und zu zeigen, "wie Deutschland und mit ihm das Saarland in friedlichem Aufbau
begriffen"31 sei.
Eine spezielle politische "Sonderbehandlung" des Saar-Senders im Vergleich zu
dem "Sonderdienst" vor der Saarabstimmung konnte ich, sieht man von den tech¬
nischen Ausstattungen, Neuplanungen, Neuerwerbungen einmal ab, nicht ausma¬
chen, woran möglicherweise auch vernichtetes Archivmaterial des Rundfunks
selbst schuld sein mag. Allerdings war die entsprechende Programmgestaltung von
Berlin (Goebbels) vorgegeben32 und durch Spitzenpersonal in besten Händen, wo¬
bei sicherlich das aus der gemeinsamen Schulzeit bestehende Freundschaftsver¬
hältnis des Intendanten, Dr. Raskin, zu Goebbels wie die Bande des Nachfolgers,
K. Mages (Pfälzer und Schwager Bürckels), zu Bürckel ihren Teil dazu beigetra¬
gen haben dürften33.
Die gute Verbindung Raskins zu Goebbels bzw. die Vormachtsstellung des Reichs¬
propagandaministeriums überhaupt dürften nicht immer im Sinne Bürckels gele¬
gen haben, der in seinem Gau- bzw. (später) Verwaltungsbereich eine gewisse Ei¬
genständigkeit anstrebte. Zwar hatten bereits vor der Saarabstimmung Raskin und
seine Redakteure in Sachen Saarsendungen bei allen Reichssendem das letzte
Wort, sowohl in der Plazierung des Beitrages als auch in der inhaltlichen Aussa¬
ge34, jedoch, so stellt es K. Bartz hin, habe der Saar-Sonderdienst außerhalb der
Kompetenzen einzelner Sender gelegen und sei dem Gauleiter Bürckel völlig un¬
terstellt gewesen. Sicherlich mag es aufgrund des guten Verhältnisses Raskins zu
Bürckel hier vorerst nicht zu größeren Schwierigkeiten gekommen sein. Doch in¬
sofern als das Reichspropagandaministerium zu einer tragenden Säule der Beherr¬
schung und Unterdrückung des einzelnen aufwuchs, dürfte diese Allmachtstellung
mit Bürckels Plänen nicht konform gelaufen sein. Als ein Hineinreden in die
"inneren" Angelegenheiten der Saar hat Bürckel gewiß den (wenn auch an der
Allmacht Hitlers gescheiterten) Versuch Goebbels im September 1939 angesehen,
der sogar vom Auswärtigen Amt und später durch Petitionen des Oberkommandos
der Marine und auch der Kirchen unterstützt wurde, Hitler von seinem aus dem
Frühjahr 1939 stammenden Entschluß abzubringen, das Verbot religiöser Rund¬
funkprogramme aufrechtzuerhalten. Goebbels bezog sich dabei auf seine eigene
Verfügung vom Februar 1939, Rundfunksendern in Grenznähe, neben Breslau und
Hamburg auch Saarbrücken, je zwei kirchliche Morgenfeiern im Monat zuzulas¬
31 Ebd. Nr. 282 v. 3.12.1936.
32 VO über die Aufgaben des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda v. 30,6.1933; ab¬
gedruckt bei H. Bausch, Rundfunk, Bd. 2, S. 89f,
Raskin u.Goebbels besuchten gemeinsam das Gymnasium in Rheydt (Mönchengladb.). Raskin und
Mages gehörten ferner zu Bürckels "Wiener Vertrauten" und waren dort auch Intendanten des Reichs¬
senders Wien.
34 Brief der Reichs-Rundfunk-Geseilschaft an das Propagandaministerium v. 2.5.1934. BA Koblenz, Best.
RRG, R 78/908. Dies widerspricht der Aussage Bartzs, Weltgeschichte, S.57,
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