sehen fränkischem und alemannischem Dialekt ohnehin nur aus dem Blickwinkel der anderssprachigen Administration, solange dieser Siedlungsraum im französischen Staatsverband verweilte. Auch die sozio-ökonomische Einheit war sicherlich nur ansatz¬ weise gegeben, schon weil das Elsaß in seiner Orientierung auf die eigenen Zentren und vor allem auf Straßburg hin keinen überdurchschnittlichen Bevölkerungsaustausch mit Diedenhofen als einem der bedeutendsten Zentralorte Lothringens unterhielt, was diese Landschaft in ihren Beziehungen zu Lothringen von anderen Regionen abgehoben hätte. Die Bindungen zwischen Lothringen, dem Saargebiet und Luxemburg waren in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich ausgeprägter und rechtfertigen den Gebrauch eines subsumierenden strukturellen Raumbe¬ griffs für die Regionen Saar-Lothringen-Luxemburg eher als für das Elsaß und Lothrin¬ gen. Die Bevölkerungen von Pfalz und Hunsrück waren offenbar stark auf das Industriegebiet an der Saar hin orientiert. In nur bescheidenem Maße profitierte Diedenhofen von deren regionaler Mobilität. Dabei fällt auf, daß die Hunsrückwanderung ins nördliche Lothrin¬ gen nahezu ausschließlich von Bewohnern der preußischen Hunsrückkreise getragen wurde, während die in Malstatt-Burbach durch ihren besonders beharrlichen Zuzug hervorstechenden Birkenfelder sich nicht am Diedenhofener Wanderungsumschlag be¬ teiligten.112 Es ist daher zu unterstellen, daß das oldenburgisch-birkenfeldische Migra¬ tionspotential innerhalb der Saar-Lor-Lux-Region vollständig vom Saargebiet absorbiert werden konnte. Unter den Abzugszielen genossen Lothringen und die preußischen Saarkreise annähernd den gleichen Vorrang wie unter den Hexkunftslandschaften. Prozentual verblieben mit Ausnahme der Zeit nach 1900 allerdings wesentlich weniger Personen in Lothringen als von dort nach Diedenhofen zugezogen waren. Dieses Faktum untermauert die These von der "Sprungbrettfunktion" des nordlothringischen Zentralortes für die Bewohner des im innerregionalen Vergleich ziemlich dünn besiedelten agrarischen Hinterlandes. Im Verhältnis zwischen Diedenhofen und den lothringischen Kreisen fallt generell auf, wie sehr sich das Wanderungsgeschehen auf die beiden Diedenhofener Kreise und den Kreis Metz beschränkte. (Tab.30) Nahezu 20 Prozent der Immigranten aus dem Lothrin¬ gischen kamen in den 1880er Jahren allein aus dem rein bäuerlichen Kreis Diedenhofen- Ost, in den 1890er Jahren kaum weniger als 30 Prozent und nach 1900 gar fast 40 Pro- 112 Unter der Rubrik Oldenburg finden sich bis auf irrelevante 0,4 Prozent bezüglich der Abwanderung aus Diedenhofen in der Phase zwischen 1890 und 1900 keine Migrationsanteile. 161