Was die Abbautechnik angeht, so zeigte sich in den 70er und 80er Jahren insofern ein ge¬
wisser Fortschritt, als man, jedenfalls auf den größeren Gruben, den oben beschriebenen
,Schemelbau1 zu einer Art Örterbau erweiterte, „indem man von der im Flöz zu Felde ge¬
triebenen Stollen- oder Sohlenstrecke aus statt, wie bisher, nur eines einzigen Schemels,
deren allmählich mehrere hintereinander, unter Stehenlassen verlorener Kohlenpfeiler
(„Bergfestungen“) zwischen den einzelnen Schemeln, ansetzte und ausgewann“.22 Bei
gutem Hangenden lag es dann nahe, diese sog. Bergfestungen sehr schwach zu nehmen
oder ganz auf sie zu verzichten, den einen Schemel unmittelbar neben dem alten aufzu¬
hauen und das Hangende lediglich mit Stempeln zu unterfangen. Damit enstand ein streb¬
artiger Abbau, den zeitgenössische Beobachter auch in Dudweiler vorfanden.
Wegen der Gefährlichkeit dieser Bauweise ordnete die fürstliche Rentkammer als Vorge¬
setzte Bergbehörde an, daß die Schemel bei festem Dach 3 Lachter (= 6 m), bei schlechtem
Hangenden aber nur 2 Lachter breit getrieben werden sollten, die Bergfestungen jedoch
stets 1 Lachter stark zu belassen seien. Diese Vorschrift scheint indessen häufig nicht be¬
folgt worden zu sein.
Die Stollen erreichten teilweise schon eine ziemlich Ausdehnung, so der untere Stollen von
Wellesweiler, der 1769 eine Länge von 160 m hatte, von dem aus 10 Schemel hinterein¬
ander betrieben wurden, einer davon mit einer Länge von 260 m. Wo in mehreren Stollen
übereinander der Abbau umging, suchte man sie durchschlägig zu machen, um eine bes¬
sere Bewetterung zu erreichen; dabei ging es lediglich um Frischluftzufuhr, denn schla¬
gende Wetter waren in fürstlicher Zeit noch nicht aufgetreten.
Die Anlage der Stollen selbst zeigte mehr und mehr den Übergang zur querschlägigen
Flözlösung bei söhligem Stollenbetrieb anstelle der ansteigenden Tagesstrecken; in Sulz¬
bach ging man Mitte der 80er Jahre zu dieser Praxis über.
Man arbeitete übrigens noch ohne Grubenkarten, einfach „aufs Geratewohl“ in den Berg
hinein. Die Rentkammer hatte zwar schon 1769 angeordnet, „sämtliche Gruben zu mark-
scheiden und davon ordentliche Risse anzufertigen“, doch scheint diese Weisung unbe¬
achtet geblieben zu sein, denn der Kammerrat Röchling berichtete noch 1784, daß die
Bergleute „den Kohlen nach in den Berg hinein arbeiten, ohne zu wissen, wo sie mit ihrer
Arbeit stecken“. Erst dem französischen „Inspecteur des Mines“ Duhamel gebührt das
Verdienst, genaue Grubenrisse erarbeitet zu haben.23
Für die Zeit der französischen Administration (1793 - 1814) läßt sich über das Schicksal
der einzelnen Saargruben mangels archivalischer Überlieferung nichts sagen, wir wissen
nur über den Bergbau im ehemaligen Fürstentum insgesamt einigermaßen Bescheid: er
kam nach der französischen Besetzung einige Monate fast völlig zum Erliegen, begann
dann nur zögernd und mit relativ geringen Förderleistungen, sodaß erst 1801 das Niveau
von 1790 mit rund 50000 to wieder erreicht war. Die Förderung stieg dann bis 1811 auf
104000 to an, um 1812 wieder auf 79000 to zurückzufallen, doch ist hier nicht der Ort,
auf die Gesamtentwicklung näher einzugehen.
22 ebenda, S. 73 f.
23 E. Klein, a.a.O., S. 333.
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