Die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Rheinland der Altpreußischen
Union - die Vereinigte Protestantisch-Evangelisch-Christliche Kirche
der Pfalz
Wie auf katholischer Seite im Zuge der Neugestaltung der besetzten Rheinlande
nach dem I. Weltkrieg auf Initiative französischer Diplomaten und Besatzungspo¬
litiker die SchafFimg eines Saarbistums ins Auge gefaßt worden war162, so hatten
auch Pläne für eine "Evangelische Landeskirche für das Saargebiet"163 bestanden.
Beide Pläne gelangten nicht zur Ausführung; und wie der preußische Teil des
Saargebietes (die Landkreise Saarbrücken, Saarlouis, Merzig, Ottweiler und St.
Wendel) mit seiner katholischen Bevölkerung weiterhin dem Bistum Trier ange¬
hörte, so verblieb dessen protestantische Bevölkerung bei der Kirchenprovinz
Rheinland innerhalb der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union164; es
waren dies drei Kreisgemeinden des ehemals preußischen Teils des Saargebietes:
die Synode St. Johann (rein saarländische Gemeinden), die Synode Saarbrücken
(bis Saarburg und Wadem-Lebach) und der Kirchenkreis St. Wendel (davon nur
St. Wendel, Dörrenbach und Niederlinxweiler im Saargebiet, weitere 13 Gemein¬
den in der Rheinprovinz). Von insgesamt 81 evangelischen Geistlichen gehörten
63 in den Preußischen Teil des Saargebiets. Die beiden östlichen, bayerischen Be¬
zirke (Homburg und St. Ingbert) unterstanden der Vereinigten Protestantisch-
Evangelisch-Christlichen Kirche der Pfalz mit Sitz in Speyer; 14 Pfarrstellen von
312 geistlichen Stellen in 252 Pfarrbezirken der Pfälzer Landeskirche gehörten zur
Saar (Dekanate Homburg und Zweibrücken). Diese Regelung zu "Saargebiets"-
Zeiten165 sollte sich auch nach der Saarabstimmung fortsetzen.
Die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Rheinland der Altpreußischen Union
sowie die Vereinigte Protestantisch-Evangelisch-Christliche Kirche der Pfalz be¬
162 Zur "Saardiözese" s. BHStA München, Best. MK Nr. 39.090. Ähnliche Bemühungen gab es wieder
Ende 1933: "Baseler Nachrichten" Nr. 333 v. 4.12.1933 und "Saarbrücker Abendblatt" Nr. 234 v.
14.10.1933. Ein ähnlicher Antrag(1934) des ehemaligen pfälzischen Pfarrers, Dr. Friedr. Grünagel (zu
diesem Zeitpunkt: Aachen), an die Pfarrerschaft der Pfalz beinhaltete den Vorschlag zum Anschluß der
Pfälzer Landeskirche an die rheinländische Kirchenprovinz.
163 Vgl. K. Kloevekom, Geschichte, S. 144f. Kl. Altmeyer, "Saardiözese" u. "Evangelische Landeskirche",
S. 261-268.
164 Vgl. K. Meier, Der Evangelische Kirchenkampf, Bd. I, S. 315-329; Bd. II, S. 224-237; Bd. III, S. 350-
370. E. Mühlhaupt, Rheinische Kirchengeschichte, S. 384-402. Zur Pfälz. Landeskirche s. ebd. Bd. I, S.
428-435; Bd. II, S. 310-315; Bd. III, S. 429-434. G. van Norden, Kirche in der Krise. G. van Norden,
Zwischen Bekenntnis und Anpassung. Für den Saargebietsteil bes. H.-W. Herrmann, Die beiden Saar-
synoden,S. 462-478. Für das ges. Reich: J.S. Conway, Die nationalsozialistische Kirchenpolitik 1933-
1945.
165 Rechtslage der evang. Kirche im Saargebiet gemäß § 23 des Saarstatuts des Versailler Vertrages, wo¬
nach alle Gesetze und Verordnungen, dieamll.ll.l918im Saargebiet in Kraft waren, weiterhin gal¬
ten. Vgl. zur Kirchenordnung H.-W. Herrmann, Die beiden Saarsynoden, S. 464. E. Mayer, Pfälz. Kir¬
chengeschichte, Karte Nr. 78; Erläuterung von W. Eger im Textband, H. 2, S. 48-51. R. Bergmann,
Documenta.
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