2.1 Die Dreifelderwirtschaft
In der Tat liefen die Dreifelder- und die noch weiter unten zu besprechenden
Mehrfelderw'irtschaften nach festgefügten, voneinander abhängigen und ineinander
verflochtenen Grundsätzen ab. Durch den aufeinander folgenden Anbau von
Winter- und Sommergetreide und die nachfolgende Brache ergab sich eine drei¬
jährige Rotation, die der ursprünglichen Feldgraswirtschaft einiges voraus hatte.
Brinkmann sieht die Vorteile in folgendem: „Man opfert zwar ... Land, aber nur
Weideland, zudem in einer Jahreszeit (Hochsommer), wenn der Weideertrag
zurückgeht, erhält aber dafür die Möglichkeit, durch den Anbau von wertvollem
und ertragreichem Wintergetreide dem Brotgetreidebau eine sehr viel größere
Ausdehnung zu geben. Mehrarbeit und -aufwand an Betriebsmitteln sind dabei
nicht allzu groß, denn in der Brachzeit (Juni, Juli) ist der Betrieb von sonstigen
Arbeiten entlastet, das Gespanntier gut genährt und die Witterung für die Boden¬
bearbeitung besonders günstig35“.
Eine gewisse Auswahl der Felder, die als nächste unter den Pflug genommen wer¬
den sollten, hatte man nun freilich nicht mehr. Die reine Dreifelderwirtschaft
verlangte die strenge Einhaltung der dreijährigen Rotation, wenn man unter der
Voraussetzung der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit optimale Ernten erzielen
wollte36.
Aus diesem Grunde „wurde die gesamte Ackerflur in drei ungefähr gleiche Teile
zerlegt, welche bei uns auch als Schläge bezeichnet werden“37. Ackerland und Gras¬
land waren demnach streng voneinander getrennt. Die gesamte Ackerflur wurde
in Gewanne unterteilt, die in manchen Dörfern eine stattliche Anzahl erreichten.
Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß „sie bei mannigfaltiger,
rasch wechselnder Bodenbeschaffenheit und großer Verschiedenheit in der Höhen¬
lage, Abdeckung usw. schon von Anfang an eine große gewesen und meist noch
durch späteres succesives Urbarmachen von Weiden und Holzgründen erheblich
vermehrt worden ist“38. Da häufig auch innerhalb der Gewanne eine unterschiedliche
Ertragsfähigkeit des Bodens festgestellt wurde, teilte man diese in Parzellen auf.
Jeder Bauer erhielt folglich in jedem Gewann39 der gesamten Ackerflur eine,
mitunter auch mehrere Parzellen. Nach ökonomischen Gesichtspunkten stellte
man nun eine bestimmte Anzahl Gewanne zu einem Schlag zusammen.
War der Bann besonders groß, so wurden einige Gewanne zunächst zu einem
Traktus und mehrere von diesen zu einem Schlag vereinigt, der, wie es Beispiele
in diesem Fürstentum zeigen, nicht unbedingt in einem zusammenhängenden
Stück40 bestehen mußte, sondern durch Gärten, Wiesen, seltener Wälder getrennt
sein konnte. Damit nun die Bauern jährlich mit einigermaßen gleich hohen Ernten
35 Th. Brinkmann, a.a.O., S. 968 f.
36 Die Ausdehnung des Winter- und Sommerfeldes auf wenige Brachäcker ändert nichts
an dieser grundlegenden Forderung.
37 K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 167; ferner N. Blesius, a.a.O., S. 33 und
J. Diehl, a.a.O., S. 93.
38 G. Hanssen, a.a.O., S. 157.
39 K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 167 und derselbe, Neumünster, S. 37.
40 Z. B. Güdingen, Karte von H. Diehl, Ortsgeschichte, S. 28.
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