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Das geläuterte Weltbild
Vom naiven Weltbild durch alle Stadien der Kritik zur
intellektuellen Askese, d. h. zur Ordnungslehre, und von
dieser zum geläuterten naiven Weltbild zurück — das war
der Gang dieses Abschnittes. Dieser Gang war in seinem
zweiten Teil vorsichtig und bescheiden und, um das noch
einmal ausdrücklich zu sagen, durchaus hypothetisch
(S. 33). Wir wollten nicht mit gewissen großen meta¬
physischen Systemen der Vergangenheit in Wettbewerb
treten, denn wir halten solche Systeme, die angeblich un¬
mittelbar, „apriori“, aus der Vernunft oder aus einer „in-
tellektualen Anschauung“ fließen und sich dogmatisch
hinstellen, für wissenschaftlich wertlos. Im besten
Falle sind sie gute Dichtung, den religiösen Mythen ver¬
gleichbar — aber Dichtung ist keine Philosophie.
Man vergesse also im folgenden nicht, sich bei jeder
einzelnen Feststellung, die das Wirkliche, das An sich an¬
geht, stets ausdrücklich zu sagen, daß sie im günstigsten
Falle wahrscheinlich ist. Nennen wir diesen Satz das
Postulat der Bescheidenheit.