nahm und in Moha und Waleffe einmarschierte730. Der Bischof mußte wegen
seines territorialpolitischen Konkurrenten, Herzog Heinrich von Brabant, der
ebenfalls an Moha und Waleffe interessiert war, schnell handeln731. Es dürfte
zwischen dem Tod Gertruds und dem Einmarsch des Bischofs in Moha und Waleffe
nur eine relativ geringe Zeitspanne vergangen sein, so daß sich als Folgerung daraus
ergibt, daß Gertrud kurz vor dem 19. März 1225 verstorben war.
Es gab nun zwar noch Grafen von Dagsburg und eine Grafschaft dieses Namens732,
jedoch war mit dem Tode Gertruds derjenige Zweig der Träger des Dagsburger
Namens erloschen, der dem ebcrhardinisehen Hause entstammte. Durch die Kinder
der Töchter aus dem eberhardinischen Stamme gab und gibt es weiterhin
etichonenblütige Nachkommen dieser Familie in den europäischen Adelshäusem.
Waltrikinus, fraier meus
In mehreren Urkunden Gertruds von Dagsburg taucht als Zeuge ein Mann auf, der
als frciter Gertruds bezeichnet wird. Dieses Problem ist von der Forschung
weitgehend ignoriert worden, nur N. Donnet geht in ihrem von der neueren For¬
schung zu den Dagsburger Grafen unbeachtet gebliebenen Aufsatz zu den
Anfängen des Klosters Val-Notre-Dame darauf näher ein733.
Sehen wir uns den Urkundenbefund genauer an. Diesen angeblichen Bruder Ger¬
truds findet man in mehreren ihrer Urkunden für Val-Notre-Dame, so in zwei am 6.
Oktober 1223, die sub testimonio ... Waltrikini, fratris meP34 bzw. eines Walteri
fratris mei ausgestellt wurden735. Nochmals wird in einer Urkunde vom Februar
730 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 679: Anno 1225 ... Defuncta sine liberis comitissa de
Musau Gertrude, filia comitis Alberti, domnus Leodiensis episcopus Hugo fidelitatem et
hommagia castellanorum et hominum terre absque omni coactione recipit, et castella
Musau et Wale ve sine aliqua contradictione ingreditur ¡4. Kal. Aprilis feria 4. ante
pasca floridum. Henricus dux Lovaniensis audit et irascitur, fremit et minatur, curiam
apud Franckenefort adiens, episcopum ad curiam citari facit per quarentenam.
731 Zu den politischen Vorgängen nach dem Tode Gertruds von Dagsburg, siehe unten das
Kap. 'Der Streit um die Dagsburger Erbschaft'.
732 Es ist also nicht so, wie in Richeri gesta Senoniensis ecclesie, MGH SS XXV, lib. IV,
cap. 23, S. 312, zu lesen ist, daß mit dem Tode Gertruds auch die Grafschaft Dagsburg
unterging: Mira res et inopinata, quia, ut fertur, mulier illa de qua agitur fuit a
nobilissimis et christianissimis progenitoribus procreata; nam beatus Leo papa, cuius
vita et moribus sancta illustratur ecclesia, de eius stirpe natus fuit, cuius pater fundator
ecclesiarum exstitit clementis simus. ... Si fas esset os ponere in celum, dicerem, quare
tam nobilis progenies et tam sancta per sepe dictam mulierem herede caruit, immo idem
comitatus nomine tam famoso caruit. ...Et ita comitatus de Daxporc celebre nomen cutn
rebus amisit.
733 Donnht, Les origines, vor allem S. 139 f.
734 Urkunde vom 6. Oktober 1223, Original verloren, Druck bei Fisen, Historia, S. 447 f.;
französische Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S. 12 f.,
siehe im Anhang, Urkunde Nr. 22; (Zitat aus dem Druck bei Fisen, S. 448).
735 Urkunde vom 6. Oktober 1223, Original verloren, lateinische Abschrift in Huy, AEH,
abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 22, fol. 76r. u. v., siehe im Anhang, Urkunde Nr.
23a, französische Abschrift in Huy, AEH, abbaye du Val-Notre-Dame, Cartulaire 23, S.
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