etwa 20%, die Schichtlöhne um 10%20. Die indirekte Auslohnung über den Partie¬
mann entfiel21, die Gedingeversteigerung wurde ,,sehr weit eingeschränkt“22 und die
Höhe der Strafgelder reduziert23. In ihrer Schlußsitzung stellte die Untersuchungs¬
kommission fest, „daß unerfüllt gebliebene Forderungen bzw. nicht behobene Be¬
schwerden, deren Anerkennung im Interesse der Erhaltung der Eintracht bzw. vom
Standpunkt der Gerechtigkeit als wünschenswerth zu erachten ist, nicht vorliegen“24.
In den folgenden Jahren überholte der durchschnittliche Nettoverdienst der Saarberg¬
leute erstmals den der Ruhrkumpel25.
Ruhr
Saar
M. pro Schicht
M. pro Jahr
M. pro Schicht
M. pro Jahr
1888
2,69
863
2,92
842
1889
3,05
941
3,24
933
1890
3,49
1 067
3,79
1 114
1891
3,54
1 086
3,89
1 137
1892
3,28
976
3,69
1 042
1893
3,14
946
3,37
925
Die Lebenshaltung verbesserte sich dadurch zweifellos. Das Borgwesen ging zurück,
die Fehlbeträge in den Haushaltsrechnungen sanken von 543 M. 1889 auf 359 M. 1890
und 331 M. 189126. Dennoch schlug sich die Nominallohnerhöhung nicht in gleichem
Maß real nieder, da die Lebensmittelpreise ,,fortwährend auf einer enormen Höhe“27
blieben. Lediglich Roggen- und Weizenmehl wiesen weiterhin eine sinkende Preisten¬
denz auf, Fleisch, Speck, Schmalz und Butter stiegen hingegen an28. Die Preise für
Milch, Eier und Kartoffeln lagen in diesen Jahren über denen von Berlin29 30. Die Nah¬
rungskosten einer durchschnittlichen Bergarbeiterfamilie ohne Landbesitz stiegen von
821 M. im Jahre 1889 auf 858 M. 18933C, die Lebenshaltungskosten lagen weit über de¬
nen der übrigen Reviere31:
20 Denkschrift zur Untersuchung der Arbeiter- und Betriebsverhältnisse, S. 16.
21 Ebd., S. 15 f.
22 Ebd., S. 15. Vollkommen untersagt wurde die Gedingeversteigerung erst durch einen Erlaß
vom 14. Mai 1891, vgl. E. Müller, S. 67.
23 Denkschrift zur Untersuchung der Arbeiter- und Betriebsverhältnisse, S. 34.
24 Protokoll der Schlußsitzung der Untersuchungskommission vom 7. 8. 1889, LHAK 403/
7042, 1005- 1014, Zitat S. 1007.
25 Imbusch, S. 105. Pieper, S. 73. B e n t z , S. 128. Vgl. LASB 564/655, 209, 450. 564/654,
309. 564/650, 155, 438. E. Müller, S. 155. Kiefer: Organisationsbestrebungen, S. 221.
Ein Vergleich mit Ruhrgebiet, Aachener Revier, Belgien und Nordfrankreich findet sich im
Bgmfr. vom 6. 1. 1893 (Nr. 2).
26 Pech ar tsehec k , S. 103.
27 LR zur Nedden/SB an RP vom 31. 8. 1890, LHAK 442/4160. Vgl. Vogelstein, S. 12.
Tenfelde: Sozialgeschichte, S. 582. Weitowitz, S. 3.
28 Vgl. E. Mü 11 er , S. 158 und Tafel 3. B r an d t, S. 109. K i ef e r : Organisationsbestrebun¬
gen, S. 129. Bentz, S. 121 f. Pechartscheck , S. 39 f., 114.
29 Schulze, S. 37 f. Ähnlich auch im Ruhrgebiet, vgl. Hartmann, S. 117.
30 Pechartscheck, S. 47.
31 Ebd., S. 92.
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