Preisfaktoren für den elektrischen Strom in Bezug auf Material, Kohle und Lohn zur
Anwendung kommen. Dabei bildete der bis zum 05.07.59 für elektrische Energie völli¬
ge, für Kohle und Löhne nur teilweise gültige Preisstop große Schwierigkeiten in der
Ausformung von Tarifen, die der tatsächlichen Kostenlage entsprachen12.
Am 09.07.1959 übernahm die VSE die RWE-Tarifpreise, die das Essener Unternehmen
im Gebiet seiner Betriebsverwaltung Merzig bereits direkt am Tage der Umstellung,
entsprechend seinem bundesdeutschen Tarif, eingeführt hatte13. Die überdurch¬
schnittliche Steigerung des Stromabsatzes nach Einführung der neuen DM-Tarife
kennzeichnete zum einen den spürbaren wirtschaftlichen Aufschwung und konnte
zum anderen als Beweis für die Richtigkeit der Tarifpolitik der VSE und des RWE an¬
gesehen werden. Nachdem es gelungen war, alle erneuten Umstellungsprobleme zu¬
friedenstellend zu bewältigen, begann für die saarländischen Elektrizitätsversorgungs¬
unternehmen wieder ein Zeitabschnitt, in dem sie eine ordnungsgemäße Geschäftspo¬
litik betreiben konnten. Die Energieversorgungsunternehmen erhielten endlich dem
echten Wert ihrer Anlagen entsprechende Abschreibungsmittel und gewannen da¬
durch mehr Spielraum bei ihren Investitionsentscheidungen. Mit der wirtschaftlichen
Rückgliederung in die Bundesrepublik Deutschland begann für die Unternehmen der
Stromwirtschaft ein ungeahnter Aufschwung. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ver¬
mochte die VSE wieder mit Gewinn zu arbeiten und eine angemessene Dividende an
ihre Aktionäre auszuschütten (vgl. Tab. 66).
2. Vereinheitlichung der Elektrizitätsversorgung:
Zusammenschluß von VSE und RWE - Merzig
Im Jahre 1962 erfolgte in der genau 50jährigen Geschichte der regionalen Elektrizitäts¬
versorgung des Saarlandes der wichtigste Zusammenschluß. Zum 01.01.1962 brachte
das RWE sein saarländisches Versorgungsgebiet in die VSE ein, wodurch das von der
VSE versorgte Gebiet von 1.043 qkm auf 2.068 qkm, rund 80% der gesamten Fläche
des Saarlandes, erweitert wurde14. Das bis zur letzten Lampe versorgte Gebiet vergrö¬
ßerte sich von 702 auf 1.726 qkm15. Die Anzahl der B-Gemeinden stieg von 106 Ge¬
meinden mit einer Wohnbevölkerung von 242.000 Einwohnern auf 263 Gemeinden
und eine Stadt mit zusammen 459.000 Einwohnern. Die Zahl der A-Gemeinden blieb
durch den Zusammenschluß unverändert: Am 01.01.1962 waren es 7 Städte und 19 po¬
litische Gemeinden mit einer Fläche von 342 qkm und einer Bevölkerung von 319.000
Einwohnern. Insgesamt versorgte die VSE ab 01. Januar 1962 8 Städte und 282 politi¬
sche Gemeinden mit einer Einwohnerzahl von 778.000, was rund 72% der gesamten
Bevölkerung des Saarlandes entsprach16. Durch die Übernahme des Versorgungsge¬
12 Ebd., Geschäftsbericht für 1959/60.
13 Vgl. Müller (1959).
14 VSE-AHV, HV v. 01.02.1962; RWE-AHV, Buderath (1982), Band II, S. 572f.
15 VSE-AHV, Geschäftsbericht für 1962.
16 Ebd.; die Stromlieferungen für den Zweckverband Weiherzentrale gingen ebenfalls auf die
VSE über (vgl. LA Sbr. Dep. Heusweiler, Ordner RWE 1962-66, Geschäftsbericht für
1962/63). Zuvor hatte der Verband noch seine „bewährten Verträge bis zum Jahr 2027“ ver¬
längert und „den für den Zweckverband wichtigen Sitz im Verwaltungsbeirat des RWE für
den gleichen Zeitraum“ gesichert (vgl. ebd., Ordner RWE 1958-63, Geschäftsbericht für
1961).
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