<merus> noch bis in 8. Jahrhundert vor93. Beim PN Hröth-mer hat zu¬
letzt Venandus Fortunatus gegen Ende des 6. Jahrhunderts *Hrodome-
res (hs. Prodo-)94.
Nr. 6 A Craudingus, B Cranderigus: Die onomastisch unmögliche Form B ist
verlesen aus Craudingus. Die gleiche Person wird in Verduner Quellen
des 10./11. Jahrhunderts Chraudingus, Craudingus, Crodingus, Grau-
dingus, Grodingus, Rodingus geschrieben95. Anzusetzen ist der PN-
Stamm *hrauth-, eine ablautende Variante zu hröth ,Ruhm‘96. Die frü¬
hen Formen zeigen noch nicht die sich im Fränkischen im frühen 8. Jahr¬
hundert vollziehende Monophthongierung /au/>/ö/97.Die Schreibung
<cr> ist vorwiegend westfränkisch und findet sich wie <chr> bis ins 8.
Jahrhundert.
Nr. 7 A Frodoinus, B Frodonius: Die onomastisch unmögliche Form B ist ver¬
lesen aus Frodoinus. Die gleiche Person heißt im Tholeyer Nekrologium
Crodouuinus, in Verduner Quellen des 11. Jahrhunderts Chroduinus9*.
Es macht sich hier der romanische Wandel von germ. [hr, hl] > [fr, fl]
geltend99. Der PN ist zum Stamm hröth- ,Ruhm‘ zu stellen und für die
Zeit des 6. bis 8. Jahrhunderts gut belegt100; die Diphthongierung von
germ. /ö/>/uo/ vollzieht sich erst im späteren 8. Jahrhundert101; gerade
die Weißenburger Quellen, die diesen Namen öfter nennen, haben noch
bis ans Ende des 8. Jahrhunderts häufiger <o>102. Hier ist auch der aus
romanischer Entwicklung erklärbare Schwund des [w] gut belegt103.
93 Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 34; Franck, Afrk. Gramm. §23; Neuss, Westfrk, Perso¬
nennamen 157 ff.
94 Carmina, lib. V, c. VIII b; MG AA IV, 1, 119. Zu den Namen auf-es vgl. Wagner, Perso¬
nennamen 4 ff.
95 Vgl. u. S. 98 Nr. 6.
96 Vgl. Kaufmann, Erg. Förstemann 202 f. Zu dieser Variante ist zu stellen der PN 748
Graodobard (Förstemann, Personennamen 891), mit Graphie <ao> für [au]. Einen pa¬
rallelen Fall bietet die Variante hrauc- zum Stamm hröc-. Vgl. Kaufmann, Erg. Förste¬
mann 199 f.
97 Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 45. Vgl. Socin, Sprache 227 ff.
98 Vgl. u. S. 123 Nr. 7.
99 Kaufmann, Rufnamen 202 ff. ; Kaufmann, Erg. Förstemann 126; Neuss, Westfrk. Perso¬
nennamen 164; Pfister, Bedeutung 672 f.; U. Nonn, in: Lex. d. Mittelalters II (1983) 1862
f. zeigt für Bischof Chlodulf von Metz (ca. 657-697), vorher königlicher domesticus, ca.
648 eine analoge Nennung Flodulf an.
100 Förstemann, Personennamen 885 ff. Gerade aus dem Verdun des Bischofs Paulus sind in
einem 632/47 zu datierenden Brief dieses Bischofs die fratres Frodolenus und Rucco be¬
legt. Vgl. Gauthier, Evangélisation 410.
101 Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 38 ff. ; Franck, Afrk. Gramm. § 44 ff.
102 Vgl. Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses, passim; Socin, Sprache 222 ff.
103 Er trifft vor allem Namen, die im zweiten Glied mit den Namenselementen -wini und
-walt komponiert sind. Vgl. Socin, Sprache 247 ff. Häufig sind PN-Formen auf -oinus,
-uinus.
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