eingesetzt wurden.56 Die in der NS-Zeit im Rahmen der Dienstverpflichtungen vor¬
genommenen Zwangsmaßnahmen der Arbeitsämter belasteten nach 1945 die gesell¬
schaftliche Akzeptanz der Arbeitsämter auch im Saarland.57
Auch wenn Vertreter der neueren Forschung die Bedeutung der Arbeitslosenversi¬
cherung differenzierter betrachten und ihre Mängel stärker heraussteilen58, ändert dies
nichts an der positiven Identifikation deutscher Sozialpolitiker, wie z.B. Ludwig
Preller, die in der Zwischen- und Nachkriegszeit aktiv gewesen waren, mit diesem
Sozialversicherungszweig. Ein Fortschritt kann nicht geleugnet werden, denn die
Arbeitslosenversicherung als Element der Sozialversicherung setzte an die Stelle der
individuellen Bedarfsprüfung den Rechtsanspruch auf Arbeitslosenunterstützung.59
Die positive Identifikation mit der Arbeitslosenversicherung äußerte sich auch nach
1945 in dem Engagement für ihre Erhaltung und Weiterentwicklung, die sich unter
versicherungsmathematischen Gesichtspunkten bis heute als besonders schwierig
erweist, weil es verschiedene Formen der Arbeitslosigkeit gibt und vor allem in den
neunziger Jahren die Bewahrung der statusdifferenzierten Leistung angesichts der
wachsenden Arbeitslosigkeit von qualifizierten und höher verdienenden Einkommens¬
gruppen immer schwieriger wird.
1.5. Wiedereinfühmng und Ausbau der Arbeitslosenversicherung im Schatten der
deutschen Sozialversicherungstradition
Von Anfang an machten sich die Gewerkschaften im Saarland für die Arbeitslosen¬
versicherung stark, vor allem die Einheitsgewerkschaft mit ihrem Präsidenten Heinrich
Wacker.60 Der saarländische Arbeitsmarkt mußte nach 1945 neu organisiert werden, da
die Verbindung zum früheren Reichsamt für Arbeitsvermittlung und die Arbeitslosen¬
versicherung nicht mehr bestanden. Die Aufgabe der Arbeitsvermittlung und der
Arbeitslosenversicherung wurde durch das Hauptreferat Arbeit im Arbeitsministerium
und durch den Landesstock geregelt. Hier ist auch daran zu denken, daß der Aufbau
Gerhard Ritter, Der Sozialstaat. Entstehung und Entwicklung im internationalen Vergleich, in:
Historische Zeitschrift (HZ)/Beiheft 11, München 1989, S.134. Ausführlich bei: T e p p e, Zur Sozialpolitik,
S.211-213. Auch: Tennstedt, Der Ausbau der Sozialversicherung, S.241-243,
57
LA SB, StK, Nr.3187, "Die Regierung des Saarlandes spricht". SR-Interview mit Minister Kirn vom
12.1.49.
Siehe zu den politischen Rahmenbedingungen und Diskussionen: L e w e k, Arbeitslosigkeit, S.359. Zur
Kritik von Parteien und Verbänden: Ebd., S.365-367.
59
Grundsätzlich dazu: Hans Günter Hockerts, Sozialpolitische Entscheidungen im Nachkriegsdeutsch¬
land. Alliierte und deutsche Sozialversicherungspolitik 1945-1957, Stuttgart 1980, S.201.
Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPM), Berlin,
Nachlaß Friedrich Bäsel/NL 190, Nr.34, Bl.30. Schreiben der Einheitsgewerkschaft an
Verwaltungskommission vom 19.8.47 und 8.1.48.
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