Entsprechend hat Eberwin in seiner, Vita S. Magnerici* die Übergabe der Abtei St.
Martin in Trier durch den Bischof an einen Reformabt formuliert766 767:
...religioso abbati... tradidit... ut regulärem ibi vitam instituendo monacho-
rum deinceps esset commoratio...
Hier war es der Schüler Bruns von Köln, Erzbischof Egbert von Trier (977 - 993).
Auch Wigfrid war ein Mann aus der Schule Bruns, des Bruders Ottos des Großen,
wie manch anderer zeitgenössischer Bischof Lothringens. Wie alle diese Männer,
allen voran Theoderich von Metz (962 - 983) und Gerhard von Toul (963 - 983),
wie aber auch vorher bereits Adelbero I. von Metz (929 - 962), der Neffe und
Freund Bruns, war Wigfrid ein Freund der lothringischen Klosterreform, die vom
Kloster Gorze ihren Ausgang nahm768. Bischof Theoderich beriet Wigfrid bei der
Einrichtung der Neugründung und unterschrieb 973 die Gründungsurkunde769.
Woher Wigfrid die Mönche nahm, von denen er in seiner Gründungsurkunde
sprach, wissen wir nicht. Abt Bücher soll nach einer Notiz der ,Gallia Christiana*
(1786) zur Abtsliste des Klosters St. Paul770 aus Tholey gekommen sein: ex Theolo-
giensi asceterio eductus... Hier stammt die Nachricht aus der 1734/35 erschienenen
Geschichte des Prämonstratenserordens des Charles-Louis Hugo771. Auch der
Historiograph Lothringens, Augustin Calmet, zitiert zweifellos 1757 in der zwei¬
ten Auflage seiner,Histoire de Lorraine* Hugo, wenn er in seiner revidierten Ver¬
sion der Abtsliste von St. Paul zu Blicher bemerkt: ...premier Abbé venu de VAb¬
baye de Tholey772. Noch in der ersten Auflage von 1728 fehlt diese Angabe, weil
Hugos Annalen noch nicht erschienen waren773. 1745 schrieb Nicolas Roussel in
seiner ,Histoire ecclésiastique et civile de Verdun*, daß Bischof Wigfrid Blicher/fr
venir du monastère de Tholey, wobei er sicherlich ebenfalls Hugo folgte774. Wir
kennen nicht Hugos Quelle, doch wäre es bei der Sorgfalt des Historikers der Prä-
monstratenser falsch, die Nachricht von vornherein als unbegründet zurückzu¬
weisen.
P. E. Hübinger bemerkte zur Nachricht von der Herkunft Blichers aus Tholey:
„Gelänge es, die Angabe anderweitig zu stützen, so bewiese sie, daß diese Abtei in
jener Zeit von der klösterlichen Reformbewegung ergriffen war“775. In der Tat läßt
766 Herbomez, Cart. Gorze Nr. 92 (mit Bezug auf Nr. 4).
767 Vita S. Magnerici, AA SS Juli VI 191. Vgl. Lotter, Vita Brunonis 82.
768 Vgl. Krüger, Einfluß 49 ff.; Gerdes, Bischofswahlen 19; Wolff, Gorzer Reform 95 ff.; Bütt¬
ner, Verfassungsgeschichte 17 ff.; Hallinger, Gorze 1104; Wisplinghoff, Klosterreform 145
ff.; Lotter, Vita Brunonis 82.
769 Calmet, Histoire Lorraine II2 preuves 231 f.
770 Gallia Christiana XIII 1328 f.
771 Hugo, Annales Praemonstratenses 321.
772 Calmet, Histoire Lorraine VII2 preuves 165.
773 Calmet, Histoire Lorraine III1 preuves 169.
774 Roussel, Histoire Verdun II 187. Zustimmend z. B. Hübinger, Beziehungen 29 f.; Souplet,
St. Paul 59; Dauphin, Richard 70; Parisse, Noblesse 16 Anm. 48.
775 Hübinger, Beziehungen 30.