VERÖFFENTLICHUNGEN DER
KOMMISSION FÜR SAARLÄNDISCHE LANDESGESCHICHTE
UND VOLKSFORSCHUNG
Stefan Flesch
Die
monastische
Schriftkultur
der Saargegend
im Mittelalter
KOMMISSIONSVERLAG:
SAARBRÜCKER DRUCKEREI UND VERLAG GMBH
SAARBRÜCKEN 1991
STEFAN FLESCH
DIE MONASTISCHE SCHRIFTKULTUR
DER SAARGEGEND IM MITTELALTER
Veröffentlichungen
der Kommission für Saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung
20
Stefan Flesch
Die
monastische Schriftkultur
der Saargegend
im Mittelalter
Saarbrücken 1991
Kommissionsverlag: Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Flesch, Stefan:
Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter / Stefan Flesch. -
Saarbrücken: Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1991
(Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung; 20)
Zugl.: Saarbrücken, Univ., Diss., 1990
ISBN 3-925036-54-7
NE: Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung:
Veröffentlichungen der Kommission. . .
Gedruckt mit Unterstützung der Vereinigung der Freunde der Universität des
Saarlandes eV, Saarbrücken, und der Saar Bank, Saarbrücken.
Gesamtherstellung: Neunkirchener Druckerei und Verlag, Neunkirchen
ISBN-Nr. 3-925036-54-7
ISSN-Nr. 0454-2533
Inhalt
Zur Konzeption der Arbeit.......................................................10
1. Schriftsteller, Künstler und Lehrer
der Benediktinerabtei Mettlach.............................................. 12
1.1. Lokalpatriotismus im 11.Jahrhundert:
Miszellen zu den „Miracula S. Liutwini“.............................12
1.1.1. Zu Überlieferung und Rezeption.................................'12
1.1.2. Die Zeit der ersten Regularäbte.............................14
1.1.3. Gausbert und die „Mettlacher Kunstschule“...................16
1.1.4. Huothilbertus: ein Mettlacher lehrt in Spanien..............20
1.1.5. Rätsel um Abt Everhelm..........................................23
1.1.6. Die beiden unedierten Wundererzählungen
am Schluß der „Miracula“.........................................25
1.2. Ruopert von Mettlach -
„Ex eorum condiscipulatu Ruopertus quidam fuit“.....................27
1.2.1. Ruopert: Hagiograph, Kunstmäzen und Elekt von Toul . ... 27
1.2.2. Die Vita S. Adalberti...........................................32
1.3. Lioffin von Mettlach —
„. . .quendam Angligenam, artis medicine peritum. . .“..............36
1.3.1. Die Achse Gent-Reims-Mettlach...................................36
1.3.2. Das Liutwin-Epitaph und die Frage
der Consuetudines Virdunenses....................................41
2. Remigius von Mettlach - . .in cuius cordis
sacrario sapientia sibi placidam edificaverat domum...“..................44
2.1. Ansätze zu einer Biographie............................................44
2.1.1. Der Briefwechsel mit Gerbert von Auriliac...................45
2.1.2. Remigius von Mettlach als Lehrer und Schriftsteller.........48
2.2. Der Werkekanon der Miracula............................................51
2.2.1. Der Liutwin-Sermo und die Frage der Autorschaft
der Vita I Liutwini..............................................51
2.2.2. Der Cantus auf den heiligen Bavo................................55
2.2.3. Die Auftragsarbeiten für Erzbischof Egbert von Trier .... 56
2.2.4. Der Abakus-Traktat..............................................60
2.2.5. Die Forschungskontroverse um den Grammatiktraktat
„Aurora-doceo-vigilans“..........................................62
2.3. Weitere Schriften und Redaktionstätigkeiten des Remigius...............65
2.3.1. Mittelbare Zeugnisse seines Aufenthalts in St. Eucharius ... 65
5
2.3.2. Weiter im Dienste Egberts: der Celsus-Sermo
und die Litanei „Humili prece“...............................69
3. Studien zum geistigen Leben der Abteien
St. Nabor und Tholey im 11. Jahrhundert.................................72
3.1. Konrad von St. Avold - „Cuonrado sit vita salusque misello“ .... 72
3.1.1. Die Gedichte aus Cod. Paris BN 8088
und Cod. Metz Bibi. Munic. 377 ............................ 72
3.1.2. Hatto, Hardulf und die „Dichterschule“ von St. Nabor .... 74
3.1.3. Der Hintergrund: St. Nabor im 10. Jahrhundert...............76
3.1.4. Die St. Avolder Martyrologien...............................78
3.2. Eberwin von Tholey —
„. . .famulus Dei Symeon junctus est nobis in amicitia. . .“........80
3.2.1. Versuch einer chronologischen Sicherung.........................80
3.2.2. Die Schriften im Umfeld von St. Martin......................81
3.2.3. Die „Vita S. Symeonis“..........................................83
3.3. Theoderich von Tholey-
„. . .scientia litterarum valde praeditum. . .“.........................86
3.3.1. Zu Herkunft und Karriere........................................86
3.3.2. Die „Vita et Passio Conradi Archiepiscopi“......................89
3.3.3. Die Autorschaft des „Privilegium Maius“.........................93
4. Die Hornbacher Heiligenviten................................................96
4.1. Die Vita I Pirminii................................................96
4.2. Die Vita II Pirminii..................................................100
4.3. Die Miracula S.Pirminii Hornbacensia...............................102
4.4. Die Vita Philippi Presbyteri Cellensis................................105
5. Rechenschaft über die Anfänge:
Gründungsberichte und Gründungslegenden....................................107
5.1. Die „Notitiae fundationis monasterii Bosonis-Villae“..................107
5.1.1. Landeskundliche Aufschlüsse....................................108
5.1.2. Sind die notitiae als „Stifterchronik“ anzusprechen?...........110
5.2. Lübeln................................................................112
5.2.1. Das „Monasterii Glanderiensis initium“.........................112
5.2.2. Abteiinterne Studien zur Gründungsgeschichte...................115
5.2.3. Das Kloster „Buxbrunno“ des
Reichenauer Verbrüderungsbuches.................................117
5.3. Wörschweiler..........................................................118
5.4. Rettel................................................................120
5.5. Gräfinthal............................................................122
6
6. Zwischen Reform und Reformation:
Monastisches Schrifttum im 15./16. Jahrhundert........................... . 123
6.1. Adam Meyer und Reyner von Hompesch...................................123
6.2. Zeugnisse der spezifischen Kartäuserspiritualität
des 15. Jahrhunderts...................................................124
6.2.1. Adolf von Essen, Dominikus von Preußen und Heinrich Birnbaum . 124
6.2.2. Der Bibliotheksbestand der Kartause Rettel......................126
6.3. Tholey im Bannkreis der Bursfelder Reform -
schriftgelehrte Mönche um 1500 ........................................ 145
6.3.1. Vorspiel........................................................145
6.3.2. Der niederländische Reformkreis.................................146
6.3.2.1. Gerhard von Hasselt...........................................147
6.3.2.2. Johann von Enckhausen.........................................152
6.3.2.3. Wilhelm von Gouda.............................................152
6.3.3. Die spezifische Bursfelder Schriftkultur......................153
6.3.4. Eberhard von Kamp und sein „Eulogium S. Theoberti“ .... 154
6.4. Hieronymus Bock: Ein protestantischer Stiftsherr
zu St. Fabian/Hornbach .............................................. . 159
6.5. Die Bibliothek des letzten Abtes von Wörschweiler.....................160
Exkurs I: Die Klöster und Stifte der Saargegend
als Thema „auswärtiger“ Autoren.....................................163
a) Alkuin..........................................................163
b) Hrabanus Maurus............................................... 164
c) Caesarius von Heisterbach.......................................164
Exkurs II: Der Tradition verpflichtet:
Die literarische Produktion der frühen Neuzeit......................166
Zusammenfassung................................................................ 169
Epilog...................................................................... 173
Quellenanhang:
a) Homilia Remigii abbatis in natale s. Eucharii...............................174
b) Sermo (Remigii abbatis) de festivitate s. Eucharii..........................184
c) Sermo Remigii abbatis in natale s. Celsi....................................195
Abkürzungsverzeichnis...........................................................200
Verzeichnis der Lagerorte der benutzten Archivalien und Handschriften . . . 202
Verzeichnis der Quelleneditionen und Regestenwerke..............................203
Literaturverzeichnis............................................................208
Personenregister................................................................231
Ortsregister................................................................... 237
7
Vorbemerkung
Folgende Studie wurde im Sommersemester 1990 von der Philosophischen Fakultät der
Universität des Saarlandes als Dissertation angenommen.
Mein herzlicher Dank gilt Herrn Prof. Dr. Reinhard Schneider, der diese Arbeit während
ihrer gesamten Entstehungszeit mit regem Interesse und konstruktiver Kritik begleitete.
Des weiteren danke ich der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volks-
forschung für die Aufnahme in ihre Reihe. Die Saar Bank und die Vereinigung der Freunde
der Universität des Saarlandes e. V. haben die Drucklegung finanziell unterstützt.
Saarbrücken, im Dezember 1990
Stefan Flesch
Construens bibliothecam . . .
Das alles findet man auch in den Schriften und den Denkwürdigkeiten, die zu Nehemias
Zeiten geschrieben worden sind; ferner, wie Nehemia die Bücher über die Könige und
Propheten, auch die von David und die Briefe der Könige über Weihgeschenke zusammen-
gebracht und eine Bibliothek eingerichtet hat. 2
2 • Makkabäer 2,13
9
Zur Konzeption der Arbeit
Claustrum sine armario est quasi castrum sine armamentarioDieses bekannte Bonmot
des Stiftsherrn Gottfried von Sainte-Barbe-en-Auge in der Normandie (um 1170) spricht
jene Bereiche klösterlichen Lebens an, um die auch die folgenden Kapitel kreisen : Biblio-
thek und Skriptorium. Oder, um es gewissermaßen mathematisch knapper zu formu-
lieren: Ziel der Untersuchungen ist es, die mannigfachen Ausdrucksformen „literarischer
Überlieferung“ zu erfassen und zu analysieren, sofern sie das Werk schreibender Kon-
ventsangehöriger der Klöster und Stifte der Saargegend sind.2 Gleichzeitig möchte sich die
Studie als Spezialbibliographie zur mittellateinischen Literaturgeschichte dieser Region
verstehen, womit ich einer unlängst ausgesprochenen Anregung W. Berschins folge, der
ähnliches für die freilich ungleich reichere Geschichtslandschaft des Bodenseeraumes vor-
gelegt hat.1 2 3 Nur ganz am Rande spielt die volkssprachliche Dichtung und Literatur hinein,
hier sind einige Texte aus der Feder des in Rettel wirkenden Kartäusers Adolf von Essen
hervorzuheben. Für den Versuch, den Typus einer regionalen Quellenkunde zu verwirk-
lichen, ist die inventarische Gesamterfassung auch apokrypher Schriften unumgänglich.
Bei der Differenzierung genuin literarischer Quellen von den „Handlungstexten“ der Ver-
waltungs- oder Gerichtspraxis sei neben den Aussagen solch einschlägiger Quellen-
kunden wie der von van Caenegem/Ganshof auch auf das jüngere Klassifikationsmuster
der „Textsorte“ hingewiesen, die dem Mediävisten ein geschmeidiges Instrumentarium
für die Arbeit mit nichturkundlicher Überlieferung zur Hand gibt.4 In der Folge reicht das
Spektrum der hier untersuchten Texte von der Heiligenvita und Wunderberichten5 über
liturgische Gebrauchsformen hin zu Gründungsberichten, Schriften für den Schul- und
Wissenschaftsbetrieb, Gedichten und Epitaphien.
Auf ein rigide gehandhabtes Untersuchungsschema, das auf den ersten Blick der ange-
strebten Katalogfunktion adäquat erscheinen mag, wird bewußt verzichtet; strukturie-
rendes Element sind vielmehr übergreifende Fragestellungen, vorzugsweise die Identifi-
1 Godefridi epist. 18 ad Petrum Mangot OCist., PL 205, Kol. 845 A. Vgl. den Titel der Untersuchung
von R. Kottje, Claustra sine armario? Zum Unterschied von Kloster und Stift im Mittelalter, in:
Consuetudines Monasticae (Festschrift K. Hallinger), hrsg. v. J. F. Angerer/J. Lenzenweger (Studia
Anselmiana 85), Rom 1982, S. 125-144
2 Für eines der seltenen Beispiele aus dem säkularen, volkssprachlichen Bereich vgl. jüngst Herr-
mann, Aufzeichnungen. Herrmann geht von einer Abfassungszeit um 1476/77 aus. - Der „Saar-
raum“ als Untersuchungsgebiet der Arbeit sei auf drei Dimensionen definiert:
— geographisch als Einzugsgebiet der Saar (Nied-, Rossel- und Bliestal)
— historisch als Teil des „Westrich“ (vgl. hierzu Herrmann, Territoriale Verbindungen, v.a.
S. 166-170; Hoppstädter/ Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 529 (mit Rückgriff auf K.
Pöhlmann); Uhlhorn, Land an der Saar, S. 141)
— politisch mit den Grenzen des heutigen Bundeslandes Saarland, dessen vor allem im Westen will-
kürliche Grenzen von 1815 um einen „Suchfächer“ von etwa 10 km Luftlinie erweitert wurden.
3 Berschin, Eremus und Insula, S.l
4 Van Caenegem/Ganshof, Quellenkunde, S. llf. u. S. 43ff.; Hüpper, Buoh und scrift, v.a. S. 102L;
Textsorten, passim.
5 Zu gezielt hagiographischen Fragestellungen vgl. die neueren Arbeiten von Boesch-Gajano
(Hrsg.), Agiografia altomedievale, und von Boyer, Typology. Über jüngste Forschungsanstren-
gungen auf dem Gebiet einer „Inventarisierung“ westeuropäischer hagiographischer Texte infor-
mieren Sigal, Travail, u. Dolbeau/Heinzelmann/Poulin, Sources hagiographiques. Wertvoll
bleiben die Monographie von Aigrain, Hagiographie, und der Beitrag von Lampen, Heiligenleben.
Eine einfühlsame Darstellung des Phänomens „Heiliger“ bei Günter, Hagiographie.
10
zierung und bio-bibliographische Erfassung einiger mittelalterlicher Autoren sowie mög-
liche landesgeschichtliche Aufschlüsse.6 Zwei methodische Zugangswege haben sich
dabei besonders bewährt: die Prüfung der lothringischen Memorialüberlieferung und die
Heranziehung der oft verfemten frühneuzeitlichen Historiographie. Ihr Einsatz ist dort
gerechtfertigt, wo sie mit originärer mittelalterlicher Quellenaussage kombiniert werden
kann.
Die Darstellung setzt ein mit der Vorstellung der für die Geschichte der Abtei Mettlach
unentbehrlichen „Miracula S. Liutwini“ und konzentriert sich sodann auf die Werkana-
lyse dreier „Schriftsteller“ dieses Klosters. Ihnen gemeinsam ist ihr Wirken in den - wenig-
stens für den Trierer Raum - alkyonischen Jahren Ende des 10. Jahrhunderts, für die sich
in der wissenschaftlichen Diskussion mehr und mehr die Bezeichnung als „Renaissance
des 10. Jahrhunderts“ einbürgert.7 Hier fußen auch noch einige Mönche aus St. Nabor
(St. Avold) und Eberwin von Tholey, während die Schriften des Theoderich von Tholey
nur aus dem Kontext der bewegten Zeit des Investiturstreits zu verstehen sind. Ähnlich
wie ein weiteres Kapitel der umfangreichen Überlieferung der Abtei Hornbach gilt,
werden die „notitiae fundationis“, Gründungsberichte und Gründungslegenden aus fünf
Klöstern, zusammenfassend untersucht. Bei der Betrachtung der im 15. Jahrhundert, im
Zeitalter monastischer Reform, nochmals verstärkt einsetzenden Schriftlichkeit stehen
die Kartause Rettel und die über Bursfeld reformierte Abtei Tholey im Mittelpunkt. Einzig
hier gelingt es, Einblicke in die spätestens seit der Französischen Revolution hoffnungslos
zerstreuten Klosterbibliotheken des Untersuchungsraumes zu gewinnen.8 Reizvoll er-
scheint es am Schluß, gewissermaßen die umgekehrte Warte einzunehmen und einige
Werke „auswärtiger“ Autoren zu betrachten, die für oder über Klöster der Saargegend ge-
schrieben haben. Auch die in die Neuzeit übergreifenden Traditionslinien literarischer
Überlieferung seien in diesem Zusammenhang wenigstens kurz angesprochen. -
6 vgl. hierzu Graus, Hagiographische Schriften
7 Das barsche Urteil des Kirchenhistorikers Baronius über das „saeculum ferreum“ ist teilweise
hymnischen Lobpreisungen gewichen. Zur Diskussion: Lopez, Renaissance; Riehe, Renaissance;
Lutz, Schoolmasters. Bezeichnenderweise stand der Erste Internationale Mittellateinerkongreß,
der im September 1988 in Heidelberg abgehalten wurde, unter dem Generalthema „Lateinische
Kultur im X. Jahrhundert“.
8 Wie gelangte beispielsweise eine Handschrift des 15. Jahrhunderts (Inhalt: Marsilius Ficinus, Liber
Trismegisti [Pimander]) mit dem ursprünglichen Besitzvermerk Pertinetmagistro Johanni Gungen
de Herbetzheym canonico ecclesie Sancti Arnualis nach Zürich, wo sie heute unter der Signatur
C 122 aufbewahrt wird (vgl. Mohlberg, Katalog, Nr. 150)? Das Stift St.Arnual wurde 1569 aufge-
löst.
11
1. Schriftsteller, Künstler und Lehrer der Benediktinerabtei
Mettlach
1.1. Lokalpatriotismus im 11. Jahrhundert: Miszellen zu den
„Miracula S. Liutwini“
1.1.1. Zu Überlieferung und Rezeption
Der unbekannte Verfasser dieser für die Mettlacher Geschichte des 10. und 11. Jahrhun-
derts grundlegenden Quelle schrieb unter Abt Nizo III., der spätestens 1094 verstorben
ist.1 Eine Autorschaft Thiofrids, des späteren Abtes von Echternach und Verfassers zweier
Liutwinsviten, ist abzulehnen.2 Der Text besteht aus einem „historischen“ Teil, der weit-
gehend auf Wundererzählungen verzichtet und quellenkundlich als Gesta abbatum cha-
rakterisiert werden kann, und den eigentlichen Miracula.3 Die handschriftliche Überliefe-
rung setzt erst spät ein; älteste Handschrift ist Cod. Trier Stadtbibi. 2002/92,4 der um
1500 angelegt worden ist und damit aus der Zeit des Bursfelder Reformabtes Tilmann von
Prüm (amt. in Mettlach 1480-1505) stammt. Dieser hat sich auch sonst um den Liutwins-
Kult sehr bemüht gezeigt. Die Aufzeichnung der eigenen Hausüberlieferung war dabei ein
bewußter Akt historischer Sammelarbeit, wie sie den Bursfeldern eigen war und als deren
Ausdruck etwa im nahen Tholey die damals angelegten Abtslisten zu interpretieren sind.5
Zwei weitere Trierer Handschriften jüngeren Datums sind von Cod. 2002/92 abhängig.6
Von einem Mettlacher Nekrolog, dessen Existenz aus Schriften des 17./18. Jahrhunderts
erschlossen werden kann,7 ist nichts weiter bekannt, nicht der unerheblichste Verlust in-
1 1095 ist ein Abt Libo von Mettlach urkundlich nachgewiesen: MRUB II, S. 346f. Er scheint aber
nicht unmittelbarer Nachfolger Nizos gewesen zu sein, da ein im Echternacher Nekrolog (Steffen,
Obituar, S. 66) belegter, in den Miracula freilich nicht mehr berücksichtigter Abt Opertus von der
Gallia Christiana XIII, Kol. 571 vor Libo gesetzt wird. Nizo III. wurde lange Zeit als Verfasser der
Vita Basini (AA SS März I, S. 315*321, ed. G. Henschen) in Anspruch genommen (z.B. Sauerland,
Geschichtsquellen, S. 111; BHL I, S. 154), was wohl in unberechtigter Zuordnung zu der Vita II
Liutwini geschah, die im Prolog formuliert: Sacrario Spiritus sancti sanctae Treverensis sedis archi-
praesuli Udoni. . . abbas Nithardus et . . . grex Mediolacensium fratrum . . , Später sah man
Thiofrid als Autor an (Manitius II, S. 478-481; BHL II, Supplementum, S. 1322), bis Ponceletein
aufsehenerregender Fund gelang, der bewies, daß die bislang stets ins 11. Jh. datierte Basinus-Vita
in Wirklichkeit ein Werk des Mönches Johann Scheckmann aus St. Maximin von Anfang des 16.
Jh. war. . . (Poncelet, L’auteur; darauf aufbauend Winheller, Lebensbeschreibungen, S.167-174;
entscheidendes Beweisstück war der Widmungsbrief: . . .harte exilis mei ingenioli operulam pru-
dentie tue examinandam represento. . . )
2 vgl. Lampen, Thiofrid van Echternach, S. XXVIII-XXX; die Zuschreibung zu Thiofrid bei Pauly,
Landkapitel Merzig, S. 84 u. Nolte, Raubzüge, S. 364
3 Die beiden unvollständigen Ausgaben in AA SS Sept.VIII, S. 176-179 (ed. j .Perier) und MGH SS
XV,2, S. 1261-1268 (ed. H. V. Sauerland) ergänzen einander.
4 Inhaltsangabe des Sammelbandes u. a. bei Becker, Fragmente, S. 9
5 s. Kap. 6.3.; Tilmann sorgte ferner für die Erfassung des Urkundenbestands, s. Cod. Trier Stadt-
bibi. 1670/349 u. 1671/348 sowie LHA Koblenz Abt. 143, Nr. 5
6 Cod. Trier Stadtbibi. 1376/141 (St. Matthias, 16.Jh.)u. 1626/401 (St. Maximin, 17. Jh.). Eine wei-
tere Brüsseler Handschrift (6731-76) stammt ebenfalls aus dem 17. Jh.
7 vgl. z.B. Gallia Christiana XIII, Kol. 569ff., Nr. XXV u. LXI
12
nerhalb der Katastrophen, die Archiv und Bibliothek der Abtei im Dreißigjährigen Krieg
und dann wieder im 18. Jahrhundert heimgesucht haben.8
Die in flüssiger Reimprosa gehaltenen Miracula sind bereits in den einschlägigen frühneu-
zeitlichen Darstellungen gern paraphrasiert worden. Der Bogen spannt sich hier von Tri-
themius über Brower bis Hontheim. Die erste kritische Auseinandersetzung mit Fragen
der Chronologie und der vorläufigen Sicherung der Abtsliste leistete im vorigen Jahrhun-
dert J. C. Lager, dessen Ergebnisse dann 1974 von der Monographie des früh verstor-
benen Th. Raach in mannigfacher Weise bereichert worden sind.9 Nichtsdestoweniger be-
dürfen Raachs Aussagen in einigen Teilaspekten der Korrektur, und das „Sich-Reiben“
an den eher problematischen Textpassagen der Miracula wird auch in Zukunft eine loh-
nende Beschäftigung bleiben.
Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich zunächst auf Fragen aus dem Umkreis
der Gesta abbatum, ehe in Kap. 1.1.6. zwei weitere Wundererzählungen untersucht
werden. Ausgeklammert bleibt vorerst die etablierte Autorentrias Ruopert-Lioffin-Remi-
gius, die in den folgenden Kapiteln behandelt wird. Die in den Acta Sanctorum edierten
Miracula zeugen von einer gewissen Ausstrahlungskraft des heiligen Liutwin auf die „fa-
miliae“ der Abteien St. Sixtus in Rettel und St. Mauritius in Tholey;10 eine systematische
Betrachtung ist ihnen bislang noch nicht widerfahren. Als unumgängliches chronologi-
sches Gerüst sei hier eine Abtsliste vorgelegt, die sich neben den Miracula auf spätere
Abtslisten und die gebotenen Korrekturen der Nekrologüberlieferung stützt:11
Ruotwich
(Hildebold)
Nithard/Nizo I.
Hezzel
Lioffin
Hezzel (2.Mal)
Remigius
Helderich
(Hildrad)
Helderich (2.Mal)
Berrard
Nithard/Nizo II.
um 940-45 - nach 977 (Todestag 23. 11.)
um 977/78
980- 18. 10.986
986/87
987/88-993
994/95
995 - 998?/nach 1008? (Todestag 25. 8.)
}
vor 1015
um 1015/16 (gestorben an einem 1. 4.)
um 1016
um 1016/17 — ? (Todestag 12. 2.)
8 Das Zeugnis Hontheims in der Historia Trevirensis I, S. 331, über das Schicksal der Mettlacher
Klosterbibliothek im 18. Jh. hat es „verdient, als Kulturdokument in extenso angeführt zu
werden“ (Nordenfalk, Abbas Leofsinus, S. 66, Anm. 33): „Mit. . . Unwillen erfuhr ich, als ich
nach den Manuscripten der Mettlacher Abtei forschte, von den Klosterleuten daselbst, daß bei dem
kürzlich begonnenen prachtvollen Neubau des Klosters man so wenig Sorge um die alten Codices
trug, daß deren Blätter zu allen vorkommenden Bedürfnissen, namentlich von Köchen zu Berei-
tung von Coteletten (côtelettes à papiliot) benutzt wurden, so daß heute nicht einmal ein einziger
geschriebener Codex in der so alten und berühmten Abtei sei.“ (Übersetzung nach Lager, Mettlach,
S. 39)
9 Lager, Mettlach; Raach, Mettlach
10 vgl. cap. 7 u. 12
11 Hildebold, Abt zu St. Maria ad martyres, und später Hildrad, Abt von Prüm, fungierten als Koad-
jutor bzw. Provisor in Krisenzeiten. Zu den Abweichungen gegenüber der Liste bei Becker, Mett-
lacher Äbte, S. 51 f., siehe im einzelnen die folgenden Kapitel.
13
Folkold
Reginard
Everhelm
Nithard/Nizo III.
Opertus
Libo
? - vor 1046 (Todestag 14. 6.)
um 1046-18. 7. 1061
1061-?
? — nach 1081 (Todestag 11. 12.)
? (Todestag 19. 7.)
1095
1.1.2. Die Zeit der ersten Regularäbte
Erster Abt von „Mediolacum“12 nach Auflösung der Personalunion mit dem Trierer Bi-
schofsamt war Ruotwich, der ehedem Mönch zu Klingenmünster war. Seine monastische
Ausprägung hat er jedoch in St. Maximin erfahren, wie das dortige Nekrolog ausweist.13
Der Anonymus paraphrasiert in diesem Zusammenhang eine sonst unbekannte Urkunde
König Ottos I. aus dem Jahr 941, in der dieser die Abtei in Schutz genommen sowie einige
Besitzrestitutionen und das Abtswahlprivileg bestätigt habe.14 Damit war ein vorläufiger
Schlußstrich unter eine Zeit der Bedrängnis gezogen, die-wahrscheinlich nur einige Jahre
zuvor - mit einem Plünderungszug der Ungarn ihren traurigen Höhepunkt erlebt hatte.15
In der langen Amtszeit Ruotwichs (sie soll 33 Jahre betragen haben) fand die Abtei Zeit
zum Atemholen. Über der verfassungsrechtlichen und wirtschaftlichen Sicherstellung
vergaß Ruotwich keinesfalls die Schulung seiner Mönche; voller Stolz berichten die Mira-
cula von der Einrichtung eines Skriptoriums und einer Klosterschule:
12 Die Lagebeschreibung in Galliarum finibus (MGH SS XV,2, S. 1263, Z. 27) meint hier das links-
rheinische Deutschland bzw. Lothringen. Dieselbe Sprachregelung findet sich auch verschiedent-
lich bei Gerbert von Aurillac und bei der berühmten Huldigungsszene der Frauengestalten Italia,
Germania, Gallia und Slavania vor Otto III., vgl. Lugge, Gallia, S. 125. Die noch im 10. jh. ent-
standene Vita I Liutwini bemüht sich, für den Klosternamen „Mediolacum“ eine etymologische
Erklärung zu bieten (s. Kap. 2.2.1.), vgl. aber Buchmüller/Haubrichs/Spang, Namenskontinuität,
S. 53, Nr. 34
15 Ruzzo abbas nostrae congregationis (zum 23. 11.) u. Riutwinus presbyter abbas S. Liutwini im
Echternacher Nekrolog (Steffen, Obituar, S. 92); vgl. Raach, Mettlach, S. 42, Anm. 28, der seiner
zutreffenden Darstellung leider auf S. 50, Anm. 78, selbst widerspricht.
14 MGH SS XV,2, S. 1264, Z. 23-30; das - in den Miracula nicht genannte - Ausstellungsjahr
stammt von Brower, Antiquitates, I, S. 556, der als Quelle „ex ms. Mediolac.“ angibt. Diese Da-
tierung (ein schönes Beispiel für verlorene Mettlacher Überlieferung einerseits und die Informiert-
heit Browers andererseits) ist von Böhmer-Ottenthal in den Regesten Ottos I., S. 57, übernommen
worden.
15 MGH SS XV,2, S. 1262, Z. 45ff.: Et ecce, multi Hunorum, qui iam Galliarum provincias occi-
dendo, incidendo, depredando vastaverant, monasterium inierunt. . . Schließlich werden sie
durch die gütige Intervention des Mettlacher Schutzpatrons vertrieben, und zwei von ihnen be-
schließen gar „im Dienst der Mitbürger“ ihr Leben im Kloster. Daß der Anonymus danach die
schwere Zeit unter Erzbischof Ratbodo (gest. 915) schildert, ist kein Hindernis für eine Datierung
auf Ostern [ad summam festivitatem) 937, da er auch sonst nicht streng chronologisch verfährt.
Für 937 berichten mehrere lothringische Quellen von „Hun(g)ri“, z.B. Folcuin in den Gesta Ab-
batum Lobbiensium, MGH SS IV, S. 66, vgl. auch Lüttich, Ungarnzüge, S. 90. Der Umweg über
die „Hunnen“ (Nolte, Raubzüge) erübrigt sich ebenso wie die Bemühung der Normannen, von
denen ein Stoßtrupp 882, im Gefolge der Plünderung Triers, auch nach Mettlach gelangt sei
(Schautafeln im Kreisheimatmuseum Merzig, Feilenbergschlößchen). Topos ist die harte Bestra-
fung der heidnischen Eindringlinge durch die Ortsheiligen, vgl. Kortüm, Richer von Saint-Remi,
S. 82.
14
Libros etiam fecit emi, quosdam ad exempla aliorum precepit inscribi. . . Puerorum ac
adolescentium multitudinem in omni exercitatione litterarum fecit desudare. Quorum
magister extitit quidam Germanus, vir tune temporis circumquaque omnium peritis-
simus.16
Damit ist erstmals die grundsätzlich zu beobachtende Tendenz des Anonymus angespro-
chen, all jenen Äbten hymnische Lobpreisungen zuteil werden zu lassen, die der wissen-
schaftlichen Ausbildung die gebotene Beachtung schenkten: nach Ruotwich vor allem
Lioffin, Remigius und den drei Nitharden. Diese inhärente Panegyrik erklärt auch die
feine Differenzierung für den häufig genug vorkommenden Fall, wenn der Trierer Erzbi-
schof dem Konvent Äbte ohne freie Wahl aufoktroyiert hat: Ohne Zweifel galt dies bei
Lioffin und Remigius ebenso wie für Hildebold, Hezzel oder Everhelm. Nur bei letzteren,
die offenkundig kein Interesse an der Klosterschule hatten, scheinen aber — so die Darstel-
lung der Miracula - schwere Konflikte geradezu vorprogrammiert gewesen zu sein.17
In den 970er Jahren, gegen Ende seiner Amtszeit, unternahm Ruotwich einen für die wei-
tere Bildungstradition Mettlachs folgenschweren Schritt: er schickte seine zwei begabte-
sten Schüler zur weiteren Ausbildung nach Reims zu Gerbert von Aurillac.18 Die eher bei-
läufige, insgesamt aber würdigende Charakterisierung Gerberts hebt sich wohltuend von
der exakt zur Entstehungszeit der Miracula zu beobachtenden Dämonisierung des „Teu-
felspapstes“ und „Zauberers“ ab, für die vor allem der von Gregor VII. abgefallene Kar-
dinal Beno verantwortlich zu machen ist.19 Hier wie auch bei der berühmten Ehrenrettung
Milos, des Sohnes und Nachfolgers des heiligen Liutwin, die wohl auf den Einfluß Thio-
frids und seiner Vita Secunda Liutwini zurückzuführen ist,20 verrät der Anonymus den
Mut zu eigenem Urteil, bei dem sozusagen das Mettlacher Lokalkolorit durchschimmert.
Einer der beiden Adepten war Nizo, der einige Jahre später Ruotwich im Amt nachfolgte.
Die Verbindung nach Reims pflegte er weiter, wie zwei Briefe Gerberts aus dieser Zeit an
ihn dokumentieren.21 Dessen Aufforderung von Sommer-Herbst 986, ihn vor seiner be-
vorstehenden Reise nach Spanien bzw. an den Kaiserhof noch zu besuchen,22 konnte Nizo
16 MGH SS XV,2, S. 1264, Z. 35-40; im Echternacher Nekrolog ist ein Germanus presbyter mo-
nachus aus Mettlach zum 10.März notiert.
1 Am Beispiel Hildebolds heißt es mit entwaffnender Ehrlichkeit: . . .dolentes fratres cum laicis,
proprio abbate adhuc vivente se premi dominatione aliena, coegerunt illum iure despectum et op-
probiis confusum redire ad propria. (MGH SS XV,2, S. 1265, Z. 13-15)
18 MGH SS XV,2, S. 1264, Z, 40ff.: Duos igitur ex suis secularium disciplinarum gratia discen-
darum Remis ad Gerbertum episcopum misit, quia summa pericie illo in tempore in illo pre
cunctis effulsit. Qui tn talem sapientie plenitudinem ab eo sunt instructi ac tanti negocii thesauro
redierunt referti, ut omnes affines et contemporales luce seiende perfunderent et radii talis ingenii
usque ad nostre etatis tempora pertenderent.
19 vgl. Schulteß, Silvester II.
20 Die Vita entstand zwischen 1072 und 1077 (Lampen, Thiofrid van Echternach), folglich ein Ter-
minus post quem für die Abfassung der Miracula. Noch die erste Vita verurteilte in cap. 16 den
Lebenswandel Milos. Zur Polemik der Miracula gegen die Reimser Geschichtsschreibung
(Hinkmar) vgl. Ewig, Milo, S. 420f.
2| Weigle, Briefsammlung, Nr. 64 (nach Mitte 985) u. 72 (Sommer-Herbst 986)
22 Quod vestra praesentia interdum non perfruimur, turbulente rei publicae imputatur. Vos solum
gravia pati putatis, qui, quae asperrima ceteris sint, ignoratis. Sed cum agantur homines sorte
dubia michique, ut nostis, incerto certa queratur sedes, cur tamdiu penes me deposita malefide
fortune thesaurizatis? Et quia utpote fidissimus fidissimo loquor, maturate iter. Nam aut impe-
rialis cito me recolliget aula, aut quantocius omissa diu repetet Hiberia. Der Sinn der in diesem
Brief enthaltenen Anspielungen bleibt uns verborgen.
15
nicht mehr Folge leisten; hochbetrauert vom gesamten Konvent, war er nach nur sechs-
jähriger Amtszeit verstorben,23 Sein im Echternacher Nekrolog überlieferter Todestag,
der 18. Oktober, ist auf dieses Jahr zu beziehen. Des weiteren kann seine Aufnahme in alte
verlorengegangene französische Obituare, die von seinen Gerbert-Kontakten herrührt,
erschlossen werden.24
Ausgerechnet mit seinem alten Lehrer hatte Nizo gegen Ende seiner Amtszeit -hierin tat-
kräftig von Egbert unterstützt- eine schwere Auseinandersetzung zu führen. „Streitob-
jekt“ war der Mettlacher Mönch, der wie kein anderer das breite Begabungspotential des
damaligen Konvents verkörpert:
1.1.3. Gausbert und die „Mettlacher Kunstschule“
Zumindest in der uns überkommenen Fassung der Miracula sucht man den Namen Gaus-
bert {auch Gozbert) vergebens. Dieser Mönch schien dem Anonymus offensichtlich nicht
geeignet, „ad maiorem gloriam“ Mettlachs aufzutreten. Erstmals erwähnt findet er sich
in einem — wohl wie üblich von Gerbert verfaßten - Schreiben Erzbischof Adalberos von
Reims an Erzbischof Egbert.25 Der Brief wurde von Verdun abgeschickt und läßt sich auf
die erste Maihälfte des Jahres 985 datieren. Adalbero widerspricht darin energisch dem
Vorwurf, er wolle den Mönch Gozbert auch gegen den Willen seines Trierer Amtskol-
legen festhalten, vielmehr würde er am 18. Mai nach Mouzon (also an die Grenze des
Reimser Erzbistums) geleitet werden, falls Egbert ihm keinen längeren Aufenthalt ge-
statte. Für den Schutz Gozberts könne er aber nur bis Mouzon garantieren; angesichts der
unsicheren Zeitläufte bitte'er Egbert, Gozbert dort von seinen Leuten abholen zu lassen.
Noch ist keine Rede von Gozberts Fleimatkloster, noch erfährt man nichts über den
Zweck seines Reimser Aufenthalts. Auffällig ist bereits die Besorgnis beider Kirchenfür-
sten um sein Wohlergehen, auch startet Adalbero einen zaghaften Versuch, Gozbert doch
noch ein wenig in Reims halten zu können.
Etwa einen Monat später (nach Mitte Juni 985) schreibt Adalbero seinem Trierer Kol-
legen wiederum in dieser Angelegenheit.26 Er bedauere sehr, daß seine Verduner Verfü-
23 MGH SS XV,2, S. 1265, Z. 21f.: . . .sed heu! nimis matura morte preventus, sex annis peractis
discessit.
24 So steht in der Eloge der Gallia Christiana (XIII, Kol. 570) auf ihn u. a. : In veteri calendario collegii
Claromontensis apud Parisios eius obitus notatur XIV calend. Novembris (= 19. 10.). Damit
kann das 1764 aufgehobene Pariser Jesuitenkolleg gemeint sein, dessen Bibliothek nach Berlin ge-
langte (vgl. de Gaiffier, Etudes, S. 395; F. Clément: Catalogus manuscriptorum codicum Collegii
Claromontani, quem excipit Catalogus manuscriptorum domus professae Parisiensis, Paris
1764). Nekrologien dieses „Collegii Claromontani“ sind bei Lemaître, Répertoire, nicht ange-
geben. Unter Nr. 82 des „Appendice de la préface“ von Molinier, Obituaires Sens I, werden für
den Bd. XIII der Gallia Christiana etwa dreißig benutzte Obituare aufgeführt; der Nizo-Beleg aus
„Claromontensis“ fehlt. Die Alternative wäre wirklich Clermont-Ferrand, dessen erhaltene Ne-
krologüberlieferung (Lemaître, Répertoire, Nr. 2507,2513ff., u. a. Exzerpte Baiuzes ex veteri ca-
lendario ecclesiae Claromontensis) ich ergebnislos überprüft habe. Brower, Metropolis I, S. 504,
notiert: Catalogo veteri defunctorum principis ecclesiae (?) inscriptum legimus: Nitzo abbas de
Mediolacu XV calendas novembris.
25 Weigle, Briefsammlung, Nr. 5 6
26 ebd., Nr.68
16
gung über die Rückkehr des Bruders Gausbert wegen der politischen Wirren nicht ausge-
führt werden konnte. Jetzt jedoch würde er sogleich zurückgeschickt, doch möge ihm
doch auch in Trier gestattet werden, ne careat studiis, qnibus impensius operam dare
disposuit. Egbert hatte also in der Zwischenzeit nochmals auf die sofortige Rückkehr
Gausberts gedrängt, eine scharfe Reaktion, die sich durch den Gesamtkontext einer zu-
nehmenden Entfremdung zwischen den beiden Erzbischöfen allein nicht hinreichend er-
klären läßt.27
Zur selben Zeit schreibt Adalbero in merklich ungehaltenerem Tonfall auch an Gausberts
unmittelbaren Vorgesetzten, eben an Abt Nithard von Mettlach.28 Er belehrt ihn sogleich,
semper quidem plurimorum utilitati prospiciendum privatisque commodis publica
praeferenda.29 Sodann wirft er ihm vor, die sofortige Rückkehr seines Mönches mit unge-
bührlicher Eile betrieben zu haben und die bürgerkriegsähnlichen Zustände auf dem fla-
chen Land nicht zur Kenntnis zu nehmen. Erstmals kommen auch Mettlacher Interna zur
Sprache: Tedio monasterii eum (= Gausbert) nolle rediredixistis. ldne verum sit, quoquo
modo reducem tenetis? Abschließend beschwört Adalbero nochmals den Vorrang des Ge-
meinwohls vor engstirnigem Gruppendenken: Consequitur ergo, ut in hoc experiamur,
paucorumne commodum an multorum sit vobis pretiosius.
Das sind eigentümliche Wendungen bloß für einen Mönch, den es von der Reimser Metro-
pole nicht unbedingt mit Macht in die Mettlacher Provinzialität zurückzieht. In der For-
schung lassen sich hierzu drei Interpretationsstränge unterscheiden. Uhlirz30 sieht in
Gausbert einen vertrauenswürdigen Nachrichtenübermittler, dessen sich Adalbero im
Verkehr mit Egbert gern bediente. Sie beruft sich dabei vor allem auf ein Schreiben Adal-
beros von Juli-August 984, in dem der Reimser Metropolit politisch hochbrisante Nach-
richten - es handelt sich um die Stellung der Kirchenfürsten zu Herzog Heinrich dem
Zänker -per nostrum G. übermittelt bekommt.31 Mir erscheint jedoch die Identifizierung
dieses Emissärs mit Gerbert selbst ungleich wahrscheinlicher; Gerbert hatte auch schon
zu Lebzeiten Adalberos unmittelbaren Kontakt zu Egbert,32 ein späterer Aufenthalt in
Trier ist für Juni-Juli 989 belegt. Ein zweiter Erklärungsansatz konzentriert sich auf die
Studien, die Gausbert laut Adalberos zweitem Schreiben in Reims mit großem Einsatz be-
gonnen habe. Schulteß33 und jüngst noch Hoffmann34 sehen in Gausbert einen wan-
dernden Scholastikus, der vielleicht auch in Reims selbst als Lehrer gewirkt habe. Es wäre
verführerisch, den Mettlacher Mönch mit jenem gleichnamigen Grammatiker zu identifi-
zieren, der gegen Ende des 10. Jahrhunderts ein Priscianus-Exzerpt und eine knappgefaßte
Geschichte der mittelalterlichen Grammatik verfaßte.35 Manitius glaubt in Gozberts 2
2 Ein schönes Zeugnis ist hierfür der Brief Gerberts an Herzogin Beatrix von Oberlothringen vom
Juli 985, in dem er sie eindringlich vor den Ränken Egberts warnt: Weigle, Briefsammlung, Nr. 63
28 ebd., Nr. 64
29 Das angebliche Gerbert-Zitat von dem „jungen Mann, der der ganzen Welt gehört“ (Kentenich,
Sitz der Kunstschule, S. 92; Laufner, Datierung, S. 24), hat wohl hier seinen Ursprung.
30 Uhlirz, Untersuchungen, S. 32 u. S. 5 lf.
'l Weigle, Briefsammlung, Nr. 38
32 s. ebd., Nr. 13 (vor 7.12.983) , wo Gerbert - damals Abt zu Bobbio - dem Plan Egberts zustimmt,
Schüler nach Bobbio zu senden.
51 L. Schulteß, Papst Silvester II. (Gerbert) als Lehrer und Staatsmann, Wilhelm-Gymnasium zu
Hamburg, Bericht über das 10. Schuljahr 1890/91, Hamburg 1891, S. 18
34 Hoffmann, Buchkunst I, S. 74
35 vgl. Manitius II, S. 673f.
17
Widmungsbrief zu ersterer Schrift36 eine deutliche Spitze gegen Gerberts vorwiegend
mathematische Studien zu erkennen, was den Reimser Kontext nur bestätigte. Die wieder-
holten Bezüge dieses Gozbert zu westfränkischen beziehungsweise italienischen Verhält-
nissen lassen freilich eher an Gautbert von Fleury denken, der ebenfalls als wohlbewan-
dert in den freien Künsten galt.37
Die Lösung des Gausbert-Problems ist jedoch in den künstlerischen Beziehungen zwi-
schen Reims und Trier zu suchen. Ausgangspunkt ist hierbei ein aus Erz gegossener
Brunnen in St. Maximin zu Trier, der 1674 von den Franzosen zerstört wurde. Wir be-
sitzen aber eine Zeichnung dieses Brunnens von der Hand Alexander Wiltheims38, die sehr
schön die Inschrift „FRATER GOZBERTUS“ für den Namen des Gießers zeigt und einen
Abt FOLCARDUS als Stifter des großartigen Werkes nennt. Letzterer wird noch als
„VITAE SECTATOR VIRTUTUM VERUS AMATOR“ charakterisiert. Datierung und
kunsthistorische Einordnung des sogenannten Folcardus-Brunnens haben die Kunstge-
schichte wiederholt beschäftigt.39 Kentenich hat hierzu in seiner Miszelle „Gozbertus mo-
nachus“ auf die Inschrift des heute im Trierer Domschatz befindlichen Rauchfasses ver-
wiesen (Haec tu quiso videns, Gozbertus sit, pete, vivensJ40 und den Gozbert der Reimser
Briefe als Schöpfer beider Werke angesehen. Den Abt Folcardus identifizierte er mit dem
Abt von St. Maximin Folcmarus, der von 987-996 amtierte.41 Kaum ein Jahr später
vollzog er eine radikale Schwenkung und postulierte nunmehr den Sitz der berühmten
Kunstschule Erzbischof Egberts in Mettlach42: Der Auftraggeber Gozberts sei Abt Fol-
coldus von Mettlach gewesen43, der Brunnen folglich sei erst um 1055 (!) von demselben
- nunmehr etwa neunzigjährigen - Künstler geschaffen worden, der einst als junger Mann
in Reims weilte. . .
Kentenichs These ist in dieser Form auf einhellige Ablehnung gestoßen, obwohl er die Fol-
gerungen aus der unzweifelhaften Mettlacher Provenienz Gausberts nur konsequent wei-
terentwickelt hat. Zu der Spätdatierung sah er sich aufgrund des kunsthistorischen Argu-
ments genötigt, daß Mitren tragende Bischöfe, wie sie den Folcardus-Brunnen
schmückten, frühestens erst für die Mitte des 11. Jahrhunderts bezeugt sind.44 Eine indi-
36 ediert in NA 3 (1878), S.410f.
37 vgl. M.Cappuyns, Jean Scot Erigene, Paris 1933, S. 55, Anm. 5 mit Bezug auf PL 139, Kol. 859A
38 erstmals veröffentlicht von F. X. Kraus, Der Brunnen des Folcardus in St. Maximin bei Trier, in:
Jb. d. Vereins v. Altertumsfreunden im Rheinland 49 (1870), S. 94-102. Wiltheims „Annales Sti
Maximianae“ (Bibi. Royale Brüssel) sind ungedruckt.
39 vgl. hierzu Hoffmann-Curtius, Programm, S. 81-89 (betr. Thematik des Bildprogramms am
Brunnen, in dem die Thronvision der Apokalypse Ausdruck finde) und Reudenbach, Taufbecken,
S. 18 (Vergleich des Folcardus-Brunnens mit dem Lütticher Beispiel)
40 Kentenich, Gozbertus, S. 183
41 Kraus und später noch Hoffmann-Curtius geben als Amtszeit 990-996, vgl. aber Annalen von St.
Maximin, MGH SS II, S. 213. Frühestes Sterbedatum ist der 14, Dez. 996, sein Nachfolger Oftrad
ist erstmals 1000 belegt, vgl. Wisplinghoff, St. Maximin, S. 12 u. 52. Ein Trierer Klostervorsteher
mit exakt der Namensform „Folcardus“ ist im 10.-12. Jh. urkundlich nicht nachweisbar, skep-
tisch gegenüber der durchweg vertretenen Gieichsetzung Folcardus-Folcmarus ist P. Clemen, Die
romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden, Düsseldorf 1916, S. 316
42 Kentenich, Sitz der Kunstschule; eine von ihm im Schlußsatz angekündigte weitere Arbeit zu
diesem Thema ist nicht erschienen.
43 Sein Vorgänger Nizo (II.) ist 1016/17 belegt, Folkold ist vor 1046 verstorben.
44 Dieses Argument verliert deutlich an Gewicht, wenn man berücksichtigt, daß die Grundlage für
die Betrachtung all dieser ikonographischen Details einzig die Wiltheim-Zeichnung des 17. Jh.(!)
ist, die - bestenfalls - exakt den Zustand des Brunnens etwa 600 Jahre nach seiner Erbauung zeigt.
18
rekte Rehabilitierung erfuhr er erst durch das epigraphische Gutachten Laufners, der die
Inschriften am Rauchfaß auf die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert.45 Dennoch
halte ich die Anbindung des Mettlacher Mönches Gausbert an den Abt Folcoldus und eine
„Mettlacher Kunstschule“ für nicht haltbar. Folcoldus wird in den „Miracula“ vom An-
onymus gerade eines Satzes gewürdigt, in dem kaum mehr zum Ausdruck kommt, als daß
er auf den großen Leistungen seines Vorgängers aufbauen konnte.46 Solch künstlerisches
Mäzenatentum wie die Stiftung eines großen Brunnens hätte der Anonymus - seinen be-
kannten Lokalpatriotismus vorausgesetzt - sicher ebensowenig verschwiegen wie die Exi-
stenz eines etwa für Egbert arbeitenden Ateliers.
Weiter hilft einzig ein Blick auf den Reimser Kontext. Bald nach der Rückkehr Gausberts
nach Trier beziehungsweise Mettlach schickt Adalbero Gold und Preziosen nach Trier
und bittet Egbert, ihm daraus ein kunstvolles Kreuz anfertigen zu lassen.47 Einige Monate
später bittet er um Sendung des fertiggestellten Kreuzes zum 1. 11. 987 nach Verdun,48
die auch erfolgt ist, denn ein gutes halbes Jahr später verbindet Adalbero beste Genesungs-
wünsche - Egbert hatte gerade eine schwere Erkrankung überstanden - mit einer bewun-
dernden Schilderung des Trierer Kunstwerkes.49 Im gleichen Jahr erscheint auch der zu-
künftige St.Maximiner Abt Folcmar in der Nähe Gerberts, der ihn in einem Schreiben an
Erzbischof Everger von Köln als spectabilis vir rühmt.50 Das eingangs so seltsam berüh-
rende zähe Taktieren Adalberos und seines Sekretärs Gerbert um den Aufenthalt Gaus-
berts in Reims findet so eine zwanglose Erklärung. Der begabte junge Künstler wird auch
bei Gerbert zeitweise Schüler gewesen sein, worauf das zweite Schreiben Adalberos mit
seiner Erwähnung der „studia“ hindeutet.51 Darauf lag aber nicht das Hauptgewicht
seiner Tätigkeit, und seine volle Entfaltung als Goldschmied und Werkstättenleiter fand
er nach seiner Rückkehr bei dem kunstsinnigen Abt Folcmar von St. Maximin. Neben
dem schon erwähnten Brunnen und dem Rauchfaß sind ihm die bronzenen Löwenfüße
am Egbertschrein zuzuschreiben.52 Von einigen Autoren wird er ferner noch in Anspruch
genommen für ein heute in Köln befindliches Bronzefigürchen des heiligen Johannes und
45 Laufner, Datierung, S. 27; dies ist eine wichtige Korrektur gegenüber noch weitaus späteren Da-
tierungsansätzen (z. B. N. Irsch, Der Dom zu Trier [Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Bd. 13/
1], Düsseldorf 1931, S. 341 -343 oder Hoffmann-Curtius, Programm, S. 83), legitimiert aber noch
die spätottonische Zuordnung.
46 MGH SS XV,2, S. 1267, Z. 14-16; im Mettlacher Kreuzreliquiar aus dem 13. Jh. ist er zwar ab-
gebildet, doch wohl eher wegen seiner Verdienste um Mettlacher Gütererwerb in Losheim.
47 Weigle, Briefsammlung, Nr. 104 (Sommer 987): Destinato open designatas mittimus species. Ad-
mirabilem formam, et que mentem et oculos pascat, frater efficiet fratri, soror sorori. Exiguam
materiam nostram magnum ac celebre ingenium vestrum nobilitabit cum adiectione vitri tum
compositione artificis elegantis. Vgl. hierzu Westermann-Angerhausen, Überlegungen, S. 216
48 Weigle, Briefsammlung, Nr. 106 (Anfang Oktober 987)
49 ebd., Nr. 126 (Sommer 988): . . .Nec nos soli dulcem affectum vestrum circa nos sentimus. Sen-
tiunt et illi, qui admirabile opus crucis a vobis nostro nomini elaborate, non sine magna oblectat-
ione conspiciunt, in quo pignus amicitie eternitatem sibi affectat.
50 ebd., Nr. 101 (Ende April 987); vgl. hierzu Böhmer-Uhlirz, Regesta Imperii 11,3, Nr. 998/Ib
51 Gerbert übte auch in den 980er Jahren - wenn auch nur mehr sporadisch - seine Lehrtätigkeit in
Reims aus. Beleg ist hierfür Weigle, Briefsammlung, Nr. 92 (Jahreswende 986/87): . . .vel quod
interdum nobilissimis scolasticis disciplinarum liberalium suaves fructus ad vescendum offero. . .
52 Kempf, Benna Treverensis, S. 193; vorsichtig zustimmend auch Westermann-Angerhausen,
Goldschmiedearbeiten, S. 86 u. 100
19
eine Gruppe von Elfenbeinarbeiten.53 Als nach dem Tod Egberts das künstlerische Leben
in Trier zum Erliegen kam, mag er wie der damals in St. Eucharius weilende Remigius den
Weg zurück ins Saarkloster gefunden haben. Daß Gausbert vor den strengen Augen des
Anonymus keine Gnade fand, wird nun verständlicher: Er war weder geeignet, die „sa-
pientia“ seines Abtes beziehungsweise dessen gutes Verhältnis zum berühmten Gerbert
von Aunllac zu illustrieren, noch war er ein glanzvolles Exempel benediktinischen Gehor-
sams (vom Gebot der stabilitas loci einmal zu schweigen). So überliefert einzig das Echter-
nacher Nekrolog seine Mettlacher Herkunft: der Tod des Gozbertus presbyter monachus
s. Liutwini ist zum 7. Dezember vermerkt.54
1.1.4. Huothilbertus: ein Mettlacher lehrt in Spanien
Der Tod von Abt Remigius und die Wirren im Gefolge der Trierer Bistumsfehde zwischen
1008 und 1016 bedeuteten einen ersten Einschnitt für die Anziehungskraft der Mettlacher
Klosterschule.55 Erst unter Abt Nizo II.,56 in den zwanziger und dreißiger Jahren des 11.
Jahrhunderts, erwächst wieder eine Generation talentierter junger Mönche, die später
vielfach zur Leitung auswärtiger Konvente berufen werden; Nizo selbst werden seine Ver-
dienste um den Ausbau der Abtei und seine Wahrung strengster Disziplin zugute ge-
halten.57 Von seinen Schülern, die den Ruhm Mettlachs so weithin verkünden, nennt der
Chronist zuerst Remigius, den Schwestersohn des gleichnamigen Abtes:
. . .dulcore eius sapientie repletus, Promiensium, Metensium, Treverensium doctissimus
scolarium magister fuit, quo eciam semen doctrine eius in cordibus discipulorum lacius
longiusque uberrime fructificavit. Dehinc pro mercede laborum congregationi sancti
Martini est prelatus, quem locum frequentia discipulorum et spiritualis palestre exercicio
adornatum quacunque quesitis ditavit opibus,58
Hier möchte ich die erwähnte Ausstrahlung nach Prüm herausstellen, die sich nicht zu-
fällig ergibt, hatte doch Abt Hildrad von Prüm vor 1015 kurze Zeit als Provisor in Mett-
lach fungiert. Bereits vor der Jahrtausendwende kann es zu schulischen Kontakten ge-
53 Kentenich, Gozbertus, S. 184; M. Kreutz, in: Zeitschrift für christliche Kunst 25 (1912), S. 37f.;
Thieme/Becker, Lexikon der bildenden Künstler, Bd. XIV (1921), S. 464
54 Steffen, Obituar, S. 95
55 vgl. MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 20-28
56 Nizo wird enthusiastisch begrüßt als ardens lampas, que in tenebroso desideranter accenditur
(ebd., Z. 30). Sein Todestag ist der 12. Februar (Steffen, Obituar, S. 34; Wisplinghoff, St. Ma-
ximin, S. 44). Die erstmals von Becker ausgesprochene Vermutung, auch das cap. 19 mit dem
sonst nicht belegten Abt Udo sei auf Nizo II. zu beziehen (vgl. Raach, Mettlach, S. 55), ist glaub-
haft. Diese Verwechslung mit Nizo III. und seinem Mitbewerber Udo um den Abtsstuhl (vgl. cap.
23) macht einmal mehr die Problematik der späten Miracula-Abschriften deutlich, die teils auf-
grund bewußter Redaktion, teils aufgrund von Fehlern der Kopisten, keinesfalls den genauen Text
des 11. Jh. widerspiegeln.
57 Die Formulierung Mores suorum et vitam transformabat ad sui propositi regulam in cap. 19 läßt
sogar an die Ausarbeitung spezifischer Consuetudines denken.
58 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 35ff.
20
kommen sein.59 Remigius, dessen Todestag in St. Maximin und Echternach notiert ist,
folgte in St. Martin dem Abt Eberwin nach, seine Amtszeit fällt somit in die 1040er
Jahre.60 * 62
Nach seinem Tod wurde der Abtsstuhl des Trierer Klosters wiederum mit einem Mettla-
cher besetzt, mit Ernost, der in den Miracula charakterisiert wird als sed tali thesauro pau-
perior, morum tarnen honestate et circa suos pia sollicitudine dittoribus se consortem fecit
et comparem.6] Dieser Ernost, der um die Jahrhundertmitte amtiert hat, ist wahrschein-
lich derselbe Mönch, den Everhelm von Hautmont in seiner Vita des Poppo von Stablo
(gest. 1048) erwähnt. In Kapitel 17 wird dort, unmittelbar nach der ausschmückenden
Schilderung der Schwierigkeiten, auf die Poppo bei der Reform von St. Maximin stieß,
von seiner schweren Erkrankung berichtet, die ihn auf den Tod niederwarf und von der
er durch ein Wunder wieder genas. Da Poppo danach noch zwanzig Jahre tätigen Lebens
geschenkt worden seien, läßt sich die Begebenheit präzis auf 1028 datieren. Unter den
Freunden Poppos, die inbrünstig für seine Gesundung beteten, zeichnete sich aus quidam
Ernostus, ex laico vere tarn nomine quam officio monachus olim factusß2 Dem korre-
spondiert bestens die Betonung der großen Frömmigkeit des Mettlacher Ernost, die von
seinen eher bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten sorgsam geschieden ist. Solche In-
terna des Saarklosters waren Everhelm, dem Verfasser der Vita Popponis, durchaus nicht
unvertraut. . .63
Einen weiteren Mettlacher Zögling zu St. Martin sieht Raach in Cuono, von dem es in den
Miracula freilich nur heißt, er sei eine effulgens persona . . . cui per virtutis meritum com-
missa est monasterii Leveran regenda congregatio.64 Die Abtslisten von St. Martin
nennen keinen Kuno, und Wisplinghoff, auf den sich Raach beruft, bezieht den zum 8.
59 ebd., Z. 24f.; zu Berno von Prüm und der Mettlacher Klosterschule unter Abt Remigius s. Kap.
2.1.2. Hildrad löste Abt Helderich ab, der im Echternacher Nekrolog zum 1. April verzeichnet ist.
Hildrads Sterbedatum ist der 24. Juni. Das Nekrolog von St. Maximin führt zum 8. Januar einen
nicht näher bestimmten Abt Hilderich auf, der - entgegen der Zuweisung Wisplinghoffs, St. Ma-
ximin, S. 44 - weder nach Mettlach noch nach Prüm gehört: der Prümer Abt dieses Namens ist
nach Steffen, Obituar, S. 80 am 24. September gestorben. Wisplinghoff hat überhaupt die Echter-
nacher Memorialüberlieferung nur in dem knappen Auszug Sackurs in NA 15 (1890), S. 103-139,
benutzt; generell kritisch zu seinen Aussagen über die Beziehungen der Reichsabtei zu anderen
monastischen Gemeinschaften ist Althoff, Mönchsliste, S. 244f.
60 Wisplinghoff, St. Maximin, S. 44 (5. Januar); in Echternach ist zu den Nonen des Januar ein
Rimigius sacerdos monachus notiert (Steffen, Obituar, S. 29).
63 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 40f.; Hontheim, Prodromus, S. 972, weiß über ihn mehr zu berichten:
Apud Mediolacenses adolevit; postea a Maximinianis, inter digniores tamen, adoptatus, demum
ad S.Martinum pro ceterorum moderatione transmissus. Ernost ist nach dem St. Maximiner Ne-
krolog am 17. März gestorben.
62 MGH SS XI, S. 303, Z. 48
63 zum Everhelm-Problem s. folgendes Kapitel. Nicht von ungefähr sind — sieht man von Ruotwich,
der selbst Mönch zu St. Maximin war, und einem weiteren Mönch Heliseus (zum 9.September
auch in Echternach) ab — Nizo II. sowie Remigius und Ernost von St. Martin die einzigen Mettla-
cher, die Aufnahme im St. Maximiner Nekrolog gefunden haben. Eine Beeinflussung Mettlachs
durch den Reformkreis um Poppo ist umso eher anzunehmen, als neben St. Maximin auch das Bi-
schofskloster St. Eucharius unter seine Obhut kam: Apud Sanctum Eucharium etiam Treviris Ber-
tulfum in regimine promovendo roboravit, quod sibi gratia regendi Treverensium archipraesul
Poppo condonavit. (MGH SS XI, S. 305, Z. 40ff.) Im nahen Lothringen wurde um 1033 der
Poppo-Schüler Cono erster Abt der Neugründung Heilig-Kreuz in Busendorf, s. Kap. 5.1.1.
64 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 44f.; Raach, Mettlach, S. 55
21
März im St. Maximiner Nekrolog vermerkten Abt Kuno nicht ausdrücklich auf das
Trierer Kloster.65 Während also gegenüber dieser Zuweisung größte Skepsis angebracht
ist, läßt sich auch Cuonos Zeit als Leiter der Propstei Leberau (= Liepvre im Elsaß) quel-
lenmäßig nicht absichern.66 Trotz der erwiesenen engen Bindungen der Elsässer Filiale an
die Mutterabtei zu St. Denis ist Cuono in den dortigen Nekrologien nicht aufgeführt. Be-
reits 1078 ist in Leberau ein Propst Manasses bezeugt; das wichtige Straßburger Privileg
Kaiser Heinrichs III. für die Propstei von 1056 könnte genau in die Zeit Cuonos fallen.67
Unzweifelhaftes Vorzeigestück dieser Generation Mettlacher Klosterschüler ist aber
Huothilbertus, . . .vero ardens ingenium iure litteris est memorandum, qui Franciam et
Aquitaniam discendo et docendo pertransiit et Vasconiam in Nazara cum turba discipu-
lorum eximius doctor lumine scientie totam Hyspaniam impleuit.68 Diese Würdigung ist
selbst für die Maßstäbe der Miracula ungewöhnlich. Einem solchen Mann literarische
Produktivität zuzugestehen, erscheint legitim und rechtfertigt eine kurze Betrachtung der
Verhältnisse im baskischen Näjera im 11. Jahrhundert. Die am Pilgerweg nach Santiago
de Compostela gelegene Stadt war 923 den Mauren entrissen worden. Seit etwa 950 war
Näjera Bischofssitz, bis dieser in das 1045 eroberte Calahorra verlegt wurde. König
Garcia Sanchez gründete 1052 das Kanonikerstift Santa Maria la Real de Näjera und
erbaute eine Kathedrale für den Bischof von Calahorra, das wegen der Maurengefahr zu
exponiert lag. Knapp eine Generation später erfolgte aber ein völliger Umschwung: Al-
fons VI. von Kastilien bemächtigte sich der Stadt und schenkte 1079 die Kirche dem Abt
Hugo von Cluny, wonach das französische Element in Näjera stark an Boden gewann.69
Wegen des zeitlichen Bezugs zu Abt Nizo II. kommt für die Lehrtätigkeit des Huothil-
bertus am ehesten die blühende Domschule in Frage (1052ff.).
Nun sind religiös-kulturelle Kontakte zwischen dem aquitanisch-nordspanischen Raum
und der Moselregion für das 11. Jahrhundert so außergewöhnlich nicht. Unter den Trierer
Kunstschätzen finden sich beispielsweise mehrere Arbeiten aus Limoges.70 Zur Stützung
der Aussage der Miracula läßt sich indes eine gewichtigere Absicherung beibringen. Als
im Juli 1049 Graf Guifred von der Cerdagne starb, wanderte der Rotulus mit der Nach-
richt von seinem Ableben über Poitiers, Soissons und Lüttich (dort im August 1051 )71 auf
65 Gallia Christiana XIII, Kol. 551-561; Wisplinghoff, St. Maximin, S. 44
66 Zur Geschichte der Propstei s. Büttner, Lothringen und Leberau. Auf weit zurückreichende Bezie-
hungen zwischen Mettlach und Leberau ließe eine Urkunde Karls des Einfältigen vom 5. Juni 903
schließen, in der der König den Mönchen von St. Denis die Einkünfte aus der Propstei zuspricht.
Die Urkunde ist in einer „villa Metlagio“ ausgestellt, Edition bei Ph. Lauer, Recueil des actes de
Charles III. le Simple, roi de France, 2 Bde., Paris 1940-49, Nr. 47, S. 103 ff. Während Lauer diese
Stätte mit Melay a.d. Marne identifiziert, spricht sich R. Parisot (Le Royaume de Lorraine sous
les Carolingiens [843-923], Paris 1898, ND Genf 1975, S. 580f.) unter Vorbehalt für Mettlach
aus. Bereits er gibt zu bedenken, daß die Form „Metlagio“ sonst nicht belegt ist.
67 Molinier, Obituaires; MGH DD H III Nr. 365
68 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 41-44; „Huothilbertus“ auch die Form der übrigen Trierer Hand-
schriften, demgegenüber gibt Brower, Metropolis I, S. 502, die Variante „Guothilbertus“.
69 vgl. hierzu Gams, Kirchengeschichte, S. 412-414 u. Kehr, Papsturkunden, S. 57-62; wesentlich
zur Frühgeschichte von Näjera sind Cantera-Montenegro, Fundación; Fita, Estudio critico u.
Primer siglo. Ebd. S. 261-264 Text der Urkunde von 1079. Zum französischen Einfluß s. Segl, Kö-
nigtum, passim.
70 Ewig, Merowingerreich, S. 105
71 dieses von Dufour, Rouleaux, vertretene Datum gegenüber dem von Stiennon, Histoire u. ders.,
Moines bevorzugten Ansatz von 1050
22
dem Rückweg auch über Trier, Metz und Touh Insgesamt mehr als einhundert monasti-
sche Gemeinschaften trugen ihre Kondolenzen ein.72 Es darf angenommen werden, daß
der Aufenthalt jenes unbekannten spanischen Emissärs im Trierer Raum unserem Mettla-
cher Mönch den Impuls vermittelte, „lehrend und lernend“ gen Süden zu ziehen. Dort
konzentrierte sich das geistige Leben eher an den Kathedralschulen als in den Klöstern;
„capita scholae“ sind in Spanien bereits um die Jahrtausendwende — wenn auch nicht na-
mentlich - belegt.73 Huothilbertus war zunächst wohl nur „magister“, also ein auf ein-
zelne Disziplinen (interessanterweise meist aus dem Bereich des Quadriviums) speziali-
sierter Lehrer, der wie seine Schüler von Ort zu Ort zog. Im ausdrücklich erwähnten
Näjera scheint er zum caput scholae aufgestiegen zu sein. Ein exotischer Fremdling war
er dort keineswegs: Zwischen 1050 und 1060 fertigt ein Goldschmied namens Almanius
ein prunkvolles Antependium in spätottonischem Stil für die Kirche von Santa Maria la
Real. Bei diesem Almanius ebenso wie bei den während der 1060er Jahre im benachbarten
San Millän de la Cogolla wirkenden Goldschmieden und Elfenbeinschnitzern Marguani,
Engelram und Rodolfus handelt es sich um Künstler deutscher, wahrscheinlich rheini-
scher Provenienz.74 Daß unser Huothilbertus in der Überlieferung Näjeras, die verstärkt
erst im 12. Jahrhundert einsetzt, nicht erwähnt wird, braucht nicht zu überraschen, hat
doch selbst der Studienaufenthalt Gerberts in der Spanischen Mark in den dortigen
Quellen keinerlei Spuren hinterlassen und ist uns nur durch die „heimatliche“ Überliefe-
rung Richers bekannt.75 Immerhin muß nach Mettlach eine ausreichend präzise Rückmel-
dung gelangt sein.
1.1.5. Rätsel um Abt Everhelm
Am 18.7.106176 starb der betagte Abt Reginard von Mettlach, der zuvor in St. Eucharius
Klostervorsteher gewesen war. Sein Nachfolger wurde dem Konvent von Erzbischof
Eberhard (amt. 1047-1066) aufoktroyiert. Von diesem Abt Everhelm hat der Anonymus,
der knapp dreißig Jahre nach den Geschehnissen schreibt, nur wenig Gutes vernommen.
In einem langen Abschnitt macht er seinem Herzen Luft:
. . . Qui (Reginardus) senio confectus moritur, ac Everbelmus Mediolacensibus rector
constituitur. Is enim abbas monasterii Sancti Martini Metis et principis apostolorum An-
daginis, vocatus ab episcopo, fretus presidio nummorum venit, non meritorum; cui pe-
f hierzu Dufour, Rouleaux (mit Karte des Itinerars) und die beiden Arbeiten Stiennons
1 975 für Gerona, 996 u. 1004 Vieh, 1005 u. 1013 Barcelona, 1017 Urgel, vgl. hierzu Lindgren,
Spanische Mark, passim. Unter den Klöstern steht Ripoll unter Abt Oliva (amt. 1008-1046) auf
einsamer Höhe, zu dessen Bibliothek s. Beer, Handschriften.
4 Briefliche Mitteilung von Prof. S. Moralejo, Kunsthistorisches Seminar der Universität von San-
tiago de Compostela. Ich danke Herrn Moralejo für die Einsichtnahme in die Druckfahnen des
von ihm für die „Enciclopedia dell’arte medievale“ (Bd. I erscheint 1990) verfaßten Artikels
„Almanio“.
75 u;a- Cronica Najerense; Richer, Histoire, 111,43 (Bd. 2, S. 5Of.; Gerbert hielt sich 967-970 in Spa-
nien auf), vgl. Udina Martorell, Gerberto.
6 ÏT ^es^ert durch die Annalen und das Nekrolog von St. Eucharius, vgl. Becker, Abtsreihe,
23
cunia ianuam pandente, facile ad episcopum et principes eius obtinuit aditum. Perpen-
dens autem se ab bis, quibus preferendus erat, magis timeri quam amari, ut tamen mere-
retur suscipi, promisit se locum istum omni honore decoraturum omnibusque divitiis in
brevi ditaturum.
Sed nil horum implevit, ut sequens actus ostendit. Nam suscepto honore, quosdam fra-
trum in exilium destinavit, alios de propriis effugavit. Manentes autem in loco indi-
gnorum vexatione premebat et substantiam in usibus fratrum annua revolutione col-
lectam uno impetu cum suis famelicis quasi edax flamma consumebat. Et forsitan nobili-
tatem loci ad desolationem laci redigeret, nisi pius Dominus pro amore matris sue eum,
ne ultra procederet, vetaret. Evocatus ab episcopo, ut de his que comperta fuerant red-
deret rationem, in tantam mentis extollebatur elationem, ut nulla humilitatis aut excusa-
tionis pro interrogatis responsa daret, sed indignans, dimissis omnibus, ad Metensem
urbem cum sociis privatus rediret.77
Keine einzige dieser Aussagen kann quellenmäßig abgesichert werden. Ein Everhelm läßt
sich weder in St. Martin/Metz noch in „Andaginis“, das von Sauerland aus „in Daganis“
konjiziert und mit St. Hubert in den Ardennen identifiziert wurde,78 als Abt nachweisen.
Überhaupt erstaunt der ausgerechnet gegen Erzbischof Eberhard erhobene Simonievor-
wurf. Gerade Eberhard, persönlich bekannt mit Bruno von Toul, dem späteren Papst Leo
IX., war ein tüchtiger Reformer, der beispielsweise auf der Mainzer Synode von 1049 die
Beschlüsse gegen die Simonie mitunterzeichnete. Der Zustimmung welcher „principes“
hätte er bei Angelegenheiten seines Klosters bedurft? Sein Nachfolger - der unglückliche
Kuno von Pfullingen sei hier von der Betrachtung ausgeklammert - Udo von Nellenburg
(amt. 1066-1078) mußte sich dagegen 1068 vor Papst Alexander II. ausdrücklich gegen
Anklagen verteidigen, bei seiner Wahl sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen.79
Kein lothringisches Nekrolog verzeichnet den ohnehin recht seltenen Namen Everhelm,
auch nicht das Echternacher Nekrolog, das für das 11. Jahrhundert die Mettlacher Äbte
Helderich, Nizo II., Folcoldus, Nizo III. und Opertus aufführt. Das gleiche gilt für die Ne-
krologien der großen Metzer Stadtabteien,80 dies trotz der Tatsache, daß Everhelm nicht
nur Abt von St. Martin gewesen sein soll, sondern sich nach seinem fruchtbaren Wirken
in Mettlach als Privatmann (?) nach Metz zurückgezogen haben soll.
77 MGH SS XV,1, S. 1267, cap. 21f.
78 Lesart in Daganis in Cod. Trier Stadtbibi. 2002/92 u. 1626/401, indagarus in 1376/141; in 1626/
401 findet sich als Marginalie: forte Daganis alias Daganheim apud Kettenhoven ubi alias prio-
ratus. Diesen Identifizierungsvorschlag des anonymen St. Maximiner Mönchs konnte ich bislang
nicht ermitteln. Der Orbis Latinus führt für „ Andaginus“ neben der alten Abtei St. Hubert west-
lich von Bastogne noch den Weiler St. Hubert im Dep. Moselle, Ct. Vigy, bei Weiler-Bettnach auf.
Worauf sich dies gründet, bleibt unklar. Hiegel, Dictionnaire, S. 302, gibt hierzu 1493 als Jahr des
Erstbelegs, aber keinen Beleg für eine Namensform „Andaginus“ o.ä.; nach Reichsland Elsaß-
Lothringen (Landes- u. Ortsbeschreibung, hrsg. v. Statist. Bureau d. Ministeriums f. Elsaß-
Lothringen, 3 Bde., Straßburg 1901-03), III, S. 967, ist St. Hubert erst 1602 auf einer Rodung der
Zisterze Weiler-Bettnach entstanden. - Zur Abtei St.Hubert ist grundlegend Monasticon Beige,
Bd. V: Province de Luxembourg, Lüttich 1975, S. 10-83 (S, 32 mit Bezug auf Everhelm unter Be-
rufung auf G. Kurth, Chartes del’abbayedeSaint-Hubert en Ardenne, Bd. I, Brüssel 1903, S. LIV,
n. 1; dieser wiederum stützt sich auf die Sauerland-Identifizierung).
79 Gladel, Erzbischöfe, S. 5-8
80 AD Moselle 18 J 20 u. 19 J 344 (Abschriften der im 2. Weltkrieg zerstörten Nekrologien von St.
Arnulf, St. Vinzenz und St. Clemens)
24
Zur selben Zeit gibt es aber in der Tat einen Abt Everhelm, gegen den die Mönche seines
eigenen Klosters herbe Vorwürfe erheben. Ich zitiere aus einem Schreiben Papst Alexan-
ders II. an Erzbischof Gervasius von Reims, das auf 1064-1067 datiert werden kann:
.Litteras etiam Blandiniensis coenobii nobis attulit, quod quidam Everelmus monaste-
rium illud simoniace invaserit, ipsiusque bona eiectis monachis ad nihilum redegerit, vi-
tamque suam adulteriis variisque criminibus ultra humanam consuetudinem polluerit.
Admonemus itaque charitatem tuam ut utrumque invasorem convenias, et, si res ita est,
hanc praesumptionem in partibus illis ulterius locis venerabilibus obesse non permittas.
Quod si praefati invasores canonicae rationi acquiescere contempserint, et quibus de-
bentur ipsa monasteria dimittere noluerint, nostra eos apostolica auctoritate studeas cum
omnibus fautoribus suis excommunicare.81
Die Anklagen gegen diesen Aht von St. Peter/Gent sind nicht nur inhaltlich fast kongruent
mit dem Mettlacher Beispiel, sie stimmen bis in den Wortlaut miteinander überein.82
Dieser Everhelm, Abt eines Klosters unter dem Patrozinium des „princeps apostolorum“,
ist in der Literaturgeschichte des 11. Jahrhunderts kein Unbekannter: Als Neffe Poppos
von Stablo (gest. 1048) gab er eine Vita des großen Reformers in Auftrag, die er eigen-
händig redigierte.83 Zuerst Abt von Hautmont bei Maubeuge an der Sambre, wurde er
1058/59 Nachfolger Wichards in St. Peter auf dem Blandinischen Berg. Bestimmend für
seine Einsetzung war wahrscheinlich Graf Balduin V. von Flandern; diesen Eingriff in die
Klosterautonomie hat ein Teil des Konventes dem neuen Abt nicht verziehen und ihn, mit
Sicherheit zu Unrecht, denunziert. Everhelm vermochte sich aber in seiner Stellung bis zu
seinem Tod im Jahr 1069 behaupten.84
Die Formulierungen des Mettlacher Anonymus lassen darauf schließen, daß Erzbischof
Eberhard Everhelm als Reformer in das Saarkloster geholt hat, um es „in allen Ehren aus-
zustatten und mit Gütern zu begaben.“ Wie leicht kann ein Mettlacher Kopist des 16.
Jahrhunderts „Gandensis/Gandavum“ in „Daganis“ verschreiben! Die Hypothese einer
Identität der beiden Everhelme ist soweit erhärtet. Ihr steht einzig entgegen das Insistieren
auf Metz, für das vorerst keine befriedigende Erklärung zu finden ist.
1.1.6. Die beiden unedierten Wundererzählungen am Schluß der „Miracula“
Die Textausgabe der Bollandisten führt die zahlreichen dem Wirken des heiligen Liutwin
zugeschriebenen Wunder ohne Kürzungen auf. Eine bewußte Ausnahme bilden die
beiden Schlußabschnitte, die Perier nicht abdruckte, da in ihnen Liutwin keinerlei Erwäh-
nung fände.85 Seine Abqualifizierung dieser Passage als Apographon ist zumindest formal
81 van Lokeren, Chartes, Nr. 140 (JL 4608)
S2 vgl. quosdam fratrum in exilium destinavit... Et forsitan nobilitatem loci ad desolationem laci
redigeret. . . u. ipsiusque bona eiectis monachis ad nihilum redegerit
83 MGH SS XI, S. 291-316, ed. W.Wattenbach; vgl. Manitius II, S. 361-364
84 Sabbe, Deux points, S. 62-71; nach dem Nekrolog von St. Peter (Rijksarchief Gent, Fonds St.Pie-
tersabdij II reeks Nr. 98) verstarb Everhelm am 14. Juli.
85 AA SS Sept. VIII, S. 179
25
nicht gerechtfertigt. Die ältesten Trierer Handschriften führen sie als integralen Textbe-
standteil auf:
(Handschriften: A) Stadtbibi. Trier, 2002/92, f. 190
B) “ 1376/141, f. 173
C) “ 1626/401, p. 1373)
Aquitanicus(a) quidam ferro circumdatus in brachio ad Mediolacum forte venit et altaria
cum lacrimosis{b) orationibus circumienslc), demum coram altario sanctae crucis diu-
tinae orationi in terra porrectus{d) incubuit. Cum interim fratribus missam celebrantibus
diaconus euangelium inciperet et ipse se erigens, imaginem crucifixi Domini flens inten-
deret, subito ferrum erepens longius prosiluit et ipse supinus in terram(e) corruit. Sed
postquam paululum{i) gaudens surrexerat et eundem circulum sub ipsa cruce suspendi ro-
gaverat.
Alius similiter ferro innexus, dum ecclesiam Sancti Petri orationis gratia ingrederetur,
idem monasterium ardere sibi intus videbatur. Qui et ipse conpletorium fratribus persol-
ventibus sub praesentia eiusdem sanctae crucis ferro caruit et ad tuitionem{g), unde
oriundus fuerat, laetus repedavit.
(a) Aquitannus C (b) lachrimosis A (c) inviens C (d) potrectus A (e) ad curam A (f) paulum
C (g) tuzonem A, B; fehlt C
Die Befreiung eines in Ketten gelegten Missetäters nach vollzogener Buße ist einer der be-
liebtesten hagiographischen Topoi und für sich genommen wenig aufschlußreich.86 Selbst
sprachlich gibt es hier kaum Variationsmöglichkeiten, und im vorliegenden Fall erinnert
manches an Alkuins Willibrordsvita:
Paenitentes quoque saepius ad eandem venientes ecclesiam, circulis ferreis more solito cir-
cumdatis: ruptis circulis, subito eorum vincula resoluta sunt. Cuius rei in ecclesia adhuc
circuli pendentes testes sunt.87
Interessant ist aber, daß sich ausgerechnet ein „Aquitanicus“ in das ferne - und entlegene
— Mettlach verirrt haben soll. Nach dem Urteil der ebenfalls im 11. Jahrhundert entstan-
denen „Miracula S. Waldburgae“ ist die Aussprechung der Kettenstrafe durch den zu-
ständigen Bischof vorzugsweise eine Sitte in confinio Gallorum et Aquitanorum,88
Ebenso ließe sich an einen Wallfahrer an das Grab des heiligen Severus denken. Dessen
Gebeine waren entweder durch Erzbischof Ruotpert von Trier (amt. 931-956) oder erst
durch Erzbischof Egbert aus Italien nach Münstermaifeld überführt worden; in der Folge
erfreuten sie sich großer Verehrung selbst bei Pilgern aus Südfrankreich.89 Nicht auszu-
schließen ist ferner, daß hier Kontakte aus der Zeit des Wirkens des Huothilbertus in
Aquitanien eine Rolle spielten.
86 grundlegend hierzu Platelle, La violence; in seiner umfassenden Materialzusammenstellung
(„Dossier hagiographique“) fehlt — verständlicherweise — das Mettlacher Beispiel.
87 Vita S.Willibrordi, cap. 27 (MGH SS rer. Mer. VII, S. 136)
88 MGH SS XV,2, S. 765, cap. 4
89 zur Translation vgl. MGH SS VIII, S. 168 u. 170; zur kultischen Verehrung Brower, Annales I,
S. 488 u. Kurzeja, Liber Ordinarius, S. 316
26
Das thematische Vorbild für die Episode der Kettenbefreiung brauchte der Mettlacher
Anonymus nicht direkt bei Alkuin oder anderen berühmten Hagiographen zu suchen.
Näher am Herzen lag ihm das literarische Schaffen des eigenen Konvents, und tatsächlich
findet sich als Vermittler eine ältere Textvorlage, die zweifellos im späten 11. Jahrhundert
in der Mettlacher Bibliothek vorlag und die einen breit ausgeführten, sprachlich und kon-
zeptionell ehrgeizig angelegten Abschnitt bezüglich einer Kettenbefreiung enthält, von
dem die Schlußzeilen des Anonymus nur mehr einen schwachen Abglanz bieten: die „Vita
S. Adalberti“ des Ruopert von Mettlach.90
1.2. Ruopert von Mettlach - „Ex eorum condiscipulatu Ruopertus quidam
fuit. . .“91
1.2.1. Ruopert: Hagiograph, Kunstmäzen und Elekt von Toul
Einzig dieser knappen Notiz in den Miracula S. Liutwini verdanken wir Kenntnis darüber,
daß der Mettlacher Mönch Ruopert von Erzbischof Egbert nach Egmond (sieben Kilo-
meter von Alkmaar gelegen) geschickt worden war, um dort eine Vita des heiligen Adal-
bert luculente sermone zu verfassen.92 * In der gängigen Literatur wird Ruopert als Schüler
Gerberts in Reims aufgefaßt, was jedoch bei genauerer Analyse der Textpassage nicht ge-
rechtfertigt ist: Ex eorum condiscipulatu bezieht sich nicht auf die Verhältnisse in Reims,
sondern auf die beiden nach Mettlach zurückgekehrten Mönche, deren Mitschüler Ruo-
pert in Mettlach war.92 Die Abfassungszeit der Vita Adalberti läßt sich mit Gewißheit nur
auf das Intervall zwischen 977 und 993 - Amtszeit des in der Vita zweimal genannten Eg-
bert - eingrenzen. Im Epilog wird der Auftrag Egberts angesprochen (qui. . . indefessus
extitit procurator), in Kapitel 19 wird geschildert, wie der noch junge Subdiakon Egbert
in Egmond durch das Wirken des heiligen Adalbert von einem Eieber geheilt wird; die
Tempuswahl des folgenden Satzes (Hic denique est Egbertus, qui. . . Treverensem regit
ecclesiam) belegt, daß der Erzbischof noch unter den Lebenden weilt.94
Eine weitere Handhabe zur Datierung bietet der Tod des in der Vita mehrfach erwähnten
Grafen Dietrich II. von Holland, dem Vater Egberts, am 6. Mai 988. Hier ist verschiedent-
lich geltend gemacht worden, der Kontrast der Formulierung moderno tempore in Ka-
pitel 22 zu temporibus Tbeoderici iunioris in Kapitel 18 spräche für eine Entstehung zwi-
schen 988 und 993. Der ungemein vielschichtige Bedeutungsgehalt von „modernus“
mahnt jedoch zur Vorsicht, zumal für den Fall der Spätdatierung nicht ohne weiteres er-
sichtlich ist, weshalb der Nachfolger Graf Dietrichs und Bruder Egberts, Graf Arnulf von
90 gemeint ist deren cap. 26/27; s. Kap. 1.2.2.
91 MGH SS XV,2, S. 1264, Z. 44f.
9~ maßgebliche Edition Vita Sancti Adalberti Confessons, ed. G. N. M. Vis, S. 40-72 (mit holländi-
scher Übersetzung); ältere Ausgaben: Oppermann, Fontes Egmundenses, S. 3-22; AA SS Juni VII,
S. 82-90 (ed. G. Henschen); Auszüge in MGH SS XV,2, S. 699-704 (ed. O. Holder-Egger); Kapi-
telzählung im folgenden nach Vis-Edition
92 so erstmals Haenchen, Kritik, S. 56 und jetzt Vis in seiner Einleitung, S. 14; ältere Auffassung u.a.
bei Raach, Mettlach, S. 49 u. Juffermans, La vie de St. Adalbert, S. 52
94 Belegstellen Vis-Edition, S. 62 u. 70
27
Holland, keine Berücksichtigung in der Vita gefunden hat (seine Schwester Erlinde wurde
schließlich auch erwähnt).95 Umgekehrt spricht für einen Ansatz in der ersten Hälfte der
980er Jahre, daß sich in der Trierer Überlieferung ein konkreter Anhaltspunkt zur „Auf-
tragserteilung“ ausfindig machen läßt, nämlich die Schenkungsurkunde Egberts an das
Stift St. Paulin vom 31. August 981.96 ln der Zeugenliste finden sich Graf Dietrich II., der
also damals seinen Sohn besuchte, und ein Subdiakon Robert. Selbst wenn letzterer - be-
denkt man die relative Häufigkeit des Namens - nicht zwangsläufig mit dem Mettlacher
Mönch und Verfasser der Adalbertsvita zu identifizieren ist, so ist es doch sehr wahr-
scheinlich, daß Graf Dietrich auf Wunsch Egberts bei seiner Rückkehr den oder die Ver-
fasser in das heimatliche Egmond geleitet hat.
Es war Sauerland, der erstmals Ruopert in Verbindung brachte mit dem „Ruodpreht“ des
Egbert-Psalters, der sich heute in Cividale befindet.97 Auf einem der Widmungsbilder ist
dargestellt, wie der Mönch Ruodpreht, bekleidet mit einer anianischen Skapulierkukulle,
den wertvollen Kodex Egbert überreicht, der ihn dem heiligen Petrus weiterreicht. Die
Widmungsverse auf f. 16v-19r lauten: Donum fert Ruodpreht / quodpresul suscipit Eg-
breht I Qui tibi dat munus I dele sibi, Petre, reatus. Freilich glaubten Sauerland /Haseloff
eine Identifizierung ablehnen zu müssen, da Mettlach keine Bedeutung als Zentrum der
bildenden Kunst besessen habe. Die bloße Ruopert-Ruodpreht-Kongruenz sei als Argu-
ment nicht ausreichend. Dennoch hat die spätere kunsthistorische Forschung diese Frage
wiederholt ventiliert. So tritt Nordenfalk für eine alemannische Herkunft Ruoperts ein,98
dies in konsequenter Anlehnung an die postulierte Herkunft der Handschrift aus dem
Reichenauer Skriptorium. Die Rolle der Reichenau für die spätottonische Buchmalerei
galt lange Zeit als geradezu sakrosankt, bis die „ketzerische“ These von Bauerreiß, die il-
luminierten liturgischen Handschriften jener Epoche seien stets an ihrem Bestimmungsort
entstanden, sie bis zur Bedeutungslosigkeit relativierte.99 Dieser Ansatz wurde höchst
kontrovers diskutiert und hat sich letztlich nicht durchgesetzt. Es bleibt das Verdienst des
bayerischen Benediktiners, auf gewisse Unstimmigkeiten der Reichenau-Apologeten auf-
merksam gemacht zu haben. Im Falle Ruoperts verwies er auf die Darstellung des heiligen
Adalbert in der Trierer Allerheiligenlitanei; für ihn ist der Verfasser der Adalbertsvita, ein
Mann aus der Umgebung Egberts, dessen Fähigkeiten der Erzbischof so viel Vertrauen
schenkte, daß er ihn in die Hausabtei seiner Familie nach Egmond beorderte, auch der
künstlerische Gestalter des Psalters. Dodwell/Turner unterstützen die Lokalisierung nach
Trier, wobei sie unter anderem auf die markanten Unterschiede im monastischen Habit
des Ruodpreht des Egbert-Psalters mit dem des Mönches Heribert auf dem Trierer Egbert-
Codex hinweisen; beide sollen aber Reichenauer Profeßmönche gewesen sein.100 Ruopert
95 Für die Spätdatierung treten ein Huijben, Geschiedkundige Waarde, S. 234 u. 237 u. Carasso-
Kok, Repertorium, S. 3-5, umgekehrt Vis-Edition, S. 21-23, für 977-988; der Ansatz ± 985 be-
reits bei Holder-Egger, S. 699 u. Manitius II, S. 424. Zu „moderno tempore“ vgl. Freund, Mo-
dernus, S. 41-52
96 Koch, Oorkondenboek, Nr. 51, S. 91-93; vgl. dazu Heyen, Egbert-Fälschung. Die Interpola-
tionen berühren jedoch nicht die hier zur Diskussion stehende Frage.
97 Sauerland/Haseloff, Psalter, S. 6ff. u. 143
98 Nordenfalk, Abbas Leofsinus, S. 69, Anm. 37
99 vgl. Bauerreiß, Gab es eine Reichenauer Malschule? (v. a. S. 45 u. 49f.) u. ders., Ober die angeb-
lichen Reichenauer Malermönche (zu Ruopert/Ruodpreht v. a. S. 39f.)
100 Dodwell/Turner, Reichenau reconsidered, S. 7 u. S. 13ff.
28
von Mettlach als Buchilluminator? Noch die jüngste Formulierung Ronigs scheint bei
aller verschleiernden Unverbindlichkeit in diese Richtung zu deuten, die auch für die
Frage des Egmonder Evangeliars von einiger Bedeutung wäre.101
Alle bisher angeführten Autoren gehen von der Prämisse aus, daß der Künstler Ruodpreht
- sei er nun Kalligraph oder Illuminator - die Handschrift dem Erzbischof schenke. Mit
Recht weist nun Hoffmann in seiner grundlegenden Untersuchung über die Buchkunst der
deutschen Kaiserzeit darauf hin, daß die Darstellung als Schenkungsakt bedeute, daß
Ruodpreht zuerst der Eigentümer des kostbaren Codex gewesen sein müsse, also der un-
mittelbare Auftraggeber des Psalters und nicht unbedingt sein künstlerischer Gestalter.102
Folglich hält auch Hoffmann die „Vermutung, daß Ruodpreht ein Mönch oder Abt aus
Egberts Umgebung gewesen sei, durchaus nicht für abwegig“,103 als Stifter muß er nicht
zwangsläufig dem Reichenauer Konvent angehört haben, wo der Psalter nach Ausweis
der Schriftform unzweifelhaft entstand. Es stellt sich im folgenden die Aufgabe, einen
Mönch namens Ruopert/Ruodpreht zur Zeit Egberts ausfindig zu machen, der großes An-
sehen beim Erzbischof genoß und - vielleicht aufgrund seiner Familienverbindung - über
entsprechende Mittel verfügte.
Hierzu muß ich detailliert auf eine kurze Phase intensiver Kontakte zwischen der Abtei
Mettlach und dem Bistum Toul eingehen, die von der Forschung bislang übersehen
wurde. Das Geschehen spielt in den Jahren 994-996, kurz nach Egberts Tod während des
Episkopats Liudolfs von Trier. Erste Station ist die Weihe Bischofs Stephan von Toul, die
nach dem Zeugnis der Gesta Episcoporum Tullensium am 24. Juni 994 in Anwesenheit
Liudolfs in der Abtei Mettlach erfolgte.104 Benoît Picart, der Verfasser der ersten grundle-
genden Geschichte der Stadt Toul, begründet den Aufenthalt Liudolfs mit dessen Schwie-
rigkeiten mit der Stadt Trier, die er mit dem Interdikt belegt hatte;105 die Trierer Quellen
wissen darüber nichts zu berichten. Jedenfalls weilt Liudolf auch im Februar 995 in Mett-
lach, als die edle Frau Bertha, Witwe des Grafen Folmar, der Abtei fünfzehn Mansen in
Roden in comitatu Uualdravingensi schenkt.106 Die Urkunde ist leider nur kopial überlie-
fert. Die besitzrechtlichen Konsequenzen der Schenkung sind in der Literatur über Mett-
lach ausreichend erörtert worden,107 nicht jedoch ihr verwandtschaftlicher Hintergrund.
Bertha ist nämlich keine andere als die Schwägerin Bischof Stephans, ihr Sohn, Graf
11)1 Ronig, Egbert, S. 362: „Die Namensidentität mit dem Schreiber und Übergeber des Egbert-Psal-
ters ist bemerkenswert, wenn sie auch wegen der Häufigkeit dieses Namens nichts Entschei-
dendes aussagt.“ Zum Egmonder Evangeliar s. folgendes Kapitel.
102 Hoffmann, Buchkunst, S. 85 u. 315
103 ebd., S. 85
104 MUH SS VIII, S. 642: . . .qui in Metelach cenobio 8. Kal. Julii pontificali unguine consecratus. . .
105 Picart, Histoire ecclésiastique, S. 339
106 MRUB I, Nr. 270, S. 326; die Urkunde ist einer der seltenen Belege für die Grafschaft Waller-
fangen. 996 erscheint in einer Urkunde für St.Maximin Graf Giselbert (MRUB I, Nr.273), der
1004 auf dem Italienzug seines Schwagers Heinrich II. in Pavia fällt. Mit ihm erlischt das Haus
der Grafen von Wallerfangen. Der in der Roden-Urkunde genannte Graf Wetel (= Wezel? We-
zilo?) und sein gleichnamiger Neffe sind genealogisch nicht einzuordnen. Vgl. allg. E. Ennen, Gi-
selbert, Graf in der Wallerfanger Grafschaft, in: Festschrift 50 Jahre Dillinger Realgymnasium,
Dillingen 1953, S. 278-283 u. U. Nonn, Die Grafschaft Wallerfangen, in: JWLG 8 (1982), S. 1-12
s. Raach, Mettlach, S. 113-118 (dort auch die ältere Literatur)
29
Folmar II. von Lunéville, bezeichnet den Touler Bischof eindeutig als „patruus“.108 Diese
singuläre Schenkung des Grafenhauses an das Eigenkloster des Trierer Erzbistums ist also
wohl durch eine Intervention Stephans zu motivieren, der sich der Stätte seiner Bischofs-
weihe erkenntlich zeigen wollte.
Als Stephan am 12. März 996 stirbt, kommt es zur Wahl eines Mettlacher Mönchs na-
mens Robert (!) zum Bischof von Toul. Gewährsmann ist wiederum Picart, der sich auf
eine ihm vorliegende Urkunde von Roberts Nachfolger Berthold (amt. 996-1019) aus
dem Jahr 1012 zugunsten der Abtei St. Salvator beruft. Bertold habe darin betont, daß er
mit dieser Verfügung nur den frommen Plan seines Vorgängers Robert verwirkliche, der
selbst Benediktiner gewesen sei. Picart beschränkt sich leider darauf, die Arenga dieser Ur-
kunde zu paraphrasieren, er gibt nicht den vollständigen Text oder wenigstens den
Fundort seiner Quelle an. Zur Biographie Roberts vor seiner Wahl führt er aus:
„. . . Robert étoit religieux de Meteloc abbaie de l’ordre de S. Benoit au diocese de T rêves.
On en parle comme d’un homme de piété et d’érudition. Quelques manuscrits raportent
qu’étant simple religieux, il entreprit Hezzel son abbé dont la conduite étoit peu exem-
plaire, et qu’il le fit déposer, nonobstant ses intrigues et son credit, par Egbert archévêque
de Trêves, qui mit en sa place un Anglois de nation nommé Liofin. Ce nouvel abbé parut
trop regulier pour des religieux qui n’aimoient point ces grandes austeritez qu’il leur vou-
loit pratiquer; ainsi ils rapelérent Hezzel qui étoit plus à leur goût. Mais l’archévêque de
Trêves toujours attentif à son devoir, déposa Hezzel et lui substitua un nommé Remi.
Ces mêmes manuscrits de l’abbaie de Meteloc ajoutent que Ludolphe successeur d’Egbert
. . . proposa au clergé de Toul Robert pour remplir le siège épiscopal vacant par la mort
d’Etienne. Le mérité de ce religieux qui n’étoit point inconnu au chapitre de Toul, fit ac-
cepter avec plaisir la proposition du métropolitain. Le reste de sa vie nous est caché, nos
nécrologues n’en parlent point. On croit qu’il est mort à Meteloc et qu’il y est enterré. Ce
fut sans doute en 996 . . ,“109
Man hat Picart eine gewisse Leichtgläubigkeit bei der Verwendung älterer Autoren vor-
werfen können, keineswegs aber bewußte Quellenverfälschung. Daß der zum Fabulieren
neigende Trithemius nichts über diesen Robert zu berichten weiß, ist in diesem Zusam-
menhang nicht unwichtig. Der Touler Historiker kann seine intime Kenntnis der Wirren
um den unwürdigen Abt Hezzel (986/87 und 994/95) nur aus verlorener Mettlacher Klo-
sterüberlieferung gewonnen haben; die spätmittelalterliche Fassung der Miracula ver-
108 Witte, Genealogische Untersuchungen, S. 84-87; P. u. T. Gérard, Lunéville des origines à l’aube
du XlIIe siècle, in: Annales de l’Est 22 (1970), S. 199-220, hierS. 205. Die Einordnung Stephans
in die jüngere Generation - als Bruder Folmars II. - findet sich bei Parisse, Noblesse Lorraine,
S. 840 u. D. Schwennicke (Hrsg.), Europäische Stammtafeln N.F. VI: Familien des alten Lotha-
ringien I, Marburg 1978, Taf. 156. Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde II,
setzen in Stammtafel 4 Stephan als Bruder Folmars I. an, im Textteil S. 245 aber als Sohn dieses
Grafen. Abgesehen von dem bei Picart, Histoire ecclésiastique, S. 338 überlieferten patruus-Beleg
spricht auch die Generationenfolge für den ursprünglichen Ansatz Wittes: Folmar I. - 982 belegt
- stirbt vor 995, Stephan 996, Folmar II. nach 1026, seine Schwester Richildis (von Amance) hei-
ratet den 1026 verstorbenen Hzg. Dietrich I. von Lothringen.
i°9 picart, Histoire ecclésiastique, S. 341
30
schweigt die Rolle Roberts ebenso wie die peinliche Tatsache, daß der Mettlacher Kon-
vent schließlich wieder die losen Sitten unter Hezzel dem rigiden Regime unter Lioffin
vorzog und seinen Reformabt vertrieb.110 Würde dies allein schon zur Etablierung von
Roberts Episkopat genügen, so läßt sich ferner ein numismatisches Zeugnis anführen. Das
Münzkabinett zu Stockholm besitzt nämlich einen Denar mit der Umschrift R . . . RTUS
EPS, auf dem Revers: SCI DE DATI.111 Die Münze wurde also in Saint-Die geprägt, wo
die Bischöfe von Toul seit 975 Zoll-, Markt- und Münzrecht besaßen.112 Da die Touler
keinen weiteren Robert aufweisen, kann es sich nur um den 996 gewählten Mettlacher
Mönch handeln. Die Betonung liegt auf „gewählt“, denn die Weihe scheint Robert nicht
erlangt zu haben. Bereits am 24. September 996 wird sein Nachfolger Berthold gewählt,
so daß für Roberts Episkopat gerade etwa drei Monate verbleiben. Das erklärt auch sein
Fehlen in den offiziösen Gesta Episcoporum.113 Das Echternacher Nekrolog nennt für den
8.Juli einen Ruopertus diacon.m.s.Liutwini; es kann sich hier ebensogut um einen älteren,
urkundlich nachgewiesenen Mönch dieses Namens handeln.114
Die Gleichung Ruopert (Verfasser der Adalbertsvita) = Ruodpreht (Stifter des Egbert-
Psalters) = Robert (Elekt von Toul) geht auf. In seinem Exzerpt aus Mettlacher Quellen
betont Picart, daß Robert zwar nur einfacher Mönch, aber dennoch in der Lage gewesen
sei, Erzbischof Egbert zu seinen Gunsten zu beeinflussen (und das heißt konkret, ihn bei
seiner Rebellion gegen den rechtsgültig amtierenden, wenngleich einem fragwürdigen Le-
benswandel huldigendem Abt Hezzel zu unterstützen). Daß Robert nicht von ungefähr in
engstem Zusammenhang mit Lioffin gesehen wird, beschäftigt uns noch bei der Analyse
der Adalbertsvita. Gleichsam en passant gewinnen wir mit dieser These die Bestätigung
einer weiteren Aussage der Miracula. in der Eloge auf Abt Remigius von Mettlach rühmt
der Anonymus vor allem die Klosterschule, aus der mehrere Äbte und Bischöfe Galliens
hervorgegangen seien.115 Ein überzeugender Beleg war hierfür nie so recht beizubringen,
so daß man geneigt war, diesen Satz auf das Konto der Überschwenglichkeit des Chroni-
sten zu setzen. Ruopert/Robert, der nachweislich zum „condiscipulatus“ der Mettlacher
Gerbert-Adepten gehörte, ist hier der schlagende Gegenbeweis. Er dürfte auch Agens bei
dem Patrozinienwechsel des alten St. Dionysiusoratoriums zur St. Gangolfkirche bei
Mettlach sein. Pauly brachte diesen in Verbindung mit der Erstürmung der Burg Skiva
durch Erzbischof Poppo im Jahr 1016, bei der vielleicht auch die Dionysiuskirche zerstört
worden sei.116 Zentrum der kultischen Verehrung des heiligen Gangolf war neben Flo-
110 Es heißt nur lapidar: Sed postea accusatus, a prefato deponitur episcopo et exui moritur Efther-
naco . . . (MGH SS XV,2, S. 1265, cap. 15)
111 Hildebrand, Une monnaie inédite; Engel/Serrure, Traité, S. 548f.
112 MGH DD O II, Nr. 99
111 Erstmals findet sich sein Name in einer Liste der Gallia Christiana von 1616, vgl. Martin, Hi-
stoire, S. 181 f.; später nehmen ihn Brower (Metropolis II, S. 571) und die Gallia Christiana (Bd.
XIII [1785], Kol. 982) in ihre Listen auf. Skeptisch gegenüber Roberts Episkopat ist Parisse, No-
blesse Lorraine, S. 10: „. . .n’a pas trouvé beaucoup de défenseurs.“
114 Steffen, Obituar, S. 64; vgl. Müller, Mettlacher Güterrolle, S. 123
5 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 5ff.: Tanta etiam discipulis eius provenerat perfectio, ac sic in cor-
dibus eorum pii magistri fructificabat affectio, ut ad summam scientie arcem attingerent et ad
propria redeundo confines et omnium Galliarum regiones luce Mediolacensis seminarii perfun-
derent. Quidam itaque ex illis ad episcopatum sunt promoti, alii abbates sunt effecti.
116 Pauly, Landkapitel Merzig, S. 89; hierzu kritisch Junges, Mettlacher Gotteshäuser
31
rennes aber vor allem Toul mit dem Chorherrenstift St. Gangolf, wo eine Vita des Heiligen
geschrieben wurde, die sein Wunderwirken zur Zeit Bischof Gerhards (amt.963-994)
schildert. Unter Erzbischof Theoderich von Trier (amt.964-977) wird sein Kult in Trier
protegiert, in diese Zeit fällt die Gründung der Trierer Stadtkirche St. Gangolf. Die Weihe
Stephans von Lunéville zum Bischof von Toul und die Wahl eines Mettlacher Mönchs zu
seinem Nachfolger wird für das Verhältnis der Mettlacher zu diesem Heiligen, der sich ge-
rade im Benediktinerorden besonderer Verehrung erfreute, nicht ohne Auswirkungen ge-
blieben sein.117 Schließlich mag Ruodpreht/Robert umgekehrt für den Transfer der soge-
nannten Poussay-Handschrift nach Toul verantwortlich sein, eines illuminierten Codex
in enger stilistischer Verwandtschaft zum Egbert-Psalter.118
1.2.2. Die Vita S. Adalberti
Einer unbefangenen Analyse der Adalbertsvita stand lange Jahre eine erbitterte For-
schungskontroverse entgegen, die sich an der Frage ihrer unverfälschten Überlieferung
entzündete. Es war der bis auf den heutigen Tag in Standardwerken gern und ausgiebig
zitierte Oppermann,119 der in langen stilkritischen Untersuchungen zu dem Schluß ge-
langte, die Vita Ruoperts sei von dem sogenannten „Annalisten C“ um 1173 vollständig
umgearbeitet worden; dieser habe sich dabei ausgiebig der „Vita Willibrordi“ Alkuins be-
dient. Der Text des 10. Jahrhunderts sei allenfalls noch in rudimentären Resten nach-
weisbar: „Onze Vita is echter niet het werk van Ruopert.“120 In der Folge unterschied er
diese „Vita Prima“ von einer zweiten Lebensbeschreibung ebenfalls des 12. Jahrhun-
derts. 121 Erstmals entschieden Steilung gegen die Thesen Oppermanns bezog Meilink, der
freilich noch von der Existenz einiger Interpolationen ausging.122 Die unverfälschte Ori-
ginalität der Vita in toto hat jüngst Vis erwiesen. Die vermeintliche „Vita Secunda“, im
Prinzip ein Auszug der ersten zehn Kapitel der älteren Arbeit, wird in der neuen kritischen
Ausgabe denn auch als „Historia Adalberti“ mit einer angegliederten Sammlung „Mira-
cula Nova“ bezeichnet. Im folgenden meint der Terminus „Vita“ die Auftragsarbeit des
Mettlacher Mönchs Ruopert.
War Ruopert aber der einzige Verfasser? Dem stehen in der Tat einige gewichtige Mo-
mente entgegen. Im Epilog der Vita (Kapitel 28) finden sich Formulierungen, die auf we-
nigstens zwei Autoren schließen lassen:
117 zum Gangolfkult vgl. allg. Mayer, Gangolf; Zimmermann, Sankt Gangolfs Weg; Viard, Gen-
goulf
118 Paris BN Cod. lat. 10514; vgl. Dodwell/Turner, Reichenau reconsidered, S. 16
119 vgl. z.B. LThK oder Lexikon des Mittelalters, passim; wesentlich v. a. Oppermann, Fontes Eg-
mundenses u. ders., Untersuchungen zur nordniederländischen Geschichte
120 Oppermann, Fontes Egmundenses, S. 17*
121 ediert in Oppermann, Fontes, S. 23-38; zu der unterschiedlichen Tendenz beider Textes. Hugen-
holtz, Adelbert in twee gedaanten u. G. N. M. Vis, Sint Adalbert en de andere structuren. Over
het karakter van de levensbeschrijving en de verschillende wonderverhalen van Sint Adalbert van
Egmond, in: ders./M. Mostert/P. J. Margry (Hrsg.): Heiligenlevens, Annalen en Kronieken. Ge-
schiedschrijving in middeleeuws Egmond (Egmondse Studien I), Hilversum 1990, S. 35-54. Vgl,
ferner Levison, Wilhelm, Procurator von Egmond
122 Meilink, De Egmondsche geschiedbronnen, v. a. S. 12-22; später Huijben, Geschiedkundige
waarde; Hof, De abdij van Egmond; eine flott geschriebene Darstellung der „bella diplomatica“
zwischen Oppermann und seinen Kontrahenten bei Roelevink, Jagen naar volkomen zekerheid
32
Hec de vita et virtutibus opinatissimi confessoris Christi Adalberti Medelocensis cenobii
excudere cucullarii iubente serenissimo eiusdem monasterii domino. . . 123
Der geneigte Leser möge ihr Werk gnädig beurteilen: . . . nec arguat eos temeritatis. . .
Diesen Passagen folgen ferner scribentium tenuitas und dictantium . . . ingenium, wäh-
rend sich die Singularform Discat ergo legentis animus scribentis imperitie compati mit
der gebotenen Rücksicht auf den Satzkontext deuten läßt. Besonders auffallend ist die the-
matische wie formale Sonderstellung des (Doppel)-Kapitels 26/27. Weit ausholend, gera-
dezu umständlich wird darin erzählt, wie zwei Brüder in transmarinis partibus von einem
habgierigen Onkel um ihren Besitz betrogen werden und sich gegen ihn verschwören. Es
kommt zu einem regelrechten Krieg zwischen den Parteien, bei dem die beiden ihren
Onkel erschlagen. Der zuständige Diözesanbischof trägt ihnen zur Buße auf, eiserne
Ketten um Arm und Brust zu tragen. Nachdem sie mehrere loca sanctorum aufgesucht
haben, erlöst zunächst die heilige Gertrud von Nivelles124 den einen Bruder von seiner
Last, ehe dem anderen am Grabe des heiligen Adalbert Erlösung zuteil wird, - ein Beispiel
für die gelungene Kooperation zweier Heiliger. In dieser Episode ist das Vorbild für die
Schlußzeilen der Miracula S. Liutwini zu sehen. Die frappierenden Unterschiede in Voka-
bular und Syntax zu den vorangehenden Kapiteln der Adalbertsvita lassen Vis mit Recht
einen „Anonymus Mediolacensis“ als Redakteur der Arbeit Ruoperts annehmen.125
Läßt sich dieser zweite Mettlacher identifizieren? Aus dem einzigen, zudem umstrittenen
Statius-Zitat in der Vita Adalberti126 auf eine Beteiligung des Remigius von Mettlach
schließen zu wollen, ist problematisch. Dessen Vertrautheit mit der Achilleis, die sich aus
dem Briefwechsel mit Gerbert ergibt, ist gesichert, doch der einzig legitime Schluß ist hier,
daß auch seinem Mitschüler Ruopert dieser lateinische Schulautor geläufig war. In diesem
Zusammenhang ist auf das immer noch ungelöste Forschungsproblem des Egmonder
Evangeliars127 hinzuweisen, dessen Hauptteil in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts
entstanden ist. Die beiden letzten Miniaturen dieser Handschrift zeigen das holländische
Grafenpaar Dietrich II. und Hildegard, wie es einmal den heiligen Adalbert um Fürbitte
ersucht und dann das vollendete Evangeliar auf den Altar der Abteikirche legt. Beide mit
Begleitversen versehenen Miniaturen sind nach überwiegender Meinung der Forschung
dem Evangeliar um 975 hinzugefügt worden, ihre künstlerische Provenienz bleibt unklar.
Bereits die beiden grundlegenden älteren Publikationen von Séjourné und Brennink-
meyer-de Rooy gelangten zu auf den ersten Blick einander abschließenden Ergebnissen,
123 Holder-Egger, S. 699, zitiert diese Stelle, meint aber dann recht apodiktisch: „. . .sed quin uni
auctori potissimum hoc opusculum attribuendum sit, vix ac ne vix quidem dubito.“
124 Sie verfügte über einschlägige Erfahrung in Kettenbefreiungen, vgl. De virtutibus S. Geretrudis,
^ cap. 8-9, MGH SS rer. Mer. II, S. 468f.
125 hierzu ausführlich Vis-Edition, S. 23-26; als Beispiel seien hier genannt die Vorliebe des An-
onymus für asyndetische Konstruktionen, Wahl der 1. Person Singular anstelle der sonst durch-
gängig verwendeten Pluralform, anderer Satzrhythmus, häufige Verwendung von Metonymen
u.a. Ruopert selbst, der gelegentlich schon zweisilbigen Reim einsetzt, muß hohes formales
Können attestiert werden, vgl. Polheim, Reimprosa, S. 397
6 Vita Adalberti, cap. 12: tantis cumulatur acervis; Statius, Thebais,10,655: exanimes circum cu-
mulantur acervi; vgl. Vis-Edition, S. 19
Königl. Bibi. ’s-Gravenhage76 FI, v. a. f. 214v u. 215; Abbildung (mit Zitierung der Begieitverse)
u.a. bei Cordfunke, Opgravingen, S. 21-23
33
wenn sie einerseits Erzbischof Egbert als Auftraggeber der Miniaturen sehen, andererseits
aber auf angelsächsische Stilelemente der Darstellung verweisen.128 Egbert hat in der Zeit
seines Episkopats der Stätte seiner Jugend jede nur erdenkliche Fürsorge angedeihen
lassen, indem er liturgisches Gerät und Bücher nach Egmond schickte.129 Es gibt nun in
der Tat einen Mettlacher Abt englischer Eierkunft der Egbertzeit mit ausgewiesenen Fä-
higkeiten als Illuminator: den ehemaligen Nonnus der Genter St. Peter-Abtei Lioffin/Le-
ofsinus.130 Verschiedene Autoren vertreten die Entstehung der Miniaturen in Gent, wobei
sie auf enge stilistische Parallelen mit dem sogenannten Aethelwold-Benedictionale ver-
weisen, das zwischen 971 und 984 gefertigt wurde.131 Angesichts der Quellenlage vermag
die Dichte der Argumentation hier keinen Beweischarakter zu erlangen, aber auch weitere
Indizien sprechen für eine Anwesenheit Lioffins in dem nordholländischen Kloster. Das
Frauenkloster Nivelles liegt gerade 60 Kilometer von Gent entfernt, dort kursierende
Wundererzählungen müssen Lioffin vertraut gewesen sein. Aus Gent waren eine Genera-
tion zuvor die ersten Mönche für die Besiedlung der Abtei St. Adalbert gekommen, cul-
tores monasticae observantiae in der Terminologie Ruoperts.132 Tumultuarische Besitz-
streitigkeiten hatte er in „transmarinis partibus“ (i.e. England) unter Umständen selbst er-
lebt.133 Von der Chronologie läßt sich ein Aufenthalt Lioffins in Egmond leicht vertreten,
doch ist die Redaktion des Ruopert-Textes auch in Mettlach selbst möglich gewesen.
128 Séjourné, Deux miniatures, S. 34: „Du moins est-ce un fait désormais acquis que le biographe
en question n’était pas un moine d’Egmond, mais bien un moine de Mettlach du nom de Ruspert
(sic!) envoyé tout exprès sur les lieux par l’archevêque de Trêves. N’aurait-il pas envoyé aussi
notre destinateur? Chilo sà?“ -Brenninkmeyer-de Rooy,The miniatures, S. 166: „Asforthe îco-
nography of fol. 215, although saints interceding with Christ are found in art from Early Chri-
stian times on, Christ is never shown in a mandorla. We first find it in the lOth Century: in Anglo-
Saxon miniatures, in German illumination and on the present page. Although the first examples
are far from homogenous in conception, it is in any case clear that the intercession miniature in
the Egmond Gospels is doser to the Anglo-Saxon than to the German examples.“
129 Es existiert eine Liste von 19 Handschriften, die Egbert der Abtei schenkte, s. Kleyn, Catalogus
der boeken, und die neuere Übersicht von Lampen, Catalogus librorum. Ein schönes Zeugnis für
die Anhänglichkeit, die man sich in Egmond auch in späteren Jahrhunderten an den holländi-
schen Grafensohn bewahrte, ist die Reimchronik des Melis Stoke {Buch I, Z. 674ff.):
(Egbert) offerde sinte Aelbrechte
Ene goudijn cruce van scoenre manière,
Ende oec ene kasuffle diere,
Ene aelmatike ende een missael,
Capittelaer ende een passionael,
Ende ander goede boeke dar met,
Doude ende nie wet,
Bescreven in letteren fine,
Ende vol beilichdoems ene serine.
110 s. Kap. 1.3.1.
131 so bereits der Katalog „Schatten van de Koninklijke Bibliothek“, Nr. 12f. (Gent oder Nieder-
rhein) u. Korteweg, Thierry II, v. a. S. 150. Die jüngste Studie zum Egmonder Evangeliar von Cig-
gaar, Dedication miniatures, betont wieder die Rolle Egberts als Vermittler, glaubt aber byzan-
tinische Elemente in der Ikonographie der Schlußminiaturen ausfindig machen zu können.
132 Vita Adalberti, cap. 18; für St. Peter treten ein Huijben, Geschiedkundige waarde, S. 264 u. de
Glas, De plaats van herkomst. Ihre Herkunft aus St. Bavo verfocht Oppermann und jetzt wieder:
G. Declerq, Gent (III). Geschichte der Abteien St. Peter und St. Bavo, in : Lexikon des Mittelalters
IV (1989), Sp. 1244-1246
133 s. Kap. 1.3.1.; ein englisches Pendant sind die Miracula S.Swithuni (10. Jh.), AA SS Juli I, S. 298,
cap. 32, wo ebenfalls eine Kettenbefreiung „in transmarinis partibus“ geschildert wird.
34
Letzterer hat auf jeden Fall die Beschaulichkeit des Saartals mit der fremdartigen Küsten-
landschaft Nordhollands vertauschen müssen, wofür nicht nur die Formulierung der Mi-
racula S. Liutwini (ad Ekmundam missus) sondern auch die intime Detailkenntnis der
Adalbertsvita „vor Ort“ spricht. Die Wundererzählung des Kapitels 12, in der ein hoher
Sandberg die kleine hölzerne Kirche bedroht und der von Adalbert über Nacht in sichere
Entfernung verbannt wird, ist nämlich eine adäquate Beschreibung des Phänomens der
Wanderdünen, die gerade in der Periode von 800-1200 charakteristisch für die Formation
der nordholländischen Dünenregion waren.134 Ferner weiß Ruopert, daß die Wohnung
eines gewissen Ruosekin nicht weit vom Kloster Egmond liegt, dessen Bau unter dem
spürbaren Mangel an Kalk und Steinen in der Gegend litt.135 Sein längerer Aufenthalt in
Fiolland läßt ihn sogar die Mentalität der verarmten Küstenbewohner erahnen: die Angst
der Bevölkerung vor der Verlassenheit dieser Region nach den verheerenden Plünde-
rungen der Normannen im 9. Jahrhundert steht im Hintergrund der Eggo-Episode in Ka-
pitel 5/6, wie auch umgekehrt bei Ruoperts eigenwilligem etymologischen Erklärungsver-
such für den Namen Egmond136 die etablierte Herrschaft der holländischen Grafen im 10.
Jahrhundert anklingt.
Die Aussagen Ruoperts über die Gründungsgeschichte der Abtei Egmond haben mittler-
weile durch umfangreiche Ausgrabungen eine glänzende Bestätigung erfahren;137 in Er-
gänzung der wenigen Urkunden ist folgendes Datengerüst Konsens der Forschung:
± 740 Tod Adalberts und Bestattung etwa 1,5 km von späterer Abtei entfernt138
± 922 Graf Dietrich I. erhält die Kirche von Egmond und gründet ein kleines Nonnen-
kloster mit Holzbauten
± 950 Ersetzung der Nonnen durch Genter Mönche und Bau einer steinernen Abtei-
kirche
Der historiographische Wert der Vita ist denn auch von der niederländischen Forschung
voll anerkannt worden,139 während ältere deutsche Standardwerke hier recht pauschali-
sierend verfahren.140 Letzteren ist zuzubilligen, daß Ruopert vom heiligen Adalbert selbst
134 Periode der sogenannten „jonge Duin“ (nach Tabellen im Dokumentationszentrum Castricum,
Niederlande); für den Versuch einer Systematisierung der Wunder des Heiligen s. Zoepf, Hei-
ligen-Leben, S. 163, 190, 197, 204; eine fundierte geographische Auswertung der Beobach-
tungen des „buitenlanders“ Ruopert bei Rentenaar, Nederlandse Duinen
135 Vita Adalberti, cap. 18 u. 23
136 cap. 10: Egmond = haec munda = dies ist rein (nämlich von den normannischen Einfällen); in
Wirklichkeit Egmond = Mündung des Eg, eines noch in römischer Zeit existierenden kleinen
Flusses in Nord-Süd-Richtung. Nimmt man den Personennamen Eggo hinzu, mit dem Ruopert
einen Bezug zu Egmond zumindest suggeriert, so verkörpert er vorzüglich die von den übrigen
Mettlachern her vertraute Lust am etymologischen Fabulieren, vgl. Rentenaar, Topografische
structuur, S. 334ff.
137 Erschöpfende Dokumentation bei Cordfunke, Opgravingen
138 Die präzise Jahresangabe 740 ist erst spat überliefert und gemahnt verdächtig an Willibrords To-
desjahr 739. Streng genommen sollte man sich mit einer Datierung in die erste Hälfte des 8. Jh.
bescheiden.
139 vgl. z.B. Hof, De abdij van Egmond, S. 19: „Want Ruopert was hagiograaf en niet de eerste de
beste. . . “ Angesichts der wenigen Angaben der Vita zu Adalbert selbst urteilt Cordfunke, Opgra-
vingen, S. 13 zu überschwenglich: „Ruopert. . . heeftonsmetdeze Vita een werk nagelatenwaar
van de betekenis ver uitgaat boven die van een stereotiep heiligenleven.“
140 „Fast ohne eigenen historischen Gehalt“ (Wattenbach/Holtzmann 1,1/2, S. 173); „Das Ganze ist
eher eine Übung des wegen seines Wortreichtums grotesken Stils des Verfassers als eine historio-
graphische Arbeit. . .“ (Manitius II, S. 425f.)
35
nur wenig zu berichten weiß, hier schöpft er vornehmlich aus Alkuin und Beda. Bislang
wenig beachtet blieben die sprachlichen und stilistischen Eigenheiten der Vita, für die nun
auf die Edition von Vis verwiesen werden kann, der auch gegenüber den älteren Ausgaben
weitere Quellen Ruoperts herausgearbeitet hat. Da Egmond in den 980er Jahren noch
kaum eine eigene Bibliothek besessen hat (s.o.), ermöglicht dies wertvolle Rückschlüsse
auf Ruoperts Bildungshintergrund und den Bücherbestand der Mettlacher Abtei.141
1.3. Lioffin von Mettlach - „...quendam Angligenam, artis medicine
peritum. . .“142
1.3.1. Die Achse Gent-Reims-Mettlach
Nach dem vorzeitigen Tod des noch jungen Nizo I. folgte das Intermezzo um den unwür-
digen Abt Hezzel, dem der Chronist nicht zum wenigsten seine zahlreichen Liebschaften
ankreidet.143 Als Egbert kraft seiner Befugnisse als Erzbischof hier energisch durchgriff,
bestimmte er als Hezzels Nachfolger einen Mönch angelsächsischer Herkunft. Über ihn
wissen die Miracula folgendes zu berichten:
Ecbertus autem, qui pro suis criminibus Heccelem deiecit, Lioffinum quendam Angli-
genam, artis medicine peritum, eius loco substituit. In cuius temporis spacio scolare exer-
citium in Mediolacu plurimum vigebat, et regularis discipline observatio inter monachos
florebat. Precessorum eciam suorum sepulcbra versibus adornavit. Necessaria quoque
fratribus, quia rerum exuberantia sibi subpeditavit, copiose ministravit.
Domunculum, quam Hezzel imperfectam reliquerat, ab imo eruit, et Aquisgrani pala-
cium mittens et exinde similitudinem sumens, turrim, que adhuc superest, erexit. Sed
postea accusatus, a prefato deponitur episcopo et exui moritur Efthernaco ...144
Daß es nach der Absetzung Lioffins Hezzel noch einmal gelang, sich kurzfristig in Mett-
lach zu etablieren, spricht für eine Datierung dieser Vorgänge auf Ende 993, kurz vor dem
Tod Egberts am 8./9.Dezember. Der Chronist schweigt sich über die Gründe, die zur
Amtsenthebung geführt haben, aus. Die Exzerpte Picarts lassen jedoch einen erheblichen
Widerstand aus dem eigenen Konvent gegen den ehrgeizigen englischen Reformabt er-
schließen.145 Dessen Spur können wir erst wieder in Echternach, seiner letzten Lebenssta-
141 vgl. z.B. in cap. 9 der Vita Zitat von Regino von Prüm, Chronicon ad a. 853: Nortmanni. . . om-
nemque circumquaque regionem devastantes. . in cap. 9: . . .accidit piratas hiis in partibus ad-
vectos omnem circumquaque regionem devastasse incursu hostilitatis. In cap. 13 glaubt Vis Be-
züge zur juristischen Terminologie der Schenkungsurkunde Karls des Einfältigen für Graf Diet-
rich I. vom 15. Juni 922 zu erkennen.
'42 MGH SS XV,1, S. 1265, Z. 35f.
143 ebd., Z. 29f.:.. . illicitis mulierum deserviens enormiter amoribus. ..
144 ebd., Z. 35-42; Lioffin scheint nicht der einzige Engländer gewesen zu sein, den es im 10. Jh. nach
Mettlach verschlug: ln gente ergo Anglorum quidam daemone possessus erat, qui ad Medio-
lacum mundandus venerat. . . (AA SS Sept. VIII, S. 177, cap. 6) Zu den in ottonischer Zeit im
Reich weilenden Iren s. Reiche, Iren in Trier; Semmler, Iren in der lothringischen Klosterreform;
Weisgerber, Irenwelle.
145 s. Kap. 1.2.1.
36
tion, verfolgen. Dort fertigte nämlich ein Leofsinus abba indignus et peccator eine Pracht-
handschrift des Paschasius Radbertus für das Willibrordskloster an.146 Diesem Codex hat
Nordenfalk eine eingehende kunsthistorische Abhandlung gewidmet, die auch for-
schungsgeschichtlich von einigem Interesse ist.147 Nach Nordenfalk sind zwei Schreiber
und zwei Initialzeichner an der Erstellung beteiligt gewesen; da der Wechsel in der Orna-
mentik mit dem Wechsel der Schrift exakt Zusammenfalle, sei von einer Identität von
Schreiber und Zeichner auszugehen, wobei Leofsin selbst für die Widmungsinschrift und
den ersten Teil bis f. 109r verantwortlich zeichne. Im folgenden versucht er mittels Bei-
spielen aus der englischen Buchmalerei des 8.-9. Jahrhunderts und unter Rückgriff auf die
Parallelen zwischen dem Mettlacher „Alten Turm“148 und angelsächsischer Architektur
den englischen Hintergrund Leofsins zu erhärten.
Als Vorlage diente Lioffin/Leofsinus eine Trierer Handschrift des Paschasius Radbertus,
in die er eine nahezu identische Widmung eintragen ließ.149 Dieser Codex stammt nach
dem paläographischen Befund bereits aus der Mitte des lO.Jahrhunderts, und es darf an-
genommen werden, daß er in dem unter Abt Ruotwich so aktiven Mettlacher Skriptorium
geschrieben wurde. Es ist bezeichnend, daß Lioffin in seiner Widmung an St. Eucharius
eine an seine abgeschliffene „Mettlacher“ Namensform angenäherte Variante wählt, in
Echternach hingegen, das seine Bindungen an den angelsächsischen Kulturkreis nie ver-
leugnete,150 die für kontinentale Zungen schwierigere Form „Leofsinus“ wählte. Dies ist
die latinisierte Form des gebräuchlichen altenglischen Personennamens „Leof-sige“, der
sich im 10. Jahrhundert mehrmals belegen läßt.151 So weit erwachsen keine Probleme mit
der englischen Herkunft des Mettlacher Abtes. Weshalb gibt es aber in der „reinen Lehre“
Nordenfalks einige Unstimmigkeiten?152 Weshalb steht in den knappen Ausführungen
des Trierer Jesuiten Brower zur Mettlacher Klosterschule bei Lioffin die Marginalie „Bri-
146 Cod. Paris BN lat. 8915; die Widmungszeilen auf f.l wurden 1930 von Nordenfalk mit einem
Reagens behandelt und sichtbar gemacht: Dedit Leofsinus abba indignus et peccator hunc li-
brum pro remedio animae suae Sancto Willibrordo et illic servientibus. . .
147 Nordenfalk, Abbas Leofsinus; diese Studie war der Ausgangspunkt von Schroeders Erforschung
des Echternacher Skriptoriums im 10./11. Jahrhundert (Schroeder, Bibliothek). In der „HandB“,
so Nordenfalks Terminus für den Lioffin-Fortsetzer, erkennt Schroeder den Hauptinitiator eines
ehrgeizigen Studienprogramms, das den Kanon der unter Gerbert in Reims eingesetzten Schriften
aufnimmt. Einige seiner Zuschreibungen sind jedoch zu überprüfen, vgl. Hoffmann, Buchkunst,
S. 509
148 Auf Lioffins Bautätigkeit kann im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden. Aus der seit
Nordenfalk erschienenen Literatur sei hervorgehoben Volkelt, Bauskulptur, S. 21-37, der sich
gegenüber englischen Stilelementen an der Bauzier des Alten Turms skeptisch äußert. Die von
Klewitz angekündigte, größere zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse seiner Grabungs-
kampagnen von 1954/55 und 1959/60 ist noch nicht erschienen, einstweilen sei verwiesen auf
Klewitz, Baugeschichte.
149 Cod. Trier Stadtbibi. 588/1543, f. Ir: Dedit Liofsinus abba indignus et peccator hunc librum pro
remedio animae suae sancto Euchario illique servientibus. . zur Handschrift s. Hoffmann,
Buchkunst, S. 508 u. Abb. 299b
150 s. Schroeder, Beziehungen; Müller, Linguistisches
151 Searle, Onomasticon, S. 332 u. 565; von Feilitzen, Pre-ConquestNames,S. 315; vgl. ferner Char-
ters of Rochester, ed. A. Campbell (Anglo-Saxon Charters I), London 1973, S. 45ff.; zur alteng-
lischen Personennamenforschung im allgemeinen und zum Plan eines „neuen“ Searle im beson-
deren s. von Feilitzen, Planning, u. Voitl, Personennamen.
U2 vgl. Volkelt, Bauskulptur; Plotzek, Initialmalerei, S. 119f., betont bei Cod. Paris BN 8915 neben
dem insularen vor allem den alemannischen Einfluß.
37
tannus vel Hollandus“?153 Die Antwort findet sich in einem undatierten Schreiben Abt
Widos von St. Peter/Gent (amt. 980-986)154 an Erzbischof Dunstan von Canterbury, in
dem er ihn um Hilfe für sein Kloster ersucht, nachdem widrige Witterung die Heuernte
verdorben habe. Wegen seiner Bedeutung für die Fragestellung sei es hier trotz Widos
Vorliebe für ermüdende diplomatische Floskeln in extenso zitiert:
Meritorum virtute pontificali donato dignitate principaliter domino serenissimo arcby-
praesuli D., frater Wido peccator Blandiniensis coenobii destinatus rector cum unanimi
fratrum collegio optabile caelici principatus contubernium.
Minore quidem ambigentes fiducia, dulcissime pastor, vestrae paternitatis expeteremus
magnificentiam, ni plurimum nota et saepius comperta affabilitatis vestrae nos animaret
benignitas. Post recentem itaque nuperrimae legationis commendationem per fratrem no-
strae societatis nonnum Leofsinum vobis directum, licet judicandi minus verentes, ma-
xime tamen confidentes hoc litterarum indiculo vestrae celsitudinis pulsamus aures, a qua
clementissimum benignae subventionis praestolamur suffragium.
Ut vere namque fateri compellimur, peccaminum nostrorum exigente mole, nostris in re-
gionibus, ut saepius, hornotina deperierunt saltuum pascua. A vestrae igitur dapsilitatis
largitate sustentationem adipisci speramus et humiliter ponimus, ut in hoc et in quibus-
libet benedictionum impensis, prout vestrae multiplici libuerit sufficientiae nos dignemini
clementer solaciari.
Si igitur praesentium latores apud vestrae celsitudinis praesentiam praefatum nonnum
Liefsinum invenerint, eis in commune vestrae miserationis injungere dignemini destina-
tionem. Si vero ille iam praecessit, hos ipsos sufficere non diffidimus. Vale.155
Dieser Leofsin, Nonnus156 des Klosters auf dem Blandinischen Berg und Vertrauensmann
seines Abtes, weilte also in - freilich nicht näher umschriebener - Mission bei Erzbischof
Dunstan. Von Canterbury reiste er dann (wie dem Brief zu entnehmen ist) weiter, wohl
um die ausgedehnten Besitzungen von St. Peter auf der britischen Insel zu inspizieren.
Diese gingen in ihren Ursprüngen auf das Jahr 918 zurück und lagen vor allem um London
153 Brower, Antiquitates, ad. a. 990
154 Er ist identisch mit dem erstmals 959 belegten Propst Wido von St. Bavo, einem Neffen des Ger-
hard von Brogne (und bereits 947-48 Abt von St. Bertin), s. Holder-Egger, Heiligengeschichten,
S. 662-664. Die Annales Blandinienses, ed. L.Bethmann, MGH SS V, S. 20-34, bedenken ihn
ad a. 981 mit dem Epitheton „sapiens“, eine Würdigung, die außer ihm nur noch Gerbert von
Aurillac erfährt.
155 Stubbs, Memorials, S. 380f.; bezüglich der Demutsfloskel „peccator“ vgl. die beiden Leofsinus-
Widmungen
156 vgl. Regula Benedicti (Die Benediktus-Regel lat.-dt., hrsg. v. B. Steidle, Beuron 19804), cap.63
(De ordine congregationis): . . .sed priores iuniores suos fratrum nomine, iuniores autem priores
suos nonnos vocent, quod intelligitur paterna reverentia. Die Aachener Synode von 817 (s. C. J.
Hefele/H. Leclercq, Histoire des conciles IV, 1, Paris 1911, S. 27), cap. 54, versteht unter dem
Nonnus den klösterlichen Vorsteher im allgemeinen: Ut quipraeponuntur, nonni vocentur. Wei-
tere Belege Du Cange V, S. 606; in den drei erhaltenen Urkunden Abt Widos erscheint jeweils sein
späterer Nachfolger Adalwinus als Prepositus: Diplomata Belgica Nr. 68* (4. März 981, Fäl-
schung des 11. Jh.), Nr. 69 (5. März 981) und Nr. 70 (9. Jan. 982-83). Diese Schenkungen bestä-
tigte am 28. Mai 985 in Laon König Lothar auf Bitte Widos, s. L. Halphen/F. Lot, Recueil des
actes de Lothaire et de Louis V, rois de France (954-987), Paris 1908, S. 124, Nr. 52. Die Urkunde
ist verloren und wird nur im „Liber traditionum Sancti Petri Blandiniensis“ erwähnt.
38
(Greenwich), Woolwich und verschiedenen Orten in Kent.157 Aufgrund ihrer Exponiert-
heit waren sie stets gefährdet, wie eine Urkunde König Edgars von 964 und das Restitu-
tionsversprechen des gerade exilierten Edward des Bekenners von 1015 dokumen-
tieren.158 Kontakte zwischen den großen flandrischen Abteien und England waren in der
zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nichts Außergewöhnliches. Dunstan selbst hatte zwei
Jahre im Exil zu Gent zugebracht (955-957) und war dort mit der Reform des Gerhard
von Brogne vertraut geworden.159 Bei der Ausarbeitung der Regularis Concordia auf der
Synode von Winchester um 970 spielte denn auch eine Delegation aus Gent eine führende
Rolle.160 Die Quellen „sprechen“ auf den unterschiedlichsten Ebenen: Der Tod Abt Wo-
mars von Gent (gest. 980), des Amtsvorgängers Widos, wurde in die Chronik der Abtei
Abingdon eingetragen; Graf Arnulf II. von Flandern (gest. 988) war ebenso wie Leofsin
Bittsteller bei Erzbischof Dunstan, bei dem er um die Vertretung flandrischer Interessen
am englischen Königshof antichambrierte.161 Für Leofsins Identität mit dem späteren
Mettlacher Abt162 sprechen bislang: a) die Namensgleichheit, b) die Bemerkung Browers,
c) die Chronologie (Tod Nizos I. am 18. Okt. 986, Regime Hezzels 986/87), d) die engli-
schen Verbindungslinien. Seine reformerische Ausprägung, die auf so heftigen Wider-
stand im Mettlacher Konvent stieß, bleibt schwer einzuschätzen. War er schon zur Zeit
Abt Womars, des Gerhard-Schülers, Mönch zu St.Peter und von daher noch in der Linie
der Brogne-Reform stehend?163 Seine Charakterisierung als „Nonnus“, also als älterer,
gesetzter Mönch, spräche dafür. Diese Frage kann aber so lange nicht sicher entschieden
werden, bis feststeht, daß er nicht vor beziehungsweise nach der Amtszeit Widos Angehö-
riger eines englischen Konvents war. So nennt der Liber Eliensis - Ely wurde von
Abingdon aus reformiert-für 975 einen Mönch Lefsius (= Leofsige), der zur Klärung ver-
wickelter Besitzstreitigkeiten ein Chirograph beibringt.164 Zu erwähnen ist ferner der
„Leofsige abba“, der in einer Urkunde Aethelreds des Unberatenen aus dem Jahr 986 als
Zeuge aufgeführt ist.165
Dem bisher gewonnenen Bild lassen sich weitere wichtige Mosaiksteine einfügen. Zur
Zeit Egberts existieren nämlich enge Beziehungen zwischen Gent und der Moselmetro-
pole. Von St. Peter hat Egbert die ersten Mönche für die Abtei St.Eucharius geholt, 979
157 Als Materialsammlung diente der Abtei das Kartular Gent UB Nr. 536: „Bona in Anglia de jure
ad Ecclesiam S. Petri iuxta Gandam spectantia, ab anno 918“ (14./15.Jh.)
158 van Lokeren, Chartes, Nr. 38 u. 96; in der Edgar-Urkunde erscheint Dunstan geradezu als
Schutzherr der flandrischen Abtei: . . .sub cuius gubernatione ac patrocinio ipsa eademque
S. Petri ecclesia de Gant, a tempore Eadwi régis, fratris mei, manet regenda. , . Vgl. hierzu Op-
permann, Blandinium, S. 103f.
159 Vita S. Dunstani auct. Osberno (Stubbs, Memorials, S.101) u. Vita S. Dunstani auct. Eadmero
(ebd., S. 193); zum Hintergrund der Brogne-Reform vgl. allg. Gérard de Brogne.
160 Regularis Concordia, S. 3, § 5; zum Problemkreis der RC vgl. Tenth Century Studies, passim
161 Grierson, Relations, S. 75; nach Gerchow, Gedenküberlieferung, S. 70 u. 177, verbrachte Abt
Womar längere Zeit in Winchester (Quellenbeleg S. 323 der Liber Vitae von Neumünster/Win-
chester).
162 als Möglichkeit erstmals in Betracht gezogen von Becker, Handschrift, S. 155
163 freilich seit 954 (Amtsantritt Womars) unter Beifügung starker Gorzer Elemente, vgl. Hallinger,
Gorze-Kluny I, S. 79 u. 300
164 Liber Eliensis, S. 99; aus Ely sind die Todestage dreier Mönche namens Leofsinus notiert, s. Ger-
chow, Gedenküberlieferung, zum 21. März, 25. Juli u. 10. Okt.
165 KCDNr. 655
39
weilte er selbst in Gent zur Weihe der Abteikirehe von St. Peter.166 Meiner Meinung nach
ist Leofsin aber nicht auf diesem direkten Weg nach Trier beziehungsweise Mettlach ge-
langt. Präzis in die Jahre 984-988 lassen sich wissenschaftliche Kontakte zwischen der
Dotnschule in Reims unter Gerbert und der Genfer Abtei datieren. Wir erfahren von
einem Schüleraustausch, bei dem es zu kleineren Reibereien kam.167 Im Oktober 986 be-
kundet Gerbert nach dem Tod Abt Widos den Genter Mönchen seine aufrichtige Teil-
nahme und verspricht ihnen, so weit es in seinen Kräften stehe, mit Rat und Tat zur Seite
zu stehen. Selbst hier verschafft er noch seiner Bibliophilie beredten Ausdruck, wenn er
um eine Buchabschrift aus der Feder eines gewissen Claudianus bittet.168 Im Spätsommer
987 drängt Erzbischof Adalbero bei den Gentern energisch auf die Rückgabe entliehener
Bücher.169
Kombiniert man diese Zeugnisse mit dem Schreiben Adalberos an Egbert von Mitte April
988, in dem er ihm baldige ärztliche Hilfe in Aussicht stellt,170 so sind alle Indizien bei-
sammen: Leofsin war dem Reimser Gelehrten bekanntgeworden, weniger als Kalligraph
(obgleich das Genter Skriptorium sich gerade damals zu voller Blüte entfaltete)171 und
schon gar nicht als Dichter und Hagiograph, als der er in Egmond geweilt haben mag; für
Gerbert, selbst in der Heilkunst wohlbewandert,172 war vielmehr der „artis medicine pe-
ritus“ wichtig. Ihn schickte er nach Trier zu dem von Jugend an kränklichen Egbert, der
166 Translatio S. Celsi, MGH SS VIII, S. 205 (ed. G. Waitz); Annales Blandinenses, MGH SS V, S.
25; zu den Anfangsjahren von St. Eucharius s. Becker, Abtsreihe, S. 24ff.
167 Weigle, Briefsammlung, Nr. 36 (Erzb. Adalbero an Abt Wido, Juni-Juli 984): . . .Ex vestris fra-
tribus quendam adoptavimus, sed noster, qui redire debuit, retentus est. Rescribite ergo saltim,
quid ex his animo sederit vel si qui nostrorum puerorum penes vos institui possint, et si est,
quando id fieri debent.
168 ebd., Nr. 96: Qui me vobis fratrem adoptastis, orbitatem vestram ut sentiremus magnopere, ef-
fecistis, virque ille venerabilis memorie nos sui memores in eternum honestis obtinuit officiis.
Ergo agite, patrem vobis dignum cicius exquirite, ne grex dominicus fluctuet sine pastore. Nostra
ope si indigetis, utemini et consilio et auxilio iuxta vires ac scientiam. Libros nostros festinantius
remittite. Et si is, qui per Claudianum rescribi debuit, insuper mittetur, erit res dignissima vobis
ac vestra karitate.
169 ebd., Nr. 105: . . .Quosdam codices nobis vestra sponte obtulistis, sed nostri iuris nostraeque ec-
clesiae contra divinas humanasque leges retinetis. . . Es ist füglich zu bezweifeln, daß die Hand-
schriften je wieder nach Reims gelangten, wenn auch der Bericht des Sigerus Piscatoris (= Siger
de Visschere), eines Chronisten des 16. Jh., von einem Brand der Abtei St. Peter - den Grundstein
zum Neubau habe Abt Wido am 1. April 985 gelegt - auf St. Bavo und seinen Abt Otwin zu be-
ziehen ist, s. Rijksarchief Gent, Fonds St. Pieters, Ireeks, Nr. 81, f. 58 v u. Annales S. Bavonis Gan-
densis (MGH SS II, S. 185ff.), ad a. 985. In den Annales Blandinienses ist ein Klosterbrand nicht
vermerkt.
170 Weigle, Briefsammlung, Nr. 114: Molestia vestra deiecti relevatione relevati sumus. Addidimus
etiam et addemus supplicationes, quas poterimus, et si quid ars medicinae labori nostro suggeret,
quam proxime dirigemus. . .
171 Der spätere Abt Wichard (gest. 1058), der Vorgänger jenes berühmt-berüchtigten Everhelm, ist
bereits zwischen 988 und 994 als Schreiber bezeugt, s. Diplomata Belgica, S. 106. Unter ihm, der
in seiner Jugend Leofsin noch selbst erlebt haben mag, bürgerten sich in St. Peter „prägothische“
Schriftformen ein, vgl. Verhulst, Activité. - Ein weiterer namentlich bekannter Schreibermönch
angelsächsischer Herkunft läßt sich um 990 in Fleury nachweisen, s. J. Vezin, Leofnoth. Un scribe
anglais à Saint-Benoît-sur-Loire, in: Codices manuscripti 3 (1977), S. 109-120.
172 s. Kap. 2.1.1.; sein Apologet Richer spezialisierte sich nach 991 in Chartres weiter, vgl. Mac
Kinney, Tenth-century Medicine u. Kortüm, Richer von Saint-Remi, S. 15f. u. S. 80. Dort las er
Hippokrates, Galen und Soran. Zu angelsächsischen Traktaten der Heilkunst im 10. Jh. wie z.B.
Bald’s Leechbook s. Cameron, Sources.
40
ihn sogleich zum Abt von Mettlach beförderte (988?).173 Dort hielten sich zeitweise wei-
tere Mönche aus St. Peter auf, die in der Klosterschule von (Abt?) Remigius unterrichtet
wurden.174 Welche schwerwiegenden Gründe Egbert dann bewogen, seine Entscheidung
zu revidieren, bleibt ungewiß: einzig das Gezänk einiger unzufriedener Mettlacher
Mönche kann es nicht gewesen sein. Seine letzten Tage beschloß Lioffin in Echternach,
wo er, vielleicht zusammen mit einem Mettlacher Gefährten, weiter tätig blieb. Ihrem
Schaffen ist der Impuls zur systematischen Erweiterung des Echternacher Handschriften-
bestands zu verdanken.175 Im dortigen Nekrolog, das nicht weniger als 53 Mettlacher
Äbte und Mönche des 10.-12. Jahrhunderts verzeichnet, fehlt sein Name; da aber die Ein-
träge für etwa ein Zwölftel des Nekrologs verlorengegangen sind, braucht nicht gleich auf
eine „damnatio memoriae“ geschlossen zu werden.
1.3.2. Das Liutwin-Epitaph und die Frage der Consuetudines Virdunenses
In Mettlach hat dieser wahre Renaissancemensch176 nach dem Zeugnis der Miracula die
Gräber seiner Vorgänger mit Versen geschmückt. Seit der Aufhebung der Personalunion
zwischen Trierer Bistum und der Abtei (941) hatte es bis Lioffin vier Regularäbte gegeben:
Ruotwich, Hildebold, Nizo I. und Hezzel. Nur für Ruotwich und Nizo darf zur Zeit Liof-
fins ein Epitaph in Mettlach angenommen werden. Monumentalüberlieferung aus der
1819 abgebrochenen Abteikirche hat sich nicht erhalten, es ist allenfalls denkbar, daß sich
in den Abschnitten der Miracula zu diesen beiden Äbten Paraphrasen aus den Textent-
würfen Lioffins verbergen.177 Die Ruotwich-Inschrift auf der Altartafel, die selbst älteren
Datums ist, bietet für diese Art von Entlehnung ein schönes Beispiel.178 Leider ist es der
Mettlacher Klosterhistoriographie nicht beschieden, auf ein handschriftliches Zeugnis
zurückgreifen zu können, wrie es wiederum aus St. Peter/Gent erhalten ist. Im Codex Gent
173 vgl. die eindeutige Akzentuierung des Mettlacher Chronisten; zu Egberts Erkrankung in Egmond
s. Vita Adalberti, cap. 19. Der gewöhnlich gut unterrichtete Brower nennt als Datum 987: Auf
dem Vorsatzblatt des Cod. Trier Stadtbibi. 588/1543 steht in Schrift des 18. Jh. eine Notiz zu Abt
„Ciossinus“ unter Berufung auf Brower, Metrop., Lib. 3, cap. 8, f. 50-5 lv. Die Berufung nach
Mettlach als Versorgungsposten für den Mediziner zu interpretieren (Raach, Mettlach, S. 52) er-
scheint überspitzt; nach den Zuständen unter Elezzel tat ein reformerischer Eingriff zur Wieder-
herstellung der Disziplin not. Diese Aufgabe hat Lioffin nach dem Urteil des Anonymus voll und
ganz erfüllt.
14 MGHSSXV,2, S. 1266, Z. 10-12: . . .Rogatus insuper a Stephano et eius socio, Blandiniensibus
monachis, de sancto Bavone cantum (Remigius) composuit nocturnalem, quem illi ad propria re-
portabant gaudentes omni thesauro cariorem. . .
175 Schroeder, Bibliothek, S. 38, 140f. u.ö. Als Vorlage der Echternacher Elandschriftengruppe
dienten wie im Falle des Cod. Trier Stadtbibi. 588/1543 Mettlacher Codices. Schroeders nach-
trägliche Zurücknahme der Rolle Mettlachs als Vermittler zwischen Reims und Echternach ist
unbegründet (Schroeder, Sigefroid, S. 296, mit Verweis auf Weigle, Briefsammlung, Nr. 41,51,
52,58,59).
176 zur Legitimierung dieser bewußt gewählten Begrifflichkeit vgl. die umfängliche Literatur zur
Kulturgeschichte des 10. Jahrhunderts, s. Konzeption, Anm. 7
177 „Verdächtig“ erscheint in dieser Hinsicht cap. 13 (zu Nizo): . . .sanctitate et sapientie flore pre-
ditus, . . . nimis matura morte preventus
1 8 MGH Poet. Lat. V,2, S. 359; vgl. Schlußzeile der Inschrift (Premia communis sibi quo sint equa
laboris) und Text der Miracula, cap. 11: . . .ut in tabula altaris, quam ob promerenda eternorum
premia communis eorum labor perfecerat. . .
41
UB G 12097 (14. Jh.) sind zahlreiche Epitaphien von Angehörigen der flandrischen Gra-
fenfamilie und mehreren Äbten von St. Peter überliefert. Nach Strecker sind nur einige we-
nige authentische Dichtungen der Ottonenzeit; zu ihnen zählt er die Grabinschriften für
die Äbte Woraar und Wido.179 Beide haben denselben Verfasser,180 der aus Venantius
Fortunatus schöpft und mit ziemlicher Sicherheit mit Lioffin identifiziert werden kann,
der gerade in den Jahren 980-986 dem Genter Konvent angehört. Wenig später erweist
er Ruotwich und Nizo I. (die in der Dauer ihrer Amtszeit und ihrer Charakterisierung er-
staunliche Parallelen zu Womar und Wido aufweisen) die gleiche Reverenz.
Ein gesondertes Problem ist die erstmals bei Brower überlieferte Grabinschrift des heiligen
Liutwin, in der dieser als „archimandrita“ bezeichnet wird.181 Als Gründer Mettlachs und
Bischof von Trier ist er formalrechtlich sehr wohl ein „precessor“ des englischen Abtes.
Das Argument Lagers, daß die Inschrift im Unterschied zur Vita I Liutwini dem Liutwin
die Mettlacher Abtswürde zuschreibt und daher später entstanden sein muß, ist nicht
schlüssig, zumal die exakte Abfassungszeit der Vita strittig ist.182 Ich teile aus einem an-
deren Grund die schon von den Bollandisten vorsichtig vertretene Spätdatierung in die
Zeit des Bursfelder Reformabtes Tilmann (amt. 1480-1505): Dessen Zeitgenosse, der da-
malige Tholeyer Prior Eberhard von Kamp, bedient sich in einem Epigramm auf den hei-
ligen Liutwin ebenfalls der ungebräuchlichen Vokabel „archimandrita“.183 Sieht man
von der Frage des Kapitels 26/27 der Egmonder Adalbertsvita ab, hat sich somit vom lite-
rarischen Schaffen Lioffins nichts erhalten.
Diese ernüchternde Feststellung gilt auch für einen berühmten monastischen Gebrauchs-
text, für den er wiederholt in Anspruch genommen worden ist. Anknüpfend an Hallinger
hat Raach in Lioffin den Verfasser der Consuetudines von St. Vanne gesehen.184 Seine Ar-
gumente hierfür waren die medizinischen Kenntnisse des Engländers (arte medicinae pe-
riti sumus ist auch die Eigencharakterisierung des Autors der Virdunenses), seine Anstren-
gungen um eine Reform des Mettlacher Klosterlebens sowie der Einfluß englischer Obser-
vanzbestimmungen auf St. Vanne. Einwände gegen diese Zuschreibung, die sich letztlich
nur auf den Halbsatz . . .et regularis discipline observatio inter monachos florebat stützt,
erhob bereits früh Dauphin.185 In dieser Frage hat nun die kritische Ausgabe der Virdu-
nenses im Rahmen des Corpus Consuetudinum Monasticarum Klarheit geschaffen: Auf-
grund inhaltlicher und überlieferungsgeschichtlicher Kriterien sei eine Datierung des (seit
der Französischen Revolution verschollenen) Fragments mit den Consuetudines in das
179 ediert in MGH Poet. Lat. V, S. 300f.
18° Vg] Tristia communis debita sortis ago (Womar-Epitaph, Z. 2) u. Debita communis persolvens
ultima sortis (Wido-Epitaph, Z.l); ferner Pro me vota, patres, insignia fundite, dulces (Womar,
Z. 9) u. Quem mihi predulces apposuere patres (Wido, Z. 10)
181 leichter zugänglich in Kraus, Christliche Inschriften II, Nr. 328
182 zur Vita s. Kap. 2.2.1.
183 s. Kap. 6.3.4.; von Tilmann weiß Buzelinus (zit. nach AA SS Sept. VIII, S. 168) folgendes zu be-
richten: „. . . qui anno Christi 1494 corpus B.Luitwini transtulit, cui aram erexit, in qua tabulam
ad miraculum elegantem, ut et in summa ara depingi curavit. . .“
184 Hallinger, Gorze-Kluny, S. 884; Raach, Klosterleben; ders., Mettlach, S. 46f.; alte Ausgabe der
Consuetudines in Albers, Consuetudines V, S. 113-133
185 Dauphin, Renouveau Monastique, S. 193f.
42
10. Jahrhundert abzulehnen; ein Datierungsansatz zwischen 1060 und 1115 ergebe sich
aus dem Fehlen Dijoner Einflüsse im Text der Virdunenses.186 Als ihr wahrscheinlicher
Verfasser kann nun Hugo von Flavigny187 gelten, dessen Chronik sich als Autograph er-
halten hat. Auf diesem Exemplar hat Hugo Exzerpte aus medizinischen Werken notiert,
ein weiteres wichtiges Indiz. Ohnehin bedingen aber die Lokalisierung in die Gegend um
Verdun und die Datierung in das 11. Jahrhundert eine Ablehnung der Autorschaft Liof-
fins für die Consuetudines.
186 Textedition in Hallinger, CCM VII/3, S. 375-426; zu Datierung, Verfasserfrage usw. s. ders.,
CCM VII/1, S. 196-205; damit hat Hallinger selbst seine ältere These revidiert. Kritische Anmer-
kungen zu diesem Kommentarband bei Gerchow, Gedenküberlieferung, S. 70.
187 vgl. zu ihm Manitius III, S. 512-516
43
2. Remigius von Mettlach-,,, . . incuius cordis sacrario sapientia
sibiplacidam edificaverat domum . . .Ul
2.1. Ansätze zu einer Biographie
Selbst diese bewußt zurückhaltend formulierte Kapitelüberschrift könnte die falsche Er-
wartung hervorrufen, daß es möglich sei, gesicherte Daten über das Leben dieses wohl be-
deutendsten Mettlacher Abtes zu gewinnen. Literaturgeschichtliche Arbeiten ebenso wie
die wenigen vorliegenden „Mettlach-spezifischen“ Studien haben sich meist beschieden
mit einer Paraphrase des Remigius-Kapitels der Miracula S. Liutwini,1 2 wenn sie nicht gar
auf die Eloge zurückgriffen, die der Ende des 15. Jahrhunderts schreibende Johannes Tri-
themius im Rahmen seines „Catalogus illustrium virorum“ verfaßt hat.3 Beide Texte sind
aber eher als Panegyrizi beziehungsweise Werklisten denn als biographischer Abriß
brauchbar. Die Miracula zielen - gemäß ihrer Tendenz einer Propagandaschrift für die
Mettlacher Klosterschule - auf die Gesamtwürdigung der wissenschaftlich-literarischen
Bedeutung des Remigius hin; an nüchterner — relativer — Chronologie erfährt man nur,
daß Remigius die Abtswürde nach den Wirren um Lioffin und der Episode einer zweiten
Amtszeit Hezzels erlangt hat (committitur regimeti) und von Kaiser Otto eines kostbaren
Geschenks für würdig erachtet wurde. Nach seinem Tod (quo decedente) ist ihm Helde-
rich im Amt gefolgt.
Des weiteren sind aus den Jahren 988-990 fünf Briefe Gerberts von Aurillac an einen
Trierer Mönch namens Remigius überliefert.4 Ich möchte betonen, daß die Literatur bei
der Erörterung dieser Briefe stets von zwei Prämissen ausgeht: a) daß der Adressat mit
dem - späteren - Abt von Mettlach identisch sei, b) daß Remigius der in den Miracula na-
mentlich nicht genannte zweite Mettlacher Schüler Gerberts in Reims sei (neben Nizo).
Beides sollte nicht widerspruchslos akzeptiert werden und bedarf zusätzlicher Beweise,
die auch beizubringen sind. Eine Untersuchung dieser Korrespondenz sei daher an den Be-
ginn dieses Kapitels gestellt; sie erlaubt eine adäquate Einordnung des Remigius in den
Kreis um Erzbischof Egbert und leitet über zu den später belegten Kontakten zum ottoni-
schen Hof. Erst dann sollen die Miracula „auf Herz und Nieren“ geprüft und durch Aus-
sagen des übrigen Quellenmaterials ergänzt werden. Die vom Mettlacher Anonymus vor-
gelegte Werkliste des Remigius bildet - auch in ihrer Reihenfolge — die Vorgabe für Ka-
pitel 2.2.; abschließend werden weitere, dem Anonymus unbekannt gebliebene Schriften
des Remigius vorzugsweise aus seiner Trierer Zeit untersucht.
1 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. lf., vgl. Proverbia 9,1: Sapientia aedificavit sibi domum, excidit co-
lumnas septem.
2 MGH SS XV,2, S. 1266, cap. 16
3 Trithemius, Opera Historica, S. 131 ; wörtlich übernommen bereits von Butzbach im Schriftsteller-
katalog seines Auktarium (Cod. UB BonnS. 356, f. 191-19 Iv) und noch die Grundlage für Brower,
Hontheim, Calmet (Bibliothèque Lorraine, Kol. 801f, aber bereits mit Kritik an dessen Zuschrei-
bungen) und François (Bibliothèque, S. 462L). - Zu den letztlich auf Hieronymus zurückgehenden
Schriftstellerkatalogen s. allg. Lehmann, Literaturgeschichte.
4 Weigle, Briefsammlung, Nr. 134, 149, 152, 162, 169; zur Überlieferung der Gerbert-Briefe s.
Weigle, Studien; Werner, Überlieferung; Uhlirz, Untersuchungen. Über Gerberts weitverzweigte
schulisch-wissenschaftliche Kontakte informieren die beiden Arbeiten Richés, L’enseignement de
Gerbert u. Gerbert d’Aurillac.
44
2.1.1. Der Briefwechsel mit Gerbert von Aurillac
Im Herbst 988 läßt sich der vielbeschäftigte Gerbert dazu herab, dem Remigio monacho
Treverensi eine mathematische Anfrage zu beantworten.5 Bei dem Problem scheint ein
Abakus benutzt worden zu sein. Ohne Umschweife kommt Gerbert aber auf ein ihm
dringlicheres Anliegen zu sprechen: Durch seine Anspannung in den civilibus causis sei es
ihm nicht ohne weiteres möglich, eine von Remigius offenbar erbetene Sphäre herzu-
richten. Augenscheinlich zur Förderung seiner eigenen Motivation fordert er eine Ab-
schrift der Achilleis des Publius Papinius Statius. Remigius ist auf dieses Tauschgeschäft
eingegangen und hat seine Verpflichtung sogleich eingelöst, denn im Januar 989 bestätigt
Gerbert den Empfang der Handschrift, bedauert aber ihre Unvollständigkeit.6 Einige Au-
toren haben die vermeintliche Unwissenheit Gerberts moniert, dem nicht bekannt ge-
wesen sei, daß die Achilleis nur unvollständig überliefert ist.7 Drei Gründe sprechen je-
doch dafür, daß das Versäumnis wirklich bei Remigius lag. So bemerkt Richer zum
Reimser Lektürekanon unter Gerbert: . . . Poetas igitur adhibuit, quibus assuescendos
arbitrabatur. Legit itaque et docuit Maronem et Statium Terentiumque poetas . . .8 Der
Reimser Scholastikus war folglich nicht auf die Trierer Abschrift angewiesen, um den
Text der Achilleis zu erfahren. Das Trierer Fragment, das bereits dem Remigius vorlag,
ist auch in eine Sammelhandschrift aus dem 11.-13. Jahrhundert eingeflossen, die aus St.
Eucharius stammt. Sie enthält die Achilleis nur bis Vers 1,929; es fehlen 29 Zeilen des er-
sten Buches und das gesamte zweite Buch!9 Als wäre dies noch nicht ausreichend, so lautet
der letzte Vers der Trierer Handschrift ausgerechnet Auroramque timet cara coruisse ma-
riti, womit ein Schlüsselwort für das metrische Incipit des dem Remigius zugeschriebenen
Grammatiktraktats gefallen ist.10
Als Kompromiß schlägt Gerbert dem Remigius vor, mit einer zum 1. März vollendeten
einfacheren Ausführung der Sphäre vorlieb zu nehmen. Bei diesem Gerät handelte es sich
um einen hölzernen Himmelsglobus, auf dessen mit Leder bezogener Oberfläche die
Sternbilder beider Hemisphären farbig abgebildet waren. Der Horizont war durch einen
Reifen markiert, die Kugel insgesamt so drehbar, daß sich die scheinbare Bewegung der
5 Weigle, Briefsammlung, S. 161 f.; inhaltliche Analyse des Briefes s. Kap. 2.2.4. — Nur wenige Ori-
ginaladressen der Gerbert-Briefe sind erhalten, das einzige Beispiel für Remigius lautet: Girbertus
salutem dicit Remigio fratri (Weigle, Briefsammlung, S. 179)
6 ebd., S. 175: Pregravat affectus tuus, amantissime frater, opus Achilleidos, quod bene quidem in-
cepisti, sed defecisti, dum exemplar defecit.
7 Raach, Mettlach, S. 60 („ein peinlicher Fehler“); Weigle, Briefsammlung, S. 175; Lutz, Schoolma-
sters, S. 141. Anstelle der 12 konzipierten Bücher ist die Achilleis nur bis 11,167 erhalten. Neben
der Ausgabe von Klotz, Papini Stati Achilleis, sei aus der Fülle der Editionen genannt P. M. Clogan,
The medieval Achilleid of Statius, Leiden 1968 sowie ders., A preliminary list of manuscripts of
Statius’ Achilleid, in: Manuscripta 8 (1964), S. 175-178 u. 9 (1965), S. 104-109; Jeudy, Achilleide,
beweist, daß Remigius von Auxerre auch diese beliebte Schullektüre kommentiert hat.
8 Richer, Histoire, 111,47 (Bd. 2, S. 56)
9 Cod. Trier Stadtbibi. 1089/26, f. 1-9; s. Beschreibendes Verzeichnis X, S. 16 (die dortige Angabe
Kentenichs „11,255“ entspricht der in älteren Ausgaben üblichen Zählung). Kentenich und Becker
(in: Armaria Trevirensia, S.7) sind gegenüber dem Bezug zu Remigius zurückhaltend. Zur Hand-
schrift s. auch E. Grosse, Über eine Trierer Handschrift des Statius (Programm d.Kgl. Friedrichs-
Collegiums zu Königsberg), Königsberg 1866.
10 s. Kap. 2.2.5.; der Vers lautet korrekt: Auroramque timet cara cervice mariti.
45
Gestirne demonstrieren ließ. Sphären („sperae“) dieser Art hat Richer beschrieben.11 Sie
dienten - sozusagen im astronomischen Elementarunterricht - dem Lernen und Memo-
rieren der gängigen Sternbilder. Ob Remigius darüber hinaus mit fortgeschrittenen In-
strumenten wie der Armillarsphäre oder dem Astrolabium vertraut war, ist den Quellen
nicht zu entnehmen.
Jedenfalls hat er Gerberts Vorschlag zugestimmt, denn im Frühjahr 989 nimmt dieser
Bezug auf eine Nachfrage des Trierer Mönchs bezüglich des überschrittenen Lieferter-
mins, die der Gelehrte höchst ungnädig aufnahm: Inmitten der Streitigkeiten um die
Nachfolge des im Januar verstorbenen Erzbischofs Adalbero von Reims hat er größere
Ziele im Blick und reagiert mit „erbitterter Gereiztheit.“12 Erst gegen Ende des Jahres ent-
schuldigt er sich für die fortwährende Verzögerung mit einer schweren Erkrankung, die
ihn im Herbst befallen habe. Aus dem Schreiben geht hervor, daß er zuvor mit Remigius
persönlich in Trier zusammengetroffen ist: Petitio tua, dulcissime frater, tociens repetita,
quibus iactemur fluctibus, satis ostendit. Nescis, nescis, que naufragia pertulerimus, post-
quam a te digressi sumus . . .13 Im Schlußsatz bittet Gerbert angesichts der Einnahme von
Reims durch Herzog Karl von Niederlothringen um Beistand im Gebet, für den er sich er-
kenntlich erweisen werde. Ob sich ein weiterer Brief vom Frühjahr 990, eine medizinische
Anfrage bezüglich eines Leberleidens an den Mönch R., auch auf Remigius bezieht, ist
nicht mit Sicherheit zu entscheiden.14 Abgesehen vom freundlichen Tonfall, der gut zu
dem seit dem letzten Brief entspannten Verhältnis zwischen den beiden paßte, ist an die
medizinische Kompetenz Lioffins zu erinnern, der zu jener Zeit auf dem Mettlacher Abts-
stuhl sitzt. Mit dessen Kenntnissen vermag sich Remigius nicht zu messen, auch mit der
medizinischen Terminologie ist er kaum vertraut.15
Wie lassen sich diese vier bzw. fünf Briefe in den Gesamtkontext der Beziehungen Erzbi-
schof Adalberos und Gerberts bzw. Erzbischof Arnulfs (nach 989) zu Egbert von Trier
einordnen? Die erhaltene Korrespondenz setzt ein im Jahr 983 mit der Zustimmung Ger-
berts (damals noch Abt von Bobbio) zu einem - wohl nicht realisierten - Plan Egberts,
„scholastici“ nach Italien zur weiteren Ausbildung zu schicken.16 Das Regest Weigles, der
sich der Formulierung „Schüler“ bedient, entspricht nicht dem Sprachgebrauch Gerberts,
der darunter eher bereits ausgebildete Gelehrte versteht.17 Insgesamt sind 25 Briefe über-
liefert, die teils den künstlerisch-wissenschaftlichen Austausch18 oder kleinere Rechtsan-
11 Richer, Histoire, 111,50 (Bd.2, S.58L); zu den von Gerbert entwickelten bzw. benutzten astrono-
mischen Instrumenten s. Lindgren, Quadrivium, S. 28-33
12 Uhlirz, Untersuchungen, S. 124, wohl mit Bezug auf die Formulierung In tanta igitur perturba-
tione et, ut ita dicam, confusione moralium officiorum immemor, quid optares, quid peteres, in-
cautius perspexisti. (Weigle, Briefsammlung, S. 179)
13 Weigle, Briefsammlung, S.190. Die Transaktion Sphäre gegen Statiushandschrift hat auch Ein-
gang in die Belletristik gefunden, vgl. Umberto Eco, Der Name der Rose, München-Wien 1982,
S.177 (Man ist geneigt hinzuzufügen: „Aber es war keine Armillarsphäre.“).
14 Weigle, Briefsammlung, S. 197
15 zu den Eigentümlichkeiten von Gerberts Antwort s. Mac-Kinney, Early medieval medicine,
S. 117f.
16 Weigle, Briefsammlung, Nr. 13
17 s. Riché, Enseignement, S. 64
18 Den Austausch von Handschriften betreffen die Schreiben Weigle, Briefsammlung, Nr. 108 von
987 u. Nr. 132 von Sept. 988.
46
gelegenheiten, teils politisch brisante Vorgänge näher beleuchten. Eine statistische Auf-
schlüsselung veranschaulicht, wie die Briefe an Remigius in der intensiven Austausch-
phase des Jahres 988 einsetzen, als sich Adalbero und Gerbert angesichts der bürger-
kriegsähnlichen Zustände im Land um das Wohlwollen des Trierer Erzbischofs be-
mühen.19 Gerbert selbst weilt im Juni-Juli 989 in Trier. Ist in den ersten drei Schreiben an
Remigius ein herablassender Tonfall nicht zu verkennen (ganz so, wie ihn sich der aner-
kannte Gelehrte seinem ehemaligen Schüler gegenüber erlauben würde), so bemüht sich
Gerbert seit Eierbst 989 sichtlich um die Freundschaft des Trierer Mönchs. Die Einschät-
zung, es habe sich um ein „easy, friendly relationship for many years“ gehandelt, in dem
Gerbert die Achilleis-Abschrift „in a playful mood“ erbeten habe,20 vermag ich nicht zu
teilen. Mir erscheint die These von Marx, dem Altmeister der Trierer Historiographie,
plausibler, Remigius sei — ähnlich wie Gerbert — „Sekretär“ seines Erzbischofs gewesen,
für den er nach dem Zeugnis der Miracula literarisch tätig war.21 22 Für Gerbert war es folg-
lich ein Gebot politischer Klugheit, den Kontakt zu Remigius aufrechtzuerhalten. Dessen
hartnäckig verfochtenes Interesse an der Sphäre, die mathematische - oder vielmehr aba-
zistische - Anfrage und die Bitte um medizinische Hilfestellung machen - zusammen mit
den nachgewiesenen Kontakten Mettlachs zu der Reimser Domschule — die Identität mit
dem späteren Mettlacher Abt sehr wahrscheinlich.
Für seine Ausbildung in Reims, die entweder auf 971-981 (der ersten, intensivsten Phase
von Gerberts Lehrtätigkeit) oder auf 983-988 anzusetzen ist, möchte ich einen auf den er-
sten Blick überraschenden Gewährsmann anführen. Der normannische Chronist Orde-
ricus Vitalis (1075-1143) geht in seiner Kirchengeschichte auch kurz auf den Schulbetrieb
unter Gerbert ein. Zu dessen famosos et sublimes discipulos zählt er den Remigium
praesulem Autissiodorensium,11 worunter man den um 908 verstorbenen Remigius von
Auxerre zu verstehen hat. Die Genese dieser krassen Fehleinordnung liegt in Reims selbst
begründet. Der (wahrscheinliche) Lehrer des Ordericus an der Klosterschule von Saint-
Evroul war Johannes von Reims, der bis 1075 einer der begabtesten Schüler des in Reims
lehrenden Bruno von Köln war. Ordericus hat dann 1119 am Konzil von Reims persön-
lich teilgenommen.23 Die mündliche Tradierung durch Johannes, der sicher mit einigem
Stolz von dem berühmten Gerbert gesprochen hat, würde die Verwechslung der beiden
Remigii verständlich machen; Faktum aber bleibt die Einstufung eines Remigius zu den
bekannten Schülern Gerberts — auch wenn die dann genannten Werke in Wirklichkeit
eben dem Heiric-Schüler Remigius von Auxerre angehörten.
19 Verteilung der Reimser Schreiben an Erzbischof Egbert während der Jahre 983-990 (danach
Lücke in der Überlieferung der Gerbert-Briefe, die erst 996 wieder breit einsetzt): 983 lx; 984 2x;
985 4x; 986 lx; 987 4x; 988 8x; 989 3x; 990 2x
20 Lutz, Schoolmasters, S. 141
21 Marx, Erzstift Trier III, S. 398
22 Orderici Vitalis Ecclesiasticae Historiae I, S. 174
23 Wolters, Ordericus Vitalis, S. 57-64; die neuere Studie von M.Chibnall, The world of Orderic Vi-
talis, Oxford 1984, ist für die Fragestellung unergiebig.
47
2.1.2. Remigius von Mettlach als Lehrer und Schriftsteller
„Ad maiorem gloriam Mediolacensis“ hat Remigius in der Sicht des Anonymus vorrangig
als Klosterlehrer gewirkt (Diese Gewichtung hat vierhundert Jahre später Trithemius
übernommen, nicht zuletzt in Projizierung auf seine eigene Sponheimer Lehrtätigkeit).24
Aus allen Teilen Galliens seien Mönche und Kleriker zu dieser Quelle der Weisheit ge-
strömt, um in den geistlichen und weltlichen Wissensdisziplinen Unterweisung zu er-
fahren. Die begabtesten unter ihnen seien bis zur Abts-, ja sogar Bischofswürde emporge-
stiegen.25 Zu ihnen zählten die Touler Bischöfe Stephan und Robert und vielleicht auch
der Prümer Mönch und spätere Abt der Reichenau Berno.26 Leider ist das alte Prümer Ne-
krolog, das vornehmlich die Beziehungen des Eifelklosters zu den übrigen Abteien der
Trierer Diözese und des lothringischen Raumes widerspiegelte, verlorengegangen.27 Die
Miracula erwecken den Anschein, als habe Remigius erst als Abt in Mettlach unterrichtet.
Die Bertha-Urkunde von Februar 995 führt keinen Mettlacher Abt auf; ist der Stuhl noch
vakant aufgrund der Streitigkeiten um Hezzel, oder ist das Fehlen nur in der unbefriedi-
genden Überlieferung begründet? Setzt man für den Beginn seiner Amtszeit 994/995 an
(jedenfalls nach dem Tod Egberts am 8. 12. 993) und berücksichtigt die Gerbert-Briefe an
den „monachusTreverensis“ der Jahre 988-990, so führt dies zu der letztlich nicht mit Si-
cherheit zu entscheidenden Frage seiner Vita, ob sich bereits vorher, etwa zur Zeit des Ger-
bert-SchülersNizo 1.(980-986), Bindungen an Mettlach nachweisen lassen. Das ist jedoch
sehr wahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie beeindruckt sich der Anonymus von der
Souveränität zeigt, mit der Nizo und sein nicht genannter Mitschüler in Reims ihr frisch
erworbenes Wissen an die Mettlacher Brüder weitervermittelten.28 Als Nachfolger des
Germanus im Amt des Magisters der Klosterschule wäre auch Remigius entscheidend von
dem Umschwung 986/87 nach dem Tod Nizos betroffen gewesen; die Formulierung Ger-
berts Vos solum gravia patt putatis29 deutet auf die Streitigkeiten, die bereits Nizos letzte
24 Gut beobachtet von Brann, Trithemius, S.107L: „. . .The parallel between Remigius at home in
St. Luthuin (sic!), educator to the ecclesiastical princes of Europe, and Trithemius at home in St.
Martin could not be more blatantly suggested.“
25 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 2-9; eine anschauliche Schilderung des Schulbetriebs der 980er Jahre
bietet der Libellus Scolasticus des Walther von Speyer. Vgl. auch Glauche, Schullektüre.
26 zu Stephan und Robert s. Kap. 1.2.1.; der 994 in Mettlach konsekrierte Stephan kann aber nicht
der „Klosterschule unter Abt Remigius“ (Raach, Mettlach, S.53, Anm. 92) angehört haben. Schu-
lische Kontakte Mettlachs mit Prüm sind nach der Jahrtausendwende belegt, s. Kap. 1.1.4. Über
den Ausbildungsort Bernos (1008-1048 Abt der Reichenau) herrscht Ungewißheit: St.Gallen und
Fleury - hier unter Abt Abbo - sind verschiedentlich ins Spiel gebracht worden, freilich ohne
schlagenden Beweis, und werden von der neueren Literatur abgelehnt (s. Oesch, Berno, S. 32f. u.
H. Hüschen, Bern (Berno) von Reichenau, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasser-
lexikon I, Berlin-New York 19782, Sp. 737-743). Mit Abt Hildrad von Prüm, der auch kurze Zeit
dem Mettlacher Konvent Vorstand, war Berno von Kindheit an freundschaftlich verbunden; ein
Brief von ihm an Hildrad ist überliefert (PL 142, Kol. 1162). Berno ist von den Zeitgenossen vor-
rangig als „musicus“ eingeschätzt worden, so hat er für das St.Willibrordskloster in Echternach
eine Sequenz verfaßt (K.-M. Heinz, Die Sequenzen zu Ehren des hl. Willibrord. Text und Melo-
dien nach den Quellen, in: P. Schritz/A. Hoffmann [Hrsg.], Abteistadt Echternach - Cité abba-
tiale. Festschrift Georges Kiesel, Luxemburg 1981, S. 169-188). Sein Geburtsjahr ist spätestens
978.
27 s. G. Althoff, Die Beziehungen zwischen Fulda und Prüm im 11. Jh., in: Die Klostergemeinschaft
von Fulda im früheren Mittelalter, 3 Bde., München 1978, Bd. 2,2, S. 888-930, v.a. S. 911
28 s. Kap. 1.1.2.
29 Weigle, Briefsammlung, Nr. 72
48
Lebensmonate überschatteten. In seiner anschließenden Trierer Zeit weilte Remigius im
St. Eucharius-Kloster, wo er für Erzbischof Egbert literarisch tätig war. Die Miracula
sprechen ihm folgende Schriften zu (tabellarische Auflistung unter Beibehaltung der Rei-
henfolge):
- Sermo de proprio patrono Liutwino
- Cantus de S.Bavone
- Historia de confessoribus Christi Euchario, Valerio et Materno
- Omelia de evangelio: Designavit Dominus in illo die
- Regulae de divisionibus abaci
- Excerptio Prisciani super octo partes Donati
In Erweiterung dieses Kanons finden sich bei Trithemius:30
- Commentarii in quinque libros Moysi et in Evangelium non
inutiles commentarios
- multi sermones, cantusque et legendae in honore Sanctorum
- Letaniae et antiphonae
- (sed et alia multa edidit, quae ad manus nostras non venerunt)
Bei dem angeführten Genesiskommentar handelt es sich um das bekannte Werk des Remi-
gius von Auxerre.
Es ist aufschlußreich, daß Remigius erst unter Erzbischof Liudolf (amt. 994-1008} die
Mettlacher Abtswürde erlangte. Einer gewissen Wertschätzung erfreute sich Remigius
auch am Hof des jungen Kaisers Otto III.: Illi autem Remigio abbati Ottho Imperator ca-
menam misit gracilis avene munus ob suavitatem musice artis in illo iam probate. Bei der
Formulierung stand wohl eine Stelle aus Priscians weit verbreiteten Institutionen Pate.31
Für eine Datierung auf etwa 997 sprechen neben der Kaiserkrönung Ottos vom Mai 996
vor allem der Eintritt Gerberts von Aurillac in den Hofdienst im Frühjahr 997 und die Mo-
tivation Ottos: Remigius wird vom Kaiser mit einem kleinen Gedicht und einer Hirten-
flöte bedacht, ausdrücklich in Anerkennung seiner musikalischen Fertigkeiten.32 Auf Ger-
bert, der selbst mit dem Epitheton „musicus“ versehen ist, wird der Kontakt zurückzu-
führen sein, weniger auf Liudolf, der vor 994 als Hofkapellan fungierte.33 Mit letzterem
30 zum viel diskutierten Problem der Zuverlässigkeit des Trithemius s. zuletzt Staubach, Fiktionen,
v.a. S. 278; bei der Würdigung des Remigius ist sowohl die lokalpatriotische Komponente (Tri-
themius spricht in einem Brief - Opera Pia, S.972 - von dem Plan, das heimatliche Moselland hi-
storiographisch zu bearbeiten) als auch der allgemeine Stolz auf die Leistungen seines Ordens zu
berücksichtigen. Deswegen das Zeugnis des Sponheimer Abtes gänzlich zu negieren, hieße aber
das Kind mit dem Bade auszuschütten: Auf seiner Visitationsreise von 1493 (Volk, Generalkapi-
tels-Rezesse I, S.268) konnte sich Trithemius vor Ort mit den Mettlacher und Trierer Klosterar-
chiven vertrautmachen.
31 Aeneislla: illeegoquiquondamgracilimodulatusavenalcarmen;vg\. Glück,Partitiones, S. 132
32 Trithemius, Annales Hirsaugienses I, S. 122, spitzt diese Aussage weiter zu: „. . .designans eum
omnium suo tempore musicorum principem, ob artis simul et vocis elegantiam. “ Eine - zumindest
marginale - musikgeschichtliche Bedeutung wird dem Remigius zugesprochen bei Gerbert, Scrip-
tores, Praefatio, S.c2. Otto III., dessen Bibliothek u.a. Hucbalds „De musica“ enthielt (Müthe-
rich, Library, S. 20), hat sich nachweislich an kleinen Dichtungen versucht, s. Uhlirz, Jahrbücher,
S. 409.
33 Zu Gerbert: Uhlirz, Jahrbücher, S. 239; Fleckenstein, Hofkapelle II, S.93 ff.; Sachs, Gerbertus, Zu
Liudolf: Böhmer-Uhlirz, Regesta Imperii 11,3, Nr. 1111b; Fleckenstein, Hofkapelle II, S. 81
49
besuchte Remigius möglicherweise am 2. Juni 995 die Synode von Mouzon, wenn es bei
Richer heißt:
. . . Collecti ergo in basilica sanctae Dei genitricis Mariae, ordinatim more ecclesiastico
consedere, scilicet Sugerus Mimagardvurdensis, Leodulfus Treverensis, Nocherus Leodi-
cettsis et Haimo Virdunensis . . . Consederunt quoque diversorum locorum abbates ac
clerici nonnulli.34
Unter Umständen nahm er also weiterhin regen Anteil am Geschick Gerberts, der es trotz
einer glänzenden Apologie zunehmend schwerer fand, sich gegenüber Arnulf auf dem
Reimser Erzstuhl zu behaupten.
Remigius ist nach dem Echternacher Nekrolog an einem 25. August gestorben.35 Als To-
desjahr überliefert Trithemius in der Hirsauer Chronik 998,36 was für sich genommen
nicht unglaubwürdig wäre, stünde die Notiz zu dem Mettlacher Abt nicht in unmittel-
barer Nähe des Eintrags zu 996, wonach Theoderich von St. Eucharius, der Verfasser der
Inventio des heiligen Celsus, verstorben sei. Dieser ist aber erst 1006 überhaupt nach Trier
gelangt. Auch bereits zuvor folgt Remigius unmittelbar auf Theoderich, der als Schola-
stikus der Trierer Abtei vorgestellt wird, so daß der chronologische Kontext wenig ver-
trauenerweckend ist. Umgekehrt plädiert Raach in Anlehnung an Sauerland dafür, daß
Remigius noch das Ende des Episkopats Liudolfs erlebt habe, da sein Nachfolger Helde-
rich erst im Gefolge der Wirren der großen Trierer Bistumsfehde von Erzbischof Megin-
gaud abgesetzt worden sei.37 Dies mag zutreffen, schließt aber doch nicht aus, daß Helde-
rich bereits von Liudolf eingesetzt worden ist, Remigius mithin auch vor 1008 verstorben
sein kann.
Seine Persönlichkeit wird nur von wenigen Schlaglichtern erhellt. So erfahren wir, daß der
gleichnamige Sohn seiner Schwester später Abt von St. Martin in Trier wird. Eine breit
ausgeführte Erzählung im „eigentlichen“ Miracula-Teil schildert plastisch, wie ein tauber
Bauer aus Losheim in einer Traumvision erfährt, er solle den Abt Remigius um Heilung
angehen. Dieser läßt sich nur unwillig auf den Versuch ein. Nachdem er in stillem Gebet
am Altar des heiligen Liutwin verharrt hat, salbt er die Ohren des Bauern mit Tauföl, und
siehe, sie waren ihm aufgetan worden. Der Gesang des „Te Deum Laudamus“ beschließt
diese erbauliche Episode.38
34 Richer, Histoire, IV,99 (Bd. 2, S. 312). Neben Liudolf waren vom Reichsepiskopat noch Suger
von Münster, Notker von Lüttich und Haimo von Verdun erschienen. Mouzon (SO von Sedan
an der Maas) ist gerade 100 km Luftlinie von Trier bzw. Mettlach entfernt.
35 Steffen, Obituar, S. 74. Die Suche nach weiteren Nekrologeinträgen (Trier, Gent, lothringischer
Raum) verlief ergebnislos. Auch in Reims ist Remigius nicht berücksichtigt (Varin, Archives, S.
62-105 mit Obituar der Kirche Notre-Dame aus dem 11.-13. Jh.).
36 Trithemius, Annales Hirsaugienses, S. 142 (die falsche Indiktionsangabe erklärt sich aus einem
Druckfehler: VI steht für XI, ebenso wie beim Eintrag des Jahres 1000. Die übrigen Indiktionen
sind korrekt)
37 Raach, Mettlach, S. 52
38 AA SS Sept. VIII, S. 177, cap. 3-4
50
2.2. Der Werkekanon der Miracula
2.2.1. Der Liutwin-Sermo und die Frage der Autorschaft der Vita I Liutwini
Wie vom Verfasser der Miracula S. Liutwini auch nicht anders zu erwarten, führt er an
erster Stelle den „Sermo“ über den Klosterpatron Liutwin auf: . . . ad eiusdem patris le-
gendum annuam festivitatem. Welcher Text wurde da jährlich am 29. September ver-
lesen? Falsch ist jedenfalls Winhellers Verweis auf den erhaltenen Liber Lectionarius der
St. Eucharius-Abtei, der an angegebener Stelle nur die beiden Predigten des Remigius über
den heiligen Eucharius enthält.39 Eine hochmitteialterliche Liutwinsp-redigt, die sowohl in
Form als auch Umfang den Typus traditionell-erbaulicher Heiligenpredigten vertritt, ist
nicht überliefert, und selbstverständlich kann nicht ausgeschlossen werden, daß eine um
1090 noch vorliegende Handschrift mit zu den Opfern des gastronomischen Betätigungs-
dranges der Mettlacher Mönche im 18 Jahrhundert gehört hat. Für deren geringes Inter-
esse an ihrem Schutzpatron spricht auch die bei Lohmeyer geschilderte nette Begebenheit
„Die Lutwinus-Predigt“, in der die Mettlacher einen Geistlichen aus Taben bemühen
müssen, um den Namenstag ihres Heiligen würdig begehen zu können.40
Bevor man sich mit diesem bequemen Ausweg zufriedengibt, ist es jedoch zwingend ge-
boten, sich mit einer bereits von den Bollandisten wenigstens angedeuteten These ausein-
anderzusetzen. Im Kommentar zu ihrer Edition der ältesten Liutwins-Vita heißt es etwas
pythisch: „Quid si Sermo iste idem sit cum alterutra vita nostra?“41 Die Möglichkeit einer
Identifizierung der Vita Prima mit dem vermeintlich verschollenen Sermo wird von ihnen
nicht weiter ausgeführt, und noch Raach äußert sich hierzu widersprüchlich.42
Conditio sine qua non für die Gleichsetzung ist die terminologische Klärung von
„Sermo“. Die Gattungszusammenhänge mit der Heiligen „vita“ veranschaulicht sehr gut
Alkuin im Prologseiner Vita S. Willibrordi: Duos digessilibellos, unumprosaico sermone
gradientem, qui publice fratribus in ecclesia . . . legi potuisset; alterum piereo pede cur-
rentem, qui in secreto cubili inter scolasticos tuos tantummodo ruminari debuisset. . .
Unam quoque priori libello superaddtdi omeliam, quae utinam digna esset tuo venerando
ore populo praedicari.43 Auszüge zumindest der Prosafassung der Vita dienten also der
Lesung vor dem Konvent. In vielen Handschriften hagiographischer Texte werden Vita
und Sermo synonym verwendet.44 Wichtigstes - weil naheliegendstes — Zeugnis hierfür
sind die Miracula S. Liutwini selbst, die einige Kapitel zuvor Ruoperts Egmonder Tätig-
keit so beschreiben: . . . vitam sancti Adelberti luculente sermone conscripsitA5
39 Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 94, Anm. 44
40 Lohmeyer, Sagen der Saar (Ergänzungsband), Nr. 428
41 AA SS Sept. VIII, S. 179; Ausgabe ebd., S. 169-172 (ed. J. Perier)
42 vgl. Raach, Mettlach, S. 8, Anm. 21 u. S. 59, Anm. 130
43 AA SS Nov.HI, S. 435f.
44 vgl. z. B. Vita alia seu Legenda seu Sermo de s. Ruperto (12. Jh.; BHL 7393); Sermo in vitam s.
Florentii auctore Marbodo episcopo Redonensi (BHL 3050); Vita seu Sermo de vita s. Honorati
episcopi Arelatensis (BHL 3975). Zu hagiographischen Gattungsfragen s. Gaiffier, Etudes,
S. 475-507 (Abschnitt: „L’hagiographe et son public au XIe siècle“).
43 MGH SS XV,2, S. 1264, Z. 45f.
51
Unumgänglich für den weiteren Fortschritt der Argumentation ist eine inhaltliche Ana-
lyse der Vita Prima. Über ihren Verfasser kann vorläufig nur gesagt werden, daß er mit
Sicherheit dem Mettlacher Konvent angehörte. Im Prolog umschreibt er sein Werk als spe-
cialis patris nostri Liutwini vita,46 47 48 und er vermag eine zutreffende Beschreibung der topo-
graphischen Lage Mettlachs zu geben: Prominentibus enim circumquaque nemorosis
montium iugis, fluvioque mediam intersecante amoenitatem vallis, congruum nomen
Mediolacum accepit, et aptissimam bestiis sylvaticis praebuit vagationem. Placuit et
Divinitati quibusdam pandere signis, dignum fore eundem locum suis mancipari servi-
tiis47 Keinem anderen Ort komme im Wirken Liutwins eine ähnliche Bedeutung zu: ln
quo loco divina sic exuberant, ipso intercedente, beneficia, ut crebriora nusquam nar-
rantur acta miracula.48 Auch nach seiner Erhebung zum Trierer Bischof habe Liutwin
seine „Hausabtei“ nicht vergessen: Qui etiam monasterii, in quo spiritualem exercebat
militiam, non obliviscens, utilitati quoque inhabitantium in futurum consulens, idem cum
appendiciis suis apostolorum principe, cuius cathedrae praesidebat, contradidit, ac de ce-
tero episcoporum viris Trevirorum esse decrevit.49
Die — sachlich oft korrekturbedürftigen - Angaben der Vita zum Werdegang Liutwins,
der als Angehöriger der fränkischen Reichsaristokratie seiner geistlichen Berufung folgt
und Mönch in seiner eigenen Gründung Mettlach wird, sind von der Forschung unter-
schiedlich interpretiert worden.50 Der anonyme Verfasser, der allerdings die Merowinger
Childerich II. (reg. 662-675) und Childebert III. (reg. 694-711) miteinander verwechselt,
betont, daß die Gründung Mettlachs vor der Erhebung Liutwins zum Bischof von Trier
(697/705) erfolgt sei. Demgemäß schwanken die Datierungsansätze zwischen „vor
675 “51 und der unbefriedigenden, doch realistischeren Formulierung „Ende des 7. Jahr-
hunderts“.52 Pauly hat den Text der Liutwinsvita erstmals auch für die frühe Bauge-
schichte Mettlachs herangezogen; Ausgrabungen unter Leitung von Klewitz haben seine
Hypothesen im wesentlichen bestätigt.53 Wundererzählungen setzt die Vita nur sehr
sparsam ein (die Miracula befriedigten den „Nachholbedarf“ dann recht großzügig). In-
teressant ist aber der Inhalt von Kapitel 15, nach dem Liutwin in Reims und Laon an
einem Tag gleichzeitig die Messe gelesen hat. Dieses Bilokationsphänomen war später
auch dem Redaktor der „Gesta Treverorum“ bekannt.54 Bei aller gebotenen Vorsicht ge-
genüber einem hagiographischen Zeugnis, das etwa 300 Jahre nach den beschriebenen Er-
eignissen verfaßt worden ist, kann jedenfalls das Verdikt über die Vita I Liutwini bei Wat-
tenbach-Holtzmann („historisch freilich wertlos“)55 nicht aufrechterhalten werden.
46 A A SS Sept. VIII, S. 169
47 ebd., S. 170, cap. 5
48 ebd., S. 172, cap. 18
49 ebd., S. 171, cap. 13
50 vgl. hierzu bereits Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 88-94
51 dies die Kernthese von junges, 1300 Jahre Mettlach. Junges berücksichtigt freilich nicht die Aus-
sage der Miracula: Duodecimo ergo anno Childiberti regis hec facta est traditionis conscriptio et
incarnationis Domini sexcentesimo nonagesimo sexto (MGH SS XV,2, S. 1262, Z. lf.}. Ferner
zitiert er ausgiebig die Vita S. Basini, ohne deren apokryphen Charakter zu berücksichtigen.
52 so z. B. Raach, Mettlach, S. 6
53 Pauly, Landkapitel Merzig, S. 85ff.; Klewitz, Baugeschichte; zu Paulys Ausführungen vgl. Junges,
Mettlacher Gotteshäuser.
54 Thomas, Studien, S. 126; vgl. auch Bozzano, Phénomènes, passim.
55 Wattenbach/Holtzmann 1, 1/2, S. 176
52
Welche Informationen lassen sich für die Datierung sammeln? In Kapitel 6 scheint der
Autor auf die Privilegien anzuspielen, die Erzbischof Ruotpert wahrscheinlich 941 der
Abtei Mettlach gewährt hat.56 Dieses wäre dann der terminus post quem für die Abfas-
sung der Vita, die Thiofrid von Echternach als Materialgrundlage für eine weitere Lebens-
beschreibung Liutwins gedient hat. Auch Thiofrid möchte sein opusculum nostrum eher
als Sermo denn als historische Schrift verstanden wissen.57 Da diese Vita vom Mettlacher
Abt Nizo III. dem Trierer Erzbischof Udo (amt. 1066-1077) gewidmet wurde, muß die
Vita Prima schon geraume Zeit zuvor verfaßt worden sein. Vor allem in stilistischer Hin-
sicht wird sie —ähnlich wie im Fall der Hornbacher Vita I Pirminii —nicht mehr den gestie-
genen Ansprüchen genügt haben, während inhaltlich Thiofrid kaum neue Akzente setzt.
Die Klagen seines Vorgängers über die schlechte Überlieferung sind ebenfalls ein Indiz für
eine Entstehungszeit wohl noch im 10. Jahrhundert: Quamvis ergo libro vitae inserta sit
perhenniter illius memoria, nondum tarnen ad nos usquepervenire contigit de eins vitaali-
quam librorum relationem, quae factorum eins certam daret noticiam.58 Einiges wenige
an Informationen hat ihm dennoch zur Verfügung gestanden: Sed quaedam nobis de eo
ex solertia primorum nobis tradita, quaedam populari rumore hactenus vulgata, ipsius
auxilio confisus, narrare inctpiam, ne oblivionis modius talis Vin celet lucernam.59
In einer Urkunde Egberts von 991 wird Liutwin als „dux“ genannt, der in ein Kloster ein-
getreten und später Erzbischof von Trier geworden sei.60 Weshalb Winheller dafür ein-
tritt, daß hier unbedingt eine ältere Urkunde Pate gestanden habe, ist mir unerfindlich;
alle Angaben entstammen der Vita Prima, sofern man eine Entstehung in den 980er
Jahren in Betracht zieht.61 Hierzu paßt die Betonung der Bemühungen Liutwins um die
strenge Regelbeachtung (. . . et utjuxta regularis vitae instituta viverent, praecepit),62 die
trefflich der Zeit der Mettlacher Äbte Ruotwich, Nizo I. und Lioffin korrespondiert (regu-
laris discipline observatio inter monachos florebat). Nimmt man stilistische Kriterien
hinzu, wie die durchgängig gehandhabte Reimprosa (die sich auch in den weiter unten un-
tersuchten Eucharius-Predigten findet) und den lebhaften „Predigtstil“ etwa der Kapitel
8 und 9 mit ihren rhetorischen Fragen,63 so sind die Argumente für die Gleichsetzung der
Vita Prima mit dem Remigius-Sermo beisammen. Ihr steht keinesfalls entgegen, daß sich
die Vita wiederholt an „Leser“ wendet.64
56 s. Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 92
57 Lampen, Thiofrid van Echternach, S. 3: Hoc opusculum nostrum potius esse sermonem quam
textum historiae; zur Abhängigkeit s. ebd., S. XXVI-XXX u. Winheller, Lebensbeschreibungen,
S. 96-106
SB AA SS Sept. VIII, S. 169, cap. 2
59 ebd.
60 MRUB I, Nr. 255
61 Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 87; vgl. aber AA SS Sept. VIII, S.l69, cap. 1 (totius regni
Francorum sortitus est ducatus honorem; bei diesem für die Merowingerzeit anachronistischen
Titel kann die Gestalt Hugo Capets Pate gestanden haben), S. 170, cap. 7 u. S. 171, cap. 12. Die
Differenzierung bei Pauly, Landkapitel Merzig, S. 84 („Die Lebensbeschreibung I enthält Einzel-
heiten, die auf eine Fassung vor dem 11. Jh. zurückgehen, aber auch erläuternde Zusätze aus
späterer Zeit.“) ist nicht belegt.
62 AA SS Sept. VIII, S. 170, cap. 7
63 Auch Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 94, konstatiert die „bilderreiche, anschauliche, oft
rhetorische Darstellung.“ Ich möchte auch auf den pointierten Einsatz solcher Topoi wie des „Vo-
gelwunders“ oder des „Glockenwunders“ verweisen.
64 vgl. cap. 1 (lectorem in legendis), cap. 2 (lectorem . . . commoneo), cap. 3 (. . .stilo pandere), cap.
8 (.. . stilo notare)
53
Ähnlich unbefriedigend wie im Fall der Miracula S.Liutwini stellt sich die handschriftliche
Überlieferung der ältesten Vita dar. Während wir von Thiofrids Werk bereits eine Echter-
nacher Handschrift des 12. Jahrhunderts kennen, ist der älteste Textzeuge der Vita Prima
der bekannte Mettlacher Kodex Stadtbibi. Trier Nr. 2002/92 von der Wende zum 16.
Jahrhundert. In der Edition der Acta Sanctorum ist bewußt der Schlußabschnitt ausge-
lassen worden, in dem die heilige Dreifaltigkeit überschwenglichen Dank dafür erfährt,
den Mettlachern den heiligen Liutwin geschenkt zu haben. Der genaue Wortlaut ist wie
folgt:65
Rerum ergo summo genitori sit laus in saecula saeculorum, qui in primordialium initio
creaturarum angelicis summa caelorum replevit spiritibus eorundemque infima mican-
tibus adornavit sideribus, quorum splendore subiectus illustratur mundus. Et qui in ple-
nitudine temporum de Gerwino proscivit praeclarissimae claritatis oriturum Belgicae
Galliae sidus sanctissimis videlicet Lutwini has mundi partes illustrari virtutibus. Gloria
etiam sempiterna filio Dei consubstantiali et coaeterno Patri qui cuncta cum patre creavit
ac omnia gubernando uno divinitatis intuitu novissima et antiqua considerans discernit.
In fine quoque temporum pro salute hominum in propria venit ac corporaliter homines
pius creator visitavit. Nam tantam pietatis plenitudinem terrigenis infudit, ut non solum
eos Angelorum cives sed ipsos etiam potenti virtute angelos effecerit; e quibus summae
sanctitatis Lutwinus providentia divina provenit Trevirensibus Domini exercituum
utique angelus. Regnum et decus ac honor sit paraclito patris ac nati spiritui almo qui mi-
rificus spiritualium ecclesiae charismatum distributor septemplici dono Christianorum
adeo perornavit tempora, ut singulis locis propria cuiuslibet patroni perdonaret patro-
cinia quae in terris comparia caelestibus virtute meritorum fulgerent sidera. Virga radicis
Jesse qui etiam super florem requiescens septeno munere donorum illam replens eum prae
consortibus suis oleo laetitiae inunxit, illius utique de fecundo Gunzae utero eximii splen-
doris stellam oriri Mediolacensibus disposuit eamque pro ad se pertinentibus seque invo-
cantibus ad solem iustitiae efficacem esse interventricem voluit.
Summae et aeternae magnificentia iubilatio regnum sit trinitati ab aeterno in aeternum
viventi, vigenti et cuncta saecula regenti sanctum Lutwinum summi decoris stellam in
Mediolacu positam virtutum miraculis longe lateque coruscare facienti, hominibus osten-
detis in terris privilegio signorum quo honoris dignitate cum angelis potiatur secum re-
gnans in saecula saeculorum. Arnen.
Auch hier findet sich die im 10. Jahrhundert verbreitete Aufnahme antiker Termini wie
der „Belgica Gallia“ zur subtilen Untermauerung aktueller Trierer Ambitionen.
Der um 1090 schreibende Anonymus würdigt Thiofrids neues Werk mit keiner Silbe; dem
Echternacher Import zieht er den alten Text des Remigius vor. Daß er die alte Vita Mett-
lacher Provenienz nicht erwähnt hätte, erscheint kaum glaubhaft. Sie verbirgt sich viel-
mehr hinter dem sogenannten Sermo des Remigius, der vor 991 entstanden ist. Dessen im
65 Text nach Cod. Trier Stadtbibi. Nr. 2002/92, f. 179 und den jüngeren Handschriften Nr. 1376/
141, f. 155v-156 u. Nr. 1626/401, S. 1355 u. 1409f.;obBrower, Antiquitates I, S. 363 (ad a. 718)
eine ältere Handschrift als Nr. 2002 zitiert, bleibt ungewiß.
54
Prolog zum Ausdruck gebrachter Mahnung, nicht neugierig nach dem Namen des Autors
zu forschen, vermochte ich leider nicht Folge zu leisten:
. . , lectorem prius consulente commoneo, omnesque, in quorum manus vel aures haec
forte pervenerint, rogo, ne a quo vel qualiter haec eadem sint dicta, curiosi inquirant.66
2.2.2. Der Cantus auf den heiligen Bavo
Auf Bitte des Genter Mönches Stephan und dessen Mitbruder verfaßte Remigius einen für
die Nokturn bestimmten Gesang auf den heiligen Bavo, eine Komposition, die beide voller
Stolz mit nach Hause nahmen.67 Der Anonymus bezeichnet sie als „monachi Blandi-
nienses“ und ordnet sie damit der Abtei St. Peter auf dem Blandmischen Berg zu. Dies
stünde in schönstem Einklang mit den zur Zeit Lioffins etablierten Kontakten nach Gent
beziehungsweise Reims, hätte sich Stephan nicht ausgerechnet einen Cantus auf den Pa-
tron der St. Bavo-Abtei ausbedungen.68 Der Rangstreit zwischen den beiden Genter Klö-
stern brach gleich nach dem Tod Abt Womars (980), der sie in Personalunion verwaltet
hatte, mit voller Schärfe aus. Die einzelnen Wegstationen dieses Konflikts, der um die
Mitte des 11.Jahrhunderts seinen traurigen Höhepunkt erreichte, hat Holder-Egger in
einer mit herzhafter Polemik gewürzten Studie geschildert.69 Es bleibt festzuhalten, daß
die Mönche aus St. Peter wiederholt das Gerücht ausstreuten, der heilige Bavo sei niemals
aus seinem Exil in Laon zurückgekehrt. Abt Erembold von St. Bavo sah sich schließlich
am 1. August 1010 zu einer feierlichen Erhebung der Gebeine genötigt.
Die Durchsicht des reichhaltigen liturgischen Materials, das sich in den Genter Archiven
von beiden Abteien erhalten hat, bestätigt das Desinteresse, ja die Distanz der Blandi-
nienser zum heiligen Bavo, der nur in einigen Fürbitten angerufen wird.70 Dem steht eine
Vielzahl von Kompositionen aus der St. Bavo-Abtei gegenüber, deren Rechte nach der
Aufhebung und Zerstörung des Klosters im Jahr 1536 auf ein Kollegiatstift übertragen
wurden, aus dem das neugebildete Bistum Gent erwuchs. Die alten Texte galten weiter bis
zur Liturgiereform im Jahr 1640.71
66 AA SS Sept. VIII, S. 169, cap. 2
67 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 10-12
68 Die Mettlacher Klosterschule erschiene so als „Filiale“ der Reimser Domschule. Becker, Frag-
mente, S. 12 und Raach, Mettlach, S. 60 übersehen die Herkunftsbezeichnung und sprechen ohne
Prüfung von Mönchen aus St. Bavo.
69 Holder-Egger, Heiligengeschichten, v. a. S. 631. St. Peter, das sich der besonderen Gunst des flan-
drischen Grafenhauses erfreute, besaß selbst die Reliquien der Heiligen Wandregisil, Ansbert und
Wulfram aus St. Wandrille, der Heiligen Bertulf und Gudwal aus Boulogne und der hl. Amal-
berga.
70 Folgende Handschriften aus St. Peter wurden untersucht: Gent UB Nr. 188 (Processionale, 16.
Jh.); Nr. 233 (Ceremoniale Blandiniense von 1322); Nr. 3797 (Chronica abbatiae S.Petri Ganda-
vensis des Sygerus de Visschere, 16. Jh.). Neben dem alten Verzeichnis von J. De Saint-Génois, Ca-
talogue méthodique et raisonné dés manuscrits de la Bibliothèque de la Ville et de l’Université de
Gand, Gent 1849-52 ist jetzt zu benutzen: A.Derolez, Inventaris van de Handschriften in de Uni-
versiteitsbibliotheek te Gent, Gent 1977.
1 vgl. de Kesel, S.Baafsofficie. Die Bulle „Regiminis Universalis Ecclesiae“ vom 7. Aug. 1561 erhob
St. Bavo zur neuen Bischofskirche.
55
Man muß sich vergegenwärtigen, daß es im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts auswär-
tigen Konventen nicht leichtgemacht wurde, zwischen den beiden Genter Abteien korrekt
zu unterscheiden. Beide erhoben den Anspruch auf die Namensform „Ganda“, St. Bavo
mit dem Argument der geographischen Lage, St. Peter wohl eher mit dem Nachdruck
seines größeren Reichtums. Im Falle Mettlachs kommt hinzu, daß dem Anonymus aus den
Zeiten Lioffins und Everhelms Urkunden, Briefe etc. Vorlagen, die einer Gleichsetzung
Blandinium = Gent förderlich waren. Es ist daher folgerichtig, anhand der überlieferten
Versionen des Bavo-Offiziums Hymnen zur Matutin oder den Laudes auf ihr Alter bezie-
hungsweise formale Auffälligkeiten zu untersuchen. Innerhalb des Fundus liturgischer
Handschriften aus St. Bavo sind nur wenige Kompositionen datiert oder gar mit dem
Namen des Verfassers versehen.72 Mit einer der ältesten Textzeugen ist der Abcdarius
„Audite, Christi milites“, der — wenn auch arg verstümmelt — bereits in einer Handschrift
des 15. Jahrhunderts erscheint.73 Teile von ihm wurden gern zu den Laudes gesungen. Der
sehr lange und kompliziert aufgebaute Hymnus korrespondiert dem Ruf des Remigius als
„poeta et musicus omnium suo tempore longe clarissimus“ (Trithemius). Der Aufenthalt
der beiden Genter Mönche in Mettlach sollte noch in die 980er Jahre fallen, in die Zeit
hektischer Aktivität um den Neubau der St. Bavo-Abtei und die Reise des Mönches und
späteren Abtes Erembold nach Rom, der dort Reliquien der heiligen Barbara und des hei-
ligen Pankratius erhielt.74 In der erhaltenen Genter Nekrologüberlieferung,75 die kaum
über das Umland hinausgeht, hat Remigius keine Berücksichtigung erfahren, wie über-
haupt Einträge aus der Trierer Erzdiözese fehlen.
2.23. Die Auftragsarbeiten für Erzbischof Egbert von Trier
In die Trierer Zeit des Remigius fällt die Abfassung einer Historia über die Heiligen Eu-
charius, Valerius und Maternus, die drei ersten Bischöfe Triers, die er dulci modulatione
komponiert habe und der er eine Homilie über Lukas 10,1 (Designavit Dominus in illo
die) angefügt habe.76 Die Quellengattung der „historiae“ hat unter Historikern im allge-
meinen und den Interpreten dieser Passage der Miracula im besonderen nicht wenig Ver-
wirrung verursacht. Sauerland hat im kritischen Apparat zur MGH-Edition „historia“ in
„hymnus“ konjiziert, Raach hingegen spricht von einer „Geschichte“ der Trierer Hei-
72 z.B. die Hymnen am Ende der Handschrift Gent UB Nr. 73 (Breviarium von St. Bavo, 1469:
„ Liber Chori Ecclesiae S. Bavonis ad Matutinas, ad Laudes et ad Vesperas “); des weiteren wurden
gesichtet: Nr. 15 (Antiphonarium-Responsale von St. Bavo, 1471-81); Nr. 184 (Missale St.Bavo,
13.-15. Jh.); Nr. 293 (Breviarium St.Bavo, 13. Jh.); Nr. 2811 („Officia cantanda in cathedralis
S. Bavonis Gandae“, 1809). Chevalier, Repertorium Hymnologicum, listet insgesamt 14 mittelal-
terliche Hymnen und liturgische Gesänge auf den hl.Bavo auf: Nr. 36, 974, 1159, 2320, 4846,
6450,12235,13170, 16205, 20790, 21084, 23234, 27059, 35891.
73 Gent UB Nr. 73, f. 206-207 (ein Blatt fehlt); ediert in AH 23, Nr. 220
74 Annales S. Bavonis Gandensis (MGH SS II, S. 185ff.), ad a. 985; zu St. Bavo s. ferner Grierson,
Early abbots.
75 Rijksarchief Gent, Fonds St. Pietersabdij II 98 (Nekrolog St. Peter oder St. Bavo?, 12, Jh., vgl. U.
Berliere, Inventaire des obituaires beiges, Brüssel 1897, S. 27) u. Fonds Bisdom R 1031 (Nekrolog
St. Bavo, 13. Jh., fortgeschrieben bis 16. Jh.)
76 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 12-14
56
ligen.77 Sie finden sich in guter Gesellschaft, wenn etwa Jaffé aus dem Satz bistoriam . . .
Conradi suaviter modulatus est herausliest „sancti Conradi gesta etiam versibus tra-
didit“, die man seltsamerweise auch noch gesungen habe.78 Es handelt sich aber vielmehr
um liturgische Texte, die in Antiphonen und Responsorien gefaßt sind und am Festtag
eines Heiligen zu den Gebetszeiten gesungen wurden.79 Egberts Auftrag an Remigius fällt
in die Hochblüte dieser Quellengattung: Ab etwa 960 entstehen allerorts in kunstvoller
Sprache gereimte Festoffizien, ja nach Berschin ist das Offizium „die liturgische Form, in
der das 10. Jahrhundert sein Eigenstes und Bestes geleistet hat.“80
Es ist das Verdienst zweier benediktinischer Liturgiewissenschaftler, dieses Werk des Re-
migius korrekt identifiziert und schließlich auch ediert zu haben. Zuerst wies Kurzeja auf
die in verschiedenen spätmittelalterlichen Trierer Brevieren erhaltene Historia Beatus Pe-
trus princeps apostolici cetus hin,81 die an der Abtei St. Matthias bis ins 18. Jahrhundert
in Gebrauch gewesen war und am 8. Dezember, dem Festtag des heiligen Eucharius, ge-
sungen wurde. Augen- (und Ohren-)zeuge ist hierfür Maurus Hillar, der in den Vindiciae
zu Remigius schreibt: „Ecce venerabilem et omni respectu dignissimum parentem sequen-
tiarum, hymnorum et antiphonarum, quae hucusque uti San-Mathiana, ita et Ecclesia Ca-
thedralis Metropolitana in Officio Canonico de his Sanctis solemnissime decantat.“82
Die zunächst nur auf später Überlieferung beruhende Gleichsetzung gewann dann ent-
scheidend an Gewicht durch eine Wolfenbütteier Handschrift, die zur Zeir Erzbischof
Liudolfs von Trier (amt. 994-1008) für die Domkirche entstanden ist und in trauter Einig-
keit — wie vom Mettlacher Anonymus beschrieben — das Euchariusoffizium in einer neu-
mierten Version und (allerdings vorangestellt) die Homilie zu Lc 10,1 enthält.83 Damitge-
langen wir in die Lebenszeit des Remigius zurück. In seiner Untersuchung über die Eucha-
rius-Liturgie hat Rosenthal die Historia in einer auf der Wolfenbütteler Handschrift und
der Trierer Handschrift Stadtbibi. Nr. 436/1913 basierenden Fassung abgedruckt.84
Durch Sperrdruck indiziert er die meist wörtlichen Entlehnungen aus der älteren Vita S. 7 * 9
7 Sauerland hatte hierbei die von ihm edierte Sequenz in Blick (s. Kap. 2.3.1.); Raach, Mettlach, S.
60. Die Vita ist aber eindeutig älteren Datums.
78 nach Berschin, Offiziendichtung, S. 47, Anm. 37; zu den Schwierigkeiten und Verlockungen, die
der Begriff gerade für Mediävisten birgt, s. P. Lehmann, Mittelalterliche Büchertitel, in: Erfor-
schung des Mittelalters V, München-Stuttgart 1962, S. 1-93, hier S. 63-69
9 grundlegend zur Terminologie ist die Spezialstudie von R.Jonsson, Historia. Etudes sur la genèse
des offices versifiés (Studia Latina Stockholmiensia 15), Lund 1968. Vgl. auch Stäblein, Schrift-
bild, S. 44 u. S. 58f.
80 Berschin, Offiziendichtung, S. 42
81 Kurzeja, Liber Ordinarius, S. 170 u. S. 437f.
82 Hillar, Vindiciae, S. 132; die Historia ist letztmalig abgedruckt im Breviarium Treverense von
1628,1,S. 465-470
83 Cod. Guelf. 1109 Heimst., f. 61-84v (Homilie) u. f. 85-92v (Offizium); kurze Inhaltsbeschreibung
u. Besitzgeschichte des Codex bei Becker, Handschrift; paläographische Differenzierung bei
Hoffmann, Buchkunst I, S. 496 („traditioneller Maximiner Stil vom Ende des 10. Jh.“)
84 Rosenthal, Fest des hl. Eucharius, S. 110-114. Die Historia ist ferner enthalten in einem von Kur-
zeja und Rosenthal nicht berücksichtigten Vollbrevier der Trierer Augustinerchorherren aus dem
14. jh.: Württ.Landesbibl. Stuttgart, Cod. HB I 144, f. 300-303 (Inc: Beatissimus Eucharius pon-
tifex vir magnarum extitit). Zur Handschrift s. Die Handschriften der Württembergischen Lan-
desbibliothek Stuttgart II, 1 (Codices ascetici), Stuttgart 1968, S. 256. Der Text weist keine Abwei-
chungen zu den übrigen Handschriften auf.
57
Eucharii, von der Remigius großzügigen Gebrauch gemacht hat. An textlicher „Eigenlei-
stung“ bleiben demnach noch:
a) Die Magnificat-Antiphon zur Vesper: Beatissimus Eucharius pontifex, vir magnarum
extitit virtutum et merito bonae gratiae sortitus est vocabulum, cui datum est praefigu-
rare nomine, quod erat impleturus opere.
b) Das Invitatorium zur Matutin: Summae regem gratiae venite adoremus, qui perennis
corona gloriae hodie beatum sublimavit Eucharium.
c) Zwei Antiphonen zur ersten Nokturn: Hos igitur viros omnis sedulo visitet Gallia,
quos speciales Deo praedestinante accipere meruit patronos, und Ipsos omnes co-
lamus crebro laudis officio, per quos divina nos respexerit miseratio.
d) Eine Antiphon zur dritten Nokturn: Omnis plebis Treverica tanti miraculi spiculo
velut divino mucrone devicta ultro viam sibi salutis rogabat ostendere.
e) Eine Antiphon zur Laudes: Clarissimis urbs Treverorum per sanctum Eucharium
praesulem illustrata miraculis revelatione quoque coelesti gratiam meruit divinam sen-
tire.
Zu Rosenthals Edition sind nur zwei Anmerkungen zu machen. Die von ihm ebenfalls
dem Remigius zugeschriebene Antiphon Justum est enim hos commendare piis memoriis,
quorum cottidie instruimur exemplis et documentis entstammt wörtlich dem ersten Ka-
pitel der Vita Eucharii. Auch ist für das uns unbekannte weitere Schicksal der Wolfenbüt-
teler Handschrift nach der Jahrtausendwende vielleicht aufschlußreich, daß in einer Nok-
turn-Antiphon bei der aus der Vita entlehnten Passage Germaniae atque Galliae verbum
salutis inferre ordinavit das Wort „Germaniae“ radiert ist;85 die Trierer Ansprüche
scheinen nicht auf ungeteiltes Entgegenkommen gestoßen zu sein.
Die im Quellenanhang dieser Arbeit erstmals edierte Homilie zu Lc 10,1 ist auch noch in
den Liber Lectionarius der St. Eucharius-Abtei aus dem 12. Jahrhundert aufgenommen
worden.86 * Die Aussendung der 72 Jünger durch den Herrn dient der Begründung des An-
spruchs auf apostolische Sukzession: Eucharius und seine beiden Mitstreiter sind in Nach-
folge und mit Vollmacht des Petrus zur Bekehrung Galliens und Germaniens angetreten
(Quorum apostolatui Germanie totius atque Gallie populi testimonium prebebunt in
eternum)P Im Unterschied zu seiner zweiten erhaltenen Eucharius-Predigt, die in Kapitel
2.3.1. untersucht wird, insistiert Remigius im folgenden nicht weiter auf dieser offiziösen
Trierer Version, sondern konzentriert sich auf eine konventionelle, allegorisch-moralisie-
rende Interpretation der Bibelstelle.88 Von den gängigen frühmittelalterlichen Homiliaren
zeigt er sich dabei nicht beeinflußt. Homilien zu Lc 10,1 finden sich bei Beda Venera-
bilis89, dessen Predigten Paulus Diaconus bei der Abfassung seines für das fränkische
85 f. 86
86 Bibi. d. Bischöfl. Priesterseminars Trier, Hs. Nr. 4, f. 15-23
8? s. u. S. 175, Z. 71 ff.
88 Immer noch nützlich für Definitionen, Beispieltexte, Fragen wie Predigtdauer usw. das Werk von
A. Linsenmayer, Geschichte der Predigt in Deutschland von Karl dem Großen bis zum Ausgang
des 14. Jh., München 1886 (ND Frankfurt 1969); wichtige Hilfsmittel zur Erschließung sind
Schneyer, Geschichte u. vor allem Longère, Prédication.
89 Beda Venerabilis, Opera Exegetica T. 3, S. 213ff.
58
Reich so bedeutsamen Homiliars gern und ausgiebig zitiert hat. Sie finden sich ferner im
Homiliar des Haymo aus der Schule von Auxerre.90 91 Textvergleiche mit der Homilie des
Remigius von Mettlach haben keine überzeugenden sprachlichen oder thematischen
Übereinstimmungen erbracht.
Zweifellos lag ihm aber als „Quelle“ der Text der Vita vor, wie einige Formulierungen an-
deuten: Sic enim Deo gratissime vite ipsius continet textus91 führt dies geradezu plastisch
vor Augen. Dieser Satz ist eingebettet in eine größere Passage, die den feindseligen Emp-
fang der Glaubensverkünder durch die Trierer Bevölkerung schildert und die eine Para-
phrase der entsprechenden Stelle der Vita ist.92 Ein gewisser Stolz auf „seine“ Stadt Trier
ist bei Remigius unverkennbar: Quapropter admodum gaudeamus, omnes urbis Tre-
verice cives, quia nos speciali donativo dignos constituit, qui non binos nobis, sed ternos
doctores destinavitZ93 Ebenso sorgt er sich aber um die moralische Integrität dieser Stadt:
Curemus itaque, ne divini satores seminis, qui hanc urbem olim fruge celesti fecunda-
verunt, nostris temporibus ita degeneratam conspiciant, ut velut neglecta tellus plus spi-
narum aut tribulorum quam tritici feratZ94 In diesem Zusammenhang bedient er sich einer
von Flavius Josephus und Tacitus überlieferten Episode über den Brand des Jerusalemer
Tempels: In blindem Zutrauen auf die Schutzkraft der in der Stadt befindlichen heiligen
Stätten hätten sich ihre Bewohner einem sündigen Lebenswandel ergeben. Eines Nachts
sei dann vom Tempel her der vielstimmige Ruf ertönt: „Transeamus ab his sedibus“, und
die Heiligen der Stadt verließen ihre unwürdige Ruhestätte.95 96 Kenntnis und Interesse an
der profanen Geschichtsschreibung wird Remigius auch später unter Beweis stellen
können.
Wie die Formulierung . . . eminentissimi doctores nostri, quorum hic sacratissima vene-
ramur ossa96 belegt, wurde die in guter Reimprosa durchgeführte Predigt vor dem Kon-
vent von St. Eucharius gehalten. Die mutmaßliche Vortragsdauer betrug — das gebotene
rhetorische Pathos vorausgesetzt-etwa 55 Minuten, womit sie nach den Zahlen von Lin-
senmayer zu den längeren Homilien gehört. Sauerlands Datierungsvorschag (um 980)
sollte nach dem Befund der Gerbert-Briefe eher in die zweite Hälfte des Jahrzehnts hin
korrigiert werden. Ab etwa dem 14.Jahrhundert ist zum 8. Dezember in St. Eucharius/St.
Matthias eine Homilie Gregors des Großen bevorzugt worden.97
90 z.B. in Hs. 14030 (11. Jh.) der Staatsbibi. München aus St. Emmeram/Regensburg. Die in zahl-
reichen mittelalterlichen Handschriften unter dem Titel „Sermones Remigii“ o. ä. zusammenge-
faßten Predigten stammen nicht von Remigius von Auxerre, wohl aber aus dessen schulischem
Umfeld (Heiric von Auxerre?), s. Barré, Homéliaires, S. 129-139. Exemplarisch gilt dies auch für
den St. Mattheiser Kodex Trier, Bibi. d. Bischöfl. Priesterseminars, Nr. 74, vgl. Barré, Hom-
éliaires, S. 83f. u. 161.
91 s. u. S. 177, Z. 14lf.
92 vgl. Sauerland, Geschichtsquellen, S. 94-96
93 s. u. S. 176, Z. 88f.
94 s. u. S. 181, Z. 272ff.
95 s. u. S. 182, Z. 309f., vgl. P. Cornelius Tacitus, Historiarum Libri, ed. E. Koestermann, Leipzig
1961, S. 229 (V 13) u. Flavius Josephus, De bello Judaico (griech.-dt.), ed. O. Michel/O. Bauern-
feind, Bd.11,2, München 1969, S. 52 (VI 5,3). Sein Werk über den Jüdischen Krieg hat bereits früh
eine lateinische Übersetzung erfahren.
96 s.u. S. 182, Z. 296f.
97 Gregorius Magnus, Homiliae in evangelia 1, 17 (PL 76, Kol. 1138-1149)
59
2.2.4. Der Abakus-Traktat
Kann man die ausgiebige Interpretation der Zahl 72, die das Eingangskapitel der Homilie
bildet,98 noch als exegetische Pflichtübung und Zahlenspielerei abtun, so erschließt der
Brief Gerberts vom Herbst 988 eine auch fundiert-wissenschaftliche Beschäftigung des
Remigius mit mathematischen Problemen. In seiner zweiten Hälfte handelt der Brief von
dem bekannten Tauschhandel Sphäre gegen Statiushandschrift; zu Beginn schreibt Ger-
bert:
Bene quidem intellexisti de numero D, quomodo se ipsum metiatur, Semel namque unus
unus est. Sed non idcirco omnis numerus se ipsum metitur, ut scripsisti, quia sibi equus
est. Nam cum semel quattuor sint quattuor, non ideo quattuor metiuntur quattuor sed po-
tius duo. Bis ettim bini quattuor sunt. Porro I littera, quam sub figura decies adnotatam
repperisti, decem significat unitates, que in sex et quattuor distribute sesqualteram effi-
ciunt proportionem. Idem quoque et in tres et duo perspici licet, ubi unitas est differ-
ent ia.99
In der Fachliteratur herrscht alles andere als Einigkeit über die korrekte Interpretation
dieser Zeilen. Auf welchen mathematischen Sachverhalt spielt Gerbert an, worauf rich-
tete sich die Anfrage des Remigius? Bubnov, der Herausgeber der „Opera mathematica“
Gerberts, weist Formulierungsanklänge an die Arithmetik des Boethius nach und nimmt
als Ausgangspunkt die Teilbarkeit der Zehn an.100 Demgegenüber glaubt Lindgren An-
spielungen an Primzahlen beziehungsweise symbolische Zahlenproportionen zu er-
kennen, wobei sie dem Fragesteller (Remigius) indirekt den Vorwurf macht, sein Haupt-
augenmerk weniger auf das mathematische Problem als auf „obskure Zahlenspielereien“
gerichtet zu haben.101 Borst schließlich spricht von einer Diskussion des Problems, „in-
wiefern sich eine Primzahl nur an sich selber,messen4 lasse.“102 Ohne Kenntnis des Remi-
gius-Briefes ist eine abschließende Beantwortung dieser Frage nicht möglich.
Wichtig ist, daß die schematische Darstellung der Aufgabe auf dem Abakus erfolgt ist: Re-
migius, augenscheinlich noch nicht vertraut mit diesem Gerät, fragt nämlich an, was der
Buchstabe „i“ unter der Zehnerspalte bedeute.103 Seine Unkenntnis solcher „Essentials“
der Abakusrechnung ließe kaum vermuten, was der Mettlacher Anonymus kommen-
98 s. u. S. 174, Z. 37ff.
99 Weigle, Briefsammlung, Nr. 134 u. Bubnov, Opera mathematica, S. 36-38; Cantor, Vorlesungen
I, S. 735 mit Übersetzungsvorschlag
100 Bubnov, Opera mathematica, S. 37f.
101 Lindgren, Quadrivium, S. 15f.: . .Ich würde eher an eine jener Figuren denken, wie man sie aus
spätantiken und mittelalterlichen Codices kennt, denn anders sind Gerberts Zahlenreihen kaum
verständlich. Diese Figuren haben gewisse Wurzeln mit antiker Arithmetik gemein, heben Zah-
lenbeziehungen jedoch in den Bereich des Symbolischen. Ob letzteres allerdings von der hier ge-
meinten Figur auch gilt, kann man nicht mehr sagen. Sicher ist jedenfalls, daß sie auf dem Wesen
der Primzahlen aufgebaut war; es wurden aber auch andere Überlegungen einbezogen, z.B. über
bestimmte Proportionen.“
102 Borst, Zahlenkampfspiel, S. 43
103 An der Benutzung des Abakus ist mit Bubnov gegen Lindgren festzuhalten. Ferner belegt Bubnov,
Opera mathematica, S. 38, Anm. 12 treffend die Verwirrung, in die sich Remigius aufgrund der
Verwendung des Buchstabens D (= denarius) für die mittlere Kolumne eines einzelnen Abakus-
bogens gestürzt sah.
60
tarlos berichtet: Fecit et regulas de divisionibus abaci.104 Es gibt aber Indizien, welche die
Abfassung eines solchen Traktats recht wahrscheinlich machen. Vorrangig ist hier natür-
lich der über wenigstens zwei Jahre nachweisbare briefliche beziehungsweise (im Sommer
989) persönliche Kontakt mit Gerbert zu nennen. Dessen Version des Abakus - obiges
Zitat deutet darauf hin, daß er ein Exemplar dem Remigius in Trier hatte zukommen
lassen - ermöglichte bereits die Multiplikation und Division zweier dreizehnstelliger
Zahlen.104 105 Nur diese beiden Grundrechenarten, vorzugsweise die Handhabung der soge-
nannten „divisio aurea“, wurden von den Abazisten oder gar Gerbertisten gelehrt und in
eigenen Schriften behandelt. Gerbert hat bereits um 980 einen eigenen Abakustraktat ver-
faßt, die „Regulae de numerorum abaci rationibus“, die nach der Jahrtausendwende re-
digiert und mit Hilfe eines Werks seines Schülers Heriger erweitert wurden.106 Konsens
der Forschung ist es, die Abfassung des ältesten abazistischen Sammelwerks auf den
lothringischen Raum zu lokalisieren, wobei eine Datierung ±995 angenommen wird.107
Lothringen, vor allem Lüttich, galt im Bewußtsein der Zeitgenossen als Hochburg abazi-
stischer Studien.108 So heißt es beispielsweise im „Liber Abaci“ des Bernelinus, eines wei-
teren Gerbert-Schülers: . . . Quod si tibi tedium non esset harum fervore Lotharienses ex-
petere, quo$ in bis ut cum maxime expertus sum florered09 Von diesen Forschungen blieb
auch die Moselmetropole nicht unberührt. In der Trierer St. Eucharius-Abtei, dem Auf-
enthaltsort des Remigius in den 980er Jahren, wurde im 12. Jahrhundert eine bedeutende
mathematisch-astronomische Sammelhandschrift erstellt, die neben Schriften des He-
riger und des Bernelinus und Teilen der „Boethius“ Geometrie II auch den Abakustraktat
eines Gerlandus enthält, der sich als Kompilation älterer Vorlagen versteht.110 Er ist in
einer weiteren Handschrift aus St. Eucharius überliefert.111
Mehr als eine gewisse Plausibilität vermag man der Aussage der Miracula S.Liutwini also
nicht zuzusprechen. Das liegt nicht zuletzt an den quellenkundlichen Eigenarten mittelal-
terlicher „Schullektüre“ zu den sieben freien Künsten, wo präzise Verfasserzuschrei-
bungen eher die Ausnahme denn die Regel darstellen. So harren noch viele anonyme Aba-
kustraktate ihrer Identifizierung oder gar der Publikation; einige sind bei Bubnov, Olleris
und Boncompagni abgedruckt.112
104 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 16
105 zu Technik und Handhabung des bereits von Richer beschriebenen Instruments s. Lindgren,
Quadrivium, S. 16-21; Vogel, Gerbert als Mathematiker; Moon, Abacus, jeweils mit weiterer Li-
teratur
106 Bubnov, Opera mathematica, S. 1-22
107 Bubnov, Selbstständigkeit, S. 18, 29 u. 236f.; Folkerts, „Boethius“ Geometrie II, S. 89 u. 105 t.
108 hierzu Butzer, Mathematiker
109 zitiert nach Olleris, Oeuvres, S. 357
110 Cod. Berlin Staatsbibi., Ms. lat. oct. 162, f. 91-104v; ed. Treutlein, in: Boncompagni, Scritti ine-
ditti, S. 595-607, ebd. S. 595: . . . quicquid ab abacistis excerpere potui, compendiose collegi.
111 Cod. Trier Stadtbibi. 1896/1438, f. 2v-5; Beschreibendes Verzeichnis X, S. 45 ist entsprechend
zu korrigieren.
112 s. Olleris, Oeuvres, S. 311-348 („Regula de abaco computi“) u. S. 349-356 („Libellus de nume-
rorum divisione“), vgl. Evans, Theory and practice. Zu der Ab- bzw. Eingrenzung von Gerber ts
authentischen mathematischen Schriften s. Beaujouau, Apocryphes.
61
2.2.5. Die Forschungskontroverse um den Grammatiktraktat „Aurora-doceo-vigilans“
An letzter Stelle führt der Anonymus eine grammatische Schrift auf, die er folgender-
maßen charakterisiert: . . . fecit et excerptionem Prisciani super octo partes Donati, ipsas
octo partes octonis incipiens verbis metrica lege sic ligatis: Aurora, doceo, vigilans, ego,
per, satis, o, si.113 Die wörtliche Zitierung des Incipits legt nahe, daß ein Exemplar dieses
Traktats Ende des 11. Jahrhunderts in der Mettlacher Klosterbibliothek vorlag. An
seinem Beispiel lassen sich die Eigentümlichkeiten der literaturgeschichtlichen Rezeption
des Remigius exemplarisch demonstrieren: Die nur lokal im Trier-Mettlacher Raum ver-
breiteten Miracula erfahren im Zuge der Bursfelder Reformbemühungen um 1500 eine
erneute handschriftliche Fixierung, die - wie bereits dargelegt - von der Erstfassung des
11. Jahrhunderts durchaus textrelevante Abweichungen aufweist. Die etwa gleichzeitig in
Verbreitung gelangten Schriften des Trithemius überlagern den Mettlacher Originaltext
in den folgenden Jahrhunderten gänzlich, was zur Folge hat, daß sich nicht nur übel beleu-
mundete Vielschreiber wie Arnold Wion113 114 im 16. Jahrhundert und auch noch Autori-
täten wie Brower, Hontheim und Calmet im 17./18.Jahrhundert auf die Formulierungen
des Trithemius stützen, sondern gar noch bis in unsere Gegenwart der seit Sauerland vor-
liegenden MGH-Edition keine Beachtung geschenkt wird. Dieser „Verdrängungsprozeß“
hat nirgendwo gravierendere Folgen gezeitigt als bei der korrekten Interpretation des re-
migianischen Grammatiktraktats. Betrachten wir nämlich einmal, was der Sponheimer
Abt aus der präzisen und stimmigen Mettlacher Vorlage gemacht hat: „Excerptionem
quoque Prisciani lib.l super Donato commentum lib.I“,115 und dann vor allem: „In Pris-
cianum Grammaticum Commentarios edidit. Super Donatum quoque maiorem et mi-
norem.“116
Diese Zuschreibung bringt den Mettlacher Abt in direkte Konkurrenz zu den bekannten
Donat- und Prisciankommentaren des Remigius von Auxerre, über die mehrere vorzüg-
liche Studien von Jeudy vorliegen, die sich im Rahmen ihrer Tätigkeit am Institut de Rech-
erche et d’Histoire des Textes in Paris auf die Erfassung auch apokrypher Schriften des
Auxerrer Klosterlehrers spezialisiert hat.117 Ein reiches Betätigungsfeld bieten ihr die mit-
telalterlichen Bibliothekskataloge, die vielerorts Eintragungen wie diese aufweisen: „Re-
migius in/super Donatum“, „Expositio Remigii super Donatum“, „Editio Prima Remigii
super Donatum“, „Commentum Remigii super VIII partes orationis et super Priscianum
113 MGH SS XV,2, S. 1266, Z. 16-19
114 vgl. Histoire Littéraire VI, S. 120 unter Bezug auf Arnold Wion, Lignum Vitae, Venedig 1595,
Bd. II, S. 890 (Zuschreibung des Auxerrer Priscian-Kommentars zu Remigius von Mettlach)
115 Trithemius, Opera Historica I, S. 131
116 Trithemius, Annales Hirsaugienses I, S. 122; die Schlegel-Edition von 1690 erfuhr die weiteste
Verbreitung an den europäischen Bibliotheken.
117 Remigius von Auxerre verfaßte u.a. Kommentare zur Ars minor des Donatus (ed. W. Fox,
Leipzig 1902; vgl. Jeudy, Israel le grammairien), zur Ars maior (vgl. Jeudy, Un nouveau manus-
crit) und zu Priscians Partitiones (vgl. jeudy, Tradition manuscrite). S. auch dies., Commentat-
eurs de Donat u. Nouveaux fragments sowie de Marco, Remigii inedita u. Huygens, Remigiana.
Über den mittelalterlichen Grammatikunterricht informiert die grundlegende Studie von Holtz,
Donat et la tradition.
62
maiorem“.118 Auch die auf den Miracula selbst fußenden Autoren wie Marx, Lager,
Becker und Raach sahen sich folglich zu vorsichtig-ausweichenden Formulierungen be-
ziehungsweise unverbindlichen Paraphrasen des lateinischen Textes gedrängt.119 Von
beiden letzteren unberücksichtigt blieb der 1964 an recht entlegener Stelle publizierte An-
satz von Droz, welche die „regulae“ eines anonymen Remigius, die 1486 in Münster in
Westfalen einen Inkunabeldruck erfahren hatten, unter Berufung auf dieTrithemius-Pas-
sage dem Mettlacher Abt zugeordnet hatte.120 Diese These leitet über zu der zweiten
Klippe, auf die der Miracula-Interpret nach der Umschiffung der früh- und hochmittelal-
terlichen Schriften des Auxerrer Remigius zwangsläufig zusteuert: Im 15.Jahrhundert ist
eine Fülle von Grammatiktraktaten unter dem Titel „Regule Remigii puerorum“ oder
„(Remigii) Fundamentum Scholarium“ gedruckt worden, die uniform das Incipit „Do-
minus quae pars“ aufweisen und mittels eines elaborierten Frage-Antwort-Katalogs einen
elementaren Einstieg in die lateinische Formenlehre bieten.121 Sie weisen keine Berüh-
rungspunkte zu den zahlreichen grammatischen Schriften des Remigius von Auxerre auf,
ebensowenig gibt es aber in irgendeiner der acht Wortklassen eine Übereinstimmung zu
dem mitgeteilten Anfang der Mettlacher Schrift.122 Der Lösungsversuch von Droz ist
daher gescheitert. Es ist meiner Meinung nach müßig, nach einem „Remigius“ als Ver-
fasser der „Dominus quae pars“-Traktate zu fahnden.123 Pate stand hier der Mönch von
Auxerre, dessen Name im Spätmittelalter als Synonym für einen grammatischen
Fachautor galt.
Für den Versuch einer Präzisierung der Miracula-Passage ist es nötig, sich nicht länger
darauf zu kaprizieren, daß wirklich ein Donatkommentar etwa nach dem älteren Au-
118 Die aufgeführten Beispiele entstammen der Aufzählung von M.Manitius in NA 32 (1907), S.
681-683. Der Gorzer Bibliothekskatalog des 11. Jh. weist eine eigene Gruppe von „Libri Re-
migii“ auf, die die exegetischen Schriften des Remigius von Auxerre enthält. Seine grammati-
schen Werke („Expositio Remigii super utrumque opus Donad et Catonem et super duo opus-
cula Prisciani“) sind an anderer Stelle vermerkt, s. Morin, Catalogue, S. 6 u. 9.
119 vgl. z.B. Marx, Erzstift Trier III, S. 400: „. . . deren Verfasser (= der Miracula S. Liutwini) doch
wissen mußte, ob von diesem Remigius Kommentare zu Grammatikern geschrieben seien. Auch
haben viele Scholasten solche Kommentare geschrieben und konnte also Remigius zu Mettlach
ebenso gut solche hinterlassen wie jener von St. Germain zu Auxerre. Lassen wir dieses auf sich
beruhen . . .“ S. auch Becker, Fragmente, S. 13; Raach, Mettlach, S. 133.
120 Droz, Les „regule“
121 Bursill-Hall, Medieval Donatus Commentaries, listet mehr als 200 Donatuskommentare bzw.
auf Donat basierende Übungstraktate auf. Er verweist auf weitere „Dominus quae pars “-Manus-
kripte in Abersytwyth, Cambridge, Leiden, London, Prag und Wolfenbüttel. Auflistung der In-
kunabeln bei Geldner, Wiegendruckausgaben.
122 Der Text der „regule“ ist am leichtesten zugänglich in der vollständigen Faksimileausgabe des
dänischen Drucks von 1495, s. Tre latinske Grammatiker. Ablehnung der Droz’schen These be-
reits bei Schmitt, Ianua, S. 71, während Geldner, Wiegendruckausgaben, Sp. 654 und Jeudy, Un
nouveau manuscrit, S. 123, Anm. 4 den Mettlacher Ansatz kommentarlos zur Kenntnis nehmen.
Im Unterschied zu Schmitt greifen sie nicht auf die MGH-Ausgabe der Miracula zurück. Infolge
der Aufnahme von Geldners Studie in die neueste Spezialbibliographie zur Inkunabelkunde (Der
Buchdruck im 15. Jahrhundert, hrsg. v. S. Corsten u. R. W. Fuchs, Hiersemanns bibliographische
Handbücher 7,1, Stuttgart 1988) erscheint auch dort Remigius von Mettlach fälschlich im Auto-
renverzeichnis.
123 Schmitt, Ianua, S. 71 zitiert eine 1897 erschienene Studie F. Tetzners, der einen 1312 verstor-
benen Remigius als Verfasser der Regule nenne, „ohne freilich über diesen Remigius Genaueres
mitzuteilen.“ Die Quelle Tetzners war Böcking, Supplementum, S. 453, der einen 1312 verstor-
benen Florentiner Dominikaner als Verfasser angibt, ohne dies näher zu belegen.
63
xerrer Vorbild gemeint sei. Es ist ungewiß, wenn auch wahrscheinlich, daß dieses Werk
überhaupt in Mettlach vorlag. Aus einer singulären Paraphrase in der Eucharius-Homilie
auf unmittelbare Vertrautheit mit dem Auxerrer Donatkommentar zu schließen erscheint
übereilt: Der ältere Remigius schöpft seinerseits aus Gregor dem Großen, dessen Schriften
dem Mettlacher Abt sicherlich ebenfalls zur Verfügung standen.124 Gerade im 11. Jahr-
hundert beginnt diesmal der Eigenname Donatus zum Gattungsnamen zu degene-
rieren,125 weshalb es vorrangig gilt, die „excerptio Prisciani“ zu erläutern. Hier ist nun auf
Priscians Übungstraktat „Partitiones XII versuum Aeneidos principalium“126 zu ver-
weisen, in dem die verschiedenen grammatischen Zuordnungskategorien anhand ein-
zelner Beispielwörter durchexerziert werden konnten. Dieses auch von Remigius von Au-
xerre kommentierte Werk kann als früher Vorläufer der sogenannten „Ianua“ gelten,127
ln der sehr kurzen Schrift findet sich bereits „aurora“ als eines der Beispiele für ein Sub-
stantiv.128 Zahlreiche anonyme „traités du mérisme“129 folgen im Mittelalter diesem Vor-
bild, so z.B. ein Admonter Codex des H.Jahrhunderts: Iustus-ego-amo-hodie-legens-et-
ad-pape sind die gewählten Beispielworte, die in der Handschrift durch Initialen hervor-
gehoben sind.130 Die Reihenfolge (Nomen, Pronomen, Verb, Adverb, Partizip, Konjunk-
tion, Präposition, Interjektion) folgt der Vorgabe des Donatus Minor. Es fällt sogleich
auf, daß Remigius von Mettlach ein anderes Gliederungsprinzip bevorzugt, und zwar die
Trennung in die vier flexivischen und die vier inflexivischen Wortarten. Diese Aufteilung
findet sich im Spätmittelalter bei den Ianua wieder.131 Wohl als mnemotechnische Hilfe-
stellung für den Lateinunterricht auf der Elementarstufe hat der Mettlacher Abt seine Ex-
empla als Hexameter angeordnet (einsetzend mit Spondeus):
- -/- u u/- u u/- u u/- u u/- u
Hierin zeigt sich seine Beeinflussung durch Priscian, der den Partitiones eine metrische Isa-
goge vorangestellt hat und jeden der zwölf Aeneisverse vor der grammatischen Analyse
skandieren ließ.132 Ob der Traktat eine über die Mettlacher Klosterschule hinausgehende
Verbreitung gefunden hat, bleibt fraglich. Ich halte es indes nicht für ausgeschlossen, daß
124 s. u.S. 175, Anm. 10
125 Jeudy, Donatus, Sp. 1239
126 Grammatici Latini III, S. 457-515 (ed. H. Keil)
127 Schmitt, Ianua, S. 50, Anm. 77
128 Grammatici Latini III, S. 509: „Oceanum interea surgens aurora reliquit.“ Die Partitiones waren
um die Jahrtausendwende im von Mettlach stark beeinflußten Echternach - teilweise - kopiert
worden (Cod. Paris BN lat. 9344, f. 191v-196v).
129 (griech. „meristes“ = teilend), Terminus u. a. bei Jeudy, Un nouveau manuscrit, S. 113
130 Cod. Admont Stiftsbibi. Nr. 756, f. 89-100v; ebd. f. 1-76 ein Kommentar „Remigius super Do-
natum“ zur Ars maior, der im alten handschriftlichen Katalog der Stiftsbibliothek von J.Wichner
aus dem Jahr 1889, S. 278 unter dem Verfassernamen des Remigius von Mettlach eingetragen
ist, später aber in „Auxerre“ verbessert worden ist (Befund nach Photokopie).
131 Schmitt, Ianua, S. 70
132 Glück, Partitiones, S. 166
64
in Egberts „Bücherpaket“ für Egmond auch diese Schrift seines gelehrten Mönchs ent-
halten war.133
2.3. Weitere Schriften und Redaktionstätigkeiten des Remigius
2.3.1. Mittelbare Zeugnisse seines Aufenthalts in St. Eucharius
Bei der Suche nach weiteren „Remigiana“ muß man sich vergegenwärtigen, wie sich der
Mettlacher Anonymus seiner Aufgabe der Abfassung des Remigius-Kapitels entledigt hat.
Da er knapp drei Generationen nach dem Tod des berühmten Abtes schreibt, ist er bei der
Erstellung einer Werkliste auf den Bestand des Mettlacher Armariums angewiesen. Dabei
ist es ihm zwangsläufig unmöglich, spezifisch „Trierer“ Schriften des zeitweiligen „mo-
nachus Treverensis“ zu erfassen. Das ist beispielhaft der Fall bei der thematisch wie
formal ehrgeizigsten Predigt des Remigius, dem Eucharius-Sermo. Im Liber Lectionarius
der St. Eucharius-Abtei schließt er sich - versehen mit dem Nachtrag „Remigii abbatis“
- an die Homilie zu Lc 10,1 an. Der bislang nur in Bruchstücken publizierte Sermo ist im
Quellenanhang vollständig abgedruckt.134
Unter Zugrundelegung der Vita S. Eucharii schildert Remigius das Wirken des angeblich
von Petrus entsandten Apostelschülers: Nam sicut Dominus noster Jesus Christus beato
Petro apostolo participium sui nominis indulsit, ita etiam et ipse, ut arbitror, divina vene-
ratione bone gratie nomen promeruit.135 Zu Beginn entwirft der Autor ein farbiges Bild
des mauerumgürteten kaiserlichen Trier, das sich im Glanze seiner äußeren Macht sonnt,
aber durch heidnischen Aberglauben korrumpiert ist.136 Bei aller Verderbtheit dieser
Stadt verspürt Remigius eine eigentümliche Ehrfurcht vor ihrer einstigen Größe.137 Zu
Recht interpretiert Thomas diese Passagen gewissermaßen als Vorstufe zu den kühnen
Trierer Geschichtsklitterungen des ll.Jahrhunderts:
„Remigius hat das in der Vita Eucharii gezeichnete Bild der verworfenen Stadt über-
nommen, jedoch wird man trotz der eindeutigen Epitheta vana ac sacrilega, diabolica be-
133 Kleyn, Catalogus der boeken, S. 143: „Item remigius super donatum.“ Während Kleyn sich mit
gewundenen Formulierungen alle Rückzugstore offenzuhalten sucht (“Gewoonlijk wordt de
Commentaar op Donatus aan R. Antissiodorensis toegeschrewen. In hoeverre dit juist is, mögen
zij beslissen, die omtrent dezen schrijver critische Studien maken. Ik wensch er althans op te
wijzen, dat een vriend van Egbert van Trier . . . was R. abbas Mediolacensis . . .“), plädiert die
neuere Übersicht von Lampen, Catalogus librorum, S. 49 eindeutig für Remigius von Auxerre.
Die an grammatischen Schriften gut bestückte Klosterbibliothek von Gorze, deren Katalog in
aller Regel den Verfassernamen nennt, enthielt auch eine anonyme „Exposiuo super ipsum ( =
Priscian) et Donatum“ (Morin, Catalogue, S. 10).
134 Cod. Trier, Bibi. d. Bischöfl. Priesterseminars, Nr. 4, f. 23-30; s. u. S. 184ff. Mit einer Vortrags-
dauer von über einer Stunde ist sie die längste der erhaltenen Remigius-Predigten. Stilistisch fällt
wiederum die z.T. ausgefeilte Reimprosa auf.
135 s. u. S. 191, Z. 279ff.
136 s. u. S. 184, Z. 23ff.
137 So spricht er von den tremendas potestates urbis buius (s. u. S. 189, Z. 201f.); diese Stelle wird
von Thomas, Studien nicht berücksichtigt.
65
merken, daß sich die profanen Elemente zu verselbständigen beginnen; sie zeigen bereits
in dieser Predigt eine Wucherung, die später zu dem ausgedehnten Abriß der antiken Ge-
schichte Triers in der Hystoria führen sollte.“138
Trotz breit ausgeführter Vergleiche zwischen Trier und Rom unterbleibt allerdings noch
die Würdigung Triers als der „Roma secunda“, eine erst im 11. Jahrhundert propagierte
Tendenz einzelner Erzbischöfe.139 Entscheidend ist aber, daß für Remigius das Betäti-
gungsfeld des Eucharius stets „Gallien und Germanien“ ist, womit der im Privileg Papst
Johannes XIII. von 969 formulierte Primatsanspruch Triers seinen rhetorischen Aus-
druck findet. Es ist also wenigstens nach dem Zeugnis dieses Sermo nicht zutreffend, daß
„der Name Germanien in der Regel verschwiegen wird.“140 In nicht weniger als drei zen-
tralen Passagen hält Remigius an der Tendenz des Privilegs von 969 fest: Preterea plurima
pars Germanie atque Gallie . . .;141 . . . ut quem post se secundum presidem in Germania
atque Gallia haberi decreverat. . .;142 . . . sanctus autem pater noster principatum in
Germania atque Gallia evangelizandi primus assumpserat. . .143 Dieser aggressive Un-
terton ist Ausdruck der Rivalität zwischen Trierer und Mainzer Erzstuhl im allgemeinen
und den Erzbischöfen Egbert und Willigis im ganz besonderen. Sie beruht nicht nur auf
dem politischen Konflikt der Jahre 983-985 um Heinrich den Zänker, sondern auch auf
grundlegenden divergierenden kirchenrechtlichen Ansprüchen,144 wobei Remigius hier
ganz als Sprachrohr seines Herrn fungiert. Freie Paraphrasen seiner Eucharius-Predigten
sowie eines Sermo seines Zeitgenossen Theoderich von Trier sind noch Mitte des 11 .Jahr-
hunderts in die Vita S. Agritii eingeflossen.145
Im Rahmen der liturgischen Gestaltung des Euchariusfestes hat Remigius ferner eine Se-
quenz gedichtet, die in der Handschrift Trier Bistumsarchiv Nr. 133 überliefert und von
Sauerland und den Analecta Hymnica publiziert worden ist.146 Ihr Text ist von Thomas
auf das historische Verständnis Trierer Autoren der Jahrtausendwende hin intensiv inter-
pretiert worden.147 Das antike, dem Heidentum verhaftete Trier, das sich nach Kräften
dem heilbringenden Wirken der drei Apostelschüler zu widersetzen sucht, gilt dem Remi-
138 Thomas, Studien, S. 159
139 s. u. S. 192, Z. 315ff. (Ecce, sicut domina mundi Roma . . .); zur Problematik vgl. Thomas, Stu-
dien, S. 162ff.
140 ebd., S. 221. „Quelle“ dieses Irrtums ist wohl Sauerland, Geschichtsquellen, S. 110. Dessen
These, Trier habe 969 eine Vorrangstellung über deutsche und französische Metropolen er-
worben bzw. beansprucht, weist Lugge, Gallia, S. 187 zurück: „Gallia“ bedeute im Sprachge-
brauch des 10. Jh. Lothringen, also den Westen des Reiches.
141 s. u. S. 185, Z. 53f.
147 s. u. S. 189, Z. 196.
143 s. u. S. 191, Z. 292f. Einziges - freilich von Thomas nicht aufgeführtes — Gegenbeispiel s. u. S.
188, Z. 176f.: . . .testificatur sancta dyocesis et non minima parte Gallia catholice fidei docu-
mentis imbuta . . .
144 s. Ewig, Kaiserliche Tradition, S. 181; das Taktieren Egberts in diesen Jahren beleuchten die Ger-
bert-Briefe, s. Weigle, Briefsammlung, Nr. 26,38, 55 u. vor allem Nr. 63. Von einem irgendwie
gearteten Primatsanspruch Triers fühlte sich der Reimser Erzbischof jedenfalls nicht berührt. Die
Ambitionen Egberts wiesen eben nach Osten. Zu der Rivalität der rheinischen Erzbistümer im
10./11. Jh. s. Boshof, Auseinandersetzung.
145 Sauerland, Geschichtsquellen, S. 128 u. S. 173-211
146 Pastor Bonus 3 (1891), S. 209f.; AH 42, S. 200f. unter dem Titel „De s. Euchario et sociis“
147 Thomas, Studien, S. 159f. u. 194f.
66
gius als „Tochter des verruchten Babylon“, ohne daß jedoch bereits ein Bezug zur Tre-
beta-Sage anzunehmen ist. Analog werden die Trierer als Amorrbaei und filii Gehennae
bezeichnet. Trotz dieser der Hagiographie vertrauten Topoi konstatiert Thomas bereits
das Eindringen profaner Metaphorik, die „ein lebhaftes Interesse an der großen Vergan-
genheit der Stadt“ verrate; Remigius vermag sich bereits einer „florierenden Kenntnis der
Trierer Profangeschichte“ zu bedienen.148
Die Vita S. Eucharii ist in den bisherigen Ausführungen nur mehr als Fakten liefernde
Quelle der Remigius-Predigten erschienen. Sie ist jedoch sui juris aufschlußreich für das
literarische Schaffen des Mettlacher Abtes. Die Forschung ist sich weitgehend einig, den
Text auf Anfang beziehungsweise Mitte des 10. Jahrhunderts zu datieren, wobei der nur
von Trithemius überlieferte Verfassername Goldscher von St. Eucharius stillschweigend
fallengelassen wird.149 Ein Exemplar der Vita zählt zu den zwanzig Büchern, die Erzbi-
schof Egbert nach Egmond schickt.150 Bereits in einer der ältesten Handschriften, die noch
zur Amtszeit Egberts entstanden ist, findet sich ein Zusatz,151 der von dem widrigen Ge-
schick berichtet, das die Stadt Trier während des 4. und 5. Jahrhunderts erlitt: Die drei
Plagen der Arianer unter Kaiser Constans,152 der Wandalen- und Alemanneneinfälle zur
Zeit des Honorius und schließlich des Hunnensturms seien auf eine Stadt herniederge-
kommen, die sich wie einst Babylon in ihrem Hochmut gesonnt habe. Deshalb gezieme
es sich, das Andenken der ersten drei heiligen Bischöfe zu bewahren und sie um Schutz vor
ähnlichen Bedrängnissen anzuflehen. Die Ausgabe der Acta Sanctorum153 enthält in
einem Nachtrag zwar auch diesen Zusatz, aber sie basiert auf dem alten Druck von Bou-
quet und weist zahlreiche Entstellungen und Lücken auf. Daher biete ich den Text nach
der Wolfenbütteier Handschrift Cod. Guelf. 1109 Heimst., f.59v-61v, den ich mit der
schwer zugänglichen Ausgabe von Hillar in den Vindiciae textkritisch vergleiche:154
Sanctorum, fratres dilectissimi, Trevirorum episcoporum Eucharii, Valerii atque Ma-
terni, qui in multis miraculis fuerunt coruscantes, quosque155 in hac vita fuerant conver-
sati, ex bis pauca in hoc libello scripta leguntur. Tarnen invenimus post excidium Trevi-
rorum quod tribus vicibus devastata sit civitas atque succensa, ergo156 nec immerito pro
suis tribus sceleribus maximis, id est superbia in similitudine Babiloniae157, et pro sedula
148 ebd., S. 160. Nicht ohne Grund stellt im 18. Jh. Hillar, Vindiciae, S. 131 f. den Mettlacher Abt
folgendermaßen vor: „Quatuor scriptoribus ultimo citatis praeprimo annumerandus venit Re-
migius, . . . qui et a suis parentibus, avis, instructoribus et magistris et a suis in Monasterio Senio-
ribus devastationi Nortmannicae coaevis, aliisque supparibus quo ad has similes quaestiones
praesertim Historiam Trevirorum originariam optime et genuine rescire potuit. .(es folgen
Exzerpte aus den Predigten).
149 vgl. Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 44f.; Edition in AA SS Jan. III, S. 533-537
150 Egmonder Bibliothekskatalog, Nr. 19: Item libellus in quo continetur vita Eucharii, Valerii et
Materni Treverici urbis archiepiscoporum (Kleyn, Catalogus der boeken, S. 143, der auch die
Vita dem Remigius „waarschijnlijk“ zuspricht).
151 BHL 2656; zu den Handschriften s. Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 28-31 u. S. 45
152 Er wird offenbar mit seinem Bruder Constantius verwechselt.
153 AASSJan. III, S. 757f.
154 Hillar, Vindiciae, S. 56f. (im folgenden mit H bezeichnet); Hillars recht guter Text basiert auf
einem alten St. Mattheiser Kodex.
155 quoadusque H
156 etH
157 Babylonis H
67
ebrietate, tertiaque pro libidine immoderata, aliis quoque peccatis innumerabilibus sub-
iunctis necnon et impietatibus Christianorum communiter perpetratis. Igitur Deus omni-
potens tres plagas maxime gladium gentilium158 venire permisit super regnum Christia-
norum et super civitatem praedictam tribus vicibus.
Prima autem plaga erat Graecorum sub Imp. Constante filio Constantini qui Arianus ef-
fectus est, Catholicos in toto orbe persequens. Secunda vero quando Wandali et Alemanni
Galliae regiones sub Imp. Arcadio et Honorio Romanis vastaverunt. Tertia Hunorum sub
Attila rege eorum et sub Imp. Theodosio minore. Contra haec una plaga, id est gladius
gentilium, de tribus plagis quae commemorantur saepissime in Canone, id159 * est gladio,
fame, pestilentia, quibus consuevit Deus iram suam super regna terrarum vindicare, venit
super populum et civitatem Trevirorum. Nos ergo sanctam trinitatem et omnes angelos
omnesque sanctos rogamus, ut exercitum Christianorum a plagis praedictis et similibus
custodiat.
Nos quoque, o civitas Trevirorum, pontificum nostrorum Eucharii videlicet Valerii atque
Materni sollempnia cum omni veneratione colimus et eorum auxiliis poscimus, quae
mirae virtutis, quando fuerant in vita praesenti, per eos Dominus fecerat, quamvis pauca
de multis commemorantur, ut praediximus, propter devastationem et incendium civitatis,
cum ecclesiasticis caussis. Hunc quoque libellum postea inventum alia scilicet combustum
invenimus. Igitur tunc illos legimus mortuos suscitasse, leprosos mundasse, paralytico cu-
rasse, claudos restaurasse et diversos languidos salvasse, daemoniosos liberasse. Sic
autem, et nunc multa genera infirmitatum quotidie in templis eorum propter merita sanc-
torum sanitati restituuntur praestante Domino nostro.
Im Unterschied zur Eucharius-Vita (BHL 2655) handelt es sich bei BHL 2656 eindeutig
um eine Moralpredigt an die fratres dilectissimi, die auf den libellus der Vita bewußt ver-
weist. Daß in der Wolfenbütteier Handschrift sogleich die bekannte Remigius-Homilie
folgt, ist, für sich genommen, von wenig Belang für die Verfasserfrage, ließe sich eben
unser Mettlacher Abt nicht an anderer Stelle als Redaktor der Eucharius-Vita nachweisen.
Im zweiten Kapitel der Vita findet sich in einigen der älteren Handschriften nach der Stelle
Eucharium videlicet die Erweiterung qui interpretatur gratia, magnarum vir existens vir-
tutum et implevit opere, quod designabat nomine.160 Dieser Einschub entstammt der Ma-
gnificat-Antiphon zur Vesper aus der Eucharius-Historia des Remigius.161 Es lassen sich
weitere Entsprechungen zu bekannten Texten des Remigius ermitteln, so die Angleichung
Triers an Babylon, die uns in der Sequenz begegnete, der Ausruf o civitas Trevirorum, der
dem sancta civitas Treverica des Eucharius-Sermo korrespondiert, und die summarisch-
knappe Wunderauflistung, die man am Schluß des Celsus-Sermo und der Vita I Liutwini
wiederfindet. Aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Legendenstoff um den hei-
ligen Eucharius und einem wachen Sinn für die große profane Geschichte der Stadt Trier
158 gentilicium W
159 quae H
»«> AA SS Jan.Ill, S. 533
161 Rosenthal, Fest des hl. Eucharius, S. 118
68
heraus erwuchs für Remigius — und kein anderer zeitgenössischer Autor läßt sich als Ver-
fasser so glaubhaft machen - die Motivation zu einem Appendix der älteren Vita. Späte-
stens mit dieser Überarbeitung hat Remigius — zusammen mit Theoderich von Trier — in
der Tat „nicht wenig dazu beigetragen . . daß in Trier das erste selbständige Gedicht auf
eine Stadt nördlich der Alpen geschrieben wurde.“162
2.3.2. Weiter im Dienste Egberts: der Celsus-Sermo und die Litanei „Humili prece“
Der heilige Celsus von Trier verdankt seine Inauguration dem zufälligen Fund einer an-
tiken Grabplatte während der Ausschachtungsarbeiten von St. Eucharius.163 Von Egbert
flugs zum Heiligen propagiert - die Elevatio findet 980 statt wird Celsus wohl noch im
gleichen Jahrzehnt Thema eines Sermo des Remigius. Ebenso wie später Theoderich von
Trier, der Verfasser der „Inventio“ und der „Miracula S. Celsi“,164 sah sich Remigius vor
das peinliche Problem gestellt, ohne jegliche historischen oder auch nur legendarischen
Anhaltspunkte dennoch seitenlange Sermones zu verfassen, eine Aufgabe, die sie mit mehr
oder minder Geschick erfüllten. Der recht kurze Sermo des Remigius (Vortragsdauer etwa
25 Minuten) erschöpft sich denn auch in wenig geistreichen Wortspielen rund um den
Namen des Heiligen, in einer Anhäufung von Bibelzitaten und in summarischen Aufli-
stungen seiner Wunderheilungen.165 Gerade das Fehlen einer Fakten liefernden Heiligen-
vita verleitet Remigius aber zu mentalitätsgeschichtlich recht aufschlußreichen Spekula-
tionen über die Herkunft des Celsus, den er vorsorglich als Trierer Bürger reklamiert: lste
itaque sanctus, de quo loquimur, Trevirorum civis, non segnis utique patrie fuerat...166
Thomas behandelt in seinen Untersuchungen zur Trierer Geschichtsschreibung den
Celsus-Sermo nicht, da er sich bei den Werken des Remigius ausschließlich auf die we-
nigen schon bei Sauerland edierten Stellen stützt. Dabei hätte er für seine interessanten
Ausführungen über die Unterscheidung gallischer und germanischer Wesensart167 fol-
genden Beleg aus der Celsus-Predigt anführen können: . . . quacumque esset ex gente,
162 so die Würdigung von Thomas, Studien, S. 181
163 Einige süffisante Bemerkungen zur „Karriere“, die Celsus durchlaufen hat, ebd., S. 145, Anm.
63. Grundlegend die Arbeiten von Kyll, Der hl.Celsus; Donckel, Kult des hl. Celsus; Thomas, Der
Mönch Theoderich. Daß besonders Egbert den neuen Heiligen seiner Kirche propagierte, wird
ersichtlich aus dem Reliquienbestand von Egmond, wo noch 1520 Celsus-Reliquien in scrinio ar-
genteo archiepiscopi Eckberti vermerkt sind (s. Zender, Räume und Schichten, S. 213, Anm. 31).
164 AA SS Febr. III, S. 396-400 u. S. 400-404; ex translatione Sancti Celsi, ed. G. Waitz, MGH SS
VIII, S. 204-208; ein reichlich inhaltsleerer Sermo des Theoderich über den hl. Celsus ist publi-
ziert in den AA SS Febr. III, S. 410f.
165 Überliefert in zwei Handschriften: a) Trier, Bistumsarchiv, Abt. 95, Nr. 133c, f. 43-45 (12. Jh.),
b) Trier, Bibi. d. bischöfl. Priesterseminars, Cod. Nr. 4, f. 197-200 (12. Jh.). Vollständiger Ab-
druck im Quellenanhang dieser Arbeit, S. 195ff. und bei Donckel, Kult des hl. Celsus, S. 78-82.
Zum Heiligennamen s. u. S. 196, Z. 44ff.: Nec inmérito santissimus meritis nomen sortitus est
Celsus, quia excelsus in excelsis Dominus humilia respicit. . .,ut esset secum in excelso cum ex-
celsis Celsus a celsitudine semper presentís eternitatis . . . Zu den Wundern s. u. S. 199, Z. 145ff.:
Ita tunc cecis visum reddiderat,. . . cunctaque sanitatis signa atque prodigia exercuerat. Insge-
samt finden sich in dem kurzen Text 19 z. T. ausführliche wörtliche Bibelzitate (ohne Zählung
der Paraphrasen).
166 s. u. S. 197, Z. 65f.
16' Thomas, Studien, S. 221 ff.
69
uerbigratia, vel ex feroci forsan Brittannorum aut fortassis ex forti Francorum genere, seu
etiam superbi sanguinis alto parentum germine Burgundia oriundus esset vel ex Germa-
nica parentela Galliam fecundasset.l6S Ähnlich finden auch die Trierer Ansprüche auf die
Gallia Belgica wieder Erwähnung.169
Es war Marx, der bedeutende Historiker des Erzstifts Trier, der bereits 1860 auf einen in
der Stadtbibliothek Trier aufbewahrten Hymnus auf den heiligen Celsus aufmerksam
machte.170 Da ihm der Sermo des Remigius auf denselben Heiligen bekannt war, ordnete
er ihm - auch aufgrund des anerkannten Renommees des Mettlacher Abtes — diesen mit
Neumen versehenen Hymnus ebenfalls zu. Am unteren Rand der Handschrift steht der
Hexameter Tantillus tanto prompsit parasitus alumno. Die Herausgeber der AH sind bei
der Identifizierung dieses „tantillus parasitus“ dem Vorschlag von Marx nicht gefolgt und
plädieren eher für Theoderich von Trier.171 Dieser Zuordnung schließt sich Thomas —
wenn auch mit einigem Vorbehalt - an.172 Theoderich wird auch als Verfasser einer Se-
quenz auf den heiligen Maternus angenommen, die sich in derselben Handschrift be-
findet,173 wobei in beiden Fällen die bekannte Vorliebe des Theoderich für griechische Vo-
kabeln das Hauptargument bildet. Umgekehrt möchte ich in der dritten Strophe der
Celsus-Sequenz auf das Wortspiel „Celsus-praecelsus“ verweisen, das sich gerade bei Re-
migius des öfteren findet (umgekehrt aber nicht im Sermo des Theoderich). Der gallische
Primatsanspruch der Maternus-Sequenz (qui Gallica rura replesti sana doctrina)174 findet
sich ebenfalls mit aller Deutlichkeit in den Predigten des Remigius ausgedrückt. Nicht zu-
letzt lassen die Formulierungen des Trithemius175 eine ansehnliche Anzahl „Komposi-
tionen“ aus der Feder des Remigius vermuten, so daß die Autorenfrage für beide Hymnen
zumindest offengelassen werden sollte.
Die eben angeführte Passage aus dem Catalogus leitet über zum letzten nachweisbaren Be-
tätigungsfeld des Mettlacher Abtes: „Composuit insuper Letanias et Antiphonas quae in
rogationibus a clero frequentantur.“ Hinter dieser Aussage verbirgt sich mehr als die will-
kürliche Zuschreibung möglichst vieler literarischer Ehrentitel, die man Trithemius oft
i*** s. u.S. 197, Z. 80ff.
169 s. u. S. 197, Z. 67. Dieses Synonym für Lothringen erscheint zuerst bei Hinkmar von Reims
(Lugge, Gallia, S. 129 u. 183f.), der dem Remigius als postuliertem Verfasser der Vita I Liutwini
wohl vertraut war. Aus ihm bezog er sein negatives Urteil über Milo, den Sohn Liutwins (AA SS
Sept. VIII, S. 171: ut quidam dicunt). Man wird sogar davon ausgehen müssen, daß ein Exemplar
von Hinkmars Geschichtswerk in Mettlach selbst vorhanden war, da auch der anonyme Ver-
fasser der Miracula S. Liutwini sich auf den Reimser Historiker bezieht.
170 Marx, Erzstift Trier, III, S. 401; zur Handschrift (Nr. 120,11. Jh.) s. Beschreibendes Verzeichnis
II, S. 12-14. Maßgebliche Edition des Hymnus nun in AH 53, Nr. 134
171 AH 53, S. 228 („Herkunft und Alter dieser Handschrift lassen auf diesen Dietrich als Dichter der
Sequenz raten.“)
172 Thomas, Studien, S. 197
173 ediert in AH 53, Nr. 185
174 vgl. hierzu Zender, Räume und Schichten, S. 214f. Es lassen sich auch wörtliche Entsprechungen
ausmachen: Quis non stupescat tanta miracula (Maternus-Sequenz) zu Quis ergo tante pietatis
divitias non obstupescat? (Eucharius-Sermo, s. u. S. 186, Z. 107) bzw. Libet, fratres, resuscitat-
ionem beati Materni ad memoriam recolligere, quia stupesco in tam mirabilium virtutum osten-
sione (s. u. S. 190, Z. 259ff.).
175 Trithemius, Opera historica, S. 131
70
mit einiger Berechtigung vorwerfen konnte. Daß der Sponheimer Abt sich in diesem Fall
authentischen Quellenmaterials bedient hat (das er um 1500 als Visitator in Mettlach und
Trier vor Ort einsehen konnte), beweisen die metrischen Litaneien Ardua spes mundi und
vor allem Humili prece, die ursprünglich aus St. Gallen stammen und in Trier zur Zeit Eg-
berts an die lokalen Bedürfnisse adaptiert wurden.176 Für den Text der „Humili prece“,
die übrigens auch in dem für Hornbach so wichtigen Cod. Pal. Lat. 489 enthalten ist,177 *
bedeutet das die Einfügung von Preces an spezifisch Trierer Heilige, so in Strophe 8: Eu-
charius, Primus, Maternus ValeriusqueJ Maximinus et Agritius atque Marus.l Paulinus,
Felix, Severus NicetiusqueJ Treverici Patres nos foveant inopes.178 Strophen 11 und 12
lauten in der Urfassung:
Galle, Dei summi miles fortissime Christi,
Nobis nunc famulis auxiliare tuis.
Nil sic perspicuum poterit vox clara referre,
Ut decet in tali nunc patris obsequio.
Hic tibi perpetuis resonant concentibus aedes
Ossibus et sacris semper habetur honos,
Cum laeti famuli celebrant hic festa benigni
Laudibus instantes nocte dieque tuis.179
Die Trierer Fassung ersetzt Gallus durch Liutwin unter Beibehaltung der übrigen Zeilen,
was folgerichtig bedingt, daß „die Litanei die Veränderung eben an der Grabeskirche, d.h.
in Mettlach erfahren haben muß“,180 wie Kurzeja überzeugend geschlossen hat. Diese Re-
daktion stellt den Hintergrund für die Andeutung des Trithemius dar und belegt einmal
mehr, in welch vielfältigem Ausmaß sich Egbert Mettlachs schreibender Mönche bedient
hat.
176 AH 50, Nr. 179 u. Nr. 191; die Trierer Fassung bei Würdtwein, Commentatio, S. 233-235 u. S.
240-243; vgl. Kurzeja, Liber Ordinarius, S. 314-317
177 s. Kap. 4.1.
18 Würdtwein, Commentatio, S. 241
179 AH 50, S. 254
18° Kurzeja, Liber Ordinarius, S. 316, Anm. 1445
71
3. Studien zum geistigen Leben der Abteien St. Nabor und Tholey
im 11. Jahrhundert
3.1. Konrad von St. Avold - „Cuonrado sit vita salusque misello“1
3.1.1. Die Gedichte aus Cod. Paris BN 8088 und Cod. Metz Bibi. Munic. 377
Am Schluß einer jetzt in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrten Prudentius-Hand-
schrift2 aus dem 11. Jahrhundert stehen drei Gedichte, als deren Autor sich ein gewisser
Konrad aus St. Nabor (= St. Avold) bezeichnet. Es handelt sich um eine Grabinschrift in
sechzehn Distichen auf den im Jahre 1005 verstorbenen Metzer Bischof Adalbero II., ein
Begleitgedicht hierzu an eine hochgestellte Persönlichkeit namens Ratram sowie ein Ge-
dicht „Verba libri“, in dem das Buch von seinem Werdegang erzählt.3
Der recht ausführliche Epitaph ergeht sich in den üblichen Lobeshymnen, unter den Ver-
diensten Adalberos rage die Wiederherstellung von St. Symphorian heraus:
Hoc templum fundans multo et sudore laborans,
Servitium Domini hic statuit peragi. . .4
Aufschlußreicher ist die Eloge auf Ratram, der in der älteren Literatur stets als Abt von
St. Avold angesprochen wurde.5 Nun kennen weder die Abtsliste der „Gallia Christiana“
noch Calmet einen Abt Ratram; selbst die Liste des Bruschius, die noch weitere neun Äbte
vor allem im Zeitraum zwischen Wasco (787 belegt) und Richio (1121) aufführt, hilft
nicht weiter.6 Auch läßt die Wahl der Formulierung nicht unbedingt auf einen Klostervor-
steher als Adressaten schließen: Ratram wird als signifer in castris, civium dux tempore
pacis gewürdigt. Diesen hochgestellten Laien aus der Stadt Metz bittet Konrad, der hier
erstmals seinen Namen ins Spiel bringt, aus der Fülle seiner Werke einige Zeilen zur mo-
numentalen Verwertung beim Grabmal des Adalbero auszuwählen.7 Die Verba libri
schließlich machen die Herkunft der Handschrift aus St. Symphorian deutlich: „Nackt
1 MGH Poet. Lat. V,2, S. 381, Z. 19 (Schlußzeile der Verba libri)
2 BN lat. 8088; Beschreibung der Handschrift bei Tribout de Morembert, Manuscrits, S. 198
3 MGH SS IV, S. 672f. (ed. G. H. Pertz); MGH Poet. Lat. V,2, S. 378-381 (ed. K. Strecker); ICL Nr.
8826, 11014 u. 3042
4 MGH Poet. Lat. V,2, S. 379, Z. 23f.; das Epitaph wird von A. Hauck, Kirchengeschichte Deutsch-
lands III, Berlin-Leipzig 19526, S. 361 als Beleg dafür angeführt, daß St. Nabor nach einer Zeit der
Abhängigkeit von Prüm wieder als Abtei bestanden habe (so auch Hallinger, Gorze-Kluny II,
S. 776). Er bezieht sich dabei auf eine Passage der „Translatio SS. Chrysanti et Dariae“ (MGH SS
XV, 1, S. 375), aus der jedoch ein Bezug zu Münstereifel hervorgeht. Im übrigen bietet Konrads
Text keinerlei Anhaltspunkt für die Klostergeschichte von St.Nabor.
5 Wattenbach/Holtzmann I, 1/2, S. 184; Manitius II, S. 255
6 Gallia Christiana XIII, Kol. 839; Calmet, Histoire de Lorraine III, Kol. LXI-LXVIII; Bruschius,
Chronologia, S. 474
7 zu Ratram s.a. Tribout de Morembert, Manuscrits, S. 200; MGH Poet. Lat. V,2, S. 380, Z. 6ff.:
Scribsi tantorum tibimet formas numerorumj Elige de multis, quos ad tumbam seniorisl Dilecti
vobis et cunctis scribere possis. Bei dieser Formulierung bleibt unklar, ob sich Konrad auf die Aus-
wahl einiger Zeilen seines recht lang geratenen Epitaphs bezieht oder gar Ratram noch weitere
Textvorschläge unterbreitet hat.
72
und bloß“ sei sie nach St. Avold gelangt, um dort von Konrad einen prächtigen Einband
zu erfahren, schöner gar als die Fassung jenes Lucan-Codex, den Konstantin herstellen
ließ. Bei diesem handelt es sich wohl um den gleichnamigen Abt von St. Symphorian (amt.
1004-1048), der selbst schriftstellerisch tätig war und aus dessen Feder die Vita Adalbe-
ros II. stammt.8 Zu Beginn seiner Amtszeit wurden die Gebeine des Metzer Bischofs Sigis-
bald (gest. 741) von St.Nabor nach St.Symphorian transloziert.9 Nach den Verba libri
zeichnet Konrad auch für die Kommentierung der Handschrift verantwortlich.10
Wer war nun dieser Konrad? Die These Delisles von einer Identität Konrads mit einem
gleichnamigen Metzer Archidiakon gründet sich einzig auf die Namensgleichheit und ist
einhellig abgelehnt worden.11 Kaum fundierter ist die Gleichsetzung mit Kuno, dem er-
sten Abt von Bouzonville. Dieser Kuno ist nachweislich Schüler Poppos von Stablo ge-
wesen, und auch chronologisch stimmen die Bezüge nicht, wenn Konrad-Kuno etwa
dreißig Jahre nach seinem Aufenthalt in St. Nabor noch 1033 zum Abt der Neugründung
avanciert sein soll,12 Das Todesjahr Adalberos II. und die wiederholten Anspielungen auf
St. Symphorian und seinen Abt Konstantin lassen eine zeitliche Fixierung der drei Ge-
dichte auf die Jahre bald nach 1005 zu, wofür auch das formale Kriterium der Verwen-
dung griechischer Buchstaben durch Konrad spricht.13 Nach eigener Aussage war er
Mönch im blühenden Kloster St. Nabor, eine Funktion als Armarius oder auch Kloster-
lehrer ist anzunehmen. Seiner intellektuellen Fähigkeiten war er sich wohl bewußt, und
er hat keine Gelegenheit ausgelassen, seinen Namen in seinen Gedichten zu verewigen.
Die Variationsbreite reicht dabei von den schon erwähnten griechischen Buchstaben über
den Rebus14 bis hin zu manchmal recht penetranten Texteinschüben: Memet Cuonradus
celso tibi sterno pusillum,. . . qui fecit, vivat in almo, . . . Cuonradus, qui sit semper be-
nedictus, Cuonrado sit vita salusque misello.
Unter Umständen läßt sich noch ein weiteres Gedicht dieses Konrad feststellen. In einer
1944 verbrannten Metzer Handschrift des Boethius (die aber Strecker noch 1939 für seine
8 Lager, St. Symphorian, S. 209ff. Unter ihm wirkte in St. Symphorian der Mönch Alpertus, s. Ca-
rasso-Kok, Repertorium, S. 130-134
9 vgl. Mabiüon, Annales II, S. 96; Histoire générale de Metz I, S. 448; ein Abt Constantin von St.
Nabor, der in den Nekrologien von St. Arnulf/Metz, St. Clemens/Metz und Echternach zum 15.
Oktober notiert ist, ist auf die erste Hälfte des 9. Jh. anzusetzen.
10 MGH Poet. Lat. V,2, S. 381, Z. 13f.: Cuius sic studiissignis fulgesco novellisjMargine deque meo
nunc plura problemata pango
11 in einer Handschrift der Züricher Zentralbibliothek (Car. C 27; Mohlberg, Katalog, Nr. 242) aus
dem 11. Jh. (Inhalt: Moralia des Gregor) findet sich auf f. lv die „Epistola domni Conradi Me-
tensis archidiaconi ad Turegense cenobium“. Vgl. auch Wattenbach/Holtzmann, Manitius, Tri-
bout de Morembert, a.a.O.; Riché, Enseignement, S. 168 unterliegt einem Mißverständnis, wenn
er trotz ausdrücklicher Berufung auf Manitius schreibt: „Ainsi Conrad de Saint-Avold, appelé
aussi Cuno, qui écrivit des poèmes pour des enfants et qui étudiait Boèce, semble être le même que
l’archidiacre de Metz qui composa l’épitaphe métrique d’Adalbéron II.“
12 Identifizierungsvorschlag von Auguste, Bibliothèque, S. 432. Zum Abt Kuno von Bouzonville s.
Kap. 5.1.1.
13 zur Verschlüsselung des Autorennamens im Ratram-Gedicht und den Verba libri eingesetzt; die
„griechische Welle“, die das gesamte Reich im Gefolge der byzantinischen Heirat Ottos II. er-
faßte, fand eine besondere Ausprägung in Metz. Durch Vermittlung Bischof Dietrichs (amt. 965-
984) gelangten verschiedene griechische Texte in die Klosterbibliotheken der Stadt. Vgl. Berschin,
Griechisch-lateinisches Mittelalter, S. 220 u. 233f.
14 c x p n r b d x s (b, p, x stehen für die Vokale a, o, u) = Cuonradus
73
Edition heranziehen konnte)15 war auf einem Vorsatzblatt eine eigentümliche lyrische
Produktion eingetragen, ein Klagelied in 33 Hexametern auf den Tod eines weißen Pfaus,
der des Nachts von einem Uhu getötet worden war, mit anschließender Verfluchung
(„maledictio“) des Übeltäters. Auffällig ist, daß sich der Autor wieder selbst ins Spiel
bringt:
Quisquis versiculos sedulus conspexeris istos,
Celi quo Cuono vigeat, die, semper in almo.
Edidit hie versus puerorum voce rogatus.16
Wattenbach, Manitius und Strecker identifizierten diesen Klosterlehrer Kuno mit Konrad
von St. Avold. Tribout de Morembert, der fragliche Handschrift kurz vor Kriegsausbruch
ebenfalls untersucht hat, vertritt dagegen ihre Herkunft aus einer Abtei aus dem Rhein-
land; für ihn ist Kuno „vraisembablement moine d’une abbaye rhénane“,17 wobei er
mehrmals auf Fulda rekurriert. Dem stehen die überzeugenden Parallelen entgegen, die
Strecker zwischen Zeilen dieses Gedichts und den Versen aus der Pariser Handschrift er-
mittelt hat.18 Irritierend bleibt der Umstand, daß der Autor den Impetus zur Abfassung
von seinen Schülern erhalten haben will, sich insgesamt aber an ein Nonnenkloster zu
wenden scheint, wie wiederum Strecker sehr fein beobachtet hat.19
3.1.2. Hatto, Hardulf und die „Dichterschule“ von St. Nabor
Verweilen wir noch ein wenig länger bei der Betrachtung des Cod. Metz 377. Vor der Ode
Kunos auf seinen Pfau standen zwei weitere, formal höchst anspruchsvoll konstruierte
Gedichte, die jeweils ein Akro-, Meso- und Telestichon bilden: Hatto miser Caro salutem
und Hardol(fus) abas.20 Auf f. 12r folgten die Verse des Schreibers, welche die Vollendung
der umfänglichen Handschrift feiern. Topos ist dabei der Vergleich der beendeten Arbeit
mit dem Schiff, das glücklich den bergenden Hafen erreicht. Dieses Gedicht ist jedoch
schon in Handschriften des 9.Jahrhunderts nachzuweisen und in die St. Avolder Hand-
schrift „importiert“ worden.21 Auf einem eingeklebten Schlußblatt schließlich verfaßte
Hatto Geleitverse zu dem Geschenk mehrerer Schreibplättchen an Hardolf.22 Dabei zi-
15 Cod. Metz Bibi. Municip. 377 (11. Jh.), ausführlich beschrieben von O. Rossbach, De Senecae
Philosophiae Librorum recensione et emendatione (Breslauer Philolog. Abh. 11,3), Breslau 1888,
S. 72-76, Besitzvermerk Codex s. naboris; die Gedichte aus der Handschrift in MGH Poet. Lat.
V,2, S. 381-384
16 ebd., S. 383, Z. 31-33; ICL Nr. 10284
17 „Le manuscrit de Boèce nous avait livré, à l’examen, certains détails permettant de l’attribuer à
une abbaye rhénane.“ (Tribout de Morembert, Manuscrits, S. 192; Textzitat S. 195) Leider belegt
er diese Anhaltspunkte nicht näher.
18 MGH Poet. Lat. V,2, S. 383 zu Z. 31f.
19 vgl. Z. 14 domine; Z. 10 der „maledictio“: vestrarumque; Z. 11 socie
20 MGH Poet. Lat. V,2, S. 381f.; ICL Nr. 6150 u. 6642
21 MGH Poet. Lat. V,2, S. 378f.; vgl. Wattenbach, Schriftwesen, S. 278 u. 281; ICL Nr. 16860 (mit
Auflistung der handschriftlichen Überlieferung)
22 MGH Poet. Lat. V,2, S. 384; ICL Nr. 8918; Strecker hat das Gedicht nach Ansicht von Berschin,
Erkanbald, S. 15, zu weit umgrenzt: Dieser schlägt eine Einteilung in drei Gedichte vor (Z. 1-6,
Z. 7-24, Z. 25-28).
74
tiert er wörtlich einen Vers aus dem Wahharius; ob nun unbedingt in parodistischer Ab-
sicht, wage ich zu bezweifeln.23
Zumindest Carus und Abt Hardolf lassen sich in der Tat mittelbar in Beziehung zu St.
Nabor setzen. Bei ersterem handelt es sich wahrscheinlich um den Verfasser der metri-
schen Fassung der Vita S. Clementis, einen Mönch aus St. Clemens/Metz von iro-schotti-
scher Abstammung, von dem noch ein weiteres Gedicht überliefert ist.24 Schwieriger ist
der Sachverhalt bei Hardolf. Keine der Abtslisten von St. Nabor verzeichnet diesen
Namen. Die ungefähr in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zu setzenden Äbte Vadol-
phus und Rudoiphus bieten nur sehr entfernte Anklänge. Ein Abt Hardolf (Hardulf)
findet sich zu jener Zeit aber im Vogesenkloster Moyenmoutier. Der im 11. Jahrhundert
verfaßte „Liber de S. Hildulfi successoribus“ und — darauf aufbauend — der Dominikaner
Jean de Bayon im 14. Jahrhundert berichten, wie im Jahr 1016 Abt Hardulf von Bischof
Berthoid von Toul abgesetzt wird und als Vorsteher der Klosterschule nach St. Evre ge-
schickt wird: . . . Eins locum simoniace invasit Enciboldus quem ex sancto Nabore
Almannus Abbas Hardulfi antecessor scholares in usus invocaverat, etabbatiaepotius ex-
stirpator quam provisor fuit. . .25 Nach nur zwei Jahren stirbt Encibold, und Hardulf er-
langt wieder sein altes Amt. Vor 1016 fungierte Encibold, der ehemalige Mönch von St.
Nabor, als Propst zu Moyenmoutier, wie aus einer Wundererzählung hervorgeht, die zu-
mindest für die Einstellung der Zeit zur Feiertagsarbeit recht aufschlußreich ist.26 Es kann
kein Zufall sein: Abt Hardulf wird zwischen 1011, dem Jahr seines Amtsantritts, und
1016 Bindungen an das Rosselkloster geknüpft haben, in deren Gefolge es zu einem Ge-
23 ebd. Z. 25: Pergit in exilium pulcherrima gemma parentum = Waltharius (ed. K. Strecker /
P.Vossen / N. Fickermann, Berlin 1947), Z. 74; die Funktion als parodistische Einlage bei K.
Strecker, Neues zum Waltharius, in: Zeitschrift f. dt. Altertum u. dt. Literatur 69 (1932), S. 113-
122 u. 144, v. a. S. 113-115. Strecker / Vossen / Fickermann, a.a.O., S. 152, glauben bereits im
Adalbero-Epitaph Konrads einen Anklang an eine Stelle aus dem Geraldusprolog zum Waltharius
ausgemacht zu haben: Claro Erckambaldum fulgentem nomine dignum (Prolog, Z.6) zu Nomine
Adalbero fulserat eximio. Diese Zeile scheint mir für eine direkte Entlehnung zu wenig Handhabe
zu bieten. Zu der Bedeutung St. Nabors in der Rezeption des Walthari-Liedes s. Berschin, Erkan-
bald, S. 14-17
24 Die Vita (MGHPoet. Lat. V,2, S. 109-145) ist um die Jahrtausendwende, jedenfalls noch zu Leb-
zeiten Adalberos II., entstanden. Carus nennt sich mehrfach selbst im Text. Das Gedicht ist ge-
druckt in MGH Poet. Lat. V, S. 659f.
25 Jean de Bayon, Historia Mediani, S. 211, vgl. Bulst, Untersuchungen, S. 102-105. Die Berufung
Encibolds ist in den Kontext der Bildungsanstrengungen Abt Almanns einzuordnen, von dem es
in der Klosterüberlieferung heißt: Hic denique eruditione suorum credens suam, mercede duxit
eis doctorem grammaticae, quin et volumina artis eiusdem plurima studuit loco conquirere
(MGH SS IV, S. 91). Wenn auch Encibold kaum mit dieser bezahlten Fachkraft zu identifizieren
ist, so wird doch deutlich, daß das St. Nabor der Jahrtausendwende bei auswärtigen Klöstern als
geeigneter Ort erschien, von dort begabte Lehrer zu gewinnen.
26 Jean de Bayon, Historia Mediani, S. 209: Depositionis festum Sancti Patris nostri Hildulphi in-
stabat et coementarii restruendae maceriei dormitorii operam dabant. Qui cum vellent ob solem-
nitatis reverentiam opus illud intermittere obstitit, Encibolus (sic) praepositus, talia eis incul-
cando creberrime: Servitium est Sancti, quod propter festum ipsius non debet intermitti: sed magis
studiose peragi. His monitis machiones accensi plus solito instabant coepto operi: at hora refec-
tionis incumbente, cum pariter mensam petentes cibum sumerent, quidquid operis per hebdo-
madam integram fecerant, repentina ruina terram petiit et quia Sanctus obedientiam quam sacri-
ficium mallet, casus parietis innotuit. Itaque nullus praesumpsit illa die fabricam illam aggredi,
in cuius eversione intelligebant quid eis potuisset contingere adversi, si non pepercisset illis mise-
ricordia Domini.
75
schenkaustausch mit dem Mönch Hatto kam. An einen Aufenthalt ausgerechnet in St.
Nabor während der Zeit seines „Exils“, wie sie von Tribout de Morembert27 vertreten
wird, glaube ich nicht; abgesehen davon, daß er sich kaum an das Profeßkloster des Usur-
pators Encibold gewandt haben wird, spricht dagegen auch das Zeugnis des Liber de suc-
cessoribus.
Es bleibt noch die Frage nach dem Mönch Hatto zu erörtern.28 Daß er neben den Versen
an Hardolf auch das Akrostichon Hatto miser Caro salutem verfaßt hat, ist bei einer
Funktion dieses Stilmittels als Autorensphragis wahrscheinlich.29 In einer Trierer Hand-
schrift, die der Abtei St. Martin gehörte, steht ein Akrostichon Heribertus antistes mit
dem Incipit: Hic qui Melchisedech et dilatavit ]afeth.30 Es weist mehrere wörtliche Ent-
sprechungen z.T. in Zeilenlänge zu dem Metzer Akrostichon Hardol(fus) abas auf. Bei
dem „Heribertus antistes“ handelt es sich um Erzbischof Heribert von Köln (amt. 999-
1021). Der Trierer Fassung folgt in der Handschrift ein weiteres Gedicht, das ebenfalls auf
diesen Kirchenfürsten anzuspielen scheint.31 Es wäre gewagt, eine Hypothese über den
Autor dieser Stücke aufstellen zu wollen, die Entstehung der Handschrift in einer Trierer
Schreibschule besagt an sich nur wenig. Wenn auch die Identifizierung Hattos mit dem
Hatto irtdignus prespiter, der das Schatzverzeichnis des Cenobium Eiere schrieb, abzu-
lehnen ist,32 so sprechen doch sowohl inhaltliche (Hardolf-Bezüge) als auch formale Kri-
terien (Provenienz von Cod. Metz 377) entschieden für eine Zuordnung dieses Mönches
nach St. Nabor.33 Von der „blühenden Dichterschule von St. Nabor“34 zu Anfang des 11.
Jahrhunderts dürften also wenigstens Konrad/Kuno und Hatto als gesichert gelten.
3.1.3. Der Hintergrund: St. Nabor im 10. Jahrhundert
Das Schicksal der einst so reichen Klosterbibliotheken von Mettlach und St. Avold weist
manche Gemeinsamkeit auf. In beiden Fällen gingen die mittelalterlichen Bestände in den
Stürmen des 17. Jahrhunderts zugrunde, und an beiden Orten erwartete die Neuerwer-
bungen im folgenden Säkulum ein skurriles Ende. Im Falle von St. Avold fanden die Bände
der unter Abt Royer (gest. 1723) neuerbauten Abteibibliothek Verwendung als Geschoß-
kartuschen in den Revolutionskriegen.35 In der Folge ist unser Wissen selbst über Grund-
27 Tribout de Morembert, Manuscrits, S. 194
28 In ihm will Tribout de Morembert, Manuscrits, S. 194, den 997 gestorbenen Abt von Fulda sehen.
Seine Behauptung, daß der Hatto der Metzer Handschrift einen Bruder in höchster politischer
Stellung gehabt habe, beruht auf einer unzulässigen Interpretation von MGH Poet. Lat. V,2,
S. 381, Z. 8ff.
29 vgl. Klopsch, Anonymität, passim
30 Cod. Trier Stadtbibi. 214/1201 ; ausführliche paläographische Untersuchung der Handschrift bei
Hoffmann, Buchkunst, S. 490; Akrostichon in NA 16 (1891), S. 178f. (ed. H. V. Sauerland) u.
MGH Poet. Lat. V,2, S. 385; ICL Nr. 6643
31 MGH Poet. Lat. V,2, S. 3 85 f. ; ICL Nr. 1173; Hoffmann, Buchkunst, S. 489, verweistauf eine Ber-
liner Handschrift aus St. Maximin von Anfang des 11. Jh., die eine Federprobe Domnus Heri-
bertus Agrippinensis enthält.
32 Berschin, Erkanbald, S. 15; das Schatzverzeichnis ist aber bereits zu Beginn des 10. Jh. angelegt
worden, s. folgendes Kapitel
33 so auch ICL Nr. 6150 u. 8918
34 dies die Formulierung Berschins, Erkanbald, S. 14
35 Text der Aufforderung vom 24. Prairial des Jahres II bei Auguste, Bibliothèque, S. 425
76
fragen der hochmittelalterlichen Abteigeschichte wie etwa der Reformzugehörigkeit er-
schreckend gering,36 Daß das literarische Schaffen von Konrad und Hatto sich aber nicht
in bildungsgeschichtlich luftleerem Raum zu entfalten brauchte, geht aus zwei genuinen
Texten des 10. Jahrhunderts hervor.
Um 960 verfaßte Balther von Säckingen eine Vita S. Fridolini.37 Im Prolog berichtet er von
einer Reise, die ihn quer durch Gallien bis an die Grenzen Spaniens geführt habe. Auf dem
Rückweg habe er einen Zwischenaufenthalt in dem „monasterium Helera“ gehabt. Zu
diesem Ort führt Balther näher aus: . . . contigit, ut in redeundo quoddam monasterium
Helera nuncupatum (iuxta Musellae cuiusdam fluvii litus situm) causa orationis adirem.
Quod et sanctum Fridolinum ibidem in honore sancti Hilarii construxisse, per eiusdem
loci fratrum relationem didiceram.38 Der pater et provisor eiusdem monasterii macht ihn
schließlich, nachdem sich Balther ihm anvertraut hat, mit den Schätzen der Klosterbiblio-
thek bekannt:. . . compererat, hereditarium esse me servum horum sanctorum, de quibus
supra dictum est, videlicet Hilarii et Fridolini, attulit meam in praesentiam utriusque vir-
tutes proprio separatim volumini inscriptas. Quas ibi videns gavisus sum . . .39 Wo hat
nun der Hagiograph die alte Vita des Heiligen kennengelernt, aus der er die Anregung für
sein eigenes Unterfangen geschöpft haben will? Eine Örtlichkeit namens Helera an der
Mosel, das klingt verführerisch nach der alten Pfarrkirche St. Hilarius in Eller an der
Mosel. Dieser Kirche ist ferner wiederholt ein bald nach 900 niedergeschriebenes Schatz-
verzeichnis zugeordnet worden, angelegt von einem Hatto indignus prespiter für das
cenobium Eiere.40 Neben allerlei liturgischen Gerätschaften wird auch der Inhalt der „bi-
bliotheca“, des Bücherschranks, fein säuberlich aufgelistet: Genesim I, Psalterium I,glo-
satum Regum I, Machabeorum I, lob I, textum argento et elefantino paratum I et evan-
gelium speciale I, collectaneum I, lectionaria III, missalem I, epistolas Pauli, epistolam Al-
bini, compotum I, glosam I, ethimologiam Isidori, vita patrum, antifonarium I, librum
inventionis sanctae crucis, vitam sanctae Mariae, vitam sancti Michaelis, vitam omnium
sanctorum, vitam sancti Arnolfi.
Die Argumente für eine Zuweisung beider Texte nach Eller an der Mosel sind weit we-
niger schlüssig, als dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Stutzt man schon bei der
merkwürdigen Reiseroute, die Balther von Poitiers via die Moselpfarrei über Straßburg
in das heimatliche Säckingen eingeschlagen haben soll, so erstaunt mehr noch der
Reichtum einer ländlichen Pfarrkirche vielleicht gerade zwanzig Jahre nach dem verhee-
renden Normannensturm von 882. Die Termini „monasterium“ und „cenobium“ lassen
sich trotz aller Relativierungsversuche ebenfalls nicht einfach negieren, zumal es einen
36 In der erhaltenen lothringischen Nekroiogüberlieferung erscheinen nur ganz vereinzelt Mönche
aus St. Nabor. Ausgerechnet das Nekrolog von St. Symphorian, mit dem der Konvent engere Be-
ziehungen unterhielt, ist verlorengegangen, s. Lemaître, Répertoire, Nr. 1551. Parisse, Nécrologe
de Gorze, S. 14, denkt an eine Zugehörigkeit zum Gorzer Reformkreis.
37 MGH SS rer. Mer. III, S. 350-369 (ed. Br. Krusch), der Prolog nach dem Züricher Fragment in
Koch, Sankt Fridolin, S. 28-31 ; Datierung der Vita auf vor 975 (Tod des Notker Piperisgranum)
38 Koch, Sankt Fridolin, S. 29
39 ebd.
40 Text bei Pauly, Dokument, S. 348f., auch in B. Bischoff, Mittelalterliche Schatzverzeichnisse, T. 1
{Veröffentl. d. Zentralinstituts f. Kunstgesch. in München IV), München 1967, S. 29f.
77
glaubwürdigen „Gegenkandidaten“, eben die Abtei St. Nabor, gibt.41 Die Hausiiberliefe-
rung hat die Gründung stets dem heiligen Fridolin zugeschrieben, den Namen Hila-
riacum, aus dem sich volkssprachliche Weiterentwicklungen wie *Hel(l)erich oder li'HÜa-
rech erwarten ließen, führte die Abtei entgegen der Mutmaßung Paulys auch noch im 10.
Jahrhundert, wie die Vita Chrodegangi des Johann von Gorze belegt.42 An dessen Toten-
bett stand 976 der Gorzer Mönch Adelmodus, später Abt zu St. Nabor.43 Dort ist zwar
ein Hilarius-Patrozinium unbekannt, doch findet der Heilige Berücksichtigung in einem
in St.Nabor entstandenen Martyrolog.44 Die von Zimmer vorgeschlagene Konjektur von
„Muselle“ in „Ruselle“ {= Rossel) ist plausibel, vom onomastischen Befund her jedoch
eher unwahrscheinlich45 und vor allen Dingen für den ältesten Textzeugen der Vita S. Fri-
dolini, das sog. Züricher Fragment, noch nicht einmal zwingend notwendig. Dieses weist
zahlreiche bessere Lesarten gegenüber der Monumenta-Ausgabe auf, ist allerdings gerade
hier mit Verlust beschnitten.46 Die nachgewiesene Kenntnis des „Waltharius“ im St.
Nabor der Jahrtausendwende kann durch die Vermittlung Balthers von Straßburg/Speyer
her erworben worden sein,47 und der Besitz der im Schatzverzeichnis genannten Vita S.
Arnulfi ist für ein Benediktinerkloster des Metzer Hinterlandes eine Selbstverständlich-
keit.
3.1.4. Die St. Avolder Martyrologien
Die Tradition eines St. Avolder Skriptoriums reicht aber weiter, bis in die Karolingerzeit,
zurück. Zwischen 792 und 822 schuf man hier für den Gottesdienst am Metzer Domstift
ein Martyrolog, das in der Überlieferungsgeschichte des „ursprünglichen“ Martyrolo-
gium Hieronymianum des 5. Jahrhunderts ein wesentliches Element darstellt.48 Zu Be-
41 vgl. Zimmer, Cenobium Eiere. In seiner Entgegnung auf diese Einwände, die ihrerseits auf der St.
Nabor-Zuweisung älterer Autoren fußen {vgl. Bollandisten in AA SS März 1, S. 431; F. J. Mone,
Quellensammiung zur badischen Landesgeschichte I, Karlsruhe 1845, S. 1; F. W. Rettberg, Kir-
chengeschichte II, Göttingen 1848, S. 32) bringt Pauly keine neuen Argumente, sondern ver-
schanzt sich hinter der Autorität Kruschs (Pauly, Coenobium Eiere, S. 402). Die Kontroverse ist
noch nicht ausgestanden: Herrmann, Zum Stande der Erforschung, S. 152 u. Berschin, Erkan-
bald, S. 15, plädieren für St. Nabor, Koch, Sankt Fridolin, S. 40 u. 48 u. Worstbrock, Balther, wei-
terhin für Eller a. d. Mosel.
42 vgl. MGH SS X, S.558, cap. 10:. .. (Sigibaldus) condiditdúo monasteria monacborum, quorum
unum Hylariacum dicitur . . . (Sigibaldus) sepelitur vir beatus in monasterio Hylariaco, quod ipse
a fundamentis felici et ingenti Studio aedificavit, ubi usque hodie quidem corpus . . . Demgegen-
über Pauly, Coenobium Eiere, S. 403: „Darf man annehmen, daß sie (die Abtei) zu Anfang des
11. Jahrhunderts . . . noch Hilariacum oder Helera geheißen habe? Mit dem Nein auf diese Frage
erledigt sich auch die angenommene Verschreibung von ,Muselle‘ zu ,Ruselle1.“
43 Parisse, Nécrologe de Gorze, S. 14
44 Cod. Paris BN Coli. Baluze, Bd. 141, f. 135, s.u. Anm. 54
45 U-Formen für * Rósala > ’"RuD^se! > Rüssel erscheinen — übereinstimmend mit den Lautge-
setzen - erst seit dem späten 13. Jh. (frdl. Hinweis von Prof. Haubrichs, Saarbrücken).
46 hierzu Koch, Sankt Fridolin, passim
47 dies die These von Berschin, Erkanbald, S. 14f., vgl. oben Anm. 23
48 Die Handschrift befindet sich in Bern (Codex Bernensis Nr. 289); erste Ausgabe in AA SS Okt.
XIII, S. I-XXVII (ed. W. F. Arndt); maßgebliche kritische Ausgabe in AA SS Nov. 11,2 (ed. H.
Quentin) mit Commentarius perpetuus v. H. Delehaye ebd., S. IX-XXIII; frühere Edition in AA
SS Nov. 11,1 (ed. L. Duchesne/J. B. de Rossi), S. (1)-(156) setzt den Codex Bernensis in Parallel-
druck mit dem Fragmentum Laureshamense, dem Codex Epternacensis und dem Codex Wissen-
burgensis. Zur Überlieferung vgl. Aigrain, Hagiographie, S. 41 u. Dubois, Martyrologes, S. 31
78
ginn des 7. Jahrhunderts entstand in Gallien eine erweiterte Rezension, von der sich insge-
samt vier Familien von Handschriften ableiten lassen: Echternach, Corbie-Sens, Fonte-
nelle (Handschrift aus Weißenburg) und eben Metz.49 Der Text des Metzer Martyrologs
ist nur unvollständig erhalten; einsetzend mit dem Weihnachtsfest, bricht er unvermittelt
am 23. November ab. Seit den Arbeiten Reumonts50 über den handschriftlichen Befund
muß man von zwei Entstehungsphasen ausgehen: Die Notizen zum 5. Juli (Ankunft der
Gebeine des heiligen Nabor und des heiligen Nazarus in St. Avold am 5. 7. 765) und 16.
September (Weihe der neuen Abteikirche und Translation der Gebeine am 16. 9. 792) sind
die letzten Eintragungen des ersten Schreibers; die Einträge etwa zum Tod des Metzer Bi-
schofs Gondulf (7. 9. 822) und des um die Liturgie verdienten Amalarus (29.4. 850) sowie
zur Weihe des Adventius (7. 8. 858) stammen von anderer Hand und sind wohl in Metz
nachgetragen worden.51 Da das Sterbedatum des Adventius (31. 8. 875) nicht mehr ver-
zeichnet ist, gelangt man zu einem Terminus ante quem, an dem die Handschrift außer Ge-
brauch geriet und durch eines der historischen Martyrologien des Florus von Lyon oder
des Usuard ersetzt wurde.52 Insgesamt stellt der Text ein interessantes Konglomerat aus
den Bedürfnissen der Metzer Domgeistlichkeit und der Eigentradition der Abtei St. Nabor
dar, wenn auch Tribout de Morembert die These einer St. Avolder „Auftragsarbeit“ für
das Metzer Domkapitel zu relativieren scheint.53
Strittig ist die Datierung eines weiteren in St. Nabor entstandenen Martyrologs, das nur
bruchstückhaft in zwei Abschriften des 1 8.Jahrhunderts erhalten ist.54 Während Tribout
de Morembert nach Textvergleichen mit dem Codex Bernensis und den Martyrologien
von Beda, Ado von Vienne und Florus von Lyon an eine Entstehungszeit bald nach 870
(Abfassungsdatum der dritten erweiterten Version des Werkes von Ado) beziehungsweise
zu Beginn des 10. Jahrhunderts vertritt, ordnet Haubrichs das Martyrolog, das sich
diesmal vornehmlich am liturgischen Eigenbedarf des Klosters orientiert, erst dem späten
11.Jahrhundert zu.55 Bedeutsam ist der Text vor allem durch die singuläre Berücksichti-
gung der Heiligen Dignus, Bodagisel und Undo, der Patrone Lübelns.56 Es ist wahrschein-
lich, daß sich dieser Eintrag bereits in dem verlorengegangenen Schlußteil des Codex Ber-
nensis (23. Nov.-24. Dez.) befand, was das früheste Zeugnis für die — recht bescheidene
- liturgische Verehrung dieser drei Heiligen bedeuten würde.
49 Hierzu ist zu benutzen die Ausgabe der AA SS Nov. II, 1 (ed. Duchesne/de Rossi) mit Prolegomena,
S. III-LXXXII.
50 Reumont, Martyrologe
51 Auffällig ist das Fehlen der Metzer Bischöfe Arnual (amt. etwa 601-609) und Drogo. Während
letzterer wohl am 8.Dezember (855) verstorben ist und damit nur der Textlücke zum Opfer fällt,
ist die mangelnde Berücksichtigung Arnuals ein Indiz für seine fehlende kultische Verehrung in der
Stadt Metz (s. hierzu Herrmann/Nolte, Frühgeschichte, S. 62f.).
52 zu diesem Komplex s. Quentin, Martyrologes historiques
53 Tribout de Morembert, Manuscrits, S. 187
54 Paris BN Coli. Baluze, Bd. 141, f. 135-142v; Coli. Duchesne, Bd. 22, f. 331 ff.; Auszüge v.a. zu
den Metzer Bischöfen und den Heiligen Lothringens bei Tribout de Morembert, Manuscrits, S.
188-190
55 ebd., S. 191; Haubrichs, Basenvillare, S. 45, mit Verweis auf seine „Hilariacum“-Studie
56 s. Kap. 5.2.
79
3.2. Eberwin von Tholey - „. . . famulus Dei Symeon junctus est nobis
in amicitia . . .“57
3.2.1. Versuch einer chronologischen Sicherung
Die älteste uns überlieferte Tholeyer Abtsliste wurde um 1500 unter Abt Gerhard von
Hasselt angelegt. Sie führt nicht weniger als vier Äbte mit einer an „Eberwin“ angenä-
herten Namensform auf: Eberinus (Nr. 18), Ebruinus/Ebroinus (Nr. 33), Eberuuinus/
Ebervuinus (Nr. 35) und Ehernominius (Nr. 40).58 Sieht man von dem ins 9. Jahrhundert
zu setzenden Eberinus ab, so bleibt zu konstatieren, daß nur der Abt Eberwin, der im Jahre
1023 seine Unterschrift unter die Beschlüsse der Synode von Seligenstadt gesetzt hat, ein-
deutig als Abt von Tholey belegt ist.59 Die spätere, im 18. Jahrhundert redigierte Abtsliste
G (Terminologie nach Pauly/Haubrichs) setzt ihn ausdrücklich in Bezug zu dem Jahr
1018, was auf einer verlorenen Urkunde beruhen mag.60 Während der spätere Ehernomi-
nius - von der Einordnung her ins späte 11. Jahrhundert zu datieren - gänzlich enigma-
tisch bleibt, war der von Haubrichs unter Nr. 33 auch für Tholey in Anspruch genommene
Abt Eberwin von St.Paul/Verdun wiederholt Anlaß zu einer falschen Zuordnung. Die
Notiz der „ Annales Virdunenses“ zum Jahr 1001 lautet: Gardinus obiit, Eberwinus suc-
cessit. Die irrtümliche Identifizierung dieses Verduner Abtes mit dem gleichnamigen Zeit-
genossen und Amtsbruder aus Tholey findet sich zuerst bei Winheller und ist noch von
Thomas in seinem Artikel zum Verfasserlexikon aufgenommen worden. Der in zahlrei-
chen lothringischen Nekrologien berücksichtigte Abt Eberwin von Tholey ist jedoch an
einem 14. Juni verstorben, Abt Eberwin von St. Paul am 23. September.61
Um das Problem der Tholeyer Eberwine gewissermaßen zu entzerren, hat jüngst Staab
vorgeschlagen, die unter Nr. 35 und Nr. 40 aufgeführten Äbte nur als Kopierdubletten be-
ziehungsweise Marginalvarianten der Nr. 33 anzusehen und folglich nur von einem Abt
dieses Namens für das 11. Jahrhundert auszugehen.62 Dieser Hieb durch den gordischen
Knoten der Tholeyer Klosterüberlieferung läßt sich - da auf einem argumentum e silentio
basierend - meines Ermessens ebensowenig beweisen wie die Haubrichs-These von der
Existenz eines Abtes Eberwin (II.) von Tholey um die Jahrtausendwende, hinter dem sich
kein anderer als der bekannte Abt von St. Paul verbirgt. Die folgende Darstellung von
Leben und Werk des 1023 belegten Tholeyer Abtes kommt nicht umhin, auf den Einsatz
von Ordinalzahlen bei seinem Namen bewußt zu verzichten.
57 AA SS Juni I, S. 89, cap. 13; Kapitelzählungen im folgenden nach Acta Sanctorum
58 Haubrichs, Abtslisten, S. 21 f.; Lesevarianten nach Staab, Monastische Tradition, S. 18
59 Euervino Toleiano in MGH Const. I, S. 635
60 Text der Notiz (. . . Vixit anno Christi 1018.) bei Haubrichs, Abtslisten, S. 170
61 Vgl. ebd. S. 161-164 u. 171; Text der Verduner Annalen in MGH SS IV, S. 8; falsche Identifizie-
rung bei Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 117 und Thomas, Eberwin von Trier, Sp. 294. Bei
den Nekrologien wäre nachzutragen das Echternacher Obituar, das zum 14. Juni einen Euer-
winus pbr. m.n.c. vermerkt. Dieser Eberwin ist unmittelbar vor dem vor 1046 gestorbenen Abt
Folkold von Mettlach eingetragen. Wahrscheinlich ist die Zuordnung zum Echternacher Konvent
erst bei der Redaktion des Obituars um 1120 erfolgt.
62 Staab, Monastische Tradition, S. 18
80
Seit den Tagen von Marx und Lager, den Altmeistern der Historiographie des Trierer Erz-
stifts, herrscht in der Forschung einhelliger Konsens darüber, Abt Eberwin von Tholey mit
dem gleichnamigen Abt von St. Martin/Trier zu identifizieren, der beide Ämter in Perso-
nalunion geführt habe.63 Diese seitdem von neueren Autoren (Butzmann, Haubrichs)
weiter erhärtete Arbeitshypothese erklärt die widersprüchliche Handschriftenüberliefe-
rung der bald nach 1035 verfaßten Vita S. Symeonis, in der bald ein Abt von St.Martin,
bald ein Abt von Tholey angeführt ist. In Tholey lag auch die Hälfte des griechischen Psal-
ters Symeons, von dem sich noch Trithemius anläßlich eines Besuchs bei Abt Gerhard von
Hasselt vier Blätter schenken ließ.64 Unmittelbares Zeugnis des Doppelabbatiats Eber-
wins ist schließlich eine Wolfenbütteler Handschrift des frühen 11. Jahrhunderts mit dem
Besitzvermerk Liber sancti Martini et sancti Thietberti. Bei Thietbert handelt es sich um
keinen anderen als den noch zur Bursfelder Zeit Tholeys so lebhaft verehrten Lokalhei-
ligen Theobert. Aus dem zu postulierenden Tholeyer Skriptorium dieser Jahre stammen
ferner ein Libellus mit Heiligenviten und Bruchstücke eines neumierten Breviers.65
Schwierig gestaltet sich die Schaffung einer zuverlässigen Zeittabelle über das gesicherte
Datum 1023 hinaus. Nur mit leichtem Unbehagen vertraut man der Angabe von Caspar
Brusch, daß Eberwin im Jahr 995 dem Abt Engilbert von St. Martin im Amt gefolgt sei.66
Eberwin gehörte ursprünglich nicht zum dortigen Konvent. Dies läßt sich aus seiner For-
mulierung im Schlußkapitel der Magnerich-Vita schließen, daß er annuente episcopo zum
Abt von St. Martin gewählt worden sei.67 Die bischöfliche Zustimmung zur Wahl des
Konvents war aber nach dem Privileg von Papst Benedikt VII. aus dem Jahr 975 nur ein-
zuholen, wenn der Abtskandidat aus einem anderen Konvent der Trierer Diözese
stammte. Bereits die Bollandisten haben in ihrem Kommentar zur Vita S. Magnerici als
Herkunftskloster Eberwins Tholey favorisiert, was seit geraumer Zeit von der Forschung
unverständlicherweise nicht zur Kenntnis genommen wird.68 Um die Jahrtausendwende
muß Eberwin bereits Abt zu St. Martin gewesen sein, da aus dieser Zeit die älteste, nur
als Rudiment erhaltene Handschrift der Magnerichvita vorliegt.69 Ob Eberwin bereits da-
mals Abt zu Tholey war, ist ungewiß; „ganz unwahrscheinlich“70 ist es nicht, da sein an
Nr. 34 der Abtsliste genannter Vorgänger Gerhardus durch keinerlei Quellenzeugnis zu
fassen ist und dessen Amtszeit von Haubrichs nur aufgrund der Aussage der Abtsliste G
bis etwa 1018 angesetzt wird.
3.2.2. Die Schriften im Umfeld von St. Martin
Weitere chronologische Anhaltspunkte lassen sich mit den Mitteln innerer Quellenkritik
gewinnen. Basis hierfür ist die schon angeführte Trierer Sammelhandschrift 1379/143,
63 Marx, Erzstift Trier II, S. 255-258 u. Lager, Tholey, S. 374-381
64 Trithemius, Annales Hirsaugienses I, S. 173
65 vgl. Haubrichs, Abtslisten, S. 170-173
66 Bruschius, Monasteriorum Germaniae . . . Centuria prima, S. 121
67 AA SS Juli VI, S. 191, cap. 60
68 ebd., S. 179, § 64
69 Cod. Trier Stadtbibliothek 1379/143 mit alter Paginierung 17/18 auf f. 1; vgl. Beschreibendes
Verzeichnis VIII, S. 39-41 u. Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 106 u. 119
0 so Haubrichs, Abtslisten, S. 172
81
die auf f. l-5v die Kapitel 34-60 der Vita S. Magnerici enthält. Es folgt, eingeleitet von der
verfälschten71 Urkunde Papst Benedikts VII., ein Bericht über die Güterverluste, welche
die Abtei St. Martin zur Zeit der Trierer Erzbischöfe Liudolf (amt. 994-1008) und Megin-
gaud (1008-1015) im Gefolge der Trierer Bischofsfehde erlitten hatte. In den vom ersten
Herausgeber so bezeichneten „Calamitates“72 wird Kaiser Heinrich II. als qui et claudus
tituliert, was die Forschung seit Sauerland eine Datierung der Schrift nach 1024 an-
nehmen läßt. Ihr schließen sich einige neumierte liturgische Gesänge zum Festtag des hei-
ligen Magnerich an. Ihre Parallelen zu den Venantius-Fortunatus-Passagen in der Magne-
richvita lassen mit einiger Sicherheit Eberwin als Autor vermuten.73 Diese Einmütigkeit
herrscht nicht in der Frage seiner Autorschaft der „Calamitates“ (was vom Kontext der
Schrift her überrascht). Waitz in der Einleitung der MGH-Ausgabe, Thomas und Polheim
stehen dem skeptisch gegenüber, wobei letzterer stilistische Kriterien ins Feld führt, die
mir bei der zeitlichen Distanz, die zwischen der Magnerichvita und ihrem Appendix anzu-
setzen ist, keineswegs zwingend erscheinen.74 Sauerland, Boshof und Haubrichs ver-
fechten die Autorschaft Eberwins.75 Sauerland beruft sich dabei auf Carl von Sachs, den
historisch interessierten Abt von St. Martin, dem im 18.Jahrhundert der Codex noch voll-
ständig Vorgelegen hatte.76
Wer außer dem eifrig bemühten Abt Eberwin hätte sich denn in der „abbatiola“77 St.
Martin auch bemüßigt sehen müssen, eine wohlformulierte Anklageschrift gegen die
jüngsten Bedrängungen zu verfassen? Ob sich die den Text durchziehende vage Hoffnung
auf zumindest eine Teilrestitution der entfremdeten Güter erfüllt hat, läßt sich aus den
Quellen nicht ermitteln. In diesem Zusammenhang ist auf einen interessanten landes-
kundlichen Aspekt in den „Calamitates“ aufmerksam zu machen. Der Autor nennt zwei
der Ritter, die sich von Erzbischof Megingaud mit Besitz der Abtei belehnen ließen, mit
Namen: Ravinger von Malberg und Uodelbert von Stalle.78 Mit Stalle kann sehr gut die
gleichnamige Wüstung südöstlich der Burg Montclair an der Saarschleife bei Mettlach ge-
meint sein. Das Dorf wurde 1351 bei der Belagerung der Burg durch Erzbischof Balduin
zerstört. Wesentlich ist nun, daß die Vorgängerburg Skiva 1016 von Erzbischof Poppo er-
stürmt wurde. Dieser Konflikt ist im Gefolge der Auseinandersetzungen zwischen Poppo
und Propst Adalbero von St. Paulin um das Trierer Bischofsamt anzusiedeln;79 Adalbero
71 hierzu Boshof, Erzstift Trier, S. 139
72 ediert bei Sauerland, Geschichtsquellen, S. 46-52 (mit Papstdiplom) u. MGHSSXV,2,S. 739-741
(ed. G. Waitz)
73 ediert bei Sauerland, Geschichtsquellen, S. 53f., zur Autorenfrage ebd., S. 5
74 Thomas, Eberwin von Trier, Sp. 294; Polheim, Reimprosa, S. 397: „Im 11. Jh. verfaßte Eberwin
. .. die Vitae Magnerici und Symeonis mit reichlicher, aber nicht durchgehender Reimgebung; die
ihm abgesprochene Schrift ,De calamitate abbatiae“ scheint strenger gereimt zu sein.“
75 Sauerland, Geschichtsquellen, S. 6; Boshof, Erzstift Trier, S. 101; Haubrichs, Abtslisten, S. 166
76 Cod. Trier Stadtbibliothek 2164/702, 703 (2 Bde.): „Historia chronologico-diplomatica de ori-
gine, fundatione etc. ecclesiae et abbatiae S. Martini prope Treviros instituente et dirigente . . . D.
Carolo de Sachs eiusdem ecclesiae et abbatiae abbate dignissimo a Josepho Schreiner d.abbatiae
cellerario anno 1778 incohata et a supradicto reverendissimo domino 1784 continuata“. In Bd. I,
S. 79,83 u.ö. wird Eberwin ausdrücklich als Autor des Vitenannexes bezeichnet.
77 AA SS Juli VI, S. 191, cap. 56
78 MGH SS XV,2, S. 740, Z. 32
79 zu Stalle s. Staerk, Wüstungen, S. 376 u. Pauly, Landkapitel Merzig, S. 82-89; zu der Auseinander-
setzung von 1016 Flesch, Burg Skiva, mit weiterer Literatur
82
wird aber vom Autor der „Calamitates“ sehr nachdrückiich zu den schärfsten Bedrängern
der Abtei gerechnet. . .
Kennzeichnend für Eberwins nüchterne, zuverlässige, den geschriebenen Unterlagen eher
als mündlicher Tradition vertrauende Arbeitsweise ist bereits sein frühestes Werk, die be-
reits mehrfach zitierte Vita des heiligen Magnerich von Trier, der gegen Ende des 6. Jahr-
hunderts lebte.80 Der Autor offenbart zwar nicht direkt seinen Namen, berichtet aber, er
sei nach dem Tode des Abtes Engilbert dessen Nachfolger zu St. Martin geworden.81
Hauptquellen sind ihm die Historien des Gregor von Tours, die Chronik des Regino von
Prüm und die Vita des heiligen Gaugerich von Cambrai; einige Verszeilen des Venantius
Fortunatus führt er wörtlich an.82 Die Vita Magnerici ist frühester hagiographischer Beleg
für eine Reihe von Deo militantes, die zur Zeit des Erzbischofs das flache Land des
Vosagus christianisiert hätten und die im späten Mittelalter den Rang von „Volkshei-
ligen“ erwarben: Paulus, Ingobertus, Disibodus und Wendalinus werden namentlich ge-
nannt.83 In den letzten sechs Kapiteln kommt Eberwin auf die Geschichte St. Martins seit
dem Normannensturm von 882 zu sprechen, hier vermag er aus originärer Klosterüberlie-
ferung zu schöpfen.
Trithemius schreibt Eberwin weitere Werke zu, von denen nichts weiter bekannt ist: die
Gesta Erzbischof Poppos, eine asketische Schrift über das Fasten und eine Reihe von Ser-
mones.84
3.2.3. Die „Vita S. Symeonis“
Äußerer Höhepunkt im Leben Eberwins war die Pilgerfahrt von 1026/27, die er zu-
sammen mit Abt Richard von St. Vanne in das Heilige Land unternahm.85 Auf ihr machte
80 AA SS Juli VI, S. 183-192; Auszüge in MGH SS VIII, S. 208f. u. Sauerland, Geschichtsquellen,
S. 40-45
81 AA SS Juli VI, S. 191, cap. 60: . . . post quem eamdem cellam, annuente episcopo, cum fratrum
electione nos, qui haec scribimus, licet indigni, regendam suscepimus, et usque nunc, prout pos-
sumus, in vinea Domini, servi quamvis inutiles, laboramus. Bereits Brusch hat in seiner Abtsliste
zu Eberwin angemerkt: „Scripsit is vitas S. Magnerici archiepiscopi et Simeonis Monachi Trevi-
rensis miraculis clari.“ Sachs und Schreiner haben die ihnen noch vollständig vorliegende Hand-
schrift 1379/143 sogar als Autograph Eberwins eingeschätzt, vgl. Winheller, Lebensbeschrei-
bungen, S. 106 u. Beschreibendes Verzeichnis VIII, S. 39-41
82 Inhaltsangabe der Vita bei Winheller, Lebensbeschreibungen, S. 108-110
83 AA SS Juli VI, S. 188, cap. 31: Erant praeterea in huius praeclari Pontificis tempore plurimi mo-
nasticae institutionis et religionis vira in suburbio seu territorio Trevericae urbis commorantes per
opportuna quaedam loca, et praecipue Vosagi vasta, Deo militantes; alii prope, alii longe singu-
larem sive communem vitam ducentes. Sicut enim in Rustici pontificis tempore servum Dei
Goarum, sic et in huius quoque Sacerdotis temporibus quemdam ex Italia virum Dei, summae
sanctitatis gratia praeditum, in eius diocesi novimus conversatum, aliosque quamplurimos servos
Dei; Paulum, Ingobertum, Disibodum, Wandalinum, Vosago in eius episcopio comperimus mi-
litasse. Erster Literaturüberblick zu Wendalinus bei Haubrichs, Bliesgauische Ortsnamen, S. 47-
49 (nachzutragen der Forschungsbericht von P. Volkelt, Der heilige Wendaiin in neuerer For-
schung, in: ZGS 12 (1962), S. 122-133), grundlegend dann Haubrichs, Basenyillare, S. 16-44, mit
ausführlicher Behandlung des sog. Kalendars von Stablo aus dem 10. Jh., das erstmals den Festtag
(21. Oktober) des Heiligen verzeichnet. Zu möglichen Tholeyer Bezügen s. Kap. 6.3.4.
84 Trithemius, Annales Hirsaugienses I, S. 161 (ad. a. 1019)
85 belegt durch Vita S. Richardi, MGH SS XI, S. 288, cap. 17: . . . exit peregrinus Christi a patna,
comitatui eius adhaerentibus religiosis quam plurimis utriusque ordinis viris, inter quos vitae ve-
nerabilis abbas Evrinus, a Treviris illius sanctitatis familiaritate illectus, efficitur ei comes indivi-
duus. Vgl. auch Binsfeld, Pilgerandenken.
83
er Bekanntschaft mit dem Mönch Symeon aus dem St. Katharinenkloster am Fuße des
Sinai, der sich später ein Leben als Rekluse in Trier erwählte. Bald nach dessen Tod am
1. Juni 1035 verfaßte Eberwin im Auftrag Erzbischof Poppos eine Vita des heiligen
Mannes, an die er einen Anhang mit Wundererzählungen schloß;86 bei dem Verfahren für
die förmliche Kanonisation Symeons (1042) diente Eberwins Werk als wichtige Beweis-
grundlage. Die späte Entstehungszeit der Vita - Eberwin war bereits ein gebrechlicher
Greis, wie einige vereinzelte Textstellen schließen lassen —87 sowie ihre fern der Tradition
von St. Martin liegende Thematik machen es plausibel, sie als pars pro toto aus dem um-
fangreichen Gesamtschaffen Eberwins für eine ausführlichere Behandlung auszuwählen,
war dieser doch neben Gerhard von Hasselt aus der Bursfelder Zeit des Klosters der intel-
lektuell bedeutendste Abt, den Tholey je besessen hat. Darüber hinaus ist sie im Kontext
der hier behandelten Schriften einmalig als stolzes Monument der Freundschaft zweier
letztlich grundverschiedener Männer.88
Das bewegte Leben Symeons, soweit es sich aus der Vita ergibt, hat Heyen in einem publi-
zierten Rundfunkvortrag anschaulich geschildert.89 Die Kenntnis der einzelnen Stationen
dieser unsteten Existenz (Geburt in Syrakus - Konstantinopel - Jerusalem - Jordanufer
- Bethlehem - Sinaigebirge - Kairo - Antiochia - Belgrad - Reise nach Südfrankreich -
Rouen - Verdun — Trier — Pilgerfahrt nach Jerusalem als Begleiter Poppos — Reklusen-
dasein und Tod in Trier) verdankt Eberwin teils den Erzählungen seines Freundes, teils
aber auch praktischer Anschauung auf seinen eigenen Reisen.90 Dank seiner Sprachkennt-
nisse war für Symeon nicht nur der Dialog mit dem Trierer Abt problemlos, er war sogar
befähigt, als Dolmetscher und Reiseführer Erzbischof Poppos bei dessen Pilgerreise zu
fungieren. Eberwin sagt von ihm, neben dem Griechischen und Lateinischen habe er auch
das Ägyptische, Syrische und Arabische beherrscht.91 Umgekehrt verzichtet Eberwin auf
jegliche Verwendung griechischer Vokabeln, eine von Autoren wie Konrad von St. Avold
oder Theoderich von Trier her vertraute Manieriertheit. Hier macht sich doch wohl be-
reits der Abstand von mehr als einer Generation zu der „griechischen Mode“ Ende des
10. Jahrhunderts bemerkbar.
Von Wilhelm Eisengrein im 16. Jahrhundert bis hin zu den gängigen Quellenkunden un-
serer Zeit spannt sich der Bogen der Autoren, die der Arbeitsweise Eberwins hohe Zuver-
lässigkeit attestieren.92 Vereinzelte Aussagen der Symeon-Vita lassen sich anhand anderer
86 AA SS Juni I, S. 85-99 (ed. D. Papebroch); Auszüge in MGH SS VIII, S. 209-211 (ed. G. Waitz);
Teilübersetzung bei Thomsen, Der heilige Symeon. Das letzte Wunder ist präzise datiert auf den
14. Mai 1036 (AA SS Juni I, S. 97f.).
87 Prolog:. . . cum toto corpore debilis . . . und cap. 20: (Eberwin wird zum sterbenden Symeon ge-
rufen) Concitus cucurri: infirmus toto corpore, et maxime debilis pedum invalitudine, quasisanus
ascendi sine dolore . . .
88 nämlich des orientalischen Anachoreten und des Benediktinerabtes; vgl. dazu die Ausführungen
von Zoepf, Heiligen-Leben, über die „Funktionen“ von Heiligenviten
89 Heyen, Simeon und Burchard-Poppo, S. 197-200
90 Dies war wohl auch der Grund für das Interesse des Deutschen Palästinavereins an einer deut-
schen Übersetzung der Vita (Thomsen, Der heilige Symeon).
91 AA SS Juni I, S. 89, cap. 12
92 Eisengrein: „Vitas S. Magnerici archipraesulis et Simeonis monachi Trevirensis . . . copiosa ac
optima fide doctis commentariis exposuit.“ (zitiert nach AA SS Juli VI, S. 180); vgl. auch Watten-
bach/Holtzmann 1,1/2, S. 173ff.
84
Quellentexte überprüfen. So erläutern beispielsweise die Akten eines Provinzialkonzils zu
Lyon von 1031 den von Eberwin erwähnten Aufenthalt Symeons in Angouleme einige
Jahre zuvor, was Heyen als „Kabinettstück in der Geschichtsschreibung des 11. Jahrhun-
derts“ bezeichnet.93 Umgekehrt bedürfen etwa die „S. Catherinae virginis et martyris
translatio et miracula“ (ll.Jh.) aus Rouen dringend der Korrektur durch die Aussagen
Eberwins, worauf bereits Fawtier hingewiesen hat.94
Die persönliche Bekanntschaft des Autors mit dem heiligen Mann bedingt Formulie-
rungen, die weit über die gewöhnlichen Topoi dieser Literaturgattung hinausragen. So
verschweigt Eberwin nicht, daß die Trierer im Jahr 1033 dem unheimlichen griechischen
Einsiedler die Schuld an den schweren Überschwemmungen gaben und ihn in seinem
Domizil schwer bedrängten. Betroffenheit spricht aus seinem Augenzeugenbericht:
. . .Vidimus fateor fenestram fractam . . .95 Ausführlich widmet sich Eberwin den Sinnes-
täuschungen, die als „Versuchungen des Teufels“ den Reklusen plagen, der sich unheim-
lichen Stimmen, Erderschütterungen oder gar eindringenden Ungeheuern ausgesetzt
sieht.96 Nur vereinzelt schimmern die persönlichen Unterredungen der beiden durch den
Text; die wenigen Beispiele können jedoch als Beweis dienen, daß Eberwin nicht ständig
zu St.Martin weilte: Igitur cum iterum interrogarem, quid si praesens non fuero . . 97
Diese Zurückhaltung erklärt sich nicht zuletzt aus dem Auftragscharakter der Arbeit, die
ja nach Rom eingereicht wurde. Eberwin legt denn auch peinlichen Wert auf Vollständig-
keit und Nachprüfbarkeit der geschehenen Wunder,98 deren Authentizität auch ein in den
Sieben Freien Künsten wohlbewanderter Mönch nicht bezweifeln kann, wie Eberwin
etwas süffisant berichtet.99
Der von Eberwin noch selbst besorgte Appendix mit Wundererzählungen ist zugleich sein
letztes sicheres Lebenszeugnis. Als allseits geachtete Persönlichkeit der lothringischen Re-
formbewegung - so der Ausweis der Nekrologüberlieferung - verstarb Eberwin hochbe-
tagt um 1040.
93 Heyen, Simeon und Burchard-Poppo, S. 199;zu 1031 vgl. L.Duchesne, Saint Martial de Limoges,
in: Annales du Midi 4 (1892), S. 323
94 Fawtier, Les reliquies Rouennaises; in der Translatio (Analecta Bollandiana XXII, S. 423-438) er-
scheint Symeon mehr oder weniger als obskurer Reliquienhändler, der sich zwei Jahre (!) in Rouen
aufgehalten habe.
95 AA SS Juni I, S. 90, cap. 18
96 ebd., cap, 16f.
4 ebd., cap. 19c; vgl. Lager, Tholey, S. 379-381
98 z.B. cap. 25: Hic duo miracula libet inserere, quae Udem ipsi qui sanati sunt testificantur in eius
vita contigisse; den Wigericus puer scolaris des cap. 35, der von der Stiftskirche stürzt und durch
den Heiligen errettet wird, möchte Gompf „am liebsten“ mit dem „Frater Winricus“ in Z. 413ff.
der „Querula magistri Treverensis“ identifizieren: L. Gompf, „Querula magistri Treverensis“
(Das sogenannte „Carmen Winrici“), in: Mittellateinisches Jahrbuch 4 (1967), S. 91-121, Zitat
auf S. 98. Zum „Nachleben“ des hl. Symeon s. Heintz, Kanonisation.
99 cap. 34: Forte erat apud nos de Alemannia Monachus, non mediocriter liberalibus institutus dis-
ciplinis, verum tantis non bene credens miraculis, qui etiam tunc praesens aderat. (Das Wunder
geschieht). .. isque, de quo diximus, visis credidit, Deum laudavit, haecque commemorans laetus
abscessit. Vgl. hierzu Lotter, Methodisches, S. 319: „In der von Lothringen ausgehenden Reform-
bewegung setzt sich zeitweise eine Auffassung durch, die das Wunder als Beweis der Heiligkeit ab-
lehnt und dafür wieder stärker die Reliquienverehrung und die asketischen Tugenden betont. “ Bei
Eberwin - obschon zweifellos dem Kreis um Richard von St. Vanne sehr nahestehend - ist von
dieser Tendenz nichts zu spüren.
85
3.3. Theoderich von Tholey-«. . . scientia litterarum valde praeditum . . .“10°
3.3.1. Zu Herkunft und Karriere
Nur eine Generation später war der beschauliche Verduner Außenposten wiederum Wir-
kungsstätte für einen begabten Mönch mit schriftstellerischen Ambitionen. In scharfem
Kontrast zu Eberwin ist jedoch Theoderich von Tholey nicht auf der Stufe kaum verfäng-
licher Hagiographie stehengeblieben, als Verfasser einiger - verlorengegangener - libelli
de lite ist er tief in die Wirren des Investiturstreits verstrickt und hat dies mit der Ungunst
der Überlieferung bezahlen müssen.
Umstritten ist bereits seine Herkunft. Wir sind hier auf seine Aussagen im Prolog der Vita
des heiligen Konrad von Pfullingen angewiesen, der als erwählter Bischof von Trier noch
vor seinem Einzug in die Stadt am 1. Juni 1066 ermordet worden war. An Bischof Dietrich
von Verdun (amt. 1046-1089) gewandt, bezeichnet sich Theoderich selbst mehrmals als
„advena“ zu Tholey und gesteht sein sprachliches Unvermögen ein.100 101 Eigens vermerkt er,
daß sein Held unter zwei Namensformen überliefert werde: Sed de nominis eius varietate
primo congruum videtur multis dissidentibus satisfacere, si non et ipsi teneremur eadem
scrupuli dubietate. Alii enim eum Cuonradum nominant, alii, et praecipue sui patriotae
et consanguinei, Cuononem appellant, alii utriusque nominis quasi binomium fuisse au-
tumant.102 In der Literatur wird überwiegend davon ausgegangen, daß Theoderich kein
Deutscher gewesen sei.103 Dagegen hat sich jüngst Märtl gewandt und betont, daß Theo-
derich ganz im Gegenteil sehr wohl imstande gewesen sei, die Etymologie des Namens
Cuonradus/Cuono korrekt nachzuvollziehen, wenn es in der Vita heißt:. . . quia hoc esse
moribus affectabat, quod esse debere ipsum nomen indicat.104 In der Tat spräche dies bei
Abwesenheit anderer Argumente sehr für einen „Muttersprachler“, zumal der Terminus
„advena“ sehr oft zur bloßen Formel degeneriert ist. Bei dieser Perspektive erscheinen die
„patriotae“ Konrads von Pfullingen nicht als „Deutsche“, sondern eher als schwäbische
Landsleute. Märtl negiert jedoch eine andere Passage der Vita, in der Theoderich seine
Dankbarkeit und Verpflichtung dem Tholeyer Konvent gegenüber zum Ausdruck bringt:
Egi hoc non aliquo supercilio, sed abbatis et fratrum constrictus imperio; quibus etiam
ultra vires debitor sum in omnibus parere, cum me noviter desolatum et destitutum pro
Christi nomine et respectu regulae in sui dignati sunt collegium aggregare.105 Theoderich
fühlt sich also keinesfalls als bloßer „Zugereister“106, das Kloster am Schaumberg ist ihm
100 MGHSSVIII, S. 187, Z. 36
101 ebd., S. 214, Z. 4-7:.. . ubi lector cupidus novorum non requirat faleras verborum, quia vulgari
et aperto sermone ex industria quae scribimus studuimus reddere lucida et aperta; interdum et
- quod non erubescimus fateri - interveniente inperitia, consimilibus nobis idiotis condescendit
latinitas inculta et inpolita. Zum Stil der Vorrede (Anklänge an Thiofrid von Echternach?) s.
Wattenbach/Holtzmann II, 3/4, S. 626
i°2 ebd., Z. 7-9
103 Wattenbach/Holtzmann plädieren für Italien, Manitius II, S. 482 vorsichtiger für „romanische
Abkunft“; Robinson, Privilegium Maius, S. 64 u. Haubrichs, Abtslisten, S. 174 übernehmen
diese Zuordnung; in diesem Sinne („auswärtige, möglicherweise italienische Herkunft“) auch
Heidrich, Ravenna, S. 141
104 MGH SS VIII, S. 215, Z. 8-9; Märtl, Investiturprivilegien, S. 87f.
103 MGH SS VIII, S. 213, Z. 33-35
106 Märtl, Investiturprivilegien, S. 88
86
lebensnotwendiges Asyl nach der Vertreibung aus seinem Heimatkonvent, und den Tho-
leyer Mönchen verdankt er auch alle wesentlichen Informationen über die Geschehnisse
von 1066 (weshalb nicht auch Ausführungen über den Namen ihres neuen Patrons?).107
Um einen Beweis der italienischen Abkunft Theoderichs mittels philologischer Kriterien
hat sich bereits Schlechte bemüht. Er sah die Verdoppelung der Konsonanten hinter
kurzen Vokalen, wie sie gelegentlich bei der ältesten Trierer Handschrift aus St. Martin
(13. Jh.) begegnet, als Zeichen italienischen Lateins an und setzte sie in Parallele zu einigen
oberitalienischen Traktaten des 11. Jahrhunderts mit demselben Phänomen.108 Diese Art
der Beweisführung ist bei der Eigenart handschriftlicher Überlieferung sehr problema-
tisch und nicht ohne weiteres geeignet, den Einwänden Märtls - die im übrigen mit keiner
Silbe auf Schlechtes Ausführungen eingeht - zu begegnen. Hierzu muß vielmehr das
Zeugnis der „Gesta Treverorum“ hinzugezogen werden. In der gregorianischen Rezen-
sion heißt es zu den Anstrengungen Erzbischof Egilberts von Trier (amt. 1079-1101), das
Pallium für sich zu erwerben, wenig schmeichelhaft: . . . et paucis diebus interpositis,
quendam consectaneum suum nomine Tbeodericum, arte nigromanticnm, professione
monachum, scientia litterarum valde praeditnm, misit quaesitum Clementem suum
apostolicum, et inventum transmittere sibi expeteret pallium.109 Was hätte nun einen ein-
fachen Mönch zu dieser heiklen Mission vom Herbst 1084 befähigen sollen wenn nicht
seine oberitalienischen Verbindungen und Sprachkenntnisse? Kleine Auffälligkeiten in
der Vita Conradi wie die weitläufige Umschreibung Vergils als „ille Mantuanus co-
micus“110 111 und vor allem die eigenartige Aversion gegenüber Rom und den römischen Ver-
hältnissen11 1 lassen sich so mühelos erklären. Wie aber gelang ihm der Karrieresprung von
der Tholeyer Provinz hin zum engsten Beraterkreis um den Trierer Elekten, wo er zu-
sammen mit Petrus Romanus und dem Magister Paulinus geradezu die „Italian Connec-
tion“ bildete?112
Die Vita Conradi ist mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 1076 und 1080 entstanden.
Fixpunkte zur Eingrenzung sind: a) der Tod des Trierer Burggrafen Theoderich, des
Hauptverantwortlichen für die Bluttat, bei einem Schiffsunglück im Jahr 1073,113 b) der
Tod des in der Vita mit dem Sanctus-Prädikat bedachten Erzbischofs Anno von Köln
1075, c) die Eskalation im Konflikt zwischen Regnum und Sacerdotium mit dem
Wormser Absetzungsdekret von 1076 an den „falschen Mönch Hildebrand“, d) die
Synode von Brixen im Juni 1080 mit der Wahl Wiberts von Ravenna zum Gegenpapst.114
107 MGH SS VIII, S. 218, Z. 24f. u. 54f.
108 Schlechte, Erzbischof Bruno, S. 68f.: z. B. edifficia, pontifficatus, precippitatus
109 MGH SS VIII, S. 187
110 ebd., S. 213, Z. 30
111 ebd., S. 215, Z. 31-35: Etubi urbs post Romam in toto orbe, in qua plures quam ibiolim habuerit
ipse diabolus et sui cultores et suae nequiciae satellites? Et licet quae fuerat magistra erroris, iam
sit discipula veritatis . . .
112 zu diesen Schlechte, Erzbischof Bruno, S. 64-67 u. Robinson, Privilegium Maius, S. 58-60; vgl.
allg. Huyghebaert, Moines et clercs.
113 MGH SS VIII, S. 219, Z. 19-23; Datum gesichert durch die Annalen des Berthold von Reichenau
(ed. G. H. Pertz, MGH SS V, S. 275, ad a. 1073)
114 Theoderich tituliert Gregor als Hildebrandus pestifer (MGH SS VIII, S. 217, Z. 12), während von
Clemens III. noch keine Rede ist.
87
In der dramatischen Zuspitzung der Ereignisse in jenem Jahr liegt der Schlüssel zur Iden-
tifizierung des Tholeyer Vitenschreibers mit dem Emissär Erzbischof Egilberts. Im Vor-
feld der Brixener Synode bringen nämlich sowohl der Trierer als auch sein Suffragan Diet-
rich von Verdun offene Kampfansagen an Papst Gregor VII. in Umlauf.115 Lebhaft be-
klagt der Verduner Diktator die durch Hildebrand heraufbeschworene perturbatio des
Königreichs, eine Formulierung, die von der etwa zeitgleichen Vita Conradi ebenso aufge-
griffen wird wie die Anklage der Brixener Versammlung gegen den pestifer Hiidebrand.116
Dieses Schreiben hinderte den opportunistischen Bischof freilich nicht, die Bitte seines
Metropoliten um Konsekration rundweg abzuschlagen. In Dietrichs Schreiben an Egil-
bert, das mit einigem diplomatischen Geschick abgefaßt ist, nimmt er Bezug auf eine De-
legation des Trierers.117 Die Kooperation mit Trierer Scholastikern war Dietrich ohnehin
nicht ungewohnt, gab er doch seinen Namen für eine Schrift Wenrichs her.118 In diese Mo-
nate regen Austauschs zwischen den beiden Protagonisten der königlichen Sache in Ober-
lothringen ist der Wechsel Theoderichs nach Trier anzusetzen. Vier Jahre später hat er das
Vertrauen Egilberts so weit erworben, daß er zu Clemens III. geschickt wird. Zuvor hat
er sich weiter profiliert:
Hic autem quem iam nominavimus Theodericus de saepe dicto Gregorio papa libros duos
edidit, in quibus mendaciis multis conpilatis, quae non ipso melius concinnare quis novit,
Gregorium infamem fecit, regis vero et sui papae innocentiam et sanctitatem commen-
davit.119
Die Verfechtung der Sache des „Königs“ (Heinrich IV.) und „seines Papstes“ (Wibert)
und die Schmähungen gegen den 1085 verstorbenen Gregor VII. begründen eine Datie-
rung der beiden Schriften nach 1080 und vor der Kaiserkrönung Heinrichs und der feier-
lichen Inthronisation Wiberts 1084. Beide „libelli de lite“ sind nicht erhalten.
Der greifbare Lohn für Theoderichs propagandistische Aktivität ließ doch noch geraume
Zeit auf sich warten. Im Jahr 1096 bedenkt ihn Egilbert nach dem Tod des Abtes Sigebert
am 30. Januar noch am gleichen Tag mit der Abtei St. Martin/ Trier.120 Der Trierer Chro-
nist kann sich hierzu nicht die maliziöse Anmerkung verkneifen, daß allein schon Theode-
richs Mißregiment als Abt zur ewigen Seelenverdammnis ausreiche, selbst wenn er nicht
115 Jaffé, Bibliotheca V, Nr. 61 u. 62; vgl. hierzu Gladel, Erzbischöfe, S. 49-53 (Übersetzung); Ro-
binson, Colores Rhetorici, S. 237, Anm. 127; inhaltliche Interpretation bei Vogel, Gregor VII.
und Heinrich IV., S. 200-209
116 Dietrich von Verdun: Regni nostri perturbatio . . . (Jaffé, S. 129) bzw. MGH SS VIII, S. 217, Z.
6; Brixen: Hic denique sepe dictus pestifer (Jaffé, S. 134) bzw. MGH SS VIII, S. 217, Z. 12. Die
Stilfiguren des Egilbert-Briefes und der Vita Conradi findet Schlechte (Erzbischof Bruno, S.69)
„sonderbar ähnlich“. Ausführliche stilistische Analyse bei Pivec, Studien und Forschungen,
S. 338-341 u. S. 348ff.
117 Jaffé, Bibliotheca V, Nr. 63: Legati vestri —F. archidiakonus, miles H. - monuerunt me. . .;zum
Verhältnis Theoderichs zu den Klöstern seiner Diözese, das angesichts seiner Verstrickung in die
hohe Politik bislang wenig Beachtung fand, s. Sandmann, Theoderich von Verdun.
118 vgl. Sigebert von Gembioux, De scriptoribus ecclesiasticis, PL 160, Kol. 584f., cap. 160 u. Ma-
negold von Lautenbach, MGH Ldi I, S. 311, 5ff.
119 MGH SS VIII, S. 188
120 Die einzig schlüssige Datierung auf 1096 wird bereits von Schreiner/Sachs (Cod. Trier Stadtbibi.
2164/702) und der Gallia Christiana verfochten; das Jahr 1097 bei Schlechte und Robinson.
88
die oben erwähnten ketzerischen Schriften verfaßt hätte. Die wohlhabende Abtei sei von
dem Günstling Egilberts so zugrunde gerichtet worden, daß die Mönche kaum ihren
Lebensunterhalt fristen konnten.121 Diese Kritik erscheint mir unberechtigt; die Über-
tragung des wichtigen Wasserrechts an der Mosel, die Egilbert am 8. Februar 1097 vor-
genommen hatte,122 sicherte St. Martin eine solide wirtschaftliche Basis. Eventuelle
Schwierigkeiten sind zu erklären mit dem kostspieligen Neubau der - 1804 abgebro-
chenen - Abteikirche, der in die Amtszeit Theoderichs fällt. Dieser legte eine geradezu
hektische Aktivität an den Tag. In einer Handschrift aus St. Martin, die später in das Klo-
ster Strahov bei Prag gelangte, sind für den 26. und 30.Januar (1097) eine Kirch- und eine
Altarweihe notiert.123 Schreiner und Sachs überliefern in ihrer Klostergeschichte nach
dem Original im Abteiarchiv einen Texteinschub zu der Urkunde Egilberts vom 8. Fe-
bruar, die kurz auf die Umstände der Wahl Theoderichs eingeht und eine weitere Altar-
weihe am 13. November (1096) erschließen läßt.124 Die Rezensionen B4 und C der Gesta
Treverorum betonen denn auch sein verdienstvolles Wirken um die Abtei.125
Das Ende seiner Amtszeit ist ungewiß, und erst 1136 ist ein Abt Otto von St. Martin be-
legt. In den Trierer Nekrologien erscheint Theoderich nicht. Die Vermutung Hontheims,
bei dem zum 23. September im Nekrolog von St. Maximin eingetragenen Abt Theoderich
von St. Martin handele es sich um Theoderich (II.) aus dem 13. Jahrhundert, wird durch
das Echternacher Nekrolog bestätigt.126 Ihm widerfuhr auch nicht — im Unterschied zu
seinem Trierer Mitstreiter Wenrich — die Ehre, in das Nekrolog der Kathedrale von
Verdun aufgenommen zu werden. Wenrich, später Bischof zu Vercelli, war freilich Kano-
niker zu Verdun, er ist ebenfalls in St. Vanne eingetragen.127
3.3.2. Die „Vita et Passio Conradi Archiepiscopi“
Die von Erzbischof Anno II. von Köln betriebene Wahl seines Neffen, des Dompropstes
Konrad oder Kuno von Pfullingen, zum Erzbischof von Trier erwies sich als gravierende
121 MGH SS VIII, S. 188
122 MRUBI,Nr. 391
123 MGH SS XV, 2, S. 1280; auf die Ereignisse des 26. Januar nimmt auch MRUBI, Nr. 391 Bezug.
124 Cod. Trier Stadtbibi. 2164/702, S. 103; daraus Oppermann, Rheinische Urkundenstudien II, S.
243f. (MRR Nr.1542):. . . Deinde divina favente clementia interposito annorum curriculo Deo
amabili, quem prediximus, facto de medio Sigeberino abbate, fidelium nostrorum et omnium
Sanctae Trevirensis ecclesiae praelatorum suggestione et nostra serenissima astipulatione et mo-
nacbiae professionis et eiusdem ecclesiae plebis unanimi et constantissima electione Theodericus
scientiae et vitae per omnia in Christo probabilis probabiliter et amabiliter abbatis officio subro-
gatus, altaris principalis, quod Sancti Martini, insignis virtutum titulis archipontificis et confes-
soris, dicitur, addidit, consecrationem et totius ecclesiae dedicationem expetere; cum nec vel-
lemus, nec possemus, nec deberemus accusare, placuit per omnia et absque prejudicio illam be-
nignissime observare. Idibus ergo Novembris . . . Des weiteren schenkt Egilbert der Abtei drei
Mansen zu Pfalzel (die folglich durchaus nicht „bisher noch nie erwähnt“ sind, vgl. A. Tille, Die
Benediktinerabtei St. Martin bei Trier [Trierisches Archiv IV], Trier 1900, S. 38, zu einer Ur-
kunde Erzb, Hillins von 1168), ein Lehen des Ritters Folcher genannt Barbatus, der jüngst im
Heiligen Land verstorben sei.
125 quam ipse felix abbas quantum potuit rexit, et ecclesiam ipsam reparavit
126 Steffen, Obituar, S. 81 (dort zum 24. 9.); nach Hontheim, Prodromus, S. 731, ist Theoderich II.
1249 verstorben.
127 Aimond, Nécrologe, Eintragzum 30.9.: Ob. Wenricuspresul illustris, clericus can. sancte Marie;
zur Memorialüberlieferung von St.Vanne s. Bloch, Urkunden.
89
politische Fehleinschätzung. Die ob ihrer brüsken Zurücksetzung erboste innerstädtische
Opposition ermordete den Elekten kurzerhand noch vor seinem Einzug. Bischof Dietrich
von Verdun ließ die Gebeine Kunos in sein Eigenkloster Tholey überführen, wo sich an
seiner Grabstätte sehr bald zahlreiche Wunder ereigneten.128
Offiziöse Darstellung dieser Ereignisse ist Theoderichs „Vita et Passio Conradi Archiepis-
copi“, in deren neuzeitlicher Rezeptionsgeschichte sich zwei Traditionslinien unter-
scheiden lassen.129 Die Vita selbst liegt in zwei Rezensionen vor. Bei der Untersuchung der
Überlieferungslage fällt sogleich auf, daß ein Strang von Trier auch nach dem österreichi-
schen Kloster Mondsee geführt hat.130 Die dortige Handschrift enthält die scharfe Po-
lemik gegen Papst Gregor VII. und die Verteidigung der Handlungsweise Annos, die auch
von den Trierer Handschriften her bekannt ist. Mit dem Namen Mondsee assoziiert man
die Siegburger Reform, die Anno 1068 oder 1070 eingeführt hatte, als er zwölf Mönche
aus dem oberitalienischen Fruttuaria an den Rhein mitbrachte.131 Lampert von Hersfeld
bemerkt zum Jahr 1071, daß es mittlerweile zur Mode geworden sei, monachos trans-
alpinos in deutsche Konvente zu beordern.132 Dieser Hintergrund ist wesentlich zur Erklä-
rung der von Theoderich gewählten Erzählperspektive. Obwohl die Vita im Auftrag des
Tholeyer Abtes entstand und dem Verduner Bischof dediziert wurde, erscheint die Haupt-
figur, der Elekt Konrad, seltsam passiv. Die (indirekten) Antagonisten sind vielmehr die
„Lichtgestalt“ Anno von Köln und der Trierer Burggraf, ein Charakteristikum, auf das
bereits Zoepf in seiner Synopse hagiographischer Literatur des 10./11. Jahrhunderts an-
zuspielen scheint.133 Theoderich rühmt das altehrwürdige Köln, die Metropole Deutsch-
lands, das vom heiligen Anno mit zahlreichen Kirchen- und Klosterbauten vorzüglich aus-
geschmückt worden sei. Bei der bekannten Rivalität zwischen den rheinischen Erzbistü-
mern kommt man nicht umhin, eine gewisse Antipathie des Autors gegenüber Trier zu
konstatieren; die Titulierung Triers als secunda Roma ist im Gesamtkontext der Vita
nicht unbedingt eine Auszeichnung. Die fromme Legende, Anno sei von der Kaiserin-
witwe Agnes gebeten worden, sich um die Erziehung ihres Sohnes Heinrich zu kümmern,
findet sich ebenso wie die ergreifende Schilderung der Uneigennützigkeit Annos, der
seinem Schüler gelegentlich die helfende Hand zur Lenkung der Regierungsgeschäfte ge-
reicht habe.134 Umgekehrt ist es aufschlußreich für die realen politischen Machtverhält-
nisse, daß sich die Vita über etwaige Sanktionen der Mordtat völlig ausschweigt: Die er-
128 zu den Ereignissen von 1066 vgl. Meyer von Knonau, Jahrbücher I, S. 503-513; Koster, Kuno I.;
Ausgaben der Vita in AA SS Juni I, S. 123ff. (ed. Henschen) und MGH SS VIII, S. 212-219 (ed.
G. Waitz); kritische Anmerkungen zur MGH-Ausgabe in NA 38 (1913), S. 673 von S. Hellmann
129 Die deutschen Autoren des 19./20. Jh. - stellvertretend sei Manitius II, S. 482-484 genannt -
neigen zu pauschalisierender Kritik, ältere französische Literaturgeschichten stellen dagegen die
Belesenheit Theoderichs und die Präzision der Anordnung positiv heraus (vgl. u.a. Hontheim,
Historia Trevirensis III, S. 984, der aus den Auctores Historiae Literar. Gail. VIII, S. 78ff. zitiert).
130 Handschrift Wien Nationalbibliothek N 541 (12./13. Jh.); zur Überlieferung Haubrichs, Abtsli-
sten, S. 174f.
131 grundlegend Semmler, Klosterreform von Siegburg; Jakobs, Klosterreform St. Blasien
132 Lamperti monachi Hersfeldensis opera, MGH SS rer. Germ., ed. O.Holder-Egger, S. 133: prin-
cipes regni ad instituendam in Galliis divini servicii scolam Transalpinos monachos evoca-
bant . . .
133 Zoepf, Heiligen-Leben, S. 141
134 Cap. 1 u. 2 der Vita
90
foiglosen Schritte Erzbischof Annos in dieser Frage konnte sein Apologet nur mit peinli-
chem Stillschweigen übergehen, die Sühne wird dem Heiligen selbst überlassen.135 Die
Glorifizierung des - offiziell erst 1183 kanonisierten — Kölner Erzbischofs in einer Heili-
genvita des Trierer Hinterlandes läßt sich nur mit der engen Verbundenheit des Autors mit
der monastischen Reformarbeit Annos motivieren. Ob Theoderich nach dem Tode Annos
- er sagt von sich, er sei noviter desolatus et destitutus - wegen interner Auseinanderset-
zungen aus seinem Konvent vertrieben wurde oder die einsetzenden Kontroversen um die
Politik Gregors VII. hierbei eine Rolle spielten, wird sich nicht entscheiden lassen; ein wei-
teres Indiz für seine italienische Herkunft glaube ich in jedem Falle gewonnen zu haben.
In der Folge soll eine Auswahl von Zitaten die politische Tendenz des Tholeyers veran-
schaulichen; Wortwahl und Tonfall lassen die Schrift dabei als Archetyp der beiden
späteren „libelli“ erscheinen. So verwendet Theoderich den gesamten dritten Abschnitt
für eine Generalabrechnung mit jenen Kritikern, welche die Modalitäten der Wahl Kon-
rads in Zweifel zu ziehen wagten. In seiner Wortwahl ist er dabei wenig zimperlich:
Sed interim hic reor supersedendum, ut cum eis, qui canino dente garriunt, bunc non ca-
nonice electum, et quia non electum, ideo non canonice promotum, de modo promotionis
habeamus conflictum.136
Sodann greift er zum gesamten Argumentenarsenal der Antigregorianer, das er in einem
rhetorischen Parforceritt durcheilt. Anno sei durch göttliche Eingebung zu der Auswahl
Konrads gelangt, die Wahl sei im Rahmen bewährter Kirchenrechtspraxis erfolgt, es gebe
in den Chroniken eine Vielzahl historisch belegter - und bewährter — Vergleichsfälle.
Konrad sei nur den Beispielen des Apostels Matthias und des Erzmartyrers Stephan ge-
folgt, wie er auch die Idoneitätskriterien nach alttestamentiichem Vorbild erfüllt habe.
Nicht zuletzt habe sich die Gegenseite durch die Bluttat moralisch diskreditiert. Unge-
wöhnlicher, vielleicht persönlich motivierter Haß spricht aus seinem kurzen Einschub
über Papst Gregor VII.:
. . . vita decessit sedis apostolicae uenerabilis pontifex Alexander; cui succedens Hilde-
brandus pestifer in diebus officii sui calicem irae Dei universo propinavit orbi, cuius ama-
rissimo sapore adbuc et in posterum dentes filiorum obstupescere habent, nisi tribuat mi-
serendi tempus, cuius populus et oves pascuae sumus, quem confitemur deum et Do-
minum, quem laudamus in secula seculorum. Amen.137
Die Vita Conradi ist auch wiederholt für die Trierer Stadtgeschichte herangezogen
worden. So hat Schulz —unter teilweisem Rückgriff auf Kentenich —die Ansicht vertreten,
die 1161 erstmals belegte „coniuratio“ in Trier sei als ein Zusammenschluß der Trierer
Ministerialen und Schöffen aufzufassen.138 Gewissermaßen ein erstes Wetterleuchten sei
135 MGH SS VIII, S. 218, Z. 34ff. u. S. 219, cap. 8; vgl. hierzu Jenal, Erzbischof Anno II., Bd. I, S. 45-
53 u. Lück, Erzbischof Anno II., S. 36-41
136 MGH SS VIII, S. 216, cap. 3, Z. 6-10; dente canino bereits bei Hieronymus: Sancti Eusebii Hie-
ronymi Epistulae, ed. I. Hilberg, CSEL 54, Wien-Leipzig 1910, ep. 50, S. 388, Z. 12
137 ebd., S. 217, cap. 4
138 Kentenich, Geschichte der Stadt Trier, S. 85ff. u. S. 127-130; Schulz, Ministerialität und Bür-
gertum, v.a. S. 27-29
91
die Aktion von 1066 gewesen. Burggraf Dietrich erscheint so als „Vorläufer“ des beson-
ders für die Zeit der Sedisvakanz 1130/31 bedeutsamen Burggrafen Ludwig, der sich
ebenfalls auf seine „Standesgenossen“ aus der Trierer Ministerialität stützen konnte.139
Die Ministerialen fungieren in der Interpretation von Schulz als Agens der Ermordung
Konrads. Ihnen eine solch starke Stellung einzuräumen, erscheint mir nicht gerechtfertigt.
Der Tholeyer Mönch setzt jedenfalls ganz andere Akzente; der indoktrinierte Klerus habe
die Bevölkerung aufgehetzt:
Sicut enim ludaeorum sacerdotes et pontifices, docti lege etprophetis, indoctum populum
ad tiecem Saluatoris incitabant, ita et, quod dictu nefas est, quidam de clero laicum po-
pulum, quem debuerant compescere, magis ad tale flagitium studebant provocare.140
Der zögernde Burggraf selbst stellt sich mit seiner vollen Autorität erst hinter die geplante
Militäraktion, als an seine Verantwortung für das Gemeinwesen appelliert wird:
. . . eundem praefectum defensorem urbis et patronum, nec talia pati debere inclamantes
adulatorie . . . Vir gloria temporali suffultus,. . . milites inquirit, arma corripit. . .141
Herrmann hat vorgeschlagen, den Trierer Bischofsmord in den größeren, das gesamte 11.
Jahrhundert durchziehenden Konflikt zwischen den Erzbischöfen und den Luxemburger
Grafen einzuordnen. Diese zuerst von Wampach erwogene Einbindung Dietrichs in das
Luxemburger Grafenhaus läßt sich jedoch nicht belegen.142 Den Kern der Sache hat wohl
am ehesten bereits der Fortsetzer der Gesta Treverorum getroffen, der das verletzte Selbst-
wertgefühl der Trierer anspricht und schildert, wie sie den Vogt zur Verteidigung ihrer
Rechte gegen die Kölner Einmischung anspornten.143 Graf Dietrich sucht einige Jahre
später durch eine Wallfahrt nach Jerusalem Erlösung von seiner Schuld und kommt bei
einem Schiffsunglück ums Leben. Thomas hat diese Episode in Verbindung gebracht mit
einer „intensiveren christlichen Beeinflussung der Trierer Laienwelt“ und dabei gar Erd-
manns Ausführungen über die Entstehung des Kreuzzugsgedankens bemüht.144
Die Ermordung des hohen Prälaten fand in einer Vielzahl von Chroniken Erwähnung,
welche die Perspektive Theoderichs ergänzen. So kann als interessantes Parallelzeugnis zu
der recht knappen Notiz der Konradsvita über das Schicksal des Speyerer Bischofs Ei-
lardus der „Triumphus Sancti Remacli“ aus Stablo genannt werden, in dem mit geradezu
boshafter Genugtuung dessen schimpfliche Behandlung genüßlich ausgemalt wird.145
139 zu den Vorgängen von 1066: „Von einem selbstbewußten und politisch bedeutsamen Auftreten
der ministerialischen Kriegsmannschaft Triers hören wir zum ersten Mal. . .“ (Schulz, S. 28);
(Die Trierer Ministerialen) „waren nur gewillt, einen ihnen genehmen Erzbischof anzuerkennen
und durchaus bereit, das von ihnen beanspruchte Recht. . . mit allen Mitteln zu verteidigen“
(ebd., S. 29); zu Burggraf Ludwig ebd., S. 29-32; vgl. zur Ministerialenfrage auch Thomas, Stu-
dien, S. 147
140 MGH SS VIII, S. 215, Z. 39-44
143 ebd., Z. 52ff.
142 Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 126f.; vgl. Boshof, Kirchenvogtei in
Lothringen, S. 62f.
143 MGH SS VIII, S. 182f.: ... ad ulciscendum tanti contemptus injuriam. . .; Si Colonienses hac
molitione praevaleant, actum hoc omnium successorum suorum esse dedecus et infamiam.
144 MGH SS VIII, S. 219, cap. 8; Thomas, Studien, S. 148
145 MGH SS VIII, S. 215, Z. 54-56:. . . memoratum Spirensem episcopum non sine iniuria, utpote
suis rebus spoliatum, abire siverunt. Ausgabe des „Triumphus“ in MGH SS XI, S. 433-461 (ed.
W. Wattenbach), v.a. S. 446; vgl. Wattenbach/Holtzmann II, 3/4, S. 646-648
92
Zur Geschichte der weiteren Verehrung Konrads in Tholey, als deren Ansatzpunkt der
Wunderabschnitt der Vita (cap.7-8) gelten kann, sei auf die umfängliche heimatkundliche
Literatur verwiesen.146
Gerade die vom Hagiographen mehr beiläufig eingestreuten Informationen versprechen
dem Historiker die wertvollsten Aufschlüsse. So verhält es sich auch bei Theoderichs Er-
wähnung einer Burg Novallis, die dem Bischof von Verdun gehört habe.147 Obwohl sich
diese Burg dem Kontext der Stelle nach nicht weit von Tholey befunden haben kann, ist
dieser Beleg von der saarländischen Burgenforschung bislang übersehen worden. Nun ist
die Burg Nohfelden nachweislich erst ein Bau des späten 13. Jahrhunderts. Bei der in der
Vita Konradi genannten Anlage handelt es sich vielmehr um ihren Vorgängerbau auf dem
Schloßberg bei Birkenfeld-Neubrücke. Dort haben Grabungen in den zwanziger und
fünfziger Jahren Funde von Keramik des 12. Jahrhunderts zutage gefördert.148 Der Sage
nach ist die Burg, die den Verduner Bischöfen des 11. Jahrhunderts zur Sicherung des Na-
heübergangs bei Neubrücke und der Straße von St. Wendel ins Birkenfelder Land diente,
als Raubritternest von König Rudolf von Habsburg zerstört worden.
3.3.3. Die Autorschaft des „Privilegium Maius“
Als Theoderich von seiner Mission zu Wibert von Ravenna nach Trier zurückkehrte,
überbrachte er Erzbischof Egilbert mehrere Schriftstücke. Leider verschweigt der Trierer
Chronist bewußt den Inhalt dieser decreta des Gegenpapstes, doch handelte es sich der
Formulierung nach um nähere „Ausführungsbestimmungen“ zum Tragen des Palliums,
wie sie von Schreiben früherer Päpste her bekannt waren.149 In diesem Zusammenhang
nehmen Teile der neueren Forschung den ehemaligen Tholeyer Mönch für eine großange-
legte Fälschungsaktion in Anspruch. 1982 publizierte Robinson im Deutschen Archiv
einen Aufsatz, in dem er die These verfocht, Theoderich sei der Urheber des sogenannten
Privilegium Maius.150 Dieses angebliche Investiturprivileg Papst Leos VIII. für Kaiser
Otto I. bildet zusammen mit dem Decretum Hadrianum, dem Privilegium Minus und der
Cessio Donationum die bekannte Gruppe der „Ravennater Fälschungen“, die seit den
1080er Jahren von kaiserlicher Seite in Umlauf gebracht wurden. Alle Texte betonen das
Recht des Kaisers zur Investitur von Bischöfen und zur Papstwahl, ein weiterer ihnen ei-
gener Aspekt ist die Vertretung Ravennater Positionen gegen Rom.151
146 Koster, Kuno I.; Stock, Kuno von Pfullingen; Wagner, Bliesen, S. 46
147 MGH SS VIII, S. 217, Z. 32-35: Isdem honestissimus sanctae Virdunensis ecclesiae praesul Deo-
dericus cum eodem anno ( = 1066) apud Novallis (andere Lesarten: Novrillis; Novellis; Navelis)
suae dicionis castrum curas agens, die quadam sollempnia celebraret missarum . . .
148 vgl. allg. Seyler, Burg „Nohfels“ u. Flesch, Burg Nohfelden; zum Namen Buchmüller/Haub-
richs/ Spang, Namenskontinuität, S. 39. Der Fund eines Sandsteinblocks mit den Buchstaben
„NOVEL“ (Heimatbuch des LandkreisesSt. Wendel 22 (1987/88), S. 109) ist nicht nachprüfbar.
149 MGH SS VIII, S. 187f.: Atille Clemens inquam gavisus, quod aliquis ipsum pro accipienda bene-
dictione respiceret, quod petebat transmisit, cum litteris docentibus, quibus temporibus hoc foret
usurus; quas quia auctor non roborat, magis vero infirmat - hereticorum enim et excommunica-
torum decreta fidelis quisque non recipit-, idcirco commendare memoriae non curavimus. Vgl.
Ziese, Wibert von Ravenna, S. llOf; zu den „Vorläufern“: D. Jank, Bemerkungen zu einigen
Trierer Palliumsurkunden des 11. Jahrhunderts (JL 4010, JL 4151, JL 4646), in: Kurtrierisches
Jahrbuch 22 (1982), S. 13-22
150 Robinson, Privilegium Maius
151 grundlegend noch immer Jordan, Ravennater Fälschungen
93
Unter ihnen nimmt das Maius in mehrerer Hinsicht eine Sonderstellung ein. Es ist nur in
einer einzigen Handschrift überliefert (Cod. Trier Stadtbibi. 1081/29 (11./12. Jh.), f. 75r-
80r)152, und bei keinem Publizisten des Investiturstreits lassen sich Spuren seiner Benut-
zung nachweisen. Formal sprengt es sehr bald den Rahmen einer Urkunde und nimmt
eher den Charakter eines weit ausholenden theologischen Traktats an, in dem die Raven-
nater Bezüge nur mehr abgeschwächt erscheinen. Der Akzent liegt auf den Passagen der
Heiligen Schrift und auf denjenigen Autoren, welche die königliche Investitur im beson-
deren und die Unterordnung der Priester unter die weltliche Macht im allgemeinen be-
tonen.153 Robinson postuliert nun die Vermittlung der übrigen drei in Ravenna entstan-
denen Privilegien nach Trier durch jene Mission Theodenchs 1084/85; auf der Grundlage
derselben Quellen etwa in Form von Sentenzensammlungen, die Theoderich nachweislich
auch für die Vita Konradi herangezogen habe und die in St. Eucharius und St. Maximin
Ende des 11. Jahrhunderts auch vorhanden gewesen seien,154 habe er dann zur Rechtfer-
tigung der auch 1084 noch umstrittenen Ansprüche Egilberts auf das Erzbistum das
Maius gefälscht.
Diesem Ansatz stimmte Erkens155 vorsichtig zu, während Märtl, die Bearbeiterin der
neuen kritischen Edition der falschen Investiturprivilegien, eine Reihe von Gegenargu-
menten entwickelte.156 Auf ihre Ablehnung der italienischen Herkunft Theoderichs bin
ich bereits eingegangen. Des weiteren führt sie an, daß die von Robinson konstatierten
Übereinstimmungen mit Quellen aus dem Trierer Raum nicht zwingend seien; die Mehr-
zahl von ihnen sei auch in Italien bekannt gewesen. Zu der „Gemengelage“ des Privile-
gium Maius innerhalb von Cod. 1081/29 bemerkt sie: „Anhand der Materialzusammen-
stellung ließe sich mit derselben Schlüssigkeit behaupten, daß das Maius von Köln nach
Trier gekommen sei, da es inmitten von Texten zur Kirchengeschichte Kölns — vor allem
von Briefen an und von Kölner Persönlichkeiten — überliefert ist.“157 Das ist zutreffend,
allerdings in einem anderen als von der Autorin beabsichtigten Sinne. Die zahlreichen
Briefe an Erzbischöfe von Köln (f. 47v-75r) lassen gerade eher an einen Zusammenhang
mit Theoderich denken. Verwiesen sei hier inbesondere auf den Briefwechsel Erzbischof
Annos mit Erzbischof Adalbert von Bremen und Papst Alexander II. z.T. in der Angele-
genheit seines Neffen Kuno von Pfullingen, der dem Privilegium Maius unmittelbar vor-
ausgeht.
152 maßgebliche Edition bei Märtl, Investiturprivilegien, S. 178-205 (alte Ausgabe in MGH Const.
I, Nr. 449)
153 z.B. in cap. 30: Rm 13, 1-7; 1 Pt 2, 17; in cap. 32: Io 19, 11; Mt 17, 24 u. 22, 21; ausführliche
inhaltliche Analyse des Maius bei Heidrich, Ravenna, S. 128-132
154 Robinson, Privilegium Maius, S. 55-58 u. S. 63f.
155 Erkens, Trierer Kirchenprovinz, S .139f., 142u.v.a. 147f.: „Will man eine Vermutung über den
Fälscher des „Maius“ wagen, so kommt am ehesten . . . Theoderich in Frage . . .“ u. „Man
braucht sich nicht auf den Mönch aus Tholey und Abt von St. Martin zu versteifen - auch wenn
sich kein anderer als Fälscher so wahrscheinlich machen läßt wie Theoderich.“ Demgegenüber
unterstützt Heidrich, Ravenna, S. 120 zwar die Lokalisierung nach Trier und die Loslösung vom
Ravennater Kontext, bezeichnet aber Robinsons Verfasservorschlag als „ganz hypothetisch“.
156 Märtl, Investiturprivilegien, S. 84-89
157 ebd., S. 86; detaillierte Beschreibung der Handschrift bei Robinson, Privilegium Maius, S. 34-36,
vgl. auch Lück, Miszellen, S. 182-186; zu literarischem Austausch zwischen Köln und Trier im
II. Jh. s. Thomas, Studien, S. 119-133
94
In der Tat spricht sehr viel dafür, daß der agile, ehrgeizige, selbst nach dem Urteil seiner
Gegner sehr gebildete Theoderich im Auftrag seines Erzbischofs auch das Privilegium
Maius erstellt hat. Die heftige Invektive gegen Rom in der Konradsvita liegt ebenso auf
der Linie der Fälschung wie die Betonung der regia potestas bei der Einsetzung von Bi-
schöfen.158 Die Bemerkung des Trierer Chronisten von den beiden Streitschriften gegen
Papst Gregor VII. läßt an ein stärkeres Engagement des späteren Abtes von St. Martin in
der kaiserlichen Sache denken, als es die heute erhaltenen Quellen dokumentieren.
158 MGH SS VIII, S. 215, Z. 31ff. u. S. 216, Z. 38ff.
95
4. Die Hornbacher Heiligenviten
4.1. Die Vita I Pirminii
Wenn ich für meine Vorstellung hagiographischer Quellen aus Hornbach den Einstieg
über die im 9. Jahrhundert entstandene erste Lebensbeschreibung des Klostergründers
wähle,1 so ist dies keineswegs so unproblematisch oder gar selbstverständlich, wie es zu-
erst den Anschein haben könnte. Der Kenner der Materie ist vertraut mit der Forschungs-
diskussion, die sich an Essentials wie der Präzisierung der Entstehungszeit und der Frage
der historischen Glaubwürdigkeit ebenso entzündet hat wie an der „Gretchenfrage“, ob
diese Vita denn wirklich in Hornbach entstanden ist. Jede seriöse Beschäftigung mit dem
Text setzt die Kenntnis der Ausführungen Angenendts in seiner 1972 erschienenen
Pirmin-Monographie „Monachi peregrini“ voraus, der der Quellenkritik zur Vita Prima
nicht weniger als 30 Seiten Raum gewidmet hat. In meinen folgenden Überlegungen, die
gewiß nicht die jüngst von Haubrichs geforderte „neue literaturhistorische Untersu-
chung“ der Vita2 bieten wollen, soll der Versuch unternommen werden, den teilweise zu
stark betonten Bedenken Angenendts gegen den historischen Aussagewert der Vita entge-
genzutreten.
Doch zuerst zu der Debatte um die Datierung, bei welcher der seit Holder-Egger scheinbar
erzielte Konsens zugunsten eines Ansatzes im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts seit Ange-
nendt zerbrochen ist.3 Grundlage für das vom Monumenten-Herausgeber verfochtene
Datum 826 als terminus ante quem der Abfassung war eine Stelle bei Walafrid Strabo. Als
dieser in jenem Jahr auf der Reichenau die „Visio Wettini“ verfaßte, sorgte er sich auch
um den wißbegierigen Leser, der mehr über das Leben des Klostergründers, eben des hei-
ligen Pirminius, erfahren wollte. Er verwies ihn nach Hornbach in der Pfalz, wo der Hei-
ligewohl 753 seine letzte Ruhestätte gefunden hatte: Huius quisque velit sanctam cognos-
cere vitamj Ipsa sepulchra petat: satis ipse probabit in Hornbach.4 Wird demgegenüber
eingewandt, daß die „sancta vita“ nicht nur das geschriebene Zeugnis, sondern auch die
reale Existenz des Heiligen meinen kann, die durch Wunder am Grab zu erkennen ist,5 so
rennt dies nur offene Türen ein. Der Terminus kann aber weit eher die gute Informiertheit
Walafrids über aktuelle Versuche in Hornbach widerspiegeln, das über die einzelnen Pir-
minsgründungen verstreute Wissen um den Heiligen zu sammeln, ganz so, wie es der Ver-
fasser der Vita selbst zum Ausdruck bringt. Dabei hat der Anonymus freilich allen Grund,
sich über die mangelnde Kooperation der anderen Klöster zu beklagen, deren Mönche
sich entweder nie um die eigene Klostergeschichte gekümmert hätten oder aber keine In-
formationen preisgäben:
1 Ausgaben in AA SS Nov. 11,1, S. 33-47 (in Paralleldruck mit Vita II; ed. C. de Smedt) u. MGH SS
XV,1, S. 21-31 (ed. O. Holder-Egger), präzise Inhaltsangabe bei Angenendt, Monachi peregrini,
S. 24-26
2 Haubrichs, Buxbrunno, S. 2
3 Das Datum ±830 bei Doll, Gründung, S. 108 u. Jäschke, Moraw-Rezension, S. 386, jeweils mit
Angaben zur älteren Literatur
4 MGH SS XV, 1, S. 17
5 Angenendt, Monachi peregrini, S. 29f.
96
... ob illorum culpam, qui nobis de praedictis locis illud intimare debuerunt. Sunt tarnen
aliqui, ut nobis sciendum est, ex quibusdam praefatis locis de illius studiis multa scientes,
qui vero nobis longe positi sunt, et ad illos venire non possumus, et illi quidem quae exinde
sciunt nobis intimare neglegunt.6
Gerade die Reichenau ist die Ausnahme von der Regel. Auf deren Gründungsgeschichte,
die sich an den Namen des Alemannenfürsten Sintlaz knüpfe, geht der Autor so ausführ-
lich ein, daß bis ins 19. Jahrhundert gar eine Entstehung der Vita im süddeutschen Raum
vermutet wurde.7 Angesichts der auch sonst bezeugten engen Bindungen beider Konvente
- vorrangig seit der Gebetsverbrüderung von Attigny 762 -8 hieße es nicht zuviel von dem
literarisch ambitionierten Walafrid zu erwarten, daß dieser im fernen Hornbach mehr als
nur die bloße Grabstätte des gemeinsamen Klostergründers gesehen hat.
Des weiteren betont Angenendt, daß der Vitenschreiber keine noch lebenden Augen-
zeugen anführe.9 Das ist bei einem angenommenen Todesjahr Pirmins von 753 (das von
der Literatur gemeinhin aus der Vita erschlossene Datum; Angenendt betont die „Brü-
chigkeit dieser Konstruktion“ und begnügt sich mit einem Ansatz „nach 741 “) und einer
postulierten Abfassungszeit in den 820er Jahren selbst bei der bekannten Zähigkeit des
Pfälzer Menschenschlags auch recht unwahrscheinlich. Folgt man umgekehrt seinem
Vorschlag einer Datierung „in den Dezennien nach der Jahrhundertmitte“, so verwun-
dert, daß die Verse des Hrabanus Maurus für das Pirminsgrab, die während dessen Amts-
zeit als Erzbischof von Mainz (847-856) entstanden sind, in der Vita keinerlei Erwähnung
finden.10 Das ist um so weniger ein unerhebliches argumentum e silentio, als der An-
onymus sonst jede Gelegenheit nutzt, seinen Heiligen herauszustellen und insbesondere
mit Bonifatius (einem Amtsvorgänger des Hrabanus Maurus) auf eine Stufe zu stellen.
Abschließend sei auf den Vergleich mit der nach 861 auf der Reichenau entstandenen Vita
Meginrati eingegangen, die Sintlaz im Unterschied zur Pirminsvita als Priester schildert.
Die Frage, welcher der beiden Texte, die beide im Codex Sangallensis 577 (Ende 9. Jh. /
10. Jh.) enthalten sind, hier älteres Traditionsgut widerspiegelt, muß wohl offen bleiben,
selbst ihre definitive Beantwortung eignete sich aber keinesfalls als Argument für eine
Spätdatierung der Vita Pirminii.11
Der unbekannte Autor bemüht sich aufrichtig, das gesamte Wirkungsspektrum des Hei-
ligen zu erfassen. Zweifellos ist die angegebene Liste der von Pirmin initiierten Grün-
6 MGH SS XV,1, S. 25, Z. 33ff.
7 vgl. Einleitung Holder-Eggers ebd. , S. 17
8 Haubrichs, Buxbrunno; Verbrüderungsbuch Reichenau, Tafel 88 (Hornbacher Konventslisten)
9 Angenendt, Monachi peregrini, S. 31
10 ebd., S. 35; in seinem Resümee auf der folgenden Seite nimmt Angenendt seine Kritik an der Früh-
datierung teilweise wieder zurück: „Man muß sich damit zufriedengeben, daß für die Entstehung
der Pirminsvita nur ein größerer Zeitraum angegeben werden kann, nämlich die Spanne zwischen
815 und etwa 870/80... zu der Inschrift des Hrabanus Maurus s. Exkurs I
11 Angenendt, Monachi peregrini, S. 34-36; die Vita Meginrati in MGH SS XV,1, S. 445-448, ed.
O. Holder-Egger. Meiner Meinung nach deutet die „klerikale“ Tendenz der Meinradsvita eher
auf ein jüngeres Datum.
97
düngen unvollständig,12 doch verkennt diese Kritik die Ehrlichkeit des Autors, der be-
wußt seine lückenhafte Quellengrundlage eingesteht. Von der Persönlichkeit Pirmins er-
faßt er nur einige Facetten, insbesondere scheint es ihm dessen Sprachbegabung angetan
zu haben.13 Daß die Zahl der Gründungen innerhalb des Textes willkürlich schwanke,
stimmt nicht.14 Auch hier folgt der Anonymus seiner eigenen, etwas verqueren Logik. Im
Prolog wird von Pirmin gesagt, er habe zwölf monasteria eingerichtet, was durchaus auf
alte Überlieferung aus der Gründungszeit zurückgehen kann und nicht gleich mit dem
Verweis auf die Apostelzahl relativiert werden muß.15 Nach dem ausführlichen
Reichenau-Exkurs heißt es dann postea . . . decem ordinavit monasteria,16 von denen
wegen der bereits angeführten Kommunikationsschwierigkeiten nur sieben genannt
werden. Es folgt die Hornbacher Zeit des Heiligen, womit die Rechnung des Prologs
wieder stimmt! An der Hornbacher Provenienz der Vita ist denn auch unbedingt festzu-
halten.17 Für den Raum des Bliesgaues gewinnt die Erzählung an historischer Durchdrin-
gung. Ungemein ergiebig erwies sich die Vita für genealogische Spekulationen, die sich um
die Person des Stifters der Abtei Hornbach, den Grafen Wernher, ranken.18 Dieser er-
scheint in einer Traditionsurkunde für das Kloster St. Arnulf bei Metz aus dem Jahr 715
und wird von Prinz als „Neffe des Trierer Bischofs“ (= Milo) bezeichnet.19 Die Vita er-
wähnt später noch einen Wido (unus de stirpe predicti Wernharii) als Wohltäter des Klo-
sters.20
In Hornbach soll auch der heilige Bonifatius, der Erzbischof von Mainz, den heiligen
Pirmin aufgesucht haben; nach der - bedenkt man die „Fremdheit zwischen dem Pirmin-
und dem Bonifatius-Kreis“ -21 22 etwas zweideutigen Eingangsfloskel Non enim silendo ae-
stimo, sed fidelibus narrandum melius esse credo22 folgt ein längerer Exkurs über die
letzte Missionsreise des Bonifatius nach Friesland. Der Anonymus steht wie unter einem
12 nach MGH SS XV, 1, S. 26: Niederaltaich (Kr. Deggendorf), Schuttern (Kr. Lahr), Gengenbach
(Kr. Offenburg), Schwarzach (Kr. Bühl) und die drei elsässischen Klöster Murbach, Maursmün-
ster und Neuweiler. Daß Weißenburg nicht für Pirmin in Anspruch genommen wird, wertet
Haubrichs, Buxbrunno, S. 2 u. 11, als Indiz für die Verläßlichkeit der Vita.
13 . . . praesul beatus ad illum veniens locum, ubi populo solebat sanctae praedicationis exhibere
verbum, utraque lingua, Romana scilicet Francorumque, magnopere decentia monita divinis of-
ficiis proferebat, quia utramque linguam adprime sciebat. Quod cuncti qui aderant mirati sunt,
non recordantes, quia primi sanctae ecclesiae doctores in unam domum intrantes unius linguae
tantummodo notitiam habebant, sed tamen inde egressi, quasi in alios viros mutati sunt, omnium
genera linguarum clare loqui scientes cunctisque sub caelo gentibus propria lingua divina monita
proferentes. (MGH SS XV, 1, S. 22, Z. 19ff.)
14 so Angenendt, Monachi peregrini, S. 49f.
15 MGH SS XV,1, S. 21
•6 ebd., S. 25
17 Angenendt, Monachi peregrini, S. 27f.
18 MGH SS XV, 1, S. 26, Z. 8f. : . . . quidam vir nobilis nomine Wernharius, alta prosapia Fran-
corum ortus . . .;vgl. hierzu Doll, Gründung, S. 117-121; Raach, Mettlach, S. 23-36. Im8./9.Jh.
sind mehrere Grafen dieses N amens belegt. Ich folge hier dem V orschlag von Raach; Doll plädiert
für einen 754-774 nachgewiesenen Warnharius (Warin), vgl. aber W. Metz, Miszellen zur Ge-
schichte der Widonen und Salier, vornehmlich in Deutschland, in: HJb 85 (1966), S. 1 -27 v. a. S. 5
19 BM Reg. Imp. I, Nr. 27; Prinz, Mönchtum, S. 200
20 MGH SS XV, 1, S. 30, Z. 9f.; Wido ist für 796 bezeugt (Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 6-7)
21 Prinz, Mönchtum, S. 200; vgl. Angenendt, Monachi peregrini, S. 39f. u. S. 216-229; ders., Pirmin
und Bonifatius; Mayer, Bonifatius und Pirmin.
22 MGH SS XV,1, S. 28, Z. 25
98
inneren Zwang, seinen Heiligen an dem Angelsachsen zu messen.23 Die Vita schließt mit
der Bemerkung, daß die Beisetzung Pirmins am 2. November begangen wird. In Anknüp-
fung an die älteste handschriftliche Überlieferung (Codex Sangallensis 577) hat deshalb
Jaschke erwogen, daß die Vita wohl von vornherein für einen auswärtigen Konvent - kon-
kret St. Gallen - bestimmt gewesen sein könnte; für den eigenen (Hornbacher) Konvent
erübrige sich eine solche Feststellung.24 Demgegenüber verweist Angenendt auf andere
hagiographische Texte mit ähnlichen Sätzen über Sterbetag und Begräbnisstätte.25 Daß
enge liturgische Austauschbeziehungen zwischen Hornbach und St. Gallen auch für die
Generationen nach der Abfassung der Pirminsvita im 10. Jahrhundert anzunehmen sind,
soll in einem knappen abschließenden Exkurs gezeigt werden. Textzeuge ist der Cod. Pal.
Lat. 489, eine Sammelhandschrift verschiedener liturgischer Texte folgenden Inhalts:
a) f. 1-6 Litanei „In letania maiore“ (l-2v Kurzfassung, 2v-6 erweiterte Fassung)
b) f. 6-7v Litanei „Letania in penitentia Hierusalem“
c) f. 7v-9 „Versus de sancte Paule pastor bone“
d) f. 9-10 Preces liturgicae variae
e) f. 10-15 „Dedicatio basilice See. Marie III. id. Mai“ (Texte zum Weihetag, vor allem
aus der Johannes-Offenbarung)
f) f. 15-17 „Preces de omnibus sanctis“
g) f. 17-19v zwei Hymnen auf St. Paulus und St. Mauritius
h) f. 20 Hymnus „Salvator mundi“
i) f. 20v-25 Antiphonen für Prozessionsgesänge
j) f. 25-34v Texte zur Matutin und Laudes des Kirchweihfestes (wieder mit ausführlichen
Zitaten aus der Apokalypse)26
Der paläographische Befund erlaubt eine Datierung ins 10. Jahrhundert. Obgleich die
Handschrift später in der Bibliothek des Stiftes St. Philipp zu Zell lag, ist ihre Entstehung
in Hornbach gesichert.27 Die Handschrift ist damit einziges Zeugnis des zu postulierenden
Hornbacher Skriptoriums, sieht man von dem noch zu behandelnden Forschungspro-
blem des sogenannten Eburnant-Codex ab.28 Bislang publiziert ist nur die neumierte Li-
tanei „In letania maiore“, die für den Kult des heiligen Philipp von Zell von einiger Bedeu-
tung ist.29 Hier interessieren jetzt die „Versus de sancto Mauritio“ (f. 18-19v), die auch
23 vgl. z. B. die Bemerkung zum Tode Pirmins: Cui vero si per occisionem gladii non imputatur mar-
tyrium, dignitatem tamen martyris non amisit, quia multa bona certamina in Domino usque in
finem perpetravit. (MGH SS XV, 1, S. 30f.) Die Diagnose eines „Bonifatiuskomplexes“ (Jaschke,
Moraw-Rezension, S. 387) ist durchaus angezeigt.
24 ebd.
25 Angenendt, Monachi peregrini, S. 37, Anm. 11
26 Aufstellung nach 1. ) Codices Palatini Latini Bibliothecae Vaticanae, Bd. 1, Rom 1886, S. 1591.
2. ) Gugumus, Litanei, S. 329 3.) eigener Transkription. Metzer Einfluß etwa über die Liturgie
des Amalarus (809-813 Erzbischof von Trier, gestorben um 850) ist anzunehmen. Amalarus ist
verschiedentlich irrtümlich als Abt von Hornbach in Anspruch genommen worden, vgl. die Rich-
tigstellung in Amalarii opera liturgica, ed. Hanssen, I, S. 71f.
27 s. Gugumus, Litanei, S. 330-332
28 s.u. S. 119f.
29 Zu dessen liturgischer Verehrung ist seit der Arbeit von Gugumus ein neuer Handschriftenfund
gemacht worden, s. L. Eizenhöfer, Die Heiligen Philipp von Zell und Erkenbert von Worms in
einem Litaneifragment aus Groß-Frankenthal zu Darmstadt, in: Archiv f. Liturgiewissenschaft 15
(1973/74), S. 165-167
99
als mögliches Beispiel eigenständiger liturgischer Produktion in Hornbach näher unter-
sucht seien. Sie sind in drei weiteren Handschriften des 10. Jahrhunderts erhalten und in
den Analecta Hymnica ediert.30 Nun war Mauritius nie Patron in Hornbach, doch das 40
Kilometer entfernte Tholey übte erheblichen Einfluß bis in den Bliesgau aus: Erfweiler,
Rubenheim und Lautzkirchen besaßen Pfarrkirchen mit Mauritiuspatrozinium.31 Der
Anschluß Hornbachs an die Gorzer Reform unter Abt Rodwig (um 950) hat einen wei-
teren „starken Einfluß der Trierer Sakrallandschaft“32 bedingt. Ist der Mauritiushymnus
also in Hornbach entstanden? Alle Pirminsgründungen propagierten den Kult dieses Hei-
ligen, ja sind geradezu als „Träger der Mauritiusverehrung“ anzusehen.33 Zwischen Ab-
teien wie der Reichenau, St. Gallen (wenn auch selbst keine Pirminsgründung) und Horn-
bach erstreckte sich ein dichtes „Kultliniensystem“, weshalb die Versus auch aus der
fruchtbaren St. Galler Verseschmiede „importiert“ sein könnten.34
Eine genaue Überprüfung der Handschrift deutet eher in die zweite Richtung. Am linken
Rand sind Texteinschübe nachgetragen, als ob die erste Abschrift zu flüchtig erfolgt sei.
Obwohl eine eingehende musikwissenschaftliche beziehungsweise liturgiegeschichtliche
Untersuchung der Handschrift noch aussteht, kann jetzt schon festgestellt werden, daß
die Form der verwandten Neumen ein weiteres Indiz für starken St. Galler Einfluß bildet.
Die Hornbacher Neumen weisen nämlich ein ausgeprägtes Quilisma sowie eine rundbo-
gige Form der Flexa auf, beides Kriterien, die eine Zuordnung zu der Großgruppe der so-
genannten „deutschen“ (oder St. Galler) Neumen erlauben.35 Überraschend ist, daß die
sogenannten Metzer Neumen keine Verwendung fanden; Hornbach als Metzer Außen-
posten liegt allerdings bereits in einer Mischzone mit dem Verbreitungsgebiet der deut-
schen Neumen.
4.2. Die Vita II Pirminii
Zwischen 994 und 1008, der Amtszeit Erzbischof Liudolfs von Trier, verfaßte ein Mönch
aus Hornbach eine erweiterte und überarbeitete Fassung der ersten Vita Pirminii.36 Daß
es sich bei dem Autor um den nach dem Zeugnis der wenig später entstandenen Miracula
30 Nr. 4866 in Chevalier, Repertorium; Handschriften: München 1. 19417; Paris BN 1154,f. 130b;
St. Gallen 679, f. 228; Edition: AH 23, Nr. 427 (dort Cod. Pal. Lat. 489 als „A“ aufgeführt)
31 Herzberg, Mauritius, S. 29
32 Gugumus, Kalendar, S. 183
33 Herzberg, Mauritius, S. 55; ebd. S. 123 Ankündigung einer Untersuchung der liturgischen Dich-
tung (Bestand von etwa 60 Hymnen), die freilich nie erschienen ist. Vgl. allg. Zufferey, Mauritius-
kult.
34 Aus der schier unübersehbaren Fülle an Literatur über St. Gallen im allgemeinen - und die Ekke-
harde des 10. /11. Jh. im speziellen - sei herausgegriffen die Bearbeitung der Helvetia Sacra, S.
1180-1369.
35 vgl. Neumentabelle bei Stäblein, Schriftbild, S. 32 sowie Bildtafeln, ebd., S. 182-192; herange-
zogen wurden ferner P. Wagner, Einführung in die gregorianischen Melodien II: Neumenkunde,
Leipzig 19122 (ND Hildesheim 1962), S. 194ff., 206f. u. S. Corbin, L’Eglise à la conquête de sa
musique, Paris 1960.
36 AA SS Nov. 11,1, S. 33-47 (ed. C. de Smedt), nur Prolog in MGH SS XV,1, S. 20f. (ed. O. Holder-
Egger). Die Datierung ergibt sich aus der Widmung im Prolog.
100
S. Pirminii im Jahr 1008 verstorbenen Abt Garemann von Hornbach handeln könnte,
bleibt eine nicht zu beweisende Vermutung von Manitius. Dem steht entgegen, daß die
Miracula Garemann nur mit einer sehr allgemein gehaltenen Würdigung bedenken.37
Selbst bei Berücksichtigung der Konventionen hochmittelalterlicher Hagiographie
klaffen Anspruch und Wirklichkeit selten so weit auseinander wie bei diesem Text:
Nam etsi temeritatis verear elogium, quod lingua minus limata, eloquio inculto, ver-
borum inops, . . . Pauca dumtaxat, quae sub pontificatus tempore gessit, obscure exarata
repperimus; ipsa, si Christus opem dederit, evidentius atque operosius exprimere stude-
bimus.38
Resultat seiner Bemühungen ist jedoch eine ungemein schwierig zu lesende Paraphrase der
ersten Vita, die inhaltlich keinerlei neue Akzente setzt. Ortsangaben wie das castellum
Melcis, wo Pirmin Bischof gewesen sei, oder die callis sancti Pirminii, der Pfad, dessen sich
Pirmin für seine Wanderungen zwischen Hornbach und Weißenburg bediente, haben die
Phantasie ganzer Forschergenerationen angeregt, ohne daß eine sichere Identifizierung
gelungen wäre.39 Sie werden in der Secunda Vita unverändert von der Vorlage über-
nommen. Ein interessanter onomastischer Beleg ist dagegen der Wechsel von Pirmins-
eusna für Pirmasens (Vita I) zu Pirminishusna, der von Christmann anschaulich mit einem
Mißverständnis des Verfassers der jüngeren Vita erklärt worden ist.40
An einem beliebigen Beispiel sei die Arbeitsweise dieses Autors illustriert. In der Vorlage
kam Pirmin einige Tage früher nach Rom als sein Freund Sintlaz:
'Veniente ergo tempore, in quo condictum perficiendum erat iter, asserunt, sanctum Pir-
minium Romam praevenire amicum suum ibique aliquot dies, antequam ille veniret, mo-
rari ,41
An die Stelle sachlicher Vereinbarung tritt nun der glühende Glaubenseifer des Heiligen,
den es mit Macht zu den Schwellen der Apostel zieht:
Sintlaz domum repedabat; ac ea quae itineri condicto forent necessaria parare satagebat.
Beatus autem Pirminius, nimio pietatis zelo stimulatus, acri fervore instabat ut opus Do-
mini, quod aggredi fuerat persuasus, consummaret; ad apostolicaque properans limina,
longe antequam praefatus vir, Romanam venit in urbem.42
37 Manitius II, S. 446f. ; MGH SS XV,1, S. 32: Qm obedientiae iugo subiectus, vestigiis paternis
viam veritatis elegit et iudicia Dei non est oblitus.
38 MGH SS XV, 1, S. 20
39 Die meisten Anhaltspunkte sprechen für die Gleichsetzung Melcis = Meaux a. d. Marne, s. Ange-
nendt, Monachi peregrini, S. 40-42. Verschiedentlich - so u. a. von de Smedt — ist auch das saar-
ländische Dorf Medelsheim (Gern. Gersheim, Saar-Pfalz-Kreis) vorgeschlagen worden, vgl. J.
Mötsch, Meltis oder Medelsheim? Die Parr. Wege und Stationen in der Geschichte. Von den An-
fängen bis 1815, Gersheim 1985, S. 50-55
40 Christmann, Flurnamen, S. 163f.: Pirminseusna = Pirminiseinsa = ein dem Pirmin gehörendes
Einzelgehöft; Pirminishusna = Pirminshausen
41 MGH SS XV,1, S. 23, Z. 16ff.
42 AASSNov. 11,1, S. 37
101
Ähnlich trägt auch in der Bonifatius-Passage die Ersetzung der indirekten Rede durch eine
lange direkte Rede nicht unbedingt zum Textverständnis bei, so daß man der ansonst
recht pauschalisierenden Kritik von Manitius in diesem Falle nur zustimmen kann.43
4.3. Die Miracula S. Pirminii Hornbacensia
Bald nach 1012 begann ein unbekannter Kleriker des St. Fabiansstifts zu Hornbach das
heilbringende Wirken des Pirminius bis in die unmittelbare Gegenwart fortzuschreiben.44
In ihrem ersten Teil (cap. 1-11) berichten die Miracula von mehreren Wundern, die der
Schutzpatron der Abtei zur Zeit der Äbte Adalbert (amt. etwa 972-993), Garemann und
Willimann (1008ff.) gewirkt habe. Pirmin scheint seine Tätigkeit vor allem auf die dama-
ligen Baumaßnahmen am Westwerk der Abteikirche konzentriert zu haben, wo er der
Bosheit des Teufels, der diverse Stützmauern zum Einsturz brachte und den Architekten
der Anlage einer schweren Erkrankung auslieferte, energisch entgegentritt.45 Der Leser er-
fährt auch von Bedrängungen der „familia“ des Klosters, die von feindlichem Kriegsvolk
heimgesucht wurde; selbst die benachbarte befestigte Siedlung sei nicht verschont ge-
blieben. Der heilige Pirmin schlägt die Feinde jedoch mit Blindheit,... in finibus nostris
nusquam postea conparuerunt.46
Im Unterschied zu den Miracula S. Liutwini aus Mettlach liegt hier der Akzent ganz auf
den Wundererzählungen; die Namen der Äbte liefern nur einen chronologischen Anhalts-
punkt. Man hätte insbesondere mehr zu Abt Adalbert erwartet, der als a bono opere
semper inrecessibilis charakterisiert und als Initiator der Baumaßnahmen genannt wird.
Aus der skizzenhaften „Vita Adalberti abbatis Hornbacensis“,47 die unzweifelhaft nicht
in Hornbach, sondern in Zell entstanden ist, erfährt man, daß er einem edlen Geschlecht
aus dem Bliesgau entstammte. Für uns ist er wichtig als Auftraggeber des sogenannten
Hornbacher Sakramentars. Auf nicht weniger als vier Widmungsbildern48 wird der wei-
43 Manitius II, S. 447
44 Ausgaben in AA SS Nov. 11,1, S. 50-54 (ed. C. de Smedt) u. MGH SS XV,1, S. 31-35 (ed. O.
Holder-Egger); zur Datierung: Anno incarnationis dominicae millesimo duodecimo, procura-
tionis Willimanni abbatis quarto (cap. 16). Mit der summarischen Wunderauflistung des Schluß-
kapitels der Pirminsviten (Angenendt, Monachi peregrini, S. 44, charakterisiert sie als „magere
Schlußbemerkung“) war man offenbar nicht mehr zufrieden. Moraw,St. Fabian, S. 117f., wendet
sich gegen die Prämisse der älteren Autoren, die Miracula seien von einem Mönch der Abtei Horn-
bach geschrieben worden. Mit Recht verweist er auf die eigentümliche Anrede O sanctissimi
patres (cap. 2) sowie auf die starke Hervorhebung der Verdienste des hl. Fabian (z. B. cap. 14 u.
16).
45 vgl. v. a. cap. 3 (ad portam ecclesiae occidentalem) u. cap. 5 (Eodem tempore clericus quidam,
eiusdem operis architectus). Letzterer gehörte wahrscheinlich ebenfalls dem St. Fabiansstift an.
46 MGH SS XV, 1, S. 33,Z. 18f.; ebd. Z. 8ff. siedlungsgeschichtlich sehr aufschlußreiche Formulie-
rungen: His ita gestis, sicut perverse agentibus omnia cooperantur in malum, ipsam urbem ever-
tendam irrumpere nitentes, suburbana devastant, edificia diruunt, homines inventos verberando
cruentant. Quibus visis, urbani portas claudunt. . . (Anspielungen auf den mauerumwehrten Im-
munitätsbezirk des Klosters?)
47 MGH SS XXX, S. 805 (ed. A. Hofmeister)
48 Abb. u. a. in Ornamenta Ecclesiae, S. 139-142; ausführliche ikonographische Analyse bei Bloch,
Hornbacher Sakramentar; Beschreibung der Handschrift bei Schönherr, Handschriften, S. 215-
223; paläographische Untersuchung bei Hoffmann, Buchkunst, S. 344
102
tere Werdegang der kostbar ausgestatteten Handschrift geschildert: Der Schreiber Ebur-
nant übergibt sie dem Abt, dieser reicht sie dem heiligen Pirmin, der sie an Petrus, den
Himmelspförtner, weiterleitet. Schließlich überreicht Petrus das Buch Christus, seinem
endgültigen Empfänger. Alle Bilder sind mit Widmungsversen versehen,49 deren haupt-
sächliche Funktion es zu sein scheint, um himmlischen Lohn für Auftraggeber und
Schreiber zu bitten. Um die künstlerische Provenienz dieses Sakramentars, das sich seit
dem 15. Jahrhundert in Solothurn befindet, entbrannte Ende der fünfziger Jahre eine er-
bitterte Forschungskontroverse.50 Von kunsthistorischer Seite war Eburnant zur Galions-
figur einer eigenen Stilgruppe von Reichenauer illuminierten Codices erhoben worden.
Bauerreiß wies dagegen erstmals auf die Klerikerkleidung Eburnants auf der ersten Dedi-
kationstafel hin, und es gelang ihm, einen „prepositus Eburnant“ in einer Urkunde für
Münchweiler aus dem Jahr 1019 nachzuweisen.51 Eburnant, der Angehörige des St. Fa-
biansstifts, als Maler der Eingangstafeln und Autor der Widmungsverse: Das entsprach
voll der Kernthese von Bauerreiß, die Schreiber mittelalterlicher liturgischer Bücher
hätten stets nur die Heiligen des jeweiligen Herstellungsortes als Thema erkoren. Wie
jüngst die Formulierungen des Katalogs der Ausstellung „Ornamenta Ecclesiae“ be-
legen,52 hat sich Bauerreiß mit seinem Hornbacher Lösungsansatz nicht durchgesetzt. Be-
denkt man jedoch, daß sich in den umfangreichen Konventslisten von der Reichenau der
Name Eburnant nicht findet,53 und berücksichtigt die etwa gleichzeitigen literarischen
Ambitionen im Stift, so sollte man sich in Verbindung mit dem überaus wertvollen Beleg
von 1019 davor hüten, eine Entstehung des Eburnant-Codex „an Ort und Stelle“ (und das
heißt in Hornbach!) voreilig zu leugnen. Selbstverständlich kann Eburnant in jüngeren
Jahren eine Ausbildung im Reichenauer Skriptorium erfahren haben.
Doch kehren wir zurück zur Auswertung der Miracula. Mit dem elften Kapitel gewinnt
das Werk weiter an historischer Aussagekraft, als zum Jahr 1008 der Tod des jungen
Sohnes eines Herzogs Konrad berichtet wird. Vom Kastellum „Stoufenburc“ wird der
Leichnam nach Hornbach überführt, wobei sich ein Kerzenwunder ereignet. Der un-
glückliche Vater wird hierdurch geläutert und leistet dem Kloster für durch ihn erlittene
Unbill Schadenersatz. Bei der angesprochenen Burg handelt es sich um Burg Stauf im Eis-
tal bei Göllheim. Der Vorschlag Holder-Eggers, Konrad mit dem gleichnamigen, 1036
zum Herzog von Kärnten avancierten Vetter Kaiser Konrads II. zu identifizieren, deutet
49 Edition der Verse zuerst von Dümmler (NA 10 (1885), S. 344f.), dann von Strecker (MGH Poet.
Lat. V,2, S. 427f.); Text auch bei Bloch, Hornbacher Sakramentar, S. 23-27 und Ornamenta Ec-
clesiae, jeweils mit deutscher Übersetzung
50 zum Hintergrund der Debatte s. die Studie der „Reichenau-Revisionisten“ Dodwell/Turner,
Reichenau reconsidered, v. a. S. 8ff. u. S. 61 ff.; Gugumus, Kalendar, S. 181-183
51 Bauerreiß, Gab es eine Reichenauer Malschule? u. v. a. ders., Über die angeblichen Reichenauer
Malermönche, mit Bezug auf Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 38. Der Einwand von Gu-
gumus, Kalendar, S. 182, der erste Stiftspropst sei erst 1149 belegt, ist ein argumentum e silentio.
Anspielungen in den Miracula S. Pirminii und die neueren Ausgrabungsergebnisse lassen eine
Gründung des St. Fabiansstifts zur Zeit Abt Adalberts von Hornbach vermuten, vgl. Moraw, St.
Fabian, S. 118-120 u. Kunstdenkmäler Zweibrücken, S. 616-640
>2 Ornamenta Ecclesiae, S. 150
53 Verbrüderungsbuch Reichenau; hierauf wies bereits W. Messerer, Über einen neuen Vorschlag
zur Lokalisierung ottonischer Miniaturen, in: Zs. f. bayerische Landesgeschichte 22 (1959), S.
139ff., hin. Vgl. auch Hoffmann, Buchkunst, S. 86f.
103
in die richtige Richtung, nämlich die engen Beziehungen zwischen der Widonengründung
Hornbach und dem salischen Haus (auch in seiner jüngeren Linie).54 Von den Altersver-
hältnissen her glaube ich allerdings mit Schreibmüller Konrads gleichnamigem Vater,
dem 1011 verstorbenen (nominellen) Herzog von Kärnten, den Vorzug geben zu
müssen.55 Dessen Vater, dem 1004 gestorbenen Herzog Otto von Kärnten, wird eine füh-
rende Rolle bei der Einrichtung des St. Philipp-Stifts in Zell zugesprochen.56 57
Der folgende Abschnitt der Miracula ist der bekannteste und meistzitierte Teil des ge-
samten Werkes. In ihm wird der Einfall eines Heeres unter Führung König Heinrichs II.
geschildert:
Anno abbatis Willimanni secundo (=1009) rex Francorum Hetiricus Reni alveum na-
vigio superans, cum magno exercitu Galliam ingressus est. Tune vero christiani cum pa-
ganis, quos duxerat, viam ineuntes leroboam, qui peccare fecit Israel, depredantur agros,
incendunt villas, viros ac mulieres trahunt, iniciati Beelphegor et comedentes sacrificia
mortuorum.51
Diese Episode ist vor dem Hintergrund der großen „Moselfehde“ angesiedelt, in der sich
Heinrich mit der Luxemburger Usurpation der Bischofsstühle von Trier und Metz kon-
frontiert sah.58 Aus dem Text geht meines Erachtens nicht klar hervor, ob das königliche
Heer bereits auf dem Anmarsch auf Metz zu durch den Bliesgau gelangte. Ich halte das
für sehr wahrscheinlich, da die alte Heeresstraße Kaiserslautern-Homburg-St. Ingbert di-
rekt auf die Metzer Festung Saarbrücken führt, die auch als einzig greifbares Resultat des
Feldzugs erobert wurde. Die drastisch ausgeführten Kriegsgreuel erinnern an die Formu-
lierungen Thietmars von Merseburg, der die Verwüstung des Metzer Umlandes schildert.
Sichtlich erschüttert ist unser Hornbacher Autor von der Tatsache, daß sich der christliche
König heidnischer Kriegsvölker (der Liutizen) bedient.59 Heerlager Heinrichs II. auf dem
Rückmarsch wird Ernstweiler bei Zweibrücken:
Interea rex Bliesensem provinciam ingressus, in vico Ernestwillare cum omni sedit exer-
citu. Hunc abbas Willimannus pro causa monasterii adiens, sincera devotione susceptus
est ab eodem imperatore.60
S4 hierzu Doll, Gründung, passim u. G. Tellenbach, Widonen und Salier. Protokoll des Konstanzer
Arbeitskreises f. mittelalterl. Geschichte Nr. 78 v. 21. 5. 1960, S. 2-10. Stammtafel der Salier bei
J. Fleckenstein/M. L. Bulst, Begründung und Aufstieg des deutschen Reiches (Gebhardt Hand-
buch der deutschen Geschichte Bd. 3), München 1973, S. 182f.
ss Schreibmüller, Burg Stauf, S. 13; seinen anschließenden Spekulationen über den Namen dieses
Herzogssohnes vermag ich mich nicht anzuschließen.
56 vgl. die Editio cuiusdam catholici presbyteri de inventione corporis sancti Philippi, ed. A. Hofmei-
ster, MGH SS XXX, S. 803-805, hierzu Moraw, St. Philipp, S. 85-91
57 MGH SS XV,1, S. 33f.
58 immer noch heranzuziehen Hirsch, Jahrbücher Heinrich II., Bd. I, S. 530-538; Bd. II, S. 200ff.,
S. 280ff. sowie Böhmer-Graff, Regesta Imperii 11,4, Nr. 1716a
59 Thietmari Merseburgensis episcopi Chronicon, ed. R. Holtzmann, MGH Script. Rer. Germ. N. S.
IX, Berlin 19552, Lib. VI, cap. 51; zur zeitgenössischen Kritik an Heinrichs Paktieren mit den Liu-
tizen s. den Brief Bruns von Querfurt an den König, ediert in W. v. Giesebrecht, Geschichte der
deutschen Kaiserzeit II, Leipzig 18633, S. 667-670
60 MGH SS XV, 1, S. 34; der in den Jahrbüchern, S. 284, angenommene Rückmarsch nach Straßburg
zu entbehrt der Quellengrundlage.
104
Haubrichs hat diese Lagerstätte mit der archäologisch nachgewiesenen Burg von Einöd
identifiziert.61 Diese Synthese der Ergebnisse von Spatenforschung und historischer Quel-
lenexegese wäre für die saarländische Burgenkunde eine immense Bereicherung, täten
sich nicht leider gewisse Bedenken auf. Die These stützt sich auf die Grabungsergebnisse
des damaligen Landeskonservators Klein vom Jahr 1926.62 Der Grundriß eines etwa 21 m
x 10 m großen befestigten Baues mit römischen Spolien konnte in der Kampagne gesichert
werden. Klein datierte diese kleine Burg bereits ins 10. Jahrhundert, da die beiden aufge-
fundenen Säulenschäfte eine Entasis besaßen, die es - wiederum Klein - an und für sich
in der romanischen Kunst nicht gebe(?). Unter der Entasis versteht man nach Vitruv (de
arch. libri X, III, 3) die leichte Anschwellungeines nach oben verjüngten Säulenschafts,
die kurz unterhalb der Schaftmitte am stärksten ist. Gerade in der romanischen Kunst des
11.-13. Jahrhunderts begegnet aber dieses Baudetail sehr häufig,63 womit das einzige Ar-
gument für die Frühdatierung der Anlage entfällt. Ohnehin habe ich von den räumlichen
Dimensionen her Schwierigkeiten, mir den Aufenthalt Heinrichs und seines Hofes pla-
stisch vorzustellen. Der König empfängt hier nach dem Zeugnis der Miracula immerhin
Würdenträger wie den Abt Berno von der Reichenau.64 Von den im Gebäudeschutt Vor-
gefundenen Hirschgeweihen gleich auf die Existenz eines spätkarolingischen Jagdhofs zu
schließen ist kühn.65 Man muß sich wohl mit der prosaischen Vorstellung bescheiden, daß
der Wirtschaftshof in Ernstweiler selbst als Wegetappe diente und daß auf der Burg Einöd
eher Ritter wie Albirg von Ingweiler (1180 belegt)66 oder Ludwig von Einöd ihren Wohn-
sitz hatten. Letzterer wird zusammen mit seinen Söhnen Ludwig, Hermann, Konrad und
Walter um 1225 von Graf Heinrich von Kirkel ernsthaft verwarnt, seine Übergriffe auf
die Abtei Wadgassen zu unterlassen. 67
4.4. Die Vita Philippi Presbyteri Cellensis
Zur Regierungszeit des fränkischen Königs Pippin, cui successit Karolus primus,68 sei der
Angelsachse Philipp nach ruhelosem Wandern in den Nahegau gelangt, wo er zusammen
mit seinem langjährigen Begleiter Horoskolf ein Oratorium zu Ehren des heiligen Michael
61 Haubrichs, Miszellen, S. 46
62 Klein, Romanischer Burgstall; die Burg lag auf einer kleinen Erhebung, dem Heidenbuchei (Lage-
beschreibung bei Haubrichs, Miszellen, S. 38). Für diesen Flurnamen sind freilich weit eher als die
gerade erwähnten Liutizen die römischen Funde verantwortlich zu machen, die auch beim Bau der
Burg Verwendung fanden. Reste der Burg vermerkt noch Tilemann Stella in seiner Landesbe-
schreibung von 1564.
63 vgl. z. B. Wasmuths Lexikon der Baukunst II, Berlin 1930, S. 376f.
64 MGH SS XV, 1, S. 34, Z. 12ff.
65 R. Schindler, Eine frühmittelalterliche Turmburg in Düren, Kr. Saarlouis, in: Kölner Jahrbuch für
Vor- und Frühgeschichte 9 (1967/68), S. 152-161, zu Einöd S. 161. Schindler stellt dort fest, daß
— im Unterschied zu Düren, der Burg der Wallerfanger Grafen im 10. Jh. - „Einöd lagemäßig nicht
die Bedingungen erfüllt, die für den behandelten Typ der hochgelegenen, gräflichen Turmburgen
charakteristisch ist. “
66 Neubauer, Regesten Werschweiler, Nr. 9
67 MRUB III, Nr. 270, S. 222; L. Kampfmann, Heimatkunde des Bezirksamtes Zweibrücken, Kai-
serslautern 1912, S. 172, plädiert ohne Angabe von Gründen für Konrad von Durrenbach (1204/
19 belegt: Neubauer, Regesten Werschweiler, Nr. 19 u. 36).
68 MGH SS XXX, S. 798, Z. 17
105
und eine cellula erbaut habe. Nach langer, segensreicher Tätigkeit sei er dort gestorben,
eine Fülle von Wundern habe sich in der Folge an der heiligen Stätte ereignet. Dies sind -
auf den knappsten Nenner gebracht - die Aussagen der Vita Philippi, deren Verfasser
nach den Arbeiten von Fath und vor allem von Moraw ein Hornbacher Mönch war, der
um 850-60 geschrieben habe.69 Wichtiges Indiz hierfür ist die Textpassage monachus no-
ster, nomine Tassilo, cum obedientiaegratia illuc (i. e. Zell!) directus fuisset.70 In Horn-
bach ist zwischen 796 und 833 ein Mönch „Dassilo“ oder „Dessilo“ mehrfach bezeugt.
Auch die in der Vita genannten Wacarius, Hartnandus und Einhard sind als Hornbacher
Mönche nachgewiesen.71
Moraws Datierungsansatz ist nicht unwidersprochen geblieben. Jäschke wies auf die in
der Vita verwendete Titulatur Pippins als gloriosissimus et piissimus rex hin, die eine Da-
tierung in die Regierungszeit Kaiser Ludwigs des Frommen erlaube. Auch überliefere erst
Hrabanus Maurus, der auch Tituli für Zell geschrieben hat, den 3. Mai als Tag der Depo-
sitio des heiligen Philipp; die Vita erwähnt dieses Datum - erstaunlich genug - nicht. Ge-
wisse Parallelen im Aufbau mit der älteren Pirminsvita machten es insgesamt wahrschein-
lich, daß die Vita bereits im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts entstanden sei, nachdem ihr
Autor gewissermaßen seine Inspiration aus dem etwas älteren Hornbacher Werk ge-
wonnen habe.72 Dagegen hat Angenendt eingewendet, bei den angeführten Gemeinsam-
keiten in Wortwahl und Tendenz handele es sich um hagiographische Topoi, die keine
weitergehenden Schlüsse erlaubten.73 Dieses Monitum ist sicherlich dort angebracht, wo
weitreichende Abhängigkeiten zwischen Texten etwa aufgrund weniger zufälliger stilisti-
scher Anklänge postuliert werden. Der oft verzweifelt gering anmutende Gehalt von Hei-
ligenviten mag da allenfalls als mildernder Umstand gelten. Hier sind jedoch zwei Werke
zu betrachten, die nach Konsens der Forschung im gleichen Skriptorium und - gleich, wel-
chem Datierungsansatz man folgt - nahezu zeitgleich entstanden sind. Dann gewinnen in
der Tat Faktoren wie die beiden Viten gemeinsame Würdigung eines adligen Gönners na-
mens Wernharius erheblich an Gewicht.74 In schriftstellerischer Hinsicht „emanzipierte“
sich Zell eben erst nach der Einrichtung des Kollegiatstifts im Jahr 975/76; sowohl die
„Editio“ von der Auffindung der Gebeine des heiligen Philipp als auch selbst die knappe
Vita des damals amtierenden Abtes Adalbert von Hornbach sind in Zell entstanden.
69 Ausgabe in MGH SS XXX, S. 796-803 (ed. A. Hofmeister); vgl. Fath, Untersuchungen, u.
Moraw, St. Philipp, v. a. S. 42-53
70 MGH SS XXX, S. 801, cap. 12; dieser Tassilo ist nicht identisch mit dem 788 abgesetzten Herzog
von Bayern.
71 cap. lOf. der Vita; vgl. Moraw, St. Philipp, S. 48
72 Jäschke, Moraw-Rezension, S. 384-388
73 Angenendt, Monachi peregrini, S. 33f.
74 1) Vita Philippi (MGH SS XXX, S. 801): Quodam autem tempore Warinharius cum exercitu
magno, uxorem suam secum in comitatu habens, ad eandem cellulam gratia orationis venit. Sed
cum esset militibus praepotentibus, sicut iam praemisi, suffultus . . . (Das nächste Mirakel wird
mit moderno tempore eingeleitet, so daß die von einem Mönch Wacarius mitgeteilte Werner-Epi-
sode noch ins 8. Jh. zu fallen scheint. Zu „moderno tempore“ s. Kap. 1. 2. 1.)
2) Vita I Pirminii (MGH SS XV,1, S. 26): Multa loca propria in circuitu iacentia monstrare ei
coepit, quia praepotens erat. . .
106
5. Rechenschaft über die Anfänge: Gründungsberichte und
Gründungslegenden
Die Quellengattung der „Fundationes“ genießt in der historischen Forschung nicht unbe-
dingt den besten Ruf, und Historiker wie Reindel, Koller und Lhotsky haben ihr in zum
Teil recht barschen Formulierungen jede verläßliche Aussagekraft abgesprochen.1 Diese
reservierte Haltung der Zunft findet ihren Ausdruck in der Auswahlpolitik der MGH-
Herausgeber, die nur eine geringe Anzahl hochmittelalterlicher Klostergründungsge-
schichten in die Scriptores-Reihe aufnahmen.2 Von den Klöstern der Saargegend fand
dabei nur die Abtei Heilig-Kreuz in Bouzonville (Busendorf) Berücksichtigung;3 im fol-
genden sollen ferner die apokryphen Gründungsberichte aus St. Martin Glandariensis
(Longeville-les-St. Avold, Lübeln) und Wörschweiler untersucht werden. Aufgrund ver-
schiedener Anspielungen in der späteren Überlieferung muß auch für die Benediktiner-
abtei St. Sixtus in Rettel von einer (verlorengegangenen) „fundatio“ ausgegangen werden,
während die verschiedenen „historiae“ aus Gräfinthal wohl mehr als protokollarische In-
ventarverzeichnisse denn als historiographische Prosatexte aufzufassen sind.
5.1. Die „Notitiae fundationis monasterii Bosonis-Villae“
Unter diesem Titel ediert Holder-Egger eine Ansammlung von fünf höchst unterschiedli-
chen Texten. Vorlage ist ein in vier Kolumnen beschriebenes Pergament vom Ende des 12.
Jahrhunderts, das in den Spalten I und II Zinsregister aus Besitz der Abtei im Bitscher Land
und im Elsaß enthält.4 Die beiden rechten Spalten werden von den notitiae eingenommen.
Im einzelnen handelt es sich um folgende Stücke (Kapitelzählung nach Holder-Egger):
I. Eine ausführliche Erzählung von der Pilgerfahrt des Grafen Adalbert vom Elsaß nach
Jerusalem, der anschließenden Gründung der Abtei Heilig-Kreuz und einem Besuch Papst
Leos IX. In der Folge konzentriert sich der Bericht auf die Bedrängungen, welche die „fa-
milia“ des Klosters durch räuberische Vögte erleidet, ehe es im Jahr 1123 durch Herzog
Dietrich II. zu einem Modus vivendi kommt.
II. Eine stark komprimierte Fassung der Gründungsgeschichte. Besonderes Gewicht wird
einer jährlichen Rente von 100 Schilling und 18 Denaren vom Marktzoll in Toul beige-
messen. Einige rechtliche Bestimmungen etwa über die Abgabe des Besthauptes schließen
sich an.
III. Die Dedikationsinschrift der alten romanischen Klosterkirche, die am 31 .Januar 1033
von Bischof Dietrich II. von Metz geweiht worden ist.5 Auffällig ist das nochmalige Insi-
stieren auf dem Touler Marktzoll.
1 z. B. Lhotsky, Quellenkunde, S. 243; vgl. hierzu Schmid, Fundationes, passim
2 vgl. die Einleitungen von Holder-Egger in MGH SS XV,2, S. 960 u. 1045
3 ebd., S. 977-980
4 AD Moselle H 360-1, ausführliche Formalbeschreibung bei Perrin, Seigneurie rurale, S. 452-455.
Im einzelnen behandelt der Auszug aus dem Abgabenverzeichnis (ed. Perrin, ebd., S. 725-730) die
Orte Rahling, Offweiler und Obermodern.
5 Vgl. Kraus, Christliche Inschriften II, S. 158, der eine identische Datierung mitteilt, wobei er sich
auf einen Brief des Marquis de Villers von Burgesch von 1842 stützt. Die ausgeführte Inschrift
schloß selbstverständlich mit in veneratione omnium sanctorum.
107
IV. Ein Exzerpt aus dem Liber Vitae der Abtei mit den Namen des Stifters und seiner
Nachkommen.
V. Eine Schilderung des Papstbesuches geht nahtlos über in die Regelung der Vogteiver-
hältnisse, die Graf Gerhard II., der Sohn Adalberts, im Jahr 1043 vorgenommen habe.
Seit der ersten Ausgabe Vigniers im 17. Jahrhundert hat sich die landeskundliche For-
schung mit den Busendorfer notitiae wiederholt auseinandergesetzt. Ein thematischer
Schwerpunkt lag dabei auf der Entwirrung der teilweise einander widersprechenden chro-
nologischen Angaben und ihrer Verwertung für die Abteigeschichte. Daneben wurden sie
vor allem für die prosopographische Erfassung des zweiten lothringischen Herzogshauses
herangezogen. In jüngster Zeit konzentriert sich das Interesse auf die Ausführungen über
die Klostervogtei, ein für die hochmittelalterliche Wirtschafts- und Sozialgeschichte des
lothringischen Raumes nicht unwesentlicher Aspekt. Die folgenden Überlegungen
schließen sich zunächst dieser Themenvorgabe an, ehe der Versuch einer Gesamtwürdi-
gung der Quelle unternommen werden soll.
5.1.1. Landeskundliche Aufschlüsse
Einzig zuverlässig überliefertes Datum der Gründungsgeschichte Busendorfs ist die Weihe
der Abteikirche am 31. Januar 1033. Die Pilgerfahrt des Grafen Adalbert nach Jerusalem,
wo er sich vom Patriarchen ein Stück des Heiligen Kreuzes für seine geplante Neugrün-
dung erbat, wird meist auf das Vorjahr datiert,6 doch ist der Sachverhalt keinesfalls so
klar. 1028/29 weilt nämlich Erzbischof Poppo von Trier mit dem Eremiten Symeon als
sachkundigem Reiseführer im Heiligen Land. Bereits Ladewig war versucht anzunehmen,
daß sich der elsässische Graf dieser Pilgergruppe angeschlossen habe.7 Die notitiae be-
richten hierzu nur, daß die Gräfin während der Abwesenheit ihres Gemahls den Klo-
sterbau vorangetrieben habe. Ich möchte versuchen, die Frühdatierung durch Überle-
gungen zur Herkunft des ersten Abtes der Neugründung zu erhärten. Nach dem Zeugnis
der Vita Popponis war Kuno ein Schüler Poppos von Stablo.8 Zwei Schenkungsurkunden
der Gräfin Judith von 1030 und des Herzogs (?) Adalbert von 1037 (?) an die Abtei St.
Eucharius/Trier sind zwar bereits lange als Fälschungen wohl des späten 13. Jahrhunderts
erkannt, doch darf von einer echten Vorlage wenigsten im Fall der ersten Urkunde ausge-
gangen werden.9 Auf deren Rückseite steht —ebenfalls in Schrift des 13., frühen 14. Jahr-
hunderts — eine historische Glosse des Inhalts, daß die Gräfin die Nachricht erhielt, ihr
Gatte sei auf seiner Pilgerfahrt gestorben; kurze Zeit, nachdem sie die Schenkung an die
Trierer Abtei vorgenommen hatte, kehrte er wohlbehalten nach Hause zurück.10 Die
6 Dauphin, Le Bienheureux Richard, S. 279; Perrin, Seigneurie rurale, S. 470, Anm. 2
7 P. Ladewig, Poppo von Stablo und die Klosterreformen unter den ersten Saliern, Berlin 18 8 3, S. 91
8 MGH SS XI, S. 305: . . . atque in Busendorf, quod largiente sibi Adalberto comite in manus ve-
nerat, similiter sub Conone, quem rectorem illo subrogaverat, monachorum gregem aggregaverat.
Abt Kuno ist im Nekrolog von Gorze zum 8. März eingetragen (Parisse, Necrologe de Gorze,
S. 22), er ist frühestens 1050 verstorben.
9 MRUB I, Nr. 303 (S. 355f.) u. 309 (S. 363L), vgl. Oppermann, Rheinische Urkundenstudien II,
S. 260-271
10 ediert von H. Bresslau in NA 11 (1886), S. 104, wieder abgedruckt in MGH SS XV,2, S. 977,
Anm. 4
108
Kontakte zum Reformkreis um Poppo von Stablo liefen also wahrscheinlich über Abt Ber-
tulf von St. Eucharius (amt. 1023-48), der selbst ein Schüler Poppos war.
Graf Adalbert verstarb am 25. Dezember 1033,11 sein Sohn Gerhard nach Aussage der no-
titiae zwölf Jahre später. Das ist nicht in Einklang zu bringen mit dem Besuch Papst
Leos IX. (amt. 1049-54) in Bouzonville, der auf Einladung dieses Gerhard erfolgt sei.
Vom päpstlichen Itinerar her ist der Aufenthalt auf 1049 oder 1050 zu datieren. Ein Rück-
griff auf die Amtsjahre Leos als Bischof Brun von Toul, um das Datum 1043 zu retten, ist
durch die Schilderung der Umstände der Visite in Abschnitt V ausgeschlossen.12 Die einzig
mögliche Erklärung ist, daß der Kompilator hier in unzulässiger Weise die noch von Graf
Gerhard (gest. 1044/45) in die Wege geleitete Klärung der Vogteifrage aus dem Jahr 1043
mit dem etwas späteren Papstbesuch kombiniert hat, der unter dessen gleichnamigem
Sohn, dem Herzog Gerhard I. (reg. 1048-1070) stattfand. Ohnehin ist der ältere Gerhard
wichtigster Bezugspunkt der Darstellung, an einer Stelle wird auch ihm erst die Bestellung
des Abtes Kuno zugeschrieben.13 Besonders deutlich wird diese Sonderstellung an dem
Auszug aus dem Liber Vitae, um dessen Interpretation sich unter anderem Hlawitschka,
Jakobs und Parisse bemüht haben. Ersterem ist hier der Nachweis gelungen, daß neben
Adalbert (1048 gefallen) und Gerhard I. auch Conrad, Adalbero und Beatrix als Kinder
des Grafen Gerhard anzusehen sind, während die angeführte Huoda abbatissa (= Oda
von Remiremont) seine Schwester sei.14
Gegen Ende der ersten Notiz kommt die Rede auf die Appellation der Busendorfer
Mönche bei Herzog Dietrich, der sie vor den Übergriffen der eigenen Klostervögte in
Schutz nehmen sollte. Der Herzog befahl den Vögten unter Rückgriff auf eine Urkunde
Papst Leos und seines Großvaters Gerhard, sich aller Ausschreitungen zu enthalten. Nur
zu drei festgesetzten Terminen im Jahr dürfe der Vogt nach Beschlußfassung des Schöffen-
gerichts Abgaben einfordern, zwei Drittel sollte der uillicus des Abtes, ein Drittel der Vogt
selbst einstreichen. Die historische Prosa weicht nun der protokollarischen Sprache der
Urkunde, deren Zeugenreihe und ausführliche Datierung den Abschluß von Notiz I
bilden, was ein ausgezeichnetes Beispiel für die von Lhotsky beschriebene „Zwitterstel-
lung“ der Gründungsgeschichten zwischen „urkundlichen“ und „erzählenden“ Ge-
11 ebd. , S. 978: His ita rite dispositis, comes supradictus post annum moriens (mit Bezug auf den
31. 1. 1033). Das genaue Sterbedatum sichert das Nekrolog von St. Benigne in Dijon, s. Hla-
witschka, Anfänge, S. 82. Dicop, Bouzonville, S. 37-39, geht von falschen Daten für die Amtszeit
Poppos in Stablo aus (korrekt 1020-1048), womit auch seine folgenden Konstruktionen - u. a.
setzt er Adalbert bis 1038 an — haltlos werden.
12 so Boshof, Kirchenvogtei in Lothringen, S. 95; vgl. aber MGH SS XV,2, S. 980: Qui magno con-
ventu episcoporum, abbatum, monachorum, clericorum susceptus honorifice u. Wendungen wie
apostolica auctoritate und gladio Sancti Petri
11 ebd., S. 978, Z. 9ff.
14 Hlawitschka, Äbtissinnenreihe, S. 69ff.; ders., Anfänge, S. 79-91; ders., Untersuchungen, S. 115-
119 in Auseinandersetzung mit Jakobs, Klosterreform St. Blasien, S. 164ff. u. Parisse, Noblesse
Lorraine, S. 96f.; vgl. ders. , La Lorraine, v. a. S. 98. Dessen Vorschlag, alle hier genannten elf
Namen als illius proles inclyta anzusehen, stößt auf die Schwierigkeit, daß neben Cuonradus noch
ein Cuono aufgeführt ist. Ob sich hinter diesem freilich Gerhards Vetter, Kaiser Konrad II., ver-
birgt (so Hlawitschka), wage ich zu bezweifeln.
109
Schichtsdenkmälern darstellt.15 Von den Zeugen ist an erster Stelle Wirich von Walcourt
genannt, der selbst 1130 die Zisterze Freisdorf, gerade fünf Kilometer von Bouzonville
entfernt, stiftet.16 Erwähnenswert ist ferner ein Gottfried de Diffurt (= Differten, Kreis
Saarlouis), Angehöriger eines Rittergeschlechts, von dem sonst nur noch ein Guntram de
Diefurt in einer Urkunde Herzog Gerhards von 1067 bekannt ist.17 Die oben genannten
Bestimmungen orientieren sich an der in Notiz V angeführten Regelung des Jahres 1043.
Hier werden die Pflichten des Villicus gegenüber dem Vogt präzisiert. Er muß ihn mit
einem Ritter und drei Dienern bei seinen Aufenthalten im Bereich der familia eine Nacht
lang bewirten. Es werden auch Diener aus der familia erwähnt, die dem Abt und den Brü-
dern Reitdienste leisten sollen.18
Für andere lothringische Abteien werden im 11. Jahrhundert ähnliche Bestimmungen er-
lassen. In St. Nabor präsentiert man eine angebliche Urkunde des Bischofs Angilram von
Metz aus dem Jahr 787, in der ein Graf Folmar die Rechte und Einkünfte der Untervögte
definiert. Da von den sogenannten Folmaren nicht weniger als sechs Grafen dieses Na-
mens im 10. und 11. Jahrhundert belegt sind, kann die Fälschung nicht präzis datiert
werden.19 Solider ist die Quellenbasis für das nahe Rettel. Ein Vidimus des Abtes Hugo
von St. Martin/Trier von 1410 überliefert den Text einer Vereinbarung aus dem Jahr 1084
für Abt Bernhard von Rettel: . . . descriptum est jus istud advocati: in villa Rutilensi tria
placita annalia ita tarnen ut villicus abbatis cum scabinionibus summam faciatpro juribus
et pro culpa cujusque, et de illa summa tertiam habeat advocatus.20 Das stimmt mit der
etwas älteren Regelung von Busendorf sinngemäß überein. Auch in dem ursprünglich bi-
schöflich Metzer Kloster St. Trond richtete Bischof Adalbero III. gemäß einer 1065 in
Saarbrücken ausgestellten Urkunde nach Konsultierung der maiores natu drei placita ge-
neralia pro Jahr ein;21 bei der Eintreibung von Strafgeldern findet sich dieselbe Drittelre-
gelung wie in Busendorf.
5.1.2. Sind die notitiae als „Stifterchronik“ anzusprechen?
Den Terminus „Stifterchronik“ brachte Patze in die quellenkundliche Diskussion ein. Er
versteht darunter „Genealogien, Viten, Annalen, Chroniken und Gründungsgeschichten,
15 Lhotsky, Quellenkunde, S. 243 u. 257. Ein weiteres Beispiel aus dem lothringischen Raum ist die
Fundatio ecclesie S. Maximi Barrensis (Bar-le-Duc; MGH SS XV,2, S. 980f. ). S. hierzu H. Patze,
Klostergründung und Klosterchronik, in: Blätter f. dt. Landesgeschichte 113 (1977), S. 89-121,
v. a. S. 99.
16 Actes des Princes Lorrains I, B, S. 59ff. ; zu Freisdorf, das vom 13.-15. Jh. eine Zisterzienserinnen-
abtei war, fehlt eine monographische Bearbeitung, s. Flesch / Conrad / Bergholz, Mönche an der
Saar, S. 99f.
17 MRUB I, Nr. 366, S. 423; Duvernoy, Catalogue, Nr. 8
18 vgl. den Parallelfall der famuli abbatis in St. Trond (Linck, Sozialer Wandel, S. 232f. )
19 Parisse, Règlements, S. 160; ders., Noblesse Lorraine, S. 838ff.
20 erstmals ediert nach AD Moselle H 3567-1 bei Parisse, Règlements, S. 171-173; Pauly, Landka-
pitel Perl, S. 162, erweckt den Eindruck, als sei die Originalurkunde erhalten. Bernhard war zuvor
Mönch in Gorze (Parisse, Nécrologe de Gorze, S. 25). Der als einer der Vorgänger Abt Bernhards
genannte Abt Richizo könnte mit dem zum 29. September im Echternacher Nekrolog (Steffen,
Obituar, S. 82) eingetragenen Ricbero abbas de sco Sixto identisch sein.
21 Diplomata Belgica, Nr. 217; vgl. Linck, Sozialer Wandel, S. 134
110
deren Inhalt teils ausschließlich, teils in begrenztem Umfang die adlige Stifterfamilie einer
Kirche zum Gegenstand hat.“22 Aus diesen Texten trete - mehr oder minder scharf Um-
rissen - das neue Phänomen der Landesherrschaft hervor. Klopfen wir daraufhin die Bu-
sendorfer notitiae ab. In den einleitenden Zeilen zum zweiten Ted heißt es hier:
Cum scriptum sit: Nescit vox missa reverti, poterit res quondam effecta preconio vocis
manualiter transscripta oculis fidelibus intueri, sicque fama narrante, patulis accrescens
auribus audientium, longioris temporis manendi litterarum consequitur monumentum.23
In diesen auf den ersten Blick nichtssagenden Floskeln im Stil einer Arenga findet das ehr-
liche Bestreben der Mönche seinen Ausdruck, die Gründungsgeschichte ihrer Abtei zu fi-
xieren. Gleichzeitig- soll man sagen vorrangig?—geht es ihnen aber darum, gewisse recht-
liche Ansprüche an Stifterfamilie und Vögte zu begründen und abzusichern. Nicht von un-
gefähr sind die notitiae auf einem Auszug aus dem Abgabenverzeichnis der Abtei einge-
tragen. Wohl am eingehendsten mit den formalen Aspekten des Cod. AD Moselle H 360
hat sich Perrin im Rahmen seiner „Recherches sur la seigneurie rurale“ beschäftigt.24 25 An-
schaulich erklärt er die Anordnung der fünf Texte auf dem Pergament: Ursprünglich habe
der Schreiber die erste Notiz in Spalte III (die sie fast zur Gänze einnimmt) und die zweite
Notiz in der letzten Spalte plazieren wollen. Da die zweite Notiz hierfür zu kurz war, fügte
er die kurzen Texte zur Kirchweihe und aus dem Liber Vitae hinzu. Den restlichen Raum
füllte er mit der fünften Notiz, deren letzten Satz er abschließend unter den ersten Text
in Spalte III schrieb, so daß beide Kolumnen befriedigend ausbalanciert waren.
Für die Abfassung der notitiae läßt sich ein sehr konkreter Anlaß ermitteln. In Kapitel 3
des Abgabenverzeichnisses findet sich zu Offweiler die beiläufige Bemerkung alias IIII
mansos vastavit comes G.1S Nach Perrin handelt es sich dabei wahrscheinlich um Gott-
fried, Landgraf im Unterelsaß, der sich 1174 widerrechtlich Besitz der Abtei Neuburg an-
geeignet hatte und sich wohl auch Übergriffe auf den nahen Busendorfer Besitz zu-
schulden kommen ließ.26 In die 1170er Jahre fallen ferner die Auseinandersetzungen zwi-
schen Simon und Friedrich, den Söhnen des 1176 verstorbenen Herzogs Matthäus 1.1179
kommt es hier zu einer regelrechten Teilung der lothringischen Territorien, bei der Fried-
rich von Bitsch auch den Besitz an der Saar zugesprochen bekommt. Erst 1206, als Fried-
rich seinem kinderlos verstorbenen Bruder Simon I. im Herzogstitel nachfolgt, wird die
Teilung rückgängig gemacht.27 Wir verstehen nun die Besorgnis der Busendorfer Mönche
um ihren weit im Osten liegenden Streubesitz, der nach Ausweis der Besitzbestätigung
Papst Alexanders III. von 1179 einer Schenkung Gerhards des Älteren entstammt.28
Hinzu traten Schwierigkeiten bei der aktuellen Eintreibung der jahresrente vom Markt-
22 Patze, Adel und Stifterchronik, S. 79
23 MGH SS XV,2, S. 979
24 Perrin, Seigneurie rurale, S. 450-491
25 ebd., S. 727
26 Sein jüngerer Bruder Dietrich führt 1179 den Titel eines Grafen von Merburg, zur Genealogie s.
Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 251 ff., zur Merburg bei Kirrberg
(Stadtteil von Homburg/Saar) s. Flesch, Merburg, S. 429-432
2 Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde II, S. 251ff.
28 JL13477; Kopien in AD Moselle H 359, f. 12 u. H 360-2, s. Meinert, Papsturkunden, S. 80 u. S. 93
111
zoll in Toul, der in den notitiae gleich zweimal — und jeweils recht deplaziert! - angespro-
chen wird.29 Mit ihrer Denkschrift, einer Kombination aus nüchternen Zahlenbelegen
und Appell an die historisch begründete Verantwortung der Stifterfamilie, wenden sie sich
an ihren Obervogt, den Herzog, der ihren Besitz vor den lokalen Gewalten wirksam
schützen soll, wie es einst auch seine Vorfahren vermocht hätten.
Sehr sorgfältig ging der Kompilator dabei nicht vor, wie die ständige Verwechslung der
beiden Gerharde nahelegt, falls er nicht bewußt den Stifter des Guts Offweiler heraus-
steilen wollte. Als Vorlage dienten ihm neben der Weihinschrift in der Abteikirche ältere
Stücke aus dem Klosterarchiv, die Urkunden von 1043 und 1123 sowie eine zwischen
1033 und 1045 entstandene Aufzeichnung aus dem Liber Vitae. Das Abgabenverzeichnis
repräsentiert dagegen den Stand im 12. Jahrhundert. Um die Kernaussagen der Urkunden
flocht er eine Schilderung der Gründung und Geschichte des Klosters während der näch-
sten 100 Jahre, kein Glanzstück an sorgfältiger historischer Durchdringung, doch nicht
ohne gewissen literarischen Anspruch. Diese Stifterchronik - und gerade die changie-
rende, ihrer selbst nicht sichere formale Gestaltung des Textes rechtfertigt Patzes Zuord-
nung — sollte ganz handfesten Interessen dienen. Dabei schreckten die Busendorfer
Mönche in ihrer Bedrängnis schließlich auch vor glatter Urkundenfälschung nicht zu-
rück.30
5.2, Lübeln
5.2.1. Das „Monasterii Glanderiensis initium“
Als Anfang des 17. Jahrhunderts Martin Meurisse mit den Vorstudien für seine großange-
legte Geschichte der Bischöfe von Metz begann, stieß er auf das Werk „Antiquitez de la
Gaule Belgique . . .“ des Verduner Archidiakons Richard de Wassebourg, der von einem
„Buggisus Arnoaldus“ als dem Gründer der Benediktinerabtei Lübeln (Longeville-les-St.
Avold) zu berichten wußte.31 Meurisse interessierte sich für den Bezug dieses Buggisus zu
dem Metzer Bischof Arnual (amt. etwa 601-609) und erhielt auf seine Anfrage hin von den
Lubelner Mönchen eine „alte Handschrift“ mit der Überschrift Monasterii Glanderiensis
initium,32 Im Text wird erzählt, wie der Metzer König Theudebert (= Theudebert I., Kg.
533-547), bedrängt von seinen Onkeln Childebert (= Childebert 1., Kg. 511-558) und
Chlothar (= Chlothar I., Kg. 511-560/61), Kaiser Justinian um Hilfe ersucht, der dar-
aufhin den Senator Ansbert in diplomatischer Mission ins Frankenreich schickt. Ansbert
heiratet Blithilde, die Tochter Chlothars; sein ältester Sohn ist Arnoaldus qui et Busigilhus
sive Bodogisillus vocatur. Arnoald, der Vater des späteren Metzer Bischofs Arnulf, zieht
sich schließlich aus dem weltlichen Leben zurück und gründet um 587 das Kloster St.
29 Es handelt sich um einen ausgesprochenen Fall von „ceterum censeo“. Diese Auffälligkeit wird
leider von Perrin, der sich vorrangig auf den Bitscher Besitz konzentriert, nicht berücksichtigt.
30 Actes des Princes Lorrains I, B, Nr. 2; Perrin, Seigneurie rurale, S. 730-733
31 S. hierzu Herrmann/Nolte, Frühgeschichte, S. 64f. Die „Antiquitez“ sind 1549 erschienen.
32 Meurisse, Histoire, S. 95 ; später abgedruckt auch bei Calmet, Histoire de Lorraine, Bd. I, Preuves,
Kol. 79f., als „Notitia de fundatione monasterii Glanderiensis“, die er auf etwa 850 datiert. Die
Formulierung Meurisses, S. 94, lautet: „. . .qui m’ont fait la faveur de m’envoyer cette pièce an-
tique tireé de leurs Archives.“
112
Martin Glanderiensis (in den Quellen öfter auch Glandariensis) in Lübeln, wo er zu-
sammen mit dem heiligen Undo bestattet liegt.
Das „Initium“ liegt in drei Versionen des 16. -18. Jahrhunderts vor, die auf den Anfangs-
seiten des sogenannten Chartulars B der Abtei eingetragen sind.33 Eine etwas ältere Ab-
schrift von Januar 1560 befindet sich im Departementsarchiv von Nancy.34 Weiter
kommt man in der handschriftlichen Überlieferung nicht zurück. Bei der inhaltlichen In-
terpretation sind die verschiedenen Karolingergenealogien hinzuzuziehen, die teilweise
auf Metzer Traditionsgut fußen.35 Nach Herrmann hat man sich die Entstehung des Lu-
belner Gründungsberichts folgendermaßen vorzustellen: Die Ahnenreihe Blithilde-Ar-
noald-Arnulf — und damit die Anbindung an das merowingische Königshaus — taucht be-
reits in der „Commemoratio de genealogia domni Arnulfi episcopi et confessoris Christi“
auf.36 Demgegenüber bezeichnet die gleichfalls im 9. Jahrhundert entstandene „Prosapia
regum“ einen inlustervir Buotgisus (Boggis/Bodagisel) als Vater Arnulfs.37 Die Verknüp-
fung beider Traditionen, d. h. die Gleichsetzung des Buotgisus/Boggis/Bodagisel mit Ar-
noald, findet sich erstmals im 13. Jahrhundert bei Aegidius von Orval. Die Justinian-Epi-
sode steuerte Jean Lemaire de Beiges bei,38 sie wird von Philipp von Vigneuilles über-
nommen.
Um 1530 waren also die Bausteine zusammen, die Wassebourg dann um die Fundation
von St. Martin Glandariensis „bereicherte“. Abschriften fraglicher Passage aus den „An-
tiquitez“ haben im Kloster kursiert.39 Der verführerische Schluß, daß die Lubelner
Mönche also erst im 16. Jahrhundert ihre offiziöse Gründungsnotiz aus den leicht verfüg-
baren Schriften Wassebourgs und Vigneuilles kompiliert haben, liegt nahe, muß jedoch
relativiert werden. Eine auf das Jahr 836 gefälschte Urkunde Ludwigs des Frommen be-
zeichnet Bodagisel, den bereits im St. Avolder Martyrolog genannten Stifter der Abtei Lü-
beln, als Vater Arnulfs von Metz.40 Diese Urkunde wird 1421 von König Sigismund bestä-
tigt. Hiegel bemerkt, daß die Ludwig-Urkunde nicht im ältesten Kartular der Abtei ge-
führt wird, das um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden ist.41 Dem entspricht, daß
33 AD Moselle H 1026, f. 1: „Monasterii Glanderiensis initium“ (lat. Fassung); f. lv-2: deutsche
Fassung (von gleicher Hand des 16./17. Jh. ); f. 2-2v: nochmalige lateinische Abschrift (jüngere
Hand des 18. jh.). In den beiden ersten Fassungen steht eindeutig „547“ als Jahreszahl.
34 AD Meurthe-et-Moselle, Trésor des Chartes, B 486, Nr. 78
35 hierzu Jäschke, Karolingergenealogien u. Herrmann/Nolte, Frühgeschichte, S. 67-69. Die neuere
Studie von Jarnut, Agilolfingerstudien, steuert wertvolle Beiträge speziell zur Geschichte des
Metzer Bischofs Arnual/Arnoaid bei.
36 MGH SS II, S. 308f.
3 MGH SS XIII, S. 246; vgl. zusätzlich zu den von Herrmann angeführten Beispielen noch das
Ebersberger Traditionsbuch, das eine Stammtafel der Karolinger zeigt, die von einem gezeich-
neten Kopf ausgeht, der als Buotgisus vir illuster bezeichnet wird (Johanek, Funktion, S. 149).
38 in seinem dreibändigen Werk „Les Iliustracions de Gaule“, das in erster Auflage 1511-1513 er-
schienen ist, vgl. zu biographischem Hintergrund, Arbeitsweise und Quellen Lemaires die Ar-
beiten von P. Jodogne, Jean Lemaire de Belges. Ecrivain franco-bourguignon (Acad. Royale de
Belgique, Mém. de la classe des Lettres, 2. sér.. Bd. XIII), Brüssel 1972 u. J. Abélard, Les Illustra-
tions de Gaule et singularitez de Troye de Jean Lemaire de Belges (Publications Romanes et Fran-
çaises CXL), Genf 1976
39 zwei Exzerpte in Schrift des 16. bzw. 18. Jh. in AD Moselle H 1031-4
40 Calmet, Histoire de Lorraine, Bd. I, Preuves, Kol. 300f. ; PL 104, Kol. 1283-1285 (nach Calmet);
BM Reg. Imp. I, Nr. 962. Vgl. Gauthier, Fondation, S. 373-375
41 Briefliche Mitteilung in Gauthier, Fondation, S. 370
113
die wenigen frühen Relikte der Klosterüberlieferung nichts über Bodagisels Herkunft aus-
sagen und ihm keinesfalls eine Sonderstellung gegenüber den beiden übrigen als Gründern
verehrten Dignus und Undo zubilligen.42
Ich glaube daher folgende Datierungshypothese aufstellen zu können: Zwischen ±1350
und 1421 erlangte man in Lübeln Kenntnis von der Schrift des Aegidius von Orval. So-
gleich nutzte man die Gelegenheit, den eigenen Gründer Bodagisel zum Vorfahren der Ka-
rolinger zu stilisieren. Weitere ausschmückende Stilelemente verdankten die Mönche den
spätmittelalterlichen Chronisten. Die erste schriftliche Fixierung leistete aber wohl wirk-
lich erst Wassebourg, der dabei die jüngsten Anstrengungen der Lubelner (etwa die fal-
sche Ludwig-Urkunde) gern aufgriff. In ihre eigenen Aufzeichnungen fügten sie später
noch die Jahreszahl 587 ein. Wenn es sich bei dem „Initium“ also auch nicht gerade um
eine „ad-hoc-Produktion“ für das Werk von Meurisse handelt, so beruht es nicht oder
doch nur zum geringsten Teil auf genuin hochmittelalterlicher Klosterüberlieferung, son-
dern ist erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden.43 44 Dieser Einschätzung
korrespondiert der Brief eines unbekannten Lubelner Mönchs an Dom Calmet aus dem
Jahr 1749, aus dem eine höchst skeptische Einstellung zur eigenen Gründungslegende
spricht:
Mon très Révérend père, depuis plusieurs siècles, le titre de fondation du monastère de
Longeville ne paroit plus dans nos archives, et il ne nous reste aucun ancien monument
autentique qui puisse en reparer la perte. Malgré la tradition domestique que l’on a pris
tant de soin de nous transmettre dans un grand nombre de recueils et de mémoires faits
dans les tems posterieux et dont il a paru importance d’instruire le public par les Wasse-
bourgs, les madaures(?)AA et autres écrivains trop crédules qui l’ont adoptée sans examin,
il faut convenir de bonne foi, qu’il n’y a pas jusqu' au nom de notre fondateur sur lequel
nous puissions avoir quelque certitude raisonable, et que nous ne sommes pas plus in-
struits ni de ses qualités, ni des tems auquel il a vécu . . .45
Im folgenden Abschnitt gibt der Schreiber eine kritische Exegese der einschlägigen Quel-
lentitel, also der Fälschung von 836, einer authentischen Urkunde Ludwigs des Deutschen
von 875, einer Urkunde Bischof Stephans von Metz von 1121, der Weihinschrift der Klo-
sterkirche von 1204 und des Martyrologs von St. Avold.46 Keiner der Texte führe Boda-
42 so vor allem das St. Avolder Martyrolog (s. Kap. 3. 1.4.): XV Kal. Ianuarii, in Glanderiensi mo-
nasterio, natale sanctorum Confessorum Digni, Bodagisli et Undonis quisub mundano dignitatis
habitu conspicui Christi milites, in eius servitute devoti, et magms vitae virtutibus clari, omnique
sanctitate pollentes, in pace quieverunt. (zitiert nach Gauthier, Fondation, S. 371)
43 Neben der Datierungsangabe spricht nur die Lagebeschreibung Lübelns als „non longe ab Hila-
riaco viculo“ (Meurisse, Histoire, S. 95) für die Einbeziehung eigener älterer Überlieferung.
Werner, Lütticher Raum, S. 53, Anm. 106, plädiert - ohne nähere Begründung — für eine Entste-
hung der Lubelner Bodagisel-Tradition bereits im 12./13. Jh. ; Aegidius von Orval habe sie seiner-
seits aus Lübeln übernommen.
44 Aus späteren Textpassagen ergibt sich, daß der Briefschreiber damit M. Meurisse meint.
45 AD Moselle H 1031-3, S. 17-20 (ebd. S. 25-27 Konzept dieses Briefes), Adressat und Datierung
ebd.
46 zu diesen Titeln s. Herrmann/Nolte, Frühgeschichte, S. 66f. u. Gauthier, Fondation, S. 370-373 ;
an verlorengegangenen liturgischen Quellen führt der Briefschreiber aus: Enfin leur fête se trou-
vait placé dans de vieux bréviaires que nous n ’avons plus au 18 Décembre, mais sans leçons et avec
commémoration seulement, comme je le trouva annoté dans un petit mémoire écris sur la fin du
16e ou au commencement du 17e siècle.
114
gisel als alleinigen Griinder an. Die Tendenz, ihn als solchen anzusehen, reiche nichr weit
zurück:
Un prince . . . fait toute une autre figure dans l’histoire d’un monastère . . . que des per-
sonnages obscurs et inconnus . . . Cette réforme se fit vers la fin du seizième siècle. L’on
fitparoître dans nos archives des morceaux d’histoire pour l’établir; on en tira des copies
pour les joindre à nos anciens cartulaires, et depuis ce tems l’on n’a point cessé jusq’au-
jourd’hui d’être persuadé.*7
5.2.2 Abteiinterne Studien zur Gründungsgeschichte
Der eben zitierte Lubelner Anonymus vermag die Überlieferung kritisch abzuwägen,
Echtes von Falschem zu scheiden, und seine These der Spätdatierung besteht auch vor mo-
derner Quellenkritik. Mit seinen Studien steht er aber keinesfalls allein: In der Abtei St.
Martin Glandariensis lassen sich im 18. Jahrhundert mehrere historische Initiativen aus-
machen, die bislang in der Forschung keinerlei Beachtung erfuhren. So schreibt noch
Gauthier in der Einleitung zu ihrer jüngsten Studie über die Gründungsgeschichte der
Abtei sehr summarisch, daß sich die lothringischen Geschichtsschreiber seit Wassebourgs
Zeiten damit begnügt hätten, das legendäre Datum 587 voneinander abzuschreiben.48
Diese Aussage (die für das gedruckt vorliegende Material zutrifft) verkennt die von auf-
klärerischer Skepsis durchdrungenen Bestrebungen einzelner Mönche aus Longeville, den
Archivbestand der Abtei zu sichten und — speziell für die Anfänge des Klosters — kritisch
auszuwerten. Diese Arbeiten sind einzuordnen in den größeren Gesamtrahmen des litera-
risch-wissenschaftlichen Aufschwungs, den der Anschluß an die Reformkongregation
von St. Vanne für die lothringischen Benediktinerabteien bedeutete. Im Falle Fubelns (An-
schluß 1607) gilt dies uneingeschränkt erst ab der Zeit des bedeutenden Abtes Hilarion
de Bar (amt. 1684-1710).49 Eine systematische Aufarbeitung der historiographisch-
schöngeistigen Schriften, die zu jener Zeit von Professen aus Lübeln oder dem nahen St. 4
4' Das „Initium“, bei dem er die Jahreszahl „547“ moniert, ist für ihn abschließend. . . pièce la plus
apocryphe, la plus ridicule, la plus contraire à la vérité de l’histoire où l’on ne trouve qu’anachro-
nismes, contradictions, ignorance ...
48 Gauthier, Fondation, S. 369; noch die jüngste lexikalische Arbeit über Lübeln nimmt Bezug auf
den Text: „L’abbaye . . . aurait été fondée vers 587 par Bodagile, père de S. Arnoul, évêque de
Metz .. .“ (Tribout de Morembert, Longeville-lès-St. Avoid)
49 zu den trostlosen Zuständen im Kloster während der ersten Hälfte des 17. Jh. s. Michaux, Débuts;
wichtigste Quelle für diese Zeit ist das „Journal“ des Lubelner Priors Cassien Bigot. Die Amts-
jahre Hilarion de Bars nach Dupriez, Abbés, S. 14
115
Avold geschrieben wurden, böte freilich allein schon ausreichenden Stoff für eine größere
literaturgeschichtliche Arbeit.50
Bereits Hilarion de Bar selbst wie auch sein Neffe und Amtsnachfolger Claude de Bar
zeigten sich historisch interessiert und korrespondierten mit den Geistesgrößen ihres Or-
dens.51 Ein nach 1718 abgefaßtes „Mémoire pour servir à l’histoire de la maison de Lon-
geville“ tritt noch ziemlich unkritisch für die Bodagisel-Gründung von 587 ein.52 Die
„Trendwende“ bedeutet hier der bereits behandelte Brief an Dom Calmet von 1749. Am
4. März 1760 teilt der aus Saarlouis gebürtige Lubelner Mönch Nicolas Kraut dann Dom
Jean François, dem berühmten Historiographen der Stadt Metz, mit, er plane eine detail-
lierte Geschichte der Abtei Longeville zu schreiben auf der Grundlage der noch vorhan-
denen Archivalien.53 Die im Ton dieses Briefes deutlich anklingende Resignation hat wohl
die Umsetzung dieses löblichen Vorhabens verhindert (Kraut stirbt 1777 in Rosières). Die
Interessen des Stanislas Duplessis, von 1774-1777 Prior der Abtei, lagen eher auf dichte-
rischem Gebiet, doch pflegte er 1747-1757 auch Briefverkehr mit Dom Calmet.54 Erst
kurz vor der Aufhebung der Abtei in der Französischen Revolution kommt es zur Durch-
sicht des Archivmaterials. Sie wird begonnen von Dom Sébastien Estienne, der 1753 zu
Moyenmoutier Profeß abgelegt hatte und 1786 vom Kapitel der Kongregation nach Lü-
beln versetzt worden war. Er war tätig im Auftrag des Historikers Moreau, dem er Kopien
einzelner Papstbullen und anderer Urkunden zukommen ließ.55 Seine Tätigkeit wurde
50 Ausgangspunkt wäre die Arbeit von Godefroy, Bibliothèque, mit dem Supplément von Cherest
(jeweils mit Angaben zum Archivmaterial). Wichtiges Material befindet sich bereits in den Litera-
turgeschichten des 18. Jh., z. B. in der „Bibliothèque Lorraine“ Dom Calmets. Die Bestände auch
der barocken Klosterbibliothek der Abtei Lübeln sind in der Revolution verlorengegangen. Die
beiden letzten Handschriften in der Stadtbibliothek Metz sind 1944 durch Kriegseinwirkung zer-
stört worden:
1. ) {Nr. 107) Der Apparatus glossarum in Clementinas des Kanonisten Johannes Andreae von
1322 in einer Hs. des 15. Jh. mit dem Besitzvermerk (olim) Monasterii Sancti Naboris, nunc mo-
nasterii Sancti Martini de Glanderiis
2. ) (Nr. 646) eine Hebraica-Sammlung des 18. Jh., Besitzvermerk Sancti Martini de Glanderiis,
am Ende Scribebat fr. Rupertus Reginaldus (Angaben nach Catalogue général). Sieben Inku-
nabeln mit dem Besitzvermerk S. Martini de Glanderiis sind in die Stadtbibliothek Metz gelangt
(Jacob, Catalogue, Nr. 179 [1944 zerstört], 326,417,474,509,523,538), neben zwei Bibeln und
einem Psalter Werke von Angelus Carleti, Vinzenz Ferrer, Franciscus de Maironis und Johannes
Consobrinus.
51 Godefroy, Bibliothèque, S. lOf.; der ältere Bar war u. a. Mitarbeiter von D. Martin Rethelois, von
seinem Neffen hat sich ein Brief an D. Calmet erhalten. Zu Claudes literarisch sehr fruchtbarem
Bruder Pierre, der nicht die geistliche Laufbahn eingeschlagen hatte, s. Davillé, Etudes, S. 186ff.
52 AD Moselle H 1031-3, S. 29-44; als Verfasser ist dort von neuerer Hand Père Vassemont notiert,
der nach Dupriez, Abbés, S. 14, von 1718-1740 als Abt amtierte.
53 Journal de Dom Jean François, S. 223: Mon très révérend Père, je travaille à vous donner une hi-
stoire détaillée de la maison de Longeville, autant qu’il est posssible de parvenir à cette fin. Je vous
fournirai aussi une liste des abbés. Il est très difficile aujourd’hui de parvenir à la connaissance de
son premier état; depuis plusieurs siècles le titre de fondation ne paraît plus. Comment réparer
cette perte? Je tâcherai cependant de vous mettre en état de donner une histoire de notre abbaye
conformément aux monuments qui restent dans notre archive. La maison a été incendiée plusieurs
fois; jugez vous-même s’il est aisé de travailler à connaissance de cet objet, les documents néces-
saires étant consumés par les flammes.
54 Godefroy, Bibliothèque, S. 74f.; von einem sonst nicht näher bekannten Fr. Chavanne aus Longe-
ville-lès-St. Avold existierte ein Brief von 1778 an Dom Tabouillot, den Verfasser der „Histoire
de la ville de Metz“ (Stadtbibi. Metz Nr. 1056, 1944 zerstört).
55 Didier-Laurent, Correspondance, S. 155f.
116
fortgesetzt von Dom Jean Solver (1736 Profeß zu St. Avold), der von Oktober-Dezember
1786 in Lübeln arbeitete, ohne aber - nach eigener Aussage - fündig zu werden.56 Viel-
leicht waren aber auch nur seine Erwartungen zu hoch (er scheint sich auf die überaus
kärgliche frühe Überlieferung konzentriert zu haben); über die fleißig nach Paris ge-
schickten Belege seines Vorgängers Estienne, die zugegeben wenig erregende Güterver-
käufe zum Inhalt hatten, macht er sich mit beißender Ironie lustig.57 Er fungiert als Prior
des Klosters bis zur Aufhebung 1791.
5.2.3. Das Kloster „Buxbrunno“ des Reichenauer Verbrüderungsbuches
l j
Leider ist dieser altehrwürdigen Abtei bis heute nicht die Ehre widerfahren, Thema einer
wissenschaftlichen Monographie zu werden. Das ist um so unverständlicher, als die Über-
lieferungslage etwa zur Besitzgeschichte - wenigstens im Vergleich zu den übrigen lothrin-
gischen Grenzlandklöstern - recht befriedigend ist. Erst in den letzten Jahren hat sich eine
Wendung zum Besseren ergeben. Beredten Ausdruck fand dieses neue Interesse der lan-
deskundlichen Forschung in den 9. Journées d’Etudes Mosellanes, die im Oktober 1987
in Longeville-lès-St. Avold abgehalten und in deren Verlauf wichtige Teilaspekte der Klo-
stergeschichte neu beleuchtet wurden.58
Bereits sieben Jahre zuvor hatte vor einem ganz anderen Forum Haubrichs eine These zur
Frühgeschichte der Abtei vorgestellt, die es erlaubt, wenigstens einhundert Jahre vor das
gesicherte Datum von 875 (Urkunde Ludwigs des Deutschen) zu gelangen.59 Sie besagt,
auf den knappsten Nenner gebracht, daß sich hinter dem rätselhaften Kloster „Bux-
brunno“ der Reichenauer Verbrüderungsliste von 82460 und einer Lorscher Urkunde von
768 ein Klosterverband aus St. Martin Glandariensis und der „Nova Cella“ von Hila-
riacum (= St. Nabor, St. Avold) verberge; der Ortsname Buxbrunno finde sich wieder in
dem Dörfchen Boucheporn nördlich von Longeville-lès-St. Avold, der für die Jahre um
760 mehrfach bezeugte Abt Rabigaudus von Buxbrunno sei folglich identisch mit dem
Abt Rabigardus der St. Avolder Abtsliste. Sein Nachfolger Wasco ist 754-770 - noch
ohne Abtstitel - als Schreiber der Metzer Bischöfe Chrodegang und Angilram belegt, seine
Abtszeit zu St. Nabor müßte in die Jahre um 790 fallen.61 In der bisherigen Diskussion
konzentrieren sich die Einwände auf die vor allem über die St. Avolder Abtsliste laufende
These eines Klosterverbandes zwischen St. Nabor und - dem zweifellos älteren - St.
Martin Glandariensis.62 Ihnen wäre hinzuzufügen, daß sich die angeführten Besitzüber-
schneidungen bei der geographischen Lage der beiden Klöster (es liegen gerade 5 km zwi-
schen St. Avold und Longeville-lès-St. Avold) eher zwangsläufig ergeben. Es überrascht
Sé ebd. S. 153; vgl. zu ihm Godefroy, Bibliothèque, S. 187
57 Didier-Laurent, Correspondance, S. 152f.
58 Die dort gehaltenen Vorträge sind nur teilweise publiziert in der Dezember-Ausgabe der Cahiers
Lorrains von 1988.
59 Haubrichs, Buxbrunno; ders. , Abtslisten, S. 80, Anm. 314, hat die Veröffentlichung einer grö-
ßeren Arbeit zu diesem Thema angekündigt.
60 Verbrüderungsbuch Reichenau, S. 67
61 Wasco wird in Alkuins Epitaph für den hl. Nabor namentlich genannt, s. Exkurs I
62 Gauthier, Fondation, S. 376ff.
117
auch, wie vollständig der alte Klostername „Buxbrunno“ in St. Martin Glandariensis ver-
drängt worden sein muß, während man sich in St. Nabor des alten „Hilariacum“ minde-
stens bis ins 10. Jahrhundert bewußt blieb.
Die Frage nach der genealogischen Einordnung des Klostergründers Bodagisel hat Haub-
richs einstweilen nur gestreift.63 Angesichts der verschiedenen „duces“ dieses Namens,
die Ende des 6. Jahrhunderts u. a. durch Gregor von Tours belegt sind, ist man in der Tat
geneigt, dem Datum 587 der Lubelner Überlieferung wieder verstärkt Vertrauen zu
schenken.64 Ich denke hier an die Parallele in Tholey, wo das durch das Grimo-Adalgisel-
Testament gesicherte Datum 634 auch nicht für den Anfang eines Benediktinerkonvents
oder eines Klosters columbanischer Prägung steht, sondern für das Einberufen einer noch
losen Klerikergemeinschaft. Eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen Bodagisel,
dem Gründer Lübelns, und Grimo Adalgisel ist wahrscheinlich, aber nicht mit letzter Si-
cherheit zu beweisen.65
5.3. Wörschweiler
In Neubauers Regesten der Zisterzienserabtei Wörschweiler ist im Anhang eine „Vetus
traditio de origine coenobii Wernerivillariensis“ abgedruckt, deren Überlieferung fast
ebenso problematisch ist wie ihr Inhalt.66 Der Zweibrücker Geschichtsforscher Georg
Christian Johannis hatte aus den nassauischen Archiven zu Idstein und Saarbrücken
sowie dem Archiv in Zweibrücken ein „Chartularium Wernesvillanum“ erstellt, das 1732
der Schrift „Kurtze, der Wahrheit gemäße Untersuchung und Verantwortung des status
Religionis Reformatae im Herzogtum Zweibrücken“ als Quelle gedient hat.67 Das Char-
tularium ging dann verloren, und einzig zwei Blätter haben sich später im Nachlaß von
August Heintz gefunden.68 Sie bieten den in fünf Abschnitte unterteilten Text der Traditio
nebst einer (teilweisen) deutschen Parallelübersetzung aus der Hand des Johann An-
dreae.69
Thematisch deutlich abgesetzt ist der erste Teil, der von den Kämpfen der Römer mit den
Treverern erzählt; Stützpunkt der Römer sei bis zu ihrer endgültigen Niederlage das ca-
63 Haubrichs, Buxbrunno, S. 8; ders., Abtslisten, passim
64 Belege bei Werner, Lütticher Raum, S. 54: Ein in Austrasien tätiger Bodygisilus dux stirbt 585,
ein Bodigysilus filius Mummolini Sessionici stirbt 589 auf einer Reise zum oströmischen Hof.
Zum Datum 587 bemerkt Parisse, Lorraine monastique, S. 17, lakonisch: „Cette date est sans
doute trop précoce, mais que sait-on exactement?“
65 Bindeglied ist die hl. Oda von Amay, Gemahlin eines aquitanischen Herzogs Boggis, die mögli-
cherweise identisch ist mit der im Testament von 634 namentlich nicht genannten Tante Grimos;
s. hierzu Werner, Lütticher Raum, S. 47-59.
66 Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 414-418; Regest bei Herrmann, Grafschaft Saarwerden 1/1,
S. 74, Nr. 44; zum hohen Quellenwert des Neubauerschen Regestenwerks - zumal nach den Zer-
störungen des Zweiten Weltkriegs in Speyer und Zweibrücken — s. Herrmann, Zum Stande der
Erforschung, S. 180
67 hierzu Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 1-11
68 ebd., S. 8 Verweis auf Nachlaß Bd. I, f. 51-52
69 Nassau-saarbrückischer Archivar und Historiker, Verfasser der „Genealogia Saraepontana“
(1638)
118
strum Gloria Romanorum auf dem späteren Klosterberg gewesen, das aber einem Grafen
Werner von Saarwerden gehört habe. Schließlich hätten die siegreichen Treverer das Ka-
stell wie auch die gegenüberliegende Stadt, die so bedeutend wie Worms gewesen sei, dem
Erdboden gleichgemacht. Dieses krause Konglomerat antiker und mittelalterlicher Ele-
mente, das durchaus thematische Anklänge an die „Gesta Treverorum“ des 11 .Jahrhun-
derts aufweist, ist selbst für die Maßstäbe spätmittelalterlicher Klosterüberlieferung eini-
germaßen erstaunlich. Offenbar war man sich in der Zisterze der römischen Vergangen-
heit des Ortes dunkel bewußt;70 als würdigen Antagonisten bemühte man die Treverer,
die in der Gegend Wörschweilers freilich nie gesiedelt haben. Ein Rückgriff auf benedik-
tinische Tradition - sei es aus Hornbach selbst oder aus der Prioratszeit Wörschweilers
1131-1170 — wird deutlich durch die Identifizierung jenes Grafen Werner aus dem 8.
Jahrhundert, dem Gründer Hornbachs, mit dem Stifter des Hornbacher Priorats, dem
Grafen Friedrich von Saarwerden.71
In der Folge bewegt sich die Schilderung auf historisch abgesicherterem Terrain: Graf
Werner läßt durch Mönche aus Hornbach ein Benediktinerpriorat in monte praedicto ein-
richten und findet in Hornbach auch seine letzte Ruhestätte. Sein Nachfahre Graf Ludwig
ist verdrossen über das lockere Treiben der Mönche seines Hausklosters. Als er in Metz
der ehrwürdigen Gestalt des Abtes von Weiler-Bettnach begegnet, ist er fest entschlossen,
auf dem Wörschweiler Klosterberg eine Zisterze zu begründen: Bruder Gobert wird zum
Apostolischen Stuhl geschickt, um die angeblich erforderliche Genehmigung einzuholen.
Nach seiner Rückkehr wird Gobert erster Abt der Neugründung,72 die im Andenken an
den früheren Gründer den Namen „Wernevillerium“ erhält und von Graf Ludwig groß-
zügig dotiert wird (im Text datiert auf 1170).
Eine Datierung der Traditio wird erleichtert durch die Formulierungen der ältesten Klo-
sterurkunde von 1180,73 die zwar völlig zutreffend den Grafen Friedrich von Saarwerden
als Gründer nennt, aber die Nennung Hornbachs tunlichst vermeidet. Demgegenüber ver-
bindet die Traditio die Lust an pseudohistorischem Fabulieren mit gezielten Rückgriffen
auf die benediktinische oder gar römische Vergangenheit des Ortes.74 Sie ist daher nicht
in den Kontext der Gründungsjahre der Zisterze einzubeziehen, sondern eher dem 13. /14.
Jahrhundert zuzuordnen.
70 vgl. das Protokoll des Tilemann Stella von 1560: „Es sei wohl glaublich, daß die Inwohner (der
Römerstadt Schwarzenacker) hier einen alten und abgöttischen Tempel gehabt haben, solches
zeigt der Hügel an, der noch hier außen vor dem Kloster liegt; noch vor wenigen (Jahren) hat man
alte und heidnische Bilder der Götter in dem Kloster gefunden, welche nunmehr zerschlagen
sind.“ (zit. nach Rolling, Römerhügel, S. 10)
71 zu Werner s. Kap. 4. 1. ; zur benediktinischen Tradition vgl. auch die Einleitungsformel: Quo-
niam referentibus antiquis de Wernerivillario prout dicebant a suis predecessoribus fide dignis pro
verdate audivisses . . . (Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 414f. )
72 zu Gobert vgl. Notiz bei Remling, Urkundliche Geschichte, S. 239: „Johannis bezweifeltauch, ob
Gobert, wie es eine alte, in lateinischer Sprache verfaßte Tradition vom Ursprünge unseres Klo-
sters, die er vor sich hatte, angiebt, erster Abt gewesen sey. . . “
,3 Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 11-17
74 zu den Ergebnissen der Ausgrabungskampagne von 1968 s. Rolling, Römerhügel; ders., Mönche;
Schmoll gen. Eisenwerth, Mittelalterliche Baugruppe, v. a. S. 23; zur Lage Wörschweilers s. be-
reits F. W. Schmidt, Römerstraßen im Rheinland, in: Jb. d. Vereins v. Alterthumsfreunden im
Rheinland 31 (1861), S. 217
119
5.4. Rettel
In den Jahren 1605, 1616 und 1655 fanden in der St. Stephanskapelle der Kartause von
Rettel Ausgrabungen statt, die drei trapezförmige Sarkophage zutage förderten, von
denen einer die Inschrift trug: „EUFEMIA FLAVIA(E) DOMITILLA(E) PIENTISSIMAE
SUAE QUAE OBIIT ANNORUM XXX FIERI FECIT.“7* Was bewog die Kartäuser-
patres zu einer solch intensiven Erforschung ihres Klausurbereichs? Der Jesuit Alexander
Wiltheim, ein bedeutender Gelehrter seiner Zeit, gibt uns in seinen „Annales Abbatiae S.
Maximini prope Treviros“ Aufschluß über ihre Motivation:
„Postquam ergo Rutilam adii aiebant Carthusiani patres, libellum veterem membranis
compactum apud se exstitisse, in quo ita scriptum fuisset, Caroli magni sororem Eufetiam
primam fuisse fundatricem monasterii virginumque Deo sacratarum sibi associasse
chorum, quibuscum religiöse et sancte vixerit, non procul a sorore sua Ada, quae Treviris
apud S. Maximinum fundatrix sepulta iacet.“75 76
Auch Wiltheims Ordensbruder Christoph Brower, der „führende Historiker der deut-
schen Jesuiten“, spricht in diesem Zusammenhang von einer „fortwährenden und durch
die Jahrhunderte hindurch fortgepflanzten Überlieferung.“77 Noch das 1713 angelegte
„Registrum manuale ad usum domus Rutilae“ nimmt ausdrücklich Bezug auf eine von
den benediktinischen Vorgängern überkommene Handschrift (im Anschluß folgt die Ef-
fetia-Überlieferung mit verschiedenen Zeugenberichten zu den Ausgrabungen, darunter
von Eustachius und Caspar Wiltheim, zwei älteren Brüdern Alexanders).78 Die Retteier
Überlieferung weiß ferner noch zu berichten, daß Papst Leo III. auf einer seiner Reisen ins
Frankenreich (799 oder 804) die Abteikirche geweiht habe.
Nun ist Eufetia/Effetia weder als Schwester oder Schwägerin Karls des Großen noch als
Schwester Karls des Kahlen historisch nachweisbar, und auch das Itinerar Leos III. läßt
keinen Aufenthalt in Rettel zu.79 Die Verwirrung läßt sich mühelos vergrößern, wenn man
im Registrum manuale nur wenige Seiten vor der eben zitierten Stelle den Abschnitt De
sacris reliquiis konsultiert, in dem eine Eufrosia diesmal als Schwester Papst Leos figu-
riert. Sie habe aufgrund eines von ihr getätigten Erweckungswunders von ihrem Bruder
zahlreiche wertvolle Reliquien erbitten dürfen, die, nachdem sie lange verschollen ge-
75 Konjekturen nach Kraus, Kunst und Altertum, S. 868; vgl. Pauly, Landkapitel Perl, S. 16 lf.
76 Cod. Trier Stadtbibi. 1626/401, Bd. I, S. 1054
77 Brower, Antiquitates, S. 393 (zitiert nach Hoffmann, Kloster Rettel, S. 1); Würdigung Browers
nach H. Becher, in LThK II, Sp. 710
78 AD Moselle H 3567bis, S. 12ff. unter der Überschrift De fundatione primaria Monasterii Sti Sixti
in Rutila ab antecessoribus Benedictinis ad Cartusianos successores tradita; zur Datierung der
Handschrift vgl. den dortigen „Catalogus Priorum et Rectorum ab anno 1432“, der in einer
Schrift bis 1719 geführt wird. Es folgen dann Nachträge bis 1792. Weiter heißt es aufS. 12: Quis,
quomodo et quando hoc monasterium primitus fundaverit, alia documenta certiora hactenus a
nostris predecessoribus invenire non potuerunt quam vetustum quoddam manuscriptum a pa-
tribus benedictinis cum aliis documentis relictum; in quo scribitur, et fuisse, et esse antecessorum
huius monasterii Rutilensis opinionem, et traditionem, fundatricem huius monasterii fuisse
quandam dominam et virginem Effecia nomine, quae fuerit soror Caroli magni. . . Die „Testi-
monia“ der beiden Brüder Alexander Wiltheims sind auf 1652 datiert.
79 Müller, Quellen, S. lf.
120
wesen seien, 1431 — pünktlich zum Zeitpunkt der Etablierung der Kartause —wieder auf-
gefunden wurden.80 Eine vorschnelle, brüske Zurückweisung der Effetia-Überlieferung
ist dennoch nicht angebracht. Die Abtei St. Sixtus in Rettel kann durchaus zwei bis drei
Generationen vor der Ersterwähnung durch Regino von Prüm zum Jahr 892 gegründet
worden sein. So verweist Müller mit Recht auf die Lage Retteis in einem siedlungsge-
schichtlich sehr alten Raum; eine Besitzausstattung mit karolingischem Haus- bezie-
hungsweise Fiskalbesitz sei wahrscheinlich und damit auch eine Gründung aus dem Um-
feld des Herrschers.81 Wiltheim bleibt jedoch der früheste Autor, der den Wortlaut der be-
nediktinischen Überlieferung zumindest paraphrasiert.82 Die Annahme einer verlorenge-
gangenen „Notitia fundatioms“ muß bei der anerkannt schlechten Quellenlage Postulat
bleiben.83 Immerhin vermag sie gestützt zu werden durch die eigentümliche Formulierung
einer Urkunde von 1182: Cum ertim ecclesia Rutilensis a primis fundamentis exterioribus
copiis habundaverit. . .84 Dieses Schriftstück fällt in die Amtszeit des Abtes Folmar, der
in dieser Funktion bereits 1157 als Zeuge in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. für den
Trierer Erzbischof Hillin belegt ist.85 Die realen Verhältnisse in Rettel waren durchaus
nicht glänzend, doch zehrte die Abtei noch von dem Ruhm, den Besuch Bernhards von
Clairvaux erfahren zu haben, zu dessen Andenken auch ein Bild gefertigt wurde.86 In
dieser Phase einer gesteigerten Sensibilität für die eigene Vergangenheit mag es in Rettel
zur Fixierung der Gründungsüberlieferung gekommen sein, beruft man sich doch auch im
gerade 22 Kilometer entfernten Busendorf zu jener Zeit auf florente adbuc copia
mundi. . .87
Die Anstrengungen der Retteier Mönche, ihren Gründungsbericht durch die Auffindung
des Grabes der Effetia zu verifizieren, blieben letztlich erfolglos; zu all den Spekulationen,
80 AD MoselleH3567bis, S. 3ff. unter der Überschrift Qualiter reliquiae sacrae et unde hoc venerint,
bic prout ab antecessoribus didicimus
81 Müller, Quellen, S. lf.; vgl. auch Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 80;
dies auch die Tendenz Paulys, dessen Behauptung „An der karolingischen Gründung ist nach dem
Befund der Ausgrabungen . .. wohl nicht zu zweifeln“ (Landkapitel Perl, S. 162) jedoch nicht
schlüssig ist.
82 Wiltheim scheint an diesem Fragenkomplex reges Interesse genommen zu haben. AD Moselle H
3567bis, S. 15f., überliefert Briefe von ihm an die Retteier Patres (einer datiert auf den 13. Mai
1644), in einem Brief an Jean Bollandus vom 29. 11. 1642 (Bibi, des Boilandistes, Ms. 130, f. 62)
weist er auf den „Rutila“-Beleg bei Regino von Prüm hin. J. -J. Chifflet bittet in einem Schreiben
an Wiltheim vom 8. 2. 1647 (BN Luxemburg, Ms. 631, f. 64) um eine Kopie der Inschrift aus
Rettel. Zu der Korrespondenz Wiltheims vgl. allg. Müller, Correspondance.
83 Das Kloster wurde 1351/52 von Metzer Truppen verwüstet, die Kartause 1552 und 1566 durch
Brände verheert, s. Müller, Quellen, passim.
84 Müller, Quellen, Nr. 12
85 MGH DD FI, Nr. 156, S. 269
86 Mitteilung des Priors Peter Hayman (1614-32) nach Hoffmann, Kloster Rettel, S. 8. Vom Kontext
her bleibt offen, ob Hayman die mittelalterliche Ausstattung der Abteikirche meint oder auf eine
Errungenschaft seiner Amtszeit anspielt. Letzteres ist wahrscheinlicher, da viele Kartausen gerade
in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Auftraggeber von Heiligengemälden erscheinen, vgl.
H. Rüthing, Der Kartäuser Heinrich Egher von Kalkar 1328-1408 (Studien zur Germania Sacra
8), Göttingen 1967, S. 225f. Im herzoglichen Lothringen jener Jahre sind auch spanische künstle-
rische Einflüsse nicht auszuschließen, s. u. S. 125, Anm. 20 u. P. Guinard, Zurbaran et les peintres
espagnols de la vie monastique, Paris 1960.
87 MGH SS XV,2, S. 977, Z. 29f.
121
die sich um die „Eufemia “-Inschrift ranken,88 89 möchte ich mit dem Stoßseufzer jenes an-
onymen Kartäusers schließen:
Quaenam vero, vel querumnam tria ista corpora in particulari sint, Deus novit.99
5.5. Gräfinthal
Nachdem 1421 das gesamte Klosterarchiv Gräfinthals bei einer Fehde zwischen Graf Phi-
lipp von Nassau-Saarbrücken und dem Herzog von Lothringen zerstört worden war, fer-
tigte der kaiserliche Notar Friedrich Ernst Kiefer ein Notariatsinstrument über die An-
fänge des Klosters an.90 Dieses Schriftstück, in dem die Zeugenaussagen einiger älterer Be-
wohner aus umliegenden Ortschaften protokolliert sind, diente unter Umständen als Er-
satz für eine verlorengegangene Gründungsnotiz.91 92 In nüchternem Stil ist dort vermerkt,
daß das Wilhelmitenkloster bereits 1277 von „Bretonen“ in Brand gesteckt worden sei,
ut clarius apparetper historiam super hac re relictam a r euer endo patre Alberto Spies dicti
loci priore fideliter attestatum 91 „Bretonische“ Söldnerkompagnien als Erbmasse des
Hundertjährigen Krieges sind wohl 1365 durch das östliche Lothringen gezogen, ohne
aber das Gebiet des heutigen Saarlandes zu berühren.93 Auch der Blieskasteler Erbfolge-
krieg (1274-1291) hat keine Auswirkungen auf Gräfinthal gehabt,94 so daß diese Episode
weiterhin ungeklärt bleibt. Der schillernde Gattungsbegriff „historia“ ist leicht irrefüh-
rend;95 ähnlich wie im Falle der späteren „Historia de irruptione comitis de Eberstein“96
handelte es sich bei dem Werk des Priors wohl um ein protokollarisches Inventarver-
zeichnis mit präziser Schadensauflistung, nicht aber um einen historiographischen An-
sprüchen genügenden Text.
88 hierzu umfassend Kraus, Kunst und Altertum, S. 864-869; AD Moselle H 3567bis, S. 15-18
89 ebd., S. 14
90 „Instrumentum de fundatione monasterii de Grevendal factum a Friderico Ernesto Kieffer no-
tario Caesareo Saraponti de 3. Julio 1421“ in Pöhlmann, Regesten, S. 81-83
91 ebd., S. 82: . . . quorum documenta et registrorum instrumenta ab ultimo furore hostium et in-
cendio consumpta fuerunt vel irrecuperabiliter ablata,. . .
92 ebd., S. 83; Schaal (s. Exkurs II) datiert den Vorfall gar auf 1240, einen Zeitpunkt, als das Kloster
noch gar nicht bestand.
93 vgl. Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 478
94 Pöhlmann, Blieskasteler Erbfolgestreit, passim
95 vgl. z. B. die bei A. Potthast, Bibliotheca historica medii aevi I, Berlin 1896 (ND Graz 1954),
S. 603-617 aufgeführten Beispiele
96 Diese nimmt wohl Bezug auf die recht gewalttätigen Versuche des Freiherrn Friedrich von Stein-
kallenfels, des Vormunds des minderjährigen Grafen Johann Jakob von Eberstein, 1590-1593
einen evangelischen Pfarrer in Bliesmengen einzusetzen. Vgl. hierzu den von Pöhlmann, Regesten,
S. 26, überlieferten Brief des Geheimen Studienrats Lempfrid v. 16. 10. 1897 an Lehrer J. Kempf
in Neustadt a. H.: „Die von Remling nicht mehr Vorgefundene,Historia . . besteht in einer pro-
tokollarischen Aufnahme in deutscher Sprache und befindet sich in den nichtgedruckten Ur-
kunden der Benediktiner in der Handschriftensammlung der Stadtbibliothek zu Metz.“
122
6. Zwischen Reform und Reformation: Monastisches Schrifttum
im 15./16. Jahrhundert
6.1. Adam Meyer und Reyner von Hompesch
Die erste bedeutende monastische Reform des 15. Jahrhunderts ist für den Trierer Raum
mit dem Namen des Johannes Rode (geh, um 1388 in Trier, gest. 1439 in Montabaur) ver-
knüpft.1 Seit 1421 Abt von St. Matthias, weitete sich seine Tätigkeit auf die übrigen
Trierer Abteien und schließlich über Visitationen auch in die angrenzenden Bistümer aus.2
Schriftlichen Niederschlag fanden seine Vorstellungen in eigenen Consuetudines.3 Leben
und Werk Rodes sind in den Arbeiten des Trierer Benediktiners P. Petrus Becker umfas-
send untersucht worden. Ich möchte mich im folgenden auf zwei Schüler Rodes konzen-
trieren, die beide - auf ganz unterschiedliche Weise - mit der Bildungsgeschichte des Un-
tersuchungsgebietes Zusammenhängen.
Von ihnen ist Adam Meyer, von 1458 bis zu seinem Tod am 17. Februar 1499 Abt zu St.
Martin/Köln, der ungleich bekanntere. Er übte wichtige Funktionen in der Bursfelder
Kongregation aus, der er u. a. die holländische Abtei Egmond zuführte.4 Um 1430 hatte
er in St. Matthias unter Abt Rode Profeß abgelegt. Von den ihm im 17./18. Jahrhundert
zahlreichen zugesprochenen Schriften müssen nach kritischer Prüfung einige abgelehnt
werden;5 seine Lebensleistung bleibt noch beeindruckend genug. Was ihn aber mit dem
Saarraum verbindet, ist einzig seine Herkunft. Bereits Trithemius und Butzbach sprechen
ihn als „de Sancto Wendalino“ an. Das Nekrolog des Benediktinerinnenklosters Nonnen-
werth präzisiert weiter, wenn es als seine Eltern Petrus et Geysa de Exwiler nennt. Die
Identifizierung mit dem heutigen Urexweiler (Kr. St. Wendel) ist zwingend.6
Reyner von Hompesch (6 km nördlich von Jülich gelegen) ist erstmals 1430 als Student
in Heidelberg belegt.7 Zwei Jahre später begleitet er als Mönch von St. Matthias seinen
Abt Johannes Rode beim Konzil von Basel.8 1434 wird er schließlich zum Abt der arg her-
untergekommenen Abtei Hornbach ernannt, der er bis zu seinem Tod 1450/51 vorsteht.9
1 grundlegend Becker, Johannes Rode; ältere Studie von Redlich, Johann Rode
2 Ein interessantes Beispiel ist St. Nabor (St. Avold), das sich 1512/13 an die St. Maximiner Reform-
gruppe anschloß und ihr bis zur (Zwangs-) Integration in die Kongregation von St. Vanne 1607
angehörte, s. Becker, Johannes Rode, S. 180f. ; vgl. Kap. 5. 2. 2.
3 Consuetudines et observantiae monasteriorum Sancti Mathiae et Sancti Maximini Treverensium
ab Johanne Rode Abbate conscriptae, ed. P. Becker (CCM Bd. V), Siegburg 1968
4 Berliere, Adam Mayer, S. 22 (Datierung auf 1490/91); die von Redlich, Johann Rode, S. 66, ange-
regte „abschließende Monographie“ hat der Kölner Abt bislang nicht erfahren, doch liegen wich-
tige Bausteine vor: Berliere, Adam Mayer; Schmidtke, Adam Meyer (mit weiteren Literaturan-
gaben)
5 s, die Differenzierung bei Schmidtke, vgl. ferner J. Vennebusch, Die theologischen Handschriften
des Stadtarchivs Köln, T. 1: Die Folio-Handschriften der Gymnasialbibliothek (Mitt. aus dem
Stadtarchiv von Köln, Sonderreihe 1,1), Köln-Wien 1976, S. 8f.; eine würdige Eioge auf Adam
Meyer bei dem „Panegyriker“ der Bursfelder Kongregation, dem Maria Laacher Mönch Johannes
Butzbach (Cod. Bonn UB S 356, f. 215v-216)
6 Ody, Adam Mayer, S. 56
7 G. Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg, Bd. I, Heidelberg 1884, S. 185
8 Becker, Johannes Rode, S. 77
9 Urkundlich belegt ist Abt Reyner zuletzt am 29. Januar 1450, sein Nachfolger Blicker, zuvor Stifts-
schaffner in Klingenmünster, heißt am 1. September 1451 „der erwählte Abt von Hornbach“
(Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 399f.).
123
Zahlreiche Urkunden dokumentieren sein Bemühen um die wirtschaftliche Gesundung
des Klosters, wobei der Kontakt zu Rode bis zu dessen Tod 1439 nicht abriß. Auch der
neue Abt kam nicht um Güterverkäufe herum, um wenigstens Mittel zur Bestreitung der
drängendsten Kosten hereinzubekommen.10 ln der Reform tritt er nur noch vereinzelt als
Visitator auf.11 Von seinen Schriften haben sich zwei Visitationsansprachen und eine
Rede vor einem Provinzialkapitel erhalten.12
6.2. Zeugnisse der spezifischen Kartäuserspiritualität des 15. Jahrhunderts
6.2.1. Adolf von Essen, Dominikus von Preußen und Heinrich Birnbaum
Das Wirken des Johannes Rode blieb nicht auf den Benediktinerorden beschränkt. Bereits
1416 war er in die Kartause St. Alban/Trier eingetreten, und in der Folge hat er sich von
der besonderen geistigen Formung dieses Ordens stark beeinflußt gezeigt (hierin seinem
Zeitgenossen Jean Gerson ähnelnd).131431 hatte er denn auch namhaften Anteil an der
Umwandlung der alten Benediktinerabtei St. Sixtus in Rettel (bei Sierck) in eine Kar-
tause.14
Bereits 1415 war dort ganz in der Nähe auf Betreiben des lothringischen Herzogs Karl 11.
und seiner Gemahlin Margarete von Bayern die Zisterzienserinnenabtei Marienfloss bei
Bruch von Kartäusern besetzt worden. Erster Prior der Neugründung war bis 1421 Adolf
von Essen (de Assindia; etwa 1372-1439),15 der sich später in mehreren Briefen an seine
Ordensoberen scharf gegen die Verlegung der Kartause nach Rettel wandte. Die durch die
gleichzeitige Auflösung der Benediktinerabtei höchst komplizierte Transaktion hielt er
für juristisch ungenügend vorbereitet.16 Adolf, der sich besondere Verdienste um die Aus-
formung des Rosenkranzgebets erworben hat, war ein fruchtbarer Autor. Seine zum Teil
10 Redlich, Johann Rode, S. 69-71 ; größter Einzelposten ist der Verkauf des Klosterbesitzes in Ost-
hofen an das Wormser Domkapitel für 8500 Gulden (Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 384f.).
Insgesamt belief sich die Schuldenlast der Abtei auf etwa 30. 000 Gulden. Typische Beispiele für
die Wirtschaftsführung Reyners sind der teilweise Erlaß des Schirmgelds auf Burg Trifels durch
Pfalzgraf Stephan und der Teilverkauf der jährlichen Korngülte des Stiftes St. Philipp zu Zell an
Hornbach (Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 388 u. 393).
11 Becker, Abwanderung, S. 417: 1436 in St. Marien/Trier, 1443 in Echternach
12 Cod. Trier Stadtbibi. 1733/1178, f. 33-44v: Sermo „Multa habeo vobis dicere“, Sermo „Appre-
hendite disciplinant“ (im Prolog bezeichnet sich Reyner als Autor), Sermo „Pax huic domui et om-
nibus“; Zuschreibung auch der beiden anderen Sermones nach Becker, Abwanderung, S. 415-
418. Die ältere Literatur (Berbère, Redlich) tritt für Johannes Rode als Verfasser ein.
13 So finden Gedanken Ludolfs von Sachsen Niederschlag in seinen Consuetudines (Becker, Jo-
hannes Rode, S. 41, 48, 64 u. 141). Exzerpte aus Ludolfs Schriften in der Retteier Handschrift
Metz Bibi. Munie. 632 (s. Kap. 6. 2. 2.). Zu Gerson s. die Einleitung von Glorieux in den Œuvres
complètes, Bd. I, S. 105-139, v. a. S. 135 u. 137.
14 Am 2. Juni weilte er persönlich in Rettel, s. Ph. Diel, Beiträge zur Vita des Abtes Johann Rode von
St. Matthias bei Trier, in: SM 6 (1885), S. 280-303, vor allem S. 294-299
15 grundlegend zu Leben und Werk die beiden Arbeiten Klinkhammers, Adolf von Essen
16 Klinkhammer, Adolf von Essen (I), S. 63-69; von der einschlägigen Literatur über Rettel (Hoff-
mann, Kloster Rettel; Müller, Quellen) sind diese ordensinternen Vorgänge nicht berücksichtigt.
Adolf wurde für diese Opposition gemaßregelt, sein Mitstreiter Johann Apothecarius nach Rettel
„strafversetzt“, s. Kap. 6. 2. 2., Cod. Nr. 353 u. 632
124
lange verloren geglaubten Werke hat Klinkhammer erstmals herausgegeben. Aus der
Fülle seiner teils biographischen, teils erbaulichen, auf die Erfassung des Lebens Jesu ge-
richteten Schriften seien hier die Werke herausgegriffen, die entweder in der Prioratszeit
Adolfs in Marienfloss entstanden sind oder aber sich auf seine dortigen Kontakte mit dem
lothringischen Herzogspaar zurückführen lassen. Es handelt sich dabei um die „Vita Mar-
garethae, Ducissae Lotharingiae“ (Adolf war Beichtvater der Herzogin, die er zum Beten
des Rosenkranzes anleitete),17 die verschollene Biographie eines Benediktinermönchs aus
Gorze sowie vier Ansprachen innerhalb des in deutscher Sprache verfaßten „Rosenger-
telin Unserer Lieben Frau“, die er 1415 und 1420 vor der Hofgesellschaft auf Burg Sierck
gehalten hat.18 Thematisch beschäftigen sie sich vorzugsweise mit Aspekten der Mario-
logie, wie es für die ausgeprägte Marienfrömmigkeit der Kartäuser typisch ist. Adolf
gelingt es dabei, sich sprachlich und in der Wahl seiner Exempla in die mentale Vorstel-
lungswelt der lothringischen Adelsdamen hineinzuversetzen. Rezeptionsgeschichtlich ist
es interessant zu beobachten, wie er damit den Erwartungen seines Zielpublikums ebenso
entgegenkommt wie seine ihm so ungleiche Zeitgenossin Elisabeth von Nassau-Saar-
brücken (nach 1393-1456) mit ihren Übersetzungen französischer Ritterepen.19 Nach
Marienfloss nahm Adolf aus Trier seinen Schüler Dominikus von Preußen (1384-1460)
als Vikar mit.20 In dessen gleichfalls umfangreichem Œuvre finden sich vereinzelt Anspie-
lungen auf diese Zeit (1415-1421), die eine landeskundliche Aufarbeitung verdient
hätten.21
Von den meist nur wenige Jahre amtierenden Retteier Prioren ist zweifellos Heinrich Birn-
baum (de Piro; 1403-1473) die interessanteste Gestalt.22 Dabei scheint er im Moselkloster
keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, weiß doch die spätere hausinterne
Priorenliste noch nicht einmal die Daten seiner Amtszeit zu vermelden,23 Die Datierung
auf 1457-1459 ist aber gesichert durch die seit 1765 auch in Rettel vorliegende Geschichte
der Kartause St. Alban von Modestus Leydecker24 (dort war Birnbaum anschließend
Prior bis 1461). Vor seinem Eintritt in den Kartäuserorden (1435) war er Professor der
17 Text bei Klinkhammer, Adolf von Essen (I), S. 118-130
18 ebd., S. 138f. (V 117-156 u. 157-176), S. 147ff. (V 530-601 u. 603-633)
19 Zu der Saarbrücker Gräfin s. den Artikel von H. H. Steinhoff im Verfasserlexikon II (1980),
Sp. 482-488
20 Auflistung seiner Werke bei Klinkhammer, Adolf von Essen (I), S. 7-21 u. ders. , Dominikus.
Jüngste Speziaistudie ist Klinkhammer, „Libri Experentiae“. Ein Gemälde des spanischen Ba-
rockmalers Francisco Zurbaran (1598-1664), die „Darstellung der Rosenkranzkönigin“, zeigt
Dominikus und Adolf im Gebet versunken ( Abb. bei Zadnikar, Kartäuser, S. 184). Zurbaran war
des öfteren für den Kartäuserorden tätig gewesen, vgl. zu seinem Gesamtschaffen die New Yorker
Ausstellung von 1987 (Katalog von J. Baticle, Zurbaran [The Metropolitan Museum of Art, 22.
9.-13.12. 87, Galeries Nationales du Grand Palais, Paris, 14.1. —11.4.88], New York 1987).
21 z. B. in der „Constructio domus B. M. V. “ (Detailangaben zur Burg Sierck) und in „De ob-
edientia“ (Episoden aus dem klösterlichen Alltag in Marienfloss)
22 Am ausführlichsten informiert noch der Artikel von Richermoz, Henri de Piro, zur Chronologie
s. A. -C. Fraejis de Verbeke, Un catalogue des manuscrits de la collégiale Saint-Paul à Liège au mi-
lieu du XVe siècle, in: Revue d’histoire des textes 4 (1974), S. 359-424, v. a. S. 361. Vgl. auch die
älteren Artikel von Bahlow (NDB) u. Edmaier (LThK).
23 AD Moselle H 3567bis, S. 40: quando et quamdiu, nescitur (ebenso Cod. Metz Bibl. Munie. Nr.
514)
24 Cod. Metz Bibl. Munie. Nr. 1222, S. 153
125
Rechtswissenschaft in Löwen und Köln, ehe er in nicht weniger als sechs Kartausen als
Prior amtierte. Da die weitaus meisten seiner theologischen Schriften25 bislang unge-
druckt sind, lassen sich keine präzisen zeitlichen Zuordnungen vornehmen. Der insge-
samt 560 Seiten starke Bibliothekskatalog der Kartause St. Alban verzeichnet von Birn-
baum nur eine Schrift „Collecta de quatuor exercitiis religiosorum“, eine Predigt von ihm
ist in der Trierer Stadtbibliothek erhalten.26 27
6.2.2. Der Bibliotheksbestand der Kartause Rette!
Das Schreiben und die Lektüre von Handschriften nahm in der stillen Welt des Kartäusers
einen hohen Stellenwert ein. Bereits in den Consuetudines des Guigo heißt es nachdrück-
lich:
Libros quippe tamquam sempiternum animarum nostrarum cibum cautissime custodiri
et studiosissime volumus fieri, ut quia ore non possumus, Dei verbum manibus predi-
cemus. Quot enim libros scribimus, tot nobis veritatis precones facere videmur.17
Folglich zählten die Kartäuserbibliotheken zu den bestausgestatteten ihrer Zeit. Mit den
Beständen beispielsweise der Trierer Kartause St. Alban oder der Kartause zu Mainz,28 die
entweder erhalten oder zumindest aus Katalogen erschließbar sind, tut sich der literatur-
geschichtlichen Forschung eine wahre Fundgrube auf. So sind auf dem Michaelsberg in
Mainz im Lauf von 150 Jahren über eintausend Handschriften entstanden. Es wäre illu-
sorisch, ähnliche Zahlenverhältnisse von der exponierten, zudem spät gegründeten Kar-
tause von Rettel erwarten zu wollen. Dennoch hat auch hier das Wirken tatkräftiger und
hochgebildeter, selbst literarisch tätiger Priore wie Adolf von Essen oder Heinrich Birn-
baum seine Spuren hinterlassen. In der Metzer Stadtbibliothek ist ein Fundus von 63
Handschriften und 28 Inkunabeln aus Rettel erhalten (zehn weitere Codices und fünf In-
kunabeln wurden 1944 zerstört). Von den insgesamt 73 nachweisbaren Handschriften
stammen 42 aus dem 15. Jahrhundert. Von keiner anderen Klosterbibliothek des Unter-
suchungsraumes haben sich so viele Handschriften erhalten.29 Die Verluste durch die Auf-
lösung der Kartause im Jahr 1792 glaube ich gering ansetzen zu dürfen, spricht doch die
einzige Notiz in der Hausüberlieferung bereits nur von einer parvula bibliotbeca, die seit
1655 in der umgebauten St. Stephanskapelle aufbewahrt worden sei.30
25 Werklisten ebd., S. 154, u. Richermoz, Henri de Piro
2* Cod. Trier Stadtbibi. 2233/1816, S. 33, Sign. B55; Predigt in 290/39, f. 298-301. Ein schon bald
nach 1427 erstelltes Gutachten Johannes Rodes über eine Schrift „Quaestiones et responsiones“
des Heinrich Piro in Cod. Trier Stadtbibi. 2043/960, f. 173v-174v, s. Becker, Johannes Rode,
S 58
27 PL 153, Kol. 693-696 (cap. 28)
28 vgl. Cod. Trier Stadtbibi. 2233/1816 u. Schreiber, Bibliothek
29 vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken; zu Tholey, das an zweiter Stelle folgt, s. Kap. 6.3.1. u.
6.3.2.1.
30 AD Moselle H3567bis, S. 23: . .. quia necesse habebamus eandem capellam conservationi par-
vulae nostrae bibliothecae adaptare. Auf einem Kupferstich des 18. Jh., der den Neubau der Kar-
tause zeigt, ist unter Nr. 11 die „bibliotheca“ vermerkt, Abb. bei Flesch/Conrad/Bergholz,
Mönche an der Saar, S. 193
126
Diese Größenrelation entspricht damit weit eher beispielsweise der 1392 gegründeten
Kartause Nieuwlicht („Nova Lux“) bei Utrecht, über deren frühe Handschriften eine aus-
gezeichnete kodikologische Untersuchung vorliegt.31 Demgegenüber sind die Retteier
Handschriften — abgesehen von den summarischen Angaben in Quicherats Catalogue
général - bislang nicht in das Blickfeld der Forschung gelangt. Wie aber rekrutierte sich
der Bestand, worauf richteten sich die Lektüreinteressen eines spätmittelalterlichen Kar-
täuserkonvents hin aus? In die Betrachtung eingeschlossen sind hierbei die älteren, zum
Teil wohl von der Benediktinerabtei übernommenen Handschriften sowie die wenigen
frühneuzeitlichen Zuwächse,32
Zunächst einmal verdeutlicht die Analyse der Besitzvermerke die Hilfestellung, die die üb-
rigen Kartausen der Neugründung durch „Dauerleihgaben“ geleistet haben. Sieben
Handschriften stammen aus St. Alban, je eine aus Basel, Mainz und Freiburg i. Breisgau.33
Vorzugsweise handelt es sich um ältere liturgische Bücher, die zur Grundausstattung einer
Kartause gehören. Die Bezüge zum Trierer Kloster laufen dabei über Adolf von Essen, den
Freiburger Codex hat wohl Johannes Apothecarius beigesteuert, der auch an der Erstel-
lung von Nr. 353 beteiligt war. Private Vorbesitzer und Stifter, wie sie sich etwa bei St.
Alban nachweisen lassen, sind dagegen nicht bekannt.34 Insgesamt tragen nur 22% des
Bestandes einen Besitzvermerk, der — ähnlich wie im Fall der Kartause Mainz — sehr unter-
schiedlich formuliert sein kann. Hier waren die individuellen Vorlieben des jeweiligen
Schreibers oder Bibliothekars maßgeblich, eine vorgegebene Ordensnorm existierte nicht.
Die Zuordnung nach Rettel ist aber stets durch den charakteristischen Einband aus dem
18. Jahrhundert gewährleistet.35 Die einzige erhaltene alte Bibliothekssignatur („B
XXIII“) findet sich in Nr. 371, das Katalogisierungssystem war also offenbar primitiver
als in Mainz, wo eine dritte Orientierungsangabe hinzukommt.36 Nur bei wenigen Co-
31 J. P. Gumbert, Die Utrechter Kartause und ihre Bücher im frühen 15. Jahrhundert, Phil. Diss.
Leiden 1972. Insgesamt erfaßt Gumbert 52 vor 1430 entstandene Handschriften.
32 Die ältesten Teile von Nr. 651 reichen ins 11. Jh., aus dem 12. Jh. stammt Nr. 450, aus dem 13./14.
Jh. Nr. 247, 261, 320,332,370 (datiert), 371, 375,459,465,472,485, 575,590, 747. Aus dem
16. Jh. ist Nr. 579, aus dem 17. Jh. Nr. 267, 495, 505, 553, 619, 630, 639, 655, 694. Hss. des
18. Jh. sind Nr. 514, 657 und die Abt Klein gewidmete Nr. 1222. Natürlich muß man damit
rechnen, daß auch ältere Hss. erst später über Kauf oder Schenkung nach Rettel gelangten, gesi-
chert ist dies für Nr. 474.
33 Nr. 261, 320, 321, 326, 370, 569 u. 604 stammen aus dem Trierer Kloster, Nr. 371 aus Basel,
Nr. 463 aus Mainz (Bibliotheksbeziehungen zwischen diesen beiden Kartausen sind nachge-
wiesen, s. Schreiber, Bibliothek, S. 84ff. ) und Nr. 632 aus Freiburg. Auch Nr. 464 ist nicht in
Rettel entstanden. Ein Trierer Codex ist u. U. bis in die erwähnte Kartause Utrecht gelangt, s.
Gumbert, Kartäuser und ihre Bücher, S. 67.
34 vgl. J. Simmert/P. Becker, Eine Anregung zur Einrichtung einer Universitätsbibliothek im Testa-
ment des Trierer Magister Dr. theol. Joh. Leyendecker (gest. 1494), in: G. Droege u. a. (Hrsg.):
Verführung zur Geschichte. Festschrift zum 500. Jahrestag der Eröffnung einer Universität in
Trier, Trier 1973, S. 150-164
35 so bereits Quicherat, Catalogue général, S. XCVII-C. Die Zuverlässigkeit dieser Methode zeigt
sich beispielhaft an Cod. Nr. 474, den Quicherat korrekt der Kartause zuordnet, ohne daß er den
Besitzvermerk auf dem Vorsatzblatt bemerkt hätte.
36 Schreiber, Bibliothek, S. 23ff. Keine Anhaltspunkte gibt es in den Quellen für einen Retteier Bi-
bliothekskatalog. Der letzte Mainzer Katalog ist 1718 angelegt worden, just in den Jahren, in
denen in Rettel Cod. Metz Nr. 514 und AD Moselle H3567bis entstanden. Als vorbildlich wurde
in Mainz die Bibliotheksordnung aus St. Alban empfunden und für den eigenen Konvent adaptiert
(ediert bei Schreiber, Bibliothek, S. 190-194). Bei den engen Beziehungen zwischen der Trierer
Kartause und Rettel ist es wahrscheinlich, daß eine ähnliche Ordnung auch in der Neugründung
galt.
127
dices lassen sich der Name des Schreibers oder eine präzise Datierung ausmachen. So ist
in der ursprünglich Trierer Handschrift Nr. 370 eine Predigt des Franciscus de Maironis
von dem Kleriker Ludolph von Duisburg am 27. April 1333 abgeschlosen worden. Im Ju-
beljahr 1400 vollendet ein Johannes Leufferswillen den Codex Nr. 460. Ein deutlicher
Schwerpunkt der eigenen Retteier Schreibaktivitäten liegt in den 1470er Jahren: Nr. 374
ist am 31. Dezember 1470 von einem Johannes Schuman in Luxemburg vollendet
worden, Nr. 352 ist auf 1472 datiert, Nr. 167 präzis auf den 27. August 1474,37 Nr. 446
auf den 3. März 1479, Nr. 560 stammt von 1480.
Zahlenmäßig überwiegen die „libri ordinis“ oder die „libelli ad cellam requisiti“, die jeder
einzelne Kartäuser in seiner Zelle benötigte: Ordensstatuten, Breviere bzw. Diurnale,
Psalter, Kalendarien, Evangelientexte und weiteres mehr aus dem Bereich der Liturgica.38
Die „Aurora“ des Petrus Riga, die lateinische Versbibel des Mittelalters, lag im Auszug
vor,39 wenig hat sich von der sonst im Orden recht beliebten Evangelienkonkordanz des
Nikolaus von Lyra erhalten.40 Einen weiteren Schwerpunkt bilden asketisch-mystische
Schriften und die Patristik, hier vor allem Augustinus.41 Beliebtester Autor ist aber un-
zweifelhaft Bernhard von Clairvaux gewesen, da sich bei ihm die Retteier Lokaltradition
mit der generellen Zuneigung der Kartäuser für den „Doctor mellifluus“ verband.42 An-
geblich — so eine verbreitete Legende - hatte Bernhard, der in Rettel selbst zwei Wunder
gewirkt hatte, den Eintritt in den Kartäuserorden erstrebt.43 Kaum vertreten sind die be-
kannten Kartäuserautoren des 15. Jahrhunderts wie z. B. Werner Roievink, Johannes
Hagen oder Dionysius von Roermond. Selbst von den „Hausautoren“ ist nur ein einziger
Traktat des Dominikus von Preußen berücksichtigt.44 Hier hielten es die Retteier Patres
mit dem von ihnen gern gelesenen Jean Gerson:. . . salubriora sunt plerumque scripta ve-
terum . . . quam dictamina novellorum.45 Schwach repräsentiert sind auch die kanonisti-
sche Abteilung46 und erstaunlicherweise die konventionelle Hagiographie.47 Exotische
Einzelstücke sind die Historia Mongalorum des Johannes del Piano Carpini,48 ein Reise-
37 der Festtag der „heiligen“ Margarethe von Bayern, hier als patrona nostra tituliert
38 Nr. 167,267,320,321,326/1,332,353/1,446/1+3,450,458,459,463,464/1-3,465,466,470,
471, 472/1+2,473/1 +2, 474/1+2,475/1+2,487/5,575, 579, 581, 589, 590, 595, 624/2, 630,
631,651/6, 657,694
39 Nr. 487/5
40 Nr. 446/1; vgl. dagegen seine Präsenz in der auch nicht überwältigend großen Bibliothek von
Utrecht (Gumbert, Kartäuser und ihre Bücher, S. 84)
41 Nr. 340/1+3, 342/3, 358/2,361/3, 370/6, 604/1, 612/3
42 Nr. 340/4f„ 7, 9ff., 14 sowie 342/2+4, 352/4, 353/4, 361/7, 370/3, 375/2, 490/3, 747/1-6,8,
1439/5. — Der Bericht über seinen Aufenthalt in Rettel, bei dem ein Guntram von Sierck genannt
ist, in der Historia miraculorum in itinere Germanico patratorum, MGH SS XXVI, S. 136, Nr. 4.
Vgl. oben Kap. 5. 4. , Anm. 86
43 J. M. Déchanet, S. Bernard postulant chartreux, in: Collectanea Ordinis Cisterciensium Reforma-
torum 15 (1953), S. 32-45
44 Nr. 632/2; so fehlen die Werke des Antonius von Menna, der zwischen 1586 und 1591 Profeß in
Rettel ablegte. Vgl. A. Devaux, Antoine de Menna, in: Dictionnaire de Spiritualité X (1980), Kol.
1021-1023
45 De laude scriptorum, Consideratio 2° (Œuvres IX, S. 425)
46 Nr. 261/1, 289 u. 485/3
47 Nr. 354/3 + 14,487/1+3, 577/4, 651/1
48 Nr. 651/5, s. speziell zu diesem Codex Cl. Schmitt, Une version abrégée de l’Historia Monga-
lorum, in: Archivum Franciscanum Historicum 65 (1972), S. 369-388
128
bericht aus dem 13. Jahrhundert, oder der — freilich neuzeitliche - „Flos medicinae“ des
Anthonius Marlaeus.49 Stärker ins Gewicht fallen wieder verschiedene, großenteils an-
onyme Predigtsammlungen,50 wo sich eine Identifizierung äußerst schwierig gestaltet.
Die folgende Auflistung der Retteier Handschriften stützt sich auf die eigene Einsicht-
nahme in der Bibi. Municipale von Metz und konzentriert sich auf die inhaltliche Erfas-
sung;51 keinesfalls soll einer paläographisch-kodikologisch ausgerichteten Untersuchung
vorgegriffen werden. Im Anschluß gebe ich eine Aufstellung der bekannten Inkunabeln,
deren Anschaffung freilich durchaus mehrheitlich erst in die letzte Blütezeit des Klosters
im 18. Jahrhundert fallen kann und wo sich unter Umständen auch die „Revolutionsver-
luste“ gravierender auswirken. In der Summe ergibt sich so ein lebendiges Bild der über
350 Jahre hin zusammengetragenen Bibliothek:
Nr. 167 (286 fol. , Fragmente einer Musikhandschrift vorn u. hinten in Einband einge-
klebt)
1) f. 3-236 Consuetudines ordinis Carthusiensis (= Consuetudines Guigonis, seit etwa
1125, u. Statuta Antiqua [Rifferii], seit 1259)
2) f. 236-286 Nova Statuta (Rainaldi), seit 1368 (Inc. : Prologus in novas constitutiones
ordinis cartusiensis) (s. Nr. 459)
Datierung: 1474 (in vigilia sancte Margarete patrone nostre)
Besitzvermerk: Volumen istud spectat ad fratres Cartbusienses in villa Rutile domni
Sancti Sixti martyris, quibus servetur incorruptum
Lit.: J. Hogg, Die ältesten Consuetudines der Kartäuser (Analecta Cartusiana 1), Berlin
1970
Nr. 247 (Ende 13. Jh.; 1944 zerstört)
Sermones des Johannes Halgrin von Abbeville (Inc. : Cum sacrosancta mater ecclesia)
Besitzvermerk: Iste liber est domus Sancti Sixti in Rutila, ordinis Carthusiensis
Lit.: J. B. Schneyer, Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters III (Beiträge
zur Geschichte d. Philosophie u. Theologie d. Mittelalters XLIII,3), Münster 1971,
S. 510-566
Nr. 261 (177 fol.)
1) f. l-7v Bartholomäus von Brescia, Liber Quaestionum, Prolog (Inc.: Ad honorem om-
nipotentis Dei et ecclesie Romane)
(f. 8 leer)
49 Nr. 639
50 Nr. 247,261/6,353/2,354/1,366,370/lf., 5 + 8,370/7,371,374,375/1+4,451,460,553,577/
lf., 612/2, 632/6
51 Die Angaben zu den Deperdita nach Quicherat, Catalogue général; eine weitere Handschrift in
membrana continente eleganti Charaktere (AD Moselle H 3567bis, S. 1), die Bernhards Vita des
hl. Malachias enthielt (= Opera III, S. 295-378), scheint verlorengegangen zu sein. Die Aufstel-
lung bei A. Gruys, Cartusiana. Un instrument heuristique (Editions du CNRS), 3 Bde., Paris 1976-
78, Bd. II, S. 349f., ist lückenhaft (u. a. fehlt die wichtige Handschrift Nr. 604). Die Hss. Nr. 290
und 592, die Quicherat Rettel zuweist, berücksichtige ich nicht, da sowohl Besitzvermerke als
auch der Einband nach Metz deuten. Umgekehrt sind nachzutragen die erst 1933 im Supplément
erfaßten Hss. Nr. 1222 und 1439.
129
2) f. 9-16v Johannes de Sacrobosco (= John of Holywood), De Sphaera (Inc.: Tractatum
de sphera quatuor capitulis distinguimus)52
3) f. 17-29v Exzerpte aus Aristoteles, Seneca und Boethius
4) f. 30-73v Ars dictaminis (Sammlung von Musterbriefen; Inc.: Reverendo ac diligendo
patri suo H. in tali loco H. scholarum studens) (s. Nr. 514/1)
5) f. 74-93v Grammatiktraktat (Inc.: Ad majorem artis grammatice cognitionem provi-
dendum est)
6) f. 94-176 Sermones de tempore (Inc.: Johannes quidam baptisavit)
(f. 177 leer)
Datierung: 14. Jh.
Besitzvermerk: f. 9: Domus Carthusiensis prope (radiertes Wort); f. 175v: Iste liber olim
domus Sancti Albani ordinis Carthusiensis prope Treverim, datus est ad Ruttilam.
Nr. 267 (246 fol.)
Nova collectio statutorum ordinis Cartusiensis
Datierung: 17. Jh.
Nr. 289 (228 fol.)
Bartholomaus von Pisa, Summa casuum (Inc.: Quoniam, ut ait Gregorius super Eze-
chielem)
Datierung: 15. Jh.
Nr. 320 (125 fol.)
Evangelium Lucae cum glossis
Datierung: 13. Jh.
Besitzvermerk: f. 1: Iste liber est domus S. Albani ordinis Carthusiensis extra muros Tre-
virenses.
Nr. 321 (133 fol.)
Quatuor Evangelistae
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: f. 60: Iste liber est domus sancti Albani prope Treveras ordinis carthu-
siensis.
Nr. 326 (161 fol. )
1) f. l-50v Expositio super Psalmos
2) f. 51-89 Komputistischer Traktat (Inc.: Quia ars computistica diversorum autorum)
(f. 89v leer)
3) f. 90-104v Tractatus de algorismo (Inc.: Omnia que a primera rerum origine processe-
runt)
(f. 105 Schreibiibungen u. musik. Notation)
4) f. 106-161v Kommentarzur Ecloga des Theodulus Italus (Inc.: Circa inicium huius libri
sciendum est)
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: f. 1: Iste liber est domus Sancti Albani prope Treverim.
52 Zu der astronomischen Zeichnung auf f. 16v s. Metz enluminée, S. 179
130
Nr. 332 (14. Jh,; 1944 zerstört)
Diurnale Cartusiense
Notiz auf dem letzten Blatt: Frater Anthonius Meilghen, de monasterio Cyslic[}), ordinis
Cartbusiensis, in Ruttila in domo Sancti Sixti pape II martiris. Orate pro eo. (s. Nr, 458
u. 575)
Nr. 340 (225 fol.)
1) f. 2-26 Augustinus, Soliloquia (PL 32, Kol. 869-904)
2) f. 26v-33v Flores aus dem Werk Anselms von Canterbury (Primo exhortatio eius ad se-
cretum contemplationis)
3) f. 34-72 Augustinus, Sermones ad fratres de heremo (PL 40, Kol. 1235-1358)
4) f. 72v-77v Bernhard von Clairvaux, Oratio de passione Christi
5) f. 78-104v Eiusdem liber de colloquio Symonis Petri et Jhesu (= Declamationes de col-
loquio Simonis cum Jesu ex S. Bernardi sermonibus collectus [von Gottfried von Clair-
vaux], PL 184, Kol. 435-476)
(f. 105 leer)
6) f. 105v-113v Anselm von Canterbury, Speculum evangelici sermonis
7) f. 114-120v Sermo beati Bernhardi abbatis in die palmarum et pasche
8) f. 121-125 De conceptione gloriose virginis Mariae sermo beati Anselmi episcopi (vgl.
Liber de conceptu virginali et originali peccato, PL 158, Kol. 431-466)
(125v leer)
9) f. 126-129 Bernhard von Clairvaux, Formula honeste vite
(129v leer)
10) f. 130-138v Bernhard von Clairvaux, Apologia (ad Guillelmum abbatem, Opera III,
S. 61-108)
11) f. 139-149v Eiusdem sermo exhortatorius ad milites Templi (= Liber ad milites
Templi de laude novae militiae, Opera III, S. 205-240)
(f. 150 Schreibübungen)
12) f. 151-199v Exzerpte aus Schriften Bernhards
13) f. 200-213v Meditatio vel contemplatio beati Anselmi de Maria virgine (vgl. Nr. 8)
14) f. 214-225v Bernhard von Clairvaux, Liber de precepto et dispensatione (Opera III,
S. 241-294)
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Domus S. Sixti in Rutila ordinis Cartbusiensis
Nr. 342 (198 fol.)
1) f. 1-115v Gregor der Große, Dialogi (de vita et miraculis patrum italicorum, PL 77, Kol.
149-430 - Bücher 1,3 u. 4 - u. PL 66, Kol. 125-204)
2) f. 116-171v Bernhard von Clairvaux, De precepto et dispensatione (vgl. 340/14); De
duodecim gradibus humilitatis (= Liber de gradibus humilitatis et superbiae, Opera III,
S. 1-60); De apertione cordis; De gratia et libero arbitrio (Opera III, S. 155-204); De fuga
pueri et reductione eius de confessione (s. Nr. 747/5 u. 8)
3) f. 172-196 Augustinus, Liber de vera innocentia
4) f. 196v-198 Parabola beati Bernardi abbatis de guerra inter Babilonieet Jherusalem ( —
Parabola de conflictu duorum regum, Opera VI,2, S. 267-273)
Datierung: 15. Jh.
131
Nr. 352 (156 fol. )
(f. 1 leer)
1) f. 2-27v Tractatus de humilitate (mit Zitaten aus Anselm von Canterbury; Inc.: Humi-
litas quippe)
2) f. 28-148 Opus de caritate (Inc.: Amator meus, amor meus, amantissimo)
3) f. 148v-153v Oratio pro caritate
4) f. 153v-156 weitere Orationes, Exzerpte aus St. Bernhard und Benediktsregel, „De gra-
dibus humilitatis“
Datierung: f. 27v: Explicit materia de humilitate anno 1472
Nr. 353 (260 fol. )
1) f. 2-202v Horologium sapiende fratris Amandi, ordinis Predicatorum (Amand von
Saint-Quentin?, Inc. des Prologs: Sentite de Domino in bonitate)
2) f. 203-213 Sermo „Speculum peccatoris“ (Inc.: Quoniam, karissimi, in via huius secuti)
(s. Nr. 632/6)
(f. 213v leer)
3) f. 214-237v Tractatus de miseria humana
4) f. 238-260v Bernhard von Clairvaux, Meditationes de contemptu mundi (s. Nr. 375/2
u. 747/2)
Datierung: f. 202v: Explicit liber qui dicitur Horologium divine sapiende, scriptus a
fratre Johanne Apothec. monacho domus Rutelensis prope Sirck, ordinis Carthusiensis.
Orate pro eo in caritate. Et hic liber est domus eiusdem. Johannes Apothecarius, Mönch
der Freiburger Kartause, scheint in der Auseinandersetzung um die Aufhebung der Bene-
diktinerabtei St. Sixtus den Standpunkt Adolfs von Essen vertreten zu haben. Vom Gene-
ralkapitel 1434 wird er nach Rettel versetzt, wo er um 1459 stirbt (Klinkhammer, Adolf
von Essen [I], S. 67).
Besitzvermerk: Iste liber est domus Sancti Sixti in Rutila, ordinis Cartus.
Nr. 354 (300 fol. )
1) f. 2-36 Sermones quinque de conceptione beatae Virginis (Inc.: Orietur stella ex Jacob)
(f. 36v-37 leer)
2) f. 37v-39 Inkunabel eines lateinischen Ewigen Kalenders
3) f. 39v-66v Inkunabel der Vita des hl. Servatius von Tongern (BHL 7640), Kolophon
auff. 66v: Colonieque impressa per me Arnoldum ther Hoyrnen finita anno Domini 1475
die mercurii quarta mensis mardi.53
4) f. 67-77v Jean Gerson, De remediis contra pusillanimitatem (Œuvres X, S. 374-386,
Werknr. 537, datiert vor 30. 7. 1405)
5) f. 78-78v Jean Gerson, Brief an Michel Bartine, Mönch der Grande Chartreuse, Lyon,
9. 6.1426 (= Geleitbrief zu „De libris legendis a monacho“, Œuvres II, S. 275f., Werknr.
57)
6) f. 79-83 Jean Gerson, De libris legendis a monacho (Œuvres IX, S. 609-613, Werknr.
464, datiert 9. Juni 1426)
53 Zu den Inkunabeln Arnold Therhoernens, der enge Beziehungen zur Kölner Kartause unterhielt,
s. S. Corsten, Die Anfänge des Kölner Buchdrucks (Arbeiten aus dem Bibliothekar-Lehrinstitut
des Landes Nordrhein-Westfalen 8), Köln 1955, S. 18ff., besonders S. 33
132
7) f. 83v-91 Jean Gerson, Quaestiones 4 circa poenitentiam, et de detractione (Œuvres IX,
S. 65-72, Werknr. 427, datiert 1400-1415)
8) f. 91v-105 weitere Exzerpte aus Gerson-Schriften
9) f. 105v-116v Jean Gerson, Brief an Guillaume Minaudi von der Grande Chartreuse,
Lyon, 30. 10. 1422 (= De religionis perfectione et moderamine, Œuvres II, S. 232-245,
Werknr. 49)
10) f. 117-128 Jean Gerson, De praeparatione ad missam (Œuvres IX, S. 35-50, Werknr.
425, datiert 1408 od. 1412)
(f. 128v leer)
11) f. 129-148v Humbert de Romanis, Epistola de tribus substancialibus ordinis (= Epi-
stola de regularis observantia disciplinae = De tribus votis; ed. Humbert de Romanis,
Opera de vita regulari, ed. J. -J. Berthier, Bd. I, Rom 1888, S. 1-41 )54
12) f. 149-185v Epistola b. Eusebii ad s. Damasum de morte s. Jeronimi (= Epistola
Pseudo-Eusebii de morte Hieronymi, BHL 3866)
13) f. 186-246v Hieronymus, Regula vivendi in monasteriis (missa ad Eustochium)
14) f. 247-300v Inkunabeldruck einer mittelhochdeutschen St. Martinslegende
Datierung: 15. Jh.
Nr. 357 (15. Jh.; 1944 zerstört)
1) Inkunabeln von Gerson-Traktaten
2) Heinrich von Coesfeld, Tractatus de venerabili sacramento altaris55 56
Nr. 358 (168 fol.)
1) f. 1-47 Tractatus optimus de interna Christi locutione ad animas fideles (Inc.: Audiam
quid loquatur)
2) f. 47-53v Augustinus, De triplici habitaculo (PL 40, Kol. 991-998)
3) f. 54-66 Tractatus de interna conversacione
4) f. 66v-85 Exzerpte aus Thomas a Kempis, De imitatione Christi
(f. 85v leer)
5) f. 86-140v Tractatus devotus de devota Christi susceptione in sacra communione (Inc. :
Venite ad me)
6) f. 141-156v Alfonsus Bonihominis, Epistula de veritate catholice fidei
7) f. 157-168v verschiedene Exzerpte
Datierung: 15. Jh.
Nr. 361 (171 fol. P
1) f. 2-84v Richard Rolle, Incendium amoris
2) f. 87-103 Bonaventura, Soliloquium
3) f. 104-106 Augustinus, Sermo de legenda sacra scriptura
4) f. lOöv-110 De quantitate divinae maiestatis quaedam consideratio (Inc.: Cogitare
debet fidelis et devota religiosa anima)
54 Humbert hat über die Lütticher Bräuche auch Johannes Rode beeinflußt, s. Becker, Johannes
Rode, S. 90 u. 136f.
55 vgl. Cod. Trier Stadtbibi. 681/878 (Heinrich von Coesfeld, Liber de utili ac oportuna institutione
sacramenti Eucharistiae)
56 ausführliche Formal- u. Inhaltsbeschreibung bei Schmitt, Manuscrits, S. 494-496; ich beschränke
mich hier auf die Angabe der enthaltenen Schriften.
133
5) f. 11 l-160v Jordanus von Quedlinburg, Meditationes de passione Christi
6) f. 161-166 Ekbert von Schönau, Soliloquium
7) f. 166-171v Doctrina beati Bernardi
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Iste liber pertinet ad domum S. Sixti in Rutila, Ordinis Cartusiens. prope
Sirck (alte Signatur В XXII)
Nr. 366 (268 fol.)
Sermones dominicales ab adventu Domini (Inc. Erunt signa in sole et in luna)
Datierung: 15. Jh.
Nr. 370 (101 toi.)
1) f. l-15v mehrere lat. Sermones
2) f. 16~32v deutsche Sermones
3) f. 33-48v Meditationes S. Bemhardi (s. Nr. 1439/5)
4) f. 49-60v Innozenz III., De miseria conditionis humanae (ed. M. Maccarrone, Lugano
1955)
5) f. 61-72 lat. Sermones, u. a. „De annuntiatione beate Marie Virginis gloriose“
6) f. 72-77v Augustinus, De contemplatione
7) f. 77v-88v Franciscus de Mairoms, Sermo de corpore Christi (Schneyer, Repertorium
[s. Nr. 247] II, S. 70, Nr. 80)
8) f. 89-101v Sermones, u. a. „In conversatione sancti Pauli“
Datierung: f. 88v: (zu 7) . . . actus et completus per Ludolphum clericum de Dusborgh,
in Romana curia . . . anno Domini m. ccc. xxxiü (1333) feria tercia post Marci ewange-
liste.
Besitz vermerk: f. 33: Liber olim fratrum Carthustensium prope Treverim datus domui
Rutilensi ab etsdem fratribus.
Nr. 371 (144 toi.)
Legenda sanctorum (Inc.: Universum presentis vite tempus a plensque in quatuor tem-
pora est distinctum)
Datierung: 14. Jh.
Besitzvermerk: f. lv u. 144v: Iste liber est fratrum Carthustensium monachorum Bastlee.
Nr. 373 (211 fol.)
1) f. 1-134 Tractatus de missa et sacramento altaris (f. 1: Venerabiles patres et domini,
cogitante me crebrius ac diligenti indagine in diebus multis et noctibus in armario mentis
mee revolvente quid laboris quidve utilitatis pro felici incremento novelle prelatatioms il-
lustrium principum ac dominorum marchionum Missenenstum, videlicet alme nostre uni-
versitatis Lipsensis, facere possum et exhibere. . .)57
57 Dominikus von Preußen hat mehrere Jahre in Meißen gelebt, aber in Krakau, nicht in Leipzig, stu-
diert. Der literarisch ungemein produknve Erfurter Kartäuser Johannes Hagen (de Indagine, gest.
1475) hat mehrere Meßerklärungen verfaßt, s. J. Klapper, Der Erfurter Kartäuser Johannes
Hagen (Erfurter Theologische Studien 9 u. 10), Leipzig 1960, Bd. LS. 43f. u. H, S. 29. Er hat al-
lerdings in Erfurt studiert und obige Einleitungsformel ist m. E. mit indago,iius,f. konstruiert.
Überhaupt sprechen die gewählten Formulierungen gegen einen Kartäuser als Verfasser, wenn
auch der Retteier Armanus den Band als „Sermones aut. Cart. “ ( Einprägung auf Buchrücken)
klassifizierte.
134
(f. 135-135v leer)
2)f. 136-211 Tractatus de septem sacramentis (Inc.: Quoniam mesepius rogasti, Petre)5*
Datierung: 15. Jh.
Nr. 374 (1470; 1944 zerstört)
Heinrich von Coesfeld, Sermones hyemales58 59 (Inc.: Sermo primus in sollempnitate om-
nium sanctorum de duplici sanctorum beatitudine)
Datierung: . . . scripti per Johannem Schuman, in Lutzenburgo, anno Domini m. cccc.
Ixx, in die sancti silvestris, circa horam nonam de mane.
Besitzvermerk: Iste liber est domus S. Sixti in Rutila.
Nr. 375 (165 fol.)
1) f. 2-61v Sermones hyemales (Inc.: Jerusalem querimus)
2) f. 62-92v Bernhard von Clairvaux, Meditationes de contemptu mundi (s. Nr. 353/4 u.
747/2)
3) f. 93-99 De septem peccatis mortalibus ex compendio theologie
4) f. 99v-165v Sermones und Exzerpte aus verschiedenen Autoren
Datierung: 14. Jh.
Nr. 446 (156 fol.)
1) f. 1-5 Evangelienkonkordanz des Nikolaus von Lyra60
2) f. 5v-10 Ordnung der Evangelienlesungen
(f. 11 leer)
3) f. llv-156v Quatuor Evangelistae (mit den Einleitungen des Hieronymus)
Datierung: f. 156v: Anno 1479. 3 die Marcii
Nr. 450 (238 fol. )
Lektionar
Datierung: 12. Jh.
Nr. 451 (331 fol. )
Sermones super evangeliis et epistulis (Inc.: Cum appropinquasset Jbesus Jberosolimes)
Datierung: 15. Jh.
Nr. 458 (127 fol.)
Diurnale Cartusiense (s. Nr. 332 u. 575)
Datierung: 15. Jh.
Nr. 459 (163 fol.)
Statuta Cartusiensia (s. Nr. 167/2)
Datierung: 14. Jh.
58 Sollte es sich bei diesem Petrus um Petrus Eselweg handeln, den „Magister“ des Dominikus und
1425-1432 der dritte Rektor von Marienfloss? Zu denken wäre auch an seinen Amtsvorgänger
Petrus Unmutz (Prior von 1421-25). Bei Klinkhammer ist diese Handschrift nicht erwähnt.
-9 Vgl. Cod. Trier Stadtbibi. 681/878 (Heinrich von Coesfeld, Sermones estivales et hiemales)
60 Buchrücken: LYRANUS
135
Nr. 460 (228 fol.)
Sermones super epistolis et evangeliis dominicalibus (Inc. des Prologs: Rogatus a qui-
busdam meis sociis)
Datierung: f. 228: Anno Domini m° cccc° sancto anno completus est iste Uber. Laus tibi
sit, Christe, quoniam liber explicit iste. Per manus Johannis Leufferswillen Nes. han. Jo.
verte: scriptorem noscis aperte.
Nr. 463 (253 fol. )
Breviarium Cartusiense
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Iste liber est Cartusiensium prope Mogunciam.61
Nr. 464 (365 fol. )
1) f. 2-2v Canon super Kalendarium des Petrus de Dacia
2) f. 3-9v Kalendar mit vereinzelten Nekrolognotizen (zumeist radiert)
3) f. 10-365 Breviarium
Datierung: f. 4: Anno dni 1477 obiit venerabilis dominus Bernhardus de Angelach
praepositus huius monasterii62
Nr. 465 (Anfang 14. Jh.; 1944 zerstört)
Breviarium Cartusiense
Nr. 466 (105 fol.)
Psalterium secundum ordinem Carthusiensem
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Cartusia Rutila
Nr. 470 (15. Jh.; 1944 zerstört)
Horae diurnae
Nr. 471 (117 fol.)
Missale Cartusiense
Datierung: 15. Jh.
Nr. 472 (215 fol.)
1) f. 3-8v Kalendarium63
2) f. 9-215 Psalterium
Datierung: 12.-14. Jh.
61 Nach Cod. Trier Stadtbibi. 1669/350, f. 154v-182 (Konventslisten der Kartausen Trier, Koblenz,
Köln, Arnheim und Rettel) und Hoffmann, Rettel, S. 37-39 fungierten zwischen 1481 und 1520
fünf Professen aus Mainz als Prior in Rettel.
62 zum 6. März; die Handschrift stammt wohl aus einem fremden Konvent.
63 Zum 8. Januar ist die Dedicatio ecclesie in Ruttila notiert. Zu den Illuminationen der Hs. s. Metz
enluminée, S. 145f. (mit SW-Abb. der Initiale von f. 9v)
136
Nr. 473 (116 fol.)
1) f. l-6v Kalendar (mit Nachträgen, darunter zum 10. 9. der hl. Nikolaus von Tolen-
tino64)
2) f. 7-116 Psalterium
Datierung: 15. Jh.
Nr. 474 (164 fol. )
1) f. l-6v Kalendar (darunter zum 8. Jan. die Weihe der Kirche von Rettel)
2) Psalterium
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Domus Rutila possidet hunc librum ab anno 1625.
Nr. 475 (77 fol. )
1) f. l-6v Kalendar (mit den Nachträgen zum 8. 1. und 10. 9. )
2) f. 7-77 Benedictiones per anni circulum
Datierung: 15. Jh.
Nr. 483 (243 fol. )
1) f. l-135v Tractatus in summam de viciis (Ine.: Obmissis ordinacionibus et sufficien-
tibus partium capitulis) (s. Nr. 485/2)
(f. 136-136v leer)
2) f. 137-243v Tractatus de virtutibus (s. Nr. 485/1)
Datierung: 15. Jh.
Nr. 485 (159 fol. )
1) f. l-85v Compendium de summa virtutum (s. Nr. 483/2)
2) f. 86-150v Doctrina de viciis (s. Nr. 483/1)
3) f. 15 l-159v Summula de processu judicii (Ine.: Antequam dicatur de processu judicii)
Datierung: 14. Jh.
Nr. 487 (249 fol. )
1) f. 1-2 Caesarius von Heisterbach, Dialogus Miraculorum VIII,18 (ed. Strange, Bd. II,
S. 95; Ine.: ln Lucka domo ordinis nostri)
2) f. 2v-100 Exzerpte aus Johannes Klimakos, Scala Paradisi (PG 88, Kol. 631-1164,
griech. -lat. Parallelausgabe)
3) f. 101-102v Exzerpte aus Daniel von Raithu, Vita des Johannes Klimakos (PG 88, Kol.
595-608, griech. - lat. ; Ine.: Que nempe ut sic loquar)
4) 103-181v zahlreiche Exzerpte aus Schriften Gregors des Großen und Briefe eines „Ma-
gister Gerardus“ (= Gerhard von Abbeville?)
(f. 182-182v leer)
5) f. 183-249 Petrus Riga, Aurora (Ine.: Primo facta die duo)
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Iste liber est Domus S. Sixti de Rutila.
Nr. 490 (156 fol. )
(f. 1-lv abgeschnitten)
64 Heiligsprechungsverfahren 1446 abgeschlossen
137
1) f. 2-48v Thomas a Kempis, De imitatione Christi (s. Nr. 491/1)
2) f. 49-60 Dialogus sive colloquium Domini nostri Jhesu et monachi (Inc.: Verbum michi
ad te, o princeps celi); f. 60-65 Dialogus Jesus-senex; f. 65-70 Dialogus Jesus-peccator;
f. 70-74 Dialogus Maria-peccator
3) f. 74-156v Exzerpte u. a. aus Bernhard von Clairvaux und Hymnen
Datierung: 15. Jh. (zum Einband Teil einer Hs. des 12. Jh. verwendet)
Nr. 491 (216 fol. )
1) f. l-211v Thomas a Kempis, De imitatione Christi (s. Nr. 490/1)
2) f. 212-216v Exzerpte aus Isidor von Sevilla
Datierung: 15. Jh.
Nr. 495 (220 fol.)
1) f. l-99v De ascensione mentis in Deum per scalas rerum creatarum
2) f. 100-1 lOv Meditatio ac expositio super orationem Dominicam
3) f. 111-126 Meditationes zu weiteren Gebeten
(f. 127-131v leer)
4) f. 132-220 Meditationes zu verschiedenen Heiligenfesten
Datierung: 17. Jh.
Nr. 505 (356 fol.)
1) Enchiridion piarum meditationum in omnes Dominicas, sanctorum festa, secundum
kalendarium sacri ordinis Carthusiensis
Datierung: 17. Jh.
Nr. 514(278 fol.)
1) Sammlung monastischer Musterbriefe (s. auch Nr. 261/4)
2) Visitationsprotokolle
3) Priorenliste (von 1432-1759)
4) Exzerpte aus den Rettel betreffenden Beschlüssen des Generalkapitels
5) Notizen zur Geschichte einiger anderer Kartausen
Datierung: 18.Jh.65
Nr. 553 (370 fol.)
Jakob Neukirchen, Sermones de festis sanctorum (in deutscher Sprache)66
Datierung: frühes 17. Jh.
Nr. 560 (191 fol.)
Spiegel der Vollkommenheit
Datierung: f. 191: Anno Domini 1480 . . . conscriptum est hoc Speculum perfectionis.
65 Diese Handschrift ist die thematische Ergänzung zur etwa zeitgleichen Materialsammlung AD
Moselle H 3567bis (hier Fragen der Klosterverfassung bzw. Einbindung in den Gesamtkomplex
des Ordens, dort der Gründungsgeschichte und des Klosterbesitzes).
66 Praefatio: Der geistlichen und andechtigen ]ungfrawen Sybillen Newkirchen, professen des Klo-
ster zu sanct Mauritius binnen Cölln, meiner vielgeliebten Schwester . . . Zu Jakob Neukirchen
s. Nr. 655
138
Nr. 569 (165 fol.)
1) Marienhymnen, liturgische Preces (überwiegender Teil der Handschrift)67
2) f. 46-79 De implorando suffragia sanctorum
3) f. 120-165v Egregius liber de confessione a fratre Bonaventura conditus
Datierung: 15./16. Jh.
Besitzvermerk: Praesens libellus est domus S. Albani martyris prope Treverim, ordinis
Carthusiensis.68
Nr. 575 (131 fol.)
Diurnale Cartusiense (s. Nr. 332 u. 458)
Datierung: 14. Jh.
Nr. 577 (207 fol.)
1) f. 1-65 Sermones de tempore (Inc.: Cum appropinquasset Jesus)
2) f. 65v-97v Sermones de sanctis
3) f. 98-199 Plurimae instructiones et auctores ad usum monachorum
4) f. 199v-205 Vita des hl. Hubert von Tongern (BHL 4002)
5) f. 205v-207v Notizen über Ereignisse in Trier von 1518-20 (Personalia einiger Äbte
etc.)
Datierung: 14./15./16. Jh.
Nr. 579 (16. Jh.; 1944 zerstört)
Antiphonar
Nr. 581 (15. Jh.; 1944 zerstört)
1) Antiphonarium
2) Lectionarium
Nr. 589 (252 fol.)
Psalterium
Datierung: 15. Jh.
Nr. 590 (14. Jh.; 1944 zerstört)
Diurnale
Nr. 595 (158 fol.)
Neumiertes Psalterium
Datierung: 15. Jh.
Besitzvermerk: Cartusia Ruttila possidet librum.
Nr. 601 (179 fol.)69
67 Quicherat zitiert f. 1 wie folgt: „Contenta huius libri sunt excerpta seu descripta ex libro Cubelli
curialis capitanei et castellani civitatis et castri Nucerie Christianorum, pro parte sanctissimi in
christo patris et domini dominis Urbani pape VI., quem idem Cubellus composuit et exfloravit a
diversis scripturis et libris sanctorum . . .“ Diese Angabe ist wegen der starken Beschädigung des
ersten Blattes nicht zu überprüfen. Die summarische Aufschrift auf dem Buchrücken lautet
„Theologica quaedam XV“.
68 nach Quicherat auf f. 1
69 ausführliche Beschreibung bei Schmitt, Manuscrits, S. 514-516
139
1) Liturgische Preces und Hymnen (überwiegender Teil der Handschrift)
2) f. 6-6v Epistola consolatoria cuiusdam fratris ad nepotem suum eiusdem Ordinis
3) f. 60v-62 Hymnus auf die hl. Agnes
4) f. 64-72 Bonaventura, De triplici via
5) f. 84-92v Teile eines Bibelkommentars
Datierung: Auf f. 1 befinden sich Notizen zum Jahr 1423/24.
Besitzvermerk: Iste liber est Carth. in Rutila.
Nr. 604 (190 fol.)
1) f. l-105v Augustinus, Tractatus super epistola Johannis (= In Johannis epistulam ad
Parthos tractatus X, PL 35, Kol. 1977-2062)
(f. 106-112 leer)
2) f. 113-125v Jean Gerson, De arte audiendi confessiones (Œuvres VIII, S. 10-17,
Werknr. 401, datiert 1406)
3) f. 126-132 Jean Gerson, De remediis contra recidivum peccati (Œuvres VIII, S. 67-70,
Werknr. 406, datiert 1400-1415)
4) f. 133-164v Jean Gerson, Dialogus apologeticus pro coelibatu ecclesiasticorum
(Œuvres X, S. 145-163, Werknr. 510, datiert 1. Juni 1423)
(f. 165-168 leer)
5) f. 169-190 Hieronymus, Meditationes (Inc.: Saluto te ex infimo cordis)
Datierung: 15. Jh.; nach Klinkhammer, Adolf von Essen (I), S. 290, Anm. 43, nahm Adolf
bereits 1415 diesen Codex von der Trierer Kartause mit nach Marienfloss. Diese These
ist nach Ausweis von Nr. 604/4 nicht aufrechtzuerhalten, Adolf hat wohl erst als Vikar
von St. Alban (1421-1439) den Transfer in die Wege geleitet.
Besitzvermerk: Domus Sancti Albani Treverensis, ordinis Cartbusiensis, (später): Iste
liber datus est fratribus ordinis Cartbusiensis in Ruttela prope Sirck.
Nr. 612 (111 fol. )
1) f. l-37v Johannes de Deo, Liber Poenitentiarius
2) f. 38-54v Sermones
3) f. 55-88 Augustinus, De contemplatione
4) f. 89-98 Marien-Mirakel (Inc.: Virgo fuit quedam, metrice quam plenius edam)
5) f. 99-lllv Heiligenoffizien
Datierung: 14./15.Jh.
Besitzvermerk: Liber Carthusiensium prope Sirck
Lit. : A. D. de Sousa Costa, Animadversiones criticae in vitam et opera canonistae Joannis
de Deo, in: Antonianum 33 (1958), S. 76-124
Nr. 619 (218 fol., alte Zählung 282-558)
Communia de passione eucharistia, nativitate et adventu Domini
Datierung: 17. Jh.
Nr. 624 (372 fol. )
1) f. 1-28 Tractatus corporis Christi (Druck bei Jean Petit/Paris 1514)
2) f. 29-76 Orationes ante et post communionem
(f. 77 leer)
140
3) f. 78-95 Oratio b. Ambrosii de totali vita et passione Domini, Exzerpte aus Bernhard,
Augustin, Thomas von Aquin, Anselm von Canterbury und Hieronymus
(f. 96 leer)
4) f. 97-191 weitere Exzerpte und Gebete
(f. 192-194 leer)
5) f. 195-199 Hugo von St. Viktor, De modo orandi Deum
6) f. 199-280 verschiedene Exzerpte
(f. 281 leer)
7) f. 282-364 Jean Gerson, De imitatione Christi (Inkunabel, „Gerson“ handschriftlich
verbessert in „Thomas a Kempis“)
8) f. 364v-372 Jean Gerson, Tractatus de meditatione cordis (Œuvres VIII, S. 77-84,
Werknr. 409)
Datierung: 15./16. Jh.
Nr. 630 (138 fol.)
Breviarium
Datierung: 17. Jh.
Nr. 631 (181 fol.)
Orationarium in vita Jesu Christi
Datierung: 15. Jh.
Nr. 632 (234 fol. )
1) f. l-38v Tractatus de quatuor instinctibus (Inc.: Semen cecidit in bonam terram)
2) f. 38v-49v Dominikus von Preußen, De fructuosa celebratione missae (Inc.: Secundum
quod intelligimus ex parabola)
3) f. 50-83 Paradisus animae (fälschlich Albertus Magnus zugeschrieben, Inc.: Sunt
quedam vicia que frequenter)
4) f. 188-190v Exzerpte aus Schriften Ludolfs von Sachsen
5) f. 191-21lv Heinrich Heinbuche von Langenstein, Speculum animae (im Text datiert
auf 1384)
6) f. 211v-222v Sermo „Speculum peccatoris“ (Inc.: Quoniam, karissimi, in via huius se-
culi) (s. Nr. 353/2)
7) f. 234v Oratio auf den hl. Hieronymus
(ansonsten anonyme Sermones sowie Exzerpte aus Bernhard von Clairvaux und Gregor
dem Großen)
Datierung: 15. Jh.; „De fructuosa celebratione missae“ wird von Klinkhammer, Adolf
von Essen (I), S. 12f., auf 1452 datiert.
Besitzvermerk: f. 2: Iste liber est fratrum Cartusiensium apud Friburg.70
Nr. 639 (554 fol. )
Liber medicinalium (qui nuncupari potest Flos medicinae, quia ex eo quilibet colligere
habet quaelibet salutis humanae necessaria, collectus multo sudore atque labore per
fratrem Anthonium Marlaeum, Coloniensem, ordinis Carthusiensis)
Datierung: 17. Jh. 11
11 Die Handschrift wird über Johannes Apothecarius (s. Nr. 353) nach Rettel gelangt sein.
141
Nr. 651 (133 fol. )7i
1) f. l-28v Legenda b. Hugonis, episcopi Lincolniensis71 72 (BHL 4018)
2) f. 29-66v Bibelkommentar
3) f. 67v-107v Revelatio ad monachum
4) f. 108-109 Pro pauperibus versus ad divites (Fragment)
(f. 109v leer)
5) f. 110-117v Historia Mongalorum
6) f. 118-126v Hugo von St. Cher, Expositio missae
7) f. 126v-127 Offizien für die Hl. Symphorian und Timotheus
8) f. 127-129 Johannes von Fecamp, Oratio
9) f. 129v-133v De confessione
Datierung: 11./13./14. Jh.
Besitzvermerk: Iste liber est Cartbus. in Rutila prope Syerk (f. 68) sowie Iste liber est
domus Scti Sixti in Rutila, Ord. Cartb. (f. 110 u. 118)
Nr. 655 (214 fol.)
Collectanea des Jakob Neukirchen, u. a. :
1) f. 110-116 Epistula b. Ignatii institutoris Societatis Jesu de obedientia
2) f. 118-124 Sentenzen aus den Schriften des Aegidius von Assisi
Datierung: f. lv: Carthusiae Rutilanae collectus est conscriptus a devoto ac religioso patre
Jacobo Nevirkirchen, eiusdem domus professo; requiescat in pace, sepultus Ruremundae,
ubi hunc et plures alios eiusdem libros inveniens F. Jo. Naumer Rutilam misit ad domum
suae professionis. Jakob Neukirchen, ein gebürtiger Kölner, war 1602-1609 Prior zu
Rettel und wurde dann vom Generalkapitei nach Roermond als Vikar geschickt (Hoff-
mann, Rettel, S. 52). Im zweiten (Roeremonder) Teil der Handschrift findet sich u. a. der
Text eines Abiasses Papst Pauls V. vom 18. 11. 1610.
Nr. 657(131 fol.)
Martyrologium ad usum Carthusiensium
Datierung: 18. Jh.
Nr. 694 (148 fol. )
„Gebettbuch“
Datierung: 17. Jh.
Nr. 747 (106 fol.)
1) f. 2-26v Epistola missa ad fratres de Monte Dei (De vita solitaria), Bernhard von Clair-
vaux zugeschrieben, PL 184, Kol. 307-354
2) f. 26v-38 Bernhard von Clairvaux, Meditationes de contemptu mundi (s. Nr. 353/4 u.
Nr. 375/2)
3) f. 38v-47 Bernhard, Tractatus de conscientia
4) f. 47-52 Bernhard, Tractatus de apertione cordis (s. Nr. 342/2)
71 ausführlich beschrieben bei Schmitt, Manuscrits, S. 534f. Vgl. auch oben S. 128, Anm. 48
71 zur textgeschichtlichen Stellung der Hs. s. D. L. Douie/H. Farmer (Hrsg. ), Magna Vita S. Hugonis
(Nelson’s Medieval Texts), London 1961, S. LII
142
5) f. 52-70v Bernhard, Tractatus de gradibus humilitatis (s. Nr. 342/2)
6) f. 71-85 Tractatus de ordine vitae et morum institutione (Bernhard zugeschrieben)
7) f. 85v-88v Tractatus de confessione
8) f. 88v-91v Bernhard, Tractatus de fuga pueri et reductione (s. Nr. 342/2)
9) f. 91v-106v Libellus de triplici via Syon in contemplatione
Datierung: 13. Jh.
Lit. : A. Wilmart, Les écrits spirituels des deux Guiges, in: RAM 5 (1924), S. 59-79 u. 127-
158, v. a. S. 144ff.
Nr. 1222 (279 fol., = Cod. Trier Stadtbibl. 1665/354 u. 1666/353)
Modestus Leydecker, Historia antiquae et novae Cartusiae sancti Albani martyris prope
et supra Treviras (Widmung: venerando in Christo patri, domino Carolo Klein, Cartusiae
Sancti Sixti in Ruttila priori dignissimo)
Datierung: nach 1765 (Abfassungszeit), vor 1783 (Tod Kleins)
Nr. 1439 (15. /16. Jh. ; 1944 zerstört)73
1) Johannes de Turrecremata, Contemplationes
2) Jean Gerson, Alphabetum divini amoris
3) Nikolaus von Dinkelsbühl, Tractatulus de arte moriendi74
4) Descriptio virtutum
5) Meditationes beati Bernardi abbatis
6) „Casus quibus aliquis prohibetur a communione sacra“
Folgende Inkunabeln lassen sich der Kartause zuordnen:75
Alfons de Spina, Fortalitium fidei contra fidei christianae hostes, Nürnberg 1485 (Nr.
139; Hic liber est cart. S. Sixti in Rutila.)76
Antoninus von Florenz, Summae theologicae Partes IV, Straßburg 1490 (Nr. 210-212)77 78
Berthold von Freiburg, Horogium devotionis circa vitam Christi u. De vita et beneficiis
salvatoris Jesu Christi meditationes; Gerhard von Zutphen, Tractatus de spiritualibus as-
censionibus (Nr. 536; Liber domus sancti Sixti in Rutila)
Sebastian Brant, Expositio omnium titulorum juris civilis et canonici, Basel 1500 (Nr.
518P
Lit.: B. Halporn, Sebastian Brant as an editor of juristic texts, in: Gutenberg-Jahrbuch
1984, S. 36-51
73 Die Inkunabel Nr. 402 (s. bei Johannes Chrysostomos) enthält die Texte dieser Handschrift.
4 Nach A. Madre, Art. Nikolaus von Dinkelsbühl, Verfasserlexikon VI (1987), Sp. 1048-1059, hier
1056, ist die Zuweisung dieses Textes an Nikolaus sehr zweifelhaft.
75 in alphabetischer Reihenfolge, Signaturen nach Jacob, Catalogue. Die Autorennamen wurden be-
hutsam aktualisiert, ebenso die Parallelen zu Trierer Klöstern notiert. Da vorrangig die „Anschaf-
fungspolitik“ und damit die Leseinteressen der Kartäuserpatres im Mittelpunkt stehen sollen,
konnte auf eine umfassende bibliographische Beschreibung verzichtet werden.
76 vgl. Voullieme, Inkunabeln, Nr. 1048 (St. Matthias/Trier)
77 ebd., Nr. 1417 u. 1419 (Bde. I u. II)
78 ebd., Nr. 262 (Eberhardsklausen)
143
Breviarium Trevirense (Nr. 527)
Gemma vocabulorum, Deventer 1492 (Nr. 556; Me possidet Cartbusia Rutiliana)
Lit.: F. Claes, Lijst vanNederlandse woordenlijsten en woordenboeken gedrukt tot 1600,
in: De gülden passer 49 (1971), S. 130-229 u. 54 (1976), S. 49-63
Gemma vocabulorum, Deventer 1489 (Nr. 558)
Guido von Montrocher, Manipulus curatorum; Wilhelm von Paris, Postilla super Epi-
stolas et Evangelia (Nr. 410)
Heinrich Arnoldi, Contra Tureos specialis litania (Nr. 404)
Heinrich von Settimello u. grammatische Schriften, Köln 1497 (Nr. 562; Me possidet
Carth. Rutil.)
Hymni de tempore et de sanctis (Nr. 563)
De Imitatione Christi, lib. I (Nr. 565,1944 zerstört; Hic liber pertinet ad domum sancti
Sixti in Rutil.)
Jean Gerson, Collectorium super Magnificat (Nr. 337)
Johannes Chrysostomus, verschiedene Schriften u. Texte der Hs. 1439 (Nr. 402)
Johannes Marchesinus, Mammotrectus super Bibliam (Nr. 180)
Johannes Nider, Manuale confessorum, De lepra morali, Dispositorium moriendi (Nr.
470)
Johannes de Turrecremata, Expositio super toto Psalterio (Nr. 237)
Missale (Nr. 191)
Missale Carthusiense (Nr. 193)
Missale Romanum (Nr. 305)
Nicolaus Salicetus, Antidotarius animae, Straßburg 1493 (Nr. 537)
Petrus Comestor, Historia scholastica super novum testamentum cum additionibus, Ut-
recht 1473 (Nr. 364, 1944 zerstört)
Postillae super Epistolas et Evangelia (Nr. 304; Iste liber est domus sancti Sixti in Rutila
ordinis Carthusiensis prope Sirck.)
Rodrigo Sánchez de Arévalo, Speculum vitae humanae (Nr. 553)
Römische Historie (Nr. 323)
Hartmann Schedel, Liber Chronicarum, Nürnberg 1493 (Nr. 164,1944 zerstört; der Kar-
tause Rettel geschenkt von Gilles Guillermin de Corny)79
79 ebd., Nr. 1093 (St. Matthias)
144
Lit.: E. Rücker, Die Schedelsche Weltchronik. Das größte Druckunternehmen der Dürer-
Zeit (Bibi. d. Germ. Nationalmuseums Nürnberg zur Deutschen Kunst- u. Kulturge-
schichte Bd. 33), München 1973
Vinzenz von Beauvais, Speculum historiale, 4 Bde. (Nr. 84; Liber fratrum Carthusiensium
in Rutila)
Viola Sanctorum sive Martyrologium; Cordiale seu Liber quatuor novissimorum, Straß-
burg 1487 (Nr. 514)8°
Vocabularius latino-germanicus (Nr. 465)
Lit. : F. Claes, Bibliographisches Verzeichnis der deutschen Vokabulare und Wörterbü-
cher, gedruckt bis 1600, Hildesheim-New York 1977
Wilhelm Durande von Mende d. Ältere, Rationale divinorum officiorum, Straßburg 1486
(Nr. 188, 1944 zerstört)80 81
ders.: Rationale divinorum officiorum (Nr. 243,1944 zerstört ; Iste liber est domus sancti
Sixti in Rutila ordinis carthusien.)
6.3. Tholey im Bannkreis der Bursfelder Reform - schriftgelehrte Mönche
um 1500
6.3.1. Vorspiel
Die offizielle Aufnahme Tholeys in die Bursfelder Reformkongregation erfolgte unter Abt
Damian von Lommersweiler auf dem Generalkapitel von 1487.82 De facto war die Re-
form bereits sieben Jahre zuvor eingeleitet worden, als sieben Mönche aus Maria Laach
auf Geheiß ihres Abtes Johann von Dedesheim nach Tholey stießen. Johannes Butzbach,
selbst Prior zu Maria Laach und in der Trithemius-Nachfolge schreibend, überliefert in
seinem „Auctarium“ einige ihrer Namen: Gerhard von Hasselt, Johann von Enckhausen
und ein nicht näher bezeichneter Wilhelm.83 Ihnen sollte es beschieden sein, wenigstens
für eine kurze Spanne die Abtei aus der Lethargie eines typischen Adelskonventes zu
reißen; Gerhard von Hasselt wurde 148884 Nachfolger Abt Damians.
Wenig beachtet wird zumeist die Tatsache, daß Tholey bereits eine knappe Generation
zuvor, in der Amtszeit des wohl aus dem Birkenfeldischen stammenden Johannes von El-
lenbach (amt. 1442-1465/66), eine zumindest partielle Reform erfahren haben muß.85 Er
80 ebd., Nr. 1455 (Kartause St. Alban)
81 ebd., Nr. 1451 (St. Matthias)
82 Volk, Generalkapitels-Rezesse I,S. 226 (St. Martin/Köln, 16. -18. Aug. )
83 Cod. UB Bonn S 356, f. 241; Angaben zu Leben und Werk Butzbachs bei Rühl, Auctarium
84 Gerhard ist bereits als Abt angeführt im Konventsbeschluß vom 18. 8. 1488 (s. Scheer, Abtei
Tholey, S. 77); die ältere Literatur und noch Haubrichs, Abtslisten, S. 202 geben 1489 an, vgl. zu
dieser Frage jetzt Becker, Abt Eberhard IV. von Kamp, S. 34lf.
85 keine Berücksichtigung bei Scheer, Abtei Tholey; alle Tholeyer Belege bei Haubrichs, Abtslisten,
S. I98f.
145
war es, der in den Augen des Trithemius die Abtei an den jungen Bursfelder Kreis heran-
führte. Abt Johannes wurde auch die Ehre zuteil, nachträglich in das Totengedenken der
Kongregation aufgenommen zu werden. Bleibendes Zeugnis seiner letztlich erfolglosen
Reformtätigkeit ist ein kleiner Fundus z. T. exakt datierter Handschriften. Sie sind der
Forschung schon seit längerem bekannt;86 von den fünf Codices, die sich alle in der Bibi.
Municipale von Metz befanden, wurden drei 1944 zerstört. Diese Liste läßt sich nun
durch zwei weitere Codices erweitern. Es handelt sich hierbei um die - ebenfalls 1944 zer-
störte - Handschrift Nr. 246 der Bibi. Municipale Metz und eine heute in Berlin aufbe-
wahrte Predigtsammlung „Sermones Paratus de tempore“.87 Für die Metzer Sammel-
handschrift ist man zwangsläufig auf die knappen Angaben von Quicherats Catalogue
général angewiesen;88 entscheidend für die Zuordnung zu Abt Johannes ist der Schluß der
anonymen Kompilation des Promptuariums: Explicit Promptuarium, etc. anno Domini
m. cccc. Ix. Thematisch ordnet sich Cod. Metz Bibi. Munie. 246 vorzüglich in den Kontext
der übrigen, meist homiletischen Sammelhandschriften ein. Die Tholeyer Provenienz der
Berliner Sermones-Kollektion ergibt sich aus dem Besitzeintrag89 und dem erhaltenen
Fragment eines Totenrotels auf dem Vorsatzblatt. Die Totenanzeigen stammen aus-
schließlich aus Tholey benachbarten Abteien und Stiften: St. Paulin/Trier, Mettlach, St.
Nabor, St. Martin Glandariensis, St. Martin/Trier und Weiler-Bettnach. Die Einträge er-
folgten zwischen dem 12. November und dem 1. Dezember 1462.
6.3.2. Der niederländische Reformkreis
Die Mehrzahl der 1480 in Tholey eingetroffenen Mönche einte ihre niederländische Her-
kunft (was nicht zuletzt mit der devotio moderna jener Zeit in Verbindung steht). Butz-
bach vermerkt dies eigens für Eberhard von Kamp (= Kämpen an der Mündung der
Ijssel), Johann von Enckhausen (= Enkhuizen am Ijsselmeer, NO von Hoorn) und Ger-
hard von Hasselt (= Hasselt, 15 km NO von Kämpen).90 Der von ihm nicht näher bezeich-
nete Prior Wilhelm ist zu identifizieren mit dem an einem 24. November verstorbenen
Pater Wilhelm von Gouda, der im Nekrolog von St. Matthias/Trier eingetragen ist.91 In
86 Lager, Tholey, S. 276; Herrmann, Klosterbibliotheken, S. 28; Haubrichs, Abtslisten, S. 199; Cod.
Metz Bibi. Munie. 155 und 210 sind präzise auf den Juli 1445 datiert.
87 Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Cod. Theol. Lat. Qu. 148; s. G. Achten, Die
theologischen lateinischen Handschriften in Quarto der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbe-
sitz Berlin, Bd. I, Wiesbaden 1979, S. 48f.
88 Inhaltsangabe nach Catalogue général, S. 109: 1) Sermones super evangeliis dominicalibus. Inc.:
Ecce rex tuus venit,etc. Egregius doctor noster sanctus Thomas de Aquino dicit. 2) Alii sermones
de sanctis cum prologo. Inc.: Laudate dominum in sanctis eius, etc. Rogatus ut post lecturam fa-
cerem de sanctis per circulum anni. 3) Promptuarium Discipuli de miraculis beatae Mariae Vir-
ginis. Inc.: Ad Dei omnipotentis laudem, cum sepe recitantur sanctorum miracula, etc .. . intendo
ex diversis libris colligere opusculum quod nominari debet Promptuarium Discipuli de miraculis
beate Marie Virginis, etc. Der Provenienzvermerk („De l’abbaye de Tholey“) mag von dem ur-
sprünglichen Besitzereintrag herrühren.
89 ad sanctum Mauricium eligi ego Nicolaus Drefuß
90 Cod. UB Bonn S 356, f. 241. Inden 1470er Jahren lassen sich mehrere holländische Dozenten und
Studenten an der neugegründeten Universität Trier nachweisen, s. M. Matheus, Das Verhältnis
der Stadt Trier zur Universität in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Kurtrierisches Jahr-
buch 20 (1980), S. 60-139, hier S. 73
91 Cod. Trier Seminarbibi. 63, f. 173: Pater Wilhelmus Gaudanus prior sancti Mauricii in Tholeia
146
dem Konventsbeschluß von 1488 finden sich Namen wie Adrian von Alkmaar, Adrian
von Haarlem oder Johannes von Turnhout. Das niederländisch-niederrheinische Element
wirkt auch noch fort in der folgenden Generation, wie die Namen der Tholeyer Äbte Til-
mann von Embrica92 (amt. 1520-1526) und Balthasar von Utrecht (amt. 1527-1531) be-
legen. Im folgenden konzentriert sich die Darstellung aber auf die drei begabtesten
Mönche der ersten Reformwelle, die sich auch literarisch betätigt haben.
6.3.2.1. Gerhard von Hasselt
Die Eloge, die Johannes Butzbach auf den Tholeyer Abt anstimmt,93 spiegelt das Einge-
bundensein Gerhards in die Mechanismen und Personalia der Bursfelder Kongregation
am nachdrücklichsten wider; sie sei hier erstmals vollständig wiedergegeben:
Gerbardus abbas monasterii sancti Mauricii in Tholegia, ordinis divi patris nostri Bene-
dicti, Treverensis diocesis, natione teutonicus patria Traiectensis inferioris ex oppido
Hasselt oriundus, huius nostri cenobii et congregationis quondam monachus, vir in
divinis scripturis admodum studiosus et eruditus atque in saecularibus litteris et in iure
canonico egregie instructus, metro exercitatus et prosa et sicut persona prestans ita et in-
genio excellens et arce eloquio cautus clarus disertus atque facundus regularis quoque dis-
cipline et observande Unionis custos et amator zelosus, hic anno Dni. Millesimo quadrin-
gentesimo octuagesimo ad Tholeiam pro reformatione cum sex aliis fratribus a venerabili
domino Joanne de Dedesheim abbate suo transmissus, ibidem primum oeconomus et
demum abbas constitutus, non minus vita et conversatione quam scientia clarus effulsit,
qui, cum ante hoc triennium hic visitator94 instructam admodum ad fratres habuisset col-
lationem, Jacobi nostri95 doctrinam eius pariter et facundiam ordinisque zelum plurimum
admirantis pulchro hoc tetrasticho honorari promeruit, scilicet: Rethor in eloquio ratione
Boethius extas/ zelo virtutum iura Cathonis habes/ Demum iusticia per te modo noster/
in omni Ordo vigore manet. Sicque statuta patrum edidit autem pro edificatione legen-
tium quedam contemnende eruditionis sintagmata quibus ingenium suum probe exerci-
tans etiam nominis sui memoriam posteris reliquit. E quibus feruntur subiecta:
De cura pastorali (Oratio) Inc.: Ego sum pastor bonus96
De oculo considerationis (Oratio) Inc.: Beati oculi qui vident97
De eodem (Oratio) Inc.: Oculus fui caeco, et pes claudo98
De miseria humanae conditionis (Oratio) Inc.: Videns Jhesus civitatem99
92 In der berühmten Humanistenschule von Emmerich weilte u. a. Jakob Siberti, der Schüler und ver-
traute Freund Butzbachs in Laach.
93 Cod. UB Bonn S 356, f. 241; Auszug — z. T. mit Lesefehlern vor allem im Werkverzeichnis - bei
Scheer, Abtei Tholey, S. 73
93 Butzbach schreibt in erster Hand 1509. 1506 fungierte Gerhard von Hasselt zusammen mit dem
Abt von Schönau als Visitator in den Diözesen Trier und Köln. Bei dieser Gelegenheit gelangte er
auch wieder nach Maria Laach, worauf Butzbach hier anspielt.
95 Er ist zu identifizieren mit dem oben genannten Jakob Siberti; vgl. Arnold, Trithemius, S. 219f.
96 Io 10,11
97 Lc 10,23
98 lob 29,15
99 Lc 19,41
147
De festis summis per totum annum plures100
In capitulo annali Magontino 1513 (Oratio) Inc.: Abrahae dicta sunt promissiones101
De sancto Conrado episcopo Treverorum quiescenti apud Tholeyam carmina quaedam
Viuit adbuc in predicto monasterio suo, cui iam decetn ¿t novem annis laudabiliter prae-
fuit, unicum post Trithemium ordinis nostri decus, annos natus quinquaginta, uaria cons-
cribens sub Maximiliano serenissimo imperatore anno Domini Millesimo quingentesimo
nono, quo et ista scripsimusA02
Selbst wenn man die auch sonst das Auktarium kennzeichnenden Eingangsfloskeln außer
acht läßt und nicht unbedingt Boethius und Cato als Vergleichsmaßstab bemüht, wird der
Respekt vor der umfassenden Gesamtleistung Gerhards deutlich. Weitere biographische
Details teilt Butzbach an anderer Stelle mit. So ist in seinem berühmten „Wanderbüch-
lein“ zum Jahr 1500 ein Bruder Gerhards aufgeführt, Hermann von Hasselt, der im Laa-
cher Kloster Profeß abgelegt habe, jetzt im Werkhaus beschäftigt sei und sich als ge-
schickter Bildhauer und Tischler erweise.103 In die 1470er Jahre, also noch die Laacher
Zeit Gerhards, geht eine andere ergreifende Episode zurück. Jakob von Vreden, erster
Prior in Laach nach Einführung der Reform 1471/74, war einige Jahre später wegen seines
Übereifers abgesetzt worden. Er verfiel in Schwermut, sonderte sich von den Brüdern ab
und schloß sich in seine Zelle ein. Der etwa zwanzigjährige Gerhard von Hasselt war der
einzige, der ihm das Essen reichen durfte, und schließlich gelang es ihm durch gutes Zu-
reden, Jakob wieder zum gemeinschaftlichen Leben zu bewegen.104
Zu dem Werkverzeichnis bleibt anzumerken, daß Abt Gerhard zu dem Kapitel von Mainz
(28. -30. 8.1513 in St. Jakob) nicht erschien. Seine schon fertiggestellte Kapitelansprache
verlas stattdessen der Abt Conrad von Clus.105 Auch geht Butzbach nicht auf die Arbeiten
Gerhards an der Revision der Bursfelder Statuten ein. Die sogenannten „Cerimoniae“
waren 1474 von den Äbten von St. Martin/Köln, St. Pantaleon/Köln und Schönau erar-
beitet worden. Auf dem Kapitel zu Reinhardsbrunn von 1509 kommt nun die Sprache auf
die jahrelange Arbeit des Tholeyer Abtes, der systematisch alle seither approbierten Sta-
tuten gesammelt habe.106 Da aber Abt Henning von St. Godehard bei derselben Arbeit-
unabhängig von Gerhard - schon weiter fortgeschritten sei, sollen die Tholeyer Unter-
lagen nach Hildesheim geschickt werden. Bereits im folgenden Jahr wurde die neue Statu-
tenkompilation offiziell angenommen.107
i°° zu ergänzen Orationes
101 Gal 3,16; Nachtrag der dritten Hand; vgl. u. bei Anm. 104
102 Gerhard von Hasselt stirbt am 24. August 1517, folglich im Alter von 59 Jahren. Zu den Zeug-
nissen seiner Tholeyer Amtszeit s. Haubrichs, Abtslisten, S. 203f.
103 Wanderbüchlein des Johannes Butzbach, hrsg. v. L. Hoffmann, Graz-Wien-Köln 1985, S. 218f.
In einem Gedicht Jakob Sibertis von 1506 auf den Laacher Konvent erscheint Hermann dagegen
als Kantor, s. S. Hilpisch, Unbekanntes aus des Priors Johannes Butzbachs Laacher Zeit, in:
SM 56 (1938), S. 151-160, hier S. 157
104 vgl. S. Hilpisch, Die Einführung der Bursfelder Reform in Maria Laach, in: SM 44 (1926), S. 92-
107, v. a. S. 106. Jakob von Vreden stirbt 1511 im Alter von 72 Jahren, und Butzbach hält die
T raueransprache.
105 Volk, Generalkapitels-Rezesse I, S. 426 u. IV, S. X
106 ebd. 1, S. 393f.
107 ebd. I,S. 401
148
Keine der Gerhard zugeschriebenen Schriften hat sich erhalten. Dem Kanon hinzuzufügen
wären noch die Festreden zu den Generalkapiteln von 1506 (St. Jakob/Mainz) und 1511
(Brauweiler). Der Brief des Trithemius an den amicus charissimus Gerhard vom 16. No-
vember 1507108 ermöglicht keine Rückschlüsse auf das Verhältnis der beiden zueinander:
Der - nunmehrige - Würzburger Abt spricht ausschließlich von seinen vorangegangenen
Sponheimer Querelen, ein bemerkenswerter Unterschied zu dem warmen, persönlich ge-
haltenen Schreiben des Trithemius an Eberhard von Kamp mit exakt demselben
Datum.109 Gleich seinem berühmten Ordensbruder, der von 1483-1505 die Sponheimer
Klosterbibliothek um nicht weniger als 2000 Bände bereicherte,110 ließ sich auch Gerhard
das Tholeyer Armanum angelegen sein. Zeugnis seiner Bemühungen sind die 36 Inku-
nabeln Tholeyer Provenienz, die in der Stadtbibliothek Metz aufbewahrt werden.111 Die
meisten von ihnen sind in der Amtszeit des bibliophilen Abtes Theobert d’Hame (1730-
1759) neu eingebunden und mit seinem Wappen versehen worden; einige wenige
stammen nach Ausweis der Besitzvermerke von auswärtigen Konventen und sind viel-
leicht erst im 18. Jahrhundert nach Tholey gelangt. Für die übrigen darf von einer Akqui-
sition durch Abt Gerhard von Hasselt ausgegangen werden. In Fortführung des Ansatzes
von Herrmann, der die meisten erhaltenen Handschriften der alten Tholeyer Klosterbi-
bliothek aufgelistet hat, folgt hier die Aufstellung des Inkunabelnbestands:112
Alexander von Haies, Summa universae theologiae, Nürnberg 1482 (Nr. 126-128)113
Antoninus von Florenz, Summa theologiae Partes IV, Nürnberg 1486 (Nr. 131-133,
davon Nr. 131 1944 zerstört; Codex monasterii sancti Mauritii in Tholeia)114
Antoninus von Florenz, Chronicon sive Opus historiarum Partes III, Nürnberg 1484 (Nr.
161-163; Codex Monasterii S. Mauritii in Tholegia)us
Augustinus, De trinitate lib. XV; De civitate Dei, Basel 1489 (Nr. 195)116
Lit.: F. Fiumi, Le ediziom del „De civitate Dei“ di S. Agostino del secolo 15 (Monografie
storiche agostiniane 29), Florenz 1930
Augustinus, De civitate Dei cum commento (Nr. 196, 1944 zerstört; Codex monasterii
sancti Mauritii in Tholeya)
los Druck bei Lager, Ein Brief, S. 190f.
109 s. Kap. 6. 3.4.
110 So trägt z. B. die Metzer Inkunabel Nr. 166 (M. Antonius Coccus Sabellicus, Rerum Venetarum
Decades III, Venedig 1487) die Vermerke Codex monasterii sancti Martini in Spanbem und Con-
ventus Walderfingen. Wahrscheinlich ist das Buch erst nach der Vertreibung der Sponheimer
Mönche durch Kurfürst Ludwig von der Pfalz 1652 zu den Wallerfanger Augustinereremiten ge-
langt.
111 13 weitere Wiegendrucke sind 1944 zerstört worden. Über Anschaffung von Inkunabeln in
großem Stil bei Benediktinerklöstern s. Geldner, Inkunabelkunde, S. 162f. - Zum Vergleich: Aus
der Mettlacher Klosterbibliothek hat sich nur eine Inkunabel erhalten (Becker, Fragmente, S. 9).
112 zur Technik s. Kap. 6. 2. 2.
113 vgl. Voullieme, Inkunabeln, Nr. 1022 u. 1024 (St. Alban); 1027 u. 1030 (St. Matthias)
114 ebd., Nr. 1063, 1067, 1069 (Eberhardsklausen)
115 ebd., Nr. 1041 (Jesuitenkolleg)
1,6 ebd., Nr. 157 (Eberhardsklausen)
149
Avicenna, Canonis libri V, Passau 1479 (Nr. 157)
Bernhard de Parentinis, Expositio officii missae; Gerson, Donatus moralisatus, Nürnberg
1487 (Nr. 306)
Bonaventura, Perlustratio in lib. IV Sententiarum, partes IV, cum repertorium Johannis
Beckenhaub Moguntini, Nürnberg 1499 (Nr. 204, 1944 zerstört)
Liber VI Decretalium cum Clementinis, Lyon 1478 (Nr. 35, 1944 zerstört)
Gratian, Decretum cum apparatu, Nürnberg 1483 (Nr. 230)117 118
Lit.: E. Will, Decreti Gratiani incunabula. Beschreibendes Gesamtverzeichnis der Wie-
gendrucke des Gratianischen Dekrets (Studia Gratiana 6), Bonn 1959
Gregor IX., Decretalium lib. V cum glossa (Nr. 144, 1944 zerstört)
Guarinus Veronensis, Vocabularius breviloquius, Straßburg 1488 (Nr. 425)
Heinrich Herp, Speculum aureum decem praeceptorum Dei, Nürnberg 1481 (Nr. 218)
Heinrich von Rimini, De quatuor virtutibus cardinalibus (Nr. 259)
Jacobus a Voragine, Historia Lombardica, Nürnberg 1482 (Nr. 367)
Lit.: D. Coq/B. Dunn-Lardeau, Fifteenth and sixteenth Century éditions of the Légende
dorée, in: Bibliothèque d’Humanisme et Renaissance 47 (1985), S. 87-101
Johannes Balbi von Genua, Summa quae vocatur Catholicon, Nürnberg 1483 (Nr. 220;
Codex monasterii sancti Mauricii in tholeya)
Jordanus von Quedlinburg, Sermones de tempore, Straßburg 1483 (Nr. 222; Codex mo-
nasterii sancti Mauricii in tholeya)us
Lit.: E. Voulliéme, Georg Husner, der Drucker des Jordanus von Quedlinburg, in:
ZfB 32 (1915), S. 309-321
ders., Sermones de tempore, Straßburg 1484 (Nr. 439; Codex S. Mauritii)119
Flavius Josephus, Opera latine (u. a. De Bello Judaico lib. VII), Verona 1480 (Nr. 99)
Leonhard von Udine, Sermones de Sanctis. Mainz 1474 (Nr. 415)
Lumen animae seu Liber moralitatum (Nr. 436; Codex monasterii sti Mauricii in Theo-
logia)
Marsilius von Inghen, Quaestiones super IV libros Sententiarum (Nr. 314)
Missale Benedictinum (Nr. 16, 1944 zerstört; Codex monasterii sancti Mauritii in Tho-
leiia)
117 ebd.,Nr. 1033 (Clarissenkloster)
118 ebd., Nr. 1494 (St. Matthias); auch in Wadgassen, s. u., Exkurs II
119 ebd., Nr. 1402 (St. Matthias); ein Exemplar dieses Drucks befand sich auch in der Klosterbiblio-
thek der Zisterze Weiler-Bettnach (Jacob, Catalogue, Nr. 438: „Ex bibliotheca Villarii Bet-
nach“).
150
Nicolaus de Tudeschis, Lectura super V libros Decretalium, 6 Bde., Basel 1488 (Nr. 226,
1944 zerstört)120
Petrus Berchorius, Liber bibliae moralis sive moralisationes bibliae, Straßburg 1474
(Nr. 117; Codex monasterii Tbeolegiensis)121
Petrus Lombardus, Textus Sententiarum cum conclusionibus Henr. Gorichem (Heinrich
von Gorkum), Basel 1498 (Nr. 199 ; Sancti Mauricii codex claustro attinet iste Tholeije)
Pharetra auctoritates et dicta doctorum philosophorum et poetarum continens (Nr. 141,
1944 zerstört)
Repertorium sive Tabula generalis auctoritatum Aristotelis et philosophorum, Köln 1495
(Nr. 548; Codex S. Mauritii in tholeia)
Robert Holcot, Opus super sapientiam Salomonis, Basel 1489 (Nr. 183, 1944 zerstört;
Codex monasterii sancti Mauritii in Tholeya)122
ders., Opus super sapientiam Salomonis (Nr. 238,1944 zerstört; Liber Johannis Wethelin
Vicarii ecclesie maioris Trever., Einband mit Wappen des Theobert d’Hame)
Sermones Paratus de tempore (Nr. 419, 1944 zerstört)
Thomas von Aquin, Commentaria in omnes epistolas Pauli apostoli, Basel 1495 (Nr. 187;
Codex monasterii sancti Mauritii in Tholeya)123
ders., Scripta super primo et secundo Sententiarum, Venedig 1498 (Nr. 202, 1944 zer-
stört)
Thomas von Haselbach, Sermones dominicales super epistolas s. Pauli, 2 Bde. (Nr. 409;
Codex monasterii sancti mauricii in Tholegia)
Thomas von Straßburg, Scripta super IV libros Sententiarum, Straßburg 1490 (Nr. 318;
Faksimileausgabe Frankfurt a. M. 1966)124
Vinzenz von Beauvais, Speculum quadruplex naturale, doctrinale, morale, historiale,
Straßburg 1469-73 (Nr. 73-79, Nr. 78 1944 zerstört; Ex libris hugonis Carll Decani
Kilbürgen Anno 1607, Einband mit Wappen des Theobert d’Hame)
Lit. : T. Desbarreaux-Bernard, Etude bibliographique sur l’édition du „Speculum quadru-
plex“ de Vincent de Beauvais, attribuée à Jean Mentelin de Strasbourg, in: Bulletin du bi-
bliophile et du bibliothécaire 39 (1872), S. 97-119
Vocabularius utriusque juris, Nürnberg 1496 (Nr. 519)125
120 vgl. Voulliéme, Inkunabeln, Nr. 153-155 (St. Matthias)
121 ebd., Nr. 1343
122 ebd., Nr. 158 (Eberhardsklausen)
123 ebd., Nr. 253 (Eberhardsklausen)
124 ebd., Nr. 1575 (Dominikanerkloster)
125 ebd., Nr. 1115 (St. Matthias)
151
6.3.2.2. Johann von Enckhausen
Ungleich dürftiger sind Butzbachs Mitteilungen über das literarische Schaffen des zweiten
bedeutenden Tholeyers:126
Johannes Enckhusen, primum cenobii nostri monachus, cum predicto Gerhardo postea
abbate suo ad Tholeyam directus, homo in secularibus litteris sufficienter imbutus et di-
vinarum scripturarum minime ignarus, ingenio subtilis et sermone scholasticus, in versu
prosaque longa exercitatione instructus. Scripsisse nonnulla gemino stilo ingenii sui mo-
numenta perhibetur quibus se virum bonarum litterarum studiosum praesentibus indi-
cavit et futuris, e quibus tamen legi carmen, quod olim adhuc constitutus ad dominum
Gerlacum de Bredebach127, protunc plebanum in Cripta, nunc vero in Tuitio dedit.
De viciis et virtutibus cap. 1 De sancta trinitate128
Ceterorum que composuisse dicitur operum necdum titulos habere potui. Moritur ante
biennium sub Maximiliano anno Domini 1507.
Der fehlende persönliche Kontakt - dies im Unterschied zu Gerhard, der ja als Visitator
sein altes Kloster besucht hat - erklärt hier Butzbachs leichte Verlegenheit. Das Sterbejahr
gibt er korrekt an, denn der Tod des frater Johannes Enchus (nach anderer Handschrift
Enehusen) sacerdos et monachus wird dem Generalkapitel zu Seligenstadt (27.-29. 8.
1508) gemeldet.129
6.3.2.3. Wilhelm von Gouda
Wilhelmus item monachus prememorati monasterii Tholeyensis et prior, natione teuto-
nicus patria, Treverensis diocesis, vir in divinis scripturis studiosus et secularis literature
disciplinis apprime eruditus, musarumque amator praecipuus, qui et ipse quaedam elucu-
bravisse se dicitur, que meam adhuc latent noticiam. Vivit adhuc, ut audio, Peapolis apud
Tritemium degens, ad quem amore literarum estate iam proxima elapsa resignato prio-
ratus officio se contulit et mirabili quodam fervore eisdem operam studiose navare di-
citur.130
Die Gestalt dieses Tholeyer Priors bleibt enigmatisch. Beginnen wir bei der Chronologie.
Butzbach stellt sein Auktarium im Jahr 1509 zusammen (Wilhelm weilt zu diesem Zeit-
punkt noch unter den Lebenden), Trithemius wird nach seinem Sponheimer Scheitern
1506 Abt zu St. Jakob in Würzburg. In die Zwischenzeit muß die Übersiedlung Wilhelms
nach Würzburg fallen. 1506 wird auf dem Generalkapitel der Tod eines Tholeyer Priors
namens Jeronimus gemeldet,131 so daß für die Tholeyer Amtszeit Wilhelms von Gouda
12« Cod. UB Bonn S 356, f. 241v
127 Es handelt sich um Gerlach von Breitbach, seit 15 05 Abt von Deutz und vordem Mönch zu Laach
und Pfarrer in Kruft (Kr. Mayen, wenige km östl. von Maria Laach). Die Widmung von Trithe-
mius’ „De laude scriptorum manualium“ von 1492 ist an ihn gerichtet, ebenso ein Brief von
1505.
128 Nachtrag von dritter Hand
129 Volk, Generalkapitels-Rezesse I, S. 379
wo Cod. UB Bonn S 356, f. 241v
131 Volk, Generalkapitels-Rezesse I, S. 360
152
nicht sehr viel Spielraum bleibt. Man wird nicht fehlgehen, wenn man seinen Wechsel in
Bezug zu dem Revirement von 1507 setzt, als der langjährige Prior und Freund des
Trithemius Eberhard von Kamp Prior zu St. Matthias/Trier wird.132 Das Nekrolog von
St. Matthias bleibt singuläres Zeugnis für sein Sterbedatum;133 in das Totengedächtnis
der Kongregation ist Wilhelm jedenfalls nicht aufgenommen worden.134 Offenbar hatten
die Ordensoberen ihre Schwierigkeiten mit dem musarum amator praecipuus, eine For-
mulierung, die gerade bei einem Reformmönch Bursfelder Prägung selbst dann erstaun-
lich anmutet, wenn man den „rheinischen Flumanismus“ jener Jahre um 1500 berück-
sichtigt. Hier steht der Name des Trithemius stellvertretend für eine ganze Reihe weiterer
Benediktiner, ln der brieflichen Überlieferung der Würzburger Jahre des berühmten Abtes
hat der Gast - oder Flüchtling? - aus Tholey keinerlei Berücksichtigung erfahren. Eine
Identifizierung mit seinem ungleich berühmteren Namensvetter und Zeitgenossen, dem
Franziskaner Wilhelm von Gouda, muß abgelehnt werden, da der - wenigstens was aktu-
elle Vorgänge im Bursfelder Verband betrifft — gut unterrichtete Butzbach deutlich zwi-
schen den beiden differenziert.135
6.3.3. Die spezifische Bursfelder Schriftkultur
Das philologische Vermögen, mehr noch die mentale Bereitschaft dieser Mönche, eigene,
neue lateinische Texte zu schaffen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zu hoch
waren bei den spätmittelalterlichen Benediktinern die Hürden, die einem aktiven Umgang
mit der lateinischen Sprache entgegenstanden. Die zahlreichen Schilderungen über den
„Bildungsnotstand“ in Konventen des 14./15. Jahrhunderts sollen hier nicht eigens
bemüht werden.136 Die Bursfelder Reform bringt hier zumindest im Ansatz eine Neube-
wertung, indem schon die einzelnen Herstellungsprozeduren einer Handschrift — ob Li-
nienzeichnen, Illuminieren oder der Akt des Schreibens selbst-geradezu als „exercitium
spirituale“ angesehen werden.137 Diese Gleichsetzung ist in den Bursfelder Cerimoniae
verankert, an deren erster Revision auch der Tholeyer Abt Gerhard von Hasselt führend
beteiligt war.
In der Praxis blieb freilich die von den Statuten für die tägliche Lektüre vorgesehene Zeit
noch hinter der von Benedikt vorgeschriebenen Dauer zurück. Kaum ein einfacher Mönch
hatte Zugang zur Bibliothek, der Wahl seiner Lektüre setzte die interne Zensur des Priors
enge Grenzen.138 Hierbei orientierten sich die Klosteroberen wohl meist an Johannes
132 s. Kap. 6. 3. 4.
133 s. o. S. 146, Anm. 91
134 Es sei denn, die Tholeyer hätten mit dem 1514 verstorbenen Frater Wilhelmus sacerdos et mo-
nachus (Volk, Generalkapitels-Rezesse I, S. 442) ihren ehemaligen Prior gemeint.
135 vgl. das eigene Kapitel zu „Gwilhelmus de Gauda“ im Auctarium, f. 266r; die Lebensumstände
dieses begabten Schriftstellers bleiben im Dunkeln, er muß vor 1517 verstorben sein. Grundle-
gend zu Leben und Werk ist B. de Troeyer, Bio-Bibliographia Franciscana Neerlandica anre
saeculum XVI, 3 Bde., Den Haag 1974,1, S. 124-127 u. II, S. 58-69.
136 vgl. u. a. A. Wendehorst, Monachus scribere nesciens, in: MIÖG 71 (1963), S. 67-75
137 Frank, Erfurter Peterskloster, S. 99
138 ebd.,S. 130
153
Gerson und dessen Traktat „De libris legendis a monacho“ von 1426,139 der sein Augen-
merk vornehmlich auf Erbauungsgeschichten („piae historicae“) richtet, die dem ein-
zelnen Mönch spiritueller. Ansporn und Hilfe sein sollen. Eine bevorzugte Wendung des
Trithemius in vielen seiner Briefe ist nicht ohne Grund das Hieronymus-Zitat Ama scien-
tiam scripturarum et vitia carnis non amabis. Diese Stelle findet sich auch in seinem Brief
an den - ehemaligen - Tholeyer Prior Eberhard von Kamp,140 aus dessen Feder solch eine
asketische Abhandlung mit „Tholey-spezifischer“ Thematik stammt, die im folgenden
exemplarisch untersucht sei.
6.3.4. Eberhard von Kamp und sein „Eulogium S. Theoberti“
Verweilen wir zuvor noch ein wenig bei dem Schreiben des Trithemius (datiert auf den 16.
November 1507). Herzlich gratuliert er dem amico suo specialissimo zu dem Wechsel
nach Trier; unter dem für die Studien aufgeschlossenen Abt von St. Matthias - Antonius
Lewen, wiederum ein Niederländer - und bei der reichen Bibliothek der Abtei möge Eber-
hards eigene literarisch-wissenschaftliche Arbeit blühen. Die sonst recht schwer erträg-
liche Egozentrik des Trithemius hält sich in Grenzen. Sicher klagt er wieder ausgiebig über
seine kaum bewältigten Schwierigkeiten in Sponheim, aber er interessiert sich aufrichtig
für Eberhards Tätigkeit und will dessen neuestes Opusculum in Würzburg drucken
lassen,141 wie er ihn umgekehrt von seinen eigenen laufenden Arbeiten unterrichtet. Daß
Eberhard von Kamp zum engsten Kreis um Trithemius zählte, haben auch dem Orden
wenig freundlich gegenüberstehende Zeitgenossen klar zum Ausdruck gebracht. Schönes
Zeugnis hierfür ist ein Pamphlet gegen den Bosauer Benediktiner Paul Lang, der seiner-
seits gegen die These des Elsässer Humanisten Jakob Wimpfeling polemisiert hatte, Augu-
stinus, Gregor und Beda seien keine Mönche gewesen.142
Nach zwölf Jahren im Priorsamt zu St. Matthias avancierte Eberhard 1519 zum Abt; bis
zu seinem Tod am 25. März 1526 stand er dieser Abtei vor. Über die Trierer Jahre hat
jüngst Becker eine Studie vorgelegt, die auch ein vollständiges Werkverzeichnis enthält.143
Die zeitgenössische Würdigung bei Butzbach144 und die knappen Ausführungen der „ Viri
illustres Sti Matthiani“145 oder Hillars in den „Vindiciae“146 müssen daher zu einer Erfas-
sung seines Schrifttums nicht mehr herangezogen werden. Problematischer ist die Zeit
seines Tholeyer Wirkens. Butzbach betont, daß Eberhard zusammen mit den „obenange-
139 Jean Gerson, Œuvres IX, S. 61 Off.; diese Schrift war u. a. in der Kartause von Rettel vorhanden,
s. Kap. 6. 2. 2., Cod. Nr. 354/6.
140 Trithemius, Opera pia, S. 973
141 ebd., S. 974: Veilem, quod Opusculum tuum de Conceptione in lucem ederes, mihique admit-
teres imprimendum. Habeo enim hic peritum in arte Chalcograpbum ad manum.
142 zitiert bei Arnold, Trithemius, S. 221: . . . Sic quoque Trithemius dixit, sic et Eberhardus/De
Campis, Volzius Paulus et Schurerius,/ Ioannes Piemont, Siberti Iacobus, Rotger/Sicamber,
docti cucullatique viri.. .
143 Becker, Abt Eberhard IV. von Kamp
144 Cod. UB Bonn S 356, f. 24lv; vollständig abgedruckt bei Böcking, Supplementum, S. 335f.
145 Cod. Trier Stadtbibi. Nr. 1762/994, N. 416
146 Hillar, Vindiciae, S. 95f.
154
führten“ Mönchen von Maria Laach nach Tholey geschickt worden sei. Wie sie stammt
er aus dem Niederländischen, aus Kämpen an der Zuidersee. Wenn man hierfür wie bei
Gerhard von Hasselt das Jahr 1480 ansetzt, ist es gut möglich, daß der im Konventsbe-
schluß von 1488 angeführte „Eberhardus“ — an zweiter Stelle hinter Abt Gerhard genannt
- kein anderer als Prior Eberhard von Kamp ist.147 Für die Dauer seiner Amtszeit gibt es
eine einzige, recht späte Quelle, nämlich den Abtskatalog des Matthias Cerdo aus dem 17.
Jahrhundert.148 Nach einigen einleitenden Floskeln heißt es über Eberhard: „. . .ad quem
D. Joannes Trithemius de Spanheim non unam sed plures suo tempore conscripsit epi-
stolas. Hic primum religionis habitum assumpsit in monasterio Lacensi, indeque reforma-
tionis causa missus ad monasterium s. mauritii in Theologia, ibidem annis 12 prioris of-
ficio functus, multos composuit libros, tandem ad monasterium s. Mathie se conferens,
ibidem annis non minus 12 officium prioris exequens.“149 In der Tat war Eberhard zwölf
Jahre lang Prior zu St. Matthias (1507-1519), während er dieses Amt in der langen Zeit-
spanne von 1488-1507 nicht durchgängig ausgeübt zu haben scheint. Der 1506 verstor-
bene Prior namens Jeronimus stützt diesen zeitlichen Ansatz. Die Aussage Cerdos bezüg-
lich der Existenz mehrerer Trithemius-Briefe läßt sich nicht überprüfen; einziges erhal-
tenes Schreiben ist der bereits von Busaeus abgedruckte Brief vom November 1507. Bei
der dort erwähnten Schrift Eberhards handelt es sich um die „Decisio de veneranda et im-
maculata conceptione gloriosae Dei genitricis Mariae“, die kurz vor 1507 noch in Tholey
entstanden ist.150 Der angestrebte Druck hat sich nicht realisieren lassen, der Text ist nur
in der Sammelhandschrift Cod. Trier Stadtbibi. Nr. 608/1547 enthalten, die z. T. Eber-
hards Autograph ist.
Welche weiteren Schriften lassen sich der Tholeyer Zeit zuordnen? Hier sind in erster
Linie einige Epigramme und Hymnen auf Patrone der Abteien Tholey und Mettlach zu
nennen, auf den heiligen Kuno (von Pfullingen), auf den heiligen Theobert und den hei-
ligen Liutwin.151 In flüssigem Stil geschrieben, greifen sie vornehmlich die Kernaussagen
der älteren Viten auf. Auffallend ist die Charakterisierung Liutwins als „archiman-
drita“,152 was ein weiteres Argument für die Spätdatierung der Liutwin-Grabinschrift ist,
da Eberhard der Text seines Zeitgenossen Tilmannvon Mettlach (amt. 1480-1505) sicher
vertraut war.153 Noch nach 1507 hat sich Eberhard zumindest indirekt Mettlacher Be-
lange angenommen, wenn er seinem ehemaligen Lateinschüler Petrus von Dietz eine
knappe Einführung ins Mönchsleben schickt.154
Das „carmen elegiacum“ auf den heiligen Theobert verweist bereits auf ein ehrgeizigeres
Unternehmen: . . . prodigiorum mira suorum luce probarunt/ clarius id quod et hic infe-
147 Scheer, Abtei Tholey, S. 77; hierzu Becker, Abt Eberhard IV. von Kamp, S. 342
148 Cod. Trier Stadtbibi. Nr. 1656/363: Catalogus R. R. D. D. Abbatum Monasterii S. Matthiani
conscriptus per R. P. Mathiam Cerdo huius loci professum
149 ebd., S. 38
150 Eberhard hatte sie dem Trierer Magister und Professor Johannes von Sircksee mit der Bitte um
Stellungnahme geschickt, s. Becker, Abt Eberhard IV. von Kamp, S. 351 mit Angabe der Hand-
schrift
151 Cod. Trier Stadtbibi. Nr. 608/1547, f. 37-38
152 ebd., f. 38v, Z. 20: . . . mereris Archimandrita gregis esse tnni
153 s. Kap. 1.3.2.
154 Becker, Abt Eberhard IV. von Kamp, Nr. 10 des Werkverzeichnisses
155
rius legitur.155 Eberhard spielt hier an auf seine Schrift „De laudibus divi Theoberti mo-
nachi Theologiensis“, die in derselben Handschrift etwas später folgt.156 Dieser Tholeyer
Lokalheilige hat wohl im 9. Jahrhundert gelebt;157 eine lyrische Gelegenheitsproduktion
des 14. Jahrhunderts in leoninischen Versen nimmt Bezug auf ein Wunder von 1332, als
der Blitz in die Blasiuskapelle in Bergweiler (die ecclesia sancti Theoberti in Tholeia)158
schlug, die Reliquien des Heiligen aber nicht in Mitleidenschaft zog.159 Die historisch
kaum faßbare Gestalt Theoberts dient nun Eberhard als Brennpunkt aller wesentlichen
monastischen Tugenden, dem die Brüder nach Kräften nacheifern sollen. Die Schrift ist
in Tholey selbst verfaßt worden.160 Als Stilprobe sei der Prolog wiedergegeben, der die In-
tention des Autors und das beabsichtigte Gliederungsschema zum Ausdruck bringt:161
(Incipit prologus in librum de laudibus divi Theoberti monachi tholeyensis cenobii)
Dignum est eorum memoriam nobis animo revolvere, quorum et irreprehensibili vite
sanctimonia a malis corrigimur necnon devote orationis presidio in bonis sublevamur.
Hinc merito beatissimi Theoberti indelebilis memoria quandam a nobis commenda-
tionem exigit; immo amor tam celibis patroni quidam in eius laudem scribere impellit et
eo promptiori charitatis sinceritate, quo plus ceteris clarior nobis dinoscitur cuius ni-
mirum non tamen laudabili sue conversationis vita, sed etpreciosi sui corporis presentia
hoc nostrum cenobium tholeyensem ut sol rutilans honoratur.
Unde totum quod in eius laudem virtutis totum in gloriam nostram refertur, qui profecto
eiusdem propositi eiusdem professionis eiusdem habitus tonsureoque in hoc sacro loco si-
cuti nos devotus habitavit cellerarius extitit, ac monachus sub regulari disciplina vixit,
quomodo tam incomparabile vite sanctimoniam mercimonio perfectionis acquisivit.
Unde et sibi ipsi perpetuam obtinet gloriam nobisque digne conversacionis reliquit
formam. Unde merito cum amplo dicere valet nobis illud ad Philippenses 3° capitulo:
„Imitatores mei estote, fratres, et observate eos qui ita ambulant sicut habetis formam no-
stram. “162
Nichil quippe Domino accepcius, nichil electis eius gracius, nec quicquid nobis utilius fore
convincitur, nisi sanctos quos laudamus laudabili conversatione ymitemur. Quodam-
modo eo convenientius perficimus, quo hos, quos sequi nitimur, conformes nostro prepo-
sito per omnia habemus. Idcirco hic gloriosus Dei confessor merito ad nostram memo-
riam deducitur, cuius nimirum conversatio nobis religiosis directe ad religionis perfec-
tionem plurimum exemplaris offertur. Cuius evidentissima veritas in sequenti libello
155 Cod. Trier Stadtbibl. 608/1547, f. 38r, Z. 41 f.
156 ebd. , f. 100-119v (nach neuer Paginierung); Beschreibendes Verzeichnis (Bd. V, Asketische
Schriften), S. 62, gibt f. 83-102v an. Ein Blatt der Handschrift fehlt.
157 Haubrichs, Abtslisten, S. 143f.
158 vgl. carmen elegiacum, f. 38r, Z. 62f.: . . . in templo predicti celebris Blasii/ transuebitur quo
nunc colitur quasi sanctificatus
159 überliefert von Brower, Metropolis II, S. 514; abgedruckt bei Haubrichs, Abtslisten, S. 193
160 s. z.B. Non enim ut veterum gesta promunt hic locus noster tbeologium mediocrie extitit
(f. lOlr); nos huius loci incolas (f. 102v)
161 f. 100v/101r
162 Phil 3,17
156
clarius elucidabitur, quod et in tres partes dividitur. Nam prima pars principalis erit de
laudabili eius conversatione Domino Deo multum acceptabili, secunda pars principalis
erit de irreprehensibili eius conversacione nobis necessario imitabili. Tertia pars princi-
palis erit de admirabili eius perfectione sibi feliciter praemiabili. Has igitur tres partes volo
omnipotente propicio breviter perstringere, post quis intendo eius vitam metrice pro-
sequi163 ad gloriam trinitatis quae est unus Deus vivens et regnans in saecula saeculorum.
Arnen.
In den folgenden 36 Kapiteln ist auffällig die penible Zitierweise Eberhards, der hier seine
reiche Kenntnis der gängigen patristischen und mittelalterlichen Autoren demonstriert.
Die Stelienangaben sind bis auf das Einzelkapitel genau. Es lassen sich folgende Zitate
nachweisen (die sehr zahlreichen Bibelzitate sind hierbei ausgeklammert): Augustinus (17
Zitate aus den Briefen, De civitate Dei, Confessiones, De doctrina christiana, Soliloquia,
De bono coniugali); Thomas von Aquin (15 Zitate aus der Summa theologiae, Super IV
lib. Sententiarum); Hieronymus (8 Zitate aus den Briefen und dem Matthäuskom-
mentar); Bernhard von Clairvaux (5 Zitate aus De Praecepto et Dispensatione); Gregor
der Große (5 Zitate aus den Moralia, den Ezechiel-Homilien und dem Brief an Bonifa-
tius164); Bonaventura (3 Zitate aus dem Sentenzenkommentar); Dionysios Areopagites (3
Zitate aus De divinis nominibus, De caelesti hierarchia); die Benediktregel (3 Zitate aus
Kap. 24165 und Kap. 58166); Johannes Gerson (2 Zitate aus Compendium theologiae);
Ambrosius (1 Zitat); Anselm von Canterbury (1 Zitat aus Cur Deus homo).
Eberhard „erschlägt“ seine Tholeyer Mitbrüder geradezu mit seiner Kenntnis der Patri-
stik und kaschiert damit die mehr als dürftigen Angaben zur Person Theoberts. Einziger
Fixpunkt der Überlieferung ist das Amt des Cellerars, das Theobert mit vollendeter Ge-
wissenhaftigkeit ausgeübt habe. Um diese Tätigkeit rankt sich die einzige breiter ausge-
führte Wundererzählung des Eulogiums: Als Theobert einmal auf Geheiß des Abtes in der
Blasiuskapelle die Messe halten sollte, vergaß er, das Weinfaß zu schließen, aus dem er den
Wein für die Brüder in ein Gefäß laufen lassen wollte. Inmitten der Feierlichkeiten fiel ihm
das Versäumnis siedendheiß ein, doch im Vertrauen auf das Walten Gottes habe er alles
ruhig fortgeführt. Und wirklich, bei seiner Rückkehr stellte er fest, daß wohl das Faß noch
offen war, der Wein aber zu fließen aufgehört hatte, sobald das Gefäß gefüllt war.167 Diese
Begebenheit bildet den thematischen Bezug zu dem Incipit des ersten Hauptteils: Intro-
duxit me rex in cellam vinariam et ordinavit in me charitatem.168
Ohne Zweifel folgt der Autor bei der Schilderung dieses Mirakels der Vorgabe der latei-
nischen Wendalinuslegende. In der von Selzer als L2 bezeichneten Legende „Beatissimus
et gloriosus“ fungiert der heilige Wendalin zuerst als Hirt und dann als Kellermeister in
einem nicht näher bestimmten Kloster.169 Als er den Brüdern bei Tisch den Wein kredenzt,
163 Dies ist nicht mehr zur Ausführung gelangt.
164 vgl. Dialogi I 9
165 „Qualis debet esse modus excommunicationis“
166 „De disciplina suscipiendorum fratrum“
167 f. llOr
168 f. lOlr; Ct 2,4
169 Selzer, St. Wendelin, S. 68-70, v. a. S. 69, Z. 34-38
157
bemerken sie den Zapfen des Weinfasses, den Wendalin in seiner Einfalt nicht wieder auf-
gesetzt hatte. Hastig eilen sie in den Keller, stellen fest, daß kein Tropfen verlorenge-
gangen ist, und werfen sich dem verehrungswürdigen Greis zu Füßen. L2 ist zwar erst
1479 erstmals überliefert, beinhaltet aber Traditionselemente, die bis ins 11. Jahrhundert
zurückreichen.170 Eine weitere lateinische Legende L3 („Gloriosus Pater“), die präzise auf
1514 datiert ist,171 schmückt das Weinwunder noch weiter aus. Eberhard, der sich so
eifrig um die offiziösen Tholeyer Heiligen Kuno und Theobert bemüht zeigt, würdigt
Wendalinus mit keiner Silbe und repräsentiert damit vorzüglich das eigentümlich ambiva-
lente Verhältnis Tholeys zu diesem Heiligen, den man sich nie so recht aneignen wollte.172
Nur wenig vermag Eberhard zur frühen Geschichte Tholeys auszuführen. Seine etymolo-
gischen Erklärungsansätze sind wenig originell,173 er begnügt sich damit, die Existenz
eines Abtes,.die Befolgung der Regel und den Mönchscharakter des gloriosus pater noster
Theobertus herauszustellen. Ein rudimentäres historisches Bewußtsein ist ihm jedoch
nicht abzusprechen; zur Überlieferungslage bemerkt er: Nonnulli vero hunc abbatem
huius loci toleye fuisse asserunt, sicut et aliquod scripta usque in praesens apud nos repo-
sita dicunt. Eius nempe conversacionem sanctam plene et integraliter scire non potui, ex
eo eiusdem legenda in huius monasterii combustione174 175 penitus devastata fuit. Quidquid
tamen de eo scribimus, ex certa aliorum revelacione et ex argumento sue canonizacionis
necessario subsequenda praesumendo comprobamus.175 Immer wieder schlägt er von der
fernen Vergangenheit Theoberts die Brücke zu aktuellen Mißständen im Tholeyer Kon-
vent,176 nie verleugnet er sein reformerisches Anliegen. Seiner — gelegentlich ermüdenden
- Weitschweifigkeit scheint sich Eberhard dabei bewußt gewesen zu sein, wenn er be-
kennt:
Ecce, fratres dilectissimi, largius quam putavimus circa ordinem caritatis digressi
sumus . . .177
170 hierzu Haubrichs, Basenvillare, S. 61-63
171 Selzer, St. Wendelin, S. 71-74; noch in das letzte Jahr Eberhards zu Tholey fällt die feierliche Um-
bettung der Gebeine des hl. Wendalinus am 2. Juli 1506, 1512 weilt Kaiser Maximilian I. zu
einem Besuch in St. Wendel. Speziell der anonyme Verfasser von L3 hat aus Eberwins Magnerich-
vita geschöpft, wenn Disibodus und Paulus als Gefährten Wendalins genannt sind und letzterer
Deo militavit (Selzer, St. Wendelin, S. 72, Z. 16).
172 Bei L1 („Cum sancta“; Selzer, St. Wendelin, S. 62-65) handelt es sich um eine monastische Pre-
digt, die aus Tholey stammen könnte. Eine Datierung auf nach 1317 ergibt sich aus der Erwäh-
nung eines Brandes im Saarbrücker Schloß, bei dem der hl. Wendalin helfend eingegriffen habe.
Gar als Abt von Tholey erscheint Wendalin zuerst im Augsburger Wenzelspassional von 1471
(Haubrichs, Abtslisten, S. 24).
173 theologia (sancta) = Tholeya (f. lOlr); Theobertus = deus impellens thus (f. 115r)
174 Der letzte große Klosterbrand war 1422.
175 f. 106r; zur Frage des Geschichtsbewußtseins im Bursfelder Verband s. Schreiner, Erneuerung
durch Erinnerung
176 z. B. f. lOlr: Nam pessimi susurrones pacem congregationis destruunt, scandala in conventibus
fratrum nutriunt et disciplinam vite regularis pro posse extinguunt.
177 f. 114v
158
6.4. Hieronymus Bock: Ein protestantischer Stiftsherr zu St. Fabian/Hornbach
Die Bemühungen des Hornbacher Abtes Reyner von Hompesch um eine dauerhafte Sta-
bilisierung seines Klosters waren nicht von Erfolg gekrönt. Zwei Generationen später
sollte sich einer seiner Amtsnachfolger als regelrechter Totengräber der alten Abtei er-
weisen. Unter Abt Johann Kintheuser (amt. 1513-1548 [resign.j, gest. 1551) blieben
kaum mehr als einige katholische Meßriten bestehen, Kintheuser selbst und seine Konven-
tualen heirateten und legten das geistliche Gewand ab. Unklar bleibt, ob er auch der Ver-
fasser einer anonymen Schmähschrift gegen Erzbischof Albrecht von Mainz war; jeden-
falls gelang es ihm, sich von der deswegen verhängten Exkommunikation zu lösen.178
Ausgerechnet unter dieser schillernden Gestalt des Übergangs wirkte in Hornbach ein Ge-
lehrter von überregionaler Reputation: Hieronymus Bock gen. Tragus (1498-1554). Sein
an Wechselfällen reiches Leben ist bereits andernorts unter Rückgriff auf Paul Frehers
„Theatrum virorum eruditione clarorum“ und die Hornbacher urkundliche Überliefe-
rung ausführlich geschildert worden.179 Wenn in manchen älteren Arbeiten Bock zum
frühen Vorkämpfer der Reformation stilisiert wurde, so verkennt dies das Selbstver-
ständnis dieses begabten Autodidakten, der sich vorrangig als Botaniker und Mediziner
sah. Natürlich hinderte ihn das nicht, zu den Fragen seiner Zeit dezidiert Stellung zu
nehmen, zumal ihn als ausgewiesenen Lutheraner seine - pro forma - geistliche Stellung
als Scholastikus des St. Fabiansstifts (seit 1533), Pfarrer zu Hornbach (seit 1538) und Ka-
plan des Abtes Kintheuser zwangsläufig religiösen Konflikten aussetzen mußte. Bei
seinem Streit mit dem Stift kam es 1536 zu einem Vergleich.180 Für die Fragestellung vor-
liegender Untersuchung interessiert Bock als produktiver fachwissenschaftlicher Schrift-
steller und Lehrer des späteren Heidelberger Stadtarztes und Baineologen Jakob Theodor,
mit-gegen Ende seines Lebens - intensiven Kontakten zum Hof der Saarbrücker Grafen.
Wichtigstes Werk Bocks ist sein „Kreutterbuch“ von 1539, das auf Drängen seines Straß-
burger Freundes Otto Brunfels entstand und im 16. Jahrhundert noch mehrmals aufgelegt
wurde.181 Seine große Beliebtheit verdankt das Buch weniger den Illustrationen von recht
unterschiedlicher Qualität als dem plastischen deutschen Sprachstil seines Verfassers, der
sich damit bewußt an die kaufkräftigen, des Lateins unkundigen städtischen Ober-
schichten wandte. Zu Bocks wenigen Pflichten als Stiftsherr zu St. Fabian zählte das Amt
des Lehrers an der Hornbacher Stadtschule, eine Tätigkeit, für die er um so eher prädesti-
niert schien, als er vor seiner Hornbacher Zeit bereits in Zweibrücken als Lehrer gewirkt
hatte.182 An dieser Institution wird der junge Jakob Theodor (geb. etwa 1520-1530, gest.
178 offizielle Mitteilung des Dr. iur. cand. Bernhard Dorinck, Propst zu Herford und Offizial des
geistlichen Hofgerichts zu Koblenz, vom 8. Mai 1532: Neubauer Regesten Hornbach, Nr. 788
nach LHA Speyer, Hornbacher Urkunden, Nr. 34
179 Mayerhofer, Beiträge; Roth, Hieronymus Bock. Vgl. Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 799,
802, 823,868, 878,889,895.
180 Roth, Hieronymus Bock, S. 31 f. ; zu den letzten Jahren des Stifts und seinem (im Vergleich zur
Abtei) zäheren Festhalten am katholischen Ritus s. Moraw, St. Fabian, S. 134-137
181 Bibliographie der Schriften Bocks bei Roth, Hieronymus Bock, S. 59-68
182 von 1524 an, s. Schmidt, Stadtschule Hornbach, S. 12; die Stadtschule darf nicht mit der 1559
von Herzog Wolfgang gegründeten fürstlichen Landes- oder Partikularschule verwechselt
werden, die sich in den Räumlichkeiten der aufgehobenen Abtei etablierte.
159
1590 in Heidelberg), nach seinem Geburtsort Bergzabern Tabernaemontanus genannt,
von Bock ausgebildet worden sein,183 An den Saarbrücker Hof Graf Philipps II. gelangt
Bock erst 1550, als sein Gönner, der Abt Kintheuser, der katholischen Restitution unter
Abt Johann Bonn von Wachenheim weichen muß und der neue Abt dem ketzerischen
Stiftsherrn die Einkünfte sperrt. Vom 14. August dieses Jahres ist ein Brief Bocks erhalten,
in dem er sich anerkennend über seine freundliche Aufnahme in Saarbrücken äußert.184
Bis 1553 soll er Leibarzt Graf Philipps gewesen sein. Eine bislang übersehene Würdigung
seiner dortigen Tätigkeit findet sich in einer Handschrift der Zentralbibliothek Zürich,
die den Jeronimus Bockh, hoch erfaren Krüttler von Sarbrucken erwähnt.185 Er starb am
21. Februar 1554 wieder in Hornbach, sein Epitaph, das sich vormals in der Stiftskirche
St. Fabian befand, ist seit 1939 verschollen.186
Mit Sicherheit war er es, der Jakob Theodor an die Saar mitbrachte, wo dieser 1551-1553
seine „Practick“ gegen die Pest verfaßte und den Brüdern des Grafen, Johann und Adolf,
widmete.187 Erst 1564 konnte er sie aber — auf eigene Kosten - in Heidelberg drucken
lassen. Vom 6. März dieses Jahres ist ein Brief Theodors an Abt und Konvent von Wad-
gassen erhalten, denen er vier ungebundene Exemplare seines Buches aus alter Freund-
schaft übereignet.188 In dem Schreiben stellt Theodor die Vorzüge seiner Abhandlung ge-
bührend heraus, sie enthalte viele Rezepturen, so dem Bekümmerten unnd mit dieser
Sucht Beladenen am allerdienlichsten und nottwendigsten sein solten. Der Besucher der
Heidelberger „Bibliotheca Palatina“-Ausstellung von 1986 konnte sowohl die „Practick“
Theodors als auch das Kräuterbuch seines Lehrmeisters (in einer Auflage von 1565) in
Augenschein nehmen.189
6.5. Die Bibliothek des letzten Abtes von Wörschweiler
Nikolaus von Diedenhofen stand seit 1552 der Zisterze von Wörschweiler vor. Er war
zuvor Mönch in Weiler-Bettnach gewesen. Bereits längere Zeit schwer erkrankt, starb er
183 Über ihn und ihre gemeinsamen Exkursionen schreibt Bock: Soviel aber die simplicia belangt/ ist
mir seines gleichen niemands fürkommen/ dann erdarinn keinen kosten/ mühe unnd arbeyt nicht
gespart/ und jnnerthalb ettlich jarenl so mir beyde bey und miteinander (— Hornbach) gewesen/
viel unbekandter simplicien fanden, (zitiert nach Bibliotheca Palatina, S. 349)
184 Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 895; vgl. auch seine hymnische Lobpreisung der Grafschaft
in der Vorrede zu der Ausgabe seines Kräuterbuchs von 1551: . . . und also bald neben Jren
großsen vilfaltigen Lands geschefften, neben der lands Regierung, und den großsen köstlichen
vilen Bewen, als der schönen Malmülen, der Fischweiher, der newen Schaffereien, unnd des
haußs Bocherbachs, auch des külen holtseligen springenden Brunnens zu Sarbrücken, unnd der
aller schönsten, gewaltigsten, keiserlichen steinen brücken über den lieblichen wasserstrom die
Sar genant. . . (zitiert nach Roth, Hieronymus Bock, S. 73)
185 In einer um 1350 geschriebenen Sammlung medizinischer Rezepte von Werner Zeyer von Rhein-
felden stehen f. l-6v Nachträge, die zitierte Notiz auf f. 5v (Mohlberg, Katalog, Nr. 631c).
186 Kunstdenkmäler Zweibrücken, S. 629; Text der Inschrift überliefert bei Roth, Hieronymus
Bock, S. 52
187 zu Theodor s. allg. die Arbeiten von Roth, Jakob Theodor; den Nassau-saarbrückischen Rat
Peter Nimsgern nennt er 1560 seinen — nicht näher umrissenen — Gevatter; zu dieser bekannten
Saarbrücker Familie s. ZGS 22 (1974), S. 75-77
188 LHA Koblenz, Best. 218, Nr. 846, S. 1-4 (nur 1 u. 4 beschrieben); Burg, Regesten Wadgassen,
Nr. 1298 (mit alter Signatur)
189 Bibliotheca Palatina, S. 328-330 u. S. 349f., jeweils mit Spezialliteratur
160
kurz nach der von der Zweibrücker Regierung verfügten Aufhebung seiner Abtei am 24.
November 1558. Am 3. Dezember wurde von seiner Hinterlassenschaft ein Inventar er-
stellt, in dem auch 22 Bücher beschrieben sind.190 Gegliedert nach Sachgruppen ergibt
sich folgender Bestand:
Bibelausgaben und Kirchenrecht:
- Biblia latine
- Decretales S. Georgii (sic!)
- Summarium Sexti et Clementinae
- Evangelia dominicalia mit der Außlegung Teutsch
- Opus figurarum Bibliae
- Das Neue Testament Teutsch
Predigtsammlungen und Auslegungshilfen:
- Sermones de tempore
- Sermones de tempore et sanctis
- Sermones quadragesimales Michaelis Menoti
- Sermones dominicales per totum annum per Antonium de Bitonto191
- Postilla Gudhelmi super epistolas et evangelia
Erbauungsschriften:
- Stellarium corone beate Mariae virginis
- Liber meditationum et orationum
- Modus faciendi clericum
- Hortulus animae
- Vita Christi secundum Bonaventuram192
- Compendium theologiae veritatis Thomae Dornbergs
Profane Literatur:
- Ein Teutsch Rhetorick
- Ein Raißbuch zum heiligen Grab
- das Buch von der Melusina
- Officia Ciceronis
- Titus Livius Teutsch
Die Liste differenziert nicht zwischen Handschriften und Drucken, doch lassen Titel wie
die Auslegung des Wilhelm von Paris oder die Predigten des Michel Menot ein deutliches
Übergewicht der gedruckten Schriften vermuten.193 Es ist bemerkenswert, daß die Lese-
interessen eines lothringischen Zisterziensers im 16. Jahrhundert die Legende von der
Melusine nicht ausschlossen. Auch deutsche Übersetzungen sind mittlerweile im Ordens-
190 Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 448
191 wohl ein Straßburger Druck von 1496, s. Voullieme, Inkunabeln, Nr. 1423
192 ebd., Nr. 1434: Bonaventura, Meditationes vitae Christi
193 Von den Predigten des 1518 verstorbenen Michel Menot erschienen in den 1520er Jahren meh-
rere Pariser Drucke, während von der 1437 verfaßten Postille des Dominikaners Wilhelm Ende
des 15., Anfang des 16. Jh. mehr als 100 Ausgaben auf den Markt gelangten.
161
klerus fest etabliert. Es handelt sich freilich um die Privatbibliothek des Abtes; über eine
eventuell vorhandene separierte Klosterbibliothek sind wir nicht unterrichtet.
Am 10. Dezember 1558 erhielt sein Bruder Peter den Nachlaß (mit Ausnahme der Bar-
schaft) ausgehändigt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Bücher also nach Dieden-
hofen gelangt,194 eine Abwanderung, die die Zweibrücker Behörden kaum ein Jahr später
sicher bedauerten, als im gleichfalls aufgehobenen Hornbach die Landesschule einge-
richtet wurde.
194 Dagegen vermutet Herrmann, Klosterbibliotheken, S. 29, daß sich einige Stücke in der Biblio-
theca Bipontina befinden könnten.
162
Exkurs I: Die Klöster und Stifte der Saargegend als Thema
„auswärtiger“ Autoren
a) Alkuin
Nachdem bereits Bischof Chrodegang von Metz die Überführung der Reliquien des hei-
ligen Nabor aus Rom nach St. Avold initiiert hatte, sorgte der um diese Abtei ohnehin sehr
verdiente Angilram von Sens für einen großzügigen Neubau der Klosterkirche.1 Noch vor
Vollendung dieses Werks starb der Bischof aber während des Awarenfeldzugs von 791,
die Weihe der Kirche erfolgte dann am 16. September 792.2 Karl der Große, der seinen
Hofkaplan bei diesem Projekt unterstützt hatte (auxiliante pio Karolo per munera rege)3,
wird seinem Vertrauten Alkuin die Abfassung eines Epigramms auf das Grabmal des hei-
ligen Nabor nahegelegt haben. In der Folge ist weniger der Heilige Gegenstand der Elogen
Alkuins als der verdienstvolle Metzer Bischof. Alkuin, der sprachlich mit den üblichen
Versatzstücken seiner umfänglichen epigraphischen Produktion arbeitet,4 nennt einen
levita Vasco als Vollender des frommen Werks. An diesen Vasco, der in den Abtslisten von
St. Avold an vierter Stelle genannt ist,5 hat Alkuin noch ein weiteres Gedicht gerichtet (Bis
septena tibi direxi carmina, Vasco), das eine monumentale Ausführung des Epigramms
recht unwahrscheinlich macht.6 Von daher gewinnt ein bei Caspar Bruschius überlieferter
Epitaph („Versiculi“) auf den heiligen Nabor an Bedeutung:
Martyris egregii contentas cerne Naberis
Relliquias tumba hac praeclaro stemmate nati
Quem, quia sacra Jovi nollet deferre prophano
verberibus duris collisum Maximianus
Coelicolis addens, testem necat ense cruento.
Ast tandem nutu Tiberinae Sedis alumni
Mirifice nostras duxit Crodegandus ad aedes.
Quem Mediomatrica pastorem ecclesia habebat
saecula bissecus septem supper addita lustris,
nec non Olympiadi quando peramoena saeculi
Tempora assignarent nostrae, pergrataque semper.7
Von Bruschius, einem literarisch ungemein produktiven Humanisten, ist allerdings seine
Vorliebe für das Zitieren selbst verfaßter Epitaphien bekannt. Umgekehrt „besitzen seine
1 zu diesem Metzer Bischof s. Häring, Angilram
2 s. Kap. 3. 1.4. u. Mabillon, Annales, Bd. II, S. 282
3 MGH Poet. Lat. I, Epigr. CII, S. 329f., Zitat Z. 5; Text auch in Kraus, Christliche Inschriften II,
S. 136
4 vgl. Schaller, Alkuin
5 Bruschius, Chronologia, S. 474; Calmet, Histoire de Lorraine III, Kol. LXIII
6 so Kraus, Christliche Inschriften II, S. 136
7 Bruschius, Monasteriorum Germaniae Centuria Prima, S. 130;zuBrusch (1518-1557-so Bezzel,
Newald in ADB gibt 1559 an -) s. Horawitz, Caspar Bruschius u. Bezzel, Kaspar Brusch. 93 Bände
seiner Bibliothek sind erhalten.
163
Werke wegen der Benützung mancher seitdem veriorengegangener Quellen noch einen
gewissen Wert. “8 Die Frage, ob überhaupt einer der beiden Texte je in St. Avold Berück-
sichtigung erfahren hat, muß letztlich offen bleiben.
b) Hrabanus Maurus
Mehr noch als bei seinem großen Vorbild Alkuin durchzieht die vielen „Auftragsar-
beiten“ des Hrabanus Maurus eine kaum zu verleugnende Uniformität des Ausdrucks, die
auch für seine „Versus iuxta corpus Permenii scribendi“ zutrifft.9 Von Pirmin erfährt der
Leser im Prinzip nur, daß er im Volk der Franken segensreich gewirkt und viele Klöster
gegründet habe. Bernt hat dies treffend beschrieben:
„In den Altaraufschriften geht Hrabanus über die Nennung der Patrone kaum noch
hinaus. Die Heiligen werden ähnlich wie meist auch schon bei Alkuin mit stereotypen
Ausdrücken eingeführt, mit denen keine bestimmte Aussage, sondern lediglich eine Varia-
tion des Ausdrucks bezweckt ist.“10
Die These Faths, dem Verfasser der Vita Philippi habe diese Inschrift quasi bildhaft vor
Augen gestanden, erscheint problematisch.11 Sie stützt sich nur auf die angebliche Kon-
gruenz der Zeile Deseruit patriam gentem simul atque propinquos bei Hrabanus Maurus
mit der Aussage der Vita Philippi Beatus igitur Philippus nimio inflammatus amore
Christigenuspatriamque relinquens Romam adiit;12 beide Zitate sind freilich Topoi, die
zum Rüstzeug eines jeden Hagiographen gehörten.
c) Caesarius von Heisterbach
Im „Dialogus Miraculorum“ des Caesarius von Heisterbach, dessen Entstehungszeit auf
1219-23 angesetzt wird, handeln nach den statistischen Erhebungen Mc Guires13 nur
etwa 5% der insgesamt 746 Exempla in der Erzdiözese Trier. Dabei berichtet Caesarius
auch von zwei Begebenheiten aus dem Augustinerinnenstift Fraulautern bei Saarlouis.14
In einer Erzählung der sechsten Distinktion („De simplicitate“) schildert er unter Beru-
fung auf Heinrich, den Prior der Dominikaner in Köln, wie eine Nonne, die bereits als
kleines Kind in den Konvent gelangt war, durch ihre fromme Einfalt ihre Mitschwestern
8 Horawitz, Kaspar Brusch, S. 455
9 MGH Poet. Lat. 11,2, Nr. LXVIII, S. 224f. (ed. E. Dümmler); Kraus, Christliche Inschriften II,
S. 61; zu Hrabanus Maurus s. den Artikel von Kottje.
10 Bernt, Epigramm, S. 239; zu den dennoch möglichen historischen Aufschlüssen s. Meyer-Bark-
hausen, Versinschriften.
11 Fath, Untersuchungen, S. 8; s. Kap. 4. 4.
12 MGH SS XXX, S. 798, Z. 1 lf.
13 Mc Guire, Written Sources u. ders., Friends and Tales
14 Die irrtümliche Zuordnung Stranges zu Lutzerath zuletzt noch bei O. Borst, Alltagsleben im Mit-
telalter, Frankfurt 1983, S. 165
164
zu erheitern weiß; zur Auszeichnung ihres sündlosen Lebens erfährt sie bei ihrem Tod eine
letzte herrliche Vision.15
Einblick in vielleicht nicht alltägliche Querelen eines Frauenkonvents gewährt eine wei-
tere Geschichte.16 Zwei Nonnen hatten sich Johannes den Täufer beziehungsweise Jo-
hannes den Evangelisten als Liebhngsheiligen erkoren und stritten oft um die höhere
Rangstellung „ihres“ Heiligen. Eines Nachts erschien jeder von ihnen ihr bevorzugter
Heiliger und überzeugte sie von den größeren Verdiensten des anderen. Anderntags bitten
sich die Nonnen gegenseitig um Verzeihung und geloben ihrer Äbtissin Besserung. Der
Tonfall des Caesarius erscheint ein wenig amüsiert, von oben herab.17 Dennoch ver-
danken wir beiden Exempla - bei aller gebotenen Skepsis dieser Quellengattung gegen-
über - wertvolle Aufschlüsse über die intensive Frömmigkeit, die im Fraulauterner Kon-
vent um 1200 geherrscht haben muß. Dieser Aspekt der Stiftsgeschichte vermag jedenfalls
von der kargen urkundlichen Überlieferung nicht erhellt zu werden. -
15 Dialogus I, S. 389f.: „De morte simplicis monialis, quae capram putabat esse feminam saecu-
larem“; Übersetzung v. A. Kaufmann, in: Ann. d. hist. Vereins f. d. Niederrhein 47 (1888),
S. 176f.; Lohmeyer, Sagen der Saar (Ergänzungsband), S. 355-357. „Quelle“ dieser erbaulichen
Episode sei der Propst des Stiftes gewesen. Zu Caesarius vgl. Langoschs Artikel im Verfasserle-
xikon.
16 Dialogus II, S. 122f. (lib. VIII, De diversis visionibus, cap. 51)
17 Me Guire, Friends and Tales, S. 237 bemerkt hierzu: „Sometimes Caesarius can smile patroni-
zingly at the way the nuns try to cultivate forms of religious devotion, as the two sisters at Frau-
lautern . . . “
165
Exkurs II: DerTradition verpflichtet: Die literarische Produktion
der frühen Neuzeit
Wohl unter dem Eindruck der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, in dem auch
manches Klosterarchiv vernichtet worden war, erfolgte schließlich im 17. Jahrhundert
wenigstens in zwei Niederlassungen der Saargegend eine Aufarbeitung der Klosterge-
schichte. So verfaßte 1671 der Wilhelmitenmönch Friedrich Schaal - 1670 urkundet er
in Bitsch — die „Bruchstückweise Nachrichten über das Gotteshaus Gräfinthal, die Er-
bauung desselben und die Wunderwerke, so von Anfang zu Ehren der Mutter Maria ge-
zeigt worden. U1 Es handelt sich dabei um einen mit allerlei Mirakeln garnierten Auszug
aus der Klosterchronik.
Zur gleichen Zeit beschäftigte sich im nahen Wadgassen der junge Chorherr Conrad Pis-
cator mit der systematischen Erfassung und Registrierung des Urkundenbestands der Prä-
monstratenserabtei.1 2 Diese Arbeit diente ihm 1677 als Grundlage für eine Geschichte des
Klosters, das sogenannte „Breviarium sive Compendium omnium fundationum praeci-
puarum, dotationum ac anniversariorum, ab origine Wadegotiae factorum formam refe-
rens Annalium“, meist kurz als „Annalen“ bezeichnet.3 Bei der Abfassung dieser umfäng-
lichen Materialsammlung zu den verschiedensten Aspekten der Klostergeschichte4 hat
Piscator keine literarischen Ambitionen besessen. Sein Stil ist nüchtern-protokollarisch,
die Annalen vermögen ihre Entstehungaus dem „Repertorium“ nicht zu verleugnen. Auf
der Titelseite charakterisiert sich der emsige Verfasser denn auch als otii torporisque fu-
gientem, laboris et occupationis amantem. Beispielsweise überliefern nur dte Annalen den
Text einiger Epitaphien verstorbener Äbte.5 Piscators Version der Gründungsgeschichte
betont die prämonstratensische Vergangenheit Wadgassens von den Anfängen an. So
gehe die bekannte Schenkung der Gräfin Gisela von Saarbrücken an Erzbischof Albero
von Trier aus dem Jahr 1135 auf ein Gelübde des hierbei von Norbert von Xanten beein-
flußten Grafen Friedrich von 1129 zurück.6 Dagegen vertritt die neuere Forschung eine
ursprüngliche Zugehörigkeit Wadgassens zum Verband des Kanonikerstifts Springiers-
bach, „der erste eindeutige Beleg für den Anschluß Wadgassens an den Prämonstraten-
serorden“ sei erst das Privileg Coelestins III. von 1197.7 Ohne die „offiziöse“ Sicht Pisca-
tors bedingungslos verteidigen zu wollen, kommt man nicht umhin festzustellen, daß be-
reits Abt Wolfram von Wadgassen (glaubwürdiges Sterbedatum 3. April 1158) in denNe-
krologien von St. Paui/Verdun, Floreffe und Premontre berücksichtigt ist.8
1 Mikrofilm der Komm. f. Saarl. Landesgesch. u. Volksforschung; ausgiebige Zitate in Becker/
Touba, Wilhelmiten, S. 12, 21, 43, 45.
2 „Repertorium omnium documentorum monasterii Wadegotiensis saec. XVII et XVIII“ (LHA Ko-
blenz Abt. 218, Nr. 602); zur Biographie Piscators (1641-1726) s. Burg, Conradus Piscator.
3 Bistumsarchiv Trier, Abt. 95, Nr. 251
4 vgl. Laubenthal, Merzig um 1700
5 Bistumsarchiv Trier, Abt. 95, Nr. 251, S. 98 (Abt Seifried Hüitzlin, gest. 1571; Text abgedruckt
bei Burg, Regesten, S. 488, die dritte Zeile lautet vollständig: Huc redire dem, de quo fuit ortus,
et ergo) u. S. 115 (Abt Johann Beres, gest. 1634)
6 ebd., S. llff., die These wird aufgenommen von Burg, Gründung, S. 33-39
7 W. Peters, Springiersbach und die Anfänge des Prämonstratenserstifts Wadgassen, in: JWLG 7
(1981), S. 1-5, Zitat S.3
8 Brouette, L’obituaire primitif, S. 101
166
Ich möchte diese Studie beschließen mit einem Blick auf jene Stätte, die Conrad Piscator
mit „Freude und Stolz“9 erfüllte: die Wadgasser Klosterbibliothek. Sie ist auf dem be-
kannten Kupferstich, der die barocke Klosteranlage des 18. Jahrhunderts zeigt, unter Nr.
11 vermerkt.10 Ihre Bestände rekrutierten sich nicht zuletzt aus einer Bettelreise, die Pis-
cator und ein weiterer Konventuale um 1670 zu den von den Kriegswirren verschont ge-
bliebenen Prämonstratenserstiften vor allem Flanderns und Nordfrankreichs unter-
nahmen und von der sie reichbeschenkt an Kleidern, liturgischen Gerätschaften und eben
auch Büchern heimkehrten.11 Einzig dreizehn Inkunabeln sind nach der Auflösung der
Abtei 1792 in die Stadtbibliothek Metz gelangt. Sie tragen uniform den Besitzvermerk Bi-
bliothecae Vadegotiensis; auf der -1944 zerstörten - Nr. 172 befand sich der Nachtrag
Fr. Paulus Alberti Ord. Sti. Benedicti Treviris ad St. Martinum ultimus possessor. Dieser
Band gelangte wahrscheinlich über den letzten Wadgasser Abt Johann Baptist Bordier
nach Trier, wo dieser bei seiner Flucht, die ihn schließlich bis nach Strahov bei Prag führte,
Station machte.
Folgende Wiegendrucke stammen aus der Wadgasser Bibliothek:12
Antonius Rampegolus, Figurae Bibliorum (Nr. 353)
Bernhard von Clairvaux, Sermones de tempore et de sanctis, Heidelberg 1481 (Nr. 416,
1944 zerstört)
Biblia Latina, Venedig 1478 (Nr. 296, 1944 zerstört)
Biblia Latina, Venedig 1479 (Nr. 172, 1944 zerstört)
Biblia Latina cum glossa ordinaria et cum expositione Nicolai de Lyra, Venedig 1495 (Nr.
176)
Lit.: E. Gosselin, A listing of the printed editions of Nicolaus de Lyra, in: Traditio 26
(1970), S. 399-426
Guarinus Veronensis, Vocabularius breviloquus cum arte diphtongandi, punctuandi et
accentuandi, Straßburg 1493 (Nr. 449, 1944 zerstört)
Jacobus Magni, Sophilogium (Nr. 309, Besitzvermerk: Bibliothecae B. M. V. in Wade-
gotia 1741)
Johannes Junior, Scala coeli, Straßburg 1483 (Nr. 432)13
Jordanus von Quedlinburg, Sermones de tempore, Straßburg 1483 (Nr. 223, 1944 zer-
stört; identische Ausgabe in Tholey)
Rusius, Liber marescalciae seu de natura , . . equi; Albertus Magnus, De secretis mu-
lierum; Tungdali Visio (Nr. 486)
9 Bistumsarchiv Trier, Abt. 95, Nr. 251, S. 123f.
10 Abb. in Flesch / Conrad / Bergholz, Mönche an der Saar, S. 155
11 Burg, Conradus Piscator, S. 17
12 Signaturen nach Jacob, Catalogue
13 auch in St. Maximin/Trier, s. Voullieme, Inkunabeln, Nr. 1444
167
Sermones de tempore et de sanctis thesauri novi, Nürnberg 1487 (Nr. 371-372, 1944 zer-
stört)
Sermones, materia aurea enucleata ex originalibus virtutum et vitiorum flos theologiae
(Nr. 418)
Vinzenz von Beauvais, Opuscula, Basel 1481 (Nr. 334)14
14 auch im Augustinerchorherrenstift Eberhardsklausen, s. Voullieme, Inkunabeln, Nr. 144
168
Zusammenfassung
Am Beispiel der beiden Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde hat jüngst G. Althoff
demonstriert, wie anregend und bereichernd für das Verständnis mittelalterlicher histo-
riographischer Texte sich die Suche nach der „causa scribendi“ ihres Autors gestalten
kann.1 Betrachtet man unter diesem Aspekt die in den monastischen Gemeinschaften der
Saargegend entstandene Literatur, so wird man einer Konzentration, um nicht zu sagen
Verengung auf ein bestimmendes Agens gewahr: Speziell für die Abfassung hagiographi-
scher und liturgischer Texte stellt sich in der überwiegenden Mehrzahl der untersuchten
Fälle der Wunsch beziehungsweise explizite Auftrag des geistlichen Oberhirten (konkret
meist des Erzbischofs von Trier) als Ausgangspunkt dar. Remigius von Mettlach schreibt
ebenso wie sein Konventuale Ruopert auf Befehl Erzbischof Egberts, Eberwin von Tholey
verfaßt Heiligenviten für die Erzbischöfe Liudolf und Poppo, Theoderich von Tholey
schreibt seine Konradsvita constrictus imperio des eigenen Abtes (die späteren Pamphlete
gegen Gregor VII. wiederum auf Geheiß Erzbischof Egilberts). In all diesen Fällen haben
wir es keinesfalls mit bloßer Exordialtopik zu tun; der Status von Mettlach, Tholey oder
St. Nabor als Bischofsklöstern erlaubt dem Klosterherrn unbeschränkten Zugriff auf das
intellektuelle Reservoir der Konvente. Eigenbewußtsein dokumentiert sich hingegen in
den „Miracula S. Liutwini“, deren anonymer Verfasser von Stolz auf die Tradition der
Mettlacher Klosterschule erfüllt ist. Gänzlich isoliert stehen die Verse verschiedener Au-
toren aus St. Nabor (St. Avold). Ihnen gemein ist die Freude an der Form, am Spiel mit
den gestalterischen Möglichkeiten „zweckfreier“ Lyrik.
Nach diesen ersten skizzierenden Überlegungen stellt sich die Frage nach den Spezifika
einer „Literaturlandschaft“, deren Produktionsstätten vorzugsweise auf dem flachen
Land südlich der Metropole Trier und östlich des alten Kulturzentrums Metz angesiedelt
sind. Mit dieser - zugegeben groben - geographischen Lagebeschreibung sind bereits die
Koordinaten des Spannungsfelds abgesteckt, in dem sich die literarischen Aktivitäten der
Klöster und Stifte der Saargegend abspielen. Diese „passive Geschichtslandschaft“2 ist auf
die befruchtenden Impulse von außen angewiesen. Vorzüglich zeigt dies ein Blick auf die
Herkunft der Mehrzahl der behandelten Autoren. Lioffin von Mettlach und Theoderich
von Tholey sind ebenso importierte Fachkräfte wie später Adolf von Essen und Eberhard
von Kamp.
Die dabei ermittelten Phasen intensiver literarisch-wissenschaftlicher Beschäftigung kor-
respondieren durchaus geläufigen Schemata; letztlich gelten für Formung und Überliefe-
rung klösterlicher Literatur der Saargegend folgende thesenartig zusammengefaßten Er-
gebnisse:
1. Karolingerzeitliche Skriptorien besitzen nur St. Nabor und Hornbach, wobei die Beein-
flussung durch Metz bestimmend ist. Für das dortige Domkapitel wird um 800 in
1 G. Althoff, Causa scribendi und Darstellungsabsicht: Die Lebensbeschreibungen der Königin
Mathilde und andere Beispiele, in: Litterae Medü Aevi (Festschrift J. Autenrieth), hrsg. v. M. Bor-
golte u. H. Spilling, Sigmaringen 1988, S. 117-133
2 Hoppstädter/Herrmann, Geschichtliche Landeskunde, S. 537; vgl. auch Faber, Was ist eine Ge-
schichtslandschaft?
169
St. Nabor ein Martyrolog geschrieben, ein bzw. zwei Generationen später entstehen in
Hornbach die älteste Vita des Klostergründers und die Vita Philippi für die Filiale Zell i.
d. Pfalz. Hingegen schweigt die Überlieferung für das in der Gebetsverbrüderung von At-
tigny (762) genannte Kloster „Buxbrunno“, hinter dem sich die in ihren Anfängen bis 600
zurückreichende Abtei St. Martin Glandariensis verbirgt. Deren rudimentärer Grün-
dungsbericht ist spätmittelalterlich.
2. Ende des 10., Anfang des 11. Jahrhunderts ergänzen sich die lothringische Klosterre-
form, die allerorts im Reich zu beobachtenden verstärkten Bildungsanstrengungen und
das Mäzenatentum von Bischöfen wie Egbert von Trier und Dietrich oder Adalbero II.
von Metz in glücklicher Weise (Mettlach, St. Nabor, Hornbach, Tholey). Im einzelnen ist
der Nachweis einer über die Abtei Mettlach laufenden „Egbert-Connection“ mit Aus-
strahlung in den flandrisch-nordholländischen Raum gelungen. Der holländische Grafen-
sohn auf dem Trierer Erzstuhl (amt. 977-993) greift wiederholt auf die begabtesten
Mönche dieses Konvents zurück, sei es, um im heimatlichen Egmond eine Vita des hei-
ligen Adalbert zu verfassen (Ruopert), zum kunstgewerblichen Austausch mit dem Kol-
legen in Reims (Gausbert), zur schulischen Ausbildung Genter Mönche (Remigius, Mett-
lacher Abt in den 990er Jahren), zur eigenen medizinischen Betreuung (Lioffin, angelsäch-
sischer Herkunft, selbst ehedem Genter Mönch und Amtsvorgänger des Remigius), sei es,
um einen emsigen Verfasser liturgischer Gebrauchstexte zur Hand zu haben (Remigius).
Ferner gibt es handfeste Indizien, daß bereits Remigius der Verfasser der Vita I Liutwini
ist. Lioffin und Remigius stehen in Kontakt mit Gerbert von Aurillac in dessen Reimser
Zeit. Insgesamt gewinnt die Trias Lioffin-Ruopert-Remigius schärfere, durchaus biogra-
phisch wertvolle Konturen, vor allem die „Remigiana“ erstaunen durch ihre Vielfalt und
ihren rein quantitativen Umfang und illustrieren die eklektizistische Ausrichtung der
späten Ottonenzeit. Auch unter Liudolf, dem Nachfolger Egberts, bleibt Mettlach nach
Westen orientiert. Hier ist die Bindungslinie zum Bistum Toul herauszustellen, wo Ruo-
pert = Robert im Jahr 996 gar zum Elekten avanciert.
In summa stellt sich damit das Bischofskloster an der unteren Saar wenigstens für eine
knappe Generation ebenbürtig in eine Reihe mit den renommierten Abteien St. Maximin
und St. Eucharius. Dieser goldenen Zeit Mettlachs folgt eine silberne Epoche, die in den
Miracula undeutlicher zu fassen ist und die ihre Ausprägung den Kontakten zur soge-
nannten lothringischen Mischobservanz und dem Kreis um Poppo von Stablo verdankt
(Nizo II., Ernost, Remigius von St. Martin, Everhelm, Huothilbertus). Letzterer gelangt
Mitte des 11. Jahrhunderts „lehrend und lernend“ bis ins navarresische Näjera, wo er sich
der dort ansässigen „deutschen Kolonie“ anschließt. Höhepunkt und abrupter Abschluß
dieser mannigfachen wissenschaftlich-literarischen Interessen sind die zu Ende des Jahr-
hunderts entstandenen Miracula S. Liutwini, deren textliche Überlieferung nicht unpro-
blematisch ist.
Die Abtei St. Nabor hat es vermocht, ihre Bildungstradition selbst über die dunkelsten
Jahrzehnte des „saeculum ferreum“ zu bewahren. Zeugnis hierfür ist ein bald nach 900
niedergeschriebenes Schatzverzeichnis, in dem auch zahlreiche Handschriften aufgelistet
sind. Dieses Kloster hat also nicht des Kraftaktes eines Neuanfangs bedurft, wie er für
Mettlach unter Abt Ruotwich so bezeichnend ist. St. Nabor, das Mitte des 10. Jahrhun-
170
derts auch einen Balther von Säckingen als Besucher in seinen Mauern sah, beherbergte
um die Jahrtausendwende mehrere dichterisch begabte Mönche. In diesem Zusammen-
hang sind Kontakte zum Vogesenkloster Moyenmoutier nachzuweisen.
Den zeitlichen Brückenschlag vom anonymen Verfasser der Vita I Pirminii hin zu den
gleichfalls unbekannten Hornbacher Mönchen und Stiftsherren, die um 1000 die jüngere
Vita und die landesgeschichtlich aufschlußreichen Miracula S. Pirminii geschrieben
haben, leistet der Cod. Pal. Lat. 489 aus dem 10. Jahrhundert. In ihm dokumentiert sich
auch St. Galler Einfluß. Gleichfalls zu Beginn des 11. Jahrhunderts lebt Eburnant vom
Hornbacher St. Fabiansstift. Er ist wahrscheinlich der Gestalter des künstlerisch wert-
vollen sog. Hornbacher Sakramentars, einer Auftragsarbeit des Abtes Adalbert.
Abt Eberwin von Tholey und St. Martin/Trier (gestorben um 1040) ist eine bekannte Ge-
stalt innerhalb der lothringischen Reformbewegung. Über eine Spanne von 40 Jahren
hinweg verfaßt er mehrere hagiographische Texte und erweist sich dabei als zuverlässiger
Berichterstatter, der im Falle der Symeonsvita aus eigener Erfahrung schöpfen kann.
3. Der Konflikt zwischen Regnum und Sacerdotium in der zweiten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts motiviert, ausstrahlend von den Kraftzentren Trier und Verdun (Metz tritt hier
zurück), auch die Autoren in der Provinz nochmals zu prononcierter Stellungnahme. Viel
spricht dafür, daß Theoderich von Tholey, der über die Thesen Robinsons als einziger der
hier erfaßten Autoren die Weihen des DA erlangt hat, der Fälscher des Privilegium Maius
ist, des angeblichen Investiturprivilegs Papst Leos VIII. für Kaiser Otto I. Dieser Mönch
italienischer Herkunft hat zuvor in Tholey die Vita des 1066 ermordeten Elekten Kuno
von Pfullingen geschrieben, die mit Ausfällen gegen Gregor VII. und die kirchliche Re-
formpartei nicht geizt. Nach diesem „Gesellenstück“ steigt er zum engsten Kreis um Erz-
bischof Egilbert von Trier auf, von dem er 1096 die Abtei St. Martin erhält.
Etwa um den Beginn des 12. Jahrhunderts glaubt der Betrachter der Literaturlandschaft
des Saarraums aber in ein schwarzes Loch zu fallen. Die hagiographische oder historische
Überlieferung aus dem kurzfristig hirsauisch geprägten Mettlach verstummt mit der Ab-
fassung der Miracula gänzlich, auch die übrigen alten Benediktinerabteien scheinen sa-
turiert, was ihren Bedarf an hagiographischen Texten betrifft. Die jetzt entstehenden Klö-
ster und Stifte der Reformorden (z. B. die Prämonstratenserabtei Wadgassen, die Zi-
sterzen Wörschweiler, Weiler-Bettnach, Stürzelhronn und Freisdorf) hegen keinerlei Am-
bitionen in dieser Richtung. Einzig ins 12. Jahrhundert zu datieren sind die notitiae funda-
tionis aus Bouzonville, eine Stifterchronik, die formal keinen allzu hohen Anprüchen ge-
nügt. 4
4. Kartäuserspiritualität und Bursfelder Reform bilden die markanten Orientierungs-
punkte für Spätmittelalter und frühe Neuzeit. Den Mönchen von Rettel gelingt der
Aufbau einer kleinen Bibliothek, die sich zwar nicht mit den gut untersuchten Beispielen
aus St. Alban/Trier und Mainz messen kann, aber - unter Einbeziehung des Inkunabeln-
bestands - einen repräsentativen Einblick in die Leseinteressen der Kartäusermönche ge-
stattet. Adolf von Essen, erster Prior in Marienfloss, und sein Mitbruder Dominikus von
Preußen sind selbst schriftstellerisch tätig. In Tholey (Mettlach unter Tilmann von Prüm
bleibt hier deutlich zurück) dominiert ein bis zwei Generationen lang ein Kreis schriftstel-
171
lerisch aktiver Mönche niederländischer Herkunft: Johann von Enckhausen, Wilhelm
von Gouda und vor allem Eberhard von Kamp. Die Kontakte laufen hier über Köln (Abt
Adam Meyer!) und das gleichfalls bursfeldisch bestimmte Laach hin nach Trier, wo zur
selben Zeit an der neugegründeten Universität eine ganze Reihe niederländischer Stu-
denten weilt. Abt Gerhard von Hasselt (amt. 1488-1517) setzt sich derweil stark für den
Ausbau der Klosterbibliothek ein, von der sich Teile dank des bibliophilen Abtes Theo-
bert d’Hame (amt. 1730-1759) bis in die Neuzeit bewahrt haben.
Darüber hinaus läßt sich der Bücherbestand der Zisterze Wörschweiler, der Prämonstra-
tenserabtei Wadgassen und der alten Benediktinerabtei St. Martin Glandariensis (Longe-
ville-les-St. Avold, Lübeln) nur schlaglichtartig erhellen. Die Zerstörungen und Plünde-
rungen, die das saarländisch-lothringische Grenzland in „Wellen“ heimgesucht haben,
lassen jeden weitergehenden Versuch einer Rekonstruktion der hier beheimateten
Klosterbibliotheken scheitern. Herauszustellen sind die militärischen Auseinanderset-
zungen Mitte des 16. Jahrhunderts (St. Avold, Lübeln), der Dreißigjährige Krieg und die
Reunionen Ludwigs XIV., schließlich die Auflösungsweile der Französischen Revolution
(Tholey, Wadgassen), ebenso aber die makabre Negligence3 der barocken Konventsange-
hörigen zu Mettlach.
Wagt man nun den Ausblick aus der engen Mediävistenzelle in das Jahrhundert zwischen
der endgültigen Überwindung der Lähmungserscheinungen des Dreißigjährigen Krieges
und der Revolution, so ragen die Konvente des in die Kongregation von St. Vanne inte-
grierten Longeville-les-St. Avold und der Augustineremiten von Wallerfangen bzw. Saar-
louis deutlich heraus.4 Zwar sind aus letzterem Kloster nur zwei Inkunabeln belegt,5 doch
ist eine stolze Reihe von an den Ordenszentren akademisch ausgebildeten Prioren und
Lehrern aus Wallerfangen überliefert. Ihre bio-bibliographische Erfassung konnte hier
noch nicht geleistet werden, sie bleibt einer späteren Studie Vorbehalten.6
3 Cum grano salis ist es um die Berücksichtigung dieser Klöster und Stifte in der Forschungsliteratur
des 19. und 20. Jahrhunderts kaum besser bestellt. Die Aufnahmepolitik etwa von ADB und NDB
gegenüber historischen Persönlichkeiten aus dem südlichsten Zipfel der preußischen Rheinprovinz
hat sich äußerst restriktiv gestaltet.
4 Zu Longeville s. o. S. 115-117. Nur noch wenige Mönche aus den alten Bildungszentren Tholey
und Mettlach finden Berücksichtigung im „Corpus academicum“ des Kölner Benediktiners Oliver
Legipont (1698-1758), s. François, Bibliothèque IV, S. 238ff.; Hillar, Vindiciae, S. 99; Scheer,
Abtei Tholey, S. 48, 194ff., 213 u. 260.
5 Bibi. Munie. Metz, Nr. 166 (s. o. S. 177, A. 110) u. Nr. 342 (1944 zerstört, Besitzvermerk: Ad
usum fratrum Augustinorum Walderfingiae. Anno 1611)
6 Erster Orientierungspunkt ist A. Kunzeimann, Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten,
Bde. IV u. VII: Die Kölnische Provinz (Cassiciacum 26), Würzburg 1972 u. 1976
172
Epilog
Abschließend ein Wort in eigener Sache: Gerade der Verfasser von querschnittartigen
Überblicksdarstellungen oder - ärger noch — von Vollständigkeit beanspruchenden
Schriftenverzeichnissen kommt oftmals nicht umhin, sich jene überlegene Einsicht des
Mephistopheles aus der Studierzimmerszene zu eigen zu machen.7 Dieser sehr realen Ge-
fahr sollte durch die bewußte Konzentration auf die Herausarbeitung monastischer
„Schriftstellerpersönlichkeiten“ begegnet werden, deren Œuvre erst in seiner Summe
Zeugnis ablegt von der kulturellen Leistung einer Region. Damit ist die Arbeit in gewisser
Weise dem Vorbild Dom Calmets, des „praeceptor Lotharingiae“, gefolgt, der in seiner
„Bibliothèque Lorraine ou histoire des hommes illustres“ die Klöster der Saargegend
leider nur peripher abhandelt.8 Seiner dort im Préface, S. I, zum Ausdruck gebrachten
Captatio Benevolentiae schließe ich mich - vorbehaltlich des enger definierten Untersu-
chungsraumes - gern an:
„Le préjugé peu avantageux, où l’on est, que la Lorraine n’a jamais été féconde en hommes
doctes, pourra nuire à l’ouvrage que j’entreprens . . . Peut-être ... on sera curieux de
voir . . . s’il seroit bien possible qu’on trouvât en Lorraine, dans les trois Evêchés, et dans
le Pays de Trêves et de Luxembourg, de quoi former une Bibliothèque d’hommes di-
stingués par leur esprit, leurs talens, leur érudition et leur capacité, dans les beaux Arts?“
7 „Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt leider! nur das geistige Band. “
(Faust I [Hamburger Ausgabe], Z. 1936ff. )
8 Dieses Werk - erschienen erstmals Nancy 1751 - berücksichtigt Remigius von Mettlach und
Eberwin von Tholey, beide unter ausgiebiger Verwendung des Trithemius.
173
Quellenanhang
a) Homilia Remigii abbatis in nataie s. Eucharii1
5 Die Homilie des Remigius von Mettlach auf die ersten drei ersten Bischöfe von
Trier wurde an einem 8. Dezember, dem Festtag des hl. Eucharius, vor dem Kon-
vent von St. Eucharius/Trier gehalten. Sie findet sich in zwei Handschriften:
W = Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 1109 Heimst., f. 61-
10 84v (10./11. Jh.)
T — Bibi. d. Bischöfl. Priesterseminars Trier, Hs. Nr. 4, f. 15-23 (12. Jh.)
Meist ist die Lesart von W, der noch zur Lebenszeit des Remigius geschrieben
wurde, vorzuziehen. Die Interpunktion wurde behutsam ergänzt, die Bibelzitate
15 (Kursivdruck) und die vereinzelten Entlehnungen aus der Eucharius-Vita sind
möglichst vollständig angegeben. Die Zitierweise der Bibelstellen orientiert sich
an der Vorgabe der zweibändigen Vulgata-Ausgabe der Deutschen Bibelgesell-
schaft Stuttgart (19833, hrsg. v. R. Weber). Von dem bislang unedierten Text sind
nur die Zeilen 140-149 abgedruckt bei Sauerland, Geschichtsquellen, S. 96 (=S),
20 Weitere Bruchstücke bietet Hillar in den Vindiciae, S. 132f.
In natale sancti Eucharii, primi Trevirorum episcopi. Secundum Lucam: In illo
tempore designavit Dominus et alios septuaginta duos et misit illos binos ante fa-
ciem suam in omnem civitatem et locum, quo erat ipse venturus.2 Omelia Remigii
25 abbatis de eadem lectione. Sancti evangelii lectionem, que modo recitata est, in-
tenta cordis aure, fratres mei, debemus percipere et quam largam superne gratie
copiam provehat3 considerare. Que dum specialiter insinuat4, quo se tenore sancti
doctores in officio predicationis observent, evidentissimam nobis formam quasi
sigillo quolibet sculptam videtur monstrare, cui semet omnis nostre conversa-
30 tionis actio debet5 imprimere. Normam denique contempnende superfluitatis per-
fectissime docet, caritatis et obedientie prebet documentum, in quibus precipue
ceterarum6 omnium virtutum constat magisterium. Exprimit quoque sublimis-
simam beatorum patrum nostrorum Eucharii, Valerii atque Materni dignitatem,
qui per eam, quam in lucrandis animabus omnis huius provincie tenuere, solier-
35 tiam apostolici gradus sortiti sunt eminentiam.
Sed in primis attendendum, si forsitan iste numerus, quo sacratissimus missorum
discipulorum continetur ordo, possit aliquo gravidus esse misterio? Duodecim
1 s. o. S. 58f.
2 Lc 10,1, wo begonnen wird mit Post haec autem designavit
3 proveat T
4 insinuet W
5 debeat W
6 ceterarium T
174
40
45
50
55
60
65
70
75
namque prius in ministerium sancte predicationis electi, postea vero septuaginta
duo, sicut ex presenti lectione cognovimus, sunt in eorum solatium designati.
Numquid hoc fortuitu vel absque rationis consideratione factum debet credi? Mi-
nime. Non enim tantopere curaretur, ut in locum Iudae prevaricatoris alter sorte
succederet, nisi magnum vis prescripti numeri sacramentum gereret. Sane quibus
divina gratia revelaverit, profundiora numeri huius explicent misteria, nosque
simpliciter hinc exprimere valemus, non patimur esse celata. Duodenarius igitur
numerus ex tribus quater ductis conficitur, et quoniam Dominus omnipotens uni-
versis hominum nationibus, qui et quaternas mundi plagas incolunt et ex quatuor
elementis subsistunt, noticiam sancte trinitatis, que ipse est, manifestare disposuit,
ternarium quater in duodecim suis apostolis compleri7 decrevit. Oportebat enim
ipsos hoc calculo contineri, per quos tale sacramentum predestinatum est notifi-
cari. Rursus quoniam sola fides homini non sufficit ad beatitudinem, nisi per bo-
norum operum fulciatur perfectionem; fides enim sine operibus mortua est.8
Septuaginta duos Dominus postea designavit.9 Que summa propter hoc operis
boni figurat integritatem, quia duodenarius sexies ductus in eandem plenitudinem
crescit. Senarius quippe ceteris numeris perfectior existit eo, quod eum sue partes
compleant;10 nec non per eum creator omnium primordia mundane fabrice con-
stituerit. Qui cum duodenarium multiplicat, septuaginta duorum cumulum ge-
nerat, ut profecto fidem summe trinitatis per quadrifidum orbem cum recti operis
perfectione tenendam figurare queat. Consequenter etiam prius duodecim, post
vero septuaginta duo sunt designati, quia, nisi recte fidei precedat fundamentum,
non habebit boni operis edificatio firmamentum. Et fortasse propterea Dominus
primos ecclesie fundatores hoc voluit numero describi, ut, quicumque posterorum
in idem evangelizandi ministerium fierent destinati, non privarentur eiusdem
gradus honore, si non ab eorum recederent fide et operatione.
Unde, fratres karissimi, sanctissimos viros Eucharium videlicet11 Valerium atque
Maternum, quorum hic veneranda patrocinia continemus, gradus apostolici di-
gnitatem retinere non dubitamus, quia primorum discipulorum Christi fidem
atque operationem pleniter assecuti ministerium salutis in nobis per divinam dis-
pensationem sunt operati. Quorum apostolatui Germanie totius atque Gallie po-
puli testimonium prebebunt in eternum, quos a dirissimo demonice servitutis iugo
liberaverunt et in agnitionem veritatis cultumque summe deitatis produxerunt.
Verum post designatam predicatorum summam, quid evangelica dicta prose-
quantur, audiamus. Et misit illos binos ante faciem suam in omnem civitatem et
7 fehlt T
8 lac 2,26
9 Lc 10,1
10 Gregor der Große, Moralium lib. XXXV (PL 76, Kap. 1162); Zitat wird aufgenommen
im Donatkommentar des Remigius von Auxerre (ed. W. Fox, cap. 17,S. 11): Senarius nu-
merus est perfectus, quia ex suis partibus constat.
11 fehlt T
175
locum, quo erat ipse venturus.11 In hoc precipue caritatis commendatur insigne,
quod bini diriguntur evangelizare. Decebat enim ut qui summa debuerant nun-
tiare, summe quoque virtutis indicia viderentur baiulare12 13. Sicut eis alibi Dominus
ipse ait: In hoc cognoscent omnes, quia mihi estis discipuli, si dilectionem habu-
80 eritis ad invicem.1* Cuius executio mandati non poterat evidens fieri, si non vel15
duo comites in evangelizandi officio fierent16, qui vicissim sibi caritatis opera sol-
verent, quia nemo per sui solius provisionem videri potest habere dilectionem.
Sicut igitur hii, qui visibilia construunt prelia, cuiuslibet signi se notant indicio,
quatinus inter hostes et socios aperta noscatur discretio, sic Dominus et salvator
85 noster prelii sui duces et milites instituit, agnoscibiles esse per humilitatis et dilec-
tionis documentum, cum partes adverse perferant elationis et invidie signaculum.
Quapropter admodum gaudeamus, omnes urbis Treverice cives, quia nos speciali
donativo dignos constituit, qui non binos nobis, sed ternos doctores destinavit!
90 Exultemus valde, quia deifice trinitatis agnitionem, quam suscepturi fuimus, in
ipsis predicatoribus assignatam videre meruimus. Exultemus itaque totique pe-
nitus in hylaritate commoveamur, quia summe gratie prerogativa nobis directa est
per Eucharium, vigor perfecte valitudinis indultus per Valerium, materne pietatis
ubertas infusa per Maternum. Auctor ergo sempiterne salutis ideo nobis tot ar-
95 chiatros misit, ut in omni pietatis opere cooperatores habere delectemur. Ubi
nempe diverse mentes hominum consentiunt in unum pietatis studium, ibi gratis-
simum sibi caritas inveniet domicilium, ibi Christus ipse proprium locabit habita-
culum. Quod autem dicitur, misit eos ante faciem suam in omnem civitatem et
locum, quo erat ipse venturus,17 18 maximi nobis gaudii generat incitamentum, dum
100 non dubitare possumus huc Christum venisse, quo constat precones eius pre-
missos fuisse. Ante faciem quippe Domini doctores sancti mittuntur, ubicumque
ipse venturus est, quia dum incredulorum pectora tenebris ignorantie peccato-
rumque caligine fusca per veritatis lumen purgant, Domino, qui summa lux est et
in quo tenebre non sunt ulle,n mansionem, quo veniat, preparant.
105
Unde, fratres, summo nisu curandum est, ut Christum, quem per recte credulitatis
lucem nos habere gaudemus, pravitatis actibus a nobis repellere formidemus. Re-
spondeamus eius gratie, ut qui per miserationem suam ad nos venire disposuit, nil
in nostra conversatione videat, quod oculos bonitatis eius offendere queat vel a
110 nobis eum recedere cogat. Recolamus iugiter, quod missis verbi suipreconibus ait:
Rogate ergo Dominum messis, ut mittat operarios in messem suam. Messis
quidem multa, operarii autem pauci.19 Si doctores Dominus pro nobis rogare pre-
12 Lc 10,1
13 fehlt T
14 jo 13,35
15 fehlt T
16 fuerint T
17 Lc 10,1
18 1 Jo 1,5
19 Lc 10,2; Mt 9,37-38, jeweils in umgekehrter Sätzefolge
176
115
120
125
130
135
140
145
cipit, quantomagis nos ipsos a se salutis operarios precibus exigere diligit. Inenar-
rabili quidem misericordie sue dono gratis hos beatissimos tres viros lucrandis ani-
mabus nostris providit, qui nihil20 21 22 obedientie sancte studio preponentes et, usque
ad consummationem presentis vite fideliter in opere Domini permanentes, omnem
hanc urbem doctrinis et miraculis illustraverunt atque in tantum, ut ipse Dominus
in eam venire dignaretur, provexerunt. Sed ipsi nunc presentie sui regis assistunt,
super cuius mensam labores manuum suarum comedunt, fontem perhennitatis bi-
bunt; quot hic lucrati sunt animas, tot illic inmarcescibiles gerunt coronas. Nobis
vero quid aliud convenit agendum, nisi Domino sine cessatione supplicandum, ut
in messem suam vicarios eorum tales mittat, qui nos Christo conciliare valeant,
qui nobis sic presint, ut prosint? Cooperatores sibi plurimos adsciscere studeant,
ne messis, quae multa est, ob paucitatem operariorum depredanda malignis spiri-
tibus extra dominicum remaneat horreum. Quod tunc efficere queunt, si a pri-
morum decessorum vestigiis et exemplis non recedunt, quibus consequenter pre-
cipitur: Ite.11 Ecce ego mitto vos sicut oves in medio luporum.11 En forma, cui de-
bemus omnes fortiter imprimi, hac quosque prelatos oportet insigniri, hac sub-
ditos omnes depingi.23 Hic imago fortissime patientie, hic speculum vere lucet
obedientie. Innuitur hic, ut prelati nunc talem mentis habeant innocentiam ad in-
becillitatem ovium sustentandam, qualem primi predicatores tenuerunt24 missi ad
rabiem luporum tolerandam. Et quotiens per violentiam divitum ecclesiastica iura
violantur, libero pro defensione sibi commissorum zelo commoveantur. Nec
magis secularium vereantur offensionem, quam primi doctores eorum feritatem
metuebant, qui se lupino more membratim discerpere veniebant. Innuitur etiam
hic, ut, quique subditi in duris obedientiae preceptis, asperum quemvis non fu-
giant laborem, cum nostre salutis operatores, ut obedientiam implerent, ipsam
contra se provocare mortem non renuerent.25
Ex cuius ergo laboris inmanitate sanctissimus hic pater noster Eucharius lasses-
cere26 poterat, qui se lapidibus obruere temptantes27 aggredi non formidabat. Sic
enim Deo gratissime vite ipsius continet textus, quod die quadam, dum hanc
urbem simul cum sociis intraret, ut salutis monita populo preberet, universe mul-
titudinis coetus super eum ceperit irruere, parans illum lapidum ictibus obpri-
mendo28 perimere. Vir29 autem Deo plenus cum sanctissimis sociis, orationis
arma30 pretendit et omnes ita mirabili rigore constrinxit, ut unusquisque se-
20 nichil T
21 fehlt W
22 Lc 10,3, kontaminiert mit Mt 10,16
23 hac quosque . . . depingi fehlt T
24 tenuere W
25 rennuerintT
26 lacescere W
27 vgl. Vita Eucharü, cap. 6; tentantes S
28 fehlt S
29 verum S
30 vgl. Vita Eucharü, cap. 7
177
eundum motus sui tenorem31, quo se paravit ad iaciendum lapidem, inflexibilis
tamdiu staret, donec iterum precibus ad Dominum fusis presul pius cunctis32 vi-
gorem pristinum restitueret. Numquid non hic patuit in eorum medio ovine sim-
150 plicitas innocentie? An non lupina feritate seviebant, qui propterea lapides iacere
parabant, quia pre nimia rabie supplicium differre non poterant? An non econtra
ovinam illi superando tenuerunt patientiam, qui se persequentibus non solum
bona sed et optima providerunt? Verumtamen, qui temporaliter erepti sunt, eter-
naliter martyrii gloria privati non sunt. Numquid eorum glorie fieri debuit detri-
155 mentum, quod ipsorum vita in aliorum conservata est lucrum? Absit. Sed Christus
illos magnificentius quesivit glorificare, quos tam constantes in obedientia per-
spexit. Nam et martyrii gloriam pro constantia sustinende passionis adepti sunt
et insuper pro multitudine, quas lucrati sunt, animarum in apostolice dignitatis
altissimum provecti sunt gradum.
160
His, fratres, exemplis in omne virtutum provocemur studium. Totis viribus appre-
hendere nitamur obedientie robur, qua precipue conteritur astuti caput serpentis,
qui superbie mortifera seminaria sibilavit prothoplastis. Singularis enim vigor
obedientie totam mundi prosternit altitudinem, omnem serpentine fraudis flexuo-
165 sissimam dissolvit complexionem. Delectemur exerceri iugiter in omni pacientia,
per quam clarior et probabilior erit obedientia. Hi denique sancti, quorum nunc
miramur agones, quanto pacientiam suam maioribus exercitavere periculis, tanto
splendidioribus obedientiam decoravere triumphis. Idcirco non sicut oves, inter
quas lupus venerit, sed velut oves in medio luporum missi perhibentur,ut quo pe-
170 ricula maiora ventura prescirent, eo cautiores ex provido timore fierent. Omnes
certe novimus multimodis oves periclitari, si lupus unus in medio venerit earum33 34.
Quo autem modo liberari poterunt, si paucas oves mitti contigerit in plurimorum
medio luporum? Sed ideo talibus premoniti sunt, quatinus prenoscerent, ad
quantam pacientiam animos preparare deberent, dum mansuetudo ferocitatem
175 paucitas toleratura foret multitudinem. Sicque dum per maiora pericula proba-
rentur, insignioribus victorie coronis glorificari mererentur. Unde si tante glorie
participium quodlibet promereri cupimus, imitari tante obedientie atque pacientie
fortitudinem aliquatenus probemus.
ISO Sequitur: Nolite portare sacculum neque peram neque calciamenta.i4 Hoc, si ad
litteram videtur, attendi potest, quam criminosum sit coaccruandis estuare divi-
tiis, cum vetitum quoque sit ultra modum sollicitudinem habere de necessariis.
Quisquis enim longinquiores forte destinatur in oras, pera indiget et calciamentis,
quia minori non potest contentus esse quam vel duplicis apportatione35 vestitus.
185 Sacculo quoque opus habet, in quo tantum servet pecunie, quantum sibimet ad
31 ebd.
32 fehlt S
33 eorum W
34 Lc 10,4; Mt 10,9-10; Mc 6,8-9
35 adportarione W
178
190
195
200
205
210
215
220
emenda victualia viderit esse necesse. Verumtamen primis ecclesie suae fundato-
ribus ista Dominus prohibuit, non quod necessaria providere culpa sit, sed ut illi
facilius superflua contempnenda persuaderent, qui necessaria quoque portare non
curarent, et ut fida divina virtus manifestaretur efficacia, que confidentes in se
nulla permittit ubique constringi penuria. Timentibus enim Dominus nihil
deerit.36 Voluit etiam hoc exemplo Dominus innotescere iustissime ipsis erogari
minima, qui dirigebantur largiri maxima. Numquid non congruit carnalia servire
spiritualibus, terrena celestibus, transitura perhennibus. Si vero quid allegoria
mistici condat inspicere voluerimus, magni documenti dulcedinem nobis rumi-
nare poterimus. Per sacculum quippe, quo clausa vehitur pecunia, occulta mistice
designatur sapientia. Per peram vero, qua non solum necessaria, sed etiam super-
flua sepius onera portantur, multifaria peccatorum genera, que non solum fragili-
tatis necessitudine, sed etiam voluntarii libitus adimpletione committimus, ex-
primi queunt. Per calciamenta quoque, que mortuorum animalium fiunt ex pel-
libus, pessima figurantur exempla, quibus crebro sic prava nostra defendimus
opera, sicut pedes terram et non celum tangentes muniunt calciamenta. Dicimus
enim: Ilie et ille sic et sic est usque vite finem presumptuose conversatus, et tamen
ei prosperrime cuncta cesserunt ad votum, que cunctatio nobis est, ut non similiter
omnia faciamus ad libitum. Per talia nempe dum pravitatem nostram defendere
paramus exempla, quasi ex mortuorum pellibus facta gressibus operis nostri por-
tamus indumenta. Quapropter apostolos suos Dominus sacculum portare prohi-
buit, ut qui summe thesaurum sapientie divinitus gratis accepissent, nulli eum cre-
dere volentium claudere vellent. Peram eos baiulare noluit, ut qui alios a criminum
vitiorumque ponderibus erigere sunt missi, nullatenus his ipsi incederent onusti.
Calciamenta quoque portanda vetuit, ut qui perfectissime sanctitatis documenta
sunt docti37 * instruere, nullo pravitatis exemplo se viderentur munire.
Additur etiam: Et neminem per viam salutaveritis.3S Plurimi se salutant in itinere,
quos alterutrum nullam vel minimam salutem constat optare. Et ideo Dominus
suis predicatoribus morem itinerarie salutationis penitus interdixit, non quod in-
vicem nobis salutem precari culpa sit, sed quia talis inprecatio sepius ex corde non
fit. Oportuit illos esse ab omni suspicione39 fictionis inmunes, qui simplicissime
veritatis debuerant fieri precones. Insinuatur etiam hoc precepto, quam celerem
congruat existere fervorem obedientie, nec ulla conveniat occasione morari, quod
Christus in salutem predestinat operari. Quam ob rem, fratres karissimi, tante per-
fectionis exempla non patiamur nobis esse difficilia. Incessabili laude Christo gra-
tias agamus, qui huius institutionis doctores nostris clementer designavit finibus.
Qui cum supra scriptam contempnende superfluitatis normam communiter in se
nobis exprimerent40, offerunt tamen in propriis nominibus, quid singuli privilegio
36 Sir 33,1
37 fehltW
3s Lc 10,4
39 suspicatione T
40 exprimunt T
179
225
230
235
240
245
250
255
180
speciali figurarent. Nam quod nullus41 eorum pecuniam sacculo clausam ferret,
Eucharius in bone gratie vocabulo perhibet42, per quem preciosissimum sue sa-
piende thesaurum, qui prioribus seculis clausus fuit, nobis Deus gratis43 aperuit.
Quod autem pera dedignarentur gravari, Valerius videtur valitudinis nomine
testari, per quem vigorem nacti sumus in reiciendis operum criminalium oneribus.
Quod vero calciamenta non gererent, Maternus tam nomine quam proprie resur-
rectionis exprimit eventu. Maternis denique, id est piis, Christi nos imbuere vene-
rant documentis, quomodo se crudelium et Deo mortuorum munire decuit ex-
emplis. Eterne vite nos missi sunt conciliare, quomodo quicquam mortalis signi
congruum fuit eos in se pretendere et non potius animarum respirationem in Ma-
terni resuscitatione designare.
Quam simplicia quoque totiusque fictionis duplicitate libera necnon Christi vo-
luntati concordantia gererent pectora, testificantur mirifice sanitatum largitates,
quas per eos operata est divina magnificentia. Inter innumeras quippe signorum
virtutes, quibus omnia languorum genera curabant, magnificam potestatem in
mortuorum revivificatione tenebant. Quod inter alios non solum predictus Ma-
ternus, qui fuit unus eorum, sed et filius Albane vidue testatur, qui per eorum me-
rita legibus mortis erutus, occasio perpetuam contingendi vitam totius urbis ci-
vibus est effectus. Idcirco gaudere convenit in tantorum virorum sollemnitate, per
quos Christus nos tam largo beneficiorum ditavit munere. Oportet etiam mores
nostros ipsorum condire doctrinis et exemplis, quorum volumus iuvari meritis;
formidolosa quoque mente percipiendum est, quod missis evangelii sui
dispensatoribus iubendo Dominus subintulit: In quamcumque domum intraver-
itis, primum dicite: Pax huic domui. Et st ibi fuerit filius pacis, requiescet44 super
illum pax vestra. Sin autem, ad vos revertetur.45 Ecce, maiores nostri missos
Christi receperunt, sancte fidei iugo colla submiserunt. Verbum vite terram in
eorum cordibus, quam fructificaret, invenit, ideo pax vera46 super eos requievit.
Quorum quanticumque veritatis in opere permanserunt, pace, quam recipere ad-
quieverunt, nunc foventur47, aeterna requie cum propriis arietibus fruuntur.
Nobis autem quid conferet, si credulitatis eorum nitimur48 vestigiis, si non etiam
pedisseque fuerimus operationis. Nisi enim studiosi fuerimus et alacres49 in sancte
conversationis emulatione Christi, pax ad eos, qui nobis eam adportaverunt, re-
vertetur, quia pro sui laboris studio mercedis eterne fructu non privabuntur, dum
nostra protervitas pro contempto vere pacis amore digne punietur.
41 ullus W
42 prohibet T
43 gratis Deus T
44 requiescat T,W
45 Lc 10,5-6; Mt 10,12-13; revertitur T,W
46 nostra T
47 faventur T
48 natimurT
49 et alacres fuerimus T
260
265
270
275
280
285
290
295
Pecunia siquidem vere sapientie nobis claudi prohibita est. Cur nostra malignitas
audeat proximis occultare, quicquid divina benignitas gratuita revelaverit inspira-
tione? Missi sunt, qui gravissimas demonice servitutis sarcinas a nobis reicerent et
ad intuendum veri solis iubar erigerent. Cur inhumanitas nostra sic in fratrum ne-
cessitatibus obdurata permaneat50, ut non51 in relevandis eorum miseriis pietatem
habeat? Directi sunt, qui per visibilem mortuorum resuscitationem testarentur se
vite, non mortis actus instruere. Cur dubitabimus tunc nos ad interitum tendere,
cum talia sectamur exempla, que doctrinis eorum manifeste videntur esse con-
traria? Destinati sunt, qui nobis simplicitatis et innocentie normam totiusque du-
plicitatis abstinentiam preferrent. Quomodo presumemus52 callidi fore proximis
deceptionem machinando, quibus oportet esse promptos in adiuvando?
Curemus itaque, ne53 54 divini satores seminis, qui hanc urbem olim fruge celesti fe-
cundaverunt, nostris temporibus ita degeneratam conspiciant, ut velut neglecta
tellus plus spinarum aut tribulorum quam tritici ferat! Certemus pacem, que per
fidelissimos Christi dispensatores prolata est, firmiter possidere, caveamus, ne
nobis elapsa revertatur ad eos, a quibus per officium sancti denuntiata est mini-
sterii. Non ergo recessit ab eis, cum nos revisit, nec ita revertitur, quasi relictos
adeat, sed modo quodam locutionis reverti dicitur ad illos, quos pro bone volun-
tatis et pii laboris studio coronat, dum nos, quod absit, relinquens dampnat. Qui
habet aures audiendi, audiat54 intenta et pia mente, quid sequitur55. In eadem
autem domo manete edentes et bibentes, que apud illos sunt.56 Quamvis ad lit-
teram manifestius hic exprimatur, quare Dominus missos precones in via sumptus
accipere vetuerit, dulcissimum tamen intellectum mistica quoque significatione
gerit. Sancti quippe doctores, si recepti fuerint in eadem domo, iubentur, ut ma-
neant, quia dignissimum est, ut in eorum cordibus, quos lucrati fuerant, perpetue
dilectionis unanimitate resideant. Comedunt autem et bibunt, que apud illos sunt,
quia, dum profectibus eorum, quos ad modum esuriunt et sitiunt, gratulantur
quasi cibis et potibus sibi gratissimis satiantur. Quisquis ergo magistros pietatis
proprie substande rebus inquantum valet honorat, duplicis eos mercedis refec-
tione saginat, quos et in suum lucrum sustentari et ex bone sue voluntatis facit li-
beralitate letari. Omnis enim bonus magister honorantis se discipuli plus pia delec-
tatur voluntate quam muneris cuiuslibet vel honoris ipsius impensione. Propterea
quicumque sanctitatis nuncios in mansionem proprie domus receperunt, dulcius
eos paverunt operationis recte profectibus et fidei quam mmistratione carnalis
potus et cibi.
50 permanet T
51 fehlt T
51 prestimemus T
53 fehlt T
54 Mt 11,15; 13,9; 13,43; Mc 4,9
55 sequatur T
« Lc 10,7
181
Unde, fratres, sollicite curandum est, ut eminentissimi doctores nostri, quorum hic
sacratissima veneramur ossa, per vere pacis et unanimitatis amorem iugiter
habeant nobiscum manendi delectabilitatem. Studeamus eos cum studiis operan-
darum virtutum velut suavissimis cibis et potibus saturare. Nam tunc non omit-
300 tent intercessionibus suis fragilitatem nostram Christo commendare. Quod si
virtutum declinantes apprehendere fastigium in vitiorum, quod Dominus avertat,
labimur profundum, non proderit, si iactamus habere nos eorum corpora,
quorum non meremur patrocinia. Prebet huic assertioni terribile testimonium
Hierosolimitanorum calamitas. Apud eos denique preciosissima patriarcharum
305 omnium nec non et prophetarum habebantur57 ossa, quibus etiam magnificis et
honorificis cultibus construxerant monumenta. Verum cum nimiis sceleribus con-
servatores suos offenderent, tempore, quo propter incorrigibilem sue pravitatis
obstinationem iustissimo Dei iudicio penitus in desolationem erant venturi, voces
sanctorum audierunt in aere semet exhortantes et dicentes: Transeamus ab his se-
310 dibus,58 ac si manifestius dicerent: Quia non invenimus hic, qui nostra mereantur
interventione iuvari, transferamur59 ad eos, quorum recte voluntatis promereatur
intentio, ut eis nostra suffragia possint esse solatio.
Hoc exemplum nos, fratres, a torpore mentis excutiat60, quatinus omni sollicitu-
315 diñe prospiciamus, ut non ex incorrigibili perversitate nostra fiant aversi, qui
nobis ad tutelam et munimentum sunt collocati. Temptemus eos bonis moribus al-
licere, qui nos propiciabili vultu parati sunt aspicere61. Honoremus igitur eos omni
mentis intentione. Quicumque sunt62 laicali degentes conversatione, promptis-
sima oblationum largitate; quicumque vero sanctitatis habitu, mundi con-
320 temptum prefiguramus, assistamus devotissima celebratione psalmorum et ym-
norum. Idcirco prescriptis evangelii verbis subinfertur: Dignus est enim operarius
mercede sua.63 Si operarius rei cuiuslibet periture constat sua dignus mercede, ma-
xima iusticiae prevaricado est illis mercedis honorem subtrahere, quorum ope-
ratio pollet eternitatis dignitate. Que vero merces impendi potest eis, qui nec sub-
325 levari nec ditari opus habent eo, quod indigentiam nullam sustinent. Possident
nempe divitias, que nesciunt detrimentum, ignorant augmentum, quia non pos-
sunt deteri, que non admittunt mutabilitatem, nec habent opus augeri, que reti-
nent omnem plenitudinem. Verum si considerare volumus, possumus illis talem
mercedem conferre, que non ipsis quicquam adiciat, sed nobis centuplicatum
330 fenus conferat. Munus enim vel honor sanctis oblatus conferentes ditat, non acci-
pientes. Qui enim summi boni plenitudinem possident, solam nostre mentis devo-
tionem suscipere gaudent. Quasi susceperint64 celestia pro terrenis, eterna pro mo-
57 habebant T
58 vgl. Flavius Josephus, De bello Judaico VI 5,3
59 transferamus T
60 excudat W
61 respicere T
62 fehltW
65 Lc 10,7; 1 Tim 5,18
64 susceperunt T
182
mentaneis allegare curabunt. Quam ob rem nostre salutis operariis non dene-
gemus inpensionem debite mercedis! Summe siquidem digni sunt venerationis
335 mercede, per quos invenimus remedia sanitatis aeterne. Et ne in honoris ipsorum
cultu tepiditas ulla nos dissolvat, recolamus, quod omne devotionis nostre stu-
dium nobis fructificabit, non illis, quorum glorie nil erogatio terrestris adicere po-
terit.
340 Ante omnia vero mores nostros eorum exemplis informemus, quia sic precipue de-
votionem nostram commendare poterimus, adiuvante nos ad hoc omnium bo-
norum auctore, Jesu Christo, Domino nostro, cui cum patre et spiritu sancto est
una potentia, par gloria et eterna maiestas per infinita secula seculorum. Arnen.
183
b) Sermo (Remigii abbatis) de festivitate s. Eucharii1
Auch diese Festpredigt zum 8. Dezember wurde in Trier gehalten. Einzige Hand-
schrift ist A = Bibi. d. Bischofl. PriesterseminarsTrier, Hs. Nr. 4, f. 23-30 (12. Jh.).
5 Des weiteren bedeuten:
S = Exzerpte in Sauerland, Geschichtsquellen, S. 107f. (Z. 21-32, 191-200 u.
309-324)
H = Hillar, Vindiciae, S. 133f.
10
Sermo (Remigii abbatis)2 de festivitate sancti Eucharii Trevirorum archiepiscopi.
Exultandum nobis est, fratres karissimi, in omnium sanctorum debita commemo-
ratione, eorum vitam et precipua gesta dignum est recolere, sed hodierna die3 di-
ligentius laudes oportet addere ac speciali devotione et celebritate gaudere. Repa-
15 ratur enim leticie nostre et salutis inmensum sacramentum, patroni nostri beati
scilicet Eucharii festum gloriosum, quo deposito carnis onere creditum sibi ad ce-
lestes thesauros transtulit talentum.4 In quo sursum congruit corda suspendere,
divinitatis gratiam magnificare, et quod eius dispositione fit et munere, devotis ec-
clesie laudibus celebrare.
20
Igitur hic pater noster beatissimus more sancti patriarche Abrahe patriam et co-
gnationem dereliquit,5 pro lucrandis animabus hanc urbem petiit, primus mira-
culis illustravit, sacramento crucis Christi fundatam religionem invexit. Hec
namque urbs, quamvis iura imperii sui late diffunderet, inclita felicitate ac rerum
25 opulentia gloriose polleret, murorum vastitate et munitionum excellentia cunctas
Gallie civitates excederet, tamen auctorem sue conditionis ignorabat, vana et sa-
crilega non abhorrebat, sed omnibus falsitatibus serviebat. Necessarium est innu-
merabilia diabolicaque eius figmenta pretermittere, sed in quo loco incommune
eius sollempniter celebrabantur cerimonie, testantur moenia preclaro composita
30 opere, que indicia miseriarum servantes dictis fidem faciunt usque hodie. Ad huius
quidem arcem multis nationibus formidabilem expugnandam, sanctissime con-
fessor Dei, calor fidei te compulit. Zelus Christi et gloria pro corona iusticie con-
citavit, spiritualibus armis munivit atque divinitus militantem Christo per te ad de-
ditionem populum coegit. Quapropter improbus predo de urbe abicitur, cyro-
35 grapho, quo nitebatur, privatur, et male suada letifere pactionis conscriptio dissi-
patur. Et sicut per plurima trophea gladio materiali potentialiter viguit, multa sue
ditioni triumphaliter subdidit sic recompensata vicissitudine gladio spiritus, quod
est verbum Dei,6 ad dandam penitentiam et remissionem peccatorum per te succu-
1 s. o. S. 65f.
2 von jüngerer Hand
3 8. Dezember
4 vgl. Mt 25,15ff.
3 Gen 12,1
6 Eph 6,17
184
40
45
50
55
60
65
70
75
buit atque cum eo concretum et nimis noxium sanguinem, quo animabatur ma-
teria peccatorum, postea salubriter effudit, virtutes sanctas vivificavit, pestifera
mortificavit, eorum affectibus dominari cepit; hinc quoque scriptum est: Sine san-
guinis effusione non fit peccatorum remissio.7 Huius namque urbis ianuas fidei in-
citamentis fortitudo eius aperuit, fiducia latum ingressum prebuit.
Que scilicet fiducia plurimarum experimentis celestium virtutum iam excreverat,
multorum dona charismatum divinitus conceperat. Iam sancti Materni subdia-
coni tui post quadraginta dierum facta fuerat resuscitatio, cui simile non est au-
ditum a seculo. Cuius miraculi occasione multis gentilibus salutaris conceditur
compunctio, commissorum consolatio, et filius Dei summa crevit in salutem pro-
vectio. Iam castellum Elegia evangelium Christi receperat, omnia vicina eius di-
vinis sanctionibus verbum informaverat. Arma namque diaboli abiecerat, arma-
turam sanctarum virtutum induerat, et iuste precepto Christi instabat, quia ini-
mici insidias benigno eius auxilio precurrebat. Preterea plurima pars Germanie
atque Gallie semina aeterne vite seminabant,8 et fertilis ager decorum germen nove
segetis attollebat, ex quo rudibus mentibus pabula erogabat. Nam secundum
Paulum apostolum erat in eo vivus sermo Dei et efficax et penetrabilior omni
gladio ancipiti pertingens usque ad divisionem animae et spiritus.9 Ideo quo-
cumque cum discipulis suis gressum ferebat, gratia Dei comite, male viventium
pravitates in semitas rectas dirigebat, scelerum scenam patefaciebat, idolorum
omnium vana et supersticionum figmenta diruebat, verum Dei cultum et fidem
sancte trinitatis10 in infidelium cordibus recondebat. Christi etiam bonus odor11
exstiterat in omni loco ac assidue de virtutum suave olentium armario aromata
sanctificationis effundebat, ut suavem odoris fraglantiam transeuntes adolerent,
cum opinione bona ad illum currendo transirent et remedia salutis perciperent.
Attendite, fratres karissimi, quibus modis gratam viam ad nos veniendum re-
demptori nostro hic pater noster preparavit, dum latentes in se celestium mu-
nerum divitias in odorem suavitatis cunctis aperuit, dum anfractus demonum, ut
dudum beatus Johannes Baptista in deserto clamabat, quod erat asperum videlicet
in planum direxit,11 id est infidelium corda per pravitatem detorta ad iusticie
normam reduxit. Pensate namque, in quanto gratie incremento ad nos evangeli-
zando properans proficiebat, qui tam strenue ac salubriter in vinea Christi labo-
rabat! Ipsa quidem multiplices palmites, quorum fructus adhuc non marcescit,
late emittebat, quia cottidie13 sancta ecclesia in soliditate sacre fidei crescebat, zelo
caritatis ac studio pietatis inserviebat. Animadvertite, quot mansiones14 Christo
7 Hbr 9,22
8 vgl. Vita Eucharii, cap. 2
9 Hbr 4,12
10 trinitatatis A
11 2 Cor 2,14
12 Lc 3,5
13 cotidie A
14 vgl. Io 14,2
185
ad nos veniendo providenter locavit, quia ibi ipsum conversari contigit, quo
sponsam suam, id est ecclesiam, caste vivituram, et celestium splendore animarum
illuminari cognovit et federari terrenis celestia comperit!
80 Talibus sacrarum virtutum exercitiis constantior succinctis fide lumbis ac prepa-
ratis pedibus in preparatione evangelii pacis15 nos adiit, ferocitatem patrie non
timuit, conatus irritos inimici ad Christum allisit. Et quia plenitudo legis est
karitas,15 16 totam legem in Dei dilectione ac proximorum servabat,17 temptantes se
lapidibus obruere aggredi non formidabat. Nam sicut prothomarthyr, beatus
85 Stephanus, incredulorum dictante iudicio ab urbe expellitur atque ut reus advena
ad lapidandum delegatur. Sed ipsius prothomarthyris veneranda exempla nobis
representavit, qui Dei et proximi dilectionem inter lapidantium impetus divinitus
obtinuit,18 19 magnitudinem et industriam eiusdem karitatis tunc ostendit, quando
crudelitatis malum odiis debitum generose mentis benignitate calcavit. Eundem
90 affectum prodidit, eundem ordinem reservavit, dum sevitiam frementium ac ritus
sacrilegos orando et per pacientiam superavit, per lapides funereos ad lapidandum
eum arreptos et divina virtute protectos in salutis eterne perpetuitatem transpo-
suit. Offensa temeritatis infulsit, quia lapideum cor in cor carneum Christus
redegit. Nam duro corde et opere saxei eramus, sed in vivos lapides19 ad restaura-
95 tionem celestis Hierusalem transmutamur. Virtutum nunc spiritualiter conti-
nemus insignia, per que eius porta nunc nobis efficitur meabilis et pervia per plu-
rima trophea. Non enim mortem pater hic horruit, sed, ut fides Christi predica-
retur, permanere in carne propter nos necessarium duxit. Et idcirco victimam hu-
miliati pectoris Domino libavit, spiritum in virtutum culmen erexit, triumphum
100 fusa oratione sumpsit, ac velut sagax pedagogus lac ab uberibus evangelicis
emulsit, quo alendo nos ad soliditatem perfecti roboris perduxit. Sciebat quoque
ratione perfecta neminem pro vita posse interire. Nec ledi ab homine quamvis ma-
lignante poterat, quia ipse in pacifico adversum se corde non dimicabat, sed causa
sibi gloriandi pro hoc caritas Christi erat. Ad testimonium eximie dilectionis irasci
105 nesciens, vincebat materiem formidinis, quia nature sue communionem diligebat
in nobis. Et ideo, quia habebamus imaginem Dei carnali origine, non passus est di-
vidi spirituali nativitate. Quis ergo tante pietatis divitias non obstupescat? Quis
tanti muneris explicet sacramentum? Quo famulatus genere hec munera pos-
sumus coequare? Nulla quidem continua laude nec gratiarum actione, nec cona-
110 tibus uliis virium benignitati eius gratie valemus merito respondere. Ecce, potens
bellator hostis antiqui virtutes in huius civitatis area conculcavit, impugnationis
eius machinas contrivit, tropheum triumphi sui abstulit. Victrix triumphat Christi
nunc karitas, et emula aversatrix diaboli confunditur iniquitas. Perpetuitas ablata
est mortis, de eterna facta est temporalis. Hanc, fratres, dignitatem Christo conce-
15 Eph 6,14-15
16 Rm 13,10
17 vgl. Mt 22,37-40
18 optinuit A
19 1 Petr 2,5
186
115
120
125
130
135
140
145
150
dente ac si e celo nobis accersivit, in quo verbum Dei in sinu patris20 invenit to-
toque sicut Johannes pectore hausit et sicut beatus Paulus apostolus speciali
quadam divinitatis gratia promeruit hoc salutis donativum, inde nobis attulit, ut
nos in Dei filios transferret glorieque suae coheredes faceret.11
Ideo, dilectissimi, amplectimini karitatem, que sic cultores suos iustificat, que de
alienis peccatis virtutes sanctas multiplicat, liberales et salubres res edificat, corro-
borat sanctam ecclesiam et honorat. Si eam perfecte cognoverimus, nostre saluti
congrua ac commoda prestabimus, concupiscentias malas et iniquas cogitationes
cohibebimus, catholice fidei normam sincera integritate servabimus. Imitemur
etiam adhlete Dei et apostoli nostri scilicet patroni nostri sociorumque eius fidem
et affectum, de quo nobis divinitus eterne salubritatis aperitur indicium! Non ter-
rena spiritualibus preferamus, proximos nostros, velut ipse amavit, diligamus, ve-
lamina iusticie illius cotidie induamus! Proximi namque nostri sunt, quos exemplo
genitricis Dei sancta mater ecclesia sine corruptione concepit, sine dolore in bap-
tismate peperit et per unigeniti sui consortium filios adoptivos fecit, pignore su-
perne hereditatis ditavit. Hinc quoque generosior est generatio spiritualis quam
cognationis et carnis. Per hanc quippe celo violentia irrogatur, summis una so-
ciantur, pax antiquitus perdita cum sanctis angelis nobis restauratur, contentio
quoque prioris discordie postponitur, atque in gratiam beneficii divini confratres
et conservi ab ipsis nunc veneramur. Quo ordine ipsa spiritualis nativitas im-
pleatur, Dominus insinuando fatetur. Nisi quis renatus fuerit ex aqua et spiritu
sancto, non potest introire in regnum Dei.11
Itaque, fratres karissimi, secundum apostolum renovemur spiritu mentis nostre23
atque commendemus memorie, quia in Christi baptismate descendit filius ire ac
discordie et ascendit filius pacis, reconciliationis et gratie! Recogitate etiam, quia
omnis sermo divine auctoritatis veteris ac novi testamenti pagina ad tanta vir-
tutum ac doctrinarum nos invitant scandere culmina. Legislatoris, scilicet beati
Moysi, karitatem respicite, qui pro fratribus suis, etiam iuste perituris, non ab-
nuebat suprema24 damna25 subire. Obsecro, inquit, Domine, peccavit populus iste
peccatum magnum, aut dimitte eis hanc noxam, aut dele me de libro, quem scrip-
sisti.26 Miche simul prophete precordialem amorem attendite, qui, dum de populi
plaga sui trepida penderet expectatione, spiritu sancto se privari et mendacem fieri
pro eorum desiderabat ereptione. Utinam, inquiens, essem vir non habens spi-
ritum et mendacium potius loquerer.17 Beatum quoque Paulum doctorem gentium
inter hec celestium virtutum connumeremus misteria, qui a Christo optabat fieri
20 Jo 1,18
21 Rm 8,17
22 Jo 3,4
23 Eph 4,23
24 subprema A
25 dampna A
26 Ex 32,31-32
27 Mi 1,11
187
anathema pro eius gloria gentisque privilegio fratrumque suorum conversione ac
gratia. Optarem, inquit, ipse ego anathema esse a Christo pro fratribus meis, qui
sunt cognati mei secundum carnem, qui sunt Israhelite,28 id est, vellem iudiciali
155 sententia penaliter atque eternaliter premi, dum omnis, si posset fieri, generaliter
humanitas mereretur contubernium Dei. Sciebat enim magis utilitatis esse, Do-
mino salutem universalem conferendum, et ideo pro omnibus desiderabat preiu-
dicii sumere penam, pro omnibus se volebat fieri obnoxium. Horum atque pluri-
morum sanctorum patrum pater noster, de quo mentionem agimus, virtutibus
160 repletus, in arce virtutum sublimiter consistebat, atque ideo examinatius vim ka-
ritatis perpendens, cunctis largiter prestabat. Non succumbebat ulli potenti formi-
dine, quia tutus ferebatur eius auxilio et auctoritate. Res equidem nunc evidenti
ratione declarat, quantum in divinis theoreis ac meditationibus profecerit, quam
mire dominicum in orbe vexillum exaltaverit, quam fortem incola veritatis spi-
165 ritus sanctus eum in ecclesia Christi firmaverit. Probat maxime nunc hec civitas,
que vires principum ac regum sacrilega dudum premebat dominatione zelo sue
rectitudinis et potenti virtute, sed necnon latius arcet divina fortitudine. Ecce, ce-
iestem dignitatem adepta sanctorum in ea quiescentium prefulgit gloria bonorum
operum, percipit incrementa ipsorum etiam non solum contra omnia perfidie ar-
170 gumenta experitur patrocinia, sed et eorum intercessione perpetue beatitudinis
multimoda consequitur emolumenta. Manet in ea nunc propiciande divinitatis
pertinax ambitio sequende preceptionis, instans obeditio interdicte prevarica-
tionis, haut irrita cautio.
175 Quam patenter exultationes suas nunc dilataverit et odores sanctarum virtutum
effuderit, testificatur sancta dyocesis et non minima parte Gallia catholice fidei do-
cumentis imbuta, que Deum et hominem confitetur nunc in divinitatis substantia,
cui beata lege commercii divinis iunguntur humana. In baptismate quoque delic-
torum perimitur turba et spiritualiter erudita ad celestis regni transire didicit atria.
180 Querit nunc Dominum, operibus karitatis confirmatur spes29 inventionis. Ad hoc
etiam insinuant promiscui sexus huius patrie sancti quam plurimi noti et incogniti,
qui primitiis institutionis eius eruditi virtutum quoque emuli gloriosis confessio-
nibus aut pro martyrio purpureas aut in pace viventes pro meritis iusticie coronas
sumpserunt candidas. Hii quidem cum eo nunc possident palmam iucunditatis
185 eterne, candorem lucis perpetue, continua leticia gaudentes inmortalitatis mu-
nere. Hos quoque atque innumeros ipse dominici gregis aries in tremendo iudicii
examine de negotiatione sua atque lucro representabit, et fidelis servi remunera-
tione in conspectu electorum omnium gaudebit. Quorum meritis eterni convivii
epulas mereamur sumere et fontem perhennitatis bibere.
190
Interea notandum est, quia sicut Dominus Jesus Christus beatum Petrum prin-
cipem apostolici coetus Romanis arcibus destinavit et ad demonum cultum con-
188
28 Rm 9,3
29 spe A
195
200
205
210
215
220
225
230
futandum celestes ei virtutes contulit, ita beatum confessorem suum, scilicet Eu-
charium discipulum eius, ad hanc urbem preordinavit, vero honore insignivit, spi-
ritu etiam et virtute eiusdem magistri divinitus confirmavit. Congruebat quoque,
ut, quem post se secundum presidem in Germania atque Gallia haberi decreverat,
affectu sacre sollicitudinis institueret, dignitatis gloria, qua precelleret, mirifi-
caret, fide purissima ac virtutum eminentia sublimaret, constituens eum in honore
et potentia, sicut Christus eum elegit et ceteris omnibus princeps principem super
principes principaliter promovit. Nequaquam sacrilegia et multimoda genera su-
persticionum removeri possibile esset, nisi potentia spirituali prestaret, qua tre-
mendas potestates urbis huius et patrie superaret ac sceptra eorum regi regum tra-
deret et iugo eius subdi colla compelleret. Ad hoc etiam secundum apostolum non
solum adversus carnem et sanguinem ineunda erat colluctatio, sed adversus prin-
cipes et potestates, adversus huius mundi rectores tenebrarum harum, adversus
spiritualia nequitie in celestibus.i0 His quidem nequitiarum officiis gradibusque
atque ordinibus Leviathan stipatus explorat iustos in seculo, indignans, quod suo
non obsecundantur imperio. His principibus adversus servos Dei obtrectare non
desinit, in quibus non regnat, multis modis impugnare satagit, postquam per po-
tentiam sancte crucis antiqua vasa depredationis perdidit. Sed quia ipsi perfec-
tionis studio terrena transcenderunt, quamvis propter temptamenta utcumque ad-
versus eos obstrepit, cepta tamen eorum desideria non retundit, quia potestate tali
divina miseratione annuente caret. Nec ambigendum est, fratres, quia ab his des-
criptis insidiarum artificibus plurima certamina beatus pater noster sepe pertulit
et, quasi in acie procinctus, continue stetit, ingentes agones exercuit, sed vallatus
custodia ac divina protectione, hostilibus eorum telis non patuit.
Et si aliquando lapsum aliquem incurrit, ipse lapsus iusticie eius non preiudicavit,
quia secundum psalmistam Dominus gressus eius direxit,31 et ne collideretur, iure
pietatis manum subposuit. Nullum quidem est tam pertinax sanctorum studium,
nullum tam arduum propositum, ut non aliquando eorum illusionibus aliquod in-
currat impedimentum. Nam in omnibus, qui de carnis delectatione concepti sunt,
princeps mundi huius aliquit suum invenit, sed ille, qui solus est inter mortuos,
liber a debitis eum solvit. Ipse quoque ante passionem suam libera voce dixit:
Venit enim princeps mundi huius et in me non habet quicquam.32 Hoc quidem
nullus sanctorum dicere presumpsit. Quis enim huius civitatis populum ad eum in-
terimendum excitavit, quis exertum ad lapidandum eum reddidit, nisi ipse spiri-
tualium nequitiarum virtutes, que previdebant meritis eius sanctis se exterminari,
dominatione privari, a tabernaculis diu possessis excludi. Sed cum inminenti ex-
itio urgeretur princeps huius mundi diabolus33 in virtute et spiritu beati Petri
apostoli magistri quidem sui, iniquam presumptionem eorum coercuit, et sicut
ipse Symonem magum magica quidem levitate ad celum volando ruina pro-
30 Eph 6,12
31 Prv 16,9
32 Jo 14,30
33 Konjektur H
189
235
240
245
250
255
260
265
270
190
stravit,34 malicie affectus zelo rectitudinis repressit, sic ipse brachia eorum et ce-
tera membra secundum uniuscuiusque motum,35 quasi in aere ligata, immobilia
et rigida celesti favente iudicio reddidit, non quia vicem iniurie ledentibus repen-
deret, sed ut pignora karitatis et sacre religionis in eis infunderet.
Meritis eius sanctis Dominus presidebat et ideo per eum sua iudicia decernebat.
Et sicut preceptoris sui sententiam in terris prolatam sempiterni iudicis equitas
non repellebat, sic etiam approbatam eius iusticiam agnoscebat ac fidei eius atque
iustis peticionibus parebat. Quod bene declaratum est in filio Albane vidue, qui
debitum humani iuris incurrit, sed eius precibus ad vitam resuscitatus, velut Tha-
bita36 vidua eius doctrina et exemplis in meliorem gratiam convalescit, quia fidei
sacre integritatem suscipit et supernis sagaciter intendit. Inter haec etiam non
impar gratia celesti beneficio in eo prefulsit, que merita sanctitatis eius et glorie
cunctis, qui aderant, prodidit. Nam quadam die, cum signaculum sancte crucis ad
curandum paralyticum edidit, ipsa umbra sanctificationis, dum quendam de-
functum, eo ignorante, tetigit, statim coram circumstantibus de morte exemptus
vivus et incolomis resurgendo apparuit pedibusque eius se prosternens gratias red-
didit.37 Sic utrique sacramentis divinis per merita sancti Dei ad virtutem pristinam
restituti diligentiori industria tractare didicerunt archana sacre fidei. Pensate ergo,
fratres, sanctarum virtutum processus, pietatis gradus attendite, quibus operibus
florebat, quam iuste et pie vivebat, quanta dignitate et sublimitate celesti gratia
Christi eum exornabat! Hinc etiam liquido ostenditur, quia his etiam spiritualibus
miraculis et peculiari quadam prerogativa preceptoris sui gratia in eo divinitus ac-
cumulabatur. Nam sanctitas actionis evidenter ostendebat communionem equali-
tatis. Iacentes quidem infirmos umbra corporis allevabat, et sanctitatis potentia
mortuos pristine vite restituebat. Sicque per vivificationem corporis purifica-
bantur a squalore criminum fructuque ditabantur bonorum operum. Libet,
fratres, resuscitationem beati Materni ad memoriam recolligere, quia stupesco in
tam mirabilium virtutum ostensione. Nam beati confessoris Dei patris nostri me-
ritorum sacrorum qualitatem intueor, sed benignam humilitatis eius gratiam
magis admiror. Secundum opinionem quidem meam, quia haec recensita signa a
Deo illi erant collata, eadem patrare in sancti Materni nece eius ditioni erant con-
cessa sterilitate virtutum absorbta, sed quia spiritum sanctum superne hereditatis
pignus in se conceperat et censura intime eius doctrine incaluerat; karitas et humi-
litas in eo certabant et plus de magistri quam de sua virtute gloriari cupiebat. Di-
dicerat enim, quia Heliseus propheta preceptoris sui pallio fluenta Jordanis di-
visit38 et eiusmodi affectus intime illi adhesit. Et sicut ille virtute et nomine sancti
Helie miraculum adimplevit, sic iste eodem modo baculo magistri quadragena-
34 Hier demonstriert Remigius seine Kenntnis der apokryphen Petrusüberlieferungen, s. W.
Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung II: Apostoli-
sches, Apokalypsen und Verwandtes, Tübingen 19895, S. 285, Kap. 32
35 vgl. Vita Eucharii, cap. 7
3« vgl. Act 9,36ff.
37 vgl. ebd., cap. 15
38 4 Rg 2,14
275
280
285
290
295
300
305
310
rium socium defunctum suscitare desiderabat. Non enim suo arbitrio adhuc vo-
lebat vivere et ideo mortem socii solus nolebat precibus vincere. Auctoritate pre-
ceptoris sui tenera christianitatis germina vix ad sancte fidei professionem erum-
pentia nitebatur corroborare ac insignem virtutis eius potentiam incredulis depa-
lare.
Hinc etiam colligendum est, quia sicut in beato Paulo apostolo gratia Dei vacua
non fuit,39 sed semper in eo mansit, ita et beatus Eucharius quasi in salutem popu-
lorum a Deo predestinatam inditam sibi nomine proprio tenuit. Nam sicut
Dominus noster Jesus Christus beato Petro apostolo participium sui nominis in-
dulsit,40 ita etiam et ipse, ut arbitror, divina veneratione bone gratie nomen pro-
meruit. Tali enim munere beata Dei genitrix Maria ab archangelo Gabriele est op-
pignerata, quod esset gratia plena filium Dei virgo per spiritum sanctum habitura,
que super choros angelorum nunc est exaltata, ultra quam nostre est humanitatis
natura. Et merito tanti nominis preconio extollebatur, quia per eum evangelica
gratia late diffundebatur et ipse specialiter Dominus predicabatur, per quem
eadem gratia mundo declarabatur.
Inspiciamus adhuc, fratres, magistri atque discipuli a supernis traditas distinc-
tiones atque speciales, quomodo ecclesie sancte congruebant eorum conversa-
tiones. Beatus namque apostolus, claviger ethereus Christo tradente, exstiterat,
sanctus autem pater noster principatum in Germania atque Gallia evangelizandi
primus assumpserat. Acta quippe erat dispensatione divina talis societas, ut quos
delictorum labe detersa beatus confessor a moribus pestiferis eriperet virtuti-
busque ditaret, ipsis beatus apostolus ianuas eterne vite aperiret bonorumque
eorum actuum gratiam Domino representaret. Claves etiam quodammodo et
sanctus Dei pater scilicet noster acceperat, cum quibus thesauros scientie et sa-
piende cunctorumque sacramentorum clausas fores aperuit misteriorumque cele-
stium penetralia cognovit cum quibus ipsum quoque, ut scriptum est: In cubi-
culum suum rex introduxit,41 in quo iusticiam didicit, consiliique archana co-
gnovit et secundum apostolum in omni verbo et in omni scientia divitem fecit.42
Claves, inquam, habuit, cum quibus congrua fidei opera non credentibus rese-
ravit. Latebras viciorum, abiectis atque dissipatis dolosis ac infestis repagulis, pa-
tefecit in quibus, postquam iusti iudicii examen exercuit, ianua Christi commu-
nivit. Quam ianuam ipse Dominus pulsans cum patre appetivit, intrans man-
sionem fecit, quia divitias sancte simplicitatis, thesauros pacis, suavitatem gratie
celestis et iusticie ibi reconditos invenit.
His ergo beneficiis, sancta civitas Treverica, exulta, quia his clavibus ad nitorem
glorie tue tanta adiuncta est gratia, ut divina tibi panderentur misteria! Gau-
39 1 Cor 15,10
40 Mc 3,16
41 Cant. 1,3
42 1 Cor 1,5
191
dendum quidem tibi est plurimorum sanctorum patrum in te requiescentium
debita commemoratione; sed in patris tui et sociorum eius veneratione merito
excellentius est operam impendere. Per eum quidem evasisti erumpnas degeneres
servitutis idolatrie, nexum perpetue infelicitatis et calumpnie; et si recte sapiendo
315 parueris, pro corona iusticie4} eterne tibi parata est corona glorie43 44. Ecce, sicut do-
mina mundi Roma sacris meritis beati Petri apostoli sortita est omnium sanctarum
ecclesiarum primatum, sic etiam tu catholico iure specialiter premines cunctis
Gallie civitatibus per eundem Dominum apostolice grade radiis illustratum.
Tuum namque est, quotienscumque in hac provincia concilium initur, universa45
320 principaliter disponere, salvis sancte Romane sedis privilegiis, si qua oborta46
fuerint incommoda, iusta auctoritate ac sacra lege discutere, summe gratie con-
cordiam accumulare, cum metropolitanis iurgia provida dispensatione compes-
cere, ut sicut secundum apostolum in desideriis ac erroribus conversans eras na-
tura filia ire,47 sic nunc sis pacis ac sancte concordie. Porro nunc offers Christo so-
325 bolem tuam generosam iusticie meritis conspicuam et in quandam puericie spiri-
tualis etatem reductam, in officiis sanctarum virtutum collocandam, quam olirn
necaveras in abyssum atque in profundum malorum supersticionis religione im-
butam.
330 Ecce, Dei patris es effecta ipsius per gratiam, qui tibi est Dominus per naturam.
Redde ergo illi magnificas gratias, qui gloriam tuam plurimis beneficiis non passus
est perire, qui ante legem et te rerum terrenarum affluentia annuit exuberare, ac
virtute preclara affines transcendere, post legem vero sub gratia uberiori clementia
dignatus est visere, ac primitias sacrarum segetum in te voluit metere et ad cele-
335 stem patriam per tantum apostolicum virum ducatum prebere. In cuius scilicet ob-
sequiis piorum exsecutione48 laborum quasi pro talione indefessas oportet, excu-
bias sedulo tendere, quod etiam eius sacra sanctio, quam ab eo sumpsisti, divinitus
vult exigere. Quapropter morarum et dilationis impaciens, libens aggredere
summo studio ad propositum enitere. Nulla ergo necessitas suspendit, quod vo-
340 luntas spontanea suggerit. Respice evidentius divinarum virtutum insignia, que, ut
firmius atque tenacius Christo adhereres, in te sunt patrata, veterum tuorum pa-
trum vitas ac beatitudinem et gesta in te depinge tamquam in imagine quadam la-
tissima, et noli esse infidelis et ingrata! Letare etiam cum civitate magna Hieru-
salem prevaricatione nimia ream et propterea iudiciaria sententia damnatam, sed
345 Jeremie prophete vaticinio ad gratiam indulgentie revocatam. Defecit, inquit, in-
iquitas tua, filia Syon.49 Non adiciet te expellere adhuc! Talibus ergo munitionibus
munita, propugnaculis misticis firmata, iure debito in te iustificetur Dei iusticia.
Decus christiane fidei, quod ab eo sumpsisti, recole pignus superne hereditatis,
43 2 Tim 4,8
44 1 Thes 2,19
45 Konjektur S; universale A
46 Konjektur S; aborta A
47 Eph 2,3
48 exsequutione A
44 Lam 4,22
192
350
355
360
365
370
375
380
385
memorare vitam invisibilis anime invisibiliter contemplando perscrutare, ut sicut
te primitias huius provincie eligendo confirmavit in spem salutis et vite, sic per
eum tibi referetur aditus celestis patrie, si quod velit Deus desideras adimplere.
Non enim tibi sufficit ad salutem professio Christianitatis, qua gloriaris, si te non
exerceat studium iuste operationis! Nomen quidem Christi insigni amplectitur in
sancta ecclesia reverentia, quod etiam professio generalitatis cotidianis auget in-
crementis ingenti gloria. Intellige, qualiter beatus Jacobus apostolus exemplo de-
monum te terret dicendo, tu credis, quoniam unus est deus, bene credis, et de-
mones credunt et contremiscunt,50 Meritis et intercessionibus patris tui et so-
ciorum eius dominium tirannidis eorum fideliter exsuperasti, onus lene ac suave
iugum51 Christi suscepisti. His ergo memor beneficii, vide, ne de falsa securitate
torpens decipiaris, ne palmes infructuosa ficulneaque detestanda prediceris, ne
pristinis prevaricationis tue nexibus religeris atque aeriori pro hoc invectione
condempnando feriaris!
Nam insidiatoris tui instantia semper est iniquia, et sevior efficitur ira repetita.
Preterea, fratres, quia secundum apostolum gloriamur in spe glorie et libertate fi-
liorum Dei,52 53 expedit nobis more carorum filiorum spiritualem patrem nostrum
appetere iuris sui consortio gaudere, emulatione proficere in karitate, que foras
mittit timorem, illi servire. Scriptum quippe est: Non enim accepistis spiritum ser-
vitutis iterum in timore, sed spiritum adoptionis filiorum, in quo clamamus: abba
pater.SJ Et ideo abiciamus a nobis servilem timorem, qui fit sub necessitate, et pia
consideratione teneamus filiorum amorem in eius famulatu, qui constat ex liber-
tate. Paveamus eum ex karitatis dulcedine, patris amore, spe certa misericordie,
non servilis timoris amaritudine. Ubi enim spiritus Domini, ibi libertas,54 que
legem non exsequitur timore, sed amore. Neque etiam mens gratiam libertatis
nescit, quam servitus timoris premit. Siquidem per adoptionis gratiam ad amorem
surgimus, amor dulcedinis accenditur, dignum obsequium repensatur, ac procul
dubio bonum desiderium levigatur. Ad hoc etiam remuneratione dilectionis don-
abimur, mercedem integre devotionis plenius recipiemus. Aperit nobis huius alti-
tudinem consilii beatus Paulus apostolus, qui vas electionis divine, cum esset liber
ex omnibus, minister tamen erat voluntarius atque omnium servus. Ait enim: Ve
michi si non evangelizavero. Si enim volens ago, mercedem habeo, si autem in-
vitus, dispensatio mihi credita est.55 Hinc psalmista orat: Voluntaria oris mei be-
neplacita fac, Domine.56 Testatur etiam Dominus non speciem, sed plenitudinem
eiusdem karitatis et spontanee voluntatis eadem tenendam ratione atque conven-
tione, sicut legitur in libro prophete Isaiae: Quem mittam? Ad que se offerens,
Isaias ait: Ecce ego, mitte me.57 Et sic postea missus est ad populum. Poterat enim
50 Jac 2,19
si Mt 11,30
52 Rm 5,2
53 Rm 8,15
54 2 Cor 3,17
55 1 Cor 9,16-17
56 Ps 118,108
52 Is 6,8
193
Dominus famulo, ut subiret officium legationis, facile imperare, sed expectavit ex
sua bona voluntate, quod remuneraret gratuita largitate.
390
Horum quidem atque plurimorum patrum sanctorum, fratres, pia vota intu-
eamur! Vices dignas recompensationum diligenter attendamus quasi in speculo
relucentes formas virtutum beatarum speculemur, atque devotionis nostre stu-
dium in eius cultu, qui salutis eterne nobis decus contulit, persolvamus. Nec enim
395 debite mercedis pensionem reddere non tardabit, si puritatem bone voluntatis in
nobis inesse consideraverit. Ipsa enim propior est beatitudini, etiam si non conti-
gerit, quod desideratur adipisci. Eius ergo integritas ante interni arbitris oculos ex-
cusat, si fragilitas ac ignorantia de bona actione aliquid retardat.
400 Et quia eius hodie sollempnia celebramus, recte vite observantiam in eis teneamus,
sepositis occupationibus vires atque animos suscitemus. Fides ab eo tradita af-
fectum suadeat in id, quod credit, recalescat atque honorificentiam debitam re-
pendat. Sed tunc sacratior atque efficacior devotio erit, si communis cura vigila-
verit, si quisque pro modulo suo conamen apposuerit, si subiectio mentium, que
405 sedulam servitutem facit benigno nisu, non cessaverit. Et ideo quicumque sunt lai-
cali conversatione, votiva honorent eum oblationum largitate, quicumque vero
clerici atque ab mundane ambitionis actu privati diurna nocturnaque laudum ce-
lebratione sicque nostro placatus beneficio, cum in extrema die laborum no-
strorum venerit remuneratio bonorum malorumque subtilis examinatio. Ab
410 iniqua potestate sua nos pia protegat intercessio concilietque nos Deo nostro.
Amen.
194
5
10
15
20
25
30
35
c) Sermo Remigii abbatis in natale s. Celsi1
Der Sermo ist in zwei Handschriften überliefert:
TI = Bistumsarchiv Trier, Abt. 95, Nr. 133c, f. 43-45 (12. Jh. )
T2 = Bibi. d. Bischöfl. Priesterseminars Trier, Hs. Nr. 4, f. 197-200 (12. Jh.)
Einzig auf T2 (obwohl TI häufig die bessere Lesart bietet) stützt sich die Edition
von Donckel: D = Donckel, Kult des heiligen Celsus, S. 78-82
Sancti, qui agnicionem2 veritatis percipere meruerunt et eiusdem predicatores ex-
titerunt multis miraculis, fuerunt3 choruscantes in gentibus, in omnem locum et
gentem,4 quo fuerant missi atque constituti, virtutibus et signis sapientie sue the-
saurum largiter aperientes. Unde non solum antiquitatis discipulatum Christi
apostolice gratie prerogativa nunc teneant5, sed et superni culminis dignitatem an-
gelica evocatione adepti evangelicum triticum dominice familie fideliter dispensa-
runt et credita sibi talenta spiritualibus augmentis multiplicaverunt. Vigore itaque
inexhausti trophei perfecte celsitudinis culmen viri divinitus inspirati, iusticie pie-
tate prediti, in cunctis observationibus religiosi, perniciter adipiscentes premissam
et preformatam6 in se religionem Christi tanto amore sectati sunt, ut pro sacro-
sancta conversatione fidei animas in mortem darent et christianos non solum no-
mine, sed et potestate se esse profitentes vigilanter7 dimicarunt adversus tergiver-
sationes maligni, in abiciendis pravis robusti, in adipiscendis bonis omnibus agiles
et expediti.
Quorum beatus Celsus superne celsitudinis, ut credimus, compos, non ex om-
nibus solus superstes extiterat, sed in omnibus dignissimus enituerat, ut celi sidus
eximium et virtutis intime precium sancte edificia regni celestis consecrans, regno
Dei augens cum perfectis perfectionis salutare preceptum8, ut expeditis in predica-
tione evangelii expeditus, cum electis post primas successiones honore et rever-
entia in ecclesia sancta per omnia fungeretur officio. Cumque Christus Dominus
Deus noster in cunctis orbis partibus decora atque honesta instituta diffunderet
omniumque virtutum magister Dei sermo in omnibus9 cresceret, nunc angelorum
administratus10 allegationibus, nunc etiam suapte ineffabili dignatione, sicut di-
ximus, ordine et instructione, qua decebat, beatus Celsus, quantum fas erat, cultu
1 s. o. S. 69f.
2 cognitionem T2
3 fuerant T1
4 Lc 10,1
5 tenent T2
6 premissum et preformatum D
7 vigilantes D
8 perceptum D
9 cunctis T1
10 amministratus T2
195
divinitatis innotuit et secundum gratiam, que naturaliter clementia inolevit crea-
toris, fide ac scientia, religione et potestate reverendus, verum11 sanctissimus ex-
titit.
40 Per cuius merita gloriosa sanctitate et gratia pollebant quam plurimi, qui in ima-
gine eius precesserant12 et Christi nomen habentes regalia sceptra tenebant,13 in-
stitutione christiani14 nominis, ut par erat, exinde clarescentes15 16, unde genus
electum, regale sacerdotium, gens sancta, populus acquisitionis16 adinvenit glo-
riam et meritum. Nec inmento sanctissimus meritis nomen sortitus est Celsus,
45 quia excelsus in excelsis Dominus humilia respicit et alta a longe cognoscit,17 qui
illum ex suo nomine a longe ascivit et in illo sibi humilitatis gratia complacuit, ut
esset secum in excelso cum excelsis Celsus a celsitudine semper presentis eterni-
tatis Deum18 19 20 omnia preminentem karismata meliora emulando sequens ipsamque
excellentiorem viam de virtute in virtutem transiens. Erat enim animo sublimis,
50 cuius auxilium abs te erat,19 qui de stercore erigens pauperem10 inter sublimes col-
locaveras ¿deoque animo sublimis in sublimi erat in contemplativa specie nidum
suum. Hoc est bonorum desideriorum incitamentum, querens, ubi reponeret
pullos21 suos. Hoc est celestis studii emolumentum, iuxta psalmographum: Mihi22 23
autem adherere Deo bonum est ponere in Domino Deo spem meam.13 Unde quia
55 nomen Domini spes eius fuit et non respexit in vanitates24 25 et insanias falsas, id-
circo ascensiones in corde suo disposuit in valle lacrimarum in loco quem posuit15
De illis utique emulatoribus discipulorum Christi communionem habens, quos
per singulos Paulus, nunc auditores, nunc commilitones, nunc etiam concaptivos
et conlaborantes26 in evangelio et comites nominat, sed et genere clarus existens27
60 nobile stemma ab ipsa celsitudinis arce traxit, unde ipsius nobilitatis dignitas quo-
dammodo originali privilegio consistit et sui decoris materiem28 acsi celesti aucto-
ritate contrait29, cuius claritudo a Deo dilecta est. Idcirco30 31 claritate superna ad an-
teriora provectus est, unde sapiens de sapiente in Sapientia sua: Dedit, inquit, illi
claritatem eternam31 Dominus Deus noster.
11 verus D
12 successerant T2
13 fehlt D
14 Christiana D
15 clarescentis D
16 1 Pt 2,9
17 Ps 137,6
18 dum D
19 Ps 83,6
20 Ps 112,7
21 fehlt in T2
22 michi T2
23 Ps 72,28
24 insanitates D
25 Ps 83,6-7
26 collaborantes T1
27 exsistens T2
28 naturam D
29 continuit D
30 iccirco T1
31 Sap 10,14
196
65
70
75
80
85
90
95
Iste itaque sanctus, de quo loquimur, Trevirorum civis, non segnis utique patrie32
fuerat, quia alacer Domini adletha extiterat, triumphator eximius in cunctis pro-
ventibus prospere agens in cunctis successibus, qui Belgicam Galliam33 industris
actibus illustris autem studiis irradiavit totamque hanc34 patriam summis virtu-
tibus decoravit, exercitator divinorum operum inclitus ac gloriosus. Non segnis,
inquam, patrie, id est, terrena35 nullis illecebrosis illicitationibus oblectans, sed
alacriter Christi sequens vestigia ad superna summa cum festinatione semper an-
helans. Licet hoc ad morum eius merita sancta pertineat secundum nature tamen
prerogativam quandam in omni gente, qui timet Deum et operatur iusticiam, ac-
ceptus est illi. Ita ille beatus centurio non solum evangelicus, de quo ait ipse Do-
minus: Arnen dico vobis. Non inveni tantam fidem in Israel,36 sed et ille in Actibus
Apostolorum bonis operibus intentus, vacans studiis celestibus, angelica revela-
tione ad apostolicam disciplinam est electus. Quod et hic similis aliquomodo
forme, ut de prioribus aliquam comparationem faciamus ad prepostera, licet hec
non sint inferiora, sed per cuncta dignissima non solum siquidem secundum na-
ture meritum habuit non segnis esse, quacumque esset ex gente, verbi37 gratia, vel
ex feroci forsan Brittannorum aut fortassis ex forti Francorum genere, seu etiam
superbi sanguinis alto parentum germine Burgundia oriundus esset vel ex Germa-
nica parentela Galliam38 fecundasset. Sed etiam ex superna virtutum nobilitate
obtinuit in cunctis, que ad morum honestatem atque decorem pertinent, exerci-
tatissimus non agens perperam esse. Cum in his et huiuscemodi39 operam daret et
talis ac tantus existeret semper ubique vigens, id est, in finem usque totus profi-
ciens vel totus per omnia perfectus existens, merito cum psalmista dicere potuit:
Omnis consummationis40 vidi finem, latum mandatum tuum nimis,41 42 qui, celesti
desiderio afflatus, terrena despiceret, ut, perfectus in karitate,41 nullam habens an-
gustiam in terrenis per celestia animum dilataret. Cumque conresurrexisset cum
Christo, ut in Christo manens, sicut Christus43 ambulavit, et ipse ambularet chri-
stianissimus exsecutor44 non que sua sunt quesivit,45 sed spreta omni prorsus ca-
ligine erroris predicans pacem, annuntians salutem, lucis exempla, quocumque
perrexit, cunctis ostendit. Affectu pio cunctas sibi adversantium46 devicit impie-
tatum47 tyrannides, meditans semper paterne pietatis adinventiones, cuius la-
32 patria D
33 GallieD
34 fehlt D
35 terrene D
36 Mt 8,10
37 Vera D
38 Gallum D
39 huiusmodi D
40 consumationis T2
41 Ps 118,96; tuum nimis fehlt in T1
42 1 Jo 4,18
43 Christo D
44 exsequutor T2
45 vgl. Phil 2,21
46 adversantia D
47 impietatem D
197
crimis Christus frequenter compassus ad multarum animarum eum dilatavit pro-
fectum, ut expenderet in lucrum duo talenta, opus et intellectum, et acquireret sibi
Domini sui euge secundum evangelium et intraret in gaudium sempiternum.48
100 Beati, inquit, mites: quoniam ipsi possidebunt terram.49 Non enim-50 erat ille po-
tens in iniquitate, quem David reprehendit, usquequo hominem Deum adiutorem
sprevisse et in iniquitate sua pre multis divitiis prevaluisse asserit51 52, dicens se non
esse sicut qui dilexisset malitiam super benignitatem,51 sed ego, mquit, sicut oliva
fructifera in domo Dei speravi in misericordia Dei in eternum et in seculum se-
105 culi.53 Et alibi exortos esse peccatores, ut fenum54 exaltabitur, inquit, sicut uni-
cornis cornu meum et senectus mea in misericordia uberi.55 Cumque esset honore
actuque serenus utilitati tam sue quam cunctorum prospiciens, humilis mansit et56
quietus, mansuetus et reverendus observans dominici iura mandati: Discite a me,
quia mitis sum et humilis corde, et invenietis requiem animabus vestris,57 vicia
110 triumphans, virtutes examinans, pro civium salute dimicans, prudens eloquio,
fortis in adversis, dispensans munia servis, iustus in iudicio, discretus in omni vir-
tutum experimento. Sollicitus ergo ad omnia nil concupivit terrenum, cognoscens
in fide, spe et karitate celestem esse thesaurum, cuius nocte dieque totis viribus an-
helabat lucrum. Totus igitur conversatus in celestibus, divino rebus in omnibus
115 obsecundatus est imperio, preclarus in miraculis, vacare non desinens virtutum
almis meritis. Quem potestas adversa explorans obtrectare non desiit, sed oppu-
gnare58 non potuit, qui, dum impugnare non desiit, per potentiam sancte crucis
antiqua depredationis vasa perdidit. Erat enim triumphator in gentibus antiqui
hostis deceptis erroribus et propagator divinorum preceptorum industris, fervens
120 zelo iusticie et dilectionis. Quem omnipotens Deus in sua serie ad eternam vitam
vocavit et in parte sortis sanctorum in lumine constituit. Quoniam59 autem quic-
quid preciosum erat, elegit ipsum ut os suum dilexit, quem nomine eterno heredi-
tavit, quia trinitatis gratiam, que est turris fortitudinis a facie inimici,60 custodivit
et effectus est catholicus in orthodoxa fide, persequens fidei inimicos canonico
125 dogmate. Talibus magnopere exemplis studuit regulam ponere, auctoritate profi-
cere, sententiam rerum gerere, donec, ut dignum erat, merito optinente an nisu ac
miseratione superna effectus est lux in Domino, participatione lucis eterne trans-
sumptus in ipsam et assumptus in patria ad splendorem perhennis glorie, consors
iam61 in omni plenitudine liberioris gratie. Quem sancta trinitas ascivit cum an-
48 Mt 25,22-23
49 Mt 5,4
50 fehlt D
51 asseri D
52 Ps 51,5
53 Ps 51,10
54 vgl. Ps 91,8
55 Ps 91,11
56 fehlt D
57 Mt 11,29
58 obpugnareTl
59 Quantum D
Ps 60,4
61 tam D
198
130
135
140
145
150
gelis, associavit cum omnibus sanctis, exercitus christianus condignis exsequiis se-
pulture tradidit. Qui filios suos, quos a capitalibus plagis excellenter custodivit,
dignis conversationibus instruxit, summa industria enutrivit, velut genitor karis-
simus merentes reliquit, suis commanipularibus coniunctus, positus est ad patres
suos. Hic tumulatus terris, celestibus indiciis patuit et titulum sanctitatis meruit.
Depositio autem eius facta est pridie Nonas Ianuarii. Qui depositus in pace, re-
quiescit in sinu Abrahe. In pace, inquit, factus est locus eius et in Syon habitatio
eius.61
Unde,62 63 o fratres karissimi, fide ac devotione instantissima eius sollempnia64 co-
lentes atque beneficia poscentes mire virtutis esse credite, quod talis ac tantus in
vita extiterat65, qui post vitam non pauca eterne salutis indicia dederat divinisque
operibus per signa et prodigia manifestaverat, qualis quantusve fuerat, donec vi-
xerat, qualiter titulus sanctitatis eius ediderat, quem presens narratio, utcumque
potuerat, attestaverat. Nam sicut tunc, ita et nunc, sicut ipsi experti sumus, unde
etiam, si facultas adesset, specialius aliquid diceremus. Ita tunc cecis visum reddi-
derat, contractos restituerat, debilibus virtutem contulerat, demonia effugaverat,
grassantes strages in populo Dei compescuerat, infirmos ac premortuos66, acsi a
morte resuscitaret, recuperaverat, ydropicis desperato sanitatis reditu restituerat,
arrepticios liberaverat, in cassum adhibitis fomentis medicinalibus subvenerat
desperatis, prodigiosos reformaverat, febricitantes recreaverat, paraliticos cura-
verat, cunctaque sanitatis signa atque prodigia exercuerat ad laudem et gloriam
liberatoris omnium et plasmatoris cunctorum, qui vivit et regnat per omnia secula
seculorum. Arnen.
62 Ps 75,3
63 Inde D
64 solempnia T2
65 extiterat in vita T2
66 infirmis ac premortuis D
199
Abkürzungsverzeichnis
(Die Zitierweise der Bibelstellen orientiert sich an der Vorgabe der zweibändigen Vulgata-
Ausgabe der Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart.)
AASS
AD
ADB
AH
ALMA
AMrhKG
ASHAL
BDS
BHL
BM
BN
BRAH
Bull. KNOB
CChr
CCM
CSEL
DA
DHGE
HJb
HZ
ICL
JL
JWLG
= Acta Sanctorum, ed. J. Bollandius u. a., editio novissima,
curante J. Carnandet, Bd. Jan. I ff., Paris-Rom 1863ff.
= Archives Départementales
= Allgemeine Deutsche Bibliographie, 56 Bde., Leipzig 1875ff.
= Analecta hymnica, hrsg. v. G. Dreves u. C. Blume,
55 Bde., Leipzig 1886-1922
= Archivum Latinitatis medii aevi
= Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte
= Annuaire de la Société d’histoire et d’archéologie de Lorraine
= Berichte der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland
= Bibliotheca hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis, 2 Bde.,
Brüssel 1898-1901 ; 3 Bde., Brüssel 1911-1949
= Böhmer/Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreiches
unter den Karolingern 751-918
= Bibliothèque Nationale
= Boletin de la Real Academia de la Historia
= Bulletin van de Koninklijke Nederlandse Oudheidkundige Bond
= Corpus Christianorum seu nova Patrum collectio,
Turnhout-Paris 1953ff.
= Corpus Consuetudinum Monasticarum
= Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum
= Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters
= Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques,
Bd. Iff., Paris 1912ff.
= Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft
= Historische Zeitschrift
= Schaller/Könsgen, Initia Carminum Latinorum
= Jaffé/ Löwenfeld, Regesta pontificum Romanorum
= Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte
200
KCD
LQF
LThK
MGH
Const.
DD
Ldl
Poet. Lat.
SS
MIÖG
MRR
MRUB
MSAL
NA
NDB
PG
PL
PSHIL
RAM
REM
SM
VuF
ZDPV
ZfB
ZGO
ZGS
ZKG
ZRG
= Kemble, Codex Diplomaticus
= Liturgiegeschichtliche Quellen und Forschungen
= Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Au fl., hrsg. v. J. Höfer u.
K. Rahner, 10Bde.,Freiburgi.Br. 1957-1968
= MonumentaGermaniaeHistorica
= Constitutiones et acta publica imperatorum et regum
= Diplomata
= Libelli de lite
= PoetaeLatinimediiaevi
= Scriptores
= Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung
= Goerz, Mittelrheinische Regesten
= Beyer/Eltester/Goerz, Mittelrheinisches Urkundenbuch
= Mémoires de la Société d’archéologie Lorraine
= Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde
= Neue Deutsche Biographie, Berlin 1953ff.
= Patroiogiae cursus completus . . ., ed. J. P. Migne, Séries Graeca,
161 Bde.,Paris 1857-1866
= Patroiogiae cursus completus . . .,ed.J. P. Migne, Séries Latina,
217Bde., Paris 1844-1855
= Publications de la Section Historique de l’Institut Grand-Ducal
de Luxembourg
= Revue d’Ascétique et de Mystique
= Revue ecclésiastique du diocèse de Metz
= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens
= Vorträge und Forschungen
= Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins
= Zentralblatt für Bibliothekswesen
= Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
= Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend
= Zeitschrift für Kirchengeschichte
= Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte
201
Verzeichnis der Lagerorte der benutzten Archivalien und Handschriften
(genaue Angaben zu den benutzten ungedruckten Quellen im Anmerkungsapparat der
betreffenden Kapitel)
Stiftsbibliothek Admont
Universitätsbibliothek Bonn
Rijksarchief Gent
Universiteitsbibliotheek Gent
Landeshauptarchiv Koblenz
Archives Départementales de la Moselle Metz
Bibliothèque Municipale Metz
Bibliothèque Nationale Paris
Bibliotheca Apostolica Vaticana Rom
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Stadtbibliothek Trier
Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier
Bistumsarchiv Trier
Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel
202
Verzeichnis der Quelleneditionen und Regestenwerke
ACTES des princes lorrains, Préédition, 2ème Série: Princes Ecclésiastiques, I: Les
évêques de Metz, Bd. B: Etienne de Bar (1120-1164), hrsg. v. M. Parisse, Nancy o. J.
Aimond, Ch.: Le nécrologe de la cathédrale de Verdun, Straßburg 1910 (= ASHAL 21
(1909), S. 132-314)
Albers, B.: Consuetudines monasticae, Bd. V, Monte Cassino 1912
Amalarii Episcopi opéra LiTURGiCA omnia, ed. J. M. Hanssen (Studi e testi 140), 3 Bde.,
Rom 1950
Annales blandinienses, ed. L. Bethmann, MGH SS V, S. 20-34
Annales s. bavonis gandensis, ed. G. H. Pertz, MGH SS II, S. 185-191
Beda venerabilis, Opera Exegetica, T. 3: In Lucae Evangelium Expositio/ In Marci Evan-
gelium Expositio, hrsg. v. D. Hurst (CChr Sériés Latina Bd. CXX), Turnhout 1960
Bernard de Clairvaux, Opera, ed. J. Leclercq (Editiones Cistercienses), 8 Bde., Rom
1957-77
Bertholdi annales, ed. G. H. Pertz, MGH SS V, S. 264-326
Beyer, H. / Eltester, L. / Goerz, A.: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preußi-
schen Regierungsbezirke Trier und Koblenz bildenden mittelrheinischen Territorien
(-1269), 3 Bde., Koblenz 1860-1874
Dom CASSIEN bigot, Journal, ed. L. Marchai (Recueil de documents sur l’histoire de Lor-
raine 42), Nancy 1869
Bloch, H.: Die älteren Urkunden des Klosters St. Vanne zu Verdun, in: ASHAL 10
(1898), S. 338-449 u. 14 (1902), S. 48-150
BOCKING, E.: Ulrichi Hutteni Operum, Supplementum II, Leipzig 1870
Böhmer, J. F. - Mühlbacher, E.: Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter
den Karolingern 751-918, Innsbruck 19082 (ND Hildesheim 1966)
DERS. - Ottenthal, E. V.: Regesta Imperii II. Die Regesten des Kaiserreichs unter den
Herrschern aus dem sächsischen Hause 919-1024, Abt. 1: Heinrich I. und Ottol. (919-
973), Innsbruck 1893
ders. - Uhlirz, M.: Regesta Imperii 11,3. Die Regesten des Kaiserreichs unter Otto III.
980 (983)-1002, Graz-Köln 1956/57
DERS. — Graff, Th.: Regesta Imperii 11,4. Die Regesten des Kaiserreichs unter Heinrich II.
1002-1024, Wien-Köln-Graz 1971
Breviarium treverense, iussu et auctoritate . . . D. Philippi Christophori Archiepis-
copi . . . emendatum, 2 Bde., Trier 1628
203
Brouette, E.: L’obituaire primitif de l’Abbaye de Saint-Paul de Verdun, in: Analecta
Praemonstratensia 43 (1967), S. 72-134
Bubnov, N.: Gerberti opera mathematica, Berlin 1899 (ND Hildesheim 1963)
Burg, J.: Regesten der Prämonstratenserabtei Wadgassen bis zum Jahre 1571, Saar-
brücken 1980
Caesarii heisterbacensis dialogus miraculorum, ed. J. Strange, 2 Bde., Köln 1851
Crónica NAJERENSE, ed. A. Ubieto Arteta (Textos Medievales 15), Valencia 1966
Diplomata bélgica ante annum millesimum centesimum scripta, hrsg. v. M. Gysseling
u. A. C. F. Koch, Brüssel 1950
Duvernoy, E.: Catalogue des actes des Ducs de Lorraine de 1048 à 1139, Paris 1915
Gesta episcoporum tullensium, ed. G. Waitz, MGH SS VIII, S. 631-648
Goerz, A.: Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammenstellung des Quel-
lenmaterials für die Geschichte der Territorien der beiden Regierungsbezirke Koblenz
und Trier (-1300), 4 Bde., Koblenz 1876-1886
Grammatici latini, Bd. III, ed. H. Keil, Leipzig 1859
Hallinger, K.: Consuetudines saeculi X/XI/XII, Monumenta non-Gluniacensia (LCM
VII,3), Siegburg 1984
Jaffe, Ph.: Bibliotheca Rerum Germanicarum V: Monumenta Bambergensia, Berlin
1869 (ND Aalen 1964)
Jean De Bayon: Historia Mediani in Vosago monasterii, ed. H. Belhomme, Straßburg
1724
Jean Gerson, Œuvres complètes, ed. P. Glorieux, 10 Bde., Paris 1960-1973
Journal DE dom jean François (1760-1772), ed. N. Dorvaux, Metz 1913
Kehr, P.: Papsturkunden in Spanien, Bd. 2: Navarra und Aragon (Abh. d. Ges. d. Wiss.
zu Göttingen, phil. -hist. Klasse, N. F. XXII), Berlin 1928
Kemble, J. M.: Codex Diplomaticus Aevi Saxonici, 6 Bde., London 1839-1848
Koch, A. C. F.: Oorkondenboek van Hollanden Zeeland tot 1299, Bd. I, Den Haag 1970
Kraus, F. X.: Die christlichen Inschriften der Rheinlande von der Mitte des achten bis zur
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, 2 Bde., Freiburg-Leipzig 1894
KuRZEJA, A.: Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche (London, Brit. Mus.
Harley 2958, Anf. 14. Jh. ). Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskir-
chen (LQF 52), Münster 1970
Lamperti Monachi HERSFELDENSIS opera, ed. O. Holder-Egger, MGH SS rer. Germ. 38,
Hannover-Leipzig 1894
204
Der I.IBELLUS SCOLASTICUS DES WALTHER VON SPEYER. Ein Schulbericht aus dem Jahre 984,
hrsg. v. P. Vossen, Berlin 1962
Liber Eliensis, ed. E. O. Blake, London 1962
Lokeren, A. VAN: Chartes et documents de l’abbaye de Saint-Pierre au Mont Blandin à
Gand, 2 Bde., Gent 1869-71
MäRTL, C.: Die falschen Investiturprivilegien (MGH Fontes iuris germanici antiqui in
usum scholarum separatim editi XIII), Hannover 1986
Martyrologium hieronymianum, ed. H. Quentin, AA SS Nov. 11,2, S. 7-664
MEINERT, H.: Papsturkunden in Frankreich I: Champagne und Lothringen (Abh. d. Ge-
sellsch. d. Wiss. zu Göttingen, Phil. -hist. Klasse, Dritte Folge, Nr. 3/4), 2 Bde., Berlin
1932-33 (ND Göttingen 1972)
Melis Stoke, Rijmkromek, ed. W. G. Brill (Werken van het Historisch Genootschap 40
u. 42), 2 Bde., Utrecht 1885
MiRACULA S. Liutwini, ed. H. V. Sauerland, MGH SS XV,2, S. 1261-1268 u. ed. J. Perier,
AA SS Sept. VIII, S. 176-179
MiRACULA S. PlRMlNll, ed. O. Holder-Egger, MGH SS XV,1, S. 31-35 u. ed. C. de Smedt,
AA SS Nov. 11,1, S. 50-54
Miracula S. Swithuni, ed. J. Pinius, AA SS Juli I, S. 294-299
Molinier, A. : Obituaires de la Province de Sens (Recueil des historiens de la France - Obi-
tuaires I), Bd. I, Paris 1902
Morin, J.: Le catalogue des manuscrits de Pabbaye de Gorze au Xle siècle, in: Revue
Bénédictine 22 (1905), S. 1-14
Neubauer, A.: Regesten des ehemaligen Benediktinerklosters Hornbach (Mitt. d. Hist.
Vereins der Pfalz 27), Speyer 1904
DERS.: Regesten des Klosters Werschweiler, Speyer 1921
Notitiaefundationismonasteriibosonis-villae, ed. O. Holder-Egger, MGH SS XV,2,
S. 977-980
Olleris, A.: Œuvres de Gerbert, Paris 1867
Oppermann, O.: Fontes Egmundenses, Utrecht 1933
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Personenregister
(B. — Bischof
Eb. - Erzbischof
Gf. - Graf
Hzg. - Herzog
Ks. - Kaiser)
Abbo von Fleury 48A
Adalbero II», B. von Metz 72f., 170
Adalbero III., B. von Metz 110
Adalbero, Eb. von Reims 16ff., 40, 46f.
Adalbero, Propst v. St. Paulin 82
Adalbert von Egmond, hl. 27ff., 32f., 35, 170
Adalbert, Abt v. Hornbach 102, 103A,
106,171
Adalbert, Eb. von Bremen 94
Adalbert, Gf. vom Elsaß 107ff.
Adalbert, Hzg. von Lothringen 109
Adalwinus, Propst v. St. Peter/Gent 38A
Adelmodus, Abt v. St. Nabor 78
Ado von Vienne 79
Adolf von Essen 10, 124f., 126, 132, 140,
169, 171
Adolf, Gf. von Nassau-Saarbrücken 160
Adrian von Alkmaar 147
Adrian von Haarlem 147
Adventius, B. von Metz 79
Aegidius von Orval 113 f.
Aethelred der Unberatene 39
Aethelwold 34
Agnes, hl. 140
Agnes, Ksin. 90
Agritius, hl. 66, 71
Albero, Eb. von Trier 166
Albertus Magnus 141, 167
Albirg von Ingweiler 105
Albrecht, Eb. von Mainz 159
Alexander II., Papst 24f., 91, 94
Alexander III., Papst 111
Alexander von Haies 149
Alfons de Spina 143
Alfons VI. von Kastilien 22
Alfonsus Bonihominis 133
Alkuin 26f., 32, 36, 51, 117A, 163f.
Almanius, Goldschmied 23
Almannus, Abt v. Moyenmoutier 75
Alpertus 73A
Amalarus, B. von Metz 79, 99A
Amalberga, hl. 55A
Amand von St. Quentin 132
Ambrosius, hl. 141, 157
Angilram, B. von Metz 110, 117, 163
Anno II., Eb. von Köln 87, 89ff.
Ansbert 112
Ansbert von St. Wandrille, hl. 55A
Anselm von Canterbury 131 f., 141, 157
Antoninus von Florenz 143, 149
Antonius Lewen, Abt v. St. Matthias 154
Antonius Rampegolus 167
Antonius von Bitonto 161
Antonius von Menna 128A
Arcadius, röm. Ks. 68
Aristoteles 130, 151
Arnoald 112f.
Arnual von Metz, hl. 79A, 112
Arnulf von Metz, hl. 77f., 112f.
Arnulf, Eb. von Reims 46, 50
Arnulf, Gf. von Holland 27
Arnulf II., Gf. von Flandern 39
Attila 68
Augustinus, hl. 128,131,133f., 140f., 149,157
Avicenna 150
Balduin V., Gf. von Flandern 25
Balduin, Eb. von Trier 82
Balthasar von Utrecht 147
Balther von Säckingen 77f., 170
Baronius 11A
Bartholomäus von Brescia 129
Bartholomäus von Pisa 130
Bartine, Michel 132
Basinus von Trier, hl. 12A, 52A
Bavo, hl. 41A, 49, 55f.
Beatrix, Hzgin. von Oberlothringen 17A
Beda Venerabilis 36, 58, 79, 154
Benedikt VII., Papst 81f.
Beno, Kardinal 15
Bernelinus, Schüler Gerberts 61
Bernhard de Parentinis 150
Bernhard von Angelach 136
Bernhard von Clairvaux, hl. 121, 128, 131 ff.,
141ff., 157, 167
Bernhard, Abt v. Rettel 110
Berno von Prüm/Reichenau 21A, 48, 105
Berrard, Abt v. Mettlach 13
Bertha, Witwe v. Gf. Folmar 29, 48
Berthold von Freiburg 143
Berthold, B. von Toul 30f., 75
Bertulf von Boulogne, hl. 55A
Bertulf, Abt v. St. Eucharius 109
Bigot, Cassien 115
Blicker, Abt v. Hornbach 123A
Blithilde 112
Bock, Hieronymus 159f.
Bodagisel, hl. 79, 113ff.
Boethius 60f., 73, 130, 148
Bollandus, Jean 121A
Bonaventura 133, 139f., 150, 157, 161
Bonifatius, hl. 97f., 102
Bonn von Wachenheim, Johann 160
Bordier, Johann Baptist 167
Brant, Sebastian 143
Brower, Christoph 13,14A, 16A,31A,37,39,
41A, 42, 44A, 54A, 62, 120
Brun von Querfurt 104A
Brunfels, Otto 159
Bruno von Köln 47
Bruno von Toul 24, 109 s. Leo IX.
Brusch, Caspar 72, 81, 83A, 163
Butzbach, Johannes 44A, 123, 145, 147f.,
152,154
Buzelinus 42A
Caesarius von Heisterbach 137, 164f.
Calmet, Dom 44A, 62, 72, 114, 116,173
231
Carleti, Angelus 116A
Carus 75
Cato 148
Celsus von Trier, hl. 50, 69f., 195ff.
Cerdo, Matthias 155
Childebert I. 112
Childebert III. 52
Childerich II. 52
Chlotharl. 112
Chrodegang, B. von Metz 117, 163
Cicero 161
Claude de Bar 116
Claudianus 40
Coelestin III., Papst 166
Cono/Kuno, Abtv. Bouzonville21A, 73,108f.
Conrad von Clues 148
Constans, röm. Ks. 67
Constantin, Abt von St. Nabor 73A
Damasus, hl. 133
Damian von Lommersweiler,
Abt v. Tholey 145
Daniel von Raithu 137
Dietrich s. auch Theoderich
Dietrich I., B. von Metz 73A, 170
Dietrich II., B, von Metz 107
Dietrich I., Gf. von Holland 35, 36A
Dietrich II., Gf. von Holland 27f., 33
Dietrich I., Hzg. von Lothringen 30A
Dietrich II., Hzg. von Lothringen 107, 109
Dietrich, B. von Verdun 86, 88, 90, 93A
Dignus, hl. 79, 114
Dionysios Areopagites 157
Dionysius von Roermond 128
Disibodus, hl. 83, 158A
Dominikus von Preußen 125, 128, 134A, 141
Donatus, Aelius 62f., 171,175A
Dorinck, Bernhard 159A
Drogo, B. von Metz 79A
Dunstan, Eb. von Canterbury 38f.
Duplessis, Stanislas 116
Eberhard von Kamp 42, 146, 149, 153,
154ff„ 169, 172
Eberhard, Eb. von Trier 23ff.
Eberwin von Tholey 11, 21, 80ff., 158A,
169, 171, 173A
Eberwin, Abt v. St. Paul/Verdun 80
Eburnant 99,103
Edgar 39
Edward der Bekenner 39
Egbert, Eb. von Trier 16ff., 27ff,, 34, 36, 40f.,
44, 46ff., 53, 56f., 65ff., 169f.
Eggo 35
Egilbert, Eb. von Trier 87ff., 169, 171
Eilardus, B. von Speyer 92
Einhard, Mönch von Hornbach 106
Eisengrein, Wilhelm 84
Ekbertvon Schönau 134
Elisabeth, Gräfin von
Nassau-Saarbrücken 125
Encibold 75f.
Engelram, Elfenbeinschnitzer 23
Engilbert, Abt v. St. Martin/Trier 81, 83
Erembold, Abt v. St. Bavo 55f.
Erkanbald, B. von Straßburg 75A
Erlinde, Schwester Egberts 28
Ernost 21, 170
Estienne, Sébastien 116
Eucharius von Trier, hl. 49, 53, 56ff., 65ff.,
71, 174 ff.
Eufetia=Effetia 120ff.
Eusebius, hl. 133
Everger, Eb. von Köln 19
Everhelm, Abt v. Mettlach 14L, 21, 23ff.,
40A, 56, 170
Fabian, hl. 102
Felix, hl. 71
Ferrer, Vinzenz 116A
Ficinus, Marsilius 11A
Flavius Josephus 59, 150, 182A
Florentius, hl. 51A
Florus von Lyon 79
Foicardus 18
Folcher gen. Barbatus 89A
Folcmarus, Abt v. St. Maximin 18f.
Folcuin 14A
Folkold, Abt v. Mettlach 14, 18f., 24, 80A
Folmar I., Gf. 29, 30A
Folmar IL, Gf. von Lunéville 30
Folmar, Abtv. Rettel 121
Folmar, Gf. 110
Franciscus de Maironis 116A, 128, 134
François, Jean 116
Freher, Paul 159
Fridolin, hl. 77f.
Friedrich L, Ks. 121
Friedrich von Bitsch 111
Friedrich, Gf, von Saarwerden 119
Friedrich von Steinkallenfels 122A
Friedrich, Gf. von Saarbrücken 166
Galen 40A
Gallus, hl. 71
Garcia Sanchez 22
Garemann, Abt v. Hornbach 101 f.
Gaugerich von Cambrai, hl. 83
Gausbert von Mettlach 16ff., 170
Gausbert, frz. Grammatiker 17
Gautbertvon Fleury 18
Gerbert von Aurillac 14A, 15ff., 19L, 23, 27,
31, 33, 37A, 38A, 40, 44ff., 60L, 170
Gerhard I., Hzg. von Lothringen 109, 111
Gerhard II., Gf. 108f.
Gerhard von Abbeville 137
Gerhard von Brogne 38A, 39
Gerhard von Hasselt 80f., 84, 145L,
147ff., 153, 155, 172
Gerhard von Zutphen 143
Gerhard, Abt v. Tholey 81
Gerhard, B. von Toul 32
Gerlach von Breitbach, Abt v. Deutz 152
Gerlandus 61
Germanus von Mettlach 15, 48
Gertrud von Nivelles, hl. 33
232
Gervasius, Eb. von Reims 25
Gerwinus, Vater d. hl. Liutwin 54
Gilles Guillermin de Corny 144
Gisela, Gräfin von Saarbrücken 166
Giselbert, Gf. von Wallerfangen 29A
Gobert, Mönch von Weiler-Bettnach 119
Goldscher von St. Eucharius 67
Gondulf, B. von Metz 79
Gottfried von Clairvaux 131
Gottfried von Differten 110
Gottfried von St. Barbe-en-Auge 10
Gottfried, Landgf. 111
Gozbert s. Gausbert
Gratian 150
Gregor der Große, Papst 59, 64, 73A, 131 A,
137, 141, 154, 157, 175 А
Gregor VII., Papst 15, 88, 90f„ 95, 169, 171
Gregor IX., Papst 150
Gregor von Tours 83, 118
Grimo-Adalgisel 118
Guarinus Veronensis 150, 167
Gudwal von Boulogne, hl. 55A
Guido von Montrocher 144
Guifred, Gf. von der Cerdagne 22
Guigo 126, 129
Guntram von Differten 110
Guntram von Sierck 128А
Gunza, Mutter d. hl. Liutwin 54
Haimo, B. von Verdun 50
Hardulf, Abt v. Moyenmoutier 74ff.
Hartnandus, Mönch v. Hornbach 106
Hatto von St. Nabor 74ff.
Hayman, Peter, Prior v. Rettel 121А
Haymo von Auxerre 59
Heinrich Arnoldi 144
Heinrich Birnbaum (de Piro) 125f.
Heinrich der Zänker, Hzg. 17, 66
Heinrich Heinbuche von Langenstein 141
Heinrich Негр 150
Heinrich II., Ks. 29A, 82, 104f.
Heinrich III., Ks. 22
Heinrich IV., Ks. 88
Heinrich von Coesfeld 133,135
Heinrich von Gorkum 151
Heinrich von Rimini 150
Heinrich von Settimello 144
Heinrich, Dominikanerprior in Köln 164
Heinrich, Gf. von Kirkel 105
Heintz, August 118
Heiric von Auxerre 47, 59А
Helderich, Abtv. Mettlach 13,21A, 24,44,50
Heliseus, Mönch v. Mettlach 21A
Henning von St. Godehard 148
Heribert 28
Heribert, Eb. von Köln 76
Heriger, Schüler Gerberts 61
Hermann von Hasselt 148
Hezzel, Abt v. Mettlach 13, 30f., 36, 39, 41,
44,48
Hieronymus, hl. 44A, 91A, 133, 135,
140f., 157
Hilarion de Bar 115f.
Hilarius von Poitiers, hl. 77
Hildebold, Abt v. Mettlach 13, 15,41
Hildegard, Gräfin von Holland 33
Hildrad, Abt von Prüm 13, 20, 21A, 48A
Hildulf, hl. 75
Hillar, Maurus 57, 67A, 154, 174
Hillin, Eb. von Trier 89A, 121
Hinkmar von Reims 70A
Hippokrates 40A
Honoratus, hl. 51A
Honorius, röm. Ks. 67f.
Hontheim, Johann Nikolaus v. 13, 21A,
44A, 62, 89
Horoskolf 105
Hrabanus Maurus 97, 106, 164
Hubert von Tongern, hl. 139
Hucbald 49A
Hugo Capet 53
Hugo von Flavigny 43
Hugo von Lincoln, hl. 142
Hugo von St. Cher, hl. 142
Hugo von St. Viktor 141
Hugo, Abt v. Cluny 22
Hugo, Abt v. St. Martin/Trier 110
Humbert de Romanis 133
Huothilbertus von Mettlach 20, 22f., 26, 170
Ingobertus, hl. 83
Innozenz III., Papst 134
Isidor von Sevilla 138
Jacobus a Voragine 150
Jacobus Magni 167
Jakob von Vreden, Prior v. Laach 148
Jean de Bayon 75
Jean Gerson 124, 128, 132f., 140f., 143f.,
150, 154, 157
Jean Lemaire de Beiges 113
Johann Andreae 118
Johann Apothecarius, Mönch von Rettel
124A, 127, 132, 141
Johann Beres, Abt v. Wadgassen 166A
Johann Gungen von Herbitzheim 11A
Johann Jakob von Eberstein 122A
Johann Scheckmann, Mönch von
St. Maximin 12A
Johann von Deidesheim, Abt v. Laach 145
Johann von Enckhausen 145f., 152,172
Johann von Gorze 78
Johann, Gf. von Saarbrücken 160
Johannes Andreae, Kanonist 116A
Johannes Balbi von Genua 150
Johannes Chrysostomos 144
Johannes Consobrinus 116A
Johannes de Deo 140
Johannes del Piano Carpini 128
Johannes de Sacrobosco 130
Johannes de Turrecremata 143f.
Johannes Hagen 128, 134A
Johannes Halgrin von Abbeville 129
Johannes Junior 167
Johannes Klimakos 137
Johannes Leufferswillen 128, 136
233
Johannes Marchesinus 144
Johannes Nider144
Johannes Rode 123f., 126A
Johannes Schuman 128, 135
Johannes von Ellenbach,
Abt v. Tholey 145f.
Johannes von Fecamp 142
Johannes von Reims 47
Johannes von Sircksee 155A
Johannes von Turnhout 147
Johannes XIII., Papst 66
Johannis, Georg Christian 118
Jordanus von Quedlinburg 134, 150, 167
Judith, Gräfin 108
Justinian, Ks. 112f.
Karl der Einfältige 36A
Karl der Große 120, 163
Karl der Kahle 120
Karl II., Hzg. von Lothringen 124
Karl, Hzg. von Niederlothringen 46
Kiefer, Friedrich Ernst (Notar) 122
Kintheuser, Johann,
Abt v. Hornbach 159f.
Klein, Carl, Abt v. Rettel 127A, 143
Konrad II., Ks. 103, 109A
Konrad von Durrenbach 105A
Konrad von St. Avold 72ff., 84
Konrad, Hzg. von Kärnten 104
Konstantin, Abt von St. Symphorian 73
Kraut, Nicolas 116
Kuno von Pfullingen, Elekt von Trier
24, 86, 89ff., 148, 155, 158, 171
Kuno, Propst von Leberau 21 f.
Lampert von Hersfeld 90
Lang, Paul 154
Legipont, Oliver 172A
Leo III., Papst 120
Leo VIII., Papst 93, 171
Leo IX., Papst 24, 107, 109
Leofsin s. Lioffin
Leonhard von Udine 150
Leydecker, Modestus 125, 143
Libo, Abt v. Mettlach 12A, 14
Lioffin von Mettlach 13ff., 30f., 34,
36ff., 44,46, 53, 169f.
Liudolf, Eb. von Trier 29, 49f., 57, 82,
100, 169f.
Liutwin, hl. 12f., 15, 25, 41 f., 50ff,
70A, 71, 155
Livius, Titus 161
Lothar, Kg. 38A
Lucan 73
Ludolf von Sachsen 124A, 141
Ludolph von Duisburg 128
Ludwig der Deutsche 114, 117
Ludwig der Fromme 106, 113
Ludwig von Einöd 105
Ludwig XIV. 172
Ludwig, Burggraf von Trier 92
Ludwig, Gf. von Saarwerden 119
Ludwig, Kurfürst von der Pfalz 149A
Magnerich, hl. 82f.
Manasses, Propst v. Leberau 22
Manegold von Lautenbach 88A
Marbod, B. von Rennes 51A
Margarete von Bayern 124f., 128A
Marguani, Elfenbeinschnitzer 23
Marlaeus, Anthonius 129, 141
Maro 45
Marsilius von Inghen 150
Marus, hl. 71
Maternus, hl. 49, 56, 70, 174ff.
Mathilde, Königin 169
Matthäus I., Hzg. von Lothringen 111
Matthias, Apostel 91
Mauritius, hl. 99f.
Maximilian, Ks. 148, 152, 158A
Maximinus, hl. 71
Megingaud, Eb. von Trier 50, 82
Meilghen, Anthonius 131
Meinrad, hl. 97A
Melusine 161
Menot, Michel 161
Meurisse, Martin 112, 114
Meyer, Adam, Abt v. St. Martin/Köln
i23,172
Milo, Eb. von Trier 15, 70A, 98
Minaudi, Guillaume 133
Moreau, Jacob-Nicolas 116
Nabor, hl. 79, 163
Nazarus, hl. 79
Neukirchen, Jakob, Prior von Rettel 138, 142
Neukirchen, Sybille 138A
Nicetius, hl. 71
Nicolaus de Tudeschis 151, Nikolaus Salicetus
144
Nikolaus von Diedenhofen 160
Nikolaus von Dinkelsbühl 143
Nikolaus von Lyra 128, 135, 167
Nikolaus von Tolentino, hl. 137
Nimsgern, Peter 160A
Nithard s. Nizo
Nizo I., Abt v. Menlach 13ff., 17, 36, 39,
41f.,44, 48,53
Nizo II., Abt v. Mettlach 13, 15, 20, 21A,
22,24, 170
Nizo III., Abt v. Mettlach, 12,14f.,20A, 24,53
Norbert von Xanten, hl. 166
Notger von Lüttich 50
Oda von Amay, hl. 118 A
Oda von Remiremont 109
Oftrad, Abt. von St. Maximin 18A
Oliva von Ripoll 23A
Opertus, Abt v. Mettlach 12A, 14, 24
Ordericus Vitalis 47
OttoL, Ks. 14, 93,171
Otto II., Ks. 73A
Ono III., Ks. 44, 49
Ono, Abt v. St. Martin/Trier 89
Ono, Hzg. von Kärnten 104
Otwin, Abt v. St. Bavo 40A
234
Pankratius, hi. 56
Paschasius Radbertus 37
Paul V., Papst 142
Paulinus, hl. 71
Paulinus, Magister in Trier 87
Paulus Diaconus 58
Paulus, Apostel 99
Petrus Berchorius 151
Petrus Comestor 144
Petrus de Dacia 136
Petrus Eselweg, Prior v. Marienfloss 135A
Petrus Lombardus 151
Petrus Riga 128
Petrus Romanus 87
Petrus Unmutz, Prior v. Marienfloss 135A
Petrus von Dietz 155
Petrus, Apostel 58, 65, 103
Philipp L, Gf. von Nassau-Saarbrücken 122
Philipp IL, Gf. von Nassau-Saarbrücken 160
Philipp von Vigneuilles 113
Philipp von Zell, hl. 99, 105f.
Picart, Benoìt 29ff., 36
Pièrre de Bar 116A
Pippin, Kg. 105f.
Pirmin, hl. 96ff., 164
Piscator, Conrad 166f.
Poppo von Stablo 21, 25, 73, 108L, 170
Poppo, Eb. von Trier 31, 82ff., 108, 169
Priscian 49, 62ff.
Prudentius 72
Rabigaudus 117
Ratbodo, Eb. von Trier 14A
Ratram 72
Ravinger von Malberg 82
Reginard, Abt v. Mettlach 14, 23
Regino von Prüm 36A, 83, 121
Remigius von Auxerre 45A, 47, 49, 59A,
62ff., 175 A
Remigius von Mettlach 13ff., 20, 31, 33, 41,
44ff., 169L, 173A, 174ff.
Remigius, Abt v. St. Martin/Trier 20, 21A,
50, 170
Reyner von Hompesch 123/., 159
Richard Rolle 133
Richard von Saint Vanne 83, 85A
Richer von Saint-Remi 23, 40A, 45f., 50, 61A
Richildis von Amanee 30A
Richio, Abt v. St. Nabor 72
Robert Holcot 151
Robert, Elekt von Toul 30ff., 48
Rodolfus, Elfenbeinschnitzer 23
Rodrigo Sánchez de Arévalo 144
Rodwig, Abt v. Hornbach 100
Rolevink, Werner 128
Royer, Abt v. St. Avold 76
Rudolf von Habsburg, Kg. 93
Rudolphus, Abt v. St. Nabor 75
Ruodpreht 28ff.
Ruopert von Mettlach 13, 27//., 51, 169f.
Ruosekin 35
Ruotpert, Eb. von Trier 26, 53
Ruotwich, Abt v. Mettlach 13ff., 21A,
37,41f.,53, 170
Rupert, hl. 51A
Rusius 167
Sabellicus, M. Antonius Coccus 149A
Sachs, Carl v., Abt v. St. Martin/Trier 82,83A
Schaal, Friedrich 166
Schedel, Hartmann 144
Seneca 130
Servatius von Tongern, hl. 132
Severus, hl. 26, 71
Siberti, Jakob 147A, 148A, 154A
Sigebert von Gembloux 88A
Sigebert, Abt v. St. Martin/Trier 88
Sigerus Piscatoris 40A, 55A
Sigisbald, B. von Metz 73
Sigismund, Kg. 113
Simon, Hzg. von Lothringen 111
Sintlaz 97, 101
Solver, Jean 116A
Soran 40A
Spies, Albert 122
Statius, Publius Papinius 33, 45, 46A
Stephan, B. von Metz 114
Stephan, B. von Toul 29ff., 48
Stephan, Mönch in St. Peter/Gent 41A, 55
Stephan, Pfalzgraf 124A
Stephanus, hl. 91
Suger, B. von Münster 50
Symeon, hl. 81, 84f., 108
Symphorian, hl. 142
Tabouillot, Dom 116A
Tacitus 59
Tassilo, Mönch v. Hornbach 106
Terentius 45
Theobert d’Hame, Abt v. Tholey 149, 172
Theobert von Tholey, hl. 81, 155ff.
Theoderich s. auch Dietrich
Theoderich, Eb. von Trier 32
Theoderich II., Abt v. St. Martin/Trier 89
Theoderich von St. Eucharius 50, 66, 69L, 84
Theoderich von Tholey 11, 86ff., 169, 171
Theoderich, Trierer Burggraf 87, 92
Theodor, Jakob 159f.
Theodulus Italus 130
Therhoernen, Arnold (Buchdrucker) 132A
Theudebert I. 112
Thietmar von Merseburg 104
Thiofrid von Echternach 12, 15, 53f.
Thomas a Kempis 133, 138, 141
Thomas von Aquin, hl. 141, 146, 151, 157
Thomas von Haselbach 151
Thomas von Straßburg 151
Tilemann Stella 105A, 119A
Tilmann von Embrica, Abt v. Tholey 147
Tilmann von Prüm, Abt v. Mettlach 12, 42,
155,171
Timotheus, hl. 142
Trithemius, Johannes 13, 30, 44, 48ff.,
56, 62, 67, 70L, 81, 83, 123, 145L,
149, 152ff„ 173A
235
Udo (v. Mettlach?) 20A
Udo von Nellenburg, Eb. von Trier 12A, 24,53
Undo, hl. 79, 113f.
Uodelbert von Stalle 82
Vadolphus, Abt v. St. Nabor 75
Valerius, hl. 49, 56, 68, 71, 174ff.
Vassemont, Dom 116A
Venantius Fortunatus 42, 82f.
Vergil 87
Vinzenz von Beauvais 145, 151, 168
Vitruv 105
Wacarius, Mönch v. Hornbach 106
Waiafrid Strabo 96f.
Walther von Speyer 48A
Wandregisil, hl. 55A
Wasco, Abt v. St. Nabor 72, 117,163
Wassebourg, Richard de 112ff.
Wendalinus, hl. 83, 157f.
Wenrich von Trier 88f.
Werner Zeyer von Rheinfelden 160A
Werner, Gf. von Saarwerden 119
Wernher, Gf. 98, 106, 119
Wetel, Gf. 29A
Wibert von Ravenna (=Clemens III. )
87f., 93
Wichard, Abt v. St. Peter/Gent 25, 40A
Wido 98
Wido, Abt v. St. Peter/Gent 38, 39f., 42
Wilhelm Durande von Mende d. Ä. 145
Wilhelm von Gouda, Franziskaner 153
Wilhelm von Gouda, Prior v. Tholey
146, 152f., 172
Wilhelm von Paris 144, 161
Willibrord, hl. 26,35A
Willigis, Eb. von Mainz 66
Willimann, Abt v. Hornbach 102, 104
Wiltheim, Alexander 18, 120f.
Wiltheim, Caspar 120
Wiltheim, Eustachius 120
Witnpfeiing, Jakob 154
Wion, Arnold 62
Wirich von Walcourt 110
Woifgang, Hzg. von Zweibrücken 159A
Wolfram, Abt v. Wadgassen 166
Womar, Abt v. St. Peter/Gent 39, 42,55
Wulfram von Saint Wandrille, hl. 55A
Zurbaran, Francisco 125A
236
Ortsregister
Aachen 38A
Abersytwyth 63A
Abingdon 39
Admont 64
Alkmaar 27
Angouleme 85
Aquitanien 26
Arnheim 136A
Attigny 97, 170
Augsburg 158 A
Austrasien 118 A
Babylon 67f.
Barcelona 23A
Bar-le-Duc 110A
Basel 123, 127, 143, 149, 151, 168
Bastogne 24A
Bergweiler b. Tholey 156
Bergzabern 160
Berlin 16A
Bern 78A
Birkenfeld-Neubrücke 93
Bitsch 107, 166
Blies 10A
Bliesgau 98, 100, 102, 104
Blieskastel 122
Bliesmengen 122 A
Bobbio 17A, 46
Bosau 154
Boucheporn 117 (s. Buxbrunno)
Bouzonville 73, 107ff., 121, 171
Brauweiler 149
Brixen 87f.
Brüssel 12A, 18A
Bucherbach (Burg) 160A
Bursfeld 1 lf., 62, 81, 84, 123, 145ff.,
153, 158A, 171
Busendorf s. Bouzonville
Buxbrunno 117, 170 (s. Boucheporn)
Calahorra 22
Cambridge 63A
Canterbury 38
Chartres 40A
Cividale 28
Clermont-Ferrand 16A
Corbie 79
Deutz 152A
Deventer 144
Dijon 43, 109A
Düren 105 A
Eberhardsklausen 143A, 149A, 151 A, 168A
Ebersberg 113 A
Echternach 12, 15A, 16, 20f., 24, 31, 36f., 41,
48 A, 50,54,64A, 73 A, 79,80A, 110A, 124A
Egmond 27ff., 40, 42, 51, 65, 67, 69A,
123,170
Einöd 105
Eller a. d. Mosel 77
Ely 39
Emmerich 147A
Enkhuizen 146
Erfweiler 100
Ernstweiler 104f.
Fleury 40A, 48A
Floreffe 166
Florennes 31
Fontenelle 79
Fraulautern 164
Freiburg i. Breisgau 127, 132, 141
Freisdorf 110,171
Friesland 98
Fruttuaria 90
Fulda 74, 76A
Gallien 14A, 31, 48, 58, 66, 70, 77, 104,
175, 184f., 188f., 191, 197
Gengenbach 98A
Gent 34, 36ff., 50A, 55f., 170
- St. Bavo 34A, 40A, 55f.
- St. Peter auf dem Blandinischen Berg
25, 34, 38ff., 55f.
Germanien 58, 66, 175, 185, 189, 191
Gerona 23A
Göllheim 103
Gorze 39A, 63A, 65A, 77A, 100, 108A,
110A, 125
Gräfinthal 107, 122,166
Greenwich 39
Hasselt 146
Hautmont 25
Heidelberg 123, 159f., 167
Herford 159A
Hildesheim 148
Hirsau 50, 171
Homburg/Saar 104
Hoorn 146
Hornbach 11, 53, 71, 96ff.,
119,123, 159f., 162, 169ff.
Idstein 118
Ijssel 146
Jerusalem 59, 92, 107f.
Jülich 123
Kaiserslautern 104
Kämpen 146, 155
Kent 39
Klingenmünster 14, 123A
Koblenz 136A, 159A
Köln 19, 90, 92, 94, 123, 126, 132A, 136 A,
144, 147A, 148, 151, 164, 172
Krakau 134A
Kruft 152
Laach 145,147A, 148,152, 155, 172
Laon 38A, 52, 55
Lautzkirchen 100
Leberau (= Liepvre) i. Elsaß 2lf.
237
Leiden 63A
Leipzig 134A
Limoges 22
Lobbes 14A
London 38A, 63A
Longeville-les-St. Avoid 107, 112ff146,
170, 172
Lorsch 117
Losheim 19A, 50
Lothringen 61, 122
Löwen 126
Lübeln s. Longeville-les-St. Avoid
Lüttich 18A, 22,61, 133A
Lutzerath 164 A
Luxemburg 92, 104, 128, 135
Lyon 85,132L,150
Mainz 24, 66, 97, 126L, 148f£, 171
Maria Laach s. Laach
Marienfloss 124L, 140
Maursmünster 98A
Meaux a. d. Marne 101A
Medelsheim 101A
Meißen 134A
Melay a. d. Marne 22A
Merburg (b. Kirrberg) 111
Merzig 14A
Mettlach 12ff., 44ff., 76,102, 146, 149A,
155,169
Metz 20, 23ff., 72, 73A, 78, 100,104, 113,
119, 126, 129A, 146, 169ff.
- St. Arnulf 24A, 73A, 98
- St. Clemens 24A, 73A, 75
- St. Martin 24
- St. Symphorian 72f., 77A
- St. Vinzenz 24A
Mondsee 90
Montabaur 123
Montclair (Burg) 82
Mouzon 16,50
Moyenmoutier 75,116, 170
Münchweiler 103
Münster/Westf. 63
Münstereifel 72A
Münstermaifeld 26
Murbach 98A
Näjera 22L, 170
Nancy 113
Neuburg 111
Neuweiler i. Elsaß 98A
Nied 10A
Niederaltaich 98A
Nivelles 34
Nohfelden (Burg) 93
Nonnenwerth 123
Nürnberg 143L, 149ff., 168
Ober modern 107A
Offweiler 107A, Ulf.
Osthofen 124 A
Paris 16A, 72, 74, 161A
Passau 150
Pavia 29A
Pfalzel 89A
Pirmasens 101
Poitiers 22, 77
Poussay 32
Prag 63A
Premontre 166
Prüm 20, 21A, 48, 72A
Rahling 107A
Ravenna 93f.
Regensburg 59 A
Reichenau 28, 96ff., 103, 117
Reims 15, 17ff„ 27, 36, 40,45ff., 50A,
52, 55, 170
Reinhardsbrunn 148
Rettel 10, 11, 13, 107, 110, 120 ff., 124 ff.,
154A, 171
Ripoll 23A
Roden 29
Roermond 142
Rom 66, 85, 87, 90, 93, 95, 101, 163, 192
Rossel 10A
Rouen 85
Rubenheim 100
Saarbrücken 104, 110, 118, 158A, 160
Saarland (Bundesland) 10A '
Saarlouis 164,172
Saarraum 10A
Säckingen 77
San Millän de la Cogolla 23
Santiago de Compostela 22
Schönau 147A, 148
Schuttern 98A
Schwarzach 98A
Schwarzenacker 119A
Seligenstadt 80, 152
Sens 79
Siegburg 90
Sierck 124f., 140
Skiva (Burg) 31, 82
Soissons 22
Solothurn 103
Speyer 78, 118A
Sponheim 48, 49A, 71, 149, 152, 154
Springiersbach 166
St. Arnual 11A
St. Avold 11, 72ff., 110, 113ff., 123A,
146, 163f., 169f., 172
St. Bertin 38A
St. Denis 22
St. Die 31
St. Evre 75
St. Evroul 47
St. Gallen 48A, 71, 99f., 171
St. Gangolf bei Mettlach 31
St. Gangolf, Stift in Toul 32
St. Hubert (Dep. Moselle) 24A
St. Hubert i. d. Ardennen 24
St. Ingbert 104
St. Nabor s. St. Avold
238
St. Trond 110
St. Vanne 42, 89, 115, 123A, 172
St. Wendel 93, 123, 158A
Stablo 83A, 92
Stockholm 31
Strahov 89, 167
Straßburg 22, 77t., 104A, 143ff., 150f.,
159, 167
Stürzelbronn 171
Taben 51
Tholey 1 Iff., 80ff., 100, 118, 126A,
145 ff., 167, 169ff.
Toul 23, 27, 29ff., 107, 112, 170
Trier 11, 17, 20, 23, 28, 40, 46, 49, 51, 59,
65ff., 71, 90ff., 104, 123, 139, 146A, 147A,
164,169,171, 176, 184, 191
- Clarissenkloster 150 A
- Dominikanerkloster 151A
- Jesuitenkolleg 149A
- St. Alban 124ff., 136A, 139f., 145A,
149A,171
- St. Eucharius/St. Matthias 12A,20,21A,23,
37,39,45,49,51,57ff.,61,65,94,108,123,
145A, 146, 150A, 151A, 153ff., 170, 174
- St. Maria ad Marty res 13 A
- St. Martin 21, 50, 76, 81ff., 87ff., 146, 171
- St. Maximin 12A, 14, 18f., 21f., 24A, 29A,
57A, 76A, 89, 94, 123A, 143A, 144A,
167A,170
- St. Paulin 28, 146
Trifels (Burg) 124A
Urexweiler 123
Urgel 23 A
Utrecht 127, 128A, 144
Venedig 149A, 151, 167
Vercelli 89
Verdun 16, 19, 43, 80, 93, 166, 171
Verona 150
Vieh 23A
Villers-Bettnach s. Weiler-Bettnach
Wadgassen 105, 150A, 160, 166f., 171 f.
Wallerfangen 29A, 149A, 172
Weiler-Bettnach 24A, 119A, 146, 150A,
160,171
Weißenburg 79, 98A
Westrich 10A
Winchester 39
Wolfenbüttel 57f., 63A, 67f., 81
Woolwich 39
Worms 87, 119, 124A
Wörschweiler 107, 118f., 160f, 171 f.
Würzburg 149, 152, 154
Zell i. d. Pfalz 99, 104, 106, 124A, 170
Zürich 11A, 73A, 77A, 78, 160
Zweibrücken 104, 118, 159, 161
Veröffentlichungen der
Kommission für Saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung e. V. Saarbrücken
I. Hans-Walter Herrmann, Geschichte der Grafschaft Saarwerden DM
bis zum Jahre 1527
Band 1: Quellen 1957 ff., 676 S., 1.-3. Lieferung 36,-
Band 2: Darstellung, 256 S. (vergriffen)
II. Saarländische Bibliographie
Band 1 bis 14, Berichtsjahre 1961 bis 1988 Preis auf Anfrage
III. Maria Zenner, Parteien und Politik im Saargebiet unter dem
Völkerbundsregime 1920-1935,1966,434 S. 22,50
IV. Eduard Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-
Lothringen, 1969,4 T., 209 S. 25,—
V. Manfred Pohl, Die Geschichte der Saarländischen Kreditbank
Aktiengesellschaft, 1972114Tab., 146 S. 29,50
VI. Fritz Jacoby, Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme
an der Saar, 1973,275 S. 35,—
VII. Dieter Staerk, Die Wüstungen des Saarlandes, 1976,445 S. 52,50
VIII. Irmtraud Eder, Die saarländischen Weistümer—Dokumente
der Territorialpolitik, 1978,272 S. 38,—
IX. Marie-Luise Hauck / Wolfgang Läufer, Epitaphienbuch von
Henrich Dors (Genealogia oder Stammregister der durch-
läuchtigen hoch- und wohlgeborenen Fürsten, Grafen und Herren
des Hauses Nassau samt Epitaphien durch Henrich Dorsen),
1983,286S. 120,-
X. Jürgen Karbach, Die Bauernwirtschaften des Fürstentums
Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert, 1977,7Tab.,255 S. 48,—
XI. Hans Ammerich, Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge
zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken am Ende des Alten Reiches,
1981,6 Beil., 284 S. 55,-
XII. Klaus-Michael Mallmann, Die Anfänge der Bergarbeiter-
bewegunganderSaar (1848-1904), 1981,370S. 59,-
XIII. Beiträge zur Geschichte der frühneuzeitlichen Garnisons- und
Festungsstadt. Referate und Ergebnisse der Diskussion eines
Kolloquiums in Saarlouis vom 24.-27.6.1980, zusammengestellt
von Hans-Walter Herrmann und Franz Irsigler, 1983,256 S. 57,—
XIV. Heinrich Küppers, Bildungspolitik im Saarland 1945-1955,
1984,362 S. 68,-
XV. Wolfgang Haubrichs, Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters.
Philologische, onomastische und chronologische Unter-
suchungen, 1986,267 S. 64,—
XVI. Ernst Klein, Geschichte der saarländischen Steinkohlengrube
Sulzbach-Altenwald (1841-1932), 1987,146 S. 29,—
XVII. Thomas Herzig, Geschichte der Elektrizitätsversorgung des
Saarlandes unter besonderer Berücksichtigung der Vereinigten
Saar-Elektrizitäts-AG, 1987,414 S. 48,—
18. Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende
(1871-1918). Referate eines Kolloquiums in Dillingen vom
29./30. September 1988, herausgegeben von
Hans-Walter Herrmann, 1991,184S. 48,—
19. Die alte Diözese Metz. Referate einer wissenschaftlichen
Tagung im Haus Maria Rosenberg (Waldfischbach-Burgalben)
vom 21 .-23. März 1990, herausgegeben von
Hans-Walter Herrmann, 1992
20. Stefan Flesch, Die monastische Schriftkultur der Saargegend
im Mittelalter, 1991,239 S. 32,—
21. Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen
Grenzraum (19. und 20. Jahrhundert), herausgegeben von
Rainer Hudemann und RolfWittenbrock, 1991,362 S.,
davon 36 S.Abb. 45,—
Auslieferung durch:
SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Haibergstraße 3,
6600 Saarbrücken, Telefon: 0681/66501-35
Außerhalb der Reihe sind erschienen und über die Geschäftsstelle der Kommission für
Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Scheidter Straße 114, 6600 Saar-
brücken 3, erhältlich:
Fritz Eyer, Saarländische Betreffe des Departementsarchives
Meurthe-et-Moselle in Nancy, 1976, 379 S. DM 35,—
25 Jahre Kommission für Saarländische Landesgeschichte und
Volksforschung 1952-1977. Gründung, Aufbau, Tätigkeit, 1977, 63 S.
DM 10,-