando captus Jui apud Teltewilre, facta fuerunt, aequittavi, et ipsum
et suos, tam de me quam de omnibus aliis, qui mecum ibidem fuerunt, indempnes
conservabo.
1321 Ebda, S. 319 f.: ... Ad majorem autem securitatem et habundanciorem cautelam, pro
pace et predictis omnibus melius observandis, ostagios eidem domino episcopo dedi
dominum episcopum Spirensem de centum libris; ducem de Lenborc, de centum;
dominum Walerannum de centum; comitem de Castris de centum; comitem d'Evresleun
374
die Auseinandersetzungen des Bischofs mit dem Grafen von Bar und dem Metzer
Patriziat nicht auf seiten der Gegner des Bischofs einzugreifen1322. Als
Gegenleistung für Simons Verzicht auf die Metzer Grafschaft gab der Bischof an
den Leininger mit Dorlisheim, Hersbach und Mühlbach Fembesitz der Metzer
Kirche zu Lehen1323. Ingo Toussaint hat sicher recht, wenn er in dieser Belehnung
Simons durch Johann ein Abgehen von der früheren Politik des Bischofs sieht,
indem der Bischot nun versuchte, eine Friedenssicherung durch Zugeständnisse zu
erreichen1324. Der Vertrag vom 16. März 1234 bildete den Abschluß der Aus-
einandersetzungen um die Grafschaft Metz und die Metzer Kirchenlehen der
einstigen Dagsburger Grafen. Ein Graf von Metz als Hochvogt des Bistums exi-
stierte fortan nicht mehr, den Metzer Bischöfen war nun der Weg zur Landes -
herrschaft geebnet1325. Simon von Leiningen hat sich anscheinend mit der Be-
lehnung von Metzer Fembesitz abgefunden und unterstützte sogar in der Folgezeit
Johann von Apremont bei dessen Zwistigkeiten mit dem Metzer Patriziat132^. In
den Folgejahren ging Bischof Johann daran, die Befestigungsanlagen von Sarre-
bourg, Saaralben, Herrenstein und Türkstein auszubessem und zu erweitern1327.
Berthold von Teck und das Dagsburger Erbe im Elsaß
Im Elsaß gestalteten sich die Verhältnisse komplexer, da in diesem Gebiet nicht nur
Simon von Leiningen als Anwärter auf das Dagsburger Erbe auftrat, sondern auch
einige mit Gertrud von Dagsburg blutsverwandte Familien, so die Grafen von Pfirt,
die Markgrafen von Baden und die ebenfalls mit der verstorbenen Gräfin bluts-
verwandten Staufer. Dazu gesellte sich schließlich noch der nicht mit Gertrud
de centum; comitem Sarepontis de centum; comitem Geminipontes de ducentis; ßlios
domini de Garodelake, de consensu patris ipsorum, de centum; dominum Marbodonem
de quinquaginta; dominum Johannem de Syberc de quinquaginta; dominum Albricum
de Roseriis de quinquaginta; dominum Walterum de Brukes de quinquaginta.
1322 Ebda, S. 320: Nec est pretereundum quod ego sepedicto domino episcopo, sub eodem
juramento et eisdem ostagiis, promisi quod de guerra, quam dictus episcopus habet
contra comitem Barrensem ei cives Me tenses et ipsorum auxiliatores, nulla ratione pro
quocunque homine vel pro quacunque causa cum eidem episcopo me opponam.
1323 Ebda., S. 318: ... ipse vero dominus episcopus Doresevin, Herwenspach et Milspach
michi dedit in feodum; et ego ei propter hoc homagiumfeci.
1324 Siehe Toussaint, Grafen, S. 125.
1325 Siehe die Einschätzung von H.-W. Herrmann, Zum Stande der Erforschung der früh-
und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz, in: RheinVjblt. 28, 1963, S
191.
1326 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548 f.: ... vir idem
resumens vires animi, in Teuthoniam ad gentes extraneas se convertit, ubi illustrium
virorum de Evrestein et de Daborc comitum et aliorum multorum nobilium, qui in
habenda milicia potentes erant, auxilium imploravit. Qui sibi cum prece tum precio
unanimiter adherentes, collecto magno exercitu ipsum sunt secuti, et in tantum
processerunt, quod se super Moselle fluvium receperunt.
1327 Ebda., S. 550: Nam in oppido Saleborc, quod tempore predecessoris sui ardenti
desiderio fuerat inchoatum, munitionibus, insignibus, turribus et fossatis et murorum
propugnaculis fortissimis consummavit, et de Alba, de Herrestein et de Drukestein
turres et tnuros in melius reparavit, novas cisternas profundando.
375
verwandte Straßburger Bischof Berthold von Teck, der eine günstige Gelegenheit
sah, den Ausbau seines Territoriums mit Erwerbungen aus dieser Erbschaft vor
allem mit den Burgen Girbaden und Dagsburg sowie den jeweils zugehörigen
Pertinenzen und Herrschaften ein gutes Stück voranzutreiben. Berthold sollte
schließlich zur Schlüsselfigur im Ringen um die dagsburgischen Ländereien im
Elsaß werden1328.
Noch im September 1225 hatte Herzog Heinrich von Brabant vor König Heinrich
(VII.) auf dessen Wormser Hoftag nicht nur seine Ansprüche auf die ehemaligen
dagsburgischen Besitzungen im Maasgebiet geltend gemacht, sondern auch auf die
ehemaligen elsässischen Besitzungen von Graf Albert II. von Dagsburg. Die Ent-
scheidung, wer Erbe der Dagsburger Grafen sein sollte, wurde dort wohl schon den
Landgrafen vom Unterelsaß überwiesen, in deren Grafschaft die strittigen Be-
sitzungen lagen1329. Allerdings zog im Hintergrund Bischof Berthold schon die
Fäden.
Herzog Matthäus von Oberlothringen, der ehemalige Schwager Gertruds, spielte in
den Auseinandersetzungen um das Dagsburger Erbe nur eine kleine Rolle. So
konnte er sich aus der dagsburgischen Erbmasse lediglich das vom Bischof von
Toul zu Lehen gehende oberelsässische Bergheim sichern1330. Da Matthäus, wie
sich schon bei der Eheschließung seiner ehemaligen Schwägerin Gertrud mit dem
Grafen von der Champagne gezeigt hatte, eine Bereinigung der Konfliktsituationen
mit den ehemaligen Gegnern seines Bruders suchte und auch mit dem Abbau von
dessen enormen Schulden beschäftigt war, konnte er es sich wohl nicht leisten,
einen größeren Konflikt um das Erbe seiner ehemaligen Schwägerin einzugehen. Im
Gegenteil - und das entspricht der hier skizzierten Grundhaltung des Herzogs -, er
hat ein gutes Verhältnis zu dem Straßburger Bischof Berthold von Teck angestrebt,
denn man sieht den Herzog ab August 1226 als bischöflichen Vasallen, der dafür
als Gegenleistung jährlich die enorme Anzahl von 23 Wagenladungen Molsheimer
1328 Zu Berthold von Teck und seiner Politik siehe zusammenfassend A. Hessel, Die
Beziehungen der Straßburger Bischöfe zu Kaisertum und zur Stadtgemeinde in der 1
Hälfte des 13. Jhdts, in: AUF 6, 1918, S. 269-274.
1329 Daß der Schiedspruch auf dem Wormser Hoftag an die Landgrafen überwiesen wurde,
geht aus der Schiedsurkunde der Landgrafen vom Dezember 1226 hervor. Original in
Strasbourg, AD BR, G 41, n° 2; neuzeitliche Abschrift der Urkunde in Colmar, AD
HR, Fonds Eguisheim, 3 G 40, B, abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr.
291, S. 302 f.: Noverint universi presentes et futuri, qualiter nobilibus viris Hermanno
et Heinrico marchionibus de Baden coram nobis in iudicio publice constitutis super
hereditate quadam filie sororis eorumdem comitisse videlicet de Tagesburc, quam ad
se hereditario iure devolutam affirmabant, cum instantia sibi iusticiam petiverunt
exhiberi, asserentes quemadmodum et verum esse constat in près entia regis et
principum in sollempni curia Wormatiensi eiusdem hereditatis questionem coram
eisdem cum adversario duce videlicet Brabantie in iudicium legitime deducta sic per
principes dictos sententiatum fuisse, ut universi, qui se aliquid iuris habere
contenderent in hereditate memorata coram illo comite in cuius comitia esset hereditas
ipsa sita deberent ad invicem experiri (Zitat nach dem Original). Ausführliches Regest
der Urkunde in: Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und
Hofgerichts bis 1451,2. Bd., Nr. 244, S. 213.
1330 Siehe im Anhang, Urkunden Nrn. 27 u. 28.
376
Weines erhielt331. Der Bischof scheint sich also eine Rückendeckung für sein
weiteres Vorgehen in der Dagsburger Erbschaftsfrage verschafft zu haben, was man
auch daran erkennen kann, daß die Vereinbarung mit Herzog Matthäus zeitlich
noch vor dem aküven Eingreifen des Bischofs in den Erbfolgestreit liegt1331 1332. Hans-
Walter Herrmann meint, daß der Bischof dem Abkommen mit seinem neuen
Vasallen nicht viel Vertrauen entgegenbrachte, da in einem späteren Vertrag mit
Simon von Leiningen, der die Übertragung der Burg Girbaden durch den Bischof an
Simon betrifft, die Passage aufgenommen ist, Simon dürfte dem Bischof als
zukünftigen Nachfolger für Girbaden weder einen Herzog, König, Kaiser oder
deren Söhne präsentieren1333. Hans-Walter Herrmann zieht daraus die Schluß-
folgerung, daß mit dem „Herzog“ nur Herzog Matthäus von Oberlothringen
gemeint sein könnte, der Bischof also weiterhin ein Eingreifen des Oberlothringers
befürchtete1334.
Am 29. September 1226 kam es zwischen Bischof Berthold und Simon von Lei-
ningen zu einem Vertrag1335. Simon von Leiningen übertrug dem Straßburger
Bischof und dessen Kirchen die Rechte an den Burgen Alt- und Neugirbaden mit
dem zugehörigen Gebiet im Breuschtal. Dafür sollten Simon und dessen Erben eine
Befestigung vor Neugirbaden auf dem Felsen, der Falkenstein genannt wird, dazu
vier Häuser der Ritter Walram, Rudolf von Baldeburnen, Dietrich von
Bischofsheim und des Vogtes Anselm von Wazzelnheim, zudem einen Weinberg
samt Wiese und Schäferei mit allen außerhalb der genannten Grenzen liegenden
dazugehörigen Gütern vom Bischof zu Lehen erhalten1336. Über die Einhaltung des
1331 Druck der Urkunde bei SchÖPFLIN, Alsatia diplomatica I, Nr. 443, S. 357: Noverint
universi quod nos inspecta excellentia predilecti amici & fidelis vasalli nostri Mathei
ducis Lothoringie, utilitate nichilominus ecclesie nostre pensata, viginti & tres
carratas vini de collecta nostra Molesheim in feodum & homagium concessimus eidem,
singulis annis in tempore autumnali persolvendum ibidem, & per illud feodum ipsum
ecclesie nostre vasallum conquisivimus in devotione & fidelitate debita eidem ecclesie
& nostris successoribus permansurum. Regest bei RegBfeStr. II, Nr. 911, S. 42.
032 Der erste Vertrag Bertholds in der Dagsburger Angelegenheit trägt das Datum vom 29
September 1226. Siehe dazu Anm. 1335.
1333 Siehe das Zitat in Anm. 1376; RegBfeStr. II, Nr 934, S. 49 ff.; Herrmann,
Territoriale Verbindungen, S. 147.
1334 Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 147.
1335 Druck des Vertrages bei Würdtwein, 13. Bd., Nr. 76, S. 292-295; RegBfeStr. II, Nr.
917, S. 43 f.
1336 Würdtwein, 13. Bd., Nr, 76, S. 292 f.: Noverint universi, quod S. comes de Dagesburc
nobis & ecclesie argentinensi, nostrisque successoribus, quicquid juris in Castro
Girbaden antiqui & novi cum suis pertinentiis, tam in hominibus, quam in
possessionibus, vel aliis quibuscunque habebat, tradidit & donavit; nos autem
universa, que sunt intra decursum alvei, qui vulgo Rintbach nuncupatur, usque in
Bruscam fluvium ex una parte, & ex altera a prato comitis juxta alveum qui Magelle
dicitur, usque in Bruscam similiter dirigentis, quod nobis & tam in hominibus,
castellanis, residendis & eorum pertinendis, possessionibus mobilibus & immobilibus,
cum omni jure ad manus nostras & usus nostros nobis & Ecclesie nostre retinemus;
excepta quadam municione in exteriori parte novi castri versus rupem, qui dicitur
Valckenstein sita cum quatuor mansionibus, videlicet domo Waltrami, Rudolfi de
Baldeburnen Anselmi advocati in Wanelheim, & Dietheri de Bischovesheim militum.
377
Vertrages sollten sechs Schiedsrichter wachen, und beide Vertragspartner sicherten
sich gegenseitig Beistand und Treue zu. Der Bischof versprach, bei einem Bruch
des Vertrages sich nach Straßburg zu begeben und in der Stadt zu bleiben, bis er
Simon von Leiningen 1000 Mark gezahlt habe1337. Der Graf versprach im
Gegenzug, nichts ohne Zustimmung des Bischofs aus dem ihm gewährten liehen zu
veräußern, widrigenfalls gehe er des gesamten Lehens verlustig1338. Auch ver-
sprach Bischof Berthold, Simon mit den Burgen Bernstein und Dagsburg zu
belehnen, falls er diese Burgen für sich und das Bistum erwerben könne1339.
Zeitlich folgte auf diesen Vertrag am 2. November 1226 der Verzicht der beiden
Markgrafen von Baden, der Brüder Hermann und Heinrich, auf das gesamte Erbe
ihrer verstorbenen Nichte, Gertrud von Dagsburg, und sie übertrugen es per Schen-
kung an Bischof Berthold1340, insbesondere werden dabei die Burgen Dagsburg,
vinea quoque cum prato & curti ovili, que videlicet devocionis eius intuitu ac omnia
extra terminos memoratos, & in Vasallis, qui de bonis illis sunt infeodati, posita comiti
tanquam privatum & absolutum feodum jure feodali concessimus, uni suorum
heredum, & eo mortuo, iterum alteri, cui comes decreverit, adoptandum
1337 Ebda., S. 293: ... promisimus insuper comiti ipsum in bonis ad dotem suam
pertinentibus contra omnem hominem defendere, & manutenere, & auxilium sibi ferre,
quemadmodum quivis Dominus vasallum suum libero & privato homagio obligatum
ferre tenetur, pro quibus omnibus fideliter observandis dedimus sibi mille marcas, fide
qua si unquam contra formam, aut promissionem pretaxatcun venerimus, nisi infra XV
dies post amonicionem comitis emendare curavimus, & VI arbitri ad hoc communiter
electi ... promissionem violatam judicaverint, nos ad civitatem argentinensem intrare
tenemur, nunquam inde, nisi prius solutis mille marcis predictis, quin semper de nocte
simus in civitate aliquatenus recessuri, & nobis hoc promissum infringentibus nostra
fide ad idem & sub eadem forma versa vice promisit nobis comes pro se & suis in hoc
feodo successoribus & in eodem adaptandis, idem auxilium & omnino sub eadem
forma.
1338 Ebda., S. 293 f.: ... insuper quod si unquam feodum memoratum, vel aliqua de bonis,
que jam habet in Alsatia, vel habiturus est, ad eandem pertinendam vendere,
permutare, obligare, aut quomodolibel alienare voluerit, sine consilio, scientia &
voluntate Episcopi hoc facere non potest, nec debet, & secundum estimationem
quatuor ad hoc corrununiler electorum, ... erga nos, vel nostrum successorem alienabit,
vel obligabit. & si hanc promissionem suam, aut eius formam violare presumpserit,
feodum suum totum, quod ab Ecclesia nostra tenet, si amonitus a nobis infra XV. dies
non resipuerit, nec emendaverit, & VI. predicli arbitri promissionem & conventionem
violatam judicaverint, vacabit & ab omni obligatione nostra superius promissoria, ac
fide jussoria nos & nostri fide jussores erimus penitus absoluti.
1339 Ebda., S 294: Promittimus & nos comiti memorato, quod si contingat nos proprietates
castrorum de Tagesburc & de Berenstein cum suis pertinendis nobis, vel Ecclesie
nostre conquirere, sibi proprietates easdem in feodum sub sepedicla forma feodali, &
secundum quod predicti quatuor arbitri ab utraque parte faciendum decreverunt, in
feodum concedemus.
1340 Original in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 1; neuzeitliche Abschrift in Colmar, AD HR,
Fonds Eguisheim, 3 G 40, B, Druck bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 292, S. 303
f.: ... Noverint universi présentes et futuri, quod nos ad honorem dei et beate virginis
Marie, nec non ob devotionem qua ecclesie Argent(inensi) et domino nostro B. ipsius
ecclesie nunc presuli specialiter conprobamus astricti, universam hereditatem in
episcopatu Me tensi, Argent(inensi) et Basiliensi ubicunque sitam et ad nos ratione
successionis per neptem nostram Gertrudim comitissam bone memorie filiam comitis
378
Girbaden, Bernstein und Egisheim samt Zubehör genannt1341. Daß es sich dabei
keineswegs um eine Schenkung gehandelt hat, sondern eine bestimmte Kaufsumme
seitens des Bischofs gezahlt worden war, wird aus der päpstlichen Bestätigungs-
urkunde aus dem Jahre 1228 ersichtlich1342. Auch König Heinrich (VII ), der das
Problem mit den umstrittenen Straßburger Kirchenlehen der Staufer verknüpfte,
verzichtete auf seine Ansprüche an den Gütern der verstorbenen Dagsburger
Gräfin1343. Es sollte die von ihm neu erbaute Burg Girbaden bis Weihnachten in
den Besitz des Bischofs übergehen1344 Dafür wollte er die Genehmigung seines
kaiserlichen Vaters bei bringen1345.
Im Dezember erging schließlich der lange erwartete offizielle Schiedsspruch durch
die beiden Landgrafen des Unterelsaß, Sigibert von Wörth und dessen Sohn Hein-
rich1346. Der Schiedsspruch sanktionierte lediglich juristisch die bereits politisch
ausgehandelten Fakten. Die Ansprüche Heinrichs von Brabant auf die Dagsburger
Erbschaft wurden zurückgewiesen, die Markgrafen von Baden seien die alleinigen
Alberti de Tagisburc iure sive proprietario sive hereditario seu alio quocunque modo
devolutam ecclesie integraliter contulimus memorate, tam in castris, oppidis, villis,
possessionibus, quibuscunque hominibus, rusticis scilicet, ministerialibus et vassallis
cum universo iure et pertinentiis ad possessiones et homines supra dictos corporale
prestantes iuramentum quod ubicunque locorum et quicunque episcopus
Argent(mensis) qui pro tempore fuerit a nobis ambobus vel ab altero nostrum coram
iudice quocunque seculari vel ecclesiastico donationis huius warandiam exegerit
personaliter aut aliomodo necessario et utili plenarie prestabimus, eandem eidem et ad
warandiam faciendam et evictionem omnimodam quantum et sicut de iure fuerit sumus
eidem episcopo per idem sacramentum et stipulationem sollempnem et publicam in
omnibus obligati (Zitat nach dem Original).
1341 Ebda: Ad maiorem autem cautelam et efficaliam possessionum predictarum vocabula
quedam propriis et certis nominibus duximus exprimenda, castrum videlicet Tagisburc,
castrum Girebaden, castrum Bernstein, castrum Egensheim cum omni jure et
pertinentiis universis, oppidis, villis, possessionibus quibuscunque, pratis, nemoribus,
silvis, pascuis, cultis et incultis, piscinis, aquarum decursibus, hominibus quoque
quacunque conditione preditis, que omnia sub forma iuramenti et promissione prefala
dedimus et donavimus ecclesie prenominate.
1342 Siehe das Zitat in Anm. 1350.
1343 Die Urkunde ist abgedruckt bei Bóhmer, Acta, Nr. 319, S. 279 f.: Et quia nobis idem
episcopus feodum nostrum, quod ab ecclesia ipsa diu requisivimus, concessit
liberaliter sub ea fonna, sicut in compositione continetur memorata, actionem omnem
et ius universum, quod in omnibus bonis bone memorie comitisse de Dagesburc, filie
comitis Alberti, ab eodem episcopo a marchionibus Hermanno el Heinrico de Badén
ratione successionis hereditarie emptis, competii vel competebat, in manibus
resignavimus et renunciamus eisdem in tantum, quod etiam nec ratione donacionis seu
venditionis vel alia aliqua de causa prefatum episcopum aut aliquem suum
successorwn vel per nos vel per alium aliquem impetemus, vel aliquatenus impedimus
(Zitat, ebda, S. 279).
1344 Ebda., S. 279: Castrum etiam novum ante Girbaden fnoviler edificalumj ante
nativitatem domini instantis anni tradetur in prefati episcopi potestate
1345 Ebda, S. 279 f.: Et hec omnia supradicla per dominum imperatorem patrem nostrum,
sicut et de compositione premissum est, faciemus usque quaque efficaciter observari.
1346 Original in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 2, Druck bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd.,
Nr. 291, S. 302 f. - RegBfeStr. II, Nr 923, S. 45.
379
Erben, welche angeblich spontan nach dem Schiedsspruch ihr Erbe dem
Straßburger Bischof geschenkt hätten1347.
Da die Äbtissin Hedwig von Andlau, die eigentliche Lehensherrin der Dagsburg,
anscheinend nicht über die nötigen politischen Druckmittel verfügte, um sich den
Besitz der Dagsburg und der dazugehörigen Herrschalt zu sichern, blieb ihr nichts
anderes übrig, als der Übertragung der Dagsburg durch die als alleinige Erben der
Dagsburger auftretenden Markgrafen von Baden an Berthold von Teck zuzustim-
men1348. Die diesbezügliche Urkunde datiert vom 4. März 12271349, bildet also
zeitlich den Schlußpunkt der einzelnen Stufen bei der Erwerbung dieser Burg mit
der dazugehörigen Herrschaft, klier spiegelt sich die Ohnmacht der tatsächlichen
Eigentümerin der Burg wider, die dem Zugriff des Straßburger Bischofs auf die
Dagsburg tatenlos Zusehen und die von diesem geschaffenen Fakten lediglich
bestätigen und rechtlich absegnen mußte.
Auch von Papst Gregor holte sich Bischof Berthold anschließend die Bestätigung
der Übertragung der dagsburgischen Güter durch die Markgrafen von Baden ein,
die Gregor IX. auch mit Brief vom 19. Januar 1228 erteilte1350.
Wie wir aus dem Schiedsspruch der Landgrafen deutlich ersehen, war das
Zusammenwirken der verschiedenen im Elsaß engagierten Parteien, sprich Bischof
von Straßburg, Staufer, Markgrafen von Baden und Landgrafen vom Unterelsaß,
hauptsächlich gegen die Ansprüche des niederlothringischen Herzogs, Heinrichs
1347 Strasbourg, AD BR, G 41, n° 2: Nos igitur quum secundum ius, terreque nostre
consuetudinem antiquam et approbatam prefatos marchiones tocius hereditatis
sepedicte veros, solos et proprios heredes invenimus, ipsam eis per sententiam
diffinitivam sine contradictione qualibet adiudicavimus universam, et sententia
sollempniter lata nobiles sepedicti totam hereditatem eandem cum omni iure et
pertinentiis eiusdem venerabili domino nostro Berloldo Argenlinensi episcopo et
ecclesie sue libere ac donatione perpetua contulerunt ibidem
1348 ScHriPFLiN, Alsatia diplomatica I, Nr. 449, S. 360: Noverint universi presentes &
juturi, quod nos pro certo scientes jus hereditarium castri de Dagesburg cum suis
pertinendis, quos olim comes Albertus de Dagesburg & filia sua ab ecclesia de
Andelahe tenuerunt, ad dominum Bertoldum episcopum Argentinensem & ecclesiam
suam, racione emptionis seu donacionis Jacte, a Hermanno & Heinrico marchionibus
de Baden, ejusdem hereditatis veris & solis heredibus, esse devolutum, de consensu &
scienda tocius capituli nostri, ecclesieque nostre officialium, vasallorum &
ministerialium quorundam, omne jus hereditarium castri prefati, secundum quod
memoratus comes & filia ejus ab ecclesia nostra jure hereditario tenuisse dignoscitur,
eidem domino Bertholdo episcopo & ecclesie Argentinensi sub censu concessimus
debito, & ad hoc antiquis temporibus constituto, & hec literis presentibus publice
confitemur & sollempniter protestamur.
1349 Ebda.: Acta sunt hec anno Dominice incarnationis MCCXXV1I, IV non. Marcii.
1350 Ebda., Nr. 448, S. 359: Gregorius episcopus servus servorum Dei. Venerabili fratri
Argent. episcopo salutem & apostolicam benedictionem ... Eapropter venerabilis in
Christo frater episcope tuis justis postulationibus grato concurrentes assensu, castra &
possessiones, que te pro certa pecunie summa emisse a marchionibus de Badena, &
per nobilem virum Sigobertum comitem de Alsatia, in cujus comitatu possessiones &
castra ipsa consistunt, tibi finaliter adjudicata proponis, sicut ea juste possides &
quiete, tibi & Argent. ecclesie auctoritate apostolica confirmamus & presentis scripti
patrocinio communimus.
380
von Brabant, gerichtet, der, wie Ingo Toussaint wohl mit Recht vermutet, von einer
politischen Einflußnahme am Oberrhein femgehalten werden sollte1351.
Inzwischen mußte das durch den Vertrag mit Simon von Leiningen für eventuelle
Streitfälle eingesetzte Schiedsgericht tätig werden, da Simon von Leiningen sich
anscheinend nicht an die vertraglichen Vereinbarungen mit dem Straßburger
Bischof gehalten hatte1352. Möglicherweise bereute er im nachhinein den für ihn
nicht so günstigen Vertragsabschluß mit Berthold. Vielleicht fühlte er sich auch
vom Bischof hintergangen, wir können jedenfalls keine konkreten Aussagen über
die Ursache des Streites treffen. Am 25. April 1227 verkündeten die sechs
Schiedsrichter ihren Spruch1353. Sie kamen zu dem letztgültigen Urteil, daß Simon
von Leiningen sich der Vertragsverletzung schuldig gemacht habe, und sprachen
den Bischof und die Straßburger Kirche von Verpflichtungen gegenüber Simon von
Leiningen los und wiesen die Ansprüche des Grafen an den Bischof zurück1354. Da
Simon von Leiningen den Schiedsrichterspruch verständlicherweise nicht akzep-
tierte, kam es in der Folgezeit zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Von diesem
ersten militärischen Eingreifen Bertholds in den dagsburgischen Erbschaftsstreit ist
uns nur die Nachricht von der nach einmonatiger Belagerung erfolgten Eroberung
der Burg Bernstein bekannt geworden, die zur dagsburgischen Erbmasse gehörte
und dem Leininger anscheinend als wichtiger Stützpunkt gedient hat1355.
Infolge der bischöflichen Erwerbspolitik hinsichtlich der Burg Girbaden kam es
zwischen Bischof Berthold und dem Abt von Haute-Seille zu Auseinander-
setzungen um Güter, die bis vor kurzem noch zu den Pertinenzen dieser Burg
gehört hatten. Es handelte sich um ehemals dagsburgische Besitzungen bei Altdorf,
die Gertrud von Dagsburg einst als Auslösung für die Schulden ihres ersten
Gemahles, Theobald I. von Oberlothringen, dem Abt und dem Konvent von Haute-
Seille überlassen hatte1356. Kurze Zeit später, als die Gräfin anscheinend
1351 Siehe Toussaint, Grafen, S. 126.
1352 Vgl. ebda, S. 126 f.
1353 £)je Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 298, S. 307.
1354 Ebda.: Noverint universi presentes et futuri, quod nos ad peticionem et justanciam
Domini nostri episcopi Argentinensis super discordia et diversitate assercionum hinc
inde coram nobis ab eodem episcopo ex parte una, et comitis de Dagesbourg Simonis
ex altera propositarum, utriusque juris pactis, condicionibus inter eos habitis
diligenter consideratis universis, memoratum Dominum nostrum episcopum et
ecclesiam Argentinensem, per juramentum nostrum, prout in nos ab utraque parte
constat fuisse sponte compromissum, ab omni impeticione predicti comitis de
Dagesburc, suoutnque heredum, sive sit in obligacione pecuniaria, fidejussoria, vel
promissoria, sive in feodi hereditario proprietario jure consistat, dicimus et
pronunciamus per diffinitivam sententiam absolutum omnino nec, in aliquo prorsus ei
teneri, et omnino culpabilem comitem prediclum, et episcopum, et ecclesiam
Argentinensem in omnibus erga comitem et suos heredes quoscunque inculpabilem et
excusatum.
1355 Annales Marbacenses, ad 1227, S. 91. Eodem anno Bertholdus Argentinensis
episcopus, completo fere mense uno in obsidione castri Bernstein, tandem expugnavit
et obtinuit illud.
1356 Die Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 282, S. 299 f; siehe
unten im Kap. 'Besitzungen’ den Art. 'Altorf/Altdorf.
381
wirtschaftlich wieder etwas besser gestellt war, hatte sie einen Teil dieser Güter
wieder zurückgekauft1357 *. Noch im Januar 1228 einigte sich Berthold mit dem Abt
von Haute-Seille!358. Abt und Konvent verzichteten gegenüber dem Bischof auf die
Altdorfer Besitzungen!359. Dafür hatte ihnen Berthold von Teck 55 Mark zu
übergeben, die in jährlichen Raten von je 11 Mark zu zahlen waren1360.
Der Bischof mußte sich in der Folgezeit verstärkt seinen oberelsässischen Gegnern
zuwenden, die sich um die Grafen von Pfirt gruppierten, welche ebenfalls als Erben
der dagsburgi sehen Güter auf traten. So erhoben sie sofort nach dem Tode der Ger-
trud Ansprüche auf die Allmende von Colmar. Diese Rechte aus der Vogtei über
den Oberhof des Klosters Peterlingen in Colmar waren bekanntlich ehemals den
Dagsburger Grafen als Vögte des Oberhofes zugewachsen1361. Die Pfirter Grafen
stellten jedoch noch weitergehende Erbansprüche. So war der ehemalige dagsburgi-
sche Drittelsanteil an der egisheimischen Burganlage ein wichtiger Faktor in der
pfirtischen Erwerbspolitik, da sich die restlichen zwei Drittel schon in ihrem Besitz
befanden1362. Sie konnten sich in ihren Ansprüchen auch bestärkt fühlen, da König
Heinrich (VII.) sich von ihnen am 27. September des Jahres 1227 die Burg Hoh-
Egisheim auftragen ließ und sie ihnen anschließend als Lehen übertrug1363. Hein-
rich handelte hier ganz im Gegensatz zu seinen noch am 28. November 1226
gegenüber Berthold getätigten Bekundungen, daß er keine Ansprüche bezüglich der
1357 Dies wird erwähnt in der Urkunde von Bischof Berthold von Teck vom Januar 1228,
abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f.
•358 Ebda.; vgl. RegBfeStr. II, Nr. 930, S. 47; siehe dazu auch im Kap 'Besitzungen' den
Art. 'Altorf/Altdorf
1359 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f.: Noverint universi presentes et futuri
quod orta discordia inter nos ex una parte et abatem de Alta silva et conventum
ejusdem ex altera super possessiones quibusdam, universis scilicet agris arabilibus in
Altdorf sitis ad Castrum nostrum Girbaden pertinentibus, quas a comi tissa quondam
filia comitis Alberti de Tagesburc pro quadam summa debiti centum scilicet et viginti
librarum Metensium, in quibus eidem cenobio comitissa tenebatur memorata legitime
ecclesie sue donatas affirmabat; .... Unde postrnodum eciam пае ta bonorum
predictorum possessione quieta pro xrv. marcis medietatem eorumdem a se redemptam
asserebatur. ...At sepedicto abbate et ejus conventu pro se et ecclesia sua omni juri
quod in bonis prefatis et debito supra dicto habebant, vel habere videbantur, in
manibus nostris renunciantibus omnino nos de consilio, scienda et consensu capituli
nostro plenario LV. marcos argenti dare permisimus eisdem singulis annis in festo
beati Andree xi. persolvendas.
•360 Ebda., siehe das Zitat in Anm. 1359.
1361 Druck bei Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, 1. Bd., Nr. 24, S. 28: Dess voglls
rittern und rhäten ouch gantier getneind zu Cobnar alls der graffvon Pfirt die alltnend
zu Colmar, so der kilchen von Pätterlingen mit allen rechten zugehörig, unbillicher
wyss vorgehalten, das sy dieselb wyder betzogen zu handen und nutz des convents
Pätterlingen a. 1225, vgl. Hund, Colmar, S. 56, der die Passage auch abdruckt; vgl.
ebda, S. 79; siehe auch unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
•362 Siehe dazu unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
•363 Die Urkunde ist abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 454, S. 362 f.:
Didi comites de Ferrelo castrum & proprietatem castri Egensheim cum suis attinendis
nobis contulerunt & a nobis in rectum feudum receperunt (Zitat, ebda., S. 363);
Böhmer-Ficker, Nr. 4080; siehe auch RegBfeStr. II, Nr. 933, S. 48 f.
382
dagsburgisehen Erbschaft erheben werde1364. Der Bischof wird noch auf dem
Verhandlungswege versucht haben, eine Einigung mit dem König zu erzielen. So ist
er am 29. März 1228 in Hagenau am Königshof anwesend1365. Hier wird Berthold
ihn an seine früher gegebenen Zusagen erinnert und die Rückgängigmachung der
Belehnung der Pfirter Grafen mit Hoh-Egisheim betrieben haben. Eine Einigung
konnte jedoch nicht erzielt werden1366. So gipfelte schließlich der Konflikt
zwischen Berthold von Teck und den Pfirter Grafen am 8. Juni 1228 in der Schlacht
bei Blodelsheim. Berthold von Teck wurde dabei von Graf Albrecht von Habsburg
und der Stadt Straßburg unterstützt, die Pfirter Grafen von Egeno von Freiburg und
14 Reichsstädten. Die Schlacht endete mit einem vollkommenen Sieg des
Straßburger Bischofs1367. Die Auseinandersetzungen um die dagsburgische Erb-
schaft waren damit noch nicht zu dessen Gunsten entschieden, da wohl König
Heinrich, der die Niederlage der Pfirter Grafen und ihrer Verbündeten auch als
Mißerfolg seiner Politik ansah, sich veranlaßt fühlte, stärker als bisher in den
Konflikt einzugreifen1368.
Vorerst konnte der Bischof sich erneut seinem Widersacher um die dagsburgische
Erbschaft im Unterelsaß zuwenden, nämlich Simon von Ixiningen. Wohl unter dem
Eindruck des bischöflichen Erfolges bei Blodelsheim kamen beide Parteien am 5.
Juli 1228 zu einer erneuten vertraglichen Übereinkunft1369. Allerdings weisen
1364 Vg] oben, S. 379 f. mit den Anmerkungen 1343-1345; siehe RegBfeStr. II, Nr. 921, S.
45.
1365 RegBfeStr. II, Nr. 931, S. 47.
1366 Siehe die Ausführungen bei RegBfeStr. II, Nr. 933, S. 48 f.; zur Deutung dieses
Zusammentreffens zwischen Bischof und König siehe auch RegBfeStr. II, Nr. 933, S.
48.
1367 Siehe Annales Marbacenses, S. 91 f.: Anno MCCXXVIII. Dissensio gravis orta est inter
Bertholdum Argentinensem episcopum et cognatos ipsius comites de Pfirrite. Quae
dum magis ac magis invalesceret, tota fere provincia usque ad triennium incendiis et
rapinis afflicta est penitus et vastata. Igitur episcopus cum multas sustinuisset iniurias
sui et suorum, tandem collecto exercitu ipse et comes Albertus de Habesburch, qui
simili modo dampnificatus erat in multis, paraverunt se ad resistendum. Nichilominus
et Pfirritenses freti auxilio et favore regalium civitatum et habentes secum in auxilio
comitem Egenonem de Vriburch, contrahentes magnam copiam armatorum
occurrerunt eis inter Bladoltsheim et Hyrzfelt. Et facta congressione in fugam versi
sunt comites de Pfirrite et eorum adiutores, relinquentes ibi spolia castrorum plurima
in papilionibus, in vestibus, in armatura et in animalibus, quae omnia sublata fuerunt
a parte adversa; plures ibi mutilati et vulnerati, plurimi captivati sunt; Chronicon
Ebersheimense, MGH SS XXIII, S. 452: Episcopus viriliter contra nititur, civitatibus
enim regis a montibus Alpinis et comitibus sibi contiguis usque ad hoc terminos,
adversus eum simul conglomeratis, se dedit obvium et circa pagum Prisiacensem in
campestri planite iuxta villam que dicitur Bladolsheim, in imagine sancte Dei
genitricis Marie, que fuit in vexillo depicta, eis opposita, movet in fugam et, innumeris
captivitatis, aliis curruum rotis contritis, multis etiam in Rheno submersis, gloriosum
obtinet triumphum. Vgl. Ellenhardi Argentinensis annales et chronica, ed. Ph. Jaffé,
MGH SS XVII, ad 1228, S. 101 f. RegBfeStr. II, Nr.933, S. 48 f. mit Nennung weiterer
Quellen.
1368 Siehe auch unten, Anm. 1352.
1369 Druck des Vertrages bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 313-316; Original in
Straßburg, AD BR, G 45 - RegBfeStr. II, Nr. 934, S. 49 ff.
383
einige Bestimmungen des Vertrages darauf hin, daß als Ergebnis der obener-
wähnten militärischen Auseinandersetzung, von der uns nur die Eroberung
Bernsteins durch den Bischof überliefert ist, wohl eher eine Stärkung der Position
Simons von Leiningen zu konstatieren ist. Der Vertrag orientierte sich bezüglich
des Besitzes von Girbaden an den Bestimmungen des am 29. September 1226
abgeschlossenen Vertrages. Die Belehnung mit der Befestigung in Girbaden mit
Zubehör wurde erneuert. Die Verfügungsgewalt über die Altdorfer Güter und
Vogtei verblieb dem Straßburger Bischof1370. Ein Nuweban genannter Wald und
Fischereirechte sollten jedoch der gemeinsamen Nutzung offenstehen. Die
gräflichen Leute, die in der Burg oder unterhalb davon wohnten, sollten dem
Bischof gehören, auch war es dem Grafen in Zukunft nicht erlaubt, weitere Leute
aufzunehmen1371. Der Graf und seine Leute durften auch nur durch das bischöf-
liche Tor in der Burg ein- und ausgehen1372. Der Anteil am Wald von Girbaden
sollte den Leuten der Altdorfer Güter verbleiben1373. Der Graf durfte das Schoß-
haus benutzen1374. Er erhielt innerhalb des Gebietes zwischen dem Rintbach und
der Magel, das der Bischof behielt, die Befestigung, den Weinberg und den
Schäferhof und alles was außerhalb dieser Grenzen lag, mit Ausnahme von Altdorf,
was nochmals betont wurde1375. Auch die Bestimmungen über die Vererbung der
Güter wurden erneuert, jedoch mit der Einschränkung, daß Simon dem Bischof
1370 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 313: Noverint universi presentes et juturi
quod nos dilecto consanguineo nostro et ecclesie nostre homini legio Symundo comiti
de Dagesburc munitionem suam in novo castro nostro Girbadin sitam, cum duobus
castellanis Dietherico de Bischovesheim et Anselmus advocato de Wazilinheim una
cum omnibus pertinentiis et jure per omnia sicut prius a nobis in Jeudum recepit et
tenuit, jure sibi concessimus jeodotali, excepta advocatia et bonis universis in Altorj
sitis, que nobis retinuimus. Zu den Altdorfer Gutem und der Vogtei siehe SlEFFERT,
Altdorf, S. 104 f.; vgl. auch eine Urkunde Bischof Heinrichs III. von Straßburg vom
14. April 1258, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 576, S. 423 f., die
von einer gerichtlichen Verhandlung wegen Ansprüchen von Burchard und Heinrich
von Hohenstein auf die Altdorfer Vogtei berichtet. Die Hohensteiner Ansprüche
wurden von Bischof Heinrich und den anwesenden Zeugen unter dem Hinweis
abgewiesen, daß die Straßburger Bischöfe die Vogtei seit dem Vertrag zwischen
Bischof Berthold und Simon von Leiningen besessen hätten. Siehe RegBfeStr. II, Nr.
1534, S. 165.
1371 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 313: ... excepto etiam nemore quodam
nuweban nuncupato, quo communiter sine destructione et alienatione qualibet uti
tenemus. Piscarie vero communes esse debent, homines vero quondam comitis in
castro vel sub castro presentaliter domicilium tenentes nobis remanebunt, nullis
deinceps hominum aliqualiter recipiendis, qui sunt comitis
1372 Ebda., S. 313: ... item comes et sui aliunde ingredi vel egredi non debent nisi per
portam veslrcun.
1373 Ebda, S. 313: ... item homines possessionum de Altorj silvam antiquam de Girbadin,
sicut hactenus consueverunt, participabunt.
1374 Ebda., S. 313: Domum etiam scotionis sibi ad usus suos duximus relinquendam.
1375 Ebda., S. 313: ... jeodum autem comitis sic distinctum et comprehensum dinoscitur,
quod omnia que sunt inter alveos qui Ruitbach et Magel appellantur nostra sunt et ad
nos perlinet, excepta vinea et prato comitis et curti ovili que tria una cum munitione
predicta et castellanis memoratis, una cum his que extra hos alveos sita sunt, excepto
Altorj cum suis pertinentiis, sicut premissum est, ad comitem et jeodum ejus pertinere
dinoscuntur.
384
weder Kaiser, noch König oder einen Herzog als Nachfolger in den besagten Gütern
präsentieren durfte1376. Zudem war dem Grafen erlaubt, von seiner Befestigung in
Girbaden gegen Personen vorzugehen, die sich in irgendeiner Weise gegen ihn
schuldig gemacht hatten. Br mußte jedoch vorher den Bischof davon in Kenntnis
setzen, der den Schuldigen vor ein bischöfliches Gericht zu laden hatte. Im Falle
einer Weigerung des Betreffenden, dort zu erscheinen, durfte der Graf von seiner
Befestigung aus gegen diesen vorgehen1377. Simon wurde schließlich mit der
Dagsburg samt Zubehör und Burgleuten belehnt, ausgenommen waren die Vasallen
und Ministerialen1378. Strittig waren die Besitzrechte an der Abtei Hesse. In dem
Vertrag wurde festgelegt, daß, wenn Hesse Allod sei, es der Bischof erhalten solle,
wenn es Lehen sei, der Graf1379. Da Hesse ja schon von Gertrud an den Metzer
Bischof zu Lehen aufgetragen worden war, konnte es Berthold letztlich nicht mehr
erwerben1380. Auch sollte der Leininger die Burgen Renchen und Ullenburg
erhalten, die der Bischof aber erst von den Markgrafen von Baden zurückkaufen
mußte. Sollte der Rückkauf bis zur Oktav nach Ostern des nächsten Jahres nicht
erfolgt sein, so sollte der Graf die bischöfliche Burg Ringelstein mit 50 Pfund an
daraus resultierenden Einkünften von den Herren Burchard von Geroldseck und
Ludwig von Lichtenberg, welchen Ringelstein vom Bischof überlassen worden war,
als Pfand erhalten1381, was letztlich auch geschehen ist1382. Jedoch mußte Simon
von Leiningen nun auf die Belehnung mit Bernstein verzichten, die ihm damals
noch zugesagt worden war. Auch mußte er alle Ansprüche bezüglich der Burg
Egisheim und aller weiterer Burgen aus der Erbmasse, außer denjenigen, die er vom
Bischof zu Lehen bekäme, aufgeben1383 .
1376 Ebda., S. 313: In hoc autem feodo nos et nostri successores comitem ipsum debemus
permittere, adoptare quemcumque nobis, prêter ducem aut regem aut imperatorem aut
eorum filios, voluerit presentare. Et si in eodem feodo adoptatum mori contigerit,
alium poterii adoptare.
1377 Ebda., S. 313 f.: ... item si comes aliquem de munitione sua in Girbadin offendere
proponit, hoc debet nobis prius intimare, et si nos reum ad hoc possumus inducere, ut
justitiam de his coram nobis recipiat, bonum est; sin autem de munitione sua in
Girbadin, si voluerit, se contra reum defendat.
1378 Ebda., S. 314: ... item castrum Dagisburc cum omnibus pertinentiis suis, exceptis
vasallis et ministerialibus sibi concessimus in feodum, castellanis ad item castrum
pertinentibus sibi remanentibu.
1379 Ebda., S. 314: ... item claustrum in Hesse cum suis attenditiis, si est allodium, nostrum
est; si feodum est, comiti cedat.
138° Zu Hesse siehe oben, S. 371 mit Anm. 1296.
1381 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 314: ... item Reinecheim et Ulmeburc cum
suis attinentiis a Marchione de Badin usque in octavum pasche redemptis simili modo
in feodum concessimus. Et nisi usque ad predictum terminum bona redimerimus
memorata, castrum nostrum de Ringelnstein cum quinquaginta librarum reditibus
monete et civitate Argentinensi currentis comiti titulo pignoris per dominum
Burchardum de Geroltisecke et Ludewichum de Liehtinberc, quibus item castrum ad
presens commenda vimus. usque ad predictorum bonorum in Reinicheim redemptionem
libere tenendum assignabitur obligatum.
1382 Siehe dazu unten, Anm. 1401.
1383 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 315: Item comes omni juri quod habet vel
habere videbatur in castro de Bernstein et suis pertinentiis renuntiavit omnino. Super
385
Inzwischen rüsteten die Pfirter Grafen zum erneuten Kampf gegen den Bischof und
sperrten den Handelsverkehr zu Wasser und zu 1 mide, um die Stadt Straßburg und
das Bistum zu schädigen1384. Auch König Heinrich (VII.) griff im Spätsommer des
Jahres 1229 militärisch in den Konflikt ein. Er belagerte Straßburg, anscheinend
nicht mit großem Erfolg1385. Im Frühjar 1230 kam es schließlich unter Vermittlung
des Abtes Konrad von St. Gallen zu einer Versöhnung zwischen dem Bischof und
Heinrich (VII.), bei der der Bischof eine beträchtliche Geldleistung gegenüber dem
König erbrachte1386. Kurze Zeit später kam es auch zu einem Friedensschluß
zwischen Bischof und den Grafen von Pfirt1387, der ein vorläufiges Ende des Kon-
fliktes um die ehemaligen oberelsässischen Güter der Dagsburger Grafen brachte,
die der Bischof nun in seinen Händen hielt1388.
Am 29. September 1234 kam schließlich auch eine Vereinbarung zwischen Ber-
thold von Teck und der Abtei Haute-Seille wegen der strittigen Altdorfer Güter
castro autem Eginisheim et suorum pertinentiis nos et ecclesiam nostram promisit
nunquam aliqualiter impetiturum, ipse et sui heredes a se processuri; aliis autem
castris, bonis, et juribus universis a Marchionibus emptis preter ea que sibi
concessimus infeudum erga nos et ecclesiam Argentinensem inlegraliter renuntiavit.
1384 Siehe dazu Annales Marbacenses, ad 1228, S. 92: Ex hoc autem Pfirritenses et civitates
regis, tantum pudorem et rerum amissionem non ferentes, commoti sunt ira vehementi,
cum etiam regis indignatio super hoc accensa fuisset. Et augmento postmodum
exercitu, sequenti videlicet anno, villas episcopi plurimas incendio concretnantes
depopulati sunt; Conradi de Fabaria Casuum S. Galli continuatio III, ed. I v. ARX,
MGH SS II, S. 181: Unde rex permotus, omnia ipsis oscluseral itinera, Reno, mari,
terraque, dampnumque maximum in mercibus vendendis et emendis accipiebant
RegBfeStr. II, Nr. 944, S. 52 f.
1385 MGH Const II, Nr. 322: Reversi de Bawaria cum triumpho alium collegimus exercitum
ad obsidendum apud Argentinam predictum cardinalem, qui ut dictum est.
Alemanniam intraverat ad impedimentum et humiliationem imperatorie maiestatis;
Chronicon Ebersheimense, MGH SS XXIII, S. 452: Rex, comperta suorum
destitutione, se pro valetudine contra civitatem Argentinensem instaurat obsidione;
Conradi de Fabaria Casuum S. Galli continuatio III, MGH SS II, S. 181: Rex itaque
cardinalem illum cum haberet suspectum, omnia sibi de civitate exire volenti
obscluserat non minus itinera. RegBfeStr. II, Nr. 952, S. 54 f.
1386 Annales Marbacenses, ad 1230, S. 93: Annuente misericordia Dei et compaciente
miseriis hominum reconciliati sunt rex Heinricus et episcopus Argentinensis; et pace
reddita siluit et quievit terra et tumultu bellorum; Conradi de Fabaria Casuum S. Galli
continuatio III, MGH SS II, S. 181: Post discessum igitur cardinalis a civitate
Argentina, pacato aliquantum regis anitno, Argentinam veniens paci reformande cum
dedisset operam, dato argento non modico, ipso venerabili mediante abbate, ipsius
recuperaverunt graciam. Rogatus itaque abbas a burgensibus post maximas graciarum
actiones pro reconciliacione regis 20(fias marcos argenti recepit ab ipsis. RegBfeStr.
II, Nr. 958, S. 55.
1387 RegBfeStr. II, Nr. 961, S. 56. Daß der Friedensschluß mediante Heinrico Friderici filio
zustande gekommen ist, wie in der Literatur und in RegBfeStr. II behauptet wird, kann
aus den dort aufgelisteten Quellen nicht festgestellt werden. Auch bei dem im Regest
angegebenen F. GuiLLlMANN, De episcopis Argentinensibus, Friburgi Brisgoia 1608,
S. 275, findet sich kein Hinweis auf eine Vermittlung des Friedens durch den König.
1388 Eg sjnci bis zum Tode Bertholds von Teck keine Auseinandersetzungen des Bischofs
mit den Pfirter Grafen mehr bekannt. Erst unter Bischof Heinrich III. ist ein
nochmaliges Aufflackem des Streites zu beobachten. Siehe unten, S. 389 f.
386
zustande. Der Bischof übergab den Hof bei Altdorf mit sämtlichem Zubehör, ein-
schließlich der bäuerlichen Leistungen und der Wald- und Weidenutzung an Haute-
Seille. Ausgenommen war der Gerichtsbann, der bei der Straßburger Kirche ver-
bliebt
Eineinhalb Jahre später verständigte sich Bischof Berthold mit Kaiser Friedrich II.
um die strittigen Straßburger Kirchenlehen der Staufer. In diesem Vertrag bekundet
der Kaiser auch seinen Verzicht auf die Burgen Egisheim, Bernstein, Girbaden und
Dagsburg. Damit waren die Staufer von ihren Ansprüchen auf die dagsburgische
Erbschaft endgültig zurückgetreten. Lediglich die Colmarer Vogtei konnten sie
ganz für sich gewinnen1389 1390.
Zu weiteren Konfrontationen um die dagsburgischen Güter kam es nach dem
zwischen 1234 und 1236 erfolgten Tode Simons von Leiningen1391. Der Bischof
war wohl entgegen seinen vertraglichen Zusagen nicht bereit, die Erben Simons mit
den einstmals Simon zugestandenen Lehen aus der dagsburgischen Erbmasse zu
belehnen1392. Es kam wiederum zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen
dem Bischof und den Leininger Grafen1393, in deren Folge von den Leiningem die
Dagsburg belagert und eingenommen wurde1394. Jedoch konnte sich Bischof
Berthold hier gegenüber Friedrich und Emich von Leiningen leichter durchsetzen,
als noch gegenüber deren verstorbenen Bruder Simon1395. Am 13. Februar 1239
stellte Friedrich von Leiningen eine Urkunde aus, in der er dem Straßburger Bischof
1389 ]3ie Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 339, S. 330 f.:
Noverint universi presentes et futuri, quod nos curiam nostram in Altorf, que quondam
comitis Alberti de Dacsborc fidisse dinoscitur, per nos cum castro de Guirebalde et suis
pertinentiis ecclesie nostre debite conquisitam cum omni jure proprietate et libertate,
curia scilicet in villa, nemore, pratis, terris arabilibus, cultis et incultis, Banwardia,
operibus etiam rusticorum vulgariter Daguowantz nuncupatis, pasturam et silvarum
usibus, aliisque justiciis quibuslibet, excepta sola jurisdictione que vulgo Tuvanc
appetatur, abbati Alte silve Johanni et ejus conventui de consensu tocius capituli nostri
dedimus, donavimus liberam et absolutam. Weiterer Druck bei Mone, Urkunden und
Auszüge, S. 194 f ; RegBfeStr II, Nr. 1025, S. 66.
1390 Siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
1391 Ab 1237 sind nur noch Simons Brüder nachweisbar; siehe auch Toussaint, Grafen, S.
248, Stammtafel 1.
1392 Dies vermutet Toussaint, Grafen, S. 128.
1393 Vgl. die bei Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 253, S. 197, abgedruckte Urkunde
Friedrichs II. vom 10. Juli 1237, in der er unter der Bedingung den Straßburger
Bürgern Schutz gewährt, daß sie während der Fehde zwischen dem Bischof und den
Grafen von Leiningen Neutralität wahren sollten: ... supplicarunt culmini nostro cives
Argentinenses fideles nostri, ut, quia timebant, quod occasione gwerre, que dudum est
inter venerabilem Argentinensem episcopum dilectum principem nostrum et comitem
de Liningen, eis posset aliquod periculum generari, ipsos cum omnibus bonis suis sub
nostre dejfiensionis gratia recipere dignaremur, nos ... predictos cives cum omnibus
bonis suis in nostram et imperii protectionem duximus assumendos volentes...quam
diu predicto principi nostro contra comitem de Liningen auxilium non prestabunt.
1394 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312, mit
falscher zeitlicher Einordnung des Ereignisses: Frater vero dicti comitis defuncti ad
castrum Daxporc cum armis veniens, ipsum obtinuit, vgl. Toussaint, Grafen, S. 128.
1395 Vgl.Toussaint, Grafen, S. 128.
387
sein patrimonium in Wingen und sein in der Wormser Diözese gelegenes
patrimonium Guntersblum übertrug, dazu Güter des in der Diözese Metz liegenden
Dorfes Rodalben mit einem Ertragswert von 10 Pfund1396. Zusätzlich mußte er sich
verpflichten, nach dem Tode seiner Großmutter, der Gräfin von Saarbrücken, soviel
von der ihm zufallenden Erbschaft dem Bischof als ligisches Lehen aufzulassen, als
es 30 Mark Einkünfte habe1397. Ergäben sich weniger als 30 Mark an Einkünften,
so stünde dem Bischof das Recht zu, den Rest aus anderen dem Leininger
gewährten Lehen zu ziehen1398. Diese Lehensauflassung durch den Leininger kann
zurecht als Präliminarvertrag gewertet werden, „der vermutlich erst die Türen zu
den Haupt Verhandlungen öffnete“, wie es Ingo Toussaint formuliert1399. Im Juni
1239 kam es dann zu dem endgültigen Vertrag um die strittigen dagsburgischen
Güter1400. Friedrich von Leiningen mußte auf die Befestigung in Girbaden sowie
auf den Weinberg, auf alle Dörfer im Breuschtal sowie auf die für Renchen als
Pfand erhaltene Burg Ringelstein nebst allen daraus resultierenden Einkünften
verzichten1401. Dafür wurde er mit der Dagsburg und den dazugehörigen Dörfern
1396 Die Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 370, S. 351 f.:
Noverint universi présentes et futuri, quod ego totum patrimonium apud Wingin et
usque ad redditus decem librarum in Rothaltin eis scilicet, quod sine contradictione in
eadem villa teneo Metensis dyocesis; item omne patrimonium meum apud Guntirsblum
Wormatiensis dyocesis, venerabili Domino meo B. Argentinensi episcopo et ecclesie
sue sicut sibi ratione compositionis super discordia castri de Dasburg et bonorum sibi
attinendum inter nos facte promissam, in proprietatem donavi et contuli, et idem ab eo
tanquatn vasallus [legius] infeodum recepi. Siehe RegBfeStr. II, Nr. 1065, S. 77.
1397 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 370, S. 351: Verum quia quantitas et redditus dicti
patrimonii ad quantitatem reddituum sibi a me promissorum ad plenum sufficere non
videbantur per stipulationem nomine meo et heredum meorum promissi eidem, quod
quandocumque hereditatis avie mee. L. comitisse Antique de Saraponte ad me
devolvetur, totam illam hereditatem et patrimonium, in quo ipsi successore usque ad
redditus trium marcorum, in loco ubi Domino Episcopo magis placuerit, eodem jure
sicut istud in feodum recepi a quolibet episcopo qui pro tempore fuerit, monicione ab
ipso premissa, ego et heredes mei masculinis sexus in feodum legyum recepimus. Es
handelt sich jedoch nicht - wie hier angegeben - um trium marcarum, sondern um
triginta marcaru/n, wie das in Anm. 1398 folgende Zitat beiegt.
1398 Ebda., S. 351 f.: ... adeo quod si minus triginta marcarum reddituum ad me in
hereditate memorata devolvere contingeret. Dominus episcopus de bonis nunc receptis
ab ipso in loco magis sibi placenti defectum supplere possit eundem quo facto prius
recepta ad me tanquam propria homagio priori super hoc penitus essante redibunt.
1399 Toussaint, Grafen, S. 128.
1400 Der Vertrag ist abgedruckt bei Schûpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 496, S. 383 f ;
RegBfeStr. II, Nr. 1071, S. 78.
1401 SchOpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 496, S. 383 f.: Noverint universi présentes &
futuri, quod orta discordia inter nos & ecclesiam nostram ex una parte, & dilectum
consanguineum nostrum & vasallu/n Fridericum comitem de Liningen ex allers, super
feodo castri de Dagesburg & quibusdam villis adjacentibus eidem castro, cum
munitione quadam in Girbaden, cum vinea adjacente, cum quibusdam villis vallis in
Bruschetal, cum obligatione castri in Ringelstein, cum redditibus quinquaginta
librarum pro Reinicheim facta, sic est mediantibus prudentibus viris consiliariis
nostris utrunque amicabili compositione finaliter terminata, videlicet quod dictus
comes omni actioni & omni juri, quod habebat in dicta munitione de Girbaden & vinea
adjacente cum villis omnibus vallis de Bruschetal & obligationi castri predicti in
388
und Dürrenstein (heute St. Leon) und Collrental (= Köhlertal) belehnt1402. Zudem
sollte der Graf noch 630 Mark Silber erhalten, wobei 430 Mark in Geld ausbezahlt
werden sollten, der Rest sollte durch die Belehnung mit dem Ort Hohengöft, jedoch
ohne das Patronat, abgegolten werden1403.
Im Juni 1241 wurde der zwischen Bischof Beithold und Friedrich von Leiningen
geschlossene Vertrag noch durch den Beitritt von Friedrichs Bruder Emich
ausgeweitet1404. Auch Emich wurde belehnt, jedoch so, daß die männlichen, leib-
lichen Nachkommen Friedrichs diesem im Lehen nachfolgen sollten. Falls solche
nicht vorhanden seien, sollte das Lehen auf die männlichen Nachkommen Emichs
übergehen1405. Damit waren die Streitigkeiten des Bischofs mit den Leininger
Grafen um das Dagsburger Erbe beendet, wobei die Leininger deutlich den
kürzeren zogen, allerdings eines der Kernstücke der Erbmasse, die Grafschaft
Dagsburg, für sich behaupten konnten, wenn auch als bischöflich-straßburgisches
Lehen.
Nach dem Tod von Bischof Berthold haben anscheinend die Pfirter Grafen
versucht, unter dem Nachfolger Bertholds, Bischof Heinrich III., erneut ihre
Anrechte auf den ehemals dagsburgischen Anteil an der Hoh-Egisheimer Burg
geltend zu machen, jedoch ohne Erfolg. Graf Ulrich von Pfirt verzichtete
schließlich am 5. Februar des Jahres 1251 auf alle Ansprüche auf das ehemals
dagsburgische Drittel an der Egisheimer Burganlage, die Walhenburg, samt
Zubehör, namentlich das Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim, lediglich das
Patronat über die Woffenheimer Kirche, das den Pfirter Grafen von alters her
zustand, beanspruchten sie weiter1406. Die beiden anderen Burgen der Egisheimer
Ringelstein & redditibus supradictarum quinquaginta librarum cum Reinicheim
supradicto renunciavit omnino & remisit (Zitat, ebda., S. 383).
1402 Ebda, S. 383 Nos vero castrum de Tagesburg cum villulis ibidem adjacentibus, prout
bone memorie Symundus frater suus in locis eisdem, dum vixit, a nobis tenebat in
feodum, item Durrenstein & Collrental cum omnibus eorum pertinentiis in feodum
concessimus eidem, zur Identifizierung siehe Toussaint, Grafen, S. 129, mit Anm.
247 u. 248.
i*W3 Schöpflin, Alsatia dipiomatica I, Nr 4%, S. 383: Item dedimus eidem triginta &
sexcentas marcos argenti, de quibus triginta & quadragintas inarcas sibi solvimus in
pecunia & nomine ducentarum rnarcarum villam in Göjfede cum omnibus pertinentiis
suis, excepto jure patronatus, sibi sicut & supradicta, in feodum concessitnus,
1404 Druck des Vertrages bei F. J. Mone, Urkunden über die Ortenau und das Elsaß, in:
ZGO 4, 1853, S. 275 f.; RegBfeStr. II, Nr. 1099, S. 83.
1405 Mone, Urkunden über die Ortenau und das Elsaß, S. 275: ... nobis et jam dicto E.
fratri nostro,.... in feodum concessit, ita tamen, quod nostri heredes masculini tantum
in eodem feodo ius habeant succendi, frater vero noster tantum quoad suam personam,
nisi nos Fr. sine heredibus masculis decedere contingat, in quo casu solumodo heredes
masculini fratris nostri E. sepedicti in feodo supra memorato succedent.
1406 Die Urkunde ist abgedruckt bei SCHÖPFUN, Alsatia dipiomatica I, Nr. 544, S. 405 f:
Prelerea omni jure, quod nobis competebat, aut competere videbatur, occasione
hereditatis de Tagesburg, in castro Egenheim dicto der Walhenburg cum suis
attenditiis, videlicet dem heiligen Crulze & Woffenheim, excepto jure patronatus
ecclesie in Woffenheim, quod ab antiquo ad nos & nostros pertinebat progenitores, in
manus predicti domini nostri episcopi nomine sue ecclesie Argent. re nunc iav i mus, <£
presenti carta renunciatnus', - vgl. RegBfeStr. II, Nr. 1356, S. 131 f.
389
Burganlage, die Petrus Melioc und ein gewisser Baldemarus von den Grafen zu
Lehen hatten, sollten den Pfirter Grafen als straßburgisches Lehen verbleiben1407.
Falls es zwischen den Inhabern der Burgen und dem Grafen von Pfirt zu
Streitigkeiten kommen sollte, sei der Bischof dem Grafen zur Hilfeleistung
verpflichtet1408. Auch die Burgen Hohnack und Wineck erhielt Lflrich vom Bischof
zu Lehen1409. Graf und Bischof sicherten sich zudem noch gegenseitige Hilfe zu,
falls Dritte ihre Besitzungen beeinträchtigen sollten1410 1411.
Mit diesem Vertrag kamen die seit 1225 andauernden Auseinandersetzungen um
die dagsburgische Erbschaft, die einen großen territorialen Umbruch im Westen des
Reiches bedeuteten, zu einem endgültigen Abschluß. Zusammenfassend kann man
konstatieren, daß der Hauptanteil der ehemaligen Besitzungen der Dagsburger
Grafen unter die Bischöfe von Lüttich, Metz und Straßburg aufgeteilt worden war.
Dies lag wohl auch daran, daß die Bischöfe sich bei ihren Ansprüchen auf das Erbe
nicht in die Quere kamen. Der Metzer und der Lütticher Bischof beanspruchten
überwiegend nur die ihnen zustehenden Lehen ihrer jeweiligen Kirchen, die im
Besitz der Dagsburger Grafen waren. Die Leininger Grafen konnten zwar ihre
Ansprüche auf die Grafschaft Dagsburg aufrecht erhalten, mußten sie jedoch vom
Straßburger Bischof zu Lehen nehmen. Den Grafen von Pfirt blieb mit Holmack
und Wineck nur ein unwesentlicher Teil der einst von ihnen beanspruchten
dagsburgischen Güter, die Staufer konnten lediglich die Vogtei über Colmar
erhalten, die Markgrafen von Baden wurden vom Straßburger Bischof mit Geld
abgefunden, und das niederlothringische Haus Brabant ging gänzlich leer aus141 >.
1407 SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica I, Nr. 544, S. 406: ..., duobus castris in eodem colle
istis, que Petrus Melioc & Baldemarus nobis possident, a prelibato domino episcopo &
ecclesia Argent. nobis & nostris heredibus infeudum reservatis.
1408 Ebda.: Si vero, quod absit, possessores eorundem castrorum nobis contra justilicun
rebelles exliterint, & moniti per dominum episcopum non resipuerint, pre fatus dominus
noster episcopus vel suus successor, qui pro tempore fuerit, de suo castro contra
prefatos auxilium impercielur nobis.
1409 Ebda.: Item castra Hohennag & Windecke cum pertinendis eorundem a supradicto
domino episcopo & Argent. ecclesia infeudum recepimus.
1410 Ebda.: Promisit quoque nobis dominus noster episcopus pro se & successoribus suis,
quod si ab aliquo homine nos contra juris formam gravari contigerit, nos in suis
munitionibus observaturos, ad consimilia nos & heredes nostros sibi & successoribus
suis obligantes.
1411 Daß sich das Haus Brabant damit nicht abfinden wollte, zeigt z. B. der Umstand, daß
sich Herzog Johann II. von Brabant am 28. August des Jahres 1298 von König
Albrecht das Privileg König Philipps von Schwaben erneuern ließ, worin unter
anderem der Anspruch auf die Grafschaft Dagsburg bekräftigt wurde, was jedoch, in
Verkennung der politischen Realitäten am Ende des 13. Jahrhunderts, wirkungslos
blieb. Abdruck der Urkunde: Chronique des ducs de Brabant, par Edmond de Dynter,
ed. P. F. X. deRam, 2. Bd., Bruxelles 1854, S. 472 f.; Regest bei P. M. H. Doppler,
Verzameling van Charters en bescheiden betrekkelijk het Vnje Rijkskapittel ven Sint
Servaas te Maastricht, 1. Teil, Nr. 236, S. 139, dem jedoch der Druck bei de Dynter
entgangen war; vgl. W. Reese, Die Niederlande und das deutsche Reich, 1. Bd., Berlin
1941, S. 616, u. J. Deeters, Servatiusstift und Stadt Maastricht. Untersuchungen zu
Entstehung und Verfassung, Bonn 1970, S. 76.
390
III. TEIL
BESITZGESCHICHTLICHER TEIL
Vorbemerkung
Zu den zahlreichen und weitverzweigten Besitzungen der Grafen von Dagsburg-
Egisheim existiert noch keine Gesamtauflistung. Die Besitzzusammenstellungen bei
Walther Kienast1, Hans-Walter Herrmann2, Ingo Toussaint3 und Michel Parisse4,
die sich im übrigen nicht ganz decken, beziehen sich alle, wenngleich dies auch in
den jeweiligen Publikationen nicht ausdrücklich erwähnt wird, auf den Zeitpunkt
des Todes von Gertrud, der letzten Dagsburger Gräfin, im Jahre 1225. Dadurch
geben diese Aufstellungen nur einen punktuellen Ausschnitt des Dagsburger
Besitzes wieder, denn vieles ist im Laufe der Zeit z. B. durch Schenkungen an
Kirchen und Klöster in andere Hände übergegangen, anderes war nur zeitweise in
Dagsburger Besitz - zu denken wäre hier etwa an die Mitgift einiger Witwen von
Dagsburger Grafen, die sie mit in eine zweite Ehe genommen hatten5.
An dieser Stelle soll nun versucht werden, eine Auflistung möglichst vieler Güter
zu geben, die sich jemals im Besitz der Grafen von Dagsburg-Egisheim befunden
haben. Hier stößt man im einzelnen bei den Nachweisen auf große Probleme, zum
Beispiel bei der zeitlichen Einordnung des Erwerbs, oder wie lange die einzelne
Liegenschaft in den Händen der Familie geblieben ist. Eine solche Zusammen-
stellung kann allein deswegen schon nur alphabetisch und nicht chronologisch
angelegt sein. Dabei w erden, getrennt von den Besitzungen und Rechten an Gütern,
in jeweils eigenen Kapiteln die zweifelhaften, die fälschlich zugewiesenen Besit-
zungen und die Vogteien angegeben.
1 Kienast, Fürsten 11,1, S. 10-12, Anm. 3.
1 Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 142 f.
3 Toussaint, Grafen, S. 119 f.
4 Parisse, La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 523.
5 So z. B bei Ermensinde von Luxemburg, in erster Ehe mit Albert I. verheiratet, in zwei-
ter Ehe mit Gottfried von Namur, die Longwy, das sie mit in die erste Ehe gebracht
hatte, wieder an sich nimmt und in ihre zweite Ehe einbringt. Siehe dazu unten, Art
'Longwy'.
39 t
1. Besitzungen
Aargau
(CH)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Abreschviller/Alberschweiler
(F, Dép. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Lorquin)
Siehe den Artikel T)abo/Dagsburg'.
Achenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Strasbourg-Campagne, Cant. Mundolsheim)
Am 4. Februar 910 schenkt ein gewisser Dietbald der Straßburger Marienkirche
ackerbares Land bei Achenheim6. Hugo I. wird in der darüber ausgestellten Ur-
kunde als Dietbalds senior bezeichnet, mit dessen Einwilligung die Schenkung voll-
zogen wird7, so daß wir davon ausgehen können, daß Hugo I. in Achenheim Be-
sitzrechte besaß.
Aineffe
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe unten den Artikel 'Moha'.
Albegau (Grafschal t)
(F, Dép. Meurthe-et-Moselle)
Im lothringischen Albegau, im Quellgebiet der oberen Saar, kann man für das frühe
10. Jahrhundert eberhardi ni sehen Besitz feststellen. Hugo I. wird in einem Diplom
von Ludwig dem Kind vom 15. Oktober 910 als Inhaber eines Comitats im Albegau
bezeichnet8. Über Umfang dieses Comitats lassen sich keine Aussagen machen,
6 Zu Achenheim siehe Clauss, Wörterbuch, S. 1 f.
7 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 37, S. 29 f.: ... cum manu senioris mei Hugonis tradidi
... signum Hugonis, qui istam traditionem mecum Jecit (ebda., S. 30). - Regest:
Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 669, S. 402.
8 D LdK 76, S. 212 f.: Cunctorum igitur sanctae dei aecclesiae fidelium nostrorumque
praesentium ac futurorum noverit industria, quoniam lsaac, Chuonradus atque
Uuarnerius pariter celsitudinem nostram efflagitati sunt, ut quibusdam vassalis Hugonis
illustri comitis, scilicet Bernardo seu Ralhfrido ac Reginardo, quasdam res proprietatis
nostrae ad proprium largiremur, quas olim paler noster Arnolfus Hildemanno ex parte
dedit; sed ipse fallaci versucia deceptus ultra modum donationis excessit subripiendo.
Quod praenominatus comes Hugo, in cuius comitatu ipsq res constiterant, adprobans
nostrisque auribus denuntians, iudicio fidelium nostrorum praesentialiter adsistentium
fisco dominico redegimus. Quorum petitioni libenter adquiescentes praefatis viris,
Bernardo videlicet, Ralhfrido ac Reginardo, ipsas res sitas in pago et comitatu Albinse in
villa siquidem vocabulo Domni Apri, mansos XX cum omnibus ad se iuste et legaliler
392
lediglich der Ort Dom&vre-sur-Vezouze, wenige Kilometer südwestlich von
Blamont gelegen, kann - wie aus dem Urkundentext hervorgeht - als in ihm liegend
ausgemacht werden* 9.
Albinesuuilare
(CH, Kant. Bern, genauere Lage nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Altorf/Altdorf
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Molsheim)
Im elsässischen Altdorf10 besaßen die Grafen von Dagsburg-Egisheim altes Eigen-
gut, das sich bis zum Tod Gertruds von Dagsburg im 13. Jahrhundert im Besitz der
Familie nachweisen läßt. Auf diesem Allod hat ein Egisheimer Graf das Dorf
Altdorf nach Rodung gegründet. Graf Eberhard III. hat schließlich, wohl nach 959,
die Stiftung des Altdorfer Klosters initiiert, die von dessen Sohn Hugo III. raucus
ausgeführt wurde, wie wir aus einer möglicherweise gefälschten Bulle Papst Leos
IX. vom 29. November 1049 für Altdorf erfahren11. Hugo raucus schenkte der
pertinentibus, regia donatione impertiri decrevimus (Zitat, ebda., S. 213). Regest:
Böhmer-Mühlbacher, 2. Auf!., Nr. 2068.
9 Siehe das Zitat in Anm. 8.
10 Clauss, Wörterbuch, S. 10 f.
11 Druck bei Sattler, Altdorf, Nr. 3, S. 249 f.; weitere Drucke bei Schöpflin, Alsatia
diplomatica I, Nr. 208, S. 164 F. u. bei GRANDIDIER, Histoire 1,2, Nr. 407, S. 255 f.:
Primum excisis fructicibus & arboribus nimium pulcher visus erat situs loci, quem
collectis incolis ... nomine jussit per arva incolere, hominesque cohabitare. Hunc locum
dum frequentaret Eberhardus comes, sepe commoratus est in eo propter loci
delectationem biduo & triduo, & quia vidit illum vite monachorum nimis congruum esse,
scepe proposuit monachico ordine se se velle Deo laudes parare; sed egritudine
praeveniente & morte sequente, impediebatur a bono opere illo, filius autem ejus Hugo,
qui erat aliquantulum raucus, quoniam scepe intellexit voluntatem patris, ccepit hic
edificare ecclesiolam in honore apostoli dei Bartholotnei & summi presulis Gregorii &
aliarum reliquiarum (Zitat nach dem Druck bei SCHÖPFLIN, S. 165); der Zeitpunkt der
Entstehung des Dorfes ist nicht eindeutig bestimmbar. Die Formulierung in der Bulle
Leos IX. vom 29. November 1049 läßt nicht zwingend den Schluß zu, daß Graf Eberhard
III der GrUnder des Dorfes war, wie Sieffert, Altdorf, S. 107, durch seine Übersetzung
der Bulle interpretiert. Vgl. ebda., S. 22, wo Sieffert ausfuhrt, Eberhard habe die
Urbarmachung und Besiedlung des Dorfes forciert. Ob der Ort allerdings schon um 820
bestanden hat, wie Clauss, Wörterbuch, S. 10, meint, ist ebenfalls fraglich, da das
Dokument, auf das sich Clauss stützt, erst im frühen 11. Jahrhundert entstanden ist. Es
handelt sich hierbei um ein Güterverzeichnis der Kirche St. Thomas zu Straßburg,
abgedruckt bei Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S 43 ff. (Datierung ebda). Der
Straßburger Bischof Adaloch soll um 820 der von ihm erbauten Straßburger St.
Thomaskirche unter anderem den Ort Aldorf geschenkt haben: narratur, ut in antiquis
vero temporibus quidam Argentinensis civitatis antistes Adalnohc nomine inibi pro
remedio sute animae in honorem sancti Thomce apostoli ceclesiam construxerat et ...
Aldorf... dederat (ebda., S. 43). Diese Aufzeichnung spiegelt nicht die topographischen
Verhältnisse des 9 Jahrhunderts wider, sondern die des frühen 11. Jahrhunderts. Zur Zeit
der Schenkung muß das Dorf Altdorf nicht unbedingt schon bestanden haben. Es wird
393
Stiftung den Zehnten des Dorfes Altdorf12. Die Dagsburger Grafen übten auch die
Vogtei über das Kloster aus13 und bekamen zudem noch vom König für den Ort
hoheitliche Rechte verliehen. So hat König Otto III. in einer verlorenen, durch eine
Fälschung ersetzte Urkunde im Jahre 999 einem Sohn von Hugo III. raucus,
Eberhard IV., Markt-, Münz-, Schenk- und Zollrechte in Altdorf verliehen, die
später an das Kloster gekommen sind14.
Das Altdorfer Allod wurde anscheinend aufgeteilt und an die verschiedenen Fami-
lienmitglieder vererbt. So kann man für die Söhne des Hugo raucus, Eberhard,
Hugo, Gerhard und Matfned, je einen Hof in Altdorf nachweisen, dessen jeweilige
Zehnten sie an die Abtei gaben15.
lediglich ausgesagt, daß St. Thomas von Adaloch Güter geschenkt wurden, die im frühen
11. Jahrhundert in der Gemarkung von Aldorf lagen. Es kann sich also bei der Erwähnung
des Ortes namens Aldorf durchaus um eine Rückprojektion handeln, wenn es wirklich mit
unserem Altdorf identisch sein sollte. Letzteres ist jedoch äußerst zweifelhaft, da sich
für St. Thomas später kein Besitz in Altdorf nachweisen läßt, wie Sieffert, Altdorf, S.
18, darlegt; zu der Güteraufzeichnung vgl. auch RegBfeStr. I, Nr. 68, S. 231. - Vgl. zur
Klostergründung die Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 993.
12 Schöpflin, Alsatia diplomatica, 1. Bd., Nr, 208, S 165: ... qui Hugo in ipsa dedicatione
ad hanc ecclesiolam tradidit decimas islius villce, quce dicitur Altdorff.
13 Vgl. D F I 46, S. 76 f. vom 30. Januar 1153; siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art.
'Altdorf.
14 Deperditum Ottos III., an dessen Stelle eine Fälschung von gänzlich anderem Inhalt (D O
III 325, S. 753 f.) aus dem Ende des 12. Jahrhunderts getreten ist. Von der echten
Urkunde Ottos III. und der Verleihung der Rechte an den Grafen Eberhard erfahren wir
durch ein in Colmar ausgestelltes Diplom Friedrichs I. vom 30. Januar 1153 (D F I 46, S.
76 f.): Unde donationes, quas predecessor noster pyus Otto imperalor Everhardo
quondam comiti concessit, largitus esl et perdonavit, scilicet fas, ius et poleslatein
mercalum, monetam, tabernam et theloneum publicum habendi, conslruendi et legitime
faciendi in quodam sue proprietatis allodio, quod dicitur Altorph. in quo suus avus et
pater ipsius Hugo abbatiam in honore sacralissimi marthiris Christi construxit Cyriaci in
provincia Alsatia in pago quoque Northgowe in comitatu predicti quondam Everhardi,
nunc autem heredis sui Hvgonis comitis sito (Zitat, S. 77). Zur Diskussion um die
Fälschung D O III 325 und um das dazu benutzte Deperditum Ottos III. vgl. die Vor-
bemerkung zu dem Diplom Friedrichs I., ebda, S. 76, u. Kehr, Urkunden Otto III., S.
300-304; vgl. auch den nicht immer fehlerfreien Kommentar, die Angaben zu Graf
Eberhard und Leo IX. betreffend, in dem Regest bei Böhmer-Uhlirz, Nr. 1322, S 724 f
Das Regest für D O III 325 bei Böhmer-Uhlirz, Nr. 1459, S. 834 f., ist wertlos, da das
Regest den Inhalt der Urkunde nicht wiedergibt. Theodor Sickel war schon der Fehler
unterlaufen, daß er zur Edition von D O III 325, S. 753, eine falsche Überschrift gewählt
hat, die sich nämlich auf das Deperditum Ottos 111. bezieht, das in dem Diplom Friedrichs
I. genannt wird. Mathilde Uhlirz gibt nur die falsche Überschrift von D O III 325 an und
kennt den Inhalt der Urkunde offensichtlich nicht ln der Fälschung wird eben nicht
behauptet, daß Otto III. dem Grafen Eberhard Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen hat,
sondern daß ein gewisser Hemediech dem Kloster das Gut Düttlenheim übertragen hat
Vgl. dazu das korrekte Regest bei Stumpf, Nr 1192, auch Kehr, Urkunden Otto III., S.
300-304, der ebenfalls den Sachverhalt richtig darstellt. - Bestätigung der Urkunde
Friedrichs I. durch seinen Enkel, König Friedrich II., am 5. Oktober 1219, abgedruckt in:
Hessel, Elsässische Urkunden des 13. Jahrhunderts, Nr. 2, S. 340 f.
15 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV.2, S. 994, Z. 30 f. u. Z. 43 f.: sive predia essenl
comitis Eberhardi sive comitis Hugonis vel istorum fratrum Gerhardi et Maffridi...
394
Altdorfer Allodialbesitz, der später Pertinenz der Burg Girbaden war16, läßt sich
schließlich noch bei Albert II. von Dagsburg17 und, wie schon gesagt, bis zu seiner
Tochter Gertrud nachweisen. Den Altdorfer Hof hatte Gertrud anscheinend an einen
Ritter namens Albert von Harmodesheim für eine Summe von 25 Mark verpfändet
gehabt18. Um die Schulden ihres verstorbenen ersten Gemahls, Herzog Theobald I.
von Oberlothringen, gegenüber der Abtei Haute-Seille - 110 Pfund Metzer Geldes19
- zu tilgen, hat sie 1224 ihre schon verpfändeten Altdorfer Besitzungen an Haute-
Seille übertragen, wobei ihr die Hälfte ein Jahr zur Nutzung verblieben ist20. Die
Abtei löste auch das Pfand bei Albert von Harmodesheim aus21. Die Hälfte der
Iterum in villa Altdorff ex curtibus dictorum dominorum que habentur in media villa - he
dicuntur selehofa, in una harum scilicet puteus habetur -.
J6 Siehe die Urkunde von Bischof Berthold von Straßburg vom Januar 1228, abgedruckt in:
Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f.: ... scilicet agris arabilibus in Altdorf
sitis ad castrum nostrum Girbaden pertinentibus (Zitat, ebda., S. 309); weiterer Druck bei
Mone, Urkunden und Auszüge, S. 193 f.; RegBfeStr. II, Nr. 930, S 47.
17 Siehe z. B. die Urkunde von Bischof Berthold von Straßburg vom 29. September 1234,
abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 339, S. 330 f.: ... quod nos curiam
nostram in Altorf que quondam comitis Alberti de Dacsborc fuisse dinocilur, ... (Zitat,
ebda., S. 331); weiterer Druck bei Mone, Urkunden und Auszüge, S. 194 f.; vgl. auch die
Erbschaftsvereinbarung Alberts II. von Dagsburg mit Herzog Heinrich von Brabant, in
der er Heinrich zum Erben der Abtei Altdorf einsetzt (Original in Bruxelles, AGR,
Chartes de Brabant, n° 9; Text siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13).
18 Die Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 282, S. 299 f.: Ego
Gertrudis comitissa de Dasborc et Metensia, notum facio tam presentibus quam futuris,
quod pro debito mariti mei Theobaldi ducis Lottaringie centum et decem libras Melenses
abbati et ecclesie Alte silve coram subscriptis testibus, Matheo videlicet fratre ejus, et
Philippo eorum patruo, comite Siberto et Heinrico juniore de psalmis, Wateroque fratre
meo et Alberto de Scenaren, domino Albrico de Rosieres, Symone advocato Metensi,
Lamberto scote; et aliis pluribus fide et juramento constricta dicto abbati et ejus ecclesie
solvere promissi; pro quibus cum de Campania redissem et ad propriam devenissem
libertatem, cum consilio fratris mei Watrique, et domini Albrici de Rosieres et Lamberti
scote, et Hugonis de Hatetnale, allodium meum de Altorf, terram scilicet arrabilem cum
prato et nemore retento in banno et hominibus tam pro mea et predecessorum meorum
salute, quam pro supradicto debito in legitimam elemosinam dicto abbati et ejus ecclesie
tenendum concessi, ita tamen quod idem abba, domino Alberto de Harmodesen xxv,
marchas pro me solveret, pro quibus ejusdem allodii medietatem impignoratam tenebat.
Sciendum est quod hujus medietatis alodii primi anni istius scilicet fructus consensu jam
dicti abbatis me recepturam interposui. Actum est apud Herresten anno domini
M.CC.XX.UU. - Regest bei Böhmer-Ficker-Winkelmann, Nr. 10916, u. bei Duvernoy,
Catalogue, Nr. 338, S. 213; Reichsland III, S. 15, spricht unrichtig davon, daß Gertrud
1224 der Abtei große Schenkungen in Altdorf gemacht habe. Davon kann aber angesichts
dieser Urkunde keine Rede sein.
19 Die Angaben zur Schuldsumme werden in den einzelnen Urkunden unterschiedlich
angegeben. Laut der Urkunde Gertruds von 1224 (Druck bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd.,
Nr. 282, S. 299 f.) betrug sie 110 Pfund Metzer Geldes, laut der Urkunde von Bischof
Berthold von Straßburg vom Januar 1228 (Druck ebda., Nr. 302, S. 309 f.) betrug sie 120
Pfund, und schließlich nennt die Urkunde von Bischof Berthold von Straßburg vom 29.
September 1234 (Druck ebda., Nr. 339, S. 330 f.) einen Betrag von 100 Pfund.
20 Druck bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 282, S. 299 f.
21 Siehe die Urkunde von Bischof Berthold von Straßburg vom 29. September 1234,
abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 339, S. 330 f.: ...jam dictam curiam C:
comitissa filia scilicet memorati comitis de Dasborc pro centum libris Metensium, in
395
Güter hat Gertrud anscheinend bald darauf wieder zurückgekauft22, welche nach
ihrem Tode in den Besitz des Straßburger Bischofs übergegangen sind23, der nun
die gesamten Altdorfer Güter für sich beanspruchte, darüber aber mit der Abtei
Haute-Seille in Streit geriet24 und sie schließlich 1234 doch an Haute-Seille
abgab25.
Antheit
(B, Prov.: Liège, Arr. Huy)
Der im heutigen Belgien, nördlich von Huy gelegene Ort Antheit gehörte zur
Grafschaft Moha26. Diese Grafschaft war allodialer Besitz der Dagsburger Grafen,
seit sie in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts durch Heirat in ihren Besitz
übergegangen war27. Somit hatten die Dagsburger Grafen natürlich auch allodiale
Rechte in Antheit. Wir erfahren davon durch eine von Hugo VIII. von Dagsburg im
Jahre 1146 für die Abtei Flöne ausgestellte Urkunde, durch die er, zu seinem und
seiner Eltern Seelenheil, das Geleitrecht der in seinem Allod Moha gelegenen
Kirche von Antheit der Abtei Flöne überträgt28.
quibus dicta comitissa prediclo conventui debito tenebatur, et pro viginli quinque marcis
pro quibus predicta curia domino Alberto militi de Harmodesheym erat obligata, quas
dictus conventus solvit eidem (Zitat, ebda., S. 331); RegBfeStr. II, Nr. 1025, S. 66.
22 Druck bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f.; Unde poslmodum eciam nacta
bonorum predictorum possessione quieta pro xxv. marcis medietatem eorumdem a se
redemptam asserebatur (Zitat, ebda, S. 309); RegBfeStr. II, Nr. 930, S. 47.
23 Urkunde Bischof Bertholds von Straßburg in: Straßburg, AD BR, G 45; Druck bei
Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 313-316; RegBfeStr. II, Nr. 934, S. 49 ff.
24 Druck bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f.: Noverint universi presentes et
futuri quod orta discordia inter nos ex una parte et abbatem de Alta silva et conventum
ejusdem ex altera super possessionibus quibusdam, universis scilicet agris arabilibus in
Altdorf sitis ad castrum nostrum Girbaden pertinentibus, quas a comitissa quondam filia
comitis Alberti de Tagesburc pro quadam summa debiti centum scilicet et viginti librarum
Metensium, in quibus eidem cenobio comitissa tenebatur memorata legitime ecclesie sue
donatas affirmabat; quemadmodum instrumenta publica super hoc confecta manifeste
declarare videbantur. (Zitat, ebda., S. 309); RegBfeStr. II, Nr. 930, S. 47.
25 Druck bei Grandidœr, Œuvres, 3. Bd., Nr. 339, S. 330 f.; RegBfeStr. II, Nr. 1025, S 66.
26 Siehe auch die Karte 6.
27 Siehe dazu oben, S. 225-229.
28 Original der Urkunde in Huy, AEH, abbaye de Flöne, boîte de chartes 1, n° 13; Druck bei
Evrard, Documents, Nr. 17, S. 312 f.: Igitur notum sit tam moderni quam futuri temporis
successoribus, qualiter ego Hugo, comes de Dagsburc, conductum et tractum persone
ecclesie de Antei, que in allodio meo de Musae sita est, quod in manu mea libere
tenebam, tradidi ecclesie beati Mathei de Flone, pro salute videlicet anime mee patrisque
mei ac matris (Zitat, ebda, S. 312).- Weiterer Druck in: deMarneffe, Recherches, Nr. 4,
S. 260 f. - teilweise französische Übersetzung in: S. Bormans, Notice d'un manuscrit
intitulé: Cartulaire de van den Berch, conservé aux archives de l'Etat, à Liège, in: Compte
rendu des séances de la Commission Royale d'histoire, ou Recueil de ses Bulletins, 3.
Série, Bd. 2, 3. Bulletin, Bruxelles 1861, S. 286.
396
Argancy
(F, Dep. Moselle, Arr. Metz-Campagne, Cant. Vigy)
Der zur Metzer Kirche gehörende Hof Argancy29 wurde vom Metzer Bischof Theo-
derich IV. (Amtszeit von 1173-1179) für 700 Silberpfund an den Grafen von
Dagsburg verpfändet und von seinem Nachfolger Bertram (Amtszeit von 1180-
1212) zurückerworben30.
Ob Bischof Bertram das Pfand wieder vollständig eingelöst hat, bleibt etwas um-
stritten, da Graf Theobald IV. von der Champagne 1224 angeblich Ansprüche
auf Argancy erhoben hat31. Zu dieser Vermutung gab offensichtlich der Umstand
Anlaß, daß Theobald IV. der zweite Gemahl der Gertrud von Dagsburg war32.
Allerdings hat man dabei übersehen, daß diese Ehe zu dem fraglichen Zeitpunkt
schon seit ca. zwei Jahren aufgelöst war, auch Gertrud sich inzwischen wieder
verheiratet hatte33, so daß, wenn noch irgendwelche Ansprüche von dagsburgischer
Seite auf Argancy bestanden hätten, diese doch wohl von Gertruds drittem Gemahl,
Simon von Leiningen, geltend gemacht worden wären. Die Ansprüche Theobalds
IV. von der Champagne müßten also, falls sie realiter bestanden haben sollten,
anderen Ursprungs gewesen sein.
Auenheim
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Ortenaukreis)
Siehe den Artikel 'Ortenau'.
Bach
(CH, Kant. u. Ab. nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
29 Reichsland III, S. 36.
30 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio prima, MGH SS X, S. 546, Z. 24-28: Vineas
suas fere omnes creditoribus a suo predecessore expositas, citius quidem et facilius quam
credi aut sperari posset, ad manum et mensam suam revocavit, et curtim Arkentacium pro
700 libras ab eodem predecessore suo comiti de Dasburc oppigneratam, per iusticiam
imperialem et principum sententiam prudenter ac viriliter recuperavit. - Regest bei M.
Parisse, Complément au catalogue des actes de Bertram Évêque de Metz (1180-1212),
Sonderdruck aus: ASHAL 1963, Nr. 1, S. 2.
31 So bei Reichsland III, S. 36. Nicht erwähnt im Catalogue bei d'Arbois de Jubainville,
Histoire, 5. Bd., u. bei J. Schneider, Metz, S. 99, Anm. 1, der auch von keinen
Ansprüchen Theobalds IV. weiß und nur die Rücknahme des Pfandes durch Bischof
Bertram erwähnt.
32 So bei Reichsland III, S. 36. Allerdings ist man hier fälschlicherweise der Meinung, daß
die Ehe zwischen Gertrud und Theobald IV. 1224 noch bestanden hat, wie die
Formulierung „1224 wurde Argancy noch vom Grafen Theobald von Champagne, dem
Gemahl der Gertrude v. Dagsburg, beansprucht“ erkennen läßt.
33 Siehe oben die Kapitel 'Die Ehe Gertruds mit Graf Theobald IV. von der Champagne',
und 'Die Ehe mit Simon von Leiningen und der Tod Gertruds'.
397
Bäriswil
(CH, Kant. Bern, Ab. Burgdorf)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Bahlingeii
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Aus einer am 17. Juni 1004 ausgestellten Urkunde von König Heinrich II. für das
Kloster Einsiedeln34 erfahren wir, daß der im Breisgau, wenige Kilometer südlich
von Riegel gelegene Ort Bahlingen35, der zu den Pertinenzen des Hofes Riegel
gehörte36, welcher sich in Guntrams Besitz befand, ebenfalls den einstmaligen
Besitzungen des Grafen Guntram zuzurechnen ist, die König Otto I. nach dem
Prozeß gegen Guntram konfiszierte37. Otto I. schenkte nach der Konfiskaüon den
Hof Riegel mit seinen Pertinenzen an das Kloster Einsiedeln38.
Baldanheim
(D, Bld. Baden-Württemberg, Ekr. nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel 'Ortenau'.
Ballehe is
(F, Dép. Moselle oder Meurthe-et-Moselle, näheres nicht zu bestimmen)
Zu den einstigen Besitzungen der Dagsburger Grafen zählte auch ein Waldstück bei
Balleheis, eine Örtlichkeit, die heute nicht mehr lokalisiert werden kann39. Graf
Albert II. von Dagsburg hat einen bei Balleheis liegenden Wald der lothringischen
Prämonstratenserabtei Salivai geschenkt, wie man aus einer undatierten Bestäti-
34 D H II 77, S. 97 f,
35 A. Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1. Bd., Heidel-
berg, 2. Aufl. 1904, Sp. 110-114. Zur Lage von Bahlingen vgl. die Karte bei D.
Geuenich, Graf Guntram und der Breisgau. Ein Hochverratsprozeß im Jahre 952 und
seine Folgen, in: >s Ei ge zeigec. Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und
Geschichte 1/1987, hrsg. v. V. Watzka, Emmendingen 1986, S. 11.
36 D H II 77; vgl. auch Liber Heremi, S. 109; siehe dazu P. Kläui, Untersuchungen zur
Gütergeschichte des Klosters Einsiedeln vom 10.-14. Jahrhundert, in Festgabe Hans
Nabholz zum siebzigsten Geburtstag, Aarau 1944, S. 92 f.
37 Ebda., D H II 77, S. 98: ... confirmavimus et ex integro donavimus cum omnibus ad
eandem curtem que Ryegol dicitur iuste et legaliter pertinentibus in ducatu Alemannico in
comitatu Brisikgowe, subnominatis hiis locis ... Baldinga, et cetera loca ad prefatam
curtem Riegel pertinenda.......sicuti Guntrammus visus est habere in sua vestitura,
quando ob reatum regie infidelitatis publica sentencia convictus extitit et omnis eius
proprietas iusto iudicio in regalem munificenciam et potestatem legaliter diiudicata est.
38 Daß die ursprüngliche Schenkung an Einsiedeln durch Otto I. vollzogen worden war, wird
in der Vorbemerkung zu dem D H II 77, S. 97, dargelegt.
39 Der Ort konnte nicht identifiziert werden. Duvernoy, Catalogue, Nr. 236, S. 160 f. und
S. 255 (- Register) gibt keinen Identifizierungsvorschlag.
398
gungsurkunde von Herzog Friedrich II. von Oberlothringen erfährt, die dieser als
Rechtsnachfolger des Grafen ausgestellt hat40.
Barembach/Bärenbach
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheiin, Cant. Schirmeck)
Von Graf Hugo III. raucus wurde die Kirche samt Zubehör des im Breuschtal bei
Schirmeck gelegenen Ortes Bärenbach41 42 der Abtei Altdorf, einer von seinem Vater
initiierten und von ihm vollendeten Stiftung, geschenkt*^. Außerdem gehörten zu
der Schenkung Hugos III. noch der Zehnte43 und der nicht näher umrissene
Waldzehnte für den zu diesem Ort gehörenden Wald44. Bärenbach ist dem alten
Allodialgut der Egisheimer Familie zuzurechnen, das sich um die namentlich nicht
mehr bekannte Burg auf dem sogenannten Burgberg gruppierte45.
Bechtheim
(D, Bld. Rheinland-Pfalz, Lkr. Alzey-Worms)
Im Lehensbuch Werners II. von Boianden aus dem Ende des 12. Jahrhunderts fin-
den sich auch Eintragungen über Lehen, welche Werner II. von Boianden vom Gra-
40 Regest ebda., Nr. 236, S. 160 f. Die von Duvernoy angegebene originale Pergament-
urkunde in Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr. 42, war bei meinen dortigen Besuchen in den
Jahren 1993 und 1997 nicht aufzufinden. Es existiert aber eine spätere französisch-
sprachige Abschrift auf Papier, ebenfalls in Nancy, AD M-et-M, Signatur B 481, Nr. 43,
fol lv (nicht bei Duvernoy, Catalogue, Nr. 236 angegeben). Duvernoy datiert die
Urkunde zwischen 1211 und 1213. Den Terminus ante quem bildet das Todesjahr des
Herzogs 1213, den Terminus post quem das Todesjahr Alberts II. Die Bestätigung ist
sicher nach dem Tod Alberts II. anzusetzen, da im Vermählungsvertrag zwischen der
Tochter Alberts, Gertrud, und dem Sohn Herzog Friedrichs, Theobald, die Besitzung
nicht unter der Mitgift Gertruds aufgeführt ist (Druck bei Dieterlen, Le fonds lorrain,
Nr. 2, S. 47; Regest bei Duvernoy, Catalogue, Nr. 221, S. 151). Das bedeutet, daß der
Herzog als Rechtsnachfolger des Grafen erst nach dessen Tod aufgetreten ist. Der Tod
Alberts erfolgte aber wahrscheinlich erst am Anfang des Jahres 1212, frühestens aber am
25. Dezember 1211 (siehe dazu oben, S. 115 f.), so daß der Zeitraum für die Ausstellung
der Urkunde Herzog Friedrichs auf die Zeit zwischen 1212 und 1213 eingeschränkt
werden kann.
41 Clauss, Wörterbuch, S. 67 f.
42 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus cutnulavit beneficiis; siquidem ... ecclesiam Berbach cum pertinentiis suis.
43 Hugo raucus schenkte der Abtei den Zehnten der Orte, welche der Länge und Breite nach
um den Burgberg lagen, wie wir aus den Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S.
994, erfahren: qui Hugo in ipsa dedicatione ad hanc ecclesiam tradidit decimas istius
villae quae dicitur Altorjf unaque omnis montani ruris quod adiacet circa Burchbergh
tarn in longiludine quam in lalitudine. Grendelbruch liegt in unmittelbarer Nähe vom
Burgberg. Sieffert, Altdorf, S. 94, identifiziert die Burg auf dem Burgberg
fälschlicherweise mit der Burg Girbaden. Zu der Burg auf dem Burgberg siehe unten den
Artikel 'Burcberck'.
44 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 3, S. 994: ... cum banno et decimas ex silva in
Berenbac et Grendelbac\ zum Waldzehnt von Barembach vgl. Sieffert, Altdorf, S. 987.
45 Siehe unten den Artikel 'Burcberck'.
399
fen Albert II. von Dagsburg besaß46. In diesem Zusammenhang wird auch ein
Lehen in Bechtheim aufgeführt, für das an den Dagsburger Grafen ein jährlicher
Zins von fünf Silberpfund zu zahlen war: De comite Alberto de Dagesburg ...
beneficium in Bertheim annuatim V. libras solvens ,..47. Der Ort ist in der Namens-
form 'Bertheim' heute nicht mehr lokalisierbar. Wilhelm Sauer vermutet, daß es sich
um Bechtheim im heutigen Rheinland-Pfalz handelt, ist sich aber nicht ganz
sicher48. Bechtheim liegt ungefähr 20 km Luftlinie im Nordosten von Kirchheim-
Bolanden entfernt, was die Identifizierung Sauers wahrscheinlich macht. Wertet
man die von Ludwig Baur in seiner Urkundensammlung für Hessen edierten Urkun-
den49 50 51 aus, in denen Bechtheim genannt wird, so zeigt sich, daß die Form
Bertheim50 neben Bercheim51 in Urkunden des 13. und frühen 14. Jahrhunderts die
übliche ist. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts und vor allem im 14. Jahrhundert
findet sich neben den selteneren Schreibweisen Betheim52, Berchen53 54 55 und
Berchtheim54 überwiegend die Namensform Bechtheim55 für den Ort.
Bergheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Ribeauville)
Den im Oberelsaß, nordöstlich in der Nachbarschaft von Rappoltsweiler gelegenen
Ort Bergheim56 hatten die Dagsburger Grafen von den Bischöfen von Toul zu
Lehen. Zwei Urkunden Bischof Odos von Toul geben uns darüber Auskunft. Sie
46 Sauer, Lehnsbücher, S. 24.
47 Ebda
48 Ebda., S. 61, Anm. 206. Im Veröffentlichungsjahr von Sauers Edition, 1882, liegt
Bechtheim gemäß der Landereinteilung des Wilhelminischen Kaiserreiches noch im
Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Sauer gibt lediglich den geographischen Begriff
„Rheinhessen“ an.
49 L. Baur, Hessische Urkunden, 5 Bde., Darmstadt 1860-1873.
50 Bertheim: 1266 (ebda, Bd. 5, Nr. 54, S. 46) - 1293 (ebda, Bd. 5, Nr. 155, S. 137) - 1302
(ebda, Bd. 5, Nr. 191, S. 167) - 1314 (ebda., Bd. 2, Nr. 747, S. 748) - 1325 (ebda, Bd. 5,
Nr. 276, S. 248 f. u. S. 252 f.) - 1330 (ebda., Bd. 3, Nr. 987, S. 58).
51 Bercheim. 1274 (ebda., Bd. 1, Nr. 65, S. 39) - 1282 (ebda, Bd. 3, Nr. 1556, S. 621) -
1304 (ebda, Bd. 1, Nr. 438, S. 310) - 1316 (ebda, Bd. 2, Nr. 794, S. 795) - 1331 (ebda,
Bd. 3, Nr. 1006, S. 74, mit zusätzlicher Variante Brechheimerwege) - 1337 (ebda., Bd. 2,
S. 796 i. d. Anm.).
52 Betheim: 1302 (ebda., Bd. 5, Nr. 190, S. 166 f.) - 1313 in d. Schreibweise Behtein (ebda.,
Bd. 2, Nr. 742, S. 742 f.) - 1325 (ebda, Bd. 5, Nr. 273, S. 246) - 1395 (ebda., Bd. 5, Nr.
525, S. 493).
53 Berchen: 1334 (ebda, Bd. 3, Nr. 1038, S. 104).
54 Berchtheim. 1304 (ebda., Bd. 5, Nr. 201, S. 176 f.) - 1311 (ebda., Bd. 2, Nr. 714, S. 715 u
Nr. 744, S. 745) - 1317 (ebda, Bd. 2, Nr. 797, S. 797).
55 Bechtheim: 1294 (ebda., Bd. 5, Nr. 160, S. 141) - 1332 (ebda, Bd. 5, Nr. 294, S. 266 u.
Nr. 295, S. 267) - 1337 (ebda., Bd. 2, S. 796 i. d. Anm. In dieser Urkunde kommt
zusätzlich die Form Bercheim vor.) - 1354 (ebda, Bd. 5, Nr. 393, S. 362) - 1357 (ebda.,
Bd. 5, Nr. 405, S. 375) - 1365 (ebda., Bd. 3, Nr. 1363, S. 449 mit d. Anm.) - 1378 (ebda.,
Bd. 5. S. 452 i. d. Anm.) - 1382 (ebda., Bd. 3, Nr. 1382, S. 537) - 1392 (ebda., Bd. 5, Nr.
522, S. 489 f.). Im 15. Jahrhundert findet sich noch die Form Bechtem (ebda., Bd. 4, Nr.
28, S. 23 f. vom Jahr 1407).
56 Reichsland III, S. 75 ff.; Clauss, Wörterbuch, S. 104 ff.
400
sind beide am 8. August 1225 ausgestellt und bestätigen dem Herzog von Ober-
lothringen, Matthias II., das Bergheimer Lehen57, wobei eine der beiden Urkunden
es ausdrücklich als ehemaliges dagsburgisches Lehen kennzeichnet58.
Bernstein
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr, Com. de Dambach-la-Ville)
Die Burg Bernstein ist im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts zum ersten Mal
urkundlich nachweisbar, denn in einer Urkunde von Bischof Rudolf von Straßburg,
in der dieser Schenkungen von Graf Hugo von Metz und Dagsburg bestätigt, findet
sich unter den Zeugen ein Thietmarus castellanus de Berenstein59.
In der Folgezeit ging Bernstein als Heiratsgut oder als Erbe Gertruds von Dagsburg
an das oberlothringische Herzogshaus über. Im Jahr 1213 konnte jedenfalls der
oberlothringische Herzog schon über Bernstein verfügen60. Danach haben im Zuge
der Auseinandersetzungen zwischen König Friedrich II. und Herzog Theobald I.
von Oberlothringen wohl die Staufer Anrechte an der Burg erworben61.
Nach dem Tode Gertruds von Dagsburg kam es am 29. September des Jahres 1226
zu einem Vertrag zwischen Bischof Berthold I. von Straßburg und Simon von
Leiningen, dem letzten Ehemann Gertruds, in dem der Bischof dem Leininger unter
anderem versprach, diesem die Burgen Dagsburg und Bernstein zu Lehen zu geben,
falls er die besagten Burgen für sich erwerben könne62. Ebenso ließ er sich am 2.
November desselben Jahres von den Markgrafen von Baden deren erbrechtliche
Ansprüche an Bernstein abtreten63. Der Bischof setzte schließlich auch militärische
57 Original in Nancy, AD M-et-M, B 565, Nm. 1 u. 8; siehe im Anhang, Urkunden Nr. 27 u.
28; Regest bei LeMercier de Moriere, Catalogue, № 48, S. 123 (Urk. v. 8. August
1225) u. ebda. № 49, S. 123 f. (Urk. vom 8. August 1225).
58 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 27.
59 Abschrift aus dem 16. Jahrhundert in Straßburg, AD BR, G 1308 (a); Druck der Urkunde
bei Würdtwein, 10. Bd., S. 35-38, Zitat, S. 35 f. - RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f.; zur
Datierung der Urkunde von Bischof Rudolf siehe unten den Art 'Burgerith'; vgl. auch
Biller u. Metz, Anfänge, S. 282.
60 Richeri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. III, cap. 2, S. 286.
61 Siehe oben das Kapitel 'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I. von
Oberlothringen'.
62 Würdtwein, 13. Bd., Nr. 76, S. 294: Promittimus & nos comiti memorato, quod si
contingat nos proprietates castrorum de Tagesburc & de Berenstein cum suis pertinendis
nobis, vel Ecclesie nostre conquirere, sibi proprietates easdem in feodum sub sepedicta
forma feodali, & secundum quod predicti qua tuor arbitri ab utraque parte faciendum
decreverunt, in feodum concedemus, RegBfeStr. II, Nr. 917, S. 43 f.
63 Original in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 1: Ad maiorem autem cautelam et efficatiam
possessionum predictarum vocabula quedam propriis et certis nominibus duximus
exprimenda, castrum videlicet Tagisburc, castrum Girebaden, castrum Bernstein, castrum
Egensheim cum omni jure et pertinentiis universis, oppidis, villis, possessionibus
quibuscunque, pratis, nemoribus, silvis, pascuis, cultis et incultis, piscinis, aquarum
decursibus, hominibus quoque quacunque conditione preditis, que omnia sub forma
iuramenti et promissione prefata dedimus et donavimus ecclesie prenominate, RegBfeStr.
II, Nr. 918, S. 44.
401
Mittel ein, um Bernstein für sich zu gewinnen. So konnte er im Jahr 1227 die Burg
nach fast einmonatiger Belagerung erobern64. Im Verlauf der Streitigkeiten wurde
schließlich 1228 ein neuerlicher Vertrag zwischen Bischof Berthold und Simon von
Leiningen abgeschlossen, in dem Simon auf seine Rechte an Bernstein verzich-
tete65. Schließlich nahm auch Kaiser Friedrich II. von seinen Ansprüchen auf die
Burg Abstand66, so daß sie ganz in die Verfügungsgewalt des Straßburger Bischofs
überging67.
Berstheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Haguenau, Cant. Haguenau)
Der nördlich von Brumath gelegene elsässische Ort Berstheim68 gehörte zu den
ehemaligen Besitzungen des Grafen Guntram. Er wurde von König Otto I. im Zu-
sammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen Guntram im Jahre 952 konfisziert,
ehe der König den Ort am 11. August 953 an das Kloster Lorsch weiterschenkte69.
Allerdings ist die Identifizierung des in der Urkunde Ottos I. und im Codex
Laureshamensis Bernnesheim70 genannten Ortes mit Berstheim nicht unumstritten.
64 Annales Marbacenses, ad 1227, S. 91: Eodem anno Bertholdus Argentinensis episcopus,
completo fere mense uno in obsidione castri Bernstein, tandem expugnavit et obtinuit
illud, RegBfeStr. II, Nr. 928, S. 46.
65 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 313-316: Item comes omni juri quod habet vel
habere videbatur in castro de Bernstein et suis pertinentiis renuntiavit omnino (Zitat, S.
315); RegBfeStr. II, Nr. 934.
66 Vertrag Friedrichs II. mit Bischof Berthold von Straßburg vom März 1236, Strasbourg,
AD BR, G 50: Item castrum Bernestein, Gyrbaden, Tagesburc, Rinowe, cum omnibus
iuribus & pertinendis eorumdem, ita uidelicet, quod eliam nec racione donacionis seu
uendicionis, uel alia aliqua de causa eundem episcopum aut aliquem successorem suum
per nos uel per aliquem alium impediemus, uel faciemus aliquatinus impediri. Bester
Druck bei X. Mossmann, Cartulaire de Mulhouse, 1. Bd., Strasbourg 1883, Nr. 10, S. 6-
9. Die Drucke der Urkunde bei Schöpfun, Alsatia diplomatica I, Nr. 480, S. 374 ff., und
Huillard-Bréholles IV,2, S. 814-818, weichen vom Original ab; RegBfeStr. II, Nr.
1043.
67 Siehe Richeri gesta Senoniensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312:
Episcopus namque Argatenensis Berloldus, cum videret sibi adiacere duo castra
fortissima, Guirebade scilicet et Vernestem, cum appendiciis eorum, sollerti industria
adquisivit et obtinuit. Am 29. Januar 1240 ist außerdem ein bischöflicher Vogt namens
Heinrich auf Bernstein nachweisbar. Diese Urkunde ist gedruckt bei Grandidier,
Œuvres, 3. Bd., Nr. 403, S. 365 f., mit falscher Datierung, richtige Datierung bei
RegBfeStr. II, Nr. 1079.
68 Clauss, Wörterbuch, S. 112 f.
69 D O I 166, S. 247: Noverint .... qualiter nos ... fratribus deo sane toque Naiario
servientibus in Lauresham ad usum illorum in proprium donavimus quicquid hereditarii
iuris Guntrammus habuit in pago Elisaza situm et in comitatu Bernhardi comitis, nostre
vero potestati ut subiaceret fiscatum, id est in villis Brumagad et in Mumenheim et in
Grioz et in Walahon et in Bernnesheim et in Moresheim XXX hubas cum omnibus
aspicientibus, mansis mancipiis pratis pascuis silvis [aquis] aquarumve decursibus
molendinis', siehe auch K. Glöckner, Codex Laureshamensis, 1. Bd., Darmstadt 1929,
Nr. 69, S. 352, u. ebda., 3. Bd., 2. Teil, Nr. 3682, S. 180.
70 Siehe Anm. 72.
402
Während Joseph Clauss und Emil von Ottenthal in dem in der Urkunde erwähnten
Bernnesheim den Ort Bemolsheim sehen möchten71, plädiert Karl Glöckner aus
sprachlichen Gründen für eine Identifizierung des Ortes mit Berstheim72. Letzter-
er Identifizierung hat sich auch Thomas Zotz angeschlossen73. Nun liegen sowohl
Bernolsheim als auch Berstheim in der unmittelbaren Umgebung von Brumath,
Berstheim ist dabei etwas weiter entfernt von Brumath, Bemolsheim dagegen in der
unmittelbaren Nähe der Orte Mommenheim und Wahlenheim, die ebenfalls in der
Urkunde genannt sind74, Berstheim hingegen ist auf halbem Wege zwischen
Brumath und Morschweiler zu finden, welche ebenso in besagter Urkunde enthalten
sind75, so daß die Lage der jeweiligen Orte nicht zur Klärung des Problems
beitragen kann. Jedoch scheint die sprachlich-etymologische Ableitung Glöckners
von Bernnesheim zu Berstheim am ehesten Wahrscheinlichkeit für sich beanspru-
chen zu können.
Biegel
(CH, Kant. Bern, Ab. Burgdorf)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Bilzen
(B, Prov. Limbourg, Arr. Tongres)
Um die im heutigen Belgien gelegenen Orte Bilzen76 und Kolmont entbrannte am
Anfang der siebziger Jahre des 12. Jahrhunderts ein Streit zwischen den Brüdern
Hugo IX. und Albert II. von Dagsburg einerseits und dem Grafen Gerhard von
Loon andererseits. Die Dagsburger Brüder warfen dem Grafen von Loon vor, daß er
sie um ihr Erbe bringen wolle77. Dies bedeutet, daß die Dagsburger Grafen Erban-
sprüche auf Bilzen und Kolmont gestellt haben.
Wie die Orte in dagsburgischen Besitz kamen, ist unklar. Ob Bilzen und Kolmont
durch die Gemahlin von Hugo VII., Gertrud, in dagsburgischen Besitz übergingen,
wie Jean Baerten vermutet78, da Gertrud seiner Meinung nach einem Geschlecht
entstammte, das sich von Bilzen und Kolmont nannte, bleibt eher unwahr-
scheinlich79. Schon die Mutter Hugos VII., Ermensinde von Luxemburg, hatte
71 Clauss, Wörterbuch, S.109, u. Böhmer-Ottenthal, Nr. 232, S. 109; so auch
Grandidier, Histoire 1,2, Nr. 274, S. 120, der noch die im 18. Jahrhundert gebräuchliche
Namensform „Bernisheim“ (siehe M. Barth, Handbuch der elsässischen Kirchen im
Mittelalter, 1. Bd., Sp. 132) verwendet.
72 Glöckner, Codex I, S. 352, Anm. 3 zu Nr. 69.
73 Zotz, König Otto 1., S. 71.
74 Siehe Anm. 69.
75 Siehe Anm. 69.
76 Bilzen liegt ca. 12 Kilometer nördlich von Tongeren.
77 Gesta abbatum Trudonensium, MGH SS X, S. 3.58.
78 Baerten, Agnès de Metz, S. 61 f. , Ders., Het graafschap Loon, S. 48 ff.
79 Siehe dazu oben das Kapitel 'Gertrud, die Gemahlin Hugos VII.'.
403
Besitzungen in Bilzen80. Ebenso besaß Graf Albert II. von Dagsburg noch Besitz in
dem Bilzen benachbarten Eigenbilzen81, das sicher ursprünglich nut Bilzen und
Kolmont zusammen einen einzigen Besitzkomplex gebildet hat. Bilzen war
jedenfalls in späterer Zeit in der Hand der Grafen von Loon, wie man aus dem
Lehensbuch der Grafen von Loon aus dem 14. Jahrhundert ersehen kann82.
Borlez
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe unten den Artikel zu 'Moha'.
Bnimath
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Strasbourg-Campagne, Hauptort des Cant.)
In dem in der Mitte der Verbindung Straßburg-Hagenau gelegenen Ort Bnimath83
finden wir in der ersten Hälfte des 10. Jalirhunderts den eberhardinisehen Grafen
Guntram begütert. Zu Bnimath gehörten noch die Pertinenzen Berstheim, Mom-
menheim, Gnes, Wahlenheim und Morschweiler84.
Es muß nach den Forschungen von Thomas Zotz zwischen zwei Besitzkomplexen
Guntrams in Brumath unterschieden werden. Guntram hatte in Bnimath einerseits
einen größeren Komplex an Allodialbesitz, andererseits hatte er anscheinend zu-
sätzlich das Brumather Fiskalgut an sich gerissen85, das von Amulf von Kärnten
889 dem Kloster Lorsch geschenkt worden war86.
Der Eigenbesitz Guntrams in Brumath tritt uns relaüv klar vor Augen. Wir erfahren
davon durch ein Diplom König Ottos I. vom 11 August 953, in dem dieser an das
Kloster Lorsch 30 Hufen in Bnimath und in umliegenden, zu Bnimath gehörigen
Orten, quicquid heredüarii iuris Guntramnus habuit, schenkt87. Der Graf sei laut
Thomas Zotz ein Jahr nach seiner Verurteilung begnadigt worden und habe w ieder
über sein Eigengut verfügen können88. Diese Abtretung von Allodialbesitz in der
genannten Gegend sei auch der Preis Guntrams für seine Begnadigung gewesen89.
Von diesem Allodialgut muß jedoch das von Guntram dem Lorscher Kloster
entrissene, ehemalige Fiskalgut in Bnimath geschieden werden. Diese von Guntram
widerrechtlich angeeigneten Besitzungen wurden vom König konfisziert. Auch
hierüber gibt uns ein Diplom Ottos I. Auskunft, denn in der LIrkunde Ottos I. vom
14. April 959, in der an Herzog Rudolf von Burgund die durch den König ebenfalls
80 Druck bei V. Barbier, Histoire, II éd., tom. II, Nr. 7, S. 6 f.
81 Siehe unten den Art. 'Eigenbilzen'.
82 deBorman, Le livre, S. 12 f, 15, 21 f., 30, 58, 63, 85 f. und öfter.
83 Clauss, Wörterbuch, S. 171-176.
84 Zu den genannten Orten siehe die jeweiligen Artikel.
85 Zotz, König Otto I., S. 74 ff.
86 D Arn. 70, S. 105 f.
87 D O I 166, S. 247, Zitat siehe oben S. 402 mit Anm. 69.
88 Zotz, König Otto I., S. 74 ff
89 Ebda., S. 75 f.
404
eingezogenen elsässischen Güter Guntrams, Colmar und Hüttenheim, geschenkt
werden, nimmt Otto die ehemaligen Besitzungen Guntrams in Brumath
ausdrücklich aus90. Da der König schon 953 die 30 Hufen, welche in Brumath und
dessen Umgebung lagen, an das Kloster Lorsch geschenkt hatte, wäre eine solche
Ausschließungsklausel in der Urkunde von 959 überflüssig, wenn die in beiden
Urkunden genannten Bnimather Besitzungen identisch wären. Folglich muß es sich
bei den in der Urkunde vom 14. April 959 erwähnten Gütern um andere ehemalige
Besitzungen Guntrams in Brumath gehandelt haben, die aller Wahrscheinlichkeit
nach dem obengenannten Fiskalgut entsprechen und die später ebenfalls wieder in
Forscher Besitz zu finden sind91.
Büren zum Hof
(CH, Kant. Bern, Ab. Fraubrunnen)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Buggingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der südwestlich von Freiburg, an der Straße nach Basel gelegene Ort Buggingen92
gehörte zu den breisgauischen Besitzungen des Grafen Guntram. Buggingen wurde
von König Otto I. im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen Guntram im Jahre 952
konfisziert und fast zehn Jahre später, am 21. Februar des Jahres 962, an Bischof
Konrad von Konstanz gegeben93. Nach dem Tod von Bischof Konrad sollten diese
Besitzungen - laut den Bestimmungen des Diploms - auf die Konstanzer Kanoniker
übergehen94.
90 D O I 201, S. 281: ... excepto Pruomadcum sua perlinentia; vgl. dazu Zorz, König Otto
I., S. 75 f.
91 Die Aufzeichnung Hube et Ville de Brutnai in Glöckner, Codex III, Nr. 3682, S 180,
die Glöckner als zwischen 1088 und 1102 entstanden datiert (ebda., Anm. zu Nr. 3682),
nennt noch Orte, die nicht in D O I 166, erwähnt werden, z. B. Krautweiler, Kriegsheim
und Rottelsheim, also aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem ehemaligen Fiskalgut gehört
haben; vgl. dazu Zotz, König Otto I., S. 75 f.
92 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 334 f.
93 D O I 236, S. 327 f.: Notum sit .... qualiter nos .... nostro fideli Chuonrado
Constantiensis ecclesiae presuli in proprium donamus atque traditnus talem proprietatem
qualem visus est habere Cuntramnus comes in pago Prisecgeuue in comitatu Pirihtibonis
in locis denominatis Puckinga, Uringa, Muron ctun omnibus eisdem locis pertinentibus.
94 D O I 236, S. 327 f.: .... ex integro prenominato Chuonrado episcopo donamus, ea
scilicet racione ut predicta loca teneat atque ad terminum vile suae, et post obitum vite
suae ... canonicis in Constantiensi ecclesia deo servientibus .... ad victum et vestitum
ipsorwn donamus atque tradiinus prenominata loca cum omnibus utensiliatibus superius
predictis firmiter atque perpetualiter absque ullius contradictione vel molestatione
tenendum ac possidendum, ut ipse prememoratus habere dinoscebatur Guntramnus,
antea quam in nostrum regium ius in nostro palacio Augustburc iudicata fuissent pro
ipsius corrunissu.
405
Burcberck (Purpurkopf)
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim)
Auf einem Burcberck genannten Berg soll schon im 10. Jahrhundert zur Zeit des
Hugo raucus eine Burganlage existiert haben, die im 12. Jahrhundert bereits nicht
mehr bewohnt war95. Die Quelle, eine angebliche Urkunde Papst Leos IX. für das
Kloster Altdorf aus dem Jahre 1049, ist zwar höchstwahrscheinlich gefälscht96, aber
für unseren Zusammenhang fällt dieser Umstand nicht so sehr ins Gewicht, da die
Intention des Fälschers aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sicher darauf
gerichtet war, zu erweisen, daß das angesprochene Gebiet seit alters her der Abtei
Altdorf gehörte, jedoch für den Fälscher absolut keine Notwendigkeit bestand, über
die ursprünglichen Besitzer des Güterkomplexes unrichtige Auskunft zu geben97.
Den Burcberck identifizieren Bernhard Metz und Thomas Biller unter Vorbehalt
mit dem Purpurkopf, der gegenüber der Burg Girbaden unweit von Grendelbruch
liegt98. Einiges weist auch darauf hin, daß der Name 'Purpurkopf' von
'Burgbergkopf abgeleitet worden ist99. Die Burganlage wurde angeblich schon vor
dem 12. Jahrhundert aufgelassen, wie aus dem Quellentext hervorgeht100. Dieser
Umstand wird zusätzlich dadurch erhärtet, daß der eigentliche Name der Burg zur
Zeit der Entstehung der Fälschung nicht mehr bekannt war und der
Urkundenschreiber nur das castrum erwähnt, das auf dem Burcberck liegt101.
Die Lage der Burg in einem der Kerngebiete der Dagsburger Grafen und die
angebliche Schenkung des Zehnten des die Burg umgebenden Gebietes durch diese
Grafenfamilie an das Kloster Altdorf weisen die Burg und das umliegende Gebiet
eindeutig als dagsburgischen Besitz aus,
Burgerith
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr)
Hugo VIII. von Dagsburg besaß im Bereich des Berges Burgerith ein Allod, das er
dem Kloster Baumgarten - wahrscheinlich nach dem Jahre 1153/54 - schenkte, wie
wir aus einer Urkunde von Bischof Rudolf von Straßburg, welche zwischen 1163
95 Quelle: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 164 f., Zitat S. 165. Grundriß der
Burg bei Biller u. Metz, Anfänge, S. 248 u. 250. Auch die heute sichtbaren Überreste
der Burg deuten auf eine im Frühmittelalter begonnene Anlage der Burg.
96 Brackmann, Germania pontificia III, S. 27 f. ohne Angabe von Gründen; vgl. auch
Biller u. Metz, Anfänge, S. 249 f.
97 Siehe dazu Sieffert, Altdorf, S. 34.
98 Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, Nr. 208, S. 165, Anm. (a), identifiziert die Burg auf
dem Burcberck mit der Burg Girbaden, vgl. aber dazu Biller u. Metz, Anfänge, S. 249
u. Nr, 2, S. 281; vgl. auch Clauss, Wörterbuch, S. 859.
99 Biller u. Metz, Anfänge, S. 249.
100 Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 165.
101 Ebda.: ... qui Hugo ... tradidit décimas ... unaque omtiis monlanis ruris, quod adjacet
circa Burcberck tarn in longitudine quam in latitudine, cuius montis cacumine suutn
extitit castrum, siehe dazu Wilsdorf, Le château de Haut-Eguisheim, in: CAF 136e
session 1978, S. 156, u. ebenso Biller u. Metz, Anfänge, S. 249.
406
und 1179 ausgestellt worden ist102, erfahren. Hierin bestätigte der Bischof die
Schenkung Hugos VIII. und übertrug zusätzlich auch seine eigenen Rechte an die-
sem Gebiet an das besagte Kloster103. Wie aus dem Urkundentext hervorgeht,
bezeichnet Burgerith einen Berg zwischen Andlau und Baumgarten104, der rechdich
dem Straßburger Bischof unterstand105.
Burkheim
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der nordwestlich von Freiburg im Breisgau am rechten Rheinufer gelegene Ort
Burkheim106 gehörte zu den Besitzungen des Grafen Guntram in der Breisgaugraf-
schaft, die von König Otto I. im Zusammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen
102 Zur Diskussion um die Datierung der Urkunde vgl. RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f. Hier
wird als Datierung das Jahr 1151 für die Schenkung Hugos vorgeschlagen, wie es in der
aus dem 16 Jahrhundert stammenden Abschrift der Bestätigungsurkunde von Bischof
Rudolf von Straßburg in Straßburg, AD BR, G 1308 (a), angegeben ist. Im Druck der
Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 13, S. 35-38, findet sich die Jahresangabe 1171.
Paul Wentzcke in RegBfeStr I, Nr. 595, S. 346, vermutet, daß die Jahreszahl 1171 wohl
auf einer willkürlichen Änderung Grandidiers beruhe, was durchaus wahrscheinlich
erscheint. Allerdings kann das in der Abschrift aus dem 16. Jahrhundert angegebene Jahr
1151 auch nicht richtig sein. Als Ausstellungsjahr für die Urkunde Rudolfs kommt es
keinesfalls in Frage, da Rudolf erst 1163/64 Bischof wurde (siehe RegBfeStr. 1, Nr. 578
u 579). Das Ausstellungsdatum der Urkunde Rudolfs bleibt also ungewiß. Als
Zeitrahmen kann lediglich die gesamte Amtszeit Rudolfs angegeben werden (so
RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345). Wentzcke schlägt in RegBfeStr I, Nr. 595, S. 346, vor,
die Angabe 1151 auf das Datum der in der Urkunde genannten Schenkung Graf Hugos
von Metz und Dagsburg zu beziehen, was m. E. ebenfalls nicht ganz zutrifft, da Graf
Hugo hier Hugo Comes Melensis <& de Daxburch genannt wird. Der Dagsburger Graf
hatte aber im Jahre 1151 die Grafschaft Metz noch nicht inne, sondern erhielt diese erst
einige Jahre später (vgl. dazu oben das Kapitel 'Die Erwerbung der Grafschaft
Metz'), so daß für die Donation Hugos als terminus post quem der Zeitraum 1153/54 in
Frage kommt.
103 Abschrift aus dem 16. Jahrhundert in Straßburg, AD BR, G 1308 (a): Ego Rudolfus dei
gratia Argentinensis episcopus tiotum facio presentibus pariler et futuris, quod Hugo
comes Metensis et de Daxburck precibus bonorum virorum contulit Sande Marie et
fratribus de Boumgartten pro remedio anime sue quicquid habebat in monte de
Burgerith, scilicet a via que ascendit montem predictum contra Boumgartten. et vadit
versus Büchsperg usque ad altum montem, et inde extendit se versus Andelo usque ad
altitudinem Uhus montis, deinde vadit per vallum retro vetus castrum, quod pater suus
olitn edificare voluit, et sic descendit ad prediclam viam, que vadit de Boumgartten,
Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., S. 35-38, Zitat nach der Abschrift aus d.
16. Jahrhundert - RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f.
104 Vgl. auch RegBfeStr. I, Register, S. 392.
105 Abschrift aus dem 16. Jahrhundert in Straßburg, AD BR, G 1308 (a):... et quia predictus
mons in parte nostri juris erat, nos de consensu et voluntate nostri capituli, necnon
volunlate hominum nostrorum de Ephi etiam eis contulitnus et conferimus quicquid infra
loca prenominata habebamus, ut particeps simus omnium bonorum, que in illa novella
plantatione de cetero fient. Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., S. 35-38; -
RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f.
106 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 352-355.
407
Guntram konfisziert wurden107. Burkheim war Pertinenz des strategisch wichtigen
Hofes Riegel108 Der Hof Riegel - und damit auch Burkheim - wurde schließlich
von Otto I. an das Kloster Einsiedeln weiterverschenkt109. Das entsprechende
Diplom Ottos I. scheint verlorengegangen zu sein110, wir erfahren aber von diesen
Vorgängen durch die am 17. Juni des Jahres 1004 in Zürich ausgestellte Bestäti-
gungsurkunde Heinrichs II. für Einsiedeln111.
Campial
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Die bei Wanze in der Nähe von Huy gelegenen, heute nicht mehr identifizierbaren
kultivierten Fluren namens Campial und Guede gehörten zum Ausstattungsgut des
Klosters Val-Notre-Dame. In der Ausstattungsurkunde Alberts II. von Dagsburg für
Val-Notre-Dame werden beide Örtlichkeiten zwar nicht genannt, aber die Be-
stätigungsurkunden des Lütticher Bischofs Hugo von Pierrepont und Gertruds von
Dagsburg nennen die Fluren als zum Ausstattungsgut gehörend112. Sie lagen, so ge-
ben die Urkunden an, bei Wanze113. Die geographische Lage läßt auf allodialen
Besitz Alberts II., der Grafschaft Moha zugehörig, schließen.
Collrental
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant, nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel 'Dabo/Dagsburg'.
107 Siehe oben das Kap. ’Der Prozeß gegen Guntram'.
108 Zur strategischen Bedeutung von Riege! siehe unten den Art. zu 'Riegel'; zur
Zugehörigkeit Burkheims zu Riegel siehe D H II 77 u. Liber Heremi, S. 109; vgl. dazu
Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.; vgl. auch J. A. Kraus, Zur Geschichte von Riegel,
Endingen, Burkheim und Lief in: FDA 82./83. Bd, 1962/63, S. 542 f.
109 Siehe unten den Art. 'Riegel'.
110 Siehe dazu die Vorbemerkung zu D H II 77, S. 97.
111 D H II 77, S. 98: ... confirmavimus et ex integro donavimus cum omnibus ad eandem
curtem que Ryegol dicitur iuste et legaliter pertinentibus in ducatu Alemannico in
comitatu Brisikgowe, subnominatis hiis locis Endinga, Wenelinga, Chenzinga, Deninga,
Burcheim, Baldinga, et cetera loca ad prefatam curtem Riegel pertinenda, ubicumque
provinciarum iacere videantur, cum omni eorum usu, cum ecclesiis et earum decimis,
cum omnibus censibus edificiis mancipiis utriusque sexus agris pratis vinetis silvis
/orestibus pascuis aquis aquarumque decursibus piscacionibus molendinis exitibus et
reditibus cultis et incultis quesitis et inquirendis et omnino ita, sicuti Guntra/runus visus
est habere in sua vestitura, quando ob reatum regie infidelitatis publica sentencia
convictus extitit et omnis eius proprietas iusto iudicio in regalem munificenciam et
potestatem legaliter diiudicata est.
112 Urkunde des Bischofs bei Poncelet, Actes, Nr. 275, S. 256 f. Ausstattungsurkunde
Alberts u, Urkunden Gertruds im Anhang, Urkunden Nrn. 14, 22, 23 u. 25.
113 Poncelet, Actes, Nr. 275, S. 256: ... donationem a nobili viro pie recordationis Alberto
comite de Daborch et de Musau ecclesie villariensi cisterciensis ordinis ... factam de
culturis suis apud Wanze que sic appellantur Guede et Campial ...et pariter de loco in
quo abbatia Vallis beate Marie est constructa, quam donationem dicta villariensis
ecclesia sanctimonialibus cisterciensis ordinis in jamdicta abbatia Domino vigilantibus
sicut predictus comes eidem ecclesie contulit cum omni integritate donavit.
408
Colmar
(F, Dep. Haut-Rhin, Hauptort des Dep.)
Den im frühen Mittelalter zum königlichen Fiskalland gehörenden Ort Colmar114
finden wir in der Mitte des 10. Jahrhunderts im Besitz des Grafen Guntram115 aus
der Familie der Eberharde. Colmar wurde im Jahre 952 gemeinsam mit den anderen
Besitzungen Guntrams im Zusammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen
Guntram durch Otto I. eingezogen116. Otto I. gab Colmar am 14. April 959 an
seinen Schwager, Herzog Rudolf von Burgund117. Dieser schenkte schließlich
seinen Anteil an Colmar weiter an das von seiner Familie gegründete Kloster
Peterlingen118.
Ob Guntram hier Reichsbesitz okkupiert hatte, wie Büttner meint119, oder ob
Eigenbesitz Guntrams in Colmar vorhanden war, läßt sich letztendlich nicht klären.
Jedenfalls gab es neben dem Königs- oder Reichsgut in Colmar auch freien Grund-
besitz, wie die Urkunde eines Richwin für die Abtei Münster im Gregoriental aus
dem Jahre 865 zeigt120. Außerdem hatten auch die Welfen Colmarer Besitzungen.
Der welfische Bischof Konrad von Konstanz tauschte mit seinem Bruder Rudolf
Güter, wobei Konrad Rudolfs Colmarer Habe erhielt. Der Bischof tradierte daim
Colmar weiter an seine Kirche121. Es ist unklar, wie diese Besitzungen in welfische
Hände gekommen sind. Es muß sich nicht notwendigerweise um ehemaliges
Königsgut handeln, wie das Beispiel aus dem Jahre 865 zeigt, so daß die These
Büttners vom okkupierten Colmarer Reichsgut durch Guntram nicht unbedingt
zwingend erscheint.
Otto I. hat aber letztlich die Egisheimer Familie - ähnlich wie bei der Abtei
Lüders122 - wohl nicht ganz aus Colmar verdrängen können, wie wir aus dem
Besitz der Vogteien über den Peterlinger Oberhof und den Konstanzer Niederhof in
114 Urkunde Karls III. vom 9. Januar 883 in Choletnbra curte imperiali (D Karl III 66, S. 112
f., Zitat, S. 113); vgl. Hund, Colmar, S. 1.
115 DO 1201.
116 Ebda.; siehe auch oben das Kap. 'Der Prozeß gegen Guntram'.
117 D O I 201, S. 281: Noverint..., qualiter nos cuidam fideli nostro Ruodulfo quasdam res
nostrae proprietatis iure perpetuo in proprium donavitnus in locis nominata Cholumbra
et Hitinheim, omnia ibi iure pertinentia et omnia quae Gunlramnus in Hillisazaas
proprietatis visus est habere .... quia ipse Guntramnus contra rem publicam nostrae
regiae potestati rebelles extitit, et omnia ubicunque sint in comitatu in partibus
Hillisazias Ruodulfo praenominato, ut ius permaneat proprietatis, donavimus; vgl. die
Besitzbestätigungen für Peterlingen in D O II 51 u. D H II 69.
118 D O I 201, S. 280 f.; vgl. X. Mossmann, Les regestes du prieuré de Saint-Pierre à
Colmar, in: BSCMHA, II. Folge, 16. Bd., 1893, Nr. 1, S. 112.
119 Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 160 f.
120 Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 675, S. 474; ebenfalls bei Bruckner,
Regesta Alsatiae, Nr. 571, S. 351 f.
121 Historia Welforum, cap. 5, S. 10: Sanctus igitur Chounradus in episcopatum promotus
patrimonium, quod a patre possederat....fratri suo Roudolfo per concatnbium donavit
et ipse ab eo remotiora recepit, ...et in Alsatia Colmir .... Quae omnia ecclesiae suae
Constantiensi ... contradidit, vgl. P. Ladewig u. Th. Müller, Regesta episcoporum
Constantiensium, 1. Bd., Innsbruck 1895, Nr. 353, S. 44 f.
122 Siehe oben, S. 183-186.
409
Colmar durch die Dagsburger Grafen ableiten können123. Möglicherweise spricht
dieser Umstand für Eigengut in Colmar, das die Egisheimer Grafen zurückgefordert
und zu einem uns unbekannten Zeitpunkt, jetzt in der Form von Vogteien, erhalten
hatten.
Couthuin
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Couthuin, westlich von Wanze bei Huy gelegen, können wir als allodialen Besitz
Hugos VIII. von Dagsburg nachweisen. Der Graf bestätigte 1163, daß einer seiner
Bauern neben anderen Lnndereien ein terram de Cutuain an das von der Prämon-
stratenserabtei Floreffe abhängige Priorat Wanze übertragen hatte124.
Dabo/Dagsburg
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Phalsbourg)
Die erste verbürgte Erwähnung des Namens Dagsburg125 fällt in das Jahr 1091. So
wird Graf Hugo VI. in einer von Bischof Pibo von Toul ausgestellten Urkunde, in
123 Zu den Colmarer Vogteien der Dagsburger siehe im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Colmar'.
124 Druck bei V. Barbier, Histoire, II éd., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.: Preterea concessi eis
possidendas in sempiternum terras quasdam, terram scilicel Balduini, terram Adelatdis,
terram Alardi, terram de Cutuain datam eis in elemosinam a rustico meo, salvo tarnen
jure et reddilu. quod de terris eisdem annualim mihi persolvetur a fratribus jure antiquo:
de terra Adelaïdis II tnodi spelte et XXI denarii censuales et duo arieles; de terra Alardi
XVI duzini spelte et VIII duzini avene (Zitat, ebda., S. 26).
125 Die von Dugas de Beaulieu, Le comté de Dagsbourg, S. 114 u. 123, geäußerte
Behauptung, die Dagsburg werde schon im 9. und 10. Jahrhundert erwähnt, hält einer
kritischen Überprüfung nicht stand. Dugas de Beaulieu, S. 114, möchte den in einer
Urkunde Karls des Einfältigen aus dem Jahre 890 für die Kanoniker von Toul genannten
Ort qui vocatur Disborch mit der Dagsburg identifizieren. Dieser Beleg scheidet aber aus
verschiedenen Gründen aus Das angebliche Ausstellungsdatum der Urkunde, das
Beaulieu mit 890 angibt, kann nicht stimmen, da der westfränkische König Karl III. der
Einfältige erst 893 den Thron bestieg. Es handelt sich bei dem von Dugas de Beaulieu
angegebenen Dokument in Wirklichkeit um die bei Lot u Lauer, Recueil, Nr. 114, S.
269-272, abgedruckte, am 4 März 922 von diesem König ausgestellte Urkunde für die
Kanoniker von Toul, die die besagte Passage ad locum qui vocatur Disborch (ebda., S.
270) enthält. Die Fälschungsvermutung bei F. X. Kraus, Kunst und Alterthum in
Lothringen, 3. Bd., Strassburg 1889, S. 83, läßt sich allerdings nicht bestätigen. Die
Verwechslung des Ausstellungsdatums bei Beaulieu kommt wahrscheinlich deswegen
zustande, weil dieses Diplom Karls III. des Einfältigen eine Urkunde von Karl III. dem
Dicken (!) vom 21. Juni 885 bestätigt (D Karl III 124, S. 197 ff ), die aber zufällig das
falsche Inkarnationsjahr 890 hat. In dieser Urkunde wird aber der Ort Disborch nicht
genannt Außerdem handelt es sich bei dem Ort Disborch eindeutig um Duisburg (so bei
Lot u. Lauer, Recueil, Nr. 114, S. 269, u. siehe das Folgende). Dugas de Beaulieu, S.
114, Anm. 1, verweist noch auf eine Urkunde „d'Othon de 986“, die Dagsburg ebenfalls
nennen soll F. X. Kraus, Kunst und Alterthum, 3. Bd., S. 83, der die Urkunde allerdings
fälschlicherweise Otto II. zuschreibt - Kaiser Otto II ist schon im Jahre 983 verstorben -,
nennt das genaue Datum, den 29. November 986. Es handelt sich wahrscheinlich um die
Urkunde Ottos III. vom 29. November 986 (D O III 28, S. 427 f ), die als Ausstellungsort
Dispargo hat, was aber ebenfalls nicht mit Dagsburg, sondern wiederum mit Duisburg zu
identifizieren ist. Duisburg findet man als Ausstellungsort von Diplomen Ottos II und
410
der es um die Stiftung der St. Leo-Kapelle in Toul durch den Dekan Ludolf geht,
erstmals als Comes Hugo de Dasborc126 bezeichnet. Daß sich, wie bei Jean de
Bayon zu lesen ist, schon im 10. Jahrhundert einer der Vorfahren Hugos VI. nach
der Dagsburg nannte, nämlich Graf Ludwig, der Schwiegervater Hugos IV.127,
scheint unwahrscheinlich. Es handelt sich hier um einen Anachronismus, der durch
eine Rückprojektion von Verhältnissen aus späterer Zeit durch den im 14.
Jahrhundert schreibenden Jean de Bayon entstanden ist. Jedoch gilt es als sicher,
daß das dagsburgische Gebiet samt einer wohl damals schon vorhandenen
Befestigungsanlage durch die Ehe Heilwigs mit Hugo IV. in den Besitz der
Egisheimer Grafenfamilie gelangte128.
Das Dagsburger Gebiet und die Burg waren seit jeher im Besitz der Abtei
Andlau129. Die Dagsburger Grafen hatten dieses Gebiet und die Burg von Andlau,
deren Vögte sie im 12. Jahrhundert auch waren130 131, zu Lehen. So erwähnt die
Äbtissin Hedw ig von Andlau in einer Urkunde vom 4. März 1227, in der sie als
Lehensherrin der Dagsburg der Übertragung dieser Burg an den Straßburger
Bischof Berthold von Teck durch die als Erben der Dagsburger aultretenden
Markgrafen von Baden zustimmt, daß die Dagsburg olim comes Albertus de
Dagesburg & filia sua ab ecclesia de Andelahe tenuerunt^. Graf Albert und seine
Tochter hatten also die namengebende Burg ihres Geschlechtes von der Andlauer
Kirche jure hereditario132, sozusagen als erbliches Lehen innegehabt. Vom
Lehensnehmer der Dagsburg sei ein Zins zu entrichten, der antiquis temporibus
constituto133. Aus der Andlauer Vogtei erwuchs schließlich im 12. Jahrhundert
unter Hugo VIII. eine eigenständige Herrschaft, die sich nach Dagsburg nannte134
Ottos 111 in D O 11 65, S. 77 (Diospargo), D O II 143, S. 160 f (Diusburg), D O II 189,
S. 215 f. (Diusburg), D O III 12, S. 408 f. (Diusburg), D O III 13, S. 409 f. (Dusparge),
D O III 115, S. 526 f (Diaspurgo), D O III 116, S. 527 f. (Diaspurgo), D O III 387, S.
816 (Tuispurg).
126 Urkunde, abgedruckt bei Calmkt, Histoire de Lorraine, 3. Bd., 2. Aull, preuves, col. 20
ff, Zitat ebda., col 20, zu weiteren Drucken siehe das Regest bei Choux, Recherches,
Nr. 53, S. 217 f., der die Namensform Dalbort hat, zum Datierungsproblem vgl. Biller
u. Metz, Anfänge, S. 218 mit Anm. 7.
127 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, ex cap. 43, col. 215: ..
Ludovicus Comes de Dasporch, avus S. Brunonis, vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S
105 mit Anm. 113.
128 Siehe dazu oben, S 195 f.
129 Siehe dazu Büttner, Andlau und der Dagsburger Wald, S. 14-17 (im Ndr. S. 272 ff).
Büttner legt seinen Ausführungen eine Urkunde Karts III. vom 19. Februar 884 zugrunde
(D Karl III 96, S. 156 f ); vgl. auch BÜTTNER, Andlauer Besitz und Reichsgut, S. 16 ff.
(im Ndr. S. 283 f).
130 Zur Vogtei Liber Andlau siehe unten im Kapitel 'Vogteien' den Artikel 'Andlau'.
131 Die Urkunde ist abgedruckt bei Schöpfen, Alsatia diplomatica I, Nr. 449, S. 360.
132 Ebda : ... oinne jus hereditarium castri pre/ati, secundum quod memoralus comes & filia
ejus ab ecclesia noslra jure hereditario lenuisse dignoscuntur, eidem domino Bertholdo
episcopo & ecclesie Argenlinensi... concessirnus.
133 Ebda
134 Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg aus dem Jahre 1159, Original in Nancy, AD M-et-
M, H 594, abgedruckt bei Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, Nr. 3, S. 29 f (im
Ndr S. 293 f): in omni dominatione de Dasborc ... (Zitat ebda., S. 294), vgl. ebda., S
411
Auf die Dagsburg und die sie umgebende Herrschaft, zu der im 13. Jahrhundert die
Orte Alberschweiler und Walscheid, der Hof Engenthal 05 sowie das Priorat
Dürrenstein (heute St. Léon) und ein nicht genau bestimmbares Collrental
gehörten135 136, haben nach dem Tod der Gräfin Gertrud von Dagsburg im Jahre 1225
die verschiedenen Parteien Erbansprüche erhoben, sie kam schließlich als Straß-
burger Lehen an die Grafen von Leiningen137 138, die unter dem Namen Grafen von
Dagsburg-Leiningen eine eigene dynastische Linie bildeten 08.
Dagsburg (Teil der Hoh-Egisheimer Burganlage)
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim, Com. Husseren-Les-
Chateaax))
Siehe dazu den Artikel 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
Dambach-la-Ville/Dambach
(F, Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr)
Der zur Burg Bernstein gehörende, nordwestlich von Schlettstadt gelegene Ort
Dambach139 war alter Allodialbesitz der Grafen von Dagsburg-Egisheim. So ist in
einem, von einer Nonne namens Mathilde ausgestellten Güterverzeichnis der von
Hugo IV. von Dagsburg-Egisheim gestifteten Abtei Heiligkreuz bei Woffenheim zu
lesen, daß ihre nicht namentlich bezeichnete Mutter an die Abtei Güter zu Dambach
geschenkt hat: Ad Dambach, quantum maler mea pro anima patris mei dedil140.
293, Vorbemerkung zu der Urkunde Hugos VIII.; siehe auch oben das Kapitel
'Herrschaftsbildung unter Hugo VIII,'.
135 Der Ort Alberschweiler wird in einer Bulle von Papst Nikolaus IV. flir Steigen vom 1.
Februar 1289 erwähnt, abgedruckt bei SCHÖPFUN, Alsatia diplomatica II, Nr. 761, S. 41
f , siehe auch Reichsland III, S 9 f.; zu Walscheid siehe unten den Art. 'Walscheid'; zu
Engenthal siehe Reichsland III, S. 261.
136 Friedrich von Leiningen wurde im Juni 1239 vom Straßburger Bischof mit der Dagsburg
sowie Dürrenstein und Collrental belehnt, Druck in: Schöpflin, Alsatia diplomatica I,
Nr. 496, S. 383; zum Priorat Dürrenstein siehe noch die Bulle von Papst Nikolaus IV.
vom 1. Februar 1289, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica II, Nr. 761, S. 41 f.
Siehe auch D. Fischer, L'ancien prieuré de Durrenstein prés de Walscheid (comté de
Dabo), in: MSAL 2^ série, 14^ vol., Nancy 1872,301-322, sowie Reichland III, S. 238 u.
972; bei Collrental ist es nicht sicher, daß es zur Dagsburger Grafschaft gehört hat.
Toussaint, Grafen, S. 129 mit Anm. 248, meint, daß es sich nicht, wie manchmal
angenommen, um das Köllertal bei Saarbrücken handelt, sondern möglicherweise um ein
Köhlertal in der Nähe der Dagsburg. Zu weiteren Theorien vgl. FISCHER, Durrenstein,
S. 319 f.
137 Zu den politischen Vorgängen siehe oben das Kap. 'Berthold von Teck und das Dags-
burger Erbe im Elsaß'.
138 Siehe Toussaint, Grafen, Stammtafeln IV u. V, S. 280 f.
139 Clauss, Wörterbuch, S. 233-236.
140 Die Notitia bonorum ist abgedruckt bei Schöpfun, Alsatia diplomatica I, Nr. 680, S. 477
f., Zitat S. 477; auch bei Grandidier, Histoire 11,2, Nr. 502, S. 152 ff., u. bei Viellard,
Documents, Nr. 97, S. 147-150.
412
Mathilde bezeichnet den Gründer der Abtei als ihren attavus141, also als ihren
Urgroßvater oder Ahn, folglich ist ihre Zugehörigkeit zur Familie der Dagsburg-
Egisheimer belegt142 und damit Dambach als deren Allodialbesitz ausgewiesen.
Auch zeigen sich in der Folgezeit weitere Vergabungen der Dagsburger aus ihren
Dambacher Gütern an ihnen nahestehende Abteien. So haben Hugo VIII. von
Dagsburg und seine Mutter Gertrud noch vor dem Jahr 1147 der Abtei Etival in
Dambach liegende Güter geschenkt, wie aus einer Bulle Papst Eugens III. vom 6.
September 1147 ersichtlich wird143. Weiterhin erfahren wir aus einer Urkunde des
Straßburger Bischofs Rudolf, daß ebenfalls Hugo VIII. Rechte im Dambacher Bann
an die Zisterzienserabtei Baumgarten übertragen hat144. Die Rechte im Dambacher
Bann hat dann Albert II. im Jahre 1197 der Abtei bestätigt145. Dambach ging nach
dem Erlöschen des dagsburgisehen Geschlechtes in den Besitz des Straßburger
Bistums über146.
Dauben schlagfel sen
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Saveme, Cant. Saveme, Comm. d'Emolsheim-les-Saveme)
Siehe den Artikel ’Warthenberg'.
Dauendorf
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Haguenau, Cant. Haguenau)
In dem westlich von Hagenau, auf halbem Wege nach Bouxwiller gelegenen Ort
Dauendorf hatten die Grafen von Dagsburg-Egisheim Besitzrechte147. Im Jahre
1178 übergab Graf Hugo VIII. von Dagsburg dem Kloster Neuburg im Heiligen
141 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147: Domnus Hugo attavus meus, dum construxeret
hunc locum, surreptus morte, reliquit filio suo glorioso heredi Leoni ad perficiendum.
142 Zu den genealogischen Zusammenhängen und zu den Problemen um jene Mathilde siehe
oben, S. 51 ff.
143 Eugenii III Romani pontificis epistolae et privilegia, 1. Bd., in: MPL 180, Sp. 1275.
144 Vidimus aus dem 16. Jahrhundert in Straßburg, AD BR, G 1308 (a): Insuper
notificandum est, quod predictus comes [= Hugo VIII.] etiam dedit prefato cenobio ...et
usuaria et pasturas ad omnia cuiuslibet generis animalia et ligna ad ignes et
marimandum per totum bannum de Hohenwart et de Dambaco eidem concessit. Druck
bei Würdtwhn, 10. Bd., Nr. 13, S. 35-38, allerdings fehlerhaft. So fehlt im Druck das
Wort marimandum, siehe auch die folgende Anm. - RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f. Zur
Diskussion um das Datum der Schenkung siehe oben den Art. 'Burgerith'.
145 Vidimus aus dem 16. Jahrhundert in Strasbourg, AD BR, G 1308 (a): Inde est, quod ego
Albertus comes de Daguesburg notum facio omni generationi que nunc est et que ventura
est, quod ego domum de Boumgarten sub mea suscipio protectione, et cum ceteris
possessionibus suis ... confirmo etiam eidem ecclesie et fratribus in ipsa domo deo
servientibus usuaria et pasturas ad omnia cuiuslibet generis animalia et ligna ad ignes et
ad marimandum per totum bannum de Tambaco et de Hohenwart et ubicumque
dominium meu/n extenditur. Fehlerhafter Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd.,
Nr. 62, S. 181 f. Das Wort marimandum wird hier fehlerhaft als edificandum
transkribiert.
146 Vgl. J. Fritz, Territorium, S. 109; Clauss, Wörterbuch, S. 233; Reichsland III, S. 198 f.
147 Clauss, Wörterbuch, S. 240.
413
Forst ein Gut in Dauendorf gegen eine Bezahlung von 30 Pfund: Notum igitur sit
tam futuris, quam presentibus, quod ego Hugo comes de Tagesburch pro remedio
anime mee parentumque meorum contuli ecclesie in Nuwenburc fratribusque inibi
Deo famulantibus predium in Tochindorf triginta liberarum precio comparatum148.
Die Urkunde Graf Hugos VIII. ist der einzige Beleg für dagsburgische Güter in
Dauendorf. Weitere Besitzungen der Dagsburg-Hgisheimer Grafen in diesem Ort
können nicht festgestellt werden149.
Demosande
(F, Dep. Bas-Rhin, näheres nicht zu bestimmen)
Der Zehnte und der Bann einer Örtlichkeit namens Demosande gehörten zum
Ausstattungsgut der Abtei Altdorf, das ihr von der Grafenfamilie der Eberhardiner
zugewiesen wurde150. Der Ort läßt sich heute nicht mehr identifizieren, war aber
aller Wahrscheinlichkeit nach im Breuschtal gelegen.
Deroberde
(F, Dep. Bas-Rhin, näheres nicht zu bestimmen)
Der Zehnte und Bann von Deroberde gehörten ebenso wie Demosande zum
Ausstattungsgut des Klosters Altdorf151. Auch Deroberde ist heute nicht mehr zu
bestimmen. Der Ort wird wohl, da er zusammen mit Demosande genannt wird,
in der Nähe dieses Ortes gelegen sein.
Domèvre-sur-Vezouze
(F, Dép. Meurthe-et-Moselle, Arr. Lunéville, Cant. Blâmont)
Siehe oben den Artikel 'Albegau'.
Dorlisheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Molsheim)
Der im Süden von Molsheim gelegene Ort Dorlisheim ist zweifellos Eigengut des
Grafen Guntram aus der Egisheimer Familie gewesen152. Guntram schenkte den
vierten Teil der Kirche von Dorlisheim der von seinem Bruder Eberhard begonne-
nen und von seinem Neffen Hugo raucus vollendeten Stiftung Altdorf, wie aus
148 Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., S. 58-60, Zitat, S. 58 f.
149 Zu der Besitzverteilung in Dauendorf siehe Clauss, Wörterbuch, S. 240. - Zu den
Rechten und Besitzungen der Abtei Neuburg siehe auch Hessel, Elsässische Urkunden
vornehmlich des 13. Jahrhunderts, S. 7-9
150 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 3, S. 995: ... sive predia essent comitis
Eberhardi sive comitis Hugonis vel istorum fratrum Gerhardi et Maffridi, et decimas
proprii fundi sancti Cyriaci ...et decimas in Deroberde et in Demosande cum banno.
151 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 3, S. 995, siehe das Zitat in Anm. 151.
152 Vgl. dazu Hlawitschka, Anfänge, S. 113 f.; Zotz, König Otto !., S. 74.
414
einer Dorsualnotitz einer Bulle Leos IX. für Altdorf zu entnehmen ist153. Weil sich
der Straßburger Bischof Werner I.154 zunächst geweigert hatte, eine erneute Weihe
Altdorfs vorzunehmen, da dort gebannte Menschen begraben seien, wurde diese
Schenkung dem Altdorfer Kloster von der Witwe des Grafen Eberhard, Berta,
wieder entzogen und der Straßburger Marienkirche übereignet. Daraufhin erst
verstand sich der Bischof auf eine nochmalige Weihe der Altdorfer Kirche155. Der
Hinweis auf die gebannten Menschen wird wohl auf den wegen Hochverrats im
Jahre 952 verurteilten Grafen Guntram gemünzt werden können, denn gerade die
Übertragung der Schenkung des vierten Teiles der Dorlisheimer Kirche an die
Straßburger Marienkirche durch die Gräfin Berta könnte durchaus als Besänftigung
des Straßburger Bischofes gewertet werden156.
Vielleicht gehen auch die Dorlisheimer Besitzungen des Klosters Herbitzheim auf
eine Schenkung der Dagsburg-Egisheiiner zurück157.
Dossenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Saveme, Cant. Bou.xviller)
In der Gemarkung von Dossenheim bei Neuweiler158 hatte Graf Hugo VIII. von
Dagsburg unterhalb der Burg Warthenberg, welche ebenfalls im Besitz des Dags-
burger Grafen w ar159, einige Wiesen, die zum Hof in Dossenheim gehörten, von
der Abtei Neuweiler, der die Eigentumsrechte an diesem Hof zustanden, zu Lehen.
Wir erfahren von dieser Übertragung durch eine im Jahre 1158 ausgestellte
Urkunde des Abtes Erpho von Neuweiler160. Hugo VIII., der Obervogt der Abtei,
war nach Neuweiler gekommen und hatte den Abt und Konvent gebeten, daß sie
153 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S, 994: ... preter quartam ecclesie partem ad
Torolfesheim, quam Guntramus, filius Hugonis, pro anime sue remedio tradidit istis
reliquiis,
154 Zur Identifizierung Werners I. siehe RegBfeStr. I, Nr, 245, S. 268.
155 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 994 f.: Rursum ipsam partem ecclesie huic
abstulit Bertha comitissa, uxor Eberhardi, et donavit ad altare sancte Marie Strasburg
cum appendiciis decimarum, quas Guntramus memoratus huic cenobio attribuit, quia
presuli Vernhero renuente et negante istud templum ab ipso Deo consecrari, quod
homines hic anathematizati sepulti requiescerent.... Ytnmo presbyter ex iussu Berthe et
prelocuto patre composuit, Wernhero episcopo istam sententiam anathemate dictante et
firmante in consecratione huius templi. - RegBfeStr. I, Nr. 245, S. 268; vgl. auch
SiEFFERT, Altdorf, S. 51 u. 89.
156 Hlawitschka, Anfänge, S. 114.
157 Siehe dazu unten den Art. 'Herbitzheim'.
158 Clauss, Wörterbuch, S. 263 f.
159 Siehe dazu unten den Art. 'Warthenberg'.
160 Die Urkunde ist abgedruckt bei Würdtwhn, 9. Bd., Nr. 187, S. 365 ff.; weiterer Druck
bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 298, S. 247 f.; die Urkunde wurde nach dem 9.
März des Jahres 1158 ausgestellt. Der terminus post quem für die Ausstellung ergibt sich
aus der folgenden Angabe in der Urkunde: Factum est autem hoc Cyrographum anno ab
incarnatione domini millesimo, centesimo quinquagesimo octavo, regnante glorioso
Cesare Friderico, anno regni ejus septimo (Würdtwein, 9. Bd., Nr, 187, S. 366) und
dem Zeitpunkt des Regierungsantritts von Friedrich I. am 9. März 1152. Das siebente
Regierungsjahr begann folglich am 9. März 1158.
415
ihm einige Wiesen in der Dossenheimer Gemarkung gegen einen jährlichen Zins
überließen, welche unterhalb der Burg Warthenberg lagen, die Hugo VIII.
anscheinend gehörte161. Die Verhandlungen darüber gestalteten sich schwierig. Der
'Bitte' des Grafen, der, um seiner Anfrage Nachdruck zu verleihen, cum plurimis
honorabilibus personis162 angereist war, wollten der Abt und Konvent zuerst nicht
entsprechen, damit - so heißt es zumindest offiziell in dem Urkundentext - die
Rechte der dort von der Abtei angesiedelten Bewirtschafter des Hofes an den
Wiesen unangetastet bleiben sollten. Erst als die mansionarii wohl auf massiven
Druck Hugos VIII. einlenkten und unter der Bedingung von ihren Rechten
zurücktraten, daß ihnen die jährliche Weideabgabe an den Vogt, welche
Coppelweida genannt wurde, erlassen werde163, gaben auch Abt und Konvent von
Neuweiler nach. Hugo VIII. mußte darüber hinaus versprechen, daß er den Lauf der
Zinsei nicht verändere, die Mühle des Klosters daselbst und ebenso die klöster-
lichen Fischereirechte in der Zinsei nicht antaste164. Zusätzlich mußte der
Dagsburger Graf noch Bürgen für seine Versprechungen stellen165. Auch besiegelte
Hugo VIII. schließlich neben dem Abt die Urkunde166.
Anhand der umfangreichen Sicherungsmaßnahmen seitens der Mönche treten de-
ren Befürchtungen klar zutage, daß sich der Vogt mittels der Wiesen, die er natiir-
161 W urdtwein , 9. Bd., Nr. 187, S. 365: Notum facio ego Erpho abbas Novillarensis
Ecclesice tam futuris quam presentibus, qualiter comes Hugo de Dagesburc principalis
advocatus nostrce abbatice ex Metensis Episcopi beneficio ad nos cum plurimis
honorabilibus personis venit, & ut qucedam prata Warthenbergensi castro adjacento, sed
ad jus & ad reditus curtis nostrce Dossenheim pertinentia, ei pro annuali censu
permitteremus, rogavit../, zur Burg Warthenberg siehe unten, den Art. 'Warthenberg'.
162 WtJRDTWHN, 9. Bd., Nr. 187, S. 365.
163 Ebda., S 365 f.: Nos vero, quia nostrum est, res nostrce Ecclesice potius augmentare,
quam alienare, nec hereditario nec censuali jure, prata pro quibus rogabat, voluimus
permittere, ea prcesertim intentione ne mansionarius curtis prcedictce, ad quorum
jura & usus eadem prata pertinebant videremur injuriam facere, vel vectigal nostrum
diminuere. Nobis autem ob praedictam causam assensum petitioni comitis dene
gantibus, mansionarii ejusdem curtis nostrae quicquid juris in pratis possederant
abdicantes, comiti ea permiserunt, ea scilicet conditione, ut nec ipsi, nec eorum posteri
quicquam de solito reditu huobarum diminuerent, & ut ipsi justitiam annualis pascue,
quae vulgari nomine Coppelweida dicitur, quam advocato debeant, deinde relaxatam
haberent.
164 Ebda., S. 366: Verum ut nos retenta omni proprietate nostra in eisdem pratis id
permitteremus praedictus comes advocatus noster Hugo dato Sacramento fidei tam suae,
quam suorum fidelium confinnavit, quod nec cursum fluvii nostri Seinzele quoquam
diverteret, vel locum molendinum, vel jus piscationis aliqua arte, vel per se, vel per
susfeclam personam impedieret.
165 Ebda., S. 366: Quin insuper praeter fidei sacramentum obsides nobis domnum Ottonem
de Geroldiseke, Hezelinum de Wangen Volemarum de Mitthilhusen Albertum de
Heroldesheim instituit, ut si forte, quod absit, praevaricator datae fidei fieret, supradicli
obsides in villam hanc, Novillarensem videlicet, & in potestatem nostram pro fide
commoniti venirent, nec usquam sine nostri licentia ex villa, nisi condigna satisfactione
recepta abirent.
166 Ebda., S. 366 f: Ne autem quis temerarius malitia cecalus hanc Kartam infringat,
predicti comitis Hugonis nostri principalis advocati sigilli inpressione confirmavimus &
nostri.
416
lieh wirtschaftlich nutzen wollte, Zugang zur Zinsei verschaffen und zum Schaden
der Abtei den Flußlauf verändern und für seine Zwecke nutzen könnte. Wegen der
nachdrücklichen 'Bitte' Hugos um die Überlassung der Wiesen scheinen diese Be-
fürchtungen der Mönche nicht unbegründet gewesen zu sein. Ob diese sich letzt-
endlich bewahrheitet haben oder mcht, entzieht sich unserer Kenntnis, da in den
Quellen dazu nichts verzeichnet ist.
Dreye
(B, Prov. Liège, Arr Huy)
Siehe den Artikel zu Wamant-Dreye'.
Dürrenstein
(F, Dép. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Sarrebourg, Com. de Walscheid)
Siehe den Artikel 'Dabo/Dagsburg'.
Duttlenheiin/Düttlenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant, Molsheim)
Hugo III. raucus schenkte der von seinem Vater begonnenen und von ihm
vollendeten Stiftung Altdorf in dem unweit Molsheim gelegenen Ort Düttlen-
heim 167 einen Hof mit dem Bann dieses Dorfes und dem Recht der Mast167 168.
Düttlenheim gehörte folglich zu altem egisheimischen Allodialbesitz.
Eguisheim/Egisheim
(F, Dep Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim)
Der unter der Burganlage Hoh-Egisheim gelegene Ort Egisheim169 scheint altes
eberhardinisches Allod gewesen zu sein170. Die Vielzahl der geistlichen Institu-
tionen, die in diesem Ort begütert waren171, läßt den Schluß zu, daß Egisheim als
ein zentraler Ort im Oberelsaß angesehen wurde. Es ist zu vermuten, daß die Besitz-
167 Clauss, Wörterbuch, S. 274 f.
168 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus ciunulavit beneficiis; siquidem ... curiam Tuttelheim cum banno villae ipsius
et iustitiam quae vulgo dicitur maslh ...; zu der verwickelten Geschichte der Herkunft der
einzelnen Besitzungen des Klosters Altdorl in und lim Düttlenheim siehe Sieffert,
Altdorf, S. 89-92.
169 Clauss, Wörterbuch, S. 295-300; zu Egisheim siehe auch A. Scheelen, Egisheim. Dorf
und Stadt. Vorgeschichte und Geschichte. Die Grafen, Schlösser, Ding- und Klosterhöfe
von Egisheim, Colmar 1929.
170 Vgl. Clauss, Wörterbuch, S. 297.
171 Begütert in Egisheim waren die Klöster Ebersheimmünster, Eschau, Hohenburg,
Hugshofen, Maursmünster, Münster im Gregorienlal und Pairis sowie die Stifte
Lautenbach und Marbach, siehe Clauss, Wörterbuch, S. 295 f.
417
rechte an Egisheim ebenso wie die Burg Hoh-Egisheim unter den einzelnen Erben
Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim aufgeteilt worden sind172.
Besitzungen und Rechte im Egisheimer Bann waren mit der Walhenburg im
Verlauf des Streites um die Dagsburger Erbschaft an den Straßburger Bischof
Berthold von Teck gefallen, der diesen Komplex dem Grafen von Pfirt zu Lehen
gab173. Daß mit der Walhenburg Güter im Egisheimer Bann verbunden waren,
beweist uns eine Urkunde vom März 1259, mit der Bischof Heinrich 111. von
Straßburg seinem Vogt in Ruffach befiehlt, die im Egisheimer Bann liegenden
Güter des Werner von Hattstatt, die jener von dem Grafen von Pfirt und dieser
wiederum von der Straßburger Kirche zu Lehen hatte, nicht zu beeinträchügen174.
Eichhof/Eichhol z
(CH, Kant. Solothurn, Ab. Bucheggberg)
Siehe oben den Artikel 'Oberer Aargau'.
Eichhofen
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr)
Angeblich hat Papst Leo IX. im Jahr 1051 oder 1053 eine Kapelle in dem Ort
Eichhofen, der der Abtei Altdorf gehörte, geweiht175. Es wird nicht gesagt, wie die
Kapelle in Eichhofen in den Besitz der Altdorfer Abtei gelangte176. Allerdings ist
zu vermuten, daß sie ursprünglich aus altem egisheimischen Allodialbesitz
stammte, da die Grafen auch als Vögte von Eichhofen aufgetreten sind177.
Eigenbilzen
(B, Prov. Liinbourg, Arr. Tongres)
Graf Albert II. von Dagsburg hatte Güter in dem Bilzen benachbarten Eigenbilzen
inne, das er schließlich der Abtei Herckenrode übertrug178. Eigenbilzen gehörte zu
dem Besitzkomplex um Bilzen und Kolmont, um den in den siebziger Jahren des
12. Jahrhunderts zwischen den Brüdern Hugo IX. und Albert II. von Dagsburg
172 Zur Aufteilung der Burganlage Hoh-Egisheim siehe unten den Art. 'Hoh-Egisheim'.
173 Urkunde aus dem Jahr 1251, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica, I. Bd., Nr.
544, S. 405 f.; siehe dazu den Art. 'Hoh-Egisheim'.
174 Siehe RegBfeStr. II, Nr. 1556, S. 170.
175 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 1, S. 993: Item similiter dedicavit capelam
nostram in Eychof apud Itenwiler die Hilarii.
176 Siehe Sieffert, Altdorf, S. 92.
177 Siehe unten im Kapitel 'Vogteien und Patronate' den Art. 'Eichhofen'.
178 Urkunde von Graf Ludwig und Gräfin Ada von Loon vom Jahr 1213, abgedruckt bei
Wolters, Herckenrode, Nr. 2, S. 59 f.:... pro alodio quondam, quod conventusfidelium
de Herkenrode in Eigenbilsen a Comité pie tnemorie Alberto de Dalbruck tenebat (Zitat,
ebda, S. 59).
418
einerseits und dem Grafen von Loon andererseits ein Streit ausgebrochen war179.
Im 14. Jahrhundert ist Eigenbilzen in Besitz der Grafen von Loon180.
Endingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der breisgauische Ort Endingen181, wenige Kilometer südlich von Riegel gelegen,
war im 10. Jahrhundert Pertinenz des Hofes Riegel und befand sich bis zum Jahre
952 in der Hand des Grafen Guntram182. König Otto I. konfiszierte Endingen im
Zusammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen Guntram auf dem Augsburger
Hoftag im August des Jahres 952183 und schenkte den Ort weiter an das Kloster
Einsiedeln184, wie aus einem Diplom Heinrichs II. für Einsiedeln hervorgeht, in
welchem dem Kloster der Besitz von Endingen bestätigt und auch die Vorge-
schichte der Übertragung erhellt wird185.
Engenthal
(F, Dép. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Wasselonne)
Siehe den Artikel 'Dabo/Dagsburg'.
Enreiz
(B, Prov. Liège, Arr. Iluy)
Zum Ausstattungsgut der von Graf Albert II. von Dagsburg 1210 gestifteten
Zisterzienserinnenabtei Val-Notre-Dame gehörten auch triginta bonuaria nemoris
Enreiz186 187. Die Örtlichkeit wird in weiteren Urkunden in anderer Schreibweise
genannt. So w ird sie in der Urkunde von Bischof Hugo von Pierrepont aus dem Jahr
1211 ReizlE1, in dem Schiedsspruch des päpstlichen Legaten Otto von St. Nicolaus
in carcere Tulliano vom 13. Mai 1230 Res genannt188. Man kann heute nicht mehr
feststellen, welches Waldstück am Beginn des 13. Jahrhunderts mit diesem Namen
bezeichnet wurde. Edouard Poncelet möchte den Wald in der Nähe von Wanze
ermittelt wissen189.
179 Siehe auch oben den Art. 'Bilzen',
180 deBorman, Le livre, S. 14 f., 19, 22, 31, 148, 189 und öfter.
181 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd„ Sp. 509-514.
182 D H 1! 77; vgl. auch Liber Heremi, S. 109; siehe dazu KläUI, Untersuchungen, S. 92 f.;
vgl. auch J. A. Kraus, Geschichte, S. 543 ff
183 Siehe oben das Kap. 'Der Prozeß gegen Guntrain'.
184 Das entsprechende Diplom Ottos I. ist heute nicht mehr vorhanden, siehe dazu D H II 77
u. die Vorbemerkung dazu (ebda., S. 97).
185 D H II 77, S. 98. Siehe das Zitat oben, S. 408 in Anm. 111.
186 Siehe im Anhang, Urkunde Nr 14.
187 Poncelet, Actes, Nr. 95, S. 99.
188 Huy, AEH, abbaye du Val Notre-Dame, boite de chartes 1, n° 24.
189 Poncelet, Actes, S. 304 (Register, Stichwort „Reiz“); Opsomer, Les origines, S. 64 mit
Anm. 4, möchte Res mit einem Ort im Cant. Waremme namens Reye identifizieren.
419
Eschenz
(CH, Kant. Thurgau, Ab. Steckbom)
Der im Kanton Thurgau gelegene Hof Eschenz190 findet sich in dem von Otto I im
Jahr 952 konfiszierten Güterkomplex des Grafen Guntram191. Eschenz lag strate-
gisch sehr günstig an dem äußerst wichtigen Nord-Süd-Übergang am Hochrhein192.
Otto I. schenkte schließlich diesen wichtigen Hof neben anderen ehemaligen Besit-
zungen Guntrams am 6. Januar 958 an das Kloster Einsiedeln193.
Dem Hof Eschenz waren noch einige Orte als Pertinenzen zugehörig, wie sich aus
dem Diplom Ottos II. vom 14. August 972 erweist, in dem Otto dem Kloster
Einsiedeln dessen Besitzungen bestätigte194. Diese Pertinenzen haben sich wohl
auch in Guntrams Hand befunden und sind in der Konfiskationsmasse von 952
enthalten gewesen. Die Quellen sagen jedenfalls nichts Gegenteiliges aus. Paul
Kläui glaubt, in den Eschenz nahegelegenen Höfen Bleuelhausen, Bonihausen und
Windhausen diese Pertinenzen erkennen zu können, da an eben diesen genannten
Örtlichkeiten im 13. Jahrhundert Mansen des Hofes Eschenz zu finden waren195.
Essey-et-Maizerais
(F, Dep. Meurthe-et-Moselle, Arr. Toul, Cant, Thiaucourt-Regnieville)
Hugo VIII. von Dagsburg, der Graf von Metz, hatte vom Metzer Bischof wahr-
scheinlich einen Wald namens St. Georg im Bann des östlich des Lac de Madine
gelegenen Essey zu Lehen. Diese Annahme basiert auf dem Umstand, daß der Wald
St. Georg als Lehen von Bischof Bertram von Metz in den Händen von Graf
Ludwig I. von Saarwerden zu finden ist196. Hans-Walter Herrmann meint, Gertrud,
die Tochter des Metzer Grafen Hugo VIII. von Dagsburg, habe den Wald und
weitere, den Saarwerdener Grafen zugehörige, in der Umgegend von Metz zu
lokalisierende Besitzungen197 mit in ihre Ehe mit Graf Ludwig I. von Saarwerden
gebracht198. Den Wald hatte Graf Ludwig weiter an einen gewissen Wirich von
Virei und dieser wiederum an die Ritter Penis und Ewruinus verleimt. Wirich gab
190 Siehe die Karte bei Kläui, Untersuchungen, nach S. 118.
191 D O I 189: ... in ducatu Alatnannico in comitatu Burchardi ducis Durgeuui noncupatu in
villa Askinza talem proprietatem qualem Gundranmus comes in ipso loco obtinuit sibique
ob perfidiam sui reatus iusto iudicio publice in ius regium et diiudicata, zum Prozeß
gegen Guntram siehe oben, S. 177-183.
192 Keller, Einsiedeln, S. 103.
193 D O I 189: vilta Askinza ...ad monasterium Meginratescclla noncupato... condonatnus. -
Vgl. zur Schenkung von Eschenz an das Kloster Einsiedeln neuerdings J. SAI.ZGEBER,
Landschenkungen an das Kloster Einsiedeln im 10. Jahrhundert, in: StMGBO 107. Bd.,
1. Heft, 1996, S. 248.
194 D O II 24, S. 33 f.: ... in comitatu Türgeuue Aschenza cum sibi pertinentibus locis (ebda.,
S. 34).
195 Kläui, Untersuchungen, S. 99; vgl. auch SALZGEBER, Landschenkungen, S. 253 f.
196 Siehe die undatierte Urkunde des Bischofs Bertram von Metz in Metz, AD Mos., H 3889,
1; Regest bei Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Regest Nr. 89a, S. 89.
197 Siehe unten die Art. 'Maxe', 'Montoy', 'St. Georg in der Metzer Vorstadt'.
198 Siehe Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 52 f.
420
ihn nun an Ludwig I. und der wiedenim an Bertram von Metz zurück, welcher ihn
schließlich dem Metzer Heiligkreuzkloster schenkte199.
Fliesbom
(F, Dep, Moselle, Arr. Metz-Campagne, Cant. Vigy)
In dem abgegangenen Ort Fliesborn, bei Vry gelegen, läßt sich dagsburgischer
Besitz, nachweisen. So bestätigte Graf Albert II. von Dagsburg in einer undatierten
Urkunde der Abtei Villers-Bettnach die Verpachtung eines Gutes bei Fliesbom
durch Arnulf von Virei, das dieser von ihm zu Lehen hatte. Zudem verzichtet Albert
II. auf Bitten des Abtes von Haute-Seille auf seine Besitzrechte an diesem Gut und
überträgt es an die Abtei Villers-Bettnach zu freiem Eigen200.
Der Name des Ortes lautet jedoch in der Urkunde Blisborne201. Dies hat zu Unsi-
cherheiten bei der Identifizierung des Ortes geführt. Schon der Schreiber des Char-
tulars von Villers-Bettnach w ar sich nicht ganz sicher. Er hat die Urkunde im Orts-
register ursprünglich unter Blisburne eingeordnet, später seine Auffassung
korrigiert und die Identifizierung von Blisborn mit Flisburne alias Le Fresne
befürwortet202 203. Nun sind Fliesbom wie Fresne beides heute abgegangene
Örtlichkeiten und beide in der Gemarkung der Gemeinde Vry zu lokalisieren. Die
von Henri Hiegel aufgelisteten Belege zeigen jedoch, daß Blisborn mit Fliesbom zu
identifizieren ist205.
Girbaden
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim, Com. de Mollkirch)
Die Burg Girbaden204 sicherte die Besitzungen der Dagsburger Grafen im Breusch-
tal ab. Die ersünalige Erwähnung Girbadens geschieht in der wohl 1141 ausge-
stellten Urkunde zu der 1137 erfolgten Weihe der Kapelle in Laubenheim205. Was
199 Urkunde Bertrams in Metz, AD Mos., H 3889, 1 (wie Anm. 196).
200 Die Urkunde Alberts II. von Dagsburg für die Abtei Villers-Bettnach ist nur noch
abschriftlich im Chartular der Abtei Villers-Bettnach, fol. % r° (Metz, AD Mos., H
1714) erhalten. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 11.
201 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 11.
202 Siehe das Ortsregister im Chartular der Abtei Villers-Bettnach (Metz, AD Mos., H 1714),
fol. VIII r° (Blisburne) und fol. XIII v° {Flisburne alias Le Fresne).
203 H. HlEGEL u. Ch. HlEGEL, Dictionnaire étymologique des noms de lieux du département
de la Moselle, Sarreguemines 1986, S. 122 (Identifizierung von Blisborn mit Fliesborn)
u. S. 128 (Art. zu Fresne). Erwähnt sei noch, daß E. DE BouteiLler, Dictionnaire
topographique de l'ancien département de la Moselle, Paris 1874, S. 32, Bliesborn mit
Bouchepome identifiziert, was nicht in Frage kommt.
2M Clauss, Wörterbuch, S. 391 ff.; Biller u. Metz, Anfänge, S. 281, Nr. 15; an älterer
Literatur sei noch die Darstellung von L. Levrault, Le château de Guirbaden, in:
BSCMHA 1 (1856-1857), Paris, Strasbourg 1857, S. 269-295, genannt.
205 Druck der Urkunde bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 37, S. 96 ff: ... capellam jux ta
Girbadum (Zitat, ebda., S. 96); zur Datierung siehe RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322, und
Biller u. Metz, Anfänge, S. 281, Nr. 15.
421
alles Pertinenzen von Girbaden waren, läßt sich nicht genau bestimmen. Sicher
gehörten in Altdorf einige pflügbare Äcker, Wiesen und Wald zu der Burg206.
Girbaden, einer der wichtigen strategischen Stützpunkte der Dagsburger Grälen,
wurde im Jahre 1162 von Friedrich Barbarossa im Zusammenhang mit der Hor-
burger Fehde207 zerstört, jedoch in der Folgezeit, wahrscheinlich noch unter Flugo
VIII. von Dagsburg, wieder auf gebaut208.
Möglicherweise ist im Zusammenhang mit der Fehde Herzog Theobalds I. von
Oberlothringen mit Friedrich 11.209 auch ein Besitzwechsel für Girbaden verbunden
gewesen. Angeblich hat Herzog Theobald auf seine Anrechte an den durch seine
Heirat mit Gertrud von Dagsburg erhaltenen Burgen Dagsburg, Bernstein, Egisheim
und Girbaden gegenüber Friedrich II. und dessen Sohn Heinrich (VII.) verzich-
tet210. Allerdings läßt sich dazu kein Quellenbeleg finden, so daß diese Nachricht
mit Vorbehalt zu beurteilen ist211. Jedoch hat nach dem Tod Gertnids im Verlauf
des Streites um ihr Erbe König Heinrich (VII.) Anspruch auf ein Castrum ... novum
ante Girbaden [noviter edificatumj212 erhoben, was es durchaus wahrscheinlich
macht, daß eine Abtretung - zumindest von Teilen des Burggeländes von Girbaden -
erfolgt ist213. Sowohl die Staufer, Kaiser Friedrich II. und sein Sohn Heinrich
(VII.), als auch Friedrich von Leiningen haben schließlich gegenüber dem Straß-
206 Siehe oben den Art. 'Altorf/Altdorf.
207 Annales Marbacenses, ad 1162, S. 50 f: Eodem anno Horburch a comite Hugone de
Tagesburch destruitur. Ipso anno factum est, ut, eversa Horburch et captivatis his qui in
castro obsessi fuerant, imperator Fridericus destructo Mediolano reversus de Ytalia
veniret in Alsaciam. Qui bellum inferre cepit comiti Hugoni, utpote ei qui imperiale
preceptum contempserat, quod videlicet ad obsidione predicti castri non recesserat; eos
quoque quos comes captivaverat expugnato et destructo castro Girbaden liberavit. Die
Einnahme Girbadens durch Friedrich Barbarossa vermelden auch die Annales Mauri-
monasterienses, ed. H Bloch, ad 1162, S. 105: Horburg destruitur a comite Hugone de
Dagesburc; et Girbaden Hugonis comitis [castrum] capitur ab imperatore; zu den
Vorgängen um die Horburger Fehde siehe oben das Kap. 'Die Horburger Fehde'.
208 Die Burg existierte jedenfalls weiter und ist später im Besitz Alberts II., des Sohnes von
Hugo VIII., nachzuweisen. Siehe dazu im Anhang, Urkunde Nr. 13. Vgl. zum Problem
der Zerstörung Girbadens auch oben, S.269 f. mit Anm. 694.
209 Siehe oben das Kap. 'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I. von
Oberlothringen’.
210 So bei Erb, Hoh-Kcenigsbourg, S. 34, ohne Quellenbeleg.
211 So bei Duvernoy, Catalogue, Nr. 321, S. 205 f.; vgl. dazu Bur, Les relations, S. 80,
Anm. 6.
212 Böhmer, Acta, Nr. 319, S. 279 f., Zitat, S. 279.
213 Vgl. dazu Bur, [.es relations, S. 80 f. - Die These von Schwab, Datierung, S. 125, daß
ein Teil Girbadens tm Anschluß an die Horburger Fehde an die Staufer ging und diese
dort im 12. Jahrhundert das Castrum novum errichtet hatten, ist nicht richtig. Wohl erst
nach den Auseinandersetzungen zwischen Friedrich II. und Herzog Theobald 1 von
Oberlothringen im Jahre 1218 ging ein Teil der Burg an die Staufer. In diese Richtung
w'eist auch der archäologische Befund, der für das Castrum novum ins 13. Jahrhundert
weist. Siehe dazu Th. BILLER, Die Adelsburg in Deutschland, Entstehung, Form und
Bedeutung, München 1993, S. 150.
422
burger Bischof auf Besitzrechte an Girbaden verzichtet, der die Burg seinem Besitz
einverleiben konnte214.
Gomerkinden
(CH, Kant. Bern, Ab. Burgdorf)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Gondreville
(F, Dep. Meurthe-et-Moselle, Arr. Toul, Cant. Toul Nord)
Für knappe fünf Jahre - von Mai 1220 bis zum Tod Gertruds von Dagsburg im
März 1225 - ging der zwischen Nancy und Toul gelegene Ort Gondreville in dags-
burgischen Besitz über. Er bildete zusammen mit Nancy das Heiratsgut Gertruds für
ihre zweite Ehe mit Graf Theobald von der Champagne, welches ihr von Herzog
Matthäus II. von Oberlothringen, dem Bruder ihres verstorbenen ersten Mannes,
Theobald von Oberlothringen, im Rahmen eines Vertrages zwischen dem Herzog
einerseits, und der Gräfin Bianca von Troyes und ihrem Sohn, Graf Theobald von
der Champagne, andererseits übergeben wurde215. Nach Gertruds Tod sollten die
genannten Orte wieder in den Besitz des Herzogs übergehen216. Allerdings bildeten
gewisse Gondreville zugehörige Lehen, die in der Hand Guidos von Planciaco
waren, eine Ausnahme. Sie sollten im Besitz von Graf Theobald von der Cham-
pagne - dem zukünftigen Ehemann der Gertrud - und dessen Mutter Bianca von
Troyes verbleiben217. Da es sich um das Witwengut der Mutter von Herzog
Matthäus handelte, mußte diese natürlich der Vergabe an Gertrud erst zustimmen,
wie aus dem obengenannten Versprechen des Herzogs faciam eis quittari ä
carissima matre mea Ducissa Lotharingice 218 deutlich wird. Nach vorher
getroffenen Vereinbarungen mit Bianca von Troyes und Theobald von der Cham-
pagne219 stimmte die Herzogimnutter dieser Transaktion im Juni 1220 zu220.
214 Siehe dazu ausführlich das Kap. 'Berthold von Teck und das Dagsburger Erbe im Elsaß'.
215 Druck der Urkunde in: Bouquet, Recueil, 18. Bd., S. 695: Nanciacum et Gundrevillam,
quæ eis assignavi pro dotalitio carissinue sororis meœ Gertrudis Comitissæ Metensis et
Damburgensis, quondam Ducissœ Lotharingice, et quiequid in duobus castellis illis et in
castellaniis eorum habebam, tam in domanio quam in feodis, in dominio, in justitia, et in
omnibus modis et commodis, faciam eis quittari à carissima matre mea Ducissa
Lotharingice.
216 Ebda.: Post mortem verö dictce Gertrudisprcedicta duo castella cum omnibus appendiliis
suis, ad me vel ad homines sine contradictione qualibet revertentur.
217 Ebda.: Prceterea omnia feoda ad caslellaniam Gundricurice pertinentia, quee Guido de
Planciaco de me tenebat et de fratre meo tenuit, supradictis B. ei Th. Comiti nato ejus
dedi in perpetuum et quittavi, jure hcereditario possidenda.
218 Ebda.
219 Das Abkommen mit Blanca und Theobald von der Champagne ist gedruckt bei Calmet,
Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 430.
220 Die Verzichtserklärung der Herzogin Agnes ist gedruckt bei ebda., preuves, col. 429.
Von Gondreville ist explizit hierin nicht die Rede. Agnes verzichtet, so ist zu lesen, auf
Nantiacum cum omnibus pertinendis, quod nomine dotalitii possidebam, & quiequid
423
Nach der Scheidung Gertruds von Theobald von der Champagne beanspruchte
dieser weiterhin die Mitgift seiner ehemaligen Frau221, was möglicherweise die
Ursache der kriegerischen Verwicklungen zwischen Theobald von der Champagne
und der Stadt Metz im Jahre 1222 war222. Nach dem Tode Gertruds 1225 ist
Gondreville gemäß den Vertragsbestimmungen wieder an Herzog Matthäus
zurückgefallen, und dieser übergab schließlich Gondreville seiner Gemahlin
Katharine von Limburg zur Ausstattung223.
Grendelbruch
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Ros heim)
Graf Hugo III. raucus schenkte der Abtei Altdorf die Kirche des im Breuschtal
gelegenen Ortes Grendel bruch224 mit Zubehör225 und Zehnten226. Außerdem
gehörte zu der Schenkung Hugos III. der nicht näher umrissene Waldzehnte für den
zu diesem Ort gehörenden Wald227. Grendelbruch ist ebenso wie Baremberg dem
alten Allodialgut der Egisheimer Familie zuzurechnen, das sich um die namentlich
mcht mehr bekannte Burg auf dem sogenannten Burcberck gruppierte228.
habebam ibi in omnibus /nodis & cotrunodis (ebda.). Gondreville wird wohl unter diese
Besitzungen zu subsumieren sein, da Herzog Matthäus auch bezüglich dieses Ortes - und
nicht nur für Nancy - die Zustimmung seiner Mutter benötigte.
221 Vgl. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 2 Bd., Nr. 140, S. 157.
222 Ebda
223 Urkunde von Herzog Matthæus von Lothringen vom September 1225, abgedruckt bei
Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 437: Ego Mathœus Dux
Lothoringiœ & Marchio, universis ad quos prœsens scriptum pervenerit, notum facio,
quod Katherinam filiam Domini Walranni, ducis de Letnboug, & comitis de Iaixembourg,
uxorem meam, dotavi de Castello meo de Bittes, cum appenditiis omnibus, & hominiis, &
de castello Gondreville similiter, cum appenditiis & hominiis, et hœc prœdicta duo
castella cum appenditiis, ei debeo facere valere singulis annis quingentas libras
Metenses. - Regest in Le Mercier deMoriere, Catalogue, Nr. 54, S. 125 f.; vgl.
Taveneaux - Parisse u. a., Histoire, S. 51. Vgl. auch Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 57
und Pfister, Nancy, 1. Bd., S. 128.
224 Clauss, Wörterbuch, S. 403 f.
225 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus cumulavit beneficiis; siquidem ... ecclesiam Grendelbruch cum pertinentiis
suis, zu der Schenkung vgl. auch Sieffert, Altdorf, S 94 f.
226 Hugo raucus schenkte der Abtei den Zehnten der Orte, welche der Länge und Breite nach
um den Burgberg lagen, so die Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994.
Grendelbruch liegt in unmittelbarer Nähe vom Burgberg, Sieffert, Altdorf, S. 94,
identifiziert die Burg auf dem Burgberg unrichtig mit der Burg Girbaden. Zu der Burg
auf dem Burgberg siehe den Art. 'Burcberck'.
227 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 3, S. 994: ... cum banno et decimas ex silva in
Berenbac et Grendelbac, zum Waldzehnt von Grendelbruch vgl. Sieffert, Altdorf, S.
95.
228 Zu der Burg auf dem Burgberg siehe oben den Art. 'Burcberck'.
424
Gries
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Strasbourg-Campagne, Cant. Brumath)
An der Strecke zwischen Brumath und Bischwiller liegt wenige Kilometer westlich
von Bischwiller der Ort Gries229. Hier hatten die Egisheimer Grafen allodiale
Besitzungen, denn wir finden dort den Grafen Guntram hereditarii iuris230 begütert.
Gries ist als Pertinenz von Brumath zu sehen231 und mußte wohl von Guntram in
der Folge des Hochverratsprozesses gegen ihn an König Otto I. abgetreten wer-
den232, der Gries wiederum am 11. August 953 an das Kloster Lorsch233 weitergab.
Guede
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Eine bei Wanze gelegene kultivierte Flur namens Guede war ursprünglich allodialer
Besitz der Grafen von Moha. Sie war zuerst von Graf Albert II. von Dagsburg und
Moha der Zisterze Villers-en-Brabant geschenkt worden und wurde nach der
Stiftung von Val-Notre-Dame durch Albert II. dieser Abtei übertragen234.
Haneffe
(B, Prov. Liège, Arr. Warenmie)
Der nordöstlich von Huy an der Yeme gelegene Ort Haneffe war der Grafschaft
Moha zugehörig235 und ist als Besitzung der Dagsburger Grafen im 12. Jahrhundert
nachzuweisen. So berichtet Jacques de Hemricourt, daß Haneffe die Mitgift der
Schwester Alberts II. von Dagsburg für ihre Ehe mit dem Grafen Theoderich von
Hochstaden gewesen sei236. Diese Aussage des Jacques de Hemricourt findet da-
durch eine Bestätigung, daß Bertha, die Tochter aus der Ehe von Alberts Schwester
mit Theoderich von Hochstaden, im Besitz des Zehnten von Haneffe war, wie uns
eine Urkunde, die Bertha zusammen mit ihrem Gemahl, Eustache von Donmarün,
für die Abtei Aywières ausgestellt hat, belegt237.
229 Siehe Reichsland III, S. 362.
230 DO I 166, S. 247.
231 D O I 166, S. 247; siehe auch Glöckner, Codex I, Nr. 69, S. 352.
232 Siehe dazu Zotz, König Otto I., S. 71-76.
233 D O I 166, S. 247, Zitat siehe oben S. 402 mit Anm. 69; Grandidier, Histoire 1,2, Nr.
274, S. 120, identifiziert den Ort nicht richtig mit „Kriegesheim“ (= Kriegsheim).
234 Urkunde, abgedruckt bei Poncelet, Actes, Nr. 275, S. 256 f. Siehe zu Guede oben den
Art. 'Campial’.
235 Siehe DE Marneffe, Recherches, S. 243 und Karte.
236 Œuvres de Jacques de Hemricourt I, cap. 172, S. 126. ... la terre de Haneffe, en
Hainsbange, qui soloit estre des allouz de Mohaute, tnais elle parvint alle conte de
Hoghestroite de part sa femme, qui fut sereur aile conte Albier de Mohaut, qui assy astoit
contes [de] Dasborghe\ zu der Ehe der Schwester Alberts II. mit Theoderich von
Hochstaden, siehe oben das Kapitel 'Die Gemahlin Theoderichs von Hochstaden'.
237 Druck der Urkunde bei Kurth, Chartes I, Nr. 199, S. 252 f.
425
Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim, Com. Husseren-Les-
Chäteaux)
Ursprünglich war der Egisheimer Burgberg wohl mit nur einer größeren Burganlage
bebaut. Wann sie entstanden ist, läßt sich nicht feststellen. Die Burg wird zuerst in
der Bulle Leos IX. für das Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim aus dem Jahr 1049
erwähnt238. Sie muß jedoch schon früher exisüert haben, da wir aus der von dem
sogenannten Wibert angefertigten Vita Leos IX. erfahren, daß die Eltern Leos IX.
unweit der Burg Egisheim auf ihrem Allod das Kloster Heiligkreuz gestiftet
haben239; ob Bruno/Leo IX. dort geboren ist, läßt sich nicht eindeutig feststellen240.
Mitte des 11. Jahrhunderts war die Burg in der Hand eines einzigen Burgherren,
Graf Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim, wie uns die schon erwähnte Bulle Ix'os
IX. für Heiligkreuz mitteilt24!. Nach dem Tod Heinrichs I. dürfte die Burg unter
dreien seiner Sölme, Gerhard III., Hugo VI. und Albert I., aufgeteilt worden sein,
das legt schon die auf zukünftige Verhältnisse abzielende Formulierung der Bulle
Leos IX. nahe242. Nach dem gewaltsamen Tod Hugos VI. im Jahre 1089 ist dessen
Anteil wahrscheinlich an die Linie Vaudemont gekommen. Hier scheinen diese
beiden Burgen wiederum getrennt weitervererbt worden zu sein, an Ulrich, der sich
nach Egisheim nannte, und an Stephanie, die Friedrich von Pfirt geheiratet hatte.
Nach dem Ableben LUrichs von Egisheim 1143 44 scheint die in seinem Besitz
befindliche Burg ebenfalls an die Pfirter Grafen übergegangen zu sein243.
238 Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, Nr. 207, S. 163 f, Zitat siehe Anm. 241.
239 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 129: Quorum devotionem imitatus Hugo comes
praecipuus et eius devotissitna coniunx, parentes utique praefati domini Brunonis,
coenobium remotae vitae aptissimum construxerunt Woffenheim penes nobile castrum
suum, Egisheim dictum, ex praediorum suorum decimis', vgl. noch ebda., lib. I, cap. 5, S.
131 f.: Ergo quodam aestivo tempore dum ex more cum eis apud nobile castrum,
Eginisheim nuncupatum, inoraretur. Biller u. Metz, Anfänge, S. 28!, setzen in ihrer
Ersterwähnungsliste für Hoh-Egisheim, sich auf Leonis IX vita, lib. I, cap. 5, S. 131 f.,
beziehend, das Datum „vor 1018“; vgl das Regest bei C. Wilsdorf, L.e chäteau de Haut-
Egisheim jusqu'en 1251, in: Revue d'Alsace 106, 1980, Nr. 3, S. 23.
240 Siehe dazu oben S. 47 mit Anm. 246.
241 SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica 1. Bd., Nr. 207, S. 163 f,: ... sed ipsa advocatio, sicut
nunc eam commisi nepoti tneo Heinrico, castrum Egensheim habenti, ita semper dum
vixerit (Zitat, S. 163).
242 Ebda., S. 163: Postquam vero Heinricus nepos meus diem clauserit extremum, ipsi, qui
major est natu, inter possessores castri supradicti, si plures extiterint, advocatia
debeatur, & tunc sit in electione abbatissa: ipsius tui loci (sape memoranda
gloriosissima crux t) tuaque congregationis, quemvis eorum instituere velint, cui non
plus attineat pro advocatia mercede quam quod prafatum est & constitutum est pro
Heinrico. Quod si nemo superstes fuerit hares, tunc non alio, sed ad genus nostra
parentela recurrant, indeque sibi quemcunque propinquiorem velint advocatum
suscipiant, ut semper ipsa advocatia maneat in nostro genere. Daß die Burg nach
Heinrichs I. Tod auch wirklich aufgeteilt wurde, zeigt uns auch der Streit zwischen
Gerhard III. und Hugo VI. um die Vogtei über Heiligkreuz bei Woffenheim; siehe dazu
unten im Kap 'Vogteien' den Art. 'Heiligkreuz bei Woffenheim’.
243 Vgl. Wilsdorf, Le chäteau de Haut-Eguisheim, in: CAF 136e session 1978, S. 158;
siehe dazu oben, das Kap. 'Erbanfall durch den Tod Ulrichs von Egisheim'.
426
Eine tiefgreifende Umgestaltung der gesamten Anlage erfolgte aller Wahrschein-
lichkeit nach ab der Mitte des 12. Jahrhunderts, anscheinend als Folge des egis-
heimischen Erbfalls nach dem Tod Ulrichs. Es entstanden wohl erst zu dieser Zeit
aus der ehemaligen Gesamtanlage Hoh-Egisheim drei abgeschlossene, eigen-
ständige Burgen, von denen nach dem Baubefund die Nordburg die älteste
darstellt244. Sie ist in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts - eine dendro-
chronologische Datierung ergab den Zeitraum von 1147 +/- 10 - als erste der drei
Egisheiiner Burgen entstanden245 und wird in einer Urkunde von 1251 Walhenburg
genannt246. Diese Burg ist als einzige der drei Egisheimer Burgen bis zum Tod
Gertruds von Dagsburg im Jahre 1225 im Besitz der Dagsburger Linie des
Familienverbandes geblieben. Nach dem Ableben Gertruds haben die Pfirter Grafen
die Walhenburg für sich beansprucht. Im Verlauf des Streites um das Dagsburger
Erbe, in dem auch die Staufer Ansprüche an Egisheim geltend machten247, mußten
sie allerdings die Walhenburg, die sie als ihren von der Gräfin Gertrud ererbten
Besitz betrachteten, vom Straßburger Bischof zu Lehen nehmen248.
In späterer Zeit haben sich neben dem Namen Walhenburg für die Nordburg auch
für die zwei anderen Egisheimer Burgen die Namen Dagsburg - die nicht mit der
gleichnamigen Stammburg der Dagsburger Grafen zu verwechseln ist - und Weck-
mund, das wohl eine Verballhornung von Vaudemont darstellt, eingebürgert249.
244 Biller u. Metz, Anfänge, S. 251 ff. u. 274 f.
245 Ebda., S. 253 u. 275.
246 Urkunde, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica, I. Bd., Nr. 544, S. 405 f.; siehe
das Zitat in Anm. 248.
247 Vgl. dazu auch die Formulierung in der Urkunde Kaiser Friedrichs II. vom März 1236, in
der er gegenüber dem Straßburger Bischof ebenfalls auf die Burgen Alt-Thann und
Egisheim verzichtet, in Straßburg, AD BR, G 50: Item pro nobis et heredibus nostris
renunciauimus et remisimus eidem episcopo et ecclesie sue, siquidem ius habebamus in
castris et possessionibus infrascriptis, videlicet Tanne ueteri, Egenesheim, pro parte que
fuit comitis Alberti de Tagesburc.
248 Urkunde, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, Nr. 544, S. 405 f.: Preterea
omni jure, quod nobis competebat, aut competere videbatur, occasione hereditatis de
Tagesburg, in castro Egens heim dicto der Walhenburg cum suis attinendis, videlicet
dem heiligen Crutze & Woffenheim, excepto jure patronatus ecclesie in Wojfenheim,
quod ab antiquo ad nos & nostros pertinebat progenitores, in manus predicti domini
nostri episcopi nomine sue ecclesie Argent, renunciavimus, & presenti carta
renunciamus, duobus castris in eodem colle sitis, que Petrus Melioc & Baldemarus a
nobis possident, a prelibato domino episcopo & ecclesia Argent, nobis & nostris
heredibus in feudum reservatis. Zu den Vorgängen um Egisheim im Verlauf des Streites
um die Dagsburger Erbschaft siehe oben das Kapitel 'Berthold von Teck und das
Dagsburger Erbe im Elsaß'.
249 Siehe die Chronik von Maternus Berler, in: Code historique et diplomatique de la ville de
Strasbourg, tome premier, deuxième partie, Strasbourg 1843, S. 11 f.: Das schlosz
Dreyegenszheim ist mitt dreyen gebuwen fur trefflichen gezirt gewessen. Das aller
schonest hatt geheissen Tageszburg, das ander Walenburg, das dritt Weckmund und das
letslh gebuwen Nellenburg. Bei der Angabe, daß eine weitere - quasi vierte Burg -
existierte, die den Namen Nellenburg trug, handelt es sich um ein Versehen Berlers.
427
Henvilrre
(F, Dep. Moselle, näheres nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel zu 'Hermenwirre*.
Hermenwirre
(F, Dep. Moselle, näheres nicht bestimmbar)
Der heute abgegangene Ort Hermenwirre war ursprünglich Pertinenz der Herrschaft
Türkstein und ging am Ende des 12. Jahrhunderts nach der Erwerbung dieses
Herrschaftskomplexes durch Albert II. von Dagsburg in dessen Besitz über250.
Albert II. hat eine nicht datierte Urkunde ausgestellt, in der er als Lehensherr die
Schenkung von Hermenwirre und des ebenfalls abgegangenen Ortes Varconville
durch seinen Lehensmann Kuno von Türkstein an die Abtei Haute-Seille be-
stätigte251.
Hermenwirre war wahrscheinlich mit dem heute ebenfalls nicht mehr existierenden
Ort Henvilre identisch, denn es ist uns eine Urkunde Kunos von Türkstein über-
liefert, in der dieser unter anderem Henvilre und Varkonville an die Abtei Haute-
Seille übertrug252. Aus der Urkunde Kunos von Türkstein geht auch klar hervor,
daß Albert II. der Lehensherr Kunos für diese Orte war, da er für die Schenkung an
Haute-Seille die Zusümmung Alberts II. benötigte, wie uns die Corroboratio dieser
Urkunde zeigt. Hier wird ausdrücklich darauf lungewiesen, daß jene Schenkung mit
assensu el voluntate Alberts II. geschehen ist und zusätzlich durch die Anbringung
von dessen Siegel bekräf tigt wurde253. Die eingangs genannte Bestätigungsurkunde
Alberts II. nimmt anscheinend auf exakt diese Schenkung Kunos an Haute-Seille
Bezug, denn, obwohl sie nicht alle von Kuno tradierten Orte nennt254, wird neben
Hermenwirre ausdrücklich die Übertragung von Varkonville erwähnt. Es liegt
250 Hermenwirre ist vielleicht mit dem abgegangenen Ort Wilre, ehemals der Gemeinde
Metairies-de-Saint-Quirin zugehörig, identisch, wie Lepage, Les seigneurs, S. 195,
vermutet. Zur Erwerbung von Türkstein siehe den Art. Turquestein/Türkstein'.
251 Original in Nancy, AD M-et-M, H 578, Druck bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 5, S. 185
f.: ... ego Albertus, dei gratia, Metensis comes et de Dasborc, ad pacis tutelam
caritatisque custodiam, dignum duxi significare presentibus et futuris Conononem (sic),
nobilem hominem, quandam terrcun de Warkouile, quam a me tenebat, per tnanum meam
contulisse abbati et fratribus Sancte Marie de Alta Silua, insuper et aliam terram que
Hermenwirre nuncupatur (Zitat nach dem Original).
252 Lepage, Les seigneurs, Nr. 4, S. 184 f.: Eapropter noverint presentes et futuri quod ego
Cono de Turquestay, pro mea et omnium praedecessorum salute, solempni et evidenti
donatione, contuli fratribus Alice Silvce quidquid mei juris erat in alodio de Henvilrre,
terram videlicet cultam et incultam, nec non et silvam inter duas semitas, et usque ad
fluvium Saroam, circa grangiam suam, hinc et inde porrectam, remissa primo et omnino
annihilata calumpnia quam pro eadem terra habueram (Zitat, ebda., S. 184).
253 Ebda.: Igitur, ne quis prcesumat infirmare quce tam fideli devotione firmavimus, praesentis
sigilli munimine et domini Alberti comitis nostri Dasborc, cuius assensu et voluntate id
actum est, testimonio roboramus.
254 So übertrug Kuno von Türkstein an Haute-Seille noch die Zehnten und die Mühle von
Landange (siehe dazu unten, Art. 'Landange') und einen Hof bei Rohencort. Siehe die
Urkunde bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 4, S. 184 f.
428
somit nahe, daß der in Alberts Urkunde Hermenwirre genannte Ort lediglich eine
orthographisch abweichende Form von Henvilrre ist255.
Hermol sheim
(F, Dép. Bas-Rhin, Com. de Mutzig, Arr. Molsheim, Cant. Molsheim)
Albert I. von Dagsburg und sein Bruder, der Touler Großarchidiakon Bruno,
schenken an das Stift St. Gangulf in Toul, dem Bruno gleichzeitig als Propst vor-
steht, Weingüter im elsässischen Hermolsheim, wie wir aus einer Besitzbestätigung
für das Kanonikerstift durch Bischof Pibo von Toul vom 6. Juni 1102 erfahren256.
Hugo VIII. von Dagsburg beruft sich im Jahre 1172 auf diese Schenkung und
erneuert unter Vermittlung der Äbte von Beaupré und Haute-Seille eine
Vereinbarung zwischen dem Dekan Theodericus und den Brüdern von St. Gangolf
einerseits und den Brüdern Walricus und Conradus von Girbaden in dieser Weise,
wonach erstere das einst von Hugos Vorfahren geschenkte Gut an das genannte
Brüderpaar für zwanzig Jahre veqiachten. Über den Besitz dieses Gutes war es in
der Vergangenheit zwischen den Brüdern von St. Gangolf und dem Vater und
Großvater der genannten Brüder schon zu Streitigkeiten gekommen, und Hugo
VIII. hat, sozusagen als Nachkomme des Schenkers, die Verpflichtung
übernommen, eine Lösung der Besitzprobleme herbeizuführen257.
Héron
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe unten den Artikel zu 'Moha'.
Herrenstein
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Saverne, Cant. Bouxwiller, Com. de Neuwiller-les-
Saveme)
Angeblich war die Burg Herrenstein schon im 10. Jahrhundert in den Händen der
Dagsburger Grafen und ist von diesen im Jahre 1005 restauriert worden258.
Herrenstein wird jedoch erst unter Hugo VIII. von Dagsburg, als diesem die
Grafschaft Metz übertragen wurde, als Lehen an die Dagsburger Grafen gekommen
sein. Durch die Quellen ist die Burg als Metzer Bistumslehen in den Händen der
255 Siehe auch Lepage, Les seigneurs, S. 194.
256 Urkunde von Bischof Pibo von Toul: ... apud Hertnoteseim vineas quas dedit Bruno
ejusdem loci prepositus et fr a ter ejus cornes Albertus. Neuester Druck bei Douche,
Actes, Nr. 41, S. 184-188, Zitat, S. 185; älterer Druck bei Calmet, Histoire de Lorraine,
3. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 49-53, mit Datierung 1105; Regest bei Choux, Recherches,
Nr. 86, S. 234 f., dort auch zur Frage der Datierung; vgl. BöNNEN, Toul, S. 274; zu
Hermolsheim siehe auch Clauss, Wörterbuch, S. 462 f. Douche, S. 187, identifiziert
Hertnoteseim unrichtig mit Herbitzheim, zudem bezeichnet sie im Register ebda., S. 376,
Bruno fälschlich als Priester in Herbitzheim.
257 Abschrift in Paris, AN, LL 986, fol. 33 v°. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 2.
258 SoClauss, Wörterbuch, S. 463, ohne Quellenangaben.
429
Dagsburger Grafen explizit für Albert II. von Dagsburg, den Sohn Hugos VIII.,
belegt. Er hat die Burg Herrenstein zusammen mit der Vogtei über Neuweiler in der
undatierten - aber wohl um das Jahr 1204 ausgestellten - Erbschaftsvereinbarung
zwischen ihm und dem Herzog Heinrich von Brabant ausdrücklich aus dem Teil der
Erbmasse herausgelöst, der die Metzer Bistumslehen betrifft, welche Herzog
Heinrich ebenfalls von ihm erhalten sollte, um sie selbst in seiner Verfügungs-
gewalt zu behalten259.
Auch unter der letzten Gräfin von Dagsburg ist die Burg im Besitz dieser Familie
nachzuweisen. So hat sich Gertrud von Dagsburg im Jahre 1224 auf Herrenstein
auf gehalten, wie aus der Actumszeile einer Urkunde dieses Jahres, die sie für die
Abtei Haute-Seille ausgestellt hat, ersichtlich wird260. Nach dem Tod der Gräfin
Gertrud zog der Metzer Bischof Johann von Apremont Herrenstein zusammen mit
anderen erledigten Lehen der Dagsburger ein261. Er baute schließlich im Zuge
seiner Territorialpolitik in diesen Orten die Befestigungsanlagen aus262 263.
Herrlisheim-pres-Colmar/Herlisheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim)
Angeblich schenkte Graf Albert I. von Egisheim um das Jahr 1092 dem
Regularkanonikerstift Marbach unter anderem ein predium quoddam apud
Herlichisheim positum, ad cuius ius perlinet quarta pars patronatus et octava pars
decimarum ecclesie in Herlichishem263. Auch sein Bruder Gerhard und dessen
Gemahlin Richgard gaben ihre Besitzanteile aus dem Herlisheimer Bann an
259 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13; vgl. zur Ersterwähnung von Herrenstein auch J.-M
Rudrauf, Le Herrenstein, in: Pays d'Alsace, 164. Bd., Saveme 1994, S. 25, der jedoch
Albert II. mit Hugo VIII. verwechselt.
260 Urkunde, abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., S. 299 f.: Actum est apud
Herresten anno domini M. CC. XX. ////. (ebda., S. 300). - Regest: Böhmer-Ficker -
Winkelmann V,4, Nr. 10916; Duvernoy, Catalogue, Nr. 338, S. 213. Zur Urkunde
siehe oben den Art. 'Altdorf.
261 Richeri gesta Senoniensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312: Nam
Metensis episcopus Johannes audiens defectum heredum illius comitatus, quedam castra.
scilicet Hernestem et Turquestem..ad ius et proprietatem Metensis episcopi resumpsit
etxaxiit. Bei dem Wort xaxiit dürfte es sich um eine Verschreibung von sacire handeln,
wie schon der Herausgeber der Chronik, Georg Waitz, festgestellt hat, der in der
entsprechenden Anmerkung die Emendation in sasivit vornimmt (ebda., Anm. 9).- Gesta
episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548: Nam idem episcopus
comitatum Metensem et quatuor castra nobilia, Saraborc videlicet, Albam, Truquestein
et Herrestein, quae erant de feodo predicto, cum suis appendiciis adquisivit et Metensi
ecclesie perpetuo contulit possidenda.
262 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 550: Nam in oppido
Saleborc, quod tempore predecessoris sui ardenti desiderio fuerat inchoatum,
munitionibus insignibus, turribus et fossatis et murorum propugnaculis fortissimis
consummavit, et de Alba, de Herrestein et de Drukestein turres et muros in melius
reparavit, novas cisternas profundando.
263 Angebliches Original in Strasbourg, AD BR, G 17 (hiernach das Zitat); die Urkunde ist
abgedruckt bei Grandidier, Histoire 11,2, pièces justificatives, Nr. 507, S. 158. Weiterer
Druck bei Würdtweem, 6. Bd., Nr. 108, S. 254 ff.
430
Marbach, außer dem Teil des Patronates, den Gerhard an das Kloster Heiligkreuz zu
Woffenheim gab und dem Teil, den Baldemar, ein Ministeriale von Gerhards und
Richgards Tochter Heilwig, innehatte264. Die Urkunde selbst ist undatiert, die
Zuordnung in die Zeit um 1092 stammt von Philippe A. Grandidier26^.
Lucien Pfleger hat schon 1936 vermutet, daß es sich bei der Urkunde um eine
Fälschung handelt, da der in der Urkunde vorkommende Terminus ius palronatus
erst ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auftritt266. Pfleger ist sich allerdings
nicht ganz sicher. So schließt er nicht aus, daß die Urkunde echt sei, jedoch aus viel
späterer Zeit stammen könnte267. Medard Barth nennt in seinem 'Handbuch der
elsässischen Kirchen im Mittelalter' die Vermutungen Pflegers, verhält sich dessen
Vorbehalten gegenüber indifferent und meint, die Urkunde sei um das Jahr 1120
ausgestellt worden268.
Es gilt also, eine kritische Prüfung des Falles vorzunehmen. Der Datierungsversuch
Barths kann insofern verworfen werden, da 1120 kein Egisheimer Graf namens
Albert existiert hat, Albert I. ist schon gegen Ende des 11. Jahrhunderts
gestorben269 und Albert II. von Dagsburg noch lange nicht geboren270. Somit bleibt
lediglich Pflegers Behauptung zu prüfen, die Urkunde sei entweder gefälscht oder
wesentlich später entstanden. Falls die Urkunde echt ist, müßte sie demnach viel
später - frühestens in den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts, als der Begriff des
jus patronatus erstmals in den Urkunden auf taucht271 272 - angefertigt worden sein. Die
Urkunde wäre somit von Albert II. von Dagsburg ausgestellt worden, also nach
1178 und vor 1212. Gegen diese Annahme sprechen jedoch gewichtige Gründe. So
fällt zum einen auf, daß der Aussteller der vorliegenden Urkunde sich Albertus
comes in Eginsheim dietus de Muesaß72 nennt. Albert II. wird nun zwar in den
Quellen des öfteren mit Graf von Moha betitelt, jedoch nennt er sich in Urkunden
niemals comes in Eginsheim, und auch von anderen Urkundenausstellem und in
chronikalischen Quellen wird er nie nach Egisheim benannt273. Albert II. wird
entweder als Graf von Dagsburg, Graf von Metz oder Graf von Moha betitelt.
Dieser Umstand, der uns die Urkunde für Marbach verdächtig macht, reicht
264 Ebda.: ... et de banno tantum quantum due partes habent predii, quod fuit Rigarde
comitisse de Eginsheim et mariti eius Gerhardi, cuius patronatus pars data est
monasterio Sancte Crucis Woffinheim pars Baldemaro ministeriali Helewidis comitisse
filie eius.
265 Grandidier, Histoire 11,2, pièces justificatives, Nr. 507, S. 158.
266 L. Pfleger, Die elsässische Pfarrei. Ihre Entstehung und Entwicklung. Ein Beitrag zur
kirchlichen Rechts- und Kulturgeschichte, Straßburg 1936, S. 96, mit Belegen.
267 Pfleger, Pfarrei, S. 96.
268 Barth, Handbuch, 2. Bd., Sp. 553.
269 Zu Albert I. siehe oben, S. 65-68.
270 Zum Geburtstermin Alberts II. siehe oben, S. 110.
271 Siehe PFLEGER, Pfarrei, S. 96; zur Entwicklung des Begriffes lus patronatus siehe P.
Landau, Jus patronatus. Studien zur Entwicklung des Patronats im Dekretalenrecht und
der Kanonistik des 12. und 13. Jahrhunderts, Köln, Wien 1975, besonders S. 8-15.
272 Angebliches Original in Strasbourg, AD BR, G 17.
273 Jedoch wird Albert I. in einer Quelle Graf von Egisheim genannt, siehe Codex
Hirsaugiensis, fol. 32a, S. 30.
431
allerdings noch nicht aus, das vorliegende Dokument als gefälscht zu verwerfen. Es
kommt uns aber eine weitere Quelle zu Hilfe, mittels der wir die für Marbach
ausgestellte Urkunde Alberts eindeutig als Falsifikat ausweisen können. Es handelt
sich um eine Urkunde von Bischof Heinrich I. von Straßburg aus dem Jahre 1188,
in der der Bischof einen schon länger anhängigen Streit, der bereits vor dem Baseler
Bischof verhandelt und schließlich vom Erzbischof von Besançon an den
Straßburger Bischof überwiesen worden war, schlichtet274. Um den vierten Teil des
Patronates und den achten Teil des Kirchenzehnten von Herlisheim war es zwischen
den Kanonikern von Marbach und den Herren von Hattstatt zum Streit gekonunen,
demi die Hattstätter hatten behauptet, die besagten Rechte gehörten zu ihrem
Lehen275. Es ging also, wie leicht zu erkennen ist, bei dem Konflikt276 um
diejenigen Rechte, die Marbach angeblich durch den Grafen Albert geschenkt
worden waren. In der Urkunde des Straßburger Bischofs findet sich nun die
Behauptung, daß die Marbacher Kanoniker ausgesagt hätten, ihnen eigneten die
Patronats- und Zehntrechte an Herlisheim schon länger als sechzig Jahre277,
folglich seit den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts. Diese Aussage kann aber
nur eine Bezugnahme auf die tlbertragung der Rechte von Graf Albert sein. Somit
scheidet Albert II. von Dagsburg selbstverständlich als Schenker der Herlisheiiner
Rechte aus. Zudem hätte der Streit ganz einfach geschlichtet werden können, wenn
Albert II. der Schenker gewesen wäre. Man hätte ihn im Laufe der sich lange
hinziehenden Verhandlungen lediglich zu fragen brauchen, wie sich die Sache demi
wirklich verhalte, denn der Graf war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben. Welcher
Graf Albert kommt nun wirklich als Schenker in Frage? Es hat, wie wir oben schon
festgestellt haben, in den ersten Dekaden des 12. Jahrhunderts keinen Egisheimer
oder Dagsburger Grafen namens Albert gegeben. Ist jedoch Albert I. der Aussteller
der zu untersuchenden Urkunde gewesen, hätten die Marbacher Kanoniker die
besagten Rechte bereits mehr als achtzig Jahre innegehabt. Entweder wird in der
Bischofsurkunde von 1188 die Zeitangabe der Marbacher Kanoniker unscharf
274 Siehe das Zitat in der folgenden Anm.
275 WÜRDTWEIN, 10. Bd., Nr. 49, S. 145-149: ... inter Canonicos ipsius ecclesie [= Stift
Marbach] & milites de Hadistal Wernherum, Cuonradum, Epponem controversia
agitabatur pro quarta parte patronatus, & octava parte decimarum ecclesie Herlisheim,
quam ecclesia Marbacensis LX. annis & amplius in ecclesiam Herlisheim pre/atam
partem patronatus & decimarum juste & quiete possederat; Sed predicli milites in jus
beneficii hec attrahere volebant. Hac igitur causa cum in presentia Episcopi Basileensis
Henrici sepius tractata esset, nec ibi terminari potuisset, tandem ad audientiam
Theoderici Bisuntiensis archiepiscopi per appellationem tractata est. idem vero
archiepiscopus nobis causam eandem audiendam & judicario ordine terminandam
delegavit (Zitat, ebda, S. 145 f); Regest: RegBfeStr. I, Nr. 642, S. 357 f.
276 Zum Konflikt der Herren von Hattstatt mit den Chorherren von Marbach siehe A.
Scherlen, Die Herren von Hattstatt und ihre Besitzungen. Ein Beitrag zur
mittelalterlichen Geschichte Süddeutschlands, Colmar 1908, S. 235-244, neuerdings,
jedoch nur knapp dazu V. Feller-Vest, Die Herren von Hattstatt. Rechtliche,
wirtschaftliche und kulturgeschichtliche Aspekte einer Adelsherrschaft (13. bis 16.
Jahrhundert), Bern, Frankfurt am Main 1982, S. 282.
277 Siehe das Zitat in Anm. 275. Würdtwein, 10. Bd., Nr. 49, S. 145-149. Auf Grund dieser
Aussage wird Medard Barth die Urkunde des Grafen Albert auf 1120 datiert haben (siehe
Anm. 268).
432
wiedergegeben, was durchaus in Urkunden Vorkommen kann, oder die Marbacher
wußten nicht mehr genau, wann sie die Rechte in Herlisheiin erhalten hatten.
Nach der von uns vorgenommenen Untersuchung bleibt eigentlich nur noch die
Schlußfolgerung, daß die angeblich von einem Egisheimer Grafen namens Albert
ausgestellte Urkunde eine Fälschung ist. Die falsche Zeitangabe in der Bischofs-
urkunde und das Faktum, daß der Begriff des ius patronatus in elsässischen Urkun-
den erstmals in den späten achtziger Jahren, nämlich zum ersten Mal ausgerechnet
in der von uns herangezogenen Bischofsurkunde von 1188, niemals jedoch in einer
im 11. Jahrhundert ausgestellten Urkunde vorkommt, lassen eigentlich keine
Zweifel mehr zu. So bleibt lediglich noch zu klären, wann das Falsifikat angefertigt
wurde. Die Fälschung ist ein Ausfluß des Streites zwischen den Marbacher
Kanonikern und den Herren von Hattstatt um das Patronat und die Zehntrechte von
Herlisheim und wurde logischerweise von der Marbacher Partei angefertigt, da nur
Marbach von der angeblichen Schenkung Alberts profitierte. Der Zeitpunkt der
Anfertigung des Falsifikates dürfte also frühestens in den späten achtziger Jahren
während des Streites erfolgt sein. Nicht zuletzt spricht gerade das Vorkommen des
Begriffes ius patronatus auch für diesen terminus post quem. Ob das Falsifikat
letztendlich zum Einsatz kam, bleibt ungeklärt, da aus der Schiedsurkunde von
Bischof Heinrich hervorgeht, daß die Marbacher Kanoniker durch mehrere Zeugen
ihre Anrechte haben beschwören lassen278, von einer zum Beweis vorgelegten
Schenkungsurkunde ist hingegen nirgends die Rede. Dieser Umstand könnte
andererseits jedoch auch ein Hinweis sein, daß das Falsifikat zu dieser Zeit noch
nicht existiert hat, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt des Streites benötigt
wurde, da mit dem Schiedsspruch des Straßburger Bischofs, der den Kanonikern
von Marbach den rechtmäßigen Besitz der Herlisheimer Rechte zusprach279, und
der vom Erzbischof von Besançon bestätigt wurde280, der Streit um diese Rechte
noch lange nicht beendet war, sondern bis zum Jahr 1312 fortgeführt wurde281.
278 Würdtwein, 10. Bd., Nr. 49, S. 145-149: ... itaque prepositus rnarbacensis Bernhardus,
Reinoldus de itenwilre, & fredericus prepositus a Trutenhusen, & Wernherus
Marschalcus & Ruodolfus scultetus, & Wernherus scultetus de Pachinheim, Algotus,
Crapho procedentes in medium quartam pariem decimarum ecclesie Herlisheim
Marbacensis ecclesiae propriam esse juramento p restito comprobaverunt (Zitat, ebda.,
S. 146 f ).
279 Würdtwein, 10. Bd., Nr. 49, S. 145-149: ... Nos itaque in presentia omnium qui
aderant, tam clericorum quam Laicorum, causam ipsam veritate subnixam
confirmavimus & banno Episcopali justitiam marbacensis ecclesie in Ecclesia
Herlisheim pro supra memorata parte patronatus & decimarum roboravimus, &
pretiominatis Episcopis Bisuntiensi & Basiliensi modum geste a nobis rei litteris nostris
significavimus Ipsi vero justitie faventes, & paci ecclesiarum consulere volentes, causam
ipsam, ut a nobis gesta est, approbantes confirmaverunt, & scripti ac sigilli sui
inpressione roboraverunt (Zitat, ebda., S. 147).
280 Würdtwein, 10. Bd., Nr. 50, S 150 f.: Nos quoque ipsius cause veritatem ab eodem
episcopo audientes, & utilitati ecclesie Marbacensis consulere volentes presentis scripti
auctoritate & sigilli nostri impressione eattdem causam confirmavimus (Zitat, ebda, S.
151).
281 Siehe dazu Scherlen, Herren von Hattstatt, S. 235-244; neuerdings, jedoch nur knapp
dazu Feller-Vest, Herren von Hattstatt, S. 282.
433
Unabhängig davon, daß die angebliche Urkunde des Grafen Albert eine Fälschung
ist, können wir behaupten, daß die Dagsburg-Egisheimer Grafen ursprünglich
Rechte in Herlisheim gehabt haben müssen. Wäre dem nicht so gewesen, wären die
Marbacher Kanoniker bei ihrer Behauptung, sie hätten die Rechte von einem
Dagsburg-Egisheimer Grafen übertragen bekommen, ein großes Risiko
eingegangen. Wäre ein anderes Adelsgeschlecht in Besitz der Rechte in Herlisheim
gewesen, dürfte dies sicher nicht verborgen geblieben sein, und es hätte dieses
Adelsgeschlecht seine Rechte gegenüber den Marbachem auch vertreten282. Die
Sache wird sich folglich so verhalten haben, daß die Marbacher Kanoniker wirklich
von einem Grafen von Dagsburg-Egisheim Rechte in Herlisheim übertragen
bekommen hatten, möglicherweise eine dementsprechende Urkunde jedoch
verlorengegangen ist und die Marbacher, als ihnen die Rechte von den Herren von
Hattstatt streitig gemacht wurden, zur Sicherheit das uns heute vorliegende
Falsifikat angefertigt haben.
Zudem können wir noch durch ein weiteres Zeugnis nachweisen, daß die
Egisheimer Grafen Besitzrechte an Herlisheim hatten. In der Notitia bonorum der
Mathilde, Tochter Ludwigs von Mousson-Mömpelgard, für Heiligkreuz bei
Woffenheim werden mehrere Übertragungen von Besitz und Rechten in Herlisheim
durch Mitglieder der Dagsburg-Egisheimer Grafenfamilie genannt, so durch
Hildegard, eine Schwester Leos IX., die für das Seelenheil ihres verstorbenen
Sohnes Ludwig an Heiligkreuz Besitz in Herlisheim schenkte283, und durch einen
Gerhard, der der Abtei eine jährliche Dotation von fünf Solidi in Herlisheim
zukommen ließ284. Bei diesem Gerhard handelt es sich offensichtlich um Gerhard
IV., den Gemahl der Richgard, der angeblich seinen Teil des Patronates an
Herlisheim an das Kloster Heiligkreuz gegeben hat, wie aus der auf Albert I.
gefälschten Urkunde für Marbach hervorgeht285.
I lerzogenbuchsee
(CH, Kant. Bern, Ab. Wangen)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Hesse
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Sarrebourg)
Bei der in der Nähe des lothringischen Sarrebourg gelegenen Abtei Hesse handelt
es sich um eine eberhardinische Familienstiftung auf Eigengut, die wahrscheinlich
durch Graf Eberhard III. oder seinen Sohn Hugo III. raucus vorgenommen
282 Die Herren von Hattstatt hatten keine allodialen Rechte an Herlisheim, sie machten in
dem Streit mit Marbach lediglich ein Lehensrecht geltend, siehe das Zitat in Anm. 275.
283 Schöpflin, Alsatia diplomatica, Nr. 680, S. 477 f.: Ad Herlichesheitn quod comi-
tissa Hiltegardis pro anima filii sui Lodewici comitis nobis tradidit, accipiant (Zitat,
ebda., S. 477).
284 Ebda., S. 477 : ... ad Herlichesheitn, quod Geruardus dedit annuatim vsiclos.
285 Siehe auch Hlawitschka, Grundlagen, S. 55 ff.
434
wurde286. Die Abtei wurde von seiten der Dagsburg-Egisheimer Familie mit reich-
lich Stiftungsgut ausgestattet, wie aus einem Privileg von Papst Leo IX. ersichtlich
wird, das die Besitzungen der Abtei bestätigte287.
Die Abtei war neben Altdorf und Heiligkreuz bei Woffenheim eines der wichtigen
Hausklöster der Familie. Wir wissen ebenfalls aus dem Privileg Leos IX., daß
zumindest ein Familienmitglied namens Gerberga in Hesse Äbtissin war288. Noch
Albert II. von Dagsburg war im Besitz von Rechten und der Vogtei über Hesse289.
Seine Tochter Gertrud trug Hesse im Jahr 1224, zusammen mit anderen Besit-
zungen, dem Bischof von Metz zu Lehen auf290, somit fiel die Abtei nach Gertruds
Tod an das Metzer Bistum291.
Hohenburg (Odilienberg)
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim, Com. de Rosheim)
Auch auf Hohenburg, später Odilienberg genannt, sind Besitzrechte der Egisheimer
Grafen feststellbar, was auf Grund ihrer Abstammung von den Etichonen nicht
verwundert.
So kann man aus einem im frühen 11. Jahrhundert angefertigten Verzeichnis von
Gütern, die der Straßburger Kirche St. Thomas im Laufe der Zeit geschenkt worden
waren, einen Grafen Hugo nachweisen, der in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts
gelebt hat und auf Hohenburg residierte292. In diesem Güterverzeichnis heißt es,
286 Leonis IX vita, lib. I, cap. 1, S. 129: Etenim inter plurima, quae sparsim divinis
distribuerunt templis, duo monasteria instituerunt ex suis praediis, scilicet Hissam in
honore beati Martini pontificis, necnon alterum coenobium veneratione sancti Cyriaci
martyris; zur Stiftung von Hesse siehe oben, S. 189 ff. Zu Hesse siehe Reichsland III, S.
431; vgl. neuerdings Ch. HiEGEL, Domus sancti Laurentii in Hissa prope Sarburgum, in:
Monasticon Windeshemense, hrsg. v. W. Kohl, E. Persoons u. A. G. Weiler, Teil 2:
Deutsches Sprachgebiet, unter Schriftltg. v. K. Scholz, Brüssel 1977, S. 194-197; vgl
K.-H. Debus, Domus sancti Petri apostoli in Hegene, in: ebda., S. 242; vgl auch T. de
Morembert, Hesse, in: DHGE24, Paris 1993, Sp. 281 f.
287 Druck in: Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 287 ff.
288 Ebda., col. 287: ... per eam Serbergce Abbatissce nepti noslrce.
289 Original in Bruxelles, AGR, Chartes de Brabant, n° 9, siehe im Anhang, Urkunde
Nr. 13.
290 Druck der Urkunde bei Marichal, Cartulaire I, Nr. 147, S. 343 f.
291 Urkunde des Metzer Bischofs Jean d'Apremont vom Mai 1225 in Metz, AD Mos., G 152,
Nachtrag 2.
292 Das Güterverzeichnis ist abgedruckt in: Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43 ff.,
Zitat, S. 44; RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.; die Datierung des Verzeichnisses in das
frühe 11. Jahrhundert, die Wiegand vomimmt (ebda., S. 43), Übernehmen auch Biller u.
Metz, Anfänge, S. 247 u. 281, Anm. 1; Wiegand gibt aber in seinem Register
fälschlicherweise an, daß jener Graf Hugo nach 1007 gestorben sei (Wiegand,
Urkundenbuch I, S. 523). Er beruft sich augenscheinlich auf die präsentische Form des
Partizips regnante (Zitat siehe unten, Anm. 293) und zieht daraus wohl den Schluß, daß
Graf Hugo zur Zeit der Erstellung des Güterverzeichnisses, also nach 1007, noch am
Leben gewesen sei. Nun ergibt sich jedoch durch die Erwähnung des Straßburger
Bischofs Richwin, der die in dem Verzeichnis genannten Besitzungen und Rechte von
Graf Hugo erworben und an St. Thomas übertragen hat, eine zeitliche Unstimmigkeit zu
435
daß de Hugone comite Hohenburc regnante dem Bischof Richwin von Straßburg
ein Hof in Kippenheim zusammen mit der Hälfte der Ortskirche und der Ort
Kippenheimweiler geschenkt worden waren293. Dieser Graf Hugo ist aller
Wahrscheinlichkeit nach mit Hugo I. gleichzusetzen294.
Thomas Biller und Bernhard Metz identifizieren die Hohenburg mit dem inneren
Abschnitt der sogenannten 'Heidenmauer' auf dem Odilienberg295 296. Außerdem
relativieren Biller und Metz das im Güterverzeichnis behauptete regnante des
Grafen auf Hohenburg und äußern die durchaus begründete Vermutung, daß die
Hohenburg noch in ottonischer Zeit als sogenannte Fliehburg - auch für den Grafen
- diente und nicht als ständiger Adelswohnsitz fungierte290.
Hohwarth
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. S€lestat, Cant. Ville, Com. de Saint-Pierre-Bois)
Östlich von Ville im Elsaß erstreckt sich die Gemeinde Hohwarth297. Im 12. Jahr-
hundert besaßen die Dagsburg-Egisheimer Grafen dort einen Hof, den Hugo VIII.
von Dagsburg vor 1171298 gegen Zins und Naturalabgaben an die Zisterzienser-
abtei Baumgarten geschenkt hat. Dies erfährt man aus einer Urkunde von Bischof
Rudolf von Straßburg, der im Zusammenhang mit anderen Schenkungen an Baum-
garten jene Schenkung Hugos VIII. von Dagsburg bestätigte299. Auch die Bann-
gewalt im Hohwarther Bann übten die Dagsburger Grafen aus, da sie daraus
Nutzungsrechte an Baumgarten abtraten, was durch selbige Urkunde berichtet
wird300.
der von Wiegand angegebenen angeblichen Lebenszeit Hugos. Denn Richwin war
bekanntlich von 913 bis 933 Straßburger Bischof (siehe RegBfeStr. I, Nm. 121-132, S.
243 ff. Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43, Anm. 2, selbst gibt in einer Anmerkung
zu ebendiesem Gliterverzeichnis die Regierungszeit Richwins unrichtig mit 916-932 an),
was zweifelsfrei eine Festlegung der Lebenszeit jenes Grafen Hugo auf die erste Hälfte
des 10. Jahrhunderts ergibt.
293 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr, 52, S. 43 ff., Zitat, S. 44: ... in vico autem Kippenheim
curtem 1 et dimidiam partem cecclesice ejusdem vici et villulam Langisesuuilare de
Hugone comite Hohenburc regnante prejatus Rihuuinus episcopus conquiserat et
fratribus tradiderat; RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.; siehe auch unten die Art.
'KippenheinV und 'Kippenheimweiler'.
294 Zur Identifizierung dieses Grafen Hugo siehe oben, S. 20; vgl. dazu Keller, Einsiedeln,
S. 15.
295 Biller u. Metz, Anfänge, S. 247, und Lageplan der 'Heidenmauer', ebda., S. 246.
296 Vgl. ebda., S. 247.
297 Clauss, Wörterbuch, S. 491,
298 Zur Diskussion um das Datum der Schenkung siehe oben den Art. 'Burgerith'.
299 Druck der Urkunde bei WÜRDTWEIN, 10. Bd., S. 35-38: Insuper notificandum est, quod
predictus Comes [= Hugo VIII. von Dagsburg] etiam prefato Cenobio curiam de
Hohenwart cum omnibus pertinentiis suis, & totam terram ad eandem pertinentem sub
Censu XIII denariorum & uno obulo, nec non XIIII sextariorum <£ dimidio siliginis &
duabus quartalibus avene absque ulla contradictione omnium hominum concessit (Zitat,
S. 37). - RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f.
300 Würdtwein, 10. Bd., S. 37.
436
Ob die Dagsburg-Egisheimer Grafen noch weitere Besitzungen in Hohwarth hatten,
kann nicht nachgewiesen werden. Hohwarth findet sich unter den Besitzungen des
Straßburger Bistums301 und wurde am 14. 6. 1269 an die Habsburger verlehnt302.
Huccorgne
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe unten den Artikel zu 'Moha'.
Huttenheim/Hüttenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Benfeld)
Der Ort Hüttenheim303, im Elsaß an der Straße zwischen Straßburg und Schlettstadt
südlich Benfeld gelegen, befand sich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts im
Besitz des Grafen Guntram aus der eberhardinisehen Grafenfamilie. Hüttenheim
wurde von König Otto I. im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen Guntram im
Jahre 952 konfisziert304, und der König schenkte den Ort zusammen mit dem
ebenfalls Guntram abgesprochenen Colmar am 14. April 959 an seinen Schwager,
Herzog Rudolf von Burgund305. Herzog Rudolf wiederum gab Hüttenheim als
Schenkung an das Kloster Peterlingen306.
Der Besitz Guntrams in Hüttenheim geht wohl schon auf alten Etichonenbesitz
zurück, denn der Etichone Graf Eberhard, Sohn des Herzogs Adalbert, hat im 8.
Jahrhundert seiner Stiftung, dem Kloster Murbach, Besitz in Hüttenheim geschenkt,
was durch eine zwischen 735 und 737 ausgestellte Urkunde dokumentiert ist307.
Huy
(B, Prov. Liège, Hauptort des Arr.)
In der Stadt Huy, die nicht mehr zur Grafschaft Moha gehörte, sondern den
Hauptort einer eigenen Grafschaft bildete308, werden Rechte und Besitzungen der
Dagsburger durch eine Schenkung deutlich, welche die Gräfin Ermensinde von
301 J. Fritz, Territorium, S. 102 u. 113.
302 Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, Nr. 655, S. 463.
303 Clauss, Wörterbuch, S. 503 f.
304 Siehe oben das Kap. 'Der Prozeß gegen Guntram'.
305 D O I 201, S. 281. Siehe das Zitat auf S. 409 in Anm. 117.
306 D O I 201, S. 280 f,; Bestätigungsurkunden durch Otto II. (D O II 51, S. 60 f.) und
Heinrich II. (DH II 69, S. 85f.).
307 Urkunde Eberhards abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, Nr. 9, S. 8-10,
Zitat, S. 9: ... & in Pago Alsegaugensi loca indominicata nuncupantes, .... Hittenheim,
weiterer Druck bei Trouillat, Monuments 1. Bd., Nr. 35, S. 70-74; zur Echtheit der
Urkunde siehe W. Levison, Kleine Beiträge zu Quellen der fränkischen Geschichte, in:
NA 27, 1902, bes. S. 331-388; die Datierung der Urkunde auf das Jahr 728 kann nicht
stimmen. Zur vermuteten Datierung zwischen 735 und 737 vgl. ebda., S. 384 f.
308 Siehe die Karte bei de Marneffe, Recherches, Karte vor S. 229. Zu den einzelnen
kirchlichen Einrichtungen in Huy siehe den Art. 'Huy' von M.-É. Montulet-Henneau
in: DHGE25, Paris 1995, Sp. 477-485.
437
Moha wohl Anfang des 12. Jahrhunderts vornahm. Sie gab, wahrscheinlich aus
Anhängerschaft zur cluniazensischen Reformbewegung, die Kirche St. Johannis in
Huy mit dem Kirchhof und dem Zehnten an die Abtei St. Peter in Cluny. Von dieser
Schenkung erfahren wir durch die Bestätigungsurkunde von Ennensindes Enkel,
Graf Hugo VIII. von Dagsburg, aus dem Jahre 1154309. Daß es sich dabei um
ehemaligen Besitz der Grafen von Dagsburg und Moha gehandelt hat, der schon
Albert I. von Dagsburg und Moha, dem ersten Ehemann der Ermensinde, gehört
hatte, zeigt die Bestätigung durch deren Enkel an. Anderenfalls hätte, wemi es
Besitz von Ermensindes zweitem Ehemann, dem Grafen Gottfried von Namur,
gewesen wäre, die Bestätigung nur durch den Sohn aus dieser Ehe, Heinrich den
Blinden von Namur, erfolgen können310. Die Schenkung durch Ermensinde dürfte
noch vor ihrer zweiten Eheschließung mit Gottfried von Namur liegen, da in der
Bestätigungsurkunde Hugos VIII. ausdrücklich nur der Dagsburger gedacht wird,
für deren Seelenheil die Schenkung Ermensindes gewesen war.
Ieihol
(F, Dep.Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Schirmeck)
Siehe den Artikel Wisches'.
Ihringen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der östlich von Breisach im Breisgau gelegene Ort Ihringen311 war in der ersten
Hälfte des 10. Jahrhunderts im Besitz des Grafen Guntram312. Der Ort wurde von
König Otto I. im Zusammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen Guntram auf
dem Augsburger Hoftag des Jahres 952 konfisziert313. König Otto I. schenkte
Ihringen am 21. Februar 962 an den Konstanzer Bischof Konrad mit der
Bedingung, daß diese Schenkung nach dessen Tod an die Kanoniker der Konstanzer
Kirche übergehe314.
309 Druck der Urkunde ebda., Nr. 6, S. 263: Hugo Dei gracia cornes musacensis, recognoscit
quod ava sua pie memorie Hermensendis comitissa ecclesiam beati venerabilisque
Joannis, que in Hoio sita est et sui juris erat, cluniacensi ecclesie beati Petri
apostolorum principis cum simiterio suo et décima, pro salute anime sue ac domini
Alberti sponsi sui et predecessorum eius, perpetuo possidendam libéré ac legitime
tradidit; vgl. dazu A. Joris, La ville de Huy au moyen âge. Des origines à la fin du XIVe
siècle, Paris 1959, S. 184, Anm. 238.
310 Graf Heinrich der Blinde von Namur, der Sohn aus der zweiten Ehe der Ermensinde, ist
der Zeitgenosse Hugos VIII., des Enkels, welcher aus der ersten Ehe Ermensindes mit
Albert von Dagsburg und Moha hervorgegangen ist. Der Sohn aus dieser Ehe, Hugo VII.
von Dagsburg und Moha, ist schon im Jahre 1123 gestorben. Zu den genealogischen
Zusammenhängen siehe oben, S. 69-72., 78-82 und 92-%.
311 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 1085 ff.
312 DO 1,236.
313 Zum Augsburger Hof tag vom August 952 siehe oben, S. 177-183.
314 D O i 236, S. 327 f. Siehe die Zitate auf S. 405 in den Anm. 93 u. 94.
438
111 ki r ch - Graffen s taden/ Illki rch
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Strasbourg-Campagne, Hauptort des Cant.)
Illkirch ist wahrscheinlich alter Etichonenbesitz315. So hat die aus dem Eticho-
nengeschlecht stammende Hl. Odilia dem Kloster Ebersheimmünster drei Mansen
mit Höfen und Fischrechten geschenkt, wenn man dem Chronicon Ebersheiinense
glauben darf316. In Illkirch waren ebenfalls die Abtei Hohenburg317 und das
Straßburger St, Stephanstift318 begütert.
Die Nachkommen der Etichonen, die älteren Egisheimer Grafen, die auch als
Eberhardiner betitelt werden, hatten ebenfalls noch Güter in Illkirch. Der Straß-
burger Bischof Richwin hat von diesen Gütern zwischen 913 und 933319 von dem
Grafen Eberhard sechs Mansen erworben, die dann vom Bischof an das Straßburger
Stift St. Thomas weitergeschenkt wurden. Dies erfährt man aus einem um 1007
entstandenen Güterverzeichnis für St. Thomas320. Aus diesem Güterverzeichnis
geht weiterhin hervor, daß während des Episkopats des Straßburger Bischofs
Ruthart, also zwischen 933 und 950321, der Kleriker und Eremit Eberhard,
möglicherweise ein naher Verwandter des Grafen Eberhard322, auch in Illkirch
Besitzungen hatte. Er übertrug zweieinhalb Mansen aus dieser Gemarkung eben-
falls an St. Thomas323. In späterer Zeit läßt sich egisheimischer Besitz in Illkirch
nicht melir nachweisen.
315 Clauss, Wörterbuch, S. 513.
316 Chronicon Ebersheimense, MGH SS XXIII, S. 438..Dedit [= St. Odilia] itaque predicto
monasterio ... in Illechilechen tres mansus cum curtibus suis et piscationibus, vgl.
Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 76, S. 31 f. „Legendenhaft“ nennt Bruckner den ganzen
Passus (ebda.).
317 Bulle Leos IX., abgedruckt bei SchÖpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 209, S. 166 f.; vgl.
Clauss, Wörterbuch, S. 513.
3,8 Clauss, Wörterbuch, S. 513.
319 Bischof Richwin hatte den Straßburger Bischofssitz zwischen 913 und 933 inne. Siehe
dazu RegBfeStr. I, Nm. 121-132, S. 243 ff.
320 Druck des Güterverzeichnisses in: Wiegand, Urkundenbuch 1, Nr. 52, S. 43 ff.: ...
Rihuuinus ejusdem apostolicce cathedrce episcopus ... in Illachirecha marcha mansas 6,
quas ad Eburharttum comitem emerat, pro remedio sue anime fratribus ad annonam
tradita sunt (Zitat, S. 43 f.). - RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.; in diesem Güterverzeichnis
wird noch ein weiteres Mitglied der Egisheimer Grafenfamilie als Schenker - allerdings
nicht von Besitzungen in Illkirch - genannt, nämlich ein Graf Hugo, siehe dazu unten die
Art. 'Kippenheim' und 'Kippenheimweiler'.
321 Ruthart hatte den Straßburger Bischofssitz zwischen 933 und 950 inne. Siehe dazu
RegBfeStr. I, Nm. 133-139, S. 245 f.
322 Siehe dazu Keller, Einsiedeln, S. 14 ff ; zu den Verwandtschaftsverhältnissen siehe
oben, S. 21-24.
323 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 44: ... quidam Eburharttus clericus et heremita in
predicta marcha Illechirecha mansas 2 et dimidiam pro remedio suce anime fratribus
sancti Thotme penitus et annonam tradiderat.
439
Inglange/Inglingen
(F, Dep. Moselle, Arr. Thionville-Est, Cant. Metzervisse)
Aus der Bulle Leos IX. für die Abtei Hesse erfährt man, daß Graf Hugo V., seine
Gemahlin Mathilde und beider Sohn Heinrich der Abtei Hesse die Kirche in
Inglingen324, das westlich von Thionville liegt, geschenkt haben325.
Java
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe unten den Artikel 'Moha'.
Kenzingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der wenige Kilometer nördlich von Riegel gelegene breisgauische Ort Ken-
zingen326 war Pertinenz des Hofes Riegel327. Kenzingen hatte in der ersten Hälfte
des 10. Jahrhunderts der eberhardinische Graf Guntram in seiner Hand328. Im
Zusammenhang mit dem Prozeß gegen diesen Grafen329 wurde Kenzingen
Guntram im Jahre 952 von König Otto I. abgesprochen und an das Kloster
Einsiedeln weitergegeben, wie man aus einem am 17. Juni 1004 in Zürich
ausgestellten Bestätigungsdiplom Heinrichs II. erfährt330.
Kippenheim
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Ortenaukreis)
In dem badischen Dorf Kippenheim331 bei Eppenheim hatten die Egisheimer
Grafen in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts Besitzungen. Von einem Grafen
Hugo aus dieser Familie, der in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts auf Hohen-
burg residierte332, erwarb der Straßburger Bischof Richwin333 in Kippenheim einen
324 siehe Reichsland III, S. 483.
325 Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 289: Ecclesia Igolingen,
cum conductu & villa ex tolo, data per manus Mathildis dilectce uxoris fratris nostri
Hugonis prcedicti, & filii ejus Henrici. Die Echtheit des Privilegs für Hesse wird von
PARISSE, La noblesse Lorraine, S. 129, angezweifelt.
326 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 1139-1149; zur Lage siehe die Karte bei Geuenich,
Graf Guntram, S. 11.
327 D H II 77; vgl. dazu auch Liber Heremi, S. 109; siehe dazu Kläui, Untersuchungen,
S. 92 f.
328 DH II 77.
329 Siehe dazu oben, S. 177-183.
330 D H II 77, S. 98. Siehe das Zitat auf S. 408 in Anm. 111.
331 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 1166-1168; siehe auch RegBfeStr. I, Register, S. 400.
332 Biller u. Metz, Anfänge, S. 247 ff.; wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Grafen
um Hugo I.; vgl. dazu Keller, Einsiedeln, S. 15; zu Hugo und seiner genealogischen
Einordnung siehe den Art. 'Hohenburg' u. oben S. 20 f.
333 Richwin war von 913 bis 933 Bischof von Straßburg, siehe dazu RegBfeStr. I, Nrn. 121-
132, S. 243 ff. Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43, Anm. 2, selbst gibt in einer
440
Hof und einen Teil der Kirche, wie aus einem Verzeichnis von Gütern des Stiftes
St. Thomas in Straßburg aus dem frühen 11. Jahrhundert hervorgeht334. Richwin
gab dann diese Erwerbung an das Straßburger Stift St. Thomas weiter335.
Kippenheim weder (Langisesuuilare)
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Ortenaukreis)
Im Zusammenhang mit dem Erwerb von Kippenheim durch den Straßburger
Bischof Richwin erlangte der Bischof auch eine villulam Langisesuuilare de
Hugone cornite Hohenburc regnante336, das Richwin ebenfalls wie Kippenheim
dem Straßburger St. Thomas-Stift weitergab337. Die Identifizierung von
Langisesuuilare bereitet indes Schwierigkeiten. Ein Ort dieses Namens ist sonst
nicht nachzuweisen, es dürfte sich aber wahrscheinlich um den kleinen Ort
Kippenheimweiler, unweit von Kippenheim, südlich von Lahr handeln, wie Paul
Wentzcke338 und Albert Krieger339 vermuten.
Kirchzarten
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der wenige Kilometer östlich von Freiburg im Breisgau gelegene Ort Kirch-
zarten340 zählte ebenso wie das Kirchzarten gegenüberliegende Unter-Birken341 in
der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zu den Besitzungen des Grafen Guntram342
und bildete eine Pertinenz des Hofes Riegel343. Riegel und seine Perünenzen waren
auf dem Augsburger Hoftag des Jahres 952 von Otto I. im Zusammenhang mit dem
Hochverratsprozeß gegen Guntram diesem Grafen abgesprochen und vom König an
das Kloster Einsiedeln weitergegeben worden344. Eine über die Schenkung des
Hofes Riegel samt Pertinenzen an Einsiedeln Auskunft gebende Urkunde Ottos I.
hat sich zwar nicht erhalten, wir erfahren aber von dieser Schenkung durch das
Anmerkung zu eben diesem Güterverzeichnis die Regierungszeit Richwins unrichtig mit
916-932 an.
334 Das Güterverzeichnis ist abgedruckt in: Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43 ff.: ...
in vico autem Kippenheim curtem 1 et dimidiam partem cecclesice ejusdem vici ...de
Hugone cornite Hohenburc regnante prefatus Rihuuinus episcopus conquiserat et
fratribus tradiderat (ebda., S. 44); RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.
335 Siehe das Zitat in Anm. 334.
336 Ebda., Nr. 52, S. 43 ff., Zitat, S. 44; RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.; siehe auch oben,
S. 20.
337 Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 52, S. 43 ff.
338 RegBfStr. I, Register, S. 400.
339 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd„ Sp. 1168.
340 Ebda., Sp. 1179-1182.
341 Siehe den Art.'Unter-Birken'.
342 Siehe Geuenich, Graf Guntram, S. 13 u. Karte, S. 11.
343 Dies ergibt sich aus den Annalen des Gilg Tschudi (Liber Heremi, S. 109); siehe dazu
Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.; vgl. neuerdings Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
344 Daß Riegel aus den ehemaligen Besitzungen Guntrams stammt, erfahren wir aus D H II
77; dazu und zur Schenkung von Riegel an Einsiedeln siehe unten den Art. 'Riegel'.
441
Diplom Ottos II. für Einsiedeln, in dem er die Besitzungen Einsiedelns bestätigt und
den Ort Kirchzarten namentlich anführt345.
Kolmont
(B, Prov. Limbourg, Arr. Tongres)
Die Dagsburger Grafen haben in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Erban-
sprüche auf den heute nicht mehr vorhandenen, nördlich von Tongeren gelegenen
Ort Kolmont und die nur noch als Ruine existierende gleichnamige Burg346
erhoben. Kolmont bildete zusammen mit Bilzen einen Besitzkomplex, der den
Anlaß für die militärische Auseinandersetzung gab, die die Brüder Hugo und Albert
II. von Dagsburg mit dem Grafen von Loon am Anfang der siebziger Jahre des 12.
Jahrhunderts hatten347. Möglicherweise haben die Dagsburger Grafen diese
Besitzansprüche über Gertrud, die Gemahlin Hugos VII., abgeleitet348.
Kolmont ist jedenfalls - ebenso wie Bilzen - im 14. Jahrhundert im Besitz der
Grafen von Loon nachweisbar349. Wann Kolmont in den Besitz der Grafen von
Loon gekommen ist, ob schon im 12. Jahrhundert oder erst beim Tode Alberts II.,
läßt sich heute nicht mehr feststellen350.
Krautergersheim
(F, Döp. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Obemai)
Hugo III. raucus hat die Abtei Altdorf unter anderem mit einem Hof namens
Ergersheim nebst Zubehör ausgestattet351. Das nördlich von Molsheim gelegene
Ergersheim ist aber wohl nicht gemeint, da dies bischöflich-straßburgischer Besitz
war352. Es kann sich also bei der Schenkung des Hugo raucus nur um den heute
Krautergersheim genannten Ort353 gehandelt haben, der südöstlich von Molsheim
liegt. Für diese Identifizierung spricht auch, daß in der Quelle im Satzzusammen-
345 D O II 24, S. 33 f., Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis ... Zarda, ... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
346 Zur Burg Kolmont siehe C.-Th. F. M. de Borman, Histoire du château de Colmont,
Liège 1862; zur Lage von Kolmont siehe die Karte 7 u. die Karte bei Baerten, Het
graafschap Loon, S. 9.
347 Gesta abbatum Trudonensium, MGH SS X, S. 358.
348 Zu Gertrud siehe oben, S. 82-88.
349 Zu Kolmont siehe de Borman, Le livre, S. 12, 18, 21, 24, 30, 81, 96, 100, 201, 236 f,
242 u. 245; siehe oben den Art. 'Bilzen'.
350 Siehe Baerten, Agnès de Metz, S. 57-64; Ders., De aanchechting, S. 54-63; Ders., Het
graafschap Loon, S. 48-53; zu der Problematik siehe oben, den Art. 'Bilzen'.
351 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus cumulavit beneficiis; siquidem ... curiam Ergersheim et Meistersheim cum
pertinentiis suis, vgl. Sieffert, Altdorf, S. 95.
352 RegBfeStr. I, Nr. 130, S. 244 f.; vgl. auch J Fritz, Territorium, S. 27, und Clauss,
Wörterbuch, S. 324 f.
353 Clauss, Wörterbuch, S. 574 f.
442
hang die Schenkung zusammen mit der Schenkung eines Hofes in dem Krauter-
gersheim benachbarten Meistratzheim genannt wird354.
Lainalle
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Die im heutigen Belgien nördlich von Bas-Oha gelegene Flur namens Lamalle war
im Mittelalter der Grafschaft Moha zuzurechnen355. Es werden in Urkunden von
Graf Hugo VIII. von Dagsburg und Moha zwei Ministerialen erwähnt, die sich nach
dieser Rur nannten. So wird in einer im Jahre 1146 von Hugo VIII. für das am
Westufer der Maas unweit von Amay gelegene Augustinerchorherren-Stift Rone
ausgestellten Urkunde in der Zeugenreihe ein Warnerus de Iximallia genannt, der
zurfamilia musacensi gehörte356. In einer weiteren Urkunde Hugos VIII. aus dem
Jahr 1154 fungiert ein Rogerus de Lamala als Zeuge357.
Lamontzée
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Die im heutigen Belgien an der Straße zwischen Moha und Wasseiges gelegene
Gemeinde Lamontzée war Teil der ehemaligen Grafschaft Moha358. Wir können
Besitzrechte der Grafen von Moha daran erkennen, daß aus der familia von Moha
ein Gerardus de Alemonzees in einer Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg und
Moha aus dem Jahre 1154 in der Zeugenreihe erscheint359.
Landange/Landingen
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Lorquin)
Der der Herrschaft Türkstein zugehörende Ort Landange/Landingen360 gelangte in
den Besitz Alberts II. von Dagsburg im Zusammenhang mit der Erwerbung der
Herrschaft Türkstein am Ende des 12. Jahrhunderts361. Die Rechtsverhältnisse
werden aus einer Urkunde Kunos von Türkstein deutlich, in der dieser die Schen-
kung verschiedener Güter an die Abtei Haute-Seille beurkundete362. Kuno von
Türkstein übereignete hierin der Abtei Haute-Seille den Zehnten von Landange und
354 Siehe das Zitat, Anm. 351.
355 Siehe im Anhang, Karte Nr. 6; vgl. deMarneffe, Recherches, S. 240 mit der dort
bei gegebenen Karte.
356 Original der Urkunde in Huy, AEH, abbaye de Rone, boite de chartes 1, n° 13; Druck bei
DE MARNEFFE, Recherches, Nr. 4, S. 260 f.
357 Druck bei deMarneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263: De familia:... Rogerus de Lcunala.
358 Siehe ebda., S. 240 u. die dort bei gegebene Karte.
359 Druck bei ebda, Nr. 6, S. 263: De familia:... Gerardus de Alemonzees.
360 Reichsland III, S. 550.
361 Siehe den Art. Turquestein/Türkstein'.
362 Die Urkunde ist abgedruckt in Lepage, Les seigneurs, Nr. 4, S. 184 f.
443
eine Mühle in diesem Ort, die er selbst erbaut hatte363. Daß Kuno in einem
Lehens Verhältnis zu Albert II. bezüglich dieser Besitzungen stand, wird deutlich
beim Betrachten der Corroboratio dieser Urkunde. Hier wird ausdrücklich darauf
hingewiesen, daß diese Schenkung mit dem Willen Alberts II. geschehen ist und
durch die Anbringung von dessen Siegel bekräftigt wurde364. Dieser Siegelbefehl
und die Formulierung cuius assensu et voluntate id actum esl weisen Albert II.
eindeuüg als den bisherigen Eigentümer dieses Ortes aus, welcher durch die
Schenkung Kunos von Türkstein an Haute-Seille gekommen ist - sicherlich mit dem
vollen Einverständnis des Dagsburger Grafen, bedenkt man dessen Beziehungen zu
dieser Abtei.
Langenthal
(CH, Kant. Bern, Ab. Aarwangen)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Langisesuuilare
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Ortenaukreis)
Siehe den Artikel zu TCippenheimweiler'.
Langle
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Eine Mühle von Langle gehörte zu den Gütern, die 1210 von Albert II. von
Dagsburg der Abtei Val-Notre-Dame überlassen wurde365. Sie ist heute nicht mehr
lokalisierbar, war aber sicher an dem Ufer der Mehaigne errichtet worden und ist
möglicherweise in der Umgebung von Wanze, unmittelbar bei Huy gelegen, zu
suchen366.
Latinne
(B, Prov. Liège, Arr. Waremme)
Der an der Mehaigne, im heutigen Belgien gelegene Ort Latinne gehört zur
Grafschaft Moha. Wir erfahren aus der Gründungs urkunde für das Kloster Val-
Notre-Dame im Jahre 1210, daß Albert II. von Dagsburg in diesem Ort Rechte
besaß. So stattete Albert II. seine Süftung unter anderem mit einer Mühle bei
365 Ebda., S. 184: Deinde decimas meas de Landenges et molendinum quod ipse mihi inibi
propriis construxi impensis, ea libertate et securitate qua hactenus ego possedi, et ipsi
possideant.
364 Ebda., S. 185: Igitur, ne quis prcesumat infirmare quce tam fideli devotione firmavimus,
praesentis sigilli munimine et domini Alberti comitis nostri Dasborc, cuius assensu et
voluntate id actum est, testimonio roboramus.
365 Original in Huy, AEH, l'abbaye du Val-Notre-Dame, boTte de chartes 1, n° 1. Siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 14.
366 Freundliche Mitteilung von Herrn Pierre Bauwens, Archives de l'Etat ä Huy.
444
Latinne aus367. Bischof Hugo von Lüttich hat diese Stiftung und die Schenkungen
Alberts, darunter auch dieser Mühle, ein Jahr später bestätigt368.
Laubenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim, Com. de Mollkirch)
Alter dagsburg-egisheimischer Besitz findet sich in dem östlich von der Burg
Girbaden gelegenen Weiler Laubenheim. Von diesem Besitz erfahren wir durch
eine Urkunde aus dem Jahre 1137, in der berichtet wird, daß der Onkel Hugos VII.,
der Arclüdiakon Bruno von Toul, dort eine Kapelle hatte errichten lassen, welche
später Graf Hugo VII. von Dagsburg und Moha der Abtei Lüders schenkte369. Man
erfährt weiter, daß die Gräfin Gertrud, die Witwe Hugos VII., und deren Sohn,
Hugo VIII., schließlich im Jahre 1137 die Schenkung im Beisein des Straßburger
Bischofs bestätigten und um 30 jugera, wohl auch bei Laubenheim gelegen,
vermehrten und zusätzlich noch einen Hörigen namens Albert und dessen zwei
Schwestern dem Altar der Kapelle übergaben370.
Darüber hinaus findet Laubenheim im Zusammenhang mit dagsburg-egis-
heimischem Besitz keine weitere urkundliche Erwähnung. Da Laubenheim
vermutlich Girbaden zugehörte, wird es nach 1225, bei der Regelung der Dagsburg-
Egisheimer Erbschaft, an das Straßburger Bistum gefallen sein371.
Lavoir
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe den Artikel zu 'Moha'.
Leimiswil
(CH, Kant. Bern, Ab. Aarwangen)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
367 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
368 Poncelbt, Actes, Nr. 95, S. 99.
369 Die Urkunde ist abgedruckt bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 96-98: Notum sit..., quod
Hugo comes ... dedit et in perpetuum habere concessit Ecclesiae Sanctae Dei gentricis
Mariae et Sancti Deicoli de laitra, et monachis inibi servitio Dei vacantibus capellam
juxta Girbadum apud Lobias sitam ob remedium animae suae et patris sui scilicet Alberti
comitis et avunculi sui Brunonis archidiaconi Tullensis et omnium antecessorum suorum,
qui Bruno praefatam Capellam ... construxit (Zitat, S. % f.). - RegBfeStr. I, Nr. 462, S.
322.
370 Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 97: ...filius autem ipsius puer Hugo videlicet et mater
sua Gertrudis Cotnilissa ad eundem locum cum praesule Gebehardo egregie memorie
viro venientes, incepto dedicationis officio, donationem prius factam legitime
confirmaverunt, insuper et ecclesiae dotem per triginta jugera pro signo confinnationis
auxerunt, et Alber tum et duas sorores suas ad altare dederunt.
371 Clauss, Wörterbuch, S. 593 f. - J. Fritz, Territorium, S. 28.
445
Lesse
(F, Dép, Moselle, Arr. Château-Salins, Cant, Delme)
Ein Gilo, Herr von Thicourt, sein Bruder Wiricus, deren Schwager Anselmus und
der Vogt Evrardus schenken zusammen der Abtei Heiligkreuz vor Metz ein
Landgut, das sich zwischen Lesse und Marthille erstreckt. Sie benötigen für diese
Schenkung die Zustimmung ihrer Erben und diejenige Hugos VIII. von Dags-
burg372. Dies kann eigentlich nur bedeuten, daß Gilo und seine Familie Vasallen
des Dagsburger Grafen waren und dieses Landgut von ihm zu Lehen hatten.
Daß bei der Besitzübertragung auch nicht näher bestimmbare Rechte des
lothringischen Herzogs Matthäus an dem Landgut tangiert waren, zeigt der
Umstand, daß neben Hugo VIII. und dem Vogt Everardus auch der Herzog seine
Zustimmung erteilen mußte, wie uns übereinstimmend die Besitzbestätigungs-
urkunden von Bischof Stephan von Metz, Erzbischof Hillin von Trier und Papst
Alexander III. für die Abtei mitteilen373. Daß der Dagsburger Graf das Landstück
vom lothringischen Herzog zu Lehen hatte, läßt sich aus diesem Umstand jedoch
nicht schließen, sonst hätte ja bereits in der Urkunde des Gilo die Zustimmung des
Herzogs erwähnt werden müssen. Das Landgut lag jedenfalls in eodem territorio
wie ein von Gerhard von Mousson an Heiligkreuz gegebener Anteil eines
372 Druck der Urkunde bei B. Cardona Prats, Cartulaire de l'Abbaye de Sainte-Croix-
devant-Metz (1137/1158-1228), Nancy 1975, Nr. 2, S. 21 f.: ... ego Gilo, dominus de
Thehecourt, notum jacio tam praesentibus quam juturis quod ego et Wiricus jrater meus
et Anselmus sororius noster et Evrardus advocatus omnia quaecumque a summitate
montis, qui est versus Laces, usque ad summitatem, qui est versus Thil, in proprios usus
possidebamus, ecclesiae sanctae Crucis dona eleemosinae liberae et assensu haeredum
nostrorum et Hugonis comitis de Dasbourc contulimus (Zitat, ebda., S. 21 ).
373 Urkunde von Bischof Stephan von Metz, undatiert, abgedruckt bei Parisse, Actes, 2ème
Série, I,B, Etienne de Bar, Nr. 106, S. 234-238: Similiter etiam Gerardus de Montons pro
salute anime sue dedit suam portionem Terram etiam de sancti Petri Fonte quam per
manum nostram Matheus dux et marchio Lotharingorum, assensu comitis Sigiberti de
Alsacia et assensu Cononis de Mauber et Cononis de Cruhenges et Andree et Richardi
jratrum de Mosterul et Arnulfi dapijeri et heredum suorum et omnium qui aliquid juris
ibi habere videbantur, quia unus post alium in jeodo tenebant, libere vobis in perpetuum
tradidit possidendam. Similiter in eodem territorio Wiricus et Gilo jrater ejus et
Anselmus sororius eorum, assensu comitis Hugonis de Dasburch et assensu Euerardi
advocati et supradicti ducis dederunt vobis quicquid a summitate montis qui est versus
Laces usque ad alium montem qui est versus Til, in proprios usus tenebant et quicquid a
rusticis adquirere poteriti. Insuper per totum bannum de Laces usum animalium
vestrorum in vacuis pascuis. M Parisse (ebda.) datiert die Urkunde in das Jahr 1161.
Weiterer Druck der Urkunde bei Cardona Prats, Cartulaire, Nr. 4, S. 30-35. - Urkunde
von Erzbischof Hillin von Trier, 1162, Original in Metz, AM, GG 261, Nr. 5.
Unvollständiger Druck der Urkunde mit Lesefehlern bei v. Hontheim, Historia, 1. Bd.,
Nr. 410, S. 596 ff. Neuerer Druck bei Cardona Prats, Cartulaire, Nr. 5, S. 36-41, die
jedoch zum großen Teil die Lesefehler von Hontheim übernimmt, so wurde z. B. aus dem
originalen assensu Euerardi advocati et supradicti ducis, bei beiden Drucken ein assensu
Gerardi advocati supradicti ducis, was natürlich - abgesehen von der falschen
Namenswiedergabe - einen gänzlich anderen Sinn ergibt. Kurzregest ohne Angabe von
Einzelheiten bei Goerz, Regesten der Erzbischöfe zu Trier, ad 1162, S. 22 - Urkunde
von Papst Alexander III. vom 7. Juli 1181, abgedruckt bei Cardona Prats, Cartulaire,
Nr. 12, S. 55-61.
446
Landgutes, das als Sancti Petri Fons bezeichnet wurde, an dem der Herzog
ursprünglich ebenfalls Rechte besaß374.
Liel
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Lörrach)
Der im Breisgau an der Straße von Frei bürg nach Basel bei Schliengen gelegene Ort
Liel375 befand sich im Besitz des Grafen Guntram. Möglicherweise war Liel von
Guntram okkupiertes Reichsgut, eine genaue Bestimmung der rechtlichen
Besitzlage kann allerdings nicht durchgeführt werden376. Der Ort wurde jedenfalls
von König Otto I. im Zusammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen Guntram,
der wohl vom 7. bis 8. August 952 auf dem Augsburger Hoftag stattfand377, dem
Grafen abgesprochen. Der König schenkte Liel am 9. August 952, also unmittelbar
nach der Konfiskation, an das Kloster Einsiedeln378.
Ob Liel zu den Pertinenzen des ehemaligen Königshofes Riegel zählte, wie bei Gilg
Tschudi erwähnt379, muß fraglich bleibcn380.
Long w y
(F, Dép. Meurthe-et-Moselle, Arr. Briey, Hauptort des Gant.)
Die im Norden Lothringens an der Grenze zum heutigen Großherzogtum
Luxemburg liegende Stadt Longwy381 war im 11. Jahrhundert in luxemburgischem
Besitz und wurde wahrscheinlich als Heiratsgut der Gräfin Ermensinde von
374 Siehe das Zitat in der vorigen Anm. Es sei darauf hingewiesen, daß die Urkunden Hillins
von Trier und Alexanders III. gegenüber derjenigen von Stephan von Metz in einem
entscheidenden Punkt abweichen. Während in der Urkunde Stephans von Metz ein
Gerhard von Mousson als Schenker eines Teiles der Terra Sancti Petri Fons genannt
wird, fehlt diese Aussage in den beiden anderen Urkunden. Dort werden lediglich der
Herzog und die übrigen in der Stephan-Urkunde genannten Lehensnehmer als Schenker
genannt (Quellennachweise siehe vorige Anm.). Es ist jedoch der auch in anderen
Punkten mehr differenzierenden Urkunde Stephans von Metz der Vorzug zu geben.
375 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 72 f.
376 Vgl. auch H. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 160 f.
377 Zum Augsburger Hof tag und dem Prozeß gegen Guntram siehe oben, S. 177-183.
378 D O I 155, S. 237: Noverint .... qualiter nos ... concedimus atque offerimus ecclesiae
sancte dei genitricis Mariae que constructa est in loco qui dicitur Meginratescella, et ibi
deo servientibus heremitis quendarn locum Lielahe nominatum qui nobis de raebus
Gundrammi populari iudicio in regia rectaque venit vestituram, cum omnibus utensiliis
ad eundem predictum locum pertinentibus, mobilibus et inmobilibus quesitis et
inquirendis agris pratis vinetis et mancipiis, ea videlicet ratione quatenus servi dei in
loco prelibato conversantes iam predictum predium quod constat esse in pago
Brischguue in comitatu filii nostri Liutolfi, per succedentia temporum curricula secure et
quiete fruantur, omnium hominum contradictione retnota. - Vgl. zur Schenkung von Liel
an Einsiedeln J. A. Kraus, Geschichte, S. 542, neuerdings auch Salzgeber,
Land Schenkungen, S. 248.
379 Liber Heremi, S. 402 f.; vgl. ebda., S. 407.
380 Vgl. Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
381 Reichsland 111, S. 588.
447
Luxemburg in ihre erste Ehe mit Graf Albert I. von Dagsburg-Egisheim einge-
bracht382.
Daß Graf Albert I. von Dagsburg im Besitz Longwys war, zeigt nicht nur der
Umstand an, daß er sich auch als Graf von Longwy betitelte383, sondern ebenso
eine Schenkung vom 10. Mai des Jahres 1096, in der Albert der Abtei St. Vanne bei
Verdun zusätzlich zu den beiden Kirchen in Mont-St-Martin und in Villers-la-
Montagne auch eine Kapelle in Longwy übertrug384. Diese Schenkung wurde
schließlich um 1124 von seiner Witwe Ermensinde, welche inzwischen mit Graf
Gottfried von Namur verheiratet war, bestätigt385.
Nach dem Tode Alberts I. ist Longwy nicht mehr im Besitz der Dagsburger Familie
nachzuweisen. Ermensinde hat Longwy nicht ihrem Sohn aus erster Ehe, Hugo VII.
von Dagsburg, vererbt, sondern das Heiratsgut für ihre erste Ehe folglich von den
Dagsburgem zurückgefordert und zurückerhalten386 und in ihre zweite Ehe einge-
bracht. So ist der Besitz von Longwy bei Graf Heinrich von Namur, dem Sohn aus
Ermensindes zweiter Ehe, zu finden387, der auch in die luxemburgische Nachfolge
eingetreten ist388.
382 Siehe dazu die in Anm. 385 dargestellten Rechtsverhältnisse, die die Besitzansprüche
von Alberts I. Witwe Ermensinde verdeutlichen; vgl. auch Witte, Genealogische
Untersuchungen, 2. Teil, S. 113, und die Vorbemerkung zu der Urkunde Alberts I. von
Dagsburg vom 10. Mai 1096 bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 57, S. 86.
383 Siehe den Brief der Mönche von S. Vanne an Papst Honorius II., in welchem sie sich
Uber die Bedrückungen ihrer Vögte Wilhelm von Luxemburg und Ermensinde
beschweren und als Gegensatz dazu die Vorbildhaftigkeit von deren Vorgängern, Konrad
von Luxemburg und Albert I., herausheben, abgedruckt bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil,
Nr. 78, S. 102 f.: ... qui ad vestigia vestra venit, Conrado comiti de Luceburc et Alberto
comiti de Lonwy, quia amici fideles ecclesie nostre erant. Albert wird hier Graf von
Longwy genannt, aber der Kontext läßt nur den Schluß zu, daß er mit dem Dagsburger
Grafen Albert I. gleichzusetzen ist.
384 Druck ebda., Nr. 62, S. 86 f.: Noverint omnes presentes et futuri, quod ego Albertus
comes de Musau tradiderim beato Petro sanctoque Vitono de Virduno per manus
venerabilis Rodulfi abbatis duas iuris mei ecclesias, unam in Monte sancti Martini et
alteram in Villari, et capellam de Longui cum omnibus pertinentiis suis, videlicet
utriusque sexus famulis terris cultis et incultis pratis silvis aquis aquarumque decursibus,
eo tenore ut monachi deo inibi famulantes in perpetuum sine aliqua calumnia vel
contradictione quiete eas possideant ordinent atque disponant meique memoriam hac
eleemosina sustentati de caetero habeant (Zitat, S. 87); weiterer Druck bei Wampach,
Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 315, S. 469 ff.
385 Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101: Contuli etiam capellam meam
indominicatam de Longui, ut, sicut mei proprii iuris erat, sic et eorum perpetuo iuri
inserviat (Zitat, S. 100). Ermensinde erwähnt - ganz im Gegensatz zu der Schenkung der
Kirche in Mont-St-Martin - die Schenkung der Kapelle in Longwy durch Albert I. nicht,
betrachtete sich also trotz der Schenkung ihres verstorbenen Ehemannes weiterhin als
Rechtsinhaberin Uber die Kapelle, die sie durch ihre Schenkung nun endgültig an St.
Vanne Ubertrug; auszugsweiser Druck bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1.
Bd., Nr. 364, S. 522-525.
386 Vgl. dazu auch im Kap. 'Vogteien und Patronate' den Art. zu 'Baslieux'.
387 Siehe dazu Rousseau, Henri I'Aveugle, S. 20 f., 25 u. 68.
388 Siehe dazu oben das Kapitel 'Die Fehde mit dem Grafen von Namur'.
448
Lulangis
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Dieuze, Com. Gelucourt)
Siehe den Artikel 'Videlange'.
Lure/Lüders
(F, Dép. Haut-Saône, Hauptort des Arr.)
Das erste uns bekannte Mitglied der Familie der Egisheimer Grafen, Eberhard I.,
hat das südöstlich von Luxeuil gelegene Kloster Lüders389 samt Vogtei in der
karolingischen Spätzeit durch Erbschaft von der Friedelfrau Lothars II., Waldrada,
erworben390. Das Kloster war für die Familie der erste wichtige Stützpunkt, von
dem wir Kenntnis haben391.
Mitte des 10. Jahrhunderts geriet das Grafenhaus wegen dieser Besitzungen im
burgundisch-elsässisehen Grenzraum in Konflikt mit König Otto I. Wir erfahren
davon aus einem am 6. April 959 in Quedlinburg ausgestellten Diplom Ottos I., in
dem der König dem Abt Bertram und den Brüdern des nicht genau lokalisierbaren
Klosters Alanesberg gestattet, nach Lüders umzusiedeln. Der König schenkte dem
Kloster dazu unter anderem den Ort Lüders, den ihm Mitglieder der Grafenfamilie,
nämlich die Söhne eines Hugo, Eberhard und Hugo, zuvor übertragen hatten392.
Diese Übertragung des Ortes Lüders durch Eberhard und Hugo an den König
geschah mit ziemlicher Sicherheit auf Druck Ottos L, der die elsässische
Grafenfamilie aus dem burgundisch-elsässischen Grenzgebiet wegen eigener
Interessen verdrängen wollte, was ihm aber nicht gänzlich gelang, da die Vogtei,
389 U. Chevalier, Répertoire des sources historiques du Moyen-âge, 2. Bd., Repr. d. Ausg.
Montbéliard 1903, New York 1959, Sp. 1774; zu Lüders siehe allgemein Besson,
Mémoire.
390 Lothar 11. übergibt Waldrada das Kloster Lüders, siehe Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2,
S. 678: Eo tempore quo Lotharius rex in Alsacia provincia morabatur in fisco suo nobili
qui Marelegia vocatur, cuius adhuc dignitatem miri operis moenia excelsa testantur,
repente antiqui hostis cauterio inustus est in tantam praecipitatae mentis insaniam
perductus, ut uxorem suam religiosam reginam Bertsindam dimitteret et lupam quandam
nomine Walderaldam duceret. ... Tamen verecundia agente, quia in palatio versari cum
illa nequivit, abbatiam Sancti Deicoli illi tradidit atque infernali dole ditavit, Eberhard
erhält aus Verwandtschaftsgründen das Kloster und die Vogtei und nimmt den Ort in
seinen Besitz: Accitoque Heberardo comite, consanguinitatis occasione scelus adhuc
immane praesumpsit eique locum sanctum sub advocationis tuitione commisit (ebda., S.
679) ... comes quidam bellipotens de Alsatiae partibus nomine Heberardus, qui regnum
Burgundionum frequentare erat solitus, potenter locum illum invasit et in hereditatem
sibi nefario vendicavil (ebda., S. 677); vgl. Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 549, S. 343
u. Nr. 557, S. 346.
391 Siehe dazu oben, S. 161.
392 D O I 199, S. 279: Notum sit.... qualiter legati abbatis Baltramni eiusque congregationis
qui manebant Alanesberg locum monachorum utilitati valde incommodum......qualiter
ipsum locum alias mutare possent....concederemus. Nos ... locum quem accepimus a
filiis Hugonis, Heberhardo et Hugone, Luthera vocatum, monachis aptissimus eis
concessimus.
449
wenigstens teilweise, nachweislich der eberhardinisehen Familie erhalten geblieben
ist? 93.
Eine nochmals versuchte Aneignung der Abtei Lüders durch den Sohn von Hugo
III. raucus, Eberhard IV., ist letztlich am Widerstand von Kaiser Heinrich II.
gescheitert, der ihm die Abtei wieder entzog393 394.
Lyssach
(CH, Kant. Bern, Ab. Burgdorf)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Maastricht
(NL, Hauptort der Provinz Limburg)
Siehe dazu den Artikel 'St. Servatius zu Maastricht’.
Mantoncourt
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille)
In dem abgegangenen Ort Mantoncourt, ehemals in der Umgebung von Ommeray
gelegen395, überließen Herzog Theobald I. von Oberlothringen und seine Gemahlin
Gertrud von Dagsburg im Jahr 1219 der Abtei Haute-Seille das Patronat und den
Zehnten der Kirche in Mantoncourt, was von Gertrud 1221, ein Jahr nach dem Tod
Theobalds I., bestätigt wurde396. Der Umstand zeigt uns, daß der Ort aus den von
Gertrud ererbten dagsburgisehen Besitzungen stammt.
Marimont
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille, Com. de Bourdonnaye)
Die südöstlich von Château-Salins gelegene Burg Marimont397 398 läßt sich im Besitz
von Graf Hugo VIII. von Dagsburg nachweisen. Hier, in seinem Hof, vollzog der
Graf die Schenkung eines St. Stephan genannten Lehens an die bei Château-Salins
gelegene Prämonstratenserabtei Salivai39«.
393 Zu den politischen Vorgängen siehe oben, S. 183-186; zur Vogtei siehe unten im Kapitel
'Vogteien' den Art. 'Lüders'.
394 D H II 353, S. 451: ... eo quod et nos praefatum monasterium ab Eberhardo comité
iniuste sibi usurpatum iuste et legaliter consecuti sumus.
395 Reichsland III, S. 617 u. 814.
396 Siehe im Anhang, Urkunden Nr. 16 u. 19.
397 Reichsland III, S. 622; siehe dazu auch die Belege für die Namensformen bei H. Lepage,
Dictionnaire topographique du département de la Meurthe, Paris 1862, S. 86, der
allerdings diese Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg nicht als Beleg anführt.
398 Original in Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr. 40, ohne Datum; siehe Urkundenanhang, Nr.
5: ... ego Hugo comes dei gratia de Daburc ... in curia mea ante Morsperc. Siehe auch
unten den Art. 'St. Stephan bei Salées-Eaux’.
450
Mameffe
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Der im heutigen Belgien an der Straße zwischen Moha und Wasseiges gelegene Ort
Mameffe gehörte rechtlich zur Grafschaft Moha399. Mehrere Ministeriale aus
Mameffe sind in Urkunden Ermensindes von Luxemburg400 und Hugos VIII. von
Dagsburg nachweisbar401, die in letzterer Urkunde eindeutig der familia Musacensi
zugerechnet werden.
Marthemont
(F, Dep. Meurthe-et-Moselle, Arr, Nancy, Cant. Vezelise)
Der circa 20 Kilometer südöstlich von Toul gelegenene Ort Marthemont und die
dazugehörige Vogtei waren ein Lehen, das Graf Hugo VI. von Egisheim vom
Bistum Toul innehatte. Er resignierte schließlich mit Zustimmung seiner Gemahlin
und ihrer beider Erben diese Besitzungen in die Hände des Touler Bischofs Pibo, da
Ort und Vogtei mit zum Ausstattungsgut der vom dortigen Domdekan Luctolf
gestifteten Abtei St. Leo in Toul gehören sollten402.
399 Siehe DE Marneffe, Recherches, S, 241.
400 Urkunde Ermensindes aus dem Jahr 1137, Huy, AEH, abbaye de Flöne, boTte de chartes
1, n° 6; Druck der Urkunde bei de Marneffe, Recherches, Nr. 3, S. 259 f.: ... Randulfus
et Roulfus de Marnejfia (Zitat nach dem Original).
401 Urkunde Hugos VIII. von 1146, Original in Huy, AEH, abbaye de Neufmoustier, böite de
chartes 1, n° 4; abgedruckt bei DE MARNEFFE, Recherches, Nr. 5, S. 262 f.: ... de familia
Musacensi:... Symon de Marneffe et Fredericus (Zitat nach dem Original).
402 Siehe die Urkunde von Bischof Pibo von Toul aus dem Jahr 1091, abgedruckt bei
Douche, Actes, Nr. 24, S. 139 ff; Siquidem strenuus comes Hugo de Dalbort,
venerabilis Henrici filius intrinsecus Dei tactus inspiratione et nobilis prosapiae beati
Leonis de qua descenderat, ductus dulcedine, praedictam villam [~ Marthemont] assensu
conjugis suae et heredum suorum, a quodam magno beneficio quod a nobis tenebat,
avulsam, de manu sua emisit et exclusa omni hereditaria postulatione, in nostram
dominicam manum reposuit nihilque donationis vel advocatiae, nihil omnino juris
alicujus, in manu sua retinuit (Zitat ebda., S. 139). Urkunde des Luctolf, abgedruckt bei
Douche, Actes, Nr.23, S. 134-138; Siquidem ego positus inter spem et curas, Hugoni
comiti filio comitis Henrici, sicut eram ei notissimus, hanc voluntatem meam et
sollicitudinem exposui. Vir autem domini fidelis, spiritu Dei intrinsecus corde tactus, in
haec verba mihi respondit: „Sese curarum mearum futurum socium et suscepti laboris
indefessum cooperatorem, immo principem, si in honorem beati Leonis papae Tullensis
episcopi, inibi coenobium dedicarem et circa illud xenodochium pauperum aedificarem
ut quoad viverent ipse et uxor, pro incolumitate et prosperitate eorum fieret ibi
quotidiana oratio; cum appositi essent ad patres suos, tunc quoque impensius animabus
suis et patrum suorum ecclesiastica memoria, prodesset pauperum benigne subministrata
refectio. Quod quidem ego Luctulfus gratanter assensi. ... Habeat autem idem piis simus
comes Hugo magnum et antiquum beneficium de eodem venerabili episcopo; ex hoc
beneficio quandam villam quam dicunt Martinimontem avulsam, uterque comes et
comitissa de manu sua emisit et exclusa hereditaria postulatione omnium successorum in
manum dominicam episcopi reposuit (Zitat, ebda., S. 135). Vgl. Choux, Recherches,
Regesten Nm. 52 u. 53.
451
Marthille
(F, Dep. Moselle, Arr. Chäteau-Salins, Cant. Delme)
Siehe dazu den Artikel zu 1^886'.
Mauracherhof/Maurach
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen, Gmde. Denzlingen)
Im Besitz des Grafen Guntram war der strategisch äußerst günstig gelegene
Mauracherhof403 bei Denzlingen, der ebenfalls zu den Besitzungen dieses Grafen
zählte404. Der Mauracherhof wurde von Otto I. konfisziert und von diesem am 21.
Februar 962 an Bischof Konrad von Konstanz geschenkt, mit der Maßgabe, daß
nach dessen Ableben die an den Bischof geschenkten Besitzungen an die
Konstanzer Kanoniker übergehen sollten405.
Meistratzheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Obemai)
Ein Hof in dem östlich von Obernai gelegenen Ort Meistratzheim406 wurde von
Graf Hugo III. raucus gegen Ende des 10. Jahrhunderts an das Kloster Altdorf
geschenkt407. Meistratzheim scheint altes egisheimisches Allod gewesen zu sein408.
Metz (Grafenamt)
(F, Dep. Moselle, Hauptort des Dep.)
Nach dem Tode des Metzer Grafen Hugo von (Bischofs)homburg, der 1152 oder
kurz davor erfolgt war, kam die Grafschaft um 1153/54 zusammen mit der Hoch-
vogtei über das Bistum an die Dagsburger Grafen409. Mit Grafenamt und Vogtei
waren eine Vielzahl von Rechten und auch Lehen verbunden410, die wir in ihrer
Gesamtheit jedoch nicht fassen können, sondern immer nur einzelne, vom Metzer
403 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 160 f.; zur Lage siehe die Karte bei Geuenich, Graf
Guntram, S. 11; vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 160, u. Ders., Graf Guntram,
S. 121. Die Orte Ober- und Untermaurach, die beide bei Überlingen am Bodensee lie-
gen und in mittelalterlichen Urkunden ebenfalls Muron genannt werden, kommen wegen
ihrer Lage nicht in Frage; vgl. dazu Krieger, Wörterbuch, 2. Bd, S. 159.
404 Siehe unten den Art. 'Denzlingen'.
405 D O I 236. Siehe die Zitate auf S. 405 in den Anm. 93 u. 94.
406 Clauss, Wörterbuch, S. 665.
407 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus cutmilavit beneficiis; siquidem ... curiam ... Meisterheim cum perlinendis suis,
vgl. Sieffert, Altdorf, S. 96.
408 Der Graf Erchanger, Vater der Kaiserin Richgard, hatte Besitz in Meistratzheim, siehe
Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 470, S. 297 f.; vgl. dazu ebda., Nr. 606, S. 368, in der
Richgard zugunsten von Andlau wegen Besitzungen in Meistratzheim von einer
Waltpurga und deren Gemahl Hatto interveniert.
409 Siehe dazu ausführlich oben, das Kapitel 'Die Erwerbung der Grafschaft Metz'.
410 Zu den Rechten, die mit dem Grafenamt verbunden waren, siehe oben, das Kapitel 'Die
Erwerbung der Grafschaft Metz'.
452
Bischof und Bistum abhängige Rechte und Besitzungen, so z. B. die Vogtei über
das Kollegiatstift St. Salvator in Metz, die Abtei Neuweiler und die dazugehörige
Burg Warthenberg, die Burg Herrenstein, die Orte Maxe, Montoy und Pfedders-
heim, ein Wald bei Essey, das Patronatsrecht über die Kirchen Heiligkreuz in Metz,
St. Georg in der Metzer Vorstadt und in Volmunster41 L Es ist jedoch nicht immer
klar zu unterscheiden, ob diese Besitzungen zur Grundausstattung des Metzer Gra-
fenamtes gehörten oder separat davon vom Bischof an den Grafen verliehen oder
verpfändet wurden, wie es z. B. beim Hof Argancy der Fall war411 412, oder ob Rechte
auch von anderen Metzer Institutionen an den Dagsburger Grafen verliehen wurden,
so vom Kollegiatstift St. Salvator die Vogtei über Eppelsheim413. Ursprünglich
nicht zur Grafschaft gehörten Diedersdorf, Saaralben, Sarrebourg und Türkstein, die
erst von Gertrud von Dagsburg dem Bischof als Lehen auf getragen wurden414.
Moha
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Die im heutigen Belgien gelegene Grafschaft Moha kam durch eine Heiratsver-
bindung in den Besitz der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Aller Wahrschein-
lichkeit nach war die Ehefrau von Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim die Erb-
tochter des Grafen Albert von Moha, der in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
urkundlich nachzuweisen ist415. Die erste Person aus dem Geschlecht der Dags-
burg-Egisheimer Grafen, die den Titel eines Grafen von Moha führt, ist Albert I.
von Dagsburg-Egisheim, ein Sohn ebenjenes Heinrich von Dagsburg-Egisheim416.
Zur Grafschaft Moha gehörten die Orte Aineffe, Antheit, Borlez, Couthuin, Dreye,
Héron, Huccorgne, Java, Lamalle, Lamontzée, Lavoir, Mameffe, Moha, Oha,
Oteppe, Reppe, Vinalmont, Vissoul, Waleffe, Wanze, Waret-1'Évêque und
Wamant417. Für Aineffe, Borlez, Héron, Huccorgne, Java, Lavoir, Oha, Oteppe,
Reppe und Waret-1'Évêque besitzen wir zwar kein direktes Quellenzeugnis, das
besagt, daß die Dagsburger Grafen Besitzrechte daran hatten, jedoch sind diese Orte
im 15. Jahrhundert mit den anderen hier genannten Orten als zur Grafschaft Moha
gehörig nachgewiesen418, denn sie gehörten zum Bezirk des Gerichtshofes von
Wanze, dem der Baiulus von Moha Vorstand419. Der Gerichtsbezirk von Wanze
411 Siehe zu den einzelnen Besitzungen die jeweiligen Art. 'St. Salvator in Metz',
'Neuweiler', 'Warthenberg', 'Herrenstein', 'Maxe', 'Montoy', 'Pfeddersheim', 'Essey-et-
Maizerais', 'Heiligkreuz in Metz', 'St. Georg in der Metzer Vorstadt', 'Volmunster'.
412 Siehe den Art. 'Argancy'.
413 Siehe im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Eppelsheim'.
414 Siehe dazu die Art. 'Diedersdorf, 'Saaralben', 'Sarrebourg/Saarburg' und Türkstein’.
415 Zur Eheverbindung zwischen Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim und der Erbtochter von
Moha siehe oben, S. 56 f.
416 Zur genealogischen Einordnung Alberts I. von Dagsburg-Egisheim siehe oben, S. 65-68.
417 Siehe de Marneffe, Recherches, S. 232; Herbillon, Le Comté, S. 167.
418 Siehe de Marneffe, Recherches, S. 232 f. mit Anm. 2; Herbillon, Le Comté, S. 167.
419 Zum Gerichtshof von Wanze vgl. eine Urkunde vom 1. August 1341 in: J. Barbier,
Documents, Nr. 29, S. 71 f.: ... de par maistre Conrat, souverain bailhieurs de le terre de
Mouhal, et tout H eskevien dele haulte court de Wanze (Zitat, ebda., S. 71).
453
deckte sich in seiner Ausdehnung mit den Grenzen der Grafschaft Moha420. Wir
können wohl davon ausgehen, daß die besagten Orte schon in jener Zeit zu Moha
gehörten, während der die Dagsburger die Grafschaft Moha innehatten, obwohl wir
dafür kein direktes Quellenzeugnis besitzen.
Die Grafschaft Moha wurde von den Dagsburger Grafen nicht nur als bloßes
Anhängsel zu den übrigen Besitzungen betrachtet, demi sie sind ab dem späten 11.
Jahrhundert immer wieder im Maasgebiet um Lüttich und Huy nachzuweisen. Sie
waren also in der Grafschaft Moha von Zeit zu Zeit präsent und übten durchaus
Herrschaftsrechte aus421.
Nach dem Tod der letzten Dagsburger Gräfin, Gertrud, im Jahre 1225 brach der
Streit zwischen dem Lütticher Bischof und Herzog Heinrich von Niederlothringen
erneut aus, bei dem letztendlich der Lütticher Bischof obsiegte, der Moha mit
Waleffe nun seinem Territorium einverleiben konnte422.
Mollkirch
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim)
Der Ort Mollkirch423 bei Girbaden soll ursprünglich Allod der Egisheimer Grafen
gewesen sein. Diese Annahme leitet sich davon ab, daß Graf Hugo III. raucus der
Abtei Altdorf den Zehnten der Orte, welche der Länge und Breite nach um den
sogenannten Burcberck lagen, geschenkt hat424. Nach den Forschungen von
Bernhard Metz und Thomas Biller ist es sehr wahrscheinlich, daß der Burcberck mit
dem Purpurkopf zu identifizieren ist, der gegenüber der Burg Girbaden in der Nähe
von Grendelbruch liegt425.
Mommenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Strasbourg-Campagne, Cant. Brumath)
In dem zwischen Brumath und Hochfelden gelegenen Ort Mommenheim426 hatten
die Egisheimer Grafen Allodialbesitz. Wir finden dort den Grafen Guntram
hereditarii iw/Ts427 begütert. Mommenheim gehörte zu den Pertinenzen von
420 Siehe deMarneffe, Recherches, S. 232; Herbillon, Le Comté, S. 167. Vgl. jedoch
Wegnez, Les comtes, S. 7-12, die den Gerichtsbezirk von Wanze geographisch weiter
spannt, sich allerdings auf eine Quelle aus dem 16. Jahrhundert und eine ebenfalls im 16.
Jahrhundert angefertigte Abschrift einer Liste aus dem 14. Jahrhundert beruft.
421 Siehe dazu oben, S. 204 f. und 241-249.
422 Siehe dazu genauer oben das Kapitel 'Die Auseinandersetzungen in Niederlothringen'.
423 Clauss, Wörterbuch, S. 681 f.
424 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994. Grendelbruch liegt in unmittelbarer
Nähe vom Burcberck, siehe dazu Barth, Handbuch, Sp. 449 f.
425 Bhj.hr u. Metz, Anfänge, S. 249 u. Nr. 2, S. 281; Sieffert, Altdorf, S. 94, hingegen sah
in der Nachfolge von Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 208, S. 165, Anm. (a), in dem
Burcberck noch den Berg, auf dem Girbaden liegt.
426 Siehe Reichsland III, S. 699.
427 DO I 166, S. 247.
454
Brumath428 und mußte wohl von Guntram als Folge des Prozesses gegen ihn an
Otto I. abgetreten werden429, der es 953 an das Kloster Lorsch430 weitergab.
Montoy
(F, Dep. Moselle, Arr. Metz-Campagne, Cant. Pange, Com. Montoy-Flanville)
Die Burg Montoy bei Metz431 war nach den Vermutungen von Hans-Walter
Herrmann in der Hand der Grafen von Dagsburg. Da diese Burg im 14. Jahrhundert
in saarwerdischem Besitz auftaucht432, schließt Hans-Walter Herrmann, daß sie
durch Gertrud, die Tochter des Grafen von Metz, Hugo VIII. von Dagsburg, als
Mitgift in ihre Ehe mit Graf Ludwig I. von Saarwerden gebracht wurde433.
Montreux-Vieux
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Altkirch, Cant. Dannemarie)
In dem wenige Kilometer östlich von Beifort gelegenen Ort Montreux-Vieux434
hatten die Egisheimer Grafen Besitzrechte, wie uns aus der durch Mathilde von
Mousson-Mömpelgard angefertigten Notitia bonorum der Abtei Heiligkreuz bei
Woffenheim ersichtlich wird435. Hier wird eine Übertragung von Besitzrechten an
Heiligkreuz durch den Stifter, Graf Hugo IV. von Egisheim, erwähnt436.
Mont-St-Martin
(F, Dép. Meurthe-et-Moselle, Arr. Briey, Hauptort des Cant.)
Die Kirche in Mont-St-Martin nördlich von Longwy gehörte zu den Besitzungen in
und um Longwy, welche Ermensinde von Luxemburg in ihre erste Ehe mit Graf
Albert I. von Dagsburg-Egisheim einbrachte. Graf Albert I. von Dagsburg schenkte
schließlich diese Kirche, zusammen mit der Kirche von Villers-la-Montagne und
einer Kapelle in Longwy, im Jahr 1096 der Abtei St. Vanne bei Verdun437. Diese
428 Ebda; siehe auch Glöckner, Codex I, Nr. 69, S. 352.
429 Siehe dazu Zotz, König Otto I., S. 71-76.
430 D O 1 166, S. 247, Zitat siehe oben S. 402 mit Anm. 69.
431 Siehe Reichsland III, S. 704.
432 Metz, AD Mos., 3 J 56. Es handelt sich um ein Blatt aus einem um 1600 angefertigten
Lehensregister, in dem berichtet wird, daß der Offizial von Metz eine Urkunde vom 9.
März 1340 vidimierte, wonach der Graf Friedrich II. von Saarwerden einen gewissen
Johann Gornaix aus Metz mit der Burg Montoy belehnt hatte; siehe dazu Herrmann,
Saarwerden, 1. Bd., Regest Nr. 323, S. 156.
433 Siehe ebda, 2. Bd, S. 52 f.
434 Clauss, Wörterbuch, S. 26 f. u. 691.
435 Die Notitia bonorum ist abgedruckt bei Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150.
436 Ebda., S. 148: Ad Monslrol sicut dominus noster Hugo ab initio constituit, ita amplius
fiat. Zur Identifizierung des Besitzrechte in Montreux an Heiligkreuz schenkenden
Grafen Hugo mit Hugo IV, - und nicht, wie die ältere Forschung glaubte, Hugo VI. -
siehe die Erörterung von Hlawttschka, Grundlagen, S. 59, mit Anm. 87.
437 Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 62, S. 86 f.: Noverint omnes presentes et
futuri, quod ego Albertus comes de Musau tradiderim beato Petro sanctoque Vitono de
Virduno per manus venerabilis Rodulfi abbatis duas iuris mei ecclesias, unam in Monte
455
Schenkung wurde später von seiner Witwe Ermensinde bestätigt438. Aus jener
Bestätigungsurkunde erfahren wir auch, daß Albert I. durch diese Übertragung der
Kirche an St. Vanne die Errichtung eines Priorates von St. Vanne aus geplant
hatte439.
Morschwill er/Morschweiler
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Haguenau, Cant. Haguenau)
In dem westlich von Hagenau und nordwestlich von Brumath gelegenen
elsässischen Ort Morschweiler440 besaß der eberhardinische Gral' Guntram eben-
falls allodiale Güter441. Diese Besitzungen in Morschweiler waren Pertinenzen von
Brumath442 und mußten wohl von Guntram - ebenso wie die Liegenschaften in
Mommenheim - als Folge des Hochverratsprozesses gegen ihn an Otto I. abgetreten
werden443, der sie wiederum am 11. August 953 dem Kloster Lorsch444 schenkte.
Die Übertragung dieses Güterkomplexes an Lorsch, fast genau ein Jahr nach der
Verurteilung Guntrams, war anscheinend die Bedingung für Guntrams Begnadi-
gung durch den König, wie Thomas Zotz schlüssig heraus gearbeitet hat445.
sancti Martini et alteram in Villari, et capellam de Longui cum omnibus pertinentiis suis
(Zitat, S. 87); weiterer Druck bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr.
315, S. 469 ff.
438 Druck bei H, Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101: Ego Ermensendis comitissa
Namucensis notum esse volo omnibus Christi fidelibus utriusque sexus et ordinis, etatis
et conditionis tam presentibus quam futuris me legitima traditione contulisse ecclesie
beatorum apostolorum Petri et Pauli sanctique Vitoni que est sita in suburbio
Virdunensis civitatis ecclesiam mei iuris que vocatur Mons sancti Martini cum omnibus
pertinentiis suis tum pro remedio anime mee tum pro senioris mei comitis Alberti pie
mercedis recompensatione. Nam idem memorabilis senior meus eidem cenobio eandem
ecclesiam per manus abbatis Rodulfi tradidit, quatenus in eodem loco fratres honori et
servitio dei congruentes constitueret, qui sui memoriam apud deum semper haberent
(Zitat, S. 99 f.); auszugsweiser Druck bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1.
Bd., Nr. 364, S. 522-525.
439 Siehe das Zitat in Anm. 438.
440 Clauss, Wörterbuch, S. 693 f.; Grandidier, Histoire 1,2, Nr. 274, S. 120, identifiziert
den in D O I 166, S. 247, Moresheim genannten Ort nicht richtig mit Meisheim.
441 ln D O I 166, S. 247, heißt es, Guntram habe diese Güter hereditarii iuris besessen.
442 Ebda; siehe auch Glöckner,Codex I, Nr. 69, S. 352.
443 Siehe dazu Zotz, König Otto I., S. 71-76.
444 D O I 166, S. 247, Zitat siehe oben S. 402 mit Anm. 69; vgl. Glöckner, Codex 1, Nr. 69,
S. 352. Die Annahme bei Böhmer-Ottenthal, Nr. 232, S. 109, die Angabe XXX hubas
bezöge sich nur auf Morschweiier, ist nicht richtig, sondern die 30 Hufen umfassen den
gesamten an Lorsch geschenkten Brumather Güterkomplex, also Brumath und seine
Pertinenzen Mommenheim, Gries, Wahlenheim, Berstheim und Morschweiler, wie aus
der Überschrift zum Eintrag dieser Schenkung im Codex Laureshamensis deutlich wird:
Donatio Ottonis primi in Brumat XXXa hubarum (Glöckner, Codex I, Nr. 69, S. 352);
vgl. auch den Eintrag in Glöckner, Codex III, Nr. 3682, S. 180; ferner Zotz, König
Otto I., S. 71, Anm. 51.
445 Zotz, König Otto I., S. 75 f.
456
Nancy
(F, Dep. Meurthe-et-Moselle, Hauptort des D£p.)
Für kurze Zeit sollte Nancy in den Besitz Gertruds von Dagsburg übergehen. Nancy
bildete zusammen mit Gondreville das Heiratsgut Gertruds für ihre zweite Ehe mit
dem Grafen Theobald von der Champagne, welches ihr im Mai des Jahres 1220 von
Herzog Matthäus II. von Oberlothringen, dem Bruder ihres verstorbenen ersten
Mannes, Herzog Theobald von Oberlothringen, im Rahmen eines Beistands-
abkommens zwischen dem Herzog einerseits und dem Grafen Theobald von der
Champagne und dessen Mutter Bianca von Troyes andererseits übergeben
wurde446. Der Herzog benötigte dafür, wie aus der eben genannten Quellenstelle
hervorgeht, die Zustimmung seiner Mutter Agnes, da es sich um deren Witwengut
handelte. So hat Agnes schließlich im Juni 1220 ihre Ansprüche auf Nancy
auf gegeben und der Übertragung an Theobald von der Champagne und an Gertrud
zugestimmt447. Die Investitur von Gertrud und ihrem Mann mit Nancy erfolgte
anschließend im Beisein der Herzoginmutter448 und des Trierer Erzbischofs, der
den Verzicht von Agnes auf Nancy bestätigt hatte449. Nach dem Tod der Gertrud
sollten die genannten Orte wieder in den Besitz des Herzogs übergehen450.
Die Mitgift Gertruds hat nach ihrer Trennung von Theobald von der Champagne
vielleicht Anlaß zu den Streitigkeiten zwischen Graf Theobald von der Champagne
und der Stadt Metz gegeben, da der Graf die Mitgift behalten wollte451. Gemäß
dem Abkommen von 1220 fiel Nancy nach dem Tod der Gertrud von Dagsburg im
Jahre 1225 wieder an den Herzog452, der Nancy nicht mehr seiner Mutter
zurückgab453, sondern selbst behielt454.
446 Druck der Urkunde in: Bouquet, Recueil, 18. Bd., S. 695: Nanciacum et Gundrevillam,
quce eis assignavi pro dotalitio carissimce sororis mece Gertrudis Comitissce Metensis et
Darnburgensis, quondam Ducissce Lotharingice, et quicquid in duobus castellis illis et in
castellaniis eorum habebam, tam in domanio quam in feodis, in dominio, in justitia, ei in
omnibus modis et commodis, faciam eis quittari á carissima matre mea Ducissa
Lotharingice.
447 Urkunde abgedruckt in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, coi.
429: Ego Agnes Ducissa Lotharingice, notum facio universis prcesentes litteras
inspecturis, qudd Nantiacum cum omnibus pertinenliis, quod nomine dotalitii
possidebam, & quicquid habebam ibi in omnibus modis & commodis, totum reddidi &
quittavi Mathceo Duci Lotharingice filio meo, & inde me devestivi in manus ipsius, coram
domina Comitissa Trecensi & Th. Comite nato ipsius.
448 Ebda.: ... ipse vero filius meus prce fatum Comitem & Gertrud uxorem ejus de Nantiaco á
de omnibus pertinendis in mea prcesentia investivit.
449 Bestätigungsurkunde vom Juni 1220 von Erzbischof Theoderich von Trier, abgedruckt
in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 430. Die Anwesenheit
Theoderichs bei der Investitur ergibt sich automatisch durch die Angabe seiner Präsenz
beim Verzicht der Herzoginmutter.
450 Bouquet, Recueil, 18. Bd., S. 695: Post mortem vero dictce Gertrudis prcedicta duo
castella cum omnibus appenditiis suis, ad me vel ad homines sine contradictione qualibet
revertentur.
451 Vgl. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 2. Bd., Nr. 140, S.157.
452 Es ist nicht ganz zu klären, ob Nancy und Gondreville schon nach der Scheidung
Gertruds von Theobald IV. von der Champagne 1222 wieder an den Herzog von
457
Neuenmatten
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim, Com. de Grendelbruch)
Der zur Gemeinde Grendelbruch gehörende Weiler Neuenmatten453 454 455 scheint
ursprünglich zu dem allodialen Besitz der Egisheimer Grafen im Breuschtal gehört
zu haben. Graf Hugo III. raucus hatte der Abtei Altdorf den Zehnten der Orte,
welche der Länge und Breite nach um den sogenannten Burcberck lagen,
geschenkt456. Zu diesen Orten ist auch Grendel bruch457 und der dieser Gemeinde
angehörende Weiler Neuemnatten zu rechnen.
Nordgau (Grafschaft)
(F, Dep. Bas-Rhin mit Überlappungen ins D£p. Haut-Rhin)
Mitglieder aus der eberhardinisehen Familie werden bis ins späte 11. Jahrhundert
als Grafen im elsässischen Nordgau bezeichnet458. Der Nordgau bildete - ebenso
Lothringen zurtickgefallen sind, da hierzu die Quellen schweigen. Taveneaux - Parisse
u. a., Histoire, S. 51, auch Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 57, nehmen an, daß die beiden
Orte erst nach dem Tode der Gertrud 1225 an das lothringische Herzogtum gekommen
sind. Pfister, Nancy, 1. Bd., S. 128, läßt offen, ob die Rückgabe von Nancy nach der
Scheidung Gertruds von Theobald IV. oder erst nach dem Tode Gertruds erfolgt ist. - Das
1980 erschienene Buch von Vartier, Histoire de Nancy, ist für eine ernsthafte
historische Auswertung unbrauchbar, da Vartier durch teilweise reißerisch erzählte
Legenden die Fakten verdreht (so z. B. S. 23 f.).
453 Nancy wird im Testament der Herzoginmutter Agnes von Lothringen vom 8. Juni 1226 -
abgedruckt in: Calmet, Histoire ecclésiastique, 2. Bd., 1. Aufl., preuves, col. 438 ff. -
nicht unter ihren Besitzungen erwähnt.
454 Daß Nancy wieder in herzoglichem Besitz war, belegen drei Urkunden. So nahm Herzog
Matthäus im Dezember 1227 die Abtei St. Goëry in Epinal unter seinen Schutz. Dafür
mußte die Abtei an den Richter von Nancy jährlich einen Wachszins zahlen (Le Mercier
de Moriere, Catalogue, Nr. 77, S. 134). Des weiteren überließ Herzog Matthäus am 25.
Februar 1247 seinem Gefolgsmann Kuno von Nancy seine Rechte, die er in Laiers an den
Gütern von St. Glossinde besaß (Le Mercier de Moriere, Catalogue, Nr. 305, S. 214).
Diese Urkunden zeigen, daß der Herzog Dienstleute und Herrschaftsrechte in Nancy
besaß. Die Besitzverhältnisse treten schließlich 1249 eindeutig zutage. In diesem Jahr
gab Friedrich, der Sohn von Herzog Matthäus II., Nancy als Heiratsgut an seine Frau
Margarethe, Tochter von Graf Theobald IV. von der Champagne, der inzwischen König
von Navarra geworden war (Le Mercier de Moriere, Catalogue, Nr. 346, S. 229 f.).
455 Clauss, Wörterbuch, S. 748.
456 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994; Grendelbruch liegt in unmittelbarer
Nähe vom Burgberg; siehe dazu Barth, Handbuch, Sp. 449 f.
457 Siehe den Art. 'Grendelbruch'.
458 Schon Eberhard I. dürfte Graf im Nordgau gewesen sein, obwohl er explizit so nicht
bezeichnet worden ist. Siehe dazu oben, S. 165. Die letzte sichere Erwähnung eines
Mitglieds der eberhardini sehen Familie als Graf im elsässischen Nordgau in einem
Königsdiplom findet sich in D H IV 299, S. 392 f., vom 13. August 1077: ... in pago
Nortgoçin comitatu Gerhardi comitis (Zitat, ebda., S. 393). Ob auch noch Hugo VI. als
Graf im Nordgau fungierte, wie Seiler, Territorialpolitik, S. 56, 63 u. 67, behauptet, läßt
sich nicht eindeutig nachweisen. Hugo VI. wird allerdings in zwei Quellen als comes
Alsatiae bzw. als comes Alsaciae bezeichnet (Annales Ottenburani, MGH SS V, ed. G.
H. Pertz, ad 1090, S. 8, ebenso Liber de unitate ecclesiae conservanda, S. 263), was sich
in diese Richtung interpretieren läßt. Ob der Ottobeurer Annalist und der Verfasser des
458
wie der höchstwahrscheinlich gleichzeitig entstandene Sundgau459 - eine Ver-
waltungseinheit, die infolge einer politischen Neustrukturierung des Elsaß unter
Kaiser Arnulf von Kärnten gegen Ende der achtziger und Anfang der neunziger
Jahre des 9. Jahrhunderts entstanden war460. Die Grenze zwischen den beiden
elsässischen Gauen bildete aller Wahrscheinlichkeit nach die Bistumsgrenze
zwischen Straßburg und Basel461. Die Grafschaft im Nordgau dürfte ganz im Sinne
einer Amts graf schaft als Verwaltungs- und Gerichtsbezirk innerhalb des Gaues
aufzufassen sein462. Davon zeugen z. B. die Vergabungen von Orten innerhalb der
Grafschaft im Nordgau durch Otto I., die Reichsgut waren und nicht einem -
zweifellos in diesem Gebiet vorhandenen - allodialen Besitz des Grafen angehörten.
Es wird von diesen Orten lediglich gesagt, daß sie im geographischen Gebiet von
dessen Grafschaft gelegen sind463.
Im Zuge des Prozesses der Verherrschaftlichung der alten Amtsbezirke durch die
Hochadelsfamilien sind die Bezeichnungen Sund- und Nordgau gegen Ende des 11.
Jahrhunderts verschwunden464. Ob diese alten Verwaltungsbezirke allerdings in
den seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Landgrafschaften im Ober- und
Unterelsaß ein Fortleben hatten, oder ob die Landgrafschaften Neubildungen des
Hochmittelalters waren, ist in der Forschung noch nicht entschieden465.
Liber de unitate ecclesiae conservanda eine genaue Vorstellung von der
Verwaltungsstruktur im Elsaß hatten, muß allerdings dahingestellt bleiben.
459 Zur Sundgaugrafschaft siehe BORGOLTE, Grafengewalt, S. 36-46.
460 Die erste Erwähnung des Nordgaues geschieht in einem Diplom Kaiser Arnulfs von
Kärnten vom 3. Februar 891 (D Am. 84, S. 125 f.); zur Entstehung der Nordgaues und
der Grafschaft in diesem Gau siehe Borgolte, Grafengewalt, S. 36-46; zur älteren
Forschung siehe A. Schricker, Älteste Grenzen und Gaue im Eisass. Ein Beitrag zur
Urgeschichte des Landes, in: Strassburger Studien, 2. Bd., Strassburg 1884, S. 377 ff.
461 Siehe Borgolte, Grafengewalt, S. 37; zu den Bistumsgrenzen siehe Elsaß-
Lothringischer Atlas, Karte 16; zu den Grenzen zwischen Sund- und Nordgau siehe
ebda., Karte 8a
462 Borgolte, Grafengewalt, S. 37, meint, daß das Gebiet, das die Grafschaft umfaßte, nicht
mit dem Nordgau identisch gewesen sei. Seiler, Territorialpolitik, S. 54 u. öfters, der die
Arbeit Borgoltes nicht heranzieht, schreibt immer ungenau vom „Graf des Nordgaues“.
Zudem spricht Seiler für das 11. Jahrhundert auch vom „Landgrafenamt im Unterelsaß“
(ebda., S. 57). Die Institution des Landgrafenamtes existierte zu diesem Zeitpunkt sicher
noch nicht. Vgl. dazu die in Anm. 465 genannte Literatur.
463 Siehe z. B. D O I 368, S. 505 f.
464 Zur letzten Erwähnung eines eberhardinisehen Grafen als Graf im Nordgau siehe oben,
Anm. 458; die Erwähnung des elsässischen Nordgaus in D F I 46, S. 76 f., im Jahre 1153
ist lediglich ein Reflex einer im 12. Jahrhundert schon der Vergangenheit angehörenden
Bezeichnung, da Friedrich I. auf Urkunden aus dem 10. Jahrhundert Bezug nimmt.
465 Zur Landgrafschaft im Unterelsaß siehe F. Eyer, Die Landgrafschaft im unteren Elsaß,
in: ZGO 117 (NF 78), 1969, S. 161-178; zur Diskussion über das Problem der
Landgrafschaften siehe M. Schaab, Landgrafschaft und Grafschaft im Sudwesten des
deutschen Sprachgebiets, in: ZGO 132 (NF 93), 1984, S. 31-55, der die Forschungs-
literatur dazu auflistet.
459
Oberbergen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der breisgauische Ort Oberbergen466, bei Vogtsburg gelegen, zählte in der ersten
Hälfte des 10. Jahrhunderts zu den Besitzungen des Grafen Guntram46"7 und war
Pertinenz des Hofes Riegel, wie sich aus den Aufzeichnungen von Gilg Tschudi
ergibt468. Riegel und seine Pertinenzen wurden auf dem Augsburger Hof tag des
Jahres 952 von Otto I. im Zusammenhang mit dem Hochverratsprozeß gegen
Guntram konfisziert und an das Kloster Einsiedeln weitergegeben469. Eine
diesbezügliche Schenkungsurkunde Ottos I. ist zwar nicht erhalten, wir erfahren
aber von dieser Zueignung durch das Diplom Ottos II. für Einsiedeln, in dem er die
Besitzungen Einsiedelns bestätigt und den Ort Oberbergen namentlich anführt470.
Oberer Aargau (Grafschaft)
(CH, Kant. Aargau)
Im Oberen Aargau sind die Eberhardiner im späten 9. Jahrhundert als Inhaber einer
Grafschaft nachweisbar. Eberhard I. wird im Jahre 886 in einer in Madiswil im
Aargau ausgestellten Privaturkunde in der Datumszeile genannt471, in der eine Frau
namens Aba an Abt Bernhard von St. Gallen in pago Arageuve den Zehnten zu
Leimiswil gibt, der bisher Herzogenbuchsee zugehörig war. Der Zehnte soll
nunmehr Rohrbach in eodem pago angehören. Im Gegenzug erhält Aba dafür von
St. Gallen vier Hufen zu Rumendingen und eine zu Oesch472. Beide Orte gehören
zur Kirchgemeinde Kirchberg an der Emme473.
Des weiteren wird Eberhard I. in zwei Urkunden Arnulfs von Kärnten als Graf im
Oberen Aargau bezeichnet. So schenkt Arnulf am 22. April 891 in Regensburg an
die Straßburger Bischofskirche eine Hufe in dem nicht mehr lokalisierbaren Ort
Bach, der in der Grafschaft Eberhards im Oberen Aargau gelegen ist474. Ebenfalls
466 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 371 f.
467 Siehe Geuenich, Graf Guntram, S. 13, und Karte, S. 11.
468 Liber Heremi, S. 109; siehe dazu Kläüi, Untersuchungen, S. 92 f.; vgl. neuerdings
Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
469 Zum Prozeß gegen Guntram siehe oben, S. 177-183; siehe auch unten den Art. 'Riegel'.
470 D O II 24, S. 33 f, Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis... Berga, ... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
471 Urkunde vom 14. April 886, abgedruckt bei Wartmann, Urkundenbuch, 2. Theil, Nr.
650, S. 254 f.: Notavi die jovis, XVIII kal. mai., annum VI Karoli imperatoris,
Eberhardum comitem (Zitat, ebda, S. 255).
472 Ebda., S. 254 f.: Ego itaque Aba cum manu filii mei Adalgozzi et advocati mei
Meginhardi in pago Arageuve decimam in Leimolteswillare marcho, quam habui ad
Puhsa mee ditionis loco, dedi monasterio sancti Galli ad locum Rorbach in eodem pago,
et econtra ab abbate pre/ati monasterii Pernhardo et advocato ejus Wallod nomine et
Wangino jam dicti monasterii preposito accepi //// hobas in Rumaningun et quintam in
Osse marcho mihi et posteris meis in proprietatem.
473 Siehe Steitler, Studien, S. 135.
474 D Arn. 88, S. 130 f.: Cognoscant omnes fideles nostri ..., quatenus unam hubam in
comitatu Eburhardi in superiore Argowe iacenlem in loco Bach vulgariter nominato ad
460
in Regensburg bestätigt der König am 26. August des Jahres 894 dem Kloster St.
Gallen Schenkungen einer adeligen Frau namens Pirin und eines Thiothart. Es
handelt sich um Güter zu Bäriswil, Biegel, Büren zum Hof in der Kirchgemeinde
Limpach, Eichhof/Eichholz bei Messen, Langenthal, Lyssach, Uetigen und in den
nicht näher bestimmbaren Örtlichkeiten namens Albinesuuilare und Riete\ Pirin
nimmt von ihrer Schenkung die Besitzungen in dem Ort Gomerkinden und eine
Hufe in Radelfingen aus475. Alle genannten Güter liegen jedoch in super iori
Aragouue in comitatu Hebarhardi475 476 und gruppieren sich entlang dem Lauf der
Emme, so daß wir hier eine - wenn auch eingeschränkte - Lokalisierung der
Grafschaft Eberhards vornehmen können (siehe dazu die Karte Nr. 2).
Für die Nachkommen Eberhards I. haben wir keinen Nachweis über den Besitz
dieser Grafschaft. Es muß auch offenbleiben, ob es sich bei der Grafschaft um ein
vom König übertragenes Amt oder um alten Familienbesitz gehandelt hat477.
Oberrotweil
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der breisgauische Ort Oberrotweil478 gehörte zu den ehemaligen Besitzungen des
Grafen Guntram479 und war Pertinenz des Hofes Riegel, wie wir aus den
Aufzeichnungen von Gilg Tschudi wissen480. Riegel und seine Pertinenzen wurden
952 von Otto I. dem Grafen Guntram, der des Hochverrates angeklagt war, ent-
zogen und an das Kloster Einsiedeln gegeben481. Eine diesbezügliche Schenkungs-
monasterium Argentinensis civitatis, ubi principalis episcopii sui sedes est, ...
concederemus (Zitat, S. 130); zu Bach vgl. auch Stettler, Studien, S. 116.
475 D Arn. 130, S. 193 ff.: Quapropter omnium fidelium nostrorum praesentium scilicet et
futurorum cognoscat prudentia, qualiter venerabilis episcopus ac dilectus fidelis noster
Salomon obtulit obtutibus nostris quandam cartulam, in qua continebatur, qualiter
quadam nobilis matrona nomine Pirin tradidit ad sanctum Gallum confessorem Christi
suum proprium, hoc est in superiori Aragouue in comitatu Hebarhardi in locis nominatis,
id est Riete et in Utingun et in Pigiluna et in Lisacho et in Albinesuuilare et
Perehtoltespuron et ad Eichi et ubicumque habuit in prefalo pago, nihil extra dimittens,
nisi quod habuit in Comirichingun et unam hobarn in Ratolingun sitam. Insuper alteram
nobis ostendit traditionis notitiam, in qua continebatur, qualiter Thiothart tradidit ad iam
dictum sanctum Gallum quicquid illi et fratri suo Puboni in partem suam eorum parentes
dederunt in locis nominatis, hoc est Peroltesvuilare et in Langatun in superiori pago et
comitatu. (Zitat, S. 194).
476 Siehe das Zitat in der vorangegangenen Anm. Zur geographischen Bestimmung siehe
auch Sthitler, Studien, S. 131.
477 Siehe dazu auch oben, S. 162 f.
478 Heute trägt der Ort den Namen ’Oberrotweil'. Vgl. den Art. 'Rotweil' bei Krieger,
Wörterbuch, 2, Bd., Sp. 684 ff.; KläUI, Untersuchungen, S. 93, und GEUENICH, Graf
Guntram, S. 13, und Karte, S. 11, bezeichnen den Ort noch mit dem Namen 'Rotweil'.
Salzgeber, Landschenkungen, S. 250, hat 'Oberrotweil'.
479 Siehe Geuenich, Graf Guntram, S. 13, und Karte, S. 11.
480 Liber Heremi, S. 109; siehe dazu Kläui, Untersuchungen, S, 92 f.; vgl. neuerdings
Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
481 Siehe oben das Kap. 'Der Prozeß gegen Guntram'; zu Riegel siehe oben, den Art. 'Riegel'.
461
urkunde Ottos I. ist zwar nicht erhalten, wir erfahren aber von dieser Übertragung
durch das Diplom Ottos II. für Einsiedeln, in dem er die Besitzungen Einsiedelns
bestätigt482.
Oesch
(CH, Kant. Bern, Ab. Aarwangen)
Siehe oben den Artikel 'Oberer Aargau'.
Oha
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe oben den Artikel Moha'.
Ommeray
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Sali ns, Cant. Vic-sur-Seille)
In dem Ort Ommeray483 überließen Herzog Theobald I. von Oberlothringen und
seine Gemahlin Gertrud im Jahr 1219 der Abtei Haute-Seille das Patronat mit dem
Zehnten der Kirche in Ommeray, was von Gertrud 1221, ein Jahr nach dem Tod des
Herzogs bestätigt wurde484. Dadurch wird verdeutlicht, daß es sich hier um ehe-
malige dagsburgische Rechte gehandelt hat.
Orbey/ Urbeis
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Lapoutroie)
Dem Grafen Heinrich von Dagsburg-Egisheim und seinen Nachfolgern in der
Vogtei für das Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim standen als Einkünfte aus der
Vogtei über dieses Kloster der östlich von Colmar gelegene Meierhof Urbeis485 zu,
außer einem zur Verwaltung der Zehnten und Überwachung der Ortskirche
abgestellten Bauern aus diesem Ort, der mit seinem Lehen von Vogteiabgaben
befreit war, wie wir aus der Bulle seines Onkels, Papst Leo IX., für das Kloster
Heiligkreuz erfahren486.
482 D O II 24, S. 33 f.t Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis ... Röluuila, ... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
4® Reichsland III, S. 814 f,
484 Siehe im Anhang, Urkunden Nr. 16 u. 19.
485 Orbey/Urbeis liegt östlich von Colmar, unweit von Pairis, vgl. Reichsland III, S. 1135 f.,
siehe auch Barth, Handbuch, 3. Bd., Sp. 1608 f.
486 Die Urkunde ist abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 207, S. 163 f.:...
sed ipsa advocatio, sicut nunc eam commisi nepoti meo Heinrico, castrum Egensheim
habenti, ita semper dum vixerit in eo consista, nec pro ipsa advocatione plus, nisi quod
de villicatione, quce dicitur Orbeiz, juste suscipiat, ita tamen ut unus villanus semper
remaneat ydoneus cum beneficio suo, qui decimas ecclesia; villa ipsius, ipsamque
462
Der Hof Urbeis wird in der Notitia bonorum des Klosters Heiligkreuz auf geführt487
und gehörte zu den Liegenschaften des von den Eltern Leos IX. gegründeten
Klosters. Urbeis mußte fünf Solidi Zins entrichten488. Es ist zu vermuten, daß
Urbeis ursprünglich egisheimischer Besitz war und zum Ausstattungsgut für das
Kloster Heiligkreuz gehörte.
Ortenau (Grafschaft)
(D, Bld. Baden-Württemberg)
Eberhard I. wird in einer in Speyer ausgefertigten Urkunde Arnulfs vom 26. Mai
888 als Graf in der Ortenau bezeichnet489 490 491. Arnulf schenkt dem Priester Isanprecht
acht Hufen in den Orten Auenheim bei Kehl und eine in dem heute nicht mehr
bestimmbaren Ort namens Baldanheim^. Rei der Grafschaft handelt es sich nicht
um eine sogenannte Gaugrafschaft, sondern um eine Grafschaft innerhalb der
Ortenau49*. Die Lage dieser Grafschaft läßt sich wegen fehlender präzisierender
Ortsangaben nur vage angeben. Lediglich der in dieser Grafschaft gelegene Ort
Auenheim bietet den Ansatzpunkt, daß sie in der weiteren Umgegend des heutigen
Kehl anzusiedeln ist.
Osterenforst
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Molsheim, Com. de Dorlisheim)
Osterenforst, eine Flur in der Dorlisheimer Gemarkung492, ging als Schenkung der
Egisheimer Grafen an die von Eberhard begonnene und von Hugo III. raucus
vollendete Stiftung der Abtei Altdorf493. Osterenforst gehörte zum Ausstattungsgut
der Abtei.
ecclesiam custodiat, ipsi tuo venerabili loco, sancta ac vivifica crux f qui etiam ab omni
advocati ditione sit absolutus, ut suum secure persolvat officium.
487 Die Notitia bonorum ist abgedruckt bei SchöPFUN, Alsatia diplomatica I, Nr, 680, S. 477
f.; auch bei Grandidier, Histoire 11,2, Nr. 502, S. 152 ff. und Viellard, Documents, Nr.
97, S. 147-150, Zitat, S. 148.
488 Ecclesia de Orbez V, solidos de censu (Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 680, S.
478).
489 D Arn. 24, S. 35 f.: ... in pago Mortunouua vocato in comitatu Eberhardi in locis
Ouuanheim et Baldanheim nominatis (Zitat, S. 35).
490 Siehe auch Krieger, Wörterbuch, 1 Bd., Sp. 117. Der bei Schlettstadt im Elsaß gelegene
Ort Baldenheim (Dep Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Marckolsheim) kommt nicht in
Frage, da der geographische Raum, in dem Baldanheim zu suchen ist, durch die Angabe
'Ortenau' rechtsrheinisch zu fixieren ist.
491 Zum Problem der Gaugrafschaften siehe oben den Art. 'Nordgau'.
492 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 3, S. 995, Anm. 15; vgl. Sieffert, Altdorf, S.
89.
493 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 3, S. 995: ... sive predia essent comitis
Eberhardi sive comitis Hugonis vel istorum fratrum Gerhardi et Maffridi, et decimas
proprii fundi sancti Cyriaci ad Osterenforst cum banno.
463
Oteppe
(B, Prov. Liège, Ait. Huy)
Siehe oben den Artikel 'Moha'.
Ottersheim
(D, Bld. Rheinland-Pfalz, Lkr. Donnersbergkreis)
Ottersheim bei Kirchheim-Bolanden gehörte zu den Gütern, welche der Reichs-
ministeriale Werner II. von Boianden von Graf Albert II. von Dagsburg zu Lehen
hatte, wie aus dem Lehnsbuch Werners II. hervorgeht. Das Lehnsbuch berichtet,
daß Werner II. von Boianden von Albert II. 30 Mansen in einem Ort namens
Otternheim und die Vogtei in Otternheim erhalten hatte494. Wilhelm Sauer nimmt
an, daß die 30 Mansen und die Rechte an der Vogtei auf ein und denselben Ort,
nämlich Ottersheim bei Kirchheim, zu beziehen sind495. Wie in dem Artikel zu
Gau-Odemheim ausgeführt, dürfte es sich dabei um Besitzungen und Rechte in
zwei verschiedenen Orten handeln, nämlich um Gau-Odemheim und Ottersheim.
Bei der Vogtei in Otternheim scheint es aller Wahrscheinlichkeit nach um die
Vogtei in Gau-Odemheim zu gehen. Die 30 Mansen in Otternheim können
demnach als in Ottersheim gelegen identifiziert werden496.
Ein weiterer Punkt, der der Klärung bedarf, ist die Frage, ob es sich bei dem Ort
Ottersheim auch tatsächlich um den ungefähr zehn Kilometer südöstlich von
Kirchheim-Bolanden an der Pfrimm gelegenen Ort handelt, da außer diesem
Ottersheim noch ein Ort gleichen Namens etwa 10 km östlich von Landau zu finden
ist. Obwohl das bei Landau gelegene Ottersheim gerade wegen seiner relativen
Nähe zum Elsaß eine geographische Nähe zu anderen Besitzungen der Dagsburger
Grafen auf weist, kommt es hierbei wohl nicht in Betracht, da einiges für das bei
Kirchheim-Bolanden gelegene Ottersheim spricht. Als erstes ist die Lage von
Ottersheim an der Pfrimm im Kemgebiet der Boiander anzuführen. Außerdem
finden sich alle anderen Besitzungen, die Werner II. von Albert II. zu Lehen hatte,
in unmittelbarer Nähe zu Kirchheim-Bolanden497, was einen Zusammenhang dieser
Orte wahrscheinlich macht. Als weiteres Argument sei noch die Angabe, welche
Johann Goswin Widder zu Ottersheim an der Pfrimm macht, angeführt498. Widder
schreibt, daß das an der Pfrimm gelegene Dorf Ottersheim „vormals zur Graffschaft
Leiningen“499 gehörte. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß dieser Ort von den
Grafen von Dagsburg an die Grafen von Leiningen übergegangen ist, an welche ja
ein Teil des Dagsburger Erbes kam.
494 Sauer, Lehnsbücher, S. 24: De comite Alberto de Dagesburg ... triginta mansos in
Otternheim ...et advocatiam et Otternheim.
495 Ebda., S. 261, Anm. 203 u. 207.
496 Siehe dazu unten im Kapitel 'Vogteien und Patronate' den Art. 'Gau-Odernheim'.
497 Zu den anderen Lehen siehe Sauer, Lehnsbücher, S. 24.
498 J. G. Widder, Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der
Kurfürstl. Pfalz am Rheine, 3. Theil, Frankfurt u. Leipzig 1787, S. 237-239.
499 Ebda., S. 237.
464
Oultremont
(B, Prov. Liège, Air. Huy)
In einer Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg vom Jahre 1146 für die Abtei Flöne
wird in der Zeugenreihe ein Ministeriale namens Gerardus de Otroismont genannt,
der zur familia Musacensi gehörte500. Er dürfte in einer Örtlichkeit zwischen
Wamant und Dreye angesiedelt gewesen sein, in der der Dagsburger als Graf von
Moha Besitzrechte hatte. So existiert noch heute westlich von Wamant im
Anschluß an diesen Ort eine 'Chapelle de Oultremont'. Da sowohl in Dreye501 als
auch in dem wenige Kilometer davon entfernten Wamant502 Besitzungen und
Rechte der Dagsburger Grafen belegt sind, kann man davon ausgehen, daß das
ehemalige Otroismont dort zu lokalisieren ist.
Pfeddersheim
(D, Bld. Rheinland-Pfalz, gehört jetzt zur kreisfreien Stadt Worms)
In der ungefähr acht Kilometer westlich von Worms gelegenen Ortschaft
Pfeddersheim besaßen die Dagsburger Grafen Rechte, die ihnen vom Metzer
Bischof verliehen worden sind, und die wohl Hugo VIII. von Dagsburg im Zusam-
menhang mit der Übertragung der Metzer Grafschaft und Vogtei durch den Bischof
erhalten hatte. Man erfährt von dem Pfeddersheimer Lehen erstmals durch ein am
25. September 1166 in Hagenau ausgestelltes Diplom Friedrich Barbarossas503, in
dem der Kaiser einen Vertrag bestätigt, der zwischen Bischof Theoderich von Metz
und dem Reichsministerialen Werner von Boianden geschlossen worden ist504.
Werner von Boianden hat für die Abtretung der Burg Habudingen vom Metzer
Bischof die Höfe Gau-Odemheim und Pfeddersheim zu Lehen erhalten. Da Hugo
VIII. als Vogt der Metzer Kirche und der Graf von Spanheim in diesen beiden
Orten jeweils Lehen besaßen505, wurden diese Lehen aus den vertraglichen Verein-
barungen zwischen Bischof Theoderich und Werner von Boianden ausgenom-
men506.
Später haben die Dagsburger dieses Lehen an die Reichsministerialen von Boianden
weiterverlehnt, denn in dem Lehensbuch Werners von Boianden findet sich
Pfeddersheim als ein ihm von Graf Albert II. von Dagsburg gegebenes Lehen: De
500 Urkunde Hugos VIII. von 1146, Original in Huy, AEH, abbaye de Flône, boîte de chartes
1, n° 13; Druck bei DE Marneffe, Recherches, Nr. 4, S. 260 f.; Zitate nach dem Original.
501 Siehe oben den Art. 'Dreye'.
502 Siehe unten den Art. 'Wamant'.
503 D FI 517, S. 455 ff.
504 Zum Inhalt der Urkunde siehe Sibertin-Blanc, Les anciennes possessions, S. 69 ff.; zur
Rolle Werners von Boianden in Pfeddersheim siehe auch M. Parisse, A propos du
prieuré de Pfeddersheim. Un diplôme inédit de Frédéric Barberousse pour l'abbaye de
Gorze, in: JWLG 2, 1976, S. 145-157.
505 Siehe dazu auch im Kap. 'Vogteien und Patronate' den Art. 'Gau-Odemheim'.
506 D F I 517, S. 456: Aliam etiam gratiam Metensis electus Wernhero ministeriali nostro
superaddidit, ut, quodcumque beneficium in prememoratis curiis vacaret, in usum suum
cederet, excepto beneficio comitis de Spanheim ei comitis Hugonis Metensis advocati
465
comite Alberto de Dagesburg ... X. [mansos] in Petternsheim50'7. Pfeddersheim
gehörte zu einer ganzen Gruppe von Besitzungen Alberts II. von Dagsburg im
Gebiet zwischen Kirchheim-Bolanden und Worms, welche Werner II. von
Boianden zu Lehen hatte507 508.
Purpurkopf
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim, Com. de Rosheim)
Siehe dazu den Artikel 'Bur obere k.
Radelfingen
(CH, Kant. Bern, Ab. Aarberg)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Reiningue/ Rei ni ngen
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Mulhouse, Cant. Wittenheim)
Der westlich von Mühlhausen gelegene Ort Reiningen509 scheint altes eberhar-
dinisches Eigengut gewesen zu sein. So ist die von Hugo IV. von Egisheim und
seiner Gemahlin Heilwig von Dagsburg gestiftete Abtei Heiligkreuz bei
Woffenheim in Reiningen begütert, wie in der undatierten, von Mathilde von
Mousson-Mömpelgard angefertigten Notitia bonorum der Abtei aufgezeichnet
ist510. Daß diese Schenkung einer halben Hufe in Remingen durch Mitglieder der
Stifterfamilie erfolgt sein muß, legt uns der Umstand nahe, daß die Abtei Oelenburg
bei Reiningen von Heilwig von Egisheim, Tochter Gerhards IV. von Egisheim und
Gemahlin von Gerhard von Vaudemont, um die Wende des 11. zum 12. Jahrhundert
gestiftet wurde511. Das Gebiet um Reiningen war folglich Allodialbesitz der
Heilwig aus ihrem väterlichen Erbe.
Remomont
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Lapoutroie, Com. d'Orbey)
Der Weiler Remomont512 im oberelsässischen Urbeistal war dagsburgischer
Allodialbesitz und wurde im Jahr 1175 von Hugo VIII. von Dagsburg, der auch die
Vogtei über diesen Ort besaß513, der Zisterzienserabtei Pairis geschenkt514.
507 Sauer, Lehnsblicher, S. 24.
508 Siehe ebda
509 Clauss, Wörterbuch, S. 888 f.
510 Druck des Güterverzeichnisses bei Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: Ad
Reinungen dimidius mansus (Zitat, ebda., S. 150).
511 Zur Stiftung von Oelenberg siehe oben, S. 197 f. mit Anm. 246.
512 Clauss, Wörterbuch, S. 890.
513 Siehe im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Remomont'.
514 Original in Colmar, AD HR, Fonds Pairis 1, 3. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3.
466
Der Besitz von Remomont wurde der Abtei Pairis 1184 durch Papst Lucius III.
bestätigt515, und schließlich wird noch ausdrücklich in einer Urkunde des Grafen
von Plirt vom 30. März 1318 für Pairis auf die Schenkung des Dagsburger Grafen
Bezug genommen516.
Reppe
(B, Prov. Liege, Arr. Huy)
Siehe oben den Artikel ’Moha'.
Riedlingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Lörrach)
Das bei Liel im südlichen Breisgau liegende Riedlingen517 war vor 952 in der Hand
Graf Guntrams518. Der Ort war Pertinenz des Hofes Riegel, wie aus den
Aufzeichnungen von Gilg Tschudi hervorgeht519. Riegel und seine Pertinenzen -
und somit auch Riedlingen - wurden 952 von Otto I. im Zusammenhang mit dem
Hochverratsprozeß gegen Guntram diesem aberkannt, eingezogen und an das
Kloster Einsiedeln weitergegeben520. Eine diesbezügliche Schenkungsurkimde
Ottos I. ist zwar nicht erhalten, wir erfahren aber von dieser Schenkung durch das
Diplom Ottos II. für Einsiedeln, in dem er die Besitzungen Einsiedelns bestätigt und
Riedlingen namentlich anführt521.
Riegel
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der Hof Riegel522 befand sich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts im Besitz
des eberhardinisehen Grafen Guntram523. Er ist im Zusammenhang mit dem Prozeß
gegen Guntram auf dem Augsburger Hof tag von Anfang August des Jahres 952 von
König Otto I. konfisziert worden524. Der Hof Riegel mit seinen Pertinenzen
Bahlingen, Burkheim, Endingen, Kenzingen, Teningen, Wöllingen525 und weiteren
515 Druck bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 43, S. 135 f.
5,6 Druck bei Schöpfun, Alsatia diplomatica II, Nr. 907, S. 121 f.: Wir hant auch gesehen
die briefe graue Huges sei des herrn von Tagesburg, wie er das vorgenant closter von
Paris stürte mit sime gute und sime eigen das daby gelegen ist, dem men spricht das alte
Paris und Ramimund (Zitat, S. 121).
517 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 614 f.
518 Siehe Geuenich, Graf Guntram, S. 13, und Karte, S. 11.
519 Liber Heremi, S. 109; siehe dazu KläUI, Untersuchungen, S. 92 f.; vgl. neuerdings
Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
520 Siehe auch unten den Art. 'Riegel \
521 D O II 24, S. 33 f., Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocalum
cum locis ... Rihtilinga, ...in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
522 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 616-621.
523 Zu Guntram siehe auch oben, S. 29 ff.
524 Zum Prozeß gegen Guntram siehe oben, S. 177-183.
525 Siehe die Art. zu den genannten Orten.
467
nicht namentlich genannten Pertinenzen wurde schließlich von Otto I. an das
Kloster Einsiedeln weiterverschenkt. Das entsprechende Diplom Ottos I. ist
wahrscheinlich verlorengegangen526, wir erfahren aber von dieser Begabung durch
die am 17. Juni des Jahres 1004 in Zürich ausgestellte Bestätigungsurkunde
Heinrichs II. für Einsiedeln527. Bei den übrigen, in dem Diplom nicht namentlich
genannten Pertinenzen von Riegel handelt es sich um Güter in den Orten
Kirchzarten, Oberbergen, Oberrotweil, Riedlingen, Tutschfelden, Unter-Birken und
Vogtsburg528. Ob Liel den Pertinenzen von Riegel zuzurechnen ist, bleibt
fraglich529 530.
Die strategische Bedeutung des Hofes Riegel ergibt sich aus seiner Lage. Die
Straße, die an Riegel vorbeiführte, war im 10. Jahrhundert die einzige Verbindung
zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl. Die Pertinenzen von Riegel unterstützten
diese Stellung, so daß derjenige, der Riegel in seiner Hand hatte, die rechts-
rheinischen Straßenverbindungen in dieser Region kontrollieren und beherrschen
konnte550.
Riete
(CH, Kant. Bern, Ab. nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel 'Oberer Aargau'.
Rumendingen
(CH, Kant. Bern, Ab. Burgdorf)
Siehe oben den Artikel 'Oberer Aargau'.
Saint-Etienne-au-Mont
(B, Prov. Liège, Anr. Huy)
Zum Ausstattungsgut der von Albert II. von Dagsburg gestifteten Abtei Val-Notre-
Dame gehörte auch die Kirche de monte Sancti Stephani mit Zubehör und
Patronatsrecht531. Sie ist somit als ehemalige Besitzung der Grafen von Moha
aus gewiesen. Bei der hier behandelten Örtlichkeit handelt es sich um Saint-Etienne-
au-Mont in Statte, einem Vorort von Huy, deren Kirche früher zu Wanze gehört
hatte532.
526 Siehe dazu die Vorbemerkung zu D H II 77, S. 97.
527 D H II 77, S. 98. Siehe das Zitat auf S. 408 in Anm. 111. - Vgl. auch J. A. Kraus,
Geschichte, S. 545-549, neuerdings Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
528 Siehe dazu die Art. zu den einzelnen Örtlichkeiten.
529 Siehe dazu den Art. zu 'Liel'.
530 Siehe dazu H. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 160.
531 Original in Huy, AEH, l’abbaye du Val-Notre-Dame, boite de chartes, n° 1. Siehe im
Anhang, Urkunde Nr. 14.
532 Freundliche Mitteilung von Herrn Pierre Bauwens, Archives de 1 'Etat ä Huy.
468
St. Servatius zu Maastricht
(NL, Hauptort der Provinz Limburg)
Gertrud von Dagsburg, die Mutter Hugos VIII., besaß als Ausgleich für ein
beneficium, das ihre Vorfahren dem Stift St. Servatius gegeben hatten, eine Pfründe
am Stift, um deren Besitz es mit einem gewissen Reiner, der diese Pfründe ebenfalls
beanspruchte, zu Auseinandersetzungen kam533. Die Streitigkeiten wurden
schließlich vor dem Königsgericht verhandelt und zum Abschluß gebracht. Die
Ansprüche der Dagsburger Gräfin erkannte das Gericht als berechtigt an und sprach
die Pfründe ihr zu, wie aus dem entsprechenden, in dieser Angelegenheit
ausgestellten Diplom Friedrich Barbarossas aus dem Jahre 1154 zu entnehmen
ist534. Diese Pfründe wurde anschließend durch den König auf Bitte von Gertrud
und deren Sohn Hugo VIII. der Kirche zu Wanze, einer Stiftung von Hugos VIII.
Großmutter Ermensinde535, übertragen536.
Die Ansprüche Gertruds hinsichtlich der Pfründe waren, wie eindeutig aus dem
Diplom Friedrichs I. hervorgeht, erbrechdicher Natur537. Das bedeutet, daß die
Anrechte an dieser Pfründe nicht auf ursprünglich dagsburgische Rechte
zurückzuführen sind, sondern erst durch die Eheverbindung Gertruds mit Hugo VII.
von Dagsburg - sei es als Erbe, sei es als Mitgift Gertruds - in den dagsburgischen
Besitzkomplex gelangten
533 Siehe das Zitat in der folgenden Anm; siehe auch Deeters, Servatiusstift, S. 53; vgl. P.
M. H. Doppler, List der Proosten van het Vrije Rijkskapittel van St. Servaas te
Maastricht (800-1797), Maastricht 1936, S. 37.
534 D F 1 83, S. 138 f.: Eapropter noverit, quod interventu et petitione fidelis nostre
Gertrudis comitisse de Dagesborch eius annuente filio Hugone Metensi et Musacensi
comite prehendam, quam ipsa ab antiquis predecessoribus suis usque in perpetuam
heredum suorum se subsequendum successionem in ecclesia Traiectensi beati Seruati
pro quodam beneficio eidem ecclesie ab eis collato acquisitam libere ac legitime tenebat,
ecclesie beate Marie Magdalene de Wanze concessimus .... Hanc vero praebendam tali
modo habitam prefata comitissa per quendam Reinerum iniuste ad tempus ablatam nobis
in palatio nostro Traiecti iudicio presidentibus et astantibus et circumsedentibus et
adiudicantibus nobilibus viris Arnulfo Coloniensi archiepiscopo et Henrico Leodiensi
episcopo et Cezolfo cancellario nostro, prepositis Alberlo Aquensi, Gerardo Bonnensi et
Traiectensi, laicis vero Marcwardo de Grunenbath, Vlrico de Hurninge, Goswino de
Falkenburch minore, Theoderico de Werde ceterisque quampluribus diverse conditionis,
etatis et ordinis iudiciario iure recuperavit et iussu nostro per manum Gerar di Bonnensis
eo tempore ecclesie beati Seruatii Traiectensis prepositi astante et annuente capitulo
fratrum prefate ecclesie libere, sicut ius ab antiquo erat, in perpetuum possidendatn per
heredum suorum successionem sine ulla contradictione recepit ( Zitat, S. 138).
535 Siehe dazu oben, S. 72 mit Anm. 398.
536 Ebda., S. 138 f.: Receptam autem in manu ac potestate sua redactam ipsa videlicet
prenominata comitissa eiusque filius Hugo comes, ut prefatum est, ecclesie beate Marie
Magdalene de Wanze pro salute animarum suarum predecessorumque ac successorum
suorum et dierum anniversariorum suorum commemoratione facienda per omnia
succedentia tempora possidendam tradiderunt.
537 Siehe das Zitat in Anm. 535.
469
St. Stephan bei Salées-Eaux
(F, Dép. Moselle, An. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille, Com. de. Ley)
Graf Hugo VIII. von Dagsburg übertrug mittels einer undatierten Urkunde der
Prämonstratenserabtei Salivai, deren Schutzvogt er war538 539, ein St. Stephan genann-
tes Lehen, que adiacet Salse Aque&9. Bei diesem Lehen handelte es sich wahr-
scheinlich um ein zu der im Seilletal, bei der oberlothringischen Gemeinde Ley540
gelegenen Saline Salées-Eaux gehörendes Gut541, das ebenfalls dagsburgischer
Besitz gewesen zu sein scheint, und in dessen Umgebung man mit Marimont,
Mantoncourt und Ommeray542 weitere ehemalige dagsburgische Besitzungen
nach weisen kann.
Sarral be/Saar alben
(F, Dep. Moselle, Arr. Forbach, Hauptort des Cant.)
Das lothringische Saaralben543 ist Anfang des 13. Jahrhunderts als allodiale
Besitzung in der Hand Graf Alberts II. von Dagsburg mehrfach bezeugt544. So
schenkte er der Abtei Herbitzheim, über welche die Dagsburger Grafen auch die
Vogtei ausübten545 546 547, eine Salzpfanne in Saaralben, wie wir aus einer Urkunde von
Bischof Reynald von Metz vom 7. Mai 1308 für das Kloster Herbitzheim wissen54^.
Auch in die um 1204 getroffenen Erbschaftsabmachungen zwischen Albert II. und
seinem Neffen, Herzog Heinrich von Brabant, wurde Saaralben miteinbezogen. Der
Dagsburger Graf setzte den Herzog als Erben de Castro de Alba cum omnibus
appenditiis suis547 ein. Allerdings kam es in der Folgezeit bekanntlich nicht zu
538 Siehe dazu unten im Kapitel 'Vogteien und Patronate' den Art. 'Salivai'.
539 Original in Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr. 40, ohne Datum. Siehe im Anhang, Urkunde
Nr. 5.
540 Siehe Reichsland III, S. 953 f.
541 Vgl. dazu die Belege der mittelalterlichen Namensformen für Salées-Eaux (= Saleaux)
bei Lepage, Dictionnaire, S. 123.
542 Siehe dazu die Art. zu den einzelnen genannten Orten.
5« Reichsland III, S. 934 ff.
544 In Reichsland III, S. 935, ist zu lesen, daß Saaralben vom Metzer Bischof an Albert von
Dagsburg verpfändet worden ist, worüber ich aber keinen Quellennachweis finden
konnte. Es wird wohl eine Verwechslung mit dem vom Metzer Bischof an den
Dagsburger Grafen verpfändeten Hof Argancy vorliegen, siehe oben den Art. 'Argancy'.
545 Siehe dazu unten im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Herbitzheim'.
546 Abschrift im Kopialbuch von Joh. Andreae 1638, im Landesarchiv Saarbrücken,
Bestand: Nassau-Saarbrücken II, Nr. 2444. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 30.
547 Original in Bruxelles, AGR, Chartes de Brabant, n° 9. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
Die Urkunde ist bei But KENS, Trophées I, preuves, S. 234, gedruckt, allerdings
unvollständig und völlig fehlerhaft. So wird aus dem Castro de Alba (im Original) bei
Butkens ein Castro Albapai. Parisse, La noblesse Lorraine I, S. 482, Anm. 88 u. S. 523,
Anm. 255, identifiziert, obzwar er nur den Druck bei Butkens kennt, das ominöse
Albapai richtig mit Saaralben. Ebenso setzt Toussaint, Grafen, S. 122, Albapai mit
Saaralben gleich. Aders, Regesten, Nr. 4, S. 21, der das Original eingesehen hat, möchte
allerdings in dem Castro alba die Burg Blämont sehen. Doch lassen sich die Dagsburger
Grafen nirgends als Besitzer der Burg Blämont nachweisen. Aders scheint den Namen
des Gaues - Pagus Albetisis (vgl. Reichsland III, S. 107) - in dem Blämont liegt, auf die
470
diesem Erbfall, da dem Dagsburger Grafen 1206 eine Tochter namens Gertrud
geboren wurde, die die dagsburgischen Besitzungen erbte548.
Gertrud von Dagsburg, nach dem Tode ihres Vaters Erbin von Saaralben, wandelte
es im Jahre 1224 in ein Lehen des Metzer Bistums um, mit der Zusatzklausel, daß
sie, falls Saaralben nicht den jährlichen Ertrag von 100 Pfund Metzer Geldes ab-
werfe, den Fehlbetrag aus den Erträgen ihrer eigenen Ländereien ergänzen
werde549.
Der Metzer Bischof Johann von Apremont zog schließlich nach dem Tod von
Gertrud von Dagsburg, der Anfang des Jahres 1225 erfolgte550, das Lehen
zusammen mit den anderen ihm übertragenen Dagsburger Besitzungen ein551 und
baute die Befestigungen von Saaralben aus552.
Sarrebourg/Saarburg
(F, Dep. Moselle, Hauptort des Arr.)
Der lothringische Ort Sarrebourg553, an der alten Heerstraße zwischen Metz und
Straßburg gelegen, bildete einen der wichtigen Stützpunkte der Dagsburger Grafen
im Lothringer Raum. Sie dürften auch in der Umgebung Sarrebourgs begütert
Burg zu Übertragen. Als Bezeichnung für Blämont ist aber z. B. in den Gesta
episcoporum Mettensium die Form Albo-monte überliefert (Gesta episcoporum
Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 550, Z. 19), so daß der Vorschlag von
Aders wohl abzulehnen ist. Vgl. auch die Namensbeispiele in Reichsland III, S. 935.
548 Siehe dazu oben, S. 317 f.
549 Die Urkunde ist abgedruckt in: Marichal, Cartulaire I, Nr. 147, S. 343 f.: Ego comitissa
de Daborch notum facio ..., quod ego, laude et assensu mariti mei, accrevi feodum quod
a domino meo, episcopo Metensi, tenere debeo, de hiis omnibus que habeo ... in Alba,
cum appendiciis eorum, ita quod terram appendentem ad Albam faciam volere singulis
annis centum libras Metensium, et si tantum non valuerit, ego teneor quod defuerit
perficere in terra mea propinquiori inde, et cum hiis omnibus reddidit michi dominus
meus episcopus calamentum quod ab ipso tenere debebam (Zitat, S. 343).
550 Siehe dazu oben, S. 365.
551 Richeri gesta Senoniensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312: Nam
Metensis episcopus Iohannes audiens defectum heredum illius comitatus, ...et quedam
opida peroptima, videlicet Albam et Saleborc.....ad ius et proprietatem Metensis
episcopi resumpsit et xaxiit. Zu dem Wort xaxiit siehe oben, S. 430, Anm. 261. - Gesta
episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548: Nam idem episcopus
comitatum Metensem et quatuor castra nobilia, Saraborc videlicet, Albam, Truquestein
et Herrestein, quae erant de feodo predicto, cum suis appendiciis adquisivit et Metensi
ecclesie perpetuo contulit possidenda.
552 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 550: Nam in oppido
Saleborc, quod tempore predecessoris sui ardenti desiderio fuerat inchoatum,
munitionibus insignibus, turribus et fossatis et murorum propugnaculis fortissimis
consummavit, et de Alba, de Herrestein et de Drukestein turres et muros in melius
reparavit, novas cisternas profundando.
553 Reichsland III, S. 939 ff. Zu Sarrebourg siehe neuerdings J. L. Fray, Sarrebourg und der
obere Saargau im Licht der Zentralitätsforschung. Ein Beitrag zur Geschichte der
mittelgroßen lothringischen Städte im Mittelalter, in: Die alte Diözese Metz. L'ancien
diocèse de Metz. Referate des Kolloquiums in Waldfischbach-Burgalben vom 21. März
1990, hrsg. v. H.-W. Herrmann, Saarbrücken 1994, S. 147-163.
471
gewesen sein554. Die Herrschaft Sarrebourg schloß im Westen direkt an die
Grafschaft Dagsburg an555, bildete also eine natürliche Erweiterung des Dagsburger
Kerngebietes. Sarrebourg war jedenfalls ein Metzer Lehen, wie aus den Vorgängen
nach dem Tod von Gertrud von Dagsburg 1225 ersichtlich wird556.
Es haben sich mehrere Quellenstücke von Bedeutung erhalten, die uns einige
Aspekte des Wirkens der Dagsburger Grafen in Sarrebourg erkennen lassen. Aus
dem Freiheitsbrief des Metzer Bischofs Johann von Apremont aus dem Jahre 1229
erfahren wir, daß die Bürger von Sarrebourg schon zu Zeiten der Dagsburger
Grafen einen jährlich an Ostern fällig werdenden Zins von 100 Pfennigen Metzer
Geldes sowie einen Simer Hafer pro Haus zu leisten hatten557. Hans-Walter
Herrmann interpretiert dies als Befreiung der Bürger von den als tallia, costumia
und exactio bezeichnten Abgaben an und sieht diese Freiung Sarrebourgs durch
den Dagsburger Grafen als den Begiim der landesherrlichen Stadtförderung in der
Saargegend558. Eine der Aktivitäten der Grafen, von denen wir Kenntnis haben, ist
die Stiftung eines Hospitals in Sarrebourg. Davon wissen wir durch eine
Schutzurkunde von Papst Innozenz III. vom 9. Januar 1209 für dieses Hospital.
Dort heißt es, daß das Hospital auf eine Stiftung der Grafen von Metz
zurückgehe559. Leider wird in der Urkunde nicht der Zeitpunkt angegeben, wann
die Stiftung erfolgt ist. Das Sarrebourger Hospital wurde schließlich am 14. August
des Jahres 1222 von den Sarrebourger Bürgern dem Deutschen Orden über-
554 Wir erfahren aus den Gesta episcoporum Mettensium, continuatio prima, MGH SS X, S.
546, Z. 29-32, daß ein Ministeriale Alberts II. von Dagsburg namens Waltranus in der
unmittelbaren Nähe von Sarrebourg eine Burg besaß, die vom Metzer Bischof zerstört
wurde, weil Waltranus von ihr aus Übergriffe auf Bistumsbesitz getätigt haben soll: Nec
est silentio pretereundum, quod ipse processu temporis castrum quoddam a Waltranno,
homine comitis de Dasburc, non procul a Saleburc firmatum, episcopatui in partibus illis
valde nocivum, in manu potenti et valida destruxit. Diese Burg wird, so ist mit Sicherheit
anzunehmen, ein Lehen des Dagsburger Grafen an seinen Ministerialen gewesen sein
555 Siehe dazu Elsass-Lothringischer Atlas, Karte 8b.
556 Siehe dazu oben S. 371 mit Anm. 1297; vgl. auch Kienast, Fürsten 11,1, S. 11.
557 Metz, AD Mos., G 5, fol. 160: Ego J. dei gratia Meten(sis) episcopus notum facimus ....
quod nos posuimus dilectos nostros burgenses de Sarburg ad talem asisiam videlicet
quod ipsi dabunt nobis in pascha centum libras Metensium annuatim et pro qualibet
domo annis singulis reddent nobis unum summerium avene sicut temporis comitis de
Dagesborg reddere tenebantur et solebant. Herr Prof. Dr. Hans-Wal ter Herrmann hat
mich dankenswerterweise auf dieses Dokument aufmerksam gemacht. - Regest bei E.
PERRIN, Catalogue des chartes de franchise de la Lorraine antérieures à 1350, in:
ASHAL, 33. Bd„ Metz 1924, Nr. 26, S. 307.
558 H.-W. Herrmann, Städte im Einzugsbereich der Saar bis 1400, in: Publications de la
Section Historique de l'Institut Grand-Ducal de Luxembourg, 108. Bd., Luxembourg
1992, S. 252 ff., der neben der Förderung Sarrebourgs durch den Dagsburger Grafen
auch ein gewichtiges Maß an Eigeninitiative der Bürger vermutet.
559 Die Schutzurkunde von Innozenz III. vom 9. Januar 1209 in Metz, AD Mos., H 4687:
Eapropter, dilecti in domino filii, vestris et nobilis viri . . comitis Metensis, fundatoris
hospitalis eiusdem', die Urkunde ist auch abgedruckt bei J. H. Hennes, Urkundenbuch
des Deutschen Ordens (= Codex diplomaticus ordinis Sanctæ Mariae Theutonicorum), 2.
Bd„ Mainz 1861, Nr. 1, S. 1.
472
geben560. Hierin findet sich als Zeitangabe für die Stiftung lediglich der Hinweis,
daß das Hospital von den Bürgern iam dudum5*»! erbaut worden sei. Das iam dudum
kann sich nicht auf einen allzu lange zurückliegenden Zeitraum beziehen, da wir
erst im 13. Jahrhundert durch die erwähnte päpstliche Schutzurkunde von der
Existenz des Hospitals Kenntnis erlangen. Somit kann der in der Forschung
ausgesprochenen Vermutung, daß die Stiftung während der Metzer Amtszeit der
Dagsburger Grafen geschah562, zugestimmt werden. Ob schließlich, wie Eugen
Ewig annimmt, auf Anregung Gertruds von Dagsburg die Übertragung des
Hospitals an den Deutschen Orden geschehen ist, muß wegen fehlender Quellen-
zeugnisse Spekulation bleiben563.
Der von den Dagsburger Grafen gestifteten Abtei Hesse gehörte angeblich schon
vor 1050 ein Drittel des Sarrebourger Zolles564. Da hauptsächlich in der
Anfangszeit die Stifterfamilie die Abtei Hesse ausgestattet haben dürfte, liegt die
Vermutung nahe, daß auch der Sarrebourger Zoll zum Stiftungsgut gehört hat565.
Somit wäre also Sarrebourg nicht nur als Amtsgut des Metzer Grafen in
dagsburgischen Besitz gekommen, sondern die Dagsburger Grafen hätten schon
lange vor der Übertragung des Metzer Grafenamtes durch Friedrich Barbarossa566
Besitzungen und Rechte in Sarrebourg gehabt. Eine Stütze findet diese Vermutung
durch die Angaben in den Gesta episcoporum Mettensium. Hier werden Sarrebourg,
Saaralben, Herrenstein und Türkstein zwar als Lehen der Dagsburger vom Metzer
Bischof genannt, aber nicht als der Metzer Grafschaft zugehörig betrachtet, sondern
sie werden gesondert erwähnt567. Saaralben und Türkstein gehörten nachweislich
nicht zum Amtsgut der Metzer Grafschaft, sondern sie sind dem Allod der
560 Die Urkunde vom 14. August 1222 ist abgedruckt bei Hennes, Urkundenbuch, 2. Bd.,
Nr. 19, S. 21.
561 Ebda. Die Angabe iam dudum findet sich nicht, wie E. Ewig, Die
Deutschordenskommende Saarburg, in: Elsaß=Lothringisches Jahrbuch 21. Bd.,
Frankfurt am Main 1943, S. 82, Anm. 5, angibt, in der Urkunde von Innozenz III. von
1209, sondern diese Worte sind lediglich in der Übertragungsurkunde der Sarrebourger
Bllrger aus dem Jahr 1222 zu finden.
562 So z. B. Ewig, Deutschordenskommende, S. 82.
563 Ebda , S. 83 f.
564 Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 288: Ad Abbatiam autem
ipsam ..., pertinet... lertia pars Teloni apud Sarburg. Die Echtheit dieser Bestimmung
des Privilegs wird von Parisse, La nobiesse lorraine, 1. Bd., S. 129, angezweifelt; vgl.
auch Herrmann, Städte, S. 301 u. 304 mit Anm. 35.
565 Eis fällt auf, daß Leos IX. Eltern zwar als Stifter und Leos Vater Hugo in dem Passus, der
die Vogteifrage regelt, genannt werden, auch daß die Eltern Leos der Abtei Güter
geschenkt haben, bei der Einzel auf zähl ung der Besitzungen jedoch werden die Stifter
nicht namentlich genannt, dafür aber finden die Namen von anderen Schenkern
Erwähnung, wie z. B. von Leos Bruder Hugo, seiner Gemahlin Mathilde und deren Sohn
Heinrich (ebda). Somit liegt m. E. die Vermutung nahe, daß alle nicht namentlich einer
Person zugewiesenen Schenkungen von den Stiftern stammen.
566 Siehe dazu oben, S. 250-256.
567 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548: Nam idem
episcopus comitatum Me lensem et quatuor castra nobilia, Saraborc videlicet, Albam,
Truquestein et Herrestein, quae erant de feodo predicto, cum suis appendiciis adquisivit
et Metensi ecclesie perpetuo contulit possidenda.
473
Dagsburger Grafen zuzurechnen568. Gertrud von Dagsburg hat diese Orte im Jahre
1224 erst in ein Lehen des Metzer Bistums umgewandelt569, somit ist die
gesonderte Erwähnung der besagten Orte in den Gesta episcoporum Mettensium
nur folgerichtig. Auch Herrenstein scheint nicht dem Metzer Amtsgut angehört zu
haben570. Diese eben angeführten Quellenbelege stützen meines Erachtens deutlich
die Schlußfolgerung, daß der Ort Sarrebourg ebenso wie Herrenstein, Saaralben und
Türkstein nicht dem Amtsgut der Metzer Grafschaft zugerechnet werden darf.
Über den Zeitpunkt, wann die Dagsburger Grafen Sarrebourg vom Metzer Bischof
zu Lehen erhalten haben, schweigen die Quellen. Möglicherweise ist dies schon in
der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts geschehen, wie der oben erwähnte Besitz von
einem Drittel des Sarrebourger Zolles durch die Abtei Hesse nahelegt.
Nach dem Tode Gertruds von Dagsburg im Jahre 1225 wurde Sarrebourg zusam-
men mit Saaralben, Türkstein und Herrenstein vom Metzer Bischof als erledigtes
Metzer Lehen eingezogen571. In der Folgezeit hat der Metzer Bischof in Sarrebourg
und den anderen genannten Orten die Befestigungsanlagen erneuern und ausbauen
lassen572.
Selestat/Schlettstadt
(F, Dep. Bas-Rhin, Hauptort des Arr.)
Die Frage, ob die Egisheimer Grafen ursprünglich allodialen Besitz in dem
oberelsässischen Schlettstadt573 hatten, ist eng mit dem in der Mittelalterforschung
viel diskutierten Problem der Abstammung Hildegards, der Gemahlin des Staufers
Friedrich von Büren574, verknüpft, denn sie brachte in die Ehe mit dem Staufer
Ländereien im Raum von Schlettstadt ein, die zum großen Teil als Ausstattungsgut
für die von Hildegard und ihren Söhnen gestiftete St. Fideskirche Verwendung
fanden575. Erst jüngst wurde durch Eduard Hlawitschka wohl endgültig festgestellt,
568 Siehe dazu die Art. 'Sarralbe/Saar alben' und Turquestein/Türkstein'.
569 Die Urkunde ist abgedruckt bei Marichal, Cartulaire 1, Nr. 147, S. 343 f., Zitat, S. 343:
Ego comitissa de Daborch notum facio ... , quod ego, laude et assensu mariti mei,
accrevi feodum quod a domino meo, episcopo Metensi, tenere debeo, de hiis omnibus que
habeo apud Trukestein ... in Alba, cum appendiciis eorum, ita quod terram appendentem
ad Albam faciam volere singulis annis centum libras Metensium, et si tantum non
valuerit, ego teneor quod defuerit perficere in terra mea propinquiori inde, et cum hiis
omnibus reddidit michi dominus meus episcopus calamentum quod ab ipso tenere
debebam.
570 Siehe den Art.'Herrenstein'.
571 Richeri gesta Senoniensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312; Gesta
episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548. Siehe die Zitate auf S.
471 in Anm. 551.
572 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 550. Siehe das Zitat
auf S. 471 in Anm. 552.
573 Zu Schlettstadt allgemein vgl. Clauss, Wörterbuch, S. 1001-1024.
574 Hlawitschka, Grundlagen, S. 31-102, der sämtliche bis 1990 erschienene Literatur zu
dem Problem verarbeitet.
575 Siehe die einschlägigen Urkunden aus den Jahren 1094 und 1095, abgedruckt bei
WÜRDITON, 6. Bd„ Nr. 109, S. 256 ff. u. Nr. 110, S. 258 f.
474
daß Hildegard der Dagsburg-Egisheimer Familie entstammte576. Bei dem
Schlettstätter Besitz Hildegards handelt es sich jedoch nicht um altes
eberhardinisches Hausgut, sondern die Liegenschaften gehen zurück auf König
Konrad von Burgund und sind erst durch Hildegards Mutter Berta, einer Enkelin
Konrads von Burgund, in die Hände des Egisheimer Grafen Gerhard I. gelangt577.
Die Schlettstädter Besitzungen waren also das Heiratsgut Bertas und wurden an
Hildegard weitergegeben, die sie schließlich in die Ehe mit dem Staufer Friedrich
von Büren einbrachte.
Sigolsheim
(F, Döp. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Kaysersberg)
Rechte der Dagsburger Grafen in dem oberelsässischen, wenige Kilometer nördlich
von Colmar bei Ammerschweier gelegenen Ort Sigolsheim578 werden durch eine in
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorgenommene Schenkung Hugos VIII. von
Dagsburg an die von der Abtei Andlau abhängige Abtei Etival sichtbar. Erwähnt
wird diese Übertragung in einem umfangreichen, von Papst Eugen III. am 6. Sep-
tember 1147 ausgestellten Privileg für Etival, in dem unter anderem neben einer
Güterschenkung Hugos VIII. in der Gemarkung Dambach579 auch eine Schenkung
in Sigolsheim erwähnt wird. Hugo übertrug an Etival den Zehnten und 52 Hufen
sowohl an Weingütern als auch an Getreideanbauflächen aus seinem Sigolsheimer
Lehen sowie einen Hof und ein Allod580.
Auch für die Abtei Altdorf, eine Familienstiftung der eberhardinisehen Grafen, sind
Liegenschaften in Sigolsheim nachweisbar581. Es ist durchaus möglich, daß die
Besitzrechte in diesem Ort auf eine Schenkung durch die Dagsburg-Egisheimer
Grafen zurückgehen.
576 Hlawitschka, Grundlagen.S. 32-102; siehe dazu auch oben, S. 58 ff.
577 Ebda., S. 39-53 u. 83 f.
578 Reichsland III, S. 1038.
579 Zu der Dambacher Schenkung siehe oben den Art. 'Dambach'.
580 Druck: Eugenii III Romani pontificis epistolae et privilegia, I. Bd., in: MPL 180, Sp.
1274-1278. Die gesamte etwas undurchsichtige Passage lautet: Quindecim videlicet
mensuras viniquas habetis pro censu Ecclesiœ de Salwamunt, quam a diebus antiquis
ecclesia vestra tenet; decitnam quinquaginta duarum hobarum tam vini quam bladi
ubicunque sunt, quee sunt de feudo comitis Hugonis de Dasborc. Curiam vestram de
Salwamunt (Zitat, ebda., Sp. 1275). - Regest: Jaffé-Löwenfeld, Nr. 9128; zur
Identifizierung von Salwamunt mit Sigolsheim vgl. Himly, Les sources, Nr. 1629, S.
218. Für weitere Namensvarianten siehe ebda, Nr. 1423, S. 172 (Salvemont) und ebda.,
Nr. 1504, S. 188 (Savaumont).
581 Bestätigungsurkunde von Papst Coelestin III. aus dem Jahre 1192, abgedruckt bei
Sattler, Altdorf, Nr. 11, S. 261-264: in perpetuum concedimus, ... curiam Sigolsheim
ciun pertinendis suis.
475
Strasbourg/Straßburg (Hof bei St. Aurelien)
(F, Dep. Bas-Rhin)
Die starke politische Stellung, die Graf Eberhard I. in Straßburg innehatte582, läßt
auch auf Besitzungen der ersten Egisheimer Grafen in der Bischofsstadt schließen,
belegen lassen sie sich jedoch im einzelnen nicht. Allerdings läßt sich in der Hand
des Urenkels von Eberhard I., Graf Hugo III. raucus, ein Hof bei der damals im
suburbium von Straßburg gelegenen Aurelienkirche583 nachweisen. Der Hof ging
im Rahmen der Ausstattung der von Eberhard III. initiierten und von seinem Sohn
Hugo III. raucus vollendeten Stiftung Altdorf durch Schenkung an diese Abtei584.
Der Nachweis dieses Gutes in den Händen der ersten Egisheimer Grafen unterstützt
unsere Vermutung, daß es auch in der Stadt egisheimisches Eigengut gegeben
haben muß, das allerdings schon in der Frühzeit der Familiengeschichte in andere
Hände - hierbei wäre an den Bischof oder an in der Stadt gelegene Stiftskirchen zu
denken - gelangt sein dürfte.
Teningen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der Ort Teningen585 liegt wenige Kilometer südwestlich von Riegel586 und war
Pertinenz dieses Hofes587. Teningen befand sich in der ersten Hälfte des 10. Jahr-
hunderts in der Hand des Grafen Guntram588. Im Zusammenhang mit dem Hoch-
verratsprozeß gegen Guntram im Jahre 952589 wurde Teningen von König Otto I.
konfisziert und an das Kloster Einsiedeln weitergegeben, wie man aus einem am 17.
Juni 1004 in Zürich ausgestellten Bestätigungsdiplom Heinrichs II. erfährt590.
Terra Adelaidis
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Hugo VIII. von Dagsburg hat 1163 eine Landschenkung eines seiner Bauern an das
von der Abtei Floreffe abhängige Priorat Wanze bestätigt. Es handelt sich um mit
582 Am 14. März 898 wird in Straßburg eine Urkunde presente illustrissimo comite
Eberharde ausgestellt (Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.). Eberhard I. wird
durch seine Steilung als Graf im Nordgau politischen Einfluß in Straßburg ausgeübt
haben. Siehe dazu ausführlich, S. 164-169.
583 Zu St. Aurelien allgemein siehe Pfleger, Kirchengeschichte, S. 15 f. u. 48 f.; zur Lage
von St. Aurelien siehe die Karte bei Dolunger, Straßburg, S. 155.
584 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S, 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus cumulavit beneficiis; siquidem ... curiam Arg en tinae ad Sanctam Aureliam
cum pertinentiis suis; siehe dazu auch Sieffert, Altdorf, S. 98, und Barth, Handbuch, 3.
Bd., Sp. 1357.
585 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 1157-1160.
586 Siehe dazu die Karte bei Geuenich, Graf Guntram, S. 11.
587 D H II 77, vgl. auch Liber Heremi, S. 109; siehe dazu Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.
588 DHII 77.
5® Siehe dazu oben, S. 177-183
590 D H II 77, S. 98. Siehe das Zitat auf S. 408 in Anm. 111.
476
Eigennamen bezeichnete Güter, eine terram Adelaidis, terram Alardi, terram
Balduini und eine terram de Cutuain59L Hugo VIII. sollte von Floreffe für die
terram Adelai'dis und die terram Alardi einen jährlichen Zins erhalten591 592. Diese in
der Grafschaft Moha gelegenen Fluren - mit Ausnahme von der terra de Cutuain593
- sind heute nicht mehr genau lokalisierbar, dürften aber in der Nähe von Wanze zu
finden gewesen sein.
Terra Alardi
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe den Artikel Terra Adelaidis'
Terra Balduini
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe den Artikel Terra Adelaidis',
Terra de Cutuain
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe den Artikel 'Couthuin'.
Terra Juette
(B, vermutlich Prov. Liège, Arr. Huy)
In der großen Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg für die Prämonstratenserabtei
Floreffe aus dem Jahr 1163 wird als Appendix noch die Übertragung einer terra
Juette an das Priorat Wanze beurkundet. Eine Ivette genannte Dame übertrug für ihr
und ihres kleinen Sohnes Seelenheil, der in den Konvent von Floreffe aufgenom-
men werden sollte, ihr Landgut und die Hälfte einer Mühle samt dazugehörigem
Haus und Hof dem Priorat Wanze. Dieses Allod vertraute sie schließlich Hugo VIII.
an, der es schließlich an das Priorat übertrug594. Der in der Urkunde beschriebene
591 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.: Preterea concessi eis
possidendas in sempiternum terras quasdam, terram scilicet Balduini, terram Adelaidis,
terram Alardi, terram de Cutuain datam eis in elemosinam a rustico meo, salvo tamen
jure et redditu, quod de terris eisdem annuatim mihi persolvetur a fratribus jure antiquo:
de terra Adelaidis II modi spe Ite et XXI denarii censuales et duo arietes; de terra Alardi
XVIduzini spelte et VIII duzini avene (Zitat, ebda., S. 26).
592 Ebda., siehe das Zitat in Anm. 591.
593 Siehe dazu den Art. 'Couthuin'.
594 V. Barbier, Histoire, II ed., tom. II, Nr. 41, S. 26 f.: Ceterum, ne prefata ecclesia
aliquam a cupidis raptoribus in posteris sustineat molestiam, placuit nobis hic
denominatim ponere terram Juette et dimidiam partem molendini cum domo et curia tota
molendino adjacente, que omnia ipsa Juetta pro salute anime sue et quodam puero filio
suo, videlicet ut litteris instrueretur et Floreffie in fratrem et canonicum reciperetur,
jamdicte ecclesie de Wanze perpetuo possidenda contradidit et omnino effestucavit, et in
manum nostram sicut allodium suum deposuit, et nos insuper altare ipsius ecclesie cum
477
Vorgang der Schenkung des Allods der Ivette, die unter Einschaltung Hugos VIII.
erfolgte, verdeutlicht, daß dieses nach ihrer Besitzerin benannte - heute nicht mehr
lokalisierbare - Landgut der Grafschaf t Moha zuzurechnen ist.
Thanville/Thannweiler
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Ville)
Die Burg Thannweiler595, zwischen Schlettstadt und Ville gelegen, soll nach einer
Nachricht des im 14. Jahrhundert schreibenden Jean de Bayon vor dem Jahr 1089
von dem Grafen Hugo VI. von Egisheim errichtet worden sein596. Sie wäre somit
als alter egisheimischer Besitz ausgewiesen. Ob allerdings diese Mitteilung des Jean
de Bayon zutrifft, entzieht sich auf Grund fehlender anderer diesbezüglicher
Quellen einer Überprüfung. Auch kann man über das Alter der Burg keine Aussage
mehr treffen, da sich heute an der Stelle der alten Burg ein Renaissanceschloß
befindet und eine ältere Bausubstanz nicht erkennbar ist597.
Abgesehen von dem heutzutage nicht mehr bestimmbaren Zeitpunkt der Errichtung
der ersten Burganlage ist es aber durchaus wahrscheinlich, daß Thannweiler zum
Eigentum der ehemaligen Dagsburg-Egisheimer Grafen zählte, denn Thannweiler
liegt in einem Kemgebiet alten egisheimi sehen Besitzes, so z. B. in der Nähe von
Bernstein598, Dambach599 und Schlettstadt600. Dieser geographische Befund stützt
die Aussage des Jean de Bayon, daß die ehemalige Thannweiler Burg von Mit-
gliedern aus dem Geschlecht der Dagsburg-Egisheimer Grafen errichtet wurde.
Thicourt/Diedersdorf
(F, Dep. Moselle, Arr. Boulay-Moselle, Cant. Faulquemont)
Im Rahmen des im September des Jahres 1206 zwischen Herzog Friedrich II. von
Oberlothringen und Graf Albert II. von Dagsburg geschlossenen Ehekontraktes für
ihre jeweiligen Kinder, Theobald von Oberlothringen und Gertrud von Dags-
burg601, erhielt der Vater von Gertrud, Graf Albert II., von Herzog Friedrich II. die
Burg Diedersdorf602 mit allem Zubehör unter der Bedingung, daß nach dessen
ramo et cespite legaliter posuimus, et ipsi ecclesie sine omni calumpnia in perpetuum
quiete possidere concessimus.
595 Reichsland III, S. 1114.
596 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, cap. 83, S. 231: Nonis
denique Septembrius Hugonis comitis generis Sophice cum Ludovico Comite pridem
nuptee, occisus nimis acer & subitus fuit; etenim cum ä nudius tertius in exstructione
castri quod ad Thanvillariensem Medianensium dioecesis vicum factio Principum
erigebat.
597 Biller u. Metz, Anfänge, S. 255, Anm 51
598 Siehe den Art. 'Bernstein'.
599 Siehe den Art. 'Dambach'.
600 Siehe den Art. 'Schlettstadt'.
601 Druck des Ehekontraktes bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47, Regest bei
Duvernoy, Catalogue, Nr. 221, S. 151.
602 Zum Namen siehe Reichsland III, S. 216.
478
Tod Gertrud und deren Ehemann Theobald von Oberlothringen die Burg erben soll-
ten603. Bei deren kinderlosem Tod sollte die Burg mit allem Zubehör wieder an das
Herzogtum und die Erben des Herzogtums Oberlothringen fallen604. Allerdings fiel
Diedersdorf nicht wieder an das Herzogtum zurück, sondern es wurde von Gertrud
von Dagsburg zusammen mit anderem Allodialbesitz Gertruds in ein Lehen des
Metzer Bistums umgewandelt, falls sie oder ihr Mann ohne Erben sterben sollten.
Diese Übertragung Diedersdorfs war eine der Bedingungen dafür, daß im Jahre
1215 Herzog Theobald von Oberlothringen und seine Gemahlin Gertrud von Bi-
schof Konrad von Metz die Grafschaft Metz zu Lehen bekommen haben, wie aus
der einschlägigen Urkunde von Herzog Theobald hervor geht605. Daß diese Um-
603 DlETERLEN, Le fonds lonrain, Nr. 2, S. 47: Notum vobis facimus, quod nos liberos nostros
Theobaldum et Gertrudem ... fide utrinque data et iuramento adhibito matrimonio
copulavimus sub tali dumtaxat conventione, quod ego Fredericus dux Lotharingiae
castrum Tyecort cum appenditiis comiti Alberto de Dasbor reddidi et heredibus nostris
libere cum appenditiis suis possidendum ita tarnen, quod comes Albertus de Dasbor
dictum castrum Tyecort quamdiu vixerit tenebit et post eius decessum dictum castrum
Tyecort filio meo et uxori eius filie comitis Alberti absque contradictione redibit.
604 Ebda.: Si autem contigerit filium meum et uxorem eius filiam comitis Alberti sine herede
proprii corporis, quod absit, decedere, dictum castrum Tyecort cum omnibus appenditiis
suis libere et absque contradictione qualibet ad ducatum et ad heredes ducatus
Lotharingiae redibit.
605 Urkunde von Herzog Theobald v. Oberlothringen vom 1. Januar 1215. Druck in:
Marichal, Cartulaire I, Nr. 221, S. 496-498: Notum facimus quod venerabilis dominus
noster C., Me tensis et Spirensis episcopus, imperialis aule cancellarius ..., nobis et uxori
noslre G., ducisse Lothoringie, comitatum Dasbor c, cum appendiciis suis, sicut pater
dicte ducisse antea possedit in feodum et hominium, reddidit, tali tamen condicione
interposita, quod si forte contingeret nos sine herede proprii corporis decedere nominata
uxor nostra alodium de Trucqustain, ... cum castro Tihecort, ecclesie beati Stephani
Metensis conferret, feodum suum commutando, quod ab ecclesia beati Stephani Metensis
coadvixerit in feodum oplineret (Zitat, S. 497 f). Es handelt sich nicht um eine
Belehnung mit der Grafschaft Dagsburg, sondern um die Belehnung mit der Grafschaft
Metz durch den Metzer Bischof. Siehe dazu oben, S. 346 f. mit Anm. 1161. Die
Datierung der Urkunde bereitet Probleme. Die Urkunde selbst ist auf das Jahr 1210
datiert, was nicht stimmen kann, da Theobald zu diesem Zeitpunkt noch nicht Herzog
war. Theobalds Vater Friedrich II. von Lothringen starb erst im Jahre 1213 (vgl. Mohr,
Lothringen, 3. Bd, S. 48). Marichal, Cartulaire I, S. 496, gibt als Ausstellungsjahr 1215
oder 1220 an. Duvernoy, Catalogue, Nr. 271, S. 183, nennt ftlr die Urkunde vom 1.
Januar 1215 das Jahr 1216 als Inkarnationsjahr, da er für das Bistum Metz die Geltung
des Trierer Stils annimmt. Dies ist aber in der Forschung umstritten. Vgl. hierzu
Wolfram, Zur Metzer Bischofsgeschichte, S. 211 f., Anm. 4; Mohr, Lothringen, 3. Bd.,
S. 149, Anm. 326. Herzog Theobald nannte sich schon ab 1213 cotnes Dasburgensis et
Metensis (Quelle: Paris BN, MS latin 10027, fol. 18r°, siehe dazu oben, S. 346), was
einerseits den Terminus ante quem für den juristisch relevanten Vollzug der Ehe mit
Gertrud von Dagsburg angibt, andererseits auch den Schluß erlaubt, daß die Belehnung
mit der Grafschaft Metz durch den Metzer Bischof wohl eher 1215 als erst 1220 erfolgt
ist. Als weiteres Indiz für 1215 als Inkarnationsjahr sprechen die Verhandlungen, welche
Theobald und Bf. Konrad v. Metz im Dezember des Jahres 1214 führten (Huillard-
Breholles 1,1, S. 345 f.). Somit wäre ein Zusammentreffen der beiden in unmittelbarer
zeitlicher Nähe zum 1. Januar 1215 gesichert (vgl. Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 149,
Anm. 326), bei dem wahrscheinlich auch in Sachen der Belehnung Theobalds mit der
Grafschaft Metz verhandelt wurde.
479
Wandlung von Diedersdorf in ein Lehen des Metzer Bistums auch vollzogen wurde,
kann man aus einer Urkunde Gertruds von Dagsburg vom September des Jahres
1224 entnehmen, in der sie unter anderem dem Bischof von Metz die Um-
wandlungen aus ihrem Allodialbesitz in Lehen bestätigte606. Gertrud, zu diesem
Zeitpunkt bereits zum dritten Mal verheiratet, blieb also auch nach dem Tod ihres
ersten Gemahles Theobald von Oberlothringen im Jahre 1220607 im Besitz von
Diedersdorf. Nach dem Tod von Gertrud 1225 kam es wegen Diedersdorf zwischen
Matthäus II. und dem Metzer Bischof, der das Lehen eingezogen und den Grafen
von Bar damit belehnt hatte, zu Streitigkeiten608, welche 1230 beigelegt wurden.
Diedersdorf scheint beim Metzer Bistums geblieben zu sein, jedoch als Lehen des
Herzogtums Oberlothringen609.
T urquestein/Türkstein
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Lorquin, Com. Turquestein-Blancrupt)
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erwarb Graf Albert II. von Dagsburg die
Herrschaft Türkstein. Aus einer undatierten, wahrscheinlich nach 1186 ausge-
stellten Urkunde Alberts II.610 erfährt man, daß die Herrin Hawidis und ihr Sohn
Kuno von Türkstein ihr gesamtes Allod dem Grafen von Dagsburg und seinen
Erben übertragen hatten und es daraufhin vom Grafen von Dagsburg wieder als
Lehen zurückerhielten611. Möglicherweise geschah diese Übertragung durch die
Türksteiner nicht freiwillig, wie in der soeben zitierten Passage zu lesen ist, sondern
auf Druck des Dagsburger Grafen, da im ganzen zweiten Teil der Urkunde nur noch
von dem von Graf Albert II. vermittelten Friedensschluß in dem schon lange
andauernden Streit zwischen den Türksteinem und der Abtei Haute-Seille die Rede
ist. Kuno von Türkstein hatte die Besitzungen der Abtei, die ihr von den Vorfahren
Kunos geschenkt worden waren, für sich beansprucht und die Schenkungen
angefochten, was natürlich zum Widerspruch von seiten der Abtei Haute-Seille
geführt hatte, so daß 1186 schließlich der Bischof von Metz und Graf Albert II. von
Dagsburg, von den Zisterziensern aus Haute-Seille angerufen, vermittelnd
eingreifen mußten, was den Streit zu seinem Ende brachte6^. Dieser Friedens-
606 Urkunde, abgedruckt in: Marichal, Cartulaire I, Nr. 147, S. 343 f: Ego comitissa de
Daborch nolum jacio , quod ego, laude et assensu mariti tnei, accrevi Jeodum quod a
domino meo, episcopo Metensi, teuere debeo, de hiis omnibus que habeo ... apud
Tihecort (Zitat, S. 343).
607 Vgl. Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1220, S. 678, u. Albrici monachi Triumfontium
Chronicon, MGH SS XXIII, ad 1220, S. 910.
668 Vgl. Reichsland III, S. 216.
Ebda
610 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12; Original in Nancy, AD M-et-M, H 554, die Urkunde
ist unvollständig abgedruckt in: Lepage, Les seigneurs, Nr. 3, S. 183 f. Lepage datiert die
Urkunde auf die Zeit nach 1186 (ebda., S. 183).
6.1 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12.
6.2 Vgl. dazu die Urkunde von Bischof Bertram von Metz aus dem Jahr 1186 in: ebda., Nr.
2, S. 182 f., in der die Vermittlerrolle von Graf Albert II. von Dagsburg in diesem Streit
hervorgehoben wird. Daß die Vermittlertätigkeit Alberts auf Bitten der Mönche von
480
Schluß fiel zugunsten der Abtei Haute-Seille aus. Kuno gab gegen eine Entschädi-
gung* 613 alle Ansprüche auf und gewährte - durch die Hand Alberts - der Abtei über
diese Vereinbarung hinaus noch in seinen Wäldern das Sammeln von Feuer- und
Bauholz, Weiderechte, Fischereirechte in seinen Gewässern614, und er legte im
Falle von Beschwerden dagegen die ganze Angelegenheit in die Hände Gral
Alberts615. Dieser Umstand gibt meines Erachtens zur Vermutung Anlaß, daß Kuno
von Türkstein und seine Mutter gezwungen wurden, ihr gesamtes Allod in ein
Dagsburger Lehen umzuwandeln616.
Zur Herrschaft Türkstein gehörten auch der heute abgegangene Ort Hermenwirre
(Henvilrre), ein Waldstück an der Saar, der Ort und die Mühle bei Landange, der
Park bei Roencort und der ebenfalls abgegangene Ort Varconville. Diese Orte und
Liegenschaften wurden ca. 1201 von Kuno von Türkstein der Abtei Haute-Seille
geschenkt 617. Kuno hat diese Güter als sein Allod bezeichnet, das er aber in seiner
Gesamtheit einige Jahre zuvor dem Dagsburger Grafen übertragen hatte. Albert II.
von Dagsburg stimmte folglich auch dieser Schenkung als Lehensherr Kunos von
Türkstein zu61
Auch die Burg Türkstein wird durch die Übertragung des Türksteiner Allods durch
Hawidis und Kuno von Türkstein in die Hände Alberts II. gelangt sein619. Laut
Haute-Seille zustande kommt, berichtet die Urkunde Alberts II., die die Erwerbung des
TUrksteiner Allods fixiert (siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12).
613 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12.
614 Ebda
613 Ebda
616 Siehe dazu noch zwei Urkunden Alberts II. von Dagsburg, die Schenkungen Kunos von
TUrkstein (Original in Nancy, AD M-et-M, H 578, Druck bei Lepage, Les seigneurs, Nr.
5, S. 185 f.) und der Hawidis von TUrkstein (Original in Nancy, AD M-et-M, H 578,
Druck bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 6, S.186) an die Abtei Haute-Seille bestätigen,
wobei letztere Schenkung der Tochter der Hawidis, Adelheid, zum Niesbrauch
Uberlassen wird. Vgl. auch oben, S. 342.
617 Die Urkunde ist abgedruckt in: Lepage, Les seigneurs, Nr. 4, S. 184 f.
618 Ebda., S. 185: Igitur, ne quis prcesutnat infinnare quce tarn fideli devolione firmavunus,
prcesentis sigilli munimine et domini Alberti comilis nostri Dasborc, cujus assensu et
voluntate id actum est, testimonio robora/nus.
619 Die These von D. Fischer, Die ehemalige Bergveste Turkstein, Zabern 1879, S. 2, daß
die Burg Turkstein ursprünglich ein Lehen des Metzer Bistums gewesen sei, welches die
Grafen von Metz in Händen hielten und an die Dagsburger im Zusammenhang mit der
Übernahme der Metzer Grafschaft fiel, ist abzulehnen, denn aus der unten erwähnten
Erbschaftsvereinbarung zwischen Albert II. von Dagsburg und Herzog Heinrich von
Brabant geht eindeutig hervor, daß die Burg Droctein [= Türkstein] nicht zu den
summarisch erwähnten Metzer Lehen gehörte:... ego Albertus dei gratia comes Metensis
et de Dasburg constitui karissimum nepotem meum ducem Loth(aringie) Henricum
heredem ...de Castro Droctain cum omnibus attinenliis ... preterea de comitatu et
advocatia ac feodis de Metis in episcopatu Metensis (siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13).
Erst im Jahre 1215 wandelte Gertrud von Dagsburg ihr Allod in Turkstein in ein Metzer
Bistumslehen um (Marichal, Cartulaire I, Nr. 221, S. 496-498); zur Gleichsetzung von
Drotein mit Turkstein siehe unten die folgende Anm. - Ebenfalls nicht haltbar ist die
These Fischers, daß Heilwig von Dagsburg, die Mutter von Papst Leo IX., Inhaberin
TUrksteins gewesen sei. Er schreibt, daß Heilwig im Verlaufe der Fehde zwischen Kaiser
Heinrich II. und Theoderich, Bischof von Metz, bevor sie in Moyenmoutier Zuflucht
481
Erbschaftsabmachung zwischen Albert II. und Herzog Heinrich von Brabant sollte
die Burg Türkstein nach dem Tod Alberts in den Besitz von Herzog Heinrich
übergehen620. Diese Abmachung ist aber durch die Geburt von Alberts II. Tochter
Gertrud hinfällig geworden.
Gertrud von Dagsburg hat schließlich Türkstein geerbt und in ein Lehen des Metzer
Bistums umgewandelt. Diese Umwandlung war eine der Bedingungen für die
Belehnung von Gertrud und ihrem ersten Gemahl, Herzog Theobald von Ober-
lothringen, mit der Grafschaft Metz621 durch den Metzer Bischof im Jahre
suchte, „die Felsenveste Tlirkstein und ihre anderen Burgen und Festungen stark befestigt
hatte“ (Fischer, Turkstein, S. 3). In der von Fischer angegebenen Quellenstelle in der
Chronik des Jean de Bayon (Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon,
lib. II, ex. cap. 43, col. 215) ist von Tlirkstein explizit nicht die Rede, sondern es heißt
lediglich: Propter quatn cladem domna Helwidis mater domni Brunonis, relictis ubique
firmis castris, ad Mediani-cœnobii quasi ad firmuin præsidium confugil. Diesen Umstand
bemerkt auch Lepage, Les seigneurs, S. 111 f., der die Thesen Fischers referiert, ohne
allerdings eingehendere Kritik daran zu üben. So betitelt z. B. Fischer den Vater Leos IX.
im Jahre 1009 als Graf von Dagsburg und Metz (Fischer, Turkstein, S. 3). Das Metzer
Grafenamt wurde den Dagsburger Grafen aber erst zu Beginn der Regierungszeit
Friedrich Barbarossas verliehen (siehe oben, S. 250-256). - Die Behauptung in
Reichsland III, S. 1126, das Schloß Turkstein sei der Geburtsort von Papst Leo IX., ist
ebenfalls nicht haltbar, da Türkstein als Dagsburger Besitz erst seit Albert II.
nachzuweisen ist. Vielmehr zeigt sich durch eine undatierte, wohl um 1201 ausgestellte
Urkunde Alberts II. von Dagsburg (Original in Nancy, AD M-et-M, H 578, Druck bei
Lepage, Les seigneurs, Nr. 6, S. 186), daß die Türksteiner die Vorbesitzer der Burg
waren. Als Lehensherr spricht Albert der Adelheid, Tochter der Hawidis von Turkstein,
gegen eine jährliche Abgabe von zwei Solidi an den Abt von Haute-Seille einen Park bei
Roencourt zum Lebensunterhalt zu, den ihre Mutter dereinst der Abtei Haute-Seille
geschenkt hatte. In dieser Urkunde liest man nun, daß Adelheid zu jener Zeit apud
Turchelsten maueret (ebda.), also in der Burg Türkstem wohnte, welche zwar vom
Dagsburger Grafen zu Lehen ging, die aber auf Grund der Bewohnung durch Adelheid
als ehemaliges Allod der Türksteiner ausgewiesen wird.
620 Original in Bruxelles, AGR, Chartes de Brabant, n° 9, Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
Die Urkunde ist bei BUTKENS, Trophées I, preuves, S. 234, gedruckt, allerdings
unvollständig und völlig fehlerhaft. Einige der Ortsnamen sind in diesem Druck völlig
entstellt, so Drotein (bei Butkens) für Droctain (im Original), albapai (bei Butkens) für
Alba (im Original), herbreheym (bei Butkens) für Herbotheim (im Original).- Die
Annahme von Parisse, La noblesse Lorraine, 1. Bd., S. 482, Anm. 88 u. S. 523, Anm.
255, daß es sich bei Drotein um einen nicht zu identifizierenden Besitz Alberts II. von
Dagsburg handelt, ist somit hinfällig, da er sich auf die nicht korrekt wieder gegebenen
Ortsnamensangaben des Druckes bei Butkens stützt und nicht auf das Original. Der
Name Droctain ist aber - wie viele andere Ortsnamen in dieser Urkunde auch - verderbt
und sicherlich eine etwas ungewöhnliche Namensform von Türkstein. Die Gleichsetzung
mit Türkstein nimmt schon Aders, Regesten, Nr. 4, S. 21, vor, der sich auf das Original
bezieht. Toussaint, Grafen, S. 121 f., der sich ebenfalls nur auf den Druck der Urkunde
bezieht, auch die Publikation von Aders nicht kennt, schließt ebenfalls, allerdings mit
Vorbehalt, auf Turkstein.
621 In der Urkunde heißt es zwar comilatum Dasborc (siehe das Zitat in der folgenden
Anm.), es kann jedoch damit nur die Grafschaft Metz gemeint sein, da die Grafschaft
Dagsburg von der Andlauer Äbtissin zu Lehen ging und nicht in der Verfügungsgewalt
des Metzer Bischofs war. Siehe dazu oben den Art. zu 'Dagsburg' und das Kap. 'Der
Streit um die Dagsburger Erbschaft'.
482
1215622. Allerdings scheint Gertrud nicht die gesamte Herrschaft Tiirkstein in ihrer
Hand gehabt zu haben, wie aus der Formulierung quantum ad ipsam spectat
hervorgeht. Möglicherweise erklärt sich dieser einschränkende Zusatz dadurch, daß
Rechte der Abtei Haute-Seille gesichert werden sollten, da Teile des Türksteiner
Besitzkomplexes der Abtei durch die ehemaligen Besitzer mit der Zustimmung
Alberts II. von Dagsburg geschenkt worden waren623. Die Umwandlung Türksteins
in ein Metzer Lehen aus dem Jahre 1215 bestätigte Gertrud schließlich dem Bischof
in einer Urkunde von 1224624.
Nach dem Tod Gertruds im Jahre 1225 zog der Metzer Bischof Johann von
Apremont Türkstein mit den anderen Metzer Lehen für das Hochstift Metz ein625,
über deren Besitz sich Streit mit den anderen Erben der Dagsburger entzündete, der
zugunsten des Metzer Bischofs ausging626. In der Folgezeit baute Bischof Johann
die Befestigungsanlagen in Türkstein und in den anderen heimgefallenen Lehen
aus627.
Tutschfelden
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der im Breisgau gelegene Ort Tutschfelden628 war von Otto I. an das Kloster
Einsiedeln gegeben worden, wie aus einem Diplom Ottos II. vom 14. August 972
hervorgeht, in dem dieser die Schenkungen seines Vaters für Einsiedeln bestä-
tigt629. Tutschfelden war anscheinend Pertinenz des Hofes Riegel. Am 17. Juni
1004 bestätigt Heinrich II. in einem Diplom die Übertragung des Hofes Riegel mit
seinen Pertinenzen an Einsiedeln durch Otto I.630. Hier wird zwar Tutschfelden
622 Marichal, Cartulaire I, Nr. 221, S. 496-498: Notum facimus quod venerabilis dominus
noster C., Metensis et Spirensis episcopus, ... nobis et uxori noslre G., ducisse
Lothoringie, comitatum Dasborc, cum appendiciis suis, sicut pater dicte ducisse antea
possedit in feodum et hominium, reddidit, tali tamen condicione interposita, quod si forte
contingeret nos sine herede proprii corporis decedere nominata uxor nostra alodium de
Trucqustain, quantum ad ipsam spectat, ... ecclesie beati Stephani Metensis conferret,
feodum suum commutando, quod ab ecclesia beati Stephani Metensis coadvixerit in
feodum optineret (Zitat, S. 497 f.); zur Datierung der Urkunde siehe oben, S. 479 mit
Anm. 605.
623 Siehe oben, S. 480 f.
624 Die Urkunde ist abgedruckt bei Marichal, Cartulaire I, Nr. 147, S. 343 f.: Ego comitissa
de Daborch notum facio .... quod ego, laude et assensu mariti mei, accrevi feodum quod
a domino meo, episcopo Metensi, tenere debeo, de hiis omnibus que habeo apud
Trukestein (Zitat, S 343).
625 Richeri gesta Senoniensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. IV, cap. 23, S. 312. - Gesta
episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548. Siehe die Zitate auf S.
430 in Anm. 261.
626 Siehe das Kap. 'Der Streit um die Dagsburger Erbschaft'.
627 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 550. Siehe das Zitat
auf S. 430 in Anm. 262.
628 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd„ Sp. 1208 ff.
629 D O II 24, S. 33 f., Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis ... Tuttesuelda,... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
630 D H II 77, S. 97 f.
483
nicht namentlich angeführt, aber in den Aufzeichnungen Gilg Tschudis wird der Ort
als Pertinenz Riegels genannt631, worauf schon Paul Kläui hingewiesen hat632. So
ist Tutschfelden den Pertinenzen von Riegel zuzurechnen633 und gehörte damit
ebenfalls zu den ehemaligen Besitzungen des Grafen Guntram634.
Uetigen
(CH, Kant. Bern, Ab. Burgdorf)
Siehe oben den Artikel 'Oberer Aargau’.
Unter-Birken
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr, Breisgau-Hochschwarzwald)
Der an der Dreisam gelegene Ort Unter-Birken635 gehörte wahrscheinlich zu den
ehemaligen Gütern des Grafen Guntram, welche Otto I. 952 konfisziert hatte636,
denn Unter-Birken war eine Pertinenz des Hofes Riegel637, der ebenfalls in
Guntrams Hand gewesen war und der zusammen mit seinen Pertinenzen von Otto I.
an das Kloster Einsiedeln geschenkt wurde638. Auch von Unter-Birken wissen wir,
daß es von Otto I. an Einsiedeln weitergegeben worden ist. Es existiert zwar keine
Urkunde Ottos I. mehr, welche die Übereignung des Ortes an das besagte Kloster
nennt, aber wir erfahren von jener Übertragung aus einem Diplom Ottos II. vom 14.
August 972, in dem dieser die Schenkungen seines Vaters für Einsiedeln bestätigt
und den Ort Unter-Birken ausdrücklich nennt639. Daß Unter Birken zu dem Hof
Riegel gehörte, kann man aus dem Bestätigungsdiplom Heinrichs II. aus dem Jahr
1004 für Einsiedeln erschließen640, das als Pertinenzen Riegels namentlich
allerdings nur Endingen, Wöllingen, Kenzingen, Teningen, Burkheim und
Bahlingen nennt, aber noch weitere Pertinenzen von Riegel unter dem Begriff et
cetera loca641 zusammenfaßt. Zudem legt die Übertragung des Ortes an das Kloster
Einsiedeln durch Otto I. natürlich den Schluß nahe, daß Unter-Birken ebenso wie
die anderen von Otto I. an Einsiedeln gegebenen Orte aus dem von dem Grafen
Guntram 952 konfiszierten Güterkomplex stammt.
631 Liber Heremi, S. 109.
632 Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.; vgl. Salzgeber, Landschenkungen, S. 250.
633 So auch Geuenich, Graf Guntram, S. 13, u. Karte ebda, S. 11.
634 Siehe den Art. 'Riegel'.
635 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Art. 'Birken', Sp. 200 f,
636 Siehe Geuenich, Graf Guntram, S. 13 und Karte, S. 11.
637 Liber Heremi, S. 109; siehe dazu Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.; vgl. Salzgeber,
Landschenkungen, S. 250.
638 DHU 77, S. 94 f. ; siehe oben den Art. 'Riegel'.
639 D O II 24, S. 33 f., Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis ... Birinheim,... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
640 D H II 77, S. 97 f.; so auch Kläui, Untersuchungen, S. 93.
641 D H II 77, S, 97 f. Siehe das Zitat auf S. 408 in Anm. 111.
484
Val-Notre-Dame
(B, Prov, Liège, Ait. Huy)
Das im heutigen Belgien bei Antheit gelegene Val-Notre-Dame, vormals Val
Roduini genannt, gehörte zur Grafschaft Moha642 und war Allod von Graf Albert II.
von Dagsburg. Dies erfährt man aus der Stiftungsurkunde für das
Zisterzienserinnenkloster Val-Notre-Dame, welches im Jahre 1210 von Albert II.
für sein und seiner Familie Seelenheil gestiftet worden war643. Möglicherweise
erfolgte die Umbenennung von vcilhs Roduini in vallis beate Marie erst im
Zusammenhang mit der Gründung der Abtei, da dieses Faktum in der Urkunde
ausdrücklich hervorgehoben wird und das übliche zisterziensische Marienpatronat
der Grund für die Umbenennung des Tales gewesen sein köimte. Auch die 1223 -
also 13 Jahre später - für diese Abtei ausgestellte Urkunde Gertruds von Dagsburg
weist auf die Umbenennung hin644, was darauf schließen läßt, daß der neue Name
im lokalen Bereich noch nicht überall bekannt war.
Varcon ville
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Lorquin)
Der abgegangene Ort Varconville gehörte einst zur Herrschaft Türkstein645, welche
Albert II. von Dagsburg gegen Ende des 12. Jahrhunderts von Hawidis von
Türkstein und von deren Sohn Kuno erworben und ihnen anschließend als Lehen
wieder zurückgegeben hatte646. Varconville wurde schließlich um das Jahr 1201
von Kuno von Türkstein an die Abtei Haute-Seille geschenkt647. Der Gebrauch des
Plusquamperfekts und des Perfekts bei den Verben in dieser Passage zeigt uns
schon die Besitzverhältnisse an. Kuno von Türkstein hatte Varconville einst
hereditario jure besessen, das er nun der Abtei Haute-Seille übergeben hat. Das
kann nur bedeuten, daß sich der Ort zum Zeitpunkt der Übertragung nicht mehr zu
Erbrecht, sondern zu Lehnsrecht in seiner Hand befand. Deutlicher wird die
Rechtslage in der Corroboratio der Urkunde. Hier wird ausdrücklich darauf
hingewiesen, daß diese Schenkung nur mit der Zustimmung und dem Willen
Alberts II. geschehen ist und durch die Anbringung von dessen Siegel bekräftigt
642 Zur Erwerbung der Grafschaft Moha siehe oben, S. 225-229.
643 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14. Original in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame,
boîte de chartes 1, n° 1; Bestätigung der Stiftung im Jahre 1220 durch Graf Theobald IV.
von der Champagne, den zweiten Gemahl Gertruds von Dagsburg (Regest bei
D' ArboisdeJubainville, Histoire, 5. Bd., Nr. 1326, S. 165).
644 Druck der Urkunde in Miræus u. Foppens, Opera, 2. A uff, 2. Bd., S. 849; auch
unvollständig bei Butkens, Trophées I, preuves, S. 235.
645 Reichsland III, S. 1143.
646 Siehe den Art. TUrkstein'.
647 Die Urkunde ist abgedruckt in Lepage, Les seigneurs, Nr. 4, S. 184 f.: Sed et terram et
prata mea de Varcovila et quidquid ibidem hereditario jure possideram, prœdietis
fratribus in legitimam et perpetuam elemosinam dono dedi, et vivens, sanœque mentis,
horum omnium possessores et hœredes esse decrevi.
485
wurde648. Zudem hat Albert II. noch eine Bestätigungsurkunde für diese Schenkung
Kunos von Türkstein ausgestellt, aus der eindeutig hervorgeht, daß Varconville zu
den Besitzungen Alberts II. gehörte649. Schließlich bestätigte Albert II. auch noch
die Übertragung eines Fronhofes in Varconville an die Abtei Haute-Seille durch die
Mutter Kunos von Türkstein, Hawidis650, was die Rechtsstellung des Dagsburger
Grafen gegenüber dem Ort Varconville noch zusätzlich unterstreicht.
Vers Pairis/Altpairis
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Lapoutroie)
Hugo von Dagsburg übereignet im Jahre 1175 mit Zustimmung seines Sohnes
Albert sein Allod, das Tal Vers Pairis651, der Zisterzienserabtei Pairis652.
Der Besitz des Tales wird dem Kloster 1184 durch Papst Lucius III. bestätigt653.
Erwähnt wird die Schenkung des Dagsburger Grafen auch ausdrücklich in einer
Urkunde des Grafen von Pfirt vom 30. März 1318654.
Videlange
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Dieuze, Com. Gelucourt)
Aus einer Urkunde Alberts II. von Dagsburg erfahren wir, daß die Witwe eines
Gerland an die Abtei Haute-Seille ihr allodium de Lulangis et Walteningis gegeben
habe und daß der Zehnte aus diesem Allod dem Grafen unter der Bedingung
648 Ebda., S. 185: lgitur, ne quis prœsumal infirmare quœ tam fideli devotione firmavimus,
prœsentis sigilli munimine et domini Alberti comitis nostri Dasborc, cuius assensu et
voluntate id actum est, testimonio roboramus.
649 Original in Nancy, AD M-et-M, H 578, abgedruckt in Lepage, Les seigneurs, Nr. 5, S.
185 f: ... ego Albertus, dei gratia, Metensis comes et de Dasborc, ad pacis tutelam
caritatisque custodiam, dignum duxi significare presentibus et Juturis Conononem [sic],
nobilem hominem, quondam terram de Warkouile, quam a me tenebat, per manum meam
contulisse abbati et fratribus Sancte Marie de Alta Silua (Zitat nach dem Original). Auf
die Verschreibung Conononem für Kuno hat schon der Herausgeber der Urkunde,
Lepage, aufmerksam gemacht.
650 Original in Nancy, AD M-et-M, H 578, Druck bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 6, S. 186:
Ego Albertus, Metensium cornes, presenti scripto notum Jacio tam presentibus quam
Juturis quod domina Hawidis, filia Bencelini de Turchelstein, pro sua et antecessorum
suorum salute, dedit ecclesie Alta Silue suum brolium de Roencurth et suam croheiam de
Warchouile (Zitat nach dem Original).
651 Zu den verschiedenen Namensformen siehe G. Stoffel, Topographisches Wörterbuch
des Ober-Elsasses, die alten und neuen Ortsnamen enthaltend / Dictionnaire
topographique du département du Haut-Rhin, 2. Aufl., Mühlhausen 1876, S. 568.
652 Original in Colmar, AD HR, Fonds Pairis 11 H 1, 3. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3.
653 Druck bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 43, S. 135 f.
654 Druck bei Schöpflin, Alsatia diplomatica, II, Nr. 907, S. 121 f.: Wir hant auch gesehen
die brieje graue Huges sei. des herrn von Tagesburg, wie er das vorgenant closter von
Paris stürte mit sirne gute und sime eigen das daby gelegen ist, dem men spricht das alle
Paris und Ramimund (Zitat, S. 121).
486
übertragen worden sei, daß er und seine Erben den zukünftigen Zugewinn an Haute -
Seille abflihren müssen655.
Lulangis kann wohl mit Videlange, einem Hof bei Gelucourt, identifiziert wer-
den656 657. Walteningis657 ist heute nicht mehr lokalisierbar. Henri Lepage, der das Gut
„Waltermange“ nennt658, meint, daß es sich ebenfalls um einen Hof bei Gelucourt
gehandelt haben wird659.
Vieux-Waleffe
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Der nördlich von Huy, im heutigen Belgien gelegene Ort Waleffe - heute Vieux-
Waleffe genannt - gehörte zu der Grafschaft Moha660. Waleffe bildete jedoch eine
separate Einheit innerhalb dieser Grafschaft661, da Waleffe zwar extra aufgeführt,
aber immer im Zusammenhang mit den Besitzungen in Moha genannt wird, so auch
in den Erbschaftsvereinbarungen zwischen Albert II. von Dagsburg und Bischof
Hugo von Pierrepont662 bzw. zwischen Albert II. und seinem Neffen Herzog
Heinrich von Brabant663.
Nach dem Tode Gertruds von Dagsburg im Jahre 1225664 kam es um Waleffe
ebenso wie um Moha und die restlichen dazugehörenden Liegenschaften und
Rechte erneut zum Streit zwischen dem Lütticher Bischof Hugo von Pierrepont und
Herzog Heinrich von Niederlothringen. Bei diesem Streit zog letztlich der Herzog
den kürzeren, und die gesamten Besitzungen in der Maasgegend um Moha und
Waleffe fielen an den Lütticher Bischof665.
655 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 6.
656 Siehe H. Lepage, Inventaire-sommaire des Archives départementales antérieurs à 1790.
Meurthe-et-Moselle. Archives ecclésiastiques, série G - série H, Nos 1 à 1692, T. 4,
Nancy 1881, S. 61 (zu H 607) u. S. 153; H. Hiegel u. Ch. Htegel, Dictionnaire, S. 354.
657 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 6.
658 Lepage, Inventaire, T. 4, S. 61, zu H 607.
659 Lepage, Inventaire, Table des matières, Nancy 1886, S. 160.
660 Siehe oben den Art. 'Moha',.
661 Siehe dazu Herbillon, Le Comté, S. 167.
662 Druck des Vertrages in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 92, S. 146 f.:
Innotescat igitur tarn presentibus quam futuris quod comes Albertus de Musal allodium
suum de Musal et de Waleue cum familia et omnibus appenditiis pro se et antecessoribus
suis ad honorem Dei et beate Dei genitricis Marie et beati Lamberti ecclesie Leodiensi
libere contulit cum omni integritate, tali interveniente compositione quod ipse in priori
libéra et légitima possessions iam dictum allodium quamdiu vivet retinebit.
663 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
664 Zum Tode Gertruds siehe oben, S. 365.
665 Zu den Vorgängen nach dem Tode Gertruds siehe das Kap. 'Der Streit um die
Dagsburger Erbschaft' und den Art. 'Moha'.
487
V illers-la-Montagne
(F, Dep. Meurthe-et-Moselle, Arr. Briey, Cant. Villerupt)
Graf Albert I. von Dagsburg schenkt der Abtei St. Vanne bei Verdun im Jahr 1096
zusätzlich zu einer Kapelle in Longwy und der Kirche Mont-St-Martin auch die
Kirche von Villers-la-Montagne666. Die geographische Lage von Villers-la-
Montagne und die Übertragung dieses Ortes zusammen mit anderen Besitzungen
Alberts aus dem Heiratsgut der zweiten Gemahlin Alberts 1., Ermensinde von
Luxemburg, legen die Vermutung nahe, daß Villers-la-Montagne ebenfalls zu
dieser Mitgift gehört hatte667.
Ermensinde, die Witwe Alberts I., bestätigte und erweiterte schließlich diese
Schenkung mittels einer undatierten, wohl um 1124 ausgestellten Urkunde668, was
ebenfalls für den Umstand spricht, daß Villers-la-Montagne ursprünglich
luxemburgischer Besitz gewesen und erst durch die Verehelichung Alberts I. mit
der Luxemburgerin in dagsburgisch-egisheimische Hände gelangt ist.
Die Identifizierung des Ortes bereitet bei der Vielzahl der Orte, die den Nam-
en Villers tragen, einige Schwierigkeiten. Hermann Bloch vermutete, daß es sich
um Villers-la-Chevre handelt669. Diese These wurde aber inzwischen von Camillus
Wampach mit gutem Grund zurückgewiesen, der nachweisen konnte, daß es sich
um Villers-la-Montagne handelte670.
Vinalmont
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Der im heutigen Belgien, wenige Kilometer nördlich von Huy gelegene Ort
Vinalmont ist besitzrechtlich der ehemaligen Grafschaft Moha zuzurechnen671. So
sind mehrere Ministerialen der Dagsburger Grafen aus Vinalmont in Urkunden
Ermensindes von Luxemburg, der zweiten Gemahlin von Graf Albert I. von
666 Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 62, S. 86 f.: Noverint omnes presentes et
futuri, quod ego Albertus comes de Musau tradiderim beato Petro sanctoque Vitono de
Virduno per manus venerabilis Rodulfi abbatis duas iuris mei ecclesias, unam in Monte
sancti Martini et alteram in Villari, et capellam de Longui cum omnibus pertinentiis suis
(Zitat, S. 87); weiterer Druck bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., Nr.
315, S. 469 ff.
667 Zu Longwy und zu Mont-St-Martin siehe oben die entsprechenden Art.
668 Druck bei H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 76, S. 98-101: Tradidi et ecclesiam de Villari
victui eorwn et tertiam partem decimarum que mei iuris erant, et mediatem oblationum et
eleemosynarum a memorato pontifice eis obtinui. Decimam quoque de culturis meis et
pratis ex integro eorum usui pia devotione annectere placuit (Zitat, S. 100). Ermensinde
erwähnt die frühere Schenkung der Kirche durch ihren verstorbenen Mann nicht;
auszugsweiser Druck der Urkunde auch bei Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1.
Bd., Nr. 364, S. 522-525.
«» H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 62. S. 86.
670 Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, 1. Bd., S. 469 f. u. S. 470, Anm. 2. Diese
Identifizierung wurde auch von der Forschung akzeptiert, vgl. dazu Hirschmann,
Verdun, Teil 2, S. 474 mit Anm. 513.
671 Siehe de Marneffe, Recherches, S. 238 f, u. die dort bei gefügte Karte.
488
Dagsburg und Moha, und ihres Enkels, Hugos VIII. von Dagsburg und Moha,
genannt. Ein Hugo von Vinalmont wird in der Zeugenreihe einer Urkunde
Erraensindes aus dem Jahre 1137 für die westlich von Amay an der Maas gelegene
Abtei Rone erwähnt6"^. Neun Jahre später fungieren er und sein Sohn Gerhard
wiederum als Zeugen in einer Urkunde für Rone, diesmal von Hugo VIII.
ausgestellt672 673 674 675. In letzterem Dokument werden sie als zur familia Musacensi674
gehörig ausgewiesen. Dieses Paar, Vater Hugo und Sohn Gerhard, ist uns noch ein-
mal in der Zeugenreihe einer Urkunde Hugos VIII. für Neufmousüer aus demselben
Jahr bezeugt675. Schließlich begegnet uns letztmalig ein Hugo von Vinalmont in der
Zeugenreihe einer Urkunde Hugos VIII. aus dem Jahre 1154676. Ob dieser Hugo de
Vinalmont mit jenem in den Urkunden von 1137 und 1146 genannten Hugo de
Vinalmont identisch ist, oder ob es sich um einen weiteren Sohn des ersteren
handelt, ist nicht mehr feststellbar.
Vissoul
(B, Prov. Liège, Arr, Huy)
Die im heutigen Belgien zwischen I^amontzee und Mameffe gelegene Gemeinde
Vissoul war der ehemaligen Grafschaft Moha und somit den Besitzungen der
Grafen von Dagsburg und Moha zuzurechnen677. So fungierte ein Wedericus von
Vissoul, der der familia von Moha angehörte, als Zeuge in einer Urkunde Hugos
VIII. von Dagsburg aus dem Jahre 1146 für das Kloster Neufmoustier678.
Vogts bürg
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Vogtsburg679 war in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in der Hand des eber-
hardinischen Grafen Guntram680. Diesem Grafen war der Hof Riegel samt seinen
Pertinenzen von Otto I. 952 entzogen und an das Kloster Einsiedeln geschenkt
worden681. König Otto I. hat ebenfalls Vogtsburg an Einsiedeln übertragen, wie wir
aus einem Diplom Ottos II. vom 17. August 972 erfahren, in dem er die Schen-
672 Urkunde Ermensindes aus dem Jahr 1137, Huy, AEH, abbaye de Flône, boîte de chartes
1, n° 6; Druck bei DE Marneffe, Recherches, Nr. 3, S. 259 f.
673 Urkunde Hugos VIII. von 1146, Original in Huy, AEH, abbaye de Rône, boîte de chartes
1, n° 13; Druck bei de Marneffe, Recherches, Nr. 4, S. 260 f.
674 Ebda., Zitat nach dem Original.
675 Urkunde Hugos VIII. von 1146, Original in Huy, AEH, abbaye de Neufmoustier, boîte de
chartes 1, n° 4; Druck bei de Marneffe, Recherches, Nr. 5, S. 262 f,: ... de familia
musacensi: Hugo de Winazmont et Gerardus filius ejus.
676 Druck bei de Marneffe, Recherches, Nr. 6, S. 263: ... De familia: Hugo de Vinazmont.
677 Siehe ebda, S. 240.
678 Druck der Urkunde, ebda., Nr. 5, S. 262 f.: ... de familia musacensi: ... Wedericus de
Viceula (Zitat, S. 263).
679 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 1288 f.
680 Siehe Geuenich, Graf Guntram, S. 13 u. Karte, S. 11.
681 Zum Hochverratsprozeß gegen Guntram siehe oben, S. 177-183; zur Übertragung von
Riegel an Einsiedeln siehe D H II 77.
489
kungen seines Vaters für Einsiedeln bestätigt und einzelne Orte - darunter auch
Vogtsburg - namentlich auflistet682. Das Diplom Ottos II. sagt zwar nicht
ausdrücklich, daß Vogtsburg zu Riegel gehörte und von den ehemaligen Besit-
zungen Guntrams herrührte, aber auf Grund der Annalen des Gilg Tschudi ist wohl
erwiesen, daß Vogtsburg als Pertinenz von Riegel aufzufassen ist683. Daraus ergibt
sich folglich die einstige Zugehörigkeit zu den Gütern Guntrams.
Wahlenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Haguenau, Cant. Haguenau)
Der nordwestlich, unweit von Brumath gelegene Ort Wahlenheim684 gehörte zu den
Pertinenzen von Brumath685. Wir finden Wahlenheim unter den von König Otto I.
konfiszierten Gütern des Grafen Guntram. Der Besitzanspruch Guntrams auf diesen
Ort begründete sich folglich durch Erbrecht686, der Ort war also Allod des
Egisheimer Grafen. König Otto I. schenkte Wahlenheim schließlich am 11. August
953 an das Kloster Lorsch687.
Waleffe
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Siehe den Artikel 'Vieux-Waleffe'.
Walhenburg
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim, Com. Husseren-Les-
Chäteaux)
Siehe oben den Artikel 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim,.
Walscheid
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Sarrebourg)
Ein nicht näher bezeichneter Teich bei Walscheid, westlich von Dagsburg gelegen,
war im Besitz des Dagsburger Grafen. Den Brüdern G. und B. Ungeluche, die dem
Ritterstand angehörten, hat Albert II. das Weiderecht für deren Tiere und das
682 D O II 24, S. 33 f., Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis ... Bochesberch, ... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
683 Liber Heremi, S. 109: ... ad quam curtem [= Riegel] hcec subnotata loca spectant: ...
Endinga . Vuenelinga . Chensinga . Deninga . Purchheim . Baldinga . Rotuuila .
Bezenhusa . Berga . Bochesberg [= Vogtsburg] . Zarda . Liela prius donata . Tutesuelda .
Rihulinga . Birinheim\ siehe dazu Kläui, Untersuchungen, S 92 f; vgl. Salzgeber,
Landschenkungen, S. 250.
684 Siehe Reichsland III, S. 1169.
685 Siehe Glöckner, Codex I, Nr. 69, S. 352 f. und ebda., 3. Bd., Nr. 3682; vgl. auch Zotz,
König Otto I., S. 71, Anm. 51.
686 D OI 166, S. 247; siehe auch Glöckner, Codex I, Nr. 69, S. 352.
687 D O I 166, S. 247, Zitat siehe oben S. 402 mit Anm. 69.
490
Fischrecht in seinen Ländereien eingeräumt. Ausgenommen vom Fischrecht war
der besagte Teich bei Walscheid688. Dieser Teich gehörte wegen der relativen Nähe
von Walscheid zur Dagsburg sicher zu den Pertinenzen der Grafschaft Dagsburg.
Möglicherweise war das auch der Grund, weswegen der Graf sich das alleinige
Fischrecht in dem Teich vorbehielt, da es durchaus denkbar ist, daß daraus der
Fischvorrat für die Burgbewohner gewonnen werden sollte.
Walteningis
(F, Dep. Moselle, genaue Lage nicht bestimmbar)
Siehe den Artikel 'Videlange'.
Wanze
(B, Prov. Liège, Air. Huy)
Der bei Huy gelegenen Ort Wanze689 gehörte zum Allod der Grafen von Moha. Um
1127 gab Ermensinde von Namur, die in erster Ehe mit Albert I. von Dagsburg-
Moha, in zweiter Ehe mit Gottfried von Namur verheiratet war690, das Hospital zu
Wanze, das sie auf ihrem Allod gestiftet hat, neben anderen Gütern und Rechten an
die von ihr gestiftete Abtei Floreffe691. Hugo VIII. von Dagsburg bestätigte in der
Rechtsnachfolge seiner Großmutter Ermensinde im Jahre 1163 in Anwesenheit
seiner Gemahlin und seiner beiden Söhne der Abtei Floreffe die durch Ermensinde
vorgenommene Schenkung von Hospital und Gütern in Wanze692 und erweiterte
die Schenkung um Güter aus der Umgebung von Wanze693 und um eine ad Vadum
benannte Mühle, die heute nicht mehr lokalisierbar ist694.
688 Original, Nancy, AD M-et-M, H 554. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12.
689 Zu Wanze siehe Monasticon Bei ge, 2. Bd., S. 245-257.
690 Siehe dazu oben, S. 71 f.
691 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 7, S. 6 f.: Ego Ermensindis,
comitissa Namucensis, ... hospitalem domum in usus pauperum in allodio meo Wange
construxi; nichilque Deo conferens, sed ei que sua sunt reddens, dimidiam partem
decime de Warnanz, tam minoris quajn majoris, ad ecclesiam beati Remigii pertinentis,
ei contradidi; siehe auch die Bestätigung durch ihren Enkel, Graf Hugo VIII. von
Dagsburg (ebda., Nr. 41, S. 25 ff.).
692 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr 41, S. 25 ff.: Ego igitur H. de
Dagesburg, comes Me tensis, notum esse volo cunctis fidelibus tam nostri temporis quam
post nos successuris, quod quicquid ava mea bone memorie Ermensendis, comitissa
Namucensis, contulit et concessit ecclesie beate Marie Magdalene, de loco qui dicitur
Wanzia, scilicet culturam usque ad molendinum, et ego, divini amoris intuitu ac pro
salute mee, concessi et donavi perpetuo libere possidendum fratribus ac sororibus ibidem
Deo famulantibus locum videlicet in quo edificia eorum et curtilia sunt. ... Hec omnia
supradicta concessi et tradidi loco prenominato et fratribus ac sororibus, ex voluntate et
assensu uxoris mee L, ducisse Lovanie, et duorum filiorum meorum Hugonis et Alberti
(Zitat, ebda, S. 26).
693 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff. Siehe dazu die Art.
'Couthuin', Terra Adelaidis' und 'Warnant-Dreye'.
694 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 1
491
Waret-1 "Évêque
(B, Prov. Liège, Ait. Huy)
Siehe oben den Artikel zu 'Moha'.
Wamant
(B, Prov. Liège, Ait. Huy)
Siehe den Artikel zu Wamant-Dreye'
Wamant-Dreye
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
In den beiden Bestandteilen der heutigen Verwaltungsgemeinde Wamant-Dreye, ca.
20 Kilometer nördlich von Huy gelegen, kann man im 12. und 13. Jahrhundert
allodialen Besitz der Dagsburger Grafen nachweisen.
So wurde in Wamant die Hälfte des Zehnten der Remigiuskirche zusammen mit
anderen Besitzungen von Ermensinde von Namur um das Jahr 1127 an die von ihr
und ihrem zweiten Gemahl Graf Gottfried von Namur gestiftete Prämonstratenser-
abtei Floreffe gegeben695. Auch in einer um 1137 von Emiensinde und ihrem
zweiten Gemahl ausgestellten Schenkungsurkunde für die unweit von Amay
gelegene Abtei Flöne gab sie Güter in Wamant an diese Abtei696. Diese
Besitzungen in Wamant, über die Ermensinde verfügte, gehörten ursprünglich in
besitzrechtlicher Hinsicht sicher der Grafschaft Moha an697 und stammten somit
aus dem ehemaligem Eigentum von Ermensindes erstem Ehemann, Albert I. von
Dagsburg-Moha. Dies w ird zusätzlich durch den Umstand belegt, daß Emiensinde
in der Urkunde für Flöne den Titel einer Gräfin von Moha führt-, obwohl sie schon
lange mit dem Grafen von Namur verehelicht ist und zumeist als Gräfin von Namur
urkundet698. Ebenso gab der Enkel Ermensindes, Graf Hugo VIII. von Dagsburg,
über Floreffe Besitzungen in Wamant an das Floreffe zugehörige Priorat Wanze
weiter. So beurkundet er im Jahre 1163 neben der Übertragung von einigen Liegen-
schaften und Rechten die Übertragung des Besitzrechtes an der Kirche zu Wamant
an Wanze699. Der Teil des Zehnten von Wamant, der sich am Anfang des 13.
695 Neuester Druck der Urkunde bei Rousseau, Actes, Nr. 3, S. 11 f.: Ego Ermensindis,
comitissa Namucensis, ... dimidiam partem decime de Warnanz, tam minoris
quam majoris, ad ecclesiam beati Remigii pertinentis, ei contradidi, weiterer Druck bei
V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 7, S. 6 f.
696 Neuester Druck der Urkunde bei Rousseau, Actes, Nr. 4, S. 12 f.: Quod comitissa de
Musal Ermensendis, cum viro suo Namucensi comite Godefrido, donavit beato Matheo
Flonensis ecclesie unum mansum terre, partim pratum, partim nemus et agrum, et duas
curtes apud Warnanz, et per manum Reineri de Forcelies suam affectationem eidem
ecclesie confirmavit.
697 Siehe DE Marneffe, Recherches, S. 240 f. u. d. Karte.
698 Zu dieser Problematik siehe das Kapitel 'Die Fehde mit dem Grafen von Namur',
699 Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.: De mea etiam manu
concessi et donavi eis donum et investituram de ecclesie de Warnanz in perpetuam et
liberam possessionem (Zitat, ebda., S. 26).
492
Jahrhunderts noch in der Hand der Dagsburger Grafen befand, wurde schließlich
von der Tochter Aberts II. von Dagsburg, Gertrud, ebenfalls an Floreffe gegeben,
wie uns eine von ihr im Januar 1223 ausgestellte Urkunde erkennen läßt700.
Allerdings war der Zehnte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt von den Grafen
weiterverlehnt worden. Die Urkunde Gertruds zeigt uns eine ganze Lehenskette auf.
Jedoch spiegelt die Urkunde nur die Lehensverhältnisse für den eingeschränkten
Zeitraum, ungefähr zwischen 1222 und Anfang 1223, wider. Zu welchem Zeitpunkt
die einzelnen Verlehnungen an die jeweiligen Lehensnehmer erfolgt sind, läßt sich
nicht mehr rekonstruieren. So erfahren wir aus besagter Urkunde Gertruds, daß ein
gewisser Walter von Mondale den Zehnten von der Gräfin zu Lehen hatte, dieser
ihn aber wiederum an den Ritter Johannes von Wamant weiterverlehnt hatte.
Johannes von Wamant und seine Frau Sibille haben schließlich mit Zustimmung
der Oberlehensherrin Gertrud von Dagsburg den Zehnten an die Abtei Floreffe
geschenkt701. Da die Beurkundung dieses Vorganges durch die Gräfin im Januar
1223 geschah, erfolgte die Schenkung an Floreffe wohl gegen Ende des Jahres 1222
oder am Anf ang des Januar von 1223.
In einer Urkunde von Papst Innozenz II. vom 4. Dezember 1138, in der dieser die
Besitzungen der Abtei Flöne bestätigt, wird auch eine Schenkung des Grafen Albert
von Moha in Dreye genannt. Er überträgt der Abtei die Kirche des Hl. Petrus zu
Dreye702. Es wird zwar nicht gesagt, wann diese Schenkung erfolgt ist, aber es steht
fest, daß Graf Albert I. von Dagsburg und Moha - und nicht sein gleichnamiger
Großvater mütterlicherseits - sie getätigt haben muß, da die Abtei Flöne erst 1080
gestiftet worden ist703, also nach dem Übergang der Grafschaft Moha an die
Dagsburger Grafen704.
700 Druck bei J. u. V. Barbier, Cartulaire, Nr. 94, S. 50; weiterer u. besserer Druck bei V.
Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 165, S. 76; es existiert noch eine Abschrift dieser
Urkunde, allerdings ohne Datierung und Zeugenreihe, in: Huy, AEH, abbaye du Val-
Notre-Dame, n° 45.
701 Universitati omnium manifestum fieri volumus, quod elemosinam, quam Johannes, miles
de Warnans, et uxor ejus Sibilla intuitu sue salutatis fecerunt ecclesie Florejfensi de
decima sua in Warnans, quam tenebant in feodo de Waltero de Mondale, Walterus autem
de nobis in feodo tenebat, pro nostra salute necnon et parentum nostrorum dignum
duximus et laudare (Zitat nach dem Druck bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr.
165, S. 76).
702 Druck der Urkunde bei Evrard, Documents, Nr. 11, S. 297-301: Ecclesiam beati Petri
de Drhahit cum omnibus pertinentiis suis, quam dedit Albertus, comes de Musial (Zitat,
S. 298); Bestätigungen dieser Übertragung, allerdings ohne den Grafen Albert als
Schenker zu nennen, 1140 durch Bischof Albert II. von Lüttich (ebda, Nr. 13, S. 305) u.
1143 durch Papst Cölestin II. (ebda., Nr. 14, S. 307).
703 Siehe dazu E. Brouette, Flöne, in: DHGE 17, Paris 1971, Sp. 506; vgl. auch die
Bestätigung der Stiftung durch Bischof Heinrich von Lüttich aus dem Jahre 1091,
abgedruckt bei Evrard, Documents, Nr. 1, S. 282-285.
704 Zum Übergang der Grafschaft Moha an die Familie der Dagsburg-Egisheimer siehe oben,
S. 225-229.
493
Warthenberg
(F, Döp. Bas-Rhin, Arr. Saveme, Cant. Saveme, Com. d'Emolsheim-les-Saveme)
Eine Burg namens Warthenberg bei Emolsheim-lds-Saveme705 scheint im Besitz
der Dagsburger Grafen gewesen zu sein. Diese sonst nicht näher bekannte Burg
wird in einer im Jahre 1158 ausgestellten Urkunde des Abtes Erpho von Neuweiler
erwähnt706. Hugo VIII., gleichzeitig Vogt von Neuweiler, hatte bei Abt und
Konvent der Abtei angefragt, ob man ihm einige Wiesen unterhalb besagter Burg
übertragen könnte, welche der Abtei zugehörten707. Jene Bitte ergibt zweifellos nur
einen Simi, wenn der Dagsburger Graf ebenfalls Inhaber der Burg gewesen ist. Er
wird die Burg, die inmitten der Besitzungen der Abtei Neuweiler lag, von dieser
Abtei zu Lehen gehabt haben.
Während Würdtwein die Burg Warthenberg noch in dem Ort Dossenheim ange-
siedelt wissen wollte708, wird die Burg neuerdings aus guten Gründen mit der
ehemaligen Burg auf dem Daubenschlagfelsen identifiziert, die schon seit längerem
bekannt ist709, und deren Reste seit Beginn der achtziger Jahre dort ausgegraben
werden710. Die Burg war nach den archäologischen Befunden im 12. Jahrhundert
errichtet worden, scheint jedoch nicht lange existiert zu haben711. Die Funktion der
Burg war wohl, den Eingang des Zinseltales abzusichem und gleichzeitig die Abtei
Neuweiler und deren Pertinenzen zu kontrollieren712.
Weckmund
(F, Dép. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim)
Siehe den Artikel 'Hoh-Egisheim'.
Wintzenheim
(F, Döp. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Hauptort des Cant.)
Besitz der Egisheimer Grafen in dem elsässischen Ort Wintzenheim713 - der wohl
über die Gemahlin Gerhards III. von Egisheim, Berta, aus ehemaligem burgun-
7°5 Clauss, Wörterbuch, S. 327 f.
706 Drucke: WÜRDTWEIN, 9. Bd., Nr. 187, S. 365 ff. - Schöpfljn, Alsatia diplomatica I, Nr.
298, S. 247 f.
707 Ebda., S. 365; siehe dazu ausführlich oben den Art. 'Dossenheim'.
708 Würdtwein, 9. Bd., Nr. 187, S. 367, Anm. b.
709 Siehe Clauss, Wörterbuch, S. 328.
710 Siehe R. Friedel, Das Schloß auf dem Taubenschlagfels, in: Études Médiévales.
Archéologie et histoire 3, Saveme 1985, S. 7-9; dazu R. KlLL, Un inédit de René Friedel
sur le château de Daubenschlagfetsen, in: ebda., S. 5 f.; zu den Ausgrabungen siehe B
Haegel u. R. Kill, Daubenschlagfelsen - Foullie du dispositif d'entrée et de la zone
située au Sud-Est du donjon, in: ebda., S, 11-40; zusammenfassend B. Haegel u. R.
Kill, Die Burg Warthenberg-Daubenschlagfelsen, in: Leben im Mittelalter 30 Jahre
Mittelalterarchäologie im Elsaß, hrsg. v. M. M. Grewenig, Speyer 1992, S. 283-286.
711 Siehe Habgel u. Kill, Warthenberg-Daubenschlagfelsen, S. 286.
717 Ebda., S. 285.
713 Siehe Reichsland III, S. 1218 f.
494
dischen Besitz an die Egisheimer Familie kam714 715 - erweist sich durch eine
undatierte Schenkung eines Adalbertus comes de Hgeness heim115 an Jas Kloster
Hirsau, die der Graf gemeinsam mit seiner Gemahlin Heilwig vorgenommen hatte.
Beide schenkten in Alsacia ad villam Wintzenheim unam salicam terram et
vinearum non modicum partem716. Diese Übereignung wurde anscheinend vom
Sohn Alberts I., Hugo VII., angefochten und rückgängig gemacht717.
Als Schenker kommen Graf Albert I. von Dagsburg-Egisheim und seine erste
Gemahlin Heilwig in Frage, da nur Albert I. sich nach Egisheim nannte, für Albert
II. hingegen der Egisheimer Grafentitel nirgends bezeugt ist, da der Großteil der
Egisheimer Besitzungen dieses Grafenhauses durch Erbgang Eigentum der Pfirter
Grafen geworden und Albert II. nur noch Herr über eine der drei Egisheimer
Burgen gewesen ist718. Außerdem kann für Albert II. kein legitimer Sohn
nachgewiesen werden719. Somit läßt sich als Datierung für die Schenkung von
Wintzenheim nur das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts erschließen.
Wisches
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Schirmeck)
Von Graf Hugo III. raucus wurde an die Abtei Altdorf im Rahmen der Ausstattung
der von ihm vollendeten Stiftung dieses Klosters der Meierhof lelhol samt Bann
und eine Michaelskapelle geschenkt720. Der in dieser Namensform nicht identi-
fizierbare Hof lethol wird von der einschlägigen Literatur gemeinhin in dem bei
Schirmeck im Breuschtal gelegenen Ort Wisches721 angesiedelt, denn die Kirche in
Wisches weist seit alters her ein Michaelspatroziiüum auf722. So kann man von
ursprünglich allodialem Besitz der Egisheimer Grafen in Wisches ausgehen.
Wöllingen
(D, Bid. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der westlich von Riegel gelegene und abgegangene Ort Wöllingen723, der
Pertinenz des Hofes Riegel war, befand sich in der ersten Hälfte des 10. Jahr-
714 Siehe dazu oben, S. 59 f,
715 Codex Hirsaugiensis, fol. 32a, S. 30.
716 Ebda
717 Ebda.: ..., quod filius eius nobis abstulit, Hugo VII. ist allerdings der Sohn aus der
zweiten Ehe Alberts I. mit Ermengard von Luxemburg. Ein Sohn aus der Ehe mit
Heilwig läßt sich nicht nachweisen (siehe dazu oben, S. 69).
718 Siehe dazu oben, den Art. 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'.
719 Siehe dazu oben, S. 126-129 u. 133-136.
720 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994: Hugo comes acquievit, sed magna
maioribus cumulavit beneficiis; siquidem ... curiam lethol cum banno, capellam beati
Michaelis.
721 Clauss, Wörterbuch, S. 528; SlEFFERT, Altdorf, S. 95, versieht allerdings diesen
Identifizierungsvorschlag mit einem Fragezeichen.
722 Siehe Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994, Anm. 6.
723 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd, Sp. 1504 f.; zur Lage siehe die Karte bei Geuenich, Graf
Guntram, S. 11.
495
hunderts in der Hand des Grafen Guntram724. Im Zusammenhang mit dem Prozeß
gegen Guntram725 wurde Wöllingen 952 von König Otto I. konfisziert und an das
Kloster Einsiedeln geschenkt, wie aus einem am 17. Juni 1004 in Zürich ausge-
stellten Bestätigungsdiplom Heinrichs II. deutlich wird726. Auch das Marga-
rethenkloster in Waldkirch hat Besitz in Wöllingen, der wahrscheinlich auch aus
der Konfiskationsmasse Guntrams stammt727.
Woffenheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Colmar Sud, Com. de
Sainte-Croix-en-Plaine)
Der heute abgegangene oberelsässische Ort Woffenheim728 südlich von Colmar
war altes egisheimisches Eigengut729 und ebenso wie das Kloster Heiligkreuz bei
Woffenheim Pertinenz der Walhenburg, einer der drei Egisheimer Burgen, die bis
zum Tod der Gräfin Gertrud von Dagsburg im Jahre 1225 im Besitz der Dagsburger
Grafen war. Nach ihrem Tod wurde die Walhenburg mit ihren Perünenzen, damit
auch Woffenheim, von den Pfirter Grafen als Erbe beansprucht730, diese mußten
sich aber im Laufe der Auseinandersetzungen um das Erbe dem Straßburger
Bischof Berthold von Teck beugen und schließlich die Walhenburg mit ihren
Pertinenzen dem Bischof abtreten und von diesem zu Ixhen nehmen731.
724 D H II 77; vgl. auch Liber Heremi, S. 109; siehe dazu Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.
725 Siehe dazu oben, S. 177-183.
726 D H II 77, S. 98. Siehe das Zitat auf S. 408 in Anm. 111.
727 Urkunde abgedruckt bei T. Neugart, Episcopatus Constanti ensis Alemannicus, 1. Bd.,
2. Teil, Freiburg i. Br. 1862, Nr. 7, S. 583 ff.: ... Tenzelingen, Hartchillea, Wendelingen,
Cundelingen, Vrengen, Wilo, Pezzengen, Wellighein, Scafhusen, Tuts/eld (Zitat, S. 584);
siehe dazu Denzlingen. Eine alemannische Siedlung im Breisgau, Text, Bildauswahl u.
Gesamtredaktion D. Geuenich, Freiburg 1983, S. 62 mit Abb. 41 u. S. 74. Neugart, S.
584, u. Krieger, Wörterbuch, Sp. 1419 ff., möchten in dem in der Urkunde genannten
Wendelingen das der Gemeinde St. Georgen zugehörige Dorf Wendlingen erkennen.
Krieger, Sp. 1504, meint, in Wellighein den Ort Wöllingen zu erkennen. Neugart, S.
584, hingegen tippt eher auf die Willinger Mühle, unweit von Wyhl.
728 Reichsland III, S. 1225.
729 Siehe dazu oben, S. 196-199, zur Stiftung des Klosters Heiligkreuz bei Woffenheim
durch die Eltern Leos IX. auf ihrem Allod.
730 Siehe dazu die Regesten bei C. Wilsdorf, Un domaine dans la première moitié du XIIIe
siècle: la «Cour du Comte» à Woffenheim d'après son coutumier, in: Histoire de l'Alsace
rurale, Paris - Strasbourg 1983, S. 112.
731 Urkunde, abgedruckt bei SchöPFLIN, Alsatia diplomatica, I. Bd., Nr. 544, S. 405 f.:
Preterea omni jure, quod nobis competebat, aut competere videbatur, occasione
hereditatis de Tagesburg, in castro Egens heim dicto der Walhenburg cum suis attinendis,
videlicet dem heiligen Crulze & Woffenheim, excepto jure patronatus ecclesie in
Woffenheim, quod ab antiquo ad nos & nostros pertinebat progenitores, in manus
predicti domini nostri episcopi nomine sue ecclesie Argent, renunciavimus, & presenti
carta renunciamus, duobus castris in eodem colle sitis, que Petrus Melioc & Baldemarus
a nobis possident, a prelibato domino episcopo & ecclesia Argent, nobis & nostris
heredibus in feudum reservatis', zur Zerstörung des Ortes während des
Armagnakeneinfalls ins Elsaß im Jahr 1444 siehe Reichsland III, S. 1225.
496
2. Zweifelhafte Besitzungen
Ammerschwihr/Ammerschweier
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauvillc, Cant. Kaysersberg)
Den am Eingang zum Urbeistal gelegenen Ort Aminerschweier732 muß man zu den
ehemaligen dagsburg-egisheimischen Besitzungen zählen. Dies geht aus dem
Umstand hervor, daß Rechte und Besitzungen in diesem Ort der Burg Hohnack
zugehörten733, die ursprünglich wohl ebenfalls in den Händen dieses Grafenhauses
war734. Des weiteren spricht natürlich dafür, daß das Gebiet rund um Ammersch-
weier alter egisheimischer Besitz war, so die unweit von Ammerschweier gelegenen
Orte Sigolsheim, Orbey/Urbeis, Colmar und Egisheim735, Auch die Grafen von
Pfirt, die die Erben der dagsburg-egisheimischen Grafen waren, sind als Inhaber
von Rechten in Ammerschweier nachzuweisen736, was als ein weiteres Indiz dafür
gewertet werden kann, daß Ammerschweier zu den ehemaligen dagsburg-
egisheimischen Besitzungen zu rechnen ist737.
Artoisheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Marckolsheim)
Im obereisässischen, nördlich von Marckolsheim gelegenen Ort Artoisheim738
hatten die Egisheimer Grafen möglicherweise Besitzungen, denn die Abtei Heilig-
kreuz bei Woffenheim bekam von diesem Ort eine Abgabe von zwei Silberlingen
für Wachs, die am 3. Mai zu zahlen war, wie es Leo IX. festgelegt hatte. Dies
erfahren wir aus dem von Mathilde von Mousson-Mömpelgart für Heiligkreuz
angefertigten Güterverzeichnis739. Da es sich bei Heiligkreuz um eine Stiftung der
732 Vgl. A. Scherlen, Geschichte der ehemals reichsunmittelbaren Stadt Ammerschweier
(0.=E), Colmar 1914; vgl. Clauss, Wörterbuch, S. 32 ff.
733 Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch I, Nr. 223, S. 162: Das dritte teil ist ze
Hohennag vnd darzv alles das gut, das si haut ginhalp waldes ane fünf phund Zolles ze
Sant Diedat, die sint gemeine der drier von Rapoltzsten. Zv disetne teile höret daz
trottehus vnd daz gelt ze Atnerswilr. So auch schon Scherlen, Ammerschweier, S. 11 f.,
der seine Behauptung, die Egisheimer Grafen seien die vom Kaiser bestimmten Vögte
von Ammerschweier, durch eine gefälschte Urkunde Ottos 11. gestützt sehen will; vgl.
auch Ders,, Zur Geschichte der Burg Wineck und des Dorfes Katzenthal, in: JELWG 1.
Bd„ Heidelberg 1928, S. 83.
734 Siehe dazu im Kapitel 'Zweifelhafte Besitzungen' den Art. 'Hohnack'.
735 Zu den genannten Orten siehe unten die jeweiligen Art.
736 Urkunde König Heinrichs (VII.) vom 24. September 1227, Druck bei Huillard-
BRfiHOLLES III, S. 349 f., u. bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 454; S. 362 f.;
Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 4080; Urkunde König Konrads IV. vom Februar 1240,
Druck bei Huillard-Brüholles V,2, S. 1188 f., u. bei Schöpfun, Alsatia diplomatica I,
Nr. 494, S. 382; Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 4412; vgl. Albrecht, Rappoltsteinisches
Urkundenbuch I, Nr. 70, S. 75 f.; siehe Scherlen, Ammerschweier, S. 13 f.
737 Siehe auch Scherlen, Burg Wineck, S. 83.
738 CLAUSS, Wörterbuch, S. 51 f.
739 Die Notitia bonorum ist abgedruckt bei Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ln
Inventione S. Crucis constitutum est a domino nostro Leone apostolico, ut unusquisque
de familia hujus ecclesice duos denarios ad suscipiendas cruces et reliquas partes det ad
497
Eltern von Papst Leo IX. handelte, die Abtei also ein egisheimisches Hauskloster
war740, wird ein Großteil der Güter, über die die Abtei verfügen konnte, aus dem
Besitz der Stifterfamilie gekommen sein. Ob Artoisheim aus egisheimischem Besitz
stammte, läßt sich letztendlich nicht verifizieren, zumal von einer Festsetzung von
Abgaben an die Abtei am 3. Mai nichts in der Bulle Leos IX. für Heiligkreuz zu
finden ist741.
Artzenheim
(F, D6p. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Andolsheim)
Ähnliches wie für Artoisheim gilt für das südlich von Marckolsheim gelegene Dorf
Artzenheim742. Die Notitia bonorum für das Kloster Heiligkreuz bei Woffenheim
gibt an, daß die Abtei eine Hufe bei Artzenheim besaß743. Da Heiligkreuz eine
Stiftung von Graf Hugo IV. von Egisheim und seiner Gemahlin Heilwig gewesen
ist, könnte die Tradierung dieser Hufe an die Abtei auf ein Mitglied der
Grafenfamilie zurückgehen. Sicher ist dies allerdings nicht, weil in der Notitia
bonorum diese Schenkung mit keiner konkreten Person in Verbindung gebracht
wird.
Betzenhausen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der an der Dreisam gelegene breisgauische Ort Betzenhausen744 wurde von Otto I.
an das Kloster Einsiedeln geschenkt, wie wir aus einem Diplom Ottos II. vom 14.
August 972 erfahren, in dem er die Schenkungen seines Vaters für Einsiedeln
bestätigt745. Betzenhausen gehörte offenbar zu dem Hof Riegel, wie Paul Kläui aus
dem Bestätigungsdiplom Heinrichs II. 1004 schließt746, das als Pertinenzen Riegels
namenüich allerdings nur Endingen, Wöllingen, Kenzingen, Teningen, Burkheim
und Bahlingen nennt, die übrigen Pertinenzen aber unter dem Begriff et cetera
loca747 zusammenfaßt. Außerdem nennt Gilg Tschudi in seinen Annalen
Betzenhausen ebenfalls als Pertinenz von Riegel, was obige Vermutung nur
refectionem fratrum. Ipso namque die de Bischoveswilre quinque siclos ... de
Artolvesheim duos siclos cerce (Zitat, ebda., S. 149); weitere Drucke bei SCHÖPFLIN,
Alsatia diplomatica I, Nr. 680, S. 477 f, u. bei Grandidier, Histoire 11,2, Nr. 502,
S. 152 ff.
740 Siehe oben, S. 197 ff.
741 Siehe die Bulle für Heiligkreuz, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I,
Nr. 207, S. 163 f.
742 Clauss, Wörterbuch, S. 52.
743 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... Mansus ad Arzenheim (Zitat, ebda.,
S. 150).
744 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 170.
745 D O II 24, S. 33 f., Zitat, S. 34: confirmamus ... id est iuris sui curtem Riegol vocatum
cum locis ... Bezenhusa, ... in ducatu Alamannico in pago Brisikeuue sitis.
746 Liber Heremi, S 109; siehe dazu Kläui, Untersuchungen, S. 92 f.; siehe dazu D H II 77,
S. 97 f.
747 D H II 77, S. 97 f. Siehe das Zitat auf S. 408 in Anm. 111.
498
bestätigt748. Der Hof Riegel mit seinen Pertinenzen war nachweislich in Guntrams
Hand749, und somit kann durchaus mit Berechtigung geschlossen werden, daß
Betzenhausen unter die cetera loca zu subsumieren ist und den ehemaligen
Besitzungen Guntrams zugehörte, die von Otto I. 952 konfisziert worden waren750.
Bötzingen
(D, Bld, Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Im Zuge des Prozesses gegen den Egisheimer Grafen Guntram im Jahre 952 waren
diesem von König Otto I. ein Großteil seiner Besitzungen aberkannt worden751. Der
breisgauische Ort Bötzingen752 könnte zu diesem ehemaligen Eigentum gehört
haben, das später an das Kloster Waldkirch gefallen ist, wie Dieter Geuenich ohne
nähere Begründung vermutet753.
Den Überlegungen Geuenichs liegt wohl eine Urkunde Papst Alexanders III. vom 5.
August 1178 für das Margarethenkloster in Waldkirch zugrunde754. Da Bötzingen
(Pezzengen) inmitten einer Gruppe von Orten steht, welche sicher ehemalige
Besitzungen Guntrams waren, wie Ihringen und Tutschfelden755, liegt die Vermu-
tung nahe, daß Bötzingen ebenfalls diesen Besitzungen des Egisheimers zuzu-
rechnen ist756.
Bischwihr/Bischweier
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Andolsheim)
Aus Gütern in Bischweier757 sollte die Abtei Heiligkreuz jährlich am 3. Mai fünf
Silberstücke erhalten758. Diese jährliche Zahlung soll laut der Notitia bonorum Leo
IX. veranlaßt haben. Da der Papst sicher nur über Familiengut eine Verfügung
treffen konnte, müßten die Güter in Bischweier zu den egisheimischen Besitzungen
zu rechnen sein. Allerdings ist in der Bulle Leos IX. für die Woffenheimer Abtei
nirgends von einem jährlich am 3. Mai zu zahlenden Betrag an diese Abtei die
Rede759, so daß es zweifelhaft bleibt, daß diese Schenkung auf Leo IX. zurückgeht.
748 Liber Heremi, S. 109; siehe dazu KläUI, Untersuchungen, S. 92 f.
749 Siehe unten den Art. 'Riegel'.
750 Auch Geuenich, Graf Guntram, S. 13 mit Karte (ebda., S. 11) von Guntrams
Besitzungen im Breisgau, verzeichnet Betzenhausen als ehemaligen Besitz Guntrams.
751 Siehe oben das Kap. 'Der Prozeß gegen Guntram'.
752 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd„ Sp. 254 ff.
753 Siehe die Karte bei Geuenich, Graf Guntram, S. 11.
754 Druck der Urkunde in: Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff: ...
Tenzelingen, Harthchillea, Wendelingen, Cundelingen, Vrengen, Wilo, Pezzengen,
Wellighein, Scafliusen, Tutsfeld (Zitat, S. 584).
755 Siehe die Art. zu den einzelnen genannten Orten.
756 Denzlingen, Text u. Red. Geuenich, kommentierte Karte auf S. 62 u. 74 f.; vgl.
Geuenich, Graf Guntram, kommentierte Karte auf S. 11.
757 Clauss, Wörterbuch, S. 135 f.
758 Siehe das Zitat in Anm. 739.
759 Siehe die Bulle für Heiligkreuz (SCHÖPFUN, Alsatia diplomatica I, Nr. 207, S. 163 f.).
499
Bollenberg
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Guebwiller, Cant. Rouffach, Com. de Westhalten)
Auch in Bollenberg760 war Heiligkreuz bei Woffenheim begütert761. Hier läßt sich,
wie in den vorangegangenen Fällen, eine eindeutige Herkunftsbestimmung nicht
geben, da in der Notiiia bonorum die Schenkung keinem konkreten Schenker
zugeordnet wird.
Denzlingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Es ist nicht ganz sicher, ob der an der Glotter liegende Ort Denzlingen762 überhaupt
zu den Besitzungen des Grafen Guntram gehört hat, die ihm von König Otto I. im
Zusammenhang mit dem vom König angestrengten Hochverratsprozeß gegen ihn
weggenommen wurden. Fest steht jedenfalls, daß Denzlingen von Otto I. an das
Kloster Einsiedeln geschenkt wurde, wie das Bestätigungsdiplom Ottos III. aus dem
Jahre 984 vermerkt763. Der Zeitpunkt der Schenkung ist indes unklar. Paul Kläui
geht davon aus, daß die Libertragung Denzlingens an Einsiedeln zwischen 972 und
984 geschah, weil Denzlingen erst in dem Bestätigungsdiplom Ottos III. 984 für
Einsiedeln als Besitzung des Klosters genannt werde, in den vorangegangenen
Diplomen Ottos I. und Ottos II. aber fehle764. Ein solch später Zeitpunkt der
Libertragung an Einsiedeln nach der Konfiskaüon von Guntrams Besitzungen - es
liegen mindestens 20 Jahre dazwischen - spricht aber nicht unbedingt dagegen, daß
Denzlingen aus der Konfiskationsmasse stammt, denn Otto I. könnte sich durchaus
Güter aus dem gesamten eingezogenen Besitzkomplex zurückbehalten haben, vor
allem, wenn es sich um Reichsgut gehandelt hat, was bei Denzlingen durchaus der
Fall gewesen sein kann. Was ebenfalls die Annahme stützt, daß Denzlingen zu den
Gütern Guntrams gehört hatte, ist die unmittelbare Nähe des Ortes zu einer anderen
Besitzung von Guntram, nämlich zu dem Mauracherhof765. Dieter Geuenich ordnet
760 Clauss, Wörterbuch, S. 155.
761 V iellard, Documertts, Nr. 97, S. 147-150: ... Hoc igitur in festivitate sanctce Crucis
congregatur, ut ad forum Bollenburc afferatur, ut praefati sumus, sororibus tradatur,
quantum fieri possit, et hoc cum omnium consilio tractetur et singulis, qualiter fiat, a
cameraria dividatur (Zitat, ebda, S. 148).
762 Krieger, Wörterbuch. 1. Bd„ Sp. 389 ff.
763 D O III 4, S. 398 f.: Notum sit .... qualiter ipse avus noster supranominatus sua
preceptione ad prefatam ecclesiam in honore sanctae dei genitricis Marie semper
virginis et sancti martiris Mauricii constructam et consecratam concessit et dedit, ...
Denzilinga ,.. donavit ...ad eandem ecclesiam iuste pertinentia sue auctoritatis precepto
confirmavit atque filius eius prelibatus genitor noster imperator augustus omnia hec
preceptionis sue donatione simili modo postea corroboravit (ebda., S. 398); Denzlingen
wird aber in den vorangegangenen Diplomen Ottos I, und Ottos II. nicht genannt (siehe
Anm. 764); Otto II! bestätigt dem Kloster Einsiedeln im Jahre 996 noch einmal dessen
Besitzungen, darunter auch Denzlingen (DO III 231, S. 645 f).
764 Kläui, Untersuchungen, S. 93; siehe dazu D O I 156 u. D O II 24. Salzgeber,
Landschenkungen, S. 259 f., nimmt an, daß die Schenkung von Denzlingen durch Otto I.
schon vor 972 erfolgt ist.
765 Siehe die Karte bei Geuenich, Graf Guntram, S. 11; vgl. auch unten den Art. 'Maurach'.
500
schließlich Denzlingen bei seiner Zusammenstellung der ehemaligen Besitzungen
Guntrams im Breisgau dem Besitzkomplex dieses Grafen zu766.
Egezee
(B, Prov. Namur, Arr. Namur)
Daß der Ort Egezee der Grafschaft Dagsburg angehörte, wie in der Literatur
manchmal behauptet, scheint eher unwahrscheinlich zu sein. Aufgestellt wurde
diese These im 17. Jahrhundert durch einen Hinweis von Jean-Baptiste Gramaye,
der in seinem 1607 erschienenen Werk 'Namurcum' behauptet hatte, Egezee liege
innerhalb des Gaues Moha767. Edgar de Mameffe schließt sich dieser Meinung an,
meint jedoch einschränkend, daß Egezee zwischen 1062 und dem 13. Jahrhundert
zu Namur gekommen ist768.
Für das 12. Jahrhundert ergibt sich als eindeutiger Befund, daß Egezee der Graf-
schaft Namur zuzurechnen ist, denn ein Wilhelm von Egezee wird in mehreren
Urkunden Heinrichs des Blinden von Namur in der Zeugenreihe genannt und liier
als der familia des Grafen von Namur zugehörig bezeichnet769.
Enschingen
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Altkirch, Cant. Altkirch)
Jedes Jahr an Weihnachten sollte die Abtei Heiligkreuz fünf Silberlinge als Zins
und ein Servitium aus einem Gut im oberelsässischen Enschingen770 erhalten771.
Da die Schenkung in der Notitia bonorum keiner eindeutig bestimmbaren Schenker-
person zugeordnet ist, kömien wir nicht mit Sicherheit eine egisheimische Herkunft
766 Ebda., S. 13 u. Karte, S. 11.
767 J. B. Gramaye, Namurcum, Antverpiae 1607, S. 107: „Pagi Muhanienses in quo
Egesines“. Gramaye nennt als Quelle für seine Behauptung lediglich eine Lütticher
Urkunde aus dem Jahr 1062 ohne präzisere Angaben (ebda.).
768 DE Marneffe, Recherches, S. 244 f.
769 Siehe Rousseau, Actes, Nr. 19, aus dem Jahr 1175, S. 49: de familia tnea:... Willelmus
de Wungize, ebda, Nr. 25, aus dem Jahr 1184, S. 58: S. hominum meorum ... Willelmi de
Unghesiis\ ebda., Nr. 28, Gemeinschaftsurkunde von Herzog Gottfried III. von
Niederlothringen, dem Grafen von Namur und dem Grafen Balduin vom Hennegau aus
dem Jahr 1188, S. 63: de liberi hominibus comitis Namucensis: ... Wilelmus de
Ugesceizy, es soll noch eine undatierte Urkunde des ebenfalls der familia Heinrichs des
Blinden angehörenden Ritters Conrad de Meux angeführt werden, in der Willelmus de
Ugenceis zusammen mit Hugo IX. von Dagsburg als Zeuge genannt wird (ebda., Nr. 3, S.
97). Zur Urkunde Conrads de Meux siehe auch oben, S. 103 f.
770 Clauss, Wörterbuch, S. 313 f. Enschingen wurde mit Brininghoffen zu dem Ort Saint-
Bernard fusioniert.
771 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: In Natale Domini duas scapulas, aut
redemtionem duodecim nummorum, quatuor panes, duo sexlaria vini, dimidium modiurn
avence. Mansus ad Auschotzingen quinque siclos de censu et totidem de servilio, ul supra
(Zitat, ebda., S. 149).
501
der Hufe in Enschingen konstatieren, lediglich vermuten, daß sie aus dem Umkreis
der Stifterfamilie an Heiligkreuz gegeben wurde.
Gündlingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald)
Der unweit von Breisach gelegene Ort Gündlingen772 könnte den ehemaligen
Besitzungen Guntrams zuzurechnen sein, welche später an das Kloster Waldkirch
gefallen sind, so vermutet Dieter Geuenich773.
Die Grundlage dieser nicht näher begründeten Mutmaßung Geuenichs dürfte eine
Urkunde Papst Alexanders III. vom 5. August 1178 für das Margarethenkloster zu
Waldkirch bilden774. Da die Nennung von Gündlingen (Cundelingen) in der
Urkunde innerhalb einer Gruppe von Orten geschieht, die eindeutig ehemalige
Besitzungen Guntrams waren775, ist es im Bereich des Möglichen, daß auch
Gündlingen diesen Besitzungen zuzurechnen ist.
Heiteren
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Neuf-Brisach)
Ähnlich problematisch verhält es sich mit der Herkunft einer Hufe in Heiteren776
und einer Hufe in Matzenheim777, über die Heiligkreuz verfügen konnte778. Auch
hier kann nicht eindeutig ein zur egisheimischen Familie gehörender Schenker
bestimmt werden.
Herck-la-Ville
(B, Prov. Limbourg, Arr. Hasselt)
Ein Graf Albert von Moha tätigte für die Abtei St. Trond eine Schenkung von
Gütern in Herck-la-Ville779. Die Schenkung läßt sich zeitlich nicht exakt fixieren,
wir können lediglich feststellen, daß sie in die Amtszeit von Abt Adelard II.
zwischen 1055 bis 1082780 fiel. Bestätigt wird der Besitz des Ortes für St. Trond im
772 Kriegbr, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 790 ff.
773 Denzlingen, Text u. Red. Geuemich, kommentierte Karte auf S. 62 u. S. 74 f.; vgl.
Geuenich, Graf Guntram, kommentierte Karte auf S. 11.
774 Druck der Urkunde in: Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff: ...
Tenzeiingen, Harthchillea, Wendelingen, Cundelingen, Vrengen, Wilo, Pezzengen,
Wellighein, Scafliusen, Tutsfeld (Zitat, S. 584).
775 Siehe dazu oben den Art. 'Bötzingen'.
776 Clauss, Wörterbuch, S. 457.
777 Clauss, Wörterbuch, S. 657 f.
778 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... Mazzenheim unus mansus (Zitat, ebda., S.
149) und ebda., S. 150: Ad Heiterheim novem mansus (Zitat, ebda., S. 150).
779 Rudolfi gesta abbatum Trudonensium, MGH SS X, S. 235: ... et quicquid habemus in
Harches a comite de Musal Alberto.
780 Ebda., S. 229: Adelardus abbas fuit a. 27, id est a. 1055 usque ad 1082 incarnationis
Domini.
502
Jahre 1107 durch eine Bulle des Papstes Paschalis II. für die Abtei781. Wir erfahren
darin leider nichts über den Zeitpunkt der Schenkung. Herck-la-Ville gehörte
ursprünglich zweifellos zu den Besitzungen des Grafen von Moha. Jedoch läßt sich
nicht feststellen, ob Herck-la-Ville noch vor dem Übergang der Grafschaft Moha an
die Dagsburger Grafen von Albert von Moha an St. Trond gegeben oder ob die
Schenkung erst durch Albert I. von Dagsburg vollzogen wurde, da auch für den
Übergang der Grafschaft Moha an die Dagsburger Grafen kein exakter Zeitpunkt
genannt werden kann. Wir wissen lediglich, daß sie nach 1059, der letztmaligen
urkundlichen Erwähnung Alberts von Moha, erfolgt sein muß782.
Hohnack
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Lapoutroie, Com. de Labaroche)
Der Name der Burg Hohnack783 wird erstmals um die Mitte des 12. Jahrhunderts in
mehreren Urkunden erwähnt784. In einer undatierten, von Mönchen des Klosters
Alspach ausgestellten Urkunde wird ein Luprand von Hohnack genannt785. Die
Urkunde wird von Karl Stenzei um das Jahr 1150 angesetzt786. In einer gleichfalls
undatierten Urkunde, von Stenzei in die Zeit um 1162 datiert, schenkt eine gewisse
Adelheid von Hohnack demselben Kloster ihr Erbgut in dem Ort Bilzheim787.
Schließlich werden noch in einer wiederum undatierten, in der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts anzusiedelnden Urkunde eines Ulrich von Gotenburg für das
Kloster Pairis ein Dietericus auus meus et Adelheidis auia mea de Honnach788
genannt. Bei der in diesen Urkunden erwähnten Familie, die sich nach der Burg
Hohnack nannte, handelt es sich zweifelsohne um ein Ministerialengeschlecht, das
mit den Klöstern Alspach und Pairis in Beziehung stand und somit vennuüich eine
Verbindung zu den Grafen von Pfirt und auch zu den Egisheimer und Dagsburger
Grafen hatte. Die Burg Hohnack befand sich im 13. Jahrhundert zunächst in der
Hand der Grafen von Pfirt. Schließlich waren sie im Jahre 1251, im Zusammenhang
mit dem Streit um das Dagsburger Erbe, gezwungen, die Burg dem Straßburger
781 Bestätigung des Besitzes von Herck-la-Ville innerhalb der Besitzbestätigung der Abtei
durch Papst Paschalis II. vom 25. Mai 1107, abgedruckt bei Piot, Cartulaire I, Nr. 22, S.
29-33.
782 Zu Albert von Moha siehe auch oben, S. 227 f.
783 Clauss, Wörterbuch, S. 483; Billeru. Metz, Anfänge, S. 282.
784 Die Angabe bei F. Wolff, Elsässisches Burgen-Lexikon. Verzeichnis der Burgen und
Schlösser im Elsaß, Frankfurt a, M. 1979 (= Ndr. d. Ausg, Straßburg 1908), S. 134, und
ebenso bei W. Hotz, Pfalzen und Burgen der Stauferzeit. Geschichte und Gestalt,
Darmstadt 1981, S. 151, Hohnack werde schon 1079 erwähnt, konnte nicht verifiziert
werden.
785 Stenzel, Hirsau und Alspach, Nr. 12, S. 60.
786 Stenzel, Hirsau und Alspach, Nr. 12, S. 60; vgl. dazu Biller u. Metz, Anfänge, S. 282.
787 STENZEL, Hirsau und Alspach, Nr. 2, S. 56: ... dotnina itaque Adelheidis de Hönac
contulit huic domui sancti Johannis et monachis ibi deo servientibus quandam sui iuris
hereditatem in Billolvesheim, quod beneficii datum reddit XU modios annone insuper et
quindecim solidosr, vgl. dazu Biller u. Metz, Anfänge, S. 282.
788 Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch I, Nr. 49, Zitat, S. 61. Zur Diskussion um
die Person der Adelheid siehe ebda, S. 63, Anm. 4,
503
Bischof als Lehen aufzutragen789. 1271 verkauften die Pfirter die Burg an den
Baseler Bischof, von dem sie sie ebenfalls zu Lehen nehmen mußten790, und
schließlich brachten 1279 die Herren von Rappoltstein die Burg widerrechtlich in
ihre Hände791.
Ob Hohnack zur dagsburgischen Erbmasse gehörte, läßt der Text der eben
genannten Urkunde nicht erkennen792. Sie könnte auch schon vor dem Jahr 1225 in
789 Urkunde, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica, I. Bd., Nr. 544, S. 405 f., Zitat,
S. 406: Item castra Hohennag & Windecke cum pertinentiis eorundem a supradicto
domino episcopo & Argent, ecclesia in feudum recepimus.
790 Siehe Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch, Nr. 114, S. 104 f.
791 Annales Colmarienses maiores, ed. Ph. Jaffé, MGH SS XVII, S. 204; siehe auch
Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch I, Nr. 137, S. 116.
792 Die gesamte, die Besitzverhältnisse betreffende Passage lautet: Noverint universi nos
castrum de Tanne cum suis pertinendis, cujus proprietas ad nos pleno jure spectabat, in
manus venerabilis patris & domini nostri Henri a Dei gratia Argent, ecclesie episcopi
libere resignasse, & hoc ad eodem in feudo recepisse, unde nos & nostri heredes suus,
suorum successorum homo legius tenemur esse contra omnem hominem. Preterea omni
jure, quod nobis competebat, aut competere videbatur, occasione hereditatis de
Tagesburg, in castro Egens heim dicto der Walhenburg cum suis attinentiis, videlicet dem
heiligen Crutze & Woffen heim, excepto jure patronatus ecclesie in Woffenheim, quod ab
antiquo ad nos & nostros pertinebat progenitores, in manus predicti domini nostri
episcopi nomine sue ecclesie Argent, renunciavimus, & presenti carta renunciamus,
duobus castris in eodem colle sitis, que Petrus Melioc & Baldemarus a nobis possident, a
prelibato domino episcopo & ecclesia Argent, nobis & nostris heredibus in feudum
reservatis. Si vero, quod absit, possessores eorundem castrorum nobis contra justitiam
rebelles extiterint, & moniti per dominum episcopum non resipuerint, praefatus dominus
noster episcopus vel suus successor, qui pro tempore fuerit, de suo castro contra prefatos
auxilium impercietur nobis. Item castra Hohennag & Windecke cum pertinentiis
eorundem a supradicto domino episcopo & Argent, ecclesia in feudum recepimus
(Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 544, S. 405 f.). Der Pfirter Graf läßt dem Bischof
von Straßburg seine Burg Tann zu Lehen auf und wird ligischer Lehensmann des
Bischofs. Ebenso überträgt er ihm den ihm aus der Dagsburger Erbmasse zustehenden
Anteil der Burg Hoh-Egisheim, nämlich die Walhenburg mit dem Woffenheimer
Zubehör. Den beiden anderen Burgen auf diesem Hügel, die in den Händen der Vasallen
des Grafen sind, entsagt er ebenfalls, und sie werden ihm vom Bischof als Lehen
Vorbehalten. Des weiteren läßt Graf Ulrich dem Bischof die Burgen Hohnack und
Wineck zu Lehen auf. Dem Straßburger Bischof werden also von Graf Ulrich
Besitzungen zu Lehen aufgetragen, deren Herkunft anscheinend unterschiedlicher
Provenienz ist. Die Walhenburg mit Zubehör gehört zum dagsburgisehen Erbgut, die
beiden anderen Hoh-Egisheimer Burgen wohl nicht. Ob beide Burgen Hohnack und
Wineck unter die Dagsburger Erbmasse subsumiert werden können, kann an Hand dieses
Textes also nicht klar festgestellt werden, denn das Wort item hat hier eine rein
aufzählende und die einzelnen Regelungen trennende Funktion, ebenso wie weiter oben
im Text das Wort praeterea. Auch gehörte die Burg Tann nicht zur Dagsburger
Erbmasse, wie aus dem Urkundentext hervorgeht. Vgl. dazu auch die Formulierung in
der Urkunde Kaiser Friedrichs II. vom März 1236, in der er gegenüber dem Straßburger
Bischof ebenfalls auf die Burgen Alt-Thann und Egisheim verzichtet, in Strasbourg, AD
BR, G 50: Item pro nobis et heredibus nostris renunciauimus et remisimus eidem
episcopo et ecclesie sue, siquidem ius habebamus in castris et possessionibus
infrascriptis, videlicet Tanne ueteri, Egenesheim, pro parte que fuit comitis Alberti de
Tagesburc. Bester Druck bei Mossmann, Cartulaire I, Nr. 10, S. 6-9. Die Drucke der
Urkunde bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 480, S. 374 ff., u. Huillard-
504
den Besitz der Pfirter Grafen übergegangen sein. Die Burg lag im Urbeistal, das
noch im 12. Jahrhundert in den Händen der Dagsburg-Egisheimer Grafen war* 793, so
daß wohl mit Recht vermutet werden kann, daß die Burg in der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts im Besitz der Grafen von Egisheim gewesen ist794. Als Zeitpunkt des
Übergangs der Burg in den Besitz der Pfirter Grafen könnte ebenso der Anfall des
Erbes von Ulrich von Egisheim um 1143/43 in Frage kommen. Die erstmalige
Erwähnung des Namens Hohnack um 1150 bedeutet ja nicht unbedingt, daß die
Anlage zu diesem Zeitpunkt errichtet worden ist. Die Burg kann durchaus schon
länger existiert haben.
Hohrod/Hohenroderen
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Munster)
Die Kirche in Hohenroderen795 wurde, ebenso wie Güter in Dambach und eine
Mühle in Wihr796, von der Mutter der Mathilde von Mousson-Mömpelgard, Sophie
von Oberlothringen, für das Seelenheil ihres verstorbenen Gemahls, Graf Ludwig
von Mouson-Mömpelgard, an die Abtei Heiligkreuz bei Woffenheim tradiert797.
Dambach können wir eindeutig als egisheimischen Besitz nachweisen798, der Ort
stammte also aus dem Besitz Ludwigs von Mousson-Mömpelgard, den dieser
demnach als Enkel Hugos IV. von Egisheim innegehabt hatte. Für Hohenroderen
und Wihr können wir leider keine solch eindeutige Aussagen treffen. Es ist wahr-
scheinlich, daß letztgenannte Güter auch seinem ehemaligen Besitz entstammten,
da seine Witwe diese Güter zu seinem Seelenheil an Heiligkreuz gab. Allerdings
können Hohenroderen und Wihr auch aus dem väterlichen - und nicht aus dem
mütterlichen, egisheimischen - Erbe Ludwigs resultieren, so daß wir keine ein-
deutigen Aussagen über die ursprünglichen Besitzer der Kirche von Hohenroderen
und der Mühle von Wihr treffen können.
Königschaffhausen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der westlich von Riegel liegende breisgauische Ort Königschaffhausen799 könnte
nach den Vermutungen von Dieter Geuenich den ehemaligen Besitzungen des
Grafen Guntram zuzurechnen sein, welche dem Egisheimer Grafen im Jahre 952 im
BRfiHOLXES IV,2, S. 814-818, weichen vom Original ab, so fehlen z. B. die Worte et
remisimus und pro parte.
793 Zu den Besitzungen im Urbeistal siehe die Art. 'Orbey/Urbeis' und 'Vers Pairis'.
794 Vgl. auch Wilsdorf, Histoire, S. 60.
795 Clauss, Wörterbuch, S. 486 u. 908 f.
796 Reichsland III, S. 1187 unter dem Stichwort „Weier aufm Land“.
797 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... Ad Dambach, quantum mater mea pro
anitna patris mei dedit. Ad Wilre tnolendinum unutn. Ecclesia ad Hohenroderen (Zitat,
ebda., S. 148). Die syntaktische Konstruktion legt es nahe, daß alle drei tradierten
Besitzungen von der Mutter Mathildes an Heiligkreuz übergeben wurden.
798 Zu Dambach siehe auch oben im Kapitel 'Besitzungen' den Art. 'Dambach'.
799 Krieger, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 1215 ff.
505
Zuge des Prozesses gegen ihn aberkannt worden sind800. Königschaffhausen ist im
12. Jahrhundert als Besitz des Klosters Waldkirch nachweisbar. Geuenich
begründet seine Vermutung nicht näher, er verweist auf eine Urkunde von Papst
Alexander III. vom 5. August 1178 für das Margarethenkloster zu Waldkirch801.
Grundlage für diese Mutmaßung bildet wohl der Umstand, daß in dieser Urkunde
Königschaffhausen als Besitzung von Waldkirch inmitten einer Gruppe zu finden
ist, welche u. a. auch Namen von einstigen, sicher nachweisbaren Besitzungen
Guntrams enthält802.
Lapoutroi e/ Schni erlach
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauvilld, Hauptort des Cant.)
Aus der Kirche von Schnierlach803 stand der Abtei Heiligkreuz zu diversen
Festtagen eine Geld- und Naturalabgabe zu804. Ob der Schenker dem egis-
heimischen Familienverband angehörte, muß offenbleiben805.
Logei heim/Logelnhei m
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Neuf-Brisach)
Ebenfalls aus der Notitia bonorum erfahren wir, daß in dem oberelsässisehen Ort
Logeinheim806 ein gewisser Baldemarus wahrscheinlich jährlich eine Abgabe von
fünf Denaren an die Abtei Heiligkreuz bei Woffenheim gab807. Wir können diesen
Baldemar wohl als den in der auf Albert I. von Egisheim gefälschten Urkunde
erwähnten Baldemarus, einen Ministerialen Heilwigs von Vaudemont, der Tochter
Gerhards IV. von Egisheim, erkennen, der einen Teil des Herlisheimer Bannes
innehatte808. Den Teil des Herlisheimer Bannes hatte Baldemar sicher aus dem
egisheimischen Besitz zu Lehen. Wie Güter in Logeinheim in den Besitz Baldemars
gekommen sind, läßt sich nicht zurückverfolgen, es ist jedoch naheliegend, daß
diese Güter ebenfalls egisheimischen Ursprungs waren, zumal Baldemarus daraus
eine Donation an die egisheimische Stiftung Heiligkreuz gab.
800 Denzlingen, Text u. Red. Geuenich, kommentierte Karte auf S. 62 u. S. 74 f.; vgl.
Geuenich, Graf Guntram, kommentierte Karte auf S. 11.
801 Druck der Urkunde in: Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff.
807 Ebda.: ... Tenzelingen, Harthchillea, Wendelingen, Cundelingen, Vrengen, Wilo,
Pezzengen, Wellighein, Scafliusen, Tutsfeld ... (Zitat, S. 584); siehe dazu auch den Art.
'Bötzingen'.
803 Barth, Handbuch, 3. Teil, Sp. 1252 ff.
804 Viellard, Documents, Nr, 97, S. 147-150: ... Ecclesia de Sconerloch quinque siclos de
censu, in festivitate S. Joannis duo sextaria vini et duodecim nummos pro came et sex
panes, in Nativitate Domini totidem, in Inventione S. Crucis totidem, in Dedicatione
totidem, in nocte Christi totidem (Zitat, ebda., S. 149).
805 Siehe oben den Art. zu 'Artoisheim'.
806 Clauss, Wörterbuch, S. 617.
807 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... Ad Lcinheim, quod Baldemar dedit,
quinque denarios (Zitat, ebda., S. 148).
808 Angebliches Original in Straßburg, AD BR, G 17:... Baldemaro ministeriali Helewidis
comitisse filie eius.
506
Matzenheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Benfeld)
Siehe den Artikel zu 'Heiteren'.
Mertzen
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Altkirch, Cant. Hirsingue)
Aus dem Ort Mertzen809 erhielt die Woffenheimer Heiligkreuzabtei einen Zins810.
Ob er aus einer Schenkung aus dem Umkreis der egisheimischen Stifterfamilie
resultierte, läßt sich leider nicht feststellen, so daß zweifelhaft beiben muß, ob
Mertzen zu den Besitzungen der Egisheimer Grafen gehört hat.
Moyenvic
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille)
Von Besitzungen des Grafen von Metz, die Bistumslehen waren, zeugt eine unda-
tierte Bestätigungsurkunde von Bischof Stephan von Metz811. Graf Hugo von Metz
verzichtete gegenüber der Zisterzienserabtei von La Crète auf seine Ansprüche auf
die Salzpfanne von Moyenvic812 und übertrug sie ihr zusammen mit zwei Wiesen
und einem Garten aus seinem Besitz, auf dem die Mönche von La Crète ihr Gebäu-
de errichtet hatten. Er bestätigte der Abtei noch eine Schenkung von Besitzungen in
Moyenvic, die sein Vasall Hoduuanus von Froville vorgenommen hatte813.
Michel Parisse nennt als möglichen Ausstellungszeitraum für die Urkunde 1153-
1162814, wobei die Begründung, die er für den Datierungsvorschlag gibt, nicht
stichhaltig ist. Er gibt an, daß als Terminus post quem für die Ausstellung der
Urkunde das Jahr 1153 zu gelten habe, da Hugo VIII. von Dagsburg ab diesem
Zeitpunkt erst das Metzer Grafenamt erlangt hat. Parisse übersieht jedoch, daß an
keiner Stelle in der Urkunde gesagt wird, daß es sich bei dem Metzer Grafen um
Graf Hugo VIII. von Dagsburg gehandelt hatte. Er wird lediglich als Hugo, comes
Mettensis bezeichnet, was die Identifizierung problematisch macht, denn
bekanntlich hatte Hugo VIII. im Metzer Grafenamt einen gleichnamigen
809 Clauss, Wörterbuch, S. 668.
810 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: Ad Morenze censum, quinque solidos et duos
sextarios et sex panes et carnem duodecim nummorum (Zitat, ebda, S. 148).
8,1 Urkunde von Bischof Stephan von Metz, abgedruckt bei Parisse, Actes, 2ème Série, I,
B, Etienne de Bar, Nr. 113, S. 248.
812 Reichsland III, S. 715 f.
813 Parisse, Actes, 2ème Série, I,B, Etienne de Bar, Nr. 113, S. 248: Notum sit vobis quod
Hugo, comes Mettensis, quicquid sive juste, sive injuste exigebat in sedibus patellarum
salinarum quas fratres de Crista habent apud Mediumvicum, et in aliis possessionibus
suis, duobus videlicet pratis et orto uno in quo predicti fratres domum suam
construxerunt, concessu et assensu nostro libere et sine ulla retentione dimisit et
calumpniam deposuit universam. Insuper quicquid dominus Hoduuanus, homo suus, de
Froevilla apud eundem Mediumvicum predicte ecclesie contulit vel contulerit, sine ulla
retractione concessit.
814 Parisse, Actes, 2ème Série, I,B, Etienne de Bar, Nr. 113, S. 248.
507
Vorgänger, nämlich Hugo von (Bischofs)homburg, der von ca. 1146/47 bis 1152 als
Graf von Metz amtierte. Bei dem in der Urkunde genannten Grafen von Metz
könnte es sich auch um Hugo von (Bischofs)homburg gehandelt haben. So lassen
sich für diesen Grafen sicher Besitzungen in Moyenvic nachweisen, die er an Ia
Crète abtrat815. Dazu kommt noch, daß Odouinus von Froville - zweifellos mit dem
obengenannten Hoduuanus identisch - in einer zwischen 1146 und 1147
ausgestellten Urkunde Stephans von Metz auf seine Ansprüche bezüglich der
Salzpfanne in Moyenvic verzichtet hatte816. Es spricht also alles dafür, daß es sich
bei diesem Hugo von Metz um Hugo von (Bischofs)homburg handelt.
Muckenbach
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Rosheim, Com. Grendelbruch)
Ob der zur Gemeinde Grendelbruch gehörende Weiler Muckenbach817 Allod der
Egisheimer Grafen war, ist zweifelhaft, da der Weiler erstmals um die Mitte des 14.
Jahrhunderts erwähnt wird818. Jedoch war das Gebiet, auf dem Muckenbach ent-
stand, ursprünglicher Besitz der Egisheimer Grafen, demi der Zehnte der Orte,
welche um den sogenannten Burgberck lagen, und denen auch Grendelbruch mit
seinen Pertinenzen zuzurechnen wai819, wurde von Hugo III. raucus der Abtei
Altdorf geschenkt820. Die Existenz von Muckenbach im 10. Jahrhundert bleibt
angesichts von desse späten Ersterwähnung eher unwahrscheinlich.
Obermorschwihr/Obermorschweier
(F, Döp. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim)
In Obermorschweier821 konnte Heiligkreuz bei Woffenheim über eine Hufe verfü-
gen822, wobei es unsicher bleibt, ob sie aus Besitz der Egisheimer Grafen stammt.
Reguisheim/Regisheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Guebwiller, Cant. Ensisheim)
Die Herkunft der Güter der Woffenheimer Abtei in Regisheim823 kann, ebenso wie
bei Obermorschweier, nicht als eindeutig egisheimisch ermittelt werden824.
815 Ebda., Nr. 73, S. 164 f.
816 Ebda, Nr. 69, S. 158.
8.7 Clauss, Wörterbuch, S. 695.
8.8 Vgl. dazu A. Humm, Villages et hameaux disparus en Basse-Alsace. Contribution à
l’histoire de l'habitat rural (XIIe - XVIIIe siècles), Strasbourg 1971, S. 139.
819 Siehe oben den Art. 'Grendelbruch'.
820 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 994; Grendelbruch liegt in unmittelbarer
Nähe vom Burcbercit; siehe dazu Barth, Handbuch, Sp. 449 f.
821 Clauss, Wörterbuch, S. 802 f.
822 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... Ad Morswilre mansus (ebda., S. 150).
823 Clauss, Wörterbuch, S. 877 f.
824 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: Ad Regensheim, in quo beneficíales novem
mansus sunt, unusquisque quinque siclos dabit et viginli 1res malteras (ebda., S. 149).
508
Riquewihr
(F, Dep. Maut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Kaysersberg)
Die Abtei Heiligkreuz zu Woffenheim konnte ebenfalls über Besitzungen in Rique-
wihr825 und Ungersheim826 inklusive der dortigen Fronhöfe, Weingüter, Äcker und
Wiesen, verfügen827. Auch hier muß die Herkunft der Besitzungen ungeklärt blei-
ben.
Rotencamp
(F, Dep. Haut-Rhin, näheres nicht besümmbar)
Die Woffenheimer Abtei konnte aus einem nicht näher bestimmbaren Ort namens
Rotencamp eine Geldabgabe und dreimal jährlich, zu Weihnachten, Ostern und
Pfingsten, eine Wachstafel erwarten828. Ob Rotencamp mit der Rothleible
genannten Flur bei Colmar identisch ist, wie Grandidier und Clauss vorgeschlagen
haben829, und ob ein ursprünglich egisheimisches Eigentumsrecht an Rotencamp
bestand, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden830.
Ruelisheim/Rülisheim
(F, Döp. Haut-Rhin, Arr. Mulhouse, Cant. Illzach)
Aus Gütern in Rülisheim83! stand der Abtei Heiligkreuz zu Woffenheim eine
Geldabgabe zu832. Diese Güter als Schenkung aus dem Egisheimer Grafenhaus
auszuweisen, ist nicht möglich, so daß es offen bleiben muß, ob in Rülisheim
gräflich-egisheimischer Besitz vorhanden war833.
825 Clauss, Wörterbuch, S. 879-882.
826 Reichsland III, S. 1131.
827 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: Possessiones in Richenwilre cum curiis,
vineis, agris, pratis et omnibus appenditiis suis. ...Ad Ongersheim curia cum vineis,
agris, pratis (Zitat, ebda., S. 149 f.).
828 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: Ad Rotencamp, per singulos annos decem
siclos et tres tabulas cerae, unam tabulam in Natale Domini, secundam in Pascha, tertiam
in Pentecosten, denarios in Inventione sanctae Crucis (Zitat, ebda., S. 148).
829 Grandidier, Histoire 11,2, preuves, Nr. 502, S. 154, Anm. q; vgl. Clauss, Wörterbuch,
S. 620 u. 924. Es sei jedoch bemerkt, daß im Jahre 1167 Graf Hugo VIII. von Dagsburg
als Colmarer Vogt bei der Aufteilung des sogenannten Rotlaubwaldes unter die beiden
Colmarer Höfe, den Peterlinger Oberhof und den Konstanzer Niederhof, anwesend ist.
Siehe dazu unten, S. 532.
830 Siehe oben den Art. zu 'Artoisheim'.
831 Clauss, Wörterbuch, S. 926 f.
832 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... de Rülisheim quinque siclos (Zitat, ebda.,
S. 149).
833 Siehe oben den Art. zu 'Artoisheim'.
509
St. Georgen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Stkr. Freibnrg)
Das unweit von Freiburg im Breisgau gelegene St. Georgen834 war wahrscheinlich
dem einstigen Grundbesitz des Grafen Guntram zuzurechnen, welcher diesem vom
König im Zuge eines aufsehenerregenden Prozesses im Jahre 952 aberkannt
wurde835.
Diese Mutmaßung Dieter Geuenichs, die er jedoch nicht näher begründet, basiert
auf einer Urkunde Papst Alexanders III. vom 5. August 1178 für das Marga-
rethenkloster zu Waldkirch836. Da in der Urkunde St. Georgen (Harlhchillea)
inmitten einer Gruppe zu finden ist, die sicher belegte ehemalige Güter Guntrams
enthält837, scheint es wahrscheinlich, daß St. Georgen auch dem Güterkomplex des
eberhardinisehen Grafen zugehörig gewesen ist838.
Turckheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Wintzenheim)
Der Ort Turckheim839 hatte der Abtei Heiligkreuz eine Geld- und Naturalabgabe zu
leisten840. Auch hier läßt sich die Herkunft der Schenkung nicht bestimmen841.
Ungersheim
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Guebwiller, Cant. Soultz-Haut-Rhin)
Siehe den Artikel zu 'Riquewihr'.
Waldkirch
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Dieter Geuenich zeichnet in eine Karte, die die Besitzungen des eberhardini sehen
Grafen Guntram zeigen soll842, auch das breisgauische Waldkirch843 ein. Ob
Guntram über Besitzungen in Waldkirch verfügen konnte, läßt sich aus den Quellen
834 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 748 f.
835 Zum Prozeß gegen Guntram siehe oben, S. 177-183.
836 Druck der Urkunde in: Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff.
837 Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff.: ... Tenzelingen, Harlhchillea,
Wendelingen, Cundelingen, Vrengen, Wilo, Pezzengen, Wellighein, Scaßiusen, Tutsfeld
(Zitat, S. 584); siehe dazu auch den Art. 'Bötzingen'.
838 Denzlingen, Text u. Red. Geuenich, kommentierte Karte auf S. 62 u. S. 74 f.; vgl.
Geuenich, Graf Guntram, kommentierte Karte auf S. 11.
839 Reichsland III, S. 1125 f.
840 Viellard, Documents, Nr. 97, S. 147-150: ... de Turencheim quatuordecim denarios et
duo sextaria vini et duas scapulas (Zitat, ebda., S. 149 f.).
841 Siehe oben den Art. zu 'Artoisheim'.
842 Geuenich, Graf Guntram, Karte auf S. 11.
843 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 1317-1329.
510
nicht belegen. Es ist jedoch auf eine im Jahre 926 ausgestellte Waldkircher Urkunde
hinzuweisen, auf die im Zusammenhang mit Guntram Heinrich Büttner aufmerk-
sam gemacht hat844, in der Guntram als Zeuge erscheint845.
Möglicherweise zählt Geuenich wegen dieser Erwähnung Guntrams Waldkirch zu
dessen Besitzungen. Beweisen läßt sich diese Vermutung Geuenichs jedoch nicht.
Wellighein
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. nicht bestimmbar)
Die heute nicht mehr lokalisierbare Örtlichkeit Wellighein846 wird in einer Urkunde
von Papst Alexander III. vom 5. August 1178 für das Margarethenkloster zu
Waldkirch erwähnt847. Darin wird Wellighein als Besitzung des Klosters Waldkirch
inmitten einer Gruppe von Orten auf geführt, in welcher unter anderem auch einstige
- sicher nachweisbare - Ländereien Guntrams genannt werden848.
Wihr-au-Val
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Munster)
Zu Wihr siehe den Artikel zu 'Hohenroderen'.
Wineck
(F, D6p. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Kaysersberg, Com. Katzenthal)
Die Burg Wineck im Katzenthal849, die schon vor 1200 existierte und bewohnt
war850, befand sich im 13. Jahrhundert in den Händen der Grafen von Pfirt, welche
sie schließlich im Zusammenhang mit dem Streit um das Dagsburger Erbe 1251
vom Straßburger Bischof zu Lehen nehmen mußten851. Ob Wineck zur dags-
burgischen Erbmasse gehört hat, wie August Scherlen vermutet852, läßt sich nicht
844 Büttner, Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik, S. 46 f.
845 Die Urkunde ist abgedruckt bei H. Roth, Waldkirch, S. 72 f.: testibus subnotatis. S. ipse
Burchardus (cum caeteris comitibus, qui ibi tunc aderant, quando haec traditio facta
est),... S. Gundram (Zitat, ebda., S. 72).
846 Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teii, Nr. 7, S. 584, vermutet, daß es sich um die
Willinger Mühle bei Wyhl handeln könnte.
847 Druck der Urkunde in: Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff.
848 Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S. 583 ff.: ... Tenzelingen, Harthchillea,
Wendelingen, Cundelingen, Vrengen, Wilo, Pezzengen, Wellighein, Scafhusen, Tutsfeld
... (Zitat, S. 584); siehe dazu auch oben den Art. 'Bötzingen'.
849 Siehe Scherlen, Burg Wineck, S. 80-112; vgl. Reichsland III, S. 1193, Art. 'Weineck'.
850 Vgl. auch G. Meyer u. R Brunel, Origine et vicissitudes du Wineck vues ä travers les
fouilles de son donjon, in: Annuaire de Colmar 23, Colmar 1973, S. 79-93, siehe aber
dazu Biller u. Metz, Anfänge, S. 272 ff., besonders die Kritik, S. 272 mit Anm. 113.
851 Urkunde, abgedruckt bei Schöpfun, Alsatia diplomatica, I. Bd., Nr. 544, S. 405 f., Zitat,
S. 406: Item castra Hohennag & Windecke cum pertinentiis eorundem a supradicto
domino episcopo & Argent. ecclesia in feudum recepimus, vgl. Rapp, Le chäteau-fort, S.
77, in der Ersterwähnungsliste S. 94.
852 Scherlen, Burg Wineck, S. 83.
511
exakt feststellen, da der Text der Urkunde die ehemaligen Besitzverhältnisse nicht
anspncht853. Die Burg kann demnach schon vor dem Jahr 1225 in den Besitz der
Pfirter Grafen übergegangen sein; ob sie aus der ehemaligen Habe des um 1144
verstorbenen Grafen Ulrich von Egisheim stammte, läßt sich nicht eindeutig sagen,
da hierüber Quellen fehlen. Wineck wird erstmals in der genannten Urkunde aus
dem Jahre 1251 erwähnt. Die Pfirter Grafen haben die Anlage, die anfangs wohl nur
ein Wohnturm war, schließlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur
Adelsburg aus gebaut854.
Wyhl
(D, Bld. Baden-Württemberg, Lkr. Emmendingen)
Der unweit von Riegel liegende breisgauische Ort Wyhl855 könnte nach den
Vermutungen von Dieter Geuenich den ehemaligen Besitzungen des Grafen
Guntram zuzurechnen sein856, die ihm im Jahre 952 im Zuge des Prozesses gegen
ihn aberkannt worden sind857, Wyhl ist im 12. Jahrhundert Eigentum des
Margarethenklosters Waldkirch.
Geuenich verweist für seine Vermutung, Wyhl könnte zu den ehemaligen Gütern
Guntrams gehören, lediglich auf eine Urkunde von Papst Alexander III. vom 5.
August 1178 für das Kloster Waldkirch858. Wyhl wird in dieser Urkunde inmitten
einer Gruppe von Liegenschaften des Klosters genannt, welche unter anderem auch
Namen von einstigen - sicher nachweisbaren - Besitzungen Guntrams enthält859, so
daß sich daraus für Wyhl eine Zugehörigkeit zu dem einstigen Güterkomplex des
eberhardinisehen Grafen ableiten läßt.
3. Fälschlich zugewiesene Besitzungen
Haguenau/ Hagenau
(F, Dep. Bas-Rhin, Hauptort des Arr.)
Liber die ursprünglichen Besitzer des Hagenauer Gebietes, des Heiligen Forstes und
die Gründung der Stadt Hagenau herrschte in der Forschung lange Zeit Unklarheit
und hat diese in zwei Lager gespalten. Es ist vor allem umstritten gewesen, von
welcher Familie die Gründung der Burg, die Ausgangspunkt für die spätere
Entwicklung Hagenaus zur Stadt war, vollzogen worden ist, von der staufischen
853 Zum Text der Urkunde siehe oben in diesem Kap die Anm. 792.
854 Siehe dazu Biller u. Metz, Anfänge, S. 274.
«5 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 1522 f.
856 Denzlingen, Text u. Red. Geuenich, kommentierte Karte auf S. 62 u. S. 74 f.; vgl.
Geuenich, Graf Guntram, kommentierte Karte auf S. 11.
857 Zum Prozeß gegen Guntram siehe oben, S. 177-183.
858 Druck der Urkunde in: Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr. 7, S 583 ff.
859 Neugart, Episcopatus, 1. Bd., 2. Teil, Nr 7, S. 583 ff.: ... Tenzelingen, Harthchillea,
Wendelingen, Cundelingen, Vrengen, Wilo, Pezzengen, Wellighein, Scafiiusen, Tutsfeld
(Zitat, S 584); siehe dazu auch oben den Art. ’Bötzingen'.
512
oder von der dagsburgischen86^. Die Meinung, daß die Dagsburg-Egisheimer
Grafen Hagenau gegründet hätten, geht zurück auf eine These von A. Hanauer, der
unter Berufung auf spätmittelalterliche Quellen behauptet hatte, Graf Hugo IV. sei
der Gründer der Burg Hagenau gewesen86*. Diese Hypothese Hanauers hat André-
Marcel Burg überzeugend widerlegt867. Auch hat jüngst Eduard Hlawitschka diese
Problematik nochmals aufgegriffen und den Nachweis geführt, daß egisheimischer
Besitz in Hagenau nicht belegt ist860 861 862 863, so daß an dieser Stelle auf die Darlegung der
einzelnen Thesen und Begründungen verzichtet werden kann. Als Gründer der
Hagenauer Burg kann demnach Herzog Friedrich II. von Schwaben angesehen
werden864.
Auch die manchmal vertretene These, daß sich der Heilige Forst um Hagenau
ursprünglich in dagsburg-egisheimischem Besitz befunden habe, der auf die
Etichonen zurückgeführt werden kann865, ist nicht haltbar. Diese These wurde
bereits von Heinrich Witte, allerdings mit nicht recht überzeugenden Argumenten,
bezweifelt866 und konnte in neuester Zeit von Eduard Hlawitschka wohl endgültig
zurückgewiesen werden867.
860 Anhänger der These, Hagenau gehe auf eine Gründung der Grafen von Dagsburg-
Egisheim zurück: Clauss, Wörterbuch, S. 424 f.; E. Schrieder, Verfassungsgeschichte
der Stadt Hagenau t. E. im Mittelalter (bis 1400), Mannheim 1909, S. 12 f.; J. KlÉlé,
Ursprung und Entwickelung der Stadt Hagenau, Hagenau 1921, S. 10 ff.; G. Gromer,
Über die Entwickelung des engeren Stadtgebietes der ehemaligen Reichsstadt Hagenau,
in: Oberrheinische Kunst. Jahrbuch der oberrheinischen Museen 10, Freiburg im
Breisgau 1942, S. 86; Hotz, Handbuch, S. 61. - Anhänger der These, Hagenau sei eine
staufische Gründung: Meister, Hohenstaufen, S. 62-67; Fein, Städtegründungen, S. 13;
F. Opll, Stadt und Reich im 12. Jahrhundert (1125-1190), Wien, Köln, Graz 1986, S. 83-
89; A.-M. Burg, Haguenau et la dynastie des Hohenstaufen (première partie), in: Études
Haguenoviennes 5 n>le série (1965 -1970), Haguenau 1964, S. 31 f.; Hlawitschka,
Grundlagen, S. 63-82.
861 A. Hanauer, u. J. Klélé, Das alte Statutenbuch der Stadt Hagenau, Hagenau 1900, S.
21-33. Hanauer stützt sich auf eine spätmittelalterliche Mitteilung, daß ein Herr von
Axone der Gründer von Hagenau gewesen sei (abgedruckt ebda., S. 19 ff.). Hanauer, S.
23 f., identifiziert diese sagenhafte Gestalt mit Graf Hugo IV. von Egisheim.
862 Burg, Haguenau, S. 31 f., mit den entsprechenden Quellenbelegen.
863 Hlawitschka, Grundlagen, S. 78-82, mit den entsprechenden Quellenbelegen.
864 Daß sich diese Ansicht heute immer noch nicht durchgesetzt hat, zeigt der Artikel zu
Hagenau im Lexikon des Mittelalters. Dort spricht der Autor P.-J. Schüler davon, daß
Hagenau eine Gründung der Grafen von Ensisheim [sic!] sei (P.-J. Schüler, Hagenau,
in: LexMA IV, München u. Zürich 1989, Sp 1838).
865 Clauss, Wörterbuch, S 351; das Werk von F. Ватт, Das Eigentum zu Hagenau im
Elsaß, 1. Bd., Colmar 1876, war mir nicht zugänglich.
866 Witte, Der Heilige Forst, 1. Teil, S. 233 f. Witte meint, daß sich „im Unterelsaß ... Uber
die Zorn hinaus kein Egisheimischer Besitz nachweisen“ läßt (ebda., S. 234), was
natürlich nicht stimmt. Witte kennt zwar die von Hugo VIII. von Dagsburg (bei Witte
Hugo X.) vollzogene Schenkung von Dauendorf an Neuburg, das dem Heiligen Forst
benachbart ist, glaubt aber, daß Hugo Vili, kein Familienmitglied der Dagsburg-
Egisheimer Grafen sei, sondern vom Haus Lunéville abstamme (ebda, S. 234, Anm. 2).
Diese These Wittes, die er in seiner Publikation „Genealogische Untersuchungen zur
Geschichte Lothringens und des Westrich“ aufgestellt hat, gründet sich auf die irrige
513
Hannut
(B, Prov. Liège, Ait. Waremme)
Der Ort Hannut wurde von der älteren Forschung der Herrschaft Moha zuge-
rechnet* 867 868. Man stützte sich dabei zum einen auf eine Maßeinheit für Bier, die in
der Grafschaft Moha, in Hannut und anderen Orten der Gegend bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts üblich war, den sogenannten pot d'Abore869 - wobei d'Abore
zweifellos eine sprachliche Kontraktion von de Dagsburg bildet -, und zum anderen
wurde Hannut im 18. Jahrhundert angeblich auch als Hannuye ou comte Dabor
bezeichnet870. Edgar de Mameffe jedoch hatte schon in seiner 1878 erschienenen
Untersuchung zur Grafschaft Moha behauptet, Hannut sei nicht der Grafschaft
Moha zuzurechnen, sondern der Grafschaft Avernas871. Jules Herbillon schließt
sich in seinem 1935 erschienenen Aufsatz „Le Comté de Dabor en Iles baye“ dieser
Meinung an und bringt ein überzeugendes Argument in die Debatte ein. Er meint,
daß das Maß für Bier in der den Dagsburger Grafen gehörenden Grafschaft Moha
keinen spezifischen Namen benötigte, da es ja dort üblich, quasi selbstverständlich,
gewesen sei. Jedoch in nicht zur Grafschaft Moha gehörenden Orten, welche das
von dem in ihrer Grafschaft üblichen, abweichende Maß verwendeten, wurde es
auch spezifisch bezeichnet, eben als pot d'AborS72. Zudem konnte Jules Herbillon
das angebliche Faktum, Hannut sei comté de Dabor genannt worden, als ein seit
dem 16. Jahrhundert sich fortpflanzendes kartographisches Mißverständnis nach-
weisen873.
Heks
(B, Prov. Limbourg, Arr. Tongres)
Der westlich von Tongeren im heutigen Belgien gelegene Ort Heks soll laut
Walther Möller eine ehemalige Besitzung der Grafen von Moha gewesen sein874.
Möller leitet diese Annahme aus einer Urkunde der Agnes von Loon ab, die als
Witwe des Grafen Ludwig von Loon im Jahre 1174 ihr Allod Heks mit Zubehör an
die Kapelle und das Hospital zu Loon verschenkte875. Er meint, daß Heks als
Mitgift der Agnes aufzufassen sei, da Agnes als Witwe für eine Schenkung aus dem
Erbgut ihres verstorbenen Mannes die Zusümmung ihrer Kinder benötigt hätte876,
die jedoch in diesem Falle angeblich nicht vorlag. Agnes habe Heks von ihrer
Annahme, daß die Grafen von Metz die Dagsburger Grafen Mitte des 12. Jahrhunderts
beerbt hätten.
867 Hlawitschka, Grundlagen, S. 77 f.
868 Die Meinungen der älteren Forschung sind dargestellt bei deMarneffe, Recherches, S.
249, und vor allem bei Herbillon, Le Comté, S. 178 ff.
869 Siehe dazu Herbillon, Le Comté, S. 173-178.
870 Ebda., S. 178 ff. Hier sind die Nachweise seit dem 16. Jahrhundert angeführt.
871 Siehe dazu DE Marneffe, Recherches, S. 249, und Karte.
872 Siehe dazu Herbillon, Le Comté, S. 176.
873 Ebda , S. 180.
874 Möller, Zusätze, S. 638.
875 Regest der Urkunde bei Wolters, Codex, Nr. 113, S. 58.
876 Möller, Zusätze, S. 638.
514
Mutter Mathilde erhalten877. Es ist anscheinend die Lage von Heks in Belgien, die
Möller zu der Annahme veranlaßt, Agnes könnte den Ort von ihrer Mutter und nicht
von ihrem Vater, Graf Folmar von Metz, bekommen haben.
Möller legt aber seinen Schlußfolgerungen den 'Codex diplomabais Lossensis' von
Joseph Wolters zugrunde. Nun hat Wolters nur ein Regest der Urkunde erstellt878,
da sie schon an anderer Stelle gedruckt vorlag879. Das Regest enthält keine
Aussagen über eine Beteiligung der Kinder der Agnes an der Schenkung880, so daß
zu einer Klärung des Sachverhaltes eine Überprüfung des Urkundentextes
notwendig erscheint. Es existieren zwei Urkunden der Gräfin Agnes von Loon, die
von der Schenkung ihres Allodes zu Ileks an das Hospital von Loon Zeugnis geben,
nämlich die von Wolters registrierte aus dem Jahre 1174 und eine von Wolters nicht
erfaßte aus dem Folgejahr 1175881. Die Urkunde aus dem Jahre 1174 ist in eine
Urkunde des Grafen Arnold von Loon aus dem Jahre 1230 vollständig inseriert und
von Ludovicus Robyns schon im Jahre 1717 in seinen 'Diplomata Lossensis'
abgedruckt worden, die den zweiten Teil der von Robyns neu herausgegebenen
'Historia Lossensis' des Johannes Mantelius bildet882. Zieht man nun den
Urkundentext zu Rate, so stellt man fest, daß Agnes zum Vollzug der Schenkung
ihres Allods zu Heks an das Hospital zu Loon eben doch die Zustimmung ihrer
Kinder benötigt hat. Die entsprechende Passage lautet wörtlich: ... in eo quod ad
honorem Dei, ob refirigerium animce ejus, pro salule nostra & predecessorum
nostrorum, astantibus & consentientibus filiis meis & ßliabus, allodium de Hex,
sicut in ma/iu nostra erat ei communiter, & devote contulimus883.
Auch die Urkunde aus dem Jahre 1175 weist eine Zustimmung der Kinder der
Agnes zu dieser Schenkung aus, wobei es lediglich durch die Interpunktion im
Druck zu einer gewissen Verschleierung des Sachverhaltes kommt884. Aber mit
Kenntnis des Textes der Urkunde aus dem Jahre 1174 kann man erschließen, daß
877 Ebda , S. 638.
878 Wolters, Codex, Nr. 113, S. 58.
879 L. Robyns, Diplomata Lossensia .... Leodii 1717, S. 21-24.
880 Der Wortlaut des Regestes der Urkunde bei Wolters, Codex, Nr. 113, S. 58, ist
folgender: „Charte d'Agnes, comtesse de Looz, donnant à la chapelle et à l'hôpital de
Looz l'alleu de Hexe avec ses dépendances, et plaçant le dit hôpital sous la direction de
l'abbé de Villers. Témoins: Thierry de Lodenahe (Lanaken), Robert de Hertinnes,
Berenger, Gossuin de Born, Conon d'Alta-Ripa, Baudoin de Mellines et Gérard de
Diepenbeck“.
881 Druck bei de Moreau, Chartes, Nr. 12, S. 23 ff.
882 Robyns, Diplomata Lossensia, S. 21-24.
883 Ebda, S. 22.
884 de Moreau, Chartes, Nr. 12, S. 24: Nos igitur, metuentes ne loci inconvenientia offensi
idem fratres resilirent et longe se facerent ab eius adiutorio, in hunc modum pa(rite)r et
Ordini et utilitati domus hospitalis providimus quod predictos fratres in allodio de Herxe
habitare et terram illam excolere suique (iur)is esse constituimus ... Quia igitur huic
nostre dispositioni Villariensis ecclesia mod(este et) diligenter acquievit et eam benigtie
suscepit, donationem domus hospitalis, quam consensientibus filiis et filiabus meis
fecimus ei, cum omnibus appen(diciis) suis, et fideliter confirmamus; quicquid in allodio
de Herxe in terris, silvis, pratis, pascuis, aquis seu aliis modis iuris habuimus totum
devote (do)navimus.
515
die Zustimmung der Kinder der Agnes sich auch in dieser Urkunde auf die
Schenkung des Allods von Heks bezieht. Der These Möllers wird durch den
Wortlaut beider Urkunden völlig die Grundlage entzogen. Das sich im Besitz der
Agnes von Loon befindliche Allod Heks dürfte somit nicht aus dem Erbgut ihrer
Mutter stammen, sondern rührt aus ehemaligem Besitz der Grafen von Loon her.
Nideck
(F, Dép. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Molsheim, Com. d'Oberhaslach)
François Rapp behauptet in seinem Aufsatz „Zur Geschichte der Burgen im Elsaß
mit besonderer Berücksichtigung der Ganerbschaften und der Burgfrieden“, daß die
in einem Seitental der Breusch zu findende Burg Nideck885 eine Gründung der
Grafen von Dagsburg-Egisheim gewesen sei886. Es kann für diese Behauptung
jedoch kein Quellenbeleg beigebracht werden. Nideck wird erstmals im Jahre 1264
erwähnt887. Die Burg befand sich damals im Besitz des Straßburger Bistums888 und
scheint erst im 13. Jahrhundert erbaut worden zu sein, wie der archäologische
Befund, der allerdings dem 19. Jahrhundert entstammt, nahelegt889. Von einer
Errichtung der Burg durch die Grafen von Dagsburg-Egisheim kann folglich nicht
ausgegangen werden.
Opfingen
(D, Bld. Baden-Württemberg, Stkr. Frei bürg)
Heinrich Büttner nennt in seinem Aufsatz 'Breisgau und Elsaß' den Ort Opfingen890
als eine ehemalige Besitzung des Grafen Guntram891. Dieser Ort ist jedoch nirgends
in den Quellen als ehemalige Besitzung Guntrams ausgewiesen, so daß die Angabe
Büttners wohl auf einem Versehen basiert.
Rhinau/Rheinau
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Benfeld, Com. de Rhinau)
In dem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Straßburger Bischof
Berthold von Teck aus dem Jahre 1236 wird im Zusammenhang mit dem Verzicht
des Staufers auf Burgen aus der Dagsburger Erbschaft auch die Burg Rheinau892
885 Clauss, Wörterbuch, S. 757 f.
886 Rapp, Zur Geschichte, S. 230.
887 Siehe Wiegand, Urkundenbuch 1, Nr. 552, S. 419 f.: ... so han wir hem fíurcartes des
burcgraven von Nidecke ... ingesigele (Zitat, ebda., S. 420); vgl. dazu auch Rapp, Le
chäteau-fort, Nr. 87, S. 94, der in seiner Ersterwähnungsliste zu Nideck diese Quelle als
Ersterwähnung nennt, jedoch mit der unrichtigen Jahreszahl 1263.
888 Vgl. dazu Clauss, Wörterbuch, S. 757 f; J. Fritz, Territorium, S. 26 u. 28. Wie Nideck
in den Besitz des Straßburger Bistums kam, läßt sich nicht rekonstruieren.
889 Ebda , S. 757.
890 Krieger, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 430 f.
891 Büttner, Breisgau und Elsaß, S. 81.
892 Zu Rheinau siehe auch Clauss, Wörterbuch, S. 896 f., der die Burg allerdings nicht mit
der Dagsburger Erbschaft in Verbindung bringt.
516
genannt893. Ingo Toussaint, der diese Burg als Rieneck bezeichnet, rechnet sie den
ehemaligen dagsburgischen Besitzungen zu89T Jedoch ist Rheinau am Anfang des
13. Jahrhunderts als Straßburger Lehen in den Händen der Herren von Rheinau
nachweisbar. So hat Anselm von Rheinau im Jahre 1219 mit dem Straßburger
Bischof Heinrich einen Rückfall vertrag abgeschlossen, der unter anderem besagte,
daß Rheinau nach Anselms Tod an das Bistum fallen sollte895. Somit dürfte
feststehen, daß Rheinau nicht dem ehemaligen dagsburgischen Güterkomplex
zuzurechnen ist.
Ringelstein
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Mölsheim, Cant. Molsheim, Com. d'Oberhaslach)
Hinsichtlich der Besitzer der elsässischen Burg Ringelstein im 12. Jahrhundert stößt
man in der Forschung zumeist auf die Meinung, Ringelstein sei Besitz der Grafen
von Dagsburg-Egisheim gewesen und erst im Zusammenhang mit den
Auseinandersetzungen um das Dagsburger Erbe nach 1225 an den Straßburger
Bischof gekommen. Dies kann man zum Beispiel in den einschlägigen historisch-
topographischen Lexika - genannt seien das „Historisch-Topographische Wörter-
buch des Elsaß“ von Joseph Clauss896 und das vom Statistischen Bureau des
Ministeriums für Elsaß-Lothringen herausgegebene Werk „Das Reichsland Elsaß-
Lothringen“897 - und in der neueren Forschung bei Hans-Walter Herrmann898,
Michel Parisse899 und Ingo Toussaint900 lesen. Eine Ausnahme bildet Walter
Kienast, der Ringelstein nicht zu den dagsburgischen Besitzungen zählt901. Auch
neuerdings wird von Bernhard Metz und Thomas Biller diese Auffassung vertreten.
Bernhard Metz setzt sich in einem 1985 erschienenen Aufsatz zu Ringelstein902 und
in einem mit Thomas Biller gemeinsam verfaßten Aufsatz „Anfänge der Adelsburg
im Elsaß in ottonischer, salischer und frühstaufischer Zeit“ mit den Besitz-
893 Vertrag Friedrichs II. mit Bischof Berthold von Straßburg vom März 1236, Original in
Straßburg, AD BR, G 50: Item pro nobis et heredibus nostris renunciavimus eidern
episcopo et ecclesiae suae, si quod ius habebamus in castris et possessionibus infra
scriptis, videlicet Tanne veteri, Eigensheim, quae fuit comitis Alberti de Tagesburg, item
castrum Bemestein, Gyrbaden, Tagesburc, Rinowe, cum omnibus iuribus & pertinendis
eorumdem, ita uidelicet, quod etiam nec racione donacionis seu uendicionis, uel alia
aliqua de causa eundem episcopum aut aliquem successorem suum per nos uel per
aliquem alium impediemus, uel faciemus aliquatinus impediri. Die Urkunde ist gedruckt
bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 480, S. 374 ff.; vgl, RegBfeStr. II, Nr. 1043, S.
70 f.
894 Toussaint, Grafen, S. 121.
895 Urkunde, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 413, S. 337 f.; siehe auch
J. Fritz, Territorium, S. 109 f.
896 Clauss, Wörterbuch, S. 905 f.
897 Reichsland III, Artikel „Ringelsburg (Ringelstein)“, S. 897.
898 Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 142.
899 Parisse, La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 523.
900 Toussaint, Grafen, S. 119.
901 Kienast, Fürsten 11,1, S. 10-12, Anm. 3.
902 Metz, Ringelstein, bes. S. 53 f.
517
Verhältnissen der Burg auseinander, und beide Autoren wissen bezüglich dieser
Burg nichts von ursprünglich dagsburgischem Besitz903.
Unterziehen wir die einzelnen Darstellungen einer näheren Betrachtung: Joseph
Clauss stellt fest, daß die Burg Ringelstein dagsburgisches Allod gewesen und als
dagsburgisches Erbe an das Straßburger Bistum gekommen sei. Die Burg soll 1226
„als Lehen in verschied. Händen“904 gewesen sein. Für das Jahr 1226 ist mir aber
keine Ringelstein betreffende Quelle bekannt. Der Vertrag zwischen dem
Straßburger Bischof Berthold von Teck und Simon von Leiningen, in dem eine
Vereinbarung bezüglich der Burg Ringelstein erfolgte, wurde erst zwei Jahre später,
am 5. Juli 1228905 geschlossen. Die Ausführungen in „Das Reichsland Elsaß-
Lothringen“ sind so fehlerhaft, daß man eine Quellengrundlage für die dort ange-
gebenen Behauptungen nicht zu vermuten vermag. So ist zu lesen, daß ein Graf
Friedrich von Leiningen als Erbe der Dagsburger im Jahre 1220 zugunsten des
Straßburger Bischofs Berthold von Teck auf die Burg Ringelstein verzichtete906.
Von einem Erbanfall im Jahre 1220 kann überhaupt keine Rede sein, da die
Erblasserin, Gertrud von Dagsburg, erst fünf Jahre später gestorben ist, ja sie war
1220 noch nicht einmal mit Simon von Leiningen, ihrem dritten Ehemann,
verheiratet. Die Eheschließung mit ihm erfolgte bekanntlich 1223. Gertrud ehelichte
1220 ihren zweiten Gemahl, Theobald IV. von der Champagne. Außerdem hatte
Graf Friedrich von Leiningen, der Vater Simons, keine Erbansprüche bezüglich des
Dagsburger Erbes, sondern eben Simon, der nachmalige Gemahl Gertruds. Der
andere Träger des Namens Friedrich, der Bruder Simons, tritt nicht 1220, sondern
nach dem Tod seines Bruders, der um 1234/36 anzusetzen ist, in die dagsburgische
Erbnachfolge ein. Johannes Fritz, der die Vorgänge um die Dagsburger Erbschaft,
was das Bistum Straßburg betrifft, detailliert beschreibt, weiß nichts von
ursprünglich dagsburgischen Rechten an Ringelstein. Er erwähnt die Burg
ausschließlich im Zusammenhang mit dem Vertrag des Bischofs mit Simon von
Leiningen vom 5. Juli 1228907 und dem Rückgabevertrag zwischen Bischof
Berthold und dem Bruder Simons, Friedrich von Leiningen, aus dem Jahre 1239908.
Zu dem Problem, wie Ringelstein an das Bistum gekommen ist, schweigt Fritz sich
aus. Walter Kienast gibt in Band 11,1 seines Buches „Die deutschen Fürsten im
Dienste der Westmächte bis zum Tode Philipps des Schönen von Frankreich“909
eine Auflistung des dagsburgischen Besitzes, wie er sich zum Zeitpunkt des Todes
von Gertrud von Dagsburg im Jahre 1225 darstellte. Diese Liste, die Quellen für
den Nachweis der Besitzungen nennt, führt die Burg Ringelstein nicht unter den
dagsburgischen Gütern. Hans-Walter Herrmann nennt wiederum die Burg unter den
Besitzungen der Gertrud von Dagsburg, welche sie in die Ehe mit Herzog Theobald
903 Biller u. Metz, Anfänge, S. 261.
904 Clauss, Wörterbuch, S. 906.
905 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307. S. 313-316.
906 Reichsland III, S. 897.
907 J. Fritz, Territorium, S. 26 u. bes. S. 48; zum Vertrag siehe unten, S. 383 ff.
908 Ebda., S. 144; zum Vertrag siehe unten, S. 388 f.
909 Kienast, Fürsten 11,1, S. 10-12, Anm. 3.
518
I. von Oberlothnngen gebracht hatte910. Herrmann stützt sich auf die Auf stellung
von Walter Kienast91 in der aber, wie oben gesehen, Ringelstein nicht enthalten
ist. Auch Michel Parisse will Ringelstein unter den Burgen der Dagsburger Grafen
sehen912, gibt aber keinen Quellenbeleg für diese Behauptung an. Ingo Toussaint
schließlich reiht Ringelstein auch kommentarlos in seine Zusammenstellung der
dagsburgischen Besitztümer ein913. Allerdings beruft sich Toussaint, wie er selbst
zugibt, auf die Zusammenstellungen von Hans-Walter Herrmann und Michel
Parisse914. Toussaint hat also hierbei keine Quellenüberprüfung vorgenommen.
Es erweist sich an dieser Stelle als notwendig, die Quellenlage darzustellen, um zu
einer fundierten Aussage zu gelangen. Der Name Ringelstein wird erstmals für das
Jahr 1137 urkundlich genannt. Ein Anshelmus de Ringelstein ist Zeuge in einer
Schenkungsurkunde, in der berichtet wird, daß Graf Hugo VII. von Dagsburg und
Moha eine Kapelle in Laubenheim der Abtei Lüders geschenkt hatte, und die 1137,
nach seinem Tod, in Anwesenheit seines Sohnes, seiner Frau Gertrud und des
Straßburger Bischofs geweiht wurde915 916. Die Aufzeichnung dieses Vorganges
erfolgte wohl erst nach dem 11. Januar 1141910. Aus der Zeugenreihe, die
ungeordnet ist, kann man seinen Stand nicht erkennen. Er wird wahrscheinlich
Angehöriger einer edelfreien Familie gewesen sein, wie Würdtwein mutmaßt917. Im
Februar des Jahres 1156 finden wir Anselm von Ringelstein neben Bischof
Burchard von Straßburg und Graf Hugo von Dagsburg unter den Zeugen in einer
Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas für das Kloster Neuburg918. Ob Anselm sich
im Gefolge des Straßburger Bischofs oder des Dagsburger Grafen befand, läßt sich
den Urkunden nicht entnehmen. Wahrscheinlich um dieselbe Person handelt es sich
bei jenem Anshelmus horno ingenuus de Ringilnstein, der den Kanonikern von St.
Arbogast in Straßburg Besitzungen in Otenkeln streitig machte, die das Stift von
Hartmut von Geisbotheim eingetauscht hatte919. Auf Vermittlung von Bischof
910 Herrmann, Territoriale Verbindungen, S. 142.
911 Ebda., Anm. 60.
912 Parisse, La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 523.
913 Toussaint, Grafen, S. 119.
914 Ebda., Anm. 144.
915 Urkunde, abgedruckt bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 96-98. - RegBfeStr. 1, Nr. 462,
S. 322; zu Anselm von Ringelstein siehe Metz, Ringelstein, S. 49-52.
916 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 462, S. 322; Biller u. Metz, Anfänge, S. 261.
917 Würdtwein, 7. Bd., Nr. 36, S. 98.
918 D F I 136. Die vollständige Zeugenreihe lautet: ... his testibus: Amulpho Mogontinensi
archiepiscopo, Cunrado Wormaliensi episcopo, Burchardo Argentinensi episcopo,
Ortliebo Basiliensi episcopo, ducibus Mattheo duce Lothoringie, Cunrado duce de
Suevia, Heinrico duce Saxonie, Hugone comite de Tagespurch, Sygeberto de
Franchenburch, Anselmo de Ringelstein. Zu Cunrado duce de Suevia siehe die
einleitenden Bemerkungen zu dem Diplom (ebda, S. 229). Allerdings identifizieren die
Herausgeber der Diplomata-Ausgabe die Burg Ringelstein fälschlicherweise mit der
gleichnamigen Burg im Kreis Bühren in Nordrhein-Westfalen (siehe das Register, ebda ,
S. 433).
919 Druck: Wentzcke, Ungedruckte Urkunden, Nr. IV, S. 581 f. RegBfeStr. I, Nr. 569, S.
340.
519
Burchard von Straßburg trat er 1162 von seinen Ansprüchen zurück920. In diesem
Zusammenhang sei noch auf zwei Viten des Hl. Florentius hingewiesen. Die
sogenannte Berner Vita 921, die wahrscheinlich nach 1162 entstanden ist922, enthält
eine Episode mit jenem Anselm von Ringelstein, die wahrscheinlich als eine
hagiographische Umsetzung jener soeben geschilderten Vorgänge zu deuten ist. Die
Vita berichtet, daß Anselm von Ringelstein oft von seiner Heilung von tödlicher
Krankheit durch den Hl. Florentius erzählte. Anselm und seine Ministerialen
wurden nämlich wegen ihrer Missetaten an der Bevölkerung des Flaslacher Tales
von Gott gestraft. Während viele der Leute Anselms starben, wurde dieser selbst
von Florentius, der ihm erschienen war, unter der Bedingung geheilt, daß er die
Bewohner des Tales nicht weiter bedrücke923.
In der zweiten, der sogenannten Freiburger Vita, die laut Medard Barth um 1170
entstanden ist, wird ebenfalls diese Geschichte des Anselm von Ringelstein erzählt,
allerdings viel ausgeschmückter. Diese Vita ist in unserem Zusammenhang von
besonderem Interesse durch die Behauptung des Verfassers, daß Anselm von
Ringelstein zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Vita adhuc super es t, also noch
am Leben sei924. Außerdem habe Anselm zusammen mit seiner Gattin nach seiner
929 Ebda
921 Die Vita des hl. Florentius ist abgedruckt bei M. Barth, Der heilige Florentius, Bischof
von Straßburg. Sein Weiterleben in Volk und Kirche, Strasbourg-Paris 1952; auch in
AASS, Nov., tom. Ili, S. 400-402 (Vita S. Florentii episcopi). Zur Frage der
Entstehungszeit siehe Barth, Florentius, S. 53 f.
922 Barth, Florentius, S. 54, gibt als Entstehungszeit der Vita „kurz nach 1160“ an,
allerdings modifiziert er seine Meinung einige Seiten später und erklärt, die Vita sei um
1162 entstanden (ebda., S. 57). Biller u. Metz, Anfänge, S. 261, datieren die
Entstehung der Vita auf frühestens 1162. Die Datierung auf einen Zeitpunkt nach 1162
scheint mir die wahrscheinlichere zu sein, da von der sogenannten 'Bekehrung' des
Anselm von Ringelstein erst nach erfolgter Bekehrung berichtet werden kann, zu der die
oben erwähnte Urkunde aus dem Jahre 1162 wohl das historische Faktum liefert. Vgl
dazu C. Wilsdorf, La première vie de saint Florent évêque de Strasbourg et sa valeur,
extrait de fa Revue d'Alsace, tome 94, Dijon 1955, S. 57.
923 Castri etiam in Ringelstein dominus Anshelmus nomine, persæpe rettulit quod clientela
sua, sicut illud hominum genus assolet, incolas vallis multimodo molestabant; quorum
querela clamor et lacritrue ad aures sancti Dei perstrepebant. Nec mora, sequitur ultio
divina; unius anni spatio quam plures e familia morbo correpti peste perierunt,
commilitones et socii mutuis se vulneribus consciderunt. Demum dominus febre
corripitur, mors sola præstolalur, somnus subrepit visumque est sibi se iuxta curtim, quœ
dicitur Sancti Martini, in condensis veprium secus viam iacere, ac penes se reverenda;
personœ virum in equo transire suique doloris causas inquirere. Quo viso, dolens
auxilium postulat et quis sit prœteriens demandat. Cui sanctus: «Ego sum», inquit,
«Florentius. Tu per me sanitati restitutus, equo, quem me sequi vides, inside ac me
quamtocius imitare. A molestia quoque populi, quem hactenus turbasti, summa cautela
desiste.» Obtemperat ceger sicque somno excitus surgit sanus et redit ad propria, gratias
agens. Deo Patri et Filio et Spiritui sancto, qui est benedictus in scecula. Arnen
(abgedruckt in Barth, Florentius, S. 70; auch in AASS, Nov., tom. III, S. 402).
924 Die Stelle lautet im Zusammenhang: Porro tamen, quoniam ad metam tendimus huius
opusculi, nequaquam hoc silentio prceterire duximus, quod ipso, qui adhuc superest,
domino Ansselmo de Ringelstein referente cognovimus, prœsertim cum non minoris
possit am/nirationis esse prcefatis sancti viri virtutibus (Barth, Florentinus, S. 81).
520
'Heilung' die Burg Ringelstein verlassen925. Es ist möglich, daß den historischen
Kern dieser Erzählung der Übergang der Burg auf den Straßburger Bischof bildet,
sozusagen als Verzichtsleistung Anselms von Ringelstein. Plausibler wäre der
Sachverhalt, wenn Anselm die Burg vom Straßburger Bischof zu Lehen gehabt
hätte, das der Bischof ihm auf Grund seiner Verfehlungen entzog. Dieser Vorgang
wäre zeitlich wohl kurz nach 1162 anzusetzen. Thomas Biller und Bernhard Metz
vermuten denn auch in Anselm von Ringelstein wegen dieser in der Vita erzählten
Umstände einen bischöflichen Vasallen926 927. Weitere Nachrichten aus dem 12.
Jahrhundert zu Anselm und der Familie der Ringelsteiner sind mir nicht bekannt
geworden.
Die Burg wird schließlich im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um
das Dagsburger Erbe im Vertrag zwischen dem Straßburger Bischof Berthold von
Teck und Simon von Leiningen vom 5. Juli 1228 genannt. Die entsprechende
Passage in dem Abschnitt bezüglich der Simon von Leiningen vom Bischof
zugesprochenen Burgen lautet: item Reinecheim et Ulmeburc cum suis attinentiis a
Marchione de Badin usque in octavum pasche redemptis simili modo in feodum
concessimus. Et nisi usque ad predictum terminum bona redimerimus memorata,
castrum nostrum in Ringelnstein cum quinquaginta librarum reditibus monete et
civitate Argentinensi currentis comiti titulo pignoris per dominum Burchardum de
Gerltilsecke et Ludewichum de Liehtinberc, quibus item castrum ad presens
commendavimus, usque ad predictorum bonorum in Reinecheim redemptionem
libere tenendum assignabitur obligatum921. Hier wird eindeutig von castrum
nostrum in Ringelnstein gesprochen, d. h., es handelte sich im Falle Ringelsteins um
eine bischöfliche Burg, die der Leininger sozusagen als Pfand erst 1228 erhielt, bis
der Bischof die eigentlich dem Leininger zugesprochenen Burgen von den
Markgrafen von Baden zurückgekauft hatte. Weiter erfahren wir, daß der Bischof
sie vorher an Burchard von Geroldseck und Ludwig von Lichtenberg verlehnt hatte.
Von dagsburgischem Besitz an Ringelstcin vor diesem Zeitpunkt ist in diesem
Vertrag nicht die Rede, wie schon Bernhard Metz festgestellt hat928. Auch die
anderen vor 1228 abgeschlossenen Verträge zwischen dem Straßburger Bischof und
den in die Erbschaftsangelegenheit involvierten Parteien erwähnen Ringelstein
nicht929, noch wird die Burg bei den Erbschaftsvereinbarungen genannt, die Albert
II. zu seinen Lebzeiten mit verschiedenen Partnern abschloß930.
925 Ebda., S. 81: Verum cum hic pristinæ sospitati plenarie restitutus, hœc tam uxori suce
quam reliquis familiaribus rettulisset, saluti suce consulens, habitationem huius castri
mutavit.
926 Biller u. Metz, Anfänge, S. 261; vgl. Metz, Ringelstein, S. 51 f.
927 Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 314.
928 Metz, Ringelstein, S. 53 f.
929 Vertrag zwischen Bischof Berthold und Simon von Leiningen vom 29. September 1226,
abgedruckt in Würdtwein, 13. Bd., S. 292, vgl. RegBfeStr. II, Nr. 917, S. 43 f.; -
Schenkung der Markgrafen von Baden an Bischof Berthold vom 2. November 1226,
Original in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 1, abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd.,
Nr. 292, S. 303 f.; vgl. RegBfeStr. II, Nr. 918, S. 44; - Verzicht König Heinnchs vom 28.
November 1226, abgedruckt bei Böhmer, Acta, Nr. 319, S. 279 f.; vgl. RegBfeStr. II, Nr.
921, S. 45; - Urkunde der Landgrafen Sigbert und Heinrich von Wörth bezüglich der
521
Zusainmenfassend kann man feststellen, daß sich die Auffassung von Bernhard
Metz als richtig erwiesen hat, also Ringelstein im 12. Jahrhundert Eigentum des
Straßburger Bischofs war, der sie an das edelfreie Geschlecht verlehnt hatte, das
sich nach dieser Burg benannte und als dessen einzigen Vertreter wir jenen Anselm
von Ringelstein kennen. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts war die Burg an
Burchard von Geroltseck und Ludwig von Lichtenberg verlehnt, bis sie 1228 als
Pfand an Simon von Leiningen kam. 1239 fiel sie auf Grund vertraglicher Rege-
lungen wieder an das Bistum zurück. In dagsburgischem Besitz war also
Ringelstein strenggenommen nicht, wenn man von den elf Jahren zwischen 1228
und 1239 absieht, in denen sie im Besitz der Leininger, der Rechtsnachfolger im
dagsburgischen Namen, war.
4. Laienabbatiate, Vogteien und Patronate
Altorf/Altdorf
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Molsheim, Cant. Molsheim)
Das Kloster Altdorf wurde in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts angeblich von
Graf Eberhard III. auf seinem Altdorfer Eigengut gestiftet, wie wir aus einer
wahrscheinlich gefälschten Bulle Papst Leos IX. vom 29. November 1049 für
Altdorf erfahren930 931. In den Zeiten des Eigenkirchenwesens kann man es wohl als
selbstverständlich ansehen, daß die Stifterfamilie auch die Vogtei über ihr Eigen-
kloster innehatte932. Urkundliche Belege dafür, daß die Vogteirechte im Besitz
dieser Familie waren, lassen sich hingegen erst im 12. Jahrhundert finden. Der erste
Nachweis stammt vom Jahre 1103. In einer Schenkungsurkunde des Presbyters
Vocco für das Altdorfer Kloster aus diesem Jahr ist der noch unmündige Hugo VII.
von Dagsburg in seiner Funktion als Vogt von Altdorf tätig: Hugone comite adhuc
Übertragung des Erbes der Markgrafen von Baden auf den Straßburger Bischof vom
Dezember 1226, Original in Strasbourg, AD BR, G 41, n° 2, abgedruckt bei Grandidiol
Œuvres, 3. Bd., Nr. 291, S. 302 f., vgl. RegBfeStr. II, Nr. 923, S. 45; -
Übertragungsurkunde der Andlauer Äbtissin an den Straßburger Bischof vom 4. März
1227, abgedruckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 360, vgl. RegBfeStr. II, Nr.
924, S. 45 f.; - Vertrag des Straßburger Bischofs mit dem Abt von Haute-Seille vom
Januar 1228, abgedruckt bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 302, S. 309 f., vgl.
RegBfeStr. II, Nr. 930, S. 47.
930 Vgl. die Vereinbarung Alberts II. mit Herzog Heinrich von Brabant, im Anhang,
Urkunde Nr. 13.
931 Drucke bei Sattler, Altdorf, Nr. 3, S. 249 f., bei Schöpflin, Alsatia diplomatica, 1. Bd.,
Nr. 208, S. 164 f., u. bei Grandidier, Histoire 1,2, Nr. 407, S. 255 f.; vgl. dazu Notitiae
Altorfenses, MGH SS XV,2, Nr. 2, S. 993; zur Stiftung siehe oben S. 187 ff., und zum
egisheimischen Allod in Altdorf siehe oben in dem Kap. 'Besitzungen' den Art. ’Altdorf'
932 Zum Eigenkirchenwesen vgl. Tellenbach, Libertas, passim; zum Wandel des
Eigenkirchenwesens siehe Landau, Jus patronatus, passim; für die Praxis im 12. u. 13
Jahrhundert vgl. dazu A. C. SCHLUNK, Königsmacht und Krongut. Die Machtgrundlage
des deutschen Königtums im 13. Jahrhundert - und eine neue historische Methode,
Stuttgart 1988, S. 141 f„ Anm. 139 u. S. 147,
522
puero praedicti tarnen cenobii advocato933. Der Sohn Hugos VII., Graf Hugo VIII,
von Dagsburg, ist ebenfalls als Altdorfer Klostervogt nachweisbar. In einem
Diplom König Friedrichs I. vom 30. Januar 1153, in dem dieser dem Abt von
Altdorf die Verleihung von Markt, Münze, Schenke und Zoll bestätigt, die Otto III.
einstmals dem Grafen Eberhard, einem Vorfahren jenes Hugo, geschenkt hatte, ist
Hugo VIII. als Zeuge und als Vogt der Abtei genannt: ... memoratus Hugo eiusdem
loci advocatus934. Hugo VIII. ist außerdem noch in einer Urkunde des Jahres 1171
für Altdorf zu finden. Agnes, die Äbtissin von St. Glossinde in Metz und vom
Marienkloster Herbitzheim, schenkt der Abtei Altdorf aus den Herbitzheimer
Gütern gegen einen jährlichen Zins drei bei Dorlisheim gelegene Hufen Äcker und
Reben935. Allerdings fungiert Hugo VIII. bei dieser Güterübertragung als Vogt von
Herbitzheim936. Daß Hugo hier nicht als Altdorfer Vogt bezeichnet wird, ist nicht
weiter verwunderlich, da für das Rechtsgeschäft eigentlich nur der Vogt der
agierenden Partei, also in diesem Fall der der Herbitzheimer Äbtissin, notwendig
ist. Auch Albert II, ist noch im Besitz der Altdorfer Vogtei, wie in dem um 1204
vereinbarten Erbschaftsvertrag Alberts mit seinem Neffen, dem niederlothrin-
gischen Herzog Heinrich von Brabant, zu lesen ist, mit dem der Dagsburger Graf
dem Herzog die Altdorfer Abtei - und damit ist sicher neben den Rechten an den
Gütern auch die Vogtei gemeint - vererben wollte93! Außerdem erfahren wir noch
aus einer Urkunde vom 14. April 1258 von einem zu diesem Zeitpunkt noch
lebenden Cellerarius Gottfried von Berse, der schon unter Albert II. als Prokurator
in Girbaden und Altdorf für die Güter gemäß Vogteirecht tätig war938.
Nachweislich ging die Vogtei schließlich auf den ersten Gemahl der Tochter
Alberts II., Herzog Theobald I. von Oberlothringen, über939, und nach dessen Tod -
so dürfen wir annehmen - waren die beiden weiteren Ehemänner Gertruds, Graf
933 Druck der Urkunde bei SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica, 1. Bd., S. 182 f., Nr. 233; vgl.
RegBfeStr. I, Nr. 375, S. 299.
934 D F I 46, S. 76 f,, Zitat, S. 47; vgl. die bei Hessel, Elsässische Urkunden des 13.
Jahrhunderts, Nr. 2, S. 340, abgedruckte Bestätigungsurkunde durch Friedrich II. vom 5.
Oktober 1219.
935 Original in Straßburg, AD BR, lit. H 1 Fonds Altdorf; Drucke: M. PariSSE, Agnès,
abbesse de Sainte-Glossinde de Metz et de Notre-Dame d'Herbitzheim, in: Les Cahiers
Lorrains, N.S., 18. Jg., Metz 1965, Nr. 2, S. 49 ff. - Sattler, Altdorf, Nr. 10, S. 259 ff.;
siehe auch Sieffert, Altdorf, S. 89, und J. Levy, Geschichte des Klosters, der Vogtei
und Pfarrei Herbitzheim, Straßburg 1892, S. 12.
936 Original in Straßburg, AD BR, lit. H 1 Fonds Altdorf: Ego igitur Agnes humilis abatissa
sancte Gladesindis me tensis et sancte Marie de Herbotesheim ... assensu et voluntate
capituli etfamilie nostre de Herbotesheim per manum advocati nostri Hugonis comitis de
Tagesburc.
937 Original in Bruxelles, AGR, Chartes de Brabant, n° 9. Siehe im Anhang, Urkunde
Nr. 13.
938 SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica, 1. Bd., S. 423 f., Nr. 576: ... Gottfriedus celerarius de
Berse sub juramento fidelitatis requisitus dicebat, quod fuerit procurator in Gyerbaden
& in Altdorf tempore Alberti comitis & Diepoldi ducis Lutringgie & comits Simundi xxx
annis & amplius, & quod nomine dominorum suorum temporalia juxta consuetudinem
advocatorum ipsius nwnasterii disponebat', siehe RegBfeStr. II, Nr. 1534, S. 165.
939 SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica, 1. Bd., S. 423 f., Nr. 576.
523
Theobald IV. von der Champagne und Simon von Leiningen, die Nutznießer der
Vogtei940.
Nach dem Tod der Gräfin Gertrud kam die Verfügungsgewalt über die Altdorfer
Vogtei laut Vertrag vom 5. Juli 1228 zwischen dem Straßburger Bischof Berthold
von Teck und Graf Simon von Leiningen an den Straßburger Bischof941. Dieser hat
die Vogtei augenscheinlich an den Leininger Grafen weiterverliehen, wie man aus
der schon erwähnten Urkunde vom 14. April 1258 erfährt, die von einer gericht-
lichen Verhandlung wegen der Ansprüche von Burchard und Heinrich von
Hohenstein auf die Altdorfer Vogtei berichtet942. Die Hohensteiner Ansprüche
wurden von Bischof Heinrich III. von Straßburg abgewiesen, der eine ganze Reihe
von Zeugen aufbot, die alle übereinstimmend aussagten, daß Simon von Leiningen
die Vogtei innegehabt hätte und sie nichts von Hohensteiner Ansprüchen
wüßten943.
Andlau
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr)
Im 12. Jahrhundert können wir die Dagsburger Grafen als Vögte für die von der
Kaiserin Richgard gestiftete Abtei Andlau944 erkennen945. Hugo VIII. von
Dagsburg wird mehrmals in Lirkunden als Vogt der Abtei erwähnt. Zum ersten Mal
ist er in Andlauer Urkunden am 7. Mai 1144 in der Actumszeile einer Urkunde von
940 Zumindest ist Simon von Leiningen, wie aus dem Satzzusammenhang des in Anm. 938
angeführten Zitates ersichtlich wird, wohl auch schon in der Zeit vor der 1228 erfolgten
Belehnung des Leiningers durch den Straßburger Bischof als Inhaber der Altdorfer
Vogtei ausgewiesen.
941 Noverint.... quod nos ... concessimus feodotali, excepta advocatia et bonis universis in
altorjsitis, que nobis retinuimus. Original in Strasbourg, AD BR, G 45 (Zitat nach dem
Original); Druck des Vertrages bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 307, S. 313-316;
RegBfStr. II, Nr. 934, S. 49 ff,; siehe Sieffert, Altdorf, S. 104 f.
942 Schöpflin, Alsatia diplomatica, 1. Bd., S. 423 f., Nr. 576; siehe RegBfeStr. II, Nr. 1534,
S. 165.
943 Ebda
944 Zur Stiftung von Andlau siehe das Diplom Karls III. vom 10. Juli 880, D Karl III 24, S.
40 f., und das Diplom Karls III, vom 19. Februar 884, D Karl III 96, S. 156 f.; vgl.
Bruckner, Regesta Alsatiae, Nrn. 608 u. 609, S. 369. - Zu Richgard und Andlau siehe
H. Büttner, Kaiserin Richgard und die Abtei Andlau, in: AEA 7 n1,c série (= tome 23 de
la série complète), Strasbourg-Paris 1956, S. 83-91 (Ndr. in: Ders., Geschichte des Elsaß
I, 1991, S. 295-301).
945 Vor dem 12. Jahrhundert kann man die Dagsburger Grafen nicht als Andlauer Vögte
nachweisen. Bei dem in einer bei Würdtwein, 6. Bd., Nr. 101, S. 232 ff., abgedruckten
Urkunde eines Mönches namens Gottfried vom 2 Mai 1064 genannten Heinricus
advocatus, den Wagner, Andlau, S. 454, als Dagsburger Grafen identifizieren möchte,
weil er ihn als Andlauer Vogt ansieht, handelt es sich in Wirklichkeit um den bischöflich-
straßburgischen Vogt Heinrich, der zwischen 1061 und 1089 mehrmals nachgewiesen ist.
Siehe RegBfeStr. I, Nrn. 285, 286, 299, 341. Das Regest Nr. 286 bezieht sich auf obige
Urkunde. Die in RegBfeStr. I, im Register, S. 413, unter Heinrich angegebenen Nrn. 347,
348 beziehen sich indes auf Heinrichs Nachfolger Anselm. Bei dem in RegBfeStr. I, Nr.
352 genannten Heinrich handelt es sich sicher nicht um den Vogt Heinrich.
524
Mathilde, der Andlauer Äbtissin, belegt94^. Die Äbtissin Mathilde regelte das
Weiderecht, das die Einwohner von Waldolsheim im Wald Montzau hatten. Hugo
VIII. wird hier zwar nicht explizit als Andlauer Vogt angeführt, wir können aber
davon ausgehen, daß er bei dieser Handlung als Vogt amtiert hat. Ab 1147 ist Hugo
VIII. jedoch bis 1175 regelmäßig als Andlauer Vogt bezeugt947. Aus einer Urkunde
5446 Druck der Urkunde bei Schöpflin, Afsatia diplomatica !, Nr. 276, S. 230 f, mit Jahr
1145; weiterer Druck bei Würdtwein, 7. Bd., Nr. 51, S. 134 f., mit Berichtigung der
Datumsangabe in 1144: Anno incarnationis Dominicae millesimo centesimo
quadragesimo quarto, indictione VII. Innocentio secundo papa papauté Cuonrado
secundo régnante, Hugone comité de Tagesburch, Theoderico comité regionario actum
publice mense Majo die VII, in Eleonis Monasterio (Zitat nach dem Druck bei
Würdtwein).
947 6. September 1147: Hugo VIII. von Dagsburg wird in dem Privileg von Papst Eugen III,
für Etival als Vogt von Andlau genannt: comitisque Hugonis ejusdem ecclesiae advocati.
Außerdem wird eine Schenkung Hugos von Dagsburg an Etival in der Gemarkung
Dambach und eine Schenkung (oder Lehen) in Sigolsheim (Salwamunt) erwähnt. Druck:
Eugenii III Romani pontificis epistolae et privilégia, 1. Bd., in: MPL 180, Sp. 1274-1278.
Regest: Jaffé-Löwenfeld. 9128. - Zwischen dem 18. Juni 1155 und dem 1. September
1159: Graf Hugo VIII. von Dagsburg amtiert als Vogt von Andlau (... advocati nostri
cornitis Hugonis de Dasborc) in einer Urkunde der Äbtissin Mathilde von Andlau, in der
sie dem Abt Umbrand von Hohforst/Haute-Seille die freie Mitbenutzung der Allmende in
Dann bei Romansweiler und das Recht des Giitererwerbes ebendort von den
andlauischen homines zugesteht. Original der Urkunde in Nancy, AD M-et-M, H 631,
Druck der Urkunde bei Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, Nr. 1, S. 27 f. (im Ndr.
S. 291 f.). Zur Interpretation und Datierung siehe ebda., S. 19 u. 27 (im Ndr. S. 285 u.
291). - Urkunde kurz vor dem 3. März 1158: Hugo VIII. ist in seiner Funktion als Vogt
von Andlau in einer Urkunde der Äbtissin Mathilde von Andlau anwesend, in der diese
mit Zustimmung ihres Vogtes Hugo von Dagsburg den Sindelsberger Nonnen eine
Wasserleitung überlassen hat. Druck der Urkunde bei E. Herr, Das ehemalige
Frauenkloster Sindelsberg. Urkundenbuch mit einleitenden historischen Untersuchungen,
Straßburg 1912, Nr. 8, S. 106 ff.; weiterer Druck bei Würdtwein, 9. Bd., Nr. 185, S. 359
f. Zur Datierung siehe die Vorbemerkung zu D F I 207, S. 346 f. - 3. März in Straßburg
1158: Graf Hugo von Dagsburg ist in seiner Funktion als Vogt von Andlau in einer
Urkunde Kaiser Friedrichs I, anwesend, in der der Kaiser den Sindelsberger Nonnen
bestätigt, daß die Äbtissin Mathilde von Andlau und ihr Vogt Hugo von Dagsburg ihnen
eine Wasserleitung überfassen haben. Druck der Urkunde: D F I 207, S. 346 f., Regest:
RegBfeStr. I, Nr. 559, S. 338. - 1159: Hugo VIII. von Dagsburg und Metz stellt eine
Urkunde aus, in der er wohl in seiner Funktion als Vogt der andlauischen Besitzungen
dem Kloster Hohforst/Haute-Seille ein Weide- und Holzrecht in der Herrschaft Dagsburg
gewährt. Original in Nancy, AD M-et-M, H 594, Druck der Urkunde bei Büttner,
Andlauer Besitz und Reichsgut, Nr. 3, S. 29 f. (im Ndr. S. 293 f.). Zur Interpretation der
Urkunde siehe ebda, S. 19 u. 29 (im Ndr. S. 285 u. 293). - 1167: Hugo VIII. ist Zeuge in
einer Urkunde der Äbtissin Haziga von Andlau, in der diese der Abtei Baumgarten den
Grund Salemberg schenkt. In dieser Urkunde wird auch der Untervogt Arnulf erwähnt
(Amulfus subadvocatus). Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 10, S. 27 ff. -
1172 Hugo VIII. stimmt als Vogt von Andlau der Investitur des Klosters Etival und der
Investitur des Etivaler Abtes Walter durch die Äbtissin Hatvidis von Andlau zu: In
Christi ergo nomine ego Hatvidis Dei gratia Andelacensis abbatissa vocata, & universae
Sorores Capituli nostri, notum facimus generationi, quae nunc est, & quae ventura est,
quod communi consilio & consensu Canonicorum nostrorum, & cornitis Hugonis
advocati nostri & reliquorum ministerialium ... concedimus ordini Praemonstratensi
investituram ecclesiae stivagiensis. Außerdem wird er zusammen mit seinem Sohn
525
aus dem Jahr 1167 können wir auch erkennen, daß ein gewisser Arnulf - möglicher-
weise ein dagsburgischer Ministeriale - als Untervogt für Andlau eingesetzt war* 948.
Auch der Sohn Hugos VIII., Albert II., übte die Vogtei über Andlau aus. Er ist
1177, noch zu Lebzeiten seines Vaters, als Andlauer Vogt nachgewiesen. So stimmt
er in einer Urkunde der Äbtissin Hadevidis von Andlau, in der diese dem Abt
Werner von Etival mit dem Censure ... stivagiensis banni investiert, als Vogt dieser
Rechtshandlung zu949. Außerdem wird er in der Zeugenreihe noch einmal als Vogt
von Andlau aufgeführt950.
Nach diesem Zeitpunkt allerdings läßt sich die Vogtei über Andlau in den Händen
Alberts II. nicht mehr nachweisen951 952. Vielmehr zeigt sich schon ein Jahr später
1178 eine kaiserliche Obervogtei über Andlau95^. Vermutlich ist dieser Übergang
Albert in der Zeugenreihe der Urkunde genannt: Hugo Cornes Metensis, & advocatus
Andelacensis, & Albertus ejus filius. Druck der Urkunde bei WÜRDTWEIN, 10. Bd., Nr.
12, S. 45-48. - 1175: Hugo VIII. ist zusammen mit der Äbtissin Hadewigis von Andlau
bei der von einem gewissen Hugo vorgenommenen Schenkung anwesend, der Güter, die
ihm zu Erbrecht gehören, der Abtei Andlau schenkt. Auch in der Zeugenreihe ist Graf
Hugo noch einmal genannt. Druck der Urkunde bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 19, S. 50 f.
Zur Datierung siehe ebda., S. 51. - Es sei noch auf eine in ihrer Echtheit nicht gesicherte
Urkunde eines Propstes Konrad von Etival, die auf das Jahr 1121 datiert ist, hingewiesen,
in der ein Graf Hugo im Eschatokoll als Vogt der Andlauer Kirche genannt wird. Druck
der Urkunde bei WÜRDTWEIN, 7. Bd., Nr. 19, S. 47 ff. Das Jahr 1121 kann als
Ausstellungsjahr der Urkunde nicht stimmen, da in der Datumszeile angegeben wird, die
Urkunde sei Domino lnnocentis Romanae Ecclesiae Papa présidente, Conrado
invictissimo Rege régnante ausgestellt. 1121 hat jedoch weder ein römischer König
Konrad noch ein Papst Innozenz existiert. Falls die Urkunde keine Fälschung ist, ergibt
sich der Terminus post quem aus dem Datum des Regierungsantritts von König Konrad
III. (März 1138) und der Terminus ante quem aus dem Todesdatum von Papst Innozenz
II. (24. Sept. 1143). Wagner, Andlau, S. 455, benutzt die Urkunde, ohne auf die
chronologischen Unstimmigkeiten hinzuweisen. M. A. Georgel, L’abbaye d'Étival,
ordre de Prémontré du XIIe au XVIIIe siècle, Averbode 1962, S. 7, nennt einen Propst
Konrad I. für das Jahr 1121, bezieht sich jedoch lediglich auf besagte Urkunde, auch er,
ohne die chronologischen Probleme zu nennen. Die neueste, bei B. Ardura, Abbayes,
prieurés et monastères de l'ordre de Prémontré en France des origines à nos jours, Nancy
1993, S. 240, abgedruckte Abtsliste von Etival hilft bei der Einordnung des Propstes
Konrad nicht weiter, da hier lediglich die Äbte seit Einsetzung der Prämonstratenser
verzeichnet werden und nicht die Pröpste der vorher dort ansässigen Regularkanoniker.
Als erster Abt ist hier ein Gilbertus für das Jahr 1147 angegeben. - Die angebliche
Urkunde Friedrich Barbarossas aus dem Jahre 1178, in der Hugo VIII. als Andlauer Vogt
genannt wird, ist eine Fälschung D F 1 1072, S. 407-413; zur Fälschung siehe die
Vorbemerkung bei D F I 1072, S. 407 f.
948 Druck bei Würdtwein, 10. Bd., Nr. 10, S. 27 ff.
949 Druck der Urkunde ebda, Nr. 22, S. 57 f.:... assensu alberti comitis advocati nostri. Zur
Datierung vgl. Wagner, Andlau, S. 456 u. Anm. 2.
950 Würdtwein, 10. Bd., Nr. 22, S. 57 f.: ... Albertus Cornes ejusdem Ecclesiae advocatus.
951 Andlau wird auch nicht in der Erbschaftsvereinbarung zwischen Albert II. von Dagsburg
und seinem Neffen, Herzog Heinrich I. von Brabant, genannt. Siehe im Anhang, Ur-
kunde Nr. 13.
952 Siehe eine am 12. Oktober, wahrscheinlich 1178, ausgestellte Urkunde Friedrich
Barbarossas für das zu Andlau gehörige Prämonstratenserstift Etival: ... ecclesia
Stivagiensi, quae ad advocatiam nostrarn de Andala pertinet (D F I 768, S. 321);
526
der Vogtei an den staufischen Kaiser mit dem Tod Hugos VIII. in Verbindung zu
bringen.
Baslieux
(F, Dep. Meurthe-et-Moselle, Arr. Briey, Cant. Villerupt)
Graf Albert I. von Dagsburg und Moha hatte die Vogteirechte über den Ort
Baslieux bei Longwy953 954 955 inne. Dies geht aus einem Schreiben der Mönche des
Klosters St. Vanne bei Verdun an Papst Honorius II. aus dem Jahre 1125 hervor, in
dem sich die Mönche unter anderem über die Bedrückungen durch die Vögte für
Fentseh und Baslieux, Graf Wilhelm von Luxemburg und Gräfin Ermensinde von
Namur, beschweren954. In diesem Zusammenhang und als Gegensatz zum
Verhalten der beiden Vögte werden in jenem Brief die früheren Vögte der beiden
Orte, Graf Konrad von Luxemburg und Graf Albert von Longwy, lobend als
getreue Freunde des Klosters hervorgehoben. Ich lasse die einschlägige Stelle zum
besseren Verständnis des Argumentationsganges folgen: Suggerimus domino nostro
omnium ecclesiarum defensori et patrono antecessorem huius domini abbatis
nostri, qui ad vestigia vestra venit, Conrado comiti de Luceburg et Alberto comiti
de Lonwi, quia amici fideles ecclesie nostre erant et devote se orationibus nostris
commendaverant, duas villas que castellis eorum adiacent, Fontagiam scilicet et
Baylodium, defensioni et tutele eorum comisisse, ut pro salute et remedio animarum
suarum eas ab incursu tyrannorum tuerentur. Nunc ergo successores eorum,
Willelmus scilicet predicti Conradi filius et coniux Alberti comitis Namurcensis
comitissa, non solum eorum advocatias quasi ius proprium retinent sine alicuius
respectu, verum hominibus suis quibus placuit ipsas advocatias in beneficium
dederunt, qui eas inaudistis afflictionum exactionibus destruunt.955 Die Gräfin
Ermensinde von Namur wird hier coniux des Grafen Albert genannt. Es kann sich
hierbei nur um Albert I. von Dagsburg und Moha handeln, den schon lange
verstorbenen ersten Gemahl956 der Ermensinde, da sie ja in dem Schriftstück als
Namurcensis comitissa bezeichnet wird; diesen Titel erwarb sie bekanntermaßen
erst durch ihre zweite Ehe mit Gral' Gottfried von Namur.957 Aus der angeführten
Quellenstelle wird somit eindeutig ersichtlich, daß jener 'Albert von Longwy'
heranzuziehen ist auch eine Urkunde Herrads von Landsberg aus dem Jahre 1178, in der
von einer Schenkung der Äbtissin Willebirc von Andlau per manum friderici Imperatoris
berichtet wird (Würdtwsn, 10. Bd., Nr. 26, S. 68 f., Zitat, S. 69); vgl. auch Clauss,
Wörterbuch, S. 38; ebenfalls H.-W. Herrmann, Grundzüge der Territorialentwicklung
an der oberen Saar, in: ZGS 8, 1958, S. 60.
953 Vgl. de Bouteiller, Dictionnaire, S. 16, der noch nach alter Einteilung Baslieux im
Kanton Longwy verzeichnet.
954 Der Brief ist abgedruckt bei H. Bloch, S, Vanne, 2. Teil, Nr. 78, S. 102 f. Einen Auszug
aus dem Brief druckt auch Wampach, Urkunden- u. Quellenbuch, 1. Bd., Nr. 365, S. 525
f. Das Schreiben wurde von den Mönchen von S. Vanne ihrem Abt Lorenz, der nach
Rom gereist war, mitgegeben (vgl. Bloch, ebda., S. 102); zur Datierungsfrage vgl. ebda,
S. 102, u. Wampach, 1. Bd., ebda., S. 525 f.
955 Ebda., S. 103.
956 Zum Todesdatum von Graf Albert I, von Dagsburg-Moha siehe oben S. 67 f.
957 Zur zweiten Ehe der Gräfin Ermensinde siehe oben S. 71 f.
527
genannte Graf mit Albert I. von Dagsburg und Moha identisch ist. Diese
Identifizierung ist bisher in der Forschung zu den Dagsburger Grafen weitgehend
unbeachtet geblieben958, obwohl schon Bloch in seiner Edition der Urkunden von
St. Vanne diese Gleichsetzung vorgeschlagen959 und Wampach sich in der
Urkundensammlung zu den altluxemburgischen Territorien der These Blochs
angeschlossen hatte960.
Nach dem Tode des Grafen Albert I. von Dagsburg und Moha ist die Vogtei - wie
man weiter aus dem Schreiben der St. Vanner Mönche erfährt - an seine Witwe
gefallen. Aus diesem Umstand ist zu folgern, daß die Rechte über Baslieux - und
auch über Longwy - Ermensinde mit in die Ehe gebracht hatte961 und auch nach
dem Tode ihres ersten Mannes an sie zurückgefallen sein müssen, denn die Vogtei
über Baslieux ist in der Dagsburger Familie in späteren Zeiten nicht mehr
nachzuweisen, sondern es fungiert ja nach Alberts Ableben seine Witwe
Ermensinde als Vogt. Longwy, zu dem Baslieux gehört, wird wohl das Erbgut
Ermensindes von väterlicher Seite gewesen sein962.
Baumgarten
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr, Com. Bemardville)
Vogteirechtliche Ansprüche weltlicher Großer über Zisterzienserabteien stellen bis
heute ein Forschungsproblem dar, weil diese Klöster als entvogtet gelten. Jedoch
kann man neben einer kaiserlichen Schutzvogtei über Zisterzienserklöster, wie sie
zum Beispiel durch das Diplom Friedrich Barbarossas, erwiesen wird, das dieser am
20. Juni 1183 für die Zisterze Salem ausgestellt hat963, auch vereinzelt adelige
Laien als Vögte von Zisterzienserabteien nachweisen964. Allerdings dürfte sich die
958 So fehlt Baslieux in den Aufzählungen der Vogteien der Grafen von Dagsburg-Egisheim
bei Parisse, La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 523, Herrmann, Territoriale Verbindungen,
S. 142 f., und Toussaint, Grafen, S. 119 f.
959 H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, Nr. 78, S. 102 f.
960 Wampach, Urkunden- u. Quellenbuch, 1. Bd., S. 526.
*»i Ebda
962 Vgl. H. Bloch, S. Vanne, 2. Teil, S. 103, und Witte, Genealogische Untersuchungen, 2.
Teil, S. 102, Anm. 3.
963 D F 1 847, S. 66 ff.: Quia vero fratres eiusdem ordinis sub solius Romani pontificis
tuicione consistunt, cuius nos speciales advocati deo favente sumus, ipsorum quoque
paci, quieti atque libertati tam presentiutn quam futurorum caute in posterum providere
volentes imperiali auctoritate inhibemus aliquam personam ibi officium advo-
catie gerere vel usurpare, solis nobis nostrisque successoribus Romanis regibus seu
imperatoribus id officium in eos conservare omni tempore volentes (Zitat, ebda, S. 67);
zur kaiserlichen Schutzvogtei Uber Salem vgl. auch H. Hirsch, Studien Uber die Vogtei-
Urkunden süddeutsch-österreichischer Zisterzienserklöster, wiederabgedruckt in: Ders.,
Aufsätze zur mittelalterlichen Urkundenforschung, hrsg. v. Th. Mayer, Darmstadt 1965,
S. 177 ff. Zum Vogtproblem bei den Zisterziensern vgl. G. Schreiber, Kurie und Kloster
im 12. Jahrhundert, 2. Bd., Stuttgart 1910, S. 272 ff.; siehe ferner H. Pflüger, Die
Zisterzienser und die Vogteifrage, in: ZWLG 17, 1958, S. 273-280, der davon ausgeht,
daß es im 12. Jahrhundert Vögte fUr Zisterzienserklöster gegeben hat.
964 Siehe z. B. D F 1 577, S. 48 ff., wo Graf Theobald von LechsgemUnd als Vogt des
Zisterzienserklosters Kaisheim genannt wird: ... quod a fratribus de Cheigisheim pro
528
vogteiliche Tätigkeit weltlicher Großer über Klöster dieses Ordens hauptsächlich in
einer Art Schutzfunktion niedergeschlagen haben, wie wir es hier im Fall der im
Jahre 1125 von dem zwei Jahre zuvor von Kaiser Heinrich V. abgesetzten
Straßburger Bischof Cuno965 gestifteten ehemaligen Zisterzienserabtei Baumgarten
im Elsaß966 vor uns haben. Über diese Abtei hat Graf Albert II. von Dagsburg
nachweislich die eben beschriebene Schutzvogtei ausgeübt. Er hat die Abtei in einer
1197 von ihm aus gefertigten Urkunde unter seinen Schutz gestellt: ... ego Albertus
comes de Daguesburg notum facio omni generationi que nunc est, et que Ventura
est, quod ego dotnum de Boumgartten sub mea suscipio protectione^7. Außerdem
bestätigt er der Abtei Baumgarten Besitzungen, die ihr von seinem Vater Hugo
VIII.968 und von anderer Seite geschenkt wurden969. Zudem erweiterte Albert II.
die Nutzungsrechte, wie sie die Abtei im Bann von Dambach und Hohwarth hatte,
ubicunque dominium meum extenditur97°.
Diese Besitzbestätigungen zeigen ebenfalls das vogteirechtliche Verhältnis zwis-
chen Albert II. und der Abtei Baumgarten an, wie schon Lucian Pfleger feststellt971.
Die Übernahme der Schutzvogtei durch den Dagsburger Grafen erklärt Pfleger mit
dem Umstand, daß Baumgarten keine Reichsabtei war und somit auch keine
kaiserliche Schutzvogtei bestanden habe972. Wer nach dem Ableben Alberts II. die
Schutzvogtei über Baumgarten übernommen hat, kann mangels Belegen nicht
festgestellt werden973. Vögte über einzelne Höfe der Abtei waren später jedenfalls
die Habsburger974. Möglicherweise kann dies als Hinweis auf eine Nachfolge
dieser Familie in der Schutzfunktion über Baumgarten angesehen werden, aber das
bleibt Spekulation.
COls et La libris Augustensium comparavitnus et per tnanum advocati comitis Teobaldi
de Lechesgemunde recepunus (Zitat, ebda., S. 49).
965 Zur Absetzung Cunos siehe RegBfeStr. I, Nr. 411, S. 306 ff.
966 Zur Stiftung siehe ebda, Nr. 426, S. 310 f.
967 Vidimus aus dem 16. Jahrhundert in Straßburg, AD BR, G 1308 (a); Druck der Urkunde
bei WÜRDTWE3N, 10. Bd., S. 181 f., Zitat nach dem Vidimus, fol. 2v°-3r°. Das sub mea
suscipiensprotectione erwähnt Albert noch einmal in der Urkunde (ebda, fol. 3v°).
968 Albert bestätigte der Abtei die Nutzungsrechte im Bann von Dambach und Hohwarth
(ebda.), welche schon von Hugo VIII. Baumgarten zugestanden wurden (ebda,
RegBfeStr. I, Nr. 595, S. 345 f.); zu den Schenkungen durch den Vater Alberts II. siehe
auch die Art. zu 'Dambach-la-Viile/Dambach' und 'Hohwarth'.
969 Vidimus in Straßburg, AD BR, G 1308 (a), fol. 2v°-3v°.
970 Ebda., fol. 3r.
971 L. Pfleger, Die ehemalige Cistercienserabtei Baumgarten im Eisass, in: StMBCO 21,
Brünn 1900, S. 312.
972 Ebda, S. 311 f.
973 Ebda.
974 Ebda.
529
Colmar
(F, Dep. Haut-Rhin, Hauptort des Dep.)
Der Ort Colmar gehörte ursprünglich zum königlichen Fiskus975. Angeblich war
das Reichsgut Colmar von dem Grafen Guntram okkupiert worden976, welches ihm
bei seiner Absetzung durch König Otto I. von diesem entzogen worden ist977. Der
König gab Colmar an seinen Schwager, Herzog Rudolf von Burgund, weiter978.
Herzog Rudolf wiederum schenkte seinen Anteil an Colmar schließlich an das von
seiner Familie gegründete Kloster Peterlingen979. Ein weiterer Teil Colmars war in
welfischem Besitz. Der Welfe Rudolf überließ wahrscheinlich in den dreißiger
Jahren des 10. Jahrhunderts980 seinem Bruder, Bischof Konrad von Konstanz, im
Rahmen eines Gütertausches unter anderem auch Colmar, das der Bischof
anschließend seinem Bistum übereignete981.
Für den Peterlinger Oberhof in Colmar können wir Albert II. von Dagsburg als
Vogt erkennen. Er ist im Jahre 1186 in einer Urkunde von Kaiser Friedrich I., die
dieser am 5. Oktober in Colmar für das Priorat St. Peter ausstellte, als Vogt für den
Peterlinger Oberhof nachweisbar982.
Schwieriger verhält es sich mit den Vogteirechten über den Konstanzer Niederhof
in Colmar. Nun ist in der Forschung immer wieder behauptet worden, daß die
Vogtei über den Konstanzer Niederhof schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts an
Friedrich Barbarossa gekommen sei983; es koimte aber kein Quellenbeleg
975 Karl III. urkundet am 9. Januar 883 in Cholembra curte imperiali (D Karl III 66, S. 112
f., Zitat, S. 113); vgl. Hund, Colmar, S. 1; dazu, daß in Colmar auch noch freier
Grundbesitz vorhanden war, siehe oben im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Colmar'.
976 So Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 160 f.
977 D O I 201, S. 280 f.; vgl. Mossmann, Les regestes, Nr. 1, S. 112; siehe oben das Kap.
'Der Prozeß gegen Guntram'.
978 D O I 201.
979 D O II 51, S. 60 f.; zur These, daß es sich bei D O I 284, S. 399, von dem nur die
Datierung überliefert ist, um die ursprüngliche Bestätigung der Schenkung Rudolfs an
Peterlingen durch Otto I. handelt, siehe H. E. Mayer, Peterlinger Urkundenfälschungen,
S. 42 f., Anm. 47.
980 Vgl. Hund, Colmar, S. 5.
981 Historia Welforum, cap. 5, S. 10: Sanctus igitur Chounradus in episcopatum promotus
patrirnonium, quod a patre possederat..fratri suo Roudolfo per concambium donavit
et ipse ab eo remotiora recepil, ...et in Alsatia Colmir .... Quae omnia ecclesiae suae
Constantiensi ... contradidit\ vgl. Ladewig u. Müller, Regesta episcoporum
Constantiensium, 1. Bd., Nr. 353, S. 44 f.
982 Druck: D F I 952, S. 221-223; Friedrich I. entscheidet einen Rechtsstreit zwischen dem
Priorat St. Peter (zum Oberhof gehörend) und dem Ritter Ulrich von Erstein um
Eigenleute zugunsten von St. Peter: ... dilecto nostro comile Alberto de Tagesburc
sepedicte curie advocato (ebda, S. 222); zur Datierung der Urkunde siehe ebda., S. 221
f.; vgl. Mossmann, Les regestes, Nr. 10, S. 116.
983 So z. B. Hund, Colmar, S. 62; Scherlen, Colmar, S. 11; Waldner, Rechte und Güter,
S. 261-273, geht auf das Problem, wer Inhaber der Vogtei Uber den Niederhof ist, nicht
ein. Fein, Städtegründungen, S. 22-27, stützt sich bei ihrer Darstellung der Verhältnisse
in Colmar überwiegend auf die ältere Literatur, vor allem auf die Untersuchung von A.
Hund. Fein äußert sich nur allgemein zum Erwerb der Vogtei über den Niederhof durch
530
beigebracht werden. So kommt Andreas Hund zu dem Schluß, daß es zur Person
des Vogtes über den Niederhof keine Quelle gäbe984.
Auch Werner Noack meint in einem 1953 erschienenen Aufsatz, die Staufer seien
schon Mitte des 12. Jahrhunderts Vögte des Niederhofes geworden, ohne daß er
dazu einen Quellenbeleg angibt985. Er nimmt diese Behauptung als gesicherte
Tatsache und erklärt damit - sozusagen als bewiesene Voraussetzung - die von ihm
behauptete Stadtgründung Colmars durch Friedrich Barbarossa. Ausfluß dieser
Maßnahmen sei dann das Diplom Friedrichs I. vom 27. November 1155986, in dem
der Staufer dem Konstanzer Bischof den Colmarer Besitz bestätigt987. Allerdings
handelt es sich bei jenem Diplom nicht um eine spezielle Bestäügung des Colmarer
Besitzes für die Konstanzer Kirche, wie man nach den Worten Noacks annehmen
könnte988, sondern um eine umfangreiche Bestätigung sämtlicher Besitzungen,
Rechte und Freiheiten der Konstanzer Kirche, in der der Niederhof als eine von
vielen Besitzungen genannt wird989. Nun gibt aber gerade eine andere Stelle des
Diploms interessante Aufschlüsse zu unserem Problem. Friedrich I. übergibt dem
Konstanzer Domstift die Propstei Öhningen, welche nach Erbrecht auf ihn
gekommen war und erhält vom Konstanzer Bischof dafür die Vogtei über die
Öhninger Propstei; außerdem verspricht er, keine Untervögte einzusetzen:
Possessiones vero supradicte ecclesie propriis duximus vocabulis exprimendas, ...
prepositura Oningen, quam nos hereditario iure ad nos transmissam ecclesie
Constantiensi tradidimus, cuius advocatiam denuo de manu episcopi recipientes
spopondimus, quod nullius subadvocati districto deinceps subiacet990. Hätte
Friedrich I. zum Zeitpunkt der Ausstellung dieses Diploms die Vogtei über den
Niederhof innegehabt, dann wäre doch analog zu der Stelle bezüglich der Vogtei
über die Propstei Öhningen zu erwarten, daß Friedrich I. den Erwerb der Vogtei
über den Colmarer Niederhof aus der Hand des Konstanzer Bischofs ebenfalls
Friedrich I. „im Verfolg seiner BesitzpoIitik“(ebda., S. 22), ohne einen genaueren
Zeitpunkt zu benennen.
984 Hund, Colmar, S. 57 f. Auch Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik, S. 34, spricht nur
von einer dagsburgisehen Vogtei Uber das Priorat St. Peter und den Oberhof.
985 W. Noack, Die Stadtanlage von Kolmar, in: Alemannisches Jahrbuch 1953,
Lahr/Schwarzwald 1953, S. 191.
986 DFÏ 128, S. 212-216.
987 Ebda., S. 215:... curtim dominicalem cum hospitali in Columbaria, Noack, Stadtanlage,
S. 191, behauptet, „daß Friedrich auf Grund der eben und bereits in dieser Absicht
erworbenen Vogtei die Gründung der Stadt vorgenommen“ habe. Die Besitzbestätigung
des Niederhofes durch Friedrich I. am 27, November 1155 in D F I 128 sei auf
Befürchtungen des Domstiftes wegen der Maßnahmen Friedrichs I. zurückzuführen.
Anhand dieser Argumentation offenbart sich die Arbeitsweise Noacks deutlich,
unbewiesene Behauptungen als Fakten darzustellen. Noacks Thesen hat schon C.
Wilsdorf, À propos de la genèse de la ville de Colmar, in: Revue d'Alsace 95, Delle-
Strasbourg-Colmar 1956, S. 61-63, widerlegt. Vgl. auch Büttner, Bischof Heinrich, S.
173 f. (im Ndr. S. 311).
988 Noack, Stadtanlage, S. 191, schreibt: „Daß der Kaiser 1155 dem Bistum Konstanz
ausdrücklich den Besitz des Niederhofes bestätigt, fällt auf und läßt uns nach den
Gründen fragen“.
989 Gegen Noacks Argumentation so schon Wilsdorf, À propos, S. 62.
990 D FI 128, S. 214.
531
erwähnen würde. Der Argumentation Noacks fehlt, wie deutlich zu ersehen ist, die
Grundlage.
Indes gibt es ein Dokument, in dem auch von der Vogtei über den Niederhof die
Rede ist. ln einer Urkunde aus dem Jahre 1167, in der der Rotlaubwald unter beide
Colmarer Höfe aufgeteilt wird, ist folgender Passus zu lesen: Quapropter privato
consilio hac de re saepius habito cum advocato utriusque ecclesiae, una cum
villicis villae, ac praetaxatae silvae, Erinfrido et Ottone ceterisque sibi fidelibus
consultum est, ut saepe nominata silva aequis partiretur portionibus, ac suarn
portionem dominus utriusque curiae suis cautius observaret usibus"K Andreas
Hund, der seine Argumentation auf diese Urkunde von 1167 stützt, folgert, daß man
aus dem Wortlaut der Urkunde nicht auf einen gemeinsamen Vogt beider Höfe
schließen könne. Er wendet unter Berufung auf den obengenannten Passus ein, daß
die Wendung cum advocato utriusque ecclesiae nicht besage, daß der Ober- und der
Niederhof einen gemeinsamen Vogt besaßen, da der Singular advocato in diesem
Zusammenhang nicht unbedingt einen Singular ausdrücke. Er verweist auf einen
weiteren Singular in demselbem Satz, nämlich dominus utriusque curiae, der seiner
Meinung nach auch pluralisch gebraucht sei, da es offensichtlich zwei Herren über
beide Höfe gebe991 992. Hund postuliert aber trotz seiner obengenannten Behauptung,
man könne über die Person des Vogtes keine Aussage treffen, einen Übergang der
Vogtei über den Niederhof an die Staufer für die Mitte des 12. Jahrhunderts993.
Heinrich Büttner dagegen behauptet, daß die Staufer erst ab den späten siebziger
Jahren des 12. Jahrhunderts die Vogtei über den Niederhof in ihre Hände gebracht
hätten994. Für Büttner, der sich ebenfalls auf die besagte Stelle der Urkunde über
die Teilung des Rotlaubwaldes des Jahres 1167 beruft, ist der Singular advocato
durchaus wörtlich zu nehmen. Er argumentiert, daß in der Urkunde zwar nur ein
Vogt genannt werde, dafür aber beide villici der jeweiligen Höfe995.
Nun gibt es aber noch einen Satzteil in jener Passage der Teilungsurkunde, der bis
jetzt nicht beachtet worden ist, und der meines Erachtens eindeutig belegt, daß bei
jenem in der Urkunde dargestellten Rechts Vorgang nur ein Vogt für beide Höfe
991 Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, 1. Bd., Nr. 15, S. 16 f., Zitat, S. 17; vgl
Mossmann, Les regestes, Nr 8, S. 114 f.; Noack, Stadtanlage, ist diese Urkunde
unbekannt.
992 Hund, Colmar, S. 57
993 Ebda., S. 62; Hund leitet dies wohl aus der öfteren Anwesenheit Friedrichs I. in Colmar
ab dem Jahr 1153 ab (ebda., S. 61 f.).
994 Büttner, Bischof Heinrich, S. 172 (im Ndr. S. 309). In der Nachfolge von Büttner
neuerdings auch Seiler, Territorialpolitik, S. 261. In diesem Zusammenhang sei noch
auf Maier, Stadt und Reichsfreiheit, S. 46, verwiesen, der ebenfalls behauptet, daß die
Dagsburger Grafen Vögte sowohl des Oberhofes als auch des Niederhofes gewesen
seien Allerdings nennt er auf S. 134, Anm. 11, als Quelle für seine Behauptung die
Urkunde Friedrichs I. vom 5. Oktober 1186, in der aber Albert nur als Vogt des
Oberhofes genannt wird (Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 336, S. 284 f. = D F I
952). Für die Vogtei der Dagsburger über den Niederhof gibt Maier keinen Quellenbeleg
an.
995 BÜTTNER, Bischof Heinrich, S, 170 (im Ndr. S. 308). Büttner geht auf die Einwände von
Hund nicht ein, er nennt diese Arbeit nicht in seinem Aufsatz.
532
amtierte. Der Zusatz ceterisque sibi fidelibus kann sich ja wegen des ceterisque nur
auf advocato beziehen. Auch der Gebrauch des Possessivpronomens sibi setzt einen
Singular voraus, und so lautet die Übersetzung dieser Passage „samt seinen übrigen
Getreuen“. Es kann wohl ausgeschlossen werden, daß der Schreiber der Urkunde
hier sibi - und somit fast alle Singulare des kompletten Satzes - im Sinne eines
Plurals verwendete, womit meines Erachtens erwiesen wäre, daß eine Übersetzung
der Stelle cum advocato utriusque ecclesiae, welche „mit den Vögten beider
Kirchen“ lauten soll, nicht möglich erscheint.
Wäre die Vogtei zu der Zeit um 1167 schon in staufischer Hand gewesen, so hätte
in obiger Urkunde ein staufischer Untervogt amtieren müssen, da Friedrich I. sich
zu dieser Zeit gerade auf seinem vierten Italienzug befand996. Ein solcher Untervogt
- oder ein Reichsvogt - ist aber für Colmar nirgends nachweisbar. Ein königlicher
scultetus, der sozusagen die Vogteirechte wahmimmt997, ist für Colmar erstmals in
dem Mandat König Friedrichs II. vom 9. Mai 1219 für das Kloster Pairis
nachweisbar998. Eine staufische Vogtei über den Niederhof 1167 scheidet also aller
Wahrscheinlichkeit nach aus. Welches andere Adelsgeschlecht aber, außer den
Staufern, hätte sich in Colmar gegen die mächtigen Dagsburger Grafen behaupten
können? Diese Grafen hatten sich sogar in machtpolitischen Fragen mit dem Kaiser
angelegt, wie die Vorgänge um die Horburger Fehde des Jahres 1162 gezeigt
hatten999. Somit kann man es wohl als erwiesen ansehen, daß 1167 ein Dagsburger,
in dem Fall Hugo VIII., noch beide Vogteien innehatte. Indes steht außer Zweifel,
daß sich der Einfluß Friedrichs I. in Colmar nach der Horburger Fehde, vor allem
aber um das Jahr 1178, verstärkte, wie Heinrich Büttner mit gewichtigen
Argumenten darlegt, der vermutet, daß zu diesem Zeitpunkt die Vogtei über den
Niederhof in staufische Hände gelangte1000. Für diese Vermutung spricht auch der
Umstand, daß 1178 Hugo VIII. verstarb1001. Es ist durchaus denkbar, daß Friedrich
I. den Herrschaftsübergang von Hugo VIII. auf Albert II. im Jahre 1178 für den
Zugriff auf die Niederhofvogtei aus genutzt hat.
Im Jahre 1197 griff die antis taufische Koalition unter maßgeblicher Beteiligung
Alberts II. von Dagsburg im Zusammenhang mit der Fehde des Straßburger
Bischofs gegen den Pfalzgrafen Otto von Burgund mehrere Städte an, die unter
996 Siehe Qpll, Itinerar, S. 38-46 u. 199-203.
997 So nimmt z. B. der scultetus die höhere Gerichtsbarkeit wahr, wie man aus § 1 des von
König Rudolf I. am 29. Dezember 1278 für Colmar ausgestellten Freiheitsbriefes
erfährt: Und swenne ietnan libelos wurt getan in dem banne ze Colmer alse da vor
gesprochen ist, ze swelher zil oder von sweme daz geclaget wirt... und sol den
schuldigen für laden, alse gewonlich ist, und sol der schultheize daz rihten nach der
burger urteil (Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, 1. Bd., Nr. 34, S. 36-42, Zitat, S.
37); vgl. Hund, Colmar, S. 59.
998 Es heißt dort in der Inscriptio: Fidelibus suis sculteto de Brisach, de Columbaria, et de
Esleccistat gratiam suam et omne bonum. Drucke: Finsterwalder, Colmarer
Stadtrechte, 1. Bd., Nr. 21, S. 26; Winkelmann, Acta, 1 Bd,, Nr. 161, S. 138; Zitat
nach Finsterwalder, S. 26.
999 Siehe oben, S. 261-271.
1000 Büttoer, Bischof Heinrich, S. 170-174 (im Ndr. S. 307-311).
1001 Siehe oben, S. 96.
533
staufischem Einfluß standen; darunter befand sich auch Colmar1002. Albert II. hat
hier noch einmal versucht, in Colmar wieder stärker Fuß zu fassen und die
staufische Konkurrenz loszuwerden. Er war aber schließlich 1199 König Philipp
von Schwaben unterlegen und mußte mit dem staufischen König Frieden
schließen1003.
Bald nach dem Tode Alberts II. zu Beginn des Jahres 1212 wird die Vogtei über
den Oberhof ebenfalls an die Staufer gekommen sein. Dies wird wahrscheinlich
gemacht durch das Vorhandensein eines kömglichen scultetus in dem erwähnten
Mandat Friedrichs II. von 12191004 1005 1006 und dem Fragment eines Colmarer Siegels an
einer Urkunde von 1222, das den unteren Teil des Reichsadlers zeigt10°5, ein
sicheres Zeichen für Reichsunmittelbarkeit, wie schon Andreas Hund festgestellt
hat10°6.
Allerdings beanspruchten die Grafen von Pfirt 1225 beim Eintritt des Dagsburger
Erbfalles Rechte, die einst die Dagsburger Grafen als Vögte des Oberhofes auf die
Colmarer Allmende hatten. Das erfahren wir aus einem Regest, welches in einem
im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts angefertigten Güterverzeichnis des
Peterlinger Priorates St. Peter eingetragen ist1007. Es lautet: Dess vogtts ritlern und
rhäten ouch gantzer gemeind zu Colmar alls der graff von Pfirt die allmend zu
Colmar, so der kilchen von Pätlerlingen mit allen rechten zugehörig, unbillicher
wyss vor gehalten, das sy dieselb wyder beizogen zu handen und nutz des convents
Pätterlingen a. 72251008. Eine Interpretation dieses Eintrages in das
Güterverzeichnis kann nur in die Richtung gehen, daß der Übergang der Vogtei
über den Peterlinger Oberhof an die Staufer nach dem Tode Alberts von Dagsburg
i°02 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70 f.
1003 Ebda., ad 1199, S. 74.
1004 Schlunk, Königsmacht, S. 318, setzt in Unkenntnis dieses Mandats von Friedrich II.
den Erwerb Colmars durch die Staufer mit 1236 zu spät an.
1005 Siegelbeschreibung bei Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, 1. Bd., Nr. 23, S. 27. In
dem Zusammenhang sei noch auf ein Colmarer Gemeindesiegel hingewiesen, das an
einer Urkunde des Jahres 1214 hängt. Dieses zeigt unter den drei sogenannten 'Colmarer
Keulen' noch einen nach rechts gerichteten, aufrecht stehenden Löwen (Siegel-
beschreibung ebda, Nr. 19, S. 21). Dieses Wappenbild bringt Hund, Colmar, S. 74,
Anm. 1, mit dem alten Dagsburger Wappen in Verbindung, das ebenfalls einen Löwen
zeigt (siehe die Sekretsiegel von Albert II. von Dagsburg und von seiner Tochter
Gertrud. Beschreibung der Siegel siehe im Anhang, Urkunden Nr. 14 u. 26 sowie die
Abbildungen Nr. 10 u. 11), und er vermutet, daß jenes Wappen bei der Herstellung des
Colmarer Siegels als Vorbild gedient habe, da es „damals von der dagsburgischen
Oberhofvogtei her in Colmar zweifelsohne sehr bekannt“(ebda., S. 74, Anm. 1) gewesen
sei. Der Übergang des Dagsburger Wappens in das Gemeindesiegel wäre aber doch -
wenn es denn so wäre - als ein weiterer Hinweis zu werten, daß die Dagsburger Grafen
in Colmar mehr Rechte als nur die Vogteirechte Uber den Oberhof innehatten. Vgl. auch
Abbildung und Beschreibung des Wappens bei B. Hertzog, Chronicon Alsatiae.
Edelsasser Cronick, Straßburg 1592, V. Buch, S. 106.
1006 Hund, Colmar, S. 61.
1007 Datierung nach ebda, S. 25.
1008 Druck bei Finsterwalder, Colmarer Stadtrechte, 1. Bd., Nr. 24, S. 28; vgl. Hund,
Colmar, S. 56, der die Passage ebenfalls zitiert. Mit dem Vogt ist hier schon der
Schultheiß gleichzusetzen (ebda., S. 60 f., Anm. 2).
534
im Jahre 1212, so wie es meist in der Forschung gesehen wird1009, sich
möglicherweise nicht ganz reibungslos vollzogen hat. Vielleicht hatte die Gräfin
Gertrud noch Rechte an der Cohnarer Allmende beansprucht, die sie aus dem
ehemaligen Besitz der Vogtei durch ihre Vorfahren herleitete, was sich aber leider
nicht mehr eindeutig feststellen läßt. Zumindest schien der Übergang der Vogtei an
die Staufer nicht unwidersprochen geblieben zu sein, wie das Regest aus dem
Güterverzeichnis des Priorates St. Peter beweist. Die Pfirter Grafen versuchten, sich
hier Rechte in Colmar zu sichern, konnten sich aber mit ihren Ansprüchen letztlich
gegen die Staufer nicht durchsetzen1010.
Daß die Vogtei über den Colmarer Oberhof sozusagen in der Erbmasse der
Dagsburger auftaucht, verdeutlicht, wie sich der Erblichkeitsgedanke bezüglich der
Colmarer Vogtei in der Dagsburger Familie festgesetzt hat und macht wahr-
scheinlich, daß die Vogtei schon sehr lange in den Händen der egisheimisch-dags-
burgischen Familie gelegen haben muß10 1012*1. Möglicherweise reichen diese Rechte
bis ins 10. Jahrhundert zurück, da sich ja schon in Guntrams Händen Besitz in
Colmar nachweisen läßt1012.
Eichhofen
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Cant. Barr)
Am 13. Juli des Jahres 1097 hat Bischof Otto von Straßburg eine Urkunde
ausgestellt, in der er die Schenkung eines praediums, das in der Gemarkung von
Eichhofen liegt, von einem gewissen Luitfried, eines seiner Getreuen, an das
Kloster St. Cyriacus in Altdorf bestätigt1013. Diese Schenkung wird consensu
uxoris suae caeterorumque amicorum suorum per tnanum comitis Adelberti,
praenominatae villae advocati, pro remedio animae suae & uxoris tradidit1014.
Besagter Graf Adelbert ist zweifellos mit Graf Albert I. von Dagsburg und Moha
gleichzusetzen1015, wie man auch aus der Lage des Ortes Eichhofen und den
Besitzverhältnissen daselbst schließen kann. Der Ort Eichhofen ist wohl alter
egisheimischer Besitz, der zur Burg Bernstein gehört1016. Als älteste Besitzer des
Andlauer Tales, zu dem Eichhofen gehört1017, sind die Gemahlin Karls III.,
1009 Ich nenne hier nur Büttner, Bischof Heinrich, S. 174 (im Ndr. S. 311).
1010 Zu den politischen Auseinandersetzungen um die Dagsburger Erbschaft siehe das
Kapitel 'Der Streit um die Dagsburger Erbschaft'.
10,1 Vgl. Hund. Colmar, S. 57.
1012 Siehe oben im Kapitel 'Besitzungen' den Art. 'Colmar'.
1013 Druck der Urkunde bei SCHÖPFLIN, Alsatia diplomatica I, Nr. 230, S. 178. Eichhofen
taucht in der Namensform 'Eichhohe' auf: quicquid predii habuit in Eichhohe marchia,
in provincia Alsacia, in comitatu Godefridi comitis, juxta flumen Andelaha (ebda ).
1014 Ebda., S. 178.
1015 Schon Scherer, Straßburger Bischöfe, S. 119, nimmt diese Identifikation vor, ohne
allerdings die Gründe dafür zu benennen.
1016 Vgl. hierzu Clauss, Wörterbuch, S. 305 f.
1017 Ebda, S. 37.
535
Kaiserin Richgardis aus dem Haus der Erchangare1018, und das von Richgardis
gestiftete Andlau1019 zu erwähnen. Für die Identifizierung dieses in der Urkunde
von Bischof Otto genannten Grafen Adelbert mit dem Dagsburger Grafen sprechen
natürlich auch die Besitzrechte an Eichhofen durch das Kloster Andlau - deren
Vögte ja ebenfalls die Dagsburger Grälen waren1020 - und die unmittelbare Nähe
des Dorfes zu Andlau.
Einselthum
(D, Bld. Rheinland-Pfalz, Lkr. Donnersbergkreis)
Graf Albert II. von Dagsburg besaß die Vogteirechte über die Kirche in der ca. acht
Kilometer südöstlich von Kirchheim-Bolanden gelegenen Ortschaft Einselthum1021
und über den zu der Kirche gehörigen Hof. Das kann man aus dem Lehnsbuch des
Reichsministerialen Werner II. von Boianden entnehmen, in dem aufgezeichnet ist,
daß Albert II. diese Rechte an Werner II. von Boianden weiterverlehnt hatte1022.
Der Ort Einselthum gehörte später, wie im 18. Jahrhundert Johann Goswin Widder
schreibt, „unter die Bothmäsigkeit der Grafen von Leiningen“1023, was als ein
Hinweis auf Besitzungen der Dagsburger Grafen in dem Ort gewertet werden kann,
da die Leininger Grafen beim Tode Gertruds, der letzten Dagsburger Gräfin, Teile
der ehemaligen dagsburgischen Besitzungen beansprucht hatten1024. Es ist durchaus
möglich, daß die rechtsrheinischen, um Kirchheim-Bolanden gelegenen Besit-
zungen der Dagsburger Grafen dem leiningischen Erbteil an der ehemaligen dags-
burgischen Besitzmasse zugerechnet werden können.
Eppelsheim
(D, Bld. Rheinland-Pfalz, Lkr Alzey-Worms)
Albert II. von Dagsburg hatte in seiner Eigenschaft als Vogt des Kollegiatstiftes St.
Salvator zu Metz1025 die Vogtei über die Güter dieses Stiftes in der ungefähr sechs
1018 Karl III. bestätigt am 10. Juli 880 dem Stift Andlau die Besitzungen, die dem Kloster
von seiner Gemahlin Richgard geschenkt wurden: Ideoque nos hoc nostrae auctoritatis
praeceptum inde conscribi mandavimus, per quod decernimus atque iubemus, ut sicuti
illis a Richgarda dilectissima conjuge nostra concessum est, ita firmum et stabile
pertnaneat nostra per omnia auctoritate solidatum (D Karl III 24, S. 40 f., Zitat, S. 40).
1019 Vgl. die Statuten der Kaiserin Richgard ftlr Andlau: .... quod senior noster [= Karl III ]
in Eloensi valle [= das Andlauer Tal], traditione regia sancto Salvatori tradidit.
(ScHÖPFLlN, Alsatia diplomatica I, Nr. 231, S. 179-181, Zitat, S. 181). Die Statuten sind
auch abgedruckt bei Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 656, S. 390-395.
1020 Siehe dazu oben den Art. 'Andlau'.
1021 Zu Einselthum siehe Widder, Versuch, 3. Theil, S. 160-162, siehe auch die
Identifizierung bei Sauer, Lehnsbücher, S. 61, Anm. 205.
1022 Sauer, Lehnsbücher, S. 24: De comite Alberto de Dagesburg ... Advocatiam super
ecclesiam in Enseltheim et super curiam ad eam pertinentem.
1023 Widder, Versuch, 3. Theil, S. 160.
1024 Siehe dazu das Kapitel 'Der Streit um die Dagsburger Erbschaft',
1025 Siehe unten den Art. 'St. Salvator in Metz'.
536
Kilometer südöstlich von Alzey gelegenen Ortschaft Eppelsheim 1026 iline. Diese
Rechte verlehnte er weiter an Werner II. von Boianden, wie aus dem Lehnsbuch
Werners II. zu entnehmen ist: De comite Alberto de Dagesburg advocaliam super
Eppeinsheim, super bona sancti Salvatoris...1026 1027. Die Eppelsheimer Güter von St.
Salvator gelangten im Jahre 1230 durch Verkauf an das Wormser Domkapitel1028,
wohl wegen der weiten Entfernung des Ortes zu Metz1029. Die Familie der Bolan-
der hat das Vogteirecht in Eppelsheim aber weiterhin beansprucht. Erst Werner IV.
von Boianden trat 1254 die Vogteirechte über den Hof an das Wormser Domkapitel
ab, behielt sich aber die Rechte an den zum Hof gehörigen Leuten vor1030.
Erstein
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Selestat, Hauptort des Cant.)
Graf Hugo VIII. von Dagsburg läßt sich im Jahre 1153 als Vogt für die alte
elsässische Reichsabtei Erstein nachweisen1031. In einer von Friedrich Barbarossa
1026 Zu Eppelsheim siehe Widder, Versuch, 3. Theil, S. 94-96; zu den Eppelsheimer
Besitzungen des Kollegiatstiftes St. Salvator zu Metz siehe ebda., S. 96, und Böhmer-
Ficker-Winkelmann, V, 3, Nr. 9977, und ebda., V, 5, S. 2194, Ergänzung zu Nr. 9977.
Die Angaben von A. TRIEB, Eppelsheim (Rheinhessen). Geschichte des Ortes seit den
frühesten Zeiten bis zur Gegenwart, Eppelsheim 1937, S. 9-14, zur Vogtei in
Eppelsheim (besonders S. 13 f.) sind fehlerhaft und für unseren Zusammenhang
unbrauchbar; vgl. auch unten den Art. 'St. Salvator in Metz'.
1027 Sauer, Lehnsbücher, S. 24. Die Behauptung von Adolf Trieb, daß die Eppelsheimer
Vogtei von den Dagsburgern auf den Rheingrafen Embricho IV. Ubergegangen und erst
durch Erbschaft von Embrichos Neffen Wolfram, der mit Guda von Boianden
verheiratet gewesen ist, an die Boiander Familie gekommen sei (Trieb, Eppelsheim, S.
13f.), wird durch die Eintragung im Lehnsbuch Werners II. von Boianden widerlegt.
Trieb behauptet in diesem Zusammenhang, daß Embricho IV. Eppelsheim an seinen
Neffen Wolfram vererbt habe (ebda., S. 13). Diese Behauptung erweist sich ebenfalls
als falsch, wie ein Blick in die bei W. Fabricius, Güter-Verzeichnisse und Weistümer
der Wild- und Rheingrafschaft, Trier 1911, S. 11, abgedruckte Erbschafts Verfügung
Embrichos zugunsten von Wolfram zeigt. Eppelsheim wird in dieser Verfügung nicht
aufgeführt. Auch in dem Lehensverzeichnis des Rheingrafen Wolfram findet sich weder
ein Lehen in Eppelsheim noch ein anderes Lehen vom Dagsburger Grafen (Fabricius,
S. 6-11) sowie sich überhaupt keine Beziehung zwischen den Grafen von Dagsburg und
den dem Ministerialenstand angehörenden Rheingrafen nachweisen läßt. Interessanter-
weise taucht in einem - gegenüber den beiden vorgenannten rheingräflichen Doku-
menten zeitlich später anzusetzenden - Dokument, welches den Anspruch des Rhein-
grafen auf Erbfolge in dem Allodialbesitz (!) der Brüder Werner von Boianden und
Philipp von Falkenstein geltend machen will, ein Allodium in Ebilinisheim (Fabricius,
S. 25) als einziger Hinweis auf Besitzansprüche des Rheingrafen in Eppelsheim auf. Der
Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß ein gewisser Hertwicus von Eppelsheim
ein Talent für einen Hof in Wörrstadt vom Rheingrafen Wolfram erhielt (ebda., S. 10).
1028 Hinweis bei J. F. Schannat, Historia episcopatus Wormatiensis, 1. Bd., Frankfurt a M.
1734, S. 19.
1029 Ebda.; Widder, Versuch, 3. Theil, S. 96.
irao Urkunde Werners IV. von Boianden vom 4. April 1257, abgedruckt in: Baur, Hessische
Urkunden, 2. Bd„ Nr. 150, S. 142 f.
1031 R. Friedel, Geschichte des Fleckens Erstein, Erstein 1927, S. 54, nennt als weiteren
nachweisbaren Ersteiner Vogt noch Hugo VII. von Dagsburg, allerdings ohne
537
ausgestellten Urkunde vom 12. Juli 1153 für diese Abtei findet man Hugo VIII. als
deren Vogt1032 1033. Friedrich Barbarossa bestätigte der Äbtissin Berta von Erstein eine
Schenkung an Hermann, den Markgrafen von Baden, die per manurn nostram et
Hugonis comitis de Tagesburch eiusdem ecclesie advocati1033 vorgenommen
worden ist.
Es läßt sich mcht durch Quellen belegen, daß der Sohn Hugos VIII., Albert II., noch
Inhaber der Vogtei war1034. Man kann lediglich auf Grund einiger Indizien
vermuten, daß eine Verbindung oder Beziehung Alberts II. zu Erstein bestand. So
existiert zum einen eine Urkunde, in der er neben Cono plebanus de Herstein (=
Erstein) in der Zeugenreihe einer von Bischof Konrad von Straßburg ausgestellten
Urkunde erscheint, in der der Bischof den Verkauf von Gütern durch den Ritter
Burchard von Kirchheim an die Abtei Haute-Seille beurkundete1035. Allerdings
unterhielt Albert II. auch enge Beziehungen zur Abtei Haute-Seille, so daß seine
Anwesenheit 1198 bei der bischöflichen Beurkundung des Güterverkaufes von
Burchard von Kirchheim an Haute-Seille auch auf seine Verbindungen mit Haute-
Seille zurückgeführt werden kann. In obiger Urkunde wird zudem ein noch unter
Bischof Heinrich von Straßburg zustande gekommener Vergleich zwischen der
Abtei Haute-Seille einerseits und der Kirche des Ortes Hystehin - welcher wohl
nach René Friedei als Erstein identifiziert werden darf1036 - und Tytherus, dem
Plebanus von Romansweiler, andererseits über den Zehnten von Romansweiler
erwähnt1037.
Als Zeuge trat Albert II. schließlich in der Urkunde Heinrichs VI. vom 4. März
1192 auf1038, die die Rücknahme der am 17. April 1191 vorgenommenen
Quellenangabe. Hugo VII. läßt sich in dieser Funktion bisher aus den Quellen nicht
nachweisen. Auch die einschlägigen Handbücher Clauss, Wörterbuch, S. 328-334,
Reichsland III, S. 271 f., und Barth, Handbuch, 1. Bd., Sp. 356-360, haben für den
fraglichen Zeitraum (1100-1123) keine Quelle zu Erstein verzeichnet.
>°32 D F I 65, S. 110 f.
1033 Ebda., S. 111, Z. 14 f.
1034 Möglicherweise hat Albert II. von Dagsburg das Interesse an Erstein verloren, da die
Vogtei wegen des wirtschaftlichen Niedergangs der Abtei nicht mehr lukrativ war. - Zu
den wirtschaftlichen Problemen von Erstein vgl. Scheffer-Boichorst, Reichsabtei
Erstein, S. 288-291.
1035 Original in Nancy, AD M-et-M, H 633, abgedruckt bei Wentzcke, Ungedruckte
Urkunden, Nr. 10, S. 589 f. ; siehe auch RegBfeStr. I, Nr. 702, S. 372.
1036 Friedel, Erstein, S. 245 f.
Ю37 Nancy, AD M-et-M, H 633, Wentzcke, Ungedruckte Urkunden, Nr. 10, S, 589 f.; siehe
auch RegBfeStr. I, Nr. 650, S, 360, u. Nr. 702, S. 372. René Friedel schreibt, daß Albert
von Dagsburg und Cuno, der Pleban von Erstein, beim Vergleich zwischen Haute-Seille
einerseits und Tytherus, dem Pleban von Romansweiler, und der Kirche von Erstein
andererseits anwesend waren (Friedel, Erstein, S. 146). Hierbei ist aber Friedel einem
Irrtum aufgesessen, da dieser Vergleich nur in die Urkunde von 1198 inseriert ist. Albert
von Dagsburg und der Pleban Cuno von Erstein sind Zeugen für den 1198 beurkundeten
Vorgang und nicht für den inserierten Rechtsvorgang, der laut Urkunde während der
Amtszeit von Bischof Heinrich I. von Straßburg (1180/81-1190) stattgefunden hatte.
Ю38 Drucke der Urkunde in: WÜRDTWEIN, 10. Bd., Nr. 53, S. 156-159. - Wiegand,
Urkundenbuch I, Nr. 130, S. 106-108. - Regest: Böhmer-Baaken, Nr. 210.
538
Schenkung der Abtei Erstein an den Straßburger Bischof, ebenfalls durch Heinrich
VI. vorgenommen1039, beinhaltet. Das besagt aber nicht, daß er hier als Vogt der
Abtei amtierte - der Vogttitel erscheint in dieser Urkunde nicht da er auch in
anderen Urkunden Heinrichs VI. in der direkten zeitlichen Umgebung zu der
Urkunde vom 4. März 1192 als Zeuge zu finden ist, nämlich in einer am 3.
März1040 und einer am 5. März ausgestellten Urkunde1041. Es ist jedoch durchaus
möglich, daß die Ersteiner Angelegenheit den Anlaß für den Dagsburger Grafen
gegeben hat, sich Anfang März zum Hofe des Kaisers nach Hagenau zu begeben.
Das läßt sich aber an Hand der überlieferten Quellen letztendlich nicht be-
weisen1042.
Vielleicht war die Ersteiner Vogtei bereits nach dem Tod Hugos VIII. im Jahre
1178 wieder an das Reich gefallen1043. Erstein wird schließlich in der Reichs-
steuerliste von 1241 erwähnt1044.
Flöne
(B, Dép. Liège, Arr. Huy)
Hugo VIII. von Dagsburg stand durch eine von ihm im Jahre 1146 getätigte
Schenkung in Verbindung mit der Prämonstratenserabtei Flöne. Er beurkundet
neben der Übertragung des Geleitrechtes der in seinem Allod Moha gelegenen
Kirche von Antheit, daß er sich über alles, was die Abtei im gräflichen Allod
erwirbt, die Schutzvogtei vorbehält1045.
•039 Die Urkunde vom 17. April 1191 ist in die Urkunde vom 4. März 1192 inseriert.
1040 Urkunde für das Kloster St. Nikolaus in Memmingen: Abschrift in Vidimus vom 11.
Oktober 1423. Die Urkunde befindet sich nicht mehr, wie Baaken noch angibt, im
BHStA in München (Böhmer-Baaken, Nr. 209), sondern seit 1971 im Staatsarchiv
Würzburg, Signatur: Würzburger Urkunden 5/105 b.
1041 Druck der Urkunde in: Muratori, Antiquitates Italiae, 4. Bd., Sp. 231 f.
1042 Albert 11. ist bei der Schenkung von Erstein an den Straßburger Bischof vom 17. März
1191, die im Hoflager Heinrichs VI. zwischen Rom und Tusculum beurkundet wird,
nicht anwesend, wie aus der Zeugenliste des Inserts ersichtlich ist (Würdtwein, 10
Bd., Nr. 53, Zeugenreihe: S. 157 f ). Dieser Umstand spricht aber nicht unbedingt gegen
enge Beziehungen Alberts II. zur Ersteiner Abtei, da die Schenkung auf dem ersten
Italienzug Heinrichs VI. vorgenommen wurde, an dem Albert nicht teilgenommen hatte,
und Uber die Übertragung der Abtei an den Straßburger Bischof möglicherweise vorher
nur kurzfristig verhandelt worden war. Daß dies so gewesen sein könnte, deutet ja die
nachträgliche Intervention der Reichsfürsten mit der schüeßlichen Rücknahme der
Schenkung rund ein Jahr später an.
1043 w. Metz, Staufische Güterverzeichnisse, Berlin 1964, S. 111, vermutet, daß die Rechte
an der Ersteiner Vogtei Uber die Dagsburger zurück an das Reich gelangt sind. Am
Beginn des 13. Jahrhunderts sind die Landgrafen vom Unterelsaß, die Grafen von
Wörth, Inhaber der Ersteiner Vogtei (freundlicher Hinweis von Herrn Bernhard Metz,
Strasbourg).
1044 Notitia de precariis civitatum et villarum, in: MGH Const. III, ohne Nr., S. 1-6: 28. Item
de Erstein XL mr (ebda., S. 3). Die Numerierung wurde von J. Schwalm, dem Heraus-
geber des Verzeichnisses, hinzugefügt. Vgl. hierzu das Faksimile (ebda., nach S. 6).
1045 Original in Huy, AEH, abbaye de Flöne, boTte de chartes 1, n° 13; Druck bei Evrard,
Documents, Nr. 17, S. 312 f.: Concessi etiamprefati loci fratribus, ut ipsi et omnia sua.
539
Gau-Odemheim
(D, Bld. Rheinland-Pfalz, Lkr. Alzey-Worms)
Es ist wohl als sicher anzunehmen, daß die Dagsburger Grafen in dem wenige
Kilometer nordöstlich von Alzey gelegenen Gau-Odernheim mit Metz
angehörenden Gütern belehnt waren. Man erfährt von Metzer Besitzungen in Gau-
Odemheim durch ein am 25. September 1166 in Hagenau ausgestelltes Diplom
Friedrich Barbarossas1046, in dem der Kaiser einen Vertrag bestäügt, der zwischen
Bischof Theoderich von Metz und dem Reichsministerialen Werner von Boianden
geschlossen worden ist. Werner von Boianden hat vom Metzer Bischof als
Gegenleistung für die Abtretung der Burg Ilabudingen die Höfe Gau-Odemheim
und Pfeddersheim zu Lehen erhalten1047. Wie man aus dem Diplom weiter erfährt,
hatten sowohl der Hochvogt der Metzer Bischofskirche, Hugo VIII. von Dagsburg,
als auch der Graf von Spanheim in den genannten Orten ebenfalls Metzer
Kirchenlehen inne1048. Deshalb wurden diese Lehen der beiden Grafen explizit aus
den vertraglichen Vereinbarungen zwischen Bischof Theoderich von Metz und
Werner von Boianden ausgenommen1049. Der Text des Diploms verdeutlicht
jedoch nicht, ob Hugo VIII. in beiden genannten Orten oder lediglich in
Pfeddersheim, in dem er nachgewiesenermaßen über Besitzungen verfügte1050,
vom Metzer Bischof belehnt worden war. Auf Grund dieser Tatsache kann man
nicht den Schluß ziehen, der Urkundentext sei in der Richtung auszulegen, daß die
Metzer Lehen des Dagsburgers in Pfeddersheim und die Lehen des Spanheimers in
Gau-Odemheim gemeint seien. Daß sich die Lösung des Problems nicht so einfach
ergibt, verdeutlicht schon der Umstand, daß auch der Graf von Spanheim, ebenso
wie der Dagsburger Graf, Besitzungen in Pfeddersheim besaß, die letzterer
ebenfalls an Werner II. von Boianden verlehnt hatte1051, womit sich zusätzlich die
Frage stellt, welche Lehen des Spanheimers in dem Barbarossadiplom gemeint sind.
que tunc temporis habebant vel quicquid in posterum tam in edificiis quam in omnimoda
possessione in allodio meo me annuente acquirerent, sub tutela mea fore (Zitat nach
dem Original).
1046 D p J 5i7t s. 455 ff. Zum Inhalt der Urkunde siehe Sibertin-Blanc, Les anciennes
possessions, S. 69 ff.
1047 D F I 517, S. 455 ff.: Notum igitur esse volumus .... qualiter fidelis noster Theodoricus
Metensis electus cupiens ecclesie sue consulere et iacture, que forte poterat
supervenire, occasiones sum/novere cum ministeriali nostro Wernhero de Bonlant tali
pactione convenit, ut iamdictus Wemherus castrum suum Hobeldingun cum pertinentiis
eius ecclesie Metensi donaret et electus Metensis prenominatus in recompensationem
huius donationis duas curias suas Oternheim et Phaterinheim, que sibi propter locorum
distantiam minus poterant esse utiles, illi autem plurimum commode tanquam domui sue
adiacentes in beneficium concederet (Zitat, ebda, S. 455). - Im Jahre 1286 gehen Burg
und Stadt Gau-Odernheim in Reichsbesitz Uber und erhalten von König Rudolf von
Habsburg die Freiung (siehe Böhmer-Redlich, Nr. 2012).
1048 Siehe dazu auch den Art. 'Pfeddersheim'.
1049 D F I 517, S. 456: Aliam etiam gratiam Metensis electus Wernhero ministeriali nostro
superaddidit, ut, quodcumque beneficium in prememoratis curiis vacaret, in usum suum
cederet, excepto beneficio comitis de Spanheim et comitis Hugonis Metensis advocati.
1050 Siehe dazu auch den Art. 'Pfeddersheim'.
1051 Sauer, Lehnsbücher, S. 243.
540
Aufschluß über die Frage, ob die Dagsburger Grafen auch in Gau-Odernheim über
Besitzungen und Metzer Lehen verfügten, kann uns möglicherweise eine
Eintragung im Lehensbuch Werners II. von Boianden geben. Unter den Lehen,
welche Werner II. von Hugos VIII. Sohn, Albert II. von Dagsburg, erhalten hatte,
sind auch zwei Lehen in einem Ort namens Otternheim verzeichnet. Es handelt sich
zum einen um 30 Mansen in einem Ort namens Otternheim und zum anderen um
die Vogtei, ebenfalls in einer mit Otternheim bezeichnten Örtlichkeit1052. Wilhelm
Sauer, der Herausgeber des Lehensbuches, identifiziert beide Nennungen mit ein
und demselben Ort, nämlich mit dem circa zehn Kilometer südöstlich von
Kirchheim-Bolanden an der Pfrimm gelegenen Ottersheim1053. Mir scheint es
jedoch wesentlich plausibler, in den beiden im Lehnsbuch genannten Otternheim
zwei verschiedene Orte zu sehen, nämlich das schon erwähnte Ottersheim an der
Pfrimm und Gau-Odemheim bei Alzey. Denn warum - so muß man sich fragen -
sollte der Schreiber des Lehensbuches die Besitzungen und Rechte in einer einzigen
Örtlichkeit nicht alle bei der ersten Nennung des betreffenden Ortes zusammen
angeben, sondern sie statt dessen getrennt anführen? So ist denn auch an anderen
Stellen des Lehnsbuches zu beobachten, daß der Schreiber verschiedene Lehen, die
alle in einem Ort liegen, durchaus zusammenfaßt und sie nicht getrennt anführt1054 *.
Nun bleibt noch die Frage offen, welches der beiden Otternheim mit Gau-
Odemheim und welches mit Ottersheim zu identifizieren sei. Mir scheint, daß die
triginta mansos in Otternheim1055 mit den Ottersheimer Besitzungen idenüsch sind,
da diese in unmittelbarem Satzzusammenhang mit der Erwähnung der Pfedders-
heimer Besitzungen stehen1056. Damit könnte vom Anleger des Lehnsbuches
durchaus die geographische Nähe zwischen Ottersheim und Pfeddersheim zum
Ausdruck gebracht worden sein. Die beiden Orte liegen nur wenige Kilometer
voneinander entfernt. Hingegen findet die Vogtei in Otternheim erst am Ende des
Eintrages Erwähnung, so daß die Vermutung angebracht scheint, damit sei die
Vogtei in Gau-Odemheim, dem am nördlichsten gelegenen Ort des Komplexes,
gemeint. Eine letztgültige Sicherheit über diese Zuschreibung kann jedoch nicht
gewonnen werden.
1052 Ebda., S. 24. Zur besseren Verdeutlichung der Argumentation sei die gesamte Passage
hier wiedergegeben, die die vom Dagsburger Grafen an Werner II. verlehnten
Besitzungen betrifft: De comite Alberto de Dagesburg advocatiam super Eppeinsheim,
super bona sancti Salvatoris, triginta mansos in Otternheim et X. in Petternsheim.
Advocatiam super ecclesiam in Enseltheim et super curiam ad eam pertinentem et
beneficium in Bertheim annuatim V. libras solvens et advocatiam in Ottemheim.
1053 Ebda., S. 61, Anm. 203 u. 207.
1054 Z. B. bei den Lehen, die Werner von Boianden vom Grafen von Leiningen erhalten hat:
De comite de Liningen habeo donationem ecclesie cum decima in Albesheim et
advocatiam eiusdem villa (ebda., S. 22); ein weiteres Beispiel aus dem Abschnitt Uber
die Lehen vom Grafen von Saarbrücken mag genügen: Et donum ecclesie inferioris in
Nerstein cum decima et beneficio in eadem villa, quod Moguntie pertinet, cum mansis
eidem beneficio pertinentibus (ebda., S 25).
toss Sauer, Lehnsbücher, S. 24.
1056 Ebda
541
Haute-Seille/Hohforst
(F, Dép. Meurthe-et-Moselle, Arr. Lunéville, Cant. Cirey-sur-Vezouze,
Com. de Tanconville)
Ob die Dagsburger Grafen schutzvogteiliche Rechte gegenüber der Zisterzi-
enserabtei Haute-Seille1057 ausgeübt haben, wie in der Literatur öfters behauptet
wird1058, läßt sich nicht eindeutig beantworten, wie überhaupt das Vogteiverhältnis
weltlicher Großer gegenüber Klöstern des Zisterzienserordens problematisch
ist1059 1060. Jedenfalls scheinen die Beziehungen der Dagsburger Grafen zu Haute-Seille
unter Hugo VIIL, soweit wir erkennen können, gut*069 und unter Hugos Sohn,
Albert IL, besonders intensiv gewesen zu sein. So ist Graf Albert II. von Dagsburg
überdurchschnittlich oft in Urkunden zu finden, die Angelegenheiten der Abtei
Haute-Seille betreffen1061, angefangen von einer Urkunde von Bischof Bertram von
Metz aus dem Jahr 11911062. Albert II. stimmt in seiner Funktion als Hochvogt des
Metzer Bistums einer Übertragung von zwei Salzsiedehäusem in der bischöflichen
Saline Marsal durch Bischof Bertram zu1063.
Des weiteren ist uns eine Urkunde von Bischof Konrad II. von Straßburg aus dem
Jahr 1198 bekannt, in der Albert II. als erster Laienzeuge genannt wird1064, was
möglicherweise auf eine herausgehobene Stellung des Grafen gegenüber der
1057 Zu Haute-Seille siehe E. DE Martimprey deRomécourt, L’abbaye de Haute-Seille, in:
MSAL3e série, 15^ vol, Nancy 1887, S. 86-136.
1058 So bei Parisse, La noblesse lorraine, 1. Bd., S. 523; Toussaint, Grafen, S. 120.
1059 Siehe dazu die Ausführungen im Art. 'Baumgarten'.
1060 Siehe die Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg aus dem Jahre 1159, Original in Nancy,
AD M-et-M, H 594, abgedruckt bei Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, Nr. 3, S.
29 f. (im Ndr. S. 293 f.). Hugo VIII. überläßt der Abtei Haute-Seille Weide- und
Holznutzungsrechte in omni dominatione de Dasborc. Auch bei der Übertragung der
Allmendemitbenutzung an Haute-Seille durch die Äbtissin von Andlau ist Hugo VIII.
als Andlauer Vogt zugegen (siehe die undatierte Urkunde der Andlauer Äbtissin
Mathilde in Nancy, AD M-et-M, H 631, abgedruckt bei Büttner, Andlauer Besitz und
Reichsgut, Nr. 1, S. 27 f., im Ndr. S. 291 f.).
1061 An dieser Stelle sei auf eine große Schwierigkeiten bereitende Urkunde aus dem Jahre
1155 verwiesen (angebliches Original in Nancy, AD M-et-M, H 594, abgedruckt bei
Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, Nr. 2, S. 28 f., im Ndr. S. 292 f.), in der Abt
Anselm von Maursmünster an Abt Gerhard von Haute-Seille Nutzungsrechte im
Maursmünsterer Klostergebiet überträgt, wie es vorher schon Bischof Stephan von Metz
und Albert von Dagsburg getan hätten. Möglicherweise handelt es sich hier um eine
Fälschung Siehe dazu oben das Kap. 'Albert, ein Sohn Alberts I. von Dagsburg?'.
1062 Urkunde von Bischof Bertram von Metz aus dem Jahr 1191, Original in Nancy, AD M-
et-M, H 544. Zwei spätere Abschriften befinden sich ebenfalls in Nancy, AD M-et-M,
beide unter der Signatur H 599, Regest bei Voigt, Bertram von Metz, 2. Teil, Nr. 70, S.
74, der allerdings das Original nicht kennt, sondern lediglich eine der beiden späteren
Abschriften.
1063 Ebda.: Noveril ... contulimus ecclesie Alle Silue duas sessas salinarias. que nobis
hactenus fuerunl inutile in villa nostra de Marsal libéras in perpeluum possidendas ...
Acta sunt hec volunlate Alberti comitis Mettensis ...
1064 Original in Nancy, AD M-et-M, H 633, abgedruckt bei Wentzcke, Ungedruckte
Urkunden, Nr. 10, S. 589 f.; zur Datierung siehe ebda., S. 590, Anm. 7. - RegBfeStr I,
Nr. 702, S. 372; zu der Urkunde siehe auch oben den Art. 'Erstein'.
542
Zisterze Haute-Seille hindeutet. Bischof Konrad II. beurkundet hierin einen
Kaufvertrag zwischen Burchard von Kirchheim und der Abtei Haute-Seille.
Außerdem bestätigte der Bischof, daß sein Vorgänger im Bischofsamt einen
Vergleich zwischen der Kirche von Erstein und dem Pleban von Romansweiler mit
Haute-Seille über den Zehnten von Romansweiler vermittelt habe1065.
Vor allem jedoch sieht man Albert II. in Sachen der Abtei aktiv, als er zusammen
mit dem Metzer Bischof in einem Streit zwischen Haute-Seille und Kuno von
Türkstein einen Frieden zugunsten der Zisterzienserabtei vermittelte1066, wonach
Kuno von Türkstein sein Allod dem Dagsburger Grafen zu Lehen auftragen
mußte1067. Die Vermittlertätigkeit Alberts kam auch ausdrücklich auf Bitten der
Mönche von Haute-Seille zustande1068. Man muß den Vorgang nicht iiberin-
1065 Ebda. Friedel, Erstein, 1927, S. 245 f., möchte den Umstand, daß die Abtei Haute-
Seille in Romansweiler begütert war, auf eine Schenkung der Dagsburger Grafen
zurückfuhren. Die Begründung Friedeis scheint mir allerdings nicht stichhaltig. Er gibt
für seine These, daß die Rechte der Abtei Haute-Seille in Romansweiler auf eine
Schenkung der Dagsburger Grafenfamilie zurückzuführen seien, folgendes an: „Denn
von Altorf, wo Alta Silva gleichfalls begütert war, wissen wir, dass eine Begabung
durch die Tochter des Grafen Albert von Dagsburg zu Grunde liegt“ (ebda, S. 246). Das
inhaltliche Verstehen dieses mißverständlich ausgedrilckten Satzes wird zusätzlich noch
durch den Umstand erschwert, daß Friedel, der nur sporadisch genaue Quellenangaben
macht, in diesem Falle zu der Urkunde Gertruds von Dagsburg keine Belegstelle nennt.
Man könnte nun die Behauptung Friedeis in zweierlei Hinsicht verstehen:
a) Die Abtei Altdorf besitzt Güter oder Rechte in Romansweiler, welche ihr von der
Gräfin Gertrud geschenkt wurden, oder
b) die Abtei Haute-Seille hat in Altdorf von Gertrud Besitz geschenkt bekommen.
Nun ist aber Altdorfer Besitz in Romansweiler nicht nachzuweisen (vgl. die
Besitzzusammenstellung für Altdorf bei Sieffert, Altdorf, S. 75-105), so daß als
Interpretation nur die unter b) angeführte Möglichkeit bleibt. Es existiert eine Urkunde
Gertruds von Dagsburg aus dem Jahr 1224, in welcher sie der Abtei Haute-Seille ihr
Allod in Altdorf für die 100 Pfund Metzer Geldes, welche ihr verstorbener erster
Gemahl, Herzog Theobald von Oberlothringen, der Abtei noch schuldete, überläßt.
Druck der Urkunde bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., S. 299; Regest: Böhmer-Ficker-
Winkelmann V,4, Nr. 10916 - Duvernoy, Catalogue, Nr. 338, S. 213. Es ist wohl
anzunehmen, daß Friedel auf diese Urkunde Bezug nimmt. Der Umstand aber, daß
Gertrud von Dagsburg die Abtei Haute-Seille in Altdorf begabt hat, läßt doch aber
keinesfalls den Analogieschluß zu, die Rechte Haute-Seilles in Romansweiler seien
ebenfalls auf eine Schenkung durch die Dagsburger zurückzuführen. Der kausale
Zusammenhang, den Friedel sehen will, läßt sich also nicht herstellen. Um zu einer
befriedigenden Antwort zu gelangen, müßte man doch fragen, ob die Grafen von
Dagsburg-Egisheim in Romansweiler begütert waren. Dort lassen sich aber keine
dagsburgisehen Güter nachweisen. Im Falle Ersteins, das ebenfalls in Romansweiler
begütert war, möchte Friedel schließlich auch keine Dagsburger Schenkung sehen,
sondern kaiserliche Begabung annehmen (Friedel, Erstein, S. 246): „Ob Erstein aus
derselben Quelle geschöpft [sic!], ist allerdings fraglich. Das Dorf [= Romansweiler]
gehört später zu den Reichsdörfern und möglicherweise liegt hier eine kaiserliche
Schenkung vor“ (ebda.). Es dürfte wahrscheinlicher sein, die Rechte der Abtei Haute-
Seille in Romansweiler ebenfalls auf eine kaiserliche Schenkung zurückzuführen.
1066 p)je Urkunde ist abgedruckt bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 2, S. 182 f.
1067 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 12.
1068 Siehe ebda
543
terpretieren, wenn man daraus schließt, daß der Dagsburger Graf hier als
Beschützer von Haute-Seille auf trat. Nach Beilegung des Streites mit Haute-Seille
tätigten Kuno von Türkstein und seine Familie mehrere Schenkungen an die
Zisterzienser-abtei, die diese nun alle durch Albert II. absegnen lassen mußte1069.
Der Konvent von Haute-Seille wurde zudem als Begünstigter in dem ca. 1204
abgeschlossenen Erbschaftsvertrag zwischen Albert II. und seinem Neffen, Hein-
rich I. von Brabant, genannt. Falls der Dagsburger Graf vor der kompletten Zahlung
der Entschädigungssumme durch Heinrich von Brabant aus dem Leben schiede,
sollte der Restbetrag dem Konvent von Haute-Seille überwiesen werden1070.
Letztmalig sehen wir Albert II. gegen Ende des Jahres 1204 als Zeugen in einer
Urkunde, die Haute-Seille betrifft. König Philipp von Schwaben bestätigt den
Verzicht von Bischof Matthäus von Toul auf den Ort Tanconville zugunsten der
Abtei Haute-Seille1071.
Umgekehrt finden wir ebenso Abt Heinrich von Haute-Seille als Intervenient in
einer Urkunde Alberts II. für die Abtei Villers-Bettnach1072. Albert II. bestätigt der
Abtei die Verpachtung eines Gutes bei dem heute abgegangenen Ort Fliesbom
durch Arnulf von Virei und verzichtet schließlich selbst, durch Bitten Heinrichs von
Haute-Seille veranlaßt, auf seine Besitzrechte an dem Ort1073.
Diese hier aufgeführten urkundlichen Zeugnisse unterstreichen meines Erachtens
die besondere Beziehung zwischen Albert II. und der Zisterzienserabtei Haute-
Seille und zeigen, daß er der Abtei gegenüber immer wieder als Förderer,
Sachwalter und als Beschützer im schutzvogteilichen Sinne aufgetreten ist. Die
Verbindung zwischen Haute-Seille und der Dagsburger Familie blieb auch nach
dem Tod Alberts II. bestehen. So hat im Jahr 1212 Abt Heinrich von Haute-Seille
als Schiedsrichter in dem Streit um Moha und Waleffe zwischen dem Lütticher
Bischof auf der einen Seite und Herzog Friedrich von Oberlothringen und dessen
Sohn Theobald, der hier als Gemahl und Vormund Gertruds von Dagsburg auf trat -
da es in dem Streit um das niederlothringische Erbe Gertruds ging -, auf der anderen
Seite vermittelt und eine Einigung herbeigeführt1074, die von der oberlothnngischen
Partei auch akzeptiert wurde1075. Schließlich gibt es noch eine Urkunde aus dem
Jahr 1224, die uns anzeigt, daß Gertrud ihr Altdorfer Allod an Haute-Seille
1069 Es handelt sich um drei undatierte, wohl, wie Lepage vermutet, um 1201 ausgestellte
Urkunden, eine von Kuno von Türkstein, abgedruckt bei Lepage, Les seigneurs, Nr. 4,
S. 184 f., und zwei Urkunden Alberts II., Originale in Nancy, AD M-et-M, beide mit der
Signatur H 578, abgedruckt bei Lepage, Les seigneurs, Nm. 5 u. 6, S. 185 f.
1070 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
i°7i Druck des Diploms bei Büttner, Toul im Vogesenraum, S. 127 f.; zur Datierung siehe
Böhmer-Zinsmaier, Nr. 9; vgl. auch Hessel, Elsässische Urkunden vornehmlich des
13. Jahrhunderts, S. 63 f., Zinsmaier, Urkunden, S. 54, Anm. 188; Pöhlmann-Doll,
Regesten, Nr. 33, S. 13. ,
1072 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 11.
1073 Siehe ebda
1074 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 106, S. 168.
i«75 Ebda., Nr. 107, S. 169.
überschrieb, um damit die Schulden ihres bereits verstorbenen ersten Gemahls,
Herzog Theobald I. von Oberlothringen, zu begleichen1076.
Heiligkreuz bei Woffenheim
(F, Döp. Haut-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Colmar Sud, Com. de
Sainte-Croix-en-Plaine)
Das Kloster Heiligkreuz in Woffenheim war von Hugo IV. von Egisheim und seiner
Gemahlin Heilwig gestiftet und auch deren Grablege geworden1077. Nach dem Tod
dieses Paares und von zweien ihrer Söhne, Gerhard und Hugo, war die Verant-
wortung für das Kloster auf ihren dritten Sohn, Papst Leo IX., übergegangen, wie
wir aus dem im Jahre 1049 für dieses Kloster ausgestellten Privileg Leos IX.
erfahren1078. In diesem Privileg wird auch die Vogteifrage geregelt. Als Vogt sollte
nach Leos IX. Willen sein Neffe Heinrich, der Besitzer der Burg Egisheim,
fungieren1079. Die Vogtei sollte immer in der Familienhand verbleiben, und zwar
dergestalt, daß nach dem Tod Heinrichs immer derjenige der Vogt von Heiligkreuz
sein sollte, der sich als der jeweils älteste Besitzer der Burg Egisheim ausweise1080
Als Einkünfte aus der Vogtei sollte dem Vogt der Ertrag des Meierhofes von
Urbeis/Orbey zustehen, außer einem zur Verwaltung der Zehnten der Ortskirche
und der Klosterkirche abgestellten Bauern aus diesem Ort, der mit seinem Lehen
von Vogteiabgaben befreit war1081. Im Falle einer Erweiterung des Klosterbesitzes
sollte der Vogt lediglich den zwölften Teil davon erhalten, jedoch mit der
Einschränkung, daß er erst dann eine Hufe von der Äbtissin zugewiesen bekam,
wenn der neu erworbene Klosterbesitz auf zwölf Hufen angewachsen war. Danach
i°76 Druck der Urkunde bei Grandidier, Œuvres, 3. Bd., Nr. 282, S. 299 f. - Regest:
Böhmer-Ficker-Winkelmann V,4, Nr. 10916, Duvernoy, Catalogue, Nr. 338, S. 257.
1077 Siehe dazu oben, S. 197 ff.
1078 Schöpflin, Alsatia diplomatica, 1. Bd., Nr. 207, S. 163 f.: Ecclesiam patris mei
Hugonis & t na Ir is meœ Heilwigdis, ambonunque fratrum meorum Gerardi & Hugonis
videlicet jam defunctorum, meique memor adhuc viventis, & apostolica sede licet
indignissime tamen sedentis, ab eisdem meis parentibus fundatam & suo studio
dedicatcun, mihique jure hœredilario delegatam, prceditus legalis successionis jure
nostree apostolicce sedi substituo ... (Zitat ebda, S. 163).
1079 Ebda., S. 163: ... sed ipsa advocatio, sicut nunc eam conunisi nepoti meo Heinrico,
castrum Egensheim habenti, ita semper dum vixerit.
1080 Ebda, S. 163: Postqucun vero Heinricus nepos meus diem clauserit extretnum, ipsi, qui
major est natu, inter possessores castri supradicti, si plures extiterint, advocatia
debeatur, & tunc sit in electione abbatissœ ipsius tui loci (sæpe memoranda
gloriosissima crux f) tuæque congregationis, quemvis eorum instituere velint, cui non
plus attineat pro advocatice mercede quam quod praefatum est & constitutum est pro
Heinrico. Quod si nemo superstes fuerit haeres, tunc non alio, sed ad genus nostrae
parentelae recurrant, indeque sibi quemcunque propinquiorem velint advocatum
suscipiant, ut semper ipsa advocatia maneat in nostro genere.
1081 Ebda., S. 163 : ... in eo consistat, nec pro ipsa advocatione plus, nisi quod de
villicatione, quae dicitur Orbeii, juste suscipiat, ita ta/nen ut unus villanus semper
remaneat ydoneus cum beneficio suo, qui decimas ecclesiae villae ipsius, ipsamque
ecclesiam custodiat, ipsi tuo venerabili loco, sancta vivifica crux f qui etiaun ab omni
advocati ditione sit absolutus, ut suum secure persolvat officium, Orbey/Urbeis liegt
östlich von Colmar, unweit von Pairis, vgl. Barth, Handbuch, 3. Bd., Sp. 1608 f
545
mußte der Vogt wieder solange warten, bis dem Kloster erneut ein Besitzzuwachs
von zwölf Hufen erwachsen war, um eine weitere Hufe zu erhalten1082. Auch hatte
die Äbtissin bei Mißbrauch des Vogteiamtes das Recht, an den Papst zu appellieren.
Falls nach dem vom Papst ergangenen Spruch der Vogt von seinen Bedrückungen
dem Kloster gegenüber nicht ablasse, wäre es der Äbtissin und dem Konvent
erlaubt, sich aus dem dagsburgisch-egisheimischen Geschlecht einen besser geeig-
neten Vogt zu erwählen1083.
Gerade die Bestimmungen zur Vogtei über Heiligkreuz in Woffenheim führen uns
die Einschränkungen vor Augen, denen der Vogt unterworfen war, so meint Raissa
Bloch in ihrer Untersuchung zur Klosterpolitik Leos IX. Der Papst habe mit den
Bestimmungen zu den Einkünften des Vogtes versucht, das Kloster gegen den
Mißbrauch des Instruments der Vogtei und vor Übergriffen durch die Vögte zu
schützen1084. Den Passus, daß die Vogtei in der Familie erblich sei, wertet Raissa
Bloch zwar als Zugeständnis an die Eigenherren, jedoch nicht als Stärkung von
deren Rechten, sondern lediglich als eine Sanktionierung bereits bestehender
Zustände1085.
Nach dem Tod Heinrichs I. von Dagsburg-Egisheim war es unter seinen
Nachkommen, Gerhard IV. und Hugo VI., wegen der Vogtei über Heiligkreuz zum
Streit gekommen. Die Ursache des Zwistes ist wohl darin zu suchen, daß beide -
neben dem in diesen Konflikt nicht involvierten Albert I. von Dagsburg-Egisheim -
einen Teil der Burg Egisheim geerbt hatten und nun beide die Vogtei über das
Hauskloster beanspruchten. Da Heiligkreuz ja dem römischen Stuhl unterstellt war,
gelangte die Sache natürlich vor den Papst, der in dieser Angelegenheit auch tätig
wurde. Gregor VII. hat einen Brief an die Bischöfe Werner II. von Straßburg und
Burkhard von Basel abgeschickt1086, in dem er beide Bischöfe ermächtigt, in dem
Streit um die Vogtei gemäß den Bestimmungen in dem Privileg Leos IX. zu
entscheiden1087. Er, Gregor, habe Einsicht in das Privileg Leos IX. genommen und
1082 Ebda., S. 163 f.: Praterea sive sub hoc Heinrico nepote meo, vel sub quolibet
advocatorum futurorum ipsum in rebus amplius creverit monasterium, quicunque
advocatus fuerit, excepto villicationis lucro villa pradicta, non plus emolumenti ex ipso
incremento sibi vendicare audeat quam duodecim partem, ita ut si minus quam
duodecim mansi sint, tam diu sustineat advocatus, donec impleatur numerus
duodecimus, & tunc talem mansum accipiat, qualem abbatissa ei dederit, sive in ipso
loco, sive in alio ejusdem utilitatis. Hoc etiam sit, si plus quam duodecim fuerint, in hiis
quee supersunt ad duodecim, quacunque res sint, sive in villis, sive in terris ac vineis,
interim expectet usque dum compleatur numerus.
1083 Ebda, S. 164: ... liceat abbatissa nostram sedem appellare, & apud Romanum papam
deponere querimoniam super injustiis monasterio suo ab advocato illatis. Quod si
advocatus papa judicio juste rem tractantis culpam correxerit, advocatia in eo
remaneat, si vero refutaverit, liceat abatissa, ejusque congregationi de nostro genere
propinquiorem, qui magis ydoneus possit inveniri, advocatum acquirere alium sibi.
1084 Vgl. R. Bloch, Klosterpolitik, S. 202 ff.
i«83 Ebda, S. 203 f.
1086 Der Brief Gregors VII. ist abgedruckt in: Das Regi ster Gregors VII., 1. Bd., Nr. 11,14, S.
146 f.
,087 Ebda., S. 146 f.: Verum, sicut nos certa relatione comperimus, nepotes illius, Hugo
videlicet et Gerardus, sua potius quam qu$ Dei sunt querentes nec tam sanctissimi viri
546
festgestellt, daß sein Vorgänger angeordnet habe, daß der Älteste aus seinem
Geschlecht auf der Egisheimer Burg die Vogtei über Heiligkreuz alleinig besitzen
und sie auch weiter in dessen Nachkommenschaft verbleiben solle1088. Gregor
schreibt ferner, daß, soweit ihm bekannt, Gerhard gegenüber Hugo der ältere sei,
folglich ersterer mehr Recht habe als Hugo, die Vogtei über Heiligkreuz
auszuüben1089. Er bittet die Bischöfe zu prüfen, ob sich die Sachlage so verhalte
wie er es dargelegt habe, und in diesem Falle Hugo zu untersagen, weiterhin die
Vogtei zu beanspruchen und gewaltsame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Andern-
falls werde ihn der päpstliche Bannstrahl treffen1090. Über den Schiedsspruch der
beiden Bischöfe und somit vor allem über den Ausgang des Streites erfahren wir
aus den Quellen leider nichts.
Wir kömien für die spätere Zeit lediglich feststellen, daß das Kloster ebenso wie der
Ort Woffenheim Pertinenz der Walhenburg war, eine der drei Egisheimer Burgen,
die im Besitz der Dagsburger Familie bis zum Tod der Gräfin Gertrud von
Dagsburg im Jahre 1225 verblieben war. Nach ihrem Tod wurde die Walhenburg
mit ihren Pertinenzen von den Pfirter Grafen als Erbe beansprucht1091. Diese
konnten ihre Ansprüche jedoch nicht durchsetzen und mußten sich schließlich dem
Straßburger Bischof Berthold von Teck beugen, die Walhenburg mit ihren
Pertinenzen dem Bischof ab treten und von diesem zu Lehen nehmen1092.
excommunicationem timentes, dum inter se de advocatia contendunt, monasterii bona
diripiunt et, quq ad sustentationem ancillarum Dei constituta sunt, sacrilegis
invasionibus militibus suis predam faciunt. Quapropter fraternitatem vestram multum
rogamus et admonemus, ut pro amore et debita sancto Petro obgdientia ambos in
locum aliquem vestro conventui aptum convocetis et causam utrimque diligenter
inquirentes finem contentioni eorum imponere summopere studeatis, in nullo quidem ab
ea, quq in privilegio prelibati patris nostri Leonis pap$ descripta est, constitutione et
determinatione digredientes.
1088 Ebda., S. 147: Ibi enim inter cetera eius apostolica sanctione decretum est, ut, qui
de progeniq sua in castro Egenesckem ceteris maior natu fuerit, curam advocati^ solus
teneat et in omnem posteritatem eius generis hqc potestas ita procedat.
1089 Ebda., S. 147: luxta quam ordinationem Gerardum quidem iustius agere et advocatiam
magis merito quam Hugonem amministrare putamus, quia qtate priorem esse
intelleximus.
1090 Ebda., S. 147: Quod si et vos ita esse cognoveritis, ex parte beati Petri et nostra
apostolica vestra etiam episcopali auctoritate Hugoni interdicite, ne ulterius ullo modo
de eadem advocatia se intromittat neque monasterium aut bona eius, cuiuscunque modi
sint, aliqua lusione vel contrarietate impetat. Alioquin sciat se apostolici gladii ictum
nullatenus evadere posse et non solum a gratia beati PETRJ, sed a communione totius
ecclesiq iudicio sancti Spiritus et apostolica sententia excommunicatum ac
condemnatum penitus separari.
1091 Die Urkunde ist abgedruckt bei SchOpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 544, S. 405 f.
Siehe das Zitat in der folgenden Anm.
1092 Ebda.: Preterea omni jure, quod nobis competebat, aut competere videbatur, occasione
hereditatis de Tagesburg, in castro Egensheim dicto der Walhenburg cum suis
attinentiis, videlicet dem heiligen Crutze & Woffenheim, excepto jure patronatus
ecclesie in Woffenheim, quod ab antiquo ad nos & nostros pertinebat progenitores, in
manus predicti domini nostri episcopi nomine sue ecclesie Argent. renunciavimus, &
presenti carta renunciamus, duobus castris in eodem colle sitis, que Petrus Melioc &
547
Allerdings verblieb das Patronatsrecht über das Kloster, das nicht zur Erbmasse
gehörte, wie in dem Vertrag ausdrücklich betont wird, bei den Pfirter Grafen1093.
Das Patronatsrecht mußte also schon früher aus dem ehemaligen Egisheimer Besitz
an die Pfirter gekommen sein. Hier kann man an einen Erbgang über die Linie Egis-
heim-Vaudemont denken. Friedrich I. von Pfirt hatte Stephanie von Vaudemont ge-
heiratet1094, die möglicherweise Rechte an dem Woffenheimer Kloster in die Ehe
eingebracht haben könnte. Eine weitere Möglichkeit für den Erbgang wäre 1143/44
beim kinderlosen Tod von Stephanies Bruder, Ulrich von Egisheim, gegeben1095 1096.
Heiligkreuz in Metz
(F, Dep. Moselle, Metz ist Hauptort des Dep.)
Im Zusammenhang mit dem Grafenamt und der Vogtei über das Hochstift Metz
besaßen die Dagsburger Grafen auch Rechte an der Kirche Heiligkreuz in Metz.
1096. Konkret können wir an Rechten der Dagsburger Grafen das ius patronatus
über die Heiligkreuzkirche und die Kapelle St. Ferrucius in Metz erkennen. Albert
II. hatte es als erbliches Lehen des Metzer Bischofs inne. Er resigniert im Jahre
1197 diese Rechte mit Zustimmung seines Vasallen Widerich von Rimport zur
weiteren Übertragung an das Kollegiatsüft St. Theobald zu Metz in die Hände von
Bischof Bertram1097. Diese Übertragung wird schließlich von König Philipp von
Schwaben am 7. April 1200 bestätigt1098.
Herbitzheim
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Saveme, Cant. Sarre-Union)
Vogteirechte der Dagsburger Grafen über das alte, im Bistum Metz gelegene Bene-
diktinerinnenkloster Herbitzheim1099 zeigen sich in einer im Jahre 1171 ausge-
Baldemarus a nobis possident, a prelibato dotnino episcopo & ecclesia Argent. nobis &
nostris heredibus in jeudum reservatis.
1093 Siehe das Zitat in der vorangegangenen Anm.
1094 Zu dieser Ehe siehe oben, S. 76 f.
1095 Zu Ulrich von Egisheim siehe oben, S. 75 f.
1096 Die Kirche Heiligkreuz in Metz ist nicht zu verwechseln mit der Prämonstratenserabtei
Heiligkreuz vor Metz. Zur Abtei Heiligkreuz werden jedoch auch Beziehungen mit den
Dagsburger Grafen kurz vor dem Jahr 1161 faßbar. Hugo VIII. von Dagsburg stimmt
der Übertragung eines Landstückes zwischen Lesse und Marthille an Heiligkreuz in
Metz zu, welche die Brüder Gilo und Wiricus zusammen mit ihrem sororius Anselrnus
vornehmen. Siehe dazu ausführlich oben im Abschnitt 'Besitzungen' den Art. 'Lesse'.
1097 Als Belege siehe im Anhang die drei Urkunden Nr. 7 (Urkunde Alberts II. von
Dagsburg, Original in Metz, AD Mos., 2 G 65, Nr. 10), Nr. 8 (Bestätigungsurkunde von
Bischof Bertram von Metz, Original in Metz, AD Mos., 2 G 65, Nr. 11) und Nr. 9
(Bestätigungsurkunde von Bischof Bertram von Metz, Original in Metz, AD Mos., G
1806, n° 1 und als Zweitausfertigung in 2 G 65, Nr. 12).
1098 Original in Metz, AD Mos., G 1806, n° 2. Die Urkunde ist abgedruckt bei BÖHMER,
Acta, Nr. 214, S. 195 f.; Regest: Böhmer-Ficker, V,l, Nr. 45.
1099 Siehe T. deMorembert, Herbitzheim, in: DHGE23, Paris 1990, Sp. 1377 f.; vgl. auch
Reichsland III, S. 424 f.
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stellten Urkunde von Agnes, der Äbtissin von St. Glossinde in Metz und auch des
Marienklosters in Herbitzheim, in der sie unter Vermittlung ihres Vogtes, des
Grafen Hugo VIII. von Dagsburg, der Abtei St. Cyriacus in Altdorf drei dem
Herbitzheimer Kloster gehörende Hufen, Äcker und Reben, welche bei Dorlisheim
lagen, übertrug. Als Zins mußte die Altdorfer Abtei jährlich am 11. November 33
Ohme an Herbitzheim und ein Ohm an den Schulzen zahlen1100. Außerdem hatten
die Altdorfer die Übernachtung und Verpflegung der Zugtiere zu übernehmen1101.
Hugo VIII. ist in dieser Urkunde ebenfalls noch unter den Zeugen genannt1102.
Möglicherweise gehen die Besitzungen des Klosters Herbitzheim in Dorlisheim auf
eine Schenkung der Dagsburg-Egisheimer Grafen zurück, wofür aber entsprechende
Quellen fehlen. Für ein Mitglied dieser Familie, den von Otto I. in einem
Hochverratsprozeß 952 verurteilten Grafen Guntram, läßt sich jedenfalls Besitz in
Dorlisheim nach weisen, den er an das Kloster Altdorf geschenkt hatte1103.
Auch Albert II,, der Sohn Hugos VIII., ist noch als Inhaber der Herbitzheimer
Vogtei bezeugt. In der undatierten, vor dem Jahr 1204 ausgestellten1104
Erbschaftsvereinbarung zwischen Graf Albert von Dagsburg und dem Herzog
Heinrich von Brabant1105 zählt Albert II. seine Besitzungen auf, die Herzog
Heinrich von Brabant erhalten soll, so unter anderem auch die abbatia et aduocatia
de Herbotheim, et Omnibus attinentiis1106. Diese Differenzierung zwischen Rechten
noo Original in Straßburg, AD BR, lit. H 1, Fonds Altdorf, Charta Agnetis Abbatissae: Ego
igitur Agnes, humilis abbatissa sancte Clodesindes metensis et sancte Marie de
Herbotesheim, notum esse uolo tam nostri temporis quam in perpetuum successuris
Christi fidelibus, quod tres mansos agrorum et uinearum, quos ecclesia nostra de
Herbotesheim possidebat in montanis circa Torolvesheim, firma et stabili largitione
possidendos in perpetuum hereditario iure tradidi ecclesie beati Cyryacy de Altorph,
assensu et uoluntate capituli et familie nostre de Herbotesheim per manum aduocati
nostri Hvgonis, comitis de Tagesburc..sub reditione census annualis unius carrate et
dimidie vini claustro de Herbotesheim et scultheto eiusdem loci unius hame vini.
Statutum est itaque ut quantitas census prefati persoluatur annuatim, in festo sancti
Martini de eodem vino quod creueril super fundum et mansos predictos\ die Urkunde ist
abgedruckt bei Sattler, Altdorf, Nr. 10, S. 259 ff., und Parisse, Agnès, abbesse de
Sainte-Glossinde, Nr. 2, S. 49 f.; Regest bei A. H. Jungk, Regesten zur Geschichte der
ehemaligen Nassau-Saarbrückischen Lande (bis zum Jahre 1381), Saarbrücken
1914/1919, Nr. 111, S. 34; vgl. dazu Levy, Herbitzheim, S. 12, u. Sieffert, Altdorf, S.
89; siehe oben, im Kapitel 'Vogteien' den Art. 'AltdorP.
1101 Straßburg, AD BR, lit. H 1, Fonds Altdorf, Charta Agnetis Abbatissae: Animalia etiam
et persone, que mittentur ad censum recipiendum, procurabuntur a monachis apud
Altorph, per noctem et in crastino prandio et sic recepto censu dimittentur abire.
1102 Ebda.: Prêter hos, aduocatus Hvgo comes et Waltrammvs subaduocatus.
1103 Siehe dazu oben im Kapitel 'Besitzungen' den Art. 'Dorlisheim'.
1104 Aders, Regesten, S. 21, vermutet, daß die Urkunde „um 1202“ ausgestellt wurde.
1105 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13; - Regest: Aders, Regesten, Nr. 4, S. 21.
1106 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13; vgl. zur Namensform auch die Auflistung der in der
urkundlichen Überlieferung vorkommenden Schreibweisen für den Namen der Abtei
Herbitzheim bei Lev Y, Herbitzheim, S. Xlllf. Levy, S, XIV, kennt als mittelalterliche
Schreibweise für Herbitzheim auch noch die Form Herbreheyrn, die auch in der neueren
Forschung immer wieder zitiert wird. Levy nennt als Zeitraum für das Vorkommen
dieser Namensform den Anfang des 13. Jahrhunderts (ebda.). Das läßt den Schluß zu,
daß sich seine Behauptung auf den Druck der Erbschaftsvereinbarung bei BUTKENS,
549
über die Abtei und Vogtei kann für das beginnende 13. Jahrhundert auf keinen Fall
in Richtung von eigenkirchlichen Rechten an der Abtei Herbitzheim interpretiert
werden. Zudem war Herbitzheim eine ehemalige Reichsabtei1107. Es ist zu
vermuten, daß Albert II. in der Vereinbarung zwischen der Vogtei über die Abtei
einerseits und andererseits zwischen der Vogtei des von Herbitzheim abhängigen
Herrschaftsgebietes, das wohl schon eine gewisse Eigenständigkeit erreicht haben
wird, differenziert. Zu dieser Herbitzheimer Vogtei, die anscheinend in Ansätzen
eine Herrschaftsbildung erkennen läßt, gehörten Rechte in den Ortschaften
Gremingen, Grundweiler, Herbitzheim, Kalhausen, Keskastel, Örmingen,
Rahlingen, Remeringen, ein Teil Salzbronns, Sankt Michael und Silzheim1108.
Auch in der Südpfalz an der Rodalbe - in dem Dorf Rodalben - kann man Herbitz-
heimer Besitz ausmachen1109, der wohl auch vogteiliche Rechte beinhaltete, und
zwar in den der späteren Herrschaft Gräfenstein neben Rodalben zugehörenden
Orten Clausen, Kaltenbach, Merzalben, Münchweiler, Riegelbom, Steinbach und in
einem Hof zu Weiler1110
Von Albert II. sind uns zusätzlich noch zwei Schenkungen bezeugt, die eine engere
Beziehung des Grafen zu dem Herbitzheimer Kloster erkemien lassen. So hat er,
wie aus einer Urkunde von Bischof Reynald von Metz vom 7. Mai 1308 für
Herbitzheim hervorgeht, jener Abtei eine Salzpfanne in Saaralben geschenkt1111.
Von der zweiten Schenkung erfahren wir durch eine Bestäügungsurkunde von
Papst Bonifaz VIII. vom 2. März des Jahres 1297. Hierin ist zu lesen, daß einst Gral
Trophées 1, preuves, S. 234, bezieht, denn nur hier findet sich die Namensform
Herbreheym. Diese Schreibweise geht aber wahrscheinlich auf ein Versehen von
Butkens zurück, im Original steht indes Herbotheim (siehe im Anhang, Urkunde Nr.
13). Die Schreibweise Herbreheym für Herbitzheim kann folglich für das Mittelalter
nicht nachgewiesen werden. Richtige Wiedergabe der Namensform aus der Erbschafts-
vereinbarung zwischen Albert II. von Dagsburg und Herzog Heinrich I. von Brabant bei
Aders, Regesten, Nr. 4, S. 21, der allerdings nur darauf verweist, es handele sich um
das Kloster „Herbotheim“, den heute üblichen Namen also nicht nennt.
1107 MGH Capitularia regum Francorum 11,1, ed. A. Boretius u V. Krause, Hannover
1890, Nr. 251, S. 193 ff.
1108 Die Aufstellung der Orte folgt den sich nicht ganz entsprechenden Zusammenstellungen
bei Levy, Herbitzheim, S. 77 f., und Herrmann, Saarwerden, 2 Bd., S. 44.
1109 Siehe Mötsch, Regesten, 2. Bd., Nr. 1917, S. 188 f., Mitteilung des Kardinalpriesters
Pileus an den Grafen von Sponheim vom 20. Januar 1381, aus der hervorgeht, daß das
Patronat Uber das Dorf Rodalben bisher dem Kloster Herbitzheim zugehörte.
1110 Siehe Mötsch, Regesten, 1. Bd., Nr. 1386, S. 757 f, Urkunde vom 18 Juni 1367: Die
Brüder Friedrich der Ältere und Friedrich der Jüngere, beide Grafen von Leiningen,
verkaufen dem Pfalzgrafen bei Rhein, Ruprecht dem Älteren, die Feste Gräfenstein mit
Zubehör und die Dörfer Merzalben, Rodalben, Clausen, Steinbach, Riegelborn,
Münchweiler, Kaltenbach und den Hof bei Weiler. Siehe auch ebda., 3. Bd., Nr. 3981,
S. 433 f., Urkunde vom 23. August 1420: Graf Johann von Sponheim verpfändet die
Burg Gräfenstein mit den dazugehörigen Dörfern Merzalben, Rodalben, Clausen,
Steinbach, Riegelborn, Münchweiler, Kaltenbach und den Hof zu Weiler an Bernhard,
Markgraf zu Baden; vgl. dazu H.-W. Herrmann, Handel und Verkehr zwischen dem
nördlichen Oberrhein und der Saar- und Moselgegend im Spätmittelalter, in: JWLG 21,
1995, S. 344.
1111 Abschrift im Kopialbuch von Joh. Andreae 1638, im Landesarchiv Saarbrücken,
Bestand: Nassau-Saarbrücken II, Nr. 2444. Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 30.
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Albert II. von Dagsburg mit Zustimmung des Metzer Bischofs das Patronat der
Kirche in Volmunster an die Abtei Herbitzheim übertragen habe1112
Joseph Levy gibt nun auch noch die Tochter Alberts II., Gertrud, als Inhaberin der
Vogtei an1113. Er bezieht sich dabei auf die einschlägige Stelle der Erbschafts-
vereinbarung zwischen Albert von Dagsburg und Heinrich von Brabant1114.
Allerdings kann man bei Überprüfung der Passage feststellen, daß in dieser Ver-
einbarung von einer Tochter Alberts II. keine Rede ist1115, zumal sie ja zu dem
Zeitpunkt, als die Abmachung geschlossen wurde, noch gar nicht geboren war.
Levy schließt wohl nur aus dem Umstand der Nichtwirksamwerdung der Erb-
schaftsvereinbarung durch die Geburt der Tochter Gertrud im Jahre 1206, daß Ger-
trud als Erbin Alberts von Dagsburg die Vogtei über Herbitzheim innehatte.
Die Grafen von Dagsburg haben die Vogtei des im Vertrag vom 8. August 870
zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen erstmals erwähnten und
hierin dem Herrschaftsbereich Ludwigs zugeschlagenen Klosters1116 wahr-
scheinlich durch den Metzer Bischof erhalten1117, dem Herbitzheim seit dem Jahre
908 mit Unterbrechungen zugefallen war1118. Der Besitz des Klosters und der
Vogtei war für die Dagsburger Grafen eine wichtige Erweiterung ihres Einflusses in
der Saargegend, da sie ja ebenfalls in dem ca. vier Kilometer von Herbitzheim
entfernten Saaralben und auch in Sarrebourg Besitzungen hatten1119. Wahr-
scheinlich erst nach dem Tod der Gräfin Gertrud von Dagsburg im Jahre 1225
wurde unter Abzweigung einiger oben schon genannter Vogteirechte an der
Rodalbe in der Südpfalz, welche an die Leininger Grafen kamen1120, die Vogtei
1112 Paris, BN, Collection de Lorraine 284, f. 364: Exhibita siquidem nobis vestra petitio
continebat, quod quondam Adelbertus comes de Asburg cupiens terrena pro celestibus
et caduca pro eternis felici commercio commutare ius patronatus, quod in ecclesia de
Welemunstere Metensis diocesis obtinebat, prout spectabat ad eum, uobis et per uos
monasterio uestro pro sue et parentum suorum animarum remedio contulit, intuitu
pietatis uenerabilis fratris nostri... Metensis episcopi ad id accedente consensu, prout
in patentibus litteris inde confectis plenius dicitur contineri. • Regest: JUNGK, Regesten,
Nr. 776, S. 228, - vgl. Levy, Herbitzheim, S. 17.
11,3 Levy, Herbitzheim, S. 78.
1114 Ebda., S. 78, Anm. 3. Text der Erbschaftsvereinbarung zwischen Albert II. von
Dagsburg und Herzog Heinrich siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
1115 Siehe im Anhang, Urkunde 13.
11,6 MGH Capitularia regum Francorum 11,1, Nr. 251, S. 193 ff.; vgl, dazu Levy,
Herbitzheim, S. 5, mit falscher Datumsangabe.
1117 Siehe dazu Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 44.
11,8 Urkunde vom 18. Januar 908 von Ludwig dem Kind (D LdK 57, S. 183ff.); vgl. dazu
Levy, Herbitzheim, S. 8, mit falschem Datum, weil er sich auf einen fehlerhaften Druck
der Urkunde stützt (vgl. die Vorbemerkung zu D LdK 57, S. 183). Ab 911 findet sich
die Vogtei des Klosters wieder in dem Besitz der Grafen von Metz. 1055 wird das
Kloster durch Bischof Adalbero III. von Metz und die Herzoge von Lothringen
restauriert (vgl. ebda., S. 9); vgl. Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 44.
1119 Siehe oben im Kapitel 'Besitzungen' die Art. 'Saaralben' und 'Sarrebourg/Saarburg'.
1120 Toussaint, Grafen, S. 112, will die Herkunft der Vogteirechte an der Rodalbe aus dem
Saarbrücker Erbe herleiten; dagegen spricht sich mit guten Gründen neuerdings
Herrmann, Handel und Verkehr, S. 344, für eine Herkunft dieser leiningisehen
Vogtei rechte aus dem dagsburgischen Erbe aus.
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über die Herbitzheimer Besitzungen zwischen den Grafen von Saarbrücken und den
Grafen von Saarwerden aufgeteilt, während die Hochvogtei der Metzer Bischof
selbst behielt1121.
Hesse
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Sarrebourg)
Das oberlothringische Frauenkloster Hesse ist eine Stiftung der Familie der
Eberhardiner im späten 10. Jahrhundert1122. Die Abtei wurde von einem
Nachfahren der Stifter, Papst Leo IX., mit einem Privileg bedacht, in dem auch
Aussagen zur Vogtei gemacht werden. So sei Leos IX. Vater, Graf Hugo IV. von
Egisheim, justus in eisdem bonis advocatus, & haeres über die Frauenabtei
gewesen1123.
Die Vogtei über Hesse verblieb im Dagsburger Grafenhaus bis zu dessen Erlöschen.
So amtiert Hugo VIII. von Dagsburg im Jahre 1137 als Vogt von Hesse, als er
zusammen mit dem Vogt von St. Quirin, Graf Folmar von Bischofshomburg, einen
Gütertausch zwischen den beiden klösterlichen Einrichtungen vominunt1124. Aus
der am Anfang des 13. Jahrhunderts getroffenen Erbschafts Vereinbarung zwischen
Albert II. von Dagsburg und seinem Neffen, dem niederlothnngischen Herzog
Heinrich I. von Brabant, ist ersichtlich, daß auch noch der letzte Dagsburger Graf
im Besitz von Rechten über die Abtei war1125. Hiermit können im wesentlichen, da
es sich am Anfang des 13. Jahrhunderts wohl kaum mehr um eigenkirchliche
Rechte gehandelt haben kann, nur vogteiliche Rechte gemeint gewesen sein1126.
Die letzte Dagsburger Gräfin, Gertrud, hat schließlich ihre Rechte an Hesse dem
Metzer Bischof zu Lehen auf getragen1127.
Lure/Lüders
(F, Dép. Haut-Saône, Hauptort des Arr.)
Die Vogtei über das Kloster Lüders besaß laut der Vita S. Deicoli schon Gral'
Eberhard I., das erste uns bekannte Mitglied der Familie der Eberharde und späteren
1121 Vgl. dazu Levy, Herbitzheim, S. 78; Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 44.
1122 Siehe oben das Kap. 'Die Stiftung der Abtei Hesse'.
1123 Druck der Bulle Leos IX. bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Auf]., 2. Bd., preuves,
col. 287 ff., Zitat col. 289.
1124 Strasbourg, AD BR, H 609, № 5: ... cambium quodfactum est inter ecclesiam Hessen
et ecclesiam Sancli Qvirini per liberos advocatos scilicet Hugonem comitem de
Dagesburch et Volmarvm comitem de Huneburch, zur Vogtei der Dagsburger Grafen
über Hesse siehe oben den Art. 'Hesse'.
1125 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
1126 Allerdings werden in der Vereinbarung die genannten Rechte über Hesse nicht
präzisiert, auch erklärt Albert in dem Dokument bezüglich seiner Rechte Uber das
Kloster Herbitzheim, daß er seinem Neffen abbalia et aduocatia de Herbolheim, et
omnibus attinentiis im Erbfalle überschreibt (ebda.); vgl. dazu oben den Art.
'Herbitzheim'.
1127 Druck der Urkunde bei Marichal, Cartulaire 1, Nr. 147, S. 343 f.
552
Egisheimer Grafen1128. Nach dem Zusammenstoß dieses Grafenhauses mit Otto I.,
der sich am deutlichsten im Prozeß gegen den Grafen Guntram und seiner daraus
resultierenden Absetzung zeigt, verloren die Eberharde zum Teil ihre einflußreiche
Stellung im burgundischen Raum1129. So mußten sie den Ort Lüders dem König
übertragen, der ihn wiederum dem Abt Bertram und seinem Konvent schenkte, die
von Alanesberg nach Lüders umsiedelten1130. Die Vogtei über die Abtei Lüders
blieb den Eberhardinern aber erhalten, wenn auch nicht uneingeschränkt. Sie
mußten zukünftig die Vogtei mit Herzog Rudolf von Burgund teilen1131. Diese
Teilung der Vogtei ist im Lichte der Orientierung der Politik Ottos I. hin zum
burgundischen und italienischen Raum zu sehen1132.
Die Vogtei über das Kloster Lüders ist anscheinend über Heilwig von Egisheim,
welche Graf Gerhard von Vaudemont geheiratet hat, auf die Grafen von Vaudemont
übergegangen, denn Graf Hugo, der älteste Sohn Heilwigs, ist uns 1H8 als Vogt
von Lüders bezeugt1133.
Im Jahr 1226 ist die Vogtei in den Händen von Graf Friedrich II. von Pfirt, der
seiner Tochter Adcardis in ihre Ehe mit Theoderich IV. von Mömpelgart/Mont-
bcliard als Mitgift 500 Silbermark und als Pfand bis zur Auszahlung unter anderem
die Vogtei über Lüders gab1134. Theoderich IV. von Mömpelgart/Montbeliard
wurde wegen seines rigorosen Vorgehens gegen die Abtei schließlich exkommu-
niziert1135. Im Jahr 1250 kamt matt wieder den Grafen von Pfirt als Inhaber der
1128 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 679: Accitoque Heberardo comite,
consanguinitatis occasione scelus adhuc irnnane praesumpsit eique locum sanctum sub
advocationis tuitione cotmnisit.
1129 Zu den politischen Vorgängen siehe oben, S. 184-187.
U3° pol 199, S. 279; siehe oben im Kapitel 'Besitzungen' den Art. 'Luders'.
1131 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 682: Omnia secundum quod Divinitati placuit
imperator devotus fidelium consultu implevit; sacri invasores loci iniquos vocavit, iure
universali locum recipit atque ... beato viro, ... potestative contradidit. Ipsum quoque
Ruodulpho duci atque praefatis comitibus ad custodiendum sub fidelitatis suae
condictione commisit.
1132 Siehe dazu Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 164 ff.
1133 Die Urkunde, welche die Translation der Kolumbanreliquien nach Lüders beinhaltet, ist
abgedruckt bei Viellard, Documents, Nr. 142, S. 194: Anno ab Incarnatione Domini
millesimo C octavo x, ... XII0 kal. iulii, cenobio Luthre interesse sed alio negotio sancte
Ecclesie postea valde magno interveniente absente, Hugone filio comitis Gerardi
eiusdem loci advocato cum matre sua Hilwidi, est facta sancti Columbini translatio.
Viellard identifiziert den in der Urkunde genannten Grafen Gerhard fälschlicherweise
mit Graf Gerhard von Egisheim (ebda., Anm. 4); vgl. Poull, La Maison ducale de Bar,
Tome 1er, S. 67.
1134 Druck des Vertrages bei Viellard, Documents, Nr. 348, S. 405 ff.: ... et ipse comes
F irre tensis dabit... avoeriam de Liure cum appendiciis suis, ... (Zitat, ebda., S. 406);
weiterer Druck bei Trouillat, Monuments, 1. Bd., Nr. 334, S. 506 ff.; vgl. Wilsdorf,
Histoire, S. 84 u. 121; Trouillat identifiziert den Ort unrichtig mit dem einige Kilometer
südöstlich von Ferrette/Pfirt gelegenen Ort Lutter (Trouillat, 1. Bd., S. 506, Anm. 3);
dieser Auffassung folgt auch Clauss, Wörterbuch, S. 630 .
1135 Viellard, Documents, Nr. 358, S. 417, u. Nm. 361 f., S. 420 f.
553
Vogtei nachweisen, der schließlich anerkannte, für die Vogtei von Liiders ligischer
Lehensmann von Pfalzgraf Hugo von Burgund und dessen Frau Alice zu sein1136.
Die Frage, wann die Pfirter Grafen in den Besitz der Vogtei gekommen sind, kann
auf Grund der Quellenlage vorerst nicht geklärt werden. Fest steht, daß sie sie über
den Erbgang von der Familie der Dagsburg-Egisheimer Grafen oder aus deren
weiterer Verwandtschaft, so z. B. durch die Grafen von Vaudemont, erhalten haben
müssen. So könnten sie durchaus einen Anteil der Vogtei von dem nach 1143
verstorbenen Grafen Ulrich von Egisheim geerbt haben, welcher der Bruder von
dem als Vogt von Lüders bezeugten Hugo von Vaudemont und von Stephanie, der
Gemahlin Graf Friedrichs I. von PFirt, gewesen ist1137. Ob ein Teil der Vogtei 1225
in den Händen Gertruds von Dagsburg und somit bei dem Dagsburger Zweig der
Familie verblieben war, läßt sich leider nicht mehr feststellen. Für letztere Möglich-
keit wäre das auffallende Faktum ins Felde zu führen, daß 1226, ein Jahr nach dem
Tod Gertruds, die Grafen von Pfirt als Inhaber der Vogtei nachzuweisen sind1138.
Mantoncourt
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille)
Zum Patronatsrecht siehe im Kapitel 'Besitzungen' den Artikel 'Mantoncourt'.
Marsal
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille)
In der bischöflichen Vogtei Marsal, die neben der Stadt und Saline Marsal noch
Donnelay, Harraucourt mit dem Lehen Maldiné, Geistkirch und St. Médard mit
dem Lehen Bathelémont umfaßte1139, scheinen der Graf von Metz und andere
weltliche Große und geistliche Insütutionen ebenfalls Rechte besessen zu haben.
Dies wird deutlich aus einer Urkunde des Metzer Bischofs Bertram aus dem Jahr
1191. Der Bischof überträgt der Abtei Haute-Seille zwei in Marsal gelegene
Salzsiedehäuser. Dieser Übertragung stimmt Graf Albert II. von Dagsburg als
Hochvogt des Metzer Bistums neben dem eigentlichen Vogt von Marsal, Bertram,
zu1140.
Zudem berichtet uns die zweite Fortsetzung der Gesta episcoporum Mettensium im
Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit Simon von Leiningen um die
dagsburgische Erbschaft, daß der Metzer Bischof Johann von Apremont die Vogtei
И36 Ebda., Nr. 426, S. 484.
1137 Dies vermutet Wilsdorf, Histoire, S. 60.
1138 Im 12. Jahrhundert lassen sich noch Beziehungen der Dagsburger Grafen zu Lüders
feststellen. Siehe dazu oben den Art. ’Laubenheim'.
1139 Zu der wirtschaftlich bedeutenden Vogtei Marsal siehe Reichsland III, S. 632.
П40 Urkunde von Bischof Bertram von Metz aus dem Jahr 1191, Original in Nancy, AD M-
et-M, H 544: Noverit... contulimus ecclesie Alte Silue duas sessas salinarias, que nobis
hactenus fuerunt inutile in villa nostra de Marsal liberas in perpetuum possidendas ...
Acta sunt hec voluntate Alberti comitis Mettensis et de Dasborc et Bertranni advocati de
Marsal.
554
Marsal im Jahr 1227, in der der Vogt mehr Besitzungen oder Rechte hatte als der
Bischof, gegen einige Weinberge, die weniger wert gewesen seien, eingetauscht
habe1141. Simon von Leiningen, der letzte Gemahl Gertruds von Dagsburg, hatte
diese Rechte an der Vogtei Marsal anscheinend für sich beansprucht1142. Es läßt
sich allerdings, bedingt durch die Wahl des Wortes advocatus, nicht klären, ob in
den Gesta die Rechte und Besitzungen des direkten Vogts von Marsal oder jene des
Hochvogtes gemeint sind. Jedoch deutet der oben angesprochene Kontext, in dem
die Passage in den Gesta zu finden ist, wohl auf hochvogteiliche Rechte an Marsal.
Marthemont
(F, Dép. Meurthe-et-Moselle, Arr. Nancy, Cant. Vézelise)
Hugo VI. von Egisheim hatte neben anderen Lehen vom Bistum Toul den circa 20
Kilometer südöstlich von der Bischofsstadt gelegenen Ort Marthemont und die
dazugehörige Vogtei inne, die er schließlich in die Hände des Touler Bischofs Pibo
resignierte1143. Die Besitzungen sollten als Ausstattungsgut für St. Leo in Toul,
eine durch den Touler Domdekan Luctolf vorgenommene Stiftung, Verwendung
finden1144.
Maxe
(F, Dep. Moselle, Arr. Metz-Campagne, Cant. Woippy)
In dem nördlich von Metz gelegenen Ort Maxe1145 werden Rechte der Dagsburger
Grafen sichtbar. In saarwerdischem Besitz befand sich das Patronatsrecht der Pfarr-
kirche zu Maxe. Graf Ludwig I. von Saarwerden hatte dieses Recht vom Metzer
Bischof zu Lehen, mußte es jedoch dem Bischof zurückgeben, der es schließlich der
Prämonstratenserabtei Heiligkreuz in Metz übergab1146. Hans-Walter Hemnann
vermutet, daß dieses Patronatsrecht und weitere in der Umgebung von Metz
gelegene Besitzungen der Grafen von Saarwerden1147 durch die Heirat von Graf
1141 Gesta episcoporum Mettensium, continuatio altera, MGH SS X, S. 548: ... et insuper
advocatiam de Marsal, in qua multo plus habebat advocatus quam dominus, pro
quibusdam vineis, que erant modici valoris in respectu, permutavit.
1142 vgl. dazu Toussaint, Grafen, S. 124.
1143 Urkunde von Bischof Pibo von Toul aus dem Jahr 1091, abgedruckt bei Douche, Actes,
Nr. 24, S. 139 ff., u. bei Calmet, Histoire de Lorraine, 3, Bd., 2. Aufl., preuves, Sp. 20
ff.: Siquidem strenuus comes Hugo de Dalbort, venerabitis Henrici filius intrinsecus Dei
tactus inspiratione et nobilis prosapiae beati Leonis, de qua descenderat, ductus
dulcedine, praedictam villam [= Marthemont], assensu conjugis suae et heredum
suorum, a quodam magno beneficio, quod a nobis tenebat, avulsam de manu sua emisit
et exclusa omni hereditaria postulatione, in nostram dominicam manum reposuit
nihilque donationis vel advocatiae, nihil omnino juris alicujus, in manu sua retinuit
(Zitat nach dem Druck bei Douche, S. 139).
1144 Ebda. Siehe dazu vor allem oben im Kapitel 'Besitzungen' den Art. 'Marthemont'.
1145 Siehe Reichsland III, S. 640 u. S. 118 (Artikel „Thury“).
1146 Urkunde vom 6. August 1194 von Bischof Bertram von Metz, in Metz, AD Mos,, H
3886; siehe Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Regest Nr. 80 u. ebda., 2. Bd., S. 52.
1147 Siehe die Art. zu 'Essey', 'Montoy', 'St, Georg in der Metzer Vorstadt'.
555
Ludwig I. von Saarwerden mit Gertrud, der Tochter des Grafen von Metz, Hugo
VIII. von Dagsburg, in saarwerdischen Besitz gelangt sind. Den Grund für diese
Vermutung bildet der Umstand, daß sich diese Besitzungen alle in der Umgebung
von Metz befanden, in der sonst keine angestammten Güter der Saarwerdener
Grafen nachzuweisen sind114S,
Metz
(F, Dep. Moselle, Hauptort des Dep.)
Anfang der fünfziger Jahre des 12. Jahrhunderts erhielt Hugo VIII. von Dagsburg
vom Metzer Bischof wohl auf kaiserliche Intervention hin die Grafschaft Metz
verliehen, mit der gleichzeitig die Hochvogtei über die Stadt und das Metzer Bistum
verbunden war1148 1149. Grafschaft und Vogtei verblieben auch noch unter Hugos Sohn,
Albert II., in den Händen der Dagsburger Grafen. Aus der Vielzahl der Belege seien
hier lediglich einige ausgewählt, so zwei Belege dafür, daß Hugo VIII. Vogt von
Metz genannt wird1150, und einige Belege für Albert II. als Vogt des Metzer
Bistums1151.
Dem Metzer Hochvogt war ein Vogt, gewissermaßen als Unter- bzw. Stadtvogt,
unterstellt. Er hatte einen eigenen Aufgabenbereich und vertrat den Grafen auch bei
dessen Abwesenheit1152. Während der Zeit, zu der die Dagsburger Grafen die
Metzer Hochvogtei innehatten, sind uns in Metz drei dem Hochvogt unterstellte
Vögte belegt, ein gewisser Albert, sein Sohn Petrus und ein Simon1153.
1148 Siehe Herrmann, Saarwerden, 1. Bd., Regest Nr. 80 u. ebda., 2. Bd., S. 52 f.
1149 Zur Verleihung der Metzer Grafschaft siehe oben ausführlich, S. 250-256.
1150 Eis sei eine Urkunde des Abtes Erpho von Neuweiler aus dem Jahre 1157 genannt, in der
Hugo Vlll. von Dagsburg als Vogt des Metzer Bistums, der gleichzeitig der Hochvogt
von Neuweiler ist, herangezogen wird {comes Hugo de Dagesburc, Metensium
advocatus). Drucke der Urkunde bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 296, S. 245
f., und bei WÜRDTWEIN, 7. Bd., Nr. 73, S. 188-192 (Zitat nach dem Druck bei
Schöpflin, S. 246). Als zweiter Beleg soll eine Urkunde aus dem Jahre 1168, abge-
druckt bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 311, S. 257 f., und bei Würdtwein,
10. Bd., Nr. 11, S. 29 ff., angeführt werden, in der Hugo VIII. von Dagsburg in seiner
Eigenschaft als Vogt des Metzer Bischofs einem Tausch von Gütern zwischen der
Straßburger Kirche und dem Kloster Maursmünster zustimmt, den der Straßburger
Bischof Rudolf beurkundet. Da das Kloster Maursmünster der Metzer Kirche untersteht,
müssen der Metzer Bischof und sein Vogt diesem Tausch zustimmen: Verum, quoniam
prae/atum Coenobium potestati Metensis ecclesiae videtur esse subjectum, haec omnia
consensu & favore Metensis ecclesiae episcopi Theoderici, mediante Hugone comite
ejusdem ecclesiae advocato gesta sunt (Zitat nach dem Druck bei Schöpflin, S. 258).
Regest der Urkunde bei RegBfeStr. I, Nr. 586, S. 343 f.
1151 Zu der Nennung Alberts II. als Graf von Metz sei auf die Urkunden im Anhang, Nrn. 6,
7, 11, 12, 13 und 14 verwiesen.
1152 Voigt, Bertram von Metz, 2. Teil, S. 5 f; vgl. auch O. Doering, Beitraege zur aeltesten
Geschichte des Bisthums Metz, Innsbruck 1886, S. 65 ff., mit allerdings unrichtigen
Angaben zum Untervogt, den Doering als selbständiges Amt neben dem Amt des Judex
sehen will. Diese Ansicht wurde widerlegt von H. V. Sauerland, Rezension zu
Doerings Buch in: MIÖG 8, 1887, S. 647-655, bes. S. 651 f.
1153 Den Vogt Albert kann man schon 1149 in der Zeugenreihe einer Urkunde von Bischof
Stephan von Metz aus diesem Jahr für die Abtei Villers-Bettnach nachweisen, als noch
556
Nach dem Tode Gertruds von Dagsburg im Jahre 1225 wurde die Metzer Hoch-
vogtei, die ja mit der Grafschaft gekoppelt war, vom Metzer Bischof Johann von
Apremont eingezogen1154.
Münster im Gregoriental
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Colmar, Cant. Munster)
Graf Eberhard I. kann man durch eine Urkunde von 898 als Laienabt der Abtei
Münster im Gregoriental ausmachen1155. Nachfahren Eberhards I. lassen sich in
dieser Funktion nicht mehr nachweisen.Wann die Eberhardiner, bzw. deren
Nachkommen, die Grafen von Dagsburg-Egisheim, ihren Einfluß auf die Abtei
verloren haben, läßt sich nicht feststellen. Im 12. Jahrhundert gerät die Abtei unter
staufischen Einfluß1156.
Neufmoütier
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Hugo VIII. von Dagsburg stand durch eine von ihm im Jahre 1146 getätigte
Schenkung in Verbindung mit der Abtei Neufmoustier. Er beurkundet, daß er sich
über alles, was seiner Jurisdiktion untersteht und was von der Abtei, entweder von
Graf Hugo von (Bischofs)homburg die Metzer Hochvogtei innehatte, der in dieser
Urkunde ebenfalls genannt wird. Druck der Urkunde bei Parisse, Actes, 2ème Série,
I,B, Etienne de Bar, Nr. 70, S. 159 f. Vgl. auch ebda., S. 160, Anm. 8. Albert wird
zudem noch als Zeuge neben Hugo VIII. von Dagsburg in einer undatierten,
wahrscheinlich zwischen 1155 und 1158 ausgestellten Urkunde von Bischof Stephan
von Metz für Abt Bertulf von St. Eucharius genannt, abgedruckt ebda., Nr. 96, S. 212 f.;
weiterer Druck bei H.-J, Krüger, Salinenbesitz, Nr. 1, S. 121 ff. Ebenso ist Albert mit
seinem Sohn Petrus - wiederum neben Hugo VIII. von Dagsburg und Metz - Zeuge in
einer Urkunde aus dem Jahre 1158 von Bischof Stephan von Metz, der der Abtei Gorze
11 Plätze zum Salzabbau in Ville de Vic gibt, abgedruckt bei Parisse, Actes, 2ème
Série, I,B, Etienne de Bar, Nr. 99, S. 218 f., älterer Druck bei François u. Tabouillot,
Histoire générale de Metz III, preuves, S. 122 f. Schließlich werden beide Untervögte,
Albert und sein Sohn Petrus, noch in der Bulle von Papst Alexander III. aus dem Jahre
1180 für das Kloster Salivai genannt, abgedruckt bei C. L. Hugo, Sacri et canonici
ordinis Præmonstratensis annales, 2. Bd , Nancy 1736, preuves, Sp. 454-457, Zitat, Sp.
456. Eine undatierte Urkunde von Petrus und von dessen Frau Demudis, die hier als
advocatissa bezeichnet wird, ist abgedruckt bei E Müsebeck, Die Benediktinerabtei St.
Arnulf vor Metz in der ersten Hälfte des Mittelalters, in: JGLGA 13, Metz 1901, Nr. 9,
S. 234. - Zu Simon siehe die Urkunde Alberts II. aus dem Jahre 1197 im Anhang,
Urkunde Nr. 7; zur Funktion der dem Hochvogt unterstellten Vögte siehe J. Schneider,
Bourgeois et officiers épiscopaux. - La fin de I'avouerie et de la ministérialité épiscopale
à Metz, in: ASHAL, 48. Bd., Metz 1947, S. 76-83, zu den Vögten Albert, Petrus und
Simon siehe ebda., S. 78.
1154 Zu den Vorgängen siehe oben das Kapitel 'Die Auseinandersetzungen um die Grafschaft
Metz'.
1155 Bruckner, Regesta Alsatiae, Nr. 650, S. 387 f.
1156 Zum staufischen Einfluß über Münster im Gregoriental siehe BÜTTNER, Bischof Hein-
rich, S. 171 ff. (im Ndr. S. 308-311); ferner Mariotte, Les Staufer et I’avouerie du Val-
Saint-Grégoire, S. 135-143.
557
Mitgliedern aus seiner familia oder aus seinem procinctus durch Schenkung oder
Kauf erworben wird, die Vogtei vorbehält1157. Auch über alle zukünftigen Erwer-
bungen an Ländereien durch die Abtei soll sich seine Vogtei erstrecken1158.
Neuwiller-Ies-Saveme/Neuweiler
(F, Dep. Bas-Rhin, Arr. Saveme, Cant. Bouxwiller)
Graf Hugo VIII. von Dagsburg hatte als Lehen vom Bischof von Metz die Vogtei
über die nördlich von Zabem an der Zinsei gelegene alte Benediktinerabtei
Neuweiler1159 inne. In zwei Urkunden des Abtes Erpho von Neuweiler ist Hugo
VIII. als Vogt über die Abtei nachzuweisen. Zum einen ist er als Zeuge und in
seiner Funktion als Hochvogt von Metz in einer 1157 ausgestellten Urkunde Erphos
mit consensu & consilio anwesend116°, was natürlich bedeutet, daß er als Hochvogt
von Metz gleichzeitig Hochvogt von Neuweiler ist. Zum zweiten tritt Hugo VIII. in
einer Urkunde Erphos aus dem Jahre 1158 auf, in der er eindeutig als Obervogt von
Neuweiler genannt wird, sowohl im Kontext als auch im Eschatokoll1161. Letzteres
Dokument beurkundet die Libertragung von abteieigenen Wiesen bei Dossenheim
an Hugo VIII. und steht exemplarisch dafür, wie massiv die Vögte auf die von
ihnen zu 'beschützenden' Abteien Druck ausübten und ihre Interessen durchzusetzen
wußten und wie wenig oft Äbte und Konvent der Abteien in der Lage waren, dem
Willen des Vogtes etwas entgegenzusetzen1162.
Immer wieder wird in der Literatur, so zum Beispiel von Würdtwein, Clauss und
Walter, die Meinung vertreten, daß die Vogtei über Neuweiler in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts die Herren von Huneburg innehatten1163 * * *, folglich dem
1157 Original in Huy, AEH, abbaye de Neufmoustier, boTte de chartes 1, n° 4: Pro salute
igitur anime mee et predecessorwn tneorum, me subiciens et a quo omnis potestas,
concessi ecclesie sanctissimi Sepulchri Domini beatique Iohannis Baptisle ut si quis de
Musacensi familia allodii sui quicquam, quod sub iure nostro possidet, in vita sua vel in
morte et donaverit, aut etiam venditione vel contractu aliquo ei contulerit, assensu
nostro ratum esse et inconvulsum permanere. Advocatia vero eorum michi soli retenta
et nulli benficiata, cetera prefate sint ecclesie. Quod si ab alio quolibet, qui non sit de
familia nostra, in procinctu nostro quicquam donatione aut venditione acquisierit, mihi
et posteris meis de Musaeo nichilominus, iuxta modum supra determinatum cedet
advocatia.
П58 Ebda.: ... et insuper fsji quodpredium a quocunque vel ubicunque et quomodocunque
acquiserit mea erit advocatia si absque gravamine suo id potuerit obtinere.
1159 Clauss, Wörterbuch, S. 753 ff.
uso Druck bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 296, S. 245 f.: ... insuper & comitis
Hugonis de Dagesburc, Metensium advocati (Zitat, ebda, S. 245).
П61 Original der Urkunde in Straßburg, AD BR, G 5377, Nr. 1; Drucke der Urkunde bei
Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 298, S. 247 f. - Würdtwein, 9. Bd., Nr. 187, S.
365 ff.
U62 Zu den Vorgängen um die Wiesen bei Dossenheim im einzelnen siehe oben das Kapitel
'Herrschaftsbildung unter Hugo VIII.'.
1163 So schon bei Würdtwein, 9. Bd., Nr. 193, S. 381; Clauss, Wörterbuch, S. 753; ebda,
S. 498, spricht Clauss differenzierend von der Untervogtei; L. Walter, Les regestes de
l'abbaye de Neuwiller, in: BSCMHA, II. Folge, 18. Bd., Straßburg 1897, S. 258, Regest
zum Jahr 1163 u. S. 259, Regest zum Jahr 1194.
558
Dagsburger Grafen entzogen worden war. Hier gilt es, den urkundlichen Befund zu
untersuchen und einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Grundlage für diese Behauptung bilden zwei Urkunden, in denen ein Huneburger
mit Neuweiler in Verbindung gebracht wird. Unterstützt wird diese Theorie durch
die geographische Nähe der Huneburg zu Neuweiler und die mutmaßliche
Zugehörigkeit der Burg zu dieser Abtei1164. Die erste zu untersuchende Urkunde
stammt aus dem Jahre 1162. Ein Ritter namens Theodericus und dessen Schwester
Petersa übertrugen ein Gut in Rugersheim an die Kirche zu Lixheim. Abt Erpho von
Neuweiler bestätigte diese Schenkung. In der Zeugenreihe wird an erster Stelle ein
Eberhardus advocatus de Huneburgu(>5 genannt. In dieser Urkunde erscheint
zudem noch ein Otto secundus advocatus de Nuwilrell66 Die zweite in Frage
kommende Urkunde wurde 1194 von dem dem Geschlecht der Huneburger
entstammenden Bischof Konrad II. von Straßburg1167 für Abt Gottfried von
Neuburg ausgestellt1168 *. In dieser Urkunde spricht der Bischof in der Datierungs-
zeile von Hugone, fratre nostro abbatiam novillarensem amministrante^169. In
beiden Urkunden wird Hugo VIII. von Dagsburg nicht genannt.
Untersuchen wir die Sachlage: Es fällt auf, daß es in der Urkunde von 1162
Eberhardus advocatus de Huneburc heißt, während der Untervogt Otto eindeutig
als secundus advocatus de Nuwilre ausgewiesen wird. Die Betitelung Eberhards
läßt nicht zwingend den Schluß zu, Eberhard sei Vogt von Neuweiler. Auch die
Urkunde Bischof Konrads II. von 1194 gibt bezüglich der Vogtei über Neuweiler
keine eindeutige Auskunft, denn das abbatiam novillarensem amministrante ist
doch wohl eher mit 'Verwalter von Neuweiler' und nicht mit 'Vogt von Neuweiler'
zu übersetzen. Auffallend ist auch, daß uns in der am Anfang erwähnten Urkunde
Erphos von Neuweiler aus dem Jahre 1157, in welcher Hugo VIII. als Vogt von
Metz für Neuweiler amtiert, in der Zeugenreihe ein Eberhardus advocatus begeg-
net1170, der mit Eberhard von Huneburg identifiziert werden kann. Da neben Hugo
VIII. in dieser Urkunde auch der Untervogt Otto genannt wird1171, hat Würdtwein
diesen Eberhard als judex des Ortes Neuweiler sehen wollen1172.
Daß die Abtei Neuweiler Untervögte hatte, welche vom Hochvogt abhängig waren,
belegt allein schon das Auftreten des Untervogtes Otto in mehreren Urkunden. Otto
wird nicht nur in der Urkunde des Ritters Theodericus aus dem Jahr 1162 er-
1164 Die Huneburg lag westlich von Neuweiler, siehe dazu Clauss, Wörterbuch, S. 497 f.
H65 Druck: Würdtwein, 9. Bd., Nr. 193, S. 379 ff.: Eberhardus advocatus de Huneburc
(Zitat, ebda, S. 380).
i166 Ebda., S. 380: Otto secundus advocatus de Nuwilre.
H67 Zur genealogischen Zuordnung von Bischof Konrad II. siehe RegBfeStr. I, Nr. 657,
S. 361 f.
1168 Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 59, S. 169 f.; RegBfeStr. I, Nr. 677, S. 365 f.
n69 Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 59, S. 169 f., Zitat, S. 170; RegBfeStr. I, Nr. 677,
S. 365 f.
1170 Würdtwein, 7. Bd., Nr. 73, S. 191.
1171 Ebda., S. 189: ... Ottoni advocato minori istius Novillarensis loci.
H72 Ebda, S. 192, Anm. d.
559
wähnt1173, er tritt uns neben dem Hochvogt Hugo VIII. von Dagsburg in den beiden
schon genannten Urkunden des Abtes Erpho von Neuweiler entgegen1174 und
ebenso noch in einer Urkunde von Abt Erpho aus dem Jahr 1159, in der Erpho dem
Abt Nendung von Neuburg das predium Mulinbach überträgt1175. Dieses Faktum
wird auch durch einen Passus in einer Bulle von Papst Alexander III. aus dem Jahre
1180 für das Kloster Salival unterstützt, in der dieser die Schenkungen, die das
Kloster erhalten hatte, bestätigte. Dort ist auch eine Schenkung verzeichnet, die der
Konvent von Neuweiler dem Kloster Salival gemacht hat. Hierbei ist eindeutig von
der Zustimmung mehrerer Vögte die Rede: Terram quam tenetis de sancto
Vincentio in via de Marsal, sub censu duodecim nummorum: & aliam in via de
Hanpunt sub censu duorum nummorum, possessionem cum decimis & pasturis apud
Donereis quam vobis concessit Conventus Novilarensis assensu Advocatorum sub
censu quinque solidorum ...1176. Der Plural kann nicht so ausgelegt werden, daß
sowohl der Vogt von Neuweiler als auch der von Salival zustimmten, denn die
Zustimmung des Vogtes der beschenkten Abtei, in dem Falle Salival, ist ja nicht
notwendig, so daß sich aus der zitierten Passage die Existenz mehrerer Vögte für
Neuweiler ableiten läßt. Es ist also durchaus im Bereich des Möglichen, daß Hugo
von Huneburg ebenfalls als ein Untervogt der Abtei aufzufassen ist.
Aufschlußreich für das Problem sind zwei weitere Nennungen von Huneburger
Vögten in Urkunden, beide aus dem Jahre 1209. Bischof Heinrich II. von Straßburg
wiederholt auf Bitten des Abtes Petrus von Neuburg den schon von Bischof Konrad
von Straßburg im Jahre 1201 der Neuburger Abtei bestäügten Besitz eines Hofes in
Harthausen1177 *. Unter den adeligen Zeugen der Urkunde von Bischof Heinrich wird
ein Heinricus advocatus de Huneburch\178 genannt. Ferner wird derselbe Heinricus
advocatus de huneburc sowohl in einer Urkunde Bischof Heinrichs II. von
Straßburg wiederum für Neuburg unter den Zeugen aufgeführt1179 und schließlich
in der oben schon behandelten Urkunde Kaiser Heinrichs VI., in welcher der
Staufer die Schenkung von Erstein an den Straßburger Bischof rückgängig macht
und in der auch Graf Albert II. von Dagsburg in der Zeugenreihe erscheint1180.
Dieser Heinrich wird also in zwei Urkunden für Neuburg - nicht für Neuweiler -
und in einer Urkunde, die das Straßburger Bistum betrifft, mit dieser merkwürdigen
1173 Druck: Würdiwein, 9. Bd., Nr. 193, S. 379 ff.: Otto secundus advocatus de Nuwilre.
1174 Drucke: Schöpflin, Alsatia diplomatica I, Nr. 2%, S. 245 f. - Würdtwhn, 7. Bd., Nr.
73, S. 188-192. Dort werden auch die Einkünfte des Untervogtes erwähnt. - Drucke
der Urkunde von 1158 bei Schöpflin, Alsatia diplomatica I, S. 247 - Würdtwein, 9.
Bd., Nr. 187, S. 365 ff.
1175 Druck: Würdtwein, 9. Bd., Nr. 188, S. 367 ff.
1176 Hugo, Pramonstratensis annales, 2. Bd., preuves, Sp. 454-457, Zitat, Sp. 455.
1177 Urkunde von Bischof Konrad, abgedruckt bei Wentzcke, Ungedruckte Urkunden, Nr.
11, S. 590 ff.; Regest: RegBfeStr. I, Nr. 724, S. 378 f.; Urkunde von Bischof Heinrich
II. von Straßburg in: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 90, S. 247-250, siehe RegBfeStr. II, Nr.
770, S. 7.
n78 Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 90, S. 249.
1179 Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 92. S. 257; vgl. RegBfeStr. II, Nr. 777, S. 8 f.
1180 Druck der Urkunde bei Wiegand, Urkundenbuch I, Nr. 130, S. 106 ff.: ... Albertus
comes de Tagesburc, ... Heinricus advocatus de Huneburc; zu den Vorgängen um
Erstein, siehe oben, S. 280-284, zur Urkunde siehe bes. S. 284.
560
Wendung advocatus de huneburg bezeichnet. Die drei Urkunden haben mit
Neuweiler nichts zu tun. Träfe es zu, daß Heinrich der Vogt von Neuweiler wäre,
wäre es doch sinnvoll, ihn in der Zeugenreihe zum Beispiel als advocatus de
Nuwilre zu betiteln. Die zweite Folgerung müßte sich - analog zu der
Schlußfolgerung der Forschung bezüglich der Vogtei Neuweiler - anschließen,
Heinrich als Vogt von Neuburg zu bezeichnen. Durchdenkt man diese Möglichkeit,
sieht man, wie wenig (Jberzeugungskraft diese These hat. Es wäre aber ein Trug-
schluß zu behaupten, Heinrich von Huneburg wäre Hochvogt von Neuburg.
Auch die Nichtnennung Hugos VIII. von Dagsburg bzw. seines Sohnes Albert II.
als Vogt von Neuweiler in den Urkunden von 1162 bzw. 1194 heißt nicht, daß
Hugo oder sein Sohn die Vogtei über diese Abtei nicht mehr innehatten. Die Über-
legungen zu einer Aberkennung der Vogtei über Neuweiler werden vollends durch
das Faktum obsolet, daß Graf Albert II. von Dagsburg noch um das Jahr 1200
Inhaber der Vogtei über Neuweiler war, wie sich eindeutig aus seinem Erbschafts-
vertrag mit seinem Neffen, Herzog Heinrich von Brabant, ergibt1181. Die
Huneburger könnten nach diesem Befund entweder judices des Ortes oder Unter-
vögte beziehungsweise Verwalter der Abtei Neuweiler gewesen sein.
Ommeray
(F, Dép. Moselle, Arr. Château-Salins, Cant. Vic-sur-Seille)
Zum Patronat siehe im Kapitel 'Besitzungen' den Artikel 'Ommeray'.
Pairis
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Lapoutroie, Com. d'Orbey)
Pairis1182 war ebenso wie Baumgarten und Haute-Seille eine Zisterzienserabtei.
Somit gilt das, was an anderer Stelle bezüglich des Problems der Vogtei über
Zisterzienserabteien schon gesagt wurde1183. Es darf angenommen werden, daß
ursprünglich der Stifter der Abtei, Graf Ulrich von Egisheim, schutzvogteiliche
Rechte über Pairis ausgeübt haben wird. Nach dem kinderlosen Tod Ulrichs, der
1143/44 erfolgt sein muß1184, sind die vogteirechtlichen Verhältnisse unklar. Hugo
VIII. von Dagsburg schenkt der Abtei im Jahre 1175 den Ort Remomont und das
Tal Altpairis 1185, und die Grafen von Pfirt stellen 1187 eine Urkunde für Pairis
aus1186. Von vogteirechtlichen Ansprüchen wird in beiden Urkunden nicht
gesprochen. Eine weitgehende Klärung bringt hingegen eine Urkunde aus dem
1181 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 13.
1182 Zu Pairis siehe J.-M. Jenn, Défrichements cisterciens dans la région de Colmar au
douzième siècle, in: Annuaire de la société historique et littéraire de Colmar 19,
1969/1970, S. 42-48.
1183 Siehe oben den Art. 'Baumgarten'.
1184 Siehe oben, S. 76.
1185 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3.
1186 Original in Colmar, AD HR, Fonds Pairis 1, 3. Druck: Würdtwein, 10. Bd., Nr. 47, S.
142 f.
561
Jahre 1218 von Herzog Theobald I. von Oberlothringen, dem Gemahl Gertruds von
Dagsburg. Herzog Theobald tritt hier als Schlichter eines Streites zwischen Pairis
und dem Ort Dinzheim bei Colmar auf. Dieser politische Einfluß des ober-
lothringischen Herzogs im Oberelsaß, speziell auf Pairis bezogen, kann nur auf
Rechte seiner Gemahlin zurückzuführen sein. Er nimmt quasi schutzvogteiliche
Aufgaben gegenüber Pairis wahr1187.
Remomont
(F, Dep. Haut-Rhin, Arr. Ribeauville, Cant. Lapoutroie, Com. d'Orbey)
Hugo VIII. von Dagsburg wird in einer undatierten Urkunde für das Kloster
Alspach als Vogt einer Kirche von Rumilichesberg/Rumilisberg genannt1188. Karl
Stenzei, der Editor der Urkunde, will die genannte Kirche mit der Abtei von
Remiremont identifizieren und folglich Hugo VIII. als Vogt von Remiremont
sehen1189.
Allerdings läßt sich in keiner anderen Urkunde der Dagsburger Graf als Vogt von
Remiremont nachweisen. Diese Behauptung Stenzeis hält auch keiner kritischen
Überprüfung der Fakten stand. Zwar unterhielten auch die Dagsburger Grafen
nähere Beziehungen zu dieser Vogesenabtei, eine enge Verwandte von ihnen,
Judith, die Tochter Heilwigs von Egisheim und Gerhards von Vaudemont, kann
man sogar als Äbtissin in Remiremont nachweisen1190. Auch ist Hugo VIII. in einer
wichtigen, zwischen 1147 und 1151 ausgestellten Urkunde, die die Streitigkeiten
zwischen der Abtei und dem oberlothringischen Herzog betrifft, als Zeuge
anwesend1191, jedoch ist nirgends von einer Ausübung der Vogtei durch den
Dagsburger die Rede. Die Hochvogtei über Remiremont, die wohl ursprünglich
dem König Vorbehalten war, ist von diesem an den Herzog von Oberlothringen
gegeben worden1192. Allerdings hatte der Herzog für Remiremont von ihm
1187 Die Urkunde ist abgedruckt bei Duvernoy, Chartes, S. 259 ff.; vgl. auch Duvernoy,
Catalogue, Nr. 306, S. 198 f.; siehe Reichsland III, S. 824; dem folgt auch Herrmann,
Territoriale Verbindungen, S. 1423. Es ist noch auf den Nekrolog von Pairis
hinzuweisen, in dem Herzog Theobald von Oberlothringen als Vogt von Pairis
bezeichnet wird. Clauss, Nekrolog, S. 65: Mem. illustris viri D. Theobaldi ducis et
marchionis de Lotharingia, comitis de Tagesburg, advocati nostri. 1218. Jedoch wurde
der Nekrolog im 17. Jahrhundert von Bernardin Buchinger abgefaßt, dessen
Zuverlässigkeit nicht immer gewährleistet ist. Siehe dazu oben, S. 76 mit Anm. 428. Am
Rande sei vermerkt, daß in dem Nekrologeintrag das Todesjahr Theobalds falsch
angegeben ist.
1,88 Stenzel, Hirsau und Alspach, Nr. 12, S. 60 f.: ... eo quod curtis in Consheim ad
Rumilichisbergensem ecclesiam proprietatis iure pertinet, manu Hugonis comitis de
Dagisburc eiusdem ecclesie advocati u. ebda., S. 61: ... Rumilisbergensis ecclesiq.
1189 Ebda., S. 43 a S. 60, Kopf regest zu Nr. 11 u. ebda., Anm. 7.
1190 Zu Judith siehe Hlawitschka, Studien, S. 81 u. 85-94; siehe auch oben, S. 77.
1191 Urkunde, abgedruckt in: Bridot, Chartes, Nr. 64, S. 166 ff.; weitere Edition bei
Hlawitschka, Studien, Nr. 6, S. 146 ff.
1192 Vgl. zur Situation im 11. und 12. Jahrhundert die nach der Mitte des 11. Jahrhunderts
gefälschte Bulle von Papst Johannnes IV. (Dez. 640 - Okt. 642) abgedruckt in: Bridot,
Chartes, Nr. 2 b, S. 32-35: Interdicimus etiam ratione firmissima, ut advocatus qui
562
abhängige Untervögte, wie aus der erwähnten Urkunde hervorgeht, die die
Übereinkunft zwischen der Äbtissin und dem Herzog beinhaltet1193. Diese von ihm
abhängigen Vögte werden vielleicht hohe Ministeriale in herzoglichen Diensten
gewesen sein, jedoch nicht der Dagsburger Graf, da er in der Urkunde wohl kaum
unterem advocati subsumiert worden wäre. Hugo VIII., der ja - wie schon erwähnt
- in dieser Urkunde als Zeuge anwesend ist, wird außerdem nicht als Vogt
bezeichnet. Auch in der zu Remiremont einschlägigen Literatur ist an keiner Stelle
zu lesen, daß der Dagsburger vogteiliche Rechte über Remiremont ausgeübt
hatte1194. Zudem ist in Remiremonter Urkunden weder etwas bekannt von
Beziehungen zu dem Kloster Alspach noch von Kiensheimer Besitz, der in der
Aispacher Urkunde angesprochen wird, so daß die Behauptung Stenzeis, der Dags-
burger Graf sei Vogt von Remiremont, als Irrtum ad acta gelegt werden kann. Bei
der in der Aispacher Urkunde Rumilichesberg genannten Kirche handelt es sich also
nicht um das Remiremonter Kloster, sondern höchstwahrscheinlich um die Kirche
von Remomont1195, denn wir sehen Hugo VIII. als Besitzer dieses im Urbeistal
gelegenen Ortes, den er schließlich im Jahre 1175 an die Abtei Pairis schenkte1196.
Saint-Eüenne-au-Mont
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Das Patronatsrecht der Kirche de monte Sancti Stephani in Statte bei Huy wurde
von Graf Albert II. von Dagsburg als Ausstattungsgut an seine Stiftung Val-Notre-
Dame übergeben1197.
Salivai
(F, Dép. Moselle, Arr. u. Cant. Château-Salins, Com. Morville-lès-Vic)
Graf Hugo VIII. von Dagsburg kann als Schutzvogt der Prämonstratenserabtei
Salivai1198 durch zwei von ihm ausgestellte Urkunden nachgewiesen werden. In
deificç domus illius ex regia manu custodiam susceperit nihil de prohibitis a nobis
audeat infringere, neque de his quç usibus sororum Deo servientium delegata sunt,
aliquid rapere, exceptis his quç sibi adjudicata sunt antiquius a rege (Zitat, ebda., S.
35); zur Stellung des oberlothringischen Herzogs gegenüber Remiremont vgl. E.
Hlawitschka, Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in:
E^rs., Stirps regia, hrsg. v. G. Thoma u. W. Giese, Frankfurt a. M., u. a. 1988, bes. S.
409-417; zum Herzog als Vogt von Remiremont siehe Ders., Studien, S. 65 ff. mit
Anm. 226; J. SCHNEIDER, Le duc de Lorraine et l'abbaye de Remiremont, in:
Remiremont, l'abbaye et la ville. Actes des journées d'études vosgiennes, Remire-
mont 17-20 avril 1980, réunis par M. Parisse, Nancy 1980, S. 164.
1193 Chartes de l'abbaye de Remiremont, Nr. 64, S. 166: ... ipse dux et advocatisui.
1194 Siehe die in Anm. 1192 angeführte Literatur.
il93 Clauss, Wörterbuch, S. 890.
1196 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 3 und im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Remomont'.
1197 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
1198 Reichsland III, S. 954; zu Salivai siehe auch G. Pierson, L'abbaye de Salivai, in: MSAL
2e série, 10e vol., Nancy 1868, S. 170-192; neueste Übersicht über die Quellen und die
Literatur zu Salivai bei Ardura, Abbayes, S. 492-495.
563
einer auf das Jahr 1177 datierten Urkunde nennt er sich Hugo de Dasborc comes
Metensis testis et cooperator et defensor1199 der Abtei Salival. Hierbei geht es um
die Schlichtung eines Streites um Güter in Masnis, die einst eine Dame mit Namen
Archasendis von Parce der Abtei geschenkt hatte1199 1200. Diese Übereignung aber war
von einem gewissen Kuno von Herconsei, dem Ehemann der Enkelin der
Archasendis, nicht anerkannt worden1201. Aus der Urkunde geht ebenfalls hervor,
daß der Sohn Hugos VIII., Albert II., für die Nachfolge in der Schutzvogtei über
Salival bestimmt war1202. Es ist anzunehmen, daß Albert II. sie wohl auch
unangefochten ausgeübt hat. Nachrichten gegenteiliger Art sind nicht auf uns
gekommen1203. In einer zweiten, undatierten Urkunde hat Hugo VIII. von
Dagsburg an Salival das sogenannte feodum St. Stephan bei Saleaux geschenkt,
Hugo hatte es zuvor an Walter von Parva-Petra verlehnt und dieser wiederum an
Amfried von Richecourt1204. Auch hier bezeichnet sich Hugo VIII. als defensor der
Abtei1205.
Außerdem wird noch ein Hugo Advocatus als letzter in der Zeugenreihe einer
Urkunde des Abtes Siffridus von Luxeuil für das Kloster Salival aus dem Jahre
1173 genannt1206. Vor dem Hintergnind der oben angeführten Belege ist es sehr
wahrscheinlich, daß dieser Hugo Advocatus identisch mit Graf Hugo VIII. von
Dagsburg ist.
1199 Original in Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr. 46, ohne Datum. Siehe im Anhang, Urkunde
Nr. 4; vgl. dazu die Erwähnung des Vorganges bei François u. Tabouillot, Histoire
générale de Metz II, S. 298: ,JDe son temps, Hugues de Dasbourg, Comte de Metz, fit
beaucop de bien à l'Abbaye de Salival. Il termina en 1177 les difficultés formées par les
héritiers d'une Dame nommée Archasande, au sujet de l'aleu du Mesnil, qu’elle avoit
donné à cette Abbaye“.
1200 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 4; Erwähnung der Schenkung in der Bulle von Papst
Alexander III. aus dem Jahre 1180 für Salival, Abschrift in Nancy, AD M-et-M, H
1227, fol. 296r°,
1201 Anhang, Urkunde Nr. 4.
1202 Ebda
1203 Es gab zwar unmittelbar nach der Horburger Fehde des Jahres 1162 Versuche seitens
Friedrich Barbarossas, die Schutzvogtei über Salival zu erlangen, die jedoch gescheitert
sind. Siehe dazu oben, S. 270 f.
U04 Original in Nancy, AD M-et-M, B 481, Nr, 40, ohne Datum Nr. 5; vgl. dazu die
Erwähnung des Vorganges bei François u, Tabouillot, Histoire générale de Metz II,
S. 298: „ ... il y ajouta le fief de saint Etienne à charge de payer tous les ans deux sols de
cens à Ainffroi de Richecourt, qui le tenoit alors en arrière fief de Vautier de la Petite-
Pierre“; Bestätigung der Schenkung in der Bulle von Papst Alexander III. aus dem Jahre
1180 für Salival, in der der Papst die Schenkungen an das Kloster bestätigt: Feodum
quod concessit vobis Hugo per manum Gualteri de Parva-Petra, et Hugonis, comitis de
Daburc, sub censu duorum solidorum (Abschrift in Nancy, AD M-et-M, H 1227, fol.
294r°-298v°, Zitat fol. 296r°, abgedruckt bei Hugo, Præmonstratensis annales, 2. Bd.,
Sp. 454-457.
1205 Siehe im Anhang, Urkunde Nr. 5.
1206 Hugo, Præmonstratensis annales, 2. Bd., Sp. 459.
564
St. Felix und Regula in Zürich
(Ch, Zürich ist Hauptort des Kant.)
Das Laienabbatiat über St. Felix und Regula in Zürich hatten im späten 9. und
frühen 10. Jahrhundert Graf Eberhard I. und wahrscheinlich sein Sohn Hugo I
inne1207. Nach Hugo I. läßt sich keine Beziehung der Eberhardiner zu St. Felix und
Regula mehr feststellen.
St. Ferrucius in Metz
(F, Dep. Moselle, Metz ist Hauptort des Dep.)
Siehe den Artikel 'Heiligkreuz in Metz'.
St. Georg in der Metzer Vorstadt
(F, Dep. Moselle, Metz ist Hauptort des Dep.)
Das Patronatsrecht der Kirche St. Georg in der Metzer Vorstadt scheint als Lehen
des Bistums Metz im Besitz Hugos VIII. von Dagsburg gewesen zu sein. Die
Annahme beruht auf dem Umstand, daß dieses Recht im Besitz des Grafen Ludwig
I. von Saarwerden auftaucht, der es laut einer Urkunde von Bischof Bertram von
Metz im Jahre 1199 dem Kollegiatstift St. Maria und St. Theobald übertrug1208.
Dieses Recht und andere Güter der Saarwerdener Grafen in der Umgebung von
Metz sind sehr wahrscheinlich durch die Eheschließung zwischen Gertrud, der
Tochter des Metzer Grafen Hugo VIII. von Dagsburg, und Graf Ludwig I. von
Saarwerden in saarwerdischen Besitz gelangt, da in dieser Gegend vor Ludwig I.
sonst keine angestammten Liegenschaften der Saarwerdener Familie bekannt
sind1209.
St. Quirin
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarrebourg, Cant. Lorquin)
In der Literatur wird immer wieder behauptet, daß die Dagsburger Grafen die
Vogtei über das Priorat St. Quirin ausgeübt haben sollen und die Vogtei dieser
Familie bis zum Tod Gertruds im Jahre 1225 verblieben sei1210. Nun liegt die
Stiftungs- und Gründungsgeschichte St. Quirins fast völlig im dunkeln. Wir wissen
lediglich, daß das Priorat von Graf Ludwig von Dagsburg im Jahr 966 gestiftet
worden sein soll1211. Wer die Vogtei über das Priorat in der Frühzeit nach der
1207 Urkunde vom 27. Juni 889 in: Escher u. Schweizer, Urkundenbuch I, Nr. 153, S. 66:
... monasterium, quod constructum est in Turego in honore sanctorum martyrum Felicis
et Regulf, ubi moniales deo famulantur et modo Eberhart comes cum advocatu [sic!]
suo Adalberto preesse videntur. - Urkunde vom 16. August 931, ebda., Nr. 194, S. 86 f.,
mit Graf Hugo in der Zeugenreihe. Siehe dazu auch oben, S. 163 f. u. 170
1208 Urkunde Bertrams von Metz, in Metz, AD Mos., 2 G 65; siehe Herrmann, Saarwerden,
1. Bd., Regest Nr. 89.
1209 Siehe Herrmann, Saarwerden, 2. Bd., S. 52.
1210 So bei Parisse, La noblesse Lorraine, 1. Bd., S. 523; Toussaint, Grafen, S. 120.
1211 Zur Stiftung St. Quirins siehe oben, S. 44.
565
Gründung ausgeübt hat, ist uns nicht überliefert, es ist jedoch nicht unwahr-
scheinlich, daß sie bei dem Stifter verblieben ist.
Näheren Aufschluß gibt uns eine Urkunde aus dem Jahre 1137, mittels der ein
Gütertausch zwischen dem von Maursmünster abhängigen Priorat St. Quirin und
der Abtei Hesse schriftlich fixiert wurde1212. Der Tausch, dem Abt Meinhard von
Maursmünster zustimmte, wurde durch die Vögte der betroffenen monastischen
Einrichtungen vollzogen, nämlich für Hesse von Hugo VIII. von Dagsburg und für
St. Quirin von Graf Folmar von (Bischofs)homburg1213. Bei Folmar von
(Bischofs)homburg handelt es sich um den Grafen Folmar von Metz, der Mathilde,
die Tochter Alberts I. von Dagsburg, geheiratet hat. So findet sich auch eine
plausible Erklärung, wie Folmar in den Besitz der Vogtei über St. Quirin gelangt
ist. Mathilde von Dagsburg wird die Vogtei mit in die Ehe gebracht haben.
Im Jahre 1181 ist uns ein Waltramnus advocatus S. Quirini bezeugt, den wir wohl
als Untervogt von St. Quirin aufzufassen haben. Er tritt als Zeuge in einer Urkunde
von Bischof Heinrich I. von Straßburg auf, der ein Synodalurteil bezüglich eines
Streites zwischen den Äbten von Maursmünster und Moyenmoutier um Güter St.
Quirins bestätigt1214. Dieser Waltramnus war sicher kein Mitglied der Dagsburger
Grafenfamilie1215. Jedoch ist uns gerade für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts
mehrmals ein mächtiger dagsburgischer Ministeriale dieses Namens belegt, der
hauptsächlich in Oberlothringen agierte1216 *. Dies läßt uns - bei aller Vorsicht - die
1212 Strasbourg, AD BR, H 609, № 5.
1213 Strasbourg, AD BR, H 609, № 5: ... cambium quodfactum est inter ecclesiam Hessen
et ecclesiam Sancti Qvirini per liberos advocalos scilicet Hugonem comitem de
Dagesburch et Volmarvm comitem de Huneburch, auf einen Umstand gilt es noch
aufmerksam zu machen: In der Zeugenreihe dieser Urkunde wird ein Bebelinus
advocatus Sancti Quirini genannt. Es handelt sich hier wohl um einen Untervogt.
Andererseits könnte sich der zwischen zwei Punkten stehende Zusatz Sancti Quirini auf
die nachfolgenden Zeugen Godefridus W[altjerus, Rambertus milites beziehen. Die
Urkunde ist zudem in diesem Bereich stark beschädigt, so daß sich keine letztgilltigen
Aussagen treffen lassen. - Zur Vogtei der Dagsburger Grafen Uber Hesse siehe oben den
Art. 'Hesse'. - Zu Abt Meinhard von Maursmünster siehe H. Büttner, Abt Meinhard
und die Pfarrei Maursmünster, in: StMGBO 53, München 1935, S. 213-228.
1214 Die Urkunde ist abgedruckt bei Gerbert, Historia III, Nr. 67, S. 106 ff., Zitat, S. 107;
RegBfeStr. I, Nr. 608, S. 349.
1215 Der Name Waltranus bzw. Waltramnus kommt zu keiner Zeit in der Dagsburger
Grafenfamilie vor; vgl. Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, S. 20 mit Anm. 20
(im Ndr. S. 286).
1216 Der dagsburgische Ministeriale namens Waltranus ist uns für die zweite Hälfte des 12.
Jahrhunderts gut bezeugt. So ist ein Ministeriale namens Waltranus de Dasborc Zeuge
in einer Urkunde der Äbtissin Mathilde von Andlau, die zwischen 1155 und 1159
ausgestellt worden ist und in der zudem Graf Hugo VIII. als Andlauer Vogt fungiert,
abgedruckt bei Büttner, Andlauer Besitz und Reichsgut, Nr. 1, S. 27 (im Ndr. S. 292).
In der letzten von Hugo VIII. ausgestellten Urkunde aus dem Jahre 1178, abgedruckt bei
Würdtwein, 10. Bd., S. 58-60, werden als Zeugen Baltratno de Tagesburc und
Heinrico filio eius genannt (Zitat, ebda, S. 57). Die Form Baltramus ist lediglich eine
andere Schreibweise für Waltramus. Schließlich erfahren wir aus den Gesta
episcoporum Mettensium, continuatio prima, MGH SS X, S. 546, Z. 29-32, daß ein
Ministeriale Alberts II. von Dagsburg namens Waltranus - der wohl mit den beiden
566
Vermutung äußern, daß Waltramnus, der Vogt von St. Quirin mit dem dags-
burgischen Ministerialen namens Waltranus gleichzusetzen ist. Die Vogtei über das
Priorat St. Quirin könnte also in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wieder an
das Dagsburger Grafenhaus zurückgefallen sein. Allerdings findet sich die Vogtei
über St. Quirin nicht in der dagsburgisehen Erbmasse.
St. Salvator in Metz
(F, Dep. Moselle, Metz ist Hauptort des Dep.)
Graf Albert II. von Dagsburg war wohl in seiner Funktion als Hochvogt von
Metz1217 ebenso Vogt des Kollegiatstiftes St. Salvator zu Metz. Er hat die Vogtei
über Güter am Mittelrhein, welche St. Salvator in dem ca. sechs Kilometer
südwestlich von Alzey gelegenen Ort Eppelsheim1218 besaß, an den Reichs-
ministerialen Werner II. von Boianden weiterverlehnt, wie wir aus dem Lehnsbuch
des Werner von Boianden erfahren1219. Ein Grund für die Verlehnung wird
möglicherweise darin gelegen haben, daß sich jene Güter in Eppelsheim, ebenso
wie die anderen an Werner II. von Boianden verliehenen Orte und Vogteien, relativ
abseits vom eigentlichen Wirkungsgebiet der Dagsburger Grafen befanden. Das
Stift St. Salvator hat dann auch im Jahre 1230, wahrscheinlich aus Gründen der zu
großen Entfernung von Metz, wie Schannat und Widder angeben1220, seine
Besitzungen in dieser Gegend an das Domkapitel in Worms verkauft1221.
V al -Notre-Dame
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Die Vogtei über Zisterzienserklöster ist, wie oben schon dargelegt, problematisch
und in der Forschung heftig diskuüert worden1222. Die Zisterzienseriimenabtei Val-
Notre-Dame war 1209/1210 von Albert II. von Dagsburg gestiftet worden1223. In
der Ausstattungsurkunde Alberts II. ist jedoch an keiner Stelle von schutz-
vorgenannten Ministerialen Waltranus/Baltramus identisch ist - in der unmittelbaren
Nähe von Sarrebourg eine Burg besaß, die vom Metzer Bischof zerstört wurde, weil
Waltranus von ihr aus Übergriffe auf Bistumsbesitz getätigt haben soll: Nec est silentio
pretereundwn, quod ipse processu temporis castrum quoddam a Waltranno, homine
comitis de Dasburc, non procul a Saleburc firmatum, episcopatui in partibus illis valde
nocivum, in manu potenti et valida destruxit Diese Burg wird, so ist mit Sicherheit
anzunehmen, ein Lehen des Dagsburger Grafen an seinen Ministerialen gewesen sein.
12.7 Zur Vogtei Uber Metz siehe oben in diesem Kap. den Art. 'Metz'.
12.8 Zu Eppelsheim siehe oben den Art. 'Eppelsheim'. Zu den Besitzungen des Metzer
Kollegiatstiftes St. Salvator in Eppelsheim siehe Widder, Versuch, 3. Theil, S. 96.
1219 Sauer, LehnsbUcher, S. 24: De comite Alberto de Dagesburg advocatiam super
Eppeinsheim, super bona sancti Salvatoris.
1220 Schannat, Historia, 1. Bd., S. 19. - Widder, Versuch, 3. Theil, S. 96.
1221 Hinweis bei Schannat, Historia, 1. Bd., S. 19.
1222 Siehe oben den Art. 'Baumgarten'.
1223 Zur Stiftung siehe ausführlich oben das Kapitel 'Die Stiftung des Klosters Vai-Notre-
Dame und der Tod Alberts II.'.
567
vogteilichen Rechten die Rede1224. Der Dagsburger Graf ist bereits am Anfang des
Jahres 1212 verstorben, so daß wir für die kurze Zeit zwischen 1210 und Anfang
1212 mangels Quellenzeugnissen nicht erkeimen körnten, ob Albert II. gegenüber
Val-Notre-Dame schutzvogteiliche Rechte wahrgenommen hat. Wie sich die
vogteiliche Situation unter seiner Tochter Gertrud dargestellt hat, ist uns kaum
bekannt. Die Schutzvogtei müßten ihre Ehemänner übernommen haben. Ihre ersten
beiden Ehemänner, Herzog Theobald I. von Oberlohringen und Graf Theobald IV.
von der Champagne, bestätigten lediglich die Stiftung ihres verstorbenen Schwie-
gervaters Albert1225. Von Gertruds drittem Ehemann, Simon von Leiningen, ist kei-
ne entsprechende Urkunde bekannt.
Nach dem Ableben Gertruds von Dagsburg hat der Lütticher Bischof Hugo von
Pierrepont der Abtei Val-Notre-Dame den Besitz der Ländereien bei Wanze
bestätigt und zwar auf Grund speciali authoritate1226. Hier könnten schutzvogtei-
liche Rechte anklingen, die mit dem Übergang der Grafschaft Moha an den Bischof
gekommen sind.
Vieux-Waleffe
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Zusammen mit der Kirche von Waleffe (heute Vieux-Waleffe) hat Graf' Albert II.
von Dagsburg das Patronatsrecht dieser Kirche als Ausstattungsgut an seine
Stiftung Val-Noüe-Dame übergeben1227.
Volmunster
(F, Dep. Moselle, Arr. Sarreguemines, Hauptort des Cant.)
Rechte der Dagsburger Grafen in dem östlich von Sarreguemines gelegenen Ort
Volmunster1228 zeigen sich durch eine von Graf Albert II. vorgenommene
Übertragung des Patronats der Kirche in Volmunster an die Abtei Herbitzheim. Von
dieser Schenkung Alberts, die mit Zustimmung des Metzer Bischofs vorgenommen
wurde, ist keine Originalurkunde überliefert. Wir erfahren von diesem Vorgang
durch eine Bestätigungsurkunde von Papst Bonifaz VIII, vom 6. März des Jahres
12971229. Die Zueignung dürfte im späteren 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts
1224 siehe im Anhang, Urkunde Nr. 14.
1225 Siehe oben das Kapitel 'Die Stiftung des Klosters Val-Notre-Dame und der Tod Alberts
II.' und im Anhang, Urkunden Nrn. 15, 17 und 20.
1226 Die Urkunde ist abgedruckt bei Poncelet, Actes, Nr. 275, S. 256 f.: ... dignutn duximus
speciali authoritate ipsam donationem tarn devotam, que anlequam comitatus de Muhau
ad leodiensem ecclesiam devenisset factam fuisse dignoscitu, confirmare (Zitat, ebda.,
S. 257).
1227 Siehe im Anhang, Urkunde Nr 14.
i22» Siehe Reichsland III, S. 1229,
1229 Original in: Paris, BN, Collection de Lorraine 284, f. 364. Siehe im Anhang, Urkunde
Nr 29 - Regest: Jungk, Regesten, Nr. 776, S. 228. - H.-W. Herrmann, Inventar der
saarländischen Betreffe des Bestandes Collection de Lorraine in der Handschriften-
abteilung der französischen Nationalbibliothek, hrsg. v. d. Kommission für
568
erfolgt sein, da Übertragungen des ius patronatus im Elsaß erst ab dem letzten
Viertel des 12. Jahrhunderts bekannt sind1230. Es handelt sich bei der Person des
Schenkers also mit Sicherheit um Albert II. von Dagsburg, der auch als Inhaber der
Vogtei über Herbitzheim nachgewiesen und noch anderweitig als Wohltäter der
Abtei hervorgetreten ist1231. Von Albert I. von Dagsburg-Egisheim wissen wir von
keiner Beziehung zu Herbitzheim.
Wanze
(B, Prov. Liège, Arr. Huy)
Über das von der Witwe Alberts I. von Dagsburg, Gräfin Ermensinde von Namur,
in der Nähe der Burg Moha gestiftete Hospital und Priorat Wanze1232 sollen die
Dagsburger Grafen die Vogtei ausgeübt haben1233. Nim wird in keiner der
einschlägigen Urkunden zu Wanze aus dem 12. oder frühen 13. Jahrhundert etwas
zur Vogteifrage ausgesagt. Wanze wurde von der Stifterin der Abtei Floreffe
unterstellt - eine ebenfalls durch Ermensinde und ihren zweiten Gemahl, Graf
Gottfried von Namur, getätigte Stiftung -, so daß eine Wahrnehmung der
vogteilichen Rechte über Wanze vom Vogt der Abtei Floreffe, dem Grafen von
Namur1234, nicht ausgeschlossen scheint.
Allerdings gibt es einige Anzeichen, die dafür sprechen, daß die Vogtei über Wanze
bei den Grafen von Dagsburg verblieben ist, in deren Grafschaft das Priorat lag.
Zum einen gehörte Wanze zum Kemgebiet der Grafschaft und bedeutete für die
Dagsburger Grafen ein wichtiges Besitztum. So haben Hugo VIII. und seine Mutter
Gertrud durch den Kaiser dem Priorat eine Pfründe bei St. Servatius in Maastricht
übergeben lassen1235, 1163 bestätigte Hugo VIII. die Stiftung seiner Groß-
mutter1236, und schließlich soll Hugo IX. in der Prioratskirche bestattet worden
sein1237. Alle diese Indizien sprechen dafür, daß Wanze eine wichtige Stellung
innerhalb der Grafschaft Moha eingenommen hat und daß sich die Dagsburger
Grafen wohl das Instrument der Vogtei über das Priorat durch ihre unmittelbaren
territorialpoliüschen Konkurrenten und Nachbarn, den Grafen von Namur, nicht aus
der Hand haben nehmen lassen.
Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung und dem Landesarchiv
Saarbrücken, Saarbrücken 1964, S. 150, zu Tome 284, f. 364; - vgl. Levy, Herbitzheim,
S. 17. Der Metzer Bischof Lorenz hat schon 1275 die Pfarrkirche von Volmunster der
Abtei Herbitzheim zugestanden (ebda., S. 15 f ).
1230 Siehe dazu Pfleger, Pfarrei, S. 94-112, bes. S. 94 ff. Siehe auch oben den Art.
'Herlisheim'.
1231 Siehe oben, den Art. 'Herbitzheim'.
1232 Siehe oben, S. 72 mit Anm. 398.
1233 Siehe Parisse, La noblesse Lorraine, 1. Bd., S. 523; Toussaint, Grafen, S. 120.
1234 Graf Heinrich der Blinde von Namur ist als Vogt von Floreffe nachgewiesen in einer um
1160 von ihm ausgestellten Urkunde für Floreffe, abgedruckt bei V. Barbier, Histoire,
II. ed., tom. II, Nr. 32, S. 18 f.
1235 D F I 83, S. 138 f.
1236 Druck der Urkunde bei V. Barbier, Histoire, II. ed., tom. II, Nr. 41, S. 25 ff.
1237 Siehe dazu oben, S. 109.
569
Indes spricht noch ein weiteres Faktum für unsere Interpretation der Sachlage. So
finden wir im 14. Jahrhundert den ßaiulus von Moha als Vorsteher des die
Grafschaft umfassenden und darüber hinausgehenden Gerichtsbezirkes von
Wanze1238. Dieser sicherlich aus ehemals vogteilichen Rechten erwachsene
Gerichtsbezirk war - und das sagt ja auch sein Geltungsbereich aus - eng mit der
Grafschaft Moha gekoppelt, so daß man davon ausgehen muß, daß diese Rechte
einstmals vom Grafen von Moha, in unserem Fall aus dem Geschlecht der
Dagsburger Grafen, wahrgenommen wurden.
1238 Siehe die Urkunde vom 1. August 1341, abgedruckt bei J. Barbier, Documents, Nr. 29,
S. 71 f.: ...de par maistre Conrat, souverain bailhieurs de le terre de Mouhal, et tout li
eskevien dele haulte court de Wanze (Zitat, ebda., S. 71).
570
IV. TEIL
ANHANG
1. Urkunden
Nr. 1
Hugo VIII. von Dagsburg und seine Gemahlin Luilgart, Herzogin von Löwen-
Brabant, schenken den Schwestern des Priorates Wanze eine ad Vadum genannte
Mühle unter der Bedingung, daß bei einer Zahlung von 40 Mark durch sie oder
ihre Erben die Mühle wieder in dagsburgischen Besitz übergeht.
1163, ohne Ortsangabe
Original verloren.
Abschrift in Huy, Archives de l'État à Huy, abbaye du Val-Notre-Dame, № 160:
Biens à Wanze.
In nomine sanctae et individuae trinitatis. Ego Hugo de Daseborch comes Metensis
et uxor mea Lucardis ducissa Lovaniae cunctis fidelibus tam moderni temporis
quam futuri approbatae consuetudinis res est ususque modernus ut quod tustis et
rationabilibus motis agitur ob recordationis certitudinem modernorum memoriae et
notitiae succedentium scripto mediante committatur. Notum igitur esse volumus
cunctis fidelibus tam moderni temporis quam futuri, quod molendinum nostrum,
quod dicitur ad Vadum concessimus sororibus in Wangia commanentibus, ea
scilicet conditione, ut quandoque nos vel aliquis heredum nostrorum quadraginta
marcas persolverimus praefatum molendinum in nostram liberam possessionem
sicut prius fuerat, redigamus. Ne autem huius nostrae concessionis pactum temere
aliquis immutare aut violare présumât praesens scriptum in huius testimonium
nostrae concessionis compositum sigillorum nostrorum interpositione munire et
roborare curavimus. Actum anno dominicae incarnationis M° C° LX° III.
Nr. 2
Hugo VIII. von Dagsburg erneuert eine durch Vermittlung der Abte Petrus von
Beaupré und Fulco von Haute-Seille zustande gekommene Vereinbarung
zwischen dem Stift St. Gangolf in Toul und den Brüdern Walricus und Conradus
von Girbaden über ein von den Vorfahren des Grafen an St. Gangolf gegebenes
Gut bei Hermolsheim, das vom Dekan und den Kanonikern von St. Gangolf auf
20 Jahre an die genannten Brüder verpachtet wird, die weder Veräußerungen
oder Lehensvergabungen daraus vornehmen dürfen. Im Streitfälle sichert Graf
Hugo den Kanonikern rechtliche Hilfe zu.
1172, ohne Ortsangabe
Original verloren.
Chartulare Abschrift in Paris, Archives Nationales, LL 986, Chartular des Stifts
St. Gangolf in Toul.fol. 33 v°. - Vgl. Bonnen, Toul, S. 274 mit Anm. 349.
Herrn Dr. Gerold Bonnen vom Stadtarchiv Worms sei für die freundliche
Überlassung einer Fotokopie der Abschrift recht herzlich gedankt.
571
In nomine sancte et individue trinitatis. H[ugo] dei gratia comes de Tagesburc
omnibus tam presentibus quam futuris in domino salutem. Scire volo omnes ad
quos littere iste pervenerint, quod predium aput Hermotesueim ecclesie beati
Gengulfi, ab antecessoribus meis collatum, Albertus de Girbaden primo deinde
filius suus Albertus postmodum Walricus et Conradus fratres eius licet in eo nichil
luris haberunt diu tamen presumptuose tenuerunt. Tandem abbatibus Petro quidem
de Bello Prato, Fulcone vero de Alta Silua mediantibus, pacem inter Walricum et
Conradum et prelibatam ecclesiam reformavimus in hunc modum, quod
Theodericus eiusdem ecclesie decanus ceteri que fratres ibidem deo famulantes
antedictum predium communicato consilio ob gratiam meam xx annis concesserunt
eis tenendum quibus conpletis prefata ecclesia ad suam libere redibit possessionem
ipsi vero eidem ecclesie unoquoque predictorum xx annorum infra quadragesimam
mittunt marcam argenti probati et puri quod si mittere aliquando neglexerint
ecclesia de Altorf solvet pro eis. Si autem et ipsa forte solvere dissimilaverit, me vel
successore meo, defensore et in omnibus adiutore fratres, qui tunc erunt in ecclesia
beati Gengulfi, predium subibunt. Hec autem conventio celebrata fuit anno ab
incarnatione domini m° c° lxxii°, indictione va, epacta xxiii3 concurrente vi°, que
conventio ut rata et inconcussa permaneat, presenti scripto sigilli nostn impressione
signato confirmare curavi. In id consentiens ut si forte super hec auxilium meum
eccl(esie) negarem severiore in me quam prius uteretur iusticia hoc etiam addiciens
ut prenominatis fratribus pretaxatum predium nullatenus alienare liceat venendo,
sive invadiando ad censum vel in feodum dando sed bona fide manuteneant, et
peracto predicto annorum spatio ecclesie cum integritate resignent.
Nr. 3
Graf Hugo VIII. von Dagsburg schenkt der Abtei Pairis mit Zustimmung seines
Sohnes Albert das Tal Altpairis und den Ort Remomont
1175
Original: Colmar, Archives départementales du Haut-Rhin, Fonds Pairis 11 H
1, № 3.
Pergament; Siegel fehlt.
In nomine sancte trinitatis et individue unitatis. Un[i]versis loci Parisiensis
fratribus, Hvgo comes de Tagesbvrch. Quç divine pietatis affectu sanctis locis
obsequia tribuuntur, summa debent stabilitate constitui, nec ulla debent in posterum
intentione revocari. Unde notum facimus tam posteris quam presentibus divini
timoris et amoris inspiratione commotum pro remedio anime mee, meorumque
parentum defunctorum assensu etiam filii mei Alberti predium vallis quç Uetvsta
Parisivs dicitur, necnon et loci qui Rumimunt vocatur, predictis fratribus eorumque
successoribus omni libertatis proprietate me donasse, ac presentis decreti sigillique
nostri impressione irrevocabiliter confirmasse. Quod si ego aut mei heredes vel
quevis ecclesiastica secularisve persona contra hanc nostre donationis et decreti
paginam aliquam molestiam inferre temptaverit, nota prevaricationis inpresenti se
monstrabit, et divine animadversionis districtione, in futuro se dampnabit.
Sciendum preterea quod quisquis ministerialium nostrorum prefato loco de rebus
572
suis aliquid benefacere voluerit, nostro id pleno assensu et larga voluntate noverit se
facturum. Acta sunt h$c anno dominice incarnationis millesimo centesimo
septuagesimo quinto, epacta vicesima sexta, concurrente secunda indictione octava,
sub domno legenardo abbate; his videlicet testibus domino Bertoldo abbate de
Altorf, Waltrammo, et filio eius Henrico de Cqnacher, Vírico de Altorf, et fratre
eius Conrado, Folchone de Tanbach, Sigefrido de Ansolsheim, Conrado de
Lagei heim.
Nr. 4
Hugo VIII. von Dagsburg bestätigt der Abtei Salivai die einstige Schenkung eines
Gutes bei Masnis durch eine gewisse Archasendis von Parce. Über dieses Gut,
welches ehetnals Allod der Archansendis gewesen ist, entbrannte nach deren Tod
zwischen ihren Erben und der Abtei ein Streit, der im Beisein Hugos VIII.
beigelegt wurde.
1177
Original: Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, Signatur: B
481, Nr. 46.
Pergament; Siegelfragment anhängend. Etwa zwei Drittel des Pferdes sind
erkennbar, der Reiter jedoch kaum. Die heute noch lesbare Umschrift lautet:...
DAGESBV ... Als Edmond des Robert das Siegel auf gelistet hat, war von der
Umschrift noch mehr vorhanden. Er konnte noch ... E. DAGESBVR ... lesen (E.
des ROBERT, Catalogue des sceaux des Archives départementales de Meurthe-
et-Moselle, T. 1, Nr. 477, S. 147).
In nomine sancte et individuç trinitatis. Ego Flugo de Dasborc dei gratia comes
Metensis presentibus et futuris. Dignitati nostrç dignum animç quç proficuum
deputavimus si dum vivimus ecclesiarum paci ac quieti seu defensioni operam dare
studeamus. Noverint, igitur presentes et posteri quod domina Archasendis de Parce
alodii sui apud Masnis dum adhuc viveret incolumis ecclesip Salinç Uallis ut in ea
fratres habitarent donationem fecit in qua septem annis et amplius vivente domina
in pace habitaverunt. Porro in extrema egritudine sua universi alodii de Masnis
descriptionem faciens supradictam ecclesiam laude et assensu unicç filiç suç
omniumque heredum suorum illa tum pro anima sua tum pro animabus
antecessorum suorum libere et devote heredem constituit. Post cuius obitum Cono
de Herconsei habens in matrimonio filiam filiç domi nç Archasendis alodium illud
calumpniari et requirere pertemptabat, quem fratres donis ac muneribus oblatis
deplacaverunt et alodium in pace possederunt. Insuper et cyrographum sigillo
domni Wemeri abbatis Maurimonasterii confirmatum pari consensu facientes, quod
prebenda una filio vel filiç domini [Con]onis deberetur conscripserunt. Quam
prebendam post longum tempus idem Cono repetens supra memoratam ecclesiam
Salinç Uallis minis et calumpniis vexare non cessabat. Donec ante me die constituta
sic ad pacem deducta res est. Domnus abbas Salinç Uallis septem libras supradicto
Cononi pro exactione prebendç illius persolvit. Et tam ipse Cono quam uxor eius et
filii necnon et Godefridus pater uxoris alodium illud cum prebenda pretaxata
guirpientes quicquid calumpniabantur apud Masnis et in circuitu totaliter et ex
573
integro et absque ulla retentione ecclesi^ Salin^ Uallis dederunt. Cornpositioius
huius atque donationis ego Hugo de Dasborc comes Metensis testis et cooperator et
defensor existo et post obitum meum filium meum Albertum omnesque meos
successores non solum illius alodii sed et tocius ecclesiq Salinq Uallis defensores et
coadiutores constituo. Sunt et alii testes videlicet domnus Wernerus, abbas
Maurimonasterii et prior eius, domnus Folco, abbas de Alta Silua et prior eius,
Arnaldus, Waltradus de Amelenges, Rodulfus dapifer et multi alii. Anno ab
incarnatione domini M° C° LXXVII , epacta XVIII, indictione X , concurrente V .
Nr. 5
Hugo VIII. von Dagsburg gibt das sogenannte ,feodum sancti Stephani“ bei
Salées-Eaux an die Ab te i Salivai.
ohne Datum (vor 1178)
Original: Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 481, Nr.
40.
Pergament; Siegelfehlt, Befestigungsschnüre noch anhàngend.
In nomine sancte et individuç trinitatis. Ego Hugo comes dei gratia de Daburc
concedo in perpetuum ecclesiç Salinç Uallis terram que dicitur feodum sancti
Stephani quçadiacet Salse Aquç assensu et manu Walteri de Pania Petra, qui a me
tenebat eam, et Amfridi de Richicort qui eam tenebat a Waltero, quam idem
Amfridus per iuditium et legem recuperavit et retinuit in curia mea ante Morsperc
ab omnibus, qui eam calumpniabantur, videlicet a Theoderico de Asmenges et a
privigno Anselmi dimidii militis, pro qua terra fratres Salinç Uallis per singulos
annos eidem Amfrido solvent censum duorum solidorum. Huius rei testis sum et
defensor.
Nr. 6
Graf Albert II. von Dagsburg teilt mit, daß die Witwe eines Gerland an die Abtei
Haute-Seille ihr Allod gegeben habe und daß der Zehnte aus diesem Allod ihm
unter der Bedingung übertragen worden sei, daß er und seine Erben den
zukünftigen Zugewinn an Haute-Seille abführen müssen.
1193
Original verloren. Abschrift (Papier) aus dem Jahr 1620 in Nancy, Archives
départementales de Meurthe-et-Moselle, H 607.
Bei dem Namen der Schenkerin, Karixmen, handelt es sich sicher um eine
Verschreibung aus Karissiina, wie aus der Vorurkunde von Bischof Bertram von
Metz aus dem Jahr 1190 hervor geht (Original überliefert in Nancy, Archives
départementales de Meurthe-et-Moselle, H 607): ... quod dom(i)na Karissima
uxor Gerladi, quondam villici mei de Marsal ... contradicentibus autem huic
donationi cohaeredibus ipsius domine K., Wirrico scilicet de Medio Uico,
Henrico quoque de Sareborch, filiusque sororis dom(i)ni Hugonis de Marsal.
Abbas partem tantum dom(i)ne K. absolute retinens omnium cohaeredum
partes, excepta Henrici de Sareborch pecunia mediante per nos acquisivit. Die
574
Zitierten Passagen aus der Urkunde von Bischof Bertram von Metz, wie auch die
Schreibweise, legen nahe, daß es sich bei Karissima nicht um ein Epitethon,
sondern um den Namen der Witwe des bischöflichen villicus zu Marsal, Ger-
land, handelt.
In nomine sanctas et individuae trinitatis patris et filii et spiritus sancti amen.
Albertus divina dispensante providentia Metensium comes omnibus tam futuris
quam praesentibus imperpetuum, quia deo misericorditer et iuste temporalia
disponente nobilitate generis et potestatis eminentia promoti sumus. Et multis
naturae communione similibus promotionis singularitate praelati, ideo gratia, quae
nos prevenit subsequente, probis et honestis actibus quod consequuti3) sumus
ducimus retinendum. Sciant igitur omnes ad quorum noticiam hac pagina venerit,
quod alodium de Lulangis et de Walteningis Karixmen uxor quondam Gerladi pro
anima ipsius et sua per manum Bertranni Metensis episcopi in manu Hernici abbatis
Alta Syluae eidem ecclesiae contulit, eadem ecclesia retenta sibi in testimonium suae
legitimae possessionis decimarum parte qua ad alodium pertinet michi fideliter
commendavit hac conditione, ut quicquid ego ibi iuste acquisiero quicquid ibi
habuero sive in aedificiis, sive in animalibus sive in annona in omni deinque usu et
fructu pro anima patris mei et fratris et pro mea et pro animabus omnium
antecessorum meorum praefata ecclesia remota prorsus heredum et successorum
meorum calumpnia libere et integereb) quieta perpetuitate possideat pro me
specialiter et pro cunctis benefactoribus suis quanto quietius tanto devotius oratura.
Et ut hoc meae collationis et constitutionis instrumentum stabili firmitate apud
posteros perseveret impressione sigilli mei et legitimorum subscriptione testium
confirmatum est. Et in testimonium reservatur Testes: Winricus, clericus de
Sareburch, Conradus prepositus, Cono de Turchelstein, Roricus de Albe, Hugo de
Mala, Willelmus de Brebanth, Theoderieus Motuus milites. Actum est hoc anno
dominicae incarnationis millesimo C° LXXXXmo tertio.
Nr. 7
Albert IL von Dagsburg überträgt das Patronatsrecht an der Kirche Heiligkreuz
und der Kapelle St. Ferrucius zu Metz, das er vom Metzer Bischof Bertram zu
Lehen hat, mit Zustimmung seines Vasallen Widerich von Rimport dem Stift St.
Theobald zu Metz.
1197
Original in Metz, Archives du département de la Moselle, 2 G 65, einmontiert in
das Cartulaire de l'église collegiale St. Thibault de Metz, N° 10.
Pergament.
Abschrift aus dem 13. Jhdt. im Cartulaire de de l'église collegiale St. Thibault,
№ 4, fol. lr°. Abschrift bei M. FOURNIER, Cartulaire de l'église collegiale
Saint-Thiebaut de Metz, masch. Manuskript 1958, S. 18 f.
a) So in der Abschrift.
b> So in der Abschrift.
575
Albertus de Daborc, comes Mettensis, universis ad quoruin noticiain presens pagina
pervenerit salutem in christo. Quoniam res dignas memoria, ne oblivione
subterfugiant, scriptis auctenticis obligare humana consuevit industria, nos aliorum
consuetudinibus approbandis inherentes, presentium et futurum noticie
transmittimus quod, cum ius patronatus ecclesie Sancte Crucis parrochie Mettensis
et capelle sancti Ferrucii ab ea pendentis ad nos iure hereditario spectaret, nos
eodem patronatu in manu domini nostri Bertranni, Mettensis episcopi, a quo
tenebamus hoc feodum, per sententiam nobilium, salvis aliis nostris feodis,
sollempniter resignato, presente sciente et consentiente homine nostro Widerico de
Rinport qui se aliquid iuris in eodem patronatu asserebat habere, cuius quidem iuris
quod queritabat facta resignatione per sententiam in manu nostra, eundem
patronatum pro nostra nostrorum que predecessonim salute, per manum iam dicti
episcopi, ecclesie beate dei gentiricis Marie et sancti Theobaldi extra muros
Mettensis civitatis site, in perpetuum contulimus. Statuentes quod in anniversario
nostro annuatim, de obventionibus iam dicte ecclesie et capelle, prescripti loci
fratres et canonici integrum servitium percipiant. Ut autem hoc donum sepe dicte
ecclesie in sua novella plantatione provida et rationabili, tam domini nostri
Bertranni, Mettensis episcopi, quam personarum Mettensis ecclesie videlicet
primicerii, decani, cancellarii et aliorum, qui presentes aderant nec non et baronum
nostrorum deliberatione collatum, firma et perpetua gaudeat stabilitate, presentem
cartulam nostri inpressione sigilli munitam in subsidium veritas predicte canonice
contradidimus. Huius rei testes sunt: Maioris ecclesie Hugo primicerius, Gerardus
decanus, Willelmus cancellarius, Hernicus abbas de Halte Silve, Elfridus canonicus,
Symon, beate Marie et sancti Theobaldi canonicus, Iohannes, sacerdos de Marsal,
Iohannes de Hanpont capellanus, Stephanus de Maleroit, Uirdunensis canonicus,
Stephanus notarius; de militibus: Marbodus de Mabere, Bertrannus de Marsal,
Symon advocatus, Hugo de Lamale, Widericus de Rinport, Rodulphus dapifer,
Symon pincerna, de Nouo Castro Syfridus et Iheremias frater eius, Bertrannus de
Thasei, Gerardus de Demes; de civibus: Nicholaus de Porta Salie, Rodulphus
Molle, Peregrinus, Iacobus de Chapelei rue. Acta sunt hec anno dominice
incarnationis M0C°XCoVir, indictione XVa, epacta nulla, concurrente IIo.
Nr. 8
Bischof Bertram von Metz bestätigt dem Stift St. Theobald in Metz die
Übertragung der Kirche Heiligkreuz und der dazugehörigen Kapelle St.
Ferrucius durch Graf Albert II. von Dagsburg.
1197
Original: Metz, Archives du département de la Moselle, 2 G 65, einmontiert in
das Cartulaire de l'église collegiale St. Thibault de Metz, №11.
Pergament.
Abschrift aus dem 13. Jhdt. im Cartulaire de de l'église collegiale St. Thibault,
№28, fol. XlHlr° (Metz, Archives du département de la Moselle, 2 G 65).
Abschrift bei M. FOURNIER, Cartulaire de l'église collegiale Saint-Thiebaut de
Metz, masch. Manuskript 1958, S. 48 f.
576
Bertrannus dei gratia Mettensis episcopus universis christi fidelibus ad quos littere
iste pervenerint salutem in domino. Quod in tempore fit, tempora defluente, sepius
evanescit, et idea, facta quorum diu debet haberi memoria, humana sollertia scribere
dignum ducit, ne tractu temporis oblivio forte subrepat, qua ulla suboriri valeat
occasio malignandi. Hac itaque consideratione ad presentium futurorumque
noticiam hoc scripto duximus transmittendum quod nos ius patronatus parrochialis
ecclesie Sancte Crucis Mettensis et capelle sancti Ferrucii ab ipsa pendentis, cum
illud dilectus ac fidelis noster Albertus comes de Dasborch, qui ipsum a nobis
habebat in feodo, in manus nostras per sententiam nobilium resignasset, ecclesie
beate dei genitricis Marie et sancti Theobaldi extra muros civitatis Mettensis in
perpetuum dedimus et contulimus ac deinceps in libera et quieta possessione
tenendum censui mus. In omnes quidem qui a modo super hoc memoratam sancte
Marie et sancti Theobaldi ecclesiam inquietare presumerent, accensis candelis
excommunicationis sententiam publice protulimus. Ut autem hoc donum ecclesie
huic ad ipsam in sua novella plantatione sublevandam primicerii, decani, cancellarii
aliarumque Mettensis ecclesie personarum et baronum qui aderant provida
deliberatione collatum finna gaudeat in eum stabilitate, hanc ipsi cartam, tam
testium subscriptione quam sygilli nostri impressione munitam concessimus sibi
contra malignantium versutias in veritas testimonium reservandam. Testes: maioris
ecclesie, Hugo primicerius, Gerardus decanus, Elfo canonicus, Hernicus abbas de
Alte Si lue, Symon, beate Marie et sancti Theobaldi canonicus, Stephanus de
Maleroit, Uirdunensis ecclesie canonicus, Iohannes, sacerdos de Marsal, Iohannes
de Hampont capellanus, Marbodus de Mabere, Symon aduocatus, Bertrannus de
Marsal, Sifridus et Ieremyas de Nouo Castro, Bertrannus de Taisei, Wiricus de
Sanei, Gerardus de Desmis, Radulphus dapifer, Symon pincerna, Hugo de La Male
milites, Nicholaus de Porta Salie, Peregrinus, Rodulphus Molle, Iacuminus de
Chapeleirrue cives Mettensis, et alii quamplures. Datum Mettis per manum
Willermi, cancellarii nostri, anno dominice incarnationis M0C°XCoVII°, indictione
XVa, epacta nulla, concurrente 11°, pontificatus nostri anno XVIII°, amen.
Nr. 9
Bischof Bertram von Metz bestätigt dem Stift St. Theobald in Metz unter anderem
die Übertragung der Kirche Heiligkreuz und der dazugehörigen Kapelle St.
Ferrucius durch Graf Albert II. von Dagsburg.
1199
Originali Pergament) lH Metz, Archives du département de la Moselle, G 1806,
n° 1 (hiernach der Abdruck).
Weiteres Original in Metz, Archives du département de la Moselle, 2 G 65,
einmontiert in das Cartulaire de l'église collegiale St. Thibault de Metz, №12.
Abschrift aus dem 13. Jhdt. im Cartulaire de l'église collegiale St. Thibault, №
5, fol. lr°. Abschrift bei M. FOURNIER, Cartulaire de l'église collegiale Saint-
Thiebaut de Metz, mosch. Manuskript 1958, S. 19 ff.
In nomine sancte et individue trinitatis. Bertranuus dei gratia Mettensis episcopus,
ecclesie sancte dei genitncis Marie et sancti 1 heobaldi Mettensis prope muros
577
civitatis site in perpetuum. Cum sacra testante scriptura dignus sit operarius cibo
suo, et qui altario seruit de altario vivere debeat dignum est i ustum et rationabile ut
hii qui in ecclesiis cotidie serviunt ab eis vite necessaria percipiant quatinus
ecclesiasticis officiis sint artius et crebrius intenti cum per hoc de vite necessariis in
hoc sancto securi in futuro quoque de superna poterunt retributione sperare. Beatus
etenim Thobyas, qui tante fuit perfectionis sibi quidem victui necessaria tribui
postulavit. Ecclesie igitur que ex rerum penuria suis nequeunt ministris providere,
ne divinum obsequium propter hoc in eis deficiat ob retributionem mercedis eteme,
a Christi suni fidelibus beneficiis et auxiliis mutuis sublevande. Proinde dilecti in
Christo filii, qui in ecclesia sancte dei genitricis et virginis Marie et sancti
Theobaldi prope muros Mettensis civitatis fundata, divino estis obsequio mancipati
cum ad militandum deo stipendia modica et longe minora quam expediat, ibi sint
assignata, vobis et loco vestro nostram in aliquo volentes exhibere devotionem
nostram pa[t]erne piis postulationibus vestris inclinamus assensum et tam
parrochialem Sancte Crucis Mettensis ecclesiam quam capellam sancti Ferrucii ab
ipsa pendentem in quibus ius fundationis ex nostra donatione post factam ipsius a
dilecto ac fideli nostro Alberto comite de Dasborch, qui ipsam a nobis tenebat in
feodo, in manus nostras dictante sententia resignationem habetis, vobis vestrisque
successoribus pro nostra nostrorumque predecessorum ac successorum salute quiete
libere et iure proprii pastoris integre, tam in oblationibus quam decimis et aliis
pertinentiis suis auctoritate pontificali concedimus et damus in modum subscriptum
omni deinceps tempore possidendas. Quotiens enim ecclesiam Sancte Crucis aut
capellam sancti Ferrucii vicario vacare contigerit vobis libere licebit in qualibet
earum unum ex concanonicis vestris aut aliam honestam pers[on]am pro vestra
voluntate vicarium instituere. Qui, a decano vestro primum archidiácono,
postmodum episcopo presentatus, partem recipiet sollicitudinis, iura proprii
pastoris, nullatenus sibi vendicaturus. Et vobis a capitulo vestro commonitus de
capitalibus vestris fidelitatem facere tenebitur. Vicarius autem Sancte Crucis
omnium ab ipsa ecclesia provenientium, tam in decimis quam oblationibus et
elemosinis quibuscumque, terciam partem integre percipiet. Est etiam vicario sancti
Ferrucii talis deinceps assignata portio, quod ipse visitationes, confessiones,
baptisteria, oblationes panis et vini, spisas quoque nuptiarum solus habebit, in aliis
omnibus, tam decimis quam oblationibus et elemosinis quibuscumque terciam
partem habiturus. Vos, statutis temporibus, censum predicte Sancte Crucis ecclesie
et sancti Ferrucii capelle persolvetis, vos in ipsis custodes seu marticularios pro
vestro ponetis et deponetis arbitrio. Qui vobis iurata fidelitate, de vasis et
vestimentis sacris aliisque omnibus ad suum spectantibus officium respondere
tenebuntur. Hec igitur sicut a nobis per consensum et consilium dilecti ac fidelis
nostri Gerardi, Mettensis ecclesie maioris archidiaconi, eiusdem quoque ecclesie ei
ipsius personarum canonice et rationabiliter acta sunt, litterarum [trjadita
monimentis et posterorum cognitioni transmissa sygilla nostri impressione
corroborari precepimus ac testium subscriptione contra malignantium versutias
communiri. Nostra quoque statuentes auctoritate, quod quisquis huic nostre
donationi contraire, vosque super hiis iniusta postmodum inquietatione
presumpserit vexare donec ad emendationem venerit condigne resipiscens,
anathematis vinculo permaneat innodatus. Ad hec vobis et successoribus vestris
578
subscriptas quas iain per dei gratiam adepti estis et eas quas in posterum collatione
fidelium vel etiam emptione seu aliis quibuscumque iustis modis vos in episcopatu
Mettensi contigerit adipisci, ea qua fungimur auctoritate confirmamus possessiones,
patronatum videlicet ecclesie de Mart et curam ipsius pastoralem cum maiori parte
decimationum huius ville et etiam de Trunvile et de Pusivs, id quoque quod apud
Mart et in territorio de Terincort, Elizabeth, nobilis mulier, tam in decimis quam in
omni alio iure suo, solis hominibus exceptis, vobis in elemosinam contulit, censum
agrii de Mart et trutinam seu bannale pondus lane, tam in filo, quam in eo, quod
borra vulgariter appelatur. Et pondus canabi ac molendinum super longam aquam
constructum cum quatuor terre iomalibus iuxta ipsum molendinum existentibus. Ex
omnes vineas, quas habetis ultra saliam et in territorio de Montignei, easque quas in
banno de Arkencei supra Mosellam, in bamio sancti Iuliani, in banno sancti
Clementis et in banno sancti Amulphi possidetis, quicquid etiam habetis apud Lorei
iuxta Vingniules et sessam unam apud vicum, vobis olim a Theodorico concanonico
vestro collatam, cuius divini amoris intuitu, vobis eam innovavimus libertatem
quam suis temporibus felicis recordationis predecessor noster domnus Stephanus
[Mettensis] episcopus vestre concessit ecclesie grangiam de Povvillei cum
appenditiis suis et croadam retro sanctum Petrum ad Arenas positam cum quinque
solidis de manso uno vobis ibidem quolibet anno debitis, ac [te]rras [que] sunt citra
pontem Mangnei usque ad fossatum ultra sanctum Privatum et quindecim solidos
annuatim de triginta iomalibus terre, quorum tria sunt infra curiam alia circa ipsam
vobis a Liebuino debitos, apud quartale domum unam et in thalamis partem unius
dimidiam, iuxta curiam de Ranseires, supra domum unam, octo solidos censuales et
in vico, qui dicitur Aiest, domum unam vobis a Sibilia collatam, mansum quoque
unum in Cumina Harueni supra Saliam et domum unam iuxta novum pontem Salie
cum censu quem ibidem habetis, censumque trium solidorum supra vineam unam
apud Siei sitam, stalla etiam, que habetis in viceto et in thalamis cum quibusdam
censibus, qui vobis in sancti Theobaldi territoriis debentur. Huic itaque
confirmationi nostre nullus obviare vel eam immutare presumat, et si quis huius
forte presumptionis in gloriose dei genitricis et sancti Theobaldi gravamen et
iniuriam auctor extiterit usque ad satisfactionem debitam excommunicationi se
subiacere noverit.
Testes: Hugo primicerius, Theodericus decanus, Bertoldus precentor, Hugo circator,
Widericus subcustos, Richard[u]s sacerdos, Renardus, Bartholomeus, Rainerus
diaconi et canonici maioris ecclesie Mettensis, Petrus Gorziensis, Franco sancti
Vincendi, Burchardus sancti Amulphi, Warinus sancti Clementis et Richardus
sancri Symphoriani abbates, Ingo decanus, Hagueno cantor sancti Salvatoris et alii
quamplures. Datum Mett. per manum Willhelmi cancellarii nostri anno dominice
incarnationis M0C°CX0IX°, indicdone IIa, Epacta XXIIaa, concurrente IIIIa, Auro
numero IIP, pontificatus nostri anno XX°, amem
579
Nr. 10
Graf Albert II. von Dagsburg schenkt der Abtei Stürzelbronn anläßlich eines
Besuches in der Abtei eine Salzpfanne bei Saaralben.
1200y 2. Januar
Original in Nancy, Archives départementales de Meurthe et Moselle, B 489,
Nr. 1.
Pergament, Siegelfragment an rot-gelben Schnüren anhängend. Es ist nur noch
der vordere Teil des Pferdes und ein Bein des Reiters erkennbar. Beschreibung
des Siegels bei E. DES ROBERT, Catalogue des sceaux des Archives
départementales de Meurthe-et-Moselle, T. 1, Nr. 478, S. 147.
Undatierte Teilvidimierung durch Abt Edelinus von Weißenburg (1262-1293), in
Nancy, Archives départementales de Meurthe et Moselle, B 489, Nr. 3.
Regest: RegBfeStr. I, Nr. 708, S. 375; - C. PÖHLMANN, Regesten der Grafen
von Zweibrücken, Nr. 29, S. 11 /., mit unrichtiger Datierung. Erwähnt bei A.
CALMET, Notice de la Lorraine II, 540. J. B. KAISER, Die Abtei Stürzelbronn,
Straßburg 1937, S. 5, Anm. 1, gibt den Hinweis, die Schenkung sei bei
DUFOURNY, Inventaire des titres de Lorraine, I, 175, registriert. Dieses
Manuskript befand sich in der Stadtbibliothek Metz, wurde allerdings 1944
zerstört (freundliche Mitteilung von Herrn Philippe Hoch,Conservateur chargé
du fonds ancien in der Bibliothèque-Médiathèque in Metz, der früheren Metzer
Stadtbibliothek).
Litterarum monimenta non modo rerum gestarum seriem ad noticiam posterorum
fideliter transmittere sed et futuras solent efficaciter dirimere contentiones. Hac
itaque consideratione ego Albertus comes de Dasborch cartule huius inditio
presentibus et futuris duxi intimandum quod anno dominice incamacionis M° CC°.
in octavis sancti Stephani veniens Sturcebume cum domino Conrado, Argentinensi
episcopo et aliis eque comitibus nobilibusque viris quampluribus perspecta fratrum
inibi degentium religiosa paupertate, pro salute anime mee, patris ac matris
omni unique predecessorum et successorum meorum, dedi in elemosinam deo et
beate Marie de Sturceburne unam patellam cum omni integritate apud Albe, a
fratribus eiusdem cenobii libere et absque ulla in posterum reclamatione vel querela
cuiusquam perpetuo possidendam. Mee autem erga se devotioni fratres iam dicti
vicem rependere cupientes consensu unanimi in suo michi capitulo promiserunt,
quod interim quidem patris mei, post meum decessum vero anniversarium obitus
mei diem singulis deinceps annis tempore suo agent, et eodem die conventui de
redditu supradicte patelle pitantiam panis albi uini quoque et casei procurabunt.
Quandocumque etiam obitum meum audierint plenarium mihi quale scilicet pro uno
ex ipsis fieri solet persolvent servitium. Ut igitur donatio mea rata in perpetuum et
incumvulsa permaneat presenti eam pagine inserere ac sigilli mei impressione
testibusque subnotatis curavi roborare. Testes: Dominus Conradus Argent(inensis)
episcopus, Henricus abbas Alte Silve, Walterus prepositus de Wicebur[c], Emeco
comes de Lininge, Sibertus lantgravius, Henricus comes de Duobus Pontibus,
Carolus capellanus episcopi Arg(entinensis), Gregorius capellanus comitis de
Dasbur[c], Heidenricus sacerdos et canonicus maioris ecclesie in Strabur[c], Hecelo
de Etyndorf, Hertritus de Schastindorf.
580
Nr. 11
Graf Albert II. von Dagsburg bestätigt der Abtei Villers-Bettnach die
Verpachtung eines Gutes bei Fliesborn durch Arnulf von Virei, das dieser von
ihm zu Lehen hatte. Gleichzeitig verzichtet Albert II. auf Grund der Bitte des
Abtes von Haute-Seille auf seine Besitzrechte an diesem Gut und überträgt es an
die Abtei Villers-Bettnach zu freiem Eigen.
undatiert (vor 1204)
Abschrift des 17. Jahrhunderts Metz, AD de la Moselle, Signatur: H 1714,
Chartular der Abtei Villers-Bettnach, fol. 96 r°.
Zur Datierung: Im Chartular der Abtei Villers-Bettnach, fol.93r°-94r° findet
sich ein Vertrag aus dem Jahr 1204 zwischen der Abtei Villers-Bettnach und der
Kirche Heiligkreuz zu Metz über ein Gut bei Fliesborn. Villers-Bettnach muß
demnach zu diesem Zeitpunkt von Graf Albert II. die Güter in Fliesborn schon
übertragen bekommen haben.
Abschrift aus einem heute verlorengegangenen Original (Kommentar auf fol. 96
r°); auf fol. 96 v° folgt eine Beschreibung des Siegels. Am Original war laut
dieser Beschreibung ursprünglich ein Reitersiegel Alberts II. befestigt. Die
Rückseite des Siegels trug das Sekretsiegel Alberts 11. mit der angeblichen
Umschrift Secretum meum michi.
Zur Ortsidentifizierung siehe oben, den Artikel 'Fliesborn'.
In nomine domini. Cum cursu temporum et subsequendum mutabilitate personarum
plerumque aboleri et deperire soleat bene gestarum compositio rerum necessarium
iudicavimus fideli scripto confirmare que perhempnitas apud posteros inconcussa
volumus permanere. Igitur ego Albertus dei gratia comes Meten(sis) et de Dasborch
notifico presentibus et futuris, quod dominus Amulfus de Virei vendidit monachis
et fratribus Vil(ar)iensis cenobii quandam terram contiguam grangie sue Blisbome,
quam tenebat a nobis in feodo. Nos itaque ad suasionem karissimi nostri H. abbatis
Alte Silue eandem terram pro remedio anime nostre et antecessorum et successorum
nostrorum supradictis fratribus concedimus et libere et quiete et absque ulla
calumnia sicut propriam nunc et in perpetuum possidere decernimus. Sed ne forte
idem dominus Amulfus vel aliquis heredum suorum vel et nostrorum super hoc
facto aliquam quandoque possit suscitare querimoniam vivaci attestatione
prohibemus et sigilli nostri munimine hanc ipsam donationem3) nostram iam dictis
fratribus confirmamus.
Nr. 12
Graf Albert IL von Dagsburg schlichtet den Streit zwischen den Brüdern von
Haute-Seille und Kuno von Türkstein. Gleichzeitig teilt Albert II. mit, daß
Hawidis und Kuno von Türkstein ihm ihr Allod zu Lehen aufgetragen haben,
undatiert (wahrscheinlich vor 1204, sicher vor 1206)
Original in Nancy, Archives départementales de Meurthe et Moselle, H 554.
Pergament.
*) In der Abschrift don nationem.
581
Abschrift in Nancy, Archives départementales de Meurthe et Moselle, H 543,
fol. 7 r°. Registriert im Generalregister der Abtei Haute-Seille, S. 2, in: Nancy,
Archives départementales de Meurthe et Moselle, H 542.
Druck: H. LEPAGE, Les seigneurs, le château, la châtellenie et le village de
Turquestein, in: Mémoires de la Société d'archéologie Lorraine et du musée
historique Lorrain, 3. Serie, 14. Bd., Nancy 1886, Nr. 3, S. 183 f. (nicht nach
dem Original, sondern nach der Abschrift und unvollständig).
Ego Albertus, comes Met(e)n(sis) et de Dasborch, notum facio tam presentibus
quam futuris quod domina Hawidis et dominus Cono, filius eius, de Turkestein,
libera ducti voluntate, universaliter quicquit in allodiis, ubicumque vel undecumque
essent, habebant, mihi meisque heredibus integraliter contulerunt, a me iterum in
feodo recipientes. Verum, cum postmodum dominus Cono fratres de Alta Silua,
occasione quarundam possessionum quas sui predecessores dicte domui
contulerant, gravibus iniuriis molestaret, et ipsi mihi cotidie super his flebiliter
conquererentur, bono pacis ductus, inter eos composui sub hac forma, quod idem
fratres eidem domino Cononi quadraginta duas libras Met(e)n(ses) dederunt, ipse
vero, per manum meam, in omnibus silvis suis liberum usum ad ignem et edificia,
et liberam omnium animalium pasturam, glandem porcorum, aquarum omnium
piscationem in terra sua ubique predictis fratribus imperpetuum contulit, et omnem
calumpniam iustam vel iniustam contra eos habitam, in manu mea posuit et
guirpivit. Verum cum G. Ungeluche et B. frater eius milites contradicerent dicentes
se habere in feodo ab eodem domino C. nemus quod est inter Gemines et Hetines et
propter feodum de Gruelenges cum his similiter conposuerunt dantes dicto G.
Ungeluche XI solidos Met(e)n(ses) et pelles et bacouem B. vero fratri eius item XI
solidos Met(e)n(ses) et vaccam et tunicam. Ipsi uero omnem calumpniam dicti
nemoris vel alibi undecumque esset per manum meam guirpiverunt in ipsis vel
omnibus silvis suis pasturam et glandem et ligna ad ignem et edificia et in aquis
piscationem et liberum usum ipsis imperpetuum concedentes. His itaque feliciter
gestis, ego ipse superadiciens eisdem liberas pasturas omnium animalium glandem
porcorum silvarum omnium omnimodum usum in omnibus aquis terre mee excepto
stagno de Walesei liberam piscationem liberos ingressus et egressus per omnem
terram meam cum omni libertate contuli imperpetuum, sicut patrem meum eisdem
noveram primitus contulisse. Ut igitur horum omnium veritas indissolubilis
perpetuo rata firmaque permaneat, hanc paginam sigilli mei auctoritate confirmavi.
Testes dominus Winricus, dominus Walteramus et alii plures.
Nr. 13
Albert II. von Dagsburg trifft mit seinem Neffen, dem niederlothringischen
Herzog Heinrich von Brabant, eine Erbschaftsvereinbarung.
ca. 1204
Original in Brüssel, Archives générales du Royaume/Algemeen Rijksarchief
Bruxelles: Chartes de Brabant, № 9.
Pergament. Die an den Knickstellen stark beschädigte Originalurkunde ist ein
Cirograph, die obere Hälfte des Wortes Cyrographum befindet sich am unteren
582
Rand der Urkunde. Es hat sich anscheinend nur dieses Exemplar des doppelt
aus gefertigten Vertrages erhalten.
Abschrift von 1497 in: Manuscrits divers, 3, Bl. 40 u. 48, in Archives générales
du Royaume/Algemeen Rijksarchief Bruxelles ; mit Verlesungen.
Druck (unvollständig und fehlerhaft): F. Chr. BUTKENS, Trophées, I, S. 234.
Notum sit omnibus tam futuris quam presentibus, quod ego Albertus dei gratia
comes Metensis et de Dasburg constitui karissimum nepotem meum ducem
Lotharingie Hernicum heredem de castro meo Dasburg et abbatia de Hessen cum
omnibus appenditiis, de castro Girbaden cum omnibus attinentiis suis et abbatia de
Altorf, de castro Droctain cum omnibus attinentiis, de castro de Alba cum omnibus
appenditiis suis et abbatia et advocatia de Herbotheim, et omnibus attinentiis,
preterea de comitatu et advocatia ac feodis de Metis et episcopatu Metensis excepto
castro Hemestein et advocatia de Novileir, que in gratia comitis remanent pro bonis
siquidem istis dux iuvabit comitem in omnibus negotiis tam pecunia quam
hominibus pro posse suo tam in Alsatia quam in Brabantia, preterea dux dabit
comiti pro bonis istis in proxima xl v. milia marcarum, et in alia proxima
subséquente xl v m[ilia] marcarum, in tertia v mfilia] marcarum, nisi per gratiam
comitis remaneat, super hac conditione fecit comes duci hoininium fieri tam ab
hominibus quam a ministerialibus suis, quod duci fidelitatem in omnibus servabunt
si comitem contingat sine legitimo partu sui corporis decedere sive sit filius sive
filia. Item si comes ante solutionem huius pecunie de hoc seculo rapiatur, predicta
pecunia dabitur de Alta Silua, qui eam consilio trium vel quatuor hominum comitis
pro anima comitis salubriter erogabitur, quod si dux medio tempore decedat,
ducissa et pueri ducis predictam totaliter habebunt terram, predictam persolvent
pecuniam, et prenominatas conventiones observabunt; adiectum est etiam, quod si
dux supradictas non observaverit conventiones comes & homines sui ab istis
conventionibus a duce liberi erunt, nisi per gratiam comitis remaneat, excipitur
tamen totum feodum, quod comes ab imperio tenuit, et allodium de Musal et
Waleuie, que dux cum attinentiis omnibus libere habet et absolute, si comes sine
legittimo sui corporis decedat herede, preterea dux recuperabit castrum Tiecurt infra
annum pro iuribus suis consilio comitis et auxilio.
Nr. 14
Albert II. von Dagsburg beurkundet, daß er zu seinem und zum Seelenheil seiner
Familie das Zisterzienserinnenkloster Val-Notre-Dame gestiftet habe und nennt
das von ihm gestiftete Ausstattungsgut für die Abtei
1210
Original (Pergament) in Archives de l'État à Huy, Charte n° 1 du fonds de
l'ancienne abbaye du Val-Notre-Dame.
Siegel liegt bei. Die Umschrift ist nur noch teilweise zu entziffern. [SJIGIL
ALBE... C D...N...1S ... METENSIS. Das Sekretsiegel mit dem Dagsburger
Wappen trägt die Umschrift: SECRETUM MEUM M1CH[I] Siehe Abb. 7 u 8.
Abschriften: Archives de l'État à Huy, Fonds Val-Notre-Dame, № 45, № 80,
Cartulaire 22,fol. 64r°, Cartulaire 23, S. 1 (französische Übersetzung).
583
Drucke (alle unvollständig): B. FISEN, Historia ecclesiæ Leodiensis, S. 147; A.
M1RÆUS u J. F. FOPPENS, Opera diplomatica et historica ..., 2. Aufl., 2. Bd
Lovanii 1723, S. 842; F. Chr. BUTKENS, Trophées, I, preuves, S. 235.
Ideo quia cecitas oblivionis in rebus etiam bene ordinatis plerumque turbare pacem
et controversiam parere consuevit. Ego Albertus comes de Daborch ac Metensis
omnibus tam futuris quam presentibus presenti scripto notum facio, quod super
allodium meum in loco qui dicitur Vallis beate Marie qui prius Vallis Roduini fuit
appellatus, abbatiam dominarum Cysterciensis ordinis sub providentia Abbatis
Cystertii construxi. Ad opus siquidem illius abbatie dominarum Cysterciensis
ordinis ut iam dictum est pro remedio anime mee et parentum meorum fratrisque
mei Hernici et uxoris mee ac filie et antecessorum cum meis successoribus contuli
in elemosinam domus in quo sita est locum cuius undecim sunt terre bonuaria cum
mole[n]dino in curti earum et molendinum de Langle cum piscaria a ponte Wange
usque ad idem molendinum et molendinum de Latines et viginti bonuaria terre et
decem et septem capones et quindecim denarios census ibidem et triginta bonuaria
nemoris Enreiz, ecclesiam de Monte sancti Stephani, ecclesiam de Walevia cum
iure patronatus earum et eorum appendendis. In singulis matribus ecclesiis et in
filiabus si habeant a redditibus earumdem ecclesiarum sacerdotes providendo
sustentabuntur. Ne forte processu temponis per subortam oblivionis caliginem locus
idem vel dei famule ibidem deo militantes a quoquam impetaritur sigilli mei
munimine decrevi roborari atque confirmari. Huius rei testes sunt. Abbas
Villariensis, magister Galterus de Leodio, Phillippus de Helencienes, Gosvinus et
Liebertus frater eius de Harengees, Grimardus et frater eius Iohamies, Balduinus de
Hucorgne et alii multi. Actum anno ab incarnatione dominica M°CC°X°
Nr. 15
Herzog Theobald I. von Oberlothringen bestätigt dem Kloster Val-Notre-Dame
die Besitzungen, die ihm einst von Albert von Dagsburg zugestanden wurden.
1218
Original: verloren. Lateinische Abschrift in: Archives de l'État à Huy, Fonds
Val-Notre-Dame, № 80; französische Übersetzung aus dem 17. Jahrhundert in
Archives de l'État à Huy, Fonds Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 8; weitere
französische Übersetzung in: Archives de l'État à Huy, Fonds Val-Notre-Dame,
№ 45.
Unvollständige Drucke bei B. FISEN, Historia ecclesiæ Leodiensis, lib. 11, S.
447, u. bei A. MIR/EUS u J. F. FOPPENS, Opera diplomatica et historica .... 2.
Aufl., 2. Bd., S. 845.
Th. dux Loth. et Marquioa) ac comes Metensis et de D'aubork omnibus hoc
scriptum inspecturis in perpetuum. Notum sit tam presentibus quam futuris quod
authoritatis nostrç providentia quidquid predecessor noster comes de D'auborck
ecclesiç Vallis beatpMariç concessit plenarie confirmamus. Constituimus preterea
a> So in der lateinischen Abschrift.
584
firmiterb) observari precipimus ut ipsa ecclesia ab omni seculari servitute liberrime
consistens a nullo ministraliumc) nostrorum vel aliorum ad nos pertinentium in
aliquo vim patiatur. Et ut ordini suo liberius vacare permittantur, nulli prepositorum
vel subditorum nostrorum in carrucis suis vel aliis rebus aliquam potestatem sine
ipsarum dominarum voluntate et benevolentia nullatenus habere concedimus, quod
si quis infregerit offensum nostrum gravissime noverit incurrisse et per castellanum
nostrum, quidquid erga ipsas commissum fuit iniuriosum firmissime emendari
precipimus. Acta sunt haec anno M° CC° XVIII°.
Nr. 16
Herzog Theobald /. von Oberlothringen schenkt mit Z,ustimmung seiner Frau
Gertrud der Abtei Haute-Seille das Patronatsrecht der Kirchen in Mantoncourt
und Ommeray, die jeweiligen Zehnten eingeschlossen.
1219
Original in Nancy, Archives départementales de Meurthe et Moselle, H 608.
Pergament.
Registriert im Generalregister der Abtei Haute-Seille S. 211, in: Nancy,
Archives départementales de Meurthe et Moselle, H 542.
Regest: E. DUVERNOY, Catalogue des actes des ducs de Lorraine de 1048 ä
1139 et de 1176a 1220, Nr. 324, S. 207.
Notum sit omnibus tam presentibus quam futuris presentem paginam inspecturis,
quod ego Th. dux Loth(aringie) et marchio et comes Metensis et de Dasborc et uxor
mea Gertrudis pari consensu dedimus in legittimam et perpetuam elemosinam
abbati et conventui Alte Silue pro nostrarum et antecessorum nostrorum animarum
salute patronatum ecclesie de Mantoncorth et de Hoin(m)eres cum decimis, que
nostri erant iuris ex eadem ecclesia, ita tamen, quod abbas et fratres Alte Silue
predictas decimas a Nicholao scabino de Marsal cui easdem impignoraveramus pro
quinquaginta et Ia libris metensibus redimerent et aquittarent. Actum Anno domini
M° CC° XIXo. Testes: dominus Conradus Metensis episcopus, comes Sybertus et
filius eius Karolus, Amulphus et Godefridus milites.
Nr. 17
Herzog Theobald I. von Oberlothringen bestätigt dem Kloster Val-Notre-Dame
die Besitzungen, die ihm einst von Albert von Dagsburg zugestanden wurden.
undatiert
Original: verloren. Abschrift: Archives de l'État à Huy, Fonds Val-Notre-Dame,
Cartulaire 23, S. 7, französische Übersetzung.
Connu soit à tous que je Thiry duc de Lorraine et de comte de Mets et D'Aborch,
veu et commande, que le bailly du territoir et le chastellain de Muhau, au cas qu'il
b) In der Abschrift: firmiter firmiter.
c) So in der lateinischen Abschrift.
585
suruinst quelque deplainete, à raison des dismes, et tous biens appartenans à la
maison de Val Sainte Marie, les fassent sans aucune contreditte amender librement,
et au plustost, et ne fassent, et ne souffrent estre fait par aucune autre personne de
noz suiets aucun tort, ou moleste à l'abbesse, ou à la ditte eglise, à raison de leurs
biens, et possessions. Commandant neantmoins aux susdits, scauoir aux procureur,
et chastellain de procurer en toute sollicitude la defense de tous bienfaits, et
aumosnes, qui seront conférées à la ditte eglise, et luy permettre la possession de la
pesche, depuis le moulin de L'angle, jusques au pont de Wanze. Ainsi que notre
predecesseur le comte D'Aborch l'at donné au convent du dit lieu, et du werissea,
qui estoit dépendant de RodiuaJ, que Nous avons entièrement avec toutes ses
parties, et absolument conféré au dit Val Sainte Marie, sans aucune controverse,
avec toute tranquillité de paix. Prenant sans dilaye vengeance de ceux, qui auront
attenté d'empescher la ditte aumosne, on qui auront jniustement usurpe aucune
chose appartenante au dit lieu. Et au cas que les procureur et chastellain fussent
trouvez se porter avec peu de soing, en l'execution du premis, qu'ils seachens qu'à
rebourse, en default de justice ils seront estroittement punyz. Et afin que ses choses
demeurent fermes, et sans dissolution la présente page est fortifiée du présent séel.
Nr. 18
Bianca von Troyes schließt zusammen mit ihrem Sohn, Theobald IV. von der
Champagne, mit Herzog Matthäus II. von Oberlothringen einen Vertrag über die
Ausstattung Gertruds von Dagsburg, der zukünftigen Ehefrau des Grafen von
der Champagne.
Mai 1220
Original verloren. Abschrift in Bar-le-Duc, Archives de la Meuse, Signatur: B
256, Cartulaire de Ferry III, ft 215 v°.
Regest: LE MERCIER DE MOR1ERE, №2, S. 104.
Nos Blancha comitissa Trecentis palatina et Th. comes Campanie natus eius notum
facimus universis presentibus et futuris, quod karissimo amico et fideli nostro
Matheo duci Lothorenge et marchioni propriis manibus nostris iuravimus, has
conventiones subsc[r]iptas bona fide tenendas videlicet, quod ipsum iuvabimus
contra omnem creaUiram que possit vivere et mori preter quam contra dominum
regem Franc(ie) et alios dominos nostros quaindiu paratus erit ius facere nobis
nullum hominum vel feminarum de domannio ipsius in nostro domannio poterimus
retinere Nanciacum et Gondreuillam cum omnibus appendiciis suis que nobis
excambiunt pro dotalicio Gertrudis comitisse Metensis et Dauburgensis post
mortem ipsius Gertrudis ad ipsum ducem vel ad heredes ipsius sine contraditione
qualibet revertentur et nos pro predicto excambio Nanceiaci et Gondreuille
faciemus eidem duci a predicta comitissa totum dotalicium suum quitari. De litteris
regis Othonis, regis Friderici et episcopi Metensis et de aliis litteris ad Meten(sis) et
Dauburgen(sis) comitatus et ad aliam hereditatem dicte comitisse pertinentibus,
quas dux nobis tradidit reddemus ei omnes illas que utiles et necessarie ei erunt si
predictam G. sine herede de corpore suo contigerit mori, quod absit. Ut autem hec
omnia nota permaneant et rata teneantur litteris annotatum sigillorum nostrorum
586
munimine roborari fecimus. Actum anno incarnationis dominice M°CC° vicesimo
mense mayo.
Nr. 19
Gertrud von Dagsburg bestätigt nach dem Tod ihres Gemahls, Herzog Theobald
I. von Oberlothringen, der Abtei Haute-Seille das Patronatsrecht der Kirchen in
Mantoncourt und Ommeray, den Zehnten eingeschlossen.
1221
Abschrift aus dem 17. Jhdt. in Nancy, Archives départementales de Meurthe et
Moselle, H 608.
Registriert im Generalregister der Abtei Haute-Seille S. 211, in: Nancy,
Archives départementales de Meurthe et Moselle, H 542.
Ego Gerdrudis comitissa Metensis et de Dasburg. Notum et ratum volo fieri
omnibus hoc scriptum inspecturis, quod patronatum ecclesiae de Mantoncourt et de
Ommereis, quem cum adhuc viveret, bonae memoriae Theobaldus, dux
Loth(oringie), maritus meus, ecclesie Altae Siluae pari dederamus assensu quoniam
tunc proprio non utebar sigillo, nunc ad propriam reversa libertatem iam dictae
ecclesiae patronatum cum decimis, quae mei erant iuris iterum confero et confirmo
conferens praesentem scedulam sigillo meo munitam ecclesiae et conventui Altae
Siluae in perpetuum et legitimum testimonium. Actum anno domini millesimo
ducentesimo vigesimo primo. Datum per manus venerabilis fratris mei et domini
Lamberti Scottae.
Nr. 20
Graf Theobald IV. von der Champagne bestätigt die Schenkung des Val Roduini
durch Albert II. von Dagsburg an die Zisterzienserabtei Villers-en-Brabant und
die Stiftung von Val-N otre-Dame durch den Dagsburger Grafen.
1222,13. Dezember
Original verloren.
Abschrift in Archives de l'Étal à Huy, Fonds Val-Notre-Dame, № 25.
Unvollständige, verderbte und falsch datierte (1220) Abschrift in Paris,
Bibliothèque Nationale, Fonds latin 5992, fol. 292 r°. Französische
Übersetzung in Archives de l'État à Huy, abbaye du Val-Notre-Dame,
Cartulaire 23, S. 8 f.
Regest: H. D' ARBOIS DE JUBAINVILLE, Nr. 1326, S. 165.
Ego Th. Campan(ie) et Brie com(es) Palatinus notum facio universis presentes
litteras bonç memoriç Alberti, quondam comitis Dauburgen(sis) et Meten(sis)
predecessoris mei patris scilic[et] carissima uxoris mei Gertrudis in quibus
continebatur, quod perpetuam eleemosynam concessit ecclesiç et Villari
Cisterciensis ordinis, culturas cum toto situ quas habebat in loco, qui quondam
dicebatur Rodin Vallis, nunc vero Vallis beat£ Mariç nuncupatur, dictas vero
587
culturas cum toto situ de Wansia abbatissg predictq ecclesiq abbatiq sancti-
monialium Cisterciensis ordinis, qu^nunc ibidem deo militant, integre et pacifice
contulit in perpetuum possidendas. Ego vero predictam donationem tam dicti
comitis, quam abbatis ratam habeo, ut firmam, quod ut notum permaneat ut firmum
teneatur litteris annotatum sigilli mei munimine roboravi. Actum anno gratiq
millesimo ducentesimo vicesimo secundo in idus decembris.
Nr. 21
Gertrud von Dagsburg schreibt der Abtissin Aylide und bestätigt der Abtissin und
dem Konvent von Val-Notre-Dame die Schenkung ihres Vaters und verspricht,
sich verstärkt für die Belange des Klosters einzusetzen.
ohne Datum, vor dem 6. Oktober 1223
Original: verloren.
Abschrift: Archives de l'État à Huy, Fonds Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S.
15: französische Übersetzung.
Zu Aylide 1. de Warfusée, Äbtissin von Val-Notre-Dame siehe É. BROUETTE,
Les abbesses du Val-Notre-Dame, à Antheit, jusqu'en 1360, in: Cîteaux.
Commentarii Cistercienses, 25. Bd., Westmalle 1974, S. 172.
A sa tres chere en Ihesu Christ Aylide Abbesse du Val Notre Dame, et à tout le
convent du dit lieu, Gertrude comtesse D'Aborch, mise sur le gril de tribulation
salut. Et comme servante en Christ service prompte. Nous ne voulons estre inconnu
à vostre discrétion, que nous sommes en angoisse de coeur. Et comme nous sommes
en default de conseil, et d'assistence humaine, nous nous trouvons poussées à
convoiter la divine, qu'est tneillieure. Cause pourquoy fléchissante les genoux à
mains ioinetes, et prosternée à voz genoux et de tout le convent. Je supplie
humblement vostre saincteté, avec autant d'affection qu'il m'est possible de vous
escrier de coeur et de bouche vers le très pieux roy Jesu Christ fils de dieu. A fin
qu'il daigne par sa grâce de me délivrer d'une si grande tribulation, et angoisse. Car
je me confie en Jesu notre seigneur, que si vous daignez intercéder pour moy je
seraye délivrée auplustost. En outre je vous prie daigner envoyer lettres escrittes en
forme tele que cettes icy, et séelees de vostre séel, à toutes les abbayes et conuents
de l'evesché de Liege, et je conserveraye vostre maison comme vostre servante, et
tous voz biens, comme une mere fidelle. Et je confirme l’anmosne que mon pere at
donne au convent Sainte Marie. Et parce que nous n'avons pas de séel avons apposé
le séel de messire Bernard Penitentier de l'Evesché d'Vtrecht lieu du séel.
Nr. 22
Gertrud von Dagsburg bestätigt dem Kloster Val-Notre-Dame die Schenkung
durch ihren Vater, die dieser einst an die Zisterzienserabtei Villers-en-Brabant
gegeben hatte, dann jedoch an Val-Notre-Dame übertrug.
1223, 6. Oktober
Original: verloren. Abschrift: Archives de l'État à Huy, Fonds Val-Notre-Dame,
Cartulaire 23, S. 12 ft: französische Übersetzung.
588
Unvollständiger Druck nach dem verlorenen lateinischen Original bei B. FISEN,
Historia ecclesiæ Leodiensis, S. 447 f Weitere unvollständige Drucke bei A.
MIRÆUSu J. F. FOPPENS, Opera diplomatica et historica 2. Aufl., 2. Bd., S.
849, u. bei F. Chr. BUTKENS, Trophées, l, S. 234 (beide Drucke nach Fisen).
Nr. 22a bringt den Text der französischen Übersetzung, Nr. 22b versucht unter
Zugrundelegung des Teildruckes von Fisen eine teilweise Rekonstruktion des
verlorenen Originals, wobei auf eine Rückübersetzung der fehlenden Passagen
aus dem Französischen verzichtet wurde.
22a
Gertrude D'Aborch Comtesse de Mets et de Muhau. A tous ceux, qui ces presentes
veront connoissance de vérité. D'autans que la memoire des homes3) est fragilleb) >
il est ordonné que les choses qui doivent demeurer dans un estât ferme, soient
appuyées sur l'assistence des lettres. Nous avons entendu qu'Albert de bonne
memoire, comte de Mets et de Muhau notre très cher pere, at donné les cultures de
Wanze qu'on appelle Gouden, la culture du Champea, et celle qui est entre le Mont
Saint Estienne et Wanze, à l'eglise de Viller pour le salut de son ame pour les
posséder à perpétuité. Avons aussy entendu que l'eglise de Viller at conféré les
dittes cultures à les posséder perpétuellement au lieu qu'on disoit lors le Val de
Rodimont à present appellé le Val Saincte Marie. Quoy qu'on en ayet fais, je
Gertrude fille du dit comte, comtesse de Mets et de Muhau, usante de mes droicts
donne toutes les dittes cultures au Val Sainte Marie proche Huy librement, et
absolument pour le salus des âmes de moy et de mes ancestres pour les posséder à
perpétuité. A fin que les santimonialles rendantes illecq à dieu service nuicts et
jours vacquent à oraisons devotes pour moy et pour mes prédécesseurs. Et afin que
cy apres la calomnie n'attente par voye de fais à contrarier à ceste foy lealle aye
ordonné que les presentes soient corroborées par l'apposition de mon seel, et que la
ditte corroboration, soit que je viene à mourir avec hérédité, soit que non, demeure
perpétuellement arrestée et jnviolable. Fait l'an de grâce mille deux cents vingte
trois, au mois d'octobre proche Muhau en ma chapelle soutz le tesmoignage des
persones soubescrittes, de Bauduin mon bailly de Muhau, de Wathieu mon frerè, de
Renier de Wanze, d'Albert de Vinamont, d'Isembard de Albo militum, doyen du
concil d'Andenne, d'Helisée prestre, de nobles dames Marie, relicte d'Otton
l'empereur, et Aylide, relicte du comte Amulphe de Looz, de Maistre Jean Comely
de Huy, de maistre Jean de Rochefort, et de beaucoup d'autres, qui furent présents,
ouyrent et virent.
22b
Gertrudis de Dabourh comitissa Metensis et de Muhaut [ Omnibus presentem
cartam inspecturis veritatem agnoscere0)........]. Intellegimus, quod bonae
memoriae Albertus comes Metensis et de Muhaut carissimus pater noster culturas
de Wanze, quae sic nuncupantur Guode, cultura de Champans et illa, quae est inter
Wanze et Montem s(ancti) Stephani, ecclesiae de Villari pro salute animae suae
a) So in der französischen Übersetzung.
b) So in der französischen Übersetzung.
c) Übernommen aus der Urkunde Nr. 25.
589
contulit in perpetuum possidendas. Intelleximus etiam, quod Villarensi ecclesiae
loco, qui tunc Vallis Rodumi, modo Vallis b(eatae) Mariae dicitur, praefatas
culturas in perpetuum possidendas contulit. Quidquid inde factum fuerit, ego
Gertrudis, filia dicti comitis, comitissa Metensis et de Muhaut, mei iuris existens,
omnes praefatas culturas Valli beatae Mariae iuxta Hoium libere et absolute pro
salute mea et antecessorum meorum confero in perpetuum possidendas, ut
sanctimoniales ibidem deo nocte dieque famulantes pro me et antecessoribus meis
devotius orationibus insistant. [....]. Actum anno gratae 1223, pridie nonas
octobris. Apud Muhau, in capella mea sub testimonio praesentiarum subscriptarum
Balduini baliui mei de Muhau, Waltrikini fratris mei, Reneri de Wanze, Alberti de
Vinamont, Isembardi de Alba militum, decani Andemiensis concilii et Helistes
sacerdotis et nobilium dominarum Mariae relictae Ottonis imperatoris, Ailidis
relictae comitis Amulfi de Looz, Iohannis Cornelii Hoiensis et magistri Iohannis de
Rupeforti et aliorum quam multorum, qui praesentes erant et audiebant et viderunt.
Nr.23
Gertrud von Dagsburg bestätigt dem Kloster Val-Notre-Dame die einstige
Schenkung durch ihren Vater und erwähnt die Vorurkunden, die die
Übertragung an die Zisterzienserabtei Villers-en-Brabant und die Rückgabe
durch Villers beinhalten.
1223, 6. Oktober
Original: verloren.
Lateinische Abschrift (hier Nr. 23a) in Archives de l'Etat ä Huy, Fonds Val-
Notre-Dame, Cartulaire 22, fol. 76 r° u v°, durch Kriegseinwirkung 1944
schwer beschädigt. - Französische Übersetzung (hier Nr. 23b) in Archives de
l'Etat ä Huy, Fonds Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 14 f.
Nr. 23a
In nomine patris et filii et spiritus sancti [.J piis locis pro animarum salute iuxta
morem ecclesie pie conferf..] debeant perpetua firmitate. Ego Gertrudis de Dabur,
Mettensis c[omitissa et de] Muhau mei iuris existens facio presentibus et futuris
notum, et c[...] quod donationem quam bone memorie pater meus Albertus comes
[Metensis et] de Muhau de suis culturis de Wanse cum toto situ abbatie de
Rod[uinis Vallis] nunc Vallis beate Marie virginis nuncupatur prefatis intuitu [...
elemosinam piam...] ne pro anime sue et suorum predecessorum salute fecit
ecclesie Villar[ensi ordinis] Cisterciensis sicut in carta sigillo ipsius signata, que
incipit In nom[ine sancte et...] plenius continetur. Rursus et collationem quam
eadem ecclesia [Villarensi....] de assensu et voluntate dicti comitis de prefati
culturis et si[...] predicte ...erit conventum sanctimonialium Cysterciensis
ordinis [...] que incipit Ego Conradus dei gratia abbas, sigillo ipsius [...] expresse
habetur. Rursus et (con)cessionem quam Th. comes [de Champagne ...] fecit Valli
beate Marie de predictis cum essem cum eo vt[...] vt ex tenore litterarum ipsius
suo sigillo signatarum. Q(uid) incipi[t Ego,Theobaldus de] Campanie et Briea)
^ ln der lateinischen Abschrift verderbt zu Ihue.
590
comes, et ex tenore litterarum abbatium s[ancti Salvatoris] et beate Marie de Virtuto
que suis sigillis signatis i[n...fratres de] sancti Salvatoris, et etiam ex tenore
confirmationis subse[....] venerabilium virorum, decani, cantoris, et s[c]holastici
sci[....] Colonia indicum a domino papa delegatorum que suis sigillis [.....]
Decanus, cantor et scolasticus sancti Gereonis colonien(sis) [..] ratam habeo
consentio et volo vt cum situ predicti li[.culturas de ] Wanse que nuncupantur
cultura de Guede de Ch[ampans et cultura, qui] est inter Wanse et Montem sancti
Stephani domus [... sanctimoniales] prenominata pro remedio anime patris mei et
anteces[soribus meis et mei] salute libere et in perpetuum possideat et absolute
[....] calumpnia poss(it?) in posterum ecclesie memorate[..] presentem cartam
eidem ecclesie in testimonium [......] sorum approbatione benigna mei sigilli
munimine[roboravimus.......] anno gratie Millesimo duocentesimo vicesimo tertio
[pridie nonas octobris] apud Musau, sub testimonio personarum subscriptarum
[Balduini baiuli mei de] Musau, Walteri fratris mei, Reineri de Wanse, Aflberti de
Vinamont,] Ysembardi de alb[a] militum decani Andanensis con[cilii et Elistes
sacerdo-] tis et nobilium dominarum Marie relicte Ottonis iinp[eratoris et Ailidis]
relicte comitis de Los, et aliorum, qui presentes erant et a[udiebant et viderunt.]
Nr. 23b
Au nom du pere, du fils, et du saint esprit. Comme ainsy soit que les choses
desquelles suivant l'usance de l'eglise l'on fait pieuse donation aux lieux pieux
doivent iowyr d'une constance perpétuelle. Je Gertrude D'Aborch comtesse de Mets
et de Muhau, usante de mes droicts, notifie aux persones presentes et futures, et
veux estre certifié que je ratifie la donation que mon pere de bonne mémoire, le
comte de Mets et de Muhau at de ses cultures de Wanze maintenant appellées le Val
de Sainte Marie Vierge, fait par pieux esgard et en aumosne pour le salut de son
ame, et de ses prédécesseurs à l'eglise de Viller de l'ordre de Citeau, comme dans
les lettres munies de son séel, commençantes au nom de la sainte et est plus
amplement contenu. Outre plus la collation que la ditte eglise par l'adueu et volonté
du dit comte at fait des dittes cultures, et assise de la ditte abbaye, à profit des
santimonialles de l'ordre de Citeau, comme par les lettres commençantes Je Conrad
par la grâce de dieu abbé, munies du séel d'iceluy est expressément couché. En
outre la concession que Thiry comte de Champagne at fait au Val de Sainte Marie
des choses susdittes, lors que j'estois à jceluy légitimement conioincte, comme par
la tenure des lettres d'iceluy munies de son séel commençantes Je Thiry de
Campagne et de Brettagne. Et par la tenure des lettres des abbez de Saint Savueur,
et de Sainte Marie de Vertu, lesquelles munies de leurs séels commencent les peres
de Saint Savueur. Comme aussy par la tenure de la confirmation ensuivie, et lettres
des venerables doyen, chantre, et escholastre de Saint Gerion à Cologne est
evidement apparant. Et je consiens et veux qu'avec l'assise du dit lieu les culmres de
Wanze, appellées les cultures de Guede de Campagne, et la culture exstante entre
Wanze et le Mont Saint Estienne soient par la maison des santimonialles susnomées
pour le salut des ames de mon pere de mes ancestres, et de moy librement à
perpétuité et absolument possédez. Et a fin que la calomnie ne puisse en preindice
du premis doresnavant estre suscitée contre la ditte eglise des santimonialles aye les
presentes lettres en faveur de la ditte eglise, pour tesmoignage de mon advenu et
591
approbation benigne du preinis corroboré par l'apposition de mon séel l'an de grâce
mille deux cents vingte trois, pridie nonas octob. à Muhau soutz le tesmoignage des
persones soubescrittes, de Balduin mon bailly de Muhau, de Wathieu mon frerè, de
Renier de Wanze, d'Albert de Vinamont, et d'Iseinbard de Albo militum, doyen du
concil d'Andeime, d'Elisée prestre, et de nobles dames Marie, relicte d'Otton
empereur, et Aylide relicte du comte de Looz, et autres, qui furent présents, ouyrent
et virent.
Nr.24
Gertrud von Dagsburg bestätigt der Abtei Val-Notre-Dame, daß die einstige
Schenkung von Besitzungen in Wanze und Mont St. Etienne an die
Zisterzienserabtei Villers-en-Brabant durch ihren Vater an Val-Notre-Dame
übergegangen sei Sie erweitert die Schenkung ihres Vaters an Val-Notre-Dame.
1224, Februar
Original: verloren. Französische Übersetzung in Archives de l'Étal à Huy,
Fonds Val-Notre-Dame. Cartulaire 23, S. 9 f.
Gertrude D'Aborch Comtesse de Mets et de Muhau. A tous ceux, qui les presentes
verront connoissance de vérité. Les choses que l'on reconnois estre contractées par
affection pieuse ne doivent estre troublées par aucune calomnie. Nous avons
entendu qu'Albert comte de Mets et de Muhau, notre très cher pere at donne pour le
salut de son ame à l’eglise de Viller les cultures de Wanze et le Mont Saint
Estienne, pour les posséder à perpétuité. Avons aussy entendu que l'eglise de Viller
at conféré les dittes cultures pour les posséder perpétuellement au lieu pour lors
appellé le Val de Rodimont, maintenant appellé le Val Sainte Marie. Quoy qu'on en
ayes fait je Gertrude, fille du dit comte, comtesse de Mets et de Muhau, usante de
mes droicts confer les dittes cultures an Val Sainte Marie librement et absolument,
pour le salut de moy et de mes ancestres, pour les posséder à perpétuité. A fin que
les santimonialles rendantes illecy serviee à dieu nuicts, et iours, fassent oraisons
devotes pour moy, et pour mes prédécesseurs. Et erainte que la calomnie de mes
Marits, arrivant que je me maries, ou de quelque mien heritier ne viene à contrarier
ey apres à ce fait de bonne foy, aye introduit les dittes dames en la corporelle, et
vraye possession des dittes cultures, et veux et ordonne qu'icelles soient cultivées
par leures charnues propres, comme choses leur appartenantes enproprieté.
Telement toutesfois qu'en suitte la volonté, et consentement des dittes
santimonialles je receuraye hors des revenus des memes cultures la moitié de
l'espeaute, froment et wassend, et la tierce des avoines, poix, orges, et vesses, en ma
grange lez Wanze, tant et si long temps que je seraye en vie. Et hors ma part ossy
long temps que le vivraye je payeraye annuellement ausdittes dames au jour Saint
Martin quinze muyds de wassend mesure de Huy, et apres mon très pas les dittes
cultures seront a toujours sans calomnie, ou contreditte, toute exaction cessante
possédées par les dittes santimonialles. Et eraincte que quelqu'un ne présumé de
contrevenir à ce mien fait aye ordonné que les presentes fussent corroborées de mon
séel. Fait l'an de grâce mille deux cents vingte trois, au mois de février proche
Muhau dans le chasteau, presens Waltrekin mon frerè, Baudoin de Boulaut mon
bailly, Thiri mon chastellain, Renier de Wanze, et Sebastien de La Malle chevaliers.
592
André Vesty du Mont Saint Etienne, Jacque mon clerc, Aylide abbesse du Val
Sainte Marie, Ludgarde soeure du meme Val, frere Lambert, Maistre d'Hostel, et
beaucoup d'autres.
Nr. 25
Gertrud von Dagsburg bestätigt der Abtei Val-Notre-Dame, daß die einstige
Schenkung von Besitzungen in Wanze und Mont St. Etienne an die
Zisterzienserabtei Villers-en-Brabant, durch ihren Vater, Albert II., an Val-
Notre-Dame übergegangen sei. Sie erweitert die Schenkung ihres Vaters an Val-
Notre-Dante.
1224, Februar
Original: verloren.
Lateinische Abschrift in Archives de l'Etat ä Huy, abbaye du Val-Notre-Dame,
№ 80. Französische Übersetzung in: Archives de VEtat ä Huy, abbaye du Val-
Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 10 f.
Gertrudis de Dauborck cometissa Metensis et de Muhau. Omnibus presentem
cartam inspecturis veritatem agnoscere, que bona fide vel pio affectu noscuntur esse
peracta nulla debent calumnia perturbari mihi plenius innotuit, quod bon^ me-
mori£ Albertus comes Metensis et de Muhau carus pater meus culturas suas de
Wanze videlicet Guede, Campial et illam que est inter Wanze et Montem sti.
Stephani ecclesitj de Villari ordinis Cisterciensis pro anima sua olim contulit in
perpetuum possidendas, et quod ecclesia Villariensis loco, qui tunc Vallis Rodimii
dicebatur, modo Vallis sti. Mari^ dicitur, ad opus sanctimonialium ibidem deo
servientium prqfatas culturas in perpetuam possessionem postmodum libere et
absolute donavit. Sicut per instrumenta tam prqfati comitis patris mei, quam
eiusdem ecclesi? Villariensis manifeste patet et bonorum virorum cognovimus
testimonio, ego vero Gertrudis filia dicti comitis, cometissa Metensis et de Muhau,
mei iuris existens, profatas donationes patris mei et sgjedict^ ecclesiq Villari ensi
dict£ecclesi? Vallis sancti Mari? factas laudo et approbo, et eidem ecclesi^ pre-
senti scripto cum iustitia et dominio iure perpetuo confirmo nihil iuris poenitus vel
consuetudinis seu exactionis siciliaris mihi vel successores meis in dictis
possessionibus retinens, eiusdem autem ecclesie moniales meam attendentes
liberalitatem de pertinentibus ipsarum culturam videlicet de spltaa>, tritico et siligine
medietatem de avena, pisis, prdeob) viciis tertiam partem et similiter de poeno prati,
quod est de eisdem culturis medietatem quamdiu vixere mihi dabunt, et apud
Wanze, ad grangiam meam deducent de quibus teneor annuatim quamdiu vixere pro
parte mea quindecim modios siliginis mensurq Huensis in die festo sancti Martini
pro recompensatione poen$ et sumptuum reddere monialibus antedictis post
decessum vero meum profata ecclesia immunis erit et libera et absoluta aprestatione
predictorum, ita quod libere et absolute predictas culturas et possessiones cum omni
iure et dominio in perpetuam ecclesiam possidebit, ut h$c igitur perpetuam
a>5o in der lateinischen Abschrift.
So in der lateinischen Abschrift.
593
obtineant firmitatem ad h?c firmiter observanda hqredes meos seu successores
continuo obligatos et presentem cartam in huius rei testimonium et firmitatem sigilli
mei munimine roboravi. Actum anno grati? M° CC° XXIII°, mense februario,
apud Muhau in castro presentibus Wilhelmo fratre meo, Balduino de Beulane
bauilo meo, Th. castellano meo, Renero de Wanze, Bastiano de Lamalle militibus,
Andrea Investico de Monte sancti Stephani, Jacobo clerico meo, Alijde abbatissa
Vallis beat? Mari?, Ligcarde sorore eiusdem Vallis, fratre Lamberto magistro
domus et multis aliis.
Nr. 26
Gertrud von Dagsburg bestätigt der Abtei Stürzelbronn die Schenkung eines
halben Ackers in Saaralben, die durch ihren Vater, Graf Albert II.,
vorgenommen worden war.
1224, Mai
Original in Nancy, Archives dépar te ment ales de Meurthe et Moselle, B 489, Nr.
60.
Pergament; Siegel (beschädigt): Im Avers in einem Oval eine aufrecht stehende
Frau. Umschrift: ... RTRVDIS CÒTI SSE METEN SIS ET DABVRGENSIS. Im
Revers ( = Sekretsiegel) in einem kleineren, runden Siegel, ein aufrecht
stehender, heraldisch nach rechts blickender, schreitender Löwe im Schild, die
Umschrift lautet: + SECRETVM MEVM. Beschreibung des Siegels und des
Sekretsiegels bei E. DES ROBERT, Catalogue des sceaux des Archives
départementales de Meurthè-et-Moselle, T. 1, Nrn. 479 u. 479bis, S. 147. Die
Abbildungen bei M. PARISSE, Noblesse et chevalerie en Lorraine médiévale,
Tafel V, zeigen das Siegel und Sekretsiegel zwar nicht mehr in dem ehemaligen -
von Edmond des Robert Vorgefundenen und beschriebenen - Zustand, jedoch in
einem besseren als dem heutigen (siehe die Abbidungen 10 u 11).
Regesten: LE MERCIER DE MORIERE, Nr. 29, S. 115 - É. DUVERNOY,
Catalogue des actes des ducs de Lorraine de 1048 à 1139 el de 1176 à 1220,
Nancy 1915, Nr. 337, S. 213.
Ego Gertrudis comitissa Metensis et de Daburc notum facio omnibus presentem
paginam inspecturis, quod donum venerabilis patris nostri Alberti comitis Metensis
et de Daburc, quod fecit de dimidio agro aput Albam abbatie de Sturcelbome titulo
elemosine approbamus et siquid iuris in dicto agro habemus id ipsum iam nominate
abbatie ob remissionem delictorum supradicti patris nostri et obtentu or(ati)onum
suarum libere et absolute conferimus. In huius collationis testi(moniu)m litteras
nostras patentes eidem abbatie contulimus. Act. aput Heresten. Anno gratie M° CC°
XXIIII0, mense maio. Sub testimonio M. ducis Loth(aringie) et Marboti de
Vinstingen et Alberti de Rosieres, et W. de Bruken, et Hugonis de Alba, et domini
Waltrikini militum.
594
Nr. 27
Bischof Odo von Toul überträgt - im Falle der Rückgabe durch den Grafen
Simon von Dagsburg - Herzog Matthäus II. von Oberlothringen einen Hof in
Bergheim mit allem Zubehör zu Lehen.
1225, 8. August
Original: Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 565, Nr.
1.
Regest: LE MERCI ER DE MORI ERE, Nr. 49.
Ego 0. dei gratia Tullensis episcopus, notum facio universis presentís scriptum
inspecturis quod cum nos curiam de Berken integraliter cum appenditiis domino M.
duci Loth(oringie) et marchioni fideli nostro contulerimus et concesserimus eidem
contravimus quod si comes de Daborc feoduin de Berken repeteret, quod dicti ducis
esse recognoscimus dictum feodum numquam eidem comes de Daborc redderemus
nisi ius ad hoc nos induceret et ipso duce presente, quod si dux legitime vocatus ad
presentiam nostram venire negligeret circa hoc procederemus prout esset de iure
procedendum. In cuius veritatis testimonyum presens scriptum sigillo nostro
dignum duximus roborari. Actum anno domini m° cc° xxv° vi° ydus augusti.
Nr.28
Bischof Odo von Toul überträgt Herzog Matthäus II. von Oberlothringen einen
Hof in Bergheim mit allem Zubehör zu Lehen.
1225, 8. August
Original: Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 565, Nr.
8.
Regest: LE MERCIER DE MOR1ERE, Nr. 48.
Ego O. dei gratia Tullensis episcopus, notum facimus universis, quod nos
augmentavimus feodum nobilis viri Mathei ducis Loth(oringie) et Marchionis
fidelis nostri de totali iure quod habebamus in curia de Berken et in omnibus
appendiciis suis laude et assensu P. decani et tocius capituli Tullensis eidem duci
quicquid iuris proprii in dicta curia et appendiciis habebamus benigne et liberaliter
conferentes. Quod autem ut ratum habeatur sigillum nostrum cum sigillo capituli
ecclesie nostre presenti pagine in robur et testimonium fecimus appendi. Dat. sexto
idus augusti anno domini m° cc° xx° quinto.
Nr. 29
Papst Bonifaz VIII. bestätigt dem Kloster Herbitzheim die einstige Schenkung des
Patronates der Kirche von Volmunster durch Graf Albert II. von Dagsburg
(Auszug).
1297, 6. März
Original: Paris, Bibliothèque Nationale: Coli de Lorraine 284, f. 364.
Regest: A. H. JUNGK, Regesten zur Geschichte der ehemaligen Nassau-
Saarbrückischen Lande, Nr. 776, S. 228.
595
H.-W. HERRMANN, Inventar der saarländischen Betreffe des Bestandes
Collection de Lorraine in der Handschriftenabteilung der französischen
Nationalbibliothek, hrsg. v. d, Kommission für Saarländische Landesgeschiehte
und Volksforschung und dem Landesarchiv Saarbrücken, Saarbrücken 1964, S.
150 zu Tome 284, f 364.
Herrn Dr. Rolf Grosse vom DHl in Paris sei herzlich gedankt für die
Überprüfung vor Ort und Übermittlung der durch die Faltung und Heftung des
Dokuments auf dem mir vorliegenden Mikrofilm nicht entzifferbaren Stellen der
Urkunde.
Bonifatius episcopus senius seniorum Dei. Dilectis in Christo filiabus abbatisse et
conuentui monasterii de Herbordesheim ordinis sancti Benedicti, Meten[sis]
diocesis salutem et apostolicam benedictionem.
[-.]
Exhibita siquidem nobis uestra petitio continebat, quod quondam Adelbertus comes
de Asburg cupiens terrena pro celestibus et caduca pro etemis felici commercio
commutare ius patronatus, quod in ecclesia de Welemunstere Metenfsis] diocesis
obtinebat, prout spectabat ad eum, uobis et per uos monasterio uestro pro sue et
parentum suorum animarum remedio contulit, intuitu pietatis uenerabilis fratris
nostri [...] Meten[sis] episcopi ad id accedente consensu, prout in patentibus litteris
inde confectis plenius dicitur contineri. Nos itaque uestris supplicationibus inclinati
[...] illud auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio
communimus.
[■•]
Datum Rome apud sanctum Petmm II non. marcii, pontificatus nostri anno tercio.
Nr. 30
Bischof Reynald von Metz beurkundet, daß die Äbtissin und der Konvent des
Klosters Herbitzheim ihm auf seine Bitte hin eine in der Saline Saaralben
gelegene Salzpfanne, welche ihnen einst von Graf Albert II. von Dagsburg
geschenkt wurde, gegen eine Abgabe auf Lebenszeit überlassen haben.
1308, 7. Mai
Original verloren.
Lateinische Abschrift im Landesarchiv Saarbrücken, Bestand Nassau-Saar-
brücken 11, Nr. 2444, (= Kopialbuch von Joh. Andreae aus dem Jahr 1638),
S. 105.
Deutsche Überstzung, ebda., S. 105 f.
Regest: A. H. JUNGK, Regesten zur Geschichte der ehemaligen Nassau-
Saarbrückischen Lande, Nr. 888, S. 256f.
Nos Reygnaldus dei gratia Metensis episcopus. Notum volumus esse universis
presentes litteras inspecturis quod religiose domine abbatissa et conventus de
Herbotzheim, ordinis sancti Benedicti, nostre Metensis diocesis nobis ad nostram
petitionem fideliter concesserunt patellam suam propriam, quam ex donatione
nobilis viri domini Alberti comitis de Dagspurg in salina iuxta oppidum nostrum in
596
Alba habere dinoseuntur tempore vite nostre pro sexaginta modiis mensure minoris
vel triginta modiis mensure maioris et viginti libris denariorum Metensiuin singulis
annis circa nativitatem domini in salina nostra de Marsello eisdem absque omni
dilatione persolvendis. Post obitum vero nostrum dicta patella ad dictum
monasterium libere omnique contradictione cessante revertetur. Ina> cuius rei
testimonium sigillum nostrum presentibus duximus apponendum. Datum Anno
domini Millesimo trecentesimo octavo feria tertia post Inventionem sancte Crucis.
a> In der Abschrift: Inn.
597
2. Abbildungen und Karten
Abb. 1:
Stiftergrab in der ehemaligen Ab-
teikirche Hesse, spätes 11. Jhdt.
Die Abbildung ist entnommen aus N.
Müller-Dietrich, Die romanische
Skulptur in Lothringen, S, 28. Ab-
druck mit freundlicher Genehmigung
des Deutschen Kunstverlages.
599
Abb. 2: Grabplatte, frühes 13. Jhdt., in der ehemaligen Abteikirche
Hesse (Seitenansicht und Draufsicht)
Zeichnung: Frank Legi, angefertigt nach photographischen
Vorlagen und der lithographischen Abbildung in: H. Kuhn,
Hesse, nach S. 14.
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Abb. 3: Ausschnitt aus einer Urkunde von Graf Hugo VIII. von Dagsburg aus
dem Jahr 1146, die belegt, daß er die Namen Heinrich und Hugo geführt
hat.
Huy, Archives de l'Etat ä Huy, Abbaye de Neufmoustier, boTte de chartes 1, n°.
4. Photo: Frank Legi.
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i MTW ib menen¡meiif ip» tic.r.l'eiicucitmt v
Abb. 4: Urkunde Hugos VIII. von Dagsburg für die Abtei Salival aus dem Jahr
1177
Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 481, n° 46. Photo:
Robert Carton
601
Abb. 5: Siegel Hugos VIII. von Dagsburg, anhängend an der Urkunde für die
Prämonstratenserabtei Hone aus dem Jahr 1146, Durchmesser: 66 mm.
Huy, Archives de l’Etat ä Huy, Abbaye de Hone, bolte de chartes 1, n°. 13.
Photo: Frank Legi.
602
Abb.
*
- ^raöarum îmmimenct nonmobo rmim gijfarum {erierri 'cîb napciam pojftitngbör/ir
tranjmuœ. Ç, Mj- finiras (oient: ejjiranrVinmfre conimnones. v conjtberanoe'
<50 ^Itr’coTnesV^aiLoui) mraie UnnWo pfennig <n (noms Syn inrnnanbtujS
annoWice tncqmacuns- 5>. c°c. in ocfauis (ci sftpiu uemettsjkeime. ciiWo fbnrobo'ihgn
Tm«n|i epo.<naln9 e^coTnra(nnoinjiirç tpums cjtnpiirntvpfpecfn (fm mL^egemmxt-
Lgiofa panpcnte^ [alurt anime met. pris acnwts orörnip p^eœfmï. <n fueotffapmeap^beiii
melemo(tnamvbeo «ç^tojane^WpurceÊn e-unam ponJam ca amt imsgnnra^l a&ta jri
eiicm cetioiui Uerealjjp uila in pofLnFreamnanöe fÿtla cuttjräpjpenio jjoJbenbT.
^egonr erga (eWuoriöi (fes tamSiai utct repenbere cupientes cd n|'enjuunammunjiK
0micln iapmiio^pimferunr. tjbmrentn pris mei. pmeu btzcjjum « anrnujàrra
o(ra?mtWni lingiis Wncepa awus nrmpejùo agenc <ç-enbemSne amuennnSierè^bi
tujupmbîârpaaJiepuannam paras aiLuun cp <ç-cajttj>mra(>imr. (l^cucp «e»olnrii
meïï aùbiermr plenora m ^le (dr-puno^r ipis jim [olerpfoiuettr [erintm.
aano mea rao. ra ppeniiï °p- încummlja pmanrai pjenn eam pagine mfere acjîgilïnnei
impfume 4k q> [uimonins cuinui roioaairîêjW • t>ns Çomab argnr epc. b«
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6: Urkunde Alberts II. von Dagsburg für die Abtei Stürzelbronn vom
2. Januar 1200.
Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 489, n° 1, Photo:
Robert Carton.
603
Abb. 7: Siegel von Graf Albert II. von Dagsburg und Metz, 1210, Durchmesser:
76 mm.
Huy, Archives de l'État à Huy, Abbaye du Val-Notre-Dame, boîte de chartes 1,
n° 1. Photo: Frank Legl.
Abb. 8: Sekretsiegel von Graf Albert II. von Dagsburg und Metz, 1210,
Durchmesser: 35 mm.
Huy, Archives de l'État à Huy, Abbaye du Val-Notre-Dame, boîte de chartes 1,
n° 1. Photo: Frank Legl.
604
Abb. 9: Urkunde von Gertrud von Dagsburg für die Abtei Stürzelbronn vom Mai
des Jahres 1224
Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 489, n° 60. Photo:
Robert Carton.
605
Abb. 10: Siegel Gertruds von Dagsburg, 1224, Durchmesser: 75 mm h, 52 mm b.
Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 489, n° 60. Photo:
Robert Carton.
Abb. 11: Sekretsiegel Gertruds von Dagsburg, 1224, Durchmesser: 32 mm.
Nancy, Archives départementales de Meurthe-et-Moselle, B 489, n° 60. Photo:
Robert Carton.
606
607
Karte 2:
Die Lage der Grafschaft Eberhards I. im Oberen Aargau
(spätes 9. Jhdt.)
O Orte, die innerhalb der Grafschaft
Eberhards I. liegen
O Orienticrungsorte
Entwurf: Frank Legi • Zeichnung: Raimund Zimmermann
608
609
610
612
613
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AASS Acta Sanctorum
Ab Amtsbezirk
ACHSBA Annales du Cercle Hutois des Sciences et des Beaux-Arts
AD Archives départementales
AD BR Archives départementales du Bas-Rhin
AD HR Archives départementales du Haut-Rhin
AD M-et-M Archives départementales de Meurthe-et- Moselle
AD Mos. Archives départementales de la Moselle
AEA Archives de l'Eglise d'Alsace
AEH Archives de l'Etat à Huy
AEKG Archiv für elsässische Kirchengeschichte
AID Archiv für Diplomatik
AGR Archives Générales du Royaume Algemcen Rijksarchief
AHEB Analectes pour servir à l’histoire ecclési- astique de la Belgique
AHVNRh Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein
ARG Archiv für Kulturgeschichte
AM Archives municipales
Arr. Arrondissement
ASHAL Annuaire de la Société d'Histoire et d'Arché- ologie de la Lorraine
AUF Archiv für Urkundenforschung
BCRH Bulletin de la Commission Royale d'Histoire
BCRTD Bulletin de la Commission Royale de Toponymie & Dialectologie
BIAL Bulletin de l'Institut Archéologique Liégeois
Bid. Bundesland
615
BSALMHL Bulletin mensuel de la Société d'archéologie Lorraine et du Musée historique lorrain
BSCMHA Bulletin de la société pour la conservation des monuments historiques d'Alsace
CAF Congrès archéologique de France
Cant. Canton (Frankreich)
Coin. Commune
Const. Constitutiones et acta publica imperatorum et regum
DA Deutsches Archiv für Erforschung des Mit- telalters
Dép. Département
DHGE Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclé-sias tiques
FDA Freiburger Diözesan-Archiv
FOrhLG Forschungen zur oberrheinischen Landesge- schichte
JAFFÉ-LÔWENFELD siehe Regestenverzeichnis
JELWG Jahrbuch der Elsass-Lothringischen Wissen- schaftlichen Gesellschaft zu Strassburg
Jg. Jahrgang
JGLGA Jahr-Buch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde
JWLG Jahrbuch für westdeutsche I^andesgeschichte
KanL Kanton (Schweiz)
LexMA Lexikon des Mittelalters
Lkr. Landkreis
LThK Lexikon für Theologie und Kirche
MGH Monumenta Germaniae Historica
MGEGDE Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Eisass
MIÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
616
MPL MIGNE, Jacques-Paul: Patrologiae cursus completus, Séries Latina.
MS AL Mémoires de la Société d'archéologie Lorrai ne et du musée historique Lorrain
NA Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde
NDB Neue Deutsche Biographie
NF Neue Folge
FÖHLMANN-DOLL siehe Regestenverzeichnis
Prov. Provinz (Belgien)
RegBfeStr. Regesten der Bischöfe von Straßburg
Reichsland III Orts beschreibendes und geschichtliches Wör- terbuch aller in Elsass-Lothringen vorkom- menden Denkmäler, Städte, Dörfer, Höfe, Bäche, Flüsse, Seen, Berge etc., Strassburg 1910
RheinVjbll. Rheinische Vierteljahrsblätter
RNI KEMPF, Friedrich (Hrsg.): Regestum Inno- centii III papae super negotio Romani imperii
SB Sitzungsberichte
StMBCO Studien und Mittheilungen aus dem Bene- dictiner- und dem Cistercienser-Orden
StMGBO Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner=0rdens und seiner Zweige
STUMPF STUMPF-BRENTANO, K. F.: Die Kaiser- urkunden des X., XI. und XII. Jahrhunderts.
VuF Vorträge und Forschungen (herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalter- liche Geschichte)
ZGO Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
ZGS Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend
ZWLG Zeitschrift für Württembergische Landesge- schichte
617
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
Quellenverzeichnis
1. Benutzte Archivalien
Augsburg: Universitätsbibliothek:
20/NS 2090 5864: Mikrofilm des Manusknptes von P. Bemhart Stocker, Diplomatische
Geschichte des Klosters und der Stadt Donauwerd.
Bar-le-Duc: Archives départementales de la Meuse:
B 256: Cartulaire de Ferry III, f. 215 v°
Bruxelles: Archives générales du Royaume/Algemeen Rijksarchief:
Chartes de Brabant, Nr. 9
Manuscrits divers, 3, Bl. 40 u. 48
Colmar: Archives départementales du Haut-Rhin:
Fonds Eguisheim, 3 G 40, A und B: Abschriften von Urkunden aus den Jahren 1118 und
1226
Fonds Pairis 11 H 1, № 3: Urkunden von 1175 und 1187
Huy: Archives de l'Etat à Huy:
Abbaye de Flône, boîte de chartes 1, n° 6, n° 13
Abbaye de Neufmoutier, boîte de chartes 1, n° 4
Abbaye du Val-Notre-Dame, boîte de chartes 1, n° 1, n° 3, n° 15, n° 16, n° 22, n° 24,
n° 25.
Abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 22
Abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23
Abbaye du Val-Notre-Dame, n° 25
Abbaye du Val-Notre-Dame, n° 45
Abbaye du Val-Notre-Dame, n° 80
Abbaye du Val-Notre-Dame, n° 160, Biens à Wanze
London: British Library:
Harl. MS 4400
Magdeburg: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt:
Rep. 111, Tit. I, Nr. 84a
Metz: Archives départementales de la Moselle:
2 G 65 Cartulaire de l’église collégiale Saint-Thiébaut de Metz mit den eingeklebten
Urkunden Nr. 3, Nr. 10, Nr. 11 und Nr. 12
3 F ms 6
G 5
G152, Nachtrag 2
G 1806, Nr. 1
G 1806, Nr. 2
H 1028, Cartulaire D de Longeville
H 1714, Cartulaire de Villers-Bettnach I
H 1756
H 3886
H 3889, 1
H 3901 (Cartulaire de l'Abbaye de Saint Pierre de Metz, Copie, 18. Jhdt.)
H 3902 (Kartular von St. Peter, Abschr. 19. Jhdt.)
H 4687
3 J56
619
1 Mi 226, Microfilm des Manuskriptes von Maurice Fournier (siehe Quellen-
verzeichnis)
Metz: Archives municipales:
GG 261, Nr. 5
München: Bayerisches Hauptstaatsarchiv:
Kaiserselekt, Nr. 899a
Rheinpfälzer Urkunden, Nr. 1924
Nancy: Archives départementales de Meurthe et Moselle:
В 481, Nr. 40
В 481, Nr. 42
В 481, Nr 43, fol. lv°
В 481, Nr 46
В 489, Nr. 1, Nr. 3
В 489, Nr. 60
В 565, Nr. 1, Nr. 8
H303
H 542
H 543
H 544
H 545
H 554
H 578
H 594
H 599
H 607
H 608
H631
H633
H 1227, Cartulaire de Salivai
Paris: Archives nationales:
LL 986, Chartular des Stiftes St Gangolf in Tout
Pans: Bibliothèque nationale:
Fonds latin 5992, fol. 292 r°
MS latin 10027, Chartular der Abtei Saint-Pierre-aux-Nonnains de Metz
MS latin 10030, Chartular des Klosters Lübeln
MS latin 12661
Collection de Lorraine 284, f. 364
Collection de Lorraine, n° 717, fol. Ir - fol. 33v.: Liasses de Metz, XII: 79. Inventaire des
titres du château de Dabo
Saarbrücken: Landesarchiv:
Bestand: Nassau-Saarbrücken II, Nr. 2444 (Kopialbuch von Joh Andreae 1638)
Strasbourg: Archives départementales du Bas-Rhin:
G 16
G 17
G 41, n° 1
G 41, n° 2
G 45
G 50
G 1308 (a)
G 5377, Nr. 1
H 1(3)
620
lit. H 1, Fonds Altdorf
H 609, № 5.
WUrzburg: Staatsarchiv:
Würzburger Urkunden 5/105b
2. Gedruckte Quellen
Acerbi Morenae historia, in: Das Geschichtswerk des Otto Morena und seiner Fortsetzer Uber
die Taten Friedrichs I. in der Lombardei, (Ottonis Morenae et continuatorum historia
Frederici L), neu hrsg v. Ferdinand Güterbock, MGH Script, rer. Germ., NS VII, unv.
Ndr. d. Ausg. Berlin 1930, Berlin 1964, S. 130-176.
Acta Academiæ Theodoro-Palatinæ, Tom. II (= Historia et commentationes Academiæ
electoralis scientiarum et elegandorum iiterarum Theodoro-Palatinæ), Mannheim 1770.
Aegidii Aureaevallensis Gesta episcoporum Leodiensium, ed, Johannes HELLER, MGH SS
XXV, Stuttgart 1974 (= unv. Ndr. d. Ausg. Hannover 1880), S. 1-129,
Albrecht, Karl: Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500. Quellen zur Geschichte der
ehemaligen Herrschaft Rappoltstein im Elsaß, 1. Bd 759-1363, Colmar i. Elsaß 1891.
Albrici monachi Triumfontium Chromcon, ed. Paul Scheffer-Boichorst, MGH SS XXIII,
Stuttgart 1986 (= unv. Ndr. d Ausg. Hannover 1874), S. 631-950
AnemÜller, Ernst: Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle 1068-1534 (= Thüringische
Geschichtsquellen, 7. Bd = NF 4 Bd ), Jena 1905.
Annales Alamannici, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS I, Stuttgart 1976 (= unv. Ndr. d.
Ausg. Hannover 1826), S. 22-60.
Annales Altahenses maiores, ed. Edmund von Oefele u. Wilhelm von Giesebrecht, MGH
Script, rer. Germ , 2 Aufl, Hannover 1891.
Annales Argentinenses, ed. Philipp Jaffé, MGH SS XVII, Hannover 1861, S. 86-90.
Annales Beneventani, ed. Johann Baptist Matthias Wati'ERICH: Pontificum Romanorum qui
fuerunt inde ab exeunte saeculo IX usque ad finem saeculi XIII vitae .... Tom. 1, Pars 1-
4, Lipsiae 1862, S. 112
Annales Colmarienses maiores, ed. Philipp Jaffé, MGH SS XVII, Hannover 1861, S. 202-
232.
Annales Einsidlenses, ed. Georg Heinnch Pertz, MGH SS III, Stuttgart 1987 (= unv. Ndr. d.
Ausg Hannover 1839), S. 137-139
Annales Floreffienses, ed. Ludwig Bethmann, MGH SS XVI, Hannover 1859, S. 618-631.
Annales Fuldenses sive Annales regni Francorum Orientalis, ed. Friedrich KURZE, MGH
Script, rer. Germ., Hannover 1891.
Annales Herbipolenses, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS XVI, Hannover 1859, S. 1-12.
Annales Laubienses, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS IV, Stuttgart 1981 (= unv Ndr d,
Ausg. Hannover 1841), S. 9-28.
Annales Marbacenses qui dicuntur, ed. Hermann Bloch, MGH Script, rer. Germ, Hannover
u. Leipzig 1907.
Annales Maurimonasterienses, in: Annales Marbacenses qui dicuntur, ed. Hermann Bloch,
MGH Script, rer. Germ, Hannover u. Leipzig 1907, S. 104-109.
621
Annales Maurimonasterienses, ed. Philipp Jaffé, MGH SS XVII, Hannover 1861, S. 181-
182.
Annales Monasterienses, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS III, Stuttgart 1987 (= unv.
Ndr. d. Ausg. Hannover 1839), S. 152-155.
Annales necrologici Fuldenses maiores 779-1065, ed. Johann Friedrich Böhmer: Fontes
rerum Germanicarum, 3. Bd., Stuttgart 1853, S. 155-161.
Annales necrologici Fuldenses minores 788-997, ed. Johann Friedrich Böhmer: Fontes
rerum Germanicarum, 3. Bd., Stuttgart 1853, S. 153-155.
Annales Ottenburani, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS V, Leipzig 1925 (= unv. Ndr. d.
Ausg. Hannover 1844), S. 1-9.
Annales Patherbrunnenses. Eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts aus
Bruchstücken wiederhergestellt von P. Scheffer-Boichorst, Innsbruck 1870.
Annales Parchenses, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS XVI, Hannover 1859, S. 598-608.
Annales Ratisponenses, ed. Wilhelm Wattenbach, MGH SS XVII, Hannover 1861, S. 577-
590.
Annales Rodenses, MGH SS XVI, ed Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 688-723.
Annales S. Blasii et Engelbergensis, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS XVII, Hannover
1861, S. 275-282.
Annales Sancti Petri Erphesfurdenses, MGH SS XVI, ed. Georg Heinrich Pertz, Hannover
1859, S. 15-25.
Annales Sancti Trudperti, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS XVII, Hannover 1861, S.
285-294.
Annales Stadenses auctore Aiberto, ed. Johann Martin Lappenberg, MGH SS XVI,
Hannover 1859, S. 271-379.
Annales Vedastini, ed. Bernhard von Simson, MGH Script, rer. Germ., Hannover u Ixipzig
1909.
Annales Welfici Weingartenses, in: Historia Welforum, hrsg. v. Erich König, 2. Aufl ,
Sigmaringen 1978, S. 86-94.
Annalista Saxo, ed. Georg Waitz, MGH SS VI, Stuttgart 1980 (= unv. Ndr d Ausg.
Hannover 1844), S. 542-777.
Anselmi monachi Remensis historia dedicationis ecclesiae s. Remigii (Itinerarium Leonis
IX.), ed. Johann Baptist Matthias Watterich: Pontificum Romanorum qui fuerunt inde
ab exeunte saeculo IX usque ad finem saeculi XIII vitae ... Tom. 1, Pars 1-4, Lipsiae
1862, S. 113-127.
Arnoldi chronica Slavorum, ed. Johann Martin Lappenberg, MGH Script, rer. Germ.,
Hannover 1868.
Astronomus, Vita Hludowici imperatoris, in: Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs -
Astronomus, Das Leben Kaiser Ludwigs, hrsg. u. Übersetzt v. Ernst Tremp, MGH Script,
rer. Germ. 64, Hannover 1995, S. 279-555.
Auctarium Gemblacense, ed. Ludwig C. Bethmann, MGH SS VI, Stuttgart 1980 (= unv.
Ndr. d. Ausg. Hannover 1844), S. 390-392.
622
Ausgewählte Quellen zur Zähringergeschichte, zusammengest. v. Nora Gädeke, in: Die
Zähringer. Anstoß und Wirkung, hrsg. v. Hans Schadek und Karl Schmid (=
Veröffentlichungen zur Zähringer-Ausstellung II), Sigmaringen 1986, S. 443-465.
Barbier, Joseph u. Victor: Cartulaire de l'abbaye de Floreffe, de l'ordre de Prémontré au
diocèse de Namur, in: AHEB 17 (= 2. Série, 1. Bd.), Louvain 1881, S. 7-67.
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l'abbaye de Floreffe, in: AHEB 12, Louvain-Bruxelles 1875, S. 33-80.
-: Nécrologe de l'abbaye de Floreffe, de l'ordre de Prémontré, au diocèse de Namur, in:
AHEB 13, 1876, Louvain-Bruxelles 1876, S. 5-70 u. 190-286.
Barbier, Victor: Histoire de l'abbaye de Floreffe de l'ordre de Prémontré, II. édition, Tom.
II. (Documents), Namur 1892.
Baur, Ludwig: Hessische Urkunden, 5 Bde., Darmstadt 1860-1873.
[Jean de Bayon]: Historia Mediani in Vosago monasterii, ed. Humbertus Belhomme:
Historia Mediani in monte Vosago monasterii ordinis Sancti Benedicti ex congregatione
Sanctorum Vitoni et Hidulfi, Argentorati (Straßburg) 1724, S. 228-300.
Bernhaupt, J.: Cartulaire de l'Abbaye Saint-Pierre-aux-Nonnains de Metz, masch., Nancy
1948 (= Diplôme d'Études Supérieures d'Histoire).
Bernoldi Chronicon, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS V, Leipzig 1925 (= unv,
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Bertholdi Annales, ed Georg Heinrich Pertz, MGH SS V, Leipzig 1925 (= unv, Nachdruck
d. Ausg. Hannover 1844), S. 264-326.
Beyer, Heinrich, Leopold Eltester und Adam Goerz: Urkundenbuch zur Geschichte der
mittelrheinischen Territorien, Bd. I: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahr 1169, bearb. v.
H. Beyer, Hildesheim 1974 (Ndr. d. Ausg. Coblenz 1860), Bd. II: 1169-1212, bearb. v.
Heinrich Beyer, Leopold Eltester und Adam Goerz, Hildesheim 1974 (Ndr. d. Ausg.
Coblenz 1865).
Bloch, Hermann: Die älteren Urkunden des Klosters S. Vanne zu Verdun, Teil 1 in: JGLGA
10, Metz 1898, S. 338-449; Teil 2 in. JGLGA 14, Metz 1902, S. 48-150.
BÖHMER, Johann Friedrich: Acta Imperii selecta, Aalen 1967 (= Ndr. d. Ausgabe Innsbruck
1870).
-: Fontes rerum Germanicarum, 3. Bd., Stuttgart 1853, 4. Bd.: Heinricus de Diessenhofen und
andere Geschichtsquellen Deutschlands im späten Mittelalter, hrsg. v. Alfons Bauer,
Stuttgart 1868.
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Worms. 1. Bd.: 627-1300, Berlin 1886.
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aux archives de l'Etat, à Liège, in: Compte rendu des séances de la Commission Royale
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18, ed. par Michel-Jean-Joseph Brial, nouvelle édition sous la direction de M. Léopold
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Schoolmeesters.
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Chronica de origine ducum Brabantiae, ed. Johannes Heller, MGH SS XXV, Stuttgart 1974
(= unver. Ndr. d. Ausg. Hannover 1880), S. 405-413.
Chronica magistri Rogeri de Houedene, 3. Bd., ed. William Stubbs (= Rerum Britannicarum
medii ævi scriptores 51), London, Oxford, Cambridge 1870.
Chronica regia Coloniensis (Annales maximi Colonienses) cum continuationibus in
monasterio S. Pantaleonis scriptis aliisque historiae Coloniensis monumentis, ed. Georg
Waitz, MGH Script, rer. Germ., Hannover 1880
Chronica Reinhardsbrunnensis, ed. Oswald Holder-Egger, MGH SS XXX, 1, Stuttgart 1976
(= unv Ndr. d. Ausg. Hannover 1896), S. 490-656.
Chronica Sigeberti Gemblacensis a. 381-1111, ed. Ludwig C. BethmanN, MGH SS VI,
Stuttgart 1980 (= unv. Ndr. d. Ausg. Hannover 1844), S. 300-374.
Chronica Villariensis monasterii, ed. Georg Waitz, MGH SS XXV, Stuttgart 1974 (= unv.
Ndr. d. Ausg. Hannover 1880), S. 195-219.
624
Chronicon Ebersheimense, ed. Ludwig Weiland, MGH SS XXIII, Stuttgart 1986 (= unv.
Ndr. d. Ausg. Hannover 1874), S. 427-453.
Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, ed. Augustin Calmet Histoire de
Lorraine, 3. Bd., Paris 1973 (= unv. Ndr. d. 2. Auf!. Nancy 1748), col. 213-246.
Chronicon S. Michaelis in pago Virdunensi, ed. Georg Waitz, MGH SS IV, unv. Ndr. d.
Ausg. Hannover 1841, Stuttgart 1981, S. 78-86.
Chronik der Stadt Frei bürg im Breisgau —* Sattler, Johann.
Chronik von Maternus Berler, in: Code historique et diplomatique de la ville de Strasbourg,
tome premier, deuxième partie: Fin des Chroniques d'Alsace, Strasbourg 1843, S. 1-130.
Chronique de l'abbaye de Saint-Trond (= Société des Bibliophiles Liégeois, Publication n°
10), éditée par le Chev. C. DE BORMAN, 2. Bd (= Gesta abbatum Trudonensium
continuatio secunda 1138-1180), Liège 1877.
Chronique de Saint-Pierre-le-Vif de Sens, dite du moine Clarius. Chronicon Sancti Petri Vivi
Senonensis, ed. Robert-Henri Bautier et Monique Gilles (= Sources d'histoire
médiévale 12), Paris 1979.
Chronique des ducs de Brabant, par Edmond de Dynter, ed. P. F. X. de Ram, 2. Bd.,
Bruxelles 1854 (Ndr. Westmead, Farnborough 1970).
Chroniques Liégeoises, ed. Sylv. Balauu. ÉmileFairon, 2. Bd., Bruxelles 1931.
Clauss, Joseph M. B. (Hrsg.): Das Nekrolog der Cisterzienser-Abtei Pairis, in:
MGEGDE/BSCMHA, II. Folge, Bd. 22, Straßburg 1908, S. 55-103.
Codex diplomaticus ordinis Sanctæ Mariæ Theutonicorum --> HENNES, Johann Heinrich.
Codex Laureshamensis —> Glöckner, Karl.
Conradi de Fabaria Casuum S. Galli continuatio III, MGH SS II, ed. Ildephons von Arx,
Hannover 1829, S. 163-183.
Continuatio Gemblacensis, ed. Ludwig C. Bethmann, MGH SS VI, Stuttgart 1980 (= unv.
Ndr. d. Ausg. Hannover 1844), S. 385-390.
Continuatio Reginonis, in: Reginonis abbatis Prumiensis chronicon cum continuatione
Treverensi, ed. Friedrich Kurze, MGH Script, rer. Germ., Hannover 1890, S. 154-179.
Das Kloster Muri im Kanton Argau, ed. Martin Kiem (= Quellen zur Schweizer Geschichte,
III. Bd.: Die ältesten Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Rheinau und Muri,
hrsg. v. Franz Ludwig Baumann, Gerold Meyer von Knonau u. Martin Kiem, 3. Teil),
Basel 1883.
Das Register Gregors VII., ed. Erich Caspar, 1. Bd., MGH Epp sei., 11,1: Gregorii VII
registrum lib. I-IV, Berlin 1920.
Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau (Einleitung, Register, Faksimile), hrsg. v.
Johanne Autenrieth, Dieter Geuenich u. Karl Schmid, MGH Libri memoriales et
necrologia, NS 1 Bd., Hannover 1979.
De fundatione monasterii S. Fidis Sletestatensis, ed. Oswald Holder-Egger, MGH SS
XV.2, Hannover 1888, S. 996-1000.
Delescluse, Alphonse u. Dieu D. Brouwers: Catalogue des actes de Henri de Gueldre
prince-évêque de Liège (= Bibliothèque de la Faculté de Philosophie & Lettres de
l'Université de Liège, fascicule V), Bruxelles 1900.
625
De pugna Bovinensi, II: Catalogus captivorum, ed. Auguste Molinier, MGH SS XXVI,
Stuttgart 1975 (= unv. Ndr. d. Ausg. Hannover 1882), S. 391-393.
Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich, unter Mitarb. v. Katharina von Goetz, Frank
Henrichvark u. Sigrid Krause hrsg. v. Klaus Düwel (= Altdeutsche Textbibliothek
69), Tübingen 1984.
De Vita Heinrici II imperatoris van bisschop Adelbold van Utrecht, hrsg. v. H. van Ru, in:
Nederlandse Historische Bronnen III, Amsterdam 1983, S. 7-95.
Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung, hrsg. v.
Robert Holtzmann, MGH Script, rer. Germ. NS 9, 2. unv. Aufl, Berlin 1955.
Die Chronik Ottos von St. Blasien, übersetzt v. Horst Kohl (= GdV 58), 2. unv. Aufl. 1941.
Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hrsg. v. Karl Schmid, Bde. I u.
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Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei, ed. Paul Hirsch in Verb. m. Hans-
Eberhard Lohmann, MGH Script, rer. Germ., 5. Aufl., Hannover 1935.
Die Lebensbeschreibung der Kaiserin Adelheid von Abt Odilo von Cluny (Odilonis
Cluniacensis abbatis Epithaphium domine Adelheide auguste) ed. v. Herbert Paulhart,
in: MIÖG Ergänzungsbd. 20,2, 1962.
Documents concernant Grand-Leez et Sauvenière, extraits du cartulaire de l'abbaye de
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D bürg. Rudolf. Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, bearb v. Theodor
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D H III Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, 5: Die Urkunden Heinrichs III , ed Harry Bresslau u. Paul Kehr, Berlin 1931.
D H IV Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, 6: Die Urkunden Heinrichs IV., ed. Dietrich von Gladiss u. Alfred Gawlik, München 1941-1978.
D K I Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, 1: Die Urkunden Konrads I., Heinrichs I. und Ottos 1., ed. Theodor SlCKEL, Hannover 1879-1884.
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D Lo II Die Urkunden der Karolinger, 3: Die Urkunden Lothars I. und Lothars II., ed. Theodor Schieffer, Berlin, Zürich 1966.
D Lo III Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, 8: Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza, ed. Emil von Ottenthal u, Hans Hirsch, Berlin 1927.
DOI --> siehe D KI.
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DZ —> siehe D LdK.
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Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum (Script, rer. Germ.) vgl. Einzeltitel.
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Notae necrologicae et fragmenta libri anniversariorum Einsiedlenses, MGH Neer. 1, ed.
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Abkürzungen: Bf, = Bischof, bfl. = bischöflich, Br. = Bruder, com. = comes/comitissa, Ebf. -
Erzbischof, ep. = episcopus, frk. = fränkisch, Gern. = Gemahl/Gemahlin, Gf. = Graf, Gfin. =
Gräfin, Hz. = Herzog, Hzin. = Herzogin, Ks, = Kaiser, Ksn. = Kaiserin, Kg. = König, Kgn. =
Königin, Kl. = Kloster, Lgf. = Landgraf, M. = Mutter, Mkgf. = Markgraf, N = Name der
Person nicht bekannt, Pfgf. = Pfalzgraf, S. = Sohn, T. = Tochter, V. = Vater
A., Ver demis episcopus 79A
Aachen 172, 207, 237, 290,306
- Marienstift 136A, 272A
Aargau 1, 13, 163, 167A, 169 f., 392,
460
Aba 13, 18,460
Aba 137A
Abâ 45A
Abâ 45A
Abée 125A
Aberhilt 45A
Abreschviller s. bei Alberschweiler
Achenheim 19,392
Ad Vadum, Mühle in d. Grafschaft Moha
491, 571
Ada, Gern. v. Gf. Ludwig II. v. Loon
87A, 418A
Adalbero, S. v. Hz. Theoderich I. v.
Lothringen 54
Adalbero, Gf. v. Aarburg 79A
Adalbero IIP, Bf. v. Metz 54, 551A
Adalbero, Kanoniker in Toul 53 f., 56
Adalbero, primicerius in Metz 217A
Adalbero, Vogt v. Gf. Eberhard I. in St.
Felix u. Regula 14A, 163A
Adalbert (Etichone), Hz. im Elsaß 437
Adalbert, Gf. v. Calw 51
Adalbert, Gf. v. Calw, S. v. Gf. Adalbert
v. Calw u. Neffe Leos IX. 51, 141,
153, 211
Adalbert, Gf. v. Metz, 1. Gern, der
Liutgart, T. v. Pfgf. Wigerich 26 f.,
39,54
Adalbert, S. v. Gf. Richard v. Metz 38
Adalbert, Ebf. v. Mainz 234A
Adalbert, Propst in Straßburg 221A
Adalbert, Vogt v. Gf. Eberhard I. in St.
Felix u. Regula in Zürich 565A
Adalbert 45A
Adalbert 45A
Adalbret 45A
Adalgoz, S. d. Aba 460A
Adalinde, Gern. v. Gf. Eberhard 1. 12,
24, 27
Adaloch, Bf. v. Straßburg 393A, 394A
Adcardis, Gern. v. Gf. Theoderich IIP v.
Mömpelgart 553
Adelacdis comilis[s]a. 137A
Adelacdis com. 137A
Adelacdis com. 137A
Adelacdis 137A
Adelacdis 137A, 138 f.
Adelard II., Abt v. St. Trond 66, 227 f.,
502
Adelbertus, Gf. v. Löwenstein 79A
Adeldiu 137A
Adelheid, Gern. v, Ks. Otto I. 15A, 33,
177, 179, 194A
Adelheid, T. v. Gf. Folmar v, (Bi-
schofs)homburg u. d. Gern. Mathilde
89A
Adelheid v. Elsaß 141, 148-153
Adelheid v. Enzberg 151A
Adelheid v. Hohnack 503
Adelheid, T. v. Gf. Gottfried v. Namur
71, 89, 91A, 156
Adelheid, T. v. Gf. Lütold v. Möm-
pelgart; Gern. v. Gf. Rudolf v.
Achalm 152
Adelheid, T. v. Gf. Richard v. Metz 38
Adelheid, T. d. Hawidis v. Türkstein
481A.482A
Adelheid, T. d. Hildegard v. Schlettstatt
222
Adelheid, Gern. v. Gf. Robert d.
Tapferen 139
Adelindis 137A
Adelint com. 137A, 138
Adelint com. 137A, 138
Adel<perd> 137A
Adelsend 138
Adelwart, Bf. v. Verden 176
Adolf v. Altena, Ebf. v. Köln 125,
295 P, 299, 301, 303 P, 305A, 306,
307A.315
Afflighem, Kl. 98, 240, 241A
Agnes, Gern. v. Ks. Heinrich IIP 256
Agnes, T. v. Ks. Heinrich IV. u. Gern. v.
Hz. Friedrich I. v. Schwaben 219,
222A
665
Agnes, T. v. Rudolf v. Rheinfelden u.
Gern. v. Hz. Berthold II. v. Zähringen
218
Agnes, Gern. v. Hz. Friedrich II v
Oberlothringen 346A, 358 f., 362,
423, 424A, 457, 458A
Agnes, Gern. v. Gf. Ludwig I v. Loon, T.
v. Gf. Folmar v. Bischofshomburg u.
seiner Gern. Mathilde 84 ff., 89A,
90, 514 ff.
Agnes, Gfin. v. Langenstein 339A
Agnes, Äbtissin v. St. Glossinde in Metz
u. des Marienklosters in Herbitzheim
523, 549
Ai est 579
Aineffe 225,392,453
Alanesberg, Kl. 8, 24, 183 f„ 449, 553
Alatrin, päpstl. Kaplan 361
Albapai s. bei Saaralben
Albegau 19A, 171, 392 f., 414
Alberich de Rosieres, s. bei Albert de
Rosieres
Alberich v. Troisfontaines, Ge-
schichtsschreiber 70, 74, 102, 115 f.,
153 ff.
Albericus, Gf. 66
Albero, Gf. 79A
Albero I., Bf. v. Lüttich 245A
Albero II., Bf. v. Lüttich 72, 218A,
245A
Alberschweiler 392,412
Albert I., Gf. v. Dagsburg-Egisheim,
Longwy u. Moha 56 f., 59 f., 62 f.,
65-73, 78, 80A, 81, 83 ff., 88-91,
92A, 93, 123, 126, 153A, 156, 186A,
217 f., 223A, 224, 226-231 236,
245A, 246, 265A, 335, 391 A, 426,
429-434, 438, 445A, 448, 453,455 f.,
488 f., 491 ff., 495, 503, 506, 527 f.,
535 f., 542A, 546, 566, 569
Albert II., Gf. v. Dagsburg 4, 42, 76A,
83 ff., 87, 91, 100 ff., 104 f„ 106A,
107-121, 124-130, 131 A, 132A,
133A, 134 ff., 159, 187, 191, 225,
228, 235, 248 f., 252, 256, 267, 271,
273-280, 283-286, 288-331, 336 ff.,
341-346, 348, 351, 354 f., 360, 364,
365A, 366A, 367, 369A, 374A, 376,
379A, 380A, 382A, 387A, 395,
396A, 398 ff., 403 f., 408, 411, 413,
418 f., 421, 422A, 425, 427A, 428-
432, 435, 442-445, 464 ff., 468,
470 f., 472A, 478, 479A, 480-483,
485 ff., 490 f, 493, 495, 517A, 521,
522A, 523, 525A, 526, 529 f., 532A,
533 f., 536-539, 541-544, 548-552,
554, 556, 557A, 560 f„ 563 f., 566A,
567 ff., 572, 574-578, 580-596
Albert, Gf. de Dacxborc 90 ff., 542A
Albert, Gf. v. Lunéville, S. v. Gf. Folmar
v. Bischofshomburg u. Metz 88A,
89, 251A
Albert, S. v. Gf. Gottfried v. Namur 71,
89, 91 A, 156A
Albert v. Moha 57, 65, 68, 225-228, 453,
493, 502 f.
Albert I. (v. Löwen), Bf. v. Lüttich 279,
285-290
Albert II. (v. Kuik), Bf. v. Lüttich 292 f,
306
Albert v. Rethel, zwiespältig gewählter
Bf. v. Lüttich 285 ff.
Albert v. Sponheim, Propst v. Aachen
88A, 469A
Albert v. Girbaden 429, 572
Albert v. Girbaden, S. v. Albert v
Girbaden 572
Albert v. Harmodesheim, miles 395,
396A
Albert v. Heroldesheim 340A, 416A
Albert v. Hohenstein 332A
Albert de Rosieres 373A, 375A, 395A,
594
Albert v. Scenaren 395A
Albert, Vogt v. Metz (Stadt) 556, 557A
Albert v. Vinaimont, miles 589-592
Albert v. Stade, Geschichtsschreiber
141, 143
Albert, Höriger Gertruds, Witwe v. Gf.
Hugo VII. v. Dagsburg 186A, 445
Albinesuuilare 393
Albisheim a. d. Pfrimm 541A
Albrada, Gern. v. Gf. Rainald v. Roucy
45A
Albrecht I., Kg. 390A
Albrecht, Gf. v. Habsburg 383
Albuin, Propst v. Hersfeld 47A, 203A
Alburc 137A
Aleidis, Gern. v. Arnold III., Gf. v. Loon
364
Alexander III., Papst 267, 446, 447A,
499, 502 , 506, 510 ff., 557A, 560,
564A
Alexander I., Bf. v. Lüttich 245A
Algotus 433A
Algol 137A
Alice, Gern, v. Pfgf. Hugo v. Burgund
554
Alix, Gfin. 86, 87A
Alpirsbach, Kl. 78, 81A, 231, 234A
666
Alspach, Kl. 503, 562 f.
Alt-Thann 427A, 504A
Alta Silva s. bei Haute-Seille
Altdorf/Altorf, Abtei 25, 30 f„ 33-36,
38-41, 52 f„ 67 f., 78 ff., 165, 185-
189, 190A, 197, 210, 212 f., 233,
256, 315, 319, 335, 339A, 356,
393 f„ 395 f., 399, 406,414 f., 417 f,
424, 435, 442, 452, 454, 458, 463,
475 f, 495, 508, 522 ff., 535, 543A,
544, 549, 572, 583
- Ort/GUter 16, 80A, 132A, 165, 188,
256,382, 384, 386 f„ 393-396,399A,
422, 523
Altpairis 239, 273, 467A, 486, 505A,
561, 572
Alzey 537, 540 f„ 567
Amadeus, Mkgf. v. Turin 75A
Amadeus, Gf. v. Genf 269
Amadeus, Gf. v. Mömpelgart 298A
Amalri 137A
Amance 353
A may 245,443,489,492
Amelia 280A
Amfried v. Richecourt 564, 574
Ammerschweier/Ammerschwihr 475,
497
Andenne 127, 278A
Andernach 181, 301 ff., 305
Andlau, Abtei 40A, 79A, 96A, 111A,
163, 172A, 187, 211, 236, 258, 273,
338 f„ 347A, 380A, 411, 452A, 475,
524-527, 536, 542A, 566A
- Äbtissin 482A
- Ort 407, 535
Andreas v. Montreuil, Br. v. Richard v.
Montreuil 446A
Andrea Investico v. Saint-Etienne-au-
Mont 593 f.
Anselm, Pfgf. v. Tübingen 148 ff.,
151A,152A
Anselm, Abt v. MaursmUnster 52A, 90,
92 A, 542A
Anselm v. Rappoltstein 355 f.
Anselm v. Rheinau, Vogt d. Straßburger
Kirche 517
Anselm v. Ringelstein 519-522
Anselm, bfl. Vogt in Straßburg 524A
Anselm, sororius v. Gilo u. Wiricus v.
Thicourt 446, 548A
Anselm, miles, Vogt in Wazzlenheim
377,384A
Anselm, dimidius miles, privignus v.
Theoderich de Asmenges 574
Ansfried v. Romont 277
Antheit 225, 247, 396, 453, 485, 539
Antiochia 119A
Arageuve s. bei Aargau
Arbois 95A, 258
Arbusigny 59
Archasendis v. Parche 564,573
Arduicus, Bf. v. Genf 257A
Are-Hochstaden, Adelsgeschlecht 125,
366
Argancy 397, 453, 470A, 579
Ariscourt 44A, 45A
Amald, Bf. v. Toul 164
Arnaldus, Prior v. Haute-Seille 574
Arnold I., Gf. v. Loon 85
Arnold II., Gf. v. Loon 85
Arnold III., Gf. v. Loon 364
Arnold IV., Gf. v. Loon 515
Arnold II., Eb. v. Köln 88A, 469A,
519A
Arnold, Ebf. v. Mainz 268
Arnold, Ebf. v. Trier 106 ff.
Arnold, Propst v. St. Servatius in
Maastricht u. Kanzler Konrads III.
88A
Arnold v. Siersberg, Br. v. Johannes v.
Kirkel 122
Arnold senescalcus de Roteier 370A
Arnold de Walehem 370A
Arnold de Wesemale 370A
Arnolt 45A
Arnulf v. Kärnten, Kg. u. Ks. 14 f., 18,
19A, 159, 162-169, 171, 174, 181,
392A, 404, 459 f.
Arnulf v. Virei 421, 544, 581
Arnulf, Untervogt v. Andlau 525A, 526
Amulf, miles 585
Arnulf, dapifer 446A
Amulfits comes 137A
Arnulfits com. 137A
Arnulfits com. 137A
Arnulfits 137A
Amulfus 137A
Arnulfits 137A
Artoisheim 197, 497 f., 506A, 509A,
510A
Artzenheim 56A, 197, 498
Aua comitisfsja 137A
Aua com. 137A
Aua com. 137A
Auenheim 163A, 166,397, 463
Augsburg(er Hoftag) 177,405, 419,438,
441,447, 460,467
Augst im Aargau 167A
Ava, Gern. v. Gf. Hugo von Tours 10,
138 f.
667
Avernas, Grafschaft 225, 227, 514
Axone, Herr v, 513A
Aylide, Gern. v. Gf. Arnold III. v. Loon
589-592
Aylide, Äbtissin v. Val-Notre-Dame
131A, 327 ff., 588, 593 f.
Aywieres, Abtei 125A, 425
Azzo, Mkgf. v. Este 115, 321
Azzo, Br. v. Wiserich 28A
B. Ungeluche, miles, Br. v. G. Ungeluche
490, 582
Babani villa 28A
Bach 163A, 166,397,460
Baden, Mkgfn. 116 f., 375
Badenweiler 268A, 355A
Bahlingen 177, 398, 408A, 467, 484,
490A, 498
Baldanheim 163A, 166, 398, 463
Baldemar, Ministeriale v. Heilwig, T. v.
Gf. Gerhard IV. v. Dagsburg-
Egisheim 62A, 431, 506
Baldemarus, Vasall d. Gfn. v. Pfirt 390,
427A, 504A, 548A
Balduin I., lat. Ks. (als Gf. v. Flandern
Balduin IX.) 127,368
Balduin V., Gf. v. Flandern 144 f.,
207 ff.
Balduin VI., Gf. v. Flandern, Gf. v,
Hennegau, S. v. Gf. Balduin V. v.
Flandern 208 f.
Balduin V., Gf. v. Hennegau 277 f, 285-
292, 296A.501A
Balduin, Bf. v, Straßburg 232A
Balduin de Beulane, Baiulus d. Gfin.
Gertrud v. Dagsburg in Moha 589-
592, 594
Balduin v. Huccorgne 584
Balduin v. Marneffe, Ministeriale 246
Balduin, falscher 368
Baleme, Abtei 258A
Baigau 168A
Balleheis 398 f.
Baitram, Bf. v. Straßburg 165 f.
Baltramus v. Dagsburg s. bei Waltranus
v. Dagsburg
Bamberg 271
Bar 205
Bar, Gfn. 77,350
Barembach s. bei Bärenbach
Baremberg 424
Bärenbach 187A, 188,399
Bäriswil 398, 461
Bartholomäus, Diakon u. Kanoniker d.
Metzer Bischofskirche 579
Barto corn, 137A
Bas-Oha 443
Basel 96A, 104, 110A, 111A, 172, 272,
276A, 278 f.
- Bistum 15A, 219, 378A, 459
Baslieux 72, 229 f., 23IA, 448A, 527 f.
Basse-Wavre, Priorat 103 f.
Bastianus v. Lamalle, miles 592, 594
Bathelémont 554
Baudoin de Mellines 515A
Bau me-les-Messieurs, Reichsabtei 258A
Baumgarten, Zisterzienserabtei 235,
319, 406 f., 413, 436, 525A, 528 f„
542A, 561, 567
Beatrix v. Burgund, Gern. v. Ks.
Friedrich I. 260,264,266,299
Beatrix v. Tuszien 54A
Beatrix v. Mousson-Mömpelgart, T. v.
Gf. Ludwig v. Mousson-Mömpelgart
53
Beatrix, T. v. Gf. Gottfried v. Namur 71,
89, 91A, 156
Beauffremont, Adelsgeschlecht 92A
Beaupré, Zisterzienserabtei 89, 104, 106,
110A, 250A, 251A, 272A, 429
Bebelinus, Vogt v. St. Quirin 566A
Becelinus, Gf. 227
Bechtheim 341A, 399 f., 541A
Bego, Abt v. St. Fides in Conques 222A,
Bel fort 455
Belval, Priorat 75
Bencelinus v. Türkstein 486A
Benevent 210
Benfeld 437
Benno, Bf. v. Metz 31 f.
Berengar I., Mkgf. v. Friaul, Ks. u. Kg. v.
Italien 164
Berengar II., Mkgf. v. Ivrea, Kg. v.
Italien 26, 179
Berengar, S. v. Gf. Rudolf v. Achalm u.
s. Gern. Adelheid 152
Berengar II., Gf. v. Sulzbach 97, 98A,
126
Berengarius corn. 137A
Berenger 515A
Bergheim 376, 400 f., 595
Berloz 103 A
Bern v. Hofweier 79A
Bernard, Poenitentiar im Bistum Utrecht
327A, 588
Bemardus corn. 137A
Bernhard, S. v Ks. Karl III. 167
Bernhard v. Anhalt, Hz. v. Sachsen 301,
303, 307
Bernhard, Mkgf. v. Baden 550A
668
Bernhard, Gf. im elsässischen Nordgau
183, 402A
Bernhard, Gf. im Sundgau 168
Bernhard, Bf. v, Paderborn 304A
Bernhard, Abt v. St. Gallen 13, 460
Bernhard, Propst v. Marbach 433A
Bernhard, Vasall v. Gf. Hugo I. 18, 19A,
392A
Bernold v. St. Blasien, Geschichts-
schreiber 216, 219, 221
Bemolsheim 403
Bernstein 68A, 319, 333, 353 ff., 381,
384 f., 387, 401 f., 422, 478, 517A,
535
Berstheim 177,402 ff, 456A
Berta, Gern. v. Mkgf. Hermann II. v.
Baden 117
Berta, T. v. Mkgf. Hermann IV. v.
Baden 117 f.
Berta, T. v. Mathilde v. Burgund u. Gern,
v. Gf. Gerhard III. v. Dagsburg-
Egisheim, M. Hildegards v.
Schlettstadt 49, 55, 58 ff , 475, 494
Berta, Gern, v, Gf, Eberhard VI. 30A,
31,38,415
Berta, T. v. Gf. Hugo von Tours 10
Berta com. 137A
Berta 137A
Berta 137A
Berta 137A
Berta 137A
Berta 137A
Bertha (Irene) v. Sulzbach, Gern. v. Ks.
Manuel v. Byzanz 97, 125A, 239
Bertha, Schwiegermutter v. Ks. Otto I.
179A
Bertha, M. v. Hz. Simon v. Oberlo-
thringen 110A
Bertha v. Hochstaden, T. v. Gf.
Theoderich v. Hochstaden 125,425
Bertha, Äbtissin v. Erstein 256, 538
Bertha, Hörige d. Heilwig v. Egisheim, d.
Gern. v. Gf. Gerhard v, Vaudemont
74
Berthold, Hz. v. Meranien 294A
Berthold 1,, Hz. v. Schwaben, S. v.
Rudolf v. Rheinfelden 218
Berthold II., Hz. v. Schwaben u. Hz. v.
Zähri ngen 218
Berthold I. v. Zähringen, Hz. v. Kärnten
218A
Berthold III. v. Zähringen, Hz. 232 ff.
Berthold IV. v. Zähringen, Hz. 261, 265-
269, 271
Berthold V. v, Zähringen, Hz. 267, 298,
300 ff , 306 f.
Berthold, Bf. v. Basel 79A
Berthold, Bf. v. Naumburg (= Berthold,
Bf. v. Zeitz) 294A
Berthold v. Teck, Bf. v. Straßburg 132A,
337A, 356, 366, 375-390, 395A, 396,
401 f., 411, 412A, 418, 427A, 496,
504A, 516 ff., 521, 522A, 524, 547,
548A
Berthold, Bf. v. Zeitz s. bei Berthold, Bf.
v. Naumburg
Berthold, Abt. v. Altdorf 523. 573
Berthold v. Tanneck 79A
Berthold, precentor 579
Bertolf, Abt v. Murbach 79A
Bertolf, Ministeriale v. Gf. Hugo VI. v.
Egisheim 64A
Bertradis v. Nußdorf, Ministerialin 322
Bertram, Bf. v. Metz 111 A, I13A,
121A, 293 f., 308, 309A, 315, 397,
420-423, 480A, 542 f., 548A, 554 f.,
565, 574-579
Bertram, Abt v. Alanesberg u. Luders 8,
184, 449, 553
Bertram, miles, Vogt v. Marsal 554,
576 f.
Bertram de Thasei (Taisei), miles 576 f.
Ber trau I37A
Bertsinde s. bei Theutberga, Gern. v.
Lothar II.
Bertulf, Abt v. St. Eucharius in Trier
266A, 557A
Berturdis 137A
Besançon 95A, 112A, 258, 296
Besigheim, Hof 256
Betta 137A
Betzenhausen 177, 490A, 498 f.
Biegei 403, 461
Bigard, Priorat 98
Bilzen 72, 83, 85 ff., 103A, 245, 267A,
403 f„ 418, 442
Bilzheim 503
Binderen, Zisterzienserinnenkl. Locus
imperatricis 365A
Birken 484A
Bischofshomburg, Gfn. 250
Bi sch weier/Bi sch wihr 197, 498A, 499,
425
Bitsch, Burg 362A, 424A
Blämont 393, 470A, 471A
Bianca, Gfin. v Troyes, M. v. Gf
Theobald IV. v. d. Champagne 319,
352 f„ 357- 360, 423, 457, 586
Blaubeuren, Kl. 141, 148, 150-153
Bleuelhausen, Hof 420
669
Bleurville, Kl. 212
Blieskastel, Gfn. 86A, 92, 155, 374A
Blisborn/Blisborne/Blisburne s. bei
Riesborn
Blodelsheim 383
Bodman, Pfalz 19
Bötzingen 496A, 499, 502A, 506A,
510A, 511A.512A
Bollenberg 197, 500
Bonifaz VIII., Papst 550, 568, 595 f.
Boppard 78, 112A, 290A, 295
Boppo 19
Borlez 225, 404, 453
Börnhausen 420
Boso com, 137A
Boso, Bf. v. Lausanne 167
Bouvines 348-352
Bouxieres-aux-Dames s. bei Toul
Bovo, Propst v, Stablo 241
Brabant, Herzogshaus 390
Breisach im Breisgau 192A, 438, 502,
533A
Breisgau, Grafschaft 168, 178, 398A,
407, 408A, 447A
Breitenheim, abgegangen bei Mussig
56A
Breusch, Ruß 214A, 377A
Breuschtal 188, 353, 366A, 377, 388,
414, 421, 424, 458, 495, 516
Brumath 33A, 112A, 177, 181 f., 295,
402-405, 425, 454 ff., 490
Brun, Gf. v. Braunschweig 142
Bruno v. Egisheim s. bei Leo IX.
Bruno v. Mousson-Mömpelgart, S. v. Gf.
Ludwig v. Mousson-Mömpelgart 53
Bruno, Ebf. v. Köln 140, 288 f.
Bruno, Bf. v. Straßburg 79A, 233A, 235
Bruno, Großarchidiakon v. Toul u. Propst
v. St. Gangolf in Toul 56A, 60, 65,
68, 73, 83, 93A, 186A, 236, 429, 445
Brusthem 311A
Buggingen 177, 405
Buchsperg 407A
Buoso com. 137A
Burcardus com. 137A
Burcberck 188, 333, 335 f., 399, 406,
424, 454,458, 466, 508
Burchard II., Hz. v. Schwaben 178A,
511A
Burchard III,, Hz. v. Schwaben 420A
Burchard, Bf. v. Straßburg 258, 261A,
262A, 519 f.
Burchard, Abt v. St. Arnulf in Metz 579
Burchard v. Geroldseck 385, 521 f.
Burchard v. Hohenstein 384A, 524,
Burchard v. Kirchheim, miles 538, 543
Burchard, Burggraf v. Nideck 516A
Burchard v. Ursberg, Geschichts-
schreiber 305
Bure har dus 137 A
Burchheim 74
Büren zum Hof, 405, 461
Burgerith 401A, 406 f., 413A, 436A
Burkhard, Bf. v. Basel 61,63, 215, 220,
546
Burkheim 177, 407 f., 467, 484, 490A,
498
CaJcibudi s. bei Dagsburg, Burg
Calixt II , Papst 262
Cambrai 237
Campania s. bei Champagne
Campial 326A, 408, 589, 591,593
Carolus, Kaplan v. Bf. Konrad II. v.
Straßburg 580
Carolus, S. v. Rutlieb u. Ministerial v.
Gf. Ulrich v. Egisheim 77A
Champagne 364,395A
Champagne, Gfn. v. d. 352, 374A,
Château-Salins 450
Châtel-Saint-Germain 374A
Chaumont-en-Bassigny 374A
Chono de Chunringen 79A
Christian v. Buch, Ebf. v. Mainz 268
Chuonredus com. 137A
Chuonredus com. 137A
Chuonredus com. 137A
Chur 59
Civitate 210
Clausen 550
Clemens II., Papst 50A
Clemens III., Papst 279 ff, 283
Clementia v. Zähringen, T. v. Hz.
Konrad v. Zähringen, Gern. v. Hz.
Heinrich d. Löwen 268A, 269, 355A
Clementia, Gem. v. Folmar 1. v.
Blieskastel, T. v. Gf. Folmar v.
(Bischofs)homburg u s. Gern.
Mathilde 86, 89A, 123, 156
Clementia v. Gleiberg s. bei Clementia,
Gern. v. Konrad v. Luxemburg
Clementia, Gem. v. Gf. Konrad I. v.
Luxemburg 89, 153-157, 217, 243A
Clementia, T. v. Gf. Gottfried v, Namur
71, 89,91A, 156
Cluny 70A, 72, 76A, 93A, 245 f., 248,
258A.438
Coelestin II., Papst 228A
Coelestin III., Papst 280 f, 283, 288 f.,
291 f.
670
Collrental 389,408,412
Colmar 15A, 40, 95A, 160A, 177, 183,
239, 256, 260-265, 270 f., 273, 275,
299 f.. 337, 382, 387, 390, 394A,
405, 409 f„ 437, 462, 475, 496 f.,
509, 530-535, 545A, 562
-, Niederhof 183, 262, 265, 270 f., 299,
409, 509A, 530, 532 f,
-, Oberhof 183, 262, 265, 270 f„ 299,
319, 382, 409, 509A, 530, 532-535
-, St. Peter, Priorat 111A, 262, 275, 530,
534 f.
Condroz 241A
Conigunt 137A
Cono, Bf. v. Maurienne 58 f.
Cono de Herconsei s. bei Kuno de
Herconsei
Conon d'Alta Ripa 515A
Conques, Kl. 222
Conrad v. Meux, miles 103 f., 501A
Conrados com. 137A
Conradus v. Girbaden, S. v. Albert v.
Girbaden 429, 571 f.
Conrat, Baiulus v. Moha 453, 570
Cometo 280A
Corvey, KI. 181,242
-, Prior 242
Cotesscalch 45
Coudenberg, Kirche Saint-Jacques 99
- Jerusalemer Hospital 99
Couthuin 225, 249, 410, 453, 477, 491A
Crapho 433A
Crema 96A, 259
Cremona 368
Camina Harueni 579
Cuniza, Gern. v. Gf. Gerhard II. 53 f,
57, 191
Cuno, Bf. v. Straßburg 232-235, 267,
529
Cuno v. Créhange 446A
Cuno v. Horburg 263, 265A
Cuno v. Malberg 446A
Cuno, pleban v. Erstein 538
Cuonradesrod. 157 A
Cuonradus com. 137A
Cuonradus corn. 137A
Cuonradus 137A
Cuonrat com. 137A
Cyriacus, H1 213
Dabo s. bei Dagsburg
Dagoprel 137A
Dagsburg 347A, 362, 389, 392, 408,
410 ff„ 417, 419, 490, 501
-, Burg 8, 41, 47A, 64A, 91, 197, 220,
315, 319, 333, 337, 372 f., 378,
379A, 380, 385, 387 f., 389A, 401A,
402A, 412A, 422, 517A, 583
-.Grafschaft 91,358,390,586
Dagsburg (Teil der Hoh-Egisheimer
Burganlage) 412, 427
Dagsburg-Leiningen, Gfn. 412
Damasus II., Papst 48, 50A, 206
Dambach/Dambach-la-Ville 197, 412 f.,
475, 478, 505, 525A, 529
Daniel, S. v. Eustache v. Donmartin u.
Bertha v. Hochstaden 125A
Dann 525A
Dattenried 172
Daubenschlagfelsen 337, 339, 413, 494
Dauendorf 96, 261A, 272, 413 f., 513A
Deicolus, Gründer v. Luders 8, 13, 178,
184
Demosande 188, 414
Demudis, Gemahlin v. Petrus, Stadtvogt
v. Metz 557A
Denzlingen 452, 496A, 499A, 500 f ,
502A, 506A, 510A, 511 A, 512A
Dérober de 188, 414
Deville a. d Maas 204
Diedenhofen 9
Diedersdorf 132A, 316, 318, 319A, 337,
346, 347A, 354, 371 f., 453, 478 ff.,
583
Diefned, Vogt 227A
Dietbald 392
Di et heim v. Krenkingen, Bf. v. Konstanz
302
Dietrich, Gf. v. Rändern 237
Dietrich, Gf. v. Holland 113A, 114A,
311
Dietrich, Ebf. v. Besançon 167
Dietrich, Bf. v. Utrecht 114A, 311
Dietrich v. Bischofsheim, miles 377,
384A
Dietrich v. Hohnack 503
Dietrich s. auch bei Theoderich
Dinzheim 562
Dinzingen s. bei Lentzingen
Domèvre-sur-Vezouze 18, 392A, 393,
414
Donauwörth, Heiligkreuz bei Donau-
wörth, Kl. 141, 146 ff,, 153,212
Donnelay 554
Dorlisheim 29, 30A, 31, 41, 177, 182,
187A, 188, 375, 414 f„ 463, 523, 549
Dossenheim 339 ff., 415 ff., 494, 558
Dreisam, Ruß 484, 498
Dreye 66, 225, 417, 453, 465, 493
Dreye, Petruskirche 228,493
671
Drotein/Droctain s. bei Türkstein
Duisburg 410A, 411A
Durbuy, Grafschaft 297
Dürrenstein 389, 412, 417
Düttlenheim/Duttlenheim 188, 394A,
417
Eberardus com. 137A, 138
Eberardus ep. 137A, 140
Eberchar 45
Eberhard (Etichone), Gf., S. v. Hz.
Adalbert im Elsaß 19,437
Eberhard I., Gf. (Eberhardiner) 8-19, 21-
24, 27, 159-166, 168-171, 449, 458A,
460 f., 463, 476, 552, 557, 565
Eberhard II., Gf. (Eberhardiner) 9, 12,
18, 21-24, 27, 173, 439
Eberhard III., Gf. (Eberhardiner) 24-27,
29, 33-36, 41, 45, 54, 183 ff., 187-
190, 233, 237A, 393, 399, 414, 417,
434, 449, 463, 476, 522
Eberhard IV., Gf. (Eberhardiner) 15A,
30A, 31, 34, 38-41, 45, 53 f., 185,
188, 196, 394, 414A, 415, 450,
463A, 523
Eberhard V., Gf. (Eberhardiner) 38 f.,
50,54
Eberhard, Gf. im Niederlahngau 25 f.
Eberhard, Gf. v. Spanheim 214 f.
Eberhard, Ebf. v. Sens 140
Eberhard v. Hilsbach 79A
Eberhard, advocatus de Huneburg 559
Eberhard v. Urstein 373
Eberhard 45A
Eberhardiner, Adelsgeschlecht 7 f., 16,
18 f.. 21, 23, 26 f., 29-32, 36, 38, 45,
133, 137 f., 159-162, 170 f„ 173-177,
179, 183-190, 192, 195 ff., 200, 211,
237, 404, 409, 414, 440, 565
Eberhardus eremitus, Propst in Straßburg
u. Gründer v. Kl. Einsiedeln 21-24,
30, 32 f., 170, 439
Eberhart 45A
Ebersheimmünster, Kl. 417A, 439
Eberstein, Gfn. 374A, 375A
Eburhardus 137A
Echternach, St. Willibrod, Kl. 243A
Edelinus, Abt v. Weißenburg 580
Egelolf v. Urslingen, Podestà v. Piacenza
264 f.
Egelolf, Ministeriale v. Gf. Hugo VI. v.
Egisheim 64A
Egeno v. Freiburg 383
Egers, Ruß 214A
Egezée 501
Egidius Bertos 370A
Egidius, Gf. v. Duras 106A
Egilbert v. Ortenburg, Ebf. v. Trier
218A, 230A
Egilolf 45A
Egino 45A
Egisheim/Eguisheim 8, 16, 47A, 55,
165, 196, 333, 353, 379, 387, 417 f.,
422, 497, 545 ff.
Ehnheim 299
Eichhof s. bei Eichholz
Eichhofen 67, 188, 224, 418, 535 f.
Eich holz 418, 461
Eigenbilzen 87, 404,418 f.
Einricus com. 137A
Einselthum 341A, 536, 541A
Einsiedeln, Kl. 32 f„ 170, 178, 398, 408,
419 f., 440 ff., 447, 460 ff., 467 f.,
476, 483 f., 489 f„ 496, 498, 500
Ekbert, Gf. 142 f.
Ekbert, Sohn v. Ida v. Elsdorf 142
Ekkehard, Gf. 142
Elfridus, Kanoniker 576 f.
Elisabeth, nobilis mulier 579
Elsdorf 142 A
Embricho IV., Rheingraf 537A
Emich IV. Gf. v. Leiningen, Br. v. Simon
v. Leiningen 387, 389
Emich v. Leiningen s. bei Friedrich I.
Emich, Gf. v. Leiningen
Emme, Ruß 460 f.
Endingen 177, 408A, 419, 467, 484,
490A, 498
Engelbert, Ebf. v. Köln 368
Engelfried, Abt v. Münster im Gre-
goriental 16A, 165
Engenthal 412,419
Engilbold 14A, 45A
Enreii 330, 419 f., 584
Enschingen 197, 501 f.
Ensisheim, Gfn. 513A
Epfig 307, 407
Epinal, Abtei St. Goëry 458A
Eppelsheim 341A, 453, 536 f., 541A,
567
Eppenheim 440
Eppo v. Hattstatt, miles 432 ff.
Eppo, Laie 50A
Erard, Gf. v. Brienne 352
Erchanbald, Bf. v. Straßburg 33, 175A,
188
Erchangare, Gfngeschl. 162, 169
Erchanger, Gf,, V. d. Ksn Richgard
162A, 163, 452A
Erfurt 176
672
Ergersheim 442
Erimannus com. 137A
Erimanus com. 137A
Ermenfried, Archidiakon in Verdun 207
Ermengard, T. v. Gf. Hugo v, Tours u.
Gern. v. Ks. Lothar I. 9 ff., 31A,
193A
Ermensinde v. Luxemburg, Gern. v. Gf.
Albert I. v. Dagsburg-Egisheim,
Longwy u. Moha 67, 69-72, 78,
80 f., 82A, 83-89, 91A, 93, 123,
153 f., 156 f„ 217 f., 224, 228-231,
243-248, 391A, 403, 437 f„ 447 f.,
451, 455 f., 469, 488 f„ 491 f„ 527 f.,
569
Ermensinde v. Namur, T. v. Gf. Heinrich
d. Blinden v. Namur 297
Ermensinde, Gern. v. Gf. Wilhelm v.
Poitou 155
Ermensinde, angebl. 1. Gern. v. Gf.
Konrad I. v. Luxemburg 153-156
Ermentrud, T. v. Kg. Ludwig d.
Stammler 27
Ermentrudis 137A
Ernfridus, villicus 532
Emolsheim-les-Saverne 494
Ernst II., Hz. v. Schwaben 43, 199 ff.,
219, 336A
Erpho, Abt v. Neuweiler 339 f., 415 f.,
494, 556A, 558 ff.
Errard, Kanzler 352A
Erstein, Abtei 12, 95A, 179 f., 193A,
256, 279 f„ 282 ff., 339A, 537 ff.,
542A, 543, 560
Erstein, Ort 95A
Eischau, Kl. 417A
Eschenz 177,420
Essey-et-Maizerais 123, 420 f., 453,
555A
Etdo 137A
Eticho 137A
Eticho, Hz. 7, 9A
Etichonen 3,7-11, 16A, 19-22, 133, 139,
160, 162, 168 f., 193 ff., 210, 437,
513, 536
Etival, Prämonstratenserabtei 83, 108,
110A, 236A, 413, 475, 525A
Ettenheimmünster, Kl. 178
Etto 137A
Euerat 137A, 138
Eugen III., Papst 83, 124, 236A, 242,
262, 263A, 413, 475, 525A
Eußerthal, Kl. 275A
Eustache v. Donmartin, Gern. v. Bertha
v. Hoch staden 125A, 425
Eustachius 242
Eva, T. v. Gf. Siegfried v. Luxemburg
54
Evrardus, Vogt 446
Ewruims, miles 420
Falkenstein, Fels 377
Feldbach, Kl. 77
Ferrand, Gf. v. Flandern 345
Ferrette s. bei Pfirt
Flandern, Gfn. 237
Fleckenstein 334
Fliesborn 421,544,581
Risbume/fl^e) Fresne 421
Flodoard, Geschichtsschreiber 140
Flöne, Prämonstratenserabtei 66, 72,
228, 236, 245-249, 326-330, 396,
443, 465, 489, 492 f„ 539
Floreffe, Prämonstratenserabtei 71 f.,
81 f„ 87, 89, 91A, 93, 95 f., 100-104,
109 f., 132A, 156, 245, 247 ff., 326,
410, 476 f., 491 ff., 569
Rorentius, Hl. 520
Floudelen 214A
Folcho de Tanbach (- Dambach) 573
Folmar, Gf. v. (Bischofs)homburg u.
Metz 71,78A, 79A, 84 ff., 88 ff., 92,
94, 123, 156, 231A, 250, 251A, 515,
552, 566
Folmar I., Gf. v. Blieskastel 86, 106 ff.,
123, 156
Folmar II., Gf. v. Blieskastel 123
Folmar, Gf. v. Lunéville, S. v. Gf.
Folmar v. (Bischofs)homburg u
Metz 89A, 251, 255
Folmar, Archidiakon von Toul u. Metz
106A
Folmar 56
Fontenoy-ie-Château 212A
Forchheim 18, 170
Francho 45A
Franciscus, Abt. v. Maursmünster 44A
Franco, Abt v. St. Vinzenz 579
Frankfurt 95A, 133A, 258, 273A, 368
Frasnes-lez-Gosselies, Priorat 98, 100,
236A, 240
Frauuidis 137A
Frei bürg im Breisgau 232A, 407, 441,
510
Fresne 421A
Fribourg, Burg 372
Friedrich I. Barbarossa, Kg. u. Ks. 36A,
40 f., 83, 86A, 87 f., 92A, 95 f.,
103A, 104-109, IRA, 122A, 182A,
189A, 244, 248, 250 ff., 255-261,
673
263-279, 282, 296, 299, 322, 337,
339A, 355A, 394A, 415A, 422,
459A, 465, 469, 473, 482A, 519,
523, 525A, 526A, 527 f., 530 f..
532A, 533, 537 f„ 540, 564A, 569
Friedrich II., Kg. u. Ks. 41, 119, 189A,
233A, 270, 295, 301, 337, 347-357,
359A, 360-364, 366, 368, 379, 386A,
387, 394A, 401 f., 422, 427A, 504A,
516, 517A, 533 f., 586
Friednch I., Hz. v. (Ober)lothringer! 54
Friedrich II., Hz. v. (Ober)lothringen
54A
Friedrich II., Hz. v, Oberlothringen 87,
114 f., 120, 318-322, 344-348, 399,
478, 479A, 544
Friedrich III., Hz. v. Oberlothringen
458A
Friedrich, Hz. v. Bitsch, Sohn v. Hz.
Matthäus I. v. Oberlothringen 107
Friedrich, Hz. v. Niederlothringen 57,
226
Friednch I, Hz., v. Schwaben 95A, 126,
218 f„ 222
Friedrich II., Hz. v Schwaben 234A,
276, 332, 334 f„ 513
Friednch d Rothenburger, Hz., S. v. Kg.
Konrad III. 95A, 103A, 250, 255
Friedrich, Mkgf. v. Baden, S. v, Mkgf.
Hermann IV. v. Baden 117, 118A
Fnedrich, Mkgf. v. Susa 53
Friedrich, Pfgf. v. Tübingen 151A
Friedrich v. Büren, Gf. 49, 58, 126,
218 f., 474 f.
Friedrich I Emich, Gf. v. Leiningen
305 f„ 322, 580
Friedrich II., Gf. v. Leiningen 363 f.,
372 f., 518
Friedrich III., Gf. v. Leiningen, Br v.
Simon v Leitungen 363, 387 ff.,
422, 518
Friedrich d. Ältere, Gf. v. Leiningen
550A
Friedrich d. Jüngere, Gf. v. Leimngen
550A
Friedrich, Gf. .v. Luxemburg, S. v. Gf.
Siegfried v. Luxemburg 54
Friedrich L, Gf. v. Pfirt 52 f., 76 f.,
223A, 238, 426, 548, 554
Fnedrich II., Gf. v. Pfirt 76A, 553
Friedrich, Gf, v. Saarburg 79A
Friedrich II., Gf. v. Saarwerden 455A
Friedrich, Gf. v. Vianden 291
Fnedrich, Ebf. v. Mainz 181
Friedrich, Abt v. Flöne 327 ff.
Friedrich, Abt v. Luxeuil 309A
Friedrich v. Lothringen, Br. v. Hz.
Gottfried d. Bärtigen v, Lothnngen,
Kanzler v. Papst Leo IX. 209
Fnedrich, Propst v. Truttenhusen 433A
Fnedrich v. Marneffe, Ministeriale 451A
Fnderich 45A
Fulco, Abt v. Haute-Seille 429, 571 f.,
574
G. Ungeluche, miles, Br. v. B. Ungeluche
490, 582
Galterus v. Lüttich, magister 584
Gardolf v Hadmersheim 294A
Gau-Odemheim 341A, 464 f., 540 f.
Gaufred, Bf. v. Avignion 258A
Gebardus com. 137A
Gebhard, Bf. v. Straßburg 82, 186A,
236, 445
Gebhard, Burggf. v. Magdeburg 294A
Geistkirch 554
Gelenius 145A
Gelfradus. ihelonarius 79A
Gelucourt 487
Gemines 582
Genf 59
-, Bistum 268 f.
Gepa, Äbtissin v. Neuss 141, 145 ff.
Gérard de Demes (Desmis), miles 576 f.
Gérard de Diepenbeck 515A
Gérard v. Lamontzee, Ministeriale 443
Gérard v. Oultremont, Ministeriale 465
Gérard, decanus 576 f
Gerberga, Äbtissin v. Hesse 49 f., 57 f.,
146A, 213, 435
Gerhard I., Gf. v. Egisheim 38 f., 53 f,
188, 394, 414A, 463A, 475
Gerhard II., Gf., patruelis v. Papst Leo
IX. 53 f.. 57, 58A, 191
Gerhard III., Gf. v. Dagsburg-Egisheim
38 f„ 42 f., 48 f., 54 f., 58-61, 126,
1%, 199, 223A, 426,494, 545
Gerhard IV., Gf.v. Dagsburg-Egisheim,
S. v. Gf. Heinrich I. v. Dagsburg-
Egisheim 15A, 53, 56, 60-63, 65 f.,
74, 77, 186A, 198A, 214 f., 223A,
227, 237, 430 f., 434, 458A, 466,
506, 546 f, 553A
Gerhard I., Gf. v. Geldern 157
Gerhard, Gf. v. Jülich 291
Gerhard I., Gf. v. Loon 83 ff., 102,
106A, 110,272,403,419,442
Gerhard, Gf. v. Metz, V. v. Gf. Richard
v. Metz 37 f.
Gerhard, Sohn v. Gf. Richard v. Metz 38
674
Gerhard, Gf. v. Vaudemont 62 f., 74-77,
186, 197, 198A, 223A, 237, 466,
553, 562
Gerhard, Abt v. Haute-Seille 90, 542A
Gerhard, Abt v. Inden 304A
Gerhard, Abt v. Villers-en-Brabant 328
Gerhard, Propst v. St. Cassius zu Bonn u.
St. Servatius zu Maastricht 88A,
469A
Gerhard, Archidiakon in Metz 578
Gerhard v. Mousson 446, 447A
Gerhard v. Vinalmont, S. v. Hugo v.
Vinalmont, Ministeriale 489
Gerhard, Vogt v. St. Felix und Regula in
Zürich 14
Gerland, bfl. villicus zu Marsal 486
574 f.
Gerold, Gr. v. Genf 49, 58 f.
Geroldseck, Herren v. 375A
Gertrud v. Sulzbach, Gem. v. Kg. Konrad
III. 97, 124, 126,250
Gertrud, Gem. v. Mkgf Hermann VI. v
Baden 117A
Gertrud v. Dagsburg, T. Alberts II. v.
Dagsburg 42, 84, 87, 99 f., 114 ff.,
119 ff , 125 f., 128, 130-136, 189A,
191, 233A, 249, 314A, 317 f.,
320 ff., 324A, 325, 326A, 327, 331,
337A, 338 f , 343-348, 351, 354-357,
359-367, 371 ff., 374A, 375 f„ 378 f„
380A, 381 f., 385, 391, 393, 395 ff.,
399A, 401, 408, 411 f., 420, 422 ff.,
427, 430, 435, 450, 453 f., 457,
458A, 462, 471-474, 478 ff., 482 f ,
485, 487, 493, 496, 518, 523 f.,
534A, 535 f., 543A, 544 f., 547,
551 f., 554 f., 557, 562, 565, 568,
584-594
Gertrud, Gem. v. Gf. Hugo VII. von
Dagsburg u. Moha 73, 82-87, 92A,
93A, 123, 186A, 236, 247 f., 257,
396, 403, 413 f., 442, 445, 469, 519,
569
Gertrud v. Loon, angebl Gern. v. Gf.
Albert II. v. Dagsburg 84A, 584
Gertrud, T. v. Gf. Hugo VIII v.
Dagsburg, Metz u. Moha, Gern. v.
Gf. Ludwig I. v. Saarwerden 101,
120-123,455, 556, 565
Gertrud, M. v. Ida v. Elsdorf 141-144
Gießen-Asberg, Gfn. 118A
Gilbertus, Abt v. Etival 526A,
Gilo v. Thicourt 446, 548A
Girat 137A
Girbaden 70A. 73A, 93A, 186A, 187,
189, 233, 261А, 269, 315, 319, 333,
335, 337, 352 ff., 372, 376 f., 379,
381, 382А, 384 Г, 387 Г, 395, 396A,
399A, 401 А, 402А, 406, 421 ff.,
424А, 445, 454, 517А, 523, 583
Girbaldus 137 А
Gisela, Gern. v. Ks. Konrad II. 142, 204
Gisela, T. v. Gerhard v. Vaudemont,
Gern. v. Gf. Rainald I. v. Bar 74, 77
Gisela, Äbtissin v. Remiremont 231
Gisela 45A
Gisla сот. 137A
Gislebert v. Mons, Kanzler Balduins V.
v. Hennegau u. Geschichtsschreiber
286 ff., 292
Givors 272
Gleiberg 157
Glotter, Fluß 500
Gobert v. Apremont, Br. v. Johann v.
Apremont, Bf. v. Metz 372, 373A
Göppingen 103A
Gomerkinden 423,461
Gondreville 362, 423 Г, 457, 586
Gorze, Abtei 259A, 266A, 557А
-. Abt 259A
Gossuin de Born 515A
Goswin de Gochoncurl 370A
Goswin de Harengees, Br v. Liebertus
de Harengees 584
Goswin v. Valkenburg 88А, 469А
Gotebolt 45A
Gothescal 45A
Gotifril 137A
Gotilinl 137A
Gottfried, Hz. v. Lothringen 227
Gottfried d. Bärtige, Hz. v. Lothringen
206-209
Gottfried I., Hz. v. Niederlothringen, Gf.
v. Löwen 97, 98A, 240 f.
Gottfried II., Hz. v. Niederlothringen, Gf.
v. Löwen 70A, 97 f, 154A, 239 ff.
Gottfried III., Hz. v. Niederlothringen,
Gf v. Löwen 97A, 98-101, 106A,
236, 240, 501А
Gottfried, S. v. Hz. Heinrich I. v. Brabant
317
Gottfried, Pfgf. von Calw 79A
Gottfned, Gf. v. Montaigu 242 f.
Gottfried, Gf. v. Namur 71 Г, 80 f , 87,
89. 91A, 93А, 153А, 156, 231, 242,
245 ff., 391 А, 438, 448, 491 f„ 527,
569
Gottfried, Gf. 535A
Gottfried, Abt v Afflighem 98A
Gottfried, Abt v. Neuburg 559
675
Gottfried v. Berse, ceüerarius 523
Gottfried de Peruucz 370A
Gottfried, miles 566A
Gottfried, V. d. Gern. v. Kuno de
Herconsei 573
Gottfried, miles 585
Gottschalk, Gf., S. v. Gf. Ekkehard
142 f.
Gottschalk, Abt v. Afflighem 98A
Gottschalk 45A, 196A
Gozelo, Hz. v. Lothringen 205
Gozfrid, Bf. v. Straßburg 172
Gozolt 45A
Gozolt 45A
Gozolt 45A
Gozolt 45A
Gozwin, Bf. v. Straßburg 32
Gräfenstein, Herrschaft 550
Grand- Leez 103
Grandpre, Gfn. 243
Gregor V., Papst 50A
Gregor VII., Papst 61 f., 215 f., 218A,
546 f.
Gregor VIII., Papst 276
Gregor IX., Papst 380
Gregor, Kaplan v. Gf. Albert II. v.
Dagsburg 580
Gregoriental 299
Gregoriental s. bei Münster im
Gregorientaf
Gremingen 550
Grendelbruch 187A, 188, 399A, 406,
424, 454, 458, 508
Gries 402A, 404, 425, 456A
Grimardus, Br. v. Johannes 584
Grimberghen, Kl. 98
Gruelenges,feodum 582
Grundweiler 550
Guda v. Boianden, Gern. v. Rheingraf
Wolfram 537A
Guede 326A, 408,425, 589, 591, 593
Guido, Gf. v, Biandrante 258A
Guido v. Planciaco 359, 423
Guidricus v. Moyenvic 251A
Gündlingen 496A, 499A, 502, 506A,
510A, 511A, 512A
Gunrat 137A
Guntar<m> nobilissimus nobilior 137A
Guntersblum 388
Guntram, Gf. (Eberhardiner) 9 f,, 15A,
24, 27, 29 ff., 41, 138 f., 174, 177-
185, 188, 192A, 237A, 398, 402,
404 f., 407 ff., 414 f., 419 f., 425,
437 f., 440 f., 447, 452, 454 ff.,
460 f„ 467, 476, 484, 489 f., 496,
499-502, 505 f., 510 ff., 516, 530,
535, 549, 553
Guntramnus comes 137A
Guntramnus dives s. bei Guntram
Gu[nJtramnus comes 137A
Guntram 137A, 139
Habsburger, Adelsgeschlecht 29 f., 437,
529
Habudingen, Burg 271,465,540
Hadevidis, Äbtissin v. Andlau 108,
110A, 11 IA, 273A, 525A, 526
Haelen 311A
Hagenau/Haguenau 83A, 96A, 111A,
112A, 113A, 115A, 135A, 265A,
271, 277 ff., 283A, 284, 295, 298A,
309A, 321 f., 333, 347, 356, 383,
456, 465, 512 f., 539 f.
Hagueno, cantor v. St. Salvator in Metz
579
Haldenburg 307
Haileim, Straßburger Vorstadt 64A
Hamburg 181
Haneffe 124A, 125A, 425
Hannut 514
Hard 168A
Harraucourt 554
Hart hausen 560
Harthehillea s. bei St. Georgen
Hartman 45A
Hartmann, Gf. v. Lobdeburg 275A
Hartmut v. Geisbotheim 519
Hartwig, Ebf. v. Bremen 294A
Hartwig, Vogt 27A, 28A
Haslach 64A
HaslacherTal 520
Hash 14
Haspengau (Hesbaye) 241
Haßloch b. Speyer 275A
Hatho 19
Hatto 452A
Hattstatt, Herren v. 432 ff.
Haut-Eguisheim s. bei Hoh-Egisheim
Haute-Seille, Zisterzienserabtei 90 f.,
111A, 113A, 131A, 132A, 135, 316,
319, 338, 342, 347, 356, 381 f.,
386 f„ 395 f., 421, 428 ff., 443 f.,
450, 462, 480 f., 482A, 483, 485 ff.,
538, 542-545, 554, 561, 574 f.,
581 ff., 585, 587
-, Äbte 585
Hawidis v. Türkstein, T d. Bencelinus v.
TUrkstein 480 f„ 482A, 485 f„ 581 f.
Hawidis, Hörige d. Gfin. v. Vaudemont
77
676
Hazicha 45A
Haziga, Äbtissin v. Andlau 525A
Hecelo de Etyndorf 580
Hedwig, Äbtissin v. Andlau 380, 411,
522A
Hedwig, Äbtissin v. St. Stephan in
Straßburg 258
Heidenmauer 436
Heidenricus, Priester u. Domkanoniker in
Straßburg 580
Heilicha 56
Heiliger Forst 194A, 413 f., 512 f.
Heiligkreuz bei Donauwörth, Kl. s. bei
Donauwörth
Heiligkreuz bei Woffenheim, Kl. 35,43,
48, 51 f., 55, 61 ff., 189, 190A, 196-
199, 210 ff., 215 f., 319, 333, 389,
412, 426, 431, 434 f„ 455, 462 f..
466, 496 -502, 504A, 505-510, 545-
548
Heiligkreuz in Metz s. bei Metz
Heilwig v. Dagsburg, T. v. Gf. Ludwig v.
Dagsburg u. Gern. v. Hugo IV, v.
Dagsburg-Egisheim 38, 41-48, 51,
53, 126, 142 ff., 189 f„ 195 ff., 199,
202, 210 f., 213A, 411, 463, 466,
481A, 482A, 496A, 498, 506, 545
Heilwig, Gern. v. Gf. Albert I. v.
Dagsburg-Egisheim, Longwy u.
Moha 69, 78, 495
Heilwig, T. v. Gf. Gerhard IV. v.
Dagsburg-Egisheim, Gern. v. Gf.
Gerhard v. Vaudemont 62 f., 74-77,
186, 197, 198A, 223A, 234A, 237,
431, 466, 506, 553, 562
Heimo 55
Heinrich I., Kg. 22A, 32, 137A, 138 ff.,
173-177
Heinrich II., Kg. u. Ks. 185, 195, 199 f,
204A, 214, 398, 408, 419, 440, 450,
468, 476, 481A, 483,4%, 498
Heinrich III., Kg. u. Ks. 37A, 38, 47, 55,
142, 144, 152, 199, 206-210, 213 f.,
336
Heinrich IV., Kg. u. Ks. 47, 55 f., 61,
199, 201, 213-221, 223 f„ 336
Heinrich V., Kg. u. Ks. 78 f., 82, 233 f.,
265, 529
Heinrich VI., Kg. u. Ks. 109, 111A,
112A, 135A, 136A, 231, 257, 274,
276A, 277-291, 293-297, 301, 303,
538 f., 560
Heinrich (VII.), Kg. 322A, 353, 360,
366, 368 ff., 376, 379, 382 f., 386,
422, 497A, 521A
Heinrich, Kg., S. v. Kg. Konrad III. 94A,
95A
Heinrich I., Kg. v. Frankreich 204, 206,
208
Heinrich I. v. Brabant, Hz. v. Nieder-
lothringen 83, 112A, 113A, 114A,
127A, 129 f., 133, 135, 225, 267A,
278, 284 ff., 288-292, 304A, 309-
318, 321, 322A, 337A, 342, 344 ff.,
349 f., 351A, 364, 366-372, 376,
379 ff., 395A, 430, 454, 470, 481A,
482, 487, 522A, 523, 526A, 544,
549-552, 561, 582 ff.
Heinrich II. v. Brabant, Hz. v. Nieder-
lothringen, S. v. Hz. Heinrich I. v.
Brabant 370, 372A
Heinrich II. d. Zänker, Hz. v. Bayern
193A, 194
Heinrich d. Löwe, Hz. v. Bayern u.
Sachsen 156, 182A, 268A, 269, 275,
30L 303.355A, 519A
Heinrich III., Hz. v. Limburg 278,
285 f., 288-292, 311, 313
Heinrich IV., Hz. v. Limburg, S. v. Hz.
Heinrich III. v. Limburg 291, 292A,
374A
Heinrich, Mkgf. v. Baden 116, 118A,
366, 376A, 378 ff., 385, 386A, 390,
401,411,521, 522A
Heinrich, Pfgf., S. v. Hz. Heinrich d.
Löwen 294A,301
Heinrich II., Gf. v. Bar 322, 372, 374A,
375, 480
Heinrich I., Gf. v. Blieskastel 122 f.,
374A
Heinrich, Gf. v. d. Champagne 358
Heinrich I., Gf. v. Dagsburg-Egisheim
49, 55 ff., 60-63, 64A, 65 f., 73, 126,
211, 213 ff., 223A, 225 ff., 418, 426,
440, 451A, 453, 462, 473A, 545 f.,
555A
Heinrich, angebl. Sohn Alberts II. v.
Dagsburg 119A, 126-129,323
Heinrich II., Gf. v. Grandpre 243A
Heinrich III. Wafflart, Gf. v. Grandpre
243A
Heinrich v. Kirkel, S. v. Gf. Ludwig I. v.
Saarwerden 122 f.
Heinrich, Gf. v. Kuik 304A
Heinrich, Gf. v. Laroche 252
Heinrich III., Gf. v. Luxemburg, S. v. Gf.
Konrad I. v. Luxemburg 217A
Heinrich d. Blinde, Gf. v. Namur 70 f.,
80, 89, 91A, 156A, 231A, 241-244,
247, 249, 291, 438, 448, 501, 569A
677
Heinrich, Gf. v. Rupe, Vogt v, Stablo
242 f.
Heinrich II., Gf. v. Saarwerden 122
Heinrich, Gf v Salm 309A
Heinrich, Gf. v. Vaudemont 75A
Heinrich, Gf. v. Wörth, Lgf. im Unter-
elsaß 116A, 373, 376, 379 f„ 395A,
521A, 522A
Heinrich, Gf. v. Zweibrücken 580
Heinrich „v. Worms“, V. v. Ks. Konrad
II. 38
Heinrich v. Müllenark. Ebf. v. Köln
369 f.
Heinrich I., Bf. v. Basel 265A, 432,
433A
Heinrich III., Bf. v. Basel 504A
Heinrich I., Bf. v. Lüttich 257A, 493A
Heinrich II., Bf. v. Lüttich 88A, 104,
241.469A
Heinrich v. Geldern, Bf. v. Lüttich 325A
Heinrich 1., Bf. v. Straßburg 111A, 276,
432 f„ 538, 566
Heinrich II., Bf. v. Straßburg 115, 315,
322, 352, 517, 560
Heinrich III., Bf. v. Straßburg 384A,
386A, 389 f., 418, 427, 503 f.. 511,
524
Heinrich. Bf. v. Toul 74A, 75, 89A, 90
Heinrich, Bf. v. Verdun 277
Heinrich, Bf. v. Würzburg 271A
Heinrich, Abt v. Fulda 294A
Heinrich, Abt v. Haute-Seille 318,
344 f., 544, 575 ff., 580 f.
Heinrich, Abt v. Villers-Bettnach 251A
Heinrich v. Dagsburg, S. v. Waltranus v.
Dagsburg, Ministeriale 566A
Heinrich v. Entersbach 79A
Heinnch v. Hohenstein 384A, 524
Heinrich v. Hohenstein, Br. v. Albert v.
Hohenstein 332A
Heinrich v. Sarrebourg 574
Heinrich de C^nacher 573
Heinrich, advocatus de Huneburch
560 f.
Heinrich, bfl. Vogt auf Bernstein 402A
Heinrich, bfl. Vogt in Straßburg 524A
Heinrich, Vogt v. Marmoutier 80A
Heinrich, Autor des Reinhart Fuchs
261A, 282A
Heinrich 19, 45A, 524A
Heinrich 45A
Heiteren 197, 502, 507
Heks 514 ff.
Helistes, Priester 589-592
Hemedich 394A
Hennegau 208
Hennegau, Gfn 342
Henvilrre 428 f., 481
Henzelin, Abt v. Salivai 573
Heraclius, Ebf. v. Lyon 258A
Herbitzheim, Kl. 74A, 315, 319, 339A,
415, 429A, 470, 523, 548-552, 568 f.,
583, 595 ff.
-, Äbtissin 596
Herck-la-Ville 66, 228, 502 f.
Herckenrode, Abtei 418
Heribert, Gf. v. Vermandois 175
Heribert, Abt v. Werden 304A
Henger, Ebf. v. Mainz 173, 176
Heriman 45A
Herimar, Abt v St. Remigius in Reims
206A
Herimuodt 16, 164A, 165, 168
Herlisheim 51, 62A, 66, 91, 197, 430-
434, 506, 569
Hermann v. Salm, Gegenkg. 217 f., 221
Hermann !.. Hz. v. Schwaben 192A
Hermann II., Hz v. Schwaben 194 f.
Hermann II., Mkgf. v. Baden 117
Hermann III., Mkgf. v. Baden 117 f.,
256, 282, 538
Hermann IV., Mkgf. v. Baden 116 ff.,
119A, 136
Hermann V., Mkgf. v. Baden 116 f.,
119, 366, 376A, 378 ff., 385, 386A,
390,401,411,521,522a
Hermann VI., Mkgf. v. Baden 117A
Hermann, Gf v. Mons-Hennegau 141,
144, 208 f.
Hermann, Gf., Br v. Gf. Adalbero v.
Aarburg 79A
Hermann, Lgf. v. Thüringen 294A
Hermann, Bf. v. Konstanz 531
Hermann/Hezelinus, Bf. v. Straßburg 55,
214
Hermann, Bf. v. Toul 203, 210A
Hermann v. Salm, Domkanoniker in
Lüttich 368 f,
Hermann d. Lahme, Geschichtsschreiber
207
Hermenwi rre 428 f., 481
Hermolsheim 68, 74A.429, 571 f.
Herodes, bibl. König 13
Héron 225,429,453
Herrad v. Landsberg, Äbtissin v.
Hohenburg 527A
Herrenal b, Kl. 112A, 295,
Herrenstein 132A, 315, 319, 337, 356,
371, 375, 395A, 429 f , 453, 471A,
473 f„ 583, 594
678
Herrlisheim-pres-Colmar s. bei Herlis-
heim
Hersbach 375
Hersfeld, Kl. 47, 203
Hertritus de Schastindorf 580
Hertwicus v. Eppelsheim 537A
Herzogenbuchsee 434, 460
Hesbaye 1,124A,425A
Hesbaye, Vogt 313
Hesse, Abtei 49 f., 53, 55, 57 f., 94,
132A, 189 ff., 210, 212, 236A, 315,
319, 346, 347A, 371, 385, 434 f,
440, 473 f„ 552, 566, 583
Hetines 582
Hezelinus v. Wangen 340A, 416A
Hierocominus s. bei Siechhaid
Hildebold, Bf. v. Worms 193
Hildegard v. Schlettstatt, T. Gerhards 111.
v. Egisheim, Gern. Friedrichs v.
Büren 49, 52, 58 f., 126, 219, 222,
223A, 474 f.
Hildegard, Gern. v. Gf. Hugo I. 21, 27,
138, 237A
Hildegard, T. v. Gf. Hugo IV. v.
Dagsburg-Egisheim 38, 51-54, 141,
434
Hildemann 18, 19A, 392A
Hildesint 137A
Hildin 19
Hillin, Abt v. Floreffe 326
Hillin, Ebf. v. Trier 88, 255A, 446, 447A
Hilteburch 45A
Hiltenhausen 52A
Hilteprant 45A
Hilteprant 45A
Hiltesind 45A
Hirmenkart 45A
Hirsau, Kl. 51, 69, 148, 153, 211, 263,
495
Hirzfelden 383A
Hludowicus comes Alemannorum s. bei
Ludwig, Gf. v. Roucy
Hochfelden 15A,33, 454
Hochstaden, Grafengeschlecht s. bei Are-
Hochstaden, Grafengeschlecht
Hocht 323
Hoduuanus v. Froville, Vasall d. Gfn. v.
Metz 507 f.
Hördt, Stift 293
Hoh-Egisheim 47A, 61 f., 75, 189A,
197 f., 211, 215, 223A, 238, 319,
333, 336 f., 382 f., 385, 386A, 389 f„
401A, 412, 417 f„ 426 f., 462A, 490,
494 f., 504A.517A, 545 ff.
Hohenaltheim 172
Hohenburg (Odilenberg) 20, 160A, 170,
210 f., 333, 336, 417A, 435 f, 439 f.
Hohengöft 389
Hohenroderen 197, 505, 511
Hohenstein 322
Hohforst s. bei Haute-Seille
Hohkönigsburg 353, 355 f.
Hohnack 390, 497, 503 ff., 511A
Hohrod s. bei Hohenroderen
Hohwarth 413A, 436 f„ 529
Homburg, Burg 251A
Honorius II., Papst 67A, 79A, 229,
448A, 527
Honorius III., Papst 360 f., 367
Horburg 261 ff., 265, 422A
Horburg(er Fehde) 96A, 102A, 189A,
239, 261-273, 299, 422, 533, 564
Horel/Horle 103A
Huccorgne 225, 437, 453
Hug 45A
Huge 45
Hugo, Kg. v. Italien 179
HugoCapet, Kg. v. Frankreich 194
Hugo, Pfgf. v. Burgund 554
Hugo, Pfgf. v. Tübingen 148 ff., 152A
Hugo, Gf. v. Bischofshomburg u. Metz,
Sohn v. Gf. Folmar v. Bischofs-
homburg 85, 88A, 89 f., 92, 236A,
237 f„ 250 f„ 255, 452, 507 f„ 557A
Hugo, Gf. v. Blieskastel, S. v. Gf. Folmar
I. v. Blieskastel 107 f.
Hugo, Gf. v. Buchegg 235A, 236A
Hugol., Gf. (Eberhardiner) 14, 17A, 18-
24, 27, 29, 138, 169 ff., 173-177,
184, 237A, 392, 415A, 435 f„ 439A,
440 f„ 449, 565
Hugo II., Gf. (Eberhardiner) 9, 16, 21,
24, 27 ff., 30A, 33 ff., 45, 138,
183 ff., 237A, 449
Hugo III. raucus, Gf. (Eberhardiner)
15A, 25 ff., 28A, 33-39, 41, 44 f„ 54,
185, 187-190, 196, 210, 233, 393 f„
399, 406, 414, 417, 424, 434, 442,
450, 452, 454, 458, 463, 476, 495,
508
Hugo IV., Gf. v. Dagsburg-Egisheim 35,
37 ff„ 41 ff., 45-49, 51, 53 f., 126,
142, 188 ff., 195 ff., 199, 202, 210 f„
213A, 394,411 ff., 414A, 455, 458A,
463, 473A, 482A, 496A, 498, 506,
513, 545
Hugo V., Gf. v. Dagsburg-Egisheim
38 f„ 43, 48 ff., 54 f„ 57, 58A, 60A,
126, 191, 196A, 199-202, 213 f.,
336A, 440, 473A, 545
679
Hugo VI., Gf. v. Egisheim 60-66, 90,
215-224, 227 f., 410 f., 426, 451,
455A, 478, 546 f., 552, 555
Hugo VII., Gf. v. Dagsburg 68 ff,, 73,
78-87, 91-94, 96, 104. 109A, 123,
126, 186, 231-235, 243, 247, 250,
335, 396, 403, 414, 438A, 442, 445,
448, 469, 495, 519, 522 f., 537A,
538A
Hugo (Heinrich) VIII., Gf. v. Dagsburg
41, 70, 72A, 73, 76A, 80-87, 91-97,
99-105, 107-110, 120 f., 122A. 123-
126, 134, 186A, 189A, 229, 235-252,
253A. 254-267, 269-274, 283 , 331,
334, 336-342, 394A, 396, 401, 406 f,
410 f„ 412A, 413-417, 420, 422,
429 f„ 436, 438, 443, 445 f„ 450 f.,
455, 465 ff., 469 f., 475-478, 486,
489, 491 f., 494, 507, 509A, 513A,
519, 523-527, 529, 533 , 537-542,
548 f , 552, 556-566, 569, 571-574,
584
Hugo (Heinrich) IX., Gf. v. Dagsburg
80-85,96, 100-110, 120 f„ 128, 134,
229, 248, 249A, 272, 274, 331, 403,
418, 442, 491, 501A, 569, 584
Hugo, Gf. v. Huneburg, Br. v. Gf.
Theoderich v. Huneburg 238A
Hugo, Gf. v. Loon, S. v. Gf. Ludwig I. v.
Loon 84 f., 1Ö6A
Hugo, Gf. v. Tours, 8-11,31, 138 f.
Hugo, Gf., Sohn v. Hugo v. Tours 10
Hugo I., Gf. v. Vaudemont 74-77, 79A,
186, 198, 231A, 236 ff., 553 f.
Hugo II., Gf. v, Vaudemont 278
Hugo, Gf., angebl. Br. v. Gf, Hugo III
raucus 34 ff., 188
Hugo, Gf., Sohn v. Gf. Liutfrid I. 33
Hugo, Sohn v. Gf. Liutfrid II. 31
Hugo, Gf. 28
Hugo com. 137A
Hugo com. 137A
Hugo v. Pierrepont, Bf. v. Lüttich 87,
116, 119, 124A, 125, 130, 132 f.,
225, 249, 310-314, 316 ff., 323,
324A, 326, 327A, 331, 344 ff., 360,
365A, 366-372, 390, 408, 419, 445,
454, 487, 544, 568
Hugo, Abt v. Salival 270
Hugo, Abt v. St. Germain u. v. St. Martin
in Tours, Onkel v, Rudolf v.
Hochburgund 164A
Hugo de Hatemate 395A
Hugo v. Huneburg, Br. v. Bf. Konrad II.
v. Straßburg 559 f.
Hugo de Lamale (= de Mala), miles
575 ff.
Hugo v. Marsal, dominus 574
Hugo v. Vinalmont, Ministeriale 246,
489
Hugo v. Saaralben, miles 594
Hugo, primicerius d. Metzer Bischofs-
kirche 576 f., 579
Hugo, circator 579
Hugo, Höriger v. Gf. Hugo VIII. v.
Dagsburg u. Moha 248A
Hugo 137A
Hugo 137A
Hugo 273A, 526A
Hugshofen, Benediktinerabtei 56, 149,
152.4I7A
Humbert v. Silva Candida 46A, 47A
Huneburg 298, 559
Huneburg, Herren v. 297, 558 f.
Hunfrid, Sohn v. Gf. Liutfrid II. 31
Hunolt 14A
Hüttenheim/Huttenheim 15A.34A, 40A,
177, 405, 409A, 437
Huy 72, 93A, 95, 106, 109, 115, 229,
246, 248, 292, 324A, 396, 408, 410,
425, 437 f., 444, 454, 468, 487 f.,
491 f„ 563, 589 f„ 592 f.
- Grafschaft 225, 227, 342
- St. Johann (St. Victor) 70A, 72, 93A,
245, 248, 438
Hyazinth Bot>one s. bei Coelestin III.
Iacuminus de Chapeleirrue s. bei Jakob
de Chapelei rue
Ichtershausen, Kl. 293
Ida v. Eisdorf, T. v. Gf. Liutolf v.
Braunschweig 141-144
Ida, Hörige v. Gf. Hugo VIII. v.
Dagsburg u Moha 248A
lethol 188,438,495
Ibringen 177, 405A, 438, 496A, 499,
502A, 506A, 510A, 511A, 512A
Ilde gart 138
Ildigarl 137A
Ildigart 137A
Ildigarl 137A, 138
Illkirch/Illkirch-Graffenstaden 21, 23,
160A, 439
Ima com. 137A
Imbsheim 55
Inglange/Inglingen 49A, 57A, 210, 440
Ingo, decanus 579
Innozenz II., Papst 66, 228, 493, 525A,
526A
Innozenz III., Papst 113A, 303 f., 306-
680
309, 316, 317A, 318 f., 324, 330, 472
Insula Fulcherii 259A
Irene s. bei Bertha v. Sulzbach
Iring, Bf. v. Basel 167
Irmengast 45A
Irmenkart 45A
Irmingart com. 137A
Irmingart com. 137A
Irmingart 137A
Irmingart 137A
Irmingart 137A
Irminsinl 137A
Isaac 18A.392A
Isanprecht, Priester 163A, 166
Isembard v. Saaralben, miles, decanus
Andanensis concilii 589-592
Ita com. 137A
Ita, Gern. v. Radbot 30A
Italien(zug) 533, 539
ludit Domna 137A
ludit 137A
ludit 137A
Ivette 477 f.
Ivois 206
Jacob, Kleriker v. Gfin. Gertrud v.
Dagsburg 593 f.
Jakob de Chapelei rue 576 f
Jacques de Hemricourt, Geschichts-
schreiber 124,426
Java 225, 440, 453
Jean de Bayon, Geschichtsschreiber
42 ff , 48 f., 199, 222.411.478
Jean d'Outremeuse, Geschichtsschreiber
127 f.
Jebsheim 56A, 164A, 168A
Jeremias de Nouo Castro, miles, Br. v
Syfridus de Nouo Castro 576 f.
Jerusalem 217, 222A, 276
- Hospital der Coudenberger Kirche
Saint-Jacques 99
Johann, Kg. v. England 305
Johann II., Hz. v. Brabant 390A
Johann, Gf. v. Chalon 372
Johann, Gf. v. Sponheim 550A
Johann v. Apremont, Bf. v. Metz 132A,
135A, 347, 366, 371-375, 385, 390,
430, 435, 453, 471 f., 474, 480, 483,
552, 554 f, 557
Johann, Abt v. Haute-Seille 381 f.,
387A, 522A
Johann v. Syberc 375A
Johannes Cornelius v. Huy 589 f.
Johann Gomaix aus Metz 455A
Johannes IV., Papst 562A
Johannes v. Kirkel, Br. v. Arnold v.
Siersberg 122
Johannes, decanus Andenensis concilii
325A
Johannes de Rupeforti, magisler 589 f
Johannes, sacerdos in Marsal 576 f.
Johannes de Hanponl (Hamponl),
cappellanus 576 f.
Johannes v. Wamant, miles 132A, 493
Johannes, Br. v. Grimardus 584
Johanna, Gfin. v. Flandern 238
Jonathas 124
Judenta 45A
Judenta 45A
Judenta 45A
Judith, 2. Gern. v. Ks. Ludwig d.
Frommen 139
Judith, T. v. Kuno v. Öhningen, Hz. v.
Schwaben 143A, 144
Judith, Schwester eines Mkgf. Hermann
v. Baden 118A
Judith, Äbtissin v. Remiremont, T. v. Gf.
Gerhard v. Vaudemont 77, 237,
562 f.
Jung-St. Peter, Stift s. bei Straßburg
Kaiserslautern 96A, 111 A, 112A, 272,
277A, 279, 293, 374
Kaiserstuhl 468
Kaisheim, Zisterzienserabtei 528A
Kälblinsbuch 150 f., 152A
Kal hausen 550
Kaltenbach 550
Kanzelinus, Gf. v. Altenburg s. bei
Lanzelin
Kapetinger 139
KarissimalKanxtnen, Witwe v. Gerland,
bfl. villicus in Marsal 486, 574 f.
Karl d. Große, Kg. u. Ks. 159, 180A
Karl d. Kahle, Ks. u. Kg. 551
Karl III. d. Dicke, Kg. u. Ks. 141A,
162 ff., 167, 169, 460A, 524, 535,
536A
Karl III. d. Einfältige, westfränk. Kg.
171 f„ 175.410A
Karl, Kg. v. d. Provence 141A
Karlmann, V. Arnulfs v. Kärnten 162,
166A
Karolus, S. v. Gf. Syberlus 585
Katharine v. Limburg, Gern v. Hz.
Matthäus II. v. Oberlothringen 362,
424
Katherinne s bei Gertrud v. Dagsburg, T.
v. Gf. Albert II. v. Dagsburg
Katzenthal 511
681
Kebehart 45A
Kehl 463
Kent 305 f.
Kenzingen 177, 408A, 440, 467, 484,
490A, 498
Kerung 45A
Keskastel 550
Kiensheim 562A, 563
Kippenheim 20, 436, 439A, 440 f.
Kippenheimweiler 20, 436, 439A, 441,
444
Kirchberg an der Emme, Kirchgemeinde
460
Kirchheim-Bolanden 319,400,464,466,
536, 541
Kirchzarten 177,441 f.,468, 490A
Koblenz 175
Köhlertal s. bei Coll rental
Köllertal b. Saarbrücken 412A
Köln 145A, 209A, 242, 287, 289, 301,
306
-, Erzbistum 368A
-, Domkapitel 369
-, St. Gereon 591
Königsbrück, Zisterzienserabtei 276
Königschaffhausen 496A, 499A, 502A,
505 Г, 510A, 511A.512A
Konigsdorffer, Cölestin, letzter Abt v.
Heiligkreuz in Donauwörth 147
Kolmont 83, 85 ff., ЮЗА, 267A, 403 f„
418, 442
Kolmont-Bilzen, Adelsgeschlecht 83-88,
403,
-, Herrschaft 86
Kolumban 8, 184
Konrad I.. Kg. 19, 171-176, 192A
Konrad II., Kg. u. Ks. 37 f , 42 f., 47,
199-206, 213, 219, 336A
Konrad III., Kg. 76, 88A, 94A, 95A, 97,
98А, ЮЗА, 124, 126, 236 Г, 238А,
239-242, 244, 250, 497А, 525А,
526А
Konrad IV., Kg. 497A
Konrad, Kg. v. Burgund 49, 59, 179, 475
Konrad I., Hz. v. Schwaben 193 f.
Konrad II., Hz. v. Schwaben 135A,
136A
Konrad, angebl. Hz. v. Schwaben s. bei
Konrad, Pfgf. bei Rhein
Konrad, Hz. v. Zähringen 79A, 156,
234, 269A
Konrad, Mkgf. v. Landsberg 294A
Konrad, Pfgf. bei Rhein, ЮЗА, 278,
519A
Konrad, Gf., S. d. Hildegard v.
Schlettstatt u. Br. v. Hz. Friedrich I.
v. Schwaben 222
Konrad v. Hochstaden, S. v. Gf.
Theoderich 1. v. Hochstaden 125
Konrad I., Gf. v. Luxemburg 67A, 69,
70A, 153-157, 217 f., 448A, 527
Konrad II., Gf. v. Luxemburg, S. v. Gf.
Wilhelm v. Luxemburg 70, 243
Konrad, Gf., S. v. Gf. Konrad 1. v.
Luxemburg 217A
Konrad, Gf. v. Horburg 79A
Konrad, Gf. 19
Konrad v. Wittelsbach, Ebf. v. Mainz
268
Konrad, Bf. v. Konstanz 405, 409, 438,
452, 530
Konrad, Bf. v. Porto, päpstl. Legat 367
Konrad v. Scharfenberg, Bf. v. Speyer u.
Bf. v. Metz 315, 350A, 353A, 361A,
479, 482, 483A, 585
Konrad IL (v. Huneburg), Bf. v.
Straßburg 113A, 257, 282 ff„ 297 f„
300, 302, 305A, 307 ff., 533, 538 f.,
542 f., 559 f., 580
Konrad, Bf. v. Worms 519A
Konrad, Abt v. St. Galien 386
Konrad v. Urach, Abt v. Villers-en-
Brabant 131A, 325 f., 330, 584,
590 f.
Konrad, Propst v. Etival 236A, 526A
Konrad, Propst 575
Konrad, Herr v. Kolmont-Bilzen 86 f.
Konrad v. Ahenstein 79A
Konrad v. Altdorf, Br. v. Ulrich v.
Altdorf 573
Konrad v. Frankenburg 79A
Konrad v. Hattstatt, miles 432 ff.
Konrad v. Logelnheim 573
Konrad 18A, 392A
Konradiner, Adelsgeschlecht 14A, 25A,
26
Konstanz, Ort 269
-.Bischofskirche 262,531
-, Domkapitel 405, 438,452
Konstanze v. Sizilien, Gern. v. Ks.
Heinrich VI. 286
Konstanzer Niederhof s. bei Colmar
Krautergersheim 188, 442 f.
Krautweiler 405A
Kreuzlingen, Kl. 79A, 231A
Kriegsheim 405A.425A
Kunigunde, Gern. v. Pfgf. Wigerich
26 f., 54
Kuno v. Bergheim 355A
Kuno de Herconsei 564, 573
682
Kuno v. Nancy. Vasall v. Hz. Matthäus
v. Oberlothringen 458A
Kuno v. Tlirkstein 111A, 113A, 342,
428, 443 f., 480 f., 485 f„ 543 f., 575,
581 f.
La Créte, Zisterzienserkl. 251A, 507 f.
Lac de Madine 420
L.ahr 441
Laiers 458A
Lamalle 225, 443, 453
Lambert, Kardinalbf. v. Ostia (= Papst
Honorius II.) 79A
I^ambertus scotus, dominus 395A, 587
Lambertus, Ministeriale v. Gf. Hugo VI.
v. Egisheim 64A
Lambertu.?. frater et magister domus
593 f.
Iximbikinus de Arches 352 f.
L^amontzce 225,443, 453,489
Landange 428A, 443 f., 481
I^andau 464
Landingen s. bei Landange
I^andolt 14A
Landolt 14A
Langenthal 444,461
Langisesuuilare s. bei Kippenheimweiler
Langle, Mühle 330, 444, 584, 586,
Lanpefrjt 137A
Lanlbertus 137A
Lantsind, Gern. v. Gf. Matfried v. Metz
54
Lanzelin, S. v. Guntramnus dives 29A,
30A
Lapoutroie s. bei Schnierlach
I^aroche, Grafschaft 297
Latitine 325A, 330, 444 f., 584
Laubenheim 70A, 73, 83, 92A, 93A, 94,
186, 236, 421, 445, 519, 554A
Lausanne, Bistum 268
Lautenbach, Stift 220, 417A
Lavoir 225,445,453
Leimiswil 13,445,460
Leiningen, Gfn. 2A, 364 f., 387, 390,
412,464, 536, 541A, 551
-, Grafschaft 364
Leiningen-Dagsburg, Gfn. 2A
Lentzingen 214A
Leo IV., Papst 193A
Leo IX., Papst 3 f., 7A, 25A, 27, 29A,
33, 36-39, 41-44, 46-51, 53 ff., 57,
58A, 60A, 61 ff., 64A, 73, 74A, 140-
148, 153, 184A, 187A, 188-191,
193A, 196-199, 202-213, 215 f., 335,
393, 394A, 406, 411A, 413A, 415,
418, 426, 434 f., 440, 451A, 462 f.,
473A, 481A, 482A, 496A, 497 ff„
522, 545 f., 547A, 552, 555A
Leonius, castellanus v. Brüssel 370A
Leopold, Hz. v. Österreich 290
Lesse 446 f„ 452, 548A
¡¿upolt 137A
Leutfridus com. 137A
Leutfridus com. 137A
Ley 470
Liebald v. Beauffremont 92A
Liebertus de Harengees, Br. v. Goswin
de Harengees 584
Liebuinus 579
Lieburg, Hörige v. Gf. Hugo VIII. v.
Dagsburg u. Moha 248A
Liel 177, 447, 467 f., 490A
Ligcarde, Nonne in Val-Notre-Dame
593 f.
Limburg, Hze. v. 240, 342
Limpach, Kirchgemeinde 461
Lipo 137A
Litart 137A
Liudolf, Hz. v. Schwaben 27A, 28A,
178,447A
Liudolf, Gf. v. Braunschweig 141 f.
Liudprand, Bf. v. Cremona 180 ff.
Liutfrid 45A
Liutfrid 45A
Liutfridus 137A
Liutfridus 137A
Liutfridus 137A
Liutfried, Hz. im Elsaß 192A
Liutfried I., Gf., Sohn v. Gf. Hugo v.
Tours 10,31
Liutfried II., Gf., Sohn v. Gf. Liutfried I.
10,31
Liutfried, Gf. im Sundgau 15A
Liutfried, Sohn v. Gf. Liutfrid II. 31
Liutfried, Gf. 176
Liutfried, fidelis v. Bf. Otto v. Straßburg
535
Liutfriede, Adelsgeschlecht 16A, 31, 36,
138, 169
Liutgart, Gern. v. Gf. Eberhard III., T. v.
Pfgf. Wigerich 26 f., 39, 54, 190
Liutgart, Gern. v. Gf. Lanzelin 30A
Liuthere 45A
Liutprant 14A
Liutpreht 14A
Liutuich 45
Liutuuig 45A
Lixheim 559
Lodi 96A, 259 f., 266A, 268
Löwen, Gfn. 240
683
Grafschaft 99A
Logelheim/Logelnheim 197, 265A, 506
Lombardei 122A
Longwy 67, 228 ff., 231A, 391A, 447 f„
455, 456A, 488, 527 f.
-, Gfn. 155
Loon 514 f.
-, Gfn. 83, 85-88, 90, 102, 106, 267A,
342, 404, 442, 516
-, Grafschaft 85
Lorei 579
Lorenz, Bf. v, Metz 569A
Lorenzen 122
Lorsch, Kl. 180 ff., 402, 404 f., 425,
455 f„ 490
Lothar I., Ks. 9,11,193
Lothar II., Kg. 9-13, 22, 31A, 141A,
160 f., 449
Lothar III., Ks. u. Kg. 75, 94A, 235A,
240, 243A
Lothar, Kg. v. Italien, S. v. Kg. Hugo v.
Italien 179
Lothar I. v. Hochstaden, S. v. Gf.
Theoderich I. v. Hochstaden 125
Lothar v. Hochstaden, Propst v. St.
Cassius in Bonn u. Bf. v. Lüttich
286-289
Lothringen, Hze. 551A
Lübeln, Kl. 252A, 253A
Lucius III, Papst 467, 486
Luctolf, Domdekan in Toul 63, 64A, 65,
219A, 411,451, 555
Lüders 8, 11A, 12 f„ 16A, 17A, 21 f.,
24, 29, 70A, 73A, 75, 93A, 161,
169 f., 174, 177, 183-186, 189, 190A,
195, 258A, 409, 445, 449 f„ 519,
552 ff.
Ludouuicus com 137A
lMdouuig 45A
Lxiduicus 137A
Ludwig d. Fromme, Kg. u. Ks. 9, 159,
253A
Ludwig d. Deutsche, Kg 141A, 164,
551
Ludwig d. Jüngere, Kg. 141A
Ludwig d. Kind, Kg. 18 f„ 170 f.. 174,
392, 551A
Ludwig d. Stammler, westfränk. Kg. 27
Ludwig II., Kg. 10
Ludwig VII., Kg. v. Frankreich 75A,
269
Ludwig VIII., Kg. v. Frankreich 368
Ludwig v. Hochburgund, Br. v. Kg.
Rudolf II. v. Hochburgund 140
Ludwig (Otto), Gf. v. Dagsburg 41, 43-
46, 52, 142, 146, 196,411,565,
Ludwig I., Gf. v. Loon 84 ff., 106A,
242, 514
Ludwig II., Gf. v. Loon 84 f., 87A,
112A, 114, 129, 135, 267A, 310-313,
418A
Ludwig, Gf. v. Mousson-Mömpelgart
51 ff., 58A, 64A, 412, 434, 478A,
506
Ludwig II., Gf v. Mousson-Mömpelgart,
S. v. Gf. Ludwig v. Mousson-
Mömpelgart 53
Ludwig I., Gf. v. Pfirt 75A, 76 f., 561
Ludwig, Gf. v Roucy 44A
Ludwig I., Gf. v. Saarwerden 101, 111A,
113A, 120-123 . 420 f., 455, 555 f,
565
Ludwig II., Gf. v. Saarwerden, Br. v. Gf.
Ludwig I. v. Saarwerden 122A
Ludwig v. Saarwerden , S. v. Gf. Ludwig
I. v. Saarwerden 94A, 121, 123
Ludwig, früh verstorbener S. v. Gf.
Ludwig I. v. Saarwerden 121A,
122A
Ludwig, Gf., S. d. Hildegard v.
Schlettstatt u. Br. v. Hz. Friedrich I.
v. Schwaben 52, 222
Ludwig, Abt v. St. Eucharius in Trier
106A
Ludwig v. Ascha, Br. v. Wecil 79A
Ludwig v. Huneburg, Br. v. Bf. Konrad
II. v. Straßburg 298
Ludwig v. Lichtenberg 385, 521 f.
Ludwig 45A
Luitgart v. Luxemburg, Gern. v. Gf.
Heinrich IL v. Grandpré 243A
Luitgart v. Sulzbach, Gern. (1. Ehe) v
Hz. Gottfried II. v. Brabant u.
Niederlothringen u. Gern. (2. Ehe) v.
Hugo VIII. v. Dagsburg 70A, 84, 97-
101, 106A, 110, 120 f., 122A, 123 f.,
126, 154A, 239 ff., 248, 249A, 250,
255, 285A, 331, 491,571, 584
Luitgart, angeb! Name d. T. v. Gf. Hugo
VIII. v. Dagsburg d. Gern. v. Gf.
Theoderich v Hochstaden 101, 123-
126, 425
Lukard, Gfin v. Leiningen u. Gern v. Gf.
Simon II. v. Saarbrücken 388
Lulangis 449, 486 f., 575
Lunéville, Gfn. 513A
Luodewich 45A
Luprand v. Hohnack 503
Lure s. bei Luders
Lutold, Bf. v. Basel 298,308
684
Lütold, Gf. v. Mömpelgart 152
Lutter 553A
Lüttich 2, 3A, 132A, 235A, 247, 277 ff.,
284-287, 289-292, 296A, 306, 316,
319, 341 f„ 344, 367, 454, 501A
-, Bistum 115 f., 242, 257A, 284, 288,
290, 292 f„ 313, 342, 368, 370A, 588
-, Domkapitel 104, 124A, 292, 314A
-, St. Lambert 114, 124A, 296A, 297A,
313
-, Archidiakone 313
-, Propst 313
Lützel, Kl. 79A.81.231A
Lützelburg 52A
-, Gfn. 52
Luxemburg 244, 249
-, Gfn. 54
-, Grafschaft 70, 231, 243, 297
Luxeuil, Kl. 79, 82, 231, 309A, 449
Lyssach 450, 461
Maas, Ruß 369
Maasgebiet/Maasgegend 376, 454, 487
Maastricht 83, 95A, 252, 257, 450
-, St. Servatius zu Maastricht 83, 87 f.,
248, 257, 450, 469, 569
Macharius 241A
Madiswil 13,18,163,460
Magdeburg 294
Magel, Ruß 377A, 384
Magenachere, Berg 214A
Magny 579
Mailand 259A, 269A, 270, 422A
Mainz 173, 220, 307, 541A
-, Erzbischof 268 f.
Maidine 554
Marner 26
Mand, Arnold, Dekan in Neuss 145A
Manegold 1., Gf. v. Werth 141, 146 f ,
212A
Manegold II., Gf. v. Werth 147
Manegold III., Gf. v. Werth 147
Manegold v. Lautenbach, Reformer
220A
Manegolt 137A
Mangnei s. bei Magny
Mantoncourt 131A, 347, 450, 470,554,
585, 587
Manuel, Ks. v. Byzanz 97, 125A, 239
Marbach, Regularkanonikerstift 62, 66,
417A, 430-434
Marbodus de Mabere, miles 576 f.
Marbodo, dominus 375A
Marbotus v. Finstingen 594
Marchwart 45A
Marcigny 245
Marckolsheim 497 f.
Marelegia s. bei Marlenheim
Margarethe v. d. Champagne, Gern. v.
Hz. Friedrich III. v. Oberlothringen
458A
Margarethe, Gern. v. Hz. Gottfried III. v.
Niederlothringen 106A
Maria Magdalena, Kirche s. bei Wanze
Maria, T. v. Hz. Heinrich I. v. Brabant u.
Gern. v. Ks. Otto IV. 314, 364,
365A, 589-592
Marimont 450, 470, 574
Marimont-les-Benestroff s. bei Mörsberg
Mark ward v. Grumbach 88A.469A
Marlenheim 161A, 449A
Marmoutier, Kl. 80A
Marneffe 225,451,453,489
MarsaJ 168, 374, 542, 554 f„ 597
Mars-la-Tour (= Mart) 579
Marthemont 63A, 64A, 451, 555
Marthille 446, 452, 548A
Masnis 564, 573
Matfried I,, S. v. Gf. Hugo III, raucus
38 f„ 53 f„ 188, 394, 414A, 463A
Matfried II., Gf., patruelis v. Papst Leo
IX. 53 f„ 57, 58A, 191
Matfried, Gf. v. Metz, V. v. Adalbert, Gf.
v. Metz 39, 54
Matfried, S. v. Gf. Adalbert v. Metz 27,
39
Mathilde, Gern. v. Kg. Konrad v.
Burgund 49, 58A
Mathilde, T. Mathildes v. Burgund u,
Schwester v. Kg. Rudolf III. 49,
58A.59
Mathilde, Gern. v. Hz. Heinrich I v.
Brabant 114A, 311
Mathilde, T. v. Gf. Albert I. v. Dagsburg-
Egisheim, Longwy u. Moha, Gern. v.
Gf. Folmar v. Bischofshomburg 69,
70A, 71, 78, 84 f., 88 f„ 92, 123,
154A, 156, 266A, 515 f., 566
Mathilde, Gern. v. Hugo V., Gf. v.
Dagsburg-Egisheim 49 f., 55, 57,
213, 440, 473A
Mathilde v. Mousson-Mömpelgart, T. v.
Gf. Ludwig v. Mousson-Mömpelgart
51, 53, 65, 197, 199A, 412 f., 434,
455, 466, 497, 506
Mathilde, Äbtissin v. Andlau 236A,
258A, 525, 542A, 566A
Mathilde „de Bename“ 50A
Matilt 45A
Matthäus I., Hz. v. Oberlothringen 107,
685
237 f„ 251A, 446 f„ 519A, 562 f.
Matthäus II., Hz v. Oberlothringen 355,
357-360, 362, 366, 374A, 376 f.,
395A, 401, 423 f., 457, 458A, 480,
586, 594 f.
Matthäus, Gf, v. Toul 278
Matthäus, Bf. v. Toul 354, 544
Matzenheim 197,502,507
Maurach s. bei Mauracherhof
Mauracherhof 177,405A, 452, 500
Maurienne, Domkapitel 59
Maursmiinster, Kl. 44, 52A, 75, 90 f.,
196, 252A, 253A, 267A, 417A,
542A, 556A, 566
Maxe 123, 420A, 453, 555 f.
Meginhard, Vogt d. Aba 460A
Meginher, Ebf. v. Trier 157, 243A
Mehaigne, Fluß 444
Meingot com. 137A
Meingot 137A
Meingot 137A
Meingot 137A
Meinhard, A. v. Maursmiinster 236A,
566
Meinrad 32
Meistratzheim 188, 442A, 443,452
Meisheim 456A
Memmingen, Kl. St. Nikolaus 539A
Mereboto v. Greifenstein 79A
Mertzen 197, 507
Merzalben 550
Messen s. bei Eicholz
Metz 2A, 171A, 252 ff., 320A, 362,
374 f., 420, 424, 455, 457, 471, 537,
555 ff., 565, 567, 576 ff.
-, Bistum 184, 252, 271 f., 315, 341,
347A, 375, 378A, 388, 397, 429 f.,
435, 452 f., 465, 478A, 479 f., 482,
540 f., 548, 554, 556, 558, 565,
567A, 583, 596
-, Bischof 252, 253A, 311A, 348A,
359A, 360A, 371, 452, 548, 551 f.,
567A, 568, 586
-, Domkapitel 371
-, Grafenamt/Grafschaft/Hochvogtei/Le-
hen 1, 3, 8, 85 f„ 88, 92, 109, 244,
250 ff., 255, 260, 274, 293 f„ 315,
319, 346, 347A, 359A, 360, 363,
371, 373 ff., 429, 452 f„ 465, 482,
514A, 551A, 554, 556 ff., 583, 586
-, Heiligkreuz vor Metz, Prämon-
stra tenserabtei 421, 446, 548A, 555
-, Heiligkreuz in Metz, Kirche 121A,
252A, 308, 453, 548, 565, 575-578,
581
-, Saint-Pierre-aux-Nonnains, Kl. 346A
-, St. Arnulf. Kl. 579
-, St. Clemens, Kl 67, 111A, 230, 579
-, St. Ferrucius in Metz 252A, 548, 565,
575-578
-, St. Georg in der Metzer Vorstadt 121,
123, 420A, 453, 555A, 565
-, St. Glossinde 458A
-, St. Maria infra domum 309A
-, St. Martin 254A
-, St-Pierre-aux-Arènes, Pfarrei 579
-, St. Salvator, Stift 591
-, St. Stephan 39
-, St. Maria u. St. Theobald, Kollegiatstift
113A, 121, 252A, 255, 266A, 308,
341A, 453 , 536 f„ 541A, 548, 565,
567, 575-579
- St. Vincenz, Abtei 111A
-, Leprosenspital 266A
-, Neufbourg, Stadtteil 254
Milcenwanc s. bei Miltzfeld
Milo v. Sorci, Vasall v. Gf. Theobald IV.
v. d. Champagne 362
Miltzfeld, Berg 214A
Mittelrhein 567
Modenheim 168A
Mömpelgart, Gfn. 52
Mörsberg, Burg 373
Moha, Ort 324A, 329, 338A
-, Gfn./Grafschaft 56, 60, 119, 124A,
127, 130A, 224-230, 245 ff., 248A,
249, 292, 306, 310, 311A, 312, 314-
319, 323, 338A, 342, 344 ff., 360,
365A, 366-396, 464, 408, 425, 429,
437, 440, 443 ff., 451, 453 f., 462,
464 f., 467 f., 477 f„ 485, 487 ff.,
492 f., 501, 503 , 514, 539, 544,
558A, 568 ff., 583, 591 f.
-, Burg 8, 128A, 133, 313, 319, 327,
344, 364, 365A, 370A, 589, 594
-, Gau 501
Mollkirch 187A.454
Molsheim 80, 232-235, 267, 307, 376,
417, 442
Mommenheim 402A, 403 f., 454 ff.
Mons Sancti Stephani s. bei Saint-
Etienne-au-Mont
Montignei 579
Mont-St-Martin 67, 68A, 71, 72A, 230,
448,455 f., 488
Mont. St. Michel bei Sens 44A
Montaigu, Gfn. 243
Montbarrey 95A, 258
Montenaeken 311A
Montoy 123, 420A, 453, 455, 555A
686
Montreux-Vieux 197,455
Montzau, Wald 525
Morschweiler/Morschwiller 15A, 33,
402А, 403 f„ 456
Morsperc s. bei Marimont
Mosel, Fluß 372A.375
Moyenmoutier 481A, 566
Moyenvic 507 f.
Muckenbach 508
Mühlbach 168A.375
Mühlhausen 466
Mühlhausen im Elsaß 275A
Mulinbach, predium 560
Münchweiler 550
Münsingen 152A
Münster im Gregoriental 16, 164A, 165,
168, 409.417A, 557
Murbach, Kl. 19 f„ 172, 193, 194A, 437
Muri, Kl. 30A
Mussig 56A
N v. Baden, angebl. Name Gertrud, Gern.
Alberts II. v. Dagsburg 100, 116-
120, 128, 136, 191,331,344
N v. Calw, T. v. Gf. Hugo IV. v. Dags-
burg-Egisheim u. M. v. Gf. Adalbert
v. Calw 51, 141
N v. Moha, T. Alberts v. Moha u. Gern,
v. Gf. Heinrich I v. Dagsburg-
Egisheim 60, 225 f., 453
N, Gern. v. Hugo VI. v. Egisheim 64A,
451
Namur 245, 247, 291 f.
-, Markgrafschaft 296 f.
-, Grafschaft 225, 227, 274, 287, 342,
501
-, Gfn 89, 93A, 103, 229, 231, 241, 244,
246 f.. 249, 342, 569
Nancy 44, 358 f„ 362, 423, 457, 458A,
586
Nami 280А
Naumburg, Bistum 271A
Nellenburg 427A
Nendung, Abt v. Neuburg 261A, 560
Neuburg, Kl. 96. 258A, 272 f., 309A,
321,413 Г, 513A, 519, 560 f.
Neuenmatten 458
Neufbourg, Stadtteil von Metz s. bei
Metz
Neufinoustier 99 f.
Neufmoütier 95, 100, 236, 248 f., 489,
557 f.
Neuss 145 f.
-, St. Quirin 145 f.
Neuweiler/Neuwiller-les-Saverne 298,
315, 339 f„ 415 ff., 430, 453, 494,
556A, 558-561, 583
Nicholaus de Porta Salie, Metzer Bürger
576 f.
Nicholao, scabino de Marsal 585
Nico 137A
Nideck 322, 516
Niederhofen 150 f.
Niederlothringen 99A, 366, 372
Nierstein 541A
Nikolaus IV., Papst 412A
Nikolauskirche in Seißen s. bei Seißen
Nimwegen 315
Nogent-le-roi 374A
Nordburg s. bei Walhenburg
Nordgau (Grafschaft) 15, 19, 26, 33 f.,
40, 55 f., 61, 162, 164 f„ 167-170,
179, 183, 191 ff., 195, 201, 214,
394A, 458 f„ 476A
Nordhausen bei Erstein/Nordhouse 56A,
171A
Norpreth 45A
Noville-les-Bois 291
Nuweban, Wald 384
Oberbergen 177,460, 468, 490A
Oberehnheim 112A, 295
Oberelsaß 417
Oberer Aargau (Grafschaft) 162 f.,
165 f„ 169 f„ 392 f., 397 f„ 403, 405,
418, 423, 434, 444 f., 450, 460 f.,
466, 468,484
Oberlothringen 371, 566
Obermaurach 452A
Obermorschweiler/Obermorschwihr
197, 508
Obemai 452
Oberrhein 381
Oberrotweil 177, 461 f., 468, 490A
Oberzell, Prämonstratenserstift 271A
da com. 137A
dalrich 45A
dalrich 45A
dalrich 45A
Odenheim, Kl. 260A
Odemheim
Odilenberg s. bei Hohenburg
Odilia, Hl. 7A, 439
Odilo, Abt v. Cluny 194A
Odo, Robertiner, westfrk. Kg. 164
Odo, Hz. v. Burgund 353A
Odo, Gf. v. d. Champagne 204 ff.
Odo, S. v. Adelais, Enkel v. Gf. Hugo v.
Tours 10
Odo, Bf. v. Toul 376, 400 f., 595
687
Odo, Bf. v. Val enee 258A
Odouinus v. Froville s. bei Hoduuanus v.
Froville
Öden waldstetten 151, 152 A
Oelenberg, Abtei 62, 74, 197, 198A, 466
Oesch 460, 462
Öhningen, Propstei 531
Örmingen 550
Oha 13,225,453,462
Ohnenheim 168A
Oktavian, Kardinal priester 259A
Ommeray 131A, 347, 450, 462, 470,
561,585,587
Opfingen 516
Orbey s. bei Urbeis
Orte 280A
Ortenau (Grafschaft) 14 f., 163, 165f.,
169, 194A, 397 f., 463
Ortlieb, Bf. v. Basel 265, 519A
Osterenforst 188, 463
Osto de Trasignies s. bei Otto de
Trasignies 370A
Otbert, Bf. v. Straßburg 171A
Otenkeln 519
Oteppe 225, 453, 464, 541
Otlint 137A
Oto ep. 137A
Otroismont s. bei Oultremont
Otrott 214A
Otternheim s. bei Ottersheim
Ottersheim 271, 341A, 464, 541A
Ottker 14A
Otto I., Kg. u. Ks. 8 f„ 15A, 21, 24, 26-
30, 33, 59, 159, 174, 177-186, 191,
398, 402, 404 f„ 407 ff., 419 f., 425,
437 f„ 440 f., 447, 449, 452, 455 f„
459-462, 467 f., 476, 483 f., 489 f.,
496,498 ff., 530, 549, 553
Otto II., Kg. u. Ks. 191-194, 242A,
410A, 411A, 420, 442, 462, 467,
483 f., 489 f„ 497A, 498, 500
Otto III., Kg. u. Ks. 15A, 40 f., 193 ff.,
394, 410A, 411A, 500, 523
Otto IV., Kg. u. Ks. 129A, 302A, 303-
310, 314, 319, 322, 348-352, 359A,
360A, 364, 586
Otto, Hz. v. Kärnten 193A
Otto, Mkgf v. Brandenburg 294A
Otto, Pfgf. v. Burgund 135A, 136A, 271,
297-300, 533
Otto, Gf. v. Allerheim 275A
Otto, Gf. v. Are 124, 126
Otto, Gf. v. Duras 227
Otto, Gf. v. Geldern 321
Otto, Kardinal v. St. Nicolaus in carcere
Tulliano, päpstl. Legat 327, 328A,
329A,419
Otto, Bf. v. Bamberg 294A
Otto, Bf. v. Freising, Geschichtsschreiber
ЮЗА, 334
Otto, Bf. v. Straßburg 63 f, 67, 219-224,
232А, 535 f.
Otto v. Valkenburg (= Falconis Monte),
zwiespältig gewählter Bf. v. Lüttich
292 f.
Otto, Propst des Aachener Marienstifts
272A
Otto, Untervogt v. Neuweiler 559
Otto de Trasignies 370A
Otto v. Geroldseck 340A, 416A
Otto, villicus 532
Otto v. St. Blasien, Geschichtsschreiber
305
Otto 19
Oultremont 465
Ozzilin 14A
P., Dekan in Toul 595
Pagus Albensis 470A
Pairis 75 f., 108, 110A, 198, 223A,
238 f., 265, 273, 319, 417A, 462A,
466 f., 486, 503, 533, 545A, 561-563,
572
Parc, Abtei 98
Pans 2A, 253A
Paschalis II., Papst 68A, 73, 503
Pavia 259, 264A
Percer 137A
Perchtelo 14, 163 A
Peregrinus, Metzer Bürger 576 f.
Perlha 45A
Peter, Gf. v. Lützelburg 52
Peterlingen, Kl. 15A, 40, 183, 262, 409,
437, 530, 534
Peterlinger Oberhof s. bei Colmar
Petersa, Schwester d. miles Theoderich
559
Petronilla, angebl. T. v. Gf. Hugo VII. v.
Dagsburg 92A
Petrus, Abt v. Beaupré 429, 571 f.
Petrus, Abt v. Gorze 579
Petrus, Abt v. Neuburg 560
Petrus, Vogt v. Metz (Stadt) И1A, 556,
557A
Petrus, miles 420
Petrus Melioc, Vasall d. Gfn. v, Pfirt
390, 427A, 504A, 548A
Petternsheim s. bei Pfeddersheim
Pfeddersheim 271, 341A, 453, 465 f.,
540 f.
688
Pfirt 553A
Gfn. 52 f., 76 f., 336 f„ 366, 375,
382 f„ 386, 389 f., 418, 426 f., 495 f.,
503, 505, 511 f„ 534 f„ 547 f„ 554,
561
Pfrimm, Fluß 464, 541
Philipp II. August, Kg. v. Frankreich
277 f„ 320, 345, 349, 360A, 586
Philipp v. Schwaben, Kg. 113A, 114 f.,
121A, 135A, 136A, 140, 159, 252A,
267A, 295, 297, 299-302, 304A,
305A, 307-310, 314 f„ 320 ff„ 342,
348, 351, 366A, 390A, 534, 544, 548
Philipp, Br. v. Hz. Friedrich II. v.
Oberlothringen 395A
Philipp, Gf. v. Flandern 278, 287
Philipp, Gf. v. Namur 311 ff.
Philipp v. Heinsberg, Ebf. v. Köln 140,
275 f., 278
Philipp v. Falkenstein, Br. v. Werner II.
v. Boianden 537A
Philipp de Helencines 584
Piacenza 264
Pibo, Bf. v. Toul 63, 64A, 65 f., 68, 73,
410,429,451,555
Pileus, Kardinalpriester 550A
Pippin, frk. Kg., V. v. Karl d. Großen
180A
Pirin 163A.461
Pisa 279
Plobsheim 40A
Poitou, Gfn. 154 f.
Popo com. 137A
Poppo, Ebf. v. Trier 57, 227
Poppo, Abt v. Stablo 204
Povvillei (= Pouilly?) 579
Prado 259A
Prüm, Marienstift 40
Pubo, Br. d. Thiothart 461A
Purcart 137A
Purchart 45A
Purpurkopf s. bei Burcberck
Puxieux (= Pusivs) 579
Quedlinburg 183, 449
Quirinus, Hl. 145 f.
Radbot, Enkel v. Guntramnus dives 30A
Radelfingen 461, 466
Rahlingen 550
Rainald I., Gf. v. Bar 74, 77
Rainald, Gf. v. Lützelburg 52A
Rainald, Gf. v. Roucy 45A
Rainer, Diakon u. Kanoniker d. Metzer
Bischofskirche 579
Rambertus, miles 566A
Rammagau 167A
Ramnulf, Gf. in Aquitanien 164
Randulf v. Marneffe, Ministeriale 246,
451A
Ran zi ères (=Ranseires) 579
Rappoltstein 265, 322, 497A
-, Herren v. 504
Rappolts weil er 168 A
Ratfried, Vasall v. Gf. Hugo I. 18, 19A,
392A
Ratpreht, Gern. v. Truhlinde 14, 170
Razzo 14A
Regensburg 163, 164A, 166 f., 276A,
277, 460 f.
Regina, Gfin., Nichte v. Gf. Konrad 1. v.
Luxemburg 72A, 154A
Reginald, Gf. v. Mousson 75A
Régi nard, Vasall v. Gf. Hugo I. 18, 19A,
392A
Reginbald v. Rappoltstein 42, 49, 199
Reginhard, Bf. v. Lüttich 56 f.
Regintrudis 137A
Regisheim/Reguisheim 197, 508
Reichenbach 232A
Reims 208 f., 289
Reiner v. Forcelies 492A
Reiner v. Wanze, miles 589-592, 594
Reiner v. Lüttich, Geschichtsschreiber
115 f., 130 ff.. 313A, 314, 316 f.,
331,346,360
Reiner 87, 469
Reinhard, Gf. v. Toul 212A
Reinhold, Gf. v. Lützelburg 273
Reiningen/Reiningue 466
Reinold v. Itenwilre 433A
Reinpolt 137A
Reiz s. bei Enreiz
Remeringen 550
Remiremont, KI. 12, 22, 76 f., 137 f.,
140 f„ 161, 231, 237, 239A, 562 f.
Remomont 108, 239, 273, 466 f., 486A,
561 ff., 572
Renardus, Diakon u. Kanoniker d.
Metzer Bischofskirche 579
Renchen, Burg 385, 388, 521
Reppe 225,453,467
Res s. bei Enreiz
Rétonfey, Kirche St. Martin 309A
Reynald, Bf. v. Metz 470, 550, 596 f.
Reynard, Gf. v. Monsons 252A
Rhein, Fluß 372A, 383A, 386A
Rheinau/Rhinau 516 f.
-, Herren v. 517
Richard 1. Löwenherz, Kg. v. England
689
290 f., 303, 305
Richard, Gf. v. Metz 37 f.
Richard, Abt v. St. Symphorian in Metz
579
Richard v. Montreuil, Br. v. Andreas v.
Montreuil 446A
Richenza, Gern. v. Gf. Ludwig I. v. Pfirt
76A
Richenza 45A
Richer v. Senonnes, Geschichtsschreiber
135, 353 ff.
Richgard, Gern. v. Ks. Karl III 162 f,
211,452A, 524, 535 f.
Richgardis, Gern, v Gerhard IV. Gf.v.
Dagsburg-Egisheim 62 f., 74, 77,
198A, 430 f., 434
Richilde, Gern. (1. Ehe) v. Gf. Hermann
v. Mons-Hennegau u. (2. Ehe) v. Gf.
Balduin V. v. Flandern 141, 144 f.,
147, 208 f.
Richwin, Bf. v. Straßburg 20 ff., 31 f.,
170, 172, 175 f., 435A, 436, 439 ff.
Richwin v, Commercy, Bf. v. Toul,
vorher Archidiakon u. Propst v. St.
Gangolf 74A
Richwin 409
Riedlingen 177, 467 f., 490A
Riegel 177, 398, 408, 419, 440!., 442A,
447, 460 f., 462A, 467 f., 476, 483 f.,
489 f., 495, 498 f., 505, 512
Riegelborn 550
Rieneck s. bei Rheinau
Riete 461,468
Rihprecht 14A
Ringelstein 322, 385, 388, 389A, 517-
522
Rintbach, Bach 377A, 384
Riqin 137A
Riqin 137A
Riqin 137A
Riquewihr 197, 509 f.
Riqwin 32
Ritunfajt s. bei Retonfey
Robert, westfränk. Kg. 138 ff., 175
Robert d. Tapfere, Gf., V. v. Kg. Odo
138 f.
Robert, Gf., Enkel v. Gf. Hugo v. Tours,
S. v. Adelais 10
Robert v. Hertinnes 515A
Robert v. Walldürn 294A
Robrel com. 137A
Rodalbe in d. SUdpfalz 550 f.
Rodalben 388,550
Rodul jus 137A
Roencort 428A, 481, 482A, 486A
Roer, Fluß 140
Roger, S. v. Gf. Hermann v. Hennegau u.
d. Richilde 209
Roger, Bf. v. Cambrai 275
Roger v. Lamalle, Ministeriale 443
Rohrbach 460
Rom 113A, 142, 145, 151A, 173A, 202,
207, 210 ff., 215, 280-283, 288 f.,
291 ff., 539A, 596
-, St. Peter 259A
F&n de Ascha 79A
Romans, Stift Saint-Bamard 258A
Romans weder 525A, 538, 543
Roricusv Saaralben 575
Rosheim 55, 233A, 299, 347 f., 351-354
Rotbertus 137A
Rotencamp 197,509
Rothau, Ruß 214A
Rothleible, Rur bei Colmar 197, 509
Rotlaubwald 270, 509A, 532
Rottelsheim 405A
Rotweil s. bei Oberrot weil
Roucy 45A
Roulfus v. Marneffe, Ministeriale 246,
451A
Rudolf I , v. Habsburg, Kg. 533A. 540A
Rudolf v. Rheinfelden, Gegenkg. 217 f.
Rudolf I., Kg. v. Hochburgund 138,
140 f„ 164 f., 167 ff, 171 f , 174
Rudolf II., Kg. v. Hochburgund 139 f,
175, 177
Rudolf III., Kg. v. Hochburgund 49, 58
Rudolf, Hz. v. Burgund 183, 185, 191A,
404, 409,437, 530, 553
Rudolf, Mkgf. v. Baden, S. v. Mkgf.
Hermann IV. v. Baden 117, 118A
Rudolf, Pfgf. v. Tübingen 302
Rudolf, Gf. v. Achalm 152
Rudolf, Gf. v. Habsburg 308 f.
Rudolf, Gf., Br. v. Bf. Konrad v.
Konstanz 409, 530
Rudolf v. Zähringen, Bf v. Lüttich
268 f„ 278, 284, 308
Rudolf, Bf. v. Straßburg 253A, 401,
406 f„ 413, 436, 556A
Rudolf, Bf. v. Verden 294A
Rudolf, Abt v. St. Vanne 67A, 230A,
448A, 456A, 488A
Rudolf, Abt, S. v. Gf. Konrad I. v.
Luxemburg 217A
Rudolf v. Baldebumen, miles 377
Rudolf v. Windschläg 79A
Rudolf, dapijer 574
Rudolf, dapijer (identisch mit dem
690
Vorgenannten?) 576 f.
Rudolf, scultelus 79A
Rudolf, scultetus 433A
Rudolphus Molle, Metzer Bürger 576 f.
Rülisheim/Ruelisheim 197, 509
Ruffach 171A
Vogt 418
Rugersheim 559
Ruhr, Ruß 140
Rumendingen 13,460,468
Rumilichesberg/Rumilisberg 562 f.
Ruodgart 45 A
Ruodulfus rex 137A
Ruodulfus com. 137A
Ruodulfus com. 137A
Ruotbertus rex 137A
Ruotbertus comes 137A
Ruotbertus 138 f.
Ruotbrect com. 137A
Ruotrud com. 137A
Rupe, Gfn. 243
Ruprecht d. Ältere, Pfgf. b. Rhein 550A
Ruthart, Bf. v. Straßburg 23, 181,439
Rutlieb, Ministeriale v. Gf. Ulrich v.
Egisheim 77A
S. Jean-de-Losne 268
Saaralben 132A, 315, 319, 337, 371,
375, 430A, 453, 470 f„ 473 f, 482A,
550 f„ 580, 583, 594, 596 f.
Saarbrücken 412A
Saarbrücken, Gfn. 323A, 364, 375A,
541A, 552
Saarburg s. bei Sarrebourg
Saargemünd, Burg 373
Saarwerden, Gfn. 366, 552, 555 f.
Saint Barnard s. bei Romans
Saint-Etienne-au-Mont 326A, 328,
330 f., 468, 563, 584, 589, 591
Saint-Julien-les-Metz 579
Saint-Maurice 164
Saint-Pierre-le-Vif, Kl. 44A
Salees-Eaux/Saleaux, St. Stephan bei
Salees-Eaux 460, 470, 574
Salem, Zisterzienserabtei 528
Salemberg 525A
Salival 88, 270, 273 f., 319, 398, 450,
470, 557A, 560, 563 f„ 573 f.
Abt 573
Salomon III., Bf. v. Konstanz u. A. v. St.
Gallen 19, 167, 461A
Salzbronn 550
Sancti Petri Fons, Landgut 447
St. Arnulf, Kl., s. bei Metz
St. Clemens, Kl., s. bei Metz
St. Deodat 497A
St. Dizier 172
St. Felix und Regula in Zürich s. bei
Zürich
St. Ferrucius in Metz s. bei Metz
St. Gallen, Abtei 13, 18 f„ 163, 170,
460 f.
St. Georg in der Metzer Vorstadt s. bei
Metz
St. Georgen 496A, 499A, 502A, 506A,
510, 511A.512A
St. Germanus, Kirche 111A
St. Johann s. bei Huy
St. Julien s. bei Metz
St. Léon s. bei Dürrenstein
St. Mansui, Kl. bei Toul 28
St. Maria und St. Theobald, Kollegiatstift
in Metz s. bei Metz
St. Maria de Vertu 591
St. Martin s. bei Metz
St. Maximin s. bei Trier
St. Médard 554
St. Michael 550
St. Mihiel, Kl. 205
St. Nikolaus, Kl., s. bei Memmingen
St. Privatus (Diözese Metz) 579
St. Peter, Kanoniker, s. bei Rom
St. Peter, Abtei, s. bei Cluny
St. Peter, Priorat, s. bei Colmar
St. Quirin s. bei Neuss
St. Quirin, Priorat 44, 45A, 52, 94, 146,
196, 552, 565 ff.
St. Salvator s. bei Metz
St. Servatius zu Maastricht s. bei
Maastricht
St. Stephan bei Salées-Eaux s. bei
Sal ées- Eaux/ Sal eaux
St. Trond, Abtei 57, 227, 311, 502 f.
St. Vanne, Abtei 56A, 67, 71, 80, 82A,
224, 229 f., 448, 455, 488, 527, 528
St. Victor (St. Johann) s. bei Huy
St. Vincenz, Abtei, s. bei Metz
Sarralbe s. bei Saaralben
Sarrebourg 49, 189, 190A, 196, 210,
319, 371, 375, 430A, 434, 453, 471-
474, 551.567A
-, Hospital 472 f.
-, Zoll 473
Sarreguemines 568
Scherwiller 56A
Schiffenberg 157
Schirmeck im Breuschtal 399,495
Schlettstadt 59, 299, 437, 474, 478,
533A
-, St. Fides 222 f., 474
691
Schliengen 447
Schnierlach 197, 506
Schönebürg 167A
Schuttern, Kl. 40
Schwarzach, Kl. 194A
Schwarzwald 468
Schweighausen 15A, 33, 168
Scy-chazelles 579
Sebastian v. Lamalle s. bei Bastiano v.
Lamalle
Seilletal 470
Seißen 150 ff.
Seißen, Gau 150, 152
Seißen, Nikolauskirche 150 f., 152A
Selestat s. bei Schlettstadt
Selz, Kl. 15A, 40A, 193 f., 215, 264,
271A
Sens 44A
Serberga, Hl. 191
Serberga s. bei Gerberga, Äbtissin v.
Hesse
Sermersheim 15A, 33, 40A,
Sibilia 579
Sibille, Gern, des Johannes v. Warnant
132A, 493
Siechhaid 150
Siegfried, Gf. .v Luxemburg 54
Siegfried, Gf., S. v. Gf. Sigiboto v. Ruck
u. s. Gern. Adelheid v. Elsaß 150 ff.
Siegfried de Ansolsheim 573
Siegfried, bfl. straßburgischer Mund-
schenk 64A, 222
Siegfried, Burggraf v. Straßburg 79A
Siei s. bei Scy-chazelles
Siffridus, Abt v. Luxeuil 564
Sigibert, Gf. v. Frankenberg u. im Elsaß
(= Sigibert, Gf. v. Wörth) 446A,
519A
Sigibert, Gf. v. Wörth, Lgf. im Unter-
elsaß 116A, 323A, 376, 379 f.,
395A, 521A, 522A, 580
Sigiboto, Gf. v. Ruck 141,148-152
Sigiram 14A
Sigolsheim 475, 497, 525A
Silzheim 550
Simon, Hz. v. Oberlothringen 110A
Simon, Gf. v. Leiningen, 3. Gern. v.
Gertrud v. Dagsburg 135A, 343A,
363-366, 371-375, 377 f., 381,
383 ff., 387, 397, 401 f„ 474A, 518,
521 f., 523A, 524, 554 f., 568, 595
Simon, Gf. v. Saarbrücken 252A
Simon, Bf. v. Lüttich, S. v. Hz. Heinrich
III. v. Limburg 290 ff.
Simon, Kanoniker v. St. Theobald in
Metz .576 f.
Simon, Vogt v. Metz (Stadt) 395A, 556,
557A, 576 f.
Simon v. Joinville 323A
Simon v. Mameffe, Ministeriale 451A
Simon, pincema 576 f.
Sindelsberg, Kl. 258A, 525A
Sindene, Vogt 14A
Sitten, Bistum 268, 279
Solothurn, Kanton 236A
Sontheim 151, 152A
Sophie v. Mousson-Mömpelgart, T. v.
Gf. Ludwig v. Mousson-Mömpelgart
53
Sophie von Oberlothringen 53, 54A,
64A, 412, 478A, 506
Sornegau 168 f.
Spanheim 465
-, Gfn. 271 f., 465, 540
Speyer 55, 95A, 111A, 112A, 162 f.,
164A, 166, 257, 272, 275A, 277, 463
-, Bfe. 374A
Sponheim, Gfn. 550A
Stablo, Kl. 241,252
Starchand, Bf. v. Eichstätt 26
Statte 468, 563
Slejanus com. 137A
Siefanus 137A
Stefanus 137A
Steigen, Kl. 412A
Steinbach 550
Steinfeld, Stift 125 f.
Stephan, Gf. v. Burgund 323A
Stephan IX., Papst 50A
Stephan, Bf. v. Metz 75A, 79A, 90,
250A, 251A, 254 f., 258A, 259A,
261, 265A, 266 f„ 446, 447A, 507 f„
542A, 556, 557A, 579
Stephan, Abt v. St. Fides in Conques
222A, 223A
Stephan de Maleroit, Kanoniker in
Verdun 576 f.
Stephan, notarius 576
Stephanie v. Vaudemont, Gern. v. Gf.
Friedrich I. v. Pfirt 53, 76 f., 223A,
426, 548, 554
Steppes, Schlacht bei 346
Stillbach, Bach 214A
Stöcker, Bernhart, letzter Archivar v.
Heiligkreuz in Donauwörth 147
Straßburg/Strasbourg 16, 19 f., 27A,
28A, 56, 64A, 76, 78 f„ 81, 94A,
95A, 111A, 113A, 165 f., 168, 171A,
172 f., 175 f., 194, 221, 231, 234,
236, 238A, 258, 259A, 263 , 265A,
692
275 f., 280, 283, 307 f„ 320 ff., 351,
356, 378, 383, 386, 437, 471A, 525A
-.Bistum 15A, 19, 30A, 31, 41, 44A, 56,
74, 163A, 165 f., 168, 172, 184, 195,
214, 219, 234A, 253A, 283, 378,
380A, 381,386 f„ 389A, 392, 411A,
413A, 415, 437, 445, 459 f„ 461A,
516 ff., 521 f„ 548A, 556A, 560
-.Domkapitel 221,234
-, Hof bei St. Aurelien 188, 476
-, Kirchenlehen 366, 379, 387,390
-, Stift Jung-St. Peter 55
-, Stift St. Arbogast 519
-.Stift St. Stefan 194 f., 258, 439
-, Stift St. Thomas 20 f„ 23, 170A, 173,
393A, 394A, 435, 439, 441
Stürzelbronn, Abtei 132A, 580, 594
SUdpfalz 550
Sulz 74
Sundgau 1, 15, 152, 164 f., 167 ff., 172,
193, 459
Sundhofen 168A
Superiori Aragouue s. bei Oberer Aargau
Suppingen 152A
Sybertus, comes 585
Syfridus de Nouo Castro, tniles, Br. v.
Jeremias de Nouo Castro 576 f.
Syfridus, Ministeriale Alberts II. v.
Dagsburg 276
Tanconville 544
Tann, Burg 504A
Tassilo III., Hz. v. Bayern 180A
Tegenhardus, Abt v. Pairis 573
Teningen 177, 408A, 467, 476, 484,
490A, 498
Terincort 579
Temi 259A
Terra Adelaidis 410A, 476 f., 491
Terra Alardi 249, 410A, 477
Terra Balduini 249, 410A, 477
Terra de Cutuain s. bei Couthuin
Terra Juette 477 f.
Terracina 280A
Teudo 137A
Teudo 137A
Teueir 137A
Teueir 137A
Teuteir 137A
Thannweiler/Thanville 478
Theobald I., Hz. v. Oberlothringen, 1.
Gern. v. Gertrud v. Dagsburg 87, 99,
115, 119 f., 131, 132A, 189A, 233A,
314A, 318, 320 ff., 331, 337, 343-
358, 360A, 361, 364, 367, 371, 376,
381, 395, 399A, 401, 422 f., 450,
457, 462, 478 ff., 482, 518 f., 523,
543A, 544 f., 562, 568, 584 f., 587
Theobald, Gf. v. Bar 115, 297, 315, 319-
323,348
Theobald III., Gf. v. d. Champagne
119A
Theobald IV., Gf. v. d. Champagne u.
Kg. v. Navarra, 2. Gern. v. Gertrud v.
Dagsburg 99,119,120A, 130A, 131,
325, 331, 343A, 352, 353, 357-360,
361A, 362 f„ 374A, 376, 397, 423 f„
457, 458A, 485A, 518, 523 f„ 568,
586 f„ 590 f.
Theobald, Gf. v. Lechsgemünd 528A,
529A
Theoderich I., Hz. v. (Ober)lothringen
54
Theoderich, Gf. v. Cleve 106A
Theoderich, Gf. v. Hochstaden 123-126,
286 ff., 425
Theoderich, Gf. v. Huneburg, Br. v. Gf.
Hugo v. Huneburg 238A
Theoderich I., Gf. v. Mömpelgart 53
Theoderich IV., Gf. v. Mömpelgart 553
Theoderich, Landgraf 525A
Theoderich, Ebf. v. Besançon 432 f.
Theoderich, Ebf. v. Trier 122A, 350A,
359, 457
Theoderich II., Bf. v. Metz 47A, 54,
203A.481A
Theoderich III., Bf. v. Metz 107, 121,
252A, 253A, 266A, 267A, 271 f.,
465, 540, 556A
Theoderich IV., Bf. v. Metz 397
Theoderich, Abt v. Flöne 328 f.
Theoderich, Dekan v. St. Gangolf in Toul
429, 572
Theoderich, castellanus d. Gfin. Gertrud
v. Dagsburg in Moha 592, 594
Theoderich de Asmenges, dimidius miles
574
Theoderich v. Werde 88A, 469A
Theoderich, Kanoniker v. St. Theobald in
Metz 579
Theoderich, decanus 579
Theoderich, miles 559
Theodericus Motuus, miles 575
Theodoris villa s. bei Diedenhofen
Theophanu, Ksn., Gern. v. Ks. Otto II.
193 f.
Theutberga, Gern. v. Kg. Lothar II. 13,
160, 161A.449A
Thi court s. bei Diedersdorf
Thiepald, Bf. v. Straßburg 219
693
Thierenbach, Kl. 76A
Thierry de Lodenahe 515A
Thietmar, Bf. v. Minden 304A
Thietmar, castellanus v. Bernstein 401
Thiodolf 19
Thionville 243A, 440
Thiothart 163A.461
Thobyas 578
Thurgau 420A
Thurgau, Kanton 420
Thüringen, Lgfn. 351
Ticino, Fluß 96A
Tiemuoth 45A
Tiemuoth 45А
Tiemuoth 45 А
Tietpreht 14A
Timela 45A
Tinto Mussa de Gatto v. Cremona 259A
Titf[r]et 137A
Tongeren 442, 514
Tortona 103 А
Toul 28, 37, 47, 63 f.. 73, 111A, 164,
171A, 204, 209, 278, 423,451, 555
Bistum 63A, 205, 207, 451, 555
-, Domkapitel 595
-, Bouxieres-aux-Dames, Touler Eigenkl.
204
- Domkap. 410A
- Domschule 203
- St. Evre, Kl. 205, 210A
- St. Gangolf, Stift 69, 73, 74A, 429,
571 f.
- St. Leo-Kapelle 63, 411,451, 555
Tourinne-Ia-Chausee 242 f.
Treffensbuch 151, 152A
Tribur 167
Trient 95A.96A, 257
Trier 208
Trier, St. Maximin, Kl. 26, 243A
Trier, St. Eucharius 266A
Tronville 579
Truhlinde, Gern. v. Ratpreht 14, 170
Trunvile s. bei Tronville
Tübingen, Pfgfn. 118A, 148
Tubingius, Christian, letzter Abt v.
Blaubeuren 150 f., 153
Turckheim 197, 510
Türkheim 2A, 165, 168A
Türkstein/Turquestein 132A, 315, 337,
342, 346, 347А, 371, 375, 428,
430A, 471A, 443, 453, 473 f., 479A,
480-483, 485, 583
Tusculum 280-283, 539A
Tuta v. Egisheim, angebl. Gern. v. Gf.
Manegold v, Werth 141, 146 f.,
153A
Tutschfelden 177, 468, 483 f , 490A,
496A, 499, 502A, 506A, 510A,
511A.512A
Tytherus, pleban v. Romansweiler 538,
543
Überlingen 452A
Udalschalk 150 f.
Udelhild, angebl. Gern. v. Mkgf.
Hermann IV. v. Baden 118A
Udelricus com. 137A
Udo, Konradiner, angeblicher Hz. im
Elsaß 192A
Udo II., Mkgf. v. Stade 142
Udo com. 137A
Udo com. 137A
Udo, Bf. v. Naumburg 271A
Udo 1., Bf. v. Toul 207A
Uetigen 461,484
Ugo com. 137A
Ugo com. 137A
Ugo com. 137A
Ugo com. 137A
Ugo com. 137A
Ugo com. 137A
Ugo com. 137A, 138
Ugo com. 137A, 138
Ugo com. 137A, 138
Ugo com. 137A, 138
Ugo com. 137A, 138
Ugocom. 137A, 138
Ugo com. 137A, 138
Ugo domnus 137A
Ugo 137A
Ugo 137A
Ugo 137A
Uirguid, Hörige v. Gf. Hugo I. v.
Vaudemont 77A
Ullenburg, Burg 385, 521
Ulrich, Gf. v. Egisheim, S. v. Gf.
Gerhard v. Vaudemont 74-77, 197 f.,
223A, 238 f., 426 f., 505, 512, 548,
554,561
Ulrich, Gf. v. Habsburg 76A
Ulrich I., Gf. v. Pfirt 76A, 297
Ulrich 11., Gf. v. Pfirt 389 f„ 504, 511,
553 f.
Ulrich III., Gf. v. Pfirt 467,486
Ulrich, Gf. 19
Ulrich, Abt v. Villers-en-Brabant 515A
Ulrich v. Erstein, miles 530A
Ulrich v. Altdorf, Br. v. Konrad v.
Altdorf 573
Ulrich v Gotenburg 503
694
Ulrich v. Herrlingen 88A, 469A
Ulrich v. Neuweiler 107 f.
Umbrand, Abt v. Haute-Seil le 52.5
Ungersheim 197, 509 f.
Unter-Birken 177, 441,468, 484, 490A
Untermaurach 452A
Uodelricus com. 137A
Uodelricus 137A
Uodelricus 137A
Uodelrih 137 A
Uodila 137A
Urban II., Papst 151A
Urbeis 197, 238, 462 f„ 497, 505A, 545
Urbeistal 239, 466, 497, 505, 563
Uto III., Bf. v. Straßburg 27A, 28A
Utrecht 327
Uualo com. 137A
Uualteir 137A
Uualteir 137A
Uuarnerius com. 137A
Uuarnerius com. 137A
Uuelf 137A
Uuelf 137A
Uuernerio 137A
Uuido com. 137A
Uuido com. 137A
Uuido 137A
Uuilla 137 A
Uuito 137A
Uuito 137 A
Uuito I37A
Uuito 137A
Vaihingen 279
Val - Notre-Dame, Zisterzienseri nnenabtei
100, 105, 115, 117, 128 f., 131A,
133, 135, 186, 323-331, 360, 364,
365A, 408, 419, 425, 444, 468, 485,
563, 567 ff., 583-594
Val/Vallis Roduini/Valle de Laris s. bei
Val-Notre-Dame
Val 1 is beate Marie s. bet Val-Notre-
Dame
Varconville 428, 481, 485 f.
Variscourt 45A
Vaudémont, Gfn. 77, 198, 336, 426, 553
Vaudémont-Egisheim, Seitenlinie d.
Egisheimer Gfn. 77, 197 f., 548
Verdun 448, 455 f., 488
- Adelshaus 209
Vergaville, Kl. 238
Vers Pairis s. bei Altpairis
Vesoui 176A
Vetralla 280A
Vianden 337A
Vic-sur-Seille 266A, 557A
Videlange 449, 486 f., 491
Vieux-Waleffe s. bei Waleffe
Vigneulles-Ies-Hattonchatel ( =
Vingniules) 579
Viktor II., Papst 50A
Viktor IV., Papst 260,268
Villers-Bettnach, Abtei 113A, 251A,
421, 544.556A, 581
Viilers-en-Brabant, Zisterzienserabtei
99, 131A, 132A, 240A, 325-330,
331A, 408, 425, 515A, 587-593
- Äbte 328
Villers-!a-Chevre 488
Villers-la-Montagne 67, 230, 448, 455,
456A, 488
Ville 436, 478
Vinaimont 225,324A, 453, 488 f.
Vissoul 225,453,489
Vocco, Priester 78, 522
Vogtsburg 177, 460, 468, 489 f.
Volkmar v. Mittelhausen 340A.416A
Volmunster 453, 551, 568 f„ 595 f.
Vry 421
Vuanig 45A
Vuitsind 45A
Wahlenheim 402A, 403 f., 456A, 490
Waldeck, Burg 373
Waldkirch 510 f.
Waldkirch, Margarethenkl. 78, 178,
234A, 496, 499, 502, 506, 510 ff.
Waldo, Bf. v. Chur 176
Waldolsheim 525
Waldrada, Friedelfrau Kg. Lothars II. 9-
13, 16A, 17A, 22, 160 f., 449
Waldstetten s. bei Ödenwaldstetten
Waleffe 133, 225, 312A, 313 f., 316 ff.,
328A, 330 f., 338A, 344 ff., 365A,
366-369, 370A, 372,453 f„ 487, 490,
544, 568, 584
Walhenburg 336, 389, 418, 427, 490,
496, 504A, 547
Wallod, Vogt v. St. Gallen 460A
Walram ¡1., Hz. v. Limburg 240, 241A
Walram III., Hz. v. Limburg, S. v. Hz.
Heinrich III. v. Limburg 291, 292A,
362A, 366, 424A
Walram, Edel frei er 374A
Walram, miles 377
Walricus v. Girbaden, S. v. Albert v.
Girbaden 429, 571 f.
Walscheid 490 f., 582
Walleningis 486 f., 491,575
Walter, Gf., S. d. Adelheid v. Elsaß 150,
695
152
Walter, Gf., S. d. Hildegard v.
Schlettstatt u. Br. v. Hz. Friedrich I.
v. Schwaben 222
Walter, Abt. v. Etival 525A
Walter, Abt v. Flóne 247A
Walter, Abtv. Villers-en-Brabant 330A
Walter, Propst v. Weißenburg 580
Walter, Bruder v. Gertrud v. Dagsburg s.
bei Waltnkinus
Walter de A. 370A
Walter Bertos, Vogt v. Malines 370A
Walter de Bruke 373A, 375A, 594
Walter v. Mondale 132A, 493
Walter v. Parva-Petra 564, 574
Walter, miles 566A
Walter s. auch bei Walther
Walteramus, dominus 582
Waltermange 487
Walther v. Horburg 94, 261A, 262 f.,
265 f, 337
Waltpurga, Gern, des Hatto 452A
Waltradus de Amelenges 574
Waltramnus, Vogt v. St. Quirin 566 f.
Waltramnus, V. v. Heinrich de Canadier
573
Waltranus v. Dagsburg, Ministeriale
Hugos Vili. u. Alberts II. v. Dags-
burg 472A, 566 f.
Waltrikinus v. Türkstein, miles 135 f.
Waltrikinus, Br. v. Gertrud v. Dagsburg
126, 133-136, 395A, 587, 589-592,
594
Waltrikinus, dominus u. miles 594
Wanginus, Propst v. St. Gallen 460A
Wanze, Priorat u. Hospital 72, 83, 87A,
88, 93, 101, 102A, 109, 225, 245-
248, 249A, 257, 324A, 326, 330,
408, 410, 419, 425, 444, 453, 468 f„
476 f„ 491 f„ 568-571, 584, 586,
588-591, 593
-, Gerichtsbezirk 453
-, GUter/Grangie 132A, 588-593
Waremme 369,371
Waret-l'Évèque 225, 453, 492
Warinus, Abt v. St. Clemens in Metz
579
Warnant 72, 132A, 225, 228, 2451.,
249, 453,465,491A, 492
-, Remigiuskirche 96, 492
Warnant-Dreye 67A, 228A, 417, 491 ff.
Wamerus v. Lamalle, Ministeriale 443
Warthenberg 337, 339, 340A, 413,
415 f„ 453, 494
Wasseiges 443, 451
Waterus s. bei Waltrikinus, Br. v. Gertrud
v. Dagsburg
Wecil v. Ascha, Br. v. Ludwig v. Ascha
79A
Weckmund 75, 427A, 494
Wedericus v. Vissoul, Ministenale 489
Weier aufm I>and 505A
Weier im Tal s. bei Wihr-au-Val
Weiler 550
Weißenburg 192A
Welfen, burgundischer Zweig 139, 174
Wellighein 496A, 499A, 502A, 506A,
510A, 511.512A
Welpach 77
Wendlingen 496A
Werd, Burg 321
Werindrulh 45A
Werinhere 45A
We rin he re 45A
Werner, Gf., Stifter v. Hugshofen 149,
152
Werner, Gf. 79A
Werner I., Bf. v. Straßburg 30 f., 38,
41A.415
Werner II., Bf. v. Straßburg 30, 31, 38,
61,215, 546
Werner, Abt v. Etival 526
Werner, Abt v. Maursmünster 573 f.
Werner II v. Boianden, Reichsmi-
ni steriaie 107, 271 f., 341A, 399,
464 ff., 536 f„ 540 f, 567
Werner IV. v. Boianden, Reichsmi-
ni steriaie 537
Werner v. Hattstatt 418
Werner v. Hattstatt, miles 432 ff.
Werner, Kleriker, S. d. Adelheid v. Elsaß
150, 152
Werner, Marschall 433A
Werner, scullelus v. Pfaffenheim 433A
Werner 18A
Werner 392A
Werschweiler, Kl. 122
Wezel 45A
Wibald, Abt v. Stablo 241 f„ 252
Wibert, angebl. Verfasser v Leonis IX
vita 43.46.47A, 189
Wichahe, Fluß 214A
Wiehersheim 322A
Widenstrout 214A
Widerich v. Rimport 548, 575 f.
Widern:us, subcustos 579
Widikindus, Abt v. Corvey 304A
Wido, Hz. v. Spoleto, Ks. u. Kg. v.
Italien, 164
Wigerich, Pfgf. 26 f., 54
696
Wigoldesberg s. bei Odenheim, KI.
Wihr-au-Val 168A, 197, 505, 511
Wilhelm, Hz. v. d. Normandie 208
Wilhelm, Br. v. Hz. Heinrich I. v.
Brabant 127A
Wilhelm, Mkgf. v. Montferrat 75A
Wilhelm, Gf. v. Holland 312 f., 364
Wilhelm, Gf. v. Jülich 315
Wilhelm, Gf. v. Luxemburg 67A, 70,
79A, 154-157, 218, 243, 448A, 527
Wilhelm, Gf. v. Poitou 155
Wilhelm, Ebf. v. Reims 288 f.
Wilhelm, Abt v. Hirsau 153A
Wilhelm de Brebanth, miles 575
Wilhelm v. Egezee 501
Wilhelm, angebl. Bruder v. Gertrud v.
Dagsburg s. bei Waltrildnus
Wilhelm, angebl. Sohn Alberts II. v.
Dagsburg 119A, 126-129, 134,323
Wilhelm, cancellarius v. Bf. Bertram v.
Metz 576 f„ 579
Wilhelmus Britto 348 ff,
Willebirc, Äbtissin v. Andlau 527A
Willibirg v. Wülfiingen 152
Willigis, Ebf. v. Mainz 193
Willinger Mühle 496A, 511A
Wilre 428A
Windhausen 420
Wineck 390, 504A, 511 f.
Wingen 388
Winricus, dominus 582
Winricus, Kleriker in Sarrebourg 575
Wintzenheim 59 f., 69, 80A, 177, 494 f.
Wipert 45A
Wipo, Geschichtsschreiber 200 f.
Wiricus von Virei 420 f, 548A
Wiricus v Thi court 446
Wirricus de Medio Uico 574
Wirricus de Sanei 577
Wisches 353,438,495
Wiserich, Br. v. Azzo 28A
Wöllingen 177, 408A, 467, 484, 490A,
495 f., 498, 499А, 502А, 506А,
510A, 511A, 512A
Wörrstadt 537A
Wörth, Gfn. 539А
Woffenheim 389, 496, 504A, 547
Woffenheim s. bei Heiligkreuz bei
Woffenheim
Wolfram, Rheingraf 537A
Worms 95А, 112A, 206, 209, 256,
258А, 286, 292 f., 341, 376, 388,
465 f., 567
- Domkapitel 258, 537
Würzburg 103A, 293 ff., 369
Wunderklingen 19
Wyhl 496А, 499A, 502A, 506A, 510A,
511A,512
Yeme, Ruß 425
Ymmo, Priester 415A
Zabern 190, 195,341,558
Zeizolf, Kanzler v. Kg. Friedrich I. 88A,
469A
Zell weder 374
Zinsei, Ruß 416 f., 494, 558
Zorn, Ruß 513A
Zürich 14, 20, 55, 163, 169 f., 180. 194,
408, 440, 468, 476, 496
- St. Felix und Regula in Zürich 14, 20,
75, 163, 169 f., 565
Zütphen 321
Zweibrücken, Gfn. 323A, 375A
Zwentibold, Kg., S. Arnulfs v. Kärnten
167 f„ 174
697
STAMMTAFEL
Eberhard I. <» A dal inde
(t um 900)
Eberhard II.
Eberhardus eremitus
Hugo I. °° Hildegard
(t vor 959) I
Adalbert v. Metz 00 Liutgart °° Eberhard III.
I (t vor 968)
Hugo II.
Ludwig v. Dagsburg
Matfried Hugo III. raucus
I (t vor 986)
Guntram
(t zw. 984 u. 990)
Habsburger
Eberhard IV. 00 Berta
Gerhard I.
Matfried I.
1 I (fum 1038) (t nach 1016)
1 1 1 1 j i 1 i
Gerhard III. Eberhard V. Bruno/Leo IX. HugoV.
00 (t 1038) (t 1054) 00
Berta Albert v. Moha Mathilde
Hildegard N Gerhard II. Adalbero Matfried II.
00 oo can. i. Toul
Adalbert Cuniza
1
Gfn. v. Calw
Hildegard Bf. Cono N Gerold N 00 Heinrich I. Gerberga, Ludwig
oo v. Maurienne v. Genf I (t vor 1064) A. v Hesse
Friedrich v. Büren
I
Staufer
Gerhard IV. (t nach 1074) Hugo VI. (t 1089)
00 00
Richgarde N
Albert I. Bruno, (t 1102)
(t um 1098) Archidiakon v. Toul
1. °° Heilwig
2. 00 Ermensinde v. Luxemburg
(t 1141)
Heilwig
00
Gerhard, Gf. v, Vaudémont
Hugo VII. (t 1123)
00
Gertrud (t nach 1154)
2
Mathilde
00
Folmar
Gf. v. Metz
Hugo, Gf. v. Ulrich, Gf. v. filius Judith, A. v. Gisela
Vaudémont Egisheim Remiremont oo
I (t 1143/44)
Stephanie
oo
Rainald v. Bar Friedrich v. Pfirt
Hugo VIII. (t 1178) Hugo, Gf. v. Metz
oo (t um 1152)
Luitgart v. Sulzbach
Gfn. v. Vaudémont
1. N
2. N v. Baden
Theoderich I., Gf v. Hochstaden Ludwig, Gf. v. Saarwerden
| (t nach 1195) | (t nach 1200)
Gfn. v. Hochstaden Gfn. v. Saarwerden
Gertrud (t 1225)
00
1. Theobald I , Hz. v. Oberlothringen (t 1220)
2. Theobald IV., Gf. v. d Champagne (t 1253)
3. Simon v. Leiningen (t zw. 1234 u. 1236)
Veröffentlichungen
der Kommission für Saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung
I. Hans-Walter Herrmann, Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis zum Jahre DM
1527
Band 1: Quellen, 1957ff., 676 S. 1.-3. Lieferung 36,—
Band 2: Darstellung, 1959 (= Dissertation) 265 S. (vergriffen)
II. Saarländische Bibliographie
Band 1: 1961/62, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Heinz Kalker,
1964, 448 S„ 3978 Titel 29,50
Band 2: 1963/64, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1966, 362 S., 3623 Titel 29,—
Band 3: 1965/66, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1968, 381 S., 3792 Titel 32,50
Band 4: 1967/68, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1970, 382 S., 3724 Titel 45,—
Band 5: 1969/70, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1972, 324 S„ 2791 Titel 42,50
Band 6: 1971/72, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1974, 282 S., 2251 Titel 42,50
Band 7: 1973/74, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1976, 271 S., 2109 Titel 49,—
Band 8: 1975/76, zusammengestellt von Lorenz Drehmann und Ursel Perl,
1978, 306 S., 2343 Titel 58,—
Band 9: 1977/78, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1980,
413 S„ 3262 Titel 68,—
Band 10: 1979/80, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1982,
424 S„ 3242 Titel 81,—
Band 11: 1981/82, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1985,
294 S., 3333 Titel 78,—
Band 12: 1983/84, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1986,
309 S„ 3572 Titel 78,—
Band 13: 1985/86, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1988,
314 S., 3852 Titel 78,—
Band 14: 1987/88, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1991,
358 S„ 4445 Titel 82,—
Band 15: 1989/90, zusammengestellt von Rudolf Lais und Ursel Perl, 1992,
417 S., 4788 Titel 98,—
Ab Juli 1996 erfolgen Herausgabe und Vertrieb der Saarländischen Bibliographie über die Saarländische
Universitäts- und Landesbibliothek, Universität des Saarlandes, Postfach 151141, 66041 Saarbrücken
III. Maria Zenner, Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbunds-
regime 1920-1935, 1966, 434 S. 22,50
IV. Eduard Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969,
4. T, 209 S. 25,—
V. Manfred Pohl, Die Geschichte der Saarländischen Kreditbank Aktiengesell-
schaft, 1972, 14 Tab., 146 S. 29,50
VI. Fritz Jacoby, Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar,
1973, 275 S. (vergriffen)
VII. Dieter Staerk, Die Wüstungen des Saarlandes, 1976, 445 S. 52,50
VIII. Irmtraud Eder, Die saarländischen Weistümer - Dokumente der Territorial-
politik, 1978, 272 S. 38,—
IX. Marie-Luise Hauck/Wolfgang Läufer, Epitaphienbuch von Henrich Dors
(Genealogia oder Stammregister der durchlauchtigen hoch- und wohlgebore-
nen Fürsten, Grafen und Herren des Hauses Nassau samt Epitaphien von
Henrich Dorsen), 1983, 286 S. 120,—
X. Jürgen Karbach, Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken
im 18. Jahrhundert, 1977, 7 Tab., 255 S. 48,—
XI. Hans Ammerich, Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung
von Pfalz-Zweibrücken am Ende des Alten Reiches, 1981, 6 Beil., 284 S. 55,—
XII. Klaus Michael Mallmann, Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der Saar
(1848-1904), 1981, 370 S. 59,—
XIII. Beiträge zur Geschichte der frühneuzeitlichen Garnisons- und Festungsstadt.
Referate und Ergebnisse der Diskussion eines Kolloquiums in Saarlouis vom
24.-27. 6. 1980, zusammengestellt von Hans-Walter Herrmann und Franz
Irsigler, 1983, 256 S. 57,—
XIV. Heinrich Küppers, Bildungspolitik im Saarland 1945-1955, 1984, 362 S. 68,—
XV. Wolfgang Haubrichs, Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters. Philologische,
onomastische und chronologische Untersuchungen, 1986, 267 S. 64,—
XVI. Ernst Klein, Geschichte der saarländischen Steinkohlengrube Sulzbach-Alten-
wald (1841-1932), 1987, 146 S. 29,—
XVII. Thomas Herzig, Geschichte der Elektrizitätsversorgung des Saarlandes unter
besonderer Berücksichtigung der Vereinigten Saar-Elektrizitäts-AG, 1987, 414 S. 48,—
18. Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende (1871-1918).
Referate eines Kolloquiums in Dillingen am 29./30. September 1988, hrsg. von
Hans-Walter Herrmann, 1991, 184 S. 48,—
19. Die alte Diözese Metz. L’ancien Diocèse de Metz. Referate eines Kolloquiums
in Waldfischbach-Burgalben vom 21.—23. März 1990, hrsg. von Hans-Walter
Herrmann, 1993, 320 S. 65,—
20. Stefan Flesch, Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter,
1991, 239 S. 32,—
21. Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum (19. u.
20. Jh.), Développement urbain dans la région frontalière France-Allemagne-
Luxembourg (XIXe et XXe siècles), hrsg. von/sous la direction de Rainer
Hudemann, Rolf Wittenbrock, 1991, 362 S., davon 36 S. Abb. 45,—
22. Grenzen und Grenzregionen. Frontières et Régions Frontalières. Borders and
Border Régions, hrsg. von/sous la direction de/edited by Wolfgang Haubrichs,
Reinhard Schneider, 1994, 283 S. 45,—
23. Stefan Leiner, Migration und Urbanisierung. Binnenwanderungsbewegungen;
räumlicher und sozialer Wandel in den Industriestädten des Saar-Lor-Lux-
Raumes 1856-1910, 1994,443 S. 48,—
24. Zwischen Saar und Mosel. Festschrift für Hans-Walter Herrmann zum 65. Ge-
burtstag. Herausgegeben von Wolfgang Haubrichs, Wölfgang Läufer, Reinhard
Schneider, 1995, 526 S. 110,—
25. Dieter Muskalla, NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel. Gleichschaltung -
Neuordnung - Verwaltung, 1995, 714 S. 78,—
26. LOTHARINGIA eine europäische Kernlandschaft um das Jahr 1000 - une
region au centre de l’Europe autour de Tan Mil. Referate eines Kolloquiums
vom 24. bis 26. Mai 1995 in Saarbrücken unter der Schirmherrschaft von Oskar
Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes und Bevollmächtigter der Bundes-
repubhk Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages
über die deutsch-französische Zusammenarbeit. Herausgegeben von Hans-
Walter Herrmann und Reinhard Schneider, 1995, 257 S. (vergriffen)
27. Thomas Trapp, Die Zisterzienserabtei Weiler-Bettnach (Villers-Bettnach) im
Hoch- und Spätmittelalter, 1996, 409 S. 68,—
28. Hans-Christian Herrmann, Sozialer Besitzstand und gescheiterte Sozialpart-
nerschaft. Sozialpolitik und Gewerkschaften im Saarland 1945 bis 1955. 1996,
584 S. 68,—
29. Sprachenpolitik in Grenzregionen. Politique linguistique dans les régions
frontalières. Language Policy in Border Régions. Polityka jçzykowa na pogra-
niczach. Herausgegeben von Roland Marti, 1996, 415 S. 58,—
30. Jean-Marie Yante, Le péage lorrain de Sierck-sur-Moselle (1424-1549). Analyse
et édition des comptes. 1996, 371 S. 48,—
31. Frank Legi, Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998,
699 S. 78,—
32. Klaus Ries, Obrigkeit und Untertanen. Stadt- und Landproteste in Nassau-
Saarbrücken im Zeitalter des Reformabsolutismus, 1997, 492 S. 70,—
Auslieferung durch:
SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Halbergstr. 3, 66121 Saarbrücken, Telefon
06 81-6 65 01-35
Außerhalb der Reihe ist erschienen und über die Geschäftsstelle der Kommission für Saarländische
Landesgeschichte und Volksforschung eV, Dudweilerstraße 1, 66133 Saarbrücken, erhältlich:
Fritz Eyer, Saarländische Betreffe des Départementsarchives Meurthe-et-Moselle in
Nancy, 1976, 379 S. DM 35,—