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Intuition und Positivismus,
Gewiß gehört mechanistisches Erfassen da, wo die
Gegenständlichkeit es aufzwingt, mit zur Aufklärung;
aber ganz ebenso gehören zu ihr andere durch die Gegen¬
ständlichkeit dem Wissenden aufgezwungene Ordnungs¬
typen, zum Beispiel alles, was Vitalismus, Tiefenpsycho¬
logie, ja Parapsychologie1) (kritisch betrieben, selbst¬
verständlicherweise) lehren.
Wer anderes lehrt, wie zum Beispiel die mechanisti¬
schen Dogmatiker, der sieht nicht, daß er ganz dem¬
selben Fehler verfällt wie viele von ihm mit Recht be¬
kämpfte sogenannte „idealistische“ Philosophen, daß er
nämlich, vielleicht ohne ganz klar darüber zu sein, vor¬
gibt, im Grunde alles im letzten Grunde Weltwesentliche
schon a priori zu wissen. Die Ansicht, alles Weltgeschehen
müsse ,,im Raum“ vor sich gehen, gehört mit zu solchen
falschen Apriori und ist alles andere als echte Auf¬
klärung, weil sie eben kein echter rationaler Posi¬
tivismus ist.
Anhang.
Die Phänomenologie und ihre Vieldeutigkeit1 2).
1. William James hat den Pragmatismus als „a new
word for some old ways of thinking“ bezeichnet; jenes
Wort war aber nur der neue Ausdruck für eine ältere
Denkart, welche bis auf Bacon und Hobbes zurück¬
geht. Mit der Phänomenologie steht es anders. „Phäno¬
menologie“ ist in der Tat ein Wort für „some“ ältere
Denkverfahren, nämlich soweit ich sie für berechtigt halte,
für drei, soweit ich sie für unberechtigt halte, für noch
1) Hierzu meine neue Schrift, Parapsychologie, München 1932.
2) Vortrag, gehalten auf dem Siebenten Internationalen Kongreß für Philo¬
sophie in Oxford, 1930.