stimmtheit, in der etwa zwei Bewußtseinswesen gleich sind,
sondern diese Bewußtseinswesen als Einzelwesen im Auge:
Einzelwesen steht zu Einzelwesen im Wesenseinssein, und
sich in diesem Wesenseinssein mit einem anderen besonderen
Bewußtsein wissen heißt dieses Bewußtseins wesen lieben2. Man
wird die Tatsache der Liebe2 nicht verstehen, wenn man nicht
zuvor das Wesenseinssein der Bewußtseins wesen verstanden
hat: denn Liebe2 bedeutet sich wesenseinswissen mit anderem Be¬
wußtsein. Jedoch die Tatsache der Liebe2, die Tatsache eines
liebenden2 Bewußtseins hat keineswegs zur Voraussetzung, daß
es sich zuvor fraglos klar sein müsse über das Wesenseinssein
der Bewußtseinswesen, bevor es sich mit einem anderen Bewußt¬
sein wesenseins wissen, also ein anderes Bewußtsein lieben2
könne. Wer aber Liebe2 kennt, wer je liebte2, der muß be¬
stätigt finden, daß er sich wesenseins mit anderem Bewußtsein
wußte, auch wenn er noch gar nicht darüber klar geworden ist,
daß dieses Einssein jedem Bewußtsein in Beziehung zu jedem
anderen Bewußtsein an und für sich zukommt. Ein Anderes
eben ist „Einssein“, ein Anderes „ Sich wesenseins wissen “; das
Einssein hat keineswegs auch das Sichwesenseinswissen zur not¬
wendigen Folge, sonst müßte ja Liebe2 jedem Bewußtsein,
mit welchem anderen Bewußtsein es sich auch zusammenfände,
zukommen. Immerhin aber dürfen wir behaupten, daß ein
Bewußtseinswesen sich nicht eins mit einem anderen wissen
könnte, wenn nicht die Bewußtseinswesen überhaupt wesens¬
eins wären; daher verbürgt die Tatsache der Liebe2 d. i. die
Tatsache, daß ein Bewußtsein sich eins weiß mit einem anderen,
uns die Wahrheit, daß alle Bewußtseins wesen überhaupt wesens¬
eins sind.
Dieses Sicheinswissen eines Bewußtseins mit einem anderen
wird aber nicht durch Erkenntnis erworben, ist nicht wissen¬
schaftlich vermitteltes „Wissen“, sondern stellt sich unter be¬
stimmten Bedingungen, die aus dem Zusammenleben mit
anderem Bewußtsein für das einzelne Bewußtseinswesen sich
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