Viertes Kapitel
PFLANZENBAU UND WEIDEWIRTSCHAFT
Gärten, Wiesen und Äcker, die landwirtschaftlichen Nutzflächen im engeren
Sinn, sollen in dem folgenden Abschnitt zunächst betrachtet werden, anschließend
die Weiden und Wälder1 4.
Während für die Erträge in Wiesen und Äckern ausführliches Qucllenmaterial
vorliegt, kann man im Garten- und Weideland nur selten zu einigermaßen genauen
Angaben kommen. Dies trifft überhaupt für die landwirtschaftlichen Bereiche zu,
wo der Bauer das Land nach seinen Wünschen bebauen konnte und keine herr¬
schaftlichen Interessen in Form von Abgaben und Steuern vorhanden waren,
welche durch ihre Art und Höhe Rückschlüsse ermöglichen auf den Anbau und
die Erträge.
1. Der Ackerbau
Roggen und Hafer waren die im Fürstentum Nassau-Saarbrücken am meisten
verbreiteten und traditionellen Kulturpflanzen des Ackerlandes2. In einigen Orten,
so zeigt das Zehntregister des Stiftes St. Arnual3, wurde bereits 1569 Weizen ange¬
baut, der sich im Verlauf des 17./18. Jahrhunderts ständig größere Anbauflächen
eroberte. Zunächst säte man Weizen in St. Arnual, Güdingen, Bübingen, Fechingen
und Ransbach4 und später auch in Bischmisheim5, Bous6, im Köllertal7 und in
Ludweiler8. Obwohl die Spalte „Gerste“ des genannten Verzeichnisses in jenem
Jahr keine Eintragung aufweist, kann ihr Anbau als erwiesen betrachtet werden.
1 Rolthecken und Drieschländer wurden bereits im 3. Kapitel, S. 92 ff. besprochen.
2 In den Nachbargebieten wurden angebaut
Blieskastel: Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Dinkel, Heidenkorn, Welschkorn (Mais),
Kartoffeln (L. Eid, Marianne von der Leyen, S. 168 ff.).
Birkenfeld: Roggen, Dinkel, Hafer, Hirse, Erbsen, Gerste, Heidenkorn (H. Böcking,
Die Landwirtschaft im Amtsbezirk Birkenfeld um 1766, in: Heimatkalender des Kreises
Birkenfeld 1962, S. 191 ff.).
Dagstuhl: Roggen, Weizen, Hafer, Hirse, Erbsen, Linsen, Heidenkorn, Kartoffeln
(M. Müller, a.a.O., S. 55 ff.).
3 A. Ruppersberg, St. Arnual, Geschichte des Stiftes und des Dorfes, Essen 1930, S. 40 ff.;
H.-H. Gerhard, a.a.O., S. 64; vgl. für das Folgende auch Ch. Lex, a.a.O., passim.
4 H.-H. Gerhard, a.a.O., S. 64: Zehntverzeichnis 1569.
5 R. Saarn, a.a.O., S. 100.
6 F. Fritsch und K. Dittmann, a.a.O., S. 94.
7 F. Kloevekorn, Von Mühlen, Müllern, Mehlwiegern und Bäckern in der Grafschaft
Nassau-Saarbrücken, in: 50 Jahre Produktenbörse Saarbrücken, Saarbrücken 1957,
S. 12.
8 J. Becker, a.a.O., S. 84.
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