Rationaler Positivismus.
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Wir verfügen nun aber über die Ordnungsform des
„als gleichsam selbständig Meinens“, und diese Ordnungs¬
form gibt uns überhaupt erst die Begriffe „Natur“,
„Ding“, „Kausalität“ usw. Mit ihr arbeiten im Kähmen
der Data Jetzt-Hier-So, das eben heißt „positivistisch“
arbeiten. Man mag von objektivierten Positivis¬
mus, im Unterschiede vom Positivismus der unmittel¬
baren Erlebtheit, reden. Dann aber ergibt sich zugleich
alles, was ich gegen die Arbeitsart der Relativitätstheorie
gesagt habe1), die eine seltsame, wenig klare Mischung
von Erlebnis- und objektiviertem Positivismus ist.
Hier stehe ich gegen die Phänomenologen und gegen
die Denker, die sich um die Zeitschrift „Erkenntnis“
gruppieren, gleichermaßen, gehe aber sehr weit mit
Planck und anderen.
Die meisten Phänomenologen trennen „unmittelbare“
und „mittelbare“ oder gemeinte Gegenstände nicht scharf
genug (obwohl Husser 1 in seinem Begriff der „regionalen
Kategorien“ den Unterschied gelegentlich, aber eben nur
gelegentlich beachtet). Und auch bei der „Erkenntnis“-
Gruppe tritt der Begriff des „ein für alle Mal als gleich¬
sam selbständig Gemeintseins“, als Grundlage aller Natur¬
lehre, nicht scharf genug hervor, obschon schärfer als bei
den Phänomenologen.
Sollten sich nicht alle kritischen Denker auf dem Boden
eines klaren, rationalen, objektivierten Positivismus
einigen können? Er legt seine Anhänger in besonderen
Fragen keineswegs fest; das Vitalismusproblem erwächst
erst auf seinem Boden — dann allerdings erwächst es. —
Wir wollen unsere Auffassung des Positivismus und zu¬
mal des „rationalen“, um das Gesagte klar zum Ausdruck
zu bringen, noch einmal in anderer Form darstellen:
*) Vgl. Relat.theorie u. Weltansch., 2. Aufl. 1930.