vom deutschen "Heimatdienst" finanziert61. Gegen ein Flugblatt der USP vom 10.
Juli 1920 mit seiner "Aufklärung" über die "nationalistisch-kapitalistischen Volks¬
betrüger" verwahrten sich in entsprechenden Gegendarstellungen in der Saarbrük-
ker Zeitung die Redaktion und der Verlag der S.Z., der Schutzverein für Handel
und Gewerbe im Saargebiet, für den Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Fritz
Kuhnen sowie die Sozialdemokratische Partei und die sozialdemokratische
"Volksstimme"62. In einer gemeinsamen Denkschrift von USP und KPD63 im De¬
zember 1920 wurde eine grundsätzliche Opposition aus nationalpolitischen Grün¬
den abgelehnt. Nicht zuletzt solche Entscheidungen wie das Einverständnis für die
Einführung des französischen Franc oder die Übereinstimmung mit der Schulpoli¬
tik der Reko rückten die Partei zeitweilig in die Nähe der Regierungsfreundlichkeit
bzw. nährten die These von der nationalen Verhetzung der saarländischen Bevöl¬
kerung durch die anderen Parteien64 und brachten der USP bei der Wahl des Lan¬
desrates von 1922 nur 1,4% der Stimmen ein65.
Im Sinne des Endzieles der Kommunistischen Partei sowohl in Deutschland als
auch auf internationaler Ebene lag es auf der Hand, daß die sozialistische Revolu¬
tion nur mit vereinten Kräften erreicht werden konnte; vorerst war die KPD/S je¬
doch gezwungen, für die Zeit der Trennung von der Mutterpartei auf sich gestellt
zu operieren. Da das revolutionäre Ziel unter den gegenwärtigen Umständen einer
Beaufsichtigung durch den Völkerbund oder Überwachung durch französisches
Militär mit Sicherheit nicht zu erreichen war, galt es, zumindest die saarländische
Bevölkerung im Kampf um ihre sozialen und nationalen Interessen zu sammeln66.
Johann Helfgen (Bergmann aus Dudweiler, LR-Mitglied) sah in seiner program¬
matischen Erklärung der ersten Landesratssitzung den politischen Gegner nicht
nur im einheimischen Kapitalisten, sondern auch im französischen mit seinen
Handlangern in der Reko, in den Organen des Völkerbundes und in den französi¬
schen Truppen im Saargebiet. In diesen Gremien suchte die KPD/S die Vertreter
kapitalistischer Staaten, die die Interessen der arbeitenden Klasse verletzten67,
Helfgen erklärte weiter, die Reko des Saargebietes habe in den zurückliegenden
zweieinhalb Jahren nicht nur fortwährend gegen die Arbeiterklasse agiert, auch
"das Treiben unverantwortlicher Elemente, deren Bestreben auf die Zerstörung der
wirtschaftlichen Organisationen der Arbeiterschaft und auf eine Stärkung der An¬
nexionspropaganda zugunsten Frankreichs hinauslaufe, finde die stillschweigende
Duldung der Reko"68. Das nationale Treuebekenntnis der Partei wurde zum Teil
sichtbar im Festhalten an der angestammten sozialen Fürsorge sowie in dem
61 S.Z. Nr. 182 v. 11.7.1920: "Ein verleumderisches Wahlmanöver der USP"; ebenso M. Zenner, Par¬
teien, S. 191.
62 S.Z. Nr. 182 v. 11.7.1920: Wahlmanöver.
63 SDN, Dok. C. 30. M. 50. 1922,1, Denkschrift über die Verwaltung des Saargebietes.
64 Vgl. M. Zenner, Parteien, S. 193,
65 Vgl. hierzu die Politik der beiden Gewerkschaftsekretäre Emil Becker und Karl Krämer (beide USP).
66 L. Bies, Klassenkampf, S. 31 f.
67 Landesrat des Saargebietes, Sten. Ber. v. 19.7.1922, S. 44f.
68 Ebd. S. 45.
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