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(regionaler Entwicklungsplan), sind hier von Interesse. Langfristig sollen diese Teilpläne in ein gemein¬
sames Planwerk überführt werden, wozu jedoch noch die Rechtsgrundlage fehlt. Deshalb wird mittel¬
fristig lediglich eine sogenannte mise en cohérence der Planungen angestrebt, d.h. zuvor gemeinsam
entwickelte Planungsabsichten sollen Eingang in die jeweiligen nationalen, verbindlichen Planwerke
finden.
Grundlage hierfür soll das Document d'Urbanisme Commun sein, das mit Hilfe der GIS-Daten
entwickelt wurde und ständig fortgeschrieben wird. Als erste Zielaussage hat es die siedlungsstrukturelle
Verdichtung des Raumes formuliert, wonach langfristig eine Bevölkerungszahl von 240.000, d.h. eine
Bevölkerungsdichte von ca. 800 E/km2 angestrebt wird. Die hierzu notwendigen städtebaulichen Pla¬
nungen innerhalb und außerhalb des bestehenden Siedlungsbereiches sollen gemeinsam entwickelt wer¬
den und schließlich in eine Charte d'Agglomération Transfrontalière münden, über die Ende 1997 in
den politischen Gremien beraten werden soll. Wenngleich diese kein verbindliches Planungsinstrument
darstellen wird, so kann angesichts der von den unterzeichnenden Partnern eingegangenen Selbstver¬
pflichtung damit gerechnet werden, daß in den rechtsverbindlichen Plänen entsprechend Sorge für die
Umsetzung der Ziele der Charte getragen wird (OBSERVATOIRE DE LlJRBANISME 1995). Die Pla¬
nungsphase wird seitens der EU mit 11,2 Mio. ECU aus der Gemeinschaftsinitiative INTERREG II
kofinanziert, die restlichen 50% teilen sich die drei beteiligten Staaten (B 1,8 Mio. ECU; F 8,7 Mio.; L
0,7 Mio.) (COMMISSION EUROPÉENNE 1996).
5.4.3 Sonstige AJctivitäten
Die überwiegende Zahl der Vorhaben wird im Rahmen der Association vorbereitet und vom Obser¬
vatoire lanciert. Auffallend gering ist, verglichen mit anderen Grenzräumen (vgl. andere Fallbeispiele),
die Anzahl direkter, bilateraler grenzüberschreitender Kontakte zwischen den Gemeinden.
Nicht zuletzt mit der Intention, das Projekt den Bewohnern der Agglomération näherzubringen und
ihnen persönliche Vorteile im Alltagsleben aufzuzeigen, wird derzeit die Veröffentlichung eines gemein¬
samen Branchenfemsprechbuches (pages jaunes) vorbereitet. In einem zweiten Schritt sollen auch die
pages Manches, also das konventionelle Telefonbuch, grenzüberschreitend aufgelegt werden. Die in dem
Geographischen Informationssystem vorgehaltenen Daten dienen auch dazu, ein einheitliches Karten¬
werk, einen Atlas d'agglomération, zu erarbeiten und in großer Auflage zu publizieren. Das auf fran¬
zösischer Seite seit einigen Jahren erfolgreiche Förderprogramm zur Neugestaltung der Fassaden alter
Arbeiterhäuser, Le Fil Bleu, soll mit Hilfe der Association auch auf die belgischen und luxemburgi¬
schen Gemeinden ausgeweitet werden. Bisherige Versuche luxemburgischer Gemeinden (z.B. Pétange),
Partner dieses Programms zu werden, scheiterten aus rechtlichen und verwaltungstechnischen Gründen.
Eine punktuelle Kooperation wird es im Bereich der Abwasserentsorgung geben, wo Teile der Ge¬
meinde Aubange (B) an das Sammlersystem des französischen Abwasserverbandes SIAAL67 ange¬
schlossen werden sollen. Bereits erwähnt wurde die Abstimmung des ÖPNV im Grenzraum. Dies ge¬
schah beispielsweise im Jahre 1992 durch Einrichtung einer Buslinie (La transfrontalière Express) von
Mont-Saint-Martin über Longwy, Hersérange und Longlaville (alle F) sowie den PIA nach Rodange
(L), die als ein Zubringerdienst zum dortigen Bahnhof der CFL fungiert, der auf die Abfahrtszeiten der
Züge von und nach Luxemburg/Stadt abgestimmt ist. Von dort können die Arbeitspendler die Luxem¬
burger Innenstadt in etwa 20 Minuten erreichen68. Der Einführung dieser Linie ging eine von der Stadt
Longwy lancierte Studie voraus, die den Bedarf an grenzüberschreitenden ÖPNV-Verbindungen ermit¬
telte. Eine ähnliche Verbindung wurde auf belgischer Seite zwischen Aubange (B) und Rodange (L)
geschaffen. Darüber hinaus zeichnen sich vielfältige Aktivitäten im Bereich Kultur und Sport ab, ange¬
67 = Syndicat Intercommunal d'Assainissement de l'Agglomération de Longwy
68 Die Einrichtung dieser Linie wurde mit einem Europäischen Preis für Innovationen im Bereich des ÖPNV
bedacht (Rézette 1997, frdl. mdl. Mitt.). Mit monatlich 7000 Fahrgästen (Sommer 1994) ist die Linie gut
ausgelastet (CETE de l'Est 1995b:33).